Rosalie Hale - Erinnerungen
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Rosalie Hale - Erinnerungen
Titel: Rosalie Hale - Erinnerungen
Genre: Drama
Autor: meine Wenigkeit
Kapitelanzahl: noch unbekannt...
Kommis: sind immer erwünscht und werden immer beantwortet (Lob und Kritik) bitte hier
Inhalt: Rosalie erzählt über ihre Vergangenheit bis jetzt. Geschrieben in Briefform - ein sehr, sehr langer Brief an ihre beste Freundin Vera.
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Erinnerungen an ein früheres Leben (Teil 1)
Liebe Vera!
Ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnern kannst. Es ist ziemlich lange her, seit wir das letzte Mal voneinander gehört haben. Seither hat sich einiges verändert. Außer meinem Vornamen. Mein Name ist Rosalie, Rosalie Hale-McCarty-Cullen. Ich bin die Tochter des reichen Bankiers und seiner liebevollen Frau. Aber eigentlich spielt das gar keine Rolle, zumindest für dich nicht. Du kennst oder besser kanntest mich nur als Rose Hale. Nun ja, aber wie du weißt ... ich bin bereits tot. Oder sagen wir ... ich sollte tot sein. Weißt du, der Grund, warum nie eine Leiche gefunden wurde, als ich starb, ist irgendwie absurd und total unrealistisch. Ich bin ein Vampir und wurde von einer Vampirfamilie aufgenommen. Die Cullens ... eine reizende Familie, weißt du. Meine Mutter oder besser Adoptivmutter Esme ist die wundervollste Mutter, die man sich vorstellen kann. Mein Adoptivvater Carlisle, das Familienoberhaupt, ist Arzt. Er rettet Menschenleben. Ich weiß, merkwürdig, wenn man bedenkt, wie wir Vampire uns ernähren. Normalerweise von Menschenblut. Doch Carlisle, der seit vielen Jahrhunderten dieses Leben lebt, hat beschlossen lieber Menschen zu retten, als zu töten. Wir ernähren uns stattdessen von Tierblut. Es soll zwar nicht annähernd so gut sein, wie das eines Menschen, aber ... ich kann das nicht beurteilen, da ich nie das eines Menschen gekostet habe.
Warum ich dir schreibe, Vera, hat den Grund, dass ich dir gerne alles erklären möchte, was passiert ist, wieso ich plötzlich weg war. Du warst meine beste Freundin und ich habe dir immer alles erzählt. Nur wurden wir auf so verflucht ungerechte Art und Weise getrennt und nun möchte ich dir alles erzählen. Ich weiß zwar nicht, ob dich dieser Brief jemals erreicht, aber vielleicht hat es auch den Effekt, dass ich endlich mit meiner Vergangenheit abschließen kann. Leider hat es auf meine übliche Art und Weise nicht geklappt, daher versuche ich es so.
Weißt du, in meinem Leben lief nicht immer alles glatt. Nun ja, du hast das wahrscheinlich nicht so empfunden und man sollte eigentlich meinen, dass es das schon tat. Immerhin habe ich nun ja fast alles, was ich mir je gewünscht hatte, aber es war ein steiniger und anstrengender Weg dorthin. Du weißt, ich wollte immer schön sein. Wunderschön. Ich war beziehungsweise bin es auch. Aber ... was so gut wie niemand weiß ... meine Schönheit hat mich ins Grab gebracht. Oder nein ... meine Schönheit hat mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin ... ein Vampir. Ich war achtzehn, als ich von Carlisle verwandelt wurde. Er hat mich nicht gefragt, ob er es tun soll oder nicht. Er hat es einfach getan. Ich sollte ihm ja dankbar sein. Ohne ihn, wäre ich jetzt tot und hätte ... einen meiner wichtigsten Wünsche nie erfüllt bekommen. Emmett. Wäre Carlisle nicht gewesen, hätte ich Emmett nie kennengelernt. Ich hätte nie erfahren, was es heißt, bedingungslos geliebt zu werden und bedingungslos zu lieben.
Aber ... ich sollte wohl besser von vorne anfangen, damit du dich auch auskennst. Ich war achtzehn, als ich Royce King kennenlernte. Nun ja, diese Geschichte dürfte dir hinreichend bekannt sein, aber ich möchte dir trotzdem noch einmal davon erzählen. Vielleicht hast du in den vergangenen Jahren schon alles vergessen. Meine Mutter hatte mich ihm vorgestellt. In der Bank, in der mein Vater arbeitete. Ich weiß ... das ist unspektakulär und nicht wie ... bei einer Galafeier oder irgendeine andere exotische Veranstaltung, die auf mich, zugegebener Weise, besser gepasst hätte. Es wundert mich selbst etwas, dass sie mich nicht zu einer dieser Galen mitgeschleift hatte. Du kanntest ja meine Mutter. Sie liebte diese Feste. Für sie war es eine gute Gelegenheit ihren Stolz meiner Schönheit gegenüber an den Mann zu bringen. Sie prahlte jedes Mal davon, wie schön ich doch wäre, wie stolz sie doch darauf wäre, eine solche Tochter zu haben. Ich liebte meine Eltern allgemein. Sie haben alles für mich getan. Brachten mir die neueste Mode aus Paris mit, gingen mit mir zu unzähligen Friseuren, um meine Haare perfekt zu machen. Sie taten alles, um meine Schönheit zu perfektionieren. Aber letztendlich haben sie mir damit keinen Gefallen getan.
Als ich Royce kennenlernte ahnte ich nicht, was für ein Schicksal er mir bringen würde. Angefangen hatte das alles mit dem Mittagessen meines Vaters. Meine Mutter machte es ihm normalerweise täglich und gab es ihm auch mit. Nur ... an jenem Tag tat sie das nicht. Ich weiß, dass es ihr ein spezielles Anliegen war, dass ich in eine reiche Familie einheirate. Darum ging es bei dieser Aktion. Sie vergaß absichtlich, meinem Vater sein Mittagessen mitzugeben und schickte mich mittags in die Bank, in der der Sohn des Bankleiters arbeitete oder sich einfach nur wichtig machte, wie auch immer. Sie meinte zu mir an diesem Tag, ich solle doch mein neuestes Kleid anziehen und meinem Vater die Freude machen und ihm sein Essen bringen. Auf meine Verwirrung ging sie nicht ein, aber ich hatte auch nicht vor, danach zu fragen, denn ... ich war stolz darauf, eine Mutter zu haben, die sich um das Wohl ihrer Tochter so sorgte, wie meine Mutter. Die Bewunderung anderer war für mich lebenswichtig, das wusste sie genau, und mit diesem Kleid, das ich an diesem Tag trug, brachte ich wohl mehr Männerherzen zum Hüpfen, als sonst jemand, der genau dasselbe Kleid trug und nicht so hübsch war, wie ich.
Jetzt im Nachhinein ist es albern und dämlich, was ich damals getan und gedacht habe. Damals hätte ich es nur nie zugegeben. Es war unreif. Jedenfalls ... meine Mutter schickte mich in die Bank und ich tat was mir befohlen wurde. Stolz und fröhlich wie ich war, betrat ich die Bank und mein Blick fiel sofort auf Royce King den Zweiten. Zu sagen, er wäre nicht attraktiv gewesen, er hätte nicht gut ausgesehen, wäre eine Lüge. Wie oft hab ich dir von ihm vorgeschwärmt. Jetzt weiß ich eigentlich gar nicht mehr warum. Also, wie gesagt, Royce sah gut aus. Aber das war auch schon alles, was Royce konnte. Gut aussehen, lächeln und so tun, als wüsste er alles besser. Er war wie sein Vater selbstsicher und ein guter Führer, aber letztendlich war das nur Fassade. Dahinter verbarg sich ein unsicherer, oberflächlicher Idiot, der nur gut dastehen und mit seinen Verbindungen angeben wollte.
Als ich die Bank wieder verließ und meinem Vater, der überglücklich war, mich in dem Kleid zu sehen, das Mittagessen gebracht hatte, war ich stolz darauf, wie gebannt Royce mich anblickte. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu strahlen, dass ich den Sohn des Bankinhabers dazu gebracht hatte, mich anzusehen. Obwohl er natürlich nicht der Erste war, der mich so beäugte. Fasziniert und ... hoffnungsvoll – ja ... ja, ich denke, das ist auch ein gutes Wort dafür. Ich weiß noch gut, dass ich dir immer vorgeschwärmt habe, wie gebannt mich viele Männer anblickten. Du warst bestimmt eifersüchtig auf mich. Nun ja ... wer wäre das nicht gewesen? Aber ich verstehe jetzt eigentlich nicht wirklich warum.
An diesem Abend – wir nannten ihn immer den Abend, um die Sache spektakulärer zu machen – erhielt ich Rosen ... von Royce. Passend, nicht wahr. Er zeigte mir von diesem Tag an jeden Tag, wie sehr er sich um mich bemühte. Wie sehr er mich wollte. Und ich sagte nicht nein dazu. Warum auch? Royce gefiel mir. Er war gutaussehend und hatte alles, was mein Herz begehrte. Er war in der Lage mir alles zu geben, was ich je wollte. Und genau darauf legte ich es auch an. Irgendwann schickte er mir zu den täglichen Rosen auch Veilchen, weil er behauptete, meine Augen hätten die Farbe von Veilchen. Ich war die glücklichste Person der Welt – damals. Aber eigentlich ... finde ich es im Moment nur albern.
Meine Eltern waren fortan unendlich glücklich und stolz auf mich. Sie konnten nicht glauben, dass ich Royce tatsächlich um den Finger gewickelt hatte. Aber es war wohl so.
Etwa zwei Monate, nachdem wir uns kennengelernt hatten, fragte mich Royce, ob ich seine Frau werden wollte. Erinnerst du dich, wie aufgeregt ich zu dir gelaufen bin und dir von dem Wunder erzählt hatte? Es war wie Weihnachten, Ostern und mein Geburtstag zusammen. Weißt du noch, dass wir tagelang darüber diskutiert haben und uns die schönsten Dinge ausgemalt hatten? Es war unglaublich toll.
Nun, dir muss ich nicht erzählen, was ich geantwortet habe. Ich denke, du weißt am besten, wie begeistert ich war. Na ja ... warum hätte ich auch nicht ja sagen sollen? Schließlich war ich drauf und dran Königin zu werden. Alles, was ich mir je gewünscht hatte, schien sich nun endlich zu erfüllen. Um ehrlich zu sein, schon als ich mit ihm das erste Mal ausging, träumte ich von unseren Kindern, die fröhlich im großen Garten der Kings spielten. Ich träumte davon eine Familie mit Royce zu gründen. Ich wusste, dass er alles tat, um mich bei sich zu halten, denn er prahlte immer damit, wie schön es wäre, eine Frau wie ich es war an seiner Seite zu wissen. Und ich wollte alles tun, um sicher zu gehen, dass ich diese Frau bleiben durfte. Wir wurden damals zu unzähligen Bällen eingeladen und waren überall gern gesehen. Royce hatte viele Kontakte zu reichen Männern und so lernte ich eine Menge Leute kennen, die genauso dachten, wie ich. Oder zumindest, dachte ich, dass sie so dachten.
Die Hochzeit, auf die ich mich so unendlich gefreut hatte, ließ nicht lange auf sich warten und meine und Royces Eltern fingen schon bald an, die Hochzeit des Jahrhunderts zu planen. Ich sollte alles bekommen. Alles, was ich mir je gewünscht hatte, auf meiner Hochzeit. Ich träumte von einem umwerfenden Kleid, einem Kleid, dem noch viele Jahre Mädchen nachweinten, weil sie auch gerne ein solches gehabt hätten und es sich nicht leisten konnten oder einfach nicht so gut darin aussahen wie ich. Ich plante schon alles – mit dir zusammen. Die Hochzeitstorte, der Brautstrauß, die Brautjungfern, die Blumen, die Musik und so weiter ... alles – ich hatte alles im Kopf. Ich wusste genau, wie alles ablaufen würde. Ich sah es schon richtig vor mir und konnte kaum mehr an etwas anderes denken, als an den schönsten Tag meines Lebens.
Eine Woche vor meiner Hochzeit besuchte ich dich. Du warst immer für mich da in dieser Zeit. So oft, wie ich dich besuchte, musst du ja wissen, dass du mir am wichtigsten warst, in der Zeit. Du wusstest genau, wie du mich aufheitern konntest und was du tun musstest, damit ich noch viel nervöser wurde und mich noch mehr freute auf den großen Tag. Da du bereits verheiratet warst, was dir ja auch den Posten als erste Brautjungfer streitig machte, kanntest du dich am besten mit Hochzeiten aus. Weißt du, ich hätte dich so gerne als Brautjungfer gehabt, aber ... nun ja, zur damaligen Zeit, 1933, war das nun mal nicht üblich, wenn man bereits verheiratet war und ein Kind hatte. Oh, dein Sohn – Henry. Ich liebte dieses Kind, aber das war dir doch bestimmt bekannt. Er war damals noch nicht ganz ein Jahr alt, richtig, und hatte gerade erst sitzen gelernt. Ich erinnere mich, dass er mich den ganzen Abend angestrahlt hat, während du mir erklärtest, wie anstrengend es wäre, ein passendes Ziel für die Flitterwochen zu finden. Er war wohl richtig stolz auf sich. Henry war ein so süßer Junge. Was ist mit ihm passiert? Ich weiß gar nicht, ob er noch lebt – geschweige denn, ob du noch lebst. Er hatte so niedliche Grübchen und schwarze Locken. Und sein Vater, dein Mann ... nun er war in meinen Augen nicht besonders klug oder hoch angesehen, für mich auch nicht ... gut aussehend, aber etwas an ihm gefiel mir besser, als an Royce. Ich hab dir das nie gesagt, aber ich muss zugeben, dass ich auf dich, meine beste Freundin, eifersüchtig war. Ja, das meine ich ernst. Du hattest zu diesem Zeitpunkt alles, was ich in meinem Leben je geplant hatte. Auch wenn du nicht so hübsch warst, wie ich, aber ... du weißt ja, wie ich war. Und trotzdem ... allein die Liebe, die du und dein Mann teilten, war einzigartig. Er war so ... sanft zu dir. So ganz anders, als Royce es bei mir war. Immer wenn ich euch beide sah, wenn du von deinem Mann geküsst wurdest, spürte ich, wie der Neid in mir hochkam. Wenn Royce mich küsste, hatte ich das Gefühl, er küsste nur meine Hülle. Nur den Körper, nicht die Person dahinter. Aber ich war zu selbstsüchtig um daran etwas zu ändern. Hauptsache, ich bekam das, was ich mir wünschte. Ich weiß, dass ich darüber anders hätte denken sollen, aber es war für mich unmöglich. Aber bei dir, dein Mann, er ... er küsste dich so ... unendlich zart, so ... liebevoll. So einzigartig liebevoll. Es tut mir heute noch weh, dass ich bei Royce nie so etwas fühlte.
Vera, die nächsten Seiten dieses Briefes werden nicht schön. Ich wollte dich zwar nie damit belasten, dir niemals etwas davon erzählen, was zwischen mir an diesem Abend passierte, aber ich kann es dir auch nicht vorenthalten, schließlich warst du bis zuletzt meine beste Freundin. Ich will nur, dass du weißt, dass die Schuld an allem, was mir ab da passierte, Royce trägt. Royce King hat mein Leben zerstört. Ich weiß, dass seine Familie alle tat, um zu vertuschen, was Royce getan hatte. Ich weiß, dass alle Spuren, alles, was auf ihn als Täter hinwies, vernichtet wurde. Ich nehme an, dass eine Menge Geld floss. Das war es ja, was sie im Überfluss hatten.
Genre: Drama
Autor: meine Wenigkeit
Kapitelanzahl: noch unbekannt...
Kommis: sind immer erwünscht und werden immer beantwortet (Lob und Kritik) bitte hier
Inhalt: Rosalie erzählt über ihre Vergangenheit bis jetzt. Geschrieben in Briefform - ein sehr, sehr langer Brief an ihre beste Freundin Vera.
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Erinnerungen an ein früheres Leben (Teil 1)
Liebe Vera!
Ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnern kannst. Es ist ziemlich lange her, seit wir das letzte Mal voneinander gehört haben. Seither hat sich einiges verändert. Außer meinem Vornamen. Mein Name ist Rosalie, Rosalie Hale-McCarty-Cullen. Ich bin die Tochter des reichen Bankiers und seiner liebevollen Frau. Aber eigentlich spielt das gar keine Rolle, zumindest für dich nicht. Du kennst oder besser kanntest mich nur als Rose Hale. Nun ja, aber wie du weißt ... ich bin bereits tot. Oder sagen wir ... ich sollte tot sein. Weißt du, der Grund, warum nie eine Leiche gefunden wurde, als ich starb, ist irgendwie absurd und total unrealistisch. Ich bin ein Vampir und wurde von einer Vampirfamilie aufgenommen. Die Cullens ... eine reizende Familie, weißt du. Meine Mutter oder besser Adoptivmutter Esme ist die wundervollste Mutter, die man sich vorstellen kann. Mein Adoptivvater Carlisle, das Familienoberhaupt, ist Arzt. Er rettet Menschenleben. Ich weiß, merkwürdig, wenn man bedenkt, wie wir Vampire uns ernähren. Normalerweise von Menschenblut. Doch Carlisle, der seit vielen Jahrhunderten dieses Leben lebt, hat beschlossen lieber Menschen zu retten, als zu töten. Wir ernähren uns stattdessen von Tierblut. Es soll zwar nicht annähernd so gut sein, wie das eines Menschen, aber ... ich kann das nicht beurteilen, da ich nie das eines Menschen gekostet habe.
Warum ich dir schreibe, Vera, hat den Grund, dass ich dir gerne alles erklären möchte, was passiert ist, wieso ich plötzlich weg war. Du warst meine beste Freundin und ich habe dir immer alles erzählt. Nur wurden wir auf so verflucht ungerechte Art und Weise getrennt und nun möchte ich dir alles erzählen. Ich weiß zwar nicht, ob dich dieser Brief jemals erreicht, aber vielleicht hat es auch den Effekt, dass ich endlich mit meiner Vergangenheit abschließen kann. Leider hat es auf meine übliche Art und Weise nicht geklappt, daher versuche ich es so.
Weißt du, in meinem Leben lief nicht immer alles glatt. Nun ja, du hast das wahrscheinlich nicht so empfunden und man sollte eigentlich meinen, dass es das schon tat. Immerhin habe ich nun ja fast alles, was ich mir je gewünscht hatte, aber es war ein steiniger und anstrengender Weg dorthin. Du weißt, ich wollte immer schön sein. Wunderschön. Ich war beziehungsweise bin es auch. Aber ... was so gut wie niemand weiß ... meine Schönheit hat mich ins Grab gebracht. Oder nein ... meine Schönheit hat mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin ... ein Vampir. Ich war achtzehn, als ich von Carlisle verwandelt wurde. Er hat mich nicht gefragt, ob er es tun soll oder nicht. Er hat es einfach getan. Ich sollte ihm ja dankbar sein. Ohne ihn, wäre ich jetzt tot und hätte ... einen meiner wichtigsten Wünsche nie erfüllt bekommen. Emmett. Wäre Carlisle nicht gewesen, hätte ich Emmett nie kennengelernt. Ich hätte nie erfahren, was es heißt, bedingungslos geliebt zu werden und bedingungslos zu lieben.
Aber ... ich sollte wohl besser von vorne anfangen, damit du dich auch auskennst. Ich war achtzehn, als ich Royce King kennenlernte. Nun ja, diese Geschichte dürfte dir hinreichend bekannt sein, aber ich möchte dir trotzdem noch einmal davon erzählen. Vielleicht hast du in den vergangenen Jahren schon alles vergessen. Meine Mutter hatte mich ihm vorgestellt. In der Bank, in der mein Vater arbeitete. Ich weiß ... das ist unspektakulär und nicht wie ... bei einer Galafeier oder irgendeine andere exotische Veranstaltung, die auf mich, zugegebener Weise, besser gepasst hätte. Es wundert mich selbst etwas, dass sie mich nicht zu einer dieser Galen mitgeschleift hatte. Du kanntest ja meine Mutter. Sie liebte diese Feste. Für sie war es eine gute Gelegenheit ihren Stolz meiner Schönheit gegenüber an den Mann zu bringen. Sie prahlte jedes Mal davon, wie schön ich doch wäre, wie stolz sie doch darauf wäre, eine solche Tochter zu haben. Ich liebte meine Eltern allgemein. Sie haben alles für mich getan. Brachten mir die neueste Mode aus Paris mit, gingen mit mir zu unzähligen Friseuren, um meine Haare perfekt zu machen. Sie taten alles, um meine Schönheit zu perfektionieren. Aber letztendlich haben sie mir damit keinen Gefallen getan.
Als ich Royce kennenlernte ahnte ich nicht, was für ein Schicksal er mir bringen würde. Angefangen hatte das alles mit dem Mittagessen meines Vaters. Meine Mutter machte es ihm normalerweise täglich und gab es ihm auch mit. Nur ... an jenem Tag tat sie das nicht. Ich weiß, dass es ihr ein spezielles Anliegen war, dass ich in eine reiche Familie einheirate. Darum ging es bei dieser Aktion. Sie vergaß absichtlich, meinem Vater sein Mittagessen mitzugeben und schickte mich mittags in die Bank, in der der Sohn des Bankleiters arbeitete oder sich einfach nur wichtig machte, wie auch immer. Sie meinte zu mir an diesem Tag, ich solle doch mein neuestes Kleid anziehen und meinem Vater die Freude machen und ihm sein Essen bringen. Auf meine Verwirrung ging sie nicht ein, aber ich hatte auch nicht vor, danach zu fragen, denn ... ich war stolz darauf, eine Mutter zu haben, die sich um das Wohl ihrer Tochter so sorgte, wie meine Mutter. Die Bewunderung anderer war für mich lebenswichtig, das wusste sie genau, und mit diesem Kleid, das ich an diesem Tag trug, brachte ich wohl mehr Männerherzen zum Hüpfen, als sonst jemand, der genau dasselbe Kleid trug und nicht so hübsch war, wie ich.
Jetzt im Nachhinein ist es albern und dämlich, was ich damals getan und gedacht habe. Damals hätte ich es nur nie zugegeben. Es war unreif. Jedenfalls ... meine Mutter schickte mich in die Bank und ich tat was mir befohlen wurde. Stolz und fröhlich wie ich war, betrat ich die Bank und mein Blick fiel sofort auf Royce King den Zweiten. Zu sagen, er wäre nicht attraktiv gewesen, er hätte nicht gut ausgesehen, wäre eine Lüge. Wie oft hab ich dir von ihm vorgeschwärmt. Jetzt weiß ich eigentlich gar nicht mehr warum. Also, wie gesagt, Royce sah gut aus. Aber das war auch schon alles, was Royce konnte. Gut aussehen, lächeln und so tun, als wüsste er alles besser. Er war wie sein Vater selbstsicher und ein guter Führer, aber letztendlich war das nur Fassade. Dahinter verbarg sich ein unsicherer, oberflächlicher Idiot, der nur gut dastehen und mit seinen Verbindungen angeben wollte.
Als ich die Bank wieder verließ und meinem Vater, der überglücklich war, mich in dem Kleid zu sehen, das Mittagessen gebracht hatte, war ich stolz darauf, wie gebannt Royce mich anblickte. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu strahlen, dass ich den Sohn des Bankinhabers dazu gebracht hatte, mich anzusehen. Obwohl er natürlich nicht der Erste war, der mich so beäugte. Fasziniert und ... hoffnungsvoll – ja ... ja, ich denke, das ist auch ein gutes Wort dafür. Ich weiß noch gut, dass ich dir immer vorgeschwärmt habe, wie gebannt mich viele Männer anblickten. Du warst bestimmt eifersüchtig auf mich. Nun ja ... wer wäre das nicht gewesen? Aber ich verstehe jetzt eigentlich nicht wirklich warum.
An diesem Abend – wir nannten ihn immer den Abend, um die Sache spektakulärer zu machen – erhielt ich Rosen ... von Royce. Passend, nicht wahr. Er zeigte mir von diesem Tag an jeden Tag, wie sehr er sich um mich bemühte. Wie sehr er mich wollte. Und ich sagte nicht nein dazu. Warum auch? Royce gefiel mir. Er war gutaussehend und hatte alles, was mein Herz begehrte. Er war in der Lage mir alles zu geben, was ich je wollte. Und genau darauf legte ich es auch an. Irgendwann schickte er mir zu den täglichen Rosen auch Veilchen, weil er behauptete, meine Augen hätten die Farbe von Veilchen. Ich war die glücklichste Person der Welt – damals. Aber eigentlich ... finde ich es im Moment nur albern.
Meine Eltern waren fortan unendlich glücklich und stolz auf mich. Sie konnten nicht glauben, dass ich Royce tatsächlich um den Finger gewickelt hatte. Aber es war wohl so.
Etwa zwei Monate, nachdem wir uns kennengelernt hatten, fragte mich Royce, ob ich seine Frau werden wollte. Erinnerst du dich, wie aufgeregt ich zu dir gelaufen bin und dir von dem Wunder erzählt hatte? Es war wie Weihnachten, Ostern und mein Geburtstag zusammen. Weißt du noch, dass wir tagelang darüber diskutiert haben und uns die schönsten Dinge ausgemalt hatten? Es war unglaublich toll.
Nun, dir muss ich nicht erzählen, was ich geantwortet habe. Ich denke, du weißt am besten, wie begeistert ich war. Na ja ... warum hätte ich auch nicht ja sagen sollen? Schließlich war ich drauf und dran Königin zu werden. Alles, was ich mir je gewünscht hatte, schien sich nun endlich zu erfüllen. Um ehrlich zu sein, schon als ich mit ihm das erste Mal ausging, träumte ich von unseren Kindern, die fröhlich im großen Garten der Kings spielten. Ich träumte davon eine Familie mit Royce zu gründen. Ich wusste, dass er alles tat, um mich bei sich zu halten, denn er prahlte immer damit, wie schön es wäre, eine Frau wie ich es war an seiner Seite zu wissen. Und ich wollte alles tun, um sicher zu gehen, dass ich diese Frau bleiben durfte. Wir wurden damals zu unzähligen Bällen eingeladen und waren überall gern gesehen. Royce hatte viele Kontakte zu reichen Männern und so lernte ich eine Menge Leute kennen, die genauso dachten, wie ich. Oder zumindest, dachte ich, dass sie so dachten.
Die Hochzeit, auf die ich mich so unendlich gefreut hatte, ließ nicht lange auf sich warten und meine und Royces Eltern fingen schon bald an, die Hochzeit des Jahrhunderts zu planen. Ich sollte alles bekommen. Alles, was ich mir je gewünscht hatte, auf meiner Hochzeit. Ich träumte von einem umwerfenden Kleid, einem Kleid, dem noch viele Jahre Mädchen nachweinten, weil sie auch gerne ein solches gehabt hätten und es sich nicht leisten konnten oder einfach nicht so gut darin aussahen wie ich. Ich plante schon alles – mit dir zusammen. Die Hochzeitstorte, der Brautstrauß, die Brautjungfern, die Blumen, die Musik und so weiter ... alles – ich hatte alles im Kopf. Ich wusste genau, wie alles ablaufen würde. Ich sah es schon richtig vor mir und konnte kaum mehr an etwas anderes denken, als an den schönsten Tag meines Lebens.
Eine Woche vor meiner Hochzeit besuchte ich dich. Du warst immer für mich da in dieser Zeit. So oft, wie ich dich besuchte, musst du ja wissen, dass du mir am wichtigsten warst, in der Zeit. Du wusstest genau, wie du mich aufheitern konntest und was du tun musstest, damit ich noch viel nervöser wurde und mich noch mehr freute auf den großen Tag. Da du bereits verheiratet warst, was dir ja auch den Posten als erste Brautjungfer streitig machte, kanntest du dich am besten mit Hochzeiten aus. Weißt du, ich hätte dich so gerne als Brautjungfer gehabt, aber ... nun ja, zur damaligen Zeit, 1933, war das nun mal nicht üblich, wenn man bereits verheiratet war und ein Kind hatte. Oh, dein Sohn – Henry. Ich liebte dieses Kind, aber das war dir doch bestimmt bekannt. Er war damals noch nicht ganz ein Jahr alt, richtig, und hatte gerade erst sitzen gelernt. Ich erinnere mich, dass er mich den ganzen Abend angestrahlt hat, während du mir erklärtest, wie anstrengend es wäre, ein passendes Ziel für die Flitterwochen zu finden. Er war wohl richtig stolz auf sich. Henry war ein so süßer Junge. Was ist mit ihm passiert? Ich weiß gar nicht, ob er noch lebt – geschweige denn, ob du noch lebst. Er hatte so niedliche Grübchen und schwarze Locken. Und sein Vater, dein Mann ... nun er war in meinen Augen nicht besonders klug oder hoch angesehen, für mich auch nicht ... gut aussehend, aber etwas an ihm gefiel mir besser, als an Royce. Ich hab dir das nie gesagt, aber ich muss zugeben, dass ich auf dich, meine beste Freundin, eifersüchtig war. Ja, das meine ich ernst. Du hattest zu diesem Zeitpunkt alles, was ich in meinem Leben je geplant hatte. Auch wenn du nicht so hübsch warst, wie ich, aber ... du weißt ja, wie ich war. Und trotzdem ... allein die Liebe, die du und dein Mann teilten, war einzigartig. Er war so ... sanft zu dir. So ganz anders, als Royce es bei mir war. Immer wenn ich euch beide sah, wenn du von deinem Mann geküsst wurdest, spürte ich, wie der Neid in mir hochkam. Wenn Royce mich küsste, hatte ich das Gefühl, er küsste nur meine Hülle. Nur den Körper, nicht die Person dahinter. Aber ich war zu selbstsüchtig um daran etwas zu ändern. Hauptsache, ich bekam das, was ich mir wünschte. Ich weiß, dass ich darüber anders hätte denken sollen, aber es war für mich unmöglich. Aber bei dir, dein Mann, er ... er küsste dich so ... unendlich zart, so ... liebevoll. So einzigartig liebevoll. Es tut mir heute noch weh, dass ich bei Royce nie so etwas fühlte.
Vera, die nächsten Seiten dieses Briefes werden nicht schön. Ich wollte dich zwar nie damit belasten, dir niemals etwas davon erzählen, was zwischen mir an diesem Abend passierte, aber ich kann es dir auch nicht vorenthalten, schließlich warst du bis zuletzt meine beste Freundin. Ich will nur, dass du weißt, dass die Schuld an allem, was mir ab da passierte, Royce trägt. Royce King hat mein Leben zerstört. Ich weiß, dass seine Familie alle tat, um zu vertuschen, was Royce getan hatte. Ich weiß, dass alle Spuren, alles, was auf ihn als Täter hinwies, vernichtet wurde. Ich nehme an, dass eine Menge Geld floss. Das war es ja, was sie im Überfluss hatten.
Zuletzt von *Bella* am So 26 Okt 2008, 22:06 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Erinnerungen an ein früheres Leben (Teil 2)
Ich will nur, dass du weißt, warum ich plötzlich nicht mehr auftauchte. Ich denke auch, dass die Polizei bei dir war, da du die letzte Person warst, die mich gesehen hatte. Zumindest, die letzte Person, die mich sah, bevor ich Royce King begegnete damals. Ich hoffe, dass ich dir nicht allzu viele Unannehmlichkeiten bereitete, als ich verschwand. Das wollte ich nicht. Aber, nun weiter in meiner Geschichte.
Als ich an diesem Abend auf dem Weg nachhause war, grübelte ich über den Tag in einer Woche nach. Mein Glück war fast perfekt, zum Greifen nah und doch ... wenn ich jetzt daran denke, ist es, als wäre es damals weit weg gewesen. Für mich so nah und doch unmöglich zu erreichen. Nicht so.
Es war spät geworden damals. Die Straßenlaternen waren bereits beleuchtet und es war kalt. Eiskalt. Ich zitterte schon, als ich euer Haus verließ. Ich weiß noch, dass ich hoffte, dass das Wetter am schönsten Tag meines Lebens perfekt sein würde. Nicht so kalt und etwas freundlicher. Perfekt einfach. Genau wie mein Leben. Wobei ich nun sagen muss, dass mein Leben wohl genauso war. Wie das damalige Wetter. Kalt und unfreundlich.
Und dann hörte ich sie. Sie lachten. Lachten über alberne Witze, die nur sie verstanden, weil sie alle betrunken waren. Fünf Männer kreuzten meinen Weg. Ich hatte ein mulmiges Gefühl, als ich sie schon von weitem hörte und nur ihre Umrisse erkennen konnte. Ich wusste nicht, wer es war, aber das Gefühl war dennoch merkwürdig. Je näher ich kam, desto mehr verblasste das Lachen und wurde zu einem anerkennenden Murmeln. Ich wusste, dass sie mich anstarrten. Mir war das alles mehr als unangenehm, obwohl ich, wie du weißt, gerne angeschaut werde, aber das war nicht ... normal.
"Rose" rief plötzlich einer der Männer meinen Namen. Obwohl ich sein Gesicht nicht sehen konnte, wusste ich, wessen Stimme es war. Es war Royce. Ich hatte nicht erwartet ihn hier zu treffen. Ich nehme an, dass es seine Junggesellenabschiedsfeier gewesen sein sollte oder etwas in dieser Art. Bei ihm waren vier andere junge Männer. Alle vier waren reich und gutaussehend und betrunken. Genau wie Royce selbst. So kannte ich ihn nicht. Er trank, wenn überhaupt, nur auf Partys Champagner, aber nicht einmal das tat er, da er Champagner nicht mochte, sagte er zumindest. Aber ich hätte es wissen müssen. Ich war so dumm. Royce war ein Mann. Champagner war da natürlich nicht genug.
Einem seiner Freunde, John, hatte Royce offenbar versprochen ihm seine Verlobte zu zeigen. Ich ahnte ja nicht, was er ihm zeigen wollte. Ich war ... ja so ... naiv und leichtgläubig. Oh Vera, ich habe an dem Abend alles verloren. Alles ... was ich mir aufgebaut hatte und damit ... auch meine Wünsche.
Also ... weiter. Hämisch grinsend beäugte mich John und verriet den anderen mit einem dämlichen Spruch, dass er gerne mehr von mir sehen wollte, um genau sagen zu können, ob ich schön genug war. Mir wurde heiß und kalt zugleich, bei seiner Stimme alleine schon.
Und was dann passierte, hätte ich nie von Royce erwartet. Er, der offenbar wollte, dass seine Freunde nur gut von ihm dachten, trug mir auf, mich seinen Freunden zu zeigen. "Komm schon, Rose, zeig ihnen, wie du aussiehst."
Ich ging nicht darauf ein und tat nichts. Ich war wie gebannt und konnte gar nicht reagieren, als Royce anfing, mir meine Jacke vom Körper zu reißen. Sie war ein Geschenk von ihm. Ich erinnere mich noch genau an das Geräusch der Knöpfe, die auf den Asphalt fielen. Klirrend und in alle Richtungen hüpften sie davon – in Sicherheit. Royces Freunde lachten schallend und fingen an ihm zu helfen. Ich konnte mich nicht bewegen, nicht reagieren. John machte sich an meine Bluse, deren Knöpfe, genau wie die der Jacke, zu Boden fielen und achtlos liegenblieben, während Royce sich an meinen Hut machte. Er riss ihn mir vom Kopf und riss mir Haarsträhnen aus. Meine Frisur ging kaputt und die Haarnadeln, die ich am Kopf hatte, wurden zum Einen von Royce ausgerissen und zum Anderen bohrten sie sich in meine Kopfhaut, als ich zu Boden gedrückt wurde. Es dauerte nicht lange und alle meine Kleider lagen verstreut auf der Straße. Genau wie ich. Nur, dass meine Kleider kein Blut vergossen. Es tat so weh, Vera. Du hast keine Vorstellung, wie schrecklich es sich anfühlte, als ich zu Boden gedrückt wurde, als ich ... hilflos mitmachen musste. Alles, was sie taten. Verzeih mir, wenn ich dir das jetzt ausführlich erzähle. Die schlimmen Details lasse ich weg, aber ich muss selbst erst begreifen, was da passierte.
Royce und seine Freunde vergewaltigten mich brutal. Ich konnte mich nicht wehren. Mein Körper reagierte nicht auf meine Befehle und so ließ ich mehr oder weniger alles mit mir machen. Während sich jeweils einer von Royces Freunden an mir zu schaffen machte, hielten mich die anderen fest und fügten mir noch mehr Schmerzen zu. Einer seiner Freunde fing an mit einer meiner Haarnadeln in meine makellose Haut zu ritzen. Ein anderer zerrte an meinen Haaren und versuchte mir seine Zunge in den Hals zu stecken. Er biss mich, schlug mir ins Gesicht, nur um mich gefügig zu machen. Ich schrie, schrie um mein Leben, doch niemand hörte mich. Die Schmerzen, die sie mir zufügten, waren unerträglich. Ich wollte, dass es aufhörte. Ich wollte nur sterben. In diesem Moment, hatte ich nur einen Wunsch und das war der Tod, der einfach nicht kommen wollte.
Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis sie endlich von mir abließen. Doch irgendwann, als ich es geschafft hatte, den Schmerz zu unterdrücken und ich keine Kraft mehr hatte zu schreien machten sie sich daran wegzulaufen. Ich höre ihre Stimmen noch jetzt, wenn ich daran denke.
"Tut mir leid, Royce, da musst du dir jetzt wohl eine neue Braut suchen.", meinte einer der Männer und lachte boshaft. Mir entwischte eine Träne, als ich das hörte.
Mein Traum war geplatzt. Wie eine Seifenblase.
Ich will nur, dass du weißt, warum ich plötzlich nicht mehr auftauchte. Ich denke auch, dass die Polizei bei dir war, da du die letzte Person warst, die mich gesehen hatte. Zumindest, die letzte Person, die mich sah, bevor ich Royce King begegnete damals. Ich hoffe, dass ich dir nicht allzu viele Unannehmlichkeiten bereitete, als ich verschwand. Das wollte ich nicht. Aber, nun weiter in meiner Geschichte.
Als ich an diesem Abend auf dem Weg nachhause war, grübelte ich über den Tag in einer Woche nach. Mein Glück war fast perfekt, zum Greifen nah und doch ... wenn ich jetzt daran denke, ist es, als wäre es damals weit weg gewesen. Für mich so nah und doch unmöglich zu erreichen. Nicht so.
Es war spät geworden damals. Die Straßenlaternen waren bereits beleuchtet und es war kalt. Eiskalt. Ich zitterte schon, als ich euer Haus verließ. Ich weiß noch, dass ich hoffte, dass das Wetter am schönsten Tag meines Lebens perfekt sein würde. Nicht so kalt und etwas freundlicher. Perfekt einfach. Genau wie mein Leben. Wobei ich nun sagen muss, dass mein Leben wohl genauso war. Wie das damalige Wetter. Kalt und unfreundlich.
Und dann hörte ich sie. Sie lachten. Lachten über alberne Witze, die nur sie verstanden, weil sie alle betrunken waren. Fünf Männer kreuzten meinen Weg. Ich hatte ein mulmiges Gefühl, als ich sie schon von weitem hörte und nur ihre Umrisse erkennen konnte. Ich wusste nicht, wer es war, aber das Gefühl war dennoch merkwürdig. Je näher ich kam, desto mehr verblasste das Lachen und wurde zu einem anerkennenden Murmeln. Ich wusste, dass sie mich anstarrten. Mir war das alles mehr als unangenehm, obwohl ich, wie du weißt, gerne angeschaut werde, aber das war nicht ... normal.
"Rose" rief plötzlich einer der Männer meinen Namen. Obwohl ich sein Gesicht nicht sehen konnte, wusste ich, wessen Stimme es war. Es war Royce. Ich hatte nicht erwartet ihn hier zu treffen. Ich nehme an, dass es seine Junggesellenabschiedsfeier gewesen sein sollte oder etwas in dieser Art. Bei ihm waren vier andere junge Männer. Alle vier waren reich und gutaussehend und betrunken. Genau wie Royce selbst. So kannte ich ihn nicht. Er trank, wenn überhaupt, nur auf Partys Champagner, aber nicht einmal das tat er, da er Champagner nicht mochte, sagte er zumindest. Aber ich hätte es wissen müssen. Ich war so dumm. Royce war ein Mann. Champagner war da natürlich nicht genug.
Einem seiner Freunde, John, hatte Royce offenbar versprochen ihm seine Verlobte zu zeigen. Ich ahnte ja nicht, was er ihm zeigen wollte. Ich war ... ja so ... naiv und leichtgläubig. Oh Vera, ich habe an dem Abend alles verloren. Alles ... was ich mir aufgebaut hatte und damit ... auch meine Wünsche.
Also ... weiter. Hämisch grinsend beäugte mich John und verriet den anderen mit einem dämlichen Spruch, dass er gerne mehr von mir sehen wollte, um genau sagen zu können, ob ich schön genug war. Mir wurde heiß und kalt zugleich, bei seiner Stimme alleine schon.
Und was dann passierte, hätte ich nie von Royce erwartet. Er, der offenbar wollte, dass seine Freunde nur gut von ihm dachten, trug mir auf, mich seinen Freunden zu zeigen. "Komm schon, Rose, zeig ihnen, wie du aussiehst."
Ich ging nicht darauf ein und tat nichts. Ich war wie gebannt und konnte gar nicht reagieren, als Royce anfing, mir meine Jacke vom Körper zu reißen. Sie war ein Geschenk von ihm. Ich erinnere mich noch genau an das Geräusch der Knöpfe, die auf den Asphalt fielen. Klirrend und in alle Richtungen hüpften sie davon – in Sicherheit. Royces Freunde lachten schallend und fingen an ihm zu helfen. Ich konnte mich nicht bewegen, nicht reagieren. John machte sich an meine Bluse, deren Knöpfe, genau wie die der Jacke, zu Boden fielen und achtlos liegenblieben, während Royce sich an meinen Hut machte. Er riss ihn mir vom Kopf und riss mir Haarsträhnen aus. Meine Frisur ging kaputt und die Haarnadeln, die ich am Kopf hatte, wurden zum Einen von Royce ausgerissen und zum Anderen bohrten sie sich in meine Kopfhaut, als ich zu Boden gedrückt wurde. Es dauerte nicht lange und alle meine Kleider lagen verstreut auf der Straße. Genau wie ich. Nur, dass meine Kleider kein Blut vergossen. Es tat so weh, Vera. Du hast keine Vorstellung, wie schrecklich es sich anfühlte, als ich zu Boden gedrückt wurde, als ich ... hilflos mitmachen musste. Alles, was sie taten. Verzeih mir, wenn ich dir das jetzt ausführlich erzähle. Die schlimmen Details lasse ich weg, aber ich muss selbst erst begreifen, was da passierte.
Royce und seine Freunde vergewaltigten mich brutal. Ich konnte mich nicht wehren. Mein Körper reagierte nicht auf meine Befehle und so ließ ich mehr oder weniger alles mit mir machen. Während sich jeweils einer von Royces Freunden an mir zu schaffen machte, hielten mich die anderen fest und fügten mir noch mehr Schmerzen zu. Einer seiner Freunde fing an mit einer meiner Haarnadeln in meine makellose Haut zu ritzen. Ein anderer zerrte an meinen Haaren und versuchte mir seine Zunge in den Hals zu stecken. Er biss mich, schlug mir ins Gesicht, nur um mich gefügig zu machen. Ich schrie, schrie um mein Leben, doch niemand hörte mich. Die Schmerzen, die sie mir zufügten, waren unerträglich. Ich wollte, dass es aufhörte. Ich wollte nur sterben. In diesem Moment, hatte ich nur einen Wunsch und das war der Tod, der einfach nicht kommen wollte.
Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis sie endlich von mir abließen. Doch irgendwann, als ich es geschafft hatte, den Schmerz zu unterdrücken und ich keine Kraft mehr hatte zu schreien machten sie sich daran wegzulaufen. Ich höre ihre Stimmen noch jetzt, wenn ich daran denke.
"Tut mir leid, Royce, da musst du dir jetzt wohl eine neue Braut suchen.", meinte einer der Männer und lachte boshaft. Mir entwischte eine Träne, als ich das hörte.
Mein Traum war geplatzt. Wie eine Seifenblase.
Zuletzt von *Bella* am So 26 Okt 2008, 22:04 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Verständnislosigkeit und Vergeltung
Der Tod kam schleichend, bis gar nicht. In meinem Kopf kreisten die Gedanken unaufhörlich. Es war wie ein Karussell, das einfach nicht langsamer werden wollte. Mein perfektes Leben lief an mir vorbei und ich wusste, dass es vorbei war, dass ich nun sterben würde, dass ich alles verloren hatte. Doch noch bevor die Kälte mich endlich töten konnte, passierte etwas, das ... ja, ich bin der Meinung, dass es niemals hätte passieren dürfen. Carlisle Cullen fand mich blutend und unterkühlt auf der Straße liegend. Er brachte mich zu sich nachhause.
So froh ich auch war, endlich in einem warmen Haus zu sein, so enttäuscht war ich darüber, was Carlisle mit mir machte. Die Schmerzen, die er mir zufügte, ob unfreiwillig oder nicht, machten mir Angst und ich schrie so gut wie jeden Tag stündlich. Nur ab und zu hörte ich auf, um die Gespräche der Personen zu belauschen, die sich ebenfalls im Haus befanden.
Edward, mein Adoptivbruder, und Carlisle sprachen oft über mich. Edward schien nicht sehr erfreut zu sein, dass Carlisle mich aufgenommen hatte. Wieso wusste ich nicht, doch ich war zu schwach, um zu fragen, weshalb er mich nicht hier haben wollte.
Carlisle hingegen beteuerte immer wieder, es wäre eine Verschwendung gewesen mich auf der Straße liegen und sterben zu lassen. Eine Vergeudung etwas so Schönes nicht noch schöner zu machen.
Oftmals erklärte mir Carlisle was er aus mir gemacht hatte. Was er selbst war, was ich werden würde, die Risiken und alles, was dazu gehörte. Es wäre falsch zu sagen, ich war Carlisle nicht dankbar, dass er mich gerettet hatte, doch froh war ich darüber nicht. Während ich auf den Tod gewartet und mir die Kälte langsam alles Leben herausgesogen hatte, überlegte ich, was ich falsch gemacht haben könnte in meinem Leben, dass mir ein solches Ende beschert wurde. Wieso ich den schönsten aller Tage in meinem Leben nicht erleben durfte. Und obwohl ich auf keine vernünftige Antwort kam, bereitete ich mich auf den Tod vor. Ich wollte sterben. Ich wusste nicht, was nach dem Tod kommen würde, doch ich sagte mir, was auch immer es sein mag, es kann niemals so schlimm sein, wie das, was mir gerade passiert war.
Ich wünschte, ich hätte erfahren, was nach dem Tod kam. War es schöner, als das Leben? Wäre es mir dort vergönnt gewesen, einen jungen Mann zu heiraten, den ich liebe, der mich glücklich macht, der mir eine Familie schenkt, für den es nichts Schöneres gibt, als an meiner Seite zu sein, der mich so küsst, wie dein Ehemann dich küsste?
Ich darf nicht sagen, dass ich die Hälfte dieser Wünsche nicht erfüllt bekam. Auch wenn es nicht das schöne Leben nach dem Tod ist, das ich nun führe, habe ich den Mann gefunden, den ich immer gesucht hatte, von dem ich nie wusste, dass ich genau ihn suchte. Ich habe Emmett gefunden. Einen Mann, der mich nicht nur einmal geheiratet hat, den ich über alles liebe, der mich glücklich macht, der zu mir hält, auch wenn ich eine schwierige Person bin, und für den es nichts Schöneres gibt, als mich in seinen Armen zu wissen. Und ich habe einen Mann gefunden, der mich so küsst, wie ich geküsst werden will. So schön es auch ist, Emmett an meiner Seite zu haben, so schön es auch ist, von ihm geliebt zu werden, fehlt mir etwas zum vollkommenen Glück. Kinder. Ich weiß, dass er nichts dafür kann, dass wir als Vampire keine Kinder bekommen können, und doch trübt es mein Glück mit ihm.
Nun kennst du die Geschichte, wie ich mein eigentlich perfektes Leben verlor. Es ist keine schöne Geschichte, aber sie gehört zu mir und ich muss akzeptieren, was passiert ist. Ob ich will oder nicht. Und ich will nicht. Es tut zu weh mir einzugestehen, dass ich vielleicht etwas falsch gemacht hatte. Aber, so sehr ich auch darüber nachdenke, ich komme nicht auf die Antwort, die ich suche. Was hatte ich denn falsch gemacht? War ich unartig? Hatte ich zu viele Wünsche und habe nichts dafür getan? Warum musste beziehungsweise muss ich so viel leiden?
Diese Fragen kann niemand außer mir beantworten, aber selbst ich vermag das nicht zu tun. Ich hoffe, du verstehst nun, warum ich meine Gefühle, die ich für Royce hatte, jetzt für albern halte. Ich war naiv und oberflächlich. Hätte ich nur einmal richtig hingesehen, hätte ich möglicherweise gesehen, dass Royce nicht gut für mich war.
Aber auf diese traurige Geschichte, folgt auch eine sehr schöne. Ich möchte dir auch erzählen, wie ich meine wahre Liebe gefunden habe. Meine einzige Sorge ist nur, dass ich dich damit langweile. Du weißt ja, wie romantisch ich war und das, was ich dir jetzt erzählen werde, ist zweifellos eine wirklich romantische Geschichte.
Nach meiner Verwandlung zog ich mich lange zurück. Ich ging kaum aus dem Haus und versuchte mich zu verstecken. Ich hatte oft Angst vor mir selbst. Ich kannte mich kaum noch. Wenn ich in den Spiegel blickte sah mich ein Gesicht an, das so schön war, dass selbst ich es nicht kannte. Viele sagten später, dass ich, selbst für einen Vampir, wunderschön war. Vampire sind von natur aus schöne Wesen, aber da ich als Mensch sehr schön war, wirkte sich das extremer aus, als bei anderen.
Über meine Vergangenheit oder Gefühle sprach ich nicht. Ich dachte oft darüber nach und das brachte meinen Bruder Edward dazu, mich eines Tages darauf anzusprechen. Ich weiß noch, dass ich furchtbar verärgert darüber war, dass er die Gabe der Gedankenleserei besitzt und nun diese Sache von mir kannte. Ich konnte es also nicht für mich behalten. Eine Lösung musste her. Ich musste meine Wut unter Kontrolle bringen. Ich ließ sie oft an meinem Bruder oder meinen Eltern aus und das tat mir im Nachhinein jedes Mal leid, denn sie konnten ja nicht wirklich etwas dafür, dass ich mein Leben verlor. Also beschloss ich meine Vergangenheit hinter mir zu lassen. Ich wollte mit Royce abschließen. Doch um das zu schaffen, brauchte ich einen Plan. Wochenlang hatte ich alles perfekt geplant. Ich wollte mich an ihm rächen. Ich wollte ihm dieselben Schmerzen bereiten, die er mir bereitete. Es war nicht einfach, das alles umzusetzen, da ich nicht der brutale Mensch bin. Ich bin nicht kriminell oder skrupellos. Du weißt das wohl am besten. Aber ich war so wütend auf diesen Mann. Ich hasste ihn. Ich hasste alles, was mit ihm zu tun hatte. Ich beschloss auch seine Freunde zur Rechenschaft zu ziehen. Schließlich waren sie alle daran beteiligt. Nicht einer ausgenommen.
Etwa eine Woche bevor ich meinen Plan in die Tat umsetzte, brach ich in ein Brautmodengeschäft ein und stahl ein Brautkleid. Eines, das in etwa so aussah, wie das, das ich getragen hätte, hätte ich Royce tatsächlich geheiratet. Das Original wollte ich nicht besudeln. Dazu war es mir doch noch zu wertvoll und ich hatte auch nicht vor meine Eltern auszurauben.
Zuerst rächte ich mich an drei seiner Freunde, die dabei waren. Ich vergoss kein Blut, das war mir wichtig, um nicht in Versuchung zu kommen und es zu trinken. Es wäre mir ein Graus gewesen, etwas von ihnen in mir zu haben. Aber ich versuchte es so qualvoll wie möglich zu machen. Das Motto "kurz und schmerzlos" ignorierte ich. Warum sollte ich auch noch Gnade zeigen? Meine ersten Opfer waren einfach zu töten. Sie wussten ja nicht, dass ihnen jemand nach ihrem Leben trachtete. Unwissend wie sie waren, tappten sie alle in meine Falle und ich zog sie zu. Wie gesagt, ich bin normalerweise nicht grausam, aber wenn man mich verletzt, kann ich extrem reagieren.
Es war ... wie eine Art Erlösung, als ich ihnen den Garaus machte. Ich lächelte, als ich floh. Es war ein unglaublich gutes Gefühl. Ein Gefühl von Freiheit.
Etwa zwei Wochen später machte ich mich daran John ausfindig zu machen. Ihn hatte ich mir einzeln aufgehoben. Schließlich war er es, der die anderen dazu angestiftet hatte, mit mir zu spielen. Für ihn hatte ich mir etwas Spezielles ausgedacht.
Ich besuchte ihn in seinem Heimatort und quälte ihn genauso wie die anderen beiden, nur länger und qualvoller. John hatte mehr Angst, als die anderen drei. Er hatte schon davon gehört, dass seine Freunde getötet wurden und dass der Täter noch nicht geschnappt wurde. Ich schätze mal, es erinnerte ihn an seine Tat. Das alles kostete mir nur ein Lächeln und ich machte es ziemlich theatralisch. Aber genau wie bei den anderen tat es unendlich gut, meine Wut rauszulassen. Ich floh erneut mit einem Lächeln.
Mein letztes Opfer war Royce. Ich hob ihn mir aus einem bestimmten Grund für den Schluss auf. So konnte ich ihn schon zuvor in Angst versetzen, indem ich seine Freunde verschwinden ließ. Nun ja ... verschwunden in dem Sinn sind sie ja nicht. Sie wurden ermordet, nur wusste niemand wie und von wem.
Knapp zwei Wochen nach meinem Rachefeldzug gegen John, versetzte ich Royce mit Rosen und Veilchen in ein Angst und Schrecken. Ich denke, dass sein Zimmer auch vor Blumen überquoll. Ich wollte, dass es ihn sofort an mich erinnerte. Er muss im ersten Moment gedacht haben, irgendein Verehrer wollte mich rächen oder meine Familie. Aber ich bezweifle, dass er auch nur einmal daran gedacht hatte, dass ich mich rächte. Er war ja so naiv. Ich habe ihm sogar meinen Verlobungsring zurückgeschickt. Spätestens da hätte ihm klarwerden müssen, dass es nicht natürlich war, was da passierte. Denn meine Leiche hatte man ja nie gefunden. Als ich mich auf den Weg machte, die Sache endlich zu beenden, fand ich heraus, dass er mittlerweile sogar schon Leibwächter hatte, die ihn rund um die Uhr bewachten. Ich glaube, dass ich mich bis dahin nicht mehr so köstlich amüsiert hatte, als ich herausfand, dass er sich in einer geschlossenen Anstalt befand und in einem Raum ohne Fenster wohnte. Meine Vermutung ist, dass er zu dem Zeitpunkt schon für verrückt erklärt wurde, weil er von einem Geist verfolgt wurde, allerdings würde dann meine Vermutung, dass er nie an mich gedacht hatte, als er den Verlobungsring zurückbekam, nicht passen. Wie dem auch sei. Ich machte mich also auf den Weg, um mit meiner Vergangenheit endgültig abzuschließen. Dass diese Tortur sich noch länger hinziehen würde, ahnte ich nicht, aber die Gabe der Hellseherei wurde nicht mir geschenkt.
Kurz bevor ich mich an dem Abend zu seinem Zimmer aufmachte, schlüpfte ich in das gestohlene Brautkleid und versuchte einer glücklichen Braut zu gleichen, als ich durch die Hallen der Anstalt ging. Vor seiner Zimmertür fand ich Dick und Doof – ich fand die Namen für die zwei Gorillas angemessen – seine beiden Wachen mit verschränkten Armen stehen. Sie beäugten mich nur misstrauisch, doch noch bevor sie reagieren konnten, hatte ich ihnen das Genick gebrochen und war in Royces Zimmer verschwunden. Die Kraft, die ich durch mein Vampirdasein erhielt, erwies sich in diesem Fall endlich als nützlich. So ging alles viel schneller und ich hatte nicht so viele Probleme mit dem Kraftaufwand. Als ich Royce gegenüberstand musste ich mir ein Lachen verkneifen. Sein Gesichtsausdruck, als er mich sah, war Gold wert. Ich sah dieselbe Furcht in seinen Augen, wie ich sie bei mir vermute, als er mich vergewaltigte. Ich brachte ihn dazu zu schreien, wie ich in jener Nacht geschrien hatte. Ich wollte, dass er litt. Ich wollte, dass er genauso litt, wie ich. Und das tat er auch. Er bekam seine rechte Strafe. Du musst dich wohl fragen, wer diese Zeilen wohl schrieb. Ich denke, so kalt und grausam war ich selten. Aber ich kann dich beruhigen. Diese kalte, wütende Ader bekamen nur Royce und seine Freunde zu spüren und ich bin der Meinung, dass diese Leute es sehr wohl verdient haben. Niemand weiß, dass ich es war, die ihn zu Tode folterte. Nachdem ich Royce ebenfalls das Genick gebrochen hatte, verließ ich die Anstalt und kehrte Wochen später, zu den Cullens zurück.
Ich dachte, endlich Erlösung gefunden zu haben, doch alles, was ich bekam, war Verachtung von Edward, meinem Bruder, als ich ihm das erste Mal wieder begegnete. Er hatte es natürlich in meinen Gedanken gelesen, denn gesprochen habe ich bis dahin mit niemandem darüber. Er verstand nicht, wieso ich das tat. Gleich am ersten Abend sprach er mich darauf an. Er verlangte nach einer Antwort, die ihm mein Verhalten erklärte und meinen Entschluss zur Mörderin zu werden rechtfertigte. Ich gab ihm keine Antwort, da ich nie mit jemandem über meine Probleme sprach. Mit niemandem, außer dir, aber dich konnte ich nicht aufsuchen, da ich ja tot sein sollte.
Alles, was Edward damit erreichte, war, dass ich mich wieder wochenlang im Zimmer einsperrte. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, mich mehr am Familienleben zu beteiligen, mich als dankbar zu erweisen. Aber ich konnte nicht. Die unverständliche Verachtung von Edward tat mir zu weh, als dass ich ihm freiwillig unter die Augen treten wollte. Ich versuchte also alleine mit allem fertig zu werden. Doch so sehr ich es auch versuchte, ich schaffte es nicht. Ich kam nicht damit klar, in diesem Haus zu sitzen, in der Gewissheit, dass jemand versuchte meine Entscheidungen zu verstehen und mir dann doch nur mit Verachtung und Unverständlichkeit entgegenkam.
Also beschloss ich, dass es wohl das Beste für alle wäre, wenn ich die Cullens für eine Weile verließ. Es tat mir zwar für Esme und Carlisle leid, aber ich konnte Edward nicht ertragen. Seine Art trieb mich in den Wahnsinn und ich konnte damit einfach nicht umgehen. Ich hatte jedes Mal das Gefühl, von ihm nicht akzeptiert zu werden, als würde er mich ablehnen, meine Art verhöhnen und einfach nicht verstehen. Er hatte sich damit abgefunden, was er war und er bestand darauf, dass auch ich das tun sollte. Weißt du, Vera, Edward hat wirklich keinen schlechten Charakter. Im Gegenteil. Er ist ein sehr liebenswerter Mann, aber er versucht seit meiner Verwandlung mein Verhalten so zu rechtfertigen, dass es für ihn einen Sinn ergibt. Und das sollte er nicht, denn dazu müsste ich das alles erst einmal rechtfertigen können. Und dazu war ich in den letzten Jahrzehnten nicht in der Lage.
Ich verabschiedete mich nicht von Esme und Carlisle, obwohl ich es gerne getan hätte, aber ich hatte Angst, dass sie versuchen würden, mich aufzuhalten. Und ich hätte es nicht ertragen, ihnen auch noch ins Gesicht zu blicken, während ich ihnen das Herz brach.
Der Tod kam schleichend, bis gar nicht. In meinem Kopf kreisten die Gedanken unaufhörlich. Es war wie ein Karussell, das einfach nicht langsamer werden wollte. Mein perfektes Leben lief an mir vorbei und ich wusste, dass es vorbei war, dass ich nun sterben würde, dass ich alles verloren hatte. Doch noch bevor die Kälte mich endlich töten konnte, passierte etwas, das ... ja, ich bin der Meinung, dass es niemals hätte passieren dürfen. Carlisle Cullen fand mich blutend und unterkühlt auf der Straße liegend. Er brachte mich zu sich nachhause.
So froh ich auch war, endlich in einem warmen Haus zu sein, so enttäuscht war ich darüber, was Carlisle mit mir machte. Die Schmerzen, die er mir zufügte, ob unfreiwillig oder nicht, machten mir Angst und ich schrie so gut wie jeden Tag stündlich. Nur ab und zu hörte ich auf, um die Gespräche der Personen zu belauschen, die sich ebenfalls im Haus befanden.
Edward, mein Adoptivbruder, und Carlisle sprachen oft über mich. Edward schien nicht sehr erfreut zu sein, dass Carlisle mich aufgenommen hatte. Wieso wusste ich nicht, doch ich war zu schwach, um zu fragen, weshalb er mich nicht hier haben wollte.
Carlisle hingegen beteuerte immer wieder, es wäre eine Verschwendung gewesen mich auf der Straße liegen und sterben zu lassen. Eine Vergeudung etwas so Schönes nicht noch schöner zu machen.
Oftmals erklärte mir Carlisle was er aus mir gemacht hatte. Was er selbst war, was ich werden würde, die Risiken und alles, was dazu gehörte. Es wäre falsch zu sagen, ich war Carlisle nicht dankbar, dass er mich gerettet hatte, doch froh war ich darüber nicht. Während ich auf den Tod gewartet und mir die Kälte langsam alles Leben herausgesogen hatte, überlegte ich, was ich falsch gemacht haben könnte in meinem Leben, dass mir ein solches Ende beschert wurde. Wieso ich den schönsten aller Tage in meinem Leben nicht erleben durfte. Und obwohl ich auf keine vernünftige Antwort kam, bereitete ich mich auf den Tod vor. Ich wollte sterben. Ich wusste nicht, was nach dem Tod kommen würde, doch ich sagte mir, was auch immer es sein mag, es kann niemals so schlimm sein, wie das, was mir gerade passiert war.
Ich wünschte, ich hätte erfahren, was nach dem Tod kam. War es schöner, als das Leben? Wäre es mir dort vergönnt gewesen, einen jungen Mann zu heiraten, den ich liebe, der mich glücklich macht, der mir eine Familie schenkt, für den es nichts Schöneres gibt, als an meiner Seite zu sein, der mich so küsst, wie dein Ehemann dich küsste?
Ich darf nicht sagen, dass ich die Hälfte dieser Wünsche nicht erfüllt bekam. Auch wenn es nicht das schöne Leben nach dem Tod ist, das ich nun führe, habe ich den Mann gefunden, den ich immer gesucht hatte, von dem ich nie wusste, dass ich genau ihn suchte. Ich habe Emmett gefunden. Einen Mann, der mich nicht nur einmal geheiratet hat, den ich über alles liebe, der mich glücklich macht, der zu mir hält, auch wenn ich eine schwierige Person bin, und für den es nichts Schöneres gibt, als mich in seinen Armen zu wissen. Und ich habe einen Mann gefunden, der mich so küsst, wie ich geküsst werden will. So schön es auch ist, Emmett an meiner Seite zu haben, so schön es auch ist, von ihm geliebt zu werden, fehlt mir etwas zum vollkommenen Glück. Kinder. Ich weiß, dass er nichts dafür kann, dass wir als Vampire keine Kinder bekommen können, und doch trübt es mein Glück mit ihm.
Nun kennst du die Geschichte, wie ich mein eigentlich perfektes Leben verlor. Es ist keine schöne Geschichte, aber sie gehört zu mir und ich muss akzeptieren, was passiert ist. Ob ich will oder nicht. Und ich will nicht. Es tut zu weh mir einzugestehen, dass ich vielleicht etwas falsch gemacht hatte. Aber, so sehr ich auch darüber nachdenke, ich komme nicht auf die Antwort, die ich suche. Was hatte ich denn falsch gemacht? War ich unartig? Hatte ich zu viele Wünsche und habe nichts dafür getan? Warum musste beziehungsweise muss ich so viel leiden?
Diese Fragen kann niemand außer mir beantworten, aber selbst ich vermag das nicht zu tun. Ich hoffe, du verstehst nun, warum ich meine Gefühle, die ich für Royce hatte, jetzt für albern halte. Ich war naiv und oberflächlich. Hätte ich nur einmal richtig hingesehen, hätte ich möglicherweise gesehen, dass Royce nicht gut für mich war.
Aber auf diese traurige Geschichte, folgt auch eine sehr schöne. Ich möchte dir auch erzählen, wie ich meine wahre Liebe gefunden habe. Meine einzige Sorge ist nur, dass ich dich damit langweile. Du weißt ja, wie romantisch ich war und das, was ich dir jetzt erzählen werde, ist zweifellos eine wirklich romantische Geschichte.
Nach meiner Verwandlung zog ich mich lange zurück. Ich ging kaum aus dem Haus und versuchte mich zu verstecken. Ich hatte oft Angst vor mir selbst. Ich kannte mich kaum noch. Wenn ich in den Spiegel blickte sah mich ein Gesicht an, das so schön war, dass selbst ich es nicht kannte. Viele sagten später, dass ich, selbst für einen Vampir, wunderschön war. Vampire sind von natur aus schöne Wesen, aber da ich als Mensch sehr schön war, wirkte sich das extremer aus, als bei anderen.
Über meine Vergangenheit oder Gefühle sprach ich nicht. Ich dachte oft darüber nach und das brachte meinen Bruder Edward dazu, mich eines Tages darauf anzusprechen. Ich weiß noch, dass ich furchtbar verärgert darüber war, dass er die Gabe der Gedankenleserei besitzt und nun diese Sache von mir kannte. Ich konnte es also nicht für mich behalten. Eine Lösung musste her. Ich musste meine Wut unter Kontrolle bringen. Ich ließ sie oft an meinem Bruder oder meinen Eltern aus und das tat mir im Nachhinein jedes Mal leid, denn sie konnten ja nicht wirklich etwas dafür, dass ich mein Leben verlor. Also beschloss ich meine Vergangenheit hinter mir zu lassen. Ich wollte mit Royce abschließen. Doch um das zu schaffen, brauchte ich einen Plan. Wochenlang hatte ich alles perfekt geplant. Ich wollte mich an ihm rächen. Ich wollte ihm dieselben Schmerzen bereiten, die er mir bereitete. Es war nicht einfach, das alles umzusetzen, da ich nicht der brutale Mensch bin. Ich bin nicht kriminell oder skrupellos. Du weißt das wohl am besten. Aber ich war so wütend auf diesen Mann. Ich hasste ihn. Ich hasste alles, was mit ihm zu tun hatte. Ich beschloss auch seine Freunde zur Rechenschaft zu ziehen. Schließlich waren sie alle daran beteiligt. Nicht einer ausgenommen.
Etwa eine Woche bevor ich meinen Plan in die Tat umsetzte, brach ich in ein Brautmodengeschäft ein und stahl ein Brautkleid. Eines, das in etwa so aussah, wie das, das ich getragen hätte, hätte ich Royce tatsächlich geheiratet. Das Original wollte ich nicht besudeln. Dazu war es mir doch noch zu wertvoll und ich hatte auch nicht vor meine Eltern auszurauben.
Zuerst rächte ich mich an drei seiner Freunde, die dabei waren. Ich vergoss kein Blut, das war mir wichtig, um nicht in Versuchung zu kommen und es zu trinken. Es wäre mir ein Graus gewesen, etwas von ihnen in mir zu haben. Aber ich versuchte es so qualvoll wie möglich zu machen. Das Motto "kurz und schmerzlos" ignorierte ich. Warum sollte ich auch noch Gnade zeigen? Meine ersten Opfer waren einfach zu töten. Sie wussten ja nicht, dass ihnen jemand nach ihrem Leben trachtete. Unwissend wie sie waren, tappten sie alle in meine Falle und ich zog sie zu. Wie gesagt, ich bin normalerweise nicht grausam, aber wenn man mich verletzt, kann ich extrem reagieren.
Es war ... wie eine Art Erlösung, als ich ihnen den Garaus machte. Ich lächelte, als ich floh. Es war ein unglaublich gutes Gefühl. Ein Gefühl von Freiheit.
Etwa zwei Wochen später machte ich mich daran John ausfindig zu machen. Ihn hatte ich mir einzeln aufgehoben. Schließlich war er es, der die anderen dazu angestiftet hatte, mit mir zu spielen. Für ihn hatte ich mir etwas Spezielles ausgedacht.
Ich besuchte ihn in seinem Heimatort und quälte ihn genauso wie die anderen beiden, nur länger und qualvoller. John hatte mehr Angst, als die anderen drei. Er hatte schon davon gehört, dass seine Freunde getötet wurden und dass der Täter noch nicht geschnappt wurde. Ich schätze mal, es erinnerte ihn an seine Tat. Das alles kostete mir nur ein Lächeln und ich machte es ziemlich theatralisch. Aber genau wie bei den anderen tat es unendlich gut, meine Wut rauszulassen. Ich floh erneut mit einem Lächeln.
Mein letztes Opfer war Royce. Ich hob ihn mir aus einem bestimmten Grund für den Schluss auf. So konnte ich ihn schon zuvor in Angst versetzen, indem ich seine Freunde verschwinden ließ. Nun ja ... verschwunden in dem Sinn sind sie ja nicht. Sie wurden ermordet, nur wusste niemand wie und von wem.
Knapp zwei Wochen nach meinem Rachefeldzug gegen John, versetzte ich Royce mit Rosen und Veilchen in ein Angst und Schrecken. Ich denke, dass sein Zimmer auch vor Blumen überquoll. Ich wollte, dass es ihn sofort an mich erinnerte. Er muss im ersten Moment gedacht haben, irgendein Verehrer wollte mich rächen oder meine Familie. Aber ich bezweifle, dass er auch nur einmal daran gedacht hatte, dass ich mich rächte. Er war ja so naiv. Ich habe ihm sogar meinen Verlobungsring zurückgeschickt. Spätestens da hätte ihm klarwerden müssen, dass es nicht natürlich war, was da passierte. Denn meine Leiche hatte man ja nie gefunden. Als ich mich auf den Weg machte, die Sache endlich zu beenden, fand ich heraus, dass er mittlerweile sogar schon Leibwächter hatte, die ihn rund um die Uhr bewachten. Ich glaube, dass ich mich bis dahin nicht mehr so köstlich amüsiert hatte, als ich herausfand, dass er sich in einer geschlossenen Anstalt befand und in einem Raum ohne Fenster wohnte. Meine Vermutung ist, dass er zu dem Zeitpunkt schon für verrückt erklärt wurde, weil er von einem Geist verfolgt wurde, allerdings würde dann meine Vermutung, dass er nie an mich gedacht hatte, als er den Verlobungsring zurückbekam, nicht passen. Wie dem auch sei. Ich machte mich also auf den Weg, um mit meiner Vergangenheit endgültig abzuschließen. Dass diese Tortur sich noch länger hinziehen würde, ahnte ich nicht, aber die Gabe der Hellseherei wurde nicht mir geschenkt.
Kurz bevor ich mich an dem Abend zu seinem Zimmer aufmachte, schlüpfte ich in das gestohlene Brautkleid und versuchte einer glücklichen Braut zu gleichen, als ich durch die Hallen der Anstalt ging. Vor seiner Zimmertür fand ich Dick und Doof – ich fand die Namen für die zwei Gorillas angemessen – seine beiden Wachen mit verschränkten Armen stehen. Sie beäugten mich nur misstrauisch, doch noch bevor sie reagieren konnten, hatte ich ihnen das Genick gebrochen und war in Royces Zimmer verschwunden. Die Kraft, die ich durch mein Vampirdasein erhielt, erwies sich in diesem Fall endlich als nützlich. So ging alles viel schneller und ich hatte nicht so viele Probleme mit dem Kraftaufwand. Als ich Royce gegenüberstand musste ich mir ein Lachen verkneifen. Sein Gesichtsausdruck, als er mich sah, war Gold wert. Ich sah dieselbe Furcht in seinen Augen, wie ich sie bei mir vermute, als er mich vergewaltigte. Ich brachte ihn dazu zu schreien, wie ich in jener Nacht geschrien hatte. Ich wollte, dass er litt. Ich wollte, dass er genauso litt, wie ich. Und das tat er auch. Er bekam seine rechte Strafe. Du musst dich wohl fragen, wer diese Zeilen wohl schrieb. Ich denke, so kalt und grausam war ich selten. Aber ich kann dich beruhigen. Diese kalte, wütende Ader bekamen nur Royce und seine Freunde zu spüren und ich bin der Meinung, dass diese Leute es sehr wohl verdient haben. Niemand weiß, dass ich es war, die ihn zu Tode folterte. Nachdem ich Royce ebenfalls das Genick gebrochen hatte, verließ ich die Anstalt und kehrte Wochen später, zu den Cullens zurück.
Ich dachte, endlich Erlösung gefunden zu haben, doch alles, was ich bekam, war Verachtung von Edward, meinem Bruder, als ich ihm das erste Mal wieder begegnete. Er hatte es natürlich in meinen Gedanken gelesen, denn gesprochen habe ich bis dahin mit niemandem darüber. Er verstand nicht, wieso ich das tat. Gleich am ersten Abend sprach er mich darauf an. Er verlangte nach einer Antwort, die ihm mein Verhalten erklärte und meinen Entschluss zur Mörderin zu werden rechtfertigte. Ich gab ihm keine Antwort, da ich nie mit jemandem über meine Probleme sprach. Mit niemandem, außer dir, aber dich konnte ich nicht aufsuchen, da ich ja tot sein sollte.
Alles, was Edward damit erreichte, war, dass ich mich wieder wochenlang im Zimmer einsperrte. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, mich mehr am Familienleben zu beteiligen, mich als dankbar zu erweisen. Aber ich konnte nicht. Die unverständliche Verachtung von Edward tat mir zu weh, als dass ich ihm freiwillig unter die Augen treten wollte. Ich versuchte also alleine mit allem fertig zu werden. Doch so sehr ich es auch versuchte, ich schaffte es nicht. Ich kam nicht damit klar, in diesem Haus zu sitzen, in der Gewissheit, dass jemand versuchte meine Entscheidungen zu verstehen und mir dann doch nur mit Verachtung und Unverständlichkeit entgegenkam.
Also beschloss ich, dass es wohl das Beste für alle wäre, wenn ich die Cullens für eine Weile verließ. Es tat mir zwar für Esme und Carlisle leid, aber ich konnte Edward nicht ertragen. Seine Art trieb mich in den Wahnsinn und ich konnte damit einfach nicht umgehen. Ich hatte jedes Mal das Gefühl, von ihm nicht akzeptiert zu werden, als würde er mich ablehnen, meine Art verhöhnen und einfach nicht verstehen. Er hatte sich damit abgefunden, was er war und er bestand darauf, dass auch ich das tun sollte. Weißt du, Vera, Edward hat wirklich keinen schlechten Charakter. Im Gegenteil. Er ist ein sehr liebenswerter Mann, aber er versucht seit meiner Verwandlung mein Verhalten so zu rechtfertigen, dass es für ihn einen Sinn ergibt. Und das sollte er nicht, denn dazu müsste ich das alles erst einmal rechtfertigen können. Und dazu war ich in den letzten Jahrzehnten nicht in der Lage.
Ich verabschiedete mich nicht von Esme und Carlisle, obwohl ich es gerne getan hätte, aber ich hatte Angst, dass sie versuchen würden, mich aufzuhalten. Und ich hätte es nicht ertragen, ihnen auch noch ins Gesicht zu blicken, während ich ihnen das Herz brach.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Emmett (Teil 1)
Auf meiner Reise nach mir selbst kam ich alle möglichen Städte dieser Welt. Ich durchstreifte viele Gebiete dieser Erde und traf auch auf meinesgleichen. Doch ich sprach nicht mit ihnen. Ich mied sie, allesamt. Wieso ich nicht mit ihnen reden wollte, ist mir heute unbegreiflich. Wahrscheinlich war ich einfach zu stolz, zu eingebildet. Ich lebte für mich alleine, war mir sicher, dass ich alleine klarkam, doch irgendetwas hatte mir immer gefehlt. Und nun weiß ich auch, was es war.
Ich war lange unterwegs. Tag und Nacht, doch ich kam auf keinen Sinn, auf keine Antwort, wieso ich noch hier war. Wieso ich dieses Leben leben musste. Ich war überzeugt davon, dass es eine Antwort gab und dass ich nah dran war, herauszufinden, was der Sinn hinter alldem ist, doch ich kam einfach nicht drauf.
Doch dann passierte etwas, von dem ich nie glaube, dass mir das passieren würde. Ich traf auf einen Menschen, der mein Leben komplett umstellte, von dem Moment an, an dem ich ihn zum ersten Mal sah.
Ich durchkämmte einen Wald in der Nähe des Mississippi in Tennessee. Es war ein sehr dichter Wald und man konnte nur Vögel hören, die sich in der Umgebung aufhielten. Schon den ganzen Tag über hatte ich das Gefühl, dass etwas passieren würde. Ich kann es nicht genau definieren, es war ... eine ganz merkwürdige Stimmung.
Etwa zwei Meilen abseits des Pfades nahm ich den Geruch von Blut wahr. Ich wusste nicht, was für Blut ich roch, doch ich war mir sicher, dass es kein Tierblut war. Meine Sinne signalisierten mir, dass in der Nähe jemand oder etwas bluten musste. Doch hören konnte ich noch nichts.
Da ich ohnehin vorhatte noch jagen zu gehen, bevor die Nacht hereinbrach, nahm ich die Witterung auf und folgte dem Geruch. Je näher ich ihm kam, desto intensiver wurde er. Schon nach einer halben Meile wusste ich, dass es Menschenblut war. Es war unglaublich, Vera. Dieser Geruch. Man kann sich das kaum vorstellen. Es ist faszinierend, so ... zart und ... verletzlich. Ich kann es kaum beschreiben. Als ich erkannte, dass es sich um Menschenblut handelte, zögerte ich. Ich hatte noch nie welches probiert und war mir auch nicht sicher, ob ich das Blut tatsächlich probieren wollte, aber mein Durstgefühl war so stark wie nie zuvor. Alle meine Geschmacksnerven wollten den Geschmack von Menschenblut schmecken, wollten einmal wenigstens davon gekostet haben. Ich war kurz davor zu kapitulieren und meine guten Vorsätze, niemals Menschenblut zu kosten, über Bord zu werfen, als ich plötzlich, wie aus dem Nichts, den Geruch von Bärenblut wahrnahm.
Ich folgte dem Geruch so lange, bis ich Schreie hören konnte. Sie waren ganz deutlich. Ein Brüllen, das zweifellos das des Bären war, und ein Schmerzensschrei von einem Menschen. Er war in Gefahr.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte nicht einfach hingehen und diesen Menschen vor dem Bären retten. Ich würde mich verraten. Andererseits konnte ich den Menschen nicht sterben lassen. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Da ich nicht stehen geblieben war, kam ich nach kurzer Zeit an eine Lichtung, auf der die Geräusche und der Geruch noch intensiver als zuvor waren.
Mir graute vor dem, was ich gleich sehen sollte. Ich wusste, dass ich die Quellen der Gerüche gefunden hatte und wusste, dass das Bild, das sich mir bieten würde, nicht schön werden würde. Und doch machte ich nicht Halt davor und ging weiter.
Und dann sah ich sie. Ein riesiger Grizzlybär hatte sich vor einem Menschen aufgebaut, der ganz offensichtlich blutete. Und würde niemand etwas tun, würde er verbluten, da war ich mir sicher. Aber ich tat nichts, denn ich wusste, würde ich eingreifen, würde ich mich zu erkennen geben. Die Sonne schien an diesem Tag und hätte ich mich gezeigt, wäre ich ein wandelnder Diamant gewesen.
Ich wusste, dass ich mich hier nicht aufhalten durfte. Meine Sinne signalisierten mir alle, dass es nicht nur Gefahr für den Menschen, sondern auch für mich Gefahr war. Ich war viel zu nah, das spürte ich genau, aber ich wollte, ja ich behaupte sogar, ich konnte nicht einfach verschwinden. Irgendetwas hielt mich fest. Ich konnte es nicht definieren. Alles, was ich wusste, war, dass ich nicht zufällig hier war. Es hatte einen Grund, nur kannte ich ihn bis dahin noch nicht.
Die Schreie des Mannes wurden lauter und verzweifelter. Er schrie um sein Leben, das wusste ich. Ich wollte ihm so gerne helfen, nur fehlte mir der Mut dazu.
Und während ich noch überlegte, ob ich ihm helfen sollte oder nicht, holte der Bär zum letzten Schlag aus. Der Bär war stark, das zeigte seine Größe und seine Figur, und er hob seine Pranke, um dem Mensch den Gnadenstoß zu erteilen. Und da hielt ich es nicht mehr aus. Was auch immer es war, irgendetwas trieb mich dazu, mich dem Bären entgegenzuwerfen, ihn zu bändigen und zu töten. Ich konnte nicht mehr zusehen, was er diesem Mensch antat und so tötete ich den Bären und trank mich kurz an seinem Blut satt. Mein Durst war in der Zeit, als ich überlegte, ob ich mich zeigen sollte oder nicht, noch gewachsen und ich hatte keine andere Wahl, als mich an dem Bärenblut zu sättigen. Ich wollte dem Mensch nichts tun, das war nicht meine Art und gehörte nicht zu meiner Natur.
Dann widmete ich mich dem Mann, der einige Meter weiter weg lag. Ich drehte mich zu ihm um und näherte mich ihm langsam. Er blutete und stöhnte vor Schmerz. Er muss gewusst haben, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Ich ging zu ihm und wollte mir seine Wunden ansehen. Ich wollte ihm helfen, wo ich konnte. Doch, als ich in sein Gesicht blickte, stockte mir der Atem. Vera, ich ... ich ... sah deinen Sohn vor mir. Mehr oder weniger. Der Mensch sah genauso aus, wie er. Seine Grübchen, die man selbst in dem schmerzverzerrten Gesicht erkennen konnte, erinnerten mich so sehr an Henry. Und sein Haar ... wenn ich nicht gewusst hätte, dass Henry noch ein Baby war, hätte ich geglaubt, ihn hier vor mir liegen zu haben.
Vera, ich konnte diesen Mann nicht sterben lassen. Allein schon deshalb nicht, weil er Henry so sehr ähnelte. Und seine Augen ... Vera, er sah mich an, als wäre ich ... nicht von dieser Welt.
Ich strich ihm über das Gesicht, wollte ihn beruhigen und fragte ihn, wie denn sein Name war.
"Emmett ... ich ... heiße Emmett.", stotterte er und hustete Blut. Ich wusste, dass er nicht mehr lange Zeit zum Überleben hatte. "Emmett", wiederholte ich seinen Namen und wischte ihm das Blut aus dem Gesicht. "Es wird alles gut, Emmett."
Ich wollte ihm die Angst nehmen, dass er nicht sterben würde, doch ich war mir da selbst nicht so sicher.
Emmett sagte nichts mehr. Er blickte mich an und stöhnte weiterhin, konnte aber nichts mehr antworten. Die Schmerzen raubten ihm die Kräfte, das spürte ich.
Es dauerte nur Sekunden, in denen ich mich entschied, was ich tun wollte. Ich nahm Emmett auf meine Hände und rannte los. Ich rannte so schnell, wie ich in meinem Leben noch nie gerannt war. Ich wusste, dass jede Minute, ja jede Sekunde zählte. Ich war Hunderte von Kilometer weit weg von den Cullens, aber ich wollte zurück und ich wollte das Leben dieses Mannes retten. Ich musste ihn einfach retten. Egal wie, aber ich musste. Emmetts Rettung schien für mich der perfekte Grund um zurück zu kehren. Und ich war mir nun auch sicher, wohin ich gehörte. Ich wusste, wieso ich weggelaufen war. Ich wusste, wonach ich gesucht hatte. Und ich wusste, dass mein Platz bei den Cullens war und ich hoffte, dass ich diesen Platz mit Emmett teilen würde. Ich weiß, es hört sich albern an, dass ich diesen Wunsch schon damals hatte, als er im Sterben lag und ich ihn das erste Mal gesehen hatte, aber ich wusste es. Meine Sinne, mein Verstand, alles schrie danach, dass ich Emmett nicht verlieren durfte.
Als ich bei den Cullens ankam, wurde ich von Esme und Carlisle freudig empfangen. Esme war so froh, mich wiederzusehen. Sie hatte geglaubt, mich nicht mehr wiederzusehen. Ich versicherte ihr, dass mir klar wurde, wohin ich gehörte und dass ich nicht mehr weggehen würde. Doch ich bat Carlisle so schnell wie möglich etwas für Emmett zu tun. Ich erklärte ihm so schnell ich konnte, was passiert war und wieso ich wollte, dass er ihm half, obwohl ich ihn nicht kannte. Carlisle war verständnisvoll und untersuchte ihn. Doch er konnte ihm nicht mehr helfen. Emmett hatte so schwere Verletzungen, dass es ein Wunder war, dass er überhaupt bis hierher durchgehalten hatte. Ich war mit Emmett zuvor Meilenweit entfernt von den Cullens gewesen und doch lebte er ... noch.
