Forks Bloodbank
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Selbstfindung

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Beitrag  Gast Do 03 Dez 2009, 12:01

Fortsetzung zu *GESCHWISTERBANDE*

Halbsterbliche, wie Finley und Felicity gehören weder in die Welt der Menschen, noch in die der Schattenwandler. Schwestern, die gegen ihre eigenen Dämonen kämpfen, ein Coven der sie um alles in der Welt vernichten will, schliesslich die Cullens, deren Familienleben sie ziemlich auf den Kopf, insbesondere Carlisles Geduld auf eine harte Probe stellen werden :-)

*SELBSTFINDUNG* Finley und Felicity haben sich bei den Cullens eingelebt, so scheint es und doch kommt Finley mit dem Familienleben nicht zurecht. Aus Verzweiflung und Hilflosigkeit trifft sie eine Entscheidung, die schreckliche Konsequenzen nach sich zieht.

Preview/Coming soon

Auszug aus dem Kapitel
Im freien Fall


Ihr Pulsschlag zerstreute meine schlimmsten Befürchtungen.
Vorerst.
Aus dem Unterholz tauchten Emmett, Jasper, Alice und Nessie am Unfallort auf, die wohl der Lärm hergeführt hatte.
„Oh Gott!“ entfuhr es Nessie, die Hand vor den Mund schlagend, auf das qualmende Wrack sah.
„Holt sofort Decken, meine Tasche, Emmetts Jeep und alarmiert das Krankenhaus, dass ich mit einer Verletzten in zehn Minuten eintreffe!“ Alle starrten mich geschockt an, aber bewegten sich nicht.
„Macht schon! Sofort!!“ Alice nickte, nahm Renesmee an die Hand und verschwand mit ihr im Dickicht.
„Emmett, Jasper, Jacob stabilisiert den Wagen!“ Sie nickten, erwiderten aber nichts.
„Finley!“ Sie reagierte nicht. Aus Nase und Mund flossen kleine Rinnsale aus Blut.
„Finley! Kannst du mich hören?“ Nichts! Ich hob ihren Kopf ein Stück an,begutachtete ihre sichtbaren Verletzungen, wobei die Schnittwunde, die ihren linken Arm zierte, bis dato die gravierendste war. Emmett riss geistesgegenwärtig einen Streifen von seinem T-Shirt ab und reichte ihn mir. Ich verband die Wunde notdürftig und versuchte mir einen Gesamtüberblick zu verschaffen.
„Ihre Beine sind eingeklemmt!“ Wie auf Kommando lief Emmett um den Wagen, riss die Beifahrertür aus den Scharnieren und kroch in den Fahrerraum. Das Auto ächzte bedrohlich.
„Haltet es in Position!“ gab er den anderen harsch Anweisung.
„Beeil dich!“ drängte ich, da ich ahnte, dass sie schwerer verletzt sein musste, als es den Anschein hatte. Emmett nickte und versuchte sich nur auf die Konsole zu konzentrieren, was ihm sichtlich schwer fiel. Er drückte sie mit einem lauten knacken nach unten und befreite so Finleys Beine.
„Gut! Dann sehen wir zu, dass wir sie aus dem Auto bekommen!“ schlug ich an Emmett gerichtet vor.
„Halte sie fest, dann löse ich den Sicherheitsgurt. Wir dürfen sie auf keinen Fall zu viel bewegen! Verstanden?“
„Ok!“ gab er schlicht zur Antwort, hielt sie an den Schultern an den Sitz gepresst, fixierte sie vorsichtig mit seinem Körper
„Auf drei!“
„Hab sie!“
„Also, Eins, Zwei, Drei!“ Mit einem leisen Klicken öffnete ich den Gurt.
„Vorsichtig Emmett!“ beschwor ich ihn, als sie kopfüber ein Stück weit wegsackte. Er löste sich von ihr, drehte sie, damit ich sie entgegennehmen konnte. Esme stützte ihren Kopf und gemeinsam hoben wir sie aus dem Wrack.
„Sachte!“ Nessie und Alice waren inzwischen zurück, hatten ein wenig abseits eine Decke ausgebreitet und meinen Koffer bereitgestellt.
„Wie ernst ist es?“ wollte Jacob wissen, der neben dem Auto ungeduldig auf und ab ging.
„Wird sie wieder?“ Nessie tänzelte nervös um uns herum. Noch bevor jemand anderes etwas fragen konnte, sagte ich so ruhig wie möglich
„Genug jetzt! Seid still und helft mir! Später ist noch genug Zeit für diese Dinge!“ Nun widmete ich mich voll und ganz Finley, die immer noch ohne Bewusstsein zu meinen Füssen lag.
„Finley!“ Ich übte leichten Druck oberhalb ihres Brustbeins aus, um so einen Reflex auszulösen. Doch kein Lebenszeichen. Ich tastete ihren Kopf und Nacken ab, konnte aber keine offensichtlichen Verletzungen finden. Ihre Bewusstlosigkeit beunruhigte mich zutiefst und ich wusste aus Erfahrung, dass es sehr schlecht um sie stehen musste. Emmett kniete sich mir gegenüber und strich ihr vorsichtig über die Wange.
„Tu etwas Carlisle! Bitte!“ flehte er mit bebender Stimme und kämpfte um Fassung.


Ein wenig müsst ihr euch noch gedulden meine Lieben :-)
Schreibt mir kurz wie euch der Auszug gefallen hat, danke!
Eure Finley

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Beitrag  Gast Do 03 Dez 2009, 12:02

Prolog

Es war alles von Anfang an zu viel. Einfach alles! Mein Leben geriet ständig aus den Fugen!

-Was war bloß los mit mir?-
-Warum tat ich das alles?-

„Finley, du musst es endlich rauslassen!“ Ich kämpfte gegen den Kloß, der mich beinahe zu ersticken drohte, doch es wollten keine Tränen kommen, die ihn aufgelöst hätten.

-Was würde ich darum geben, wenn Jasper statt seiner an meiner Seite wäre-

„Egal wie! Schrei wenn dir danach ist, nur lass es raus, bevor es dich zerfrisst!“ Einen Moment saß ich zitternd da und versuchte mich unter Kontrolle zu bringen.

Die Tränen die vorhin einfach nicht kommen wollten, schossen mir nun in Sturzbächen über die Wangen. Ich weinte um alles, was mit mir geschehen war, um alles was ich verloren hatte, aus Einsamkeit, Furcht und aus Schmerz. Es war nicht der körperliche Schmerz, sondern vielmehr die seelischen Wunden, die nun in Flammen zu stehen schienen und ich fühlte mit jeder einzelnen Träne, die ich vergoss, so etwas wie Befreiung. Er tat das einzig richtige in diesem Moment und nahm mich liebevoll in den Arm, während ich meinen Gefühlen freien Lauf ließ. Eines wurde mir nun vergegenwärtigt, dass dieser Entzug mehr als hart werden würde.

to be continued

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Selbstfindung Empty Eine unerwartete Liebeserklärung

Beitrag  Gast Fr 04 Dez 2009, 10:59

Als ich vor kurzem meine Reviews öffnete viel ich über das hier:

FelicityCullen am 03.12.2009 - 21:09 von Kapitel 1 • Antwort an den Verfasser senden
Liebe Fin!

Ich möchte Dir auf diesem Wege sagen, wie unendlich stolz ich auf dich bin! Ich hab mir gerade deine Reviews durchgelesen. Du hast viele tolle und sehr liebe Fans!!! Doch dein allergrößter Fan bin immer noch ICH Selbstfindung 94952))

Und ich freue mich so sehr darüber, das ich ein Teil deiner Geschichte sein darf. Ich werde versuchen dich weiterhin bestmöglich zu unterstützen.

Also in diesem Sinne, freue ich mich auf noch unzähle Brainstormings, Chat-Konferenzen, Lachanfälle und erstklassige Ideen!

Alles Liebe
deine Fely!
Antwort von FinleyCullen am 03.12.2009 - 21:21
Meine liebe liebe Schwester!!!

Du bringst mich hier echt zum Heulen! Bist du verrückt?
Ich kann dir hier nur das niederschreiben, was ich dir schon so oft mitten ins Gesicht gesagt habe:

ICH LIEBE DICH WIE EINE ECHTE SCHWESTER.
Bleib so wie du bist! Mit all deiner Stärke und auch Schwächen, die ich ebenfalls an dir schätze.

Ich kann nur hoffen, dass wir noch viele, viele Stunden über meinen Wahnsinn diskutieren, uns halb totlachen, aber auch im realen Leben oft Zeit füreinader finden.

Nur noch eines, bevor ich hier einen Roman zu schreiben beginne:

WAGE es ja NICHT mich jemals zu VERLASSEN.

Deine dich über alles liebende
Finley Cullen

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Selbstfindung Empty Isle Esme

Beitrag  Gast Fr 04 Dez 2009, 11:00

Die Zeit schien hier auf Isle Esme kein Gewicht zu haben. Stunden, Tage, wenn nicht sogar Wochen verflogen, ohne auch nur Spuren zu hinterlassen.
Auf drängen Edwards, hatte ich mein Mobiltelefon in Forks gelassen und war mit Esme in den Flieger Richtung Puerto Rico gestiegen. Anfänglich war ich mir nicht sicher, ob es nach den turbulenten Ereignissen klug war, unsere neuen Familienmitglieder so lange Zeit alleine zu lassen. Emmett, sowie der Rest unserer Familie versicherten uns, dass sie acht geben würden und ich mir keinerlei Sorgen machen müsste.

Vandard, Felicity und Finley hatten sich Monate nach dem Kampf gut an unsere Lebensgewohnheiten angepasst und schienen auch glücklich zu sein. Mein besonderes Augenmerk lag natürlich auf Finley, die seit ihrer Ankunft in Forks ziemliches Aufsehen erregt und uns, oder sollte ich eher sagen, mich, in Atem gehalten hatte. Mich beschäftigte die Eskalation in unserem Haus nach wie vor, da ich das Gefühl hatte, dass Finley zwar couragiert gehandelt, aber es sicher noch nicht verarbeitet hatte. Sie sprach nie über diesen Vorfall und beteuerte stets, wann auch immer er zur Sprache kam, dass sie es aus Pflichtbewusstsein und freien Stücken getan hatte. Was meine Person betraf, hatte es Finley an diesem Abend auf den Punk gebracht, als sie mir vor Augen hielt, dass es für mich schwer zu akzeptieren war, wenn jemand anderes sein Leben für mich riskierte. Bis zu diesem Tag hatte ich es immer als meine Aufgabe angesehen, anderen zu helfen und die Kontrolle zu behalten.

Ich wischte den Gedanken beiseite, als ich Esme, in der Flügeltür lehnend, sah. Sie hing seit Tagen ihren Gedanken nach, was mich beunruhigte.
„Mein Herz, alles in Ordnung?“ Es war ein drückend heißer Nachmittag und die Seidenvorhänge, wie von Geisterhand bewegt, umschmeichelten sie.
„Natürlich!“ Ich trat an sie heran und strich ihr über ihre kühle Wange.
„Du scheinst in Gedanken!“ Sie wendete den Blick von der glitzernden See ab und sah mir direkt in die Augen.
„Möchtest du darüber sprechen?“
„Ich habe soeben an unsere Kinder gedacht! Entschuldige!“
„Nicht doch!“
„Du kennst mich, ich mache mir einfach zu viele Gedanken!“ Sie sah erneut auf die schimmernde Wasseroberfläche.
„Keineswegs meine Liebe! Hast du Sehnsucht?“
„Ich möchte nichts verderben Carlisle!“ Ich umarmte sie und drückte sie an mich.
„Als wenn du jemals etwas verderben könntest! Mach dir keine Sorgen! Die Bande kommt sicher auch ohne uns ganz gut Zurecht!“
„Ich habe nur seit Tagen ein eigenartiges Gefühl!“
„Wovon sprichst du?“
„Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll! Es ist nur so ein Gefühl, das ist alles!“
„Möchtest du nach Hause?“ Sie schwieg einen Moment
„Wenn es dir nichts ausmacht!“
„Mein Schatz, hör mir zu! Morgen um diese Zeit kannst du unsere Kinder wieder in die Arme schließen und dich davon überzeugen, dass alles in bester Ordnung ist! Wie findest du das?“
„Ich danke dir!“ sagte sie schlicht, küsste mich auf diese wunderbare Weise, die ich seit Jahrzehnten an ihr so liebte. Wir beobachteten wie die Sonne im Meer versank und den Horizont rot färbte.

„Carlisle?“
„Ja?“
„Darf ich fragen, worum es bei dem Gespräch zwischen dir und Emmett ging, bevor wir aufbrachen?“ Ich musste lächeln, als ich an die Unterhaltung zurückdachte, nahm Esme an der Hand und zog sie sanft hinter mir her.
„Was ist so amüsant?“
„Lass uns einen Spaziergang machen, dann erzähle ich dir alles!“
„Gerne!“ Der Sand unter unseren Füssen war angenehm warm und die ersten Sterne glitzerten am Firmament.
„Wie stehen die Dinge zwischen Emmett und Finley?“ fragte sie gespannt.
„Meine Liebe, ich hoffe er hat es geschafft, Finley seine Gefühle zu unterbreiten, aber alles von Anfang an. Als er zu mir kam und um eine Unterredung bat, war er sich seiner Gefühle nicht im klaren. Er konnte sich seine Gefühle Finley betreffend nicht eingestehen, da Rosalies Tod seine Gefühlswelt verschleierte. Emmett bat mich keinem etwas über die Stelle zu sagen, an der er Rose zur ewigen Ruhe gebettet hat und daran habe ich mich gehalten.“ Esme sah mich bestürzt an, doch ich fuhr fort ohne sie zu Wort kommen zu lassen.
„Er war hin und her gerissen zwischen dem Verlust von Rose und der Sorge um Finley. Als dann auch noch der feindliche Coven angriff und er machtlos daneben stehen musste, als sie ihren Vater wutentbrannt enthauptete, war das für ihn kaum zu ertragen. Am schlimmsten jedoch war es, als er mit Jasper ins Haus kam und ……..!“ meine Stimme brach kurz. Ich räusperte mich und fuhr leise fort
„….sah, dass ich sie gebissen und beinahe getötet hätte, wurde ihm bewusst, dass es mehr als nur Zuneigung war. Verstehst du?“ Esme nickte neben mir, schwieg aber.
„Es wird jedenfalls nicht leicht für die Beiden!“ Ein fragender Blick traf meinen.
„Finley betritt absolutes Neuland. Ich hoffe, dass sie damit umgehen kann!“
„Nach dem ganzen Tumult, der hinter ihr liegt, hat sie ein wenig Geborgenheit verdient Carlisle!“ Sie blieb stehen und hinderte mich am weitergehen.
„Du machst dir immer noch Vorwürfe wegen dem Vorfall! Liege ich da richtig?“
„Vorwürfe ist ein zu großes Wort Esme! Sie hat mich nur auf erschreckende Weise daran erinnert was und wer ich bin! Ich mache mir Gedanken darüber, wie weit Finley noch gehen würde!“
„Es ist geschehen!“ Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände
„Und es wird nie wieder passieren, dessen bin ich mir sicher! Sie wirkte doch glücklich als wir Forks verließen oder irre ich?“ Ich nahm ihre Hände in meine
„Du hast recht mein Herz! Vergangen ist vergangen und ich denke Emmett ist für sie ein guter Wegbegleiter!“ schloss ich und setzte unseren Spaziergang fort.
„Dieser Meinung bin ich auch und so wie es mir scheint hat Finley auch die Liebe gefunden!“
„Sie wird ihre liebe Not mit den Jungs gehabt haben!“ Ich musste schmunzeln, bei dem Gedanken.
„Genau genommen, könnten nur Jasper oder Jacob das Haus verwüsten und bei letzterem wäre es nicht einmal so abwegig!“ Ein Lächeln erhellte nun auch Esmes Gesicht.
„Wenn ich nicht täusche müssten Edward, Bella, Felicity und Vandard morgen ebenfalls von ihrer Weltreise zurückkommen!“
„Nein du liegst richtig!“ Wir spazierten noch eine Weile am Strand entlang und genossen die letzten Stunden zu zweit, bevor wir die Heimreise antraten.

to be continued
und ich hoffe ich bekomme hier auch wieder ein wenig Feedback :-))))))))))))))

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Selbstfindung Empty Im freien Fall

Beitrag  Gast Fr 04 Dez 2009, 18:22

Nur noch wenige Meter trennten uns von unserem Heim und den Kindern. Esme saß nun angespannt neben mir und konnte es kaum erwarten sie endlich in die Arme zu schließen.

Plötzlich schoss ein schwarzer Golf wie aus dem nichts an uns vorbei und mich überkam eine seltsame Vorahnung. Ich beobachtete den Wagen im Rückspiegel und wurde automatisch langsamer.
„Carlisle? War das nicht Finleys Auto?!“ Unsere Blicke trafen sich kurz.
„Folge ihr!“ bat mich Esme inständig. Doch dazu kam es nicht mehr, da Finleys Golf hinten ausscherte, schleuderte, über das Bankett schlitterte und in die Bäume katapultiert wurde. Ich brachte mein Auto mit einer Vollbremsung zum Stehen, sprang hinaus und hastete zur Unfallstelle. Eine Schneise der Verwüstung zog sich vom Straßenrand durch das Unterholz bis zum Waldrand.
„Wo ist sie?“ fragte Esme hinter mir.
„Dort!“ Zwischen dem satten Grün glitzerte etwas Schwarzes. Ohne mich nach Esme umzusehen, folgte ich der Spur und fand das Auto auf dem Dach liegend zwischen zwei massiven Baumstämmen. Ich rannte zur Fahrertür, deren Fenster zersplittert war und sah Fin zusammengesackt im Sicherheitsgurt hängen. Ihr Pulsschlag zerstreute meine schlimmsten Befürchtungen.
Vorerst.
Aus dem Unterholz tauchten Emmett, Jasper, Alice und Nessie am Unfallort auf, die wohl der Lärm hergeführt hatte.
„Oh Gott!“ entfuhr es Nessie, als sie die Hand vor den Mund schlagend, auf das qualmende Wrack blickte.
„Holt sofort Decken, meine Tasche, Emmetts Jeep und alarmiert das Krankenhaus, dass ich mit einer Verletzten in zehn Minuten eintreffe!“ Alle starrten mich geschockt an, aber bewegten sich nicht.
„Macht schon! Sofort!!“ Alice nickte, nahm Renesmee an die Hand und verschwand mit ihr im Dickicht.
„Emmett, Jasper, Jacob stabilisiert den Wagen!“ Sie nickten, erwiderten aber nichts.
„Finley!“ Sie reagierte nicht. Aus Nase und Mund flossen kleine Rinnsale aus Blut.
„Finley! Kannst du mich hören?“ Nichts! Ich hob ihren Kopf ein Stück an, begutachtete ihre sichtbaren Verletzungen, wobei die Schnittwunde, die ihren linken Arm zierte, bis dato die gravierendste war. Emmett riss geistesgegenwärtig einen Streifen von seinem T-Shirt ab und reichte ihn mir. Ich verband die Wunde notdürftig und versuchte, mir einen Gesamtüberblick zu verschaffen.
„Ihre Beine sind eingeklemmt!“ Wie auf Kommando lief Emmett um den Wagen, riss die Beifahrertür aus den Scharnieren und kroch in den Fahrerraum. Das Auto ächzte bedrohlich.
„Haltet es in Position!“ gab er den anderen harsch Anweisung.
„Beeil dich!“ drängte ich, da ich ahnte, dass sie schwerer verletzt sein musste, als es den Anschein hatte. Emmett nickte und versuchte sich nur auf die Konsole zu konzentrieren, was ihm sichtlich schwer fiel. Er drückte sie mit einem lauten knacken nach unten und befreite so Finleys Beine.
„Gut! Dann sehen wir zu, dass wir sie aus dem Auto bekommen!“ schlug ich an Emmett gerichtet vor.
„Halte sie fest, dann löse ich den Sicherheitsgurt. Wir dürfen sie auf keinen Fall zu viel bewegen! Verstanden?“
„Ok!“ gab er schlicht zur Antwort, hielt sie an den Schultern an den Sitz gepresst, fixierte sie vorsichtig mit seinem Körper
„Auf drei!“
„Hab sie!“
„Also, Eins, Zwei, Drei!“ Mit einem leisen Klicken öffnete ich den Gurt.
„Vorsichtig Emmett!“ beschwor ich ihn, als sie kopfüber ein Stück weit wegsackte. Er löste sich von ihr, drehte sie, damit ich sie entgegennehmen konnte. Esme stützte ihren Kopf und gemeinsam hoben wir sie aus dem Wrack.
„Sachte!“

Nessie und Alice waren inzwischen zurück, hatten ein wenig abseits eine Decke ausgebreitet und meinen Koffer bereitgestellt.
„Wie ernst ist es?“ wollte Jacob wissen, der neben dem Auto ungeduldig auf und ab ging.
„Wird sie wieder?“ Nessie tänzelte nervös um uns herum. Noch bevor die anderen etwas fragen konnte, sagte ich so ruhig wie möglich
„Genug jetzt! Seid still und helft mir! Später ist noch genug Zeit für diese Dinge!“ Nun widmete ich mich voll und ganz Finley, die immer noch ohne Bewusstsein zu meinen Füssen lag.
„Finley!“ Ich übte leichten Druck oberhalb ihres Brustbeins aus, um so einen Reflex auszulösen. Doch kein Lebenszeichen. Ich tastete ihren Kopf und Nacken ab, konnte aber keine offensichtlichen Verletzungen finden. Ihre Bewusstlosigkeit beunruhigte mich zutiefst und ich wusste aus Erfahrung, dass es sehr schlecht um sie stehen musste. Emmett kniete sich mir gegenüber und strich ihr vorsichtig über die Wange.
„Tu etwas Carlisle! Bitte!“ flehte er mit bebender Stimme und kämpfte um Fassung. Seine Hilflosigkeit war dieselbe, wie damals bei Edward, als dieser um das Leben von Bella fürchten musste. Emmetts Blick huschte zu mir, als er Blut aus einem ihrer Ohren fliessen sah.
„Bitte!“ Er hatte ihre Hand in seine genommen und zeichnete Kreise auf ihren Handrücken. Es brach mir fast das Herz, dass er schon wieder um ihr Leben fürchten musste und doch konnte ich ihm diese Last nicht abnehmen.
Finley! Bitte tu mir das nicht an! Komm schon! Mach die Augen auf!“
„Ich gebe mein bestes Emmett!“ Ich legte kurz meine Hand auf seinen Arm und tastete schließlich ihre Beine ab, die Quetschwunden aufwiesen. Vorsichtig schob ich ihren Pullover hoch und bekam dunkle Blutergüsse auf der linken Seite zu Gesicht. Sie hatte sich Serienrippenbrüche zugezogen, die nicht so bald verheilt sein würden. Wie es um ihre Organe stand, würde ich erst in der Klinik erfahren.

Plötzlich setzte ihre Atmung aus und sie wurde aschgrau.
„Was ist los? Warum atmet sie nicht?“ Panik stand in Emmetts Gesicht geschrieben.
„Ihre Lunge kollabiert!“ Ihre Lippen begannen sich violett zu verfärben.
„Carlisle!“
„Esme! Skalpell und Tubus!“ wies ich sie an.
„Du kannst so etwas hier nicht machen, Carlisle!“
„Mir bleibt keine Wahl!“ erwiderte ich scharf ohne mich umzusehen.
„Sie könnte eine Sepsis bekommen!“
„Esme! Sofort!“ Meine Anspannung wuchs, da Finley inzwischen zu krampfen begann. Ich nahm das Skalpell und den Plastikschlauch, die mir Esme endlich zögernd reichte.
„Was soll das werden?“ schrie Nessie in heller Aufregung. Alice zog sie an sich und strich ihr über das Haar.
„Er kann das nicht machen!“
„Shht! Er weiß was er tut meine Kleine!“
„Emmett halte sie fest!“
„Nein! Carlisle……….!“ keuchte Renesmee hinter mir und ballte die Hände zu Fäuste. Sie hatte mich noch nie bei meinem Vornamen genannt und das zeugte nur von ihrer Angst, die sie um Finley hatte.
„Es wird alles gut meine Kleine!“ Alice drückte sie enger an sich, schirmte sie so von dem Geschehen ab.
„Emmett halte ihren linken Arm nach oben und achte darauf, dass sie sich nicht bewegen kann!“ Er nickte nur, tat das von ihm verlangte und gab ihr einen Kuss auf die bleiche, wächserne Stirn. Ich machte einen kleinen Einschnitt zwischen der zweiten und dritten Rippe und führte den Schlauch in den Rippenzwischenraum ein. Der Tubus zeigte sofort Wirkung, da das nachfolgende zischen mir verriet, dass sich der Lungenflügel wieder entfaltete. Finleys Atmung setzte augenblicklich wieder ein.
„Emmett?“ geschockt sah er kurz zu mir
„Du kannst loslassen!“ zögerlich ließ er schließlich von ihr ab und strich ihr über die Stirn.
„Danke!“ flüsterte er ohne den Blick von ihr zu nehmen.
„Wir müssen uns beeilen!“ Ich langte in den Koffer, holte ein Klebeband hervor, riss Stücke ab und fixierte den Plastikschlauch an ihrer Seite. In Windeseile packte ich meine Tasche und widmete mich nun den Umstehenden.
„Jasper, Nessie, Jacob, ihr verwischt die Spuren der Unfallstelle und wartet zu Hause bis Edward, Bella, Fely und Vandard zurückkehren und erzählt ihnen was hier geschehen ist! Bella soll Charlie alles erklären. Damit wir alles unter unserer Kontrolle behalten können, sollte jemand den Vorfall gemeldet haben!“ Allgemeines nicken.
„Emmett du fährst! Esme, Alice geht nach Hause und sucht einige Sachen für Finley zusammen!“ Ich nahm eine warme Decke, schlug Finley darin ein und hob sie behutsam an. Sie stöhnte kurz auf, öffnete aber nicht die Augen.
„Finley!“
„Emmett geh schon!“ Er musste sich regelrecht dazu zwingen sich von uns loszureissen und verschwand schließlich im Unterholz. Ihr Kopf lehnte nun an meiner Brust und ich hatte ein Déjá-vu, vom ersten Abend, als ich sie über die Schwelle unseres Hauses getragen hatte. Diesmal war sie keine Fremde mehr und ich fürchtete nicht nur als Arzt, sondern auch als Vater um ihr Leben.


to be continued

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Beitrag  Gast Fr 04 Dez 2009, 19:28

Wir flogen über den Waldboden zum Auto, wo Emmett bereits ungeduldig mit laufenden Motor auf uns wartete. Er hatte die Rückbank umgelegt, wodurch eine große Ladefläche entstanden war. Mir schossen hunderte Gedanken durch den Kopf, doch ich wusste die Versorgung ihrer Verletzungen hatten höhere Priorität und schob sie deshalb beiseite. Ich legte Finley auf den Jeep und sprang selbst auf. Emmett fuhr mit quietschenden Reifen Richtung Krankenhaus. Ich kontrollierte abermals Puls und Atmung, da sich ihr Zustand rapide verschlechterte. Wir rasten mit halsbrecherischem Tempo über die Landstrasse. Emmett machte keine Anstalten die Geschwindigkeit auch nur Ansatzweise zu verringern. Er hatte seit dem Unfallort kein Wort gesprochen und versuchte auch jetzt seine Angespanntheit nicht zu zeigen, doch seine Hände verrieten ihn, da er sie so fest um das Lenkrad geschlossen hatte, dass seine Knöchel weiß hervortraten.

Endlich kam das Krankenhaus in Sichtweite, vor dem das Notfallteam mit einer Trage bereits auf uns wartete. Emmett bremste scharf, sprang aus dem Auto und öffnete die Tür.
„Sie atmet nicht mehr!“ Dieser Satz von Emmett ließ mein Blut in den Adern gefrieren, während ein junger blonder Mann neben ihm auftauchte.
„Was haben wir hier?“ Er und Dr. Martha Barns rissen Finley förmlich aus meinen Armen und legten sie auf die Trage. Die Herzdruckmassage übernehmend berichtete ich.
„Verkehrsunfall, weiblich, zweiundzwanzig, bewusstlos, linksseitiger Lungenkollaps, Drainage, Riss-, und Quetschwunden, Atemstillstand seit einer Minute!“
„Ok, intubieren!“ Martha, eine langjährige Kollegin von mir, kniete sich auf die Trage und schob meine Hände von Finleys Brust. Sie übernahm die Reanimation, während der blonde Mann sie künstlich beatmete. Wir liefen dem Notfallteam den langen Flur hinterher, doch als wir den Eingang des Schockraumes erreichten, hielt ich Emmett zurück.
„Du musst warten!“
„Aber…!“ begann Emmett, gab jedoch klein bei, als ich den Kopf schüttelte, am Absatz kehrt machte und die Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ.

Im Schockraum herrschte reges Treiben, Finley war bereits an einen Herzmonitor, Sauerstoff und Blutkonserven angeschlossen worden. Zu ihrem Hals führte ein zentraler Venenkatheter, den eine der Jungärzte mit zitternden Händen gelegt hatte.
„Kammerflimmern! Padels laden und weg!“ Martha verpasste ihr die erste Ladung Strom und sah auf den Monitor, der immer noch unrhytmische Kurven anzeigte.
„Finley du musst kämpfen! Mach keinen Blödsinn!“ Die rothaarige Jungärztin stand am Kopfende und sprach leise mit ihr. In diesem Raum waren so viele neue Gesichter, dass ich mich unwillkürlich fragte, wie lange Esme und ich wirklich auf Isle Esme zugebracht hatten.
„Noch einmal! Atropin zwei Einheiten und weg!“ Erneut wurde ihr Körper von dem Stromschlag durchzuckt, aber der Monitor zeigte noch immer keine Veränderung. Hinter mir öffnete sich die Tür und Dr. Bob Crain betrat den Raum.
„Ein Notfall, Carlisle?“ Er berührte kurz meinen Arm, doch ich konnte nur nicken und starrte wie gebannt auf die Anzeige.
„Carlisle, was ist los?“ Die Assistenzärztin antwortete schließlich anstelle von mir.
„Dr. Crain, das ist Finley! Finley Cullen!“ Sein Blick huschte kurz zu mir, als plötzlich Leben in ihn kam. Er war schneller am Krankenbett, als ich ihm bei seiner Statur zugetraut hätte und verschaffte sich nun einen Überblick.
„Verstehe! Wie viel haben wir bis jetzt?“
„Vier Runden Sir! Epinephrin, Atropin, Ringerlösung und zwei Einheiten B-Positiv sind verabreicht!“ Ich hielt es keine Sekunde länger aus, tatenlos daneben zu stehen, entriss dem Mann die Ampulle Epi und zog eine Spritze damit auf.
„Carlisle, du kannst ihr nicht noch mehr geben! Ihr Herz verkraftet das nicht!“ protestierte Bob aufs heftigste, wollte soeben nach der Spritze greifen, doch ich ließ mich nicht davon abhalten und stach in den Schlauch der zu ihrem Hals führte. Wenn ein Patient eine Überdosis verkraften würde dann eine Halbsterbliche.
„Komm schon!“ presste ich leise hervor und starrte den Monitor an, der immer noch Nulllinien zeigte. Da die Stromschläge nichts bewirkt hatten, versuchte ich es auf die altbewährte Methode und schlug mit der Faust direkt auf das Brustbein, was schließlich zum gewünschten Effekt führte, da plötzlich eine spitze Kurve auf dem Display erschien.
„Es wurde auch Zeit meine Liebe!“ flüsterte ich, ohne mich umzusehen. Ihr Herz fand einen Rhythmus und sie stabilisierte sich in wenigen Sekunden. Im nächsten Moment schlug sie die Augen auf und versuchte sich sofort gegen die Intubation zu wehren. Es war typisch Finley, etwas ihr unbekanntes nicht zuzulassen, also umfasste ich ihre Handgelenke, um sie daran zu hindern, sich Zugänge oder Schlauch herauszureissen und gleichzeitig zu vermeiden, dass jemand anderes in diesem Raum mitbekam, wie stark sie eigentlich war. Zu stark, als dass es erklärbar gewesen wäre.
„Schon gut! Sieh mich an!“ versuchte ich ihre Aufmerksamkeit nur auf mich zu lenken, da sie sich hektisch, soweit es ihr Zustand zuließ, umsah. Ihr gequälter Blick traf meinen, während sie ihre Fingernägel in meiner Haut vergrub. Sie wollte sich mir mitteilen, doch die Intubation ließ es nicht zu, was sie noch mehr in Panik versetzte.
„Hör zu, du bist im Krankenhaus und wir werden uns um dich kümmern. Du bist schwer verletzt und ich möchte, dass du dich behandeln lässt, deshalb musst du still halten und diesen Schlauch dort belassen, wo er ist! Hast du mich soweit verstanden?“ Sie runzelte kurz die Stirn und nickte andeutungsweise.
„Sehr gut! Lass los, ich werde nicht von deiner Seite weichen, ich verspreche es!“ Vorsichtig löste ich ihre Finger von meinem Arm, als der Monitor hinter mir verrückt zu spielen und wild zu piepen begann. Finley sah mich weiterhin an, doch ihr Blick wurde leer, bis sie schließlich ihre Augen schloss. Erneut setzte ihr Herz aus, was mich in allerhöchste Bereitschaft setzte. Würde ich sie hier und heute verlieren, nachdem wir soviel durchgestanden hatten? Die Wiederbelebung begann von neuem, doch ich konnte in den Gesichtern der Anwesenden die Resignation ablesen, die ich fühlte. Die Minuten krochen elend langsam dahin und je länger wir versuchten, ihren Kreislauf wieder in Gang zu setzen, umso geringer waren ihre Überlebenschancen.
„Die Reanimation dauert jetzt schon mehr als eine halbe Stunde!“ warf Martha ein und ich wusste auch, was sie damit sagen wollte.
„Keine Veränderung!“ Bob beobachtete die Kurven auf der Anzeige.
„Noch einmal! Laden!“ ordnete ich an, nahm die Padels wieder an mich, da ich ihr nicht noch einen Schlag auf ihren Brustkorb zumuten wollte und legte sie auf Finleys Brust. Ich versetzte ihr einen erneuten Stromschlag und schickte ein Stossgebet gen Himmel.
„Carlisle wir verlieren sie! Es tut mir leid!“ Bob legte eine Hand auf meinen Arm.
„Sie reagiert nicht mehr! Lass sie gehen!“ Ich wollte und konnte das nicht zulassen.
„Laden! Ich werde sie nicht aufgeben Bob!“


Ich schlug die Augen auf und fand mich in einem sterilen Raum, der in ein grell weiß, blaues Licht getaucht war, wieder. Aus dem Augenwinkel konnte ich eine Frau am Fenster stehend sehen. Mühsam setzte ich mich im Krankenbett auf. Ich trug lediglich einen übergroßen Krankenhauskittel und war barfuss.
„Entschuldigen sie?“ Die Frau drehte sich zu mir und ich konnte meinen Augen kaum trauen. Sie sah genauso aus wie ich. Ihre braunen, leicht kupfrigen, gelockten Haare reichten ihr bis zur Hüfte, umschmeichelten ihr Gesicht, aus dem mich smaragdfarbene Augen mit Sanftheit ansahen.
Das musste meine Mutter sein. Das war keine Frage, es war eine Feststellung.

Da stand sie, wunderschön und lächelte mich voller Güte an. Sie kam zu mir und nahm meine Hand in ihre.
„Hallo mein Schatz!“ Ich sah in ihre grünen Augen und fand mich in ihnen wieder.
„Bist du wirklich meine….?“
„Mom?“ beendete sie meinen Satz und nahm mich kurz in den Arm.
„Ja mein Liebling!“
„Was geschieht mit mir?“
„Das hängt ganz von dir ab!“
„Bin ich tot?“
„Aber nein, mein Schatz!“ sagte sie lachend und strich mir behutsam über das Haar.
„Du bist so hübsch meine Süsse, so wie ich es mir immer vorgestellt habe!“
„Aber ich muss tot sein, du bist hier!“ ließ ich mich nicht beirren, da ich diese Situation nicht einordnen konnte.
„Nur in deiner Phantasie! Sag mir, warum möchtest du gehen?“
„Ich habe solche Angst Mom!“
„Das musst du doch nicht! Ich wache stets über deine Schwester und dich!“
„Aber ich ertrage das Leben nicht! Ich gehöre weder zu den Menschen, noch in die Schattenwelt! Ich weiß nicht wer ich bin!“
„Doch Finley, das tust du! Du hast schon soviel durchgestanden, warum gibst du jetzt so einfach auf?“
„Weil ich niemanden enttäuschen will!“ Ich sah auf meine Hände, die in meinem Schoß ruhten.
„Das glaubst du? Es gibt so viele, die dich lieben!“ Ich sah kurz zu ihr, als die Temperatur im Raum rapide absank und kleine Atemwolken aus meinem Mund stiegen. Am Boden waberte dichter Nebel aus dem schemenhafte Gestalten aufzusteigen begannen, sich verdichteten und Form annahmen.
„Siehst du! Sie lieben dich alle auf ihre Weise! Also enttäusche sie nicht indem du dein Leben wegwirfst Fin!“ Ich sah von Fely zu Vandard und schließlich zu den restlichen Cullens, die mir alle aufmunternd zulächelnden.
„Nimm all deine Kraft zusammen und kämpfe!“ Sie nahm meinen Kopf in ihre Hände und küsste mich auf die Stirn.
„Ich habe nicht die Kraft zu kämpfen! Nicht mehr!“ Sie lachte leise auf, löste sich ein Stück weit
„Du bist so stark! Glaube mir! Ich werde immer bei dir sein!“ Sie legte eine Hand auf meine Brust. Meine folgte ihrer. Plötzlich durchfuhr ein kalter Wind den Raum und die Gestalten lösten sich nach und nach in Luft auf.
„Wo sind sie hingegangen?“
„Du hast dich soeben entschieden!“
„Entschieden?“ Ich war irritiert.
„Du wirst deinen Weg gehen!“
„Ich liebe dich Mom!“
„Ich dich auch! Ich bin so stolz auf dich und nun geh!“ Ich umarmte sie und sog ihren wunderbaren Duft ein.
„Kann ich noch ein wenig bleiben?“
„Wie du möchtest mein Schatz!“


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Beitrag  Gast Fr 04 Dez 2009, 19:51

Ich starrte durch das Glas hinab auf das Operationsteam. Bob hatte mich auf die Galerie verbannt, da er der Meinung war, dass es einen Gewissenskonflikt darstellte und ich auf gar keinen Fall mit in den OP durfte. Meine Befürchtungen hatten sich durch eine Ultraschall-Untersuchung bestätigt und nun kämpfte das Team um das Leben von Finley. Über die Gegensprechanlage informierte ich mich des öfteren über ihren Zustand. Die Zeit schien stillzustehen, doch riss ich mich für einen Moment los und verließ die Galerie. Ich wappnete mich vor dem Ansturm der Familie, der mir garantiert jeden Moment bevorstehen würde und konnte ihnen doch keine positive Nachricht übermitteln.

Vor der Intensivstation saßen wie erwartet ungeduldig Esme, Emmett und Alice.
„Wie geht es ihr?“ bestürmte mich Emmett sofort, noch bevor die Tür hinter mir ins Schloss gefallen war.
„Ich hielt es keine Minute länger zu Hause aus! Entschuldige!“ gab Esme zur Erklärung ab, als mein Blick zu ihr schweifte, die von Alice getröstet wurde.
„Schon in Ordnung mein Herz. Der Stand der Dinge ist, dass sie immer noch versuchen die Blutung der Leber zu stoppen! Der große Blutverlust stellt ein Problem dar! Auch ihre körperliche Verfassung ist nicht die Beste!“ Esme schluchzte.
„Wann wissen wir mehr?“ Alice bemühte sich, stark zu sein und doch kannte ich sie zu gut, als dass mir ihre Besorgnis verborgen geblieben wäre.
„Ich kann es einfach nicht sehen, da sich ihr Zustand in wenigen Minuten ständig ändert!“
„In ein paar Stunden! Habt bitte Geduld!“ Ich wollte soeben wieder zur Galerie hochgehen, als Emmett sich laut räusperte.
„Ich denke es ist meine Schuld!“ sagte er leise mit gesenktem Blick.
„Jetzt hör endlich mit dem Schwachsinn auf!“ entfuhr es Alice.
„Mich traf die Vision erst, als sie bereits in den Wäldern lag!“
„Das soll helfen Alice oder….?“ knurrte Emmett bedrohlich und ging einen Schritt auf sie zu.
„Bitte hört auf! Es ist nicht der rechte Zeitpunkt sich zu streiten!“ warf Esme ein und setzte sich auf einen der Besucherstühle an der Wand. Ich kniete mich vor sie und strich ihr sanft über die Wange.
„Wäre ich nur hier gewesen!“
„Mein Herz, du kannst es nicht ändern!“ Zu Emmett gewandt
„Und die Schuldfrage ist hier wirklich das allerletzte Problem!“
„Ist sie nicht! Hätte ich ihr diesen dämlichen Golf nicht zu ihrem Geburtstag gekauft, wäre sie nicht hier!“
„Aber du weißt doch wie sie fährt!“ Ich war es von Alice nicht gewohnt, dass sie so gedrückt reagierte.
„Deshalb ist es ja auch mein Fehler!“
„Genug ihr beiden! Ich muss wieder zurück, wir sprechen später noch darüber!“ Ich hauchte Esme einen Kuss auf die Stirn und nahm den direktesten Weg zur Galerie.

Wie ich geahnt, waren sie immer noch daran die Blutung unter Kontrolle zu bringen. Bob sah gerade zu mir hoch und sein Gesichtsausdruck sprach Bände. So wie es aussah würde sie es diesmal nicht schaffen. Ich drückte den Knopf der Gegensprechanlage
„Bob, wie sieht es aus?“
„Wir hatten die Blutung unter Kontrolle, doch die Naht riss erneut! Ihre Körpertemperatur wurde gesenkt, um weitere Komplikationen so gering wie möglich zu halten. Wir versuchen es jetzt das letze Mal, wenn sie dann nicht hält, können wir leider nichts mehr für sie tun!“ Ich ließ meine Hand sinken und lehnte meinen Kopf an die Mauer neben der Gegensprechanlage.

-Was war hier nur geschehen?-

Bilder vom Unfallort drängten in mein Bewusstsein und erst jetzt konnte ich mich an Details erinnern. Als ich sie zu Emmetts Jeep getragen hatte, war sie viel zu leicht. Wie eine leere Hülle. Schon bei der Begutachtung ihrer Wunden war mir aufgefallen, dass sie sehr zerbrechlich wirkte. Ihre Hautfarbe war zu blass und unter ihren Augen hatte sie violette Schatten. Doch schlagartig fiel mir noch etwas ein, von dem ich in der Hektik der Erstversorgung keine Notiz genommen hatte. Als ich ihre Pupillen untersucht hatte, waren ihre Augen schwarz und nicht grün. Eine erschreckende Ahnung wollte sich Oberhand verschaffen, doch ich drängte sie beharrlich zur Seite, da ich nicht damit rechnete, dass sie es soweit kommen ließe. Ich massierte mir den Nacken und sah erneut hinab in den sterilen OP. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl als Familienoberhaupt und besonders als Vater versagt zu haben. Wie konnte ich nur annehmen, dass sie ohne weiteres verarbeiten würde, was alles geschehen war. Mein Leben erstreckte sich nun schon über drei Jahrhunderte und doch schien ich nichts dazugelernt zu haben, obwohl ich es aus meiner eigenen Vergangenheit besser wissen müsste, dass einen die eigenen inneren Dämonen auffressen konnten. Eine Zeit lang sinnierte ich vor mich hin, während ich dem Geschehen im Operationssaal zusah.

