Rosalie Hale - Erinnerungen
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Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Versailles bei Sonnenuntergang
Wir fuhren etwa eine viertel Stunde durch hellerleuchtete Straßen und über die Seine. Die Promenade entlang der Seine war mit vielen Bäumen und Sträuchern gesäumt – alle mit Lichterketten geschmückt. Da ich nicht wusste wohin wir fuhren konnte ich mich kaum auf diese schöne Stadt konzentrieren, obwohl ich es gerne getan hätte. Ich wollte wissen wohin wir fahren, wollte wissen, wo und wann Emmett und ich getraut werden sollten, aber meine beiden Mitreisenden verloren kein Wort darüber.
Nach einer, wie mir vorkam, Ewigkeitsreise, die tatsächlich nur eine viertel Stunde dauerte, kamen wir dann an einem der unglaublichsten Orte dieser Welt an. Und, Vera, wenn ich dir das nun erzähle, wirst du mich für verrückt halten und vor Neid vergehen. Als ich ausstieg wusste ich nicht wo wir waren. Es war zu dunkel, als dass ich irgendwelche Straßenschilder erkennen hätte können und da ich Paris nie so gesehen hatte waren mir die Orte völlig unbekannt.
Doch diesen Ort kannte ich. Zwar nur aus Bildern, aber ich wusste, dass es sich um diesen Ort handelte. Schloss Versailles.
Im ersten Moment war ich mir nicht sicher, was genau wir hier taten, aber da ich heiraten wollte und die Sonne bereits untergegangen war, sagte mir die Logik, dass wir hier nur eines taten. Emmett und ich würden tatsächlich in Versailles heiraten.
Ich konnte es nicht glauben. Das Gefühl, als ich herausfand, was wir hier taten, war unbeschreiblich. Und meine Nervosität, die bereits ins Unermessliche gestiegen war, nahm noch einmal zu. Ich hoffte, dass sich die nächsten Minuten nicht allzu sehr zogen, da ich es nicht mehr aushielt, noch länger auf Emmett warten zu müssen.
Der Schlosspark, in dem wir uns befanden, war mit unzähligen Lichterketten und Weihnachtsdekorationen geschmückt. Es war unglaublich. Und um das zu beschreiben würde ich ewig brauchen. Ich kann dir nur soviel sagen, um das zu veranschaulichen, was sich mir dort bot, es ist bei weitem kein Vergleich zu Amerika, obwohl Amerika schon sehr viel tat, um diesen Schlosspark an Schönheit zu übertreffen.
Nachdem wir ausgestiegen waren, hatte Esme Alice noch etwas ins Ohr geflüstert und war dann in dem großangelegten Park verschwunden. Ich nehme an, dass sie dem Rest der Familie bescheid sagen wollte, dass wir angekommen waren.
Auch Alice und ich machten uns dann auf den Weg, den Esme vor uns entlang gelaufen war. Nur Esme war wohl schon am Ziel. Alice versuchte mich zu beruhigen. Sie merkte mir an, dass ich nervös war. Nicht zuletzt, weil ich wie verrückt zitterte. Auch wenn ich sonst nicht mehr menschlich war, in so einer Situation war ich immer nervös und zeigte das mit extremen Zitterpartien. Alice nahm beruhigend meine Hand und sprach mir gut zu. Sie sagte immer wieder, ich solle mir nicht so viele Gedanken machen, da alles geregelt wäre. Nur mit Mühe konnte ich die Worte auch zu meinem Gehirn durchdringen lassen. Ich wusste ja, dass alles geregelt war, aber die Ungewissheit ließ mich immer wieder nervös werden.
Schon von weitem konnte ich erkennen, dass mitten in dem Schlosspark, in dem wir uns befanden ein Pavillon aufgebaut worden war. Mit Lichterketten wurde er sichtbar gemacht und wenn man seine Augen besonders anstrengte konnte man auch erkennen, dass sich darin ein Altar befand, der wohl als Traualtar diente. Menschen konnte ich noch keine sehen. Aber ich sah, dass der Weg, auf den Alice und ich zugingen, mit Kerzen gesäumt war.
Kurz bevor wir zu dem Weg mit den Kerzen kamen, wurden wir von Jasper angehalten. Er sagte zu uns, dass wir hier warten sollten und nickte in Richtung des Pavillons. Was genau er mit dem Nicken sagen wollte ist mir bis heute unbekannt, aber ich denke, dass es wie Esmes Verschwinden, zur Bescheidgabe diente. Esme konnte ich nicht mehr sehen, aber ich nahm an, dass sie sich bereits im Pavillon befand. Nachdem Jasper den anderen also bescheid sagte, dass ich hier war, nahm er neben Alice, die sich vor mich gestellt hatte, Platz und wartete mit uns.
Obwohl ich nicht atmen hätte müssen, schnaufte ich ein paar Mal stark ein und aus. Ich musste meinen Kopf klar bekommen. Ich konnte mich nicht wirklich auf das, was gerade passierte, konzentrieren, da mir immer wieder irgendwelche Gedanken im Kopf das Klardenken verweigerten. Besonders Alices Erklärungen, dass ich gemeinsam mit ihnen zu gehen beginnen sollte, sobald die Musik vom Pavillon ertönte, nahm ich kaum wahr. Mir ging immer wieder im Kopf um, was möglicherweise gleich passieren sollte. Ich wusste es ja nicht, aber um mir wenigstens ein kleines Bild davon machen zu können, reimte ich mir alles mögliche, das mir irgendwoher bekannt war, zusammen und machte mich so nur noch nervöser.
Und dann begann endlich die Musik. Violinenklänge, die wie durch Zauberei bewirkten, dass meine Nervosität nicht mehr die Überhand in meinem Kopf und Körper hatte. Das Zittern verschwand und meine Gedanken nahmen wieder klare Formen an und als Alice und Jasper zu gehen begannen, tat ich es ihnen gleich. Langsam und graziös trat ich den kerzengesäumten Weg an. Mein Blickfeld, das durch den strahlend hellen Pavillon nicht sehr weit war, zeigte mir nur die Umrisse von Personen, die sich im Pavillon befanden. Wenn ich richtig gezählt hatte in meiner Aufregung, waren es sieben. Zwei Violinisten, ein Priester und meine Familie inklusive dem Mann, dem ich mein Herz geschenkt hatte.
Der Weg war lang, aber da ich versuchte nur der Musik zu lauschen war ich schneller am Ziel, als ich gedacht hatte. Tatsächlich kam ich schneller als erwartet am Pavillon an und während Alice und Jasper nach links und rechts verschwanden nahm neben Emmett, der in seinem Smoking, den er trug, nervös lächelnd auf mich wartete. Nicht wie die ersten Male, lächelte er, als ich auf ihn zuging. Als ich mich im Licht des Pavillons befand und er mich endlich sehen konnte, schüttelte er ungläubig den Kopf.
Ich lächelte ihn strahlend an und sah ihm in die Augen. "Ich wusste, dass du schön bist, Rose, aber ... du übertriffst meine Erwartungen.", sagte er und grinste. Ich konnte nichts sagen. Überhaupt sagte ich an diesem Tag nur sehr wenig. Meine Gedanken hinderten mich daran oder ich war einfach nur sprachlos.
Ich griff nach seiner Hand, nahm neben ihm Platz und widmete mich dem Priester, der sich als Mönch herausstellte. Ich wollte nun endlich wieder heiraten und konnte es nicht erwarten Emmett mein Ja ein drittes Mal zu geben.
Der Mönch, der unsere Trauung vornahm, konnte nur wenig Englisch, weshalb ich die Hälfte der Predigt nur erahnen konnte. Meine Französischkenntnisse, die ich in der Highschool in Seattle sammelte, reichten nur für ein paar Worte und so fiel es mir nicht leicht, herauszufinden, wann ich was zu tun hatte.
Ich war so froh, dass Emmett neben mir war und hoffte, dass er wusste, wann was zu tun wäre, denn sonst hätte ich das Jawort wohl überhört oder wäre gleich zum Kuss übergegangen oder was auch immer mir dann für ein Missgeschick passiert wäre.
Mitten in der Predigt des Mönches, die er zum Teil auf Englisch, zum Teil auf Französisch abhielt, stand Alice plötzlich auf und stellte sich Emmett und mir gegenüber. Sie lächelte uns zu und fing an zu sprechen.
"Rosalie, Emmett. Nun steht ihr schon zum dritten Mal hier vorne und schwört euch ewige Treue und ewige Liebe. Für mich gibt es keinen Zweifel, dass ihr diese Worte sehr ernst nehmt und weiterhin nehmen werdet. Einander zu lieben, zu ehren, heißt einander zu vertrauen. Es bedeutet, sich gegenseitig zur Seite zu stehen, auch wenn es einmal nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hatte – Liebe in guten, wie in schlechten Tagen. Ich wünsche euch von Herzen, dass euch diese Liebe erhalten bleibt, obwohl ich dabei keine Bedenken habe – ihr versteht.", grinste sie und zeigte auf ihren Kopf. Auch ich musste grinsen. "Bleibt wie ihr seid und denkt immer daran, ihr schwört einander nun schon das dritte Mal eure Liebe und wenn ihr gut auf eure Liebe aufpasst, dann wird es noch drei weitere Hochzeiten geben."
Alice lächelte uns an und stellte sich zurück an ihren Platz, nachdem sie ihre Rede beendet hatte. Wäre es mir möglich gewesen, hätte ich geheult. Ich war ihr so dankbar. Sie hatte mit allem, was sie sagte, recht und es tat unglaublich gut diese Worte von ihr zu hören. Ich wusste, dass sie alles genauso meinte, wie sie es sagte. Und ich wusste, dass ich nichts davon je vergessen würde.
Nachdem Alice ihre Rede gehalten hatte, sprach der Mönch noch weiter seine Predigt und bat nach einiger Zeit, soweit ich das erahnen konnte, um die Gelübde. Er blickte und nickte zu Emmett, der sich daraufhin zu mir drehte, meine Hände in seine nahm und zu sprechen begann.
"Mein Engel, jetzt stehen wir schon zum dritten Mal vor dem Altar ... und ich bin es immer noch nicht leid.", er lächelte mich an. "Ich werde es dieses Mal kurz machen, um dich nicht länger warten zu lassen, denn das habe ich heute viel zu lange getan. Rose, ich liebe dich und werde dich immer lieben."
Ich strahlte ihn an und drückte seine Hände liebevoll. Bevor ich zu sprechen anfing, kramte ich in meinem Gedächtnis nach dem Treuegelübde, das ich vorbereitet hatte und holte dann noch kurz Luft.
"Emmett, ich muss zugeben, ich war überrascht, wie schnell das alles ging. Gestern noch dachte ich, wir verbringen Weihnachten wie jedes Jahr zuhause ... und heute stehe ich hier in Paris mit dir und bin schon wieder im Begriff dich zu heiraten.", immer wieder lachte ich leise und wusste nicht recht, wohin ich blicken sollte. "Du hast keine Ahnung, wie sehr mich dieser Antrag gefreut hat. Die Tatsache, dass es bereits das dritte Mal ist, zeigt mir, wie sehr wir beide uns lieben und brauchen. Und ich kann dir gar nicht sagen, wie groß meine Liebe zu dir ist. Nie mehr ohne dich, das habe ich dir versprochen. Und dieses Versprechen halte ich, solange es die Welt zulässt."
Als ich geendet hatte, spürte ich einen sanften Druck um meine Hände. Emmett lächelte mich an und gemeinsam warteten wir auf die Frage, die uns zum dritten Mal für immer aneinander band. Auf Französisch sprach der Mönch die Frage aus und wir beide antworteten mit einem englischen "Ja, ich will", dann bat er um die Ringe und Edward, der hinter uns stand, ging auf Emmett zu und gab ihm die Ringe, die er auf einem silbernen Tablett liegen hatte. Zittrig steckte er mir den bereits dritten Ehering an den Finger und ich machte es ihm ebenso zittrig nach. Da ich so sehr zitterte hatte ich kleine Probleme damit, Emmett den Ring anzustecken, aber nach ein paar Anläufen hatte ich es geschafft. Überglücklich lächelten Emmett und ich uns an und warteten auf den erlösenden Satz.
Dass der Bräutigam die Braut nun küssen dürfte, war das, was ich am deutlichsten verstand und es war auch das, auf das ich am meisten gewartet hatte, seit ich an diesem Pavillon angekommen war. Und kaum hatte der Priester die Worte gesprochen, spürte ich Emmetts Lippen auf meinen und versank mit ihm in einem liebevollen Kuss, der gar nicht mehr enden wollte. Die Violinisten, die Emmett engagiert hatte, begannen daraufhin erneut zu spielen und unsere Familie klatschte begeistert und gerührt in die Hände.
Ich konnte gar nicht mehr aufhören Emmett zu küssen und hatte meine Hände fest um ihn geschlungen, als uns unsere Familie gratulieren wollte und uns unterbrach. Überglücklich fiel ich Alice um den Hals und dankte ihr für diese unglaublichen Worte. Ich war so gerührt, dass es mir schwerfiel einen geraden und verständlichen Satz herauszubringen. Doch sie wusste, was ich sagen wollte und dass ich ihr dankbar war. Sie wünschte uns Glück und sagte mir, dass sie gehofft hatte, dass mir die Hochzeit gefiel. Und das tat sie. Ich liebte diese Hochzeit. Ich meine, so etwas hatte ich noch nie erlebt und dass sie eine Überraschung war, die mehr als gelungen war, hob die ganze Sache noch mehr. Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich meiner Familie und vor allem Emmett für diesen unvergesslichen Tag dankte und immer noch danke.
Nachdem uns alle gratuliert hatten, verbrachten wir den Abend oder besser die Nacht in Paris. Da wir keinen Stress mehr hatten bezüglich der Hochzeit, schlenderten wir zuerst durch das Schloss Versailles und dann erneut durch ganz Paris. Wir sahen uns zwar die einzelnen Sehenswürdigkeiten nicht genau an, aber wir genossen die Schönheit, die diese Stadt zu bieten hatte.
Beinahe die ganze Nacht verbrachten wir in Paris, bis wir beschlossen hatten nachhause zu fahren. Es wäre zwar genauso schön gewesen in Paris die Weihnachtstage zu verbringen, aber da mir mitten in der Nacht plötzlich einfiel, dass ich meine Geschenke noch nicht verschenken konnte, wollte ich nachhause und Weihnachten dort weiterfeiern. Außerdem wollte ich meine normalen Klamotten wieder anziehen, da das Kleid, das ich zwar liebend gerne trug, mit der Zeit umständlich wurde und es mir zu schade dafür war, dass ich es mehr als nur an einem Tag trug.
Alice, die meine Klamotten, die ich vor der Trauung in dem Haus ausgezogen hatte, mitgenommen hatte, gab sie mir in der Flughafentoilette zurück und so konnte ich mich endlich umziehen. Ich war froh wieder in normalen Klamotten zu stecken, auch wenn ich Brautkleider über alles liebte. Um schneller zuhause zu sein, hatte Emmett sieben Plätze in der Concorde gebucht, mit der wir in weniger als sechs Stunden in Seattle angekommen waren.
Während wir nachhause flogen, fiel mir plötzlich etwas auf.
"Emmett?", fragte ich Emmett, der neben mir saß und mich daraufhin anblickte. "Ich dachte, wir wollten bei Sonnenuntergang heiraten. Aber die Sonne war doch bereits untergegangen."
Emmett lachte, als ich ihm meine Frage gestellt hatte. "Oh, wir haben bei Sonnenuntergang geheiratet.", sagte er und grinste. "Erinnerst du dich an den Geschichtsunterricht? Ludwig XIV war der Sonnenkönig und dieser ging in Versailles unter. Verstehst du?"
Ich überlegte kurz und dann fiel mir ein, dass genau diese Metapher sehr häufig für Schloss Versailles verwendet wurde. Zumindest damals in der Schule. "Das war also nur eine Art ... Code?", fragte ich Emmett ungläubig.
Er überlegte kurz und nickte dann grinsend. "Ja. Die Überraschung wäre sonst nicht gelungen.", sagte er entschuldigend und grinste.
Ich schüttelte ungläubig den Kopf und grinste ebenfalls. "Oh, seid ihr gemein. Und ich hatte schon Panik, dass wir zu spät kommen würden, da die Sonne schon unterging, als wir beide auf dem Eiffelturm waren."
"Tut mir leid. Aber du siehst, es ist alles nach Plan gelaufen.", sagte Emmett und strich mir mit der Hand über meine Wange. "Verzeihst du mir?"
Ich verdrehte grinsend die Augen und nickte. "Natürlich verzeih ich dir. Die Hochzeit war unglaublich, Emmett. Danke."
"Gern geschehen.", hauchte mir Emmett zu, bevor er mich in einen innigen Kuss verwickelte und ich meine Gedanken für kurze Zeit abstellte.
Wir fuhren etwa eine viertel Stunde durch hellerleuchtete Straßen und über die Seine. Die Promenade entlang der Seine war mit vielen Bäumen und Sträuchern gesäumt – alle mit Lichterketten geschmückt. Da ich nicht wusste wohin wir fuhren konnte ich mich kaum auf diese schöne Stadt konzentrieren, obwohl ich es gerne getan hätte. Ich wollte wissen wohin wir fahren, wollte wissen, wo und wann Emmett und ich getraut werden sollten, aber meine beiden Mitreisenden verloren kein Wort darüber.
Nach einer, wie mir vorkam, Ewigkeitsreise, die tatsächlich nur eine viertel Stunde dauerte, kamen wir dann an einem der unglaublichsten Orte dieser Welt an. Und, Vera, wenn ich dir das nun erzähle, wirst du mich für verrückt halten und vor Neid vergehen. Als ich ausstieg wusste ich nicht wo wir waren. Es war zu dunkel, als dass ich irgendwelche Straßenschilder erkennen hätte können und da ich Paris nie so gesehen hatte waren mir die Orte völlig unbekannt.
Doch diesen Ort kannte ich. Zwar nur aus Bildern, aber ich wusste, dass es sich um diesen Ort handelte. Schloss Versailles.
Im ersten Moment war ich mir nicht sicher, was genau wir hier taten, aber da ich heiraten wollte und die Sonne bereits untergegangen war, sagte mir die Logik, dass wir hier nur eines taten. Emmett und ich würden tatsächlich in Versailles heiraten.
Ich konnte es nicht glauben. Das Gefühl, als ich herausfand, was wir hier taten, war unbeschreiblich. Und meine Nervosität, die bereits ins Unermessliche gestiegen war, nahm noch einmal zu. Ich hoffte, dass sich die nächsten Minuten nicht allzu sehr zogen, da ich es nicht mehr aushielt, noch länger auf Emmett warten zu müssen.
Der Schlosspark, in dem wir uns befanden, war mit unzähligen Lichterketten und Weihnachtsdekorationen geschmückt. Es war unglaublich. Und um das zu beschreiben würde ich ewig brauchen. Ich kann dir nur soviel sagen, um das zu veranschaulichen, was sich mir dort bot, es ist bei weitem kein Vergleich zu Amerika, obwohl Amerika schon sehr viel tat, um diesen Schlosspark an Schönheit zu übertreffen.
Nachdem wir ausgestiegen waren, hatte Esme Alice noch etwas ins Ohr geflüstert und war dann in dem großangelegten Park verschwunden. Ich nehme an, dass sie dem Rest der Familie bescheid sagen wollte, dass wir angekommen waren.
Auch Alice und ich machten uns dann auf den Weg, den Esme vor uns entlang gelaufen war. Nur Esme war wohl schon am Ziel. Alice versuchte mich zu beruhigen. Sie merkte mir an, dass ich nervös war. Nicht zuletzt, weil ich wie verrückt zitterte. Auch wenn ich sonst nicht mehr menschlich war, in so einer Situation war ich immer nervös und zeigte das mit extremen Zitterpartien. Alice nahm beruhigend meine Hand und sprach mir gut zu. Sie sagte immer wieder, ich solle mir nicht so viele Gedanken machen, da alles geregelt wäre. Nur mit Mühe konnte ich die Worte auch zu meinem Gehirn durchdringen lassen. Ich wusste ja, dass alles geregelt war, aber die Ungewissheit ließ mich immer wieder nervös werden.
Schon von weitem konnte ich erkennen, dass mitten in dem Schlosspark, in dem wir uns befanden ein Pavillon aufgebaut worden war. Mit Lichterketten wurde er sichtbar gemacht und wenn man seine Augen besonders anstrengte konnte man auch erkennen, dass sich darin ein Altar befand, der wohl als Traualtar diente. Menschen konnte ich noch keine sehen. Aber ich sah, dass der Weg, auf den Alice und ich zugingen, mit Kerzen gesäumt war.
Kurz bevor wir zu dem Weg mit den Kerzen kamen, wurden wir von Jasper angehalten. Er sagte zu uns, dass wir hier warten sollten und nickte in Richtung des Pavillons. Was genau er mit dem Nicken sagen wollte ist mir bis heute unbekannt, aber ich denke, dass es wie Esmes Verschwinden, zur Bescheidgabe diente. Esme konnte ich nicht mehr sehen, aber ich nahm an, dass sie sich bereits im Pavillon befand. Nachdem Jasper den anderen also bescheid sagte, dass ich hier war, nahm er neben Alice, die sich vor mich gestellt hatte, Platz und wartete mit uns.
Obwohl ich nicht atmen hätte müssen, schnaufte ich ein paar Mal stark ein und aus. Ich musste meinen Kopf klar bekommen. Ich konnte mich nicht wirklich auf das, was gerade passierte, konzentrieren, da mir immer wieder irgendwelche Gedanken im Kopf das Klardenken verweigerten. Besonders Alices Erklärungen, dass ich gemeinsam mit ihnen zu gehen beginnen sollte, sobald die Musik vom Pavillon ertönte, nahm ich kaum wahr. Mir ging immer wieder im Kopf um, was möglicherweise gleich passieren sollte. Ich wusste es ja nicht, aber um mir wenigstens ein kleines Bild davon machen zu können, reimte ich mir alles mögliche, das mir irgendwoher bekannt war, zusammen und machte mich so nur noch nervöser.
Und dann begann endlich die Musik. Violinenklänge, die wie durch Zauberei bewirkten, dass meine Nervosität nicht mehr die Überhand in meinem Kopf und Körper hatte. Das Zittern verschwand und meine Gedanken nahmen wieder klare Formen an und als Alice und Jasper zu gehen begannen, tat ich es ihnen gleich. Langsam und graziös trat ich den kerzengesäumten Weg an. Mein Blickfeld, das durch den strahlend hellen Pavillon nicht sehr weit war, zeigte mir nur die Umrisse von Personen, die sich im Pavillon befanden. Wenn ich richtig gezählt hatte in meiner Aufregung, waren es sieben. Zwei Violinisten, ein Priester und meine Familie inklusive dem Mann, dem ich mein Herz geschenkt hatte.
Der Weg war lang, aber da ich versuchte nur der Musik zu lauschen war ich schneller am Ziel, als ich gedacht hatte. Tatsächlich kam ich schneller als erwartet am Pavillon an und während Alice und Jasper nach links und rechts verschwanden nahm neben Emmett, der in seinem Smoking, den er trug, nervös lächelnd auf mich wartete. Nicht wie die ersten Male, lächelte er, als ich auf ihn zuging. Als ich mich im Licht des Pavillons befand und er mich endlich sehen konnte, schüttelte er ungläubig den Kopf.
Ich lächelte ihn strahlend an und sah ihm in die Augen. "Ich wusste, dass du schön bist, Rose, aber ... du übertriffst meine Erwartungen.", sagte er und grinste. Ich konnte nichts sagen. Überhaupt sagte ich an diesem Tag nur sehr wenig. Meine Gedanken hinderten mich daran oder ich war einfach nur sprachlos.
Ich griff nach seiner Hand, nahm neben ihm Platz und widmete mich dem Priester, der sich als Mönch herausstellte. Ich wollte nun endlich wieder heiraten und konnte es nicht erwarten Emmett mein Ja ein drittes Mal zu geben.
Der Mönch, der unsere Trauung vornahm, konnte nur wenig Englisch, weshalb ich die Hälfte der Predigt nur erahnen konnte. Meine Französischkenntnisse, die ich in der Highschool in Seattle sammelte, reichten nur für ein paar Worte und so fiel es mir nicht leicht, herauszufinden, wann ich was zu tun hatte.
Ich war so froh, dass Emmett neben mir war und hoffte, dass er wusste, wann was zu tun wäre, denn sonst hätte ich das Jawort wohl überhört oder wäre gleich zum Kuss übergegangen oder was auch immer mir dann für ein Missgeschick passiert wäre.
Mitten in der Predigt des Mönches, die er zum Teil auf Englisch, zum Teil auf Französisch abhielt, stand Alice plötzlich auf und stellte sich Emmett und mir gegenüber. Sie lächelte uns zu und fing an zu sprechen.
"Rosalie, Emmett. Nun steht ihr schon zum dritten Mal hier vorne und schwört euch ewige Treue und ewige Liebe. Für mich gibt es keinen Zweifel, dass ihr diese Worte sehr ernst nehmt und weiterhin nehmen werdet. Einander zu lieben, zu ehren, heißt einander zu vertrauen. Es bedeutet, sich gegenseitig zur Seite zu stehen, auch wenn es einmal nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hatte – Liebe in guten, wie in schlechten Tagen. Ich wünsche euch von Herzen, dass euch diese Liebe erhalten bleibt, obwohl ich dabei keine Bedenken habe – ihr versteht.", grinste sie und zeigte auf ihren Kopf. Auch ich musste grinsen. "Bleibt wie ihr seid und denkt immer daran, ihr schwört einander nun schon das dritte Mal eure Liebe und wenn ihr gut auf eure Liebe aufpasst, dann wird es noch drei weitere Hochzeiten geben."
Alice lächelte uns an und stellte sich zurück an ihren Platz, nachdem sie ihre Rede beendet hatte. Wäre es mir möglich gewesen, hätte ich geheult. Ich war ihr so dankbar. Sie hatte mit allem, was sie sagte, recht und es tat unglaublich gut diese Worte von ihr zu hören. Ich wusste, dass sie alles genauso meinte, wie sie es sagte. Und ich wusste, dass ich nichts davon je vergessen würde.
Nachdem Alice ihre Rede gehalten hatte, sprach der Mönch noch weiter seine Predigt und bat nach einiger Zeit, soweit ich das erahnen konnte, um die Gelübde. Er blickte und nickte zu Emmett, der sich daraufhin zu mir drehte, meine Hände in seine nahm und zu sprechen begann.
"Mein Engel, jetzt stehen wir schon zum dritten Mal vor dem Altar ... und ich bin es immer noch nicht leid.", er lächelte mich an. "Ich werde es dieses Mal kurz machen, um dich nicht länger warten zu lassen, denn das habe ich heute viel zu lange getan. Rose, ich liebe dich und werde dich immer lieben."
Ich strahlte ihn an und drückte seine Hände liebevoll. Bevor ich zu sprechen anfing, kramte ich in meinem Gedächtnis nach dem Treuegelübde, das ich vorbereitet hatte und holte dann noch kurz Luft.
"Emmett, ich muss zugeben, ich war überrascht, wie schnell das alles ging. Gestern noch dachte ich, wir verbringen Weihnachten wie jedes Jahr zuhause ... und heute stehe ich hier in Paris mit dir und bin schon wieder im Begriff dich zu heiraten.", immer wieder lachte ich leise und wusste nicht recht, wohin ich blicken sollte. "Du hast keine Ahnung, wie sehr mich dieser Antrag gefreut hat. Die Tatsache, dass es bereits das dritte Mal ist, zeigt mir, wie sehr wir beide uns lieben und brauchen. Und ich kann dir gar nicht sagen, wie groß meine Liebe zu dir ist. Nie mehr ohne dich, das habe ich dir versprochen. Und dieses Versprechen halte ich, solange es die Welt zulässt."
Als ich geendet hatte, spürte ich einen sanften Druck um meine Hände. Emmett lächelte mich an und gemeinsam warteten wir auf die Frage, die uns zum dritten Mal für immer aneinander band. Auf Französisch sprach der Mönch die Frage aus und wir beide antworteten mit einem englischen "Ja, ich will", dann bat er um die Ringe und Edward, der hinter uns stand, ging auf Emmett zu und gab ihm die Ringe, die er auf einem silbernen Tablett liegen hatte. Zittrig steckte er mir den bereits dritten Ehering an den Finger und ich machte es ihm ebenso zittrig nach. Da ich so sehr zitterte hatte ich kleine Probleme damit, Emmett den Ring anzustecken, aber nach ein paar Anläufen hatte ich es geschafft. Überglücklich lächelten Emmett und ich uns an und warteten auf den erlösenden Satz.
Dass der Bräutigam die Braut nun küssen dürfte, war das, was ich am deutlichsten verstand und es war auch das, auf das ich am meisten gewartet hatte, seit ich an diesem Pavillon angekommen war. Und kaum hatte der Priester die Worte gesprochen, spürte ich Emmetts Lippen auf meinen und versank mit ihm in einem liebevollen Kuss, der gar nicht mehr enden wollte. Die Violinisten, die Emmett engagiert hatte, begannen daraufhin erneut zu spielen und unsere Familie klatschte begeistert und gerührt in die Hände.
Ich konnte gar nicht mehr aufhören Emmett zu küssen und hatte meine Hände fest um ihn geschlungen, als uns unsere Familie gratulieren wollte und uns unterbrach. Überglücklich fiel ich Alice um den Hals und dankte ihr für diese unglaublichen Worte. Ich war so gerührt, dass es mir schwerfiel einen geraden und verständlichen Satz herauszubringen. Doch sie wusste, was ich sagen wollte und dass ich ihr dankbar war. Sie wünschte uns Glück und sagte mir, dass sie gehofft hatte, dass mir die Hochzeit gefiel. Und das tat sie. Ich liebte diese Hochzeit. Ich meine, so etwas hatte ich noch nie erlebt und dass sie eine Überraschung war, die mehr als gelungen war, hob die ganze Sache noch mehr. Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich meiner Familie und vor allem Emmett für diesen unvergesslichen Tag dankte und immer noch danke.
Nachdem uns alle gratuliert hatten, verbrachten wir den Abend oder besser die Nacht in Paris. Da wir keinen Stress mehr hatten bezüglich der Hochzeit, schlenderten wir zuerst durch das Schloss Versailles und dann erneut durch ganz Paris. Wir sahen uns zwar die einzelnen Sehenswürdigkeiten nicht genau an, aber wir genossen die Schönheit, die diese Stadt zu bieten hatte.
Beinahe die ganze Nacht verbrachten wir in Paris, bis wir beschlossen hatten nachhause zu fahren. Es wäre zwar genauso schön gewesen in Paris die Weihnachtstage zu verbringen, aber da mir mitten in der Nacht plötzlich einfiel, dass ich meine Geschenke noch nicht verschenken konnte, wollte ich nachhause und Weihnachten dort weiterfeiern. Außerdem wollte ich meine normalen Klamotten wieder anziehen, da das Kleid, das ich zwar liebend gerne trug, mit der Zeit umständlich wurde und es mir zu schade dafür war, dass ich es mehr als nur an einem Tag trug.
Alice, die meine Klamotten, die ich vor der Trauung in dem Haus ausgezogen hatte, mitgenommen hatte, gab sie mir in der Flughafentoilette zurück und so konnte ich mich endlich umziehen. Ich war froh wieder in normalen Klamotten zu stecken, auch wenn ich Brautkleider über alles liebte. Um schneller zuhause zu sein, hatte Emmett sieben Plätze in der Concorde gebucht, mit der wir in weniger als sechs Stunden in Seattle angekommen waren.
Während wir nachhause flogen, fiel mir plötzlich etwas auf.
"Emmett?", fragte ich Emmett, der neben mir saß und mich daraufhin anblickte. "Ich dachte, wir wollten bei Sonnenuntergang heiraten. Aber die Sonne war doch bereits untergegangen."
Emmett lachte, als ich ihm meine Frage gestellt hatte. "Oh, wir haben bei Sonnenuntergang geheiratet.", sagte er und grinste. "Erinnerst du dich an den Geschichtsunterricht? Ludwig XIV war der Sonnenkönig und dieser ging in Versailles unter. Verstehst du?"
Ich überlegte kurz und dann fiel mir ein, dass genau diese Metapher sehr häufig für Schloss Versailles verwendet wurde. Zumindest damals in der Schule. "Das war also nur eine Art ... Code?", fragte ich Emmett ungläubig.
Er überlegte kurz und nickte dann grinsend. "Ja. Die Überraschung wäre sonst nicht gelungen.", sagte er entschuldigend und grinste.
Ich schüttelte ungläubig den Kopf und grinste ebenfalls. "Oh, seid ihr gemein. Und ich hatte schon Panik, dass wir zu spät kommen würden, da die Sonne schon unterging, als wir beide auf dem Eiffelturm waren."
"Tut mir leid. Aber du siehst, es ist alles nach Plan gelaufen.", sagte Emmett und strich mir mit der Hand über meine Wange. "Verzeihst du mir?"
Ich verdrehte grinsend die Augen und nickte. "Natürlich verzeih ich dir. Die Hochzeit war unglaublich, Emmett. Danke."
"Gern geschehen.", hauchte mir Emmett zu, bevor er mich in einen innigen Kuss verwickelte und ich meine Gedanken für kurze Zeit abstellte.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Ein mieser Fernseher? (Teil 1)
Die folgenden Tage waren traumhaft schön. Als wir zuhause ankamen überreichte ich meiner Familie die Geschenke, die ich für sie besorgt hatte. Sie waren alle, im Vergleich zu meinem Geschenk, nichts, aber hätte ich gewusst, was meine Familie für mich plante, hätte ich ganz anders geplant. Ich hätte sicherlich etwas ganz anderes besorgt. Ich entschuldigte mich auch tausendmal dafür, dass ich nichts ... größeres und bombastischeres besorgt hatte. Obwohl mir jeder versicherte, dass das schon in Ordnung gehen würde, da es ja eine Überraschung hätte werden sollen und ich gar nicht damit rechnen hätte können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Damals war es auch nicht wirklich weit verbreitet, großzügige Geschenke zu Weihnachten zu verschenken. Man feierte mit der Familie und freute sich, dass man zusammen war, dass man am Leben war. Bestimmt wird dir das noch bekannt gewesen sein. Wenn wir uns schon beschenken mussten, schenkten wir meistens selbstgemachte Plätzchen, Kerzen oder andere Kleinigkeiten, die weder teuer waren, noch in der heutigen Zeit geschätzt werden würden.
Und dennoch schämte ich mich dafür, dass ich für Esme und Carlisle nur Bücher gekauft hatte, Alice und Jasper beide neue Klamotten und Edward eine Schallplatte mit Bachs Kompositionen als Geschenk bekam. Sie hätten nach ihrem Auftritt in Paris weit schönere und teurere Geschenke verdient und das nagte an meinem Gewissen.
Doch am schlimmsten nagte mein Gewissen daran, dass ich bei Emmett absolut keine Ahnung hatte, was ich ihm schenken sollte. Ich bin normalerweise nicht, wie du sehr gut weißt, jemand, der sich um Geschenke besonders große Sorgen macht. Wenn ich selbst welche bekomme, dann bin ich glücklich, aber wenn es darum geht andere zu beschenken, bin ich nicht gerade kreativ oder großzügig. Und leider musste auch Emmett oft daran glauben. Er äußerte selten irgendwelche Wünsche bezüglich Materialien, und wenn, dann konnte ich nichts damit anfangen und wusste, dass er sich selbst darum kümmern würde. Auch dieses Jahr zu Weihnachten war ich überzeugt davon, dass Emmett mir nicht böse sein würde, wenn ich ihm erklärte, dass es schwierig wäre, ihm etwas zu schenken, mit dem er auch etwas anfangen konnte – ich hatte ja nicht damit gerechnet, dass er mir überhaupt etwas schenken würde. Du musst wissen, Vera, Emmett ist einfach gestrickt. Er denkt nicht kompliziert und auch nicht wirklich viel, Vera. Das soll keinesfalls heißen, dass er dumm ist, aber er denkt nicht lange über etwas nach, sondern nimmt es einfach wie es kommt. Ob es nun gut oder schlecht ist. Das ist etwas, das ich an ihm sehr bewundere, denn ich kann das nicht. Ich denke immer und überall über etwas nach. Hauptsächlich über mein Leben, meine Vergangenheit, Emmett und so fort. Es gibt Zeiten, in denen ich diese Gedanken sehr gut brauchen könnte und mir auch oft wünschen würde, dass Emmett das auch tun würde, doch dann gibt es auch Momente, in denen ich dieses Denken am liebsten verfluchen würde.
Die einzigen Tage, an denen Emmett mir etwas schenkte, waren unsere Hochzeitstage, die sich mittlerweile auf drei erhöht hatten. Gelegentlich schenkte er mir auch zu Weihnachten etwas, doch, wie ich dir ja bereits gesagt habe und du bestimmt weißt, war das Schenken zu Weihnachten nur in den höheren Geldklassen verbreitet. Und Vampire konnten mit Geschenken an und für sich nichts anfangen.
Dass ich also meinen Lieben zu Weihnachten mal nichts schenkte, hieß nicht, dass ich sie nicht gern hatte. Es war nur einfach nicht so weit verbreitet und man war sich auch nicht böse, wenn es einmal nur eine Kleinigkeit oder gar nichts wurde. Es kam daher durchaus vor, dass mir jemand etwas schenkte und ich hatte nichts für denjenigen oder umgekehrt. Mein schlechtes Gewissen nagte dann an mir und ich hoffte dann, dass mir derjenige nicht böse war, dass er nichts von mir bekommen hatte. Aber ich beließ es dabei und vergaß es auch schnell wieder.
Doch in diesem Jahr war es schlimm. Ich hatte zwar ein Geschenk für Emmett gefunden, das zu dieser Zeit gerade sehr modern wurde, doch ich machte mich mit den Gedanken fertig, dass Emmett es nicht reichen würde, obwohl ich genau gewusst hatte, dass Emmett dieses Geschenk schon reichte, da er an mich nie irgendwelche Ansprüche stellte. Und dennoch dachte ich, er wäre unsagbar enttäuscht von mir und würde das Geschenk, das er mir geschenkt hatte, sofort bereuen, wenn er erst sieht, was ich ihm gekauft hatte.
Du kannst dir nicht vorstellen, wie nervös ich war, als ich das Geschenk aus dem Keller holte und ins Wohnzimmer stellte. Alice, die schon wusste, was es war, da sie es bestimmt schon in einer Vision gesehen hatte, wusste natürlich auch, was Emmett darüber sagen würde und grinste den ganzen Abend, während ich zitternd vor Emmett stand und ihm beibrachte, dass es mir unendlich leid tat, dass ich nur einen Fernseher besorgt hatte. Fernseher wurden zu diesem Zeitpunkt gerade richtig modern und da es sehr interessant klang, was dieser Fernseher so alles könnte, besorgte ich einen, in der Hoffnung, dass Emmett damit Vergnügen hatte. Insgeheim hoffte ich, dass auch der Rest meiner Familie Anklang daran fand und ich so meinen Teil zu Weihnachten beigetragen hätte. Doch die Hochzeit machte mir und meinen guten Vorsätzen einen Strich durch die Rechnung.
Umso erleichterter war ich, als Emmett mich, noch während ich vor ihm stand und ihm zustammelte, dass ich seinem Geschenk niemals gerecht werden könnte, fest in die Arme schloss und mir mit einem kurzen Kuss den Mund schloss. Er drückte mich an sich und sagte, dass ich aufhören solle zu reden. "Rosalie", sagte er und grinste. "Jetzt hör doch auf dir Sorgen zu machen. Mit deinem Ja hast du mir die größte Freude überhaupt gemacht und glaub mir, ich verlange von dir keine großen Geschenke. Du bist mein größtes Geschenk. Und jetzt hör bitte auf dir Sorgen zu machen."
Ich sah ihm zweifelnd und entschuldigend in die Augen und stotterte weiter "Aber, Emmett ... ich habe ein schlechtes Gewissen. Du hast mir etwas so Schönes und so Wunderbares geschenkt, während ich ... ich ... nur, diesen ... diesen blöden Fernseher besorgt habe." Enttäuscht zeigte ich auf das TV-Gerät und blickte zu Boden.
Emmett blickte kurz mit gerunzelter Stirn zu dem Fernseher, der damals nur schwarz-weiß und in mieser Qualität Filme und Nachrichten übertrug, hob dann meinen Kopf und sah mich dann wieder grinsend an. "Hmm ... weißt du, ich denke, dieser blöde Fernseher wird uns sicher noch viel Freude bringen. Ich habe so das Gefühl, dass ich bald ein neues Hobby haben werde.", lachte er und Alice hinter ihm nickte grinsend.
"Aber, Emmett –", wieder legte er mir seine Lippen auf meine und stoppte meine Widersprüche. Er wusste genau, wie und was er tun musste, um mich um den Verstand zu bringen. Sobald ich Emmetts Küsse spüre höre ich nämlich auf zu denken, zu atmen, stelle meinen Verstand ab und wenn ich Pech habe verliere ich die Kontrolle über mich. Und Emmett weiß das genau und damit brachte er mich bereits viele Male zum Schweigen.
"Shht jetzt, Rosalie.", sagte er und strich mir über die Wange. "Was muss ich tun, damit du mir glaubst, dass ich dir für diesen Fernseher sehr dankbar bin?", er grinste und verdrehte die Augen.
Alice und Jasper, die hinter uns saßen, kicherten und flüsterten sich gegenseitig etwas zu. Ich glaubte zu verstehen, dass Jasper sie bat niemals so schwierig zu überzeugen zu sein und Alice versicherte ihm mit grinsender Miene, die ich auch sehen konnte, obwohl ich mich nicht zu ihr umgedreht hatte, dass das kein Problem wäre.
"Wirklich?", fragte ich Emmett misstrauisch und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
"Wirklich.", versicherte mir Emmett und grinste.
"Ich meine, wenn du etwas anderes willst, dann ... besorg ich dir –", murmelte ich trotzdem weiter, als Emmett mich wieder unterbrach.
"Rosalie!", ermahnte er mich ruhig und blickte mir ernst in die Augen. "Willst du es schriftlich oder glaubst du es mir auch so?"
Ich seufzte und blickte zur Seite. "Ich will doch nur, dass du auch wirklich glücklich bist und Freude daran hast."
"Ich bin glücklich, Rose. Sehr glücklich sogar. Hast du vergessen, dass wir gestern geheiratet haben?", fragte er mich und sah mich zweifelnd an.
"Nein, natürlich nicht ... aber mein Geschenk ist im Gegensatz zu deinem ... mies?", sagte ich traurig und sah ihn mit fragendem Gesichtsausdruck an.
"Mies? Ich sag dir jetzt was, meine Schöne. Nichts von dem, das du mir je geschenkt hast, war mies oder irgendetwas dergleichen. Und dieser Fernseher hier ist das genaue Gegenteil von mies. Ich hatte in der nächsten Zeit ohnehin vor einen zu besorgen. Schließlich wollen wir, genau wie der Rest der Zivilisation, up-to-date sein."; grinste er und Alice hinter ihm grinste wieder, obwohl sie sich gerade mit Jasper unterhalten hatte. "Also merk dir, Engel: Egal was du mir schenkst oder für mich tust, ich bin dir immer dankbar und freue mich darüber."
Wieder seufzte ich und Emmett strich mir mit seiner Hand über meine Wange. "Na gut, ich glaube dir. Aber wenn du deine Meinung änderst, kaufe ich dir etwas anderes.", beharrte ich stur und lächelte gezwungen.
"Jaah, dann lasse ich es dich wissen sollte es tatsächlich dazu kommen.", nickte er und lachte. "Jetzt komm, lach doch wieder. Damit würdest du mich jetzt noch viel glücklicher machen, als ich ohnehin schon bin."
Für Emmett und den Rest unkenntlich verdrehte ich meine Augen kurz und grinste ihn dann, wenn auch nicht ganz echt, an. Ich war so froh, dass er mir nicht böse war. Oh, Vera, ich hatte beziehungsweise habe so viel Glück mit Emmett. Er respektiert mich und bringt mich immer wieder, auch wenn mir nicht danach zumute ist, zum Lachen. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn tun würde. Ich liebe ihn so unendlich viel und kann mir ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen.
Insgeheim schmiedete ich allerdings Pläne für meinen Ausgleich. Ich wollte und konnte nicht vergessen, dass ich meiner Familie nur einen Fernseher besorgt hatte, während sie mir das schönste Weihnachten überhaupt beschert hatten. Weshalb ich mich dazu entschloss Emmetts und meine Flitterwochen zu planen und ihn damit zu überraschen. Aber damit nicht nur Emmett und ich etwas davon hatten, plante ich für jeden meiner Familie eine Reise zu organisieren. Das war ich ihnen schuldig und ich hoffte, dass ich ihnen damit eine Freude machen konnte, auch wenn sie von alldem noch nichts wussten – bis auf Alice, die es mit Sicherheit schon gesehen, und Edward, der es in meinen Gedanken gelesen hatte.
Aber noch wollte ich Emmett und den anderen zeigen, dass ich mich geschlagen gab. Da ich meinen Plan innerhalb von Sekunden ausgereift und er sich in meinem Kopf unausweichlich festgesetzt hatte, war mir auch wieder mehr zum Lachen zumute und ich tat Emmett den Gefallen, um den er mich gebeten hatte und lächelte ihn an, um ihm zu zeigen, dass ich ihm glaubte.
Die folgenden Tage waren traumhaft schön. Als wir zuhause ankamen überreichte ich meiner Familie die Geschenke, die ich für sie besorgt hatte. Sie waren alle, im Vergleich zu meinem Geschenk, nichts, aber hätte ich gewusst, was meine Familie für mich plante, hätte ich ganz anders geplant. Ich hätte sicherlich etwas ganz anderes besorgt. Ich entschuldigte mich auch tausendmal dafür, dass ich nichts ... größeres und bombastischeres besorgt hatte. Obwohl mir jeder versicherte, dass das schon in Ordnung gehen würde, da es ja eine Überraschung hätte werden sollen und ich gar nicht damit rechnen hätte können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Damals war es auch nicht wirklich weit verbreitet, großzügige Geschenke zu Weihnachten zu verschenken. Man feierte mit der Familie und freute sich, dass man zusammen war, dass man am Leben war. Bestimmt wird dir das noch bekannt gewesen sein. Wenn wir uns schon beschenken mussten, schenkten wir meistens selbstgemachte Plätzchen, Kerzen oder andere Kleinigkeiten, die weder teuer waren, noch in der heutigen Zeit geschätzt werden würden.
Und dennoch schämte ich mich dafür, dass ich für Esme und Carlisle nur Bücher gekauft hatte, Alice und Jasper beide neue Klamotten und Edward eine Schallplatte mit Bachs Kompositionen als Geschenk bekam. Sie hätten nach ihrem Auftritt in Paris weit schönere und teurere Geschenke verdient und das nagte an meinem Gewissen.
Doch am schlimmsten nagte mein Gewissen daran, dass ich bei Emmett absolut keine Ahnung hatte, was ich ihm schenken sollte. Ich bin normalerweise nicht, wie du sehr gut weißt, jemand, der sich um Geschenke besonders große Sorgen macht. Wenn ich selbst welche bekomme, dann bin ich glücklich, aber wenn es darum geht andere zu beschenken, bin ich nicht gerade kreativ oder großzügig. Und leider musste auch Emmett oft daran glauben. Er äußerte selten irgendwelche Wünsche bezüglich Materialien, und wenn, dann konnte ich nichts damit anfangen und wusste, dass er sich selbst darum kümmern würde. Auch dieses Jahr zu Weihnachten war ich überzeugt davon, dass Emmett mir nicht böse sein würde, wenn ich ihm erklärte, dass es schwierig wäre, ihm etwas zu schenken, mit dem er auch etwas anfangen konnte – ich hatte ja nicht damit gerechnet, dass er mir überhaupt etwas schenken würde. Du musst wissen, Vera, Emmett ist einfach gestrickt. Er denkt nicht kompliziert und auch nicht wirklich viel, Vera. Das soll keinesfalls heißen, dass er dumm ist, aber er denkt nicht lange über etwas nach, sondern nimmt es einfach wie es kommt. Ob es nun gut oder schlecht ist. Das ist etwas, das ich an ihm sehr bewundere, denn ich kann das nicht. Ich denke immer und überall über etwas nach. Hauptsächlich über mein Leben, meine Vergangenheit, Emmett und so fort. Es gibt Zeiten, in denen ich diese Gedanken sehr gut brauchen könnte und mir auch oft wünschen würde, dass Emmett das auch tun würde, doch dann gibt es auch Momente, in denen ich dieses Denken am liebsten verfluchen würde.
Die einzigen Tage, an denen Emmett mir etwas schenkte, waren unsere Hochzeitstage, die sich mittlerweile auf drei erhöht hatten. Gelegentlich schenkte er mir auch zu Weihnachten etwas, doch, wie ich dir ja bereits gesagt habe und du bestimmt weißt, war das Schenken zu Weihnachten nur in den höheren Geldklassen verbreitet. Und Vampire konnten mit Geschenken an und für sich nichts anfangen.
Dass ich also meinen Lieben zu Weihnachten mal nichts schenkte, hieß nicht, dass ich sie nicht gern hatte. Es war nur einfach nicht so weit verbreitet und man war sich auch nicht böse, wenn es einmal nur eine Kleinigkeit oder gar nichts wurde. Es kam daher durchaus vor, dass mir jemand etwas schenkte und ich hatte nichts für denjenigen oder umgekehrt. Mein schlechtes Gewissen nagte dann an mir und ich hoffte dann, dass mir derjenige nicht böse war, dass er nichts von mir bekommen hatte. Aber ich beließ es dabei und vergaß es auch schnell wieder.
Doch in diesem Jahr war es schlimm. Ich hatte zwar ein Geschenk für Emmett gefunden, das zu dieser Zeit gerade sehr modern wurde, doch ich machte mich mit den Gedanken fertig, dass Emmett es nicht reichen würde, obwohl ich genau gewusst hatte, dass Emmett dieses Geschenk schon reichte, da er an mich nie irgendwelche Ansprüche stellte. Und dennoch dachte ich, er wäre unsagbar enttäuscht von mir und würde das Geschenk, das er mir geschenkt hatte, sofort bereuen, wenn er erst sieht, was ich ihm gekauft hatte.
Du kannst dir nicht vorstellen, wie nervös ich war, als ich das Geschenk aus dem Keller holte und ins Wohnzimmer stellte. Alice, die schon wusste, was es war, da sie es bestimmt schon in einer Vision gesehen hatte, wusste natürlich auch, was Emmett darüber sagen würde und grinste den ganzen Abend, während ich zitternd vor Emmett stand und ihm beibrachte, dass es mir unendlich leid tat, dass ich nur einen Fernseher besorgt hatte. Fernseher wurden zu diesem Zeitpunkt gerade richtig modern und da es sehr interessant klang, was dieser Fernseher so alles könnte, besorgte ich einen, in der Hoffnung, dass Emmett damit Vergnügen hatte. Insgeheim hoffte ich, dass auch der Rest meiner Familie Anklang daran fand und ich so meinen Teil zu Weihnachten beigetragen hätte. Doch die Hochzeit machte mir und meinen guten Vorsätzen einen Strich durch die Rechnung.
Umso erleichterter war ich, als Emmett mich, noch während ich vor ihm stand und ihm zustammelte, dass ich seinem Geschenk niemals gerecht werden könnte, fest in die Arme schloss und mir mit einem kurzen Kuss den Mund schloss. Er drückte mich an sich und sagte, dass ich aufhören solle zu reden. "Rosalie", sagte er und grinste. "Jetzt hör doch auf dir Sorgen zu machen. Mit deinem Ja hast du mir die größte Freude überhaupt gemacht und glaub mir, ich verlange von dir keine großen Geschenke. Du bist mein größtes Geschenk. Und jetzt hör bitte auf dir Sorgen zu machen."
Ich sah ihm zweifelnd und entschuldigend in die Augen und stotterte weiter "Aber, Emmett ... ich habe ein schlechtes Gewissen. Du hast mir etwas so Schönes und so Wunderbares geschenkt, während ich ... ich ... nur, diesen ... diesen blöden Fernseher besorgt habe." Enttäuscht zeigte ich auf das TV-Gerät und blickte zu Boden.
Emmett blickte kurz mit gerunzelter Stirn zu dem Fernseher, der damals nur schwarz-weiß und in mieser Qualität Filme und Nachrichten übertrug, hob dann meinen Kopf und sah mich dann wieder grinsend an. "Hmm ... weißt du, ich denke, dieser blöde Fernseher wird uns sicher noch viel Freude bringen. Ich habe so das Gefühl, dass ich bald ein neues Hobby haben werde.", lachte er und Alice hinter ihm nickte grinsend.
"Aber, Emmett –", wieder legte er mir seine Lippen auf meine und stoppte meine Widersprüche. Er wusste genau, wie und was er tun musste, um mich um den Verstand zu bringen. Sobald ich Emmetts Küsse spüre höre ich nämlich auf zu denken, zu atmen, stelle meinen Verstand ab und wenn ich Pech habe verliere ich die Kontrolle über mich. Und Emmett weiß das genau und damit brachte er mich bereits viele Male zum Schweigen.
"Shht jetzt, Rosalie.", sagte er und strich mir über die Wange. "Was muss ich tun, damit du mir glaubst, dass ich dir für diesen Fernseher sehr dankbar bin?", er grinste und verdrehte die Augen.
Alice und Jasper, die hinter uns saßen, kicherten und flüsterten sich gegenseitig etwas zu. Ich glaubte zu verstehen, dass Jasper sie bat niemals so schwierig zu überzeugen zu sein und Alice versicherte ihm mit grinsender Miene, die ich auch sehen konnte, obwohl ich mich nicht zu ihr umgedreht hatte, dass das kein Problem wäre.
"Wirklich?", fragte ich Emmett misstrauisch und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
"Wirklich.", versicherte mir Emmett und grinste.
"Ich meine, wenn du etwas anderes willst, dann ... besorg ich dir –", murmelte ich trotzdem weiter, als Emmett mich wieder unterbrach.
"Rosalie!", ermahnte er mich ruhig und blickte mir ernst in die Augen. "Willst du es schriftlich oder glaubst du es mir auch so?"
Ich seufzte und blickte zur Seite. "Ich will doch nur, dass du auch wirklich glücklich bist und Freude daran hast."
"Ich bin glücklich, Rose. Sehr glücklich sogar. Hast du vergessen, dass wir gestern geheiratet haben?", fragte er mich und sah mich zweifelnd an.
"Nein, natürlich nicht ... aber mein Geschenk ist im Gegensatz zu deinem ... mies?", sagte ich traurig und sah ihn mit fragendem Gesichtsausdruck an.
"Mies? Ich sag dir jetzt was, meine Schöne. Nichts von dem, das du mir je geschenkt hast, war mies oder irgendetwas dergleichen. Und dieser Fernseher hier ist das genaue Gegenteil von mies. Ich hatte in der nächsten Zeit ohnehin vor einen zu besorgen. Schließlich wollen wir, genau wie der Rest der Zivilisation, up-to-date sein."; grinste er und Alice hinter ihm grinste wieder, obwohl sie sich gerade mit Jasper unterhalten hatte. "Also merk dir, Engel: Egal was du mir schenkst oder für mich tust, ich bin dir immer dankbar und freue mich darüber."
Wieder seufzte ich und Emmett strich mir mit seiner Hand über meine Wange. "Na gut, ich glaube dir. Aber wenn du deine Meinung änderst, kaufe ich dir etwas anderes.", beharrte ich stur und lächelte gezwungen.
"Jaah, dann lasse ich es dich wissen sollte es tatsächlich dazu kommen.", nickte er und lachte. "Jetzt komm, lach doch wieder. Damit würdest du mich jetzt noch viel glücklicher machen, als ich ohnehin schon bin."
Für Emmett und den Rest unkenntlich verdrehte ich meine Augen kurz und grinste ihn dann, wenn auch nicht ganz echt, an. Ich war so froh, dass er mir nicht böse war. Oh, Vera, ich hatte beziehungsweise habe so viel Glück mit Emmett. Er respektiert mich und bringt mich immer wieder, auch wenn mir nicht danach zumute ist, zum Lachen. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn tun würde. Ich liebe ihn so unendlich viel und kann mir ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen.
Insgeheim schmiedete ich allerdings Pläne für meinen Ausgleich. Ich wollte und konnte nicht vergessen, dass ich meiner Familie nur einen Fernseher besorgt hatte, während sie mir das schönste Weihnachten überhaupt beschert hatten. Weshalb ich mich dazu entschloss Emmetts und meine Flitterwochen zu planen und ihn damit zu überraschen. Aber damit nicht nur Emmett und ich etwas davon hatten, plante ich für jeden meiner Familie eine Reise zu organisieren. Das war ich ihnen schuldig und ich hoffte, dass ich ihnen damit eine Freude machen konnte, auch wenn sie von alldem noch nichts wussten – bis auf Alice, die es mit Sicherheit schon gesehen, und Edward, der es in meinen Gedanken gelesen hatte.
Aber noch wollte ich Emmett und den anderen zeigen, dass ich mich geschlagen gab. Da ich meinen Plan innerhalb von Sekunden ausgereift und er sich in meinem Kopf unausweichlich festgesetzt hatte, war mir auch wieder mehr zum Lachen zumute und ich tat Emmett den Gefallen, um den er mich gebeten hatte und lächelte ihn an, um ihm zu zeigen, dass ich ihm glaubte.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Ein mieser Fernseher (Teil 2)
Der Fernseher, den ich gekauft hatte, wurde noch am selben Tag, nachdem Emmett mir versichert hatte, dass sich der Kauf gelohnt hatte, angeschlossen und eingeweiht. Nun, im Vergleich zu heute, war das Programm im Jahre 1965 nicht besonders toll, aber Emmett und der Rest meiner Familie hatten ihren Spaß und auch ich konnte mir gelegentlich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Besonders viel Spaß hatte ich zwar nicht, aber ich wollte nicht die Einzige sein, die sich nicht darüber freute, dass ein Fernseher im Haus war. Ich konnte und kann heute noch nicht verstehen, was daran so wahnsinnig lustig war, wenn sich irgendwelche fremden Leute die Köpfe gegenseitig einschlagen und sich öffentlich lächerlich machen. Die Palette der Filme war damals natürlich nicht so weitreichend, wie heute. Außer den Stummfilmen, in denen man nur diese grässliche Musik hörte, die einem ankündigte, dass einer der Schauspieler wieder irgendetwas unsagbar Dämliches machte, damit die Zuschauer anfingen zu lachen und sie sich somit ihr Geld verdienen konnten, gab es nur Nachrichten und gelegentlich Sportsendungen, die noch mehr dämliche Leute zeigten, die sich gegenseitig irgendwelche Bälle zuwarfen und das auch noch sehr geistreich fanden.
Du siehst also, Vera, ich war vom Fernsehen anfangs nicht sehr angetan. Auch heute noch kann ich nicht sehr viel damit anfangen, aber heutzutage gibt es wenigstens die Möglichkeit, dass ich von mehreren Sendern Angebote für dämliche Filme, ich gerne sehen würde, bekomme und somit nicht immer denselben Mist sehen muss.
Im Gegensatz zu mir hatten die anderen alle Spaß daran den Stummfilmen zu folgen und sich über die Komiker lustig zu machen, die so ziemlich in jedes Fettnäpfchen traten, das es in der Sendung gab. Abends, wenn wir nicht wussten, was wir tun sollten, saßen wir dann alle vor dem Fernseher und lachten, soweit man die Szenen lustig fand.
Nachdem Silvester vorübergegangen war, kehrte bei uns der Alltag wieder ein. Die Weihnachtsdekoration wurde von Emmett, Jasper und Edward abmontiert und wir Damen sorgten dafür, dass der Weihnachtsschmutz aus dem Haus verschwand. Während der Feiertage hatten wir nicht wirklich die Zeit und die Lust das Haus zu putzen. Außerdem sahen wir keine Notwendigkeit, da wir ja keinen Besuch erwarteten. Als wir fertig waren glänzte das Haus aus voller Kraft. Esme, Alice und ich hatten uns wirklich Mühe gegeben das Haus so aufzupäppeln, dass es von den anderen Häusern am meisten glänzte. Und das tat es zweifellos, auch wenn sich sicher viele Leute gefragt hatten, wenn sie vorbeigingen, wieso denn das Haus so glänzte, da sie uns so gut wie nie zu Gesicht bekamen.
Der Winter verging in diesem Jahr sehr schnell und ehe wir uns versahen blühten schon die ersten Frühlingsboten und die Sonne lachte aus den Wolken. Der Schnee war geschmolzen und die Vögel kehrten auch aus ihrem "Winterurlaub" zurück.
Den gesamten Winter hatten wir in Forks verbracht, da wir nicht gewusst hatten, was wir sonst hätten machen sollen und außerdem war uns, nach all den Reisen, die wir in den letzten Monaten hatten, nicht nach Urlaub zumute. Gearbeitet hatten wir nicht. Carlisle wollte sich zwar wieder in einem Krankenhaus bewerben, aber da wir erst angekommen waren, wartete er mit seiner Bewerbung und versuchte so unauffällig wie möglich in Forks zu leben. Edward, Alice, Jasper, Emmett und ich hatten ebenfalls keine Lust zu arbeiten. Es mag für viele nicht gerade sozial klingen, wenn ich das so sage, aber wir hätten so viele Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen, dass es uns nicht wirklich freute, uns eine Arbeit zu suchen, mit der wir und der Rest unserer Familie auch leben konnte. Alles, was wir taten, war uns die Zeit im Haus zu vertreiben – und wir fanden wirklich immer irgendwelche Spiele oder Aktivitäten, die uns die Zeit etwas angenehmer machten, während wir auf einen Wink warteten, um zu wissen, was wir tun wollten – zu jagen oder gelegentlich die Stadt zu verlassen und lange Spaziergänge zu machen. Natürlich war es so, dass wir nicht dauernd im Haus bleiben wollten. Esme, die sich unendlich freute ihren Garten wiederzuhaben, machte sich, sobald die ersten Frühlingsblumen den Rasen zierten, daran ihren Garten zu verschönern. Und Alice und ich vertrieben uns die Zeit damit ihr Gesellschaft zu leisten und zu helfen. Die Herren unseres Hauses hingegen bauten das Haus gelegentlich selbst um. Wir bekamen in Rekordzeit eine neue Garage für unsere Autos, einen Balkon, ein Gartenhäuschen, eine Terrasse und ein neues Zimmer, für das wir noch keine Verwendung hatten. Sie verputzten die Fassade und strichen die Wände neu. Obwohl wir kein Geld für die Renovierung ausgaben, war unser Haus in Nullkommanichts wie neu und man hätte annehmen können, dass die begabtesten Architekten sich daran beteiligt hätten. Die Leute, die an unserem Haus vorbeigingen machten jedes Mal große Augen, da sie nicht glauben konnten, dass daraus so etwas unglaublich Großes und Schönes geworden war, wo doch eigentlich nie jemand zu sehen war von den Bewohnern. Viele dachten auch, es stünde zum Verkauf und blieben oft stundenlang stehen, um sicher zu gehen, dass sie das "Zu verkaufen"-Schild nicht übersehen hatten.
Es war wirklich lustig ihnen zuzusehen. Esmes Garten wurde, wie der Rest des Hauses, ebenfalls wunderschön. Wir hatten ein unglaubliches Pensum an Arbeit in wenigen Tagen bewältigt und fanden immer wieder etwas Neues, um uns zu beschäftigen. Wenn mir die Gartenarbeit einmal zu viel wurde, bastelte ich an unseren Autos herum. Ich frisierte unsere Autos zu – man könnte zumindest meinen – Rennautos. Alice und ich lieferten uns gelegentlich ein Rennen auf unbelebten Straßen und brachten unsere Autos zu Höchstleistungen.
Der Fernseher, den ich gekauft hatte, wurde noch am selben Tag, nachdem Emmett mir versichert hatte, dass sich der Kauf gelohnt hatte, angeschlossen und eingeweiht. Nun, im Vergleich zu heute, war das Programm im Jahre 1965 nicht besonders toll, aber Emmett und der Rest meiner Familie hatten ihren Spaß und auch ich konnte mir gelegentlich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Besonders viel Spaß hatte ich zwar nicht, aber ich wollte nicht die Einzige sein, die sich nicht darüber freute, dass ein Fernseher im Haus war. Ich konnte und kann heute noch nicht verstehen, was daran so wahnsinnig lustig war, wenn sich irgendwelche fremden Leute die Köpfe gegenseitig einschlagen und sich öffentlich lächerlich machen. Die Palette der Filme war damals natürlich nicht so weitreichend, wie heute. Außer den Stummfilmen, in denen man nur diese grässliche Musik hörte, die einem ankündigte, dass einer der Schauspieler wieder irgendetwas unsagbar Dämliches machte, damit die Zuschauer anfingen zu lachen und sie sich somit ihr Geld verdienen konnten, gab es nur Nachrichten und gelegentlich Sportsendungen, die noch mehr dämliche Leute zeigten, die sich gegenseitig irgendwelche Bälle zuwarfen und das auch noch sehr geistreich fanden.
Du siehst also, Vera, ich war vom Fernsehen anfangs nicht sehr angetan. Auch heute noch kann ich nicht sehr viel damit anfangen, aber heutzutage gibt es wenigstens die Möglichkeit, dass ich von mehreren Sendern Angebote für dämliche Filme, ich gerne sehen würde, bekomme und somit nicht immer denselben Mist sehen muss.
Im Gegensatz zu mir hatten die anderen alle Spaß daran den Stummfilmen zu folgen und sich über die Komiker lustig zu machen, die so ziemlich in jedes Fettnäpfchen traten, das es in der Sendung gab. Abends, wenn wir nicht wussten, was wir tun sollten, saßen wir dann alle vor dem Fernseher und lachten, soweit man die Szenen lustig fand.
Nachdem Silvester vorübergegangen war, kehrte bei uns der Alltag wieder ein. Die Weihnachtsdekoration wurde von Emmett, Jasper und Edward abmontiert und wir Damen sorgten dafür, dass der Weihnachtsschmutz aus dem Haus verschwand. Während der Feiertage hatten wir nicht wirklich die Zeit und die Lust das Haus zu putzen. Außerdem sahen wir keine Notwendigkeit, da wir ja keinen Besuch erwarteten. Als wir fertig waren glänzte das Haus aus voller Kraft. Esme, Alice und ich hatten uns wirklich Mühe gegeben das Haus so aufzupäppeln, dass es von den anderen Häusern am meisten glänzte. Und das tat es zweifellos, auch wenn sich sicher viele Leute gefragt hatten, wenn sie vorbeigingen, wieso denn das Haus so glänzte, da sie uns so gut wie nie zu Gesicht bekamen.
Der Winter verging in diesem Jahr sehr schnell und ehe wir uns versahen blühten schon die ersten Frühlingsboten und die Sonne lachte aus den Wolken. Der Schnee war geschmolzen und die Vögel kehrten auch aus ihrem "Winterurlaub" zurück.
Den gesamten Winter hatten wir in Forks verbracht, da wir nicht gewusst hatten, was wir sonst hätten machen sollen und außerdem war uns, nach all den Reisen, die wir in den letzten Monaten hatten, nicht nach Urlaub zumute. Gearbeitet hatten wir nicht. Carlisle wollte sich zwar wieder in einem Krankenhaus bewerben, aber da wir erst angekommen waren, wartete er mit seiner Bewerbung und versuchte so unauffällig wie möglich in Forks zu leben. Edward, Alice, Jasper, Emmett und ich hatten ebenfalls keine Lust zu arbeiten. Es mag für viele nicht gerade sozial klingen, wenn ich das so sage, aber wir hätten so viele Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen, dass es uns nicht wirklich freute, uns eine Arbeit zu suchen, mit der wir und der Rest unserer Familie auch leben konnte. Alles, was wir taten, war uns die Zeit im Haus zu vertreiben – und wir fanden wirklich immer irgendwelche Spiele oder Aktivitäten, die uns die Zeit etwas angenehmer machten, während wir auf einen Wink warteten, um zu wissen, was wir tun wollten – zu jagen oder gelegentlich die Stadt zu verlassen und lange Spaziergänge zu machen. Natürlich war es so, dass wir nicht dauernd im Haus bleiben wollten. Esme, die sich unendlich freute ihren Garten wiederzuhaben, machte sich, sobald die ersten Frühlingsblumen den Rasen zierten, daran ihren Garten zu verschönern. Und Alice und ich vertrieben uns die Zeit damit ihr Gesellschaft zu leisten und zu helfen. Die Herren unseres Hauses hingegen bauten das Haus gelegentlich selbst um. Wir bekamen in Rekordzeit eine neue Garage für unsere Autos, einen Balkon, ein Gartenhäuschen, eine Terrasse und ein neues Zimmer, für das wir noch keine Verwendung hatten. Sie verputzten die Fassade und strichen die Wände neu. Obwohl wir kein Geld für die Renovierung ausgaben, war unser Haus in Nullkommanichts wie neu und man hätte annehmen können, dass die begabtesten Architekten sich daran beteiligt hätten. Die Leute, die an unserem Haus vorbeigingen machten jedes Mal große Augen, da sie nicht glauben konnten, dass daraus so etwas unglaublich Großes und Schönes geworden war, wo doch eigentlich nie jemand zu sehen war von den Bewohnern. Viele dachten auch, es stünde zum Verkauf und blieben oft stundenlang stehen, um sicher zu gehen, dass sie das "Zu verkaufen"-Schild nicht übersehen hatten.
Es war wirklich lustig ihnen zuzusehen. Esmes Garten wurde, wie der Rest des Hauses, ebenfalls wunderschön. Wir hatten ein unglaubliches Pensum an Arbeit in wenigen Tagen bewältigt und fanden immer wieder etwas Neues, um uns zu beschäftigen. Wenn mir die Gartenarbeit einmal zu viel wurde, bastelte ich an unseren Autos herum. Ich frisierte unsere Autos zu – man könnte zumindest meinen – Rennautos. Alice und ich lieferten uns gelegentlich ein Rennen auf unbelebten Straßen und brachten unsere Autos zu Höchstleistungen.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Reisen
Das Jahr 1966 war ein ruhiges, aber wirklich schönes Jahr. Wir hatten keinen Stress und auch keine Verpflichtungen, weshalb wir nur für uns lebten und versuchten so wenig Kontakt mit anderen zu halten, wie möglich.
Im Spätsommer des selben Jahres beschloss ich allerdings meinen Plan, allen einen Urlaub zu organisieren, in die Tat umzusetzen und kaufte für jeden meiner Familie eine individuelle Reise. Für Esme und Carlisle plante ich eine Woche Asien. Carlisle hatte schon des Öfteren davon geschwärmt durch Asien zu reisen. Doch da die Zeit und die Lust gefehlt hatten, leisteten sie sich diese Reise noch nicht. Ich ergriff also die Chance und kaufte für beide die Tickets.
Alice und Jasper ermöglichte ich eine Reise nach Europa. Alice war schon immer interessiert daran im Süden Europas ihre Ferien zu verbringen. Und um die Gefahr, die Aufmerksamkeit durch das Sonnenlicht, das unsere Haut zu Diamanten werden lässt, auf sich zu ziehen, zu verringern überlegte ich mir für die beiden eine Reise durch diesen Kontinent, genau wie Esme und Carlisle zu ermöglichen.
Bei Edward tat ich mir schwer etwas zu finden, da er alleine war. Ich wollte ihn nicht unbedingt alleine auf eine Reise durch einen Kontinent und auch nicht alleine in den Urlaub schicken. Das wäre nicht fair und würde ihn nur wieder dazubringen, mich anzugiften. Und es würde ihm wehtun, wenn alle anderen zu zweit unterwegs waren und er müsste alleine durch die Weltgeschichte reisen. Da war ich mir sicher. Also nahm ich Kontakt mit dem Mozarteum im österreichischen Salzburg auf. Da ich wusste, wie begabt Edward in Musik war, fand ich, dass Edward die Möglichkeit haben sollte, mit den größten Musikwundern der Welt zusammenzuarbeiten und dazu fing ich bei Wolfgang Amadeus Mozart an, da dieser in Salzburg ein großes Erbe hinterlassen hatte und ich war mir sicher, dass Edward Österreich ebenfalls mit Musik beeindrucken konnte, wie Mozart es getan hatte. Ich verschaffte ihm also einen Studienplatz im Mozarteum und hoffte, dass es ihm gefallen würde.
Jedoch schwieriger, als Edwards Reise, war die Planung meiner Hochzeitsreise mit Emmett. Emmett und ich waren bereits in so vielen Regionen der Welt, dass beinahe nichts mehr neu für uns war. Da ich also keine Ahnung hatte, was Emmett von all den Wundern der Welt am meisten gefallen könnte, beschloss ich ihm mehrere Möglichkeiten zur Auswahl zu stellen. Es war wirklich schwierig, Vera.
Mit nervösem Gemüt machte ich mich im Herbst 1966 auf den Weg ins Reisebüro und kaufte die jeweiligen Tickets. Nur bei Emmett musste ich mir etwas einfallen lassen, wie ich ihm mein Angebot am besten unterbreiten könnte. Daher besorgte ich für Emmett und mich fünf Reisevorschläge und machte mich, froh den Plan in die Tat umgesetzt zu haben, auf den Weg, um meiner Familie die Geschenke zu überreichen.
Da Alice und Jasper im Sommer ihren Hochzeitstag feierten wollte ich ihnen diese Reise heimlich als Hochzeitstagsgeschenk geben. Sie kam etwas verspätet, da wir bereits Herbst hatten, aber als ich ihnen die Tickets überreichte waren sie überglücklich und konnten es kaum erwarten nach Europa zu fliegen. Alice, die ja gewusst hatte, dass ich ihnen diese Reise schenken würde, da sie es schon Monate zuvor gesehen hatte, als ich mich dazu entschloss diese zu organisieren, fiel mir vor Freude um den Hals und versprach mir, etwas aus Europa mitzubringen. Jasper, der sich mit Alice auf die Reise freute, fiel mir nicht um den Hals, war mir aber genauso dankbar wie Alice und versicherte mir, Alice daran zu erinnern, sollte sie auf das Souvenir vergessen.
Edward, der gewusst hatte, wieso ich ihn eines Tages nach einem Jagdausflug beiseite zog, war mir unendlich dankbar, dass ich ihm tatsächlich einen Aufenthalt an einem der bedeutendsten Musik-Häuser der Welt ermöglichte. Er fiel mir zwar nicht um den Hals, aber seine Miene und seine Begeisterungsausrufe zeigten mir deutlich, dass er sich sehr freute und ich freute mich zusätzlich. Ich hatte das Gefühl endlich etwas gutmachen zu können. Ich beglich meine Schuld bei den anderen, die ich aufgrund meiner Hochzeit einbildete zu haben.
Als ich Esme und Carlisle ihren Reisegutschein gab, wurde ich von beiden fest umarmt und sie bedankten sich begeistert. Carlisle konnte nicht glauben, dass ich so viel Geld für sie ausgegeben hatte, nur um ihnen die Tickets zu ermöglichen. Ich versicherte ihm, dass mir das Geld nicht abgehen würde, da ich von ihnen ein so viel schöneres Geschenk bekommen hatte.
Die Geschenkübergabe erfolgte heimlich, da ich verhindern wollte, dass Emmett etwas davon mitbekam. Ich bat jeden nichts zu sagen, da ich Emmett genauso überraschen wollte, wie er mich. Und dazu musste ich mir erneut etwas einfallen lassen. Ich wollte Emmett nicht direkt vor den anderen die Tickets überreichen, da ich nicht jemand bin, der solche Dinge gerne öffentlich macht, ich wollte es aber auch nicht unspektakulär machen, weshalb ich Emmett eines Abends sprichwörtlich "entführte". Ich versprach mit ihm Bären zu jagen und ging mit ihm durch den Wald. Schon den ganzen Tag war ich nervös und fragte mich, wie er auf mein Geschenk reagieren würde. Meine Nervosität steigerte sich beinahe so, als würde ich schon wieder Hochzeit feiern.
Ich lief durch das Haus und machte vor allem Alice total verrückt. Irgendwann hielt sie mich an den Armen fest, als ich gerade an ihr vorbeilief und nervös fragte, wo meine Haarbürste wäre, weil ich mich noch fertig machen müsste.
"Rosalie ... jetzt bleib mal stehen.", sagte sie und hielt mich fest. Grinsend sah sie mir ins Gesicht und verdrehte die Augen. "Wieso hast du's so eilig?"
"Alice, du weißt, ich hab heute eine Verabredung.", sagte ich hastig und wollte schon weiterlaufen, aber Alice hielt mich so fest, dass ich mich fragte, ob sie nicht eigentlich viel größer ist, denn Alice macht eigentlich mehr den Eindruck klein und schmächtig zu sein.
"Rose, Rose, Rose.", sagte sie und lachte. "Wen triffst du denn, dass du so durch den Wind bist? Doch nicht etwa deinen Mann?"
"Haha, sehr witzig.", grummelte ich. Ich hasste es, wenn ich im Stress war und Alice sich mehr oder weniger darüber lustig machte. Ich wusste ja, dass sie es nur gut meinte, aber ich war zu nervös, um so zu reagieren, wie ich es eigentlich geplant hatte.
"Im ernst, Rosalie. Jetzt beruhige dich doch. Du gehst doch nicht das erste Mal mit Emmett aus.", sagte sie und grinste immer noch.
Ich seufzte. "Ich weiß, aber ... ich bin trotzdem nervös."
"Entspann dich. Wenn du willst sag ich dir wie Emmett reagieren wird.", grinste sie und sah aus, als würde sie es nur mit Mühe zurückhalten können.
"Ich warne dich, Alice. Ein Wort und ich sorge dafür, dass du deine nächsten Wetten erst in sehr ferner Zukunft machen wirst.", warnte ich sie und blickte sie finster an.
Alice lachte. "Hey, ich sag schon nichts, wenn du nicht willst, dass ich es sage. So gemein bin ich nicht. Mal abgesehen davon, dass ich es auch nicht riskieren würde.", sagte sie. Sie hatte immer noch ein Grinsen auf dem Gesicht.
"Wäre besser für dich."; sagte ich ernst und seufzte noch einmal. Dieses Mal vor Erleichterung, dass sie nichts gesagt hatte. Ich konnte mir bei Alice nie sicher sein, ob sie etwas ernst meinte oder nicht. Beinahe wie bei Emmett. Die zwei waren sich in einigen Punkten unheimlich ähnlich.
"Rosalie, erstens ist es erst halb drei nachmittags, das heißt, du hast noch mindestens fünf Stunden Zeit, bis Emmett und du in den Wald verschwindet. Und zweitens kann ich mir nicht vorstellen, dass bei deinem perfekt ausgeklügelten Plan irgendetwas schief gehen kann.", versuchte sie mich aufzumuntern und sah mich ermutigend an.
Ich fragte mich ja eigentlich selbst, wieso ich mich so fertig machte. Schließlich hatte ich tatsächlich alles perfekt geplant und es konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Aber ich wollte und konnte nichts dem Zufall überlassen. Das war wie bei meinen Hochzeiten. Wenn ich nicht sichergehen konnte, dass alles so verlaufen würde, wie es sollte, war ich unendlich nervös und diese Nervosität steigerte sich dann jedes Mal ins Unermessliche.
"Aber –"; fing ich an, doch Alice unterbrach mich mit einem Kopfschütteln.