Als Carlisle sich sicher war, dass er nichts mehr für ihn tun konnte, trat er an mich heran und erklärte mir, dass alles, was er noch tun könnte, war, ihn zu einem von uns zu machen. Ich schrie, als ich diesen Vorschlag hörte. Ich wollte Emmett nicht zu einem Vampir machen. Nicht, weil ich ihm das ewige Leben nicht gönnte, sondern weil ich wusste, wie schlimm es ist, nicht selbst entscheiden zu können, ob man dieses Leben leben möchte oder den Tod vorzieht. Und ich wusste, was für ein Fluch dieses Leben war. Es war die Hölle. Oh, Vera, ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Diese Entscheidung war die schwierigste in meinem Leben. Ich wusste, dass ich Emmett, obwohl nicht wusste, wieso, obwohl ich ihn nur beim Namen kannte, nicht verlieren wollte, aber ihn zu einem Vampir zu machen ... das widersprach völlig meinen Prinzipien. Und doch ... ich stimmte letztendlich zu. Ich wollte ihn nicht verlieren und nahm dafür sogar in Kauf, dass er mir möglicherweise böse war, dass ich ihm das Leben nahm und ihn zu einem Wesen der Nacht machte. Aber ich wollte es und das sagte ich Carlisle.
Carlisle tat, worum ich ihn gebeten hatte und verblüffte damit die gesamte Familie. Noch nie hatte ich so etwas getan. Edward, der meine Gedanken ja kannte, wusste, dass ich selbst in meinem menschlichen Leben nie so gehandelt hatte.
Ich schwor mir auch, so etwas nie wieder zu tun. Ich wollte solche Entscheidungen nicht mehr treffen. Ich kam mir so schäbig dabei vor. So selbstsüchtig. Ich verdammte diesen unschuldigen Mann dazu, ein Leben ohne Aussicht auf Erlösung zu leben. Ein Leben ohne Schlaf. Ein Leben mit Blutdurst. Ich war so wütend auf mich. Ich war so unendlich wütend und hätte ich einen Weg gekannt mich selbst umzubringen, dann hätte ich es getan.
Vera, es war furchtbar, und so sehr ich mich auch hasste für das, was ich diesem Mann antat, so sehr brauchte ich seine Nähe. Während des ganzen Prozesses blieb ich bei ihm. Ich saß an seiner Seite und blickte ihn Tag und Nacht an. Auch er hatte die Augen offen und blickte mich an. Emmett sah so ... hilflos aus, so unschuldig. Und ich tat ihm so weh. Immer, wenn Carlisle ins Zimmer kam und ihm erklärte, was er werden würde, was er nun war, wollte ich am liebsten das Zimmer verlassen, mir am liebsten das Leben nehmen, doch ich konnte nicht. Emmett hielt mich davon ab. Die Zeit verging langsam. Es war eine Qual zuzusehen, wie sämtliches natürliches Leben aus Emmett entwich.
Ich suchte nach einer Beschäftigung, um nicht dauernd zu Emmett blicken zu müssen, also grübelte ich über mein Leben nach, versuchte mir klar zu machen, was ich getan hatte, was passiert war. Ich konnte mir nicht erklären, wieso ich so gehandelt hatte, wieso ich wollte, dass Emmett mit mir lebte, und doch war ich mir sicher, dass ich das Richtige getan hatte, auch wenn ich mich dafür hasste und mir sicher war, dass er mir böse deswegen war, was ich aus ihm gemacht hatte.
Doch genau das Gegenteil trat ein. Emmett war mir dankbar, dass ich ihm dieses Leben geschenkt hatte. Als ich mich entschuldigt hatte, für das, was ich ihm angetan hatte, erzählte er mir, dass er nicht verstehen kann, wie jemand wie ich, sein Engel, ein Monster sein könnte. Er sagte, er würde in diesem Leben nur Positives sehen. Emmett war stark geworden. Er sah gut aus, hatte unheimlich an Kraft gewonnen und die Sache mit dem Blut und dem ewigen Leben, sagte er, würde er auch in den Griff bekommen.
Er bedankte sich bei mir. Nahm mir meine Sorgen, indem er sagte, wie sehr er mir dankbar war, dass ich Engel ihn vor dem Tod bewahrt hatte.
Engel nennt er mich. Er erzählte mir, was er gefühlt hatte, als er mich das erste Mal gesehen hatte. Er war verzaubert und hatte gehofft, dass ich nicht nur eine Illusion war, die Vorbereitung auf den Tod. Er wollte, genau wie ich bei ihm, dass ich blieb.
Emmett blieb bei uns, den Cullens. Ich lernte ihn besser kennen, verbrachte Tag und Nacht mit ihm und je länger ich bei ihm war, merkte ich, dass es mir besser ging. Mit jedem Tag mehr. Ich sagte ja, ich brauchte ihn. Er war – ja ist – lebenswichtig für mich.
Ich weihte ihn in die Künste des Jagens ein, in die Künste der Bluttrinkerei, der Geheimhaltung. Zeigte ihm unser Revier, unsere Ernährungsweise und alles, was mit unserem Leben zusammenhing. Schon nach kurzer Zeit war er in etwa so gut, wie Edward, der ihm noch einige weitere Dinge zeigte, die für unser Leben wichtig waren, und mit denen ich nichts anfangen konnte.
Ich war so glücklich, dass Emmett existierte. Ich konnte nicht glauben, dass es ihn tatsächlich gab und dass er hier bei uns war. Er war mir so wichtig und das sahen auch Esme und Carlisle. Sie waren richtig froh, dass ich glücklich war, dass es mir gut ging. Esme meinte einmal, sie hatte geglaubt, ich würde mein Glück niemals finden. Dabei wäre ich glücklich so viel schöner, als unglücklich.
Umso geschockter waren wir alle, als etwa ein Monat nachdem Carlisle ihn verwandelt hatte, Emmett verschwunden war. Es traf mich wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Er war einfach weg. Wohin er abgehauen war, wusste ich nicht. Ich wusste noch nicht einmal warum.
Meine einzige Vermutung war, dass es mit unserer Ernährung zusammenhing, denn Emmett hatte Schwierigkeiten sich dieser anzupassen. Er widersetzte sich des Öfteren unseren Ernährungsvorschriften und biss einen Menschen. Es tat ihm auch leid, das sagte er immer wieder, doch er konnte dem Drang nicht widerstehen und so nahm ich an, dass diese Sache der Grund für sein Abhauen war. Doch glauben konnte ich es nicht. Emmett war nicht der Typ, der einfach so aufgab. Es sah ihm nicht ähnlich, auch wenn ich ihn noch nicht sehr lange kannte.
Mit seinem Verschwinden kehrte auch meine Tristesse wieder. Ich zog mich erneut zurück und verbrachte die meiste Zeit in meinem Zimmer. Schloss mich ein und wollte mit niemandem sprechen. Anfangs hatte ich Esme und Carlisle noch genötigt ihn zu suchen, wenigstens versuchen mit ihm zu sprechen. Doch beide meinten jedes Mal, wenn ich enttäuscht von unserer Suche nachhause kam, dass wenn Emmett wüsste, was er will, er zurückkommen würde. Ich müsste ihm nur etwas Zeit geben. Zeit, die ich auch gebraucht hatte, um mich selbst zufinden.
Auf meiner Reise nach mir selbst kam ich alle möglichen Städte dieser Welt. Ich durchstreifte viele Gebiete dieser Erde und traf auch auf meinesgleichen. Doch ich sprach nicht mit ihnen. Ich mied sie, allesamt. Wieso ich nicht mit ihnen reden wollte, ist mir heute unbegreiflich. Wahrscheinlich war ich einfach zu stolz, zu eingebildet. Ich lebte für mich alleine, war mir sicher, dass ich alleine klarkam, doch irgendetwas hatte mir immer gefehlt. Und nun weiß ich auch, was es war.
Ich war lange unterwegs. Tag und Nacht, doch ich kam auf keinen Sinn, auf keine Antwort, wieso ich noch hier war. Wieso ich dieses Leben leben musste. Ich war überzeugt davon, dass es eine Antwort gab und dass ich nah dran war, herauszufinden, was der Sinn hinter alldem ist, doch ich kam einfach nicht drauf.
Doch dann passierte etwas, von dem ich nie glaube, dass mir das passieren würde. Ich traf auf einen Menschen, der mein Leben komplett umstellte, von dem Moment an, an dem ich ihn zum ersten Mal sah.
Ich durchkämmte einen Wald in der Nähe des Mississippi in Tennessee. Es war ein sehr dichter Wald und man konnte nur Vögel hören, die sich in der Umgebung aufhielten. Schon den ganzen Tag über hatte ich das Gefühl, dass etwas passieren würde. Ich kann es nicht genau definieren, es war ... eine ganz merkwürdige Stimmung.
Etwa zwei Meilen abseits des Pfades nahm ich den Geruch von Blut wahr. Ich wusste nicht, was für Blut ich roch, doch ich war mir sicher, dass es kein Tierblut war. Meine Sinne signalisierten mir, dass in der Nähe jemand oder etwas bluten musste. Doch hören konnte ich noch nichts.
Da ich ohnehin vorhatte noch jagen zu gehen, bevor die Nacht hereinbrach, nahm ich die Witterung auf und folgte dem Geruch. Je näher ich ihm kam, desto intensiver wurde er. Schon nach einer halben Meile wusste ich, dass es Menschenblut war. Es war unglaublich, Vera. Dieser Geruch. Man kann sich das kaum vorstellen. Es ist faszinierend, so ... zart und ... verletzlich. Ich kann es kaum beschreiben. Als ich erkannte, dass es sich um Menschenblut handelte, zögerte ich. Ich hatte noch nie welches probiert und war mir auch nicht sicher, ob ich das Blut tatsächlich probieren wollte, aber mein Durstgefühl war so stark wie nie zuvor. Alle meine Geschmacksnerven wollten den Geschmack von Menschenblut schmecken, wollten einmal wenigstens davon gekostet haben. Ich war kurz davor zu kapitulieren und meine guten Vorsätze, niemals Menschenblut zu kosten, über Bord zu werfen, als ich plötzlich, wie aus dem Nichts, den Geruch von Bärenblut wahrnahm.
Ich folgte dem Geruch so lange, bis ich Schreie hören konnte. Sie waren ganz deutlich. Ein Brüllen, das zweifellos das des Bären war, und ein Schmerzensschrei von einem Menschen. Er war in Gefahr.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte nicht einfach hingehen und diesen Menschen vor dem Bären retten. Ich würde mich verraten. Andererseits konnte ich den Menschen nicht sterben lassen. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Da ich nicht stehen geblieben war, kam ich nach kurzer Zeit an eine Lichtung, auf der die Geräusche und der Geruch noch intensiver als zuvor waren.
Mir graute vor dem, was ich gleich sehen sollte. Ich wusste, dass ich die Quellen der Gerüche gefunden hatte und wusste, dass das Bild, das sich mir bieten würde, nicht schön werden würde. Und doch machte ich nicht Halt davor und ging weiter.
Und dann sah ich sie. Ein riesiger Grizzlybär hatte sich vor einem Menschen aufgebaut, der ganz offensichtlich blutete. Und würde niemand etwas tun, würde er verbluten, da war ich mir sicher. Aber ich tat nichts, denn ich wusste, würde ich eingreifen, würde ich mich zu erkennen geben. Die Sonne schien an diesem Tag und hätte ich mich gezeigt, wäre ich ein wandelnder Diamant gewesen.
Ich wusste, dass ich mich hier nicht aufhalten durfte. Meine Sinne signalisierten mir alle, dass es nicht nur Gefahr für den Menschen, sondern auch für mich Gefahr war. Ich war viel zu nah, das spürte ich genau, aber ich wollte, ja ich behaupte sogar, ich konnte nicht einfach verschwinden. Irgendetwas hielt mich fest. Ich konnte es nicht definieren. Alles, was ich wusste, war, dass ich nicht zufällig hier war. Es hatte einen Grund, nur kannte ich ihn bis dahin noch nicht.
Die Schreie des Mannes wurden lauter und verzweifelter. Er schrie um sein Leben, das wusste ich. Ich wollte ihm so gerne helfen, nur fehlte mir der Mut dazu.
Und während ich noch überlegte, ob ich ihm helfen sollte oder nicht, holte der Bär zum letzten Schlag aus. Der Bär war stark, das zeigte seine Größe und seine Figur, und er hob seine Pranke, um dem Mensch den Gnadenstoß zu erteilen. Und da hielt ich es nicht mehr aus. Was auch immer es war, irgendetwas trieb mich dazu, mich dem Bären entgegenzuwerfen, ihn zu bändigen und zu töten. Ich konnte nicht mehr zusehen, was er diesem Mensch antat und so tötete ich den Bären und trank mich kurz an seinem Blut satt. Mein Durst war in der Zeit, als ich überlegte, ob ich mich zeigen sollte oder nicht, noch gewachsen und ich hatte keine andere Wahl, als mich an dem Bärenblut zu sättigen. Ich wollte dem Mensch nichts tun, das war nicht meine Art und gehörte nicht zu meiner Natur.
Dann widmete ich mich dem Mann, der einige Meter weiter weg lag. Ich drehte mich zu ihm um und näherte mich ihm langsam. Er blutete und stöhnte vor Schmerz. Er muss gewusst haben, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Ich ging zu ihm und wollte mir seine Wunden ansehen. Ich wollte ihm helfen, wo ich konnte. Doch, als ich in sein Gesicht blickte, stockte mir der Atem. Vera, ich ... ich ... sah deinen Sohn vor mir. Mehr oder weniger. Der Mensch sah genauso aus, wie er. Seine Grübchen, die man selbst in dem schmerzverzerrten Gesicht erkennen konnte, erinnerten mich so sehr an Henry. Und sein Haar ... wenn ich nicht gewusst hätte, dass Henry noch ein Baby war, hätte ich geglaubt, ihn hier vor mir liegen zu haben.
Vera, ich konnte diesen Mann nicht sterben lassen. Allein schon deshalb nicht, weil er Henry so sehr ähnelte. Und seine Augen ... Vera, er sah mich an, als wäre ich ... nicht von dieser Welt.
Ich strich ihm über das Gesicht, wollte ihn beruhigen und fragte ihn, wie denn sein Name war.
"Emmett ... ich ... heiße Emmett.", stotterte er und hustete Blut. Ich wusste, dass er nicht mehr lange Zeit zum Überleben hatte. "Emmett", wiederholte ich seinen Namen und wischte ihm das Blut aus dem Gesicht. "Es wird alles gut, Emmett."
Ich wollte ihm die Angst nehmen, dass er nicht sterben würde, doch ich war mir da selbst nicht so sicher.
Emmett sagte nichts mehr. Er blickte mich an und stöhnte weiterhin, konnte aber nichts mehr antworten. Die Schmerzen raubten ihm die Kräfte, das spürte ich.
Es dauerte nur Sekunden, in denen ich mich entschied, was ich tun wollte. Ich nahm Emmett auf meine Hände und rannte los. Ich rannte so schnell, wie ich in meinem Leben noch nie gerannt war. Ich wusste, dass jede Minute, ja jede Sekunde zählte. Ich war Hunderte von Kilometer weit weg von den Cullens, aber ich wollte zurück und ich wollte das Leben dieses Mannes retten. Ich musste ihn einfach retten. Egal wie, aber ich musste. Emmetts Rettung schien für mich der perfekte Grund um zurück zu kehren. Und ich war mir nun auch sicher, wohin ich gehörte. Ich wusste, wieso ich weggelaufen war. Ich wusste, wonach ich gesucht hatte. Und ich wusste, dass mein Platz bei den Cullens war und ich hoffte, dass ich diesen Platz mit Emmett teilen würde. Ich weiß, es hört sich albern an, dass ich diesen Wunsch schon damals hatte, als er im Sterben lag und ich ihn das erste Mal gesehen hatte, aber ich wusste es. Meine Sinne, mein Verstand, alles schrie danach, dass ich Emmett nicht verlieren durfte.
Als ich bei den Cullens ankam, wurde ich von Esme und Carlisle freudig empfangen. Esme war so froh, mich wiederzusehen. Sie hatte geglaubt, mich nicht mehr wiederzusehen. Ich versicherte ihr, dass mir klar wurde, wohin ich gehörte und dass ich nicht mehr weggehen würde. Doch ich bat Carlisle so schnell wie möglich etwas für Emmett zu tun. Ich erklärte ihm so schnell ich konnte, was passiert war und wieso ich wollte, dass er ihm half, obwohl ich ihn nicht kannte. Carlisle war verständnisvoll und untersuchte ihn. Doch er konnte ihm nicht mehr helfen. Emmett hatte so schwere Verletzungen, dass es ein Wunder war, dass er überhaupt bis hierher durchgehalten hatte. Ich war mit Emmett zuvor Meilenweit entfernt von den Cullens gewesen und doch lebte er ... noch.
Als Carlisle sich sicher war, dass er nichts mehr für ihn tun konnte, trat er an mich heran und erklärte mir, dass alles, was er noch tun könnte, war, ihn zu einem von uns zu machen. Ich schrie, als ich diesen Vorschlag hörte. Ich wollte Emmett nicht zu einem Vampir machen. Nicht, weil ich ihm das ewige Leben nicht gönnte, sondern weil ich wusste, wie schlimm es ist, nicht selbst entscheiden zu können, ob man dieses Leben leben möchte oder den Tod vorzieht. Und ich wusste, was für ein Fluch dieses Leben war. Es war die Hölle. Oh, Vera, ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Diese Entscheidung war die schwierigste in meinem Leben. Ich wusste, dass ich Emmett, obwohl nicht wusste, wieso, obwohl ich ihn nur beim Namen kannte, nicht verlieren wollte, aber ihn zu einem Vampir zu machen ... das widersprach völlig meinen Prinzipien. Und doch ... ich stimmte letztendlich zu. Ich wollte ihn nicht verlieren und nahm dafür sogar in Kauf, dass er mir möglicherweise böse war, dass ich ihm das Leben nahm und ihn zu einem Wesen der Nacht machte. Aber ich wollte es und das sagte ich Carlisle.
Carlisle tat, worum ich ihn gebeten hatte und verblüffte damit die gesamte Familie. Noch nie hatte ich so etwas getan. Edward, der meine Gedanken ja kannte, wusste, dass ich selbst in meinem menschlichen Leben nie so gehandelt hatte.
Ich schwor mir auch, so etwas nie wieder zu tun. Ich wollte solche Entscheidungen nicht mehr treffen. Ich kam mir so schäbig dabei vor. So selbstsüchtig. Ich verdammte diesen unschuldigen Mann dazu, ein Leben ohne Aussicht auf Erlösung zu leben. Ein Leben ohne Schlaf. Ein Leben mit Blutdurst. Ich war so wütend auf mich. Ich war so unendlich wütend und hätte ich einen Weg gekannt mich selbst umzubringen, dann hätte ich es getan.
Vera, es war furchtbar, und so sehr ich mich auch hasste für das, was ich diesem Mann antat, so sehr brauchte ich seine Nähe. Während des ganzen Prozesses blieb ich bei ihm. Ich saß an seiner Seite und blickte ihn Tag und Nacht an. Auch er hatte die Augen offen und blickte mich an. Emmett sah so ... hilflos aus, so unschuldig. Und ich tat ihm so weh. Immer, wenn Carlisle ins Zimmer kam und ihm erklärte, was er werden würde, was er nun war, wollte ich am liebsten das Zimmer verlassen, mir am liebsten das Leben nehmen, doch ich konnte nicht. Emmett hielt mich davon ab. Die Zeit verging langsam. Es war eine Qual zuzusehen, wie sämtliches natürliches Leben aus Emmett entwich.
Ich suchte nach einer Beschäftigung, um nicht dauernd zu Emmett blicken zu müssen, also grübelte ich über mein Leben nach, versuchte mir klar zu machen, was ich getan hatte, was passiert war. Ich konnte mir nicht erklären, wieso ich so gehandelt hatte, wieso ich wollte, dass Emmett mit mir lebte, und doch war ich mir sicher, dass ich das Richtige getan hatte, auch wenn ich mich dafür hasste und mir sicher war, dass er mir böse deswegen war, was ich aus ihm gemacht hatte.
Doch genau das Gegenteil trat ein. Emmett war mir dankbar, dass ich ihm dieses Leben geschenkt hatte. Als ich mich entschuldigt hatte, für das, was ich ihm angetan hatte, erzählte er mir, dass er nicht verstehen kann, wie jemand wie ich, sein Engel, ein Monster sein könnte. Er sagte, er würde in diesem Leben nur Positives sehen. Emmett war stark geworden. Er sah gut aus, hatte unheimlich an Kraft gewonnen und die Sache mit dem Blut und dem ewigen Leben, sagte er, würde er auch in den Griff bekommen.
Er bedankte sich bei mir. Nahm mir meine Sorgen, indem er sagte, wie sehr er mir dankbar war, dass ich Engel ihn vor dem Tod bewahrt hatte.
Engel nennt er mich. Er erzählte mir, was er gefühlt hatte, als er mich das erste Mal gesehen hatte. Er war verzaubert und hatte gehofft, dass ich nicht nur eine Illusion war, die Vorbereitung auf den Tod. Er wollte, genau wie ich bei ihm, dass ich blieb.
Emmett blieb bei uns, den Cullens. Ich lernte ihn besser kennen, verbrachte Tag und Nacht mit ihm und je länger ich bei ihm war, merkte ich, dass es mir besser ging. Mit jedem Tag mehr. Ich sagte ja, ich brauchte ihn. Er war – ja ist – lebenswichtig für mich.
Ich weihte ihn in die Künste des Jagens ein, in die Künste der Bluttrinkerei, der Geheimhaltung. Zeigte ihm unser Revier, unsere Ernährungsweise und alles, was mit unserem Leben zusammenhing. Schon nach kurzer Zeit war er in etwa so gut, wie Edward, der ihm noch einige weitere Dinge zeigte, die für unser Leben wichtig waren, und mit denen ich nichts anfangen konnte.
Ich war so glücklich, dass Emmett existierte. Ich konnte nicht glauben, dass es ihn tatsächlich gab und dass er hier bei uns war. Er war mir so wichtig und das sahen auch Esme und Carlisle. Sie waren richtig froh, dass ich glücklich war, dass es mir gut ging. Esme meinte einmal, sie hatte geglaubt, ich würde mein Glück niemals finden. Dabei wäre ich glücklich so viel schöner, als unglücklich.
Umso geschockter waren wir alle, als etwa ein Monat nachdem Carlisle ihn verwandelt hatte, Emmett verschwunden war. Es traf mich wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Er war einfach weg. Wohin er abgehauen war, wusste ich nicht. Ich wusste noch nicht einmal warum.
Meine einzige Vermutung war, dass es mit unserer Ernährung zusammenhing, denn Emmett hatte Schwierigkeiten sich dieser anzupassen. Er widersetzte sich des Öfteren unseren Ernährungsvorschriften und biss einen Menschen. Es tat ihm auch leid, das sagte er immer wieder, doch er konnte dem Drang nicht widerstehen und so nahm ich an, dass diese Sache der Grund für sein Abhauen war. Doch glauben konnte ich es nicht. Emmett war nicht der Typ, der einfach so aufgab. Es sah ihm nicht ähnlich, auch wenn ich ihn noch nicht sehr lange kannte.
Mit seinem Verschwinden kehrte auch meine Tristesse wieder. Ich zog mich erneut zurück und verbrachte die meiste Zeit in meinem Zimmer. Schloss mich ein und wollte mit niemandem sprechen. Anfangs hatte ich Esme und Carlisle noch genötigt ihn zu suchen, wenigstens versuchen mit ihm zu sprechen. Doch beide meinten jedes Mal, wenn ich enttäuscht von unserer Suche nachhause kam, dass wenn Emmett wüsste, was er will, er zurückkommen würde. Ich müsste ihm nur etwas Zeit geben. Zeit, die ich auch gebraucht hatte, um mich selbst zufinden.
Zuletzt von *Bella* am So 26 Okt 2008, 22:03 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
ich muss die Chaps leider teilen, da sie wohl zu lang sind. hoffe, das stört nicht.
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Emmett (Teil 2)
Auch wenn ich nicht wirklich daran glaubte, klammerte ich mich an diesen Hoffnungsschimmer. Hauptsache, ich hatte irgendetwas, das mich hoffen ließ, dass Emmett wieder zurückkommen würde. Oh, Vera, diese Zeit war so furchtbar. Ich befand mich in einer Starre, aus der ich mich kaum befreien konnte. Dabei wusste ich noch nicht einmal wieso mich Emmetts Verschwinden so mitnahm.
Ich war verzweifelt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Alleine nach ihm suchen wollte und konnte ich nicht. Zudem hatte ich keine Ahnung, was ich ihm hätte sagen sollen, wenn ich ihn tatsächlich gefunden hätte. Ich wusste doch selbst nicht, wieso ich ihn unbedingt hier haben wollte. Zumindest fand ich nicht die richtigen Worte dafür. Diese Zeit war unglaublich hart für mich. Der einzige Lichtblick, nach allem, was mir passiert war, war verschwunden und ich wusste nicht mehr weiter.
Einige Monate, nach seinem Verschwinden und nachdem ich mich notgedrungen damit abgefunden hatte, dass Emmett vielleicht gar nicht mehr zu uns zurückkam, arbeitete ich mit Esme im Garten. Ich versuchte, soweit es mir möglich war, einen normalen Alltag in mein Leben zu bringen und da Esme ihren Garten mit einigen Blumen auffrischen wollte, bot ich ihr meine Hilfe an. Ich glaube, es war ein Sommertag. Ein sehr verregneter Sommertag, daran kann ich mich noch erinnern. Wir konnten uns ohne Probleme draußen aufhalten. Als ich gerade an einer Rosenhecke meine Gärtnerkünste versuchte, näherte sich jemand unserer Gartentür. Und als ich meinen Kopf hob, um nachzusehen, wer denn dieser Jemand war, glaubte ich zu träumen.
Emmett stand auf der anderen Seite des Gartenzaunes und blickte auf Esme und mich. Er begrüßte Esme, die sofort aufsprang und ihn umarmte, und bat mich, mitzukommen.
Ich konnte nicht glauben, dass er wieder hier war. Als ich auf ihn zuging spürte ich, wie die Lebensfreude in mir zurückkehrte. Es war, wie eine Art Erlösung ihn zu sehen.
Emmett ging mit mir in den angrenzenden Wald. Während wir nebeneinander hergingen erklärte er mir, wieso er uns verlassen hatte. Wieso er nichts gesagt hatte und was die Beweggründe für sein Verschwinden waren. Er sagte, er musste sich selbst finden, etwas, das Carlisle schon gesagt hatte und das ich nur zu gut kannte. Ich verstand Emmett, doch als er sagte, dass er Probleme mit unserer Ernährung hätte, traute ich meinen Ohren nicht. Das, was ich am wenigsten vermutet hatte, war tatsächlich der Grund für seinen Aufbruch gewesen. Aber es war mir letztendlich egal, wieso er gegangen war. Mir war nur wichtig, dass er wieder da war. Und das war er.
Irgendwann kamen wir an eine Lichtung. Wie weit sie von unserem Haus entfernt war, weiß ich nicht, aber es waren bestimmt mehrere Meilen. Als wir die Lichtung betraten, stockte mir der Atem. Sie war gesäumt mit Veilchen. Ich fand mich plötzlich wieder in meinem Zimmer. Um mich herum standen Tausende Veilchen, die ich zweifellos von Royce King bekommen hatte. Mir drehte sich alles und ich spürte, wie die Wut in mir hochkochte. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis alles herauszuschreien. Endlich. Ich wollte endlich mit jemandem reden. Reden, über mein kaputtes Leben. Über meine Wünsche, meine Sehnsüchte von damals. Darüber, wie sehr ich Royce hasste, für das, was er mir angetan hatte.
Und ich wusste, dass Emmett der Richtige war, für diesen Job. Ich wusste, dass ich Emmett alles erzählen konnte und dass er es verstehen würde.
Ich war aufgrund meiner Erkenntnis, endlich reden zu wollen, einige Minuten lang abwesend gewesen, als Emmett mich fragte, ob auch alles in Ordnung wäre. Ich bejahte und lächelte unendlich glücklich. Glücklich ihn zu sehen, glücklich endlich im Begriff zu sein die Erlösung zu finden, die ich mir wünschte.
Ich sagte: "Oh, ja ... jaah ... es ist alles in Ordnung. Oh, Emmett. Ich bin so froh, dass du da bist." Und ich erzählte ihm alles, was damals vorgefallen war. Von meinem Leben als Tochter eines Bankiers, von meiner Verlobung mit Royce, von meiner Verwandlung, von meiner Schönheit und meinen Wünschen. Ich erzählte ihm alles, was ich so dringend loswerden wollte.
Emmett war der Erste, dem ich es erzählt hatte, ohne, dass er vorher die Geschichte in meinem Kopf gelesen hatte. Er war tief bestürzt, dass jemand einem Engel so etwas antun konnte. Und während ich erzählte, nahm er mich in den Arm und drückte mich so unendlich sanft an sich, dass es für mich gar keinen Zweifel mehr gab, dass er der Mann war, den ich immer gesucht hatte.
Als ich Emmett alles erzählt hatte, erklärte er mir, dass er einen großen Fehler gemacht hatte, als er gegangen war. Er dachte, er würde mir und meiner Familie Unglück bringen, da er nicht so dachte, wie wir. Da er mit unserer Ernährung nicht klarkam. Doch er sah ein, dass genau das Gegenteil der Fall war. Er versprach mir, mich nie wieder allein zu lassen.
Und als er mir das Versprechen gab, nahm er mich in den Arm und küsste mich. Oh, Vera, du kannst dir nicht vorstellen, wie wunderschön dieser Kuss war. Ich wurde noch nie so geküsst. Noch nie. Und in diesem Moment wurde mir auch klar, wieso ich Emmett vor dem Bären gerettet hatte. Ich hatte ihn gerettet, weil er der Mann war, mit dem ich mein Leben verbringen wollte. Und das wusste ich damals, auch wenn ich ihn nicht kannte. Ich liebte ihn schon damals, beinahe genauso sehr wie jetzt. Ich liebe Emmett über alles, Vera. Und nun weiß ich endlich, wie unendlich glücklich du dich gefühlt haben musst, als du deinen Mann kennen lerntest.
Emmett hat mich unendlich glücklich gemacht. Es ist als wäre ich endlich vollständig. Als hätte ich ein fehlendes Glied in der Kette gefunden.
Weißt du, hätte ich vorher gewusst, dass jemand wie Emmett da draußen für mich gedacht ist, hätte ich anders gesucht. Ich hätte ganz anders gehandelt.
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Emmett (Teil 2)
Auch wenn ich nicht wirklich daran glaubte, klammerte ich mich an diesen Hoffnungsschimmer. Hauptsache, ich hatte irgendetwas, das mich hoffen ließ, dass Emmett wieder zurückkommen würde. Oh, Vera, diese Zeit war so furchtbar. Ich befand mich in einer Starre, aus der ich mich kaum befreien konnte. Dabei wusste ich noch nicht einmal wieso mich Emmetts Verschwinden so mitnahm.
Ich war verzweifelt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Alleine nach ihm suchen wollte und konnte ich nicht. Zudem hatte ich keine Ahnung, was ich ihm hätte sagen sollen, wenn ich ihn tatsächlich gefunden hätte. Ich wusste doch selbst nicht, wieso ich ihn unbedingt hier haben wollte. Zumindest fand ich nicht die richtigen Worte dafür. Diese Zeit war unglaublich hart für mich. Der einzige Lichtblick, nach allem, was mir passiert war, war verschwunden und ich wusste nicht mehr weiter.
Einige Monate, nach seinem Verschwinden und nachdem ich mich notgedrungen damit abgefunden hatte, dass Emmett vielleicht gar nicht mehr zu uns zurückkam, arbeitete ich mit Esme im Garten. Ich versuchte, soweit es mir möglich war, einen normalen Alltag in mein Leben zu bringen und da Esme ihren Garten mit einigen Blumen auffrischen wollte, bot ich ihr meine Hilfe an. Ich glaube, es war ein Sommertag. Ein sehr verregneter Sommertag, daran kann ich mich noch erinnern. Wir konnten uns ohne Probleme draußen aufhalten. Als ich gerade an einer Rosenhecke meine Gärtnerkünste versuchte, näherte sich jemand unserer Gartentür. Und als ich meinen Kopf hob, um nachzusehen, wer denn dieser Jemand war, glaubte ich zu träumen.
Emmett stand auf der anderen Seite des Gartenzaunes und blickte auf Esme und mich. Er begrüßte Esme, die sofort aufsprang und ihn umarmte, und bat mich, mitzukommen.
Ich konnte nicht glauben, dass er wieder hier war. Als ich auf ihn zuging spürte ich, wie die Lebensfreude in mir zurückkehrte. Es war, wie eine Art Erlösung ihn zu sehen.
Emmett ging mit mir in den angrenzenden Wald. Während wir nebeneinander hergingen erklärte er mir, wieso er uns verlassen hatte. Wieso er nichts gesagt hatte und was die Beweggründe für sein Verschwinden waren. Er sagte, er musste sich selbst finden, etwas, das Carlisle schon gesagt hatte und das ich nur zu gut kannte. Ich verstand Emmett, doch als er sagte, dass er Probleme mit unserer Ernährung hätte, traute ich meinen Ohren nicht. Das, was ich am wenigsten vermutet hatte, war tatsächlich der Grund für seinen Aufbruch gewesen. Aber es war mir letztendlich egal, wieso er gegangen war. Mir war nur wichtig, dass er wieder da war. Und das war er.
Irgendwann kamen wir an eine Lichtung. Wie weit sie von unserem Haus entfernt war, weiß ich nicht, aber es waren bestimmt mehrere Meilen. Als wir die Lichtung betraten, stockte mir der Atem. Sie war gesäumt mit Veilchen. Ich fand mich plötzlich wieder in meinem Zimmer. Um mich herum standen Tausende Veilchen, die ich zweifellos von Royce King bekommen hatte. Mir drehte sich alles und ich spürte, wie die Wut in mir hochkochte. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis alles herauszuschreien. Endlich. Ich wollte endlich mit jemandem reden. Reden, über mein kaputtes Leben. Über meine Wünsche, meine Sehnsüchte von damals. Darüber, wie sehr ich Royce hasste, für das, was er mir angetan hatte.
Und ich wusste, dass Emmett der Richtige war, für diesen Job. Ich wusste, dass ich Emmett alles erzählen konnte und dass er es verstehen würde.
Ich war aufgrund meiner Erkenntnis, endlich reden zu wollen, einige Minuten lang abwesend gewesen, als Emmett mich fragte, ob auch alles in Ordnung wäre. Ich bejahte und lächelte unendlich glücklich. Glücklich ihn zu sehen, glücklich endlich im Begriff zu sein die Erlösung zu finden, die ich mir wünschte.
Ich sagte: "Oh, ja ... jaah ... es ist alles in Ordnung. Oh, Emmett. Ich bin so froh, dass du da bist." Und ich erzählte ihm alles, was damals vorgefallen war. Von meinem Leben als Tochter eines Bankiers, von meiner Verlobung mit Royce, von meiner Verwandlung, von meiner Schönheit und meinen Wünschen. Ich erzählte ihm alles, was ich so dringend loswerden wollte.
Emmett war der Erste, dem ich es erzählt hatte, ohne, dass er vorher die Geschichte in meinem Kopf gelesen hatte. Er war tief bestürzt, dass jemand einem Engel so etwas antun konnte. Und während ich erzählte, nahm er mich in den Arm und drückte mich so unendlich sanft an sich, dass es für mich gar keinen Zweifel mehr gab, dass er der Mann war, den ich immer gesucht hatte.
Als ich Emmett alles erzählt hatte, erklärte er mir, dass er einen großen Fehler gemacht hatte, als er gegangen war. Er dachte, er würde mir und meiner Familie Unglück bringen, da er nicht so dachte, wie wir. Da er mit unserer Ernährung nicht klarkam. Doch er sah ein, dass genau das Gegenteil der Fall war. Er versprach mir, mich nie wieder allein zu lassen.
Und als er mir das Versprechen gab, nahm er mich in den Arm und küsste mich. Oh, Vera, du kannst dir nicht vorstellen, wie wunderschön dieser Kuss war. Ich wurde noch nie so geküsst. Noch nie. Und in diesem Moment wurde mir auch klar, wieso ich Emmett vor dem Bären gerettet hatte. Ich hatte ihn gerettet, weil er der Mann war, mit dem ich mein Leben verbringen wollte. Und das wusste ich damals, auch wenn ich ihn nicht kannte. Ich liebte ihn schon damals, beinahe genauso sehr wie jetzt. Ich liebe Emmett über alles, Vera. Und nun weiß ich endlich, wie unendlich glücklich du dich gefühlt haben musst, als du deinen Mann kennen lerntest.
Emmett hat mich unendlich glücklich gemacht. Es ist als wäre ich endlich vollständig. Als hätte ich ein fehlendes Glied in der Kette gefunden.
Weißt du, hätte ich vorher gewusst, dass jemand wie Emmett da draußen für mich gedacht ist, hätte ich anders gesucht. Ich hätte ganz anders gehandelt.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Candle-Light-Dinner ohne Candle-Light
Nachdem Emmett und ich uns ausgesprochen hatten, kehrten wir zu den Cullens zurück. Esme und Carlisle waren froh, ihn wieder hier zu wissen, da er noch relativ frisch verwandelt war und in diesem Zustand sind Vampire unberechenbar stark. Sie können es meistens selbst nicht sonderlich gut einschätzen.
Carlisle hieß ihn erneut willkommen in der Familie und mit Emmetts Rückkehr beschloss er auch, dass wir umziehen würden. Er fand es besser für die Geheimhaltung unserer Familie. Du musst wissen, seit ich verwandelt wurde sind meine Familie und ich etwa so oft umgezogen, wie ich Emmett geheiratet habe. Ich hab schon aufgehört zu zählen, wo überall meine Familie bereits gelebt hat. Nur ist das so viel einfacher für uns, da wir sonst nur unnötig die Aufmerksamkeit auf uns ziehen würden.
Wir zogen also nach Forks in Washington. Carlisle wählte diesen Ort, da es hier in etwa so oft regnet wie in der Sahara die Sonne scheint. Wir können uns so viel freier bewegen und müssen uns nicht im Wald oder im Haus verstecken. Eine Tatsache, die wirklich viele Vorteile mit sich bringt.
Unser Umzug erfolgte ohne Probleme. Wir kamen in Forks an, bezogen unser Haus und lebten fortan dort. Unsere Tagesabläufe hatten sich nicht sonderlich geändert, nur dass bei meinem Emmett hinzukam. Ich verbrachte die meiste Zeit mit ihm. Wir gingen jagen, spazieren und genossen unsere gemeinsame Zeit.
Ich war so glücklich, Vera. Ich konnte nicht fassen, was mir passiert war. Dass Emmett tatsächlich zu mir gehören sollte. Es war beinahe wie in einem meiner Träume, die ich immer wieder hatte, als ich noch ein Mensch war. Seit ich ein Vampir bin, träume ich nicht mehr – ich schlafe ja auch nicht. In Forks lebten wir uns schnell ein und je länger unsere gemeinsamen Stunden wurden, desto besser lernten wir uns untereinander kennen. Da ich mein Glück in vollen Zügen genoss, lebte ich auch endlich wieder und redete mit den anderen. Carlisle war richtig stolz auf uns, seine Familie. Er meinte immer, wir wären eine Vorzeige-Vampir-Familie, da niemand außer uns einen so individuellen Lebensstil hätte und so gut miteinander auskommen würde. Das machte mich zusätzlich stolz. Obwohl er nicht mein echter Vater war, war ich doch stolz zu ihm zu gehören. In etwa genauso stolz darauf, wie darauf, dass Emmett zu mir gehörte. Und umgekehrt. Emmett sagte immer, er könne sein Glück nicht fassen, dass ein Engel, wie ich es angeblich bin, zu ihm gehören würde. Jedes Mal lächle ich, wenn ich daran denke. Ich liebe es, wenn er mich Engel nennt. Als er mir erzählt hatte, was er gedacht hatte, wer ich bin, als er mich das erste Mal gesehen hatte, konnte ich nicht fassen, dass er tatsächlich so gedacht hatte.
Weißt du, Emmett schenkt mir genau die Aufmerksamkeit, die ich suche, die ich so dringend brauche. Er bemüht sich um mich. Versucht mir, das Leben so angenehm wie möglich zu machen und damals war es das plötzlich. Emmett versprach mir, mich niemals mehr zu verlassen. Er könnte es nicht verantworten, mir noch einmal so wehzutun.
Die Zeit in Forks verging wie im Flug. Und es dauerte keine zwei Jahre, da fragte mich Emmett, ob ich seine Frau werden wollte. Ich muss wohl auch nicht sagen, dass ich diesen Antrag nur zu gerne angenommen habe. Ich erinnere mich an diesen Tag noch so gut, als wäre es erst gestern passiert. Es war nicht weiß Gott wie spektakulär geplant. Emmett meinte, es wäre plötzlich über ihn gekommen und er musste mich einfach fragen. Es hatte ja auch niemand mitbekommen, da wir alleine unterwegs waren. Also es war kein öffentlicher Antrag oder etwas in der Art. Aber das war mir egal. Ich wollte ihn auch ohne Kitsch heiraten.
Ich will dir den Ablauf des Abends sagen, Vera. Ich finde, du, als meine beste Freundin, hast ein Recht darauf, alles zu wissen.
Nun ja, ... wir waren jagen – mal wieder. In gewisser Weise war es also ein Antrag bei einem Candle-Light-Dinner. Nur halt ohne Candle-Light. Weißt du, Emmett liebt das Jagen. Immer schon. Auch, wenn er dadurch sein Leben mehr oder minder verloren hatte. Er jagte leidenschaftlich gerne. Und am liebsten mit mir. Zumindest sagte er das immer. Und ich war viel zu gerne bei ihm, als dass ich diesen Wunsch abgeschlagen hätte.
Wir jagten an diesem Abend in einem Wald weit abseits von Forks. Um nicht aufzufallen suchten wir uns unser Essen immer weit weg von unserem Heimatort. Es war ein schöner Abend. Die Sonne ging gerade unter und Emmett und ich verzehrten an besagtem Abend einen großen Puma. Grizzlybären waren um diese Zeit sehr rar, da sie Winterschlaf machten. Emmett ärgerte diese Tatsache zwar sehr, aber Puma ist auch sehr lecker.
Emmett war an dem Tag ganz anders, als sonst. Er sagte mir oft, wie gerne er mit mir alleine ist und dass er sich für diese Nacht nichts Schöneres vorstellen könnte, als einfach nur mit mir durch den Wald zu spazieren. Ich weiß nicht, wieso er mir das so oft gesagt hatte, aber dafür liebte ich ihn.
Nun ja, und das taten wir auch, wir gingen spazieren. Ich weiß nicht wie lange, aber der Mond stand schon am Himmel und tauchte die Welt in kühles Licht. Ich liebte es im Mondschein spazieren zu gehen. In unserem Zustand war der Mond auch das einzige Gestirn, das uns bescheinen durfte, ohne, dass wir uns verrieten. Und Emmett wusste das, weshalb wir auch beinahe täglich im Wald waren – wenn er nicht ausnahmsweise mal mit Edward und Carlisle jagen ging. An diesem Abend war die Stimmung ganz anders als sonst. Sonst versuchte mich Emmett mit seinem Humor aufzuheitern und machte unzählige Dummheiten, die mich, trotz meiner doch sehr engstirnigen Einstellung, immer wieder zum Lachen brachten. Ich fand seine Aktionen zwar albern, aber ich brauchte sie auch. Und er war so ... so lebenslustig, unbeschwert und das gefiel mir so an ihm. Er lachte, selbst wenn es schwierig war. Er lachte, wenn es einen Grund gab zu lachen. Und er lachte, wenn ich es brauchte mit seinem Lachen aufgeheitert zu werden. Aber an diesem Abend war er viel ernster, nachdenklicher und ich fragte mich schon die ganze Zeit über, was denn mit ihm los war. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Nachdem wir bis nach Mitternacht im Wald spazieren gegangen waren legte ich mich ins Gras und beobachtete die Sterne. Ich mochte es mir den Nachthimmel anzusehen, wenn er voller Sterne war. Als ich noch klein war machte das immer meine Mutter mit mir. Sie kannte die einzelnen Sternbilder beinahe so gut, wie ein geübter Astronom. Und seit Emmett bei mir war, pflegte ich diese kleine Leidenschaft wieder viel mehr. Beinahe jeden Abend lagen wir im Gras und erklärten uns die Sterne. Emmett kannte zwar nicht so viele, wie ich, aber wir ergänzten uns, da er die kannte, die ich nicht kannte.
Er ist perfekt, Vera.
In dieser Nacht sah ich unzählige Sternschnuppen und du weißt ja, wie ich war. Ich glaubte immer daran, dass meine Wünsche bei Sternschnuppen in Erfüllung gehen würden. Aber ich hätte nie gedacht, dass meine Wünsche, die ich an diese Sternschnuppen, die ich damals gesehen hatte, schickte, so schnell in Erfüllung gehen würden. Als ich gerade die fünfte Sternschnuppe gesehen hatte, beugte sich Emmett über mich. Er fuhr mir mit einer Hand übers Gesicht und strich mir Haarsträhnen weg. Ich lächelte ihn glücklich an und wusste, dass er plante mich zu küssen. Ich konnte es nicht erwarten seine Lippen auf meinen zu spüren. Doch Emmett tat nichts. Er sah mich nur an und strich mir übers Gesicht. Es war eine Qual, Vera. Du ahnst nicht, wie sehr ich mich nach seinem Kuss gesehnt hatte.
Als ich es nicht mehr aushielt, noch länger auf den Kuss warten zu müssen, zog ich ihn zu mir und konnte vor Glück nicht mehr aufhören ihn zu küssen. Niemand hätte das gekonnt. Nicht bei seinen Lippen. Emmett erwiderte meinen Kuss. Er nahm mich fest in den Arm und ich fühlte mich so wohl, wie nie.
Ich weiß noch, dass ich Mühe hatte mich zu beherrschen, doch Emmett nahm mir diese Bürde schon nach kurzer Zeit und löste sich von mir. Er richtete sich wieder auf und blickte in den Wald. Ich hatte schon Angst etwas falsch gemacht zu haben, weil er so abrupt aufgehört hatte. Normalerweise war ich es, die ihn unterbrechen musste. Doch damals ... schien alles ein wenig anders zu sein.
Besorgt setzte ich mich ebenfalls auf und sah ihn mit gemischten Gefühlen an.
"Was ist los?", fragte ich ihn verwirrt, doch er reagierte nicht wirklich. Alles, was er tat, war seinen Kopf zu senken und kurz auszuatmen. Ich griff nach seiner Hand und drückte sie sanft. Was genau los war, ist mir heute noch unbekannt. Aber diese kurze Geste bewirkte, dass er mir plötzlich in die Augen sah und sagte: "Rosalie, ich weiß, dass dir unendlich wehgetan wurde, weshalb ich alles tun werde, um es besser zu machen. Ich ... ich halte es nicht aus ... ich muss dich jetzt einfach fragen ... ich ... Rose ... Engel, willst du mich heiraten?"
Der Satz traf mich wie Amors Pfeil damals auf der Lichtung. Ich hatte in dem Moment nicht damit gerechnet und blickte Emmett nur ungläubig an. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass der Wunsch, den ich vorhin an eine dieser Sternschnuppen geschickt hatte, schon wahr werden sollte. Es war nicht so, dass ich nicht glücklich darüber war, im Gegenteil, aber ich hätte nie damit gerechnet, dass ich tatsächlich so viel Glück haben sollte, nach allem, was ich getan hatte.
Nachdem ich mich von dem ersten Schock erholt hatte, fing ich an zu strahlen und wenn ich gekonnt hätte, hätte ich womöglich tausende Glückstränen vergossen. Strahlend nickte ich und ... antwortete mit einem glücklichen "Oh mein Gott ... natürlich will ich, Emmett. Ich will nichts lieber als das."
Emmett schien so erleichtert, als ich ja sagte. Er nahm mich freudestrahlend in die Arme und küsste mich, wie es noch nie jemand getan hatte. Und als wir wieder zurück ins Gras sanken unterbrach niemand die Leidenschaft, die zwischen uns entflammte.
Am nächsten Tag konnte ich mein Glück noch immer nicht fassen. Ich war doch tatsächlich verlobt – wieder. Aber dieses Mal mit einem anderen Gefühl im Bauch. Es war viel intensiver und viel stärker, als das Gefühl, das ich hatte, als ich mit Royce verlobt war. Ich bin überzeugt davon, dass dieses Gefühl, das ich hatte, Liebe war. Die wahre Liebe.
Royce hatte ich nie wirklich geliebt, genau wie er mich nie wirklich geliebt hatte. Es war zum einen Stolz, der mich an Royce band. Aber keine Liebe. Und bei Emmett fühlte ich mich wohl. Er war stark und gab mir das Gefühl immer für mich da zu sein, immer an meiner Seite zu bleiben, egal wie schwierig die Zeiten auch sein und werden mochten.
Weißt du, sogar zwei Tage nach unserer Verlobung entschuldigte sich Emmett noch dafür, dass er den Antrag nicht schöner gestaltet hatte. Er hätte mir gerne einen viel pompöseren Antrag gemacht. Mit allem Drum und Dran. Auf dem Eiffelturm, in einer Gondel durch Venedig, auf einer Kreuzfahrt, während einer Zeppelinfahrt, vor dem Big Ben – das alles waren seine Ideen. Nur musste er sich eingestehen, dass er es bis dahin nicht mehr ausgehalten hätte, wenn er davor noch groß geplant hätte und der Antrag dann doch nicht so schön geworden wäre, wie ich ihn verdient hätte. Ich versuchte ihm verzweifelt klarzumachen, dass das alles nicht nötig war, denn ich war auch so unendlich glücklich.
Emmett meinte auch, er hätte eigentlich vorgehabt mir Rosen zu schenken, mich mit einem Ring zu bitten, seine Frau zu werden. Doch er hätte es bewusst vermieden, da er Angst hatte, dass mich das zu sehr an mein altes Leben erinnern würde. Royce hatte mir damals auch so einen Antrag gemacht. Wir waren auf einem Ball eingeladen. Und die Mitternachtsvorstellung war mein Antrag. Royce ließ auf der Tanzfläche tausende Rosen und Veilchen verteilen und trug mir auf, mich in die Mitte der Tanzfläche zu stellen. Die Kellner, die die Gäste den ganzen Abend über mit Sekt und Wein versorgten, brachten uns zwei Gläser. In dem einen, das Royce bekam, war purer Sekt, in meinem war ebenfalls Sekt, doch auf dem Grund des Glases lag ein 5-karätiger Diamantring. Er ließ in dem Saal absolute Ruhe walten und machte mir vor ca. 100 Leuten einen Heiratsantrag. Dass ich den natürlich nicht abschlug war ihm bewusst und der Ring in meinem Glas war Grund genug ja zu sagen.
Emmett wusste, dass mich Rosen nur an diesen Tag erinnern würden und vermied es absichtlich. Und ich wusste, dass Emmett nicht der Typ war, der Kitsch in diesem Ausmaß liebte, obwohl ich überzeugt bin, dass er es für mich gemacht hätte, wenn ich es gewollt hätte. Doch ich verlangte von ihm keinen Antrag, wie Royce ihn mir gemacht hatte. Ich wollte nur gefragt werden und mir war egal, wie er das machte. Es war untypisch für mich, dass mir das egal war, nur ... es war gut so, wie es war. Und ich liebte Emmett für diesen Antrag noch mehr, als zuvor.
Als wir unserer Familie davon erzählten waren sie ganz begeistert. Besonders Esme freute sich für uns. Sie drückte uns beide fest, als wir es ihnen sagten, und wünschte uns alles erdenklich Gute und Gottes Segen. Sie ist eine so gute Mutter und wunderbare Person. Ich bin Gott so dankbar, jemanden wie sie kennengelernt zu haben.
Carlisle reagierte ähnlich wie seine Frau und wünschte uns Glück. Nur Edward reagierte merkwürdig. Ich konnte ihn oft nicht verstehen. Er war so sonderbar, wenn es um mich ging. Ursprünglich hatte Carlisle mich verwandelt, um Edward damit einen Seelenpartner zu schenken. Jemanden, der genauso war wie Esme für ihn selbst. Doch Edward zeigte nicht das leiseste Interesse an mir. Er war oft kalt und unnahbar. Ich kam nicht wirklich an ihn ran und verstehen konnte ich ihn nur sehr selten. Für mich war Edward nicht mehr als ein Bruder. Ich liebte ihn wie einen Bruder. Bei Edward war ich mir da nie sicher, ob es umgekehrt genauso war. Manchmal hatte ich auch das Gefühl, er wollte mich gar nicht hier haben. Und dann gab es wieder Tage, an denen ich dachte, er wollte sich mit mir anfreunden und tat alles, damit es mir gut ging. Es war merkwürdig mit ihm, aber ich hatte ihn dennoch gern und freute mich ihm zu sagen, dass ich verlobt war. Ich wollte mein Glück mit ihm teilen und wenn es nur über meine Gedanken war.
Aber Edward reagierte wieder so sonderbar. Ja, in dem Fall auch unnahbar. Er wünschte uns zwar Glück, aber es klang sehr gezwungen und nicht aufrichtig. Ich bezweifle, dass er eifersüchtig war, aber etwas hat ihn gestört an dieser Sache. Ihn zu fragen, was denn los war, traute ich mich nicht und so beließ ich es dabei. Ich ging nicht weiter darauf ein und bereitete mich auf die Hochzeit vor. Ich wusste, dass sie großartig werden würde und ich war auch überzeugt davon, dass dieses Mal nichts passieren würde, was den schönsten Tag in meinem jetzigen Leben ruinieren könnte und doch ... mulmig war mir schon zumute. Je näher der Tag kam, desto nervöser wurde ich und desto mehr Angst hatte ich um mein Glück. Würde wieder etwas passieren? Würde ich womöglich wieder etwas falsch machen? Die Gedanken, die ich in dieser Zeit hatte, waren beinahe so furchtbar, wie das Leben, das ich zuvor hatte. Doch ich schwor mir, niemals zuzulassen, dass mir nochmals so wehgetan würde, wie bei meiner ersten Verlobung. Und ich bin überzeugt davon, dass Emmett genauso wenig zulassen würde, dass ich unglücklich war. Weder in der Zeit unserer Verlobung, noch in unserer Ehe.
Nachdem Emmett und ich uns ausgesprochen hatten, kehrten wir zu den Cullens zurück. Esme und Carlisle waren froh, ihn wieder hier zu wissen, da er noch relativ frisch verwandelt war und in diesem Zustand sind Vampire unberechenbar stark. Sie können es meistens selbst nicht sonderlich gut einschätzen.
Carlisle hieß ihn erneut willkommen in der Familie und mit Emmetts Rückkehr beschloss er auch, dass wir umziehen würden. Er fand es besser für die Geheimhaltung unserer Familie. Du musst wissen, seit ich verwandelt wurde sind meine Familie und ich etwa so oft umgezogen, wie ich Emmett geheiratet habe. Ich hab schon aufgehört zu zählen, wo überall meine Familie bereits gelebt hat. Nur ist das so viel einfacher für uns, da wir sonst nur unnötig die Aufmerksamkeit auf uns ziehen würden.
Wir zogen also nach Forks in Washington. Carlisle wählte diesen Ort, da es hier in etwa so oft regnet wie in der Sahara die Sonne scheint. Wir können uns so viel freier bewegen und müssen uns nicht im Wald oder im Haus verstecken. Eine Tatsache, die wirklich viele Vorteile mit sich bringt.
Unser Umzug erfolgte ohne Probleme. Wir kamen in Forks an, bezogen unser Haus und lebten fortan dort. Unsere Tagesabläufe hatten sich nicht sonderlich geändert, nur dass bei meinem Emmett hinzukam. Ich verbrachte die meiste Zeit mit ihm. Wir gingen jagen, spazieren und genossen unsere gemeinsame Zeit.
Ich war so glücklich, Vera. Ich konnte nicht fassen, was mir passiert war. Dass Emmett tatsächlich zu mir gehören sollte. Es war beinahe wie in einem meiner Träume, die ich immer wieder hatte, als ich noch ein Mensch war. Seit ich ein Vampir bin, träume ich nicht mehr – ich schlafe ja auch nicht. In Forks lebten wir uns schnell ein und je länger unsere gemeinsamen Stunden wurden, desto besser lernten wir uns untereinander kennen. Da ich mein Glück in vollen Zügen genoss, lebte ich auch endlich wieder und redete mit den anderen. Carlisle war richtig stolz auf uns, seine Familie. Er meinte immer, wir wären eine Vorzeige-Vampir-Familie, da niemand außer uns einen so individuellen Lebensstil hätte und so gut miteinander auskommen würde. Das machte mich zusätzlich stolz. Obwohl er nicht mein echter Vater war, war ich doch stolz zu ihm zu gehören. In etwa genauso stolz darauf, wie darauf, dass Emmett zu mir gehörte. Und umgekehrt. Emmett sagte immer, er könne sein Glück nicht fassen, dass ein Engel, wie ich es angeblich bin, zu ihm gehören würde. Jedes Mal lächle ich, wenn ich daran denke. Ich liebe es, wenn er mich Engel nennt. Als er mir erzählt hatte, was er gedacht hatte, wer ich bin, als er mich das erste Mal gesehen hatte, konnte ich nicht fassen, dass er tatsächlich so gedacht hatte.
Weißt du, Emmett schenkt mir genau die Aufmerksamkeit, die ich suche, die ich so dringend brauche. Er bemüht sich um mich. Versucht mir, das Leben so angenehm wie möglich zu machen und damals war es das plötzlich. Emmett versprach mir, mich niemals mehr zu verlassen. Er könnte es nicht verantworten, mir noch einmal so wehzutun.
Die Zeit in Forks verging wie im Flug. Und es dauerte keine zwei Jahre, da fragte mich Emmett, ob ich seine Frau werden wollte. Ich muss wohl auch nicht sagen, dass ich diesen Antrag nur zu gerne angenommen habe. Ich erinnere mich an diesen Tag noch so gut, als wäre es erst gestern passiert. Es war nicht weiß Gott wie spektakulär geplant. Emmett meinte, es wäre plötzlich über ihn gekommen und er musste mich einfach fragen. Es hatte ja auch niemand mitbekommen, da wir alleine unterwegs waren. Also es war kein öffentlicher Antrag oder etwas in der Art. Aber das war mir egal. Ich wollte ihn auch ohne Kitsch heiraten.
Ich will dir den Ablauf des Abends sagen, Vera. Ich finde, du, als meine beste Freundin, hast ein Recht darauf, alles zu wissen.
Nun ja, ... wir waren jagen – mal wieder. In gewisser Weise war es also ein Antrag bei einem Candle-Light-Dinner. Nur halt ohne Candle-Light. Weißt du, Emmett liebt das Jagen. Immer schon. Auch, wenn er dadurch sein Leben mehr oder minder verloren hatte. Er jagte leidenschaftlich gerne. Und am liebsten mit mir. Zumindest sagte er das immer. Und ich war viel zu gerne bei ihm, als dass ich diesen Wunsch abgeschlagen hätte.
Wir jagten an diesem Abend in einem Wald weit abseits von Forks. Um nicht aufzufallen suchten wir uns unser Essen immer weit weg von unserem Heimatort. Es war ein schöner Abend. Die Sonne ging gerade unter und Emmett und ich verzehrten an besagtem Abend einen großen Puma. Grizzlybären waren um diese Zeit sehr rar, da sie Winterschlaf machten. Emmett ärgerte diese Tatsache zwar sehr, aber Puma ist auch sehr lecker.
Emmett war an dem Tag ganz anders, als sonst. Er sagte mir oft, wie gerne er mit mir alleine ist und dass er sich für diese Nacht nichts Schöneres vorstellen könnte, als einfach nur mit mir durch den Wald zu spazieren. Ich weiß nicht, wieso er mir das so oft gesagt hatte, aber dafür liebte ich ihn.
Nun ja, und das taten wir auch, wir gingen spazieren. Ich weiß nicht wie lange, aber der Mond stand schon am Himmel und tauchte die Welt in kühles Licht. Ich liebte es im Mondschein spazieren zu gehen. In unserem Zustand war der Mond auch das einzige Gestirn, das uns bescheinen durfte, ohne, dass wir uns verrieten. Und Emmett wusste das, weshalb wir auch beinahe täglich im Wald waren – wenn er nicht ausnahmsweise mal mit Edward und Carlisle jagen ging. An diesem Abend war die Stimmung ganz anders als sonst. Sonst versuchte mich Emmett mit seinem Humor aufzuheitern und machte unzählige Dummheiten, die mich, trotz meiner doch sehr engstirnigen Einstellung, immer wieder zum Lachen brachten. Ich fand seine Aktionen zwar albern, aber ich brauchte sie auch. Und er war so ... so lebenslustig, unbeschwert und das gefiel mir so an ihm. Er lachte, selbst wenn es schwierig war. Er lachte, wenn es einen Grund gab zu lachen. Und er lachte, wenn ich es brauchte mit seinem Lachen aufgeheitert zu werden. Aber an diesem Abend war er viel ernster, nachdenklicher und ich fragte mich schon die ganze Zeit über, was denn mit ihm los war. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Nachdem wir bis nach Mitternacht im Wald spazieren gegangen waren legte ich mich ins Gras und beobachtete die Sterne. Ich mochte es mir den Nachthimmel anzusehen, wenn er voller Sterne war. Als ich noch klein war machte das immer meine Mutter mit mir. Sie kannte die einzelnen Sternbilder beinahe so gut, wie ein geübter Astronom. Und seit Emmett bei mir war, pflegte ich diese kleine Leidenschaft wieder viel mehr. Beinahe jeden Abend lagen wir im Gras und erklärten uns die Sterne. Emmett kannte zwar nicht so viele, wie ich, aber wir ergänzten uns, da er die kannte, die ich nicht kannte.
Er ist perfekt, Vera.
In dieser Nacht sah ich unzählige Sternschnuppen und du weißt ja, wie ich war. Ich glaubte immer daran, dass meine Wünsche bei Sternschnuppen in Erfüllung gehen würden. Aber ich hätte nie gedacht, dass meine Wünsche, die ich an diese Sternschnuppen, die ich damals gesehen hatte, schickte, so schnell in Erfüllung gehen würden. Als ich gerade die fünfte Sternschnuppe gesehen hatte, beugte sich Emmett über mich. Er fuhr mir mit einer Hand übers Gesicht und strich mir Haarsträhnen weg. Ich lächelte ihn glücklich an und wusste, dass er plante mich zu küssen. Ich konnte es nicht erwarten seine Lippen auf meinen zu spüren. Doch Emmett tat nichts. Er sah mich nur an und strich mir übers Gesicht. Es war eine Qual, Vera. Du ahnst nicht, wie sehr ich mich nach seinem Kuss gesehnt hatte.
Als ich es nicht mehr aushielt, noch länger auf den Kuss warten zu müssen, zog ich ihn zu mir und konnte vor Glück nicht mehr aufhören ihn zu küssen. Niemand hätte das gekonnt. Nicht bei seinen Lippen. Emmett erwiderte meinen Kuss. Er nahm mich fest in den Arm und ich fühlte mich so wohl, wie nie.
Ich weiß noch, dass ich Mühe hatte mich zu beherrschen, doch Emmett nahm mir diese Bürde schon nach kurzer Zeit und löste sich von mir. Er richtete sich wieder auf und blickte in den Wald. Ich hatte schon Angst etwas falsch gemacht zu haben, weil er so abrupt aufgehört hatte. Normalerweise war ich es, die ihn unterbrechen musste. Doch damals ... schien alles ein wenig anders zu sein.
Besorgt setzte ich mich ebenfalls auf und sah ihn mit gemischten Gefühlen an.
"Was ist los?", fragte ich ihn verwirrt, doch er reagierte nicht wirklich. Alles, was er tat, war seinen Kopf zu senken und kurz auszuatmen. Ich griff nach seiner Hand und drückte sie sanft. Was genau los war, ist mir heute noch unbekannt. Aber diese kurze Geste bewirkte, dass er mir plötzlich in die Augen sah und sagte: "Rosalie, ich weiß, dass dir unendlich wehgetan wurde, weshalb ich alles tun werde, um es besser zu machen. Ich ... ich halte es nicht aus ... ich muss dich jetzt einfach fragen ... ich ... Rose ... Engel, willst du mich heiraten?"
Der Satz traf mich wie Amors Pfeil damals auf der Lichtung. Ich hatte in dem Moment nicht damit gerechnet und blickte Emmett nur ungläubig an. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass der Wunsch, den ich vorhin an eine dieser Sternschnuppen geschickt hatte, schon wahr werden sollte. Es war nicht so, dass ich nicht glücklich darüber war, im Gegenteil, aber ich hätte nie damit gerechnet, dass ich tatsächlich so viel Glück haben sollte, nach allem, was ich getan hatte.
Nachdem ich mich von dem ersten Schock erholt hatte, fing ich an zu strahlen und wenn ich gekonnt hätte, hätte ich womöglich tausende Glückstränen vergossen. Strahlend nickte ich und ... antwortete mit einem glücklichen "Oh mein Gott ... natürlich will ich, Emmett. Ich will nichts lieber als das."
Emmett schien so erleichtert, als ich ja sagte. Er nahm mich freudestrahlend in die Arme und küsste mich, wie es noch nie jemand getan hatte. Und als wir wieder zurück ins Gras sanken unterbrach niemand die Leidenschaft, die zwischen uns entflammte.
Am nächsten Tag konnte ich mein Glück noch immer nicht fassen. Ich war doch tatsächlich verlobt – wieder. Aber dieses Mal mit einem anderen Gefühl im Bauch. Es war viel intensiver und viel stärker, als das Gefühl, das ich hatte, als ich mit Royce verlobt war. Ich bin überzeugt davon, dass dieses Gefühl, das ich hatte, Liebe war. Die wahre Liebe.
Royce hatte ich nie wirklich geliebt, genau wie er mich nie wirklich geliebt hatte. Es war zum einen Stolz, der mich an Royce band. Aber keine Liebe. Und bei Emmett fühlte ich mich wohl. Er war stark und gab mir das Gefühl immer für mich da zu sein, immer an meiner Seite zu bleiben, egal wie schwierig die Zeiten auch sein und werden mochten.
Weißt du, sogar zwei Tage nach unserer Verlobung entschuldigte sich Emmett noch dafür, dass er den Antrag nicht schöner gestaltet hatte. Er hätte mir gerne einen viel pompöseren Antrag gemacht. Mit allem Drum und Dran. Auf dem Eiffelturm, in einer Gondel durch Venedig, auf einer Kreuzfahrt, während einer Zeppelinfahrt, vor dem Big Ben – das alles waren seine Ideen. Nur musste er sich eingestehen, dass er es bis dahin nicht mehr ausgehalten hätte, wenn er davor noch groß geplant hätte und der Antrag dann doch nicht so schön geworden wäre, wie ich ihn verdient hätte. Ich versuchte ihm verzweifelt klarzumachen, dass das alles nicht nötig war, denn ich war auch so unendlich glücklich.
Emmett meinte auch, er hätte eigentlich vorgehabt mir Rosen zu schenken, mich mit einem Ring zu bitten, seine Frau zu werden. Doch er hätte es bewusst vermieden, da er Angst hatte, dass mich das zu sehr an mein altes Leben erinnern würde. Royce hatte mir damals auch so einen Antrag gemacht. Wir waren auf einem Ball eingeladen. Und die Mitternachtsvorstellung war mein Antrag. Royce ließ auf der Tanzfläche tausende Rosen und Veilchen verteilen und trug mir auf, mich in die Mitte der Tanzfläche zu stellen. Die Kellner, die die Gäste den ganzen Abend über mit Sekt und Wein versorgten, brachten uns zwei Gläser. In dem einen, das Royce bekam, war purer Sekt, in meinem war ebenfalls Sekt, doch auf dem Grund des Glases lag ein 5-karätiger Diamantring. Er ließ in dem Saal absolute Ruhe walten und machte mir vor ca. 100 Leuten einen Heiratsantrag. Dass ich den natürlich nicht abschlug war ihm bewusst und der Ring in meinem Glas war Grund genug ja zu sagen.
Emmett wusste, dass mich Rosen nur an diesen Tag erinnern würden und vermied es absichtlich. Und ich wusste, dass Emmett nicht der Typ war, der Kitsch in diesem Ausmaß liebte, obwohl ich überzeugt bin, dass er es für mich gemacht hätte, wenn ich es gewollt hätte. Doch ich verlangte von ihm keinen Antrag, wie Royce ihn mir gemacht hatte. Ich wollte nur gefragt werden und mir war egal, wie er das machte. Es war untypisch für mich, dass mir das egal war, nur ... es war gut so, wie es war. Und ich liebte Emmett für diesen Antrag noch mehr, als zuvor.
Als wir unserer Familie davon erzählten waren sie ganz begeistert. Besonders Esme freute sich für uns. Sie drückte uns beide fest, als wir es ihnen sagten, und wünschte uns alles erdenklich Gute und Gottes Segen. Sie ist eine so gute Mutter und wunderbare Person. Ich bin Gott so dankbar, jemanden wie sie kennengelernt zu haben.
Carlisle reagierte ähnlich wie seine Frau und wünschte uns Glück. Nur Edward reagierte merkwürdig. Ich konnte ihn oft nicht verstehen. Er war so sonderbar, wenn es um mich ging. Ursprünglich hatte Carlisle mich verwandelt, um Edward damit einen Seelenpartner zu schenken. Jemanden, der genauso war wie Esme für ihn selbst. Doch Edward zeigte nicht das leiseste Interesse an mir. Er war oft kalt und unnahbar. Ich kam nicht wirklich an ihn ran und verstehen konnte ich ihn nur sehr selten. Für mich war Edward nicht mehr als ein Bruder. Ich liebte ihn wie einen Bruder. Bei Edward war ich mir da nie sicher, ob es umgekehrt genauso war. Manchmal hatte ich auch das Gefühl, er wollte mich gar nicht hier haben. Und dann gab es wieder Tage, an denen ich dachte, er wollte sich mit mir anfreunden und tat alles, damit es mir gut ging. Es war merkwürdig mit ihm, aber ich hatte ihn dennoch gern und freute mich ihm zu sagen, dass ich verlobt war. Ich wollte mein Glück mit ihm teilen und wenn es nur über meine Gedanken war.
Aber Edward reagierte wieder so sonderbar. Ja, in dem Fall auch unnahbar. Er wünschte uns zwar Glück, aber es klang sehr gezwungen und nicht aufrichtig. Ich bezweifle, dass er eifersüchtig war, aber etwas hat ihn gestört an dieser Sache. Ihn zu fragen, was denn los war, traute ich mich nicht und so beließ ich es dabei. Ich ging nicht weiter darauf ein und bereitete mich auf die Hochzeit vor. Ich wusste, dass sie großartig werden würde und ich war auch überzeugt davon, dass dieses Mal nichts passieren würde, was den schönsten Tag in meinem jetzigen Leben ruinieren könnte und doch ... mulmig war mir schon zumute. Je näher der Tag kam, desto nervöser wurde ich und desto mehr Angst hatte ich um mein Glück. Würde wieder etwas passieren? Würde ich womöglich wieder etwas falsch machen? Die Gedanken, die ich in dieser Zeit hatte, waren beinahe so furchtbar, wie das Leben, das ich zuvor hatte. Doch ich schwor mir, niemals zuzulassen, dass mir nochmals so wehgetan würde, wie bei meiner ersten Verlobung. Und ich bin überzeugt davon, dass Emmett genauso wenig zulassen würde, dass ich unglücklich war. Weder in der Zeit unserer Verlobung, noch in unserer Ehe.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Sooo...das Ereignis, auf das wir alle gewartet haben...Rosalie und Emmett heiraten das 1. Mal.
muss es leider wieder zweiteilen...
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Die schönste aller Rosen (Teil 1)
Mit gemischten Gefühlen ging ich mit Esme drei Monate vor der Hochzeit mein Brautkleid kaufen. Nun ja, zumindest wollte ich eines kaufen. Esme wollte unbedingt dabei sein, wenn ich es aussuchte, und sie wollte mich beraten, in allen möglichen Dingen, die die Hochzeit betrafen. Obwohl ich ihr klargemacht hatte, dass das nicht nötig war, da ich die Hochzeit und alles was damit verbunden war so gut wie fertig im Kopf hatte, ließ sie es sich nicht nehmen und kam an diesem Tag mit.
Schon als ich das Geschäft betrat kam mir eine Verkäuferin entgegen und betrachtete mich staunend. Ihre Begrüßung war so übertrieben herzlich, dass sie schon wieder unecht klang. Als sie mich fragte, was genau ich denn suchte, und ich ihr antwortete, dass ich heiraten wollte, konnte ich mich vor Komplimenten, die sie mir an den Kopf warf, kaum mehr retten.
Ein Kleid nach dem anderen ließ sie mir zeigen und verlangte von mir jedes einzelne zu probieren. Am Ende des Tages war ich noch unschlüssiger als zuvor, welches Kleid ich denn nun kaufen sollte. Ich hatte eigentlich eine genaue Vorstellung von dem, was ich wollte, aber diese Frau hatte mich so vollgestopft mit schönen Kleidern, dass ich mir nicht vorstellen konnte, das perfekte Kleid tatsächlich noch zu finden.
Tage später beschloss ich noch mal nach einem Kleid zu suchen, das für mich wie geschaffen war, und wenn ich es nicht finden sollte, wollte ich mir eines schneidern lassen. Ich schlenderte mit Esme lange durch die Straßen von Paris (wir waren extra nach Paris geflogen, um dort das Kleid zu kaufen) und waren in unzähligen Brautmodengeschäften, doch ohne Erfolg. Niemand hatte das perfekte Kleid für mich.
Als wir auf dem Weg zum Flugzeug waren, mussten wir eine kleine Gasse durchstreifen. Sie war so verlassen, dass ich mir kaum vorstellen konnte, dass hier überhaupt jemand wohnte. Nichts war zu hören oder zu sehen. Doch mitten in dieser Gasse blieb Esme plötzlich wie angewurzelt stehen. Ich wollte ihr schon sagen, dass sie sich beeilen sollte, da wir sonst das Flugzeug verpassen würden, als sie wie ferngesteuert auf eine Auslage zeigte. Ich wusste nicht, was sie mir zeigen wollte und schaute mich hektisch um – ich hatte immer noch Panik, dass wir den Flug verpassen könnten. Und was ich da sah, ließ mir das Blut, wenn ich welches gehabt hätte, in den Adern gefrieren. Da hing es. Das perfekte Brautkleid, das ich mir immer gewünscht hatte. Ohne noch ein Wort zu verlieren, ging ich in den Laden und kaufte es mir.
Ich war so glücklich, dass wir diese Gasse betreten hatten, dass ich Esme versprach, dass sie das Hochzeitsmenü gestalten und meine Brautjungfer sein durfte.
Als wir wieder zuhause waren, fing ich an die Einladungen zu entwerfen. Wir hatten zwar nicht viele Freunde, aber die die wir hatten, wurden alle eingeladen. Hauptsächlich waren es Vampire, die Carlisle kannte und die wir im Laufe der Jahre besucht hatten, oder die, die Emmett, während seiner Suche nach sich selbst, getroffen hatte. Er hatte damals sehr viele kennen gelernt und fand es angebracht sie mir vorzustellen und umgekehrt. Obwohl es einfach war, die Gäste zu finden, die wir unbedingt dabei haben wollten, da wir nicht sehr viele Vampire näher kannten, war es umso schwieriger welche zu finden, die wir möglicherweise noch einladen konnten. Carlisle gab uns eine Liste mit Namen, an die wir alle Einladungen schickten. Insgesamt waren es etwa sechzig Vampire, die wir dann eingeladen hatten. Mir war egal, ob ich sie besonders gut kannte, da für mich nur zählte, dass Emmett bei mir war, und trotzdem freute ich mich, als ich die Namen alle sah, da ich mir immer eine große Hochzeit gewünscht hatte.
Nachdem wir die Einladungen verschickt hatten ging alles ganz schnell. Der Tag der Hochzeit kam mit jedem Tag noch schneller und ich wurde zunehmend nervöser. Emmett versuchte mir zwar die Nervosität zu nehmen, in dem er mir immer wieder versicherte, dass er nicht zulassen würde, dass irgendetwas diesen Tag verderben würde. Doch meine Angst, die von Royce ausgelöst wurde, ließ mich bis zu dem großen Tag nicht los.
Ich hoffe, es ist okay, wenn ich dir auch von meiner Hochzeit direkt erzähle. Ich liebe diesen Tag und meine Erinnerungen daran sind so stark, wie sonst nirgends. Es war zwar nicht meine einzige Hochzeit mit Emmett, aber es war die erste und die war etwas ganz Besonders für mich. Ich hoffte, dass mir dadurch die Erinnerungen an Royce endlich genommen wurden und ich mein Glück mit Emmett genießen konnte. Nun ja, du wirst gleich sehen, wieso ich diesen Tag so sehr liebe.
Am Tag vor meiner Hochzeit wurde ich von Esme überredet noch jagen zu gehen. Sie wollte, dass ich wenigstens noch etwas zu mir nahm, um nicht völlig durchzudrehen. Wir beeilten uns nicht direkt, da wir Zeit hatten. Die Zeremonie begann erst am nächsten Nachmittag und bis dahin hatten wir noch unzählige andere Dinge zu tun.
Esme schlug mir vor, eine größere Reise anzutreten. Sie wollte nicht so nah in Forks bleiben und die nächstbesten Jagdgegenden gab es erst unzählige Meilen weit weg. Unsere Geschwindigkeit war hier wirklich von Vorteil.
Wir kamen an einem Wald an, den ich irgendwoher kannte. Ich kam nur nicht drauf, woher ich ihn kannte. Ich wusste nur, dass er mir bekannt war. Wie lange wir in den Wald gingen, wusste ich nicht, aber den Pfad hatten wir lange verlassen. Esme und ich sprachen auf dem Weg über viele Dinge. Hauptsächlich aber über unsere Vergangenheit. Sie erzählte mir, wie sie sich gefühlt hatte, bei ihrer Hochzeit.
Weißt du, Vera, Esme war bereits einmal verheiratet. Doch es war keine glückliche Ehe. Ihr Mann muss sehr brutal gewesen sein. Ich weiß nicht genau, was wirklich passiert war, aber sie hatte damals sehr gelitten.
Wir gingen bereits einige Stunden, als wir an eine Lichtung kamen. Die Lichtung war voller Veilchen und das Gras war bereits ziemlich hoch. Und da wusste ich plötzlich, woher ich diesen Wald kannte. Es war genau der Wald, der in der Nähe unseres alten Wohnortes war. Und diese Lichtung, war jene Lichtung, an der Emmett und ich uns das erste Mal geküsst hatten.
Ich wusste nicht, was wir hier machten und wieso wir ausgerechnet hierher kamen, bis mich Esme am Handgelenk nahm und mir auftrug in die Mitte zu gehen. Esme blieb am Rand der Lichtung stehen. Alles, was sie tat, war lächeln und mich mit dem Kopf weiter zu lotsen.
Als ich die Mitte beinahe erreicht hatte, sah ich, dass das Gras dort geschert worden war. Ich wunderte mich, wieso, doch mehr außer einem Loch, konnte ich noch nicht sehen. Dazu war ich noch zu weit weg.
Je näher ich dem Loch kam, desto mehr zeigte sich. Und schon bald konnte ich sehen, dass Rosen diese Fläche schmückten. Als ich ankam, blieb ich wie angewurzelt stehen. Was ich sah, raubte mir den Atem und ich konnte nicht glauben, dass das die Wirklichkeit war.
Dieses Loch, das sich in der Mitte der Lichtung befand, enthielt ein riesiges Herz aus Rosen und Veilchen. Mitten in dem Herz lag eine Schatulle, die auf den Rosenblättern lag. Ich hob sie auf und öffnete sie. Oh, Vera, du glaubst nicht, wie fasziniert ich von dem war, was ich dort sah. Die Schatulle war eine Schmuckschatulle, in der ein silbernes Brillantkollier aufbewahrt wurde. Meine Augen müssen richtig geglänzt haben, als ich es berührte. Ich wusste, dass es für mich war. Und ich wusste, dass es nur von einer Person sein konnte. Als ich die Schatulle wieder schließen wollte, da es zu regnen begonnen hatte, fiel ein Blatt Papier aus dem Deckel des Kästchens. Schnell hob ich es auf und blickte mit gerunzelter Stirn darauf. Ich hatte eigentlich gedacht, dass es eine Art Werbezettel war, für den Juwelier. Doch als ich die handgeschriebenen Lettern sah, wusste ich, dass es nur von Emmett sein konnte.
Ich begann zu lesen und je mehr Zeilen ich las, desto mehr hätten sich meine Augen mit Tränen gefüllt, wenn es möglich gewesen wäre. In dem Zettel, den Emmett mir geschrieben hatte, stand "Für die schönste aller Rosen! Damit du nie vergisst, wie viel du mir bedeutest. Ich liebe dich, mein Engel."
Ich drehte mich zu Esme und lächelte sie glücklich an. Ich weiß noch, dass ich stotternd zu ihr sagte "Bitte sag mir, dass morgen nichts passiert, was nicht passieren soll."
Sie kam auf mich zu, nahm mich in den Arm und strich mir über den Kopf. "Liebes, niemand würde zulassen, dass etwas nicht nach Plan verläuft. Weder wir, noch würde Emmett zulassen, dass dir irgendetwas oder irgendjemand wehtut. Er liebt dich doch über alles, das weißt du."
Ich nickte und schniefte, wenn auch unecht. "Ja ... ich weiß."
Ich war ihr so dankbar, dass sie da war und versuchte, mir die Sorgen zu nehmen, dass ich tatsächlich, mit dem Geschenk in der Hand, alle störenden Gedanken auf der Lichtung lassen konnte. Es war unglaublich, wie einfach danach alles ging.
Als wir zurückkamen – wir waren einen Tag unterwegs und kamen um die Mittagszeit an meinem Hochzeitstag an – ging ich mit Esme in mein Schlafzimmer, das ich nur zum Anziehen und Schminken gebrauchte, und richtete mich für meinen großen Tag her. Esme war so lieb und machte mir meine Frisur. Sie steckte meine langen blonden Haare zu einer wunderschönen Hochsteckfrisur. Weißt du, Vera, ich trug ein Diadem, statt des Schleiers. Ich war der Meinung, dass ein Schleier nur meine schöne Frisur verdecken, wenn nicht gar kaputt machen würde. Das Diadem, das ich hatte, war eine Art Prinzessinnendiadem. Es hatte die Form von Blumen und war geschmückt mit unzähligen Brillanten. In der Sonne funkelte es. Nur leider durfte die Sonne bei meiner Hochzeit nicht scheinen, da ich sonst genauso gefunkelt hätte, wie das Diadem. Aber nicht nur das Diadem wurde in mein Haar gesteckt. Esme versah mein Haar mit Perlen und Haarspangen, die sie extra für diesen Anlass gekauft hatte. Sie hatte Spangen in Form von weißen Rosen und einfachen Mustern. Sie war wirklich eine Künstlerin bei meinen Haaren.
muss es leider wieder zweiteilen...
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Die schönste aller Rosen (Teil 1)
Mit gemischten Gefühlen ging ich mit Esme drei Monate vor der Hochzeit mein Brautkleid kaufen. Nun ja, zumindest wollte ich eines kaufen. Esme wollte unbedingt dabei sein, wenn ich es aussuchte, und sie wollte mich beraten, in allen möglichen Dingen, die die Hochzeit betrafen. Obwohl ich ihr klargemacht hatte, dass das nicht nötig war, da ich die Hochzeit und alles was damit verbunden war so gut wie fertig im Kopf hatte, ließ sie es sich nicht nehmen und kam an diesem Tag mit.
Schon als ich das Geschäft betrat kam mir eine Verkäuferin entgegen und betrachtete mich staunend. Ihre Begrüßung war so übertrieben herzlich, dass sie schon wieder unecht klang. Als sie mich fragte, was genau ich denn suchte, und ich ihr antwortete, dass ich heiraten wollte, konnte ich mich vor Komplimenten, die sie mir an den Kopf warf, kaum mehr retten.
Ein Kleid nach dem anderen ließ sie mir zeigen und verlangte von mir jedes einzelne zu probieren. Am Ende des Tages war ich noch unschlüssiger als zuvor, welches Kleid ich denn nun kaufen sollte. Ich hatte eigentlich eine genaue Vorstellung von dem, was ich wollte, aber diese Frau hatte mich so vollgestopft mit schönen Kleidern, dass ich mir nicht vorstellen konnte, das perfekte Kleid tatsächlich noch zu finden.
Tage später beschloss ich noch mal nach einem Kleid zu suchen, das für mich wie geschaffen war, und wenn ich es nicht finden sollte, wollte ich mir eines schneidern lassen. Ich schlenderte mit Esme lange durch die Straßen von Paris (wir waren extra nach Paris geflogen, um dort das Kleid zu kaufen) und waren in unzähligen Brautmodengeschäften, doch ohne Erfolg. Niemand hatte das perfekte Kleid für mich.
Als wir auf dem Weg zum Flugzeug waren, mussten wir eine kleine Gasse durchstreifen. Sie war so verlassen, dass ich mir kaum vorstellen konnte, dass hier überhaupt jemand wohnte. Nichts war zu hören oder zu sehen. Doch mitten in dieser Gasse blieb Esme plötzlich wie angewurzelt stehen. Ich wollte ihr schon sagen, dass sie sich beeilen sollte, da wir sonst das Flugzeug verpassen würden, als sie wie ferngesteuert auf eine Auslage zeigte. Ich wusste nicht, was sie mir zeigen wollte und schaute mich hektisch um – ich hatte immer noch Panik, dass wir den Flug verpassen könnten. Und was ich da sah, ließ mir das Blut, wenn ich welches gehabt hätte, in den Adern gefrieren. Da hing es. Das perfekte Brautkleid, das ich mir immer gewünscht hatte. Ohne noch ein Wort zu verlieren, ging ich in den Laden und kaufte es mir.
Ich war so glücklich, dass wir diese Gasse betreten hatten, dass ich Esme versprach, dass sie das Hochzeitsmenü gestalten und meine Brautjungfer sein durfte.