Zu meiner Erleichterung schlossen sie gerade die Wunde, beendeten den Eingriff und somit meine Grübeleien. Bob nickte mir aufmunternd zu, wodurch eine große Last von mir fiel. Jetzt mussten die folgenden Tage zeigen, ob sie es tatsächlich überstehen würde, doch vorerst hatten wir eine große Hürde genommen.
Plötzliches klopfen an der Tür ließ mich zusammenfahren.
„Ja bitte?“ Die junge rothaarige Assistenzärztin, die in der Notaufnahme auf Finley eingeredet hatte,  erschien und blieb zögernd im Türrahmen stehen.
„Darf ich sie kurz stören, Dr. Cullen? Man sagte mir, sie seien hier oben!“
„Natürlich!“ Ich konnte mich nicht an ihren Namen erinnern, da sie anscheinend ihre Zeit als Assistenzärztin angetreten haben musste, als Esme und ich auf Isle Esme waren.
„Mein Name ist Jaden Pope Sir! Finley und ich machen gerade unser freiwilliges Jahr hier! Sie ist nicht nur Arbeitskollegin, sondern auch Freundin für mich!“ erklärte sie, während sie die Tür hinter sich schloss.
„Ich verstehe! Setzen sie sich bitte!“
„Danke Sir!“ Sie nahm auf einem Stuhl Platz und suchte nach den richtigen Worten.
„Miss Pope, bitte!“
„Wie geht es ihr?“ Ihr Blick war auf das Operationsteam geheftet.
„Sie haben gerade die OP beendet, wir können nur das Beste hoffen!“
„Ok! Wenigstens etwas!“ Sie atmete hörbar aus und schien sichtlich nervös zu sein.
„Ich möchte keinesfalls respektlos hinsichtlich der jüngsten Ereignisse erscheinen, aber ich denke sie sollten über einige Dinge informiert werden!“ Sie griff in die Tasche ihres Kittels und holte zwei kleine Dosen heraus und überreichte sie mir.
„Was ist das Miss Pope?“
„Hören sie, ich möchte sie oder Finley nicht vor den Kopf stossen, nur denke ich, ist es für ihre weitere Behandlung wichtig, dass sie von den Pillen wissen! Ich fand sie in ihrem Spind, als ich mir ein Buch borgen wollte!“ Mein Blick wanderte zu den Aufklebern. In einer gedrängten spitzen Handschrift stand auf einem Lorazepam, auf dem anderen Ritalin.
„Neben den Schlafmitteln und Aufputschern, laboriert sie seit Wochen an einer Grippe und nahm Antibiotika, sowie starke Schmerzmittel! Sie hat sich soweit ich von ihr selbst weiß nur mir und einem Jasper anvertraut!“ Als ich nichts erwiderte fuhr sie nun ruhiger fort.
„Meiner Meinung nach sollten wir eine Therapie in diesem Bereich starten!“
„Ich danke ihnen für diese Informationen!“
„Gern Sir!“
„weiß sonst noch jemand von diesem Umstand?“
„So weit ich weiß nicht!“
„Darf ich sie um einen Gefallen bitten?“
„Natürlich!“
„Ich möchte, das diese Sache unter uns bleibt! Kann ich auf ihre ärztliche Schweigepflicht bauen?“
„Wie sie möchten Dr. Cullen!“
„Gut! Ich muss nun der Familie bescheid geben und danke ihnen für die wertvollen Informationen!“
„Ich hoffe das Beste!“ Sie erhob sich, schüttelte mir geistesabwesend die Hand und verließ gefolgt von mir den Raum.

Vor der Intensivstation saß die komplette Familie, inklusive Edward, Bella, Vandard und Felicity, die mich verzweifelt musterte. Bevor sie mich bestürmen konnten, wiegelte ich sofort ab, um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen, als es unsere Familie ohnehin tat.
„Gehen wir ins Familienzimmer!“ Sie nickten, folgten mir schweigend, verteilten sich auf die bereitstehenden Sitzgelegenheiten und erwarteten meine Worte mit Spannung. Edward hatte meine Gedanken bereits gelesen, als wir den Flur entlang gegangen waren und stand nun etwas abseits an die Wand gelehnt. Felicity war es, die das Schweigen brach.
„Carlisle! Bitte sag schon!“ Sie saß neben Bella, die ihr tröstend den Rücken entlang strich.
„Nun! Ich möchte euch über Finleys Zustand nicht belügen!“ Ich sah in die Runde. Emmetts Gesichtsausdruck war leer und er starrte zu Boden, da er ahnte was ich ihnen nun unterbreiten würde.
„Sie ist schwer verletzt!“
„Das war sie beim letzten Mal auch!“ fiel mir Fely mit bebender Stimme ins Wort. Mir war auch sehr wohl bewusst, dass es eine Anspielung auf den Biss war, den ich ihr selbst zugefügt hatte, doch hier waren die Verletzungen schwerer.
„Das ist richtig Fely! Nur das hier ist nichts, was man mit ein bisschen Blut kurieren könnte! Diesmal hängt ihr Leben wirklich am seidenen Faden! Sie ist dem Tod näher, als dem Leben!“ Sie wollte etwas erwidern, doch ich hob die Hand. Ich versuchte es ihr so schonend wie möglich beizubringen, wie schlecht es um sie stand und doch hatte ich keinen Trost für sie.
„Felicity hör mir bitte zu!“ Sie zuckte zusammen, als ich ihren vollen Namen aussprach.
„Sie hat einen Lungenkollaps erlitten, wurde mehr als dreissig Minuten reanimiert, hatte schwere innere Blutungen, die wir operativ versorgen mussten. Von den Rippenbrüchen, Riss-, und Quetschwunden, die erschwerend hinzukommen ganz zu schweigen. In der Fachsprache nennen wir so etwas Polytrauma! Wir mussten sie in ein künstliches Koma versetzen und ihre Körpertemperatur um ein paar Grad senken, um eventuelle Hirnschäden so gering wie möglich zu halten! Es tut mir schrecklich leid euch nichts anderes mitteilen zu können, aber wir müssen abwarten!“ Fely holte scharf Luft und sah aus, als ob sie sich jeden Moment übergeben müsste.

„Verstehe!“ Sie erhob sich, trat mir gegenüber und bemühte sich nicht in Tränen auszubrechen.
„Warum tut sie so etwas nur immer wieder?“
„Wovon sprichst du?“ Esme wechselte mit mir einen fragenden Blick.
„Bitte, ich kann nicht!“ Sie schluckte und ihre Miene nahm angespannte Züge an.
„Du musst Geduld haben Fely! Sie ist stark!“ mischte sich nun auch Edward ein, der seinen Platz an der Wand verlassen hatte und ein paar Schritte auf sie zugegangen war.
„Keinen Schritt näher! Ich flehe dich an!“ Sie ballte die Hände zu Fäusten und erinnerte mich in diesem Moment an Finley, wenn diese wütend war. Eine unheimliche Stille entstand, als Edward Fely´s Gedanken las und sie aufmerksam musterte.
„Bitte nicht….!“ flüsterte sie, als ihr bewusst wurde, dass er seine Gabe nutzte, um in ihren Gedanken, wie in einem offenen Buch zu lesen. In der Vergangenheit hatte Fely die Fähigkeit entwickelt sich gegen ihn abzuschotten, doch in dieser Ausnahmesituation gelang es ihr einfach nicht. Ihr Blick wurde leer und die Traurigkeit, die in ihnen lag, brach mir das Herz. Edward bewegte sich langsam auf sie zu und ich war bei Fely auf alles gefasst, da mir bereits Finley anschaulich demonstriert hatte, dass auch eine Halbsterblichen nicht zu unterschätzen war. Ein letztes Mal nahm sie all ihre Kraft zusammen, richtete sich auf, zeigte ein entschlossenes Gesicht und streckte Edward abwehrend ihre Hände entgegen. Einen Moment abwartend hielt er inne, musterte sie für einen Augenblick, bevor seine Züge unendliche Sanftheit annahmen, er seine Arme öffnete und ihr den letzten halben Schritt entgegenkam. Wie wenn all ihre Kraft nur ein Schatten gewesen wäre, sackte sie zusammen. Erst da wurde mir klar wie sehr sie mit der Situation und ihren Gefühlen kämpfte. Edward fing sie auf, hielt sie an sich gedrückt. Schluchzend vergrub Felicity ihren Kopf in seine Schulter. Im Raum war es totenstill und man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. Sanft strich er über ihren zitternden Kopf, flüsterte ihr ins Ohr, streichelte ihren Rücken. Immer wieder wurde Felys gesamter Körper von Weinkrämpfen erschüttert. Ihre zerzausten Haare tauchten schließlich hinter seiner Schulter auf, dann die Stirn, bevor ihre von verschwommener Wimperntusche umrandeten Augen mich anblickten. Ein Gefühl von Scham für ihre Emotionen, gemischt mit Verzweiflung dies vor uns allen gezeigt zu haben wurde von unendlicher Dankbarkeit abgelöst. Fely hatte erkannt, das sie nichts von uns zu befürchten hatte und genoss zum ersten Mal die Geborgenheit einer Familie.

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Beitrag  Gast Fr 04 Dez 2009, 20:21

„Was zur Hölle war das eben?“ sagte Jacob mehr zu sich selbst, als zu den anderen, nachdem Edward mit Fely nach draussen gegangen war, um mit ihr einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Niemand schenkte ihm die geringste Aufmerksamkeit, also schüttelte er nur den Kopf.
„Renesmee komm! Wir gehen nach Hause!“ Bella nahm sie an die Hand, doch sie blieb trotzig stehen und rührte sich keinen Millimeter.
„Ich werde im Reservat bescheid geben, damit es nicht zu Missverständnissen kommt!“ warf Jacob ein und wollte schon den Raum verlassen, als Nessie mit den Worten
„Ich will hier bleiben!“ protestierte und Bella die Hand entriss.
„Carlisle gibt uns bescheid, wenn sich etwas ändert, aber ich denke, du solltest dich ausruhen! Wir können hier nichts tun meine Kleine!“ Bella sah hilflos zu mir.
„Ich bin kein Kind mehr!“
„Nessie beherrsch dich!“ brummte Jacob, der sie in letzter Zeit besser kannte, als jeder andere in diesem Raum. Vielleicht wusste auch Edward ein wenig mehr, aber er erzählte Bella nur das Nötigste, um sie nicht zu beunruhigen.
„Es ist schon so schwer genug!“ versuchte Jacob Frieden zwischen Mutter und Tochter zu stiften. Nessie jedoch setzte sich demonstrativ auf die Couch und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Tu bitte, was deine Mutter sagt!“ Nessie sah mich trotzig an, erhob sich aber und folgte Bella und Jacob nach draussen. Plötzlich war ein allgemeiner Aufbruch im Gange.
„Komm Esme, wir beide werden die Sachen von Finley ausräumen! Ja?“ Esme, Alice und Japser verließen ebenfalls das Besucherzimmer.
„Wenn es dir nichts ausmacht Carlisle, werde ich vor dem Krankenhaus auf Felicity warten, um nicht in Versuchung zu geraten!“ Vandard sah kurz zu den Krankenschwestern, die soeben an der Glasschiebetür vorbeiliefen, wartete jedoch keine Antwort ab und hatte den Raum im nächsten Augenblick verlassen.

Also blieben nur noch Emmett und ich.
„Bei dem Gefühlsausbruch von Fely merkt man, dass die beiden verwandt sind!“ sagte er unvermittelt, ohne sich vom Fenster abzuwenden, aus dem er in den Regen starrte.
„Da hast du wohl recht!“ Eine Pause entstand, als ich die Frage stellte, die mir schon seit Stunden auf der Seele brannte.
„Was ist hier geschehen Emmett?“
„Sie hatte einen Autounfall, das ist hier geschehen!“ entgegnete er kalt.
„Davon spreche ich nicht!“
„Was möchtest du dann hören?“ Er war mit den Nerven am Ende, wie alle und bemühte sich nicht die Fassung zu verlieren.
„Emmett, du bist derjenige, dem es am ehesten aufgefallen sein muss!“
„Was aufgefallen?“ brummte er und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand.
„Meinst du etwa die Tatsache, dass sie in letzter Zeit kaum ein Wort mit mir gewechselt hat? Lieber mit Jasper losgezogen ist? Mich abgewimmelt hat, wo es nur ging? Ständig irgendwelche Ausreden parat hatte, warum sie allein sein möchte? Sich in deinem Büro eingeschlossen hat, um angeblich zu studieren? Was von diesen Dingen möchtest du hören Carlisle?“
„Wie lange geht das schon so?“ Ich hatte mich nun rittlings auf einen Stuhl gesetzt und war fassungslos, was ich zu Ohren bekam.
„Ich weiß nicht!“
„Denk nach!“
„Seit der Abreise von Felicity? Ist das noch relevant?“
„Was noch?“
„Carlisle, was hat das jetzt noch für eine Bedeutung?“
„Was noch?“ bohrte ich nach.
„Emmett, bitte erzähle mir, was geschehen ist. Du musst keine Fassade aufrecht erhalten, wie damals bei Rosalie. Mir ist bewusst, dass ich dir viel abverlangt habe, da wir alle offene Trauerarbeit leisten hätten müssen!“ Er fuhr sich mit bebenden Händen durch seine kurzen Haare und spielte an seinem Armband herum.
„Rosalie hat mit dem hier absolut nichts zu tun. Es war schwer genug meinem Gefühlschaos Herr zu werden und doch habe ich Finley einfach mit allem überfordert! Wie konnte ich annehmen, das du sie geschickt haben könntest, als ich meine Koffer nach Roses Tod packen und das Weite suchen wollte! Stattdessen werfe ich ihr die Nachricht an den Kopf, als ginge es um etwas banales, wie Blut! Du hättest ihren Gesichtsausdruck sehen müssen, Carlisle! Ich war knapp daran ihr Leid zuzufügen, wie damals im Wald! Nötigte sie zu einem Kuss, den sie nicht wollte!“ Die Verzweiflung in seiner Stimme war kaum zu überhören. Insgeheim fragte ich mich, ob ich ihn jemals so aufgelöst gesehen hatte.
„Wenn ich nicht so ein gefühlskalter Idiot wäre!“ Er sank an der Wand zu Boden.
„Was ist noch geschehen?“ Er überlegte kurz und fasste sich schließlich ein Herz.
„weiß du noch, als ich dich um deinen Rat gebeten habe?“ Ich nickte und hatte sofort eine leise Vorahnung.
„Es war alles perfekt! Alice hatte alle aus dem Haus gelockt, sodass ich mit ihr alleine war. Ich wollte noch ein paar Kisten von Rose nach unten schaffen, als sie plötzlich vor mir stand. Sie war so hübsch an dem Abend! Ich weiß noch, dass sie fröstelte!“ Er hielt kurz inne.
„Sie ist einfach perfekt! Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich sie begehre Carlisle!“
„Doch, das kann ich nachvollziehen!“ sagte ich mit gesenkter Stimme, wartete dass er fortfuhr.
„weißt du, was ich so sehr an ihr liebe?“ Ich schüttelte kurz den Kopf, schwieg aber.
„Wenn sie lacht, strahlen ihre Augen wie grüne Smaragde und wenn sie ärgerlich ist, bekommt sie eine kleine Falte zwischen den Augen. Der Duft ihrer Haut ist so wunderbar, oder wenn sie vor Scham plötzlich knallrot wird und erst recht wenn sie ausser sich vor Wut ist! Ich liebe sie so sehr und bin nicht bereit sie gehen zu lassen! Rosalie bedeutete mir alles und ich habe sie nicht beschützen können, was meine Aufgabe als Ehemann gewesen wäre. Ich haderte lange wie du weißt mit mir, bis ich die Gefühle Finley gegenüber zulassen konnte. Doch ich weiß auch, dass es in Rose´ Sinn gewesen wäre, eine neue Partnerin zu wählen! Wir hatten so oft darüber gesprochen und doch fühlte ich mich wie ein Ehebrecher, wenn ich Finley im Arm gehalten habe. Jetzt bin ich nicht einmal Stark genug, das hier durchzustehen, obwohl ich Finley liebe!“ verzweifelte er.
„Sie wird kämpfen, wie schon so viele Male Emmett!“ Er sah zu Boden und schien zu überlegen.
„weißt du, an jenem Abend saßen wir auf der Couch und sahen uns dieses dämliche Baseballspiel an!“ nahm er den Faden wieder auf.
„Plötzlich hielt ich es nicht länger aus! Ich bin einfach mit der Wahrheit herausgeplatzt. Ihren Blick werde ich niemals vergessen! Da stand Entsetzten, Hilflosigkeit, aber auch Erkenntnis und du kennst ja Finley!“
„Sie ist davongerannt!“ beendete ich seinen Satz.
„Ja und wie!“ Er lachte leise auf, als er mit einem ernsteren Ton fortfuhr.
„Ich dachte sie würde zurückkommen, doch ich fand sie völlig aufgelöst im Bad wieder. Auf meinem Zimmer ist dann das geschehen, was ich auf keinen Fall überstürzen wollte. Vorerst war alles ok und sie ließ es auch zu, doch wenn ich jetzt so zurück denke, war ich blind!“
„Emmett ich verstehe nicht! Du hast doch nicht etwa……..“
„Nein, Himmel nein! Sein Gesicht spiegelte plötzlich Resignation wider.
„Wie soll ich es……….!“
„Du weißt, dass es unter uns bleibt!“ bemühte ich ihm die Sicherheit zu geben, über das Geschehene zu sprechen und die Wendung dieses Gesprächs alarmierte mich zunehmend.
„Versteh doch! Ich wollte sie nicht bedrängen und lediglich zärtlich sein, doch sie hielt meine Nähe keine zehn Minuten aus. Sie wies mich zurück, entschuldigte sich unentwegt für ihr Verhalten und das war, denke ich, der Beginn ihrer Entfremdung!“

„Emmett, daran können wir nichts mehr ändern, was geschehen ist, ist geschehen, aber ich denke die Dinge sind komplizierter! Hier geht es nicht um ihre Panik vor Nähe, Vertrauen und sich fallen lassen!“
„Komplizierter? Wovon sprichst du?“
Das Klopfen an der Tür unterbrach uns abrupt.
„Ja bitte!“
„Carlisle, es tut mir leid, nur ich hielt es keine Minute mehr länger aus ohne zu wissen, wie es Finley geht!“ Esme gesellte sich zu uns und sah mich fragend an.
„Ich wollte soeben Emmett erklären, dass die Dinge komplizierter sind, als ich angenommen hatte und ich möchte, dass es vorerst unter uns bleibt. schließlich will ich die anderen nicht noch mehr belasten!“
„Natürlich, wenn du das so möchtest!“ erwiderte Esme.
„Emmett es ist wichtig, dass du mir sagst, ob Finley sich in letzter Zeit anders verhalten hat!“ Er legte die Stirn in Falten, überlegte bevor er schließlich langsam nickte.
„Irgendwie hatte es etwas mit ihrem Geburtstag und diesem dämlichen Auto zu tun!“ Emmett trat gegen einen Stuhl, der über den Boden schlitterte und erst von der nächstgelegenen Wand gestoppt wurde.
„Emmett!“ Esme wollte zu ihm gehen, doch er hob die Hand.
„Sie hat sich doch gefreut oder……?“ Sie sah mich irritiert an
„Hat sie doch?“
„Als ihr dann auf Isle Esme ward, Edward, Fely, Bella und Vandard ebenfalls Forks verlassen hatten, wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie sich immer weiter von mir entfernte!“
„Wie……?“
„Sie ließ mich nicht mehr an sich ran!“ unterbrach er Esme harsch.
„Oft war sie aggressiv und im nächsten Moment brach sie in Tränen aus, sagte aber nie warum sie so reagierte, schob alles auf die Arbeit und den Schlafentzug!“ Er schwieg einen Moment. Seine Mimik zeugte von plötzlicher Erkenntnis.
„Sie schlief, aß und trank kaum!“
„Und ich weiß nun auch den Grund!“ sagte ich tonlos und griff in meine Manteltasche.
„Was ist das?“ Esme kam auf mich zu, nahm mir eine Pillendose ab und las das Etikett.
„Sie hat seit längerem Aufputscher genommen, da sie auf diese nicht zur Ruhe kam, brauchte sie Schlafmittel, weiters Antibiotika und starke Schmerzmittel.Im Laufe der Zeit ging es ohne diese Pillen gar nicht mehr!“
„Du meinst sie ist Medikamentenabhängig?“ sagte Esme ohne den Blick von dem Aufkleber zu nehmen. Emmett hatte noch nichts dazu gesagt, also fuhr ich fort.
„Ich spreche davon, dass sie ein massives Drogenproblem hat und dass dieser Umstand in ihrem aktuellen Heilungsprozess erschwerend hinzu kommt!“
„Was machen wir jetzt?“ wollte Esme wissen
„Wie konnte mir das entgangen sein?“ flüsterte er und legte die Hand in den Nacken.
„Drogenabhängige sind erfinderisch!“
„Nenn sie nicht so, als wäre sie nur eine Patientin!“ grollte er ohne mich anzusehen.
„Ich weiß von Vandard, dass man ihr kaum ansieht, wie es ihr wirklich geht, wenn sie es nicht möchte! Sie hat mich auch schon an der Nase herumgeführt, wenn es um ihre Gefühlswelt ging!“
„Ich dachte sie fühlt sich wohl bei uns!“ verzweifelte Esme, die ich behutsam in den Arm nahm und an mich zog.
„Sie schien so glücklich zu sein, als wir aufbrachen. Sie hätte mich hier gebraucht, als Mutter! Ich habe hier wohl vollkommen versagt!“
„Esme nicht! Hör auf mit der Schuldzuweisung! Wir müssen eine Lösung finden! Sie ist durch ihr Problem eine Gefahr für sich und somit für andere!“ Plötzlich ging mein Piepser an.
„Stimmt etwas nicht?“ Ich wechselte mit Emmett und Esme einen kurzen Blick
„Finley!“ und war bereits zur Tür hinaus.

Wir liefen zur Intensivstation, wo das Team um Finleys Krankenbett stand und sie wiederbelebten. Alice und Jasper machten mir wortlos Platz.
„Bleibt hier!“ Ich schob die Glastür auf und versuchte mir einen Überblick zu verschaffen.
„Sinusrhytmus, sie ist wieder zurück!“
„Was ist geschehen?“ fragte ich in die Runde, als Bob auf mich zukam und eine Hand auf meine Schulter legte.
„Ihr Kreislauf brach zusammen! Wir haben alles wieder unter Kontrolle!“ Er senkte seine Stimme, als er fortfuhr
„Ich möchte dir nichts vormachen, aber es steht sehr schlecht um sie! Dir als Arzt muss ich nicht erklären, dass ich nicht abschätzen kann, welche Folgeschäden sich durch den Sauerstoffmangel noch zeigen können, wenn sie überhaupt wieder zu sich kommt!“ Bei diesen Worten musste ich ein grollen, dass meinen Körper verlassen wollte unterdrücken und konnte das Gift schmecken, welches sich in meinem Mund sammelte. Erschreckenderweise konnte ich hier keinen rationalen Gedanken mehr fassen und meine Instinkte waren in Aufruhr. Ich überspielte meine unpassende Reaktion so gut ich konnte
„Danke, Bob!“ und ging zu Finleys Krankenbett. Die Apparaturen blinkten unablässig in ihrem schaurigen grün, die in scharfem Kontrast mit den weißen Krankenhausbettbezügen standen. Finley hob sich kaum von dieser Farbe ab und zeigte keinerlei Berührungsreflexe, als ich über ihren Arm strich. Es war eigenartig über ihre, nun durch die therapeutische Hypothermie herbeigeführte, kühle, leicht bläuliche Haut zu streichen.
„Kein Problem, Carlisle!“ sagte Bob, bevor er mit dem Team den Raum verließ und Emmett neben mir auftauchte. Die anderen hatten sich draussen vor der Intensivstation auf Stühle gesetzt und ich wusste, dass sie jedes einzelne Wort mithören konnten.
„Diesmal steht es wirklich schlecht um sie, nicht wahr?“ Er umrundete das Bett und zog einen Stuhl heran, um sich zu setzten.
„Ich befürchte ja!“ Er begann wieder, seine üblichen Kreise auf ihrem Handrücken zu zeichnen.
„Ich schaffe es kein zweites Mal, jemanden gehen zu lassen!“ Er blinzelte unablässig, doch durch das was er war, würden niemals Tränen zu fließen beginnen.
„Emmett, ich möchte, dass du jagen gehst!“ sagte ich leise und wusste, dass er protestieren würde, was er auch tat.
„Ich gehe nirgends hin! Keine Chance!“
„Ich diskutiere auf gar keinen Fall mit dir! Am wenigsten möchte ich, dass hier Unfälle geschehen, verstehst du! Es ist das Beste!“ Die Schiebetür wurde erneut geöffnet. Esme, Alice, Edward und Felicity erschienen.
„Komm schon Emmett, ich begleite dich!“ Alice hakte sich bei ihm ein und zog ihn Richtung Tür.
„Du kannst momentan nichts für sie tun!“
„Wie geht es ihr?“ Esme nahm meine Hand in ihre.
„Es gab Komplikationen!“ sagte ich leise. Noch bevor Fely ihre Frage laut stellen konnte, beantwortete Edward diese.
„Sie wurde erneut reanimiert!“ Sie schlang ihre Arme um ihren Bauch und setzte sich in einen Ohrensessel, nahe des Fensters. Edward nahm das Klemmbrett aus der Halterung am Bett und studierte die Einträge.
„Ich hätte nicht fahren dürfen!“ Fely sah mich nun direkt an, als würde sie auf eine Bestätigung warten würde.
„Das haben wir besprochen Fely, also Schluss damit!“ sagte Edward, ohne den Blick von den Aufzeichnungen zu nehmen.
„Es tut mir übrigens leid wegen vorhin!“ Esme setzte sich auf die Lehne des Sessels und drückte ihre Hand.
„Nicht der Rede wert! Das sind wir ja bereits gewohnt!“ bemerkte Emmett schmunzelnd, als er nun mit Alice das Zimmer verließ.

-Edward?-

Sein Blick huschte kurz zu mir, als ich seinen Namen dachte.

-Können wir kurz unter vier Augen sprechen?-

Er nickte fast unmerklich und folgte mir aus dem Raum. Wir gingen ein paar Meter den Gang entlang und blieben in einer Nische stehen.
„Konntest du ihre Gedanken lesen?“
„Nein! Tut mir leid! Ich weiß es ist ein schlechtes Zeichen, aber wir müssen hoffen!“
„Verstehe!“
„Dr. Cullen, die Blutuntersuchungsergebnisse, die sie gewünscht haben!“ Jaden hielt mir ein Blatt entgegen und sah kurz zu Edward.
„Ist in Ordnung, er ist darüber unterrichtet!“
„Die Testergebnisse können nicht richtig sein, Dr. Cullen!“ Ich überflog kurz die Seite und einige Parameter stachen mir sofort ins Auge.
„Ich befürchte doch Miss Pope!“ Edward spielte sofort mit.
„Die Testergebnisse wurden dreimal überprüft und ich bin mir absolut sicher keinen Fehler gemacht zu haben!“
„Natürlich! Ich danke ihnen!“ Sie zögerte, ging schließlich schnellen Schrittes davon.
„Porphyrie?“ entgegnete Edward, als sie ausser Hörweite war.
„Ist die beste Erklärung für diese Ergebnisse!“ Ich übergab ihm das Blatt, das er aufmerksam studierte.
„Diese Stoffwechselerkrankung kommt nur eins zu fünfzigtausend vor!“
„Aber sie kann auch erworben worden sein und da spielt die genetische Komponente keine Rolle!“
„Du denkst an Bleivergiftung oder Pflanzenschutzmittel?“ Ich nickte kurz und hatte plötzlich eine Eingebung. Wenn ich Finley angeblich in eine Spezialklinik nach Kanada bringen würde, um die Vergiftung auszukurieren, würde niemand hier im Krankenhaus Verdacht schöpfen und die Bluttests wären plausibel.
„Wir müssen Finley sobald sie Transportfähig ist hier wegbringen, da ihre Heilung einfach zu schnell von statten gehen wird!“
„Verstehe!“
„Kannst du soweit alles vorbereiten, damit wir jederzeit abreisen können?“
„Wie du möchtest! Was schwebt dir genau vor?“
„Die Hütte in den Bergen!“
„In Ordnung, sollen es die anderen auch erfahren?“ Mir war klar, dass er damit nicht auf die vorgeschobene Porphyrie, sondern den Medikamentenmissbrauch Bezug nahm, der sich aus dem Blutergebnis klar ablesen ließ.
„Esme und Emmett habe ich bereits unterrichtet! Ich möchte jedoch den Rest der Familie nicht noch mehr belasten und werde sie daher erst kurz vor unserer Abreise ins Bild setzen!“
„In Ordnung!“
„Geht es Felicity soweit gut?“
„Den Umständen entsprechend! Sie hat einfach überregiert! Fely macht sich unheimlich Sorgen um ihre Schwester!“
„Dad!“ Nessie´s glockenhelle Stimme hallte über den Gang.
„Ich dachte du seist zu Hause!“ tadelte er sie.
„Es tut mir leid, nur ihr könnt nicht von mir verlangen, dass ich zu Hause auf Nachricht warte!“
„Sie war nicht aufzuhalten!“ meldete sich Bella hinter ihr zu Wort.
„Sie ist eben ziemlich dickköpfig!“
„Darf ich zu ihr? Bitte!“ Sie umarmte mich kurz und zappelte ungeduldig herum.
„Geh schon, aber nicht zu lange!“ rief ich ihr hinterher, als sie bereits im Zimmer von Finley verschwunden war.
„Es tut mir leid, sie ist mir ausgebüxt!“
„Mach dir keine Gedanken darüber mein Schatz! Es ist eine Ausnahmesituaton und wir müssen das Beste daraus machen!“
„Ich werde mich in der Klink nützlichen machen und komme später wieder zu euch! Edward könntest du darauf achten, dass alle regelmässig jagen gehen und sprecht mit Fely über die Vorkommnisse!“
„Natürlich!“ Mit diesen Worten trennten sich vorerst unsere Wege.

Nach einiger Zeit sah ich nach unserem Sorgenkind und war erleichtert, als im Klemmbrett keine Veränderung vermerkt waren. Es war ein gutes Zeichen und doch kein Grund zur Freude. Immer wieder war ich erstaunt, dass Finley es schaffte, unser aller Leben auf den Kopf zu stellen und es war auch beängstigend, da ich nicht wusste, was hier wirklich vorgefallen war.
„Wir wissen es nicht!“ riss mich Edward aus meinen Gedanken.
„Keiner hat eine Erklärung!“ Das Krankenzimmer war zwar großzügig, aber da sich die gesamte Familie weigerte auch nur mehr als eine Stunde dem Krankenhaus fern zu bleiben, erinnerte es mehr an eine Bahnhofshalle. Vandard und Jasper waren die einzigen, die sichtlich Probleme mit der Enge des Krankenhauses hatten und blieben in Reichweite. Es war nur gut, dass die wenigsten unseres Zirkels schlafen mussten und somit ein Problem weniger bestand.
„Ich habe es auch erst im allerletzten Moment gesehen! Sie hat sich von einer Sekunde auf die andere entschieden!“ gab nun Alice geknickt zu, während sie Finleys Haare zurecht zupfte.
„Was meinst du mit entschieden?“ Emmett stand vom Boden neben der Tür auf und sein drohender Unterton ließ nichts Gutes erahnen. Anscheinend war hier eine angespannte Diskussion im Gange.
„Sie wollte ursprünglich auf den Felsen am See, doch sie ist schließlich in die Garage und mit diesem Höllenteil von Auto abgebraust!“
„Willst du mir damit etwas sagen, Alice?“ Jasper der sich stets im Hintergrund aufhielt, wenn er das Krankenhaus betrat, stellte sich nun zwischen die Beiden.
„Ja vielleicht!“ gab sie nun feindselig retour, Jasper vehement ignorierend. Dieser kämpfte sichtlich mit den brodelnden Emotionen, die auf ihn einströmten.
„Hört sofort auf damit! Ihr macht mich wahnsinnig!“ fuhr Fely dazwischen und hatte sich im selben Moment zu Jasper gesellt.
„Wenn ihr jetzt nicht sofort mit den Vorwürfen aufhört, bekomme ich einen Tobsuchtsanfall! Den ganzen Tag schiebt einer dem anderen die Schuld in die Schuhe, obwohl wie um Himmels willen soll einer von euch daran beteiligt sein! Sie ist in diesen verdammten Golf gestiegen und hat sich in die Wälder verabschiedet! Wer weiß warum……..!“
„Ich weiß warum!“ unterbrach sie Jasper und sah Fely durchdringend an.
„Was?“ Er sah von einem zum anderen, bis er schließlich bei mir angelangt war.
„Ich habe dich gefragt….!“
„Sei still, Felicity!“ sagte ich bestimmt und hoffte endlich Antworten zu bekommen. Sie klappte den Mund wieder zu und funkelte mich böse an.
„Jasper?“ forderte ich ihn nun auf seine Geschichte darzulegen.
„Wenn ihr gestattet, muss ich etwas weiter ausholen.“
„Ich bitte darum!“

„Eines Nachmittags überraschte ich sie auf ihrem Lieblingsfelsen, da sie, wie schon so oft, einfach verschwunden war und bot ihr an, eventuell mit mir zu sprechen. Mein Angebot unterbreitete ich aus dem Grund, da ich der Meinung war, dass sie mit mir keinen Gewissenskonflikt ausfechten musste und ich ein unbeteiligter Zuhörer wäre. So ergab es sich, dass sie mir über ihre Gefühle erzählte, das Leben innerhalb dieses Zirkels und natürlich die unterschiedlichen Beziehungen zu euch. Ich war so töricht und habe ihre Gefühle an diesem Tag ins positive gekehrt!“
„Warum war das töricht Jasper?“ meldete sich Alice zu Wort, die ihn ungläubig musterte und nicht nur sie. Jeder im Raum war sichtlich sprachlos und hätte ihm das nie zugetraut.
„Töricht aus dem Grunde, da sie so etwas wie ………..!“
„………….eine persönliche Droge in dir sah! Jetzt verstehe ich so einiges!“ beendete Emmett Jaspers Satz.
„Ich verstehe nicht ganz!“ Mich irritierte dieses Gespräch, da anscheinend wirklich mehr vorgefallen sein musste, als ich befürchtet hatte.
„Carlisle, er spricht davon, dass ich erst jetzt verstehe, warum sie morgens kaum aus dem Bett kam und Nachmittags der Wirbelwind, wie sie jeder kennt, war!“
„Ich bitte um Verzeihung, sie nicht zur Vernunft gebracht zur haben und denke auch, dass ich die Schuld die meine nennen muss! Nur einmal konnte ich ihr Leben retten, aber dieses Mal blieb mir die Möglichkeit versagt!“
„Wovon zum Teufel redest du da?“ fragte Fely bitter und lehnte sich an das Fußende des Bettes.
„Nachdem sie ihre Gefühle von mir immer öfter manipulieren ließ, verweigerte ich ihr eines Tages meine Gabe, worauf sie…..!“
„…………vollkommen ausrastete!“ ergänzte Emmett und sah aus, als wenn er jeden Moment auf Jasper losgehen würde.
„Sie war kaum zu stoppen und hat mir noch erzählt, dass ihr gestritten hättet, da sie deinen Jagdstil brutal fände und du hast einfach mitgespielt!“ presste er zwischen seinen Zähnen hindurch und kämpfte um Beherrschung.
„Sie bat mich darum!“ verteidigte er sich.
„Dich gebeten? Warum hast du sie nicht einfach aufgehalten? Sie ist eine Halbsterbliche, die sehr wohl zu stoppen ist! Was weißt du noch?“ bedrängte ihn nun Fely und war in Angriffshaltung übergegangen.
„Als sie an jenem Nachmittag die Beherrschung verlor, wollte sie sich in die Tiefe stürzen, was ich zu verhindern wusste!“
„Sie hat bereits versucht sich das Leben zu nehmen?“ herrschte Emmett ihn nun aufgebracht an.
„Weshalb weiß niemand von diesem Umstand?“ wollte ich nun in Erfahrung bringen, während die Luft zu brennen schien.
„Ich habe ihr mein Wort gegeben! Verzeiht!“ gab Japser geknickt zu. Esme wechselte mit mir einen angespannten Blick und schien sich mit Edward in Gedanken zu unterhalten, da er ab und an nickte.
„Ich möchte nicht, dass dieses Gespräch aus dem Ruder läuft!“ warf ich unmissverständlich ein. Emmetts grollen erfüllte plötzlich den Raum und ich sah mich gezwungen, die Heißsporne zur Vernunft zu rufen.
„Emmett! Felicity!“ Immer noch funkelten sie sich wutentbrannt an, als Emmett seine Haltung aufgab
„Schon gut!“ und sich vorsichtshalber zu Edward gesellte, nur Felys bohrender Blick klebte an Jasper.
„Felicity! Ich möchte dich nicht aus dem Zimmer werfen müssen!“ betonte ich nachdrücklich. Esme war nun an ihre Seite getreten und berührte sie sanft am Arm.
„Wahrscheinlich hätte ich es verhindern können!“ räumte Japser nun ein und ließ sich nicht im geringsten von Felys Feindseligkeit beeindrucken.
„Wie wahr!“ murrte sie. Die ernüchternde Erkenntnis, die wie ein Geist in diesem Raum schwebte, kam von Renesmee. Sie hatte die ganze Zeit das Gespräch atemlos beobachtet, doch sie war es, die nun das aussprach, was jeder in diesem Raum insgeheim mindestens einmal in Erwägung gezogen hatte.
„Sie wollte ihrem Leben diesmal endgültig ein Ende setzen!“
„Wie kannst du es wagen….!“ fuhr sie Fely harsch an, doch Esme hinderte sie daran, sich auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu bewegen.
„Als wenn du es noch nie in Betracht gezogen hättest! Komm schon! Sie hätte dieses Auto doch niemals in die Bäume befördert, wenn sie es nicht vorgehabt hätte. Finley ist dafür bekannt, überzogen zu reagieren und lief bis jetzt vor ………….!“
„Halte endlich deinen Mund!“ keuchte Fely, die sich gegen den Griff meiner Frau wehrte.
„Ich werde nicht meinen Mund halten!“ schoss sie scharf zurück und wiegte sich in Sicherheit.
„Das wirst du! Augenblicklich!“ sprachen nun Edward und Bella gleichzeitig ein Machtwort, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Die darauf folgende Stille war erdrückend, doch jeder schien sich in Gedanken seine eigene Meinung zu bilden.
„Es spricht vieles dafür!“ beharrte Renesmee leise.
„Renesmee!“ begann Bella, doch ich unterbrach sie
„Nein Bella, lass sie ihre Gedanken aussprechen! Also?“
„Sie war immer für jeden Spaß zu haben, doch als sie in der Klink zu arbeiten begann, ihr alle auf Reisen gegangen ward, veränderte sie sich massiv! Mir kam vor, dass sie mit allem überfordert war und zog sich immer öfter zurück. Nur dass sie dann so einen drastischen Schlussstrich zog, ist fürchterlich, Opa!“ schloss sie, setzte sich auf die Bettkante und nahm Finleys Hand in ihre. Ich ging zu ihr und strich ihr über ihre bronzefarbenen Haare.
„Um Gewissheit zu haben, müssen wir warten, bis sie wieder zu sich kommt! Bis dahin möchte ich, dass ihr regelmässig jagen geht und mit den Schuldzuweisungen aufhört!“ Allgemeines nicken.
„Tut mir leid, nur ich kann mit dieser Situation nicht umgehen!“ beschied Fely Nessie und verließ gefolgt von Emmett, Bella und Japser das Krankenzimmer.

Tage vergingen, ohne das sich ihr Zustand veränderte, als Bob an mich herantrat.
„Carlisle, wir sollten ihre Körpertemperatur normalisieren, die Medikamente absetzten und hoffen, dass sie innerhalb der nächsten Stunden erwacht!“
„Gut!“ erwiderte ich schlicht. Er legte kurz seine Hand an meine Schulter, drückte sie väterlich und ging voraus in Finleys Zimmer. Da Edward bereits die Gedanken von Bob gelesen hatte, gab er den anderen ein Zeichen und alle verließen auf seinen Wink hin, den Raum. Nun begannen wir kontinuierlich ihre Temperatur zu erhöhen und gleichzeitig wurde der Tropf abgestellt, der sie im künstlichen Tiefschlaf gehalten hatte. Jetzt war es daran zu warten, was angesichts der letzten Tage an uns allen zehrte, die Hoffnungslosigkeit.



to be continued
( das war nur für meine kleine Stalkerin! Ist aber auch das Letzte heute gelle *gggggggggg*)

Gast
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Selbstfindung Empty Leben

Beitrag  Gast So 06 Dez 2009, 18:44

„Nessie, du solltest wirklich nach Hause fahren und dich ausruhen!“
„Das kann ich auch noch, wenn sie über dem Berg ist, Mom!“
„Lass sie doch Bella!“ Fely´s Stimme war in meiner unmittelbaren Nähe.
„Sie ist seit Stunden hier Fely und du, Renesmee bist stur wie eh und je!“
„Sie kommt ganz nach dir mein Schatz!“ Fely´s lachen erfüllte den Raum.
„Das ist nicht gerade die Hilfe, die ich erwartet habe Edward!“ Ich war irritiert über diese absurde Diskussion, die sich in mein Bewusstsein schob. Meine Bemühungen, die Augen zu öffnen scheiterten kläglich, also blieb mir nichts anderes übrig, als Felicity, Bella, Edward und Nessie bei ihrer Unterhaltung zuzuhören. Das anstrengende Piepen der Monitore im Hintergrund ging mir allmählich auf die Nerven.
„Du wirst noch deinen Grossvater brauchen, wenn du nicht bald etwas isst und dich ausruhst!“
„Jetzt übertreib nicht so maßlos!“ erwiderten Nessie und Fely wie aus einem Mund.
„Ich bin alt genug, um zu wissen, was ich zu tun habe!“ Die leidige Diskussion zwischen Bella und Nessie, die des öfteren in der Vergangenheit über die Stränge geschlagen und mit mir so einiges ausgeheckt hatte. Unwillkürlich musste ich an einen Nachmittag zurückdenken, als Jacob wieder einmal das Opfer unserer Streiche wurde.

