Bis(s) du mein bist!
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Bis(s) du mein bist!
Also ich dachte mir, das ich meine Story nun auch hier rein stelle. Sie ist noch nicht abgeschlossen. Und es geht nicht direkt um Bella und Edward, sondern um einen eigenen Chara. Ein kleines bisschen hab ich bei SM abgekupfert, doch ich hoffe das es euch trotzdem gefallen wird
Als erstes mein Cover, welches ich selbst gemacht habe.
Mein Name ist Deidra Aideen Cullen. Doch ich hieß nicht immer so. Früher kannte man mich als Deidra Aideen Maclachlan.... Die jüngste und sogleich älteste Schwester Edwards ist nach langer Abwesenheit endlich wieder zu ihrer Familie zurück gekehrt. Sie wird mit vielen neuen Dingen konfrontiert. Das alles wird nicht einfach und trotzdem ist sie bereit diesen schweren Weg zu gehen....
Titelsong unter folgendem Link: http://de.youtube.com/watch?v=I0z6bJ_SSI0
Diese Story beginnt an dem Tag, an dem Bella abstimmen lässt, wann sie verwandelt werden soll und hält sich an die Storyline der ersten beiden Teile. Den dritten Teil werde ich zum Teil ebenfalls mit einfließen lassen. Meine erste Bis(s) - Story;)
Genre: Drama/Romantik
P16
Kapitel 1 Ein Freak unter Freaks
Mein Name ist Deidra Aideen Cullen.
Doch ich hieß nicht immer so.
Früher kannte man mich als Deidra Aideen Maclachlan. Ich war ein einfaches irisches Mädchen ohne Eltern. Schon früh musste ich mich allein durchschlagen, da ich aus dem Kinderheim geflohen bin als ich gerade fünfzehn war.
Es verschlug mich nach London. Durch eine Fügung des Schicksals, bekam ich eine Fahrkarte nach Amerika. Ich verließ also mein Heimatland in Richtung der neuen Welt. Es war aufregend und ich rechnete dort mit einem besseren Leben, als welches das ich zurück ließ.
Hätte ich gewusst, das mich dort nur der Tod erwartet und nicht das große Glück, wäre ich vielleicht doch in Großbritannien geblieben. Nicht das ich nun weniger glücklich wäre, als damals. Doch wenn man die Wahl hatte...
Als ich in Amerika von Bord ging, wusste ich noch nicht genau wo ich hin wollte. Dieses Land war so groß und ich kam mir so klein und unbedeutend vor. Besonders musste ich auf der Hut sein. Ich war nicht übermäßig intelligent, ein Backfisch, und wusste das ein falsches Wort, mich schneller in Probleme stürzen konnte, als das ich es beabsichtigt hätte. Lange zog ich von einer Stadt zur anderen. New York reizte mich nicht lange. Es war trotz des immensen Fortschrittes hier, schmutzig. Zumindest war es der Teil der Stadt, den ich mir leisten konnte. Mit sechzehn sah ich endlich reif genug aus um richtig arbeiten zu gehen. Es waren nur kleine Arbeiten, oft verkaufte ich Brot oder Blumen auf dem Markt, doch es brachte mir das Geld ein um weiter zu ziehen. Schlussendlich verschlug es mich in die Stadt Ashland. Es war 1921. Ich ging zu dem einzigen Krankenhaus in der Stadt, da ich gehört hatte, das es dort immer etwas zu tun gab.
Ich war keine ausgebildete Krankenschwester, doch ein Arzt verbürgte sich für mich.
Dr. Carlisle Cullen. Mein späterer Vater. Er hatte bereits einen Sohn und eine ältere Tochter, die wohl ebenfalls schwer erkrankt war und das Haus nicht verlassen konnte. Seine Frau war wohl gestorben. Seinen Sohn Edward bekam ich jedoch kaum zu Gesicht, obwohl er anscheinend bester Gesundheit war. Manches Mal in der Nachschicht, wenn ich dem Doktor und den Schwestern zur Hand ging, sah ich ihn von weitem. Sein Blick war stets unergründlich, doch ein einnehmendes Lächeln lag auf seinen Lippen, wenn er mich erblickte. Es war mir oft peinlich, das er mich so ansah. Ich glaubte manchmal, das er genau wusste, was für Gedanken ich mir über ihn und seine Familie machte. Denn ich bewunderte die Cullens. Sie waren trotz des Verlustes der Mutter, eine Familie. Eine Familie die ich niemals hatte. Eine Familie um die ich ihn beneidete.
Es waren damals keine einfachen Zeiten.
Die schlimme Grippewelle, die vor drei Jahren , massenweise Opfer gefordert hatte, war zwar weitesgehend eingedämmt, jedoch war sie noch nicht vorüber. Noch oft wurden Patienten mit diesen Symptomen eingeliefert und verließen das Hospital nicht mehr lebend. So war es auch bei einer Patientin, die eingeliefert worden war. Ich weiß nicht mehr genau, wie es passierte, doch ich steckte mich an. Rasch breitete sich der aggressive Virus in meinem zierlichen Körper aus. Ich war schon immer leicht anfällig für Krankheiten gewesen, weswegen mein Körper irgendwann aufgab um das wenige Leben das noch in mir war zu kämpfen.
Ich starb... und Carlisle Cullen schien es großen Kummer zu bereiten, mir dabei hilflos zu zusehen.
Das war wohl der entscheidene Punkt, an dem er sich dazu entschloss, mich in seine Familie mit aufzunehmen.
Doch wie genau es dazu kam, entzieht sich völlig meiner Erinnerung. Es ging nicht schmerzlos ab, das weiß ich noch. Doch der Rest geht in einem Nebel unter. Wahrscheinlich war ich schon zu sehr im Delirium, als es geschah.
Das nächste woran ich mich wieder gestochen scharf erinnere, war wie Carlisle mir mein neues Leben erklärte. Ich hörte ihm zu, erst ungläubig, doch nach und nach traten seine Worte bedeutsam in mein Bewusstsein. Von dem Zeitpunkt an, war er mein Vater.
Denn seit ich mit sechzehn Jahren in Ashland gestorben war, gehörte ich zu der merkwürdigsten Familie, die man sich vorstellen kann. Merkwürdig, doch nicht minder liebenswert. Ich war ein Vampir. Genauso wie Carlisle, Edward und Esme. Es stellte sich heraus, das Esme und Carlisle ein Paar waren. Das freute mich umso mehr. Nun hatte ich nicht nur einen Vater und einen Bruder, sondern auch eine Mutter, die sich rührend um mich als jüngste in der Familie kümmerte. Denn das waren sie jetzt, meine Familie.
Schnell stellte ich fest warum Edward mich von der Ferne immer so belächelt hatte. Er hatte tatsächlich meine Gedanken lesen können. Was noch erstaunlicher war, ich hatte es herausgefunden, weil ICH IHM in den Kopf gesehen hatte. Edward fand es höchst faszinierend, da er noch nie jemanden getroffen hatte, der diese Gabe ebenfalls besaß. Diese Gemeinsamkeit schweißte uns wohl fester zusammen, als alles andere. Wir nannten uns immer scherzhaft, die Freaks unter den Freaks. Ich mochte ihn, doch ich war nicht verliebt in ihn. Edward war zwar "offiziell" nur ein Jahr älter als ich, doch durch die Verwandlung war er drei Jahre länger Vampir als ich. Etwas, was er gerne gegen mich ausspielte, wenn er mich ärgern wollte. Er hatte mich voll und ganz als seine "kleine" Schwester akzeptiert. Und ich genoss es.
Wir blieben eine Weile in Ashland und spielten unser Theater. Edward verließ uns für eine ganze Weile um seine Instinkte auszuleben, da er mit Carlisles Lebensart nicht mehr kooperieren wollte. Doch 1931 kehrte er geläutert zu uns zurück. Er war bereit ein Leben als "Vegetarier" zu führen. Ich spielte mit. Doch eigentlich kam ich mit meinem Durst nicht wirklich gut zurecht. 1933 kam Rosalie in unsere Familie und 1935 folgte ihr Emmett. Wir waren schon ein Recht großer Zirkel und trotzdem lebten wir friedvoll miteinander.
Das einzige was mir nur immer wieder von neuem zu schaffen machte, war mein Durst nach mehr. Ich wollte wirklich ein reines Leben führen, doch mir fiel es schwerer als den anderen mich in die Nähe von Menschen zu begeben. Dabei hatte ich noch die längste Erfahrung, neben Edward und meinen Eltern.
Erst als 1950 Alice und Jasper zu uns stießen, wurde es etwas besser. Zu dem Zeitpunkt lebten wir in Forks. Sie konnte es schon vorher sehen, wenn ich im Begriff war eine Dummheit zu machen. Wenn Jasper durch seine Vergangenheit schon Probleme hatte, sich Menschen gefahrlos zu nähern, dann war ich eine tickende Zeitbombe. Alice redete oft mit mir. Sie meinte, wenn ich in ihrer Nähe bliebe würde schon nichts passieren. Ich wollte ihr so gerne glauben, doch ich wusste, das gerade ich unsere Familie am meisten gefährdete. So beschlossen wir alle gemeinsam, das es am besten wäre, ich würde für einige Zeit bei Tanya und ihrer Familie in Alaska bleiben, bis ich meinen Durst besser unter Kontrolle hätte. Eine Zeitlang blieben sie noch bei mir, doch dann zog es meine Familie zurück nach Forks. Dort konnten sie friedlich leben, da sie mit den Werwölfen dort einen Vertrag geschlossen hatte. Ich war traurig, denn mein Problem, war noch nicht wesentlich besser geworden. Tanya versprach mir zu helfen. Doch trotzdem fiel es meiner Familie, besonders Edward und meiner Mutter Esme schwer mich zurück zu lassen. Doch ich befahl ihnen zu gehen.
Als ich also zurück blieb, begann die langweiligste Zeit meines ach so langen Lebens. Ich vegetierte mehr oder weniger vor mich hin. Da es immer noch zu gefährlich war, sich Menschen zu nähern, unterrichtete mich Eleazar zuhause. Natürlich hatte ich auch die letzten Jahre davor schon damit verbracht mir Wissen an zueignen. Mein Vater hatte darauf bestanden, das ich mich bildete. Er natürlich Recht, es war ein guter Zeitvertreib. Und trotzdem passierte nichts ereignisreiches. Ab und an telefonierte ich mit meiner Familie und ich vermisste sie schmerzlich. Es war kaum zu glauben das schon zwei Jahre um waren. Dann überschlugen sich die Ereignisse gerade zu mit einem Mal.
Edward rief mich, wie so oft, an und erzählte mir von einem Menschenmädchen, dessen Gedanken er nicht lesen konnte. Es macht ihn fast wahnsinnig, das er sie nicht durchschauen konnte. Vor allem aber, und das war es was seine Stimmung so stark verdüsterte, dürstete es ihm nach ihrem Blut. Das machte mich stutzig. Edward hatte seit guten achtzig Jahren kein Verlangen mehr nach menschlichem Blut gehabt. Und nun hatte er Angst, er würde sie umbringen, wenn er fünf Minuten mit ihr allein wäre.
Ich war bereit, sofort nach Forks zu reisen und ebenfalls zu versuchen, die Geheimnisse dieses Menschen zu erfahren. Vielleicht würde es Edward dann endlich Linderung verschaffen. Ich konnte in seinem Kopf hören, was für Pläne er sich ausmalte um sie beißen zu können. Nicht zuletzt, hörte ich auch die unglaubliche Hasstirade, die er auf diesen unschuldigen Menschen ausstieß. Ich wusste garnicht, das er so ausfallend werden konnte, wenn er wollte. Fast zweifelte ich an seiner guten Kinderstube. Ich wusste genau, das er vor Esme solch eine Wortwahl niemals laut ausgesprochen hätte.
Da mein Blutdurst zwar weniger geworden war, jedoch noch immer schwierig unter Kontrolle zu halten war, winkte er am Telefon ab und wollte versuchen es selbst zu erforschen. Ich war etwas geknickt, weil er mich nicht dabei haben wollte. Heute weiß ich, das er es nur zu meinem und dem besten dieses Menschen getan hatte.
Mit der Zeit änderten sich Edwards Gefühle für diesen Menschen. Er verliebte sich in sie. Das erste Mal, seit ich ihn kannte, war er tatsächlich verliebt.
Das Problem allerdings war, das dieses Mädchen Missgeschicke und Gefahr magisch anzog.
Durch einen dummen Unfall an ihrem achtzehnten Geburtstag 2005, passierte es das meine Bruder Jasper diesen Menschen beinahe umgebracht hätte. Etwas, was er sich nie hätte verzeihen können.
Edward beschloss sie zu ihrer eigenen Sicherheit zu verlassen, auch wenn ihn unglaublich schmerzte. Der Rest meiner Familie verließ Forks ebenfalls. Mein Bruder reiste durch das Land, nicht allein um Zerstreuung zu suchen, wie er mir in seinem Kopf gestand. Sondern um einen unseresgleichen im Auge zu behalten und sie notfalls zu töten.
Es war mir ein Rätsel, warum er dies tat. Ich hatte für die Menschen eigentlich nicht viel übrig. Besonders wenn man ihre lachhafte Vorstellung eines Vampirs genauer betrachtete, war ich nicht besonders scharf darauf ihnen näher zu begegnen. Davon abgesehen, das ich ihnen sowieso nicht zu nahe kommen konnte. Aber vielleicht lag meine Abneigung gegen sie auch gerade daran, das ich ihnen schon so lange nicht begegnet war. Mein Blutdurst war inzwischen auf ein erträgliches Maß herabgestiegen und wenn ich mich gut genug vorbereitete, konnte ich lange ohne Nahrung auskommen ohne verrückt zu werden.
Trotzdem reiste mein Bruder ohne mich weiter.
Die nächsten Fakten erfuhr ich nur langsam und auch nur durch dritte. Denn Rosalie rief ihn an. Sie sagte ihm, das Alice gesehen hatte, wie dieses Mädchen von einer Klippe gesprungen war. Er zerbrach als er die Bestätigung von diesem Hund Jacob Black bekam...
Ohne weiter darüber nach zu denken, reiste er nach Italien. Er wollte sterben. Schon einmal hatte er mir gegenüber erwähnt, das ein Leben, besonders ein ewiges Leben, ohne sie nicht mehr lebenswert für ihn wäre.
Doch dieser Mensch war nicht tot. Alice fand sie lebendig vor und sie reisten nach Italien um Edward zu retten. Vor kurzem waren sie zurück gekehrt, er war noch immer bei ihr und bewachte ihren Schlaf.
Ich selbst war nun endlich soweit und war wieder mit meiner Familie vereint, denn ich durfte mit ihnen nach Forks zurück kehren. Da die Volturi nun ein Auge auf uns haben würden, war es besser, als Familie wieder geschlossen aufzutreten. Besonders meine Mutter und auch mein Vater waren froh, mich endlich wieder bei sich zu haben. Trotz allem, war ich die jüngste in diesem Haus, auch wenn es nur nach den Jahren geht, in denen mein Herz noch geschlagen hat.
Ich liebte dieses Haus, welches sie sich hier aufgebaut hatten. Es war versteckt in diesem wundervollem Wald. Was mich jedoch am meisten reizte, war die Tatsache, das ich das erste Mal mit meinen Geschwistern eine Schule besuchen würde. Was gleichzeitig bedeuten würde, das ich mich Menschen nähern würde.
Ich ordnete gerade meine unzähligen Bücher, die ich über die Jahre angesammelt hatte, in mein großzügiges Bücherregal, als meine Schwester Alice in mein Zimmer schneite.
"Edward kommt! Und er hat keine besonders gute Laune!"
Trotzdem lächelte sie.
"Wieso hat er schlechte Laune?" fragte ich, doch schon hörte ich ihn in meinem Kopf.
'Wie kann sie jetzt nur darüber abstimmen wollen, wann sie sterben soll?! Manch Mal wünscht ich, ich könnte einfach sehen was sie sich denkt! Dann wäre manches leichter!'
Er klang tatsächlich erzürnt.
Ich seufzte.
"Okay! Ich kann mir glaub ich denken warum."
Alice wehte bereits wieder aus meinem Zimmer. Ich folgte ihr nach kurzem Zögern, als ich das Auto auf der Einfahrt hörte.
Nun also würde ich das erste Mal, seit fünfzig Jahren einen Menschen aus der Nähe sehen. Und es war nicht irgendein Mensch, sondern die einzige Liebe meines Bruders. Ich hoffte bloß, das meine Familie mich richtig eingeschätzt hatte und ich wirklich ungefährlich genug für diese Begegnung war. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
Das würde wohl bedeuten, das mir mein Bruder ziemlich böse wäre, würde ich sie aus Versehen umbringen.
Ich erreichte gerade die Treppe, als die Haustür aufging.
Als erstes mein Cover, welches ich selbst gemacht habe.
Mein Name ist Deidra Aideen Cullen. Doch ich hieß nicht immer so. Früher kannte man mich als Deidra Aideen Maclachlan.... Die jüngste und sogleich älteste Schwester Edwards ist nach langer Abwesenheit endlich wieder zu ihrer Familie zurück gekehrt. Sie wird mit vielen neuen Dingen konfrontiert. Das alles wird nicht einfach und trotzdem ist sie bereit diesen schweren Weg zu gehen....
Titelsong unter folgendem Link: http://de.youtube.com/watch?v=I0z6bJ_SSI0
Diese Story beginnt an dem Tag, an dem Bella abstimmen lässt, wann sie verwandelt werden soll und hält sich an die Storyline der ersten beiden Teile. Den dritten Teil werde ich zum Teil ebenfalls mit einfließen lassen. Meine erste Bis(s) - Story;)
Genre: Drama/Romantik
P16
Kapitel 1 Ein Freak unter Freaks
Mein Name ist Deidra Aideen Cullen.
Doch ich hieß nicht immer so.
Früher kannte man mich als Deidra Aideen Maclachlan. Ich war ein einfaches irisches Mädchen ohne Eltern. Schon früh musste ich mich allein durchschlagen, da ich aus dem Kinderheim geflohen bin als ich gerade fünfzehn war.
Es verschlug mich nach London. Durch eine Fügung des Schicksals, bekam ich eine Fahrkarte nach Amerika. Ich verließ also mein Heimatland in Richtung der neuen Welt. Es war aufregend und ich rechnete dort mit einem besseren Leben, als welches das ich zurück ließ.
Hätte ich gewusst, das mich dort nur der Tod erwartet und nicht das große Glück, wäre ich vielleicht doch in Großbritannien geblieben. Nicht das ich nun weniger glücklich wäre, als damals. Doch wenn man die Wahl hatte...
Als ich in Amerika von Bord ging, wusste ich noch nicht genau wo ich hin wollte. Dieses Land war so groß und ich kam mir so klein und unbedeutend vor. Besonders musste ich auf der Hut sein. Ich war nicht übermäßig intelligent, ein Backfisch, und wusste das ein falsches Wort, mich schneller in Probleme stürzen konnte, als das ich es beabsichtigt hätte. Lange zog ich von einer Stadt zur anderen. New York reizte mich nicht lange. Es war trotz des immensen Fortschrittes hier, schmutzig. Zumindest war es der Teil der Stadt, den ich mir leisten konnte. Mit sechzehn sah ich endlich reif genug aus um richtig arbeiten zu gehen. Es waren nur kleine Arbeiten, oft verkaufte ich Brot oder Blumen auf dem Markt, doch es brachte mir das Geld ein um weiter zu ziehen. Schlussendlich verschlug es mich in die Stadt Ashland. Es war 1921. Ich ging zu dem einzigen Krankenhaus in der Stadt, da ich gehört hatte, das es dort immer etwas zu tun gab.
Ich war keine ausgebildete Krankenschwester, doch ein Arzt verbürgte sich für mich.
Dr. Carlisle Cullen. Mein späterer Vater. Er hatte bereits einen Sohn und eine ältere Tochter, die wohl ebenfalls schwer erkrankt war und das Haus nicht verlassen konnte. Seine Frau war wohl gestorben. Seinen Sohn Edward bekam ich jedoch kaum zu Gesicht, obwohl er anscheinend bester Gesundheit war. Manches Mal in der Nachschicht, wenn ich dem Doktor und den Schwestern zur Hand ging, sah ich ihn von weitem. Sein Blick war stets unergründlich, doch ein einnehmendes Lächeln lag auf seinen Lippen, wenn er mich erblickte. Es war mir oft peinlich, das er mich so ansah. Ich glaubte manchmal, das er genau wusste, was für Gedanken ich mir über ihn und seine Familie machte. Denn ich bewunderte die Cullens. Sie waren trotz des Verlustes der Mutter, eine Familie. Eine Familie die ich niemals hatte. Eine Familie um die ich ihn beneidete.
Es waren damals keine einfachen Zeiten.
Die schlimme Grippewelle, die vor drei Jahren , massenweise Opfer gefordert hatte, war zwar weitesgehend eingedämmt, jedoch war sie noch nicht vorüber. Noch oft wurden Patienten mit diesen Symptomen eingeliefert und verließen das Hospital nicht mehr lebend. So war es auch bei einer Patientin, die eingeliefert worden war. Ich weiß nicht mehr genau, wie es passierte, doch ich steckte mich an. Rasch breitete sich der aggressive Virus in meinem zierlichen Körper aus. Ich war schon immer leicht anfällig für Krankheiten gewesen, weswegen mein Körper irgendwann aufgab um das wenige Leben das noch in mir war zu kämpfen.
Ich starb... und Carlisle Cullen schien es großen Kummer zu bereiten, mir dabei hilflos zu zusehen.
Das war wohl der entscheidene Punkt, an dem er sich dazu entschloss, mich in seine Familie mit aufzunehmen.
Doch wie genau es dazu kam, entzieht sich völlig meiner Erinnerung. Es ging nicht schmerzlos ab, das weiß ich noch. Doch der Rest geht in einem Nebel unter. Wahrscheinlich war ich schon zu sehr im Delirium, als es geschah.
Das nächste woran ich mich wieder gestochen scharf erinnere, war wie Carlisle mir mein neues Leben erklärte. Ich hörte ihm zu, erst ungläubig, doch nach und nach traten seine Worte bedeutsam in mein Bewusstsein. Von dem Zeitpunkt an, war er mein Vater.
Denn seit ich mit sechzehn Jahren in Ashland gestorben war, gehörte ich zu der merkwürdigsten Familie, die man sich vorstellen kann. Merkwürdig, doch nicht minder liebenswert. Ich war ein Vampir. Genauso wie Carlisle, Edward und Esme. Es stellte sich heraus, das Esme und Carlisle ein Paar waren. Das freute mich umso mehr. Nun hatte ich nicht nur einen Vater und einen Bruder, sondern auch eine Mutter, die sich rührend um mich als jüngste in der Familie kümmerte. Denn das waren sie jetzt, meine Familie.
Schnell stellte ich fest warum Edward mich von der Ferne immer so belächelt hatte. Er hatte tatsächlich meine Gedanken lesen können. Was noch erstaunlicher war, ich hatte es herausgefunden, weil ICH IHM in den Kopf gesehen hatte. Edward fand es höchst faszinierend, da er noch nie jemanden getroffen hatte, der diese Gabe ebenfalls besaß. Diese Gemeinsamkeit schweißte uns wohl fester zusammen, als alles andere. Wir nannten uns immer scherzhaft, die Freaks unter den Freaks. Ich mochte ihn, doch ich war nicht verliebt in ihn. Edward war zwar "offiziell" nur ein Jahr älter als ich, doch durch die Verwandlung war er drei Jahre länger Vampir als ich. Etwas, was er gerne gegen mich ausspielte, wenn er mich ärgern wollte. Er hatte mich voll und ganz als seine "kleine" Schwester akzeptiert. Und ich genoss es.
Wir blieben eine Weile in Ashland und spielten unser Theater. Edward verließ uns für eine ganze Weile um seine Instinkte auszuleben, da er mit Carlisles Lebensart nicht mehr kooperieren wollte. Doch 1931 kehrte er geläutert zu uns zurück. Er war bereit ein Leben als "Vegetarier" zu führen. Ich spielte mit. Doch eigentlich kam ich mit meinem Durst nicht wirklich gut zurecht. 1933 kam Rosalie in unsere Familie und 1935 folgte ihr Emmett. Wir waren schon ein Recht großer Zirkel und trotzdem lebten wir friedvoll miteinander.
Das einzige was mir nur immer wieder von neuem zu schaffen machte, war mein Durst nach mehr. Ich wollte wirklich ein reines Leben führen, doch mir fiel es schwerer als den anderen mich in die Nähe von Menschen zu begeben. Dabei hatte ich noch die längste Erfahrung, neben Edward und meinen Eltern.
Erst als 1950 Alice und Jasper zu uns stießen, wurde es etwas besser. Zu dem Zeitpunkt lebten wir in Forks. Sie konnte es schon vorher sehen, wenn ich im Begriff war eine Dummheit zu machen. Wenn Jasper durch seine Vergangenheit schon Probleme hatte, sich Menschen gefahrlos zu nähern, dann war ich eine tickende Zeitbombe. Alice redete oft mit mir. Sie meinte, wenn ich in ihrer Nähe bliebe würde schon nichts passieren. Ich wollte ihr so gerne glauben, doch ich wusste, das gerade ich unsere Familie am meisten gefährdete. So beschlossen wir alle gemeinsam, das es am besten wäre, ich würde für einige Zeit bei Tanya und ihrer Familie in Alaska bleiben, bis ich meinen Durst besser unter Kontrolle hätte. Eine Zeitlang blieben sie noch bei mir, doch dann zog es meine Familie zurück nach Forks. Dort konnten sie friedlich leben, da sie mit den Werwölfen dort einen Vertrag geschlossen hatte. Ich war traurig, denn mein Problem, war noch nicht wesentlich besser geworden. Tanya versprach mir zu helfen. Doch trotzdem fiel es meiner Familie, besonders Edward und meiner Mutter Esme schwer mich zurück zu lassen. Doch ich befahl ihnen zu gehen.
Als ich also zurück blieb, begann die langweiligste Zeit meines ach so langen Lebens. Ich vegetierte mehr oder weniger vor mich hin. Da es immer noch zu gefährlich war, sich Menschen zu nähern, unterrichtete mich Eleazar zuhause. Natürlich hatte ich auch die letzten Jahre davor schon damit verbracht mir Wissen an zueignen. Mein Vater hatte darauf bestanden, das ich mich bildete. Er natürlich Recht, es war ein guter Zeitvertreib. Und trotzdem passierte nichts ereignisreiches. Ab und an telefonierte ich mit meiner Familie und ich vermisste sie schmerzlich. Es war kaum zu glauben das schon zwei Jahre um waren. Dann überschlugen sich die Ereignisse gerade zu mit einem Mal.
Edward rief mich, wie so oft, an und erzählte mir von einem Menschenmädchen, dessen Gedanken er nicht lesen konnte. Es macht ihn fast wahnsinnig, das er sie nicht durchschauen konnte. Vor allem aber, und das war es was seine Stimmung so stark verdüsterte, dürstete es ihm nach ihrem Blut. Das machte mich stutzig. Edward hatte seit guten achtzig Jahren kein Verlangen mehr nach menschlichem Blut gehabt. Und nun hatte er Angst, er würde sie umbringen, wenn er fünf Minuten mit ihr allein wäre.
Ich war bereit, sofort nach Forks zu reisen und ebenfalls zu versuchen, die Geheimnisse dieses Menschen zu erfahren. Vielleicht würde es Edward dann endlich Linderung verschaffen. Ich konnte in seinem Kopf hören, was für Pläne er sich ausmalte um sie beißen zu können. Nicht zuletzt, hörte ich auch die unglaubliche Hasstirade, die er auf diesen unschuldigen Menschen ausstieß. Ich wusste garnicht, das er so ausfallend werden konnte, wenn er wollte. Fast zweifelte ich an seiner guten Kinderstube. Ich wusste genau, das er vor Esme solch eine Wortwahl niemals laut ausgesprochen hätte.
Da mein Blutdurst zwar weniger geworden war, jedoch noch immer schwierig unter Kontrolle zu halten war, winkte er am Telefon ab und wollte versuchen es selbst zu erforschen. Ich war etwas geknickt, weil er mich nicht dabei haben wollte. Heute weiß ich, das er es nur zu meinem und dem besten dieses Menschen getan hatte.
Mit der Zeit änderten sich Edwards Gefühle für diesen Menschen. Er verliebte sich in sie. Das erste Mal, seit ich ihn kannte, war er tatsächlich verliebt.
Das Problem allerdings war, das dieses Mädchen Missgeschicke und Gefahr magisch anzog.
Durch einen dummen Unfall an ihrem achtzehnten Geburtstag 2005, passierte es das meine Bruder Jasper diesen Menschen beinahe umgebracht hätte. Etwas, was er sich nie hätte verzeihen können.
Edward beschloss sie zu ihrer eigenen Sicherheit zu verlassen, auch wenn ihn unglaublich schmerzte. Der Rest meiner Familie verließ Forks ebenfalls. Mein Bruder reiste durch das Land, nicht allein um Zerstreuung zu suchen, wie er mir in seinem Kopf gestand. Sondern um einen unseresgleichen im Auge zu behalten und sie notfalls zu töten.
Es war mir ein Rätsel, warum er dies tat. Ich hatte für die Menschen eigentlich nicht viel übrig. Besonders wenn man ihre lachhafte Vorstellung eines Vampirs genauer betrachtete, war ich nicht besonders scharf darauf ihnen näher zu begegnen. Davon abgesehen, das ich ihnen sowieso nicht zu nahe kommen konnte. Aber vielleicht lag meine Abneigung gegen sie auch gerade daran, das ich ihnen schon so lange nicht begegnet war. Mein Blutdurst war inzwischen auf ein erträgliches Maß herabgestiegen und wenn ich mich gut genug vorbereitete, konnte ich lange ohne Nahrung auskommen ohne verrückt zu werden.
Trotzdem reiste mein Bruder ohne mich weiter.
Die nächsten Fakten erfuhr ich nur langsam und auch nur durch dritte. Denn Rosalie rief ihn an. Sie sagte ihm, das Alice gesehen hatte, wie dieses Mädchen von einer Klippe gesprungen war. Er zerbrach als er die Bestätigung von diesem Hund Jacob Black bekam...
Ohne weiter darüber nach zu denken, reiste er nach Italien. Er wollte sterben. Schon einmal hatte er mir gegenüber erwähnt, das ein Leben, besonders ein ewiges Leben, ohne sie nicht mehr lebenswert für ihn wäre.
Doch dieser Mensch war nicht tot. Alice fand sie lebendig vor und sie reisten nach Italien um Edward zu retten. Vor kurzem waren sie zurück gekehrt, er war noch immer bei ihr und bewachte ihren Schlaf.
Ich selbst war nun endlich soweit und war wieder mit meiner Familie vereint, denn ich durfte mit ihnen nach Forks zurück kehren. Da die Volturi nun ein Auge auf uns haben würden, war es besser, als Familie wieder geschlossen aufzutreten. Besonders meine Mutter und auch mein Vater waren froh, mich endlich wieder bei sich zu haben. Trotz allem, war ich die jüngste in diesem Haus, auch wenn es nur nach den Jahren geht, in denen mein Herz noch geschlagen hat.
Ich liebte dieses Haus, welches sie sich hier aufgebaut hatten. Es war versteckt in diesem wundervollem Wald. Was mich jedoch am meisten reizte, war die Tatsache, das ich das erste Mal mit meinen Geschwistern eine Schule besuchen würde. Was gleichzeitig bedeuten würde, das ich mich Menschen nähern würde.
Ich ordnete gerade meine unzähligen Bücher, die ich über die Jahre angesammelt hatte, in mein großzügiges Bücherregal, als meine Schwester Alice in mein Zimmer schneite.
"Edward kommt! Und er hat keine besonders gute Laune!"
Trotzdem lächelte sie.
"Wieso hat er schlechte Laune?" fragte ich, doch schon hörte ich ihn in meinem Kopf.
'Wie kann sie jetzt nur darüber abstimmen wollen, wann sie sterben soll?! Manch Mal wünscht ich, ich könnte einfach sehen was sie sich denkt! Dann wäre manches leichter!'
Er klang tatsächlich erzürnt.
Ich seufzte.
"Okay! Ich kann mir glaub ich denken warum."
Alice wehte bereits wieder aus meinem Zimmer. Ich folgte ihr nach kurzem Zögern, als ich das Auto auf der Einfahrt hörte.
Nun also würde ich das erste Mal, seit fünfzig Jahren einen Menschen aus der Nähe sehen. Und es war nicht irgendein Mensch, sondern die einzige Liebe meines Bruders. Ich hoffte bloß, das meine Familie mich richtig eingeschätzt hatte und ich wirklich ungefährlich genug für diese Begegnung war. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
Das würde wohl bedeuten, das mir mein Bruder ziemlich böse wäre, würde ich sie aus Versehen umbringen.
Ich erreichte gerade die Treppe, als die Haustür aufging.
Zuletzt von Olette Cullen am Do 08 Okt 2009, 22:48 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
Kapitel 2 Eine Entscheidung und ein neues Leben (Teil 1)
Edward trat gerade mit diesem Menschen über die Türschwelle.
"Carlisle? Emmett? Rosalie? Alice? Jasper? Esme?"
Er erhob kaum die Stimme, dann hielt er kurz inne. Sein Blick hob sich und er sah mich direkt an. Ein ganz kurzes Lächeln flog über sein Gesicht und erhellte es für kurze Augenblicke.
"Deidra? Ich hätte dich eigentlich hören sollen."
'Wahrscheinlich warst du zu wütend um mich wahrzunehmen.' lächelte ich in Gedanken zurück.
In der Zwischenzeit war der Rest meiner Familie zu uns gestoßen. Langsam schritt ich die Treppe hinab. Als ich auf halber Strecke war, schlug mir ihr Geruch geradezu entgegen. Süßlich schwer drang er mir in die Nase. Um nicht völlig den Verstand zu verlieren, beschloss ich vorsichtshalber nicht zu atmen. Es war für mich sowieso nicht notwendig und es war eine reine Vorsichtsmaßnahme.
Das Menschenmädchen trat seitlich an Edward vorbei und sah interessiert zu mir auf.
Es war irgendwie merkwürdig, nach einer so langen Zeit wieder auf einen lebenden Menschen zu treffen. Ich konnte ihr Herz schlagen hören. Laut und deutlich. Doch nicht aus Furcht. Für einen Menschen war sie garnicht so unansehnlich. Ihre braunen Augen musterten mich von oben bis unten. Ich kannte diesen Blick genau, denn auch unter unseresgleichen betrachtete mich mit größtem Interesse. Ich war ein typisch irisches Mädchen geblieben. Mein langes blutrotes Haar war mit feinen schwarzen und blonden Strähnen durchzogen, die ich allerdings selbst hinzugefügt hatte. Auch ich war mit der Mode gegangen. Es floss mir in sanften Locken über den Rücken. Durch meine Heimat, war meine Haut schon als Mensch extrem blass gewesen. Nun bildete sie einen noch größeren Kontrast zu meinen roten Haarmähne. Ich fand mich selbst nicht wirklich veränderter als vorher. Das einzige was ich wirklich vermisste, war das stechende smaragdgrün meiner Augen. Als Mensch war ich für sie sehr bewundert worden.
Doch trotz dieser neugierigen Blicke, konnte ich nicht hören, was sie dachte. So genau ich auch hin hörte. Edward musterte mich weiterhin durchdringend, während ich auf der Treppe stehen geblieben war.
'Und?! Kannst du sie hören?' fragte er, trotz des unterdrückten Zorns, neugierig.
Ich konzentrierte mich noch einmal auf diesen Menschen. Doch ich hörte rein gar nichts, außer dem Rauschen ihres Blutes in ihren Adern. Langsam schüttelte ich den Kopf.
'Glaubst du, das du bereit bist, ihr gegenüber zu treten?'
Nun atmete ich einmal tief durch um meine Anspannung zu lösen. Und noch einmal durchfuhr mich ihr süßlicher Geruch. Trotz meiner letzten Mahlzeit, die üppiger ausgefallen war, als es notwendig gewesen wäre, überkam mich ein leichter Durst. Meine Muskeln spannten sich wieder an. Es wäre nur ein einziger Sprung. Kaum eine Minute. Und sie wäre tot.
Ein leises Knurren drang aus Edwards Brust. Ich bemerkte, wie er das Mädchen näher an sich heranrückte. Er las in mir mein Verlangen, von ihr zu kosten. Ich lächelte leise und stieg weiter die Treppen hinab. Direkt vor Edward blieb ich stehen und sah zu ihm auf. Besschützend dirigierte er das Menschenmädchen hinter sich.
"Edward? Was ist eigentlich los?" fragte sie skeptisch.
Ich sah Edward fest in die Augen.
'Keine Sorge. Ich werde ihr nicht zu nahe kommen. Sollte sie meinetwegen in Gefahr geraten, darfst du mich gerne aufhalten.'
Sein Körper entspannt sich leicht, als er einige Sekunden nachgedacht hatte. Er seufzte tief und trat einen Schritt zur Seite und gab den Blick auf den Menschen frei.
"Bella, darf ich dir meine "kleine" Schwester Deidra vorstellen?!"
Er hatte mich keine Sekunde aus den Augen gelassen. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Zu viel war geschehen. Nicht zuletzt wussten keiner von uns ganz genau, wie ich reagieren würde. Wieder hielt ich zur Sicherheit die Luft an.
"Deine Schwester?! Du hast mir nie erzählt das du noch eine Schwester hast. Wieso war sie nie hier?!"
Sie hatte sich ihm zugewandt und sah ihn fragend an. Ich löste den Blick von meinem Bruder und sah das Mädchen an.
"Ich war die letzten Jahrzehnte in Alaska bei Tanya und ihrer Familie..." antwortete ich ihr.
"Okay... also es freut mich dich kennen zu lernen, Deidra." sagte sie im freundlichen Ton.
Sie streckte die Hand aus. Ich verschränkte meine Hände hinter dem Rücken und sah von der ihr ausgestreckten Hand in ihr Gesicht. Edward hatte Recht. Sie hatte eindeutig zu wenig Furcht vor unseresgleichen. Es war kaum ein Wunder, das sie für Laurent eine leichte Beute gewesen wäre.
"Es freut mich ebenfalls, aber wenn dir dein leben lieb ist, solltest du die lieber wieder zurück nehmen." lächelte ich sie an.
Etwas verwirrt sah sie von mir zu meinem Bruder, ließ aber trotzdem die Hand nicht sinken. Edward wand sich ihr zu.
"Deidra hat noch ein kleines Problem mit ihrem Durst. und wenn du ihr zu nahe kommst, könntest du sie zu sehr in Versuchung führen."
"Oh, verstehe." bemerkte sie trocken und senkte die Hand.
"Aber um dein Leben geht es ja schlussendlich, nicht wahr?!"
Edward biss wütend die Zähne zusammen.
Mein Vater Carlisle sah von meinem Bruder zu dem Menschmädchen Bella.
"Es ist kein alltäglicher Grund, weswegen du uns zu dieser späten Stunde noch besuchst, nehme ich mal an."
Es war eine Feststellung, denn eine Frage. Diese Bella nickte kurz.
"Das sollten wir in einem anderen Raum besprechen."
Mein Vater ging voraus, Edward und seine Bella folgten. Der Rest meiner Familie ging hinterher, ich war das Schlusslicht. Wie überaus passend.
Wir ließen uns an dem großen ovalen Esstisch nieder. Ich achtete darauf, so weit weg wie möglich von ihr zu sitzen. Das Menschenmädchen fing an zu sprechen. Doch wenn ich ehrlich war, hörte ich ihr kaum zu. Ich beobachtete Edward, der angespannt am Tisch saß und in die Ferne sah. Ich klinkte mich in seine Gedanken ein.
'Warum willst du sie nicht zu einer von uns machen? Es scheint ihr sehr viel zu bedeuten.' sand ich ihm.
'Sie soll kein Monster werden. Sie hat eine Chance verdient, ein ganzes Leben zu haben!" antwortete er zerknirscht.
'Sei nicht albern Edward! Es gibt nicht viele Möglichkeiten für euch! Du hast dich doch unlängst für das Menschenmädchen entschieden. Wozu also dieses Theater? Liebst du sie denn nicht?'
'Und gerade weil ich sie liebe, will ich sie nicht für die Ewigkeit verdammen! Du müsstest es besser wissen, Deidra!' fuhr er mich schroff an.
In der Zeit unseres stummen Gespräches hatte Bella geendet.
Es ging natürlich darum, warum sie so schnell verwandelt werden wollte.
Doch Edward hatte einen anderen Plan, wie man die Volturi auf eine falsche Fährte locken konnte. Durch Alice wäre es ganz einfach, den Besuch der Volturi vorrauszusehen und wir könnten Bella irgendwo verstecken bis es vorbei wäre. Denn sie würden sie einfach nicht finden können und Edward konnte selbst auf sich aufpassen. Ich erkannte keine Lücke in diesem Plan.
Mein Bruder Emmett grinste über das ganze Gesicht.
"Ausgezeichneter Plan, Bruder!"
Er hob seine große weiße Hand und schlug mit Edward ein.
"Nein!" zischte Rosalie.
"Absolut nicht!" warf Bella ein.
"Nett!" sagte Jasper anerkennend.
"Idioten!" murmelte Alice.
Ich konnte mir ein Kichern über diesen verbalen Schlagabtausch nicht verkneifen. Was hatte ich diese Familie doch vermisst. Ein paar Wochen Besuch konnten ein normales Familienleben nun einmal nicht ersetzten.
Natürlich war Edward nicht besonders erfreut über Bellas Pläne, eine von uns zu werden. Das Menschenmädchen atmete tief durch.
"Also, stimmen wir doch einfach ab, ob ich ein Teil eurer Familie werden darf, oder nicht!"
Sie sah zu Edward. "Edward?!"
Er biss die Zähne fest zusammen und sah noch immer in die Ferne.
"Nein, nicht so! Du wirst ein Mensch bleiben!"
Sie überging sein Kommentar.
"Alice?"
"Klar." flötete sie.
"Jasper?"
"Ja."
Es schien sie zu wundern, das er zustimmte, sie aufzunehmen. Mir war jedoch klar, warum er ja sagte. Es würde auch für ihn einfacher sein, wenn sie eine von uns wäre. Genauso wie für mich.
Sie wand sich an Rosalie.
"Nein, aber nur weil ich denke, das du das Leben nicht einfach so wegwerfen solltest. Ich hätte mir dieses Leben nicht ausgesucht und deswegen wäre ich froh gewesen, wenn jemand für mich mit Nein gestimmt hätte. Du hast die freie Wahl."
Der Mensch nickte.
"Emmett?"
"Klar! Wir finden schon noch einen anderen Grund uns mit den Volturi anzulegen!"
Das schien ihn äußerst zu amüsieren.
"Esme?
"Natürlich. Für mich gehörst du jetzt schon zur Familie, Bella."
Meine Mutter lächelte sie liebevoll an.
"Deidra?"
Ich zuckte kurz zusammen und sah sie verwundert an. Mit allem hatte ich gerechnet, jedoch nicht damit, das ich in die Entscheidung mit einbezogen würde.
"Wie bitte?" fragte ich mit hochgezogener Augenbraue.
"Was denkst du? Schließlich bist du ebenfalls ein teil dieser Familie. Deine Meinung zählt für mich genauso wie die der anderen." antwortete sie mir.
"Aber...", fing ich an. "ich kenne dich doch garnicht wirklich. Da kann ich kaum entscheiden, ob du auf ewig in unserer Familie bleiben solltest. Es geht hier um dein vorzeitiges Ableben. Außerdem... scheint Edward nicht besonders von deiner Idee angetan zu sein."
Ich zuckte mit den Schultern und deutete auf meinen Bruder. Das Mädchen folgte meinem Deut. Edward sah noch immer wütend aus. Er hatte schlechte Karten, die Mehrheit war ihrer Seite.
"Aber um das was Edward will, geht es hier jetzt nicht!"
Sie reckte herausfordernd das Kinn. Der Körper meines Bruders verspannte sich noch fester. Wenn dies noch möglich war. Ich senkte den Blick.
"Ich weiß... aber, ich kann seine Gründe, ebenso auch die deinen verstehen! Deswegen enthalte ich mich einer Stimme!" sagte ich bestimmend und verschränkte meine Arme vor der Brust.
Sie atmete aus und wand sich an meinen Vater.
Mir war schon klar was er antworten würde. Und Edward war es wahrscheinlich auch. Mein Vater sah sie nicht an.
"Edward." sagte er.
Zuletzt von Olette Cullen am Sa 04 Apr 2009, 19:51 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kapitel 2 Eine Entscheidung und ein neues Leben(Teil 2)
"Nein." stöhnte mein Bruder. Er hatte die Zähne zusammengebissen und die Oberlippe zurückgezogen.
"Es ist die einzig sinnvolle Möglichkeit.", beharrte mein Vater. "Du hast dich dafür entschieden, nicht ohne sie zu leben, daher bleibt mir keine Wahl."
Ohne weitere Worte sprang Edward auf und verließ knurrend das Zimmer. Mein Vater brauchte nichts weiter zu sagen. Dieses Menschenmädchen wusste sehr genau, welche Entscheidung er getroffen hatte. Und trotzdem sagte er leise: "Jetzt weißt du wohl, wie ich entschieden habe."
Ein lauter Knall drang aus dem Nachbarzimmer. Ich wusste das Edward gerade einen der Bodenvasen gegen die Wand geschleudert hatte. Mit einer fließenden Bewegung, schneller als das normale Auge es erfassen könnte, glitt ich aus dem Zimmer und gesellte mich zu Edward. Der Mensch hatte schon wieder angefangen zu sprechen.
Er stand schwer atmend gegen die Wand gestützt und sah zu Boden.
"Edward..." setzte ich leise an. "Es ist doch eure einzige Möglichkeit..."
Dann hörten wir beiden gleichzeitig Alices Gedanken.
'ICH?!'
Noch bevor ich etwas sagen konnte, stürmte Edward bereits wieder an mir vorbei in das Nebenzimmer. "Nein! NEIN! Nein!" brüllte er durch den ganzen Raum. Seine Stimme sprang von Wand zu Wand und brach sich immer wieder neu. Mich wunderte es fast, das die Scheiben nicht durch die Wut in seiner Stimme in tausend Stücke zerbrachen. Ich blieb wo ich war. Ich wusste wie furchteinflößend mein Bruder werden konnte, wenn er zornig war. So hörte ich lieber aus sicherer Entfernung zu. Dieses Menschenmädchen wollte doch tatsächlich, das Alice sie verwandelte. Es war doch so töricht von ihr. Sie schien sich keine Gedanken darüber zu machen, das sie dabei sterben könnte. Zudem würde meine Schwester es sich niemals verzeihen, wenn etwas schief gehen würde. Auf Edwards Einwand dagegen reagierte sie nicht einmal. Wieder wand sie sich an meinen Vater. Natürlich könne er sie verwandeln, schließlich hatte er unsere Familie zum größten Teil erschaffen, ohne sie sterben zu lassen. Doch wollte sie wirklich so dringend sterben? Es schien fast so. Denn immer noch bestand sie darauf das man sie verwandelte. Sie hatte keine Einsicht. Verständlicherweise. Schließlich war sie immer noch ein einfacher Mensch!
Ich wusste nicht was ich tun sollte. Irgendwie musste ich doch helfen können. Mir gefiel diese Anspannung nicht. Es reichte schon, wenn ich mich beherrschen musste!
'Ihre Familie, Edward! Sagtest du nicht, das sie ihr viel bedeuten! Lenke sie damit ab.' war alles was ich ihm senden konnte.
Auf einmal war es ruhig im Nebenzimmer. Er hatte es tatsächlich zur Sprache gebracht. Das hatte sie verstummen lassen. Edward war noch immer angespannt, doch anscheinend, war der Mensch mit dem Kompromiss einverstanden, den er ihr vorgeschlagen hatte. Sie würde noch bis zum Schulabschluss in vier Monaten warten. Dann würde mein Vater sie verwandeln. Sie dachte augenscheinlich darüber nach und stimmte dem Unterbewusst zu. Die beiden machten sich anschließend auf den Weg zurück.
Ich ging aus dem Wohnzimmer direkt hoch in mein Zimmer.
Als mein Bruder nun wieder verschwunden war, war ich etwas verwirrt. Einerseits verstand ich die Argumente Edwards. Andererseits hatte mein Vater ebenfalls Recht. Edward konnte und wollte ohne dieses Menschenmädchen nicht mehr leben. Also gab es nicht viele Möglichkeiten, für die beiden um zusammen zu sein.
Ich holte aus einem meiner Kartons meinen MP3 Player und legte mich auf meine Couch. Dieses Ding war eine echt tolle Erfindung der Neuzeit gewesen. Endlich konnte ich meine Musik überall mit hinnehmen. Stundenlanges hören. Eine immense Erleichterung für ein junges Mädchen, das das Grammophon, die Plattenspieler, das Tonbandgerät und schlussendlich die Kassettenrecorder miterlebt hatte. Über meinen CD - Player hatte ich mich schon gefreut, doch ohne dieses Ding konnte ich garnicht mehr leben. Musik war etwas, was mich immer ablenkte. Auch wenn meine Bruder und auch meine Eltern schon immer die klassische Musik bevorzugten, war ich mit der Zeit gegangen. Jede Ära hatte ihre Helden. Meine waren die Rock- und Popgötter der letzten Jahrzehnte.
Ich setzte meine Kopfhörer auf und drehte meine Musik laut auf. Einmal wollte ich mit meinen Gedanken alleine sein, ohne die der restlichen Familie in meinem ohnehin schon rauchenden Kopf.
Ich überlegte, was ich in Edwards Situation tun würde.
Würde ich auch so entscheiden wie er es tat?
Würde ich auch wollen, das derjenige dem ich mein, ich lachte leise, "Herz" schenkte, nicht zu dem wird was ich bin?
Wenn ich ganz ehrlich war, würde mir so was wohl kaum passieren.
Ich hielt nicht viel von den Menschen. Und eigentlich machte ich keinen Hehl daraus. Zu diesem Menschen war ich nur so nett, sie nicht umzubringen, weil Edward sie liebte. Wenn dem nicht so gewesen wäre... ich wüsste nicht, ob ich auch so besonnen gewesen wäre. Hauptsächlich tat ich nichts, Edward zu liebe.
Es war ganz gut, das mir meine Geschwister, die ersten Monate noch zur Seite stehen würden, wenn ich in die Schule gehen würde. Es wird schwierig sein. Doch ich glaube das ich es in den Griff bekommen werde. Schließlich hatten die anderen es auch geschafft. Und durch den Namen allein, so versicherten mir meine Geschwister, würden mir die Menschen sehr wahrscheinlich gar nicht wirklich zu nahe kommen wollen.
Ich lehnte mich auf meine Couch weiter zurück und sah durch die große Glasfront in den weiten Wald hinein. Es würde bald der Morgen dämmern. Ich liebte diese Zeit und sah bei diesem täglichen Naturschauspiel nur zu gerne zu. Schon als Mensch habe ich es genossen, den neuen Tag zu begrüßen, auch wenn ich nie wusste, ob ich genug zum Überleben haben würde. Doch daran dachte ich heute kaum noch. Seit ich ein Cullen war, gehörte ich zum Wohlstand. Was verständlich war. Schließlich hatte mein Vater inzwischen vier Jahrhunderte Zeit gehabt seinen Reichtum auszubreiten. Und doch protzten wir nicht wirklich. Ausser Rosalies Kabrio und vielleicht auch noch Vaters Mercedes. Doch Edwards Volvo war noch ein vergleichbar normales Auto. Er hasste diese "Angeberkarren".
Wenn es ein schöner Tag werden würde, würde ich nicht vor die Tür können um mich der neuen Welt da draußen zu präsentieren. Noch wusste ich nicht, ob es mich traurig stimmen sollte oder nicht. Schließlich gab es da draußen für mich nicht wirklich etwas, was mich anziehen würde.
Ich drehte meine Musik noch etwas lauter auf und erkannte bereits am Firmament die ersten Anzeichen des Sonnenaufgangs.
Ebenso, wie die Sonne aufging und einen neuen Tag auf seine Reise ins Leben schickte, begann an diesem Tag ein neues Leben für mich. Das war mir bewusst.
"Es ist die einzig sinnvolle Möglichkeit.", beharrte mein Vater. "Du hast dich dafür entschieden, nicht ohne sie zu leben, daher bleibt mir keine Wahl."
Ohne weitere Worte sprang Edward auf und verließ knurrend das Zimmer. Mein Vater brauchte nichts weiter zu sagen. Dieses Menschenmädchen wusste sehr genau, welche Entscheidung er getroffen hatte. Und trotzdem sagte er leise: "Jetzt weißt du wohl, wie ich entschieden habe."
Ein lauter Knall drang aus dem Nachbarzimmer. Ich wusste das Edward gerade einen der Bodenvasen gegen die Wand geschleudert hatte. Mit einer fließenden Bewegung, schneller als das normale Auge es erfassen könnte, glitt ich aus dem Zimmer und gesellte mich zu Edward. Der Mensch hatte schon wieder angefangen zu sprechen.
Er stand schwer atmend gegen die Wand gestützt und sah zu Boden.
"Edward..." setzte ich leise an. "Es ist doch eure einzige Möglichkeit..."
Dann hörten wir beiden gleichzeitig Alices Gedanken.
'ICH?!'
Noch bevor ich etwas sagen konnte, stürmte Edward bereits wieder an mir vorbei in das Nebenzimmer. "Nein! NEIN! Nein!" brüllte er durch den ganzen Raum. Seine Stimme sprang von Wand zu Wand und brach sich immer wieder neu. Mich wunderte es fast, das die Scheiben nicht durch die Wut in seiner Stimme in tausend Stücke zerbrachen. Ich blieb wo ich war. Ich wusste wie furchteinflößend mein Bruder werden konnte, wenn er zornig war. So hörte ich lieber aus sicherer Entfernung zu. Dieses Menschenmädchen wollte doch tatsächlich, das Alice sie verwandelte. Es war doch so töricht von ihr. Sie schien sich keine Gedanken darüber zu machen, das sie dabei sterben könnte. Zudem würde meine Schwester es sich niemals verzeihen, wenn etwas schief gehen würde. Auf Edwards Einwand dagegen reagierte sie nicht einmal. Wieder wand sie sich an meinen Vater. Natürlich könne er sie verwandeln, schließlich hatte er unsere Familie zum größten Teil erschaffen, ohne sie sterben zu lassen. Doch wollte sie wirklich so dringend sterben? Es schien fast so. Denn immer noch bestand sie darauf das man sie verwandelte. Sie hatte keine Einsicht. Verständlicherweise. Schließlich war sie immer noch ein einfacher Mensch!
Ich wusste nicht was ich tun sollte. Irgendwie musste ich doch helfen können. Mir gefiel diese Anspannung nicht. Es reichte schon, wenn ich mich beherrschen musste!
'Ihre Familie, Edward! Sagtest du nicht, das sie ihr viel bedeuten! Lenke sie damit ab.' war alles was ich ihm senden konnte.
Auf einmal war es ruhig im Nebenzimmer. Er hatte es tatsächlich zur Sprache gebracht. Das hatte sie verstummen lassen. Edward war noch immer angespannt, doch anscheinend, war der Mensch mit dem Kompromiss einverstanden, den er ihr vorgeschlagen hatte. Sie würde noch bis zum Schulabschluss in vier Monaten warten. Dann würde mein Vater sie verwandeln. Sie dachte augenscheinlich darüber nach und stimmte dem Unterbewusst zu. Die beiden machten sich anschließend auf den Weg zurück.
Ich ging aus dem Wohnzimmer direkt hoch in mein Zimmer.
Als mein Bruder nun wieder verschwunden war, war ich etwas verwirrt. Einerseits verstand ich die Argumente Edwards. Andererseits hatte mein Vater ebenfalls Recht. Edward konnte und wollte ohne dieses Menschenmädchen nicht mehr leben. Also gab es nicht viele Möglichkeiten, für die beiden um zusammen zu sein.
Ich holte aus einem meiner Kartons meinen MP3 Player und legte mich auf meine Couch. Dieses Ding war eine echt tolle Erfindung der Neuzeit gewesen. Endlich konnte ich meine Musik überall mit hinnehmen. Stundenlanges hören. Eine immense Erleichterung für ein junges Mädchen, das das Grammophon, die Plattenspieler, das Tonbandgerät und schlussendlich die Kassettenrecorder miterlebt hatte. Über meinen CD - Player hatte ich mich schon gefreut, doch ohne dieses Ding konnte ich garnicht mehr leben. Musik war etwas, was mich immer ablenkte. Auch wenn meine Bruder und auch meine Eltern schon immer die klassische Musik bevorzugten, war ich mit der Zeit gegangen. Jede Ära hatte ihre Helden. Meine waren die Rock- und Popgötter der letzten Jahrzehnte.
Ich setzte meine Kopfhörer auf und drehte meine Musik laut auf. Einmal wollte ich mit meinen Gedanken alleine sein, ohne die der restlichen Familie in meinem ohnehin schon rauchenden Kopf.
Ich überlegte, was ich in Edwards Situation tun würde.