Als wir wieder zuhause waren, fing ich an die Einladungen zu entwerfen. Wir hatten zwar nicht viele Freunde, aber die die wir hatten, wurden alle eingeladen. Hauptsächlich waren es Vampire, die Carlisle kannte und die wir im Laufe der Jahre besucht hatten, oder die, die Emmett, während seiner Suche nach sich selbst, getroffen hatte. Er hatte damals sehr viele kennen gelernt und fand es angebracht sie mir vorzustellen und umgekehrt. Obwohl es einfach war, die Gäste zu finden, die wir unbedingt dabei haben wollten, da wir nicht sehr viele Vampire näher kannten, war es umso schwieriger welche zu finden, die wir möglicherweise noch einladen konnten. Carlisle gab uns eine Liste mit Namen, an die wir alle Einladungen schickten. Insgesamt waren es etwa sechzig Vampire, die wir dann eingeladen hatten. Mir war egal, ob ich sie besonders gut kannte, da für mich nur zählte, dass Emmett bei mir war, und trotzdem freute ich mich, als ich die Namen alle sah, da ich mir immer eine große Hochzeit gewünscht hatte.
Nachdem wir die Einladungen verschickt hatten ging alles ganz schnell. Der Tag der Hochzeit kam mit jedem Tag noch schneller und ich wurde zunehmend nervöser. Emmett versuchte mir zwar die Nervosität zu nehmen, in dem er mir immer wieder versicherte, dass er nicht zulassen würde, dass irgendetwas diesen Tag verderben würde. Doch meine Angst, die von Royce ausgelöst wurde, ließ mich bis zu dem großen Tag nicht los.
Ich hoffe, es ist okay, wenn ich dir auch von meiner Hochzeit direkt erzähle. Ich liebe diesen Tag und meine Erinnerungen daran sind so stark, wie sonst nirgends. Es war zwar nicht meine einzige Hochzeit mit Emmett, aber es war die erste und die war etwas ganz Besonders für mich. Ich hoffte, dass mir dadurch die Erinnerungen an Royce endlich genommen wurden und ich mein Glück mit Emmett genießen konnte. Nun ja, du wirst gleich sehen, wieso ich diesen Tag so sehr liebe.
Am Tag vor meiner Hochzeit wurde ich von Esme überredet noch jagen zu gehen. Sie wollte, dass ich wenigstens noch etwas zu mir nahm, um nicht völlig durchzudrehen. Wir beeilten uns nicht direkt, da wir Zeit hatten. Die Zeremonie begann erst am nächsten Nachmittag und bis dahin hatten wir noch unzählige andere Dinge zu tun.
Esme schlug mir vor, eine größere Reise anzutreten. Sie wollte nicht so nah in Forks bleiben und die nächstbesten Jagdgegenden gab es erst unzählige Meilen weit weg. Unsere Geschwindigkeit war hier wirklich von Vorteil.
Wir kamen an einem Wald an, den ich irgendwoher kannte. Ich kam nur nicht drauf, woher ich ihn kannte. Ich wusste nur, dass er mir bekannt war. Wie lange wir in den Wald gingen, wusste ich nicht, aber den Pfad hatten wir lange verlassen. Esme und ich sprachen auf dem Weg über viele Dinge. Hauptsächlich aber über unsere Vergangenheit. Sie erzählte mir, wie sie sich gefühlt hatte, bei ihrer Hochzeit.
Weißt du, Vera, Esme war bereits einmal verheiratet. Doch es war keine glückliche Ehe. Ihr Mann muss sehr brutal gewesen sein. Ich weiß nicht genau, was wirklich passiert war, aber sie hatte damals sehr gelitten.
Wir gingen bereits einige Stunden, als wir an eine Lichtung kamen. Die Lichtung war voller Veilchen und das Gras war bereits ziemlich hoch. Und da wusste ich plötzlich, woher ich diesen Wald kannte. Es war genau der Wald, der in der Nähe unseres alten Wohnortes war. Und diese Lichtung, war jene Lichtung, an der Emmett und ich uns das erste Mal geküsst hatten.
Ich wusste nicht, was wir hier machten und wieso wir ausgerechnet hierher kamen, bis mich Esme am Handgelenk nahm und mir auftrug in die Mitte zu gehen. Esme blieb am Rand der Lichtung stehen. Alles, was sie tat, war lächeln und mich mit dem Kopf weiter zu lotsen.
Als ich die Mitte beinahe erreicht hatte, sah ich, dass das Gras dort geschert worden war. Ich wunderte mich, wieso, doch mehr außer einem Loch, konnte ich noch nicht sehen. Dazu war ich noch zu weit weg.
Je näher ich dem Loch kam, desto mehr zeigte sich. Und schon bald konnte ich sehen, dass Rosen diese Fläche schmückten. Als ich ankam, blieb ich wie angewurzelt stehen. Was ich sah, raubte mir den Atem und ich konnte nicht glauben, dass das die Wirklichkeit war.
Dieses Loch, das sich in der Mitte der Lichtung befand, enthielt ein riesiges Herz aus Rosen und Veilchen. Mitten in dem Herz lag eine Schatulle, die auf den Rosenblättern lag. Ich hob sie auf und öffnete sie. Oh, Vera, du glaubst nicht, wie fasziniert ich von dem war, was ich dort sah. Die Schatulle war eine Schmuckschatulle, in der ein silbernes Brillantkollier aufbewahrt wurde. Meine Augen müssen richtig geglänzt haben, als ich es berührte. Ich wusste, dass es für mich war. Und ich wusste, dass es nur von einer Person sein konnte. Als ich die Schatulle wieder schließen wollte, da es zu regnen begonnen hatte, fiel ein Blatt Papier aus dem Deckel des Kästchens. Schnell hob ich es auf und blickte mit gerunzelter Stirn darauf. Ich hatte eigentlich gedacht, dass es eine Art Werbezettel war, für den Juwelier. Doch als ich die handgeschriebenen Lettern sah, wusste ich, dass es nur von Emmett sein konnte.
Ich begann zu lesen und je mehr Zeilen ich las, desto mehr hätten sich meine Augen mit Tränen gefüllt, wenn es möglich gewesen wäre. In dem Zettel, den Emmett mir geschrieben hatte, stand "Für die schönste aller Rosen! Damit du nie vergisst, wie viel du mir bedeutest. Ich liebe dich, mein Engel."
Ich drehte mich zu Esme und lächelte sie glücklich an. Ich weiß noch, dass ich stotternd zu ihr sagte "Bitte sag mir, dass morgen nichts passiert, was nicht passieren soll."
Sie kam auf mich zu, nahm mich in den Arm und strich mir über den Kopf. "Liebes, niemand würde zulassen, dass etwas nicht nach Plan verläuft. Weder wir, noch würde Emmett zulassen, dass dir irgendetwas oder irgendjemand wehtut. Er liebt dich doch über alles, das weißt du."
Ich nickte und schniefte, wenn auch unecht. "Ja ... ich weiß."
Ich war ihr so dankbar, dass sie da war und versuchte, mir die Sorgen zu nehmen, dass ich tatsächlich, mit dem Geschenk in der Hand, alle störenden Gedanken auf der Lichtung lassen konnte. Es war unglaublich, wie einfach danach alles ging.
Als wir zurückkamen – wir waren einen Tag unterwegs und kamen um die Mittagszeit an meinem Hochzeitstag an – ging ich mit Esme in mein Schlafzimmer, das ich nur zum Anziehen und Schminken gebrauchte, und richtete mich für meinen großen Tag her. Esme war so lieb und machte mir meine Frisur. Sie steckte meine langen blonden Haare zu einer wunderschönen Hochsteckfrisur. Weißt du, Vera, ich trug ein Diadem, statt des Schleiers. Ich war der Meinung, dass ein Schleier nur meine schöne Frisur verdecken, wenn nicht gar kaputt machen würde. Das Diadem, das ich hatte, war eine Art Prinzessinnendiadem. Es hatte die Form von Blumen und war geschmückt mit unzähligen Brillanten. In der Sonne funkelte es. Nur leider durfte die Sonne bei meiner Hochzeit nicht scheinen, da ich sonst genauso gefunkelt hätte, wie das Diadem. Aber nicht nur das Diadem wurde in mein Haar gesteckt. Esme versah mein Haar mit Perlen und Haarspangen, die sie extra für diesen Anlass gekauft hatte. Sie hatte Spangen in Form von weißen Rosen und einfachen Mustern. Sie war wirklich eine Künstlerin bei meinen Haaren.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Die schönste aller Rosen (Teil 2)
Mein Kleid, das ich so mühsam ausgesucht hatte und das für mich das absolut perfekte Kleid war, war aus strahlend weißem Satin, was meine Haut nicht grade hervorhob, aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und unter sechzig anderen Vampiren würde das mit Sicherheit nicht auffallen, sagte ich mir zumindest zur Beruhigung. Außerdem wollte ich mit meiner Schönheit hervorstechen und das tat ich zweifellos. Mein Kleid war, wie die Kleider der Brautjungfern, schulterfrei. Für die damalige Zeit war das zwar nicht üblich, aber ich war außergewöhnlich und darum wollte ich auch ein außergewöhnliches Kleid. Ich weiß noch, als ich es gekauft hatte, beäugte mich die Verkäuferin misstrauisch, weil sie wahrscheinlich dachte, ich wäre eine von diesen Superreichen, die extravagant heirateten und unbedingt in den Schlagzeilen stehen wollten. Das Kleid war ... einmalig, genau wie ich und meine Geschichte.
Mir war wichtig, dass es lang war und dass es am Oberkörper eng anlag und dann weit nach außen fiel. Der Bereich am Oberkörper war mit Mustern geprägt, die mit Brillanten und Perlen versehen waren. Die Muster zogen sich bis ganz nach unten, jedoch am Rock nur mehr vereinzelt. Es war ein wunderschönes Kleid. Und für mich ein Traum. Ich hatte auch eine Schleppe, die aber nicht weiß Gott wie lang war, sondern einfach nur etwa 1,5 Meter vom normalen Rock abschweifte. Der Übergang von Rock und Oberteil war gerafft und schön eng anliegend. Meine Figur wurde perfekt betont und ich war mir sicher, dass ich Emmett damit den Atem rauben würde. Und nicht nur Emmett. Eingebildet, wie ich bin, wollte ich jedem Mann den Atem rauben.
Es war mühsam, das Kleid anzuziehen, da ich so nervös war und schon zu zittern anfing. Aber ich wollte unbedingt alles schnell-schnell machen, nur um endlich mit Emmett vor dem Traualtar zu stehen.
Um etwa halb zwei Uhr nachmittags schlüpfte ich dann endlich in meine Schuhe. Es waren schlichte weiße Schuhe mit einem Riemen als Verschluss und etwa vier cm Absätzen. Ich weiß, solche Dinge sind normalerweise unwichtig und uninteressant, aber für mich waren sie wahnsinnig wichtig. Und du weißt ja, ich achtete in Sachen Schönheit auf jedes Detail.
Zur Krönung meines Stylings legte ich die Kette von Emmett um. Ich wusste, dass er das gewollt hatte. Oh, Vera, du ahnst nicht, wie sprachlos ich mich im Spiegel beäugte. Ich erkannte mich kaum wieder.
Das Kollier funkelte genau wie das Diadem und sah beinahe genauso aus. Ich kann aus Überzeugung sagen, dass ich schön war. Wunderschön.
Selbst meine Brautjungfern fanden kaum die richtigen Worte, um mir zu sagen, wie hübsch sie mich fanden. Außer Esme, die mir ein Kompliment nach dem anderen machte, sagte keine von den anderen beiden etwas. Alles was sie taten, war lächeln und sich verstohlene Blicke zuzuwerfen. Ich wusste, dass sie eifersüchtig waren, denn ... obwohl beide hübsch waren, so hübsch wie ich es an diesem Tag war, würden selbst die beiden an ihrem Hochzeitstag nicht sein, davon war ich überzeugt.
Meine Brautjungfern waren genauso hübsch angezogen, wie ich, aber sie sahen bei weitem nicht so umwerfend aus, wie ich. Die Kleider meiner Brautjungfern passten perfekt zu meinem Brautstrauß, der mit Rosen, Narzissen, Schleierkraut und Efeu gesteckt wurde. Esme, Tanya und Kate, die Freundinnen von Carlisle waren, trugen pfirsichfarbene schulterfreie Kleider, mit einer apricotfarbenen Rose auf der rechten Seite und weißen Perlen mit einer matten Oberfläche im Brustbereich des Kleides. Ihre Frisuren wurden ebenfalls mit apricotfarbenen Rosen und weißen Perlen geschmückt. Jede von ihnen hielt einen kleinen Strauß in der Hand, der an meinen Brautstrauß erinnerte, aber niemals so wunderschön war.
Als meine Brautjungfern fertig angezogen waren und ich meinen Brautstrauß aus seiner Vase geholt hatte, gingen wir zu viert ins Wohnzimmer unseres Hauses, in dem Carlisle und der Partner von Kate auf uns warteten. Emmett war mit Edward bereits zum Traualtar vorgefahren und wartete dort nun auf uns. Du musst wissen, wir heirateten nicht am Haus, sondern wurden mit Kutschen zu einer Art Park gefahren, in dem wir die Feierlichkeiten abhalten wollten.
Ich erinnere mich, als ich unten ankam ertönte schon ein staunendes "Ohhhh" von den Männern. Sie sahen mich begeistert an und gaben mir wundervolle Komplimente. Wir machten uns dann auf den Weg nach draußen und stiegen in die Kutschen, die wir gebucht hatten. Die Kutschen mit dem Vierergespann waren Emmetts Idee. Er wollte, dass alles so märchenhaft wie möglich für mich wird. Ich war von der Idee begeistert, da ich nur zu gerne Prinzessin spielte. Die Brautkutsche, in der ich mitfahren würde, wurde von vier weißen Pferden gezogen, die genauso geschmückt waren, wie mein Brautstrauß. Die zwei weiteren Kutschen, die die Brautjungfern und die Männer zogen, wurden von jeweils zwei dunkleren Pferden gezogen und waren nicht so pompös geschmückt, wie meine.
Ich nahm also mit klopfendem Herzen darin Platz und konnte es gar nicht mehr erwarten, endlich neben Emmett vor dem Traualtar zu stehen. Doch noch hatten wir eine kurze Kutschenfahrt vor uns. Die Leute, die uns auf dieser Fahrt begegneten, betrachteten uns, als würden wir eine Königsfamilie sein. Ich muss zugeben, das hat mir sehr, sehr gefallen, aber es war gleichzeitig so ungewohnt, nach all den Jahren, in denen wir uns vor der Öffentlichkeit mehr oder weniger versteckt hatten. Aber ich ließ die Leute in dem Glauben, ich sei die Kronprinzessin von Forks. Viel zu sehr liebte ich diesen Gedanken, als dass ich diese Gelegenheit ausgelassen hätte.
Als wir ankamen, konnte ich schon von weitem den Platz sehen, an dem Emmett und ich getraut werden sollten. Wir hatten ein großes Stück von dem Platz gemietet und einen Baldachin aufgestellt, für den Fall, dass es regnen sollte – und es regnete. Auf zwei große Flächen verteilt hatten wir Stühle aufgestellt, auf denen unsere Gäste, die zu dem Zeitpunkt bereits anwesend waren, Platz nehmen konnten. Es waren links und rechts etwa vierzig Stühle, die wir aufgestellt und mit apricotfarbenen Rosen und weißen Narzissen geschmückt hatten. Ganz vorne stand der Altartisch. Da wir keinen richtigen Altar zur Hand hatten, bekamen wir von Esme einen weißen Tisch geschenkt, den sie für die Hochzeit einer Freundin verwendet hatte. Sie meinte, sie bräuchte ihn im Moment nicht und für diesen Anlass würde er perfekt passen. Also schmückten wir den Tisch mit einer schlichten Tischdecke und dekorierten ihn mit Blumen und Kerzen, die das Ganze abrunden sollten.
Der Mittelgang bis zum Altar wurde mit einem roten Teppich, wie bei Königen, markiert. Links und rechts davon säumten Rosen, Narzissen, Efeu und Perlen den Gang. Ich konnte es gar nicht erwarten diesen Gang entlang zu gehen.
Auf der rechten Seite zwischen den Stühlen und dem Altar stand ein großer Flügel, auf dem Wagners Hochzeitsmarsch gespielt werden sollte. Und später sollte Edward darauf für die musikalische Begleitung während des Festes sorgen.
Weißt du, Vera, ich wollte, dass alles so normal wie möglich ablief. Wenn ich schon sonst nicht normal war, sollte wenigstens meine Hochzeit normal sein. Und das war sie. Sie war wunderschön. Ich erinnere mich an jede Kleinigkeit, an jedes Wort, jeden Geruch, jedes Ding, das ich an dem Tag angefasst hatte. An jeden Gruß, den ich bekam, an jeden Kuss, an alles. An einfach alles.
Mit zittrigen Gliedern stieg ich endlich aus der Kutsche und schon konnte ich Edward und Emmett erkennen. Edward erwartete mich bereits am Beginn des Mittelganges und Emmett stand ein paar Meter, für mich waren es mehr Meilen als Meter, weiter weg und unterhielt sich mit dem Priester. Edward empfing uns und meine Brautjungfern stellten sich vor mir auf. Die Männer nahmen neben den Brautjungfern Platz und nahmen sie bei den Händen.
Ich zählte die Sekunden, bis endlich die Musik begann und ich zu Gehen beginnen konnte. Doch es schien eine Ewigkeit zu dauern. Ich konnte es kaum ertragen, so lange warten zu müssen.
Und dann begann es. Wagners Hochzeitsmusik ertönte von dem Flügel und ich konnte endlich auf Emmett zugehen. Ich ging langsam – fast so schnell wie eine Schnecke – auf den Altar zu, um nicht zu sehr zu zeigen, wie nervös ich war. Ja, beinahe hatte ich auch Angst. Angst davor, dass Emmett es sich plötzlich anders überlegt hatte und gar nicht aufgetaucht war oder er mich nicht mehr attraktiv finden könnte – was natürlich total absurd wäre, aber in meinem Zustand dachte ich alles, nur nicht so, wie es wirklich war. Ich zitterte und hielt schon am Anfang Ausschau nach Emmett. Und dann sah ich ihn – zum Glück. Er trug einen passenden schwarzen Smoking, eine dunkle Krawatte dazu und ein dunkles Sakko. Emmett hatte eine Hand in der Hosentasche und blickte mich an. Sein Gesicht, als ich auf ihn zuging, war unergründlich. Ein perfektes Pokerface. Ich wusste absolut nicht, was er dachte. Ich wusste nur, dass ich so schnell wie möglich bei ihm sein musste, um hinter das Geheimnis seines Pokerfaces zu kommen.
Und als ich dann endlich vor ihm stand, verwandelte sich das Pokerface plötzlich in ein so glückliches Strahlen, dass ich plötzlich nicht die geringsten Zweifel hatte, dass er der perfekte Mann für mich war.
Er lächelte und sah mir in die Augen. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Als er das Kollier entdeckte lachte er kurz leise und sagte "Ich wusste, dass es perfekt passt."
Ich lächelte zurück und nickte. Wäre das Atmen notwendig gewesen, wäre ich an diesem Tag wahrscheinlich erstickt, als er mir eine Hand an die Wange legte und mir sanft darüber strich. Ich hätte keine Luft bekommen, wenn ich darauf angewiesen gewesen wäre. Dann nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Als er sich von mir löste, blickte er mir erneut in die Augen und sagte "Du bist wunderschön, Rosalie."
Ich strahlte ihn an und wünschte, dass ich mit ihm alleine sein hätte können. Doch zuvor wollte ich ihn noch heiraten, weshalb wir uns auch dem Priester zuwendeten und auf die Predigt warteten.
Mein Kleid, das ich so mühsam ausgesucht hatte und das für mich das absolut perfekte Kleid war, war aus strahlend weißem Satin, was meine Haut nicht grade hervorhob, aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und unter sechzig anderen Vampiren würde das mit Sicherheit nicht auffallen, sagte ich mir zumindest zur Beruhigung. Außerdem wollte ich mit meiner Schönheit hervorstechen und das tat ich zweifellos. Mein Kleid war, wie die Kleider der Brautjungfern, schulterfrei. Für die damalige Zeit war das zwar nicht üblich, aber ich war außergewöhnlich und darum wollte ich auch ein außergewöhnliches Kleid. Ich weiß noch, als ich es gekauft hatte, beäugte mich die Verkäuferin misstrauisch, weil sie wahrscheinlich dachte, ich wäre eine von diesen Superreichen, die extravagant heirateten und unbedingt in den Schlagzeilen stehen wollten. Das Kleid war ... einmalig, genau wie ich und meine Geschichte.
Mir war wichtig, dass es lang war und dass es am Oberkörper eng anlag und dann weit nach außen fiel. Der Bereich am Oberkörper war mit Mustern geprägt, die mit Brillanten und Perlen versehen waren. Die Muster zogen sich bis ganz nach unten, jedoch am Rock nur mehr vereinzelt. Es war ein wunderschönes Kleid. Und für mich ein Traum. Ich hatte auch eine Schleppe, die aber nicht weiß Gott wie lang war, sondern einfach nur etwa 1,5 Meter vom normalen Rock abschweifte. Der Übergang von Rock und Oberteil war gerafft und schön eng anliegend. Meine Figur wurde perfekt betont und ich war mir sicher, dass ich Emmett damit den Atem rauben würde. Und nicht nur Emmett. Eingebildet, wie ich bin, wollte ich jedem Mann den Atem rauben.
Es war mühsam, das Kleid anzuziehen, da ich so nervös war und schon zu zittern anfing. Aber ich wollte unbedingt alles schnell-schnell machen, nur um endlich mit Emmett vor dem Traualtar zu stehen.
Um etwa halb zwei Uhr nachmittags schlüpfte ich dann endlich in meine Schuhe. Es waren schlichte weiße Schuhe mit einem Riemen als Verschluss und etwa vier cm Absätzen. Ich weiß, solche Dinge sind normalerweise unwichtig und uninteressant, aber für mich waren sie wahnsinnig wichtig. Und du weißt ja, ich achtete in Sachen Schönheit auf jedes Detail.
Zur Krönung meines Stylings legte ich die Kette von Emmett um. Ich wusste, dass er das gewollt hatte. Oh, Vera, du ahnst nicht, wie sprachlos ich mich im Spiegel beäugte. Ich erkannte mich kaum wieder.
Das Kollier funkelte genau wie das Diadem und sah beinahe genauso aus. Ich kann aus Überzeugung sagen, dass ich schön war. Wunderschön.
Selbst meine Brautjungfern fanden kaum die richtigen Worte, um mir zu sagen, wie hübsch sie mich fanden. Außer Esme, die mir ein Kompliment nach dem anderen machte, sagte keine von den anderen beiden etwas. Alles was sie taten, war lächeln und sich verstohlene Blicke zuzuwerfen. Ich wusste, dass sie eifersüchtig waren, denn ... obwohl beide hübsch waren, so hübsch wie ich es an diesem Tag war, würden selbst die beiden an ihrem Hochzeitstag nicht sein, davon war ich überzeugt.
Meine Brautjungfern waren genauso hübsch angezogen, wie ich, aber sie sahen bei weitem nicht so umwerfend aus, wie ich. Die Kleider meiner Brautjungfern passten perfekt zu meinem Brautstrauß, der mit Rosen, Narzissen, Schleierkraut und Efeu gesteckt wurde. Esme, Tanya und Kate, die Freundinnen von Carlisle waren, trugen pfirsichfarbene schulterfreie Kleider, mit einer apricotfarbenen Rose auf der rechten Seite und weißen Perlen mit einer matten Oberfläche im Brustbereich des Kleides. Ihre Frisuren wurden ebenfalls mit apricotfarbenen Rosen und weißen Perlen geschmückt. Jede von ihnen hielt einen kleinen Strauß in der Hand, der an meinen Brautstrauß erinnerte, aber niemals so wunderschön war.
Als meine Brautjungfern fertig angezogen waren und ich meinen Brautstrauß aus seiner Vase geholt hatte, gingen wir zu viert ins Wohnzimmer unseres Hauses, in dem Carlisle und der Partner von Kate auf uns warteten. Emmett war mit Edward bereits zum Traualtar vorgefahren und wartete dort nun auf uns. Du musst wissen, wir heirateten nicht am Haus, sondern wurden mit Kutschen zu einer Art Park gefahren, in dem wir die Feierlichkeiten abhalten wollten.
Ich erinnere mich, als ich unten ankam ertönte schon ein staunendes "Ohhhh" von den Männern. Sie sahen mich begeistert an und gaben mir wundervolle Komplimente. Wir machten uns dann auf den Weg nach draußen und stiegen in die Kutschen, die wir gebucht hatten. Die Kutschen mit dem Vierergespann waren Emmetts Idee. Er wollte, dass alles so märchenhaft wie möglich für mich wird. Ich war von der Idee begeistert, da ich nur zu gerne Prinzessin spielte. Die Brautkutsche, in der ich mitfahren würde, wurde von vier weißen Pferden gezogen, die genauso geschmückt waren, wie mein Brautstrauß. Die zwei weiteren Kutschen, die die Brautjungfern und die Männer zogen, wurden von jeweils zwei dunkleren Pferden gezogen und waren nicht so pompös geschmückt, wie meine.
Ich nahm also mit klopfendem Herzen darin Platz und konnte es gar nicht mehr erwarten, endlich neben Emmett vor dem Traualtar zu stehen. Doch noch hatten wir eine kurze Kutschenfahrt vor uns. Die Leute, die uns auf dieser Fahrt begegneten, betrachteten uns, als würden wir eine Königsfamilie sein. Ich muss zugeben, das hat mir sehr, sehr gefallen, aber es war gleichzeitig so ungewohnt, nach all den Jahren, in denen wir uns vor der Öffentlichkeit mehr oder weniger versteckt hatten. Aber ich ließ die Leute in dem Glauben, ich sei die Kronprinzessin von Forks. Viel zu sehr liebte ich diesen Gedanken, als dass ich diese Gelegenheit ausgelassen hätte.
Als wir ankamen, konnte ich schon von weitem den Platz sehen, an dem Emmett und ich getraut werden sollten. Wir hatten ein großes Stück von dem Platz gemietet und einen Baldachin aufgestellt, für den Fall, dass es regnen sollte – und es regnete. Auf zwei große Flächen verteilt hatten wir Stühle aufgestellt, auf denen unsere Gäste, die zu dem Zeitpunkt bereits anwesend waren, Platz nehmen konnten. Es waren links und rechts etwa vierzig Stühle, die wir aufgestellt und mit apricotfarbenen Rosen und weißen Narzissen geschmückt hatten. Ganz vorne stand der Altartisch. Da wir keinen richtigen Altar zur Hand hatten, bekamen wir von Esme einen weißen Tisch geschenkt, den sie für die Hochzeit einer Freundin verwendet hatte. Sie meinte, sie bräuchte ihn im Moment nicht und für diesen Anlass würde er perfekt passen. Also schmückten wir den Tisch mit einer schlichten Tischdecke und dekorierten ihn mit Blumen und Kerzen, die das Ganze abrunden sollten.
Der Mittelgang bis zum Altar wurde mit einem roten Teppich, wie bei Königen, markiert. Links und rechts davon säumten Rosen, Narzissen, Efeu und Perlen den Gang. Ich konnte es gar nicht erwarten diesen Gang entlang zu gehen.
Auf der rechten Seite zwischen den Stühlen und dem Altar stand ein großer Flügel, auf dem Wagners Hochzeitsmarsch gespielt werden sollte. Und später sollte Edward darauf für die musikalische Begleitung während des Festes sorgen.
Weißt du, Vera, ich wollte, dass alles so normal wie möglich ablief. Wenn ich schon sonst nicht normal war, sollte wenigstens meine Hochzeit normal sein. Und das war sie. Sie war wunderschön. Ich erinnere mich an jede Kleinigkeit, an jedes Wort, jeden Geruch, jedes Ding, das ich an dem Tag angefasst hatte. An jeden Gruß, den ich bekam, an jeden Kuss, an alles. An einfach alles.
Mit zittrigen Gliedern stieg ich endlich aus der Kutsche und schon konnte ich Edward und Emmett erkennen. Edward erwartete mich bereits am Beginn des Mittelganges und Emmett stand ein paar Meter, für mich waren es mehr Meilen als Meter, weiter weg und unterhielt sich mit dem Priester. Edward empfing uns und meine Brautjungfern stellten sich vor mir auf. Die Männer nahmen neben den Brautjungfern Platz und nahmen sie bei den Händen.
Ich zählte die Sekunden, bis endlich die Musik begann und ich zu Gehen beginnen konnte. Doch es schien eine Ewigkeit zu dauern. Ich konnte es kaum ertragen, so lange warten zu müssen.
Und dann begann es. Wagners Hochzeitsmusik ertönte von dem Flügel und ich konnte endlich auf Emmett zugehen. Ich ging langsam – fast so schnell wie eine Schnecke – auf den Altar zu, um nicht zu sehr zu zeigen, wie nervös ich war. Ja, beinahe hatte ich auch Angst. Angst davor, dass Emmett es sich plötzlich anders überlegt hatte und gar nicht aufgetaucht war oder er mich nicht mehr attraktiv finden könnte – was natürlich total absurd wäre, aber in meinem Zustand dachte ich alles, nur nicht so, wie es wirklich war. Ich zitterte und hielt schon am Anfang Ausschau nach Emmett. Und dann sah ich ihn – zum Glück. Er trug einen passenden schwarzen Smoking, eine dunkle Krawatte dazu und ein dunkles Sakko. Emmett hatte eine Hand in der Hosentasche und blickte mich an. Sein Gesicht, als ich auf ihn zuging, war unergründlich. Ein perfektes Pokerface. Ich wusste absolut nicht, was er dachte. Ich wusste nur, dass ich so schnell wie möglich bei ihm sein musste, um hinter das Geheimnis seines Pokerfaces zu kommen.
Und als ich dann endlich vor ihm stand, verwandelte sich das Pokerface plötzlich in ein so glückliches Strahlen, dass ich plötzlich nicht die geringsten Zweifel hatte, dass er der perfekte Mann für mich war.
Er lächelte und sah mir in die Augen. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Als er das Kollier entdeckte lachte er kurz leise und sagte "Ich wusste, dass es perfekt passt."
Ich lächelte zurück und nickte. Wäre das Atmen notwendig gewesen, wäre ich an diesem Tag wahrscheinlich erstickt, als er mir eine Hand an die Wange legte und mir sanft darüber strich. Ich hätte keine Luft bekommen, wenn ich darauf angewiesen gewesen wäre. Dann nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Als er sich von mir löste, blickte er mir erneut in die Augen und sagte "Du bist wunderschön, Rosalie."
Ich strahlte ihn an und wünschte, dass ich mit ihm alleine sein hätte können. Doch zuvor wollte ich ihn noch heiraten, weshalb wir uns auch dem Priester zuwendeten und auf die Predigt warteten.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
hey ihr...
und jetzt der zweite Teil der Hochzeit. Nun ist sie komplett...
hoffe sie gefällt euch und ihr lasst mir Kommis da.
*Bella*
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Ich liebe dich, mein Engel!
Ich erinnere mich an jedes Wort, das der Priester in seiner Predigt sagte und ich habe mich all die Jahre daran gehalten. Wie lange die Predigt dauerte weiß ich nicht, aber irgendwann standen Emmett und ich uns gegenüber und hielten unsere Hände. Der Priester bat uns unser persönliches Treuegelübde zu sprechen, das wir eigens für diesen Anlass angefertigt hatten. Es war zwar nicht unbedingt Tradition in diesen Breitengraden, aber Emmett und ich wollten es so.
Emmett trug seines zuerst vor und ich konnte nicht glauben, dass er das alles ernst meinte, was er sagte.
"Rose, du weißt, ich rede ungern um den heißen Brei herum. (ich musste grinsen) Und du weißt, wie sehr ich dich liebe. Als ich dich das erste Mal gesehen hatte, wusste ich, dass du perfekt für mich bist. Ich wusste, dass ich dich an meiner Seite haben wollte. Und ich kann es immer noch nicht glauben, dass du das tatsächlich bist. Rosalie, ich brauche dich, wie die Luft zum Atmen, wie das Blut in meinem Körper, wie der Tag die Sonne und die Nacht den Mond. Du bist für mich das Wichtigste auf dieser Welt und es gibt nichts, was ich nicht für dich tun würde. Bei meinem Leben verspreche ich, dich zu beschützen, für dich da zu sein, wenn du mich brauchst, dich zu achten und zu lieben, so lange ich auf dieser Welt bin und darüber hinaus. Ich liebe dich, mein Engel."
Ich strahlte ihn an und drückte sanft seine Hand. Es war unglaublich, so etwas von ihm zu hören. So kannte ich ihn gar nicht. Ich meine, er war zu mir anders, als zu den anderen, aber so etwas hatte er noch nie zu mir gesagt.
Dann war ich an der Reihe und musste ihm meine Treue schwören. Ich hatte schon Angst, dass ich alles vergessen hatte, was ich sagen wollte, oder dass mein Gelübde, im Vergleich zu Emmetts, vielleicht zu kurz war. Ich war nervös, Vera, ich war so unendlich nervös, als ich zu sprechen anfing.
"Emmett, ich bin, genau wie du, nicht jemand der vielen Worte und obwohl ich lange danach gesucht habe, für diesen Moment gibt es nicht die richtigen Worte. Mein Leben hat sich mit dir von Grund auf geändert. Wenn du bei mir bist, weiß ich, dass ich ... ich selbst sein kann, dass ich vor nichts und niemandem Angst haben muss. Und dafür liebe ich dich über alles. Ich verspreche dir hiermit dir treu zu sein, immer an deiner Seite zu bleiben, egal was passiert und dir immer die Wahrheit zu sagen, so lange ich zu sprechen vermag. Und ich verspreche dir dich immer zu lieben, so lange ich lebe – für immer."
Ich konnte seine Erleichterung förmlich abfallen sehen. Vermutlich, genau wie er bei mir. Er griff nach meinem Gesicht und strich mir über die Wange. Ich fühlte mich so wohl und wäre wieder am liebsten mit ihm alleine gewesen.
Der Priester fuhr mit der Zeremonie fort und fragte Emmett zuerst, ob er mich heiraten wollte. Als ich die lang ersehnten Worte "Ja, ich will" hörte, hätte ich so gerne geweint. Ich lächelte ihn an und beantwortete dieselbe Frage, nachdem der Priester sie mir auch gestellt hatte, glücklich mit "Ja, ich will".
Emmett strahlte mich an, als ich meine Antwort gab und drückte meine Hände. Nun bat der Priester um die Ringe. Edward brachte Emmett den Polster mit den Ringen. Es sind unglaublich schöne Ringe, die wir gewählt hatten, Vera. Silber, sehr untypisch für die damalige Zeit, wie du ja weißt, aber Emmett und ich wollten es so. Unsere Ringe waren einheitlich silbern und hatten zweigeteilte Oberflächen. Die eine Hälfte war rau und matt und die andere glatt silbern. Während Emmetts Ring eher schlicht gehalten wurde, war meiner mit mehreren Brillanten bestickt. Emmett meinte, er würde mir nichts an den Finger stecken, was nicht funkelte wie meine Augen. Noch heute muss ich grinsen, wenn ich daran denke.
Die Ringübergabe war für mich ein wichtiger Bestandteil der Hochzeit und ich wollte unbedingt, dass wir beide, während des Ansteckens, einen Schwur sagten. Ich hatte vor Jahren einmal davon gelesen, dass es eine sehr schöne Tradition in bestimmten Regionen wäre, darum wollte ich das auch. Allerdings wollte ich den Text selbst wählen.
Als Emmett mir also den Ring an den Finger steckte sagte er: "Rosalie, mit diesem Ring, nehme ich dich zu meiner Frau, schwöre dir ewige Liebe und ewige Treue. Er soll dich an meine Liebe zu dir erinnern, wenn du einmal das Gefühl hast, dass sie nicht stark genug ist. Und er soll dich daran erinnern, dass ich für immer an deiner Seite bleibe. Mit all meiner Liebe!"
Dasselbe machte ich, als ich ihm den Ring an den Finger steckte. Ich sagte "Emmett, mit diesem Ring nehme ich dich zu meinem Mann, schwöre dir ewige Liebe und ewige Treue. Er soll dich an meine Liebe zu dir erinnern, wenn du einmal das Gefühl hast, dass sie nicht stark genug ist. Und er soll dich daran erinnern, dass ich für immer an deiner Seite bleibe. Mit all meiner Liebe!"
Selbst der Priester musste eine Träne wegdrücken, als ich meinen Text gesagt hatte. Er lächelte uns an und sagte "Kraft des mir verliehenen Amtes als Priester dieser Gemeinde erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau."
Ich hätte am liebsten geweint, aber ich kam kaum dazu meine Augen auch nur kurz zu schließen, denn im nächsten Moment forderte der Priester Emmett auf die Braut zu küssen.
Und Emmett tat was ihm aufgetragen wurde. Er nahm mein Gesicht in seine Hände, zog mich an sich und küsste mich mit so viel Zärtlichkeit, dass ich am liebsten alles um mich herum vergessen hätte. Ich schlang die Arme um ihn, um ihn ganz nah bei mir spüren zu können und erwiderte seinen Kuss mit derselben Leidenschaft und Zärtlichkeit. Nur ganz verschwommen und weit weg hörte ich unsere Gäste applaudieren.
Als wir den Mittelgang als verheiratetes Paar schließlich entlanggingen strahlte ich mit den Blumen um die Wette. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Ich hatte geheiratet. Ich war nun offiziell mit Emmett McCarty verheiratet.
Nun ja, das war die kirchliche Trauung von Emmetts und meiner ersten Hochzeit. Sie war wunderschön, nicht wahr!?! Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich war, als ich aus der Kirche ging und Emmett an meiner Seite war.
Als uns unsere Gäste einer nach dem anderen gratulierte und Glückwünsche aussprach, baten einige der Vampire, die Carlisle gut kannten, um Aufmerksamkeit. Sie hatten sich etwas für uns überlegt. Kitschig, aber ... wunderschön. Sie forderten alle Gäste auf sich im Kreis zu stellen, in dessen Mitte Emmett und ich stehen sollten. Die Gruppe, die das Ganze organisiert hatte, kam auf mich und Emmett zu und gab uns zwei Herz-Luftballons in die Hände. An den Enden der Schnüre hing jeweils ein Zitat, das wir im Laufe der Zeit zueinander gedacht/gesagt hatten. Edward hatte es aus unseren Köpfen "geklaut" und ihnen gegeben. An meinem Luftballon hing der Spruch "Du hast die Hölle zu einem der schönsten Orte der Welt gemacht." Welchen Emmett hatte weiß ich nicht. Aber ich war so gerührt, dass ich nicht nachfragte.
Überhaupt konnte ich mich an diesem Tag nur sehr schwer auf andere Dinge als das Hier und Jetzt konzentrieren, weshalb die Zeit auch so schnell verstrich. Ich war so glücklich und nichts konnte daran etwas ändern. Rein gar nichts.
Nachdem wir die Luftballons in der Hand hatten, fiel mir auf, dass der Rest unserer Gäste ebenfalls Herzluftballons in der Hand hielt und uns alle angrinsten. Einer der drei Vampire, die uns das organisiert hatten, wünschten uns daraufhin alles Gute und wir ließen die Ballons in die Luft steigen. Das Schöne an der Sache war, dass noch zusätzlich Tauben losgeschickt wurden. Weiße Tauben, die unser Glück und für mich auch den vollkommenen Frieden, den ich nun endlich erlangte seit Royce, symbolisieren sollten.
Der Start der Luftballons war für Emmett erneut ein Grund mich zu küssen. Ich erinnere mich an jeden Kuss, an jede einzelne Zärtlichkeit von Emmett an diesem Tag, wie ich dir ja schon mitgeteilt habe.
Und als alle Luftballons nur mehr kleine Punkte am Himmel waren, hörte ich plötzlich Klavierspiel. Ich blickte mich um und sah Edward, der extra für diesen Anlass Musik komponiert hatte. Ich konnte nicht fassen, dass er das tatsächlich für uns komponiert hatte. Als ich ihn ein paar Tage nach unserer Hochzeit fragte, wie er diese Musik gemacht hatte, meinte er, er hätte aus unseren Charakteren die Summe gebildet und daraus wären diese Werke entstanden. Wenn ich jetzt beschreiben würde, was diese Musik beinhaltete, würde ich wahrscheinlich Tage brauchen um die richtigen Worte zu finden. Alles was ich dazu sagen kann ist, dass es sich zweifellos an unsere Charaktere bindet.
Kurz darauf erschien sogar ein Fotograf, um uns zu fotografieren. Er machte so viele Fotos, dass ich heute noch glaube, er hätte mir einige vorenthalten, als ich die Bilder abholte. Aber ich sagte ja vorhin schon, dass ich alles nur mehr sehr verschwommen und sehr schnell in Erinnerung habe.
Das schönste dieser Fotos davon hängt in unserem Schlafzimmer. Es ist ein Foto, auf dem nur Emmett und ich zu sehen sind. Emmett, der mich strahlend von hinten umarmt und ich, die nur glücklich in die Kamera lächelt und seine Hände umklammert. Wir verschickten dieses Foto, als es fertig entwickelt war, an alle unsere Gäste und bedankten uns für die Glückwünsche und die Anwesenheit. Ich liebe dieses Foto. Wenn ich den Brief beende, schicke ich dir eines davon mit. Ich finde, du solltest auch sehen, wie wunderschön und glücklich ich war an diesem Tag.
Der Nachmittag wurde hauptsächlich dazu genutzt Emmett und mir die herzlichsten Glückwünsche zu überbringen und Geschenke zu verschenken. Ich war zwar etwas enttäuscht, dass es keine Haushaltsgeräte waren, aber ... in Anbetracht unserer Situation wäre es wohl ziemlich unsinnig gewesen.
Viel zu schnell verging dieser wunderschöne Tag, aber er war genauso geworden, wie ich ihn gewollt hatte. Nichts davon hatte gefehlt. Alles verlief genau nach Plan und das war alles, worum ich gebeten hatte.
Am Nachmittag, nachdem gratuliert wurde, spielte Edward erneut auf dem Klavier und alle unsere Gäste amüsierten sich großartig. Bis spät in die Nacht hinein feierten wir. Als es dunkel wurde und Emmett und ich unzählige Spiele über uns ergehen lassen mussten, beinahe unendlich viele Reden hörten und so ziemlich mit jedem anwesenden Gast geredet hatten, wie es sich gehörte, schnitten wir die Hochzeitstorte an. Ja, ich weiß, es ist albern, dass wir eine Hochzeitstorte hatten, da wir ja keine aßen, aber da ich diese Tradition schon immer geliebt hatte, wollte ich es mir nicht nehmen lassen eine fünfstöckige Torte zu bestellen. Nun ja, ich hab sie bei Esme bestellt. Und sie hat einen Traum aus Erdbeeren und Sahne gezaubert. Im Endeffekt war es dämlich und in gewisser Weise schade darum, dass wir sie nicht aßen, aber der Sinn dahinter war ohnehin nur, dass Emmett und ich sie gemeinsam anschnitten. Es war eine schöne Torte, ebenfalls verziert mit Marzipanrosen und Erdbeeren. Das Anschneiden löste bei unseren Gästen wilden Beifall aus und wir strahlten uns gegenseitig glücklich an. Ich weiß, das zu lesen muss langweilig sein, aber für mich ist es etwas so Wichtiges in meinem Leben, dass ich viel zu gerne davon rede, als Rücksicht auf den Unterhaltungsfaktor zu nehmen.
Um kurz vor Mitternacht ließ Carlisle verlauten, dass auch er eine Überraschung für uns hätte. Ich weiß noch, dass ich unheimlich gespannt auf die Überraschung war, denn Carlisle und Esme hatten die besten Ideen für solche Anlässe. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und Emmett an meiner Seite wartete ich ungeduldig auf die Überraschung und alles, was Carlisle tat, war auf den Himmel zu deuten.
Als ich meinen Kopf hob, um nachzusehen, schossen Leuchtraketen in die Luft und erhellten den Himmel für Sekunden in den schönsten Farben. Überglücklich fiel ich Carlisle um den Hals und dankte ihm tausend Mal. Bei meiner ersten Hochzeit war auch ein Feuerwerk geplant worden, weißt du noch? Aber bei weitem kein so schönes, wie bei dieser Hochzeit. Ich war immer unglücklich gewesen, dass ich dieses Feuerwerk damals nicht miterleben konnte, weshalb Carlisle diese Überraschung für mich einplante. Ich war ihm so dankbar. Ich hatte niemals damit gerechnet, dass er tatsächlich dieses Feuerwerk organisieren könnte. Ich war überwältigt und staunte etwa eine Viertelstunde, die das Feuerwerk dauerte, über so viel Glück und Liebe, die an diesem Tag herrschten.
Während des Feuerwerks fand Emmett es, genau wie ich, erneut angebracht, mich mit seinen Küssen zu überschütten. Es ist untertrieben, wenn ich sage, ich war überglücklich. Ich kann nicht genau sagen, wie viel Glück mich in diesem Moment durchströmt hatte. Ich liebte Emmett wie nie zuvor und das tu ich immer noch.
Das Feuerwerk war der Schlussakt bei meiner Hochzeit. Den darauffolgenden Brautwalzer, den Edward auf dem Klavier spielte, nahm ich kaum noch wahr. Ich konnte die Hochzeitsnacht schon fast nicht mehr erwarten. Und ich denke, Emmett ging es genauso. An diesem Tag strahlte er so voller Glück und das machte mich glücklich. Alles, was ich noch tat, an dem Tag, war den Brautstrauß zu werfen. Die Mädchen hinter mir, alle in etwa so alt wie ich und voller Hoffnung, dass auch sie eines Tages so viel Glück hatten, wie ich, giggelten und lachten und schrien, ich sollte doch den Strauß endlich werfen. Soweit ich mich erinnere, fing bei meiner ersten Hochzeit Kate den Brautstrauß. Sie und ihr Freund, ihr Begleiter bei der Zeremonie, heirateten etwa ein halbes Jahr darauf.
Nun ja ... das war sie – meine erste perfekte Hochzeit. Die zweifellos Schönste von all meinen Hochzeiten mit Emmett. Und ich ... ich war zweifellos die schönste Braut, die je geheiratet hat. Und das sage ich in dem Bewusstsein, dass es egoistisch ist. Es war einfach perfekt und ich schwor mir, ich würde alles tun, dass dieses perfekte Glück, das ich mit Emmett, meinem absolut perfekten Ehemann, hatte, niemals zerstört werden würde.
Und bis heute habe ich es geschafft dieses Glück aufrecht zu erhalten. Nicht einmal in all diesen Jahren kamen mir Zweifel, dass er möglicherweise nicht der Richtige für mich war. Er gehört einfach zu mir, ob mit oder ohne schlagendem Herzen.
und jetzt der zweite Teil der Hochzeit. Nun ist sie komplett...
hoffe sie gefällt euch und ihr lasst mir Kommis da.
*Bella*
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Ich liebe dich, mein Engel!
Ich erinnere mich an jedes Wort, das der Priester in seiner Predigt sagte und ich habe mich all die Jahre daran gehalten. Wie lange die Predigt dauerte weiß ich nicht, aber irgendwann standen Emmett und ich uns gegenüber und hielten unsere Hände. Der Priester bat uns unser persönliches Treuegelübde zu sprechen, das wir eigens für diesen Anlass angefertigt hatten. Es war zwar nicht unbedingt Tradition in diesen Breitengraden, aber Emmett und ich wollten es so.
Emmett trug seines zuerst vor und ich konnte nicht glauben, dass er das alles ernst meinte, was er sagte.
"Rose, du weißt, ich rede ungern um den heißen Brei herum. (ich musste grinsen) Und du weißt, wie sehr ich dich liebe. Als ich dich das erste Mal gesehen hatte, wusste ich, dass du perfekt für mich bist. Ich wusste, dass ich dich an meiner Seite haben wollte. Und ich kann es immer noch nicht glauben, dass du das tatsächlich bist. Rosalie, ich brauche dich, wie die Luft zum Atmen, wie das Blut in meinem Körper, wie der Tag die Sonne und die Nacht den Mond. Du bist für mich das Wichtigste auf dieser Welt und es gibt nichts, was ich nicht für dich tun würde. Bei meinem Leben verspreche ich, dich zu beschützen, für dich da zu sein, wenn du mich brauchst, dich zu achten und zu lieben, so lange ich auf dieser Welt bin und darüber hinaus. Ich liebe dich, mein Engel."
Ich strahlte ihn an und drückte sanft seine Hand. Es war unglaublich, so etwas von ihm zu hören. So kannte ich ihn gar nicht. Ich meine, er war zu mir anders, als zu den anderen, aber so etwas hatte er noch nie zu mir gesagt.
Dann war ich an der Reihe und musste ihm meine Treue schwören. Ich hatte schon Angst, dass ich alles vergessen hatte, was ich sagen wollte, oder dass mein Gelübde, im Vergleich zu Emmetts, vielleicht zu kurz war. Ich war nervös, Vera, ich war so unendlich nervös, als ich zu sprechen anfing.
"Emmett, ich bin, genau wie du, nicht jemand der vielen Worte und obwohl ich lange danach gesucht habe, für diesen Moment gibt es nicht die richtigen Worte. Mein Leben hat sich mit dir von Grund auf geändert. Wenn du bei mir bist, weiß ich, dass ich ... ich selbst sein kann, dass ich vor nichts und niemandem Angst haben muss. Und dafür liebe ich dich über alles. Ich verspreche dir hiermit dir treu zu sein, immer an deiner Seite zu bleiben, egal was passiert und dir immer die Wahrheit zu sagen, so lange ich zu sprechen vermag. Und ich verspreche dir dich immer zu lieben, so lange ich lebe – für immer."
Ich konnte seine Erleichterung förmlich abfallen sehen. Vermutlich, genau wie er bei mir. Er griff nach meinem Gesicht und strich mir über die Wange. Ich fühlte mich so wohl und wäre wieder am liebsten mit ihm alleine gewesen.
Der Priester fuhr mit der Zeremonie fort und fragte Emmett zuerst, ob er mich heiraten wollte. Als ich die lang ersehnten Worte "Ja, ich will" hörte, hätte ich so gerne geweint. Ich lächelte ihn an und beantwortete dieselbe Frage, nachdem der Priester sie mir auch gestellt hatte, glücklich mit "Ja, ich will".
Emmett strahlte mich an, als ich meine Antwort gab und drückte meine Hände. Nun bat der Priester um die Ringe. Edward brachte Emmett den Polster mit den Ringen. Es sind unglaublich schöne Ringe, die wir gewählt hatten, Vera. Silber, sehr untypisch für die damalige Zeit, wie du ja weißt, aber Emmett und ich wollten es so. Unsere Ringe waren einheitlich silbern und hatten zweigeteilte Oberflächen. Die eine Hälfte war rau und matt und die andere glatt silbern. Während Emmetts Ring eher schlicht gehalten wurde, war meiner mit mehreren Brillanten bestickt. Emmett meinte, er würde mir nichts an den Finger stecken, was nicht funkelte wie meine Augen. Noch heute muss ich grinsen, wenn ich daran denke.
Die Ringübergabe war für mich ein wichtiger Bestandteil der Hochzeit und ich wollte unbedingt, dass wir beide, während des Ansteckens, einen Schwur sagten. Ich hatte vor Jahren einmal davon gelesen, dass es eine sehr schöne Tradition in bestimmten Regionen wäre, darum wollte ich das auch. Allerdings wollte ich den Text selbst wählen.
Als Emmett mir also den Ring an den Finger steckte sagte er: "Rosalie, mit diesem Ring, nehme ich dich zu meiner Frau, schwöre dir ewige Liebe und ewige Treue. Er soll dich an meine Liebe zu dir erinnern, wenn du einmal das Gefühl hast, dass sie nicht stark genug ist. Und er soll dich daran erinnern, dass ich für immer an deiner Seite bleibe. Mit all meiner Liebe!"
Dasselbe machte ich, als ich ihm den Ring an den Finger steckte. Ich sagte "Emmett, mit diesem Ring nehme ich dich zu meinem Mann, schwöre dir ewige Liebe und ewige Treue. Er soll dich an meine Liebe zu dir erinnern, wenn du einmal das Gefühl hast, dass sie nicht stark genug ist. Und er soll dich daran erinnern, dass ich für immer an deiner Seite bleibe. Mit all meiner Liebe!"
Selbst der Priester musste eine Träne wegdrücken, als ich meinen Text gesagt hatte. Er lächelte uns an und sagte "Kraft des mir verliehenen Amtes als Priester dieser Gemeinde erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau."
Ich hätte am liebsten geweint, aber ich kam kaum dazu meine Augen auch nur kurz zu schließen, denn im nächsten Moment forderte der Priester Emmett auf die Braut zu küssen.
Und Emmett tat was ihm aufgetragen wurde. Er nahm mein Gesicht in seine Hände, zog mich an sich und küsste mich mit so viel Zärtlichkeit, dass ich am liebsten alles um mich herum vergessen hätte. Ich schlang die Arme um ihn, um ihn ganz nah bei mir spüren zu können und erwiderte seinen Kuss mit derselben Leidenschaft und Zärtlichkeit. Nur ganz verschwommen und weit weg hörte ich unsere Gäste applaudieren.
Als wir den Mittelgang als verheiratetes Paar schließlich entlanggingen strahlte ich mit den Blumen um die Wette. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Ich hatte geheiratet. Ich war nun offiziell mit Emmett McCarty verheiratet.
Nun ja, das war die kirchliche Trauung von Emmetts und meiner ersten Hochzeit. Sie war wunderschön, nicht wahr!?! Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich war, als ich aus der Kirche ging und Emmett an meiner Seite war.
Als uns unsere Gäste einer nach dem anderen gratulierte und Glückwünsche aussprach, baten einige der Vampire, die Carlisle gut kannten, um Aufmerksamkeit. Sie hatten sich etwas für uns überlegt. Kitschig, aber ... wunderschön. Sie forderten alle Gäste auf sich im Kreis zu stellen, in dessen Mitte Emmett und ich stehen sollten. Die Gruppe, die das Ganze organisiert hatte, kam auf mich und Emmett zu und gab uns zwei Herz-Luftballons in die Hände. An den Enden der Schnüre hing jeweils ein Zitat, das wir im Laufe der Zeit zueinander gedacht/gesagt hatten. Edward hatte es aus unseren Köpfen "geklaut" und ihnen gegeben. An meinem Luftballon hing der Spruch "Du hast die Hölle zu einem der schönsten Orte der Welt gemacht." Welchen Emmett hatte weiß ich nicht. Aber ich war so gerührt, dass ich nicht nachfragte.
Überhaupt konnte ich mich an diesem Tag nur sehr schwer auf andere Dinge als das Hier und Jetzt konzentrieren, weshalb die Zeit auch so schnell verstrich. Ich war so glücklich und nichts konnte daran etwas ändern. Rein gar nichts.
Nachdem wir die Luftballons in der Hand hatten, fiel mir auf, dass der Rest unserer Gäste ebenfalls Herzluftballons in der Hand hielt und uns alle angrinsten. Einer der drei Vampire, die uns das organisiert hatten, wünschten uns daraufhin alles Gute und wir ließen die Ballons in die Luft steigen. Das Schöne an der Sache war, dass noch zusätzlich Tauben losgeschickt wurden. Weiße Tauben, die unser Glück und für mich auch den vollkommenen Frieden, den ich nun endlich erlangte seit Royce, symbolisieren sollten.
Der Start der Luftballons war für Emmett erneut ein Grund mich zu küssen. Ich erinnere mich an jeden Kuss, an jede einzelne Zärtlichkeit von Emmett an diesem Tag, wie ich dir ja schon mitgeteilt habe.
Und als alle Luftballons nur mehr kleine Punkte am Himmel waren, hörte ich plötzlich Klavierspiel. Ich blickte mich um und sah Edward, der extra für diesen Anlass Musik komponiert hatte. Ich konnte nicht fassen, dass er das tatsächlich für uns komponiert hatte. Als ich ihn ein paar Tage nach unserer Hochzeit fragte, wie er diese Musik gemacht hatte, meinte er, er hätte aus unseren Charakteren die Summe gebildet und daraus wären diese Werke entstanden. Wenn ich jetzt beschreiben würde, was diese Musik beinhaltete, würde ich wahrscheinlich Tage brauchen um die richtigen Worte zu finden. Alles was ich dazu sagen kann ist, dass es sich zweifellos an unsere Charaktere bindet.
Kurz darauf erschien sogar ein Fotograf, um uns zu fotografieren. Er machte so viele Fotos, dass ich heute noch glaube, er hätte mir einige vorenthalten, als ich die Bilder abholte. Aber ich sagte ja vorhin schon, dass ich alles nur mehr sehr verschwommen und sehr schnell in Erinnerung habe.
Das schönste dieser Fotos davon hängt in unserem Schlafzimmer. Es ist ein Foto, auf dem nur Emmett und ich zu sehen sind. Emmett, der mich strahlend von hinten umarmt und ich, die nur glücklich in die Kamera lächelt und seine Hände umklammert. Wir verschickten dieses Foto, als es fertig entwickelt war, an alle unsere Gäste und bedankten uns für die Glückwünsche und die Anwesenheit. Ich liebe dieses Foto. Wenn ich den Brief beende, schicke ich dir eines davon mit. Ich finde, du solltest auch sehen, wie wunderschön und glücklich ich war an diesem Tag.
Der Nachmittag wurde hauptsächlich dazu genutzt Emmett und mir die herzlichsten Glückwünsche zu überbringen und Geschenke zu verschenken. Ich war zwar etwas enttäuscht, dass es keine Haushaltsgeräte waren, aber ... in Anbetracht unserer Situation wäre es wohl ziemlich unsinnig gewesen.
Viel zu schnell verging dieser wunderschöne Tag, aber er war genauso geworden, wie ich ihn gewollt hatte. Nichts davon hatte gefehlt. Alles verlief genau nach Plan und das war alles, worum ich gebeten hatte.
Am Nachmittag, nachdem gratuliert wurde, spielte Edward erneut auf dem Klavier und alle unsere Gäste amüsierten sich großartig. Bis spät in die Nacht hinein feierten wir. Als es dunkel wurde und Emmett und ich unzählige Spiele über uns ergehen lassen mussten, beinahe unendlich viele Reden hörten und so ziemlich mit jedem anwesenden Gast geredet hatten, wie es sich gehörte, schnitten wir die Hochzeitstorte an. Ja, ich weiß, es ist albern, dass wir eine Hochzeitstorte hatten, da wir ja keine aßen, aber da ich diese Tradition schon immer geliebt hatte, wollte ich es mir nicht nehmen lassen eine fünfstöckige Torte zu bestellen. Nun ja, ich hab sie bei Esme bestellt. Und sie hat einen Traum aus Erdbeeren und Sahne gezaubert. Im Endeffekt war es dämlich und in gewisser Weise schade darum, dass wir sie nicht aßen, aber der Sinn dahinter war ohnehin nur, dass Emmett und ich sie gemeinsam anschnitten. Es war eine schöne Torte, ebenfalls verziert mit Marzipanrosen und Erdbeeren. Das Anschneiden löste bei unseren Gästen wilden Beifall aus und wir strahlten uns gegenseitig glücklich an. Ich weiß, das zu lesen muss langweilig sein, aber für mich ist es etwas so Wichtiges in meinem Leben, dass ich viel zu gerne davon rede, als Rücksicht auf den Unterhaltungsfaktor zu nehmen.
Um kurz vor Mitternacht ließ Carlisle verlauten, dass auch er eine Überraschung für uns hätte. Ich weiß noch, dass ich unheimlich gespannt auf die Überraschung war, denn Carlisle und Esme hatten die besten Ideen für solche Anlässe. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und Emmett an meiner Seite wartete ich ungeduldig auf die Überraschung und alles, was Carlisle tat, war auf den Himmel zu deuten.
Als ich meinen Kopf hob, um nachzusehen, schossen Leuchtraketen in die Luft und erhellten den Himmel für Sekunden in den schönsten Farben. Überglücklich fiel ich Carlisle um den Hals und dankte ihm tausend Mal. Bei meiner ersten Hochzeit war auch ein Feuerwerk geplant worden, weißt du noch? Aber bei weitem kein so schönes, wie bei dieser Hochzeit. Ich war immer unglücklich gewesen, dass ich dieses Feuerwerk damals nicht miterleben konnte, weshalb Carlisle diese Überraschung für mich einplante. Ich war ihm so dankbar. Ich hatte niemals damit gerechnet, dass er tatsächlich dieses Feuerwerk organisieren könnte. Ich war überwältigt und staunte etwa eine Viertelstunde, die das Feuerwerk dauerte, über so viel Glück und Liebe, die an diesem Tag herrschten.
Während des Feuerwerks fand Emmett es, genau wie ich, erneut angebracht, mich mit seinen Küssen zu überschütten. Es ist untertrieben, wenn ich sage, ich war überglücklich. Ich kann nicht genau sagen, wie viel Glück mich in diesem Moment durchströmt hatte. Ich liebte Emmett wie nie zuvor und das tu ich immer noch.
Das Feuerwerk war der Schlussakt bei meiner Hochzeit. Den darauffolgenden Brautwalzer, den Edward auf dem Klavier spielte, nahm ich kaum noch wahr. Ich konnte die Hochzeitsnacht schon fast nicht mehr erwarten. Und ich denke, Emmett ging es genauso. An diesem Tag strahlte er so voller Glück und das machte mich glücklich. Alles, was ich noch tat, an dem Tag, war den Brautstrauß zu werfen. Die Mädchen hinter mir, alle in etwa so alt wie ich und voller Hoffnung, dass auch sie eines Tages so viel Glück hatten, wie ich, giggelten und lachten und schrien, ich sollte doch den Strauß endlich werfen. Soweit ich mich erinnere, fing bei meiner ersten Hochzeit Kate den Brautstrauß. Sie und ihr Freund, ihr Begleiter bei der Zeremonie, heirateten etwa ein halbes Jahr darauf.
Nun ja ... das war sie – meine erste perfekte Hochzeit. Die zweifellos Schönste von all meinen Hochzeiten mit Emmett. Und ich ... ich war zweifellos die schönste Braut, die je geheiratet hat. Und das sage ich in dem Bewusstsein, dass es egoistisch ist. Es war einfach perfekt und ich schwor mir, ich würde alles tun, dass dieses perfekte Glück, das ich mit Emmett, meinem absolut perfekten Ehemann, hatte, niemals zerstört werden würde.
Und bis heute habe ich es geschafft dieses Glück aufrecht zu erhalten. Nicht einmal in all diesen Jahren kamen mir Zweifel, dass er möglicherweise nicht der Richtige für mich war. Er gehört einfach zu mir, ob mit oder ohne schlagendem Herzen.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Kinder und Flitterwochen
Gleich nach der Hochzeitsnacht fuhren wir mit Emmetts Wagen in die Flitterwochen. Na ja, es waren wohl mehr Monate als Wochen. Emmett versprach mir die Welt zu zeigen. Er wollte vor Jahren, als er noch ein Mensch war, eine Weltreise machen. Nun ja, eigentlich befand er sich schon auf der Weltreise, als ihn der Bär beinahe getötet hätte und ich ihn fand. Er wollte sie nun fortsetzen, mit mir an seiner Seite. Er wollte mir alles zeigen. Alle Wunder dieser Welt, auch wenn ich das ein oder andere Wunder bereits gesehen hatte, aber mit Emmett war alles viel schöner, als zuvor. Er bezeichnete mich als das größte Wunder, dieser Welt.
Wir starteten unsere Weltreise in Forks, unserem Heimatort, den Carlisle gewählt hatte, nachdem Emmett verwandelt worden war. Wir reisten weiter nach New York und besahen jedes einzelne Gebäude dieser unglaublichen Stadt. Wenn ich jetzt aufzählen würde, was wir alles gesehen hatten in den gesamten Flitterwochen, dann wäre ich nächstes Jahr noch nicht fertig, darum sag ich jetzt einfach, wir reisten von New York weiter in den Osten und dort in jedes erdenkliche Land. Europa, Asien, Australien, Afrika, die Antarktis und zurück nach Amerika.
Aber, Vera, die Romantik kam bei diesen Flitterwochen überhaupt nicht zu kurz. Denn wenn es etwas gibt, das die Bezeichnungen "perfekt und romantisch" verdient, dann waren es unsere ersten Flitterwochen. Ich will dir jetzt nicht alle Details antun, aber ... ich denke, du kannst es dir vorstellen.
Unsere Flitterwochen dauerten etwa ein halbes Jahr. Ja, ich weiß, für Sterbliche hört sich das nicht direkt an wie Flitterwochen, aber für uns ist das genau genommen noch nicht einmal wirklich ein Hundertstel unserer Lebenszeit.
Du glaubst gar nicht, wie schnell unsere Flitterwochen vorbei waren. Dadurch, dass wir ständig unterwegs waren, verflog die Zeit wie im Flug – oder kam nur mir das so vor? Emmett und ich genossen diese Zeit sehr. Wir kamen uns, wenn das überhaupt möglich ist, noch näher, als ohnehin schon.
Als wir nachhause kamen, war alles noch beim Alten. Carlisle, Esme und Edward lebten immer noch in Forks und gingen ihren altbewehrten Tätigkeiten nach. Esme werkte im Garten, Carlisle war im Krankenhaus (du musst wissen, Carlisle ist Arzt und arbeitet im Krankenhaus) und Edward studierte das erste Mal in Yale (er war wirklich wissbegierig damals).
Emmett und ich hatten nicht vor Unruhe in diese Ordnung zu bringen, weshalb wir uns ebenfalls Beschäftigungen suchten. Es war schwierig etwas zu finden, das uns vor der Öffentlichkeit schützte. Studieren wollte ich nicht und arbeiten konnten wir nicht, also waren wir etwa zwei Jahre ohne Beschäftigung, die wirklich von Bedeutung gewesen wäre.
Unser Tagesablauf nach den Flitterwochen lief in etwa immer gleich ab. Wir taten das, wozu wir gerade Lust hatten. Und meistens war das absolut Nichts zu tun. Emmett liebte es einfach nur zu relaxen. Er meinte immer, er fühlt sich, als wäre er im Urlaub.
Meine Antwort auf diese Feststellung war immer dieselbe "Nun, dann ist das wohl ein nie enden wollender Urlaub."
Jedes Mal, und ich meine wirklich jedes Mal, lachte er, wenn ich diesen Satz von mir gab und sagte "Na umso besser, dann muss ich mir wenigstens keine Sorgen um die Zukunft machen."
Emmett liebte das Leben. Er liebte es, trotz der Umstände, die unser Leben ermöglichen. Du weißt ja, ich bin engstirnig was das angeht, das hast du ja mitbekommen. Und manchmal kann ich ihn auch gar nicht verstehen, wie er es mit mir überhaupt aushält, aber ich frage auch nicht danach, da ich die Wahrheit zum Einen womöglich nicht ertragen würde, wenn sie nicht so erfreulich ist, wie ich es hoffen würde, und zum Anderen bin ich zu glücklich ihn an meiner Seite zu haben, dass nur seine Anwesenheit genügt, um mich zu beruhigen, auch wenn es oft nicht sehr einfach ist.
Die meiste Zeit am Tag verbrachten Emmett und ich mit langen Spaziergängen in den angrenzenden Wäldern. Wir kamen sehr weit herum und das nur zu Fuß. Häufig sprachen wir dann über unsere Vergangenheit. Nun ja, hauptsächlich sprach er über seine Vergangenheit. Die Tatsache, dass ich Emmett einmal erzählt habe, was mir passiert war, war für mich Grund genug, das Thema nicht mehr anzusprechen. Nur habe ich das Gefühl, dass ich es damit nur verdrängt habe und versuchte, alleine damit klarzukommen. Dass ich dir jetzt schreibe bedeutet, dass es nicht ganz so funktioniert hat, wie ich gehofft hatte.
Emmett hatte eine sehr interessante Vergangenheit. Du musst wissen er kommt aus einer Familie mit sehr vielen Mitgliedern. Sie alle waren begeisterte Jäger und vor allem auch Sportler. Er hatte eine sehr einfache Erziehung, hatte nicht viele Möglichkeiten sich auszutoben, und dennoch liebte er sein Leben und lebte es, als könnte es im nächsten Moment vorbei sein, wie Emmett am eigenen Leib feststellen musste. Seine Eltern lehrten ihm sein Leben so zu leben und er tat es. Er kostete es voll aus. Emmett erzählte mir, er war viel unterwegs. Hauptsächlich in den Bergen von Tennessee. Er versuchte seine Jagdkünste mit jedem Jagdausflug zu verbessern. Und wirklich, Emmett ist ein hervorragender Jagdkünstler. Du weißt ja, Vera, ich rettete Emmett vor einem Bären, der ihn zu töten versuchte. Emmetts Lieblingstiere waren Bären und er hätte sich niemals gedacht, dass ein solcher ihn angreifen könnte. Eigentlich war er immer der Meinung, diese Tiere verstanden ihn und umgekehrt. Nun ja, offenbar verstand ihn diese Bärin, die auf ihre Jungen aufpasste, nicht ganz. Es ist noch heute so, dass Emmett sehr viel mit diesen Tieren spielt bevor er sie verspeist. In gewisser Weise ist er wie ein Kind, das es liebt mit seinem Essen zu spielen.
Ich hätte mir niemals gedacht, dass ich so jemanden tatsächlich lieben könnte. Das war ganz und gar nicht meine Richtung.
Wenn wir einmal nicht über unsere Vergangenheit sprachen, redeten wir über ein Thema, das mich jeden Tag aufs Neue beschäftigte. Kinder. Du weißt ja, es ist unmöglich in meinem Lebenszustand Kinder zu bekommen, aber mein größter Traum war und ist dennoch immer eine Familie mit eigenen Kindern zu haben. Und Emmett weiß das. Er wusste das schon sehr bald, da es ein zentrales Thema in meinem Leben ist.
Ich weiß, es ist absurd überhaupt darüber nachzudenken, ob es nicht doch irgendwann einmal möglich wäre, ich fürchte, dieser Zug ist abgefahren. Aber ich kann diesen Wunsch einfach nicht loslassen.
Es gab eine Geschichte, als Emmett und ich frisch verheiratet waren. Wir waren an jenem Tag, an dem sich die Geschichte abspielte, wieder spazieren. Esme und Carlisle hatten ihren Hochzeitstag und wollten ihre Zeit gemeinsam verbringen, weshalb sie sich nach Alaska abgesetzt hatten. Sie verbrachten dort knapp zwei Monate. Edward war gerade wieder zurück nach Yale gegangen, als Emmett und ich beschlossen einen Spaziergang durch den nächstangrenzenden Wald zu machen.
Wir gingen noch auf dem Pfad, da wir dachten, dass uns um diese Tageszeit niemand im Wald begegnen könnte, als uns eine Familie mit zwei Kindern entgegen kam. Ein Mann, der ein kleines Mädchen an der Hand führte, und eine Frau, die einen Kinderwagen mit einem Baby schob – das Baby war, soweit ich das noch weiß, ein Junge. Oh, Vera, du ahnst ja nicht, wie unglaublich niedlich die zwei Kinder waren.
Das Mädchen, das blond gelockte Haare hatte und etwa zwei bis vier Jahre alt war, lächelte mich an, als wir vorbeigingen. Und das Baby im Kinderwagen schlief tief und fest. Ich denke, es träumte gerade von seinem großen Berg an Kuscheltieren, den es zuhause hatte. Nun, ich weiß natürlich nicht, ob es überhaupt einen großen Berg an Kuscheltieren gab, aber ich fand die Vorstellung so unendlich schön, dass ich der Wahrheit gar nicht ins Gesicht sehen wollte.
Als mich die Kleine anlächelte wollte ich sie am liebsten in den Arm nehmen und gar nicht mehr loslassen. Vera, es war ein so schöner Moment, mir das vorzustellen, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie verträumt ich das Mädchen anstarrte. Emmett, der mich an der Hand hielt, bekam das natürlich mit und legte mir einen Arm um die Hüfte. Er zog mich weiter, denn ich war unbewusst stehen geblieben und blickte der Familie nach, die mittlerweile schon zehn Meter von uns entfernt war.
Hätte Emmett mich nicht weitergezogen, wäre ich womöglich noch hinter hergelaufen und hätte mit ihnen zu reden begonnen. Ich wollte diese Familie so gerne kennen lernen. Wieso, weiß ich nicht, aber ich war so ergriffen von dem Wunsch selbst Kinder zu haben, dass ich womöglich noch auf dumme Ideen gekommen wäre.
Emmett jedoch ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und nahm mich an der Hand. Er drückte sie sanft und sagte "Wolltest du diesen Leuten etwa nachhause folgen?"
Ich bekam gar nicht wirklich mit, wovon er sprach und nickte nur abwesend. Eigentlich hatte ich nicht vor zu nicken, aber irgendetwas wollte, dass ich das tat.
Als er mein Nicken gesehen hatte, blieb er stehen und drehte mich zu sich, sodass ich ihn ansehen musste. Er blickte mir tief in die Augen und sagte "Rosalie, was ist denn los?"
Ich zuckte mit den Schultern und blickte traurig in die Richtung der Familie, die man mittlerweile gar nicht mehr sehen konnte. "Hast du die zwei Kleinen gesehen?", fragte ich ihn und lächelte traurig.
Er nickte und sagte bedrückt "Oje, Rose. Die Kinder?"
"Ja, ... oh Emmett, ich würde alles dafür geben selbst welche zu haben.", schniefte ich künstlich und blickte zu Boden.
Emmett, der mich immer noch ansah, drückte mich an sich und sagte "Na komm her. Hey ... ich weiß, es ist ungerecht. Aber, Engel, die Möglichkeit Kinder zu adoptieren gibt es immer noch."
Adoption. Ein Thema, das ich in etwa genauso gern hatte, wie das Thema meiner Verwandlung. Weißt du, Vera, ein Kind selbst auf die Welt zu bringen ist eine Sache, das weißt du ja, aber eines zu adoptieren, ist etwas ganz anderes. Ich könnte es nicht. Ich meine, sicher würde ich einem Kind das Zuhause nicht abschlagen, wenn es tatsächlich so wäre, dass ich zufällig Pflege- oder Adoptivmutter werden würde, aufgrund eines Unfalls oder ähnliches. Aber ich würde niemals freiwillig zu einer Adoptionsbehörde gehen, in meinem Zustand. Ich weiß nicht, ob du das nachvollziehen kannst. Nur ... ein Vampir und Kinder? Ich bin gesetzlich gesehen tot. Wenn jemand nach Geburtsurkunde und so weiter fragen würde, das wäre fatal.
Als Emmett den Satz beendet hatte, schüttelte ich den Kopf und hob ihn, um Emmett anzusehen. "Wie stellst du dir das vor? Ich meine, wer gibt denn einem Vampir die Erlaubnis ein Kind zu adoptieren?" Ich sah ihn ungläubig an und wartete auf seine schlagfertige Antwort. Emmett hatte immer eine Antwort parat, die zufällig auch immer passte.
"Rose, du glaubst nicht wirklich, dass wir denen sagen würden, was wir sind, oder!?", er blickte mich ungläubig an.
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, natürlich nicht. Nur ... das Jugendamt würde alle paar Monate oder alle paar Jahre vorbeisehen. Was meinst du, würden sie sagen, wenn wir nach zehn Jahren noch immer genauso aussehen, wie jetzt? Ich meine ... wir sehen allerhöchsten aus wie zwanzig und in zehn Jahren immer noch." Diese Sache beschäftigte mich bei diesem Thema gewaltig.
"Hmm ...", machte Emmett und legte mir seine Hände um den Rücken und überlegte. "Hmm ... nun ja, wenn sie uns tatsächlich fragen sollten, dann sagen wir ihnen einfach, dass wir Dr. Carlisle Cullen als Schönheitschirurg nur weiterempfehlen können." Emmett lachte, drückte mich an sich und grinste mich an.
Zugegeben, ich musste auch lachen. Ich sagte ja, er war immer schlagfertig. Ich lachte mit ihm, wurde aber gleich darauf wieder ernst und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. "Okay, der Punkt ging an dich. Aber wenn wir sechzig sein sollten, meinst du nicht, dass wir dann Falten und Runzeln haben sollten? Was sagen wir dann? Dass Dr. Cullens Methode dauerhaft wirkt?", fragte ich ihn sarkastisch.
"Nun ja ... das ist etwas schwieriger.", sagte Emmett, grinste aber unaufhörlich. "Aber, Süße, denkst du wirklich, dass diese Leute dann überhaupt noch bei uns auftauchen würden? Unser Kind wäre dann ja bereits achtzehn gewesen sein und würde seine eigene Familie haben."
Ich seufzte und blickte wieder zu Boden. "Ach, Emmett ... das ist so ungerecht." Ich hatte das Gefühl nicht verstanden zu werden. Ich weiß, Emmett meinte es nur gut und wollte mich aufmuntern, aber ... für mich war das Thema viel zu tiefsitzend, als dass ich darüber lachen hätte können.
Während ich zu Boden blickte, sah Emmett mich an, berührte mein Gesicht mit seiner Hand und hob so meinen Kopf an. "Süße, ich weiß, es ist ungerecht. Aber du bist nicht allein. Ich bin doch da. Ich habe geschworen, immer für dich da zu sein, egal wie schlimm etwas sein mag, und das werde ich auch. Ich werde immer da sein."
"Ich weiß, Emmett, das weiß ich. Aber ... es tut so weh. Mein Leben lang wollte ich Kinder und jetzt, jetzt habe ich endlich den Mann gefunden, mit dem ich bereit wäre Kinder zu bekommen und dann ist es uns nicht vergönnt. Ich bin so wütend, Emmett ... auf mich selbst.", schimpfte und schluchzte ich. Ich war wütend. Sehr wütend sogar. Hätte ich die Möglichkeit gehabt mir wehzutun, hätte ich es getan. Ich war so wütend auf mich selbst, dass ich selbst in Emmetts Armen keine Ruhe fand.
"Hey ... ich bin doch da. Dich trifft keine Schuld, Rose. Du weißt, dass nur einer diese Schuld trägt und du hast ihm gezeigt, was passiert, wenn man dir wehtut. Rose, es ist ungerecht, ja, aber du hast schon ganz andere Dinge durchgestanden. Wir finden eine Lösung, das verspreche ich dir.", sagte er und hielt mich fest in seinen Armen. Ich war so aufgewühlt, dass ich am liebsten geheult hätte, wenn es mir möglich gewesen wäre.
Ich klammerte mich richtig an seinem Arm fest, während er mir über den Kopf strich und mich fest an sich drückte. Ich fühlte mich wohl bei ihm. Auch, wenn es in meinem Inneren vor Wut kochte, aber seine Anwesenheit tat so gut, dass ich mich langsam wieder beruhigte. Irgendwann hob ich den Kopf und sah ihm in die Augen. Oh, Vera, in dem Moment wurde mir bewusst, wie unglaublich dankbar ich Emmett eigentlich war. Er ist für mich da, liebt mich, wie ich bin, und das alles, ohne ausgemachte Gegenleistung.
"Emmett ... ich liebe dich.", sagte ich und presste die Lippen zusammen. Ich wusste nicht, ob ich es sagen hätte sollen, nur war ich ihm so dankbar, dass ich das Gefühl hatte, ihm sagen zu müssen. Das Nächste, das ich wahrnahm, war, dass sich Emmett zu mir beugte und mir einen so wahnsinnig leidenschaftlichen Kuss gab, dass ich alles um mich herum vergaß. Selbst der Schmerz, der sich auf das Kinderthema bezog, ließ nach und ich schlang, überglücklich Emmett zu haben, meine Arme um ihn, um ihn ganz nah bei mir zu spüren. Ich wollte ihn nie wieder loslassen.
Gleich nach der Hochzeitsnacht fuhren wir mit Emmetts Wagen in die Flitterwochen. Na ja, es waren wohl mehr Monate als Wochen. Emmett versprach mir die Welt zu zeigen. Er wollte vor Jahren, als er noch ein Mensch war, eine Weltreise machen. Nun ja, eigentlich befand er sich schon auf der Weltreise, als ihn der Bär beinahe getötet hätte und ich ihn fand. Er wollte sie nun fortsetzen, mit mir an seiner Seite. Er wollte mir alles zeigen. Alle Wunder dieser Welt, auch wenn ich das ein oder andere Wunder bereits gesehen hatte, aber mit Emmett war alles viel schöner, als zuvor. Er bezeichnete mich als das größte Wunder, dieser Welt.
Wir starteten unsere Weltreise in Forks, unserem Heimatort, den Carlisle gewählt hatte, nachdem Emmett verwandelt worden war. Wir reisten weiter nach New York und besahen jedes einzelne Gebäude dieser unglaublichen Stadt. Wenn ich jetzt aufzählen würde, was wir alles gesehen hatten in den gesamten Flitterwochen, dann wäre ich nächstes Jahr noch nicht fertig, darum sag ich jetzt einfach, wir reisten von New York weiter in den Osten und dort in jedes erdenkliche Land. Europa, Asien, Australien, Afrika, die Antarktis und zurück nach Amerika.
Aber, Vera, die Romantik kam bei diesen Flitterwochen überhaupt nicht zu kurz. Denn wenn es etwas gibt, das die Bezeichnungen "perfekt und romantisch" verdient, dann waren es unsere ersten Flitterwochen. Ich will dir jetzt nicht alle Details antun, aber ... ich denke, du kannst es dir vorstellen.
Unsere Flitterwochen dauerten etwa ein halbes Jahr. Ja, ich weiß, für Sterbliche hört sich das nicht direkt an wie Flitterwochen, aber für uns ist das genau genommen noch nicht einmal wirklich ein Hundertstel unserer Lebenszeit.
Du glaubst gar nicht, wie schnell unsere Flitterwochen vorbei waren. Dadurch, dass wir ständig unterwegs waren, verflog die Zeit wie im Flug – oder kam nur mir das so vor? Emmett und ich genossen diese Zeit sehr. Wir kamen uns, wenn das überhaupt möglich ist, noch näher, als ohnehin schon.
Als wir nachhause kamen, war alles noch beim Alten. Carlisle, Esme und Edward lebten immer noch in Forks und gingen ihren altbewehrten Tätigkeiten nach. Esme werkte im Garten, Carlisle war im Krankenhaus (du musst wissen, Carlisle ist Arzt und arbeitet im Krankenhaus) und Edward studierte das erste Mal in Yale (er war wirklich wissbegierig damals).
Emmett und ich hatten nicht vor Unruhe in diese Ordnung zu bringen, weshalb wir uns ebenfalls Beschäftigungen suchten. Es war schwierig etwas zu finden, das uns vor der Öffentlichkeit schützte. Studieren wollte ich nicht und arbeiten konnten wir nicht, also waren wir etwa zwei Jahre ohne Beschäftigung, die wirklich von Bedeutung gewesen wäre.
Unser Tagesablauf nach den Flitterwochen lief in etwa immer gleich ab. Wir taten das, wozu wir gerade Lust hatten. Und meistens war das absolut Nichts zu tun. Emmett liebte es einfach nur zu relaxen. Er meinte immer, er fühlt sich, als wäre er im Urlaub.
Meine Antwort auf diese Feststellung war immer dieselbe "Nun, dann ist das wohl ein nie enden wollender Urlaub."
Jedes Mal, und ich meine wirklich jedes Mal, lachte er, wenn ich diesen Satz von mir gab und sagte "Na umso besser, dann muss ich mir wenigstens keine Sorgen um die Zukunft machen."
Emmett liebte das Leben. Er liebte es, trotz der Umstände, die unser Leben ermöglichen. Du weißt ja, ich bin engstirnig was das angeht, das hast du ja mitbekommen. Und manchmal kann ich ihn auch gar nicht verstehen, wie er es mit mir überhaupt aushält, aber ich frage auch nicht danach, da ich die Wahrheit zum Einen womöglich nicht ertragen würde, wenn sie nicht so erfreulich ist, wie ich es hoffen würde, und zum Anderen bin ich zu glücklich ihn an meiner Seite zu haben, dass nur seine Anwesenheit genügt, um mich zu beruhigen, auch wenn es oft nicht sehr einfach ist.
Die meiste Zeit am Tag verbrachten Emmett und ich mit langen Spaziergängen in den angrenzenden Wäldern. Wir kamen sehr weit herum und das nur zu Fuß. Häufig sprachen wir dann über unsere Vergangenheit. Nun ja, hauptsächlich sprach er über seine Vergangenheit. Die Tatsache, dass ich Emmett einmal erzählt habe, was mir passiert war, war für mich Grund genug, das Thema nicht mehr anzusprechen. Nur habe ich das Gefühl, dass ich es damit nur verdrängt habe und versuchte, alleine damit klarzukommen. Dass ich dir jetzt schreibe bedeutet, dass es nicht ganz so funktioniert hat, wie ich gehofft hatte.
Emmett hatte eine sehr interessante Vergangenheit. Du musst wissen er kommt aus einer Familie mit sehr vielen Mitgliedern. Sie alle waren begeisterte Jäger und vor allem auch Sportler. Er hatte eine sehr einfache Erziehung, hatte nicht viele Möglichkeiten sich auszutoben, und dennoch liebte er sein Leben und lebte es, als könnte es im nächsten Moment vorbei sein, wie Emmett am eigenen Leib feststellen musste. Seine Eltern lehrten ihm sein Leben so zu leben und er tat es. Er kostete es voll aus. Emmett erzählte mir, er war viel unterwegs. Hauptsächlich in den Bergen von Tennessee. Er versuchte seine Jagdkünste mit jedem Jagdausflug zu verbessern. Und wirklich, Emmett ist ein hervorragender Jagdkünstler. Du weißt ja, Vera, ich rettete Emmett vor einem Bären, der ihn zu töten versuchte. Emmetts Lieblingstiere waren Bären und er hätte sich niemals gedacht, dass ein solcher ihn angreifen könnte. Eigentlich war er immer der Meinung, diese Tiere verstanden ihn und umgekehrt. Nun ja, offenbar verstand ihn diese Bärin, die auf ihre Jungen aufpasste, nicht ganz. Es ist noch heute so, dass Emmett sehr viel mit diesen Tieren spielt bevor er sie verspeist. In gewisser Weise ist er wie ein Kind, das es liebt mit seinem Essen zu spielen.