„Was schleichst du so ums Haus Nessie?“ Ich hatte sie die ganze Zeit durch die Glasfront des Hauses beobachtet.
„Mir ist langweilig!“ quengelte sie und setzte sich auf die Stufen der Veranda.
„Hm! Was machen wir den da?“ Ich nahm eine Strähne ihrer gewellten Haare und wickelte sie um meinen Zeigefinger.
„Hast du keine Idee?“
„Doch, hätte ich schon, nur werden wir riesen Ärger bekommen! Insbesondere mit Carlisle!“ erwiderte ich über das ganze Gesicht grinsend. Nessies Augen begannen zu leuchten, als sie meinen Gesichtsausdruck sah.
„Sag schon Finley! Bitte!“ Sie zerrte an meinem Ärmel herum.
„Na ja, Jacob war vor kurzem ziemlich frech zu mir, ich denke er hat sich eine Revanche verdient!“
„Wie schlimm ist dein Plan?“ gluckste sie aufgeregt und war aufgesprungen.
„Nicht hier! Komm schon!“ Wir dematerialisierten uns zum See, setzten uns auf den Felsen und besprachen den Plan. Als wir zurückkamen, schnarchte Jacob wie erwartet unter einem Baum in der Nähe der Garage lautstark vor sich hin. Nessie flitzte ins Haus und holte die Haarschneidemaschine von Alice. Sie kam nach wenigen Minuten wieder und reichte sie mir beinahe ehrfürchtig mit einem teuflischen Grinsen.
„Ich denke wirklich, wir werden ziemlichen Ärger bekommen Nessie!“ beschwor ich sie ein letztes Mal und musterte sie fragend.
„Mir egal! Opa braucht ja jemanden, den er tadeln kann!“
„Oh, und du meinst, dass ich mir wieder einmal die Leviten lesen lasse?“
„Das ist der Plan!“
„Ja klar! Du bist dran!“ Ich wollte ihr die Maschine zurückgeben, doch sie schüttelte den Kopf.
„Feigling!“
„Gar nicht wahr, nur du bist es schon gewohnt!“ Ich boxte sie freundschaftlich in die Seite, schlich mich an Jacob heran, der zusammengerollt in seiner Wolfsgestalt tief und fest Wälder abholzte.
„Mach schon, bevor er uns wittert!“ drängte sie zur Eile.
„Ja doch! Mach es selbst!“ Sie entriss sie mir, schaltete die Maschine an und setzte auf der Stirn an. Rot-Braune Haare fielen in Büscheln zu Boden. Den Bereich, den Nessie rasiert hatte, zierte ein kahler Streifen, der bis zum Hinterkopf reichte. In diesem Moment machte Jacob eine tiefen Seufzer und schlug die Augen auf.

Ein angestrengtes lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, das ich aber nicht lange aufrecht erhalten konnte.
„Habt ihr das gesehen?“ Fely´s Stimme hatte einen aufgeregten Unterton.
„Dad, kannst du ihre Gedanken lesen?“
„Ja das kann ich! Was genau hast du eigentlich mit Jacob gemacht?“
„Wie kommst du ……… Sieh, schon wieder! Sie lächelt!“
„Ich werde Carlisle bescheid geben!“ Die Schiebetür wurde geöffnet und fiel schließlich wieder ins Schloss.
„Mom, glaubst du, dass sie es jetzt überstanden hat?“
„Das wird sich zeigen!“ Eine warme Hand legte sich an meine Wange, und bunte verschwommene Bilder stiegen in meinem Kopf auf. Wie sehr liebte ich Renesmees Gabe. Wir hatten viele Stunden damit verbracht, in denen sie mir ihren Tag oder Geschehnisse, die sie beschäftigten erzählt hatte, ohne auch nur ein Wort zu wechseln.
„Nessie, ich weiß nicht ob sie etwas sehen kann!“
„Ich möchte ihr nur vermitteln, dass jemand hier ist!“
„Das weiß sie bestimmt!“ sagte Fely, und eine zweite warme Hand umschloss meine, die ich reflexartig drückte.

Die Bilder nahmen nun schärfere Konturen an, und sie zeigte erneut, die Szene mit Jacobs unfreiwilligem Haarschnitt. Wir hatten an diesem Nachmittag eine gehörige Standpauke von Carlisle über uns ergehen lassen müssen und einige Mühe nicht in Gelächter auszubrechen. Jacob war drei Tage lang eingeschnappt, da er immer, wenn er auftauchte, für Lachanfälle bei Nessie und mir gesorgt hatte.

„Carlisle, sie lächelt, was hat das zu bedeuten?“ fragte Fely nach einigen Minuten, als kalte Finger meine Lider nach oben schoben und Carlisle meine Pupillenreflexe prüfte.
„Ein gutes Zeichen! Es bedeutet, dass sie aktiv träumt! Sie kommt zu sich!“
„Ich habe es gewusst!“ jubelte Nessie rechts von mir. Ein kaltes Stethoskop wurde auf meine Brust und Flanke gelegt, mein Puls befühlt.
„Lassen wir ihr noch ein wenig Zeit!“ Mühsam schaffte ich es endlich meine Augen zu öffnen und konnte Carlisle aus dem Augenwinkel verschwommen erkennen.
„Finley! Hi!“ Nessie und Fely tauchten in meinem Blickfeld auf und lächelten mich an. Plötzlich kamen auch die Schmerzen und Gefühle zurück, die ich nicht gerade vermisst hatte. Was hatte ich eigentlich verbrochen, immer noch am Leben zu sein. Nicht einmal einen Selbstmord brachte ich zu Stande. Der Tubus in meinem Hals war unangenehm und verursachte ein beklemmendes Gefühl. Zum ersten Mal konnte ich die Gefühle der Patienten nachempfinden, die ich betreut hatte, und diese Intubation war wirklich die Hölle.
„Sie ist wach?“ ertönte Emmetts Stimme irgendwo ausserhalb meines Blickfeldes.
„Sie ist gerade eben erst aufgewacht!“ beschwichtigte ihn Bella.
„Wie geht es ihr?“
„Emmett, lass sie erst einmal zu sich kommen, damit ich mir einen Gesamtüberblick verschaffen kann! In Ordnung?“
„Ja, entschuldige Carlisle!“ Instinktiv wollte ich mich von dem Beatmungsschlauch befreien, doch irgendetwas hielt meine Hände in Position. Verzweifelt zerrte ich daran, doch erst mit einem Ruck gaben meine Fesseln mit dem reissenden Geräusch von Stoff nach. Im selben Moment legten sich kühle Hände auf meine.
„Wage es ja nicht!“ Emmett tauchte neben Nessie auf. Der Schlauch löste einen Würgereiz aus und ich begann wild um mich zu schlagen.
„Finley es ist alles gut!“ Panisch schnappte ich nach Luft.
„Carlisle! Sie wehrt sich gegen die Intubation!“
„Finley ganz ruhig! Hör mir zu!“ Ich bemühte mich nicht auszuflippen und unterdrückte den Würgereiz. Immer noch zerrte ich an meiner Hand, die Emmett mit festem Griff umklammert hielt.
„Beruhige dich bitte!“ Carlisle legte seine Hand an meine Wange und zwang mich, ihn anzusehen.
„Tief durchatmen! Ok?“ Tränen bahnten sich ihre Wege über meine Wange, und ich schaffte es kaum mich wieder zu beruhigen. Ich war vollkommen überfordert mit dieser Situation und hätte am liebsten geschrieen.
„Durchatmen! So ist es gut! Lass dir Zeit! Siehst du?“ Ich versuchte zu nicken, aber die Intubation ließ es nicht wirklich zu, also tat ich das von mir verlangte und entspannte mich allmählich.
„Sehr gut!“ Er strich mir mit seiner Hand behutsam über die Wange.
„Ich weiß, dass dieser Schlauch unangenehm ist, und ich werde dich sofort davon befreien! Glaubst du, dass du selbstständig atmen kannst? Für ja einmal und für nein zweimal blinzeln!“ Ich überlegte kurz und schloss einmal die Augen.
„Gut! Dann bei drei, tief einatmen! Verstanden?“ Wieder schloss ich die Lider einmal.
„Und jetzt ausatmen!“ Als er den Schlauch aus meinem Hals zog, musste ich dagegen ankämpfen, mich nicht zu übergeben.
„Hier hast du etwas Wasser!“ Nessie hielt mir einen Becher mit Strohhalm entgegen. Carlisle legte mir einen Sauerstoffschlauch unter die Nase, fühlte abermals meinen Puls und kontrollierte die Zugänge.
„Besser?“ Ich wollte es bejahen, aber es kam nur ein lautloses Ja über meine Lippen.
„Das wird bald wieder, versuche so wenig wie möglich zu sprechen und schone deine Stimmbänder!“ Mit einem Blinzeln bestätigte ich das Gesagte und wollte mich aufrichten.
„Moment, meine Liebe. Immer langsam mit den jungen Pferden!“ Emmett betätigte einen Schalter am Bett und das Kopfende begab sich in eine aufrechtere Position. Ich legte meine Hand auf seine und flüsterte ein Danke.
„Könnt ihr uns bitte kurz alleine lassen?“ Carlisle sah fragend in die Runde. Die Anwesenden nickten und verließen nacheinander das Zimmer.

„Hast du Schmerzen?“ Wieder schloss ich einmal die Augen.
„Ich gebe dir etwas dagegen!“ Er hatte sich nun an mein Bett gesetzt, nahm behutsam meinen Arm, zog eine Spritze aus seiner Kitteltasche und stach in meine Armbeuge ein. Das Serum verteilte sich rasch in meinen Venen und die Schmerzen ließen allmählich nach, wofür ich sehr dankbar war. Er hielt die Stelle mit zwei Finger abgedrückt und musterte mich eine Weile. Die Spannung, die in der Luft lag, war elektrisierend, und ich wusste auch warum. Diesen Blick von Carlisle kannte ich nur zu gut. Er war einerseits besorgt, andererseits wusste er, was hier los war.
„Was machst du bloss, Finley?“ begann er langsam, beinahe liebevoll und ließ meinen Arm im selben Augenblick los. Ich wusste aus der Vergangenheit, dass er garantiert nicht klein bei geben würde, solange ich nicht mit der Wahrheit rausrückte.
„Finley, was ist hier nur geschehen?“
„Ich habe das Auto zu Schrott gefahren, das ist hier geschehen!“ presste ich mühselig hervor. Meine Stimme klang rauchig und gehörte nicht zu mir.
„Vielleicht ist es besser, Fahrstunden zu nehmen!“ Mein Hals brannte wie Feuer, als ob ich eine schlimme Entzündung hätte.
„Das meinte ich nicht!“
„Ich weiß!“ sagte ich geknickt und sah zum Fester. Er griff in seine Kitteltasche, was sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zog und überreichte mir zwei kleine orangefarbene Behälter. Mir wurde flau in der Magengegend.
„Oh!“ hauchte ich beschämt.

-Er wusste also auch davon-
-Jaden-

„Bitte erzähle mir, was mit dir los ist!“
„Ich kann nicht! Bitte verlange nicht, dir das alles zu erklären, wenn ich es selbst kaum verstehe!“
„Ich werde dir hier und heute nicht die Leviten lesen Finley! Das ist etwas, das ich hier einmal klar stellen möchte!“
„Nicht?“ Mein Blick huschte zu ihm.
„Nein! Ich mache mir, genauso wie die anderen, ernsthafte Sorgen um dich. Dir ist hoffentlich bewusst, dass du ein Problem hast?“ Seine Nähe war mir plötzlich unangenehm, da die Wahrheit nun ans Licht gekommen war und ich nicht darüber reden wollte, oder besser gesagt zu diesem Zeitpunkt noch nicht konnte.

-Wie viele Male war ich schon in dieser Situation gewesen?-
-Wie oft hatten wir Diskussionen geführt?-

„Ich habe kein Problem Carlisle!“ log ich munter drauf los. Im nächsten Augenblick wusste ich nicht, warum ich es überhaupt tat.
„Gut! Wie ich sehe, kommen wir hier nicht weiter! Ich möchte dir einen Vorschlag machen!“
„Wer weiß noch davon?“ Ich sah auf die Kitteltasche, in die er die Behälter geschoben hatte.
„Edward, Emmett, Esme, Miss Pope und ich!“
„Wirst du es den anderen auch noch mitteilen?“
„Später! Wie du es mit deiner Schwester handhaben wirst, liegt alleine bei dir!“
„Du überlässt mir die Entscheidung?“ Unruhig rutschte ich in meinem Bett hin und her.
„Wenn du möchtest werde ich sie darüber ins Bild setzen!“
„Bitte!“ murmelte ich und sah wieder zum Fenster, vor dem sich die Bäume im Wind wiegten.
„Welchen Vorschlag?“ nahm ich nach ein paar Minuten den Faden wieder auf.
„Du weißt, dass du durch die Tabletten zu einem nicht einschätzbaren Risiko für die ganze Familie geworden bist?“ Mich traf diese Erkenntnis wie ein Peitschenhieb und ließ mich kurz zusammenzucken.
„Nicht einschätzbares Risiko?“ echote ich und hatte Mühe das Gesagte zu erfassen.
„Richtig! Du bist eine Gefahr für dich und deine Umgebung! Die Blutwerte sprechen eine andere Sprache, was ich mit einer erworbenen Porphyrie erklären möchte, damit deine berufliche Laufbahn auf diese Weise nicht gefährdet wird!“
„Porphyrie?“ Irgendwie hörte ich zwar was Carlisle sagte, verstand aber nicht wovon er sprach.
„Deshalb habe ich entschieden, dass du in eine Klinik nach Kanada, Alberta gehen und dort deinen Entzug absolvieren wirst!“ Ich griff mir bei den Worten an die Brust und hatte das Gefühl, dass ein großes Gewicht auf mir lasten würde.
„Du schickst mich weg? Alleine?“ Die Atemnot wurde schlimmer, und ich sog gierig Luft in meine Lungen.
„Bitte beruhige dich!!“ Seine Hand wanderte zu meiner an der Brust.
„Ich soll mich nicht aufregen? Das schaffe ich nicht! Das kannst du unmöglich von mir verlangen!“
„Du musst!“ sagte er mit Nachdruck und nahm meine Hand in seine. Ich kämpfte immer noch um Sauerstoff und spürte wie mir die Schweißperlen auf die Stirn stiegen.
„Finley tief durchatmen!“
„Ich kann nicht!“ presste ich hervor, und Schwindel machte sich breit.
„Warum bekomme ich keine Luft!“
„Du hast eine Panikattacke!“ sagte er ruhig und schien abzuwägen.
„Du musst versuchen durchzuatmen, um nicht zu hyperventilieren!“ Er legte seine kühle Hand in meinen Nacken und zog mich behutsam an sich.
„Shht! Ganz ruhig! Wenn du möchtest, komme ich mit dir!“ flüsterte er in mein Haar. Allmählich entspannte ich mich an seiner Brust, und das atmen fiel mir wieder leichter.
„Das kann ich nicht von dir verlangen! Was wird Esme dazu sagen?“ murmelte ich und genoss sein zärtliches über den Rücken streichen.
„Sie hat Verständnis! Was sagst du?“
„Ich weiß nicht………!“
„Es ist in Ordnung! Wir werden das gemeinsam schaffen, Fin!“
„Ich danke dir!“
„Kein Problem!“ Er löste sich von mir, strich mir liebevoll über das Haar.
„So meine Liebe, ich habe noch ein wenig Arbeit in der Klinik und werde später noch nach dir sehen! Die anderen werden dir sicher bald einen Besuch abstatten, wenn sie von der Jagd zurück sind!“ Ich nickte nur, nahm seine Hand, die immer noch auf meinem Kopf ruhte, in meine und schmiegte meine Wange kurz in seine Handfläche, bevor er den Raum verließ.

Fely war die Erste der Familie, die eine Stippvisite abhalten wollte, doch ihr Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes erahnen, als die Schiebetür hinter ihr zuging. Die Anspannung, die von Fely ausging, war kaum zu übersehen. Wir waren zum ersten Mal alleine, seit dem ich erwacht war. Eine leise Vorahnung davon, was gleich geschehen würde, überkam mich. Carlisle war also den ganzen Tag im Krankenhaus beschäftigt und würde ab und an nach mir sehen. Wie ich erwartet hatte brach nun der Sturm los, der in ihrem Inneren seit Tagen gebrodelt hatte.
„Sag einmal, bis du des Wahnsinns? Was zur Hölle ist eigentlich los mit dir?“ Sie bemühte sich nicht zu schreien, was ihr aber nicht so recht gelingen wollte und hielt einen Sicherheitsabstand.
„Warum hast du das gemacht! Bist du vollkommen durchgeknallt? Tut dir Zuneigung nicht gut, oder wo liegt dein Problem? Ich kann es einfach nicht glauben, dass du dich mit Drogen volldröhnst und so dein Leben zerstörst!“
„Woher weißt du das überhaupt?“
„Edward!“ herrschte sie mich an und ging nun unruhig im Zimmer auf und ab.
„Fely beruhig dich!“ Ich stemmte mich in eine Sitzposition hoch und hoffte, dass sie nicht völlig ausrastete. Wenn das geschähe, hätte ich ein massives Problem. Fely war nicht gerade zimperlich, wenn es darum ging, ihrer Wut Luft zu machen.
„Sei still!“ Sie schnappte nach Luft und setzte noch lauter an.
„Hast du eigentlich nur einmal daran gedacht, wie es den anderen dabei geht, wenn du dich einfach in die ewigen Jagdgründe verabschiedest? Was glaubst du eigentlich wie es Esme ginge, oder Emmett?“ Sie hatte die Hände nun zu Fäuste geballt und war puterrot vor Wut.
„Lass mich..!“ Ich hatte eine Hand gehoben, senkte sie aber wieder, als sie mich unwirsch anfuhr,
„Verdammt, halt den Mund! Was ist mit Carlisle, der soviel für dich getan hat? Herrgott, du hast eine Familie, und du setzt das alles einfach so aufs Spiel? Bist du noch bei Trost?“
„Das wollte ich doch..!“ Händeringend versuchte ich ihr meinen Standpunkt zu erklären, doch sie war zu sehr in Rage und noch lange nicht fertig mit ihren Schimpftriaden.
„Ich schwöre dir, wenn du noch einmal den Mund aufmachst, beende ich dein Leben, aber mit Erfolg!“ Sie war ein paar Schritte auf mich zugekommen, blieb aber genauso abrupt wieder stehen und kämpfte um Selbstbeherrschung.
„Und was ist mit mir, du kleine Idiotin? Hast du eigentlich nur eine Sekunde an mich verschwendet, als du diesen irrwitzigen, ach so tollen, Selbstmordplan in die Tat umgesetzt hast? Ich bin deine Schwester, verdammt! Du kannst mich doch nicht einfach alleine lassen! Warum strafst du mich so? Ich habe doch niemanden mehr ohne dich!“ Tränen hatten sich nun ihren Weg über ihre Wangen gebahnt, und sie zitterte am ganzen Körper.

Ich war verwundert, dass noch niemand Nachschau gehalten hatte, da sie inzwischen alles aus sich herausbrüllte und keine Rücksicht auf Verluste nahm. Hilflos saß ich nun in meinem Krankenbett meiner tobenden Schwester gegenüber und war mir meiner Schuld zwar mehr als bewusst, doch verstand ich ihren Gefühlsausbruch nicht! Es war doch mein verfluchtes Leben! Mein kleines wertloses Leben! Warum spielte sie sich nur so auf.
„Jetzt halt mal die Luft an, Fely! Es reicht!“ sagte ich barsch und befreite mich von den Schläuchen, die in meinen Arm führten, indem ich sie einfach herausriss.
„Du kommst doch alleine klar, und du hast Vandard! Die Cullens werden dich nach deiner so genannten…!“ Ich deutete Anführungszeichen mit den Fingern in der Luft an.
„Probezeit in den Coven aufnehmen, wo ist dein Problem? Als wenn ich fehlen würde! Mach keine Witze!“ schloss ich sarkastisch. Was dann geschah, schockierte mich zutiefst und ließ mich ein paar Sekunden nach Luft schnappen. Sie verpasste mir mit der flachen Hand eine schallende Ohrfeige, die abscheulich brannte. Wir funkelten uns einige Sekunden schweigend an, als ich schließlich mit tränenerstickter Stimme die Stille durchbrach
„Hast du noch alle Nadeln an der Tanne? Was sollte das?“ und rieb mir die Wange.
„Was das sollte? Sag mal, haben die Drogen inzwischen dein Hirn zerfressen? Ich bin absolut sprachlos!“ Sie wedelte mit den Armen in der Luft, machte kehrt und ging Richtung Ausgang.
„Es tut mir leid, ich muss hier raus!“ würgte sie noch hervor und hatte die Schiebetür beinahe erreicht. Die wohlbekannte Übelkeit stieg in mir hoch, und ich schlang meine Arme um den Bauch.
„Ich enttäusche und verletzte doch alle nur! Warum verstehst du nicht, dass ich keine Kraft mehr habe? Ich möchte niemandem mehr Leid antun!“ Es war nicht mehr als ein flüstern, doch sie war stehen geblieben und schien mit sich zu kämpfen. Ich konzentrierte mich darauf, mich nicht zu übergeben, rollte mich auf dem Bett zusammen und ließ meinen Emotionen nun freien Lauf.

Fely dachte immer, ich sei so stark, doch das war ich nie, konnte es aber perfekt vorspielen. Doch nun war die Fassade gebröckelt, schließlich in sich zusammengebrochen, und das was nun zum Vorschein kam, erschreckte sie zutiefst. Ich musste schrecklich aussehen, zusammengekauert wie ein Häufchen Elend in meinem Krankenbett, mit blutigen Unterarmen, da die Zugänge, aus denen ich die Schläuche gerissen hatte, immer noch bluteten, zerzaust und bleich wie eine Tote. Plötzlich spürte ich ihre Arme, die sich um mich schlossen, mich an sich zogen, wie auch ihre heissen Tränen, die auf mein Gesicht tropften. Es waren keine Worte nötig, um zu wissen, dass sie mir einfach nur vermitteln wollte, dass sie mich trotz alledem liebte. Sie wiegte mich sanft und sprach leise auf mich ein. Wie viel Zeit vergangen war, bis wir uns voneinander lösten, wusste ich nicht, doch irgendetwas war von diesem Zeitpunkt an anders zwischen uns, auch wenn ich es nicht in Worte fassen konnte.

Sie hatte sich nun auf die Bettkante gesetzt und drückte die blutenden Stellen mit einem Tuch ab.
„Carlisle wird dich dafür vierteilen!“ sagte sie süffisant, als sie auf meinen Arm zeigte und grinste mir unverhohlen ins Gesicht.
„Es wäre nicht Carlisle, wenn er mir nicht einmal am Tag eine Standpauke halten würde! Die große steht übrigens noch aus!“ gab ich sarkastisch zurück.
„Finley, ich möchte mich für das, was ich vorhin gesagt habe entschuldigen!“
„Schon gut!“
„Nein, nicht schon gut! Ich habe mir solche Sorgen gemacht! weißt du eigentlich, welche Angst du mir eingejagt hast? Ich bin doch ohne dich vollkommen verloren auf dieser Welt, und du bist eben die Einzige, die ich noch als meine Familie habe! Du bist auch nur ein Mensch, zwar Halbsterblich, aber du machst Fehler, versteh doch! Bitte versprich mir, dass du so etwas nie wieder tust! Ich liebe dich doch!“
„Dir zuliebe!“ Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Augen. Sie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und verstärkte den Druck auf die offene Stelle.
„Au!“
„Emmett……….!“ begann sie.
„Ja doch! Lass das! Au!“
„Emmett……….!“ wiederholte sie ohne den Druck von der Wunde zu nehmen.
„Ok! Emmett, Esme, Carlisle und der Rest der Bande, zur Liebe!“ Endlich ließ sie locker und tupfte behutsam das Blut weg.
„Danke!“ sagte ich gespielt entrüstet.

Die Schiebetür wurde abermals geöffnet und meine Standpauke würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.
„Finley!“ begann er, als sein Blick auf meinem blutigen Arm ruhte, doch Fely wiegelte sofort ab, indem sie ihm offen ins Gesicht log.
„Meine Schuld! Wir haben uns ein wenig in die Haare bekommen und dabei die Schläuche erwischt! Entschuldige!“
„Das war nicht zu überhören meine Damen! Gib mir bitte deinen Arm!“ gehorsam streckte ich ihn Carlisle entgegen und wartet auf den unvermeidlichen Stich.
„Ich lass euch mal kurz alleine! Ich bin Edward noch einen Gefallen schuldig!“
„Edward?“
„Pizza!“ erwiderte sie knapp und war auch schon zur Tür hinaus. Ich beobachtete Carlisle eine Weile, wie er sorgsam die Zugänge neu legte und mit einem Klebeband an meinen Armbeugen fixierte.
„Bist du böse?“ fragte ich schließlich vorsichtig und hätte mir am liebsten im selben Moment auf die Zunge gebissen.
„Wie kommst du darauf?“ Das leidige Frage und Antwortspiel, dass ich nur zu gut kannte. Man könnte es inzwischen auch als Carlisle und Finleyspiel bezeichnen, da wir es perfekt beherrschten.
„Sag nicht, dass du den Wutanfall von Fely nicht mitbekommen hast!“
„Ich dachte das sind eure üblichen Umgangsformen!!“ gab er schmunzelnd zurück und warf die blutigen Tupfer in einen Plastikbehälter. Ich verdrehte die Augen und begutachtete sein Werk.
„Dieses Mal bleiben sie bitte wo sie sind!“ tadelte er mich und tippte mit dem Zeigefinger meine Nase an.
„Sonst muss ich dich fixieren meine Liebe!“
„Als wenn das helfen würde!“ erwiderte ich und strich mir die wirren Haare aus dem Gesicht.
„Ich meinte nicht die Krankenhausmethode!“
„Sondern?“
„Emmett!“ bemerkte er noch, bevor er das Krankenzimmer verließ, um von Esme, Nessie und Alice abgelöst zu werden.

„Du wirst eine zeitlang mit Opa weggehen?“ fragte Nessie langsam. Sie hatte den ganzen Nachmittag an meiner Seite verbracht und mir Gesellschaft geleistet. Sie brachte mir Schach bei, doch ich war mir nicht sicher, ob die Spielregeln wirklich richtig waren, da sie mich ständig Schach Matt setzte.
„Ja! In eine Spezialklinik, damit ich wieder gesund werde!“ antwortete ich schlicht und konzentrierte mich auf den nächsten Zug, doch so wie es schien würde sie meine Königin erneut stürzen.
„Er…Wir wollen das Beste für dich Fin!“ versuchte sie mich aufzumuntern, während sie unruhig mit den Fingern auf den Beistelltisch trommelte.
„Das Beste…!“
„Du wirst sehen, bald geht es dir wieder gut. weißt du, ich möchte dich nicht verlieren! Ich hab dich doch lieb!“
„Das weiß ich meine Kleine! Ich hab dich auch lieb!“ Sie umarmte mich kurz, setzte mich im nächsten Moment grinsend Schach Matt und sagte in einem beschwörenden Ton
„Ich werde in die Cafeteria gehen, was soll ich dir einschmuggeln?“
„Etwas Süsses wäre grossartig!“ murmelte ich, mit dem Blick auf Esme gerichtet, die schmunzelnd den Kopf schüttelte.
„Ich werde dich begleiten Nessie!“ Alice drückte mir die Hand
„Sie ist gut, nicht wahr?“ Sie zeigte kurz auf das Schachbrett und verließ mit Renesmee das Krankenzimmer.

„Schön das du Appetit hast meine Liebe, aber mir wäre wohler, wenn du etwas vernünftiges zu dir nehmen würdest!“ tadelte Esme mich in einem mütterlichen Ton, räumte die Spielfiguren beiseite und nahm neben meinem Bett auf einem Stuhl Platz.
„Wie geht es dir?“ 
„Ganz gut, soweit! Es schmerzen zwar alle Knochen in meinem Leib, aber ich denke ein zwei Tage, und es ist überstanden!“
„Finley, ich weiß, dass du stets mit Carlisle über solche Dinge gesprochen hast, und wir noch nicht so eine enge Bindung haben, aber…!“ Die Worte von ihr ließen mich erschaudern, da mir nicht bewusst war, dass sie so über unsere Beziehung dachte.
„Esme wovon sprichst du da?“
„Bitte rege dich nicht auf, ich wollte dich nicht……!“ Sie strich mir sanft über meinen Unterarm.
„Nein, sage mir, wie kommst du auf die Idee, dass ich dich weniger lieben würde, als Carlisle oder Emmett oder jeden anderen in dieser Familie?“ Der Kloß in meinem Hals wurde dicker, doch ich bemühte mich, es diesmal wie eine Erwachsene zu handhaben.
„Du bist für mich genauso wichtig!“ Ihr gütiger Gesichtsausdruck wurde weicher und veränderte sich plötzlich.
„Du hast mich soviel gelehrt!“ beteuerte ich wahrheitsgemäss und meinte nicht die praktischen Dinge des Alltags. Wie oft hatte ich sie dabei beobachtet, wie sie Streit schlichtete, Renesmee liebevoll aber konsequent in die Schranken gewiesen hatte oder Carlisle den Rücken stärkte. Sie hatte soviel Kraft und Liebe, doch war es ihr bei Fely und mir anscheinend sehr schwer gefallen eine Bindung aufzubauen.
„Es war töricht von mir, davon anzufangen!“
„Keineswegs Esme! Es sollte mir leid tun, dass ich dir das Gefühl vermittelt habe, dass du weniger wichtig für mich seist!“
„Ach Finley!“ Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und küsste mich auf die Stirn.
„Du bist die stärkste Frau, die ich kenne! Alle in dieser Familie, mich eingeschlossen, lieben dich doch!“ Behutsam strich ich ihr über ihre kühle Wange, als sich unsere Blicke trafen.
„Worüber würde ich mit dir nicht sprechen Esme?“
„Renesmee hat vor Tagen etwas angedeutet, aber ich möchte es aus deinem Mund hören Finley!“ Ich ließ meine Hand sinken und hatte das Gefühl, dass mich der Kloss gleich ersticken würde.
„Was genau hat sie gesagt?“
„Du musst nicht darüber sprechen, wenn du noch nicht so weit bist!“
„Ich denke ich habe mehr Probleme, als ich im Moment zugeben kann und,……!“
„………das mit dem Auto war auch kein Unfall? Richtig?“
„Ich kann nicht…..Es hat nichts mit dir zu tun Esme, nur……..!“
„Keine Sorge!“ Vorsichtig wischte sie mir Tränen von den Wangen, die ich erst jetzt bemerkte.
„Entschuldige!“

„Hallo, ihr Beiden!“ Mir war es unangenehm in Tränen aufgelöst in meinem Bett zu sitzen, als Emmett erschien.
„Esme, ich hätte eine Bitte, könntest du mich mit Finley kurz alleine lassen?“ Er war abwartend in der Tür stehen geblieben und musterte mich. Das würde noch heiter werden, wenn jeder mit mir eine Audienz abhalten wollte. Mir schwirrte inzwischen von der ständigen Achterbahnfahrt meiner Gefühle der Kopf, und Emmett hatte garantiert auch noch ein Hühnchen mit mir zu rupfen.
„Natürlich! Danke für das Gespräch Finley!“
„Ich danke dir!!“ verabschiedete ich sie ebenfalls und wollte einerseits nicht, dass sie mich alleine ließ.

„Gut gemacht!“ sagte er zynisch und stellte einen Becher schwungvoll auf den Beistelltisch.
„Wie meinst du das?“ Mit dem Ärmel meines Krankenhauskittels wischte ich mir über die Augen.
„Carlisle hat mir von deinem kleinen Geheimnis erzählt!“ Ich senkte den Blick, da ich gehofft hatte, dieses Gespräch noch eine Weile aufschieben zu können, doch Carlisle hatte mir diese Option versagt.
„War es das jemals?“ fragte ich geknickt.
„Meines Wissens ja!“
„Was möchtest du von mir jetzt hören Emmett?“
„Warum du mir nicht vertraust!“ Er hatte sich mir gegenüber in den Ohrensessel fallen lassen und sah mich wütend an.
„Das hat doch absolut nichts mit dir zu tun!“
„Da bin ich aber anderer Meinung meine Liebe!“
„Warum führen wir überhaupt dieses Gespräch? Soll es mir leid tun?“
„Ja das sollte es wohl!!“ sagte er mit einer Heftigkeit, die mich erschreckte. Ich fühlte, wie mir die restliche Farbe aus dem Gesicht wich.
„Es sollte dir verdammt leid tun, dass du das alles vor mir verheimlicht hast, wo ich dir vielleicht helfen hätte können!“
„Aber das ist doch mein Problem, nicht deines Emmett!“
„Ach findest du!“ Ich versuchte ruhig zu bleiben, auch wenn mich sein Ausbruch ängstigte.
„Ja das finde ich!“ Ich holte tief Luft und wollte diesen Streit so schnell wie möglich beenden.
„Bitte hör auf damit, ich habe nicht die Kraft dazu!“
„Du hast nicht die Kraft………..!“ Er lachte bitter auf und fügte grimmig hinzu
„Du hast doch keine Ahnung!“ Ich verstand nicht, warum er so wütend war. Er war aufgestanden, ging zum Fenster und starrte auf die Regentropfen, die die Scheibe entlangliefen.
„Wovon habe ich keine Ahnung?“
„Du weißt nicht was du mir antust!“
„Emmett wovon sprichst du bitte? Hilf mir es zu verstehen!“
„Ich spreche davon..!“ Er drehte sich zu mir. Sein Augen waren seltsam leer.
„.., dass ich das kein zweites Mal ertrage!“ Langsam dämmerte es mir, wovon er sprach.
„Es tut mir leid! Ich wollte dir nicht solche Ängste bereiten!“
„Finley bitte versprich mir, so etwas nie wieder zu tun!“
„Es ist so schwer Emmett!“ Verständnislos sah er mich an und kam an mein Bett.
„Was ist schwer?“
„Alles! Das Leben! Die Liebe! Alles einfach!“ schloss ich beinahe lautlos. Er setzte sich auf die Bettkante und strich mir behutsam über die Wange.
„Deshalb ist es wichtig, dass du zu dir selbst findest!“
„Aber ich kann das nicht ohne dich Emmett! Ich liebe dich doch!“
„Eben aus diesem Grund gehst du in die Klinik! Carlisle ist doch bei dir!“ Ich wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment wurde die Schiebetür geöffnet, und Carlisle, gefolgt vom Rest der Familie, trat ein.

to be continued

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Selbstfindung Empty Mitternacht

Beitrag  Gast Mi 09 Dez 2009, 10:43

In meinem Zimmer war es still!
Endlich!
Nur das diffuse Licht des Mondes warf unheimliche Schatten an die Wände. Ein wenig Entspannung tat gut, nach dem anstrengenden Besuchermarathon der Familie. Auch die Gefühlsausbrüche von Emmett und Fely hatten mir ziemlich zugesetzt. Ich wusste zwar, dass sie es alle gut meinten, aber mir erschien die ganze Prozedur eher wie eine Überwachungsaktion von Carlisle. Wie auch immer, ich war tot müde, konnte aber nicht schlafen und sah zu dem Monitor, auf dem neben ständigem Blinken unermüdlich Kurve um Kurve erschien. Mir graute bereits vor dem nächsten Morgen, wenn der ganze Wahnsinn wieder von vorne losgehen würde. Ich zog die Bettdecke bis unters Kinn, beobachtete die Schattenspiele an der gegenüberliegenden Wand, bis mir endlich die Lider zufielen und ich in einen unruhigen Traum abdriftete.

Ich kramte in Finley´s Spind nach dem Buch über Anatomie, doch in dem heillosen Durcheinander, war es schwer überhaupt etwas zu finden. Sie hatte mir gesagt, es müsste auf der oberen Ablage liegen. Fehlanzeige, da war es aber nicht. Ich streifte mit der Schulter den Kittel, der an der Tür auf einem Haken hing und beförderte ihn zu Boden.
„Mistding!“ fluchte ich und griff nach dem weißen Stoff, als zwei orange Pillendosen aus der Kitteltasche auf das Linoleum fielen. Ich nahm sie an mich und las die Aufkleber. Ritalin und Lorazepam, ausgestellt auf einen gewissen Force Peter.

-Wieso hatte Finley sie immer noch in ihrem Kittel?-

Dieser Patient wurde vor zwei Wochen entlassen und benötigte keine Medikation. Irgendetwas war hier eigenartig.

„Hast du das Buch gefunden, Jad?“ Finley stand plötzlich hinter mir und erschreckte mich, sodass ich die Dosen beinahe fallen ließ. Sie hatte diese unangenehme Eigenschaft plötzlich lautlos hinter einem aufzutauchen und einen beinahe zu Tode zu erschrecken.
„Ahm,………Nein! Dein Spind gleicht einem Schlachtfeld!“ versuchte ich meine Reaktion zu überspielen. Ihr Blick huschte zu meiner Hand und schließlich bohrte er sich in meine Augen. Sie schienen grün zu leuchten und ihr Gesichtsausdruck war wissend. Sie strahlte plötzlich diese Aura aus, die ich nicht beschreiben konnte. Beinahe wie ein Raubtier, dass lauernd auf die beste Möglichkeit wartete, seiner Beute die Krallen in das Fleisch zu schlagen.
„Ich dachte du suchst nach einem Buch, stattdessen durchwühlst du meine Sachen!“ Sie kam mit drei schnellen Schritten auf mich zu und hielt mir die ausgestreckte Hand entgegen.
„Was ist das!“ wollte ich nun von ihr selbst erfahren.
„Pillendosen!“ entgegnete Finley ungewohnt kalt.
„Force Peter wurde vor zwei Wochen ohne Medikation entlassen…….!“
„Ich habe sie vergessen, in der Apotheke zurückzugeben! Wo ist dein Problem? Du hörst dich schon an wie Emmett!“ Ihr Unterton war drohend. Finley´s Hand zitterte leicht und bestätigte nur meine Ahnung. Ich wollte einfach nicht so schnell kleinbei geben. Wir kannten uns zwar erst ein paar Wochen, doch sie war mir ans Herz gewachsen! Sie war eine Freundin, nicht nur Arbeitskollegin. So versuchte ich es im Guten, um sie nicht sofort in die Flucht zu schlagen.
„Finley, ich bin deine Freundin, nicht deine Feindin!“
„Gib das her!“ fauchte sie nun, dass mich einen Schritt rückwärts gehen ließ.
„Hör auf mich so anzufahren!“ Ihr Blick brannte regelrecht auf mir und irgendetwas in meinem Kopf schrie Flucht, nur warum wusste ich nicht! Es war doch Finley!
„Du sollst mir……….!“ Sie bebte inzwischen, da ihr Emotionen überkochen begannen.
„Rede mit mir! Du hast dich so verändert in letzter Zeit! Was ist los mit dir?“
„Nichts, Jaden!“ sagte sie bissig.
„Gib mir das Zeug!“

-Ihre Augenfarbe war anders!-
-Sie waren dunkler, als sonst.-

Schoss es mir durch den Kopf, doch ich wusste als Ärztin, das so etwas nicht möglich war.

„Nein! Ich kann dir helfen!“
„Genauso wie Jasper?“
„Was hat das mit deinem Stiefbruder zu tun?“
„Vergiss es!“ Sie wollte am Absatz kehrt machen, doch ich hielt sie an der Schulter zurück. Sie hatte sich im nächsten Moment so schnell zu mir umgedreht, dass ich mich unwillkürlich fragte, ob das normal war.
„Ich sagte, vergiss es!“ Ihre Hand war ungewöhnlich kühl, und aus der Nähe betrachtet sah sie furchtbar aus. Sie war blass, hatte Augenringe, die sie mit einem Conciler abzudecken versucht hatte und diese Farbe der Augen. Sie waren dunkelgrün, nicht smaragdfarben wie sonst, oder lag es am Licht in diesem Umkleideraum?
„Vertrau dich mir an! Ich verspreche niemandem etwas zu verraten! Das schwöre ich dir beim Leben meiner Mutter!“
„Du kannst das ja noch!“ sagte sie leise und sah zu Boden.

Etwas Kaltes streifte meinen Hals entlang, das ich mit der Hand wegzuschieben versuchte. Erneut kippte ich in die bunten Bilder, doch das kühle etwas wollte nicht verschwinden. Ich seufzte und drehte mich auf die andere Seite.
„Finley!“ flüsterte jemand, und ich bemühte mich es richtig einzuordnen.

-Träumte ich noch immer oder war das real?-
-Ich war so unendlich müde!-

Es konnte noch nicht lange her sein, dass ich eingeschlafen war. Warum weckte mich nun jemand? War es bereits Morgen?
„Finley!“ Ich seufzte abermals und wollte die Decke über meinen Kopf ziehen, doch irgendetwas hinderte mich daran.
„Mach die Augen auf!“ Langsam schob sich die Erkenntnis in mein Bewusstsein, dass die
Stimme zu Carlisle gehörte. Ich kämpfte immer noch um die Decke und murmelte schlaftrunken
„Lass mich!“. Wieder etwas Kühles, dass meine Wange und schließlich meinem Hals entlang strich.
„Geh weg!“ lallte ich und schlug mit einer Hand ins Leere.
„Fin, komm zu dir!“ Widerstrebend öffnete ich meine Augen und sah in seine, direkt über mir.

-Klar, es konnte nur Carlisle sein-
-Wer sonst?-
-Warum weckte er mich?-
-War etwas geschehen?-

„Was ist passiert?“
„Keine Sorge! Zieh dich an!“ Er entzog mir die Bettdecke und setzte mich in einem Schwung auf. Gleichzeitig machte er sich an die Zugänge, befreite mich von diesen und schaltete die Monitore ab. Der Raum begann sich kurz zu drehen, bevor ich mich wieder unter Kontrolle hatte.
„Auf mit dir!“
„Schon gut!“ murmelte ich, drückte ihn weg, quälte mich aus dem Bett und wankte zum Einbaukasten rechts von mir. Carlisle erschien neben mir, nahm die feinsäuberlich gefalteten Kleidungsstücke und verstaute sie in einer Reisetasche, wo bereits meine Waschutensilien und sonstige Dinge lagen. Als ich mich schließlich umständlich mit Hilfe von Carlisle in Jeans, einem bequemen Sweater und Turnschuhen gekleidet hatte, war ich endlich hellwach.

-Es war noch tiefe Nacht!-
-Was war hier los?-

„Warum packen wir eigentlich mitten in der Nacht?“ mein Blick wanderte zum Fenster, vor dem sich die schwarze Nacht erstreckte.
„Wir werden abreisen!“
„Das ist nicht zu übersehen!“ Ich sah auf die Tasche, die er inzwischen zur Tür gestellt hatte.
„Nur warum mitten in der Nacht?“ Anstelle einer Antwort, warf er mir meine Jacke entgegen, die ich auffing und mich damit auf die Bettkante setzte.
„Willst du mit mir einfach so abreisen? Ohne ein Wort des Abschieds?“ protestierte ich und machte keine Anstalten mich zu erheben, als er bereits zur Tür ging.
„Das ist der Plan!“

-Er stellt mich auf die Probe!-

„Der Plan, du scherzt!“
„Eigentlich nicht!“ entgegnete er knapp und sah mich nun abwartend an.
„Ich werde nicht abreisen, ohne mich verabschiedet zu haben!“ erwiderte ich mutig, warf die Jacke zu Boden und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ich konnte es nicht beeinflussen, aber meine Pulsfrequenz schnellte unkontrollierbar in die Höhe als er zu mir kam, die Jacke aufhob und mir entgegenhielt. Er verringerte den Abstand zwischen uns so weit, dass ich seine Kühle förmlich spüren konnte und sagte in einem bestimmenden Ton
„Es steht hier nicht zur Debatte, was du willst! Dir bleibt keine Wahl!“
„Ich glaube ich höre nicht richtig!“ entfuhr es mir lauter als beabsichtigt. Seine Hand schloss sich um meinen Oberarm, und er drehte mich zu sich.
„Du zwingst mich in einer Nacht und Nebel Aktion Forks zu verlassen?“ Er zog mich noch näher an sich heran, und stieß mir ein kaltes
"Die freie Wahl hast du in dem Moment verspielt, als du angefangen hast, das Zeug zu nehmen!" entgegen, bevor er mit Bestimmtheit forderte
"Jetzt zieh die Jacke an und keinen Ton mehr!" Im ersten Augenblick war ich so verblüfft, dass ich absolut nichts über meine Lippen brachte. Das einzige, was ich tun konnte, war ihn anzustarren, um das Gesagte zu verstehen. Er hatte mir die Jacke gegen die Brust gedrückt und wartete.
„Mach schon!“ Mechanisch nahm ich sie an mich und schlüpfte in die Ärmel. Carlisle zog mich am Oberarm gepackt hoch Richtung Tür und nahm die Tasche an sich.