"Du sagst jedes Mal, dass du nervös bist, weil du Angst hast, dass etwas schief geht. Ist dir schon einmal aufgefallen, dass bisher immer alles funktioniert hat und nach Plan verlaufen ist?", fragte sie mich und lächelte mich erfrischend an.
Ich stöhnte geplagt und sah zu Boden. Ich dachte über ihre Worte nach. Ich dachte an meine vorherigen Verabredungen, meine Hochzeiten, meine Prüfungen, die ich nach der Reihe bestehen musste. Sie hatte ja Recht. Es war alles nach Plan verlaufen. Doch dann ... dachte ich an meine Vergangenheit als Mensch. Und da versetzte es mir einen Stich. Ich verfiel in eine Starre und die Bilder meiner Vergangenheit liefen wieder vor mir ab, wie ein schlechter Film. Es war nicht immer alles nach Plan verlaufen, denn wenn es das wäre, dann säße ich jetzt nicht hier und würde dir diesen Brief mit diesem Inhalt schreiben. Ich wäre die Frau von Royce King II. und hätte möglicherweise Kinder. Wäre Miss New York und wäre ... ein Mensch.
"Nein, es ist nicht immer alles nach Plan verlaufen, Alice.", sagte ich ernst und blickte ihr wieder ins Gesicht. Ihr strahlendes Lächeln verblasste etwas und sie blickte mich skeptisch an.
"Rose, ich weiß, deine Vergangenheit ist tragisch. Aber ... ich sprach eigentlich ... von Emmett und dir.", sagte sie entschuldigend und nahm meine Hand in ihre. Sie drückte sie liebevoll und drückte mich dann zu sich. Sie schien genau zu wissen wovon ich sprach. "Hey, denk doch an einem so schönen Tag nicht an so grausame Dinge, Schwesterchen.", versuchte sie mich zu beruhigen und lächelte in mein Haar.
Hätte ich gekonnt, hätte ich geheult. Stattdessen seufzte ich und schluchzte in mich hinein. Ich schloss meine Augen, als drohten die Tränen, die ich nicht hatte, herauszubrechen.
Gemeinsam setzten wir uns auf die Couch und hielten uns in den Armen. Ich war Alice dankbar, dass sie da war. Sie versuchte mich zu verstehen, mir darüber hinwegzuhelfen. Schon vorher hatten wir solche Momente, in denen wir uns einfach aussprachen. Nun ja, hauptsächlich sprach ich mich aus, da Alice keine Erinnerung an ihr menschliches Leben hatte. Sie war eines Tages allein als durstiger Vampir aufgewacht und wusste nicht wie sie dahin gekommen war und was sie dort machte und vor allem ... wer sie war.
Ich konnte mir nie vorstellen, warum Alice so quietsch vergnügt war und sich so freute am Leben zu sein. Wenn ich mich an mein Leben nicht erinnern könnte, würde ich alles tun, um herauszufinden, woher ich kam und was ich aufgeben musste. Nun ja, vielleicht wäre es in meinem Fall besser zu vergessen, was passiert war. Oh, Vera, was würde ich dafür geben, mich nicht an meine Vergangenheit erinnern zu können. Ich würde so viel dafür geben. Es tut viel zu weh, als dass ich dauernd daran denken möchte.
Irgendwann löste sich Alice aus der Umarmung und sah mich wieder an. "Sieh mal, Rose. Emmett liebt dich. Was sollte denn heute Abend schief gehen, außer, dass Emmett sich möglicherweise nicht für die Safari in Afrika oder für den Grand Canyon oder doch den Himalaja entscheidet?", sagte sie und sah mich mitfühlend an.
"Ich weiß, aber –", startete ich meinen Satz, doch ich wusste zum einen nicht mehr weiter und zum anderen brabbelte Alice gleich weiter.
"Eben. Und hat dir Emmett nicht gesagt, dass ihm alles, was du ihm schenkst, gefällt?", fragte sie mich weiter und sah mich eindringlich an.
"Ja, schon, aber –", fing ich an, aber Alice ließ mir keine Chance.
"Aha, und hat er nicht auch gesagt, er würde dir bescheid sagen, wenn er tatsächlich ein anderes Geschenk von dir möchte?", wollte sie von mir wissen.
Ich blickte zu Boden und sagte "Ja, sicher, aber –"
"Nichts aber, Rosalie. Auch wenn du es nicht hören willst, heute Abend wird nichts schief gehen. Und ich versichere dir auch, dass Emmett dir weder böse sein wird, noch wird er dich verlassen wollen.", murmelte Alice. Ich blickte wieder zu ihr, da ich ihr ja verboten hatte, dass sie mir diese Informationen gab, konnte ihr aber nicht böse sein, da sie mich so aufgeweckt und lieb anlächelte, dass ich nur zu grinsen anfangen konnte.
Wieder seufzte ich. "Ach, Alice ... ich bin ein Wrack.", sagte ich und lachte leise.
"Jetzt hör aber auf, Rosalie. Du bist ja schlimmer als Edward, wenn er uns Pärchen sehnsüchtig nachsieht.", grinste sie und strich mir tröstend über den Arm. "Schwesterchen, es wird alles gut werden, denk dran. Außerdem wird Emmett wohl kaum ein Wrack wieder heiraten wollen."; grinste Alice und verdrehte die Augen.
Ich tat es ihr gleich und kniff sie in den Arm. "Alice ... ich sagte doch, du sollst mir nichts sagen.", ermahnte ich sie wieder.
"Als ob du das nicht schon vorher gewusst hättest.", neckte sie mich und lachte.
Wieder verdrehte ich die Augen und grinste. "Du hast ja Recht. Ich sollte mich nicht so nervös machen. Es wird schon alles gut gehen.", redete ich mir ein und hoffte, dass etwas dran sein mochte. Sicher war ich mir nicht, aber hätte ich es nicht gesagt, hätte Alice wieder angefangen mich zu necken.
"Sag ich doch.", lächelte sie, während ich aufstand und seufzte. Ich lächelte ihr noch kurz zu und sagte "Danke, Alice. " und machte mich dann auf den Weg zur Treppe, um in mein Zimmer zu gehen und mich etwas abzulenken.
"Keine Ursache", antwortete sie und tat es mit einer Handbewegung ab. Als ich gerade lächelnd die dritte Stufe nehmen wollte, rief sie mir nach "Im Übrigen, Rose. Deine Haarbürste liegt auf dem Bett im Schlafzimmer. Da, wo du sie das letzte Mal abgelegt hast, als du plötzlich auf die Idee kamst, dass deine Nase zu groß wäre."
Ich verdrehte die Augen, machte einen Schritt rückwärts und streckte ihr die Zunge entgegen. "Haha ...", machte ich und grinste.
Alice lachte und als ich wieder nach oben verschwand sagte sie noch "Keine Angst, deine Nase ist perfekt." Und ich begab mich grinsend in mein Zimmer, wo ich meine Haarbürste vom Bettlaken nahm und damit begann meine blonden Locken zu kämmen.
Das Jahr 1966 war ein ruhiges, aber wirklich schönes Jahr. Wir hatten keinen Stress und auch keine Verpflichtungen, weshalb wir nur für uns lebten und versuchten so wenig Kontakt mit anderen zu halten, wie möglich.
Im Spätsommer des selben Jahres beschloss ich allerdings meinen Plan, allen einen Urlaub zu organisieren, in die Tat umzusetzen und kaufte für jeden meiner Familie eine individuelle Reise. Für Esme und Carlisle plante ich eine Woche Asien. Carlisle hatte schon des Öfteren davon geschwärmt durch Asien zu reisen. Doch da die Zeit und die Lust gefehlt hatten, leisteten sie sich diese Reise noch nicht. Ich ergriff also die Chance und kaufte für beide die Tickets.
Alice und Jasper ermöglichte ich eine Reise nach Europa. Alice war schon immer interessiert daran im Süden Europas ihre Ferien zu verbringen. Und um die Gefahr, die Aufmerksamkeit durch das Sonnenlicht, das unsere Haut zu Diamanten werden lässt, auf sich zu ziehen, zu verringern überlegte ich mir für die beiden eine Reise durch diesen Kontinent, genau wie Esme und Carlisle zu ermöglichen.
Bei Edward tat ich mir schwer etwas zu finden, da er alleine war. Ich wollte ihn nicht unbedingt alleine auf eine Reise durch einen Kontinent und auch nicht alleine in den Urlaub schicken. Das wäre nicht fair und würde ihn nur wieder dazubringen, mich anzugiften. Und es würde ihm wehtun, wenn alle anderen zu zweit unterwegs waren und er müsste alleine durch die Weltgeschichte reisen. Da war ich mir sicher. Also nahm ich Kontakt mit dem Mozarteum im österreichischen Salzburg auf. Da ich wusste, wie begabt Edward in Musik war, fand ich, dass Edward die Möglichkeit haben sollte, mit den größten Musikwundern der Welt zusammenzuarbeiten und dazu fing ich bei Wolfgang Amadeus Mozart an, da dieser in Salzburg ein großes Erbe hinterlassen hatte und ich war mir sicher, dass Edward Österreich ebenfalls mit Musik beeindrucken konnte, wie Mozart es getan hatte. Ich verschaffte ihm also einen Studienplatz im Mozarteum und hoffte, dass es ihm gefallen würde.
Jedoch schwieriger, als Edwards Reise, war die Planung meiner Hochzeitsreise mit Emmett. Emmett und ich waren bereits in so vielen Regionen der Welt, dass beinahe nichts mehr neu für uns war. Da ich also keine Ahnung hatte, was Emmett von all den Wundern der Welt am meisten gefallen könnte, beschloss ich ihm mehrere Möglichkeiten zur Auswahl zu stellen. Es war wirklich schwierig, Vera.
Mit nervösem Gemüt machte ich mich im Herbst 1966 auf den Weg ins Reisebüro und kaufte die jeweiligen Tickets. Nur bei Emmett musste ich mir etwas einfallen lassen, wie ich ihm mein Angebot am besten unterbreiten könnte. Daher besorgte ich für Emmett und mich fünf Reisevorschläge und machte mich, froh den Plan in die Tat umgesetzt zu haben, auf den Weg, um meiner Familie die Geschenke zu überreichen.
Da Alice und Jasper im Sommer ihren Hochzeitstag feierten wollte ich ihnen diese Reise heimlich als Hochzeitstagsgeschenk geben. Sie kam etwas verspätet, da wir bereits Herbst hatten, aber als ich ihnen die Tickets überreichte waren sie überglücklich und konnten es kaum erwarten nach Europa zu fliegen. Alice, die ja gewusst hatte, dass ich ihnen diese Reise schenken würde, da sie es schon Monate zuvor gesehen hatte, als ich mich dazu entschloss diese zu organisieren, fiel mir vor Freude um den Hals und versprach mir, etwas aus Europa mitzubringen. Jasper, der sich mit Alice auf die Reise freute, fiel mir nicht um den Hals, war mir aber genauso dankbar wie Alice und versicherte mir, Alice daran zu erinnern, sollte sie auf das Souvenir vergessen.
Edward, der gewusst hatte, wieso ich ihn eines Tages nach einem Jagdausflug beiseite zog, war mir unendlich dankbar, dass ich ihm tatsächlich einen Aufenthalt an einem der bedeutendsten Musik-Häuser der Welt ermöglichte. Er fiel mir zwar nicht um den Hals, aber seine Miene und seine Begeisterungsausrufe zeigten mir deutlich, dass er sich sehr freute und ich freute mich zusätzlich. Ich hatte das Gefühl endlich etwas gutmachen zu können. Ich beglich meine Schuld bei den anderen, die ich aufgrund meiner Hochzeit einbildete zu haben.
Als ich Esme und Carlisle ihren Reisegutschein gab, wurde ich von beiden fest umarmt und sie bedankten sich begeistert. Carlisle konnte nicht glauben, dass ich so viel Geld für sie ausgegeben hatte, nur um ihnen die Tickets zu ermöglichen. Ich versicherte ihm, dass mir das Geld nicht abgehen würde, da ich von ihnen ein so viel schöneres Geschenk bekommen hatte.
Die Geschenkübergabe erfolgte heimlich, da ich verhindern wollte, dass Emmett etwas davon mitbekam. Ich bat jeden nichts zu sagen, da ich Emmett genauso überraschen wollte, wie er mich. Und dazu musste ich mir erneut etwas einfallen lassen. Ich wollte Emmett nicht direkt vor den anderen die Tickets überreichen, da ich nicht jemand bin, der solche Dinge gerne öffentlich macht, ich wollte es aber auch nicht unspektakulär machen, weshalb ich Emmett eines Abends sprichwörtlich "entführte". Ich versprach mit ihm Bären zu jagen und ging mit ihm durch den Wald. Schon den ganzen Tag war ich nervös und fragte mich, wie er auf mein Geschenk reagieren würde. Meine Nervosität steigerte sich beinahe so, als würde ich schon wieder Hochzeit feiern.
Ich lief durch das Haus und machte vor allem Alice total verrückt. Irgendwann hielt sie mich an den Armen fest, als ich gerade an ihr vorbeilief und nervös fragte, wo meine Haarbürste wäre, weil ich mich noch fertig machen müsste.
"Rosalie ... jetzt bleib mal stehen.", sagte sie und hielt mich fest. Grinsend sah sie mir ins Gesicht und verdrehte die Augen. "Wieso hast du's so eilig?"
"Alice, du weißt, ich hab heute eine Verabredung.", sagte ich hastig und wollte schon weiterlaufen, aber Alice hielt mich so fest, dass ich mich fragte, ob sie nicht eigentlich viel größer ist, denn Alice macht eigentlich mehr den Eindruck klein und schmächtig zu sein.
"Rose, Rose, Rose.", sagte sie und lachte. "Wen triffst du denn, dass du so durch den Wind bist? Doch nicht etwa deinen Mann?"
"Haha, sehr witzig.", grummelte ich. Ich hasste es, wenn ich im Stress war und Alice sich mehr oder weniger darüber lustig machte. Ich wusste ja, dass sie es nur gut meinte, aber ich war zu nervös, um so zu reagieren, wie ich es eigentlich geplant hatte.
"Im ernst, Rosalie. Jetzt beruhige dich doch. Du gehst doch nicht das erste Mal mit Emmett aus.", sagte sie und grinste immer noch.
Ich seufzte. "Ich weiß, aber ... ich bin trotzdem nervös."
"Entspann dich. Wenn du willst sag ich dir wie Emmett reagieren wird.", grinste sie und sah aus, als würde sie es nur mit Mühe zurückhalten können.
"Ich warne dich, Alice. Ein Wort und ich sorge dafür, dass du deine nächsten Wetten erst in sehr ferner Zukunft machen wirst.", warnte ich sie und blickte sie finster an.
Alice lachte. "Hey, ich sag schon nichts, wenn du nicht willst, dass ich es sage. So gemein bin ich nicht. Mal abgesehen davon, dass ich es auch nicht riskieren würde.", sagte sie. Sie hatte immer noch ein Grinsen auf dem Gesicht.
"Wäre besser für dich."; sagte ich ernst und seufzte noch einmal. Dieses Mal vor Erleichterung, dass sie nichts gesagt hatte. Ich konnte mir bei Alice nie sicher sein, ob sie etwas ernst meinte oder nicht. Beinahe wie bei Emmett. Die zwei waren sich in einigen Punkten unheimlich ähnlich.
"Rosalie, erstens ist es erst halb drei nachmittags, das heißt, du hast noch mindestens fünf Stunden Zeit, bis Emmett und du in den Wald verschwindet. Und zweitens kann ich mir nicht vorstellen, dass bei deinem perfekt ausgeklügelten Plan irgendetwas schief gehen kann.", versuchte sie mich aufzumuntern und sah mich ermutigend an.
Ich fragte mich ja eigentlich selbst, wieso ich mich so fertig machte. Schließlich hatte ich tatsächlich alles perfekt geplant und es konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Aber ich wollte und konnte nichts dem Zufall überlassen. Das war wie bei meinen Hochzeiten. Wenn ich nicht sichergehen konnte, dass alles so verlaufen würde, wie es sollte, war ich unendlich nervös und diese Nervosität steigerte sich dann jedes Mal ins Unermessliche.
"Aber –"; fing ich an, doch Alice unterbrach mich mit einem Kopfschütteln.
"Du sagst jedes Mal, dass du nervös bist, weil du Angst hast, dass etwas schief geht. Ist dir schon einmal aufgefallen, dass bisher immer alles funktioniert hat und nach Plan verlaufen ist?", fragte sie mich und lächelte mich erfrischend an.
Ich stöhnte geplagt und sah zu Boden. Ich dachte über ihre Worte nach. Ich dachte an meine vorherigen Verabredungen, meine Hochzeiten, meine Prüfungen, die ich nach der Reihe bestehen musste. Sie hatte ja Recht. Es war alles nach Plan verlaufen. Doch dann ... dachte ich an meine Vergangenheit als Mensch. Und da versetzte es mir einen Stich. Ich verfiel in eine Starre und die Bilder meiner Vergangenheit liefen wieder vor mir ab, wie ein schlechter Film. Es war nicht immer alles nach Plan verlaufen, denn wenn es das wäre, dann säße ich jetzt nicht hier und würde dir diesen Brief mit diesem Inhalt schreiben. Ich wäre die Frau von Royce King II. und hätte möglicherweise Kinder. Wäre Miss New York und wäre ... ein Mensch.
"Nein, es ist nicht immer alles nach Plan verlaufen, Alice.", sagte ich ernst und blickte ihr wieder ins Gesicht. Ihr strahlendes Lächeln verblasste etwas und sie blickte mich skeptisch an.
"Rose, ich weiß, deine Vergangenheit ist tragisch. Aber ... ich sprach eigentlich ... von Emmett und dir.", sagte sie entschuldigend und nahm meine Hand in ihre. Sie drückte sie liebevoll und drückte mich dann zu sich. Sie schien genau zu wissen wovon ich sprach. "Hey, denk doch an einem so schönen Tag nicht an so grausame Dinge, Schwesterchen.", versuchte sie mich zu beruhigen und lächelte in mein Haar.
Hätte ich gekonnt, hätte ich geheult. Stattdessen seufzte ich und schluchzte in mich hinein. Ich schloss meine Augen, als drohten die Tränen, die ich nicht hatte, herauszubrechen.
Gemeinsam setzten wir uns auf die Couch und hielten uns in den Armen. Ich war Alice dankbar, dass sie da war. Sie versuchte mich zu verstehen, mir darüber hinwegzuhelfen. Schon vorher hatten wir solche Momente, in denen wir uns einfach aussprachen. Nun ja, hauptsächlich sprach ich mich aus, da Alice keine Erinnerung an ihr menschliches Leben hatte. Sie war eines Tages allein als durstiger Vampir aufgewacht und wusste nicht wie sie dahin gekommen war und was sie dort machte und vor allem ... wer sie war.
Ich konnte mir nie vorstellen, warum Alice so quietsch vergnügt war und sich so freute am Leben zu sein. Wenn ich mich an mein Leben nicht erinnern könnte, würde ich alles tun, um herauszufinden, woher ich kam und was ich aufgeben musste. Nun ja, vielleicht wäre es in meinem Fall besser zu vergessen, was passiert war. Oh, Vera, was würde ich dafür geben, mich nicht an meine Vergangenheit erinnern zu können. Ich würde so viel dafür geben. Es tut viel zu weh, als dass ich dauernd daran denken möchte.
Irgendwann löste sich Alice aus der Umarmung und sah mich wieder an. "Sieh mal, Rose. Emmett liebt dich. Was sollte denn heute Abend schief gehen, außer, dass Emmett sich möglicherweise nicht für die Safari in Afrika oder für den Grand Canyon oder doch den Himalaja entscheidet?", sagte sie und sah mich mitfühlend an.
"Ich weiß, aber –", startete ich meinen Satz, doch ich wusste zum einen nicht mehr weiter und zum anderen brabbelte Alice gleich weiter.
"Eben. Und hat dir Emmett nicht gesagt, dass ihm alles, was du ihm schenkst, gefällt?", fragte sie mich weiter und sah mich eindringlich an.
"Ja, schon, aber –", fing ich an, aber Alice ließ mir keine Chance.
"Aha, und hat er nicht auch gesagt, er würde dir bescheid sagen, wenn er tatsächlich ein anderes Geschenk von dir möchte?", wollte sie von mir wissen.
Ich blickte zu Boden und sagte "Ja, sicher, aber –"
"Nichts aber, Rosalie. Auch wenn du es nicht hören willst, heute Abend wird nichts schief gehen. Und ich versichere dir auch, dass Emmett dir weder böse sein wird, noch wird er dich verlassen wollen.", murmelte Alice. Ich blickte wieder zu ihr, da ich ihr ja verboten hatte, dass sie mir diese Informationen gab, konnte ihr aber nicht böse sein, da sie mich so aufgeweckt und lieb anlächelte, dass ich nur zu grinsen anfangen konnte.
Wieder seufzte ich. "Ach, Alice ... ich bin ein Wrack.", sagte ich und lachte leise.
"Jetzt hör aber auf, Rosalie. Du bist ja schlimmer als Edward, wenn er uns Pärchen sehnsüchtig nachsieht.", grinste sie und strich mir tröstend über den Arm. "Schwesterchen, es wird alles gut werden, denk dran. Außerdem wird Emmett wohl kaum ein Wrack wieder heiraten wollen."; grinste Alice und verdrehte die Augen.
Ich tat es ihr gleich und kniff sie in den Arm. "Alice ... ich sagte doch, du sollst mir nichts sagen.", ermahnte ich sie wieder.
"Als ob du das nicht schon vorher gewusst hättest.", neckte sie mich und lachte.
Wieder verdrehte ich die Augen und grinste. "Du hast ja Recht. Ich sollte mich nicht so nervös machen. Es wird schon alles gut gehen.", redete ich mir ein und hoffte, dass etwas dran sein mochte. Sicher war ich mir nicht, aber hätte ich es nicht gesagt, hätte Alice wieder angefangen mich zu necken.
"Sag ich doch.", lächelte sie, während ich aufstand und seufzte. Ich lächelte ihr noch kurz zu und sagte "Danke, Alice. " und machte mich dann auf den Weg zur Treppe, um in mein Zimmer zu gehen und mich etwas abzulenken.
"Keine Ursache", antwortete sie und tat es mit einer Handbewegung ab. Als ich gerade lächelnd die dritte Stufe nehmen wollte, rief sie mir nach "Im Übrigen, Rose. Deine Haarbürste liegt auf dem Bett im Schlafzimmer. Da, wo du sie das letzte Mal abgelegt hast, als du plötzlich auf die Idee kamst, dass deine Nase zu groß wäre."
Ich verdrehte die Augen, machte einen Schritt rückwärts und streckte ihr die Zunge entgegen. "Haha ...", machte ich und grinste.
Alice lachte und als ich wieder nach oben verschwand sagte sie noch "Keine Angst, deine Nase ist perfekt." Und ich begab mich grinsend in mein Zimmer, wo ich meine Haarbürste vom Bettlaken nahm und damit begann meine blonden Locken zu kämmen.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Folgst du mir, Liebster? (Teil 1)
Vera, die Zeit in meinem Zimmer war quälend langsam. Ich hatte das Gefühl, dass ich bereits Jahre gewartet hatte, bis es endlich sieben Uhr abends war. Draußen wurde es bereits finster und ich wurde immer nervöser. Alice hatte mich zwar etwas beruhigt und ich konnte mich wieder besser auf das Hier und Jetzt konzentrieren, aber sobald ich auf die Uhr blickte, und das tat ich beinahe alle fünf Minuten, spürte ich, wie ich zu zittern anfing und meine Beine nicht mehr still stehen wollten. Den gesamten Nachmittag verbrachte ich damit meine Haare zu kämmen, meine Fingernägel zu pflegen, mein Gesicht im Spiegel zu begutachten und auf dem Schreibtisch im Schlafzimmer herum zu kratzen. Meine Fingernägel waren so scharf, dass ich in die Tischplatte die Buchstaben "E + R" schnitzte. Jetzt im Nachhinein würde ich mir wie ein kleines Mädchen vor ihrem ersten Date vorkommen, aber damals war ich so nervös, verliebt und glücklich, dass ich nicht merkte, dass es eigentlich ziemlich peinlich und albern ist. Dieser Tisch existiert heute noch und ist mein Heiligtum, gerade dann, wenn ich an diesen Tag zurückdenke. Und das mache ich so gut wie jede freie Minute, in der ich an meine Vergangenheit denke.
Als ich bereits das fünftausendste Mal auf die Uhr gesehen hatte, ob es denn endlich sieben Uhr abends war, klopfte es an die Tür. Aufgeregt und zittrig bat ich den Anklopfenden herein und hoffte, dass es nicht Emmett sein mochte. Ich hatte Edward und Jasper gebeten Emmett den Tag über von hier fernzuhalten, damit ich mich um alles kümmern konnte. Ich hatte zuvor damit gerechnet, dass ich den ganzen Tag brauchen würde, um mir alles zurecht zu legen, doch ich war bereits zu Mittag fertig, weshalb meine Nervosität Zeit genug hatte sich auszubreiten. Ich wollte nicht, dass Emmett mich als Nervenbündel vorfindet, da ich ihm nicht sagen konnte, warum ich denn so zitterte, sollte er wirklich fragen. Ich brauchte dazu meine Zeit und die wollte ich nutzen, bevor ich zu Emmett kam. Umso erleichterter war ich, als Esme den Kopf zur Tür hereinsteckte und sagte, dass Emmett bereits auf mich warten würde. Erleichtert, dass Emmett unten war und auf mich wartete, nickte ich Esme zu, stand auf und blickte zum zweihundersten Mal in den Spiegel, ob meine Frisur perfekt saß, mein Outfit passte und meine Figur auch wirklich so war, wie ich sie in Erinnerung hatte. Ja, Vera, ich war und bin sehr eingebildet und durch solche Aktionen zeigt sich diese Arroganz sehr deutlich.
Dann holte ich tief Luft, als würde mir etwas die Kehle zuschnüren und ging den Ablauf im Schnellverfahren durch. Mein Herz, das eigentlich nicht mehr schlägt, sprang mir fast aus der Brust, als ich dann die Treppe nach unten ging. Ich war so nervös, Vera. Ich weiß heute ja gar nicht mehr wieso eigentlich. Aber es war so ... aufregend, diese Überraschung zu planen und zu gestalten, dass ich hoffte, dass auch alles so funktionierte, wie ich es geplant hatte. Wenn Alice recht hatte, dann würde alles nach Plan verlaufen, aber wenn sie sich geirrt und sich das Universum gegen mich gestellt hatte – ja, auch das hatte ich damals fest geglaubt, da mein Leben ja auch so abrupt zu Ende war, als hätte sich das Universum gegen mich gestellt – würde ich womöglich wirklich als Wrack enden, wie ich es gesagt hatte.
Emmett saß, mit dem Rücken zu mir, mit Jasper und Edward auf der Couch und unterhielt sich über irgendetwas von dem ich keine Ahnung hatte. Ich weiß noch genau, dass ich Angst hatte, dass er mich vergessen hatte oder mich gar nicht wahrnahm, da er so vertief in seine Unterhaltung war. Das war natürlich alles Blödsinn. Ich meine, Emmett ist nicht der Typ, der jemanden einfach so versetzt. Das würde er niemals. Ach, Vera, ich könnte dir stundenlang von ihm vorschwärmen. Er ist unglaublich. Ich bin ja so dankbar ihn zu haben. Ich brauche ihn so sehr, dass ich ein Leben ohne ihn niemals überleben würde. Dazu habe ich keine Kraft. Es sei denn, ich finde jemanden, der genauso ist, wie er. Jemand, der exakt denselben Charakter, dasselbe Aussehen hat wie er. Aber dann wäre es Emmett und niemand anderes. Ich weiß, das klingt albern, aber ich muss dir das einfach sagen.
Als er meine Schritte hörte, drehte er seinen Kopf zu mir und grinste mich an. "Da bist du ja, Engel. Ich dachte schon, du wärst ohne mich gegangen." Ich wäre ihm am liebsten sofort um den Hals gefallen und hätte ihm gesagt, was ich den ganzen Tag durchgemacht hatte. Wie nervös ich war. Nur hätte ich das gemacht, hätte ich ihm sagen müssen, was ich geplant hatte und das konnte ich nicht tun. Ich grinste stattdessen zurück und schüttelte den Kopf. "Nein, das könnte ich nicht. Schließlich habe ich dir versprochen, dass wir gemeinsam gehen."
Lächelnd stand er auf und streckte einen Arm nach mir aus. "Dann komm, mein Engel. Sonst sind alle schmackhaften Tiere schon zu Bett gegangen." Er lachte und ich ging grinsend auf ihn zu und gab ihm meine Hand. Sanft drückte er sie und wandte sich grinsend den anderen zu. "Wenn ihr uns entschuldigt. Wir haben noch etwas vor."
Jasper lachte und Edward verzog das Gesicht, als er Emmett ansah. "Tu mir den Gefallen und lass es mich nicht dauernd wissen, was ihr geplant habt.", sagte er brummig und seine Miene war auf seine Art finster. Ich wusste, dass er Emmetts und meine Gedanken gelesen hatte, wobei ich sagen muss, dass meine Gedanken jugendfrei waren. So lief es immer ab, wenn Emmett und ich uns verabschiedeten. Edward konnte sich meistens in unseren Köpfen ausmalen, was wir geplant hatten. Dass ihm das nicht unbedingt gefiel ist wohl mehr als logisch. Vor allem bei seiner Situation, zu der Einsamkeit und Sehnsucht hinzukamen. Jasper schüttelte lachend den Kopf und sagte zu Edward "Ach, lass die zwei. Sie sind keine drei Jahre mehr und du musst ja nicht unbedingt hinhören."
Er stand auf und deutete Edward mit ihm zu kommen, um sich abzulenken. Jasper, der immer noch lachte, wünschte uns einen schönen Abend und Edward verließ mit gequältem Gesichtsausdruck das Zimmer.
Als Emmett und ich alleine im Wohnzimmer standen, wandte sich Emmett zu mir. "Also ... hast du eine Idee wo wir die besten Grizzlys finden?", fragte er mich vorfreudig und lachte mich an. Überglücklich, dass er endlich hier war, nickte ich.
"Oh ja, allerdings. Folgst du mir, Liebster?", fragte ich ihn lächelnd und sah ihn fragend an.
"Wo immer du hingehst, Liebste.", antwortete er und zog mich zu sich, um mir einen unbeschreiblich zarten Kuss auf den Mund zu hauchen. Meine Sinne schwanden und ich konnte mich nur mit Mühe daran zurückerinnern, weshalb ich überhaupt im Wohnzimmer stand und was ich vorhatte, als Emmett sich wieder von mir löste.
Gemeinsam und Hand in Hand führte ich Emmett also durch den angrenzenden Wald. Seine Fragen, wohin wir überhaupt gehen würden und was ich nach dem Jagen tun wollte, ignorierte ich größtenteils, da ich die Überraschung gelingen lassen wollte. Als wir etwa drei Meilen von Forks entfernt waren tauchten vor uns zwei große Braunbären auf. Emmett, der sie schon von weitem gerochen hatte und unheimlichen Hunger hatte, grinste mich vielsagend an und fragte "Sollen wir anfangen?"
Grinsend nickte ich und er ging in Position. Ehe er sich auf den größten der beiden Bären stürzte, grinste er mir noch zu und sagte dann "Nun denn, das Buffet ist eröffnet." Und ohne mit der Wimper zu zucken stürzte er sich auf den Grizzlybären. Der Bär hatte keine Chance. Während der zweite Bär, den Emmett verschonte, versuchte zu entkommen, bemühte sich sein Gefährte sein Leben in Sicherheit zu bringen. Obwohl er verbissen kämpfte und all seine Kraft aufbrachte, die er zu bieten hatte, wurde er von Emmett überwältigt und er biss ihm die Halsschlagader durch. Leblos fiel der Bär zu Boden und Emmett richtete sich, doch etwas außer Atem, auf. "Es ist angerichtet, Rosalie.", rief er mich zu sich und lächelte mich stolz an. "Guten Appetit."
Ich ging auf ihn zu, küsste ihn und begann dann meinen Durst zu stillen. Es tat unheimlich gut von dem Blut zu trinken. Während der ganzen Aufregung hatte ich gar nicht gemerkt, wie durstig ich schon war. Meine Kehle war ausgetrocknet und mein Rachen kratzte. Ich nahm große Schlücke von dem Bärenblut, ehe ich Emmett probieren ließ. Auch er trank, als hätte er seit Wochen nichts mehr gehabt.
Du musst wissen, Vera, wir Vampire kommen eigentlich mit sehr wenig aus. Unsere Blutreserven halten sich über Wochen. Doch wenn wir schon zu lange nichts mehr zu trinken hatten, begannen wir uns unterbewusst danach zu sehnen und haben zum Teil keine Kontrolle mehr über uns. Es ist erschreckend und, wie ich finde, abschreckend.
Emmett und ich genossen unser Essen, als wären wir kurz vorm Verhungern gewesen und entspannten dann für kurze Zeit im Gras. Ich brauchte diese paar Minuten, die ich nach dem Essen im Gras verbrachte. Es war eine Art ... Verdauungsritual. Die Menschen kennen es als Spaziergang und ich, ich lege mich zur Entspannung ins Gras.
Wir verweilten eine kurze Zeit im Gras und machten uns dann wieder auf den Weg. Es dämmerte bereits, als Emmett und ich einige hundert Meilen gegangen waren. Wir hatten uns über alles mögliche unterhalten und genossen die Zweisamkeit. Gelegentlich blieben wir stehen, setzten uns Arm in Arm auf den Boden und genossen die Ruhe, die im Wald herrschte. Hunger hatten wir keinen mehr, weshalb wir die Tiere, denen wir begegneten, verschonten und sie vorbeiziehen ließen.
Emmett ahnte von der Überraschung noch nichts, als wir an einen Ort kamen, der mir persönlich sehr bekannt war – Emmett auch, aber er wusste nicht, was wir hier taten. Schon die ganze Zeit über hatte ich Emmett geführt. Mehr oder weniger, denn Emmett führte mich gelegentlich auch durch das Dickicht des Waldes, dem wir gefolgt waren. Aber ich hatte ein bestimmtes Ziel anvisiert und ließ mich vom Kurs nie direkt abbringen. Da Emmett noch nicht wusste, was wir hier taten, kam ihm das sehr merkwürdig vor, dass wir hier waren, da dieser Ort für uns beide etwas sehr ... ja, fast ... etwas Magisches hat. Mit gerunzelter Stirn sah er mich an, als wir angekommen waren. Mich wunderte diese Geste etwas, da ich kein Wort darüber verloren hatte, dass ich etwas geplant hatte oder dass irgendetwas passieren würde. Umso mehr überraschte mich sein überraschter Gesichtsausdruck.
"Rose, Liebes, was machen wir hier?", fragte er mich und sah mich verwundert an. Sein Gesicht war schon fast nicht mehr zu erkennen, da es stark dämmerte. Der Mond war schon aufgegangen und auch die Sterne leuchteten in der aufkommenden Dunkelheit wie Glühwürmchen am Himmel. Um uns herum hörte man die letzten Vögel zwitschern, bis sie den Kopf zwischen die Federn steckten und keinen Laut mehr von sich gaben, bis am nächsten Morgen der erste Sonnenstrahl das Land weckte. Gelegentlich konnte man eine Eule heulen hören oder einen Wolf jaulen. Aber ansonsten war es ruhig und friedlich. Eine schöne Nacht, die mir sehr viel bedeutet hat, Vera.
Oh, Vera, du ahnst ja nicht, wie nervös ich war, als Emmett stehen blieb und mich ansah, um auf meine Antwort wartete. In meinem Kopf drehten sich die Gedanken, wie in einem Karussell. Ich versuchte ruhig zu bleiben, aber meine Gedanken, die sich hauptsächlich damit beschäftigten, wie ich Emmett am besten für einige Minuten von der Lichtung bekam, um alles vorbereiten zu können, waren so flink, dass es mir schwer fiel einen ruhigen Gedanken zu finden. Irgendwann gab ich es auf und blickte Emmett ins Gesicht. Ich dachte bei mir, dass ich ihn nicht ewig auf eine Antwort warten lassen kann und beschloss zu improvisieren. Ich wünschte mir in dem Moment nichts sehnlicher, als dass ein Wunder Emmett für kurze Zeit von der Lichtung verschwinden ließ. Ich wollte doch alles perfekt haben, wenn ich ihm meine Überraschung überreichte.
"Emmett, würdest du –", fing ich an, als neben uns ein lautes Knacken zu hören war und ich meinen Kopf dorthin schnellen ließ. Emmett, der mich angesehen hat und auf meine Antwort wartete, tat es mir gleich. Auch wenn ich sein Gesicht nicht direkt sehen konnte, wusste ich, dass seine Stirn gerunzelt war und er den Busch misstrauisch beäugte.
"Rosalie, hast du was dagegen, wenn ich mir diese Delikatesse besorge?", fragte er mich und grinste mich an. "Ich bringe dir auch etwas mit. Versprochen."
Ich sah ihn nur entgeistert an und nickte. Ich wollte Emmett eigentlich gerade darum bitten einen Nachtisch zu besorgen. Ich hatte zwar keinen Hunger mehr, aber ich musste meine Überraschung noch vorbereiten und das brauchte in etwa die Zeit, die Emmett für das Jagen eines Desserts brauchte. Ich muss ziemlich perplex geschaut haben, denn Emmett legte mir seine Hand an meine Wange und strich mir darüber und sagte "Hey, ich beeil mich ja. Keine Sorge, du hast mich gleich wieder."
Etwas verstört und doch froh, dass ich keine Ausrede erfinden musste, um Emmett für kurze Zeit loszuwerden, nickte ich und Emmett drückte mir einen kurzen, intensiven Kuss auf die Lippen, ehe er im Dickicht der umstehenden Bäume verschwand.
Vera, ich habe dir doch erzählt, wie es war, als ich den ersten Antrag von Emmett bekommen hatte, als ich mir den Antrag von einer Sternschnuppe gewünscht hatte und er Sekunden später in Erfüllung ging. In etwa genauso ging es mir an diesem Abend. Ich war völlig verstört und glaubte nicht so recht, dass es schon wieder so einfach ging.
Vera, die Zeit in meinem Zimmer war quälend langsam. Ich hatte das Gefühl, dass ich bereits Jahre gewartet hatte, bis es endlich sieben Uhr abends war. Draußen wurde es bereits finster und ich wurde immer nervöser. Alice hatte mich zwar etwas beruhigt und ich konnte mich wieder besser auf das Hier und Jetzt konzentrieren, aber sobald ich auf die Uhr blickte, und das tat ich beinahe alle fünf Minuten, spürte ich, wie ich zu zittern anfing und meine Beine nicht mehr still stehen wollten. Den gesamten Nachmittag verbrachte ich damit meine Haare zu kämmen, meine Fingernägel zu pflegen, mein Gesicht im Spiegel zu begutachten und auf dem Schreibtisch im Schlafzimmer herum zu kratzen. Meine Fingernägel waren so scharf, dass ich in die Tischplatte die Buchstaben "E + R" schnitzte. Jetzt im Nachhinein würde ich mir wie ein kleines Mädchen vor ihrem ersten Date vorkommen, aber damals war ich so nervös, verliebt und glücklich, dass ich nicht merkte, dass es eigentlich ziemlich peinlich und albern ist. Dieser Tisch existiert heute noch und ist mein Heiligtum, gerade dann, wenn ich an diesen Tag zurückdenke. Und das mache ich so gut wie jede freie Minute, in der ich an meine Vergangenheit denke.
Als ich bereits das fünftausendste Mal auf die Uhr gesehen hatte, ob es denn endlich sieben Uhr abends war, klopfte es an die Tür. Aufgeregt und zittrig bat ich den Anklopfenden herein und hoffte, dass es nicht Emmett sein mochte. Ich hatte Edward und Jasper gebeten Emmett den Tag über von hier fernzuhalten, damit ich mich um alles kümmern konnte. Ich hatte zuvor damit gerechnet, dass ich den ganzen Tag brauchen würde, um mir alles zurecht zu legen, doch ich war bereits zu Mittag fertig, weshalb meine Nervosität Zeit genug hatte sich auszubreiten. Ich wollte nicht, dass Emmett mich als Nervenbündel vorfindet, da ich ihm nicht sagen konnte, warum ich denn so zitterte, sollte er wirklich fragen. Ich brauchte dazu meine Zeit und die wollte ich nutzen, bevor ich zu Emmett kam. Umso erleichterter war ich, als Esme den Kopf zur Tür hereinsteckte und sagte, dass Emmett bereits auf mich warten würde. Erleichtert, dass Emmett unten war und auf mich wartete, nickte ich Esme zu, stand auf und blickte zum zweihundersten Mal in den Spiegel, ob meine Frisur perfekt saß, mein Outfit passte und meine Figur auch wirklich so war, wie ich sie in Erinnerung hatte. Ja, Vera, ich war und bin sehr eingebildet und durch solche Aktionen zeigt sich diese Arroganz sehr deutlich.
Dann holte ich tief Luft, als würde mir etwas die Kehle zuschnüren und ging den Ablauf im Schnellverfahren durch. Mein Herz, das eigentlich nicht mehr schlägt, sprang mir fast aus der Brust, als ich dann die Treppe nach unten ging. Ich war so nervös, Vera. Ich weiß heute ja gar nicht mehr wieso eigentlich. Aber es war so ... aufregend, diese Überraschung zu planen und zu gestalten, dass ich hoffte, dass auch alles so funktionierte, wie ich es geplant hatte. Wenn Alice recht hatte, dann würde alles nach Plan verlaufen, aber wenn sie sich geirrt und sich das Universum gegen mich gestellt hatte – ja, auch das hatte ich damals fest geglaubt, da mein Leben ja auch so abrupt zu Ende war, als hätte sich das Universum gegen mich gestellt – würde ich womöglich wirklich als Wrack enden, wie ich es gesagt hatte.
Emmett saß, mit dem Rücken zu mir, mit Jasper und Edward auf der Couch und unterhielt sich über irgendetwas von dem ich keine Ahnung hatte. Ich weiß noch genau, dass ich Angst hatte, dass er mich vergessen hatte oder mich gar nicht wahrnahm, da er so vertief in seine Unterhaltung war. Das war natürlich alles Blödsinn. Ich meine, Emmett ist nicht der Typ, der jemanden einfach so versetzt. Das würde er niemals. Ach, Vera, ich könnte dir stundenlang von ihm vorschwärmen. Er ist unglaublich. Ich bin ja so dankbar ihn zu haben. Ich brauche ihn so sehr, dass ich ein Leben ohne ihn niemals überleben würde. Dazu habe ich keine Kraft. Es sei denn, ich finde jemanden, der genauso ist, wie er. Jemand, der exakt denselben Charakter, dasselbe Aussehen hat wie er. Aber dann wäre es Emmett und niemand anderes. Ich weiß, das klingt albern, aber ich muss dir das einfach sagen.
Als er meine Schritte hörte, drehte er seinen Kopf zu mir und grinste mich an. "Da bist du ja, Engel. Ich dachte schon, du wärst ohne mich gegangen." Ich wäre ihm am liebsten sofort um den Hals gefallen und hätte ihm gesagt, was ich den ganzen Tag durchgemacht hatte. Wie nervös ich war. Nur hätte ich das gemacht, hätte ich ihm sagen müssen, was ich geplant hatte und das konnte ich nicht tun. Ich grinste stattdessen zurück und schüttelte den Kopf. "Nein, das könnte ich nicht. Schließlich habe ich dir versprochen, dass wir gemeinsam gehen."
Lächelnd stand er auf und streckte einen Arm nach mir aus. "Dann komm, mein Engel. Sonst sind alle schmackhaften Tiere schon zu Bett gegangen." Er lachte und ich ging grinsend auf ihn zu und gab ihm meine Hand. Sanft drückte er sie und wandte sich grinsend den anderen zu. "Wenn ihr uns entschuldigt. Wir haben noch etwas vor."
Jasper lachte und Edward verzog das Gesicht, als er Emmett ansah. "Tu mir den Gefallen und lass es mich nicht dauernd wissen, was ihr geplant habt.", sagte er brummig und seine Miene war auf seine Art finster. Ich wusste, dass er Emmetts und meine Gedanken gelesen hatte, wobei ich sagen muss, dass meine Gedanken jugendfrei waren. So lief es immer ab, wenn Emmett und ich uns verabschiedeten. Edward konnte sich meistens in unseren Köpfen ausmalen, was wir geplant hatten. Dass ihm das nicht unbedingt gefiel ist wohl mehr als logisch. Vor allem bei seiner Situation, zu der Einsamkeit und Sehnsucht hinzukamen. Jasper schüttelte lachend den Kopf und sagte zu Edward "Ach, lass die zwei. Sie sind keine drei Jahre mehr und du musst ja nicht unbedingt hinhören."
Er stand auf und deutete Edward mit ihm zu kommen, um sich abzulenken. Jasper, der immer noch lachte, wünschte uns einen schönen Abend und Edward verließ mit gequältem Gesichtsausdruck das Zimmer.
Als Emmett und ich alleine im Wohnzimmer standen, wandte sich Emmett zu mir. "Also ... hast du eine Idee wo wir die besten Grizzlys finden?", fragte er mich vorfreudig und lachte mich an. Überglücklich, dass er endlich hier war, nickte ich.
"Oh ja, allerdings. Folgst du mir, Liebster?", fragte ich ihn lächelnd und sah ihn fragend an.
"Wo immer du hingehst, Liebste.", antwortete er und zog mich zu sich, um mir einen unbeschreiblich zarten Kuss auf den Mund zu hauchen. Meine Sinne schwanden und ich konnte mich nur mit Mühe daran zurückerinnern, weshalb ich überhaupt im Wohnzimmer stand und was ich vorhatte, als Emmett sich wieder von mir löste.
Gemeinsam und Hand in Hand führte ich Emmett also durch den angrenzenden Wald. Seine Fragen, wohin wir überhaupt gehen würden und was ich nach dem Jagen tun wollte, ignorierte ich größtenteils, da ich die Überraschung gelingen lassen wollte. Als wir etwa drei Meilen von Forks entfernt waren tauchten vor uns zwei große Braunbären auf. Emmett, der sie schon von weitem gerochen hatte und unheimlichen Hunger hatte, grinste mich vielsagend an und fragte "Sollen wir anfangen?"
Grinsend nickte ich und er ging in Position. Ehe er sich auf den größten der beiden Bären stürzte, grinste er mir noch zu und sagte dann "Nun denn, das Buffet ist eröffnet." Und ohne mit der Wimper zu zucken stürzte er sich auf den Grizzlybären. Der Bär hatte keine Chance. Während der zweite Bär, den Emmett verschonte, versuchte zu entkommen, bemühte sich sein Gefährte sein Leben in Sicherheit zu bringen. Obwohl er verbissen kämpfte und all seine Kraft aufbrachte, die er zu bieten hatte, wurde er von Emmett überwältigt und er biss ihm die Halsschlagader durch. Leblos fiel der Bär zu Boden und Emmett richtete sich, doch etwas außer Atem, auf. "Es ist angerichtet, Rosalie.", rief er mich zu sich und lächelte mich stolz an. "Guten Appetit."
Ich ging auf ihn zu, küsste ihn und begann dann meinen Durst zu stillen. Es tat unheimlich gut von dem Blut zu trinken. Während der ganzen Aufregung hatte ich gar nicht gemerkt, wie durstig ich schon war. Meine Kehle war ausgetrocknet und mein Rachen kratzte. Ich nahm große Schlücke von dem Bärenblut, ehe ich Emmett probieren ließ. Auch er trank, als hätte er seit Wochen nichts mehr gehabt.
Du musst wissen, Vera, wir Vampire kommen eigentlich mit sehr wenig aus. Unsere Blutreserven halten sich über Wochen. Doch wenn wir schon zu lange nichts mehr zu trinken hatten, begannen wir uns unterbewusst danach zu sehnen und haben zum Teil keine Kontrolle mehr über uns. Es ist erschreckend und, wie ich finde, abschreckend.
Emmett und ich genossen unser Essen, als wären wir kurz vorm Verhungern gewesen und entspannten dann für kurze Zeit im Gras. Ich brauchte diese paar Minuten, die ich nach dem Essen im Gras verbrachte. Es war eine Art ... Verdauungsritual. Die Menschen kennen es als Spaziergang und ich, ich lege mich zur Entspannung ins Gras.
Wir verweilten eine kurze Zeit im Gras und machten uns dann wieder auf den Weg. Es dämmerte bereits, als Emmett und ich einige hundert Meilen gegangen waren. Wir hatten uns über alles mögliche unterhalten und genossen die Zweisamkeit. Gelegentlich blieben wir stehen, setzten uns Arm in Arm auf den Boden und genossen die Ruhe, die im Wald herrschte. Hunger hatten wir keinen mehr, weshalb wir die Tiere, denen wir begegneten, verschonten und sie vorbeiziehen ließen.
Emmett ahnte von der Überraschung noch nichts, als wir an einen Ort kamen, der mir persönlich sehr bekannt war – Emmett auch, aber er wusste nicht, was wir hier taten. Schon die ganze Zeit über hatte ich Emmett geführt. Mehr oder weniger, denn Emmett führte mich gelegentlich auch durch das Dickicht des Waldes, dem wir gefolgt waren. Aber ich hatte ein bestimmtes Ziel anvisiert und ließ mich vom Kurs nie direkt abbringen. Da Emmett noch nicht wusste, was wir hier taten, kam ihm das sehr merkwürdig vor, dass wir hier waren, da dieser Ort für uns beide etwas sehr ... ja, fast ... etwas Magisches hat. Mit gerunzelter Stirn sah er mich an, als wir angekommen waren. Mich wunderte diese Geste etwas, da ich kein Wort darüber verloren hatte, dass ich etwas geplant hatte oder dass irgendetwas passieren würde. Umso mehr überraschte mich sein überraschter Gesichtsausdruck.
"Rose, Liebes, was machen wir hier?", fragte er mich und sah mich verwundert an. Sein Gesicht war schon fast nicht mehr zu erkennen, da es stark dämmerte. Der Mond war schon aufgegangen und auch die Sterne leuchteten in der aufkommenden Dunkelheit wie Glühwürmchen am Himmel. Um uns herum hörte man die letzten Vögel zwitschern, bis sie den Kopf zwischen die Federn steckten und keinen Laut mehr von sich gaben, bis am nächsten Morgen der erste Sonnenstrahl das Land weckte. Gelegentlich konnte man eine Eule heulen hören oder einen Wolf jaulen. Aber ansonsten war es ruhig und friedlich. Eine schöne Nacht, die mir sehr viel bedeutet hat, Vera.
Oh, Vera, du ahnst ja nicht, wie nervös ich war, als Emmett stehen blieb und mich ansah, um auf meine Antwort wartete. In meinem Kopf drehten sich die Gedanken, wie in einem Karussell. Ich versuchte ruhig zu bleiben, aber meine Gedanken, die sich hauptsächlich damit beschäftigten, wie ich Emmett am besten für einige Minuten von der Lichtung bekam, um alles vorbereiten zu können, waren so flink, dass es mir schwer fiel einen ruhigen Gedanken zu finden. Irgendwann gab ich es auf und blickte Emmett ins Gesicht. Ich dachte bei mir, dass ich ihn nicht ewig auf eine Antwort warten lassen kann und beschloss zu improvisieren. Ich wünschte mir in dem Moment nichts sehnlicher, als dass ein Wunder Emmett für kurze Zeit von der Lichtung verschwinden ließ. Ich wollte doch alles perfekt haben, wenn ich ihm meine Überraschung überreichte.
"Emmett, würdest du –", fing ich an, als neben uns ein lautes Knacken zu hören war und ich meinen Kopf dorthin schnellen ließ. Emmett, der mich angesehen hat und auf meine Antwort wartete, tat es mir gleich. Auch wenn ich sein Gesicht nicht direkt sehen konnte, wusste ich, dass seine Stirn gerunzelt war und er den Busch misstrauisch beäugte.
"Rosalie, hast du was dagegen, wenn ich mir diese Delikatesse besorge?", fragte er mich und grinste mich an. "Ich bringe dir auch etwas mit. Versprochen."
Ich sah ihn nur entgeistert an und nickte. Ich wollte Emmett eigentlich gerade darum bitten einen Nachtisch zu besorgen. Ich hatte zwar keinen Hunger mehr, aber ich musste meine Überraschung noch vorbereiten und das brauchte in etwa die Zeit, die Emmett für das Jagen eines Desserts brauchte. Ich muss ziemlich perplex geschaut haben, denn Emmett legte mir seine Hand an meine Wange und strich mir darüber und sagte "Hey, ich beeil mich ja. Keine Sorge, du hast mich gleich wieder."
Etwas verstört und doch froh, dass ich keine Ausrede erfinden musste, um Emmett für kurze Zeit loszuwerden, nickte ich und Emmett drückte mir einen kurzen, intensiven Kuss auf die Lippen, ehe er im Dickicht der umstehenden Bäume verschwand.
Vera, ich habe dir doch erzählt, wie es war, als ich den ersten Antrag von Emmett bekommen hatte, als ich mir den Antrag von einer Sternschnuppe gewünscht hatte und er Sekunden später in Erfüllung ging. In etwa genauso ging es mir an diesem Abend. Ich war völlig verstört und glaubte nicht so recht, dass es schon wieder so einfach ging.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Folgst du mir, Liebster? (Teil 2)
Um meine verwirrten und verwunderten Gedanken abzuschütteln und mich beeilen zu können, schüttelte ich schnell den Kopf und machte mich an die Arbeit. So schnell es ging stellte ich im Gras neunundzwanzig Kerzen auf, die unsere Hochzeitsjahre symbolisieren sollten. Emmett und ich waren bereits neunundzwanzig Jahre verheiratet. Irgendwie total absurd und seltsam, wenn ich das so sage. Eigentlich müsste ich eine alte Frau sein, die überall Falten und Runzeln und graue Haare hat. Aber das bin ich nicht. Ich bin so schön, wie eh und je. Habe weder Falten noch graue Haare. Und ich gehe auch nicht gebückt. Ich bin so beweglich, wie nie zuvor. Aber ich war da bereits fünfzig Jahre auf der Welt und mit Emmett bereits neunundzwanzig Jahre verheiratet. Oh, Vera, es ist so albern dir das so zu erzählen und zu verlangen, dass du das alles glaubst. Ich würde mir noch nicht einmal selbst glauben, wenn mir das jemand erzählen würde an meiner Stelle.
Die Kerzen, die ich aufstellte, formte ich zu einem Herz und zündete sie an. In die Mitte der Kerzen legte ich meine drei Ticketvorschläge und wartete, bis Emmett zurückkam. Gelegentlich hörte ich Geräusche, die zweifellos zu Emmett und seinem Opfer gehörten. Was genau er zum Nachtisch gewittert hatte, wusste ich nicht, aber ich freute mich unheimlich darauf. Meine Nervosität, die mir zuvor die klaren Gedanken versperrt hatte, war zurückgegangen, als sich die Sache mit dem kurzen Verschwinden von Emmett von selbst geklärt hatte. Ich war so froh, dass es sich erübrigt hatte, dass ich meine Anspannung total vergessen hatte. Alles, worauf ich jetzt noch hoffte war, dass Emmett zurückkommen würde und ich ihm endlich sagen konnte, was ich die ganze Zeit über geplant hatte und was ich versuchte gutzumachen. In gewisser Weise war es auch eine Art Hochzeitsgeschenk, für die fast drei Jahrzehnte, die wir miteinander verbracht haben als Ehepaar. Gesagt hatte ich ihm das allerdings nicht, da ich mir für dieses Jubiläum im nächsten Jahr etwas noch viel Besseres ausdenken wollte.
Ich hatte mich bereits ins Gras gesetzt, das von den Kerzen hell erleuchtet wurde, als Emmett mit dem Dessert aus dem Dickicht kam. Zu meiner Verwunderung war es kein Bär, aber eine große Hirschkuh, die sich zuvor im Gebüsch verstecken wollte, als Emmett und ich sie gehört hatten. Du kannst jetzt denken was du willst, Vera, aber eine Hirschkuh ist das perfekte Dessert, wenn das Hauptgericht zuvor ein Bär gewesen ist.
Je näher mir Emmett kam, desto verwunderter wurde sein Gesichtsausdruck. Als er direkt vor mir stand und die Hirschkuh nach hinten ins Gras fallen ließ, sah er mich skeptisch an und zeigte wortlos auf das Kerzenherz im Gras.
"Rose, was –", fing er an, kam aber nicht weiter, denn ich zog an seiner Hand und wollte, dass er sich zu mir setzte. Ich unterbrach ihn mit den Worten "Shht, Emmett, setz dich zu mir." Und Emmett setzte sich zu mir auf die Wiese.
Ich grinste ihn an und biss mir auf die Unterlippe.
"Emmett ... weißt du, warum wir hier sind?", fragte ich ihn scheinheilig und sah ihn gespannt an. Endlich konnte ich ihm sagen, was ich die ganze Zeit über geplant hatte.
Ebenfalls lächelnd schüttelte Emmett den Kopf und blickte zu dem Kerzenherz, das einen warmen Schein auf sein Gesicht warf. "Nein, nicht wirklich ..."
Ich lächelte und griff nach seiner Hand. "Erinnerst du dich an Weihnachten?", fragte ich ihn und sah ihn erneut gespannt an.
"Weihnachten? Natürlich erinnere ich mich daran. So etwas kann man nicht vergessen.", antwortete er und sah mich immer noch ziemlich verwundert an.
"Und du weißt auch, dass wir unsere Hochzeitsreise noch nicht gemacht haben?", wollte ich weiter von ihm wissen.
Er lachte und nickte vielsagend. "Jaah, auch das weiß ich, Rosalie.", grinste er und drückte meine Hand. "Jetzt sag doch, was wir hier tun."
Ich verdrehte die Augen und machte so weiter, wie ich es geplant hatte. "Nun ja, Emmett, du hast mich mit der Hochzeit im Dezember so überrascht, dass ich nicht die Zeit hatte ein eingemessenes Geschenk für dich und für die anderen zu finden. Ich weiß, dass du gesagt hast, dass dir alles gefällt, was ich dir schenke, aber ich will dir nicht irgendetwas schenken, auch wenn ich weiß, dass es dir gefallen würde.", sagte ich und holte tief Luft, als ich in der Mitte meines Vortrages war. "Und darum habe ich mir überlegt, dieses Mal unsere Flitterwochen zu planen. Du hast mir schon so viel geschenkt. So vieles, das mir so viel bedeutet. Nun will ich dir etwas schenken, in der Hoffnung, dass es dir gefallen wird und es dir viel bedeutet.", ich endete hier und griff in die Mitte des Herzens, um die drei Tickets zu holen.
Emmett, der mir gegenüber saß, blickte die Tickets erstaunt an und fragte "Was ist das?" Er griff danach und ich überreichte ihm mein Geschenk. "Da wir ja schon so gut wie auf jeden Ort dieser Welt waren und nichts wirklich neu für uns ist, dachte ich, ich überlasse dir dieses Mal die Auswahl. Ich habe drei verschiedene Reiseziele besorgt und ... nun ja, sieh sie dir an.", murmelte ich und hoffte, dass Emmett eines davon gefallen könnte.
Ich wartete ein paar Augenblicke auf seine Reaktion, da er sich die Tickets durchsah und überlegte. Irgendwann blickte er zu mir auf und sagte "Oh, Rose, das sind ja unglaubliche Ziele. Du weißt, ich liebe den Grand Canyon. Und eine Safari würde ich auch unheimlich gerne machen, obwohl ich dann nicht garantieren könnte, dass die Tiere am Leben bleiben.", er lachte und steckte mich mit seinem Lachen an. "Hmm ... der Himalaja klingt aber auch verlockend."
Ich grinste ihn an und zuckte mit den Schultern. "Nun ja, ich dachte, dass dir diese Ziele gefallen könnten.", meinte ich und sah ihm beim Aussuchen zu.
"Rosalie, ich bin von allen begeistert. Besonders vom Grand Canyon und Himalaja. Die Wüste hat mir dann doch zu viel Sonne.", versicherte er mir und strahlte mich an. Ich atmete unhörbar aus und war sichtlich erleichtert, denn mir schien ein Stein vom Herzen zu fallen. Ich war so froh, dass er das gesagt hatte. Heute würde ich mir albern vorkommen, wenn ich mich wegen so etwas nervös machen würde, aber ... so war ich nun mal.
Ich ließ ihm noch ein wenig Zeit ein Ziel zu wählen und beobachtete ihn neugierig. Mir war schleierhaft, was er in dem Moment dachte. Ob er tatsächlich überlegte, was für ein Ziel er wählen sollte oder ob er denn schon eines hatte und etwas anderes überlegte. Ich wusste es nicht. Erst, als er mich wieder ansah, wurde ich von meinem Unwissen erlöst. "Hmm ... ich denke, ich habe mich entschieden.", sagte er und grinste.
"Wofür denn?", fragte ich ihn und er hob das Prospekt mit der Beschreibung des Grand Canyon in Augenhöhe, damit ich es sehen konnte. Ich grinste ihn an und strahlte. "Ich hätte wetten können, dass du dich dafür entscheidest, obwohl ich mir beim Himalaja nicht ganz sicher war, was du davon hältst."
"Ich war nah dran den Himalaja zu wählen, aber wenn es dich so glücklich macht, dann denke ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.", grinste er und ich grinste zurück.
"Ja, das hast du.", nickte ich und strahlte ihn an. Ich war mir fast sicher, dass er den Grand Canyon wählen würde. Da wir den Himalaja mit der ganzen Familie durchwandern wollten und Carlisle das schon eingeplant hatte für die Zukunft. Es wäre also nicht fair gewesen, wenn wir schon hingefahren wären. Aber hätte Emmett dieses Ziel gewählt, wäre ich auch mitgegangen.
"Danke, Rosalie. Die Flitterwochen werden mit Sicherheit unglaublich.", sagte er und zog mich zu sich. "Meinst du, wir können uns über die Hirschkuh hermachen? Ich hab nämlich Hunger."
Ich wollte schon nicken, als mir einfiel, dass ich Emmett noch etwas sagen wollte. Ich hielt ihn kurz zurück und schüttelte den Kopf. "Warte noch einen Augenblick, ja!?", sagte ich und setzte mich wieder ihm gegenüber. Er wartete und sah mich irritiert an. "Emmett, ich wollte dir hiermit nicht nur die Flitterwochen schenken ... ich ... Emmett, ich bin dir unendlich dankbar, dafür, dass ... dass du da bist. Dass du seit fast dreißig Jahren ... an meiner Seite lebst. Wir haben sehr viel durchgemacht in der Zeit. Wir waren im Regenwald ... haben dreimal geheiratet ... waren in Alaska ... haben auch ... Familienzuwachs bekommen, wenn auch nicht so ... wie ... wie ich es mir wünschen würde –", stotterte ich, bis Emmett mich unterbrach.
"Rose, das –", sagte er und nun unterbrach ich ihn.
"Warte einen Moment, Emmett! Ich will dir das jetzt sagen.", sagte ich und presste meine Lippen kurz aufeinander. "Du warst ... bist ... immer für mich da, wenn ... wenn ich ... dich brauche. Du warst da, als Presley mich ... du weißt wovon ich spreche. Du warst da, als ... als ich das Gefühl hatte, dass ... sich die ganze Welt gegen mich verschworen hatte, weil ich keine Kinder haben kann. Ich liebe dich, Emmett. Über alles und ... ein Leben ohne dich, das ... das wäre ... die Hölle. Ich brauche dich, Emmett. Wie das Blut, das für uns so wichtig ist. Ohne Blut könnte ich nicht existieren. Und ohne dich ... genauso wenig ... das ... das wollte ich dir ... nur sagen.", stotterte und schluchzte ich ihm zu. Ich wusste eigentlich nicht, wieso ich so schluchzte und so um Fassung rang, da ich mir diese Worte Tage zuvor schon zusammengereimt hatte. Aber die Emotionen, die in den einzelnen Themen waren, taten mir so weh und kamen alle zusammen, dass ich die Kontrolle darüber verlor.
"Ach, Engel", murmelte Emmett und nahm mich in den Arm. Er drückte mich an seine Brust und küsste mich auf den Hinterkopf. "Engel, du weißt, dass ich dich über alles liebe und immer lieben werde. All das mache ich doch deshalb, weil ich dich so sehr liebe. Ich weiß, wie furchtbar man dir wehgetan hat. Und glaub mir, Rose, ich werde immer da sein, wenn du mich brauchst. Das habe ich dir bereits dreimal geschworen und ich werde es niemals zurücknehmen.", schwor er mir und drückte mich. Ich drückte mich an ihn und schlang meine Arme um ihn, um ihn ganz nah bei mir spüren zu können. Ich wollte ihm nahe sein, wissen, dass das alles kein Traum war, dass er mir das wirklich gesagt hatte. Wir saßen lange eng umschlungen und ruhig da. Ab und an strich mir Emmett über den Kopf und küsste mich auf den Hinterkopf. Ich drückte mich eng an ihn und klammerte mich an ihm fest. Es war eine unglaubliche Stimmung, Vera. Ich musste nichts sagen und ich hatte dennoch das Gefühl, dass Emmett mich verstand, dass er wusste, was ich brauchte. Ich verdanke ihm so viel.
"Du bist perfekt, Emmett!", murmelte ich in seinen Pullover und krallte meine Fingernägel noch fester in den Stoff von Emmetts Oberteil.
Emmett seufzte. "Nein, bin ich nicht.", sagte er und seufzte erneut. "Denn wenn ich das wäre, dann wäre ich früher bei dir gewesen."
Ich horchte auf, hob meinen Kopf ein Stückchen, rührte meinen Körper aber nicht. Als wäre es unser Stichwort gewesen, drückten wir uns gegenseitig fest aneinander und hofften uns niemals zu verlieren. Oh, Vera, er … er ist so … so unendlich perfekt. Ich liebe Emmett so sehr, auch wenn du es bald nicht mehr hören kannst.
Wie lange wir tatsächlich auf der Lichtung saßen und uns in den Armen lagen weiß ich nicht genau, aber irgendwann sagte Emmett, noch während er mir über den Kopf strich und ich mich an ihn drückte "Rosalie ... ich hab immer noch Hunger."
Ich lachte in seiner Umarmung und löste mich langsam von ihm, strich mir die Haare und die unsichtbaren Tränen aus dem Gesicht und grinste ihn an und nickte. "Verstehe. Denkst du, die Hirschkuh ist noch frisch?", sagte ich und blickte auf die tote Hirschkuh ein paar Meter von mir entfernt.
Emmett blickte ebenfalls in ihre Richtung und überlegte. "Hmm ... das können wir ganz einfach herausfinden.", lachte er und sprang auf. "Na komm, lass uns was essen.", sagte er und streckte mir die Hand entgegen. Wieder nickte ich und griff nach seiner Hand, mit der er mich dann hochzog. "Jetzt bin ich wirklich hungrig.", sagte er und mit einem Satz zog er mich mit sich zu unserem Dessert.
Um meine verwirrten und verwunderten Gedanken abzuschütteln und mich beeilen zu können, schüttelte ich schnell den Kopf und machte mich an die Arbeit. So schnell es ging stellte ich im Gras neunundzwanzig Kerzen auf, die unsere Hochzeitsjahre symbolisieren sollten. Emmett und ich waren bereits neunundzwanzig Jahre verheiratet. Irgendwie total absurd und seltsam, wenn ich das so sage. Eigentlich müsste ich eine alte Frau sein, die überall Falten und Runzeln und graue Haare hat. Aber das bin ich nicht. Ich bin so schön, wie eh und je. Habe weder Falten noch graue Haare. Und ich gehe auch nicht gebückt. Ich bin so beweglich, wie nie zuvor. Aber ich war da bereits fünfzig Jahre auf der Welt und mit Emmett bereits neunundzwanzig Jahre verheiratet. Oh, Vera, es ist so albern dir das so zu erzählen und zu verlangen, dass du das alles glaubst. Ich würde mir noch nicht einmal selbst glauben, wenn mir das jemand erzählen würde an meiner Stelle.
Die Kerzen, die ich aufstellte, formte ich zu einem Herz und zündete sie an. In die Mitte der Kerzen legte ich meine drei Ticketvorschläge und wartete, bis Emmett zurückkam. Gelegentlich hörte ich Geräusche, die zweifellos zu Emmett und seinem Opfer gehörten. Was genau er zum Nachtisch gewittert hatte, wusste ich nicht, aber ich freute mich unheimlich darauf. Meine Nervosität, die mir zuvor die klaren Gedanken versperrt hatte, war zurückgegangen, als sich die Sache mit dem kurzen Verschwinden von Emmett von selbst geklärt hatte. Ich war so froh, dass es sich erübrigt hatte, dass ich meine Anspannung total vergessen hatte. Alles, worauf ich jetzt noch hoffte war, dass Emmett zurückkommen würde und ich ihm endlich sagen konnte, was ich die ganze Zeit über geplant hatte und was ich versuchte gutzumachen. In gewisser Weise war es auch eine Art Hochzeitsgeschenk, für die fast drei Jahrzehnte, die wir miteinander verbracht haben als Ehepaar. Gesagt hatte ich ihm das allerdings nicht, da ich mir für dieses Jubiläum im nächsten Jahr etwas noch viel Besseres ausdenken wollte.
Ich hatte mich bereits ins Gras gesetzt, das von den Kerzen hell erleuchtet wurde, als Emmett mit dem Dessert aus dem Dickicht kam. Zu meiner Verwunderung war es kein Bär, aber eine große Hirschkuh, die sich zuvor im Gebüsch verstecken wollte, als Emmett und ich sie gehört hatten. Du kannst jetzt denken was du willst, Vera, aber eine Hirschkuh ist das perfekte Dessert, wenn das Hauptgericht zuvor ein Bär gewesen ist.
Je näher mir Emmett kam, desto verwunderter wurde sein Gesichtsausdruck. Als er direkt vor mir stand und die Hirschkuh nach hinten ins Gras fallen ließ, sah er mich skeptisch an und zeigte wortlos auf das Kerzenherz im Gras.
"Rose, was –", fing er an, kam aber nicht weiter, denn ich zog an seiner Hand und wollte, dass er sich zu mir setzte. Ich unterbrach ihn mit den Worten "Shht, Emmett, setz dich zu mir." Und Emmett setzte sich zu mir auf die Wiese.
Ich grinste ihn an und biss mir auf die Unterlippe.
"Emmett ... weißt du, warum wir hier sind?", fragte ich ihn scheinheilig und sah ihn gespannt an. Endlich konnte ich ihm sagen, was ich die ganze Zeit über geplant hatte.
Ebenfalls lächelnd schüttelte Emmett den Kopf und blickte zu dem Kerzenherz, das einen warmen Schein auf sein Gesicht warf. "Nein, nicht wirklich ..."
Ich lächelte und griff nach seiner Hand. "Erinnerst du dich an Weihnachten?", fragte ich ihn und sah ihn erneut gespannt an.
"Weihnachten? Natürlich erinnere ich mich daran. So etwas kann man nicht vergessen.", antwortete er und sah mich immer noch ziemlich verwundert an.
"Und du weißt auch, dass wir unsere Hochzeitsreise noch nicht gemacht haben?", wollte ich weiter von ihm wissen.
Er lachte und nickte vielsagend. "Jaah, auch das weiß ich, Rosalie.", grinste er und drückte meine Hand. "Jetzt sag doch, was wir hier tun."
Ich verdrehte die Augen und machte so weiter, wie ich es geplant hatte. "Nun ja, Emmett, du hast mich mit der Hochzeit im Dezember so überrascht, dass ich nicht die Zeit hatte ein eingemessenes Geschenk für dich und für die anderen zu finden. Ich weiß, dass du gesagt hast, dass dir alles gefällt, was ich dir schenke, aber ich will dir nicht irgendetwas schenken, auch wenn ich weiß, dass es dir gefallen würde.", sagte ich und holte tief Luft, als ich in der Mitte meines Vortrages war. "Und darum habe ich mir überlegt, dieses Mal unsere Flitterwochen zu planen. Du hast mir schon so viel geschenkt. So vieles, das mir so viel bedeutet. Nun will ich dir etwas schenken, in der Hoffnung, dass es dir gefallen wird und es dir viel bedeutet.", ich endete hier und griff in die Mitte des Herzens, um die drei Tickets zu holen.
Emmett, der mir gegenüber saß, blickte die Tickets erstaunt an und fragte "Was ist das?" Er griff danach und ich überreichte ihm mein Geschenk. "Da wir ja schon so gut wie auf jeden Ort dieser Welt waren und nichts wirklich neu für uns ist, dachte ich, ich überlasse dir dieses Mal die Auswahl. Ich habe drei verschiedene Reiseziele besorgt und ... nun ja, sieh sie dir an.", murmelte ich und hoffte, dass Emmett eines davon gefallen könnte.
Ich wartete ein paar Augenblicke auf seine Reaktion, da er sich die Tickets durchsah und überlegte. Irgendwann blickte er zu mir auf und sagte "Oh, Rose, das sind ja unglaubliche Ziele. Du weißt, ich liebe den Grand Canyon. Und eine Safari würde ich auch unheimlich gerne machen, obwohl ich dann nicht garantieren könnte, dass die Tiere am Leben bleiben.", er lachte und steckte mich mit seinem Lachen an. "Hmm ... der Himalaja klingt aber auch verlockend."
Ich grinste ihn an und zuckte mit den Schultern. "Nun ja, ich dachte, dass dir diese Ziele gefallen könnten.", meinte ich und sah ihm beim Aussuchen zu.
"Rosalie, ich bin von allen begeistert. Besonders vom Grand Canyon und Himalaja. Die Wüste hat mir dann doch zu viel Sonne.", versicherte er mir und strahlte mich an. Ich atmete unhörbar aus und war sichtlich erleichtert, denn mir schien ein Stein vom Herzen zu fallen. Ich war so froh, dass er das gesagt hatte. Heute würde ich mir albern vorkommen, wenn ich mich wegen so etwas nervös machen würde, aber ... so war ich nun mal.
Ich ließ ihm noch ein wenig Zeit ein Ziel zu wählen und beobachtete ihn neugierig. Mir war schleierhaft, was er in dem Moment dachte. Ob er tatsächlich überlegte, was für ein Ziel er wählen sollte oder ob er denn schon eines hatte und etwas anderes überlegte. Ich wusste es nicht. Erst, als er mich wieder ansah, wurde ich von meinem Unwissen erlöst. "Hmm ... ich denke, ich habe mich entschieden.", sagte er und grinste.
"Wofür denn?", fragte ich ihn und er hob das Prospekt mit der Beschreibung des Grand Canyon in Augenhöhe, damit ich es sehen konnte. Ich grinste ihn an und strahlte. "Ich hätte wetten können, dass du dich dafür entscheidest, obwohl ich mir beim Himalaja nicht ganz sicher war, was du davon hältst."
"Ich war nah dran den Himalaja zu wählen, aber wenn es dich so glücklich macht, dann denke ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.", grinste er und ich grinste zurück.
"Ja, das hast du.", nickte ich und strahlte ihn an. Ich war mir fast sicher, dass er den Grand Canyon wählen würde. Da wir den Himalaja mit der ganzen Familie durchwandern wollten und Carlisle das schon eingeplant hatte für die Zukunft. Es wäre also nicht fair gewesen, wenn wir schon hingefahren wären. Aber hätte Emmett dieses Ziel gewählt, wäre ich auch mitgegangen.
"Danke, Rosalie. Die Flitterwochen werden mit Sicherheit unglaublich.", sagte er und zog mich zu sich. "Meinst du, wir können uns über die Hirschkuh hermachen? Ich hab nämlich Hunger."
Ich wollte schon nicken, als mir einfiel, dass ich Emmett noch etwas sagen wollte. Ich hielt ihn kurz zurück und schüttelte den Kopf. "Warte noch einen Augenblick, ja!?", sagte ich und setzte mich wieder ihm gegenüber. Er wartete und sah mich irritiert an. "Emmett, ich wollte dir hiermit nicht nur die Flitterwochen schenken ... ich ... Emmett, ich bin dir unendlich dankbar, dafür, dass ... dass du da bist. Dass du seit fast dreißig Jahren ... an meiner Seite lebst. Wir haben sehr viel durchgemacht in der Zeit. Wir waren im Regenwald ... haben dreimal geheiratet ... waren in Alaska ... haben auch ... Familienzuwachs bekommen, wenn auch nicht so ... wie ... wie ich es mir wünschen würde –", stotterte ich, bis Emmett mich unterbrach.
"Rose, das –", sagte er und nun unterbrach ich ihn.
"Warte einen Moment, Emmett! Ich will dir das jetzt sagen.", sagte ich und presste meine Lippen kurz aufeinander. "Du warst ... bist ... immer für mich da, wenn ... wenn ich ... dich brauche. Du warst da, als Presley mich ... du weißt wovon ich spreche. Du warst da, als ... als ich das Gefühl hatte, dass ... sich die ganze Welt gegen mich verschworen hatte, weil ich keine Kinder haben kann. Ich liebe dich, Emmett. Über alles und ... ein Leben ohne dich, das ... das wäre ... die Hölle. Ich brauche dich, Emmett. Wie das Blut, das für uns so wichtig ist. Ohne Blut könnte ich nicht existieren. Und ohne dich ... genauso wenig ... das ... das wollte ich dir ... nur sagen.", stotterte und schluchzte ich ihm zu. Ich wusste eigentlich nicht, wieso ich so schluchzte und so um Fassung rang, da ich mir diese Worte Tage zuvor schon zusammengereimt hatte. Aber die Emotionen, die in den einzelnen Themen waren, taten mir so weh und kamen alle zusammen, dass ich die Kontrolle darüber verlor.
"Ach, Engel", murmelte Emmett und nahm mich in den Arm. Er drückte mich an seine Brust und küsste mich auf den Hinterkopf. "Engel, du weißt, dass ich dich über alles liebe und immer lieben werde. All das mache ich doch deshalb, weil ich dich so sehr liebe. Ich weiß, wie furchtbar man dir wehgetan hat. Und glaub mir, Rose, ich werde immer da sein, wenn du mich brauchst. Das habe ich dir bereits dreimal geschworen und ich werde es niemals zurücknehmen.", schwor er mir und drückte mich. Ich drückte mich an ihn und schlang meine Arme um ihn, um ihn ganz nah bei mir spüren zu können. Ich wollte ihm nahe sein, wissen, dass das alles kein Traum war, dass er mir das wirklich gesagt hatte. Wir saßen lange eng umschlungen und ruhig da. Ab und an strich mir Emmett über den Kopf und küsste mich auf den Hinterkopf. Ich drückte mich eng an ihn und klammerte mich an ihm fest. Es war eine unglaubliche Stimmung, Vera. Ich musste nichts sagen und ich hatte dennoch das Gefühl, dass Emmett mich verstand, dass er wusste, was ich brauchte. Ich verdanke ihm so viel.
"Du bist perfekt, Emmett!", murmelte ich in seinen Pullover und krallte meine Fingernägel noch fester in den Stoff von Emmetts Oberteil.
Emmett seufzte. "Nein, bin ich nicht.", sagte er und seufzte erneut. "Denn wenn ich das wäre, dann wäre ich früher bei dir gewesen."
Ich horchte auf, hob meinen Kopf ein Stückchen, rührte meinen Körper aber nicht. Als wäre es unser Stichwort gewesen, drückten wir uns gegenseitig fest aneinander und hofften uns niemals zu verlieren. Oh, Vera, er … er ist so … so unendlich perfekt. Ich liebe Emmett so sehr, auch wenn du es bald nicht mehr hören kannst.