Würde ich auch so entscheiden wie er es tat?
Würde ich auch wollen, das derjenige dem ich mein, ich lachte leise, "Herz" schenkte, nicht zu dem wird was ich bin?
Wenn ich ganz ehrlich war, würde mir so was wohl kaum passieren.
Ich hielt nicht viel von den Menschen. Und eigentlich machte ich keinen Hehl daraus. Zu diesem Menschen war ich nur so nett, sie nicht umzubringen, weil Edward sie liebte. Wenn dem nicht so gewesen wäre... ich wüsste nicht, ob ich auch so besonnen gewesen wäre. Hauptsächlich tat ich nichts, Edward zu liebe.
Es war ganz gut, das mir meine Geschwister, die ersten Monate noch zur Seite stehen würden, wenn ich in die Schule gehen würde. Es wird schwierig sein. Doch ich glaube das ich es in den Griff bekommen werde. Schließlich hatten die anderen es auch geschafft. Und durch den Namen allein, so versicherten mir meine Geschwister, würden mir die Menschen sehr wahrscheinlich gar nicht wirklich zu nahe kommen wollen.
Ich lehnte mich auf meine Couch weiter zurück und sah durch die große Glasfront in den weiten Wald hinein. Es würde bald der Morgen dämmern. Ich liebte diese Zeit und sah bei diesem täglichen Naturschauspiel nur zu gerne zu. Schon als Mensch habe ich es genossen, den neuen Tag zu begrüßen, auch wenn ich nie wusste, ob ich genug zum Überleben haben würde. Doch daran dachte ich heute kaum noch. Seit ich ein Cullen war, gehörte ich zum Wohlstand. Was verständlich war. Schließlich hatte mein Vater inzwischen vier Jahrhunderte Zeit gehabt seinen Reichtum auszubreiten. Und doch protzten wir nicht wirklich. Ausser Rosalies Kabrio und vielleicht auch noch Vaters Mercedes. Doch Edwards Volvo war noch ein vergleichbar normales Auto. Er hasste diese "Angeberkarren".
Wenn es ein schöner Tag werden würde, würde ich nicht vor die Tür können um mich der neuen Welt da draußen zu präsentieren. Noch wusste ich nicht, ob es mich traurig stimmen sollte oder nicht. Schließlich gab es da draußen für mich nicht wirklich etwas, was mich anziehen würde.
Ich drehte meine Musik noch etwas lauter auf und erkannte bereits am Firmament die ersten Anzeichen des Sonnenaufgangs.
Ebenso, wie die Sonne aufging und einen neuen Tag auf seine Reise ins Leben schickte, begann an diesem Tag ein neues Leben für mich. Das war mir bewusst.
Kapitel 3 Noch ein Cullen(Teil 1)
Ich war nun seit ein paar Tagen wieder bei meiner Familie in Forks. Es war nun an der Zeit, mich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Edward war oft bei dem Menschenmädchen. Sie holten einiges nach, das wusste ich. Beide hatten stark unter ihrer Trennung gelitten.
Um zu testen, inwieweit ich schon bereit war fremden Menschen näher zu kommen, sollte ich zusammen mit Alice zu dieser Bella fahren und sie abholen. Da Chief Swan im Moment nicht besonders gut auf Edward zu sprechen war, wollten wir ein bisschen Theater spielen und taten so als wollten wir einen Mädelsabend veranstalten. So als wieder Eingliederung in die Gesellschaft von Forks, wie Alice es scherzhaft ausdrückte. Es versetzte sie gerade zu in Hochstimmung, da sie genau wusste, das ihr Plan funktionieren würde.
Sie würde die Nacht bei uns bleiben und morgen mit uns zusammen zur Schule fahren.
Natürlich war ich an Bellas Geruch inzwischen einigermaßen gewöhnt, wenn man es denn so nennen konnte. Ich war auch des Nachts öfters auf Streifzügen gewesen. Meistens hatte ich Edward kurz besucht, da der Wald nun einmal an ihrem Haus grenzte. Doch ich blieb nie lange genug um mehr als einen Atemzug Zeit zu haben. Niemanden wollte ich in Gefahr bringen.
Ich saß also schweigend neben Alice, während wir dahin rasten.
Alice plapperte normalerweise wie ein Wasserfall, doch auch sie wusste wann sie lieber Ruhe gab. Sie spürte meine innere Unruhe und sah mir meine körperliche Anspannung deutlich an. Würde es noch gehen, stände mir wahrscheinlich der Schweiß auf der Stirn.
"Chief Swan, weiß das wir kommen?!" brach ich schließlich die Stille.
Meine Schwester lächelte augenblicklich.
"Natürlich weiß er das. Er freut sich schon mich wieder zu sehen, mich hatte er schon immer gern. Über dich weiß er noch nichts. Bella hat ihm noch nichts von dir erzählt und auch Carlisle hat noch nichts verlauten lassen, das du zu unserer Familie gehörst. Oh, und über die Verlobung der beiden, wirst du auch nichts sagen."
Ich nickte und sah wieder aus dem Fenster. Dicke schwarze Regenwolken zogen über Forks dahin.
"Keine Sorge! Ich hatte nicht vor ihm meine ganze Lebensgeschichte zu erzählen. Was ich trotzdem nicht ganz verstehe, warum nehmen wir diesen Menschen..."
"Nenn sie nicht immer Mensch. Sie hat auch einen Namen. Es wundert mich, das Edward dich noch nicht zurecht gewiesen hat." fuhr Alice dazwischen.
Ich seufzte.
"Na gut, also Bella! Warum nehmen wir sie heute zu uns? Sie könnte doch auch zu hause bleiben und sich ausruhen!" fragte ich anschließend.
"Weil Edward mal wieder jagen muss, es war für ihn nicht länger aufzuschieben. Und er hat es lieber, wenn wir ein Auge auf Bella haben. Jacob Black mag nicht besonders intelligent sein, doch er könnte trotzdem etwas aushecken. Er ist gekränkt, weil Bella lieber Edward rettete als bei ihm zu bleiben. Also ist er wütend und unberechenbar."
Wir hatten inzwischen das Haus der Swans erreicht. Ich sah in die bereits erleuchteten Fenster und seufzte erneut. Alice sah mich von der Seite her an.
"Bist du dann bereit, dem Dämon ins Auge zu sehen?!" fragte sie leise.
Ohne zu antworten, öffnete ich die Autotür und stieg aus. Sofort war meine Schwester neben mir. Sie legte mir einen Arm um die Schultern und drückte mich kurz.
"Keine Panik! So schlimm wird es schon nicht. Charlie ist wirklich in Ordnung. Wenn du zu gefährlich werden würdest, hätte Edward dich nicht ein einziges Mal in dieses Haus gelassen. Und mit mir an deiner Seite, bist du wirklich völlig ungefährlich!"
Gerne wollte ich ihr glauben. Völlig ungefährlich. Das war ein echt schöner Gedanke.
Wie erreichten die Haustür und Alice klingelte. Kurz darauf öffnete Bella uns die Tür. Ihre Augen huschten von meiner Schwester zu mir und wieder zurück.
"Ah, meine Wärter sind da." bemerkte sie leise bissig.
"Ach, Bella. Sei doch nicht so gut gelaunt. Du weißt doch auch das es so einfacher ist. Edward kommt in den frühen Morgenstunden zurück. Dann bist du uns doch wieder los. Du kannst das ja mit ihm in Ruhe morgen klären." flüsterte Alice ihr zu, damit Chief Swan sie nicht hörte.
"Keine Sorge, der wird noch einiges von mir zu hören bekommen!"
Der Mensch trat zur Seite und ließ uns eintreten. Ich war noch nie im Erdgeschoss gewesen. Weiter als bis auf einen Schritt in das obere Zimmer war ich noch nie gekommen. Wie gesagt, an den Geruch des Menschenmädchens hatte ich mich schon recht gut gewöhnt. Doch der ihres Vaters war neuer. Ich nahm ihn nun zum ersten Mal intensiver wahr. Er war nicht so süßlich sondern hatte eher den schweren Duft von altem Holz. Ich hörte einen Fernseher im Wohnzimmer, der nun leiser gestellt wurde. Federn ächzten leise und kurz darauf trat aus dem Nebenzimmer Charlie Swan.
Er lächelte Alice freundlich an. Dann fiel sein Blick auf mich.
Es war fast derselbe musternde Blick den seine Tochter noch vor einigen Tagen auf mich geworfen hatte.
'Na, wen hat Alice denn da mitgebracht?! Ich hab sie noch nie mit jemanden hierher kommen sehen. Außer ihrem Taugenichts von Bruder!'
Ich lächelte innerlich. Zu meiner Erleichterung, verspürte ich keinen allzu großen Durst. Ich war mit Alice, Jasper und Esme erst vor eine paar Tagen jagen gewesen um mich auf den morgigen Tag genügend vorzubereiten. Alice hatte also Recht behalten. Wie eigentlich fast immer.
"Hallo, Alice. Wen hast du uns denn da mitgebracht?" fragte er freundlich.
"Charlie, darf ich dir meine kleine Schwester Deidra vorstellen?! Sie kommt aus Alaska und ist seit ein paar Tagen wieder bei uns." antwortete Alice ihm und deutete dabei auf mich.
'Noch ein Cullen. Der Doktor muss ein großes Herz haben, wenn er einen weiteren Teenager aufnimmt. Mir soll es egal sein, solange sie sich nicht so miserabel wie Edward verhält!'
"Es freut mich sehr dich kennen zu lernen."
Charlie Swan streckte die Hand aus. Ich hielt den Atem an. Alice und Bella sahen mich gleichzeitig an. Menschen in meiner Nähe mochten ja vielleicht noch in Ordnung sein, doch wenn ich sie berühren, ihren Puls unter meinen Fingern spüren würde, wüsste ich nicht, ob er das überleben würde. Sekunden verstrichen.
"Charlie... Deidra hat da so eine kleine Phobie. Sie hat Angst davor fremde Menschen zu berühren. Viren und Bakterien die übertragen werden. Das macht ihr Angst und sie würde sich sonst den restlichen Teil des Abends nur noch die Hände waschen." warf Alice rasch ein um die Situation zu entschärfen.
Verwirrt sah er meine Schwester an.
"Ähm, Dad, wenn wir nicht in einen dicken Platzregen wollen, sollten wir jetzt besser losfahren. Ich hol noch schnell meine Sachen für morgen. Wollt ihr nicht eben mitkommen?!" lenkte das Mädchen ihren Vater kurz ab.
Es schien zu funktionieren, denn er sah sie an und nickte.
"Natürlich, Bells."
"Hat mich wirklich sehr gefreut, Chief Swan." sagte ich noch schnell, bevor ich Alice und Bella nach oben folgte.
'Ein wirklich merkwürdiges Mädchen.' war das was ich noch empfing, als ich den obersten Treppenabsatz erreichte. Ich folgte weiterhin meiner Schwester.
Das Zimmer des Menschenmädchens beachtete ich kaum, da ich es in der Dunkelheit bereits einige Male gesehen hatte. Irgendwie war es weitaus interessanter, ihr dabei zu zusehen, wie sie wahllos Klamotten und ihre Schulsachen in eine kleine Tasche stopfte. Sie sah gerade auf, als ich vollends in ihr Zimmer trat.
"Geht es dir gut?!" fragte sie leicht besorgt.
Ich nickte knapp.
"Schon in Ordnung. Gut das Alice dieses Sache mit der Phobie eingefallen ist. Die werd ich besser auch in der Schule verbreiten. Bist du dann soweit? Sonst kommen wir tatsächlich in den Platzregen." winkte ich hastig ab.
Wenn ich ehrlich war, wollte ich nicht unbedingt mehr Zeit als nötig hier verbringen. Noch immer stand nicht fest wie stark ich wirklich war. Ich war nun verunsichert. Der Mensch nickte ebenfalls und schulterte ihre Tasche. Ohne weiter umzusehen verließ ich das Zimmer wieder und stieg die Treppen hinab.
Chief Swan hörte seine Tochter die Treppen herunterpoltern.
Wie konnte ein Mensch nur so laut sein?!
"Bis morgen Dad. Das Essen steht im Kühlschrank. Du brauchst es dir nur in die Mikrowelle stellen." rief sie ins Wohnzimmer.
"Alles klar, Bella. Ich wünsche euch viel Spaß."
Wir waren schon über die Türschwelle getreten und stiegen nun ins Auto. Alice glitt auf die Fahrerseite und ich nahm auf dem Rücksitz Platz. Kaum war der Mensch eingestiegen und angeschnallt, drückte Alice bereits das Gaspedal durch. Ich sah wie Bella die Finger in den Sitz krallte und sich darauf konzentrierte nicht aus dem Fenster zu sehen. Mir fiel grinsend wieder ein, das ihr auch schlecht geworden war, als Edward mit ihr durch den Wald gelaufen war. Lauthals hatte er gelacht, als er es mir erzählt hatte.
"Für dich würde Charlie auch fast alles tun, nicht wahr, Alice?! Er hat sogar den Hausarrest vorübergehend aufgehoben. Das schaffst nur du." wand sie sich an meine Schwester.
Alice kicherte.
"Ich sag doch, Charlie mag mich!"
Ich selbst hielt mich zurück. Durch die Enge des Innenraumes des Wagens, war mir der Geruch des Menschen wieder deutlicher in der Nase. Doch da meine Schwester weiterhin lachte und ausgelassen mit dem Mädchen plapperte, verkrampfte ich nicht vollends.
Forks raste an uns vorbei und schon bald bogen wir in die versteckte Straße die zu unserem Haus führte. Der Wagen rollte langsam aus. Alice fuhr ihn allerdings nicht in die Garage, sondern stellte ihn unmittelbar vor die Haustür. Wir stiegen aus.
"Was habt ihr denn heute abend mit mir vor?" fragte das Menschenmädchen skeptisch als wir das Haus betraten.
Wieder kicherte Alice leise. Sie nahm ihr die Tasche von der Schulter und führte sie weiter ins Haus hinein.
"Ich dachte wir machen einen schönen Mädelsabend. So wie er im Buche steht. Ich hab ein paar Filme besorgt, die wir uns anschauen können..."
"Oh, Alice... das ist nun wirklich nicht nötig. Ich leg mich einfach hin. Vorher hab ich sowieso noch ein paar Aufgaben für die Schule zu erledigen, die ich noch nicht gemacht habe, weil wir nach Italien geflogen sind. Wir brauchen das nicht zu machen. Ich werde vollauf beschäftigt sein." entgegnete Bella hastig.
"Ach, Bella... ich hab mir doch solche Mühe gegeben. Ich hab dir sogar Pizza besorgt. Schau mal."
Sie sauste in die Küche, die es hier auch nur zum Schein gab, ebenso wie der Esstisch, und kam mit einer Tiefkühlpizza in den Händen zurück.
"Du warst für mich einkaufen?" fragte Bella erstaunt.
"Du musst doch regelmäßig essen, oder nicht?! Edward hat mich ausgiebig darauf hingewiesen!" antwortete ihr Alice.
Ich sah von meine Schwester zu dem Menschenmädchen und wieder zurück. Ich sagte lieber nicht, das Alice nicht nur diese eine Pizza besorgt hatte, sondern fast den ganzen Gefrierschrank mit den verschiedensten Sorten vollgestopft hatte.
Noch immer fühlte ich mich etwas gestresst. Irgendwie hatte ich keine rechte Lust diesen Menschenkram zu machen. Ich überlegte wie ich abspringen könnte, ohne Alice wirklich zu kränken.
"Alice?! Ich... denke ich werde mich lieber etwas zurück ziehen. Ich werde für morgen Kraft brauchen." deutete ich ihr leise mein Unwohlsein an.
Ich war in diesem Moment wirklich dankbar dafür, das Alice keine Gedanken lesen konnte. Sie sah mich einen Moment verwirrt an, doch sofort hatte sie die Euphorie wieder gepackt. Den Blick, den mir das Mädchen zuwarf, konnte ich auch ohne ihre Gedanken lesen zu können, problemlos deuten: Wieso lässt du mich damit allein?
Sie mochte Alice, doch meine Schwester hatte die Angewohnheit gerne zu übertreiben. Es war nicht böse von ihr gemeint, doch sie zwang Bella geradezu das Mensch - Sein auf, welches sie aus Film und Fernsehen kannte.
"Wir sehen uns, Bella."
Ich betonte absichtlich ihren Namen und ging dann die Treppen zum ersten Stock hinauf. Wirklich wohl fühlte ich mich erst wieder, als ich in meinem Zimmer war und die Tür hinter mich geschlossen hatte. Noch immer war es etwas anstrengend, sich hier komplett zu integrieren, nachdem ich solange abwesend gewesen war. Nicht das meine Familie es mir nicht so einfach machte wie möglich. Sie waren äußerst verständnisvoll und gaben mir meinem Freiraum um mich hier wieder einzufinden.
Zuletzt von Olette Cullen am Sa 04 Apr 2009, 19:52 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kapitel 3 Noch ein Cullen (Teil 2)
In der Zwischenzeit hatte ich mein Zimmer schon ziemlich wohnlich eingerichtet. Eine Wand war mit zwei deckenhohen und breiten Regalen komplett bedeckt. In der einen Hälfte waren meine unzähligen Musik CDs, in der anderen meine aberdutzenden Bücher untergebracht. Eine breite bequeme Wohnlandschaft stand direkt vor der großen Fensterfront. Ich sah eigentlich nicht viel fern, doch ein TV - Gerät hing an der Wand gegenüber.
Über die Tür hatte ich ein großes Bild der Cliffs of Moher gehängt. Trotz all der Jahrzehnte, war Irland noch immer mein zuhause. Ich verband noch immer mein Leben damit, auch wenn es nicht besonders glücklich die meiste Zeit gewesen ist.
Ich atmete tief durch und ging zu der Couch. Das hier war mein Reich. Es war nicht mein erstes Zimmer, doch in diesem fühlte ich das erste Mal seit Jahren endlich wohl.
Ich griff unter die Couch und zog eine Gitarre hervor. Sie war schon alt und abgegriffen, doch ich liebte sie. So gut wie Edward Klavier spielen konnte, war ich zwar nicht, doch ich spielte mit eben solcher Leidenschaft. Ich konnte nicht wirklich komponieren. Meist zupfte ich vor mich hin oder spielte alte irische Volkslieder, die ich noch aus meiner Kindheit kannte.
Ich merkte garnicht wie lange ich vor mich hin spielte. Als ich das nächste Mal aufschaute war es bereits weit nach Mitternacht. Die anderen würden bald von der Jagd zurück kehren. Gedankenverloren betrachtete ich die Sterne, bis es leise klopfte.
"Herein." sagte ich, ohne mich zu vergewissern wer es war.
Ich wusste es, noch bevor ich zur Tür sah. Ihr Geruch war unverkennbar.
"Darf ich reinkommen?"
Ich nickte und legte meine Gitarre zur Seite. Der Mensch verschränkte die Hände hinter dem Rücken, nachdem sie die Tür geschlossen hatte und trat langsam auf mich zu. Sie lächelte unsicher.
"Warum verschränkst du die Hände hinter deinem Rücken?" fragte ich sie neugierig.
"Damit ich dich nicht aus Versehen berühre und du mich eventuell tötest." antwortete sie ehrlich. "Ich will ja nicht, das Edward dir hinterher böse ist."
Ich fing an zu lachen und schüttelte den Kopf.
"Er hat Recht! Du bist wirklich der merkwürdigste Mensch der mir je begegnet ist."
Sie lächelte nun etwas entspannter und kam weiter auf mich zu. Ich deutete auf das eine Ende meiner Couch.
"Setz dich ruhig. Ich versprech dich nicht zu beißen... Hast du Reißaus vor Alice genommen?"
Bella setzte sich und faltete die Hände in ihrem Schoß. Ich merkte eine leichte Spannung in ihrem Körperund ihr Herz schlug laut. Wer konnte es ihr verdenken, das sie nervös war?! Schließlich war ich trotz allem ein fremder Vampir. Und bereits einmal war sie in Gefahr geraten, weil sie glaubte Laurent würde ihr nichts tun.
"Ja, ich hab sie ja gern, aber..." sie zuckte mit den Schultern.
"Meine Schwester übertreibt es gerne. Das war schon immer so. Sie hat eine... eigene Sicht der Dinge."
Ich sah hinaus in die Dunkelheit, die bereits langsam anfing sich zu lichten. Eine Weile hing Schweigen zwischen uns.
"Alice sucht dich bereits... sie fragt Jasper und Mutter, ob sie dich gesehen hätten. Jasper sagt ihr, das du geschlafen hast, als er das letzte Mal nach dir sah. Mutter meint, das du auch ins Bad verschwunden sein könntest."
Sie sah mich kurz an. Dann strich sie sich eine Strähne hinter das Ohr und entblößte damit den Blick auf ihre Halsschlagader. Ich hatte mich jedoch bereits gut an ihren Anwesenheit gewöhnt und ich hatte nicht das dringende Bedürfnis sie umzubringen.
"Esme ahnt bestimmt, das ich mir einmal eine kurze Auszeit gönne..."
Sie zog ihre Beine an und machte es sich auf meiner Couch bequem.
"Du bist die einzige, die Esme und Carlisle Mutter und Vater nennt. Ich meine, Edward sagt zwar auch, das Esme oder Carlisle für ihn wie Eltern sind. Doch er nennt sie nicht so. Und die anderen tun es auch nicht."
Neugierig musterte sie mich. Ich zog ebenfalls meine Beine an.
"Weißt du... es ist bei mir anders als bei den anderen. Edward und die anderen hatten Eltern. Ich dagegen hatte nie eine Familie. Meine Mutter hat mich schon als Baby ins Waisenhaus gebracht. Das lässt mich annehmen, das sie mit meinem Vater nicht verheiratet war. Das war damals noch eine Schande. Ich wurde am 10.02.1905 geboren. Bereits drei Tage später wurde ich im Waisen haus aufgenommen. Im Gegensatz zu meinen Geschwistern erinnere ich mich noch recht gut an mein Menschenleben, auch wenn es schon so lange zurück liegt.
Esme und Carlisle sind für mich darum die einzigen Eltern die ich kenne. Ebenso sind auch die anderen für mich das, was Geschwistern am nächsten kommt. Sie lieben mich und ich liebe sie." antwortete ich ihrer Frage.
Bella nickte. Dann biss sie sich auf die Unterlippe.
"Kannst du denn meine Gedanken lesen?!"
Ich hörte ihre Neugier in der Stimme. Es war mir natürlich klar das Edward ihr diese Information über mich nicht vorenthalten hatte.
"Nein. Und ich kann Aro durchaus verstehen, das er neugierig darauf ist, was du später für Fähigkeiten besitzen wirst."
Ich stand auf und packte meine Gitarre wieder unter die Wohnlandschaft.
"Du hast letztens nicht ehrlich geantwortet, als ich gefragt habe was du davon hältst, das ich ein Teil eurer Familie werde. Du bist die einzige die ich nicht wirklich kenne, bis auf Rosalie. Aber mich interessiert deine Meinung. Schließlich verbringen wir bald eine Ewigkeit zusammen." schoss es geradezu aus ihr heraus.
"Es ist schon merkwürdig... Du machst Edward glücklich und das ist alles was für mich zählt. Eigentlich hätte ich es kaum für möglich gehalten, das sowas möglich ist, doch du beweist mir das Gegenteil. Du bist echt amüsant für einen Menschen. Allein deine Missgeschicke andauernd in Edwards Kopf mitanzusehen, lässt mich seit Jahrzehnten das erste Mal wieder richtig auflachen. Du bist mutiger, als ich glaubte. Du kommst in ein Haus voller Vampire und bezeichnest sie als deine Familie... Ich mag dich. Solange du Edward nicht weh tust, brauchst du vor mir nichts zu befürchten."
Ich rang mich zu einem weiteren Lächeln durch. Trotz das sie ein Mensch war, stimmte ich den anderen zu, das dieses Mädchen Edward mehr als nur gut tat.
"Aber wir haben etwas vor Edward zu befürchten, wenn Bella morgen früh nicht ausgeschlafen ist." kam es von der Tür.
Alice stand auf meiner Türschwelle und sah uns beide an.
"Okay, okay. Ich hab schon verstanden. Müde Bella, böser Edward."
Beschwichtigend hob Bella ihre Hände und fing wieder an zu lächeln. Sie stand auf und begab sich zu Alice. An der Tür wand sie sich noch einmal zu mir um.
"Danke, Deidra."
Dann huschte sie an meiner Schwester vorbei und war aus dem Zimmer verschwunden. Alice sah mich liebevoll an.
'Das hast du gerade wunderschön erklärt, Deidra.'
Und auch sie verließ mein Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Ich trat wieder vor das große Fenster.
Das erste Mal seit langer Zeit hatte ich allein mit einem Menschen zusamen gesessen. Und ich hatte sie nicht getötet. Anscheinend war ich doch nicht ganz so gefährlich, wie ich es vermutet hatte. Ansonsten wäre Alice sofort hier rein gestürmt und hätte mich aufgehalten. Doch das hatte sie nicht getan.
Edward hatte Recht, wer wettet schon gegen Alice.
Ich war nun viel zuversichtlicher auf den nächsten Tag gestimmt.
Über die Tür hatte ich ein großes Bild der Cliffs of Moher gehängt. Trotz all der Jahrzehnte, war Irland noch immer mein zuhause. Ich verband noch immer mein Leben damit, auch wenn es nicht besonders glücklich die meiste Zeit gewesen ist.
Ich atmete tief durch und ging zu der Couch. Das hier war mein Reich. Es war nicht mein erstes Zimmer, doch in diesem fühlte ich das erste Mal seit Jahren endlich wohl.
Ich griff unter die Couch und zog eine Gitarre hervor. Sie war schon alt und abgegriffen, doch ich liebte sie. So gut wie Edward Klavier spielen konnte, war ich zwar nicht, doch ich spielte mit eben solcher Leidenschaft. Ich konnte nicht wirklich komponieren. Meist zupfte ich vor mich hin oder spielte alte irische Volkslieder, die ich noch aus meiner Kindheit kannte.
Ich merkte garnicht wie lange ich vor mich hin spielte. Als ich das nächste Mal aufschaute war es bereits weit nach Mitternacht. Die anderen würden bald von der Jagd zurück kehren. Gedankenverloren betrachtete ich die Sterne, bis es leise klopfte.
"Herein." sagte ich, ohne mich zu vergewissern wer es war.
Ich wusste es, noch bevor ich zur Tür sah. Ihr Geruch war unverkennbar.
"Darf ich reinkommen?"
Ich nickte und legte meine Gitarre zur Seite. Der Mensch verschränkte die Hände hinter dem Rücken, nachdem sie die Tür geschlossen hatte und trat langsam auf mich zu. Sie lächelte unsicher.
"Warum verschränkst du die Hände hinter deinem Rücken?" fragte ich sie neugierig.
"Damit ich dich nicht aus Versehen berühre und du mich eventuell tötest." antwortete sie ehrlich. "Ich will ja nicht, das Edward dir hinterher böse ist."
Ich fing an zu lachen und schüttelte den Kopf.
"Er hat Recht! Du bist wirklich der merkwürdigste Mensch der mir je begegnet ist."
Sie lächelte nun etwas entspannter und kam weiter auf mich zu. Ich deutete auf das eine Ende meiner Couch.
"Setz dich ruhig. Ich versprech dich nicht zu beißen... Hast du Reißaus vor Alice genommen?"
Bella setzte sich und faltete die Hände in ihrem Schoß. Ich merkte eine leichte Spannung in ihrem Körperund ihr Herz schlug laut. Wer konnte es ihr verdenken, das sie nervös war?! Schließlich war ich trotz allem ein fremder Vampir. Und bereits einmal war sie in Gefahr geraten, weil sie glaubte Laurent würde ihr nichts tun.
"Ja, ich hab sie ja gern, aber..." sie zuckte mit den Schultern.
"Meine Schwester übertreibt es gerne. Das war schon immer so. Sie hat eine... eigene Sicht der Dinge."
Ich sah hinaus in die Dunkelheit, die bereits langsam anfing sich zu lichten. Eine Weile hing Schweigen zwischen uns.
"Alice sucht dich bereits... sie fragt Jasper und Mutter, ob sie dich gesehen hätten. Jasper sagt ihr, das du geschlafen hast, als er das letzte Mal nach dir sah. Mutter meint, das du auch ins Bad verschwunden sein könntest."
Sie sah mich kurz an. Dann strich sie sich eine Strähne hinter das Ohr und entblößte damit den Blick auf ihre Halsschlagader. Ich hatte mich jedoch bereits gut an ihren Anwesenheit gewöhnt und ich hatte nicht das dringende Bedürfnis sie umzubringen.
"Esme ahnt bestimmt, das ich mir einmal eine kurze Auszeit gönne..."
Sie zog ihre Beine an und machte es sich auf meiner Couch bequem.
"Du bist die einzige, die Esme und Carlisle Mutter und Vater nennt. Ich meine, Edward sagt zwar auch, das Esme oder Carlisle für ihn wie Eltern sind. Doch er nennt sie nicht so. Und die anderen tun es auch nicht."
Neugierig musterte sie mich. Ich zog ebenfalls meine Beine an.
"Weißt du... es ist bei mir anders als bei den anderen. Edward und die anderen hatten Eltern. Ich dagegen hatte nie eine Familie. Meine Mutter hat mich schon als Baby ins Waisenhaus gebracht. Das lässt mich annehmen, das sie mit meinem Vater nicht verheiratet war. Das war damals noch eine Schande. Ich wurde am 10.02.1905 geboren. Bereits drei Tage später wurde ich im Waisen haus aufgenommen. Im Gegensatz zu meinen Geschwistern erinnere ich mich noch recht gut an mein Menschenleben, auch wenn es schon so lange zurück liegt.
Esme und Carlisle sind für mich darum die einzigen Eltern die ich kenne. Ebenso sind auch die anderen für mich das, was Geschwistern am nächsten kommt. Sie lieben mich und ich liebe sie." antwortete ich ihrer Frage.
Bella nickte. Dann biss sie sich auf die Unterlippe.
"Kannst du denn meine Gedanken lesen?!"
Ich hörte ihre Neugier in der Stimme. Es war mir natürlich klar das Edward ihr diese Information über mich nicht vorenthalten hatte.
"Nein. Und ich kann Aro durchaus verstehen, das er neugierig darauf ist, was du später für Fähigkeiten besitzen wirst."
Ich stand auf und packte meine Gitarre wieder unter die Wohnlandschaft.
"Du hast letztens nicht ehrlich geantwortet, als ich gefragt habe was du davon hältst, das ich ein Teil eurer Familie werde. Du bist die einzige die ich nicht wirklich kenne, bis auf Rosalie. Aber mich interessiert deine Meinung. Schließlich verbringen wir bald eine Ewigkeit zusammen." schoss es geradezu aus ihr heraus.
"Es ist schon merkwürdig... Du machst Edward glücklich und das ist alles was für mich zählt. Eigentlich hätte ich es kaum für möglich gehalten, das sowas möglich ist, doch du beweist mir das Gegenteil. Du bist echt amüsant für einen Menschen. Allein deine Missgeschicke andauernd in Edwards Kopf mitanzusehen, lässt mich seit Jahrzehnten das erste Mal wieder richtig auflachen. Du bist mutiger, als ich glaubte. Du kommst in ein Haus voller Vampire und bezeichnest sie als deine Familie... Ich mag dich. Solange du Edward nicht weh tust, brauchst du vor mir nichts zu befürchten."
Ich rang mich zu einem weiteren Lächeln durch. Trotz das sie ein Mensch war, stimmte ich den anderen zu, das dieses Mädchen Edward mehr als nur gut tat.
"Aber wir haben etwas vor Edward zu befürchten, wenn Bella morgen früh nicht ausgeschlafen ist." kam es von der Tür.
Alice stand auf meiner Türschwelle und sah uns beide an.
"Okay, okay. Ich hab schon verstanden. Müde Bella, böser Edward."
Beschwichtigend hob Bella ihre Hände und fing wieder an zu lächeln. Sie stand auf und begab sich zu Alice. An der Tür wand sie sich noch einmal zu mir um.
"Danke, Deidra."
Dann huschte sie an meiner Schwester vorbei und war aus dem Zimmer verschwunden. Alice sah mich liebevoll an.
'Das hast du gerade wunderschön erklärt, Deidra.'
Und auch sie verließ mein Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Ich trat wieder vor das große Fenster.
Das erste Mal seit langer Zeit hatte ich allein mit einem Menschen zusamen gesessen. Und ich hatte sie nicht getötet. Anscheinend war ich doch nicht ganz so gefährlich, wie ich es vermutet hatte. Ansonsten wäre Alice sofort hier rein gestürmt und hätte mich aufgehalten. Doch das hatte sie nicht getan.
Edward hatte Recht, wer wettet schon gegen Alice.
Ich war nun viel zuversichtlicher auf den nächsten Tag gestimmt.
Zuletzt von Olette Cullen am Mo 20 Apr 2009, 23:44 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kapitel 4 Ein neues Auto, ein gebrochenes Handgelenk und ein vertrauter Geruch(Teil1)
Trotz des Hochgefühls das mich letzte Nacht noch durchströmt hatte, betrat ich am nächsten Morgen mit einem flauen Gefühl in der Magengegend die Garage.
Ich schaltete das Licht ein... und wäre beinahe wieder rückwärts hinausgestolpert.
Natürlich kannte ich die Autos meiner Geschwister und das meines Vaters. Doch es stand nun noch ein weiterer Wagen in der großen Garage.
Edward war zusammen mit meiner Mutter hinter mich getreten und lächelte über das ganze Gesicht, als ich mich zu ihm um wandte.
"Wessen Auto ist das denn?" fragte ich skeptisch.
Ich roch die Anwesenheit Bellas, noch bevor ich sie sah. Sie stieß zusammen mit Alice zu den anderen dazu. Ich wand meine Aufmerksamkeit wieder zu dem Wagen. In diesem Augenblick, als hätte er auf ein Zeichen gewartet, stieg mein Vater aus dem neuen Auto und lächelte ebenfalls breit.
"Das hier, ist jetzt deiner." sagte er und ließ die Schlüssel in meine Hand fallen.
Es war schwer mich zu überraschen. Nicht ganz so schwierig natürlich wie es bei Alice war, aber ich war normalerweise nicht schlecht darin, einem eine Überraschung zu verderben, weil ich sie schon vorher gehört hatte. Doch dieses Mal hatten sie es geschafft. Langsam traten die Worte meines Vaters in mein Bewusstsein.
Das war mein Auto!
Ich trat nun näher an den neuen Wagen und besah ihn mir nun genauer. Es war ein nagelneuer VW New Beetle. Ich roch das neue Leder. Er war wunderschön. Und er hatte meine Lieblingsfarbe. Er war Metallicgrün lackiert. An seinem Rückspiegel baumelte ein kleines Kleeblatt.
Ich drehte mich zu meiner Familie um und fiel ihnen einem nach dem anderen um den Hals. Bis auf Bella. Ihr lächelte ich strahlend zu.
"Er ist wundervoll!"
"Wir dachten uns, das du vielleicht bald ein eigenes Auto brauchen würdest. Bella, Alice und ich werden bald nicht mehr da sein. Schließlich gehen wir dann "offiziell" aufs College. Und du musst dir nicht die nächsten Monate den Rücksitz mit Alice teilen." grinste mein Bruder Edward.
Meine Mutter schloss mich noch einmal in ihre Arme und gab mir einen Kuss auf mein Haar.
"Ihr solltet dann vielleicht auch los. Carlisle hat mit der Schulleitung gesprochen, Deidra. Geh vor dem Unterricht noch ins Büro zu Mrs Cope."
Ich nickte und verabschiedete mich von meinen Eltern. Edward, Bella und Alice stiegen in den silbernen Volvo und ich wand mich zu nun meinem neuen Wagen. Ich winkte meinen Eltern zu und startete den Motor. Er schnurrte leise auf. Edwards Volvo schlängelte sich vor mich und fuhr vorraus. Natürlich fuhr er seine übliche Geschwindigkeit. Das hier war zwar mein erstes eigenes Auto, doch gefahren war ich schon oft. Wenn man es genau betrachtete, hatte Edward die Geschwindigkeit sogar von mir abgekupfert. Wir hatten den Führerschein immerhin zusammen gemacht. Es war damals mehr eine Wette gewesen, wer es schaffen würde, den Fahrlehrer zum erbleichen zu bringen. Ich will nicht angeben... doch ich hatte gewonnen.
So rasten wir dahin. Nach einiger Zeit kam die Forks High School in Sicht. Der Volvo fuhr auf den großen Parkplatz und ich folgte ihm. Ich parkte direkt neben Edwards Auto. Man sah es mir bestimmt nicht an, doch ich war etwas nervös. Nur weil ich Bella und ihren Vater nicht getötet hatte, hieß es noch lange nicht, das ich hier nicht in Versuchung geraten könnte. Wäre es möglich gewesen, hätte mein Gesicht wahrscheinlich vor Aufregung geglüht.
Eine ganze Welle von neuen Gedanken stürmten auf mich ein, als ich endlich bereit war auszusteigen. Ich brauchte einen Moment, um die fremden Stimmen in meinem Kopf so leise zu stellen, das sie nur noch als Hintergrundgeräusche zu hören waren. Das war nicht gerade einfach, doch ich bekam es irgendwie hin. Mein Bruder hatte mir nur erklären könne wie er es tat. Doch es dann selbst so hinzubekommen, war etwas wobei mir keiner helfen konnte. Edward und die anderen stiegen nun ebenfalls aus. Sofort legte er einen Arm um Bella.
"Wir sollten zu Mrs. Cope, Deidra. Das wird bestimmt lustig." grinste Edward wieder schief.
"Wieso?!" fragte ich etwas zerstreut. Ich tauchte gerade noch einmal in meinen Wagen um meine Tasche herauszuholen. Das Leiserstellen der Stimmen hatte auch den Nachteil, das ich ebenso Edwards und Alice Gedanken so leise gestellt hatte, das ich sie nicht einfach so herausfiltern konnte. Zu hause war das alles kein Problem für mich. Da ich Bellas Gedanken, ebenso wie Edward, nicht hören konnte, brauchte ich mich nie auf jemanden scharf stellen. Wenn jemand nicht wollte, das ich es hören sollte, was er dachte, baute er eine Mauer um seine Gedanken und dachte an etwas komplett unwichtiges.
"Weil Mrs. Cope einen Narren an uns gefressen hat. Beziehungsweise hat sie ein Auge auf mich geworfen." antwortete er.
Er ging einen Schritt vorraus und Alice legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich atmete tief durch. Tausend Gerüche stiegen mir in die Nase. Sie schwirrten umher und drohten mir die Sinne zu vernebeln. Ich konzentrierte mich auf meine Schritte um nicht auszubrechen. Alice drückte sanft meine Schulter.
'Du packst das schon. Ich sehe kein Blutbad, Deidra. Du wirst dich beherrschen können. Glaub mir!' flötete ihre Stimme durch meinen Kopf.
'Genau. Du bist eine Cullen und das wird schon dafür sorgen, das man sich von dir fernhalten wird. Ich konnte es auch. Und du bist tausendmal stärker als du denkst!' kam auch Edwards Stimme dazu.
'Was bin ich jetzt aber beruhigt!' kommentierte ich sarkastisch.
Und trotzdem ging ich zielstrebig weiter auf das Schulgebäude zu. Meine Geschwister führten mich über den Schulhof zu dem Verwaltungsgebäude. Sie rückten enger zusammen, sodass sie mich in ihre Mitte nahmen. Mir wurde bewusst, das sie versuchten mich etwas abzuschirmen. Trotzdem verfolgten mich einige neugierige Blicke. Das war durchaus verständlich. Ich war nicht gerade unauffällig. Besonders wenn man bedachte in welcher Gesellschaft ich unterwegs war. Doch Bella hatte mir versichert, das man auch sie neugierig an ihrem ersten Tag verfolgt hatte. Nach endlosen Momenten erreichten wir das Verwaltungsgebäude.
"Ich denke du solltest mit ihr reingehen, Alice. Die liebe Mrs. Cope kann sich immer so schlecht konzentrieren, wenn ich in ihrer Nähe bin." grinste Edward Alice wieder schief an.
"Okay." antwortete sie.
Ich seufzte, bevor ich die Tür aufstieß und mit Alice im Schlepptau eintrat.
Die Frau hinter dem langen Tresen sah auf, als sie die Tür hörte. Ihr prüfender Blick huschte von meiner Schwester zu mir und glitt von meinem Gesicht zu meinen Füßen und wieder zurück.
"Miss Cullen, nehme ich an?!" rief sie uns zu, während wir uns weiter auf sie zu bewegten.
"Ja. Mein Name ist Deidra Aideen Cullen. Sie müssen Mrs. Cope sein. Mein Bruder hat schon soviel von ihnen erzählt."
Ich konnte Alice in meinem Kopf lachen hören. Die Sekretärin lächelte geschmeichelt und wurde leicht rotfleckig auf den Wangen.
'Ach, dieser Edward Cullen. Er hat mir schon das Herz gestohlen, bevor er überhaupt richtig durch diese Tür getreten war. Wenn ich doch nur ein paar jünger wäre... doch er könnte mein Sohn sein!'
"Ihr Vater hat schon die Einzelheiten mit mir besprochen. Sie bekommen denselben Stundenplan, wie ihre Geschwister, damit sie direkt an ihre Kenntnisse aus Alaska anknüpfen können. Auch sie dürfen also keinen Sport machen?!" fragte sie mich mit hochgezogener Augenbraue.
"Oh ja. Ich habe so etwas ähnliches wie Glasknochen. Es könnte... schlimm ausgehen, wenn ich... unachtsam bin."
Ich konnte ihr ja wohl kaum sagen, das ich kräftig genug war, die Turngeräte ohne große Mühe in Kleinholz zu verarbeiten. Was würde erst passieren, wenn ich einen Ball treten würde?! Die Verletzungsgefahr für die anderen war einfach zu groß.
"Das ist ja schrecklich. Sie sind doch noch so jung. Ein Glück das ihr Vater direkt Arzt ist, nicht wahr?!"
Sie sah mich mitleidig an. Dann suchte sie nach meinen Unterlagen.
'Das arme Ding. So jung und schon so gehandicapt. Na wenigstens ist sie eine Schönheit. Das macht diese Krankheit bestimmt erträglicher. Ich frag mich was die in Alaska nur in ihr Trinkwasser mischen. Jeder der Cullens könnte glatt ein Model sein!'
"Hier. Das ist ihr Stundenplan. Und ein Lageplan, obwohl sie den wohl kaum brauchen werden, nicht wahr?! Lassen sie diesen Zettel von ihren Lehrern unterschreiben und geben sie diesen am Ende des Tages wieder hier ab. Dann wünsche ich ihnen einen schönen und erfolgreichen ersten Tag bei uns an der Forks High School."
Sie lächelte mich wieder freundlich an und reichte mir mehrere Zettel. Ich lächelte zurück, bevor ich mich mit Alice an meiner Seite abwandte und zur Tür hinaus ging.
Kaum war ich aus dem Gebäude, hörte ich Edward bereits lachen.
"Ich sagte doch, sie ist sehr interessant."
"Ja, interessant. Aber nicht, das sie unglaublich scharf auf dich ist!"
Ich sah ihn einem Moment lang schmunzelnd an, dann sah ich auf meinen Stundenplan. Mir stülpte es fast der Magen um. Mathematik war mein erstes Fach. Wie furchtbar! Ein Fach das mir nicht wirklich großen Spaß machte.
"Dafür musst du ins Hauptgebäude, dort drüben."
Bella hatte einen Blick auf meinen Plan geworfen.
"In das Gebäude muss ich auch. Ich zeig dir wo du hinmusst."
Wir verabschiedeten uns von meinen Geschwistern, die in ein anderes Gebäude mussten, und wir machten uns auf den Weg ins Hauptgebäude. Bella hielt wohlwissend etwas Abstand zu mir. Wir liefen den hell erleuchteten Gang entlang und hielten vor einem der Klassenzimmer.
"Ich würd dir ja gern auf die Schulter klopfen oder etwas ähnliches um dir viel Glück zu wünschen, aber ich denke es wäre kein guter Start für dich, wenn du noch vor der ersten Stunde einen Mord begehst."
Sie nahm das alles mit ziemlichen Humor. Und obwohl ich es eigentlich nicht wirklich für möglich gehalten hätte, fing ich an, sie wirklich immer mehr zu mögen.
"Da könntest du Recht haben. Das könnte meinen Start hier etwas erschweren."
Ich lächelte sie etwas nervös an und atmete erneut tief durch. Bella wartete bis ich über die Türschwelle trat, bevor sie sich abwendete.
In der Klasse wirbelten, lachten und unterhielten sie die Menschen angeregt. Die Gerüche strömten auf mich ein. Doch zu meinem Glück hielt sie mein Durst in Grenzen. Ich versuchte die neugierigen Blicke und die damit verbundenen Gedanken weitesgehend zu ignorieren. Was garnicht so einfach war. Die eine Hälfte der immer gleiche Gedanke, der mir entgegen schlug: 'Wer ist das denn?!'
Die andere Hälfte dachte: 'Wie sieht die denn aus?!'
Natürlich war ich auffallend, selbst wenn ich mich, so wie heute eher zurückhaltend kleidete. Ich trug eine normale blaue Jeans und ein dunkelgrünes Sweatshirt. Doch meine extreme Blässe bildete nun einmal einen starken Kontrast zu meiner blutroten Haarmähne, die ich heute locker zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Wieder versuchte ich die Gedanken leiser zu stellen. Ich suchte mir weit hinten einen leeren Platz. Bevor sich die Menschen weiter um mich kümmern konnten, betrat auch schon der Lehrer das Klassenzimmer. Augenblicklich kehrte Ruhe ein. Auch in den Köpfen. Mathematik hatte auch etwas gutes.
Die Leute konzentrieren sich dann mehr auf das Fach, als sie den Kopf über eine neue Schülerin zu zerbrechen.
Der Morgen zog an mir vorbei, ohne besondere Vorkommnisse. Die Lehrer beachteten mich zwar, doch nur zwei zwangen mich dazu, mich vorzustellen. Was ein kurzes Gemurmel in meinem Kopf ansteigen ließ.
Nach jeder Stunde stand entweder einer meiner Geschwister oder Bella vor der Tür um mich zur nächsten Stunde zu begleiten. Meine neuen Mitschüler hielten allerdings auch ohne ihr Zutun Abstand zu mir. Der Name Cullen hielt sie wohl davon ab, mir tatsächlich näher zu kommen. Meine Geschwister hatten ganz gute Arbeit geleistet um unser Geheimnis auch wirklich zu bewahren können.
Ich hatte nun noch eine Stunde Geschichte, bevor die Mittagspause beginnen würde. Edward tätschelte mir spielerisch den Kopf, bevor er mich in das Klassenzimmer schickte.
'Benimm dich, Schwesterchen!'
Zuletzt von Olette Cullen am Sa 04 Apr 2009, 19:54 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kapitel 4 Ein neues Auto, ein gebrochenes Handgelenk und ein vertrauter Geruch(Teil2)
Ich streckte ihm die Zunge heraus und schlug lachend seine Hand weg. Lachend drehte er sich um und verschwand in die Menge. Alles in allem war mein erster Tag bis jetzt wirklich gut verlaufen. Besser zumindest als was ich mir erhofft hatte.
Ich schulterte meine Tasche neu und begab mich in den Klassenraum. Der Raum war schon recht gut gefüllt. Wieder setzte ich mich auf einen Platz der noch nicht mit Taschen oder Jacken belegt war. Ich achtete eigentlich auch nicht besonders darauf wo ich mich hinsetzte.
Den Jungen neben mir nahm ich erst wahr, als ich seinen Geruch bemerkte und anschließend seine Gedanken hörte. Dann fiel mir das plappernde Mädchen auf, das ebenfalls am Tisch stand und auf ihn hinab sah.
"Also Robin!? Warum hast du mich gestern nicht zurück gerufen?! Du kommst tagelang nicht zur Schule und nicht einmal mir sagst du warum!"
Ihre Stimme war schrill und einfach unschön anzuhören. Natürlich war auch Bellas Stimme nicht so melodisch wie die meiner Familie, doch sie war angenehm. Diese hier schmerzte mich jedoch in den Ohren.
'Es interessiert dich doch eh nicht, was mit mir los ist! Hauptsache du hättest was zu tratschen!'
Ich sah ihn nicht an. Doch irgendwie erweckte er durch diesen Gedanken meine Aufmerksamkeit. Heute kann ich nicht mehr genau sagen, warum dem so war, doch ich wurde neugierig. Dieser Robin schien das Mädchen nicht besonders zu mögen. Verständlich. Sie roch nicht gerade köstlich. Ihr Parfüm war so intensiv, das ich seinen Geruch auch nur oberflächlich wahrnahm.
"Sandra, ich konnte dich einfach nicht anrufen. Es ist doch egal, weswegen ich nicht in der Schule war. Dich muss es auch nicht interessieren, nur der Direktor muss es wissen. Ist es nicht die Hauptsache, das ich wieder da bin?!" antwortete er ihr im gelangweiltem Ton.
Nun drehte ich den Kopf leicht zur Seite. Er sah halb zu ihr auf und stützte den Kopf auf eine Hand auf.
"Warum willst du mir nicht die Wahrheit sagen, Robin?! Ich dachte du vertraust mit!" maulte diese Sandra sogleich.
Doch bevor er ihr antworten konnte, betrat der Lehrer das Klassenzimmer. Diese Sandra sah noch einmal leicht verärgert zu meinem Banknachbarn. Dann ging sie davon. Mein Banknachbar Robin starrte weiterhin stur nach vorne.
'Als ob es irgendwenn interessieren würde, was wirklich los ist. Sie will ja nur mit mir zusammen sein, weil ich eine tragische Person bin. Wenn Mom nicht wäre, wäre ich schon lange weg...'
"Willst du vielleicht ein Foto von mir machen?! Dann hast du länger was davon?!" zischte er auf einmal in meine Richtung.
Ich hatte garnicht bemerkt das ich ihn angestarrt hatte. Etwas irritiert wich ich zurück und atmete nun wieder durch, da ich das wegen des aufdringlichen Parfüms des Menschen eben lieber unterlassen hatte. Sein Geruch trat nun deutlicher aus denen der anderen im Raum hervor. Er roch sehr angenehm, nach einer frischen grünen Wiese nach einem Frühlingsregen.
Dann stockte ich. Dieser Geruch war mir vertraut! Viel zu vertraut! Und es war einfach nicht möglich! Ich schüttelte innerlich den Kopf. Ich musste mich irren. Anders konnte ich es mir nicht erklären. Nun sah ich ihn genauer an, prägte mir jedes Detail seines Gesichtes ein. Er hatte dunkelblondes Haar und Augen von einer tiefen braunen Farbe, so das sie schon fast schwarz wirkten. Sein Gesicht war gleichmäßig und seine Lippen waren leicht geschwungen. Zwar wirkte seine ganze Erscheinung im Moment zornig, doch ich vermutete, das dies nicht alltäglich war.
"Ich... verzeih..." fing ich an zu stammeln.
Was war nur los mit mir? Ich war doch sonst nicht so?
Augenblicklich entkrampfte sich seine Haltung. Sein Blick wurde weicher.
"Entschuldige bitte. Ich wollte nicht unhöflich sein. Du kannst schließlich nichts für die Dummheit der Menschen... Du bist die neue Cullen, nicht wahr?!"
Er beugte sich leicht zu mir herüber und lächelte. Sein Geruch wurde noch betörender und intensiver. Doch eine Alice oder ein Edward stürmten nicht wie wild in diese Klasse. Trotzdem lehnte ich mich automatisch ein Stück zurück. Es war besser das Schicksal nicht herauszufordern.
"Ich hab auch einen Namen! Wäre nett, wenn du den auch benutzen würdest! Allein der Höflichkeit wegen. Mein Name ist Deidra Aideen Cullen."
Er leckte sich leicht über die Lippen und grinste. Dann streckte er mir eine Hand entgegegen, so wie auch Bella und Chief Swan es getan hatten.
"Aussergewöhnlicher Name. Aber das scheint bei euch ja in der Familie zu liegen. Gut, freut mich, Deidra. Ich bin Robin Peters."
Ich sah von der angebotenen Hand in sein Gesicht.
"Ähm... ich hab da so eine Phobie. Ich kann keine fremden Menschen berühren..."
Robin senkte die Hand und sah mich durchdrngend an. Er nickte und sah nach vorne. Den Rest der Stunde konzentrierte er sich auf das Fach.
Ich beobachtete ihn eingehend und überlegte, warum er mir so vertraut vorkam... denn mit demjenigen, mit dem ich den Geruch verband, hatte er nicht die geringste Ähnlichkeit.
Nicolas Finnigan...
Noch immer bereitete mir sein Name Schmerzen. Es war zum Teil auch sein Verdienst, das ich Angst hatte, das andere mich berühren könnten. Ich rutschte noch etwas weiter von Robin Peters ab. Es war eigentlich unmöglich, das ein Geruch gleich war. Und das hier war völlig undenkbar! Nicolas war tot. Er starb vor fünfzig Jahren! Und ich war leider nicht ganz unschuldig daran.
Mein Kopf fing an zu schwirren! Ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen.
Immer wieder rasten Bilder durch meinen Kopf... der erschrockene Gesichtsausdruck auf Nicolas Gesicht... das sanfte Lächeln, wenn er mich sah...
Ich schloss die Augen. Ich wollte mich daran nicht erinnern! Nicht jetzt! Nicht hier!
Das Kingeln welches nun die Stunde beendete, war mein Glück. Hastig klaubte ich meine Sachen zusammen und verschwand aus dem Klassenzimmer.
Auf dem Gang erkannte ich eine Tür weiter Bella, die gerade mit einem Jungen aus dem Raum trat. Ich hastete auf sie zu, ohne auch nur einen einzigen Menschen im Gang zu berühren.
"Bella?! Bella!?" rief ich ihr im Laufen zu.
Sie sah sich nach mir um und winkte mir zu. Ihr Gesicht sah irgendwie gequält aus.
"Hey, Deidra. Ich wollte dich gerade abholen. Darf ich dir vielleicht Mike Newton vorstellen?!"
Ich achtete nicht weiter auf ihn. Für mich gab es wichtigeres als irgendein Mensch, den sie anscheinend nicht besonders leiden mochte. Ich deutete hinter mich auf Robin Peters, der aus dem Klassenzimmer getreten war.
"Kennst du den..." doch weiter kam ich nicht.
Dieser Mike Newton unterbrach mich vehement. Es war offensichtlich das er nicht wusste, wer ich war.
'Wer glaubt die eigentlich zu sein?! Ich unterhalte mich gerade mit Bella. Fast hatte ich sie soweit das sie wieder einmal mit nach La Push zum Strand fährt. Und diese kleine Made macht alles kapputt. Das ist meine einzige Chance solange Cullen noch nicht in der Nähe ist!'
"Ähm, würdest du bitte ein bisschen Respekt vor den älteren haben?! Wir unterhalten uns gerade!"
Dann geschah alles so blitzschnell, das ein menschliches Auge es hätte nicht nicht erfassen können. Dieser Mike Newton schob mich sanft aber bestimmend zur Seite. Kaum hatte seine Hand meine Schulter berührt, schnellte meine Hand vor und umklammerte sein Handgelenk. Ruckartig riss ich das Gelenk nach oben. Es knackte leise. Ein tiefes Knurren erklang aus meiner Kehle. Augenblicklich stand Edward neben mir und löste sanft meine Finger von Mikes Handgelenk. Alice war an meiner anderen Seite erschienen und legte beruhigend eine Hand auf meine Schulter.
Schmerzverzerrt sah der Mensch zu meinem Bruder. Er hielt sich sein Handgelenk.
"Mike, Deidra hat es nicht besonders gern, wenn man sie anfasst. Sie hat da so eine Phobie..."
Bella sah entschuldigend den Menschen an. Edward jedoch konnte ein schiefes Grinsen nicht vermeiden. Er konnte diesen Mike nicht besonders gut leiden.
"Du meinst wohl eher, das sie einen Knall hat!" giftete Mike zurück.
Edward musste sie zusammen reißen um nicht bedrohlich zu knurren. So biss er die Zähne zusammen und taxierte Mike mit einem scharfen Blick.
"Du solltest damit vielleicht zur Krankenschwester, Newton. Es sieht so aus, als wäre es gebrochen."
Mike sah von einem zum anderen. Dann wand er sich, immer noch das Handgelenk haltend, ab und verschwand. Meine Schwester drückte sanft meine Schulter. Wir gingen zusammen in die Cafeteria in die Mittagspause. So wie der Rest der Menschen, stellten wir uns in die Schlange für die Essensausgabe. Menschenessen war mir, sowie auch meinen Geschwistern, zutiefst zuwieder. Wieder einmal spielten wir nur Theater. Während Bella ass, beugte sich Edward zu mir herüber.
"Dein erster Tag und schon brichst du der größten Nervensäge an dieser Schule mal eben das Handgelenk."
Ich seufzte tief.
"Tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was da mit mir los war."
Edward lächelte schief.
"Warum?! Ich war noch nie stolzer auf dich!"