-Was war nur in ihn gefahren?-
-War ich nun entmündigt?-
-Er tat ja beinahe so, als ob ich jemanden getötet hätte!-
-Ja mich, aber nicht einmal das gelang mir!-

Ein bitteres lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, doch er schenkte mir keinerlei Aufmerksamkeit. Der Krankenhausflur lag düster, nur beleuchtet durch schaurig, grüne Notschilder, vor uns.

-Wenn man jemanden braucht, ist dieser gottverdammte Flur leer-
-Wo waren nur alle?-
-Wie kam er eigentlich darauf, mich gegen meinen Willen mitzunehmen?-
-Na ja, wie ich ihn kenne, macht er das nur zu meinem Besten!-
-Aber warum dann diese Bestimmtheit?-
-Ich habe ihn im Krankenzimmer wohl zu sehr provoziert, er wusste sich einfach nicht mehr anders zu helfen!-
-Ja klar, er und sich nicht zu helfen wissen!-
-Gott, er ist Carlisle!-

Ich wagte es kaum, zu atmen, oder auch nur das leiseste Geräusch von mir zu geben. Er hatte meinen Oberarm immer noch in festem Griff gefangen, um mich im Falle des Falles unter Kontrolle zu haben. Wir passierten die Lifte im Foyer. Ich lief neben ihm her und hatte Mühe, Schritt zu halten. Er schien es ziemlich eilig zu haben Forks zu verlassen und plötzlich war es mir sogar recht, dass er mich einfach so aus meinem sogenannten Leben riss.

-Wie ein Pflaster, das man einfach und schnell abriss-
-Kurz und schmerzlos!-
-Genau das tat nun Carlisle mit mir-
-Mich aus meiner vertrauten Umgebung, den Personen, denen ich verbunden war, zu reissen-
-Kurz und schmerzlos-
-Nur war es das?-

„Wünsche dir noch eine ruhige Nachtschicht, Frank!“ Carlisle klopfte kurz auf den Tresen des Nachtportiers, als wir diesen passierten und riss mich aus meiner Grübelei.

-Wie konnte er einfach so mit mir aus dem Spital spazieren, ohne Abmeldung?-
-Carlisle, wie sonst, er muss den Papierkram wohl schon vorher erledigt haben!-

„Ich wünsche dir eine gute Heimfahrt Carlisle! Gute Nacht Finley!“

-Wieso wundert sich Frank nicht, wie mich Carlisle am Arm festhält?-
-Er denkt wohl, dass ich noch zu schwach bin, um selbst zu laufen!-
-Aber ich will das nicht, das geht in eine ungewisse Zukunft und so wie mich Carlisle behandelt erst recht nicht!-

Einen Moment zögerte ich, stockte in der Bewegung und spürte sofort Carlisles unbarmherzige Kraft, die mich durch die geöffnete Tür riss.

-Das war deine letzte Chance, nun kann dir keiner mehr helfen!-

Panik machte sich allmählich breit und ich bemühte mich, ruhig zu bleiben.

-Aber er meint es doch nur gut mit mir, es wird mir an nichts fehlen!-
-Warum lässt er dich dann nicht aus freien Stücken mitgehen?-
-Weil er an den Grenzen seiner Geduld angelangt ist?-
-Blödsinn, weil er eine ausgeprägte sadistische Ader hat, oder hast du deine Vergangenheit schon vergessen?-
-Alles Notsituationen! Notsituationen Finley! Vergiss das nicht!-

Wir waren am Auto angelangt, das Carlisle mittels Fernbedienung öffnete, die Tasche abstellte und die hintere rechte Tür aufriss. Mit Gewalt drückte er mich in die Ledersitze und schlug die Tür zu, kaum dass ich Platz genommen hatte.

-Warum ist er so grob zu mir?-
-Ich werde garantiert nicht mitfahren! Darin hat sich der werte Herr aber mächtig getäuscht!-

Mein Herz begann plötzlich zu rasen und ich schnappte nach Luft.

-Panik! Ich will hier raus, jetzt sofort!-
-Ich werde mich ihm nicht unterordnen, nicht ihm und auch keinem anderen auf dieser Welt!-
-Das darf sich nicht wiederholen!-
-Bitte, ich steh das kein zweites Mal durch!-

Ich zerrte am Türöffner, doch der ging ins Leere.

-Die Kindersicherung! Ich glaube es ja nicht!-
-Was erlaubt er sich?-
-Ich habe absolut keine Chance, hier herauszukommen!-
-Die nächsten Wochen werden die reinste Qual!-
-Er wird mich genauso quälen, wie einst der Coven-

Mir war inzwischen speiübel, ich kämpfte gegen die Panikattacke an und atmete einige Male tief durch! Der Kofferraumdeckel schloss sich und im nächsten Moment saß Carlisle auf dem Fahrersitz, hatte den Motor angelassen und bog auf den Freeway.

-Das konnte doch alles nicht wahr sein!-
-Warum tat er mir das alles nur an?-
-Weshalb hatte ich es auch diesmal nicht geschafft, meinem Leben endlich ein Ende zu setzen?-
-Weil du einfach zu dämlich dafür bist Fin, deshalb!-
-Wie konnte ich mich nur so in ihm getäuscht haben?-

Ich zog meine Beine an, klammerte meine Arme um die Knie und versteckte meinen Kopf darin.

-Gott, was wird wohl in nächster Zeit auf mich zukommen?-

Wir passierten das Ortsende von Forks, als die Lichter immer weniger wurden und die Dunkelheit uns vollkommen einhüllte. Inzwischen hatte ich mich etwas entspannt und versuchte meine unterschwellige Panik in Schach zu halten, was mir soweit ganz gut gelang. Ich hatte auch meine ungemütliche Position aufgegeben, saß nun mit dem Kopf an die kühle Seitenscheibe gelehnt auf der Rückbank und starrte in die unendliche Schwärze abseits der Straße. Plötzlich spürte ich erstarrend seine kühle Hand an meinem linken Knie.

-Was hatte er nur vor?-
-Finley hör auf mit dem Wahnsinn, es ist Carlisle!-
-Kann ja sein, und? Er ist ein Mann oder?-
-Wenn er jetzt auch noch langsamer wird, was mache ich dann?-
-Schreien?-
-Klar Kleine, das wird helfen!-
-Du Idiotin, du bist mitten in den Wäldern Washingtons, wer denkst du, eilt zu deiner Rettung?-
-Wer soll dich retten? Er ist schließlich ein Vampir!-
-Ein Vampirjäger, der zwischen den Bäumen mit seinem edlen Ross hervorgeprescht kommt-
-Gott, hör auf!-

Mein Herz pochte gegen meine Rippen, langsam bekam ich Kopfschmerzen und ich konnte absolut nichts gegen meine Gefühle tun. Die Panik begann mich in Wellen zu überschwemmen und ich war knapp daran loszuschreien. Mein Blick wanderte zu seiner Hand, die immer noch auf meinem Knie ruhte.

„Finley? Entschuldige, dass ich so grob war, hab ich dir weh getan?“ Er strich beruhigend über mein Knie, doch ich konnte, was mir sonst so gut gelang, meine Anspannung kaum überspielen.

-Wenn er rechts ranfährt, bekomme ich einen Herzinfarkt-
-Er würde doch nie………..-
-Nein würde er nicht!-
-Du bist verrückt-

Durch meine zusammengebissenen Zähne presste ich ein leises ja hervor und legte meine linke Hand an meinen Oberschenkel. Sicher war sicher.

-Woher sollte ich wissen, was wohl in seinem Kopf vorging?-
-Wie gut kannte ich Carlisle wirklich?-
-Er war bis jetzt nur derjenige, der mich entweder aus brenzligen Situationen rettete oder meine Wunden versorgte-
-Was wusste ich eigentlich über ihn-
-Genau das machte mir Angst!-
-Worauf hatte ich mich da nur eingelassen?-

„Das wollte ich nicht! Ich war in Eile und hatte nicht die Zeit dir den plötzlichen Aufbruch zu erklären!“ Die Lichtkegel der Scheinwerfer leuchteten uns den Weg durch die Dunkelheit. Mein Blick war immer noch auf seine Hand geheftet und wartete darauf, dass sie weiter nach oben fuhr, doch sie blieb wo sie war.
„Nachdem ich den Nachmittag damit verbracht habe, unseren Aufenthalt zu organisieren, hielten mich Esme und Emmett in Schach und wollten sich unbedingt noch von dir verabschieden. Es war gar nicht so leicht, ihnen beizubringen dass es für dich nun besser ist, Ruhe zu finden!“

-Ha und ich dachte sie überwachen mich!-
-Das bin wieder einmal typisch ich, immer misstrauisch allen gegenüber!-
-Sie alle wussten was los war und wichen deshalb keine Sekunde von meiner Seite-

Jetzt war ich den Tränen nahe und konnte doch keine vergießen, noch nicht, wie ich wusste.

"Auch wenn du damit zufällig ins Schwarze getroffen hast, hättest du dir trotzdem Zeit für eine Erklärung nehmen können!" sagte ich nun nüchtern und vermied es den Blick zu heben.
"Da muss ich dir Recht geben, aber bitte glaub mir, ich wollte das Spital endlich hinter mir haben, vielleicht ist dir auch aufgefallen wie durstig ich bin..." Meine Augen trafen seine pechschwarzen im Rückspiegel und plötzlich wurde mir bewusst, wie gefährlich die Situation im Krankenhaus überhaupt gewesen war.

-Warum um Himmels willen tat er sich das alles an?-
-Er verzichtete sogar aufs trinken, um alles zu organisieren, um mir zu helfen-
-Was lag ihm nur an mir?-

Ich schüttelte langsam den Kopf und starrte erneut auf seine Hand, die immer noch unaufhörlich mein Knie streichelte.
"Endlich sind wir weit genug weg,..." fügte er hinzu

-Weit genug weg?-
-Was meinte er damit?-
-Er wird mich nicht angreifen oder?-

Er beugte sich auf den Beifahrersitz und nahm zwei Blutkonserven aus dem Handschuhfach
"...um ungesehen trinken zu können. Die hier ist für dich, du wirst es brauchen." Ungläubig sah ich auf den Plastikbeutel den er mir entgegenhielt.

~Ein Drink im Auto? So viel Zwanglosigkeit hätte ich ihm gar nicht zugetraut~

Ein grinsen huschte über mein Gesicht, als ich sie schließlich an mich nahm, eine Ecke abriss und vorsichtig einen Schluck daraus nahm.
"Lieb, dass du an mich gedacht hast"
„Gerne!“
"Kannst du mir etwas versprechen?" fiel ich mit der Tür ins Haus.
"Nur wenn du mir sagst, was es ist" blickte er neugierig in den Rückspiegel.
"Dass du mir nie wieder Gewalt antun wirst?" versuchte ich die Aussicht auf die kommenden Wochen zu verbessern.
"Das verspreche ich dir gerne. Versprochen. Wir haben dich alle gern, auch wenn es manchmal Situationen gibt in denen du uns nicht verstehst." Er hatte gewonnen, ein Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit, und ich umarmte ihn von hinten. Seine freie Hand wanderte zu meiner, die quer über seiner Brust lag und strich behutsam darüber, während wir weiter Richtung Osten fuhren.




to be continued

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Beitrag  Gast Do 10 Dez 2009, 10:46

„Möchtest du etwas essen?“ fragte Carlisle nach einiger Zeit und riss mich aus meinen Tagträumen.
„Ahm, ja!“ Wir passierten soeben ein Ortsschild mit der Aufschrift „Chetwynd“ und bogen nach wenigen Metern auf einen großen Parkplatz, der gut gefüllt war, ein. Auf einer Leuchttafel stand in großen Buchstaben „Dragon Place“.
„Wie einfallsreich!“ murmelte ich sarkastisch, als ich aus dem Wagen stieg. Meine Beine waren taub von der langen Fahrt, und mein Magen knurrte wütend.
„Komm!“ Carlisle ging voraus und hielt mir die Tür auf. Innen war es warm, laut und stickig. Eine Kellnerin mittleren Alters hatte uns sofort entdeckt und kam auf uns zu.
„Hey! Für zwei Personen?“ Ich nickte und sah mich um.
„Wartet kurz! Ich sehe, ob ich noch ein Plätzchen für euch finde!“ Sie wuselte davon und verschwand in dem brechend vollen Lokal. In der Mitte tanzten Pärchen mehr oder weniger im Takt eines langsamen Schmusesongs, während bunte Lichter von einer Diskokugel an die Wand reflektiert wurden. An der Bar lachten bärtige Männer über einen Witz und stießen mit ihren Bierflaschen an. An den Tischen, die die Fensterfront säumten, versuchten sich die Menschen zu unterhalten, was aber bei dem Lärmpegel beinahe ein Ding der Unmöglichkeit schien.

Ein lautes Krachen hinter uns ließ mich zusammenfahren.
„Was meinst du damit, dass meine Frau nicht ganz echt ist!“ schrie ein schwarzhaariger Mann mit athletischer Statur und hatte einen untersetzten Mann mit Halbglatze vorne an seinem Holzfällerhemd gepackt. Carlisle zog mich sofort schützend hinter sich und somit aus der Schussbahn. Ich lugte an ihm vorbei, um mir das Schauspiel nicht entgehen zu lassen.
„Du weißt ganz genau wie ich das meine!“
„Schluss damit!“ Die Kellnerin, die uns zuvor begrüßt hatte, leerte einen Krug Wasser über die Streithähne und hielt einen Besen drohend in die Luft.
„In diesem Lokal wird nicht geprügelt! Raus!“ Wutschnaubend starrten sich die beiden Männer eine Sekunde lang schweigend an.
„Sofort Leute, ich meine es ernst!“ Sie hatten anscheinend Respekt vor ihr, da sie beide abwehrend die Hände hoben.
„Tut uns leid Ruth!“
„Das will ich auch hoffen! Bestellt euch noch ein Bier und dann haut ab!“ Der Dunkelhaarige ließ den anderen abrupt los, sodass dieser leicht ins schwanken geriet. Beide gingen schließlich wieder an die Bar.

„Entschuldigt! Ich hoffe sie haben euch nicht erschreckt! Haben nur wieder einmal zu viel getrunken, die Raufbolde! Wir haben heute unser dreissigjähriges Bestehen und deshalb eine kleine Party!“ erklärte sie fröhlich.
„Schon gut!“ erwiderte Carlisle und ließ mich los. Er hatte mich ein wenig zu grob gepackt, da mein Handgelenk nun unangenehm pochte.
„Kommt mit, ich habe einen Tisch für euch!“ Wir folgten ihr quer durch das Gewirr und setzten uns.
„Was darf ich euch Hübschen denn bringen?“
„Ich weiß nicht so genau!“ gab ich wahrheitsgemäss zur Antwort und rieb mir das Handgelenk.
„Schätzchen sieh dir die Karte in Ruhe an! Ich komme dann später wieder!“ Noch bevor ich etwas antworten konnte, war sie schon wieder verschwunden.
„Entschuldige!“ Sein Blick ruhte auf meiner Hand, die noch immer die Stelle rieb.
„Nicht so schlimm! Emmett kann das noch besser!“ warf ich ihm gespielt an den Kopf.
„Nette Leute hier in Kanada!“ Carlisle schmunzelte, als er meinem Blick zur Bar folgte.
„So nun bestell dir etwas, bevor dein Magen noch lauter brüllt!“ Ich grinste ihn über das ganze Gesicht an, legte eine Hand auf meinen Bauch und klappte die Speisekarte auf.
„Wie weit haben wir noch?“ fragte ich ohne aufzusehen.
„Um die tausendfünfhundert Kilometer!“
„Dann denke ich sollte ich mich wirklich satt essen!“ Ich lugte verschmitzt über den Rand der Karte.

„Hier möchte sich jemand satt essen?“ Ruth war wieder an unserem Tisch und hatte den Bleistift gezückt.
„Mhm! Ich möchte bitte den Chickenburger mit Salat und eine Coke!“
„Gute Wahl! Zum Nachtisch empfehle ich unseren hausgemachten Topfenkuchen!“
„Klingt gut! Nur her damit!“ Carlisle schüttelte lächelnd den Kopf.
„Was darf es für sie sein?“
„Nichts danke!“
„Wirklich nicht?“
„Nein, vielen Dank Ruth!“ Sie überlegte kurz, drehte sich aber schließlich um und ging Richtung Bar davon.
„Ist es den nicht langweilig, Nessie, Jacob oder mir, beim Essen zuzusehen?“
„Aber nein! Ich würde es bei Jacob jedoch nicht als essen bezeichnen!“
„Richtig!“ Ich beobachtet die Menschen um mich herum, die angeregt miteinander plauderten, lachten oder einfach nur ihr allabendliches Essen zu sich nahmen. Mein Blick blieb an zwei Männern hängen, die von der anderen Seite der Tanzfläche, ausserhalb des Lichtkegels, zu uns herübersahen. Der Größere der Beiden, hatte dunkle kurzabstehende Haare und einen durchdringenden Blick. Er schien mich zu mustern, während der andere auf ihn einredete. In dem flackernden Licht der Discokugel, war es schwer, mehr zu erkennen, aber irgendetwas an den Beiden war seltsam. Ich wollte Carlisle auf sie aufmerksam machen, doch als ich wieder zu der Stelle sah, wo sie eben noch gestanden hatten, waren sie weg.
„So, meine Liebe, hier hast du deinen Burger und die Coke! Lass es dir schmecken!“
„Danke!“ Mein Magen knurrte wütend. Ich war wirklich ausgehungert und genoss das Essen in vollen Zügen.

„Hat es dir geschmeckt?“ Carlisle hatte mich die ganze Zeit über, in der ich den Burger gegessen hatte, gemustert.
„Ja!“ Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und strich mir über den Bauch.
„Ich platze gleich!“ erwiderte ich lachend.
„Das will ich aber nicht hoffen! Emmett würde mir das übel nehmen!“
„Dürfte ich um einen Tanz bitten!“ Ein älterer Mann mit grau meliertem Haar war an uns herangetreten, hatte sich verbeugt, und hielt mir nun seine Hand einladend entgegen.
„Ich weiß nicht so recht!“
„Oh entschuldige, wie unhöflich! Mein Name ist Cliff!“ Ich sah zu Carlisle.
„Nur zu, geh schon!“
„Ok, aber Cliff, seien sie nicht böse mit mir, wenn ich ihnen die Zehen breche!“
„Schätzchen, das bekommen wir schon hin!“ Ich ließ mich von ihm hochziehen und sah noch einmal über die Schulter zu Carlisle.
„Viel Spass!“ Ich verdrehte grinsend die Augen und fand mich im nächsten Moment auf der Tanzfläche wieder.
„Kennst du Linedance?“ Ich schüttelte den Kopf. Zwei Gruppen stellten sich soeben gegenüber in einer Linie auf und begannen zu einer Countrymelodie, die selben Tanzschritte zu tanzen.
„Ganz einfach! Mache mir einfach alles nach!“ Die ersten beiden Takte stand ich wie angewurzelt da und fühlte den Blick von Carlisle auf mir ruhen. Ich wagte es nicht, in seine Richtung zu sehen, da ich wusste, dass er über das ganze Gesicht grinste. Cliff hakte sich bei mir ein und drehte sich mit mir in einem Halbkreis. Endlich hatte ich das Grundmuster der Schritte verstanden, da machte es sogar schon richtigen Spass. Wir stampften, sprangen, klatschten und wippten im Takt. Das Lied endete und ich wollte mich schon von der Tanzfläche stehlen, als mich Cliff am Arm zurückhielt.
„Einen Tanz musst du mir noch gewähren!“
„Ich bin nicht wirklich gut darin!“
„Also ich finde du bist ein Naturtalent!“
„Bis jetzt ist noch niemand zu schaden gekommen, und ich möchte, dass das so bleibt!“ Er brach in schallendes Gelächter aus
„Meine Hübsche, als ob du jemandem ein Haar krümmen könntest!“

-Wenn du wüsstest….!-

„Ok ein Tanz noch!“ gab ich klein bei. Carlisle sah immer wieder zu mir herüber, während er sich mit Ruth angeregt unterhielt. Wieder wirbelten wir in Fomationen aneinander vorbei, und ich hatte das Gefühl es schon jahrelang zu machen. Meine Wangen glühten und ich war wirklich glücklich. Als auch dieser Song endete, bedankte ich mich bei Cliff und lief zu Carlisle.
„Gut gemacht!“
„Danke! Komm, das macht ehrlich Spass!“ Ich nahm seine Hand und zog ihn von seinem Stuhl.
„Warte, meine Erziehung erlaubt nicht, dass eine Dame mich auffordert!“ Verdutzt sah ich ihn an, als er mir seinen Arm hinhielt.
„Darf ich bitten!“ Jetzt verstand ich, hakte mich bei ihm ein und ließ mich auf die Tanzfläche geleiten. Diesmal wurde ein langsameres Lied gespielt und Carlisle entpuppte sich als grandioser Tänzer. Wie konnte ich annehmen, dass er das nicht beherrschen würde. Die Tanzfläche leerte sich bis auf wenige Paare.
„Es tut mir leid!“
„Wovon sprichst du?“ Wir sprachen gerade so laut, dass nur wir es hören konnten.
„Was du dir in den nächsten Wochen mit mir mitmachen musst!“
„Ich bin hier um dir zu helfen!“
„Es wird eine harte Zeit werden, nicht wahr?“
„Finley, ich habe dir versprochen, dass ich dich nicht alleine lassen werden. Wir werden das gemeinsam durchstehen!“
„Ich möchte mich nur gleich jetzt für alles, was auch immer ich tun werde, entschuldigen!“
„Das musst du nicht!“ Meine Hände wanderte um seine Hüften und ich lehnte meinen Kopf an seine Brust. Ich fühlte mich in diesem Moment so wohl und wollte diesen Augenblick so lange wie möglich genießen.
„Und doch tue ich es, da es mir wichtig ist!“ Wir bewegten uns langsam über die Tanzfläche, und ich schmiegte mich noch enger an ihn. Als das Lied endete, sagte Cliff in meiner unmittelbaren Nähe
„Darf ich abklatschen?“ Ich löste mich von Carlisle und sah in strahlend blaue Augen.
„Cliff, lass sie doch erst einmal ihren Kuchen essen!“ Ruth stellte soeben einen Teller auf unseren Tisch.
„Danke Ruth!“
„Lass ihn dir schmecken Schätzchen!“
„Aber später tanzt du noch einmal mit dem alten Herrn?“
„Natürlich!“

Der Topfenkuchen duftete herrlich und war auch schnell verspeist, als Ruth mit einem großen Glas mit einem giftgrünem Inhalt zu uns kam.
„Das hat dir der alte Herr spendiert!“ Sie machte eine Kopfbewegung Richtung Bar, wo Cliff auf einem Hocker Platz genommen hatte.
„Danke schön!“
„Ich hoffe du bist schon alt genug dafür?“ Sie warf Carlisle einen fragenden Blick zu. Dieser nickte nur knapp.
„Was ist das?“
„Cocktail des Hauses! Dragon Place!“ Cliff winkte von der Bar her. Ich hob das Glas ein Stück weit und formte ein Danke mit meinen Lippen. Er bejahte es mit einem Kopfnicken und stieß mit seinem Nachbarn an. Ich nippte daran, und die Schärfe des Whiskey stieg mir in die Nase.
„Wow! Ganz schön…!“
„Feurig?“ beendete Ruth meinen Satz und wendete sich zum Gehen.
„So kann man es auch bezeichnen!“ Ich trank den Cocktail bis zur Hälfte, und ein warmes Gefühl machte sich breit.
„Ich denke ich muss mal für kleine Mädchen!“
„Gut! Möchtest du noch etwas?“
„Nein danke!“ Ich erhob mich und schwankte leicht. Der Alkohol zeigte Wirkung.
„Alles in Ordnung?“ Carlisle wollte sich ebenfalls erheben, doch ich hob meine Hand.
„Ich bin nur ein wenig beschwipst! Bin gleich wieder hier und fahr ja nicht ohne mich! Nach Forks ist es etwas weit zu Fuß!“
„Ich bin hier!“ sagte er amüsiert und machte es sich wieder bequem.

Ich bahnte mir den Weg durch die Menschenmenge und hatte schließlich die Toiletten erreicht. Ich wusch mir die Hände, zupfte meine Haare zurecht, verließ den Waschraum und da standen sie wieder. Die beiden Männer lehnten gelassen an der Wand und starrten mich an.
„Hey Kleine!“

-Was hätte ich jetzt darum gegeben, Edwards Fähigkeit zu besitzen-

„Na du bist anscheinend von ausserhalb? Hab dich hier noch nie gesehen!“
„Sind nur auf der Durchreise!“ Ich wollte an ihm vorbeigehen, doch er stellte sich mir in den Weg.
„Mein Name ist Louis, das hier ist John und deiner?“
„Finley!“ antwortete ich knapp.
„Hm! Du bist süß!“
„Lass mich vorbei!“ sagte ich mit Nachdruck.
„Wer wird den gleich? Ich tu dir schon nichts!“ Der andere lauerte regelrecht hinter ihm.
„Wer sagt denn, dass du mir etwas tust!“ funkelte ich ihn an und verzog den Mund zu einem höhnischen lächeln.
„Eine ganz Mutige!“
„Soll ich dir zeigen was ich meine?“ Sie wechselten einen verstohlenen Blick.
„Und dein Begleiter?“
„Vergiss ihn! Komm schon! Wo ist es ein wenig ruhiger?“ Wieder wurden Blicke getauscht. Ein Grinsen erhellte sein Gesicht, als er mir den Weg zur Hintertür wies. Draussen blies ein kalter Wind, als wir uns zu einer Scheune aufmachten. Ich ging voraus, und hinter mir wurde heftig getuschelt. Louis war als erstes an der Tür, die er behände aufschob.
„Bitte schön Milady!“ Er machte eine einladende Bewegung und trat beiseite. Ich huschte hinein. Es roch nach nassem Heu und Erde. Die Beiden diskutierten immer noch vor der Scheune.
„Verschwinde, sie gehört mir! Such dir eine andere!“
„Das hättest du wohl gerne!“
„Mach einen Abgang, sonst vergesse ich mich!“
„Schon gut!“ Langsam verlor ich die Geduld. Ich hatte schließlich Durst für Zwei. Was sollte das?
„Kommt schon ihr Angsthasen, hier beisst doch keiner!“ Louis kam schließlich allein in den Schuppen und zog das Tor hinter sich zu. Langsam kam er auf mich zu und strich mir über die Wange. Ich zuckte kurz zurück.
„Nicht doch!“ murmelte er, als er mich an sich heranzog.
„Keine Angst Kleine! Dir passiert schon nichts, versprochen!“

-Ja mir nicht, aber dir gleich-

Sein Arm wanderte um meine Taille und er verstärkte den Griff, als er meine Haare nach hinten strich. Endgültig verriet ihn sein kühler Atem, als er meinen Hals entlang fuhr. Meine Haut prickelte angenehm und ich krallte mich an seinen Oberarmen fest.
„Du hast ganz schön Kraft!“
„Nicht nur die!“ hauchte ich, als er seinen Kopf an mein Schlüsselbein senkte.
„Schluss mit den Spielchen!“ fauchte ich, drückte ihn ein Stück von mir und versenkte mit einem tiefen Grollen meine Zähne in seiner kalten Haut. Er stöhnte kurz auf und versuchte, sich von mir, zu befreien. Meine Gier wurde entfacht und ich ließ meinen Instinkten freien Lauf. Es war ein befriedigendes Gefühl, als das Blut zu fließen begann. Er dürfte erst vor kurzem etwas getrunken haben, da das Blut noch lauwarm war und köstlich schmeckte. Einen Moment ließ er mich gewähren, doch plötzlich packte er meine Haare und riss meinen Kopf nach hinten.
„Genug!“ keuchte er.
„Ach komm schon!“ sang ich, doch er warf mich auf einen Heuballen und kniete sich über mich.
„Zier dich nicht so!“ protestierte ich gespielt. Er strich mir den Oberkörper hinab Richtung Hosenbund.
„Na komm schon, tu es doch endlich!“ Er sog meinen Geruch begierig ein.
„Worauf wartest du noch?“
„Du riechst köstlich!“ Im nächsten Moment spürte ich auch schon einen scharfen Schmerz in meiner Schulter. Es brannte abscheulich, als er zu saugen begann und doch spürte ich so etwas wie Genugtuung. Er setzte ab, sah mir direkt in die Augen und presste schließlich seine Lippen auf meine. Er löste sich von mir und schnurrte
„Das gefällt dir, nicht wahr?“. Ich nickte langsam, als er meinen Arm zu seinem Mund führte und genüsslich hineinbiss. Erneut durchzuckte mich der Schmerz, löste aber gleichzeitig ein behagliches Gefühl aus. Ich wusste nur aus Fely´s Erzählungen, dass man dabei auch Lust empfinden konnte. Zum ersten Mal war mir klar wovon sie gesprochen hatte. Das Ziehen unter der Haut war unangenehm und verstärkte sich, wenn er tiefer biss, doch es versetzte mich in eine Art Rausch. Er trank immer nur kurz und versenkte seine Zähne mal für mal in meiner Haut. Als er meinen Pullover nach oben schob und in meine Seite biss, stöhnte ich kurz auf und hielt die Luft an. Langsam stellte sich ein Schwindelgefühl ein, und ich spürte wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. Ich musste das hier so schnell wie möglich beenden, bevor er mir zu viel Blut abnahm. Plötzlich war mir klar was Louis eigentlich vor hatte, und ich befreite mich mit einem festen Stoss gegen seine Brust von ihm.
„Es reicht!“ herrschte ich ihn an, doch in seinen Augen blitzte die Gier.
„Spielverderberin!“ sagte Louis in einem Plauderton und schlich sich erneut an mich heran.
„Es reicht!“ wiederholte ich harsch, sprang auf und ging langsam rückwärts Richtung Tür.
„Vielleicht möchtest du ja selbst nochmal?“ Mein Blick huschte zu der Bisswunde an seinem Arm, die ich ihn zugefügt hatte und nickte. Er hielt mir seinen Arm entgegen. Ich zog ihn an mich heran, leckte mit der Zunge das Blut rund um die Wunde weg, bevor ich erneut meine Zähne versenkte.

Als ich wieder an der Hintertür des Lokals angelangt war, hatte ich ein Hochgefühl. Ich konnte das Grinsen einfach nicht abstellen und fühlte mich, als würde ich schweben. So hatte ich mich noch nie nach dem Bluttrinken gefühlt. Es war besser als jeder Rausch, den Alkohol oder Medikamente auslösen könnten. Ich öffnete die Tür und wischte mir über den Mund, um die offensichtlichen Beweise zu vernichten. Innen pulsierte das Leben, und ich hatte Mühe meine Gier unter Kontrolle zu halten. Die Gerüche strömten intensiv auf mich ein und manche Menschen in diesem Raum rochen unwiderstehlich. Ich bahnte mir erneut den Weg durch die Menge und setzte mich neben Carlisle, der mich aufmerksam musterte.
„Wo warst du?“ fragte er langsam, aber wissend.
„Ich brauchte Frischluft!“ gab ich fröhlich zur Antwort und griff über den Tisch nach meinem Cocktail. Als ich den Arm ausstreckte, schloss sich seine Hand um mein Handgelenk. Er drehte die Innenseite nach oben und sah auf die frische Bisswunde. Carlisle kam ein Stück näher und schnupperte an mir.
„Was hast du getan?“ Mit der anderen Hand strich er das Shirt zur Seite, um die zweite Bisswunde an meiner Schulter zum Vorschein zu bringen.
„Darf ich jetzt meinen Cocktail austrinken?“
„War ein Mensch involviert?“ entgegnete er kalt.
„Nicht doch!“ tadelte ich ihn.
„Also wirklich, du müsstest mich besser kennen!“ Er ließ meine Hand los, als Ruth an unserem Tisch vorbeilief. Ich rückte ein Stück näher an ihn heran und hakte mich bei ihm ein.
„War doch nur eine kleiner Snack zwischendurch, und ich schwöre dir, ich habe niemanden getötet!“ Ich fuhr mit einem Finger seinen Oberkörper entlang.
„Sei nicht böse mit mir!“ Ich setze den unschuldigsten Blick auf, den ich zu Stande brachte. Plötzlich kam mir etwas anderes in den Sinn.
„Du bist eifersüchtig!“
„Finley, ich denke wir sollten fahren!“
„Spielverderber!“ Er stoppte meine Bewegung und sah mich angespannt an.
„Wir zahlen jetzt!“
„Vielleicht sollte ich dir einmal zeigen, was ich meine!“ Ich schmiegte mich noch enger an ihn heran. Er umarmte mich mit einem Arm und wartete, was ich nun tun würde. Ich angelte mir seinen anderen, ließ meine Haare wie einen Vorhang nach vorne fallen und wollte zubeißen, als ich ein kurzes Stechen an meiner Seite fühlte. Ich holte scharf Luft und wollte ihn wegdrücken, um nachzusehen, was das soeben war. Carlisle verstärkte nur seinen Griff und drückte mich an seine Brust. Mir wurde plötzlich ganz mulmig zumute und der Raum begann zu schwanken.
„Was hast du….!“ nuschelte ich, da meine Zunge so schwer wie Blei wurde.
„Du wirst jetzt ein wenig schlafen!“ flüsterte er in meine Haare. Immer noch versuchte ich mich aus seiner Umarmung zu befreien, doch meine Arme waren wie aus Gummi. Ich sog Luft ein und kämpfte gegen die Besinnungslosigkeit.
„Alles in Ordnung mit ihr?“ Ich erkannte Cliffs Stimme und wollte ihn um Hilfe bitten, doch ich brachte nichts mehr über meine Lippen.
„Der Cocktail war ihr wohl etwas zu stark!“ beschwichtigte ihn Carlisle mit seiner Samtstimme.
„Oh! Ist Alkohol nicht so gewohnt, die Kleine, was?“ brummte er amüsiert und strich mir über das Haar.
„Scheint so! Wir werden nun aufbrechen!“ Aus dem Augenwinkel sah ich, dass er einen zehn Dollarschein auf den Tisch legte, sich mit mir hochstemmte und mich halb tragend zum Ausgang bugsierte.
„Hey! Sie bekommen noch Wechselgeld!“ rief uns Ruth nach.
„Schon gut! Das ist Trinkgeld!“ erwiderte Carlisle knapp und schob mich durch die Tür.

Als wir von der Dunkelheit eingehüllt wurden, hob er mich hoch und trug mich das letzte Stück zum Auto.
„Du bist gefährlicher als ich dachte!“ murmelte er, als er schließlich den Motor anließ und auf die Strasse einbog. Ich schaffte es nicht länger gegen die schweren Lider anzukämpfen und glitt in ein Meer aus bunten abstrakten Bildern.


to be continued

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Selbstfindung Empty Scheidewege

Beitrag  Gast So 13 Dez 2009, 13:11

Ein alter Song aus den sechziger Jahren schob sich in mein Bewusstsein und ich hatte große Mühe meine Augen zu öffnen.
„Leute, ihr werdet es nicht glauben, aber wir bekommen schon bald Sommerwetter….!“ Der Radiomoderator hatte sich zu Wort gemeldet und plauderte über belangloses. Ich fand mich auf dem Beifahrersitz neben Carlisle wieder, der seine Aufmerksamkeit der kurvigen Straße gewidmet hatte. Draussen dämmerte es bereits, und der Himmel färbte in ein zartes Lavendel. Immer wieder fielen mir die Lider zu, und ich fühlte mich grauenhaft. Ich hatte den Kopf an die kühle Fensterscheibe gelehnt, meine Schläfen pochten im Takt meines Herzschlages, und mir war kalt. Langsam kamen die Erinnerungen an die letzten Stunden wieder, und ich schämte mich zutiefst deswegen.

-Welcher Teufel hatte mich da nur geritten?-
-Wie war ich überhaupt auf die glorreiche Idee gekommen, dass dieser Louis von mir trinken durfte, und ich hatte noch dazu Lust empfunden-
-Und was hatte Carlisle mir nur gespritzt?-
-Dieser Trip war grauenhaft-

Eine Hand wanderte zu meiner Stirn, und ich setzte mich aufrecht in den Sitz. Mir tat alles weh und ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Die grüne LED-Anzeige an der Armatur zeigte zehn nach sechs Uhr morgens. Ich musste mindestens fünf Stunden geschlafen haben. Mein Mund war staubtrocken, und die Zunge klebte förmlich an meinem Gaumen. Ich leckte mir über die Lippen und versuchte meinen Kopf aufrecht zu halten. Alles verschwamm immer wieder vor meinen Augen, und der Radiomoderator ging mir, mit seinen ach so überwitzigen Kommentaren, allmählich auf die Nerven.
„Was hast du mit mir gemacht?“ versuchte ich so verständlich wie möglich über meine Lippen zu bringen.
„Guten Morgen Finley!“ sagte er, als ob nichts gewesen wäre.
„Guten Morgen? Das ist alles?“
„Du stellst die falschen Fragen!“ entgegnete er kühl, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
„Die falschen Fragen? Warte mal! Du hast mir eine Spitze verpasst, mich für weiß ich wie lange ausgeschaltet, und nun stelle ich hier die falschen Fragen?“ Sofort war ich hellwach und versuchte mich zu orientieren. Wir passierten gerade ein Schild mit der Aufschrift

Fort Nelson - Northern Rockies Regional District.

„Northern Regional District? Ich dachte wir fahren nach Alberta? Warum fahren wir nach Norden?“ Plötzlich war ich alarmiert. Nein das war nicht richtig, eher wütend, da er mich wegen unseres Ziels offensichtlich angelogen hatte.
„Das ist die falsche Richtung!“ beharrte ich vehement.
„Die Richtung stimmt schon so!!“ gab er knapp zur Antwort, was mich erst recht rasend machte.
„Du hast mich angelogen!“ schrie ich nun.
„Wir haben beschlossen, dass es das Beste ist, dich mit mir alleine den Entzug durchmachen zu lassen, da du eine Gefahr für dich darstellst und somit auch für andere! Der Ort ist meiner Meinung nach nicht relevant!“ sagte er in seinem ruhigen, sachlichen Ton, den ich nur zu gut kannte. Er versuchte einfach damit die Kontrolle zu behalten.
„Wir haben das beschlossen?“ ungläubig musterte ich ihn von der Seite. Sein Gesichtsausdruck war unergründlich.
„Die Familie hat es beschlossen!“
„Toll und ich werde nicht gefragt?“
„Richtig!“ Ich überlegte kurz.
„Wie kannst du nur so………!“ mir fehlten schlicht weg die Worte.
„Weshalb?……..Carlisle! Gehöre ich etwa nicht zur Familie?“
„Das steht hier nicht zur Debatte!“
„Ich möchte es aber diskutieren!“
„Wir sind der Meinung, dass du zur Zeit nicht fähig bist, richtige Entscheidungen zu treffen!“ fuhr er ungerührt fort, ohne auf das Gesagte einzugehen.
„Wir? Was bildest du dir eigentlich ein?“ herrschte ich ihn an, und es war mir egal, ob ich nun eine Grenze überschreiten würde oder nicht.
„Du bist verwirrt und die Wirkung deiner Medikamente lässt allmählich nach!“
„Hör mit dem Arztgehabe auf, verdammt! Ich bin nicht verwirrt, ich bin stinksauer!“ Mein Atem ging nun schneller und das Schwindelgefühl nahm zu. Ich löste den Sicherheitsgurt, da ich plötzlich das Gefühl hatte an ihm zu ersticken.
„Schnall dich wieder an!“ Es klang wie ein Befehl, doch ich tat nichts dergleichen.
„Leute, Leute ruft nicht mehr an, das Gewinnspiel…!“
„Gott, halt die Klappe!“ Ich schlug auf den on/off Schalter am Radio, und die nervige Stimme des Moderators erstarb augenblicklich.
„Finley beherrsch dich!“ Er sah kurz zu mir.
„Oh entschuldige, wenn ich wütend bin!“ zischte ich eiskalt und starrte in die Ferne, um mich wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich knetete nervös meine feuchten Hände und wischte sie an meiner Hose ab. Der Himmel hatte nun einen blassblauen Farbton angenommen und die schwarzen Silhouetten der Bäume gewannen langsam Konturen.
„Ich weiß, dass dein Leben nicht gerade leicht war Finley! Als du im Krankenhaus zu dir gekommen bist, verrieten dich deine Augen! Es reicht dir schon lange, nicht wahr?“ Mein Blick wanderte langsam zu ihm.
„Ja! Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll!“
„Ich denke du drehst dich zur Zeit um dich selbst, nur wenn du ausbrichst wirst du gefährlich!“
„Ich bin nicht gefährlich, Carlisle!“ presste ich hervor und wusste nicht so Recht mit dieser Situation umzugehen.
„Das sah vor ein paar Stunden etwas anderes aus, findest du nicht? Vergiss nicht, was du bist!“ Ich konnte nicht glauben, was ich gerade zu Ohren bekommen hatte. Das war ja wohl nicht sein ernst.