Wie lange wir tatsächlich auf der Lichtung saßen und uns in den Armen lagen weiß ich nicht genau, aber irgendwann sagte Emmett, noch während er mir über den Kopf strich und ich mich an ihn drückte "Rosalie ... ich hab immer noch Hunger."
Ich lachte in seiner Umarmung und löste mich langsam von ihm, strich mir die Haare und die unsichtbaren Tränen aus dem Gesicht und grinste ihn an und nickte. "Verstehe. Denkst du, die Hirschkuh ist noch frisch?", sagte ich und blickte auf die tote Hirschkuh ein paar Meter von mir entfernt.
Emmett blickte ebenfalls in ihre Richtung und überlegte. "Hmm ... das können wir ganz einfach herausfinden.", lachte er und sprang auf. "Na komm, lass uns was essen.", sagte er und streckte mir die Hand entgegen. Wieder nickte ich und griff nach seiner Hand, mit der er mich dann hochzog. "Jetzt bin ich wirklich hungrig.", sagte er und mit einem Satz zog er mich mit sich zu unserem Dessert.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Zimmer mit Aussicht (Teil 1)
Weißt du, die Umsetzung meines Plans in die Tat erfolgte nicht gleich. Noch bevor die meisten ihre Reise überhaupt antreten konnten, passierte ein Unglück. Ich weiß nicht, wie es passiert war, da ich nicht dabei war, aber es stellte mein Leben und das Leben meiner Familie erneut auf den Kopf. Alice erzählte mir zwar vom Tathergang, aber ich wusste nicht, was ausschlaggebend dafür war.
Die Ersten, die ihre Reise antraten, waren Alice und Jasper. Ich sagte dir doch, dass sie nach Europa flogen und dort eine Reise durch den Kontinent machten. Alice hatte mir Tage vor ihrer Abreise vorgeschwärmt, wie toll es werden wird, wenn sie erst in Europa wären und sich alle sehenswürdigen Gegenstände dort ansahen. Und wie sehr sie sich darauf freute, diese Reise mit Jasper zu machen. Eigentlich verstehe ich nicht, wieso Alice sich darauf so gefreut hat, wo sie doch in die Zukunft sehen kann und gewusst haben muss, was passieren würde. Aber wahrscheinlich war das weder von Jasper geplant noch mit Alice's Gabe ersichtlich. Die Reise der beiden wurde jäh unterbrochen, als Jasper ... einen Menschen tötete. Wie gesagt, ich ... habe keine Ahnung, wieso er das gemacht hatte und was genau passiert war, aber ich kann dir berichten, wie Alice es mir erzählt hatte.
Alice und Jasper hatten ihre Reise vier Wochen nach meiner Geschenkübergabe an Emmett angesetzt und waren unheimlich gespannt auf Europa. Du weißt ja sicher, dass man damals noch nicht die Mittel hatte, um Informationen über bestimmte Länder und Kontinente schnell und unkompliziert bekommen konnte. Die Bibliotheken im Ort hatten zwar einige interessante Bücher und Lexika aber das Erleben war oft viel schöner, als irgendetwas sonst. Wir hatten zwar alle schon einige Länder in Europa bereist, aber das waren nur einzelne und Alice war nicht immer dabei. Emmett und ich waren bereits in Irland, Frankreich und England. Alice hatte Wochen vorher schon Informationen gesammelt und sich über die Reise Gedanken gemacht. Ich weiß noch genau, wie sie zu mir gekommen ist und mir vorschwärmte, wie schön es werden würde.
"Rosalie, Rosalie, sieh doch, was ich gefunden habe.", rief sie mir einen Tag vor der Abreise von ihrem Schlafzimmer in das von Emmett und mir. Ich war gerade dabei meine Haare zu kämmen und stand vor dem großen Spiegel, der als Tür am Kleiderschrank befestigt war. "Hast du gewusst, dass es in Europa noch Monarchien gibt? England, Norwegen, Spanien, Schweden ... das ist ja unglaublich.", schwärmte sie und schwebte im nächsten Moment mit einem großen, sehr alt aussehendem Buch in das Zimmer.
"Ach ja? Faszinierend ...", sagte ich kurz angebunden und beschäftigte mich weiter, ohne Alice zu beachten, mit meinen Haaren. Du darfst jetzt nicht glauben, dass ich Alice ignorieren wollte oder mich nicht für ihre Erkenntnisse freute, aber wenn es um meine Haare ging oder mein Aussehen generell, war ich meistens nicht ansprechbar. Aber Alice war das egal. Sie plapperte munter weiter.
"Ja, finde ich auch. Vielleicht besuchen Jasper und ich die Queen oder wir laden sie zu einer kurzen Audienz hier bei uns ein.", lachte Alice und blätterte in ihrem Buch, bis sie eine Seite gefunden hatte, die sie erneut interessierte. Ich lachte mit. Alices Vorschläge waren einfach grotesk und auf ihre Art lustig. "Oh hier, das hört sich interessant an.", sagte sie und fing an mir eine Stelle aus ihrem Buch vorzulesen, während sie sich auf die Couch hinter mir setzte. "Von allen Monarchien in Europa ist England die mit der faszinierendsten Geschichte. Hatte man im 15. Jahrhundert noch Henry VIII. Tudor und seinen sechs aufeinanderfolgenden Ehefrauen zugejubelt, so vertraut man nun dem Adelsgeschlecht Königin Victorias."
"Hört sich ja sehr spannend an. Ich denke, ihr werdet sicher einiges davon sehen.", sagte ich, während ich immer noch meine Haare kämmte.
"Oh ja, davon bin ich überzeugt. Oh, Rose, ich freue mich so auf die Reise. Jasper meinte, einige seiner früheren Kameraden wären heute in Europa. Vielleicht treffen wir auf sie.", erklärte sie mir und ihr Blick schweifte aus dem großen Fenster im Zimmer. "Du glaubst ja nicht, wie sehr ich mich auf die Alpen, das Meer und ... auf alles freue. Zuerst wollen uns Jasper und ich die Schönheit Italiens ansehen und dann wandern wir von Süden nach Norden. Österreich, die Schweiz, Deutschland, Schweden, Finnland und Jasper hat mir versprochen auch in die Ukraine und Weißrussland zu reisen.", plapperte sie und in ihrem Gesicht stand helle Freude geschrieben. Das wusste ich, auch wenn ich nicht hingesehen hatte. Obwohl ich in den Spiegel blickte, konnte ich Alice nicht erkennen, denn mein Spiegelbild verdeckte ihren Körper.
Alice hatte mir Wochen vorher schon erzählt, welche Länder sie als erstes besuchen wollten und wohin sie noch vorhatten zu reisen. Und sie verpasste keinen Tag und keine Sekunde, in der sie es mir erneut erzählen konnte. Ich wusste genau, was als nächstes kam. Sie wollte mir erzählen, dass sie in Italien, auf Carlisles Rat, den Volturi einen Besuch abstatten wollten.
Die Volturi, musst du wissen, Vera, sind eine der ältesten, wenn nicht gar die älteste Vampirfamilie, die hier auf Erden wandelt. Carlisle war eine zeitlang mit den Oberhäuptern der Volturi herumgereist, als er noch nicht lange ein Vampir war und nicht wusste, was er sonst mit sich anfangen sollte. Er kannte sie, aufgrund seines Alters, schon ewig und war mit ihnen gut befreundet. Und obwohl die Volturi einen anderen Lebensstil haben, als unsere Familie, hat Carlisle mit ihnen ein Abkommen getroffen, ähnlich wie das mit dem Stamm der Quileute. Sie akzeptieren unseren Lebensstil, allerdings mussten wir ihnen schwören, nicht rückfällig zu werden. Das heißt, wir dürfen keine Menschen beißen oder sie ... töten, denn sonst würden wir, unsere Familie, ausgelöscht werden, da wir eine Art ... Verrat an uns selbst begehen würden. Die Volturi, Vera, sind etwas wie die Polizei bei uns Vampiren. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Recht und Unrecht voneinander zu unterscheiden und diejenigen, die Unrechtes tun, zu eliminieren, zu verbannen. Sie sorgen dafür, dass neugeborene Vampire ihren Durst, der in den ersten Monaten und möglicherweise Jahren am größten und gefährlichsten ist, kontrollieren lernen. Es ist interessant und faszinierend, dass es überhaupt so etwas wie eine Vampirpolizei gibt, aber ich denke, wenn es sie nicht geben würde, wäre die Welt bereits ausgestorben und würde von Vampiren bevölkert werden. Auch wenn es sich grausam anhört, aber ... Menschen hätten keine Chance gegen Vampire.
"... und die Volturi wollen wir auch besuchen. Ich bin schon richtig gespannt, wie –", fing Alice an.
"... sie sind, denn Carlisle schwärmt von ihnen. Nun ja, er kennt sie ja auch schon so lange. Hoffentlich erinnern sie sich an Carlisle und lassen euch passieren. Jaja, ich kenne die Geschichte, Alice.", leierte ich herunter, denn ich kannte diesen Absatz in- und auswendig.
Alice lachte und klatschte in die Hände.
"Bravo, Rosalie, dass du dir das gemerkt hast.", sagte sie und blickte weiterhin aus dem Fenster. Ich zuckte mit den Schultern, während ich eine meiner blonden Haarsträhnen bürstete. "Hast du gewusst, dass Bären in Europa fast ausgestorben sind? Für Emmett wäre es dort langweilig.", erzählte sie weiter.
Ich grinste kurz und griff nach einer Haarklammer, die ich am Ärmel meines Kleides befestigt hatte. Ich steckte meine Haare gerade zusammen, als Alice ihren Kopf aus dem Fenster blickend zur Seite neigte und zu überlegen schien.
"Eigentlich ... habt ihr auch eine sehr schöne Aussicht, fällt mir auf.", bemerkte sie plötzlich, ohne Zusammenhang auf ihre vorherige Unterhaltung, und mein Kopf schnellte in ihre Richtung. Ich ließ meine Haare los und hoffte, dass die Haarklammer sie zusammenhielt, legte meine Haarbürste, die ich in der linken Hand hielt, auf die Seite und blickte mit gerunzelter Stirn aus dem Fenster.
Weißt du, die Umsetzung meines Plans in die Tat erfolgte nicht gleich. Noch bevor die meisten ihre Reise überhaupt antreten konnten, passierte ein Unglück. Ich weiß nicht, wie es passiert war, da ich nicht dabei war, aber es stellte mein Leben und das Leben meiner Familie erneut auf den Kopf. Alice erzählte mir zwar vom Tathergang, aber ich wusste nicht, was ausschlaggebend dafür war.
Die Ersten, die ihre Reise antraten, waren Alice und Jasper. Ich sagte dir doch, dass sie nach Europa flogen und dort eine Reise durch den Kontinent machten. Alice hatte mir Tage vor ihrer Abreise vorgeschwärmt, wie toll es werden wird, wenn sie erst in Europa wären und sich alle sehenswürdigen Gegenstände dort ansahen. Und wie sehr sie sich darauf freute, diese Reise mit Jasper zu machen. Eigentlich verstehe ich nicht, wieso Alice sich darauf so gefreut hat, wo sie doch in die Zukunft sehen kann und gewusst haben muss, was passieren würde. Aber wahrscheinlich war das weder von Jasper geplant noch mit Alice's Gabe ersichtlich. Die Reise der beiden wurde jäh unterbrochen, als Jasper ... einen Menschen tötete. Wie gesagt, ich ... habe keine Ahnung, wieso er das gemacht hatte und was genau passiert war, aber ich kann dir berichten, wie Alice es mir erzählt hatte.
Alice und Jasper hatten ihre Reise vier Wochen nach meiner Geschenkübergabe an Emmett angesetzt und waren unheimlich gespannt auf Europa. Du weißt ja sicher, dass man damals noch nicht die Mittel hatte, um Informationen über bestimmte Länder und Kontinente schnell und unkompliziert bekommen konnte. Die Bibliotheken im Ort hatten zwar einige interessante Bücher und Lexika aber das Erleben war oft viel schöner, als irgendetwas sonst. Wir hatten zwar alle schon einige Länder in Europa bereist, aber das waren nur einzelne und Alice war nicht immer dabei. Emmett und ich waren bereits in Irland, Frankreich und England. Alice hatte Wochen vorher schon Informationen gesammelt und sich über die Reise Gedanken gemacht. Ich weiß noch genau, wie sie zu mir gekommen ist und mir vorschwärmte, wie schön es werden würde.
"Rosalie, Rosalie, sieh doch, was ich gefunden habe.", rief sie mir einen Tag vor der Abreise von ihrem Schlafzimmer in das von Emmett und mir. Ich war gerade dabei meine Haare zu kämmen und stand vor dem großen Spiegel, der als Tür am Kleiderschrank befestigt war. "Hast du gewusst, dass es in Europa noch Monarchien gibt? England, Norwegen, Spanien, Schweden ... das ist ja unglaublich.", schwärmte sie und schwebte im nächsten Moment mit einem großen, sehr alt aussehendem Buch in das Zimmer.
"Ach ja? Faszinierend ...", sagte ich kurz angebunden und beschäftigte mich weiter, ohne Alice zu beachten, mit meinen Haaren. Du darfst jetzt nicht glauben, dass ich Alice ignorieren wollte oder mich nicht für ihre Erkenntnisse freute, aber wenn es um meine Haare ging oder mein Aussehen generell, war ich meistens nicht ansprechbar. Aber Alice war das egal. Sie plapperte munter weiter.
"Ja, finde ich auch. Vielleicht besuchen Jasper und ich die Queen oder wir laden sie zu einer kurzen Audienz hier bei uns ein.", lachte Alice und blätterte in ihrem Buch, bis sie eine Seite gefunden hatte, die sie erneut interessierte. Ich lachte mit. Alices Vorschläge waren einfach grotesk und auf ihre Art lustig. "Oh hier, das hört sich interessant an.", sagte sie und fing an mir eine Stelle aus ihrem Buch vorzulesen, während sie sich auf die Couch hinter mir setzte. "Von allen Monarchien in Europa ist England die mit der faszinierendsten Geschichte. Hatte man im 15. Jahrhundert noch Henry VIII. Tudor und seinen sechs aufeinanderfolgenden Ehefrauen zugejubelt, so vertraut man nun dem Adelsgeschlecht Königin Victorias."
"Hört sich ja sehr spannend an. Ich denke, ihr werdet sicher einiges davon sehen.", sagte ich, während ich immer noch meine Haare kämmte.
"Oh ja, davon bin ich überzeugt. Oh, Rose, ich freue mich so auf die Reise. Jasper meinte, einige seiner früheren Kameraden wären heute in Europa. Vielleicht treffen wir auf sie.", erklärte sie mir und ihr Blick schweifte aus dem großen Fenster im Zimmer. "Du glaubst ja nicht, wie sehr ich mich auf die Alpen, das Meer und ... auf alles freue. Zuerst wollen uns Jasper und ich die Schönheit Italiens ansehen und dann wandern wir von Süden nach Norden. Österreich, die Schweiz, Deutschland, Schweden, Finnland und Jasper hat mir versprochen auch in die Ukraine und Weißrussland zu reisen.", plapperte sie und in ihrem Gesicht stand helle Freude geschrieben. Das wusste ich, auch wenn ich nicht hingesehen hatte. Obwohl ich in den Spiegel blickte, konnte ich Alice nicht erkennen, denn mein Spiegelbild verdeckte ihren Körper.
Alice hatte mir Wochen vorher schon erzählt, welche Länder sie als erstes besuchen wollten und wohin sie noch vorhatten zu reisen. Und sie verpasste keinen Tag und keine Sekunde, in der sie es mir erneut erzählen konnte. Ich wusste genau, was als nächstes kam. Sie wollte mir erzählen, dass sie in Italien, auf Carlisles Rat, den Volturi einen Besuch abstatten wollten.
Die Volturi, musst du wissen, Vera, sind eine der ältesten, wenn nicht gar die älteste Vampirfamilie, die hier auf Erden wandelt. Carlisle war eine zeitlang mit den Oberhäuptern der Volturi herumgereist, als er noch nicht lange ein Vampir war und nicht wusste, was er sonst mit sich anfangen sollte. Er kannte sie, aufgrund seines Alters, schon ewig und war mit ihnen gut befreundet. Und obwohl die Volturi einen anderen Lebensstil haben, als unsere Familie, hat Carlisle mit ihnen ein Abkommen getroffen, ähnlich wie das mit dem Stamm der Quileute. Sie akzeptieren unseren Lebensstil, allerdings mussten wir ihnen schwören, nicht rückfällig zu werden. Das heißt, wir dürfen keine Menschen beißen oder sie ... töten, denn sonst würden wir, unsere Familie, ausgelöscht werden, da wir eine Art ... Verrat an uns selbst begehen würden. Die Volturi, Vera, sind etwas wie die Polizei bei uns Vampiren. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Recht und Unrecht voneinander zu unterscheiden und diejenigen, die Unrechtes tun, zu eliminieren, zu verbannen. Sie sorgen dafür, dass neugeborene Vampire ihren Durst, der in den ersten Monaten und möglicherweise Jahren am größten und gefährlichsten ist, kontrollieren lernen. Es ist interessant und faszinierend, dass es überhaupt so etwas wie eine Vampirpolizei gibt, aber ich denke, wenn es sie nicht geben würde, wäre die Welt bereits ausgestorben und würde von Vampiren bevölkert werden. Auch wenn es sich grausam anhört, aber ... Menschen hätten keine Chance gegen Vampire.
"... und die Volturi wollen wir auch besuchen. Ich bin schon richtig gespannt, wie –", fing Alice an.
"... sie sind, denn Carlisle schwärmt von ihnen. Nun ja, er kennt sie ja auch schon so lange. Hoffentlich erinnern sie sich an Carlisle und lassen euch passieren. Jaja, ich kenne die Geschichte, Alice.", leierte ich herunter, denn ich kannte diesen Absatz in- und auswendig.
Alice lachte und klatschte in die Hände.
"Bravo, Rosalie, dass du dir das gemerkt hast.", sagte sie und blickte weiterhin aus dem Fenster. Ich zuckte mit den Schultern, während ich eine meiner blonden Haarsträhnen bürstete. "Hast du gewusst, dass Bären in Europa fast ausgestorben sind? Für Emmett wäre es dort langweilig.", erzählte sie weiter.
Ich grinste kurz und griff nach einer Haarklammer, die ich am Ärmel meines Kleides befestigt hatte. Ich steckte meine Haare gerade zusammen, als Alice ihren Kopf aus dem Fenster blickend zur Seite neigte und zu überlegen schien.
"Eigentlich ... habt ihr auch eine sehr schöne Aussicht, fällt mir auf.", bemerkte sie plötzlich, ohne Zusammenhang auf ihre vorherige Unterhaltung, und mein Kopf schnellte in ihre Richtung. Ich ließ meine Haare los und hoffte, dass die Haarklammer sie zusammenhielt, legte meine Haarbürste, die ich in der linken Hand hielt, auf die Seite und blickte mit gerunzelter Stirn aus dem Fenster.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Zimmer mit Aussicht (Teil 2)
"Was?", fragte ich sie verwirrt und sah sie ebenso verwirrt an.
"Ha, wusste ich doch, dass ich dich damit von deinen Haaren ablenken kann.", kicherte sie und ich verdrehte meine Augen. Das war typisch Alice. Wenn es etwas gab, das sie konnte, dann war es die Tatsache, dass sie es jedes Mal schaffte mich zu verwirren.
"Jaah, ich mag unsere Aussicht auch sehr gerne. Denk bloß nicht daran, Emmett und mich hier auszuquartieren, du würdest deines Lebens nicht mehr froh werden.", drohte ich und blickte sie, zwar nicht ganz ernst, aber doch fest an.
"Keine Sorge, ich bin mit unserer Aussicht sehr zufrieden. Vielleicht komme ich in ein paar Jahren darauf zurück.", grinste sie und klopfte auf den freien Platz neben ihr, um mir zu deuten, dass ich mich zu ihr setzen sollte. Ich seufzte kurz und setzte mich dann zu ihr, um gemeinsam mit ihr in dem Buch zu blättern.
"Ach, Rosalie, ich danke dir so sehr für dieses Geschenk. Ich hätte nicht erwartet so schnell schon nach Europa zu kommen. Das war wirklich das beste Geschenk, das du mir und Jasper seit Jahren gemacht hast.", erklärte sie mir und ich dachte unweigerlich an die letzten Geschenke, die ich verschenkt hatte.
"Oh, nun ... das war das Mindeste, das ich tun konnte. Immerhin habt ihr mir eine so märchenhafte Hochzeit geschenkt.", tat ich das Lob mit einer Handbewegung ab. Und das stimmte ja auch. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie viele tolle Geschenke ich noch besorgen musste, um die Schuld, die ich deswegen bei meiner Familie hatte, zu begleichen.
"Na ja, da musst du dich schon bei Emmett bedanken. Ich hatte eigentlich etwas völlig anderes für dich geplant. Aber die Planung der Hochzeit war zweifellos besser, als das eigentliche Geschenk.", sagte Alice und grinste breit. Meine Augen weiteten sich und die Neugierde in mir regte sich, als Alice ein anderes Geschenk ansprach. Diese Neugierde musste mir wohl ins Gesicht geschrieben gestanden haben oder Alice hatte es bereits in der Zukunft gesehen, was ich vorhatte, denn sie sagte sofort "Nein, ich verrate dir nicht was es gewesen wäre. Möglicherweise bekommst du es dieses Jahr zu Weihnachten."
Ich sog laut die Luft ein und verschränkte kurz die Arme. Dann setzte ich mich wieder normal und unbefangen hin und hob die Nase in die Luft. "Na gut, dann nicht. Wahrscheinlich ist es gar nicht so interessant."
"Nun, das würde ich zwar nicht unbedingt sagen, aber ... du erfährst es dennoch nicht.", meinte sie und seufzte. "Hmm ... vielleicht sollte ich noch ein paar Sachen einpacken. Meinst du, ich brauche dort meinen ganzen Schrank oder sollte ich nur ein paar Kleider einpacken und mir den Rest dort kaufen?"
"Oh, ich denke, dass es sicher nicht verkehrt wäre, wenn du von deinen Kleidern einige einpackst. Möglicherweise haben die dort in Europa nicht so tolle Kleidung wie wir hier.", sagte ich und war überzeugt davon. Man kannte damals in Amerika noch keinen Karl Lagerfeld oder Dolce & Gabbana oder Armani oder Gucci.
"Ja, du hast Recht. Ich packe das rote, das blaue und das karierte Kleid und zwei meiner Jeans ein. Die weiße und die blaue Bluse würden auch gut passen. Die packe ich auch ein. Oh, und wenn es kalt wird, dann habe ich ja die Weste, die du mir geschenkt hast letztes Jahr. Und meinst du, ich brauche einen Rock? Ja, ach egal, ich nehme ihn einfach mal mit. Kann ja nicht schaden. Hmm ... der Pullover mit dem Schneemann vorne drauf ist aber auch niedlich. Sollte ich den vielleicht statt der Weste mitnehmen? Nein, ich nehme beide mit. Doppelt hält besser ... ach, ich bin so aufgeregt.", wippte Alice auf der Couch herum und überlegte, was sie noch alles einpacken sollte. Dann sprang sie auf und lief, ohne ein weiteres Wort, in ihr Schlafzimmer.
Mit gerunzelter Stirn und offenem Mund starrte ich ihr nach und schüttelte dann perplex den Mund. Alices Gedankengänge hatten mich erneut verwirrt und so drehte ich meinen Kopf einige Sekunden nach Alices Abgang um 45 Grad und blickte aus dem Fenster, um meine eigenen Gedanken wieder zu hören.
Als Alice und Jasper am nächsten Tag das Haus verließen, konnte sie gar nicht mehr zum Strahlen und Grinsen aufhören. Sie wünschten uns allen eine schöne Zeit zuhause und wir wünschten den beiden viel Glück und Spaß auf ihrer Reise. Ich war gespannt, was sie uns nach dem Urlaub erzählen würden. Ob sie tatsächlich alles gesehen hatten, was sie sehen wollten und wie die Volturi sie aufgenommen hatten. Alices Freude hatte mich angesteckt und ich war nun ebenso neugierig wie sie.
Der Tagesablauf und überhaupt die nächsten Wochen würden für uns andere nicht sehr viel anders aussehen, als zuvor. Wir hatten alle unsere Lieblingsbeschäftigungen und wussten, was weiter zu tun war. Edward bereitete sich bereits auf sein Studium im Mozarteum vor, denn er hatte vor, zwei Wochen nach Alices und Jaspers Abreise, nach Österreich zu reisen und dort mein Geschenk in die Tat umzusetzen.
Carlisle war damit beschäftigt sein Medizinwissen auszuweiten und reiste für einige Tage an die Harvard University, um dort nach bestimmten Begriffen zu forschen und sein Wissen auszuweiten. Du musst wissen, Vera, Carlisle war und ist in Sachen Medizin unerschütterlich und er hatte sich vor Jahrzehnten geschworen, alles zu tun und herauszufinden, um die Menschen vor schlimmen Krankheiten zu beschützen. Wenn es nach ihm ginge, müssten wir alle Ärzte werden, da wir ewig leben würden und unser Wissen von damals zu erweitern und somit die Leben der Menschen zu verlängern. Carlisle ist wirklich ein guter Mensch, nun ja ... Vampir.
Esme arbeitete in ihrem Garten, den sie mittlerweile zu einer Art persönlichem Urwald gebaut hatte. Oh, wenn du es hättest sehen können, Vera. Sie ist eine wahre Künstlerin mit den Pflanzen und wäre sie nicht eigentlich schon tot gewesen, hätte sie mit ihrer Kunst wirklich viel Geld verdienen können.
Emmett hatte in der Zeit beschlossen an unserem Auto weiter herumzubasteln. Ich habe dir doch erzählt, dass wir beide sehr begeisterte Autofans sind. Das zeigte auch meine Sammelleidenschaft. Mein Bestand an Modellautos hatte sich bis dahin sogar um die Hälfte vermehrt. Ich hatte mittlerweile fast dreihundert von diesen kleinen Autos. Alle in mehreren Farben, mehreren Ausgaben und mehreren Modellen.
Meine Aufgaben, während Alice und Jasper weg waren, hatten sich nicht groß verändert. Ich verbrachte die meiste Zeit in unserem Zimmer, beschäftigte mich mit meinen Haaren, probte gelegentlich auf dem Flügel meine Klavierspielkunst, half Esme im Garten oder leistete Emmett Gesellschaft. Es war eine ganz ereignislose Zeit. Könnte man zumindest meinen. Bis dahin hatte sich nicht sonderlich viel getan. Alice und Jasper schrieben gelegentlich Briefe oder Postkarten aus Ländern, durch die sie gerade gereist waren. Manchmal kamen auch Pakete an, die Alice und Jasper als Anschauungs- und Erinnerungsmaterial besorgt hatten. Das Lustige daran war, dass irgendwann sogar Alices Koffer geschickt wurde. In einer präzisen Erklärung hatte Alice geschrieben, dass sie die Sachen alle nicht brauchen könne, da sie ohnehin nur unterwegs waren und zu Fuß ist ein Koffer wirklich anstrengend mitzuschleppen. Mich wunderte das nicht sonderlich, da sie fast ihren ganzen Kleiderschrank mitgenommen hatte, inklusive vier Paar Schuhe.
Doch diese Unbefangenheit, die wir in diesen Tagen hatten, dauerte nicht lange an. Etwa eineinhalb Wochen nach der Abreise von Alice und Jasper, kam ein Brief von Alice an. Er wurde mit der Eilpost geschickt. Wir waren alle der Meinung, dass es sich dabei nur um eine Berichterstattung handeln konnte und freuten uns darauf zu lesen, was die beiden so erlebten. Doch als wir den Brief öffneten und die ersten Zeilen lasen, wurde uns angst und bange. Carlisle, der mittlerweile aus Harvard wieder zurück war, hatte den Brief in seinen Händen und las ihn laut vor: "Liebe Familie! Ich weiß, ihr erwartet jetzt eine ausführliche Berichterstattung von Jasper und mir. Ich kann euch versichern, dass wir sehr viel erleben hier. Aber der Grund, warum ich schreibe, hat nichts mit Urlaub zu tun. Carlisle, du musst sofort nach Rumänien kommen. Jasper hat ... bitte komm einfach. Es ist einfacher, es dir persönlich zu erklären. Und ich möchte ich nicht, dass dieser Brief in die falschen Hände gelangt. Bitte beeil dich und ihr anderen, macht euch bitte keine Gedanken. Ich erkläre euch alles, sobald wir das hier geklärt haben und wir wieder zuhause sind. In der Hoffnung, dass zuhause alles in Ordnung ist Alice"
Wir hatten keine Ahnung, was passiert war, weshalb Alice uns diesen sehr beunruhigenden Brief geschrieben hatte, aber Carlisle schien den Ernst der Lage sofort erkannt zu haben, denn er machte sich noch am selben Tag auf den Weg zum Flughafen und stieg in den nächsten Flieger nach Europa. Da er selbst nicht mehr wusste, als wir, was Alice und Jasper widerfahren war, war er auch nicht in der Lage uns zu sagen, wann wir wieder mit seiner Anwesenheit und mit der Ordnung aller Dinge rechnen konnten.
Es machte uns verrückt nicht zu wissen, was passiert war. Aber Alices Brief nach zu urteilen musste es etwas sehr Schlimmes gewesen sein. Da sie sich noch nicht einmal traute uns den Sachverhalt in dem Brief zu erklären, war es noch furchtbarer nicht zu wissen, was passiert war.
Esme, die Carlisle zwar angebettelt und angefleht hatte, mitkommen zu dürfen, war so besorgt wie nie zuvor. Edward, der sein Vorhaben, sollte sich innerhalb von zwei Tagen nichts ändern, nach Österreich zu reisen vorerst verschob, kümmerte sich rührend um Esme. Er tröstete sie, wenn sie sich zu viele Gedanken machte, und versuchte ihr die Angst um ihre Lieben zu nehmen. Er sprach ihr immer wieder gut zu und erklärte ihr immer wieder, dass alles gut werden würde, auch wenn er selbst nicht ganz so überzeugt davon war.
"Esme, beruhige dich doch. Du wirst sehen, den anderen geht es gut und du wirst sie auch wohlbehalten wiedersehen. Glaub mir.", sagte er ihr und nahm sie schützend in den Arm.
"Ach, Edward, ich hoffe, du hast Recht. Was könnte denn nur Schlimmes passiert sein, dass Carlisle sofort kommen sollte?", fragte sie sich, beinahe jedes Mal.
"Ich weiß es nicht, aber ich bin sicher, er bekommt das hin und wir sehen Alice, Jasper und Carlisle bald wieder.", antwortete Edward und blickte zur Decke, um Esme sein ebenso besorgtes Gesicht nicht zu zeigen. Mir taten beide leid. Sowohl Esme, als auch Edward. Esme machte sich immer Sorgen um uns und Carlisle, als wäre sie unsere Mutter und müsste dafür sorgen, dass alles im Lot bleiben würde. Und Edward, weil er so angestrengt versuchte Esme klarzumachen, dass alles in Ordnung wäre und er selbst so gar nicht überzeugt davon war. Ich hoffte, dass er Recht behielt und diese Tatsache machte mich selbst ganz traurig.
Während Edward sich um Esme kümmerte, kümmerte sich Emmett um mich. Ich verzog mich in diesen Tagen immer wieder in unser Schlafzimmer und Emmett leistete mir Gesellschaft. Ich konnte nicht zusehen, wie Esme sich plagte und fertig machte. Ich wollte Edwards Verzweiflung und Unsicherheit, was tatsächlich passieren würde, nicht sehen. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Alice und Jasper und Carlisle womöglich etwas passieren könnte oder bereits passiert war.
Emmett war für mich da und versuchte mir, wie Edward bei Esme, diese Gedanken etwas zu nehmen. Er nahm mich in den Arm, drückte mich an sich und fing mich auf, da ich zu fallen drohte. Meine Gedanken überschlugen sich in diesen Tagen. Ich hatte keine Ahnung, was passieren würde und ob ich Alice und Jasper wiedersehen würde. Für mich waren beide so wichtig. Genau wie Carlisle. Sie waren nun mal meine Familie und meine Familie erneut zu verlieren, das würde ich nicht verkraften. Aber Emmett war perfekt, in dem was er tat. Er sorgte dafür, dass es mir soweit gut ging und erklärte mir, dass es nicht so weit kommen und ich niemanden verlieren würde.
"Was?", fragte ich sie verwirrt und sah sie ebenso verwirrt an.
"Ha, wusste ich doch, dass ich dich damit von deinen Haaren ablenken kann.", kicherte sie und ich verdrehte meine Augen. Das war typisch Alice. Wenn es etwas gab, das sie konnte, dann war es die Tatsache, dass sie es jedes Mal schaffte mich zu verwirren.
"Jaah, ich mag unsere Aussicht auch sehr gerne. Denk bloß nicht daran, Emmett und mich hier auszuquartieren, du würdest deines Lebens nicht mehr froh werden.", drohte ich und blickte sie, zwar nicht ganz ernst, aber doch fest an.
"Keine Sorge, ich bin mit unserer Aussicht sehr zufrieden. Vielleicht komme ich in ein paar Jahren darauf zurück.", grinste sie und klopfte auf den freien Platz neben ihr, um mir zu deuten, dass ich mich zu ihr setzen sollte. Ich seufzte kurz und setzte mich dann zu ihr, um gemeinsam mit ihr in dem Buch zu blättern.
"Ach, Rosalie, ich danke dir so sehr für dieses Geschenk. Ich hätte nicht erwartet so schnell schon nach Europa zu kommen. Das war wirklich das beste Geschenk, das du mir und Jasper seit Jahren gemacht hast.", erklärte sie mir und ich dachte unweigerlich an die letzten Geschenke, die ich verschenkt hatte.
"Oh, nun ... das war das Mindeste, das ich tun konnte. Immerhin habt ihr mir eine so märchenhafte Hochzeit geschenkt.", tat ich das Lob mit einer Handbewegung ab. Und das stimmte ja auch. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie viele tolle Geschenke ich noch besorgen musste, um die Schuld, die ich deswegen bei meiner Familie hatte, zu begleichen.
"Na ja, da musst du dich schon bei Emmett bedanken. Ich hatte eigentlich etwas völlig anderes für dich geplant. Aber die Planung der Hochzeit war zweifellos besser, als das eigentliche Geschenk.", sagte Alice und grinste breit. Meine Augen weiteten sich und die Neugierde in mir regte sich, als Alice ein anderes Geschenk ansprach. Diese Neugierde musste mir wohl ins Gesicht geschrieben gestanden haben oder Alice hatte es bereits in der Zukunft gesehen, was ich vorhatte, denn sie sagte sofort "Nein, ich verrate dir nicht was es gewesen wäre. Möglicherweise bekommst du es dieses Jahr zu Weihnachten."
Ich sog laut die Luft ein und verschränkte kurz die Arme. Dann setzte ich mich wieder normal und unbefangen hin und hob die Nase in die Luft. "Na gut, dann nicht. Wahrscheinlich ist es gar nicht so interessant."
"Nun, das würde ich zwar nicht unbedingt sagen, aber ... du erfährst es dennoch nicht.", meinte sie und seufzte. "Hmm ... vielleicht sollte ich noch ein paar Sachen einpacken. Meinst du, ich brauche dort meinen ganzen Schrank oder sollte ich nur ein paar Kleider einpacken und mir den Rest dort kaufen?"
"Oh, ich denke, dass es sicher nicht verkehrt wäre, wenn du von deinen Kleidern einige einpackst. Möglicherweise haben die dort in Europa nicht so tolle Kleidung wie wir hier.", sagte ich und war überzeugt davon. Man kannte damals in Amerika noch keinen Karl Lagerfeld oder Dolce & Gabbana oder Armani oder Gucci.
"Ja, du hast Recht. Ich packe das rote, das blaue und das karierte Kleid und zwei meiner Jeans ein. Die weiße und die blaue Bluse würden auch gut passen. Die packe ich auch ein. Oh, und wenn es kalt wird, dann habe ich ja die Weste, die du mir geschenkt hast letztes Jahr. Und meinst du, ich brauche einen Rock? Ja, ach egal, ich nehme ihn einfach mal mit. Kann ja nicht schaden. Hmm ... der Pullover mit dem Schneemann vorne drauf ist aber auch niedlich. Sollte ich den vielleicht statt der Weste mitnehmen? Nein, ich nehme beide mit. Doppelt hält besser ... ach, ich bin so aufgeregt.", wippte Alice auf der Couch herum und überlegte, was sie noch alles einpacken sollte. Dann sprang sie auf und lief, ohne ein weiteres Wort, in ihr Schlafzimmer.
Mit gerunzelter Stirn und offenem Mund starrte ich ihr nach und schüttelte dann perplex den Mund. Alices Gedankengänge hatten mich erneut verwirrt und so drehte ich meinen Kopf einige Sekunden nach Alices Abgang um 45 Grad und blickte aus dem Fenster, um meine eigenen Gedanken wieder zu hören.
Als Alice und Jasper am nächsten Tag das Haus verließen, konnte sie gar nicht mehr zum Strahlen und Grinsen aufhören. Sie wünschten uns allen eine schöne Zeit zuhause und wir wünschten den beiden viel Glück und Spaß auf ihrer Reise. Ich war gespannt, was sie uns nach dem Urlaub erzählen würden. Ob sie tatsächlich alles gesehen hatten, was sie sehen wollten und wie die Volturi sie aufgenommen hatten. Alices Freude hatte mich angesteckt und ich war nun ebenso neugierig wie sie.
Der Tagesablauf und überhaupt die nächsten Wochen würden für uns andere nicht sehr viel anders aussehen, als zuvor. Wir hatten alle unsere Lieblingsbeschäftigungen und wussten, was weiter zu tun war. Edward bereitete sich bereits auf sein Studium im Mozarteum vor, denn er hatte vor, zwei Wochen nach Alices und Jaspers Abreise, nach Österreich zu reisen und dort mein Geschenk in die Tat umzusetzen.
Carlisle war damit beschäftigt sein Medizinwissen auszuweiten und reiste für einige Tage an die Harvard University, um dort nach bestimmten Begriffen zu forschen und sein Wissen auszuweiten. Du musst wissen, Vera, Carlisle war und ist in Sachen Medizin unerschütterlich und er hatte sich vor Jahrzehnten geschworen, alles zu tun und herauszufinden, um die Menschen vor schlimmen Krankheiten zu beschützen. Wenn es nach ihm ginge, müssten wir alle Ärzte werden, da wir ewig leben würden und unser Wissen von damals zu erweitern und somit die Leben der Menschen zu verlängern. Carlisle ist wirklich ein guter Mensch, nun ja ... Vampir.
Esme arbeitete in ihrem Garten, den sie mittlerweile zu einer Art persönlichem Urwald gebaut hatte. Oh, wenn du es hättest sehen können, Vera. Sie ist eine wahre Künstlerin mit den Pflanzen und wäre sie nicht eigentlich schon tot gewesen, hätte sie mit ihrer Kunst wirklich viel Geld verdienen können.
Emmett hatte in der Zeit beschlossen an unserem Auto weiter herumzubasteln. Ich habe dir doch erzählt, dass wir beide sehr begeisterte Autofans sind. Das zeigte auch meine Sammelleidenschaft. Mein Bestand an Modellautos hatte sich bis dahin sogar um die Hälfte vermehrt. Ich hatte mittlerweile fast dreihundert von diesen kleinen Autos. Alle in mehreren Farben, mehreren Ausgaben und mehreren Modellen.
Meine Aufgaben, während Alice und Jasper weg waren, hatten sich nicht groß verändert. Ich verbrachte die meiste Zeit in unserem Zimmer, beschäftigte mich mit meinen Haaren, probte gelegentlich auf dem Flügel meine Klavierspielkunst, half Esme im Garten oder leistete Emmett Gesellschaft. Es war eine ganz ereignislose Zeit. Könnte man zumindest meinen. Bis dahin hatte sich nicht sonderlich viel getan. Alice und Jasper schrieben gelegentlich Briefe oder Postkarten aus Ländern, durch die sie gerade gereist waren. Manchmal kamen auch Pakete an, die Alice und Jasper als Anschauungs- und Erinnerungsmaterial besorgt hatten. Das Lustige daran war, dass irgendwann sogar Alices Koffer geschickt wurde. In einer präzisen Erklärung hatte Alice geschrieben, dass sie die Sachen alle nicht brauchen könne, da sie ohnehin nur unterwegs waren und zu Fuß ist ein Koffer wirklich anstrengend mitzuschleppen. Mich wunderte das nicht sonderlich, da sie fast ihren ganzen Kleiderschrank mitgenommen hatte, inklusive vier Paar Schuhe.
Doch diese Unbefangenheit, die wir in diesen Tagen hatten, dauerte nicht lange an. Etwa eineinhalb Wochen nach der Abreise von Alice und Jasper, kam ein Brief von Alice an. Er wurde mit der Eilpost geschickt. Wir waren alle der Meinung, dass es sich dabei nur um eine Berichterstattung handeln konnte und freuten uns darauf zu lesen, was die beiden so erlebten. Doch als wir den Brief öffneten und die ersten Zeilen lasen, wurde uns angst und bange. Carlisle, der mittlerweile aus Harvard wieder zurück war, hatte den Brief in seinen Händen und las ihn laut vor: "Liebe Familie! Ich weiß, ihr erwartet jetzt eine ausführliche Berichterstattung von Jasper und mir. Ich kann euch versichern, dass wir sehr viel erleben hier. Aber der Grund, warum ich schreibe, hat nichts mit Urlaub zu tun. Carlisle, du musst sofort nach Rumänien kommen. Jasper hat ... bitte komm einfach. Es ist einfacher, es dir persönlich zu erklären. Und ich möchte ich nicht, dass dieser Brief in die falschen Hände gelangt. Bitte beeil dich und ihr anderen, macht euch bitte keine Gedanken. Ich erkläre euch alles, sobald wir das hier geklärt haben und wir wieder zuhause sind. In der Hoffnung, dass zuhause alles in Ordnung ist Alice"
Wir hatten keine Ahnung, was passiert war, weshalb Alice uns diesen sehr beunruhigenden Brief geschrieben hatte, aber Carlisle schien den Ernst der Lage sofort erkannt zu haben, denn er machte sich noch am selben Tag auf den Weg zum Flughafen und stieg in den nächsten Flieger nach Europa. Da er selbst nicht mehr wusste, als wir, was Alice und Jasper widerfahren war, war er auch nicht in der Lage uns zu sagen, wann wir wieder mit seiner Anwesenheit und mit der Ordnung aller Dinge rechnen konnten.
Es machte uns verrückt nicht zu wissen, was passiert war. Aber Alices Brief nach zu urteilen musste es etwas sehr Schlimmes gewesen sein. Da sie sich noch nicht einmal traute uns den Sachverhalt in dem Brief zu erklären, war es noch furchtbarer nicht zu wissen, was passiert war.
Esme, die Carlisle zwar angebettelt und angefleht hatte, mitkommen zu dürfen, war so besorgt wie nie zuvor. Edward, der sein Vorhaben, sollte sich innerhalb von zwei Tagen nichts ändern, nach Österreich zu reisen vorerst verschob, kümmerte sich rührend um Esme. Er tröstete sie, wenn sie sich zu viele Gedanken machte, und versuchte ihr die Angst um ihre Lieben zu nehmen. Er sprach ihr immer wieder gut zu und erklärte ihr immer wieder, dass alles gut werden würde, auch wenn er selbst nicht ganz so überzeugt davon war.
"Esme, beruhige dich doch. Du wirst sehen, den anderen geht es gut und du wirst sie auch wohlbehalten wiedersehen. Glaub mir.", sagte er ihr und nahm sie schützend in den Arm.
"Ach, Edward, ich hoffe, du hast Recht. Was könnte denn nur Schlimmes passiert sein, dass Carlisle sofort kommen sollte?", fragte sie sich, beinahe jedes Mal.
"Ich weiß es nicht, aber ich bin sicher, er bekommt das hin und wir sehen Alice, Jasper und Carlisle bald wieder.", antwortete Edward und blickte zur Decke, um Esme sein ebenso besorgtes Gesicht nicht zu zeigen. Mir taten beide leid. Sowohl Esme, als auch Edward. Esme machte sich immer Sorgen um uns und Carlisle, als wäre sie unsere Mutter und müsste dafür sorgen, dass alles im Lot bleiben würde. Und Edward, weil er so angestrengt versuchte Esme klarzumachen, dass alles in Ordnung wäre und er selbst so gar nicht überzeugt davon war. Ich hoffte, dass er Recht behielt und diese Tatsache machte mich selbst ganz traurig.
Während Edward sich um Esme kümmerte, kümmerte sich Emmett um mich. Ich verzog mich in diesen Tagen immer wieder in unser Schlafzimmer und Emmett leistete mir Gesellschaft. Ich konnte nicht zusehen, wie Esme sich plagte und fertig machte. Ich wollte Edwards Verzweiflung und Unsicherheit, was tatsächlich passieren würde, nicht sehen. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Alice und Jasper und Carlisle womöglich etwas passieren könnte oder bereits passiert war.
Emmett war für mich da und versuchte mir, wie Edward bei Esme, diese Gedanken etwas zu nehmen. Er nahm mich in den Arm, drückte mich an sich und fing mich auf, da ich zu fallen drohte. Meine Gedanken überschlugen sich in diesen Tagen. Ich hatte keine Ahnung, was passieren würde und ob ich Alice und Jasper wiedersehen würde. Für mich waren beide so wichtig. Genau wie Carlisle. Sie waren nun mal meine Familie und meine Familie erneut zu verlieren, das würde ich nicht verkraften. Aber Emmett war perfekt, in dem was er tat. Er sorgte dafür, dass es mir soweit gut ging und erklärte mir, dass es nicht so weit kommen und ich niemanden verlieren würde.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Eidbruch (Teil 1)
Tagelang hörten wir nichts von Alice, Jasper oder Carlisle. Die Verzweiflung, die uns überkam, hielt auch in diesen Tagen durch. Wir wurden sie nicht los und die Ungewissheit, nicht zu wissen, was passieren würde, machte uns alle beinahe verrückt. Wir konnten uns keinen Reim darauf machen, was Carlisle in Rumänien zu suchen hatte. Wir wusste noch nicht einmal wirklich, was dort in Rumänien war. Außer Edward wusste niemand, wieso Carlisle sofort geschalten hatte, als er las, dass er nach Rumänien reisen sollte. Edward hatte Carlisles Gedanken gelesen und erklärte uns, dass Carlisle sofort an die Volturi dachte, als er Alices besorgten Brief las. Wieso dem allerdings so war, war uns nicht bekannt.
Nachdem wir fünf Tage lang nichts von den dreien gehört hatten, kam am sechsten Tag endlich, der erlösende Brief von Carlisle.
"Liebe Familie! Tut mir leid, dass ich erst jetzt schreiben konnte, aber es war eine sehr aufwendige und umständliche Aufgabe, die mir hier zuteil wurde. Bitte macht euch aber keine Sorgen, es hat sich alles geklärt. Alice und Jasper werden am Samstag nachhause kommen und euch alles erklären, was passiert ist. Bitte löchert die beiden nicht mit Fragen, denn sie sind sehr erschöpft und froh, endlich nachhause zu können. Ich werde in ein paar Tagen nachreisen. Aber keine Sorge, es ist alles in Ordnung, ich möchte nur die Formalitäten klären. Schöne Grüße aus Volterra Carlisle", las Emmett vor, als der Brief bei uns ankam. Uns allen stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Ich bin mir sicher, dass ich vorher nie verwirrter war
"Volterra?", fragte Esme, als Emmett geendet hatte, und blickte beunruhigt zu Edward, der aussah, als hätte er einen Verdacht, was dort wäre. "Ich dachte, er sollte nach Rumänien kommen?"
Emmett und ich blickten nun ebenfalls zu Edward. Er seufzte schwer und setzte sich, mit den Ellbogen auf seine Oberschenkel gestützt, hin. "Edward, weißt du etwas darüber?", fragte Emmett und legte den Brief auf den Wohnzimmertisch vor uns.
"Ähm ... ja, in Volterra sind die Volturi zuhause. Ich sagte euch doch vor zwei Tagen, dass Carlisle sofort an die Volturi gedacht hatte, als Alices Brief angekommen war. Nun ja, die Volturi leben in Volterra und ich denke, es ging bei der ganzen Sache um etwas, das unsere Abmachung in irgendeiner Weise verletzt hat. Was es ist kann ich nicht sagen, aber nur so kann ich mir erklären, was Carlisle in Volterra tut.", erklärte Edward und stützte seine Stirn auf seine Hände, die seine Schläfen massierten.
"Aber ... was kann denn so schlimm sein, dass Carlisle mit den Volturi reden muss?", fragte Esme und ihre Stimme zitterte vor Besorgtheit.
Ich blieb stumm. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, zudem beschäftigte mich noch immer die Tatsache, meine Familie verlieren zu können. Warum auch immer uns dieses Ereignis widerfahren war, es musste einen Sinn haben und ich versuchte ihn zu sehen. Aber ich war .. wie blind. Es gelang mir nicht, den Sinn dieser Sache zu sehen.
Edward zuckte auf Esmes Frage mit den Schultern und schnaufte laut. "Ich weiß es nicht. Aber ich denke, es bringt nichts, wenn wir jetzt mutmaßen, was Alice und Jasper passiert ist und warum Carlisle in Volterra ist. Wir sollten bis morgen warten, wenn sie zurückkommen. Ich bin sicher, sie erklären uns alles."
Wir nickten alle, denn er hatte Recht. Wir konnten ohnehin nichts tun und Spekulationen würden uns nicht weiterbringen. Wir beschlossen auf den nächsten Tag zu warten.
Die Ankunft von Alice und Jasper war wie ein Wiedersehen, das erst nach Jahren erfolgte. Die letzten Tage kamen mir vor, wie ein halbes Jahr. Meine Erinnerungen an das, was zuvor passiert war, war wie ausgelöscht. Wir holten Alice und Jasper am nächsten Tag vom Flughafen ab und fuhren mit ihnen nachhause. Es war eine merkwürdige Stimmung. Während der Autofahrt sagte so gut wie keiner etwas, nur ab und an fragte Alice, wie es hier zuhause gelaufen sei. Ob man sich nicht zu viele Sorgen gemacht hatte und ob noch alles beim Alten wäre. Edward, der am Steuer saß, antwortete dann, dass sich nichts verändert hatte, dass man sich aber sehr wohl Sorgen gemacht hatte. Alice nickte dann als Zeichen, dass sie verstanden hatte und wir schwiegen weiter.
Esme, die neben Edward saß, blickte immer wieder zurück, um sicher zu gehen, dass Alice und Jasper wirklich hinten saßen und es ihnen, soweit man das erkennen konnte, gut ging. Ich saß neben Alice hinter Esme. Emmett hatte sich bereiterklärt zuhause auf uns zu warten. Um nicht ganz untätig zu sein, erklärte er mir später, war er jagen und besorgte für Alice und Jasper eine Art Empfangsmahlzeit. Wir hatten das Gefühl, irgendetwas mussten wir ihnen bieten, wenn sie zuhause ankamen. Und da wir die Mahlzeiten nicht so zu uns nahmen, wie Menschen, hielten wir es für das Beste, wenn wir ihnen etwas jagten. Kochen wäre umsonst gewesen.
Die ganze Fahrt über blickte ich aus dem Fenster. Ich wusste nicht, wohin ich sonst blicken sollte. Nicht, weil ich Alice nicht mochte oder mir irgendetwas peinlich war, nur wusste ich nicht, was ich hätte sagen sollen. Wir hatten beschlossen, während der Fahrt die beiden nicht auf das Vorgefallene anzusprechen. Edward meinte, es wäre wohl das Beste, wenn sie erst einmal richtig heimkommen konnten. Aber diese Stille, die im Auto herrschte, war nicht wirklich von Vorteil. Es war, als hätten Alice und Jasper irgendetwas Furchtbares verbrochen oder hätten uns verraten. Ich weiß noch, dass ich kurz davor war, Edward zu bitten anzuhalten, damit ich zu Fuß heimgehen konnte. Ich hielt dieses Schweigen und diese gedrückte Stimmung nicht aus. Außerdem wollte ich so schnell wie möglich zu Emmett nachhause. Es war seltsam. Obwohl wir nur ein paar Minuten voneinander getrennt waren, vermisste ich ihn in dieser Zeit schrecklich. Für mich war es, als wäre ich tagelang von Emmett getrennt gewesen und würde nun endlich heimkommen und ihm erzählen, was vorgefallen war. Dabei waren wir dauernd zusammen.
Dieser Vorfall brachte unser Leben irgendwie total durcheinander – obwohl wir keine Ahnung hatten, was eigentlich passiert war. Nun ja, ich bat Edward nicht anzuhalten. Wahrscheinlich wäre ich mir danach verräterisch vorgekommen, so als hielte ich es nicht aus, neben Alice und Jasper zu sitzen. Und ein solches Gefühl wollte ich mir und auch den beiden ersparen.
Zuhause angekommen machten Alice und Jasper sich daran ihr Gepäck in ihr Schlafzimmer zu bringen. Wir wollten ihnen dabei helfen, aber sie lehnten es ab. Ich habe den Verdacht, dass sie oben über die kommenden Stunden und Minuten sprachen und dabei wollten sie keinen von uns dabei haben.
Als ich ins Haus trat, sah ich Emmett am Wohnzimmerfenster stehen und in die Ferne blicken. Ich lief zu ihm, als hätte ich ihn ewig nicht mehr gesehen und ließ mich von ihm fest in die Arme schließen. Er hatte mir in dieser kurzen Zeit, in der ich mich am Flughafen und im Auto aufgehalten hatte, so sehr gefehlt. Emmett sah mich verwundert an, als ich ihm mit verzweifeltem Gesichtsausdruck in die Arme lief, reagierte aber sofort und drückte mich fest an sich.
"Hey, was ist los? Ist etwas passiert?", fragte er mich, während er seine Hand über meinen Schopf gleiten ließ. "Hab ich was verpasst?"
Ich atmete fest ein und aus und schüttelte an seiner Brust meinen Kopf. "Nein ... nein, hast du nicht. Ich hab dich nur so sehr vermisst."
"Oh, aber ich war doch gar nicht weg, Engel.", antwortete er und ich merkte, wie er die Stirn runzelte. Kurz hob ich meinen Kopf, nur um ihn dann erneut an seine Brust zu drücken.
"Nein, du nicht – aber ich. Es kam mir vor, wie eine Ewigkeit, als ich im Auto saß und du nicht bei mir warst.", sagte ich und seufzte. Ich musste ihn verwirrt haben, denn ich merkte, auch wenn ich es nicht sah, dass er seine Stirn in Runzeln setzte und seine Augen zusammenkniff, als dachte er angestrengt über etwas nach.
"Merkwürdig ... mir ging es genauso, als ich hier am Fenster stand.", meinte er und zog mich etwas höher.
Nun runzelte ich die Stirn und blickte verwirrt. Damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet.
"Tatsächlich?", fragte ich ihn und hob meinen Kopf, um in seine Augen zu blicken. Sie waren goldbraun, er musste gegessen haben, denn als wir uns auf den Weg zum Flughafen machten, waren sie schwarz und rot umrandet.
Er nickte auf meine Frage, sah mich dabei ernst an und lächelte dann. "Ja. Um ehrlich zu sein, zählte ich die Sekunden, bis du wieder hier warst.", erklärte er mir.
Ich war so gerührt. Es war zwar nicht der passende Augenblick, aber ... irgendetwas lag in der Luft. Eine merkwürdige Stimmung und etwas, das ich lange nicht gespürt hatte und wenn, dann nur wenn Emmett und ich alleine waren. Ich lächelte ihn liebevoll an und er strich mir mit einer Hand, die vorhin noch meinen Rücken umklammert hatte, über mein Gesicht und langsam näherten sich unsere Lippen zu einem leidenschaftlich sanften und zärtlichen Kuss.
Wir vergaßen die Zeit und die Umgebung. Ich kann dir nicht einmal sagen, Vera, wie lange wir so dastanden. Meine Sinne registrierten in diesem Moment nur Emmetts Lippen und die Bewegung seiner Hände um meinen Körper. Gelegentlich kamen mir Gedanken in den Sinn, dass wir nicht alleine waren, aber es war mir egal. Ich ging nicht darauf ein und ließ diese Zärtlichkeit einfach geschehen. Ob nun der richtige Zeitpunkt war oder nicht. Es war mir egal. Und ich verwette meine Schönheit darauf, dass Emmett genauso fühlte.
Irgendwann, nach einiger Zeit, einer halben Ewigkeit, wie mir vorkam, räusperte sich Edward hinter uns. Mit starkem Widerwillen löste ich mich von Emmett und drehte meinen Kopf zu Edward, der sein Gesicht nach oben gerichtet hatte und so tat, als könnte er uns nicht sehen, als würde er mit der Decke sprechen.
"Hm?", fragte ich ihn benommen und seufzte – meine Hände hatte ich noch um Emmetts Hals gelegt und spürte wie Emmett, der genauso widerwillig seine Lippen von meinen gelöst hatte, sich nach vor beugte, um mit seinem Mund meinen, von meiner Drehung nach hinten, gestreckten Hals zu küssen. Ich spürte genau, dass es ihm nicht passte, dass Edward uns unterbrach. Nur mit Mühe konnte ich verbergen, wie sehr ich diese Berührung genoss. Vor allem vor Edward konnte ich nichts verbergen. Er schnaubte verärgert und sagte erbost "Alice und Jasper. Falls ihr euch noch erinnert, wir haben sie heute abgeholt. Vor etwa zwanzig Minuten."
Ich verdrehte, für niemanden sichtbar, die Augen und seufzte erneut widerwillig. "Ja ... ja, wir kommen.", murmelte ich und drehte meinen Kopf zu Emmett, der seine Lippen von meinem Hals nahm und sofort auf meine legte. Noch ehe ich ein Wort zu Emmett sagen und noch ehe Edward verschwinden konnte, hatten Emmett und ich die vorherige Haltung erneut eingenommen und ich drohte zu vergessen, was Edward mir gesagt hatte
Tagelang hörten wir nichts von Alice, Jasper oder Carlisle. Die Verzweiflung, die uns überkam, hielt auch in diesen Tagen durch. Wir wurden sie nicht los und die Ungewissheit, nicht zu wissen, was passieren würde, machte uns alle beinahe verrückt. Wir konnten uns keinen Reim darauf machen, was Carlisle in Rumänien zu suchen hatte. Wir wusste noch nicht einmal wirklich, was dort in Rumänien war. Außer Edward wusste niemand, wieso Carlisle sofort geschalten hatte, als er las, dass er nach Rumänien reisen sollte. Edward hatte Carlisles Gedanken gelesen und erklärte uns, dass Carlisle sofort an die Volturi dachte, als er Alices besorgten Brief las. Wieso dem allerdings so war, war uns nicht bekannt.
Nachdem wir fünf Tage lang nichts von den dreien gehört hatten, kam am sechsten Tag endlich, der erlösende Brief von Carlisle.
"Liebe Familie! Tut mir leid, dass ich erst jetzt schreiben konnte, aber es war eine sehr aufwendige und umständliche Aufgabe, die mir hier zuteil wurde. Bitte macht euch aber keine Sorgen, es hat sich alles geklärt. Alice und Jasper werden am Samstag nachhause kommen und euch alles erklären, was passiert ist. Bitte löchert die beiden nicht mit Fragen, denn sie sind sehr erschöpft und froh, endlich nachhause zu können. Ich werde in ein paar Tagen nachreisen. Aber keine Sorge, es ist alles in Ordnung, ich möchte nur die Formalitäten klären. Schöne Grüße aus Volterra Carlisle", las Emmett vor, als der Brief bei uns ankam. Uns allen stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Ich bin mir sicher, dass ich vorher nie verwirrter war
"Volterra?", fragte Esme, als Emmett geendet hatte, und blickte beunruhigt zu Edward, der aussah, als hätte er einen Verdacht, was dort wäre. "Ich dachte, er sollte nach Rumänien kommen?"
Emmett und ich blickten nun ebenfalls zu Edward. Er seufzte schwer und setzte sich, mit den Ellbogen auf seine Oberschenkel gestützt, hin. "Edward, weißt du etwas darüber?", fragte Emmett und legte den Brief auf den Wohnzimmertisch vor uns.
"Ähm ... ja, in Volterra sind die Volturi zuhause. Ich sagte euch doch vor zwei Tagen, dass Carlisle sofort an die Volturi gedacht hatte, als Alices Brief angekommen war. Nun ja, die Volturi leben in Volterra und ich denke, es ging bei der ganzen Sache um etwas, das unsere Abmachung in irgendeiner Weise verletzt hat. Was es ist kann ich nicht sagen, aber nur so kann ich mir erklären, was Carlisle in Volterra tut.", erklärte Edward und stützte seine Stirn auf seine Hände, die seine Schläfen massierten.
"Aber ... was kann denn so schlimm sein, dass Carlisle mit den Volturi reden muss?", fragte Esme und ihre Stimme zitterte vor Besorgtheit.
Ich blieb stumm. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, zudem beschäftigte mich noch immer die Tatsache, meine Familie verlieren zu können. Warum auch immer uns dieses Ereignis widerfahren war, es musste einen Sinn haben und ich versuchte ihn zu sehen. Aber ich war .. wie blind. Es gelang mir nicht, den Sinn dieser Sache zu sehen.
Edward zuckte auf Esmes Frage mit den Schultern und schnaufte laut. "Ich weiß es nicht. Aber ich denke, es bringt nichts, wenn wir jetzt mutmaßen, was Alice und Jasper passiert ist und warum Carlisle in Volterra ist. Wir sollten bis morgen warten, wenn sie zurückkommen. Ich bin sicher, sie erklären uns alles."
Wir nickten alle, denn er hatte Recht. Wir konnten ohnehin nichts tun und Spekulationen würden uns nicht weiterbringen. Wir beschlossen auf den nächsten Tag zu warten.
Die Ankunft von Alice und Jasper war wie ein Wiedersehen, das erst nach Jahren erfolgte. Die letzten Tage kamen mir vor, wie ein halbes Jahr. Meine Erinnerungen an das, was zuvor passiert war, war wie ausgelöscht. Wir holten Alice und Jasper am nächsten Tag vom Flughafen ab und fuhren mit ihnen nachhause. Es war eine merkwürdige Stimmung. Während der Autofahrt sagte so gut wie keiner etwas, nur ab und an fragte Alice, wie es hier zuhause gelaufen sei. Ob man sich nicht zu viele Sorgen gemacht hatte und ob noch alles beim Alten wäre. Edward, der am Steuer saß, antwortete dann, dass sich nichts verändert hatte, dass man sich aber sehr wohl Sorgen gemacht hatte. Alice nickte dann als Zeichen, dass sie verstanden hatte und wir schwiegen weiter.
Esme, die neben Edward saß, blickte immer wieder zurück, um sicher zu gehen, dass Alice und Jasper wirklich hinten saßen und es ihnen, soweit man das erkennen konnte, gut ging. Ich saß neben Alice hinter Esme. Emmett hatte sich bereiterklärt zuhause auf uns zu warten. Um nicht ganz untätig zu sein, erklärte er mir später, war er jagen und besorgte für Alice und Jasper eine Art Empfangsmahlzeit. Wir hatten das Gefühl, irgendetwas mussten wir ihnen bieten, wenn sie zuhause ankamen. Und da wir die Mahlzeiten nicht so zu uns nahmen, wie Menschen, hielten wir es für das Beste, wenn wir ihnen etwas jagten. Kochen wäre umsonst gewesen.
Die ganze Fahrt über blickte ich aus dem Fenster. Ich wusste nicht, wohin ich sonst blicken sollte. Nicht, weil ich Alice nicht mochte oder mir irgendetwas peinlich war, nur wusste ich nicht, was ich hätte sagen sollen. Wir hatten beschlossen, während der Fahrt die beiden nicht auf das Vorgefallene anzusprechen. Edward meinte, es wäre wohl das Beste, wenn sie erst einmal richtig heimkommen konnten. Aber diese Stille, die im Auto herrschte, war nicht wirklich von Vorteil. Es war, als hätten Alice und Jasper irgendetwas Furchtbares verbrochen oder hätten uns verraten. Ich weiß noch, dass ich kurz davor war, Edward zu bitten anzuhalten, damit ich zu Fuß heimgehen konnte. Ich hielt dieses Schweigen und diese gedrückte Stimmung nicht aus. Außerdem wollte ich so schnell wie möglich zu Emmett nachhause. Es war seltsam. Obwohl wir nur ein paar Minuten voneinander getrennt waren, vermisste ich ihn in dieser Zeit schrecklich. Für mich war es, als wäre ich tagelang von Emmett getrennt gewesen und würde nun endlich heimkommen und ihm erzählen, was vorgefallen war. Dabei waren wir dauernd zusammen.
Dieser Vorfall brachte unser Leben irgendwie total durcheinander – obwohl wir keine Ahnung hatten, was eigentlich passiert war. Nun ja, ich bat Edward nicht anzuhalten. Wahrscheinlich wäre ich mir danach verräterisch vorgekommen, so als hielte ich es nicht aus, neben Alice und Jasper zu sitzen. Und ein solches Gefühl wollte ich mir und auch den beiden ersparen.
Zuhause angekommen machten Alice und Jasper sich daran ihr Gepäck in ihr Schlafzimmer zu bringen. Wir wollten ihnen dabei helfen, aber sie lehnten es ab. Ich habe den Verdacht, dass sie oben über die kommenden Stunden und Minuten sprachen und dabei wollten sie keinen von uns dabei haben.
Als ich ins Haus trat, sah ich Emmett am Wohnzimmerfenster stehen und in die Ferne blicken. Ich lief zu ihm, als hätte ich ihn ewig nicht mehr gesehen und ließ mich von ihm fest in die Arme schließen. Er hatte mir in dieser kurzen Zeit, in der ich mich am Flughafen und im Auto aufgehalten hatte, so sehr gefehlt. Emmett sah mich verwundert an, als ich ihm mit verzweifeltem Gesichtsausdruck in die Arme lief, reagierte aber sofort und drückte mich fest an sich.
"Hey, was ist los? Ist etwas passiert?", fragte er mich, während er seine Hand über meinen Schopf gleiten ließ. "Hab ich was verpasst?"
Ich atmete fest ein und aus und schüttelte an seiner Brust meinen Kopf. "Nein ... nein, hast du nicht. Ich hab dich nur so sehr vermisst."
"Oh, aber ich war doch gar nicht weg, Engel.", antwortete er und ich merkte, wie er die Stirn runzelte. Kurz hob ich meinen Kopf, nur um ihn dann erneut an seine Brust zu drücken.
"Nein, du nicht – aber ich. Es kam mir vor, wie eine Ewigkeit, als ich im Auto saß und du nicht bei mir warst.", sagte ich und seufzte. Ich musste ihn verwirrt haben, denn ich merkte, auch wenn ich es nicht sah, dass er seine Stirn in Runzeln setzte und seine Augen zusammenkniff, als dachte er angestrengt über etwas nach.
"Merkwürdig ... mir ging es genauso, als ich hier am Fenster stand.", meinte er und zog mich etwas höher.
Nun runzelte ich die Stirn und blickte verwirrt. Damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet.
"Tatsächlich?", fragte ich ihn und hob meinen Kopf, um in seine Augen zu blicken. Sie waren goldbraun, er musste gegessen haben, denn als wir uns auf den Weg zum Flughafen machten, waren sie schwarz und rot umrandet.
Er nickte auf meine Frage, sah mich dabei ernst an und lächelte dann. "Ja. Um ehrlich zu sein, zählte ich die Sekunden, bis du wieder hier warst.", erklärte er mir.
Ich war so gerührt. Es war zwar nicht der passende Augenblick, aber ... irgendetwas lag in der Luft. Eine merkwürdige Stimmung und etwas, das ich lange nicht gespürt hatte und wenn, dann nur wenn Emmett und ich alleine waren. Ich lächelte ihn liebevoll an und er strich mir mit einer Hand, die vorhin noch meinen Rücken umklammert hatte, über mein Gesicht und langsam näherten sich unsere Lippen zu einem leidenschaftlich sanften und zärtlichen Kuss.
Wir vergaßen die Zeit und die Umgebung. Ich kann dir nicht einmal sagen, Vera, wie lange wir so dastanden. Meine Sinne registrierten in diesem Moment nur Emmetts Lippen und die Bewegung seiner Hände um meinen Körper. Gelegentlich kamen mir Gedanken in den Sinn, dass wir nicht alleine waren, aber es war mir egal. Ich ging nicht darauf ein und ließ diese Zärtlichkeit einfach geschehen. Ob nun der richtige Zeitpunkt war oder nicht. Es war mir egal. Und ich verwette meine Schönheit darauf, dass Emmett genauso fühlte.
Irgendwann, nach einiger Zeit, einer halben Ewigkeit, wie mir vorkam, räusperte sich Edward hinter uns. Mit starkem Widerwillen löste ich mich von Emmett und drehte meinen Kopf zu Edward, der sein Gesicht nach oben gerichtet hatte und so tat, als könnte er uns nicht sehen, als würde er mit der Decke sprechen.
"Hm?", fragte ich ihn benommen und seufzte – meine Hände hatte ich noch um Emmetts Hals gelegt und spürte wie Emmett, der genauso widerwillig seine Lippen von meinen gelöst hatte, sich nach vor beugte, um mit seinem Mund meinen, von meiner Drehung nach hinten, gestreckten Hals zu küssen. Ich spürte genau, dass es ihm nicht passte, dass Edward uns unterbrach. Nur mit Mühe konnte ich verbergen, wie sehr ich diese Berührung genoss. Vor allem vor Edward konnte ich nichts verbergen. Er schnaubte verärgert und sagte erbost "Alice und Jasper. Falls ihr euch noch erinnert, wir haben sie heute abgeholt. Vor etwa zwanzig Minuten."
Ich verdrehte, für niemanden sichtbar, die Augen und seufzte erneut widerwillig. "Ja ... ja, wir kommen.", murmelte ich und drehte meinen Kopf zu Emmett, der seine Lippen von meinem Hals nahm und sofort auf meine legte. Noch ehe ich ein Wort zu Emmett sagen und noch ehe Edward verschwinden konnte, hatten Emmett und ich die vorherige Haltung erneut eingenommen und ich drohte zu vergessen, was Edward mir gesagt hatte
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Eidbruch (Teil 2)
Und ich hätte es auch vergessen, wären Alice und Jasper nicht in diesem Moment in den Raum gekommen und hätte Alice sich nicht kurz amüsiert geräuspert. Nun merkte auch Emmett, dass wir unterbrochen wurden und hauchte mir einen abschließenden Kuss auf meinen Mund. "Also gut", sagte er und grinste Alice an, die breit zurückgrinste. "dann wollen wir mal."
Wir setzten uns alle auf die Couch. Ich war noch etwas benommen von dieser eben ausgeführten Aktion, dass ich wohl ziemlich verwirrt ausgesehen haben muss. Edward blickte mich die ganze Zeit über, während der wir mit Alice und Jasper gesprochen hatten, zornig an und ich spürte genau, dass ihm das absolut nicht gepasst hatte. Ich wusste nur nicht wieso. Ich konnte mir zwar vorstellen, dass es Edward nicht passte, dass Emmett und ich so ... vertraut und intim miteinander umgingen, aber ... es ging ihn eigentlich gar nichts an. Es war mir schleierhaft, was mit Edward los war und in gewisser Weise ging mir sein Verhalten auf die Nerven.
Emmett, der neben mir saß und einen seiner starken Arme um mich gelegt hatte, nahm von Edward keine Notiz. Als ich ihn später darauf ansprach, meinte er, es wäre ihm egal, was Edward davon hielt. Schließlich war er nicht unser Vater oder sonst jemand, der uns irgendetwas anschaffen konnte. Außerdem, meinte Emmett, hätte Edward keinen Grund böse oder neidisch auf uns zu sein, er müsste sich nur einmal nach einer Frau umsehen und nicht in Selbstmitleid versinken.
Neben Edward saß Esme und blickte mit sorgenvollem Gesicht zu Alice und Jasper, die uns schräg gegenüber saßen. Alice muss nervös gewesen sein, denn sie fuchtelte mit ihren Fingern herum und wusste nicht, wohin sie blicken sollte. Ich konnte es nicht ganz verstehen, da Alice doch gesehen haben musste, was wir für Reaktionen zeigen würden, aber ich denke, das hing davon ab, wie wir uns entschieden, nachdem wir das, was passiert war, erfahren hatten. Jasper hatte einen leidvollen Ausdruck im Gesicht. Er blickte die ganze Zeit über schon auf den Boden. Seit wir die beiden vom Flughafen abgeholt hatten, konnte er niemandem von uns in die Augen blicken. Wir wussten nicht warum und uns fehlten die Worte, um ihn danach zu fragen, aber Jasper sah unheimlich gequält aus. Irgendetwas musste ihn sehr beschäftigen.
Kurz nachdem wir uns gesetzt hatten, brachte niemand sofort ein Wort heraus. Jeder von uns tat irgendetwas, um seine Nervosität zu übergehen, aber niemand traute sich etwas zu sagen, bis Esme es nicht mehr aushielt und das Eis brach.
"N-nun –", sagte sie und stotterte etwas. "W-was ist denn ... nun passiert ... in ... in Rumänien?"
"Vielleicht sollten wir nicht gleich ... damit anfangen, Esme. Alice, Jasper ... wie geht's euch denn?", fragte Edward, der Esmes Hand hielt, um ihr die Nervosität etwas zu nehmen.
Alice blickte von Esme zu Edward und dann zu Jasper, der kurz seinen Kopf hob und nickte und sie daraufhin seufzte und sagte "Nun ja, es ... es geht. Es ... es könnte besser ... sein."
Esme nickte und überlegte kurz, was sie sagen könnte. "Hattet ihr ... eine ... schön Heimreise?"
Alice nickte ebenfalls und bejahte. "Jaah ... jaah sehr."
Jasper, der zwar auf den Boden blickte, wippte mit dem Kopf auf und ab.
"Schön ... ", meinte Esme und verschränkte ihre Finger. "Okay, hört zu, es tut mir leid, aber ... ich muss jetzt wissen, was passiert ist. Es bringt mich sonst noch um. Bitte verzeiht mir, dass ich euch damit jetzt so ... überfalle, aber ... so sagt doch endlich, was los ist.", platzte Esme plötzlich heraus.
Alle blickten, geschockt von dem Ausbruch, zu Esme und dann zu Alice und Jasper, die kurz einander ansahen und Alice dann zu sprechen begann. "Also schön ... ich werde es euch erzählen."; fing sie an und seufzte, ehe sie weitermachte. "Ich fange mal von vorne an, ja!? An dem Tag, an dem wir von Forks abreisten, flogen wir nach Griechenland. Von dort sollte unsere Reise beginnen und enden sollte sie in Norwegen. Wir hatten Glück mit dem Wetter – es regnete. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr wir uns auf diese Tour gefreut haben. Dass sie so abrupt endete ... damit hatten wir nicht gerechnet.", Alice machte eine Pause, in der sie nach Jaspers Hand griff und kurz seufzte. "Wir wanderten die nächsten zwei Tage durch Griechenland. Wir hatten es nicht eilig, weshalb wir auch lange an den verschiedensten Orten waren. Aber Griechenland war nicht so interessant wie wir gedacht hatten. Darum beschlossen wir weiter nach oben zu reisen. Es vergingen einige Tage und wir reisten in alle möglichen Länder. Serbien, Slowenien und schließlich kamen wir nach Rumänien. Tja ... und da endete alles."
Wieder stoppte Alice und senkte den Kopf. "Wisst ihr, die letzten Tage über waren wir in wahnsinnig vielen Städten und an vielen Plätzen. Sehr schöne Plätze und auch sehr schöne, aber sehr überfüllte Städte. Es war schwierig durch die Menschenmenge unbemerkt zu huschen. Ihr glaubt ja nicht, wie neugierig diese Europäer sind.", sie lachte und wir grinsten alle mit. "Immer während wir im Wald waren, nahmen wir Nahrung zu uns, um länger über die Runden zu kommen. Eigentlich wollten wir uns etwas mitnehmen, aber das war angesichts des langen Fußmarsches nicht möglich, deshalb schickte ich euch ja auch meinen Koffer zurück. Ich war zwar sehr traurig deshalb, aber so war es zweifellos besser. Als wir nach Rumänien kamen ... waren wir zuerst sehr überrascht. Nicht negativ, aber ... die Grenze, die wir nahmen war mit Orten gesprengt. Wo man hinsah, sah man Häuser und noch mehr Dörfer. Es war kein Wald in Sicht. Nun ja, das wäre an und für sich nichts Dramatisches gewesen, aber ... wir hatten lange nichts mehr zu uns genommen und konnten den Hunger beinahe nicht mehr vertuschen. Die meiste Zeit liefen wir nachts, damit man uns zum einen nicht erkannte und zum anderen keine Menschen da waren, die in Gefahr gewesen wären, wären sie in unserer Nähe gewesen.
Dummerweise mussten wir eines Tages durch die Stadt reisen, in der sich die Menschen nur so tummelten. Jasper hatte immense Probleme seinen Durst zu kontrollieren. Ich genauso, aber ... meine Disziplin war stärker, als die von Jasper. Wir gingen also ... durstig und absolut tödlich durch die Stadt und versuchten ... den Menschen aus dem Weg zu gehen und ich kann euch sagen, das war keineswegs einfach. Natürlich sahen uns die Menschen, es war zu viel los, als dass man sich hätte verstecken können. Wir hatten irgendwann tatsächlich die Hälfte, nein ... mehr als die Hälfte der Stadt hinter uns. Ich hielt einmal kurz an, um nach dem Weg zu fragen und dabei erfragte ich auch, dass etwa zwanzig Kilometer von der Stadt entfernt ein Wald lag. Wir konnten es nicht mehr erwarten dorthin zu kommen, weshalb wir uns auch beeilten ... so schnell wir konnten. Nur leider, wurden wir nachts aufgehalten. Eine Gruppe Vampire hatte sich zu uns gesellt. Zuerst kannten wir sie nicht, da sie mit rumänischem Akzent sprachen, aber ... als man sie genauer sah, erkannte Jasper, dass es Kameraden von ihm waren. Keine guten Kumpel, aber dennoch kannten sie sich.
Jasper kam ins Gespräch mit ihnen und irgendwann fingen sie an uns über unser Leben auszufragen. Wir erzählten ihnen, wo wir zuhause sind und was wir machten und alles ... wie wir uns ernährten und so weiter. Und als sie erfuhren, wie wir uns ernährten, brachen sie in schallendes Gelächter aus und machten sich lustig über uns. Sie meinten, man könne sich nicht nur von Tierblut ernähren, außerdem sei es ekelhaft und man könnte davon niemals satt werden. Das Ganze ging so weit, dass Jasper zu einer Mutprobe herausgefordert wurde. Sie stichelten und beleidigten ihn so lange, dass er nicht mehr wusste, was zu tun war. Der Durst hatte ihn schwach und angriffslustig gemacht. Die Abstinenz war zu ... lang und die Versuchung zu groß. Und als einer der Vampire meinte, er müsste Jasper ärgern und holte einen Menschen, einen arbeitslosen Landstreicher, der am Straßenrand saß und zu schlafen versuchte, und hielt ihn Jasper vor die Augen.", Alice schluchzte und konnte nur mit Mühe die zitternde Stimme und die Scham, die sie fühlte, verbergen.