Alice schlug ihm leicht auf den Oberarm. Grinsend wand er sich an Bella, die das Gespräch zwischen uns mit den Augen verfolgt hatte.
Mein Blick wanderte stattdessen durch die Cafeteria. Sofort fiel mein Auge wieder auf Robin Peters, ohne das ich es wirklich beabsichtigt hatte. Dieser saß allein an einem der Tische. Sein Essen war, wie das unsere, nicht angerührt. Er blickte gedankenverloren in die Ferne.
Und wieder erkannte ich nicht annähernd eine Ähnlichkeit zu Nicolas. Warum also roch er genauso wie er?!
'Warum machst du dir Gedanken um diesen Jungen?' fragte Edward, ohne mich direkt anzusehen.
'Er ... er erinnert mich nur an jemanden. Völlig uninteressant, sich weiter damit zu beschfäftigen, Edward!'
Dann zog ich meine Mauer um meine Gedanken um Edward aussen vorzulassen. Diese Dinge gingen ihn nichts an. Er würde sich nur Sorgen machen, wenn ich Nicolas erwähnen würde... was dazu führen würde, das auch der Rest meiner Familie sie unnötig Gedanken um mich machen würde...
Ich musste selbst damit fertig werden.
So vergrub ich mich in meinen Gedanken, ließ den restlichen Tag an mir vorbeiziehen und versuchte Nicolas Finnigan soweit wie möglich aus meinem Kopf zu verbannen.
Ich schulterte meine Tasche neu und begab mich in den Klassenraum. Der Raum war schon recht gut gefüllt. Wieder setzte ich mich auf einen Platz der noch nicht mit Taschen oder Jacken belegt war. Ich achtete eigentlich auch nicht besonders darauf wo ich mich hinsetzte.
Den Jungen neben mir nahm ich erst wahr, als ich seinen Geruch bemerkte und anschließend seine Gedanken hörte. Dann fiel mir das plappernde Mädchen auf, das ebenfalls am Tisch stand und auf ihn hinab sah.
"Also Robin!? Warum hast du mich gestern nicht zurück gerufen?! Du kommst tagelang nicht zur Schule und nicht einmal mir sagst du warum!"
Ihre Stimme war schrill und einfach unschön anzuhören. Natürlich war auch Bellas Stimme nicht so melodisch wie die meiner Familie, doch sie war angenehm. Diese hier schmerzte mich jedoch in den Ohren.
'Es interessiert dich doch eh nicht, was mit mir los ist! Hauptsache du hättest was zu tratschen!'
Ich sah ihn nicht an. Doch irgendwie erweckte er durch diesen Gedanken meine Aufmerksamkeit. Heute kann ich nicht mehr genau sagen, warum dem so war, doch ich wurde neugierig. Dieser Robin schien das Mädchen nicht besonders zu mögen. Verständlich. Sie roch nicht gerade köstlich. Ihr Parfüm war so intensiv, das ich seinen Geruch auch nur oberflächlich wahrnahm.
"Sandra, ich konnte dich einfach nicht anrufen. Es ist doch egal, weswegen ich nicht in der Schule war. Dich muss es auch nicht interessieren, nur der Direktor muss es wissen. Ist es nicht die Hauptsache, das ich wieder da bin?!" antwortete er ihr im gelangweiltem Ton.
Nun drehte ich den Kopf leicht zur Seite. Er sah halb zu ihr auf und stützte den Kopf auf eine Hand auf.
"Warum willst du mir nicht die Wahrheit sagen, Robin?! Ich dachte du vertraust mit!" maulte diese Sandra sogleich.
Doch bevor er ihr antworten konnte, betrat der Lehrer das Klassenzimmer. Diese Sandra sah noch einmal leicht verärgert zu meinem Banknachbarn. Dann ging sie davon. Mein Banknachbar Robin starrte weiterhin stur nach vorne.
'Als ob es irgendwenn interessieren würde, was wirklich los ist. Sie will ja nur mit mir zusammen sein, weil ich eine tragische Person bin. Wenn Mom nicht wäre, wäre ich schon lange weg...'
"Willst du vielleicht ein Foto von mir machen?! Dann hast du länger was davon?!" zischte er auf einmal in meine Richtung.
Ich hatte garnicht bemerkt das ich ihn angestarrt hatte. Etwas irritiert wich ich zurück und atmete nun wieder durch, da ich das wegen des aufdringlichen Parfüms des Menschen eben lieber unterlassen hatte. Sein Geruch trat nun deutlicher aus denen der anderen im Raum hervor. Er roch sehr angenehm, nach einer frischen grünen Wiese nach einem Frühlingsregen.
Dann stockte ich. Dieser Geruch war mir vertraut! Viel zu vertraut! Und es war einfach nicht möglich! Ich schüttelte innerlich den Kopf. Ich musste mich irren. Anders konnte ich es mir nicht erklären. Nun sah ich ihn genauer an, prägte mir jedes Detail seines Gesichtes ein. Er hatte dunkelblondes Haar und Augen von einer tiefen braunen Farbe, so das sie schon fast schwarz wirkten. Sein Gesicht war gleichmäßig und seine Lippen waren leicht geschwungen. Zwar wirkte seine ganze Erscheinung im Moment zornig, doch ich vermutete, das dies nicht alltäglich war.
"Ich... verzeih..." fing ich an zu stammeln.
Was war nur los mit mir? Ich war doch sonst nicht so?
Augenblicklich entkrampfte sich seine Haltung. Sein Blick wurde weicher.
"Entschuldige bitte. Ich wollte nicht unhöflich sein. Du kannst schließlich nichts für die Dummheit der Menschen... Du bist die neue Cullen, nicht wahr?!"
Er beugte sich leicht zu mir herüber und lächelte. Sein Geruch wurde noch betörender und intensiver. Doch eine Alice oder ein Edward stürmten nicht wie wild in diese Klasse. Trotzdem lehnte ich mich automatisch ein Stück zurück. Es war besser das Schicksal nicht herauszufordern.
"Ich hab auch einen Namen! Wäre nett, wenn du den auch benutzen würdest! Allein der Höflichkeit wegen. Mein Name ist Deidra Aideen Cullen."
Er leckte sich leicht über die Lippen und grinste. Dann streckte er mir eine Hand entgegegen, so wie auch Bella und Chief Swan es getan hatten.
"Aussergewöhnlicher Name. Aber das scheint bei euch ja in der Familie zu liegen. Gut, freut mich, Deidra. Ich bin Robin Peters."
Ich sah von der angebotenen Hand in sein Gesicht.
"Ähm... ich hab da so eine Phobie. Ich kann keine fremden Menschen berühren..."
Robin senkte die Hand und sah mich durchdrngend an. Er nickte und sah nach vorne. Den Rest der Stunde konzentrierte er sich auf das Fach.
Ich beobachtete ihn eingehend und überlegte, warum er mir so vertraut vorkam... denn mit demjenigen, mit dem ich den Geruch verband, hatte er nicht die geringste Ähnlichkeit.
Nicolas Finnigan...
Noch immer bereitete mir sein Name Schmerzen. Es war zum Teil auch sein Verdienst, das ich Angst hatte, das andere mich berühren könnten. Ich rutschte noch etwas weiter von Robin Peters ab. Es war eigentlich unmöglich, das ein Geruch gleich war. Und das hier war völlig undenkbar! Nicolas war tot. Er starb vor fünfzig Jahren! Und ich war leider nicht ganz unschuldig daran.
Mein Kopf fing an zu schwirren! Ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen.
Immer wieder rasten Bilder durch meinen Kopf... der erschrockene Gesichtsausdruck auf Nicolas Gesicht... das sanfte Lächeln, wenn er mich sah...
Ich schloss die Augen. Ich wollte mich daran nicht erinnern! Nicht jetzt! Nicht hier!
Das Kingeln welches nun die Stunde beendete, war mein Glück. Hastig klaubte ich meine Sachen zusammen und verschwand aus dem Klassenzimmer.
Auf dem Gang erkannte ich eine Tür weiter Bella, die gerade mit einem Jungen aus dem Raum trat. Ich hastete auf sie zu, ohne auch nur einen einzigen Menschen im Gang zu berühren.
"Bella?! Bella!?" rief ich ihr im Laufen zu.
Sie sah sich nach mir um und winkte mir zu. Ihr Gesicht sah irgendwie gequält aus.
"Hey, Deidra. Ich wollte dich gerade abholen. Darf ich dir vielleicht Mike Newton vorstellen?!"
Ich achtete nicht weiter auf ihn. Für mich gab es wichtigeres als irgendein Mensch, den sie anscheinend nicht besonders leiden mochte. Ich deutete hinter mich auf Robin Peters, der aus dem Klassenzimmer getreten war.
"Kennst du den..." doch weiter kam ich nicht.
Dieser Mike Newton unterbrach mich vehement. Es war offensichtlich das er nicht wusste, wer ich war.
'Wer glaubt die eigentlich zu sein?! Ich unterhalte mich gerade mit Bella. Fast hatte ich sie soweit das sie wieder einmal mit nach La Push zum Strand fährt. Und diese kleine Made macht alles kapputt. Das ist meine einzige Chance solange Cullen noch nicht in der Nähe ist!'
"Ähm, würdest du bitte ein bisschen Respekt vor den älteren haben?! Wir unterhalten uns gerade!"
Dann geschah alles so blitzschnell, das ein menschliches Auge es hätte nicht nicht erfassen können. Dieser Mike Newton schob mich sanft aber bestimmend zur Seite. Kaum hatte seine Hand meine Schulter berührt, schnellte meine Hand vor und umklammerte sein Handgelenk. Ruckartig riss ich das Gelenk nach oben. Es knackte leise. Ein tiefes Knurren erklang aus meiner Kehle. Augenblicklich stand Edward neben mir und löste sanft meine Finger von Mikes Handgelenk. Alice war an meiner anderen Seite erschienen und legte beruhigend eine Hand auf meine Schulter.
Schmerzverzerrt sah der Mensch zu meinem Bruder. Er hielt sich sein Handgelenk.
"Mike, Deidra hat es nicht besonders gern, wenn man sie anfasst. Sie hat da so eine Phobie..."
Bella sah entschuldigend den Menschen an. Edward jedoch konnte ein schiefes Grinsen nicht vermeiden. Er konnte diesen Mike nicht besonders gut leiden.
"Du meinst wohl eher, das sie einen Knall hat!" giftete Mike zurück.
Edward musste sie zusammen reißen um nicht bedrohlich zu knurren. So biss er die Zähne zusammen und taxierte Mike mit einem scharfen Blick.
"Du solltest damit vielleicht zur Krankenschwester, Newton. Es sieht so aus, als wäre es gebrochen."
Mike sah von einem zum anderen. Dann wand er sich, immer noch das Handgelenk haltend, ab und verschwand. Meine Schwester drückte sanft meine Schulter. Wir gingen zusammen in die Cafeteria in die Mittagspause. So wie der Rest der Menschen, stellten wir uns in die Schlange für die Essensausgabe. Menschenessen war mir, sowie auch meinen Geschwistern, zutiefst zuwieder. Wieder einmal spielten wir nur Theater. Während Bella ass, beugte sich Edward zu mir herüber.
"Dein erster Tag und schon brichst du der größten Nervensäge an dieser Schule mal eben das Handgelenk."
Ich seufzte tief.
"Tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was da mit mir los war."
Edward lächelte schief.
"Warum?! Ich war noch nie stolzer auf dich!"
Alice schlug ihm leicht auf den Oberarm. Grinsend wand er sich an Bella, die das Gespräch zwischen uns mit den Augen verfolgt hatte.
Mein Blick wanderte stattdessen durch die Cafeteria. Sofort fiel mein Auge wieder auf Robin Peters, ohne das ich es wirklich beabsichtigt hatte. Dieser saß allein an einem der Tische. Sein Essen war, wie das unsere, nicht angerührt. Er blickte gedankenverloren in die Ferne.
Und wieder erkannte ich nicht annähernd eine Ähnlichkeit zu Nicolas. Warum also roch er genauso wie er?!
'Warum machst du dir Gedanken um diesen Jungen?' fragte Edward, ohne mich direkt anzusehen.
'Er ... er erinnert mich nur an jemanden. Völlig uninteressant, sich weiter damit zu beschfäftigen, Edward!'
Dann zog ich meine Mauer um meine Gedanken um Edward aussen vorzulassen. Diese Dinge gingen ihn nichts an. Er würde sich nur Sorgen machen, wenn ich Nicolas erwähnen würde... was dazu führen würde, das auch der Rest meiner Familie sie unnötig Gedanken um mich machen würde...
Ich musste selbst damit fertig werden.
So vergrub ich mich in meinen Gedanken, ließ den restlichen Tag an mir vorbeiziehen und versuchte Nicolas Finnigan soweit wie möglich aus meinem Kopf zu verbannen.
Zuletzt von Olette Cullen am So 11 Okt 2009, 17:19 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kapitel 5 Entscheidungen (Teil 1)
Der Tag war nur so vorbeigezogen. Bis auf das kleinere Missgeschick mit Mike Newton, war alles reibungslos abgelaufen. Irgendwie freute ich mich sogar auf den heutigen Schultag. Ich beschloss allerdings mich von Robin Peters fern zu halten. Das war zum besten aller.
Edward hatte zwar ein paar Mal versucht meine Mauer zu durchbrechen, doch er hatte es nicht geschafft. Das hatte ihn natürlich stutzig gemacht. Er war es nicht gewohnt, meine Gedanken nicht lesen zu können. Das war etwas, was seine Aufmerksamkeit nur noch mehr auf mich lenkte. Es war klar das er nur darauf wartete mit mir allein zu sein, um mich zu löchern. Doch ich hatte mich eilig nach der Schule in mein Zimmer verzogen. Meine Mutter war zwar kurz vorbeigekommen um mich auszufragen, zweifellos eine Idee Edwards, aber ich lieferte ihr die richtigen Antworten und war einfach nur froh das sie diese Gabe des Gedankenlesens nicht besaß.
Nach dem gestrigen Tag, war es nicht mehr ganz so schlimm, das Gestarre und das Getuschel zu ertragen. Wie immer hatten meine Geschwister Recht behalten. Meine Sinne desensibilisierten sich langsam. Der Vormittag war im nu vorbei. Ich hatte mich nur auf den Unterricht konzentriert, denn sobald ich meinem Kopf eine Minute Ruhe gönnte, begannen meine Gedanken seltsame Formen anzunehmen. Das konnte ich auf keinen Fall zulassen. Es klingelte zum Ende der Stunde und vor der Tür erwarteten mich meine beiden Geschwister und Bella um mich in die Cafeteria zu begleiten. Robin Peters war mir heute noch nicht begegnet. Trotz das ich mir vorgenommen hatte, nicht an ihn oder an Nicolas Finnigan zu denken, konnte ich es nicht verhindern, das beide mir durch den Kopf geisterten.
Warum nur, war es der gleiche Geruch?!
Es waren zwei völlig verschiedene Menschen, ganz davon abgesehen, das sie in völlig unterschiedlichen Zeitepochen lebten.
Ich war so hinter meiner Mauer in meinen Gedanken vertieft, das ich mir nicht einmal die Mühe machte, mir etwas auf das Essenstablett zu laden. Nicht das selbst wenn ich es doch getan hätte, es auch gegessen hätte.
Wir setzten uns an den selben Tisch wie den Tag zuvor. Edward und Alice rührten ebenfalls ihr Essen nicht an. Bella beugte sich über den Tisch, als sie fertig war.
"Was hast du denn gleich nach dem Mittagessen?" fragte sie mich.
Ich zog meinen Stundenplan aus meiner Tasche und legte ihn auf den Tisch.
"Aha, Biologie... sehr interessant..." grinste Edward.
"Wieso?... ach ja, du und Bella habt euch ja in dem Fach kennen gelernt... aber glaube nicht, das ich auch mit einem Menschen nach Hause kommen werde, Edward..."
Ich faltete meinen Plan wieder zusammen und packte ihn zurück. Als ich wieder aufsah, lächelte er noch immer verschmitzt.
"Oh, keine Sorge. Das verlange ich auch nicht von dir. Obwohl sie sehr lustig sind! Es gibt sogar für unsereins noch immer etwas neues zu entdecken... Menschen die zum Beispiel Blut riechen können..."
Seine Augen huschten zu Bella, die sich nun verlegen nach hinten lehnte. Ein Lächeln huschte nun auch über mein Gesicht und ich sah sie fragend an.
"Stimmt es eigentlich, was Edward mir erzählt hat... Du kannst Blut riechen?! Das ist wirklich außergewöhnlich. Menschen können das normalerweise nicht."
Ich zuckte beeindruckt mit den Schultern.
Bella biss sich auf die Unterlippe.
"Ich glaube wir hatten schon geklärt, das ich wohl nicht ganz normal bin! Ich finde es nun mal unangenehm. Mir wird bei dem Geruch übel!"
"Dir wird übel?! Du weißt aber schon, das du dich später einmal von Blut ernähren musst, oder?! Und so jemand will ein Vampir werden!"
Ich fing an leise zu kichern, während Bella die Arme vor der Brust verschränkte und Edward mit den Blicken halb erdolchte. Inzwischen hatte ich allerdings herausgefunden, das ihre Wut auf meinen Bruder schnell verrauchte... meist dann wenn er anfing zu lächeln.
Es läutete erneut. Wir erhoben uns und brachten die Tabletts weg. Alice begleitete mich anschließend zum Biologieraum. Bevor sie sich von mir verabschiedete, hielt ich sie noch einmal fest.
"Alice?! Sag mal... siehst du eigentlich... mich noch einmal... die Kontrolle... verlieren?"
Meine Schwester sah mich skeptisch an. Schnell hatte sie allerdings verstanden, wovon ich redete. Sie schloss daraus, weswegen ich den Tag zuvor so verschlossen war.
Alice legte mir eine Hand auf den Arm.
"Keine Panik, Deidra. Jeder kann einmal... die Kontrolle verlieren. Dein Ausbruch ist fünfzig Jahre her. Aber deswegen kannst du nicht jedes Mal Angst bekommen, wenn du einem Menschen begegnest. Solange du nicht beschließt deinem Verlangen nach zu geben, werde ich auch nichts sehen! Du hast gestern niemanden umgebracht. Und das wirst du auch heute nicht tun!"
Sie lächelte mich einnehmend an. Dann knuffte sie mich kurz aufmunternd in die Seite und ging davon. Ich drehte mich um und atmete tief durch. Alice hatte mir neuen Mut gemacht. Schließlich hatte sie gesagt, das ich niemanden umbringen würde. Ich hatte nicht ohne Grund gefragt. Vor dem Klassenzimmer war mir erneut der vertraute Geruch in die Nase gestiegen.
Das bedeutete das Robin Peters nicht weit entfernt war.
Ich ging in das Klassenzimmer. Doch sobald ich durch die Tür getreten war, begann mein Entschluss heftig zu wanken. Robin Peters saß an einem der Tische und sah mich freundlich an, als er mich erblickte.
'Das könnte interessant werden...'
Ich versuchte die Gedanken leiser zu stellen und hörte erneut auf zu atmen.
"Miss Cullen nehme ich an... würden sie bitte Platz nehmen?! Ich würde gerne mit dem Unterricht beginnen."
Mr. Banner sah mich erwartungsvoll an und deutete auf den freien Platz ausgerechnet neben Robin. Ich nickte und ging wiederstrebend auf den freien Stuhl zu. Hastig senkte ich meinen Blick auf meine Unterlagen, die ich aus der Tasche zog. Trotzdem spürte ich Robins prüfenden Blick auf mir ruhen.
"Sag mal... bist du zufällig mit Wonderwoman oder Superman verwandt?!" fragte er mich leise.
Nun sah ich äußerst irritiert auf, obwohl ich mir verboten hatte ihn direkt anzusehen. Ich erinnerte mich daran, das auch Bella Edward solche Fragen gestellt hatte. Sie war zu dem Zeitpunkt bereits dabei, seine Identität und die meiner Familie zu erforschen.
Er schien die Frage zwar humorvoll gestellt zu haben, doch es war auch Neugierde dahinter.
Ob er schon wusste, wie weit ab er vom Schlag war?!
"Wie kommst du denn bitte schön darauf?!" fragte ich gespielt pikiert.
Er sah noch einmal zu Mr. Banner, dann wand er sich wieder zu mir und antwortete flüsternd.
"Das warst doch du, die Mike Newton gestern das Handgelenk gebrochen hat, oder nicht?!"
Ich schluckte. Ich hatte gehofft, das alles so schnell gegangen war, das es niemand mitbekommen hatte. Doch manche Menschen haben äußerst sensible Sinne was diese Bewegungen angeht. In Robins Kopf sah ich, wie er nur eine paar Meter entfernt von mir entfernt gestanden hatte. Ich hatte ihn einfach nicht bemerkt, so geblendet war ich gewesen. Er hatte beobachtet, wie leicht Mikes Gelenk gebrochen war, als ich es in der Hand hatte.
"Du hast echt eine blühende Fantasie, weißt du das?! Wie soll ich das denn bitteschön angestellt haben?! Weißt du wieviel Kraft man braucht um jemanden das Gelenk zu brechen?!" lachte ich leise auf.
Er legte die Stirn in Falten.
"Ich weiß auch nicht wie, aber du hast es irgendwie geschafft! Du hast ihn am Handgelenk berührt und heute trägt er einen Gips!"
"Ein blöder Zufall. Nichts weiter. Was weiß ich denn, was dieser Mike Newton angestellt hat. Ich bin ja wohl kaum in der körperlichen Verfassung irgendjemanden das Handgelenk zu brechen. Das ist einfach absurd! Und jetzt möchte ich mich bitte auf den Unterricht konzentrieren, wenn du nichts dagegen hast!"
Ich drehte mich demonstrativ nach vorne. Robin durchbohrte mich geradezu mit seinen Blicken.
'Irgendetwas stimmt an dieser Story so ganz und garnicht! Die ganzen Cullens sind einfach zu merkwürdig! Jacob hatte Recht! Aber ich werde schon herausfinden was es mit ihr auf sich hat!'
"Schön, wie du meinst."
Auch er wand sich wieder nach vorne. Er hatte sich etwas bei dieser Unterhaltung aufgeregt. Das brachte sein Blut in Wallung und ich spürte das Adrenalin in ihm aufsteigen. Ich hörte es in seinen Adern pumpen und rauschen. Meine Konzentration ließ nach und meine Selbstbeherrschung ging den Bach runter. Sein Geruch durchströmte meine Sinne, ließ sie schwingen und vibrieren. In meinen Gedanken fragte ich mich, wie er wohl schmecken würde. Wäre es so wie bei...
Ich krallte meine Finger in die Tischplatte und hörte auf einzuatmen. Doch dieses Mal half es nicht. Erinnerungen stürzten auf mich hinab und begruben mich erneut unter heftigen Schuldgefühlen und stetigem Verlangen, dem Monster in mir endlich nachzugeben. Nicolas Finnigan tauchte vor meinem inneren Auge auf, wechselte von seinem hellen liebevollem Gesicht, in das erstaunte und skeptische von Robin Peters.
Und dann spürte ich etwas in mir aufsteigen, was ich ebenfalls seit Jahren nicht mehr gespürt hatte. Tränen brannten in meinen Augenwinkeln.
Ich konnte nicht mehr. Das was hier mit mir geschah machte mir selbst Angst. Alice musste sich einfach irren. Ich sprang eilig auf. Mr. Banner und der Rest meiner Mitschüler sahen mich interessiert an.
"Ich... mir geht es nicht gut, Mr. Banner. Entschuldigen sie bitte!"
Ohne eine Antwort abzuwarten, klaubte ich meine Sachen zusammen und stürmte aus dem Klassenzimmer. Ich lief schneller sobald ich auf dem Gang war. Alles was ich wollte, war weg von hier. Forks tat mir nicht gut. Ich hätte es vorher wissen müssen und kam doch hierher zurück.
Wie ich bereits erwartet hatte, stand Alice an mein Auto angelehnt. Noch bevor sie etwas sagen konnte, schob ich sie zur Seite und schloss die Tür auf.
"Deidra..." setzte sie an, als ich ein einstieg.
"Nein, Alice! Egal was du jetzt sagst! Ich muss es einfach tun! Ich brauche das!"
Ich schlug die Tür zu und startete den Motor. Ich setzte zurück und fuhr vom Parkplatz. Für mich stand kurz darauf fest, wo ich hinfahren wollte.
Mein Weg führte mich nach Seattle. Seit fünfzig Jahren war ich nicht in dieser Stadt gewesen. Doch ich wusste ganz genau wo ich hin musste. Als würde mich etwas überirdisches leiten. In einer Seitenstraße blieb ich stehen und stieg aus. Langsam ging ich auf das große schmiederne Tor zu. Es quietschte leicht, als ich es öffnete. Zielstrebig bewegte ich mich durch die vielen verschiedenen Zement - und Marmorblöcke. Nach etwas zehnminütigem Fußmarsch, erreichte ich mein Ziel und blieb stehen.
Ich atmete tief durch, das erste Mal seit ich das Klassenzimmer verlassen hatte. Kein Mensch war zugegen. In diesen alten Teil verirrte sich kaum jemand.
"Hey, Nicolas." sagte ich zögerlich und leicht zitternd.
Ich sah auf den flachen und einfachen Grabstein hinab. Siebzehn Jahre trennten das Geburtsdatum von dem Todesdatum. Es musste Ironie sein, das gestern sein Todestag gewesen war. Durch die Veränderung der Umstände in meinem Leben in den letzten Wochen, hatte ich es doch glatt übersehen. Was würde er mich jetzt dafür tadeln... wenn er hier wäre...
"Ich weiß, es ist schon ein paar Jahre her, das ich bei dir war. Aber das heißt nicht, das ich dich vergessen hätte, Nicolas. Ich hab mir nur verboten an dich zu denken. Es... tat zu sehr weh."
Ich legte mich neben den Stein und starrte in den bewölkten Himmel. Mir wurde wieder einmal bewusst, das ich es sein sollte, der nun hier neben ihm liegt. Ich sollte genauso... Genauso tot sein, war nicht der richtige Ausdruck dafür, doch es kam dem näher als jede Beschreibung die ich dafür hätte finden können.
"Du wirst es mir kaum glauben, Nicolas, aber ich habe jemanden getroffen, der genauso gut riecht wie du. Ich dachte, das wäre unmöglich, doch ich vertue mich nicht. Er sieht dir nicht einmal ähnlich!
Und trotzdem... ist es gefährlich, sich in seiner Nähe aufzuhalten. Ich bin nicht... ich weiß nicht, wie gut ich mich unter Kontrolle habe... Schon einmal habe ich gedacht, das mein Wille stärker ist, und schau wohin es dich und mich geführt hat. Du erkennst also mein Dilemma."
Die Wolken zogen über mich dahin. Mein Handy klingelte. Zweifellos war es entweder Edward oder Alice. Oder irgend jemand anders aus meiner Familie. Stundenlang lag ich dort auf diesem Boden. Die Ruhe auf diesem Friedhof tat mir gut. Keine Gedanken stürmten auf mich ein. Einmal war ich ganz allein. Ich weiß nicht, wieviele Stunden ich tatsächlich so da lag.
Wie gesagt, war dieser Teil des Friedhofes kaum besucht. Doch das konnte daran liegen, das die meisten, Gräber hier über fünfzig Jahre alt waren und die Menschen die sie einst pflegten, ebenfalls alt und gebrechlich oder gar tot waren.
Es fing langsam an zu dämmern, als ich mich wieder aufsetzte. Ich hatte einen Entschluss gefasst. Es würde nicht einfach für mich werden, doch auch damals war diese Entscheidung besser gewesen.
Zuletzt von Olette Cullen am So 05 Apr 2009, 16:32 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kapitel 5 Entscheidungen (Teil 2)
Mein Blick wanderte ein letztes Mal zu dem Grabstein.
"Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich es tun, Nicolas. Ich hoffe das weißt du."
Ich hauchte einen Kuss auf meine Finger und berührte sanft den kalten Stein. Dann verließ ich eilig den Friedhof. Ich stieg wieder in mein Auto und raste zurück in Richtung Forks. Doch ich fuhr nicht nach Hause. Mein Weg führte mich in das Krankenhaus meines Vaters. Er hatte heute Dienst und würde dort anzutreffen sein. Ich parkte auf dem großen Parkplatz. Meine Nerven flatterten leicht. Das was ich nun vorhatte war nicht einfach.
Ich straffte meine Schultern und hörte auf zu atmen. Noch nie war ich in dem Krankenhaus gewesen. Was mich erwarten könnte, wusste ich nicht. Ich war mir aber ziemlich sicher , das es sich seit meiner Lebzeit verändert hatte.
Ich trat in das Foyer und suchte an der großen Schautafel an der Wand nach der Station meines Vaters. Nachdem ich diese gefunden hatte, wand ich mich zu den Aufzügen und fuhr in die vierte Etage und erreichte mein Ziel.
Mein Vater stand bereits vor dem Schwesternzimmer und sah mich an.
Alice musste ihm gesagt haben, das ich kommen würde, sobald mein Entschluss feststand. Da ich immer noch nicht atmete, fiel es mir nicht allzu schwer, einen klaren Kopf für das nun kommende Gespräch zu haben.
"Deidra! Esme hat sich solche Sorgen um dich gemacht. Und wir anderen auch! Warum gehst du nicht an dein Telefon?"
Er sah besorgt auf mich hinab. Ich zuckte mit den Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Frage war berechtigt. Mir war natürlich klar, das meine Familie sich Sorgen gemacht hatte. Aber ich hatte einfach nur allein sein wollen.
"Entschuldige Vater. Ich wollte nicht, das ihr euch Sorgen macht. Ich brauchte nur Zeit zum Nachdenken. Es ..."
Ich senkte den Blick. Aufgeregt biss ich mir auf die Unterlippe. Wie sollte ich es nun erklären?! Dann fasste ich mir ein "Herz".
"Ich... glaub ich muss wieder gehen, Vater. Es ist keine gute Idee gewesen, das ich hierher zurück kehre..."
"Deidra, ..." setzte er leise an.
"Carlisle?!"
Mein Vater drehte sich um. Ein anderer Arzt war auf ihn zu getreten. Er sah ihn fragend an und deutete auf ein Krankenblatt in seiner Hand.
"Können sie mir vielleicht mit diesem Patienten helfen? Sie sind doch sehr gut im Stellen eine Diagnose."
"Ja, ich komme sofort."
Der andere Arzt nickte kurz und ging in eines der Krankenzimmer. Dann wand mein Vater sich wieder an mich. Er legte mir eine Hand auf die Wange und strich mir liebevoll darüber.
'Warte hier. Geh nicht weg, bevor wir über alles geredet haben, was dir auf der Seele lastet.'
Ich nickte und lehnte mich gegen die Wand. Mein Vater lächelte mich liebevoll an. Er wollte mich nicht wirklich allein lassen.
"Geh ruhig. Ich werde hier warten."
Mit einem letzten Blick auf mich, ging er davon um seinen Kollegen zu folgen. Ich versuchte mich auf den nächsten Teil des Gespräches vorzubereiten. Er würde versuchen mich davon abzuhalten, zu gehen. Denn es würde meiner Mutter das Herz brechen, wenn ich sie wieder verlassen würde. Sie war so glücklich gewesen, mich wieder um sich zu haben. Auch mir würde es nicht leicht fallen, wieder allein zu sein.
'... einfach aufgesprungen und davon gelaufen. Sie ist wirklich merkwürdig. Dabei ist Dr. Cullen doch so nett. Jacob hatte wohl doch Recht. Vielleicht ist es besser sich von dieser Familie fern zu halten. Aber was versucht sie denn nur zu verbergen?! Sie hat ihm das Handgelenk gebrochen! Da bin ich mir sicher!'
Ich lauschte auf. Diese Stimme in meinem Kopf war mir bekannt. Ich stieß mich von der Wand ab und lief den Gang hinunter, der Stimme hinterher. Vor einem Zimmer mit offener Tür blieb ich stehen.
Robin Peters saß mit dem Rücken zur Tür an einem der Krankenbetten.
In diesem lag eine Frau mit dunkelblonden Haaren. Sie muss einmal sehr hübsch gewesen sein. Jetzt hatte sie einen dünnen Sauerstoffschlauch unter der Nase und mehrere Geräte piepsten leise durch den Raum. Ihr Gesicht war blass und ausgemergelt. Es wirkte stark erschöpft. Die Augen hatte sie geschlossen. Sie stöhnte leise auf. Robin beugte sich etwas vor und ergriff die Hand der Frau.
Ich trat zur Seite um ihm seine Privatsphäre zu lassen. Außerdem wollte ich nicht, das er mich sah.
"Deidra?!"
Ich zuckte kurz zusammen, als mein Vater mir auf die Schulter klopfte. Ich war so in den Anblick von Robin und der Frau versunken gewesen, das ich ihn garnicht wahrgenommen hatte.
"Alles in Ordnung?!" fragte er mich.
"Ja... ja, alles in Ordnung." antwortete ich.
"Wollen wir jetzt über deine Entscheidung reden?"
Ich sah ihn kurz an. Dann senkte ich den Blick und biss mir auf die Lippe. Noch immer war da dieser Wunsch, zu verschwinden. Vielleicht war ich einfach noch nicht so weit, mich in diese Gefühlswelt der Menschen zu werfen. Mein Vater deutete mein Gesicht allerdings verkehrt.
"Du musst natürlich nicht gehen, wenn du es nicht willst..."
"Das ist es nicht... nicht ganz zumindest... es sind so viele Dinge, denen ich mir einfach nicht bewusste war...Wie schaffst du es eigentlich, hier drin nicht... die Kontrolle zu verlieren?!"
"Das ist jahrelange Erfahrung. Auch für mich ist es nicht einfach, aber einfacher als für viele andere unserer Art...
Ich nickte. Er spürte, das das noch nicht alles war, was mir auf der Seele brannte. Doch ich wusste nicht, was ich nun entscheiden sollte. Also entschied ich mich erst einmal, meine Neugier zu befriedigen.
"Ähm, Vater... was hat diese Frau dort drinnen?"
Ich deutete auf das Zimmer in dem Robin Peters saß. Die Gedanken um mich herum hatte ich wieder zu Hintergrundgeräuschen heruntergedreht. Er sah von meinem Gesicht zu dem Zimmer.
"Das ist Mrs. Peters. Sie ist ziemlich krank. Mehr darf ich dir leider nicht sagen..."
In meinem Kopf rastete etwas ein. Ich bekam die Bestätigung dessen, was ich mir schon gedacht hatte. Diese Frau war Robins Mutter. Und sie war schwer krank. Eine Welle des Mitgefühls überschwemmte mich. Ich wusste nicht genau, warum dem so war. Warum mich dieses Schicksal so betrübte. Ich kannte ihn doch garnicht.
Und doch, wollte ich ihm gerne helfen...
Zudem, schien er zu versuchen etwas über mich herauszufinden.
Und er kannte anscheinend diesen räudigen Köter Jacob Black. Es würde somit nicht lange dauern und er würde eins und eins zusammen zählen.
Vielleicht war es aber auch sein Geruch, der mich nun irrational handeln ließ.
"Diese arme Frau. Sie scheint Schmerzen zu haben. Ich... fahre dann nach Hause. Wir sehen uns dann später..."
"Du... bleibst also in Forks?!"
Er zog eine Augenbraue in die Höhe.
Dieses Gespräch musste in ihm ein unglaublich starkes Deja - vu hervorrufen. Mit Edward musste er wohl einst ein ähnliches Gespräch geführt haben. Nur das Edward Forks für einige Zeit verlassen hatte.
Ich sah ihn wieder an. Dann nickte ich zögerlich. Augenblicklich entkrampfte sich seine Haltung. Seine Augen verrieten die Last die ihm von den Schultern gefallen war. Er drückte mich kurz und hauchte mir einen Kuss auf das Haar.
Ich verabschiedete mich von ihm und verließ das Krankenhaus. Auf dem Parplatz atmete ich tief durch und nahm einfach jeden Geruch wahr, der mir geboten wurde. Dann stieg ich in mein Auto, drehte meine Anlage auf und drückte das Gaspedal bis zum Boden.
Ich hatte meine Entscheidung getroffen. Ich wollte helfen...
Ich fuhr nach Hause.
Und das erste Mal seit fünfzig Jahren hatte ich auch tatsächlich das Gefühl, endlich nach Hause zu kommen.
"Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich es tun, Nicolas. Ich hoffe das weißt du."
Ich hauchte einen Kuss auf meine Finger und berührte sanft den kalten Stein. Dann verließ ich eilig den Friedhof. Ich stieg wieder in mein Auto und raste zurück in Richtung Forks. Doch ich fuhr nicht nach Hause. Mein Weg führte mich in das Krankenhaus meines Vaters. Er hatte heute Dienst und würde dort anzutreffen sein. Ich parkte auf dem großen Parkplatz. Meine Nerven flatterten leicht. Das was ich nun vorhatte war nicht einfach.
Ich straffte meine Schultern und hörte auf zu atmen. Noch nie war ich in dem Krankenhaus gewesen. Was mich erwarten könnte, wusste ich nicht. Ich war mir aber ziemlich sicher , das es sich seit meiner Lebzeit verändert hatte.
Ich trat in das Foyer und suchte an der großen Schautafel an der Wand nach der Station meines Vaters. Nachdem ich diese gefunden hatte, wand ich mich zu den Aufzügen und fuhr in die vierte Etage und erreichte mein Ziel.
Mein Vater stand bereits vor dem Schwesternzimmer und sah mich an.
Alice musste ihm gesagt haben, das ich kommen würde, sobald mein Entschluss feststand. Da ich immer noch nicht atmete, fiel es mir nicht allzu schwer, einen klaren Kopf für das nun kommende Gespräch zu haben.
"Deidra! Esme hat sich solche Sorgen um dich gemacht. Und wir anderen auch! Warum gehst du nicht an dein Telefon?"
Er sah besorgt auf mich hinab. Ich zuckte mit den Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Frage war berechtigt. Mir war natürlich klar, das meine Familie sich Sorgen gemacht hatte. Aber ich hatte einfach nur allein sein wollen.
"Entschuldige Vater. Ich wollte nicht, das ihr euch Sorgen macht. Ich brauchte nur Zeit zum Nachdenken. Es ..."
Ich senkte den Blick. Aufgeregt biss ich mir auf die Unterlippe. Wie sollte ich es nun erklären?! Dann fasste ich mir ein "Herz".
"Ich... glaub ich muss wieder gehen, Vater. Es ist keine gute Idee gewesen, das ich hierher zurück kehre..."
"Deidra, ..." setzte er leise an.
"Carlisle?!"
Mein Vater drehte sich um. Ein anderer Arzt war auf ihn zu getreten. Er sah ihn fragend an und deutete auf ein Krankenblatt in seiner Hand.
"Können sie mir vielleicht mit diesem Patienten helfen? Sie sind doch sehr gut im Stellen eine Diagnose."
"Ja, ich komme sofort."
Der andere Arzt nickte kurz und ging in eines der Krankenzimmer. Dann wand mein Vater sich wieder an mich. Er legte mir eine Hand auf die Wange und strich mir liebevoll darüber.
'Warte hier. Geh nicht weg, bevor wir über alles geredet haben, was dir auf der Seele lastet.'
Ich nickte und lehnte mich gegen die Wand. Mein Vater lächelte mich liebevoll an. Er wollte mich nicht wirklich allein lassen.
"Geh ruhig. Ich werde hier warten."
Mit einem letzten Blick auf mich, ging er davon um seinen Kollegen zu folgen. Ich versuchte mich auf den nächsten Teil des Gespräches vorzubereiten. Er würde versuchen mich davon abzuhalten, zu gehen. Denn es würde meiner Mutter das Herz brechen, wenn ich sie wieder verlassen würde. Sie war so glücklich gewesen, mich wieder um sich zu haben. Auch mir würde es nicht leicht fallen, wieder allein zu sein.
'... einfach aufgesprungen und davon gelaufen. Sie ist wirklich merkwürdig. Dabei ist Dr. Cullen doch so nett. Jacob hatte wohl doch Recht. Vielleicht ist es besser sich von dieser Familie fern zu halten. Aber was versucht sie denn nur zu verbergen?! Sie hat ihm das Handgelenk gebrochen! Da bin ich mir sicher!'
Ich lauschte auf. Diese Stimme in meinem Kopf war mir bekannt. Ich stieß mich von der Wand ab und lief den Gang hinunter, der Stimme hinterher. Vor einem Zimmer mit offener Tür blieb ich stehen.
Robin Peters saß mit dem Rücken zur Tür an einem der Krankenbetten.
In diesem lag eine Frau mit dunkelblonden Haaren. Sie muss einmal sehr hübsch gewesen sein. Jetzt hatte sie einen dünnen Sauerstoffschlauch unter der Nase und mehrere Geräte piepsten leise durch den Raum. Ihr Gesicht war blass und ausgemergelt. Es wirkte stark erschöpft. Die Augen hatte sie geschlossen. Sie stöhnte leise auf. Robin beugte sich etwas vor und ergriff die Hand der Frau.
Ich trat zur Seite um ihm seine Privatsphäre zu lassen. Außerdem wollte ich nicht, das er mich sah.
"Deidra?!"
Ich zuckte kurz zusammen, als mein Vater mir auf die Schulter klopfte. Ich war so in den Anblick von Robin und der Frau versunken gewesen, das ich ihn garnicht wahrgenommen hatte.
"Alles in Ordnung?!" fragte er mich.
"Ja... ja, alles in Ordnung." antwortete ich.
"Wollen wir jetzt über deine Entscheidung reden?"
Ich sah ihn kurz an. Dann senkte ich den Blick und biss mir auf die Lippe. Noch immer war da dieser Wunsch, zu verschwinden. Vielleicht war ich einfach noch nicht so weit, mich in diese Gefühlswelt der Menschen zu werfen. Mein Vater deutete mein Gesicht allerdings verkehrt.
"Du musst natürlich nicht gehen, wenn du es nicht willst..."
"Das ist es nicht... nicht ganz zumindest... es sind so viele Dinge, denen ich mir einfach nicht bewusste war...Wie schaffst du es eigentlich, hier drin nicht... die Kontrolle zu verlieren?!"
"Das ist jahrelange Erfahrung. Auch für mich ist es nicht einfach, aber einfacher als für viele andere unserer Art...
Ich nickte. Er spürte, das das noch nicht alles war, was mir auf der Seele brannte. Doch ich wusste nicht, was ich nun entscheiden sollte. Also entschied ich mich erst einmal, meine Neugier zu befriedigen.
"Ähm, Vater... was hat diese Frau dort drinnen?"
Ich deutete auf das Zimmer in dem Robin Peters saß. Die Gedanken um mich herum hatte ich wieder zu Hintergrundgeräuschen heruntergedreht. Er sah von meinem Gesicht zu dem Zimmer.
"Das ist Mrs. Peters. Sie ist ziemlich krank. Mehr darf ich dir leider nicht sagen..."
In meinem Kopf rastete etwas ein. Ich bekam die Bestätigung dessen, was ich mir schon gedacht hatte. Diese Frau war Robins Mutter. Und sie war schwer krank. Eine Welle des Mitgefühls überschwemmte mich. Ich wusste nicht genau, warum dem so war. Warum mich dieses Schicksal so betrübte. Ich kannte ihn doch garnicht.
Und doch, wollte ich ihm gerne helfen...
Zudem, schien er zu versuchen etwas über mich herauszufinden.
Und er kannte anscheinend diesen räudigen Köter Jacob Black. Es würde somit nicht lange dauern und er würde eins und eins zusammen zählen.
Vielleicht war es aber auch sein Geruch, der mich nun irrational handeln ließ.
"Diese arme Frau. Sie scheint Schmerzen zu haben. Ich... fahre dann nach Hause. Wir sehen uns dann später..."
"Du... bleibst also in Forks?!"
Er zog eine Augenbraue in die Höhe.
Dieses Gespräch musste in ihm ein unglaublich starkes Deja - vu hervorrufen. Mit Edward musste er wohl einst ein ähnliches Gespräch geführt haben. Nur das Edward Forks für einige Zeit verlassen hatte.
Ich sah ihn wieder an. Dann nickte ich zögerlich. Augenblicklich entkrampfte sich seine Haltung. Seine Augen verrieten die Last die ihm von den Schultern gefallen war. Er drückte mich kurz und hauchte mir einen Kuss auf das Haar.
Ich verabschiedete mich von ihm und verließ das Krankenhaus. Auf dem Parplatz atmete ich tief durch und nahm einfach jeden Geruch wahr, der mir geboten wurde. Dann stieg ich in mein Auto, drehte meine Anlage auf und drückte das Gaspedal bis zum Boden.
Ich hatte meine Entscheidung getroffen. Ich wollte helfen...
Ich fuhr nach Hause.
Und das erste Mal seit fünfzig Jahren hatte ich auch tatsächlich das Gefühl, endlich nach Hause zu kommen.
Kapitel 6 durchbrochene Mauern (Teil 1)
Der heutige Tag war mal ausnahmsweise sonnig in dem sonst so verregnetem Forks. Das war natürlich ein Grund nicht zur Schule zu gehen.
Ich hatte das zum Anlass genommen mich etwas aus dem Haus zurück zu ziehen. Mit einem meiner unzähligen Bücher hatte ich mich nicht von unserem Haus am Flussufer niedergelassen. Doch ich konnte mich nicht wirklich auf die Wörter konzentrieren, egal wie oft ich sie las, ihr Sinn wollte nicht in mein Bewusstsein sickern. In den letzten Tagen war soviel geschehen. Fast mehr als in meinem ganzen Leben. Seit ich auf dem Friedhof gewesen war, ging mir Nicolas nicht mehr aus dem Kopf. Zu seinem Gesicht erschien auch immer wieder Robin Peters vor meinen inneren Augen. Als hätte er sich dort eingebrannt.
Das erste Mal seit Jahrzehnten wünschte ich mir, wieder schlafen zu können. Doch dieser Luxus blieb mir verwehrt. Stattdessen musste ich jede Minute in der ich meinen Gedanken erlaubte ihren Lauf zu nehmen, erneut aufgeweckte und vorallem verstärkte Schuldgefühle ertragen.
Ich hatte mich entschieden zu bleiben, doch welche Konsequenzen das für mich im Endeffekt haben würde, vermochte ich noch nicht vorrauszusehen. Wie sollte ich Robin helfen?! Er war ein einfacher Mensch... mit einer kranken Mutter. Eigentlich wäre es besser sich von ihm fernzuhalten. Und irgendwie... wollte ich es nicht. Edward hatte sich damals dazu entschieden, sich nicht von Bella fernzuhalten. Und heute waren sie verlobt...
Nicht das ich dasselbe wollte...
Nicht mehr...
Ein Schmetterling flog um meinen Kopf und ließ sich auf meiner funkelnder Hand nieder. Ich hob sie vor mein Gesicht und beobachtete den kleinen Falter wie er sanft mit den Flügeln schlug. Es war ein sehr schönen Gefühl.
"Hier steckst du also." ertönte es leise hinter mir.
Ich drehte den Kopf und sah über die Schulter zum Haus zurück. Edward kam auf mich zu. Ich wand mich wieder dem Schmetterling auf meiner Hand zu. Dieser schlug noch ein paar Mal mit den Flügeln und flog wieder davon. Sehnsüchtig sah ich ihm nach.
"Hey, Edward."
Er ließ sich neben mir im Gras nieder.
"Bist du mir aus dem Weg gegangen?! Ich hab dich seit deiner Rückkehr gestern nicht gesehen."
Durchdringend ruhten seine Topasaugen auf mir. Absichtlich sah ich ihn nicht an. Sofort baute ich meine Mauer wieder auf.
"Ich... mir ging viel durch den Kopf. Hat Alice dir nicht erzählt, was gestern passiert ist?" fragte ich.
Edward löste den Blick von mir, nachdem er wieder gegen meine Mauer geprallt war und sah in die Ferne. Er war frustriert.
"Nein. Und auch Carlisle hat nichts gesagt. Manchmal ist es echt lästig, das du ihnen den Trick mit der Mauer verraten hast."
Ich lächelte schief. Vor Jahrzehnten hatte ich dieses kleine Geheimnis verraten, indem ich einen Versuch gestartet hatte. Damals hatte ich die Grenzen meiner Fähigkeiten ausgelotet. es war sehr interessant gewesen. Natürlich hatte es auch tatsächlich den kleinen Nachteil, das man bestimmte wichtige Dinge nicht mehr so leicht in Erfahrung bringen konnte.
"Und auch du läufst in den letzten Tagen andauernd mit einer Mauer im Kopf herum. Das bin ich von dir auch nicht gewohnt, Deidra."
Nun sah er mich wieder an. Erneut flog ein Schmetterling an uns vorbei. Sie waren für mich immer ein wunderschönes Zeichen gewesen. Heute verband ich auch Trauer mit ihnen. Nicolas hatte sie einst geliebt. Damals im Wald hatte es sie auch gegeben. Bevor er...
Edward beobachtete mich.
"Was ist nur mit ... Moment..." er hielt inne und legte den Kopf schief.
Unwillkürlich spannte ich meine Muskeln hart an. Nein, das wollte ich nicht!
"Nicolas?! Nicolas Finnigan! Oh mein Gott. Natürlich... daran hätte ich denken müssen! Dieser Ort muss dich ständig an ihn erinnern."
Nun war mein Körper zum zerreißen gespannt. Anscheinend hatte er eine Lücke in meiner Mauer gefunden und den Namen herausgefischt. Doch ich wollte daran nun nicht denken. nicht wenn Edward neben mir saß und jeden meiner Gedanken erfassen würde. Ich würde innerlich bluten. Das war etwas, was ich ihm nicht zumuten wollte. Schon einmal hatte er so einen Zusammenbruch ansehen müssen. Alles wiederholte sich...irgendwie...
Ganz wie ich es erwartet hatte, trat ein besorgter Ausdruck auf sein Engelgleiches Gesicht. Er beugte sich zu mir herüber, doch ich wich etwas zurück.
"Das... ist es nicht ganz, Edward. Nicolas und ich... wir haben uns damals vielleicht überschätzt... doch erst seit ein paar Tagen, kann ich den Gedanken an ihn kaum abschütteln. Es gibt da... noch etwas anderes, was mich zu dieser Mauer zwingt. Aber es geht dich nicht weiter an. Und deswegen brauchst du dich nicht zu beunruhigen."
Ich griff nach meinem Buch und sprang auf. Nicolas Gesicht, sowieso schon die letzten Tage andauernd unter der Oberfläche meines Bewusstseins, drang nun wieder deutlich hervor. Erneut stiegen mir Tränen in die Augen, als ich sein Lächeln sah... wie es gefror... wie es schlussendlich starb...
Ich war schon halb über den Rasen, als Edward mich einholte. Er griff nach meiner Hand und zwang mich zum stehen bleiben.
"Deidra, hör damit auf. Du darfst diese Sache nicht so in dich hineinfressen. Das mit Nicolas ist schon so viele Jahre her, doch ich verstehe, das du Schuldgefühle hast. Du hast einmal die Kontrolle verloren, aber deswegen bist du kein schlechte... Mensch. Selbst dem besten passieren solche Unfälle." sagte er eindringlich.
Ich entriss ihm meinen Arm und sah zu ihm auf.
"Im Gegensatz zu dir, Edward, habe ich Schuld an dem Tod eines unschuldigen Menschen. Nicolas und ich haben überschätzt was wir sind! Wir wollten nicht sehen, was am Ende kommen musste! Ich hab ihn zu Grabe getragen, Edward. Du hast Vergewaltiger, Mörder und Verbrecher zur Strecke gebracht und hast unschuldige Leben damit gerettet. Selbst Bella hast du schon so oft gerettet, obwohl du selbst der Meinung bist, das du ein Monster wärst! Bei dir ist es etwas anderes. Wenn ich endgültig sterben würde... wäre der Ort an dem ich mich wiederfinden würde, wahrscheinlich eher die Hölle, als was es bei dir der Fall wäre. Erzähl mir also nicht, das ich ein... guter Mensch wäre!"
Meine Augen sprühten geradezu und brannten durch die aufsteigenden Tränen.
"Also... rede mir nicht das Gegenteil ein, Edward Anthony Cullen! Und jetzt lass mich bitte in Ruhe!"
Enthusiastisch wand ich mich wieder ab und lief auf das Haus zu. Doch ich hatte nicht mit Edwards Hartnäckigkeit gerechnet. Diese schien sich in den letzten Jahrzehnten meiner Abwesenheit verstärkt zu haben. Als ich unsere Terrassentür öffnen wollte, lehnte mein Bruder sich dagegen. Natürlich hätte ich die Tür aus den Angeln reißen können, doch ich dachte mir das meine Mutter das wohl nicht besonders erfreuen würde. Sein Blick durchbohrte mich erneut. Doch seine Stimme war weich wie Honig, als er weitersprach. Kaum mehr als ein Flüstern im Wind und doch verstand ich jedes Wort.
"Du glaubst also wirklich, das du ein Monster bist?! Ich glaube das nämlich nicht. Zumindest sind wir zwei und der Rest unserer Familie nicht solche Monster, wie diese sie ich in Italien gesehen habe. Du bist gut. Auch wenn du das, nach der Sache mit Nicolas nicht so siehst. Beurteile dich nicht nach deinem einen einzigen Fehler, den du in deinem langen Leben gemacht hast.
Allerdings... sagtest du eben etwas davon, das es aber nicht allein diese alte Wunde ist, die dich derart beschäftigt."
Sofort versuchte ich wieder meine Mauer zu errichten und Robin Peters aus meinem Kopf zu verbannen. Doch das war garnicht so einfach. Er war so definitiv in meine Gedanken geprägt, das ich nicht umhin kam noch intensiver an ihn zu denken.
"Wer ist Robin Peters?!"
Edward zog eine Augenbraue in die Höhe und sah mich fragend an. Ich biß mir auf die Unterlippe. Das war mir schon ewig nicht mehr passiert, das meine Bruder meine Mauer durchbrochen hatte. Und dann hatte er ausgerechnet Robin Peters gesehen.
Ich seufzte tief und verschränkte meine Arme vor der Brust. Nun würde ich es ihm wohl oder übel erklären müssen. Er würde sonst keine Ruhe geben. Dafür kannte ich ihn zu gut.
"Also?!" fragte er erneut neugierig.
Ich ging ein paar Schritte vor und setzte mich auf eine der Terrassenstufen. Mein Bruder folgte mir und ließ sich neben mir nieder. Mein Blick richtete sich in die weite Ferne des Waldes.
"Robin Peters... ist ein Junge aus meinem Jahrgang. Er... riecht genauso wie Nicolas. Und wenn ich sage, er riecht genauso, dann meine ich, das es haargenau der gleiche Geruch ist! Ich weiß selbst, das es eigentlich unmöglich ist... und doch ist es so! Deswegen bin ich gestern geflohen. Ich hatte Angst, ihm etwas anzutun, als mich diese Erinnerungen an Nicolas übermannt hatten. Ich musste weg aus Forks... und bin nach Seattle gefahren um dort den Friedhof zu besuchen. Eigentlich wollte ich aus Forks verschwinden, aber dann war ich bei Vater im Krankenhaus und... ich habe mich entschieden zu bleiben. Robins Mutter ist schwer krank. Ich weiß nicht warum mich das so betroffen macht. Ob es vielleicht nur Nicolas Erinnerung ist, die mich so irrational handeln lässt... aber ich will ihm irgendwie helfen. Und ich habe noch keine Ahnung wie ich das anstellen soll. Vor allem... nach dem er mir gegenüber so misstrauisch ist, weil er gesehen hat, was ich mit Mike Newton angestellt habe... Es ist alles so kompliziert..."
Ich endete leise. Meine Stimme brach weg und meine hart zurück gekämpften Tränen traten nun aus meinen Augen. Sie hinterließen salzige Spuren auf meiner kalten Haut und funkelten wie kleine Kristalle darauf. Edward sah mich an. Dann legte er einen Arm um mich und zog mich an seine harte Brust. Beruhigend strich er mir über den Rücken und legte seine Wange auf meine Haar. Die letzten Tage waren einfach zu viel für mich gewesen. Ich hätte nie gedacht das meine Rückkehr nach Forks, solche Konsequenzen für mich haben könnte.
Ich schluchzte einige Minuten haltlos. Tränen die ich seit Jahren nicht an die Oberfläche hatte kommen lassen, brachen sich nun ihre Bahn.
Zuletzt von Olette Cullen am So 05 Apr 2009, 16:33 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kapitel 6 durchbrochene Mauern (Teil 2)
Schweigend saßen wir dort einige Augenblicke, während Edward mich weiterhin tröstete.
"Du willst ihm helfen?! Das... finde ich interessant. Wenn du das wirklich möchtest, werde ich dich unterstützen. Du weißt das du immer auf mich zählen kannst, Deidra. Und nur weil er misstrauisch wegen Mike ist, heißt das noch lange nicht, das er..."
"Anscheinend kennt er Jacob Black." warf ich ein.
Er nahm seinen Arm von meinen Schultern und sah mich direkt an.
"Bist du dir sicher?!"
Ich nickte und ließ den Kopf wieder hängen.