-Wie konnte er nur!-

„Was ich bin?“ Meine Finger der rechten Hand krallten sich an der Konsole fest.
„Ich weiß genau was ich bin, das musst du mir nicht erklären!“ Der Zorn überschwemmte mich in Wellen, und ich hatte Mühe ihm nicht sofort an die Gurgel zu gehen. Am liebsten hätte ich ihn in der Luft in kleine Stücke zerrissen.
„So habe ich es nicht gemeint!“
„Wie dann?“ fauchte ich.
„Ich wollte dich lediglich daran erinnern, dass du etwas anders bist! Vergiss deine Ernährung nicht!“
„Hier geht es um die Sache mit dem Vampir, stimmts?“ Unser Blicke trafen sich erneut, doch er erwiderte nichts.
„Jetzt mach mal halb lang Carlisle! Du tust ja so, als ob ich einen Menschen getötet hätte! Es war nur ein Ausrutscher und noch dazu ein Vampir, was….!“
„War es nicht!“
„Woher willst du das so genau wissen!“ Meine Geduld war langsam am Ende und ich wusste, dass ich mich bald nicht mehr unter Kontrolle hatte. Ein unangenehmes ziehen in meinem Unterleib, dass ich nur zu gut kannte, wenn ich neue Pillen brauchte, machte sich breit.
„Vandard!“
„Willst du jetzt die Dinge aus dem Coven ausgraben? Was ist an meiner gottverdammten Vergangenheit so interessant, dass jeder ständig darauf herumreitet!“ Meine Stimme bebte, und ich hoffte nicht, die Beherrschung zu verlieren, was Carlisle nur bestätigt hätte.
„Du wirst dich dem stellen müssen!“
„Ich muss gar nichts! Als ob du noch nie etwas getan hättest, das du bereust!“
„Hier geht es auch nicht um mich!“
„Worum dann? Sag es mir!“
„Sag du es mir!“
„Hör auf mit den Psychospielchen! Ich habe es satt! Wirklich satt! Es war ein Fehler einzuwilligen! Lass mich sofort raus!“
„Nein!“ sagte er scharf, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
„Bleib stehen!“ Ich betätigte den Türöffner, rüttelte daran, doch die Tür war verschlossen.
„Mach sofort auf!“ Panik kroch in mir hoch und schnürte mir die Kehle zu. Ich saß in der Falle.
„Beruhige dich!“ Ein blauer Holztransporter, vollbeladen mit Baumstämmen, kam uns soeben entgegen.
„Den Teufel werde ich tun!“
„Hör auf damit! Zwing mich nicht…..!“
„Du drohst mir?“ Die Straße beschrieb eine scharfe Kurve nach der anderen, und Carlisle hatte durch meinen Wutausbruch Mühe den Wagen in der Spur zu halten.
„Dann beruhige dich!“
„Lass mich raus!“ Ich schlug nach ihm, doch er fing meine Hand ab und drückte mich in den Sitz zurück.
„Wir werden noch von der Straße abkommen! Hör auf!“ Seine Stimme war inzwischen schneidend.
„Halt sofort an!“

Im nächsten Moment geschahen drei Dinge gleichzeitig. Während ich ihm ins Lenkrad griff, den Mercedes so aus der Spur brachte und wir in den Gegenverkehrsbereich schlingerten, war der Holztransporter beinahe auf unserer Höhe. Der Fahrer betätigte das Überlandhorn gefolgt von der Lichthupe. Ich krallte mich am Sitz fest und hielt die Luft an, während Carlisle alle Hände voll zu tun hatte, den Mercedes in die Spur zurück zu manövrieren. Im letzen Moment verriss er den Wagen in eine geschotterte Parkbucht auf der gegenüberliegenden Straßenseite und brachte ihn schlitternd, eingehüllt in einer Staubwolke zum Stehen. Noch bevor ich reagieren konnte, hatte er meine Handgelenke mit einer Hand gepackt und an meinen Körper gepresst. Die andere hatte sich in meine Haare am Hinterkopf gekrallt und fixierte mich so auf meinem Sitz.
„Genug!“ Er verstärkte noch seinen Griff an meinem Kopf.
„Genug! Verstanden?“ Der Staub, der aufgewirbelt worden war, legte sich allmählich wieder. Ich war dermaßen geschockt, dass ich mich, auch wenn er mich nicht festgehalten hätte, nicht bewegen konnte. Er war ausser sich vor Wut und in seinen Augen las ich unendliche Trauer, die ich nicht einzuordnen wusste.
„Finley Luft holen!“ Mir war nicht aufgefallen, dass ich noch immer nicht ausgeatmet hatte und holte nun scharf Luft.
„Weißt du nun was ich meine?“ Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Schoss aus und dunkle Flecken erschienen auf meiner Hose. Ich war immer noch nicht fähig, etwas zu erwidern und fürchtet mich zum ersten Mal, seit dem ich zu den Cullens gestossen war, wirklich vor ihm. Irgendwie hatte ich die Situation in der Blutbank immer nur als Notwehr abgetan, aber nun hatte er mir eindrucksvoll bewiesen, dass auch er nicht harmlos war. Seine Hand löste sich vorsichtig aus meinen Haaren, doch er hielt mich immer noch mit der anderen in den Sitz gepresst.
„Du würdest im Moment vor gar nichts zurückschrecken!“
„Es tut mir leid!“ flüsterte ich.

Es war demütigend, von ihm festgehalten zu werden, zu wissen, ihm nichts entgegensetzen zu können. Seine Miene war angespannt, und er schien angestrengt zu überlegen. Mein Blick huschte zu meiner Hose und nun verstand auch er, wovon ich sprach.
„Kein Problem!“ Er lockerte seinen Griff und musterte mich.
„Entschuldige!“
„Nicht so schlimm!“ Ich krümmte mich, als ein scharfes Stechen durch meine Eingeweide zuckte. Hörbar ließ ich die Luft aus meinen Lungen und verkrampfte mich. Er ließ mich nun endgültig los, öffnete das Handschuhfach und angelte eine dunkle Tasche heraus.
„Was ist das?“ Ich hatte die Arme um meinen Bauch geschlungen und versuchte, den Schmerzen Herr zu werden. Wortlos zog er eine Spritze aus einer Schlaufe, hielt sie mit der Spitze nach oben, klopfte gegen das Plastik und drückte ein paar Tropfen aus ihr.
„Bitte nicht!“
„Das sind deine Medikamente! Gib mir deinen Arm!“
„Es ist doch alles egal!“ wimmerte ich verzweifelt, da sich nun auch noch Schüttelfrost eingestellt hatte.
„Komm schon!“ Er hielt mir seine freie Hand mit der Handfläche nach oben entgegen und wartete.
„Gib ihn mir!“ Widerwillig legte ich meine Hand in seine. Er drehte den Arm, schob den Pullover ein Stück nach oben und band ihn mit einem Gummischlauch ab.
„Ich weiß, dass du das überstehen wirst!“ Er stach in die Vene ein, was mich zusammenzucken ließ und drückte das Serum langsam aus der Spritze. Unter meiner Haut begann es unangenehm zu stechen.
„Warum brennt das so?“ Ich sah ihn anklagend an. Er drückte mit zwei Fingern die Stelle ab und sah mich nun direkt an.
„Es ist ein kleiner Anteil Vampirgift darin!“ Verständnislos musterte ich ihn und musste erst wieder meine Stimme finden.
„Du spritzt mir Gift?“ Ich wollte ihm meine Hand entziehen, doch er ließ sie nicht los.
„Du bist gefährlich!“
„Das hab ich doch verstanden, aber was hat das mit dem Gift zu tun?“ Ich versuchte diesmal ruhig und gelassen zu bleiben, obwohl ich allen Grund gehabt hätte, erneut in die Luft zu gehen.
„Lass es mich bitte erklären!“
„Nur zu, ich habe heute keine Termine mehr!“ entgegnete ich sarkastisch und hatte es aufgegeben an meiner Hand zu zerren.
„Bei dir richtet das Gift keinerlei Schaden an, was es bei Menschen tun würde, da du bereits Halbsterblich bist. Aber deine Fähigkeit wäre ein großes Problem in der Heilungsphase, wenn du dich nicht unter Kontrolle hast!“ Langsam dämmerte es mir, wovon er sprach.
„Mir ist aufgefallen, dass du sie in Extremsituationen einsetzen kannst, aber nicht, wenn Gift im Spiel ist. Aus irgendeinen Grund wird sie dadurch unterdrückt!“
„Du hältst mich damit unter Kontrolle!“ Das Serum entfaltete nun seine volle Wirkung, und ein rauschähnlicher Zustand stelle sich ein. Mit ihm verschwanden vorerst meine Schmerzen und der Schüttelfrost, die mich geplagt hatten.
„Wenn du diesen Ausdruck verwenden möchtest!“ Ich lehnte meinen Kopf an den Sitz und sah zum Autohimmel. Er schob meinen Ärmel wieder hinunter und verstaute das Täschchen in der Konsole.

„Der Entzug wird nicht angenehm werden!“ erklärte er nun ohne Umschweife. Die Symptomatik, die du soeben gezeigt hast, ist nur ein Bruchteil von dem, was dir bevorstehen wird!“
„Das ist doch ein Hilfsausdruck nehme ich mal an!“ fiel ich ihm ins Wort.
„Finley, ich möchte dich nicht belügen! Wenn du keine Medikamente mehr zu dir nimmst, können unterschiedliche Symptome auftreten und die ersten Tage sind sehr anstrengend!“
„Anstrengend?“ Ich drehte mich zu ihm und stützte mich mit der Hand an der Konsole ab.
„Erklär mir einfach, was ich zu erwarten habe!“
„Schmerzen, Halluzinationen, Fieber, Gefühlsausbrüche, Apathie, Appetitlosigkeit, um nur einige zu nennen!“
„Wie schlimm wird es werden?“ Mir war jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen, als er die Zustände emotionslos heruntergebetet hatte. Er schwieg und starrte durch die Windschutzscheibe.
„Carlisle! Wie schlimm wird es?“
„Hast du in der Klinik jemals einen Patienten betreut, der auf Entzug gesetzt wurde?“ Ich schüttelte langsam den Kopf, und plötzlich machte sich Panik breit, da ich mir des Ausmaßes dieser Prozedur nicht bewusst gewesen war.
„Wir werden es gemeinsam durchstehen!“ sagte er, als er meinen Gesichtsausdruck sah.
„Du solltest dir frische Sachen anziehen!“ Er griff auf den Rücksitz und gab mir einen Rucksack. Er stieg aus und ging ein Stück vom Auto weg, um mir ein klein wenig Privatsphäre zu gönnen.

„Du bringst mich in gar keine Klinik oder?“ begann ich, als ich nun frisch gekleidet an einer Wasserflasche nippte, die er mir gereicht hatte und nun den Wagen startete.
„Nein! Wir werden in die Berge fahren und dort wartet eine kleine Überraschung auf dich!“
„Eine Überraschung?“ echote ich und wollte gar nicht wissen, was da wohl sein würde.




to be continued

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Selbstfindung Empty Date mit einem Cullen

Beitrag  Gast So 13 Dez 2009, 23:19

Wir fuhren seit Stunden durch Wälder und nichts als Wälder. Inzwischen war es dankenswerterweise dunkel geworden, eine willkommene Abwechslung zum ewigen Grün, das ich, steif von der langen Fahrt, nicht mehr ertragen konnte. Carlisle hatte seit dem Vorfall keine Pause mehr eingelegt, und ich hoffte inständig, dass wir endlich unser Ziel erreichen würden.
„Wie weit ist es noch?“ fragte ich ungeduldig, da ich mich nicht mehr spürte und ich nicht mehr sitzen konnte oder wollte.
„Nur noch zehn Minuten! Versprochen!“
„Gut, sonst musst du mir meine Knochen wieder einrenken, wenn wir angekommen sind!“ Erklärte ich grinsend und streckte mich durch.
„Das wäre das geringste Problem!“ gab er schmunzelnd zurück. Es regnete seit Kilometern ohne Unterlass, und ich hatte die Befürchtung, dass das Wetter hier auch nicht viel besser war, als in Forks.
Was für Aussichten!

Nicht einmal zehn Minuten später kamen wir an einer Holzhütte an, die von der Größe her, dem Cullenhaus, soweit ich es im Dunkeln erahnen konnte, in nichts nachstand. Carlisle öffnete mit der Fernbedienung ein Garagentor, parkte den Mercedes und stieg aus. Ich kniff die Augen zusammen, als er die Neonröhren anschaltete, von denen die Garage in ein grelles, nüchternes Licht getaucht wurde.
„So meine Liebe, das ist unser Zuhause für die nächsten Wochen!“ bemerkte er, als er den Kofferraum öffnete und mir meine Tasche entgegenhielt. Ich nahm sie an mich, als er an mir vorbeiging und eine Verbindungstür rechts von mir öffnete. Ihm folgend war ich sofort fasziniert von unserem Zuhause auf Zeit. Alles war in einem hellen Holz gehalten. Gegenüber der Verbindungstür befand sich eine Treppe, die in das obere Stockwerk führte.
„Wo ist das Badezimmer?“
„Oben rechts! Links ist dein Zimmer! Du kannst dich gerne schon mal einrichten!“
„Danke!“ Ich flitzte die Stufen hoch und blieb unschlüssig im kurzen Flur stehen, bevor ich von Neugierde getrieben in mein Zimmer ging. Ich warf die Tasche auf das großzügige Bett, das mit blauen Pölstern bestückt war. Gegenüber der Eingangstür erstreckte sich eine durchgehende Glasfront. Ich wollte bereits zur Glastür gehen, als mein Blick an einer Schiebetür rechts von mir hängen blieb und in mir eine Vorahnung aufsteigen ließ. Diese bezog sich natürlich sofort auf Alice und als ich sie beiseite schob, wurde meine Intuition bestätigt. Ein begehbarer Schrank mit unendlich vielen Laden und Türen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt aber keine Lust, nachzusehen, ob dieser Schrank auch vernünftige, oder genauer, tragbare Kleidung beinhaltete. Deshalb ließ ich die Tür mit einem Schwung in das Schloß fallen und ging nun Richtung Glasfront. Die glasüberdachte Terrasse zog sich bis zu einer hüfthohen Brüstung und war mit Steinplatten ausgelegt. Direkt neben dem Eingang standen einladende Rattanmöbel mit weißen Sitzbezügen und einem kleinen Tisch.

Ich machte mich nun daran meine Tasche auszupacken und stieß, nachdem ich nach meinen Waschutensilien gegraben hatte, auf eine schwarze Kleiderhülle, die feinsäuberlich am Boden der Tasche verstaut war. Ich zog sie heraus, öffnete den Reißverschluss und hätte Alice auf der Stelle erwürgen können.

-Wie war sie eigentlich auf die Idee gekommen, mir ein Kleid einzupacken?-
-Für welchen Anlass?-
-Findet hier regelmässig ein Ball statt?-

Unwillkürlich musste ich grinsen.
Alice eben!
Ich nahm es nun vollends aus der Hülle, hielt mir die kühle Seide an den Körper, ging zum großen Spiegel an der Seite des begehbaren Schrankes und strich den Stoff entlang. Es war elfenbeinfarben mit einem goldenen, aus feiner Spitze gearbeiteten Streifen in der Mitte des Rockes, der in fließender, kostbarer Seide bis zum Boden fiel. Das Oberteil, war eine leichte Corsage mit breiten Trägern, die ebenfalls aus goldener Spitze gearbeitet worden waren. Es erinnerte an ein Kleid aus dem achtzehnten Jahrhundert, wie es damals zu Hofe getragen wurde, nur einfacher gehalten. Ich musste mir ehrlicherweise eingestehen, dass es wunderschön war und plötzlich hatte ich eine Idee und hoffte, damit nicht vollkommen daneben zu liegen. Vorsichtig legte ich es auf die Bettdecke, schnappte mir meine Toilettbeutel und lief ins Bad gegenüber meines Zimmers. Ich stellte die Dusche an und genoss das heiße Wasser, das mir über den Rücken lief. Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, lief ich über den Flur zurück ins Zimmer und schlüpfte in den Traum aus Seide. Ich wagte es kaum mich im Spiegel zu betrachten, als sich ein neues Problem einstellte. Welche Schuhe sollte ich anziehen? Nachdem ich eine Weile im Schrank gesucht hatte, gab ich es auf, sah auf meine nackten Beine und zog die Schultern hoch. Egal, dann müsste es auch ohne gehen müssen, warum auch nicht? Ich drehte mich ein paarmal vor dem Spiegel und hatte plötzlich gefallen an der Maskerade.

-Was würde wohl Carlisle sagen?

Langsam stieg ich die Treppe hinunter und fand ihn, mit dem Rücken zu mir, in der offenen Küche stehend wieder. Es roch köstlich und mein erster Impuls war, zu fragen was es wohl war, das er gezaubert hatte.

-Er konnte kochen?-

Wieder eine neue Seite an ihm, die ich noch nicht kannte. Zögernd blieb ich auf der Treppe stehen und fragte mich nun, ob es eine kluge Entscheidung war, sich derart in Schale zu werfen. Genau in dem Moment, als ich einen Rückzieher machen wollte, drehte er sich zu mir, musterte mich aufmerksam, sagte aber nichts.
„Blöde Idee!“ stieß ich hervor und fühlte mich irgendwie unbehaglich. Ich wollte kehrt machen, als er bereits eine Stufe unter mir stand und mir seine Hand entgegen hielt.
„Mylady?“ Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss und ich zu glühen begann. Zögernd hakte ich mich bei ihm ein und ließ mich an der Küche vorbei in den großen Wohnraum mit Kamin führen, wo bereits der Tisch gedeckt war.
„Bitte schön!“ lud er mich mit einer ausholenden Geste ein, Platz zu nehmen.
„Danke!“ Er ging ohne noch etwas zu sagen zurück in die Küche.

-War das hier so etwas wie ein Date?-
-Ja klar, ein Date mit einem Cullen!-
-Nur mit dem Falschen!-

Ich schüttelte amüsiert den Kopf und beobachtete ihn eine Weile aus dem Augenwinkel. Während er noch immer in der Küche hantierte, blieb mir Zeit, mich in dem großen Wohnraum ungeniert umzusehen, der wohl von den selben Händen wie in Forks gestaltet worden war. Sicherlich hatte Esme auch hier Hand angelegt und Alice für die nötige Atmosphäre gesorgt. Wie auch immer. Die Möbel, Leuchten und Teppiche harmonierten perfekt miteinander und suggerierten Behaglichkeit, egal wohin man blickte. Gegenüber des Kamins, stand eine cremefarbene Couch, die den Abschluss zur Küchenbar, an der drei Cocktail Stühle standen, darstellte. Zwei große Ohrensessel beiderseits des Kamins und einem kniehoher Tisch rundeten den Wohnraum ab. Wie schon im ersten Stockwerk bildete eine durchgehende Glasfront die Südseite der Hütte, vor der sich die Dunkelheit erstreckte. Neben dem Haupteingang idente Rattanmöbel, wie auf der Dachterrasse, die zum Lesen einluden.

„Aperitif für die Dame!“ Er reichte mir ein Weinglas mit rubinrotem Inhalt, und ich war überzeugt, dass es Blut sei, doch mein Geruchssinn erzählte mir anderes.
„Portwein aus Spanien!“ beantwortete er meine nicht ausgesprochene Frage und stieß mit mir an.
„Auf gute Zusammenarbeit!“ Ich nippte an meinem Glas und ließ den Geschmack auf mich wirken. Das Aroma des Weines war herrlich und betörend.
„Der ist lecker!“
„Lecker!“ Er schüttelte schmunzelnd den Kopf, stellte sein Glas ab und trug den ersten Gang in Form einer duftenden Suppe auf. Plötzlich war ich befangen, als er mich dabei beobachtete, wie ich unschlüssig das Gedeck begutachtete.
„Das ist irgendwie zu viel Besteck!“ beschwerte ich mich, während meine Hand immer noch suchend über dem Gedeck schwebte. Carlisle konnte ein verschmitztes Lächeln nicht zurückhalten, langte über den Tisch und reichte mir den richtigen.
„Danke!“ Beschämt tauchte ich ihn in die Suppe, als ich plötzlich seine kühle Hand auf meiner spürte.
„Warte! Die hier zuerst!“ Er breitete eine Serviette auf meinem Schoss aus und nahm mir gegenüber wieder Platz.

-Wow, nicht einmal dazu war ich fähig-
-Es war wirklich deprimierend, keine Ahnung von solch einfachen Dingen zu haben-
-Von Gesellschaftsfähig sind wir noch Meilen entfernt, oder?-

Ihm war mein Zögern natürlich nicht entgangen und sein Blick brannte regelrecht auf mir.
„Iß bitte, bevor sie kalt wird!“ Ich vermied es penibelst, ihn anzusehen und widmete mich nun meiner Vorspeise. Zu meinem Erstaunen schmeckte sie hervorragend, und jetzt wurde mir erst klar, welchen Hunger ich eigentlich hatte.
„Schmeckt sie dir?“ fragte er nach einer Weile und hatte mich damit kalt erwischt, da meine Tischmanieren wirklich zu wünschen übrig ließen.
„Oh entschuldige, ja natürlich, danke!“
„Esme ist eine gute Köchin und brachte es mir bei, als Renesmee unsere Familie vergrößerte!“ Mein Blick traf seinen, und ich musste unwillkürlich lächeln, als er so liebevoll von Nessie und Esme sprach.
„Nur wie kannst du sicher sein, dass sie genug gewürzt ist? Ich meine, du kostest sie doch nicht!“ Er tippte sich amüsiert auf die Nase.
„Natürlich, wie dumm von mir!“
„Finley!“ Seine samtweiche Stimme ließ Schauer über meinen Rücken laufen. Der Löffel sank auf den Tellerrand. Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her und schaffte es kaum ihm noch länger in die Augen zu sehen.
„Entschuldige!“

-Was war das hier eigentlich?-
-Ich kam mir vor wie in einem Theaterstück, bei dem ich die Hauptrolle spielte, aber den Text nicht kannte und nun die Zuschauer warteten, mein Scheitern zu genießen.

Plötzlich war mir unwohl zumute und ich währe am liebsten aufgesprungen, nur um das Weite zu suchen.
„Finley, sieh mich an!“ Seine Hand wanderte zu meiner, die verkrampft den Löffel umklammert hielt.
„Ich weiß, ich bin nicht gut in solchen Dingen!“
„Bitte hör auf, dich ständig für alles zu entschuldigen! Es ist doch alles in bester Ordnung! Ich wollte lediglich einen netten Abend mit dir verbringen. Hör zu! Es war mein Fehler!“ Ich sah zu ihm auf und war erstaunt über seine Direktheit.
„Wir sollten den Tag gemütlich ausklingen lassen, damit du noch einmal Kräfte für deine Reise sammeln kannst! Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen! Jetzt liegt es wohl an mir mich bei dir zu entschuldigen!“
„Das musst du nicht! Meine Tischmanieren sind…….na ja…….bescheiden, denke ich, trifft es am besten!“ Behutsam strich er mir über den Handrücken, als er sich schließlich erhob und erneut in die Küche ging.
„Wenn du möchtest, werden wir daran gemeinsam arbeiten, ok?“ Ich nickte nur knapp, während er den Kühlschrank öffnete, aus dem der Duft des Blutes zu mir herüber wehte.
„Wegen mir musst du Spenderblut trinken!“ murmelte ich, doch ich wusste, dass er es sehr wohl gehört hatte.
„Mach dir deswegen keine Gedanken!“ Er kam mit zwei Gläsern, gefüllt mit blutrot schimmernden Flüssigkeit wieder und ließ sich neben mir nieder.
„Das ist Menschenblut Carlisle!“ beharrte ich.
„Du hast dem doch abgeschworen!“
„Aber es starb niemand durch meine Hand!“
„Dieser Punkt geht an dich!“ Ich sah ins Feuer, das leise vor sich hin prasselte.
„Was beschäftigt dich?“ Carlisle gab mir ein Glas und sah mich erwartungsvoll an.
„Vieles?“
„Bitte sprich mit mir!“ Das schimmern des Blutes im Glas löste bei mir schlagartig einen Flashback aus und ich ließ es fallen. Das Blut ergoss sich über den Holzboden und weckten meine persönlichen Horrorvisionen in meinem Kopf.

"Carlisle, bitte!" flehte ich mit erstickter Stimme und presste ihn an meine Kehle.
"Mach schon! Verdammt!" Ein tiefes Grollen, das aus dem innersten seiner Brust zu kommen schien, ließ mich in meiner Haltung erstarren.

Mit einem lauten Knurren schlug er seine Zähne in meinen Hals. Ein brennender Schmerz durchzuckte mich. Ich stöhnte auf, krallte mich an seinem Nacken fest, schnappte nach Luft und versuchte, ruhig zu bleiben. Mit jedem Schluck, den er von meinem Lebenssaft in sich aufnahm, wurde der Schmerz unerträglicher. Mein Atem ging stoßweise und ich kämpfte gegen die Besinnungslosigkeit. Ich spürte, wie die Farbe aus meinem Gesicht wich, das Blut in meinen Ohren rauschte und meine Kraft allmählich schwand.

-Er muss aufhören!!!!-
-Jetzt sofort!!!-

"Carlisle!!!!" würgte ich hervor. Doch er schien es nicht mehr zu hören und stemmte sich, mich mit kraftvollem Griff fixiert hoch, ohne seinen Biss zu lockern.
"Bitte! Lass los!" wimmerte ich verzweifelt. Ich fror und spürte wie meine Arme von seiner Umklammerung taub wurden.
"Bitte!!!" Panik durchströmte mich, als er nicht von mir ablassen wollte. Meine sämtlichen Kräfte mobilisierend, stieß ich ihn von mir und sah entsetzt in seine pechschwarzen Augen.

Meine Hand lag nun an meinem Hals und ich schnappte nach Luft.
„Finley, was ist los!“ Er begriff in dem Moment, als er meine Hand in seine nahm und sein Blick die Narben streiften.
„Es quält dich also immer noch!“ Sein Gesichtsausdruck wurde leer.
„Nein nicht doch!“ versuchte ich die Situation zu retten und wollte vermeiden, dass er wieder davon anfing. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände.
„Nicht doch, bitte!“
„Emmett erzählte mir, dass du im Schlaf oft davon gesprochen hast und immer hochgeschreckt bist!“ Also von daher wehte der Wind. Plötzlich fragte ich mich, was er Carlisle wohl sonst noch alles erzählt haben mochte, wovon ich gedacht hätte, ihm wäre es nicht aufgefallen. So wie es aussah, musste ich mich mehr Dingen stellen, als ich befürchtet hatte. Wie Carlisle schon einmal gesagt hatte. Wir hatten alle Zeit der Welt. Wie wahr.

„Ich möchte mich bei dir für deine Tat bedanken und ich weiß…..!“
„Bitte nicht! Das hatten wir doch alles schon! Lass es gut sein!“ fiel ich ihm knapp ins Wort. Er nahm meine Hände von seinem Gesicht.
„Ich weiß, dass ich dir dafür noch nicht richtig gedankt habe!“ fuhr er fort, als ob ich gar nichts gesagt hätte. Plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals.
„Und du weißt, dass ich es immer wieder tun würde!“
„Ja!“ Es entstand eine kurze Pause.
„Mir ist es auch wichtig, dass du weißt, dass ich mir unendlich viele Vorwürfe mache!“ Gerade als ich Luft holen wollte, legte er mir einen Finger auf die Lippen.
„Es tut mir weh, wenn ich sehe, wie du leidest! Dich selbst bekämpfst! Dich zerstören willst! Weißt du, was mir in den Sinn kam, als ich dich damals in der Blutbank das erste Mal gesehen habe?“
„Du dachtest ich wäre eine Verrückte oder?“ Er lächelte halb.
„Aber nein! Ich wusste sofort, dass du etwas besonderes bist!“ Ich musste schlucken, da ich mich selbst noch nie als etwas besonderes gesehen hatte. Sicher hatten sie es immer wieder beteuert, nur so richtig glauben wollte oder konnte ich es nicht. Renesmee war es, aber ich doch nicht.
„Glaubst du etwa, dass es mir egal war, als du vor Kälte bebend und blutend in unserem Haus aufgetaucht bist? Oder als ich dich später genötigt habe, mir die Wahrheit zu erzählen…“
„Ich habe dich geschlagen!“ erinnerte ich ihn. Ein erneutes Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sofort wieder ernst wurde.
„…..und schließlich, als du in blinder Wut und Verzweiflung deinen eigenen Vater hingerichtet hast?“ Mir wurde nun bewusst, dass er sich ständig Gedanken um meinetwillen gemacht hatte, und ich fühlte mich schuldig.
„Versteh doch endlich, dass dir keiner jemals mehr etwas Böses will! Lass es endlich zu, dass du geliebt wirst! Du musst nicht verletzt, bedroht oder halb tot sein, damit du Aufmerksamkeit bekommst!“ Dieses Gespräch nahm eigenartige Formen an, und ich fürchtete gleich die Fassung zu verlieren.
„Ich weiß, dass du versucht hast, dich zu töten!“
„Das…!“
„Nicht das erste Mal!“ schnitt er mir scharf das Wort ab.
„Jasper!“ Er nickte fast unmerklich und ich konnte mich gegen die Erinnerung nicht schützen, die nun vor meinem inneren Augen zum Leben erwachte.

„Was hast du vor Finley?!“ Ich fuhr erschrocken herum, da ich ihn nicht kommen gehört hatte. Jasper stand am Rand der Bäume, ungefähr fünfzig Meter von mir entfernt und musterte mich interessiert.
„Verschwinde!“ herrschte ich ihn an.

-Warum musste eigentlich jeder in dieser Familie mir auf Schritt und Tritt folgen-
-War diesmal Jasper an der Reihe, den Wachvampir zu spielen-
-Hatte Jacob mit Renesmee alle Hände voll zu tun?-

„Ich kann das hier nicht mehr!“ Ich stand auf einem Felsen und versuchte mir auszurechnen, wie lang es wohl dauern würde, bis ich auf der spiegelglatten Oberfläche des Wassers aufschlagen würde.

-Bevor ich so Emmett unter die Augen trete, würde ich eher das hier machen-

In letzter Zeit war es immer mühsamer geworden, meine Blässe, violetten Augenringe und die ständige Unruhe zu verbergen. Jetzt hatte ich einfach keine Kraft mehr. Es war genug. Emmett würde es nicht ertragen, noch einmal jemand geliebten zu verlieren und das auch noch vor seiner Nase. Also sollte ich das hier wirklich schnell hinter mich bringen. Es würde für ihn wie ein Pflaster, das man schnell von der Haut abzog, sein. Kurz und schmerzlos. Ein Ruck, nur ein Sprung und er wäre eine Menge Probleme los. Mich.

Ich warf mich zur Seite, und ich hatte Jasper tatsächlich kalt erwischt, als er mir mit weit aufgerissenen Augen nachsah. Doch ich hatte nicht mit ihm gerechnet. Ich sprang ins Leere und plötzlich wurde mir klar, was ich da überhaupt tat. Seine Hand schoss nach vorne, nicht schnell genug mich auf dem Felsen zu halten, aber um zu verhindern, dass ich abstürzte. In den sicheren Tod, den ich mir vor ein paar Sekunden unbedingt herbeigesehnt hatte. Reflexartig griff ich nach dem Rand des Felsens und versuchte mich hochzuziehen. Jaspers Stimme war voller Zorn. Das war eine Premiere! Er war tatsächlich sauer.
„Du kleine Idiotin! Wenn du es schon so eilig mit dem Sterben hast, kann ich dir anders Abhilfe schaffen!“
„Lass mich los!“ stieß ich zwischen den Zähnen hervor.
„Lass los!“
„Hier und jetzt?“ Ich traute ihm zu, wenn ich es bejahen würde, würde er einfach loslassen.
„Es wäre wenigstens eine schnelle Art zu sterben!“ keuchte ich, sah in die Tiefe und schließlich wieder in seine unergründlichen Augen. Mein Herz klopfte so laut, dass es in meinen Ohren dröhnte.
„Welch Verschwendung findest du nicht?“ Mit einer schwungvollen Bewegung zog er mich in Sicherheit. Er hatte meine Hand immer noch in seiner und seine Nähe war mir unangenehm. Sein kühler Atem strich meinem Hals entlang. Ich war mir absolut sicher, dass er zubeißen würde. Ich brauchte ihn nur darum zu bitten. Unvermittelt gab er mir einen Stoss, der mich zu Boden beförderte.
„Emmett würde mich in Fetzten reißen, wenn ich dir nur ein Haar krümmen würde! Obwohl dein Duft den Versuch wert wäre!“ Er schnupperte an mir, ging aber wieder auf Distanz. Er rang um Fassung und funkelte mich an.
„Glaubst du etwa, dass es eine Lösung ist, von der nächstbesten Klippe zu springen? Ist das so etwas wie ein Volkssport oder ein makaberer Scherz, den ich nicht verstehe?“
„Warum regst du dich so auf? Was kümmert es dich, Jasper!“
„Weil du meine Emotionen in letzter Zeit überstrapazierst!“ fauchte er. Ich wollte mich aufrappeln, doch er zeigte mit dem Finger zu Boden.
„Du bleibst schön wo du bist, bis wir darüber gesprochen haben! Ich bin es Carlisle schuldig!“

Wir hatten lange gestritten, bis ich endlich wieder zur Vernunft gekommen war. Jasper versprach mir damals, den anderen nichts zu sagen, wenn ich Klippen fernbleiben würde. Von dem Zeitpunkt an, hatte ich einen neuen Vertrauten gefunden, mit dem ich über so vieles reden konnte. Er wurde so etwas wie meine persönliche Droge. Seine Fähigkeit erlaubte mir, wenige gute und glückliche Momente zu erleben, auch wenn er immer auf Distanz blieb.

„Bitte sei still!“ flüsterte ich und sah auf die Blutlache am Boden.
„Finley, du musst es endlich rauslassen!“ Ich kämpfte gegen den Kloß, der mich beinahe zu ersticken drohte, doch es wollten keine Tränen kommen, die ihn aufgelöst hätten.

-Was würde ich darum geben, wenn Jasper statt seiner an meiner Seite wäre-

„Egal wie! Schrei wenn dir danach ist, nur lass es raus, bevor es dich zerfrisst!“ Einen Moment saß ich zitternd da und versuchte mich unter Kontrolle zu bringen.

Die Tränen die vorhin einfach nicht kommen wollten, schossen mir nun in Sturzbächen über die Wangen. Ich weinte um alles, was mit mir geschehen war, um alles was ich verloren hatte, aus Einsamkeit, Furcht und aus Schmerz. Es war nicht der körperliche Schmerz, sondern vielmehr die seelischen Wunden, die nun in Flammen zu stehen schienen, und ich fühlte mit jeder einzelnen Träne, die ich vergoss, so etwas wie Befreiung. Er tat das einzig richtige in diesem Moment und nahm mich liebevoll in den Arm, während ich meinen Gefühlen freien Lauf ließ. Eines wurde mir nun vergegenwärtigt, dass dieser Entzug mehr als hart werden würde.

„Geht es wieder?“ fragte er nach einigen Minuten, dass ich mit einem nicken bejahte. Mit einem Tuch säuberte er den Boden, nahm die Suppe an sich und tauschte sie gegen ein Pangasius Filet auf Nudeln.
„Das ist…….!“
„…….dein Lieblingsgericht! Ich weiß!“ Beendete er meinen Satz und schenkte sich noch ein Glas Blut nach.
„Und soll ich dir sagen, wer mir das verraten hat?“
„Esme, nehme ich mal an?“ antwortete ich, wie aus der Pistole geschossen, während ich mir die Augen tupfte.
„Falsch geraten!“ Er schien beinahe belustigt darüber zu sein, dass ich ernsthaft daneben lag. Fragend sah ich ihn an und wartete.
„Emmett, meine Liebe!“ Gut, er hatte wahrlich allen Grund belustigt zu sein, mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. Unwillkürlich machte sich Sehnsucht breit und das, wo wir doch erst seit achtundvierzig Stunden voneinander getrennt waren. Ich hatte auch auf unserer Fahrt darüber nachgegrübelt, wie ich diese Zeit nur überbrücken sollte, so viele Kilometer von Forks und meiner neuen Familie entfernt. Und doch hatte ich mir geschworen, das hier durchzuziehen, egal was komme. Jetzt konnte ich noch große Töne spucken, doch wie sah es aus, wenn dieser Entzug erst einmal losgehen würde. Ich hatte zwar im Internet recherchiert, aber zu wenig bis keine Erfahrungsberichte finden können. Was entweder gut oder sehr schlecht war.

„Fin?“ Carlisle riss mich so abrupt aus meinen Gedanken, dass ich ihn nur verwirrt anstarren konnte. Mechanisch setzte ich mit
„Ent……..!“ an, doch fing mich sofort wieder
„Bin wieder mal abgeschweift!“
„Eine liebeswerte Eigenschaft!“ Er hatte sich gemütlich in seinen Stuhl gelehnt und nippte ab und zu an seinem Glas.
„Liebenswert!……Welche………..?“ Dieses Gedeck frustrierte mich ernsthaft, da ich einfach keine Ahnung hatte, nach welchen Kriterien man welches Besteck benutzte. Er zeigte auf eine Gabel und ein Messer, die ich aus dem Arsenal herauspickte und zu essen begann. Soviel zum Thema, dass man an einem vollen Teller nicht verhungern konnte. Ich musste grinsen.
„Was ist so komisch?“
„Nichts……….! Diese Eigenschaft, wie du sie höflich umschreibst, bringt meine Schwester regelmässig auf die Palme!“
„Ihr seid noch jung, Finley, aber ich bin der Meinung, es zeugt von einer Welt, in die du die wenigsten Einblick gewährst!“ Die Gabel schwebte zwischen dem Teller und meinem Mund, als ich sie erstaunt sinken ließ.
„So habe ich das auch noch nie gesehen!“
„Esme und ich unterhielten uns oft über deine Grübeleien!“
„Wirklich?“
„Vielleicht bringst du uns eines Tages soviel Vertrauen entgegen und du lässt uns an dieser Welt teilhaben!“ Ich nippte an meinem Glas und überlegte angestrengt.

-Sie wollten wirklich teilhaben an meinen Träumereien, Schwärmereien und Phantasien?-
-Ich hatte doch Vertrauen in die Beiden, oder nicht?-
-Doch da war ein anderes dringlicheres Problem, dass ich besprechen wollte, nur wie sollte ich ihn fragen?-

„Was beschäftigt dich, seit dem wir aufgebrochen sind?“ Wieder diese Hitze, die in Wellen in mir aufstieg. Des Öfteren hatte ich bei ihm das Gefühl, dass er, wie Edward, Gedanken lesen konnte und diese Fähigkeit irritierte mich immer noch.

-Natürlich hatte er mich stets im Auge behalten und sich seine eigenen Gedanken gemacht, wie konnte es auch anders sein!-

„Seit Forks bist du stets in Gedanken!“ gab er als Erklärung ab. Ich nahm all meinen Mut zusammen und fiel einfach mit der Tür ins Haus.
„Du hast zwar schon angeschnitten, was auf mich zukommen wird, nur…………!“
„……ängstigt dich der Umstand der Ungewissheit, nicht wahr?“ Ich ließ hörbar die Luft aus meinen Lungen und sammelte mich einen Moment. Das Essen war bereits kalt, und wenn ich ehrlich war, hatte ich auch keinen Appetit mehr. Ich kämpfte gegen die unterschwellige Panik an, da ich weder den Abend verderben, noch Carlisle vor den Kopf stossen wollte. Er hatte sich solche Mühe gegeben und ich schob hier Panik im Akkord. Wie um Himmels willen sollte ich ihm sagen, dass es mich beinahe verrückt machte, wenn ich nur an den Entzug dachte. Wortfetzen, Artikelüberschriften und Schlagwörter in diversen Suchmaschinen flammten wie Flutscheinwerfer in meinem Kopf auf.

-Was würde kommen?-
-Würde ich das überhaupt durchstehen?-
-Nettes Gesprächsthema Finley, als wenn ich mit Carlisle nicht über ganz banale Dinge reden könnte-

„Gut, also!“ Begann ich und legte meine freie Hand mit der Handfläche nach unten auf das Tischtuch.
„Ängstigt, denke ich trifft es nicht ganz! Darf ich ehrlich sein?“
„Natürlich, ich bitte darum!“ Ich sah ihm nun direkt in die Augen, die golden im Kerzenschein zu leuchten schienen. Nun platzte ich einfach mit der Wahrheit heraus und konnte den Schwall an Wörtern auch nicht mehr stoppen.
„Ich habe blanken Horror vor dem, was mir bevorsteht, Carlisle! Zwar habe ich im Internet recherchiert, nur sind die besagten Symptome wahrscheinlich nur stellvertretend für das, was ich währenddessen durchmachen werde! Mir ist zwar klar, dass ich mir das alles selbst zuzuschreiben habe, aber ich habe einfach die Befürchtung, dass ich damit nicht umgehen kann. Was, wenn ich zu schwach bin, dich verletze oder……..!“
„Finley stop!“ unterbrach er mich so abrupt, dass ich zusammenfuhr und die Tischdecke mit meiner Hand zerknüllte.
„Es ist verständlich, dass du Angst hast! Du kannst es nicht beeinflussen, was geschehen wird, verstehst du?“
„Ich kann die Kontrolle nicht einfach abgeben! Das ist die Hölle für mich! Bitte! Das kannst du nicht von mir verlangen, dass ich jegliche Eigenverantwortung abgebe. Das war bis jetzt in meinem Dasein das Einzige, dass mich am Leben erhalten hat!“
„Wir schaffen das gemeinsam!“ betonte er, umrundete den Tisch und kniete sich neben mich.
„Ich werde dir doch beistehen, dich begleiten und lasse dich keine Minute alleine, versprochen!“
„Was habe ich euch nur angetan?“
„Nein meine Kleine, die Selbstvorwurfsphase haben wir hinter uns gelassen!“ Er zog mich bei diesen Worten an sich und umarmte mich liebevoll. Wie dankbar war ich für diese kleine, aber für mich große Geste.

-Meine Kleine?-

Ich war geschmeichelt, dass er sogar einen Kosenamen für mich hatte und war auch gleichzeitig beschämt darüber.
„Meine Kleine?“ nuschelte ich an seiner Brust und spürte wie sein Brustkorb zu vibrieren begann. Er lachte leise auf und löste sich ein Stückweit.
„Na ja, Süße und Schnuff sind ja schon vergeben, wenn ich mich recht entsinne!“ Ich sah ihn schmunzelnd an und wartete, damit er es erklärte.
„Oder ist es dir unangenehm?“

-Diskutierten wir hier tatsächlich darüber, wie er mich nennen durfte?-
-Es war vollkommen absurd und dadurch schon wieder amüsant-

„Nein, nicht doch! Es ist lieb von dir! Du solltest aber wirklich aufhören, mir zu schmeicheln, sonst laufe ich noch rot an!“ gab ich keck zurück und lehnte mich in meinen Stuhl.
„Wer um Gottes Willen nennt mich eigentlich Schnuff?“ Wollte ich nun gespielt entrüstet wissen und zog eine Schnute.
„Esme, aber auch Nessie ab und an! Da du öfter diese süsse Schnute ziehst!“ Er tippte sanft meine Unterlippe an, wobei mein Grinsen immer breiter wurde. Ich hatte für einen Moment tatsächlich vergessen, warum wir eigentlich hier waren.
„Ich sollte mich wirklich schämen, dir oder den anderen zu unterstellen………..!“ Er legte sanft einen Finger auf meine Lippen und schüttelte den Kopf.
„Hör damit auf! Komm!“ Er erhob sich, hielt mir seinen Arm einladend entgegen und führte mich, nachdem ich mich bei ihm eingehakt hatte, zur Couch am Kamin. Das Feuer prasselte leise vor sich hin und strahlte angenehm warm.