"Oh ... es war so furchtbar. Ich versuchte noch auf Jasper einzuwirken und sagte, wir könnten gehen und müssten uns das nicht bieten lassen. Aber Jasper war ... nicht mehr er selbst. Er ... sah mich zwar an, aber ich glaube, er wusste nicht, was ich ihm zu sagen versuchte. Und plötzlich ... biss er zu –", Alice brach ab. Sie konnte nicht mehr weitersprechen. Mit einem schluchzenden Geräusch schlug sie die Hände vors Gesicht und warf sich in Jaspers Arme. Er drückte sie an sich und versuchte sie zu beruhigen, während sie versuchte ihre Stimme wiederzufinden.
Immer noch schluchzend, wenn auch nicht ganz echt, machte Alice weiter. "Jasper ... hat einen Menschen ... getötet."
Es wurde still im Raum. Das letzte Wort, das Alice ausgesprochen hatte, erfüllte nun den Raum und es hallte in unseren Ohren wider, als wäre das Wohnzimmer ein riesiger Saal, ohne Möblierung und ohne irgendetwas. Niemand von uns wusste, was er sagen sollte. Niemand von uns, zumindest kann ich da für Emmett und mich sprechen, hatte damit gerechnet.
Wie lange diese Stille, dieses Schweigen anhielt weiß ich nicht, aber irgendwann wurde es unerträglich und man wusste nicht, wohin man blicken und was man tun sollte, um dieses Schweigen zu umgehen. Vor allem Alice und Jasper fiel es schwer ihre Verlegenheit zu übergehen.
Irgendwann erbarmte sich Esme und stand auf. Sie ging zu Alice und Jasper, die Arm in Arm nebeneinander saßen und auf den Boden blickten, setzte sich neben Jasper und legte ihm tröstend ihre Hand um die Schulter. "Oh, Jasper ... das tut mir ... so unendlich leid. Zugegeben, mir fehlen die Worte ... aber seid versichert ... wir ... wir verurteilen euch nicht, nicht wahr!?", wandte sie das Wort an uns und alle drei nickten wir.
"Nein, das würde uns nicht einfallen und ich weiß, Rosalie und Emmett ebenfalls nicht. Wir wissen doch, wie schwer du es hast, Jasper!", antwortete Edward, der unsere Gedanken gelesen hatte, für uns.
"Danke,", sagte Alice und lächelte gequält. "Das bedeutet uns sehr viel. Wir hatten schon Angst ... Carlisle oder ... irgendjemand von euch ... würde uns verstoßen. Jasper hatte das wirklich nicht gewollt."
Jasper, der die ganze Zeit über nichts gesagt hatte, nickte und sagte endlich: "Ich kann nur wiederholen, was Alice gesagt hat. Es tut mir aufrichtig leid, aber in diesem Moment vergaß ich, wer ich bin und was für ein Ziel ich habe. Ihr dürft versichert sein, dass ich von nun an weit vorsichtiger sein und mich niemals mehr dazu verleiten lassen werde, etwas zu tun, das ich nicht will."
"Das wissen wir. Und wir haben auch keine Zweifel, dass du das nicht gewollt hast. Nun ja ... es ist passiert, aber wir und speziell du, Jasper, lernen daraus. Und ich bin mir sicher, dass wir stark genug sind darüber hinwegzusehen.", meinte Esme und lächelte aufmunternd.
Wir alle nickten und lächelten uns tröstend zu und ich kann dir versichern, Vera, dass niemand mehr daran dachte, was Jasper getan hatte. Um ehrlich zu sein, die Sache war zwar da, aber ... sie war unwichtig geworden. Auch für mich, obwohl ich heikel bin, was Eidbrüche angeht. Mir ging es bei Jasper jedoch mehr um die Person und nicht um seine Taten. Und das spürte ich in dieser Situation sehr genau und ich sprach Jasper ein paar Tage später, während wir gemeinsam jagten, aufmunternd zu, dass egal was er tut oder nicht tut, er ein Mitglied dieser Familie ist, solange er den ehrlichen Willen hat, es wieder gut zu machen.
"Schön", sagte Esme nachdem wir uns alle stumm geschworen hatten, nicht böse aufeinander zu sein. "Jetzt möchte ich aber ein paar schöne Details von Europa kennenlernen. – Oh, ach ja, das wollte ich euch noch fragen. Was macht Carlisle in Volterra?"
Alice nickte und sagte dann "Die ganze Sache hatte sich bis nach Italien rumgesprochen und landete schließlich auch bei den Volturi am Silbertablett. Ich sah, sobald Jasper entschieden hatte, was er tun wollte, dass die Nachricht Italien erreicht und die Volturi sofort veranlasst würden etwas gegen uns zu unternehmen. Darum schickte ich einen Brief mit der Eilpost und erklärte Carlisle, als er hier ankam, dass die Volturi bereits auf dem Weg hierher wären, um Jasper zu eliminieren.", sie holte kurz Luft. "Er machte sich sofort auf den Weg nach Italien und fing die Volturi kurz vor der Grenze Rumäniens ab. Nun ja, wenn meine Vorhersagen stimmen, dann hat Carlisle die Sache geregelt und wurde von Aro, dem Volturi-Oberhaupt, eingeladen ein paar Tage bei ihnen zu verbringen, weshalb er auch bei ihm ist und in der Zeit noch versucht die Sache mit Jasper ungeschehen zu machen, soweit das möglich ist."
Esme schien ein Stein vom Herzen zu fallen, als Alice geendet hatte. Sie lehnte sich zurück und sagte "Oh, Gott sei Dank. Ich hatte schon alle möglichen Befürchtungen. Was bin ich froh euch wieder alle hier zu haben. Alice, Liebes. Jasper, mein Schatz, erzählt uns doch von Europa. Ich möchte jetzt wirklich ein paar schöne Dinge hören."
Und Alice und Jasper taten sofort, worum Esme sie gebeten hatte. Sie hatten, vor der Geschichte, tatsächlich ein paar wunderschöne Tage erlebt und wir sprachen etwa drei Stunden im Wohnzimmer über diese Zeit in Italien und über das, was hier vorgefallen war.
Und ich hätte es auch vergessen, wären Alice und Jasper nicht in diesem Moment in den Raum gekommen und hätte Alice sich nicht kurz amüsiert geräuspert. Nun merkte auch Emmett, dass wir unterbrochen wurden und hauchte mir einen abschließenden Kuss auf meinen Mund. "Also gut", sagte er und grinste Alice an, die breit zurückgrinste. "dann wollen wir mal."
Wir setzten uns alle auf die Couch. Ich war noch etwas benommen von dieser eben ausgeführten Aktion, dass ich wohl ziemlich verwirrt ausgesehen haben muss. Edward blickte mich die ganze Zeit über, während der wir mit Alice und Jasper gesprochen hatten, zornig an und ich spürte genau, dass ihm das absolut nicht gepasst hatte. Ich wusste nur nicht wieso. Ich konnte mir zwar vorstellen, dass es Edward nicht passte, dass Emmett und ich so ... vertraut und intim miteinander umgingen, aber ... es ging ihn eigentlich gar nichts an. Es war mir schleierhaft, was mit Edward los war und in gewisser Weise ging mir sein Verhalten auf die Nerven.
Emmett, der neben mir saß und einen seiner starken Arme um mich gelegt hatte, nahm von Edward keine Notiz. Als ich ihn später darauf ansprach, meinte er, es wäre ihm egal, was Edward davon hielt. Schließlich war er nicht unser Vater oder sonst jemand, der uns irgendetwas anschaffen konnte. Außerdem, meinte Emmett, hätte Edward keinen Grund böse oder neidisch auf uns zu sein, er müsste sich nur einmal nach einer Frau umsehen und nicht in Selbstmitleid versinken.
Neben Edward saß Esme und blickte mit sorgenvollem Gesicht zu Alice und Jasper, die uns schräg gegenüber saßen. Alice muss nervös gewesen sein, denn sie fuchtelte mit ihren Fingern herum und wusste nicht, wohin sie blicken sollte. Ich konnte es nicht ganz verstehen, da Alice doch gesehen haben musste, was wir für Reaktionen zeigen würden, aber ich denke, das hing davon ab, wie wir uns entschieden, nachdem wir das, was passiert war, erfahren hatten. Jasper hatte einen leidvollen Ausdruck im Gesicht. Er blickte die ganze Zeit über schon auf den Boden. Seit wir die beiden vom Flughafen abgeholt hatten, konnte er niemandem von uns in die Augen blicken. Wir wussten nicht warum und uns fehlten die Worte, um ihn danach zu fragen, aber Jasper sah unheimlich gequält aus. Irgendetwas musste ihn sehr beschäftigen.
Kurz nachdem wir uns gesetzt hatten, brachte niemand sofort ein Wort heraus. Jeder von uns tat irgendetwas, um seine Nervosität zu übergehen, aber niemand traute sich etwas zu sagen, bis Esme es nicht mehr aushielt und das Eis brach.
"N-nun –", sagte sie und stotterte etwas. "W-was ist denn ... nun passiert ... in ... in Rumänien?"
"Vielleicht sollten wir nicht gleich ... damit anfangen, Esme. Alice, Jasper ... wie geht's euch denn?", fragte Edward, der Esmes Hand hielt, um ihr die Nervosität etwas zu nehmen.
Alice blickte von Esme zu Edward und dann zu Jasper, der kurz seinen Kopf hob und nickte und sie daraufhin seufzte und sagte "Nun ja, es ... es geht. Es ... es könnte besser ... sein."
Esme nickte und überlegte kurz, was sie sagen könnte. "Hattet ihr ... eine ... schön Heimreise?"
Alice nickte ebenfalls und bejahte. "Jaah ... jaah sehr."
Jasper, der zwar auf den Boden blickte, wippte mit dem Kopf auf und ab.
"Schön ... ", meinte Esme und verschränkte ihre Finger. "Okay, hört zu, es tut mir leid, aber ... ich muss jetzt wissen, was passiert ist. Es bringt mich sonst noch um. Bitte verzeiht mir, dass ich euch damit jetzt so ... überfalle, aber ... so sagt doch endlich, was los ist.", platzte Esme plötzlich heraus.
Alle blickten, geschockt von dem Ausbruch, zu Esme und dann zu Alice und Jasper, die kurz einander ansahen und Alice dann zu sprechen begann. "Also schön ... ich werde es euch erzählen."; fing sie an und seufzte, ehe sie weitermachte. "Ich fange mal von vorne an, ja!? An dem Tag, an dem wir von Forks abreisten, flogen wir nach Griechenland. Von dort sollte unsere Reise beginnen und enden sollte sie in Norwegen. Wir hatten Glück mit dem Wetter – es regnete. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr wir uns auf diese Tour gefreut haben. Dass sie so abrupt endete ... damit hatten wir nicht gerechnet.", Alice machte eine Pause, in der sie nach Jaspers Hand griff und kurz seufzte. "Wir wanderten die nächsten zwei Tage durch Griechenland. Wir hatten es nicht eilig, weshalb wir auch lange an den verschiedensten Orten waren. Aber Griechenland war nicht so interessant wie wir gedacht hatten. Darum beschlossen wir weiter nach oben zu reisen. Es vergingen einige Tage und wir reisten in alle möglichen Länder. Serbien, Slowenien und schließlich kamen wir nach Rumänien. Tja ... und da endete alles."
Wieder stoppte Alice und senkte den Kopf. "Wisst ihr, die letzten Tage über waren wir in wahnsinnig vielen Städten und an vielen Plätzen. Sehr schöne Plätze und auch sehr schöne, aber sehr überfüllte Städte. Es war schwierig durch die Menschenmenge unbemerkt zu huschen. Ihr glaubt ja nicht, wie neugierig diese Europäer sind.", sie lachte und wir grinsten alle mit. "Immer während wir im Wald waren, nahmen wir Nahrung zu uns, um länger über die Runden zu kommen. Eigentlich wollten wir uns etwas mitnehmen, aber das war angesichts des langen Fußmarsches nicht möglich, deshalb schickte ich euch ja auch meinen Koffer zurück. Ich war zwar sehr traurig deshalb, aber so war es zweifellos besser. Als wir nach Rumänien kamen ... waren wir zuerst sehr überrascht. Nicht negativ, aber ... die Grenze, die wir nahmen war mit Orten gesprengt. Wo man hinsah, sah man Häuser und noch mehr Dörfer. Es war kein Wald in Sicht. Nun ja, das wäre an und für sich nichts Dramatisches gewesen, aber ... wir hatten lange nichts mehr zu uns genommen und konnten den Hunger beinahe nicht mehr vertuschen. Die meiste Zeit liefen wir nachts, damit man uns zum einen nicht erkannte und zum anderen keine Menschen da waren, die in Gefahr gewesen wären, wären sie in unserer Nähe gewesen.
Dummerweise mussten wir eines Tages durch die Stadt reisen, in der sich die Menschen nur so tummelten. Jasper hatte immense Probleme seinen Durst zu kontrollieren. Ich genauso, aber ... meine Disziplin war stärker, als die von Jasper. Wir gingen also ... durstig und absolut tödlich durch die Stadt und versuchten ... den Menschen aus dem Weg zu gehen und ich kann euch sagen, das war keineswegs einfach. Natürlich sahen uns die Menschen, es war zu viel los, als dass man sich hätte verstecken können. Wir hatten irgendwann tatsächlich die Hälfte, nein ... mehr als die Hälfte der Stadt hinter uns. Ich hielt einmal kurz an, um nach dem Weg zu fragen und dabei erfragte ich auch, dass etwa zwanzig Kilometer von der Stadt entfernt ein Wald lag. Wir konnten es nicht mehr erwarten dorthin zu kommen, weshalb wir uns auch beeilten ... so schnell wir konnten. Nur leider, wurden wir nachts aufgehalten. Eine Gruppe Vampire hatte sich zu uns gesellt. Zuerst kannten wir sie nicht, da sie mit rumänischem Akzent sprachen, aber ... als man sie genauer sah, erkannte Jasper, dass es Kameraden von ihm waren. Keine guten Kumpel, aber dennoch kannten sie sich.
Jasper kam ins Gespräch mit ihnen und irgendwann fingen sie an uns über unser Leben auszufragen. Wir erzählten ihnen, wo wir zuhause sind und was wir machten und alles ... wie wir uns ernährten und so weiter. Und als sie erfuhren, wie wir uns ernährten, brachen sie in schallendes Gelächter aus und machten sich lustig über uns. Sie meinten, man könne sich nicht nur von Tierblut ernähren, außerdem sei es ekelhaft und man könnte davon niemals satt werden. Das Ganze ging so weit, dass Jasper zu einer Mutprobe herausgefordert wurde. Sie stichelten und beleidigten ihn so lange, dass er nicht mehr wusste, was zu tun war. Der Durst hatte ihn schwach und angriffslustig gemacht. Die Abstinenz war zu ... lang und die Versuchung zu groß. Und als einer der Vampire meinte, er müsste Jasper ärgern und holte einen Menschen, einen arbeitslosen Landstreicher, der am Straßenrand saß und zu schlafen versuchte, und hielt ihn Jasper vor die Augen.", Alice schluchzte und konnte nur mit Mühe die zitternde Stimme und die Scham, die sie fühlte, verbergen.
"Oh ... es war so furchtbar. Ich versuchte noch auf Jasper einzuwirken und sagte, wir könnten gehen und müssten uns das nicht bieten lassen. Aber Jasper war ... nicht mehr er selbst. Er ... sah mich zwar an, aber ich glaube, er wusste nicht, was ich ihm zu sagen versuchte. Und plötzlich ... biss er zu –", Alice brach ab. Sie konnte nicht mehr weitersprechen. Mit einem schluchzenden Geräusch schlug sie die Hände vors Gesicht und warf sich in Jaspers Arme. Er drückte sie an sich und versuchte sie zu beruhigen, während sie versuchte ihre Stimme wiederzufinden.
Immer noch schluchzend, wenn auch nicht ganz echt, machte Alice weiter. "Jasper ... hat einen Menschen ... getötet."
Es wurde still im Raum. Das letzte Wort, das Alice ausgesprochen hatte, erfüllte nun den Raum und es hallte in unseren Ohren wider, als wäre das Wohnzimmer ein riesiger Saal, ohne Möblierung und ohne irgendetwas. Niemand von uns wusste, was er sagen sollte. Niemand von uns, zumindest kann ich da für Emmett und mich sprechen, hatte damit gerechnet.
Wie lange diese Stille, dieses Schweigen anhielt weiß ich nicht, aber irgendwann wurde es unerträglich und man wusste nicht, wohin man blicken und was man tun sollte, um dieses Schweigen zu umgehen. Vor allem Alice und Jasper fiel es schwer ihre Verlegenheit zu übergehen.
Irgendwann erbarmte sich Esme und stand auf. Sie ging zu Alice und Jasper, die Arm in Arm nebeneinander saßen und auf den Boden blickten, setzte sich neben Jasper und legte ihm tröstend ihre Hand um die Schulter. "Oh, Jasper ... das tut mir ... so unendlich leid. Zugegeben, mir fehlen die Worte ... aber seid versichert ... wir ... wir verurteilen euch nicht, nicht wahr!?", wandte sie das Wort an uns und alle drei nickten wir.
"Nein, das würde uns nicht einfallen und ich weiß, Rosalie und Emmett ebenfalls nicht. Wir wissen doch, wie schwer du es hast, Jasper!", antwortete Edward, der unsere Gedanken gelesen hatte, für uns.
"Danke,", sagte Alice und lächelte gequält. "Das bedeutet uns sehr viel. Wir hatten schon Angst ... Carlisle oder ... irgendjemand von euch ... würde uns verstoßen. Jasper hatte das wirklich nicht gewollt."
Jasper, der die ganze Zeit über nichts gesagt hatte, nickte und sagte endlich: "Ich kann nur wiederholen, was Alice gesagt hat. Es tut mir aufrichtig leid, aber in diesem Moment vergaß ich, wer ich bin und was für ein Ziel ich habe. Ihr dürft versichert sein, dass ich von nun an weit vorsichtiger sein und mich niemals mehr dazu verleiten lassen werde, etwas zu tun, das ich nicht will."
"Das wissen wir. Und wir haben auch keine Zweifel, dass du das nicht gewollt hast. Nun ja ... es ist passiert, aber wir und speziell du, Jasper, lernen daraus. Und ich bin mir sicher, dass wir stark genug sind darüber hinwegzusehen.", meinte Esme und lächelte aufmunternd.
Wir alle nickten und lächelten uns tröstend zu und ich kann dir versichern, Vera, dass niemand mehr daran dachte, was Jasper getan hatte. Um ehrlich zu sein, die Sache war zwar da, aber ... sie war unwichtig geworden. Auch für mich, obwohl ich heikel bin, was Eidbrüche angeht. Mir ging es bei Jasper jedoch mehr um die Person und nicht um seine Taten. Und das spürte ich in dieser Situation sehr genau und ich sprach Jasper ein paar Tage später, während wir gemeinsam jagten, aufmunternd zu, dass egal was er tut oder nicht tut, er ein Mitglied dieser Familie ist, solange er den ehrlichen Willen hat, es wieder gut zu machen.
"Schön", sagte Esme nachdem wir uns alle stumm geschworen hatten, nicht böse aufeinander zu sein. "Jetzt möchte ich aber ein paar schöne Details von Europa kennenlernen. – Oh, ach ja, das wollte ich euch noch fragen. Was macht Carlisle in Volterra?"
Alice nickte und sagte dann "Die ganze Sache hatte sich bis nach Italien rumgesprochen und landete schließlich auch bei den Volturi am Silbertablett. Ich sah, sobald Jasper entschieden hatte, was er tun wollte, dass die Nachricht Italien erreicht und die Volturi sofort veranlasst würden etwas gegen uns zu unternehmen. Darum schickte ich einen Brief mit der Eilpost und erklärte Carlisle, als er hier ankam, dass die Volturi bereits auf dem Weg hierher wären, um Jasper zu eliminieren.", sie holte kurz Luft. "Er machte sich sofort auf den Weg nach Italien und fing die Volturi kurz vor der Grenze Rumäniens ab. Nun ja, wenn meine Vorhersagen stimmen, dann hat Carlisle die Sache geregelt und wurde von Aro, dem Volturi-Oberhaupt, eingeladen ein paar Tage bei ihnen zu verbringen, weshalb er auch bei ihm ist und in der Zeit noch versucht die Sache mit Jasper ungeschehen zu machen, soweit das möglich ist."
Esme schien ein Stein vom Herzen zu fallen, als Alice geendet hatte. Sie lehnte sich zurück und sagte "Oh, Gott sei Dank. Ich hatte schon alle möglichen Befürchtungen. Was bin ich froh euch wieder alle hier zu haben. Alice, Liebes. Jasper, mein Schatz, erzählt uns doch von Europa. Ich möchte jetzt wirklich ein paar schöne Dinge hören."
Und Alice und Jasper taten sofort, worum Esme sie gebeten hatte. Sie hatten, vor der Geschichte, tatsächlich ein paar wunderschöne Tage erlebt und wir sprachen etwa drei Stunden im Wohnzimmer über diese Zeit in Italien und über das, was hier vorgefallen war.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Das Land der Träume
Das Jahr 1966, Vera, war zum Glück endlich vorüber und ich beschloss es als eine Art Neuanfang zu sehen. Ich wusste zwar nicht genau, wieso ich unbedingt neu anfangen wollte, aber es war ein beruhigender Gedanke. Ich hatte beschlossen ab Neujahr meine "guten Vorsätze" in die Tat umzusetzen. Es waren keine wichtigen Vorsätze. Nun ja, nicht für andere wichtig und auch nicht weltbewegend, aber sie bedeuteten mir sehr viel. Ich wollte, dass ich die Einstellung Carlisle und dem Jagen gegenüber beibehielt und nicht irgendwann wieder vergaß und bis heute hatte ich diesen Vorsatz gehalten. Was ich sonst noch vorhatte, weiß ich um ehrlich zu sein nicht mehr so genau, da ich sie alle nicht einhalten konnte. Vera, ich werde jetzt einen Zeitsprung machen. Einen Zeitsprung von etwa fünf Jahren. In dieser Zeit war nicht mehr viel passiert. Außer ein paar Exkursionen und der Tatsache, dass wir alle unseren Urlaub einlösen konnten. Carlisle und Esme reisten fünf Monate nach Alice und Jasper durch Asien und Edward meldete sich im Mozarteum für 1968, da Esmes und Carlisles Reise etwas lange dauerte. Sie waren fast ein Jahr in Asien, da es ihnen unheimlich gut gefiel. Wir, ihre Kinder, blieben in der Zeit zuhause und verwalteten das Haus, obwohl es eigentlich nicht wirklich nötig gewesen wäre, da wir nicht viel zu verwalten hatten, aber es war für Esme beruhigender, dass jemand zuhause war und das Haus bewachte, und wir taten ihr diesen Gefallen. Alice und ich kümmerten uns in der Zeit um ihre Blumen und bewirtschafteten ihren Garten. Emmett, Jasper und Edward sorgten dafür, dass das Haus instand blieb. Dass alle Rechnungen bezüglich Wasser, Strom und Heizung, die wir eigentlich nicht wirklich brauchten, gezahlt wurden. Wir wollten so unauffällig wie möglich sein, daher verwalteten wir das Haus, als wären wir ganz normale Menschen. Es war ein schönes Jahr. So ganz ... ohne Eltern. Witzig, wenn ich dir das so schreibe. Aber ... es war in etwa so. Esme und Carlisle waren wie meine Mutter und mein Vater. Sie taten alles, was ich von meiner Mutter und meinem Vater immer verlangt und was ich an ihnen geschätzt hatte. Es ist so großartig, dass ich bei ihnen sein kann. Als unsere Familienoberhäupter wieder nachhause kamen, reiste Edward nach Österreich und drei Monate später machten Emmett und ich unsere Reise zum Grand Canyon. Oh, es war wundervoll, Vera. Ich genoss diese Zeit so sehr. Mit Emmett alleine zu sein und tun und lassen können, was wir wollten, das war einfach wundervoll. Wir wanderten und vergnügten uns in diesen unglaublichen Schluchten. Es war atemberaubend schön. Ich muss ehrlich sagen, Emmett und ich hatten diesen Urlaub mehr als nötig. Ich hatte das Gefühl, dass ich ewig nicht mehr mit ihm alleine war, obwohl wir häufig alleine einen Jagdausflug machten. Aber es war eben nicht dasselbe, ob ich nun mit Emmett in der Nähe unseres Hauses jagen war oder ob ich weit weg von zuhause war. Ach, Vera, du weißt ja, ich hab dir jetzt schon mehrere Situationen geschildert, in der Emmett und ich sehr ... romantisch und ... intim geworden waren. Nun ja ... wir sind ja auch verheiratet. Aber im Grand Canyon war es ... noch viel ... romantischer und intimer, als alles, was ich dir bisher erzählt habe. Nun ja, aber ... ausführlich möchte ich jetzt nicht unbedingt werden. Es gibt Dinge, die behalte ich lieber für mich. Nein, Quatsch, ich kann dir ja eine Kleinigkeit erzählen. Es war ziemlich am Anfang unserer Reise – unsere Reise dauerte zwei Monate – als wir durch eine Art Höhle wanderten. Diese Höhle war lang und sah ziemlich individuell aus. Im Grand Canyon gibt es zwar mehrere Höhlen und Spalten, aber ... die sind bei weitem nicht so lang, wie dieser Tunnel es war. Ich wollte eigentlich gar nicht dort hinein gehen, aber Emmett nötigte mich grinsend mit den Worten "Jetzt komm schon, sonst jagst du dir ab sofort jedes wilde Tier selbst." und er wusste, dass ich es hasste, wenn ich mir mein Essen selbst besorgen musste. Ich weiß, da bin ich wohl ziemlich egoistisch, arrogant und verwöhnt, aber ... es gibt Dinge, an die ich mich nicht sehr gewöhnen konnte. Und eines davon war, auch wenn ich mir kleine Tiere fing, traute ich mich nie, eines der großen anzugreifen, obwohl ich bei weitem die Stärkere gewesen wäre. Diese Tiere überließ ich, wie ich immer sagte aus Rücksicht Emmett, da ich auch wusste, wie sehr er es liebte große, wilde Tiere zu jagen. Ich wusste bei seinem Satz zwar, dass er mich niemals der Angst überlassen würde, ein wildes Tier zu jagen, aber ... riskieren wollte ich dennoch nichts. Wir gingen also in diese Höhle – es war bereits dunkel – obwohl wir nicht viel sehen konnten, trotz unserer guten Augen. Die Dunkelheit in diesem Tunnel war ... merkwürdig stark. Ich schätzte, dass es nirgends Luftlöcher oder etwas dergleichen gab und daher das Licht auch am Tag nicht viel nützte. Ich muss gestehen, dass ich etwas Angst hatte, weshalb ich im Dunkeln auch sofort nach Emmetts Hand griff. Zärtlich drückte er sie und meinen Körper zog er an sich, als wollte er nicht riskieren, dass jemand oder etwas mich ihm wegnahm. "Es ist sehr dunkel hier, Emmett.", klagte ich ihm mit zittriger Stimme. "Jap ...", meinte er und ich merkte, dass er mich skeptisch ansah. "Du wirst doch keine Angst haben, oder Rosalie?" Schnell schüttelte ich den Kopf, das seiner Skepsis natürlich die Bestätigung gab, dass ich sehr wohl Angst hatte. "Süße ... du bist ein Vampir und fürchtest dich vor der Dunkelheit?", fragte er mich grinsend und ich war mir nicht sicher, ob er diesen Satz so herabsetzend meinte, wie er ihn herüberbrachte. "Ich fürchte mich doch gar nicht vor der Dunkelheit.", protestierte ich und klang etwas beleidigt. "Ich ... ich ... bin nur ungern in so engen, dunklen, langen Höhlen." Meine Erklärung war ... mies, aber ich hatte keine Ahnung, was ich ihm sonst hätte sagen sollen. Da schien mir diese Ausrede am klügsten. "Und das soll ich dir jetzt glauben, meine Liebste?", fragte mich Emmett und blieb kurz stehen, um mich noch skeptischer anzusehen, als zuvor. Ich nickte. "Ja, in der Tat." Emmett schüttelte den Kopf, ging hinter mich, schlang die Arme fest um meinen Körper und legte seinen Kopf auf meine Schulter, um mir ins Ohr zu flüstern "Wovor hast du denn Angst, Rose? Davor, dass uns ein Monster angreifen könnte? Oder dass jemand wie Royce hier auftauchen könnte? -", da unterbrach ich ihn. Ich sog scharf die Luft ein. Emmetts Frage war zwar nicht böse gemeint, aber es durchfuhr mich wie eine Nadel in mein Herz. Es tat furchtbar weh, als er Royces Namen aussprach. "Emmett, hör auf!", sagte ich laut und meine Stimme zitterte, genau wie mein Körper. Sofort spürte ich Emmetts Arme fester um mich. Er sah seinen Fehler sofort und wusste auch, was er tun musste, um es wieder gut zu machen. "Tut mir leid, Rosalie. Das wollte ich nicht. Ich wollte dir nicht wehtun. Verzeih mir.", sagte er und küsste mich auf meine Schläfe. "Ich wollte dir eigentlich nur sagen ... dass ich doch bei dir bin und dir hier nichts passieren kann." "Ich weiß ... es wundert mich ja selbst, dass es so wehgetan hat.", schluchzte ich und klammerte mich mit meinen Fingern an seiner Hand fest. "Na komm, lass uns weiter gehen und das Thema wechseln.", sagte er und griff nach meiner zittrigen Hand, um mich weiter zu ziehen. Ich nickte und sagte ihm, noch bevor wir weitergingen, "Ich ... ich verzeih dir, Emmett." "Danke", flüsterte er und küsste mich erneut auf meine Schläfe. "Komm ... vielleicht schaffen wir es noch bevor der Tag anbricht aus dieser Höhle.", und wir gingen in schnellem Tempo den Gang entlang. Während wir gingen, redeten wir über alles mögliche. Die letzten Monate, in denen Esme und Carlisle abwesend waren, darüber dass Edward in Österreich studieren ging und die Frage, ob wir wohl auch wieder studieren sollten. Bei unseren Überlegungen beschlossen wir tatsächlich erneut zu studieren und irgendwann fanden wir uns auf der anderen Seite des Tunnels. Der Mond schien hell auf die Felsen, die rings um uns waren. Es war atemberaubend schön anzusehen, wie die Felsen im silbernen Mondlicht leuchteten. Auf einigen Felsen spiegelte sich und glitzerte Wasser. Es musste kurz vor unserer Ankunft geregnet haben. "Sieh dir das an, Emmett. Es ist wunderschön.", sagte ich verträumt und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Es war wirklich wunderschön. Man könnte es mit einer Nacht im Land der Träume vergleichen. So schön und unwirklich kam einem das vor. "Ja, das ist es wohl.", stimmte mir Emmett zu und legte mir einen Arm um meine Schulter. "Gehen wir weiter oder bleiben wir hier?" Ich war so überwältigt von der Schönheit dieser Nacht. Meine Augen hatten sich schnell an die helle Nacht gewöhnt, doch ich musste die starke Dunkelheit der Höhle erst aus meinem Kopf bekommen. Der Schmerz, der mich zuvor durchbohrt hatte, steckte immer noch in meinen Gliedern und es tat gut, einfach nur die Nacht zu genießen. "Lass uns ... einen schönen Platz suchen. Ich möchte heute nicht die ganze Zeit Nacht wandern, ja!?", sagte ich zu Emmett und ging los. Wenn es möglich war, wanderten wir die ganze Nacht hindurch. Vor allem dann, wenn der Tag schönes Wetter versprach und wir mit Menschen, die sich hierher verirrt hatten, rechnen mussten. Aber in dieser Nacht wollte ich nicht dauernd wandern. Wir brauchten nicht lange, um ein schönes Fleckchen zu finden, an dem wir uns niederlassen wollten. Eine knappe viertel Stunde von der Höhle entfernt fanden wir eine kleine Felsenkette, an der mehrere Bäume standen und eine Art Gras wuchs und das war eine Rarität im Grand Canyon. Es gab so gut wie keine Bäume und auch kein Gras dort. Nur Sträucher und ein paar Kakteen eventuell auch Disteln, aber Bäume und Wiese sah man sehr selten. Ich nahm an, dass der Boden auf diesem Fleckchen sehr fruchtbar war, sonst würden keine Bäume dort wachsen. Emmett legte sich zuerst hin und streckte dann die Hände nach mir aus, um mir zu deuten, dass ich mich zu ihm legen sollte. Ich nahm eine seiner Hände und ließ mich in seine Arme gleiten. Es tat in diesem Moment so gut in seinen Armen zu liegen, dass ich mit niemandem getauscht hätte und auch niemals mehr aufstehen wollte, hätte man mir dafür Geld oder noch mehr Schönheit angeboten. Ich schloss für ein paar Augenblicke die Augen, um die Nacht genießen zu können, während Emmett meinen Hinterkopf und meinen Hals mit Küssen bedeckte. Es war mehr Hauch als Kuss, aber wunderschön. Irgendwann flüsterte er mir ins Ohr "Ich liebe dich, Rosalie. Mehr als dich jemals ein Mann lieben könnte." Ich grinste und drehte meinen Kopf leicht zurück. Ich stutzte etwas und runzelte meine Stirn. "Woher weißt du das denn?" Er zuckte mit den Schultern. "Weil ich dich niemals verlassen will und ein anderer gar keine Chance haben wird, dich so zu lieben, wie ich es tu." Ich griff mit einer Hand nach seinem Gesicht und streichelte ihm darüber. "Was ist aber, wenn ich will, dass du mich verlässt?"; fragte ich ihn ernst. Ich würde niemals wollen, dass er mich verlässt, aber ich wollte wissen, was er tun würde, wenn es denn tatsächlich so wäre. "Wenn du das wollen würdest, dann würde ich gehen. Auch wenn es mir wehtun würde, aber ich will, dass du glücklich bist. Und wenn du glücklich wärst, wäre ich weg, dann würde ich tun, wonach du verlangst.", sagte er ernst und ich merkte, dass er sein Gesicht geradeaus gerichtet hatte. Obwohl ich mit einer sehr außergewöhnlichen Antwort gerechnet hatte, hatte ich nie angenommen, dass er diese Antwort wählen würde. Ich seufzte kurz schmerzhaft, da mich seine Sätze mitten ins Herz getroffen hatten, und drehte dann meinen Kopf ganz zu ihm. "Niemals ... niemals würde ich wollen, dass du gehst, hörst du!?", sagte ich ihm mit erneut zittriger Stimme und sah ihn ängstlich an. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich ihm wirklich gesagt, er sollte gehen, weil ich es so wollte. Die Stimmung war seltsamer als je zuvor. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich dem Alleinsein so nah wie nie. "Versprich mir, dass du niemals gehst. Und sollte ich dich jemals bitten, dass du gehst, dann tu es nicht. Wehe wenn du gehst." Ich war richtig aufgebracht und konnte mich vor unterdrückten Schluchzern kaum retten. "Ich gehe nirgendwo hin, Rosalie.", sagte er und sah mich entsetzt an. Ich denke, dass ich ihm Angst eingejagt hatte, als ich so verzweifelt wollte, dass er hier blieb, obwohl es keinen Grund gab, dass er gehen hätte sollen. "Warum, um Himmels willen, sollte ich gehen wollen?" Ich schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich jemals wollen würde, dass du gehst." "Warum sagst du denn so was?", fragte er mich und strich mir über meine Wange. "Rosalie, mein Engel, jetzt komm her.", er zog mich näher zu sich. "Du bist ja ganz durcheinander. Sag mal, was ist denn heute los mit dir? Vorhin hattest du Angst im Dunkeln und jetzt hast du Angst, dass ich einfach so gehe?" Ich zuckte schluchzend mit den Schultern und schloss traurig die Augen. "Jetzt hör mir zu, Rose. Ich werde dich erst dann verlassen, wenn mir das Leben hier auf dieser Erde nicht mehr vergönnt ist. Ehe das nicht der Fall ist, habe ich keinen Grund, dich alleine zu lassen. Deinetwegen bin ich am Leben, deinetwegen bin ich was und vor allem wer ich bin. Selbst wenn ich nicht mehr auf dieser Erde leben würde, würde ich alles tun, um dich zu finden und dich zu beschützen, egal wovor. Ich glaube fest daran, dass wir uns auch im Himmel begegnet wären, hätte Carlisle uns nicht verwandelt. Wir sind füreinander bestimmt und das wären wir auch im Himmel.", sagte er und küsste mich nach seiner unendlich schönen Liebeserklärung zart auf den Mund. Ich genoss diesen Kuss in vollen Zügen und als wir uns wieder voneinander lösten, grinste ich ihn an. "Wer bist du und was hast du mit meinem Mann gemacht?", ich lachte ihn an. "So ... tiefgründig kenne ich dich gar nicht." Er hob die Achseln und grinste mich an. "Tja ... da staunst du, was!?" Ich lächelte und zog ihn fest an mich, um ihn erneut zu küssen. "Ich liebe dich auch, Emmett.", sagte ich, nachdem ich mich kurz von ihm gelöst hatte und küsste ihn sofort danach wieder. Wir vergaßen alles um uns herum und sanken noch tiefer ins Gras, um uns auch praktisch zu zeigen, was wir füreinander empfanden. Nun kennst du ein weiteres sehr intimes und romantisches Erlebnis im Leben von Emmett und mir. Würden wir beide noch wie beste Freundinnen zusammen sein, dann hätte ich dir mit Sicherheit davon erzählt und dir noch viel ausführlicher davon berichtet. Es ist nur so, dass ich ungern sehr persönliche Dinge in Briefe schreibe, die die Bevölkerung nichts angehen, und du musst mich entschuldigen, aber in dem Fall bin ich überhaupt nicht selbstbewusst. Da möchte ich nicht, dass andere davon erfahren. Das ist etwas, das nur Emmett und mir gehört. Eine Sache, die mir und Emmett einfach viel zu viel bedeutet, als dass die halbe Welt sie wissen sollte. Um noch kurz darauf einzugehen, wieso ich in diesem Moment so sentimental wurde, muss ich leider gestehen, dass ich keine Ahnung habe, was an diesem Tag los war. Es war kein sehr viel anderer Tag als sonst und eigentlich passte alles, aber ... ich denke, dass Emmett, als er von Royce anfing, einen wunden Punkt erwischt hatte. Ich bin ihm da auch nicht böse. Weißt du, Vera, Emmett meint sehr viele Dinge nicht so ernst, wie sie sich im ersten Moment anhören. In diesem einen Fall kann ich dir sicher sagen, dass Emmett mich nur aufheitern wollte. Nur ... du kennst mich ja. Ich nehme viele Dinge sehr schnell ernst und dann verstehe ich keinen Spaß mehr, auch wenn ich möglicherweise noch weiß, dass er es nicht so gemeint hatte. Ich weiß, dass es ihm leid tat und mir tat es ja auch leid, dass ich gleich so ernst geworden bin. Nur es schmerzte mich sehr und ... gerade auf Royce bin ich nicht gut zu sprechen. Wenn Emmett etwas anderes gesagt hätte und ich nicht so ernst reagiert hätte, wäre ich vielleicht ganz anders gewesen an diesem Tag.
Das Jahr 1966, Vera, war zum Glück endlich vorüber und ich beschloss es als eine Art Neuanfang zu sehen. Ich wusste zwar nicht genau, wieso ich unbedingt neu anfangen wollte, aber es war ein beruhigender Gedanke. Ich hatte beschlossen ab Neujahr meine "guten Vorsätze" in die Tat umzusetzen. Es waren keine wichtigen Vorsätze. Nun ja, nicht für andere wichtig und auch nicht weltbewegend, aber sie bedeuteten mir sehr viel. Ich wollte, dass ich die Einstellung Carlisle und dem Jagen gegenüber beibehielt und nicht irgendwann wieder vergaß und bis heute hatte ich diesen Vorsatz gehalten. Was ich sonst noch vorhatte, weiß ich um ehrlich zu sein nicht mehr so genau, da ich sie alle nicht einhalten konnte. Vera, ich werde jetzt einen Zeitsprung machen. Einen Zeitsprung von etwa fünf Jahren. In dieser Zeit war nicht mehr viel passiert. Außer ein paar Exkursionen und der Tatsache, dass wir alle unseren Urlaub einlösen konnten. Carlisle und Esme reisten fünf Monate nach Alice und Jasper durch Asien und Edward meldete sich im Mozarteum für 1968, da Esmes und Carlisles Reise etwas lange dauerte. Sie waren fast ein Jahr in Asien, da es ihnen unheimlich gut gefiel. Wir, ihre Kinder, blieben in der Zeit zuhause und verwalteten das Haus, obwohl es eigentlich nicht wirklich nötig gewesen wäre, da wir nicht viel zu verwalten hatten, aber es war für Esme beruhigender, dass jemand zuhause war und das Haus bewachte, und wir taten ihr diesen Gefallen. Alice und ich kümmerten uns in der Zeit um ihre Blumen und bewirtschafteten ihren Garten. Emmett, Jasper und Edward sorgten dafür, dass das Haus instand blieb. Dass alle Rechnungen bezüglich Wasser, Strom und Heizung, die wir eigentlich nicht wirklich brauchten, gezahlt wurden. Wir wollten so unauffällig wie möglich sein, daher verwalteten wir das Haus, als wären wir ganz normale Menschen. Es war ein schönes Jahr. So ganz ... ohne Eltern. Witzig, wenn ich dir das so schreibe. Aber ... es war in etwa so. Esme und Carlisle waren wie meine Mutter und mein Vater. Sie taten alles, was ich von meiner Mutter und meinem Vater immer verlangt und was ich an ihnen geschätzt hatte. Es ist so großartig, dass ich bei ihnen sein kann. Als unsere Familienoberhäupter wieder nachhause kamen, reiste Edward nach Österreich und drei Monate später machten Emmett und ich unsere Reise zum Grand Canyon. Oh, es war wundervoll, Vera. Ich genoss diese Zeit so sehr. Mit Emmett alleine zu sein und tun und lassen können, was wir wollten, das war einfach wundervoll. Wir wanderten und vergnügten uns in diesen unglaublichen Schluchten. Es war atemberaubend schön. Ich muss ehrlich sagen, Emmett und ich hatten diesen Urlaub mehr als nötig. Ich hatte das Gefühl, dass ich ewig nicht mehr mit ihm alleine war, obwohl wir häufig alleine einen Jagdausflug machten. Aber es war eben nicht dasselbe, ob ich nun mit Emmett in der Nähe unseres Hauses jagen war oder ob ich weit weg von zuhause war. Ach, Vera, du weißt ja, ich hab dir jetzt schon mehrere Situationen geschildert, in der Emmett und ich sehr ... romantisch und ... intim geworden waren. Nun ja ... wir sind ja auch verheiratet. Aber im Grand Canyon war es ... noch viel ... romantischer und intimer, als alles, was ich dir bisher erzählt habe. Nun ja, aber ... ausführlich möchte ich jetzt nicht unbedingt werden. Es gibt Dinge, die behalte ich lieber für mich. Nein, Quatsch, ich kann dir ja eine Kleinigkeit erzählen. Es war ziemlich am Anfang unserer Reise – unsere Reise dauerte zwei Monate – als wir durch eine Art Höhle wanderten. Diese Höhle war lang und sah ziemlich individuell aus. Im Grand Canyon gibt es zwar mehrere Höhlen und Spalten, aber ... die sind bei weitem nicht so lang, wie dieser Tunnel es war. Ich wollte eigentlich gar nicht dort hinein gehen, aber Emmett nötigte mich grinsend mit den Worten "Jetzt komm schon, sonst jagst du dir ab sofort jedes wilde Tier selbst." und er wusste, dass ich es hasste, wenn ich mir mein Essen selbst besorgen musste. Ich weiß, da bin ich wohl ziemlich egoistisch, arrogant und verwöhnt, aber ... es gibt Dinge, an die ich mich nicht sehr gewöhnen konnte. Und eines davon war, auch wenn ich mir kleine Tiere fing, traute ich mich nie, eines der großen anzugreifen, obwohl ich bei weitem die Stärkere gewesen wäre. Diese Tiere überließ ich, wie ich immer sagte aus Rücksicht Emmett, da ich auch wusste, wie sehr er es liebte große, wilde Tiere zu jagen. Ich wusste bei seinem Satz zwar, dass er mich niemals der Angst überlassen würde, ein wildes Tier zu jagen, aber ... riskieren wollte ich dennoch nichts. Wir gingen also in diese Höhle – es war bereits dunkel – obwohl wir nicht viel sehen konnten, trotz unserer guten Augen. Die Dunkelheit in diesem Tunnel war ... merkwürdig stark. Ich schätzte, dass es nirgends Luftlöcher oder etwas dergleichen gab und daher das Licht auch am Tag nicht viel nützte. Ich muss gestehen, dass ich etwas Angst hatte, weshalb ich im Dunkeln auch sofort nach Emmetts Hand griff. Zärtlich drückte er sie und meinen Körper zog er an sich, als wollte er nicht riskieren, dass jemand oder etwas mich ihm wegnahm. "Es ist sehr dunkel hier, Emmett.", klagte ich ihm mit zittriger Stimme. "Jap ...", meinte er und ich merkte, dass er mich skeptisch ansah. "Du wirst doch keine Angst haben, oder Rosalie?" Schnell schüttelte ich den Kopf, das seiner Skepsis natürlich die Bestätigung gab, dass ich sehr wohl Angst hatte. "Süße ... du bist ein Vampir und fürchtest dich vor der Dunkelheit?", fragte er mich grinsend und ich war mir nicht sicher, ob er diesen Satz so herabsetzend meinte, wie er ihn herüberbrachte. "Ich fürchte mich doch gar nicht vor der Dunkelheit.", protestierte ich und klang etwas beleidigt. "Ich ... ich ... bin nur ungern in so engen, dunklen, langen Höhlen." Meine Erklärung war ... mies, aber ich hatte keine Ahnung, was ich ihm sonst hätte sagen sollen. Da schien mir diese Ausrede am klügsten. "Und das soll ich dir jetzt glauben, meine Liebste?", fragte mich Emmett und blieb kurz stehen, um mich noch skeptischer anzusehen, als zuvor. Ich nickte. "Ja, in der Tat." Emmett schüttelte den Kopf, ging hinter mich, schlang die Arme fest um meinen Körper und legte seinen Kopf auf meine Schulter, um mir ins Ohr zu flüstern "Wovor hast du denn Angst, Rose? Davor, dass uns ein Monster angreifen könnte? Oder dass jemand wie Royce hier auftauchen könnte? -", da unterbrach ich ihn. Ich sog scharf die Luft ein. Emmetts Frage war zwar nicht böse gemeint, aber es durchfuhr mich wie eine Nadel in mein Herz. Es tat furchtbar weh, als er Royces Namen aussprach. "Emmett, hör auf!", sagte ich laut und meine Stimme zitterte, genau wie mein Körper. Sofort spürte ich Emmetts Arme fester um mich. Er sah seinen Fehler sofort und wusste auch, was er tun musste, um es wieder gut zu machen. "Tut mir leid, Rosalie. Das wollte ich nicht. Ich wollte dir nicht wehtun. Verzeih mir.", sagte er und küsste mich auf meine Schläfe. "Ich wollte dir eigentlich nur sagen ... dass ich doch bei dir bin und dir hier nichts passieren kann." "Ich weiß ... es wundert mich ja selbst, dass es so wehgetan hat.", schluchzte ich und klammerte mich mit meinen Fingern an seiner Hand fest. "Na komm, lass uns weiter gehen und das Thema wechseln.", sagte er und griff nach meiner zittrigen Hand, um mich weiter zu ziehen. Ich nickte und sagte ihm, noch bevor wir weitergingen, "Ich ... ich verzeih dir, Emmett." "Danke", flüsterte er und küsste mich erneut auf meine Schläfe. "Komm ... vielleicht schaffen wir es noch bevor der Tag anbricht aus dieser Höhle.", und wir gingen in schnellem Tempo den Gang entlang. Während wir gingen, redeten wir über alles mögliche. Die letzten Monate, in denen Esme und Carlisle abwesend waren, darüber dass Edward in Österreich studieren ging und die Frage, ob wir wohl auch wieder studieren sollten. Bei unseren Überlegungen beschlossen wir tatsächlich erneut zu studieren und irgendwann fanden wir uns auf der anderen Seite des Tunnels. Der Mond schien hell auf die Felsen, die rings um uns waren. Es war atemberaubend schön anzusehen, wie die Felsen im silbernen Mondlicht leuchteten. Auf einigen Felsen spiegelte sich und glitzerte Wasser. Es musste kurz vor unserer Ankunft geregnet haben. "Sieh dir das an, Emmett. Es ist wunderschön.", sagte ich verträumt und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Es war wirklich wunderschön. Man könnte es mit einer Nacht im Land der Träume vergleichen. So schön und unwirklich kam einem das vor. "Ja, das ist es wohl.", stimmte mir Emmett zu und legte mir einen Arm um meine Schulter. "Gehen wir weiter oder bleiben wir hier?" Ich war so überwältigt von der Schönheit dieser Nacht. Meine Augen hatten sich schnell an die helle Nacht gewöhnt, doch ich musste die starke Dunkelheit der Höhle erst aus meinem Kopf bekommen. Der Schmerz, der mich zuvor durchbohrt hatte, steckte immer noch in meinen Gliedern und es tat gut, einfach nur die Nacht zu genießen. "Lass uns ... einen schönen Platz suchen. Ich möchte heute nicht die ganze Zeit Nacht wandern, ja!?", sagte ich zu Emmett und ging los. Wenn es möglich war, wanderten wir die ganze Nacht hindurch. Vor allem dann, wenn der Tag schönes Wetter versprach und wir mit Menschen, die sich hierher verirrt hatten, rechnen mussten. Aber in dieser Nacht wollte ich nicht dauernd wandern. Wir brauchten nicht lange, um ein schönes Fleckchen zu finden, an dem wir uns niederlassen wollten. Eine knappe viertel Stunde von der Höhle entfernt fanden wir eine kleine Felsenkette, an der mehrere Bäume standen und eine Art Gras wuchs und das war eine Rarität im Grand Canyon. Es gab so gut wie keine Bäume und auch kein Gras dort. Nur Sträucher und ein paar Kakteen eventuell auch Disteln, aber Bäume und Wiese sah man sehr selten. Ich nahm an, dass der Boden auf diesem Fleckchen sehr fruchtbar war, sonst würden keine Bäume dort wachsen. Emmett legte sich zuerst hin und streckte dann die Hände nach mir aus, um mir zu deuten, dass ich mich zu ihm legen sollte. Ich nahm eine seiner Hände und ließ mich in seine Arme gleiten. Es tat in diesem Moment so gut in seinen Armen zu liegen, dass ich mit niemandem getauscht hätte und auch niemals mehr aufstehen wollte, hätte man mir dafür Geld oder noch mehr Schönheit angeboten. Ich schloss für ein paar Augenblicke die Augen, um die Nacht genießen zu können, während Emmett meinen Hinterkopf und meinen Hals mit Küssen bedeckte. Es war mehr Hauch als Kuss, aber wunderschön. Irgendwann flüsterte er mir ins Ohr "Ich liebe dich, Rosalie. Mehr als dich jemals ein Mann lieben könnte." Ich grinste und drehte meinen Kopf leicht zurück. Ich stutzte etwas und runzelte meine Stirn. "Woher weißt du das denn?" Er zuckte mit den Schultern. "Weil ich dich niemals verlassen will und ein anderer gar keine Chance haben wird, dich so zu lieben, wie ich es tu." Ich griff mit einer Hand nach seinem Gesicht und streichelte ihm darüber. "Was ist aber, wenn ich will, dass du mich verlässt?"; fragte ich ihn ernst. Ich würde niemals wollen, dass er mich verlässt, aber ich wollte wissen, was er tun würde, wenn es denn tatsächlich so wäre. "Wenn du das wollen würdest, dann würde ich gehen. Auch wenn es mir wehtun würde, aber ich will, dass du glücklich bist. Und wenn du glücklich wärst, wäre ich weg, dann würde ich tun, wonach du verlangst.", sagte er ernst und ich merkte, dass er sein Gesicht geradeaus gerichtet hatte. Obwohl ich mit einer sehr außergewöhnlichen Antwort gerechnet hatte, hatte ich nie angenommen, dass er diese Antwort wählen würde. Ich seufzte kurz schmerzhaft, da mich seine Sätze mitten ins Herz getroffen hatten, und drehte dann meinen Kopf ganz zu ihm. "Niemals ... niemals würde ich wollen, dass du gehst, hörst du!?", sagte ich ihm mit erneut zittriger Stimme und sah ihn ängstlich an. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich ihm wirklich gesagt, er sollte gehen, weil ich es so wollte. Die Stimmung war seltsamer als je zuvor. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich dem Alleinsein so nah wie nie. "Versprich mir, dass du niemals gehst. Und sollte ich dich jemals bitten, dass du gehst, dann tu es nicht. Wehe wenn du gehst." Ich war richtig aufgebracht und konnte mich vor unterdrückten Schluchzern kaum retten. "Ich gehe nirgendwo hin, Rosalie.", sagte er und sah mich entsetzt an. Ich denke, dass ich ihm Angst eingejagt hatte, als ich so verzweifelt wollte, dass er hier blieb, obwohl es keinen Grund gab, dass er gehen hätte sollen. "Warum, um Himmels willen, sollte ich gehen wollen?" Ich schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich jemals wollen würde, dass du gehst." "Warum sagst du denn so was?", fragte er mich und strich mir über meine Wange. "Rosalie, mein Engel, jetzt komm her.", er zog mich näher zu sich. "Du bist ja ganz durcheinander. Sag mal, was ist denn heute los mit dir? Vorhin hattest du Angst im Dunkeln und jetzt hast du Angst, dass ich einfach so gehe?" Ich zuckte schluchzend mit den Schultern und schloss traurig die Augen. "Jetzt hör mir zu, Rose. Ich werde dich erst dann verlassen, wenn mir das Leben hier auf dieser Erde nicht mehr vergönnt ist. Ehe das nicht der Fall ist, habe ich keinen Grund, dich alleine zu lassen. Deinetwegen bin ich am Leben, deinetwegen bin ich was und vor allem wer ich bin. Selbst wenn ich nicht mehr auf dieser Erde leben würde, würde ich alles tun, um dich zu finden und dich zu beschützen, egal wovor. Ich glaube fest daran, dass wir uns auch im Himmel begegnet wären, hätte Carlisle uns nicht verwandelt. Wir sind füreinander bestimmt und das wären wir auch im Himmel.", sagte er und küsste mich nach seiner unendlich schönen Liebeserklärung zart auf den Mund. Ich genoss diesen Kuss in vollen Zügen und als wir uns wieder voneinander lösten, grinste ich ihn an. "Wer bist du und was hast du mit meinem Mann gemacht?", ich lachte ihn an. "So ... tiefgründig kenne ich dich gar nicht." Er hob die Achseln und grinste mich an. "Tja ... da staunst du, was!?" Ich lächelte und zog ihn fest an mich, um ihn erneut zu küssen. "Ich liebe dich auch, Emmett.", sagte ich, nachdem ich mich kurz von ihm gelöst hatte und küsste ihn sofort danach wieder. Wir vergaßen alles um uns herum und sanken noch tiefer ins Gras, um uns auch praktisch zu zeigen, was wir füreinander empfanden. Nun kennst du ein weiteres sehr intimes und romantisches Erlebnis im Leben von Emmett und mir. Würden wir beide noch wie beste Freundinnen zusammen sein, dann hätte ich dir mit Sicherheit davon erzählt und dir noch viel ausführlicher davon berichtet. Es ist nur so, dass ich ungern sehr persönliche Dinge in Briefe schreibe, die die Bevölkerung nichts angehen, und du musst mich entschuldigen, aber in dem Fall bin ich überhaupt nicht selbstbewusst. Da möchte ich nicht, dass andere davon erfahren. Das ist etwas, das nur Emmett und mir gehört. Eine Sache, die mir und Emmett einfach viel zu viel bedeutet, als dass die halbe Welt sie wissen sollte. Um noch kurz darauf einzugehen, wieso ich in diesem Moment so sentimental wurde, muss ich leider gestehen, dass ich keine Ahnung habe, was an diesem Tag los war. Es war kein sehr viel anderer Tag als sonst und eigentlich passte alles, aber ... ich denke, dass Emmett, als er von Royce anfing, einen wunden Punkt erwischt hatte. Ich bin ihm da auch nicht böse. Weißt du, Vera, Emmett meint sehr viele Dinge nicht so ernst, wie sie sich im ersten Moment anhören. In diesem einen Fall kann ich dir sicher sagen, dass Emmett mich nur aufheitern wollte. Nur ... du kennst mich ja. Ich nehme viele Dinge sehr schnell ernst und dann verstehe ich keinen Spaß mehr, auch wenn ich möglicherweise noch weiß, dass er es nicht so gemeint hatte. Ich weiß, dass es ihm leid tat und mir tat es ja auch leid, dass ich gleich so ernst geworden bin. Nur es schmerzte mich sehr und ... gerade auf Royce bin ich nicht gut zu sprechen. Wenn Emmett etwas anderes gesagt hätte und ich nicht so ernst reagiert hätte, wäre ich vielleicht ganz anders gewesen an diesem Tag.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Eifersucht (Teil 1)
Nun, eigentlich wollte ich nicht so genau auf diese Zeit eingehen. Es passierte nicht sehr viel und ... ich war, bis auf einige Tage, sehr glücklich. Nach unserem Urlaub hatten Emmett und ich mit Jasper und Alice erneut beschlossen zu studieren. Wir studierten nichts Wichtiges und auch nicht wirklich etwas, das für uns von großer Bedeutung war, aber wir wollten unsere Zeit mit etwas sinnvollerem als Herumsitzen totschlagen. Emmett und ich belegten einen Kurs in Englisch und studierten sechs Semester. Alice und Jasper nahmen ebenfalls einen Kurs zu zweit und studierten amerikanische Geschichte. Jasper war speziell daran interessiert, da er sehr viel mit den Kriegen verband. Alice wählte den Kurs, weil sie bei ihm sein und mit ihm diese Zeit erneut "durchleben" wollte. Edward war noch in Österreich und sein Musikstudium war ein wahnsinnig großer Erfolg. Er hatte sogar einige Auftritte in den großen Musiksälen in Salzburg und Wien. Wir waren unheimlich stolz auf ihn, dass er so viel mit seinem Studium anfangen konnte. Oh, du hättest Esme und Carlisle hören sollen, Vera, sie waren so begeistert, dass sie alle seine Auftritte aufnehmen ließen. Beinahe so wie stolze Eltern es tun. Ihm war es, wenn ich Jaspers Worten glauben konnte, zwar eher peinlich, aber er ließ es höflicher Weise über sich ergehen.
Nun ja, die Zeit in der Edward in Österreich war, verging, wie ich dir ja schon sagte, sehr schnell und an einem Herbsttag im Jahre 1972 kam Edward nachhause. Er hatte kündigte sich zwei Tage vorher an und versetzte damit die ganze Familie in Aufregung. Esme und Carlisle, die stolzen Eltern, wollten, dass er richtig schön empfangen wurde und ermahnten uns, nicht aus dem Haus zu gehen in den nächsten vier Tagen.
"Wir wollen doch, dass Edward sich hier sofort wieder zuhause fühlt. Er war so lange weg und er ist sicher froh wieder hier zu sein.", sagte Esme dauernd, wenn ich sie darauf ansprach, wieso ich hier sein musste, da Edward noch nie viel Interesse, ob nun brüderlich oder anders, an mir gezeigt hatte. Und ich muss ehrlich zugeben, dass ich ... eifersüchtig war. Du weißt ja, Vera, ich halte es nicht aus, wenn jemand in etwas besser ist als ich. Und schon gar nicht, wenn es sich dabei um die Schönheit oder in eben dieser Zeit das Klavierspielen handelte. Ich war in beidem sehr gut, weshalb ich Konkurrenten nicht vertrug. Und dass Edward in meiner Familie war und besser war als ich, versetzte meinem Ego jedes Mal einen Stich, wenn jemand davon sprach. Und ... genauso verhielt ich mich auch, als Edward sich ankündigte.
Alice und Jasper freuten sich auf Edward und halfen Esme das Haus in Ordnung zu bringen, bis Edward ankam. Sie waren zwar beide nicht ganz so euphorisch wie Esme, aber sie freuten sich, dass er wiederkam.
Zu meinem Bedauern war Emmett da ganz anders als Alice und Jasper. Weißt du, Vera, er war zu dieser Zeit eher wie Esme. Emmett und Edward waren ... ja, ich würde fast sagen, beste Freunde. Sie machten alles zusammen. Sie jagten zusammen, wenn ich Emmett einmal nicht für mich beanspruchte, sie spielten zusammen Baseball, wenn die Verhältnisse dafür gut waren. Edward war für Emmett wie du für mich. Sie erzählten sich alles. Von allen Familienmitgliedern war Emmett der einzige, der mit Edward wirklich auskam – und Alice. Sie war in gewisser Hinsicht Edwards beste Freundin. Jasper war zu ruhig, weshalb Emmett nicht viel mit ihm anfangen konnte, aber Edward machte das meiste mit, das Emmett mochte und umgekehrt. Jasper und er verstanden sich zwar gut, aber so eng wie er und Edward waren sie nie. Und Edward und ich ... das war noch nie gut gegangen, wie du ja bereits herausgelesen haben musst.
Als Edward sich ankündigte, freute sich Emmett riesig, dass er wiederkam. Sofort, als er es erfahren hatte, kam er zu mir und sagte mir glücklich, dass er nun endlich wieder jemanden zum Herumtoben hätte. Er war da in gewisser Weise wie ein Kind. Aber das brauchte er und ich liebte es an ihm. Das alles wäre perfekt gewesen. Emmett hätte endlich wieder jemanden, mit dem er reden und sich austoben konnte, und die Familie wäre wieder vollständig. Wäre nur meine Eifersucht nicht gewesen. Ich konnte Emmetts Freude nicht teilen. Obwohl ich wusste wie viel ihm das alles bedeutete, war ich nicht ganz so euphorisch wie er. Ich lächelte und lachte zwar mit ihm, aber ... der Neid in mir, ließ mich nicht mehr machen. Ich war ... wie gelähmt und sobald jemand Edward ansprach wurde in mir der Groll geweckt. Ich spürte das ganz deutlich, weshalb ich auch weg wollte, während sie alle Edwards Erlebnissen lauschten, aber Esme ließ mich nicht gehen. Weißt du, Vera, im Nachhinein dachte sie wahrscheinlich, dass es besser gewesen wäre, wenn sie mich weggehen hätte lassen. Aber ihre Freude darüber, die Familie endlich wieder beisammen zu haben und der Anstand, dass bei diesem Ereignis alle Mitglieder dabei sein sollten, ließen es nicht zu, auch nur ein Familienmitglied, auch wenn es zum Frieden aller beigetragen hätte, zu entbehren.
Edward kam an einem Donnerstag nachhause und wurde von Esme und Carlisle abgeholt. Wir "Kinder" sollten dafür sorgen, dass alles tipptopp war. Nun ja, ich weiß zwar nicht, was hätte passieren sollen, dass nicht alles glänzte und glitzerte, aber Esme war da furchtbar kleinlich. Eine der Eigenschaften, die sie aus ihrem menschlichen Leben mitgenommen hatte. Wenn wir Besuch hatten, musste alles perfekt sein. Ich bin nur froh, dass wir kein Essen oder etwas in der Art vorbereiten mussten. Das war ein Vorteil, wenn man ein Vampir war. Ich denke, Esme wäre noch viel aufgeregter gewesen, wenn wir noch gekocht hätten. Dann wäre sie vom Herd gar nicht mehr weggegangen. Sie hätte wohl Carlisle alleine fahren lassen, um ja nichts anbrennen zu lassen und ja nicht zu riskieren, dass irgendetwas nicht so wird, wie sie es sich vorstellte. Sie ist da ... wie meine Mutter es war. Meine Mutter war auch immer so ... perfekt. Sie wollte, dass immer alles tipptopp war und wenn es einmal nicht so war, war sie furchtbar aufgeregt und wurde richtig ungemütlich. Damals hat mich das nicht gestört, da ich ja selbst genauso war. In Bezug auf meine Hochzeiten bin ich das heute noch. Wenn nicht alles so ist, wie ich es will, dann werde ich zur Furie, aber ich denke ... da erzähle ich dir nichts Neues.
Es war schon Abend, als Edward mit Esme und Carlisle zur Küchentür hereinkam und Alice, Jasper, Emmett und mich um den Tisch sitzend vorfanden. Wir hatten uns schon hingesetzt, um Esme nicht noch nervöser zu machen. Ich denke, wir schafften es sie zufrieden zustellen, denn sie lächelte fortwährend.
Emmett, der neben mir saß, rief sofort, als Edward die Tür zur Küche öffnete "Edward ... da bist du ja. Ich dachte schon, wir müssten eine Vermisstenanzeige aufgeben – so lange wie du weg warst."
Edward grinste und ging auf Emmett zu. "Wie lang war ich denn weg? In Österreich muss die Zeit langsamer gehen. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich erst vor kurzem hingekommen.", und die beiden lachten herzlich. Es tat mir richtig weh, dass ich mich für Emmett nicht so freuen konnte wie es sich gehörte, aber als Edward das Zimmer betrat schnürte sich meine Kehle vor Eifersucht zu. Es war, als hätte ich einen riesigen Kloß im Hals, der drohte immer größer zu werden, wenn ich nicht bald meinen Groll los wurde.
"Edward, dass du auch einmal hier vorbeischaust. Wir dachten schon, du hättest dich in Österreich abgesetzt, weil wir dir auf die Nerven gingen.", lachte Alice und lief auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Jasper ging ihr nach und streckte Edward höflich die Hand entgegen. "Hey, Edward. Schön dich zu sehen.", sagte er und Edward lächelte. "Ja, ich freue mich auch hier zu sein. Ich hab euch vermisst."
"Jaah, das hat man gemerkt. So oft wie du dich gemeldet hast.", sagte Esme kichernd und spielte auf die bescheidene Post an, die er uns geschickt hatte. Edward hatte uns nicht sehr oft Briefe geschickt. Gelegentlich kam eine Postkarte aus Wien oder Salzburg oder er schrieb uns, dass er gerade auf einem Berg sei und die Aussicht über ganz Salzburg genießen würde und so weiter. Aber das waren in all den Jahren gerade mal zehn Briefe, in denen er von sich hören ließ.
Edward grinste und zuckte entschuldigend mit einer Schulter.
Nun, eigentlich wollte ich nicht so genau auf diese Zeit eingehen. Es passierte nicht sehr viel und ... ich war, bis auf einige Tage, sehr glücklich. Nach unserem Urlaub hatten Emmett und ich mit Jasper und Alice erneut beschlossen zu studieren. Wir studierten nichts Wichtiges und auch nicht wirklich etwas, das für uns von großer Bedeutung war, aber wir wollten unsere Zeit mit etwas sinnvollerem als Herumsitzen totschlagen. Emmett und ich belegten einen Kurs in Englisch und studierten sechs Semester. Alice und Jasper nahmen ebenfalls einen Kurs zu zweit und studierten amerikanische Geschichte. Jasper war speziell daran interessiert, da er sehr viel mit den Kriegen verband. Alice wählte den Kurs, weil sie bei ihm sein und mit ihm diese Zeit erneut "durchleben" wollte. Edward war noch in Österreich und sein Musikstudium war ein wahnsinnig großer Erfolg. Er hatte sogar einige Auftritte in den großen Musiksälen in Salzburg und Wien. Wir waren unheimlich stolz auf ihn, dass er so viel mit seinem Studium anfangen konnte. Oh, du hättest Esme und Carlisle hören sollen, Vera, sie waren so begeistert, dass sie alle seine Auftritte aufnehmen ließen. Beinahe so wie stolze Eltern es tun. Ihm war es, wenn ich Jaspers Worten glauben konnte, zwar eher peinlich, aber er ließ es höflicher Weise über sich ergehen.
Nun ja, die Zeit in der Edward in Österreich war, verging, wie ich dir ja schon sagte, sehr schnell und an einem Herbsttag im Jahre 1972 kam Edward nachhause. Er hatte kündigte sich zwei Tage vorher an und versetzte damit die ganze Familie in Aufregung. Esme und Carlisle, die stolzen Eltern, wollten, dass er richtig schön empfangen wurde und ermahnten uns, nicht aus dem Haus zu gehen in den nächsten vier Tagen.
"Wir wollen doch, dass Edward sich hier sofort wieder zuhause fühlt. Er war so lange weg und er ist sicher froh wieder hier zu sein.", sagte Esme dauernd, wenn ich sie darauf ansprach, wieso ich hier sein musste, da Edward noch nie viel Interesse, ob nun brüderlich oder anders, an mir gezeigt hatte. Und ich muss ehrlich zugeben, dass ich ... eifersüchtig war. Du weißt ja, Vera, ich halte es nicht aus, wenn jemand in etwas besser ist als ich. Und schon gar nicht, wenn es sich dabei um die Schönheit oder in eben dieser Zeit das Klavierspielen handelte. Ich war in beidem sehr gut, weshalb ich Konkurrenten nicht vertrug. Und dass Edward in meiner Familie war und besser war als ich, versetzte meinem Ego jedes Mal einen Stich, wenn jemand davon sprach. Und ... genauso verhielt ich mich auch, als Edward sich ankündigte.
Alice und Jasper freuten sich auf Edward und halfen Esme das Haus in Ordnung zu bringen, bis Edward ankam. Sie waren zwar beide nicht ganz so euphorisch wie Esme, aber sie freuten sich, dass er wiederkam.
Zu meinem Bedauern war Emmett da ganz anders als Alice und Jasper. Weißt du, Vera, er war zu dieser Zeit eher wie Esme. Emmett und Edward waren ... ja, ich würde fast sagen, beste Freunde. Sie machten alles zusammen. Sie jagten zusammen, wenn ich Emmett einmal nicht für mich beanspruchte, sie spielten zusammen Baseball, wenn die Verhältnisse dafür gut waren. Edward war für Emmett wie du für mich. Sie erzählten sich alles. Von allen Familienmitgliedern war Emmett der einzige, der mit Edward wirklich auskam – und Alice. Sie war in gewisser Hinsicht Edwards beste Freundin. Jasper war zu ruhig, weshalb Emmett nicht viel mit ihm anfangen konnte, aber Edward machte das meiste mit, das Emmett mochte und umgekehrt. Jasper und er verstanden sich zwar gut, aber so eng wie er und Edward waren sie nie. Und Edward und ich ... das war noch nie gut gegangen, wie du ja bereits herausgelesen haben musst.
Als Edward sich ankündigte, freute sich Emmett riesig, dass er wiederkam. Sofort, als er es erfahren hatte, kam er zu mir und sagte mir glücklich, dass er nun endlich wieder jemanden zum Herumtoben hätte. Er war da in gewisser Weise wie ein Kind. Aber das brauchte er und ich liebte es an ihm. Das alles wäre perfekt gewesen. Emmett hätte endlich wieder jemanden, mit dem er reden und sich austoben konnte, und die Familie wäre wieder vollständig. Wäre nur meine Eifersucht nicht gewesen. Ich konnte Emmetts Freude nicht teilen. Obwohl ich wusste wie viel ihm das alles bedeutete, war ich nicht ganz so euphorisch wie er. Ich lächelte und lachte zwar mit ihm, aber ... der Neid in mir, ließ mich nicht mehr machen. Ich war ... wie gelähmt und sobald jemand Edward ansprach wurde in mir der Groll geweckt. Ich spürte das ganz deutlich, weshalb ich auch weg wollte, während sie alle Edwards Erlebnissen lauschten, aber Esme ließ mich nicht gehen. Weißt du, Vera, im Nachhinein dachte sie wahrscheinlich, dass es besser gewesen wäre, wenn sie mich weggehen hätte lassen. Aber ihre Freude darüber, die Familie endlich wieder beisammen zu haben und der Anstand, dass bei diesem Ereignis alle Mitglieder dabei sein sollten, ließen es nicht zu, auch nur ein Familienmitglied, auch wenn es zum Frieden aller beigetragen hätte, zu entbehren.
Edward kam an einem Donnerstag nachhause und wurde von Esme und Carlisle abgeholt. Wir "Kinder" sollten dafür sorgen, dass alles tipptopp war. Nun ja, ich weiß zwar nicht, was hätte passieren sollen, dass nicht alles glänzte und glitzerte, aber Esme war da furchtbar kleinlich. Eine der Eigenschaften, die sie aus ihrem menschlichen Leben mitgenommen hatte. Wenn wir Besuch hatten, musste alles perfekt sein. Ich bin nur froh, dass wir kein Essen oder etwas in der Art vorbereiten mussten. Das war ein Vorteil, wenn man ein Vampir war. Ich denke, Esme wäre noch viel aufgeregter gewesen, wenn wir noch gekocht hätten. Dann wäre sie vom Herd gar nicht mehr weggegangen. Sie hätte wohl Carlisle alleine fahren lassen, um ja nichts anbrennen zu lassen und ja nicht zu riskieren, dass irgendetwas nicht so wird, wie sie es sich vorstellte. Sie ist da ... wie meine Mutter es war. Meine Mutter war auch immer so ... perfekt. Sie wollte, dass immer alles tipptopp war und wenn es einmal nicht so war, war sie furchtbar aufgeregt und wurde richtig ungemütlich. Damals hat mich das nicht gestört, da ich ja selbst genauso war. In Bezug auf meine Hochzeiten bin ich das heute noch. Wenn nicht alles so ist, wie ich es will, dann werde ich zur Furie, aber ich denke ... da erzähle ich dir nichts Neues.
Es war schon Abend, als Edward mit Esme und Carlisle zur Küchentür hereinkam und Alice, Jasper, Emmett und mich um den Tisch sitzend vorfanden. Wir hatten uns schon hingesetzt, um Esme nicht noch nervöser zu machen. Ich denke, wir schafften es sie zufrieden zustellen, denn sie lächelte fortwährend.
Emmett, der neben mir saß, rief sofort, als Edward die Tür zur Küche öffnete "Edward ... da bist du ja. Ich dachte schon, wir müssten eine Vermisstenanzeige aufgeben – so lange wie du weg warst."
Edward grinste und ging auf Emmett zu. "Wie lang war ich denn weg? In Österreich muss die Zeit langsamer gehen. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich erst vor kurzem hingekommen.", und die beiden lachten herzlich. Es tat mir richtig weh, dass ich mich für Emmett nicht so freuen konnte wie es sich gehörte, aber als Edward das Zimmer betrat schnürte sich meine Kehle vor Eifersucht zu. Es war, als hätte ich einen riesigen Kloß im Hals, der drohte immer größer zu werden, wenn ich nicht bald meinen Groll los wurde.
"Edward, dass du auch einmal hier vorbeischaust. Wir dachten schon, du hättest dich in Österreich abgesetzt, weil wir dir auf die Nerven gingen.", lachte Alice und lief auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Jasper ging ihr nach und streckte Edward höflich die Hand entgegen. "Hey, Edward. Schön dich zu sehen.", sagte er und Edward lächelte. "Ja, ich freue mich auch hier zu sein. Ich hab euch vermisst."
"Jaah, das hat man gemerkt. So oft wie du dich gemeldet hast.", sagte Esme kichernd und spielte auf die bescheidene Post an, die er uns geschickt hatte. Edward hatte uns nicht sehr oft Briefe geschickt. Gelegentlich kam eine Postkarte aus Wien oder Salzburg oder er schrieb uns, dass er gerade auf einem Berg sei und die Aussicht über ganz Salzburg genießen würde und so weiter. Aber das waren in all den Jahren gerade mal zehn Briefe, in denen er von sich hören ließ.
Edward grinste und zuckte entschuldigend mit einer Schulter.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Eifersucht (Teil 2)
"Rosalie, möchtest du Edward nicht begrüßen? Er war jetzt vier Jahre weg."; sagte Carlisle plötzlich und sah mich eindringlich an. Ich hatte bisher meinen Mund gehalten und angestrengt versucht meine Gedanken auf ein anderes Thema zu lenken, da ich wusste, dass Edward sonst sofort wissen würde, was ich dachte. Aber es war nicht einfach, denn Edward war lange weg und in dieser Zeit musste ich meine Gedanken nicht dauernd für mich behalten und verstecken, da sie ohnehin niemand hätte lesen können, aber jetzt ... zwang Edward mich dazu. Als Carlisle mich angesprochen hatte, drehten sich sofort alle zu mir und ich wusste, dass ich nicht dauernd so tun konnte, als würde ich es entweder schon gesagt haben oder als hätte ich nicht bemerkt, dass Edward angekommen war. Dazu war von Esme alles viel zu perfekt geplant gewesen.
Ich verdrehte, nur für Carlisle und mich bemerkbar, die Augen und sagte kurzangebunden "Hey ... Edward.", und blieb weiter stumm. Edward hatte mich mit ungläubigem Gesichtsausdruck angesehen und drehte sich, als ich meinen Gruß gesagt hatte, wieder zu den anderen und nahm dann zwischen Alice und Esme platz.
"Rose, was ist los? Wieso hast du Edward nicht begrüßt, wie es sich gehört?", fragte Emmett mich flüsternd, während Esme sich erkundigte, wie Edward Österreich gefallen hatte.
Ich drehte meinen Kopf kurz zu ihm und zischelte ihm zu "Nichts, es ist nichts. Ich bin nur etwas ... müde." Dass das gelogen war hätte sich jeder kluge Mensch und Vampir denken können, da es für mich unmöglich war, müde zu werden. Aber Emmett sagte nichts mehr darauf. Ich denke, er wusste, dass es wohl besser sein würde, wenn man mich in Ruhe ließ. Der Ton allerdings, mit dem er mich fragte was los mit mir sei, war etwas verärgert, was ich ihm nicht verübeln konnte. Als ich ihm meine Lüge aufgetischt hatte, blickte er zu Edward und hörte ihm zu, was er über Österreich erzählte. Ich bin mir nicht ganz sicher, was in dem Moment in Emmetts Kopf vor sich ging, aber ich denke, dass er sich noch nicht so viel dabei gedacht hatte, dass ich Edward nicht gleich um den Hals gefallen bin. Der Moment kam erst später, während dem er mich wahrscheinlich am liebsten hätte anbrüllen wollen.
Vera, die folgenden Zeilen sind für mich ein sehr ... sehr ... unglückliches Kapitel in meinem unsterblichen Leben. Fast so unglücklich wie die ersten Zeilen, die ich dir geschrieben habe. Ich habe etwas sehr Dummes gemacht und ... ja, ich erzähle es dir einfach.
Nachdem Edward die ersten Fragen über das Wetter, die Kultur und die Menschen in Österreich überstanden und beantwortet hatte, wollten alle wissen, was ihm denn dort alles wiederfahren war.
"Edward, mein Lieber, erzähl uns doch jetzt alles von Anfang an, ja!?", forderte ihn Esme auf und Edward fing an zu erzählen.
Er erzählte uns, dass man ihn gleich am ersten Tag gebeten hatte, sein Talent dem Vorstand des Mozarteums zu zeigen. Er musste eine seiner selbstkomponierten Sonaten spielen und wurde dann bewertet. Die Leute dort mussten so begeistert gewesen sein, dass sie ihm noch am selben Tag angeboten haben, für das gesamte Mozarteum ein Konzert zu geben.
Bei seinen Erzählungen merkte ich, wie sehr es mich störte, dass er so viel Erfolgt hatte und ich zwar gut, aber nicht so gut wie er war. In meinem Bauch schienen Steine zu liegen, so schwerfällig und so schäbig kam ich mir vor, dass ich hier saß und Edward zuhörte, obwohl ich genau wusste, dass es nicht gut für mein Ego war.