"Er hat einen Jacob in seinen Gedanken erwähnt. Und das er wohl damit Recht hatte, das unsere Familie irgendwelche Geheimnisse hat."
In Edwards Brust fing es an zu grollen.
"Dieser räudige Köter! Du hast Recht. Sollte er ihn wirklich kennen, dauert es nicht lange und dieser Robin wird auf unsere Spur stoßen. Das könnte gefährlich werden. Für ihn sowie auch für uns. Die Volturi wären nicht besonders begeistert, wenn es noch einen Menschen in Forks gäbe, der um unser Geheimnis weiß." sinnierte er leise.
"Was soll ich denn nur tun?!"
"Vielleicht... solltest du ... versuchen ihn auszuhorchen."
Mein Kopf ruckte nach oben.
Meinte er das etwa ernst?!
'Schrei mich nicht so an.'
Er kniff die Augen leicht zusammen und drückte sich eine Hand an die Schläfe.
"Bist du dir eigentlich im Klaren darüber, was du da von mir verlangst?! In was für eine Gefahr du Robin dadurch bringst?! Muss ich dich erst daran erinnern, wie du dich damals gefühlt hast, als du Bella zu nahe gekommen bist?!" fuhr ich ihn scharf an.
Er ließ die Hand sinken und sah mich ernst an.
'Das ist etwas anderes! Ich wollte sie wirklich töten. Aber ich habe mich anders entschieden und nun sieh wohin es mich geführt hat...'
"Wieso ist es was anderes, wenn es um dich und Bella geht?! Ich bringe Robin gerade in genau dieselbe Situation, in die du auch Bella gebracht hast. Warum kannst du ihn nicht aushorchen?! Du hast unsere Fähigkeit besser im Griff als ich, du kannst dich besser auf jemanden scharf stellen. Das ist etwas was ich nie lernen musste."
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Ganz Unrecht hatte ich nicht. Edward könnte sich ihm gefahrlos nähern. Zumindest gefahrloser als ich.
Doch mein Bruder schüttelte den Kopf.
"Du musst es lernen, Deidra. Ich stehe dir gerne bei, aber du willst ihm helfen, es ist also deine Entscheidung. Du kannst nicht jedes Mal davon laufen. Außerdem... kennst du ihn bereits. Er wird dir mehr vertrauen als mir. Schließlich kennt er mich als... naja sagen wir mal, als sehr merkwürdigen Menschen. Mir ist er voreingenommen. Dir gegenüber wird er das nicht so sein können, weil du neu hier bist. Natürlich... werde ich dir helfen so gut ich kann. Du musst ihm nicht ganz alleine gegenüberstehen. Und ich denke auch Alice wird ein Auge auf dich haben."
Mein Bruder sah mich immer noch ernst an.
"Und wie soll ich das bitteschön anstellen?! Ich kann ja wohl kaum zu ihm gehen und ihn fragen: Sag mal, glaubst du das ich ein Vampir bin?!" schnaubte ich verächtlich.
Dieses Gespräch konnte ich mir lebhaft vorstellen. Das würde bestimmt amüsant werden. Vor allem wenn man mich kurz darauf in ein Sanatorium einweisen lassen würde.
"Das war nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte." grinste er leicht. "Aber es kommt dem schon ziemlich nahe. Du musst es etwas feinfühliger anstellen. Im Gegensatz zu mir, hast du den deutlichen Vorteil, das du die Gedanken deines Gegenübers wenigstens lesen kannst."
Ich seufzte tief. Er nahm das als meine Bestätigung seines Plans hin.
"Alice sagt, das es morgen wieder bewölkt sein wird. Überleg dir also, wie du Robin Peters morgen aushorchen willst."
Edward klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und stand auf. Noch immer grinsend wand er sich ab und ging ins Haus. Ich dagegen stütze meinen Kopf in meine Hände und atmete tief durch.
Wie sollte ich das nur umsetzten?!
Ich hatte noch gute zwölf Stunden Zeit, mir etwas zu überlegen.
Fakt war, das mir etwas einfallen musste, wenn ich nicht wollte, das die Volturi herkamen um die Sache in die Hand zu nehmen. In der jetzigen Situation war das mehr als, unwillkommen. Auf keinen Fall wollte ich, das diese "Monster" Robin etwas antaten.
Ich stand auf. Das erste was ich nun tun würde, wäre ausgiebig jagen zu gehen. Zwar war mein letztes Mahl noch nicht so lange her, doch ich wollte auf Nummer sicher gehen.
Nicht noch einmal wollte ich die Kontrolle verlieren...
Ich atmete tief durch, bevor ich wieder aufhörte zu atmen. Vor mir lag meine größte Aufgabe. Robin Peters saß bereits im Klassenzimmer in dem gleich der Geschichtsunterricht beginnen würde. Zu meiner Verwunderung thronte diese Sandra auf unserem Tisch und schmachtete meinen Banknachbarn an. Dieser Anblick versetzte mir irgendwie einen Stich und ich konnte ein knurren noch so gerade unterdrücken. Es war irgendwie nicht richtig, das sie da saß. Und auch Robin sah heute deutlich interessierter aus als noch vor ein paar Tagen.
Ich straffte meinen Körper und ging zielstrebig auf meinen Platz zu. Die Gedanken hatte ich erneut heruntergedreht. Doch ich versuchte dieses Mal die von Robin heraus zu filtern. Dieser beachtete mich nicht weiter, als ich mich setzte.
'Sandra ist vielleicht doch garnicht so übel. Zumindest scheint sie sich dieses Mal wirklich für mich zu interessieren...'
'Vielleicht finde ich ja so heraus, was er versucht vor mir zu verbergen...'
Es war die reinste Seifenoper. Es war ganz offensichtlich was dieses Menschenmädchen mit ihrem Kokettieren versuchte herauszufinden. Sie hatte nur Interesse an ihm, weil er ein Geheimnis hatte, das sie nicht kannte. Doch es war garnicht so schwierig sich auf diese beiden Gedankengänge zu konzentrieren.
"Guten Morgen, Robin." sagte ich betont freundlich.
Völlig perplex löste er den Blick von dem Mädchen vor sich und sah mich an. Das Monster in meiner Brust reckte kurz die Nase in die Höhe, bevor es sich wieder wohlig zusammen rollte und weiterschlief. Den Durst hatte ich gut unter Kontrolle. Meine freundliche Begrüßung schien beide äußerst zu irritieren. Es war eigentlich kein Wunder, schließlich waren meine Geschwister nicht gerade als Plaudertaschen bekannt.
'Was ist mit der denn heute los?!' kam es fast zeitgleich von meinen Gegenübern.
"Ähm... dir auch einen guten Morgen, Deidra..." begrüßte mich nun Robin, nachdem er sich wieder gefasst hatte.
Ich lächelte ein Lächeln, von dem ich wusste das es entwaffnend sein konnte. Er starrte mich an. Heute hatte ich mich bewusst etwas auffälliger gekleidet. Und ich hatte meine Augen etwas stärker betont. Schließlich waren sie nun meine größte Stärke. Es war merkwürdig. So angesehen hatte mich schon lange niemand mehr. Und es war mir nicht unangenehm. Diese Sandra schien er vergessen zu haben.
'Sie kann ja äußerst charmant sein... und sie ist sogar wunderschön... wenn sie lächelt...' dachte er amüsiert.
"Robin?! Hörst du mir eigentlich noch zu?!" schob sich diese Sandra nun dazwischen.
Sie hatte wohl weitergesprochen, während wir uns angesehen hatten. Wütend funkelte sie ihn an. Er drehte sich wiederwillig wieder zu ihr.
"Hmm?! Hast du was gesagt?!"
Sekundenschnell wurde Sandras Gesicht puterrot. Ihr Blut schoss schneller durch ihre Adern. Doch mich ließ das völlig kalt. Wütend stand sie auf und rauschte davon. Robin sah ihr nur kurz hinterher, dann drehte er sich wieder zu mir. Ich hörte sein Herz schlagen. Etwas unregelmäßig, da er mir tief in die Augen sah, die heute die Farbe von flüssigem Gold hatten. Ich hatte schon fast vergessen, welche Wirkung unsereins auf die Menschen haben konnte.
In der Zwischenzeit hatte der Unterricht angefangen. Und trotzdem sah Robin mich weiterhin an.
"Also?!" fragte er leise.
"Also was?!" entgegnete ich, wohlwissend worauf er hinaus wollte.
"Also heute redest du freiwillig mit mir. Erzählst du mir denn jetzt auch die Wahrheit über Mikes "Unfall"?!"
Er setzte das letzte Wort in Anführungszeichen. Es war mir schon vor Beginn des Gespräches klar gewesen, worauf er hinaus wollte. Ich lehnte mich auf meinem Stuhl weiter zurück und entzog ihm mein hypnotisches Lächeln auf diese Weise. Mein Blick wanderte von ihm zu meinen Unterlagen.
'Jetzt wird sie mir gleich wieder ausweichen, so wie Jacob es gesagt hat.'
"Weißt du, Robin, es könnte durchaus sein, das Mikes Handgelenk gebrochen ist, als ich es berührte." sagte ich beiläufig.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie ihm der Mund aufklappte. Mit allem hatte er gerechnet, jedoch nicht damit, das ich ihm seinen Verdacht bestätigte.
Ich sah ihn wieder direkt an und entfesselte die ganze Kraft meines Blickes.
"Allerdings," fuhr ich sachlich fort. "erfuhr ich von meinem Vater, das Mike Newton einige Tage zuvor bereits im Krankenhaus war, weil er sich an diesem Gelenk verletzt hatte. Anscheinend habe ich es falsch berührt und es ist endgültig gebrochen. Es tut mir also leid, das ich dir deine Theorie mit Wonderwoman oder Superman zunichte machen muss, Robin."
Noch immer stand ihm der Mund offen. Er hatte nicht zu guten Kontakt mit Mike Newton, als das er hätte meine Geschichte prüfen können.
"Äh, also... okay, zwar etwas schräg... aber... das klingt... plausibel." stammelte er daraufhin.
Robin schüttelte kurz den Kopf, wahrscheinlich um seine Gedanken zu klären. Ich nutze diese Gelegenheit.
"Robin... ich habe dich letztens im Krankenhaus gesehen, als ich..."
"Das geht dich rein garnichts an, okay!" fuhr er sofort dazwischen.
Das irritierte mich einen Augenblick. Dann fasste ich mich wieder.
"Natürlich, entschuldige. Du hast definitiv Recht. Es geht mich wirklich nichts an." entschuldigte ich mich.
Er sah mich noch einmal kurz an.
"Schon in Ordnung. Aber es gibt Dinge über die ich nicht so gerne spreche. Genauso... wie du."
Ein schelmisches und überlegenes Grinsen stahl sich auf seine Lippen, bevor er sich nun auf den Unterricht konzentrierte. Egal wie oft ich es versuchte, er dachte nicht an die Sache im Krankenhaus oder an Jacob Black. Noch nicht einmal an unser Gespräch dachte er in irgendeiner Form.
Doch seine letzten Worte wollten mir dafür nicht mehr aus dem Sinn.
Was hatte das bloss zu bedeuten?!
Ich hatte trotzdem noch nicht das herausgefunden, was ich wirklich wissen wollte.
Allerdings wollte ich nicht so schnell aufgeben.
Irgendetwas war an diesem Robin Peters dran.
Ich musste nur noch herausfinden, was es war.
"Du willst ihm helfen?! Das... finde ich interessant. Wenn du das wirklich möchtest, werde ich dich unterstützen. Du weißt das du immer auf mich zählen kannst, Deidra. Und nur weil er misstrauisch wegen Mike ist, heißt das noch lange nicht, das er..."
"Anscheinend kennt er Jacob Black." warf ich ein.
Er nahm seinen Arm von meinen Schultern und sah mich direkt an.
"Bist du dir sicher?!"
Ich nickte und ließ den Kopf wieder hängen.
"Er hat einen Jacob in seinen Gedanken erwähnt. Und das er wohl damit Recht hatte, das unsere Familie irgendwelche Geheimnisse hat."
In Edwards Brust fing es an zu grollen.
"Dieser räudige Köter! Du hast Recht. Sollte er ihn wirklich kennen, dauert es nicht lange und dieser Robin wird auf unsere Spur stoßen. Das könnte gefährlich werden. Für ihn sowie auch für uns. Die Volturi wären nicht besonders begeistert, wenn es noch einen Menschen in Forks gäbe, der um unser Geheimnis weiß." sinnierte er leise.
"Was soll ich denn nur tun?!"
"Vielleicht... solltest du ... versuchen ihn auszuhorchen."
Mein Kopf ruckte nach oben.
Meinte er das etwa ernst?!
'Schrei mich nicht so an.'
Er kniff die Augen leicht zusammen und drückte sich eine Hand an die Schläfe.
"Bist du dir eigentlich im Klaren darüber, was du da von mir verlangst?! In was für eine Gefahr du Robin dadurch bringst?! Muss ich dich erst daran erinnern, wie du dich damals gefühlt hast, als du Bella zu nahe gekommen bist?!" fuhr ich ihn scharf an.
Er ließ die Hand sinken und sah mich ernst an.
'Das ist etwas anderes! Ich wollte sie wirklich töten. Aber ich habe mich anders entschieden und nun sieh wohin es mich geführt hat...'
"Wieso ist es was anderes, wenn es um dich und Bella geht?! Ich bringe Robin gerade in genau dieselbe Situation, in die du auch Bella gebracht hast. Warum kannst du ihn nicht aushorchen?! Du hast unsere Fähigkeit besser im Griff als ich, du kannst dich besser auf jemanden scharf stellen. Das ist etwas was ich nie lernen musste."
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Ganz Unrecht hatte ich nicht. Edward könnte sich ihm gefahrlos nähern. Zumindest gefahrloser als ich.
Doch mein Bruder schüttelte den Kopf.
"Du musst es lernen, Deidra. Ich stehe dir gerne bei, aber du willst ihm helfen, es ist also deine Entscheidung. Du kannst nicht jedes Mal davon laufen. Außerdem... kennst du ihn bereits. Er wird dir mehr vertrauen als mir. Schließlich kennt er mich als... naja sagen wir mal, als sehr merkwürdigen Menschen. Mir ist er voreingenommen. Dir gegenüber wird er das nicht so sein können, weil du neu hier bist. Natürlich... werde ich dir helfen so gut ich kann. Du musst ihm nicht ganz alleine gegenüberstehen. Und ich denke auch Alice wird ein Auge auf dich haben."
Mein Bruder sah mich immer noch ernst an.
"Und wie soll ich das bitteschön anstellen?! Ich kann ja wohl kaum zu ihm gehen und ihn fragen: Sag mal, glaubst du das ich ein Vampir bin?!" schnaubte ich verächtlich.
Dieses Gespräch konnte ich mir lebhaft vorstellen. Das würde bestimmt amüsant werden. Vor allem wenn man mich kurz darauf in ein Sanatorium einweisen lassen würde.
"Das war nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte." grinste er leicht. "Aber es kommt dem schon ziemlich nahe. Du musst es etwas feinfühliger anstellen. Im Gegensatz zu mir, hast du den deutlichen Vorteil, das du die Gedanken deines Gegenübers wenigstens lesen kannst."
Ich seufzte tief. Er nahm das als meine Bestätigung seines Plans hin.
"Alice sagt, das es morgen wieder bewölkt sein wird. Überleg dir also, wie du Robin Peters morgen aushorchen willst."
Edward klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und stand auf. Noch immer grinsend wand er sich ab und ging ins Haus. Ich dagegen stütze meinen Kopf in meine Hände und atmete tief durch.
Wie sollte ich das nur umsetzten?!
Ich hatte noch gute zwölf Stunden Zeit, mir etwas zu überlegen.
Fakt war, das mir etwas einfallen musste, wenn ich nicht wollte, das die Volturi herkamen um die Sache in die Hand zu nehmen. In der jetzigen Situation war das mehr als, unwillkommen. Auf keinen Fall wollte ich, das diese "Monster" Robin etwas antaten.
Ich stand auf. Das erste was ich nun tun würde, wäre ausgiebig jagen zu gehen. Zwar war mein letztes Mahl noch nicht so lange her, doch ich wollte auf Nummer sicher gehen.
Nicht noch einmal wollte ich die Kontrolle verlieren...
Ich atmete tief durch, bevor ich wieder aufhörte zu atmen. Vor mir lag meine größte Aufgabe. Robin Peters saß bereits im Klassenzimmer in dem gleich der Geschichtsunterricht beginnen würde. Zu meiner Verwunderung thronte diese Sandra auf unserem Tisch und schmachtete meinen Banknachbarn an. Dieser Anblick versetzte mir irgendwie einen Stich und ich konnte ein knurren noch so gerade unterdrücken. Es war irgendwie nicht richtig, das sie da saß. Und auch Robin sah heute deutlich interessierter aus als noch vor ein paar Tagen.
Ich straffte meinen Körper und ging zielstrebig auf meinen Platz zu. Die Gedanken hatte ich erneut heruntergedreht. Doch ich versuchte dieses Mal die von Robin heraus zu filtern. Dieser beachtete mich nicht weiter, als ich mich setzte.
'Sandra ist vielleicht doch garnicht so übel. Zumindest scheint sie sich dieses Mal wirklich für mich zu interessieren...'
'Vielleicht finde ich ja so heraus, was er versucht vor mir zu verbergen...'
Es war die reinste Seifenoper. Es war ganz offensichtlich was dieses Menschenmädchen mit ihrem Kokettieren versuchte herauszufinden. Sie hatte nur Interesse an ihm, weil er ein Geheimnis hatte, das sie nicht kannte. Doch es war garnicht so schwierig sich auf diese beiden Gedankengänge zu konzentrieren.
"Guten Morgen, Robin." sagte ich betont freundlich.
Völlig perplex löste er den Blick von dem Mädchen vor sich und sah mich an. Das Monster in meiner Brust reckte kurz die Nase in die Höhe, bevor es sich wieder wohlig zusammen rollte und weiterschlief. Den Durst hatte ich gut unter Kontrolle. Meine freundliche Begrüßung schien beide äußerst zu irritieren. Es war eigentlich kein Wunder, schließlich waren meine Geschwister nicht gerade als Plaudertaschen bekannt.
'Was ist mit der denn heute los?!' kam es fast zeitgleich von meinen Gegenübern.
"Ähm... dir auch einen guten Morgen, Deidra..." begrüßte mich nun Robin, nachdem er sich wieder gefasst hatte.
Ich lächelte ein Lächeln, von dem ich wusste das es entwaffnend sein konnte. Er starrte mich an. Heute hatte ich mich bewusst etwas auffälliger gekleidet. Und ich hatte meine Augen etwas stärker betont. Schließlich waren sie nun meine größte Stärke. Es war merkwürdig. So angesehen hatte mich schon lange niemand mehr. Und es war mir nicht unangenehm. Diese Sandra schien er vergessen zu haben.
'Sie kann ja äußerst charmant sein... und sie ist sogar wunderschön... wenn sie lächelt...' dachte er amüsiert.
"Robin?! Hörst du mir eigentlich noch zu?!" schob sich diese Sandra nun dazwischen.
Sie hatte wohl weitergesprochen, während wir uns angesehen hatten. Wütend funkelte sie ihn an. Er drehte sich wiederwillig wieder zu ihr.
"Hmm?! Hast du was gesagt?!"
Sekundenschnell wurde Sandras Gesicht puterrot. Ihr Blut schoss schneller durch ihre Adern. Doch mich ließ das völlig kalt. Wütend stand sie auf und rauschte davon. Robin sah ihr nur kurz hinterher, dann drehte er sich wieder zu mir. Ich hörte sein Herz schlagen. Etwas unregelmäßig, da er mir tief in die Augen sah, die heute die Farbe von flüssigem Gold hatten. Ich hatte schon fast vergessen, welche Wirkung unsereins auf die Menschen haben konnte.
In der Zwischenzeit hatte der Unterricht angefangen. Und trotzdem sah Robin mich weiterhin an.
"Also?!" fragte er leise.
"Also was?!" entgegnete ich, wohlwissend worauf er hinaus wollte.
"Also heute redest du freiwillig mit mir. Erzählst du mir denn jetzt auch die Wahrheit über Mikes "Unfall"?!"
Er setzte das letzte Wort in Anführungszeichen. Es war mir schon vor Beginn des Gespräches klar gewesen, worauf er hinaus wollte. Ich lehnte mich auf meinem Stuhl weiter zurück und entzog ihm mein hypnotisches Lächeln auf diese Weise. Mein Blick wanderte von ihm zu meinen Unterlagen.
'Jetzt wird sie mir gleich wieder ausweichen, so wie Jacob es gesagt hat.'
"Weißt du, Robin, es könnte durchaus sein, das Mikes Handgelenk gebrochen ist, als ich es berührte." sagte ich beiläufig.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie ihm der Mund aufklappte. Mit allem hatte er gerechnet, jedoch nicht damit, das ich ihm seinen Verdacht bestätigte.
Ich sah ihn wieder direkt an und entfesselte die ganze Kraft meines Blickes.
"Allerdings," fuhr ich sachlich fort. "erfuhr ich von meinem Vater, das Mike Newton einige Tage zuvor bereits im Krankenhaus war, weil er sich an diesem Gelenk verletzt hatte. Anscheinend habe ich es falsch berührt und es ist endgültig gebrochen. Es tut mir also leid, das ich dir deine Theorie mit Wonderwoman oder Superman zunichte machen muss, Robin."
Noch immer stand ihm der Mund offen. Er hatte nicht zu guten Kontakt mit Mike Newton, als das er hätte meine Geschichte prüfen können.
"Äh, also... okay, zwar etwas schräg... aber... das klingt... plausibel." stammelte er daraufhin.
Robin schüttelte kurz den Kopf, wahrscheinlich um seine Gedanken zu klären. Ich nutze diese Gelegenheit.
"Robin... ich habe dich letztens im Krankenhaus gesehen, als ich..."
"Das geht dich rein garnichts an, okay!" fuhr er sofort dazwischen.
Das irritierte mich einen Augenblick. Dann fasste ich mich wieder.
"Natürlich, entschuldige. Du hast definitiv Recht. Es geht mich wirklich nichts an." entschuldigte ich mich.
Er sah mich noch einmal kurz an.
"Schon in Ordnung. Aber es gibt Dinge über die ich nicht so gerne spreche. Genauso... wie du."
Ein schelmisches und überlegenes Grinsen stahl sich auf seine Lippen, bevor er sich nun auf den Unterricht konzentrierte. Egal wie oft ich es versuchte, er dachte nicht an die Sache im Krankenhaus oder an Jacob Black. Noch nicht einmal an unser Gespräch dachte er in irgendeiner Form.
Doch seine letzten Worte wollten mir dafür nicht mehr aus dem Sinn.
Was hatte das bloss zu bedeuten?!
Ich hatte trotzdem noch nicht das herausgefunden, was ich wirklich wissen wollte.
Allerdings wollte ich nicht so schnell aufgeben.
Irgendetwas war an diesem Robin Peters dran.
Ich musste nur noch herausfinden, was es war.
Kapitel 7 Konversation Lektion 1 (Teil 1)
Das Wochenende war einfach nur quälend lang für mich.
Mein Interesse an Robin Peters war geweckt. Was hatte er nur zu verbergen?!
Ich musste meinem Verlangen wiederstehen, seinem Geruch nach Hause zu folgen. Das hätte böse Folgen haben können.
Also versuchte ich mich krampfhaft, diese zwei Tage abzulenken. Da Emmett und Rosalie vorhatten zu jagen, schloss ich mich ihnen einfach an. Auch wenn mein Durst noch nicht übermächtig war und sich in erträglichen Grenzen hielt. Doch ich war einfach nur froh dem Haus entfliehen zu können. Schließlich konnten weder mein Bruder Emmett noch meine Schwester Rosalie meine Gedanken lesen. Etwas was äußerst entspannend war. Und irgendwie tat es ganz gut, Emmetts Späße nach so langer Zeit wieder zu hören. Er hatte es schon immer verstanden, mich aufzuheitern.
Doch auch er brachte Robin Peters nicht dazu aus meinem Kopf zu verschwinden.
Meine Sinne vibrierten. Irgendwie konnte ich den Montag kaum erwarten.
Da ich zu der Zeit nur zwei Kurse mit Robin hatte, die natürlich nicht heute auf dem Plan standen, musste ich bis zur Mittagspause warten, bevor ich ihn zu Gesicht bekam. Wieder saß er allein gedankenverloren an einem Tisch in der Cafeteria und starrte vor sich hin. Diese Sandra war nirgendwo zu entdecken, was mich äußerst erfreute. Augenblicklich hatte ich einen Plan.
Ich wand mich gedanklich an Edward.
'Ich werde heute einen neuen Versuch starten. Er ist allein.'
'Bist du dir sicher, das du das tun willst?'
Er warf einen unbemerkten Blick auf Robin und dann zu Alice, die sich zu Angela Weber gebeugt hatte, die heute mit ihrem Freund Ben an unserem Tisch saß. Sie unterhielt sich angeregt mit ihr und schien mich und Edward nicht weiter zu beachten.
'Alice macht nicht den Eindruck, als hätte sie gesehen, das ich heute einen Mord begehen werde, Edward. Ich sollte es einfach mal versuchen. Aber du wirst mir dabei nicht zuhören! Ich bin schon nervös genug, da brauch ich nicht auch noch deine Argusaugen auf mich gerichtet.'
Ich sah ihn noch einmal ernst an, dann nahm ich mein Tablett und ging quer durch die Cafeteria. Robin schaute mich irritiert an, als ich den Stuhl ihm gegenüber zurück zog und Platz nahm.
"Ähm... sag mal, verfolgst du mich?" fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
"Dir auch einen schönen Tag, Robin." lächelte ich freundlich.
Ich griff nach einem Strohhalm und fing an mit ihm herumzuspielen.
'Was hat sie denn jetzt wieder vor?'
Innerlich waren meine Nerven zum zerreißen gespannt. Er war mir so nahe. Noch näher als er mir im Unterricht jemals gewesen war. Ich musste versuchen unauffällig die Luft anzuhalten, damit er keinen Verdacht schöpfte.
"Nein, ich verfolge dich nicht. Ich hab nur gesehen, das du hier ganz alleine sitzt und da habe ich mich gefragt ob du vielleicht etwas Gesellschaft gebrauchen kannst." Noch immer lächelte ich ihn an.
Sein Blick wurde skeptisch. Er sah sich in der Cafeteria um. Kurz blieben seine Augen auf dem Tisch ruhen an dem meine Geschwister saßen. Dann wand er sich wieder an mich.
"Du glaubst also, das ich vielleicht Gesellschaft gebrauchen kann, ja?! Und das ich überhaupt irgendwelche will, darauf verschwendest du keinen Gedanken. Werden deine Geschwister nicht... ich weiß auch nicht... merkwürdig zu dir sein, wenn du nicht bei ihnen sitzt?! Sonst tun sie doch auch alles um dich jede Minute im Auge zu haben. Was willst du also von mir, Deidra?"
Robin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und fixierte mich mit seinen dunklen tiefbraunen Augen. Er war nicht auf den Kopf gefallen. Das könnte doch etwas schwieriger werden als ich dachte.
"Vielleicht," setzte ich an und lehnte mich nun leicht über den Tisch auf ihn zu. "will ich dich ja auch einfach nur kennenlernen und ich weiß mir garnicht anders zu helfen, als mich zu dir zu setzten und zu hoffen, das du mir keinen Korb gibst. So das wir uns einfach unterhalten können."
Ich hoffte das er dieses Schauspiel nicht durchschaute. Wieder zog er eine Augenbraue in die Höhe. Langsam aber sicher, fing ich an, diese Geste an ihm zu mögen.
'Sie glaubt, das sie einen Korb kriegen könnte?! Hat sie sich denn noch nie selbst im Spiegel gesehen? Andere Mädchen würde morden um so auszusehen wie sie. Sandra ist zum Beispiel so jemand. Und nun will sie mich kennen lernen?! Bisher schien sich keiner der Cullens für irgendjemanden außerhalb ihrer Familie zu interessieren. Na gut, diese Bella Swan die mit Cullen geht... Deidra scheint irgendwie anders zu sein... '
Nun lehnte er sich wieder etwas nach vorne.
"Du willst mich also kennen lernen, ja?!" Ein Grinsen flog über seine Lippen. Ein wirklich hübsches Grinsen. "Okay, dann unterhalten wir uns doch einfach... Falls du bereit dafür bist?!"
Ich sah in seinem Kopf und musste mir ein Grinsen verkneifen, als ich nun nickte. Das würde lustig werden.
"Dann schieß mal los..."
Er leckte sich kurz über die Lippen. Sein Blick wanderte über mein Gesicht, musterten die leichten violetten Schattierungen unter meinen Augen und sahen den flüssigen Karamellton darin. Sein Herz schlug wieder etwas schneller, als er länger als nötig in meine Augen blickte. Ganz nebensächlich strich ich mir mein Haar, das heute wieder offen über meine Schultern lag, hinter das Ohr.
"Sag mal... so aus reiner Neugierde... schläfst du eigentlich nie genug? Jedes Mal wenn ich dich sehe, siehst du müde und blass aus. Fast wie ein..."
"... wie ein Vampir?!" fügte ich amüsiert hinzu.
'Bist du wahnsinnig?! Sag ihm doch gleich wer oder was du bist!'
Edwards Stimme raste mit einer Meile durch meinen Kopf. Es kam so überraschend, das ich kurz blinzeln musste um mich wieder zu fangen.
'Ich habe doch gesagt, das du nicht zuhören sollst, Edward! Jetzt wende dich wieder deinen eigenen Dingen zu. Ich schaff das schon!'
Robin sah misstrauisch von mir über die Schulter zu meinem Bruder und wieder zurück. Er bekam doch etwas zu viel mit. Er verschränkte seine Hände ineinander. Dann straffte er seine Schultern und sprach leise weiter.
"Okay, das war nicht ganz das Wort, welches ich genommen hätte, aber doch... das trifft es schon ziemlich genau..."
Robin fixierte mich erneut.
"Du isst nie..." sagte er nun.
"Du doch auch nicht..." erwiderte ich und schob mein Tablett zur Seite um mich weiter über den Tisch zu lehnen.
"Hast du mich etwas beobachtet?!" fragte er erstaunt und schob ebenfalls sein Tablett aus dem Weg.
"Du mich anscheinend ja auch." lächelte ich zurück.
'Weil du mir nun einmal Rätsel aufgibst und mir nicht mehr aus dem Kopf willst!'
"Das ist garnicht wahr!" fuhr er etwas auf und beugte sich über den Tisch.
Er war mir immer näher gekommen. Und trotzdem lachte ich kehlig auf. Verdutzt sah er mich an. Ich stützte mein Kinn auf meine Hände und grinste schief.
"Gut, lassen wir das lieber, wer hier wen beobachtet hat. Ich glaube nämlich dann drehen wir uns im Kreis. Nun darf ich dich aber auch etwas fragen."
Noch immer hatte er ein verdutztes Gesicht. Doch er sagte keinen Ton.
"Denn so entwickelt sich ein Gespräch, weißt du... zumindest laut Lektion 1 in Konversation... immer das Gespräch am laufen halten..." fuhr ich unbeirrt fort zu sprechen. "Um nun zu meinem eigentlichen Thema zurück zu kommen... Meine Frage an dich lautet... hast du schon immer in Forks gelebt?"
Robin ordnete seine Gedanken neu und schüttelte dann den Kopf.
"Ähm... nein. Nein, wir leben erst seit drei Jahren in Forks. Vorher lebten wir in Hartford, Connecticut."
Er nahm die Gabel von seinem Tablett und wirbelte sie durch seine Finger. Sein Blick wurde abwesend und ich hörte seine Gedanken.
'Damals war alles noch in Ordnung. Forks hat unserer Familie nur Pech gebracht. Als wären wir verflucht. Erst Dad und Greg, dann wird Mum krank... eigentlich ist es ja nur eine Frage der Zeit, bis es mich erwischt...'
"Du scheinst darüber nicht wirklich erfreut zu sein." unterbrach ich seine trüben Gedanken.
"Ich... sieht man es mir so deutlich an?! Ich finde Forks nur... etwas eingeschlafen. Es ist nicht so wie bei dir... du hast eine große glückliche Familie, die hier auf dich gewartet hat. Bei mir war keiner hier den ich kannte. Irgendwie... hat diese Stadt keine besonders positive Wirkung auf meine Familie..."
Als er mich nun wieder ansah, war sein Blick unglaublich traurig.
"Ist das der Grund, weswegen du im Krankenhaus warst?" fragte ich nun neugierig.
Noch einmal sah er sich um, ob auch keiner ungewollt zuhörte. Er lehnte sich wieder auf den Stuhl zurück. Doch er antwortete nicht direkt. Ich betrachtete ihn eingehend. Langsam stahl sich ein kleines Grinsen auf sein hübsches Gesicht. Es war fast dasselbe mit dem er mich schon das letzte Mal bedacht hatte, als ich versuchte ihn auszuhorchen. Er wirkte mit einem Mal selbstsicherer.
"Wir führen doch ein Gespräch, nicht wahr?! Also wäre ich doch jetzt eigentlich dran, dir eine Frage zu stellen, oder?!"
Ich lächelte mein strahlendes Lächeln und ließ ihn nicht aus den Augen.
"Oh natürlich. Das gehört zu einem richtigen Dialog. Aber ich befürchte, das wir das auf einen späteren Zeitpunkt werden verschieben müssen."
'Ich wusste doch das sie mir wieder ausweichen würde...' dachte er triumphierend.
Ich deutete auf die Tische neben uns.
"Die Pause ist nämlich vorbei! Wie du also siehst..."
Er sah perplex auf. Er hatte garnicht mitbekommen, wie die Zeit vergangen war. Mit einer fließenden Bewegung stand ich auf und schob den Stuhl an den Tisch zurück. Ohne weiteren Worte wand ich mich ab und ging aus der Cafeteria.
Vor der Tür erwartete mich bereits mein grinsender Bruder. Er legte mir einen Arm um die Schultern.
"Gar nicht mal so schlecht. Du hast ihn fast dazu gebracht, zu reden. Wenn die Menschen erst anfangen Fragen zu stellen und freiwillig antworten geben, fangen sie an die zu vertrauen."
Ich nickte einfach nur. Für mich war klar, das dieses Gespräch erst der Anfang war. Ich wollte unbedingt mehr über ihn erfahren. Und ich wollte es unbedingt so oft wie möglich sehen, wenn er die Augenbraue in die Höhe zog.
Den Rest des Tages ließ ich an mir vorbeiziehen. Im Gegensatz zu einem Menschen, vergingen für mich ein paar Stunden meistens innerhalb eines Wimpernschlags. So hatte ich mich meinen Hausaufgaben gewidmet und stundenlang meine Musiksammlung sortiert. Natürlich lief meine Anlage schon fast heiß, bis ich sie abstellte. Es war bereits so dunkel, das die Sterne anfingen zu leuchten, als ich mich zu meiner Mutter, Alice und Jasper in Wohnzimmer gesellte. Sie sahen sich die Nachrichten an, auch wenn ich bezweifelte das meine Schwester sie wirklich wahrnahm. Sie boten ihr kaum noch Neuigkeiten und sie machte sich oft einen Spaß daraus die Lottozahlen vorrauszusagen. Wenn man allerdings davon absah, das es zur Nachtschlafender Zeit war, wirkte der Anblick so alltäglich wie bei anderen "normalen" Familien.
Zuletzt von Olette Cullen am So 05 Apr 2009, 16:35 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kapitel 7 Konversation Lektion 1 (Teil 2)
"Hallo, Liebes."
Meine Mutter sah zu mir auf und rückte dann etwas zur Seite. Ich setzte mich neben sie und lehnte meinen Kopf an ihre Schulter. Es hatte etwas ungemein beruhigendes. Obwohl Jasper neben mir bestimmt auch seinen Teil dazu beitrug.
Die Bilder auf dem Bildschirm nahm ich kaum wahr. Das Gespräch mit Robin wollte mir nicht aus dem Sinn. Ich gab ihm also Rätsel auf. Darüber musste ich innerlich grinsen. Dieses Kompliment konnte ich nur an ihn zurück geben. Er wollte mir nicht alles erzählen. Zum Beispiel warum seine Mutter im Krankenhaus war oder warum er auch nicht aß. Ich setzte mich auf. Ich brauchte mehr Informationen. Meine Mutter bemerkte meine angespannte Körperhaltung und sah mich an.
"Deidra, Liebes, was ist denn los?"
Auch Alice und Jasper lenkten ihre Aufmerksamkeit nun auf mich.
"Ich... ich glaub, ich mache noch einen Spaziergang." antwortete ich ihr.
Ich stand auf. Mein Blick glitt zu Alice. Diese sah mich mit einem leicht gequälten Lächeln an. Schließlich hatte sie ähnliches bereits mit Edward durch gemacht. Kaum merklich nickte sie mir zu. Etwas erleichtert atmete ich aus. Ich ging aus dem Zimmer und trat aus dem Haus in die Nacht. Mein Auto ließ ich lieber stehen. Stattdessen entschied ich mich zu laufen. Das hatte ich lange nicht mehr getan. Es war für mich keine Schwierigkeit Robins Geruch zu verfolgen. Innerhalb kürzester Zeit erreichte ich das Haus der Peters. Es war dunkel. Ich umkreiste es eine Weile, unschlüssig was ich tun sollte, bevor ich die Verandastufen hinaufstieg. Die Menschen versteckten ihre Ersatzschlüssel doch immer an den gleichen Stellen. Nach kurzem Suchen fand ich ihn unter einem unechten Stein.
Lautlos öffnete ich die Tür und trat ein. Das Haus unterschied sich kaum von Bellas. Leise streifte ich durch die unteren Wohnräume. Die Küche sowie das Wohnzimmer, schienen schon länger nicht wirklich benutzt worden zu sein. Neugierig öffnete ich den Kühlschrank. Er war leer, bis auf ein paar Getränke im Seitenfach. Dafür türmten sich dutzende Fertiggerichte im Gefrierfach. Also hatte sich die Frage mit dem Essen erledigt. Er schien zumindest zu hause zu essen.
Ich stieg die Treppen zum ersten Stock hinauf. Viele Bilder säumten die Wand. Vor einem blieb ich stehen. Es zeigte einen jüngeren Robin mit seiner Mutter. Sie schien dort noch gesund zu sein. Und ganz wie ich vermutet hatte, war sie wunderschön gewesen. Ihr Gesicht war voll und ihr Haar hatte einst in der Sonne geglänzt. Neben den beiden war ein weiterer Junge, augenscheinlich etwas älter, und ein Mann. Das mussten sein Vater und sein Bruder sein, an die er heute gedacht hatte.
Mein Weg führte mich weiter nach oben. Eine angelehnte Tür fiel mir ins Auge. Rasch war ich durch sie hindurchgeschlüpft und sah mich um. Dieses Zimmer war ordentlich, fast zu ordentlich. Es sah mehr so aus, als wäre es nicht bewohnt. Eine dünne Staubschicht lag auf den Möbeln. Ich ging weiter in die Mitte. Auf dem Bett lag eine Gitarre. Sie schien das einzige in diesem Zimmer zu sein, was mehrmals berührt worden war. Ich sah mich weiter in diesem hübschen Zimmer um. Es war eindeutig ein Jugendzimmer. Doch es war kein Leben hier drin vorhanden. Die Poster an der Wand waren verblichen und lösten sich an den Ecken bereits ab. Der Geruch war anderes als der von Robin. Angenehm, doch nicht besonders intensiv. So als wäre der Bewohner schon lange nicht mehr hier gewesen. Bevor auffiel das jemand in diesem Zimmer war, verließ ich es wieder. Es war nicht das was ich gesucht hatte.
Also ging ich weiter. Das nächste Zimmer an dem ich vorbeikam, musste das Elternschlafzimmer sein. Die Tür war vollends aufgestoßen. Ein riesiges Bett stand direkt vor dem Fenster. Doch es war ordentlich gemacht und machte nicht den Eindruck als hätte vor kurzem noch jemand darin geschlafen. Langsam machte ich mir Gedanken. Wo waren denn die Bewohner dieses Hauses nur hin?
Robins Geruch führte mich nun zielstrebig in sein Zimmer. Im Gegensatz zum Rest des Hauses, sah man das hier ein Teenager lebte. Es war chaotisch. Einige Anziehsachen türmten sich auf dem Boden. Auf einem Schreibtisch stand ein Laptop und einige Bücher lagen darum herum verstreut. Ich sah zu seinem Bett. Es war ungemacht und leer. Er war garnicht zu Hause. So wie der Rest seiner Familie. Wahrscheinlich war er im Krankenhaus bei seiner Mutter, dachte ich mir dann. Schließlich wäre ich das auch, wenn Esme krank wäre. Wenn sie denn krank werden könnte.
Ich ging weiter in sein Zimmer. Tief sog ich seinen Geruch ein und ließ ihn dieses Mal auf mich wirken. So viele Jahre hatte ich diesen wundervollen Duft nicht mehr wahrgenommen. Wieder ließ er meine Sinne vibrieren. Dann nahm ich mich wieder zusammen und begab mich zu seinem Schreibtisch. Ich untersuchte die Bücher die darauf verteilt waren. Es waren hauptsächlich Schulbücher. Doch dann fiel mir noch ein weiteres ins Auge, verborgen unter einem Schulbuch. Ich zog es etwas hervor und betrachtete den Titel.
Mythen und Legenden des letzten Jahrhunderts.
Augenblicklich schlug ich den Buchdeckel auf. Wie bereits erwartet stand Jacob Black als Besitzer auf der ersten Seite. Sofort fing es in meiner Brust an zu grollen. Dieser vermaledeite Köter verstieß gegen den Vertrag! Ich schloss den Deckel. Wenn Robin schon dieses Buch hatte, würde es nicht lange dauern bis er zu den richtigen Schlüssen kommen würde.
Ich ging hastig aus dem Zimmer. Nun hatte ich meine Bestätigung. Also musste ich Robin noch genauer im Auge behalten.
Ich ging aus dem Haus und schloss die Tür wieder ab, bevor ich den Schlüssel wieder an seinen Platz versteckte.
Sofort drang mir ein furchtbarer Gestank in die Nase. Ich wirbelte auf der Stelle herum und trat keine Sekunde zu früh zur Seite. Ein großer Rostbrauner Wolf war auf mich zugesprungen.
"Nana, Jacob Black! Da musst du schon früher aufstehen, um mich zu überfallen!" lachte ich auf.
Aus dem großen Wolf war inzwischen ein junge Mann geworden. Verdutzt sah er mich an, gab aber seine Deckung nicht auf. Es war ihm deutlich anzusehen, das er erstaunt war, das ich seinen Namen kannte. Er wusste nicht das ich ihn in Edwards Kopf gesehen und Bella erzählt hatte, das er sich in einen Rostbraunen Wolf verwandelte.
"Dämlicher Blutsauger! Was hattest du da drin zu suchen?! Menschen sind für euch tabu!"
Er deutete auf das Haus hinter mir.
"Als erstes... hör auf mich zu beleidigen! Zweitens... kenne ich Robin aus der Schule und ich wollte ihn nicht beißen! Wir sind hier übrigens auf neutralem Gebiet. Du hättest gegen die Regeln verstoßen, wenn du mich angegriffen hättest!"
Abschätzend sah ich ihn an.
"Was weißt du schon über den Vertrag?! Sobald ihr Blutsauger euch Menschen gefährlich nähert, darf ich zum Angriff übergehen! Außerdem scheinen deine Leute den Vertrag zuerst gebrochen zu haben, wenn ich dich so sehe!"
Sein Gesicht war angespannt und seine Fäuste vibrierten. Er versuchte seine Wut zu beherrschen. Nun lachte ich noch lauter. Er hatte nicht die leiseste Ahnung wer ich war.
"Du glaubst also, ich wäre ein neugeborener Vampir, nicht wahr?! Und du hast mich nur nicht getötet, weil du nicht wusstest ob ich mit Bella zufälligerweise befreundet bin?! Oh, wenn du nur wüsstest wie falsch du liegst! Zumindest mit deiner ersten Theorie. Ich bin Deidra Aideen Cullen, gestorben als Deidra Aideen Maclachlan 1921 in Ashland! Prüfe es nach wenn du willst! Oder frag deinen Vater mal wieviele von uns damals nach Forks kamen. Aber sei vorsichtig, Bello. Versuch beim zählen dein Hirn nicht zu überanstrengen!"
Nun wurde er noch wütender. Er fletschte die Zähne.
'Anscheinend liegt Arroganz bei denen in der Art! Ich weiß nicht was Bella an denen nur so toll findet! Und warum sollte ich ihr glauben?! Sie könnte auch zu dieser anderen Rothaarigen gehören!'
"Ich bin nicht arrogant! Und meine Familie ist es auch nicht! Übrigens, wenn ich zu Victoria gehören würde, wäre ich schon längst tot! Das kannst du mir gerne glauben!" antwortete ich nun scharf.
"Nicht du auch noch!"
Er warf ergeben die große Hände in die Luft.
"Etwa eifersüchtig, weil ich das kann ohne mich in einen dreckigen Flohteppich verwandeln zu müssen?!" grinste ich nun hämisch.
Jacob trat nun etwas näher an mich heran.
"Immer noch besser als Menschen zu töten um selbst zu überleben!" giftete er mich an.
Ich setzte zur schlagkräftigen Antwort an.
"Das reicht jetzt!"
Wir beide hielten inne und drehten die Köpfe in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. Mein Vater trat in den Vorgarten der Peters. Er sah von Jacob zu mir und wieder zurück. Ich hatte ihn garnicht wahrgenommen. Seine Stimme war leise aber eindringlich.
"Ihr habt jetzt genug gestritten. Deidra, steig bitte ins Auto. Wir fahren wieder nach Hause."
"Ja, Vater."
Jacob schnaubte verächtlich. Ich wirbelte wieder zu ihm herum.
"Bete darum, das du dich niemals zufällig auf unsere Seite verirrst, Jacob Black! Denn ich musste Bella nichts versprechen!" fauchte ich.
"Und du solltest dich von Robin fernhalten!" erwiederte er.
Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und funkelte ihn an.
"Es geht dich rein garnichts an, mit wem ich zu tun habe, du stinkende Töle! Und wenn ich es richtig verstehe, hältst du dich auch nicht gerade an den Vertrag! Schließlich scheinst du ihm Informationen darüber zu geben, wer oder was ich eigentlich bin! Ich hoffe dir ist klar, in was für eine Gefhr du ihn dadurch bringst. Nicht allein durch mich! Es gibt auch Regeln an die wir uns halten müssen! Ich könnte mich von ihm fernhalten, wenn du ihn nicht demonstrativ auf meine Existenz aufmerksam machen würdest! Nun muss ich ihn im Auge behalten!"
Er zuckte mit den Schultern.
"Als er mir von einem Mädchen erzählte, das merkwürdig ist und anscheinend mit den Cullens zu tun hat, wollte ich ihn nur vorwarnen! Er sollte wissen worauf er sich einlässt! Schließlich werft ihr ja mit eurem Charme nur so um euch. Früher oder später wäre er dir sowieso zu nahe gekommen!"
Mein Vater legte mir eine Hand auf die Schulter und dirigierte mich sanft zu seinem Wagen. Er würdigte Jacob Black keines Blickes, sagte jedoch leise:
"Wir haben den Vertrag nicht vergessen, Jacob. Sag das auch Sam."
Ich warf dem Köter noch einen abwertenden Blick zu, bevor ich ins Auto stieg. Mein Vater ließ den Wagen an und fuhr los. Einige Augenblicke sagte er nichts. Dann brach er das Schweigen.
"Kannst du dir vorstellen, was für Sorgen sich Esme gemacht hat, als Alice dich auf einmal nicht mehr sehen konnte!? Völlig aufgelöst hat sie mich angerufen. Du kannst von Glück sagen, das ich ihr ausreden konnte, Edward einzuschalten. Er hätte Jacob bestimmt nicht ungeschoren davon kommen lassen, wenn er mitbekommen hätte, das er dich anscheinend angreifen wollte. Ich bin so schnell aus dem Krankenhaus gekommen wie es ging. Deine Spur hab ich auch leicht aufgenommen. So wusste ich wenigstens das du noch irgendwo unterwegs warst. Was hast du dir eigentlich hierbei gedacht?!"
Nun sah er mich direkt an. Er klang nicht erzürnt nur etwas enttäuscht darüber das ich so ein Risiko eingegangen war. Ich biss mir auf die Unterlippe.
"Ich... musste etwas in Erfahrung bringen. Robin Peters versucht anscheinend herauszufinden, wer ich bin. Und er kommt dem immer näher. Jacob Black scheint ihm dabei in irgendeiner Form behilflich zu sein."
Er sah wieder nach vorne.
"Robin Peters?! Etwa der Sohn von Mrs. Peters aus dem Krankenhaus?!"
Ich nickte kurz.
"Trotzdem war es gefährlich, was du vorhattest. Jacob Black sollte man im Moment besser nicht reizen, Deidra. Er würde nichts lieber sehen, als einen Kampf. Und du hast gerade eben beinahe einen heraufbeschworen in dem du ihm so die Stirn geboten hast. Er ist ein junger unbeherrschter Werwolf, der besonders gegen Edward einen Groll hegt. Er wird nicht besonders erfreut darüber sein, das du solch eine Dummheit alleine durchgezogen hast."
Ich seufzte und knetete meine Finger.
"Tut mir leid, das ich dir und Mutter solche Sorgen bereitet habe." flüsterte ich leise entschuldigend.
Auch mein Vater seufzte.
"Das solltest du Esme lieber noch einmal selbst sagen. Versprich mir einfach... dich nicht noch mal mit Jacob Black anzulegen. Du und Edward scheint besonders intensiv mit ihm aneinander zu raten. Halte dich einfach von ihm fern."
Seine Augen waren warm und freundlich als er mich nun ansah.
Ich nickte kurz und lächelte ihn entschuldigend an. Dann sah ich aus dem Fenster und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Den Rest der Fahrt verbrachten wir schweigend.
Ich sollte mich also von Jacob fern halten. Das war für mich kein Problem. Er stank bestialisch, das ich mich ihm nicht mehr nähern wollte.
Nur Robin konnte darin ein Problem sein. Fakt war, das ich ihn besser ins Visier nehmen musste. Dieser räudige Fiffi hatte bereits begonnen ihn auf meine Spur zu stoßen. Er hatte angefangen mich zu triezen und aus meiner Defensive zu locken. Ich wollte Robin nun nicht so einfach aufgeben. Zu sehr hatte mich das Geheimnis um seine Person gefangen genommen.
Das Spiel hatte also begonnen...
Meine Mutter sah zu mir auf und rückte dann etwas zur Seite. Ich setzte mich neben sie und lehnte meinen Kopf an ihre Schulter. Es hatte etwas ungemein beruhigendes. Obwohl Jasper neben mir bestimmt auch seinen Teil dazu beitrug.
Die Bilder auf dem Bildschirm nahm ich kaum wahr. Das Gespräch mit Robin wollte mir nicht aus dem Sinn. Ich gab ihm also Rätsel auf. Darüber musste ich innerlich grinsen. Dieses Kompliment konnte ich nur an ihn zurück geben. Er wollte mir nicht alles erzählen. Zum Beispiel warum seine Mutter im Krankenhaus war oder warum er auch nicht aß. Ich setzte mich auf. Ich brauchte mehr Informationen. Meine Mutter bemerkte meine angespannte Körperhaltung und sah mich an.
"Deidra, Liebes, was ist denn los?"
Auch Alice und Jasper lenkten ihre Aufmerksamkeit nun auf mich.
"Ich... ich glaub, ich mache noch einen Spaziergang." antwortete ich ihr.
Ich stand auf. Mein Blick glitt zu Alice. Diese sah mich mit einem leicht gequälten Lächeln an. Schließlich hatte sie ähnliches bereits mit Edward durch gemacht. Kaum merklich nickte sie mir zu. Etwas erleichtert atmete ich aus. Ich ging aus dem Zimmer und trat aus dem Haus in die Nacht. Mein Auto ließ ich lieber stehen. Stattdessen entschied ich mich zu laufen. Das hatte ich lange nicht mehr getan. Es war für mich keine Schwierigkeit Robins Geruch zu verfolgen. Innerhalb kürzester Zeit erreichte ich das Haus der Peters. Es war dunkel. Ich umkreiste es eine Weile, unschlüssig was ich tun sollte, bevor ich die Verandastufen hinaufstieg. Die Menschen versteckten ihre Ersatzschlüssel doch immer an den gleichen Stellen. Nach kurzem Suchen fand ich ihn unter einem unechten Stein.
Lautlos öffnete ich die Tür und trat ein. Das Haus unterschied sich kaum von Bellas. Leise streifte ich durch die unteren Wohnräume. Die Küche sowie das Wohnzimmer, schienen schon länger nicht wirklich benutzt worden zu sein. Neugierig öffnete ich den Kühlschrank. Er war leer, bis auf ein paar Getränke im Seitenfach. Dafür türmten sich dutzende Fertiggerichte im Gefrierfach. Also hatte sich die Frage mit dem Essen erledigt. Er schien zumindest zu hause zu essen.
Ich stieg die Treppen zum ersten Stock hinauf. Viele Bilder säumten die Wand. Vor einem blieb ich stehen. Es zeigte einen jüngeren Robin mit seiner Mutter. Sie schien dort noch gesund zu sein. Und ganz wie ich vermutet hatte, war sie wunderschön gewesen. Ihr Gesicht war voll und ihr Haar hatte einst in der Sonne geglänzt. Neben den beiden war ein weiterer Junge, augenscheinlich etwas älter, und ein Mann. Das mussten sein Vater und sein Bruder sein, an die er heute gedacht hatte.
Mein Weg führte mich weiter nach oben. Eine angelehnte Tür fiel mir ins Auge. Rasch war ich durch sie hindurchgeschlüpft und sah mich um. Dieses Zimmer war ordentlich, fast zu ordentlich. Es sah mehr so aus, als wäre es nicht bewohnt. Eine dünne Staubschicht lag auf den Möbeln. Ich ging weiter in die Mitte. Auf dem Bett lag eine Gitarre. Sie schien das einzige in diesem Zimmer zu sein, was mehrmals berührt worden war. Ich sah mich weiter in diesem hübschen Zimmer um. Es war eindeutig ein Jugendzimmer. Doch es war kein Leben hier drin vorhanden. Die Poster an der Wand waren verblichen und lösten sich an den Ecken bereits ab. Der Geruch war anderes als der von Robin. Angenehm, doch nicht besonders intensiv. So als wäre der Bewohner schon lange nicht mehr hier gewesen. Bevor auffiel das jemand in diesem Zimmer war, verließ ich es wieder. Es war nicht das was ich gesucht hatte.
Also ging ich weiter. Das nächste Zimmer an dem ich vorbeikam, musste das Elternschlafzimmer sein. Die Tür war vollends aufgestoßen. Ein riesiges Bett stand direkt vor dem Fenster. Doch es war ordentlich gemacht und machte nicht den Eindruck als hätte vor kurzem noch jemand darin geschlafen. Langsam machte ich mir Gedanken. Wo waren denn die Bewohner dieses Hauses nur hin?
Robins Geruch führte mich nun zielstrebig in sein Zimmer. Im Gegensatz zum Rest des Hauses, sah man das hier ein Teenager lebte. Es war chaotisch. Einige Anziehsachen türmten sich auf dem Boden. Auf einem Schreibtisch stand ein Laptop und einige Bücher lagen darum herum verstreut. Ich sah zu seinem Bett. Es war ungemacht und leer. Er war garnicht zu Hause. So wie der Rest seiner Familie. Wahrscheinlich war er im Krankenhaus bei seiner Mutter, dachte ich mir dann. Schließlich wäre ich das auch, wenn Esme krank wäre. Wenn sie denn krank werden könnte.
Ich ging weiter in sein Zimmer. Tief sog ich seinen Geruch ein und ließ ihn dieses Mal auf mich wirken. So viele Jahre hatte ich diesen wundervollen Duft nicht mehr wahrgenommen. Wieder ließ er meine Sinne vibrieren. Dann nahm ich mich wieder zusammen und begab mich zu seinem Schreibtisch. Ich untersuchte die Bücher die darauf verteilt waren. Es waren hauptsächlich Schulbücher. Doch dann fiel mir noch ein weiteres ins Auge, verborgen unter einem Schulbuch. Ich zog es etwas hervor und betrachtete den Titel.
Mythen und Legenden des letzten Jahrhunderts.
Augenblicklich schlug ich den Buchdeckel auf. Wie bereits erwartet stand Jacob Black als Besitzer auf der ersten Seite. Sofort fing es in meiner Brust an zu grollen. Dieser vermaledeite Köter verstieß gegen den Vertrag! Ich schloss den Deckel. Wenn Robin schon dieses Buch hatte, würde es nicht lange dauern bis er zu den richtigen Schlüssen kommen würde.
Ich ging hastig aus dem Zimmer. Nun hatte ich meine Bestätigung. Also musste ich Robin noch genauer im Auge behalten.
Ich ging aus dem Haus und schloss die Tür wieder ab, bevor ich den Schlüssel wieder an seinen Platz versteckte.