„Um deine Frage zu beantworten, auch ich weiß nicht wie der Entzug bei dir ablaufen wird. Jeder ist unterschiedlich und hat auch andere Schmerztoleranzen, wie du weißt!“ Er musterte mich aufmerksam, da keine Reaktion von mir kam, fuhr er fort.
„Ich möchte dir weder Angst einjagen, noch möchte ich die Wahrheit, was du durchstehen musst, hinter dem Berg halten. Halluzinationen, Angstträume gehören zu einem Entzugssyndrom leider dazu. Du wirst also Dinge hören, sehen, riechen ja sogar, schmecken und fühlen können, die nicht real sind. Nur das ist der Teil den du alleine meistern musst. Ich kann dir nur versichern, dass ich stets bei dir sein werde. Du wirst dich unfreiwillig deinen eigenen inneren Dämonen stellen müssen!“
„Was meinst du mit meinen Dämonen stellen müssen?“ fragte ich alarmiert.
„Erlebtes, aber nicht verarbeitetes, wird hochkommen, aber auch Dinge, die du insgeheim fürchtest, werden dich heimsuchen!“
„Wie lange werde ich brauchen, das zu überstehen?“
„Auch wenn ich es wollte, könnte ich es dir nicht sagen!“ Die absolute, unumgängliche Tatsache in diesen Worten, ließen mich erschaudern. Ich starrte in das Feuer und versuchte mir erst gar nicht auszumalen, was wohl alles mit mir geschehen würde.
„Ich kann dir nur eines raten! Vertrau deinen Instinkten, entscheide aus deinem Impuls heraus, egal was geschehen mag! Ich bin zuversichtlich, dass du es auf deine individuelle Weise meistern wirst! Du weißt gar nicht, wie stark du bist!“ Er ließ den letzten Satz einfach so im Raum stehen, nahm meine Hand in seine und strich mit beruhigend über den Handrücken, wie es Emmett stets tat. Irgendwie hatte ich dennoch ein Kapitel übersprungen, da ich ihm nicht mehr folgen konnte.
„Ich verstehe das alles nicht!“
„Du wirst verstehen und deshalb möchte ich dir noch eines auf den Weg geben!“ Er sprach, als wenn ich eine Weltreise antreten würde. Seine Worte klangen merkwürdig, als wenn ich einfach den Inhalt des Gesagten nicht erfassen könnte.
„Glaube an dich selbst, genauso wie ich an dich glaube, seit dem du bei uns bist!“

-Er glaubte an mich?-

Ich legte meinen Kopf in meine Hände und massierten mit den Daumen meine Schläfen. Es war einfach zu viel.
„Wann wird es losgehen?“ flüsterte ich angestrengt und hatte das Gefühl Kopfschmerzen zu bekommen.
„In ein paar Stunden!“ gab er genauso leise zurück und zog mich behutsam an sich. Er strich mir sanft über den Rücken, doch meine Gedanken und Gefühle fuhren Achterbahn.
„Ich habe noch etwas für dich!“ Carlisle zog einen sorgfältig gefalteten Brief aus seiner Hosentasche und überreichte ihn mir.
„Ich soll dir von den anderen liebe Grüße ausrichten, und Emmett bat mich, dir diesen Brief zu geben!“ Ich löste mich von ihm und starrte den blauen Umschlag in seiner Hand an. Vorsichtig nahm ich ihn an mich, doch hatte ich nicht den Mut, ihn sofort zu öffnen.

-Was würde wohl darin stehen?-
-Er war sicherlich sauer auf mich, was ich ihm auch nicht verübeln konnte-
-Doch warum schrieb er mir überhaupt diese Zeilen? Es war so gar nicht Emmetts Stil-

„Ich……!“ reflexartig klammerte ich mich an seinen Unterarm
„Nur Mut!“ Er löste meine Finger behutsam vom Saum seines Hemdes und beobachtete mich eine Weile.
„Du kannst gerne nach oben gehen und ihn dort lesen, wenn es dir lieber ist!“
„Danke!“ entgegnete ich tonlos, erhob mich und ging Richtung Treppe.
„Finley?“ Ohne mich umzudrehen blieb ich stehen, eine Hand am Geländer.
„Ja?“
„Ich wünsche dir eine gute Reise!“ Eine kurze Pause entstand. Seine kühle Hand legte sich plötzlich auf meine Schulter.
„………….und ich werde auf dich warten, egal wie lange sie dauert!“ Ich schluckte den Kloß hinunter, legte kurz meine Hand auf seine und lief schließlich hinauf in mein Zimmer.

to be continued
Bitte schreibt mir doch eure Meinung!
An dieser Stelle danke an Stella........................ Selbstfindung 80746

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Beitrag  Gast Mo 14 Dez 2009, 17:45

-Schlafen!-
-Er war gut!-
-Wie sollte ich schlafen können, wenn mein Kopf wie der Zentralcomputer des Pentagons arbeitete?-
-Da müsste man sogar Dornröschen mit einem Vorschlaghammer in die Traumwelt befördern-

Schwungvoll schlug die Tür hinter mir zu, ich lehnte mich gegen die Wand und sah zur Decke. Als ich über die kühle Seide strich, zitterten meine Hände, was nur eines bedeuten konnte. Der Entzug war mit rasender Geschwindigkeit im Anmarsch, und ich konnte absolut nichts dagegen unternehmen. Ich hatte mich schließlich selbst dafür entschieden!

-Mehr oder weniger!-
-Nur war diese Entscheidung auch die Richtige?-

Carlisle würde mir natürlich sofort wieder ins Gewissen reden und alles ins rechte Licht rücken. Nur wie er bereits gesagt hatte, da musste ich selbst durch. Auf mich alleine gestellt.

-Warum ängstigte mich das nur so?-

Ich hatte doch mein Leben lang immer alles alleine auf die Reihe bekommen müssen. Mich mit Fely durchgeschlagen und siehe da, einmal wäre mein Leben normal, greife ich zu Medikamente.

-Wie dämlich kann man eigentlich sein?-

Ich sah zu Boden, holte tief Luft, während das Kleid mit einem raschelnden Geräusch zu Boden glitt. Im Wandschrank griff ich wahllos zu einer dunkelblauen Stoffhose und einem schwarzen T-Shirt. Nachdem ich angezogen war, ließ ich mich rücklings in die Kissen fallen und lauschte dem monotonen prasseln des Regens an die Glasfront. Der Brief, den ich gegen meine Brust gedrückt hielt, wog in diesem Moment mindestens eine Tonne, und ich war wirklich nicht bereit ihn zu lesen. Langsam setzte ich mich auf und sah ihn an, als wenn er zu mir sprechen könnte. Mit bebenden Fingern klappte ich das dunkelblaue Kuvert schließlich doch auf. In der Stille des Raumes pochte mein Herz so laut wie ein Presslufthammer und dröhnte unangenehm in meinen Ohren. Tausende Gedanken schossen mir durch den Kopf, doch egal wie ich es mir zurechtlegte, es würde nichts daran ändern, ich würde ihn öffnen müssen.

Quer über das Kuvert stand in Emmett´s krakeliger Handschrift:

Finley


Mit einem Finger zeichnete ich die Buchstaben meines Namens nach, fuhr schließlich unter den oberen Rand des Kuverts und riss ihn mit einem Ruck auf. Mit zitternden Händen nahm ich das blaue Blatt aus schwerem Büttenpapier heraus. Er hatte sich bemüht, leserlich zu schreiben, doch ich konnte ihn beinahe vor mir sehen, wie er den Stift in seiner viel zu großen Hand hielt und die Stirn in Falten gelegt hatte. Er war nicht der Typ Mann, der seine Gedanken zu Papier brachte und doch schien es ihm sehr wichtig gewesen zu sein. Ich atmete tief durch und begann zu lesen.

Meine Süße,

da dein Krankenzimmer eher an eine Bahnhofshalle erinnerte, wir nie wirklich einen Moment für uns alleine hatten, ich nicht wusste, wie ich dir meine Gedanken oder Gefühle über die Geschehnisse mitteilen sollte, kam mir Alice´ Idee, dir diesen Brief zu schreiben, gerade recht.

Also wo soll ich am besten anfangen. Es ist ziemlich schwer für mich das alles, was mich beschäftigt, in Worte zu fassen, aber es ist mir überaus wichtig es dir mitzuteilen. Du weißt ja, ich bin kein großer Redner, also sei bitte nicht über meinen lausigen Schreibstil enttäuscht!

Ich lebe schon ein wenig länger als du und habe schon so einiges gesehen, das du dir nicht einmal im entferntesten vorstellen kannst. Ich bin dir in vielerlei Hinsicht so einiges schuldig und weiß, dass ich dir in der ersten Zeit bei uns viel abverlangt habe. Die eine Sache, die mir schon des längeren unter den Nägeln brennt, muss ich umbedingt hier loswerden. Ich werde einfach ohne Umschweife beginnen, und ich hoffe, dass du meine Worte nicht falsch verstehst.

Ich klappte den Brief hastig zu und steckte ihn zurück in die Hülle, sodass er leicht zerknüllte.
„Ich kann das nicht!“ presste ich atemlos hervor, lief zum begehbaren Schrank, wo ich ihn in die hintere Hosentasche meiner Jeans schob, sie in eine Ecke warf und mich abermals auf das Bett fallen ließ. Mein Herz raste, meine Gedanken wirbelten durch meinen Kopf und doch war ich einfach zu feige seinen Brief zu Ende zu lesen. Ich konnte nicht noch mehr Schuldzuweisungen, Vorwürfe und Infragestellungen ertragen, auch wenn es mich brennend interessierte, was er zu sagen hatte. Er begriff wahrscheinlich erst jetzt, dass ich eine tickende Zeitbombe war, die jederzeit hochgehen konnte.

-Also warum sollte er sich mit mir einlassen?-

Er liebte zwar das Risiko und Abenteuer, aber mit einer wie mir schien auch er nicht fertig zu werden. Wie schon so oft in meinen erbärmlichen Leben, blieb nicht viel am Ende. Meist war es Zerstörung, Enttäuschung und Abneigung, die ich auf meinen Schlachtfeldern hinterließ. Auch Fely hatte garantiert die Nase jetzt gestrichen voll und es würde mich auch kaum wundern, wenn sie mich schließlich auch fallen ließe. Der Regen trommelte immer noch unaufhörlich gegen die Glasfront, während ich mich mit meinen Gedanken selbst verrückt machte. Zwanghaft versuchte ich, eine gefühlte Ewigkeit, den Wahnsinn in meinem Kopf abzustellen, da es mich zu zerfressen begann.

Ich wusste auch, dass Carlisle später noch nach mir sehen würde und da wäre wohl mein schauspielerisches Talent gefragt, um ihm vorzugaukeln, dass ich auch schlafen würde. Ein vertrauter Geruch streichelte meine Sinne, da die Bettwäsche nach Rosen roch. Meine Augen fingen unmittelbar zu brennen an und ich hatte plötzlich solche Sehnsucht nach Esme.

-Toll, ganz Klasse!-
-Wieder einmal die tränenaufgelöste Finley wie sie leibt und lebt.-

Dieses Bett roch genauso, wie das in Forks. Warum musste ich erst tausende Kilometer weit weg sein, um zu verstehen, was mir wichtig war. Sie hatte mir, ohne das ich es je bemerkte, immer Trost und Geborgenheit geschenkt. Sie war immer da, egal um welche Belange es sich gehandelt hatte und half mir in den ersten Tagen, mich in dieser Familie zurechtzufinden. Was hätte ich jetzt darum gegeben, sie hier in dieser Hütte an meiner Seite zu haben, um mich an ihrer Schulter ausweinen zu können. Wie sehr brauchte ich in diesem Moment eine Mutter? Ich umarmte eines der Kissen, schloss die Augen und hoffte das der ersehnte Schlaf kommen würde, sog den Geruch in mir auf, als würde dieser mich vor all dem beschützen, was mir noch bevorstand. So lag ich minutenlang und versuchte an nichts zu denken.

Etwas Kühles legte sich plötzlich an meinen Rücken und fuhr bedächtig an meiner Wirbelsäule entlang. Immer wieder. Es konnte nur Carlisle sein, der nach mir gesehen hatte.

-Nur warum hatte ich die Tür nicht gehört?-
-Seine Schritte durch den Raum und warum strich er meinem Rücken entlang?-

Vorsichtig lugte ich zwischen meinen Wimpern hindurch und fand mich in seinen Armen wieder. Zu meiner Verblüffung halbnackt wohlgemerkt.

-Weshalb war ich überhaupt hier bei ihm, oder besser gesagt so nah bei ihm?-

Er zog mich wortlos noch enger an sich und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Seine kühle Haut ließ mich erbeben oder war es einfach nur das, was er gerade mit mir anstellte. Er trug lediglich eine Stoffhose, aber kein T-Shirt. Ein warmes Kribbeln breitete sich in meiner Körpermitte aus und zu meinem Erstaunen war es vollkommen in Ordnung.
„Gefällt dir das?“ hauchte er in mein rechtes Ohr, jagdte damit einen erneuten Schauer durch meinen Körper.

-Gefallen, was für eine Frage bitte schön?-

Ehe ich etwas antworten konnte, verstärkte er seinen Griff und zog mich halb auf sich, nahm meinen Kopf in seine Hände und küsste mich innig!

-Wow, der hat es aber auch drauf-
-Mehr, ich wollte mehr davon!-
-Wunsch erfüllt, liebe Finley-

Seine kühlen, weichen Lippen wurden drängender.

-Das hier war doch verboten-
-Ja und nicht nur sprichwörtlich-
-Ts…….Ach wo!-

Ich ließ in diesem Moment einfach jegliche Moral über Bord gehen. Aber nicht nur seine Lippen wurden drängender, auch eine Etage tiefer regte sich etwas. Ok, das war definitiv eine Aufforderung, das Ganze hier zu beschleunigen. Ich hatte doch nicht ewig Zeit. Zwischen meinen Beinen brannte ich förmlich und wollte nur eines, ihn! Meine Hand wanderte seiner glatten marmornen Brust entlang, bis zu seinem Hosenbund, der sich verdächtig wölbte, als ein knarrendes Geräusch mich von meinem Vorhaben ablenkte. Mein Blick huschte zur Tür, und da stand zu meinem blanken Entsetzen Esme. Ich befreite mich blitzartig aus seinem Griff, rollte von ihm und setzte mich mit einem Schwung auf. Aus dem Augenwinkel erhaschte ich einen Blick auf eine Person, die sich im Schatten des Lichtscheins bedeckt hielt.

Plötzlich war es stockdunkel, und ich war allein. Wie gebannt starrte ich die geschlossene Tür an und wartete darauf, dass etwas geschehen würde. Es musste etwas geschehen, dessen war ich mir absolut sicher! Ich versuchte mich zu orientieren, als der Lichtstreifen aus dem Flur aufflammte und immer breiter wurde. Carlisle tauchte schließlich lautlos im Rahmen auf.

-Oh Gott, bitte bleib ja wo du bist! Das bringt uns in solche Schwierigkeiten! Bitte!-

Flehte ich in Gedanken, doch er tat genau das Gegenteil. Langsam, aber stetig kam er näher. Ich hatte das Gefühl in einer Achterbahn zu sitzen, mit dem Wissen, dass das Bremssystem versagen würde. Am liebsten wäre ich vom Bett gesprungen, um das Weite zu suchen, doch ich konnte mich, auch wenn ich es gewollt hätte, einfach nicht bewegen. Mit eisernem Griff hatte ich das Kissen umklammert und benutzte es als Schutzschild.

-Tolle Idee, das wird ihn sicher abhalten-
-Ich konnte das Aroma des Verlangens regelrecht riechen, das an im hing-

„Bleib ja wo du bist!“ presste ich mühevoll hervor und zitterte am ganzen Körper. Hektisch sah ich an mir hinab, stellte fest, dass ich noch immer Stoffhose und T-Shirt, das durchgeschwitzt war, trug. Die Bettlacken lagen zerknittert um mich herum drapiert, wie frisch gefallenes Laub um einen Baum.
„Finley!“ Mein Blick schnellte zu ihm, und beobachtete beunruhigt jede auch noch so kleine Bewegung. Er würde es bereuen, sollte er versuchen, mir auch nur einen Zentimeter zu nahe zu kommen.
„Du sollst stehen bleiben!“ fauchte ich aufgebracht, er jedoch setzte sich auf die Bettkante und nahm mich ohne weiteres Wort in den Arm. Die Reaktion, die er bei mir in diesem Moment auslöste, war für mich wahrscheinlich genauso erschreckend und heftig, wie für ihn. Die Panik, die wie eine Schlange durch meinen Körper zu kriechen begann, entlud sich mit voller, unbändiger, nicht zu stoppender Energie. Blindlings begann ich um mich zu schlagen, um ihn loszuwerden.
„Lass mich los!“ schrie ich verzweifelt.
„Finley! Es ist doch alles in Ordnung!“ bemühte er sich mich zu beruhigen, doch ich war in heller Panik und hoffte das Esme nicht im nächsten Moment auftauchen würde. Sie würde uns zumindest den Kopf abreissen, wenn sie mich in den Armen ihres Mannes zu sehen bekäme. Mich immer noch gegen seinen Griff wehrend, setzte ich alle Waffen ein, die ich hatte. Biss, trat und schlug wie von Sinnen um mich, doch er war einfach um vieles stärker als ich und zog mich nur noch fester an sich.
„Shht!“
„Das können wir nicht machen!“ keuchte ich schwer atmend.
„Es wird schlimme Konsequenzen haben, wenn du mit mir schläfst! Du hast ein Versprechen abgegeben! Lass! Mich! Los! Verdammt!“ Ich gab ihm einen heftigen Stoss gegen die Brust, der endlich bewirkte, dass er von mir abließ und mich irritiert musterte. Panisch rutschte ich an das Kopfende des Bettes, bis ich die kühle Wand an meinem Rücken spürte. Ich hob eine Hand abwehrend auf Brusthöhe, mit der anderen suchte ich nach einem Gegenstand, den ich eventuell zur Gegenwehr einsetzten könnte, sollte er mir noch einmal zu nahe kommen.
„Das kannst du nicht von mir verlangen, auch wenn……….!“
„Finley! Stop!“ Er massierte sich mit dem Zeigefinger und dem Daumen seiner rechten Hand seinen Nasenrücken.
„Es tut mir leid, durch mein Verhalten dir gegenüber, dich überhaupt auf so einen Gedanken gebracht zu haben. Du hast Recht, Esme hat mein Versprechen, dass ich niemals brechen werde, solange sie existiert. Ich fühle mich geschmeichelt, dass du das überhaupt in Erwägung ziehst, doch werde ich dir so etwas niemals antun meine Kleine!" Er wollte eine Hand nach mir ausstrecken, doch ich wies ihn mit einer abrupten Handbewegung zurück.
„Das steht absolut nicht zur Debatte, dass ich dich an mich ranlasse! Das ist mein voller Ernst, Carlisle!“ Ein flüchtiges Lächeln, das über seine Miene huschte, machte mich wütend. Das war absolut nicht komisch und diese Situation ängstigte mich zutiefst, also warum besaß er die Frechheit, sich über mich lustig zu machen.
„Du hast nicht zugehört Finley! Diese Sache ist auch noch nie zur Debatte gestanden!“ gab er mit seiner samtweichen Stimme zurück und wartete nun auf meine Reaktion. Mein Blick wanderte immer noch angespannt zwischen ihm und dem Türrahmen hin und her. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass er erneut eine Hand nach mir ausstreckte.

Ich stand schneller neben dem Bett, als mein Gehirn den Befehl verarbeiten konnte.
„Warte! Lass mir bitte kurz Zeit!“
„Ist in Ordnung! Fin, aber bitte sprich mit mir!“ Hilflos starrten wir uns einige Zeit an, als ich schließlich das Schweigen brach.
„Versprich, dass du dort sitzen bleibst!“ Zuerst keine Reaktion.
„Versprich es!“ forderte ich mit Nachdruck. Mit einem angedeuteten Nicken bejahte er schließlich. Langsam ging ich, ohne ihn aus den Augen zu lassen, rückwärts zur Tür und lugte kurz in den Gang.
Leer.
Gut.
Hörbar ausatmend setzte ich mich ihm gegenüber und lehnte mich an den Türrahmen.
„Worüber?“ Nahm ich den Faden wieder auf.
„Was hat dich so aufgebracht?“ Ich sah auf meine Hände, die eiskalt waren und zitterten.
„Wer dachtest du, kommt durch diese Tür?“
„Esme!“ hauchte ich beschämt. Sein Gesichtsausdruck zeigte plötzlich Verständnis.
„Oh, du dachtest……..!“
„Genau das! Soviel zu meiner Traumwelt! Danke auch!“
„Das muss dir doch nicht unangenehm sein, meine Kleine! Komm her! Dir ist kalt!“

-Woher wusste er das?-

Als er meinen Gesichtsausdruck sah, fügte er erklärend
„Mit den Jahrhunderten werden deine Sinne auch schärfer werden!“ hinzu.
„Heißt das, du kannst Körpertemperatur über eine Raumdistanz fühlen?“
„Ich erkläre es dir, wenn du dich unter die Decke kuschelst!“ Er hob sie einladend an. Ich rappelte mich hoch, zögerte einen Moment, als ich dann doch zu ihm ging, ins Bett kletterte und mich von ihm zudecken ließ. Ein Lächeln erhellte mein Gesicht, was ihm natürlich nicht verborgen blieb. Stumm fragend, neigte er den Kopf ein Stück.
„Esme hat mich so oft zugedeckt und ich habe es immer als selbstverständlich angesehen, wie auch sonst so vieles!“
„Wenn wir zurück in Forks sind, denke ich, solltest du mit ihr einen langen Spaziergang unternehmen und ihr alles sagen, was dich beschäftigt!“
„Das werde ich! Also, du kannst meine Körpertemperatur erfühlen?“
„Richtig, aber auch Gefühle und sogar Krankheiten haben einen eigenen Geruch!“
„Das ist doch unfair gegenüber deinen Kollegen im Krankenhaus!“
„Nicht doch! Es ist Hilfreich!“
„Gefühle haben einen eigenen Geruch?“
„Traurigkeit zum Beispiel hat das Aroma eines Gewitterregens, aber nun wäre es klüger, noch ein wenig zu schlafen!“
„Ich kann nicht……….!“
„Sht….!“ Wieder legte sich sein kühler Finger auf meine Lippen.
„Schlaf jetzt!“ Er streichelte meiner Wange entlang, meinem Haar, was meine Lider immer schwerer werden ließ.


to be continued

Gast
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Selbstfindung Empty Hölle Teil 1

Beitrag  Gast Di 15 Dez 2009, 11:33

Hey Leute!
Ich möchte hier an alle appelieren, die still lesen. Bitte, bitte, bitte schreibt mir eure Meinung! Es ist sehr frustrierend, wenn man zwar sieht, dass die Leserzahl nach oben geht, aber kein Feedback, danke! Also eine Minute für die liebe mamajarjar?? Würde mich echt freuen!

Weiters zu diesem Kapitel.
Ich möchte euch hier eine kleine Hilfestellung geben, da es vielleicht ein wenig verwirrend sein könnte. Stellt euch einfach vor ihr würdet träumen, sprich Szenerie und Orte wechseln schnell gefolgt aufeinander! Also hier ist genaues lesen angesagt, um dem hier folgen zu können! Ich bin ziemlich gespannt, was ihr davon haltet .-))))))

Aber genug gequackt, ab mit euch..................

>Rauschen<
>Wasser<

-Hörte dieser verdammte Regen denn nie auf?-

Er strich mir immer noch über den Kopf, doch seine Berührungen wurden unsanfter.

>Rauschen<
>Plätschern<
>Nässe<

Oh, wie ich dieses Wetter hasste.

-Wieso war er eigentlich so grob zu mir?-

Ich öffnete meine Augen und wollte ihn zurechtweisen, doch hier waren weder Wände, noch das Bett, in dem ich liegen müsste.

>Bäume<
>Wald<
>Kalter Boden<

-Nein nicht Boden!-

>Bach<
>Steine<
>Wasser<

-Oh, bitte, das konnte ja wohl nicht wahr sein!-

Ich saß darin, meinem größten Albtraum gegenüber, von dem ich glaubte, ihn schon längst getötet zu haben.
„Hallo mein Schatz!“ Joseph hielt mich vorne an meinem T-Shirt gepackt, ließ seine Fänge aufblitzen und gab ein kehliges Lachen von sich. Im ersten Moment war ich irritiert, doch mit einem Schlag kamen meine Kraft gepaart mit meinen Emotionen zurück.

-Es konnte nicht wieder passieren!-
-Durfte es einfach nicht!-
-Er würde erneut versuchen, mich zu ertränken!-
-Du kannst dich dematerialisieren Finley!-
-Die Fähigkeit wird dich wieder retten!-
-Nein, wird sie nicht!-

Die Wucht der Erkenntnis schob sich in mein träges Bewusstsein.

-Konnte ich nicht!-
-Ich würde hier ertrinken!-
-Carlisle hatte dafür gesorgt, dass ich meine Fähigkeit nicht einsetzen konnte.-

Ich lugte zu meiner Armbeuge, da steckte die verdammte Nadel und pumpte das Gift in mich hinein.

>Keine Fähigkeit<
>Kein Entkommen!<
>Tod!<

„Möchtest du noch etwas sagen, bevor ich dir dein Licht ausschalte?“
„Sicher doch!“ schrie ich ihn an, da es unvermeidlich war hier zu sterben und vergrub meine Nägel in seiner Haut.
„Du bist ein verfluchter nichtsnutziger Bastard!“ Er strahlte plötzlich diese Aura von greifbarer Wut aus und drückte mich rückwärts in das Bachbett. Kurz bevor sich das Nass über mir schloss, erhaschte ich einen Blick auf ein blondes Mädchen, die das Ganze still, ohne jegliche Gefühlsregung, beobachtete. Das Wasser war eiskalt und vernebelte meine Sinne! Ich konnte nur verschwommen das Gesicht meines Vaters durch die Wasseroberfläche erkennen, der höhnisch lachte und doch gab ich nicht so schnell auf. Mit aller Gewalt presste er mich gegen den Grund des Bachbettes.

>Rauschen, nichts als rauschen!<

Das Geräusch wurde lauter, ohrenbetäubender.

>Wasserfall!<

Erschrocken machte ich einen Satz zurück. Vor mir donnerten Millionen von Litern Wasser einen Felsen hinab, auf dem ich plötzlich stand und endeten in einer Gischt.
„Verdammt!“ Bebend strich ich mir die tropfnassen Haare aus dem Gesicht und lugte vorsichtig über den Rand. Meine Hand fand den Handlauf des Geländers der Holztreppe, an dem ich mich krampfhaft festhielt.
„Noch immer nicht verschwunden?“ Herumwirbelnd entdeckte ich Esme und Carlisle im Türrahmen meines Zimmers wieder.
„Ich kann nicht!“ entgegnete ich mit einem Blick auf den Wasserfall.
„Auch wenn ich wollte, wie soll ich da runterkommen?“
„Du bist dir doch wirklich keiner Ausrede zu schade, oder?“ Esme kam einen Schritt auf mich zu.
„Lügen und sich auch noch an meinen Mann vergreifen!“ Erst jetzt fiel mir auf, dass ihre Haare, sowie ihre Augen pechschwarz waren. Auch ihre Kleidung war anders. Dunkelgrau, das trug sie sonst nie.
„Du siehst anders aus!“
„Deine Schuld, wie so vieles!“ entgegnete sie knapp.
„Carlisle, sag doch etwas!“
„Ich kann mich ihr nur anschließen! Du bringst nur Unheil über die Personen, die es mit dir aushalten müssen!“
„Aushalten? Was?“ Hinter den Beiden tauchte wieder dieses blonde Mädchen auf. Ich bekam weiche Knie, als mir klar wurde wer sie war.
„Rosalie!“ Sie jedoch verzog keine Miene, sah nur zu.
„Du hast mich schon verstanden, geh endlich!“ Diesmal lag etwas drohendes in Esmes Stimme und ließ mich erschaudern.
„Hört ihr nicht zu, ich kann nicht!“ gab ich wütend zurück, immer noch mich am Handlauf festhaltend.
„Dann müssen wir dir wohl ein wenig nachhelfen!“ Noch bevor der Satz verklungen war, wurde ich unsanft von Rosalie gestossen.

Ich kam ins wanken und schaffte es gerade noch mein Gleichgewicht zu halten, als eine blecherne Megaphonstimme ertönte.
„Meine Damen und Herren, nun darf ich unser größtes Nachwuchstalent ankündigen, und da steht sie schon! Applaus für………!“
„Finley!“ Plötzlich stand Jasper neben mir und nahm ohne zögern meine Hand. Ich sah kurz zu ihm, doch er würdigte mich keines Blickes. Als mir bewusst wurde, worauf ich überhaupt stand, erstarrte ich zur Salzsäule und hoffte, nicht von diesem dünnen Brett zu fallen. Jasper und ich standen mindestens zehn Meter über der glitzernden Wasseroberfläche eines Pools, und tausende Zuschauer warteten darauf, dass ich springen würde. Der Himmel war klar, blitzblau, kein einziges Wölkchen trübte diesen Tag und doch schien die Sonne nicht. Jasper verstärkte seinen Griff und zog mich näher an seine Seite.
„Was soll das!“ protestierte ich und versuchte ihm meine Hand zu entziehen.
„Ich werde garantiert nicht von diesem Brett springen! Das Wasser ist wie Beton aus dieser Höhe!“
„Vertrau mir!“ schnurrte er und riss mich im selben Augenblick mit einem Ruck mit sich. Als wir die Oberfläche berührten, bestätigten sich meine Befürchtungen, der Aufprall war grauenhaft. Ein greller Blitz aus Schmerzen explodierte in meinem Gesicht.

Panisch versuchte ich an die Wasseroberfläche zu gelangen und nicht das Bewusstsein zu verlieren.
„Ist schon gut!“ Mein Kopf pochte wie verrückt im Rhythmus meines Pulses.
„Fin!“ Jasper hielt mich jetzt an den Schultern gegen den Boden des Beckens gedrückt.

-War er verrückt?-
-Hatte er vergessen, dass ich sehr wohl Sauerstoff zum Atmen brauchte?-

„Ich muss an die Oberfläche! Lass mich los!“
„Sieh mich an!“ befahl er, doch ich würde ertrinken, wenn er mich nicht losließe.

-Es war anscheinend mein Schicksal so zu sterben, nur was hatte Jasper damit zu tun?-

„Finley!“ Ich blinzelte mehrere Male um den Schleier vor meinen Augen zu vertreiben. Das Wasser war so trübe. Nicht Wasser, Schweiß! Ich brannte vor Hitze, und meine Stirn tat mir furchtbar weh, als sich eine kalte Hand auf diese legte und meinen rasenden Puls fühlten.
„Jasper!“ Schlagartig wusste ich, dass es nicht Jasper sondern Carlisle war, der mir gerade einen nassen Lappen an die Stirn hielt.
„Autsch!“ Stechend kam der Schmerz zurück.
„Entschuldige! Sieh mich an!“ Gehorsam löste ich mich ein stückweit.
„weißt du, wo du bist? Wer ich bin?“ Träge nickte ich und griff nach dem Schmerz, eine riesige Beule pulsierte grässlich unter meiner Hand.
„Hütte! Carlisle!“ brachte ich zustande, als ich seinem besorgten Blick begegnete.
„Was hast du mit mir gemacht!?“
„Du hast dir den Kopf gestoßen!“ Erklärte er leise und wrang den Lappen nochmals in der Wasserschüssel neben ihm aus. Er wollte ihn mir abermals auf die Stirn legen, doch ich zuckte zurück, als der kühle Stoff meine Haut berührte. Ich konnte sein Gesicht durch den eigenartigen Schleier vor meinen Augen kaum erkennen und war beinahe taub. Alles war nur schemenhaft. Vor Schmerzen krümmte ich mich, als sich mein Magen verkrampfte und legte mich auf den Fußboden zurück, der angenehm kühl war.
„Sieh mich bitte an! Komm schon!“ Erneut tastete er nach meinen Puls am Hals, als ich meine Augen schloss.
„Mir ist so heiß!“ lallte ich.
„Du hast Fieber, meine Kleine! Wie wäre es mit einer Dusche und frischen Kleidern?“
„Das wäre großartig!“ Ich mobilisierte jegliche Kraft, die ich aufbringen konnte, wollte mich hochrappeln, doch mein Körper entzog sich vollkommen meiner Kontrolle. Noch bevor ich zusammensacken konnte, hatte er mir bereits unter die Arme gegriffen und half mir sanft auf die Beine.
„Verdammt!“ fluchte ich, als sich der Raum um mich herum zu bewegen begann.
„Eine Dusche bringt mir nur eine Narbe mehr ein!“ resignierte ich frustriert und lugte zu meinem Bett, das vollkommen zerwühlt war.
„Lass dir von mir helfen!“
„Nein!“ fuhr ich ihn harsch an, wagte aber nicht ihm ins Gesicht zu sehen.
„Finley, sei doch nicht albern! Du bist vollkommen durchgeschwitzt, und ich kann es nicht verantworten, dass du in der Dusche zusammenbrichst!“ Angestrengt überlegte ich, wie ich ihm das erklären sollte, da ich an diese Seite des Entzugs natürlich nicht gedacht hatte. Es war mehr als deprimierend, sich nicht alleine waschen, geschweige denn anziehen zu können, oder nur mal kurz in die Küche zu gehen, ohne sich dabei gleich den Hals zu brechen. Nicht einmal Emmett hatte bis dato mehr zu sehen bekommen, als alle anderen und nun sollte ich mich von Carlisle in die Dusche verfrachten lassen. Auf gar keinen Fall! Das war einfach eine Sache, die absolut nicht in meinen Kopf wollte und es war Esme gegenüber ebenfalls nicht vertretbar.
„Setzt dich bitte! Woran denkst du?“ Er ließ mich auf den Boden gleiten und griff nach einer Decke, die über dem Stuhl hing. Kalter Schweiß lief meinem Körper entlang, doch ich würde eher an diesem Fieber sterben, als mich ihm nackt zu zeigen.
„Du hast doch gesagt, ich kann dir alles sagen? Richtig?“ Er nickte nur, hüllte mich in sie ein und wartete.
„Versteh mich nicht falsch, aber nicht einmal Emmett hat mich…..!“ Sein lachen ließ mich mitten im Satz stocken.
„Das ist nicht dein Ernst!“
„Das ist nicht komisch!“ erwiderte ich beleidigt.
„Warum lachst du dann Carlisle?“
„Finley, bitte! Ich bin Arzt!“

-Als wenn ich das nicht wüsste-

„Gott, das weiß ich doch!“
„Natürlich! Fin, denk nach!“
„Worüber?“ fragte ich bissig.
„Kannst du dich an den ersten Abend in Forks erinnern?“ Szenen aus der Blutbank flammten wie Blitze in meinen Gedanken auf.

-Als wenn ich so etwas jemals vergessen könnte-

„Das ist mir nicht entfallen, danke!“
„Du weißt, dass ich deine Kleidung wechseln musste, bevor ich dich aus dem Krankenhaus bringen konnte. Als wir dann in unserem Haus waren, habe ich dich untersucht. Bis dato nicht das einzige Mal, wenn ich das bemerken darf. Esme hat dich gebadet, warum ist dir das unangenehm?“
„Warum es mir unangenehm ist? Du scherzt?“
„Keineswegs! Was ich damit sagen möchte, es ist nicht das erste Mal, dass ich dich nackt sehe! Also wo ist das Problem?“
„Das Problem? Das Problem liegt daran, dass du erstens ein Mann bist, zweitens ich meistens bewusstlos war, wenn du mich untersucht hast und…..!“
„Und?“ bohrte er nach, ohne auf das andere einzugehen.
„Müssen wir das besprechen?“ fragte ich schwach und hoffte, dass er es dabei bewenden ließe, doch er tat es natürlich nicht.
„Finley, dein Entzug ist erst im Anfangsstadium, wenn er fortschreitet, müssen wir solche Dinge besprochen haben! Ich muss sicher sein, dass du mir blind vertraust!“
„Das tue ich doch!“ Der Schweiß lief unaufhörlich in Rinnsalen meinem Oberkörper entlang und das Zittern kehrte allmählich wieder zurück.
„schließlich vertraue ich dir mein Leben an!“
„Ich danke dir!“ Blinzelnd versuchte ich die Tränen zu stoppen, die mich nur wieder in das Häufchen Elend verwandeln würden, dass ich schon zu oft zum Besten gegeben hatte.
„Und drittens….!“ Setzte ich an, um meinem Gefühlschaos Herr zu werden.
„…….ich habe ein großes Problem damit, meinen Körper zu zeigen! Die Narben sind einfach hässlich! So einen Anblick will ich jedem ersparen!“ Behutsam nahm er mein Kinn in seine Hand.
„Deine Narben würden einem Menschen nicht auffallen und mich stören sie keineswegs. Du bist doch hübsch, und wage es ja nicht, es jemals wieder zu bezweifeln!“
„Hör schon auf zu schmeicheln!“ flüsterte ich, ohne meinen Blick zu heben.
„Also Emmett ist jedenfalls der selben Ansicht!“ Nun waren mir endgültig die Argumente ausgegangen.
„Darf ich dir helfen?“ nahm er nach einigen Minuten des Schweigens das Thema wieder auf.

„Emmett!“ sagte ich leise mehr zu mir als zu ihm und schloss die Augen. Er strich mir liebevoll die schweißnassen Haare aus dem Gesicht, zog mich an sich und wiegte mich sanft.
„Er war schwer davon zu überzeugen in Forks zu bleiben, aber er möchte, wie wir alle, nur dein bestes, und deshalb bitte ich dich inständig, mir zu sagen wie es dir geht! Dieser Fieberschub ist unangenehm und wir müssen zusehen, dass wir deine Temperatur senken, verstehst du?“ Durch die Diskussion, hatte ich anscheinend meine restlichen Kraftreserven aufgebraucht, was ich nun bereuen sollte. Die Hitze des Fiebers tobte in meinem Körper und forderte nun ihren Tribut, indem jegliche Kraft plötzlich versiegt war. Ich sackte erschöpft in seinen Armen zusammen und war über meinen Zustand mehr als verängstigt.
„Ich halte das nicht aus! Hilf mir!“ wimmerte ich verzweifelt und schmiegte mich eng an seinen kühlen Körper, der mir ein wenig Erleichterung verschaffte.
„Ich bin sofort wieder hier!“ Er legte mich behutsam auf den Boden zurück und war auch schon zur Tür hinaus.
„Bleib hier!“ hauchte ich, doch mein Griff ging ins Leere. Ich hörte seine Schritte auf der Treppe, als er nach unten eilte. Der Kühlschrank wurde geöffnet, schließlich Wasser im Badezimmer aufgedreht, als er keine Sekunde später seine Arme wieder unter mich schob, anhob und mit mir durch den Raum flog. Es plätscherte unter mir, als er in die Badewanne stieg und sich mit mir hinein setzte. Mir wurde erst klar was er eigentlich vor hatte, als das Wasser meinen Körper umhüllte und grauenhaft auf meiner Haut zu stechen begann. Ich saß vor Carlisle, der mich von hinten umarmt in die Wanne gedrückt hielt. Das Wasser war eiskalt und brannte abscheulich. Ich atmete scharf ein und konnte meinen Schmerzen nur durch einen gellenden Schrei Luft machen.
„Ich weiß! Ich weiß es tut weh!“ Er hatte mühe mich in der Badewanne zu halten, während ich blindlings um mich schlug.
„Ich will dir helfen! Wir müssen deine Körpertemperatur senken! Hör auf dich zu wehren!“
„Lass mich los!“ kreischte ich. Das Wasser schwappte über und spritzte wild, als ich mich verzweifelt zur Wehr setzte
„Carlisle!!“ Meine Stimme war schrill, doch er hielt mich an seine Brust gepresst und ließ mir keinen Millimeter Raum.
„Es wird besser, ich verspreche es!“
„Ich will hier raus!“ Ich versuchte ihn in den Arm zu beissen, der über meiner Brust lag, doch er nahm mit der anderen Hand meinen Kopf an der Stirn zurück und drückte ihn sanft gegen seine Schulter.
„Sofort!!“ Mir war speiübel und mein Puls hämmerte in meinen Schläfen.
„Beruhige dich!“
„Du bringst mich um!“
„Shht!“ Seine Wange lag sanft an meinem Hals.
„Warum tust du mir das an!“ schluchzte ich, da ich genau wusste, dass ich gegen ihn keine Chance hatte.
„Schon gut! Entspann dich!“ Tatsächlich ebbte das abscheuliche Stechen und Brennen nach ein paar Minuten allmählich ab. Erschöpft lehnte ich nun an seinem Körper, als er begann, mir behutsam über das Haar zu streichen. In seiner Umarmung fühlte ich mich geborgen und aufgehoben.
„Besser?“
„Ja!“ seufzte ich ergeben und schloss meine Augen. Er wollte soeben die Umarmung lösen, doch ich hielt ihn am Arm in Position. Carlisle zögerte einen kurzen Moment, doch schließlich blieb er wo er war.
„Das ist die Hölle!“
„Shht!“
„Es wird mich umbringen!“
„Nein, nicht doch! Wir schaffen das schon!“ Ich drehte mich ein Stück zu ihm und vergrub mein Gesicht an seiner Brust.
„Emmett ist ziemlich sauer, richtig?“ flüsterte ich.
„Er ist bestürzt gewesen, aber nicht verärgert meine Kleine! Emmett liebt dich doch!“

„Emmett, komm schon! Ich bin nur wegen ihr immer noch hier!“
„Ja doch Rose! Finley braucht wieder einmal Ewigkeiten! Soll ich dir auch noch helfen deine Schuhbänder zu binden, oder hast du keinen Hunger?“ Ich fand mich auf der Verandastufe des Cullenhauses wieder. Emmett mir gegenüber, ungeduldig mit dem Fuß im Kies wühlend.
„Rosalie?“ Sie machte wortlos am Absatz kehrt ohne mit mir auch nur ein weiteres Wort zu wechseln.
„Mach schon!“ Emmetts harter Unterton ließ mich zusammenfahren.
„Natürlich!“ ungeschickt, mit zitternden Händen band ich die Schleifen und folgte ihm schließlich in den Wald.
„Wir dachten schon ihr habt Wurzeln geschlagen!“ meldete sich nun Jasper zu Wort, als er plötzlich tief Luft einsog, eine Witterung aufnahm und in die entgegengesetzte Richtung davonschoss.
„Essenszeit meine Lieben!“ verkündete Esme freudestrahlend, strich mir über den Arm und verschwand im Unterholz. Der Rest der Familie stob im nächsten Augenblick in alle Himmelsrichtungen davon, nur Emmett war nicht von meiner Seite gewichen.
„Dann sehen wir mal zu, dass wir einen Grizzly ein bisschen irritieren und dann…..!“ Ich sah zu der Stelle, wo er eben noch gestanden hatte, doch sie war leer.
„Emmett?“ Suchend ließ ich meinen Blick über die Bäume schweifen, doch er war wie vom Erdboden verschluckt.
„Pass auf!“ Aus dem Augenwinkel konnte ich noch einen riesigen Bären auf mich zu preschen sehen, bevor ich mit voller Wucht von Fely zu Boden gerissen wurde. Emmett hatte sich im selben Moment auf den Bären gestürzt und rang mit ihm auf Leben und Tod. Mit einem kräftigen Biss in den Hals beförderte er das Tier zu Boden, wo es vor Schmerzen zuckend liegen blieb. In der Erwartung, dass er den Bären sofort töten würde, rappelte ich mich hoch und ging zu ihm. Er jedoch hockte nur blutüberströmt über dem sterbenden Tier und schien auf etwas zu warten.
„Warum beendest du nicht seine Qualen?“ wollte ich wissen, doch er tätschelte nur seinen Kopf und fuhr mit den Händen durch das Fell.
„Emmett! Töte ihn, das ist doch……..!“
„Wie ich meine Beute behandle, hat dich nicht zu kümmern! Willst du mir Vorschriften machen?“ Er ließ den Bären links liegen und kam mit großen Schritten auf mich zu. Blut tropfte langsam von seinem Kinn und färbte sein T-Shirt dunkelrot.
„Das nicht, aber du kannst ihn nicht so zurichten und dann zusehen wie er stirbt!“

„Es ist nur ein Tier, verdammt! Ein wertloser Mensch!“ Fely funkelte mich wütend an und hielt einen Mann mittleren Alters gegen eine Backsteinmauer gepresst. Im ersten Moment war ich vollkommen irritiert und brauchte einen Augenblick um mich zu orientieren. Die Gasse in der wir standen, war düster und der Regen prasselte unaufhörlich auf uns herab.
„Seid ihr auf Crack oder so einer Scheiße?“ würgte er hervor, was Fely nur noch brutaler werden ließ.
„Hör auf! Das muss aufhören! Du kannst nicht wahllos Menschen töten, das……..!“
„….geht dich nichts an, Schwesterherz! Wie wahr!“ fauchte sie mich aufgebracht an und wollte soeben zubeißen, als ich sie am Arm zurück riss.
„Laufen sie!“ Er starrte mich nur geschockt an und bewegte sich einfach nicht.
„Was zum Teufel seid ihr?“
„Sofort!“ schrie ich den armen Tor an, der wie von der Tarantel gestochen davon stolperte, ohne sich noch einmal umzusehen.
„Was sollte das eben? Nur weil du dich von Ratten und Instantblut ernährst, heisst das nicht, das ich nicht frisches will!“
„Das ist nicht vertretbar! Das ist Mord!“ Noch ehe ich mich versah, stand ich mit dem Rücken gegen die Wand gepresst meiner wütenden Schwester gegenüber.