"... die Leute dort waren richtig begeistert von meinem Klavierspiel. Sie meinten, sie hätten noch nie so viel Gefühl und Harmonie auf einmal gesehen – außer bei Mozart, aber der ist ja schon seit einiger Zeit tot.", lachte Edward und der Kloß in meinem Hals wuchs unaufhörlich. Mein Blick hatte sich verfinstert und ich blickte hauptsächlich auf die Tischplatte, um niemandem zu zeigen, dass ich nicht gut auf Edward zu sprechen war. Meine Gedanken rasten um Edwards tolles Klavierspiel und ich wusste, Edward hörte alles, was ich dachte. Aber ich konnte meine Eifersucht nicht mehr lange verstecken.
Edward war jetzt schon bei seinen Prüfungen. Angeblich hatten sich die Prüfer nur so darum gestritten ihn prüfen zu dürfen. Und obwohl niemand glauben wollte, dass jemand so talentiert sein konnte, gaben sie ihm alle eine Einsplus.
"Oh, Edward, das war aber doch selbstverständlich.", sagte Esme und stupste ihn am Ärmel an.
"Ach, ich weiß nicht. Ich finde mich nicht so gut, wie immer alle tun.", sagte er und machte einen verlegenden Gesichtsausdruck, der so gar nicht zu ihm passte.
"Sei doch nicht immer so bescheiden. Du hast ein unglaubliches Talent, Edward. Ist doch so, nicht wahr!?", richtete Esme das Wort nun an uns alle. Soweit ich erkennen konnte, stimmten alle zu und nickten mit dem Kopf und bejahten mit einem einstimmigen "Jaah, da hast du recht."
Das war der Moment, an dem ich es nicht mehr aushielt. Ich musste einfach etwas sagen, ob es nun positiv oder negativ war, also sagte ich eintönig "Jaah, ganz toll, Edward."
Ich flüsterte diesen Satz und es war eigentlich kaum möglich, dass man mich unter dem Trubel um Edward, den meine Familie veranstaltete, überhaupt verstehen konnte, aber plötzlich drehten alle ihre Köpfe zu mir und sahen mich unverwandt an.
"Rosalie, hast du was gesagt?", fragte Esme und sah mich lächelnd an. Ich hob meinen auf den Tisch gerichteten Kopf und sah sie angespannt lächelnd an.
"Nein ... nichts von Bedeutung.", sagte ich und verschränkte die Arme, während ich meinen Kopf wegdrehte. Ich merkte, wie mich alle anstarrten, als hätte ich etwas verbrochen – auch Emmett. In diesem Moment habe ich zum ersten Mal gespürt, dass Emmett gemerkt haben muss, dass ich mich nicht freute, dass Edward wieder hier war. Ich hoffte, dass sich bald alles wieder beruhigen würde und ich meinen Groll weiter alleine austragen konnte, ohne dass man mich anstierte, als wäre ich ein Monster. Nun ja ... wahrscheinlich war ich das auch. Ich hoffte, dass niemand weiter auf mich eindringen würde, denn ein weiterer Satz bezüglich meines eintönigen Ausrufes würde eine Lawine von Eifersucht und Neid losreißen. Doch Edward machte meine Hoffnungen kurz darauf zunichte.
"Wartet!", sagte Edward, als sich die anderen wieder ihm zuwandten. "Rosalie, was soll das?"
Ich war so überrascht, dass er mich wieder ansprach, dass ich meinen Kopf herumdrehte und ihn böse anblickte. "Was soll was?"; fragte ich ihn giftig. Auf eine Auseinandersetzung war ich nicht gefasst, weshalb ich meine Stimme nicht zügeln konnte.
"Warum bist du so abweisend zu mir? Dass du dich nicht freust, mich zu sehen, habe ich schon gemerkt, als ich die Tür geöffnet habe. Aber muss es sein, dass du deine Arroganz immer auf mich ablässt?", fragte er mich mit verärgerter Stimme und ich sah ihn mit einem Ausdruck aus Hohn und Ärger an. "Du bist eifersüchtig.", sagte er und sah mich wütend an.
"Ha, auf dich eifersüchtig? Warum sollte ich ausgerechnet auf dich eifersüchtig sein?", fragte ich ihn mit derselben Mischung in meinem Tonfall.
"Eine gute Frage. Frag dich selbst. Seit ich hier bin, würdest du mich am liebsten wieder hinauswerfen. Du verträgst es nicht, dass mal jemand anderes im Mittelpunkt steht und besser ist als du.", sagte Edward und sofort schaltete sich Esme neben ihm ein.
"Edward ... jetzt –", fing sie an, wurde aber gleich von Edward unterbrochen.
"Nein, Esme, ist doch wahr.", ließ er sich seine Schimpftirade nicht stoppen. "Sie kann von Glück reden, dass niemand hübscher ist als sie, sonst wäre sie ein Niemand. Ich will mir gar nicht vorstellen, was wäre, wenn es zu einem solchen Fall käme."
"Halt den Mund, Edward. Du weißt überhaupt nicht wovon du sprichst.", sagte ich laut und blickte ihn finster an.
"Ach, meinst du, ja!?", sagte er böswillig und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn, um mir zu zeigen, dass er alles "sehen" würde. "Ich verstehe nicht, was du willst, Rosalie. Du hast alles was du dir gewünscht hast. Aber du kannst deine Arroganz und deinen Egoismus nicht zurückstecken, wenn es um jemand anderen geht. Weißt du, Rosalie, man muss nicht immer im Mittelpunkt stehen."
Ich schnaubte und knurrte. " Ich habe nicht alles, was ich mir gewünscht habe. Jetzt halt endlich deinen Mund, Edward."
"Warum? Damit du die Wahrheit nicht hörst?", rief er und schlug mit der Hand auf den Tisch. Wäre ich noch ein Mensch gewesen hätte ich die Tränen in meinen Augen schon gespürt. Mir schnürte es die Kehle zu. Ich konnte nicht mehr klar denken und ich war so wütend auf Edward. Jasper und Alice hielten sich aus unserem Streit zurück. Alice versuchte zwar auf Edward und mich einzureden, aber wir hörten sie gar nicht wirklich. Jasper probierte es mit seiner Fähigkeit die Gefühle etwas zu beeinflussen, aber ich war so aufgebracht, dass ich mich nicht aufhalten ließ. Carlisle hielt Esme zurück, denn auch sie wollte andauernd eingreifen. Emmett neben mir griff nach meiner Hand und sah mich eindringlich an, aber ich bemerkte ihn kaum. Er sagte nichts. Er machte keine Anstalten mich zu beruhigen, aber wahrscheinlich hätte er es ohnehin nicht geschafft.
Ich schniefte jetzt und sah Edward immer noch böse an. "Hör auf, Edward. Dass du mich nicht leiden kannst habe ich jetzt begriffen, aber du brauchst nicht gleich gemein werden.", rief ich ihm zu und wollte, dass er aufhörte mir diese Gemeinheiten an den Kopf zu werfen. Es tat mir weh und ich wusste nicht, wie ich meinen Schmerz verbergen sollte. Ich wollte nicht alles kaputt machen, aber Edward brachte mich in rage.
"Du weißt doch nicht, was dieses Wort überhaupt bedeuten soll, Blondine. Außer deiner Schönheit, deine Haare, deine Klamotten und dich selbst hast du doch ohnehin nichts im Kopf. Weißt du, ich glaube noch nicht einmal, dass du sehr viel an Emmett denkst. Das wäre schon zu viel Arbeit für dich.", sagte er und sah mich noch verärgerter an als zuvor. Ich habe Edward vorher nie so sprechen hören und ich glaube auch, dass es nie wieder vorgekommen war. Ich musste ihn mit meinem Verhalten sehr verletzt haben. Aber ... weißt du, Vera, ich finde nicht, dass es ihm das Recht gibt mich nun auch derart zu verletzen.
Endlich schaltete sich Emmett ein und sagte zu Edward ermahnend "Hör auf, Edward. Das reicht jetzt. Das ist nicht wahr und das weißt du auch."
"Ach, jetzt gibst du ihr auch noch Recht? Weißt du, Emmett, du versuchst dir das doch nur schön zu reden. Du bist doch blind vor Liebe. Schönheit ist nicht alles im Leben.", sagte Edward selbstsicher und sah Emmett an, als wollte er, dass er unbedingt daran glaubte. Emmett schüttelte den Kopf und legte einen Arm um mich. Ich hätte in dem Moment so gerne geweint, aber es ging nicht.
"Nein? Meine Güte, Emmett, warum meinst du, wollte dieser Royce oder wie er hieß, sie wohl los werden? Wohl kaum weil sie schön war!", rief Edward und wiegte sich in Triumph.
Das war zu viel. Er hätte alles sagen können, aber Royce war zu viel für mich. "EDWARD! JETZT HÖR AUF!", schrie ich und sprang von meinem Stuhl auf. "Du bist das Letzte, Edward. Du bist du das Aller-, Allerletzte." Und so schnell ich konnte lief ich nach oben in Emmett und mein Zimmer. Ich sperrte sofort ab und ließ mich auf das Bett in der Mitte des Raumes fallen. Ich schluchzte laut, obwohl es nicht echt war. In mir schmerzte alles. Es tat so weh, Vera, was er gesagt hatte. Ich wusste ja, dass ich schwierig war, aber dass ich so furchtbar war, das hätte ich nie gedacht. Ich hätte auch nicht gedacht, dass Edward so gemein sein konnte. Ich hatte zwar gewusst, dass es nicht gut sein würde, wenn ich dabei wäre, wenn er nachhause kam, aber mit so etwas hatte ich nie gerechnet. Edward war nicht der Typ, der solche Gemeinheiten in den Mund nahm, auch wenn er jemanden nicht leiden konnte. Nun ja, bisher hatte ich noch nicht die Ehre es mitzuerleben, wenn Edward richtig sauer war. Aber dass er mir meine Vergangenheit vorhielt war einfach unerhört.
Es tat mir so leid für Esme und Carlisle und auch alle anderen. Ich wollte niemanden so verletzen, in dem ich diese Art "Feier" zerstöre, aber ... Edward hatte das Fass zum Überlaufen gebracht mit seiner Schimpferei.
Am schlimmsten aber war, dass Emmett nicht so Partei für mich ergriffen hatte, wie ich gedacht hatte, dass er es tun würde. Er sprach zwar auf Edward ein, aber ich hatte das Gefühl, dass er über Edwards Worte tatsächlich nachzudenken schien. Dass Edward über die Beziehung von Emmett und mir so dachte, war mir klar. Das hätte ich mir denken können, dass er Emmett für "blind" hielt. Aber dass Emmett plötzlich darüber nachdachte verstand ich nicht und ich wollte, dass er mir erklärte, was das sollte.
"Rosalie, möchtest du Edward nicht begrüßen? Er war jetzt vier Jahre weg."; sagte Carlisle plötzlich und sah mich eindringlich an. Ich hatte bisher meinen Mund gehalten und angestrengt versucht meine Gedanken auf ein anderes Thema zu lenken, da ich wusste, dass Edward sonst sofort wissen würde, was ich dachte. Aber es war nicht einfach, denn Edward war lange weg und in dieser Zeit musste ich meine Gedanken nicht dauernd für mich behalten und verstecken, da sie ohnehin niemand hätte lesen können, aber jetzt ... zwang Edward mich dazu. Als Carlisle mich angesprochen hatte, drehten sich sofort alle zu mir und ich wusste, dass ich nicht dauernd so tun konnte, als würde ich es entweder schon gesagt haben oder als hätte ich nicht bemerkt, dass Edward angekommen war. Dazu war von Esme alles viel zu perfekt geplant gewesen.
Ich verdrehte, nur für Carlisle und mich bemerkbar, die Augen und sagte kurzangebunden "Hey ... Edward.", und blieb weiter stumm. Edward hatte mich mit ungläubigem Gesichtsausdruck angesehen und drehte sich, als ich meinen Gruß gesagt hatte, wieder zu den anderen und nahm dann zwischen Alice und Esme platz.
"Rose, was ist los? Wieso hast du Edward nicht begrüßt, wie es sich gehört?", fragte Emmett mich flüsternd, während Esme sich erkundigte, wie Edward Österreich gefallen hatte.
Ich drehte meinen Kopf kurz zu ihm und zischelte ihm zu "Nichts, es ist nichts. Ich bin nur etwas ... müde." Dass das gelogen war hätte sich jeder kluge Mensch und Vampir denken können, da es für mich unmöglich war, müde zu werden. Aber Emmett sagte nichts mehr darauf. Ich denke, er wusste, dass es wohl besser sein würde, wenn man mich in Ruhe ließ. Der Ton allerdings, mit dem er mich fragte was los mit mir sei, war etwas verärgert, was ich ihm nicht verübeln konnte. Als ich ihm meine Lüge aufgetischt hatte, blickte er zu Edward und hörte ihm zu, was er über Österreich erzählte. Ich bin mir nicht ganz sicher, was in dem Moment in Emmetts Kopf vor sich ging, aber ich denke, dass er sich noch nicht so viel dabei gedacht hatte, dass ich Edward nicht gleich um den Hals gefallen bin. Der Moment kam erst später, während dem er mich wahrscheinlich am liebsten hätte anbrüllen wollen.
Vera, die folgenden Zeilen sind für mich ein sehr ... sehr ... unglückliches Kapitel in meinem unsterblichen Leben. Fast so unglücklich wie die ersten Zeilen, die ich dir geschrieben habe. Ich habe etwas sehr Dummes gemacht und ... ja, ich erzähle es dir einfach.
Nachdem Edward die ersten Fragen über das Wetter, die Kultur und die Menschen in Österreich überstanden und beantwortet hatte, wollten alle wissen, was ihm denn dort alles wiederfahren war.
"Edward, mein Lieber, erzähl uns doch jetzt alles von Anfang an, ja!?", forderte ihn Esme auf und Edward fing an zu erzählen.
Er erzählte uns, dass man ihn gleich am ersten Tag gebeten hatte, sein Talent dem Vorstand des Mozarteums zu zeigen. Er musste eine seiner selbstkomponierten Sonaten spielen und wurde dann bewertet. Die Leute dort mussten so begeistert gewesen sein, dass sie ihm noch am selben Tag angeboten haben, für das gesamte Mozarteum ein Konzert zu geben.
Bei seinen Erzählungen merkte ich, wie sehr es mich störte, dass er so viel Erfolgt hatte und ich zwar gut, aber nicht so gut wie er war. In meinem Bauch schienen Steine zu liegen, so schwerfällig und so schäbig kam ich mir vor, dass ich hier saß und Edward zuhörte, obwohl ich genau wusste, dass es nicht gut für mein Ego war.
"... die Leute dort waren richtig begeistert von meinem Klavierspiel. Sie meinten, sie hätten noch nie so viel Gefühl und Harmonie auf einmal gesehen – außer bei Mozart, aber der ist ja schon seit einiger Zeit tot.", lachte Edward und der Kloß in meinem Hals wuchs unaufhörlich. Mein Blick hatte sich verfinstert und ich blickte hauptsächlich auf die Tischplatte, um niemandem zu zeigen, dass ich nicht gut auf Edward zu sprechen war. Meine Gedanken rasten um Edwards tolles Klavierspiel und ich wusste, Edward hörte alles, was ich dachte. Aber ich konnte meine Eifersucht nicht mehr lange verstecken.
Edward war jetzt schon bei seinen Prüfungen. Angeblich hatten sich die Prüfer nur so darum gestritten ihn prüfen zu dürfen. Und obwohl niemand glauben wollte, dass jemand so talentiert sein konnte, gaben sie ihm alle eine Einsplus.
"Oh, Edward, das war aber doch selbstverständlich.", sagte Esme und stupste ihn am Ärmel an.
"Ach, ich weiß nicht. Ich finde mich nicht so gut, wie immer alle tun.", sagte er und machte einen verlegenden Gesichtsausdruck, der so gar nicht zu ihm passte.
"Sei doch nicht immer so bescheiden. Du hast ein unglaubliches Talent, Edward. Ist doch so, nicht wahr!?", richtete Esme das Wort nun an uns alle. Soweit ich erkennen konnte, stimmten alle zu und nickten mit dem Kopf und bejahten mit einem einstimmigen "Jaah, da hast du recht."
Das war der Moment, an dem ich es nicht mehr aushielt. Ich musste einfach etwas sagen, ob es nun positiv oder negativ war, also sagte ich eintönig "Jaah, ganz toll, Edward."
Ich flüsterte diesen Satz und es war eigentlich kaum möglich, dass man mich unter dem Trubel um Edward, den meine Familie veranstaltete, überhaupt verstehen konnte, aber plötzlich drehten alle ihre Köpfe zu mir und sahen mich unverwandt an.
"Rosalie, hast du was gesagt?", fragte Esme und sah mich lächelnd an. Ich hob meinen auf den Tisch gerichteten Kopf und sah sie angespannt lächelnd an.
"Nein ... nichts von Bedeutung.", sagte ich und verschränkte die Arme, während ich meinen Kopf wegdrehte. Ich merkte, wie mich alle anstarrten, als hätte ich etwas verbrochen – auch Emmett. In diesem Moment habe ich zum ersten Mal gespürt, dass Emmett gemerkt haben muss, dass ich mich nicht freute, dass Edward wieder hier war. Ich hoffte, dass sich bald alles wieder beruhigen würde und ich meinen Groll weiter alleine austragen konnte, ohne dass man mich anstierte, als wäre ich ein Monster. Nun ja ... wahrscheinlich war ich das auch. Ich hoffte, dass niemand weiter auf mich eindringen würde, denn ein weiterer Satz bezüglich meines eintönigen Ausrufes würde eine Lawine von Eifersucht und Neid losreißen. Doch Edward machte meine Hoffnungen kurz darauf zunichte.
"Wartet!", sagte Edward, als sich die anderen wieder ihm zuwandten. "Rosalie, was soll das?"
Ich war so überrascht, dass er mich wieder ansprach, dass ich meinen Kopf herumdrehte und ihn böse anblickte. "Was soll was?"; fragte ich ihn giftig. Auf eine Auseinandersetzung war ich nicht gefasst, weshalb ich meine Stimme nicht zügeln konnte.
"Warum bist du so abweisend zu mir? Dass du dich nicht freust, mich zu sehen, habe ich schon gemerkt, als ich die Tür geöffnet habe. Aber muss es sein, dass du deine Arroganz immer auf mich ablässt?", fragte er mich mit verärgerter Stimme und ich sah ihn mit einem Ausdruck aus Hohn und Ärger an. "Du bist eifersüchtig.", sagte er und sah mich wütend an.
"Ha, auf dich eifersüchtig? Warum sollte ich ausgerechnet auf dich eifersüchtig sein?", fragte ich ihn mit derselben Mischung in meinem Tonfall.
"Eine gute Frage. Frag dich selbst. Seit ich hier bin, würdest du mich am liebsten wieder hinauswerfen. Du verträgst es nicht, dass mal jemand anderes im Mittelpunkt steht und besser ist als du.", sagte Edward und sofort schaltete sich Esme neben ihm ein.
"Edward ... jetzt –", fing sie an, wurde aber gleich von Edward unterbrochen.
"Nein, Esme, ist doch wahr.", ließ er sich seine Schimpftirade nicht stoppen. "Sie kann von Glück reden, dass niemand hübscher ist als sie, sonst wäre sie ein Niemand. Ich will mir gar nicht vorstellen, was wäre, wenn es zu einem solchen Fall käme."
"Halt den Mund, Edward. Du weißt überhaupt nicht wovon du sprichst.", sagte ich laut und blickte ihn finster an.
"Ach, meinst du, ja!?", sagte er böswillig und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn, um mir zu zeigen, dass er alles "sehen" würde. "Ich verstehe nicht, was du willst, Rosalie. Du hast alles was du dir gewünscht hast. Aber du kannst deine Arroganz und deinen Egoismus nicht zurückstecken, wenn es um jemand anderen geht. Weißt du, Rosalie, man muss nicht immer im Mittelpunkt stehen."
Ich schnaubte und knurrte. " Ich habe nicht alles, was ich mir gewünscht habe. Jetzt halt endlich deinen Mund, Edward."
"Warum? Damit du die Wahrheit nicht hörst?", rief er und schlug mit der Hand auf den Tisch. Wäre ich noch ein Mensch gewesen hätte ich die Tränen in meinen Augen schon gespürt. Mir schnürte es die Kehle zu. Ich konnte nicht mehr klar denken und ich war so wütend auf Edward. Jasper und Alice hielten sich aus unserem Streit zurück. Alice versuchte zwar auf Edward und mich einzureden, aber wir hörten sie gar nicht wirklich. Jasper probierte es mit seiner Fähigkeit die Gefühle etwas zu beeinflussen, aber ich war so aufgebracht, dass ich mich nicht aufhalten ließ. Carlisle hielt Esme zurück, denn auch sie wollte andauernd eingreifen. Emmett neben mir griff nach meiner Hand und sah mich eindringlich an, aber ich bemerkte ihn kaum. Er sagte nichts. Er machte keine Anstalten mich zu beruhigen, aber wahrscheinlich hätte er es ohnehin nicht geschafft.
Ich schniefte jetzt und sah Edward immer noch böse an. "Hör auf, Edward. Dass du mich nicht leiden kannst habe ich jetzt begriffen, aber du brauchst nicht gleich gemein werden.", rief ich ihm zu und wollte, dass er aufhörte mir diese Gemeinheiten an den Kopf zu werfen. Es tat mir weh und ich wusste nicht, wie ich meinen Schmerz verbergen sollte. Ich wollte nicht alles kaputt machen, aber Edward brachte mich in rage.
"Du weißt doch nicht, was dieses Wort überhaupt bedeuten soll, Blondine. Außer deiner Schönheit, deine Haare, deine Klamotten und dich selbst hast du doch ohnehin nichts im Kopf. Weißt du, ich glaube noch nicht einmal, dass du sehr viel an Emmett denkst. Das wäre schon zu viel Arbeit für dich.", sagte er und sah mich noch verärgerter an als zuvor. Ich habe Edward vorher nie so sprechen hören und ich glaube auch, dass es nie wieder vorgekommen war. Ich musste ihn mit meinem Verhalten sehr verletzt haben. Aber ... weißt du, Vera, ich finde nicht, dass es ihm das Recht gibt mich nun auch derart zu verletzen.
Endlich schaltete sich Emmett ein und sagte zu Edward ermahnend "Hör auf, Edward. Das reicht jetzt. Das ist nicht wahr und das weißt du auch."
"Ach, jetzt gibst du ihr auch noch Recht? Weißt du, Emmett, du versuchst dir das doch nur schön zu reden. Du bist doch blind vor Liebe. Schönheit ist nicht alles im Leben.", sagte Edward selbstsicher und sah Emmett an, als wollte er, dass er unbedingt daran glaubte. Emmett schüttelte den Kopf und legte einen Arm um mich. Ich hätte in dem Moment so gerne geweint, aber es ging nicht.
"Nein? Meine Güte, Emmett, warum meinst du, wollte dieser Royce oder wie er hieß, sie wohl los werden? Wohl kaum weil sie schön war!", rief Edward und wiegte sich in Triumph.
Das war zu viel. Er hätte alles sagen können, aber Royce war zu viel für mich. "EDWARD! JETZT HÖR AUF!", schrie ich und sprang von meinem Stuhl auf. "Du bist das Letzte, Edward. Du bist du das Aller-, Allerletzte." Und so schnell ich konnte lief ich nach oben in Emmett und mein Zimmer. Ich sperrte sofort ab und ließ mich auf das Bett in der Mitte des Raumes fallen. Ich schluchzte laut, obwohl es nicht echt war. In mir schmerzte alles. Es tat so weh, Vera, was er gesagt hatte. Ich wusste ja, dass ich schwierig war, aber dass ich so furchtbar war, das hätte ich nie gedacht. Ich hätte auch nicht gedacht, dass Edward so gemein sein konnte. Ich hatte zwar gewusst, dass es nicht gut sein würde, wenn ich dabei wäre, wenn er nachhause kam, aber mit so etwas hatte ich nie gerechnet. Edward war nicht der Typ, der solche Gemeinheiten in den Mund nahm, auch wenn er jemanden nicht leiden konnte. Nun ja, bisher hatte ich noch nicht die Ehre es mitzuerleben, wenn Edward richtig sauer war. Aber dass er mir meine Vergangenheit vorhielt war einfach unerhört.
Es tat mir so leid für Esme und Carlisle und auch alle anderen. Ich wollte niemanden so verletzen, in dem ich diese Art "Feier" zerstöre, aber ... Edward hatte das Fass zum Überlaufen gebracht mit seiner Schimpferei.
Am schlimmsten aber war, dass Emmett nicht so Partei für mich ergriffen hatte, wie ich gedacht hatte, dass er es tun würde. Er sprach zwar auf Edward ein, aber ich hatte das Gefühl, dass er über Edwards Worte tatsächlich nachzudenken schien. Dass Edward über die Beziehung von Emmett und mir so dachte, war mir klar. Das hätte ich mir denken können, dass er Emmett für "blind" hielt. Aber dass Emmett plötzlich darüber nachdachte verstand ich nicht und ich wollte, dass er mir erklärte, was das sollte.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Ein großer Fehler (Teil 1)
Ich weiß noch, dass ich an diesem Abend im Bett lag und mir Gedanken darüber machte, was ich falsch gemacht hatte, dass ich diese Gemeinheiten verdiente. Emmett war noch immer unten bei Edward und den anderen. Ich hatte eigentlich gedacht, dass er sofort nach oben kommen würde, um mich zu trösten, aber anscheinend hielt er es nicht für nötig nach mir zu sehen.
Erst nach zwei Stunden, in denen ich alleine im Zimmer war und mir die Augen unecht ausgeheult hatte, klopfte es an der Tür und Emmett rief von draußen "Rosalie, bitte mach auf. Ich bin's."
Widerwillig ging ich zur Tür und drehte den Schlüssel im Schloss um aufzusperren. "Was willst du?", fragte ich ihn eingeschnappt. Ja, ich weiß, Vera, es ist nicht ganz logisch, dass ich mir wünsche, dass er zu mir kam und dann reagierte ich so. Aber weißt du, ich war enttäuscht von ihm. Ich hatte ihn bereits vor Stunden erwartet und erst jetzt kam er zu mir.
"Mit dir reden, Engel.", sagte er und kam ins Zimmer, schloss die Tür und nahm mich in den Arm. Etwas verkrampft ließ ich die Umarmung geschehen. Es fiel mir schwer mich fallen zu lassen, da dieses Ereignis ungeklärt zwischen uns stand.
"Wo warst du, Emmett?", fragte ich ihn scharf und hatte meinen Kopf auf seine Schulter gelegt.
"Ich war noch unten bei Edward –", sagte er und sofort fiel ich ihm ins Wort.
"Wieso bist du nicht zu mir gekommen?", fragte ich und löste mich schnell aus seiner Umarmung. Irgendetwas störte mich daran, mich von ihm umarmen zu lassen.
"Rosalie, was ist denn los mit dir? Ich verstehe ja, dass du es nicht gerne hast, wenn dich jemand bei einer Leistung übertrifft, aber musste das sein? Edward war so lange weg.", fragte er mich und sah mich wie Carlisle zuvor eindringlich an.
Ich drehte meinen Kopf eingeschnappt weg und schnaubte.
"Hey, ich mache dir doch keine Vorwürfe. Das was Edward gesagt hat war falsch, das habe ich ihm auch klargemacht. Aber wieso musstest du deine Eifersucht jetzt zeigen?", fragte er mich und schien verletzt. Ich schluckte, denn ich wusste, dass ich ihm seine Freude kaputtgemacht hatte. Und dennoch konnte ich mich nicht bei ihm entschuldigen. Es tat mir ja leid, aber Edward hatte mich so sehr verletzt und Emmetts Verhalten ebenso, dass ich es nicht über mich brachte.
Ich sagte nichts auf Emmetts Frage. Ich hatte keine Ahnung, was ich hätte sagen sollen. Es war schon richtig, dass ich es nicht jetzt hätte zeigen sollen, aber die Schuld einstecken wollte ich nicht. Dazu, das gebe ich zu, war ich mir zu eitel. Ich sah nicht ein, warum ich schuld sein sollte an dem Streit. Noch dazu hatte ich Esme gewarnt, dass es nicht gut sein würde und sie bestand darauf, dass ich da war. Außerdem hatte ich Edward doch, wenn auch widerwillig, gelobt. Nun ja, es war nicht ganz nett, was ich gesagt hatte, aber Edwards Schimpfereien waren doch zehnmal schlimmer, als das was ich getan hatte. Zumindest war ich dieser Meinung.
"Rosalie, du weißt, ich liebe dich, aber so kenne ich dich nicht. Ich weiß auch, dass du schwierig bist und dass du die Aufmerksamkeit brauchst, glaub mir, das alles weiß ich und das schätze ich, aber wieso musst du dafür andere in den Hintergrund stellen, wenn es gerade um diese Personen geht? Du wusstest doch, dass ich mich freute ihn zu sehen.", fragte er mich und ich schüttelte enttäuscht den Kopf.
"Emmett ... wenn du schon so gut weißt, dass ich das nicht aushalte, wieso musste ich dann dabei sein? Wieso glaubst du, war ich unten? Weil es mir so viel Spaß gemacht hatte mir anzuhören, was Edward alles erlebt und wie viele gute Noten er bekommen hat?", rief ich ihm entgegen und wollte, dass er einsah, dass es in diesem Moment um mich ging und nicht um Edward. "Natürlich wusste ich, dass du dich gefreut hast. Aber hast du dich jemals gefragt, wieso ich nicht so euphorisch war, als du mir von seiner Rückkehr erzählt hast? Meine Güte, Emmett, ich saß vorhin neben dir, weil ich nicht wollte, dass du unglücklich bist, weil nicht alle deine Liebsten bei dir sind." Du darfst mich nicht fragen, was an diesem Tag mit mir los war. Ich wünschte ich könnte es rückgängig machen, um zu verhindern, dass das alles passierte, aber ich wusste nicht, was mit mir los war.
"Ich verstehe dich nicht, Rosalie. Wieso gönnst du Edward denn seinen Erfolg nicht? Du warst es doch, die ihm den Aufenthalt in Österreich verschafft hat. Ich dachte, du wolltest ihm eine Freude machen.", fragte er mich und ich ließ meinen Kopf sinken. Er hatte ja Recht. Ich war es, die Edward den Erfolg verschafft hatte und gleichzeitig war ich es, die ihn ihm wieder wegnehmen wollte.
"Nun, dann war es wohl keine gute Idee, ihm diesen Aufenthalt dort zu schenken.", sagte ich verärgert und sah Emmett in die Augen.
Emmett blickte mich ungläubig an. Meine Worte waren hart und kalt. Ich wusste, dass es ihm wehtat, aber zurückhalten konnte mich in dem Moment niemand. "Weißt du, Rose, ich sag es nur ungern, aber Edward hat Recht. Du denkst nur an dich. Du gönnst anderen den Erfolg doch gar nicht.", sagte Emmett und ich fühlte mich vor den Kopf gestoßen. Oh, Vera, ich war so enttäuscht von ihm. Ich hätte nie gedacht, dass er das zu mir sagen würde. Ich liebe Emmett, aber das tat so unendlich weh. Es aus seinem Mund zu hören war unerträglich für mich. Es war, als hätte jemand einen Hebel umgestellt und ich konnte erneut nicht mehr klar denken. Hätte ich welche gehabt, wären mir Tränen in die Augen geschossen.
"Dann geh doch zu Edward. Macht euch doch über die dumme, blonde, egoistische, arrogante Rosalie lustig. Los ... hau ab, Emmett.", sagte ich ihm so ruhig, wie mir möglich war, auch wenn ich nicht wollte, dass er ging. Ich wollte ihn hier bei mir haben und nicht, dass er sich mit Edward gegen mich verbündete.
"Rose, was –", fing er an, doch ich ließ keine weiteren Worte mehr zu.
"Hau endlich ab, Emmett. Du weißt genau, dass das, was du gesagt hast, nicht wahr ist. Aber wenn du dennoch der Meinung bist, dass ich nur an mich selbst denke, dann geh.", sagte ich und schluchzte. Mein Herz schmerzte von so vielen Beleidigungen und dass ich im Begriff war meine große Liebe wegzuschicken brach mir mein Herz, aber ich hatte das Gefühl, dass es in diesem Moment nicht anders möglich war.
Und Emmett ging. Er drehte sich langsam zur Tür und ging. In der Tür drehte er sich noch einmal um, so als wollte er noch etwas sagen, ließ es aber gut sein und ging nach unten, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Als Emmetts Schritte auf der Treppe verhallt waren, fühlte ich mich so alleine wie nie. Was an diesem Tag passiert war, war so surreal, dass ich nicht wusste, träumte ich das alles oder war es die Wirklichkeit oder bildete ich mir das alles nur ein. Ich war verzweifelt.
Vera, du ahnst nicht, wie weh das getan hat. Ich war mir sicher, dass Emmett und ich nie in diese Situation kommen würden, dass wir uns stritten wegen jemand anderem oder dass wir uns allgemein ankeiften. Emmett war nicht der Typ, der Streit suchte. Ich verstand die Welt nicht mehr. Plötzlich war alles so furchtbar, so furchtbar unwirklich und unnormal.
Die nächsten Stunden und Tage verkroch ich mich im Zimmer. Der Schmerz, dass Emmett tatsächlich gegangen war und dass wir überhaupt gestritten hatten, war zu groß, als dass ich mich bereit sah, anderen Personen gegenüber zu treten. Ich hätte zwar jemanden zum Reden gebraucht, aber wahrscheinlich war es so viel besser. Ich hätte ohnehin nur mit ihm geschrieen egal wer es gewesen wäre. Einmal war ich kurz davor zu Alice zu gehen und ihr alles zu erzählen, aber ich brachte es nicht über mich dort Jasper zu begegnen. Dass Alice nicht bei mir vorbeigeschaut hatte, um zu sehen, wie's mir ging, wunderte mich nicht, denn ich ahnte, dass sie gesehen hatte was passieren würde. Das hat sie mir einmal erzählt, als ich mit ihr darüber gesprochen hatte. Jetzt im Nachhinein, Vera, bin ich ihr dankbar, dass sie nicht gekommen ist, um mich zu trösten, aber damals war ich sauer auf sie. Ich hatte gehofft, dass sie vorbeischauen würde. Esme und Carlisle klopften gelegentlich an die Tür und wollten nach mir sehen, doch entweder ich antwortete nicht oder ich schrie nach draußen, sie sollten gehen, da ich weder Esme noch Carlisle sehen wollte. Vor Esme schämte ich mich. Ich wusste, dass ich ihre heile Familienwelt kaputt gemacht hatte und allein dieses Wissen tat mir weh. Carlisle war für mich wie mein Vater und als ich noch ein Mensch war, konnte ich mit meinem Vater nie viel anfangen, weshalb ich, wenn ich nach Hilfe suchte, immer zu meiner Mutter ging. Und bei Carlisle war es genauso. Wenn ich Hilfe brauchte, dann holte ich sie mir von Esme.
Dass Edward nicht kam um sich zu entschuldigen war mir klar, aber bei Emmett verstand ich es nicht. Ich verstand nicht, was passiert war, wieso Emmett plötzlich böse auf mich war. Was hatte ich denn falsch gemacht? War ich tatsächlich so furchtbar?
Weißt du, Vera, wenn ich dir das hier so erzähle und aufschreibe, dann wird mir so einiges klar. Aber ich weiß immer noch nicht wieso ich eigentlich so reagiert habe. Ich meine, ich verstehe mich da schon, dass ich furchtbar eifersüchtig war. Das bin ich auch heute noch, aber ... dass ich so überreagierte, erschreckt mich jedes Mal, wenn ich daran denke. Ach, Vera ... ich hatte einen großen Fehler gemacht, als ich Emmett wegschickte.
Die Tage vergingen elend langsam. Ich hoffte jedes Mal, wenn die Sonne aufging, dass sie wieder untergehen mochte. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn sie sofort wieder untergegangen wäre, aber meine Gebeten in der Hinsicht wurden nie erhört. Es kam der Tag, an dem ich es vor Durst nicht mehr in meinem Zimmer aushielt. Emmett war kein einziges Mal hochgekommen, um nach mir zu sehen und ich fragte mich, ob er überhaupt noch hier war. Aber der Gedanke war zu grausam für mich, als dass ich ihn hätte weiterführen wollen. Ich wollte mir nicht vorstellen, wohin Emmett hätte verschwinden können oder was er nun tun könnte oder tun würde. Meine größte Angst war immer schon, seit ich Emmett kannte, dass er mich eines Tages verlassen würde – aufgrund meiner Eifersucht. Da ich bisher nie in der Situation war, dass Emmett mich hätte verlassen wollen, waren mir meine Gefühle völlig unbekannt. Ich hatte Angst, Vera. Ich hatte schreckliche Angst, dass ich Emmett nie wieder sehen würde. Und gleichzeitig fand ich mich selbst so absurd, dass ich so etwas dachte. Wieso sollte er mich denn verlassen? Es war doch nur ein ... kleiner Streit. Zumindest versuchte ich mir das einzureden.
Es tat mir weh, dass ich nicht wusste, wo Emmett war und was er tat und mit wem vor allem. Aber ich wollte es auch auf der anderen Seite nicht wissen, weil ich nicht wollte, dass ich enttäuscht wurde. Ich war verzweifelt, Vera. Ich war schrecklich verzweifelt – und allein. Mir ging es nicht gut. Schon die ganzen Tage über, die ich im Zimmer verbrachte, lag ich entweder auf dem Bett und versuchte zu lesen oder probierte meine Haare zu kämmen, aber ich hatte das Gefühl, dass sie einfach nicht sitzen wollten. Oder ich besah mich im Spiegel, aber das, was ich sah, war nicht das, was ich erwartet hatte. Ich fand mich hässlich. Ich fand mich absolut unschön. Und ich verstand, wenigstens zum Teil, warum Emmett gegangen war. So wie ich mich im Spiegel sah, fand ich mich nicht attraktiv. Mein Äußeres musste genauso gewesen sein, wie mein Inneres in diesen Tagen.
Ich weiß noch, dass ich an diesem Abend im Bett lag und mir Gedanken darüber machte, was ich falsch gemacht hatte, dass ich diese Gemeinheiten verdiente. Emmett war noch immer unten bei Edward und den anderen. Ich hatte eigentlich gedacht, dass er sofort nach oben kommen würde, um mich zu trösten, aber anscheinend hielt er es nicht für nötig nach mir zu sehen.
Erst nach zwei Stunden, in denen ich alleine im Zimmer war und mir die Augen unecht ausgeheult hatte, klopfte es an der Tür und Emmett rief von draußen "Rosalie, bitte mach auf. Ich bin's."
Widerwillig ging ich zur Tür und drehte den Schlüssel im Schloss um aufzusperren. "Was willst du?", fragte ich ihn eingeschnappt. Ja, ich weiß, Vera, es ist nicht ganz logisch, dass ich mir wünsche, dass er zu mir kam und dann reagierte ich so. Aber weißt du, ich war enttäuscht von ihm. Ich hatte ihn bereits vor Stunden erwartet und erst jetzt kam er zu mir.
"Mit dir reden, Engel.", sagte er und kam ins Zimmer, schloss die Tür und nahm mich in den Arm. Etwas verkrampft ließ ich die Umarmung geschehen. Es fiel mir schwer mich fallen zu lassen, da dieses Ereignis ungeklärt zwischen uns stand.
"Wo warst du, Emmett?", fragte ich ihn scharf und hatte meinen Kopf auf seine Schulter gelegt.
"Ich war noch unten bei Edward –", sagte er und sofort fiel ich ihm ins Wort.
"Wieso bist du nicht zu mir gekommen?", fragte ich und löste mich schnell aus seiner Umarmung. Irgendetwas störte mich daran, mich von ihm umarmen zu lassen.
"Rosalie, was ist denn los mit dir? Ich verstehe ja, dass du es nicht gerne hast, wenn dich jemand bei einer Leistung übertrifft, aber musste das sein? Edward war so lange weg.", fragte er mich und sah mich wie Carlisle zuvor eindringlich an.
Ich drehte meinen Kopf eingeschnappt weg und schnaubte.
"Hey, ich mache dir doch keine Vorwürfe. Das was Edward gesagt hat war falsch, das habe ich ihm auch klargemacht. Aber wieso musstest du deine Eifersucht jetzt zeigen?", fragte er mich und schien verletzt. Ich schluckte, denn ich wusste, dass ich ihm seine Freude kaputtgemacht hatte. Und dennoch konnte ich mich nicht bei ihm entschuldigen. Es tat mir ja leid, aber Edward hatte mich so sehr verletzt und Emmetts Verhalten ebenso, dass ich es nicht über mich brachte.
Ich sagte nichts auf Emmetts Frage. Ich hatte keine Ahnung, was ich hätte sagen sollen. Es war schon richtig, dass ich es nicht jetzt hätte zeigen sollen, aber die Schuld einstecken wollte ich nicht. Dazu, das gebe ich zu, war ich mir zu eitel. Ich sah nicht ein, warum ich schuld sein sollte an dem Streit. Noch dazu hatte ich Esme gewarnt, dass es nicht gut sein würde und sie bestand darauf, dass ich da war. Außerdem hatte ich Edward doch, wenn auch widerwillig, gelobt. Nun ja, es war nicht ganz nett, was ich gesagt hatte, aber Edwards Schimpfereien waren doch zehnmal schlimmer, als das was ich getan hatte. Zumindest war ich dieser Meinung.
"Rosalie, du weißt, ich liebe dich, aber so kenne ich dich nicht. Ich weiß auch, dass du schwierig bist und dass du die Aufmerksamkeit brauchst, glaub mir, das alles weiß ich und das schätze ich, aber wieso musst du dafür andere in den Hintergrund stellen, wenn es gerade um diese Personen geht? Du wusstest doch, dass ich mich freute ihn zu sehen.", fragte er mich und ich schüttelte enttäuscht den Kopf.
"Emmett ... wenn du schon so gut weißt, dass ich das nicht aushalte, wieso musste ich dann dabei sein? Wieso glaubst du, war ich unten? Weil es mir so viel Spaß gemacht hatte mir anzuhören, was Edward alles erlebt und wie viele gute Noten er bekommen hat?", rief ich ihm entgegen und wollte, dass er einsah, dass es in diesem Moment um mich ging und nicht um Edward. "Natürlich wusste ich, dass du dich gefreut hast. Aber hast du dich jemals gefragt, wieso ich nicht so euphorisch war, als du mir von seiner Rückkehr erzählt hast? Meine Güte, Emmett, ich saß vorhin neben dir, weil ich nicht wollte, dass du unglücklich bist, weil nicht alle deine Liebsten bei dir sind." Du darfst mich nicht fragen, was an diesem Tag mit mir los war. Ich wünschte ich könnte es rückgängig machen, um zu verhindern, dass das alles passierte, aber ich wusste nicht, was mit mir los war.
"Ich verstehe dich nicht, Rosalie. Wieso gönnst du Edward denn seinen Erfolg nicht? Du warst es doch, die ihm den Aufenthalt in Österreich verschafft hat. Ich dachte, du wolltest ihm eine Freude machen.", fragte er mich und ich ließ meinen Kopf sinken. Er hatte ja Recht. Ich war es, die Edward den Erfolg verschafft hatte und gleichzeitig war ich es, die ihn ihm wieder wegnehmen wollte.
"Nun, dann war es wohl keine gute Idee, ihm diesen Aufenthalt dort zu schenken.", sagte ich verärgert und sah Emmett in die Augen.
Emmett blickte mich ungläubig an. Meine Worte waren hart und kalt. Ich wusste, dass es ihm wehtat, aber zurückhalten konnte mich in dem Moment niemand. "Weißt du, Rose, ich sag es nur ungern, aber Edward hat Recht. Du denkst nur an dich. Du gönnst anderen den Erfolg doch gar nicht.", sagte Emmett und ich fühlte mich vor den Kopf gestoßen. Oh, Vera, ich war so enttäuscht von ihm. Ich hätte nie gedacht, dass er das zu mir sagen würde. Ich liebe Emmett, aber das tat so unendlich weh. Es aus seinem Mund zu hören war unerträglich für mich. Es war, als hätte jemand einen Hebel umgestellt und ich konnte erneut nicht mehr klar denken. Hätte ich welche gehabt, wären mir Tränen in die Augen geschossen.
"Dann geh doch zu Edward. Macht euch doch über die dumme, blonde, egoistische, arrogante Rosalie lustig. Los ... hau ab, Emmett.", sagte ich ihm so ruhig, wie mir möglich war, auch wenn ich nicht wollte, dass er ging. Ich wollte ihn hier bei mir haben und nicht, dass er sich mit Edward gegen mich verbündete.
"Rose, was –", fing er an, doch ich ließ keine weiteren Worte mehr zu.
"Hau endlich ab, Emmett. Du weißt genau, dass das, was du gesagt hast, nicht wahr ist. Aber wenn du dennoch der Meinung bist, dass ich nur an mich selbst denke, dann geh.", sagte ich und schluchzte. Mein Herz schmerzte von so vielen Beleidigungen und dass ich im Begriff war meine große Liebe wegzuschicken brach mir mein Herz, aber ich hatte das Gefühl, dass es in diesem Moment nicht anders möglich war.
Und Emmett ging. Er drehte sich langsam zur Tür und ging. In der Tür drehte er sich noch einmal um, so als wollte er noch etwas sagen, ließ es aber gut sein und ging nach unten, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Als Emmetts Schritte auf der Treppe verhallt waren, fühlte ich mich so alleine wie nie. Was an diesem Tag passiert war, war so surreal, dass ich nicht wusste, träumte ich das alles oder war es die Wirklichkeit oder bildete ich mir das alles nur ein. Ich war verzweifelt.
Vera, du ahnst nicht, wie weh das getan hat. Ich war mir sicher, dass Emmett und ich nie in diese Situation kommen würden, dass wir uns stritten wegen jemand anderem oder dass wir uns allgemein ankeiften. Emmett war nicht der Typ, der Streit suchte. Ich verstand die Welt nicht mehr. Plötzlich war alles so furchtbar, so furchtbar unwirklich und unnormal.
Die nächsten Stunden und Tage verkroch ich mich im Zimmer. Der Schmerz, dass Emmett tatsächlich gegangen war und dass wir überhaupt gestritten hatten, war zu groß, als dass ich mich bereit sah, anderen Personen gegenüber zu treten. Ich hätte zwar jemanden zum Reden gebraucht, aber wahrscheinlich war es so viel besser. Ich hätte ohnehin nur mit ihm geschrieen egal wer es gewesen wäre. Einmal war ich kurz davor zu Alice zu gehen und ihr alles zu erzählen, aber ich brachte es nicht über mich dort Jasper zu begegnen. Dass Alice nicht bei mir vorbeigeschaut hatte, um zu sehen, wie's mir ging, wunderte mich nicht, denn ich ahnte, dass sie gesehen hatte was passieren würde. Das hat sie mir einmal erzählt, als ich mit ihr darüber gesprochen hatte. Jetzt im Nachhinein, Vera, bin ich ihr dankbar, dass sie nicht gekommen ist, um mich zu trösten, aber damals war ich sauer auf sie. Ich hatte gehofft, dass sie vorbeischauen würde. Esme und Carlisle klopften gelegentlich an die Tür und wollten nach mir sehen, doch entweder ich antwortete nicht oder ich schrie nach draußen, sie sollten gehen, da ich weder Esme noch Carlisle sehen wollte. Vor Esme schämte ich mich. Ich wusste, dass ich ihre heile Familienwelt kaputt gemacht hatte und allein dieses Wissen tat mir weh. Carlisle war für mich wie mein Vater und als ich noch ein Mensch war, konnte ich mit meinem Vater nie viel anfangen, weshalb ich, wenn ich nach Hilfe suchte, immer zu meiner Mutter ging. Und bei Carlisle war es genauso. Wenn ich Hilfe brauchte, dann holte ich sie mir von Esme.
Dass Edward nicht kam um sich zu entschuldigen war mir klar, aber bei Emmett verstand ich es nicht. Ich verstand nicht, was passiert war, wieso Emmett plötzlich böse auf mich war. Was hatte ich denn falsch gemacht? War ich tatsächlich so furchtbar?
Weißt du, Vera, wenn ich dir das hier so erzähle und aufschreibe, dann wird mir so einiges klar. Aber ich weiß immer noch nicht wieso ich eigentlich so reagiert habe. Ich meine, ich verstehe mich da schon, dass ich furchtbar eifersüchtig war. Das bin ich auch heute noch, aber ... dass ich so überreagierte, erschreckt mich jedes Mal, wenn ich daran denke. Ach, Vera ... ich hatte einen großen Fehler gemacht, als ich Emmett wegschickte.
Die Tage vergingen elend langsam. Ich hoffte jedes Mal, wenn die Sonne aufging, dass sie wieder untergehen mochte. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn sie sofort wieder untergegangen wäre, aber meine Gebeten in der Hinsicht wurden nie erhört. Es kam der Tag, an dem ich es vor Durst nicht mehr in meinem Zimmer aushielt. Emmett war kein einziges Mal hochgekommen, um nach mir zu sehen und ich fragte mich, ob er überhaupt noch hier war. Aber der Gedanke war zu grausam für mich, als dass ich ihn hätte weiterführen wollen. Ich wollte mir nicht vorstellen, wohin Emmett hätte verschwinden können oder was er nun tun könnte oder tun würde. Meine größte Angst war immer schon, seit ich Emmett kannte, dass er mich eines Tages verlassen würde – aufgrund meiner Eifersucht. Da ich bisher nie in der Situation war, dass Emmett mich hätte verlassen wollen, waren mir meine Gefühle völlig unbekannt. Ich hatte Angst, Vera. Ich hatte schreckliche Angst, dass ich Emmett nie wieder sehen würde. Und gleichzeitig fand ich mich selbst so absurd, dass ich so etwas dachte. Wieso sollte er mich denn verlassen? Es war doch nur ein ... kleiner Streit. Zumindest versuchte ich mir das einzureden.
Es tat mir weh, dass ich nicht wusste, wo Emmett war und was er tat und mit wem vor allem. Aber ich wollte es auch auf der anderen Seite nicht wissen, weil ich nicht wollte, dass ich enttäuscht wurde. Ich war verzweifelt, Vera. Ich war schrecklich verzweifelt – und allein. Mir ging es nicht gut. Schon die ganzen Tage über, die ich im Zimmer verbrachte, lag ich entweder auf dem Bett und versuchte zu lesen oder probierte meine Haare zu kämmen, aber ich hatte das Gefühl, dass sie einfach nicht sitzen wollten. Oder ich besah mich im Spiegel, aber das, was ich sah, war nicht das, was ich erwartet hatte. Ich fand mich hässlich. Ich fand mich absolut unschön. Und ich verstand, wenigstens zum Teil, warum Emmett gegangen war. So wie ich mich im Spiegel sah, fand ich mich nicht attraktiv. Mein Äußeres musste genauso gewesen sein, wie mein Inneres in diesen Tagen.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Ein großer Fehler (Teil 2)
Ich sagte ja bereits, dass der Tag kam, an dem ich Durst bekam. Ich beschloss abends nach draußen zu gehen, um meinen Durst zu stillen. Ich hatte vor, nur kurz draußen zu sein, denn ich wollte das Haus nicht verlassen. Da ich mich allein fühlte, obwohl das Haus vollbesetzt war, fühlte ich mich im Haus sicherer und wohler als draußen.
Ich ging also in den Wald, der an unser Grundstück angrenzte, und lief weit hinein, um niemandem zu begegnen. Schon als ich das Haus verließ hatte ich Glück niemandem zu begegnen, also vertraute ich darauf, dass ich dieses Glück auch dieses Mal hatte.
Es dauerte nicht lange, da fand ich einen ausgewachsenen Zwölfender, der auf einer kleinen Lichtung graste. Es war zwar ein sehr großes Tier, aber ich hatte auch großen Durst. Sofort beschloss ich, dass er meine Mahlzeit wurde. Ich ging in die Hocke und nahm meine Jagdposition ein. Noch bevor der Hirsch irgendetwas hätte bemerken können, hatte ich ihm schon seine Halsschlagader durchtrennt und sättigte mich an seinem warmen, noch pochenden Blut. Es tat unglaublich gut, mich an dem Tier satt zu trinken. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich ewig nichts mehr zu trinken bekommen. Das Blut, Vera, schmeckte mir in dem Moment so gut wie sonst nie. Es war, als wäre ich jemand anderes. Ich fühlte mich nicht gut, aber auch nicht völlig schlecht. Ich kann dieses Gefühl nicht wirklich gut definieren, aber es war wie ... wie eine Befreiung. Als ich von dem Blut des Hirsches trank, kam meine Kraft zurück, die ich in der letzten Zeit einfach hatte liegen lassen. Mir ging es nicht gut, ich konnte mich auf nichts konzentrieren, war ... ja, aggressiv und konnte niemanden in meiner Nähe brauchen. Ich würde fast sagen, es war, als hätte ich meine Tage. Ich weiß, das hört sich merkwürdig, widerlich und absolut unmöglich an, aber ... genauso fühlte ich mich. Und endlich konnte ich mich wieder auf etwas konzentrieren. Die Zeit, die ich in meinem Zimmer verbracht hatte, wollte ich eigentlich mit Lesen überbrücken, aber ich sagte ja schon, dass es nicht ganz so funktionierte, wie ich mir das vorgestellt hatte. Und nun wusste ich auch wieso.
Ich wusste, dass ich ganz dringend meine Prioritäten klären musste, um mein Leben wieder in den Griff zu bekommen, um wieder halbwegs ausgeglichen zu sein. Aber es war schwierig. Die Erkenntnis, sagt man, ist zwar der erste Schritt zur Heilung, aber der folgende Prozess ist lang und das musste ich in dieser Zeit feststellen.
Ich verbrachte die Nacht, in der ich mich an dem Zwölfender satt getrunken hatte, im Wald und als der Morgen anbrach, hatte ich beschlossen eine Weile von hier zu verschwinden. Die Sicherheit, die ich im Haus und in meinem Zimmer verspürte, war nun auch draußen und ich wollte nicht zurück zum Haus und mich dort verkriechen. Da ich ohnehin nicht wusste, wo Emmett war und was er tat und ob es ihm gut ging – was mich, um ehrlich zu sein, nicht gerade beruhigte – wollte ich die Chance nutzen und mich um mich selbst kümmern. Wenn ich schon nur an mich dachte, dann sollte das alles auch einen Sinn haben.
Ich lief weit von Forks weg. Fort aus dem Staat Washington und hinauf nach Alaska. Ich wollte für eine Weile alleine sein und da kam mir Alaska ganz recht. Wie lange ich wegbleiben wollte, wusste ich nicht, aber ich setzte mir auch kein Limit. Ich wollte nicht weg und dann in einen enormen Zeitdruck geraten, um auch rechtzeitig wieder zuhause bei meiner Familie zu sein.
In Alaska lebte ich in einer kleinen, verlassenen Hütte, die ich auf einem meiner Wanderungen durch Alaska auf der Suche nach mir selbst, gefunden hatte. Sie war nur spärlich eingerichtet und eigentlich nicht wirklich zum Wohnen gedacht, aber für mich war sie perfekt. Sie hatte eine Couch, auf der ich mich zum Nachdenken oft niederließ, einen kleinen Herd, den ich nie benutzte, eine Wasserstelle, die wohl mehr zum Putzen, als zum Trinken oder zur Körperhygiene gedacht war, und eine Feuerstelle, die mir auch nicht viel nützte, da ich sowieso kalt wie der Schnee war. Als ich in der Hütte ankam, schien sie seit Monaten verlassen. So wie es dort aussah hätte zwar jeder Zeit jemand vorbeikommen können, aber ich hatte Glück. Ich wurde von keinem Fremden besucht, während meinem Aufenthalt.
Wenn ich meine Zeit nicht in der Hütte verbrachte, streifte ich draußen in der Wildnis herum und jagte oder legte mich in den Schnee, um nachzudenken. In diesen Tagen und Wochen dachte ich viel nach. Es war, als hätte ich es bitter nötig gehabt, mein Leben einmal zu überdenken. Es mag verrückt klingen, aber ... ich bastelte in Gedanken an einer Art Pro- und Contra-Liste. Ich fand es zwar irgendwie albern, aber es half mir festzustellen, was für mich wirklich wichtig ist.
Ob du es glaubst oder nicht, Vera, ich verbrachte tatsächlich vier Wochen in Alaska – alleine. Ohne Emmett, ohne die Cullens und ohne eine Ahnung, was ich eigentlich wollte. Weißt du, es tat gut für kurze Zeit alleine zu sein. Auch wenn mir die vier Wochen wie eine Ewigkeit vorgekommen waren.
Eines nachmittags, es war etwa halb fünf Uhr, war ich in meiner kleinen Hütte und lag auf der Couch, um nachzudenken. Ich dachte an die vergangenen Tage. Die Tage zuvor hatte ich damit verbracht an meine weit zurückliegende Vergangenheit zu denken. Aber mittlerweile war ich bereits in der Gegenwart angekommen. Ich dachte an den Streit und wodurch er ausgelöst wurde. Es fiel mir schwer daran zu denken, da es mir noch immer einen Stich versetzte. Die Wunde war noch zu frisch, als dass sie aufgehört hätte zu schmerzen.
Als Edward nachhause kam tat es mir weh, dass sich alles um ihn drehte. Edward hier, Edward da, Edward überall. Der tolle Edward hatte doch tatsächlich Erfolg mit seinem Klavierspiel. Dabei hätte ich das auch gekonnt. Vielleicht hätte ich ihm tatsächlich Konkurrenz gemacht. Hätte die Kritiker für mich gewonnen und wäre viel berühmter als er geworden. Mit meinem Aussehen wäre der Rest eine Kleinigkeit gewesen.
Aber ... nein, eigentlich war ich nicht so gut wie Edward. Edward hatte am Klavier weit mehr Talent als ich. Er spielte fremde Sonaten, als hätte er sie selbst geschrieben. Wenn er ein Stück das erste Mal hörte, konnte er es fast fehlerfrei nachspielen. Natürlich passierten ihm gelegentlich ein paar kleine Fehler, aber das gehörte nun mal dazu. Ich hätte wenigstens einmal aufhören können nur an mich zu denken. Wenigstens einmal. Und wenn ich danach in den Wald gelaufen wäre und geschrieen hätte aus Leibeskräften, dass Edward ein nerviger Idiot ist, dann hätte ich nicht weglaufen müssen. Dann hätte ich zuhause mit Emmett vor dem Fernseher sitzen, mir irgendeine idiotische Sendung ansehen und mir von Emmett sagen lassen können, dass ich wunderschön bin. Aber ... ich musste ja meinen Mund aufmachen und Edward meine Meinung sagen. Ich musste ja unbedingt meine Eifersucht jedem zeigen.
Ich war so dumm, Vera. In diesem Augenblick wurde mir klar, wie dämlich ich war. Was ich getan hatte war nicht richtig und das wusste ich nun genau. Emmett und Edward hatten Recht. Ich war egoistisch. Nun ja, es ist nicht so, dass ich das nicht schon vorher gewusst hätte, aber da wurde es mir so richtig klar und ich hätte mich am liebsten ... ich weiß nicht, was ich mit mir am liebsten hätte tun wollen, aber ich schämte mich vor mir selbst. Ich denke, hätte ich einen Spiegel zur Hand gehabt, hätte ich mir wahrscheinlich nicht einmal mehr ins Gesicht sehen können. So sehr schämte ich mich.
Und mir wurde klar, Vera, dass ich sofort zurück musste, um mich zuerst bei Edward und dann bei Emmett zu entschuldigen. Ich fand es fairer mich zuerst bei dem zu entschuldigen, den ich am meisten verletzt hatte. Noch am selben Abend beschloss ich nachhause zu laufen. So schnell ich konnte, packte ich meine Sachen, die nur aus meiner Kleidung bestand, die ich am Abend meiner "Flucht" anhatte. Doch noch bevor ich nachhause rannte, wollte ich noch an einem Ort vorbeischauen, der mir persönlich so viel bedeutete, wie mein Leben. Warum ich dorthin wollte, ist mir bis heute nicht klar, aber ich denke, es war eine Art Intuition, die mich zu diesem Ort trug.
Ich sagte ja bereits, dass der Tag kam, an dem ich Durst bekam. Ich beschloss abends nach draußen zu gehen, um meinen Durst zu stillen. Ich hatte vor, nur kurz draußen zu sein, denn ich wollte das Haus nicht verlassen. Da ich mich allein fühlte, obwohl das Haus vollbesetzt war, fühlte ich mich im Haus sicherer und wohler als draußen.
Ich ging also in den Wald, der an unser Grundstück angrenzte, und lief weit hinein, um niemandem zu begegnen. Schon als ich das Haus verließ hatte ich Glück niemandem zu begegnen, also vertraute ich darauf, dass ich dieses Glück auch dieses Mal hatte.
Es dauerte nicht lange, da fand ich einen ausgewachsenen Zwölfender, der auf einer kleinen Lichtung graste. Es war zwar ein sehr großes Tier, aber ich hatte auch großen Durst. Sofort beschloss ich, dass er meine Mahlzeit wurde. Ich ging in die Hocke und nahm meine Jagdposition ein. Noch bevor der Hirsch irgendetwas hätte bemerken können, hatte ich ihm schon seine Halsschlagader durchtrennt und sättigte mich an seinem warmen, noch pochenden Blut. Es tat unglaublich gut, mich an dem Tier satt zu trinken. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich ewig nichts mehr zu trinken bekommen. Das Blut, Vera, schmeckte mir in dem Moment so gut wie sonst nie. Es war, als wäre ich jemand anderes. Ich fühlte mich nicht gut, aber auch nicht völlig schlecht. Ich kann dieses Gefühl nicht wirklich gut definieren, aber es war wie ... wie eine Befreiung. Als ich von dem Blut des Hirsches trank, kam meine Kraft zurück, die ich in der letzten Zeit einfach hatte liegen lassen. Mir ging es nicht gut, ich konnte mich auf nichts konzentrieren, war ... ja, aggressiv und konnte niemanden in meiner Nähe brauchen. Ich würde fast sagen, es war, als hätte ich meine Tage. Ich weiß, das hört sich merkwürdig, widerlich und absolut unmöglich an, aber ... genauso fühlte ich mich. Und endlich konnte ich mich wieder auf etwas konzentrieren. Die Zeit, die ich in meinem Zimmer verbracht hatte, wollte ich eigentlich mit Lesen überbrücken, aber ich sagte ja schon, dass es nicht ganz so funktionierte, wie ich mir das vorgestellt hatte. Und nun wusste ich auch wieso.
Ich wusste, dass ich ganz dringend meine Prioritäten klären musste, um mein Leben wieder in den Griff zu bekommen, um wieder halbwegs ausgeglichen zu sein. Aber es war schwierig. Die Erkenntnis, sagt man, ist zwar der erste Schritt zur Heilung, aber der folgende Prozess ist lang und das musste ich in dieser Zeit feststellen.
Ich verbrachte die Nacht, in der ich mich an dem Zwölfender satt getrunken hatte, im Wald und als der Morgen anbrach, hatte ich beschlossen eine Weile von hier zu verschwinden. Die Sicherheit, die ich im Haus und in meinem Zimmer verspürte, war nun auch draußen und ich wollte nicht zurück zum Haus und mich dort verkriechen. Da ich ohnehin nicht wusste, wo Emmett war und was er tat und ob es ihm gut ging – was mich, um ehrlich zu sein, nicht gerade beruhigte – wollte ich die Chance nutzen und mich um mich selbst kümmern. Wenn ich schon nur an mich dachte, dann sollte das alles auch einen Sinn haben.
Ich lief weit von Forks weg. Fort aus dem Staat Washington und hinauf nach Alaska. Ich wollte für eine Weile alleine sein und da kam mir Alaska ganz recht. Wie lange ich wegbleiben wollte, wusste ich nicht, aber ich setzte mir auch kein Limit. Ich wollte nicht weg und dann in einen enormen Zeitdruck geraten, um auch rechtzeitig wieder zuhause bei meiner Familie zu sein.
In Alaska lebte ich in einer kleinen, verlassenen Hütte, die ich auf einem meiner Wanderungen durch Alaska auf der Suche nach mir selbst, gefunden hatte. Sie war nur spärlich eingerichtet und eigentlich nicht wirklich zum Wohnen gedacht, aber für mich war sie perfekt. Sie hatte eine Couch, auf der ich mich zum Nachdenken oft niederließ, einen kleinen Herd, den ich nie benutzte, eine Wasserstelle, die wohl mehr zum Putzen, als zum Trinken oder zur Körperhygiene gedacht war, und eine Feuerstelle, die mir auch nicht viel nützte, da ich sowieso kalt wie der Schnee war. Als ich in der Hütte ankam, schien sie seit Monaten verlassen. So wie es dort aussah hätte zwar jeder Zeit jemand vorbeikommen können, aber ich hatte Glück. Ich wurde von keinem Fremden besucht, während meinem Aufenthalt.
Wenn ich meine Zeit nicht in der Hütte verbrachte, streifte ich draußen in der Wildnis herum und jagte oder legte mich in den Schnee, um nachzudenken. In diesen Tagen und Wochen dachte ich viel nach. Es war, als hätte ich es bitter nötig gehabt, mein Leben einmal zu überdenken. Es mag verrückt klingen, aber ... ich bastelte in Gedanken an einer Art Pro- und Contra-Liste. Ich fand es zwar irgendwie albern, aber es half mir festzustellen, was für mich wirklich wichtig ist.
Ob du es glaubst oder nicht, Vera, ich verbrachte tatsächlich vier Wochen in Alaska – alleine. Ohne Emmett, ohne die Cullens und ohne eine Ahnung, was ich eigentlich wollte. Weißt du, es tat gut für kurze Zeit alleine zu sein. Auch wenn mir die vier Wochen wie eine Ewigkeit vorgekommen waren.
Eines nachmittags, es war etwa halb fünf Uhr, war ich in meiner kleinen Hütte und lag auf der Couch, um nachzudenken. Ich dachte an die vergangenen Tage. Die Tage zuvor hatte ich damit verbracht an meine weit zurückliegende Vergangenheit zu denken. Aber mittlerweile war ich bereits in der Gegenwart angekommen. Ich dachte an den Streit und wodurch er ausgelöst wurde. Es fiel mir schwer daran zu denken, da es mir noch immer einen Stich versetzte. Die Wunde war noch zu frisch, als dass sie aufgehört hätte zu schmerzen.
Als Edward nachhause kam tat es mir weh, dass sich alles um ihn drehte. Edward hier, Edward da, Edward überall. Der tolle Edward hatte doch tatsächlich Erfolg mit seinem Klavierspiel. Dabei hätte ich das auch gekonnt. Vielleicht hätte ich ihm tatsächlich Konkurrenz gemacht. Hätte die Kritiker für mich gewonnen und wäre viel berühmter als er geworden. Mit meinem Aussehen wäre der Rest eine Kleinigkeit gewesen.
Aber ... nein, eigentlich war ich nicht so gut wie Edward. Edward hatte am Klavier weit mehr Talent als ich. Er spielte fremde Sonaten, als hätte er sie selbst geschrieben. Wenn er ein Stück das erste Mal hörte, konnte er es fast fehlerfrei nachspielen. Natürlich passierten ihm gelegentlich ein paar kleine Fehler, aber das gehörte nun mal dazu. Ich hätte wenigstens einmal aufhören können nur an mich zu denken. Wenigstens einmal. Und wenn ich danach in den Wald gelaufen wäre und geschrieen hätte aus Leibeskräften, dass Edward ein nerviger Idiot ist, dann hätte ich nicht weglaufen müssen. Dann hätte ich zuhause mit Emmett vor dem Fernseher sitzen, mir irgendeine idiotische Sendung ansehen und mir von Emmett sagen lassen können, dass ich wunderschön bin. Aber ... ich musste ja meinen Mund aufmachen und Edward meine Meinung sagen. Ich musste ja unbedingt meine Eifersucht jedem zeigen.
Ich war so dumm, Vera. In diesem Augenblick wurde mir klar, wie dämlich ich war. Was ich getan hatte war nicht richtig und das wusste ich nun genau. Emmett und Edward hatten Recht. Ich war egoistisch. Nun ja, es ist nicht so, dass ich das nicht schon vorher gewusst hätte, aber da wurde es mir so richtig klar und ich hätte mich am liebsten ... ich weiß nicht, was ich mit mir am liebsten hätte tun wollen, aber ich schämte mich vor mir selbst. Ich denke, hätte ich einen Spiegel zur Hand gehabt, hätte ich mir wahrscheinlich nicht einmal mehr ins Gesicht sehen können. So sehr schämte ich mich.
Und mir wurde klar, Vera, dass ich sofort zurück musste, um mich zuerst bei Edward und dann bei Emmett zu entschuldigen. Ich fand es fairer mich zuerst bei dem zu entschuldigen, den ich am meisten verletzt hatte. Noch am selben Abend beschloss ich nachhause zu laufen. So schnell ich konnte, packte ich meine Sachen, die nur aus meiner Kleidung bestand, die ich am Abend meiner "Flucht" anhatte. Doch noch bevor ich nachhause rannte, wollte ich noch an einem Ort vorbeischauen, der mir persönlich so viel bedeutete, wie mein Leben. Warum ich dorthin wollte, ist mir bis heute nicht klar, aber ich denke, es war eine Art Intuition, die mich zu diesem Ort trug.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Wehe, wenn du gehst! (Teil 1)
So schnell ich konnte rannte ich zu der Lichtung, an der Emmett und ich uns das erste Mal geküsst hatten. Ich wusste den Weg noch genau und ich schwöre dir, Vera, ich würde diesen Weg nicht in einer Million Jahre vergessen. Als ich ankam dämmerte es bereits stark und die Herbstsonne, die zum letzten Mal an diesem Tag ihre Pracht zeigte, tauchte die Lichtung in ein wundervolles, aber auch unheimliches Rot. Je näher ich der Lichtung kam, desto mehr konnte ich von ihr sehen und desto mehr kam mir in Erinnerung was ich dort schon alles erlebt hatte. Emmett hatte mir hier eines der schönsten Geschenke überhaupt gemacht – vor meiner ersten Hochzeit mit ihm. Ich hatte ihm dort unsere letzten Flitterwochen geschenkt. Es war ... ein magischer Ort, diese Lichtung. Ich konnte es nicht mehr erwarten mich auf der Lichtung ins Gras zu legen und noch kurz zu überlegen, was ich Edward und meinem unbeschreiblichen Ehemann als Entschuldigung sagen sollte. Ich wusste zwar, was ich in etwa sagen wollte, aber den genauen Wortlaut wollte ich hier überlegen.
Während ich auf die Lichtung zuging fiel mir auf, dass am Rand eine Art Hütte gebaut worden war, aus der Rauch trat. Ich blieb stehen und blickte auf das Häuschen, das dort am Rand neben einer großen Tanne und einer Buche stand. In meinem Kopf explodierten Fragen. Wer ist da? Wer hatte dort ein Haus gebaut? Was fällt diesem jemand ein hier einfach ein Haus zu bauen? Hier auf Emmetts und meiner Lichtung! Wie kommt dieser jemand überhaupt hierher? Wie hat er die Lichtung gefunden? Und so weiter. Ich denke, ich stand fünf Minuten einfach nur da und überlegte, was hier vor sich ging.
Als ich mich gerade entschlossen hatte zu dem Häuschen zu gehen, um mich zu beruhigen und mir ein Bild von diesem Jemand zu machen, ging die Tür auf und ich sah eine große, muskulöse Person aus dem Häuschen treten. Sie blieb in der Tür stehen und sah sich um. Ich konnte aus der Ferne nicht viel erkennen, da das Licht die Person in ein dumpfes Schwarz tauchte. Ich atmete kurz tief ein und wieder aus und machte mir dann Mut, in dem ich mir immer wieder sagte "Ich bin ein Vampir, ich bin ein Vampir, ich bin ein Vampir, ein starker, starker, starker Vampir ...". Auch wenn es albern klang, half es mir mich zu beruhigen.
Ich kam dem Häuschen immer näher und mittlerweile konnte ich erkennen, dass es sich um einen Mann handelte, der in der Tür stand und sich umsah. Ob er mich bereits bemerkt hatte wusste ich nicht, dazu war er zu unscharf zu erkennen. Mit gesenktem Haupt ging ich auf ihn zu und wollte ihn zur Rede stellen, was er sich eigentlich einbildete, dass er hier ein Häuschen baute und meinte er könnte hier wohnen, als ich plötzlich meinen Namen aus der Richtung, in der das Häuschen stand, hörte.
"Rosalie?", fragte eine tiefe, kräftige Stimme und mein Kopf schnellte in die Höhe. Ich war dem Mann jetzt so nah, dass ich die dunklen, gelockten Haare erkennen konnte. Sofort blieb ich stehen. Ich kannte diesen Mann – sehr gut sogar.
"E-Emmett?", fragte ich zurück und sah den Mann (Emmett) verdattert an.
"Du bist hier? Mein Gott, Rosalie, was machst du denn hier?", rief Emmett und ich ging ein paar Schritte auf ihn zu.
Verwirrt und überglücklich meinen Mann hier zu treffen, sagte ich "Das könnte ich dich auch fragen. Was machst du hier? Wem gehört dieses Haus? Was – Wie lange bist du schon hier?", fragte ich ihn und nun rannte ich ihm entgegen. Freudestrahlend breitete er mir die Arme aus und ich ließ mich von ihm fest umarmen. "Emmett, oh Emmett, ich bin so froh, dich zu sehen."
"Rose, ach Engel, ich hatte solche Angst dich zu verlieren.", sagte er und drückte mein Gesicht mit einem Finger nach oben, um mich glücklich zu küssen. Wie lange der Kuss dauerte weiß ich nicht, aber es war einer der schönsten Momente in meiner Ehe mit Emmett.
Nachdem wir uns wieder von einander lösten blickten wir uns lange intensiv in die Augen. Ich weiß noch, dass es mir vorkam, als hätten wir uns seit Monaten nicht mehr gesehen. Nun ja, fünf Wochen waren auch eine lange Zeit.
"Ach, Emmett, es tut mir so leid.", sagte ich und sah ihn entschuldigend an. Er lächelte mich an und beugte sich zu mir, um mir einen Kuss auf den Mund zu hauchen.
"Ich weiß. Rose, es tut mir auch leid. Ich hätte dich nicht egoistisch nennen dürfen. Du bist nicht egoistisch –", sagte er und ich stoppte ihn mit einem Kuss von mir.
"Nein, Emmett, nein. Das war schon richtig, dass du es mir gesagt hast. Weißt du, ich habe nachgedacht – ach, Emmett, ich habe einen furchtbaren, furchtbaren Fehler gemacht. Ich hätte einfach meinen Mund halten sollen. Du darfst mich nicht fragen, wieso ich Edward die Willkommensfeier nicht gegönnt habe, denn das weiß ich nicht. Aber ich weiß, was ich hätte tun sollen, um meine Eifersucht für mich zu behalten und euch die Feier nicht zu verderben. Ich bin egoistisch, Emmett, sehr sogar, aber ich denke nicht nur an mich. Verstehst du? Du, meine Familie, alles, was mir wichtig ist, ist in meinem Kopf und alles andere hat dort nichts zu suchen. Mein Charakter ist nun mal leider so, dass er es nicht verträgt, wenn jemand besser ist als ich. Aber nun weiß ich, was ich tun muss, wenn mich erneut ein Eifersuchtsfluss zu überfluten droht. Ich hätte dich nicht so anschreien dürfen und dir keine Vorwürfe machen sollen. Es tut mir leid, Emmett. Es tut mir so leid, bitte verzeih mir.", schluchzte ich und versuchte zu erklären, was da passiert war.
"Ich verzeihe dir, Rosalie.", sagte er und nahm mich fest in den Arm. "Ich hätte dich aber dennoch nicht als Egoistin bezeichnen dürfen und glaub mir, für mich bist du keine Egoistin. Rosalie, ich liebe dich über alles und ich hätte nicht weggehen dürfen, obwohl du mich gebeten hast, dass ich gehen soll. Erinnerst du dich, was du mir gesagt hast, sollte es einmal zu diesem Fall kommen, dass du mich wegschickst?", fragte er mich und ich überlegte.
Erst jetzt fiel mir ein, was ich Emmett im Grand Canyon gesagt hatte. Mir schien das alles so fern und so unwirklich, als hätte ich das niemals gesagt, aber ... irgendwo in meinem Kopf tauchte eine kleine Lücke auf, die zeigte, dass Emmett und ich einmal darüber gesprochen hatten, sollte einer von uns wollen, dass der andere geht.
"Ich sagte, du solltest nicht weggehen. 'Wehe, wenn du gehst.', richtig?!", sagte ich und sah Emmett traurig an.
Er nickte und nahm mich erneut in seine starken Arme. "Richtig. Und ich sagte, ich würde gehen, wenn es dich glücklich macht, dass ich gehe. Ich hätte es niemals tun dürfen. Verzeih auch mir, Rosalie.", bedauerte er seine Tat und ich lächelte ihn strahlend an.
"Natürlich verzeih ich dir, Liebster. Versprich mir, dass wir solche Konversationen wie vor fünf Wochen nicht noch einmal haben, ja!? Ich würde das nicht aushalten.", murmelte ich in seinen Pullover, den er über seiner trainierten Brust trug.
"Ja, das verspreche ich dir hoch und heilig. Es geht mir doch genauso.", sagte er und glücklich drückten wir uns aneinander. Vera, ich war so glücklich in diesem Moment. Nach diesen fünf Wochen Schrecken und Angst, alleine zu bleiben, tat es unendlich gut Emmett an meiner Seite zu wissen. Er ist das Beste, das mir je hätte passieren können.
"Aber ... jetzt sag doch, was machst du hier und vor allem, was macht dieses Haus hier?", fragte ich ihn und lächelte ihn an.
"Oh, ja, das hätte ich jetzt tatsächlich vergessen. Willkommen zuhause, Rosalie.", sagte Emmett und machte eine willkommene Handbewegung.
"Was?", fragte ich verwirrt und sah mir das Häuschen mit zusammengekniffenen Augen an.
"Nun ja ... als ich weg war, hatte ich so große Schuldgefühle, dass ich nicht wusste, was ich mit mir anfangen sollte, also ... rannte ich hierher. Dieser Ort hat etwas ... Magisches.", grinste Emmett und legte mir einen Arm um die Schulter. "Und als ich hier auf dem Gras lag, dachte ich darüber nach, wie ich mir die Zeit vertreiben konnte. Zurück wollte ich noch nicht, denn ich wusste, dass ich nicht viel hätte tun können. Wahrscheinlich hätte ich die Situation nicht besser gemacht. Und irgendwann kam ich auf den Schluss, dass wir hier viel mehr Zeit verbringen könnten als nur gelegentlich, um uns zu sagen, wie sehr wir uns lieben. Daher beschloss ich ein Haus für uns zu bauen. Nun ja ... das ist aus meiner Idee geworden. Es ist nicht groß, aber ... ich denke nicht, dass wir so viele Zimmer brauchen, wie wir zuhause in Forks haben.", erklärte mir Emmett und ich staunte ihn an.
"Was? Das hast du alleine gebaut? Oh mein Gott, Emmett, das ist ja wundervoll.", sagte ich und fiel ihm um den Hals.