Sofort drang mir ein furchtbarer Gestank in die Nase. Ich wirbelte auf der Stelle herum und trat keine Sekunde zu früh zur Seite. Ein großer Rostbrauner Wolf war auf mich zugesprungen.
"Nana, Jacob Black! Da musst du schon früher aufstehen, um mich zu überfallen!" lachte ich auf.
Aus dem großen Wolf war inzwischen ein junge Mann geworden. Verdutzt sah er mich an, gab aber seine Deckung nicht auf. Es war ihm deutlich anzusehen, das er erstaunt war, das ich seinen Namen kannte. Er wusste nicht das ich ihn in Edwards Kopf gesehen und Bella erzählt hatte, das er sich in einen Rostbraunen Wolf verwandelte.
"Dämlicher Blutsauger! Was hattest du da drin zu suchen?! Menschen sind für euch tabu!"
Er deutete auf das Haus hinter mir.
"Als erstes... hör auf mich zu beleidigen! Zweitens... kenne ich Robin aus der Schule und ich wollte ihn nicht beißen! Wir sind hier übrigens auf neutralem Gebiet. Du hättest gegen die Regeln verstoßen, wenn du mich angegriffen hättest!"
Abschätzend sah ich ihn an.
"Was weißt du schon über den Vertrag?! Sobald ihr Blutsauger euch Menschen gefährlich nähert, darf ich zum Angriff übergehen! Außerdem scheinen deine Leute den Vertrag zuerst gebrochen zu haben, wenn ich dich so sehe!"
Sein Gesicht war angespannt und seine Fäuste vibrierten. Er versuchte seine Wut zu beherrschen. Nun lachte ich noch lauter. Er hatte nicht die leiseste Ahnung wer ich war.
"Du glaubst also, ich wäre ein neugeborener Vampir, nicht wahr?! Und du hast mich nur nicht getötet, weil du nicht wusstest ob ich mit Bella zufälligerweise befreundet bin?! Oh, wenn du nur wüsstest wie falsch du liegst! Zumindest mit deiner ersten Theorie. Ich bin Deidra Aideen Cullen, gestorben als Deidra Aideen Maclachlan 1921 in Ashland! Prüfe es nach wenn du willst! Oder frag deinen Vater mal wieviele von uns damals nach Forks kamen. Aber sei vorsichtig, Bello. Versuch beim zählen dein Hirn nicht zu überanstrengen!"
Nun wurde er noch wütender. Er fletschte die Zähne.
'Anscheinend liegt Arroganz bei denen in der Art! Ich weiß nicht was Bella an denen nur so toll findet! Und warum sollte ich ihr glauben?! Sie könnte auch zu dieser anderen Rothaarigen gehören!'
"Ich bin nicht arrogant! Und meine Familie ist es auch nicht! Übrigens, wenn ich zu Victoria gehören würde, wäre ich schon längst tot! Das kannst du mir gerne glauben!" antwortete ich nun scharf.
"Nicht du auch noch!"
Er warf ergeben die große Hände in die Luft.
"Etwa eifersüchtig, weil ich das kann ohne mich in einen dreckigen Flohteppich verwandeln zu müssen?!" grinste ich nun hämisch.
Jacob trat nun etwas näher an mich heran.
"Immer noch besser als Menschen zu töten um selbst zu überleben!" giftete er mich an.
Ich setzte zur schlagkräftigen Antwort an.
"Das reicht jetzt!"
Wir beide hielten inne und drehten die Köpfe in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. Mein Vater trat in den Vorgarten der Peters. Er sah von Jacob zu mir und wieder zurück. Ich hatte ihn garnicht wahrgenommen. Seine Stimme war leise aber eindringlich.
"Ihr habt jetzt genug gestritten. Deidra, steig bitte ins Auto. Wir fahren wieder nach Hause."
"Ja, Vater."
Jacob schnaubte verächtlich. Ich wirbelte wieder zu ihm herum.
"Bete darum, das du dich niemals zufällig auf unsere Seite verirrst, Jacob Black! Denn ich musste Bella nichts versprechen!" fauchte ich.
"Und du solltest dich von Robin fernhalten!" erwiederte er.
Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und funkelte ihn an.
"Es geht dich rein garnichts an, mit wem ich zu tun habe, du stinkende Töle! Und wenn ich es richtig verstehe, hältst du dich auch nicht gerade an den Vertrag! Schließlich scheinst du ihm Informationen darüber zu geben, wer oder was ich eigentlich bin! Ich hoffe dir ist klar, in was für eine Gefhr du ihn dadurch bringst. Nicht allein durch mich! Es gibt auch Regeln an die wir uns halten müssen! Ich könnte mich von ihm fernhalten, wenn du ihn nicht demonstrativ auf meine Existenz aufmerksam machen würdest! Nun muss ich ihn im Auge behalten!"
Er zuckte mit den Schultern.
"Als er mir von einem Mädchen erzählte, das merkwürdig ist und anscheinend mit den Cullens zu tun hat, wollte ich ihn nur vorwarnen! Er sollte wissen worauf er sich einlässt! Schließlich werft ihr ja mit eurem Charme nur so um euch. Früher oder später wäre er dir sowieso zu nahe gekommen!"
Mein Vater legte mir eine Hand auf die Schulter und dirigierte mich sanft zu seinem Wagen. Er würdigte Jacob Black keines Blickes, sagte jedoch leise:
"Wir haben den Vertrag nicht vergessen, Jacob. Sag das auch Sam."
Ich warf dem Köter noch einen abwertenden Blick zu, bevor ich ins Auto stieg. Mein Vater ließ den Wagen an und fuhr los. Einige Augenblicke sagte er nichts. Dann brach er das Schweigen.
"Kannst du dir vorstellen, was für Sorgen sich Esme gemacht hat, als Alice dich auf einmal nicht mehr sehen konnte!? Völlig aufgelöst hat sie mich angerufen. Du kannst von Glück sagen, das ich ihr ausreden konnte, Edward einzuschalten. Er hätte Jacob bestimmt nicht ungeschoren davon kommen lassen, wenn er mitbekommen hätte, das er dich anscheinend angreifen wollte. Ich bin so schnell aus dem Krankenhaus gekommen wie es ging. Deine Spur hab ich auch leicht aufgenommen. So wusste ich wenigstens das du noch irgendwo unterwegs warst. Was hast du dir eigentlich hierbei gedacht?!"
Nun sah er mich direkt an. Er klang nicht erzürnt nur etwas enttäuscht darüber das ich so ein Risiko eingegangen war. Ich biss mir auf die Unterlippe.
"Ich... musste etwas in Erfahrung bringen. Robin Peters versucht anscheinend herauszufinden, wer ich bin. Und er kommt dem immer näher. Jacob Black scheint ihm dabei in irgendeiner Form behilflich zu sein."
Er sah wieder nach vorne.
"Robin Peters?! Etwa der Sohn von Mrs. Peters aus dem Krankenhaus?!"
Ich nickte kurz.
"Trotzdem war es gefährlich, was du vorhattest. Jacob Black sollte man im Moment besser nicht reizen, Deidra. Er würde nichts lieber sehen, als einen Kampf. Und du hast gerade eben beinahe einen heraufbeschworen in dem du ihm so die Stirn geboten hast. Er ist ein junger unbeherrschter Werwolf, der besonders gegen Edward einen Groll hegt. Er wird nicht besonders erfreut darüber sein, das du solch eine Dummheit alleine durchgezogen hast."
Ich seufzte und knetete meine Finger.
"Tut mir leid, das ich dir und Mutter solche Sorgen bereitet habe." flüsterte ich leise entschuldigend.
Auch mein Vater seufzte.
"Das solltest du Esme lieber noch einmal selbst sagen. Versprich mir einfach... dich nicht noch mal mit Jacob Black anzulegen. Du und Edward scheint besonders intensiv mit ihm aneinander zu raten. Halte dich einfach von ihm fern."
Seine Augen waren warm und freundlich als er mich nun ansah.
Ich nickte kurz und lächelte ihn entschuldigend an. Dann sah ich aus dem Fenster und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Den Rest der Fahrt verbrachten wir schweigend.
Ich sollte mich also von Jacob fern halten. Das war für mich kein Problem. Er stank bestialisch, das ich mich ihm nicht mehr nähern wollte.
Nur Robin konnte darin ein Problem sein. Fakt war, das ich ihn besser ins Visier nehmen musste. Dieser räudige Fiffi hatte bereits begonnen ihn auf meine Spur zu stoßen. Er hatte angefangen mich zu triezen und aus meiner Defensive zu locken. Ich wollte Robin nun nicht so einfach aufgeben. Zu sehr hatte mich das Geheimnis um seine Person gefangen genommen.
Das Spiel hatte also begonnen...
Kapitel 8 Tauschgeschäfte (Teil 1)
"Sie war wo und hat was getan?!"
Der restliche Teil meiner Familie hatte sich in der Küche versammelt. Mein Vater hatte ihnen gerade erzählt was genau in der letzten Stunde passiert war, da Alice nicht alles gesehen hatte. Ich saß auf der blank polierten Arbeitsplatte im Schneidersitz, während der Rest sich in der Küche verteilt hatte. Es tagte sozusagen der hohe Familienrat der Cullens. Obwohl ich im selben Raum war, nahmen sie kaum Notiz von mir. Auf den Wunsch meines Vaters hielt ich mich zurück und hatte meine Mauer wieder aufgebaut. Er konnte viel besser erklären was vorgefallen war. Ich würde vielleicht explodieren, wenn ich den Streit mit diesem dreckigen Köter erneut erwähnen müsste. Edward stand an der Kücheninsel in der Mitte des Raumes angelehnt. Sein Blick war starr nach draußen gerichtet. Auch seine Gedanken waren hinter einer Mauer verborgen.
"Sie war im Haus der Peters und hat sich umgesehen. Anscheinend ist er mit Jacob Black befreundet. Und dieser scheint ihn auf unsere wahre Identität geradezu zu stoßen." antwortete mein Vater in die Runde.
"Was meinst du damit, er stößt ihn geradezu darauf?" fragte Esme daraufhin.
"Damit meine ich, das er ihm anscheinend Tipps gibt wer wir sind. Doch er scheint darauf zu achten, den Vertrag dabei nicht zu brechen. Er hat sich gerade mit Deidra heftig gestritten, als ich dazu kam." wand er sich an meine Mutter.
"Na toll! Sie läuft einem Menschen hinterher und streitet sich mit Werwölfen! Dieses Mädchen wird dir von Tag zu Tag immer ähnlicher, Edward!" stöhnte Rosalie düster.
Ihre goldenen Augen fixierten meinen Bruder durchdringend. Dieser drehte den Kopf in ihre Richtung. Er schob die Oberlippe etwas zurück und sein Blick verfinsterte sich.
"Bist du etwas enttäuscht darüber, das sie nicht nur oberflächlich an ihrer Schönheit interessiert ist, wie du Rosalie?!"
"Edward!" ging ihn meine Mutter an.
"Sie bringt unsere Familie genauso in Gefahr wie du!" konterte Rosalie.
Ich sprang von der Anrichte und stellte mich neben Edward.
"Sei nicht so kleinlich, Rosalie! Wenn ich mich recht entsinne, hast auch du schon selbstsüchtig gehandelt! Also spiele dich hier nicht so auf!" giftete ich nun.
Rosalie und ich waren schon oft wie Feuer und Wasser gewesen. Es war nicht so, das ich sie als Schwester nicht liebte und auch die meiste Zeit ganz gut mit ihr auskam, doch seit sie Mitglied dieser Familie war, gerieten wir allein wegen unserer Sturheit manches Mal aneinander. An den wenigen gesellschaftlichen Anlässen an denen wir einst teilgenommen hatten, als Rosalie noch ein Mensch gewesen war, spürte ich nur zu deutlich ihre Eifersucht auf mein Aussehen. Auch wenn ich selbst nie dachte, das sie selbst keine Augenweide war. Ganz im Gegenteil, Rose war als Mensch schon eine Schönheit gewesen. Etwas was sich seit sie ein Vampir war, nur noch verstärkt hatte. Uns war beiden klar gewesen, welchen wahren Hintergrund unsere Aufnahme in diese Familie hatte. Mochte mein Vater auch oft etwas Gegenteiliges behaupten. Wir beide sollten einst zu Gefährtinnen werden. Doch weder ich noch später Rosalie waren für Edward jemals interessant. Nicht das es umgekehrt je der Fall gewesen wäre. Allerdings waren Edward und ich enger verbunden als sie mit uns. Das war für meine Schwester schon immer schwerer zu ertragen. Bis zu dem Tag als sie Emmett mit zu uns brachte.
"Im Gegensatz zu dir, Deidra, habe ich noch keinen unschuldigen Menschen getötet!" zischte sie nun mit zusammengekniffenen Augen zurück.
"Rose!" versuchte nun Emmett sie zu beruhigen.
"Nein, aber auch du hast getötet!"
Edward fixierte sie nun. Rosalie verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr Blick war ebenso finster wie der meines Bruders.
"Fall tot um, Edward Cullen!"
"Bin ich schon vor langer Zeit!" presste er hervor.
"Gut, ich habe keine unschuldigen Menschen getötet! Doch eigentlich solltest du es doch besser wissen! Denn ich tötete auf keinen Fall die Liebe meines Lebens!"
Sie schritt durch die Küche. Es ging alles so schnell. Der rote Nebel der Wut umwabbberte mein Denken und Handeln. Ich war durch die Küche gesprintet und war zusammen mit Rosalie an die gegenüberliegende Wand geprallt. Meine Faust rammte nur Zentimeter neben ihrem Kopf gegen die Mauer. Noch hatte ich mich zurück gehalten, wenn ich meine Kontrolle nicht früh genug zurück gewonnen hätte, wäre die Wand eingestürzt. Ich hörte wie meine Mutter erschrocken die Luft einsog. Rosalie selbst hatte nur kurz mit der Wimper gezuckt.
Wütend schaute ich zu ihr auf.
"Wage es nicht noch einmal über Nicolas zu sprechen, Rosalie! Das nächste Mal ist es dein kostbares Gesicht, welches meine Faust trifft. Du bist bei weitem nicht so unschuldig wie du tust! Schließlich hättest du auch beinah Edward getötet!" knurrte ich.
"Deidra, beruhige dich. Ihr alle beide solltet das." ertönte Jaspers ruhige Stimme.
Eine Welle der Sanftmut wollte über mich einstürzen. Doch bevor er beginnen konnte, die ganze Kraft seiner Fähigkeit anwenden zu können, zog ich meine Hand zurück. Rund um Rosalies Körper und um meine Hand hatte die Wand leichte Risse abbekommen.
Ich schüttelte heftig den Kopf.
"Ich halte es hier eh nihct mehr aus."
Ein letztes Mal funkelte ich Rosalie an, dann ging ich an ihr vorbei aus der Küche in die Garage. Ich stieg in mein Auto und fuhr los sobald das Garagentor aufging. Das Gaspedal hatte ich bis zum Boden durchgedrückt und die Anlage bis zum Anschlag aufgedreht. Ich raste durch die Straßen und hatte Forks ziemlich schnell hinter mich gelassen. Es gab wieder nur einen Ort an dem ich mich beruhigen konnte. An dem ich mich nicht zusammenreißen musste. Dicker Regen setzte ein und prasselte auf das Dach meines Wagens nieder. Ich parkte wieder in der gleichen Seitenstraße und eilte über den Friedhof. Vor Nicolas Grab ließ ich mich nieder. Es war mir egal, das der Boden durchweicht war und es noch immer regnete. Hier war das alles nicht mehr wichtig.
Langsam kam ich wieder zur Ruhe. Das hatte Nicolas immer geschafft. Egal wie aufgebracht ich war... er beruhigte mich. Sogar jetzt noch.
Es war lange her, das ich dermaßen die Beherrschung gegenüber einer meiner Geschwister verloren hatte. Wie durch einen roten Nebel der Wut war mein Blick getrübt gewesen. Für einen Moment hatte ich mich vergessen. Einen kurzen Moment hatte ich das Monster in mir die Oberhand gewinnen lassen. Wenn Rosalie nicht unsterblich gewesen wäre, hätte ich sie gerade mit ziemlicher Sicherheit umgebracht.
"Es war mir schon klar, das ich dich hier finden würde."
Ich sah über die Schulter zurück. Edward kam auf mich zu. Er hatte einen Schirm aufgespannt als er sich neben mich hockte. Wie schwiegen, die Blicke auf den schlichten Stein vor uns gerichtet.
"Rosalie tut es leid was sie gesagt hat." sagte er nach einer Weile in das Schweigen.
Ich seufzte und schloss die Augen.
"Das war mir schon klar. Das tut es ihr doch hinterher immer!" schnaubte ich leise.
"Mir ist durchaus bewusst, das du wütend auf sie bist. Und glaub mir auch ich hab ihr noch nicht alles verziehen. Aber du bist nicht genauso wie ich, Deidra. Du kannst ihr doch nicht ewig böse sein..."
Ich sah ihn mit zusammengeschobenen Augenbrauen ernst an.
"Dir ist hoffentlich die Relativität deiner Worte bewusst, Edward Cullen!" bemerkte ich sarkastisch.
Er grinste schief.
"Du weißt wie ich das meine."
Ich wand meinen Blick von ihm ab und schüttelte den Kopf.
"Nein! Dieses Mal hatte Rosalie Recht." sagte ich tonlos.
Edward sah mich stirnrunzelnd an. Er konnte meinen Gedanken nicht so ganz folgen. Ich hätte gelacht, wenn mir nicht nach weinen zumute gewesen wäre. Fahrig fuhr ich mir durch die Haare.
"Sie hat vielleicht Menschen getötet. Doch diese waren alles andere als unschuldig. Sie hat mit diesem Royce und seinen Freunden nur das gemacht, was wir auch getan hätten, wenn wir die Gelegenheit dazu gehabt hätten. Aber trotz allem... war er nicht die Liebe ihres Lebens."
Meine Finger gruben sich in den matschigen Boden und mein Blick heftete sich wieder auf den schlichten Grabstein. Nichts konnte ihn zurück bringen. Rosalie hatte meinen empfindlichen Punkt getroffen. Sie wusste das mich Schuldgefühle plagten. Nicolas Finnigan... war einst die Liebe meines Lebens. Natürlich tat es ihr nun leid. Das tat es doch später immer. Auch bei Edward war das der Fall gewesen.
"Deidra. Du weißt doch das Rosalie schon immer dickköpfig war. Genauso wie du übrigens. Das was sie gesagt hat, ist nicht wirklich zu entschuldigen. Aber du musst zugeben, das ihr euch gegenseitig hochgeschaukelt habt." versuchte mein Bruder mich zu beschwichtigen.
"Und doch hatte sie nicht Unrecht mit dem was sie sagte. Du und ich sind uns nicht unähnlich. Wir beide können uns einfach nicht von den Menschen fernhalten, für die wir einfach zu gefährlich sind. Und in den meisten Fällen kommen sie ums Leben!... Früher oder später... Ich wollte Nicolas so sehr. Doch wir haben einfach überschätzt was wir sind. Eigentlich sollte Liebe doch wunderschön sein. Du hast es geschafft, Edward. Du hast sie gefunden! Die eine die es für ewig sein soll. Aber vielleicht... soll es bei mir nicht so sein... Die Sache mit Nicolas war ein Zeichen...obwohl wir bis zum Schluss gekämpft haben, haben wir doch verloren..."
Ich sah ihn nicht an. Der Regen prasselte auf den Stoff des Schirmes nieder.
"Deidra..." setzte er an, doch ich unterbrach ihn.
"Nein, Edward. Egal was du nun sagst, es wird nichts an meiner Sicht der Dinge ändern. Robin... scheint irgendwie... ich weiß es auch nicht so genau... doch er scheint da irgendwie eine Rolle zu spielen. Vielleicht ist er eine Strafe für mich. Vielleicht soll er mich ständig daran erinnern, das ich einmal einen Fehler begangen habe... Entschuldige mich bitte. Ich will noch etwas allein sein. Wie sehen uns dann in der Schule."
Es begann bereits zu dämmern. Ich stand auf. Fragend sah er mich an, doch ich wand mich von ihm ab und verließ den Friedhof.
'Und dieses Mal folge mir nicht!'
Wie erwartet stand unmittelbar hinter meinem Wagen ein silberner Volvo. Edward war der schnellste von uns. Eigentlich hätte ich mir denken können, das er mir folgen würde, sobald ich das Haus verlassen hatte. Wahrscheinlich auf den Wunsch meiner Eltern. Immerhin war ich bei meinem letzten Alleingang mit einem ungehobelten Werwolf aneinander geraten. Ich atmete tief durch als ich hinter dem Steuer Platz nahm. Bald würde es völlig hell werden. Noch war ich nicht bereit Rosalies Entschuldigung zu hören. Also fuhr ich einfach durch die Gegend. Mir schwirrte der Kopf von den ganzen Geschehnissen der letzten Stunden. Erst Robins Haus, die Begegnung mit diesem räudigen Köter Jacob Black und dann noch der Streit mit Rosalie.
Nach endlosem Herumgefahre, entschloss ich mich zur Schule zu fahren. Ich lenkte meinen Wagen auf den leeren Parkplatz. Anschließend stieg ich aus. Ich brauchte frische Luft und etwas Bewegung. Also lief ich über den Schulhof. Noch immer prasselte der Regen nieder und nach ein paar Minuten war ich erneut tief durchnässt. Doch es interessierte mich nicht. Krank werden konnte ich eh nicht, warum sich also Gedanken darüber machen.
Ich ließ mich auf einer Bank nieder und stützte meinen Kopf in meine Hände. Die Erkenntnis, die aus dem Streit mit meiner Schwester resultierte, stürmte auf mich ein. Sie hatte mit allem Recht gehabt. Ich war schuld an Nicolas Tod. Daran gab es keinen Zweifel. Und dafür hasste ich mich. In den letzten fünfzig Jahren hatte ich versucht, die Schuldgefühle zu überdecken. Ich hatte sogar Forks und meine Familie dafür verlassen. Es war eine Art Strafe für mich. Und nach einiger Zeit, die mir endlos zur Verfügung steht, verblasste der Schmerz. Wenn auch nur oberflächlich. Sobald man tiefer kratzte kam er zum Vorschein. Aber meistens versuchte ich ihn zu umgehen. Doch nun war alles wieder da. Jede Erinnerung war gestochen scharf in mein Gedächtnis gebrannt. Die Wunde war erneut aufgebrochen und pulsierte schmerzhaft.
Die Tränen rannen mir bereits über die Wangen, bevor ich sie überhaupt bewusst wahrnahm. Die ganzen Gründe dafür konnte ich schon garnicht mehr zählen. Dann stockte ich in meinem Schluchzen. Jemand bewegte sich auf mich zu. Nach einigen Sekunden wusste ich auch wer es war.
"Was machst du denn schon so früh hier?"
Ich ließ meine Hände sinken und sah auf. Robin Peters hatte wieder einmal die Augenbraue fragend in die Höhe gezogen. Sofort fühlte ich mich besser.
'Sie sieht furchtbar aus!'
Da hatte er wahrscheinlich Recht. In seinen Augen musste es so aussehen, als hätte ich die letzten Nächte nicht geschlafen. Ich hatte verweinte rote Augen mit tiefen violetten Schatten darunter und war bis auf die Knochen durchnässt.
" Das selbe könnte ich dich auch fragen. Du bist doch auch schon hier!" antwortete ich ihm.
Er stand mit einem Regenschirm neben mir. Dann zog er seine Jacke aus und reichte sie mir.
"Mich hat jemand hier abgesetzt. Hier, zieh das an. Sonst erkältest du dich noch."
Ich lächelte leise. Wie machte er das nur?! Gerade eben war ich noch zu Tode betrübt gewesen. Doch dann kam er und erhellte meinen Tag. Dieses Gefühl war schon lange nicht mehr in mir gewesen. Allmählich verstand ich Edward. Langsam lernte ich wieder, wie es sich an fühlte innerlich nicht mehr kalt und tot zu sein.
Ich griff nach der Jacke und zog sie über.
Zuletzt von Olette Cullen am So 05 Apr 2009, 16:37 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kapitel 8 Tauschgeschäfte (Teil 2)
"Danke." murmelte ich.
Dann schwiegen wir für einen Moment.
"Also... warum bist du schon so früh hier, Deidra?" fragte er erneut.
Ich seufzte.
"Ich... zu hause war es einfach unerträglich für mich. Und ich wusste nicht wo ich sonst hinsollte. Also bin ich einfach durch die Gegend gefahren. Aber... ich glaube, ich sollte doch langsam wieder nach Hause fahren..."
Er biss sich auf die Unterlippe.
"Also... wenn du nicht nach Hause willst, kannst du auch gerne... zu mir nach Hause kommen. Weißt du, meine Mum... ist nicht da, also würde sich keiner wundern das wir nicht in der Schule sind. Natürlich... nur falls du magst..."
Ein kleiner Hauch Rot erschien auf seinen Wangen. Ich sah ihn an. Dann nickte ich entschlossen. Warum nicht?!
"Okay. Wenn du mir den Weg erklärst... dann lass uns fahren." sagte ich schließlich und stand auf.
Robin nickte daraufhin. Er schien nicht wirklich mit meiner Zustimmung gerechnet zu haben. Gemeinsam gingen wir über den noch immer leeren Hof und erreichten den Parkplatz.
"Wow. Ist das dein Auto?!" fragte er perplex.
Ich nickte als wir dem grünen Beetle immer näher kamen.
"Ich hätte auch gerne einen Arzt zum Vater..." murmelte er leise, doch trotzdem könnte ich es hören.
Wir stiegen in mein Auto und fuhren los. Robins Geruch war mir wieder so nah. Eingeschlossen in der Enge der Fahrerkabine. Mit einem Mal war ich mir nicht mehr so ganz sicher ob das eine gute Idee war. Doch ich verdrängte diese Gedanken. Robin durchbrach hin und wieder meinen innerlichen Konflikt indem er mir den Weg beschrieb der uns zu ihm nach Hause führen würde. Natürlich musste ich so tun, als ob ich den Weg nicht kannte. Nach etwa zwanzigminütiger Fahrt erreichten wir sein Haus.
Er schloss die Haustür auf und wir traten ein. Nun standen wir etwas unschlüssig im Hausflur. Robin drehte sich zu mir um.
"Vielleicht... solltest du... aus dem nassen Klamotten raus. Ähm... ich meine..." das Rot erschien erneut auf seinen Wangen. "... damit du nicht krank wirst. Meine Mutter müsste ungefähr deine Größe haben. Sie ist nur etwas größer als du. Ähm... also das Badezimmer ist oben... da kannst du ...also... ich bring dir dann die Sachen..."
Er sah mich unsicher an. Ich konnte nicht anders, ich musste lächeln. Robins Ohren waren ebenfalls leicht rosa angelaufen, als er sich umdrehte und die Treppen hinaufstieg. Immer noch grinsend folgte ich ihm. Er zeigte auf die Badezimmertür, bevor er sich auf den Weg ins elterliche Schlafzimmer machte. Ich schloss die Badezimmertür.
'Gott! Was denkt sie jetzt bloss von mir?! Ich kenne sie kaum und bringe sie zu mir nach Hause und sage so etwas Blödes wie das sie sich ausziehen soll! Sie muss mich für geistig beschränkt halten, so wie ich rumgestottert habe! Ich bin doch ein Idiot!'
Dann klopfte es an der Tür. Ich öffnete die Tür einen Spalt breit. Robin streckte einen Arm durch den Spalt und hielt mir Anziehsachen entgegen. Ich hatte ganz stark die Vermutung, das er bestimmt auch die Augen geschlossen hatte.
"Das sind zwar nicht solche Designersachen wie du sie trägst, aber sie sind wenigstens trocken."
Mein Lächeln wurde noch breiter. Ich zog mich hastig um, nachdem ich die Tür erneut geschlossen hatte und föhnte mir schnell die Haare. Die Sachen waren tatsächlich etwas zu groß für mich, doch ich war von Robins Fürsorge gerührt. Nachdem meine Haare getrocknet waren, machte ich mich auf den Weg nach unten.
Robin werkelte in der Küche, als ich dazu kam. Er stellte gerade einen Kessel auf den Herd. Dann drehte er sich um und sah mich an. Seine Augen wanderten über meine Erscheinung. Er setzte sich an den Tisch. Ich setzte mich schließlich ihm gegenüber. Eine Weile schwiegen wir uns einfach nur an. Er dachte daran, wie ich nun aussah und warum ich wohl nicht nach Hause wollte.
Dann wurde mir etwas deutlich bewusst! Ich war nun ganz alleine mit ihm! Und eigentlich wusste keiner das ich hier war.
"Darf ich mal kurz telefonieren. Ich sollte zumindest meiner Schwester Alice sagen wo ich bin, damit sie sich keine Sorgen machen. Mein Telefon ist noch in meinem Auto." erwähnte ich nebenbei um meine nun aufsteigende Nervosität zu überspielen.
Er nickte. Robin stand auf, griff nach dem Telefon und reichte es mir. Wohl darauf bedacht mich nicht direkt zu berühren. Anscheinend hatte er sich meine "Phobie" gemerkt. Ich wählte die Handynummer von Alice. Nach dem dritten Klingeln nahm sie ab.
"Du solltest den Tee gleich annehmen, Deidra. Sonst wirkst du unhöflich." flötete sie mir gleich ohne eine Begrüßung entgegen.
Natürlich wusste sie bereits wo ich war. Bei dem Gedanken an den Tee wurde mir übel. Doch ich nahm mich zusammen.
"Hey, Alice. Hier ist Deidra. Ich werde heute wohl nicht zur Schule kommen. Mir gehts garnicht so gut. Robin hat mich vor der Schule aufgegabelt und kümmert sich gut um mich."
Ich schluckte und sah zu ihm herüber. Er lächelte verhalten.
"Oh, das kann ich mir denken. Ich weiß das er sich sehr gut um dich kümmern wird. Carlisle wird dich natürlich entschuldigen."
"Alice... hast du heute... eigentlich schon die Nachrichten gesehen? Gab es da irgendwas... interessantes?" fragte ich vorsichtig.
Doch Alice schaltete schnell.
"Keine Sorge, Deidra. Du solltest dir mal etwas mehr vertrauen. Solange du nicht beschließt ihn zu töten, kann ich es nicht sehen. Doch wenn es dich beruhigt, sehe ich dementsprechend nichts. Es könnte allerdings sein, das du heute noch Spaß bekommen wirst."
Innerlich knirschte ich mit den Zähnen. Ich hasste es wenn Alice immer so kryptisch war.
"Gut, Alice. Das war alles was ich wissen wollte."
"Rose würde gerne mit dir sprechen..."
"Aber ich nicht mit ihr! Sag Rose das sie sich ihre Entschuldigung gerne in die Haare schmieren kann. und du kannst mich gerne zitieren! Wir sehen uns später, Alice."
"Okay. Viel Spaß, Liebes!" trällerte sie in mein Ohr.
Ich legte auf und schob das Telefon über den Tisch. Robin sah mich weiterhin an. Dann buegte er sich leicht nach vorne.
"Wir kamen noch garnicht dazu unser Gespräch fort zu führen. Ich war doch dran ein Frage zu stellen, nicht wahr?!" fragte er nun.
Es war ganz deutlich, das er versuchte mich abzulenken. Anscheinend hatte er bemerkt das mich das Gespräch etwas aufgewühlt hatte. Ich nickte. Schließlich war ich nun schon einmal hier, also sollte ich auch weitere Nachforschungen anstellen. Ich musste wissen, wieviel er eigentlich bereits wusste.
"Du wolltest nicht nach Hause. Warum?"
Nun senkte ich leicht den Blick. Diese Frage war klar gewesen. Selbst ohne Gedankenlesen.
"Ich hatte Streit mit meiner Schwester Rosalie. Sie... hat etwas gesagt, was mich ziemlich verletzt hat. Doch trotz allem... war etwas wahres an dem dran." antwortete ich zögerlich.
Ich konnte ihm nicht alles darüber erzählen. Erst musste ich herausfinden inwieweit ich offen sein konnte. Nun sah er mich betroffen an.
"Aber du kannst ihr nicht ewig böse sein, oder?"
Nun musste ich leise kichern. Es waren die selben Worte die bereits Edward benutzt hatte.
"Nun ja... Rosalie... und ich... wir beide können ziemlich nachtragend sein. Da ist ewig ein... schlechter Begriff für..."
Wieder einmal zog er seine Augenbraue in die Höhe. Dann schüttelte er den Kopf kurz.
"Rosalie? Das ist doch die große Blonde, nicht wahr?! Nimms mir nicht übel, aber ich fand schon länger, das sie ziemlich streitlustig aussah. Ich habe mal gesehen, wie sie die anderen Mädchen in der Cafeteria angesehen hatte. So gering schätzig. Aber trotzdem... jeder streitet sich mal. Ich kann dir garnicht sagen wie oft ich mich mit meinem Bruder gestritten habe... über... das..." Er hielt einen Moment inne. "...hinterher verträgt man sich immer. Vor allem hat man aber tatsächlich nicht ewig Zeit... miteinander. Man sollte diese wertvolle Zeit nicht mit streiten verschwenden..." sagte er leise.
Sofort war sein Blick wieder traurig und abwesend. Er erstarrte leicht. Ich beugte mich zu ihm herüber.
"Ich weiß. Rose... ist nun einmal Rose! Bereits jetzt tut es ihr leid... aber ich bin noch nicht bereit mir ihre Entschuldigung anzuhören..."
Noch immer war sein Blick abwesend. Ich war mir nicht zu hundert Prozent sicher, das er mir zugehört hatte.
"Wo ist deine Familie, Robin?"
Er sah mich wieder an.
"Sie... sind nicht hier!" antwortete er rasch.
"Das sehe ich auch!" bemerkte ich beiläufig und breitete meine Arme aus.
Robin stand auf. Langsam schritt er den Raum auf und ab. Er strich sich kurz durch das Haar, bevor er sich wieder an mich wandte.
"Du... du kennst doch Jacob Black, nicht wahr?!"
"Du anscheinend ja auch!"
Ich lehnte mich wieder zurück. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, das unser Gespräch freiwillig diese Wendung nehmen würde. Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. Alice hatte Recht, das könnte lustig werden. Vor allem nachdem ich hörte was er nun vorhatte, als der Kessel pfeifte. Robin drehte sich zu dem Kessel um. Er hantierte einige Minuten, bevor er sich wieder zu mir umwandte und mir eine dampfende Tasse auf den Tisch stellte. Robin stützte sich auf den Tisch ab und sah mich ernst an.
"Jacob und ich... wir sind alte Freunde. Er hat mir von dir erzählt. Beziehungweise von deiner Familie, Deidra. Das ihr nicht so seid wie die anderen... Zum Beispiel... das man euch nie essen sieht... oder trinken..."
Sein Blick glitt zur Tasse und wieder zurück.
Völlig selbstverständlich griff ich nach der Tasse Tee. Ich nahm einen Schluck. Ich musste mich stark zusammen nehmen dieses eklige Gesöff nicht gleich wieder auszuspucken. Nachdem ich wiederstrebend hinutergeschluckt hatte, lächelte ich triumphierend.
"Jacob... hat nicht immer Recht, Robin! Merk dir das! Vor allem, da er einen Groll gegen meinen Bruder hegt, solltest du wissen, das er alles tun würde um mich und meine Familie in Verruf zu bringen!"
Robin ließ sich wieder auf einem Stuhl nieder.
"Das mag sein... und trotzdem... ihr scheint ein Geheimnis zu haben."
Ich stand auf.
"Du interpretierst da eindeutig zuviel hinein, Robin. Du solltest nicht so viel auf diese Geschichten geben. Ich sollte jetzt lieber gehen, wenn du nur meine Familie mit irgendwelchen Lügenmärchen schlecht machen willst. Danke noch mal für die Sachen... wir sehen uns dann..."
Ich war schon halb durch die Küche, als er aufsprang und mir folgte. Bevor ich die Gelegenheit hatte, die Tür zu öffnen, lehnte er dagegen.
"Gut... okay, tut mir leid... aber wie wäre es mit einem Tauschgeschäft?" fragte er nun spitzbübisch.
Den Ton den er anschlug, ließ mich aufhorchen. Neugierig wand ich mich an ihn.
"Wie meinst du das genau?"
Noch immer grinste er. Er hatte bemerkt das ich interessiert war.
"Ich meinte damit, das ich dir eines meiner Geheimnisse verrate, wenn du mir dafür eines von deinen erzählst..."
Ich dachte nach. Das war garnicht mal so schlecht. So wäre es einfacher, als wenn ich ihn stundenlang bearbeiten müsste. Dieses Mal würde er es mir freiwillig erzählen. Ich ging durch den Flur zurück in die Küche und setzte mich wieder an den Tisch. Erwartungsvoll sah ich ihn an, als er hinter mir herkam.
"Okay... das klingt fair! Aber du fängst an..."
Dann schwiegen wir für einen Moment.
"Also... warum bist du schon so früh hier, Deidra?" fragte er erneut.
Ich seufzte.
"Ich... zu hause war es einfach unerträglich für mich. Und ich wusste nicht wo ich sonst hinsollte. Also bin ich einfach durch die Gegend gefahren. Aber... ich glaube, ich sollte doch langsam wieder nach Hause fahren..."
Er biss sich auf die Unterlippe.
"Also... wenn du nicht nach Hause willst, kannst du auch gerne... zu mir nach Hause kommen. Weißt du, meine Mum... ist nicht da, also würde sich keiner wundern das wir nicht in der Schule sind. Natürlich... nur falls du magst..."
Ein kleiner Hauch Rot erschien auf seinen Wangen. Ich sah ihn an. Dann nickte ich entschlossen. Warum nicht?!
"Okay. Wenn du mir den Weg erklärst... dann lass uns fahren." sagte ich schließlich und stand auf.
Robin nickte daraufhin. Er schien nicht wirklich mit meiner Zustimmung gerechnet zu haben. Gemeinsam gingen wir über den noch immer leeren Hof und erreichten den Parkplatz.
"Wow. Ist das dein Auto?!" fragte er perplex.
Ich nickte als wir dem grünen Beetle immer näher kamen.
"Ich hätte auch gerne einen Arzt zum Vater..." murmelte er leise, doch trotzdem könnte ich es hören.
Wir stiegen in mein Auto und fuhren los. Robins Geruch war mir wieder so nah. Eingeschlossen in der Enge der Fahrerkabine. Mit einem Mal war ich mir nicht mehr so ganz sicher ob das eine gute Idee war. Doch ich verdrängte diese Gedanken. Robin durchbrach hin und wieder meinen innerlichen Konflikt indem er mir den Weg beschrieb der uns zu ihm nach Hause führen würde. Natürlich musste ich so tun, als ob ich den Weg nicht kannte. Nach etwa zwanzigminütiger Fahrt erreichten wir sein Haus.
Er schloss die Haustür auf und wir traten ein. Nun standen wir etwas unschlüssig im Hausflur. Robin drehte sich zu mir um.
"Vielleicht... solltest du... aus dem nassen Klamotten raus. Ähm... ich meine..." das Rot erschien erneut auf seinen Wangen. "... damit du nicht krank wirst. Meine Mutter müsste ungefähr deine Größe haben. Sie ist nur etwas größer als du. Ähm... also das Badezimmer ist oben... da kannst du ...also... ich bring dir dann die Sachen..."
Er sah mich unsicher an. Ich konnte nicht anders, ich musste lächeln. Robins Ohren waren ebenfalls leicht rosa angelaufen, als er sich umdrehte und die Treppen hinaufstieg. Immer noch grinsend folgte ich ihm. Er zeigte auf die Badezimmertür, bevor er sich auf den Weg ins elterliche Schlafzimmer machte. Ich schloss die Badezimmertür.
'Gott! Was denkt sie jetzt bloss von mir?! Ich kenne sie kaum und bringe sie zu mir nach Hause und sage so etwas Blödes wie das sie sich ausziehen soll! Sie muss mich für geistig beschränkt halten, so wie ich rumgestottert habe! Ich bin doch ein Idiot!'
Dann klopfte es an der Tür. Ich öffnete die Tür einen Spalt breit. Robin streckte einen Arm durch den Spalt und hielt mir Anziehsachen entgegen. Ich hatte ganz stark die Vermutung, das er bestimmt auch die Augen geschlossen hatte.
"Das sind zwar nicht solche Designersachen wie du sie trägst, aber sie sind wenigstens trocken."
Mein Lächeln wurde noch breiter. Ich zog mich hastig um, nachdem ich die Tür erneut geschlossen hatte und föhnte mir schnell die Haare. Die Sachen waren tatsächlich etwas zu groß für mich, doch ich war von Robins Fürsorge gerührt. Nachdem meine Haare getrocknet waren, machte ich mich auf den Weg nach unten.
Robin werkelte in der Küche, als ich dazu kam. Er stellte gerade einen Kessel auf den Herd. Dann drehte er sich um und sah mich an. Seine Augen wanderten über meine Erscheinung. Er setzte sich an den Tisch. Ich setzte mich schließlich ihm gegenüber. Eine Weile schwiegen wir uns einfach nur an. Er dachte daran, wie ich nun aussah und warum ich wohl nicht nach Hause wollte.
Dann wurde mir etwas deutlich bewusst! Ich war nun ganz alleine mit ihm! Und eigentlich wusste keiner das ich hier war.
"Darf ich mal kurz telefonieren. Ich sollte zumindest meiner Schwester Alice sagen wo ich bin, damit sie sich keine Sorgen machen. Mein Telefon ist noch in meinem Auto." erwähnte ich nebenbei um meine nun aufsteigende Nervosität zu überspielen.
Er nickte. Robin stand auf, griff nach dem Telefon und reichte es mir. Wohl darauf bedacht mich nicht direkt zu berühren. Anscheinend hatte er sich meine "Phobie" gemerkt. Ich wählte die Handynummer von Alice. Nach dem dritten Klingeln nahm sie ab.
"Du solltest den Tee gleich annehmen, Deidra. Sonst wirkst du unhöflich." flötete sie mir gleich ohne eine Begrüßung entgegen.
Natürlich wusste sie bereits wo ich war. Bei dem Gedanken an den Tee wurde mir übel. Doch ich nahm mich zusammen.
"Hey, Alice. Hier ist Deidra. Ich werde heute wohl nicht zur Schule kommen. Mir gehts garnicht so gut. Robin hat mich vor der Schule aufgegabelt und kümmert sich gut um mich."
Ich schluckte und sah zu ihm herüber. Er lächelte verhalten.
"Oh, das kann ich mir denken. Ich weiß das er sich sehr gut um dich kümmern wird. Carlisle wird dich natürlich entschuldigen."
"Alice... hast du heute... eigentlich schon die Nachrichten gesehen? Gab es da irgendwas... interessantes?" fragte ich vorsichtig.
Doch Alice schaltete schnell.
"Keine Sorge, Deidra. Du solltest dir mal etwas mehr vertrauen. Solange du nicht beschließt ihn zu töten, kann ich es nicht sehen. Doch wenn es dich beruhigt, sehe ich dementsprechend nichts. Es könnte allerdings sein, das du heute noch Spaß bekommen wirst."
Innerlich knirschte ich mit den Zähnen. Ich hasste es wenn Alice immer so kryptisch war.
"Gut, Alice. Das war alles was ich wissen wollte."
"Rose würde gerne mit dir sprechen..."
"Aber ich nicht mit ihr! Sag Rose das sie sich ihre Entschuldigung gerne in die Haare schmieren kann. und du kannst mich gerne zitieren! Wir sehen uns später, Alice."
"Okay. Viel Spaß, Liebes!" trällerte sie in mein Ohr.
Ich legte auf und schob das Telefon über den Tisch. Robin sah mich weiterhin an. Dann buegte er sich leicht nach vorne.
"Wir kamen noch garnicht dazu unser Gespräch fort zu führen. Ich war doch dran ein Frage zu stellen, nicht wahr?!" fragte er nun.
Es war ganz deutlich, das er versuchte mich abzulenken. Anscheinend hatte er bemerkt das mich das Gespräch etwas aufgewühlt hatte. Ich nickte. Schließlich war ich nun schon einmal hier, also sollte ich auch weitere Nachforschungen anstellen. Ich musste wissen, wieviel er eigentlich bereits wusste.
"Du wolltest nicht nach Hause. Warum?"
Nun senkte ich leicht den Blick. Diese Frage war klar gewesen. Selbst ohne Gedankenlesen.
"Ich hatte Streit mit meiner Schwester Rosalie. Sie... hat etwas gesagt, was mich ziemlich verletzt hat. Doch trotz allem... war etwas wahres an dem dran." antwortete ich zögerlich.
Ich konnte ihm nicht alles darüber erzählen. Erst musste ich herausfinden inwieweit ich offen sein konnte. Nun sah er mich betroffen an.
"Aber du kannst ihr nicht ewig böse sein, oder?"
Nun musste ich leise kichern. Es waren die selben Worte die bereits Edward benutzt hatte.
"Nun ja... Rosalie... und ich... wir beide können ziemlich nachtragend sein. Da ist ewig ein... schlechter Begriff für..."
Wieder einmal zog er seine Augenbraue in die Höhe. Dann schüttelte er den Kopf kurz.
"Rosalie? Das ist doch die große Blonde, nicht wahr?! Nimms mir nicht übel, aber ich fand schon länger, das sie ziemlich streitlustig aussah. Ich habe mal gesehen, wie sie die anderen Mädchen in der Cafeteria angesehen hatte. So gering schätzig. Aber trotzdem... jeder streitet sich mal. Ich kann dir garnicht sagen wie oft ich mich mit meinem Bruder gestritten habe... über... das..." Er hielt einen Moment inne. "...hinterher verträgt man sich immer. Vor allem hat man aber tatsächlich nicht ewig Zeit... miteinander. Man sollte diese wertvolle Zeit nicht mit streiten verschwenden..." sagte er leise.
Sofort war sein Blick wieder traurig und abwesend. Er erstarrte leicht. Ich beugte mich zu ihm herüber.
"Ich weiß. Rose... ist nun einmal Rose! Bereits jetzt tut es ihr leid... aber ich bin noch nicht bereit mir ihre Entschuldigung anzuhören..."
Noch immer war sein Blick abwesend. Ich war mir nicht zu hundert Prozent sicher, das er mir zugehört hatte.
"Wo ist deine Familie, Robin?"
Er sah mich wieder an.
"Sie... sind nicht hier!" antwortete er rasch.
"Das sehe ich auch!" bemerkte ich beiläufig und breitete meine Arme aus.
Robin stand auf. Langsam schritt er den Raum auf und ab. Er strich sich kurz durch das Haar, bevor er sich wieder an mich wandte.
"Du... du kennst doch Jacob Black, nicht wahr?!"
"Du anscheinend ja auch!"
Ich lehnte mich wieder zurück. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, das unser Gespräch freiwillig diese Wendung nehmen würde. Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. Alice hatte Recht, das könnte lustig werden. Vor allem nachdem ich hörte was er nun vorhatte, als der Kessel pfeifte. Robin drehte sich zu dem Kessel um. Er hantierte einige Minuten, bevor er sich wieder zu mir umwandte und mir eine dampfende Tasse auf den Tisch stellte. Robin stützte sich auf den Tisch ab und sah mich ernst an.
"Jacob und ich... wir sind alte Freunde. Er hat mir von dir erzählt. Beziehungweise von deiner Familie, Deidra. Das ihr nicht so seid wie die anderen... Zum Beispiel... das man euch nie essen sieht... oder trinken..."
Sein Blick glitt zur Tasse und wieder zurück.
Völlig selbstverständlich griff ich nach der Tasse Tee. Ich nahm einen Schluck. Ich musste mich stark zusammen nehmen dieses eklige Gesöff nicht gleich wieder auszuspucken. Nachdem ich wiederstrebend hinutergeschluckt hatte, lächelte ich triumphierend.
"Jacob... hat nicht immer Recht, Robin! Merk dir das! Vor allem, da er einen Groll gegen meinen Bruder hegt, solltest du wissen, das er alles tun würde um mich und meine Familie in Verruf zu bringen!"
Robin ließ sich wieder auf einem Stuhl nieder.
"Das mag sein... und trotzdem... ihr scheint ein Geheimnis zu haben."
Ich stand auf.
"Du interpretierst da eindeutig zuviel hinein, Robin. Du solltest nicht so viel auf diese Geschichten geben. Ich sollte jetzt lieber gehen, wenn du nur meine Familie mit irgendwelchen Lügenmärchen schlecht machen willst. Danke noch mal für die Sachen... wir sehen uns dann..."
Ich war schon halb durch die Küche, als er aufsprang und mir folgte. Bevor ich die Gelegenheit hatte, die Tür zu öffnen, lehnte er dagegen.
"Gut... okay, tut mir leid... aber wie wäre es mit einem Tauschgeschäft?" fragte er nun spitzbübisch.
Den Ton den er anschlug, ließ mich aufhorchen. Neugierig wand ich mich an ihn.
"Wie meinst du das genau?"
Noch immer grinste er. Er hatte bemerkt das ich interessiert war.
"Ich meinte damit, das ich dir eines meiner Geheimnisse verrate, wenn du mir dafür eines von deinen erzählst..."
Ich dachte nach. Das war garnicht mal so schlecht. So wäre es einfacher, als wenn ich ihn stundenlang bearbeiten müsste. Dieses Mal würde er es mir freiwillig erzählen. Ich ging durch den Flur zurück in die Küche und setzte mich wieder an den Tisch. Erwartungsvoll sah ich ihn an, als er hinter mir herkam.
"Okay... das klingt fair! Aber du fängst an..."
Kapitel 9 Geheimnis gegen Geheimnis (Teil 1)
Robin stand im Türrahmen angelehnt und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Meine geliebte Augenbraue hatte er erneut in die Höhe gezogen. Erwartungsvoll sah ich zu ihm auf.
"Also?!" sagte ich nun.
Er ließ die Arme sinken und stieß sich vom Türrahmen ab. Langsam ging er zurück zum Tisch. Noch immer sah er mich an, als er sich setzte.
"Damit ich das jetzt richtig verstehe, Deidra... Du bist bereit, mir eines deiner Geheimnisse zu verraten, wenn ich dir also eines von mir verrate..."
"Das ist der offizielle Stand der Dinge." antwortete ich lässig.
Robin kratzte sich am Hinterkopf. Er senkte leicht den Kopf und lehnte sich nun über den Tisch. Tief atmete er durch.
"Okay... also, was willst du wissen?" fragte er nun.
Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück.
"Als erstes würde ich gerne wissen, woher du Jacob Black kennst und was er dir über mich und meine Familie erzählt hat."
Robin kratzte sich erneut an der Schläfe. Dann schlang er die Hände ineinander. Hinter seiner Stirn fing es an zu arbeiten. Er war unsicher, wo er anfangen sollte.
"Okay... bevor ich dir jetzt erzähle was Jake mir erzählt hat, muss ich dir noch etwas gestehen... Also, ich interessiere mich wahnsinnig für Mythen und Legenden. Schon seit ich klein war, verschlang ich alles was mit Fantasy zu tun hatte. In Hartford war ich der Freak. Der Außenseiter. Und als wir vor drei Jahren hierher zogen, war das immer noch so. Ich hatte da eigentlich nichts gegen. Ich bin gerne alleine. Wie du vielleicht auch schon bemerkt haben könntest. Gut... soviel also dazu. Nach einiger Zeit hatte ich angefangen die Gegend rund um Forks zu erkunden. Irgendwann kam ich auch an den Strand von La Push. Es hat mir da echt gefallen. Es war immer sehr ruhig und ich konnte ungestört mehrere Stunden allein sein. So schön und so abgeschieden. Irgendwann traf ich dann auch auf einige Jungs, die dort zum Spaß von den Klippen sprangen. Sie kamen aus dem angrenzenden Reservat und sie waren echt nett zu mir. Ich fing an mich mit ihnen öfters zu unterhalten. Darunter war auch Jacob. Wir verstanden uns echt gut, da wir ja auch im selben Alter sind. Bald konnte ich ihn und die anderen zu meinen Freunden zählen. Obwohl Jake eher der war dem ich mich anvertrauen konnte. Wir trafen uns also öfters und wir waren voll auf einer Wellenlänge. Dadurch erfuhr er über meine Leidenschaft für die Legenden und Mythen. So lernte ich von Billy, seinem Vater, die Legenden der Quileute kennen.
Das war alles mehr als interessant für mich und ich nahm das alles wie einen trockenen Schwamm auf.
Deine Familie kam, kurz nachdem... also, auf jedenfall entschieden sie sich anscheinend ebenfalls dazu unter sich zu bleiben. Jake lachte darüber, als ich ihm erzählte, das sie noch merkwürdiger waren als ich. Doch er interessierte sich nicht weiter für die Cullens.
Bis deine Familie verschwand. Er verbrachte viel Zeit mit dieser... Isabella Swan..."
"Bella." korrigierte ich ihn automatisch.
"... ähm, Bella, genau. Sie war ziemlich durcheinander, als dein Bruder einfach fortgegangen war. Sie war nämlich bis dahin auch die einzige gewesen die den Cullens überhaupt jemals direkt so nahe gekommen war. Ich glaube, ihr Herz war ganz schön demoliert. Nun ja, Jake baute sie sozusagen wieder auf. Ich... war oft allein in dieser Zeit. Manchmal konnte ich diese Bella dafür nicht leiden. Natürlich wusste ich das sie ihn brauchte, ich hatte gesehen was aus ihr geworden war. Doch nachdem sich Jake um sie kümmerte schien sie aus ihrer Lethargie ausgebrochen zu sein. Das baute Jacob wiederum auf. Denn er hatte eine leichte Schwäche für dieses Mädchen. Und er hat sie auch noch heute.
Als ich mich dann einmal mit ihm unterhielt, fragte ich ihn, ob sie über den Verlust deines Bruders schon hinweg wäre, wurde er ziemlich wortkarg. Es war fast so als hätte er ein Geheimnis vor mir. Das hatte er noch nie vor mir. Augenblicklich veränderte sich sein ganzes Verhalten. Er wirkte so... ich weiß auch nicht. Irgendwie schüttelte es ihn vor Wut. So als könnte er sich nur mit Mühe zurück halten.
Er sagte mir, das dein Bruder sie zerstört hätte. Das es ihn wahrscheinlich garnicht interessierte wie es Bella wirklich ging. Jake erzählte mir da das erste Mal, das deine Familie ziemlich anders ist als jede Familie die ich mir überhaupt vorstellen könnte. Er war froh das sie weg waren. Ich glaube, er rechnete fest damit, bei Bella nun eine Chance zu haben.
Doch ihr kamt ja wieder. Du kannst dir seine Wut darüber kaum vorstellen. Und besonders wütend schien es ihn zu machen, das Bella ihnen allen so breitwillig verzieh.
Jacob sprach nicht weiter darüber. Ich akzeptierte das.
Womit keiner gerechnet hat, die Cullens kamen nicht allein zurück. Du warst mit dabei. Ich sprach mit Jake, als wir uns einen Tag am Strand trafen. Es war an dem Tag, als wir uns das erste Mal begegnet waren. Irgendwann erzählte ich ihm dann, das du aufgetaucht bist. Da wurde er hellhörig.
'Ein neuer Cullen?!' hatte er gefragt. Und ich hatte genickt. Das schien ihn zu interessieren. Also harkte ich nach. Er hatte mich grimmig angelächelt und wieder aufs Meer gesehen.
'Die vermehren sich schneller als irgendwelche Parasiten! Weißt du... die Cullens sind anders. Ganz anders als wir.'
Ich wunderte mich über seine Worte. Doch er war so verbittert auf deine Familie. Und irgendwie erinnerte er mich mit einem Mal stark an die Stammesleute aus der Geschichte der Quileute. Also an die, wo es um die kalten Wesen und die Werwölfe geht. Weißt du, so wie er immer mehr auf deine Familie reagierte, war es fast so, wie bei den Wölfen und den kalten Wesen."
Ich lächelte. Er war garnicht so dumm. Er hatte das alles schon recht gut kombiniert.
Robin sah mein Lächeln. Verlegen biss er sich auf die Unterlippe.
"Ja, ich weiß, dämlich. Aber ein anderer Vergleich fällt mir dazu kaum ein. Nun ja, als... Jake sprach dann weiter. Er sagte das es besser wäre, sich von euch fernzuhalten. Ihr wärt nie ehrlich zu uns. Ständig würdet ihr ausweichen, wenn man euch eine direkte Frage zu euch stellt. Und wenn ich es nicht glauben würde, sollte ich es selbst herausfinden. Nun... ich muss zugeben, du hast schnell mein Interesse geweckt. Du warst ganz anders als deine Geschwister. Ich meine, man durfte dich nicht anfassen. Das fand ich schon wieder merkwürdig anziehend an dir. Ich weiß ehrlich nicht warum mich deine Person so fesselt.
Jake bemerkte das, weswegen er mir so ein Buch geliehen hat. So eins über Mythen und Legenden. Er weiß halt das ich da so dran interessiert bin.
'Damit du nicht blind in dein Verderben rennst!'
Ich fand es halt lustig. Bis auf... da waren diese offensichtliche Dinge..."
Nun senkte er kurz den Blick.
"Was denn für offensichtliche Dinge?" fragte ich neugierig.