Ich hätte mir niemals gedacht, dass ich so jemanden tatsächlich lieben könnte. Das war ganz und gar nicht meine Richtung.
Wenn wir einmal nicht über unsere Vergangenheit sprachen, redeten wir über ein Thema, das mich jeden Tag aufs Neue beschäftigte. Kinder. Du weißt ja, es ist unmöglich in meinem Lebenszustand Kinder zu bekommen, aber mein größter Traum war und ist dennoch immer eine Familie mit eigenen Kindern zu haben. Und Emmett weiß das. Er wusste das schon sehr bald, da es ein zentrales Thema in meinem Leben ist.
Ich weiß, es ist absurd überhaupt darüber nachzudenken, ob es nicht doch irgendwann einmal möglich wäre, ich fürchte, dieser Zug ist abgefahren. Aber ich kann diesen Wunsch einfach nicht loslassen.
Es gab eine Geschichte, als Emmett und ich frisch verheiratet waren. Wir waren an jenem Tag, an dem sich die Geschichte abspielte, wieder spazieren. Esme und Carlisle hatten ihren Hochzeitstag und wollten ihre Zeit gemeinsam verbringen, weshalb sie sich nach Alaska abgesetzt hatten. Sie verbrachten dort knapp zwei Monate. Edward war gerade wieder zurück nach Yale gegangen, als Emmett und ich beschlossen einen Spaziergang durch den nächstangrenzenden Wald zu machen.
Wir gingen noch auf dem Pfad, da wir dachten, dass uns um diese Tageszeit niemand im Wald begegnen könnte, als uns eine Familie mit zwei Kindern entgegen kam. Ein Mann, der ein kleines Mädchen an der Hand führte, und eine Frau, die einen Kinderwagen mit einem Baby schob – das Baby war, soweit ich das noch weiß, ein Junge. Oh, Vera, du ahnst ja nicht, wie unglaublich niedlich die zwei Kinder waren.
Das Mädchen, das blond gelockte Haare hatte und etwa zwei bis vier Jahre alt war, lächelte mich an, als wir vorbeigingen. Und das Baby im Kinderwagen schlief tief und fest. Ich denke, es träumte gerade von seinem großen Berg an Kuscheltieren, den es zuhause hatte. Nun, ich weiß natürlich nicht, ob es überhaupt einen großen Berg an Kuscheltieren gab, aber ich fand die Vorstellung so unendlich schön, dass ich der Wahrheit gar nicht ins Gesicht sehen wollte.
Als mich die Kleine anlächelte wollte ich sie am liebsten in den Arm nehmen und gar nicht mehr loslassen. Vera, es war ein so schöner Moment, mir das vorzustellen, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie verträumt ich das Mädchen anstarrte. Emmett, der mich an der Hand hielt, bekam das natürlich mit und legte mir einen Arm um die Hüfte. Er zog mich weiter, denn ich war unbewusst stehen geblieben und blickte der Familie nach, die mittlerweile schon zehn Meter von uns entfernt war.
Hätte Emmett mich nicht weitergezogen, wäre ich womöglich noch hinter hergelaufen und hätte mit ihnen zu reden begonnen. Ich wollte diese Familie so gerne kennen lernen. Wieso, weiß ich nicht, aber ich war so ergriffen von dem Wunsch selbst Kinder zu haben, dass ich womöglich noch auf dumme Ideen gekommen wäre.
Emmett jedoch ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und nahm mich an der Hand. Er drückte sie sanft und sagte "Wolltest du diesen Leuten etwa nachhause folgen?"
Ich bekam gar nicht wirklich mit, wovon er sprach und nickte nur abwesend. Eigentlich hatte ich nicht vor zu nicken, aber irgendetwas wollte, dass ich das tat.
Als er mein Nicken gesehen hatte, blieb er stehen und drehte mich zu sich, sodass ich ihn ansehen musste. Er blickte mir tief in die Augen und sagte "Rosalie, was ist denn los?"
Ich zuckte mit den Schultern und blickte traurig in die Richtung der Familie, die man mittlerweile gar nicht mehr sehen konnte. "Hast du die zwei Kleinen gesehen?", fragte ich ihn und lächelte traurig.
Er nickte und sagte bedrückt "Oje, Rose. Die Kinder?"
"Ja, ... oh Emmett, ich würde alles dafür geben selbst welche zu haben.", schniefte ich künstlich und blickte zu Boden.
Emmett, der mich immer noch ansah, drückte mich an sich und sagte "Na komm her. Hey ... ich weiß, es ist ungerecht. Aber, Engel, die Möglichkeit Kinder zu adoptieren gibt es immer noch."
Adoption. Ein Thema, das ich in etwa genauso gern hatte, wie das Thema meiner Verwandlung. Weißt du, Vera, ein Kind selbst auf die Welt zu bringen ist eine Sache, das weißt du ja, aber eines zu adoptieren, ist etwas ganz anderes. Ich könnte es nicht. Ich meine, sicher würde ich einem Kind das Zuhause nicht abschlagen, wenn es tatsächlich so wäre, dass ich zufällig Pflege- oder Adoptivmutter werden würde, aufgrund eines Unfalls oder ähnliches. Aber ich würde niemals freiwillig zu einer Adoptionsbehörde gehen, in meinem Zustand. Ich weiß nicht, ob du das nachvollziehen kannst. Nur ... ein Vampir und Kinder? Ich bin gesetzlich gesehen tot. Wenn jemand nach Geburtsurkunde und so weiter fragen würde, das wäre fatal.
Als Emmett den Satz beendet hatte, schüttelte ich den Kopf und hob ihn, um Emmett anzusehen. "Wie stellst du dir das vor? Ich meine, wer gibt denn einem Vampir die Erlaubnis ein Kind zu adoptieren?" Ich sah ihn ungläubig an und wartete auf seine schlagfertige Antwort. Emmett hatte immer eine Antwort parat, die zufällig auch immer passte.
"Rose, du glaubst nicht wirklich, dass wir denen sagen würden, was wir sind, oder!?", er blickte mich ungläubig an.
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, natürlich nicht. Nur ... das Jugendamt würde alle paar Monate oder alle paar Jahre vorbeisehen. Was meinst du, würden sie sagen, wenn wir nach zehn Jahren noch immer genauso aussehen, wie jetzt? Ich meine ... wir sehen allerhöchsten aus wie zwanzig und in zehn Jahren immer noch." Diese Sache beschäftigte mich bei diesem Thema gewaltig.
"Hmm ...", machte Emmett und legte mir seine Hände um den Rücken und überlegte. "Hmm ... nun ja, wenn sie uns tatsächlich fragen sollten, dann sagen wir ihnen einfach, dass wir Dr. Carlisle Cullen als Schönheitschirurg nur weiterempfehlen können." Emmett lachte, drückte mich an sich und grinste mich an.
Zugegeben, ich musste auch lachen. Ich sagte ja, er war immer schlagfertig. Ich lachte mit ihm, wurde aber gleich darauf wieder ernst und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. "Okay, der Punkt ging an dich. Aber wenn wir sechzig sein sollten, meinst du nicht, dass wir dann Falten und Runzeln haben sollten? Was sagen wir dann? Dass Dr. Cullens Methode dauerhaft wirkt?", fragte ich ihn sarkastisch.
"Nun ja ... das ist etwas schwieriger.", sagte Emmett, grinste aber unaufhörlich. "Aber, Süße, denkst du wirklich, dass diese Leute dann überhaupt noch bei uns auftauchen würden? Unser Kind wäre dann ja bereits achtzehn gewesen sein und würde seine eigene Familie haben."
Ich seufzte und blickte wieder zu Boden. "Ach, Emmett ... das ist so ungerecht." Ich hatte das Gefühl nicht verstanden zu werden. Ich weiß, Emmett meinte es nur gut und wollte mich aufmuntern, aber ... für mich war das Thema viel zu tiefsitzend, als dass ich darüber lachen hätte können.
Während ich zu Boden blickte, sah Emmett mich an, berührte mein Gesicht mit seiner Hand und hob so meinen Kopf an. "Süße, ich weiß, es ist ungerecht. Aber du bist nicht allein. Ich bin doch da. Ich habe geschworen, immer für dich da zu sein, egal wie schlimm etwas sein mag, und das werde ich auch. Ich werde immer da sein."
"Ich weiß, Emmett, das weiß ich. Aber ... es tut so weh. Mein Leben lang wollte ich Kinder und jetzt, jetzt habe ich endlich den Mann gefunden, mit dem ich bereit wäre Kinder zu bekommen und dann ist es uns nicht vergönnt. Ich bin so wütend, Emmett ... auf mich selbst.", schimpfte und schluchzte ich. Ich war wütend. Sehr wütend sogar. Hätte ich die Möglichkeit gehabt mir wehzutun, hätte ich es getan. Ich war so wütend auf mich selbst, dass ich selbst in Emmetts Armen keine Ruhe fand.
"Hey ... ich bin doch da. Dich trifft keine Schuld, Rose. Du weißt, dass nur einer diese Schuld trägt und du hast ihm gezeigt, was passiert, wenn man dir wehtut. Rose, es ist ungerecht, ja, aber du hast schon ganz andere Dinge durchgestanden. Wir finden eine Lösung, das verspreche ich dir.", sagte er und hielt mich fest in seinen Armen. Ich war so aufgewühlt, dass ich am liebsten geheult hätte, wenn es mir möglich gewesen wäre.
Ich klammerte mich richtig an seinem Arm fest, während er mir über den Kopf strich und mich fest an sich drückte. Ich fühlte mich wohl bei ihm. Auch, wenn es in meinem Inneren vor Wut kochte, aber seine Anwesenheit tat so gut, dass ich mich langsam wieder beruhigte. Irgendwann hob ich den Kopf und sah ihm in die Augen. Oh, Vera, in dem Moment wurde mir bewusst, wie unglaublich dankbar ich Emmett eigentlich war. Er ist für mich da, liebt mich, wie ich bin, und das alles, ohne ausgemachte Gegenleistung.
"Emmett ... ich liebe dich.", sagte ich und presste die Lippen zusammen. Ich wusste nicht, ob ich es sagen hätte sollen, nur war ich ihm so dankbar, dass ich das Gefühl hatte, ihm sagen zu müssen. Das Nächste, das ich wahrnahm, war, dass sich Emmett zu mir beugte und mir einen so wahnsinnig leidenschaftlichen Kuss gab, dass ich alles um mich herum vergaß. Selbst der Schmerz, der sich auf das Kinderthema bezog, ließ nach und ich schlang, überglücklich Emmett zu haben, meine Arme um ihn, um ihn ganz nah bei mir zu spüren. Ich wollte ihn nie wieder loslassen.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Hobbys, Diplome und Beförderung
Ich weiß, du fragst dich jetzt sicher, wieso ich dir das so ausführlich erzählt habe, aber ... diese kleine Geschichte, die sich vor etwa sechzig bis siebzig Jahren abgespielt hatte, war ein Meilenstein in meinem Leben. Denn von da an, lernte ich, mit meinem Leben umzugehen. Nun ja, du musst wissen, so ganz hab ich den Dreh noch immer nicht heraus, aber ... meine Einstellung bezüglich einiger Dinge wurde anders. Nicht mehr so engstirnig und extrem. Noch heute habe ich Probleme meine Vergangenheit hinter mir zu lassen, weshalb ich dir ja auch schreibe.
Einige Wochen nach diesem Ereignis, für das ich Emmett mehr als dankbar bin, kauften Emmett und Edward ein neues Auto. Damals waren Autos ja bei weitem nicht so verbreitet, wie heute. Heute hat beinahe jeder ein Auto, aber damals war so etwas eine Seltenheit. Auch, dass man gelegentlich das Auto wechselte war eine Seltenheit. Aber da unser Wagen bereits anfing zu rosten und schon nicht mehr so gut lief, beschlossen die beiden einen neuen zu kaufen. Und dieser Kauf war für mein Leben prägend. Denn als sie nachhause kamen und ich das neue Fahrzeug sah, hatte ich den dringenden Wunsch an dem Objekt herum zu basteln. Ich weiß, ich verblüffe damit mich selbst. Ich kenne noch nicht einmal den Grund für diesen Wunsch, aber ich fand es plötzlich mehr als interessant mir das Innenleben eines Automobils näher anzusehen.
Ich verblüffte damit nicht nur Emmett und Edward. Auch Carlisle und Esme konnten sich nicht vorstellen, dass das mein Ernst war. Aber ich begann etwa zwei Wochen darauf tatsächlich mich mit Motoren zu beschäftigen. Ich kaufte Motorzeitschriften, soweit sie im Handel waren, besorgte mir Bücher, die mir das nötige Fachwissen lieferten und begann Modelautos zu sammeln.
Ich habe etwa zweihundert dieser kleinen Autos in meinem Zimmer stehen. Die verschiedensten Modelle von 1935 bis heute. Ich weiß nicht, wieso mich diese Dinge plötzlich so interessierten, aber ich hatte endlich ein Hobby.
Unser Auto, das Emmett und Edward gekauft hatten, wurde binnen einem Monat von mir komplett umgestaltet. Irgendwann hatten wir ein aufgemotztes Automobil in der Garage stehen. Emmett, der selbst gerne an Autos herumbastelt, half mir gelegentlich unser Auto auf den neusten Stand zu bringen. Wir sparten uns so unnötige Ausgaben für den Reifen-, Öl- und Bremsflüssigkeitswechsel.
Ach, Vera, diese Zeit war eine der glücklichsten in meinem bisherigen Leben. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich sie genoss.
Nachdem ich mit mir ein neues Hobby zugelegt hatte, beschlossen Emmett, Edward und ich wieder die Schulbank drücken zu wollen. Nun ja, du wirst dich jetzt fragen, ob ich total den Verstand verloren habe, doch ... ja, ich wollte wieder zur Schule gehen. Ich muss zugeben früher hätte ich womöglich jeden ausgelacht, der gesagt hätte, er wolle freiwillig zur Schule gehen, aber seit ich ewig lebe und mich auch ewig beschäftigen muss denke ich anders. Ich finde es sogar sehr sinnvoll zur Schule zu gehen. Es ist jedenfalls sinnvoller, als ständig zuhause rumzusitzen und nichts zu tun. Ja, auch das ist untypisch für mich, da ich nie gerne zur Schule ging.
Das weißt du wohl am besten, da ich dir immer wieder vorgejammert hatte, wie ätzend es ist, zur Schule gehen zu müssen. Ich fand Gegenstände wie Mathematik oder Englisch oder Literatur für absolut unnötig. Für mich zählte nur das Aussehen und wenn das Aussehen passte, muss man wirklich nicht noch rechnen können.
Ich weiß, meine Einstellung war peinlich und unreif, aber ich kannte es nicht anders. Selbst meine Mutter verkörperte diese Ansicht. Ich meine, hätte es einen Unterrichtsgegenstand gegeben, der "Schönheitsunterricht" oder "Kosmetikstunde" hieß, wäre ich mit großer Begeisterung dorthin gegangen. Aber an unserer Schule wurde so etwas nicht gelehrt.
Nun ja, jedenfalls meldeten Emmett, Edward und ich uns in Seattle an der Seattle High an. Nach unserer Absprache mit Carlisle, der im Krankenhaus in Seattle arbeitete (du musst wissen, Carlisle ist Arzt und arbeitet im Krankenhaus) und mit dem wir über die Gefahren, die dort für uns bestehen könnten, sprechen mussten, füllten wir unsere Anmeldebögen jeweils mit einem anderen Nachnamen aus und gaben auch andere Adressen an, als wir eigentlich wohnten.
Die Anmeldung ging einfach und ohne weiter Probleme vonstatten. Alle drei hatten wir schnell einen Platz an der Schule. Um nicht aufzufallen gaben wir auch an im Internat, das an der Schule war, übernachten zu müssen, da wir von weiter weg kamen. Um genau zu sein, wir schliefen kein einziges Mal in diesen drei Schuljahren in unseren Betten, noch verbrachten wir genug Zeit auf dem Zimmer, sodass sich die Gebühren, die wir dafür zahlen mussten, gar nicht auszahlten. Ich verwendete das Zimmer im Internat nur für meine Klamotten, die ich alle dort unterbrachte, aber ansonsten war das Zimmer nicht in Gebrauch.
Emmett, Edward und ich verbrachten unsere freie Zeit hauptsächlich im Wald oder an irgendwelchen Plätzen, zu denen keine Menschen kamen. Während Edward sich mehr mit sich alleine beschäftigte, verschwendeten Emmett und ich keine freie Minute ohne einander. Unter der Schulzeit konnten wir nicht zusammen sein, da es wohl eher unwahrscheinlich war, dass 17-jährige (wir gaben uns als 17-jährige aus) bereits verheiratet waren.
Es war eine Qual, aber es half nichts. Ansonsten hätten wir zu viel Aufmerksamkeit auf uns gelenkt und wir hätten irgendwo untertauchen müssen.
Aber die gesamten drei Jahre, die wir dort verbrachten, verliefen unspektakulär und wir schlossen alle drei jeweils mit einem ausgezeichneten Erfolg die Highschool ab.
Ich kann dir gar nicht sagen, wie stolz ich auf mich war. Ich konnte nicht fassen, dass ich tatsächlich mit "Ausgezeichnet" abgeschlossen hatte. Als ich noch ein Mensch war und zur Schule gehen musste, war ich froh, wenn ich überhaupt zu einer der Prüfungen angetreten war. Ich hielt es nicht für nötig mich weiterzubilden, weshalb ich auch keine Notwendigkeit darin sah mich prüfen zu lassen. Aber an dieser Schule war alles ganz anders. Ich konnte alles und war in allem die Klassenbeste, weshalb ich auch zu jeder Prüfung mit einem Lächeln antrat und mit einem Lächeln wieder ging.
Als wir die Highschool verließen meldeten wir uns alle in der Harvard University an. Für Emmett und mich war es irrsinnig aufregend zu studieren, da wir noch nie studiert hatten. Edward war bereits auf zwei Universitäten gewesen, weshalb das für ihn nichts Neues war.
Die Auswahl der Wahlfächer war schwierig. Wir mussten uns für ein Thema interessieren, das wir dann auch studieren wollten.
Ich hatte wirklich Schwierigkeiten dabei mein perfektestes Themengebiet zu finden. Heute ist mir unbekannt wieso, da ich ein spezielles Gebiet hatte, dass mich interessierte, und dennoch konnte ich mich nicht dafür entscheiden.
Edward tat sich leicht. Er hatte sein Spezialgebiet schnell gefunden und wählte Biologie. Du musst wissen, Vera, Edward war schon immer interessiert an der Lehre von der lebenden Natur und Musik. Weshalb er als Nebenfach Musik wählte.
Es brauchte mehrere Beratungsstunden mit Esme und Carlisle, bis ich mich entschied mein Wissen über Motoren und Autos zu vertiefen und Chemie und Physik als Hauptfach wählte. Ich fand es letztlich doch perfekt. Meine Leidenschaft zu Autos konnte ich damit noch viel weiter ausbauen. Die Wahl für das Nebenfach fiel mir erheblich leichter, da ich bereits, genau wie Edward, Klavierunterricht hatte. Ich wählte mit Edward Musik.
Emmett wählte nur Sport als Studiengegenstand. Für mich war es nicht wirklich überraschend, da Emmett ein unglaublich sportlicher Mann ist. Egal was er macht, er kann es ohne vorher überhaupt geübt zu haben.
Mein Studium dauerte sechs Semester, in denen ich eine Doktorarbeit über den Dieselmotor schrieb und erneut mit Auszeichnung die Universität verließ. Gemeinsam mit Emmett und Edward, denn beide studierten genauso lange wie ich und schrieben in der Zeit ihre Doktorarbeiten.
Ja, Vera, wir haben alle drei einen Titel, nur verwenden wir ihn nicht, so wie Carlisle, der ihn braucht, um im Krankenhaus arbeiten zu können.
Ich prahle jedoch nicht damit. Es ist mir mehr gleichgültig, da ich nicht viel damit anfangen kann. Natürlich wäre es eine Ehre mit Dr. Rosalie Hale angesprochen zu werden. Aber ich wüsste nicht, was ich davon hätte.
Unsere Rückkehr nach Forks wurde von Esme und Carlisle mit einem gemeinsamen Jagdausflug zelebriert. Wir feierten unsere bestandenen Diplome und die Beförderung von Carlisle. Er wurde vom normalen OP-Arzt zum Chefarzt der Herzabteilung befördert.
Ich kann dir gar nicht sagen wie stolz wir alle auf einander waren. Esme war ebenfalls sehr stolz auf sich, denn sie hatte innerhalb der drei Jahre, ihren Garten in ein kleines Paradies verwandelt. Einen Wintergarten hatte sie angelegt, einen kleinen Teich mit Goldfischen und Seerosen – ja, man kann sagen, es ist eine Art kleiner Park. Wir staunten nicht schlecht, als wir das Kunstwerk sahen. Esme ist wirklich sehr begabt, was die Gestaltung von Gärten angeht.
Nun ja, Vera, das waren die ersten Jahre, die ich als Vampir und ganz ohne dich verbrachte. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich vermisst habe. All die Jahre. Und mittlerweile handelt es sich um fast siebzig Jahre. Ich weiß nicht, wie ich das überlebt habe ohne eine beste Freundin. Seit meinem Tod hatte ich keine beste Freundin mehr. Du warst so weit weg und ich durfte keinen Kontakt zu dir aufnehmen. Und die Freundinnen, die ich so zwischendurch hatte, waren niemals das, was du für mich warst. Ich konnte dir alles erzählen und alles mit dir machen.
Du hast mir so viel anvertraut. Dinge, von denen ich nie geglaubt habe, dass du sie überhaupt mit jemandem teilen möchtest. Ich danke dir so viel, Vera. Dafür, dass du da warst, in meinem menschlichen Leben. Immer dann, wenn ich dich brauchte. Dann, wenn ich glaubte einmal nicht verstanden zu werden. Du warst meine beste Freundin und wenn man selbst im Tod beste Freundinnen haben kann, dann bist du das immer noch.
Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich nun mit meiner Geschichte weitermache. In meinem Leben nach dem Tod gab es noch mehrere Stationen, die prägend für meine heutige Einstellung, für meine heutige Situation waren.
Ich weiß, du fragst dich jetzt sicher, wieso ich dir das so ausführlich erzählt habe, aber ... diese kleine Geschichte, die sich vor etwa sechzig bis siebzig Jahren abgespielt hatte, war ein Meilenstein in meinem Leben. Denn von da an, lernte ich, mit meinem Leben umzugehen. Nun ja, du musst wissen, so ganz hab ich den Dreh noch immer nicht heraus, aber ... meine Einstellung bezüglich einiger Dinge wurde anders. Nicht mehr so engstirnig und extrem. Noch heute habe ich Probleme meine Vergangenheit hinter mir zu lassen, weshalb ich dir ja auch schreibe.
Einige Wochen nach diesem Ereignis, für das ich Emmett mehr als dankbar bin, kauften Emmett und Edward ein neues Auto. Damals waren Autos ja bei weitem nicht so verbreitet, wie heute. Heute hat beinahe jeder ein Auto, aber damals war so etwas eine Seltenheit. Auch, dass man gelegentlich das Auto wechselte war eine Seltenheit. Aber da unser Wagen bereits anfing zu rosten und schon nicht mehr so gut lief, beschlossen die beiden einen neuen zu kaufen. Und dieser Kauf war für mein Leben prägend. Denn als sie nachhause kamen und ich das neue Fahrzeug sah, hatte ich den dringenden Wunsch an dem Objekt herum zu basteln. Ich weiß, ich verblüffe damit mich selbst. Ich kenne noch nicht einmal den Grund für diesen Wunsch, aber ich fand es plötzlich mehr als interessant mir das Innenleben eines Automobils näher anzusehen.
Ich verblüffte damit nicht nur Emmett und Edward. Auch Carlisle und Esme konnten sich nicht vorstellen, dass das mein Ernst war. Aber ich begann etwa zwei Wochen darauf tatsächlich mich mit Motoren zu beschäftigen. Ich kaufte Motorzeitschriften, soweit sie im Handel waren, besorgte mir Bücher, die mir das nötige Fachwissen lieferten und begann Modelautos zu sammeln.
Ich habe etwa zweihundert dieser kleinen Autos in meinem Zimmer stehen. Die verschiedensten Modelle von 1935 bis heute. Ich weiß nicht, wieso mich diese Dinge plötzlich so interessierten, aber ich hatte endlich ein Hobby.
Unser Auto, das Emmett und Edward gekauft hatten, wurde binnen einem Monat von mir komplett umgestaltet. Irgendwann hatten wir ein aufgemotztes Automobil in der Garage stehen. Emmett, der selbst gerne an Autos herumbastelt, half mir gelegentlich unser Auto auf den neusten Stand zu bringen. Wir sparten uns so unnötige Ausgaben für den Reifen-, Öl- und Bremsflüssigkeitswechsel.
Ach, Vera, diese Zeit war eine der glücklichsten in meinem bisherigen Leben. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich sie genoss.
Nachdem ich mit mir ein neues Hobby zugelegt hatte, beschlossen Emmett, Edward und ich wieder die Schulbank drücken zu wollen. Nun ja, du wirst dich jetzt fragen, ob ich total den Verstand verloren habe, doch ... ja, ich wollte wieder zur Schule gehen. Ich muss zugeben früher hätte ich womöglich jeden ausgelacht, der gesagt hätte, er wolle freiwillig zur Schule gehen, aber seit ich ewig lebe und mich auch ewig beschäftigen muss denke ich anders. Ich finde es sogar sehr sinnvoll zur Schule zu gehen. Es ist jedenfalls sinnvoller, als ständig zuhause rumzusitzen und nichts zu tun. Ja, auch das ist untypisch für mich, da ich nie gerne zur Schule ging.
Das weißt du wohl am besten, da ich dir immer wieder vorgejammert hatte, wie ätzend es ist, zur Schule gehen zu müssen. Ich fand Gegenstände wie Mathematik oder Englisch oder Literatur für absolut unnötig. Für mich zählte nur das Aussehen und wenn das Aussehen passte, muss man wirklich nicht noch rechnen können.
Ich weiß, meine Einstellung war peinlich und unreif, aber ich kannte es nicht anders. Selbst meine Mutter verkörperte diese Ansicht. Ich meine, hätte es einen Unterrichtsgegenstand gegeben, der "Schönheitsunterricht" oder "Kosmetikstunde" hieß, wäre ich mit großer Begeisterung dorthin gegangen. Aber an unserer Schule wurde so etwas nicht gelehrt.
Nun ja, jedenfalls meldeten Emmett, Edward und ich uns in Seattle an der Seattle High an. Nach unserer Absprache mit Carlisle, der im Krankenhaus in Seattle arbeitete (du musst wissen, Carlisle ist Arzt und arbeitet im Krankenhaus) und mit dem wir über die Gefahren, die dort für uns bestehen könnten, sprechen mussten, füllten wir unsere Anmeldebögen jeweils mit einem anderen Nachnamen aus und gaben auch andere Adressen an, als wir eigentlich wohnten.
Die Anmeldung ging einfach und ohne weiter Probleme vonstatten. Alle drei hatten wir schnell einen Platz an der Schule. Um nicht aufzufallen gaben wir auch an im Internat, das an der Schule war, übernachten zu müssen, da wir von weiter weg kamen. Um genau zu sein, wir schliefen kein einziges Mal in diesen drei Schuljahren in unseren Betten, noch verbrachten wir genug Zeit auf dem Zimmer, sodass sich die Gebühren, die wir dafür zahlen mussten, gar nicht auszahlten. Ich verwendete das Zimmer im Internat nur für meine Klamotten, die ich alle dort unterbrachte, aber ansonsten war das Zimmer nicht in Gebrauch.
Emmett, Edward und ich verbrachten unsere freie Zeit hauptsächlich im Wald oder an irgendwelchen Plätzen, zu denen keine Menschen kamen. Während Edward sich mehr mit sich alleine beschäftigte, verschwendeten Emmett und ich keine freie Minute ohne einander. Unter der Schulzeit konnten wir nicht zusammen sein, da es wohl eher unwahrscheinlich war, dass 17-jährige (wir gaben uns als 17-jährige aus) bereits verheiratet waren.
Es war eine Qual, aber es half nichts. Ansonsten hätten wir zu viel Aufmerksamkeit auf uns gelenkt und wir hätten irgendwo untertauchen müssen.
Aber die gesamten drei Jahre, die wir dort verbrachten, verliefen unspektakulär und wir schlossen alle drei jeweils mit einem ausgezeichneten Erfolg die Highschool ab.
Ich kann dir gar nicht sagen, wie stolz ich auf mich war. Ich konnte nicht fassen, dass ich tatsächlich mit "Ausgezeichnet" abgeschlossen hatte. Als ich noch ein Mensch war und zur Schule gehen musste, war ich froh, wenn ich überhaupt zu einer der Prüfungen angetreten war. Ich hielt es nicht für nötig mich weiterzubilden, weshalb ich auch keine Notwendigkeit darin sah mich prüfen zu lassen. Aber an dieser Schule war alles ganz anders. Ich konnte alles und war in allem die Klassenbeste, weshalb ich auch zu jeder Prüfung mit einem Lächeln antrat und mit einem Lächeln wieder ging.
Als wir die Highschool verließen meldeten wir uns alle in der Harvard University an. Für Emmett und mich war es irrsinnig aufregend zu studieren, da wir noch nie studiert hatten. Edward war bereits auf zwei Universitäten gewesen, weshalb das für ihn nichts Neues war.
Die Auswahl der Wahlfächer war schwierig. Wir mussten uns für ein Thema interessieren, das wir dann auch studieren wollten.
Ich hatte wirklich Schwierigkeiten dabei mein perfektestes Themengebiet zu finden. Heute ist mir unbekannt wieso, da ich ein spezielles Gebiet hatte, dass mich interessierte, und dennoch konnte ich mich nicht dafür entscheiden.
Edward tat sich leicht. Er hatte sein Spezialgebiet schnell gefunden und wählte Biologie. Du musst wissen, Vera, Edward war schon immer interessiert an der Lehre von der lebenden Natur und Musik. Weshalb er als Nebenfach Musik wählte.
Es brauchte mehrere Beratungsstunden mit Esme und Carlisle, bis ich mich entschied mein Wissen über Motoren und Autos zu vertiefen und Chemie und Physik als Hauptfach wählte. Ich fand es letztlich doch perfekt. Meine Leidenschaft zu Autos konnte ich damit noch viel weiter ausbauen. Die Wahl für das Nebenfach fiel mir erheblich leichter, da ich bereits, genau wie Edward, Klavierunterricht hatte. Ich wählte mit Edward Musik.
Emmett wählte nur Sport als Studiengegenstand. Für mich war es nicht wirklich überraschend, da Emmett ein unglaublich sportlicher Mann ist. Egal was er macht, er kann es ohne vorher überhaupt geübt zu haben.
Mein Studium dauerte sechs Semester, in denen ich eine Doktorarbeit über den Dieselmotor schrieb und erneut mit Auszeichnung die Universität verließ. Gemeinsam mit Emmett und Edward, denn beide studierten genauso lange wie ich und schrieben in der Zeit ihre Doktorarbeiten.
Ja, Vera, wir haben alle drei einen Titel, nur verwenden wir ihn nicht, so wie Carlisle, der ihn braucht, um im Krankenhaus arbeiten zu können.
Ich prahle jedoch nicht damit. Es ist mir mehr gleichgültig, da ich nicht viel damit anfangen kann. Natürlich wäre es eine Ehre mit Dr. Rosalie Hale angesprochen zu werden. Aber ich wüsste nicht, was ich davon hätte.
Unsere Rückkehr nach Forks wurde von Esme und Carlisle mit einem gemeinsamen Jagdausflug zelebriert. Wir feierten unsere bestandenen Diplome und die Beförderung von Carlisle. Er wurde vom normalen OP-Arzt zum Chefarzt der Herzabteilung befördert.
Ich kann dir gar nicht sagen wie stolz wir alle auf einander waren. Esme war ebenfalls sehr stolz auf sich, denn sie hatte innerhalb der drei Jahre, ihren Garten in ein kleines Paradies verwandelt. Einen Wintergarten hatte sie angelegt, einen kleinen Teich mit Goldfischen und Seerosen – ja, man kann sagen, es ist eine Art kleiner Park. Wir staunten nicht schlecht, als wir das Kunstwerk sahen. Esme ist wirklich sehr begabt, was die Gestaltung von Gärten angeht.
Nun ja, Vera, das waren die ersten Jahre, die ich als Vampir und ganz ohne dich verbrachte. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich vermisst habe. All die Jahre. Und mittlerweile handelt es sich um fast siebzig Jahre. Ich weiß nicht, wie ich das überlebt habe ohne eine beste Freundin. Seit meinem Tod hatte ich keine beste Freundin mehr. Du warst so weit weg und ich durfte keinen Kontakt zu dir aufnehmen. Und die Freundinnen, die ich so zwischendurch hatte, waren niemals das, was du für mich warst. Ich konnte dir alles erzählen und alles mit dir machen.
Du hast mir so viel anvertraut. Dinge, von denen ich nie geglaubt habe, dass du sie überhaupt mit jemandem teilen möchtest. Ich danke dir so viel, Vera. Dafür, dass du da warst, in meinem menschlichen Leben. Immer dann, wenn ich dich brauchte. Dann, wenn ich glaubte einmal nicht verstanden zu werden. Du warst meine beste Freundin und wenn man selbst im Tod beste Freundinnen haben kann, dann bist du das immer noch.
Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich nun mit meiner Geschichte weitermache. In meinem Leben nach dem Tod gab es noch mehrere Stationen, die prägend für meine heutige Einstellung, für meine heutige Situation waren.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Alice und Jasper – spät, aber doch
Als wir 1946 unser Diplom machten, gönnten wir uns einen Urlaub. Emmett und ich verbrachten die Zeit damals in Irland, da wir ein paar Monate für uns brauchten. Ich weiß, das klingt egoistisch, da wir ja gemeinsam studiert hatten, aber während des Studiums waren wir am Arbeiten. Und in gewisser Weise machten wir ja Urlaub. Auch Esme und Carlisle machten Urlaub in Alaska. Carlisle liebte Alaska weshalb er sich auch dort gern niederließ. Edward allerdings blieb in Forks. Er perfektionierte sein Klavierspiel und wollte seine Ruhe.
Ich konnte ihn oft nicht verstehen. Ich verstand auch nicht, wieso er sich nicht endlich jemanden suchte. Einen Seelenpartner, einen Freund, eine Freundin, was weiß ich, jemanden, der mit ihm gemeinsam die Zeit verbrachte. Jemand, der ihn so glücklich machte, wie Emmett mich und Esme Carlisle. Ich konnte es nicht verstehen, aber ich musste es hinnehmen und hoffte nur, dass er wenigstens so kollegial war und uns anderen unser Glück gönnte.
Wir verbrachten also unsere "Ferien" in Irland. Ich ließ Emmett das Urlaubsziel entscheiden, da ich die Ziele schon häufig bei unseren Flitterwochen gewählt hatte. Emmett entschied sich für Irland, da es dort von Bären nur so wimmelte und er vielleicht endlich neues Jagdgebiet kennen lernen würde. Außerdem regnet es in Irland so gut wie jeden Tag, weshalb es für uns optimal ist. Wir buchten also unseren Flug und flogen für eineinhalb Jahre in den Westen von Europa.
Die Zeit in Irland war eine wunderschöne Zeit. Sehr ruhig und angenehm. Nun ja, in gewisser Weise war sie auch sehr trübselig, da gerade der Zweite Weltkrieg zuende war, der in den europäischen Staaten nicht spurlos vorüber ging. Allerdings ließen wir uns davon nicht aus der Ruhe bringen und genossen unsere "Ferien".
Allerdings verging die Zeit dort in etwa so schnell wie unsere Schulzeit. Ehe wir uns versahen waren diese eineinhalb Jahre, die wir dort verbrachten wieder vorbei und wir fanden uns in Forks wieder.
Auch Esme und Carlisle kamen um diese Zeit aus Alaska wieder und Edward, der in Forks geblieben war, empfing uns. Ich glaube, er war froh, dass wir wieder da waren, da es sicher nicht gerade spannend war, so ganz alleine. Aber gesagt hatte er nichts diesbezüglich.
Es gibt mehrere Personen in meinem Leben als Vampir, die mich bereicherten. Und zwei davon, Vera, tauchten 1949 bei uns in Forks auf. Du hast ja keine Ahnung, wie viel Schwung diese beiden in unser Leben brachten, als sie eines Tages vor unserer Haustür standen.
Es war an einem Sommertag 1949. Esme und ich waren gemeinsam im Garten und pflanzten rote Rosen und Lilien in Esmes Garten. Der Tag war ideal für uns. Es nieselte leicht und so konnten wir uns auch draußen aufhalten. An diesem Tag war Carlisle in Seattle arbeiten. Edward und Emmett waren auf Jagd und hatten beschlossen erst am Abend zurückzukommen, damit Carlisle mit Esme jagen gehen konnte und ich nicht ganz alleine zuhause war. Ich weiß nicht, ob ich dir schon gesagt habe, dass ich es hasste, wenn ich alleine in unserem Haus war. Es war nicht so, dass ich Angst hatte, aber ich war ungern alleine zuhause, weshalb ich immer froh war, wenn ich Emmetts Schritte im Haus hörte und wusste, dass er, falls etwas passieren sollte, bei mir war.
Esme und ich hatten gerade beschlossen eine kurze Pause zu machen und waren ins Haus gegangen, um uns zu entspannen, als es an der Tür läutete.
Ich erinnere mich noch sehr genau daran, was wir beide gedacht hatten, wer vor der Tür stehen könnte. Esme vermutete Emmett und Edward, die komischer Weise ihren Schlüssel vergessen hatten und bereits vom Jagen zurück waren. Das hielt ich allerdings für absoluten Unfug, da Emmett und Edward es sich nicht entgehen ließen bis spät abends zu jagen, wenn sie es schon einmal angekündigt hatten.
Ich meinte Carlisle stünde vor der Tür, der Esme überraschen wollte und gleich mit ihr jagen gehen wollte oder ähnliches. Es war merkwürdig, aber wir vermuteten niemand Fremden.
Gemeinsam gingen wir also zur Tür. Ich öffnete sie und Esme und ich begannen zu staunen, wen wir davor fanden.
Freundlich grinsend und einen jungen Mann an seiner Seite stand ein Mädchen mit schwarzem kurzem Haar vor uns und sagte "Guten Tag. Entschuldigt die Unterbrechung in eurer Pause. Mein Name ist Alice und das ist Jasper. Ich weiß, wir kommen spät, aber Jasper hier hat mich warten lassen, müsst ihr wissen. Ich hoffe, es macht keine Umstände, dass wir erst jetzt kommen?"
Du kannst dir meine Verblüffung nicht vorstellen. Es war ein groteskes Bild, um ehrlich zu sein. Ich fand es so niedlich, wie Alice sich verhielt. Sie lächelte ununterbrochen. Genaugenommen kam sie mir ein wenig wie Emmett vor. Genau so fröhlich, so selbstbewusst und lebenslustig. Aber Jasper neben ihr passte überhaupt nichts in Bild. Höflich nickte er und wartete auf eine Antwort, während Alice plapperte.
Wir kamen kaum dazu zu antworten, denn Alice meinte gleich darauf "Du musst Rosalie sein, richtig? Jaah, so schön warst du auch in meiner Vorstellung. Dann müssen Sie Esme sein, oder!? Sie sind wirklich eine Künstlerin im Garten. Danke für die freundliche Aufnahme." Und hüpfte an mir vorbei ins Haus. Hinter sich her zog sie einen eher schüchternen Jasper. Jasper sah wie das totale Gegenstück zu Alice aus. Er hatte blonde Haare und war ein ganzes Stück größer als sie. Alice ist nämlich ziemlich klein. Man könnte sie für einen frechen Teenager halten.
Als Esme ihnen einen Platz am Tisch anbot meinte Alice "Euer Haus ist ja wirklich groß, aber sehr schön und erfrischend eingerichtet."
Wir hatten keine Ahnung, was wir sagen sollten, weshalb wir uns einfach zu den beiden setzten und verhalten nickten. Noch bevor wir uns überhaupt darüber Gedanken machen konnten, wie wir die Sache jetzt am besten angehen würden, nahm Alice uns die Frage ab, was genau sie eigentlich andauernd sagen würde.
Sie klärte uns auf. Während wir aus dem Staunen kaum herauskamen, erzählte sie uns, dass sie uns durch Visionen, die sie hätte, gesehen hatte und wusste, dass sie hierher kommen musste. Sie erzählte uns, wie sie Jasper gesehen hatte. Was sie alles gesehen hatte und was sie eigentlich hier wollte. Sie sagte, sie wäre auf der Suche nach einer Familie und diese Familie wären wir. Sie meinte, sie suche mit Jasper nach Ruhe.
Alice, die ihren Mund so gut wie nie zumachen konnte, erklärte uns auch, dass Jasper, auf den sie so lange warten musste, die Fähigkeit besitzt, Gefühle zu beeinflussen. Wie genau diese Sache funktioniert ist mir unbekannt. Ich weiß nur, dass es eine sehr emotionale Fähigkeit sein soll.
Es war faszinierend, was Alice uns erzählte. In der kurzen Zeit, die wir sie kannten, konnte ich mir schon nicht mehr vorstellen sie nicht bei uns zu haben. Sie kannte uns beinahe in- und auswendig. Als wir sie nach Details fragten, um sicher zu gehen, keine Hochstapler bei uns zu haben, konnte sie uns diese so genau erzählen, dass man meinte, sie wäre schon andauernd bei uns. Sie konnte mir auch erzählen, was mein größter Wunsch ist. Eine Sache, die ich außer Emmett niemals jemandem erzählt hatte.
Esmes Frage, wer Esme verwandelt hatte, konnte sie so schnell beantworten, dass es richtig unheimlich wurde.
Als wir alle Fragen und Antworten geklärt hatten, meinte Esme, sie müsste erst mit Carlisle sprechen, ob Alice und Jasper überhaupt hier Platz hätten. Doch Alice sagte nur "Oh, das ist gar nicht nötig. Ich kenne Carlisles Antwort bereits. Er hat nichts dagegen, nur müssen wir uns eurem Lebensstil anpassen und Tier- statt Menschenblut trinken."
Esme brachte den Mund kaum noch zu, als sie hörte, was Alice von sich gab und nickte. "Okay ... wenn Carlisle nichts dagegen hat, dann heiße ich euch herzlich willkommen bei uns.", sagte sie und streckte ihre Hände nach den beiden Neuzugängen aus.
"Danke schön. Jasper, meinst du, wir sollten uns mal die Zimmer ansehen?", fragte sie und grinste unaufhörlich. Ich konnte nur den Kopf schütteln und staunen. Jasper nickte und die beiden verschwanden so schnurstracks nach oben in die Schlafgemächer, als ob sie schon immer hier gewohnt hätten. Esme und ich beschlossen auch nach oben zu gehen, da wir nicht ganz damit einverstanden waren, dass zwei für uns fremde Personen in unseren Schlafzimmern herumstöbern.
Schon als wir die Treppe nach oben stiege konnten wir Alice zu Jasper sagen hören "Jasper, sieh doch, die Aussicht ist perfekt. Ich sagte doch, dass Edward das schönste Zimmer hätte." Jasper sagte nichts, zumindest konnte man ihn nicht hören. Als wir oben ankamen und in Edwards Zimmer gingen hatte Alice eine Kommode in der Hand und sagte glücklich "Oh, keine Sorge, Edward hat nichts dagegen. Er wird überrascht sein, aber er ist in dem Zimmer nebenan ohnehin besser aufgehoben."
Da wir sowieso keine Chance gehabt hätten Alice aufzuhalten, ließen wir sie Edwards Sachen in die Garage bringen und warteten im Wohnzimmer auf die zwei. Aufgrund ihrer Vampirfähigkeiten waren die zwei innerhalb einer Stunde fertig und setzten sich zu uns.
Als ich Esme fragte, wann Carlisle denn nachhause käme und ob wir ihn anrufen sollten, antwortete Alice "Nein, das ist nicht nötig. Carlisle wird in etwa einer Stunde zuhause sein. Er hat heute weniger zu arbeiten, da ein Patient vor zwanzig Minuten verstorben ist."
Ich nickte und ließ Alice grinsen. Während wir warteten fragten wir Jasper nach seiner Herkunft. Er erzählte uns, dass er Soldat war und seit dem 19. Jahrhundert bereits ein Vampir sei und seither auch immer in einer Vampirarmee gekämpft hatte. Er meinte, er hätte immer gewusst, dass ihm etwas fehlte, doch er wäre nie daraufgekommen, dass es Alice wäre. Oh, Vera, du solltest die zwei kennen. Es ist faszinierend, wie sie harmonieren und ihr Charakter allgemein. Es ist einfach unglaublich.
Nachdem wir von Alice gehört hatten, dass Carlisle in knapp fünf Minuten zuhause sein würde, konnten wir nicht mehr erwarten, was unser Familienoberhaupt zu den zwei Neuankömmlingen sagen würde. Ich wollte außerdem wissen, ob Carlisle denn damit einverstanden war, dass sie Edward einfach so ausquartierte.
Aber noch mehr gespannt war ich, was Edward und Emmett zu Alice und Jasper sagen würden.
Als Carlisle nachhause kam wurde er sofort von Esme und mir in Kenntnis gesetzt, dass wir zwei Gäste hätten, die sich bei ihm als Alice und Jasper vorstellen werden und ihm eine Frage stellen wollen.
Da Carlisle eine sehr gutmütige Person ist ging er zu Alice und Jasper, ließ sich von den beiden in Ruhe ihre Geschichte erzählen und gab den beiden die Erlaubnis bei uns zu leben. Er hatte auch nichts dagegen, dass sie Edwards Zimmer einfach so ummöblierten und ihn in das nebenliegende Zimmer umziehen ließen. Er fand es sogar sehr charmant. Er meinte "Nun ja, Edward hatte ohnehin das größte Zimmer und ist alleine. Ich denke nicht, dass er sich sehr genieren wird, wenn er sieht, dass ein Pärchen in sein Zimmer zieht."
Alice nickte daraufhin und hüpfte gleich mit Jasper nach oben und richtete das neue Zimmer in ihrem Stil ein.
Um etwa sieben Uhr abends kamen dann Emmett und Edward nachhause und wurden schon draußen von Alice und Jasper überrannt. Ich weiß nicht genau, was sie zu ihnen gesagt haben, aber als Emmett ins Haus kam, mich freudig in den Arm nahm und mir einen Begrüßungskuss gab, meinte er grinsend. "Ich denke, wir werden viel Spaß mit den beiden haben. Ich finde, Alice passt zu uns."
Alice kam kurz darauf auch ins Haus und sagte "Aber Emmett, ich warne dich schon jetzt: Ich verliere nie eine Wette."
Alle außer Edward lachten. Ich denke, er war etwas angefressen, dass ihm sein Zimmer genommen wurde. Emmett erzählte mir ein paar Tage später, dass Edward ziemlich geschockt war, als er seine Zimmereinrichtung in der Garage wiederfand. Allerdings muss ich dazu sagen, dass er sich recht schnell wieder gefangen und sich auch gleich nach ein paar Tagen in seinem neuen Zimmer eingelebt hatte.
Ach, Vera, es war toll, dass Alice und Jasper zu uns gekommen sind. Du weißt ja, Abwechslung ist manchmal wirklich nötig und bei uns war es das auf jeden Fall. Die vorherigen Jahre liefen an und für sich immer gleich ab, weshalb wir auch so froh waren, als die beiden auftauchten.
Alices Fröhlichkeit und Jaspers Ruhe ist manchmal wirklich notwendig um dem Alltag zu entfliehen.
Die nächsten Tage, die Alice und Jasper bei uns waren, lernten wir uns gegenseitig kennen und knüpften Freundschaften. Es war auf eine merkwürdige Art und Weise, als wären wir Geschwister. Besonders Edward und Alice führten schon die ersten Tage nach ihrer Ankunft eine sehr innige Beziehung zueinander. Sie verständigten sich mehr oder weniger über Kopf. Sie dachte etwas und er antwortete laut darauf. Ich fand es interessant zu sehen, wie Edward sich etwas besser unter die Menge mischte. Normalerweise war er immer alleine und wenn Emmett nicht grade bei mir war, verbrachte Edward mit ihm die Zeit. Aber ansonsten hatte er niemanden. Und so konnten wir ein wenig ... ja, variieren. Man musste sich nicht immer mit demselben beschäftigen.
Ja, ich muss ehrlich zugeben, auch wenn der Start wirklich merkwürdig war, bin ich sehr, sehr froh, dass Alice und Jasper zu uns gefunden haben und von da an auch bei uns lebten. Auch wenn ich Alices Lebenslust nicht ganz verstehen kann, bin ich unendlich glücklich, dass sie in mein Leben getreten ist. Es war plötzlich so viel einfacher zu leben. Ich hatte nicht mehr das Gefühl dauernd allein zu sein, sondern konnte mit jemandem sprechen, auch wenn er so ganz anders als ich war/ist.
Als wir 1946 unser Diplom machten, gönnten wir uns einen Urlaub. Emmett und ich verbrachten die Zeit damals in Irland, da wir ein paar Monate für uns brauchten. Ich weiß, das klingt egoistisch, da wir ja gemeinsam studiert hatten, aber während des Studiums waren wir am Arbeiten. Und in gewisser Weise machten wir ja Urlaub. Auch Esme und Carlisle machten Urlaub in Alaska. Carlisle liebte Alaska weshalb er sich auch dort gern niederließ. Edward allerdings blieb in Forks. Er perfektionierte sein Klavierspiel und wollte seine Ruhe.
Ich konnte ihn oft nicht verstehen. Ich verstand auch nicht, wieso er sich nicht endlich jemanden suchte. Einen Seelenpartner, einen Freund, eine Freundin, was weiß ich, jemanden, der mit ihm gemeinsam die Zeit verbrachte. Jemand, der ihn so glücklich machte, wie Emmett mich und Esme Carlisle. Ich konnte es nicht verstehen, aber ich musste es hinnehmen und hoffte nur, dass er wenigstens so kollegial war und uns anderen unser Glück gönnte.
Wir verbrachten also unsere "Ferien" in Irland. Ich ließ Emmett das Urlaubsziel entscheiden, da ich die Ziele schon häufig bei unseren Flitterwochen gewählt hatte. Emmett entschied sich für Irland, da es dort von Bären nur so wimmelte und er vielleicht endlich neues Jagdgebiet kennen lernen würde. Außerdem regnet es in Irland so gut wie jeden Tag, weshalb es für uns optimal ist. Wir buchten also unseren Flug und flogen für eineinhalb Jahre in den Westen von Europa.
Die Zeit in Irland war eine wunderschöne Zeit. Sehr ruhig und angenehm. Nun ja, in gewisser Weise war sie auch sehr trübselig, da gerade der Zweite Weltkrieg zuende war, der in den europäischen Staaten nicht spurlos vorüber ging. Allerdings ließen wir uns davon nicht aus der Ruhe bringen und genossen unsere "Ferien".
Allerdings verging die Zeit dort in etwa so schnell wie unsere Schulzeit. Ehe wir uns versahen waren diese eineinhalb Jahre, die wir dort verbrachten wieder vorbei und wir fanden uns in Forks wieder.
Auch Esme und Carlisle kamen um diese Zeit aus Alaska wieder und Edward, der in Forks geblieben war, empfing uns. Ich glaube, er war froh, dass wir wieder da waren, da es sicher nicht gerade spannend war, so ganz alleine. Aber gesagt hatte er nichts diesbezüglich.
Es gibt mehrere Personen in meinem Leben als Vampir, die mich bereicherten. Und zwei davon, Vera, tauchten 1949 bei uns in Forks auf. Du hast ja keine Ahnung, wie viel Schwung diese beiden in unser Leben brachten, als sie eines Tages vor unserer Haustür standen.
Es war an einem Sommertag 1949. Esme und ich waren gemeinsam im Garten und pflanzten rote Rosen und Lilien in Esmes Garten. Der Tag war ideal für uns. Es nieselte leicht und so konnten wir uns auch draußen aufhalten. An diesem Tag war Carlisle in Seattle arbeiten. Edward und Emmett waren auf Jagd und hatten beschlossen erst am Abend zurückzukommen, damit Carlisle mit Esme jagen gehen konnte und ich nicht ganz alleine zuhause war. Ich weiß nicht, ob ich dir schon gesagt habe, dass ich es hasste, wenn ich alleine in unserem Haus war. Es war nicht so, dass ich Angst hatte, aber ich war ungern alleine zuhause, weshalb ich immer froh war, wenn ich Emmetts Schritte im Haus hörte und wusste, dass er, falls etwas passieren sollte, bei mir war.
Esme und ich hatten gerade beschlossen eine kurze Pause zu machen und waren ins Haus gegangen, um uns zu entspannen, als es an der Tür läutete.
Ich erinnere mich noch sehr genau daran, was wir beide gedacht hatten, wer vor der Tür stehen könnte. Esme vermutete Emmett und Edward, die komischer Weise ihren Schlüssel vergessen hatten und bereits vom Jagen zurück waren. Das hielt ich allerdings für absoluten Unfug, da Emmett und Edward es sich nicht entgehen ließen bis spät abends zu jagen, wenn sie es schon einmal angekündigt hatten.
Ich meinte Carlisle stünde vor der Tür, der Esme überraschen wollte und gleich mit ihr jagen gehen wollte oder ähnliches. Es war merkwürdig, aber wir vermuteten niemand Fremden.
Gemeinsam gingen wir also zur Tür. Ich öffnete sie und Esme und ich begannen zu staunen, wen wir davor fanden.
Freundlich grinsend und einen jungen Mann an seiner Seite stand ein Mädchen mit schwarzem kurzem Haar vor uns und sagte "Guten Tag. Entschuldigt die Unterbrechung in eurer Pause. Mein Name ist Alice und das ist Jasper. Ich weiß, wir kommen spät, aber Jasper hier hat mich warten lassen, müsst ihr wissen. Ich hoffe, es macht keine Umstände, dass wir erst jetzt kommen?"
Du kannst dir meine Verblüffung nicht vorstellen. Es war ein groteskes Bild, um ehrlich zu sein. Ich fand es so niedlich, wie Alice sich verhielt. Sie lächelte ununterbrochen. Genaugenommen kam sie mir ein wenig wie Emmett vor. Genau so fröhlich, so selbstbewusst und lebenslustig. Aber Jasper neben ihr passte überhaupt nichts in Bild. Höflich nickte er und wartete auf eine Antwort, während Alice plapperte.
Wir kamen kaum dazu zu antworten, denn Alice meinte gleich darauf "Du musst Rosalie sein, richtig? Jaah, so schön warst du auch in meiner Vorstellung. Dann müssen Sie Esme sein, oder!? Sie sind wirklich eine Künstlerin im Garten. Danke für die freundliche Aufnahme." Und hüpfte an mir vorbei ins Haus. Hinter sich her zog sie einen eher schüchternen Jasper. Jasper sah wie das totale Gegenstück zu Alice aus. Er hatte blonde Haare und war ein ganzes Stück größer als sie. Alice ist nämlich ziemlich klein. Man könnte sie für einen frechen Teenager halten.
Als Esme ihnen einen Platz am Tisch anbot meinte Alice "Euer Haus ist ja wirklich groß, aber sehr schön und erfrischend eingerichtet."
Wir hatten keine Ahnung, was wir sagen sollten, weshalb wir uns einfach zu den beiden setzten und verhalten nickten. Noch bevor wir uns überhaupt darüber Gedanken machen konnten, wie wir die Sache jetzt am besten angehen würden, nahm Alice uns die Frage ab, was genau sie eigentlich andauernd sagen würde.
Sie klärte uns auf. Während wir aus dem Staunen kaum herauskamen, erzählte sie uns, dass sie uns durch Visionen, die sie hätte, gesehen hatte und wusste, dass sie hierher kommen musste. Sie erzählte uns, wie sie Jasper gesehen hatte. Was sie alles gesehen hatte und was sie eigentlich hier wollte. Sie sagte, sie wäre auf der Suche nach einer Familie und diese Familie wären wir. Sie meinte, sie suche mit Jasper nach Ruhe.
Alice, die ihren Mund so gut wie nie zumachen konnte, erklärte uns auch, dass Jasper, auf den sie so lange warten musste, die Fähigkeit besitzt, Gefühle zu beeinflussen. Wie genau diese Sache funktioniert ist mir unbekannt. Ich weiß nur, dass es eine sehr emotionale Fähigkeit sein soll.
Es war faszinierend, was Alice uns erzählte. In der kurzen Zeit, die wir sie kannten, konnte ich mir schon nicht mehr vorstellen sie nicht bei uns zu haben. Sie kannte uns beinahe in- und auswendig. Als wir sie nach Details fragten, um sicher zu gehen, keine Hochstapler bei uns zu haben, konnte sie uns diese so genau erzählen, dass man meinte, sie wäre schon andauernd bei uns. Sie konnte mir auch erzählen, was mein größter Wunsch ist. Eine Sache, die ich außer Emmett niemals jemandem erzählt hatte.
Esmes Frage, wer Esme verwandelt hatte, konnte sie so schnell beantworten, dass es richtig unheimlich wurde.
Als wir alle Fragen und Antworten geklärt hatten, meinte Esme, sie müsste erst mit Carlisle sprechen, ob Alice und Jasper überhaupt hier Platz hätten. Doch Alice sagte nur "Oh, das ist gar nicht nötig. Ich kenne Carlisles Antwort bereits. Er hat nichts dagegen, nur müssen wir uns eurem Lebensstil anpassen und Tier- statt Menschenblut trinken."
Esme brachte den Mund kaum noch zu, als sie hörte, was Alice von sich gab und nickte. "Okay ... wenn Carlisle nichts dagegen hat, dann heiße ich euch herzlich willkommen bei uns.", sagte sie und streckte ihre Hände nach den beiden Neuzugängen aus.
"Danke schön. Jasper, meinst du, wir sollten uns mal die Zimmer ansehen?", fragte sie und grinste unaufhörlich. Ich konnte nur den Kopf schütteln und staunen. Jasper nickte und die beiden verschwanden so schnurstracks nach oben in die Schlafgemächer, als ob sie schon immer hier gewohnt hätten. Esme und ich beschlossen auch nach oben zu gehen, da wir nicht ganz damit einverstanden waren, dass zwei für uns fremde Personen in unseren Schlafzimmern herumstöbern.
Schon als wir die Treppe nach oben stiege konnten wir Alice zu Jasper sagen hören "Jasper, sieh doch, die Aussicht ist perfekt. Ich sagte doch, dass Edward das schönste Zimmer hätte." Jasper sagte nichts, zumindest konnte man ihn nicht hören. Als wir oben ankamen und in Edwards Zimmer gingen hatte Alice eine Kommode in der Hand und sagte glücklich "Oh, keine Sorge, Edward hat nichts dagegen. Er wird überrascht sein, aber er ist in dem Zimmer nebenan ohnehin besser aufgehoben."
Da wir sowieso keine Chance gehabt hätten Alice aufzuhalten, ließen wir sie Edwards Sachen in die Garage bringen und warteten im Wohnzimmer auf die zwei. Aufgrund ihrer Vampirfähigkeiten waren die zwei innerhalb einer Stunde fertig und setzten sich zu uns.
Als ich Esme fragte, wann Carlisle denn nachhause käme und ob wir ihn anrufen sollten, antwortete Alice "Nein, das ist nicht nötig. Carlisle wird in etwa einer Stunde zuhause sein. Er hat heute weniger zu arbeiten, da ein Patient vor zwanzig Minuten verstorben ist."
Ich nickte und ließ Alice grinsen. Während wir warteten fragten wir Jasper nach seiner Herkunft. Er erzählte uns, dass er Soldat war und seit dem 19. Jahrhundert bereits ein Vampir sei und seither auch immer in einer Vampirarmee gekämpft hatte. Er meinte, er hätte immer gewusst, dass ihm etwas fehlte, doch er wäre nie daraufgekommen, dass es Alice wäre. Oh, Vera, du solltest die zwei kennen. Es ist faszinierend, wie sie harmonieren und ihr Charakter allgemein. Es ist einfach unglaublich.
Nachdem wir von Alice gehört hatten, dass Carlisle in knapp fünf Minuten zuhause sein würde, konnten wir nicht mehr erwarten, was unser Familienoberhaupt zu den zwei Neuankömmlingen sagen würde. Ich wollte außerdem wissen, ob Carlisle denn damit einverstanden war, dass sie Edward einfach so ausquartierte.
Aber noch mehr gespannt war ich, was Edward und Emmett zu Alice und Jasper sagen würden.
Als Carlisle nachhause kam wurde er sofort von Esme und mir in Kenntnis gesetzt, dass wir zwei Gäste hätten, die sich bei ihm als Alice und Jasper vorstellen werden und ihm eine Frage stellen wollen.
Da Carlisle eine sehr gutmütige Person ist ging er zu Alice und Jasper, ließ sich von den beiden in Ruhe ihre Geschichte erzählen und gab den beiden die Erlaubnis bei uns zu leben. Er hatte auch nichts dagegen, dass sie Edwards Zimmer einfach so ummöblierten und ihn in das nebenliegende Zimmer umziehen ließen. Er fand es sogar sehr charmant. Er meinte "Nun ja, Edward hatte ohnehin das größte Zimmer und ist alleine. Ich denke nicht, dass er sich sehr genieren wird, wenn er sieht, dass ein Pärchen in sein Zimmer zieht."
Alice nickte daraufhin und hüpfte gleich mit Jasper nach oben und richtete das neue Zimmer in ihrem Stil ein.
Um etwa sieben Uhr abends kamen dann Emmett und Edward nachhause und wurden schon draußen von Alice und Jasper überrannt. Ich weiß nicht genau, was sie zu ihnen gesagt haben, aber als Emmett ins Haus kam, mich freudig in den Arm nahm und mir einen Begrüßungskuss gab, meinte er grinsend. "Ich denke, wir werden viel Spaß mit den beiden haben. Ich finde, Alice passt zu uns."
Alice kam kurz darauf auch ins Haus und sagte "Aber Emmett, ich warne dich schon jetzt: Ich verliere nie eine Wette."
Alle außer Edward lachten. Ich denke, er war etwas angefressen, dass ihm sein Zimmer genommen wurde. Emmett erzählte mir ein paar Tage später, dass Edward ziemlich geschockt war, als er seine Zimmereinrichtung in der Garage wiederfand. Allerdings muss ich dazu sagen, dass er sich recht schnell wieder gefangen und sich auch gleich nach ein paar Tagen in seinem neuen Zimmer eingelebt hatte.
Ach, Vera, es war toll, dass Alice und Jasper zu uns gekommen sind. Du weißt ja, Abwechslung ist manchmal wirklich nötig und bei uns war es das auf jeden Fall. Die vorherigen Jahre liefen an und für sich immer gleich ab, weshalb wir auch so froh waren, als die beiden auftauchten.
Alices Fröhlichkeit und Jaspers Ruhe ist manchmal wirklich notwendig um dem Alltag zu entfliehen.
Die nächsten Tage, die Alice und Jasper bei uns waren, lernten wir uns gegenseitig kennen und knüpften Freundschaften. Es war auf eine merkwürdige Art und Weise, als wären wir Geschwister. Besonders Edward und Alice führten schon die ersten Tage nach ihrer Ankunft eine sehr innige Beziehung zueinander. Sie verständigten sich mehr oder weniger über Kopf. Sie dachte etwas und er antwortete laut darauf. Ich fand es interessant zu sehen, wie Edward sich etwas besser unter die Menge mischte. Normalerweise war er immer alleine und wenn Emmett nicht grade bei mir war, verbrachte Edward mit ihm die Zeit. Aber ansonsten hatte er niemanden. Und so konnten wir ein wenig ... ja, variieren. Man musste sich nicht immer mit demselben beschäftigen.
Ja, ich muss ehrlich zugeben, auch wenn der Start wirklich merkwürdig war, bin ich sehr, sehr froh, dass Alice und Jasper zu uns gefunden haben und von da an auch bei uns lebten. Auch wenn ich Alices Lebenslust nicht ganz verstehen kann, bin ich unendlich glücklich, dass sie in mein Leben getreten ist. Es war plötzlich so viel einfacher zu leben. Ich hatte nicht mehr das Gefühl dauernd allein zu sein, sondern konnte mit jemandem sprechen, auch wenn er so ganz anders als ich war/ist.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Du hast alles verändert!
Kein halbes Jahr später, nachdem Alice und Jasper bei uns eingezogen waren und sich eingelebt hatten, machte Jasper seiner quirligen Freundin einen Heiratsantrag. Oh, du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich für die zwei gefreut habe. Ich hab nur darauf gewartet, dass die zwei sich endlich trauen.
Alice berichtete mir ausführlichst von Jaspers Antrag. Ich war richtig gerührt. Ich stell mir das so romantisch vor. Jasper ist ein echter Gentleman und Charmeur. Tage vor dem Antrag bat er doch tatsächlich Carlisle um die Hand seiner "Tochter". Du musst wissen, wir galten in Forks als Adoptivkinder von Carlisle und Esme damit wir keine Aufmerksamkeit erregten, denn Esme und Carlisle waren beide erst höchstens dreißig.
Von der Bitte an Carlisle bekamen wir alle aber nichts mit. Es sollte für alle eine Überraschung werden. Selbst für Alice, obwohl es sehr, sehr schwer ist, Alice zu überraschen. Sie sieht ja alles schon im Voraus. Allerdings hat sie sich angewohnt sich nichts anmerken zu lassen.
Jasper hatte sich jedenfalls was unheimlich Romantisches einfallen lassen. Nachdem ihm Carlisle die Erlaubnis gab, Alice heiraten zu dürfen, richtete er in einem alten Landhaus, das einige Meilen von uns entfernt lag und seit Jahren nicht mehr richtig bewohnt war, alles für den Antrag her. Gemeinsam mit Emmett, der zu dem Zeitpunkt keine Ahnung hatte, was Sache war, räumte er das Haus auf und richtete es für eine Nacht bewohnbar ein. Wenn man das Haus, das zuvor staubig und wirklich unbewohnbar war, nun betrat hätte man meinen können, eine adelige Familie wohnte hier. Alice hatte es mir zumindest am nächsten Tag exakt so erzählt. Sie sagte, Jasper habe sie am Abend mit in das Haus genommen und dort habe sie etwas erwartet, das sie in einen ihrer Träume zurückversetzte, zumindest dachte sie das.
Gleich, als sie die Tür öffnete führten sie tausende rote Rosenblätter und Vasen mit Rosensträußen in ein Zimmer, das mit noch mehr Rosenblättern und Sträußen gefüllt war. Nur schwarze und rote Kerzen erhellten das Haus. In dem Zimmer, in dem Jasper sie überraschen wollte, brannte ein Kaminfeuer, das dem Raum eine so wohlige Wärme gab, dass Alice sich sofort darin verliebte. Sie erzählte mir, dass sie sich nichts Schöneres hätte vorstellen können. Mitten im Raum hatte Jasper für sie Decken ausgebreitet und zwei Flaschen mit Hirschblut gefüllt, um dem Ganzen, makaberer Weise, einen romantischen Touch zu verleihen. Er war kurz zuvor mit Emmett jagen gewesen und hatte einen ausgewachsenen Hirsch für sich und Alice erlegt und das Blut dann in Flaschen gefüllt, um es wie Wein wirken zu lassen. Gemeinsam vor dem Kamin sitzend und trinkend unterhielten sich die beiden über dieses und jenes, zumindest, soweit mir Alice das erzählt hat. Aber sie ließ nichts aus, darum denke ich, dass es in etwa so gewesen sein muss. Nachdem beide gegessen hatten, holte Jasper seine Gitarre und spielte Alice darauf ein extra für sie komponiertes Lied. Alice schmolz in dem Moment nur so dahin. Sie erzählte mir, dass sie Jasper zu diesem Zeitpunkt noch nie so geliebt hatte. Er brachte ihr so viel Zärtlichkeit entgegen an dem Abend, dass Alice sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen konnte. Allein der Aufwand, den er sich für sie antat war ein Grund für Alice ihn mit ihrer Liebe zu belohnen. Jasper habe so vieles für sie getan. Seit er bei ihr ist, wäre alles so viel einfacher. Nicht so hektisch, wie zuvor. Sie meinte immer, er habe sie lange warten lassen. Aber nun, da er da ist, habe sie alles bekommen, was sie je wollte. Ein bisschen erinnerte mich das an mich selbst. Mit Emmett hatte ich mein Glück ja auch gefunden und so kann ich niemandem verdenken, wie schön es ist, jemanden zu haben, mit dem man sein Leben verbringen möchte.
Mit seiner Musik brachte er Alices Herz zum Schmelzen. So leidenschaftlich, liebevoll und einfühlsam wie er spielte, hätte er wahrscheinlich jede Frau um den Finger gewickelt. Aber er wollte nur Alice, weshalb er so etwas auch nur für sie tun würde. Ich erinnere mich, dass Jasper mir einmal erzählte, er habe noch nie jemanden wie Alice gekannt und war auch nie so verliebt. Er hätte zwar die eine oder andere Affäre mit Vampiren gehabt, aber bisher war ihm nie mehr vergönnt gewesen. Er meinte, er habe in Alice eine Person gefunden, die es fertig bringt, ihn zu beruhigen, ihn zu besänftigen. Als er noch Soldat war, wurde ihm beigebracht mit Inbrunst für das Land einzustehen, aber Frauen waren dort grundsätzlich nicht erlaubt. Als er verwandelt wurde und bei den Kriegen der Vampire kämpfte und dort herhalten musste, habe er nie den Wunsch gehegt, sich zu binden, sich ernsthaft zu binden. Er hatte gedacht, ihm wäre dieses Glück die wahre Liebe zu finden, nicht vergönnt. Eine Art Bestrafung für seine Taten, für die Tode, die er zu verantworten hätte. Ein Gedanke, den ich nur zu gut kenne. Ich selbst hatte dieses Gefühl auch, nachdem ich mich an Royce gerächt hatte. Ein Gefühl, das einen vergessen lässt, wer man wirklich ist, was man wirklich braucht. Aber als Jasper Alice kennenlernte, war es für ihn, als würde ihm nun endlich vergeben werden. Er war zuvor schon auf der Suche nach Vergebung seiner Sünden, die er in all den Kriegen Jahre zuvor gemacht hatte. Und dann tauchte sie plötzlich auf und sein Leben machte wieder einen Sinn. Er wusste, warum er sich nicht einfach verbrennen hat lassen, weshalb er nicht einfach dafür sorgte, dass er endgültig starb. Alice habe alles verändert, wie er immer sagt. Plötzlich hatte alles einen Sinn und war lebenswert. Und er schwor sich, auch wenn es noch so schwierig sein würde, dem Drang einen Menschen zu beißen zu widerstehen, für Alice würde er es tun. Er würde nicht aufgeben, nicht solange sie an seiner Seite war und mit der Heirat wollte er, dass sie nie vergaß, wie sehr er ihr dankte, wie sehr er sie liebte für das, was sie für ihn getan hatte, auch wenn es mehr unbewusst war.
Nun ja, ich sag ja, die Beziehung der beiden ist Emmett und meiner gar nicht so unähnlich. Auch wenn wir es mehr ausleben und zeigen, als die beiden.
Alice sagte mir, sie hätte ihn am liebsten einfach in den Arm genommen an dem Abend und ihm gesagt, wie sehr sie ihn liebte. Ich denke, Alice ist, auch wenn sie anders tickt als ich, in gewisser Weise wie ich selbst. Sie war Jasper genauso dankbar, dass er bei ihr war, wie Jasper ihr und wie ich Emmett, dass er für mich da war. Sie liebt Jasper mit so viel Leidenschaft, die sie zwar nie zeigen würde, nie vor anderen, die aber sehr wohl vorhanden ist. Beinahe wie ich, nur, dass ich es nicht aushalten würde, wenn ich Emmett nicht auch öffentlich zeigen könnte, was ich für ihn empfinde.
Die Musik, die Jasper für sie spielte, sollte Alice darauf vorbereiten, was er gleich für sie bereithielt, auch wenn sie damit noch nicht wissen sollte, was er eigentlich vorhatte. Und Alice zeigte auch nicht, dass sie es wusste. Selbst wenn Jasper wusste, dass sie sein Vorhaben bereits gesehen hatte, er war ihr dankbar, dass sie es nicht zeigte, dass sie mitspielte. Jasper legte sehr viel Wert auf Tradition, weshalb er diesen Antrag auch sehr traditionell machte. Modern und einmalig, aber traditionell. Nachdem er sein Gitarrenspiel beendete, blickte er ihr lange in die Augen. Er sagte ihr genau das, was ich eben erklärt hatte. Wie sehr er sie liebte, wie sehr er ihr dankte, für das, was sie, wenn auch unbewusst, für ihn getan hatte. Wie sehr er sich ein Leben mit ihr wünschte und wie ungern er sie gehen lassen würde, wenn sie vorhätte zu gehen.
"Du hast mein Leben verändert, Alice.", sagte er und lächelte sie an. "Ich liebe dich dafür so sehr, dass es mir schwer fällt dafür die passenden Worte zu finden, die das ausdrücken, was ich fühle. Vor dir gab es niemanden, der mich so fesselte, wie du es tust. Schon allein deshalb, weil ich das Gefühl hatte, ich würde mit ewiger Einsamkeit bestraft werden, für alles, was ich getan hatte. Doch du hast mir gezeigt, dass es nicht nur Krieg und Verdammnis auf dieser Welt gibt, sondern auch Liebe und Leidenschaft. Du hast alles verändert, Alice, und ich würde es nicht ertragen, wenn du mich wieder allein lassen würdest. Ich brauche dich."
Alice lächelte ihn unaufhörlich und unweigerlich an. Sie meinte, sie konnte nicht anders, als lächeln. Hätte sie gekonnt, wären ihr die Tränen runtergekullert. Sie legte ihre Hand an seine Wange und strich ihm sanft darüber. Er schloss seine Augen und griff mit seinen Händen nach ihrer Hand, die sein Gesicht liebevoll berührte, und drückte sie mit sanftem Druck. Dann kniete er sich vor sie hin, ihre Hand immer noch fest in seinen beiden Händen, ließ ihren Blick nicht los und sagte mit so viel Liebe in der Stimme "Und darum frage ich dich hier und jetzt, Mary Alice Brandon, willst du meine Frau werden?"
Alice schniefte kurz, auch wenn es nicht echt war, aber sie wollte ihm damit zeigen, wie gerührt sie war. Und sie lächelte, immer noch gerührt und verliebt zugleich. Sie schloss für einen Moment die Augen und dann nickte sie glücklich und sagte "Ja. Ja, Jasper, ja, das will ich."
Als sie ihre Antwort gegeben hatte, seufzte Jasper glücklich. Er hatte gehofft, sie würde Ja sagen und als sie es dann tat, war er so erleichtert, dass sie es wirklich wollte und er holte aus seiner Jackett-Tasche eine Schmuckschachtel. Alices Augen weiteten sich vor Überraschung und Freude, das sehe ich richtig vor mir. Sie grinste ihn glücklich an und er steckte ihr einen traditionell silbernen 12-karätigen Diamantring an den Finger. Alice strahlte ihn an und fiel ihm unendlich glücklich um den Hals und küsste ihn. Sie küsste ihn mit so viel Leidenschaft und Liebe, dass er alle Zweifel, die er hatte, die ihm einredeten, sie würde ihn irgendwann verlassen wollen, verlor und er erwiderte ihre Küsse mit derselben Leidenschaft, die sie ihm entgegenbrachte.
Kein halbes Jahr später, nachdem Alice und Jasper bei uns eingezogen waren und sich eingelebt hatten, machte Jasper seiner quirligen Freundin einen Heiratsantrag. Oh, du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich für die zwei gefreut habe. Ich hab nur darauf gewartet, dass die zwei sich endlich trauen.
Alice berichtete mir ausführlichst von Jaspers Antrag. Ich war richtig gerührt. Ich stell mir das so romantisch vor. Jasper ist ein echter Gentleman und Charmeur. Tage vor dem Antrag bat er doch tatsächlich Carlisle um die Hand seiner "Tochter". Du musst wissen, wir galten in Forks als Adoptivkinder von Carlisle und Esme damit wir keine Aufmerksamkeit erregten, denn Esme und Carlisle waren beide erst höchstens dreißig.
Von der Bitte an Carlisle bekamen wir alle aber nichts mit. Es sollte für alle eine Überraschung werden. Selbst für Alice, obwohl es sehr, sehr schwer ist, Alice zu überraschen. Sie sieht ja alles schon im Voraus. Allerdings hat sie sich angewohnt sich nichts anmerken zu lassen.
Jasper hatte sich jedenfalls was unheimlich Romantisches einfallen lassen. Nachdem ihm Carlisle die Erlaubnis gab, Alice heiraten zu dürfen, richtete er in einem alten Landhaus, das einige Meilen von uns entfernt lag und seit Jahren nicht mehr richtig bewohnt war, alles für den Antrag her. Gemeinsam mit Emmett, der zu dem Zeitpunkt keine Ahnung hatte, was Sache war, räumte er das Haus auf und richtete es für eine Nacht bewohnbar ein. Wenn man das Haus, das zuvor staubig und wirklich unbewohnbar war, nun betrat hätte man meinen können, eine adelige Familie wohnte hier. Alice hatte es mir zumindest am nächsten Tag exakt so erzählt. Sie sagte, Jasper habe sie am Abend mit in das Haus genommen und dort habe sie etwas erwartet, das sie in einen ihrer Träume zurückversetzte, zumindest dachte sie das.
Gleich, als sie die Tür öffnete führten sie tausende rote Rosenblätter und Vasen mit Rosensträußen in ein Zimmer, das mit noch mehr Rosenblättern und Sträußen gefüllt war. Nur schwarze und rote Kerzen erhellten das Haus. In dem Zimmer, in dem Jasper sie überraschen wollte, brannte ein Kaminfeuer, das dem Raum eine so wohlige Wärme gab, dass Alice sich sofort darin verliebte. Sie erzählte mir, dass sie sich nichts Schöneres hätte vorstellen können. Mitten im Raum hatte Jasper für sie Decken ausgebreitet und zwei Flaschen mit Hirschblut gefüllt, um dem Ganzen, makaberer Weise, einen romantischen Touch zu verleihen. Er war kurz zuvor mit Emmett jagen gewesen und hatte einen ausgewachsenen Hirsch für sich und Alice erlegt und das Blut dann in Flaschen gefüllt, um es wie Wein wirken zu lassen. Gemeinsam vor dem Kamin sitzend und trinkend unterhielten sich die beiden über dieses und jenes, zumindest, soweit mir Alice das erzählt hat. Aber sie ließ nichts aus, darum denke ich, dass es in etwa so gewesen sein muss. Nachdem beide gegessen hatten, holte Jasper seine Gitarre und spielte Alice darauf ein extra für sie komponiertes Lied. Alice schmolz in dem Moment nur so dahin. Sie erzählte mir, dass sie Jasper zu diesem Zeitpunkt noch nie so geliebt hatte. Er brachte ihr so viel Zärtlichkeit entgegen an dem Abend, dass Alice sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen konnte. Allein der Aufwand, den er sich für sie antat war ein Grund für Alice ihn mit ihrer Liebe zu belohnen. Jasper habe so vieles für sie getan. Seit er bei ihr ist, wäre alles so viel einfacher. Nicht so hektisch, wie zuvor. Sie meinte immer, er habe sie lange warten lassen. Aber nun, da er da ist, habe sie alles bekommen, was sie je wollte. Ein bisschen erinnerte mich das an mich selbst. Mit Emmett hatte ich mein Glück ja auch gefunden und so kann ich niemandem verdenken, wie schön es ist, jemanden zu haben, mit dem man sein Leben verbringen möchte.
Mit seiner Musik brachte er Alices Herz zum Schmelzen. So leidenschaftlich, liebevoll und einfühlsam wie er spielte, hätte er wahrscheinlich jede Frau um den Finger gewickelt. Aber er wollte nur Alice, weshalb er so etwas auch nur für sie tun würde. Ich erinnere mich, dass Jasper mir einmal erzählte, er habe noch nie jemanden wie Alice gekannt und war auch nie so verliebt. Er hätte zwar die eine oder andere Affäre mit Vampiren gehabt, aber bisher war ihm nie mehr vergönnt gewesen. Er meinte, er habe in Alice eine Person gefunden, die es fertig bringt, ihn zu beruhigen, ihn zu besänftigen. Als er noch Soldat war, wurde ihm beigebracht mit Inbrunst für das Land einzustehen, aber Frauen waren dort grundsätzlich nicht erlaubt. Als er verwandelt wurde und bei den Kriegen der Vampire kämpfte und dort herhalten musste, habe er nie den Wunsch gehegt, sich zu binden, sich ernsthaft zu binden. Er hatte gedacht, ihm wäre dieses Glück die wahre Liebe zu finden, nicht vergönnt. Eine Art Bestrafung für seine Taten, für die Tode, die er zu verantworten hätte. Ein Gedanke, den ich nur zu gut kenne. Ich selbst hatte dieses Gefühl auch, nachdem ich mich an Royce gerächt hatte. Ein Gefühl, das einen vergessen lässt, wer man wirklich ist, was man wirklich braucht. Aber als Jasper Alice kennenlernte, war es für ihn, als würde ihm nun endlich vergeben werden. Er war zuvor schon auf der Suche nach Vergebung seiner Sünden, die er in all den Kriegen Jahre zuvor gemacht hatte. Und dann tauchte sie plötzlich auf und sein Leben machte wieder einen Sinn. Er wusste, warum er sich nicht einfach verbrennen hat lassen, weshalb er nicht einfach dafür sorgte, dass er endgültig starb. Alice habe alles verändert, wie er immer sagt. Plötzlich hatte alles einen Sinn und war lebenswert. Und er schwor sich, auch wenn es noch so schwierig sein würde, dem Drang einen Menschen zu beißen zu widerstehen, für Alice würde er es tun. Er würde nicht aufgeben, nicht solange sie an seiner Seite war und mit der Heirat wollte er, dass sie nie vergaß, wie sehr er ihr dankte, wie sehr er sie liebte für das, was sie für ihn getan hatte, auch wenn es mehr unbewusst war.
Nun ja, ich sag ja, die Beziehung der beiden ist Emmett und meiner gar nicht so unähnlich. Auch wenn wir es mehr ausleben und zeigen, als die beiden.
Alice sagte mir, sie hätte ihn am liebsten einfach in den Arm genommen an dem Abend und ihm gesagt, wie sehr sie ihn liebte. Ich denke, Alice ist, auch wenn sie anders tickt als ich, in gewisser Weise wie ich selbst. Sie war Jasper genauso dankbar, dass er bei ihr war, wie Jasper ihr und wie ich Emmett, dass er für mich da war. Sie liebt Jasper mit so viel Leidenschaft, die sie zwar nie zeigen würde, nie vor anderen, die aber sehr wohl vorhanden ist. Beinahe wie ich, nur, dass ich es nicht aushalten würde, wenn ich Emmett nicht auch öffentlich zeigen könnte, was ich für ihn empfinde.
Die Musik, die Jasper für sie spielte, sollte Alice darauf vorbereiten, was er gleich für sie bereithielt, auch wenn sie damit noch nicht wissen sollte, was er eigentlich vorhatte. Und Alice zeigte auch nicht, dass sie es wusste. Selbst wenn Jasper wusste, dass sie sein Vorhaben bereits gesehen hatte, er war ihr dankbar, dass sie es nicht zeigte, dass sie mitspielte. Jasper legte sehr viel Wert auf Tradition, weshalb er diesen Antrag auch sehr traditionell machte. Modern und einmalig, aber traditionell. Nachdem er sein Gitarrenspiel beendete, blickte er ihr lange in die Augen. Er sagte ihr genau das, was ich eben erklärt hatte. Wie sehr er sie liebte, wie sehr er ihr dankte, für das, was sie, wenn auch unbewusst, für ihn getan hatte. Wie sehr er sich ein Leben mit ihr wünschte und wie ungern er sie gehen lassen würde, wenn sie vorhätte zu gehen.
"Du hast mein Leben verändert, Alice.", sagte er und lächelte sie an. "Ich liebe dich dafür so sehr, dass es mir schwer fällt dafür die passenden Worte zu finden, die das ausdrücken, was ich fühle. Vor dir gab es niemanden, der mich so fesselte, wie du es tust. Schon allein deshalb, weil ich das Gefühl hatte, ich würde mit ewiger Einsamkeit bestraft werden, für alles, was ich getan hatte. Doch du hast mir gezeigt, dass es nicht nur Krieg und Verdammnis auf dieser Welt gibt, sondern auch Liebe und Leidenschaft. Du hast alles verändert, Alice, und ich würde es nicht ertragen, wenn du mich wieder allein lassen würdest. Ich brauche dich."
Alice lächelte ihn unaufhörlich und unweigerlich an. Sie meinte, sie konnte nicht anders, als lächeln. Hätte sie gekonnt, wären ihr die Tränen runtergekullert. Sie legte ihre Hand an seine Wange und strich ihm sanft darüber. Er schloss seine Augen und griff mit seinen Händen nach ihrer Hand, die sein Gesicht liebevoll berührte, und drückte sie mit sanftem Druck. Dann kniete er sich vor sie hin, ihre Hand immer noch fest in seinen beiden Händen, ließ ihren Blick nicht los und sagte mit so viel Liebe in der Stimme "Und darum frage ich dich hier und jetzt, Mary Alice Brandon, willst du meine Frau werden?"
Alice schniefte kurz, auch wenn es nicht echt war, aber sie wollte ihm damit zeigen, wie gerührt sie war. Und sie lächelte, immer noch gerührt und verliebt zugleich. Sie schloss für einen Moment die Augen und dann nickte sie glücklich und sagte "Ja. Ja, Jasper, ja, das will ich."