"Gefällt es dir?"; fragte er mich und ich nickte, um die Frage zu bejahen. "Schön, aber wir sollten vielleicht etwas vorsichtiger damit umgehen, als mit dem letzten. Du erinnerst dich, wir hatten so ein Häuschen in Alaska?", fragte er mich und nach kurzem Überlegen erinnerte ich mich tatsächlich an das kleine Häuschen in Alaska, das nach zwei Nächten, die wir dort verbrachten, bereits eine Bruchbude geworden war.
So schnell ich konnte rannte ich zu der Lichtung, an der Emmett und ich uns das erste Mal geküsst hatten. Ich wusste den Weg noch genau und ich schwöre dir, Vera, ich würde diesen Weg nicht in einer Million Jahre vergessen. Als ich ankam dämmerte es bereits stark und die Herbstsonne, die zum letzten Mal an diesem Tag ihre Pracht zeigte, tauchte die Lichtung in ein wundervolles, aber auch unheimliches Rot. Je näher ich der Lichtung kam, desto mehr konnte ich von ihr sehen und desto mehr kam mir in Erinnerung was ich dort schon alles erlebt hatte. Emmett hatte mir hier eines der schönsten Geschenke überhaupt gemacht – vor meiner ersten Hochzeit mit ihm. Ich hatte ihm dort unsere letzten Flitterwochen geschenkt. Es war ... ein magischer Ort, diese Lichtung. Ich konnte es nicht mehr erwarten mich auf der Lichtung ins Gras zu legen und noch kurz zu überlegen, was ich Edward und meinem unbeschreiblichen Ehemann als Entschuldigung sagen sollte. Ich wusste zwar, was ich in etwa sagen wollte, aber den genauen Wortlaut wollte ich hier überlegen.
Während ich auf die Lichtung zuging fiel mir auf, dass am Rand eine Art Hütte gebaut worden war, aus der Rauch trat. Ich blieb stehen und blickte auf das Häuschen, das dort am Rand neben einer großen Tanne und einer Buche stand. In meinem Kopf explodierten Fragen. Wer ist da? Wer hatte dort ein Haus gebaut? Was fällt diesem jemand ein hier einfach ein Haus zu bauen? Hier auf Emmetts und meiner Lichtung! Wie kommt dieser jemand überhaupt hierher? Wie hat er die Lichtung gefunden? Und so weiter. Ich denke, ich stand fünf Minuten einfach nur da und überlegte, was hier vor sich ging.
Als ich mich gerade entschlossen hatte zu dem Häuschen zu gehen, um mich zu beruhigen und mir ein Bild von diesem Jemand zu machen, ging die Tür auf und ich sah eine große, muskulöse Person aus dem Häuschen treten. Sie blieb in der Tür stehen und sah sich um. Ich konnte aus der Ferne nicht viel erkennen, da das Licht die Person in ein dumpfes Schwarz tauchte. Ich atmete kurz tief ein und wieder aus und machte mir dann Mut, in dem ich mir immer wieder sagte "Ich bin ein Vampir, ich bin ein Vampir, ich bin ein Vampir, ein starker, starker, starker Vampir ...". Auch wenn es albern klang, half es mir mich zu beruhigen.
Ich kam dem Häuschen immer näher und mittlerweile konnte ich erkennen, dass es sich um einen Mann handelte, der in der Tür stand und sich umsah. Ob er mich bereits bemerkt hatte wusste ich nicht, dazu war er zu unscharf zu erkennen. Mit gesenktem Haupt ging ich auf ihn zu und wollte ihn zur Rede stellen, was er sich eigentlich einbildete, dass er hier ein Häuschen baute und meinte er könnte hier wohnen, als ich plötzlich meinen Namen aus der Richtung, in der das Häuschen stand, hörte.
"Rosalie?", fragte eine tiefe, kräftige Stimme und mein Kopf schnellte in die Höhe. Ich war dem Mann jetzt so nah, dass ich die dunklen, gelockten Haare erkennen konnte. Sofort blieb ich stehen. Ich kannte diesen Mann – sehr gut sogar.
"E-Emmett?", fragte ich zurück und sah den Mann (Emmett) verdattert an.
"Du bist hier? Mein Gott, Rosalie, was machst du denn hier?", rief Emmett und ich ging ein paar Schritte auf ihn zu.
Verwirrt und überglücklich meinen Mann hier zu treffen, sagte ich "Das könnte ich dich auch fragen. Was machst du hier? Wem gehört dieses Haus? Was – Wie lange bist du schon hier?", fragte ich ihn und nun rannte ich ihm entgegen. Freudestrahlend breitete er mir die Arme aus und ich ließ mich von ihm fest umarmen. "Emmett, oh Emmett, ich bin so froh, dich zu sehen."
"Rose, ach Engel, ich hatte solche Angst dich zu verlieren.", sagte er und drückte mein Gesicht mit einem Finger nach oben, um mich glücklich zu küssen. Wie lange der Kuss dauerte weiß ich nicht, aber es war einer der schönsten Momente in meiner Ehe mit Emmett.
Nachdem wir uns wieder von einander lösten blickten wir uns lange intensiv in die Augen. Ich weiß noch, dass es mir vorkam, als hätten wir uns seit Monaten nicht mehr gesehen. Nun ja, fünf Wochen waren auch eine lange Zeit.
"Ach, Emmett, es tut mir so leid.", sagte ich und sah ihn entschuldigend an. Er lächelte mich an und beugte sich zu mir, um mir einen Kuss auf den Mund zu hauchen.
"Ich weiß. Rose, es tut mir auch leid. Ich hätte dich nicht egoistisch nennen dürfen. Du bist nicht egoistisch –", sagte er und ich stoppte ihn mit einem Kuss von mir.
"Nein, Emmett, nein. Das war schon richtig, dass du es mir gesagt hast. Weißt du, ich habe nachgedacht – ach, Emmett, ich habe einen furchtbaren, furchtbaren Fehler gemacht. Ich hätte einfach meinen Mund halten sollen. Du darfst mich nicht fragen, wieso ich Edward die Willkommensfeier nicht gegönnt habe, denn das weiß ich nicht. Aber ich weiß, was ich hätte tun sollen, um meine Eifersucht für mich zu behalten und euch die Feier nicht zu verderben. Ich bin egoistisch, Emmett, sehr sogar, aber ich denke nicht nur an mich. Verstehst du? Du, meine Familie, alles, was mir wichtig ist, ist in meinem Kopf und alles andere hat dort nichts zu suchen. Mein Charakter ist nun mal leider so, dass er es nicht verträgt, wenn jemand besser ist als ich. Aber nun weiß ich, was ich tun muss, wenn mich erneut ein Eifersuchtsfluss zu überfluten droht. Ich hätte dich nicht so anschreien dürfen und dir keine Vorwürfe machen sollen. Es tut mir leid, Emmett. Es tut mir so leid, bitte verzeih mir.", schluchzte ich und versuchte zu erklären, was da passiert war.
"Ich verzeihe dir, Rosalie.", sagte er und nahm mich fest in den Arm. "Ich hätte dich aber dennoch nicht als Egoistin bezeichnen dürfen und glaub mir, für mich bist du keine Egoistin. Rosalie, ich liebe dich über alles und ich hätte nicht weggehen dürfen, obwohl du mich gebeten hast, dass ich gehen soll. Erinnerst du dich, was du mir gesagt hast, sollte es einmal zu diesem Fall kommen, dass du mich wegschickst?", fragte er mich und ich überlegte.
Erst jetzt fiel mir ein, was ich Emmett im Grand Canyon gesagt hatte. Mir schien das alles so fern und so unwirklich, als hätte ich das niemals gesagt, aber ... irgendwo in meinem Kopf tauchte eine kleine Lücke auf, die zeigte, dass Emmett und ich einmal darüber gesprochen hatten, sollte einer von uns wollen, dass der andere geht.
"Ich sagte, du solltest nicht weggehen. 'Wehe, wenn du gehst.', richtig?!", sagte ich und sah Emmett traurig an.
Er nickte und nahm mich erneut in seine starken Arme. "Richtig. Und ich sagte, ich würde gehen, wenn es dich glücklich macht, dass ich gehe. Ich hätte es niemals tun dürfen. Verzeih auch mir, Rosalie.", bedauerte er seine Tat und ich lächelte ihn strahlend an.
"Natürlich verzeih ich dir, Liebster. Versprich mir, dass wir solche Konversationen wie vor fünf Wochen nicht noch einmal haben, ja!? Ich würde das nicht aushalten.", murmelte ich in seinen Pullover, den er über seiner trainierten Brust trug.
"Ja, das verspreche ich dir hoch und heilig. Es geht mir doch genauso.", sagte er und glücklich drückten wir uns aneinander. Vera, ich war so glücklich in diesem Moment. Nach diesen fünf Wochen Schrecken und Angst, alleine zu bleiben, tat es unendlich gut Emmett an meiner Seite zu wissen. Er ist das Beste, das mir je hätte passieren können.
"Aber ... jetzt sag doch, was machst du hier und vor allem, was macht dieses Haus hier?", fragte ich ihn und lächelte ihn an.
"Oh, ja, das hätte ich jetzt tatsächlich vergessen. Willkommen zuhause, Rosalie.", sagte Emmett und machte eine willkommene Handbewegung.
"Was?", fragte ich verwirrt und sah mir das Häuschen mit zusammengekniffenen Augen an.
"Nun ja ... als ich weg war, hatte ich so große Schuldgefühle, dass ich nicht wusste, was ich mit mir anfangen sollte, also ... rannte ich hierher. Dieser Ort hat etwas ... Magisches.", grinste Emmett und legte mir einen Arm um die Schulter. "Und als ich hier auf dem Gras lag, dachte ich darüber nach, wie ich mir die Zeit vertreiben konnte. Zurück wollte ich noch nicht, denn ich wusste, dass ich nicht viel hätte tun können. Wahrscheinlich hätte ich die Situation nicht besser gemacht. Und irgendwann kam ich auf den Schluss, dass wir hier viel mehr Zeit verbringen könnten als nur gelegentlich, um uns zu sagen, wie sehr wir uns lieben. Daher beschloss ich ein Haus für uns zu bauen. Nun ja ... das ist aus meiner Idee geworden. Es ist nicht groß, aber ... ich denke nicht, dass wir so viele Zimmer brauchen, wie wir zuhause in Forks haben.", erklärte mir Emmett und ich staunte ihn an.
"Was? Das hast du alleine gebaut? Oh mein Gott, Emmett, das ist ja wundervoll.", sagte ich und fiel ihm um den Hals.
"Gefällt es dir?"; fragte er mich und ich nickte, um die Frage zu bejahen. "Schön, aber wir sollten vielleicht etwas vorsichtiger damit umgehen, als mit dem letzten. Du erinnerst dich, wir hatten so ein Häuschen in Alaska?", fragte er mich und nach kurzem Überlegen erinnerte ich mich tatsächlich an das kleine Häuschen in Alaska, das nach zwei Nächten, die wir dort verbrachten, bereits eine Bruchbude geworden war.
Zuletzt von *Bella* am So 03 Mai 2009, 16:40 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Wehe, wenn du gehst! (Teil 2)
"Oh ja, da hast du Recht.", sagte ich und Emmett führte mich durch das Haus. Es hatte drei Räume. Einen Aufenthaltsraum oder besser Wohnzimmer mit einem Fernseher (Emmett hatte eine Antenne auf dem Dach angebracht), ein Badezimmer (für die Hygiene) und eine kleine Küche, die für uns aber mehr Abstellraum als der Aufenthaltsort eines Kochs war. Das Häuschen war in neumodischem Stil eingerichtet. Nun ja, man würde heute wohl nur mehr einen Teil davon "modisch" bezeichnen, aber 1972 war die Einrichtung sehr modern.
Nachdem Emmett und ich beschlossen hatten, dass wir dieses Haus als eine Art Wochenendhaus verwenden wollten, packten wir unsere Sachen, um zu den Cullens zurück zu kehren. Ich war zwar sehr nervös, wegen Edward, aber ich konnte es nicht mehr erwarten, endlich nachhause zu kommen und mein Zimmer wieder zu haben. Dass ich mich nun doch nicht zuerst bei Edward entschuldigt hatte, hatte ich zu dem Zeitpunkt wieder vergessen, aber es war auch nicht mehr von Bedeutung. Emmett und ich waren wieder zusammen und ich hatte das Gefühl, als könnte ich nun Berge versetzen.
Es dauerte nicht lange (wir rannten sehr schnell), da befanden Emmett und ich uns vor dem Haus der Cullens. Ich sah Emmett nervös an. "Meinst du, Edward ist noch sehr böse auf mich?", fragte ich ihn und Emmett schüttelte den Kopf.
"Nein, ich denke nicht. Als ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe, tat es ihm leid, dass er sich so über Royce ausgelassen hatte und dass er so gemein war.", antwortete Emmett und ich runzelte die Stirn.
"Wann hast du denn das letzte Mal mit ihm gesprochen?", fragte ich ihn und schluckte schwer.
"Vor drei Wochen. Nachdem Esme und Carlisle mir erzählt hatten, dass sie nach dir sehen wollten und du nicht in deinem Zimmer warst, war ich zu nichts mehr fähig und ich sagte Edward, dass ich für einige Zeit raus aus Forks müsste und da sprachen wir über dieses Ereignis.", sagte er und ich nickte bejahend.
Mein Bauch zog sich zusammen, als Emmett Esme und Carlisle erwähnte. Ich hatte niemandem etwas gesagt. Mein schlechtes Gewissen wuchs ins Unermessliche und ich wollte es endlich hinter mich bringen. Ich wollte Edward endlich sagen, dass es mir leid tat und ich wollte mich auch bei Esme und Carlisle entschuldigen, dass ich mich einfach so aus dem Staub gemacht hatte, ohne irgendjemandem davon zu erzählen oder einen Brief zurück zu lassen.
Hand in Hand gingen wir zum Haus und klopften an. Wir hielten es, nach so langer Zeit, für angebracht nicht einfach selbstverständlich ins Haus zu stürmen.
Die Tür wurde uns geöffnet und Alice stand vor der Tür. "Ja?", fragte sie und als sie uns erkannte lachte sie ein breites Lächeln. "Ihr habt euch tatsächlich hierfür entschieden? Oh, Rosalie, Emmett, ich freu mich euch zu sehen.", und sie fiel uns überglücklich um den Hals. "Kommt doch rein, meine Güte, kommt rein. Was macht ihr denn da draußen. Ihr wohnt hier. Esme, Carlisle, Edward, Jasper! Rosalie und Emmett sind wieder da.", rief sie ins Haus hinein und sofort füllte sich der Raum mit den genannten Personen.
"Rosalie! Emmett! Mein Gott, bin ich froh, dass euch nichts passiert ist. Wir dachten schon, ihr hättet beide eine Dummheit begangen. Was bin ich froh euch zu sehen.", rief Esme und tat es Alice gleich indem sie uns umarmte.
Auch Carlisle und Jasper fielen uns um den Hals, um uns willkommen zu heißen. Nur Edward nicht. Er klopfte zwar Emmett auf die Schulter, sah mich aber nur verlegen an.
Mein zuerst fröhlicher Gesichtsausdruck verwandelte sich in eine Mischung aus Angst und Schuld. Alice, Jasper, Esme und Carlisle hatten bemerkt, dass zwischen Edward und mir noch immer nichts geklärt war und sahen uns gespannt an, als ich endlich meinen Mut zusammenfasste und sagte "Edward ... es ... es tut mir leid."
Edwards Augen rollten von einem Ende zum anderen. Emmett, der neben mir stand, hatte meine Hand noch immer fest in seiner und drückte sie, um mir zu zeigen, dass er bei mir war und hinter mir stand.
"Edward, ich habe nachgedacht. Und ... du hast Recht. Ich bin egoistisch und eifersüchtig und arrogant. Ich habe Eigenschaften, auf die ich nicht stolz bin. Aber sie gehören zu mir. Als du aus Europa zurückgekommen bist, war ich so eifersüchtig auf dich, dass ich den Grund schon gar nicht mehr weiß. Ich habe einen Fehler gemacht, Edward, und das tut mir leid. Ich hätte dir diesen Moment gönnen, meinen Mund einmal nicht aufmachen und mich später abreagieren sollen. Aber deine Ankunft kam so schnell, dass ich kaum Zeit hatte, mir etwas auszudenken und darum war ich so unsagbar dumm. Verzeih mir, Edward. Ich weiß, wir beide haben kein gutes Verhältnis, aber es war bereits einmal besser als jetzt. Gib mir noch eine Chance, Edward.", sagte ich und alles, was ich sagte, meinte ich auch so.
Edward schnaufte kurz ein und aus und sagte dann "Ja, ich verzeih dir. Und ... es tut mir auch leid, dass ich ... nun ja ... ihn erwähnte (Ich wusste genau wer gemein war). Ob ich nun Recht hatte oder nicht, aber das war nicht fair von mir. Das tut mir leid. Und es tut mir auch leid, dass ihr beide euch wegen mir ... gestritten habt. Das wollte ich nicht."
Ich nickte lächelnd, als Zeichen dafür, dass ich ihm verziehen hatte. "Sind wir wieder okay?", fragte ich dann und Edward nickte lachend.
"Oh, bevor ich es vergesse ... weißt du, Rosalie, es ist manchmal oft wirklich besser, wenn man den Mund hält.", sagte er und griff auf die Kommode, die neben ihm stand, nach einem Prospekt. Ich runzelte die Stirn. "Hättest du mich nicht so aus dem Konzept gebracht, dann hätte ich es dir schon vor fünf Wochen geben können. Aber ... dann bekommst du es eben jetzt."
Ich runzelte die Stirn und sah ihn verwirrt an. "Was ist das?", fragte ich und nahm ihm das Prospekt ab. Auf der Vorderseite stand in großen Lettern "MOZARTEUM – Einladung zum Studium" und mir klappte der Mund auf. Alle um mich herum grinsten und sahen mir gespannt zu. "Ist das ... eine ... Einladung zum Musikstudium in Österreich?", fragte ich Edward und er nickte lächelnd.
"Jap, in der Tat, das ist es. Weißt du, Rosalie, ich habe diesen Musikdozenten dort eine Kassette von dir geschickt und ... sie waren begeistert. Sie meinten, du hättest unglaubliches Talent und es würde in der Familie liegen. Sie laden dich ein, dort zu studieren.", erklärte er mir und ich konnte mein Glück nicht fassen.
"Oh mein Gott, ist das dein Ernst?", fragte ich ihn und lächelte ihn dankbar an. "Danke, Edward, danke. Das bedeutet mir unheimlich viel. Aber ... ich fürchte, ich kann das nicht annehmen.", sagte ich und schüttelte den Kopf. Mein Gewissen meldete sich und ich wusste, dass es nicht richtig wäre, würde ich dieses Geschenk annehmen. Allein wegen der Schulden, die sich mein Gewissen wegen der Hochzeit zu Weihnachten einbildete, konnte ich es schon nicht annehmen. "Edward, weißt du, ich weiß es sehr zu schätzen, dieses Geschenk, aber ... ich möchte jetzt eine zeitlang nicht weg von hier. Und ich fürchte, dass ich die Schulden, die ich schon bei euch allen habe, wegen meiner Hochzeit 1965, nicht abarbeiten kann.", lachte ich und schüttelte immer noch den Kopf.
"Ach was, Rose, jetzt hör doch einmal auf mit diesen Schulden. Du hast keine Schulden bei uns. Wir haben das gerne gemacht.", sagte Alice, die neben Emmett stand und ich lächelte sie dankbar an.
"Ich weiß, aber ... mein Gewissen sagt etwas anderes.", sagte ich schuldbewusst und verzog mein Gesicht zu einem angestrengten Lächeln.
"So ein blödes Gewissen.", meinte Emmett und lachte, während er mir einen Kuss auf die Stirn gab.
Edward lachte mit und sagte dann "Das mit dem Studieren hat keine Eile. Wenn du Lust hast, kannst du dich dort melden. Sag mir einfach bescheid, ja!?"
Ich bejahte mit einem Nicken und nachdem Emmett und ich uns bei allen für unser Abhauen entschuldigt hatten, machten uns auf den Weg nach oben in unser Zimmer, das sich seit unserer "Flucht" nicht verändert hatte.
"Oh ja, da hast du Recht.", sagte ich und Emmett führte mich durch das Haus. Es hatte drei Räume. Einen Aufenthaltsraum oder besser Wohnzimmer mit einem Fernseher (Emmett hatte eine Antenne auf dem Dach angebracht), ein Badezimmer (für die Hygiene) und eine kleine Küche, die für uns aber mehr Abstellraum als der Aufenthaltsort eines Kochs war. Das Häuschen war in neumodischem Stil eingerichtet. Nun ja, man würde heute wohl nur mehr einen Teil davon "modisch" bezeichnen, aber 1972 war die Einrichtung sehr modern.
Nachdem Emmett und ich beschlossen hatten, dass wir dieses Haus als eine Art Wochenendhaus verwenden wollten, packten wir unsere Sachen, um zu den Cullens zurück zu kehren. Ich war zwar sehr nervös, wegen Edward, aber ich konnte es nicht mehr erwarten, endlich nachhause zu kommen und mein Zimmer wieder zu haben. Dass ich mich nun doch nicht zuerst bei Edward entschuldigt hatte, hatte ich zu dem Zeitpunkt wieder vergessen, aber es war auch nicht mehr von Bedeutung. Emmett und ich waren wieder zusammen und ich hatte das Gefühl, als könnte ich nun Berge versetzen.
Es dauerte nicht lange (wir rannten sehr schnell), da befanden Emmett und ich uns vor dem Haus der Cullens. Ich sah Emmett nervös an. "Meinst du, Edward ist noch sehr böse auf mich?", fragte ich ihn und Emmett schüttelte den Kopf.
"Nein, ich denke nicht. Als ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe, tat es ihm leid, dass er sich so über Royce ausgelassen hatte und dass er so gemein war.", antwortete Emmett und ich runzelte die Stirn.
"Wann hast du denn das letzte Mal mit ihm gesprochen?", fragte ich ihn und schluckte schwer.
"Vor drei Wochen. Nachdem Esme und Carlisle mir erzählt hatten, dass sie nach dir sehen wollten und du nicht in deinem Zimmer warst, war ich zu nichts mehr fähig und ich sagte Edward, dass ich für einige Zeit raus aus Forks müsste und da sprachen wir über dieses Ereignis.", sagte er und ich nickte bejahend.
Mein Bauch zog sich zusammen, als Emmett Esme und Carlisle erwähnte. Ich hatte niemandem etwas gesagt. Mein schlechtes Gewissen wuchs ins Unermessliche und ich wollte es endlich hinter mich bringen. Ich wollte Edward endlich sagen, dass es mir leid tat und ich wollte mich auch bei Esme und Carlisle entschuldigen, dass ich mich einfach so aus dem Staub gemacht hatte, ohne irgendjemandem davon zu erzählen oder einen Brief zurück zu lassen.
Hand in Hand gingen wir zum Haus und klopften an. Wir hielten es, nach so langer Zeit, für angebracht nicht einfach selbstverständlich ins Haus zu stürmen.
Die Tür wurde uns geöffnet und Alice stand vor der Tür. "Ja?", fragte sie und als sie uns erkannte lachte sie ein breites Lächeln. "Ihr habt euch tatsächlich hierfür entschieden? Oh, Rosalie, Emmett, ich freu mich euch zu sehen.", und sie fiel uns überglücklich um den Hals. "Kommt doch rein, meine Güte, kommt rein. Was macht ihr denn da draußen. Ihr wohnt hier. Esme, Carlisle, Edward, Jasper! Rosalie und Emmett sind wieder da.", rief sie ins Haus hinein und sofort füllte sich der Raum mit den genannten Personen.
"Rosalie! Emmett! Mein Gott, bin ich froh, dass euch nichts passiert ist. Wir dachten schon, ihr hättet beide eine Dummheit begangen. Was bin ich froh euch zu sehen.", rief Esme und tat es Alice gleich indem sie uns umarmte.
Auch Carlisle und Jasper fielen uns um den Hals, um uns willkommen zu heißen. Nur Edward nicht. Er klopfte zwar Emmett auf die Schulter, sah mich aber nur verlegen an.
Mein zuerst fröhlicher Gesichtsausdruck verwandelte sich in eine Mischung aus Angst und Schuld. Alice, Jasper, Esme und Carlisle hatten bemerkt, dass zwischen Edward und mir noch immer nichts geklärt war und sahen uns gespannt an, als ich endlich meinen Mut zusammenfasste und sagte "Edward ... es ... es tut mir leid."
Edwards Augen rollten von einem Ende zum anderen. Emmett, der neben mir stand, hatte meine Hand noch immer fest in seiner und drückte sie, um mir zu zeigen, dass er bei mir war und hinter mir stand.
"Edward, ich habe nachgedacht. Und ... du hast Recht. Ich bin egoistisch und eifersüchtig und arrogant. Ich habe Eigenschaften, auf die ich nicht stolz bin. Aber sie gehören zu mir. Als du aus Europa zurückgekommen bist, war ich so eifersüchtig auf dich, dass ich den Grund schon gar nicht mehr weiß. Ich habe einen Fehler gemacht, Edward, und das tut mir leid. Ich hätte dir diesen Moment gönnen, meinen Mund einmal nicht aufmachen und mich später abreagieren sollen. Aber deine Ankunft kam so schnell, dass ich kaum Zeit hatte, mir etwas auszudenken und darum war ich so unsagbar dumm. Verzeih mir, Edward. Ich weiß, wir beide haben kein gutes Verhältnis, aber es war bereits einmal besser als jetzt. Gib mir noch eine Chance, Edward.", sagte ich und alles, was ich sagte, meinte ich auch so.
Edward schnaufte kurz ein und aus und sagte dann "Ja, ich verzeih dir. Und ... es tut mir auch leid, dass ich ... nun ja ... ihn erwähnte (Ich wusste genau wer gemein war). Ob ich nun Recht hatte oder nicht, aber das war nicht fair von mir. Das tut mir leid. Und es tut mir auch leid, dass ihr beide euch wegen mir ... gestritten habt. Das wollte ich nicht."
Ich nickte lächelnd, als Zeichen dafür, dass ich ihm verziehen hatte. "Sind wir wieder okay?", fragte ich dann und Edward nickte lachend.
"Oh, bevor ich es vergesse ... weißt du, Rosalie, es ist manchmal oft wirklich besser, wenn man den Mund hält.", sagte er und griff auf die Kommode, die neben ihm stand, nach einem Prospekt. Ich runzelte die Stirn. "Hättest du mich nicht so aus dem Konzept gebracht, dann hätte ich es dir schon vor fünf Wochen geben können. Aber ... dann bekommst du es eben jetzt."
Ich runzelte die Stirn und sah ihn verwirrt an. "Was ist das?", fragte ich und nahm ihm das Prospekt ab. Auf der Vorderseite stand in großen Lettern "MOZARTEUM – Einladung zum Studium" und mir klappte der Mund auf. Alle um mich herum grinsten und sahen mir gespannt zu. "Ist das ... eine ... Einladung zum Musikstudium in Österreich?", fragte ich Edward und er nickte lächelnd.
"Jap, in der Tat, das ist es. Weißt du, Rosalie, ich habe diesen Musikdozenten dort eine Kassette von dir geschickt und ... sie waren begeistert. Sie meinten, du hättest unglaubliches Talent und es würde in der Familie liegen. Sie laden dich ein, dort zu studieren.", erklärte er mir und ich konnte mein Glück nicht fassen.
"Oh mein Gott, ist das dein Ernst?", fragte ich ihn und lächelte ihn dankbar an. "Danke, Edward, danke. Das bedeutet mir unheimlich viel. Aber ... ich fürchte, ich kann das nicht annehmen.", sagte ich und schüttelte den Kopf. Mein Gewissen meldete sich und ich wusste, dass es nicht richtig wäre, würde ich dieses Geschenk annehmen. Allein wegen der Schulden, die sich mein Gewissen wegen der Hochzeit zu Weihnachten einbildete, konnte ich es schon nicht annehmen. "Edward, weißt du, ich weiß es sehr zu schätzen, dieses Geschenk, aber ... ich möchte jetzt eine zeitlang nicht weg von hier. Und ich fürchte, dass ich die Schulden, die ich schon bei euch allen habe, wegen meiner Hochzeit 1965, nicht abarbeiten kann.", lachte ich und schüttelte immer noch den Kopf.
"Ach was, Rose, jetzt hör doch einmal auf mit diesen Schulden. Du hast keine Schulden bei uns. Wir haben das gerne gemacht.", sagte Alice, die neben Emmett stand und ich lächelte sie dankbar an.
"Ich weiß, aber ... mein Gewissen sagt etwas anderes.", sagte ich schuldbewusst und verzog mein Gesicht zu einem angestrengten Lächeln.
"So ein blödes Gewissen.", meinte Emmett und lachte, während er mir einen Kuss auf die Stirn gab.
Edward lachte mit und sagte dann "Das mit dem Studieren hat keine Eile. Wenn du Lust hast, kannst du dich dort melden. Sag mir einfach bescheid, ja!?"
Ich bejahte mit einem Nicken und nachdem Emmett und ich uns bei allen für unser Abhauen entschuldigt hatten, machten uns auf den Weg nach oben in unser Zimmer, das sich seit unserer "Flucht" nicht verändert hatte.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Sophie und Peter Montgomery (Teil 1)
Es vergingen einige Tage, Wochen, Monate seit meinem Streit mit Emmett und Edward und das Zusammenleben hatte sich nicht wesentlich verändert. Wir gingen zwar freundlicher miteinander um, aber das Verhältnis zwischen Edward und mir war immer noch angespannt und nicht sehr freundschaftlich. Ich war froh, wenn ich mit Edward nicht allzu viel zu tun hatte und verbrachte daher die meiste Zeit mit Emmett. Seither hatten wir zwar nicht mehr derart gestritten, aber weder er noch ich konnten es lassen abfällige Bemerkungen über den jeweils anderen zu machen. Zwar bei weitem nicht so furchtbare wie damals, aber schön und nett waren sie dennoch nicht.
Das Studium im Mozarteum hatte ich noch nicht angetreten und hatte es zu diesem Zeitpunkt auch nicht vor. Mein schlechtes Gewissen war zu stark, als dass ich es überhören hätte können und es sagte ganz laut und deutlich "Rosalie, das kannst du doch nicht tun. Du solltest dir nicht noch mehr Schulden aufhalsen." Nun ja und ich hörte auf mein Gewissen. Edward lachte mich zwar jedes Mal aus und Emmett schüttelte den Kopf, aber ich hielt an meinem Glauben fest. Stur wie ich bin.
Vera, die nächsten Seiten, die ich schreiben werde, beinhalten wieder ein Kapitel, das für mich so wichtig ist, wie das Blut, das ich zum Überleben brauche. Oh, ich hasse es, das zu schreiben, aber es gehört nun mal zu mir.
1974 entschlossen sich Carlisle und Esme erneut umzuziehen. Sie hatten sich an einem Samstagabend zusammengesetzt und beraten, wohin wir ziehen könnten, ohne dass auffallen würde, dass wir existierten. Wie wir "Kinder" später erfuhren, waren knapp 20 Orte zur Auswahl. Darunter Australien, Asien, der Himalaja, der Grand Canyon, Alaska, Kanada, und noch diverse andere Länder, Staaten und Städte.
Nachdem Esme allerdings zu fast allem nein gesagt hatte, weil sie so gut wie überall fürchtete, dass wir entdeckt werden könnten und uns das Leben schwer gemacht werden könnte, entschieden sich die beiden erneut für Alaska. Wir hatten dort schließlich noch ein Haus, das wir von Forks aus bewirteten und pflegten (Alice und Jasper sowie Edward sorgten dafür, dass das Haus bewohnt aussah) und dahin wollten wir wieder ziehen.
Weißt du, Vera, das einzige, das mich an meinem Vampirleben in dieser Zeit störte, war die Tatsache, dass wir dauernd umziehen mussten. Carlisle wollte es glücklicherweise nicht allzu umständlich machen, sonst wären wir bestimmt alle zwei Jahre umgezogen. Aber Carlisle mochte den Umzugsstress genauso wenig und er vertraute auf die Vergesslichkeit der Menschen. Er hoffte, dass viele sich nicht mehr an sie erinnern würden oder gar nicht mehr lebten. Und meistens hatte er Recht. Zumindest dann, wenn das Dorf oder der Ort oder was auch immer, in dem wir lebten, nicht sehr groß war.
Wir packten 1974 also unsere Sachen, meldeten uns bei der Hausverwaltung als verreist und ließen unsere Möbel und einige unserer Habseligkeiten dort. Um nicht aufzufallen beschlossen wir außerdem neue Namen anzunehmen. Wir kreierten alle neue Charaktere, sodass wir mit unseren eigenen Persönlichkeiten nichts zu tun hatten.
Es war witzig, als wir damit begonnen hatten. Die Idee dazu hatte Esme. Sie war immer übervorsichtig, wenn es darum ging zu vertuschen, was oder wer wir waren. Eines Abends saßen wir bei Tisch und überlegten, was wir tun könnten, um unbemerkt durch das Land zu reisen. Du glaubst ja nicht, wie modern alles geworden war. Autos fuhren schon durch die Pampa und Flugzeuge flogen überall. Hubschrauber kannte man auch schon und Forscher waren in unberührten Gegenden unterwegs. Es war lästig. Wir mussten extreme Maßnahmen ergreifen und hoffen, dass sie wirkten.
"... wir können doch nicht hinlaufen. Nein, Carlisle, wir müssen mit den Autos fahren.", sagte Esme, als wir beisammen saßen und überlegten.
"Wir bekommen doch nie und nimmer alles in zwei Autos.", meinte Edward und sah Esme ungläubig an.
"Aber wenn wir laufen bekommen wir alles unter die Achseln, ja!?", fragte sie ihn sarkastisch und blickte ihn giftig an. "Dann müssen wir uns eben ein Mietauto besorgen. Oder wir kaufen gleich ein neues."
"Oh ja, das wäre eine Idee.", sagte ich und grinste. Du weißt ja, ich bin ein Autonarr und ich wollte immer schon ein eigenes Auto haben. "Ich würde sofort eines kaufen."
"Süße, wir haben bereits ein Auto.", sagte Emmett und drückte mich an sich (er hatte seinen Arm um mich gelegt).
"Jaah, schon, aber ... wieso nicht? Es wäre sicher keine schlechte Sache und brauchen können wir es immer.", argumentierte ich weiter. Jetzt wo es einmal ausgesprochen war, war ich bereit dazu dafür zu kämpfen.
"Nein, stopp. Wir brauchen kein neues Auto. Wir werden alles, was wir nicht transportieren können mit dem Möbelwagen hinbringen lassen. Wozu wären die sonst da, wenn man sie nicht dafür verwendete?", fragte jetzt Edward und sah ernst in die Runde.
"Pah, mit einem Auto mehr hätten wir das Problem so gut wie gelöst.", schmollte ich jetzt und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Kampf schien verloren noch bevor er überhaupt richtig begonnen hatte.
Edward verdrehte die Augen und sah mich grimmig an. "Genau, das sagt ausgerechnet die, die Unmengen an Schminke und Klamotten mitschleppen will.", giftete er mich an.
Ich ignorierte ihn und blickte nun Esme und Carlisle zu, die sich nun selbst leise unterhielten. Nun ja, es war mehr ein Debattieren, als eine Unterhaltung. Alice und Jasper hatten sich abseits von unseren Diskussionen unterhalten und blickten nun ebenfalls zu Esme und Carlisle.
"... Tatsache ist, dass wir einige unserer Möbelstücke ohnehin hier lassen.", sagte Carlisle und zeigte auf ein paar Möbel, die ihm gerade unterkamen. Es sah schon ziemlich kahl aus. Wir hatten das meiste schon eingepackt, weil wir zwei Tage später verreisen wollten. "Unser Haus in Alaska hat bereits Möbel und so fallen wir noch weniger auf. Wir müssen ja nicht mit einer ganzen Armee von Autos und Möbelwagen in Alaska einfahren. Was meint ihr würden wir für Aufsehen erregen."
Ich musste ihm unweigerlich zustimmen. Je mehr wir mitnahmen und je mehr wir brauchten, desto mehr fielen wir auf. Ich nickte Carlisle zu und war fortan dafür die Anzahl der Autos zu lassen wie sie war und dafür mit weniger Gepäck zu reisen.
Auch Esme schien dieser Ansicht zu sein, denn sie hörte nun auf zu debattieren und schien zu überlegen. "Hmm ... nun, ja, da könntest du schon Recht haben, aber ... zwei Autos sind doch etwas wenig, meinst du nicht? Wir sind sieben Personen und haben Gepäck für zehn, also müssen wir wohl oder übel eine Lösung finden.", sagte sie und überlegte.
"Oh, ich kann ein paar Sachen von mir weggeben. Ich muss nicht alle Kleider mitnehmen.", sagte Alice und sah in die Runde. "Und Jasper meinte eben auch, dass er nicht alles brauchen würde. Das würde schon in Ordnung gehen."
Jasper nickte und ich schätze, dass er in Gedanken schon überlegte, was er mitnehmen und was hier lassen sollte.
"Na, das ist doch was.", sagte Carlisle. "Und ich muss auch nicht alles mitnehmen. Meinetwegen nehme ich nur ein paar Bücher und nicht alle Arztutensilien mit. Das wäre kein Problem."
Esme stimmte dem ebenfalls zu und meinte, dass sie ihre Gartenwerkzeuge auch hier in Forks lassen könnte, weil sie sehr vieles auch in Alaska kaufen kann und bereits dort hätte.
"Na ja, ich habe ohnehin nicht viele Sachen. Ich muss den Flügel nicht mitnehmen und mein Koffer wird wahrscheinlich nicht einmal voll werden.", meinte Edward, nachdem Esme ihre Gartenwerkzeug für Alaska abgeschrieben hatte.
"Sehr schön, Emmett, wäre das für dich auch in Ordnung?", fragte Carlisle und blickte zu Emmett, der sofort nickte und meinte: "Klar, ich brauche nicht alles und wenn ich dann doch was brauchen sollte, kaufe ich mir das Zeug dort."
"Gut, gut. Dann fehlt nur noch ...", sagte Carlisle und sah nun zu mir. "... Rosalie?"
Ich erschrak kurz, obwohl ich wusste, dass ich gefragt werden würde. Was sollte ich denn bloß in Forks lassen? Ich konnte nichts entbehren. Alle meine schönen Sachen wollte ich mitnehmen. Schmuck, Kleider, das waren meine liebsten Sachen und das wollte ich auch für nichts in der Welt alleine lassen.
"Ähhm ...", machte ich und biss mir auf die Unterlippe. "Wisst ihr, nachdem ihr schon so viel hier lasst, wieso muss ich dann auch noch etwas entbehren?"
"Rosalie, das ist jetzt nicht dein Ernst.", schimpfte Edward sofort los, als ich geendet hatte. "Du wirst genau wie wir etwas nicht mitnehmen. Und wenn es dir noch so schwer fällt."
"Edward ... hör auf. Du weißt, dass deine Argumentation nicht viel bringt.", sagte jetzt Emmett neben mir und sah Edward strafend an. Ich wusste zwar, dass das nicht böse gemeint war, aber es tat mir gut, dass Emmett Edward in die Schranken wies. "Rose, sieh mal, du brauchst doch nie und nimmer alles, was du hier hast. Ein paar deiner Kleider kannst du doch hier lassen. Das würde niemanden stören und außerdem kannst du dir dort wieder neue kaufen.", versuchte er nun sein Glück.
"Emmett, ich will aber nichts hier lassen.", stellte ich auf stur und sah ihn empört an. "Du weißt, mir sind meine Sachen wichtig."
"Natürlich weiß ich das. Aber, Rose, wir brauchen den Platz und ich sagte doch gerade, wir kaufen dir neue Sachen. Das verspreche ich dir. Komm schon, mach's uns nicht so schwer.", appellierte er an mich und nachdem er mich mit seinen großen goldgelben Augen angesehen hatte, konnte ich nicht mehr widerstehen. Ich verdrehte kurz meine Augen und sagte: "Ausnahmsweise. Aber ... ich kaufe sofort nach unserer Ankunft ein."
Esme, Carlisle, Jasper, Alice und Emmett lachten. Edward hingegen murmelte "War ja klar."
"Schön,", sagte Carlisle nachdem das alles geklärt war und sah in die Runde. "Familie Robinson geht wieder auf Reisen."
Alle lachten. Doch plötzlich sagte Esme, als hätte sie eine Erkenntnis gehabt: "Das ist es."
Das Lachen verstummte sofort und alle blickten Esme verwirrt an. "Was ist was, Darling?", fragte Carlisle und hob die Augenbrauen hoch.
"Wir nehmen einen anderen Namen an. Du sagtest doch gerade 'Familie Robinson geht wieder auf Reisen.'. Wenn wir unbemerkt bleiben wollen, dann nehmen wir am besten andere Namen an.", erklärte sie uns und wir zogen die Augenbrauen noch höher.
"Du meinst, wir sollen unsere Vor- und Nachnamen ändern?", fragte Edward und ich fragte mich, ob er sich absichtlich so dumm stellte oder ob er nur vergessen hatte, dass er Gedankenlesen konnte.
"Genau das meine ich. Wir sagen einfach, die Cullens wären gute Bekannte von uns und da wir eine Unterkunft brauchten boten sie uns diese an. Vor den Denalis müssen wir ja nicht lügen, aber sollte uns jemand erkennen oder allgemein in der Öffentlichkeit treten wir mit anderem Namen auf.", erzählte Esme ihre Idee weiter.
"Klingt amüsant.", sagte Alice und prompt kam auch schon ein Name von ihr. "Dann bin ich ab jetzt ... Marilyn Miller und das ist Alex Miller, mein Ehemann."
Ich musste lachen. Marilyn Miller. Wie auch immer sie auf diesen Namen gekommen war, er passte zu ihr. Sie sah manchmal wirklich aus wie eine Marilyn. Nur bei Jasper hatte ich meine Bedenken. Ich fand nicht, dass er aussah wie ein Alex, aber bitte, war ja nur zum Schutz.
"Okay, das kann man lassen.", meinte Carlisle grinsend. "Nun, dann bin ich ... George Watson und das ist meine Frau ..."
"Jane.", sagte Esme schnell und nickte viel sagend.
"Genau, wir sind George und Jane Watson.", fasste Carlisle zusammen und sah zu Emmett und mir. "Und wer seid ihr?"
"Hmm ...", machte Emmett und überlegte. "Nun, mein Name ist Peter, Peter Montgomery. Tja und der Name meiner Frau ist ... Rose, wie würdest du gerne heißen?"
Es vergingen einige Tage, Wochen, Monate seit meinem Streit mit Emmett und Edward und das Zusammenleben hatte sich nicht wesentlich verändert. Wir gingen zwar freundlicher miteinander um, aber das Verhältnis zwischen Edward und mir war immer noch angespannt und nicht sehr freundschaftlich. Ich war froh, wenn ich mit Edward nicht allzu viel zu tun hatte und verbrachte daher die meiste Zeit mit Emmett. Seither hatten wir zwar nicht mehr derart gestritten, aber weder er noch ich konnten es lassen abfällige Bemerkungen über den jeweils anderen zu machen. Zwar bei weitem nicht so furchtbare wie damals, aber schön und nett waren sie dennoch nicht.
Das Studium im Mozarteum hatte ich noch nicht angetreten und hatte es zu diesem Zeitpunkt auch nicht vor. Mein schlechtes Gewissen war zu stark, als dass ich es überhören hätte können und es sagte ganz laut und deutlich "Rosalie, das kannst du doch nicht tun. Du solltest dir nicht noch mehr Schulden aufhalsen." Nun ja und ich hörte auf mein Gewissen. Edward lachte mich zwar jedes Mal aus und Emmett schüttelte den Kopf, aber ich hielt an meinem Glauben fest. Stur wie ich bin.
Vera, die nächsten Seiten, die ich schreiben werde, beinhalten wieder ein Kapitel, das für mich so wichtig ist, wie das Blut, das ich zum Überleben brauche. Oh, ich hasse es, das zu schreiben, aber es gehört nun mal zu mir.
1974 entschlossen sich Carlisle und Esme erneut umzuziehen. Sie hatten sich an einem Samstagabend zusammengesetzt und beraten, wohin wir ziehen könnten, ohne dass auffallen würde, dass wir existierten. Wie wir "Kinder" später erfuhren, waren knapp 20 Orte zur Auswahl. Darunter Australien, Asien, der Himalaja, der Grand Canyon, Alaska, Kanada, und noch diverse andere Länder, Staaten und Städte.
Nachdem Esme allerdings zu fast allem nein gesagt hatte, weil sie so gut wie überall fürchtete, dass wir entdeckt werden könnten und uns das Leben schwer gemacht werden könnte, entschieden sich die beiden erneut für Alaska. Wir hatten dort schließlich noch ein Haus, das wir von Forks aus bewirteten und pflegten (Alice und Jasper sowie Edward sorgten dafür, dass das Haus bewohnt aussah) und dahin wollten wir wieder ziehen.
Weißt du, Vera, das einzige, das mich an meinem Vampirleben in dieser Zeit störte, war die Tatsache, dass wir dauernd umziehen mussten. Carlisle wollte es glücklicherweise nicht allzu umständlich machen, sonst wären wir bestimmt alle zwei Jahre umgezogen. Aber Carlisle mochte den Umzugsstress genauso wenig und er vertraute auf die Vergesslichkeit der Menschen. Er hoffte, dass viele sich nicht mehr an sie erinnern würden oder gar nicht mehr lebten. Und meistens hatte er Recht. Zumindest dann, wenn das Dorf oder der Ort oder was auch immer, in dem wir lebten, nicht sehr groß war.
Wir packten 1974 also unsere Sachen, meldeten uns bei der Hausverwaltung als verreist und ließen unsere Möbel und einige unserer Habseligkeiten dort. Um nicht aufzufallen beschlossen wir außerdem neue Namen anzunehmen. Wir kreierten alle neue Charaktere, sodass wir mit unseren eigenen Persönlichkeiten nichts zu tun hatten.
Es war witzig, als wir damit begonnen hatten. Die Idee dazu hatte Esme. Sie war immer übervorsichtig, wenn es darum ging zu vertuschen, was oder wer wir waren. Eines Abends saßen wir bei Tisch und überlegten, was wir tun könnten, um unbemerkt durch das Land zu reisen. Du glaubst ja nicht, wie modern alles geworden war. Autos fuhren schon durch die Pampa und Flugzeuge flogen überall. Hubschrauber kannte man auch schon und Forscher waren in unberührten Gegenden unterwegs. Es war lästig. Wir mussten extreme Maßnahmen ergreifen und hoffen, dass sie wirkten.
"... wir können doch nicht hinlaufen. Nein, Carlisle, wir müssen mit den Autos fahren.", sagte Esme, als wir beisammen saßen und überlegten.
"Wir bekommen doch nie und nimmer alles in zwei Autos.", meinte Edward und sah Esme ungläubig an.
"Aber wenn wir laufen bekommen wir alles unter die Achseln, ja!?", fragte sie ihn sarkastisch und blickte ihn giftig an. "Dann müssen wir uns eben ein Mietauto besorgen. Oder wir kaufen gleich ein neues."
"Oh ja, das wäre eine Idee.", sagte ich und grinste. Du weißt ja, ich bin ein Autonarr und ich wollte immer schon ein eigenes Auto haben. "Ich würde sofort eines kaufen."
"Süße, wir haben bereits ein Auto.", sagte Emmett und drückte mich an sich (er hatte seinen Arm um mich gelegt).
"Jaah, schon, aber ... wieso nicht? Es wäre sicher keine schlechte Sache und brauchen können wir es immer.", argumentierte ich weiter. Jetzt wo es einmal ausgesprochen war, war ich bereit dazu dafür zu kämpfen.
"Nein, stopp. Wir brauchen kein neues Auto. Wir werden alles, was wir nicht transportieren können mit dem Möbelwagen hinbringen lassen. Wozu wären die sonst da, wenn man sie nicht dafür verwendete?", fragte jetzt Edward und sah ernst in die Runde.
"Pah, mit einem Auto mehr hätten wir das Problem so gut wie gelöst.", schmollte ich jetzt und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Kampf schien verloren noch bevor er überhaupt richtig begonnen hatte.
Edward verdrehte die Augen und sah mich grimmig an. "Genau, das sagt ausgerechnet die, die Unmengen an Schminke und Klamotten mitschleppen will.", giftete er mich an.
Ich ignorierte ihn und blickte nun Esme und Carlisle zu, die sich nun selbst leise unterhielten. Nun ja, es war mehr ein Debattieren, als eine Unterhaltung. Alice und Jasper hatten sich abseits von unseren Diskussionen unterhalten und blickten nun ebenfalls zu Esme und Carlisle.
"... Tatsache ist, dass wir einige unserer Möbelstücke ohnehin hier lassen.", sagte Carlisle und zeigte auf ein paar Möbel, die ihm gerade unterkamen. Es sah schon ziemlich kahl aus. Wir hatten das meiste schon eingepackt, weil wir zwei Tage später verreisen wollten. "Unser Haus in Alaska hat bereits Möbel und so fallen wir noch weniger auf. Wir müssen ja nicht mit einer ganzen Armee von Autos und Möbelwagen in Alaska einfahren. Was meint ihr würden wir für Aufsehen erregen."
Ich musste ihm unweigerlich zustimmen. Je mehr wir mitnahmen und je mehr wir brauchten, desto mehr fielen wir auf. Ich nickte Carlisle zu und war fortan dafür die Anzahl der Autos zu lassen wie sie war und dafür mit weniger Gepäck zu reisen.
Auch Esme schien dieser Ansicht zu sein, denn sie hörte nun auf zu debattieren und schien zu überlegen. "Hmm ... nun, ja, da könntest du schon Recht haben, aber ... zwei Autos sind doch etwas wenig, meinst du nicht? Wir sind sieben Personen und haben Gepäck für zehn, also müssen wir wohl oder übel eine Lösung finden.", sagte sie und überlegte.
"Oh, ich kann ein paar Sachen von mir weggeben. Ich muss nicht alle Kleider mitnehmen.", sagte Alice und sah in die Runde. "Und Jasper meinte eben auch, dass er nicht alles brauchen würde. Das würde schon in Ordnung gehen."
Jasper nickte und ich schätze, dass er in Gedanken schon überlegte, was er mitnehmen und was hier lassen sollte.
"Na, das ist doch was.", sagte Carlisle. "Und ich muss auch nicht alles mitnehmen. Meinetwegen nehme ich nur ein paar Bücher und nicht alle Arztutensilien mit. Das wäre kein Problem."
Esme stimmte dem ebenfalls zu und meinte, dass sie ihre Gartenwerkzeuge auch hier in Forks lassen könnte, weil sie sehr vieles auch in Alaska kaufen kann und bereits dort hätte.
"Na ja, ich habe ohnehin nicht viele Sachen. Ich muss den Flügel nicht mitnehmen und mein Koffer wird wahrscheinlich nicht einmal voll werden.", meinte Edward, nachdem Esme ihre Gartenwerkzeug für Alaska abgeschrieben hatte.
"Sehr schön, Emmett, wäre das für dich auch in Ordnung?", fragte Carlisle und blickte zu Emmett, der sofort nickte und meinte: "Klar, ich brauche nicht alles und wenn ich dann doch was brauchen sollte, kaufe ich mir das Zeug dort."
"Gut, gut. Dann fehlt nur noch ...", sagte Carlisle und sah nun zu mir. "... Rosalie?"
Ich erschrak kurz, obwohl ich wusste, dass ich gefragt werden würde. Was sollte ich denn bloß in Forks lassen? Ich konnte nichts entbehren. Alle meine schönen Sachen wollte ich mitnehmen. Schmuck, Kleider, das waren meine liebsten Sachen und das wollte ich auch für nichts in der Welt alleine lassen.
"Ähhm ...", machte ich und biss mir auf die Unterlippe. "Wisst ihr, nachdem ihr schon so viel hier lasst, wieso muss ich dann auch noch etwas entbehren?"
"Rosalie, das ist jetzt nicht dein Ernst.", schimpfte Edward sofort los, als ich geendet hatte. "Du wirst genau wie wir etwas nicht mitnehmen. Und wenn es dir noch so schwer fällt."
"Edward ... hör auf. Du weißt, dass deine Argumentation nicht viel bringt.", sagte jetzt Emmett neben mir und sah Edward strafend an. Ich wusste zwar, dass das nicht böse gemeint war, aber es tat mir gut, dass Emmett Edward in die Schranken wies. "Rose, sieh mal, du brauchst doch nie und nimmer alles, was du hier hast. Ein paar deiner Kleider kannst du doch hier lassen. Das würde niemanden stören und außerdem kannst du dir dort wieder neue kaufen.", versuchte er nun sein Glück.
"Emmett, ich will aber nichts hier lassen.", stellte ich auf stur und sah ihn empört an. "Du weißt, mir sind meine Sachen wichtig."
"Natürlich weiß ich das. Aber, Rose, wir brauchen den Platz und ich sagte doch gerade, wir kaufen dir neue Sachen. Das verspreche ich dir. Komm schon, mach's uns nicht so schwer.", appellierte er an mich und nachdem er mich mit seinen großen goldgelben Augen angesehen hatte, konnte ich nicht mehr widerstehen. Ich verdrehte kurz meine Augen und sagte: "Ausnahmsweise. Aber ... ich kaufe sofort nach unserer Ankunft ein."
Esme, Carlisle, Jasper, Alice und Emmett lachten. Edward hingegen murmelte "War ja klar."
"Schön,", sagte Carlisle nachdem das alles geklärt war und sah in die Runde. "Familie Robinson geht wieder auf Reisen."
Alle lachten. Doch plötzlich sagte Esme, als hätte sie eine Erkenntnis gehabt: "Das ist es."
Das Lachen verstummte sofort und alle blickten Esme verwirrt an. "Was ist was, Darling?", fragte Carlisle und hob die Augenbrauen hoch.
"Wir nehmen einen anderen Namen an. Du sagtest doch gerade 'Familie Robinson geht wieder auf Reisen.'. Wenn wir unbemerkt bleiben wollen, dann nehmen wir am besten andere Namen an.", erklärte sie uns und wir zogen die Augenbrauen noch höher.
"Du meinst, wir sollen unsere Vor- und Nachnamen ändern?", fragte Edward und ich fragte mich, ob er sich absichtlich so dumm stellte oder ob er nur vergessen hatte, dass er Gedankenlesen konnte.
"Genau das meine ich. Wir sagen einfach, die Cullens wären gute Bekannte von uns und da wir eine Unterkunft brauchten boten sie uns diese an. Vor den Denalis müssen wir ja nicht lügen, aber sollte uns jemand erkennen oder allgemein in der Öffentlichkeit treten wir mit anderem Namen auf.", erzählte Esme ihre Idee weiter.
"Klingt amüsant.", sagte Alice und prompt kam auch schon ein Name von ihr. "Dann bin ich ab jetzt ... Marilyn Miller und das ist Alex Miller, mein Ehemann."
Ich musste lachen. Marilyn Miller. Wie auch immer sie auf diesen Namen gekommen war, er passte zu ihr. Sie sah manchmal wirklich aus wie eine Marilyn. Nur bei Jasper hatte ich meine Bedenken. Ich fand nicht, dass er aussah wie ein Alex, aber bitte, war ja nur zum Schutz.
"Okay, das kann man lassen.", meinte Carlisle grinsend. "Nun, dann bin ich ... George Watson und das ist meine Frau ..."
"Jane.", sagte Esme schnell und nickte viel sagend.
"Genau, wir sind George und Jane Watson.", fasste Carlisle zusammen und sah zu Emmett und mir. "Und wer seid ihr?"
"Hmm ...", machte Emmett und überlegte. "Nun, mein Name ist Peter, Peter Montgomery. Tja und der Name meiner Frau ist ... Rose, wie würdest du gerne heißen?"
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Sophie und Peter Montgomery (Teil 2)
Nun ja, eigentlich wollte ich meinen Namen ja nicht ändern, aber wenn alle mitmachten konnte ich schlecht nein sagen. Ich überlegte lange, bis mir der richtige Name für mich einfiel. Ein Name, der, wie ich fand, genauso schön war wie ich selbst.
"Nun, Peter, mein Name ist, wie du wissen solltest, Sophie. Sophie Montgomery geborene Sanders.", erzählte ich meinen Mitspielern und lachte. Es war ein herzliches Lachen an diesem Abend und alle lachten mit.
"Oh, Verzeihung, Mrs Montgomery. Natürlich weiß ich deinen Vornamen. Wie könnte ich den auch vergessen?", schleimte Emmett und küsste mich kurz.
"Nun, dann haben wir Marilyn und Alex Miller, Jane und George Watson, Sophie und Peter Montgomery und ... Edward?", zählte Carlisle zusammen und sah nun zu Edward.
Edward überlegte ebenfalls kurz und sagte dann: "Mein Name wird ab jetzt Thomas L.. Parker sein."
"Sehr gut. Nun denn, wenn wir damit niemanden täuschen können, dann wären wir miserable Schauspieler.", sagte Carlisle und blickte wieder in die Runde. "Haben wir sonst noch etwas zu besprechen?"
Nachdem alle den Kopf schüttelten, entließ er uns und wir konnten unseren eigenen Lieblingsbeschäftigungen nachgehen. In dieser Zeit genossen wir alle unsere alten Namen noch und versuchten uns an die neuen zu gewöhnen. Das war allerdings schwieriger als erwartet. Wir waren an unsere eigenen Namen so gewohnt, dass wir immer wieder alles verwechselten und uns am Ende der "Probezeit" nicht mehr sicher sein konnten, mit dem richtigen oder dem falschen Namen angesprochen zu werden.
Der Umzug ging schnell über die Bühne. Am Montag fuhren wir mit Sack und Pack nach Alaska und zogen in unser altes neues Zuhause ein. Es hatte sich nicht viel verändert. Genau wie bei dem Umzug damals nach Forks hatte sich enorm viel Staub angesammelt, obwohl Alice, Jasper und Edward gelegentlich dort vorbeischauten, um es zu verwalten. In Windeseile staubten wir die bereits in die Jahre gekommenen Möbel ab und räumten unsere Sachen in die Kommoden. Ich war immer noch ziemlich traurig darüber, dass ich so viel zuhause lassen musste, aber Emmett hielt meine schönen Sachen eisern von mir fern, sodass ich sie nicht mitnehmen konnte. Wir bezogen alle die gleichen Zimmer wie damals. Alice debattierte zwar mit Edward lautstark über die Aussicht in ihrem Zimmer und dass sie gerne tauschen würde, aber Edward gab nicht nach und so musste sie in dem Zimmer bleiben, in dem sie auch Jahre zuvor schon wohnte.
Ich machte mir nicht viel aus der Aussicht im Zimmer von Emmett und mir. Wir hatten nicht die tollste Aussicht, aber meine Güte, ich war ohnehin kaum da und wenn ich tatsächlich einmal eine tolle Aussicht wollte, beschloss ich nach Frankreich auf den Eiffelturm zu ziehen, um niemandem ein Zimmer wegzunehmen.
Einen Tag nach unserer Ankunft im neuen Heim besuchten wir den Denali-Clan. Wir hielten es für höflich uns wenigstens als "Nachbarn" vorzustellen. Es war ein herzlicher Empfang. Ich muss zwar zugeben, dass ich kein Freund der Denalis war und immer noch nicht bin, aber ich riss mich des Hausfriedens willen zusammen. Um den Plan, andere Namen anzunehmen, auch aufrecht zu halten, weihten wir die Denalis ein. Sie waren zwar nicht allzu begeistert ab sofort so zu tun, als hätten wir andere Namen, stimmten aber zu, mitzuspielen, sollte es einmal dazu kommen.
Während des ersten Jahres in Alaska beschlossen wir alle uns am bürgerlichen Leben zu beteiligen. Wir wollten nicht als Außenseiter auffallen. Deshalb suchten wir uns kurz nach unserer Ankunft eine Arbeit, der wir die nächsten Jahre nachgehen wollten. Ich sag dir, Vera, es war gar nicht einfach eine Arbeit für eine junge Frau wie mich zu finden. Die meisten, bei denen ich war, meinten, ich solle doch heiraten und den Haushalt führen, denn Arbeit für Frauen gäbe es nicht. Nachdem ich denen dann erklärt hatte, dass ich sehr wohl verheiratet war, aber keine Kinder bekommen könne (das war unsere Geschichte, um nicht allzu sehr aufzufallen), meinten diese Arbeitgeber, dann müsse ich mir ein Hobby suchen, aber Arbeit hätten sie keine für mich.
Oh, Vera, du glaubst nicht, wie sauer ich oft war, als ich von der langen Arbeitssuche nachhause gekommen bin. Ich hätte am liebsten alles im Haus in Stücke reißen können. Diese Leute hatten ja keine Ahnung. Wenn ich mir nicht geschworen hätte, niemals Menschenblut zu trinken, dann hätten diese Leute nun keines mehr in sich.
Emmett hatte große Mühe, mich von einer Katastrophe, die größtenteils unser Haus betroffen hätte, abzuhalten. Er entführte mich dann meistens in den nahegelegenen Wald, in dem ich mich abreagieren sollte. Dass das natürlich alles andere als leise und ungefährlich war, dürfte logisch sein. Du weißt ja, wie unglaublich furios ich werden konnte, wenn man mich in Rage brachte. Und die Tatsache, dass ich so stark wie ein Bär war, machte es doppelt so gefährlich. Aber ... keine Sorge, ich habe keine Menschen gefährdet. Es kam dabei niemand, außer ein paar Bäumen und einmal ein Eichhörnchen, zu Schaden.
Während die Männer und Alice also bereits ihre Arbeitsstellen hatten (Carlisle arbeitete wieder als Arzt für Herzchirurgie, Edward hatte den Job des Klavierspielers in einem Restaurant im nächsten Dorf, Jasper eröffnete mit Alice ein Geschäft, das Lebensmittel anbot und Emmett wurde als Automechaniker engagiert) suchten Esme und ich verzweifelt nach einer Möglichkeit zu Geld zu kommen. Nachdem ich fast ein halbes Jahr gesucht hatte platzte mir der Kragen und ich beklagte mich zuhause bei Alice und Jasper, dass alle Unternehmer Idioten waren, da sie nicht wussten, was ihnen entging. Sehr viele Unternehmer sahen in mir nur das naive, schöne Blondchen, das ohnehin nichts konnte. In dieser Zeit als Frau war es ohnehin noch schwieriger. Heute würde mich jeder einstellen, wenn er mir nur in die Augen sah.
Alice hörte sich lange mein Klagen an, bis sie irgendwann sagte "Weißt du, Rose, du kannst ja auch bei uns arbeiten. Dann würdest du zumindest Geld bekommen."
Ich blickte sie ungläubig an. "Im Ernst? Und damit kommst du erst jetzt?", fragte ich sie verärgert. Ich war seit einem halben Jahr auf Jobsuche und Alice hatte nie auch nur ein Wort davon erwähnt.
"Nun ja ... tut mir leid, ich ... ich dachte, du würdest so eine Arbeit gar nicht machen wollen und ... gesagt hast du ja auch nichts.", sagte sie entschuldigend. "Du hast immer nur bei bestimmten Firmen gesucht und ich dachte, ... die Art von Arbeit, die ich ausübe, würde dir nicht gefallen."
Ich seufzte. Sie hatte ja Recht. Die Arbeit als Verkäuferin hörte sich alles andere als verlockend für mich an, aber dennoch verstand ich nicht, wieso sie diesen Vorschlag nicht gleich gemacht hatte. "Nun ja, das stimmt schon, aber ... ich wär dir sehr dankbar gewesen, wenn du mich gefragt hättest.", erklärte ich ihr und zuckte mit den Schultern.
"Na, dann hätten wir das ja geklärt. Du kannst gleich morgen anfangen. Dann kann ich mich mal um unser Lager kümmern. Weißt du, es quillt schon über vor Lieferungen.", murmelte sie und verdrehte angespannt die Augen.
Obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich überhaupt tun musste und noch dazu wenig Lust hatte mich in den Laden zu stellen und mich mit Menschen zu unterhalten, die alle glücklich und zufrieden mit ihrem Leben waren und das, was wir verkauften, auch essen konnten, ließ ich mich dazu überreden und stand am nächsten Morgen pünktlich im "Miller's" (Alice und Jasper nahmen ihren unechten Nachnamen). Es war eine Qual, Vera. So richtig gearbeitet, im Dienstleistungssektor, hatte ich noch nie und ... es war auch nicht die perfekte Arbeit, weshalb ich mich wirklich zu einem Lächeln durchringen musste, als Alice mich darum bat.
"Sophie, jetzt lach doch mal. Du vertreibst uns doch die Kunden, wenn du so verbittert umherschaust.", gebot sie mir, mich aufrecht hinzustellen und zu lächeln.
"Nenn mich nicht Sophie, Ali – ich meine natürlich, Mrs Miller.", sagte ich verärgert und plötzlich zuckersüß, als unsere erste Kundschaft den Laden betrat. Sie blickte mich kurz misstrauisch an, nahm sich dann einen Einkaufskorb und ging mit kritischem Blick zum Gemüse.
"Schau, es ist doch ganz einfach. Wenn jemand mit seinen Einkäufen kommt, drückst du hier –" Alice zeigte auf die Ziffern an der Kasse, "auf die Ziffern und gibst den Betrag, der hier –", sie zeigte nun auf ein Produkt mit einem aufgeklebten Preisschild, "steht ein und drückst dann auf den Knopf mit der Aufschrift 'Total', um dir die Gesamtsumme anzeigen zu lassen. Meinst du, du kriegst das hin?", sah sie mich nun fragend an und ich nickte schnell. Ich wollte nicht ewig von ihr belehrt werden. Schon zweimal nicht, weil sie meine "Schwester" war und ich es nicht für nötig hielt so eingeschult werden zu müssen. Ich war schließlich nicht dämlich. "Sehr gut ... ähm ... und wenn jemand kein Kleingeld hat – du weißt doch, wie man richtig herausgibt?", fragte sie mich mit misstrauischem Blick und ich sah sie empört an.
"Na hör mal. Ich habe nicht umsonst studiert, Al –"
"Shhhhhhhht.", machte Alice und ich fuhr zusammen. Ich war laut geworden und hatte vergessen, dass wir nicht alleine waren. Böse funkelnd sah Alice mir in die Augen und flüsterte nun so leise, dass es nur für mich hörbar war: "Hör zu, Rosalie, du bist hier in meinem Laden angestellt, was so viel heißt wie, du musst mir gehorchen. Außerdem darf ich dich daran erinnern, dass wir nicht normal sind, also wäre es sehr, sehr ungünstig, wenn irgendetwas von uns nach außen dringen würde."
Ich hatte, während ihrer Zischerei, die Augen zusammengekniffen und mir angehört, was sie zu sagen hatte. Ich wusste, dass es nicht böse gemeint war. Ich hatte die Grenzen überschritten und Alice versuchte mich, vielleicht etwas hart, darauf aufmerksam zu machen.
Die Frau, die zuvor den Laden betreten hatte, blickte bei Alices Zischen kurz auf, nahm aber nicht weiter davon Notiz, sondern legte in ihren Korb großzügig Champignons.
Beschämt blickte ich zu Boden und nickte. "Du hast ja Recht. Tut mir leid, Mrs Miller.", sagte ich leise und stellte mich hinter die Kasse.
"So ... hast du jetzt verstanden, was du tun musst?", wollte Alice wissen und ich nickte.
"Ja, vollkommen.", gab ich kurz zur Antwort.
"Schön, dann geh ich jetzt nach hinten ins Lager, um dort aufzuräumen.", murmelte Alice mir zu und ich nickte wieder. Mein Einstieg in die Firma war alles andere als gut gelaufen und ich hätte vieles dafür gegeben die Zeit zurückdrehen zu können, um das ungeschehen zu machen. Also nahm ich mir vor, es von da an perfekt zu machen. Ich wollte alles perfekt machen. Und ich denke, dass mir das auch gelungen war.
Jasper, der hauptsächlich für die Buchhaltung zuständig war, war an diesem Tag dabei ein Logo zu entwerfen, um dem Laden Werbung zu verpassen, weshalb er erst am Nachmittag auftauchte und Alice und mir im Laden half. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Alice ihm erzählt hatte, was passiert war, aber Jasper war so taktvoll und kam nie darauf zurück.
Meine Güte, Vera, jetzt im Nachhinein hatte ich wirklich eine wahnsinnig lange Zeit im Laden von Alice und Jasper hinter mir. Ich war fast fünf Jahre dort angestellt und war auch für den ein oder anderen Kunden verantwortlich – hauptsächlich Männer. Viele, die mich von draußen hinter der Theke stehen sahen, blieben stehen und kamen in das Geschäft und da sie schon mal hier waren, kauften die meisten auch ein. Und um mich öfter sehen zu können, kamen diese Männer immer und immer wieder.
Es war faszinierend zu sehen, wie leicht man Menschen manipulieren konnte, wenn es ums Geschäft ging. Ich hatte mit diesen Männern geflirtet, bis sie mir zu aufdringlich wurden und ich ihnen meinen Ehering vor die Nase hielt (meistens hielt ich ihn versteckt in meiner Schürzentasche, sobald ich merkte, dass jemand interessiert an mir – oder besser den Produkten – war). Zuerst waren sie alle hingerissen von mir und taten alles, wenn sie mich nur lange genug ansehen konnten. Ich machte ihnen das ein oder andere Schnäppchen und sie tappten in die Falle, denn sobald sie mir an den Lippen hingen, gewährte ich keinen Rabatt mehr und ließ den vollen Preis bezahlen. Interessant dabei war, dass kaum einer darauf gekommen war, dass sie mehr bezahlten, als ich versprochen hatte.
Alice und Jasper wissen davon nichts. Ich fand es nicht angebracht ihnen zu sagen, was ich mit ihren Kunden anstellte. Viele der Männer, die immer und immer wieder kamen, nur um mich sehen zu können, kamen nie wieder, als ich ihnen meinen Ehering gezeigt hatte. Sie waren dann eingeschnappt und fanden es eine Frechheit, dass ich es ihnen nicht gleich am Anfang gesagt hatte. Und da sie so eingeschnappt waren, fanden sie es auch nicht nötig weiter hier aufzutauchen. Auch Emmett hatte ich diese Kleinigkeit verschwiegen. Ich wollte ihn nicht extra eifersüchtig auf niemanden machen. Diese Männer bedeuteten mir nichts. Ich wollte nur ihr Geld und wenn sie schon so bereitwillig in das Geschäft meiner "Schwester" kamen und jeden Preis bezahlten, den ich verlangte, dann war das Flirten doch nur gut fürs Geschäft. Tatsächlich weißt nur du davon. Nun ja, du und eventuell Edward. Aber ich ging ihm in dieser Zeit ohnehin aus dem Weg, da mir seine Anwesenheit seit dem Streit nicht allzu angenehm war.
Nun ja, eigentlich wollte ich meinen Namen ja nicht ändern, aber wenn alle mitmachten konnte ich schlecht nein sagen. Ich überlegte lange, bis mir der richtige Name für mich einfiel. Ein Name, der, wie ich fand, genauso schön war wie ich selbst.
"Nun, Peter, mein Name ist, wie du wissen solltest, Sophie. Sophie Montgomery geborene Sanders.", erzählte ich meinen Mitspielern und lachte. Es war ein herzliches Lachen an diesem Abend und alle lachten mit.
"Oh, Verzeihung, Mrs Montgomery. Natürlich weiß ich deinen Vornamen. Wie könnte ich den auch vergessen?", schleimte Emmett und küsste mich kurz.
"Nun, dann haben wir Marilyn und Alex Miller, Jane und George Watson, Sophie und Peter Montgomery und ... Edward?", zählte Carlisle zusammen und sah nun zu Edward.
Edward überlegte ebenfalls kurz und sagte dann: "Mein Name wird ab jetzt Thomas L.. Parker sein."
"Sehr gut. Nun denn, wenn wir damit niemanden täuschen können, dann wären wir miserable Schauspieler.", sagte Carlisle und blickte wieder in die Runde. "Haben wir sonst noch etwas zu besprechen?"
Nachdem alle den Kopf schüttelten, entließ er uns und wir konnten unseren eigenen Lieblingsbeschäftigungen nachgehen. In dieser Zeit genossen wir alle unsere alten Namen noch und versuchten uns an die neuen zu gewöhnen. Das war allerdings schwieriger als erwartet. Wir waren an unsere eigenen Namen so gewohnt, dass wir immer wieder alles verwechselten und uns am Ende der "Probezeit" nicht mehr sicher sein konnten, mit dem richtigen oder dem falschen Namen angesprochen zu werden.
Der Umzug ging schnell über die Bühne. Am Montag fuhren wir mit Sack und Pack nach Alaska und zogen in unser altes neues Zuhause ein. Es hatte sich nicht viel verändert. Genau wie bei dem Umzug damals nach Forks hatte sich enorm viel Staub angesammelt, obwohl Alice, Jasper und Edward gelegentlich dort vorbeischauten, um es zu verwalten. In Windeseile staubten wir die bereits in die Jahre gekommenen Möbel ab und räumten unsere Sachen in die Kommoden. Ich war immer noch ziemlich traurig darüber, dass ich so viel zuhause lassen musste, aber Emmett hielt meine schönen Sachen eisern von mir fern, sodass ich sie nicht mitnehmen konnte. Wir bezogen alle die gleichen Zimmer wie damals. Alice debattierte zwar mit Edward lautstark über die Aussicht in ihrem Zimmer und dass sie gerne tauschen würde, aber Edward gab nicht nach und so musste sie in dem Zimmer bleiben, in dem sie auch Jahre zuvor schon wohnte.
Ich machte mir nicht viel aus der Aussicht im Zimmer von Emmett und mir. Wir hatten nicht die tollste Aussicht, aber meine Güte, ich war ohnehin kaum da und wenn ich tatsächlich einmal eine tolle Aussicht wollte, beschloss ich nach Frankreich auf den Eiffelturm zu ziehen, um niemandem ein Zimmer wegzunehmen.
Einen Tag nach unserer Ankunft im neuen Heim besuchten wir den Denali-Clan. Wir hielten es für höflich uns wenigstens als "Nachbarn" vorzustellen. Es war ein herzlicher Empfang. Ich muss zwar zugeben, dass ich kein Freund der Denalis war und immer noch nicht bin, aber ich riss mich des Hausfriedens willen zusammen. Um den Plan, andere Namen anzunehmen, auch aufrecht zu halten, weihten wir die Denalis ein. Sie waren zwar nicht allzu begeistert ab sofort so zu tun, als hätten wir andere Namen, stimmten aber zu, mitzuspielen, sollte es einmal dazu kommen.
Während des ersten Jahres in Alaska beschlossen wir alle uns am bürgerlichen Leben zu beteiligen. Wir wollten nicht als Außenseiter auffallen. Deshalb suchten wir uns kurz nach unserer Ankunft eine Arbeit, der wir die nächsten Jahre nachgehen wollten. Ich sag dir, Vera, es war gar nicht einfach eine Arbeit für eine junge Frau wie mich zu finden. Die meisten, bei denen ich war, meinten, ich solle doch heiraten und den Haushalt führen, denn Arbeit für Frauen gäbe es nicht. Nachdem ich denen dann erklärt hatte, dass ich sehr wohl verheiratet war, aber keine Kinder bekommen könne (das war unsere Geschichte, um nicht allzu sehr aufzufallen), meinten diese Arbeitgeber, dann müsse ich mir ein Hobby suchen, aber Arbeit hätten sie keine für mich.
Oh, Vera, du glaubst nicht, wie sauer ich oft war, als ich von der langen Arbeitssuche nachhause gekommen bin. Ich hätte am liebsten alles im Haus in Stücke reißen können. Diese Leute hatten ja keine Ahnung. Wenn ich mir nicht geschworen hätte, niemals Menschenblut zu trinken, dann hätten diese Leute nun keines mehr in sich.
Emmett hatte große Mühe, mich von einer Katastrophe, die größtenteils unser Haus betroffen hätte, abzuhalten. Er entführte mich dann meistens in den nahegelegenen Wald, in dem ich mich abreagieren sollte. Dass das natürlich alles andere als leise und ungefährlich war, dürfte logisch sein. Du weißt ja, wie unglaublich furios ich werden konnte, wenn man mich in Rage brachte. Und die Tatsache, dass ich so stark wie ein Bär war, machte es doppelt so gefährlich. Aber ... keine Sorge, ich habe keine Menschen gefährdet. Es kam dabei niemand, außer ein paar Bäumen und einmal ein Eichhörnchen, zu Schaden.
Während die Männer und Alice also bereits ihre Arbeitsstellen hatten (Carlisle arbeitete wieder als Arzt für Herzchirurgie, Edward hatte den Job des Klavierspielers in einem Restaurant im nächsten Dorf, Jasper eröffnete mit Alice ein Geschäft, das Lebensmittel anbot und Emmett wurde als Automechaniker engagiert) suchten Esme und ich verzweifelt nach einer Möglichkeit zu Geld zu kommen. Nachdem ich fast ein halbes Jahr gesucht hatte platzte mir der Kragen und ich beklagte mich zuhause bei Alice und Jasper, dass alle Unternehmer Idioten waren, da sie nicht wussten, was ihnen entging. Sehr viele Unternehmer sahen in mir nur das naive, schöne Blondchen, das ohnehin nichts konnte. In dieser Zeit als Frau war es ohnehin noch schwieriger. Heute würde mich jeder einstellen, wenn er mir nur in die Augen sah.
Alice hörte sich lange mein Klagen an, bis sie irgendwann sagte "Weißt du, Rose, du kannst ja auch bei uns arbeiten. Dann würdest du zumindest Geld bekommen."
Ich blickte sie ungläubig an. "Im Ernst? Und damit kommst du erst jetzt?", fragte ich sie verärgert. Ich war seit einem halben Jahr auf Jobsuche und Alice hatte nie auch nur ein Wort davon erwähnt.
"Nun ja ... tut mir leid, ich ... ich dachte, du würdest so eine Arbeit gar nicht machen wollen und ... gesagt hast du ja auch nichts.", sagte sie entschuldigend. "Du hast immer nur bei bestimmten Firmen gesucht und ich dachte, ... die Art von Arbeit, die ich ausübe, würde dir nicht gefallen."
Ich seufzte. Sie hatte ja Recht. Die Arbeit als Verkäuferin hörte sich alles andere als verlockend für mich an, aber dennoch verstand ich nicht, wieso sie diesen Vorschlag nicht gleich gemacht hatte. "Nun ja, das stimmt schon, aber ... ich wär dir sehr dankbar gewesen, wenn du mich gefragt hättest.", erklärte ich ihr und zuckte mit den Schultern.
"Na, dann hätten wir das ja geklärt. Du kannst gleich morgen anfangen. Dann kann ich mich mal um unser Lager kümmern. Weißt du, es quillt schon über vor Lieferungen.", murmelte sie und verdrehte angespannt die Augen.
Obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich überhaupt tun musste und noch dazu wenig Lust hatte mich in den Laden zu stellen und mich mit Menschen zu unterhalten, die alle glücklich und zufrieden mit ihrem Leben waren und das, was wir verkauften, auch essen konnten, ließ ich mich dazu überreden und stand am nächsten Morgen pünktlich im "Miller's" (Alice und Jasper nahmen ihren unechten Nachnamen). Es war eine Qual, Vera. So richtig gearbeitet, im Dienstleistungssektor, hatte ich noch nie und ... es war auch nicht die perfekte Arbeit, weshalb ich mich wirklich zu einem Lächeln durchringen musste, als Alice mich darum bat.