Ich hing so an seinen Lippen, das ich nicht auf seine Gedanken achtete.
"Nun... da wäre die Tatsache, das ihr nie wirklich esst und trinkt. Egal wann. Das eben zählt nicht. Es sah eher wie eine Trotzreaktion aus. Eure Augen verändern offensichtlich ihre Färbung. Zumindest tun das deine. Es können keine Kontaktlinsen sein. Die ganzen Male als ich dir direkt in die Augen gesehen hab, war die Farbe jedes Mal etwas anders. So als würde sie fast von deiner Stimmung oder so anhängen. Und dann... nun ja... dein Bruder Edward zum Beispiel wirft sich vor einen Van um diese Bella zu retten und hat nicht einmal einen Kratzer. Dann bist da noch du. Du berührst Mikes Handgelenk und es bricht einfach durch, als wäre es Glas. Auch wenn du mir etwas anderes erzählt hast. Dich darf niemand berühren. Und du drückst dich oft sehr... gewählt aus..."
"Darf man sich mit sechzehn nicht... gewählt ausdrücken?! Ich habe halt eine gute Erziehung genossen. Wenn du meine Mutter Esme kennen würdest, wüsstest du warum ich mich so ausdrücke." entgegnete ich milde lächelnd.
"Oh, doch doch!" ruderte er direkt zurück. "Aber... ich weiß auch nicht. Du bist erst sechzehn... und ich bin nur ein Jahr älter als du... und ich empfinde das du einfach manchmal deutlich älter als ich wirkst."
"Du weißt schon, das Mädchen in der Entwicklung eh etwas weiter sind als die Jungen!"
Er verschränkte seine Finger erneut ineinander.
"Das mag sein. Und trotz dieser ganzen offensichtlichen Dinge... hab ich nicht einmal in das Buch gesehen. Denn irgendwie... was würde es ändern, wenn meine Theorie stimmen würde?! Ich meine, wäre es dann noch wichtig, das du mich irgendwie jedes Mal total wuschig machst, wenn du lächelst?! Oder das du die einzige bist, die es bisher geschafft, mich von Sandra Fawkes abzulenken?! Das Mädchen in das ich schon echt lange verschossen bin. Ist es wirklich dann noch wichtig, das ich mir manchmal einrede, das du mich deswegen ansiehst, weil du mich wirklich gern haben könntest?! Also was würde sich ändern... wenn ich irgendeine haarsträubende Theorie aussprechen würde?!"
Seine Stimme war am Ende kaum noch ein Flüstern. Robin sah mich durchdringend an. Wenn es mir möglich gewesen wäre, würde mir nun eine Gänsehaut über den Körper laufen. Ich leckte mir kurz über die Lippen. Er wusste also nicht wirklich, wie stark seine Gefühle für mich sein könnten. Vor allem aber wollte er nicht, das ich ihn vielleicht in irgendeiner Form beeinflusst hätte.
"Okay... so hat Jacob dich also mehr oder weniger auf mich gestoßen. Gut. Nun zu meiner nächsten Frage..."
"Oh, moment mal! Ich bin doch eigentlich nun dran!" warf er dazwischen.
Wieder fing ich an zu lächeln. Ich bemerkte wie ihm sofort der Atem stockte. Mein Lächeln wurde noch breiter, als ich fortfuhr.
"Wenn du dich Recht zurück erinnerst, war meine Frage lediglich welche Informationen du bereits über mich hast. Das war also kein wirkliches Geheimnis. Also, um nun auf meine Frage zurück zu kommen: Was ist mit deiner Familie? Denn das ist ein Thema dem du offensichtlich aus dem Weg gehst. Du sprachst eben von deinem Bruder. Wo ist er?"
"Der ist nicht hier!" verfiel er sofort wieder in sein altes Muster.
Robin sprang wieder auf und lief unschlüssig durch die Küche.
"Das sehe ich. Und verzeih mir meine Direktheit, Robin, aber es sieht hier nicht so aus, als wäre hier überhaupt irgendjemand außer dir selbst."
Ich deutete mit der Hand um mich herum und erfasste damit den ganzen Raum. Natürlich wusste er nicht das ich den restlichen Teil vom Haus schon gesehen hatte. Doch allein in der Küche deutete nichts auf weitere Bewohner hin. Nicht einmal ein zweites benutztes Glas stand in der Spüle.
"Das weiß ich auch... Ich... ich..." fing er an zu stammeln.
Dann blieb er stehen.
"Das hab ich... das ist alles nicht sehr einfach für mich.... es tut einfach ziemlich weh..." gab er schließlich zu.
"Du kannst mir vertrauen, Robin. Versuch es doch einfach."
Robin schluckte hörbar. Schließlich setzte er sich wieder auf einen Stuhl. Dieses Mal auf den neben meinem. Er rieb sich das Kinn und sah mich wieder an.
"Na gut. Mein... mein Bruder Greg ist tot. Er starb mit meinem Vater bei einem Autounfall. Greg war der Goldjunge. Sportler. Immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Versteh mich nicht falsch, meine Eltern liebten mich ebenso. Aber er war immer großartig. Ich war wie gesagt immer der Außenseiter. Der kleine freakige Bruder von Gregory Peters. Das fanden immer alle merkwürdig. Wir waren so unterschiedlich, kaum einer konnte glauben das wir Brüder waren. Aber trotzdem liebten wir uns. Niemals hätte ich Greg den Tod gewünscht.
Mein Vater und mein Bruder waren auf dem Rückweg von einer College Bewerbung. Sie kamen von der Straße ab... mein Vater starb bereits im Wagen, Greg starb später im Krankenhaus.
Forks ist eine Kleinstadt, wie du schon bemerkt hast. Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Überall schlug einem dieses Mitleid entgegen. Jake war zu diesem Zeitpunkt ununterbrochen für mich da. Er war ein echter Freund. Es geschah vor etwa zwei Jahren, kurz bevor deine Familie hierher kam. Meine Mutter hat das alles ziemlich fertig gemacht. Wir waren von jetzt auf gleich auf uns allein gestellt und mussten uns allein durchschlagen.
Doch wir fingen an zurecht zu kommen.
Langsam kehrte in unser Leben wieder Normalität ein. So normal es ohne meinen Bruder und meinen Vater sein konnte..."
Er seufzte tief und kniff sich kurz in den Nasenrücken.
"Doch... das war noch nicht alles, meiner Familie wiederfahren sollte. Ich hab dir doch gesagt, das Forks uns nicht besonders gut tat.
Zuletzt von Olette Cullen am So 05 Apr 2009, 16:38 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kapitel 9 Geheimnis gegen Geheimnis (Teil 2)
Nun, etwa vor gut einem Jahr ging meine Mutter zum Arzt. Sie fühlte sich unwohl und hatte ständig Kopfschmerzen... Dein Vater untersuchte sie. Er stellte bei ihr..." einen Moment hielt er inne. "Das habe ich noch niemanden erzählt. Nur Jacob weiß davon. Also...Dr. Cullen stellte die Diagnose Krebs bei ihr fest. Sie hat Metastasen im Kopf. Man kann leider nichts mehr für sie tun. Meine Mutter... wird früher oder später sterben. Dein Vater kümmerst sich wirklich großartig um sie. Ich glaube, sie verstehen sich Recht gut. Als Arzt und Patient selbstverständlich. Auch als er nicht mehr im Krankenhaus gearbeitet hat, hat er ständig Kontakt mit seinem Nachfolger gehabt."
Und nun erinnerte ich mich wieder daran, wie mein Vater immer wieder, wenn er in Alaska war, telefoniert hatte. Oft war sein Gesicht sehr besorgt gewesen. Nun konnte ich mir denken warum er so ausgesehen und seine Gedanken verschlossen hatte. Er wollte mich damit nicht belästigen. Mein Vater hatte schon immer sehr viel Mitgefühl für seine Patienten gehabt.
"Sie... wird also sterben?!" fragte ich tonlos.
Robin nickte traurig.
"Inzwischen haben wir uns darauf eingestellt, das es bald so weit sein könnte. Wir sind sozusagen darauf vorbereitet, wenn man das so sagen will. Meine Mutter hat sich eigentlich bereits von mir verabschiedet.
Ich habe das deswegen kaum jemanden erzählt, was mit meiner Mutter ist, weil ich nicht von hier weg will. So merkwürdig das jetzt auch klingen mag. Weißt du, ich hab keine weiteren Verwandte die mich aufnehmen könnten. Das bedeutet ich würde in ein Heim kommen und mir würde ein Vormund gestellt werden. Doch wenn ich keinen Ton darüber verliere, das sie sterbenskrank im Krankenhaus liegt, kann ich weiterhin in diesem Haus wohnen bleiben."
Er hatte geendet. Immer noch war sein Blick traurig. Ich wollte nicht das er so aussah. Es tat mir weh. Alles was er gesagt hatte, machte irgendwie Sinn für mich. Ich verstand warum er dieses Theater spielte. Schließlich war auch ich damals aus dem Waisenhaus geflohen, sobald ich die Gelegenheit hatte.
"Ich weiß was du meinst, Robin. Es muss schwer sein, diese Bürde fast völlig allein zu tragen. Also bist du wohl deswegen manchmal nicht in der Schule."
Fragend sah ich ihn an. Ich vermied es ihm dieses Mal in den Kopf zu sehen. Er sollte etwas Privatsphäre haben. Inzwischen hatte ich es gut herausbekommen, wie ich die Stimme rund um mich herum abstellen konnte.
Robin zögerte. Unschlüssig strich er sich über das Kinn. Er wirkte mit einem Mal so unglaublich müde. Dann nickte er schließlich.
"Ja. Ich versuche natürlich so oft wie möglich bei meiner Mutter zu sein. Sie findet das allerdings nicht so gut. Doch was kann sie schon sagen... Was... was meintest du damit, das du weißt was ich meine?" fragte er nun leicht irritiert.
Ich legte meine Hände ineinander und sah ihn an.
"Sind wir jetzt bei mir angelangt?!"
Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Robins dunkle Augen musterten mein Gesicht. Für einen kurzen Moment erlaubte ich mir einen Blick durch seine Augen. Mein Haar lag in sanften Wellen auf meinen Schultern und fiel weiter fließend über meinen Rücken hinab. Die Schatten unter meinen Augen waren heute etwas heller, doch sie waren zu erkennen. Die Farbe meiner Augen selbst war nicht mehr ganz das flüssige Gold, sie glich heute mehr dunklem Honig.
Ich hatte die Ärmel des Oberteils zurückschlagen müssen, damit sie mir nicht über die Hände fielen. Es hing etwas unförmig an meinen Oberkörper. Doch Robin schien es zu gefallen.
'Dieses grün steht ihr ausgezeichnet. Sie sieht selbst jetzt atemberaubend aus. Richtig niedlich.'
Und noch immer lächelte ich. Bis jetzt hatte ich Alice noch nicht verstehen können. Das Gespräch war nicht wirklich lustig bis jetzt gewesen. Doch gerade in diesem Augenblick fühlte ich mich großartig. Sofort mischte sich ein leichtes Schuldgefühl darunter. Wie konnte ich mich nur gut fühlen, wenn er doch traurig war?!
Robin riss mich aus meinen Gedanken indem er seufzte.
"Das war... das war ein dummer Vorschlag von mir. Ich will dich nicht erpressen. Es wäre mir eigentlich lieber, wenn du mir eher freiwillig antworten würdest und dich nicht dazu genötigt fühlst. Du sagtest, das ich dir vertrauen kann. Deswegen..."
Er deutete zur Tür, womit er meinte, das es mir freistand zu gehen. Ich sah ihn ungläubig an. Dann stützte ich meine Kopf in meine Handfläche und zog eine Augenbraue in die Höhe.
"Oh, ich fühle mich auch nicht genötigt, Robin. Keine Sorge. Ich möchte dir auch gerne vertrauen. Also... du wolltest wissen, was ich eben meinte..."
Robin leckte sich über die Lippen und nickte schließlich.
Ich lehnte mich etwas zurück und schloss kurz die Augen.
"Okay. Ich lebte bin ich fünfzehn war ebenfalls in einem Waisenhaus. Dann bin ich von dort geflohen und ich bin umhergestreift bis mein Vater mich aufnahm. Ich weiß also selbst sehr genau, wie es sich in so einer Institution an fühlt."
Die Erinnerungen kam zurück. Die Schläge und die Erniedrigung die ich einst von den Ordensschwestern ertragen musste, weil ich keine Familie hatte. Weil mich niemand wollte. Weil ich ein Bastard war.
"Warte mal! Bis du fünfzehn warst?! Dann bist du noch garnicht solange ein Mitglied bei den Cullens?!" fragte er nun.
Ich löste mich blinzelnd von meinen Erinnerungen.
"Ähm, doch. Aber vielleicht kommen wir da später noch zu... Was willst du also von mir wissen?"
Er stützte sich nun ebenfalls auf den Tisch auf.
"Wer oder war bist du wirklich?" fragte er nun direkt.
"Und gleich stellst du mir die Frage, die ich dir wirklich nicht direkt beantworten kann. Auch ich habe meine Regeln, an die ich mich halten muss. Das heißt aber nicht, das ich dir diese Frage nicht beantworten werde. Vielleicht kommen wir darauf auch später nochmal zurück." antwortete ich ehrlich.
Einen Moment lang schien er zu überlegen, was er darauf erwidern konnte. Dann besann er sich anders.
"Gut. Aufgeschoben ist nicht gleich aufegehoben. Hast du nun Mike Newtons Handgelenk gebrochen?"
Abwartend sah er mich an. Ich verschränkte meine Finger ineinander. Kurz erlaubte ich mir durchzuatmen. Augenblicklich durchströmte mich wieder sein unwiderstehlicher Duft. Mir fiel das laute Rauschen in seinen Adern auf. Sofort stockte mir der Atem. Ich durfte mich nicht weiter darauf einlassen. Sonst würde der Duft mir die Sinne vernebeln und ich könnte mich nicht mehr konzentrieren. Ich kämpfte den Dämon in mir nieder.
"Ob ich das getan habe?!... Wir wollen ja ehrlich sein. Ja, das habe ich getan. Er hat mich berührt. Etwas was ich garnicht leiden kann."
Er atmete hörbar aus.
"Nur weil er dich berührt hat, hast du ihm das Handgelenk gebrochen?! Wow! Dann sollte ich dir wohl wirklich besser nicht zu nahe kommen."
Ich nickte gleichgültig. Mir war Mike Newton egal. Seit dem Vorfall machte er einen großen Bogen um mich.
"Das solltest du wirklich nicht!" lächelte ich gefährlich.
Robin rückte leicht mit seinem Stuhl ab. Ich lachte leise auf.
"Ähm... du... du bist tatsächlich kein Mensch, oder?!"
Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Ich wand meine Aufmerksamkeit der Tischplatte zu. Langsam zeichnete ich mit dem Zeigefinger die Maserung des Tisches nach, bevor ich leicht schräg den Blick hob und ihn anblickte.
"Für was hältst du mich denn?!"
Nun lehnte er sich wieder weiter nach vorne. Doch noch immer mit etwas Abstand.
"Du hältst mich doch für verrückt, wenn ich es dir sage. Es gibt nur zwei Dinge die dann passieren können. Entweder ich habe Recht und du läufst davon. Oder ich habe Unrecht und du läufst wütend davon. Beides könnte ich irgendwie nicht ertragen."
"Es kommt auf einen Versuch an, Robin." grinste ich ihn breit an.
Er atmete tief durch. Er überlegte sich seine nächsten Worte sehr genau. Dann legte er einen Finger an die Unterlippe.
"Nun ja, da wir also Wonderwoman und Superman ja ausschließen...", nun grinste er leicht. "bleiben nur Mythen und Legenden, die wie wir wissen, so ziemlich alle auf Tatsachen beruhen. Genauer beschränkt es sich auf drei Fabelwesen, wenn du sie so nennen willst. Da wären die Werwölfe. Die gibt es tatsächlich, man nennt sie Wolfsmenschen. Du weißt schon, diese Menschen mit dem Gen-Defekt, denen am ganzen Körper Haare wachsen. Hexen. Wenn es sie auch nicht mit wirklichen magischen Fähigkeiten gab, so gibt es doch auch Beweise dafür das es sie einst gab. Womit wir nun zu den weitverbreitesten Fabelwesen weltweit kommen. Den Vampiren. Auch für sie gibt es Belege, denn auch Dracula gab es wirklich. Er war ein Monster, welches das Blut seiner Opfer aus der besiegten Schlacht trank. Aber er war trotz allem ein Mensch.
Wenn ich aber von diesen ganzen Tatsachen weggehe und mich völlig in die Welt der Mythen und Legenden begebe... gleichst du weder dem Werwolf, noch der Hexe. Beide nehmen Nahrung zu sich und auch ihre Kräfte sind anders ausgeprägt. Ausser vielleicht noch der Werwolf... doch wie gesagt, soviel ich weiß, können die ne menge an Futter vertragen... Demnach bleibt nur noch... der Vampir." schloss er seinen Vortrag mit stark klopfendem Herzen.
Es war unglaublich. Er hatte es ganz alleine herausgefunden. Gut. Ich musste zugeben, das er auch ein ziemlich aufmerksamer Mensch war.
"Du glaubst also, das ich ein Vampir bin?!" fragte ich leicht grinsend.
Robin nickte nur. Zu mehr war er anscheinend nicht fähig.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
"Robin Peters... du bist einer der merkwürdigsten Menschen die mir je begegnet sind. Und ich kenne Bella Swan! Das muss ich dir lassen."
Er schluckte.
"Ich wusste das du wütend sein würdest. Vergiss einfach, was ich gesagt habe..."
Ich ließ die Arme sinken und beugte mich weiter nach vorne.
"Du irrst, Robin. Falls es dir entgangen sein sollte, sagte ich nicht das du Unrecht mit deiner Antwort hattest..."
Mein Lächeln wurde noch breiter, als ich sah wie ihm der Mund auklappte.
Und nun erinnerte ich mich wieder daran, wie mein Vater immer wieder, wenn er in Alaska war, telefoniert hatte. Oft war sein Gesicht sehr besorgt gewesen. Nun konnte ich mir denken warum er so ausgesehen und seine Gedanken verschlossen hatte. Er wollte mich damit nicht belästigen. Mein Vater hatte schon immer sehr viel Mitgefühl für seine Patienten gehabt.
"Sie... wird also sterben?!" fragte ich tonlos.
Robin nickte traurig.
"Inzwischen haben wir uns darauf eingestellt, das es bald so weit sein könnte. Wir sind sozusagen darauf vorbereitet, wenn man das so sagen will. Meine Mutter hat sich eigentlich bereits von mir verabschiedet.
Ich habe das deswegen kaum jemanden erzählt, was mit meiner Mutter ist, weil ich nicht von hier weg will. So merkwürdig das jetzt auch klingen mag. Weißt du, ich hab keine weiteren Verwandte die mich aufnehmen könnten. Das bedeutet ich würde in ein Heim kommen und mir würde ein Vormund gestellt werden. Doch wenn ich keinen Ton darüber verliere, das sie sterbenskrank im Krankenhaus liegt, kann ich weiterhin in diesem Haus wohnen bleiben."
Er hatte geendet. Immer noch war sein Blick traurig. Ich wollte nicht das er so aussah. Es tat mir weh. Alles was er gesagt hatte, machte irgendwie Sinn für mich. Ich verstand warum er dieses Theater spielte. Schließlich war auch ich damals aus dem Waisenhaus geflohen, sobald ich die Gelegenheit hatte.
"Ich weiß was du meinst, Robin. Es muss schwer sein, diese Bürde fast völlig allein zu tragen. Also bist du wohl deswegen manchmal nicht in der Schule."
Fragend sah ich ihn an. Ich vermied es ihm dieses Mal in den Kopf zu sehen. Er sollte etwas Privatsphäre haben. Inzwischen hatte ich es gut herausbekommen, wie ich die Stimme rund um mich herum abstellen konnte.
Robin zögerte. Unschlüssig strich er sich über das Kinn. Er wirkte mit einem Mal so unglaublich müde. Dann nickte er schließlich.
"Ja. Ich versuche natürlich so oft wie möglich bei meiner Mutter zu sein. Sie findet das allerdings nicht so gut. Doch was kann sie schon sagen... Was... was meintest du damit, das du weißt was ich meine?" fragte er nun leicht irritiert.
Ich legte meine Hände ineinander und sah ihn an.
"Sind wir jetzt bei mir angelangt?!"
Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Robins dunkle Augen musterten mein Gesicht. Für einen kurzen Moment erlaubte ich mir einen Blick durch seine Augen. Mein Haar lag in sanften Wellen auf meinen Schultern und fiel weiter fließend über meinen Rücken hinab. Die Schatten unter meinen Augen waren heute etwas heller, doch sie waren zu erkennen. Die Farbe meiner Augen selbst war nicht mehr ganz das flüssige Gold, sie glich heute mehr dunklem Honig.
Ich hatte die Ärmel des Oberteils zurückschlagen müssen, damit sie mir nicht über die Hände fielen. Es hing etwas unförmig an meinen Oberkörper. Doch Robin schien es zu gefallen.
'Dieses grün steht ihr ausgezeichnet. Sie sieht selbst jetzt atemberaubend aus. Richtig niedlich.'
Und noch immer lächelte ich. Bis jetzt hatte ich Alice noch nicht verstehen können. Das Gespräch war nicht wirklich lustig bis jetzt gewesen. Doch gerade in diesem Augenblick fühlte ich mich großartig. Sofort mischte sich ein leichtes Schuldgefühl darunter. Wie konnte ich mich nur gut fühlen, wenn er doch traurig war?!
Robin riss mich aus meinen Gedanken indem er seufzte.
"Das war... das war ein dummer Vorschlag von mir. Ich will dich nicht erpressen. Es wäre mir eigentlich lieber, wenn du mir eher freiwillig antworten würdest und dich nicht dazu genötigt fühlst. Du sagtest, das ich dir vertrauen kann. Deswegen..."
Er deutete zur Tür, womit er meinte, das es mir freistand zu gehen. Ich sah ihn ungläubig an. Dann stützte ich meine Kopf in meine Handfläche und zog eine Augenbraue in die Höhe.
"Oh, ich fühle mich auch nicht genötigt, Robin. Keine Sorge. Ich möchte dir auch gerne vertrauen. Also... du wolltest wissen, was ich eben meinte..."
Robin leckte sich über die Lippen und nickte schließlich.
Ich lehnte mich etwas zurück und schloss kurz die Augen.
"Okay. Ich lebte bin ich fünfzehn war ebenfalls in einem Waisenhaus. Dann bin ich von dort geflohen und ich bin umhergestreift bis mein Vater mich aufnahm. Ich weiß also selbst sehr genau, wie es sich in so einer Institution an fühlt."
Die Erinnerungen kam zurück. Die Schläge und die Erniedrigung die ich einst von den Ordensschwestern ertragen musste, weil ich keine Familie hatte. Weil mich niemand wollte. Weil ich ein Bastard war.
"Warte mal! Bis du fünfzehn warst?! Dann bist du noch garnicht solange ein Mitglied bei den Cullens?!" fragte er nun.
Ich löste mich blinzelnd von meinen Erinnerungen.
"Ähm, doch. Aber vielleicht kommen wir da später noch zu... Was willst du also von mir wissen?"
Er stützte sich nun ebenfalls auf den Tisch auf.
"Wer oder war bist du wirklich?" fragte er nun direkt.
"Und gleich stellst du mir die Frage, die ich dir wirklich nicht direkt beantworten kann. Auch ich habe meine Regeln, an die ich mich halten muss. Das heißt aber nicht, das ich dir diese Frage nicht beantworten werde. Vielleicht kommen wir darauf auch später nochmal zurück." antwortete ich ehrlich.
Einen Moment lang schien er zu überlegen, was er darauf erwidern konnte. Dann besann er sich anders.
"Gut. Aufgeschoben ist nicht gleich aufegehoben. Hast du nun Mike Newtons Handgelenk gebrochen?"
Abwartend sah er mich an. Ich verschränkte meine Finger ineinander. Kurz erlaubte ich mir durchzuatmen. Augenblicklich durchströmte mich wieder sein unwiderstehlicher Duft. Mir fiel das laute Rauschen in seinen Adern auf. Sofort stockte mir der Atem. Ich durfte mich nicht weiter darauf einlassen. Sonst würde der Duft mir die Sinne vernebeln und ich könnte mich nicht mehr konzentrieren. Ich kämpfte den Dämon in mir nieder.
"Ob ich das getan habe?!... Wir wollen ja ehrlich sein. Ja, das habe ich getan. Er hat mich berührt. Etwas was ich garnicht leiden kann."
Er atmete hörbar aus.
"Nur weil er dich berührt hat, hast du ihm das Handgelenk gebrochen?! Wow! Dann sollte ich dir wohl wirklich besser nicht zu nahe kommen."
Ich nickte gleichgültig. Mir war Mike Newton egal. Seit dem Vorfall machte er einen großen Bogen um mich.
"Das solltest du wirklich nicht!" lächelte ich gefährlich.
Robin rückte leicht mit seinem Stuhl ab. Ich lachte leise auf.
"Ähm... du... du bist tatsächlich kein Mensch, oder?!"
Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Ich wand meine Aufmerksamkeit der Tischplatte zu. Langsam zeichnete ich mit dem Zeigefinger die Maserung des Tisches nach, bevor ich leicht schräg den Blick hob und ihn anblickte.
"Für was hältst du mich denn?!"
Nun lehnte er sich wieder weiter nach vorne. Doch noch immer mit etwas Abstand.
"Du hältst mich doch für verrückt, wenn ich es dir sage. Es gibt nur zwei Dinge die dann passieren können. Entweder ich habe Recht und du läufst davon. Oder ich habe Unrecht und du läufst wütend davon. Beides könnte ich irgendwie nicht ertragen."
"Es kommt auf einen Versuch an, Robin." grinste ich ihn breit an.
Er atmete tief durch. Er überlegte sich seine nächsten Worte sehr genau. Dann legte er einen Finger an die Unterlippe.
"Nun ja, da wir also Wonderwoman und Superman ja ausschließen...", nun grinste er leicht. "bleiben nur Mythen und Legenden, die wie wir wissen, so ziemlich alle auf Tatsachen beruhen. Genauer beschränkt es sich auf drei Fabelwesen, wenn du sie so nennen willst. Da wären die Werwölfe. Die gibt es tatsächlich, man nennt sie Wolfsmenschen. Du weißt schon, diese Menschen mit dem Gen-Defekt, denen am ganzen Körper Haare wachsen. Hexen. Wenn es sie auch nicht mit wirklichen magischen Fähigkeiten gab, so gibt es doch auch Beweise dafür das es sie einst gab. Womit wir nun zu den weitverbreitesten Fabelwesen weltweit kommen. Den Vampiren. Auch für sie gibt es Belege, denn auch Dracula gab es wirklich. Er war ein Monster, welches das Blut seiner Opfer aus der besiegten Schlacht trank. Aber er war trotz allem ein Mensch.
Wenn ich aber von diesen ganzen Tatsachen weggehe und mich völlig in die Welt der Mythen und Legenden begebe... gleichst du weder dem Werwolf, noch der Hexe. Beide nehmen Nahrung zu sich und auch ihre Kräfte sind anders ausgeprägt. Ausser vielleicht noch der Werwolf... doch wie gesagt, soviel ich weiß, können die ne menge an Futter vertragen... Demnach bleibt nur noch... der Vampir." schloss er seinen Vortrag mit stark klopfendem Herzen.
Es war unglaublich. Er hatte es ganz alleine herausgefunden. Gut. Ich musste zugeben, das er auch ein ziemlich aufmerksamer Mensch war.
"Du glaubst also, das ich ein Vampir bin?!" fragte ich leicht grinsend.
Robin nickte nur. Zu mehr war er anscheinend nicht fähig.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
"Robin Peters... du bist einer der merkwürdigsten Menschen die mir je begegnet sind. Und ich kenne Bella Swan! Das muss ich dir lassen."
Er schluckte.
"Ich wusste das du wütend sein würdest. Vergiss einfach, was ich gesagt habe..."
Ich ließ die Arme sinken und beugte mich weiter nach vorne.
"Du irrst, Robin. Falls es dir entgangen sein sollte, sagte ich nicht das du Unrecht mit deiner Antwort hattest..."
Mein Lächeln wurde noch breiter, als ich sah wie ihm der Mund auklappte.
Kapitel 10 Warten (Teil 1)
Nach etwa fünf Minuten schloss Robin den Mund wieder. Er schluckte und lehnte sich nach hinten zurück.
"Du willst mich doch veralbern!?" grinste er nun leicht verunsichert.
Ich lächelte immer noch. Während ich gewartet hatte, das er sich wieder fing, hatte ich locker meine Arme vor der Brust verschränkt und ihn beobachtet.
"Du glaubst doch selbst nicht wirklich, das ich dich veralbern will, mein Lieber. Warum sollte ich das tun?! Du hast die richtigen Schlüsse gezogen. Ich werde dich nicht mehr belügen." antwortete ich ihm ehrlich.
Robin fuhr sich mit der Hand über die Augen. Dann schüttelte er ungläubig den Kopf.
"Das ist doch eigentlich völlig unmöglich! Das war doch nur so daher gesagt..."
"Wie kann ich dir beweisen, das du die Wahrheit gesagt hast?!" warf ich ein.
Es war mir auf einmal wichtig, das er die Wahrheit wirklich begriff. Ich wollte ihn nicht wieder gehen lassen. Sein Blick wanderte durch die Küche.
'Wie will sie das denn bitteschön beweisen?! Ich könnte mich ja schneiden, wenn sie mich nicht umbringt...'
"Das ist eine wirklich blöde Idee, das müsste dir doch wohl auch klar sein!" sagte ich ohne weiter darüber nachzudenken.
Völlig überrascht über meinen eigenen Worte schlug ich mir die Hand vor den Mund. Robins Augen huschten von dem Messerblock neben dem Herd sofort wieder zu mir.
"Ich... ich hab doch garnichts gesagt!"
Nun biss ich mir auf die Unterlippe. Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt ihm etwas von dieser besonderen Fähigkeit zu erzählen. Zumindest noch nicht zu diesem Zeitpunkt. Einige Sekunden verstrichen qualvoll langsam. Dann stand ich auf.
"Gut. Dann hol doch das Buch, welches dir Jacob gegeben hat. Das wird bestimmt ziemlich aufschlussreich sein. Aufschlussreicher als alle anderen die du bisher gelesen hast."
Robin zog eine Augenbraue in die Höhe.
"Was soll mir das denn bringen?! Du könntest doch ebenso ein Buch gelesen und es auswendig gelernt haben."
Ich seufzte tief. Meine Augen glitten von seinem Gesicht über die Küchenanrichte und blieben schlussendlich an einer gusseisernen Pfanne über den Herd hängen. Ich ging ohne zu zögern darauf zu. Robin sah mir skeptisch nach. Ich griff nach der Pfanne. Noch immer spürte ich seinen prüfenden Blick auf mir. Dann ballte ich meine Hand zur Faust und schlug darauf ein. Es gab einen markerschütternden Laut. Der Boden der Pfanne bog sich bis zum äußersten durch und fiel anschließend klappernd auf den Küchenfußboden.
Robin zuckte kurz zusammen. Für seine Augen ging das alles viel zu schnell. Alles was er sah, war die bodenlose Pfanne und meine absolut unverletzte Hand. Er sprang auf und riss mir die Pfanne aus der Hand. Völlig perplex musterte er sie eingehend. Sanft fuhren seine Finger über den ausgefransten Metallrand an dem eben noch der Boden befestigt gewesen war. Plötzlich wich er vor mir zurück. Er wirkte nicht direkt ängstlich, doch deutlich eingeschüchtert.
"Du... du bist wirklich..." stammelte er los.
"Robin... ich sagte doch, das du nicht Unrecht hast. Aber ich habe nicht vor dir etwas zu tun..."
"Klar! Das würde ich an deiner Stelle auch sagen, wenn mein Mittagessen vor mir stände!" japste er leise.
Nun lächelte ich.
"Ach komm schon! Wenn ich es wirklich wollen würde, wärst du schon längst tot, das kannst du mir glauben! Ich dachte du interessierst dich für unsereins!"
Ich ging einen kleinen Schritt auf ihn zu. Robin wich sofort noch weiter zurück. Die Pfanne hatte er einer Waffe gleich erhoben.
"Ja, ich interessiere mich für Mythen und Legenden! Doch wollte nicht in ihnen mitspielen!"
Schlagartig blieb ich wie versteinert stehen. Er sah mich nun durchdringend mit seinen tiefen dunklen Augen an.
"Ich... ich möchte bitte das du gehst, Deidra."
Seine Stimme war tonlos. Und in der Zwischenzeit hatte er den Blick von mir abgewendet. Ich hatte mit vielem gerechnet, doch nicht mit diesem.
'Du darfst dich nicht in einen Vampir verlieben! Du DARFST dich NICHT in einen VAMPIR verlieben!'
Wie ein Mantra raste dieser Satz durch seinen Kopf. Innerlich schrie er mich damit geradezu an. Würde mein Herz noch schlagen, wäre es wahrscheinlich in diesem Moment in tausend Stücke zerbrochen.
Ich nickte schließlich.
"Okay... wenn das dein Wunsch ist... werde ich dem nachkommen..."
Daraufhin verließ ich in meiner Geschwindigkeit die Küche und ging aus der Haustür. Als ich in mein Auto stieg und den Motor an ließ, sah ich Robin durch das Fenster neben der Haustür hinausspähen. Ohne weiter darauf zu achten, wendete ich meinen Wagen und fuhr die Straße zurück zu unserem Haus. Nachdem ich vor unserem Haus zum stehen kam, lehnte ich mich in den Fahrersitz zurück und atmete tief durch. Noch immer haftete Robins Geruch in den Sitzen. Ich gab mich diesem Duft einige Minuten hin, bevor ich ausstieg und ins Haus trat.
"Ich bin wieder da." rief ich prophylaktisch in den großen Raum der sich bis in die Küche erstreckte und machte mich auf den Weg die Treppe hinauf um in mein Zimmer zu gelangen. Ich hatte gerade die oberste Stufe erreicht, als ich sie hörte.
'Wie sieht sie denn jetzt aus?! Nicht einmal mehr auf ihre Erscheinung scheint sie noch zu achten!'
"Hallo Rosalie!" sagte ich spitz und drehte mich auf dem Absatz um.
Meine Schwester stand, einer griechischen Gottheit gleich, am Fuße der Treppe. Zweifelsohne hatte sie mit Absicht ihre Gedanken nicht zu verstecken versucht. So war sie nun einmal. Es wäre töricht zu glauben das sie sich in diesem Punkt jemals ändern würde.
Direkt hinter ihr stand mein Bruder Emmett. Ich sah gelangweilt zu ihr hinab.
"Hallo Deidra..." entgegnete sie steif.
Unschlüssig stand sie dort unten. Emmett stupste ihr nun leicht in den Rücken.
"Komm schon, Rose!" sagte er leise.
Rosalie rang die Finger ineinander und stöhnte auf.
"Also... Deidra... ich wollte, also ich wollte mich..." setzte sie an und stockte.
Wieder stieß mein Bruder sie an.
"Rose, es wird dich schon nicht umbringen!" grinste Emmett nun schief.
Sie drehte sich zu ihm um und funkelte ihn kurz bedrohlich an.
Ich setzte mich auf das Treppengeländer und rutschte gekonnt darauf hinunter. Direkt vor Rosalie sprang ich galant ab. Erwartungsvoll sah ich zu ihr auf.
"Was wird dich denn nicht gleich umbringen, Rosalie?!" fragte ich nun ebenfalls grinsend.
"Als ob du das nicht schon längst wüsstest!" zischte sie ungehalten.
"Nun komm schon! Ich würde es gerne auch laut hören!"
Ich legte meine Hand hinter mein Ohr und reckte herausfordernd den Kopf in ihre Richtung.
Sie atmete tief durch.
"Na gut! Ich wollte mich bei dir entschuldigen, Deidra. Ich habe Dinge gesagt, die eindeutig zu weit gingen und dich verletzt haben. Es... es tut mir also leid." ratterte sie schnell herunter.
Rosalie hasste es, sich für irgendwas zu entschuldigen. Ob zu Lebzeiten oder nach ihrem Tod.
Mein Lächeln wurde noch breiter.
"Siehst du, Emmett hatte Recht... es hat dich nicht umgebracht, Rose! Und nun entschuldige mich bitte, ich habe noch etwas besseres zu tun, als mich mit deinen halbherzigen Entschuldigungen auseinander zu setzten..."
Ich wand mich wieder ab und stieg die Treppen hinauf.
"Sagte ich nicht, das sie Edward immer ähnlicher wird!" zischte Rosalie leise an Emmett gewandt. Er lachte kehlig auf und zog sie von der Treppe fort.
In meinem Zimmer angekommen, ging ich zu meiner Musikanlange und drehte sie auf. Als rockige Beats das Zimmer erfüllten, begab ich mich zu meinem Kleiderschrank. Ich öffnete die Tür um mir neue Sachen herauszunehmen. Dabei fiel mein Blick in den Spiegel.
Noch immer trug ich die schlichte grüne Bluse und eine zu große blaue Jeans. Irgendwie gefiel es mir, mich in diesen Sachen zu sehen.
Robin hatte Recht, das grün schmeichelte mir.
Völlig unbewusst, hatte er mir ein Oberteil in meiner Lieblingsfarbe gegeben. Oder hatte er das vielleicht aus der Farbe meines Autos geschlossen?!
Es war mir egal. Ich beschloss das Oberteil an zulassen und zog nur eine neue Jeans an. Anschließend band ich mir mein Haar zu einem lockerem Pferdeschwanz zusammen. Ich griff nach meinem Mobiltelefon und wählte erneut Alice´ Nummer. Sie war noch im Unterricht weswegen ihre Mailbox ranging.
"Ich weiß nicht, was du als Spaß verstehst, doch mein Gespräch mit Robin war es auf jedenfall nicht wirklich! Dein Sinn für Humor muss in den letzten Jahrzehnten stark gelitten haben, Alice!" grummelte ich in den Hörer und klappte das Telefon wieder zu.
Ich ließ mich völlig erschöpft auf mein Sofa fallen und rutschte noch ein kleines Stück weiter nach unten. Das einzige was ich nun tun konnte, war abwarten. Darin hatte ich ja schon Übung, musste ich es doch schon die letzten Jahrzehnte tun. Und ich hasste das warten...
Zuletzt von Olette Cullen am So 05 Apr 2009, 16:40 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kapitel 10 Warten (Teil 2)
Am nächsten Tag war Robin nicht in der Schule. Und ich weigerte mich zu glauben, das es an mir lag, das er nicht da war. Es war ebenso wahrscheinlich das er bei seiner kranken Mutter war und sich um sie kümmerte. Zumindest war es das was ich mir wünschte.
Einige Tage vergingen und Robin kam weiterhin nicht zur Schule. Ich musste mich wirklich beherrschen um nicht einfach bei ihm zu hause aufzutauchen und nach ihm zu sehen. Das würde ihn bedrängen und das wollte ich nicht. Er musste zu mir kommen. Und wenn es länger dauern sollte, würde ich halt eben warten müssen.
Ich setzte mich an den noch leeren Tisch im Geschichtsklassenzimmer. Da ich auch heute nicht damit rechnete, das Robin kommen würde, widmete ich mich meinen Aufzeichnungen. Geschichte war nun wirklich ein Fach welches mir absolut keine Probleme bereitete. Schließlich hatte ich oder ein anderer Teil meiner Familie den größten Teil davon selbst erlebt, den man hier unterrichtete. So vertiefte ich mich gerade in den Beginn des ersten Weltkrieges, als der Stuhl neben mir zurück gezogen wurde. Ich hatte es mir inzwischen zur Angewohnheit gemacht, nicht zu atmen um die Kontrolle nicht zu verlieren. Natürlich hat es den Nachteil, nicht mehr vorgewarnt zu werden, wenn sich mir jemand näherte.
Ich drehte meinen Kopf zur Seite. Unerwartet saß diese Sandra neben mir und sah mich fragend an.
"Deidra, richtig?!"
Ich nickte.
"Was kann ich für dich tun?!" fragte ich.
Sandra schlug die Beine übereinander und warf ihr Haar über die Schulter zurück. Ihr Blick war leicht überheblich.
'Ich weiß nicht was alle haben... so wunderschön ist die nun auch nicht! Robins Geschmack war auch schon mal besser! Bestimmt bin ich nicht auf dieses Ding eifersüchtig! Die ist ja noch grün hinter den Ohren!'
Mit einem Mal erinnerte sie mich stark an die menschliche Rosalie.
"Du scheinst dich ja ziemlich für Robin zu interessieren. Und ihr unterhaltet euch auch des öfteren... Mir drängt sich die Frage auf, ob du vielleicht weißt, wo er sich befindet wenn er nicht in der Schule ist. Du bist ja auch ab und an nicht da. Kannst du mir da also weiterhelfen?!"
Sie versuchte ihrer Stimme einen gelangweilten Ton zu verleihen, doch die Neugier dahinter konnte sie kaum verbergen. Mit jeder Minute konnte ich dieses Mädchen immer weniger leiden. Sie schien ein mächtiges Klatschweib zu sein. Als ob ich sie nicht durchschauen würde.
"Ich wüsste nicht was es dich angeht, wo ich oder Robin uns aufhalten wenn mir nicht in der Schule sind. Zudem, wenn Robin es dir nicht anvertrauen will, werde ich es dir bestimmt auch nicht verraten." antwortete ich beiläufig und sah wieder nach vorne.
"Robin erzählt mir alles!" entgegnete sie leicht pikiert.
Ich drehte mich wieder zu ihr. Ein süffisantes Grinsen legte sich auf meine Lippen.
"Deine Frage straft deine Aussage von eben eine Lüge. Also, lass mich doch bitte desweiteren in Ruhe, Sandra. Und kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten!"
Sie wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, doch sie wurde unterbrochen.
"Würdest du bitte von meinem Platz aufstehen, Sandra?! Ich würde mich gerne setzen."
Robin stand neben dem Tisch und sah auf Sandra hinab. Sein Blick suchte mich nicht einmal flüchtig. Sandra stand geschmeidig von dem Stuhl auf. Sie war Robin auf einmal so nahe, das ich sie am liebsten in der Luft zerrissen hätte. Ihre Hand legte sich auf seine Brust. Ich hörte seinen Herzschlag, der nun schneller trommelte. Wieder regte sich in mir eine wild knurrende Bestie. Es macht mich fast wahnsinnig, da ich nicht genau wusste, wer genau nun dieses Herzrasen auslöste.
"Hallo Robin. Lange nicht gesehen. Ich unterhielt mich gerade sehr nett mit Deidra und wollte wissen ob sie wüsste wo du steckst." säuselte sie süßlich.
Robin nahm ihre Hand von seiner Brust und schob sie zur Seite. Er setzte sich einfach. Sandra würdigte er keines Blickes.
"Du meinst wohl eher, das du sie über mich ausfragen wolltest."
Ein säuerlicher Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. Dann wand sie sich einfach ab und ging davon. Robin holte seine Sachen aus seinem Rucksack. Noch immer sah er mich nicht an. Er ignorierte mich vollkommen. Ich versuchte nicht verletzt zu sein. Auch in seinen Kopf wollte ich nicht sehen. Es graute mir vor dem was ich sehen könnte. Den Rest der Stunde bemühte ich mich das Stechen in meiner Magengegend zu ignorieren. Als es zur Pause läutete, sprang Robin neben mir geradezu auf und verließ das Klassenzimmer. Ich packte meine Sachen langsamer ein. Der Raum war schon fast vollständig geleert, als ich aufstand und mich auf den Weg zur Cafeteria machte. Meine Geschwister und Bella saßen bereits an einem der Tische. Ich ließ mich sichtlich enttäuscht über mein Zusammentreffen mit Robin auf einem Stuhl nieder. Mein Blick wanderte durch die Cafeteria. Doch der den ich suchte konnte ich nirgendwo entdecken.
"Wirklich Deidra. Ich hab ganz deutlich gesehen gehabt, wie er hier bei uns sitzen würde. Du musst dich irgendwie um entschieden haben, weswegen alles sich geändert haben muss." versicherte Alice mir erneut.
Ich nickte, wie auch schon die letzten Tage, mechanisch.
"Wenn du es sagst, Alice. Ich will dir einfach mal glauben. Es könnte wirklich sein, das ich irgendwie anders reagiert habe, als du es gesehen hast. Dir entgeht da bestimmt nichts."
Das ich die Vision geändert hatte, war natürlich möglich. Alice´ Visionen mussten nicht immer eintreffen.
Ich legte meinen Kopf auf meinen Arm und atmete noch einmal tief durch. Meine Augen schlossen sich und meine Kopf stellte auf Durchzug, so das ich um mich herum alles ausblendete. Es interessierte mich eh nicht weiter. Plötzlich stockte die Unterhaltung um mich herum.
"Darf... darf ich mich zu euch setzen?!"
Mein Kopf ruckte nach oben. Nie wieder würde ich meinen Kopf dermaßen abschalten. Dadurch hatte ich gerade verpasst das Robin Peters an unseren Tisch getreten war. Sein Blick glitt von meinen Geschwistern zu Bella und schlussendlich zu mir.
"Natürlich... setz dich ruhig." flötete Alice ihm entgegen.
Ich selbst hatte keinen Ton herausgebracht. Warum machte er mich so nervös?!
Er lächelte schüchtern, stellte sein Tablett ab und setzte sich. Einen Moment herrschte spannungsgeladenes Schweigen. Dann brach meine Schwester Alice dieses wieder.
"Siehst du, Deidra. Ich hatte doch noch Recht." Sie grinste selbstzufrieden.
Ich bedeutete ihr mit den Augen still zu schweigen. Schließlich wusste Robin noch nichts von unseren Fähigkeiten. In der Zwischenzeit musterte Robin eindeutig meine beiden Geschwister mit großem Interesse. Es war ihm anzumerken, das er Alice und Edward noch nie wirklich aus der Nähe betrachtet hatte. Für Menschen war unser Aussehen immer atemberaubend faszinierend gewesen, auch wenn ich selbst das fast schon vergessen hatte.
"Ihr seid Alice und Edward, ja?! Freut mich euch endlich mal kennen zu lernen. Und du bist Bella Swan, die Tochter vom Chief, nicht wahr?! Jake hat mir von dir erzählt."
Er sah von einem zum anderen.
"Du kennst Jake?!" fragte Bella neugierig.
Robin nickte.
"Ja, wir sind schon länger befreundet. Und er hat mir gesagt... ich soll... ich soll das..." er leckte sich kurz über die Lippen und grinste etwas schief. "Gott, ich hätte niemals gedacht, das ich so was sagen würde! Also, ich soll da 'Vampirmädchen' grüßen."
Eine kurzes Lächeln huschte über Bellas Gesicht. Noch hatte sie Jacob nicht verziehen, das er sie bei Charlie angeschwärzt hatte. Doch es war ihr deutlich anzusehen, das es nicht mehr lange dauern würde.
Edward beugte sich etwas vor. Auch er lächelte freundlich.
"Jacob Black ist doch ein echter Scherzbold, nicht wahr?! Ich schätze mal, das du wohl auch weißt, wer oder was dein guter alter Freund Jacob ist!?"
Robin stocherte in seinen Nudeln.
"Naja, er brauchte es mir nicht wirklich zu erzählen, was er ist. Er hat den Vertrage auch nicht gebrochen. Es war extrem offensichtlich nachdem er eure Familie so stark verabscheut."
'Er ist nicht dumm.' kam es anerkennend von Edward.
'Das weiß ich!' entgegnete ich stolz.
"Und nun gehörst du also ebenso in die Welt der Mythen und Legenden, wie wir." lächelte Alice Robin an.
Dieser grinste weiterhin breit zurück. Es war unglaublich. Obwohl er nun wusste was wir waren, zeigte er kaum Angst. Eine Klingel ertönte zum Ende der Mittagspause. Wir erhoben uns. Nachdem wir die Tabletts weggebracht hatten, wand sich Alice noch einmal an mich. Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
"Wir sehen uns dann zu hause, Deidra. Bis dann."
Bevor ich fragen konnte, warum wir uns erst zu hause sehen würde, winkte sie mir zu und tänzelte elegant davon. Bella und Edward gingen ebenfalls davon um zu ihrem Klassenzimmer zu gelangen. Ehe ich mich versah, war ich mit Robin allein. Schweigend liefen wir nebeneinander her. Wohl darauf bedacht genügend Abstand zu mir zu halten. Er begleitete mich zu meiner nächsten Unterrichtsstunde. Vor dem Klassenzimmer blieben wir noch einmal stehen.
"Du... du hast Sandra nichts von meiner Mutter erzählt. Dafür danke ich dir." sagte er leise.
"Natürlich. Du vertraust mir. Und dieses Vertrauen will ich nicht verlieren. Du hast mein Geheimnis doch auch nicht verraten." antwortete ich.
"Na, ich hab es auch erst nicht wirklich glauben wollen. Das heißt, ich hab versucht mir einzureden, das es nicht wahr ist. Doch mir kam nicht die Idee dein Geheimnis irgendwem zu verraten. Jake wusste ja bereits was du bist. Ähm... Deidra... würdest du... also hättest du..."
Er trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen. Ich hätte es nie für möglich gehalten, doch meine ansonsten so starke Abneigung gegen die Menschen, schmolz so rasch dahin. Bella hatte meinen Schutzwall, den ich seit Nicolas erneut aufgebaut hatte, schon leicht ins Wanken gebracht, doch Robin brachte ihn zum einstürzen.
"Was denn?"
"Ähm ja also... hast du vielleicht Lust... würdest du dich mit mir heute nach der Schule treffen?! Ich würde... also..."
Er war so unwiderstehlich, wenn er so schüchtern war.
Ich senkte leicht den Blick.
"Ja, das würde ich sehr gerne, Robin. Treffen wir uns an meinem Auto. Wir sehen uns dann später."
Robin lächelte mich erleichtert an. Dann wand ich mich von ihm ab und ging in das Klassenzimmer. Auch auf meinen Gesicht war ein breites Lächeln zu finden.
Mir wollte mit einem Mal kein Grund mehr einfallen, warum ich die Menschen eigentlich nicht leiden konnte...
Einige Tage vergingen und Robin kam weiterhin nicht zur Schule. Ich musste mich wirklich beherrschen um nicht einfach bei ihm zu hause aufzutauchen und nach ihm zu sehen. Das würde ihn bedrängen und das wollte ich nicht. Er musste zu mir kommen. Und wenn es länger dauern sollte, würde ich halt eben warten müssen.
Ich setzte mich an den noch leeren Tisch im Geschichtsklassenzimmer. Da ich auch heute nicht damit rechnete, das Robin kommen würde, widmete ich mich meinen Aufzeichnungen. Geschichte war nun wirklich ein Fach welches mir absolut keine Probleme bereitete. Schließlich hatte ich oder ein anderer Teil meiner Familie den größten Teil davon selbst erlebt, den man hier unterrichtete. So vertiefte ich mich gerade in den Beginn des ersten Weltkrieges, als der Stuhl neben mir zurück gezogen wurde. Ich hatte es mir inzwischen zur Angewohnheit gemacht, nicht zu atmen um die Kontrolle nicht zu verlieren. Natürlich hat es den Nachteil, nicht mehr vorgewarnt zu werden, wenn sich mir jemand näherte.
Ich drehte meinen Kopf zur Seite. Unerwartet saß diese Sandra neben mir und sah mich fragend an.
"Deidra, richtig?!"
Ich nickte.
"Was kann ich für dich tun?!" fragte ich.
Sandra schlug die Beine übereinander und warf ihr Haar über die Schulter zurück. Ihr Blick war leicht überheblich.
'Ich weiß nicht was alle haben... so wunderschön ist die nun auch nicht! Robins Geschmack war auch schon mal besser! Bestimmt bin ich nicht auf dieses Ding eifersüchtig! Die ist ja noch grün hinter den Ohren!'
Mit einem Mal erinnerte sie mich stark an die menschliche Rosalie.
"Du scheinst dich ja ziemlich für Robin zu interessieren. Und ihr unterhaltet euch auch des öfteren... Mir drängt sich die Frage auf, ob du vielleicht weißt, wo er sich befindet wenn er nicht in der Schule ist. Du bist ja auch ab und an nicht da. Kannst du mir da also weiterhelfen?!"
Sie versuchte ihrer Stimme einen gelangweilten Ton zu verleihen, doch die Neugier dahinter konnte sie kaum verbergen. Mit jeder Minute konnte ich dieses Mädchen immer weniger leiden. Sie schien ein mächtiges Klatschweib zu sein. Als ob ich sie nicht durchschauen würde.
"Ich wüsste nicht was es dich angeht, wo ich oder Robin uns aufhalten wenn mir nicht in der Schule sind. Zudem, wenn Robin es dir nicht anvertrauen will, werde ich es dir bestimmt auch nicht verraten." antwortete ich beiläufig und sah wieder nach vorne.
"Robin erzählt mir alles!" entgegnete sie leicht pikiert.
Ich drehte mich wieder zu ihr. Ein süffisantes Grinsen legte sich auf meine Lippen.
"Deine Frage straft deine Aussage von eben eine Lüge. Also, lass mich doch bitte desweiteren in Ruhe, Sandra. Und kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten!"
Sie wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, doch sie wurde unterbrochen.
"Würdest du bitte von meinem Platz aufstehen, Sandra?! Ich würde mich gerne setzen."
Robin stand neben dem Tisch und sah auf Sandra hinab. Sein Blick suchte mich nicht einmal flüchtig. Sandra stand geschmeidig von dem Stuhl auf. Sie war Robin auf einmal so nahe, das ich sie am liebsten in der Luft zerrissen hätte. Ihre Hand legte sich auf seine Brust. Ich hörte seinen Herzschlag, der nun schneller trommelte. Wieder regte sich in mir eine wild knurrende Bestie. Es macht mich fast wahnsinnig, da ich nicht genau wusste, wer genau nun dieses Herzrasen auslöste.
"Hallo Robin. Lange nicht gesehen. Ich unterhielt mich gerade sehr nett mit Deidra und wollte wissen ob sie wüsste wo du steckst." säuselte sie süßlich.
Robin nahm ihre Hand von seiner Brust und schob sie zur Seite. Er setzte sich einfach. Sandra würdigte er keines Blickes.
"Du meinst wohl eher, das du sie über mich ausfragen wolltest."
Ein säuerlicher Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. Dann wand sie sich einfach ab und ging davon. Robin holte seine Sachen aus seinem Rucksack. Noch immer sah er mich nicht an. Er ignorierte mich vollkommen. Ich versuchte nicht verletzt zu sein. Auch in seinen Kopf wollte ich nicht sehen. Es graute mir vor dem was ich sehen könnte. Den Rest der Stunde bemühte ich mich das Stechen in meiner Magengegend zu ignorieren. Als es zur Pause läutete, sprang Robin neben mir geradezu auf und verließ das Klassenzimmer. Ich packte meine Sachen langsamer ein. Der Raum war schon fast vollständig geleert, als ich aufstand und mich auf den Weg zur Cafeteria machte. Meine Geschwister und Bella saßen bereits an einem der Tische. Ich ließ mich sichtlich enttäuscht über mein Zusammentreffen mit Robin auf einem Stuhl nieder. Mein Blick wanderte durch die Cafeteria. Doch der den ich suchte konnte ich nirgendwo entdecken.
"Wirklich Deidra. Ich hab ganz deutlich gesehen gehabt, wie er hier bei uns sitzen würde. Du musst dich irgendwie um entschieden haben, weswegen alles sich geändert haben muss." versicherte Alice mir erneut.
Ich nickte, wie auch schon die letzten Tage, mechanisch.
"Wenn du es sagst, Alice. Ich will dir einfach mal glauben. Es könnte wirklich sein, das ich irgendwie anders reagiert habe, als du es gesehen hast. Dir entgeht da bestimmt nichts."
Das ich die Vision geändert hatte, war natürlich möglich. Alice´ Visionen mussten nicht immer eintreffen.
Ich legte meinen Kopf auf meinen Arm und atmete noch einmal tief durch. Meine Augen schlossen sich und meine Kopf stellte auf Durchzug, so das ich um mich herum alles ausblendete. Es interessierte mich eh nicht weiter. Plötzlich stockte die Unterhaltung um mich herum.
"Darf... darf ich mich zu euch setzen?!"
Mein Kopf ruckte nach oben. Nie wieder würde ich meinen Kopf dermaßen abschalten. Dadurch hatte ich gerade verpasst das Robin Peters an unseren Tisch getreten war. Sein Blick glitt von meinen Geschwistern zu Bella und schlussendlich zu mir.
"Natürlich... setz dich ruhig." flötete Alice ihm entgegen.
Ich selbst hatte keinen Ton herausgebracht. Warum machte er mich so nervös?!
Er lächelte schüchtern, stellte sein Tablett ab und setzte sich. Einen Moment herrschte spannungsgeladenes Schweigen. Dann brach meine Schwester Alice dieses wieder.
"Siehst du, Deidra. Ich hatte doch noch Recht." Sie grinste selbstzufrieden.