Ein schneidender Schmerz durchzuckte plötzlich meinen Körper und ließ mich keuchend ausatmen. Ich sank, als mich der nächste Hieb traf, nach Luft ringend auf meine Knie und stütze mich mit den Händen auf dem matschigen Waldboden ab.
„Du wirst die Bestrafung annehmen!“ dröhnte eine tiefe Männerstimme ausserhalb meines Blickfeldes.
„Was habe ich getan?“ presste ich hervor und fand mich von einem Kreis des Covens umzingelt wieder. Jedes Mitglied trug eine schwarze Kutte und hielt eine Peitsche in der Hand. Das schleifende Geräusch der Geißeln, wenn sie langsam über den Waldboden gezogen wurden, ließ Schauer über meine Haut laufen. Den einzigen Farbkontrast zu ihnen stellte Rosalie dar, die in einem weißen Kleid die ganze Szenerie von einem Felsen beobachtete.
„Du bist es einfach nicht Wert zu existieren!“
„Rose, bitte hilf mir!“ Sie gestikulierte mit den Händen und wollte mir anscheinend Hinweise geben, doch ich konnte sie über das Pfeifen der Peitschen, die die Mitglieder jetzt über ihren Köpfen schwangen, nicht verstehen. Mit einem Schlag hörte das Zischen auf und mein Körper wurde von grell explodierenden Wellen des Schmerzes und der Wald von meinen gellenden Schreien erfüllt.

In mir tobte ein Feuer und ich vermochte nichts dagegen zu unternehmen.

-Warum schlugen sie immer noch auf mich ein?-
-Weshalb half mir Rosalie nicht?-

Mir war speiübel und alles drehte sich. Vor meinen Augen war alles verschwommen, ohne Konturen und ich hatte Mühe, überhaupt etwas zu erkennen. Doch hier war es trocken, warm und es roch nach Holz. Immer wieder durchzuckten mich diese gleißenden Blitze, die mich fast blind werden ließen und mir beinahe den Verstand raubten.

-Ich musste das beenden! Sofort!-

Zusammengekrümmt lag ich auf dem Boden der Küche und versuchte meine Schmerzen unter Kontrolle zu bringen.

-Durst, ich brauchte Wasser und dringend etwas gegen diese Qualen.-

Carlisle hatte sicher irgendwo im Haus Aspirin, doch die würden bei dieser Intensität der Schmerzen kaum etwas ausrichten. Um mich tastend fand ich den Unterschrank der Spüle, an dem ich mich in Sitzposition hochzog und sofort ein würgen unterdrücken musste. Ich lehnte mich an den Schrank und holte ein paar Mal tief Luft, doch es half einfach nicht. Vorsichtig tastete ich Bauch und Beine ab, nur da waren keine Striemen, wie ich es erwartet hatte. Kein Blut, nur dieser allgegenwärtige Schmerz, der meine Eingeweide zu zerreissen drohte. Ich würde hier zu Grunde gehen. Abermals krampfte sich mein Magen zusammen und versuchte verzweifelt seinen Inhalt loszuwerden.
„Hey!“ Kühle Finger strichen sanft über meine Stirn, befühlten schließlich meinen Puls.
„Wasser!“ Mit meiner eiskalten Hand rieb ich mir hektisch die Augen, da dieser verfluchte Schleier nicht verschwinden wollte.
„Hier!“ Blind griff ich mehrere Male ins Leere.
„Warte!“ Er berührte sanft meine Wange, als er mir ein Glas Wasser an die Lippen hielt. Zaghaft nahm ich einen Schluck, was ich sofort bereute, da das Würgen sofort wieder einsetzte.
„Ich schaffe das nicht!“ keuchte ich und kämpfte verzweifelt darum mich nicht übergeben zu müssen.
„Doch das wirst du!“
„Die Schmerzen sind unerträglich!“ Ich schlang die Arme um meine Mitte, wippte vor und zurück.
„Ich brauche Schmerzmittel!“ forderte ich mühsam, da mein Extremitäten zu krampfen begannen.
„Nein, tut mir leid!“
„Bitte!“ flehte ich, doch er schüttelte nur den Kopf und wollte mir erneut das Glas an die Lippen halten. Ich schlug es ihm aus der Hand und packte ihn an den Oberarmen.
„Das ist unmenschlich, mich so leiden zu lassen, du hast absolut keine Vorstellung, was ich hier durchmache!“
„Es geht vorbei!“
„Ich brauche das Zeug, komm schon!“ versuchte ich ihn mit der Armes-Mädchen-Masche einzuwickeln. Ich ließ ihn los und fuhr ihm behutsam über den Kopf.
„Nur ein, zwei Pillen! Bitte?“ sang ich fragend, wanderte seinem Hals hinab und strich ihm bedächtig über sein Schlüsselbein.
„Sei lieb! Ja?“
„Du weißt, dass das nicht geht! Die letzten Tage hast du gut überstanden, meine Kleine, und ich bin der Überzeugung…….!“
„Hör auf so einen Mist zu erzählen! Verfluchte Scheiße!“ entfuhr es mir, als ein erneuter Krampf mir Schweiß auf die Stirn trieb.
„Das kannst du dir wirklich für Nessie aufheben! Ich habe Schmerzen, verdammt!“ Ich packte ihn im Nacken und zog ihn grob an mich heran, sodass sich unsere Gesichter beinahe berührten.
„Was muss ich tun, damit ich bekomme was ich will?“
„Finley, ich werde dir unter keinen Umständen etwas verabreichen!“ Mit einer gekonnten Bewegung befreite er sich aus meinem Griff, hob die Hand beschwichtigend.
„Und ob du das wirst, verdammter Mistkerl!“ fluchte ich aufgebracht, doch er setzte nur noch eins drauf.
„Du musst die Konsequenzen tragen, die du dir selbst aufgebürdet hast!“
Ich schlug ihm brutal gegen seine Schulter, die schon in der Blutbank gelitten hatte, doch er zuckte nicht einmal mit der Wimper.
„Bist du eigentlich taub! Ich habe Schmerzen!“ keuchte ich, rappelte mich wutentbrannt hoch, riss die Schublade in meiner Reichweite heraus und wühlte darin nach etwas, womit ich ihn zwingen konnte, mir das zu geben, wonach mein Körper, ich, verlangte.

Plötzlich holte mich, als das Besteck klirrend zu Boden fiel, die Vergangenheit wieder ein. Überall war Blut, an Wänden, den Schränken - Blutbank. Kopfschüttelnd zwang ich mich wieder in die Realität zurück und schnappte mir eine Glasschüssel, die auf der Spüle gestanden hatte.
„Sag mir wo deine Tasche ist, zum Teufel! Ich meine es ernst!“ zischte ich, doch er sah mich nur an, bewegte sich nicht.

-Warum tat er nichts dergleichen?-

„Wo ist das Zeug!“
„Lass uns darüber reden!“
„Reden! Reden!“ blaffte ich.
„Es grenzt an ein Wunder, dass Esme noch nicht an Langeweile gestorben ist! Hältst du eigentlich bei jeder Gelegenheit deine Gardinenpredigten? Euer Sexleben muss ja einschläfernd sein!“ Fassungslosigkeit stand für eine Sekunde in sein Gesicht geschrieben, doch er hatte sich sofort wieder unter Kontrolle und kam auf mich zu.
„Esme hat damit absolut nichts zu tun!“ entgegnete er kalt und schneidend.
„Warum denn? Ihr blieb doch, als du sie verwandelt hast, keine andere Wahl, als bei dir zu bleiben. Wer hätte sie schon gewollt, als lebende Tote? Du warst es schließlich, der ihr die Chance genommen hat, etwas anderes kennenzulernen als diese ewige Geduld und Fürsorgeheuchelei, die du ja ziemlich überstrapazierst! Übrigens allen in deinem Umfeld hängt dein Gehabe schon zum Halse raus!“ Aus meinem ersten Impuls heraus warf ich die Schüssel nach ihm, doch er fing sie galant auf.
„Hör auf! Sofort!!“ In seinem Inneren brodelte es und wie! Gut so! Er stellte die Schüssel auf den Boden. Seine Hände hatte er inzwischen zu Fäuste geballt und kämpfte um jedes Quentchen Selbstbeherrschung, das er aufbringen konnte. Er würde diesmal klein bei geben, nicht ich. Ich wollte meinen Trip und er würde ihn mir verschaffen.
„Hör auf, hör auf……!“ äffte ich ihn lachend nach und spielte auf Provokation der schlimmsten Art.
„Du kannst entweder nur meckern oder zurechtweisen, stimmts??“ Der Tellerstapel auf der Anrichte kam mir gelegen und ich feuerte einfach drauf los, doch ich hatte nicht mit ihm gerechnet. Er fing jeden Teller auf seine typisch elegante, beherrschte Art, was mich nur noch mehr in Rage brachte. Ich wollte nur von diesen Schmerzen befreit werden, von diesem Wahnsinn, der allmählich komplett die Kontrolle übernahm. Und jetzt stand ich ihm gegenüber und er hatte nichts besseres zu tun, als mir seine wohlbekannten Vorträge zu halten. Es machte mich rasend, dass er sogar in so einer Situation seine Contenance bewahrte. Immer dieser gutbürgerliche Snob, den er mimte, wurde allmählich langweilig und anstrengend.
„Ich bin nicht das kleine süße Mädchen, als das du mich behandelst!“
„Finley!“ Sein Unterton ließen erahnen, dass er mehr als angespannt war und diese Situation so bald wie möglich beenden wollte.
„Ich weiß, dass….!“
„Was weißt du? Was?? Carlisle?!“ schrie ich jetzt und hatte das Gefühl, dass dieser Sturm, der in mir tobte, nicht ohne Verluste enden würde.
„Du bist doch immer so klug? Ich meine nach dreihundert, was weiß ich Jahren, kann man sich ja was auf sein Wissen einbilden können, oder?“
„Du redest wirr!“
„Ich rede wirr? Du solltest dir einmal zuhören, wenn du erst so richtig in Fahrt bist!“ Als die Teller nun zur Neige gingen, war ich gezwungen ihn kurz aus den Augen zu lassen, um mir aus dem Hängeschrank rechts neben der Spüle Nachschub zu besorgen. Mit einem Ruck riss ich an der Tür, doch ich schaffte es nicht mehr, nach dessen Inhalt zu greifen, da er bereits meine Hände mit eisernem Griff gepackt hielt und mich zwischen ihm und der Küchenzeile eingekeilt hatte.
„Genug!“
„Ja, klar! Du hast genug, wie immer, aber ich noch nicht!“ knurrte ich zähneknirschend und wand mich, um mich zu befreien.
„Ich möchte dich nicht verletzten!“
„Ach, seit wann diese Erkenntnis?“ Da ich keinerlei Chance gegen ihn hatte, musste ich mit anderen Geschützen auffahren und die waren altbewährt.
„Macht es eigentlich Spaß andere zu quälen, die dir körperlich unterlegen sind?“
„Du weißt, dass ich dir niemals ernsthaft oder absichtlich schaden würde!“
„Dann sag mir, warum du nur Sterbende verwandelst und keinen der dir kräftemässig gewachsen ist? Haben wir ein Problem mit unserer……!“
„Ich sagte genug!“ Seine Bewegungen war so schnell, dass sie vor meinen Augen verschwammen, als er mir einen schallende Ohrfeige gab. Meine Wange brannte abscheulich und ich konnte ihn, wie er mich, nur geschockt ansehen. Ich wusste, dass ich sie verdient hatte, doch was mir durch und durch ging, war sein Blick. Plötzlich ließ er von mir ab, zog sich aber nur wenige Schritte zurück. Ein Gefühl der Erleichterung machte sich breit, vertrieb die Schmerzen für einen Augenblick. Ich rieb mir mit einer Hand die heisse Stelle, als ich kichernd am Küchenschrank nach unten glitt. Irritiert sah er mich an und wusste nicht so recht mit meiner Reaktion umzugehen.
„Finley, es…………!“
„Geht es dir jetzt besser?“ Unterbrach ich ihn, immer noch lachend.
„Wie bitte?“ presste er gequält hervor und machte ein Gesicht, als hätte er gerade ein Schwerverbrechen begangen.
„Also mir geht es um einiges, besser! Du kannst auch stolz auf dich sein! Esmes Geschirr wurde von dir gerettet! Held des Tages!“

Meine Emotionen wechselten von einer Sekunde auf die andere, von Himmelhoch jauchzend auf zu Tode betrübt und gleichzeitig kehrte dieser schneidende Schmerz zurück. Mein Lachen ging in ein Schluchzen über, das sich nicht mehr stoppen ließ. In meiner Verzweiflung legte ich den Kopf auf meine angewinkelten Knie, die ich nun umklammert hielt. In einem langsamen monotonen Rhythmus schlug ich den Kopf gegen den Unterschrank, was seltsamerweise beruhigend auf mich wirkte. Langsam, aber bedächtig kam er auf mich zu, setzte sich zu mir, nahm meinen Kopf sanft, aber bestimmt, in seine Hände.
„Nicht! Du verletzt dich!“ Trotz seines Griffes versuchte ich weiter diese Bewegung auszuführen, doch er hielt mich davon ab.
„Hör auf!“
„Bitte mach, dass die Schmerzen endlich aufhören, Carlisle! Bitte!“
„Es tut mir leid, ich kann nicht!“ zögerlich strich er mir über die Wange, die einen leuchtend roten, pulsierenden Fleck aufwies.
„Ich bin diese Qualen so leid!“
„Ich weiß!“ Vorsichtig zog er mich an sich und küsste meinen Scheitel.
„Du hast doch schon einen Teil deines Weges hinter dir, und du machst das hervorragend!“
„Ausser den Teil mit dem zertrümmern von Porzellanware, den sollte ich vielleicht noch üben!“ flüsterte ich sarkastisch und lehnte mich an ihn.
„Versuch dich zu entspannen!“ Er löste behutsam meine verkrampften, ineinander verschränkten Finger und legte einen Arm um meine Schulter.
„Nicht mehr lange und du hast alles überstanden! Du kannst so stolz auf dich sein Finley! Das Publikum liebt dich doch!“
„Publikum? Wovon?!“

„Sie wissen einfach nicht, wer oder was du bist, das ist ihr Problem! Du bist ein Blutsauger durch und durch, der nicht davor zurückschreckt andere für seine Zwecke zu missbrauchen!“ Das Sprungbrett war diesmal um einiges schmäler und Jasper versperrte mir den Weg zur Treppe, die meine Rettung gewesen wäre. Ein weiteres Mal würde ich garantiert nicht springen.
„Ich dachte, du seist vertrauenswürdig Jasper! Du hast mir versprochen, dass die Tablettengeschichte unter uns bleibt!“
„Ich bin einfach der Meinung, dass es nun alle erfahren sollten, findest du nicht? Deine Arbeitskollegen, Freunde und die Bevölkerung von Forks wird es sicher brennend interessieren, dass du ein verdammter Bastard bist! Dein Vater hatte schon recht damit!“ Bei diesem Satz spürte ich einen unangenehmen Stich in der Brust, der mich zwei Schritte rückwärts tapsen ließ.
„Leg das Megaphon weg, ich warne dich!“
„Hört, hört! Du bist nicht in der Position mir zu drohen, wenn ich das einmal anmerken darf! Ich hätte da noch ein kleines Geschenk für dich!“
„Geschenk? Willst du mich erneut mit in die Tiefe reißen, das wäre mehr als vorhersehbar!“ Schrie ich über den auf und abschwellenden Applaus des Publikums hinweg.
„Das ist passé! Emotionen sind hoch im Kurs!“ Es klang wie ein böses Omen aus seinem Mund, und ich wusste instinktiv, dass es nichts Gutes bedeuten konnte. Noch bevor ich mich ihm entziehen konnte, packte er mich an den Unterarmen und ließ all die negativen Gefühle, die er für mich ins Positive gekehrt hatte, in mich zurückfließen. Wie ein schwerer, kalter, nasser Schleier krochen sie Unterarm, Schultern, Brust Bauch und Beine entlang und ließen mich beinahe daran ersticken.
„Jasper, du bringst mich um!“ Horror Visionen von der Gefangenschaft im Coven, Verletzungen, Kränkungen, Hoffnungslosigkeit, Angst drängten sich in meinen Kopf und rissen mein Herz langsam und schmerzhaft in Stücke.
„Jasper!“ kreischte ich, da ich den vernichtenden Emotionen nicht mehr lange standhalten konnte, ohne an ihnen zu zerbrechen.
„Was muss ich tun, damit du aufhörst?“ flehte ich, ohne einen Ausweg aus dieser Situation zu sehen.

Ein fernes Rauschen setzte ein, das immer lauter wurde. Die glatte Oberfläche des Sprungbrettes unter meinen nackten Füßen fühlte sich plötzlich rau und kalt an. Ich stand auf einer Felsenklippe und das Tosen kam vom Wasser, das in einem Wildbach unter mir dahin donnerte.
„Was muss ich tun?“
„Das ist deine Entscheidung, ob du das hier beenden willst Fin und hör endlich auf zu heulen!“ Mein Kopf schnellte zu Fely, die nun vor mir stand und die Hände in die Hüfte gestemmt hatte.
„Warum fragst du mich, ob du springen sollst oder nicht? Du bist doch immer diejenige von uns Beiden, die solche Entscheidungen trifft!“ Hektisch sah ich mich um, doch von Japser war niergens eine Spur. Mein Blick verharrte schließlich bei Rose, die ein wenig abseits stand.
„Siehst du sie?“ fragte ich mit einem Finger auf Rose gerichtet.
„Entscheide dich endlich!“ Ich hatte mich geirrt, das Rauschen kam nicht vom Wasser, es war wie eine schlechte Telefonverbindung. Zwischen dem knacken und knistern, konnte ich vereinzelte Wörter verstehen, die jedoch keinen Zusammenhang ergaben.
„Siehst du sie?“ rief ich über den Sturm an Geräuschen.
„Wie wirst du entscheiden?“
„Fely, hör mir doch zu!“ Da ich bei ihr nichts auszurichten vermochte, versuchte ich es bei Rose.
„Rosalie, ich verstehe dich nicht!“ Unvermittelt erstarb das Getöse und ein Telefon klingelte ohne Unterlass. Rose wollte mir etwas mitteilen, dessen war ich mir sicher, doch dieses läuten war unerträglich und ohrenbetäubend. Ich presste mir die Hände gegen die Ohren, um mich vor dem Lärm zu schützen, doch es wollte einfach nicht aufhören.

„Meine Liebe, keine Sorge, es geht uns den Umständen entsprechend gut! Sie schläft gerade! Finley ist stark, sie wird es bald überstanden haben!“ Langsam drehte ich mich auf die andere Seite, als mein Körper aufs heftigste zu protestieren begann und ich einen Schrei unterdrücken musste. Die Wellen waren nicht zu stoppen, also lag ich einige Minuten wimmernd in meinem Bett und hoffte, dass der Schmerz bald verebben würde. Carlisle stand auf der Terrasse und telefonierte offensichtlich mit Esme. Ich war der Meinung gewesen, dass man in diesen Wäldern mindestens eine Satellitenschüssel brauchen würde, um überhaupt Kontakt zur Außenwelt aufnehmen zu können.
„Ich werde ihr eure Grüße übermitteln, natürlich! Alles in Ordnung bei euch in Forks? Das ist schön! Esme, sie wird doch bald von uns gehen!“

„Ich bin nur ihretwegen hier, Carlisle!“ Rosalie stand mit vor der Brust verschränkten Armen neben Carlisle und Esme.
„Das weiß ich, Rose!“ entgegnete er. Wir standen in einem nahezu schwarzen Raum, der nur mit Kerzen beleuchtet war, die kaum erahnen ließen, wie groß er sein mochte. Ich hatte absolut keine Vorstellung von dem Grundriss dieses Zimmers und harrte reglos aus.
„Sie hat unser Vertrauen missbraucht, deshalb soll sie unsere Familie verlassen!“ Esme, Carlisle sowie Rosalie waren in tiefschwarz gekleidet und leuchteten beinahe wie Geister in dieser Düsternis.
„Wenn das dein Wunsch ist meine Liebe!“ Carlisle küsste sie sanft auf den Scheitel. Reflexartig griff ich mir selbst an den Kopf.
„Sie ist doch nur ein Wimpernschlag in unserer Existenz, warum geben wir uns überhaupt mit ihr ab?“
„Bin ich denn nicht….?“

„Ich bin wegen dir hier!“ Unterbrach mich Rose, deren Blick buchstäblich durch mich hindurch ging, als ob sie mich gar nicht wahrnehmen würde. Als ich an mir hinabsah, fühlte ich mich deplatziert mit einem leuchtend roten, bodenlangen Kleid, das im scharfen Kontrast zu den anderen herausstach.
„Das sind meine Ängste!“ hauchte ich, als sich diese Erkenntnis wie von alleine offenbarte.
„Sie lebt ständig auf unsere Kosten, ist nur ein Klotz am Bein! Fällt ständig aus der Rolle!“
„Du hast absolut Recht mein Schatz!“ Emmett küsste Rose leidenschaftlich, während er sie gegen einen Baum gedrückt hielt. Ihr schien es zu gefallen, da sie sich lasziv unter seinem Griff räkelte.
„Sie bringt doch ständig unsere Familie in Gefahr, sie soll doch sehen wo sie bleibt! Seit sie bei uns ist, hat Carlisle doch keine ruhige Minute mehr!“
„Wie wahr!“ brummte er, während er ihren Hals mit Küssen bedeckte.
„Das wäre noch die Krönung, wenn sie sich zwischen uns stellen würde!“
„Rose, sie ist doch nur ein naives, unselbstständiges Mädchen! Sie wird dir doch nie das Wasser reichen können!“
„Aber ich bin wegen ihr hier!“
„Ja, richtig, aber für einen Notbehelf reicht sie bei Zeiten gerade noch aus!“ Sprachlos starrte ich die Beiden an, war zutiefst gekränkt über diese unüberlegte Aussage Emmetts.
„Wie könnt ihr nur!“

„Sind wir jetzt beleidigt?“ knurrten beide und kamen frontal auf mich zu, wie mindestens zwanzig weitere Krieger meines alten Covens, den ich zutiefst verabscheute. Die restlichen Cullens, sowie Fely bildeten, flankiert von den Werwölfen, eine Linie auf der gegenüberliegenden Seite, somit stand ich zwischen den Fronten. Joseph trat vor und umkreiste mich wie ein hungriges Raubtier, das bereit war, zu töten. Und wie er das war! Hilflos sah ich mich nach jemandem um, der für mich einstehen und sich auf meine Seite schlagen würde, doch die Anwesenden plauderten fröhlich miteinander, als wären wir auf einem Wanderausflug. Wie auf Kommando machten sie kehrt, schlenderten gemächlich zwischen den Bäumen davon und somit aus meiner Sichtweite. Widerwillig nahm ich Joseph erneut ins Visier und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass er das große Schwert in Händen hielt, das ich Carlisle aus der Hand gerissen hatte, um diesen dümmlich grinsenden Bastard zu töten. Gekonnt schwang er das Schwert vor seinem Körper hin und her, während er weiter seine Kreise zog.
„Was willst du von mir, warum ist dein Staub nicht in alle Himmelsrichtungen verteilt?“ Er bleckte lediglich seine Fänge und gackerte beim lachen wie ein Huhn.
„Was willst du!“ schrie ich gereizt, da die Situation über meinen Verstand ging.
„Was ich will?“ Josephs Gestalt wandelte sich plötzlich in Fely, die weiterhin die Klinge kreisen ließ.
„Ich will endlich meine Freiheit, Selbstständigkeit und nicht eine Amme als Schwester, die mich den ganzen Tag entmündigt!“
„Was?“ brüllte ich sie nun wutentbrannt an und hätte sie geohrfeigt, wenn das Schwert nicht, durch die Luft singend, zwischen uns gestanden wäre.
„Jetzt mach mal halb lang, Schwester!“
„Das hätte die liebe Finley wieder einmal gerne! Ich bin doch nur dein lästiges Anhängsel, das du am liebsten mit einem Mühlstein um den Hals im nächsten Brunnen ertränken würdest, wie einen Hundewelpen, der dir gerade nicht passt!“
„Wow!“ Nach Luft schnappend rang ich nach Worten.
„Du bist schließlich diejenige, die über Leichen geht, nicht ich. Aber ich habe es satt! Ich habe dich satt, Fely! Gut, du hast gewonnen!“ Aufgebend hob ich die Hände.
„Ich will keinen Kampf mehr, mach was du willst!“

„Kämpfen wirst du müssen!“ Ihre Stimme wurde bei dem Satz immer tiefer, bis es nur noch ein markerschütterndes Grollen eines Bären war. Der Grizzly hatte sich vor mir aufgebaut und schlug nach mir. Rosalie und Emmett standen wieder an dem Baum und liebkosten sich innig.
„Emmett, hilf mir!“
„Warum sollte ich dir helfen, ich bin sowieso wegen dir hier!“ erwiderte Rose.
„Wovon faselst du da ständig!“ Der Bär schäumte vor Wut und begann einen Kreis um mich zu beschreiben.
„Du solltest besser kämpfen!“
„Ich bin dem hier nicht gewachsen, ein wenig Hilfe wäre nicht schlecht!“ keuchte ich und versuchte abzuschätzen, wie weit es zum nächsten Baum und somit zu meiner Rettung wäre.
„Kämpfe!“ Emmett und Rose flankierten den Bären zu beiden Seiten und verwandelten sich zu meinem Entsetzen ebenfalls in Grizzlies.
„Nein, nein, nein!“ schrie ich gellend und stolperte ungeschickt rückwärts Richtung Waldrand. Das Gestrüpp, durch das ich strauchelte, zerkratze meine Beine und ließ brennende Spuren zurück.
„Nein!“ stöhnte ich, als der braune Bär die Pranke erhob und auf mich niedersausen ließ. Mit zugekniffenen Augen wartete ich auf den unvermeidlichen Hieb, aber es passierte nichts dergleichen. Mir graute in diesem Augenblick davor nachzusehen, was nun auf mich warten würde, so zählte ich leise von zehn rückwärts.
„Ah! Zählen kann sie auch!“ höhnte Joseph, der keinen Meter von mir entfernt lauerte.
„Kämpfe endlich!“
„Weißt du was!“ bebend ausatmend sah ich kurz zu Boden und schließlich zu meinem verhassten Vater.
„Ich sagte es bereits Emmett, Rosalie und Fely! Kämpfen werde ich auf gar keinen Fall! Lass es einfach! Ich bin es so leid!“ Hasserfüllt funkelte er mich an, kam langsam, aber stet auf mich zu. Er erhob seine rechte Hand, die sich in eine Bärenpranke verwandelte und schlug zu. Die ersten beiden Male verfehlte er mich um Haaresbreite, drängte mich an einen massiven Baumstamm und nahm mir so die Chance auf Flucht. Wie in Zeitlupe erhob sich die Pranke und schlug mit einer Kraft zu, die mich in die Knie zwang. Das einzige, was ich tun konnte, war schreien, als tiefe Risse in meiner Haut klafften und Unmengen von Blut aus ihnen zu fließen begann. Inzwischen war ich beinahe heiser, doch die Qualen würden erst mit meinem Tod enden, und auf diesen war ich mehr oder weniger gefasst.

to be continued

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Beitrag  Gast Mi 16 Dez 2009, 19:59

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„Kämpfen wirst du müssen!“ Ihre Stimme wurde bei dem Satz immer tiefer, bis es nur noch ein markerschütterndes Grollen eines Bären war. Der Grizzly hatte sich vor mir aufgebaut und schlug nach mir. Rosalie und Emmett standen wieder an dem Baum und liebkosten sich innig.
„Emmett, hilf mir!“
„Warum sollte ich dir helfen, ich bin sowieso wegen dir hier!“ erwiderte Rose.
„Wovon faselst du da ständig!“ Der Bär schäumte vor Wut und begann einen Kreis um mich zu beschreiben.
„Du solltest besser kämpfen!“
„Ich bin dem hier nicht gewachsen, ein wenig Hilfe wäre nicht schlecht!“ keuchte ich und versuchte abzuschätzen, wie weit es zum nächsten Baum und somit zu meiner Rettung wäre.
„Kämpfe!“ Emmett und Rose flankierten den Bären zu beiden Seiten und verwandelten sich zu meinem Entsetzen ebenfalls in Grizzlys.
„Nein, nein, nein!“ schrie ich gellend und stolperte ungeschickt rückwärts Richtung Waldrand. Das Gestrüpp durch das ich strauchelte, zerkratze meine Beine und ließen brennende Spuren zurück.
„Nein!“ stöhnte ich, als der braune Bär die Pranke erhob und auf mich niedersausen ließ. Mit zugekniffenen Augen wartete ich auf den unvermeidlichen Hieb, aber es passierte nichts dergleichen. Mir graute in diesem Augenblick davor nachzusehen, was nun auf mich warten würde, so zählte ich leise von zehn rückwärts.
„Ah! Zählen kann sie auch!“ höhnte Joseph, der keinen Meter von mir entfernt lauerte.
„Kämpfe endlich!“
„weißt du was!“ bebend ausatmend sah ich kurz zu Boden und schließlich zu meinem verhassten Vater.
„Ich sagte es bereits Emmett, Rosalie und Fely! Kämpfen werde ich auf gar keinen Fall! Lass es einfach! Ich bin es so leid!“ Hasserfüllt funkelte er mich an, kam langsam, aber stet auf mich zu. Er erhob seine rechte Hand, die sich in eine Bärenpranke verwandelte und schlug zu. Die ersten beiden Male verfehlte er mich um Haaresbreite, drängte mich an einem massiven Baumstamm und nahm mir so die Chance auf Flucht. Wie in Zeitlupe erhob sich die Pranke und schlug mit einer Kraft zu, die mich in die Knie zwang. Das einzige, was ich tun konnte, war schreien, als tiefe Risse in meiner Haut klafften und Unmengen von Blut aus ihnen zu fließen begann. Inzwischen war ich beinahe heiser, doch die Qualen, würden erst mit meinem Tod enden und auf diesen war ich mehr oder weniger gefasst.

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Joseph packte mich am rechten Unterarm und übte Druck darauf aus.
„Lass mich sterben!“ Ich lehnte schweißgebadet, zitternd, fiebrig und frierend an die Rinde gedrückt und kämpfte gegen den Brechreiz, der mich zu ersticken drohte.
„Fin, du musst mich das versorgen lassen, du verblutest!“
„Bring es endlich zu Ende, Bastard! Töte mich! Ich kann einfach nicht mehr! Töte mich!“ schluchzte ich, entriss ihm meine Arme und presste mich gegen den Baum, um den Todeshieb zu empfangen. Nein, kein Baum, es war kalt!

>Fliesenspiegel<
>weiß<
>Badezimmer<
>Carlisle<

„Carl…….!“ Ich konnte den Würgereiz nicht länger unterdrücken und erbrach mich. Mein Magen war vollkommen leer, weshalb sich nur Gallenflüssigkeit auf den Fliesen verteilte. Kraftlos sackte ich zusammen und schnappte begierig nach Luft. Mir war elendig zu Mute und ich hätte am liebsten geweint, doch keine einzige Träne war mehr übrig, um sie zu vergießen. Schwall für Schwall überkam mich die Übelkeit und ließ sich nicht stoppen. Mein Rachenraum und die Nase brannten wie Feuer. Ich hatte Mühe dazwischen Luft zu holen und es war mir mehr als peinlich, dass Carlisle das alles mit ansehen musste.
„Geh weg!“ Blind griff ich ins Leere, als der nächste Schwall hochkam.
„Das musst du dir nicht ansehen!“ Erneutes würgen.

-Wann würde das nur aufhören?-

„Finley! Lass mich deine Schnitte versorgen, du blutest stark!“ Energisch packte er meinen Arm und drückte gegen die Wunde. Kraftlos versuchte ich mich zu wehren, da ich noch mehr Schmerzen zu diesem Zeitpunkt absolut nicht ertragen konnte.
„Bitte halte still! Ich weiß, es tut weh!“ Mein Blick wanderte zu meinem Arm, den er in eisernem Griff umklammert hielt und abzuwägen schien. Blut lief in Rinnsalen Richtung Ellbogen und tropfte kontinuierlich zu Boden.
„Ich blute!“ Augenblicklich war ich vollkommen klar, und das Würgen hatte auch endlich aufgehört. Das Handtuch, mit dem er meinen Arm bedeckt hatte, verfärbte sich dunkelrot.
„Ich brauche deine Hilfe, kannst du das hier kurz festhalten, damit ich meine Tasche holen kann, Finley?“ Geschockt konnte ich ihn nur anstarren.
„Fin?“
„Tasche! Natürlich! Was ist geschehen?“ Er war bereits bei der Tür hinaus, als ich mich das erste Mal im Bad aktiv umblickte. Entweder hatte hier ein Kampf stattgefunden oder ein Mord. Ich tippte eher auf Mord und wäre auch nicht überrascht gewesen, wenn die Ermittler der CSI zur Tür hereinspaziert wären. An der Wand, gegenüber der Badewanne, an der ich saß, war eine verwischte Blutspur, die exakt an meinem Ellbogen endete. Ich selbst saß in einer beängstigend großen Blutlache, die gespickt war mit Scherbenstücken des Badezimmerspiegels.
„Gib mir deinen Arm!“ Carlisle war mit seinem Arztkoffer zurück und kniete sich vor mich. Auch er sah aus, als ob er jemanden getötet hätte, da er über und über mit Blut besudelt war. Sein angespannter Gesichtsausdruck alarmierte mich augenblicklich. Er presste eine Wundkompresse auf den klaffenden Schnitt und suchte mit der anderen Hand noch etwas in der Tasche.
„Was habe ich dir angetan?“
„Du hast dich tief geschnitten, als der Spiegel zu Bruch ging! Ich muss die Blutung sofort stoppen!“
„Was habe ich dir angetan?“ Sein Kopf schnellte zu mir.
„Wovon sprichst du?“
„Habe ich dich verletzt?“
„Nein, meine Kleine, du bist verletzt!“ Einen Moment nahmen seinen Gesichtszüge diesen gütigen Ausdruck an, den jeder in seiner Umgebung kannte.
„Das ist doch viel zu viel Blut für einen!“ Plötzlich dämmerte es mir, warum er so eine Miene machte.
„Das ist viel zu viel Blut!“ Panisch begann ich nach Luft zu schnappen.
„Finley! Nein! Beruhige dich! Du hyperventilierst!“ Seine Umklammerung an meinem Arm ließ einen scharfen Schmerz durch meinen Körper rasen.
„Wenn du jetzt die Beherrschung verlierst und mich die Blutung nicht unter Kontrolle bringen lässt, stirbst du!“ Immer noch sog ich stoßweise Luft in meine Lungen und allmählich begann sich alles zu drehen.
„Beruhig dich! Entspann dich!“ Bebend bemühte ich mich, das Gesagte umzusetzen, was sich mehr als schwierig erwies, da meine Gefühle in Aufruhr waren und nach Flucht schrieen.
„So ist es gut! Einatmen und Ausatmen! Sehr gut! Sieh mich an! Einatmen, Ausatmen!“ Er lockerte vorsichtig seinen Griff.
„Entschuldige!“ entgegnete er, während er die Wunde abtupfte.
„Warum heilt sie nicht?“ keuchte ich, als das Blut abermals aus dem Riss quoll. Carlisle machte sich daran, den Schnitt, der sich vom Handgelenk bis zwei Fingerbreit unter die Armbeuge zog, genauer zu begutachten.
„Warum schließt sich die Wunde nicht?“
„Du hast seit knapp zwei Wochen kein Blut zu dir genommen und deine Selbstheilungskräfte gehen gen null!“
„Wie kann das sein?“
„Du hast dich ständig übergeben, also konnte ich dir lediglich Zugänge mit einer Ringerlösung setzten, damit du nicht dehydrierst!“
„Giftspritze in meiner Armbeuge!“ Flüsterte ich und fror grauenhaft.
„Bitte?“ Kopfschüttelnd leckte ich mir über die Lippen und zuckte zurück, als er mir eine Desinfektionslösung über meinen Arm schüttete.
„Ich muss es leider nähen!“ Mir war sofort bewusst, was er damit sagen wollte. So stellte ich mich auf weitere Schmerzen ein, da er mir weder etwas dagegen verabreichen konnte, noch dieses tun würde.
„Bitte, gib mir fünf Minuten!“ flehte ich, doch er verneinte und hatte seine Stirn in Falten gelegt.
„Es gibt eine Möglichkeit, die ich noch nie probiert habe, da ich sie für einen Mythos halte! Finley, ich weiß auch, dass ich dir sehr viel abverlange, aber du musst endlich Blut zu dir nehmen!“
„Zwing mich nicht dazu!“
„Ich spreche nicht von Konserven! Meine Selbstheilungskräfte sind intakt und………!“

Ein Glitzern erweckte meine Aufmerksamkeit, und ich ließ meinen Blick über den Boden schweifen, der an einer Scherbe hängen blieb, in der ich mich das erste Mal seit Tagen selbst erblickte und erkannte mich beinahe nicht mehr wieder.
„Finley, hast du gehört, was ich sagte?“ Meine rotgeränderten pechschwarzen Augen waren von tiefvioletten Schatten umgeben und meine Gesichtsfarbe ähnelte der einer Toten.
„Fin! Versuche bei mir zu blieben. Habe den Willen, kämpfe dagegen an!“ Seine kühle Hand strich mir über die Wange.

Mein Blick war immer noch auf den Splitter geheftet, als sich mein Gesicht zu wandeln begann. Jasper kniete mir gegenüber und strich mir wiederholt über die Haut.
„Hast du diesen?“ Jasper nahm meine Hand in seine, zog mich hoch und schließlich hinter sich her. Abrupt blieb er stehen, drehte sich zu mir, nahm meine andere Hand und begann erneut die negativen Gefühle einfließen zu lassen.
„Und ob ich den habe! Du kannst mir deinen nicht aufzwingen!“ Ich entriss ihm meine Hände, wankte und hatte Mühe nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
„Ich komme auch ohne deine Gabe zurecht, ich brauche dich nicht! Ich habe einen eigenen Willen!“ Diesen Satz leierte ich monoton vor mich hin und wusste nicht, ob es mir etwas helfen würde. Doch seltsamerweise, stoppte es den negativen Fluss zwischen uns augenblicklich.
„Was hast du getan!“ schrie er aufgebracht und gab mir einen Stoß, der mich rücklings vom Brett beförderte.

Ich fiel und die blutroten Wände rund um mich bewegten sich mit rasender Geschwindigkeit.
„Du bist nur ein Klotz am Bein, Finley!“ Esme zog mich grob an sich. Der Raum bewegte sich immer noch und ich hatte das Gefühl ewig zu fallen.
„Du bist nicht mehr willkommen!“
„Sei doch endlich still!“ Ungläubig sah sie mich an.
„Jetzt erzähle ich dir ein paar Takte meine Liebe! Es war eure Entscheidung mich aufzunehmen!“ Wortlos musterte sie mich und tat einen Schritt rückwärts.
„Ich habe nicht darum gebeten! Weder habe ich Angst vor dir, noch lasse ich mich so von dir behandeln! Ich bin eine eigenständige, kluge und unabhängige Frau! Ist das angekommen!“ Der Fall stoppte und Sonne flutete den Raum.
„Du hast es endlich verstanden!“ Ihr Haar, die Kleidung, sowie ihre Augen waren wieder so wie ich sie von früher kannte. Sie umarmte mich und hielt mich an sich gedrückt.

„Ich bin stolz auf dich, dass du dich endlich fürs sterben entschieden hast!“
„Esme…..!“ Ich entwand mich ihrem Griff und sah mich nun mit Joseph konfrontiert.
„Ich werde es auch ganz schmerzhaft und langwierig gestalten, so wie du es magst!“
„Fass mich ja nicht an!“
„Du meinst etwa so!“ Er riss mich brutal an sich und fuhr mit der Zunge über meinen entblößten Hals.
„Lass mich los!“ Wild begann ich um mich zu schlagen und setzte alle Kraft ein, die ich aufbringen konnte.
„Finley!“ wie von Sinnen prügelte ich auf Joseph ein, ließ jegliche Emotionen an die Oberfläche, die mich sonst zu Tode gequält hätten. Er packte mich an den Oberarmen und schüttelte mich.

