New-Moon-Film -> 12 Minuten mit Chris Weitz

12 Minuten und 49 Sekunden mit Chris Weitz, Regisseur von "New Moon"

Donnerstagnachmittag konnte ich ein kurzes Interview mit Chris Weitz auf der Comic-Con führen. Es hätte auch beinahe nicht geklappt, da ich vorher eine Autogrammstunde hatte, die länger dauerte als geplant (Während der ich die meiste Zeit damit beschäftigt war, Jacqueline Carey und Patrick Rothfuss dabei zuzusehen, wie sie für Fans Bücher signierten. Aber ihr wisst ja, Hingabe zum Handwerk und so). Dann befand sich Weitz im "Hard Rock", wo man Gästepässe braucht, um die Aufzüge benutzen zu können. Ich hatte keinen und deshalb ... ja, ich war spät dran.

Aber er war ganz relaxt. Wir sprachen über die Fangemeinde von "Twilight" und das, was in der Dreh von "Der goldene Kompass" gelehrt hat. Und den natürlichen Östrogenspiegel von ihm. Wir gingen gleich zur Sache und sprachen zuerst über die Frage- und Antwortstunde vom Morgen...

Es ist ein verblüffender Lärm. Ich denke, nur weibliche Teenager können ihn erzeugen.
Diesen hohen, schrillen Ton.

Es ist wie bei der "Beatlemania".
Das ist das einzige, womit ich es vergleichen kann, die Beatles. Man sieht altes Bildmaterial davon. So war es in Montepulciano, als wir dort drehten. Es war wie bei "Die Vögel", nur mit jungen Mädchen. Man geht um eine Ecke und es sind eine oder zwei oder drei dort. Und beim nächsten Mal, wenn du guckst, sind es schon 10, 20, 50, 100.

Und bevor man sich versieht, kommen sie von überall.
Genau. Ich denke, dass es bei der Frage- und Antwortstunde heute für die Fans gereicht hätte, wenn wir nur dort gesessen hätten und sie Rob und Taylor hätten ansehen können. Vielleicht hätten die zwei sich ein wenig bewegen sollen.

Taylor scheint mit dieser dauernden Beobachtung am besten klar zu kommen. Er windet sich nicht so sehr.
Das ist lustig. Eigentlich ist er der, der am wenigsten darauf vorbereitet ist, aber er ist da sehr ausgeglichen. Im Gegensatz dazu denke ich, dass Rob und Kristen hier sehr schüchtern sind. Nicht, dass sie nicht dankbar dafür wären. Aber sie fühlen sich ein bisschen überfahren.

Sie scheinen diesbezüglich einfach sehr menschlich zu sein. Ich meine, wer würde da nicht verrückt werden?
Wenn man es zu sehr genießen würde, wäre es seltsam. Das würde bedeuten, dass man nach so einer starken Bewunderung süchtig wäre. Die Sache ist die: Es kommt so viel Liebe von den Fans, aber man weiß nicht wirklich, ob sie den Charakteren oder die Schauspieler selbst entgegengebracht wird. Oder vielleicht sogar einem Bild, dass von den Medien kreiert wird. Und das ist komisch.

Ich denke, ich sollte Sie etwas zu dem aktuellen Film fragen. Wie weit sind Sie?
Ziemlich fertig. Es muss fertig sein. Er soll am 20. November anlaufen. Das heißt, dass wir ihn so am 30. Oktober abgeben müssen. Und das heißt, dass alles bis zum 30. August fest sein muss. Also wird in ein paar Wochen alles fest sein, die visuellen Effekte sehen gut aus, die ganze Forschungs- und Entwicklungsarbeit für die komplizierteren, kurzlebigeren Effekten ist gemacht.

Wie seltsam war es für Sie, an einer Produktion weiter zu arbeiten, die jemand anderes begonnen hatte?
Zu Beginn war es etwas seltsam. Und dann ist es aber auch verblüffend, dass einem eine riesige Fanbase einfach in den Schoß gelegt wird. Und es war mir eine Freude, das Buch originalgetreu auf die Leinwand zu bringen. Bei "Der goldene Kompass" habe ich das auch gefühlt, als ich mich so nahe wie möglich an die Buchvorlage gehalten habe. Ich habe gegen das Filmstudio gearbeitet. Aber Summit versteht, dass es die Welt von Stephenie Meyer ist. Es geht wirklich darum, das Gefühl, dass der Leser hat, wieder zu kreieren, und das möglichst nahe am Original. Wir möchten etwas erschaffen, dass nicht zu sehr die Vorstellungen verletzt, die sie in ihren Köpfen haben.