Ich bedeutete ihr mit den Augen still zu schweigen. Schließlich wusste Robin noch nichts von unseren Fähigkeiten. In der Zwischenzeit musterte Robin eindeutig meine beiden Geschwister mit großem Interesse. Es war ihm anzumerken, das er Alice und Edward noch nie wirklich aus der Nähe betrachtet hatte. Für Menschen war unser Aussehen immer atemberaubend faszinierend gewesen, auch wenn ich selbst das fast schon vergessen hatte.
"Ihr seid Alice und Edward, ja?! Freut mich euch endlich mal kennen zu lernen. Und du bist Bella Swan, die Tochter vom Chief, nicht wahr?! Jake hat mir von dir erzählt."
Er sah von einem zum anderen.
"Du kennst Jake?!" fragte Bella neugierig.
Robin nickte.
"Ja, wir sind schon länger befreundet. Und er hat mir gesagt... ich soll... ich soll das..." er leckte sich kurz über die Lippen und grinste etwas schief. "Gott, ich hätte niemals gedacht, das ich so was sagen würde! Also, ich soll da 'Vampirmädchen' grüßen."
Eine kurzes Lächeln huschte über Bellas Gesicht. Noch hatte sie Jacob nicht verziehen, das er sie bei Charlie angeschwärzt hatte. Doch es war ihr deutlich anzusehen, das es nicht mehr lange dauern würde.
Edward beugte sich etwas vor. Auch er lächelte freundlich.
"Jacob Black ist doch ein echter Scherzbold, nicht wahr?! Ich schätze mal, das du wohl auch weißt, wer oder was dein guter alter Freund Jacob ist!?"
Robin stocherte in seinen Nudeln.
"Naja, er brauchte es mir nicht wirklich zu erzählen, was er ist. Er hat den Vertrage auch nicht gebrochen. Es war extrem offensichtlich nachdem er eure Familie so stark verabscheut."
'Er ist nicht dumm.' kam es anerkennend von Edward.
'Das weiß ich!' entgegnete ich stolz.
"Und nun gehörst du also ebenso in die Welt der Mythen und Legenden, wie wir." lächelte Alice Robin an.
Dieser grinste weiterhin breit zurück. Es war unglaublich. Obwohl er nun wusste was wir waren, zeigte er kaum Angst. Eine Klingel ertönte zum Ende der Mittagspause. Wir erhoben uns. Nachdem wir die Tabletts weggebracht hatten, wand sich Alice noch einmal an mich. Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
"Wir sehen uns dann zu hause, Deidra. Bis dann."
Bevor ich fragen konnte, warum wir uns erst zu hause sehen würde, winkte sie mir zu und tänzelte elegant davon. Bella und Edward gingen ebenfalls davon um zu ihrem Klassenzimmer zu gelangen. Ehe ich mich versah, war ich mit Robin allein. Schweigend liefen wir nebeneinander her. Wohl darauf bedacht genügend Abstand zu mir zu halten. Er begleitete mich zu meiner nächsten Unterrichtsstunde. Vor dem Klassenzimmer blieben wir noch einmal stehen.
"Du... du hast Sandra nichts von meiner Mutter erzählt. Dafür danke ich dir." sagte er leise.
"Natürlich. Du vertraust mir. Und dieses Vertrauen will ich nicht verlieren. Du hast mein Geheimnis doch auch nicht verraten." antwortete ich.
"Na, ich hab es auch erst nicht wirklich glauben wollen. Das heißt, ich hab versucht mir einzureden, das es nicht wahr ist. Doch mir kam nicht die Idee dein Geheimnis irgendwem zu verraten. Jake wusste ja bereits was du bist. Ähm... Deidra... würdest du... also hättest du..."
Er trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen. Ich hätte es nie für möglich gehalten, doch meine ansonsten so starke Abneigung gegen die Menschen, schmolz so rasch dahin. Bella hatte meinen Schutzwall, den ich seit Nicolas erneut aufgebaut hatte, schon leicht ins Wanken gebracht, doch Robin brachte ihn zum einstürzen.
"Was denn?"
"Ähm ja also... hast du vielleicht Lust... würdest du dich mit mir heute nach der Schule treffen?! Ich würde... also..."
Er war so unwiderstehlich, wenn er so schüchtern war.
Ich senkte leicht den Blick.
"Ja, das würde ich sehr gerne, Robin. Treffen wir uns an meinem Auto. Wir sehen uns dann später."
Robin lächelte mich erleichtert an. Dann wand ich mich von ihm ab und ging in das Klassenzimmer. Auch auf meinen Gesicht war ein breites Lächeln zu finden.
Mir wollte mit einem Mal kein Grund mehr einfallen, warum ich die Menschen eigentlich nicht leiden konnte...
Kapitel 11 Wie Hund und Katz (Teil 1)
So zogen sich die nächsten Unterrichtsstunden irgendwie dahin. Wenn man Zeit im Überfluss hat, hat die Zeit meistens die ungeliebte Angewohnheit langsam zu zerfließen. Ich war ungemein erleichtert als es endlich zum Ende der Stunde klingelte.
Zu meiner Überraschung stand Robin vor meinem Klassenzimmer, als ich aus der letzten Stunde kam. Er stand an der Wand gegenüber angelehnt und wartete auf mich. Etwas nervös trat ich auf ihn zu. Irgendwie schaffte er es, das ich mich in seiner Gegenwart seltsam benahm. Würde mein Herz noch schlagen, würde es wahrscheinlich gerade einen Trommelwirbel veranstalten und mir fast aus der Brust springen. So viele Jahrzehnte und doch konnte ich dieses Gefühl der inneren Anspannung nicht vergessen. Einige neugierige Blicke folgten mir. Doch sie waren mir egal.
"Stehst du schon lange hier?" fragte ich zögerlich.
Im gleichen Moment hätte ich mir am liebsten auf die Zunge gebissen. Was war das nur für eine dumme Frage?! Hatte ich nichts besseres auf Lager?!
Robin schüttelte den Kopf.
"Nein, aber Miss Keller ließ uns was früher gehen. Also hab ich mir gedacht, das ich auch hier warten kann bis du heraus kommst."
Er schulterte seinen Rucksack neu, nur um seine Hände zu benutzen. Leicht verschüchtert trat er von einem Fuß auf den anderen. Mit jeder Sekunde konnte ich ihn mehr leiden.
"Wollen wir dann?!"
Ich deutete zum Ausgang. Robin nickte. Schweigend, jedoch leise lächelnd, gingen wir nebeneinander her zu meinem Auto. Von weitem erkannte ich Alice und Edward die gerade zusammen mit Bella in den silbernen Volvo stiegen. Meine Schwester zwinkerte mir neckisch zu. Dann stieg sie ein. Ein leichtes Lächeln umspielte ebenfalls meine Lippen als auch wir einstiegen. Ich drehte die Anlage etwas runter, als der Wagen an sprang.
"Und wohin wolltest du mich eigentlich entführen, wenn ich dich das fragen darf, Robin? Schließlich hast du mich gefragt ob ich mich mit dir treffen will." hackte ich nah, als ich vom Parkplatz fuhr.
"Also... ich..." setzte er zögerlich an.
"Was?! Du hast keine Ahnung was du mit mir unternehmen wolltest?! Das war dann aber eine wirkliche Kurzschluss Entscheidung."
Ich schmunzelte leicht in mich hinein.
"Ich... also wenn ich ehrlich bin... hab ich eigentlich kaum damit gerechnet, das du tatsächlich zusagen würdest, wenn ich dich fragen würde... nachdem ich dich letztens so angefahren und aus meinem Haus geworfen habe... mehr oder weniger..." antwortete er mir ehrlich.
Ich lachte kurz auf.
"Du unterschätzt dich selbst, Robin. Das du dich heute an einen Tisch voller Vampire gesetzt hast, hat mich tief beeindruckt. Das hätten sich nicht viele getraut, nachdem sie solche Neuigkeiten herausgefunden hätten. Man erfährt ja nicht jeden Tag, das Mythen und Legenden doch wahr sind und das man mitten in ihnen drin steckt. Und außerdem... hatte ich gehofft das du zu mir kommen würdest. Wenn du nicht mehr hättest mit mir reden wollen, wäre es so für mich leichter gewesen, dir fern zu bleiben. Nun gut, Robin. Was hättest du denn getan, wenn ich nicht zugesagt hätte? Wie hättest du den Tag dann verbracht?"
Fragend sah ich zu ihm herüber. Robin knetete seine Finger und sah aus dem Seitenfenster.
"Ich... wäre zum einkaufen gegangen, denn meine Vorräte neigen sich langsam dem Ende zu. Anschließend wäre ich wahrscheinlich zu meiner Mutter und hätte dort meinen restlichen Tag verbracht, da ich nichts weiteres vorhatte. Aber das ist doch bestimmt ziemlich langweilig, für jemanden der eine unbegrenzte Zeit zur Auswahl hat."
Ich zuckte mit den Schultern und grinste schief.
"Das glaube ich nicht. Ich war noch nie in einem Supermarkt, das könnte lustig werden."
Er drehte ruckartig den Kopf in meine Richtung. Völlig überascht sah er mich an. Die Augenbraue, die ich so liebte, zog sich in die Höhe. Mein Grinsen wurde breiter. Mit jedem Augenblick verfiel ich ihm mehr.
"Du warst noch nie in einem Supermarkt?! Wie kann man bereits eine Ewigkeit leben und noch nie einen Fuß in so etwas gesetzt haben?!"
"Weißt du, wenn man nicht mehr auf menschliche Lebensmittel angewiesen ist, ignoriert man solche Gebäude. Alice schleppt einen mehr in Klamottengeschäfte. Mal ganz davon abgesehen, das ich in den letzten Jahrzehnten seltener einkaufen war. Und zu meinen Lebzeiten kaufte man Lebensmittel noch auf dem Wochenmarkt ein."
Robin nickte verstehend und sah aus der Frontscheibe. Einige Sekunden schwieg er. Doch ich konnte sehen und spüren, das ihm einige Fragen unter den Nägeln brannten. Ich seufzte.
"Nun frag schon! Es bringt dich sonst noch um!"
Etwas irritiert sah er mich an. Er schluckte kurz.
"Also, mich würde mal interessieren... wann bist du eigentlich gestorben? Wenn das keine zu indiskrete Frage ist."
Ich umklammerte das Lenkrad etwas fester.
"1921 in Ashland. Das Datum selbst ist mir entfallen. Es ist auch nicht mehr von Bedeutung für mich, da mein altes Leben dort für mich beendet ist. Ich war sechzehn." antwortete ich knapp.
Es war mir auch ohne Gedankenlesen klar gewesen, was er fragen würde. Es war unabwendbar gewesen. Und es war die Natur des Menschen neugierig zu sein. Robin rutschte nun auf seinem Sitz hin und her. Sein Herz schlug etwas schneller. Jedoch nicht aus Furcht. Was war nur mit den heutigen Menschen?! Verspürten sie denn niemals Angst, wenn ihnen etwas unheimliches passierte und sie mit einem Mal in einer Welt landeten in der es Vampire und Werwölfe tatsächlich gab?! Hatte sich die Menschheit so sehr verändert?! Robin war neben Bella der zweite Mensch, dem es anscheinend nichts ausmachte was wir waren.
"Und wie..."
"Ich war ziemlich schwer krank. Ich lag bereits im sterben. Mein Vater hat mich verwandelt bevor ich wirklich sterben konnte. Anschließend hat er mich in seine Familie aufgenommen und wie ein eigenes Kind behandelt. In gewisser Weise, hat er mich gerettet. Dank ihm hab ich eine Familie."
Robin pfiff leise aus und biss sich auf die Unterlippe.
"Wow! Du hast dich für dein Alter aber echt gut gehalten!"
"Tja, Blutgruppe A Positiv ein ganzes Leben lang. Der reinste Jungbrunnen." scherzte ich.
Er lachte auf.
"Okay... wo kommst du her? Du warst doch nicht immer bei den Cullens. Und wie hießt du dann früher? Weißt du noch was darüber? Und warum kamst du damals nicht zusammen mit deiner Familie hierher?"
"Wow, das sind viele Fragen. Okay, also ich komme ursprünglich aus Irland. Dort bin ich geboren und war bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr in einem Waisenhaus, bevor ich floh und nach Amerika kam. Aber viel bekam ich von der großen Freiheit nicht zu spüren. Wie du dir vielleicht denken kannst, bin ich nicht lange Mensch gewesen, als ich herkam. Vorher hieß ich Deidra Aideen Maclachlan. Über meine Eltern weiß ich nichts mehr. Deine letzte Frage... nun ich hatte einige Schwierigkeiten, die meine restliche Familie ziemlich in Probleme stürzen konnte, deswegen beschloss ich bei Freunden von uns in Alaska zu leben. Zumindest für eine zeitlang. Und nun geht es... besser und ich konnte zurück kehren."
Den wahren Grund konnte ich ihm nicht sagen. Zu groß war die Angst, das er sich von mir abwenden könnte. Ich wand mich ihn zu.
"Okay, nun darf ich dir eine Frage stellen. Wieso hast du dich wirklich dazu entschieden, mir zu vertrauen und dich zu mir und meinen Geschwistern zu setzten?"
Robin sah mir einen Moment tief in die Augen. Ich wollte mich in den tiefen dunklen braunen Augen verlieren. Doch ich musste mich beherrschen. Es wäre zu gefährlich die Kontrolle zu verlieren. Wiederwillig löste er unseren Blickkontakt.
"Könntest du bitte, weiter auf die Straße sehen?! Ich vertraue deinen Fahrkünsten, aber ich muss dann immer daran denken, das mein Bruder und mein Vater bei einem Unfall ums Leben kamen."
"Natürlich, wenn es dein Wunsch ist."
Ich sah wieder nach vorne. Er seufzte tief neben mir.
"Ich weiß auch nicht... genau, warum du mich so unglaublich... faszinierst. Seit ich dich das erste Mal sah, drehen sich so oft meine Gedanken um dich. Die letzten Tage war ich bei meiner Mutter. Es ging ihr nicht besonders gut. Sie... war oft nicht wirklich bei Bewusstsein. Dadurch hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Und gerade du gingst mir garnicht mehr aus dem Kopf. Jake hat das garnicht gefallen. Er glaubt ich wäre irgendwie krank. Und das wäre deine Schuld. Aber mir war das egal. Als ich dann heute wieder in die Schule kam und dein Gesicht sah..."
Er stockte und errötete. Ich sahund spürte die Hitze in ihm aufsteigen. Außerdem vollführte sein Herz gerade einen gelungenen Stepptanz. Es war einer der schönsten Komplimente die ich je bekommen hatte.
"Auf jedenfall, wollte ich dich sehr gerne besser kennen lernen. Ich muss dir wohl nicht sagen, das du einer der wenigen bist, die volle Wucht durch meine Mauer geschossen ist und sie total demoliert hat. Und ich habe seitdem keine Lust sie dir gegenüber wieder aufzubauen. Dafür... scheinst du einfach zu außergewöhnlich zu sein, als das ich einfach so tun könnte, als wäre ich dir eigentlich nie begegnet.
Und ihr habt dort in der Cafeteria an diesem speziellen Tisch gesessen und mit einem Mal wollte ich unbedingt dabei sein. Du kannst dir die Blicke kaum vorstellen, die mir gefolgt sind, als ich völlig selbstverständlich zu euch gegangen bin."
Er grinste schief.
Ob er wohl wusste, das er fast genau meine Lage ihm gegenüber schilderte. Ich wollte meine Mauer ihm gegenüber auch nicht wieder aufbauen. Inzwischen gefiel mir seine Anwesenheit in meiner sicheren Atmosphäre.
Wir fuhren weiter nach Forks rein. Robin deutete mir den Weg zu einem kleinen Supermarkt. Ich parkte nicht weit vom Eingang. Doch bevor ich aussteigen konnte, wand sich Robin noch einmal an mich.
"Und warum interessierst du dich für mich, Deidra? Ich meine, sieh dich mal genau an. Jemand wie du könnte jeden bekommen, wenn sie nur mit dem Finger schnipsen würde."
Ich zog den Schlüssel ab und lehnte mich in meinem Sitz zurück. Ich atmete tief durch den Mund durch. Was sollte ich ihm antworten?! Ich konnte ihm doch kaum sagen, das es hauptsächlich an seinem Geruch lag, das ich ihm zuerst meine Aufmerksamkeit schenkte. Das würde seine Theorie von vor einigen Tagen doch nur bestärken, das er mehr oder weniger meine Mahlzeit war. Doch wie sollte ich ihm das erklären, ohne das er sich merkwürdig vorkam?! Ich verfluchte mich selbst, das ich Edward nicht gebeten hatte, mir genauer zu erzählen, wie er mit Bella damals umgegangen war. Es wäre mir nun eine große Hilfe.
"Also, ich... und du... du interessierst mich... zumindest zu Anfang zumindest, wegen deines Geruchs. Er ist sehr intensiv, angenehm... und mir so vertraut. Allerdings erregst du auch mit deiner Art und deinem Leben meine Aufmerksamkeit." antwortete ich nach einer Weile.
'Mein Geruch ist ihr vertraut? Wie ist das denn möglich?!'
"Wollen wir dann!?" unterbrach ich seinen Gedankengang.
Er fasste sich kurz, dann nickte er schließlich. Ich stieg aus dem Wagen aus und schloss ihn ab. Robin ging neben mir her zu dem kleinen Supermarkt. Als wir durch die elektrische Schiebetür traten, sah ich mich um. Mir schlug der lauwarme abgestandene Hauch der Klimaanlage Entegegen. Zudem schien in irgendeinem Winkel des Ladens ein Glas mit irgendeiner Flüssigkeit am Boden zerschellt sein. Robin lächelte mich unsicher an. Dann deutete er voraus und ging mit mir zusammen in einen der Gänge. Der Markt war ziemlich ausgestorben.
"Also ich brauche einige Lebensmittel. Und zwar solche die nicht so schnell verderben. Die finden wir am besten dort hinten bei den Gefriertruhen. Oh... und eine neue Pfanne werde ich auch brauchen. Meine letzte ist ja über den Jordan in die ewigen Jagdgründe gegangen."
"Tut mir wirklich leid." murmelte ich ihm zu.
Er grinste schief und griff nach einem kleinen Korb, bevor er auf die lange Truhe im hinteren Teil des Ladens zuging. Ich folgte ihm. Meine Hände hielt ich hinter meinem Rücken verschränkt und trottete hinter ihm her. Ich sah zu, wie er nach einigen Tiefkühlgerichten griff und sie in den Korb packte. Angewidert blickte ich auf die Packungen vor mir und hob sie mit langen Fingern an.
"Bist du dir sicher, das man das wirklich essen kann?!" fragte ich ihn skeptisch und ließ die Verpackung wieder in die Truhe fallen.
Robin sah mich an und lachte leise auf.
"Naja, es ist vielleicht nicht A positiv, aber mir schmeckt es trotzdem."
Er häufte einige dieser Mahlzeiten in seinen Korb und ging anschließend in einen Gang weiter. Ohne zu zögern griff er zielsicher in eines der Regale und zog mehrere Flaschen heraus und verstaute sie ebenfalls zu den Gerichten. Nachdem wir auch noch eine Bratpfanne gefunden hatten, gingen wir zur Kasse. Weiterhin folgte ich ihm. Ich hielt die Bratpfanne und wollte sie bezahlen. Schließlich hatte ich Schuld daran, das die letzte nicht mehr zu benutzen war.
Der junge Kassierer sah uns neugierig an. Sein Blick glitt von Robin zu mir. Eindringlich musterte er mich.
'Was für ein seltsames Paar. Warum kriegen die größten Loser immer die besten Mädchen?! Die würde ich wirklich nicht von der Bettkante stoßen, sollte sie sich dahin verirren.'
Zuletzt von Olette Cullen am So 05 Apr 2009, 16:41 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kapitel 11 Wie Hund und Katz (Teil 2)
Ein anzügliches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Robin beobachtete den Kassierer aufmerksam. Innerlich hörte ich sein Blut rauschen. Er unterdrückte ganz eindeutig den Impuls ihm eine zu verpassen. Robin nahm mir die Pfanne aus der Hand, wobei er mich nicht direkt berührte, schob sich etwas vor mich und versperrte dem Kassierer die Sicht auf mich. Innerlich grinste ich, wusste ich doch was er damit bezwecken wollte. Er wollte mich beschützen. Obwohl ich ihm mehr als deutlich gezeigt hatte, wie leicht allein ein Handgelenk in meiner Gegenwart zu brechen drohte, wagte man es Hand an mich zu legen. Eilig zog er seinen Geldbeutel hervor und bezahlte. Als wir den Laden endlich verließen, spürte ich den brennenden Blick des Kassierers in meinem Rücken der an mir hinabwanderte.
"Ich werde hier bestimmt nicht mehr einkaufen gehen!" sagte er unwirsch, als wir die Tüten auf dem Rücksitz verstaut hatten und von dem Parkplatz fuhren.
Ich lachte nun laut auf. Er fuhr leicht zusammen.
"Was ist?!" fragte er verwirrt.
"Du scheinst zu vergessen, das ich ganz gut allein auf mich aufpassen kann! Ich könnte diesem präpubertierenden Schleimer mühelos das Genick brechen, sollte er mir je zu nahe treten und du machst dir Gedanken darüber, das dieser Typ mich angestarrt hat?!"
Robin verschränkte die Arme vor der Brust.
"Es war widerlich. Fast so als hätte er dich gedanklich schon ausgezogen. Hast du denn nicht gesehen, wie er dich mit den Augen verschlungen hat?!"
"Nette Wortwahl." schmunzelte ich.
Ich fuhr weiter aus Forks in Richtung des Hauses der Peters.
"Hast du... hast du eigentlich schon einmal... Menschenblut getrunken?" fragte er nach einer Weile.
Vergeblich hatte er versucht, seiner Frage einen völlig nebensächlichen Ton zu geben.
Meine Augenbrauen zogen sich zusammen.
"Wie kommst du eigentlich darauf, das ich ansonsten kein Verlangen nach menschlichem Blut habe?"
Er rutschte etwas in seinem Sitz herum. Allem Anschein nach, dachte er gerade das er mich in irgendeiner Form beleidigt hätte. Unsicher fing er an an seiner Jacke zu zupfen. Ich lachte leise.
"Naja, ihr lebt unter Menschen und da liegt der Verdacht nah, das ihr, ich weiß auch nicht, das ihr irgendwie keines braucht."
Einige für ihn quälende Sekunden ließ ich verstreichen bevor ich ihm antwortete.
"Du bist wirklich aufmerksam, Robin. Wir... wir brauchen schon Blut. Allerdings sind wir so etwas wie Vegetarier. Wenn du es so nennen willst. Wir trinken Tierblut. Allerdings... ist es nicht dasselbe. Es ist nun einmal wieder unserer Natur..."
"So etwas habe ich mir schon fast gedacht. Und hast du denn...oh, warte mal..."
Er hielt inne. Robin griff in seine Hosentasche und zog ein Mobiltelefon hervor. Einen Moment sah er auf das Display, bevor er zähneknirschend ran ging.
"Was gibt es Jake?" fragte er seufzend.
Ich musste mich kurz zusammen reißen um nicht laut los zu knurren. Warum musste dieser Köter ausgerechnet dann anrufen, wenn ich mit Robin so ein ehrliches Gespräch führte?! Danach würde es schwieriger werden, wieder auf den gleichen Punkt zurück zu kommen.
"Ja, ich bin auf dem Weg nach Hause. Ich war noch einkaufen. Waren wir etwa verabredet?...Warum... aber... na, und?! Selbst wenn, was geht es dich an?! Du bist nicht mit mir verwandt! Ich bin alt genug um selbst zu entscheiden mit wem ich mich treffe und mit wem nicht! Nein!... Mach es gut, Jacob!"
Er nahm den Hörer vom Ohr. Wütend funkelte er das Handy einen Moment an. Dann steckte er es tief durchatmend wieder in seine Hosentasche.
'Blöder Jake! Blöder Billy! Was denken die sich nur?!'
"War das etwa Jacob Black? Was wollte er denn von dir?" fragte ich nun neugierig.
"Ach, das... er... oh, Nein!" stöhnte er entnervt auf.
Ich folgte seinem Blick nach vorne. Wir waren gerade am Haus der Peters vorgefahren. In dessen Auffahrt stand ein kleiner Käfer aus dem soeben eine große Gestalt sprang. Augenblicklich sank meine Laune gegen Null. Mir war klar, wer dort wartete. Wie sollte es auch anders sein! Robin sprang aus dem Wagen, bevor er richtig still stand. Er eilte hastig auf das Haus zu. Ich selbst stieg langsamer aus. Die Versuchung war zu groß diesem Flohteppich den Hals umdrehen.
"Jacob Black, was in aller Welt willst du hier?! Bist du etwa mein Gefängniswärter?! Hast du sonst keine anderen Hobbies als mich nun in den Wahnsinn zu treiben?!" herrschte Robin ihn an.
Jacob verschränkte die Arme vor der muskulösen Brust. Sein riesenhafter Körper spannte sämtliche Muskeln an. Innerlich bereitete er sich gerade auf einen Kampf vor. Als er mich erblickte, verfinsterte sich sein Blick deutlicher.
'Na super! Das Vampirmonster von nebenan ist auch da!'
Ich grinste breit. Wie schön, das ihm meine Anwesenheit so an griff. Vielleicht konnte ich ihn noch zu einer kleinen Rauferei bewegen. Was wäre das doch für ein gelungener Abschluss. In dem Wagen saß noch ein weiterer Junge. Doch dieser stieg nicht aus, sondern beobachtete das ganze Schauspiel. Ich atmete durch den Mund um den abscheulichen Gestank zu entgehen, der nun allegegenwärtig war.
"Was tut die denn hier?! Ich hatte ihr verboten wieder herzukommen!" giftete er darauf los und deutete dabei auf mich.
"Hallo Fiffi! Freut mich auch dich wiederzusehen!" flötete ich freundlich in seine Richtung.
Robin sah von Jacob zu mir und wieder zurück. Innerlich tobte ein heftiger Kampf. Er wollte seinem langjährigem Freund nicht vor dem Kopf stoßen. Doch ich war ihm wichtig geworden. Er wollte mich ebenso wenig in irgendeiner Form verletzten oder kränken. Dann straffte er seine Schultern und baute sich vor dem jungen Werwolf auf. Doch es war keine besonders imponierende Haltung. Er reichte ihm kaum bis zu den Schultern.
"Sie kann hier sein, wenn sie es will! Das kannst du ihr bestimmt nicht verbieten. Was du hier machst, frage ich dich! Denn dich habe ich im Gegensatz zu ihr, nicht eingeladen heute herzukommen!"
Jacob straffte ebenfalls seine Haltung, was um einiges eindrucksvoller war. Er hatte kaum damit gerechnet, das Robin so reagieren würde.
"Du weißt ganz genau das ich Mr Sorgen um dich mache. Und die sind immerhin berechtigt, wenn man bedenkt in welcher Begleitung du dich befindest."
Wütend funkelte er mich an. Mein Mundwinkel zuckten nach oben und ich grinste ihn kalt an. Ich steckte meine Hände in meine Taschen und lehnte mich nun entspannt gegen das Geländer der Veranda auf der wir inzwischen standen. Das schien Jacob nur noch wütender zu machen. Mein inneres Alarmsystem schlug an. Zu sehr durfte ich den Werwolf auch nicht reizen. Zu groß war die Gefahr, das Robin verletzt werden könnte.
"Ganz ruhig, Bello! Schön Platz, sonst komme ich mit der gerollten Zeitung und schlag sie dir auf die Nase." konterte ich.
"Mit dir hat keiner gesprochen dämlicher Blutsauger!" griff er mich daraufhin das erste Mal direkt an.
"Weißt du ich würde mich ja so gerne intelligent mit dir duellieren, aber leider sehe ich das du völlig unbewaffnet bist, du sprechender Zottel!"
Sein Körper fing an zu beben und zu vibrieren. Seine Konturen verschwommen bereits leicht. Robin legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Beruhige dich, Jake! Außerdem ist Deidra mein Gast, ich bin mir ihr heute verabredet. Und du weißt ich hasse es wenn du so über sie sprichst! Vor allem da du sie doch eiegtnlich nicht kennst!" sprach er beruhigend auf ihn ein.
Sein Blick glitt zu mir.
"Und Deidra wird bestimmt auch aufhören sie ebenfalls so kindisch zu benehmen. Nicht wahr?!"
Bittend sah er mich an und ich schmolz unter seinen Augen dahin. Wusste er eigentlich was er für eine Wirkung auf mich hatte, wenn er mich so ansah?! Nach einigen Sekunden nickte ich wiederwillig. Robin atmete tief durch und nahm die Hand von Jacobs Schulter. Jacob beugte sich nun leicht zu Robin herunter.
"Können wir mal unter vier Augen miteinander reden?" fragte er leise.
Seine dunklen Augen blitzten zu mir herüber. Robin sah mich kurz an.
"Würdest du bitte schon einmal die Sachen aus dem Auto ins Haus bringen?!"
Abwartend satnd er vor mir. Ich zuckte schließlich mit den Schultern und ging zum Wagen um die Einkäufe heraus zu holen. Als ich die Haustür aufstieß, wand sich Jacob noch einmal an mich.
"Und wehe du hörst zu!"
Ich streckte ihm die Zunge heraus und ging in das innere des Hauses. Nachdem ich die Tüten in der Küche abgestellt hatte, schloss ich die Augen um mich zu konzentrieren. Nicht eine Minute hatte ich vor, Jacobs Befehl nach zu kommen. Ich wollte genau wissen, was dort draußen vor sich ging. Auch wenn Lauschen nicht die feine Art war.
Sofort drang mir Robins vertraute Stimme ans Ohr.
"Was willst du wirklich von mir Jake?! Ich habe deinem Dad schon gesagt, das ich gut auf mich alleine aufpassen kann! Bist du dir nicht sicher, das es eigentlich einen anderen Grund hat, warum du so wütend bist?!"
"Wie kommst du denn nun darauf?! Das hier hat rein garnichts mit Bella zu tun, Robin!" fuhr Jacob auf.
"Oh, doch! Es hat alles mit Bella zu tun, Jake! Jede einzelne Sache, die bis jetzt mit dir passiert ist udn dafür gesorgt hat, das du nicht mehr derselbe bist! Du bist ein verfluchter Werwolf! Indirekt wegen ihr, auch wenn du die Cullens dafür verantwortlich machst! Du bist wütend, weil sie Deidras Bruder den Vorzug gibt! Und du bist sauer wauf mich. Nur weil ich Deidra gern hab und mit ihr befreundet sein will!" entgegnete Robin daraufhin.
"Das... ist doch garnicht wahr! Wie auch immer! Ich mach mir Sorgen um dich, weil du einer meiner besten Freunde bist! Was glaubst du passiert mit dir, wenn deine Mutter stirbt!? Wenn jemand herausfindet, das du völlig allein lebst?! Sie werden kommen und dich von hier fortbringen! Glaubst die Cullens scheren sich dann darum, das du fort bist?! Wahrscheinlich sind sie sogar dann noch froh darüber, einer weniger der ihr Geheimnis kennt! Das Angebot meines Vaters steht noch, Robin. Du könntest jederzeit zu uns ziehen. Wir machen schon irgendwie Platz für dich."
"Genau das was ich auch noch bräuchte, Jake! Zu einem jungen und einem Werwolf in Ruhestand zu ziehen ist doch der Traum eines jeden Jungen! Vor allem mit einem winzigen Badezimmer!" bemerkte Robin sarkastisch.
"Du willst nicht zu Werwölfen ziehen. Aber du lässt einen Vampir in dein Haus! Merkst du eigentlich die Ironie an dem ganzen!?"
Robin seufzte tief.
"Ich habe keine Lust mehr darüber zu diskutieren, Jake. Ihr seid schlimmer als Hund und Katz. Du hast deutlich gemacht, was du von Deidra und ihrer Familie hältst. Und ich mag sie trotzdem. Ich werde sie nicht wegschicken. Egal was du sagst, es wird daran nichts verändern. Und wenn du sie weiter beleidigen willst, kannst du auch gerne gehen. Bis dann Jacob. Komm erst wieder, wenn du dich beruhigt hast!"
Ich öffnete meine Augen, als ich die Haustür hörte. Robin trat in die Küche und sah mich druchdringend an. Seine Wut war noch nicht ganz verraucht und er biss sich heftig auf die Unterlippe, so das ich befürchtete sie würde gleich aufplatzen. Er bebte leicht.
'Blödes dämliches Vampirliebchen! Sie spielt mit seinen Gefühlen und dann wird sie ihn wegwerfen, wenn sie sich entschließt ihn doch nicht zu fressen! Macht alles kapputt!'
Stotternd startete ein Motor und soff daraufhin sofort wieder ab. Ich sprang geschmeidig auf und trat hinaus auf die Veranda. Schnelles Schrittes war ich an Jacobs Wagen und stellte mich davor. Er sah durch die Frontscheibe und stöhnte.
'Na super! Supergirl ist auch schon da!'
"Vergessen Jacob!? Ich kann dich trotzdem noch hören!" rief ich ihm zu.
Behände sprang er aus dem Wagen.
"Was willst du denn noch?" fragte er unwirsch.
Ich stemmte meine Hände in die Hüften und funkelte ihn an.
"Du solltest dich daran gewöhnen, das ich da bin. Denn ich habe nicht vor, mich von Robin fern zu halten. Das solltest du also wissen, wenn du nicht vorhast noch einen weiteren Freund zu verlieren."
Einen Moment stand er unschlüssig auf der Stelle. Dann warf er kraftvoll seine Wagentür zu und trat einen Schritt nach vorn.
"Für wen hältst du dich eigentlich?! Ihr habt Bella einer Art Gehirnwäsche unterzogen. Sie steht völlig unter eurer Fuchtel. Und jetzt wollt ihr auch noch Robin! Doch ihn hab ich noch nicht völlig verloren. Und auch Bella wird wieder zur Besinnung kommen. Ich erinnere dich gerne daran, das ihr einen Vertrag unterschrieben habt, der euch untersagt Menschen zu beißen!"
"Das weiß ich sehr wohl! Schließlich war ich damals dabei! Doch wenn du mich nicht akzeptierst, wirst du Robin schneller verlieren als dir lieb ist. Das sollte dir nur klar sein." fauchte ich.
Jacobs Augen sprühten Funken. Er ballte seine Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder im gleichmäßigem Rythmus. Dann wand er sich ab und öffnete seine Autotür.
"Weißt du, Jacob, es ist schon amüsant wenn man bedenkt, das es eigentlich bei beiden dir zu verdanken ist, das sie sich uns zuwendeten. Ohne deine netten Tipps würden wahrscheinlich weder Bella noch Robin sich weiter für uns interessieren. Mach es gut, Jacob! Und pass auf, das du keiner Nachbarskatze hinterher rennst!"
Ich winkte ihm freundschaftlich zu. Er atmete tief durch und stieg ein. Dieses Mal sprang der Wagen direkt an. Mit einem letzten abwertenden Blick auf mich fuhr er davon. Ich selbst drehte mich um und ging zurück ins Haus.
Mit einem musste Jacob nun klar kommen:
Ich gehörte nun ebenso in Robins Leben wie er es tat.
Denn ich hatte nicht vor daraus zu verschwinden.
"Ich werde hier bestimmt nicht mehr einkaufen gehen!" sagte er unwirsch, als wir die Tüten auf dem Rücksitz verstaut hatten und von dem Parkplatz fuhren.
Ich lachte nun laut auf. Er fuhr leicht zusammen.
"Was ist?!" fragte er verwirrt.
"Du scheinst zu vergessen, das ich ganz gut allein auf mich aufpassen kann! Ich könnte diesem präpubertierenden Schleimer mühelos das Genick brechen, sollte er mir je zu nahe treten und du machst dir Gedanken darüber, das dieser Typ mich angestarrt hat?!"
Robin verschränkte die Arme vor der Brust.
"Es war widerlich. Fast so als hätte er dich gedanklich schon ausgezogen. Hast du denn nicht gesehen, wie er dich mit den Augen verschlungen hat?!"
"Nette Wortwahl." schmunzelte ich.
Ich fuhr weiter aus Forks in Richtung des Hauses der Peters.
"Hast du... hast du eigentlich schon einmal... Menschenblut getrunken?" fragte er nach einer Weile.
Vergeblich hatte er versucht, seiner Frage einen völlig nebensächlichen Ton zu geben.
Meine Augenbrauen zogen sich zusammen.
"Wie kommst du eigentlich darauf, das ich ansonsten kein Verlangen nach menschlichem Blut habe?"
Er rutschte etwas in seinem Sitz herum. Allem Anschein nach, dachte er gerade das er mich in irgendeiner Form beleidigt hätte. Unsicher fing er an an seiner Jacke zu zupfen. Ich lachte leise.
"Naja, ihr lebt unter Menschen und da liegt der Verdacht nah, das ihr, ich weiß auch nicht, das ihr irgendwie keines braucht."
Einige für ihn quälende Sekunden ließ ich verstreichen bevor ich ihm antwortete.
"Du bist wirklich aufmerksam, Robin. Wir... wir brauchen schon Blut. Allerdings sind wir so etwas wie Vegetarier. Wenn du es so nennen willst. Wir trinken Tierblut. Allerdings... ist es nicht dasselbe. Es ist nun einmal wieder unserer Natur..."
"So etwas habe ich mir schon fast gedacht. Und hast du denn...oh, warte mal..."
Er hielt inne. Robin griff in seine Hosentasche und zog ein Mobiltelefon hervor. Einen Moment sah er auf das Display, bevor er zähneknirschend ran ging.
"Was gibt es Jake?" fragte er seufzend.
Ich musste mich kurz zusammen reißen um nicht laut los zu knurren. Warum musste dieser Köter ausgerechnet dann anrufen, wenn ich mit Robin so ein ehrliches Gespräch führte?! Danach würde es schwieriger werden, wieder auf den gleichen Punkt zurück zu kommen.
"Ja, ich bin auf dem Weg nach Hause. Ich war noch einkaufen. Waren wir etwa verabredet?...Warum... aber... na, und?! Selbst wenn, was geht es dich an?! Du bist nicht mit mir verwandt! Ich bin alt genug um selbst zu entscheiden mit wem ich mich treffe und mit wem nicht! Nein!... Mach es gut, Jacob!"
Er nahm den Hörer vom Ohr. Wütend funkelte er das Handy einen Moment an. Dann steckte er es tief durchatmend wieder in seine Hosentasche.
'Blöder Jake! Blöder Billy! Was denken die sich nur?!'
"War das etwa Jacob Black? Was wollte er denn von dir?" fragte ich nun neugierig.
"Ach, das... er... oh, Nein!" stöhnte er entnervt auf.
Ich folgte seinem Blick nach vorne. Wir waren gerade am Haus der Peters vorgefahren. In dessen Auffahrt stand ein kleiner Käfer aus dem soeben eine große Gestalt sprang. Augenblicklich sank meine Laune gegen Null. Mir war klar, wer dort wartete. Wie sollte es auch anders sein! Robin sprang aus dem Wagen, bevor er richtig still stand. Er eilte hastig auf das Haus zu. Ich selbst stieg langsamer aus. Die Versuchung war zu groß diesem Flohteppich den Hals umdrehen.
"Jacob Black, was in aller Welt willst du hier?! Bist du etwa mein Gefängniswärter?! Hast du sonst keine anderen Hobbies als mich nun in den Wahnsinn zu treiben?!" herrschte Robin ihn an.
Jacob verschränkte die Arme vor der muskulösen Brust. Sein riesenhafter Körper spannte sämtliche Muskeln an. Innerlich bereitete er sich gerade auf einen Kampf vor. Als er mich erblickte, verfinsterte sich sein Blick deutlicher.
'Na super! Das Vampirmonster von nebenan ist auch da!'
Ich grinste breit. Wie schön, das ihm meine Anwesenheit so an griff. Vielleicht konnte ich ihn noch zu einer kleinen Rauferei bewegen. Was wäre das doch für ein gelungener Abschluss. In dem Wagen saß noch ein weiterer Junge. Doch dieser stieg nicht aus, sondern beobachtete das ganze Schauspiel. Ich atmete durch den Mund um den abscheulichen Gestank zu entgehen, der nun allegegenwärtig war.
"Was tut die denn hier?! Ich hatte ihr verboten wieder herzukommen!" giftete er darauf los und deutete dabei auf mich.
"Hallo Fiffi! Freut mich auch dich wiederzusehen!" flötete ich freundlich in seine Richtung.
Robin sah von Jacob zu mir und wieder zurück. Innerlich tobte ein heftiger Kampf. Er wollte seinem langjährigem Freund nicht vor dem Kopf stoßen. Doch ich war ihm wichtig geworden. Er wollte mich ebenso wenig in irgendeiner Form verletzten oder kränken. Dann straffte er seine Schultern und baute sich vor dem jungen Werwolf auf. Doch es war keine besonders imponierende Haltung. Er reichte ihm kaum bis zu den Schultern.
"Sie kann hier sein, wenn sie es will! Das kannst du ihr bestimmt nicht verbieten. Was du hier machst, frage ich dich! Denn dich habe ich im Gegensatz zu ihr, nicht eingeladen heute herzukommen!"
Jacob straffte ebenfalls seine Haltung, was um einiges eindrucksvoller war. Er hatte kaum damit gerechnet, das Robin so reagieren würde.
"Du weißt ganz genau das ich Mr Sorgen um dich mache. Und die sind immerhin berechtigt, wenn man bedenkt in welcher Begleitung du dich befindest."
Wütend funkelte er mich an. Mein Mundwinkel zuckten nach oben und ich grinste ihn kalt an. Ich steckte meine Hände in meine Taschen und lehnte mich nun entspannt gegen das Geländer der Veranda auf der wir inzwischen standen. Das schien Jacob nur noch wütender zu machen. Mein inneres Alarmsystem schlug an. Zu sehr durfte ich den Werwolf auch nicht reizen. Zu groß war die Gefahr, das Robin verletzt werden könnte.
"Ganz ruhig, Bello! Schön Platz, sonst komme ich mit der gerollten Zeitung und schlag sie dir auf die Nase." konterte ich.
"Mit dir hat keiner gesprochen dämlicher Blutsauger!" griff er mich daraufhin das erste Mal direkt an.
"Weißt du ich würde mich ja so gerne intelligent mit dir duellieren, aber leider sehe ich das du völlig unbewaffnet bist, du sprechender Zottel!"
Sein Körper fing an zu beben und zu vibrieren. Seine Konturen verschwommen bereits leicht. Robin legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Beruhige dich, Jake! Außerdem ist Deidra mein Gast, ich bin mir ihr heute verabredet. Und du weißt ich hasse es wenn du so über sie sprichst! Vor allem da du sie doch eiegtnlich nicht kennst!" sprach er beruhigend auf ihn ein.
Sein Blick glitt zu mir.
"Und Deidra wird bestimmt auch aufhören sie ebenfalls so kindisch zu benehmen. Nicht wahr?!"
Bittend sah er mich an und ich schmolz unter seinen Augen dahin. Wusste er eigentlich was er für eine Wirkung auf mich hatte, wenn er mich so ansah?! Nach einigen Sekunden nickte ich wiederwillig. Robin atmete tief durch und nahm die Hand von Jacobs Schulter. Jacob beugte sich nun leicht zu Robin herunter.
"Können wir mal unter vier Augen miteinander reden?" fragte er leise.
Seine dunklen Augen blitzten zu mir herüber. Robin sah mich kurz an.
"Würdest du bitte schon einmal die Sachen aus dem Auto ins Haus bringen?!"
Abwartend satnd er vor mir. Ich zuckte schließlich mit den Schultern und ging zum Wagen um die Einkäufe heraus zu holen. Als ich die Haustür aufstieß, wand sich Jacob noch einmal an mich.
"Und wehe du hörst zu!"
Ich streckte ihm die Zunge heraus und ging in das innere des Hauses. Nachdem ich die Tüten in der Küche abgestellt hatte, schloss ich die Augen um mich zu konzentrieren. Nicht eine Minute hatte ich vor, Jacobs Befehl nach zu kommen. Ich wollte genau wissen, was dort draußen vor sich ging. Auch wenn Lauschen nicht die feine Art war.
Sofort drang mir Robins vertraute Stimme ans Ohr.
"Was willst du wirklich von mir Jake?! Ich habe deinem Dad schon gesagt, das ich gut auf mich alleine aufpassen kann! Bist du dir nicht sicher, das es eigentlich einen anderen Grund hat, warum du so wütend bist?!"
"Wie kommst du denn nun darauf?! Das hier hat rein garnichts mit Bella zu tun, Robin!" fuhr Jacob auf.
"Oh, doch! Es hat alles mit Bella zu tun, Jake! Jede einzelne Sache, die bis jetzt mit dir passiert ist udn dafür gesorgt hat, das du nicht mehr derselbe bist! Du bist ein verfluchter Werwolf! Indirekt wegen ihr, auch wenn du die Cullens dafür verantwortlich machst! Du bist wütend, weil sie Deidras Bruder den Vorzug gibt! Und du bist sauer wauf mich. Nur weil ich Deidra gern hab und mit ihr befreundet sein will!" entgegnete Robin daraufhin.
"Das... ist doch garnicht wahr! Wie auch immer! Ich mach mir Sorgen um dich, weil du einer meiner besten Freunde bist! Was glaubst du passiert mit dir, wenn deine Mutter stirbt!? Wenn jemand herausfindet, das du völlig allein lebst?! Sie werden kommen und dich von hier fortbringen! Glaubst die Cullens scheren sich dann darum, das du fort bist?! Wahrscheinlich sind sie sogar dann noch froh darüber, einer weniger der ihr Geheimnis kennt! Das Angebot meines Vaters steht noch, Robin. Du könntest jederzeit zu uns ziehen. Wir machen schon irgendwie Platz für dich."
"Genau das was ich auch noch bräuchte, Jake! Zu einem jungen und einem Werwolf in Ruhestand zu ziehen ist doch der Traum eines jeden Jungen! Vor allem mit einem winzigen Badezimmer!" bemerkte Robin sarkastisch.
"Du willst nicht zu Werwölfen ziehen. Aber du lässt einen Vampir in dein Haus! Merkst du eigentlich die Ironie an dem ganzen!?"
Robin seufzte tief.
"Ich habe keine Lust mehr darüber zu diskutieren, Jake. Ihr seid schlimmer als Hund und Katz. Du hast deutlich gemacht, was du von Deidra und ihrer Familie hältst. Und ich mag sie trotzdem. Ich werde sie nicht wegschicken. Egal was du sagst, es wird daran nichts verändern. Und wenn du sie weiter beleidigen willst, kannst du auch gerne gehen. Bis dann Jacob. Komm erst wieder, wenn du dich beruhigt hast!"
Ich öffnete meine Augen, als ich die Haustür hörte. Robin trat in die Küche und sah mich druchdringend an. Seine Wut war noch nicht ganz verraucht und er biss sich heftig auf die Unterlippe, so das ich befürchtete sie würde gleich aufplatzen. Er bebte leicht.
'Blödes dämliches Vampirliebchen! Sie spielt mit seinen Gefühlen und dann wird sie ihn wegwerfen, wenn sie sich entschließt ihn doch nicht zu fressen! Macht alles kapputt!'
Stotternd startete ein Motor und soff daraufhin sofort wieder ab. Ich sprang geschmeidig auf und trat hinaus auf die Veranda. Schnelles Schrittes war ich an Jacobs Wagen und stellte mich davor. Er sah durch die Frontscheibe und stöhnte.
'Na super! Supergirl ist auch schon da!'
"Vergessen Jacob!? Ich kann dich trotzdem noch hören!" rief ich ihm zu.
Behände sprang er aus dem Wagen.
"Was willst du denn noch?" fragte er unwirsch.
Ich stemmte meine Hände in die Hüften und funkelte ihn an.
"Du solltest dich daran gewöhnen, das ich da bin. Denn ich habe nicht vor, mich von Robin fern zu halten. Das solltest du also wissen, wenn du nicht vorhast noch einen weiteren Freund zu verlieren."
Einen Moment stand er unschlüssig auf der Stelle. Dann warf er kraftvoll seine Wagentür zu und trat einen Schritt nach vorn.
"Für wen hältst du dich eigentlich?! Ihr habt Bella einer Art Gehirnwäsche unterzogen. Sie steht völlig unter eurer Fuchtel. Und jetzt wollt ihr auch noch Robin! Doch ihn hab ich noch nicht völlig verloren. Und auch Bella wird wieder zur Besinnung kommen. Ich erinnere dich gerne daran, das ihr einen Vertrag unterschrieben habt, der euch untersagt Menschen zu beißen!"
"Das weiß ich sehr wohl! Schließlich war ich damals dabei! Doch wenn du mich nicht akzeptierst, wirst du Robin schneller verlieren als dir lieb ist. Das sollte dir nur klar sein." fauchte ich.
Jacobs Augen sprühten Funken. Er ballte seine Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder im gleichmäßigem Rythmus. Dann wand er sich ab und öffnete seine Autotür.
"Weißt du, Jacob, es ist schon amüsant wenn man bedenkt, das es eigentlich bei beiden dir zu verdanken ist, das sie sich uns zuwendeten. Ohne deine netten Tipps würden wahrscheinlich weder Bella noch Robin sich weiter für uns interessieren. Mach es gut, Jacob! Und pass auf, das du keiner Nachbarskatze hinterher rennst!"
Ich winkte ihm freundschaftlich zu. Er atmete tief durch und stieg ein. Dieses Mal sprang der Wagen direkt an. Mit einem letzten abwertenden Blick auf mich fuhr er davon. Ich selbst drehte mich um und ging zurück ins Haus.
Mit einem musste Jacob nun klar kommen:
Ich gehörte nun ebenso in Robins Leben wie er es tat.
Denn ich hatte nicht vor daraus zu verschwinden.
Kapitel 12 Ein wahrer Schock (Teil 1)
Robin und ich verbrachten viel Zeit in den nächsten Wochen miteinander.
Ich nahm ihn mit zur Schule und brachte ihn anschließend auch meistens ins Krankenhaus zu seiner Mutter. Während er dort war, erledigte ich einige Dinge für ihn. So kaufte ich sogar für ihn ein. Natürlich schrieb er mir genau auf was ich besorgen sollte. Und er bestand darauf, das ich einen anderen Supermarkt benutzen sollte.
Ich musste über diese kleine Eifersucht immer lächeln. Und es machte mir sogar Spaß ihm etwas gutes zu tun und ihm zu helfen.
Wenn ich an den wenigen sonnigen Tagen und zu den Zeiten meiner Jagd nicht in der Schule war, gab ich ihm meinen Wagen. Somit war er mobil und kam überall hin. Auch wenn er es nicht für nötig hielt. Doch ich fühlte mich dann besser. Ich kam auch ohne meinen Wagen schnell genug von der Stelle.
Unsere Mitschüler beäugten uns misstrauisch. Natürlich dachten sie das wir ein Paar waren. Immerhin kannten sie ein ähnliches Prozedere von Edward und Bella. Robin saß bei uns am Tisch, genauso wie es Bella tat. Er war fast ununterbrochen mit uns zusammen. Etwas was kaum einer durfte, da wir eigentlich Außenstehende nie in unsere Mitte ließen. Waren ich oder meine Geschwister nicht in der Schule kümmerte sich Bella weitesgehend um ihn. Wahrscheinlich war sie dann selbst froh, nicht mehr die einzige zu sein, die auf eine baldige Rückkehr wartete. Er war fast schon ein Teil unserer Familie. Es war also nur natürlich das die Leute an nahmen, wir wären ein neues merkwürdiges Cullen - Paar.
Doch wir selbst wussten nicht genau, wie wir unsere Beziehung benennen sollten. Wir hatten uns gern, allerdings hatten wir noch nicht darüber gesprochen.
Irgendwie mochten wir es, so wie es nun war.
Ich verbrachte sehr gerne meine Freizeit mit ihm. Er war mir sehr ans Herz gewachsen. Edward hatte Recht gehabt. Ich gewöhnte mich an Robins Geruch. Er war noch immer präsent, doch er ließ mich nicht mehr irrational handeln. Natürlich durfte ich mich nie gehen lassen. Doch da ich es weitesgehend vermied in seiner Gegenwart zu atmen, hatte ich mich ganz gut unter Kontrolle. Und er machte es mir einfacher indem er immer noch den Sicherheitsabstand einhielt. Nie berührten wir uns.
Der wandelnde Flohzirkus hatte sich nicht wieder gemeldet. Robin war deswegen etwas geknickt, doch er war der Meinung das sein Freund sich bei ihm entschuldigen sollte. Mir war das nur Recht das dieser ungehobelte Filzknoten sich aus der Sache zwischen mir und Robin raushielt.
"Und ihr beide fliegt zu deiner Mutter nach Arizona, Bella?" fragte Robin gerade, als wir aus dem Schulgebäude getreten waren und zum Parkplatz gingen.
Sie nickte.
"Ja, sagen wir mal, ich werde dazu gezwungen, mehr oder weniger."
Bella warf einen Seitenblick auf meinen Bruder Edward. Dieser fing an zu schmunzeln.
"Komm schon, Bella, das hatten wir doch bereits. Meine Eltern wären bestimmt enttäuscht wenn du ihr Geschenk nicht benutzen würdest. Und es passte perfekt, da Charlie deinen Hausarrest aufgehoben hat. Außerdem freust du dich doch deine Mutter wieder zu sehen."
Bella seufzte tief.
"Ja, aber... es ist die Art, Edward, wie du mich..."
"Also, was habt ihr denn heute noch so vor?" warf Edward hastig dazwischen.
Alice sah von Edward zu mir. Dann nickte sie kaum merklich mit dem Kopf. Ich wusste um Alice letzte Vision. Doch Bella tat es noch nicht. Und wenn es nach Edward ging, bräuchte sie es garnicht zu erfahren.
Robin sah meinen Bruder an. Auch er hatte die kleine Unterbrechung bemerkt. Doch er nahm den Faden problemlos wieder auf.
"Ich beziehungsweise wir wollten zu mir nach Hause fahren. Einige meiner Hausaufgaben sind doch noch liegen geblieben, obwohl wir versucht haben sie immer direkt zu erledigen. Und dann..."
Er stockte als Alice stehen blieb und den Arm aus streckte um ihn zum stehen bleiben zu zwingen. Ihr Gesicht war unbewegt und ihre Augen waren in die Ferne gerichtet. Edward zog bereits sein Telefon bevor ich überhaupt reagieren konnte. Wieder einmal bemerkte ich, wie gut sie sich in den letzten Jahrzehnten aufeinander eingespielt hatten.
"Ihr solltet lieber sofort ins Krankenhaus fahren. Am besten jetzt gleich. Und beeilt euch. Ich weiß nicht... ob sie... es verschwimmt..." sagte sie tonlos.
Es dauerte nur eine Sekunde, bevor ich nickte und Robin vorne an seiner Jacke packte. Eilig zog ich ihn zum Wagen und ließ ihn einsteigen. Völlig verdattert sah er zu mir herüber als ich den Wagen röhrend anspringen ließ.
"Was genau...?!" setzte er an.
"Robin, würdest du dich bitte anschnallen. Ich weiß es noch nicht! Alice konnte es noch nicht sehen! Und schließ am besten die Augen!" presste ich hervor.
Das Adrenalin das durch seine Adern pumpte, machte mich mürbe. Ich hätte gerne etwas beruhigendes gesagt. Doch ich wusste nicht was.
"Warum soll ich die Augen schließen?!"
"Weil ich weiß, das du dich unwohl fühlst wenn ich schnell fahre. Und ich werde gleich ziemlich schnell fahren!"
Ich beschleunigte den Wagen. Den Weg zur Klinik kannte ich schon auswendig und ich hätte ihn ebenfalls mit geschlossenen Augen gefunden. Ein kurzer Blick in Robins Richtung zeigte mir, das er wirklich die Augen geschlossen hatte. Trotz der ernsten Lage, huschte für eine Sekunde ein Lächeln über meine Lippen.
Mit quietschenden Reifen kam ich vor dem Krankenhaus zum stehen. Ich hatte schnell einen Parkplatz gefunden, da ich schon vorher Gedanken durchforstet hatte, die im Begriff waren los zu fahren. Robin schlug die Augen auf, als er bemerkte das der Wagen zum stehen gekommen war. Wir sprangen aus dem Wagen und eilten ins Gebäude.
"Deidra... was ist mit meiner Mutter?! Lebt sie noch?!" fragte er ängstlich, als wir in dem Aufzug standen.
Ich senkte den Blick und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Ich... ich weiß es... noch nicht wirklich." antwortete ich ehrlich.
Robin sah mich nur sprachlos mit offen stehendem Mund an. Der Aufzug kam ruckelnd zum stehen. Kaum glitten die Türen auseinander, verließen wir die kleine Fahrgastzelle und traten auf die Etage auf der sich die Station meines Vaters befand. Dieser kam wie gerade gerufen um die Ecke auf uns zu. Mir war klar, das er auf unsere Ankunft nun gewartet hatte. Sobald er sich um Robins Mutter gekümmert hatte, hatte er wahrscheinlich nach meinem Wagen Ausschau gehalten.