Als sie ihre Antwort gegeben hatte, seufzte Jasper glücklich. Er hatte gehofft, sie würde Ja sagen und als sie es dann tat, war er so erleichtert, dass sie es wirklich wollte und er holte aus seiner Jackett-Tasche eine Schmuckschachtel. Alices Augen weiteten sich vor Überraschung und Freude, das sehe ich richtig vor mir. Sie grinste ihn glücklich an und er steckte ihr einen traditionell silbernen 12-karätigen Diamantring an den Finger. Alice strahlte ihn an und fiel ihm unendlich glücklich um den Hals und küsste ihn. Sie küsste ihn mit so viel Leidenschaft und Liebe, dass er alle Zweifel, die er hatte, die ihm einredeten, sie würde ihn irgendwann verlassen wollen, verlor und er erwiderte ihre Küsse mit derselben Leidenschaft, die sie ihm entgegenbrachte.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Du hast alles verändert (Teil 2)
Oh, es war einfach wundervoll, als ich davon erfahren habe. Ich freute mich so sehr für Alice, dass es richtig untypisch für meine Verhältnisse war. Ich muss zugeben, dass ich immer eifersüchtig war, wenn jemand etwas hatte, das ich nicht hatte. Aber hier, bei Alice, war mir das vollkommen egal. Ich fand es richtig niedlich, wie sehr sich Jasper um sie bemühte. Meine Vermutung, wieso ich diese Eifersucht bei Jaspers Antrag nicht fand, war wohl deshalb, weil ich selbst mit Emmett so glücklich war, dass mir diese Kleinigkeit egal war. Und wieso sollte ich auch auf etwas eifersüchtig sein, das ich selbst doch schon hatte?
Als wir eines Abends bei Kerzenschein zuhause saßen und Jasper und Alice uns verkündeten, dass sie heiraten wollten, fand Carlisle es einen schönen Anlass auch gleich zu verkünden, dass wir wieder umziehen sollten. Carlisle hatte, während seiner Aufenthalte in Alaska, viele Beziehungen geknüpft und da wir bereits seit zehn Jahren in Forks waren und langsam keine Ausrede mehr hatten, wieso wir nicht altern, mussten wir eine Lösung finden. Außerdem, meinte Carlisle, wollte er neuen Streitereien mit dem Häuptling der Quileute aus dem Weg gehen. Es ist nämlich so, Vera, dass Carlisle mit Billy Black, dem Häuptling eines Indianerstammes, einen Packt geschlossen hat, dass wir in ihrem Revier keine Beute reißen dürfen und dass wir keinem Mensch etwas zuleide tun dürfen. Wir alle mussten diesen Packt unterzeichnen und uns daran halten. Im Gegenzug dürfen auch die Quileute nicht in unser Revier und müssen uns in Frieden lassen. Die Quileute, Vera, sind – und ich weiß, dass dich das jetzt aus den Socken hauen wird, denn ich selbst kann es auch nicht direkt begreifen – Werwölfe. Und Werwölfe sind die Feinde der Vampire, weshalb wir uns vor ihnen in Acht nehmen müssen. Und da sie in der Nähe von Forks angesiedelt sind, musste Carlisle Vorkehrungen treffen, als wir hierher zogen. Es ist kompliziert zu erklären, wieso und warum, aber ich wollte dir nur einmal davon erzählen, wie unser oder besser mein Leben nun aussieht.
Dass wir wieder umziehen sollten, fand ich weniger toll, da ich glaubte, hier endlich mein Glück gefunden zu haben und nun sollte ich ein neues Leben in Alaska aufbauen. Ich sträubte mich mit Händen und Füßen gegen diesen Umzug. Ich denke, dass ich Carlisle mit meinem Eigensinn ziemlich genervt habe damals. Aber es war für mich ein Graus, mir vorzustellen, dass ich umziehen sollte.
Nach langem Hin und Her und nach unzähligen Versprechungen von Emmett, dass alles gut werden würde, willigte ich schließlich doch ein. Ich war zwar nicht begeistert, aber ich konnte mich gegen Emmett und seine Begeisterung nicht wehren. Ich wollte ihm und dem Rest meiner Familie nicht wehtun, also biss ich in den sauren Apfel.
Oh, Vera, du weißt ja gar nicht, wie furchtbar es für mich war, meine Sachen zu packen, damit wir umziehen konnten. Ich fand es traurig, da ich diesen Ort so liebgewonnen hatte. Doch es half nichts. Ich musste mich fügen und so packte ich alles zusammen, um in Alaska ein neues Haus zu beziehen.
Ich wusste, dass wir in spätestens weiteren zehn Jahren wieder umziehen würden, was mir das Packen wesentlich leichter machte. Ich hatte die Hoffnung, dass wir möglicherweise wieder hierher nach Forks ziehen könnten. Nur vorher musste ich zehn Jahre über mich ergehen lassen. Und das in Alaska.
Mein einziger Lichtblick war Emmett. Ich wusste, dass es ihm in Alaska gefallen würde. Allein das Angebot an Eis-, Schwarz- und Braunbären ist für ihn ein Grund dorthin zu ziehen. Und die Tatsache, dass es in Alaska kalt und eisig ist, hat für uns etwas sehr Positives. So können wir uns weiterhin in der Öffentlichkeit zeigen und müssen uns nicht verstecken. Außerdem hatte ich mitbekommen, dass die Häuser in Alaska sehr weit von einander entfernt sind, was die Aussicht auf Nachbarn zum Glück minderte. Carlisle meinte zwar, dass der Denali-Clan (eine Vampirfamilie, mit denen Carlisle sehr gut befreundet ist) ganz in der Nähe wohnte, aber wir würden uns jagdtechnisch nicht in die Quere kommen, was so viel bedeutet, wie dass sie doch einige Meilen von uns entfernt sind.
Da ich es hasste mich am Umzug direkt zu beteiligen, schnappte ich mir Alice etwa eine Woche vor dem Umzug und ging mit ihr eine Planungsliste für ihre Hochzeit durch. Alice, die sich ewig über Klamotten und Mädchensachen unterhalten konnte, war sofort Feuer und Flamme für meinen Vorschlag. Sie meinte, sie habe sich schon viele Gedanken gemacht, was für mich die Sache sehr vereinfachte. Wir setzten uns in den Wald und gingen die groben Schritte für die Planung durch.
Es war witzig, mit ihr über Hochzeiten zu sprechen. Sie war bereits auf mehreren Hochzeiten von Vampiren gewesen, weshalb sie sich eine Vorstellung für ihre eigene gemacht hatte. Nun ja, das Gespräch, das wir im Wald führten, war mehr ein Austausch von Erlebnissen und Erfahrungen. Alice erzählte mir, wie sie die letzte Hochzeit, auf der sie war, miterlebte und wollte natürlich alles über meine Hochzeit wissen. Dass ich da natürlich sofort voller Leidenschaft erzählte, müsste dir klar sein. Ich liebte das Thema Hochzeit, also war es für mich die perfekte Ausfüllung dieses Tages.
Ich erzählte Alice alles, angefangen von Emmetts Antrag bis hin zum Feuerwerk. Ich ließ nichts aus. Beinahe wie bei dir, nur dass meine Erinnerungen damals noch etwas schärfer waren, als heute. Alice war fasziniert und stellte Fragen über Fragen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie stolz ich mich gefühlt habe. Ich war absolut in meinem Element und am Ende des Tages, den wir im Wald verbracht hatten, hatten wir auf unserer Liste stehen, dass Alice die Farbe Flieder haben wollte. Sie wollte fliederfarbene Blumen und fliederfarbene Einladungen. Die Kleider der Brautjungfern mussten fliederfarben sein und auch die Dekoration. Und ich finde, sie hatte vollkommen Recht damit. Flieder passt zu ihr. Du musst wissen, Vera, Alice ist jemand, der sehr aufgeweckt und fröhlich ist. Ja, beinahe wie ein kleines Elfchen, das immer am Zaubern und Unterhalten ist. Sie ist entzückend. Doch für ihre Hochzeit wollte sie, dass sie nicht das flatterhafte Mädchen ist, für das man sie halten könnte. Sie wollte, dass ihre Hochzeit einen seriösen Eindruck machte. Und genau das bewirkt Flieder. Ich persönlich hätte es nicht anders gemacht an ihrer Stelle. Sie hat das perfekte Modebewusstsein und so entschieden wir auch gleich, was für Kleider die Brautjungfern haben sollten. Alice machte mich zu ihrer Brautjungfer. Ich bin heute noch stolz darauf diese gewesen zu sein. Als ich bei deiner Hochzeit Brautjungfer war, war ich noch stolzer, aber bei Alice war es mehr diese Sache, dass ich nicht mehr unverheiratet war. Du weißt ja, als verheiratete Frau war es nicht üblich als Brautjungfer zu fungieren. Aber bei unseren Familienverhältnissen war das etwas völlig anderes. Bitte denke nicht, dass ich deine Hochzeit vergessen hätte, denn das wäre völliger Blödsinn. Ich erinnere mich daran noch so gut, als wäre es kurz vor meiner eigenen Hochzeit gewesen.
Oh, ich weiß noch, wie aufgeregt wir waren. Und du erst. Ich seh dich noch immer im Pyjama herumhüpfen und ganz nervös auf und ab gehen. Ich musste dir heiße Milch mit Honig machen, damit du dich beruhigen konntest. Es war ein unvergesslich schöner Tag. Und du als Braut warst umwerfend. Du stelltest viele Bräute in den Schatten, das kann ich dir versichern. Ich weiß noch, wie eifersüchtig ich war, dass du bereits heiraten konntest und ich noch immer warten musste. Aber jetzt, im Nachhinein, denke ich, dass es wohl besser so war. Hätte ich nicht warten müssen, wäre ich wahrscheinlich mit Royce verheiratet. Ich muss ja zugeben, dass mich die Vorstellung nicht abschreckt, da ich dann noch ein Mensch wäre und Kinder haben könnte. Ich hätte Geld, wäre die Frau eines reichen Unternehmers und könnte alles haben, das ich mir wünschte. Aber ... auf der anderen Seite hat mir Royce so wehgetan, dass ich die Vorstellung neben ihm im Bett zu liegen, nicht ertrage. Und außerdem gibt es da noch Emmett. Ihn allein zu lassen, so sehr ich mir auch ein menschliches Leben wünsche, aber Emmett zu verlassen? Ich weiß nicht, was ich tun würde, würde man mir anbieten, ein menschliches Leben führen zu können, Kinder bekommen und einen Mann heiraten zu können, der keine bösen Absichten hat, allerdings ohne Emmett. Ich weiß es nicht. Ich könnte Emmett nicht verlassen, aber ein menschliches Leben zu führen ist mein größter Traum. Vera, ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, was ich tun würde.
Die letzte Woche verging und ehe ich mich versah war ich bereits in unserem neuen Haus in Alaska. Wir hatten ein großes Haus, beinahe so groß wie das in Forks, mit vielen Fenstern und großen Zimmern. Carlisle hatte ein wirklich schönes Haus ausgesucht, das muss ich zugeben.
Kurz nachdem wir angekommen waren, suchten wir uns die Zimmer, in denen wir unsere Kleider und Habseligkeiten aufbewahren wollten. Für andere Dinge brauchten wir das Schlafzimmer nicht. Geschlafen wurde bei uns nicht.
Emmett und ich wählten das Zimmer, das am meisten Licht hatte. Wir hatten einen großen Balkon, der sich über mehrere Zimmer verteilte und mehrere Zugänge hatte. Eingerichtet war unser Zimmer schnell. Aufgrund unserer Geschwindigkeit hatten wir diese Kleinigkeit in knapp zwei Stunden erledigt und konnten uns bereits unserer Freizeit widmen.
Um Emmett eine Freude zu machen schlug ich vor, als Einweihungsgeschenk, den Bären einen Besuch abzustatten. Emmett war sofort dabei und wir machten uns sofort auf den Weg. Die Erkundung des Gebietes war nicht schwierig. Alaska ist so ... ja fast karg, dass es nicht lange dauerte, bis wir einen Bären sichteten. Ein ausgewachsener Braunbär, der sich gerade auf dem Schnee, der um diese Jahreszeit massenweise lag, sonnte. Emmett grinste mir zu und ging sofort in Position. Ich hielt mich im Hintergrund und ließ ihm seinen Spaß.
Es war faszinierend mitanzusehen. Emmett ging in die Hocke und pirschte sich langsam an den Bären heran. Irgendwo tat mir der Bär auch leid. Er wusste noch nicht, dass er in den nächsten Minuten sein Leben verlieren würde. Und dann schlug Emmett zu. Er sprang auf den Bären und fing an mit ihm zu spielen. Er reizte ihn und ließ ihn immer wieder aufbrüllen. Ich musste lachen, da Emmett derart viel Spaß dabei hatte, den Bären zu nerven. Dann ging alles ganz schnell und Emmett biss dem Braunbären die Halsschlagader durch. Das Blut floss und Emmett rief mich zu sich.
Ich sättigte mich an dem Blut und ließ mich kurz darauf in den Schnee fallen. Ich weiß noch, dass es unheimlich schön war. Alaska mit seinen schneebedeckten Bäumen und der anhaltenden Dunkelheit ist wirklich ein Erlebnis für sich.
Ich wartete, bis Emmett fertig gegessen hatte und sich zu mir gelegt hatte. Dann drehte ich mich zu ihm und legte mich in seine Arme. Ich liebte es, so bei ihm zu liegen. Er war so unendlich liebevoll, wenn wir alleine waren. Auch damals. Als ich in seinen Armen lag konnte er es nicht lassen, mir Komplimente zu machen und mich zu küssen. Nicht, dass ich das gewollt hätte, dass er damit aufhört, aber wenn wir alleine waren, war er noch viel ausgiebiger damit als sonst. Und an jenem Abend sparte er ebenfalls nicht damit.
Oh, es war einfach wundervoll, als ich davon erfahren habe. Ich freute mich so sehr für Alice, dass es richtig untypisch für meine Verhältnisse war. Ich muss zugeben, dass ich immer eifersüchtig war, wenn jemand etwas hatte, das ich nicht hatte. Aber hier, bei Alice, war mir das vollkommen egal. Ich fand es richtig niedlich, wie sehr sich Jasper um sie bemühte. Meine Vermutung, wieso ich diese Eifersucht bei Jaspers Antrag nicht fand, war wohl deshalb, weil ich selbst mit Emmett so glücklich war, dass mir diese Kleinigkeit egal war. Und wieso sollte ich auch auf etwas eifersüchtig sein, das ich selbst doch schon hatte?
Als wir eines Abends bei Kerzenschein zuhause saßen und Jasper und Alice uns verkündeten, dass sie heiraten wollten, fand Carlisle es einen schönen Anlass auch gleich zu verkünden, dass wir wieder umziehen sollten. Carlisle hatte, während seiner Aufenthalte in Alaska, viele Beziehungen geknüpft und da wir bereits seit zehn Jahren in Forks waren und langsam keine Ausrede mehr hatten, wieso wir nicht altern, mussten wir eine Lösung finden. Außerdem, meinte Carlisle, wollte er neuen Streitereien mit dem Häuptling der Quileute aus dem Weg gehen. Es ist nämlich so, Vera, dass Carlisle mit Billy Black, dem Häuptling eines Indianerstammes, einen Packt geschlossen hat, dass wir in ihrem Revier keine Beute reißen dürfen und dass wir keinem Mensch etwas zuleide tun dürfen. Wir alle mussten diesen Packt unterzeichnen und uns daran halten. Im Gegenzug dürfen auch die Quileute nicht in unser Revier und müssen uns in Frieden lassen. Die Quileute, Vera, sind – und ich weiß, dass dich das jetzt aus den Socken hauen wird, denn ich selbst kann es auch nicht direkt begreifen – Werwölfe. Und Werwölfe sind die Feinde der Vampire, weshalb wir uns vor ihnen in Acht nehmen müssen. Und da sie in der Nähe von Forks angesiedelt sind, musste Carlisle Vorkehrungen treffen, als wir hierher zogen. Es ist kompliziert zu erklären, wieso und warum, aber ich wollte dir nur einmal davon erzählen, wie unser oder besser mein Leben nun aussieht.
Dass wir wieder umziehen sollten, fand ich weniger toll, da ich glaubte, hier endlich mein Glück gefunden zu haben und nun sollte ich ein neues Leben in Alaska aufbauen. Ich sträubte mich mit Händen und Füßen gegen diesen Umzug. Ich denke, dass ich Carlisle mit meinem Eigensinn ziemlich genervt habe damals. Aber es war für mich ein Graus, mir vorzustellen, dass ich umziehen sollte.
Nach langem Hin und Her und nach unzähligen Versprechungen von Emmett, dass alles gut werden würde, willigte ich schließlich doch ein. Ich war zwar nicht begeistert, aber ich konnte mich gegen Emmett und seine Begeisterung nicht wehren. Ich wollte ihm und dem Rest meiner Familie nicht wehtun, also biss ich in den sauren Apfel.
Oh, Vera, du weißt ja gar nicht, wie furchtbar es für mich war, meine Sachen zu packen, damit wir umziehen konnten. Ich fand es traurig, da ich diesen Ort so liebgewonnen hatte. Doch es half nichts. Ich musste mich fügen und so packte ich alles zusammen, um in Alaska ein neues Haus zu beziehen.
Ich wusste, dass wir in spätestens weiteren zehn Jahren wieder umziehen würden, was mir das Packen wesentlich leichter machte. Ich hatte die Hoffnung, dass wir möglicherweise wieder hierher nach Forks ziehen könnten. Nur vorher musste ich zehn Jahre über mich ergehen lassen. Und das in Alaska.
Mein einziger Lichtblick war Emmett. Ich wusste, dass es ihm in Alaska gefallen würde. Allein das Angebot an Eis-, Schwarz- und Braunbären ist für ihn ein Grund dorthin zu ziehen. Und die Tatsache, dass es in Alaska kalt und eisig ist, hat für uns etwas sehr Positives. So können wir uns weiterhin in der Öffentlichkeit zeigen und müssen uns nicht verstecken. Außerdem hatte ich mitbekommen, dass die Häuser in Alaska sehr weit von einander entfernt sind, was die Aussicht auf Nachbarn zum Glück minderte. Carlisle meinte zwar, dass der Denali-Clan (eine Vampirfamilie, mit denen Carlisle sehr gut befreundet ist) ganz in der Nähe wohnte, aber wir würden uns jagdtechnisch nicht in die Quere kommen, was so viel bedeutet, wie dass sie doch einige Meilen von uns entfernt sind.
Da ich es hasste mich am Umzug direkt zu beteiligen, schnappte ich mir Alice etwa eine Woche vor dem Umzug und ging mit ihr eine Planungsliste für ihre Hochzeit durch. Alice, die sich ewig über Klamotten und Mädchensachen unterhalten konnte, war sofort Feuer und Flamme für meinen Vorschlag. Sie meinte, sie habe sich schon viele Gedanken gemacht, was für mich die Sache sehr vereinfachte. Wir setzten uns in den Wald und gingen die groben Schritte für die Planung durch.
Es war witzig, mit ihr über Hochzeiten zu sprechen. Sie war bereits auf mehreren Hochzeiten von Vampiren gewesen, weshalb sie sich eine Vorstellung für ihre eigene gemacht hatte. Nun ja, das Gespräch, das wir im Wald führten, war mehr ein Austausch von Erlebnissen und Erfahrungen. Alice erzählte mir, wie sie die letzte Hochzeit, auf der sie war, miterlebte und wollte natürlich alles über meine Hochzeit wissen. Dass ich da natürlich sofort voller Leidenschaft erzählte, müsste dir klar sein. Ich liebte das Thema Hochzeit, also war es für mich die perfekte Ausfüllung dieses Tages.
Ich erzählte Alice alles, angefangen von Emmetts Antrag bis hin zum Feuerwerk. Ich ließ nichts aus. Beinahe wie bei dir, nur dass meine Erinnerungen damals noch etwas schärfer waren, als heute. Alice war fasziniert und stellte Fragen über Fragen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie stolz ich mich gefühlt habe. Ich war absolut in meinem Element und am Ende des Tages, den wir im Wald verbracht hatten, hatten wir auf unserer Liste stehen, dass Alice die Farbe Flieder haben wollte. Sie wollte fliederfarbene Blumen und fliederfarbene Einladungen. Die Kleider der Brautjungfern mussten fliederfarben sein und auch die Dekoration. Und ich finde, sie hatte vollkommen Recht damit. Flieder passt zu ihr. Du musst wissen, Vera, Alice ist jemand, der sehr aufgeweckt und fröhlich ist. Ja, beinahe wie ein kleines Elfchen, das immer am Zaubern und Unterhalten ist. Sie ist entzückend. Doch für ihre Hochzeit wollte sie, dass sie nicht das flatterhafte Mädchen ist, für das man sie halten könnte. Sie wollte, dass ihre Hochzeit einen seriösen Eindruck machte. Und genau das bewirkt Flieder. Ich persönlich hätte es nicht anders gemacht an ihrer Stelle. Sie hat das perfekte Modebewusstsein und so entschieden wir auch gleich, was für Kleider die Brautjungfern haben sollten. Alice machte mich zu ihrer Brautjungfer. Ich bin heute noch stolz darauf diese gewesen zu sein. Als ich bei deiner Hochzeit Brautjungfer war, war ich noch stolzer, aber bei Alice war es mehr diese Sache, dass ich nicht mehr unverheiratet war. Du weißt ja, als verheiratete Frau war es nicht üblich als Brautjungfer zu fungieren. Aber bei unseren Familienverhältnissen war das etwas völlig anderes. Bitte denke nicht, dass ich deine Hochzeit vergessen hätte, denn das wäre völliger Blödsinn. Ich erinnere mich daran noch so gut, als wäre es kurz vor meiner eigenen Hochzeit gewesen.
Oh, ich weiß noch, wie aufgeregt wir waren. Und du erst. Ich seh dich noch immer im Pyjama herumhüpfen und ganz nervös auf und ab gehen. Ich musste dir heiße Milch mit Honig machen, damit du dich beruhigen konntest. Es war ein unvergesslich schöner Tag. Und du als Braut warst umwerfend. Du stelltest viele Bräute in den Schatten, das kann ich dir versichern. Ich weiß noch, wie eifersüchtig ich war, dass du bereits heiraten konntest und ich noch immer warten musste. Aber jetzt, im Nachhinein, denke ich, dass es wohl besser so war. Hätte ich nicht warten müssen, wäre ich wahrscheinlich mit Royce verheiratet. Ich muss ja zugeben, dass mich die Vorstellung nicht abschreckt, da ich dann noch ein Mensch wäre und Kinder haben könnte. Ich hätte Geld, wäre die Frau eines reichen Unternehmers und könnte alles haben, das ich mir wünschte. Aber ... auf der anderen Seite hat mir Royce so wehgetan, dass ich die Vorstellung neben ihm im Bett zu liegen, nicht ertrage. Und außerdem gibt es da noch Emmett. Ihn allein zu lassen, so sehr ich mir auch ein menschliches Leben wünsche, aber Emmett zu verlassen? Ich weiß nicht, was ich tun würde, würde man mir anbieten, ein menschliches Leben führen zu können, Kinder bekommen und einen Mann heiraten zu können, der keine bösen Absichten hat, allerdings ohne Emmett. Ich weiß es nicht. Ich könnte Emmett nicht verlassen, aber ein menschliches Leben zu führen ist mein größter Traum. Vera, ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, was ich tun würde.
Die letzte Woche verging und ehe ich mich versah war ich bereits in unserem neuen Haus in Alaska. Wir hatten ein großes Haus, beinahe so groß wie das in Forks, mit vielen Fenstern und großen Zimmern. Carlisle hatte ein wirklich schönes Haus ausgesucht, das muss ich zugeben.
Kurz nachdem wir angekommen waren, suchten wir uns die Zimmer, in denen wir unsere Kleider und Habseligkeiten aufbewahren wollten. Für andere Dinge brauchten wir das Schlafzimmer nicht. Geschlafen wurde bei uns nicht.
Emmett und ich wählten das Zimmer, das am meisten Licht hatte. Wir hatten einen großen Balkon, der sich über mehrere Zimmer verteilte und mehrere Zugänge hatte. Eingerichtet war unser Zimmer schnell. Aufgrund unserer Geschwindigkeit hatten wir diese Kleinigkeit in knapp zwei Stunden erledigt und konnten uns bereits unserer Freizeit widmen.
Um Emmett eine Freude zu machen schlug ich vor, als Einweihungsgeschenk, den Bären einen Besuch abzustatten. Emmett war sofort dabei und wir machten uns sofort auf den Weg. Die Erkundung des Gebietes war nicht schwierig. Alaska ist so ... ja fast karg, dass es nicht lange dauerte, bis wir einen Bären sichteten. Ein ausgewachsener Braunbär, der sich gerade auf dem Schnee, der um diese Jahreszeit massenweise lag, sonnte. Emmett grinste mir zu und ging sofort in Position. Ich hielt mich im Hintergrund und ließ ihm seinen Spaß.
Es war faszinierend mitanzusehen. Emmett ging in die Hocke und pirschte sich langsam an den Bären heran. Irgendwo tat mir der Bär auch leid. Er wusste noch nicht, dass er in den nächsten Minuten sein Leben verlieren würde. Und dann schlug Emmett zu. Er sprang auf den Bären und fing an mit ihm zu spielen. Er reizte ihn und ließ ihn immer wieder aufbrüllen. Ich musste lachen, da Emmett derart viel Spaß dabei hatte, den Bären zu nerven. Dann ging alles ganz schnell und Emmett biss dem Braunbären die Halsschlagader durch. Das Blut floss und Emmett rief mich zu sich.
Ich sättigte mich an dem Blut und ließ mich kurz darauf in den Schnee fallen. Ich weiß noch, dass es unheimlich schön war. Alaska mit seinen schneebedeckten Bäumen und der anhaltenden Dunkelheit ist wirklich ein Erlebnis für sich.
Ich wartete, bis Emmett fertig gegessen hatte und sich zu mir gelegt hatte. Dann drehte ich mich zu ihm und legte mich in seine Arme. Ich liebte es, so bei ihm zu liegen. Er war so unendlich liebevoll, wenn wir alleine waren. Auch damals. Als ich in seinen Armen lag konnte er es nicht lassen, mir Komplimente zu machen und mich zu küssen. Nicht, dass ich das gewollt hätte, dass er damit aufhört, aber wenn wir alleine waren, war er noch viel ausgiebiger damit als sonst. Und an jenem Abend sparte er ebenfalls nicht damit.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Der Große Tag und eine Entscheidung
Als wir zurückkamen, das sich allerdings etwas verzögert hatte, hatten wir Besuch. Die Vampirfamilie Denali hatte sich zu uns gesellt und uns in Alaska und in der Nachbarschaft willkommen geheißen. Ich fand es albern, dass sie uns in der Nachbarschaft aufnahmen, da wir tatsächlich keine unmittelbaren Nachbarn hatten. Der nächste Nachbar war etwa zwei Meilen entfernt und das war noch wenig.
Sie stellten sich alle der Reihe nach vor, auch wenn wir sie bereits kannten. Tanya und Kate waren meine Brautjungfern gewesen, wenn du dich erinnerst. Und wir wären auch auf der Hochzeit eingeladen gewesen, wenn Emmett und ich nicht in den Flitterwochen gewesen wären.
Wir unterhielten uns lange mit ihnen und als wir alle unsere Erfahrungen ausgetauscht hatten und uns eine gute Nachbarschaft wünschten, machten sie sich auf den Heimweg. Sie waren eine sehr interessante Familie und nahmen uns auch sehr freundlich auf. Besonders Tanya hatte sich sehr gefreut, als sie gesehen hatte, dass Edward mitgekommen war. Du kannst sagen was du willst, Vera, aber ich bin überzeugt davon, dass sie reges Interesse zu ihm verspürte. Und das zeigte sie auch. Sie schmiss sich so oft es ging an seinen Hals und ließ ihn kaum aus den Augen. Nun ja, vielleicht war sie etwas ungeschickt, dass Edward sie jedes Mal abblitzen ließ, aber es war merkwürdig, wie Edward sich verhielt. Er zeigte nie Interesse an anderen Mädchen. Ich weiß nicht, aber ich hatte des Öfteren schon Gedanken, dass Edward vielleicht nicht direkt Mädchen anziehend fand, sondern mehr sein eigenes Geschlecht. Aber für so daneben hielt ich ihn dann auch nicht. Später stellte sich heraus, dass sein Interesse doch mehr dem weiblichen Geschlecht galt.
Nachdem wir uns in Alaska eingelebt hatten, begannen Alice und ich mit den Hochzeitsvorbereitungen. Die Hochzeit war für den Sommer 1952 angesetzt worden. Davor hatten wir keine Zeit und da wir eine Traumhochzeit organisieren wollten, brauchten wir auch diese Zeit.
Alice, Esme und ich verbrachten oft Tage damit, das perfekte Kleid für Alice auszusuchen. Alice wusste zwar genau, woher sie es bekam, aber wir ließen sie nicht, es zu holen, ohne es vorher uns gezeigt und probiert zu haben. Also flogen wir gemeinsam mit ihr nach New York und gingen in den Brautmodenladen. Alice, die sich bereits im Voraus mit der Designerin des Kleides unterhalten hatte, wollte, dass es an ein paar Stellen geändert wurde und ließ das ebenfalls vor unserer Ankunft machen. Als wir in New York ankamen und das Kleid an Alice sahen, waren Esme und ich wie verzaubert. Alice sah total verändert aus. Sie machte eine so tolle Figur in dem Kleid, dass es gar keinen Zweifel gab, dass sie eine wundervolle Braut sein sollte. Zwar niemals so wunderschön wie ich, aber zweifellos schön.
Alices Kleid war kunstvoll gerafft und hatte einen weiten Rock. Sie hatte sich für viel Saum entschieden, da Alice diesen so liebte und das damals sehr modern war. Der Oberteil von Alices Kleid war, wie der Rock, gerafft und hatte viele Verzierungen im Brustbereich. Ich fand das Kleid wunderschön. Um das Verspielte an Alice dennoch zur Geltung zu bringen, ließ Alice hinten eine Masche anbringen, die eine weite Schleppe zog.
Da Alice sehr kurze Haare hatte, plante sie keinen Schleier für die Frisur. Stattdessen besorgen Esme und ich einen besonderen Brautschmuck, der Alices Haare etwas zusammenhielt, soweit das notwendig war. Alice sah zwar noch immer wie ein kleines Elfchen aus, das den Mund einfach nicht zumachen konnte, aber speziell an diesem Tag würden Esme und ich das ändern, das hatten wir uns vorgenommen.
Der Tag der Hochzeit rückte näher und Alice war beinahe genauso nervös wie ich. Sie hüpfte im Haus herum und änderte gelegentlich etwas an der Gästeliste oder an der Sitzordnung, wenn sie kurzfristig auf die Idee kam, dass sie eine Person lieber mochte, als zuvor. Kurz vor dem großen Tag war sie sogar der Meinung, dass alle entschieden hätten nicht zu kommen.
Ich konnte Alice nur so beruhigen, indem ich sie fragte, was genau sie denn sah, wenn sie an ihren Hochzeitstag dachte. Alice ging auf und ab und erzählte mir, dass sie keine Schwierigkeiten oder Verzögerungen sehen würde, sich aber nicht darauf verlassen könnte, da es von den Entscheidungen der einzelnen Leute abhängen würde. Und diese würden sich andauernd ändern.
Ich hoffte, dass der Tag so schnell wie möglich kommen würde, sodass sich die Leute nicht andauernd umentscheiden konnten. Und tatsächlich. Er kam. Schon am Morgen der Hochzeit lief Alice aufgeregt im Haus herum und brachte alle ganz durcheinander. Wir mussten sie fast festbinden, damit sie sich beruhigte. Sie war so aufgeregt, dass sie sich weigerte in die Zukunft zu blicken, um ganz sicher zu gehen, dass nichts passieren würde. Sie meinte zwar, sie könnte es nicht direkt beeinflussen, dass sie nichts sehen kann, aber sie würde halt dann nicht hinsehen und sich einfach ablenken.
Ich weiß nicht, wie weit das funktioniert hatte, aber sie wurde irgendwann ruhiger. Und als wir ihr beim Anziehen halfen, war sie so gefasst, dass es nicht den Anschein machte, dass sie die Braut sein sollte.
Ich weiß noch, wie stolz ich darauf war, was ich aus Alices Haaren gemacht hatte. Ich hatte den Brautschmuck, diese Haarspangen, in ihrem ganzen Haar verteilt und es sah so wunderschön aus, dass ich richtig verliebt in diese Frisur war. Nachdem ich Esme die Frisur gerichtet hatte und sie mir, kümmerten wir uns um Alices Gesicht. Wir schminkten sie, soweit das notwendig war, und Esme brachte ihr ein Geschenk. Es war ein Geschenk von Jasper. Genau wie Emmett mir, hatte auch Jasper die Idee Alice Schmuck zu schenken. Er hatte ihr ein komplettes Set gekauft. Eine silberne Kette mit einem Herz, als Anhänger, das mit unzähligen Diamanten geschmückt war. Passend dazu waren die Ohrringe, die Alice sich ins Ohr steckte und das Armband, das Jasper dazugekauft hatte. Ich fand es unglaublich schön. Und es schmückte Alice perfekt. Sie sah wirklich seriös, aber wunderhübsch aus und als sie endlich in ihre weißen Schuhe schlüpfte, von mir den Brautstrauß entgegen nahm, fuhren wir zur Kirche.
Alice und Jasper wollten eine traditionelle Hochzeit, weshalb wir im nächstgelegenen Dorf die Kirche reservierten. Es war zwar mehr als merkwürdig mit Vampiren in einer Kirche zu sitzen und es war sehr, sehr riskant, aber für Alice riskierten wir es.
Es war auch deshalb nicht so riskant, da Alice und Jasper nicht so viele Gäste wie Emmett und ich eingeladen hatten. Für Alice war nur wichtig, dass sie heiraten konnte und wie viele Gäste da waren, das war ihr nicht so wichtig. Sie war nur froh, dass wir dabei waren.
Die Trauung, die ein menschlicher Priester abhielt, war genauso schön, wie die bei meiner Hochzeit. Jasper schwor Alice seine Liebe mit einem traditionellen Gedicht und Alice hatte sich ein Gelübde einfallen lassen. Ich weiß, es ist zwar sehr kitschig, aber ich liebte es. Ich fand es unheimlich rührend, dass Jasper ein Gedicht für sie hatte. Wenn mich nicht alles täuscht meinte er auch einmal zu mir, er hätte es selbst geschrieben. Hätte ich gekonnt, hätte ich eine Träne verdrückt.
Beim Ringtausch, den Alice und Jasper ganz traditionell hielten, spürte ich es am schlimmsten, wie mir die Tränen hochgekommen wären. Als Jasper Alice den goldenen Ring an den Finger steckte und ihn verliebt anlächelte wusste ich, dass die zwei perfekt füreinander waren. Das wussten sie zwar schon zuvor, aber da kannte man es richtig. Und ich spürte noch etwas anderes. Etwas, das ich nie erwartet hätte, dass ich es überhaupt noch spüren würde. Ich spürte Neid. Neid, der langsam in mir hochkletterte. Ich hatte keine Ahnung wieso ich neidisch war. Doch nicht auf Alice. Vor allem, ich hatte doch diese Zeremonie schon einmal durchgemacht. Das Letzte, das ich sein wollte, das ich sein sollte, war eifersüchtig zu ein. Ich verstand nicht ganz, wieso ich eifersüchtig war. Meine Hochzeit war mindestens so schön wie diese hier und auf Alice eifersüchtig zu sein, fand ich derart albern, dass ich den Sachverhalt überhaupt nicht verstehen konnte. Aber ich spürte es ganz deutlich, dass ich eifersüchtig war.
Der Kuss als Mann und Frau war für mich der krönende Abschluss dieser Trauung, doch auch ein erneuter Anflug von Eifersucht. Alice und Jasper küssten sich so ... so ... sanft, etwas, das für uns alle ungewohnt war. Jasper und Alice machten von ihrer Liebe nicht so publik wie Emmett und ich es taten. Es war nicht so offensichtlich. Und dieser Kuss zwischen den beiden war so ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. So ganz anders, als Emmett und ich uns bei unserer Hochzeit geküsst hatten. Es war auf seine Art und Weise etwas sehr schönes. Aber weshalb ich eifersüchtig war, war mir noch immer ein Rätsel.
Nachdem wir die Kirche verlassen hatten, kehrten wir zu unserem Haus zurück und feierten dort weiter. Hauptsächlich wurde zu Edwards Klavierspiel getanzt. Man unterhielt sich, gratulierte dem Brautpaar und beschenkte es. Es war eine tolle Stimmung. Und die Tatsache, dass wir alle zusammen waren, hob die Stimmung um viele, viele Grade.
Je länger der Nachmittag wurde, desto mehr wurde mir bewusst, wie eifersüchtig ich tatsächlich war. Als Esme und Carlisle einen Toast aussprachen merkte ich plötzlich wie gerne ich an Alices Stelle wäre. Nicht in Bezug auf Jasper, aber in Bezug auf die Aufmerksamkeit. Jeder gratulierte ihr. Jeder war glücklich mit ihr und jeder unterhielt sich mit ihr. Und ich ... ich war plötzlich nicht mehr wichtig. Ich war so gut wie gar nicht da. Selbst Emmett konzentrierte sich auf Alice und Jasper. Ich spürte richtig wie der Neid in mir hochkam. Jetzt im Nachhinein schäme ich mich dafür, aber je länger ich der Rede von Carlisle zuhören musste, desto eifersüchtiger wurde ich. Ich weiß noch, dass ich durch die Runde blickte und mir die strahlenden Gesichter der Gäste und des Brautpaares ansah und ich war plötzlich so wütend auf alle, dass ich aufstand und in mein Zimmer ging. Unauffällig natürlich, aber ich konnte nicht mehr zuhören. Ich hielt diese Freude, die Alice verbreitete, weil es ihr schönster Tag war und nicht meiner, nicht mehr aus. Ich wollte ihr nicht wehtun, Vera, im Gegenteil. Deshalb verschwand ich auch in mein Zimmer. Hätte ich noch länger zugehört, hätte es durchaus passieren können, dass ich irgendwann meinen Mund aufgemacht hätte und etwas nicht sehr schönes gesagt hätte. Und das war nicht das, was ich wollte. Ich wollte Alice nicht den schönsten Tag ihres Lebens ruinieren. Dazu hatte ich kein Recht und auch keinen Grund.
Aber die Eifersucht verschwand nicht. Selbst als ich nach oben in unser Schlafzimmer ging, konnte ich diesen Neid nicht abschalten. Ich versuchte mich zu sammeln und zu verstehen, wieso ich so eifersüchtig war. Ich holte das Hochzeitsfoto von Emmett und mir, das wir an die Wand über unserem Bett aufgehängt hatten, und sah es mir an.
Hätte ich gekonnt, hätte ich geweint. Ich befand mich plötzlich in Gedanken in Forks an meinem Hochzeitstag. Ich dachte daran, wie schön ich war, wie unglaublich glücklich ich mich fühlte, als ich Emmett vor dem Altar stehen sah. Wie unendlich froh ich war, als er ja sagte. Und wie wunderschön der Kuss war, den er mir gegeben hatte, als wir zu Mann und Frau erklärt wurden. Ich war glücklich gewesen an diesem Tag. Und ich spürte, wie sehr ich mich danach sehnte, wieder so glücklich zu sein. Danach, diesen Tag erneut zu erleben. Ich wollte wieder die Braut sein. Ich wollte die Aufmerksamkeit mit einem wunderschönen Kleid und einem glücklichen Lächeln erneut auf mich lenken.
Doch wie sollte ich das machen? Ich konnte nicht einfach wieder heiraten. Zumal dazu zwei Personen gehören. Ich konnte nicht einfach zu Emmett gehen und ihn fragen, ob wir noch einmal heiraten. Das wäre absurd und total dämlich. Das konnte ich nicht tun.
Aber ich wollte unbedingt wieder heiraten, dessen war ich mir sicher.
Und noch während ich überlegte ging die Tür zum Zimmer auf und Emmett kam herein. Er fragte, ob alles in Ordnung wäre und wieso ich plötzlich verschwunden war.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, wieso ich plötzlich weg war. Ihn anlügen konnte ich nicht, aber die Wahrheit sagen? Dazu fühlte ich mich auch nicht im Stande. Also sagte ich "Oh, ... ich hab mir unser Hochzeitsfoto angesehen."
Es war keine Lüge, aber auch nicht direkt die Antwort, die ich eigentlich hätte geben sollen.
Emmett setzte sich zu mir und sah sich mit mir das Foto an. Ohne Zwang fingen wir plötzlich an über diesen Tag zu sprechen. Ich weiß noch, dass ich gesagt habe, dass ich mich unheimlich gerne daran zurück erinnere. Und Emmett diese Sache nur bestätigen konnte und sagte, dass es ihm genauso ginge.
Wir tauschten unsere Erlebnisse von diesem Tag aus und als wir irgendwann Arm in Arm auf dem Bett lagen und uns über unsere Hochzeit unterhielten, sagte Emmett plötzlich "Rose ... weißt du, was für ein interessanter Gedanke mir gerade gekommen ist?"
Ich schüttelte den Kopf und verneinte. "Nein, woher auch? Ich bin doch nicht Edward." Wir lachten und Emmett drückte mich.
"Nun ja, wie wär's, wenn wir noch mal heiraten?", fragte er plötzlich und sofort schnellte mein Kopf zu ihm herum.
"Was?", fragte ich und lächelte. Das konnte nicht sein Ernst sein, ging es mir durch den Kopf. Ich hatte diesen Wunsch zwar, aber dass er tatsächlich ohne größeren Aufwand in Erfüllung gehen sollte, das hätte ich nicht gedacht. "Meinst du das ernst?"
Emmett nickte und sah mich mit ernstem Ausdruck an. "Ja, todernst. Wieso nicht? Ich meine ... wir haben beide die Zeremonie genossen und unser Versprechen zu erneuern wäre eine schöne Sache, oder nicht!?"
Ich strahlte ihn überglücklich an und sagte "Jaah, natürlich wäre es das. Oh, Emmett, ja, lass uns wieder heiraten."
Du glaubst gar nicht, wie glücklich ich da war. Ich hatte meinen Willen tatsächlich bekommen, ohne irgendetwas gesagt zu haben. Ich fiel Emmett um den Hals und küsst ihn. Ich war ihm ja so dankbar. Du kannst dir gar nicht vorstellen, Vera, wie schön das war.
Die Idee unser Eheversprechen zu erneuern war wirklich eine sehr gute Idee. Ich denke, damit hätte niemand gerechnet. Emmett und ich waren so glücklich, als wir wieder nach unten zu den Feierlichkeiten gingen, dass wir damit Alice und Jasper schon die Show gestohlen hätten, wenn wir gesagt hätten, dass wir unser Eheversprechen erneuern wollen. Allerdings wollten wir die Neuigkeit noch nicht bekannt geben, da es unfair gegenüber dem Brautpaar gewesen wäre und wir den beiden nicht wehtun wollten.
Bis spät in die Nacht hinein feierten Jasper und Alice ihre Hochzeit und als die letzten Gäste endlich gegangen waren, verabschiedeten sie sich und fuhren in die Flitterwochen. Wenn ich mich recht erinnere machten sie in Paris Flitterwochen, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Ihre Flitterwochen dauerten allerdings keine sechs Monate, sondern gerade mal zwei Wochen. Ich sagte ja, Alice und Jasper wollten alles traditionell, weshalb sie auch alles wie zivilisierte Personen machten. Das soll nicht heißen, dass Emmett und ich nicht zivilisiert waren, aber wir liebten das Außergewöhnliche speziell in Bezug auf die Flitterwochen.
Die zwei Wochen in denen Alice und Jasper nicht zuhause waren nutzten wir anderen dafür das Haus aufzuräumen und etwas neu zu gestalten. Wir renovierten.
Als wir zurückkamen, das sich allerdings etwas verzögert hatte, hatten wir Besuch. Die Vampirfamilie Denali hatte sich zu uns gesellt und uns in Alaska und in der Nachbarschaft willkommen geheißen. Ich fand es albern, dass sie uns in der Nachbarschaft aufnahmen, da wir tatsächlich keine unmittelbaren Nachbarn hatten. Der nächste Nachbar war etwa zwei Meilen entfernt und das war noch wenig.
Sie stellten sich alle der Reihe nach vor, auch wenn wir sie bereits kannten. Tanya und Kate waren meine Brautjungfern gewesen, wenn du dich erinnerst. Und wir wären auch auf der Hochzeit eingeladen gewesen, wenn Emmett und ich nicht in den Flitterwochen gewesen wären.
Wir unterhielten uns lange mit ihnen und als wir alle unsere Erfahrungen ausgetauscht hatten und uns eine gute Nachbarschaft wünschten, machten sie sich auf den Heimweg. Sie waren eine sehr interessante Familie und nahmen uns auch sehr freundlich auf. Besonders Tanya hatte sich sehr gefreut, als sie gesehen hatte, dass Edward mitgekommen war. Du kannst sagen was du willst, Vera, aber ich bin überzeugt davon, dass sie reges Interesse zu ihm verspürte. Und das zeigte sie auch. Sie schmiss sich so oft es ging an seinen Hals und ließ ihn kaum aus den Augen. Nun ja, vielleicht war sie etwas ungeschickt, dass Edward sie jedes Mal abblitzen ließ, aber es war merkwürdig, wie Edward sich verhielt. Er zeigte nie Interesse an anderen Mädchen. Ich weiß nicht, aber ich hatte des Öfteren schon Gedanken, dass Edward vielleicht nicht direkt Mädchen anziehend fand, sondern mehr sein eigenes Geschlecht. Aber für so daneben hielt ich ihn dann auch nicht. Später stellte sich heraus, dass sein Interesse doch mehr dem weiblichen Geschlecht galt.
Nachdem wir uns in Alaska eingelebt hatten, begannen Alice und ich mit den Hochzeitsvorbereitungen. Die Hochzeit war für den Sommer 1952 angesetzt worden. Davor hatten wir keine Zeit und da wir eine Traumhochzeit organisieren wollten, brauchten wir auch diese Zeit.
Alice, Esme und ich verbrachten oft Tage damit, das perfekte Kleid für Alice auszusuchen. Alice wusste zwar genau, woher sie es bekam, aber wir ließen sie nicht, es zu holen, ohne es vorher uns gezeigt und probiert zu haben. Also flogen wir gemeinsam mit ihr nach New York und gingen in den Brautmodenladen. Alice, die sich bereits im Voraus mit der Designerin des Kleides unterhalten hatte, wollte, dass es an ein paar Stellen geändert wurde und ließ das ebenfalls vor unserer Ankunft machen. Als wir in New York ankamen und das Kleid an Alice sahen, waren Esme und ich wie verzaubert. Alice sah total verändert aus. Sie machte eine so tolle Figur in dem Kleid, dass es gar keinen Zweifel gab, dass sie eine wundervolle Braut sein sollte. Zwar niemals so wunderschön wie ich, aber zweifellos schön.
Alices Kleid war kunstvoll gerafft und hatte einen weiten Rock. Sie hatte sich für viel Saum entschieden, da Alice diesen so liebte und das damals sehr modern war. Der Oberteil von Alices Kleid war, wie der Rock, gerafft und hatte viele Verzierungen im Brustbereich. Ich fand das Kleid wunderschön. Um das Verspielte an Alice dennoch zur Geltung zu bringen, ließ Alice hinten eine Masche anbringen, die eine weite Schleppe zog.
Da Alice sehr kurze Haare hatte, plante sie keinen Schleier für die Frisur. Stattdessen besorgen Esme und ich einen besonderen Brautschmuck, der Alices Haare etwas zusammenhielt, soweit das notwendig war. Alice sah zwar noch immer wie ein kleines Elfchen aus, das den Mund einfach nicht zumachen konnte, aber speziell an diesem Tag würden Esme und ich das ändern, das hatten wir uns vorgenommen.
Der Tag der Hochzeit rückte näher und Alice war beinahe genauso nervös wie ich. Sie hüpfte im Haus herum und änderte gelegentlich etwas an der Gästeliste oder an der Sitzordnung, wenn sie kurzfristig auf die Idee kam, dass sie eine Person lieber mochte, als zuvor. Kurz vor dem großen Tag war sie sogar der Meinung, dass alle entschieden hätten nicht zu kommen.
Ich konnte Alice nur so beruhigen, indem ich sie fragte, was genau sie denn sah, wenn sie an ihren Hochzeitstag dachte. Alice ging auf und ab und erzählte mir, dass sie keine Schwierigkeiten oder Verzögerungen sehen würde, sich aber nicht darauf verlassen könnte, da es von den Entscheidungen der einzelnen Leute abhängen würde. Und diese würden sich andauernd ändern.
Ich hoffte, dass der Tag so schnell wie möglich kommen würde, sodass sich die Leute nicht andauernd umentscheiden konnten. Und tatsächlich. Er kam. Schon am Morgen der Hochzeit lief Alice aufgeregt im Haus herum und brachte alle ganz durcheinander. Wir mussten sie fast festbinden, damit sie sich beruhigte. Sie war so aufgeregt, dass sie sich weigerte in die Zukunft zu blicken, um ganz sicher zu gehen, dass nichts passieren würde. Sie meinte zwar, sie könnte es nicht direkt beeinflussen, dass sie nichts sehen kann, aber sie würde halt dann nicht hinsehen und sich einfach ablenken.
Ich weiß nicht, wie weit das funktioniert hatte, aber sie wurde irgendwann ruhiger. Und als wir ihr beim Anziehen halfen, war sie so gefasst, dass es nicht den Anschein machte, dass sie die Braut sein sollte.
Ich weiß noch, wie stolz ich darauf war, was ich aus Alices Haaren gemacht hatte. Ich hatte den Brautschmuck, diese Haarspangen, in ihrem ganzen Haar verteilt und es sah so wunderschön aus, dass ich richtig verliebt in diese Frisur war. Nachdem ich Esme die Frisur gerichtet hatte und sie mir, kümmerten wir uns um Alices Gesicht. Wir schminkten sie, soweit das notwendig war, und Esme brachte ihr ein Geschenk. Es war ein Geschenk von Jasper. Genau wie Emmett mir, hatte auch Jasper die Idee Alice Schmuck zu schenken. Er hatte ihr ein komplettes Set gekauft. Eine silberne Kette mit einem Herz, als Anhänger, das mit unzähligen Diamanten geschmückt war. Passend dazu waren die Ohrringe, die Alice sich ins Ohr steckte und das Armband, das Jasper dazugekauft hatte. Ich fand es unglaublich schön. Und es schmückte Alice perfekt. Sie sah wirklich seriös, aber wunderhübsch aus und als sie endlich in ihre weißen Schuhe schlüpfte, von mir den Brautstrauß entgegen nahm, fuhren wir zur Kirche.
Alice und Jasper wollten eine traditionelle Hochzeit, weshalb wir im nächstgelegenen Dorf die Kirche reservierten. Es war zwar mehr als merkwürdig mit Vampiren in einer Kirche zu sitzen und es war sehr, sehr riskant, aber für Alice riskierten wir es.
Es war auch deshalb nicht so riskant, da Alice und Jasper nicht so viele Gäste wie Emmett und ich eingeladen hatten. Für Alice war nur wichtig, dass sie heiraten konnte und wie viele Gäste da waren, das war ihr nicht so wichtig. Sie war nur froh, dass wir dabei waren.
Die Trauung, die ein menschlicher Priester abhielt, war genauso schön, wie die bei meiner Hochzeit. Jasper schwor Alice seine Liebe mit einem traditionellen Gedicht und Alice hatte sich ein Gelübde einfallen lassen. Ich weiß, es ist zwar sehr kitschig, aber ich liebte es. Ich fand es unheimlich rührend, dass Jasper ein Gedicht für sie hatte. Wenn mich nicht alles täuscht meinte er auch einmal zu mir, er hätte es selbst geschrieben. Hätte ich gekonnt, hätte ich eine Träne verdrückt.
Beim Ringtausch, den Alice und Jasper ganz traditionell hielten, spürte ich es am schlimmsten, wie mir die Tränen hochgekommen wären. Als Jasper Alice den goldenen Ring an den Finger steckte und ihn verliebt anlächelte wusste ich, dass die zwei perfekt füreinander waren. Das wussten sie zwar schon zuvor, aber da kannte man es richtig. Und ich spürte noch etwas anderes. Etwas, das ich nie erwartet hätte, dass ich es überhaupt noch spüren würde. Ich spürte Neid. Neid, der langsam in mir hochkletterte. Ich hatte keine Ahnung wieso ich neidisch war. Doch nicht auf Alice. Vor allem, ich hatte doch diese Zeremonie schon einmal durchgemacht. Das Letzte, das ich sein wollte, das ich sein sollte, war eifersüchtig zu ein. Ich verstand nicht ganz, wieso ich eifersüchtig war. Meine Hochzeit war mindestens so schön wie diese hier und auf Alice eifersüchtig zu sein, fand ich derart albern, dass ich den Sachverhalt überhaupt nicht verstehen konnte. Aber ich spürte es ganz deutlich, dass ich eifersüchtig war.
Der Kuss als Mann und Frau war für mich der krönende Abschluss dieser Trauung, doch auch ein erneuter Anflug von Eifersucht. Alice und Jasper küssten sich so ... so ... sanft, etwas, das für uns alle ungewohnt war. Jasper und Alice machten von ihrer Liebe nicht so publik wie Emmett und ich es taten. Es war nicht so offensichtlich. Und dieser Kuss zwischen den beiden war so ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. So ganz anders, als Emmett und ich uns bei unserer Hochzeit geküsst hatten. Es war auf seine Art und Weise etwas sehr schönes. Aber weshalb ich eifersüchtig war, war mir noch immer ein Rätsel.
Nachdem wir die Kirche verlassen hatten, kehrten wir zu unserem Haus zurück und feierten dort weiter. Hauptsächlich wurde zu Edwards Klavierspiel getanzt. Man unterhielt sich, gratulierte dem Brautpaar und beschenkte es. Es war eine tolle Stimmung. Und die Tatsache, dass wir alle zusammen waren, hob die Stimmung um viele, viele Grade.
Je länger der Nachmittag wurde, desto mehr wurde mir bewusst, wie eifersüchtig ich tatsächlich war. Als Esme und Carlisle einen Toast aussprachen merkte ich plötzlich wie gerne ich an Alices Stelle wäre. Nicht in Bezug auf Jasper, aber in Bezug auf die Aufmerksamkeit. Jeder gratulierte ihr. Jeder war glücklich mit ihr und jeder unterhielt sich mit ihr. Und ich ... ich war plötzlich nicht mehr wichtig. Ich war so gut wie gar nicht da. Selbst Emmett konzentrierte sich auf Alice und Jasper. Ich spürte richtig wie der Neid in mir hochkam. Jetzt im Nachhinein schäme ich mich dafür, aber je länger ich der Rede von Carlisle zuhören musste, desto eifersüchtiger wurde ich. Ich weiß noch, dass ich durch die Runde blickte und mir die strahlenden Gesichter der Gäste und des Brautpaares ansah und ich war plötzlich so wütend auf alle, dass ich aufstand und in mein Zimmer ging. Unauffällig natürlich, aber ich konnte nicht mehr zuhören. Ich hielt diese Freude, die Alice verbreitete, weil es ihr schönster Tag war und nicht meiner, nicht mehr aus. Ich wollte ihr nicht wehtun, Vera, im Gegenteil. Deshalb verschwand ich auch in mein Zimmer. Hätte ich noch länger zugehört, hätte es durchaus passieren können, dass ich irgendwann meinen Mund aufgemacht hätte und etwas nicht sehr schönes gesagt hätte. Und das war nicht das, was ich wollte. Ich wollte Alice nicht den schönsten Tag ihres Lebens ruinieren. Dazu hatte ich kein Recht und auch keinen Grund.
Aber die Eifersucht verschwand nicht. Selbst als ich nach oben in unser Schlafzimmer ging, konnte ich diesen Neid nicht abschalten. Ich versuchte mich zu sammeln und zu verstehen, wieso ich so eifersüchtig war. Ich holte das Hochzeitsfoto von Emmett und mir, das wir an die Wand über unserem Bett aufgehängt hatten, und sah es mir an.
Hätte ich gekonnt, hätte ich geweint. Ich befand mich plötzlich in Gedanken in Forks an meinem Hochzeitstag. Ich dachte daran, wie schön ich war, wie unglaublich glücklich ich mich fühlte, als ich Emmett vor dem Altar stehen sah. Wie unendlich froh ich war, als er ja sagte. Und wie wunderschön der Kuss war, den er mir gegeben hatte, als wir zu Mann und Frau erklärt wurden. Ich war glücklich gewesen an diesem Tag. Und ich spürte, wie sehr ich mich danach sehnte, wieder so glücklich zu sein. Danach, diesen Tag erneut zu erleben. Ich wollte wieder die Braut sein. Ich wollte die Aufmerksamkeit mit einem wunderschönen Kleid und einem glücklichen Lächeln erneut auf mich lenken.
Doch wie sollte ich das machen? Ich konnte nicht einfach wieder heiraten. Zumal dazu zwei Personen gehören. Ich konnte nicht einfach zu Emmett gehen und ihn fragen, ob wir noch einmal heiraten. Das wäre absurd und total dämlich. Das konnte ich nicht tun.
Aber ich wollte unbedingt wieder heiraten, dessen war ich mir sicher.
Und noch während ich überlegte ging die Tür zum Zimmer auf und Emmett kam herein. Er fragte, ob alles in Ordnung wäre und wieso ich plötzlich verschwunden war.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, wieso ich plötzlich weg war. Ihn anlügen konnte ich nicht, aber die Wahrheit sagen? Dazu fühlte ich mich auch nicht im Stande. Also sagte ich "Oh, ... ich hab mir unser Hochzeitsfoto angesehen."
Es war keine Lüge, aber auch nicht direkt die Antwort, die ich eigentlich hätte geben sollen.
Emmett setzte sich zu mir und sah sich mit mir das Foto an. Ohne Zwang fingen wir plötzlich an über diesen Tag zu sprechen. Ich weiß noch, dass ich gesagt habe, dass ich mich unheimlich gerne daran zurück erinnere. Und Emmett diese Sache nur bestätigen konnte und sagte, dass es ihm genauso ginge.
Wir tauschten unsere Erlebnisse von diesem Tag aus und als wir irgendwann Arm in Arm auf dem Bett lagen und uns über unsere Hochzeit unterhielten, sagte Emmett plötzlich "Rose ... weißt du, was für ein interessanter Gedanke mir gerade gekommen ist?"
Ich schüttelte den Kopf und verneinte. "Nein, woher auch? Ich bin doch nicht Edward." Wir lachten und Emmett drückte mich.
"Nun ja, wie wär's, wenn wir noch mal heiraten?", fragte er plötzlich und sofort schnellte mein Kopf zu ihm herum.
"Was?", fragte ich und lächelte. Das konnte nicht sein Ernst sein, ging es mir durch den Kopf. Ich hatte diesen Wunsch zwar, aber dass er tatsächlich ohne größeren Aufwand in Erfüllung gehen sollte, das hätte ich nicht gedacht. "Meinst du das ernst?"
Emmett nickte und sah mich mit ernstem Ausdruck an. "Ja, todernst. Wieso nicht? Ich meine ... wir haben beide die Zeremonie genossen und unser Versprechen zu erneuern wäre eine schöne Sache, oder nicht!?"
Ich strahlte ihn überglücklich an und sagte "Jaah, natürlich wäre es das. Oh, Emmett, ja, lass uns wieder heiraten."
Du glaubst gar nicht, wie glücklich ich da war. Ich hatte meinen Willen tatsächlich bekommen, ohne irgendetwas gesagt zu haben. Ich fiel Emmett um den Hals und küsst ihn. Ich war ihm ja so dankbar. Du kannst dir gar nicht vorstellen, Vera, wie schön das war.
Die Idee unser Eheversprechen zu erneuern war wirklich eine sehr gute Idee. Ich denke, damit hätte niemand gerechnet. Emmett und ich waren so glücklich, als wir wieder nach unten zu den Feierlichkeiten gingen, dass wir damit Alice und Jasper schon die Show gestohlen hätten, wenn wir gesagt hätten, dass wir unser Eheversprechen erneuern wollen. Allerdings wollten wir die Neuigkeit noch nicht bekannt geben, da es unfair gegenüber dem Brautpaar gewesen wäre und wir den beiden nicht wehtun wollten.
Bis spät in die Nacht hinein feierten Jasper und Alice ihre Hochzeit und als die letzten Gäste endlich gegangen waren, verabschiedeten sie sich und fuhren in die Flitterwochen. Wenn ich mich recht erinnere machten sie in Paris Flitterwochen, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Ihre Flitterwochen dauerten allerdings keine sechs Monate, sondern gerade mal zwei Wochen. Ich sagte ja, Alice und Jasper wollten alles traditionell, weshalb sie auch alles wie zivilisierte Personen machten. Das soll nicht heißen, dass Emmett und ich nicht zivilisiert waren, aber wir liebten das Außergewöhnliche speziell in Bezug auf die Flitterwochen.
Die zwei Wochen in denen Alice und Jasper nicht zuhause waren nutzten wir anderen dafür das Haus aufzuräumen und etwas neu zu gestalten. Wir renovierten.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Winter 1952 und Herbst 1953 (Teil 1)
Speziell das Wohnzimmer wurde neu gemacht und die Küche wurde umfunktioniert zu einer großen Arztpraxis. Da Carlisle sich im Seattle Krankenhaus abgemeldet hatte, hatte er beschlossen eine eigene Arztpraxis zu eröffnen. Allerdings nicht unter dem Namen Cullen. Es wäre fatal gewesen, wenn jemand gemerkt hätte, dass Carlisle eigentlich Arzt in Seattle und nach all den Jahren noch immer nicht gealtert war. Die eigentliche Arztpraxis war nicht in unserem Haus, sondern nur unsere Vorräte wurden dort aufbewahrt.
Unser Haus, das bei weitem nicht so schön war, wie das in Forks, wurde zunehmend einladender. Es hatte so ziemlich alles, was man zum Leben brauchte, nur keine Küche. Hauptsächlich hatte es Orte, an denen man sich aufhalten konnte, wenn einem langweilig war. Während wir alle das Haus als sehr geeignet empfanden war Esme etwas enttäuscht, da es keinen Garten hatte. Du weißt ja, Esme arbeitet leidenschaftlich gerne im Garten. Sie hatte richtige Sehnsucht nach einem Garten, an dem sie herumwerken konnte.
Um Esme deshalb etwas aufzumuntern hatte Carlisle die Idee ihr einen Wintergarten zu bauen. Eine Art Gewächshaus, das sie so gestalten konnte, wie sie wollte und in dem auch kein Schnee fiel, der alle Blumen kaputt machte. Deshalb bauten Emmett, Edward und Carlisle auch noch einen Garten zusätzlich zu der Küche und dem Wohnzimmer.
Es war unglaublich wie viel sie geschafft hatten innerhalb einer Woche. Die Renovierungsarbeiten waren komplett abgeschlossen und als Jasper und Alice nachhause kamen staunten sie nicht schlecht, als sie das Endprodukt sahen. Wir allen waren sichtlich stolz auf unser Werk, denn man sah uns nur grinsen, wenn man uns begegnete. Als wir Alice und Jasper die Räume gezeigt hatten und wir uns zusammen ins Wohnzimmer setzten und Alice sofort anfing von ihren Flitterwochen zu erzählen, entschieden Emmett und ich, dass es der perfekte Anlass war, um dem Rest der Familie mitzuteilen, dass wir wieder heiraten wollten.
Also machten wir eine kurze Ansprache, hießen Alice und Jasper willkommen zurück und teilten ihnen die frohe Botschaft mit. Ich denke, außer Edward und Alice hatte niemand damit gerechnet. Man sah ihnen die Überraschung richtig an, doch sie freuten sich für uns. Alle kamen und umarmten uns und wünschten uns alles Gute. Ich strahlte an dem Abend so richtig und ob du's glaubst oder nicht, ich habe noch am gleichen Abend mit der Planung begonnen.
Ich plante bis in die frühen Morgenstunden. Dass ich nicht schlafen musste war da sehr von Vorteil, da ich sonst meine Planung unterbrechen hätte müssen. Aber wahrscheinlich war ich ohnehin so aufgeregt, dass ich gar nicht erst schlafen hätte können. Um nichts zu vergessen, hatte ich mir alles aufgeschrieben. Schon von Alices Hochzeit hatte ich noch einige Unterlagen und diese waren perfekt, um auch für mich zu planen. Emmett war, während ich plante, mit Edward und Jasper jagen und Alice half mir mit der Planung. Sie gab mir Tipps, wie sie es machen würde, wenn sie ein zweites Mal heiraten würde. Und ich schrieb meine Wünsche in Pläne um.
Von Anfang an war klar, dass Emmetts und meine zweite Hochzeit bei weitem nicht so pompös sein musste, wie die erste. Ich fand es diesmal nicht ganz so wichtig, obwohl ich natürlich nichts dagegen gehabt hätte, hätte mir jemand diesen Vorschlag gemacht.
Emmett selbst war es egal, wie groß die Hochzeit war. Er war froh, dass ich ja gesagt hatte, da er nicht geglaubt hatte, dass ich ihn ein zweites Mal heiraten würde. Ich verstand zwar nicht ganz, wieso er das glaubte, aber mir sollte es recht sein. Ich plante also alles im kleineren Format.
Um nicht dieselben Sachen wie bei der ersten Hochzeit zu haben ließ ich mir bei diesen speziellen Dingen etwas neues einfallen. Ich änderte die Farbe der Brautjungfernkleider und gab ihnen einen neuen Schnitt. Bei dieser Hochzeit entschied ich mich für rote Kleider. Ich wollte eine starke Farbe, die in etwa das Band meiner Liebe zu Emmett wiederspiegeln sollte. Außerdem war ich von den langen Kleidern weggegangen. Mit Alice entschied ich mich dafür den Brautjungfern ein eher kurzes Kleid zu geben. Ich wollte, dass sie einen kurzen weiten Rock mit viel Samt als Unterrock und einen Neckholderabschluss hatten. Ich fand weite Röcke mit Samt in der damaligen Zeit wunderschön und konnte mir nicht vorstellen, dass wir damit auffallen würden. Die Kleider wollte ich schlicht haben und sie sollten keine Verzierung haben. Ich fand die Verzierungen bei meiner ersten Hochzeit wunderschön, aber ich wollte alles etwas anders haben. Als Kopfschmuck für die Brautjungfern hatte ich Hüte vorgesehen. Diese waren damals sehr modern für junge Frauen und galten als sehr schick. Ich fand sie passend, weshalb ich sie auch gleich dazuplante.
Als Alice und ich die Blumen durchgingen brauchten wir etwas länger. Ich hatte keine direkte Vorstellung, also ließ ich die gesamte Planung des Blumenschmucks Esme über. Alles was ich wollte, war, dass es keine Rosen und keine Narzissen waren, denn die hatte ich schon bei meiner ersten Hochzeit. Den Brautstrauß wollte ich aber genauso schön geschmückt wie damals. Denn ich fand, alles, das die Braut betonen sollte, musste auch dementsprechend geschmückt und gerichtet sein.
Mein Kleid, das zweifellos das wichtigste und schwierigste Utensil war, das ich für meine Hochzeit organisieren musste, entwarf ich selbst. Nun ja, mit Alices Hilfe. Sie designte es und ich ließ es, wenn nötig von ihr wieder ändern. Als es fertig war, war ich sehr zufrieden damit. Alice hatte wirklich gute Arbeit geleistet und mir einen Traum von einem Kleid gemacht. Allerdings gab es beim Design einige schwierige Zeiten, weshalb sich das Fertigstellen auch weit hinauszögerte.
Ich weiß nicht wieso, aber ich ließ mir mit dem Planen der Hochzeit mehr Zeit, als bei meiner ersten. Dabei wäre ich in Nullkommanix fertig gewesen. Ich hatte alles im Kopf und hätte es nur aufschreiben müssen, um das alles in die Tat umzusetzen, doch ich ließ mir Zeit. Ich fand es gar nicht mehr so wichtig zu tun. Emmett war es mehr oder weniger egal, wann wir heiraten wollten. Er fand allein die Idee, dass wir wieder heirateten genial und wollte sie irgendwann umsetzen. Wann war ihm egal. Also hatte ich Zeit und die nahm ich mir.
Die Zeit verging wie im Flug und irgendwann im Dezember des Jahres 1952 gingen Emmett und ich wieder einmal gemeinsam spazieren gingen. Ich liebte es mit ihm alleine zu sein. Das müsstest du ja mittlerweile aus meinem Brief herausgelesen haben. Ich liebte die Zeit mit Emmett. Je länger ich mit ihm alleine war, desto besser ging es mir. Auch in diesem Winter war das der Fall. Wir gingen gemeinsam in den Wald um unser Essen zu besorgen. Wir hatten seit langem nichts mehr gegessen und da wir schon länger nicht mehr alleine waren, beschlossen wir gemeinsam zu gehen.
Wir schlenderten Hand in Hand durch den Schnee, der auf unserer Haut etwa Zimmertemperatur hatte. Es ist nämlich so, Vera, dass wir nicht umsonst als kalte Wesen bezeichnet werden. Unsere Haut ist wirklich kalt, da wir kein schlagendes Herz haben, das das Blut durch unsere Adern fließen lässt. Es ist ekelhaft, wenn ich das so erzähle, aber das sind die Tatsachen und die muss ich akzeptieren. Es war schon dunkel geworden, da es spät am Abend war und in Alaska wurde es sehr früh finster. Emmett und ich sprachen über die letzten Ereignisse. Zwei Wochen zuvor waren Carlisle und Esme in den Urlaub gefahren und würden erst in einer Woche wiederkommen. Also verwalteten wir anderen das Haus, was nicht viel änderte, da wir ja nicht viel zu tun hatten. Alles was wir zu tun hatten war möglicherweise abzuschließen, wenn wir einmal ausgeflogen waren, aber das kam so gut wie nie vor. Und ich verstand, um ehrlich zu sein, auch nicht ganz wieso wir das überhaupt tun mussten, wo doch die Häuser so weit voneinander entfernt waren.
Ich weiß noch, dass ich Emmett an diesem Abend sagte, wie gerne ich mit ihm alleine war. Ich spüre seinen Druck um meine Hand heute noch, wenn ich daran denke. Er legte einen Arm um meine Hüfte und zog mich an sich. Er wusste genau, dass ich es liebte, wenn er mich so in den Arm nahm. Ich fühlte mich so ... sicher. So ... beschützt. Die Dunkelheit um mich herum nahm ich gar nicht richtig wahr. Ich war so froh, dass er da war und dass er immer für mich da sein würde, dass ich an nichts anderes als ihn denken konnte.
"Rosalie", sagte er plötzlich ruhig und blieb stehen. Wir waren gerade irgendwo im Wald und noch war kein Wild in Sicht.
Speziell das Wohnzimmer wurde neu gemacht und die Küche wurde umfunktioniert zu einer großen Arztpraxis. Da Carlisle sich im Seattle Krankenhaus abgemeldet hatte, hatte er beschlossen eine eigene Arztpraxis zu eröffnen. Allerdings nicht unter dem Namen Cullen. Es wäre fatal gewesen, wenn jemand gemerkt hätte, dass Carlisle eigentlich Arzt in Seattle und nach all den Jahren noch immer nicht gealtert war. Die eigentliche Arztpraxis war nicht in unserem Haus, sondern nur unsere Vorräte wurden dort aufbewahrt.
Unser Haus, das bei weitem nicht so schön war, wie das in Forks, wurde zunehmend einladender. Es hatte so ziemlich alles, was man zum Leben brauchte, nur keine Küche. Hauptsächlich hatte es Orte, an denen man sich aufhalten konnte, wenn einem langweilig war. Während wir alle das Haus als sehr geeignet empfanden war Esme etwas enttäuscht, da es keinen Garten hatte. Du weißt ja, Esme arbeitet leidenschaftlich gerne im Garten. Sie hatte richtige Sehnsucht nach einem Garten, an dem sie herumwerken konnte.
Um Esme deshalb etwas aufzumuntern hatte Carlisle die Idee ihr einen Wintergarten zu bauen. Eine Art Gewächshaus, das sie so gestalten konnte, wie sie wollte und in dem auch kein Schnee fiel, der alle Blumen kaputt machte. Deshalb bauten Emmett, Edward und Carlisle auch noch einen Garten zusätzlich zu der Küche und dem Wohnzimmer.
Es war unglaublich wie viel sie geschafft hatten innerhalb einer Woche. Die Renovierungsarbeiten waren komplett abgeschlossen und als Jasper und Alice nachhause kamen staunten sie nicht schlecht, als sie das Endprodukt sahen. Wir allen waren sichtlich stolz auf unser Werk, denn man sah uns nur grinsen, wenn man uns begegnete. Als wir Alice und Jasper die Räume gezeigt hatten und wir uns zusammen ins Wohnzimmer setzten und Alice sofort anfing von ihren Flitterwochen zu erzählen, entschieden Emmett und ich, dass es der perfekte Anlass war, um dem Rest der Familie mitzuteilen, dass wir wieder heiraten wollten.
Also machten wir eine kurze Ansprache, hießen Alice und Jasper willkommen zurück und teilten ihnen die frohe Botschaft mit. Ich denke, außer Edward und Alice hatte niemand damit gerechnet. Man sah ihnen die Überraschung richtig an, doch sie freuten sich für uns. Alle kamen und umarmten uns und wünschten uns alles Gute. Ich strahlte an dem Abend so richtig und ob du's glaubst oder nicht, ich habe noch am gleichen Abend mit der Planung begonnen.
Ich plante bis in die frühen Morgenstunden. Dass ich nicht schlafen musste war da sehr von Vorteil, da ich sonst meine Planung unterbrechen hätte müssen. Aber wahrscheinlich war ich ohnehin so aufgeregt, dass ich gar nicht erst schlafen hätte können. Um nichts zu vergessen, hatte ich mir alles aufgeschrieben. Schon von Alices Hochzeit hatte ich noch einige Unterlagen und diese waren perfekt, um auch für mich zu planen. Emmett war, während ich plante, mit Edward und Jasper jagen und Alice half mir mit der Planung. Sie gab mir Tipps, wie sie es machen würde, wenn sie ein zweites Mal heiraten würde. Und ich schrieb meine Wünsche in Pläne um.
Von Anfang an war klar, dass Emmetts und meine zweite Hochzeit bei weitem nicht so pompös sein musste, wie die erste. Ich fand es diesmal nicht ganz so wichtig, obwohl ich natürlich nichts dagegen gehabt hätte, hätte mir jemand diesen Vorschlag gemacht.
Emmett selbst war es egal, wie groß die Hochzeit war. Er war froh, dass ich ja gesagt hatte, da er nicht geglaubt hatte, dass ich ihn ein zweites Mal heiraten würde. Ich verstand zwar nicht ganz, wieso er das glaubte, aber mir sollte es recht sein. Ich plante also alles im kleineren Format.
Um nicht dieselben Sachen wie bei der ersten Hochzeit zu haben ließ ich mir bei diesen speziellen Dingen etwas neues einfallen. Ich änderte die Farbe der Brautjungfernkleider und gab ihnen einen neuen Schnitt. Bei dieser Hochzeit entschied ich mich für rote Kleider. Ich wollte eine starke Farbe, die in etwa das Band meiner Liebe zu Emmett wiederspiegeln sollte. Außerdem war ich von den langen Kleidern weggegangen. Mit Alice entschied ich mich dafür den Brautjungfern ein eher kurzes Kleid zu geben. Ich wollte, dass sie einen kurzen weiten Rock mit viel Samt als Unterrock und einen Neckholderabschluss hatten. Ich fand weite Röcke mit Samt in der damaligen Zeit wunderschön und konnte mir nicht vorstellen, dass wir damit auffallen würden. Die Kleider wollte ich schlicht haben und sie sollten keine Verzierung haben. Ich fand die Verzierungen bei meiner ersten Hochzeit wunderschön, aber ich wollte alles etwas anders haben. Als Kopfschmuck für die Brautjungfern hatte ich Hüte vorgesehen. Diese waren damals sehr modern für junge Frauen und galten als sehr schick. Ich fand sie passend, weshalb ich sie auch gleich dazuplante.
Als Alice und ich die Blumen durchgingen brauchten wir etwas länger. Ich hatte keine direkte Vorstellung, also ließ ich die gesamte Planung des Blumenschmucks Esme über. Alles was ich wollte, war, dass es keine Rosen und keine Narzissen waren, denn die hatte ich schon bei meiner ersten Hochzeit. Den Brautstrauß wollte ich aber genauso schön geschmückt wie damals. Denn ich fand, alles, das die Braut betonen sollte, musste auch dementsprechend geschmückt und gerichtet sein.
Mein Kleid, das zweifellos das wichtigste und schwierigste Utensil war, das ich für meine Hochzeit organisieren musste, entwarf ich selbst. Nun ja, mit Alices Hilfe. Sie designte es und ich ließ es, wenn nötig von ihr wieder ändern. Als es fertig war, war ich sehr zufrieden damit. Alice hatte wirklich gute Arbeit geleistet und mir einen Traum von einem Kleid gemacht. Allerdings gab es beim Design einige schwierige Zeiten, weshalb sich das Fertigstellen auch weit hinauszögerte.
Ich weiß nicht wieso, aber ich ließ mir mit dem Planen der Hochzeit mehr Zeit, als bei meiner ersten. Dabei wäre ich in Nullkommanix fertig gewesen. Ich hatte alles im Kopf und hätte es nur aufschreiben müssen, um das alles in die Tat umzusetzen, doch ich ließ mir Zeit. Ich fand es gar nicht mehr so wichtig zu tun. Emmett war es mehr oder weniger egal, wann wir heiraten wollten. Er fand allein die Idee, dass wir wieder heirateten genial und wollte sie irgendwann umsetzen. Wann war ihm egal. Also hatte ich Zeit und die nahm ich mir.
Die Zeit verging wie im Flug und irgendwann im Dezember des Jahres 1952 gingen Emmett und ich wieder einmal gemeinsam spazieren gingen. Ich liebte es mit ihm alleine zu sein. Das müsstest du ja mittlerweile aus meinem Brief herausgelesen haben. Ich liebte die Zeit mit Emmett. Je länger ich mit ihm alleine war, desto besser ging es mir. Auch in diesem Winter war das der Fall. Wir gingen gemeinsam in den Wald um unser Essen zu besorgen. Wir hatten seit langem nichts mehr gegessen und da wir schon länger nicht mehr alleine waren, beschlossen wir gemeinsam zu gehen.
Wir schlenderten Hand in Hand durch den Schnee, der auf unserer Haut etwa Zimmertemperatur hatte. Es ist nämlich so, Vera, dass wir nicht umsonst als kalte Wesen bezeichnet werden. Unsere Haut ist wirklich kalt, da wir kein schlagendes Herz haben, das das Blut durch unsere Adern fließen lässt. Es ist ekelhaft, wenn ich das so erzähle, aber das sind die Tatsachen und die muss ich akzeptieren. Es war schon dunkel geworden, da es spät am Abend war und in Alaska wurde es sehr früh finster. Emmett und ich sprachen über die letzten Ereignisse. Zwei Wochen zuvor waren Carlisle und Esme in den Urlaub gefahren und würden erst in einer Woche wiederkommen. Also verwalteten wir anderen das Haus, was nicht viel änderte, da wir ja nicht viel zu tun hatten. Alles was wir zu tun hatten war möglicherweise abzuschließen, wenn wir einmal ausgeflogen waren, aber das kam so gut wie nie vor. Und ich verstand, um ehrlich zu sein, auch nicht ganz wieso wir das überhaupt tun mussten, wo doch die Häuser so weit voneinander entfernt waren.
Ich weiß noch, dass ich Emmett an diesem Abend sagte, wie gerne ich mit ihm alleine war. Ich spüre seinen Druck um meine Hand heute noch, wenn ich daran denke. Er legte einen Arm um meine Hüfte und zog mich an sich. Er wusste genau, dass ich es liebte, wenn er mich so in den Arm nahm. Ich fühlte mich so ... sicher. So ... beschützt. Die Dunkelheit um mich herum nahm ich gar nicht richtig wahr. Ich war so froh, dass er da war und dass er immer für mich da sein würde, dass ich an nichts anderes als ihn denken konnte.
"Rosalie", sagte er plötzlich ruhig und blieb stehen. Wir waren gerade irgendwo im Wald und noch war kein Wild in Sicht.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Winter 1952 und Herbst 1953 (Teil 2)
"Ja?", antwortete ich, blieb ebenfalls stehen und sah ihn an.
Er seufzte kurz, blickte für einen Moment zu Boden und sah mir dann wieder in die Augen, griff mit einer Hand nach meiner Wange und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Hab ich dir schon gesagt, wie wunderschön du bist?", fragte er mich und strich mir mit der Hand über mein Gesicht.
Ich schloss die Augen, um die Berührung in vollen Zügen genießen zu können, und lächelte. "Danke ...", sagte ich leise und griff nach der Hand, die mein Gesicht berührte. Sanft drückte ich sie und sah Emmett wieder in die Augen.
Er berührte meine andere Wange nun mit seiner zweiten Hand, die vorhin um meine Hüfte gelegen hatte. Mit zarten Bewegungen strich er über meine makellose Haut und beugte sich zu mir. Nur kurz berührte er meine Lippen mit seinen und blickte mir dann wieder in die Augen. Als sich seine Lippen meinen näherten schloss ich die Augen. Ich spüre seinen Atem, der mein Gesicht umspielte, noch immer, wenn ich mich daran erinnere.
"Und ... hab ich dir schon gesagt ... wie sehr ... ich dich liebe?", fragte er mich stockend und blickte mich eindringlich an. Vera, du ahnst nicht, wie glücklich ich mich gefühlt habe. Ich liebte diesen Mann so sehr. Und diese Geste, die er da machte, war so ... ungewohnt, aber so ... so ... unglaublich schön.
Ich sah ihn an und nickte abwesend, während ich mit mir kämpfte, um mich nicht sofort auf ihn zu stürzen und ihn, genau wie er mich, um den Verstand zu bringen. "Jaah", hauchte ich. "Ja, das hast du, aber ich höre es unendlich gerne." Ich lachte leise und lächelte ihn dann ruhig an.
Er strich mir wieder über mein Gesicht und grinste. "Nun, dann sag ich es noch mal. Ich liebe dich." Er senkte seinen Kopf zu mir und hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, hob seinen Kopf wieder und sagte "Ich liebe dich.", senkte erneut seinen Kopf, um mir mit einer sanften Berührung zu zeigen, was er fühlte. Er hob seinen Kopf wieder, sah mir dieses Mal länger in die Augen und sagte dann mit leiser Stimme "Ich liebe dich, mein Engel."
Als ich ihn, gerührt von seinen Liebesgeständnissen, ansah und flüsternd sagte "Ich liebe dich auch, Emmett.", nahm er mein Gesicht mit einer Hand und zog es zu sich. Dann verführte er mich mit seinen Lippen, während ich mich eng an ihn drückte. Ich vergaß die Zeit, vergaß alle das Leid, das ich erlebt hatte, vergaß die Welt um mich herum. Es gab in diesem Moment nur Emmett und mich. Ihn und seine Berührungen. Ihn und seine Küsse. Ich kann dir nicht in Worten sagen, wie unfassbar schön die folgende Nacht war. Ich kann dir nur versichern, dass es mir nie so gut ging, als ich mich später in seinen Armen wiederfand.
Ich weiß, dass du dich jetzt fragst, wieso ich dir das so ausführlich erzähle, aber ich erinnere mich so gerne daran, dass ich mir nicht vorstellen kann dich damit zu verschonen. Ich weiß nämlich noch sehr genau, wie du mir eines Tages, als du gerade frisch verheiratet warst, erzählt hattest, wie unendlich schön du die Nächte mit deinem Mann fandest. Da ich nie die Gelegenheit hatte, dir von meinen schönen Nächten mit Emmett erzählen zu können, möchte ich es wenigstens hier tun. Außerdem möchte ich, dass du siehst, wie sehr Emmett mich liebte und immer noch liebt. Ich kann mich nicht erinnern, von Royce je so angesehen worden zu sein, wie von Emmett. Wenn Royce mich anblickte sah ich hauptsächlich Stolz und ... ja, auch ab und an Gier. Die Gier mich für seine Zwecke zu verwenden. Als er mich damals vergewaltigte sah ich kurz seinen Gesichtsausdruck. Und diesem spiegelte sich die pure Gier nach Besitz. Nach Befriedigung. Es war kein schönes Kapitel in meinem Leben. Daher finde ich es umso schöner, wenn ich dir von Emmett und mir erzählen kann. Wenn ich dir erzählen kann, wie gegenteilig sich Emmett und Royce allein in dieser Sache sind. Während Emmett mich liebt, stolz darauf ist, mich lieben zu dürfen, war Royce nur stolz darauf, mit mir seine Spielchen zu treiben. Stolz darauf mich zu besitzen.
Nachdem Weihnachten vorübergegangen war, widmete ich mich erneut meinen Hochzeitsplänen. Den gesamten Winter über hatte mich nicht damit beschäftigt und wollte mich um nichts kümmern. Ich ließ einfach alles stehen und liegen. Die meiste Zeit verbrachte ich mit Emmett, meiner großen Liebe, oder mit Alice. Wir waren wie Kinder und bauten Schneemänner. Nun ja, unsere Schneemänner sahen eher aus wie Skulpturen eines neuerstandenen Michel Angelos. Wir zauberten aus Schnee und Eis wahre Kunstwerke. Alice baute einmal unsere gesamte Familie im Schnee nach. Sie formte uns beinahe detailgetreu nach und ließ uns vor unserem Haus stehen. Ich war fasziniert von ihrer künstlerischen Ader. Auch ich formte Figuren im Schnee. Aber meine Figuren waren meistens Engel und diese baute ich nicht detailgetreu.