Haben Sie bei "Der goldene Kompass" Techniken gelernt, die auch hier hilfreich waren?
Ja, habe ich. "Der goldene Kompass" war wirklich ein Computeranimations-Bootcamp. Es gab über 2000 Spezialeffekte und jeder wurde 200 mal oder öfter nachbearbeitet. Das was das sprechende Frettchen gerade tut und so. Und jetzt die Werwölfe zu machen ist offen gesagt keine allzu große Sache. Ich meine, natürlich muss trotzdem alles stimmen und man muss auf den Verlauf achten. Aber die bizarren Dinge, die man macht – wie z. B. jetzt werden wir die DPX-Dateien überprüfen und oh, wir werden ein CineSync mit Tippett machen, weil sie gerade den FTP-Server hochgeladen haben – solche Sachen werden wir jetzt machen. Aber das erste Mal dachte ich nur Was? Was machen wir jetzt? Von was redet ihr?

Die Effekte bei "Der goldene Kompass" sahen wirklich gut aus.
Das ist das erfolgreichste Element des Films, denke ich. Sie waren schön und geschmeidig. Ich setze wirklich gerne die Spezialeffekte in die Welt der Charaktere ein. Lieber als jemanden in die Luft zu jagen. Da bin ich ein Verfechter.

Wie nahe sind Sie am Aussehen und den Gefühlen des ersten Teils geblieben? Wollen Sie ihr eigenes Werk schaffen? Oder einen flüssigen Übergang?
Ich denke, hier kann man einen Spagat schaffen. Ich möchte etwas eigenes machen und ich möchte den Film eigentlich nicht als digitales Zwischenprodukt produzieren, wo er dann so einen Blaustich bekommt wie der erste. Ich will ein weiteres und intensiveres Spektrum haben. Und wir können endlich auch ein paar Szenen im Sonnenlicht drehen, das ist echt gut. Und wir können Innenaufnahmen machen, die irgendwie eine besondere Atmosphäre haben, wie die Volturi ... Hauptsitz der bösen Jungs, das macht alles auch viel besser.

Das Bildmaterial heute sah fantastisch aus und es gab keine Spezialeffekte.
Nicht dass man das merken würde. Ein bisschen was gab es schon: jedes Mal, wenn man Edward als Halluzination sieht, wurde er vorher vor einem Green Screen gefilmt und dann, in abgewandelter Form, in die Szene eingesetzt. Es ist also eine Menge Arbeit, es so scheinen zu lassen, als wäre er irgendwie da. Und dann muss man oft Kabel wegretuschieren und so, Sachen die man gar nicht bemerkt.

Ich hoffe, dass [die Vampire] in diesem Teil funkeln werden.
Sehr oft.

Ist es komisch, dass man als Mann für die Twilight-Saga Regie führt? Sie wird ja doch eher als... Frauenfilm gehandelt?
Ich denke, zu Beginn war es für die Fans merkwürdig, als ich an Board kam. Man hat sich gefragt, ob ich jetzt irgendwie versuchen würde, ein bisschen mehr Macho-Mentalität einfließen zu lassen... ich wüsste nicht einmal, wie ich das machen sollte. Ich denke, ich bin recht weiblich. Ich habe viel Östrogen.

Am Anfang war Stephenie etwas überrascht, dass ich als erste Wahl genannt wurde. Aber wir haben uns getroffen und unterhalten und alles hat gut funktioniert.

Wird sie einen Gastauftritt im Film haben?
Nein. Aber jetzt fühle ich mich schlecht – das hatte ich eigentlich geplant. Aber ich hatte irgendwie vergessen, dass sie im ersten Film auch dabei war und sie hat nie gefragt, sie ist sehr ruhig und gütig. Ich weiß gar nicht, ob sie wollte oder nicht. Ich hätte sie fragen sollen.

Ich mag die Stimmung zwischen Bella und Jacob. Es fühlte sich echt an, aber auch anders als zwischen ihr und Edward.
Taylor ist Jacob sehr ähnlich, er hat ein ungeheuer sonniges Gemüt und ist fröhlich. Und Kristen ist gegenüber Taylor tatsächlich sehr beschützend. Er ist jetzt 17 und Kristen arbeitet schon seit dem Film "Panic Room", wenn nicht sogar noch früher. Sie möchte, dass Taylor vor der Welt da draußen beschützt wird und das geht Hand in Hand mit der Dynamik des Buches.

Ich muss sagen, sein Oberkörper, der heute in dem einen Ausschnitt gezeigt wurde, war anders als die menschlichen Oberkörper, die ich bis jetzt gesehen habe.
Es ist total verblüffend. Er hat sehr, sehr hart gearbeitet.

Waren das Computeranimationen?
Ich schwöre bei Gott, es war alles seine harte Arbeit.

Anni schrieb:Mir ist Chris Weitz sehr symphatisch und ich bin überzeugt davon, dass NM ein echt toller Film wird.
Danke für's Posten und Übersetzen!