"Sophie, jetzt lach doch mal. Du vertreibst uns doch die Kunden, wenn du so verbittert umherschaust.", gebot sie mir, mich aufrecht hinzustellen und zu lächeln.
"Nenn mich nicht Sophie, Ali – ich meine natürlich, Mrs Miller.", sagte ich verärgert und plötzlich zuckersüß, als unsere erste Kundschaft den Laden betrat. Sie blickte mich kurz misstrauisch an, nahm sich dann einen Einkaufskorb und ging mit kritischem Blick zum Gemüse.
"Schau, es ist doch ganz einfach. Wenn jemand mit seinen Einkäufen kommt, drückst du hier –" Alice zeigte auf die Ziffern an der Kasse, "auf die Ziffern und gibst den Betrag, der hier –", sie zeigte nun auf ein Produkt mit einem aufgeklebten Preisschild, "steht ein und drückst dann auf den Knopf mit der Aufschrift 'Total', um dir die Gesamtsumme anzeigen zu lassen. Meinst du, du kriegst das hin?", sah sie mich nun fragend an und ich nickte schnell. Ich wollte nicht ewig von ihr belehrt werden. Schon zweimal nicht, weil sie meine "Schwester" war und ich es nicht für nötig hielt so eingeschult werden zu müssen. Ich war schließlich nicht dämlich. "Sehr gut ... ähm ... und wenn jemand kein Kleingeld hat – du weißt doch, wie man richtig herausgibt?", fragte sie mich mit misstrauischem Blick und ich sah sie empört an.
"Na hör mal. Ich habe nicht umsonst studiert, Al –"
"Shhhhhhhht.", machte Alice und ich fuhr zusammen. Ich war laut geworden und hatte vergessen, dass wir nicht alleine waren. Böse funkelnd sah Alice mir in die Augen und flüsterte nun so leise, dass es nur für mich hörbar war: "Hör zu, Rosalie, du bist hier in meinem Laden angestellt, was so viel heißt wie, du musst mir gehorchen. Außerdem darf ich dich daran erinnern, dass wir nicht normal sind, also wäre es sehr, sehr ungünstig, wenn irgendetwas von uns nach außen dringen würde."
Ich hatte, während ihrer Zischerei, die Augen zusammengekniffen und mir angehört, was sie zu sagen hatte. Ich wusste, dass es nicht böse gemeint war. Ich hatte die Grenzen überschritten und Alice versuchte mich, vielleicht etwas hart, darauf aufmerksam zu machen.
Die Frau, die zuvor den Laden betreten hatte, blickte bei Alices Zischen kurz auf, nahm aber nicht weiter davon Notiz, sondern legte in ihren Korb großzügig Champignons.
Beschämt blickte ich zu Boden und nickte. "Du hast ja Recht. Tut mir leid, Mrs Miller.", sagte ich leise und stellte mich hinter die Kasse.
"So ... hast du jetzt verstanden, was du tun musst?", wollte Alice wissen und ich nickte.
"Ja, vollkommen.", gab ich kurz zur Antwort.
"Schön, dann geh ich jetzt nach hinten ins Lager, um dort aufzuräumen.", murmelte Alice mir zu und ich nickte wieder. Mein Einstieg in die Firma war alles andere als gut gelaufen und ich hätte vieles dafür gegeben die Zeit zurückdrehen zu können, um das ungeschehen zu machen. Also nahm ich mir vor, es von da an perfekt zu machen. Ich wollte alles perfekt machen. Und ich denke, dass mir das auch gelungen war.
Jasper, der hauptsächlich für die Buchhaltung zuständig war, war an diesem Tag dabei ein Logo zu entwerfen, um dem Laden Werbung zu verpassen, weshalb er erst am Nachmittag auftauchte und Alice und mir im Laden half. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Alice ihm erzählt hatte, was passiert war, aber Jasper war so taktvoll und kam nie darauf zurück.
Meine Güte, Vera, jetzt im Nachhinein hatte ich wirklich eine wahnsinnig lange Zeit im Laden von Alice und Jasper hinter mir. Ich war fast fünf Jahre dort angestellt und war auch für den ein oder anderen Kunden verantwortlich – hauptsächlich Männer. Viele, die mich von draußen hinter der Theke stehen sahen, blieben stehen und kamen in das Geschäft und da sie schon mal hier waren, kauften die meisten auch ein. Und um mich öfter sehen zu können, kamen diese Männer immer und immer wieder.
Es war faszinierend zu sehen, wie leicht man Menschen manipulieren konnte, wenn es ums Geschäft ging. Ich hatte mit diesen Männern geflirtet, bis sie mir zu aufdringlich wurden und ich ihnen meinen Ehering vor die Nase hielt (meistens hielt ich ihn versteckt in meiner Schürzentasche, sobald ich merkte, dass jemand interessiert an mir – oder besser den Produkten – war). Zuerst waren sie alle hingerissen von mir und taten alles, wenn sie mich nur lange genug ansehen konnten. Ich machte ihnen das ein oder andere Schnäppchen und sie tappten in die Falle, denn sobald sie mir an den Lippen hingen, gewährte ich keinen Rabatt mehr und ließ den vollen Preis bezahlen. Interessant dabei war, dass kaum einer darauf gekommen war, dass sie mehr bezahlten, als ich versprochen hatte.
Alice und Jasper wissen davon nichts. Ich fand es nicht angebracht ihnen zu sagen, was ich mit ihren Kunden anstellte. Viele der Männer, die immer und immer wieder kamen, nur um mich sehen zu können, kamen nie wieder, als ich ihnen meinen Ehering gezeigt hatte. Sie waren dann eingeschnappt und fanden es eine Frechheit, dass ich es ihnen nicht gleich am Anfang gesagt hatte. Und da sie so eingeschnappt waren, fanden sie es auch nicht nötig weiter hier aufzutauchen. Auch Emmett hatte ich diese Kleinigkeit verschwiegen. Ich wollte ihn nicht extra eifersüchtig auf niemanden machen. Diese Männer bedeuteten mir nichts. Ich wollte nur ihr Geld und wenn sie schon so bereitwillig in das Geschäft meiner "Schwester" kamen und jeden Preis bezahlten, den ich verlangte, dann war das Flirten doch nur gut fürs Geschäft. Tatsächlich weißt nur du davon. Nun ja, du und eventuell Edward. Aber ich ging ihm in dieser Zeit ohnehin aus dem Weg, da mir seine Anwesenheit seit dem Streit nicht allzu angenehm war.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Du bist ... verheiratet? (Teil 1)
Wie ich dir ja schon sagte arbeitete ich ungefähr fünf Jahre bei Alice und Jasper im Laden. Die Arbeit machte mir zwar an manchen Tagen richtig Spaß und ich war froh, dass Alice mir das Angebot gemacht hatte. Ich wäre wohl wirklich nicht an einen Job gekommen, hätte ich Alice nicht mein Leid geklagt. Doch mit der Zeit wurde mir die Arbeit auch zu langweilig. Ich hatte irgendwann keine Lust mehr hinzugehen und sagte Alice, dass ich nicht mehr wollte. Alice verstand mich auch, aber gehen ließ sie mich mit einem halb weinenden und halb lachenden Gesicht. Zum Einen war sie froh, dass sie meine Launen nicht mehr im Laden austrug, aber sie meinte auch, dass ich eine große Hilfe war, denn manche Dinge wären ohne mich nicht möglich gewesen.
Aber ich will dir jetzt nicht erzählen, warum ich nach fünf Jahren aufgehört hatte bei Alice zu arbeiten. Das folgende Ereignis, das ich dir schreiben möchte, passierte nämlich drei Jahre nach meinem Einstellungstag. Ich erzählte dir ja, dass Emmett in einer Autowerkstatt als Automechaniker arbeitete. Die Werkstatt war etwa eine Stunde von unserem Haus entfernt in der nächsten Stadt. Es war keine große Werkstatt, aber gerade groß genug, um fünf weitere Mechaniker anzustellen – exklusive der Unternehmensleitung. Der Betriebsleiter der Firma war ein großer, stämmiger Mann mit schwarzem Schnurrbart und wilden Augenbrauen. Er sah typisch amerikanisch aus – fand zumindest ich. Er war knapp fünfundvierzig Jahre alt und hatte eine kleine Familie außerhalb der Stadt: Seine Frau und eine Tochter. Seine Frau war genauso alt wie er und etwas kleiner. Sie hatte langes dunkelblondes Haar und angenehme Gesichtszüge. Gelegentlich trieb sie sich als Assistentin in der Werkstatt ihres Mannes herum und sorgte dafür, dass die Kunden auch genug versorgt wurden, während sie auf ihr Auto warteten (sofern das Gebrechen an dem Wagen schnell zu beheben war).
Die Tochter des Geschäftsführers jedoch war ein großes, schlankes und blondes Mädchen. Sie hatte ebenso langes Haar wie ihre Mutter und war so alt wie mein menschliches Ich. Ihr Name war Roxanne und sie war ausgesprochen hübsch. Nun ja ... nicht so hübsch wie ich, aber doch sehr hübsch. Roxanne arbeitete ebenfalls bei ihrem Vater. Sie hatte die Aufgabe ihrer Mutter zu helfen und wenn ihre Mutter nicht da war, musste sie deren Aufgaben übernehmen.
Die Geschichte nahm ihren Lauf, als Emmett anfing bei Al (so hieß der Mann) zu arbeiten. Emmett wurde sofort eingestellt. Sein fachkundiges Wissen über Autos und Motoren brachte ihn sofort an die Spitze des Unternehmens, denn Al stellte ihn sofort als leitenden Mechaniker ein. Nun ja, man sah früher das alles nicht so eng wie heute. Heute würde man wahrscheinlich Jahre brauchen, um dahin zu gelangen, wo Emmett in diesem Betrieb bereits war. Sofort, als Emmett eingestellt wurde, sah Roxanne in ihm ihren zukünftigen Ehemann. Emmett merkte davon allerdings nichts – geschweige denn ich. Ich hörte zwar von Emmetts Erzählungen, was in der Arbeit passiert war, dass Roxanne auffällig oft um ihn herumscharwenzelte, aber anfangs dachte ich mir nichts dabei, schließlich war Emmett befördert worden und ich dachte, sie würde ihn persönlich bedienen oder etwas in der Art. Jetzt im Nachhinein könnte ich mich für diese Naivität in Grund und Boden schämen, aber ich konnte ja nicht wissen, was Roxanne vorhatte.
Es fing also an, dass Roxanne anfangs immer um Emmett herum war. Sie brachte ihm unnötig Kaffee, den er ohnehin stehen ließ, erzählte ihm ewig lange, wie der Betrieb entstanden war, was er bei welcher Kundschaft beachten musste, wie er erkennen konnte, dass ihr Vater nicht gut drauf war oder dass man Motoröl besser nicht in die Haare schmiert, weil sie sonst furchtbar aussehen würden (sie sprach aus Erfahrung, da sie es bereits probiert hatte). Mal abgesehen davon, dass ich ihr das mit dem Motoröl auch gleich hätte sagen können, ohne, dass sie sich die Haare schmutzig machen musste, waren das halbwegs normale Dinge, die wohl jeder neueingestellte Mechaniker zu hören bekam. Emmett schien jedoch nicht so zu reagieren, wie sie es gewollt hatte, da sie irgendwann andere Mittel ergriff.
Etwa ein halbes Jahr nach Emmetts Einstieg in die Firma fing sie an, ihm Dinge aus der Familie zu erzählen. Andauernd, wenn Emmett an einem Motor herumschraubte oder ein Auto zusammenbaute oder was auch immer mit dem Auto anstellte, stellte oder setzte sie sich zu ihm, sah ihm zu und/oder quatschte ihn voll. Emmett meinte einmal, dass es wirklich anstrengend sei, neben ihr zu arbeiten, denn sie konnte ihren Mund nicht sonderlich gut halten.
Sie erzählte ihm, dass ihr Vater sie unbedingt mit einem Mann aus Kanada verheiraten wollte, weil dort alles viel billiger wäre und er dann immer einen Grund hätte hinfahren zu können. Aber er würde auch jemanden aus Alaska nehmen – das fügte sie hinzu, weil Emmett ja, laut Wohnanzeige, aus Alaska kam (Emmett nannte sich allerdings Peter Montgomery). Allerdings brachte sie nicht einmal die Frage "Bist du denn vergeben?" über die Lippen. Ich denke, sie dachte an solche Dinge nicht. Emmett hatte auch, genau wie ich, während der Arbeit, keinen Ehering am Finger.
Als Emmett wieder nicht so reagierte, wie sie es vorgestellt hatte, stellte sie sich eines Tages allen Ernstes zu Emmett, um ihm wieder einmal über die Schulter zu schauen und ihn voll zu quasseln. Zuerst hatte sie wohl nur überlegt, was sie sagen könnte, um mit ihm ins Gespräch zu kommen (wahrscheinlich hatte sie schon alles erzählt), denn sie sagte nichts, sondern sah nur zu. Emmett war ihr, denke ich, dankbar, dass sie still war. Aber als sie dann ein Thema gefunden hatte, mit dem sie ihn in ein Gespräch verwickeln konnte, konnte Emmett keinen Finger mehr rühren, ohne ihre Stimme im Hintergrund zu haben. Sie erzählte ihm, dass sie am Tag zuvor mit ihrem Vater und ihrer Mutter essen war. Sie waren angeblich in ein teures Restaurant gegangen, denn es hätte einen Grund zum Feiern gegeben.
Auf Emmetts Frage, was sie denn feiern wollten, antwortete sie, dass ihr Vater endlich jemanden gefunden hatte, der ihr Ehemann werden sollte.
"Oh", hatte Emmett geantwortet (zumindest nehme ich das an) und hörte weiterhin zu.
"Ja, ich war auch so schockiert wie du jetzt. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er tatsächlich nach einem gesucht hatte. Weißt du, ich dachte eigentlich, dass er damit wartet, bis ich zwanzig bin, aber ... er hat schon Recht. Man kann nicht bald genug anfangen zu suchen.", plapperte sie drauf los und war sich ihrer Sache ziemlich sicher.
"Mhm ...", machte Emmett und versuchte weiter zu arbeiten.
Sie blickte ihn darauf wohl ziemlich vielsagend an und wollte wohl, dass er selbst draufkommen würde, was sie ihm versuchte zu sagen. "Na, hast du eine Ahnung, wer dieser jemand sein könnte?", fragte sie ihn dann und sah immer noch vielsagend zu ihm.
"Nein, tut mir leid, da muss ich passen.", sagte er und sie blickte ihn enttäuscht an. Emmett hatte mir das in etwa so erzählt.
Sie verdrehte die Augen und grinste. "Na, du, du Dummerchen."
Emmett, der gerade an einem Motor herumgeschraubt hatte, ließ seinen Schraubenzieher fallen und sah sie geschockt an. "Wie bitte?"
"Jaah ... er will, dass du und ich heiraten.", lächelte sie ihn überglücklich an und rechnete offenbar mit einer ebenso überglücklichen Miene von Emmetts Seite, denn ihr folgender Gesichtsausdruck verriet das.
"Ähm ... Roxanne ... pass auf ... ich denke nicht, dass es eine gute Idee wäre, wenn wir beide heiraten würden.", antwortete Emmett und Roxanne machte ein enttäuschtes Gesicht.
"Hey, wenn es darum geht, dass er dein Chef ist, das ist kein Problem, schließlich sollst du ja die Firma übernehmen. Und außerdem, du findest nirgends ein so hübsches Mädchen wie mich.", behauptete sie grinsend und wollte schon weiterreden, als Emmett sagte:
"Nein, das wird nicht gehen, weil ... weil ich bereits verheiratet bin.", sagte er und Roxannes Mund klappte auf.
Sie musste offenbar erst um Fassung ringen, denn sie sagte für kurze Zeit kein Wort. Sie schnappte nur aufgeregt nach Luft und versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen. "Was? Du bist ... ver-verheiratet?", fragte sie ihn stotternd und Halt suchend.
"Ja, bin ich.", nickte Emmett und holte seinen Ehering, den er in der Hosentasche hatte, heraus. Er hob ihn in die Luft und zeigte ihn Roxanne. Sie besah ihn sich mit ungläubiger Miene und schüttelte dann den Kopf.
"Nein ... das glaube ich nicht. Du bist nicht verheiratet. Wer soll das denn sein?", fragte sie ihn zitternd und enttäuscht.
"Nun, ihr Name ist Ro – ich meine ihr Name ist Sophie und ich kenne sie schon ewig. Weißt du, ich bin sehr glücklich mit ihr.", gab er ihr zur Antwort und fügte rasch hinzu, "Es tut mir ja leid, dass du es so erfahren musstest, aber ich hatte keine Ahnung, dass du darauf aus bist."
Nun ja, was dann passierte weiß ich nicht. Emmett meinte, dann sei sie gegangen, aber wie weiß ich nicht. Ich denke, sie legte einen rasanten, kraftvollen und demonstrativen Abgang hin, um ihm zu zeigen, wie verletzt sie von ihm war. Wenn du jetzt denkst, dass es damit vorbei war, dann irrst du dich, Vera. Da ging es erst los. Roxanne war offenbar so enttäuscht worden, dass sie sich bei ihrem Vater ausheulte, in der Hoffnung er würde Emmett sofort feuern, aber nichts dergleichen passierte. Ihr Vater meinte offenbar, Emmett wäre einer der besten Mitarbeiter und er könne ihn nicht einfach so feuern, nur weil er verheiratet war. Es tue ihm zwar leid, dass es so gekommen war, aber ändern könne er es nicht.
Du kannst dir ihre Wut ja vorstellen, Vera. Ich meine, ich hätte wohl auch so reagiert. Roxanne ist in etwa so wie ich. Sie war hübsch, dachte alle Männer müssten sich in sie verlieben und wer es nicht tat, hatte keine Ahnung, was ihm entging. Und in Roxannes Fall mussten diese Männer dann oft dran glauben. In diesem Fall musste ich dran glauben.
Zwei Wochen nach diesem Ereignis, bekam ich Post – von Roxanne. Sie hatte mir einen Brief geschrieben, wodurch ich überhaupt auf den Plan gerufen wurde. Weißt du, Vera, ich wusste zuvor nichts von dem Zwischenfall. Emmett meinte, als ich ihn kurz darauf auf die Sache ansprach, dass er fürchtete, dass ich eifersüchtig würde und es wäre völlig unnötig gewesen. Nun ja, ich wurde zwar nicht eifersüchtig, sondern verärgert und wütend, zum einen, weil ich nichts davon wusste und zum anderen, weil dieser Brief Dinge enthielt, die nicht passten.
Roxanne schrieb mir also diesen Brief. Sie hatte wohl die Hoffnung, dass Emmett mir noch nichts davon erzählt hatte, denn sie wollte damit eine Bombe landen. Sie wollte dafür sorgen, dass Emmett und ich uns scheiden ließen – was für eine absurde Idee. Sie hatte aber Glück, denn ich wusste tatsächlich nichts davon.
"Liebe Sophie! Mein Name ist Roxanne und dein Mann arbeitet in der Firma meines Vaters. Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber dein Mann ist ein wirklich guter Mitarbeiter in unserem Unternehmen und eigentlich darf ich dir das hier nicht schreiben, da sonst etwas ... sehr Schreckliches ... geschieht, aber ich muss es dir einfach sagen. Weißt du, ich habe das jetzt schon so lange hinausgezögert, aber ich kann einfach nicht mehr darüber hinweg sehen und so tun, als wären es nur Versehen, zu dem gab es jetzt ein Ereignis, das zu gravierend für mich war, als dass ich es einfach übersehen könnte. Dein Mann, Sophie, hat mich ... sexuell belästigt. Ich weiß, dass muss ein Schock für dich sein, deshalb bitte ich dich, nicht unvorsichtig zu werden. Peter kann ... so ... grausam werden, wenn er nicht das bekommt, was er will. Als ich vor einer Woche in die Firma kam und mich um die Kaffeeladung deines Mannes kümmerte, drängte er mich in ein Hinterzimmer und versuchte mich zu vergewaltigen. Er ... ich kann gar nicht drüber sprechen ... hätte es auch geschafft, wenn ich nicht so laut gerufen hätte. Er hatte dann Angst bekommen, dass uns jemand hören hätte können, dass er von mir abgelassen hatte, aber ... er sagte noch, dass ich niemandem davon erzählen solle, denn dann würde er mich ... und ... alle, die davon wussten ... umbringen. Ich ... ach, das ist alles so schrecklich. Ich wünschte, ich könnte dir das ersparen. Bitte ... such mich nicht auf, aber vergiss ihn, er ist es nicht wert deine Zeit zu verschwenden. Mit den besten Wünschen Roxanne"
Wie ich dir ja schon sagte arbeitete ich ungefähr fünf Jahre bei Alice und Jasper im Laden. Die Arbeit machte mir zwar an manchen Tagen richtig Spaß und ich war froh, dass Alice mir das Angebot gemacht hatte. Ich wäre wohl wirklich nicht an einen Job gekommen, hätte ich Alice nicht mein Leid geklagt. Doch mit der Zeit wurde mir die Arbeit auch zu langweilig. Ich hatte irgendwann keine Lust mehr hinzugehen und sagte Alice, dass ich nicht mehr wollte. Alice verstand mich auch, aber gehen ließ sie mich mit einem halb weinenden und halb lachenden Gesicht. Zum Einen war sie froh, dass sie meine Launen nicht mehr im Laden austrug, aber sie meinte auch, dass ich eine große Hilfe war, denn manche Dinge wären ohne mich nicht möglich gewesen.
Aber ich will dir jetzt nicht erzählen, warum ich nach fünf Jahren aufgehört hatte bei Alice zu arbeiten. Das folgende Ereignis, das ich dir schreiben möchte, passierte nämlich drei Jahre nach meinem Einstellungstag. Ich erzählte dir ja, dass Emmett in einer Autowerkstatt als Automechaniker arbeitete. Die Werkstatt war etwa eine Stunde von unserem Haus entfernt in der nächsten Stadt. Es war keine große Werkstatt, aber gerade groß genug, um fünf weitere Mechaniker anzustellen – exklusive der Unternehmensleitung. Der Betriebsleiter der Firma war ein großer, stämmiger Mann mit schwarzem Schnurrbart und wilden Augenbrauen. Er sah typisch amerikanisch aus – fand zumindest ich. Er war knapp fünfundvierzig Jahre alt und hatte eine kleine Familie außerhalb der Stadt: Seine Frau und eine Tochter. Seine Frau war genauso alt wie er und etwas kleiner. Sie hatte langes dunkelblondes Haar und angenehme Gesichtszüge. Gelegentlich trieb sie sich als Assistentin in der Werkstatt ihres Mannes herum und sorgte dafür, dass die Kunden auch genug versorgt wurden, während sie auf ihr Auto warteten (sofern das Gebrechen an dem Wagen schnell zu beheben war).
Die Tochter des Geschäftsführers jedoch war ein großes, schlankes und blondes Mädchen. Sie hatte ebenso langes Haar wie ihre Mutter und war so alt wie mein menschliches Ich. Ihr Name war Roxanne und sie war ausgesprochen hübsch. Nun ja ... nicht so hübsch wie ich, aber doch sehr hübsch. Roxanne arbeitete ebenfalls bei ihrem Vater. Sie hatte die Aufgabe ihrer Mutter zu helfen und wenn ihre Mutter nicht da war, musste sie deren Aufgaben übernehmen.
Die Geschichte nahm ihren Lauf, als Emmett anfing bei Al (so hieß der Mann) zu arbeiten. Emmett wurde sofort eingestellt. Sein fachkundiges Wissen über Autos und Motoren brachte ihn sofort an die Spitze des Unternehmens, denn Al stellte ihn sofort als leitenden Mechaniker ein. Nun ja, man sah früher das alles nicht so eng wie heute. Heute würde man wahrscheinlich Jahre brauchen, um dahin zu gelangen, wo Emmett in diesem Betrieb bereits war. Sofort, als Emmett eingestellt wurde, sah Roxanne in ihm ihren zukünftigen Ehemann. Emmett merkte davon allerdings nichts – geschweige denn ich. Ich hörte zwar von Emmetts Erzählungen, was in der Arbeit passiert war, dass Roxanne auffällig oft um ihn herumscharwenzelte, aber anfangs dachte ich mir nichts dabei, schließlich war Emmett befördert worden und ich dachte, sie würde ihn persönlich bedienen oder etwas in der Art. Jetzt im Nachhinein könnte ich mich für diese Naivität in Grund und Boden schämen, aber ich konnte ja nicht wissen, was Roxanne vorhatte.
Es fing also an, dass Roxanne anfangs immer um Emmett herum war. Sie brachte ihm unnötig Kaffee, den er ohnehin stehen ließ, erzählte ihm ewig lange, wie der Betrieb entstanden war, was er bei welcher Kundschaft beachten musste, wie er erkennen konnte, dass ihr Vater nicht gut drauf war oder dass man Motoröl besser nicht in die Haare schmiert, weil sie sonst furchtbar aussehen würden (sie sprach aus Erfahrung, da sie es bereits probiert hatte). Mal abgesehen davon, dass ich ihr das mit dem Motoröl auch gleich hätte sagen können, ohne, dass sie sich die Haare schmutzig machen musste, waren das halbwegs normale Dinge, die wohl jeder neueingestellte Mechaniker zu hören bekam. Emmett schien jedoch nicht so zu reagieren, wie sie es gewollt hatte, da sie irgendwann andere Mittel ergriff.
Etwa ein halbes Jahr nach Emmetts Einstieg in die Firma fing sie an, ihm Dinge aus der Familie zu erzählen. Andauernd, wenn Emmett an einem Motor herumschraubte oder ein Auto zusammenbaute oder was auch immer mit dem Auto anstellte, stellte oder setzte sie sich zu ihm, sah ihm zu und/oder quatschte ihn voll. Emmett meinte einmal, dass es wirklich anstrengend sei, neben ihr zu arbeiten, denn sie konnte ihren Mund nicht sonderlich gut halten.
Sie erzählte ihm, dass ihr Vater sie unbedingt mit einem Mann aus Kanada verheiraten wollte, weil dort alles viel billiger wäre und er dann immer einen Grund hätte hinfahren zu können. Aber er würde auch jemanden aus Alaska nehmen – das fügte sie hinzu, weil Emmett ja, laut Wohnanzeige, aus Alaska kam (Emmett nannte sich allerdings Peter Montgomery). Allerdings brachte sie nicht einmal die Frage "Bist du denn vergeben?" über die Lippen. Ich denke, sie dachte an solche Dinge nicht. Emmett hatte auch, genau wie ich, während der Arbeit, keinen Ehering am Finger.
Als Emmett wieder nicht so reagierte, wie sie es vorgestellt hatte, stellte sie sich eines Tages allen Ernstes zu Emmett, um ihm wieder einmal über die Schulter zu schauen und ihn voll zu quasseln. Zuerst hatte sie wohl nur überlegt, was sie sagen könnte, um mit ihm ins Gespräch zu kommen (wahrscheinlich hatte sie schon alles erzählt), denn sie sagte nichts, sondern sah nur zu. Emmett war ihr, denke ich, dankbar, dass sie still war. Aber als sie dann ein Thema gefunden hatte, mit dem sie ihn in ein Gespräch verwickeln konnte, konnte Emmett keinen Finger mehr rühren, ohne ihre Stimme im Hintergrund zu haben. Sie erzählte ihm, dass sie am Tag zuvor mit ihrem Vater und ihrer Mutter essen war. Sie waren angeblich in ein teures Restaurant gegangen, denn es hätte einen Grund zum Feiern gegeben.
Auf Emmetts Frage, was sie denn feiern wollten, antwortete sie, dass ihr Vater endlich jemanden gefunden hatte, der ihr Ehemann werden sollte.
"Oh", hatte Emmett geantwortet (zumindest nehme ich das an) und hörte weiterhin zu.
"Ja, ich war auch so schockiert wie du jetzt. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er tatsächlich nach einem gesucht hatte. Weißt du, ich dachte eigentlich, dass er damit wartet, bis ich zwanzig bin, aber ... er hat schon Recht. Man kann nicht bald genug anfangen zu suchen.", plapperte sie drauf los und war sich ihrer Sache ziemlich sicher.
"Mhm ...", machte Emmett und versuchte weiter zu arbeiten.
Sie blickte ihn darauf wohl ziemlich vielsagend an und wollte wohl, dass er selbst draufkommen würde, was sie ihm versuchte zu sagen. "Na, hast du eine Ahnung, wer dieser jemand sein könnte?", fragte sie ihn dann und sah immer noch vielsagend zu ihm.
"Nein, tut mir leid, da muss ich passen.", sagte er und sie blickte ihn enttäuscht an. Emmett hatte mir das in etwa so erzählt.
Sie verdrehte die Augen und grinste. "Na, du, du Dummerchen."
Emmett, der gerade an einem Motor herumgeschraubt hatte, ließ seinen Schraubenzieher fallen und sah sie geschockt an. "Wie bitte?"
"Jaah ... er will, dass du und ich heiraten.", lächelte sie ihn überglücklich an und rechnete offenbar mit einer ebenso überglücklichen Miene von Emmetts Seite, denn ihr folgender Gesichtsausdruck verriet das.
"Ähm ... Roxanne ... pass auf ... ich denke nicht, dass es eine gute Idee wäre, wenn wir beide heiraten würden.", antwortete Emmett und Roxanne machte ein enttäuschtes Gesicht.
"Hey, wenn es darum geht, dass er dein Chef ist, das ist kein Problem, schließlich sollst du ja die Firma übernehmen. Und außerdem, du findest nirgends ein so hübsches Mädchen wie mich.", behauptete sie grinsend und wollte schon weiterreden, als Emmett sagte:
"Nein, das wird nicht gehen, weil ... weil ich bereits verheiratet bin.", sagte er und Roxannes Mund klappte auf.
Sie musste offenbar erst um Fassung ringen, denn sie sagte für kurze Zeit kein Wort. Sie schnappte nur aufgeregt nach Luft und versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen. "Was? Du bist ... ver-verheiratet?", fragte sie ihn stotternd und Halt suchend.
"Ja, bin ich.", nickte Emmett und holte seinen Ehering, den er in der Hosentasche hatte, heraus. Er hob ihn in die Luft und zeigte ihn Roxanne. Sie besah ihn sich mit ungläubiger Miene und schüttelte dann den Kopf.
"Nein ... das glaube ich nicht. Du bist nicht verheiratet. Wer soll das denn sein?", fragte sie ihn zitternd und enttäuscht.
"Nun, ihr Name ist Ro – ich meine ihr Name ist Sophie und ich kenne sie schon ewig. Weißt du, ich bin sehr glücklich mit ihr.", gab er ihr zur Antwort und fügte rasch hinzu, "Es tut mir ja leid, dass du es so erfahren musstest, aber ich hatte keine Ahnung, dass du darauf aus bist."
Nun ja, was dann passierte weiß ich nicht. Emmett meinte, dann sei sie gegangen, aber wie weiß ich nicht. Ich denke, sie legte einen rasanten, kraftvollen und demonstrativen Abgang hin, um ihm zu zeigen, wie verletzt sie von ihm war. Wenn du jetzt denkst, dass es damit vorbei war, dann irrst du dich, Vera. Da ging es erst los. Roxanne war offenbar so enttäuscht worden, dass sie sich bei ihrem Vater ausheulte, in der Hoffnung er würde Emmett sofort feuern, aber nichts dergleichen passierte. Ihr Vater meinte offenbar, Emmett wäre einer der besten Mitarbeiter und er könne ihn nicht einfach so feuern, nur weil er verheiratet war. Es tue ihm zwar leid, dass es so gekommen war, aber ändern könne er es nicht.
Du kannst dir ihre Wut ja vorstellen, Vera. Ich meine, ich hätte wohl auch so reagiert. Roxanne ist in etwa so wie ich. Sie war hübsch, dachte alle Männer müssten sich in sie verlieben und wer es nicht tat, hatte keine Ahnung, was ihm entging. Und in Roxannes Fall mussten diese Männer dann oft dran glauben. In diesem Fall musste ich dran glauben.
Zwei Wochen nach diesem Ereignis, bekam ich Post – von Roxanne. Sie hatte mir einen Brief geschrieben, wodurch ich überhaupt auf den Plan gerufen wurde. Weißt du, Vera, ich wusste zuvor nichts von dem Zwischenfall. Emmett meinte, als ich ihn kurz darauf auf die Sache ansprach, dass er fürchtete, dass ich eifersüchtig würde und es wäre völlig unnötig gewesen. Nun ja, ich wurde zwar nicht eifersüchtig, sondern verärgert und wütend, zum einen, weil ich nichts davon wusste und zum anderen, weil dieser Brief Dinge enthielt, die nicht passten.
Roxanne schrieb mir also diesen Brief. Sie hatte wohl die Hoffnung, dass Emmett mir noch nichts davon erzählt hatte, denn sie wollte damit eine Bombe landen. Sie wollte dafür sorgen, dass Emmett und ich uns scheiden ließen – was für eine absurde Idee. Sie hatte aber Glück, denn ich wusste tatsächlich nichts davon.
"Liebe Sophie! Mein Name ist Roxanne und dein Mann arbeitet in der Firma meines Vaters. Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber dein Mann ist ein wirklich guter Mitarbeiter in unserem Unternehmen und eigentlich darf ich dir das hier nicht schreiben, da sonst etwas ... sehr Schreckliches ... geschieht, aber ich muss es dir einfach sagen. Weißt du, ich habe das jetzt schon so lange hinausgezögert, aber ich kann einfach nicht mehr darüber hinweg sehen und so tun, als wären es nur Versehen, zu dem gab es jetzt ein Ereignis, das zu gravierend für mich war, als dass ich es einfach übersehen könnte. Dein Mann, Sophie, hat mich ... sexuell belästigt. Ich weiß, dass muss ein Schock für dich sein, deshalb bitte ich dich, nicht unvorsichtig zu werden. Peter kann ... so ... grausam werden, wenn er nicht das bekommt, was er will. Als ich vor einer Woche in die Firma kam und mich um die Kaffeeladung deines Mannes kümmerte, drängte er mich in ein Hinterzimmer und versuchte mich zu vergewaltigen. Er ... ich kann gar nicht drüber sprechen ... hätte es auch geschafft, wenn ich nicht so laut gerufen hätte. Er hatte dann Angst bekommen, dass uns jemand hören hätte können, dass er von mir abgelassen hatte, aber ... er sagte noch, dass ich niemandem davon erzählen solle, denn dann würde er mich ... und ... alle, die davon wussten ... umbringen. Ich ... ach, das ist alles so schrecklich. Ich wünschte, ich könnte dir das ersparen. Bitte ... such mich nicht auf, aber vergiss ihn, er ist es nicht wert deine Zeit zu verschwenden. Mit den besten Wünschen Roxanne"
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Du bist ... verheiratet? (Teil 2)
Vera, du kannst dir nicht vorstellen, was in diesem Moment, da ich den Brief las, in mir vorging. Ich konnte nicht glauben, was da stand. Mein Emmett sollte jemanden vergewaltigt haben? Das konnte nicht sein. Ich meine ... Emmett war zu ... anständig dafür und er war nicht der Typ, der Ausdrücke wie "Ich bringe dich um, wenn du deinen Mund nicht hältst" benutzte. Das passte einfach nicht und ich wollte dieses Bild auch nicht glauben.
Als Emmett an diesem Abend von der Arbeit nachhause kam, knallte ich ihm den Brief vor die Nase und verlangte nach einer Erklärung.
"Emmett ... was ... hat das zu bedeuten?", fragte ich ihn scharf und ängstlich. Obwohl ich es niemals glauben hätte können, war mir doch nicht wohl bei der Sache, wenn ich ihm das zeigte. Im Nachhinein schäme ich mich dafür, dass ich überhaupt an solche Dinge denken konnte, aber ... in dem Moment hatte ich ja keine Ahnung, was wirklich passiert war.
"Was hat was zu bedeuten?", fragte mich Emmett verwirrt und ich deutete auf den Brief, den er nun zu lesen begann. "Oh nein ... wann hast du ihn bekommen?"
"Was spielt es für eine Rolle, wann ich diesen Brief bekommen habe? Emmett ... hast du ... hast du das wirklich … getan?", rief ich ihm entgegen. Wir waren zum Glück in unserem Zimmer, so dass es den anderen nicht auffiel. Ich hatte auch sonst niemandem davon erzählt, denn ich fand, dass das nur uns etwas anging.
"Nein, Rosalie, du traust mir so etwas nicht ernsthaft zu, oder!?", fragte er mich völlig perplex und ich schüttelte nun schluchzend ungläubig den Kopf.
"Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Emmett ... was will mir diese Frau damit sagen?", ich wollte nicht glauben, dass Emmett das tatsächlich getan hatte. Das passte nicht zu ihm und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass der Brief ernst gemeint war.
Emmett stand auf, kam auf mich zu und wollte mich in den Arm nehmen, doch ich wich vor ihm zurück. Ich wusste nicht, wie weit ich es riskieren konnte und mir graute im Moment auch vor ihm, obwohl ich das wieder völlig absurd finde im Nachhinein. "Rose ... ich hatte eigentlich die Hoffnung, dir das nie erzählen zu müssen, aber ... diese Roxanne, die dir diesen Brief geschrieben hat, sie ... ist sauer auf mich.", erklärte er mir.
"Wieso ist sie sauer?", fragte ich misstrauisch.
"Nun ja, Roxanne soll verheiratet werden – mit mir.", gab er mir zur Antwort und ich blickte ihn mit großen Augen an.
"Wie bitte?", sagte ich und schüttelte ungläubig den Kopf.
"Sie hat sich in den Kopf gesetzt, dass ich der ideale Ehemann für sie wäre und das machte sie ihrem Vater klar, der daraufhin meinte, er würde einer Hochzeit zustimmen. Und als sie mich davon in Kenntnis setzte, zeigte ich ihr meinen Ehering und machte ihr klar, dass ich glücklich mit dir bin. Das brachte sie in Rage. Ich denke, sie will sich nun an mir rächen.", sagte er und ich sah ihn immer noch verwirrt und misstrauisch an.
"Warum sollte sie so etwas erfinden?", fragte ich ihn. Ich wollte ihm zwar glauben, aber irgendetwas gab mir zu verstehen, ich solle näher nachfragen.
"Ich denke, sie will, dass du mich verlässt, damit sie mich dann haben kann. Zumindest etwas in der Art.", sagte er schlicht und sah mich nun flehend an. "Ich bitte dich, Rosalie, glaub mir."
"Emmett, ich will dir ja glauben. Du bist nicht der Typ für so was ... Widerliches.", antwortete ich nach einem kurzen Schweigen meinerseits. Ich konnte Emmett nicht so foltern, indem ich ihn für so pietätlos hielt. Er war nicht der Typ dafür und Punkt. Und wenn Mademoiselle Roxanne dachte, dass ich auf so einen billigen Brief hereinfalle, dann war sie zu spät aufgestanden.
Ich ging auf Emmett zu und umarmte ihn fest. "Ich glaube dir, Emmett.", sagte ich und drückte meinen Kopf auf seine Schulter.
"Danke, Rose, dafür liebe ich dich.", antwortete er und tat es mir gleich.
"Weißt du was? Ich werde dieser Roxanne persönlicher meine Meinung sagen. Es wird ihr noch leid tun, mir Lügenmärchen aufzutischen.", schwor ich Emmett. Ich wollte dieser Person sagen, was ich davon hielt.
"Bleib aber bitte höflich, ja!", sagte Emmett und grinste.
"War ich jemals unhöflich?", fragte ich ihn gespielt und grinste zurück.
Ich nahm mir vor Roxannes Brief zu beantworten, also schrieb ich gleich am nächsten Tag "Liebe Roxanne! Ich habe zwar keine Ahnung wer du bist, aber ... dein Brief hat mich schockiert. Ich finde es empörend, dass du die Frechheit besitzt und mir dieses angebliche "Ereignis" auftischen möchtest. Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass mein Mann dich sexuell belästigen könnte. Ich kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass Peter tatsächlich versucht haben sollte, dich zu vergewaltigen. Was wäre denn der Grund dafür gewesen? Ich bitte dich, solche Lügengeschichten nicht mehr zu verbreiten oder es hat Konsequenzen. Hochachtungsvoll Sophie Montgomery"
Es war ungewohnt mit diesem Namen zu unterschreiben, aber verzweifelte Zeiten, verlangten nach verzweifelten Maßnahmen. Ich schickte den Brief ab und bekam prompt drei Tage später ihre Antwort. Ich war überrascht, dass sie sich tatsächlich traute zurück zu schreiben, aber meine Worte waren nicht sonderlich einschüchternd.
"Liebe Sophie! Weißt du, ich habe mir schon gedacht, dass du mir nicht glauben würdest, aber ... ich kann dir nur sagen, was ich denke, dass der Grund dafür war. Möglicherweise findet er dich sexuell einfach nicht mehr anziehend und da ist es nur natürlich, dass er sich nach etwas anderem ... Erotischerem umsieht. Ich mache ihm da auch keinen Vorwurf, nur ... hätte er es anders angehen sollen. Ich wäre sicherlich nicht abgeneigt gewesen, aber so ... finde ich es einfach nur ... schrecklich. Ich bitte dich, mir zu glauben, denn sobald ich zur Polizei gehe, wirst du ja sehen, was passiert. Mit freundlichsten Grüßen Roxanne"
Dieser Brief war das Letzte, das ich erwartet hatte und er brachte meine Wut zum Kochen. Als ich ihn Emmett zeigte, kam ich zu dem Schluss, dass ich die Höflichkeiten nun beiseite schieben musste und ihr persönlich und ins Gesicht zu sagen, was ich davon hielt.
Ich beschloss eine Woche später zu Emmett in die Firma zu gehen und so zu tun, als würde ich ihm etwas bringen. Den anderen erzählten wir das Vorgefallene nicht. Wir sahen zu, dass es so schnell und unbemerkt über die Bühne ging, dass wir unangenehmen Fragen ausweichen konnten.
Gesagt getan. Als Emmett an diesem Tag, den wir uns mit rotem Stift angestrichen hatten, zur Arbeit ging, bereitete ich alles für meinen Auftritt vor. Ich zog mein schönstes Kleid an, die schönsten und elegantesten Schuhe und packte die Briefe in meine Tasche. Dann richtete ich Emmett eine Flasche Wasser, die ich ihm als Vorwand übergeben wollte, und ging los. Ich brauchte nicht lange zur Werkstatt, denn meine Füße waren schnell wie der Wind. Ich machte mir, während ich ging, Gedanken, auf wen oder was ich wohl treffen würde, wenn ich die Werkstatt betrat und ich war nicht verwundert, dass Roxanne wirklich hübsch war. Sie hatte ein zierliches Gesicht, beinahe wie ich, und ein schönes Lächeln, aber bei weitem nicht so schön wie meines.
"Schönen guten Tag!", rief ich gut gelaunt, als ich eintrat und lächelte verführerisch.
Sofort drehten sich alle nach mir um und warfen mir bewundernde Blicke zu. Nur Roxanne blickte mich grantig an. Sie hatte ihre Augen zu Schlitzen verengt und konnte ihre Eifersucht nur schwer zügeln. Mich wunderte diese Tatsache, denn sie kannte mich ja nicht. Sie hatte keine Ahnung, wie ich aussah und dass ich Emmetts Frau war. Was mich allerdings nicht wunderte war, dass sie neben Emmett saß und ihm beim Arbeiten zusah. Sie hatte anscheinend angenommen, dass ich Emmett nichts von den Briefen gesagt hatte und für ihn alles wie immer war.
"Was können wir denn für Sie tun?", fragte sie und betonte das "Sie". Ich blickte lächelnd zu ihr und sagte bestimmt:
"Oh ... ich suche meinen Mann."
"Ihren Mann? Wie heißt denn Ihr Mann?", fragte sie spitz und mit merkwürdig hoher Stimme. Ich vermute, sie hatte eine Ahnung, wer mein Mann war.
"Peter, Peter Montgomery.", sagte ich und blickte mich um. Ich lächelte noch immer, in der Gewissheit, dass ihr die Kinnlade nach unten klappte.
"P-Peter? Oh ... Sie sind Sophie?", fragte sie und wurde rot. Sofort sprang sie auf und entfernte sich von Emmett, der sich nun aufrichtete und mich anstrahlte.
Vera, du kannst dir nicht vorstellen, was in diesem Moment, da ich den Brief las, in mir vorging. Ich konnte nicht glauben, was da stand. Mein Emmett sollte jemanden vergewaltigt haben? Das konnte nicht sein. Ich meine ... Emmett war zu ... anständig dafür und er war nicht der Typ, der Ausdrücke wie "Ich bringe dich um, wenn du deinen Mund nicht hältst" benutzte. Das passte einfach nicht und ich wollte dieses Bild auch nicht glauben.
Als Emmett an diesem Abend von der Arbeit nachhause kam, knallte ich ihm den Brief vor die Nase und verlangte nach einer Erklärung.
"Emmett ... was ... hat das zu bedeuten?", fragte ich ihn scharf und ängstlich. Obwohl ich es niemals glauben hätte können, war mir doch nicht wohl bei der Sache, wenn ich ihm das zeigte. Im Nachhinein schäme ich mich dafür, dass ich überhaupt an solche Dinge denken konnte, aber ... in dem Moment hatte ich ja keine Ahnung, was wirklich passiert war.
"Was hat was zu bedeuten?", fragte mich Emmett verwirrt und ich deutete auf den Brief, den er nun zu lesen begann. "Oh nein ... wann hast du ihn bekommen?"
"Was spielt es für eine Rolle, wann ich diesen Brief bekommen habe? Emmett ... hast du ... hast du das wirklich … getan?", rief ich ihm entgegen. Wir waren zum Glück in unserem Zimmer, so dass es den anderen nicht auffiel. Ich hatte auch sonst niemandem davon erzählt, denn ich fand, dass das nur uns etwas anging.
"Nein, Rosalie, du traust mir so etwas nicht ernsthaft zu, oder!?", fragte er mich völlig perplex und ich schüttelte nun schluchzend ungläubig den Kopf.
"Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Emmett ... was will mir diese Frau damit sagen?", ich wollte nicht glauben, dass Emmett das tatsächlich getan hatte. Das passte nicht zu ihm und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass der Brief ernst gemeint war.
Emmett stand auf, kam auf mich zu und wollte mich in den Arm nehmen, doch ich wich vor ihm zurück. Ich wusste nicht, wie weit ich es riskieren konnte und mir graute im Moment auch vor ihm, obwohl ich das wieder völlig absurd finde im Nachhinein. "Rose ... ich hatte eigentlich die Hoffnung, dir das nie erzählen zu müssen, aber ... diese Roxanne, die dir diesen Brief geschrieben hat, sie ... ist sauer auf mich.", erklärte er mir.
"Wieso ist sie sauer?", fragte ich misstrauisch.
"Nun ja, Roxanne soll verheiratet werden – mit mir.", gab er mir zur Antwort und ich blickte ihn mit großen Augen an.
"Wie bitte?", sagte ich und schüttelte ungläubig den Kopf.
"Sie hat sich in den Kopf gesetzt, dass ich der ideale Ehemann für sie wäre und das machte sie ihrem Vater klar, der daraufhin meinte, er würde einer Hochzeit zustimmen. Und als sie mich davon in Kenntnis setzte, zeigte ich ihr meinen Ehering und machte ihr klar, dass ich glücklich mit dir bin. Das brachte sie in Rage. Ich denke, sie will sich nun an mir rächen.", sagte er und ich sah ihn immer noch verwirrt und misstrauisch an.
"Warum sollte sie so etwas erfinden?", fragte ich ihn. Ich wollte ihm zwar glauben, aber irgendetwas gab mir zu verstehen, ich solle näher nachfragen.
"Ich denke, sie will, dass du mich verlässt, damit sie mich dann haben kann. Zumindest etwas in der Art.", sagte er schlicht und sah mich nun flehend an. "Ich bitte dich, Rosalie, glaub mir."
"Emmett, ich will dir ja glauben. Du bist nicht der Typ für so was ... Widerliches.", antwortete ich nach einem kurzen Schweigen meinerseits. Ich konnte Emmett nicht so foltern, indem ich ihn für so pietätlos hielt. Er war nicht der Typ dafür und Punkt. Und wenn Mademoiselle Roxanne dachte, dass ich auf so einen billigen Brief hereinfalle, dann war sie zu spät aufgestanden.
Ich ging auf Emmett zu und umarmte ihn fest. "Ich glaube dir, Emmett.", sagte ich und drückte meinen Kopf auf seine Schulter.
"Danke, Rose, dafür liebe ich dich.", antwortete er und tat es mir gleich.
"Weißt du was? Ich werde dieser Roxanne persönlicher meine Meinung sagen. Es wird ihr noch leid tun, mir Lügenmärchen aufzutischen.", schwor ich Emmett. Ich wollte dieser Person sagen, was ich davon hielt.
"Bleib aber bitte höflich, ja!", sagte Emmett und grinste.
"War ich jemals unhöflich?", fragte ich ihn gespielt und grinste zurück.
Ich nahm mir vor Roxannes Brief zu beantworten, also schrieb ich gleich am nächsten Tag "Liebe Roxanne! Ich habe zwar keine Ahnung wer du bist, aber ... dein Brief hat mich schockiert. Ich finde es empörend, dass du die Frechheit besitzt und mir dieses angebliche "Ereignis" auftischen möchtest. Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass mein Mann dich sexuell belästigen könnte. Ich kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass Peter tatsächlich versucht haben sollte, dich zu vergewaltigen. Was wäre denn der Grund dafür gewesen? Ich bitte dich, solche Lügengeschichten nicht mehr zu verbreiten oder es hat Konsequenzen. Hochachtungsvoll Sophie Montgomery"
Es war ungewohnt mit diesem Namen zu unterschreiben, aber verzweifelte Zeiten, verlangten nach verzweifelten Maßnahmen. Ich schickte den Brief ab und bekam prompt drei Tage später ihre Antwort. Ich war überrascht, dass sie sich tatsächlich traute zurück zu schreiben, aber meine Worte waren nicht sonderlich einschüchternd.
"Liebe Sophie! Weißt du, ich habe mir schon gedacht, dass du mir nicht glauben würdest, aber ... ich kann dir nur sagen, was ich denke, dass der Grund dafür war. Möglicherweise findet er dich sexuell einfach nicht mehr anziehend und da ist es nur natürlich, dass er sich nach etwas anderem ... Erotischerem umsieht. Ich mache ihm da auch keinen Vorwurf, nur ... hätte er es anders angehen sollen. Ich wäre sicherlich nicht abgeneigt gewesen, aber so ... finde ich es einfach nur ... schrecklich. Ich bitte dich, mir zu glauben, denn sobald ich zur Polizei gehe, wirst du ja sehen, was passiert. Mit freundlichsten Grüßen Roxanne"
Dieser Brief war das Letzte, das ich erwartet hatte und er brachte meine Wut zum Kochen. Als ich ihn Emmett zeigte, kam ich zu dem Schluss, dass ich die Höflichkeiten nun beiseite schieben musste und ihr persönlich und ins Gesicht zu sagen, was ich davon hielt.
Ich beschloss eine Woche später zu Emmett in die Firma zu gehen und so zu tun, als würde ich ihm etwas bringen. Den anderen erzählten wir das Vorgefallene nicht. Wir sahen zu, dass es so schnell und unbemerkt über die Bühne ging, dass wir unangenehmen Fragen ausweichen konnten.
Gesagt getan. Als Emmett an diesem Tag, den wir uns mit rotem Stift angestrichen hatten, zur Arbeit ging, bereitete ich alles für meinen Auftritt vor. Ich zog mein schönstes Kleid an, die schönsten und elegantesten Schuhe und packte die Briefe in meine Tasche. Dann richtete ich Emmett eine Flasche Wasser, die ich ihm als Vorwand übergeben wollte, und ging los. Ich brauchte nicht lange zur Werkstatt, denn meine Füße waren schnell wie der Wind. Ich machte mir, während ich ging, Gedanken, auf wen oder was ich wohl treffen würde, wenn ich die Werkstatt betrat und ich war nicht verwundert, dass Roxanne wirklich hübsch war. Sie hatte ein zierliches Gesicht, beinahe wie ich, und ein schönes Lächeln, aber bei weitem nicht so schön wie meines.
"Schönen guten Tag!", rief ich gut gelaunt, als ich eintrat und lächelte verführerisch.
Sofort drehten sich alle nach mir um und warfen mir bewundernde Blicke zu. Nur Roxanne blickte mich grantig an. Sie hatte ihre Augen zu Schlitzen verengt und konnte ihre Eifersucht nur schwer zügeln. Mich wunderte diese Tatsache, denn sie kannte mich ja nicht. Sie hatte keine Ahnung, wie ich aussah und dass ich Emmetts Frau war. Was mich allerdings nicht wunderte war, dass sie neben Emmett saß und ihm beim Arbeiten zusah. Sie hatte anscheinend angenommen, dass ich Emmett nichts von den Briefen gesagt hatte und für ihn alles wie immer war.
"Was können wir denn für Sie tun?", fragte sie und betonte das "Sie". Ich blickte lächelnd zu ihr und sagte bestimmt:
"Oh ... ich suche meinen Mann."
"Ihren Mann? Wie heißt denn Ihr Mann?", fragte sie spitz und mit merkwürdig hoher Stimme. Ich vermute, sie hatte eine Ahnung, wer mein Mann war.
"Peter, Peter Montgomery.", sagte ich und blickte mich um. Ich lächelte noch immer, in der Gewissheit, dass ihr die Kinnlade nach unten klappte.
"P-Peter? Oh ... Sie sind Sophie?", fragte sie und wurde rot. Sofort sprang sie auf und entfernte sich von Emmett, der sich nun aufrichtete und mich anstrahlte.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Du bist ... verheiratet? (Teil 3)
"Sophie, schön, dass du hier bist. Ich habe schon auf dich gewartet.", sagte er und ich ging schnell auf ihn zu, um ihm einen Kuss auf den Mund zu hauchen.
"Hier, Liebster, ich habe dir etwas zu trinken mitgebracht. Du musst ja völlig verdursten.", sagte ich und übergab ihm die Wasserflasche.
"Danke, Süße, das ist lieb von dir.", sagte er und gab mir noch einen Kuss.
"Ach ja, bevor ich es vergesse, ich möchte bitte mit ... ähm ... Roxanne sprechen.", sagte ich beiläufig, während ich auf die Briefe starrte, die ich aus meiner Tasche gezogen hatte.
Die anderen Arbeiter hatten sich wieder ihrer Arbeit zugewandt, obwohl sich immer wieder ein paar nach mir umdrehten. Ich genoss das sehr, Vera.
"Ist denn hier eine Roxanne zu finden?", fragte ich, als hätte ich keine Ahnung, und drehte mich um. Ich konnte gerade noch sehen, wie Roxanne versuchte zu verschwinden, doch ich rief ihr nach "Oh, Sie müssen Roxanne sein, nicht wahr?! Peter hat mir schon so viel von Ihnen erzählt. Und wissen Sie, die Briefe, die Sie mir geschickt haben, waren auch sehr ... interessant."
Roxanne blieb stehen und kam zurück, bis sie direkt vor mir stand. "Was wollen Sie denn von mir?", fragte sie zittrig und ich lächelte sie selbstsicher an.
"Oh, nichts weiter. Es ist nur so, dass ich äußerst empört darüber bin, was Sie meinem Mann anhängen wollen. Merkwürdigerweise hat mir Peter nämlich etwas ganz anderes erzählt. Eine Version dieser ganzen Sache, die wirklich sehr erstaunlich ist.", sagte ich und lächelte fortwährend. Ich ging davon aus, dass sie wusste, wovon ich sprach.
"W-Wie bitte? W-was meinen Sie denn?", fragte Roxanne und sah nervös zwischen Emmett und mir hin und her.
"Ich denke, Sie wissen ganz genau, was ich meine.", sagte ich nun ernst und sah sie nicht mehr lächelnd an. "Roxanne, ich habe keine Ahnung, wer Sie sind und was Sie eigentlich von mir wollen, aber ... wenn Sie nicht aufhören mir derartige Briefe zu schicken und meinen Mann mit so etwas zu belasten, dann könnte es sein, dass Sie es bitter bereuen werden. Sie hätten von Anfang an auf mich hören sollen." Ich zischte ihr die Worte zu, so leise, dass die anderen nichts davon mitbekamen.
Roxanne machte einen Schritt rückwärts und sah mich an, als wäre Weihnachten abgesagt worden. "Ich ... ich weiß nicht, was ... was Sie meinen.", sagte sie und versuchte ihre Stimme wiederzufinden.
"Oh, ich denke, das wissen Sie genau.", sagte ich und drehte mich zu den anderen Mitarbeitern um. "Dürfte ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten? ... Danke.", die Mitarbeiter drehten sich nun wieder zu mir um und hörten gespannt zu. "Nun, Roxanne, ich werde es Ihnen leicht machen. Sie haben zwei Möglichkeiten: Entweder, Sie sagen mir hier und jetzt die Wahrheit über die ganze Geschichte, ohne viel Aufsehen zu erregen, oder ich werde sie erzählen, nur ... dann werden es auch alle anderen hier erfahren.", ich lächelte und funkelte sie bedrohlich an. "Sie haben die Wahl."
Die Arbeiter im Hintergrund waren schon richtig gespannt, was nun passieren würde und ich hätte nicht gedacht, dass es so weit kommen würde. Doch nach einer kurzen Pause sagte Roxanne "Sie bluffen doch."
"Meinen Sie? Nun, das können wir ganz einfach herausfinden. Meine Herren, diese Frau schickte mir vor etwa zwei Wochen einen Brief mit dem Inhalt, dass mein Mann eine sexuelle Straftat begangen haben soll. Er soll Miss Roxanne hier beinahe vergewaltigt und sie dann auch noch mit dem Tod bedroht haben. Als ich ihr schrieb, warum mein Mann auf solche Ideen kommen könnte, meinte Miss Roxanne, er würde wohl etwas Erotischeres suchen, denn ich wäre ihm zu ... wie sagten Sie? ... unattraktiv. Nun, ich habe natürlich sofort meinen Mann gefragt, was denn daran wahr sein soll. Wissen Sie, ich war wirklich sehr erschrocken darüber und traute meinem eigenen Mann nicht mehr, obwohl ich genau weiß, dass er so etwas niemals tun würde. Er erzählte mir daraufhin, dass Miss Roxanne sich wohl in den Kopf gesetzt hat, meinen Mann heiraten zu wollen. Und sie hatte offenbar auch ihren Vater bereits darauf eingestimmt. Als sie dann aber erfahren hat, dass Peter bereits glücklich verheiratet ist, war sie außer sich vor Wut und hat mir als Racheakt diesen Brief geschrieben.", sagte ich und zeigte den Brief in die Höhe. "Ist es nicht so, Roxanne?", fragte ich an sie gewandt. Die Männer, die mir zugehört hatten, blickten mich alle schockiert an und manche schüttelten sogar ungläubig die Köpfe.
"Nun ... das ... ich ... nein ... ich meine ... hören Sie, Sie haben keine ... Beweise.", sagte sie und ich wedelte mit dem Brief vor ihrer Nase herum.
"Hab ich nicht? Merkwürdig, was ist dann das?", fragte ich sie und sie erkannte, dass das Papier, das ich vor ihrer Nase herumbaumeln ließ, ihr selbstgeschriebener Brief war. "Mal sehen, soll ich etwas daraus vorlesen oder können wir es dabei belassen und Sie geben endlich zu was wirklich passiert ist."
Ich war nun grob geworden und funkelte sie böse an. "Ja, schon gut. Es stimmt.", sagte sie und seufzte. "Ich ... ich ... wollte doch nur ... Peter für mich. Er hat doch jemanden wie Sie gar nicht verdient."
Ich zog die Augenbrauen hoch. "Hat er nicht? Liebster ... hast du gehört. Du hast mich nicht verdient.", sagte ich gespielt schmollend und wandte mein Gesicht Emmett zu, der mich grinsend ansah. "Hör zu, Roxanne, ich sage das jetzt nur einmal: Du solltest vorsichtig sein, was du sagst. Du wirst staunen, wie stark ich bin, also fordere mich nicht heraus.", das hätte ich nicht sagen sollen, denn wenn Roxanne sehen wollte, wie stark ich war, hätte ich mich verraten, weshalb Emmett auch sofort einsprang, als Roxanne zu sprechen ansetzte.
"Ich werde dir beweisen, dass mich Sophie sehr wohl verdient hat. Ich liebe sie über alles und das ist auch der Grund, warum ich dir nun diese Frage stelle, Sophie.", sagte er. Ich reagierte nicht sofort, da ich den Namen nicht gewohnt war, wandte mich dann aber sofort zu ihm, als ich merkte, wie still es geworden war.
Ich blickte ihn verdutzt an, als er meine Hand nahm und sagte "Sophie, die letzten Tage waren anstrengend. Diese Briefe waren alles andere als schön und du hast zu mir gehalten. Du weißt, wie sehr ich dich liebe und immer lieben werde. Du bist mein Leben, Sophie. Darum will ich dir eine Frage stellen: Willst du mich erneut heiraten?"
Meine Augen rissen auf, als er geendet hatte und ich strahlte ihn an, als ich begriffen hatte, was er mich gefragt hatte. Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Es war schon eine Genugtuung gewesen, als ich vor allen Leuten Roxannes Geschichte erzählt hatte, aber das ... übertraf alles. Ich war so glücklich, dass ich sogar beinahe vergessen hatte, dass wir Publikum hatten. "Oh Em – Peter, natürlich will ich dich wieder heiraten. Ich liebe dich auch.", sagte ich und fiel ihm glücklich um den Hals. Emmett griff in seine Hosentasche und holte einen Ring heraus. Er zeigte ihn mir und ich strahlte noch mehr. "Oh mein Gott, der ist ja ... wunderschön.", und Emmett streifte ihn mir über. Die Männer, die uns zugesehen hatten, jubelten hinter uns und schenkten uns wilden Beifall.
Ich strahlte, als ich meine Hand mit dem Ring begutachtete und blickte dann zu Roxanne, die bleich geworden war. Ja, beinahe bleicher als ich. Sofort lächelte ich sie an. "Ich hoffe, Roxanne, das war dir eine Lehre. Ich meinte meine Drohung vorhin ernst und würde vor nichts zurückschrecken, also fordere mich nicht heraus. Und damit du nicht in Versuchung gerätst, werde ich die Briefe behalten, um der Polizei oder wem auch immer Beweise für deine ... Missetat zu liefern.", sagte ich ihr und steckte die Briefe wieder in die Tasche.
"Ich ... ja ... ich ... ich ...", stotterte sie und ich sah sie verwirrt an.
"Du?", fragte ich und sie schluckte schwer.
"Jaah, verdammt. Ich ... es ... es tut mir leid, Peter. Ich wollte euch nicht wehtun oder so, nur war ich so neidisch. Ich möchte auch so jemanden wie Peter und ich hatte ja keine Ahnung, dass er verheiratet ist.", sagte sie reuig und blickte zu Boden.
Emmett nickte und sagte "Ich nehme die Entschuldigung an, aber ... versuche beim nächsten Mann taktvoller zu sein."
Sie nickte und seufzte.
"Schön, dann haben wir das ja geklärt. Liebster, ich werde zuhause auf dich warten.", sagte ich zu Emmett gewandt, gab ihm einen Kuss und drehte mich um, um zu gehen. "Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.", verabschiedete ich mich bei den anderen Mitarbeitern. "Auf Wiedersehen."
Vera, du ahnst nicht, wie glücklich ich war, als ich zuhause auf Emmett wartete. Der Tag war mehr als gelungen. Nicht nur, dass ich Roxanne gesagt hatte, was ich von der Aktion hielt. Dass Emmett mir wieder einen Heiratsantrag gemacht hatte, war die Krönung des Ganzen und ich konnte es kaum erwarten den anderen davon zu erzählen.
"Sophie, schön, dass du hier bist. Ich habe schon auf dich gewartet.", sagte er und ich ging schnell auf ihn zu, um ihm einen Kuss auf den Mund zu hauchen.
"Hier, Liebster, ich habe dir etwas zu trinken mitgebracht. Du musst ja völlig verdursten.", sagte ich und übergab ihm die Wasserflasche.
"Danke, Süße, das ist lieb von dir.", sagte er und gab mir noch einen Kuss.
"Ach ja, bevor ich es vergesse, ich möchte bitte mit ... ähm ... Roxanne sprechen.", sagte ich beiläufig, während ich auf die Briefe starrte, die ich aus meiner Tasche gezogen hatte.
Die anderen Arbeiter hatten sich wieder ihrer Arbeit zugewandt, obwohl sich immer wieder ein paar nach mir umdrehten. Ich genoss das sehr, Vera.
"Ist denn hier eine Roxanne zu finden?", fragte ich, als hätte ich keine Ahnung, und drehte mich um. Ich konnte gerade noch sehen, wie Roxanne versuchte zu verschwinden, doch ich rief ihr nach "Oh, Sie müssen Roxanne sein, nicht wahr?! Peter hat mir schon so viel von Ihnen erzählt. Und wissen Sie, die Briefe, die Sie mir geschickt haben, waren auch sehr ... interessant."
Roxanne blieb stehen und kam zurück, bis sie direkt vor mir stand. "Was wollen Sie denn von mir?", fragte sie zittrig und ich lächelte sie selbstsicher an.
"Oh, nichts weiter. Es ist nur so, dass ich äußerst empört darüber bin, was Sie meinem Mann anhängen wollen. Merkwürdigerweise hat mir Peter nämlich etwas ganz anderes erzählt. Eine Version dieser ganzen Sache, die wirklich sehr erstaunlich ist.", sagte ich und lächelte fortwährend. Ich ging davon aus, dass sie wusste, wovon ich sprach.
"W-Wie bitte? W-was meinen Sie denn?", fragte Roxanne und sah nervös zwischen Emmett und mir hin und her.
"Ich denke, Sie wissen ganz genau, was ich meine.", sagte ich nun ernst und sah sie nicht mehr lächelnd an. "Roxanne, ich habe keine Ahnung, wer Sie sind und was Sie eigentlich von mir wollen, aber ... wenn Sie nicht aufhören mir derartige Briefe zu schicken und meinen Mann mit so etwas zu belasten, dann könnte es sein, dass Sie es bitter bereuen werden. Sie hätten von Anfang an auf mich hören sollen." Ich zischte ihr die Worte zu, so leise, dass die anderen nichts davon mitbekamen.
Roxanne machte einen Schritt rückwärts und sah mich an, als wäre Weihnachten abgesagt worden. "Ich ... ich weiß nicht, was ... was Sie meinen.", sagte sie und versuchte ihre Stimme wiederzufinden.
"Oh, ich denke, das wissen Sie genau.", sagte ich und drehte mich zu den anderen Mitarbeitern um. "Dürfte ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten? ... Danke.", die Mitarbeiter drehten sich nun wieder zu mir um und hörten gespannt zu. "Nun, Roxanne, ich werde es Ihnen leicht machen. Sie haben zwei Möglichkeiten: Entweder, Sie sagen mir hier und jetzt die Wahrheit über die ganze Geschichte, ohne viel Aufsehen zu erregen, oder ich werde sie erzählen, nur ... dann werden es auch alle anderen hier erfahren.", ich lächelte und funkelte sie bedrohlich an. "Sie haben die Wahl."
Die Arbeiter im Hintergrund waren schon richtig gespannt, was nun passieren würde und ich hätte nicht gedacht, dass es so weit kommen würde. Doch nach einer kurzen Pause sagte Roxanne "Sie bluffen doch."
"Meinen Sie? Nun, das können wir ganz einfach herausfinden. Meine Herren, diese Frau schickte mir vor etwa zwei Wochen einen Brief mit dem Inhalt, dass mein Mann eine sexuelle Straftat begangen haben soll. Er soll Miss Roxanne hier beinahe vergewaltigt und sie dann auch noch mit dem Tod bedroht haben. Als ich ihr schrieb, warum mein Mann auf solche Ideen kommen könnte, meinte Miss Roxanne, er würde wohl etwas Erotischeres suchen, denn ich wäre ihm zu ... wie sagten Sie? ... unattraktiv. Nun, ich habe natürlich sofort meinen Mann gefragt, was denn daran wahr sein soll. Wissen Sie, ich war wirklich sehr erschrocken darüber und traute meinem eigenen Mann nicht mehr, obwohl ich genau weiß, dass er so etwas niemals tun würde. Er erzählte mir daraufhin, dass Miss Roxanne sich wohl in den Kopf gesetzt hat, meinen Mann heiraten zu wollen. Und sie hatte offenbar auch ihren Vater bereits darauf eingestimmt. Als sie dann aber erfahren hat, dass Peter bereits glücklich verheiratet ist, war sie außer sich vor Wut und hat mir als Racheakt diesen Brief geschrieben.", sagte ich und zeigte den Brief in die Höhe. "Ist es nicht so, Roxanne?", fragte ich an sie gewandt. Die Männer, die mir zugehört hatten, blickten mich alle schockiert an und manche schüttelten sogar ungläubig die Köpfe.
"Nun ... das ... ich ... nein ... ich meine ... hören Sie, Sie haben keine ... Beweise.", sagte sie und ich wedelte mit dem Brief vor ihrer Nase herum.
"Hab ich nicht? Merkwürdig, was ist dann das?", fragte ich sie und sie erkannte, dass das Papier, das ich vor ihrer Nase herumbaumeln ließ, ihr selbstgeschriebener Brief war. "Mal sehen, soll ich etwas daraus vorlesen oder können wir es dabei belassen und Sie geben endlich zu was wirklich passiert ist."
Ich war nun grob geworden und funkelte sie böse an. "Ja, schon gut. Es stimmt.", sagte sie und seufzte. "Ich ... ich ... wollte doch nur ... Peter für mich. Er hat doch jemanden wie Sie gar nicht verdient."
Ich zog die Augenbrauen hoch. "Hat er nicht? Liebster ... hast du gehört. Du hast mich nicht verdient.", sagte ich gespielt schmollend und wandte mein Gesicht Emmett zu, der mich grinsend ansah. "Hör zu, Roxanne, ich sage das jetzt nur einmal: Du solltest vorsichtig sein, was du sagst. Du wirst staunen, wie stark ich bin, also fordere mich nicht heraus.", das hätte ich nicht sagen sollen, denn wenn Roxanne sehen wollte, wie stark ich war, hätte ich mich verraten, weshalb Emmett auch sofort einsprang, als Roxanne zu sprechen ansetzte.
"Ich werde dir beweisen, dass mich Sophie sehr wohl verdient hat. Ich liebe sie über alles und das ist auch der Grund, warum ich dir nun diese Frage stelle, Sophie.", sagte er. Ich reagierte nicht sofort, da ich den Namen nicht gewohnt war, wandte mich dann aber sofort zu ihm, als ich merkte, wie still es geworden war.
Ich blickte ihn verdutzt an, als er meine Hand nahm und sagte "Sophie, die letzten Tage waren anstrengend. Diese Briefe waren alles andere als schön und du hast zu mir gehalten. Du weißt, wie sehr ich dich liebe und immer lieben werde. Du bist mein Leben, Sophie. Darum will ich dir eine Frage stellen: Willst du mich erneut heiraten?"
Meine Augen rissen auf, als er geendet hatte und ich strahlte ihn an, als ich begriffen hatte, was er mich gefragt hatte. Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Es war schon eine Genugtuung gewesen, als ich vor allen Leuten Roxannes Geschichte erzählt hatte, aber das ... übertraf alles. Ich war so glücklich, dass ich sogar beinahe vergessen hatte, dass wir Publikum hatten. "Oh Em – Peter, natürlich will ich dich wieder heiraten. Ich liebe dich auch.", sagte ich und fiel ihm glücklich um den Hals. Emmett griff in seine Hosentasche und holte einen Ring heraus. Er zeigte ihn mir und ich strahlte noch mehr. "Oh mein Gott, der ist ja ... wunderschön.", und Emmett streifte ihn mir über. Die Männer, die uns zugesehen hatten, jubelten hinter uns und schenkten uns wilden Beifall.
Ich strahlte, als ich meine Hand mit dem Ring begutachtete und blickte dann zu Roxanne, die bleich geworden war. Ja, beinahe bleicher als ich. Sofort lächelte ich sie an. "Ich hoffe, Roxanne, das war dir eine Lehre. Ich meinte meine Drohung vorhin ernst und würde vor nichts zurückschrecken, also fordere mich nicht heraus. Und damit du nicht in Versuchung gerätst, werde ich die Briefe behalten, um der Polizei oder wem auch immer Beweise für deine ... Missetat zu liefern.", sagte ich ihr und steckte die Briefe wieder in die Tasche.
"Ich ... ja ... ich ... ich ...", stotterte sie und ich sah sie verwirrt an.
"Du?", fragte ich und sie schluckte schwer.
"Jaah, verdammt. Ich ... es ... es tut mir leid, Peter. Ich wollte euch nicht wehtun oder so, nur war ich so neidisch. Ich möchte auch so jemanden wie Peter und ich hatte ja keine Ahnung, dass er verheiratet ist.", sagte sie reuig und blickte zu Boden.
Emmett nickte und sagte "Ich nehme die Entschuldigung an, aber ... versuche beim nächsten Mann taktvoller zu sein."
Sie nickte und seufzte.
"Schön, dann haben wir das ja geklärt. Liebster, ich werde zuhause auf dich warten.", sagte ich zu Emmett gewandt, gab ihm einen Kuss und drehte mich um, um zu gehen. "Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.", verabschiedete ich mich bei den anderen Mitarbeitern. "Auf Wiedersehen."
Vera, du ahnst nicht, wie glücklich ich war, als ich zuhause auf Emmett wartete. Der Tag war mehr als gelungen. Nicht nur, dass ich Roxanne gesagt hatte, was ich von der Aktion hielt. Dass Emmett mir wieder einen Heiratsantrag gemacht hatte, war die Krönung des Ganzen und ich konnte es kaum erwarten den anderen davon zu erzählen.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Missverständnisse (Teil 1)
Ich hatte Emmett gesagt, dass ich zuhause auf ihn warten würde. Ich wollte, dass wir den anderen gemeinsam von unserem Vorhaben, erneut zu heiraten, erzählen. Emmett kam um etwa halb sieben lächelnd zu mir nachhause und ich fiel ihm schon in der Tür um den Hals. Du ahnst ja nicht, wie glücklich ich war ihn zu sehen. Er hatte mich, genau wie Roxanne und die anderen in der Werkstatt, ebenso überrascht. Eigentlich, dachte ich auf dem Weg von der Werkstatt nachhause, hätte ich es mir denken können. Der Zeitpunkt war perfekt, denn unsere letzte Hochzeit in Paris war schon einige Jahre her. Außerdem war das die Krönung neben der Bloßstellung Roxannes. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als sich Emmett vor mich hinkniete und mich bat, ihn erneut zu heiraten. Es war ... ja, ich denke, dieses Prädikat passt ... göttlich.
"Hey ... nicht so stürmisch.", sagte Emmett, als ich ihn in der Tür abgefangen hatte. Ich umklammerte fest seinen Hals und lachte ihm ins Ohr. Ich hatte meine Beine hochgehoben, weshalb Emmett mit mir als Klammeraffe ins Zimmer ging und mich auf dem Bett ablud – er hatte seine Hände fest um meinen Oberkörper gelegt und drückte mich an sich. "So ... jetzt lässt du mich erst mal nachhause kommen, ja!?"
Ich lachte ihn an, blieb aber stumm auf dem Bett sitzen. Er ging zum Kleiderschrank, der dem Bett gegenüber stand, zog seine Mechanikerkleidung aus, holte eine saubere Hose und ein frisches Shirt aus dem Schrank und wollte es sich überziehen, als ich mich entschied, doch meinen Mund aufzumachen. "Du willst doch nicht allen Ernstes jetzt etwas anziehen, oder!?", fragte ich ihn und sah ihn gespielt ernst an, grinste aber nach einigen Augenblicken.
Emmett hatte sich zu mir umgedreht, blickte mich mit zusammengekniffenen Augen an, sah dann auf seine frische Kleidung, die er in den Händen hielt, lächelte verführerisch und legte bzw. warf die Kleidung unachtsam zurück in den Schrank.
Ich beobachtete die Geste mit einem zufriedenen Lächeln und blickte dann auf Emmetts Körper, der wohl nie besser ausgesehen hatte. Zumindest war ich an dem Tag dieser Meinung, was aber auch daran liegen könnte, dass ich unendlich glücklich und verliebt aufgrund des Heiratsantrages war.
Emmett hatte einen unglaublich sportlichen Körper und er tat eigentlich nicht viel dafür. Nun ja, er war ein Vampir, da war ein gutgebauter Körper mit inbegriffen, aber dennoch wunderte es mich jedes Mal, wenn ich ihn begutachtete. Du darfst aber nicht glauben, dass ich etwas dagegen gehabt hätte, denn das wäre gelogen. Ich liebte Emmetts Körper. Ich liebte seine Armmuskeln, die mir ein so unendlich starkes Gefühl der Sicherheit gaben, wenn er mich umarmte. Ich liebte seine Bauchmuskeln, die für mich wie ein Kissen waren, wenn ich auf seinem Bauch lag. Und ich liebte die Muskeln auf seinem Po, bei denen ich jedes Mal vor Stolz sprühte, dass dieser Po zu mir gehörte, wenn wir anderen Menschen oder Vampiren begegneten.
Wie lange ich Emmett anstarrte kann ich dir heute nicht mehr genau sagen, aber Emmett genoss es, denn er blieb ganz ruhig stehen und sah mich ebenso lange an. Irgendwann entschied er sich dem Gestarre ein Ende zu bereiten und ging auf mich zu. Er hatte während dieser Szene kein Wort gesagt, bis er direkt vor mir stand. "Ich denke, ich bin zuhause angekommen."
Ich lachte kurz, streckte meine Hand zu seinem Gesicht, strich ihm darüber, bis er seine Hand auf meine legte, sich zu mir beugte und mich sanft küsste. Nur für einen Augenblick verharrten unsere Lippen reglos aufeinander, bis ich meine Hände um seinen Hals schlang und ihn zu mir zog. Aus diesem sanften Kuss wurde einer der leidenschaftlichsten Küsse seit unserem Ehestreit in Forks. Seither hatte ich Emmett nicht mehr so geliebt wie zu diesem Zeitpunkt. Das soll nicht heißen, dass ich Emmett weniger geliebt hätte, als zuvor, aber meine Liebe zu ihm wurde durch diesen neuerlichen Antrag noch gesteigert, wenn das überhaupt möglich war. An diesem Abend wollte ich Emmett bei mir haben, ihn spüren und wissen, dass er zu mir gehörte. Ich will dir jetzt nicht ausführlich erklären, was dann passierte, denn ich denke, du kannst es dir auch so denken.
Auch hier weiß ich nicht mehr genau wie lange es dauerte, bis ich mich in seinen sicheren Armen wiederfand. Irgendwann lagen wir dann nebeneinander Arm in Arm im Bett und genossen die Nähe. Ich fühlte mich so gut wie schon lange nicht mehr. In den letzten Jahren war derart viel passiert, dass ich das Gefühl hatte, die Beziehung zu Emmett wäre anders geworden, obwohl nichts dergleichen darauf hinwies. Unsere Beziehung war wie eh und je, nur ... wurde sie von Jaspers Mord an einem Menschen, von dem Streit mit Edward, dem Umzug und dann auch noch von der Sache mit Roxanne überschattet. Gesagt habe ich Emmett diese Sache nie. Eigentlich weiß niemand außer dir davon. In gewisser Weise schämte ich mich dafür, dass ich das Gefühl hatte, dass die Beziehung nicht mehr das war, was sie einmal war. Weißt du, möglicherweise dachte Emmett ja genauso, obwohl das schwer vorstellbar ist, da Emmett kein so ... gefühlsduseliger Mensch/Vampir ist wie ich, aber ich tröstete mich mit diesem Gedanken. So war es viel einfacher zu ertragen, wenn ich mir vorstellte, dass auch er so dachte oder dieses Gefühl hatte.