Edward perfektionierte indes sein Klavierspiel. Zumindest wenn man das noch perfektionieren konnte. Edward spielt unheimlich gut Klavier. Unser Flügel wurde damals beinahe jeden Abend zu unserer Unterhaltung verwendet. Gelegentlich spielte auch ich darauf, aber ich konnte es bei weitem nicht so gut wie Edward. Edward war perfekt, während ich nur so dahin klimperte. Meine Familie meinte zwar häufig, dass ich Talent für Musik hätte, aber ich konnte das nie so ganz glauben. Zumal ich auch nicht wirklich gerne musizierte. Ich verbrachte meine Zeit hauptsächlich vor dem Spiegel, um mich zu verschönern. Ja, das tat ich gerne. Ich schminkte mich zwar nicht jeden Tag, aber ich stand jeden Tag vor dem Spiegel und begutachtete mich. Viele meinen, dass es egoistisch ist. Zugegeben, es ist kein normales Benehmen. Etwas, das nicht jeder macht, aber meine große Leidenschaft war nun einmal meine Schönheit. Und ich wollte Emmett gefallen, weshalb ich mich auch deshalb häufig vor dem Spiegel aufhielt und Modenschauen mit mir alleine oder Alice aufführte. Auch Alice stand gerne vor dem Spiegel oder ging einkaufen. Sie als "Schwester" zu haben war lustig. Sie hatte immer einen neuen Einfall, was man machen könnte. Wenn das Wetter mitspielte fingen die Jungs auch gelegentlich an Baseball zu spielen. Nur brauchten wir dafür ein Gewitter, da unsere Schläge so enorm laut sind, dass es sich wie ein Donnergrollen oder eine Bombe, die explodierte, anhörte.
Wenn sie Baseball spielten machten alle mit. Auch Edward. Du musst wissen, Vera, Edward ist nicht der Typ für Gesellschaften. Ich weiß nicht wieso, aber er vermied es grundsätzlich sich zu stark in der Öffentlichkeit aufzuhalten.
Unser Leben in Alaska war leicht. Wir hatten nicht viele Verpflichtungen und die, die wir hatten, erledigten wir schnell und unkompliziert.
Obwohl ich die Pläne für meine zweite Hochzeit schon fast vollendet hatte, wollte ich mich noch nicht auf einen Termin festlegen. Ich ließ den Frühling und den Sommer verstreichen, ohne, dass ich wirklich aktiv etwas für meine Hochzeit getan hätte. Im Herbst 1953 holte ich dann mein Kleid aus Miami. Es gab bis zum Sommer derart viele Änderungen an Alices Entwurf, dass es erst im Sommer zum Anfertigen gebracht werden konnte.
Ich flog gemeinsam mit Alice im Oktober nach Florida, um mein Kleid abzuholen. Und als ich es anprobierte, um eventuelle Änderungen noch vornehmen zu lassen, konnte ich nicht glauben, was Alice da für mich gezaubert hatte.
Das Kleid sah umwerfend aus. Es war weiß und lang. Auch wenn ich bei den Brautjungfern kürzere Kleider gewählt hatte, wollte ich ein traditionell langes, weißes Kleid für mich. Es war am Rock weit und hatte dort keine Muster, wie bei den Brautjungfernkleider. Am Oberkörper jedoch hatte ich mich entschlossen wieder Perlen zu tragen und die Träger, die das Kleid hatte, mit weißen Maschen zu verzieren. Es war ein Traum, Vera. Einfach unglaublich schön. Zwar nicht ganz so bezaubernd wie mein erstes Brautkleid, aber dennoch ein Traum.
Und als ich mich mit diesem Kleid und dem dazugehörenden Schleier im Spiegel sah, konnte ich es nicht mehr erwarten mich Emmett damit zu zeigen. Ich konnte es nicht kaum mehr erwarten endlich mit Emmett wieder vor dem Traualtar zu stehen und ihm erneut zu sagen, wie sehr ich ihn liebte und wie dankbar ich ihm war.
"Ja?", antwortete ich, blieb ebenfalls stehen und sah ihn an.
Er seufzte kurz, blickte für einen Moment zu Boden und sah mir dann wieder in die Augen, griff mit einer Hand nach meiner Wange und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Hab ich dir schon gesagt, wie wunderschön du bist?", fragte er mich und strich mir mit der Hand über mein Gesicht.
Ich schloss die Augen, um die Berührung in vollen Zügen genießen zu können, und lächelte. "Danke ...", sagte ich leise und griff nach der Hand, die mein Gesicht berührte. Sanft drückte ich sie und sah Emmett wieder in die Augen.
Er berührte meine andere Wange nun mit seiner zweiten Hand, die vorhin um meine Hüfte gelegen hatte. Mit zarten Bewegungen strich er über meine makellose Haut und beugte sich zu mir. Nur kurz berührte er meine Lippen mit seinen und blickte mir dann wieder in die Augen. Als sich seine Lippen meinen näherten schloss ich die Augen. Ich spüre seinen Atem, der mein Gesicht umspielte, noch immer, wenn ich mich daran erinnere.
"Und ... hab ich dir schon gesagt ... wie sehr ... ich dich liebe?", fragte er mich stockend und blickte mich eindringlich an. Vera, du ahnst nicht, wie glücklich ich mich gefühlt habe. Ich liebte diesen Mann so sehr. Und diese Geste, die er da machte, war so ... ungewohnt, aber so ... so ... unglaublich schön.
Ich sah ihn an und nickte abwesend, während ich mit mir kämpfte, um mich nicht sofort auf ihn zu stürzen und ihn, genau wie er mich, um den Verstand zu bringen. "Jaah", hauchte ich. "Ja, das hast du, aber ich höre es unendlich gerne." Ich lachte leise und lächelte ihn dann ruhig an.
Er strich mir wieder über mein Gesicht und grinste. "Nun, dann sag ich es noch mal. Ich liebe dich." Er senkte seinen Kopf zu mir und hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, hob seinen Kopf wieder und sagte "Ich liebe dich.", senkte erneut seinen Kopf, um mir mit einer sanften Berührung zu zeigen, was er fühlte. Er hob seinen Kopf wieder, sah mir dieses Mal länger in die Augen und sagte dann mit leiser Stimme "Ich liebe dich, mein Engel."
Als ich ihn, gerührt von seinen Liebesgeständnissen, ansah und flüsternd sagte "Ich liebe dich auch, Emmett.", nahm er mein Gesicht mit einer Hand und zog es zu sich. Dann verführte er mich mit seinen Lippen, während ich mich eng an ihn drückte. Ich vergaß die Zeit, vergaß alle das Leid, das ich erlebt hatte, vergaß die Welt um mich herum. Es gab in diesem Moment nur Emmett und mich. Ihn und seine Berührungen. Ihn und seine Küsse. Ich kann dir nicht in Worten sagen, wie unfassbar schön die folgende Nacht war. Ich kann dir nur versichern, dass es mir nie so gut ging, als ich mich später in seinen Armen wiederfand.
Ich weiß, dass du dich jetzt fragst, wieso ich dir das so ausführlich erzähle, aber ich erinnere mich so gerne daran, dass ich mir nicht vorstellen kann dich damit zu verschonen. Ich weiß nämlich noch sehr genau, wie du mir eines Tages, als du gerade frisch verheiratet warst, erzählt hattest, wie unendlich schön du die Nächte mit deinem Mann fandest. Da ich nie die Gelegenheit hatte, dir von meinen schönen Nächten mit Emmett erzählen zu können, möchte ich es wenigstens hier tun. Außerdem möchte ich, dass du siehst, wie sehr Emmett mich liebte und immer noch liebt. Ich kann mich nicht erinnern, von Royce je so angesehen worden zu sein, wie von Emmett. Wenn Royce mich anblickte sah ich hauptsächlich Stolz und ... ja, auch ab und an Gier. Die Gier mich für seine Zwecke zu verwenden. Als er mich damals vergewaltigte sah ich kurz seinen Gesichtsausdruck. Und diesem spiegelte sich die pure Gier nach Besitz. Nach Befriedigung. Es war kein schönes Kapitel in meinem Leben. Daher finde ich es umso schöner, wenn ich dir von Emmett und mir erzählen kann. Wenn ich dir erzählen kann, wie gegenteilig sich Emmett und Royce allein in dieser Sache sind. Während Emmett mich liebt, stolz darauf ist, mich lieben zu dürfen, war Royce nur stolz darauf, mit mir seine Spielchen zu treiben. Stolz darauf mich zu besitzen.
Nachdem Weihnachten vorübergegangen war, widmete ich mich erneut meinen Hochzeitsplänen. Den gesamten Winter über hatte mich nicht damit beschäftigt und wollte mich um nichts kümmern. Ich ließ einfach alles stehen und liegen. Die meiste Zeit verbrachte ich mit Emmett, meiner großen Liebe, oder mit Alice. Wir waren wie Kinder und bauten Schneemänner. Nun ja, unsere Schneemänner sahen eher aus wie Skulpturen eines neuerstandenen Michel Angelos. Wir zauberten aus Schnee und Eis wahre Kunstwerke. Alice baute einmal unsere gesamte Familie im Schnee nach. Sie formte uns beinahe detailgetreu nach und ließ uns vor unserem Haus stehen. Ich war fasziniert von ihrer künstlerischen Ader. Auch ich formte Figuren im Schnee. Aber meine Figuren waren meistens Engel und diese baute ich nicht detailgetreu.
Edward perfektionierte indes sein Klavierspiel. Zumindest wenn man das noch perfektionieren konnte. Edward spielt unheimlich gut Klavier. Unser Flügel wurde damals beinahe jeden Abend zu unserer Unterhaltung verwendet. Gelegentlich spielte auch ich darauf, aber ich konnte es bei weitem nicht so gut wie Edward. Edward war perfekt, während ich nur so dahin klimperte. Meine Familie meinte zwar häufig, dass ich Talent für Musik hätte, aber ich konnte das nie so ganz glauben. Zumal ich auch nicht wirklich gerne musizierte. Ich verbrachte meine Zeit hauptsächlich vor dem Spiegel, um mich zu verschönern. Ja, das tat ich gerne. Ich schminkte mich zwar nicht jeden Tag, aber ich stand jeden Tag vor dem Spiegel und begutachtete mich. Viele meinen, dass es egoistisch ist. Zugegeben, es ist kein normales Benehmen. Etwas, das nicht jeder macht, aber meine große Leidenschaft war nun einmal meine Schönheit. Und ich wollte Emmett gefallen, weshalb ich mich auch deshalb häufig vor dem Spiegel aufhielt und Modenschauen mit mir alleine oder Alice aufführte. Auch Alice stand gerne vor dem Spiegel oder ging einkaufen. Sie als "Schwester" zu haben war lustig. Sie hatte immer einen neuen Einfall, was man machen könnte. Wenn das Wetter mitspielte fingen die Jungs auch gelegentlich an Baseball zu spielen. Nur brauchten wir dafür ein Gewitter, da unsere Schläge so enorm laut sind, dass es sich wie ein Donnergrollen oder eine Bombe, die explodierte, anhörte.
Wenn sie Baseball spielten machten alle mit. Auch Edward. Du musst wissen, Vera, Edward ist nicht der Typ für Gesellschaften. Ich weiß nicht wieso, aber er vermied es grundsätzlich sich zu stark in der Öffentlichkeit aufzuhalten.
Unser Leben in Alaska war leicht. Wir hatten nicht viele Verpflichtungen und die, die wir hatten, erledigten wir schnell und unkompliziert.
Obwohl ich die Pläne für meine zweite Hochzeit schon fast vollendet hatte, wollte ich mich noch nicht auf einen Termin festlegen. Ich ließ den Frühling und den Sommer verstreichen, ohne, dass ich wirklich aktiv etwas für meine Hochzeit getan hätte. Im Herbst 1953 holte ich dann mein Kleid aus Miami. Es gab bis zum Sommer derart viele Änderungen an Alices Entwurf, dass es erst im Sommer zum Anfertigen gebracht werden konnte.
Ich flog gemeinsam mit Alice im Oktober nach Florida, um mein Kleid abzuholen. Und als ich es anprobierte, um eventuelle Änderungen noch vornehmen zu lassen, konnte ich nicht glauben, was Alice da für mich gezaubert hatte.
Das Kleid sah umwerfend aus. Es war weiß und lang. Auch wenn ich bei den Brautjungfern kürzere Kleider gewählt hatte, wollte ich ein traditionell langes, weißes Kleid für mich. Es war am Rock weit und hatte dort keine Muster, wie bei den Brautjungfernkleider. Am Oberkörper jedoch hatte ich mich entschlossen wieder Perlen zu tragen und die Träger, die das Kleid hatte, mit weißen Maschen zu verzieren. Es war ein Traum, Vera. Einfach unglaublich schön. Zwar nicht ganz so bezaubernd wie mein erstes Brautkleid, aber dennoch ein Traum.
Und als ich mich mit diesem Kleid und dem dazugehörenden Schleier im Spiegel sah, konnte ich es nicht mehr erwarten mich Emmett damit zu zeigen. Ich konnte es nicht kaum mehr erwarten endlich mit Emmett wieder vor dem Traualtar zu stehen und ihm erneut zu sagen, wie sehr ich ihn liebte und wie dankbar ich ihm war.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Nie mehr ohne dich!
Nachdem ich mein Kleid endlich nachhause gebracht hatte und in Alices Schlafzimmer versteckte, um Emmett nicht noch neugierig zu machen und keine bösen Ohmen heraufzubeschwören, machte ich mich sofort daran die Hochzeit zu Ende zu planen.
Ich wollte mich endlich erneut Mrs Rosalie McCarty nennen. Und der Tag kam, wenn auch schleichend. Unser Hochzeitstermin war für 1954 angesetzt worden. Ich fand es zwar eine furchtbar lange Zeit bis Februar, aber ich musste mich dessen beugen, da zuvor kein Termin frei war. Zumindest nicht bei uns.
Edward fing nämlich erneut an zu studieren. Er entschied sich Musik zu studieren und sein erstes Semester würde erst im Februar enden, weshalb er vorher nicht nachhause kommen würde.
Esme und Carlisle, die zwar zuhause waren, fanden das Datum im Februar passend und als wir abstimmten stimmten sie dafür. Alice und Jasper allerdings waren kurz nachdem ich mein Kleid abgeholt hatte, aufgrund ihres ersten Hochzeitstages, auf unbestimmte Zeit weggeflogen. Ich denke, sie machten, genau wie Emmett und ich bei unseren Flitterwochen, eine Weltreise.
Erst als wir mit ihnen korrespondiert hatten erklärten sie uns, dass sie im Januar des nächsten Jahres, also 1954 zurückkommen würden. Uns blieb also gar nichts anderes übrig, als den Termin im Februar zu nehmen. Und darauf arbeitete ich nun hin. Ich wollte meinen großen Tag wunderschön haben und genauso plante ich ihn auch.
Am Tag meiner Hochzeit schneite es. Obwohl wir bereits Mitte Februar hatten. Aber das störte mich nicht. Ich fand es sogar sehr schön. Die roten Kleider meiner Brautjungfern würden dadurch noch viel besser zur Geltung kommen. Und ich würde wohl mehr als sonst aussehen wie ein Engel.
Bereits früh am Morgen lief ich aufgeregt durch unsere Wohnräume und konnte es nicht erwarten, bis es endlich Abend war. Die Trauung würde dieses Mal am Abend stattfinden. Emmett und ich fanden es wäre eine interessante Abwechslung und für uns etwas völlig Neues. Aber ich freute mich schon sehr darauf im Dunkel der Kirche und nur im Kerzenschein Emmett meine Liebe wieder zu gestehen. Um ein paar Stunden für uns zu haben beschlossen wir gemeinsam jagen zu gehen. Ich hatte seit etwa zwei Wochen keine vernünftige Nahrung mehr zu mir genommen und meine Augen, die sich immer färbten, wenn ich Durst hatte, waren bereits blutrot. Ich persönlich war der Meinung, dass es furchtbar war, wie ich aussah. Aber als ich Emmett fragte, meinte er, er hätte nie etwas Schöneres gesehen. So war er immer. Er versuchte mir immer die Angst, dass etwas nicht mehr so war, wie es sein sollte, zu nehmen. Und das mit Erfolg. Er war richtig gut darin.
Wir gingen etwa zwei Meilen von unserem Haus entfernt jagen. Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien, obwohl gelegentlich Schnee fiel. Unsere Haut glitzerte wie die Schneekristalle, die überall um uns herumlagen. Ich weiß noch, dass wir beide unglaublich nervös waren. Normalerweise wäre ich schon vor Aufregung gestorben, weil Emmett und ich uns so kurz vor der Hochzeit sahen. Du weißt ja, in solchen Dingen war ich immer furchtbar abergläubisch. Ich hielt es kaum aus daran zu denken, was nicht alles schief gehen könnte. Als ich noch ein Mensch war, fing ich schon an zu schreien, wenn mir eine schwarze Katze über den Weg lief oder ich dem Kaminkehrer begegnete. Du musstest mich dann immer beruhigen, obwohl du selbst unheimlich abergläubisch warst. Meistens habe ich dich dann immer angesteckt und wir trauten uns solange nicht mehr aus dem Zimmer, bis uns unsere Eltern abgeholt hatten. Wir hatten schon viel Spaß, oder Vera!? Ich erinnere mich gerne zurück an die Zeit, die ich mit dir verbrachte. Ich weiß, ich hätte vieles anders machen sollen, aber jetzt ... ist es zu spät.
Jedenfalls war mir egal, ob Emmett und ich uns so kurz vor der Trauung sahen. Es war sogar fast ein Wunsch, dass wir die Zeit gemeinsam verbrachten. Immerhin war es bereits unsere zweite Hochzeit und die war, obwohl sie für mich einen sehr hohen Wert hatte, nicht ganz so wichtig, wie die erste.
Die Zeit, die wir gemeinsam beim Jagen verbrachten, verflog und ehe wir uns versahen befanden wir uns in unseren Gemächern, um uns für die Trauung umzuziehen. Als Emmett sich in Edwards Schlafzimmer verzog, um sich fertig zu machen, spürte ich schon die ersten Anflüge von Nervosität. Es ist albern, da wir ja schon verheiratet waren, aber ... er fehlte mir schon. Und albern wie ich war, hatte ich auch schon Angst, dass er es sich anders überlegt hatte.
Um etwa drei Uhr nachmittags zog ich mich um. Ich schlüpfte in mein Kleid und meine Schuhe. Esme und Alice kämmten mir die Haare und steckten sie zu einer Frisur zusammen, an der der Schleier befestigt wurde. Oh, Vera, Esme und Alice sahen so wunderschön aus in diesen roten Kleidern. Das Rot, das ich gewählt hatte, war kein knalliges. Ich wählte ein dunkelrot, sodass es beinahe die Farbe von Blut hatte. Ich war überwältigt wie gut die Kleider zu den beiden passten. Weißt du, Vera, Esme und Alice sind beide sehr hübsch und dieses Kleid betonte ihre Figur einfach perfekt. Ich war richtig stolz darauf, diese Kleider genommen zu haben.
Um Emmett zu zeigen, dass ich nicht vergessen habe, wie viel ich ihm bedeute, legte ich das Kollier um, das er mir bei unserer ersten Hochzeit geschenkt hatte. Es funkelte noch immer so wunderschön wie damals. Und ich war überzeugt davon, dass es im Schnee noch viel schöner zur Geltung kommen würde.
Nachdem ich von Esme meinen Brautstrauß überreicht bekam (sie hatte ihn mit roten Lilien besteckt und viel Grünzeug hineingepackt) machte ich mich mit meinen beiden Brautjungfern auf den Weg nach unten ins Wohnzimmer. Beinahe wie bei meiner ersten Hochzeit, nur dass dieses Mal Alice und Jasper dabei waren und wir nicht mit der Kutsche zur Trauung fuhren.
Ich hatte Edward gebeten mit Emmett bereits zur Kirche vorzufahren, damit wir die Tradition wahren konnten und ich auf Emmett zuschreiten konnte.
Meine Nervosität war seit unserer Trennung noch gestiegen und ich zitterte – mal wieder. Alice, die neben mir stand und mich versuchte zu beruhigen, konnte gar nicht verstehen wieso ich so aufgeregt war, da ich doch wusste, dass Emmett mich über alles liebte. Ich konnte nur mit den Schultern zucken, denn ich wusste nicht, wieso ich mir so viele Gedanken machte.
Es war bereits dunkel, als wir zur Kirche fuhren. Ich saß in Jaspers Wagen und zitterte wie Espenlaub. Alice hatte die größte Mühe, mich zu beruhigen. Ich wollte auf nichts hören, wollte von niemandem berührt werden, da ich sonst fürchtete, dass alles schief gehen könnte. Wenn du mich jetzt fragen würdest, wieso ich so nervös war, ich könnte dir beim besten Willen keine Antwort darauf geben. Es ist mir selbst unbegreiflich. Denn ich hatte ja gewusst, was ich Emmett bedeute und dass er sich eher eine Hand abschlagen würde, als mich nicht zu heiraten.
Als wir ankamen sah ich schon die Kerzen, die in der Kirche brannten, flackern und hoffte, dass nichts schief gehen würde. Ich betete richtig, dass alles so verlaufen würde, wie ich es geplant hatte.
Während Esme mit Carlisle in die Kirche ging und Edward bescheid gaben, dass ich bereits vor der Tür stand, mussten Alice und Jasper mir noch immer mit gutem Zureden die Angst und Nervosität nehmen. Nun ja, sie versuchten es zumindest. Irgendwann gingen wir dann in die Kirche und ich wartete am Eingang auf mein Zeichen, dass ich endlich losgehen durfte. Ich hatte es Tage zuvor immer wieder geübt, um nichts falsch zu machen, um nichts Unvorhergesehenes heraufzubeschwören. Und es passierte auch nichts. Als die Musik einsetzte und ich nach Alice und Jasper zu gehen begann, lief alles nach Plan. Ich schritt beinahe wie eine Königin durch die Halle bis zum Altar. Ich war ein wenig enttäuscht, dass wir nicht ganz so viele Leute eingeladen hatten, wie bei der ersten Hochzeit. Aber da es unsere Zweite war, fanden wir es nicht so wichtig. Außer unserer Familie war noch der Denali-Clan gekommen und einige Freunde von Emmett, die er damals kennenglernt hatte und zu denen wir noch immer Kontakt hielten. Es kam nur sehr selten vor, dass wir welche von ihnen sahen, also fanden wir es eine sehr schöne Idee, sie hierzu einzuladen. Und sie waren auch alle gekommen.
Meine Nervosität und Zittrigkeit verflog zwar nicht, so wie die Angst, dass etwas Schlimmes passieren könnte, aber es lief fortan alles nach Plan. Den Mittelgang entlang zu gehen zog sich wie beim ersten Mal. Sobald ich auf ihn zu ging suchte ich seinen Blick und versuchte zu entschlüsseln, was er deutete. Ich wusste es nicht. Das perfekte Pokerface war zurückgekehrt. Ich konnte es nicht erwarten endlich neben ihm zu stehen und seine Hand zu halten. Ich wollte ihn nah bei mir haben – sofort. Und tatsächlich kam ich irgendwann ganz vorne beim Altar an. Emmetts Gesicht verwandelte sich, als ich endlich vor ihm stand, in ein Strahlen. Er lächelte mich glücklich an und hob meinen Schleier zurück. Du weißt ja, es war üblich den Schleier im Gesicht hängen zu lassen. Aber Emmett wollte mich sehen. Als mein Schleier nicht mehr im Weg war, konnte er sehen, dass ich sein Kollier umgelegt hatte. Und er strich sanft mit seinen Fingern darüber. Dann legte er die Hand an meine Wange und sagte "Du hast es also nicht vergessen?"
Ich schloss für einen Moment die Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf. "Wie könnte ich?", gab ich leise zur Antwort und wir stellten uns, glücklich einander zu haben, dem Priester gegenüber.
Der Priester, der auch Alice und Jasper getraut hatte (wir fanden ihn so gut, also wollten wir ihn ebenfalls), redete in seiner Predigt über die Treue, die Liebe und das Verständnis füreinander. Diese drei Dinge waren und sind mir die wichtigsten in einer Beziehung. Und in Emmett und meiner Beziehung waren alle diese Dinge vorhanden. Er war mir treu, genau wie ich ihm. Ihn mit jemand anderem zu betrügen, ihn zu verraten, das wäre mir niemals in den Sinn gekommen. Nicht einmal hatte ich das Gefühl ihn verlassen zu wollen oder zu müssen. Emmett liebte mich, wie ich ihn. Er liebte mich vom ersten Augenblick an, an dem wir uns gesehen hatten. Und diese Liebe wächst von Tag zu Tag. Ich kann mir nicht vorstellen jemand anderen zu lieben als ihn. Und das Verständnis. Emmett verstand mich. Er verstand, wieso ich so handle, wie ich handle. Wieso ich manche Dinge nicht akzeptieren kann und wieso ich Wünsche hatte, die andere vielleicht nicht hatten. Er verstand, was mich ausmachte. Er wusste genau, wo und wie er mir das nötige Verständnis entgegenbringen musste, damit ich ihn nicht gleich von mir stoßen würde. Und umgekehrt war es genauso. Ich verstand, wo Emmett verletzbar war. Ja, auch wenn es albern klingt, aber Emmett ist genauso verletzlich wie jeder andere Mensch, auch wenn er es niemals zugeben würde. Aber ein großer schmerzlicher Punkt wäre mich zu verlieren. Und dieser Punkt wäre gravierend.
Der Priester beendete seine Predigt mit den Worten "Nun bitte ich das Brautpaar um ein paar persönliche Worte füreinander."
Wir nickten dem Priester zu und stellten uns dann gegenüber. Da das letzte Mal Emmett begonnen hatte, hatte ich beschlossen dieses Mal selbst anzufangen. Ich nahm Emmetts Hände in meine und sah ihm tief in die Augen, bevor ich anfing zu sprechen.
"Emmett, du weißt ... was du mir bedeutest. Und anhand dieser Trauung möchte ich dir zeigen ... dass ich nie wieder ohne dich leben möchte. Die letzten Jahre ... waren die schönsten, die ich je hatte. Du hast meinem Leben einen ... einen Sinn gegeben und dafür möchte ich dir danken. Du bist das Wichtigste und ... Teuerste in meinem Leben. Und dafür, Emmett, dafür liebe ich dich ... über alles."
Emmett lächelte mich aufmunternd an und drückte meine Hände. Ich musste immer wieder aussetzen zu sprechen, da mir mein Körper signalisierte, dass ich heulen wollte. Doch es ging nicht. Meine Stimme versagte mir gelegentlich den Dienst. Als ich geendet und mich einigermaßen gefangen hatte, fing Emmett an mir sein Gelübde zu sagen.
"Rose, die Entscheidung dich zu heiraten, war die beste, die ich in meinem Leben treffen konnte. Du hast mein Leben komplett umgeräumt und mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Ich kann dir gar nicht oft genug sagen, wie dankbar ich dir dafür bin. Die Jahre, die wir nun zusammen verbracht haben, haben mir gezeigt, dass ich ohne dich genauso wenig kann wie du ohne mich. Und darum verspreche ich dir, immer für dich da zu sein, wo du mich brauchst. In guten, wie in schlechten Tagen. Du bist mein Leben, Rosalie, und das wirst du immer sein."
Wäre es mir möglich gewesen, hätte ich zu schluchzen begonnen. Dafür liebte ich Emmett. Er wusste, wie er mich zum Lachen und zum Weinen brachte. Auf gute Art und Weise. Ich drückte seine Hände und wollte ihn nie wieder loslassen. Nachdem der Priester uns beide gefragt hatte, ob wir einander heiraten wollen, und wir beide mit einem strahlenden Ja geantwortet hatten, bat er um die Ringe. Da ich beinahe alles organisiert hatte, nahm sich Emmett den Ringen an und hatte diese besorgt. Doch ich wusste nicht, für welche er sich entschieden hatte. Und ich wusste auch nicht, was für eine unglaubliche Überraschung er mir dazu machte.
Als er mir meinen Ring an den Finger steckte, sagte er "Rosalie, auch wenn ich dir gerade versprochen habe, dich nie wieder zu verlassen. Und auch wenn du weißt, was du mir bedeutest, habe ich dir mit diesem Ring etwas geschenkt, das dir zeigen soll, dass diese Liebe, mein Engel, für immer hält."
Ich verstand nicht ganz, was genau er damit meinte und beließ es dabei. Erst als ich ihm den Ring an den Finger steckte fiel mir auf, dass er eine Gravur hatte. Auf der Innenseite des Goldringes (wir waren uns von Anfang an einig, dass wir goldene Ringe wollten) hatte Emmett die Worte 'Für immer dein, mein Engel.' gravieren lassen. Ich konnte nicht glauben, was ich da las. Ich hatte keine Ahnung, dass Emmett so ... ja kreativ sein konnte. Ich lächelte ihn glücklich an. Und als der Priester Emmett bat die Braut zu küssen, bedankte ich mich mit einer sanften Berührung meiner Lippen auf seinen. Ich wollte ihm wissen lassen, wie sehr er mir damit imponiert hatte und wie unendlich glücklich ich nun war. Unsere Gäste hätten, wenn es die Umstände zugelassen hätten, unzählige Tränen vergossen bei dieser Trauung. Zumindest hatten die meisten diese Äußerung gemacht. Ich erinnere mich noch genau, dass alle, die uns gratuliert hatten, unbedingt wissen wollten, was genau Emmett damit gemeint hatte, als er sagte, er habe mir mit dem Ring ein Geschenk gemacht, dass diese Liebe für immer hält. Überglücklich zeigte ich natürlich allen meinen Ring mit der Gravur. Emmett selbst hatte nichts gravieren lassen. Allerdings habe ich diese Tatsache nach einer Woche geändert und ließ die Worte 'Nie mehr ohne dich.' in den Ring gravieren.
Nachdem ich mein Kleid endlich nachhause gebracht hatte und in Alices Schlafzimmer versteckte, um Emmett nicht noch neugierig zu machen und keine bösen Ohmen heraufzubeschwören, machte ich mich sofort daran die Hochzeit zu Ende zu planen.
Ich wollte mich endlich erneut Mrs Rosalie McCarty nennen. Und der Tag kam, wenn auch schleichend. Unser Hochzeitstermin war für 1954 angesetzt worden. Ich fand es zwar eine furchtbar lange Zeit bis Februar, aber ich musste mich dessen beugen, da zuvor kein Termin frei war. Zumindest nicht bei uns.
Edward fing nämlich erneut an zu studieren. Er entschied sich Musik zu studieren und sein erstes Semester würde erst im Februar enden, weshalb er vorher nicht nachhause kommen würde.
Esme und Carlisle, die zwar zuhause waren, fanden das Datum im Februar passend und als wir abstimmten stimmten sie dafür. Alice und Jasper allerdings waren kurz nachdem ich mein Kleid abgeholt hatte, aufgrund ihres ersten Hochzeitstages, auf unbestimmte Zeit weggeflogen. Ich denke, sie machten, genau wie Emmett und ich bei unseren Flitterwochen, eine Weltreise.
Erst als wir mit ihnen korrespondiert hatten erklärten sie uns, dass sie im Januar des nächsten Jahres, also 1954 zurückkommen würden. Uns blieb also gar nichts anderes übrig, als den Termin im Februar zu nehmen. Und darauf arbeitete ich nun hin. Ich wollte meinen großen Tag wunderschön haben und genauso plante ich ihn auch.
Am Tag meiner Hochzeit schneite es. Obwohl wir bereits Mitte Februar hatten. Aber das störte mich nicht. Ich fand es sogar sehr schön. Die roten Kleider meiner Brautjungfern würden dadurch noch viel besser zur Geltung kommen. Und ich würde wohl mehr als sonst aussehen wie ein Engel.
Bereits früh am Morgen lief ich aufgeregt durch unsere Wohnräume und konnte es nicht erwarten, bis es endlich Abend war. Die Trauung würde dieses Mal am Abend stattfinden. Emmett und ich fanden es wäre eine interessante Abwechslung und für uns etwas völlig Neues. Aber ich freute mich schon sehr darauf im Dunkel der Kirche und nur im Kerzenschein Emmett meine Liebe wieder zu gestehen. Um ein paar Stunden für uns zu haben beschlossen wir gemeinsam jagen zu gehen. Ich hatte seit etwa zwei Wochen keine vernünftige Nahrung mehr zu mir genommen und meine Augen, die sich immer färbten, wenn ich Durst hatte, waren bereits blutrot. Ich persönlich war der Meinung, dass es furchtbar war, wie ich aussah. Aber als ich Emmett fragte, meinte er, er hätte nie etwas Schöneres gesehen. So war er immer. Er versuchte mir immer die Angst, dass etwas nicht mehr so war, wie es sein sollte, zu nehmen. Und das mit Erfolg. Er war richtig gut darin.
Wir gingen etwa zwei Meilen von unserem Haus entfernt jagen. Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien, obwohl gelegentlich Schnee fiel. Unsere Haut glitzerte wie die Schneekristalle, die überall um uns herumlagen. Ich weiß noch, dass wir beide unglaublich nervös waren. Normalerweise wäre ich schon vor Aufregung gestorben, weil Emmett und ich uns so kurz vor der Hochzeit sahen. Du weißt ja, in solchen Dingen war ich immer furchtbar abergläubisch. Ich hielt es kaum aus daran zu denken, was nicht alles schief gehen könnte. Als ich noch ein Mensch war, fing ich schon an zu schreien, wenn mir eine schwarze Katze über den Weg lief oder ich dem Kaminkehrer begegnete. Du musstest mich dann immer beruhigen, obwohl du selbst unheimlich abergläubisch warst. Meistens habe ich dich dann immer angesteckt und wir trauten uns solange nicht mehr aus dem Zimmer, bis uns unsere Eltern abgeholt hatten. Wir hatten schon viel Spaß, oder Vera!? Ich erinnere mich gerne zurück an die Zeit, die ich mit dir verbrachte. Ich weiß, ich hätte vieles anders machen sollen, aber jetzt ... ist es zu spät.
Jedenfalls war mir egal, ob Emmett und ich uns so kurz vor der Trauung sahen. Es war sogar fast ein Wunsch, dass wir die Zeit gemeinsam verbrachten. Immerhin war es bereits unsere zweite Hochzeit und die war, obwohl sie für mich einen sehr hohen Wert hatte, nicht ganz so wichtig, wie die erste.
Die Zeit, die wir gemeinsam beim Jagen verbrachten, verflog und ehe wir uns versahen befanden wir uns in unseren Gemächern, um uns für die Trauung umzuziehen. Als Emmett sich in Edwards Schlafzimmer verzog, um sich fertig zu machen, spürte ich schon die ersten Anflüge von Nervosität. Es ist albern, da wir ja schon verheiratet waren, aber ... er fehlte mir schon. Und albern wie ich war, hatte ich auch schon Angst, dass er es sich anders überlegt hatte.
Um etwa drei Uhr nachmittags zog ich mich um. Ich schlüpfte in mein Kleid und meine Schuhe. Esme und Alice kämmten mir die Haare und steckten sie zu einer Frisur zusammen, an der der Schleier befestigt wurde. Oh, Vera, Esme und Alice sahen so wunderschön aus in diesen roten Kleidern. Das Rot, das ich gewählt hatte, war kein knalliges. Ich wählte ein dunkelrot, sodass es beinahe die Farbe von Blut hatte. Ich war überwältigt wie gut die Kleider zu den beiden passten. Weißt du, Vera, Esme und Alice sind beide sehr hübsch und dieses Kleid betonte ihre Figur einfach perfekt. Ich war richtig stolz darauf, diese Kleider genommen zu haben.
Um Emmett zu zeigen, dass ich nicht vergessen habe, wie viel ich ihm bedeute, legte ich das Kollier um, das er mir bei unserer ersten Hochzeit geschenkt hatte. Es funkelte noch immer so wunderschön wie damals. Und ich war überzeugt davon, dass es im Schnee noch viel schöner zur Geltung kommen würde.
Nachdem ich von Esme meinen Brautstrauß überreicht bekam (sie hatte ihn mit roten Lilien besteckt und viel Grünzeug hineingepackt) machte ich mich mit meinen beiden Brautjungfern auf den Weg nach unten ins Wohnzimmer. Beinahe wie bei meiner ersten Hochzeit, nur dass dieses Mal Alice und Jasper dabei waren und wir nicht mit der Kutsche zur Trauung fuhren.
Ich hatte Edward gebeten mit Emmett bereits zur Kirche vorzufahren, damit wir die Tradition wahren konnten und ich auf Emmett zuschreiten konnte.
Meine Nervosität war seit unserer Trennung noch gestiegen und ich zitterte – mal wieder. Alice, die neben mir stand und mich versuchte zu beruhigen, konnte gar nicht verstehen wieso ich so aufgeregt war, da ich doch wusste, dass Emmett mich über alles liebte. Ich konnte nur mit den Schultern zucken, denn ich wusste nicht, wieso ich mir so viele Gedanken machte.
Es war bereits dunkel, als wir zur Kirche fuhren. Ich saß in Jaspers Wagen und zitterte wie Espenlaub. Alice hatte die größte Mühe, mich zu beruhigen. Ich wollte auf nichts hören, wollte von niemandem berührt werden, da ich sonst fürchtete, dass alles schief gehen könnte. Wenn du mich jetzt fragen würdest, wieso ich so nervös war, ich könnte dir beim besten Willen keine Antwort darauf geben. Es ist mir selbst unbegreiflich. Denn ich hatte ja gewusst, was ich Emmett bedeute und dass er sich eher eine Hand abschlagen würde, als mich nicht zu heiraten.
Als wir ankamen sah ich schon die Kerzen, die in der Kirche brannten, flackern und hoffte, dass nichts schief gehen würde. Ich betete richtig, dass alles so verlaufen würde, wie ich es geplant hatte.
Während Esme mit Carlisle in die Kirche ging und Edward bescheid gaben, dass ich bereits vor der Tür stand, mussten Alice und Jasper mir noch immer mit gutem Zureden die Angst und Nervosität nehmen. Nun ja, sie versuchten es zumindest. Irgendwann gingen wir dann in die Kirche und ich wartete am Eingang auf mein Zeichen, dass ich endlich losgehen durfte. Ich hatte es Tage zuvor immer wieder geübt, um nichts falsch zu machen, um nichts Unvorhergesehenes heraufzubeschwören. Und es passierte auch nichts. Als die Musik einsetzte und ich nach Alice und Jasper zu gehen begann, lief alles nach Plan. Ich schritt beinahe wie eine Königin durch die Halle bis zum Altar. Ich war ein wenig enttäuscht, dass wir nicht ganz so viele Leute eingeladen hatten, wie bei der ersten Hochzeit. Aber da es unsere Zweite war, fanden wir es nicht so wichtig. Außer unserer Familie war noch der Denali-Clan gekommen und einige Freunde von Emmett, die er damals kennenglernt hatte und zu denen wir noch immer Kontakt hielten. Es kam nur sehr selten vor, dass wir welche von ihnen sahen, also fanden wir es eine sehr schöne Idee, sie hierzu einzuladen. Und sie waren auch alle gekommen.
Meine Nervosität und Zittrigkeit verflog zwar nicht, so wie die Angst, dass etwas Schlimmes passieren könnte, aber es lief fortan alles nach Plan. Den Mittelgang entlang zu gehen zog sich wie beim ersten Mal. Sobald ich auf ihn zu ging suchte ich seinen Blick und versuchte zu entschlüsseln, was er deutete. Ich wusste es nicht. Das perfekte Pokerface war zurückgekehrt. Ich konnte es nicht erwarten endlich neben ihm zu stehen und seine Hand zu halten. Ich wollte ihn nah bei mir haben – sofort. Und tatsächlich kam ich irgendwann ganz vorne beim Altar an. Emmetts Gesicht verwandelte sich, als ich endlich vor ihm stand, in ein Strahlen. Er lächelte mich glücklich an und hob meinen Schleier zurück. Du weißt ja, es war üblich den Schleier im Gesicht hängen zu lassen. Aber Emmett wollte mich sehen. Als mein Schleier nicht mehr im Weg war, konnte er sehen, dass ich sein Kollier umgelegt hatte. Und er strich sanft mit seinen Fingern darüber. Dann legte er die Hand an meine Wange und sagte "Du hast es also nicht vergessen?"
Ich schloss für einen Moment die Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf. "Wie könnte ich?", gab ich leise zur Antwort und wir stellten uns, glücklich einander zu haben, dem Priester gegenüber.
Der Priester, der auch Alice und Jasper getraut hatte (wir fanden ihn so gut, also wollten wir ihn ebenfalls), redete in seiner Predigt über die Treue, die Liebe und das Verständnis füreinander. Diese drei Dinge waren und sind mir die wichtigsten in einer Beziehung. Und in Emmett und meiner Beziehung waren alle diese Dinge vorhanden. Er war mir treu, genau wie ich ihm. Ihn mit jemand anderem zu betrügen, ihn zu verraten, das wäre mir niemals in den Sinn gekommen. Nicht einmal hatte ich das Gefühl ihn verlassen zu wollen oder zu müssen. Emmett liebte mich, wie ich ihn. Er liebte mich vom ersten Augenblick an, an dem wir uns gesehen hatten. Und diese Liebe wächst von Tag zu Tag. Ich kann mir nicht vorstellen jemand anderen zu lieben als ihn. Und das Verständnis. Emmett verstand mich. Er verstand, wieso ich so handle, wie ich handle. Wieso ich manche Dinge nicht akzeptieren kann und wieso ich Wünsche hatte, die andere vielleicht nicht hatten. Er verstand, was mich ausmachte. Er wusste genau, wo und wie er mir das nötige Verständnis entgegenbringen musste, damit ich ihn nicht gleich von mir stoßen würde. Und umgekehrt war es genauso. Ich verstand, wo Emmett verletzbar war. Ja, auch wenn es albern klingt, aber Emmett ist genauso verletzlich wie jeder andere Mensch, auch wenn er es niemals zugeben würde. Aber ein großer schmerzlicher Punkt wäre mich zu verlieren. Und dieser Punkt wäre gravierend.
Der Priester beendete seine Predigt mit den Worten "Nun bitte ich das Brautpaar um ein paar persönliche Worte füreinander."
Wir nickten dem Priester zu und stellten uns dann gegenüber. Da das letzte Mal Emmett begonnen hatte, hatte ich beschlossen dieses Mal selbst anzufangen. Ich nahm Emmetts Hände in meine und sah ihm tief in die Augen, bevor ich anfing zu sprechen.
"Emmett, du weißt ... was du mir bedeutest. Und anhand dieser Trauung möchte ich dir zeigen ... dass ich nie wieder ohne dich leben möchte. Die letzten Jahre ... waren die schönsten, die ich je hatte. Du hast meinem Leben einen ... einen Sinn gegeben und dafür möchte ich dir danken. Du bist das Wichtigste und ... Teuerste in meinem Leben. Und dafür, Emmett, dafür liebe ich dich ... über alles."
Emmett lächelte mich aufmunternd an und drückte meine Hände. Ich musste immer wieder aussetzen zu sprechen, da mir mein Körper signalisierte, dass ich heulen wollte. Doch es ging nicht. Meine Stimme versagte mir gelegentlich den Dienst. Als ich geendet und mich einigermaßen gefangen hatte, fing Emmett an mir sein Gelübde zu sagen.
"Rose, die Entscheidung dich zu heiraten, war die beste, die ich in meinem Leben treffen konnte. Du hast mein Leben komplett umgeräumt und mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Ich kann dir gar nicht oft genug sagen, wie dankbar ich dir dafür bin. Die Jahre, die wir nun zusammen verbracht haben, haben mir gezeigt, dass ich ohne dich genauso wenig kann wie du ohne mich. Und darum verspreche ich dir, immer für dich da zu sein, wo du mich brauchst. In guten, wie in schlechten Tagen. Du bist mein Leben, Rosalie, und das wirst du immer sein."
Wäre es mir möglich gewesen, hätte ich zu schluchzen begonnen. Dafür liebte ich Emmett. Er wusste, wie er mich zum Lachen und zum Weinen brachte. Auf gute Art und Weise. Ich drückte seine Hände und wollte ihn nie wieder loslassen. Nachdem der Priester uns beide gefragt hatte, ob wir einander heiraten wollen, und wir beide mit einem strahlenden Ja geantwortet hatten, bat er um die Ringe. Da ich beinahe alles organisiert hatte, nahm sich Emmett den Ringen an und hatte diese besorgt. Doch ich wusste nicht, für welche er sich entschieden hatte. Und ich wusste auch nicht, was für eine unglaubliche Überraschung er mir dazu machte.
Als er mir meinen Ring an den Finger steckte, sagte er "Rosalie, auch wenn ich dir gerade versprochen habe, dich nie wieder zu verlassen. Und auch wenn du weißt, was du mir bedeutest, habe ich dir mit diesem Ring etwas geschenkt, das dir zeigen soll, dass diese Liebe, mein Engel, für immer hält."
Ich verstand nicht ganz, was genau er damit meinte und beließ es dabei. Erst als ich ihm den Ring an den Finger steckte fiel mir auf, dass er eine Gravur hatte. Auf der Innenseite des Goldringes (wir waren uns von Anfang an einig, dass wir goldene Ringe wollten) hatte Emmett die Worte 'Für immer dein, mein Engel.' gravieren lassen. Ich konnte nicht glauben, was ich da las. Ich hatte keine Ahnung, dass Emmett so ... ja kreativ sein konnte. Ich lächelte ihn glücklich an. Und als der Priester Emmett bat die Braut zu küssen, bedankte ich mich mit einer sanften Berührung meiner Lippen auf seinen. Ich wollte ihm wissen lassen, wie sehr er mir damit imponiert hatte und wie unendlich glücklich ich nun war. Unsere Gäste hätten, wenn es die Umstände zugelassen hätten, unzählige Tränen vergossen bei dieser Trauung. Zumindest hatten die meisten diese Äußerung gemacht. Ich erinnere mich noch genau, dass alle, die uns gratuliert hatten, unbedingt wissen wollten, was genau Emmett damit gemeint hatte, als er sagte, er habe mir mit dem Ring ein Geschenk gemacht, dass diese Liebe für immer hält. Überglücklich zeigte ich natürlich allen meinen Ring mit der Gravur. Emmett selbst hatte nichts gravieren lassen. Allerdings habe ich diese Tatsache nach einer Woche geändert und ließ die Worte 'Nie mehr ohne dich.' in den Ring gravieren.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Unbeschwerte Jahre
Es war eine absolut gelungene Feier. Ich war so glücklich, dass ich Emmett tatsächlich ein zweites Mal geheiratet hatte und dass endlich die Aufmerksamkeit wieder bei mir war, dass ich meine Vergangenheit erneut hinter mir ließ und nichts davon merkte. Es war, als wäre ich schon immer so glücklich gewesen, als hätte nie ein anderer Zustand in mir gewütet. Ich konnte gar nicht in Worte fassen, wie gut es tat Emmett an meiner Seite zu haben. Erneut. Ich weiß, dass ich mich des Öfteren wiederhole, nur gab es nur sehr wenige Zeiten in meinem Leben, in denen ich wirklich glücklich war, weshalb ich mich daran auch so sehr festklammere. Mich daran zu erinnern tut mir gut und es zeigt mir, dass meine Situation nicht immer so furchtbar trist war.
Nach der Trauungsfeier fuhren wir zurück in unser Haus und feierten dort weiter. Die Feier dauerte bis in die frühen Morgenstunden oder gar später. Da wir Vampire keinen Schlaf brauchen war es kein Problem wach zu bleiben und vor allem munter mit zu feiern. Als es jedoch Morgen wurde verließen uns unsere Gäste und Emmett und ich beschlossen wieder Flitterwochen zu machen. Ich weiß, dass es sich albern anhört, aber ich wollte es, wenn dann schon traditionell mit Flitterwochen. Da wir bereits einmal in Irland waren und es uns dort so gefallen hatte, entschieden wir erneut dort hinzufahren. Ich hatte zwar anfangs eher zu Neuseeland tendiert, aber als ich gehört hatte, dass es dort kein vernünftiges Wild gab, ließ ich Emmett die Freude und wir flogen in den Osten.
Die Reise nach Irland war wunderschön. Ich genoss es so sehr mit Emmett alleine zu sein. Die meiste Zeit waren wir auf Tracking-Touren, da Emmett es liebte neue Gebiete zu durchforsten und zu bewandern. Gelegentlich trafen wir auf große Braun- oder Schwarzbären. Emmett war in seinem Element, wenn wir welche sichteten.
Eines nachts, als wir auf einer Wanderung waren und gerade gegessen hatten, hatten wir es uns auf dem Gras gemütlich gemacht. In Irland war der Schnee interessanter Weise bereits geschmolzen und die Nächte wurden wieder wärmer. Allerdings regnete es sehr, sehr häufig.
Ich lag neben Emmett und wir beobachteten den Sternenhimmel, wie früher in Forks. Wir studierten gerade das Sternbild Orion, als Emmett aus heiterem Himmel zu mir sagte "Rose, wir sollten öfter heiraten."
Ich spitzte meine Ohren, als er geendet hatte und antwortete mit einem "Was? Wie kommst du darauf?" Ich war der Idee überhaupt nicht abgeneigt, ich war nur sehr überrascht diese zu hören.
Emmett legte sich auf die Seite, sodass er mir ins Gesicht sehen konnte und legte einen Arm um mich. "Unsere Hochzeit war wunderschön oder nicht!?"
"Doch, allerdings, aber ... wie kommst du denn jetzt darauf?", fragte ich ihn wieder und sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
Er zuckte mit den Schultern und sah mich an. "Ich weiß nicht. Ich finde die Vorstellung, dich alle paar Jahre wieder zu heiraten, sehr interessant."
Ich lachte leise und kniff ihm in die Wange. "Nun ja, ich würde dich immer wieder heiraten wollen, aber ... meinst du nicht, dass wir dadurch das Geld zum Fenster hinaus werfen?", fragte ich ihn. Ich meinte meine Frage ernst. Eine Hochzeit kostete nicht wenig und vor allem dann nicht, wenn sie von mir organisiert wurde.
Er lachte ebenfalls und drückte mich zu sich. "Na ja, schon, aber ... wofür würdest du es denn sonst hinauswerfen? Doch wohl nicht für Lebensmittel?", fragte er und sah mich ungläubig an.
Ich grinste und schüttelte den Kopf. "Nein, natürlich nicht, aber ... ", mir gingen die Argumente aus und ich zuckte nur mehr mit den Schultern.
"Siehst du, die Idee hat was, oder!?", fragte mich Emmett und lachte dabei. Ich wusste nicht, ob er es ernst meinte oder nicht.
"Ja, durchaus. Was meinst du, würden die anderen sagen, wenn wir ihnen in ein paar Jahren wieder eine Einladung schicken?", lachte ich und drückte mich an ihn.
"Hmm ... sie würden sich wahrscheinlich ärgern, da sie dann schon wieder ein Geschenk besorgen müssten.", grinste Emmett und wir lachten beide. Doch dann wurde er wieder ernst. Er sah mich mit festem Blick an und strich mir mit einer Hand über das Gesicht. "Ich meinte diesen Vorschlag vorhin ernst, Rosalie." Auch mein Gesicht war ernst geworden und sah ihn an. "Für immer dein, habe ich gesagt. Und diese Worte meinte ich auch so."
"Nie mehr ohne dich.", antwortete ich und konnte meinen Blick nicht von ihm wenden. Er hatte mich fixiert und ließ mich nicht los. "Ich weiß ... ", flüsterte ich, in Bezug auf seinen Vorschlag.
"Engel, willst du mich immer und immer wieder heiraten?", fragte er mich vorsichtig aber ernst. Ich denke, er hatte Angst, dass ich nein sagen könnte, da ich nicht das begeistertste Gesicht gemacht hatte.
Ich muss zugeben, ich war etwas überrumpelt mit diesem Antrag, aber ... ich konnte ihn beim besten Willen nicht abschlagen. Ich wusste wieso er mich heiraten wollte und ich wusste auch, dass ich das wollte. Alleine schon deshalb, weil ich die Aufmerksamkeit so liebte, die ich an diesen Tagen besonders genoss. Um meine Antwort noch etwas zu überlegen, obwohl das nicht mehr nötig gewesen wäre, da ich sie schon wusste, strich ich Emmett mit meiner Hand übers Gesicht. Über seine Haut, seine Lippen, ich strich seine Konturen nach, nur um ihn spüren zu können, um zu wissen, was ich gerade im Begriff war für immer zu bekommen. Dann nickte ich und sagte "Ja, Emmett, ja, das will ich. Ich will dich immer und immer wieder heiraten, sooft es mir möglich ist.", und ich lächelte ihn freudestrahlend an. Er lächelte zurück und, als würden wir unseren Entschluss damit besiegeln, näherte er sich meinem Gesicht und küsste mich mit so viel Leidenschaft, die wir nur in solchen Momenten aufkommen ließen. Ich muss wohl nicht dazusagen, dass wir danach irgendwo im Gras versanken und froh waren, dass wir die einzigen Personen im Umkreis von fünf Meilen waren.
Die restlichen Flitterwochen verbrachten wir glücklich und gemeinsam beim Jagen. Wir hatten nicht wirklich Lust nach Alaska zu ziehen, da wir in der Zeit viel lieber alleine waren, aber wir wollten Esme und Carlisle, Alice und Jasper und Edward nicht alleine lassen. Also machten wir uns drei Wochen später auf den Heimweg. Genau wie nach unseren ersten Flitterwochen hatte sich nicht allzu viel getan. Edward war wieder zu seinem Studienplatz zurückgekehrt und Alice und Jasper hatten ihre Räumlichkeiten umgebaut. Aber ansonsten hatte sich nicht viel getan. Ich weiß noch, dass Esme und Carlisle richtig erstaunt waren, dass wir schon da waren, denn sie hatten nicht mit uns gerechnet.
Ich glaube aber, dass sie nur deshalb so erstaunt waren, da das Hochzeitsgeschenk, dass Esme und Alice sich für uns überlegt hatten, noch nicht ganz fertig gestellt war. Darüber wurden wir aber erst in Kenntnis gesetzt, als es zwei Wochen später fertig war.
Nach den zwei Wochen überreichte uns Alice nämlich ein kleines Kästchen, in dem ein goldener Schlüssel versteckt war. Wofür der Schlüssel gedacht war, zeigte sich, als sie Emmett und mich mit verdeckten Augen in den Wald führten und wir an eine Lichtung kamen, an der ein kleines Häuschen stand. Der Schlüssel, den wir geschenkt bekommen hatten, war für die Eingangstür des Häuschens gedacht. Als wir aufsperrten staunten wir nicht schlecht. Das Häuschen war von innen eher ein Haus. Es hatte alles, was wir brauchten. Ein Schlafzimmer, das wir nicht zum Schlafen verwendeten, ein Badezimmer mit Badewanne (wir müssen uns schließlich auch waschen) und eine Art Wohnzimmer zum Zusammensitzen.
Emmett und ich waren ganz erstaunt, als wir in das Haus traten und bedankten uns bei Esme und Alice ganz herzlich. Jasper, Edward und Carlisle hatten auch mitgebaut, aber die Idee stammte von Esme und Alice. Auf die Frage, wieso sie uns denn dieses Haus schenkten und ob sie uns etwa ausquartieren wollten, sagte Alice nur, dass es sicher gut wäre, wenn wir Zeit für uns hätten. Sie ließ mich daraufhin mit gerunzelter Stirn stehen und ging mit Jasper und Esme zurück in unser gemeinsames Haus.
Die darauffolgenden Nächte verbrachten Emmett und ich in unserem Häuschen. Allerdings kann ich dir versichern, dass diese Nächte auch die einzigen Nächten waren, die wir dort verbrachten. In der ersten Nacht hatten wir es uns gemütlich gemacht und verbrachten einen ruhigen Abend vor dem Kamin und redeten nur. Es war eine schöne Stimmung und die Ruhe tat richtig gut. Normalerweise war immer etwas los und so war es bei weitem besser.
Doch in der darauffolgenden Nacht waren Emmett und ich ... nun ja ... aktiver. Und das Haus sah am nächsten Tag nicht mehr ganz so ... heil aus, wie am Anfang. Und na ja, je mehr Nächte wir dort verbrachten, desto ... weniger sah das Haus aus wie ein Haus.
Emmett und ich hatten gewaltige Schuldgefühle, als wir nach der vierten oder fünften Nacht zu den anderen zurückkehrten. Wir beide gestanden Alice und Esme mit einem bedrückten Gesichtsausdruck, dass das Haus nicht mehr wirklich steht. Obwohl wir eigentlich mit einer Standpauke oder einem Vorwurf gerechnet hatten, ernteten wir von Esme und Alice und dem Rest unserer Familie nur vielsagende Blicke. Mich lässt der Gedanke nicht mehr los, dass sie dieses Resultat erwartet hatten. Nachdem Emmett und ich uns entschuldigt hatten zogen wir wieder bei unserer Familie ein.
Nun ja, Vera, nun weißt du, was in den Jahren 1933 bis 1954 passiert war. Zwanzig Jahre, in denen wir nichts voneinander gehört hatten. Ich weiß gar nicht, wie ich das überlebt habe, ohne dich. Ich habe dir ja schon gesagt, wie sehr ich dich vermisst habe und immer noch vermisse. Es war keine einfache Zeit, aber mit Emmett an meiner Seite war alles viel einfacher. Und meine Familie dazu war mir eine große Stütze, in all den Jahren, in denen ich mit meiner Vergangenheit kämpfte.
In den darauffolgenden Jahren passierte nicht sehr viel. Wir lebten immer noch in Alaska und hofften, dass niemand darauf aufmerksam wurde, dass wir nicht altern. Ein neuerlicher Umzug stand noch nicht an. Carlisles Arztgeschäft lief blendend und so kam für uns gar nicht erst in Frage, dass wir wieder umziehen wollten. Obwohl ich mich anfangs so gegen diesen Umzug nach Alaska gesträubt hatte, war ich nun doch angenehm überrascht dort zu wohnen.
Es war nicht so furchtbar, wie ich angenommen hatte. Mittlerweile verstehe ich auch gar nicht, wieso ich mich in Bezug darauf so angestellt hatte. Ich denke ich war einfach nicht bereit für einen Neuanfang. Ich war damals gerade fertig mit meiner Vergangenheit und nun musste ich mein Leben erneut umkrempeln. Ich hasste Veränderungen. Ich weiß nicht, ob ich dir das je erzählt hatte, aber Veränderungen waren für mich das Schlimmste. Wenn ich meine gewohnte Umgebung verlassen musste, kam mein gesamter Lebensinhalt, mein gesamtes Lebensbild durcheinander und ich musste alles neu sortieren. Nur, war das alles nicht so einfach. Ich weigerte mich häufig damit anzufangen. Und wenn ich mich dann endlich dazu entschloss mein Leben neu zu ordnen hatte ich meistens ein riesiges Chaos angerichtet.
In den Jahren 1956 bis 1960 hatten Alice, Jasper, Emmett und ich beschlossen ebenfalls zu studieren. Edward, der ja schon seit 1953 studierte, war bereits mit seiner Diplomarbeit fertig und verbrachte die Tage wieder zuhause. Er half Carlisle in seinem Beruf wo er konnte, hatte aber einige Probleme die Luft anzuhalten, wenn menschliches Blut floss. Genau wie Jasper. Es kam in diesen Jahren sehr häufig vor, dass Jasper und Alice für ein paar Tage verschwanden, da es Jasper sehr schwer fiel kein Menschenblut zu trinken. Jasper hatte sich sehr lange Zeit nur von Menschen ernährt, weshalb er nun große Probleme hatte, diese Gewohnheit abzulegen.
Ich weiß noch, dass wir ihm immer wieder klarmachen mussten, dass es notwendig war, wenn er hier bleiben wollte. Und wir wussten alle, dass er das wollte. Alleine schon Alice wegen. Alice war unheimlich gerne in unserer Familie und sie konnte sich nicht vorstellen ein Leben ohne uns zu leben, auch mit Jasper an ihrer Seite.
Es war eine absolut gelungene Feier. Ich war so glücklich, dass ich Emmett tatsächlich ein zweites Mal geheiratet hatte und dass endlich die Aufmerksamkeit wieder bei mir war, dass ich meine Vergangenheit erneut hinter mir ließ und nichts davon merkte. Es war, als wäre ich schon immer so glücklich gewesen, als hätte nie ein anderer Zustand in mir gewütet. Ich konnte gar nicht in Worte fassen, wie gut es tat Emmett an meiner Seite zu haben. Erneut. Ich weiß, dass ich mich des Öfteren wiederhole, nur gab es nur sehr wenige Zeiten in meinem Leben, in denen ich wirklich glücklich war, weshalb ich mich daran auch so sehr festklammere. Mich daran zu erinnern tut mir gut und es zeigt mir, dass meine Situation nicht immer so furchtbar trist war.
Nach der Trauungsfeier fuhren wir zurück in unser Haus und feierten dort weiter. Die Feier dauerte bis in die frühen Morgenstunden oder gar später. Da wir Vampire keinen Schlaf brauchen war es kein Problem wach zu bleiben und vor allem munter mit zu feiern. Als es jedoch Morgen wurde verließen uns unsere Gäste und Emmett und ich beschlossen wieder Flitterwochen zu machen. Ich weiß, dass es sich albern anhört, aber ich wollte es, wenn dann schon traditionell mit Flitterwochen. Da wir bereits einmal in Irland waren und es uns dort so gefallen hatte, entschieden wir erneut dort hinzufahren. Ich hatte zwar anfangs eher zu Neuseeland tendiert, aber als ich gehört hatte, dass es dort kein vernünftiges Wild gab, ließ ich Emmett die Freude und wir flogen in den Osten.
Die Reise nach Irland war wunderschön. Ich genoss es so sehr mit Emmett alleine zu sein. Die meiste Zeit waren wir auf Tracking-Touren, da Emmett es liebte neue Gebiete zu durchforsten und zu bewandern. Gelegentlich trafen wir auf große Braun- oder Schwarzbären. Emmett war in seinem Element, wenn wir welche sichteten.
Eines nachts, als wir auf einer Wanderung waren und gerade gegessen hatten, hatten wir es uns auf dem Gras gemütlich gemacht. In Irland war der Schnee interessanter Weise bereits geschmolzen und die Nächte wurden wieder wärmer. Allerdings regnete es sehr, sehr häufig.
Ich lag neben Emmett und wir beobachteten den Sternenhimmel, wie früher in Forks. Wir studierten gerade das Sternbild Orion, als Emmett aus heiterem Himmel zu mir sagte "Rose, wir sollten öfter heiraten."
Ich spitzte meine Ohren, als er geendet hatte und antwortete mit einem "Was? Wie kommst du darauf?" Ich war der Idee überhaupt nicht abgeneigt, ich war nur sehr überrascht diese zu hören.
Emmett legte sich auf die Seite, sodass er mir ins Gesicht sehen konnte und legte einen Arm um mich. "Unsere Hochzeit war wunderschön oder nicht!?"
"Doch, allerdings, aber ... wie kommst du denn jetzt darauf?", fragte ich ihn wieder und sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
Er zuckte mit den Schultern und sah mich an. "Ich weiß nicht. Ich finde die Vorstellung, dich alle paar Jahre wieder zu heiraten, sehr interessant."
Ich lachte leise und kniff ihm in die Wange. "Nun ja, ich würde dich immer wieder heiraten wollen, aber ... meinst du nicht, dass wir dadurch das Geld zum Fenster hinaus werfen?", fragte ich ihn. Ich meinte meine Frage ernst. Eine Hochzeit kostete nicht wenig und vor allem dann nicht, wenn sie von mir organisiert wurde.
Er lachte ebenfalls und drückte mich zu sich. "Na ja, schon, aber ... wofür würdest du es denn sonst hinauswerfen? Doch wohl nicht für Lebensmittel?", fragte er und sah mich ungläubig an.
Ich grinste und schüttelte den Kopf. "Nein, natürlich nicht, aber ... ", mir gingen die Argumente aus und ich zuckte nur mehr mit den Schultern.
"Siehst du, die Idee hat was, oder!?", fragte mich Emmett und lachte dabei. Ich wusste nicht, ob er es ernst meinte oder nicht.
"Ja, durchaus. Was meinst du, würden die anderen sagen, wenn wir ihnen in ein paar Jahren wieder eine Einladung schicken?", lachte ich und drückte mich an ihn.
"Hmm ... sie würden sich wahrscheinlich ärgern, da sie dann schon wieder ein Geschenk besorgen müssten.", grinste Emmett und wir lachten beide. Doch dann wurde er wieder ernst. Er sah mich mit festem Blick an und strich mir mit einer Hand über das Gesicht. "Ich meinte diesen Vorschlag vorhin ernst, Rosalie." Auch mein Gesicht war ernst geworden und sah ihn an. "Für immer dein, habe ich gesagt. Und diese Worte meinte ich auch so."
"Nie mehr ohne dich.", antwortete ich und konnte meinen Blick nicht von ihm wenden. Er hatte mich fixiert und ließ mich nicht los. "Ich weiß ... ", flüsterte ich, in Bezug auf seinen Vorschlag.
"Engel, willst du mich immer und immer wieder heiraten?", fragte er mich vorsichtig aber ernst. Ich denke, er hatte Angst, dass ich nein sagen könnte, da ich nicht das begeistertste Gesicht gemacht hatte.
Ich muss zugeben, ich war etwas überrumpelt mit diesem Antrag, aber ... ich konnte ihn beim besten Willen nicht abschlagen. Ich wusste wieso er mich heiraten wollte und ich wusste auch, dass ich das wollte. Alleine schon deshalb, weil ich die Aufmerksamkeit so liebte, die ich an diesen Tagen besonders genoss. Um meine Antwort noch etwas zu überlegen, obwohl das nicht mehr nötig gewesen wäre, da ich sie schon wusste, strich ich Emmett mit meiner Hand übers Gesicht. Über seine Haut, seine Lippen, ich strich seine Konturen nach, nur um ihn spüren zu können, um zu wissen, was ich gerade im Begriff war für immer zu bekommen. Dann nickte ich und sagte "Ja, Emmett, ja, das will ich. Ich will dich immer und immer wieder heiraten, sooft es mir möglich ist.", und ich lächelte ihn freudestrahlend an. Er lächelte zurück und, als würden wir unseren Entschluss damit besiegeln, näherte er sich meinem Gesicht und küsste mich mit so viel Leidenschaft, die wir nur in solchen Momenten aufkommen ließen. Ich muss wohl nicht dazusagen, dass wir danach irgendwo im Gras versanken und froh waren, dass wir die einzigen Personen im Umkreis von fünf Meilen waren.
Die restlichen Flitterwochen verbrachten wir glücklich und gemeinsam beim Jagen. Wir hatten nicht wirklich Lust nach Alaska zu ziehen, da wir in der Zeit viel lieber alleine waren, aber wir wollten Esme und Carlisle, Alice und Jasper und Edward nicht alleine lassen. Also machten wir uns drei Wochen später auf den Heimweg. Genau wie nach unseren ersten Flitterwochen hatte sich nicht allzu viel getan. Edward war wieder zu seinem Studienplatz zurückgekehrt und Alice und Jasper hatten ihre Räumlichkeiten umgebaut. Aber ansonsten hatte sich nicht viel getan. Ich weiß noch, dass Esme und Carlisle richtig erstaunt waren, dass wir schon da waren, denn sie hatten nicht mit uns gerechnet.
Ich glaube aber, dass sie nur deshalb so erstaunt waren, da das Hochzeitsgeschenk, dass Esme und Alice sich für uns überlegt hatten, noch nicht ganz fertig gestellt war. Darüber wurden wir aber erst in Kenntnis gesetzt, als es zwei Wochen später fertig war.
Nach den zwei Wochen überreichte uns Alice nämlich ein kleines Kästchen, in dem ein goldener Schlüssel versteckt war. Wofür der Schlüssel gedacht war, zeigte sich, als sie Emmett und mich mit verdeckten Augen in den Wald führten und wir an eine Lichtung kamen, an der ein kleines Häuschen stand. Der Schlüssel, den wir geschenkt bekommen hatten, war für die Eingangstür des Häuschens gedacht. Als wir aufsperrten staunten wir nicht schlecht. Das Häuschen war von innen eher ein Haus. Es hatte alles, was wir brauchten. Ein Schlafzimmer, das wir nicht zum Schlafen verwendeten, ein Badezimmer mit Badewanne (wir müssen uns schließlich auch waschen) und eine Art Wohnzimmer zum Zusammensitzen.
Emmett und ich waren ganz erstaunt, als wir in das Haus traten und bedankten uns bei Esme und Alice ganz herzlich. Jasper, Edward und Carlisle hatten auch mitgebaut, aber die Idee stammte von Esme und Alice. Auf die Frage, wieso sie uns denn dieses Haus schenkten und ob sie uns etwa ausquartieren wollten, sagte Alice nur, dass es sicher gut wäre, wenn wir Zeit für uns hätten. Sie ließ mich daraufhin mit gerunzelter Stirn stehen und ging mit Jasper und Esme zurück in unser gemeinsames Haus.
Die darauffolgenden Nächte verbrachten Emmett und ich in unserem Häuschen. Allerdings kann ich dir versichern, dass diese Nächte auch die einzigen Nächten waren, die wir dort verbrachten. In der ersten Nacht hatten wir es uns gemütlich gemacht und verbrachten einen ruhigen Abend vor dem Kamin und redeten nur. Es war eine schöne Stimmung und die Ruhe tat richtig gut. Normalerweise war immer etwas los und so war es bei weitem besser.
Doch in der darauffolgenden Nacht waren Emmett und ich ... nun ja ... aktiver. Und das Haus sah am nächsten Tag nicht mehr ganz so ... heil aus, wie am Anfang. Und na ja, je mehr Nächte wir dort verbrachten, desto ... weniger sah das Haus aus wie ein Haus.
Emmett und ich hatten gewaltige Schuldgefühle, als wir nach der vierten oder fünften Nacht zu den anderen zurückkehrten. Wir beide gestanden Alice und Esme mit einem bedrückten Gesichtsausdruck, dass das Haus nicht mehr wirklich steht. Obwohl wir eigentlich mit einer Standpauke oder einem Vorwurf gerechnet hatten, ernteten wir von Esme und Alice und dem Rest unserer Familie nur vielsagende Blicke. Mich lässt der Gedanke nicht mehr los, dass sie dieses Resultat erwartet hatten. Nachdem Emmett und ich uns entschuldigt hatten zogen wir wieder bei unserer Familie ein.
Nun ja, Vera, nun weißt du, was in den Jahren 1933 bis 1954 passiert war. Zwanzig Jahre, in denen wir nichts voneinander gehört hatten. Ich weiß gar nicht, wie ich das überlebt habe, ohne dich. Ich habe dir ja schon gesagt, wie sehr ich dich vermisst habe und immer noch vermisse. Es war keine einfache Zeit, aber mit Emmett an meiner Seite war alles viel einfacher. Und meine Familie dazu war mir eine große Stütze, in all den Jahren, in denen ich mit meiner Vergangenheit kämpfte.
In den darauffolgenden Jahren passierte nicht sehr viel. Wir lebten immer noch in Alaska und hofften, dass niemand darauf aufmerksam wurde, dass wir nicht altern. Ein neuerlicher Umzug stand noch nicht an. Carlisles Arztgeschäft lief blendend und so kam für uns gar nicht erst in Frage, dass wir wieder umziehen wollten. Obwohl ich mich anfangs so gegen diesen Umzug nach Alaska gesträubt hatte, war ich nun doch angenehm überrascht dort zu wohnen.
Es war nicht so furchtbar, wie ich angenommen hatte. Mittlerweile verstehe ich auch gar nicht, wieso ich mich in Bezug darauf so angestellt hatte. Ich denke ich war einfach nicht bereit für einen Neuanfang. Ich war damals gerade fertig mit meiner Vergangenheit und nun musste ich mein Leben erneut umkrempeln. Ich hasste Veränderungen. Ich weiß nicht, ob ich dir das je erzählt hatte, aber Veränderungen waren für mich das Schlimmste. Wenn ich meine gewohnte Umgebung verlassen musste, kam mein gesamter Lebensinhalt, mein gesamtes Lebensbild durcheinander und ich musste alles neu sortieren. Nur, war das alles nicht so einfach. Ich weigerte mich häufig damit anzufangen. Und wenn ich mich dann endlich dazu entschloss mein Leben neu zu ordnen hatte ich meistens ein riesiges Chaos angerichtet.
In den Jahren 1956 bis 1960 hatten Alice, Jasper, Emmett und ich beschlossen ebenfalls zu studieren. Edward, der ja schon seit 1953 studierte, war bereits mit seiner Diplomarbeit fertig und verbrachte die Tage wieder zuhause. Er half Carlisle in seinem Beruf wo er konnte, hatte aber einige Probleme die Luft anzuhalten, wenn menschliches Blut floss. Genau wie Jasper. Es kam in diesen Jahren sehr häufig vor, dass Jasper und Alice für ein paar Tage verschwanden, da es Jasper sehr schwer fiel kein Menschenblut zu trinken. Jasper hatte sich sehr lange Zeit nur von Menschen ernährt, weshalb er nun große Probleme hatte, diese Gewohnheit abzulegen.
Ich weiß noch, dass wir ihm immer wieder klarmachen mussten, dass es notwendig war, wenn er hier bleiben wollte. Und wir wussten alle, dass er das wollte. Alleine schon Alice wegen. Alice war unheimlich gerne in unserer Familie und sie konnte sich nicht vorstellen ein Leben ohne uns zu leben, auch mit Jasper an ihrer Seite.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Angst
Ich hatte mich für das Musikstudium entschieden. Ich hab dir ja erzählt, dass ich dieses Fach vor einigen Jahren als Nebenfach gewählt hatte. Und da ich mich darin verbessern wollte, wählte ich es. Es ist ein wirklich faszinierendes Studium. Langwierig, aber unglaublich interessant. Ich lernte innerhalb von einem Monat alle Sonaten aus meinem Buch auswendig. Mein Professor war hin und weg. Er sagte immer wieder, wie sehr er es genießt meiner Musik zu lauschen. Ich war richtig eifrig bei der Sache. Mir gefiel die Musik, die ich spielte und ich merkte, dass ich eine weitere große Leidenschaft hatte. Neben Emmett und den Autos liebte ich die Musik. Ich konnte gar nicht mehr aufhören Klavier zu spielen. Es war ein so unglaubliches Gefühl, dass ich in dieser Zeit beinahe mehr mit dem Klavier machte, als mit Emmett. Nun ja, ganz so extrem war ich nicht, aber Emmett, der sich für das Hauptfach Juristik entschlossen hatte, war nicht ganz so begeistert wie ich, dass ich meine Zeit mit Klavierspielen verbrachte.
Hingegen mein Professor, Dr. Frank Presley – nein, er war nicht mit Elvis Presley verwandt, liebte die Musik aber genau wie er – konnte davon nicht genug bekommen. Häufig saß er im Vorführraum, in dem ich übte. Ich mochte den Raum, da er groß und meistens verlassen war, wenn nicht gerade eine Prüfung in diesem Fach anstand. Aber so war er geeignet für ruhige Stunden, die man nur mit dem Klavierspielen verbringen konnte, ohne, dass man unterbrochen wurde.
Die ersten paar Male genoss ich es richtig, dass ich den Professor als Publikum hatte. Ich war stolz darauf, dass ausgerechnet er meine Musik so liebte. Doch je öfter er meine Musik genoss, desto lästiger wurde der Umstand. Weißt du, Vera, Dr. Presley war ein gutaussehender, junger Dozent, der unheimlich gut musizieren konnte. Er machte Edward beinahe Konkurrenz auf dem Klavier, aber so ganz kam er dann an den Meister nicht heran. Er war in etwa in Carlisles Alter und je öfter er mir beim Üben zuhörte, desto mehr wurde mir klar, wieso er es tat. Als ich kurz vor der Mitte des Studiums war, konnte ich nicht glauben, wie dumm ich war, dass ich es nicht früher gemerkt hatte. Dr. Presley war zwar auch an meiner Musik, wohl aber mehr an mir interessiert. All die Jahre, in denen ich mit Emmett verheiratet war, hatte es dieses Problem, dass ich schön und für andere sehr anziehend war, nicht gegeben. Wir hatten es so publik gemacht, dass andere gar keine Chance hatten, sich an einen von uns heranzumachen. Ich wusste zwar, dass es sehr wohl Interessenten gab, aber da ich Emmett hatte, nahm ich nie an, dass irgendjemand auf die Idee gekommen wäre, es nicht doch zu versuchen und mich anzusprechen. Der Grund, wieso uns niemand ansprach, war wohl auch, dass wir uns zurückzogen. Wir zeigten offen, dass wir zusammen waren und wir zeigten uns, aber wir ließen nicht zu, dass sich uns jemand näherte.
Doch in diesen Jahren war das schwieriger geworden. Da Emmett mit seinem Studium sehr viel zu tun hatte, da Juristik nun wirklich kein einfaches Fach ist, kamen wir kaum dazu uns gemeinsam an der Universität sehen zu lassen. Nur sehr wenige Leute wussten, dass Emmett und ich verheiratet waren. Mein Dozent kannte nur meinen Vor- und Nachnamen und wusste sonst nicht viel von mir. Er wusste, dass ich eine sehr begabte Pianistin und wohl schöner, als alle anderen war. Aber von meinem Ehemann hatte er keine Ahnung.
Und ich war so naiv, dass ich blind in eine mehr oder weniger bewusst gebaute Falle lief. Die ersten paar Mal hörte er nur zu, gab mir Tipps und machte mir gelegentlich das ein oder andere Kompliment zu meiner Frisur, zu meiner Figur, zu meinem Gesicht und so weiter. Ich hätte da schon nachdenken sollen. Aber in meinem Eifer, zu einer sehr guten Pianistin zu werden, überhörte ich diese Anspielungen. Oh, ich war ja so naiv, Vera. Noch heute schäme ich mich dafür, dass ich nicht klüger war. Es war ja so offensichtlich. Ja, selbst berührt hatte er mich gelegentlich. Ich nahm die meiste Zeit an, es wären nur Ausrutscher, er hätte mich versehentlich berührt, aber je häufiger die Berührungen wurden, desto mulmiger wurde mir.
Als ich nun die Mitte meines Studiums erreicht hatte und die Prüfungen für mein nächstes Studiensemester geschafft hatte, saß ich eines Tages wieder am Klavier und spielte. Ich spielte schon etwa zwei Stunden, doch Dr. Presley war noch nicht da. Ich weiß nicht, wieso er später gekommen war, aber kurz bevor ich aufhören wollte zu spielen, trat jemand in den Raum. Ich war so vertieft in mein Spielen, dass ich nicht merkte, wie jemand hinter mich trat. Als ich geendet hatte, klatschte der jemand hinter mir begeistert in die Hände und machte mir Komplimente. "Oh, Miss Hale, das war einfach unglaublich. Das war himmlisch. Ihre Spielweise wird immer besser. Wenn Sie so weiter machen könnte es sogar sein, dass ich Sie für die Stadtfestspiele anmelde.", schleimte er und ich lächelte vor Stolz. "Im Ernst, Miss Hale, ich kann mich nicht erinnern jemals so stolz auf einen meiner Studenten gewesen zu sein."
Ich bedankte mich höflich und wollte gerade nach meinem Buch mit den Klavierstücken greifen, als ich zwei gierige Hände an meiner Taille spürte. Ich stockte, hatte keine Ahnung, was da gerade passierte. Ich hatte nicht damit gerechnet und rührte mich nicht mehr. Ja, ich hörte auch auf natürlich zu atmen. Meine Augen hatten sich vor Schreck geweitet.
"Sie sind sehr begabt, Miss Hale. Und ich bin sicher, wir finden noch weitere Talente, die sie perfekt beherrschen.", sagte er schmierig und drückte seine Hände an meine Taille.
Es war, als wäre ich kurzzeitig in einem Wachkoma gewesen. Als eine seiner Hände nach oben zu klettern anfing, griff er mit seiner anderen Hand nach meiner, die noch immer auf dem Flügel verweilte, in der Hoffnung demnächst weiterspielen zu können. Mit sanftem Druck nahm er meine Hand in seine und da fing ich an zu schalten. Ich realisierte plötzlich, was er da tat. Verwirrt und doch wütend riss ich mich los, sah ihn angewidert an und stand ruckartig auf. Ich war so schnell auf den Beinen, dass er gar nicht mitbekam, was genau da gerade passierte. Ich war meiner Schnelligkeit in diesem Moment so dankbar. Ich wollte nur mehr weg. Weg von diesem ... diesem ... Scheusal. Ich konnte nicht glauben, dass Presley tatsächlich so schmierig und ekelhaft war. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass er solche Absichten hatte. Ich schämte mich in diesem Moment so sehr, dass ich nicht früher auf diesen Gedanken gekommen war. Dass ich erst als es bereits passiert war, angefangen hatte, zu handeln.
So schnell ich konnte rannte ich zu Emmett und ließ mich in seine Arme fallen. Er war gerade in unserer Studentenwohnung und lernte für seine nächste Prüfung, als ich völlig aufgelöst zu ihm kam.
Ich denke, ich hatte ihm richtig Angst gemacht, als ich mich an ihn klammerte und ihn unbedingt bei mir haben wollte. Ich krallte mich an seinen Armen fest und drückte mich an ihn. In diesem Moment war ich Gott so dankbar, dass ich Emmett hatte, dass ich ihm schluchzend, wenn auch unecht, gestand "Emmett ... ich liebe dich. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich brauche ... Halt mich fest, Emmett. Bitte, halt mich fest ...". Emmett umarmte mich fest und drückte mich noch enger an sich. Er küsste mich auf den Hinterkopf, strich mir die Haare aus dem Gesicht und sagte leise "Ich bin ja da, Engel. Hey, ist ja gut. Ich liebe dich doch auch ... Rose, ich bin bei dir."
Wir saßen lange so da. Er hauchte mir immer wieder zu, dass er da wäre, dass alles gut wäre und ich klammerte mich fest an ihn. Ich hatte richtig Angst, dabei war doch gar nichts passiert. Ich kam mir so dumm vor, Vera.
Im Grunde genommen hatte mir Presley nicht wehgetan. Er hatte mich nur berührt. Aber diese ... Berührung hatte in mir etwas ausgelöst. Eine Angst, die so ... so unglaublich tief saß, dass ich ohne Dr. Presleys Hilfe womöglich nicht darauf gekommen wäre, dass sie überhaupt existierte. Ich hatte plötzlich so eine unendlich große Angst, das, was Royce mir angetan hatte, noch einmal durchleben zu müssen. Wieder vergewaltig, gegen meinen Willen für Sex missbraucht zu werden. Ich wollte nicht wieder das Opfer sein. Ich hatte doch so gehofft, dass ich das alles hinter mir hatte. Und dann passierte so etwas.
Zu dieser Angst schlich sich eine zweite. Ich hatte plötzlich so große Angst Emmett zu verlieren, plötzlich ohne ihn dazustehen, ohne ihn leben zu müssen, mit jemand anderem mein Leben zu teilen, dass ich es nicht mehr aushielt, ihn nicht bei mir zu spüren, nicht zu wissen, dass er bei mir war – für immer.
Ich wusste ja, dass er da war, dass er mich nicht verlassen würde, dass er nicht zulassen würde, dass ich ihm weggenommen wurde, dass mir wehgetan wurde, aber diese Angst war in diesem Moment so groß, dass ich jeden anderen Gedanken aus meinem Gehirn entfernt hatte.
Irgendwann, nachdem ich meinen Druck um Emmetts Nacken verringert hatte, setzte er sich mit mir auf das Bett, das im Zimmer stand und legte mir die Bettdecke um. Mir war nicht kalt, nur wollte Emmett mir zeigen, dass mir nichts passieren konnte und nahm mich mitsamt der Decke wieder fest in die Arme. Ich hielt mich immer noch bei ihm fest und zitterte.
"Hey, was ist denn los? Rosalie, so kenne ich dich gar nicht.", sagte er und drückte mich an sich. "Süße, jetzt beruhige dich doch. Ich bin doch da."
Ich nickte, legte meinen Kopf an seine Brust und zitterte. Immer wieder ließ ich Schluchzer hören.
"Rose, was ist passiert? Hat dir jemand wehgetan?", fragte er und sah mich fragend an. Ich wollte ihn nicht länger auf die Folter spannen und hob meinen Kopf.
Ich erzählte ihm, was passiert war. Was Dr. Presley getan hatte. Und dass ich plötzlich Angst hatte, Emmett gegen ihn eintauschen zu müssen. Dass ich Angst hatte, dass Royce in Form von Dr. Presley wiedergekehrt war und sich nun an mir rächen wollte. Ich weiß, es ist albern, aber diese Angst war nun mal da.
Emmett hörte mir aufmerksam zu und versuchte zu verstehen, wieso ich diese Angst hatte. "Rose, du weißt doch, dass ich niemals zulassen würde, dass mir jemand dich wegnimmt. Niemals werde ich zulassen, dass dir jemand wehtut. Hab keine Angst, Süße. Ich bin ja da und ich werde immer da sein, das habe ich dir versprochen, erinnerst du dich?"
Schluchzend und zitternd nickte ich. Erneut schlang ich die Arme um Emmett und klammerte mich an ihn. "Oh, Emmett ... ich hatte solche Angst."
"Ich weiß. Komm her, jetzt bin ich ja da. Ich lasse dich nie wieder alleine mit ihm, das verspreche ich dir.", versicherte er mir und strich mir über den Kopf. "Hey, jetzt beruhige dich doch wieder. Dr. Presley ist nicht hier und er wird dir auch nicht mehr zu nahe kommen. Dafür werde ich schon sorgen."
"Was hast du vor, Emmett?", schluchzte ich und löste mich aus meiner Umklammerung. Ich sah ihm in die Augen und runzelte die Stirn. "Du wirst doch nicht –"
"Nein, so radikal werde ich ihn nicht aus dem Verkehr ziehen.", sagte er ernst und strich mir übers Gesicht. "Nein, ich habe da eher an eine natürlichere und ungefährlichere Variante gedacht."