"Dr. Cullen! Wie... was ist passiert?! Wie geht es ihr?" fragte er völlig außer Atem.
Mein Vater atmete tief durch und legte Robin beruhigend eine Hand auf die Schulter.
"Es sah nicht besonders gut aus für deine Mutter, Robin. Aber wir konnten noch rechtzeitig eingreifen. Du solltest jetzt zu ihr reingehen. Sie will dich sehen." sprach er leise zu ihm.
Robin sah von meinem Vater kurz zu mir. Er leckte sich über die Lippen. Dann nickte er und ging an ihm vorbei in das Zimmer seiner Mutter. Kaum war er durch die Tür wand ich mich an meinen Vater.
"Was genau ist passiert? Alice... sie hat auf einmal... Dinge gesehen. Aber ich war zu langsam und Edward... hatte dich schon kontaktiert bevor ich überhaupt realisiert hatte, was passierte. Und alles was ich tun konnte, war Robin ins Auto packen und herzufahren."
Mein Vater trat näher an mich heran. Er beugte sich leicht zu mir hinunter und drosselte seine Stimme.
"Es war knapp. Beinah hätten wir sie verloren. Ihre Sauerstoffsättigung war rapide abgefallen. Edwards Anruf erreichte mich fünf Minuten bevor der Alarm ausgelöst werden konnte. Dadurch konnte ich das schlimmste verhindern. Diese fünf Minuten haben ihr noch einmal das Leben gerettet. Alice muss sich schon ziemlich auf Robin scharf gestellt haben, wenn sie seine Mutter so klar sehen konnte."
Ich senkte meinen Kopf und sah zu Boden. Robin hatte zwar gesagt, das es jeden Tag mit seiner Mutter zu Ende sein konnte, doch erst jetzt spürte ich was es für eine Angst war, die er jeden Tag ausstehen musste. Es war unglaublich unangenehm. Mein Vater hob seine Hand und drückte meine Schulter. Ich sah wieder auf. Liebevoll sah er mich an.
"Ich muss noch in die Notaufnahme und eine Akte besorgen. Wir sehen uns dann spätestens zu Hause, Deidra."
Er nickte mir zu und ging an mir vorbei. Ich sah mich auf der Station um. Der Flur war ausgestorben. Die Tür zum Zimmer von Robins Mutter war noch immer geschlossen. Ich ging den Flur ein Stück hinunter. Nachdem ich vor dem Eingang der Station stand, zog ich mein Mobiletelefon hervor. Ich tippte die Nummer von Alice ein und hielt den Hörer ans Ohr. Bereits nach dem ersten Klingeln nahm meine Schwester ab.
"Alles ist gut. Ich weiß was du mir sagen willst, Deidra." antwortete Alice bevor ich etwas sagen konnte.
Inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt das sie mir auf Sachen antwortete die noch nicht passiert waren. Am Anfang war es etwas verwirrend gewesen. Besonders als sie und Jasper mit einem Mal bei uns auftauchten und sie jeden Namen kannte. Edward hatte jedoch schon immer eine tiefere Beziehung zu Alice. Natürlich nichts im Vergleich zu ihrer mit Jaspers.
Zum wievielten Male ich das nun tat, wusste ich das nun nicht, doch ich atmete erneut tief durch. Einen kurzen Moment drang mir der beißende Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase.
"Und trotzdem will ich dir danken, Alice. Schließlich ist es deiner Vision zu verdanken, das Robins Mutter noch lebt. Also... danke, Alice."
Ich konnte deutlich das leichte Lächeln sehen, welches sich nun auf ihrem Porzellangesicht ausbreitete.
"Kein Problem, Liebes. Er ist dir wichtig, deswegen richte ich meine Aufmerksamkeit auch auf ihn. Besonders bei den Dingen die nun in unserer Umgebung herum passieren. Kümmere dich heute gut um ihn."
"Keine Sorge, das werde ich tun. Mach es gut, Alice."
Nachdem sich meine Schwester ebenfalls verabschiedet hatte, legte ich auf und wählte bereits Edwards Nummer.
"Es geht ihr gut. Vater kam noch rechtzeitig um ihr zu helfen. Robin ist nun bei ihr." sagte ich nachdem er abnahm.
Er atmete erleichtert durch.
"Das ist gut. Gott sei dank, hatte Carlisle auch heute Dienst. Sorge dich gut um Robin. Er braucht dich heute. Also, wir sehen uns später. Wenn du noch irgendetwas brachen solltest, ruf mich an." drang seine warme Stimme an mein Ohr.
Ich verabschiedete mich ebenfalls und klappte das Telefon zu. Einen kurzen Augenblick schloss ich die trockenen Augen und lehnte meinen Kopf gegen die Wand. Ich hatte noch kaum Zeit gehabt, die Dinge in meinem eigenen Kopf in Ordnung zu bringen.
"Deidra?!"
Ich zuckte leicht zusammen, als ich Robins Stimme direkt hinter mir hörte. Geschmeidig drehte ich mich zu ihm herum. Robins Gesicht war ziemlich blass und er zitterte leicht. Er tat einen tiefen Atemzug und lehnte sich gegen die Wand. Fahrig fuhr er sich erst durch das dunkelblonde Haar und anschließend über das Gesicht.
"Wie geht es ihr denn?" fragte ich ihn.
"Es scheint ihr wieder besser zu gehen. Sie schien... es hat wohl nicht viel gefehlt und sie wäre..." er stockte. "Sie hat Glück gehabt."
'Ich bin noch nicht bereit sie gehen zu lassen!'
Zuletzt von Olette Cullen am So 05 Apr 2009, 16:42 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kapitel 12 Ein wahrer Schock (Teil 2)
Er hatte kurz den Blick gesenkt. Dann sah er wieder auf. Seine dunklen Augen ruhten auf meinem Gesicht.
"Woher wusste Alice was mit meiner Mutter sein würde?! Wie konnte sie wissen, das es ihr so schlecht ging?!"
Robin zog eine Augenbraue in die Höhe und sah mich fragend an. Nun war ich es die den Blick senkte. Noch immer hatte ich ihm von meinen Fähigkeiten und denen meiner Geschwister nichts erzählt. Fast war es so als würde ich mich nicht trauen. Denn was würde er sagen, wenn er wüsste, das ich immer genau wusste was er dachte?!
Ich kratzte mich an der Nasenspitze und sah nun wieder auf.
"Nun... ähm... Alice hat... Vorahnungen. Visionen, genauer gesagt. Diese Fähigkeit besaß sie wohl schon als Mensch. Äußerst praktisch, genau betrachtet. Sie hat deine Mutter gesehen, weil... wir beide... uns inzwischen schon ziemlich nahe stehen."
Robin stand noch einige Augenblicke fast unbewegt da. Schließlich nickte er zögerlich und löste unseren Blickkontakt. Nach einigen Minuten des Schweigens, stieß er sich von der Wand ab. Er trat dichter an mich heran. So nah war er mir vorher noch nie gekommen.
"Ich... ich möchte dir sehr gerne meine Mutter vorstellen." sagte er schließlich leise.
"Du weißt schon... was das für mich bedeutet, oder?! Zu meiner Lebzeit hatte das ein ganz schönes Gewicht, wenn man die Eltern kennen lernte." sinnierte ich.
Er lächelte leicht. Eine unglaubliche kribbelnde Wärme durchfuhr mich von den Fingerspitzen an. Etwas vergleichbareres hatte ich noch nie gefühlt. Ich senkte erneut den Blick... und in mir verkrampfte sich alles. Robin folgte meinem Blick.
"Oh." hauchte er leise.
Das war nicht ganz der Ausdruck den ich dafür verwendet hätte. Würde mein Herz noch schlagen können, wäre es wahrscheinlich stehen geblieben.
Robin hatte völlig unbewusst nach meiner Hand gegriffen und hielt sie locker in seiner fest. Ich hatte garnicht bemerkt wie er sie berührt hatte. Auch schien er vor der Kälte meiner Haut nicht zurück gewichen zu sein.
"Du... du hast..." stammelte ich etwas unbeholfen.
Er ließ meine Hand langsam los.
"Entschuldige bitte."
'Gott! Ich bin so blöd! Sie will nie berührt werden! Und was tue ich?!'
Nach dem ersten Schrecken, atmete ich tief durch. Langsam drang in mein Bewusstsein, das er mich berührt, doch ich ihn nicht getötet hatte. Obwohl er mir so nah war wie noch nie. Ich leckte mir kurz über die Lippen.
Vorsichtig hob ich meine Hand wieder. Zögerlich griff ich nach seiner.
Robin stockte nun ebenfalls der Atem. Es war natürlich, schließlich hatte er gesehen, was ich mit Mike Newton angestellt hatte. Langsam verschränkte ich meine Finger mit seinen. Nun erst spürte ich intensiver seine warme Haut. Ich bemerkte den Puls der durch seinen Daumen pumpte. Etwas ungleichmäßig. Genauso wie sein Herzschlag in diesem Moment.
"Brichst du mir jetzt auch das Handgelenk?!" lachte Robin nun nervös.
Ich löste mich aus dem wundervollen Gefühl, welches mich seit dem berühren seiner Haut durchströmte und sah zu ihm auf. Einer meiner Mundwinkel zuckte nach oben. Es war doch noch etwas von dieser menschlichen natürlichen Angst vorhanden, die ich schon fast vermisst hatte.
"Wolltest du mich nicht eigentlich deiner Mutter vorstellen?! Doch wenn du es verlangst, breche ich dir auch gerne das Handgelenk." schmunzelte ich.
Der nervöse Ausdruck verschwand augenblicklich von seinem Gesicht. Ein Grinsen trat an seine Stelle. Dann nickte er.
"Ähm... ja, genau, da war noch was..."
Robin ging voran. Noch immer hielt er meine Hand fest. Er öffnete die Zimmertür. Der Raum war, wie der Rest der Station, steril weiß gestrichen. Mehrere medizinische Apparate piepsten in einer Tour. Erneut drang mir der Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase. Robins Mutter lag blass in dem großen Krankenbett. Sie wirkte so verloren darin. Es war kaum noch etwas vorhanden, von der Frau die ich auf den Fotos in Robins Haus gesehen hatte.
Als wir näher traten, öffnete sie blinzelnd die Augen.
"Mom?! Ich habe dir doch schon von Deidra erzählt. Nun möchte ich sie dir gerne vorstellen." sagte er leise.
Die junge Frau im Bett nickte kurz und setzte sich leicht auf.
"Ah, ja."
Wir traten näher heran. Ich wurde nervös. Es war das erste Mal, das ich einem Elternteil vorgestellt wurde.
"Hallo, Mrs. Peters. Ich bin sehr erfreut sie kennen zu lernen. Auch wenn es unter diesen Umständen geschieht."
"Kommt ruhig näher. Ich beiße schon nicht."
Sie lächelte liebevoll. Was war das doch für eine interessante Wortwahl, dachte ich mir. Wir traten noch einen Schritt auf sie zu.
'Was für ein hübsches Mädchen. Und sie ist aus einer guten Familie. Robin hat wirklich so jemanden verdient. Sie ist auch hübscher als diese Sandra. Wenn ihr Charakter auch nur ähnlich schön ist wie sie selbst, mag ich sie jetzt schon lieber.'
Ich lächelte. Sie war mir sofort sympathisch. Robin ließ meine Hand los und ging zum Kopfteil des Bettes. Ich selbst trat zögerlicher an das Bett heran. Irgendwie fühlte sich meine Hand bereits jetzt merkwürdig leer an, ohne seine darin.
"Ich kenne bereits deinen Vater. Ein wirklich guter Arzt. Aber wo sind meine Manieren?! Meine Name ist Felicity Peters."
Ihre Stimme krächzte leicht. Verständlich, eben hatte sie noch gegen den Tod gekämpft. Dann tat sie etwas unvorhergesehenes. Sie griff einfach nach meiner Hand! Etwas was mir heute bereits zum zweiten Mal passierte. Es war die Hand, die auch Robin eben noch gehalten hatte. Anscheinend war sie noch etwas angewärmt. Oder Felicity war einfach schon zu geschwächt um einen Unterschied zu bemerken.
Robin neben mir verkrampfte genauso wie ich. Innerlich zwang ich mich zur Kontrolle. Es gelang mir erstaunlich schnell. Vielleicht lag es aber auch daran, das ihr Puls nicht mehr den kräftigen Schlag hatte, wie als wenn sie gesund gewesen wäre.
"Du bist also die Freundin meines Sohnes, ja?!" fragte sie nun.
Was sollte ich darauf nun antworten?!
Auch Robin schien darauf gespannt zu sein.
Ich ließ die letzten Wochen an mir vorbeiziehen. Es war nicht zu verbergen, wie sehr ich die gemeinsame Zeit mit Robin genoss. Wir waren so viel zusammen, das es sowieso schon für alle den Anschein erweckte, wir wären ein Paar. Dann war da Robins Herzschlag und sein Geruch, den ich sofort schmerzlich vermisste, wenn er nicht zu vernehmen war.
Ich senkte kurz den Blick und sah anschließend wieder zu Robin.
"Ja. Die bin ich."
Ein erleichtertes Lächeln huschte über Robins Gesicht. Das sein Herz am liebsten aus der Brust springen würde, ehrte mich. Seine Ohren liefen leicht rosa an.
Felicity Peters ließ meine Hand wieder los.
"Das... freut mich, das er jemanden gefunden hat."
Sie fasste sich an die Schläfe und sank zurück in die Kissen. Robin löste sich von seinem Platz und beugte sich besorgt über seine Mutter.
"Mom, hast du Schmerzen?"
Die junge Frau schüttelte den Kopf.
'Er sollte sich nicht so viele Sorgen um mich machen. Er ist noch zu jung dafür. Es sollte eigentlich umgekehrt sein!'
Ich stellte mich neben Robin.
"Vielleicht sollten wir deiner Mutter noch etwas Ruhe gönnen." sagte ich leise.
Er nickte und küsste seine Mutter sanft auf die Stirn. Sie hob eine schwache Hand und strich ihm zärtlich über die Wange. Ein liebevolles Lächeln lag auf ihren Lippen.
"Ich schicke dir eine Krankenschwester, die dir was gegen die Schmerzen gibt. Ich sehe später noch mal nach dir."
Er drückte noch einmal ihre Hand. Auch ich verabschiedete mich lächelnd.
Dann verließen wir das Krankenzimmer. Draußen atmete er tief durch.
Ich hörte plötzlich seinen Magen laut aufknurren.
"Du solltest etwas essen." bemerkte ich beiläufig.
Er nickte und wir machten uns auf den Weg hinunter in die Krankenhaus Kantine. Ich suchte uns bereits einen Tisch der etwas abseits gelegen war, als Robin sich etwas zu essen holte. Eine Weile aß er schweigend, bis das Knurren in seinem Magen nachgelassen hatte. Ich wollte ihn mit seinen Gedanken allein lassen. Ich konnte noch immer die Angst spüren, die er eben noch um seine Mutter gehabt hatte. Er wischte sich etwas über die Augen. Dann sah er auf.
"Es ist... das war heute echt..." Er stockte und atmete tief durch. "Ich weiß das sie sterben wird. Früher oder später. Und ich weiß das ich gesagt habe, das ich darauf vorbereitet bin. Aber... ich bin noch nicht wirklich bereit sie gehen zu lassen. Nicht so. Nicht jetzt."
Robin fuhr sich durch das dunkelblonde Haar.
"Ich versteh dich schon. Der Tod ist nie leicht. Selbst für mich nicht. Merkwürdig wenn man bedenkt was ich bin. Übrigens... hat es mich wirklich gefreut, das ich sie kennen lernen durfte." antwortete ich ehrlich.
"Ja, das wollte ich, bevor sie..." er brach ab.
Der Gedanke an ihren nahenden Tod, schmerzte ihn. Und mir tat es genauso weh, ihn so leiden zu sehen. Ich hatte nur ein einziges Mal den Tod eines geliebten Menschen ertragen müssen. Es war fast unerträglich gewesen. Und selbst heute, noch so viele Jahhzehnte danach, schmerzt es.
Robin sah mich nun wieder direkt an. Langsam und vorsichtig griff er nach meiner Hand die auf dem Tisch lag. Er verschränkte erneut seine Finger mit meinen. Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Robin hob unsere Hände an und betrachtete sie nachdenklich.
"Du bist jetzt also meine Freundin?!" fragte er nun leicht schmunzelnd.
Ich betrachtete ebenfalls unsere Hände.
"Nun, wenn ich es vorher noch nicht war, bin ich es spätestens jetzt. Dann ist es jetzt wohl offiziell." grinste ich zurück.
Robin sah mir tief in die Augen. Liebevoll grinste er zu mir herüber. Eine wohlige tiefe Wärme durchfuhr mich. Sie hatte nichts mit der warmen Hand in meiner zu tun. Auch Robins Herz schlug schneller.
"Ja, das ist es dann wohl."
Dieses Mal war es ein anderes Gefühl. Es war wundervoll und ich wollte es nie mehr missen. Nur einmal hatte ich es gefühlt. Es war nur schon viele Jahre her, so das ich es fast vergessen hatte.
Doch ich war mir sicher.
Ich war verliebt.
Verliebt in einen Menschen.
Und dieser war es auch in mich.
"Woher wusste Alice was mit meiner Mutter sein würde?! Wie konnte sie wissen, das es ihr so schlecht ging?!"
Robin zog eine Augenbraue in die Höhe und sah mich fragend an. Nun war ich es die den Blick senkte. Noch immer hatte ich ihm von meinen Fähigkeiten und denen meiner Geschwister nichts erzählt. Fast war es so als würde ich mich nicht trauen. Denn was würde er sagen, wenn er wüsste, das ich immer genau wusste was er dachte?!
Ich kratzte mich an der Nasenspitze und sah nun wieder auf.
"Nun... ähm... Alice hat... Vorahnungen. Visionen, genauer gesagt. Diese Fähigkeit besaß sie wohl schon als Mensch. Äußerst praktisch, genau betrachtet. Sie hat deine Mutter gesehen, weil... wir beide... uns inzwischen schon ziemlich nahe stehen."
Robin stand noch einige Augenblicke fast unbewegt da. Schließlich nickte er zögerlich und löste unseren Blickkontakt. Nach einigen Minuten des Schweigens, stieß er sich von der Wand ab. Er trat dichter an mich heran. So nah war er mir vorher noch nie gekommen.
"Ich... ich möchte dir sehr gerne meine Mutter vorstellen." sagte er schließlich leise.
"Du weißt schon... was das für mich bedeutet, oder?! Zu meiner Lebzeit hatte das ein ganz schönes Gewicht, wenn man die Eltern kennen lernte." sinnierte ich.
Er lächelte leicht. Eine unglaubliche kribbelnde Wärme durchfuhr mich von den Fingerspitzen an. Etwas vergleichbareres hatte ich noch nie gefühlt. Ich senkte erneut den Blick... und in mir verkrampfte sich alles. Robin folgte meinem Blick.
"Oh." hauchte er leise.
Das war nicht ganz der Ausdruck den ich dafür verwendet hätte. Würde mein Herz noch schlagen können, wäre es wahrscheinlich stehen geblieben.
Robin hatte völlig unbewusst nach meiner Hand gegriffen und hielt sie locker in seiner fest. Ich hatte garnicht bemerkt wie er sie berührt hatte. Auch schien er vor der Kälte meiner Haut nicht zurück gewichen zu sein.
"Du... du hast..." stammelte ich etwas unbeholfen.
Er ließ meine Hand langsam los.
"Entschuldige bitte."
'Gott! Ich bin so blöd! Sie will nie berührt werden! Und was tue ich?!'
Nach dem ersten Schrecken, atmete ich tief durch. Langsam drang in mein Bewusstsein, das er mich berührt, doch ich ihn nicht getötet hatte. Obwohl er mir so nah war wie noch nie. Ich leckte mir kurz über die Lippen.
Vorsichtig hob ich meine Hand wieder. Zögerlich griff ich nach seiner.
Robin stockte nun ebenfalls der Atem. Es war natürlich, schließlich hatte er gesehen, was ich mit Mike Newton angestellt hatte. Langsam verschränkte ich meine Finger mit seinen. Nun erst spürte ich intensiver seine warme Haut. Ich bemerkte den Puls der durch seinen Daumen pumpte. Etwas ungleichmäßig. Genauso wie sein Herzschlag in diesem Moment.
"Brichst du mir jetzt auch das Handgelenk?!" lachte Robin nun nervös.
Ich löste mich aus dem wundervollen Gefühl, welches mich seit dem berühren seiner Haut durchströmte und sah zu ihm auf. Einer meiner Mundwinkel zuckte nach oben. Es war doch noch etwas von dieser menschlichen natürlichen Angst vorhanden, die ich schon fast vermisst hatte.
"Wolltest du mich nicht eigentlich deiner Mutter vorstellen?! Doch wenn du es verlangst, breche ich dir auch gerne das Handgelenk." schmunzelte ich.
Der nervöse Ausdruck verschwand augenblicklich von seinem Gesicht. Ein Grinsen trat an seine Stelle. Dann nickte er.
"Ähm... ja, genau, da war noch was..."
Robin ging voran. Noch immer hielt er meine Hand fest. Er öffnete die Zimmertür. Der Raum war, wie der Rest der Station, steril weiß gestrichen. Mehrere medizinische Apparate piepsten in einer Tour. Erneut drang mir der Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase. Robins Mutter lag blass in dem großen Krankenbett. Sie wirkte so verloren darin. Es war kaum noch etwas vorhanden, von der Frau die ich auf den Fotos in Robins Haus gesehen hatte.
Als wir näher traten, öffnete sie blinzelnd die Augen.
"Mom?! Ich habe dir doch schon von Deidra erzählt. Nun möchte ich sie dir gerne vorstellen." sagte er leise.
Die junge Frau im Bett nickte kurz und setzte sich leicht auf.
"Ah, ja."
Wir traten näher heran. Ich wurde nervös. Es war das erste Mal, das ich einem Elternteil vorgestellt wurde.
"Hallo, Mrs. Peters. Ich bin sehr erfreut sie kennen zu lernen. Auch wenn es unter diesen Umständen geschieht."
"Kommt ruhig näher. Ich beiße schon nicht."
Sie lächelte liebevoll. Was war das doch für eine interessante Wortwahl, dachte ich mir. Wir traten noch einen Schritt auf sie zu.
'Was für ein hübsches Mädchen. Und sie ist aus einer guten Familie. Robin hat wirklich so jemanden verdient. Sie ist auch hübscher als diese Sandra. Wenn ihr Charakter auch nur ähnlich schön ist wie sie selbst, mag ich sie jetzt schon lieber.'
Ich lächelte. Sie war mir sofort sympathisch. Robin ließ meine Hand los und ging zum Kopfteil des Bettes. Ich selbst trat zögerlicher an das Bett heran. Irgendwie fühlte sich meine Hand bereits jetzt merkwürdig leer an, ohne seine darin.
"Ich kenne bereits deinen Vater. Ein wirklich guter Arzt. Aber wo sind meine Manieren?! Meine Name ist Felicity Peters."
Ihre Stimme krächzte leicht. Verständlich, eben hatte sie noch gegen den Tod gekämpft. Dann tat sie etwas unvorhergesehenes. Sie griff einfach nach meiner Hand! Etwas was mir heute bereits zum zweiten Mal passierte. Es war die Hand, die auch Robin eben noch gehalten hatte. Anscheinend war sie noch etwas angewärmt. Oder Felicity war einfach schon zu geschwächt um einen Unterschied zu bemerken.
Robin neben mir verkrampfte genauso wie ich. Innerlich zwang ich mich zur Kontrolle. Es gelang mir erstaunlich schnell. Vielleicht lag es aber auch daran, das ihr Puls nicht mehr den kräftigen Schlag hatte, wie als wenn sie gesund gewesen wäre.
"Du bist also die Freundin meines Sohnes, ja?!" fragte sie nun.
Was sollte ich darauf nun antworten?!
Auch Robin schien darauf gespannt zu sein.
Ich ließ die letzten Wochen an mir vorbeiziehen. Es war nicht zu verbergen, wie sehr ich die gemeinsame Zeit mit Robin genoss. Wir waren so viel zusammen, das es sowieso schon für alle den Anschein erweckte, wir wären ein Paar. Dann war da Robins Herzschlag und sein Geruch, den ich sofort schmerzlich vermisste, wenn er nicht zu vernehmen war.
Ich senkte kurz den Blick und sah anschließend wieder zu Robin.
"Ja. Die bin ich."
Ein erleichtertes Lächeln huschte über Robins Gesicht. Das sein Herz am liebsten aus der Brust springen würde, ehrte mich. Seine Ohren liefen leicht rosa an.
Felicity Peters ließ meine Hand wieder los.
"Das... freut mich, das er jemanden gefunden hat."
Sie fasste sich an die Schläfe und sank zurück in die Kissen. Robin löste sich von seinem Platz und beugte sich besorgt über seine Mutter.
"Mom, hast du Schmerzen?"
Die junge Frau schüttelte den Kopf.
'Er sollte sich nicht so viele Sorgen um mich machen. Er ist noch zu jung dafür. Es sollte eigentlich umgekehrt sein!'
Ich stellte mich neben Robin.
"Vielleicht sollten wir deiner Mutter noch etwas Ruhe gönnen." sagte ich leise.
Er nickte und küsste seine Mutter sanft auf die Stirn. Sie hob eine schwache Hand und strich ihm zärtlich über die Wange. Ein liebevolles Lächeln lag auf ihren Lippen.
"Ich schicke dir eine Krankenschwester, die dir was gegen die Schmerzen gibt. Ich sehe später noch mal nach dir."
Er drückte noch einmal ihre Hand. Auch ich verabschiedete mich lächelnd.
Dann verließen wir das Krankenzimmer. Draußen atmete er tief durch.
Ich hörte plötzlich seinen Magen laut aufknurren.
"Du solltest etwas essen." bemerkte ich beiläufig.
Er nickte und wir machten uns auf den Weg hinunter in die Krankenhaus Kantine. Ich suchte uns bereits einen Tisch der etwas abseits gelegen war, als Robin sich etwas zu essen holte. Eine Weile aß er schweigend, bis das Knurren in seinem Magen nachgelassen hatte. Ich wollte ihn mit seinen Gedanken allein lassen. Ich konnte noch immer die Angst spüren, die er eben noch um seine Mutter gehabt hatte. Er wischte sich etwas über die Augen. Dann sah er auf.
"Es ist... das war heute echt..." Er stockte und atmete tief durch. "Ich weiß das sie sterben wird. Früher oder später. Und ich weiß das ich gesagt habe, das ich darauf vorbereitet bin. Aber... ich bin noch nicht wirklich bereit sie gehen zu lassen. Nicht so. Nicht jetzt."
Robin fuhr sich durch das dunkelblonde Haar.
"Ich versteh dich schon. Der Tod ist nie leicht. Selbst für mich nicht. Merkwürdig wenn man bedenkt was ich bin. Übrigens... hat es mich wirklich gefreut, das ich sie kennen lernen durfte." antwortete ich ehrlich.
"Ja, das wollte ich, bevor sie..." er brach ab.
Der Gedanke an ihren nahenden Tod, schmerzte ihn. Und mir tat es genauso weh, ihn so leiden zu sehen. Ich hatte nur ein einziges Mal den Tod eines geliebten Menschen ertragen müssen. Es war fast unerträglich gewesen. Und selbst heute, noch so viele Jahhzehnte danach, schmerzt es.
Robin sah mich nun wieder direkt an. Langsam und vorsichtig griff er nach meiner Hand die auf dem Tisch lag. Er verschränkte erneut seine Finger mit meinen. Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Robin hob unsere Hände an und betrachtete sie nachdenklich.
"Du bist jetzt also meine Freundin?!" fragte er nun leicht schmunzelnd.
Ich betrachtete ebenfalls unsere Hände.
"Nun, wenn ich es vorher noch nicht war, bin ich es spätestens jetzt. Dann ist es jetzt wohl offiziell." grinste ich zurück.
Robin sah mir tief in die Augen. Liebevoll grinste er zu mir herüber. Eine wohlige tiefe Wärme durchfuhr mich. Sie hatte nichts mit der warmen Hand in meiner zu tun. Auch Robins Herz schlug schneller.
"Ja, das ist es dann wohl."
Dieses Mal war es ein anderes Gefühl. Es war wundervoll und ich wollte es nie mehr missen. Nur einmal hatte ich es gefühlt. Es war nur schon viele Jahre her, so das ich es fast vergessen hatte.
Doch ich war mir sicher.
Ich war verliebt.
Verliebt in einen Menschen.
Und dieser war es auch in mich.
Kapitel 13 Ehrlichkeit (Teil 1)
Ich saß in Robins Zimmer auf dem Schreibtischstuhl und hatte die Füße auf einen kleinen Hocker hochgelegt. Robin selbst packte einige Dinge in eine kleine Reisetasche. Ich hatte ihn überredet das Wochenende bei seiner Mutter im Krankenhaus zu verbringen. Denn ich würde mich nicht um ihn kümmern können. Und dort war es sicherer.
"Du bist also das Wochenende ebenfalls nicht da, genauso wie deine Familie?!" fragte er mich erneut mit hochgezogenen Augenbrauen.
Ich straffte die Schultern und griff nebenbei nach einem seiner Bücher auf seinem Schreibtisch.
"Natürlich. Es wird wieder Zeit das wir jagen. Dieses Wochenende ist so gut wie jedes andere." antwortete ich betont lässig.
"Du lügst!" sagte er bestimmt.
Einen Moment war ich verwirrt, da er im selben Moment das ausgesprochen hatte, was er dachte. Er hatte sich komplett aufgerichtet und trat auf den Schreibtisch zu. Robin lehnte sich gegen die Tischplatte und sah auf mich hinab. Seine dunklen braunen Augen schienen mich zu röntgen. Es war schwer diesem Blick lange stand zu halten, ohne etwas Preiszugeben. Sie bohrten sich geradezu in die meinen.
"Wie bitte?!" lachte ich kurz auf.
Robin verschränkte die Arme vor der Brust. Er war nicht im entferntesten irgendwie verunsichert, trotz meiner Reaktion. Anscheinend hatte er bereits zu viel Zeit mit mir verbracht. Er hatte gelernt, meine Miene zu deuten.
"Du lügst. Es ist noch garnicht so lange her das du jagen warst. Außerdem hat mir Bella das mit der Farbveränderung eurer Augen genauer erklärt. Daher kannst du mir das nicht wirklich weiß machen."
Es dauerte eine Sekunde zu lange, bevor mir bewusst wurde, das er mir gerade tief in die Augen geblickt hatte und ich sie abwendete. Natürlich hatte er genau gesehen, das sie die Farbe von flüssigem Gold hatten. Da ich an diesem Wochenende scharfe Sinne gebrauchen konnte, war ich erst vor kurzem ausgiebig jagen. Damit hatte Robin Recht.
Er war ein viel zu aufmerksamer Mensch. Ich unterschätzte das manches Mal. Das war doch einige Male schwieriger als gedacht ihn anzulügen.
"Ich... also wir..." stammelte ich plötzlich unsicher hervor.
Am liebsten hätte ich mir im selben Moment auf die Zunge gebissen.
Wie konnte er es nur zustande bringen, das ich in seiner Gegenwart nicht mehr wusste was ich eigentlich sagen wollte?! Ich verlor immer völlig meine Selbstsicherheit, wenn er mich so ansah wie in diesem Augenblick. Es war ganz offensichtlich wie süchtig ich bereits nach ihm war. Bella war Edwards Droge. Und nun verstand ich warum er das so nannte. Denn Robin war die meine.
Robin ließ seine Arme sinken und griff nach dem Laptop. Langsam schritt er zu seinem Bett zurück auf der seine Tasche stand.
"Ich denke du lügst mich aus demselben Grund an, aus dem auch Edward Bella angelogen hat. Schließlich hat es doch einen anderen Hintergrund, warum sie wirklich nach Arizona geflogen sind, nicht wahr?!"
Wieder durchbohrte mich sein Blick.
Ich leckte mir kurz über die Lippen und schob mir eine Strähne hinter mein Ohr.
"Darf ich erfahren, wie du zu dieser Erkenntnis gelangt bist?"
"Ganz einfach. Es war sehr offensichtlich, das Bella von deinem Bruder wohl mehr überredet wurde ihre Mutter zu besuchen. Und außerdem sah es so aus, als ob er sie unbedingt aus der Stadt haben wollte. Er hat auch dich und Alice so merkwürdig angesehen. Die Frage ist nur warum und weshalb auch du und der Rest deiner Familie über das Wochenende die Stadt verlassen wollt." bemerkte er nebensächlich.
Einen Moment war ich erstaunt und zutiefst beeindruckt von seiner Auffassungsgabe. Fast fragte ich mich, was für eine Fähigkeit er haben würde, wenn er einer von uns wäre. Doch verwarf diesen Gedankensprung hastig wieder.
"Du bist also der Überzeugung, das ich lüge?!" fragte ich ihn eindringlich.
Robin zog den Reißverschluss seiner Tasche zu. Er umrundete schweigend sein Bett und setzte sich auf dessen Kante. Noch immer sah er mich erwartungsvoll an.
"Meine Mum nannte mich schon immer einen menschlichen Lügendetektor. Deswegen konnte sie mir auch die schwere ihrer Krankheit nicht lange verheimlichen. Ich durschaue Lügen recht schnell. Und du veränderst deine Tonlage, wenn du nicht die Wahrheit sagst. Das heißt übrigens das du noch nicht oft gelogen hast. Da wir aber nun... zusammen sind, möchte ich nicht das mich anlügst. Ich möchte gerne die Wahrheit darüber wissen, warum du fortgehst."
Ich seufzte. Er hatte seinen Trumpf ausgespielt. Wir hatten beschlossen nun ehrlich zueinander zu sein. Obwohl ich eingewilligt hatte, hatte ich ihm noch immer nichts über meine Fähigkeit erzählt. Irgendwie war der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen.
Erneut seufzte ich tief und lehnte mich auf meinen Stuhl zurück.
"Na gut!... Du hast Recht. Edward wollte Bella in Sicherheit bringen."
"Und warum wollte er das?"
Ich stand nun auf und schritt langsam im Zimmer auf und ab.
"Das ist eine lange Geschichte und ich muss einige Zeit zurück gehen. Wie du dir vielleicht denken kannst, ist es nicht ganz ungefährlich mit einem Vampir befreundet zu sein. Abgesehen natürlich von der grundlegenden Gefahr das eine falsche Bewegung einen Menschen vernichten könnte. Ihr seid euch eurer Zerbrechlichkeit einfach nicht bewusst. Besonders eine Bella Swan ist es nicht.
Es gibt natürlich noch mehr von uns ewig Verdammten. Doch nicht alle leben so wie wir es tun. Viele sind der Überzeugung, das es nur unser Recht ist, dem Verlangen nach menschlichem Blut nachzugeben. Auf drei dieser Art traf meine Familie vor einiger Zeit, als Bella und Edward noch nicht allzu lange ein Paar waren. Einer der drei, James, war ein Tracker. Eine einzige Tötungsmaschine, gewillt dem Ruf des Blutes jederzeit zu folgen. Die Jagd war seine Leidenschaft. War sein Interesse an einer Beute einmal geweckt, gab er nicht auf bis er sie sich einverleibt hatte. Edward hat ihn dadurch das er Bella damals vor ihm zu verteidigen versuchte, geradezu an gestachelt, Bella zu verfolgen, egal wo hin sie ginge. Er wollte sie töten. James hatte Bella in eine Falle gelockt und wenn Edward nicht rechtzeitig gekommen wäre, wäre sie nicht mehr zu retten gewesen. Meine Familie musste ihn aufhalten, denn er hätte niemals aufgegeben. Edward war noch nicht bereit Bella zu verwandeln...
Es gibt nur eine Möglichkeit, einen Vampir zu töten. Keinen Pflock oder Knoblauch, wie in euren Märchen.
Man muss ihn auseinander nehmen und die Einzelteile verbrennen.
Und James erfuhr diese Möglichkeit.
Wir dachten, alles wäre damit erledigt.
Doch dem war nicht so.
Victoria, eine der anderen aus James Zirkel, war seine Gefährtin gewesen. Sie war wütend. Das sind die meisten, wenn unsere Partner wirklich sterben. Doch anstatt sich an Edward zu rächen, der ihren Gefährten James getötet hatte, wollte sie Rache an Bella üben. Sie wollte Edward das nehmen, was ihm am meisten bedeutete. Einen Gefährten für einen Gefährten.
Seit diesem Zeitpunkt ist sie hinter Bella her. Sie wird ebenfalls keine Ruhe geben.
Alice hat vor kurzem eine Vision gehabt, indem sie nach Forks zurück kehren wird. Edward ist es lieber gewesen, das Bella aus der Schusslinie gerät. Auf Charlie müssen wir ebenfalls ein Auge haben.
Dieses Wochenende wollen wir sie in die Enge treiben. Wir wollen sie endlich erledigen. Denn Bella ist ein Teil unserer Familie. Und jeder darin wird beschützt.
Genau deshalb will ich auch das du in Sicherheit bei deiner Mutter bist. Noch weiß Victoria nichts von dir. Und mir wäre lieb wenn dem so bliebe. Jede Schwachstelle könnte von ihr ausgenutzt werden." schloss ich meine Vortrag.
Robin sah mich mit großen Augen an. Mit vielem hatte er gerechnet, doch nicht mit solch einer Geschichte.
"W-o-w! Ihr... ihr werdet also gegen sie kämpfen? Ist das nicht gefährlich?" fragte er nun leicht verunsichert.
Bilder tauchten in seinem Kopf auf. Merkwürdige, die er nur eindeutig aus schlechten Hollywoodfilmen haben konnte. Ich lachte nun laut auf. Völlig verwirrt sah er mich an.
"Ich habe dir gerade erzählt, wie gefährlich es sein kann mit einem Vampir zusammen zu sein und das einzige worüber du dir Gedanken machst, ist unsere Sicherheit?! Oh, Robin. Du verbringst eindeutig zu viel Zeit mit Bella Swan." kicherte ich nun.
Der verwirrte Ausdruck verschwand aus seinem hübschen Gesicht. Eine kleine Zornesfalte schob sich auf seine Stirn.
"Warum lachst du?! Ich finde es nicht lustig, das du dich mit einem Mordlustigen Vampir anlegen willst! Egal, ob du unsterblich bist oder nicht!"
Weiterhin musste ich lachen. Er hatte Angst um mich. Das fand ich unglaublich niedlich. Ich huschte an ihm vorbei und griff nach seiner Reisetasche. Lächelnd hob ich sie an und warf sie mir über die Schulter.
Zuletzt von Olette Cullen am So 12 Apr 2009, 17:16 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kapitel 13 Ehrlichkeit (Teil 2)
"Nun komm schon. Ich wollte dich noch im Krankenhaus abliefern, bevor es dunkel wird."
Noch immer musterte mich Robin skeptisch. Mit einem breitem Grinsen wand ich mich um und verließ das Zimmer. Ein Poltern verriet mir, das er mir nun folgte. Ich hatte bereits meinen Wagen erreicht, als er neben mir zum stehen kam. Leicht außer Atem, da er schneller gelaufen war.
"Warum lachst du über meine Sorgen?! Ich weiß das du stark bist, genauso wie der Rest deiner Familie. Aber es ändert nichts daran, das ich Angst um dich habe." sagte er nun leise.
Die Reisetasche landete mit einem Schwung in meinem Kofferraum. Ich ließ die Heckklappe zuschlagen und sah ihn ernst, jedoch liebevoll an.
"Das weiß ich. Und doch... brauchst du dir keine Sorgen um mich machen. Das ist eine Kleinigkeit. Bevor du dich umsiehst, bin ich schon wieder an deiner Seite. Und wenn irgendetwas sein sollte, rufst du mich einfach an. Dann bin ich sofort da."
"Versprich mir einfach, das dir nichts passieren wird und du wirklich schnell zurück bist."
Ich nickte. Meine Hand suchte die seine und drückte sie sanft. Doch trotzdem verschwand die Sorge nicht vollständig aus seinen Augen.
Noch immer sah ich dieses besorgte Gesicht, als ich zu dem Rest meiner Familie stieß.
Robin hatte es nicht ablegen können und seine Hand hatte meine lange und fest gedrückt gehalten.
Meine Mutter sah mich auf sie zukommen. Sie löste sich aus der Gruppe und kam mir entgegen. Das mütterliche Lächeln lag wie immer auf ihren Lippen.
"Hallo, Liebes. Hast du Robin zu seiner Mutter gebracht.?" fragte sie freundlich.
Ich nickte und ließ mich auf einem Baumstamm nieder. Meine Mutter setzte sich neben mich. Liebevoll legte sie mir einen Arm um die Schultern.
"Was ist mein Schatz? Du scheinst bedrückt zu sein."
Wie konnte ich vergessen haben, das sie einem am Gesicht ansehen konnte, wie man sich fühlte?! Noch nie hatte ich ihr etwas vormachen können. Sie hatte schon immer gesehen wie es mir ging.
Wir waren für sie wie ihre eigenen Kinder. Dementsprechend sorgte sie sich um jeden einzelnen von uns. Das ihre Aufmerksamkeit in letzter Zeit vermehrt auf mir lag, war verständlich. Ich war im Moment das Sorgenkind, die ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hatte. Ein Riss in der Küchenwand war der Beweis dafür.
Ich seufzte tief.
"Ich... muss nur in letzter Zeit darüber nachdenken, das Robins Mutter bald sterben wird. Es belastet Robin furchtbar, auch wenn er es nicht zeigen will. Und dann frage ich mich... hätte ich gewusst, das ich sterben müsste, wäre ich dann wirklich nach Amerika gekommen?! Denn... auch wenn ich Robin wirklich gerne beistehen möchte, so habe ich doch Angst vor dem Tod. Schließlich... bin ich zwar tot, doch habe ich den Prozess nicht wirklich miterlebt." sagte ich leise.
Meine Mutter fuhr mir mit der freien Hand über einem meiner Arme und drückte mich kurz an sich.
"Oh, Deidra. Du denkst zu viel nach."
"Ja, das tue ich. Denn wenn ich es nicht tun würde, dann würde die Sache vielleicht enden wie bei Nicolas..."
Noch einmal drückte meine Mutter mich.
"Das hier ist etwas völlig anderes, Deidra. Du... bist etwas ganz besonderes. Und deshalb hat das Schicksal dir ein Geschenk gemacht und dir eine zweite Chance gegeben. Du und Robin, ihr seid ineinander verliebt und deswegen wirst du ihm schon helfen, allein durch deine Anwesenheit. Der Tod ist nicht leicht, da gebe ich dir Recht.
Aber was spielt es noch für eine Rolle, ob du Angst davor hast oder nicht. Ihr werdet es gemeinsam erleben. Und das ist wundervoll. Genauso wie Edward warst du viel zu lange allein. Schon immer hatte ich Angst das ihr zu jung gewesen seid, als Carlisle euch verwandelt hatte. Dann trafst du allerdings Nicolas und ich hatte zumindest Hoffnung für dich."
Sie nahm den Arm von meinen Schultern und sah in die Ferne. Ich erinnerte mich an die Zeit, als meine Mutter von Nicolas erfahren hatte. Noch nie hatte ich sie so glücklich über meine Glück erlebt. Und auch ich schwebte, schien doch mein langes Leben endlich einen Sinn bekommen zu haben. Dann kam Nicolas Tod und es wurde alles schwarz. Nicht nur für mich. Ihr Herz war genauso schwer gewesen, als ich mich ebenfalls dazu entschied das ich nicht in Forks bleiben konnte. Sie wusste schließlich nicht wann und in welchem Zustand ich wieder zurück kehren würde. Auch wenn Alice ihr immer wieder versicherte das ich wieder zurück kehren würde, besuchte sie mich so oft es ging.
"Glaubst du..." setzte ich zögerlich an.
"Nein, ich glaube nicht, das ihm dasselbe geschehen wird wie Nicolas. Er und Robin sind zwei unterschiedliche Menschen. Das hier ist anders. Ich weiß es einfach!"
Sie sah mich nun wieder an. Ich konnte ihre hellen Augen in der Dunkelheit leuchten sehen. Sie war der festen Überzeugung, das es dieses Mal wirklich anders war. Wieviel davon nur reines Wunschdenken war, wollte ich nicht wissen.
"Esme! Deidra!" ertönte die Stimme meines Vaters.
Wir beide sprangen innerhalb einer Sekunde auf und stürmten zusammen mit dem Rest meiner Familie tiefer in den Wald hinein. Ich versuchte mich zu konzentrieren doch ich konnte keinen Gedanken erfassen, der zu Victoria gehörte. Wir rannten immer weiter.
"Oh, verdammt!" hörte ich Alice rufen.
Eine Sekunde später wusste ich was sie meinte. Ein bestialischer Gestank zwang uns zum stehen bleiben.
"Keinen Schritt weiter!" donnerte eine mir fremde Stimme.
"Lasst uns vorbei! Ihr behindert uns!" warf Jasper dazwischen.
"Die Rothaarige ist auf unserer Seite und somit ist es unsere Aufgabe sie zu verfolgen!" eine weitere Stimme die ich nicht kannte.
"Ach, was soll dieser Blödsinn!"
Es ging auf einmal alles so schnell. Emmett trat einen Schritt vor und mit einem Knall explodierte einer der Quileute zu einem großen Wolf. Noch bevor er meinen Bruder angreifen konnte, sprang Rosalie dazwischen und fauchte den Wolf raubtierhaft an. Augenblicklich hatte sich die Stimmung so hochgeschaukelt das sich beide Seiten gegenüberstanden und wild knurrten und fauchten. Keiner verschwendete mehr einen Gedanken an die fliehende Victoria.
"Bleibt schön auf eurer Seite, Blutsauger!"
Mein Vater trat nun einen Schritt vor meine Familie um sie zur Besinnung zu rufen und auch Jasper tat es ihm gleich.
"Wir sollten wieder zur Vernunft kommen. Wir verfolgen doch alle dasselbe Ziel."
Seine sanfte melodische Stimme hallte beruhigend über die Waldlichtung. Jasper tat das übrige dazu. Die erhitzten Gemüter kühlten sich langsam ab.
"Die Rothaarige ist wie gesagt unser Problem!"
Er schien der Rudelführer zu sein, Sam Uley. Beschwichtigend hob mein Vater die Hände. Wir anderen gaben unsere kauernden Stellungen auf.
"Ist schon gut. Wir ziehen uns zurück. Kommt."
Er bedeutete uns, uns zurück zu ziehen. Meine Familie versammelte sich nun um ihn und langsam zogen wir uns nun zurück. Gerade als ich mich abwenden wollte, fiel mein Blick auf Jacob Black, der selbstgefällig an einem Baum lehnte. Er musste die ganze Zeit an nichts gedacht haben. Oder er konnte nicht wirklich denken, dachte ich grimmig. Ich trat nun näher an die Grenze.
"Was willst du?!" fragte er mich, als er mich sah.
Das fragte ich mich gerade selbst. Was wollte ich von ihm?!
Irgendwie wollte ich ihm nicht sagen, was zwischen mir und Robin war aus Angst er würde es zerstören können. Und andererseits doch, nur um ihn zu ärgern.
Doch ich nahm mich zusammen. Ich atmete tief durch.
"Robins Mutter ging es in letzter Zeit nicht besonders gut. Es war ziemlich eng für sie. Beinah wäre sie gestorben." sagte ich schließlich.
"Und?!" antwortete er, jedoch entging mir nicht der besorgte und interessierte Unterton.
"Ich... ich finde, er könnte seinen besten Freund gut gebrauchen."
Jacob sah mich misstrauisch an. Dann ruckte er kurz mit dem Kopf.
"Ich werde drüber nachdenken."
Ich nickte ihm steif zu und folgte meiner Familie.
Mochte Jacob Black auch ein zeckenverseuchter Flohteppich sein, doch er war auch Robins bester Freund. und Robin konnte in seiner jetzigen Situation gute Freunde gebrauchen.
Man wusste ja nie, was noch in der Zukunft kommen würde.
Noch immer musterte mich Robin skeptisch. Mit einem breitem Grinsen wand ich mich um und verließ das Zimmer. Ein Poltern verriet mir, das er mir nun folgte. Ich hatte bereits meinen Wagen erreicht, als er neben mir zum stehen kam. Leicht außer Atem, da er schneller gelaufen war.
"Warum lachst du über meine Sorgen?! Ich weiß das du stark bist, genauso wie der Rest deiner Familie. Aber es ändert nichts daran, das ich Angst um dich habe." sagte er nun leise.
Die Reisetasche landete mit einem Schwung in meinem Kofferraum. Ich ließ die Heckklappe zuschlagen und sah ihn ernst, jedoch liebevoll an.
"Das weiß ich. Und doch... brauchst du dir keine Sorgen um mich machen. Das ist eine Kleinigkeit. Bevor du dich umsiehst, bin ich schon wieder an deiner Seite. Und wenn irgendetwas sein sollte, rufst du mich einfach an. Dann bin ich sofort da."
"Versprich mir einfach, das dir nichts passieren wird und du wirklich schnell zurück bist."
Ich nickte. Meine Hand suchte die seine und drückte sie sanft. Doch trotzdem verschwand die Sorge nicht vollständig aus seinen Augen.
Noch immer sah ich dieses besorgte Gesicht, als ich zu dem Rest meiner Familie stieß.
Robin hatte es nicht ablegen können und seine Hand hatte meine lange und fest gedrückt gehalten.
Meine Mutter sah mich auf sie zukommen. Sie löste sich aus der Gruppe und kam mir entgegen. Das mütterliche Lächeln lag wie immer auf ihren Lippen.
"Hallo, Liebes. Hast du Robin zu seiner Mutter gebracht.?" fragte sie freundlich.
Ich nickte und ließ mich auf einem Baumstamm nieder. Meine Mutter setzte sich neben mich. Liebevoll legte sie mir einen Arm um die Schultern.
"Was ist mein Schatz? Du scheinst bedrückt zu sein."
Wie konnte ich vergessen haben, das sie einem am Gesicht ansehen konnte, wie man sich fühlte?! Noch nie hatte ich ihr etwas vormachen können. Sie hatte schon immer gesehen wie es mir ging.
Wir waren für sie wie ihre eigenen Kinder. Dementsprechend sorgte sie sich um jeden einzelnen von uns. Das ihre Aufmerksamkeit in letzter Zeit vermehrt auf mir lag, war verständlich. Ich war im Moment das Sorgenkind, die ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hatte. Ein Riss in der Küchenwand war der Beweis dafür.
Ich seufzte tief.
"Ich... muss nur in letzter Zeit darüber nachdenken, das Robins Mutter bald sterben wird. Es belastet Robin furchtbar, auch wenn er es nicht zeigen will. Und dann frage ich mich... hätte ich gewusst, das ich sterben müsste, wäre ich dann wirklich nach Amerika gekommen?! Denn... auch wenn ich Robin wirklich gerne beistehen möchte, so habe ich doch Angst vor dem Tod. Schließlich... bin ich zwar tot, doch habe ich den Prozess nicht wirklich miterlebt." sagte ich leise.
Meine Mutter fuhr mir mit der freien Hand über einem meiner Arme und drückte mich kurz an sich.
"Oh, Deidra. Du denkst zu viel nach."
"Ja, das tue ich. Denn wenn ich es nicht tun würde, dann würde die Sache vielleicht enden wie bei Nicolas..."
Noch einmal drückte meine Mutter mich.
"Das hier ist etwas völlig anderes, Deidra. Du... bist etwas ganz besonderes. Und deshalb hat das Schicksal dir ein Geschenk gemacht und dir eine zweite Chance gegeben. Du und Robin, ihr seid ineinander verliebt und deswegen wirst du ihm schon helfen, allein durch deine Anwesenheit. Der Tod ist nicht leicht, da gebe ich dir Recht.
Aber was spielt es noch für eine Rolle, ob du Angst davor hast oder nicht. Ihr werdet es gemeinsam erleben. Und das ist wundervoll. Genauso wie Edward warst du viel zu lange allein. Schon immer hatte ich Angst das ihr zu jung gewesen seid, als Carlisle euch verwandelt hatte. Dann trafst du allerdings Nicolas und ich hatte zumindest Hoffnung für dich."
Sie nahm den Arm von meinen Schultern und sah in die Ferne. Ich erinnerte mich an die Zeit, als meine Mutter von Nicolas erfahren hatte. Noch nie hatte ich sie so glücklich über meine Glück erlebt. Und auch ich schwebte, schien doch mein langes Leben endlich einen Sinn bekommen zu haben. Dann kam Nicolas Tod und es wurde alles schwarz. Nicht nur für mich. Ihr Herz war genauso schwer gewesen, als ich mich ebenfalls dazu entschied das ich nicht in Forks bleiben konnte. Sie wusste schließlich nicht wann und in welchem Zustand ich wieder zurück kehren würde. Auch wenn Alice ihr immer wieder versicherte das ich wieder zurück kehren würde, besuchte sie mich so oft es ging.
"Glaubst du..." setzte ich zögerlich an.
"Nein, ich glaube nicht, das ihm dasselbe geschehen wird wie Nicolas. Er und Robin sind zwei unterschiedliche Menschen. Das hier ist anders. Ich weiß es einfach!"
Sie sah mich nun wieder an. Ich konnte ihre hellen Augen in der Dunkelheit leuchten sehen. Sie war der festen Überzeugung, das es dieses Mal wirklich anders war. Wieviel davon nur reines Wunschdenken war, wollte ich nicht wissen.
"Esme! Deidra!" ertönte die Stimme meines Vaters.
Wir beide sprangen innerhalb einer Sekunde auf und stürmten zusammen mit dem Rest meiner Familie tiefer in den Wald hinein. Ich versuchte mich zu konzentrieren doch ich konnte keinen Gedanken erfassen, der zu Victoria gehörte. Wir rannten immer weiter.
"Oh, verdammt!" hörte ich Alice rufen.
Eine Sekunde später wusste ich was sie meinte. Ein bestialischer Gestank zwang uns zum stehen bleiben.
"Keinen Schritt weiter!" donnerte eine mir fremde Stimme.
"Lasst uns vorbei! Ihr behindert uns!" warf Jasper dazwischen.
"Die Rothaarige ist auf unserer Seite und somit ist es unsere Aufgabe sie zu verfolgen!" eine weitere Stimme die ich nicht kannte.
"Ach, was soll dieser Blödsinn!"
Es ging auf einmal alles so schnell. Emmett trat einen Schritt vor und mit einem Knall explodierte einer der Quileute zu einem großen Wolf. Noch bevor er meinen Bruder angreifen konnte, sprang Rosalie dazwischen und fauchte den Wolf raubtierhaft an. Augenblicklich hatte sich die Stimmung so hochgeschaukelt das sich beide Seiten gegenüberstanden und wild knurrten und fauchten. Keiner verschwendete mehr einen Gedanken an die fliehende Victoria.
"Bleibt schön auf eurer Seite, Blutsauger!"
Mein Vater trat nun einen Schritt vor meine Familie um sie zur Besinnung zu rufen und auch Jasper tat es ihm gleich.
"Wir sollten wieder zur Vernunft kommen. Wir verfolgen doch alle dasselbe Ziel."
Seine sanfte melodische Stimme hallte beruhigend über die Waldlichtung. Jasper tat das übrige dazu. Die erhitzten Gemüter kühlten sich langsam ab.
"Die Rothaarige ist wie gesagt unser Problem!"
Er schien der Rudelführer zu sein, Sam Uley. Beschwichtigend hob mein Vater die Hände. Wir anderen gaben unsere kauernden Stellungen auf.
"Ist schon gut. Wir ziehen uns zurück. Kommt."
Er bedeutete uns, uns zurück zu ziehen. Meine Familie versammelte sich nun um ihn und langsam zogen wir uns nun zurück. Gerade als ich mich abwenden wollte, fiel mein Blick auf Jacob Black, der selbstgefällig an einem Baum lehnte. Er musste die ganze Zeit an nichts gedacht haben. Oder er konnte nicht wirklich denken, dachte ich grimmig. Ich trat nun näher an die Grenze.
"Was willst du?!" fragte er mich, als er mich sah.
Das fragte ich mich gerade selbst. Was wollte ich von ihm?!
Irgendwie wollte ich ihm nicht sagen, was zwischen mir und Robin war aus Angst er würde es zerstören können. Und andererseits doch, nur um ihn zu ärgern.
Doch ich nahm mich zusammen. Ich atmete tief durch.
"Robins Mutter ging es in letzter Zeit nicht besonders gut. Es war ziemlich eng für sie. Beinah wäre sie gestorben." sagte ich schließlich.
"Und?!" antwortete er, jedoch entging mir nicht der besorgte und interessierte Unterton.
"Ich... ich finde, er könnte seinen besten Freund gut gebrauchen."
Jacob sah mich misstrauisch an. Dann ruckte er kurz mit dem Kopf.
"Ich werde drüber nachdenken."
Ich nickte ihm steif zu und folgte meiner Familie.
Mochte Jacob Black auch ein zeckenverseuchter Flohteppich sein, doch er war auch Robins bester Freund. und Robin konnte in seiner jetzigen Situation gute Freunde gebrauchen.
Man wusste ja nie, was noch in der Zukunft kommen würde.
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