"Wir waren gut heute, findest du nicht auch?", fragte ich ihn lächelnd nach einer halben Ewigkeit, wie mir vorkam.
Emmett kicherte und antwortete "Nein, du warst gut heute."
Ich lächelte stumm. "Nein, ich meinte schon uns beide. Ohne deinen Antrag wäre diese Aktion bei weitem nicht so großartig geworden."
Emmett drückte mich an sich und küsste mich auf den Hinterkopf. "Ich dachte, der Zeitpunkt wäre perfekt."
"Das war er auch.", meinte ich. "Hast du Roxannes Gesicht gesehen, als du mir die Frage gestellt hast?"
Ich sah Emmett zwar nicht an, aber ich spürte, wie er seinen Kopf schüttelte. "Um ehrlich zu sein, war ich zu sehr mit meiner Verlobten beschäftigt, als dass ich auf Roxanne schauen hätte können. Weißt du, selbst wenn ich es gewollt hätte, hätte ich meinen Blick nur schwer von dir wenden können.", sagte er und nun schüttelte ich ungläubig den Kopf.
"Du Idiot.", sagte ich und lachte, dann drehte ich mich um, sodass ich auf dem Bauch lag und lächelte ihn glücklich an. "Ich hätte nie mit einem Antrag gerechnet."
"Ich weiß, darum war die Überraschung auch so perfekt.", antwortete er und ich reckte meinen Kopf zu seinem, um ihm einen Kuss zu geben.
"Ich kann es kaum erwarten, den anderen davon zu erzählen. Was sie wohl sagen werden?", sagte ich lächelnd und legte meinen Kopf auf seine Brust.
"Nun ... müssen wir es ihnen denn sagen?", fragte Emmett und mein Kopf schnellte wieder hoch.
"Wie meinst du das?", fragte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Ich meinte, wir könnten sie doch einfach mal im Unklaren lassen. Es würde doch keinen Unterschied machen, wenn wir beide erneut heiraten und es ihnen nicht sagen würden. Vor dem Gesetz sind wir bereits verheiratet und auch so würde sich nichts ändern.", erklärte er mir und ich schürzte die Lippen.
"Hm ... weißt du, du hast ja Recht, aber ... ich möchte es ihnen gerne sagen.", entgegnete ich. Ich fand Emmetts Vorschlag zwar interessant und verlockend, aber ... für mich war eine Hochzeit genau das Gegenteil von einer Heimlichtuerei. Ich wollte an meinem Hochzeitstag im Mittelpunkt stehen, wollte Aufsehen erregen und ich wusste genau, dass ich mich nicht zurückhalten könnte, wenn ich den anderen meine vierte Hochzeit vorenthalten müsste. Ich musste nun einmal darüber reden. Und Emmett wusste das genau. Ich machte ihm zwar keinen Vorwurf, dass er diesen Wunsch hegte, eine unauffällige Hochzeit zu feiern, aber ... das lag nicht in meiner Natur.
"Wenn das so ist, dann machen wir es wie du willst.", sagte Emmett und lächelte, wie mir vorkam, gequält.
"Tut mir leid, Emmett. Du kennst mich ja. Wenn es um meine Hochzeit geht, bin ich kleinlich.", sagte ich entschuldigend und hoffte, dass Emmett mir nicht böse war.
"Das weiß ich doch, Rosalie. Deshalb lasse ich dir hier auch deine Freiheiten.", sagte er und grinste mich an. "Ich will, dass unsere Hochzeiten für dich unvergesslich werden und wenn du dazu unsere Familie brauchst, werde ich dir das auch nicht verbieten."
Ich lächelte ihn dankbar an. "Ich liebe dich, Emmett. Du ahnst nicht wie sehr."
"Oh doch, das weiß ich, denn ich liebe dich mindestens genauso sehr.", gab er mir zur Antwort und wieder trafen sich unsere Lippen zu einem zarten Kuss.
Es war spät abends geworden, als wir uns entschlossen aufzustehen. Es war viel zu bequem im Bett gewesen, als dass wir früher aufgestanden wären. Wir schlüpften beide in frische Klamotten, ich kämmte mir die Haare, brachte mein Gesicht auf Vordermann und blickte mich zum Abschluss prüfend im Spiegel an.
"Du bist wunderschön, egal was du mit deinen Haaren oder deinem Gesicht machst, Rose.", sagte Emmett, als er mich am Spiegel stehen sah. Er kam zu mir, umschlang mich von hinten und küsste mich auf den Hinterkopf. Ich legte meine Hände auf seine Arme und lächelte in den Spiegel. Das Spiegelbild, das sich mir bot, war ähnlich unserem ersten Hochzeitsfoto. Auch da stand Emmett hinter mir, hielt mich fest und ich umklammerte seine Arme – und wir lächelten beide glücklich in die Kamera.
"Lass uns nach unten gehen.", sagte ich und löste mich aus der Umklammerung. Ich nahm Emmett bei der Hand und gemeinsam gingen wir nach unten ins Wohnzimmer.
Unten angekommen sahen wir ebenfalls ein vertrautes Bild. Beinahe die gesamte die Familie Cullen hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht. Als wir uns durch unsere Schritte, die zwar leise, aber für die anwesenden Vampire sehr wohl vernehmbar waren, bemerkbar gemacht hatten, blickten sie uns alle grinsend an. Da ich nicht damit gerechnet hatte, dass wir grinsend empfangen wurden, machte sich in meinem Kopf der Gedanke breit, dass sie etwas wussten. Eigentlich hätte ich es wissen müssen, schoss es mir durch den Kopf. Edward und Alice mussten beide davon Wind bekommen haben und nun haben sie es der ganzen Familie erzählt und wir konnten uns den Überraschungseffekt sparen. Ich blickte kurz zu Emmett, der neben mir ging, konnte aber nicht erkennen, ob er das Gegrinse von Edward, Alice, Jasper, Carlisle und Esme als geplatzte Überraschung oder als normal aufnahm. Ich nahm an, dass Emmett keine Ahnung hatte, was hier vor sich ging, weshalb ich beschloss die Sache selbst in die Hand zu nehmen und die Überraschung so gut es ging zu retten, soweit sie noch zu retten war.
Ich hatte Emmett gesagt, dass ich zuhause auf ihn warten würde. Ich wollte, dass wir den anderen gemeinsam von unserem Vorhaben, erneut zu heiraten, erzählen. Emmett kam um etwa halb sieben lächelnd zu mir nachhause und ich fiel ihm schon in der Tür um den Hals. Du ahnst ja nicht, wie glücklich ich war ihn zu sehen. Er hatte mich, genau wie Roxanne und die anderen in der Werkstatt, ebenso überrascht. Eigentlich, dachte ich auf dem Weg von der Werkstatt nachhause, hätte ich es mir denken können. Der Zeitpunkt war perfekt, denn unsere letzte Hochzeit in Paris war schon einige Jahre her. Außerdem war das die Krönung neben der Bloßstellung Roxannes. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als sich Emmett vor mich hinkniete und mich bat, ihn erneut zu heiraten. Es war ... ja, ich denke, dieses Prädikat passt ... göttlich.
"Hey ... nicht so stürmisch.", sagte Emmett, als ich ihn in der Tür abgefangen hatte. Ich umklammerte fest seinen Hals und lachte ihm ins Ohr. Ich hatte meine Beine hochgehoben, weshalb Emmett mit mir als Klammeraffe ins Zimmer ging und mich auf dem Bett ablud – er hatte seine Hände fest um meinen Oberkörper gelegt und drückte mich an sich. "So ... jetzt lässt du mich erst mal nachhause kommen, ja!?"
Ich lachte ihn an, blieb aber stumm auf dem Bett sitzen. Er ging zum Kleiderschrank, der dem Bett gegenüber stand, zog seine Mechanikerkleidung aus, holte eine saubere Hose und ein frisches Shirt aus dem Schrank und wollte es sich überziehen, als ich mich entschied, doch meinen Mund aufzumachen. "Du willst doch nicht allen Ernstes jetzt etwas anziehen, oder!?", fragte ich ihn und sah ihn gespielt ernst an, grinste aber nach einigen Augenblicken.
Emmett hatte sich zu mir umgedreht, blickte mich mit zusammengekniffenen Augen an, sah dann auf seine frische Kleidung, die er in den Händen hielt, lächelte verführerisch und legte bzw. warf die Kleidung unachtsam zurück in den Schrank.
Ich beobachtete die Geste mit einem zufriedenen Lächeln und blickte dann auf Emmetts Körper, der wohl nie besser ausgesehen hatte. Zumindest war ich an dem Tag dieser Meinung, was aber auch daran liegen könnte, dass ich unendlich glücklich und verliebt aufgrund des Heiratsantrages war.
Emmett hatte einen unglaublich sportlichen Körper und er tat eigentlich nicht viel dafür. Nun ja, er war ein Vampir, da war ein gutgebauter Körper mit inbegriffen, aber dennoch wunderte es mich jedes Mal, wenn ich ihn begutachtete. Du darfst aber nicht glauben, dass ich etwas dagegen gehabt hätte, denn das wäre gelogen. Ich liebte Emmetts Körper. Ich liebte seine Armmuskeln, die mir ein so unendlich starkes Gefühl der Sicherheit gaben, wenn er mich umarmte. Ich liebte seine Bauchmuskeln, die für mich wie ein Kissen waren, wenn ich auf seinem Bauch lag. Und ich liebte die Muskeln auf seinem Po, bei denen ich jedes Mal vor Stolz sprühte, dass dieser Po zu mir gehörte, wenn wir anderen Menschen oder Vampiren begegneten.
Wie lange ich Emmett anstarrte kann ich dir heute nicht mehr genau sagen, aber Emmett genoss es, denn er blieb ganz ruhig stehen und sah mich ebenso lange an. Irgendwann entschied er sich dem Gestarre ein Ende zu bereiten und ging auf mich zu. Er hatte während dieser Szene kein Wort gesagt, bis er direkt vor mir stand. "Ich denke, ich bin zuhause angekommen."
Ich lachte kurz, streckte meine Hand zu seinem Gesicht, strich ihm darüber, bis er seine Hand auf meine legte, sich zu mir beugte und mich sanft küsste. Nur für einen Augenblick verharrten unsere Lippen reglos aufeinander, bis ich meine Hände um seinen Hals schlang und ihn zu mir zog. Aus diesem sanften Kuss wurde einer der leidenschaftlichsten Küsse seit unserem Ehestreit in Forks. Seither hatte ich Emmett nicht mehr so geliebt wie zu diesem Zeitpunkt. Das soll nicht heißen, dass ich Emmett weniger geliebt hätte, als zuvor, aber meine Liebe zu ihm wurde durch diesen neuerlichen Antrag noch gesteigert, wenn das überhaupt möglich war. An diesem Abend wollte ich Emmett bei mir haben, ihn spüren und wissen, dass er zu mir gehörte. Ich will dir jetzt nicht ausführlich erklären, was dann passierte, denn ich denke, du kannst es dir auch so denken.
Auch hier weiß ich nicht mehr genau wie lange es dauerte, bis ich mich in seinen sicheren Armen wiederfand. Irgendwann lagen wir dann nebeneinander Arm in Arm im Bett und genossen die Nähe. Ich fühlte mich so gut wie schon lange nicht mehr. In den letzten Jahren war derart viel passiert, dass ich das Gefühl hatte, die Beziehung zu Emmett wäre anders geworden, obwohl nichts dergleichen darauf hinwies. Unsere Beziehung war wie eh und je, nur ... wurde sie von Jaspers Mord an einem Menschen, von dem Streit mit Edward, dem Umzug und dann auch noch von der Sache mit Roxanne überschattet. Gesagt habe ich Emmett diese Sache nie. Eigentlich weiß niemand außer dir davon. In gewisser Weise schämte ich mich dafür, dass ich das Gefühl hatte, dass die Beziehung nicht mehr das war, was sie einmal war. Weißt du, möglicherweise dachte Emmett ja genauso, obwohl das schwer vorstellbar ist, da Emmett kein so ... gefühlsduseliger Mensch/Vampir ist wie ich, aber ich tröstete mich mit diesem Gedanken. So war es viel einfacher zu ertragen, wenn ich mir vorstellte, dass auch er so dachte oder dieses Gefühl hatte.
"Wir waren gut heute, findest du nicht auch?", fragte ich ihn lächelnd nach einer halben Ewigkeit, wie mir vorkam.
Emmett kicherte und antwortete "Nein, du warst gut heute."
Ich lächelte stumm. "Nein, ich meinte schon uns beide. Ohne deinen Antrag wäre diese Aktion bei weitem nicht so großartig geworden."
Emmett drückte mich an sich und küsste mich auf den Hinterkopf. "Ich dachte, der Zeitpunkt wäre perfekt."
"Das war er auch.", meinte ich. "Hast du Roxannes Gesicht gesehen, als du mir die Frage gestellt hast?"
Ich sah Emmett zwar nicht an, aber ich spürte, wie er seinen Kopf schüttelte. "Um ehrlich zu sein, war ich zu sehr mit meiner Verlobten beschäftigt, als dass ich auf Roxanne schauen hätte können. Weißt du, selbst wenn ich es gewollt hätte, hätte ich meinen Blick nur schwer von dir wenden können.", sagte er und nun schüttelte ich ungläubig den Kopf.
"Du Idiot.", sagte ich und lachte, dann drehte ich mich um, sodass ich auf dem Bauch lag und lächelte ihn glücklich an. "Ich hätte nie mit einem Antrag gerechnet."
"Ich weiß, darum war die Überraschung auch so perfekt.", antwortete er und ich reckte meinen Kopf zu seinem, um ihm einen Kuss zu geben.
"Ich kann es kaum erwarten, den anderen davon zu erzählen. Was sie wohl sagen werden?", sagte ich lächelnd und legte meinen Kopf auf seine Brust.
"Nun ... müssen wir es ihnen denn sagen?", fragte Emmett und mein Kopf schnellte wieder hoch.
"Wie meinst du das?", fragte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Ich meinte, wir könnten sie doch einfach mal im Unklaren lassen. Es würde doch keinen Unterschied machen, wenn wir beide erneut heiraten und es ihnen nicht sagen würden. Vor dem Gesetz sind wir bereits verheiratet und auch so würde sich nichts ändern.", erklärte er mir und ich schürzte die Lippen.
"Hm ... weißt du, du hast ja Recht, aber ... ich möchte es ihnen gerne sagen.", entgegnete ich. Ich fand Emmetts Vorschlag zwar interessant und verlockend, aber ... für mich war eine Hochzeit genau das Gegenteil von einer Heimlichtuerei. Ich wollte an meinem Hochzeitstag im Mittelpunkt stehen, wollte Aufsehen erregen und ich wusste genau, dass ich mich nicht zurückhalten könnte, wenn ich den anderen meine vierte Hochzeit vorenthalten müsste. Ich musste nun einmal darüber reden. Und Emmett wusste das genau. Ich machte ihm zwar keinen Vorwurf, dass er diesen Wunsch hegte, eine unauffällige Hochzeit zu feiern, aber ... das lag nicht in meiner Natur.
"Wenn das so ist, dann machen wir es wie du willst.", sagte Emmett und lächelte, wie mir vorkam, gequält.
"Tut mir leid, Emmett. Du kennst mich ja. Wenn es um meine Hochzeit geht, bin ich kleinlich.", sagte ich entschuldigend und hoffte, dass Emmett mir nicht böse war.
"Das weiß ich doch, Rosalie. Deshalb lasse ich dir hier auch deine Freiheiten.", sagte er und grinste mich an. "Ich will, dass unsere Hochzeiten für dich unvergesslich werden und wenn du dazu unsere Familie brauchst, werde ich dir das auch nicht verbieten."
Ich lächelte ihn dankbar an. "Ich liebe dich, Emmett. Du ahnst nicht wie sehr."
"Oh doch, das weiß ich, denn ich liebe dich mindestens genauso sehr.", gab er mir zur Antwort und wieder trafen sich unsere Lippen zu einem zarten Kuss.
Es war spät abends geworden, als wir uns entschlossen aufzustehen. Es war viel zu bequem im Bett gewesen, als dass wir früher aufgestanden wären. Wir schlüpften beide in frische Klamotten, ich kämmte mir die Haare, brachte mein Gesicht auf Vordermann und blickte mich zum Abschluss prüfend im Spiegel an.
"Du bist wunderschön, egal was du mit deinen Haaren oder deinem Gesicht machst, Rose.", sagte Emmett, als er mich am Spiegel stehen sah. Er kam zu mir, umschlang mich von hinten und küsste mich auf den Hinterkopf. Ich legte meine Hände auf seine Arme und lächelte in den Spiegel. Das Spiegelbild, das sich mir bot, war ähnlich unserem ersten Hochzeitsfoto. Auch da stand Emmett hinter mir, hielt mich fest und ich umklammerte seine Arme – und wir lächelten beide glücklich in die Kamera.
"Lass uns nach unten gehen.", sagte ich und löste mich aus der Umklammerung. Ich nahm Emmett bei der Hand und gemeinsam gingen wir nach unten ins Wohnzimmer.
Unten angekommen sahen wir ebenfalls ein vertrautes Bild. Beinahe die gesamte die Familie Cullen hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht. Als wir uns durch unsere Schritte, die zwar leise, aber für die anwesenden Vampire sehr wohl vernehmbar waren, bemerkbar gemacht hatten, blickten sie uns alle grinsend an. Da ich nicht damit gerechnet hatte, dass wir grinsend empfangen wurden, machte sich in meinem Kopf der Gedanke breit, dass sie etwas wussten. Eigentlich hätte ich es wissen müssen, schoss es mir durch den Kopf. Edward und Alice mussten beide davon Wind bekommen haben und nun haben sie es der ganzen Familie erzählt und wir konnten uns den Überraschungseffekt sparen. Ich blickte kurz zu Emmett, der neben mir ging, konnte aber nicht erkennen, ob er das Gegrinse von Edward, Alice, Jasper, Carlisle und Esme als geplatzte Überraschung oder als normal aufnahm. Ich nahm an, dass Emmett keine Ahnung hatte, was hier vor sich ging, weshalb ich beschloss die Sache selbst in die Hand zu nehmen und die Überraschung so gut es ging zu retten, soweit sie noch zu retten war.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Missverständnisse (Teil 2)
Meine zuvor glückliche Miene bekam einen kleinen Dämpfer und als ich mich auf einen freien Platz setzte und Emmett neben mir Platz nahm, blickte ich nicht mehr ganz so zufrieden in die Runde. Es folgte eine peinliche Stille, die ich mir nur so erklären konnte, dass niemand wusste, wie er es am besten sagen sollte, dass sie bereits wussten, dass wir vorhatten wieder zu heiraten.
Während unsere Familie uns grinsend gegenüber saß seufzte ich laut und sagte zögernd "Ähm ... also ... wisst ihr es schon?"
Ausnahmslos alle blickten sich nun gegenseitig an und grinsten vielsagend. "Jaah, wir haben es eben erfahren.", meinte Alice und grinste in die Runde.
"Oh ... also ist es kein Geheimnis mehr?", fragte ich um sicher zu gehen. Eigentlich eine sinnlose Frage, aber ich konnte mein Verstimmung nicht zurückhalten.
"Nein, natürlich nicht. Wieso habt ihr denn auch ein Geheimnis draus gemacht? Wir freuen uns riesig für euch.", antwortete Alice und lächelte, während sie Jaspers Hand in ihre nahm.
"Nun ja, wir ... wissen es eigentlich auch erst seit heute.", meinte ich und sah Hilfe suchend zu Emmett. "Aber ... wie habt ihr das erfahren?"
"Der Chef von Emmetts Firma war vorhin hier und hat uns die frohe Botschaft mitgeteilt.", meinte Esme und fügte noch hinzu. "Wir sind ja so stolz, Emmett."
Emmett runzelte die Stirn. "Oh ... na ja, das war doch das Mindeste.", sagte er und wieder verfielen wir in Schweigen.
"Aber ... wieso hat Emmetts Chef es euch erzählt? Ich meine ... wie kommt er dazu?", fragte ich nun und hatte meine Stirn ebenfalls gerunzelt. Irgendetwas passte gar nicht an der Unterhaltung, die wir führten. Aber was es war, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen.
"Na ja, er wollte eigentlich zu Emmett und mit ihm reden, aber als ich ihm gesagt hatte, dass er nicht da war, sind wir ins Gespräch gekommen und da ist es ihm wohl rausgerutscht.", erklärte uns Esme. Sie lächelte Emmett stolz an.
Ich ließ meinen Blick sinken und als ich ihn erneut hob sah ich Edward verhalten lachen. Es war kein übliches Lachen, weil etwas lustig war. Es war mehr ein sich Lustigmachen über etwas, das nur er wusste. Ich kniff meine Augen zusammen und sah Edward misstrauisch an. "Was ist, Edward?"
"Oh ... haha ... nichts ... nichts.", sagte er schnell und stockend vor Lachen. Er musste sich die Seiten halten vor Kichern.
Mit immer noch zusammengekniffenen Augen wandte ich mich von ihm ab und redete mir ein, er lachte entweder über mich und ich wollte gar nicht wissen, was so lustig an mir war, oder es ging mich nichts an und ich hielt mich besser aus der Sache raus, bevor ein neuer Streit anbrechen würde.
"Okay, dann ... wenn ihr es bereits wisst ...", meinte ich und suchte nach etwas, das ich noch hinzufügen konnte, doch mir fiel nichts ein.
"Wir freuen uns wirklich sehr für dich, Emmett.", sagte nun Carlisle und Emmett nickte lächelnd, aber nicht ganz überzeugt davon, was Carlisle ihm gerade gesagt hatte. Als ich Emmett verwirrt anblickte, drang Carlisles Satz auch zu meinen Ohren vor und in mir kochte der Neid hoch. Sie freuten sich alle für Emmett und waren stolz auf ihn? Weil er einen Heiratsantrag gemacht hatte? So besonders war das nun auch nicht mehr. Immerhin handelte es sich um den bereits vierten Antrag. Und Roxanne den wohl albernsten Gesichtsausdruck überhaupt verpasst hatte mit seiner Überraschung? Was war mit mir? Hatte ich nicht dazu beigetragen, dass Roxanne aussah wie ein Clown, dem man gerade gesagt hatte, dass er aussah wie ein Huhn, anstatt wie ein Clown? War nicht ich die glückliche Braut, mit der sich alle freuen sollten? Ich verzog verärgert meinen Mund.
"Ihr freut euch alle für Emmett?", fragte ich, bemüht damit nicht wütend zu klingen. "Was ist mit mir?"
In Sekundenschnelle waren die Blicke meiner Familie auf mich gerichtet und ich hatte das ungute Gefühl, dass ich etwas sehr Furchtbares in ihren Augen gesagt hatte. Emmett legte einen Arm um mich und flüsterte mir ins Ohr "Hey, sie freuen sich für uns. Sei doch nicht so kleinlich."
"Nein, Emmett, lass mich! Ich will wissen, warum sie sich für dich freuen und stolz auf dich sind.", entgegnete ich ihm und sah nun Carlisle und den Rest meiner Familie an.
"Na ja, Rose, du wurdest ja nicht zum Geschäftsführer befördert, oder!?", fragte mich Esme und sah mich vorwurfsvoll – soweit das bei ihr möglich war, Esme ist ein zu gutmütiger Mensch – an. Nun fing Edward aus vollem Hals an zu lachen und ich verstand gar nichts mehr.
"G-Ge-Geschäftsführer ... b-befördert ... ich?", fragte ich und sah nun verwirrt umher.
"Na ja, davon reden wir ja die ganze Zeit.", meinte Esme und zuckte mit den Schultern. "Oder nicht?", sie blickte nun Hilfe suchend zu Carlisle.
Nun fing auch Emmett neben mir an zu lachen, denn ihm schien ein Licht aufgegangen zu sein. "Oh, ihr meint, ich ... wurde befördert?"
"Jaah, davon reden wir doch seit fünf Minuten.", sagte Esme und wirkte genervt. "Dein Chef war heute hier und hat, während er von seiner Tochter erzählt hat, erwähnt, dass er dir sagen möchte, dass du befördert wurdest. Ich glaube ... aufgrund deiner guten Arbeit und deines Engagements."
Edward lachte noch immer und mir wurde nun einiges klar. Offenbar hatten sie deshalb alle so gegrinst und deshalb waren sie auch stolz auf Emmett und nicht auf ... uns beide.
"Oh, deshalb also ... Emmett, herzlichen Glückwunsch. Davon hast du doch gar nichts gesagt.", meinte ich und fiel ihm gratulierend um den Hals.
"Nun ja, das liegt daran, dass ich bis jetzt nichts davon wusste.", sagte Emmett und drückte mich fest. "Danke, Süße."
"Das freut mich für dich –", sagte ich und wurde von Esme unterbrochen.
"Moment ... heißt das ... ihr wusstet nichts davon?", wir schüttelten beide die Köpfe "Aber ... wovon ... habt ihr dann gesprochen?", fragte sie und sah nun genauso verwirrt wie ich zuvor. Edward lachte nun wieder laut und ich warf ihm einen kurzen drohenden Blick zu, ehe ich mich diesem Thema widmete.
Ich blickte nun Emmett viel sagend an und blickte in die Runde. "Mhh ... jaah, also, wir ...wir sind wieder ... verlobt.", sagte ich und grinste, während ich meinen Ringfinger mit dem Ring hochhielt.
Beinahe genauso wie Roxanne, blickten uns Jasper, Esme und Carlisle an – Edward und Alice hatten zweifellos bereits gewusst, dass wir wieder heiraten wollten, obwohl Alice sich mit ihrem Wissen zurückhielt. "Was? Nein, das ist ja wundervoll. Meine Lieben, das freut mich unendlich für euch. Meine Güte, der ist ja wunderschön. Emmett ... wie kommst du nur an einen solchen Klunker?", fragte Esme und begutachtete den Ring auf meinem Finger.
"Na ja, als Geschäftsführer ...", meinte er und grinste.
"Herzlichen Glückwunsch. Das freut uns wirklich sehr für euch.", gratulierten sie uns nun nach der Reihe mit einem Handschütteln und jeweils derselbe Text. Ich gab bereitwillig jedem meine Hand, wobei ich bei Edward sofort wieder los ließ.
Meine Stimmung, Vera, hob sich ungemein, als mir alle lächelnd entgegen kamen und mir ihre Glückwünsche entgegen brachten. Ich fühlte mich wieder so glücklich wie zuvor in Emmetts und meinem Zimmer und ich konnte es nicht erwarten, wieder vor den Traualtar zu treten, in dem Wissen, dass sich alle für mich freuten und ich die Hauptperson dieses Tages sein würde.
Ich weiß, das hört sich furchtbar egoistisch an, aber wenn es um meine Hochzeit ging und alles, was damit verbunden war, war ich peinlich genau darauf bedacht, im Mittelpunkt zu stehen.
"Aber sagt ... wie kam es denn zu dem Antrag?", fragte Esme und lächelte uns alle liebevoll, wie eine Mutter, an.
"Nun ja, das ... würden wir gerne als unser Geheimnis mit ins Grab nehmen.", sagte ich und lächelte verlegen.
"Das hört sich ja toll an, wenn du das so sagst, Rosalie", meinte Edward und konnte sich nur mit Mühe einen weitern Lachanfall verkneifen. "... wenn du nur das Glück hättest jemals ins Grab zu kommen." Und dann konnte er sich nicht mehr halten und prustete laut los. Meine glückliche Stimmung, die ich gerade erst zurückgewonnen hatte, bekam erneut einen kleinen Dämpfer und mein Groll gegen Edward wuchs wieder.
Ich warf ihm einen meiner giftigsten Blicke zu, die ich in petto hatte und sorgte so dafür, dass ihm das Lachen verging. Edward war ja so taktlos, wenn es um mich ging. Weißt du, manchmal frage ich mich, was eigentlich unser Problem ist, aber auf eine klare Antwort bin ich bis heute nicht gekommen. Ich glaube einfach, dass wir uns nicht mögen. Ganz schlicht. Ich finde ihn weder attraktiv, noch sympathisch. Für mich ist Edward eine Person, mit der ich nicht freiwillig in Kontakt treten würde, wenn ich es nicht müsste.
"Ach hört auf, ihr zwei. Wir wissen alle, wie Rosalie das gemeint hat – und wir akzeptieren das.", warf Carlisle ein und sah nun Edward tadelnd an. Der Dämpfer, den mir Edwards Aussage verpasst hatte, wurde dadurch wieder repariert und mein Ego strahlte wieder vor Glück.
"Danke, Carlisle.", lächelte ich und warf Edward einen selbstgefälligen Blick zu, als hätte ich gerade einen fortwährenden Wettlauf gegen ihn gewonnen, bei dem ich wusste, dass der nächste Dampfer nicht lange auf sich warten ließ. "Allerdings ist mir eines immer noch unklar. Warum hat Al dir nicht bei der Arbeit von der Beförderung erzählt, Emmett?", fragte ich und wandte mich Emmett zu.
"Na ja, Al war heute gar nicht bei der Arbeit. Er musste ein fertig repariertes Auto zu einem Kunden bringen.", erklärte er und zuckte mit den Schultern. Offenbar fand er das gar nicht merkwürdig.
"Oh ja, er hat so etwas erzählt. Er meinte, er wäre gerade auf dem Weg nachhause, da er bei einem Kunden war, und da die Zeit in etwa gepasst hätte, dachte er, Emmett – oder besser Peter, wie er sagte – wäre schon von der Arbeit zuhause.", erzählte nun Esme und nickte mit dem Kopf.
"Oh, verstehe.", sagte ich und nickte ebenfalls. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich Al, während meines Besuches in der Werkstatt am Vormittag, nicht gesehen hatte. Ich hatte mir zwar nichts dabei gedacht, aber im Nachhinein wollte ich mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Al dabei gewesen wäre und miterlebt hätte, wie Emmett und ich Roxanne erledigt hatten. Emmett hätte dann bestimmt keine Beförderung bekommen und, um ehrlich zu sein, hatte ich von da an auch Angst, Roxanne würde Al davon erzählen und er würde Emmett seiner Position wieder entziehen. Aber nichts davon geschah. Ich nehme an, dass Roxanne sich viel zu sehr dafür schämte, was sie mit Emmett abgezogen hatte und die Schmach, die ich ihr erteilt hatte, als ich der gesamten Werkstatt davon erzählt hatte, was sie getan hatte, war wohl zu viel für sie. "Esme, wie ist er dann darauf gekommen, es dir zu sagen, dass Emmett befördert wurde?"
"Na ja, Emmetts Chef hat nach Emmett gefragt und ich sagte ihm, dass er noch nicht von der Arbeit zurück wäre und ob ich ihm etwas ausrichten sollte. Er hat etwas gezögert – ich denke, weil er nicht wusste, ob er hier warten oder es ihm später sagen sollte. Ich hab ihm dann angeboten, dass er hier warten könne, wenn er wollte. Er ist dann herein gekommen und hat sich erst einmal nur umgesehen. Dann hat er plötzlich angefangen von seiner Tochter zu sprechen. Dass sie sehr hübsch wäre und dass er auf der Suche nach einem Ehemann für sie wäre und so weiter und so fort. Ich habe ihn nicht gebeten, dass er mir alle diese Dinge erzählte, aber er hörte nicht mehr auf zu reden. Irgendwann ist er dann von seiner Tochter zu Emmett gesprungen und erzählte von seiner tollen Arbeit ... und dabei ist es ihm dann rausgerutscht. Als er gemerkt hat, was er gesagt hatte, wurde er ganz rot und hat etwas davon gestammelt, dass es eine Überraschung gewesen wäre und dass er jetzt schleunigst nachhause musste.", erzählte Esme und hatte einen mitfühlenden Gesichtsausdruck. "Er kam mir etwas durcheinander vor, dein Chef, meine ich. Ich hätte ihm ja gerne etwas angeboten, aber er hat so viel geredet, dass ich keine Zeit hatte, ihn zu fragen, ob er etwas wollte."
Emmett und ich lachten. Ich hatte Al zwar nie persönlich kennen gelernt, aber Emmett hatte mir schon erzählt, dass er ein merkwürdiger Kerl war. Dass er so viel von seiner Tochter gesprochen hatte sah ihm ähnlich und man merkte auch deutlich, dass Roxanne dieses Talent, zu reden auch wenn niemand mehr zuhörte, von ihm geerbt hatte. Das abrupte Abbrechen seines Redeflusses, wie Esme es uns erzählte, passte ganz genau zu diesem Schema, denn auch Roxanne hatte die Angewohnheit sofort abzubrechen, wenn sie etwas gesagt hatte, das sie nicht hätte sagen sollen. Ich hatte es zwar nie selbst erlebt, aber ihr Wesen hatte diese klaren Charakterzüge sehr stark angenommen.
Wir saßen an diesem Abend noch lange zusammen. Nachdem Emmett und ich aufgehört hatten zu lachen, erkundigte ich mich bei den anderen nach ihrem Befinden und was es Neues gäbe. Außer, dass Alice vorhatte eine Geschäftsuniform in ihrem Laden einzuführen, hatte sich nicht viel getan. Edward erzählte, dass er am nächsten Tag vor mehr als zwei Hundert Leuten spielen würde und Carlisle meinte, dass seine Patienten von Tag zu Tag mehr wurden. Alles in allem war der Abend, trotz der Missverständnisse am Anfang, ein sehr schöner Abend geworden. Dass Emmett befördert wurde, hob meine Stimmung ungemein, obwohl ich nicht viel damit zu tun hatte. Es war nur ein so gutes Gefühl, dass Emmett so viel Erfolg in seinem Beruf hatte, auch wenn wir wussten, dass wir in ein paar Jahren bereits wieder von Null anfangen würden, denn wir blieben ja nie länger als ein paar Jahre.
Meine zuvor glückliche Miene bekam einen kleinen Dämpfer und als ich mich auf einen freien Platz setzte und Emmett neben mir Platz nahm, blickte ich nicht mehr ganz so zufrieden in die Runde. Es folgte eine peinliche Stille, die ich mir nur so erklären konnte, dass niemand wusste, wie er es am besten sagen sollte, dass sie bereits wussten, dass wir vorhatten wieder zu heiraten.
Während unsere Familie uns grinsend gegenüber saß seufzte ich laut und sagte zögernd "Ähm ... also ... wisst ihr es schon?"
Ausnahmslos alle blickten sich nun gegenseitig an und grinsten vielsagend. "Jaah, wir haben es eben erfahren.", meinte Alice und grinste in die Runde.
"Oh ... also ist es kein Geheimnis mehr?", fragte ich um sicher zu gehen. Eigentlich eine sinnlose Frage, aber ich konnte mein Verstimmung nicht zurückhalten.
"Nein, natürlich nicht. Wieso habt ihr denn auch ein Geheimnis draus gemacht? Wir freuen uns riesig für euch.", antwortete Alice und lächelte, während sie Jaspers Hand in ihre nahm.
"Nun ja, wir ... wissen es eigentlich auch erst seit heute.", meinte ich und sah Hilfe suchend zu Emmett. "Aber ... wie habt ihr das erfahren?"
"Der Chef von Emmetts Firma war vorhin hier und hat uns die frohe Botschaft mitgeteilt.", meinte Esme und fügte noch hinzu. "Wir sind ja so stolz, Emmett."
Emmett runzelte die Stirn. "Oh ... na ja, das war doch das Mindeste.", sagte er und wieder verfielen wir in Schweigen.
"Aber ... wieso hat Emmetts Chef es euch erzählt? Ich meine ... wie kommt er dazu?", fragte ich nun und hatte meine Stirn ebenfalls gerunzelt. Irgendetwas passte gar nicht an der Unterhaltung, die wir führten. Aber was es war, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen.
"Na ja, er wollte eigentlich zu Emmett und mit ihm reden, aber als ich ihm gesagt hatte, dass er nicht da war, sind wir ins Gespräch gekommen und da ist es ihm wohl rausgerutscht.", erklärte uns Esme. Sie lächelte Emmett stolz an.
Ich ließ meinen Blick sinken und als ich ihn erneut hob sah ich Edward verhalten lachen. Es war kein übliches Lachen, weil etwas lustig war. Es war mehr ein sich Lustigmachen über etwas, das nur er wusste. Ich kniff meine Augen zusammen und sah Edward misstrauisch an. "Was ist, Edward?"
"Oh ... haha ... nichts ... nichts.", sagte er schnell und stockend vor Lachen. Er musste sich die Seiten halten vor Kichern.
Mit immer noch zusammengekniffenen Augen wandte ich mich von ihm ab und redete mir ein, er lachte entweder über mich und ich wollte gar nicht wissen, was so lustig an mir war, oder es ging mich nichts an und ich hielt mich besser aus der Sache raus, bevor ein neuer Streit anbrechen würde.
"Okay, dann ... wenn ihr es bereits wisst ...", meinte ich und suchte nach etwas, das ich noch hinzufügen konnte, doch mir fiel nichts ein.
"Wir freuen uns wirklich sehr für dich, Emmett.", sagte nun Carlisle und Emmett nickte lächelnd, aber nicht ganz überzeugt davon, was Carlisle ihm gerade gesagt hatte. Als ich Emmett verwirrt anblickte, drang Carlisles Satz auch zu meinen Ohren vor und in mir kochte der Neid hoch. Sie freuten sich alle für Emmett und waren stolz auf ihn? Weil er einen Heiratsantrag gemacht hatte? So besonders war das nun auch nicht mehr. Immerhin handelte es sich um den bereits vierten Antrag. Und Roxanne den wohl albernsten Gesichtsausdruck überhaupt verpasst hatte mit seiner Überraschung? Was war mit mir? Hatte ich nicht dazu beigetragen, dass Roxanne aussah wie ein Clown, dem man gerade gesagt hatte, dass er aussah wie ein Huhn, anstatt wie ein Clown? War nicht ich die glückliche Braut, mit der sich alle freuen sollten? Ich verzog verärgert meinen Mund.
"Ihr freut euch alle für Emmett?", fragte ich, bemüht damit nicht wütend zu klingen. "Was ist mit mir?"
In Sekundenschnelle waren die Blicke meiner Familie auf mich gerichtet und ich hatte das ungute Gefühl, dass ich etwas sehr Furchtbares in ihren Augen gesagt hatte. Emmett legte einen Arm um mich und flüsterte mir ins Ohr "Hey, sie freuen sich für uns. Sei doch nicht so kleinlich."
"Nein, Emmett, lass mich! Ich will wissen, warum sie sich für dich freuen und stolz auf dich sind.", entgegnete ich ihm und sah nun Carlisle und den Rest meiner Familie an.
"Na ja, Rose, du wurdest ja nicht zum Geschäftsführer befördert, oder!?", fragte mich Esme und sah mich vorwurfsvoll – soweit das bei ihr möglich war, Esme ist ein zu gutmütiger Mensch – an. Nun fing Edward aus vollem Hals an zu lachen und ich verstand gar nichts mehr.
"G-Ge-Geschäftsführer ... b-befördert ... ich?", fragte ich und sah nun verwirrt umher.
"Na ja, davon reden wir ja die ganze Zeit.", meinte Esme und zuckte mit den Schultern. "Oder nicht?", sie blickte nun Hilfe suchend zu Carlisle.
Nun fing auch Emmett neben mir an zu lachen, denn ihm schien ein Licht aufgegangen zu sein. "Oh, ihr meint, ich ... wurde befördert?"
"Jaah, davon reden wir doch seit fünf Minuten.", sagte Esme und wirkte genervt. "Dein Chef war heute hier und hat, während er von seiner Tochter erzählt hat, erwähnt, dass er dir sagen möchte, dass du befördert wurdest. Ich glaube ... aufgrund deiner guten Arbeit und deines Engagements."
Edward lachte noch immer und mir wurde nun einiges klar. Offenbar hatten sie deshalb alle so gegrinst und deshalb waren sie auch stolz auf Emmett und nicht auf ... uns beide.
"Oh, deshalb also ... Emmett, herzlichen Glückwunsch. Davon hast du doch gar nichts gesagt.", meinte ich und fiel ihm gratulierend um den Hals.
"Nun ja, das liegt daran, dass ich bis jetzt nichts davon wusste.", sagte Emmett und drückte mich fest. "Danke, Süße."
"Das freut mich für dich –", sagte ich und wurde von Esme unterbrochen.
"Moment ... heißt das ... ihr wusstet nichts davon?", wir schüttelten beide die Köpfe "Aber ... wovon ... habt ihr dann gesprochen?", fragte sie und sah nun genauso verwirrt wie ich zuvor. Edward lachte nun wieder laut und ich warf ihm einen kurzen drohenden Blick zu, ehe ich mich diesem Thema widmete.
Ich blickte nun Emmett viel sagend an und blickte in die Runde. "Mhh ... jaah, also, wir ...wir sind wieder ... verlobt.", sagte ich und grinste, während ich meinen Ringfinger mit dem Ring hochhielt.
Beinahe genauso wie Roxanne, blickten uns Jasper, Esme und Carlisle an – Edward und Alice hatten zweifellos bereits gewusst, dass wir wieder heiraten wollten, obwohl Alice sich mit ihrem Wissen zurückhielt. "Was? Nein, das ist ja wundervoll. Meine Lieben, das freut mich unendlich für euch. Meine Güte, der ist ja wunderschön. Emmett ... wie kommst du nur an einen solchen Klunker?", fragte Esme und begutachtete den Ring auf meinem Finger.
"Na ja, als Geschäftsführer ...", meinte er und grinste.
"Herzlichen Glückwunsch. Das freut uns wirklich sehr für euch.", gratulierten sie uns nun nach der Reihe mit einem Handschütteln und jeweils derselbe Text. Ich gab bereitwillig jedem meine Hand, wobei ich bei Edward sofort wieder los ließ.
Meine Stimmung, Vera, hob sich ungemein, als mir alle lächelnd entgegen kamen und mir ihre Glückwünsche entgegen brachten. Ich fühlte mich wieder so glücklich wie zuvor in Emmetts und meinem Zimmer und ich konnte es nicht erwarten, wieder vor den Traualtar zu treten, in dem Wissen, dass sich alle für mich freuten und ich die Hauptperson dieses Tages sein würde.
Ich weiß, das hört sich furchtbar egoistisch an, aber wenn es um meine Hochzeit ging und alles, was damit verbunden war, war ich peinlich genau darauf bedacht, im Mittelpunkt zu stehen.
"Aber sagt ... wie kam es denn zu dem Antrag?", fragte Esme und lächelte uns alle liebevoll, wie eine Mutter, an.
"Nun ja, das ... würden wir gerne als unser Geheimnis mit ins Grab nehmen.", sagte ich und lächelte verlegen.
"Das hört sich ja toll an, wenn du das so sagst, Rosalie", meinte Edward und konnte sich nur mit Mühe einen weitern Lachanfall verkneifen. "... wenn du nur das Glück hättest jemals ins Grab zu kommen." Und dann konnte er sich nicht mehr halten und prustete laut los. Meine glückliche Stimmung, die ich gerade erst zurückgewonnen hatte, bekam erneut einen kleinen Dämpfer und mein Groll gegen Edward wuchs wieder.
Ich warf ihm einen meiner giftigsten Blicke zu, die ich in petto hatte und sorgte so dafür, dass ihm das Lachen verging. Edward war ja so taktlos, wenn es um mich ging. Weißt du, manchmal frage ich mich, was eigentlich unser Problem ist, aber auf eine klare Antwort bin ich bis heute nicht gekommen. Ich glaube einfach, dass wir uns nicht mögen. Ganz schlicht. Ich finde ihn weder attraktiv, noch sympathisch. Für mich ist Edward eine Person, mit der ich nicht freiwillig in Kontakt treten würde, wenn ich es nicht müsste.
"Ach hört auf, ihr zwei. Wir wissen alle, wie Rosalie das gemeint hat – und wir akzeptieren das.", warf Carlisle ein und sah nun Edward tadelnd an. Der Dämpfer, den mir Edwards Aussage verpasst hatte, wurde dadurch wieder repariert und mein Ego strahlte wieder vor Glück.
"Danke, Carlisle.", lächelte ich und warf Edward einen selbstgefälligen Blick zu, als hätte ich gerade einen fortwährenden Wettlauf gegen ihn gewonnen, bei dem ich wusste, dass der nächste Dampfer nicht lange auf sich warten ließ. "Allerdings ist mir eines immer noch unklar. Warum hat Al dir nicht bei der Arbeit von der Beförderung erzählt, Emmett?", fragte ich und wandte mich Emmett zu.
"Na ja, Al war heute gar nicht bei der Arbeit. Er musste ein fertig repariertes Auto zu einem Kunden bringen.", erklärte er und zuckte mit den Schultern. Offenbar fand er das gar nicht merkwürdig.
"Oh ja, er hat so etwas erzählt. Er meinte, er wäre gerade auf dem Weg nachhause, da er bei einem Kunden war, und da die Zeit in etwa gepasst hätte, dachte er, Emmett – oder besser Peter, wie er sagte – wäre schon von der Arbeit zuhause.", erzählte nun Esme und nickte mit dem Kopf.
"Oh, verstehe.", sagte ich und nickte ebenfalls. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich Al, während meines Besuches in der Werkstatt am Vormittag, nicht gesehen hatte. Ich hatte mir zwar nichts dabei gedacht, aber im Nachhinein wollte ich mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Al dabei gewesen wäre und miterlebt hätte, wie Emmett und ich Roxanne erledigt hatten. Emmett hätte dann bestimmt keine Beförderung bekommen und, um ehrlich zu sein, hatte ich von da an auch Angst, Roxanne würde Al davon erzählen und er würde Emmett seiner Position wieder entziehen. Aber nichts davon geschah. Ich nehme an, dass Roxanne sich viel zu sehr dafür schämte, was sie mit Emmett abgezogen hatte und die Schmach, die ich ihr erteilt hatte, als ich der gesamten Werkstatt davon erzählt hatte, was sie getan hatte, war wohl zu viel für sie. "Esme, wie ist er dann darauf gekommen, es dir zu sagen, dass Emmett befördert wurde?"
"Na ja, Emmetts Chef hat nach Emmett gefragt und ich sagte ihm, dass er noch nicht von der Arbeit zurück wäre und ob ich ihm etwas ausrichten sollte. Er hat etwas gezögert – ich denke, weil er nicht wusste, ob er hier warten oder es ihm später sagen sollte. Ich hab ihm dann angeboten, dass er hier warten könne, wenn er wollte. Er ist dann herein gekommen und hat sich erst einmal nur umgesehen. Dann hat er plötzlich angefangen von seiner Tochter zu sprechen. Dass sie sehr hübsch wäre und dass er auf der Suche nach einem Ehemann für sie wäre und so weiter und so fort. Ich habe ihn nicht gebeten, dass er mir alle diese Dinge erzählte, aber er hörte nicht mehr auf zu reden. Irgendwann ist er dann von seiner Tochter zu Emmett gesprungen und erzählte von seiner tollen Arbeit ... und dabei ist es ihm dann rausgerutscht. Als er gemerkt hat, was er gesagt hatte, wurde er ganz rot und hat etwas davon gestammelt, dass es eine Überraschung gewesen wäre und dass er jetzt schleunigst nachhause musste.", erzählte Esme und hatte einen mitfühlenden Gesichtsausdruck. "Er kam mir etwas durcheinander vor, dein Chef, meine ich. Ich hätte ihm ja gerne etwas angeboten, aber er hat so viel geredet, dass ich keine Zeit hatte, ihn zu fragen, ob er etwas wollte."
Emmett und ich lachten. Ich hatte Al zwar nie persönlich kennen gelernt, aber Emmett hatte mir schon erzählt, dass er ein merkwürdiger Kerl war. Dass er so viel von seiner Tochter gesprochen hatte sah ihm ähnlich und man merkte auch deutlich, dass Roxanne dieses Talent, zu reden auch wenn niemand mehr zuhörte, von ihm geerbt hatte. Das abrupte Abbrechen seines Redeflusses, wie Esme es uns erzählte, passte ganz genau zu diesem Schema, denn auch Roxanne hatte die Angewohnheit sofort abzubrechen, wenn sie etwas gesagt hatte, das sie nicht hätte sagen sollen. Ich hatte es zwar nie selbst erlebt, aber ihr Wesen hatte diese klaren Charakterzüge sehr stark angenommen.
Wir saßen an diesem Abend noch lange zusammen. Nachdem Emmett und ich aufgehört hatten zu lachen, erkundigte ich mich bei den anderen nach ihrem Befinden und was es Neues gäbe. Außer, dass Alice vorhatte eine Geschäftsuniform in ihrem Laden einzuführen, hatte sich nicht viel getan. Edward erzählte, dass er am nächsten Tag vor mehr als zwei Hundert Leuten spielen würde und Carlisle meinte, dass seine Patienten von Tag zu Tag mehr wurden. Alles in allem war der Abend, trotz der Missverständnisse am Anfang, ein sehr schöner Abend geworden. Dass Emmett befördert wurde, hob meine Stimmung ungemein, obwohl ich nicht viel damit zu tun hatte. Es war nur ein so gutes Gefühl, dass Emmett so viel Erfolg in seinem Beruf hatte, auch wenn wir wussten, dass wir in ein paar Jahren bereits wieder von Null anfangen würden, denn wir blieben ja nie länger als ein paar Jahre.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Der Fehler im Plan (Teil 1)
Nach diesem Abend vergingen keine zwei Tage bis ich anfing meine vierte Hochzeit zu planen. Ich hatte, wie schon bei den ersten beiden Hochzeiten, meine Vorstellungen – die dritte plante ich ja nicht selbst. Es waren zwar nur vage Vorstellungen, aber ich wusste schon, dass es eine eher kleine Hochzeit werden sollte. Ich wollte, wenn überhaupt, nur die Denalis einladen. Emmetts Mitarbeiter und sein Chef inklusive seiner Ehefrau und Roxanne wollte ich nicht dabei haben. Am ehesten noch Al, aber die beiden Frauen waren mir ein Dorn im Auge, besonders Roxanne und da ich jede Wette eingegangen wäre, dass Roxanne alles ihrer Mutter erzählt hatte, was zwischen Emmett, mir und Roxanne selbst vorgefallen war, und diese ihr auch alles geglaubt hatte, konnte ich mit Als Ehefrau ebenfalls nichts anfangen.
Ich wusste zudem schon in etwa, wie die Farbe der Kleider meiner Brautjungfern sein sollte und was ich tragen wollte. Die Farben für die anschließende Feier hatte ich ebenso schon gewählt und auch den Schmuck, den die Kapelle oder Kirche haben sollte. Weißt du, Vera, da ich schon drei Hochzeiten gefeiert hatte und eine für jemand anderen organisiert hatte, wusste ich genau, was auf mich zukam und was ich wollte. Es hört sich zwar immens egoistisch an, wenn ich dir das so erzähle, dass ICH das alles schon wusste und Emmett schier nichts zu melden hatte, aber ganz so war es nicht. Wie ich dir ja schon sagte, ließ mir Emmett in diesem Punkt meine Freiheiten und tat alles, damit die Hochzeit ein Erfolg wurde und sie perfekt für mich war. Er betonte immer wieder, wenn ich ihn fragte, was er davon hielt und ob er damit leben könnte, dass er alles toll finden würde, wenn nur ich damit glücklich war. Und so ließ ich mich auch nicht davon abhalten alles selbst und nach meinem Geschmack zu planen. Zudem hatte Emmett die letzte Hochzeit organisiert und sie war ein voller Erfolg. Er hatte mir einmal erzählt, kurz nach Weihnachten 1965, dass er die Hochzeit auf meinem Geschmack basieren ließ. Und er hatte damit ins Schwarze getroffen, ohne es zu wissen.
Alles, was ich noch nicht wusste, war der Ort meiner vierten Hochzeit und das genaue Datum. Ich hatte bereits drei Hochzeiten, die alle an den verschiedensten Orten stattgefunden hatten. Unsere erste Hochzeit feierten Emmett und ich in Forks, kurz nachdem wir uns kennen gelernt hatten. Die zweite war hier in Alaska nach Alices und Jaspers Hochzeit und die dritte, die am 25. Dezember 1965 gehalten wurde, war in Paris. Für mich gab es eine klare Antwort, auf die Frage, wo ich nicht Hochzeit feiern wollte. Ich wollte auf keinen Fall an einem dieser Orte feiern, denn das war einfach nicht passend. Zudem hätte es passieren können, dass uns dort jemand erkennen hätte können. Ein Priester, der uns bereits einmal getraut hatte oder es fiel durch eine Urkunde oder sonstiges auf. Dieses Risiko wollte ich auf keinen Fall eingehen, also musste ich überlegen, welcher Ort dafür der beste wäre.
Ich beschloss nicht allzu viel darüber nachzudenken, denn häufig kamen die besten Ideen dann, wenn man am wenigsten damit rechnete. Es war eine Qual, Vera, mit dem Planen nicht schon anfangen zu können, aber ohne Location und Zeitpunkt war das nicht möglich. Ich vertrieb mir die Zeit, während meines Wartens auf einen Geistesblitz, mit Arbeiten in Alices und Jaspers Laden. Es blieb mir auch nichts anderes übrig, denn ansonsten hatte ich nicht viel zu tun. An meinen freien Tagen hatte ich mir vorgenommen mein Brautkleid auszuwählen. Ich fuhr dafür in die verschiedensten Städte, meistens mit Alice oder Esme, und besah mir dort die Brautsalons und deren schönste Kleider.
Aber dummerweise hatte ich das perfekte Kleid nach einiger Zeit schon gefunden, auch wenn ich dafür in zwanzig verschiedene Läden laufen und beinahe durch ganz Alaska reisen musste. Von da an blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten und zu hoffen, dass der Geistesblitz bald kam.
Doch leider hatte ich nicht so viel Glück, wie ich dachte. Es vergingen fünf Monate ohne auch nur die Spur einer gedanklichen Eingebung. Nichts, noch nicht einmal ein Funke, der mir die Richtung gewiesen hätte, wo der Ort war, an dem ich meine vierte Hochzeit feiern sollte.
Während ich beinahe verzweifelte, hatte sich Emmett in seinem Job als Geschäftsführer der Werkstatt gut eingefunden. Er bekam nun doppelt so viel Gehalt wie zuvor und hatte auch viel interessantere Arbeiten zu tätigen. Es schien ihm unglaublich viel Spaß zu bereiten dort zu arbeiten, denn immer, wenn er am Abend von der Arbeit kam, hatte er ein Lächeln aufgesetzt und war super gut gelaunt. Nun ja, ich als Egoist könnte auch behaupten, das hätte an mir gelegen, aber ich denke, dass nicht nur ich daran Schuld hatte. Roxanne, die sich fürchterlich über die Beförderung von Emmett aufgeregt hatte, da das ja hieß, dass er noch länger dort arbeiten und sie ihn häufig zu Gesicht bekommen würde, hatte sich seither aus der Werkstatt zurückgezogen und es vermieden dann dort zu sein, wenn Emmett dort war. Emmett kam einmal nachhause und erzählte mir, dass Al ihm erzählt hatte, dass Roxanne endlich jemanden kennen gelernt hatte, der als potenzieller Ehemann in Frage kommen könnte. Angeblich soll er auch Kanadier gewesen sein, denn Al war jedes Mal ganz aus dem Häuschen, wenn er Emmett davon erzählte. Ich war froh, dass Roxanne mir und Emmett dadurch nicht mehr im Weg stehen würde, denn ich hatte befürchtet, dass sie sich möglicherweise noch Hoffnungen machte, obwohl meine Ansage klar und deutlich gewesen war, wie ich finde.
Als ich damals von dieser Liaison zwischen Roxanne und diesem Kanadier erfuhr, beschloss ich erneut in die Werkstatt zu gehen und mich ... umzusehen. Nicht weil ich Emmett besuchen wollte aus Glück, sondern aus Freude über die Tatsache, dass Roxanne mein Leben nicht mehr durcheinander bringen konnte. Ich wollte mich – sozusagen – vergewissern, dass Emmetts Erzählungen wahr waren. Ich ging also zwei Tage nachdem ich davon erfahren hatte in die Werkstatt und sah mich um. Anfangs tat ich so, als würde ich Emmett besuchen kommen, um einen Vorwand zu haben, sollte man mich auf meine Anwesenheit dort ansprechen. Ich sah Emmett beim Montieren eines Motors zu und hörte bei dem ein oder anderen Gespräch, das die Arbeiter dort führten, zu. Ich war etwas enttäuscht, dass ich nichts von Roxanne und ihrer kanadischen Bekanntschaft hörte, da ich annahm, dass dies das große Thema in der Werkstatt war. Nein, die Gespräche dort handelten von Autos, dem Wochenende, das näher rückte, da bereits Donnerstag war, vom Fernsehprogramm und gelegentlich schnappte ich Familiengeschichten auf, die höchst langweilig waren. Es wurde Mittag und ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben auch nur ein Stückchen von Roxannes Romanze zu hören, da ging die Werkstatttür auf und herein trat mein Objekt der Begierde: Roxanne.
Sie lächelte, als sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ und ging beschwingt auf die Lagertür zu, während sie im Vorbeigehen rief "Guten Tag, meine Herren!"
Ich fand das höchst eigenartig, denn Roxanne kam mir bei unserem damaligen Treffen eher steif und arrogant vor. Nun ja, sie schien mich anfangs nicht zu bemerken, da ich neben Emmett stand und sie niemand bestimmtem Aufmerksamkeit schenkte, als sie die Lagertür erreichte, doch als ich mich in ihr Blickfeld drängte und Emmetts Platz verließ drehte sie lächelnd ihren Kopf zu mir.
"Ah ... Sophie, richtig?", sagte sie und lächelte unentwegt.
Ich sah sie ebenfalls lächelnd an und nickte knapp. "In der Tat.", antwortete ich. "Sie haben aber gute Laune, Roxanne, wie kommt es?"
"Oh ... an einem so schönen Tag wie heute, kann man doch nur gut drauf sein oder etwa nicht?", strahlte sie und ich blickte kurz zum Fenster – es regnete.
"Nun, es muss wohl so sein.", sagte ich und folgte ihr, denn Roxanne hatte sich umgedreht und war ins Lager gegangen. Ich verfolgte sie nicht, weil ich sie ärgern wollte, sondern weil ich sicher gehen wollte, dass das alles stimmte, was Emmett mir erzählt hatte und Roxanne war drauf und dran mir aus den Augen zu verschwinden.
Ich ging ihr also nach und während sie sich am Schreibtisch ihres Vaters gegenüber der Tür zu schaffen machte, blieb ich in der Tür stehen und fragte frei heraus: "Roxanne, verzeihen Sie, dass ich Sie so bedränge, aber ... ich muss Sie jetzt einfach fragen. Sind denn die Gerüchte wahr, dass Sie ... verlobt sind?"
Dass die beiden verlobt waren hatte ich, zugegebener Maßen, erfunden, aber ich brauchte ein ... Gerücht, damit ich mit ihr ins Gespräch kommen konnte.
Ich hatte eigentlich erwartet, dass Roxanne erstarren würde, dass ich davon wusste, aber das Gegenteil passierte. "Oh ja", strahlte sie und tänzelte um den Schreibtisch herum. "Es ist wundervoll, einfach wundervoll."
"Ich ... ich muss zugeben, das ist in der Tat wundervoll, Roxanne. Wer ist denn der ... Glückliche?", fragte ich zögernd und wartete auf ihre Reaktion. Möglicherweise wollte sie mir nicht sagen, wer derjenige war, denn immerhin war ich ihre Rivalin im Kampf um Emmett gewesen.
"Sein Name ist Ken und er ist Kanadier. Er ist ein wunderbarer Mann. Stark und liebevoll, beinahe so wie Peter. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sogar behaupten, er wäre Peter.", sagte sie selbstbewusst und nun war ich diejenige, die erstarrte.
Ich hatte zum einen nicht damit gerechnet, dass sie mir von ihrem Liebsten erzählen würde und zum anderen erschreckte mich die Tatsache, dass Ken beinahe genauso war wie Emmett.
"Ach, tatsächlich?", fragte ich und musste mich zusammenreißen, um nicht über sie herzufallen und ihr einzutrichtern, dass sie sich gefälligst jemand Individuellen suchen sollte. Eigentlich, dachte ich in dem Moment, hätte ich es wissen müssen. Sie war so vernarrt in Emmett gewesen, dass sie sogar bereit gewesen war, seine Ehe zu zerstören, nur um ihn für sich zu haben. Dass sie sich nun jemand suchte, der genauso war wie ihre erste Liebe, war nur logisch.
"Ja, und, Sophie, Sie werden nie erraten wo wir heiraten werden.", sagte sie und lächelte breit.
"So? Wo werden Sie denn heiraten?", fragte ich sie mit zusammengepressten Zähnen. Ich hatte Mühe nicht loszuschreien.
Roxanne grinste nun noch breiter und strahlte mich an. "In Venedig. Wir wollen in der Markuskirche heiraten. Ist das nicht großartig. Ein so wundervoller Ort um eine Ehe zu schließen. Ich habe schon alles geplant. Wir werden in einem Boot vom Festland aus nach Venedig fahren und vom Hafen mit der Gondel zum Markusplatz fahren. Ich hatte zuerst eigentlich an Pferdekutschen gedacht, aber wir sind ja nicht in Paris und auch nicht in Wien, da wäre das angebrachter. Nein ... Gondeln sind traditionell für Venedig.", sie erzählte mir von diesen Plänen, als wären wir die besten Freundinnen.
Es war Folter für mich ihr zuzuhören, ohne vor Neid platzen zu können. Ich musste meine ganze Selbstbeherrschung zusammennehmen, um nicht unvorsichtig zu werden und dem Redefluss auf höchst unappetitliche Weise ein Ende zu bereiten. Es kostete mich eine Menge Anstrengung, doch als sie mir von den traditionellen Gondeln erzählte, klickte es in meinem Kopf plötzlich, als wäre ein Zahnrad wieder eingerastet, das schon lange defekt war. Es ratterte in meinem Kopf, als wäre ich aufgezogen worden. Mein Kopf schmiedete Pläne für meine Hochzeit. Ich sah mich vor meinem geistigen Auge in Venedig mit der Gondel fahren. Emmett stand am Ufer und ich wurde von dem Gondoliere dorthin übers Wasser geführt. Emmett lächelte und als ich ihm meine Hand gab, um aus der Gondel zu steigen, wusste ich, was ich zu tun hatte.
"Oh, das hört sich ... wundervoll an. Wann findet denn die Hochzeit statt?", fragte ich scheinheilig und versuchte so zu klingen, als ob es mich tatsächlich interessierte. In Wahrheit musste ich nur wissen, wann ich meine Hochzeit feiern musste, damit ich Roxanne zuvor kam.
Roxanne blickte mich kurz stumm an und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an, dann sagte sie aber: "In einem halben Jahr, wenn wir Glück haben. Ken hat noch so viel für seine Familie zu erledigen, da sein Vater vor kurzem gestorben ist, und ich muss hier die Arbeit von meinem Vater für einige Zeit übernehmen, da er sich eine Auszeit gönnt, aber dann ... dann können wir endlich heiraten."
"Verstehe, nun ... ich hoffe doch, dass ... wir ... eingeladen sind?", wollte ich wissen und lächelte mitfühlend.
"Ich denke, das lässt sich bestimmt einrichten.", strahlte Roxanne. "Sie entschuldigen mich, Sophie, ich habe jetzt zu arbeiten. Es gibt ja so viel zu tun, neben all der Vorbereitungen für die Hochzeit."
"Selbstverständlich.", sagte ich und strahlte sie ebenfalls an. Dass die Hochzeit von Roxanne und Ken erst in einem guten halben Jahr stattfinden wird, kam mir nur gelegen. Das war Zeit genug, um meine eigene dort zu planen und Roxanne den Zauber zu nehmen. Zumindest sah ich das so. "Ich wünsche Ihnen und Ihrem Verlobten alles erdenklich Gute, Roxanne. Auf Wiedersehen."
Und mit einem beinahe so glücklichen Strahlen drehte ich mich um und ging zufrieden aus der Werkstatt, nachdem ich mich von Emmett mit einem Kuss verabschiedet hatte. Der Tag hatte sich mehr als gelohnt, fand ich, als ich später in meinem Zimmer saß und mich bereits wieder in die Vorbereitungen stürzte.
Nach diesem Abend vergingen keine zwei Tage bis ich anfing meine vierte Hochzeit zu planen. Ich hatte, wie schon bei den ersten beiden Hochzeiten, meine Vorstellungen – die dritte plante ich ja nicht selbst. Es waren zwar nur vage Vorstellungen, aber ich wusste schon, dass es eine eher kleine Hochzeit werden sollte. Ich wollte, wenn überhaupt, nur die Denalis einladen. Emmetts Mitarbeiter und sein Chef inklusive seiner Ehefrau und Roxanne wollte ich nicht dabei haben. Am ehesten noch Al, aber die beiden Frauen waren mir ein Dorn im Auge, besonders Roxanne und da ich jede Wette eingegangen wäre, dass Roxanne alles ihrer Mutter erzählt hatte, was zwischen Emmett, mir und Roxanne selbst vorgefallen war, und diese ihr auch alles geglaubt hatte, konnte ich mit Als Ehefrau ebenfalls nichts anfangen.
Ich wusste zudem schon in etwa, wie die Farbe der Kleider meiner Brautjungfern sein sollte und was ich tragen wollte. Die Farben für die anschließende Feier hatte ich ebenso schon gewählt und auch den Schmuck, den die Kapelle oder Kirche haben sollte. Weißt du, Vera, da ich schon drei Hochzeiten gefeiert hatte und eine für jemand anderen organisiert hatte, wusste ich genau, was auf mich zukam und was ich wollte. Es hört sich zwar immens egoistisch an, wenn ich dir das so erzähle, dass ICH das alles schon wusste und Emmett schier nichts zu melden hatte, aber ganz so war es nicht. Wie ich dir ja schon sagte, ließ mir Emmett in diesem Punkt meine Freiheiten und tat alles, damit die Hochzeit ein Erfolg wurde und sie perfekt für mich war. Er betonte immer wieder, wenn ich ihn fragte, was er davon hielt und ob er damit leben könnte, dass er alles toll finden würde, wenn nur ich damit glücklich war. Und so ließ ich mich auch nicht davon abhalten alles selbst und nach meinem Geschmack zu planen. Zudem hatte Emmett die letzte Hochzeit organisiert und sie war ein voller Erfolg. Er hatte mir einmal erzählt, kurz nach Weihnachten 1965, dass er die Hochzeit auf meinem Geschmack basieren ließ. Und er hatte damit ins Schwarze getroffen, ohne es zu wissen.
Alles, was ich noch nicht wusste, war der Ort meiner vierten Hochzeit und das genaue Datum. Ich hatte bereits drei Hochzeiten, die alle an den verschiedensten Orten stattgefunden hatten. Unsere erste Hochzeit feierten Emmett und ich in Forks, kurz nachdem wir uns kennen gelernt hatten. Die zweite war hier in Alaska nach Alices und Jaspers Hochzeit und die dritte, die am 25. Dezember 1965 gehalten wurde, war in Paris. Für mich gab es eine klare Antwort, auf die Frage, wo ich nicht Hochzeit feiern wollte. Ich wollte auf keinen Fall an einem dieser Orte feiern, denn das war einfach nicht passend. Zudem hätte es passieren können, dass uns dort jemand erkennen hätte können. Ein Priester, der uns bereits einmal getraut hatte oder es fiel durch eine Urkunde oder sonstiges auf. Dieses Risiko wollte ich auf keinen Fall eingehen, also musste ich überlegen, welcher Ort dafür der beste wäre.
Ich beschloss nicht allzu viel darüber nachzudenken, denn häufig kamen die besten Ideen dann, wenn man am wenigsten damit rechnete. Es war eine Qual, Vera, mit dem Planen nicht schon anfangen zu können, aber ohne Location und Zeitpunkt war das nicht möglich. Ich vertrieb mir die Zeit, während meines Wartens auf einen Geistesblitz, mit Arbeiten in Alices und Jaspers Laden. Es blieb mir auch nichts anderes übrig, denn ansonsten hatte ich nicht viel zu tun. An meinen freien Tagen hatte ich mir vorgenommen mein Brautkleid auszuwählen. Ich fuhr dafür in die verschiedensten Städte, meistens mit Alice oder Esme, und besah mir dort die Brautsalons und deren schönste Kleider.
Aber dummerweise hatte ich das perfekte Kleid nach einiger Zeit schon gefunden, auch wenn ich dafür in zwanzig verschiedene Läden laufen und beinahe durch ganz Alaska reisen musste. Von da an blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten und zu hoffen, dass der Geistesblitz bald kam.
Doch leider hatte ich nicht so viel Glück, wie ich dachte. Es vergingen fünf Monate ohne auch nur die Spur einer gedanklichen Eingebung. Nichts, noch nicht einmal ein Funke, der mir die Richtung gewiesen hätte, wo der Ort war, an dem ich meine vierte Hochzeit feiern sollte.
Während ich beinahe verzweifelte, hatte sich Emmett in seinem Job als Geschäftsführer der Werkstatt gut eingefunden. Er bekam nun doppelt so viel Gehalt wie zuvor und hatte auch viel interessantere Arbeiten zu tätigen. Es schien ihm unglaublich viel Spaß zu bereiten dort zu arbeiten, denn immer, wenn er am Abend von der Arbeit kam, hatte er ein Lächeln aufgesetzt und war super gut gelaunt. Nun ja, ich als Egoist könnte auch behaupten, das hätte an mir gelegen, aber ich denke, dass nicht nur ich daran Schuld hatte. Roxanne, die sich fürchterlich über die Beförderung von Emmett aufgeregt hatte, da das ja hieß, dass er noch länger dort arbeiten und sie ihn häufig zu Gesicht bekommen würde, hatte sich seither aus der Werkstatt zurückgezogen und es vermieden dann dort zu sein, wenn Emmett dort war. Emmett kam einmal nachhause und erzählte mir, dass Al ihm erzählt hatte, dass Roxanne endlich jemanden kennen gelernt hatte, der als potenzieller Ehemann in Frage kommen könnte. Angeblich soll er auch Kanadier gewesen sein, denn Al war jedes Mal ganz aus dem Häuschen, wenn er Emmett davon erzählte. Ich war froh, dass Roxanne mir und Emmett dadurch nicht mehr im Weg stehen würde, denn ich hatte befürchtet, dass sie sich möglicherweise noch Hoffnungen machte, obwohl meine Ansage klar und deutlich gewesen war, wie ich finde.
Als ich damals von dieser Liaison zwischen Roxanne und diesem Kanadier erfuhr, beschloss ich erneut in die Werkstatt zu gehen und mich ... umzusehen. Nicht weil ich Emmett besuchen wollte aus Glück, sondern aus Freude über die Tatsache, dass Roxanne mein Leben nicht mehr durcheinander bringen konnte. Ich wollte mich – sozusagen – vergewissern, dass Emmetts Erzählungen wahr waren. Ich ging also zwei Tage nachdem ich davon erfahren hatte in die Werkstatt und sah mich um. Anfangs tat ich so, als würde ich Emmett besuchen kommen, um einen Vorwand zu haben, sollte man mich auf meine Anwesenheit dort ansprechen. Ich sah Emmett beim Montieren eines Motors zu und hörte bei dem ein oder anderen Gespräch, das die Arbeiter dort führten, zu. Ich war etwas enttäuscht, dass ich nichts von Roxanne und ihrer kanadischen Bekanntschaft hörte, da ich annahm, dass dies das große Thema in der Werkstatt war. Nein, die Gespräche dort handelten von Autos, dem Wochenende, das näher rückte, da bereits Donnerstag war, vom Fernsehprogramm und gelegentlich schnappte ich Familiengeschichten auf, die höchst langweilig waren. Es wurde Mittag und ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben auch nur ein Stückchen von Roxannes Romanze zu hören, da ging die Werkstatttür auf und herein trat mein Objekt der Begierde: Roxanne.
Sie lächelte, als sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ und ging beschwingt auf die Lagertür zu, während sie im Vorbeigehen rief "Guten Tag, meine Herren!"
Ich fand das höchst eigenartig, denn Roxanne kam mir bei unserem damaligen Treffen eher steif und arrogant vor. Nun ja, sie schien mich anfangs nicht zu bemerken, da ich neben Emmett stand und sie niemand bestimmtem Aufmerksamkeit schenkte, als sie die Lagertür erreichte, doch als ich mich in ihr Blickfeld drängte und Emmetts Platz verließ drehte sie lächelnd ihren Kopf zu mir.
"Ah ... Sophie, richtig?", sagte sie und lächelte unentwegt.
Ich sah sie ebenfalls lächelnd an und nickte knapp. "In der Tat.", antwortete ich. "Sie haben aber gute Laune, Roxanne, wie kommt es?"
"Oh ... an einem so schönen Tag wie heute, kann man doch nur gut drauf sein oder etwa nicht?", strahlte sie und ich blickte kurz zum Fenster – es regnete.
"Nun, es muss wohl so sein.", sagte ich und folgte ihr, denn Roxanne hatte sich umgedreht und war ins Lager gegangen. Ich verfolgte sie nicht, weil ich sie ärgern wollte, sondern weil ich sicher gehen wollte, dass das alles stimmte, was Emmett mir erzählt hatte und Roxanne war drauf und dran mir aus den Augen zu verschwinden.
Ich ging ihr also nach und während sie sich am Schreibtisch ihres Vaters gegenüber der Tür zu schaffen machte, blieb ich in der Tür stehen und fragte frei heraus: "Roxanne, verzeihen Sie, dass ich Sie so bedränge, aber ... ich muss Sie jetzt einfach fragen. Sind denn die Gerüchte wahr, dass Sie ... verlobt sind?"
Dass die beiden verlobt waren hatte ich, zugegebener Maßen, erfunden, aber ich brauchte ein ... Gerücht, damit ich mit ihr ins Gespräch kommen konnte.
Ich hatte eigentlich erwartet, dass Roxanne erstarren würde, dass ich davon wusste, aber das Gegenteil passierte. "Oh ja", strahlte sie und tänzelte um den Schreibtisch herum. "Es ist wundervoll, einfach wundervoll."
"Ich ... ich muss zugeben, das ist in der Tat wundervoll, Roxanne. Wer ist denn der ... Glückliche?", fragte ich zögernd und wartete auf ihre Reaktion. Möglicherweise wollte sie mir nicht sagen, wer derjenige war, denn immerhin war ich ihre Rivalin im Kampf um Emmett gewesen.
"Sein Name ist Ken und er ist Kanadier. Er ist ein wunderbarer Mann. Stark und liebevoll, beinahe so wie Peter. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sogar behaupten, er wäre Peter.", sagte sie selbstbewusst und nun war ich diejenige, die erstarrte.
Ich hatte zum einen nicht damit gerechnet, dass sie mir von ihrem Liebsten erzählen würde und zum anderen erschreckte mich die Tatsache, dass Ken beinahe genauso war wie Emmett.
"Ach, tatsächlich?", fragte ich und musste mich zusammenreißen, um nicht über sie herzufallen und ihr einzutrichtern, dass sie sich gefälligst jemand Individuellen suchen sollte. Eigentlich, dachte ich in dem Moment, hätte ich es wissen müssen. Sie war so vernarrt in Emmett gewesen, dass sie sogar bereit gewesen war, seine Ehe zu zerstören, nur um ihn für sich zu haben. Dass sie sich nun jemand suchte, der genauso war wie ihre erste Liebe, war nur logisch.
"Ja, und, Sophie, Sie werden nie erraten wo wir heiraten werden.", sagte sie und lächelte breit.
"So? Wo werden Sie denn heiraten?", fragte ich sie mit zusammengepressten Zähnen. Ich hatte Mühe nicht loszuschreien.
Roxanne grinste nun noch breiter und strahlte mich an. "In Venedig. Wir wollen in der Markuskirche heiraten. Ist das nicht großartig. Ein so wundervoller Ort um eine Ehe zu schließen. Ich habe schon alles geplant. Wir werden in einem Boot vom Festland aus nach Venedig fahren und vom Hafen mit der Gondel zum Markusplatz fahren. Ich hatte zuerst eigentlich an Pferdekutschen gedacht, aber wir sind ja nicht in Paris und auch nicht in Wien, da wäre das angebrachter. Nein ... Gondeln sind traditionell für Venedig.", sie erzählte mir von diesen Plänen, als wären wir die besten Freundinnen.
Es war Folter für mich ihr zuzuhören, ohne vor Neid platzen zu können. Ich musste meine ganze Selbstbeherrschung zusammennehmen, um nicht unvorsichtig zu werden und dem Redefluss auf höchst unappetitliche Weise ein Ende zu bereiten. Es kostete mich eine Menge Anstrengung, doch als sie mir von den traditionellen Gondeln erzählte, klickte es in meinem Kopf plötzlich, als wäre ein Zahnrad wieder eingerastet, das schon lange defekt war. Es ratterte in meinem Kopf, als wäre ich aufgezogen worden. Mein Kopf schmiedete Pläne für meine Hochzeit. Ich sah mich vor meinem geistigen Auge in Venedig mit der Gondel fahren. Emmett stand am Ufer und ich wurde von dem Gondoliere dorthin übers Wasser geführt. Emmett lächelte und als ich ihm meine Hand gab, um aus der Gondel zu steigen, wusste ich, was ich zu tun hatte.
"Oh, das hört sich ... wundervoll an. Wann findet denn die Hochzeit statt?", fragte ich scheinheilig und versuchte so zu klingen, als ob es mich tatsächlich interessierte. In Wahrheit musste ich nur wissen, wann ich meine Hochzeit feiern musste, damit ich Roxanne zuvor kam.
Roxanne blickte mich kurz stumm an und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an, dann sagte sie aber: "In einem halben Jahr, wenn wir Glück haben. Ken hat noch so viel für seine Familie zu erledigen, da sein Vater vor kurzem gestorben ist, und ich muss hier die Arbeit von meinem Vater für einige Zeit übernehmen, da er sich eine Auszeit gönnt, aber dann ... dann können wir endlich heiraten."
"Verstehe, nun ... ich hoffe doch, dass ... wir ... eingeladen sind?", wollte ich wissen und lächelte mitfühlend.
"Ich denke, das lässt sich bestimmt einrichten.", strahlte Roxanne. "Sie entschuldigen mich, Sophie, ich habe jetzt zu arbeiten. Es gibt ja so viel zu tun, neben all der Vorbereitungen für die Hochzeit."
"Selbstverständlich.", sagte ich und strahlte sie ebenfalls an. Dass die Hochzeit von Roxanne und Ken erst in einem guten halben Jahr stattfinden wird, kam mir nur gelegen. Das war Zeit genug, um meine eigene dort zu planen und Roxanne den Zauber zu nehmen. Zumindest sah ich das so. "Ich wünsche Ihnen und Ihrem Verlobten alles erdenklich Gute, Roxanne. Auf Wiedersehen."
Und mit einem beinahe so glücklichen Strahlen drehte ich mich um und ging zufrieden aus der Werkstatt, nachdem ich mich von Emmett mit einem Kuss verabschiedet hatte. Der Tag hatte sich mehr als gelohnt, fand ich, als ich später in meinem Zimmer saß und mich bereits wieder in die Vorbereitungen stürzte.
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