Er grinste mich an und zog meinen Kopf zu sich, um seine Lippen auf meine zu legen. Unendlich froh Emmetts Lippen und Hände auf mir zu spüren schlang ich erneut meine Hände um den Mann, den ich so liebte, den ich so brauchte. Doch dieses Mal nicht aus Angst, sondern aus Leidenschaft.
Es dauerte nur ein paar Tage, bis Emmett seinen Plan, Dr. Presley aus dem Verkehr zu ziehen, in die Tat umsetzte. Er hatte mir nicht wirklich gesagt, was genau er tun wollte, er machte mir nur ein paar Andeutungen.
Es widerstrebte mir in die Vorlesungen von Presley zu gehen. Ich fühlte mich unwohl ihm gegenüber zu sitzen und zu wissen, was in seinem Kopf vorging. Sobald ich meine Gedanken auf diesen Abend lenkte spürte ich überall seine Hände. Ich fand es widerlich, Vera. Ich war kurz davor meinem Studium ein Ende zu setzen. Ich hatte keine Lust dieses Scheusal noch öfter zu sehen, dass ich mir bereits vorgenommen hatte, Emmett am Abend zu sagen, dass ich nicht mehr studieren wollte.
Doch, an jenem Tag, an dem Emmett seinen Plan umsetzte, saß ich im Vortragssaal und hoffte, dass Presley nicht zu mir blickte. Meine Hoffnungen wurden aber zerstört, als er in den Saal trat und sich umsah. Sofort ruhten seine Augen auf mir und mir lief es kalt den Rücken hinunter. Ich konnte diesen ekelhaften Menschen nicht mehr sehen und hoffte, dass Emmett bald etwas gegen ihn tat, bevor ich selbst zu handeln begann. Und das tat Emmett.
Gleich nach der Stunde, es hatte vor zwei Sekunden geläutet, kam Emmett in den Saal und ging auf mich zu. Ich sah ihn verblüfft an und war noch verblüffter, als er mich an sich riss und mir einen so leidenschaftlichen, aber auch so unendlich sanften Kuss auf die Lippen hauchte, dass ich ganz vergaß, dass Dr. Presley seine Augen noch immer auf mir hatte. Während des Kusses öffnete ich, zwar widerstrebend, aber bestimmt, die Augen und lugte zu ihm. Oh, Vera, du hast ja keine Ahnung, wie er uns angaffte. Wie vor den Kopf gestoßen hatte er seine Augen weit aufgerissen und blickte auf Emmett, der mich noch immer leidenschaftlich küsste.
Als Emmett sich von mir löste, strich er mir über meine Wange und sagte "Ich liebe dich, Rosalie.", küsste mich noch einmal und ging dann auf Presley zu. Er stellte sich neben ihn, legte einen Arm bestimmend um ihn und sagte mit selbstbewusster Stimme "Presley, wenn ich noch einmal erfahre, dass Sie meine Frau in irgendeiner Weise belästigen, sie auch nur falsch ansehen, kann es passieren, dass ich nicht ganz so freundschaftlich reagiere. Das soll nur ein guter Rat an Sie sein. Und glauben Sie mir, ich finde es heraus, auch wenn Sie noch so raffiniert handeln."
Presley, der zuerst nur total verblüfft neben ihm stand und ihm zuhörte, ging ein paar Schritte zurück und sah Emmett verdattert an. "W-was meinen Sie?", fragte er unwissend und versuchte gefasst zu klingen. Er machte große Augen, als würde er etwas verheimlichen wollen. Vera, diese Szenen waren besser, als Kabelfernsehen heute.
"Sie haben mich schon verstanden.", sagte Emmett ruhig. "Also denken Sie daran, Presley, sollten Sie weiterhin Ihre Fantasien an meiner Frau ausleben wollen, dürfen Sie sich die Radieschen von unten ansehen."
Ich konnte mir ein kurzes Kichern nicht verkneifen. Emmett verstand es Leuten Angst einzujagen, aber diese Drohung war einfach unglaublich lustig.
Dr. Presley sah zuerst Emmett verängstigt an, blickte dann kurz zu mir und wieder zu Emmett. Als er mich anblickte warf ich ihm einen giftigen Blick zu und musste mich zusammenreißen, um Emmett nicht sofort um den Hals zu fallen. Presley sagte nichts mehr. Er holte einmal tief Luft und ging dann stocksteif an mir vorbei nach draußen. Wir waren die letzten im Vortragssaal, sodass niemand etwas davon mitbekommen hatte. Als Presley aus dem Raum verschwunden war lief ich auf Emmett zu und küsste ihn so stürmisch, als hätte ich ihn ewig nicht mehr gesehen. Er drückte mich fest an sich, lächelte mich an und sagte "Ich denke nicht, dass er uns noch einmal Probleme bereiten wird."
Ich grinste zurück und sagte "Danke ... danke, Emmett. Ich liebe dich. Du weißt gar nicht wie sehr."
"Doch, das weiß ich. Denn ich liebe dich genauso.", versprach er mir und mit einem unendlich schönen Kuss besiegelten wir unser Geständnis.
Ich hatte mich für das Musikstudium entschieden. Ich hab dir ja erzählt, dass ich dieses Fach vor einigen Jahren als Nebenfach gewählt hatte. Und da ich mich darin verbessern wollte, wählte ich es. Es ist ein wirklich faszinierendes Studium. Langwierig, aber unglaublich interessant. Ich lernte innerhalb von einem Monat alle Sonaten aus meinem Buch auswendig. Mein Professor war hin und weg. Er sagte immer wieder, wie sehr er es genießt meiner Musik zu lauschen. Ich war richtig eifrig bei der Sache. Mir gefiel die Musik, die ich spielte und ich merkte, dass ich eine weitere große Leidenschaft hatte. Neben Emmett und den Autos liebte ich die Musik. Ich konnte gar nicht mehr aufhören Klavier zu spielen. Es war ein so unglaubliches Gefühl, dass ich in dieser Zeit beinahe mehr mit dem Klavier machte, als mit Emmett. Nun ja, ganz so extrem war ich nicht, aber Emmett, der sich für das Hauptfach Juristik entschlossen hatte, war nicht ganz so begeistert wie ich, dass ich meine Zeit mit Klavierspielen verbrachte.
Hingegen mein Professor, Dr. Frank Presley – nein, er war nicht mit Elvis Presley verwandt, liebte die Musik aber genau wie er – konnte davon nicht genug bekommen. Häufig saß er im Vorführraum, in dem ich übte. Ich mochte den Raum, da er groß und meistens verlassen war, wenn nicht gerade eine Prüfung in diesem Fach anstand. Aber so war er geeignet für ruhige Stunden, die man nur mit dem Klavierspielen verbringen konnte, ohne, dass man unterbrochen wurde.
Die ersten paar Male genoss ich es richtig, dass ich den Professor als Publikum hatte. Ich war stolz darauf, dass ausgerechnet er meine Musik so liebte. Doch je öfter er meine Musik genoss, desto lästiger wurde der Umstand. Weißt du, Vera, Dr. Presley war ein gutaussehender, junger Dozent, der unheimlich gut musizieren konnte. Er machte Edward beinahe Konkurrenz auf dem Klavier, aber so ganz kam er dann an den Meister nicht heran. Er war in etwa in Carlisles Alter und je öfter er mir beim Üben zuhörte, desto mehr wurde mir klar, wieso er es tat. Als ich kurz vor der Mitte des Studiums war, konnte ich nicht glauben, wie dumm ich war, dass ich es nicht früher gemerkt hatte. Dr. Presley war zwar auch an meiner Musik, wohl aber mehr an mir interessiert. All die Jahre, in denen ich mit Emmett verheiratet war, hatte es dieses Problem, dass ich schön und für andere sehr anziehend war, nicht gegeben. Wir hatten es so publik gemacht, dass andere gar keine Chance hatten, sich an einen von uns heranzumachen. Ich wusste zwar, dass es sehr wohl Interessenten gab, aber da ich Emmett hatte, nahm ich nie an, dass irgendjemand auf die Idee gekommen wäre, es nicht doch zu versuchen und mich anzusprechen. Der Grund, wieso uns niemand ansprach, war wohl auch, dass wir uns zurückzogen. Wir zeigten offen, dass wir zusammen waren und wir zeigten uns, aber wir ließen nicht zu, dass sich uns jemand näherte.
Doch in diesen Jahren war das schwieriger geworden. Da Emmett mit seinem Studium sehr viel zu tun hatte, da Juristik nun wirklich kein einfaches Fach ist, kamen wir kaum dazu uns gemeinsam an der Universität sehen zu lassen. Nur sehr wenige Leute wussten, dass Emmett und ich verheiratet waren. Mein Dozent kannte nur meinen Vor- und Nachnamen und wusste sonst nicht viel von mir. Er wusste, dass ich eine sehr begabte Pianistin und wohl schöner, als alle anderen war. Aber von meinem Ehemann hatte er keine Ahnung.
Und ich war so naiv, dass ich blind in eine mehr oder weniger bewusst gebaute Falle lief. Die ersten paar Mal hörte er nur zu, gab mir Tipps und machte mir gelegentlich das ein oder andere Kompliment zu meiner Frisur, zu meiner Figur, zu meinem Gesicht und so weiter. Ich hätte da schon nachdenken sollen. Aber in meinem Eifer, zu einer sehr guten Pianistin zu werden, überhörte ich diese Anspielungen. Oh, ich war ja so naiv, Vera. Noch heute schäme ich mich dafür, dass ich nicht klüger war. Es war ja so offensichtlich. Ja, selbst berührt hatte er mich gelegentlich. Ich nahm die meiste Zeit an, es wären nur Ausrutscher, er hätte mich versehentlich berührt, aber je häufiger die Berührungen wurden, desto mulmiger wurde mir.
Als ich nun die Mitte meines Studiums erreicht hatte und die Prüfungen für mein nächstes Studiensemester geschafft hatte, saß ich eines Tages wieder am Klavier und spielte. Ich spielte schon etwa zwei Stunden, doch Dr. Presley war noch nicht da. Ich weiß nicht, wieso er später gekommen war, aber kurz bevor ich aufhören wollte zu spielen, trat jemand in den Raum. Ich war so vertieft in mein Spielen, dass ich nicht merkte, wie jemand hinter mich trat. Als ich geendet hatte, klatschte der jemand hinter mir begeistert in die Hände und machte mir Komplimente. "Oh, Miss Hale, das war einfach unglaublich. Das war himmlisch. Ihre Spielweise wird immer besser. Wenn Sie so weiter machen könnte es sogar sein, dass ich Sie für die Stadtfestspiele anmelde.", schleimte er und ich lächelte vor Stolz. "Im Ernst, Miss Hale, ich kann mich nicht erinnern jemals so stolz auf einen meiner Studenten gewesen zu sein."
Ich bedankte mich höflich und wollte gerade nach meinem Buch mit den Klavierstücken greifen, als ich zwei gierige Hände an meiner Taille spürte. Ich stockte, hatte keine Ahnung, was da gerade passierte. Ich hatte nicht damit gerechnet und rührte mich nicht mehr. Ja, ich hörte auch auf natürlich zu atmen. Meine Augen hatten sich vor Schreck geweitet.
"Sie sind sehr begabt, Miss Hale. Und ich bin sicher, wir finden noch weitere Talente, die sie perfekt beherrschen.", sagte er schmierig und drückte seine Hände an meine Taille.
Es war, als wäre ich kurzzeitig in einem Wachkoma gewesen. Als eine seiner Hände nach oben zu klettern anfing, griff er mit seiner anderen Hand nach meiner, die noch immer auf dem Flügel verweilte, in der Hoffnung demnächst weiterspielen zu können. Mit sanftem Druck nahm er meine Hand in seine und da fing ich an zu schalten. Ich realisierte plötzlich, was er da tat. Verwirrt und doch wütend riss ich mich los, sah ihn angewidert an und stand ruckartig auf. Ich war so schnell auf den Beinen, dass er gar nicht mitbekam, was genau da gerade passierte. Ich war meiner Schnelligkeit in diesem Moment so dankbar. Ich wollte nur mehr weg. Weg von diesem ... diesem ... Scheusal. Ich konnte nicht glauben, dass Presley tatsächlich so schmierig und ekelhaft war. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass er solche Absichten hatte. Ich schämte mich in diesem Moment so sehr, dass ich nicht früher auf diesen Gedanken gekommen war. Dass ich erst als es bereits passiert war, angefangen hatte, zu handeln.
So schnell ich konnte rannte ich zu Emmett und ließ mich in seine Arme fallen. Er war gerade in unserer Studentenwohnung und lernte für seine nächste Prüfung, als ich völlig aufgelöst zu ihm kam.
Ich denke, ich hatte ihm richtig Angst gemacht, als ich mich an ihn klammerte und ihn unbedingt bei mir haben wollte. Ich krallte mich an seinen Armen fest und drückte mich an ihn. In diesem Moment war ich Gott so dankbar, dass ich Emmett hatte, dass ich ihm schluchzend, wenn auch unecht, gestand "Emmett ... ich liebe dich. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich brauche ... Halt mich fest, Emmett. Bitte, halt mich fest ...". Emmett umarmte mich fest und drückte mich noch enger an sich. Er küsste mich auf den Hinterkopf, strich mir die Haare aus dem Gesicht und sagte leise "Ich bin ja da, Engel. Hey, ist ja gut. Ich liebe dich doch auch ... Rose, ich bin bei dir."
Wir saßen lange so da. Er hauchte mir immer wieder zu, dass er da wäre, dass alles gut wäre und ich klammerte mich fest an ihn. Ich hatte richtig Angst, dabei war doch gar nichts passiert. Ich kam mir so dumm vor, Vera.
Im Grunde genommen hatte mir Presley nicht wehgetan. Er hatte mich nur berührt. Aber diese ... Berührung hatte in mir etwas ausgelöst. Eine Angst, die so ... so unglaublich tief saß, dass ich ohne Dr. Presleys Hilfe womöglich nicht darauf gekommen wäre, dass sie überhaupt existierte. Ich hatte plötzlich so eine unendlich große Angst, das, was Royce mir angetan hatte, noch einmal durchleben zu müssen. Wieder vergewaltig, gegen meinen Willen für Sex missbraucht zu werden. Ich wollte nicht wieder das Opfer sein. Ich hatte doch so gehofft, dass ich das alles hinter mir hatte. Und dann passierte so etwas.
Zu dieser Angst schlich sich eine zweite. Ich hatte plötzlich so große Angst Emmett zu verlieren, plötzlich ohne ihn dazustehen, ohne ihn leben zu müssen, mit jemand anderem mein Leben zu teilen, dass ich es nicht mehr aushielt, ihn nicht bei mir zu spüren, nicht zu wissen, dass er bei mir war – für immer.
Ich wusste ja, dass er da war, dass er mich nicht verlassen würde, dass er nicht zulassen würde, dass ich ihm weggenommen wurde, dass mir wehgetan wurde, aber diese Angst war in diesem Moment so groß, dass ich jeden anderen Gedanken aus meinem Gehirn entfernt hatte.
Irgendwann, nachdem ich meinen Druck um Emmetts Nacken verringert hatte, setzte er sich mit mir auf das Bett, das im Zimmer stand und legte mir die Bettdecke um. Mir war nicht kalt, nur wollte Emmett mir zeigen, dass mir nichts passieren konnte und nahm mich mitsamt der Decke wieder fest in die Arme. Ich hielt mich immer noch bei ihm fest und zitterte.
"Hey, was ist denn los? Rosalie, so kenne ich dich gar nicht.", sagte er und drückte mich an sich. "Süße, jetzt beruhige dich doch. Ich bin doch da."
Ich nickte, legte meinen Kopf an seine Brust und zitterte. Immer wieder ließ ich Schluchzer hören.
"Rose, was ist passiert? Hat dir jemand wehgetan?", fragte er und sah mich fragend an. Ich wollte ihn nicht länger auf die Folter spannen und hob meinen Kopf.
Ich erzählte ihm, was passiert war. Was Dr. Presley getan hatte. Und dass ich plötzlich Angst hatte, Emmett gegen ihn eintauschen zu müssen. Dass ich Angst hatte, dass Royce in Form von Dr. Presley wiedergekehrt war und sich nun an mir rächen wollte. Ich weiß, es ist albern, aber diese Angst war nun mal da.
Emmett hörte mir aufmerksam zu und versuchte zu verstehen, wieso ich diese Angst hatte. "Rose, du weißt doch, dass ich niemals zulassen würde, dass mir jemand dich wegnimmt. Niemals werde ich zulassen, dass dir jemand wehtut. Hab keine Angst, Süße. Ich bin ja da und ich werde immer da sein, das habe ich dir versprochen, erinnerst du dich?"
Schluchzend und zitternd nickte ich. Erneut schlang ich die Arme um Emmett und klammerte mich an ihn. "Oh, Emmett ... ich hatte solche Angst."
"Ich weiß. Komm her, jetzt bin ich ja da. Ich lasse dich nie wieder alleine mit ihm, das verspreche ich dir.", versicherte er mir und strich mir über den Kopf. "Hey, jetzt beruhige dich doch wieder. Dr. Presley ist nicht hier und er wird dir auch nicht mehr zu nahe kommen. Dafür werde ich schon sorgen."
"Was hast du vor, Emmett?", schluchzte ich und löste mich aus meiner Umklammerung. Ich sah ihm in die Augen und runzelte die Stirn. "Du wirst doch nicht –"
"Nein, so radikal werde ich ihn nicht aus dem Verkehr ziehen.", sagte er ernst und strich mir übers Gesicht. "Nein, ich habe da eher an eine natürlichere und ungefährlichere Variante gedacht."
Er grinste mich an und zog meinen Kopf zu sich, um seine Lippen auf meine zu legen. Unendlich froh Emmetts Lippen und Hände auf mir zu spüren schlang ich erneut meine Hände um den Mann, den ich so liebte, den ich so brauchte. Doch dieses Mal nicht aus Angst, sondern aus Leidenschaft.
Es dauerte nur ein paar Tage, bis Emmett seinen Plan, Dr. Presley aus dem Verkehr zu ziehen, in die Tat umsetzte. Er hatte mir nicht wirklich gesagt, was genau er tun wollte, er machte mir nur ein paar Andeutungen.
Es widerstrebte mir in die Vorlesungen von Presley zu gehen. Ich fühlte mich unwohl ihm gegenüber zu sitzen und zu wissen, was in seinem Kopf vorging. Sobald ich meine Gedanken auf diesen Abend lenkte spürte ich überall seine Hände. Ich fand es widerlich, Vera. Ich war kurz davor meinem Studium ein Ende zu setzen. Ich hatte keine Lust dieses Scheusal noch öfter zu sehen, dass ich mir bereits vorgenommen hatte, Emmett am Abend zu sagen, dass ich nicht mehr studieren wollte.
Doch, an jenem Tag, an dem Emmett seinen Plan umsetzte, saß ich im Vortragssaal und hoffte, dass Presley nicht zu mir blickte. Meine Hoffnungen wurden aber zerstört, als er in den Saal trat und sich umsah. Sofort ruhten seine Augen auf mir und mir lief es kalt den Rücken hinunter. Ich konnte diesen ekelhaften Menschen nicht mehr sehen und hoffte, dass Emmett bald etwas gegen ihn tat, bevor ich selbst zu handeln begann. Und das tat Emmett.
Gleich nach der Stunde, es hatte vor zwei Sekunden geläutet, kam Emmett in den Saal und ging auf mich zu. Ich sah ihn verblüfft an und war noch verblüffter, als er mich an sich riss und mir einen so leidenschaftlichen, aber auch so unendlich sanften Kuss auf die Lippen hauchte, dass ich ganz vergaß, dass Dr. Presley seine Augen noch immer auf mir hatte. Während des Kusses öffnete ich, zwar widerstrebend, aber bestimmt, die Augen und lugte zu ihm. Oh, Vera, du hast ja keine Ahnung, wie er uns angaffte. Wie vor den Kopf gestoßen hatte er seine Augen weit aufgerissen und blickte auf Emmett, der mich noch immer leidenschaftlich küsste.
Als Emmett sich von mir löste, strich er mir über meine Wange und sagte "Ich liebe dich, Rosalie.", küsste mich noch einmal und ging dann auf Presley zu. Er stellte sich neben ihn, legte einen Arm bestimmend um ihn und sagte mit selbstbewusster Stimme "Presley, wenn ich noch einmal erfahre, dass Sie meine Frau in irgendeiner Weise belästigen, sie auch nur falsch ansehen, kann es passieren, dass ich nicht ganz so freundschaftlich reagiere. Das soll nur ein guter Rat an Sie sein. Und glauben Sie mir, ich finde es heraus, auch wenn Sie noch so raffiniert handeln."
Presley, der zuerst nur total verblüfft neben ihm stand und ihm zuhörte, ging ein paar Schritte zurück und sah Emmett verdattert an. "W-was meinen Sie?", fragte er unwissend und versuchte gefasst zu klingen. Er machte große Augen, als würde er etwas verheimlichen wollen. Vera, diese Szenen waren besser, als Kabelfernsehen heute.
"Sie haben mich schon verstanden.", sagte Emmett ruhig. "Also denken Sie daran, Presley, sollten Sie weiterhin Ihre Fantasien an meiner Frau ausleben wollen, dürfen Sie sich die Radieschen von unten ansehen."
Ich konnte mir ein kurzes Kichern nicht verkneifen. Emmett verstand es Leuten Angst einzujagen, aber diese Drohung war einfach unglaublich lustig.
Dr. Presley sah zuerst Emmett verängstigt an, blickte dann kurz zu mir und wieder zu Emmett. Als er mich anblickte warf ich ihm einen giftigen Blick zu und musste mich zusammenreißen, um Emmett nicht sofort um den Hals zu fallen. Presley sagte nichts mehr. Er holte einmal tief Luft und ging dann stocksteif an mir vorbei nach draußen. Wir waren die letzten im Vortragssaal, sodass niemand etwas davon mitbekommen hatte. Als Presley aus dem Raum verschwunden war lief ich auf Emmett zu und küsste ihn so stürmisch, als hätte ich ihn ewig nicht mehr gesehen. Er drückte mich fest an sich, lächelte mich an und sagte "Ich denke nicht, dass er uns noch einmal Probleme bereiten wird."
Ich grinste zurück und sagte "Danke ... danke, Emmett. Ich liebe dich. Du weißt gar nicht wie sehr."
"Doch, das weiß ich. Denn ich liebe dich genauso.", versprach er mir und mit einem unendlich schönen Kuss besiegelten wir unser Geständnis.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Erinnerst du dich noch?
Nachdem Emmett Presley so gedroht hatte, legte dieser sein Amt als Dozent nieder und verschwand von der Uni. Es hatte mich gewundert, dass er deswegen die Universität verließ. Schließlich musste er sich nur an die Spielregeln halten, dann würde ihm nichts passieren. Doch erst später erfuhr ich, dass Presley gelegentlich seine Fantasien an jungen Studentinnen ausließ. Er hatte Spaß daran junge Frauen aus der Fassung zu bringen und mit ihnen seine Spielchen zu treiben. Nur bisher hatte sich niemand so gewehrt wie ich. Einige der Studentinnen, die von ihm bedrängt wurden, hatten erst nachdem er von der Universität verschwand, Anzeige gegen ihn erhoben. Darum weiß ich, was dieser Idiot getan hatte. Auf meine Aussage verzichtete ich, denn wenn ich ausgesagt hätte, hätte das Geheimnis um meine Personalien und meine Herkunft wohl einen größeren Skandal ausgelöst, als das eigentliche Problem.
Als Presley verschwunden war bekamen wir einen älteren Dozenten, der mich zwar genauso lobte, mir jedoch nie bei meinen Übungsstunden zuhörte. Nun ja, ich vermied es seither auch, mich in diesem Saal aufzuhalten. Ich hatte wenig Lust das Ganze noch einmal zu durchleben, weshalb ich meine Freizeit fortan mit Emmett verbrachte.
Je näher ich meiner Diplomarbeit kam, desto schneller verging die Zeit und ehe ich mich versah befand ich mich am Ende meines Studiums und hielt mein Abschlusszeugnis mit Auszeichnung in Händen. Oh, Vera, ich war so stolz auf mich. Ich hatte tatsächlich durchgehalten. Ich hatte es durchgehalten und hatte mein Studium nicht vorzeitig abgebrochen. Ich war wirklich stolz auf mich.
Auch Emmett, der das Studium zwar nicht so sehr genoss wie ich, es aber dennoch mitmachte, schloss die Universität in Alaska mit einem sehr positiven Zeugnis ab. Mir war immer schleierhaft, wieso Emmett ausgerechnet Jura als Hauptfach gewählt hatte, da er nie der Typ war, der gerne lernte und Jura ist weiß Gott nicht einfach, aber er meinte, er wolle sich mit dem Rechtssystem auseinandersetzen. Und das tat er mit Erfolg. Eine Auszeichnung schaffte er zwar nicht, aber er war nun zugelassener Anwalt.
Ich war so stolz auf ihn, als ich seine Zulassung sah. Und er selbst war auch sehr stolz auf sich, da er sich nie gedacht hätte, dass er das tatsächlich einmal schaffen würde. Es ist so, Vera, Emmett war nie besonders glücklich, wenn es hieß, er sollte lernen. Schon als Mensch war er viel lieber jagen, als vor seinen Büchern. Aber als ich ihn fragte, wieso er es plötzlich doch konnte, meinte er, er habe eine schöne Motivation gefunden. Du kannst dir ja vorstellen, wer damit gemeint war. Ich fühlte mich geehrt und versprach ihm, dass ich ihn während seiner nächsten Vorhaben genauso motivieren würde.
Alice, die ja ebenfalls mit uns studierte, studierte Kunst. Sie war schon immer eine Künstlerin und mit ihrer lustigen und elfenhaften Art war sie die geborene Kunststudentin. Sie schloss ihr Studium ebenfalls mit Auszeichnung ab und bereicherte die Universität mit ihren faszinierenden Kunstwerken.
Jasper studierte Psychologie und Philosophie. Ich habe dir ja erzählt, dass er die Gabe der Gefühlsbeeinflussung besitzt. Und für die Fächer Psychologie und Philosophie war er wie geschaffen. Es passte perfekt zu ihm. Ich muss wohl nicht sagen, dass auch er mit Auszeichnung die Universität verließ. Er war in den Augen der Professoren ein sehr begabter Psychologe und hätte das Zeug zum Professor gehabt, aber Jasper lehnte ab. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn ein Vampir den Studenten etwas über Gefühle und die Psyche mancher Menschen erzählte. Er hätte ihnen womöglich noch genau erzählen können, was sie gerade beschäftigte. Beinahe wie Edward. Nur Edward hätte nur kurz fragen müssen, ob jeder die Hausaufgabe gemacht hatte, und hätte sofort gewusst, wem er eine Eins und wem eine Sechs eintragen konnte.
Ich beneidete Edward für seine Fähigkeit. Er meinte zwar immer, es würde eine große Belastung sein, aber ich stelle es mir wirklich interessant vor. Was hätte ich dafür gegeben einmal diese Fähigkeit einsetzen zu können, als ich noch in der Schule war. Ich war schon immer interessiert daran, was andere Mädchen über mich dachten. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn das tatsächlich funktioniert hätte. Wenn ich an einem öffentlichen Ort unterwegs war und ich in die Gesichter der Menschen sah, die mich anblickten, erkannte ich zwar sofort, wann jemand Zuneigung oder Neid empfand, aber es ist nicht dasselbe, wie wirklich zu wissen, was sie beschäftigt, wieso sie mich nicht leiden konnten oder wieso sie mich mochten. Besonders bei den Mädchen wäre es interessant. Die Mädchen in der Highschool wären am interessantesten gewesen. Gerade, wenn es um Eifersucht ging. Jede wollte besser sein, als die andere. Ich fragte mich oft, ob ich genauso war. Doch meistens fiel mir dann ein, dass ich schöner als die meisten Mädchen war. Und die paar Ausnahmen, die mir Konkurrenz hätten machen können, stach ich immer irgendwie aus. Meine Mutter hatte schon dafür gesorgt, dass ich die Schönste war und auch blieb.
Ich bin sicher du erinnerst dich noch daran, Vera, wie wir über Mary Thompson gelästert haben. Sie hatte dunkelbraune, lange Haare, die sie tagtäglich zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Ich weiß noch genau, dass du einmal gesagt hast "Ich glaube, sie hat zuhause keinen Spiegel, sonst würde sie merken, wie bescheuert dieser Zopf aussieht." Wir mussten die ganze Mathe-Stunde über lachen bis Professor Hugh uns auseinander setzen. Ich war ja so sauer auf ihn. Aber noch ärgerlicher war ich auf Mary. Sie hatte mir schließlich diese Misere eingebrockt.
Professor Hugh rief nämlich noch am selben Tag meine Eltern an und zuhause warteten meine Eltern mit verärgerter Miene auf mich. Meine Eltern schimpften nur sehr selten, aber wenn es um die Schule ging hatte mein Vater nie wirklich Verständnis. Es sei denn, es ging in irgendeiner Weise um meine Schönheit. Aber in dem Fall ging es um Mathematik.
Wenn ich mich zurückerinnere fallen mir mehrere solcher Geschichten ein. Ich weiß nicht, ob du dich noch daran erinnern kannst, aber kurz bevor der Abschlussball war, wurden wir gefragt, ob wir beim Eröffnungstanz mittanzen wollten. Mary Thompson hatte sich natürlich sofort eingeschrieben und mit ihrer Krakelschrift hatte sie beinahe keinen Platz mehr für weitere Bewerber gelassen. Sie hatte eine so furchtbare Schrift, dass es ein Wunder war, dass die Lehrer ihre Prüfungen überhaupt noch ansahen. Professor Smith hatte ihr doch gesagt, sie solle sich etwas mehr zusammenreißen, da sie sonst ein "Nicht beurteilt" bekommen würde.
Also entweder sie hatte sich irgendwann tatsächlich gebessert oder Professor Smith war erblindet. Jedenfalls hatte sie sich als erste neben dem süßen Brad eingetragen. Erinnerst du dich noch an ihn? Ich konnte ihn all die Jahre nicht vergessen. Von ihm hatte ich meinen ersten Kuss bekommen. Nein, nicht von Royce. Das war damals an Weihnachten. In der Schule wurden überall Mistelzweige aufgestellt und am letzten Schultag vor Weihnachten wollte ich mein Buch aus der Klasse holen, als mir Brad in der Tür entgegenkam. Er wollte raus und ich wollte rein. Wir haben uns angestellt, wie im Film. Wenn er nach rechts ging, dann ging ich nach links und wir kamen wieder zusammen. Und wenn er nach links ging, ging ich nach rechts. Es war witzig, aber auch total albern. Wir blieben dann irgendwann stehen und haben angefangen zu lachen, bis Brad auf den Mistelzweig über uns deutete. Oh Gott, Vera, er sah ja so gut aus, damals. Na ja, und während ich noch überlegte, was ich tun sollte, hatte er sich meinem Gesicht genähert und mir einen Kuss auf die Lippen gedrückt. Der Kuss dauerte nicht lange. Es war eher mehr ein ... zögerliches Berühren der Lippen. Nicht mehr und nicht weniger. Aber ich war dennoch immer der Meinung, dass Brad ein guter Küsser war. Wenn ich mich so daran zurückerinnere blutet mein Herz richtig, Vera. Mein Leben war doch perfekt. Und dann hörte es so plötzlich auf. Oh, wie ich Royce dafür hasse. Ich bin dem lieben Gott so dankbar, dass ich die Kraft gefunden habe, mich an ihm zu rächen. Ich hätte sonst nicht weiterleben können. Nicht mit der Gewissheit, dass er irgendwo einem anderen Mädchen dasselbe antat wie mir.
Aber zurück zu Mary. Sie hatte sich neben Brad eingetragen. Und ich weiß noch, dass wir beide schrecklich eifersüchtig waren, dass sie keinen Platz mehr für meinen Namen ließ. Sie hatte ja zwei Vornamen und damit keine mehr Platz hatte, schrieb Mary extra ihren zweiten Vornamen hin. Mary Evelyn Thompson. Oh, ich hätte ihr diesen blöden Namen am liebsten um die Ohren geworfen. Was war sie auch so besitzergreifend? Da ihr Name neben Brads stand musste sie mit ihm tanzen. Was diese Regelung auch bringen sollte war mir ein Rätsel. Ich hatte eigentlich geglaubt, dass die Jungs uns fragen sollten, aber die Lehrer waren ja so klug und dachten, so hätte keiner mehr was zu meckern.
Mary war ja so stolz darauf, dass sie tatsächlich mit Brad zum Ball gehen würde und erzählte das natürlich in der gesamten Schule herum. Es war ja nicht so, dass sie nicht hübsch gewesen wäre, aber sie war niemals so schön wie ich. Und am Tag vor dem Ball, als sie es gerade einem Mädchen aus der Unterstufe erzählte, die doch tatsächlich interessiert an der Geschichte war, kam Brad auf sie zu und erzählte ihr, dass es ihm ja leid tat, aber er würde am Tag des Balls schon mit einem anderen Mädchen hingehen. Ich weiß noch, dass ich daneben stand und zuvor mit Brad gesprochen hatte bezüglich des Balls. Und als Mary fragte, mit wem er denn hingehen würde und wieso, habe ich nur vielsagend zu ihr hinüber gegrinst und sie verstand sofort. Oh, Vera, du kannst dir ihr Gesicht nicht vorstellen. Sie war ja so ... so ... überrascht. Sie damit zu überraschen war der beste Einfall, den Brad haben konnte.
Am Tag des Abschlussballs ging ich also mit Brad hin. Wenn ich mich recht erinnere warst du mit Steven dort. Ja, Steven war auch sehr gut aussehend. Aber ich war glücklich mit Brad. Als Mary uns das erste Mal an diesem Abend sah war sie so sauer. Ihr Gesicht hätte bei einem Gruselwettbewerb den ersten Platz gemacht. Statt mit Brad musste sie mit Pickel-Fred hingehen. Oh, was habe ich gelacht an diesem Abend. Du weißt ja, Pickel-Fred war der einzige, der noch frei war. Und hätte ich Brad nicht bekommen, hätte ich wohl mit ihm hingehen müssen, da Mary mir ja keinen Platz mehr gelassen hatte, um mich angemessen einzutragen. Pickel-Fred, den wir so genannt haben, weil er so viele Pickel im ganzen Gesicht hatte, war richtig stolz darauf, mit Mary hingehen zu dürfen. Wenn mich nicht alles täuscht habe ich ein halbes Jahr später ihre Hochzeitseinladung bekommen. Ihre Eltern müssen diese Hochzeit sehr begünstigt haben, da Pickel-Fred aus einer sehr wohlhabenden Familie kam.
Ach, Vera, unsere gemeinsame Schulzeit war schon etwas ganz Besonderes. Besonders wenn ich an Mary denke. Wir haben sie genervt und geärgert, wo wir konnten. Sie war ja auch die einzige Konkurrenz in meinem Schönheitskampf. Aber sie war die lustigste Konkurrenz, die man haben konnte. Sie trat wirklich in jedes Fettnäpfchen, das wir ihr gestellt hatten. Ich frage mich, was wohl aus ihr geworden ist. Ob sie noch lebt? Ob sie glücklich geworden war? Heute tut es mir richtig leid, dass wir sie so genervt hatten. Ich kann mir vorstellen wie sie sich gefühlt haben muss, wenn man nicht das bekommt, was man will. Aber damals hatte ich keine Ahnung von der Welt, von Schmerz. Ich war jung und ... ja, auch dumm. Nun ja, über unsere Schulzeit könntest du wahrscheinlich auch Bände schreiben, weshalb ich jetzt in meiner Geschichte weitergehen möchte.
Nachdem Alice, Jasper, Emmett und ich die Universität verlassen hatten und zurück zu Esme und Carlisle kehrten, waren wir alle vier stolz auf unsere Abschlüsse. Wir standen eines Sommertages lächelnd vor der Tür und hielten unsere Diplome hoch. Esme und Carlisle gratulierten uns ganz herzlich und sofort wurden wir gebeten, alles zu erzählen. Wir waren vier Jahre mehr oder weniger nicht zuhause und hatten nur für uns gelebt, da war viel passiert, wie du mitbekommen hast. Die erste Geschichte war mein Erlebnis mit Dr. Presley. Ich hatte Alice und Jasper nichts davon erzählt, da ich mir sicher war, dass Alice sicher irgendetwas in diese Richtung gesehen hatte und wusste, was passiert war. Außerdem wollte ich es für mich behalten, solange wir nicht zuhause waren. Auch Emmett hielt dicht. Er erzählte niemandem etwas. Erst, als ich 1960 neben ihm auf der Couch saß und Esme und Carlisle von meinen Erlebnissen erzählte, half er mir, wenn ich vor Scham oder Angst nicht mehr weitersprechen konnte. Alle, die nichts davon gewusst hatten, waren tief bestürzt und konnten nicht glauben, dass es so etwas tatsächlich auf Universitäten geben sollte, doch sie hielten zu mir und hofften, dass ich wohlauf war. Nachdem Emmett, Jasper und Alice ebenfalls ihre Erlebnisse und Erkenntnisse erzählt hatten, beschlossen wir Esme und Carlisle zu zeigen, was wir alles gelernt hatten.
Alice hatte Esme ein Bild für das Wohnzimmer gemalt und überreichte es ihr, während ich auf dem großen Flügel im Wohnzimmer klimperte und von Edward Verbesserungen gezeigt bekam. Emmett und Jasper unterhielten sich mit Carlisle über das damalige Rechtssystem in Alaska und über die menschliche Psyche. Der Tag, an dem wir zurückkehrten, war ein voller Erfolg. So in etwa kannst du dir vorstellen, wie es bei uns täglich zuging. Man unterhielt sich freundlich, machte gemeinsame Spiele oder spielte auf dem Klavier, tauschte Erfahrungen aus und so weiter. Wir waren eine sehr harmonische Familie. Gestritten wurde sehr selten und wenn dann lagen sich immer bestimmte Personen in den Haaren. Meistens waren diese Personen Edward und ich. Edward kam mit meiner Sturheit, die ich noch immer nicht gänzlich abgelegt hatte, nicht klar und ich kam mit seiner Einstellung mir gegenüber nicht zurecht. Es war schwierig, da wir beide einander nicht verstanden und dennoch leben wir nun schon seit fast siebzig Jahren zusammen.
Wenn wir uns nicht im Haus befanden dann waren wir entweder spazieren, jagen oder auf Urlaub. Es konnte nur eines dieser drei Dinge sein. Denn außer Carlisle arbeitete niemand bei uns.
In den nächsten Wochen waren wir alle zuhause. Wir hatten keine wirklichen Pläne für unsere Zukunft und hätten auch nicht wirklich viel ändern können an unserem Zustand. Arbeiten konnten wir nicht gehen, es sei denn wir arbeiteten zuhause, ohne dass uns der Arbeitgeber je gesehen hätte, oder wir arbeiteten am Telefon, das damals gerade richtig populär wurde. Aber das war alles nichts für uns, weshalb Arbeiten gleich von unserer Liste gestrichen wurde. Um nicht gänzlich faul zu werden, betätigten Alice und ich uns am Aufbau von Esmes Garten. Esme hatte zwar die letzten Jahre enorm viel daran gearbeitet, aber es gab jeden Tag etwas zu tun, weshalb Esme uns auch sehr dankbar war.
Emmett und Jasper, die nicht unbedingt im Garten arbeiten wollten, sorgten für die Nahrungsbeschaffung und bauten am Haus. Unser Haus wurde mit der Zeit immer baufälliger und so machten sie an einem Tag ein neues Dach und an einem anderen bauten sie eine neue Garage, da Edward sich ebenfalls ein Auto gekauft hatte.
Edward half immer noch Carlisle bei seinen ärztlichen Aufgaben. Edward regelte hauptsächlich den Papierkram und schenkte den Kindern gelegentlich auch einmal einen Lolli. Für mehr konnte Carlisle Edward nicht gebrauchen, dazu war er zu gefährlich für die Menschen. Aber er war ihm eine sehr große Hilfe, da Carlisle eine Menge Patienten hatte. Edward genoss die Arbeit, auch wenn sie, wie er immer sagte, nicht direkt das war, das er immer machen wollte. Aber wozu lebte man denn sonst ewig, wenn man nicht ausprobieren konnte, was einem Spaß macht und was nicht.
Nachdem Emmett Presley so gedroht hatte, legte dieser sein Amt als Dozent nieder und verschwand von der Uni. Es hatte mich gewundert, dass er deswegen die Universität verließ. Schließlich musste er sich nur an die Spielregeln halten, dann würde ihm nichts passieren. Doch erst später erfuhr ich, dass Presley gelegentlich seine Fantasien an jungen Studentinnen ausließ. Er hatte Spaß daran junge Frauen aus der Fassung zu bringen und mit ihnen seine Spielchen zu treiben. Nur bisher hatte sich niemand so gewehrt wie ich. Einige der Studentinnen, die von ihm bedrängt wurden, hatten erst nachdem er von der Universität verschwand, Anzeige gegen ihn erhoben. Darum weiß ich, was dieser Idiot getan hatte. Auf meine Aussage verzichtete ich, denn wenn ich ausgesagt hätte, hätte das Geheimnis um meine Personalien und meine Herkunft wohl einen größeren Skandal ausgelöst, als das eigentliche Problem.
Als Presley verschwunden war bekamen wir einen älteren Dozenten, der mich zwar genauso lobte, mir jedoch nie bei meinen Übungsstunden zuhörte. Nun ja, ich vermied es seither auch, mich in diesem Saal aufzuhalten. Ich hatte wenig Lust das Ganze noch einmal zu durchleben, weshalb ich meine Freizeit fortan mit Emmett verbrachte.
Je näher ich meiner Diplomarbeit kam, desto schneller verging die Zeit und ehe ich mich versah befand ich mich am Ende meines Studiums und hielt mein Abschlusszeugnis mit Auszeichnung in Händen. Oh, Vera, ich war so stolz auf mich. Ich hatte tatsächlich durchgehalten. Ich hatte es durchgehalten und hatte mein Studium nicht vorzeitig abgebrochen. Ich war wirklich stolz auf mich.
Auch Emmett, der das Studium zwar nicht so sehr genoss wie ich, es aber dennoch mitmachte, schloss die Universität in Alaska mit einem sehr positiven Zeugnis ab. Mir war immer schleierhaft, wieso Emmett ausgerechnet Jura als Hauptfach gewählt hatte, da er nie der Typ war, der gerne lernte und Jura ist weiß Gott nicht einfach, aber er meinte, er wolle sich mit dem Rechtssystem auseinandersetzen. Und das tat er mit Erfolg. Eine Auszeichnung schaffte er zwar nicht, aber er war nun zugelassener Anwalt.
Ich war so stolz auf ihn, als ich seine Zulassung sah. Und er selbst war auch sehr stolz auf sich, da er sich nie gedacht hätte, dass er das tatsächlich einmal schaffen würde. Es ist so, Vera, Emmett war nie besonders glücklich, wenn es hieß, er sollte lernen. Schon als Mensch war er viel lieber jagen, als vor seinen Büchern. Aber als ich ihn fragte, wieso er es plötzlich doch konnte, meinte er, er habe eine schöne Motivation gefunden. Du kannst dir ja vorstellen, wer damit gemeint war. Ich fühlte mich geehrt und versprach ihm, dass ich ihn während seiner nächsten Vorhaben genauso motivieren würde.
Alice, die ja ebenfalls mit uns studierte, studierte Kunst. Sie war schon immer eine Künstlerin und mit ihrer lustigen und elfenhaften Art war sie die geborene Kunststudentin. Sie schloss ihr Studium ebenfalls mit Auszeichnung ab und bereicherte die Universität mit ihren faszinierenden Kunstwerken.
Jasper studierte Psychologie und Philosophie. Ich habe dir ja erzählt, dass er die Gabe der Gefühlsbeeinflussung besitzt. Und für die Fächer Psychologie und Philosophie war er wie geschaffen. Es passte perfekt zu ihm. Ich muss wohl nicht sagen, dass auch er mit Auszeichnung die Universität verließ. Er war in den Augen der Professoren ein sehr begabter Psychologe und hätte das Zeug zum Professor gehabt, aber Jasper lehnte ab. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn ein Vampir den Studenten etwas über Gefühle und die Psyche mancher Menschen erzählte. Er hätte ihnen womöglich noch genau erzählen können, was sie gerade beschäftigte. Beinahe wie Edward. Nur Edward hätte nur kurz fragen müssen, ob jeder die Hausaufgabe gemacht hatte, und hätte sofort gewusst, wem er eine Eins und wem eine Sechs eintragen konnte.
Ich beneidete Edward für seine Fähigkeit. Er meinte zwar immer, es würde eine große Belastung sein, aber ich stelle es mir wirklich interessant vor. Was hätte ich dafür gegeben einmal diese Fähigkeit einsetzen zu können, als ich noch in der Schule war. Ich war schon immer interessiert daran, was andere Mädchen über mich dachten. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn das tatsächlich funktioniert hätte. Wenn ich an einem öffentlichen Ort unterwegs war und ich in die Gesichter der Menschen sah, die mich anblickten, erkannte ich zwar sofort, wann jemand Zuneigung oder Neid empfand, aber es ist nicht dasselbe, wie wirklich zu wissen, was sie beschäftigt, wieso sie mich nicht leiden konnten oder wieso sie mich mochten. Besonders bei den Mädchen wäre es interessant. Die Mädchen in der Highschool wären am interessantesten gewesen. Gerade, wenn es um Eifersucht ging. Jede wollte besser sein, als die andere. Ich fragte mich oft, ob ich genauso war. Doch meistens fiel mir dann ein, dass ich schöner als die meisten Mädchen war. Und die paar Ausnahmen, die mir Konkurrenz hätten machen können, stach ich immer irgendwie aus. Meine Mutter hatte schon dafür gesorgt, dass ich die Schönste war und auch blieb.
Ich bin sicher du erinnerst dich noch daran, Vera, wie wir über Mary Thompson gelästert haben. Sie hatte dunkelbraune, lange Haare, die sie tagtäglich zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Ich weiß noch genau, dass du einmal gesagt hast "Ich glaube, sie hat zuhause keinen Spiegel, sonst würde sie merken, wie bescheuert dieser Zopf aussieht." Wir mussten die ganze Mathe-Stunde über lachen bis Professor Hugh uns auseinander setzen. Ich war ja so sauer auf ihn. Aber noch ärgerlicher war ich auf Mary. Sie hatte mir schließlich diese Misere eingebrockt.
Professor Hugh rief nämlich noch am selben Tag meine Eltern an und zuhause warteten meine Eltern mit verärgerter Miene auf mich. Meine Eltern schimpften nur sehr selten, aber wenn es um die Schule ging hatte mein Vater nie wirklich Verständnis. Es sei denn, es ging in irgendeiner Weise um meine Schönheit. Aber in dem Fall ging es um Mathematik.
Wenn ich mich zurückerinnere fallen mir mehrere solcher Geschichten ein. Ich weiß nicht, ob du dich noch daran erinnern kannst, aber kurz bevor der Abschlussball war, wurden wir gefragt, ob wir beim Eröffnungstanz mittanzen wollten. Mary Thompson hatte sich natürlich sofort eingeschrieben und mit ihrer Krakelschrift hatte sie beinahe keinen Platz mehr für weitere Bewerber gelassen. Sie hatte eine so furchtbare Schrift, dass es ein Wunder war, dass die Lehrer ihre Prüfungen überhaupt noch ansahen. Professor Smith hatte ihr doch gesagt, sie solle sich etwas mehr zusammenreißen, da sie sonst ein "Nicht beurteilt" bekommen würde.
Also entweder sie hatte sich irgendwann tatsächlich gebessert oder Professor Smith war erblindet. Jedenfalls hatte sie sich als erste neben dem süßen Brad eingetragen. Erinnerst du dich noch an ihn? Ich konnte ihn all die Jahre nicht vergessen. Von ihm hatte ich meinen ersten Kuss bekommen. Nein, nicht von Royce. Das war damals an Weihnachten. In der Schule wurden überall Mistelzweige aufgestellt und am letzten Schultag vor Weihnachten wollte ich mein Buch aus der Klasse holen, als mir Brad in der Tür entgegenkam. Er wollte raus und ich wollte rein. Wir haben uns angestellt, wie im Film. Wenn er nach rechts ging, dann ging ich nach links und wir kamen wieder zusammen. Und wenn er nach links ging, ging ich nach rechts. Es war witzig, aber auch total albern. Wir blieben dann irgendwann stehen und haben angefangen zu lachen, bis Brad auf den Mistelzweig über uns deutete. Oh Gott, Vera, er sah ja so gut aus, damals. Na ja, und während ich noch überlegte, was ich tun sollte, hatte er sich meinem Gesicht genähert und mir einen Kuss auf die Lippen gedrückt. Der Kuss dauerte nicht lange. Es war eher mehr ein ... zögerliches Berühren der Lippen. Nicht mehr und nicht weniger. Aber ich war dennoch immer der Meinung, dass Brad ein guter Küsser war. Wenn ich mich so daran zurückerinnere blutet mein Herz richtig, Vera. Mein Leben war doch perfekt. Und dann hörte es so plötzlich auf. Oh, wie ich Royce dafür hasse. Ich bin dem lieben Gott so dankbar, dass ich die Kraft gefunden habe, mich an ihm zu rächen. Ich hätte sonst nicht weiterleben können. Nicht mit der Gewissheit, dass er irgendwo einem anderen Mädchen dasselbe antat wie mir.
Aber zurück zu Mary. Sie hatte sich neben Brad eingetragen. Und ich weiß noch, dass wir beide schrecklich eifersüchtig waren, dass sie keinen Platz mehr für meinen Namen ließ. Sie hatte ja zwei Vornamen und damit keine mehr Platz hatte, schrieb Mary extra ihren zweiten Vornamen hin. Mary Evelyn Thompson. Oh, ich hätte ihr diesen blöden Namen am liebsten um die Ohren geworfen. Was war sie auch so besitzergreifend? Da ihr Name neben Brads stand musste sie mit ihm tanzen. Was diese Regelung auch bringen sollte war mir ein Rätsel. Ich hatte eigentlich geglaubt, dass die Jungs uns fragen sollten, aber die Lehrer waren ja so klug und dachten, so hätte keiner mehr was zu meckern.
Mary war ja so stolz darauf, dass sie tatsächlich mit Brad zum Ball gehen würde und erzählte das natürlich in der gesamten Schule herum. Es war ja nicht so, dass sie nicht hübsch gewesen wäre, aber sie war niemals so schön wie ich. Und am Tag vor dem Ball, als sie es gerade einem Mädchen aus der Unterstufe erzählte, die doch tatsächlich interessiert an der Geschichte war, kam Brad auf sie zu und erzählte ihr, dass es ihm ja leid tat, aber er würde am Tag des Balls schon mit einem anderen Mädchen hingehen. Ich weiß noch, dass ich daneben stand und zuvor mit Brad gesprochen hatte bezüglich des Balls. Und als Mary fragte, mit wem er denn hingehen würde und wieso, habe ich nur vielsagend zu ihr hinüber gegrinst und sie verstand sofort. Oh, Vera, du kannst dir ihr Gesicht nicht vorstellen. Sie war ja so ... so ... überrascht. Sie damit zu überraschen war der beste Einfall, den Brad haben konnte.
Am Tag des Abschlussballs ging ich also mit Brad hin. Wenn ich mich recht erinnere warst du mit Steven dort. Ja, Steven war auch sehr gut aussehend. Aber ich war glücklich mit Brad. Als Mary uns das erste Mal an diesem Abend sah war sie so sauer. Ihr Gesicht hätte bei einem Gruselwettbewerb den ersten Platz gemacht. Statt mit Brad musste sie mit Pickel-Fred hingehen. Oh, was habe ich gelacht an diesem Abend. Du weißt ja, Pickel-Fred war der einzige, der noch frei war. Und hätte ich Brad nicht bekommen, hätte ich wohl mit ihm hingehen müssen, da Mary mir ja keinen Platz mehr gelassen hatte, um mich angemessen einzutragen. Pickel-Fred, den wir so genannt haben, weil er so viele Pickel im ganzen Gesicht hatte, war richtig stolz darauf, mit Mary hingehen zu dürfen. Wenn mich nicht alles täuscht habe ich ein halbes Jahr später ihre Hochzeitseinladung bekommen. Ihre Eltern müssen diese Hochzeit sehr begünstigt haben, da Pickel-Fred aus einer sehr wohlhabenden Familie kam.
Ach, Vera, unsere gemeinsame Schulzeit war schon etwas ganz Besonderes. Besonders wenn ich an Mary denke. Wir haben sie genervt und geärgert, wo wir konnten. Sie war ja auch die einzige Konkurrenz in meinem Schönheitskampf. Aber sie war die lustigste Konkurrenz, die man haben konnte. Sie trat wirklich in jedes Fettnäpfchen, das wir ihr gestellt hatten. Ich frage mich, was wohl aus ihr geworden ist. Ob sie noch lebt? Ob sie glücklich geworden war? Heute tut es mir richtig leid, dass wir sie so genervt hatten. Ich kann mir vorstellen wie sie sich gefühlt haben muss, wenn man nicht das bekommt, was man will. Aber damals hatte ich keine Ahnung von der Welt, von Schmerz. Ich war jung und ... ja, auch dumm. Nun ja, über unsere Schulzeit könntest du wahrscheinlich auch Bände schreiben, weshalb ich jetzt in meiner Geschichte weitergehen möchte.
Nachdem Alice, Jasper, Emmett und ich die Universität verlassen hatten und zurück zu Esme und Carlisle kehrten, waren wir alle vier stolz auf unsere Abschlüsse. Wir standen eines Sommertages lächelnd vor der Tür und hielten unsere Diplome hoch. Esme und Carlisle gratulierten uns ganz herzlich und sofort wurden wir gebeten, alles zu erzählen. Wir waren vier Jahre mehr oder weniger nicht zuhause und hatten nur für uns gelebt, da war viel passiert, wie du mitbekommen hast. Die erste Geschichte war mein Erlebnis mit Dr. Presley. Ich hatte Alice und Jasper nichts davon erzählt, da ich mir sicher war, dass Alice sicher irgendetwas in diese Richtung gesehen hatte und wusste, was passiert war. Außerdem wollte ich es für mich behalten, solange wir nicht zuhause waren. Auch Emmett hielt dicht. Er erzählte niemandem etwas. Erst, als ich 1960 neben ihm auf der Couch saß und Esme und Carlisle von meinen Erlebnissen erzählte, half er mir, wenn ich vor Scham oder Angst nicht mehr weitersprechen konnte. Alle, die nichts davon gewusst hatten, waren tief bestürzt und konnten nicht glauben, dass es so etwas tatsächlich auf Universitäten geben sollte, doch sie hielten zu mir und hofften, dass ich wohlauf war. Nachdem Emmett, Jasper und Alice ebenfalls ihre Erlebnisse und Erkenntnisse erzählt hatten, beschlossen wir Esme und Carlisle zu zeigen, was wir alles gelernt hatten.
Alice hatte Esme ein Bild für das Wohnzimmer gemalt und überreichte es ihr, während ich auf dem großen Flügel im Wohnzimmer klimperte und von Edward Verbesserungen gezeigt bekam. Emmett und Jasper unterhielten sich mit Carlisle über das damalige Rechtssystem in Alaska und über die menschliche Psyche. Der Tag, an dem wir zurückkehrten, war ein voller Erfolg. So in etwa kannst du dir vorstellen, wie es bei uns täglich zuging. Man unterhielt sich freundlich, machte gemeinsame Spiele oder spielte auf dem Klavier, tauschte Erfahrungen aus und so weiter. Wir waren eine sehr harmonische Familie. Gestritten wurde sehr selten und wenn dann lagen sich immer bestimmte Personen in den Haaren. Meistens waren diese Personen Edward und ich. Edward kam mit meiner Sturheit, die ich noch immer nicht gänzlich abgelegt hatte, nicht klar und ich kam mit seiner Einstellung mir gegenüber nicht zurecht. Es war schwierig, da wir beide einander nicht verstanden und dennoch leben wir nun schon seit fast siebzig Jahren zusammen.
Wenn wir uns nicht im Haus befanden dann waren wir entweder spazieren, jagen oder auf Urlaub. Es konnte nur eines dieser drei Dinge sein. Denn außer Carlisle arbeitete niemand bei uns.
In den nächsten Wochen waren wir alle zuhause. Wir hatten keine wirklichen Pläne für unsere Zukunft und hätten auch nicht wirklich viel ändern können an unserem Zustand. Arbeiten konnten wir nicht gehen, es sei denn wir arbeiteten zuhause, ohne dass uns der Arbeitgeber je gesehen hätte, oder wir arbeiteten am Telefon, das damals gerade richtig populär wurde. Aber das war alles nichts für uns, weshalb Arbeiten gleich von unserer Liste gestrichen wurde. Um nicht gänzlich faul zu werden, betätigten Alice und ich uns am Aufbau von Esmes Garten. Esme hatte zwar die letzten Jahre enorm viel daran gearbeitet, aber es gab jeden Tag etwas zu tun, weshalb Esme uns auch sehr dankbar war.
Emmett und Jasper, die nicht unbedingt im Garten arbeiten wollten, sorgten für die Nahrungsbeschaffung und bauten am Haus. Unser Haus wurde mit der Zeit immer baufälliger und so machten sie an einem Tag ein neues Dach und an einem anderen bauten sie eine neue Garage, da Edward sich ebenfalls ein Auto gekauft hatte.
Edward half immer noch Carlisle bei seinen ärztlichen Aufgaben. Edward regelte hauptsächlich den Papierkram und schenkte den Kindern gelegentlich auch einmal einen Lolli. Für mehr konnte Carlisle Edward nicht gebrauchen, dazu war er zu gefährlich für die Menschen. Aber er war ihm eine sehr große Hilfe, da Carlisle eine Menge Patienten hatte. Edward genoss die Arbeit, auch wenn sie, wie er immer sagte, nicht direkt das war, das er immer machen wollte. Aber wozu lebte man denn sonst ewig, wenn man nicht ausprobieren konnte, was einem Spaß macht und was nicht.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Flucht vor der Zivilisation
Vera, es vergingen Monate, in denen wir hauptsächlich zuhause waren. Gelegentlich beschlossen wir Kurzausflüge zu machen, während der wir eine andere Kultur sehen wollten oder einfach nur einen Schaufensterbummel durch Paris oder New York machen wollten. Es kam selten vor, dass wir länger als vier Tage irgendwo waren, weshalb wir in der Zeit sehr viel durch die Welt kamen, wenn wir an bestimmten Orten auch nur kurz blieben.
An einem Frühlingstag im Jahr 1963 entschied Carlisle erneut umzuziehen. Ich weiß noch genau, als er nachhause kam und sagte "Meine Lieben, wir ziehen wieder um!" Vielsagend blickte er in die Runde und erntete fragende Gesichter.
Ich war überrascht, als ich ihn reden hörte. Ich hatte nicht damit gerechnet, wieder umziehen zu müssen. Zumal wir das Haus vor Monaten erneuert hatten und so selten da waren, dass es nicht hätte auffallen dürfen, dass wir nicht gealtert waren oder was auch immer die Leute von uns dachten. Aber Carlisle bestand darauf. Er hatte beschlossen die Praxis in Alaska zu schließen und in Forks wieder neu anzufangen.
Oh, Vera, ich war ja so froh, als ich erfuhr, dass wir zurück nach Forks ziehen wollten. Ich hoffte, dass wir erneut in das Haus ziehen würden, das wir zuvor schon hatten. Ich war richtig verliebt in dieses Haus, weshalb ich Carlisle sofort danach fragte. Als er bejahte zauberte sich mir ein strahlendes Lächeln ins Gesicht. Ich war so glücklich, dass ich nur verschwommen wahrnahm, dass Alice eine Vision hatte, in der sie den Makler unseres Hauses gesehen hatte. Er hatte beschlossen das Haus zu verkaufen und da wir in kein anderes Haus ziehen wollten, erzählte Alice Carlisle davon, der sich sofort entschlossen hatte, das Haus zu kaufen und wieder zurückzuziehen.
Falls du dich jetzt fragst, wieso wir zurückziehen wollten, obwohl uns diese Leute dort mit Sicherheit kannten, da wir ja kaum 15 Jahre lang weg waren, und diese Leute wissen müssten, dass wir altern sollten, kann ich dich beruhigen. Carlisle ließ das Haus jedes Mal auf einen anderen Namen schreiben. Und wenn die Frage nach der Bekanntheit kam, hatte Carlisle jedes Mal eine neue Geschichte erfunden, die wir den ahnungslosen Bürgern von Forks auftischten.
Doch noch bevor wir endgültig nach Forks umzogen, äußerten Esme und Carlisle den Wunsch Urlaub machen zu wollen. Carlisle, der sehr gerne mit uns allen unterwegs war, machte uns den Vorschlag, dass wir alle gemeinsam Urlaub machen könnten und gleich danach würden wir nach Forks ziehen. Alle Mitglieder unserer Familie waren dafür, da wir lange keinen richtigen gemeinsamen Urlaub hatten und wir alle gerne reisten.
Es war nicht ganz einfach ein Urlaubsziel zu finden, das allen gefiel und das ungefährlich für uns war. Da wir auf so viele Dinge achten mussten dauerte es etwas länger, bis wir tatsächlich wussten wohin unsere Reise gehen sollte. Irgendwann kamen wir auf die Idee uns für kurze Zeit in Brasilien niederzulassen. Es war zwar sehr riskant, da dort die Sonne beinahe täglich scheint, aber Carlisle hatte nichts dagegen und da wir ohnehin geplant hatten im Regenwald leben zu wollen, machte die Sonne nicht ganz so viel. Der Aufenthalt im Regenwald gestaltete sich allerdings nicht als Urlaub in diesem Sinne. Da wir alle das Gefühl hatten für kurze Zeit aus der Zivilisation zu verschwinden zu müssen, entschlossen wir uns sechsstimmig dafür, zwei bis drei Jahre im Regenwald zu verbringen, und erst dann wieder zurück in ein "normales" Leben zu kehren. Du kannst dir ja vorstellen wer dagegen war.
Die Vorstellung ein Leben als ... Nomadin zu führen, war mir absolut nicht recht. Es war unzivilisiert und passte nicht zu mir. Ich meine, kein richtiges Zuhause ohne Strom und ohne Verpflegung zu haben, war für mich kein Leben. Und das ist es auch heute noch nicht. Ich weigerte mich mit zu gehen. Für mich war es die reinste Qual mir vorzustellen drei Jahre lang ohne Wasser, ohne Shampoo und ohne vernünftige Verpflegung zu leben. Auch in meinem Zustand als Vampir, der es mir ermöglicht, tagelang ohne Essen und ohne Trinken auszukommen. Und ja, auch ohne Körperpflege zu leben, aber ich habe nie aufgehört meine Haare zu waschen, meine Fingernägel zu maniküren, meine Haut zu pflegen. Das waren Dinge, die für mich lebenswichtig waren, da ich sonst nicht glücklich sein konnte und immer noch nicht kann.
Von der Mode im Regenwald ganz zu schweigen. Was sollte ich dort anziehen? Ich weigerte mich meine Designerklamotten mitzunehmen. Ja, auch wenn ich sie nicht in der Öffentlichkeit zeigen konnte, ließ ich mir diese Sache nicht nehmen. Ich kaufte immer wieder Designerkleidung. Auch das war für mich sehr wichtig. Und das wussten auch alle, aber sie hatten nicht wirklich Verständnis dafür. Ich kann es ja verstehen, aber ich hatte gedacht, ich hätte allen klargemacht, wie sehr ich immer noch an meinem menschlichen Leben hing, auch wenn ich eine Familie wie die Cullens gefunden hatte. Ein Leben mit mir ... war und ist nicht einfach. Und dennoch lebe ich nun schon seit fast siebzig Jahren mit ihnen zusammen.
Nachdem ich eine schlimme Auseinandersetzung mit Edward hatte, der einfach nicht einsehen wollte, dass mir manche Dinge nun mal sehr wichtig waren, redete Emmett auf mich ein. Er konnte mich zwar verstehen, verstand aber auch Edwards Standpunkt. Und da Emmett die Idee, im Regenwald zu leben, sehr begrüßte stimmte ich ihm zuliebe zu. Ich hatte keine große Lust mich einem Leben ohne Luxus anzuschließen, aber ich wurde überstimmt und ich wollte Emmett diesen Spaß nicht nehmen. Du siehst, Vera, ich stimmte bestimmten Dingen nur dann zu, wenn Emmett es wollte. Ich tat viel ihm zuliebe. Du weißt ja, ich will ihn nicht verlieren und wenn etwas mein Glück mit ihm trüben könnte, musste ich auf meine Wünsche verzichten. Das soll aber nicht heißen, dass Emmett das für mich nicht auch getan hätte. Nur war und ist Emmett schnell für etwas zu begeistern, das neue Herausforderungen bedeuten könnte. Emmett liebte die Herausforderung. Immer schon. Und ich wollte ihm diese Leidenschaft nicht nehmen. Wenn es ihm Spaß machte wollte ich ihm nicht im Weg sein.
Nun ja, ich stimmte also letztendlich doch zu. Und gesagt getan, noch nicht mal eine Woche später hatten wir unsere komplette Ausrüstung eingepackt, einen Flug gebucht und das Haus verkauft. Carlisle hatte die Arztpraxis abgemeldet und die Möbel nach Forks in unser Haus bringen lassen.
Es ging alles wahnsinnig schnell, Vera. Nachdem Carlisle den Möbelpacker, der unsere Möbel nach Forks brachte, begleitet hatte und mit ihm auch die Möbel aufstellte, sodass wir nur mehr einräumen mussten, kam er zurück und wir machten uns mit den nötigsten Dingen auf den Weg nach Brasilien. Wo genau wir leben wollten wussten wir noch nicht. Keiner von uns war je im Regenwald, weshalb wir nicht genau wussten, was auf uns zukommen würde.
Um nicht gänzlich der Natur ausgesetzt zu sein, beschlossen wir, sobald wir angekommen waren, eine Hütte zu bauen, in der wir leben konnten. In der wir unsere Habseligkeiten aufbewahren konnten. Meine Laune hob das ungemein, da ich nicht darauf verzichten wollte, einige Dinge mitzunehmen, die mein Leben ausmachten. Den Großteil meiner Klamotten hatte ich nach Forks schicken lassen, um sie nicht zu beschädigen. Aber gewisse Dinge mussten nach Brasilien mitkommen.
Die Reise zum Regenwald am Amazonas, der damals noch fast gänzlich vorhanden war, war eine sehr interessante Erfahrung für uns. Es war nicht dasselbe, als würden wir umziehen, es war aber auch nicht so, als würden wir auf Urlaub fahren. Es war ein ... Mittelding von beidem. Wir wusste nicht, was auf uns zukommen würde und wussten auch nicht, ob es uns gefallen würde. Aber wir nahmen dennoch diese Hürde, zumindest der Großteil meiner Familie. Ich hielt mich die ganze Reise über im Hintergrund. Es war nicht unbedingt mein Wunschziel und hätte ich etwas gesagt, dann wäre es als Vorwurf oder miese Laune herübergekommen. Und das wollte ich nicht. Ich wollte den anderen die Reise nicht verderben und ich wusste, dass Edward sofort wieder etwas gegen mich gesagt hätte. Und das wollte ich nun wirklich nicht riskieren. In dieser Zeit kam ich nicht sehr gut mit Edward aus. Ich vermied es mit ihm zu sprechen, da er meine Gedanken kannte. Er wusste, wie es mir ging und er wusste, dass ich es bereute zugestimmt zu haben. Bevor ich zugestimmt hatte, hatte ich angeboten das Haus in Forks zu hüten. Doch Carlisle war dagegen, da er Angst hatte, dass die Leute irgendwelche Fantasien bekommen könnten und auf uns aufmerksam wurden. Ich hielt das zwar für abwegig, aber Carlisle hatte mehr Erfahrung mit den Menschen in Bezug auf Vampire, dass ich nicht riskieren wollte zu widersprechen.
Als wir in Brasilien ankamen mussten wir uns in der Nacht fortbewegen, da wir ansonsten in der Sonne geglitzert hätten. Es wäre nicht besonders klug gewesen am Tag zu reisen, weshalb wir uns die Zeit im Flughafen vertrieben und erst spät abends ins Dickicht der Bäume des Regenwaldes verschwanden. Niemand hatte davon etwas mitbekommen.
Die ersten paar Wochen durchquerten wir den Regenwald, um ein geeignetes Plätzchen für unsere Bleibe zu suchen. Es war nicht ganz einfach etwas zu finden, das tatsächlich dafür geeignet war. Die Bäume, die den Regenwald ausmachten, waren so dicht und so unvorteilhaft gewachsen, dass wir nicht wussten, wie und wo wir die Hütte bauen sollten.
Doch als wir etwa drei Wochen danach gesucht hatten, fanden wir einen Platz, der sowohl schön, als auch gemütlich war. Es war, als hätte dieser Ort nur darauf gewartet von uns gefunden und bebaut zu werden. Die Bäume standen dort so weit auseinander, dass mindestens zwei Hütten dort hätten Platz gehabt. Der Waldboden war eben und wir konnten auch für Esme einen kleinen Garten anlegen. Gleich nachdem wir diesen Platz gefunden hatten, fingen unsere Männer an zu bauen, während Alice, Esme und ich nach passenden "Möbeln" suchten. Wir richteten uns nur temporär ein, da wir nicht lange bleiben wollten und kaum zuhause sein würden. Es dauerte nicht lange, bis wir unsere kleine Wohnung eingeräumt hatten und auch darin verweilten. Es war, auch, wenn ich es nicht für möglich gehalten hatte, richtig gemütlich geworden.
Um mich abzulenken verbrachte Emmett die meiste Zeit mit mir. Er sagte, er wollte mir zum Einen die Schönheit der Natur zeigen und mich auf der anderen Seite ablenken, damit ich nicht dauernd meiner Vergangenheit und unserem Haus in Forks nachtrauerte. Schließlich würden wir in ein paar Jahren wieder dort sein.
Und es half auch. Die Ablenkung konnte ich tatsächlich genießen. Emmett und ich wanderten oft tagelang zu Fuß durch den Regenwald, um eben diese Schönheit voll auskosten zu können. Für Emmett war es der perfekte Ort zum Jagen. Es war wie ein Buffet für uns. Alles, was wir tun mussten, war zuzugreifen. Er hatte seinen Spaß, das konnte ich jeden Tag sehen und er ließ es mich auch wissen, indem er mir immer wieder etwas mitbrachte, das er zuvor – mit viel Freude, wie er mir so ziemlich jedes Mal mitteilte – gejagt hatte. Ich war froh, dass es wenigstens Emmett Spaß machte und ich wollte mich auch zusammenreißen.
Gelegentlich verbrachte Emmett auch den Tag mit Jasper und Edward. Carlisle hatte sich zur Angewohnheit gemacht Esme den Tag mit Pflanzen zu versüßen. Er half ihr im Garten und schrieb Bücher. Ja, Vera, Carlisle schrieb sehr häufig irgendwelche Bücher. In der Zeit hatte er eines geschrieben, in dem er über Herzchirurgie erzählt. Er erklärte darin, wie es zu Herzrhythmusstörungen kommen und was dagegen helfen kann. Wie Stress und andere Faktoren diese Störungen in diesem Organ auslösen kann und so weiter. Ich habe es nie gelesen, da ich mich nicht wirklich dafür interessiere, aber Carlisle hatte es uns einmal erzählt, weshalb mir diese Dinge bekannt sind.
Wenn Emmett den Tag mit Jasper und Edward verbrachte, suchte ich mir Alice und schlenderte durch den Wald. Wir erzählten uns dann immer sehr viel über unsere Vergangenheit. Alice war eine Person, der ich schnell vertraute. Sie wirkte so ... vertrauenswürdig, weshalb ich auch keine Angst hatte, dass sie mir damit wehtun würde, wenn ich es ihr erzählte. Diese Angst, die ich hatte, dass mir jemand mit meiner Vergangenheit wehgetan werden könnte, hatte ich immer, wenn ich jemanden kennen lernte. Darum vertraute ich mich nur selten jemandem an. Doch Alice konnte ich diese Dinge erzählen. Wir sprachen lange und immer wieder darüber. Es war beinahe, als würden wir uns jeden Tag neu kennen lernen. Wenn wir einmal nicht darüber sprachen, wie sehr ich mein Leben als Mensch vermisste, genossen wir die Vielfalt an Aktivitäten, die uns der Regenwald bot. Alice liebte es auf den Bäumen zu turnen und wenn wir Lust dazu hatten, schlangen wir uns von Liane zu Liane wie Tarzan.
Alice und ich liebten die Ruhe, die uns der Regenwald bot. Wir liebten es einfach nur da zu sitzen und dieser Ruhe zu lauschen. Oh, Vera, du glaubst nicht, wie schön es dort war. So gut wie niemand vor uns hatte diese Schönheit in ihrer vollen Vielfalt so gesehen und geschätzt. Erst dort wurde einem richtig bewusst, wie lebenswichtig diese Natur für uns war. Sie schenkte uns Nahrung und den Menschen Sauerstoff. Ohne diese vielen Bäume gäbe es kein Leben, denn nur sie schenken uns den so wichtigen Stoff, der uns am Leben hält.
Doch die Menschen haben vergessen wie man sich bedankt. Die Menschen hatten es damals nicht für nötig gehalten die Schönheit zu erhalten und fingen an den Regenwald abzuroden. Heute ist nur mehr wenig davon übrig. Ich will hier nicht zur Naturschützerin werden, denn das würde nicht zu mir passen. Ich war noch nie sehr engagiert, wenn es um die Natur ging und ich habe auch jetzt nicht vor damit anzufangen. Ich will dir hier nur meine Erlebnisse niederschreiben und dir sagen, wie enttäuscht ich davon bin, dass die Menschen keine Reue zeigen, dass sie einen für sie so wichtigen Teil einfach abholzten und immer noch dabei sind, die uralten Lebensräume von unzähligen Tieren und den uralten Erhalter des Sauerstoffs zu vernichten. Sie verschwendeten und verschwenden es einfach.
Oh, Vera, du weißt ja gar nicht, wie freigiebig Menschen sein können, wenn es um Luxus geht. Nun ja, ich dürfte in dieser Hinsicht eigentlich nicht reden. Wenn ich noch ein Mensch wäre und Geld hätte, würde ich wahrscheinlich ebenfalls eine Menge davon ausgeben, um ein paar Designermöbel aus edlem Holz zu bekommen. Aber wenn ich sehe, wie oft sie in Prospekten dazu auffordern um den Regenwald zu kämpfen, etwas gegen dessen Abrodung zu tun, frage ich mich wieso sie überhaupt damit angefangen hatten. Ich meine, wussten die Menschen damals nicht, wie wichtig Sauerstoff für sie ist? Und dass Sauerstoff doch nur deshalb so viel auf der Erde ist, weil es so viel Regenwald gab. Ich verstehe die Menschen nicht, obwohl ich so unendlich gerne wieder einer von ihnen wäre.
Vera, es vergingen Monate, in denen wir hauptsächlich zuhause waren. Gelegentlich beschlossen wir Kurzausflüge zu machen, während der wir eine andere Kultur sehen wollten oder einfach nur einen Schaufensterbummel durch Paris oder New York machen wollten. Es kam selten vor, dass wir länger als vier Tage irgendwo waren, weshalb wir in der Zeit sehr viel durch die Welt kamen, wenn wir an bestimmten Orten auch nur kurz blieben.
An einem Frühlingstag im Jahr 1963 entschied Carlisle erneut umzuziehen. Ich weiß noch genau, als er nachhause kam und sagte "Meine Lieben, wir ziehen wieder um!" Vielsagend blickte er in die Runde und erntete fragende Gesichter.
Ich war überrascht, als ich ihn reden hörte. Ich hatte nicht damit gerechnet, wieder umziehen zu müssen. Zumal wir das Haus vor Monaten erneuert hatten und so selten da waren, dass es nicht hätte auffallen dürfen, dass wir nicht gealtert waren oder was auch immer die Leute von uns dachten. Aber Carlisle bestand darauf. Er hatte beschlossen die Praxis in Alaska zu schließen und in Forks wieder neu anzufangen.
Oh, Vera, ich war ja so froh, als ich erfuhr, dass wir zurück nach Forks ziehen wollten. Ich hoffte, dass wir erneut in das Haus ziehen würden, das wir zuvor schon hatten. Ich war richtig verliebt in dieses Haus, weshalb ich Carlisle sofort danach fragte. Als er bejahte zauberte sich mir ein strahlendes Lächeln ins Gesicht. Ich war so glücklich, dass ich nur verschwommen wahrnahm, dass Alice eine Vision hatte, in der sie den Makler unseres Hauses gesehen hatte. Er hatte beschlossen das Haus zu verkaufen und da wir in kein anderes Haus ziehen wollten, erzählte Alice Carlisle davon, der sich sofort entschlossen hatte, das Haus zu kaufen und wieder zurückzuziehen.
Falls du dich jetzt fragst, wieso wir zurückziehen wollten, obwohl uns diese Leute dort mit Sicherheit kannten, da wir ja kaum 15 Jahre lang weg waren, und diese Leute wissen müssten, dass wir altern sollten, kann ich dich beruhigen. Carlisle ließ das Haus jedes Mal auf einen anderen Namen schreiben. Und wenn die Frage nach der Bekanntheit kam, hatte Carlisle jedes Mal eine neue Geschichte erfunden, die wir den ahnungslosen Bürgern von Forks auftischten.
Doch noch bevor wir endgültig nach Forks umzogen, äußerten Esme und Carlisle den Wunsch Urlaub machen zu wollen. Carlisle, der sehr gerne mit uns allen unterwegs war, machte uns den Vorschlag, dass wir alle gemeinsam Urlaub machen könnten und gleich danach würden wir nach Forks ziehen. Alle Mitglieder unserer Familie waren dafür, da wir lange keinen richtigen gemeinsamen Urlaub hatten und wir alle gerne reisten.
Es war nicht ganz einfach ein Urlaubsziel zu finden, das allen gefiel und das ungefährlich für uns war. Da wir auf so viele Dinge achten mussten dauerte es etwas länger, bis wir tatsächlich wussten wohin unsere Reise gehen sollte. Irgendwann kamen wir auf die Idee uns für kurze Zeit in Brasilien niederzulassen. Es war zwar sehr riskant, da dort die Sonne beinahe täglich scheint, aber Carlisle hatte nichts dagegen und da wir ohnehin geplant hatten im Regenwald leben zu wollen, machte die Sonne nicht ganz so viel. Der Aufenthalt im Regenwald gestaltete sich allerdings nicht als Urlaub in diesem Sinne. Da wir alle das Gefühl hatten für kurze Zeit aus der Zivilisation zu verschwinden zu müssen, entschlossen wir uns sechsstimmig dafür, zwei bis drei Jahre im Regenwald zu verbringen, und erst dann wieder zurück in ein "normales" Leben zu kehren. Du kannst dir ja vorstellen wer dagegen war.
Die Vorstellung ein Leben als ... Nomadin zu führen, war mir absolut nicht recht. Es war unzivilisiert und passte nicht zu mir. Ich meine, kein richtiges Zuhause ohne Strom und ohne Verpflegung zu haben, war für mich kein Leben. Und das ist es auch heute noch nicht. Ich weigerte mich mit zu gehen. Für mich war es die reinste Qual mir vorzustellen drei Jahre lang ohne Wasser, ohne Shampoo und ohne vernünftige Verpflegung zu leben. Auch in meinem Zustand als Vampir, der es mir ermöglicht, tagelang ohne Essen und ohne Trinken auszukommen. Und ja, auch ohne Körperpflege zu leben, aber ich habe nie aufgehört meine Haare zu waschen, meine Fingernägel zu maniküren, meine Haut zu pflegen. Das waren Dinge, die für mich lebenswichtig waren, da ich sonst nicht glücklich sein konnte und immer noch nicht kann.
Von der Mode im Regenwald ganz zu schweigen. Was sollte ich dort anziehen? Ich weigerte mich meine Designerklamotten mitzunehmen. Ja, auch wenn ich sie nicht in der Öffentlichkeit zeigen konnte, ließ ich mir diese Sache nicht nehmen. Ich kaufte immer wieder Designerkleidung. Auch das war für mich sehr wichtig. Und das wussten auch alle, aber sie hatten nicht wirklich Verständnis dafür. Ich kann es ja verstehen, aber ich hatte gedacht, ich hätte allen klargemacht, wie sehr ich immer noch an meinem menschlichen Leben hing, auch wenn ich eine Familie wie die Cullens gefunden hatte. Ein Leben mit mir ... war und ist nicht einfach. Und dennoch lebe ich nun schon seit fast siebzig Jahren mit ihnen zusammen.
Nachdem ich eine schlimme Auseinandersetzung mit Edward hatte, der einfach nicht einsehen wollte, dass mir manche Dinge nun mal sehr wichtig waren, redete Emmett auf mich ein. Er konnte mich zwar verstehen, verstand aber auch Edwards Standpunkt. Und da Emmett die Idee, im Regenwald zu leben, sehr begrüßte stimmte ich ihm zuliebe zu. Ich hatte keine große Lust mich einem Leben ohne Luxus anzuschließen, aber ich wurde überstimmt und ich wollte Emmett diesen Spaß nicht nehmen. Du siehst, Vera, ich stimmte bestimmten Dingen nur dann zu, wenn Emmett es wollte. Ich tat viel ihm zuliebe. Du weißt ja, ich will ihn nicht verlieren und wenn etwas mein Glück mit ihm trüben könnte, musste ich auf meine Wünsche verzichten. Das soll aber nicht heißen, dass Emmett das für mich nicht auch getan hätte. Nur war und ist Emmett schnell für etwas zu begeistern, das neue Herausforderungen bedeuten könnte. Emmett liebte die Herausforderung. Immer schon. Und ich wollte ihm diese Leidenschaft nicht nehmen. Wenn es ihm Spaß machte wollte ich ihm nicht im Weg sein.
Nun ja, ich stimmte also letztendlich doch zu. Und gesagt getan, noch nicht mal eine Woche später hatten wir unsere komplette Ausrüstung eingepackt, einen Flug gebucht und das Haus verkauft. Carlisle hatte die Arztpraxis abgemeldet und die Möbel nach Forks in unser Haus bringen lassen.
Es ging alles wahnsinnig schnell, Vera. Nachdem Carlisle den Möbelpacker, der unsere Möbel nach Forks brachte, begleitet hatte und mit ihm auch die Möbel aufstellte, sodass wir nur mehr einräumen mussten, kam er zurück und wir machten uns mit den nötigsten Dingen auf den Weg nach Brasilien. Wo genau wir leben wollten wussten wir noch nicht. Keiner von uns war je im Regenwald, weshalb wir nicht genau wussten, was auf uns zukommen würde.
Um nicht gänzlich der Natur ausgesetzt zu sein, beschlossen wir, sobald wir angekommen waren, eine Hütte zu bauen, in der wir leben konnten. In der wir unsere Habseligkeiten aufbewahren konnten. Meine Laune hob das ungemein, da ich nicht darauf verzichten wollte, einige Dinge mitzunehmen, die mein Leben ausmachten. Den Großteil meiner Klamotten hatte ich nach Forks schicken lassen, um sie nicht zu beschädigen. Aber gewisse Dinge mussten nach Brasilien mitkommen.
Die Reise zum Regenwald am Amazonas, der damals noch fast gänzlich vorhanden war, war eine sehr interessante Erfahrung für uns. Es war nicht dasselbe, als würden wir umziehen, es war aber auch nicht so, als würden wir auf Urlaub fahren. Es war ein ... Mittelding von beidem. Wir wusste nicht, was auf uns zukommen würde und wussten auch nicht, ob es uns gefallen würde. Aber wir nahmen dennoch diese Hürde, zumindest der Großteil meiner Familie. Ich hielt mich die ganze Reise über im Hintergrund. Es war nicht unbedingt mein Wunschziel und hätte ich etwas gesagt, dann wäre es als Vorwurf oder miese Laune herübergekommen. Und das wollte ich nicht. Ich wollte den anderen die Reise nicht verderben und ich wusste, dass Edward sofort wieder etwas gegen mich gesagt hätte. Und das wollte ich nun wirklich nicht riskieren. In dieser Zeit kam ich nicht sehr gut mit Edward aus. Ich vermied es mit ihm zu sprechen, da er meine Gedanken kannte. Er wusste, wie es mir ging und er wusste, dass ich es bereute zugestimmt zu haben. Bevor ich zugestimmt hatte, hatte ich angeboten das Haus in Forks zu hüten. Doch Carlisle war dagegen, da er Angst hatte, dass die Leute irgendwelche Fantasien bekommen könnten und auf uns aufmerksam wurden. Ich hielt das zwar für abwegig, aber Carlisle hatte mehr Erfahrung mit den Menschen in Bezug auf Vampire, dass ich nicht riskieren wollte zu widersprechen.
Als wir in Brasilien ankamen mussten wir uns in der Nacht fortbewegen, da wir ansonsten in der Sonne geglitzert hätten. Es wäre nicht besonders klug gewesen am Tag zu reisen, weshalb wir uns die Zeit im Flughafen vertrieben und erst spät abends ins Dickicht der Bäume des Regenwaldes verschwanden. Niemand hatte davon etwas mitbekommen.
Die ersten paar Wochen durchquerten wir den Regenwald, um ein geeignetes Plätzchen für unsere Bleibe zu suchen. Es war nicht ganz einfach etwas zu finden, das tatsächlich dafür geeignet war. Die Bäume, die den Regenwald ausmachten, waren so dicht und so unvorteilhaft gewachsen, dass wir nicht wussten, wie und wo wir die Hütte bauen sollten.
Doch als wir etwa drei Wochen danach gesucht hatten, fanden wir einen Platz, der sowohl schön, als auch gemütlich war. Es war, als hätte dieser Ort nur darauf gewartet von uns gefunden und bebaut zu werden. Die Bäume standen dort so weit auseinander, dass mindestens zwei Hütten dort hätten Platz gehabt. Der Waldboden war eben und wir konnten auch für Esme einen kleinen Garten anlegen. Gleich nachdem wir diesen Platz gefunden hatten, fingen unsere Männer an zu bauen, während Alice, Esme und ich nach passenden "Möbeln" suchten. Wir richteten uns nur temporär ein, da wir nicht lange bleiben wollten und kaum zuhause sein würden. Es dauerte nicht lange, bis wir unsere kleine Wohnung eingeräumt hatten und auch darin verweilten. Es war, auch, wenn ich es nicht für möglich gehalten hatte, richtig gemütlich geworden.
Um mich abzulenken verbrachte Emmett die meiste Zeit mit mir. Er sagte, er wollte mir zum Einen die Schönheit der Natur zeigen und mich auf der anderen Seite ablenken, damit ich nicht dauernd meiner Vergangenheit und unserem Haus in Forks nachtrauerte. Schließlich würden wir in ein paar Jahren wieder dort sein.
Und es half auch. Die Ablenkung konnte ich tatsächlich genießen. Emmett und ich wanderten oft tagelang zu Fuß durch den Regenwald, um eben diese Schönheit voll auskosten zu können. Für Emmett war es der perfekte Ort zum Jagen. Es war wie ein Buffet für uns. Alles, was wir tun mussten, war zuzugreifen. Er hatte seinen Spaß, das konnte ich jeden Tag sehen und er ließ es mich auch wissen, indem er mir immer wieder etwas mitbrachte, das er zuvor – mit viel Freude, wie er mir so ziemlich jedes Mal mitteilte – gejagt hatte. Ich war froh, dass es wenigstens Emmett Spaß machte und ich wollte mich auch zusammenreißen.
Gelegentlich verbrachte Emmett auch den Tag mit Jasper und Edward. Carlisle hatte sich zur Angewohnheit gemacht Esme den Tag mit Pflanzen zu versüßen. Er half ihr im Garten und schrieb Bücher. Ja, Vera, Carlisle schrieb sehr häufig irgendwelche Bücher. In der Zeit hatte er eines geschrieben, in dem er über Herzchirurgie erzählt. Er erklärte darin, wie es zu Herzrhythmusstörungen kommen und was dagegen helfen kann. Wie Stress und andere Faktoren diese Störungen in diesem Organ auslösen kann und so weiter. Ich habe es nie gelesen, da ich mich nicht wirklich dafür interessiere, aber Carlisle hatte es uns einmal erzählt, weshalb mir diese Dinge bekannt sind.
Wenn Emmett den Tag mit Jasper und Edward verbrachte, suchte ich mir Alice und schlenderte durch den Wald. Wir erzählten uns dann immer sehr viel über unsere Vergangenheit. Alice war eine Person, der ich schnell vertraute. Sie wirkte so ... vertrauenswürdig, weshalb ich auch keine Angst hatte, dass sie mir damit wehtun würde, wenn ich es ihr erzählte. Diese Angst, die ich hatte, dass mir jemand mit meiner Vergangenheit wehgetan werden könnte, hatte ich immer, wenn ich jemanden kennen lernte. Darum vertraute ich mich nur selten jemandem an. Doch Alice konnte ich diese Dinge erzählen. Wir sprachen lange und immer wieder darüber. Es war beinahe, als würden wir uns jeden Tag neu kennen lernen. Wenn wir einmal nicht darüber sprachen, wie sehr ich mein Leben als Mensch vermisste, genossen wir die Vielfalt an Aktivitäten, die uns der Regenwald bot. Alice liebte es auf den Bäumen zu turnen und wenn wir Lust dazu hatten, schlangen wir uns von Liane zu Liane wie Tarzan.
Alice und ich liebten die Ruhe, die uns der Regenwald bot. Wir liebten es einfach nur da zu sitzen und dieser Ruhe zu lauschen. Oh, Vera, du glaubst nicht, wie schön es dort war. So gut wie niemand vor uns hatte diese Schönheit in ihrer vollen Vielfalt so gesehen und geschätzt. Erst dort wurde einem richtig bewusst, wie lebenswichtig diese Natur für uns war. Sie schenkte uns Nahrung und den Menschen Sauerstoff. Ohne diese vielen Bäume gäbe es kein Leben, denn nur sie schenken uns den so wichtigen Stoff, der uns am Leben hält.
Doch die Menschen haben vergessen wie man sich bedankt. Die Menschen hatten es damals nicht für nötig gehalten die Schönheit zu erhalten und fingen an den Regenwald abzuroden. Heute ist nur mehr wenig davon übrig. Ich will hier nicht zur Naturschützerin werden, denn das würde nicht zu mir passen. Ich war noch nie sehr engagiert, wenn es um die Natur ging und ich habe auch jetzt nicht vor damit anzufangen. Ich will dir hier nur meine Erlebnisse niederschreiben und dir sagen, wie enttäuscht ich davon bin, dass die Menschen keine Reue zeigen, dass sie einen für sie so wichtigen Teil einfach abholzten und immer noch dabei sind, die uralten Lebensräume von unzähligen Tieren und den uralten Erhalter des Sauerstoffs zu vernichten. Sie verschwendeten und verschwenden es einfach.
Oh, Vera, du weißt ja gar nicht, wie freigiebig Menschen sein können, wenn es um Luxus geht. Nun ja, ich dürfte in dieser Hinsicht eigentlich nicht reden. Wenn ich noch ein Mensch wäre und Geld hätte, würde ich wahrscheinlich ebenfalls eine Menge davon ausgeben, um ein paar Designermöbel aus edlem Holz zu bekommen. Aber wenn ich sehe, wie oft sie in Prospekten dazu auffordern um den Regenwald zu kämpfen, etwas gegen dessen Abrodung zu tun, frage ich mich wieso sie überhaupt damit angefangen hatten. Ich meine, wussten die Menschen damals nicht, wie wichtig Sauerstoff für sie ist? Und dass Sauerstoff doch nur deshalb so viel auf der Erde ist, weil es so viel Regenwald gab. Ich verstehe die Menschen nicht, obwohl ich so unendlich gerne wieder einer von ihnen wäre.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Weihnachten (Teil 1)
Wir verbrachten dreieinhalb Jahre in Brasilien. Du ahnst ja nicht, wie notwendig diese Reise für uns alle war, Vera. Ich hatte es erst dort gemerkt, wie gut es tat einfach mal abzuschalten. Sich nicht darum zu kümmern, ob man auch hübsch genug aussah, um aus dem Haus zu gehen. Ja, ich schreibe das hier wirklich. Es war eine interessante Erfahrung, aber gleichzeitig wurde mir auch klar, wie sehr ich die Bestätigung brauchte, dass ich schön war. Und dazu brauchte ich die Zivilisation, die mich fasziniert betrachtete, wenn ich ihnen unter die Augen trat. Emmett sagte mir zwar jeden Tag, wie hübsch ich war, aber eingebildet wie ich bin reichte mir das nicht. Ich wollte in den Spiegel schauen und sicher gehen, dass dem tatsächlich so war und Emmett mir nicht nur die Sorgen nehmen wollte.
Knappe drei Jahre musste ich ohne Spiegel auskommen, musste ich auf meinen täglichen Gang zum Kleiderschrank verzichten und manche Klamotten länger als eine Woche tragen. Vera, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf zuhause gefreut hatte. Ich konnte es kaum mehr erwarten. Das letzte halbe Jahr, das wir im Regenwald verbrachten war furchtbar. Ich musste mir selbst andauernd sagen, dass es bald vorbei war, um nicht täglich zu Carlisle zu laufen und ihn fragen, wann wir denn nun endlich nachhause fuhren. Zugegeben, in diesem Fall war ich wie in kleines Kind, nur ich konnte es nicht mehr ertragen mich in den abgetragenen und zum Teil nicht vollständigen gewaschenen Kleidern zu sehen und sehen zu lassen.
Und dann 1965 war es endlich so weit. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich auf zuhause gefreut hatte. Mit meiner guten Laune, die ich in den letzten Tagen im Regenwald hatte, brachte ich meine Familie zum Schmunzeln. Ich hüpfte nur so durch die Bäume und hoffte, dass wir nicht allzu lange mit dem Packen brauchten. Das war das erste Mal während unserem Aufenthalt in Brasilien, dass ich unbeschwert lachte. Unsere kleine Hütte im Wald zu verlassen tat mir nicht weh, während der Rest meiner Familie doch einen Teil ihres Lebens zurückließen. Zumindest bezeichnete Esme ihren kleinen Garten als solchen.
Da wir in Brasilien beinahe täglich Sonnenschein hatten, waren wir umso überraschter, als wir aus dem Flugzeug, mit dem wir in Seattle ankamen, in Schnee traten. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass wieder Winter war. Für uns war andauernd höchster Sommer, doch in Nordamerika ließ der Winter wieder von sich hören. Auf den Wiesen und Wäldern hatte sich eine dichte weiße Pracht gelegt. Schon beim Betreten der Flughafenhalle merkten wir, dass wir mitten in der Weihnachtszeit angekommen waren. Die Halle war unglaublich schön geschmückt mit Lichterketten, Weihnachtsbäumen und Sternen, die von der Decke herab hingen. Es war ein unglaubliches Gefühl durch diese Hallen zu gehen und zu wissen, dass überall das Fest der Liebe bevorstand.
Da fällt mir ein, Vera, ich habe dir ja noch gar nicht erzählt, wie ich all die Jahre Weihnachten gefeiert hatte. Nun ja, so viel gibt es da eigentlich nicht zu erzählen, denn die ersten Jahre in meinem Leben als Vampir, weigerte ich mich Weihnachten so zu feiern, wie es die Menschen taten. Ich wollte nicht an meine Vergangenheit erinnert werden und verbrachte den Weihnachtstag im Wald, um die fröhliche Stimmung der anderen nicht zu verderben. Doch seit Emmett in meinem Leben war und wir mit Alice und Jasper eine große Familie wurden, konnte ich nicht anders und wollte dieses Fest mit meinen Lieben genauso verbringen wie die Menschen. Die erste Zeit, nachdem Emmett und ich geheiratet hatten und noch bevor Alice und Jasper auftauchten, feierten wir jedes Jahr zu zweit immer an einem anderen Kontinent. Wir spazierten dann durch die Landschaft oder reisten für eine Nacht in ein Urlaubsland und besahen die Weihnachtsbeleuchtung dort, besuchten Weihnachtsmärkte oder wir lernten andere Kulturen kennen. Es war unglaublich beruhigend Neues kennen zu lernen. Und mit Emmett an meiner Seite war es unbeschreiblich schön.
Erst als Alice und Jasper zu uns stießen feierten wir Weihnachten gemeinsam mit der ganzen Familie. Ich werde dir alles haarklein berichten, da ich mir sicher bin, dass ich dir dieses Erlebnis nicht vorenthalten hätte, wenn wir uns noch sehen könnten. Und vor allem auch deshalb, weil im Jahre 1965 an Weihnachten ein weiteres Ereignis stattgefunden hatte, das in meinem Leben einen Ehrenplatz bekam.
Ich werde dir in Ruhe davon berichten, doch bis wir zu diesem Ereignis kommen, mussten Alice und ich noch eine Menge erledigen.
Seit unserem letzten Aufenthalt in Forks hatte sich nicht sonderlich viel getan. Als wir erholt und ja, ich behaupte auch überglücklich in unserem Haus ankamen, räumten wir sofort alle unsere Habseligkeiten in die Möbel, um den Umzugsstress schnell hinter uns bringen zu können. Die Schnelligkeit, die uns Vampiren geschenkt wurde, ist in so einem Fall wirklich sehr nützlich, denn so brauchten wir damals nicht mehr als drei Stunden, um alles verstaut zu haben. Außer, dass mehr Staub als sonst auf den Oberflächen der Möbel und des Hauses lag und der Schnee uns die Zufahrt verweigerte, war alles beim Alten. Das Haus war noch immer so schön, wie ich es in Erinnerung hatte. Während wir weg waren hatte sich zwar das Dickicht und nun der Schnee um Esmes hübschen Garten gelegt, aber wir hatten alle nicht die geringsten Zweifel, dass Esme ihn erneut so wunderschön zaubern konnte, wie er einst war.
Als wir das Haus fertig eingerichtet hatten, beschlossen Alice und ich einkaufen zu gehen, um das Haus entsprechend weihnachtlich dekorieren zu können. Wir wollten, dass das Haus nur so glänzte von Lametta, Lichterketten und Glaskugeln, die wir überall im Haus verteilen wollten.
Da überall Weihnachtsmärkte geöffnet hatten, hatten wir kein Problem unsere Besorgungen so schnell wie möglich zu verrichten. Es war unglaublich, als wir in den Weihnachtsmärkten waren. Von überall her tönte Weihnachtsmusik und der Duft von Zimt und Weihnachtsplätzchen versüßte uns den Tag. Obwohl der Duft für uns nicht so angenehm war, war es dennoch ein unglaublich schönes Erlebnis. Ich liebe diesen Duft, auch wenn ich als Vampir damit nicht viel anfangen kann. Ich erinnere mich noch wahnsinnig gut an die Weihnachtsfeste zuhause und diese Düfte und die Melodien ermöglichen es mir die Erinnerung daran noch viel einfacher zurückzuholen. Oh, Vera, was hatte ich mich immer gefreut auf den Weihnachtsmann. Schon Wochen vorher lief ich im Weihnachtsnachthemd herum und trällerte Weihnachtslieder. Meine Mutter buk rechtzeitig zum ersten Advent Weihnachtsplätzchen und überall brannten Kerzen, die eine so wohlige Stimmung verbreiteten, dass man es kaum aushielt auf den Heiligen Abend noch länger warten zu müssen.
Selbst in der Schule war alles auf Weihnachten abgestimmt. Besonders wir beide ließen keine Gelegenheit aus Weihnachtslieder zu singen und uns gegenseitig zu beschenken. Selbst eine eigene Socke hatten wir für die Schule, in die jeden Tag im Advent eine Kleinigkeit kam, erinnerst du dich? Du warst ganz verrückt nach den Plätzchen meiner Mutter, weshalb ich dir immer welche mitbrachte und dir schenkte. Und du hast mir jedes Jahr zu Weihnachten eine Kerze geschenkt. Die Kerzen hatte ich alle in einem Regal über meinem Bett gelagert. Ich wollte sie nicht anzünden. Für mich war es wie Verschwendung. Ich sagte mir immer, wenn ich erwachsen bin, würde ich sie gemeinsam mit meinen Kindern anzünden, die Weihnachtsplätzchen meiner Mutter genießen und mich so zurück an meine Kindheit und an meine beste Freundin erinnern. Es tut mir im Herzen weh, dass ich weder Kinder, noch die Gelegenheit habe, mich so an dich zu erinnern, wie ich es gerne gemacht hätte.
Voll bepackt, mit allerlei Weihnachtsutensilien, die uns in jedem Geschäft untergekommen waren, kamen wir nachhause und begannen sofort unser Haus weihnachtlich zu schmücken. Gemeinsam mit unseren Männern befestigten wir die Lichterketten am Haus und stellten Weihnachtsbäume, die wir von Emmett und Jasper fällen ließen, im Garten und im Haus auf. Wir dekorierten sie mit Weihnachtskugeln und Lametta und mit Lichterketten.
Oh, Vera, du ahnst ja nicht, wie wunderschön unser Haus geglänzt hatte. Es war wie früher, nur viel pompöser. Damals, zuhause in New York, hatten wir nicht die Möglichkeit es so unglaublich aussehen zu lassen, doch nun hätte ich nicht damit aufgehört, ehe das Haus nicht perfekt geglänzt hätte. Und das tat es. Ich denke, es war das von allen am schönsten und luxuriös ausgestattete Haus in ganz Forks.
Ich fühlte mich zurück in meiner Kindheit. Alice und ich schwebten wie Weihnachtsengel durch die Räume und sangen vor uns hin. Wir hatten die neusten Schallplatten mit den schönsten Weihnachtsliedern besorgt und ließen diese rauf und runter laufen. Wir waren richtig vorfreudig auf den großen Tag am 25. Dezember.
Bereits Wochen vorher war ich einkaufen gegangen mit Alice. Wir kauften für jeden ein Weihnachtsgeschenk und hofften natürlich insgeheim, dass auch die anderen etwas für uns hatten. Aber wir ließen uns überraschen, wobei Alice wahrscheinlich ohnehin schon wusste, ob oder was sie bekommen würde. Diese Einkaufstouren, die wir immer vor Weihnachten veranstalteten, dauerten meistens mehrere Stunden. Wir mussten natürlich alles perfekt haben. Alice und ich waren verrückt nach Weihnachten.
Und dann kam endlich der 24. Dezember. Am Vormittag des Heiligen Abends dekorierten Alice und ich den Weihnachtsbaum fertig, während der Rest der Familie das Haus putzte oder noch einkaufen war. Abends setzten wir uns dann mit der Familie ins Wohnzimmer, um einfach nur beisammen zu sein. Es war eine unglaublich schöne Stimmung. Wir legten die Schallplatten in den Plattenspieler und setzten uns auf die Couch, während draußen vor dem Fenster der Schnee in weißen dichten Flocken vom Himmel fiel.
Wir verbrachten dreieinhalb Jahre in Brasilien. Du ahnst ja nicht, wie notwendig diese Reise für uns alle war, Vera. Ich hatte es erst dort gemerkt, wie gut es tat einfach mal abzuschalten. Sich nicht darum zu kümmern, ob man auch hübsch genug aussah, um aus dem Haus zu gehen. Ja, ich schreibe das hier wirklich. Es war eine interessante Erfahrung, aber gleichzeitig wurde mir auch klar, wie sehr ich die Bestätigung brauchte, dass ich schön war. Und dazu brauchte ich die Zivilisation, die mich fasziniert betrachtete, wenn ich ihnen unter die Augen trat. Emmett sagte mir zwar jeden Tag, wie hübsch ich war, aber eingebildet wie ich bin reichte mir das nicht. Ich wollte in den Spiegel schauen und sicher gehen, dass dem tatsächlich so war und Emmett mir nicht nur die Sorgen nehmen wollte.
Knappe drei Jahre musste ich ohne Spiegel auskommen, musste ich auf meinen täglichen Gang zum Kleiderschrank verzichten und manche Klamotten länger als eine Woche tragen. Vera, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf zuhause gefreut hatte. Ich konnte es kaum mehr erwarten. Das letzte halbe Jahr, das wir im Regenwald verbrachten war furchtbar. Ich musste mir selbst andauernd sagen, dass es bald vorbei war, um nicht täglich zu Carlisle zu laufen und ihn fragen, wann wir denn nun endlich nachhause fuhren. Zugegeben, in diesem Fall war ich wie in kleines Kind, nur ich konnte es nicht mehr ertragen mich in den abgetragenen und zum Teil nicht vollständigen gewaschenen Kleidern zu sehen und sehen zu lassen.
Und dann 1965 war es endlich so weit. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich auf zuhause gefreut hatte. Mit meiner guten Laune, die ich in den letzten Tagen im Regenwald hatte, brachte ich meine Familie zum Schmunzeln. Ich hüpfte nur so durch die Bäume und hoffte, dass wir nicht allzu lange mit dem Packen brauchten. Das war das erste Mal während unserem Aufenthalt in Brasilien, dass ich unbeschwert lachte. Unsere kleine Hütte im Wald zu verlassen tat mir nicht weh, während der Rest meiner Familie doch einen Teil ihres Lebens zurückließen. Zumindest bezeichnete Esme ihren kleinen Garten als solchen.
Da wir in Brasilien beinahe täglich Sonnenschein hatten, waren wir umso überraschter, als wir aus dem Flugzeug, mit dem wir in Seattle ankamen, in Schnee traten. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass wieder Winter war. Für uns war andauernd höchster Sommer, doch in Nordamerika ließ der Winter wieder von sich hören. Auf den Wiesen und Wäldern hatte sich eine dichte weiße Pracht gelegt. Schon beim Betreten der Flughafenhalle merkten wir, dass wir mitten in der Weihnachtszeit angekommen waren. Die Halle war unglaublich schön geschmückt mit Lichterketten, Weihnachtsbäumen und Sternen, die von der Decke herab hingen. Es war ein unglaubliches Gefühl durch diese Hallen zu gehen und zu wissen, dass überall das Fest der Liebe bevorstand.
Da fällt mir ein, Vera, ich habe dir ja noch gar nicht erzählt, wie ich all die Jahre Weihnachten gefeiert hatte. Nun ja, so viel gibt es da eigentlich nicht zu erzählen, denn die ersten Jahre in meinem Leben als Vampir, weigerte ich mich Weihnachten so zu feiern, wie es die Menschen taten. Ich wollte nicht an meine Vergangenheit erinnert werden und verbrachte den Weihnachtstag im Wald, um die fröhliche Stimmung der anderen nicht zu verderben. Doch seit Emmett in meinem Leben war und wir mit Alice und Jasper eine große Familie wurden, konnte ich nicht anders und wollte dieses Fest mit meinen Lieben genauso verbringen wie die Menschen. Die erste Zeit, nachdem Emmett und ich geheiratet hatten und noch bevor Alice und Jasper auftauchten, feierten wir jedes Jahr zu zweit immer an einem anderen Kontinent. Wir spazierten dann durch die Landschaft oder reisten für eine Nacht in ein Urlaubsland und besahen die Weihnachtsbeleuchtung dort, besuchten Weihnachtsmärkte oder wir lernten andere Kulturen kennen. Es war unglaublich beruhigend Neues kennen zu lernen. Und mit Emmett an meiner Seite war es unbeschreiblich schön.
Erst als Alice und Jasper zu uns stießen feierten wir Weihnachten gemeinsam mit der ganzen Familie. Ich werde dir alles haarklein berichten, da ich mir sicher bin, dass ich dir dieses Erlebnis nicht vorenthalten hätte, wenn wir uns noch sehen könnten. Und vor allem auch deshalb, weil im Jahre 1965 an Weihnachten ein weiteres Ereignis stattgefunden hatte, das in meinem Leben einen Ehrenplatz bekam.
Ich werde dir in Ruhe davon berichten, doch bis wir zu diesem Ereignis kommen, mussten Alice und ich noch eine Menge erledigen.
Seit unserem letzten Aufenthalt in Forks hatte sich nicht sonderlich viel getan. Als wir erholt und ja, ich behaupte auch überglücklich in unserem Haus ankamen, räumten wir sofort alle unsere Habseligkeiten in die Möbel, um den Umzugsstress schnell hinter uns bringen zu können. Die Schnelligkeit, die uns Vampiren geschenkt wurde, ist in so einem Fall wirklich sehr nützlich, denn so brauchten wir damals nicht mehr als drei Stunden, um alles verstaut zu haben. Außer, dass mehr Staub als sonst auf den Oberflächen der Möbel und des Hauses lag und der Schnee uns die Zufahrt verweigerte, war alles beim Alten. Das Haus war noch immer so schön, wie ich es in Erinnerung hatte. Während wir weg waren hatte sich zwar das Dickicht und nun der Schnee um Esmes hübschen Garten gelegt, aber wir hatten alle nicht die geringsten Zweifel, dass Esme ihn erneut so wunderschön zaubern konnte, wie er einst war.
Als wir das Haus fertig eingerichtet hatten, beschlossen Alice und ich einkaufen zu gehen, um das Haus entsprechend weihnachtlich dekorieren zu können. Wir wollten, dass das Haus nur so glänzte von Lametta, Lichterketten und Glaskugeln, die wir überall im Haus verteilen wollten.
Da überall Weihnachtsmärkte geöffnet hatten, hatten wir kein Problem unsere Besorgungen so schnell wie möglich zu verrichten. Es war unglaublich, als wir in den Weihnachtsmärkten waren. Von überall her tönte Weihnachtsmusik und der Duft von Zimt und Weihnachtsplätzchen versüßte uns den Tag. Obwohl der Duft für uns nicht so angenehm war, war es dennoch ein unglaublich schönes Erlebnis. Ich liebe diesen Duft, auch wenn ich als Vampir damit nicht viel anfangen kann. Ich erinnere mich noch wahnsinnig gut an die Weihnachtsfeste zuhause und diese Düfte und die Melodien ermöglichen es mir die Erinnerung daran noch viel einfacher zurückzuholen. Oh, Vera, was hatte ich mich immer gefreut auf den Weihnachtsmann. Schon Wochen vorher lief ich im Weihnachtsnachthemd herum und trällerte Weihnachtslieder. Meine Mutter buk rechtzeitig zum ersten Advent Weihnachtsplätzchen und überall brannten Kerzen, die eine so wohlige Stimmung verbreiteten, dass man es kaum aushielt auf den Heiligen Abend noch länger warten zu müssen.
Selbst in der Schule war alles auf Weihnachten abgestimmt. Besonders wir beide ließen keine Gelegenheit aus Weihnachtslieder zu singen und uns gegenseitig zu beschenken. Selbst eine eigene Socke hatten wir für die Schule, in die jeden Tag im Advent eine Kleinigkeit kam, erinnerst du dich? Du warst ganz verrückt nach den Plätzchen meiner Mutter, weshalb ich dir immer welche mitbrachte und dir schenkte. Und du hast mir jedes Jahr zu Weihnachten eine Kerze geschenkt. Die Kerzen hatte ich alle in einem Regal über meinem Bett gelagert. Ich wollte sie nicht anzünden. Für mich war es wie Verschwendung. Ich sagte mir immer, wenn ich erwachsen bin, würde ich sie gemeinsam mit meinen Kindern anzünden, die Weihnachtsplätzchen meiner Mutter genießen und mich so zurück an meine Kindheit und an meine beste Freundin erinnern. Es tut mir im Herzen weh, dass ich weder Kinder, noch die Gelegenheit habe, mich so an dich zu erinnern, wie ich es gerne gemacht hätte.
Voll bepackt, mit allerlei Weihnachtsutensilien, die uns in jedem Geschäft untergekommen waren, kamen wir nachhause und begannen sofort unser Haus weihnachtlich zu schmücken. Gemeinsam mit unseren Männern befestigten wir die Lichterketten am Haus und stellten Weihnachtsbäume, die wir von Emmett und Jasper fällen ließen, im Garten und im Haus auf. Wir dekorierten sie mit Weihnachtskugeln und Lametta und mit Lichterketten.
Oh, Vera, du ahnst ja nicht, wie wunderschön unser Haus geglänzt hatte. Es war wie früher, nur viel pompöser. Damals, zuhause in New York, hatten wir nicht die Möglichkeit es so unglaublich aussehen zu lassen, doch nun hätte ich nicht damit aufgehört, ehe das Haus nicht perfekt geglänzt hätte. Und das tat es. Ich denke, es war das von allen am schönsten und luxuriös ausgestattete Haus in ganz Forks.
Ich fühlte mich zurück in meiner Kindheit. Alice und ich schwebten wie Weihnachtsengel durch die Räume und sangen vor uns hin. Wir hatten die neusten Schallplatten mit den schönsten Weihnachtsliedern besorgt und ließen diese rauf und runter laufen. Wir waren richtig vorfreudig auf den großen Tag am 25. Dezember.
Bereits Wochen vorher war ich einkaufen gegangen mit Alice. Wir kauften für jeden ein Weihnachtsgeschenk und hofften natürlich insgeheim, dass auch die anderen etwas für uns hatten. Aber wir ließen uns überraschen, wobei Alice wahrscheinlich ohnehin schon wusste, ob oder was sie bekommen würde. Diese Einkaufstouren, die wir immer vor Weihnachten veranstalteten, dauerten meistens mehrere Stunden. Wir mussten natürlich alles perfekt haben. Alice und ich waren verrückt nach Weihnachten.
Und dann kam endlich der 24. Dezember. Am Vormittag des Heiligen Abends dekorierten Alice und ich den Weihnachtsbaum fertig, während der Rest der Familie das Haus putzte oder noch einkaufen war. Abends setzten wir uns dann mit der Familie ins Wohnzimmer, um einfach nur beisammen zu sein. Es war eine unglaublich schöne Stimmung. Wir legten die Schallplatten in den Plattenspieler und setzten uns auf die Couch, während draußen vor dem Fenster der Schnee in weißen dichten Flocken vom Himmel fiel.
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Weihnachten (Teil 2)
So in etwa sahen unsere vorweihnachtlichen Zeiten aus jedes Jahr aus. Auch im Jahre 1965. Glücklich setzte ich mich neben Emmett und legte meinen Kopf auf seine Schulter, während er seinen starken Arm um mich legte und mich an sich drückte. Ich fühlte mich so geborgen, so wohl, dass ich um nichts in der Welt mit jemandem getauscht hätte. Alice und Jasper taten es uns gleich, genau wie Esme und Carlisle. Nur Edward saß alleine auf dem großen Fauteuil im Wohnzimmer. Er wirkte jedes Mal ziemlich angeschlagen, wenn er zu uns blickte. Ich weiß auch warum, denn ich denke, dass ich genauso reagiert hätte, wenn ich er gewesen wäre. Dauernd alleine zu sein musste frustrierend sein und vor allem, wenn es sich um eine solche Situation handelte. Wir waren noch nicht einmal seine richtige Familie und nun war er ganz alleine und hatte niemandem, mit dem er das Glück genießen konnte. Er tat mir leid, aber ich hatte nicht die Kraft und auch nicht die Lust dazu ihm zu helfen. Es ging mir zu gut, als dass ich mich ihm hätte annehmen können. Was auch damit zusammenhing, dass er mich mit seinen ewigen Vorwürfen, die er mir machte, wenn ich einmal verärgert über irgendetwas war, jedes Mal wehtat und ihm dann noch zu helfen, wäre für mich etwas völlig absurdes gewesen. Demjenigen etwas Gutes zu tun, der mir mein Leben in gewisser Hinsicht schwer machte, war und ist nicht meine Natur.
Wenn ich mich recht erinnere saßen wir an diesem Heiligen Abend bis Mitternacht im Wohnzimmer und unterhielten uns, erzählten uns Geschichten von früher oder ließen einfach nur die Musik im Hintergrund laufen und genossen die Gemeinsamkeit. Es war eine unglaublich schöne und ja, auch fröhliche Stimmung, auch wenn Edward alleine war und so eine gewisse Tristesse ausstrahlte. Irgendwann setzte er sich an den Flügel und spielte seine selbstkomponierten Stücke für uns, um wenigstens etwas zu tun.
Als die Uhr Mitternacht schlug wandte sich Emmett plötzlich meinem Kopf zu und flüsterte mir ins Ohr "Fröhliche Weihnachten, mein Engel."
Ich drehte meinen Kopf zu ihm und blickte ihm ins Gesicht. "Wünsche ich dir auch.", hauchte ich und gab ihm einen Kuss. Während ich mich lächelnd von seinem Kuss erholte, griff er hinter das Sofa und hielt etwas in seinen Händen. Dann stand er auf und ging vor mir in die Knie. Ich war so überrascht, dass ich ihn entgeistert ansah und nicht überlegte, was Emmett gerade vorhatte.
"Emmett, was –", fing ich an, als er meine Hand in seine nahm und mich ernst ansah. Ich wagte meinen Blick nicht von ihm zu nehmen und in die Gesichter der anderen zu blicken. Aber ich wusste, dass sie alle neugierig, was jetzt wohl passieren würde, an Emmetts Lippen hingen, um ihm die Worte symbolisch herauszusaugen.
"Da mir für diesen Moment die richtigen Worte nicht einfallen wollen und unsere Familie mir im Rücken liegt, werde ich es kurz machen.", fing er grinsend an. "Rosalie, willst du mich wieder heiraten?", fragte er und grinste mich verlockend an. Und als würden wir uns in einem Liebesfilm befinden nahm er das kleine Päckchen, das er in seiner Hand, die nicht die meine in seiner hielt und sich als kleines Schmuckkästchen herausstellte, und öffnete es.
Wie vom Donner gerührt saß ich ihm gegenüber und machte große Augen, als er das Kästchen öffnete und ein Diamantring zum Vorschein kam.
Mir fehlten zugegebenermaßen die Worte. Der Ring zog meine Aufmerksamkeit auf sich und es war mir völlig unmöglich mich zu konzentrieren. Da Emmett meine Antwort bekannt war, hob er meine Hand und steckte mir den Ring an den Finger. Ich war so überrascht, dass ich wie gebannt diesen Ring anblickte und Emmetts Frage irgendwo nach hinten geschoben hatte.
Emmett grinste mich noch immer an und sah mir fragend in die Augen. "Und? Wie lautet deine Antwort?", fragte er mich aufgeregt – ja, Emmett war aufgeregt.
Ich schüttelte den Kopf, um meinen Blick von dem Ring zu lösen und strahlte Emmett glücklich an. "Du kennst die Antwort doch schon."
"Ja, aber ich würde sie gerne aus deinem Mund hören.", grinste er und drückte meine Hand.
"Ja, Emmett, ja. Ich will deine Frau werden – schon wieder.", sagte ich glücklich und lachte fröhlich, als ich ihm um den Hals fiel und ihn fest umarmte. Im Hintergrund nahm ich Applaus und begeisterte Ausrufe wahr. Mir war unser Publikum völlig entfallen. In meiner Faszination, die Emmetts Frage und sein Geschenk in mir auslöste, vergaß ich völlig, dass wir im Wohnzimmer saßen und die ganze Familie zusah. Aber selbst wenn ich es gewusst hätte, wäre es mir egal gewesen. Ich war so begeistert von Emmetts Antrag, dass ich ihn kaum mehr loslassen konnte, als er mich vorsichtig von sich wegdrückte, damit er mir ins Gesicht schauen konnte – er hatte sich mit mir erhoben.
"Erdrück mich bitte nicht vorzeitig. Ich habe noch etwas für dich.", sagte er und hielt mir einen Umschlag hin.
"Was ist das?", fragte ich ihn mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht und nahm das Kuvert in die Hände.
"Öffne es.", sagte er und zeigte auf den Umschlag, den ich in meinen Händen drehte und wendete, um herauszufinden, was sich darin befand. Ich hatte wirklich keine Ahnung, Vera. Ich hätte nie mit Emmetts Antrag gerechnet, was die Überraschung völlig gelingen ließ.
Gierig und in gewisser Weise nervös öffnete ich den Umschlag und holte zwei Tickets aus dem Inneren. Einmal Paris und zurück. Stirnrunzelnd blickte ich Emmett an und fragte "Wir fliegen nach Paris?"
Er nickte. "Ja, und zwar morgen.", sagte er und wandte sich dann den anderen zu. "Und ihr alle kommt mit. Rose und ich haben nämlich vor dort zu heiraten."
Völlig verdattert und überrascht blickte ich ihn an. "Was? Morgen?"
Wieder nickte er. "Ja, ich hoffe, du hast nichts dagegen. Es ist alles arrangiert. Es fehlte nur noch dein Ja."
Vera, meine Verwunderung und Überraschung über diese Sache kannst du dir wohl bildlich vorstellen. Ich hatte beim besten Willen weder mit einem Heiratsantrag, noch mit diesem Geschenk gerechnet. Mir wäre nie in den Sinn gekommen am nächsten Tag, dem Weihnachtstag, zu heiraten. Zumal ich nicht wusste, dass das überhaupt möglich war. Die Tatsache, dass Emmett alles vorbereitet hatte war beruhigend, nur plagte mich fortan ein anderes Problem. Ich hatte kein Kleid, keine Schuhe, nichts. Ich war überhaupt nicht dafür ausgestattet. Die Kleider von meinen ersten beiden Hochzeiten hatte ich zwar alle noch im Schrank hängen, aber zweimal dasselbe Kleid anzuziehen kam für mich nicht infrage.
"Aber ... aber ... ich hab doch gar kein Kleid.", stotterte ich und sah ihn überrumpelt an.
Er lächelte mich an. "Ich wusste, dass das ein Problem werden würde.", sagte er und küsste mich kurz. "Darum habe ich Alice gebeten sich darum zu kümmern." Er blickte zu Alice und nickte kurz.
Ich runzelte meine Stirn noch mehr, sagte aber nichts. Ich war zum Einen noch völlig in Gedanken, woher ich jetzt ein Kleid bekommen sollte, und zum Anderen wusste ich nicht, was ich sagen sollte.
Alice war aufgestanden und etwas zwei Sekunden später mit drei verschiedenen Kleidern zurück im Wohnzimmer. Sie hing die Kleider auf eine Kleiderstange, die wir im Wohnzimmer montiert hatten, und stellte sich daneben. "Keine Sorge, sie sind noch nicht bezahlt und die, die du nicht willst, lasse ich einfach zurückgehen."
"Such dir eins aus, Engel.", trug mir Emmett auf und ich machte mich langsam auf den Weg zu den Kleidern. Ich konnte nicht glauben, dass Alice tatsächlich davon wusste. Nun ja, offensichtlich wussten alle davon, denn Edward hatte es ohnehin in Emmetts Gedanken gelesen und der Rest meiner Familie wurde dazu eingeteilt alles zu organisieren.
Alle, außer mir, wussten bescheid und hatten mir somit eine gelungene Überraschung gemacht.
Völlig verzaubert von den Kleidern, die Alice mir ausgesucht hatte, wählte ich sorgfältig das Schönste davon. Alle drei Kleider waren weiß und lang, so wie ich es liebte. Sie hatten einen weiten Rock und eine enge Taille, weshalb mir die Wahl sehr schwer fiel. Das erste Kleid, das ich mir anschaute, hatte nicht sehr viele Verzierungen. Es war cremefarben und schlicht. Etwas, das mir zwar sehr gefiel, wie Alice wusste, mir aber nicht wirklich zusagte. Mir fehlten die Verzierungen.
Das Zweite hatte eine Art Blumenmuster im Stoff. Es war am Oberkörper überfüllt mit Blumen und hatte am Rücken eine große Masche, die ebenfalls mit Blumen geschmückt war. Du siehst, Vera, wir befanden uns am Anfang der Flower-Power-Zeit. Dieses Kleid war zu dieser Zeit sehr modern und gefiel mir irgendwie.
Das dritte Kleid, das Alice für mich ausgesucht hatte, war perlweiß und war am Oberkörper vollkommen glatt. Nur der Übergang zum Rock war mit einem Zierband und einer Masche geschmückt. Der Rock hingegen wurde mit Maschen nach oben gerafft, sodass man den Saum sehen konnte, durch den das Kleid weit nach außen fiel.
Ich hatte meine Wahl getroffen, als ich das dritte Kleid betrachtete. Ich wollte dieses Kleid und sobald ich mich entschieden hatte sagte Alice "Ha, ich wusste, du willst dieses Kleid. Sehr gute Wahl.", sie kicherte und sagte dann an Emmett gewandt "Siehst du, Emmett, ich hab's dir ja gesagt. Du schuldest mir zwanzig Dollar und einen Winterreifen."
Ich grinste, doch bei der Erwähnung von dem Winterreifen sah ich Emmett fragend an, der den Kopf schüttelte und die Augen verdrehte. Ich wollte schon nachfragen, als ich eine fröhliche Stimme sagen hörte "Och, nichts Schlimmes. Mir ist heute ein Reifen geplatzt, als ich die Kleider abgeholt hatte, und da wir die Wette erst danach abschlossen, sagte ich zu Emmett, derjenige, der die Wette verliert, zahlt zwanzig Dollar und bezahlt zusätzlich den neuen Reifen."
Alice nahm die anderen Kleider, die mir nicht so gut gefallen hatten, von der Stange und räumte sie in Sekundenschnelle zurück ins Auto, dann setzte sie sich zurück zu Jasper, der mit Esme, Carlisle und Edward auf der Couch saß, und sah uns weiter zu.
Völlig in Gedanken bei meiner bevorstehenden Hochzeit ging ich auf Emmett zu und fiel ihm um den Hals. "Tut mir leid, das mit dem Reifen.", sagte ich mitleidig und konnte noch immer nicht glauben, was da gerade passiert war.
"Schon okay, das ist es mir wert.", schüttelte Emmett den Kopf und lächelte mich an. "Du willst doch immer noch, oder!? Auch wenn es für dich sehr ... kurzfristig ist."
Ich grinste ihn an und küsste ihn. "Natürlich will ich noch. Ich würde dich auch jetzt sofort heiraten.", sagte ich. "Ich war vorhin nur sehr überrascht und etwas ... überrumpelt."
"Tut mir leid. Aber ich wollte dich damit überraschen. Ich bin selbst verblüfft, dass es funktioniert hat.", lachte Emmett und drückte mich an sich.
Ich wollte eigentlich noch etwas auf Emmetts Antwort sagen, als Alice plötzlich sagte "Oh, da fällt mir ein, die Schuhe, die ich dir gekauft habe, liegen oben. Ich hole sie dann später."
Als ich zu ihr blickte, grinste sie mich unschuldig an, sodass ich nicht anders konnte und zu lachen anfing.
Ach, Vera, dieses Weihnachten war zweifellos das schönste seit Jahren. Während uns unsere Familie gratulierte und sich dann gegenseitig beschenkte, probierte ich mein Kleid und die Schuhe, die Alice gekauft hatte. Ich war so glücklich. Das Kleid und die Schuhe passten perfekt und ich konnte es kaum erwarten, bis endlich der Morgen anbrach und wir in den Flieger nach Paris steigen würden, um dort meine dritte Hochzeit mit Emmett zu feiern
So in etwa sahen unsere vorweihnachtlichen Zeiten aus jedes Jahr aus. Auch im Jahre 1965. Glücklich setzte ich mich neben Emmett und legte meinen Kopf auf seine Schulter, während er seinen starken Arm um mich legte und mich an sich drückte. Ich fühlte mich so geborgen, so wohl, dass ich um nichts in der Welt mit jemandem getauscht hätte. Alice und Jasper taten es uns gleich, genau wie Esme und Carlisle. Nur Edward saß alleine auf dem großen Fauteuil im Wohnzimmer. Er wirkte jedes Mal ziemlich angeschlagen, wenn er zu uns blickte. Ich weiß auch warum, denn ich denke, dass ich genauso reagiert hätte, wenn ich er gewesen wäre. Dauernd alleine zu sein musste frustrierend sein und vor allem, wenn es sich um eine solche Situation handelte. Wir waren noch nicht einmal seine richtige Familie und nun war er ganz alleine und hatte niemandem, mit dem er das Glück genießen konnte. Er tat mir leid, aber ich hatte nicht die Kraft und auch nicht die Lust dazu ihm zu helfen. Es ging mir zu gut, als dass ich mich ihm hätte annehmen können. Was auch damit zusammenhing, dass er mich mit seinen ewigen Vorwürfen, die er mir machte, wenn ich einmal verärgert über irgendetwas war, jedes Mal wehtat und ihm dann noch zu helfen, wäre für mich etwas völlig absurdes gewesen. Demjenigen etwas Gutes zu tun, der mir mein Leben in gewisser Hinsicht schwer machte, war und ist nicht meine Natur.
Wenn ich mich recht erinnere saßen wir an diesem Heiligen Abend bis Mitternacht im Wohnzimmer und unterhielten uns, erzählten uns Geschichten von früher oder ließen einfach nur die Musik im Hintergrund laufen und genossen die Gemeinsamkeit. Es war eine unglaublich schöne und ja, auch fröhliche Stimmung, auch wenn Edward alleine war und so eine gewisse Tristesse ausstrahlte. Irgendwann setzte er sich an den Flügel und spielte seine selbstkomponierten Stücke für uns, um wenigstens etwas zu tun.
Als die Uhr Mitternacht schlug wandte sich Emmett plötzlich meinem Kopf zu und flüsterte mir ins Ohr "Fröhliche Weihnachten, mein Engel."
Ich drehte meinen Kopf zu ihm und blickte ihm ins Gesicht. "Wünsche ich dir auch.", hauchte ich und gab ihm einen Kuss. Während ich mich lächelnd von seinem Kuss erholte, griff er hinter das Sofa und hielt etwas in seinen Händen. Dann stand er auf und ging vor mir in die Knie. Ich war so überrascht, dass ich ihn entgeistert ansah und nicht überlegte, was Emmett gerade vorhatte.
"Emmett, was –", fing ich an, als er meine Hand in seine nahm und mich ernst ansah. Ich wagte meinen Blick nicht von ihm zu nehmen und in die Gesichter der anderen zu blicken. Aber ich wusste, dass sie alle neugierig, was jetzt wohl passieren würde, an Emmetts Lippen hingen, um ihm die Worte symbolisch herauszusaugen.
"Da mir für diesen Moment die richtigen Worte nicht einfallen wollen und unsere Familie mir im Rücken liegt, werde ich es kurz machen.", fing er grinsend an. "Rosalie, willst du mich wieder heiraten?", fragte er und grinste mich verlockend an. Und als würden wir uns in einem Liebesfilm befinden nahm er das kleine Päckchen, das er in seiner Hand, die nicht die meine in seiner hielt und sich als kleines Schmuckkästchen herausstellte, und öffnete es.
Wie vom Donner gerührt saß ich ihm gegenüber und machte große Augen, als er das Kästchen öffnete und ein Diamantring zum Vorschein kam.
Mir fehlten zugegebenermaßen die Worte. Der Ring zog meine Aufmerksamkeit auf sich und es war mir völlig unmöglich mich zu konzentrieren. Da Emmett meine Antwort bekannt war, hob er meine Hand und steckte mir den Ring an den Finger. Ich war so überrascht, dass ich wie gebannt diesen Ring anblickte und Emmetts Frage irgendwo nach hinten geschoben hatte.
Emmett grinste mich noch immer an und sah mir fragend in die Augen. "Und? Wie lautet deine Antwort?", fragte er mich aufgeregt – ja, Emmett war aufgeregt.
Ich schüttelte den Kopf, um meinen Blick von dem Ring zu lösen und strahlte Emmett glücklich an. "Du kennst die Antwort doch schon."
"Ja, aber ich würde sie gerne aus deinem Mund hören.", grinste er und drückte meine Hand.
"Ja, Emmett, ja. Ich will deine Frau werden – schon wieder.", sagte ich glücklich und lachte fröhlich, als ich ihm um den Hals fiel und ihn fest umarmte. Im Hintergrund nahm ich Applaus und begeisterte Ausrufe wahr. Mir war unser Publikum völlig entfallen. In meiner Faszination, die Emmetts Frage und sein Geschenk in mir auslöste, vergaß ich völlig, dass wir im Wohnzimmer saßen und die ganze Familie zusah. Aber selbst wenn ich es gewusst hätte, wäre es mir egal gewesen. Ich war so begeistert von Emmetts Antrag, dass ich ihn kaum mehr loslassen konnte, als er mich vorsichtig von sich wegdrückte, damit er mir ins Gesicht schauen konnte – er hatte sich mit mir erhoben.
"Erdrück mich bitte nicht vorzeitig. Ich habe noch etwas für dich.", sagte er und hielt mir einen Umschlag hin.
"Was ist das?", fragte ich ihn mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht und nahm das Kuvert in die Hände.
"Öffne es.", sagte er und zeigte auf den Umschlag, den ich in meinen Händen drehte und wendete, um herauszufinden, was sich darin befand. Ich hatte wirklich keine Ahnung, Vera. Ich hätte nie mit Emmetts Antrag gerechnet, was die Überraschung völlig gelingen ließ.
Gierig und in gewisser Weise nervös öffnete ich den Umschlag und holte zwei Tickets aus dem Inneren. Einmal Paris und zurück. Stirnrunzelnd blickte ich Emmett an und fragte "Wir fliegen nach Paris?"
Er nickte. "Ja, und zwar morgen.", sagte er und wandte sich dann den anderen zu. "Und ihr alle kommt mit. Rose und ich haben nämlich vor dort zu heiraten."
Völlig verdattert und überrascht blickte ich ihn an. "Was? Morgen?"
Wieder nickte er. "Ja, ich hoffe, du hast nichts dagegen. Es ist alles arrangiert. Es fehlte nur noch dein Ja."
Vera, meine Verwunderung und Überraschung über diese Sache kannst du dir wohl bildlich vorstellen. Ich hatte beim besten Willen weder mit einem Heiratsantrag, noch mit diesem Geschenk gerechnet. Mir wäre nie in den Sinn gekommen am nächsten Tag, dem Weihnachtstag, zu heiraten. Zumal ich nicht wusste, dass das überhaupt möglich war. Die Tatsache, dass Emmett alles vorbereitet hatte war beruhigend, nur plagte mich fortan ein anderes Problem. Ich hatte kein Kleid, keine Schuhe, nichts. Ich war überhaupt nicht dafür ausgestattet. Die Kleider von meinen ersten beiden Hochzeiten hatte ich zwar alle noch im Schrank hängen, aber zweimal dasselbe Kleid anzuziehen kam für mich nicht infrage.
"Aber ... aber ... ich hab doch gar kein Kleid.", stotterte ich und sah ihn überrumpelt an.
Er lächelte mich an. "Ich wusste, dass das ein Problem werden würde.", sagte er und küsste mich kurz. "Darum habe ich Alice gebeten sich darum zu kümmern." Er blickte zu Alice und nickte kurz.
Ich runzelte meine Stirn noch mehr, sagte aber nichts. Ich war zum Einen noch völlig in Gedanken, woher ich jetzt ein Kleid bekommen sollte, und zum Anderen wusste ich nicht, was ich sagen sollte.
Alice war aufgestanden und etwas zwei Sekunden später mit drei verschiedenen Kleidern zurück im Wohnzimmer. Sie hing die Kleider auf eine Kleiderstange, die wir im Wohnzimmer montiert hatten, und stellte sich daneben. "Keine Sorge, sie sind noch nicht bezahlt und die, die du nicht willst, lasse ich einfach zurückgehen."
"Such dir eins aus, Engel.", trug mir Emmett auf und ich machte mich langsam auf den Weg zu den Kleidern. Ich konnte nicht glauben, dass Alice tatsächlich davon wusste. Nun ja, offensichtlich wussten alle davon, denn Edward hatte es ohnehin in Emmetts Gedanken gelesen und der Rest meiner Familie wurde dazu eingeteilt alles zu organisieren.
Alle, außer mir, wussten bescheid und hatten mir somit eine gelungene Überraschung gemacht.
Völlig verzaubert von den Kleidern, die Alice mir ausgesucht hatte, wählte ich sorgfältig das Schönste davon. Alle drei Kleider waren weiß und lang, so wie ich es liebte. Sie hatten einen weiten Rock und eine enge Taille, weshalb mir die Wahl sehr schwer fiel. Das erste Kleid, das ich mir anschaute, hatte nicht sehr viele Verzierungen. Es war cremefarben und schlicht. Etwas, das mir zwar sehr gefiel, wie Alice wusste, mir aber nicht wirklich zusagte. Mir fehlten die Verzierungen.
Das Zweite hatte eine Art Blumenmuster im Stoff. Es war am Oberkörper überfüllt mit Blumen und hatte am Rücken eine große Masche, die ebenfalls mit Blumen geschmückt war. Du siehst, Vera, wir befanden uns am Anfang der Flower-Power-Zeit. Dieses Kleid war zu dieser Zeit sehr modern und gefiel mir irgendwie.
Das dritte Kleid, das Alice für mich ausgesucht hatte, war perlweiß und war am Oberkörper vollkommen glatt. Nur der Übergang zum Rock war mit einem Zierband und einer Masche geschmückt. Der Rock hingegen wurde mit Maschen nach oben gerafft, sodass man den Saum sehen konnte, durch den das Kleid weit nach außen fiel.
Ich hatte meine Wahl getroffen, als ich das dritte Kleid betrachtete. Ich wollte dieses Kleid und sobald ich mich entschieden hatte sagte Alice "Ha, ich wusste, du willst dieses Kleid. Sehr gute Wahl.", sie kicherte und sagte dann an Emmett gewandt "Siehst du, Emmett, ich hab's dir ja gesagt. Du schuldest mir zwanzig Dollar und einen Winterreifen."
Ich grinste, doch bei der Erwähnung von dem Winterreifen sah ich Emmett fragend an, der den Kopf schüttelte und die Augen verdrehte. Ich wollte schon nachfragen, als ich eine fröhliche Stimme sagen hörte "Och, nichts Schlimmes. Mir ist heute ein Reifen geplatzt, als ich die Kleider abgeholt hatte, und da wir die Wette erst danach abschlossen, sagte ich zu Emmett, derjenige, der die Wette verliert, zahlt zwanzig Dollar und bezahlt zusätzlich den neuen Reifen."
Alice nahm die anderen Kleider, die mir nicht so gut gefallen hatten, von der Stange und räumte sie in Sekundenschnelle zurück ins Auto, dann setzte sie sich zurück zu Jasper, der mit Esme, Carlisle und Edward auf der Couch saß, und sah uns weiter zu.
Völlig in Gedanken bei meiner bevorstehenden Hochzeit ging ich auf Emmett zu und fiel ihm um den Hals. "Tut mir leid, das mit dem Reifen.", sagte ich mitleidig und konnte noch immer nicht glauben, was da gerade passiert war.
"Schon okay, das ist es mir wert.", schüttelte Emmett den Kopf und lächelte mich an. "Du willst doch immer noch, oder!? Auch wenn es für dich sehr ... kurzfristig ist."
Ich grinste ihn an und küsste ihn. "Natürlich will ich noch. Ich würde dich auch jetzt sofort heiraten.", sagte ich. "Ich war vorhin nur sehr überrascht und etwas ... überrumpelt."
"Tut mir leid. Aber ich wollte dich damit überraschen. Ich bin selbst verblüfft, dass es funktioniert hat.", lachte Emmett und drückte mich an sich.
Ich wollte eigentlich noch etwas auf Emmetts Antwort sagen, als Alice plötzlich sagte "Oh, da fällt mir ein, die Schuhe, die ich dir gekauft habe, liegen oben. Ich hole sie dann später."
Als ich zu ihr blickte, grinste sie mich unschuldig an, sodass ich nicht anders konnte und zu lachen anfing.
Ach, Vera, dieses Weihnachten war zweifellos das schönste seit Jahren. Während uns unsere Familie gratulierte und sich dann gegenseitig beschenkte, probierte ich mein Kleid und die Schuhe, die Alice gekauft hatte. Ich war so glücklich. Das Kleid und die Schuhe passten perfekt und ich konnte es kaum erwarten, bis endlich der Morgen anbrach und wir in den Flieger nach Paris steigen würden, um dort meine dritte Hochzeit mit Emmett zu feiern
Gast- Gast
Re: Rosalie Hale - Erinnerungen
Paris
Noch bevor die Sonne aufgegangen war, ging ich mit Alice und Esme jagen, während unsere Männer alles für die Abreise vorbereiteten. Du kannst dir meine Nervosität und Aufgeregtheit nicht vorstellen. Ich sollte tatsächlich in Paris heiraten. Schon wieder. Zum dritten Mal. Oh, Vera, die Vorstellung alleine ist einfach nur ... grotesk, aber ich hätte niemals nein gesagt zu Emmett. Niemals wäre mir dieses Wort über die Lippen gekommen.
Alles, was mir noch Sorgen bereitete war die Tatsache, dass ich bei den Vorbereitungen für die Feier nicht dabei war. Es war nicht so, dass ich Emmett die Organisation nicht zutraute, im Gegenteil, ich hatte nur Angst, dass er womöglich daneben gegriffen hatte. So sehr ich ihm auch vertraute und so sehr ich ihn liebte, aber Emmett war nicht der Typ, der sich aktiv an den Vorbereitungen für eine Hochzeit beteiligte, auch wenn es seine eigene war.
Doch Alice machte meine Sorgen zunichte, da sie mir gestand, dass sie den Großteil der Vorbereitungen übernommen hatte. Sie war von Emmett gebeten worden, diese zu übernehmen, da er mir eine Märchenhochzeit schenken wollte. Und in der Stadt der Liebe und zum Fest der Liebe war es perfekt, diese zu vollziehen. Du glaubst nicht, wie sehr ich Emmett dafür liebte, dass er mir dieses Geschenk gemacht hatte. Ich war so hin und weg. Nie hätte ich damit gerechnet, dass ich ihm derart viel wert war. Ich wusste ja, dass ich ihm viel bedeutete, aber so viel?
Die Sonne war gerade im Begriff aufzugehen, als wir uns zurück zum Haus begaben, wo uns Carlisle, Emmett, Jasper und Edward erwarteten. Carlisle hatte bereits seinen Wagen, der keine Reifenpanne hatte, aus der Garage gefahren und Emmett saß in unserem und wartete darauf, dass Carlisle ihm die Ausfahrt ermöglichte. Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, setzte ich mich, als wir ankamen, sofort neben Emmett und hoffte, dass er alles eingepackt hatte. Ich fragte ihn danach und er versicherte mir, dass alles geregelt wäre. Alles, was ich zu tun hätte, wäre den Tag genießen. Ich hätte keine Pflichten.
Nun ja, ich war mir nicht ganz sicher, ob ich diesen Tag tatsächlich genießen konnte, da ich keine Ahnung hatte, was auf mich zukommen sollte. Ich hatte mir noch nicht einmal überlegt, wie ich Emmett meine Treue schwören sollte. Beinahe den gesamten Flug überlegte ich fieberhaft, wie ich diese Kleinigkeit lösen könnte. Dass ich den Ablauf der Kirche und den Ablauf des Tages nicht kannte, trug ebenfalls nicht gerade zu meiner Entspannung bei. Ich sprang sprichwörtlich ins kalte Wasser und das hasste ich.
Der Flug nach Europa dauerte etwa acht Stunden. Es war eine lange Zeit, die wir im Flieger verbrachten, doch schneller war es damals nicht möglich. Emmett erzählte mir, er hätte eigentlich vorgehabt mit einem gemieteten Überschall-Jet zu fliegen, aber Alice hätte es ihm ausgeredet, da wir genug Zeit hatten nach Paris zu kommen. Die Hochzeit sollte erst bei Sonnenuntergang stattfinden.
Nach acht langen Stunden kamen wir dann endlich in Paris an. Ich war so überwältigt von der Schönheit der Stadt, die ich zu dem Zeitpunkt nur durch die verglasten Wände des Flughafens sehen konnte, dass meine Nervosität an Stärke zulegte. Ich hielt es nicht mehr aus und wollte unbedingt sofort mit Emmett vor dem Altar stehen.
Um nicht völlig durchzudrehen versuchte ich meine Gedanken auf ein anderes Thema zu lenken und genoss die Stimmung, die aufgrund des Weihnachtsfestes unglaublich beruhigend war. Die Leute hatten ihr freundlichstes Gesicht aufgesetzt und gingen persönlicher miteinander um. Ich war fasziniert von dieser Stimmung und setzte mein strahlendstes Lächeln auf.
Wir waren etwa fünf Stunden zu früh in Paris angekommen, weshalb wir beschlossen uns die Stadt anzusehen. Ich wollte unbedingt auf den Eiffelturm und die Champs-Elysées wollte ich mir immer schon ansehen. Ich war zwar bereits einmal in Paris, aber damals suchte ich wie verrückt nach einem Brautkleid, das ich schließlich in einer Seitengasse fand. Damals hatte ich keine Zeit für irgendwelche Besichtigungen, weshalb ich mich umso mehr freute, als mir Emmett versprach all diese Dinge mit mir anzuschauen.
Zu siebt schlenderten wir durch die Straßen von Paris und blieben an allen denkwürdigen und sehenswerten Attraktionen stehen. Aufgrund unseres schnellen Schrittes hatten wir in knapp zwei Stunden beinahe ganz Paris gesehen. Unsere letzte Station war der Eiffelturm. Emmett hatte mir versprochen ihn zu besichtigen und das taten wir auch. Gemeinsam stiegen Emmett und ich die vielen Treppen nach oben und blickten oben angekommen über ganz Paris. Oh, Vera, in diesem Moment habe ich mich so befreit gefühlt, wie noch nie. Meine Nervosität, die mich den ganzen Tag über begleitet hatte, fiel in diesem Moment, da ich auf dem obersten Stockwerk des Turmes war, vollkommen von mir ab und ich genoss die schöne Aussicht.
Während ich meinen Blick über die Stadt der Liebe schweifen ließ, umarmte mich Emmett von hinten und drückte mich fest an sich. "Gefällt es dir?", fragte er mich flüsternd und ich lächelte glücklich und nickte.
"Jaah, es ist wunderschön.", antwortete ich und lehnte meinen Kopf an seine Brust.
Lange standen wir schweigend da und blickten auf die Stadt, in der wir zum bereits dritten Mal heiraten würden.
Niemand, außer uns, war hier. Der Rest unserer Familie war bereits zu dem Ort gefahren, an dem wir getraut werden sollten und den ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte. Ich hatte keine Ahnung wo wir getraut werden sollten, aber da oben auf dem Eiffelturm war mir das völlig egal.
Unten in der Stadt wurden bereits die Lichter eingeschaltet. Die Dämmerung brach an und man konnte von oben genau sehen, wie üppig die Franzosen ihre Stadt beleuchtet und geschmückt hatten. Es war unglaublich schön, Vera. Ich wünschte, du wärst dabei gewesen. Allein diese Kulisse war mehr als schön.
"Wann müssen wir nach unten?", fragte ich Emmett nach einer Ewigkeit, die wir, in der Umarmung verbleibend, auf dem Eiffelturm verbracht hatten. Ich wollte noch nicht gehen, aber da die Zeremonie, soweit ich wusste, bei Sonnenuntergang stattfinden sollte, fragte ich mich, ob es denn schon Zeit wurde zu gehen.
"Noch nicht gleich. Ein paar Minuten haben wir noch.", sagte Emmett in mein Ohr und ich lächelte strahlend und nickte, um ihm zu zeigen, dass ich verstanden hatte.
"Emmett?", murmelte ich und lächelte ununterbrochen.
"Hmm?", machte er und verstärkte den Druck um meinen Körper. Seine Hände hatte er noch immer um meine Taille gelegt.
"Ich liebe dich.", sagte ich, da ich es unbedingt loswerden wollte. Schon die ganze Zeit über lag mir dieser Satz auf den Lippen, nur wusste ich nicht, wie ich es am besten angehen sollte. Doch in dem Moment fand ich es passend und später würde ich es sowieso noch einmal vor Publikum sagen.
"Ich liebe dich auch, Rose.", sagte er und lächelte ebenfalls, das konnte ich spüren.
"Ich werde dich immer lieben, Emmett.", gestand ich ihm und lehnte mich weiter zurück.
Emmett sagte nichts mehr darauf. Er hob seinen Arm, griff an mein Gesicht und drehte es zu sich, um mich leidenschaftlich zu küssen. Wir standen lange so da und küssten uns. Ich hatte irgendwann meinen Arm um seinen Kopf gelegt, sodass ich ihn näher zu mir drücken konnte und klammerte mich mit der anderen Hand an seiner fest.
Erst als eine Glocke von unten herauf die volle Stunde ankündigte, lösten wir uns voneinander und beschlossen nach unten zu gehen, da wir sonst zu spät zu unserer eigenen Hochzeit kommen würden.
Alice, die über alles genau bescheid wusste, wartete am Fuße des Eiffelturmes auf uns. Sie war ganz aufgeregt, als wir nach unten kamen. Mit einer schnellen Bewegung steckte sie Emmett etwas zu, flüsterte etwas in seine Richtung und nahm mich dann an der Hand, um mich in das Taxi, das bereits auf uns wartete, zu ziehen. Noch bevor Alice mich mit sich ziehen konnte, kam Emmett kurz auf mich zu, küsste mich noch einmal zum Abschied und verschwand dann in der aufkommenden Dunkelheit in den Straßen von Paris.
Mir wurde schwer ums Herz als Emmett verschwand. Ich wollte mich nicht von ihm trennen. Viel lieber wäre es mir gewesen, wenn er immer noch neben mir gestanden, meine Hand gehalten und mich beruhigt hätte. Ich war nervös, Vera. Nervös, wie bei bisher jeder meiner Hochzeiten. Nur dieses Mal war etwas völlig anders. Da ich nicht wusste, was passieren, wie alles ablaufen würde konnte ich mir nicht ausmalen, was alles schief gehen könnte. Ich sprang, wie schon gesagt, ins kalte Wasser. Und ich hasste es ins kalte Wasser zu springen. Ich wollte immer alles genau wissen. Vor allem, wenn es um meine Hochzeit ging. Schließlich sollte das der drittschönste Tag meines Lebens werden und nicht zu wissen, was wie geschehen sollte, brachte mich um den Verstand.
Wir fuhren mit dem Taxi zu einem alten Haus, das schon seit Jahren leerstehen musste, so wie es von außen und von innen aussah. Es war alles verstaubt und morsch. Die Fassade bröckelte schon ab und die Fenster waren mit bereits abgefallenen Brettern zugenagelt worden. Dort hineinzugehen sagte mir nicht wirklich zu, aber Alice drängte mich dazu, da die Zeit knapp wurde – zumindest hatte ich das Gefühl, denn die Sonne war schon untergegangen.
In dem Haus sah es wirklich nicht sehr behaglich aus. Alles war verstaubt und die Bretter, auf denen man durch die Gänge und Räume gehen konnte und die den Boden darstellen sollten, knarrten, wenn man darauf trat. Es wirkte alles ziemlich unheimlich und ich wollte nur schnell wieder hinaus.
Während ich mir nicht vorstellen konnte, dass Alice tatsächlich zuließ, dass mein Brautkleid in einer solchen Bruchbude und in einem solchen Staubmagnet hängen sollte, führte sie mich in ein von Kerzen beleuchtetes Zimmer. Als mir die Tür geöffnet wurde, konnte ich mir nicht vorstellen, dass das überhaupt möglich war. Dieses Zimmer war von Alice und Esme perfekt gesäubert worden. Kein einziges Staubkorn war dort zu finden und die Kerzen, die es erleuchteten, warfen ein so wohliges Licht in den Raum, dass ich mir nicht vorstellen konnte, mich noch immer in demselben Haus zu befinden, aus dem ich unbedingt hinaus wollte.
Der Raum war, im Vergleich zu den anderen Räumen des Hauses, perfekt eingerichtet. Die Fenster waren zwar von außen immer noch mit Brettern zugenagelt gewesen, aber ansonsten hätte man meinen können, dass dieses Zimmer tatsächlich noch bewohnt wurde. Gegenüber der Tür hatten Alice und Esme einen großen Spiegel aufgestellt, in dem ich mich bewundern konnte. Zu meiner Rechten hing auf einer Kleiderstange meine gesamte Garderobe für diesen Tag. Meine Schuhe, mein Schmuck, alles war bereits vorhanden. Gegenüber dieser Wand stand ein Schminktisch mit Haarnadeln, Haarbürste und Schminke. Alice trug mir auf, mich auf den Hocker vor dem Schminktisch zu setzen und mich einfach zu entspannen. Es wäre alles geregelt.
Nur schwer konnte ich mich tatsächlich entspannen, als ich mich setzte. Mein Blick schweifte immer wieder zu meinem Kleid, das ich für den heutigen Anlass gewählt hatte. Ich war stolz darauf, dass ich mich für dieses Kleid entschieden hatte und ich konnte nicht mehr aufhören zu lächeln, als ich mir vorstellte, wie ich darin aussehen würde.
Während Alice und Esme meine Frisur richteten, ging ich in Gedanken mein Treuegelübde, das ich im Flugzeug im Schnellverfahren verfasst hatte. Immer wieder kam ich durcheinander. Meine Gedanken ruhten nicht, weshalb ich immer wieder von vorne anfangen musste. Gelegentlich fragte ich auch, wann die Trauung denn beginnen sollte, doch Alice und Esme hielten absolut dicht. Sie wichen der Frage jedes Mal gekonnt aus und widmeten sich meinen Haaren.
Wir verbrachten nicht einmal eine Stunde in dem Raum. Nachdem meine Frisur saß, schlüpfte ich in mein Kleid und meine Schuhe. Den Schmuck für mein Haar hatte Esme bereits befestigt und alles, was noch fehlte, war der Brautstrauß und der Schmuck für meinen Hals und meine Handgelenke. Oh, Vera, du wirst staunen, was ich bekam für diesen Anlass.
Emmett sparte nicht mit Schmuck. Das tat er nie, aber in diesem Jahr übertrieb er es maßlos. Er hatte mir ein komplettes Schmuckset geschenkt. Ein Kollier, Ohrringe und ein Armband enthielt das Set. Alles vollbesetzt mit Saphiren und Diamanten. Es glitzerte nur so im Kerzenschein und mir versagte die Stimme, als ich es sah. Alice hatte mir die Schatulle mit dem Schmuck gezeigt und mir erklärt, wie ich dazu gekommen war. Mit ein paar Handgriffen hatte sie mir dann den Schmuck umgelegt und Esme brachte mir meinen Brautstrauß, der von ihr gesteckt worden war. Sie hatte ihn mit weißen Rosen und Efeu geschmückt. Er war, wie jeder meiner Brautsträuße, eine Augenweide. Beinahe, wie ich.
"Oh, Rosalie, du siehst umwerfend aus.", sagte Esme und hielt die Hände vor den Mund. "Nicht wahr, Alice? Emmett wird Augen machen.", grinste sie.
Alice nickte und hantierte noch kurz an meinem Kleid, bis sie sich vor mich hinstellte und mich mit kritischem Blick beäugte. "Oh ja, Rose, Emmett wird umfallen, wenn er dich so sieht."
Ich lächelte vor Stolz und konnte es kaum erwarten mich zu sehen. Reden konnte ich nicht. Dazu war ich zum Einen viel zu nervös und zum Anderen wusste ich nicht, was ich sagen hätte sollen, um das zum Ausdruck zu bringen, was ich dachte.
Alice und Esme ließen mich zum Spiegel und ich konnte mich endlich sehen. Oh, Vera, ich weiß, es hört sich egoistisch an, aber ... ich war wirklich wunderschön. Das Kleid, das ich trug war perfekt für meine Figur. Meine Frisur und der Schmuck dazu ... ich kann dir nicht sagen, wie wundervoll das zusammenpasste. Ich konnte es nicht mehr erwarten mich Emmett zu zeigen. Ich wusste, dass er genauso gespannt darauf war mich zu sehen, wie ich zu wissen, was noch passieren würde.
Gemeinsam mit Esme und Alice machte ich mich dann auf den Weg. Auf den Weg wohin war mir nicht bekannt. Alles, was ich wusste, war dass Alice immer in meiner Nähe bleiben würde, so viel wurde mir verraten. Ich stieg erneut in das Taxi, das die ganze Zeit über gewartet hatte und uns nun an einen bestimmten Ort brachte.
Noch bevor die Sonne aufgegangen war, ging ich mit Alice und Esme jagen, während unsere Männer alles für die Abreise vorbereiteten. Du kannst dir meine Nervosität und Aufgeregtheit nicht vorstellen. Ich sollte tatsächlich in Paris heiraten. Schon wieder. Zum dritten Mal. Oh, Vera, die Vorstellung alleine ist einfach nur ... grotesk, aber ich hätte niemals nein gesagt zu Emmett. Niemals wäre mir dieses Wort über die Lippen gekommen.
Alles, was mir noch Sorgen bereitete war die Tatsache, dass ich bei den Vorbereitungen für die Feier nicht dabei war. Es war nicht so, dass ich Emmett die Organisation nicht zutraute, im Gegenteil, ich hatte nur Angst, dass er womöglich daneben gegriffen hatte. So sehr ich ihm auch vertraute und so sehr ich ihn liebte, aber Emmett war nicht der Typ, der sich aktiv an den Vorbereitungen für eine Hochzeit beteiligte, auch wenn es seine eigene war.
Doch Alice machte meine Sorgen zunichte, da sie mir gestand, dass sie den Großteil der Vorbereitungen übernommen hatte. Sie war von Emmett gebeten worden, diese zu übernehmen, da er mir eine Märchenhochzeit schenken wollte. Und in der Stadt der Liebe und zum Fest der Liebe war es perfekt, diese zu vollziehen. Du glaubst nicht, wie sehr ich Emmett dafür liebte, dass er mir dieses Geschenk gemacht hatte. Ich war so hin und weg. Nie hätte ich damit gerechnet, dass ich ihm derart viel wert war. Ich wusste ja, dass ich ihm viel bedeutete, aber so viel?
Die Sonne war gerade im Begriff aufzugehen, als wir uns zurück zum Haus begaben, wo uns Carlisle, Emmett, Jasper und Edward erwarteten. Carlisle hatte bereits seinen Wagen, der keine Reifenpanne hatte, aus der Garage gefahren und Emmett saß in unserem und wartete darauf, dass Carlisle ihm die Ausfahrt ermöglichte. Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, setzte ich mich, als wir ankamen, sofort neben Emmett und hoffte, dass er alles eingepackt hatte. Ich fragte ihn danach und er versicherte mir, dass alles geregelt wäre. Alles, was ich zu tun hätte, wäre den Tag genießen. Ich hätte keine Pflichten.
Nun ja, ich war mir nicht ganz sicher, ob ich diesen Tag tatsächlich genießen konnte, da ich keine Ahnung hatte, was auf mich zukommen sollte. Ich hatte mir noch nicht einmal überlegt, wie ich Emmett meine Treue schwören sollte. Beinahe den gesamten Flug überlegte ich fieberhaft, wie ich diese Kleinigkeit lösen könnte. Dass ich den Ablauf der Kirche und den Ablauf des Tages nicht kannte, trug ebenfalls nicht gerade zu meiner Entspannung bei. Ich sprang sprichwörtlich ins kalte Wasser und das hasste ich.
Der Flug nach Europa dauerte etwa acht Stunden. Es war eine lange Zeit, die wir im Flieger verbrachten, doch schneller war es damals nicht möglich. Emmett erzählte mir, er hätte eigentlich vorgehabt mit einem gemieteten Überschall-Jet zu fliegen, aber Alice hätte es ihm ausgeredet, da wir genug Zeit hatten nach Paris zu kommen. Die Hochzeit sollte erst bei Sonnenuntergang stattfinden.
Nach acht langen Stunden kamen wir dann endlich in Paris an. Ich war so überwältigt von der Schönheit der Stadt, die ich zu dem Zeitpunkt nur durch die verglasten Wände des Flughafens sehen konnte, dass meine Nervosität an Stärke zulegte. Ich hielt es nicht mehr aus und wollte unbedingt sofort mit Emmett vor dem Altar stehen.
Um nicht völlig durchzudrehen versuchte ich meine Gedanken auf ein anderes Thema zu lenken und genoss die Stimmung, die aufgrund des Weihnachtsfestes unglaublich beruhigend war. Die Leute hatten ihr freundlichstes Gesicht aufgesetzt und gingen persönlicher miteinander um. Ich war fasziniert von dieser Stimmung und setzte mein strahlendstes Lächeln auf.
Wir waren etwa fünf Stunden zu früh in Paris angekommen, weshalb wir beschlossen uns die Stadt anzusehen. Ich wollte unbedingt auf den Eiffelturm und die Champs-Elysées wollte ich mir immer schon ansehen. Ich war zwar bereits einmal in Paris, aber damals suchte ich wie verrückt nach einem Brautkleid, das ich schließlich in einer Seitengasse fand. Damals hatte ich keine Zeit für irgendwelche Besichtigungen, weshalb ich mich umso mehr freute, als mir Emmett versprach all diese Dinge mit mir anzuschauen.
Zu siebt schlenderten wir durch die Straßen von Paris und blieben an allen denkwürdigen und sehenswerten Attraktionen stehen. Aufgrund unseres schnellen Schrittes hatten wir in knapp zwei Stunden beinahe ganz Paris gesehen. Unsere letzte Station war der Eiffelturm. Emmett hatte mir versprochen ihn zu besichtigen und das taten wir auch. Gemeinsam stiegen Emmett und ich die vielen Treppen nach oben und blickten oben angekommen über ganz Paris. Oh, Vera, in diesem Moment habe ich mich so befreit gefühlt, wie noch nie. Meine Nervosität, die mich den ganzen Tag über begleitet hatte, fiel in diesem Moment, da ich auf dem obersten Stockwerk des Turmes war, vollkommen von mir ab und ich genoss die schöne Aussicht.
Während ich meinen Blick über die Stadt der Liebe schweifen ließ, umarmte mich Emmett von hinten und drückte mich fest an sich. "Gefällt es dir?", fragte er mich flüsternd und ich lächelte glücklich und nickte.
"Jaah, es ist wunderschön.", antwortete ich und lehnte meinen Kopf an seine Brust.
Lange standen wir schweigend da und blickten auf die Stadt, in der wir zum bereits dritten Mal heiraten würden.
Niemand, außer uns, war hier. Der Rest unserer Familie war bereits zu dem Ort gefahren, an dem wir getraut werden sollten und den ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte. Ich hatte keine Ahnung wo wir getraut werden sollten, aber da oben auf dem Eiffelturm war mir das völlig egal.
Unten in der Stadt wurden bereits die Lichter eingeschaltet. Die Dämmerung brach an und man konnte von oben genau sehen, wie üppig die Franzosen ihre Stadt beleuchtet und geschmückt hatten. Es war unglaublich schön, Vera. Ich wünschte, du wärst dabei gewesen. Allein diese Kulisse war mehr als schön.
"Wann müssen wir nach unten?", fragte ich Emmett nach einer Ewigkeit, die wir, in der Umarmung verbleibend, auf dem Eiffelturm verbracht hatten. Ich wollte noch nicht gehen, aber da die Zeremonie, soweit ich wusste, bei Sonnenuntergang stattfinden sollte, fragte ich mich, ob es denn schon Zeit wurde zu gehen.
"Noch nicht gleich. Ein paar Minuten haben wir noch.", sagte Emmett in mein Ohr und ich lächelte strahlend und nickte, um ihm zu zeigen, dass ich verstanden hatte.
"Emmett?", murmelte ich und lächelte ununterbrochen.
"Hmm?", machte er und verstärkte den Druck um meinen Körper. Seine Hände hatte er noch immer um meine Taille gelegt.
"Ich liebe dich.", sagte ich, da ich es unbedingt loswerden wollte. Schon die ganze Zeit über lag mir dieser Satz auf den Lippen, nur wusste ich nicht, wie ich es am besten angehen sollte. Doch in dem Moment fand ich es passend und später würde ich es sowieso noch einmal vor Publikum sagen.
"Ich liebe dich auch, Rose.", sagte er und lächelte ebenfalls, das konnte ich spüren.
"Ich werde dich immer lieben, Emmett.", gestand ich ihm und lehnte mich weiter zurück.
Emmett sagte nichts mehr darauf. Er hob seinen Arm, griff an mein Gesicht und drehte es zu sich, um mich leidenschaftlich zu küssen. Wir standen lange so da und küssten uns. Ich hatte irgendwann meinen Arm um seinen Kopf gelegt, sodass ich ihn näher zu mir drücken konnte und klammerte mich mit der anderen Hand an seiner fest.
Erst als eine Glocke von unten herauf die volle Stunde ankündigte, lösten wir uns voneinander und beschlossen nach unten zu gehen, da wir sonst zu spät zu unserer eigenen Hochzeit kommen würden.
Alice, die über alles genau bescheid wusste, wartete am Fuße des Eiffelturmes auf uns. Sie war ganz aufgeregt, als wir nach unten kamen. Mit einer schnellen Bewegung steckte sie Emmett etwas zu, flüsterte etwas in seine Richtung und nahm mich dann an der Hand, um mich in das Taxi, das bereits auf uns wartete, zu ziehen. Noch bevor Alice mich mit sich ziehen konnte, kam Emmett kurz auf mich zu, küsste mich noch einmal zum Abschied und verschwand dann in der aufkommenden Dunkelheit in den Straßen von Paris.
Mir wurde schwer ums Herz als Emmett verschwand. Ich wollte mich nicht von ihm trennen. Viel lieber wäre es mir gewesen, wenn er immer noch neben mir gestanden, meine Hand gehalten und mich beruhigt hätte. Ich war nervös, Vera. Nervös, wie bei bisher jeder meiner Hochzeiten. Nur dieses Mal war etwas völlig anders. Da ich nicht wusste, was passieren, wie alles ablaufen würde konnte ich mir nicht ausmalen, was alles schief gehen könnte. Ich sprang, wie schon gesagt, ins kalte Wasser. Und ich hasste es ins kalte Wasser zu springen. Ich wollte immer alles genau wissen. Vor allem, wenn es um meine Hochzeit ging. Schließlich sollte das der drittschönste Tag meines Lebens werden und nicht zu wissen, was wie geschehen sollte, brachte mich um den Verstand.
Wir fuhren mit dem Taxi zu einem alten Haus, das schon seit Jahren leerstehen musste, so wie es von außen und von innen aussah. Es war alles verstaubt und morsch. Die Fassade bröckelte schon ab und die Fenster waren mit bereits abgefallenen Brettern zugenagelt worden. Dort hineinzugehen sagte mir nicht wirklich zu, aber Alice drängte mich dazu, da die Zeit knapp wurde – zumindest hatte ich das Gefühl, denn die Sonne war schon untergegangen.
In dem Haus sah es wirklich nicht sehr behaglich aus. Alles war verstaubt und die Bretter, auf denen man durch die Gänge und Räume gehen konnte und die den Boden darstellen sollten, knarrten, wenn man darauf trat. Es wirkte alles ziemlich unheimlich und ich wollte nur schnell wieder hinaus.
Während ich mir nicht vorstellen konnte, dass Alice tatsächlich zuließ, dass mein Brautkleid in einer solchen Bruchbude und in einem solchen Staubmagnet hängen sollte, führte sie mich in ein von Kerzen beleuchtetes Zimmer. Als mir die Tür geöffnet wurde, konnte ich mir nicht vorstellen, dass das überhaupt möglich war. Dieses Zimmer war von Alice und Esme perfekt gesäubert worden. Kein einziges Staubkorn war dort zu finden und die Kerzen, die es erleuchteten, warfen ein so wohliges Licht in den Raum, dass ich mir nicht vorstellen konnte, mich noch immer in demselben Haus zu befinden, aus dem ich unbedingt hinaus wollte.
Der Raum war, im Vergleich zu den anderen Räumen des Hauses, perfekt eingerichtet. Die Fenster waren zwar von außen immer noch mit Brettern zugenagelt gewesen, aber ansonsten hätte man meinen können, dass dieses Zimmer tatsächlich noch bewohnt wurde. Gegenüber der Tür hatten Alice und Esme einen großen Spiegel aufgestellt, in dem ich mich bewundern konnte. Zu meiner Rechten hing auf einer Kleiderstange meine gesamte Garderobe für diesen Tag. Meine Schuhe, mein Schmuck, alles war bereits vorhanden. Gegenüber dieser Wand stand ein Schminktisch mit Haarnadeln, Haarbürste und Schminke. Alice trug mir auf, mich auf den Hocker vor dem Schminktisch zu setzen und mich einfach zu entspannen. Es wäre alles geregelt.
Nur schwer konnte ich mich tatsächlich entspannen, als ich mich setzte. Mein Blick schweifte immer wieder zu meinem Kleid, das ich für den heutigen Anlass gewählt hatte. Ich war stolz darauf, dass ich mich für dieses Kleid entschieden hatte und ich konnte nicht mehr aufhören zu lächeln, als ich mir vorstellte, wie ich darin aussehen würde.
Während Alice und Esme meine Frisur richteten, ging ich in Gedanken mein Treuegelübde, das ich im Flugzeug im Schnellverfahren verfasst hatte. Immer wieder kam ich durcheinander. Meine Gedanken ruhten nicht, weshalb ich immer wieder von vorne anfangen musste. Gelegentlich fragte ich auch, wann die Trauung denn beginnen sollte, doch Alice und Esme hielten absolut dicht. Sie wichen der Frage jedes Mal gekonnt aus und widmeten sich meinen Haaren.
Wir verbrachten nicht einmal eine Stunde in dem Raum. Nachdem meine Frisur saß, schlüpfte ich in mein Kleid und meine Schuhe. Den Schmuck für mein Haar hatte Esme bereits befestigt und alles, was noch fehlte, war der Brautstrauß und der Schmuck für meinen Hals und meine Handgelenke. Oh, Vera, du wirst staunen, was ich bekam für diesen Anlass.
Emmett sparte nicht mit Schmuck. Das tat er nie, aber in diesem Jahr übertrieb er es maßlos. Er hatte mir ein komplettes Schmuckset geschenkt. Ein Kollier, Ohrringe und ein Armband enthielt das Set. Alles vollbesetzt mit Saphiren und Diamanten. Es glitzerte nur so im Kerzenschein und mir versagte die Stimme, als ich es sah. Alice hatte mir die Schatulle mit dem Schmuck gezeigt und mir erklärt, wie ich dazu gekommen war. Mit ein paar Handgriffen hatte sie mir dann den Schmuck umgelegt und Esme brachte mir meinen Brautstrauß, der von ihr gesteckt worden war. Sie hatte ihn mit weißen Rosen und Efeu geschmückt. Er war, wie jeder meiner Brautsträuße, eine Augenweide. Beinahe, wie ich.
"Oh, Rosalie, du siehst umwerfend aus.", sagte Esme und hielt die Hände vor den Mund. "Nicht wahr, Alice? Emmett wird Augen machen.", grinste sie.
Alice nickte und hantierte noch kurz an meinem Kleid, bis sie sich vor mich hinstellte und mich mit kritischem Blick beäugte. "Oh ja, Rose, Emmett wird umfallen, wenn er dich so sieht."
Ich lächelte vor Stolz und konnte es kaum erwarten mich zu sehen. Reden konnte ich nicht. Dazu war ich zum Einen viel zu nervös und zum Anderen wusste ich nicht, was ich sagen hätte sollen, um das zum Ausdruck zu bringen, was ich dachte.
Alice und Esme ließen mich zum Spiegel und ich konnte mich endlich sehen. Oh, Vera, ich weiß, es hört sich egoistisch an, aber ... ich war wirklich wunderschön. Das Kleid, das ich trug war perfekt für meine Figur. Meine Frisur und der Schmuck dazu ... ich kann dir nicht sagen, wie wundervoll das zusammenpasste. Ich konnte es nicht mehr erwarten mich Emmett zu zeigen. Ich wusste, dass er genauso gespannt darauf war mich zu sehen, wie ich zu wissen, was noch passieren würde.
Gemeinsam mit Esme und Alice machte ich mich dann auf den Weg. Auf den Weg wohin war mir nicht bekannt. Alles, was ich wusste, war dass Alice immer in meiner Nähe bleiben würde, so viel wurde mir verraten. Ich stieg erneut in das Taxi, das die ganze Zeit über gewartet hatte und uns nun an einen bestimmten Ort brachte.
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