„Finley!“ In diesem Moment wurde ich auf ernüchternde Weise in die Realität zurück katapultiert. Mit roher Gewalt schlug ich seine Hände von meinen Schultern und fauchte ihn aufgebracht an. Ich stand nun Carlisle mit erhobenen Fäusten gegenüber, der nach Atem rang. Beistelltische, Barhocker, sowie Bücher lagen verstreut im Wohnraum der Hütte. Leises tropfen zog sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. Durch den offensichtlichen Kampf zwischen Carlisle und mir, hatte ich ihm mehrere tiefe Kratzspuren verpasst, aus denen das Blut quoll.
„Beruhige dich!“ Ein tiefes Grollen erhob sich aus meinen tiefsten Inneren und bevor mein Gehirn meine Bewegungen überhaupt verarbeiten konnte, hatte ich ihn zwischen mir und der Holzwand eingekeilt. Mit einem unangenehmen Kribbeln erwachten meine Fänge und Fingernägel zum Leben und verlängerten sich. Er stemmte sich mit aller Macht gegen mich und so verharrten wir minutenlang. Angestrengt schien er zu überlegen, als er unerwartet seine Gegenwehr aufgab und sich von mir gegen die Wand gedrückt halten ließ.
„Ist schon gut! Nimm es dir!“ Mein Blutdurst ließ beinahe keinen vernünftigen Gedanken zu und doch wusste ich, dass es gegen meine Natur war, ihm Blut abzunehmen. Hier ging das Ganze gegen meine Prinzipien und ich war überrascht, dass sogar in dieser Akutsituation sich mein Gewissen meldete. Abrupt ließ ich von ihm ab, zog mich ein paar Schritte zurück und schüttelte den Kopf. 
„Jetzt bin ich daran dich zu retten! Es ist in Ordnung!“ Er führte seinen Arm zum Mund, biss sich ins Fleisch, kam auf mich zu und bot ihn mir dar. Ich haderte mit mir aufs Äusserste und konnte doch nichts gegen die Gier tun, die zunehmend die Oberhand gewann. Meine Kehle stand in Flammen und jede Faser meines Körpers schrie nach Blut. Diesem inneren Dämonen nachgebend, umfasste ich seinen Unterarm mit beiden Händen, zögerte, doch mein Blutdurst übernahm die Führung. Er stöhnte vor Schmerz auf, verkrampfte sich, als ich meine Fänge vorsichtig in seiner Haut versenkte und zu trinken begann. Schauer durchliefen ihn mehrere Male. Gierig trank ich in großen Zügen und vergaß die Welt um mich herum. Das kühle Blut wanderte in jede Faser meines Körpers und versetzte mich in einen angenehmen Rausch. Ich konnte spüren wie sich meine Wunden zu schließen begannen und meine Kraft langsam zurückkehrte.
„Es ist genug!“ keuchte er und strich mir behutsam über meinen Kopf, doch ich konnte, wollte nicht von ihm ablassen. Mein Durst war brennend und ich brauchte mehr von diesem Saft, der mich wieder ins Leben holen würde.
„Ich weiß, dass du aufhören kannst!“ Vorsichtig versuchte er, mir seinen Arm zu entziehen, doch ich lockerte meinen Griff nicht. Verzweifelt klammerte ich mich an ihn, als ein schneidender Schmerz mich zu Boden gehen ließ.
„Was ist los?“ alarmiert zog er mich an sich.

Die Stahlklinge drang in meinen Unterleib ein und ich schnappte nach Luft.
„Finley, ich bin nur deinetwegen hier!“ Rose flankierte meine linke Seite und beobachtete Joseph, der boshaft grinsend vor mir stand, das Schwert langsam aus der klaffenden Wunde herauszog und nun auf dieselbe Weise vor seinem Körper schwang, wie er es das letzte Mal getan hatte. Feiner Nebel aus Blutstropfen legten sich auf uns und hinterließen rote Sprenkel auf meinem weißen Top.
„Ich weiß!“ keuchte ich unter Tränen, der Ohnmacht nah.
„Nein, du verstehst mich nicht!“ entgegnete sie, ohne den Blick von ihm abzuwenden.
„Rose, er wird mich töten!“ Sie reagierte nicht, sondern tat einige Schritte rückwärts.
„Rose!“
„Es sind deine Ängste!“ Die Erkenntnis traf mich in diesem Moment wie ein Peitschenhieb, als Joseph abermals die Klinge in meinem Körper versenkte.
„Ist es nicht ein wunderschöner Tag zu sterben?“ donnerte er und zog das Schwert aus der Wunde.
„Du kannst mich mal!“ presste ich unter Schmerzen hervor, drückte mit einer Hand die Stichwunde ab und verzog meinen Mund zu einem höhnischen Lächeln.
„Ich werde dich töten!“ raunte er, doch aus irgendeinem Grund ängstigte mich dieser Umstand nicht mehr. Früher wäre ich sofort in Kampfstellung gegangen und hätte mich bis aufs Letzte verteidigt, doch was nützte das? Der ersehnte Friede würde nur auf der anderen Seite warten.
„Du kannst mich zwar misshandeln, demütigen und sogar physisch töten, aber du kannst mich nicht brechen! Niemals!“ Mit einem wütenden, ohrenbetäubenden Schrei stach er ein weiteres Mal zu, doch die erwarteten Schmerzen blieben aus. Rose stand nun wieder neben mir, gemeinsam beobachteten wir die Szenerie als Aussenstehende, die sich auf dieser Lichtung abspielte, während ich langsam aber sicher mich dort verbluteten sah.
„Es muss so sein!“ flüsterte Rosalie und nahm meine Hand.
„Er hat es nie geschafft mich zu brechen! Ich war immer stärker als er, deshalb hasste er mich so sehr!“
„Ja richtig!“
„Und deshalb warst du ständig an meiner Seite!“
„Nicht ganz! Vertraue deinem Gefühl! Gefühle sind wichtig!“
„Diese brachten mir schon zu oft Ärger ein!“

Die tosenden Wassermassen verrieten mir, dass ich nicht mehr im Wald sein konnte und verharrte vor Jasper, der meine Handgelenke umklammert hielt.
„Auf ein Neues!“ Noch bevor er mich mit seiner negativen Energie vergiften konnte, entriss ich ihm meine Arme und ging langsam rückwärts.
„Du hast recht! Ich verlasse mich auf meine eigenen Gefühle!“ Mit einem Satz sprang ich vom Brett und fiel in absolute Dunkelheit.

Mit einem harten Aufprall rechnend, spannte ich jeden Muskel in meinem Körper an, doch nichts dergleichen geschah. Aus heiterem Himmel stoppte mein Fall. Leises rascheln, das Aroma von nassem Moos und Holz ließen mich vermuten, dass sich meine Umgebung wieder geändert hatte. Da ich meine eigene Hand vor Augen kaum wahrnahm, blieb es bei einer Ahnung. Vorsichtig setzte ich mich auf den laubbedeckten Boden und wusste nun, woher das rascheln gekommen war. Angestrengt versuchte ich meine Umgebung auszumachen, als ich in einiger Entfernung einen Lichtpunkt entdeckte, der kontinuierlich auf mich zuschwebte. Fasziniert verharrte mein Blick auf dieser, in allen Regenbogenfarben, wechselnden Lichtblase, die nicht größer als eine Seifenblase war. Wenige Meter vor mir stoppte der Lichtschein und wie von Geisterhand flammten duzende Kerzen rings um mich auf. Rosalie hatte ihre Hände zu einer Schale geformt und balancierte darin eine schwebende Lichtkugel, die kontinuierlich die Farbe wechselte. Ich war gefesselt von diesem Lichtball und hatte Mühe mich davon loszureißen. Rose selbst trug ein weißes, wallendes Kleid, sah mich nur an und schien auf etwas zu warten. Minutenlang überlegte ich, was ich sie fragen sollte, da mir so vieles durch den Kopf ging und ich irgendwie wusste, dass keine Zeit blieb. Also stellte ich die Frage, die mir als erstes in den Sinn gekommen war.
„Wie geht es dir in …….!“

-Wo eigentlich war Rose?-
-Im Himmel?-

„In der Anderswelt!“ beendete sie meinen Satz, kam bis auf wenige Schritte auf mich zu und setzte sich mir gegenüber. Der Lichtball flammte einen Moment grell auf und begann schließlich sein Farbspektrum von neuem wiederzugeben.
„Anderswelt!“ echote ich, mich immer noch in dem Regenbogen an Farben verlierend.
„Du solltest mich andere Dinge fragen!“
„Wenn es doch so viele sind!“ resignierte ich und fuhr mir nervös durch die Haare.
„Liebst du Emmett von Herzen?“ Da ich auf diesen Themenwechsel nicht vorbereitet war, konnte ich sie nur anstarren. Ihr Lachen erfüllte die Luft, sanft und lieblich. Mir wurde bewusst, dass ich sie bis zu diesem Zeitpunkt nie lachen gehört hatte.
„Eine ganz einfache Frage Fin! Ja oder nein!“
„Du wirst sauer!“ gab ich kleinlaut zur Antwort, machte mich gleichzeitig darauf gefasst, dass sich meine Umgebung oder Situation jede Sekunde wieder verändern konnte.
„Nicht doch, das ist Vergangenheit! Meine Zeit ist verstrichen, nun ist es an dir! Also liebst du ihn?“ Vorsichtig nickte ich und hoffte, dass sie nicht ausrasten würde.
„Natürlich, wie hätte ich Zweifel haben können!“ Sie hatte es so sanft und wohlwollend gesagt, dass ich es kaum glauben konnte, dass ich Rosalie gegenübersaß.

-Ok, sie sprach zwar definitiv nicht wie seine Ehefrau über dieses Thema, aber warum war es ihr so wichtig?-

„Du dachtest immer, ich hasse dich, wolle dich aus unserer Familie treiben, doch dem war nicht so! Es waren meine eigenen Ängste und Dämonen, die mich verfolgten. Als ich noch ein Mensch war, musste ich mir immer Liebe erkämpfen und bezahlte schließlich beinahe mit meinem Leben für meine Blauäugikeit. Von Männern, denen ich dachte, vertrauen zu können, gedemütigt, geschlagen, missbraucht und sterbend in einer Gasse zurückgelassen, fand mich schließlich Carlisle. Er verwandelte mich, doch ich kam mit meinem Dasein als Vampir nicht zurecht und lehnte es fortwährend ab mich Cullen zu nennen. Als ich Jahre später Emmett blutüberströmt, zu Carlisle brachte und er so gerettet wurde, hatte ich meine Liebe gefunden. Du musst verstehen, dass er meine größte Kostbarkeit war, die mir in meinem Leben geschenkt wurde und ich in dir eine ernstzunehmende Konkurrenz sah!“
„Das kann doch nicht dein Ernst sein Rose!“ unterbrach ich sie zweifelnd.
„Ich und eine Konkurrenz, sieh dich …………..!“
„Finley, ich sah dich als meine persönliche Bedrohung und möchte mich für mein unmögliches Verhalten dir gegenüber entschuldigen!“ Ich war vollkommen sprachlos und rang verzweifelt um Worte. So hatte ich Rose noch nie gehört und es tat mir in der Seele weh, dass wir nicht viel eher dieses Gespräch geführt hatten.
„Wäre ich nicht so beschäftigt mit meinem eigenen Drama gewesen, hätte ich sehen müssen, dass du selbst mit schrecklichen Dämonen kämpfst. Ich hätte dich unterstützen müssen und nicht wie Dreck behandeln!“
„Rose, bitte!“ Ich hatte die Hand erhoben, um sie zum Schweigen zu bringen und wusste doch nicht recht, was ich sagen sollte.
„Mir ist nur eines wichtig, Finley! Behandle ihn so, wie du es selbst von anderen erwartest. Emmett mag zwar ein Draufgänger und Kämpfer sein, der seine Gefühle schwer zeigen kann. Auch wenn er scheinbar immer alles unter Kontrolle hat, hadert er oft mit dem Schicksal, das ihm auferlegt wurde. Wenn du ihm eine Chance gibst sich zu öffnen, wird er dir den Himmel zu Füßen legen und nicht nur den, wenn du verstehst was ich meine!“ Ihr verschwörerisches Grinsen ließ mich ebenfalls schmunzeln.
„Ich liebe ihn aus tiefsten Herzen, doch weiß ich nicht, ob ich damit umgehen kann! Es ist alles so neu! Die Familie, Fürsorge, Liebe und Geborgenheit!“
„Habe keine Angst, dass du sie jemals verlieren wirst. Nichts von diesen Dingen! Carlisle und Esme würden es niemals zulassen!“
„Sie sind mir sehr wichtig, jeder Einzelne von dieser Familie und es riss mir das Herz entzwei, als Joseph damit geprahlt hat, dich getötet zu haben. Ich fühlte mich so schuldig dir und natürlich Emmett gegenüber, dass ich ihm das Liebste genommen habe!“ Als der Satz meine Lippen verlassen hatte, erfüllte mich eine tiefe Erleichterung und nahm mir eine schwere Last von den Schultern.
„Es ist niemals deine Schuld gewesen!“
„Danke!“ Die Traurigkeit überschwemmte mich, wie eine Gischt eine Klippe.
„Sei nicht traurig, liebe Fin! Verluste wird es noch viele geben, aber meine Zeit ist abgelaufen. Auf mich wartet nun die Anderswelt, darum möchte ich dir etwas auf deinen Lebensweg mitgeben!“
„Du musst gehen?“
„Natürlich du Dummerchen, ich kann doch nicht ewig auf dich aufpassen! Emmett ist ein starker und treuer Weggefährte. Er wird gut auf dich Acht geben, dessen bin ich mir absolut sicher. Ich werde über euch wachen meine liebe Finley! Und nun wird es Zeit zu gehen! Es ist nicht gut für dich, sich so lange in der Zwischenwelt aufzuhalten!“ Sie übergab mir behutsam dieses wunderbare Licht, dass ich zaghaft an mich nahm.
„Pass gut auf mein Lebenslicht auf und lebe jeden Tag, als wäre es dein Letzter!“
„Aber brauchst du es den nicht mehr?“ Ich hielt ihr die Kugel entgegen, doch sie schüttelte den Kopf und legte ihre Hände oben auf. In diesem Moment konnte ich sie nur an mich ziehen und mit meiner freien Hand umarmen.
„Es tut mir so leid Rosalie!“
„Das weiß ich!“ Sie löste sich von mir und strich mir behutsam über die Wange.
„Ich gebe ihn frei! Liebe ihn aufrichtig, liebe Fin!“
„Das werde ich!“ Rechts von uns flammten immer mehr Kerzen auf und enthüllten einen weißen Grabstein. Mich überlief ein Schauer, als ich Rosalies Namen darauf las.
„Ich hatte keine Ahnung, dass ein Grab existiert, es tut mir leid!“
„Nimm es ihnen nicht übel, sie wollten dich nur schützen!“ Mit diesen Worten stieg sie in das Grab, bettete sich zur ewigen Ruhe, wie ich in meinem tiefsten Inneren wusste. Ich kniete mich an den Rand, strich ihr mit einer Hand über die Wange und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Lebe wohl, schlafe in Frieden Rosalie Hale! Du sollst auch nicht in völliger Dunkelheit ruhen müssen!“ Vorsichtig tauchte ich einen Finger in die Lichtblase und zog ein kleines Stück aus ihr. Ich öffnete das Metallgehäuse der Grabkerze, blies das Fragment hinein und verschloss es sorgfältig. Die Laterne warf einen weichen Schimmer auf ihr Gesicht, als sie mich das letzte Mal anlächelte und für immer die Augen schloss.

to be continued

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Beitrag  Gast Fr 18 Dez 2009, 10:07

Eine Eule rief in der dunklen Nacht und ließ mich forschend meine Umgebung absuchen, doch ich konnte den Nachtjäger nicht entdecken. Ich lag auf dem Boden, wie ich dachte und starrte die bleiche Mondscheibe an, die groß am nächtlichen Sternenzelt schimmerte. Allmählich kehrte ich in die Realität zurück und wusste auch, dass ich meinen langen Weg beschritten hatte. Ich fand mich auf der Terrasse, warm eingewickelt in einer Decke, in der gepolsterten Liege, wieder. Meine Gedanken schweiften zu den vielen Szenerien, die sich vor meinem geistigen Auge wie ein Film abgespielt hatten. Mir stellten sich tausende Fragen.

-Weshalb hatte mir niemand erzählt, dass ein Grab von Rose existierte.-
-Sie hätte wissen müssen, dass ich mich gerne von ihr verabschiedet hätte, Blumen niedergelegt und mit ihr so vielleicht ins Reine gekommen wäre.-

Trauer stieg in mir auf, doch es tat gut sich dieses Gefühl zu erlauben. Irgendetwas war anders, doch ich konnte beim besten Willen nicht sagen was. Erst der Tod, von anderen mir zugefügt, ließ mich begreifen, dass der Wert meines Lebens nur von mir selbst bestimmt werden konnte. Das Recht auf Leben habe ich durch meine Geburt erworben, egal ob als Halbsterbliche, einsam oder eingebunden in eine Familie. Carlisle hätte mir diese Weisheit einprügeln können, ich hätte sie niemals annehmen können, sondern musste mich meinem schlimmsten Albtraum stellen. Meine Hand ruhte auf meinem Bauch, ich hielt etwas kühles umklammert, das sich als Carlisles Handgelenk entpuppte. Er saß im Liegestuhl neben mir und beobachtete die Sterne. Bedächtig strich ich über seinen Arm und hatte plötzlich ein Flashback an den Biss, den ich ihm zugefügt hatte.

-Wie konnte er es überhaupt zulassen, dass ich mich von ihm nährte?-
-Warum wohl?-
-Er tat es aus den selben Motiven, wie ich, als ich ihn gezwungen hatte, von meiner Vene zu trinken.-
-Aus tiefer Verbundenheit.-

Ich verschränkte meine Finger mit seinen, als ich seinem Blick begegnete, doch ich fand keine Worte, also lächelte ich ihn nur an und sah wieder gen Himmel. Die Bäume rauschten im Wind, während Grillen um die Wette zirpten und die Dunkelheit die Geschöpfe des Waldes in ihrem Schatten verbarg. Die Geräusche der Nacht wirkten beruhigend tröstlich auf mich und in der Nähe von Carlisle fühlte ich mich sicher.
„Danke, dass du auf mich gewartet hast!“ sagte ich leise, ohne den Blick vom Firmament zu nehmen. Anstelle einer Antwort, fühlte ich seine kühlen Finger über meine Wange streichen. Die Berührung bedeutete in dem Moment so viel mehr für mich, als Carlisle vielleicht bewusst war. Ich wollte mir nicht ausmalen müssen, was er die letzten Tage mitgemacht hatte.

-Waren es überhaupt Tage?-
-Wie viel Zeit wohl seit unserem Aufbruch von Forks vergangen war?-

„Wie lange sind wir schon hier?“ fragte ich unvermittelt.
„Fünf Wochen, meine Kleine!“ Mein Herz begann wild zu pochen, da ich mit dieser Antwort absolut nicht gerechnet hatte. Er begann, beruhigende Kreise auf meinem Handrücken zu zeichnen.

-Was war hier alles in der Zeit geschehen, während ich meine inneren Dämonen bekämpft hatte?-
-Weshalb hatte mein Körper solange gebraucht um das Gift abzubauen?-

Um mich zu beruhigen, versuchte ich, im Sternenmeer Bilder zu erkennen. Da ich aber in Astronomie nicht bewandert war, blieben es nur Linien. Doch der beruhigende Effekt trat ein, und mein Puls ging wieder auf ein normales Niveau zurück. Ich drehte meinen Kopf erneut zu ihm und beobachtete ihn eine Weile, während er in die unendlichen Weiten der funkelnden Pracht sah.
„Ich habe viel von dir abverlangt!“ begann ich, doch er schüttelte unvermittelt den Kopf.
„Nein ganz und gar nicht! Ich bin so stolz auf dich!“
„Ist es nun vorüber?“

-Bitte sag ja-

Hoffte ich inbrünstig und schloss für einen kurzen Moment meine Lider.
„Der schlimmste Teil ist nun geschafft. Jetzt ist es an dir, Kräfte zu sammeln und dich in deine neue Situation einzufinden!“

Es waren nun Tage seit diesem Gespräch vergangen und immer noch fühlte ich mich vollkommen ausgebrannt. Jeden einzelnen Tag stellte sich mir die Frage, wie ich diesen überstehen sollte. Ich war unendlich dankbar für alles was Carlisle für mich tat, sei es mir aus der Badewanne zu helfen, oder schlicht eine Decke überzustreifen, wenn ich fror. Endlich hatte ich auch begriffen, dass es vollkommen in Ordnung war, seine Hilfe anzunehmen, da ich wußte, dass er es ohne jeglichen Hintergedanken tat. Seine unendliche Geduld, wenn alles viel langsamer als gewohnt von statten ging und seine aufopferungsvolle Fürsorge rührten mich zutiefst. Anfangs war ich versucht, das Geschehene auszublenden, mich von meinen Visionen und Wahnvorstellungen zu lösen und doch ertappte ich mich immer wieder dabei, wie ich mich in meiner Gedankenwelt verlor. Dass ich mich nicht vor meinen Träumen schützen konnte, nächtelang wach lag, was Carlisle mit Sicherheit nicht verborgen geblieben war, förderte meinen körperlichen Heilungsprozess nicht im geringsten. Ungefähr eine Woche nachdem ich wieder zu mir gekommen war, wollten wir in den Wäldern jagen, doch meine Kraft reichte bei weitem nicht aus, einen Erfolg zu verbuchen. Schließlich hatte ich die Jagd meinerseits abgebrochen und musste zugeben, dass ich noch lange nicht so weit war. Wann immer ich Blut zu mir nahm, sei es aus der Konserve oder von Tieren trank, die mir Carlisle brachte, musste ich mich nach wenigen Minuten Schwall für Schwall übergeben. Ich konnte in seinem Gesicht jedes mal die wachsende Besorgnis ablesen, die mich ebenfalls zu zerfressen begann. Carlisle konnte sich einfach nicht erklären, weshalb ich weder Vampir, noch Menschennahrung bei mir behalten konnte und hatte eines Tages die rettende Eingabe. Er fand mich, wie schon des öfteren, zusammengekauert über der Toilette wieder.

„Dieses Mal ist es ziemlich schlimm!“ keuchte ich, während ich meine Haare krampfhaft mit einer Hand im Nacken zusammen zuhalten versuchte. Er nahm den Zopf behutsam in seine Hand und musterte mich von der Seite.
„Wieder das gesamte Blut?“ Ich konnte nur nicken, während sich die Verzweiflung durch mein Inneres fraß.
„Nicht nur das!“ Noch bevor ich ihm zeigen konnte, wovon ich sprach, wischte er mir die Rinnsale aus Blut an meinem Hals weg, die aus meinen Ohren flossen.
„Bitte sage mir, dass du weißt, warum ich aus den Ohren und der Nase blute!“ Einen halben Herzschlag lang starrte er nur seine roten Finger an, bevor er resigniert den Kopf schüttelte.
„Bitte!“ flehte ich, doch er konnte mich nur in den Arm nehmen.
„Es tut mir leid, ich…!“ mitten im Satz stockte er, was mich dazu veranlasste, mich von ihm wegzudrücken, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
„Carlisle?“
„Ich habe, als du zu uns stießt, über Halbsterbliche recherchiert, wie du weißt und da war ein Absatz, der sehr wage, aber jetzt für mich verständlich ist!“
„Wovon?“
„Es wird angenommen, dass Halbwesen auf massiven Nahrungs und Schlafentzug mit Blutungen reagieren!“ Er rezitierte den Satz, als würde er ihn mir gerade aus diesem Buch vorlesen, und doch sprach er nicht zu mir.
„Weiters wird aufgeführt, dass nur kräftiges Blut eine Heilung verspricht!“ Er verlor sich einen Moment in seine Grübeleien, während ich ihn angespannt ansah.
„Ich weiß nicht ob es funktionieren wird!“ begann er unheilvoll, jetzt wieder an mich gerichtet, während ich meine Haare zu einem Zopf zusammenfasste und meinen Mund mit einem bereits blutverschmierten Handtuch abtupfte.
„Du musst unbedingt zu Kräften kommen! Da die üblichen Methoden nicht greifen, bleibt uns nur die letzte Option!“ Ich zog meine Stirn kraus und musterte ihn, während ich verzweifelt versuchte, meinen spärlichen Mageninhalt dort zu behalten, wo er hingehörte. Sein Blick streifte seinen Arm und da verstand ich. Meine erste Reaktion war ein kopfschütteln, doch er setzte sich erneut an mich heran und nahm meine Hand in seine. Als ich auf Entzug war, konnte ich meinem Gewissen noch vorgaukeln, dass es reiner Instinkt gewesen war, der mich dazu angeleitet hatte. Aber das hier grenzte an Nötigung seinerseits.
„Ich weiß, dass es auch gegen deine Prinzipien geht, aber es bleibt nicht viel mehr, als das hier!“ Er schob seinen Ärmel nach oben und sah mir fest in die Augen.
„Um es mit deinen Worten zu sagen! Ich werde dich hier nicht sterben lassen! Das ist ein Versprechen, dass ich dir hier und jetzt gebe. Nicht nur, weil du mir wichtig bist, sondern da ich es auch der Familie schuldig bin!“ Es klang beinahe wie ein flehen. Auch wenn es hier um mein Leben ging, doch ich konnte eines nicht, wollte eines nicht, ihn verletzen.
„Es genügt, wenn einer von uns Schmerzen erdulden muss!“
„Der Biss schmerzt von Halbsterblichen weit weniger, da ihr nicht giftig seid!“
„Was?“
„Ihr besitzt kein Gift, mit dem ihr einen Vampir erschaffen könntet!“ schloss er, als würde er einem Kind etwas offensichtliches erklären.
„Trotzdem!“ beharrte ich stur, ohne weiter über das Gesagte nachzudenken.
„Sei doch vernünftig! Es ist nicht der Zeitpunkt die Heldin zu spielen und dir vielleicht die einzige Möglichkeit zu versagen, die dich retten könnte!“
„Wie stellst du dir das vor?“ Er gab mir keine Antwort, sondern biss sich einfach in den Unterarm, aus dem sofort Blut zu quellen begann. Ich schnappte nach Luft und jede Faser meines Körpers sträubte sich gegen meine Blutgier, die er damit entfacht hatte. Meine Kehle brannte plötzlich wie Feuer und doch hielt mich mein Verstand zurück.
„Wenn ich erst einmal von dir trinke, kann ich nicht aufhören! Das ist unmöglich! Ich bin vollkommen ausgebrannt und habe mich seit Wochen nicht richtig nähren können! Der Blutrausch ist nicht aufzuhalten!“ keuchte ich. Mein Bewusstsein, kämpfte gegen meine Gier und schien kläglich zu scheitern.
„Du hast es bereits einmal bewiesen! Edward konnte es und du kannst es auch! Vergiss nicht, ich bin stärker als du und kein Mensch, wie es Bella damals war!“ Er wusste, dass ich von dem Vorfall im Ballettstudio sprach, von dem mir die beiden damals am Lagerfeuer erzählt hatten. Verzweifelt focht ich den Kampf zwischen Gewissen und Bedürfnis aus, während ich die Wunde anstarrte.
„Ich…….will meiner Gier nicht die Oberhand gewinnen lassen! Ich kann die Kontrolle nicht abgeben! Ich…….!“
„Du musst endlich aufhören zu hassen, was du bist!“ dieser Satz traf mich wie ein Peitschenhieb, da es das war, was mich eigentlich zurückhielt, das Monster in mir, dass ich nicht auf ihn loslassen wollte. Ich holte tief Luft und beobachtete, wie das Blut leise zu Boden tropfte.
„Komm schon! Bitte nimm mein Blut, da ich sonst nicht weiß, wie ich dir noch helfen soll!“ Der unwiderstehliche Duft stieg mir in die Nase, und im innersten wusste ich, dass ich die Schlacht verloren hatte.
„Bitte Finley!“ Ich schüttelte langsam den Kopf, hielt aber schließlich inne und ergab mich meiner Natur.
„Ok!“ hauchte ich, während ich zögernd noch näher an ihn heran rutschte. Vor meinen Augen verschwamm plötzlich alles, doch Carlisle zog mich das letzte Stück an sich, drehte mich, sodass ich an seine Brust gelehnt saß.
„Ich danke dir! Wir machen das Schritt für Schritt!“ Sein Arm mit der Bisswunde wanderte um mich herum, als würde er mich von hinten umarmen und führte ihn an meinen Mund. Ich sog bebend Luft ein und sah kurz zur Decke.
„Keine Angst! Du hast einen starken Willen, vergiss das nicht!“ Mit der anderen Hand strich er mir liebevoll über das Haar.
„Entschuldige!“ hauchte ich, als ich meine Fänge langsam in der Wunde versenkte. In diesem winzigen Augenblick verabschiedete sich mein Verstand, löste sich von meinem Körper und ließ die brennende Gier walten. Ich trank in großen, gierigen Zügen, ohne dass mir einmal in den Sinn gekommen wäre, dass ich das Blut eventuell wieder auswürgen könnte. Tränen schossen mir gleichzeitig über die Wangen, während er unaufhörlich über meinen Kopf strich und mich gewähren ließ. Das Blut verteilte sich in meinen Venen, pulsierte durch meinen Körper und gab mir Kraft. Ich konnte fühlen, wie sich mein Körper in rasendem Tempo zu regenerieren begann.

Erinnerungen, Emotionen flammten auf, verschwammen und stiegen erneut in mein Bewusstsein. Der Kampf in der Lagerhalle, die Wunde an meinem Rücken, Blutbank, Esme, Lagerfeuer, Angst, Wut, Misstrauen, Geborgenheit, Emmett, Begierde, Verzweiflung, Resignation, Wut, Friede.

„Finley!“ hörte ich ihn gedämpft nach einer gefühlten Ewigkeit sagen.
„Es ist genug! Fin, lass los!“ Mit einem sanften, aber bestimmten Geste befreite er sich aus meinem Biss, und fuhr mit seiner Zunge über die blutende Wunde, die sich daraufhin sofort schloss.
„Wie geht es dir!?“ Ich überlegte angestrengt, suchte nach dem Stechen, dass meine Eingeweide normalerweise, nach einer Mahlzeit durchzuckte, nur da war nichts.
„Gut, denke ich!“
„Schön! Ein erster Lichtblick!“
„Hat es wehgetan?“ fragte ich vorsichtig, doch er verneinte und ließ Wasser in die Badewanne laufen.
„Ich werde in nächster Zeit öfter jagen gehen müssen!“ sinnierte er vor sich hin, während er die Temperatur prüfte und Badezusatz hinein leerte.
„Das ist doch nicht dein Ernst! Ich kann mich nicht an deiner Vene nähren!“
„Nur solange, bis du wieder Tierblut verträgst!“

Er hatte damals diesen Satz einfach so im Raum stehen gelassen und war nach unten gegangen. Ich wusste nicht, wie oft ich mich schließlich von ihm genährt hatte, aber mein Zustand verbesserte sich rapide, was er mit Zuversicht zur Kenntnis nahm. Doch jedes Mal wenn ich Blut von ihm nahm, war es, als wenn ich Esme betrügen würde, da das Bluttrinken erschreckender Weise etwas sinnliches an sich hatte. Oft ertappte ich mich dabei, wie ich es zu genießen begann. Der enge Körperkontakt tat sein übriges und doch war ich von ihm abhängig. Was würde noch alles auf mich zukommen. Was hatte das Schicksal sonst noch alles parat für mich?

„Finley, es wird Zeit für Überraschungen!“ riss mich Carlisle aus meinen Gedanken.
„Überraschungen?“
„Komm mit!“ Wir umrundeten die Hütte, ein stückweit abseits, nach einem kurzen Lauf durch das Unterholz, lichtete sich der Wald und gab eine weitläufige Wiese frei. Ich sah mich um, nur da war nichts. Als ich schon ansetzen wollte, zu fragen, legte er den Zeigefinger auf seine Lippen und bedeutete mir, still zu sein. Gespannt wartete ich nun, was als nächstes geschehen würde, als er meine Hand in seine nahm und beinahe tonlos sagte
„Was hörst du?“. Angestrengt lauschend, konnte ich nichts ungewöhnliches ausmachen und formte mit meinen Lippen ein nichts.
„Konzentrier dich!“ flüsterte er mir nun ins Ohr, nachdem er so nahe an mich herangetreten war, dass er nur noch einen Schritt von mir entfernt stand.
„schließe deine Augen! Was hörst du?“ Erneut konzentrierte ich mich auf meine Umgebung, doch ausser dem Klopfen eines Spechtes oder dem Schnauben von Wildschweinen, hörte ich nichts. Kurz bevor ich abermals etwas erwidern wollte, mischten sich dumpfe rhythmische Hufschläge, die näher kamen, unter die anderen Geräusche.
„Du wirst Augen machen!“ flüsterte er, als er meinen irritierten Gesichtsausdruck sah und drehte mich, sodass ich mit dem Rücken zu ihm stand. Im nächsten Moment schossen mindestens zwanzig Wildpferde aus dem Unterholz direkt auf uns zu. Ich krallte mich an seinen Unterarm und war doch gefesselt von dem Schauspiel, das sich uns bot. Sie hatten die unterschiedlichsten Farben, waren stattlicher Statur und strahlten eine unbändige Kraft aus, die mich faszinierte. Geschickt wichen sie uns aus, galoppierten an uns vorbei und verschwanden an der gegenüberliegenden Seite wieder im Wald.
„Das war………!“ begann ich atemlos, während mich ein Schauer überlief und ich ihnen über meine Schulter nachsah.
„…..großartig!“ beendete er lächelnd meinen Satz und ließ mir Zeit mich zu fangen.
„großartig!“ echote ich und starrte an die Stelle, wo sie im Unterholz verschwunden waren.
„Das war noch nicht alles!“ forderte er abermals meine Aufmerksamkeit.
„Nicht?“
„Ich dachte mir, ich mache dich mit jemandem bekannt!“ Er ging einfach in die entgegengesetzte Richtung davon, sodass ich laufen musste, um mit ihm Schritt zu halten.
„Wo gehen wir hin?“ rief ich ihm nach. Ein paar hundert Meter von der Wiese entfernt war eine große Pferdekoppel, in der ein tiefgrauer, riesiger Hengst nervös auf und ab trabte. Wie angewurzelt blieb ich stehen und war sofort misstrauisch. Er würde doch hoffentlich nicht von mir verlangen, dass ich mich diesem Ungetüm von Pferd auch nur auf weniger als drei Metern näherte.
„Was sagst du?“ Als ich nichts erwiderte, wand er sich zu mir um.
„Finley?“
„Ahm, was erwartest du von mir?“ platzte ich mit meinen Gedanken heraus und hatte die Hände in die Hüfte gestemmt.
„Wie meinst du das?“
„Er ist zwar wunderschön,…..!“ mit meinem Kinn deutete ich auf das Pferd
„…..nur ich habe ehrlich gesagt einen großen Respekt vor ihnen!“ Carlisle schüttelte schmunzelnd den Kopf.
„Was?“
„Es ist ein Pferd und kein Grizzly Finley! Wenn ich bemerken darf, du bist allemal stärker als er!“
„Okay, der Punkt geht an dich!“
„Komm her!“ Als ich neben ihm stand, gab er mir eine Karotte in die Hand.
„Er hat noch keinen Namen!“ sagte er beiläufig, bevor er einfach Richtung Hütte davon ging.
„Carlisle!“
„Er braucht einen Namen!“ gab er noch einmal zurück, bevor er hinter den ersten Bäumen verschwand.
„Einen Namen? Eher eine Dressur, wenn du mich fragst!“ rief ich ihm nach. Ich beobachtete den grauen Riesen eine Weile, als das Pferd plötzlich stehenblieb und mich argwöhnisch musterte.

Inzwischen saß ich auf dem obersten Rundholz, noch immer mit dieser Karotte bewaffnet und wusste nicht so recht, was ich hier überhaupt tat. Langsam kam er misstrauisch auf mich zu und blähte seine Nüstern.
„Ich bin von dem hier auch nicht begeistert, das kannst du mir glauben, also sieh mich nicht so an, als wäre ich ein Raubtier!“ raunte ich, als er stetig näher kam. Eine Armlänge vor mir trabte er unruhig auf und ab, die Karotte im Visier.
„Du willst sie oder?“ Mit der einen Hand hielt ich mich am Rundbalken fest, während ich ihm mit der Anderen das Gemüse entgegenhielt. Noch ein Stück näherte er sich, als er plötzlich aufstieg und wiehernd, wie vom Blitz getroffen davonschoss. In meinem ersten Schreck fiel ich rücklings vom Balken und landete unsanft auf dem Rücken.
„Autsch!“ Ungeschickt rappelte ich mich hoch und klopfte die Erde von meiner Kleidung.
„Himmel, es ist nur eine Karotte und ich tu dir schon nichts!“ rief ich über die Koppel, als er abermals stehen blieb und mich ins Auge fasste.
„Komm schon her! Die ist doch lecker!“ einladend winkte ich mit der Karotte und wirklich, er kam auf mich zu. Dieses Mal kam er noch näher und nahm sich die Leckerei, um darauf sofort wieder davon zulaufen.
„Einen Namen? Hm…..! Ich habs!“

„Das ist schön!“ vernahm ich Carlisles Stimme hinter mir, die mich zusammenfahren ließ. Aus dem ersten Impuls heraus, drehte ich mich um und schlug ihm freundschaftlich gegen die Schulter.
„Hör auf damit, mich zu erschrecken!“
„Entschuldige!“
„Es könnte dir wahrlich einmal Prügel einbringen!“ konterte ich keck.
„Als wenn du das nicht tun würdest!“ schoss er zurück, was mir ein lächeln entlockte.
„Nun, wie soll er heißen?“
„Ashes!“
„Das ist ein wunderbarer Name und wie ich sehe, hat er sogar die Karotte angenommen! Er dürfte dir vertrauen schenken! Ich habe es zwei Tage lang versucht, doch ich hatte leider keinen Erfolg!“ zweifelnd sah ich ihn an, doch er hatte nur Augen für Ashes.
„Er ist großartig, etwas ungestüm und eigensinnig, aber großartig!“ fuhr ich fort, als mich Carlisle grinsend unterbrach.
„Dann passt ihr ja gut zusammen!“
„Danke auch!“ gab ich mich gekränkt. Carlisle legte seinen Arm um meine Schulter, zog mich an sich und küsste meinen Scheitel, während wir Ashes bei seinen Lauf über die Koppel beobachteten. Ich war von da an oft auf dieser Koppel gewesen und Ashes fasste immer mehr Vertrauen zu mir. Er wieherte, wenn er mich durch das Unterholz laufen hörte und zog seine Kreise mit dieser unbändigen, eleganten Kraft, die mich immer aufs neue faszinierte.

„Wie fühlst du dich?“ Mit einem Windstoß kam Carlisle mit Holzscheiten bepackt in die Hütte zurück. Ich lief um ihn herum und schloss die Tür.
„Gut! Soll ich dir helfen?“
„Nein danke! Wie ich sehe, bist du heute gut gelaunt!“
„Ja! Ich habe einen riesen Hunger! Ich war den ganzen Morgen bei Ashes, und habe ihn gefüttert. Er ist so großartig, wird von Tag zu Tag auch immer zugänglicher!“ Mit diesen Worten lief ich zum Kühlschrank und kramte darin nach Essbarem. Carlisle schichtete die Holzscheite sauber neben dem Kamin auf, die letzten warf er gleich ins Feuer.
„Es freut mich, dass ihr euch anfreundet!“ Immer noch durchwühlte ich den Kühlschrank, doch es war nichts dabei, worauf ich Lust gehabt hätte.
„Suchst du etwas bestimmtes?“
„Haben wir etwas Süßes hier?“ Carlisle kam zu mir, langte um mich herum und öffnete die zweite Flügeltür des Kühlschranks.
„Vielleicht ist dir nach Eis!“ Er nahm eine runden Becher aus dem Eisfach und gab ihn mir.
„Schokolade, Erdbeere! Danke!“ Ich umarmte ihn überschwänglich.
„Es ist nur Eis!“ sagte er lachend, als ich mich wieder von ihm löste. Ich setzte mich im Schneidersitz auf die Anrichte neben der Spüle und öffnete den Deckel.
„Mist!“ Natürlich hatte ich nicht an den Löffel gedacht, doch noch bevor ich mich bewegen konnte, hielt er mir bereits einen entgegen.
„Danke!“
„Lass es dir schmecken!“ Er sah mich ein paar Minuten schweigend an. Ich wollte mir soeben einen neuen Bissen in den Mund schieben, als ich auf halber Strecke in meiner Bewegung erstarrte und ihm direkt in die Augen sah.
„Was?“
„Nichts! Es freut mich nur, dass du wieder normale Nahrung, zwar keine gesunde, aber immerhin normale Nahrung zu dir nimmst!“
„Du hörst dich an wie Esme!“ erwiderte ich lachend.
„Als ich noch ein Mensch war, genoss ich ebenfalls das Essen!“ Ein kalter Tropfen löste sich von dem Löffel und landete auf meinem Innenschenkel. Ich ließ den Löffel auf den Rand des Bechers sinken und wischte mir mit der Handfläche den dunklen Klecks weg.
„Darf ich dich etwas fragen Carlisle?“ Er hatte sich einen Stuhl herangezogen und rittlings darauf Platz genommen.
„Natürlich!“
„Ich bin jetzt schon eine Zeit bei euch und habe noch nie nach deiner Vergangenheit gefragt!“
„Du warst auch viel zu schwer beschäftigt!“ Ich verdrehte kurz die Augen.
„Edward meinte, ich solle dich selbst danach fragen, als das Thema damals am Lagerfeuer aufgekommen ist, nur tat ich es nie!“
„Was möchtest du wissen?“

„Warum lebt ihr auf diese Weise? Edward erzählte, dass du den anderen diese Ernährungsweise beigebracht hast, aber warum? Wie kamst du zu diesem Entschluss?“ Er zögerte.
„Entschuldige! Ich weiß ich stelle wieder einmal die falschen Fragen!“ sagte ich schnell und sah zu Boden.
„Nein keineswegs! Es ist nur so, dass ich mich des öfteren in deinem Handeln wiedergesehen habe!“ Mein Kopf schnellte zu ihm.
„Ich verstehe nicht?“ Ich stellte den Becher neben mich, zog die Beine an und schlang meine Arme darum.
„Ich wollte es ebenfalls nicht akzeptieren, was ich bin und versuchte nicht nur einmal, meinem Leben ein Ende zu setzten!“
„Oh, ich wollte nicht……!“
„Schon gut! Kein Problem!“ Wir sahen uns einige Minuten schweigend an, als ich die Stille durchbrach.
„Wie hast du versucht dich umzubringen?“
„Auf vielerlei Weisen! Aushungern, ertränken und wie du, mich von einer Klippe stürzen!“ Er musterte mich und schien abzuwarten.
„Du hast nicht nur versucht, dich von der Klippe zu stürzen, um den Tod zu finden, nicht wahr?“ Seine Direktheit traf mich, als wenn er mir eine Ohrfeige verpasst hätte. Beschämt wich ich seinem Blick aus.
„Als du den Autounfall hattest, war es ein verzweifelter Versuch, dich umzubringen oder?“ Ich biss mir nervös auf die Unterlippe, dass es beinahe wehtat. Er ignorierte mein vehementes Schweigen, indem er einfach seine Ahnungen weiter ausführte.
„Dein körperlicher Zustand war erschreckend, als wir dich aus dem Wrack bargen und damit meine ich nicht die Verletzungen Finley!“

-War ich tatsächlich so leicht zu durchschauen?-
-Warum hatte er so lange mit diesem Gespräch gewartet?-

„Ich weiß!“ gab ich geknickt retour.
„Als ich bemerkte wie zerbrechlich du warst, deine Hautfarbe zu bleich und deine Augenfarbe gen schwarz ging, sah ich mich selbst!“
„Deshalb das Verständnis!“ murmelte ich.
„Du hast viele Charakterzüge, die mich an meine frühen Jahre erinnern!“
„Ich wusste einfach nicht mehr, wie ich dem allen stand halten sollte! Weder wollte ich dich enttäuschen, noch versuchte ich, in dieser Familie zu bestehen. Es war eine zu große Bürde den Tod von Rosalie zu verantworten, und ich hatte Angst, genauso schnell in Vergessenheit zu geraten wie sie!“
„Es tut mir leid, wenn wir den Anschein erweckt haben! Ich war zu dem Zeitpunkt der Meinung, dass du das Gefühl haben solltest, dass eine starke Armee dir zur Seite steht. Es war falsch, die Trauer vor dir zu verbergen. Ich hatte auch nicht daran gedacht, dass es dich so beschäftigen würde“
„Sie war mir nicht wohlgesinnt, aber sie gehörte zu euch, zu Emmett!“
„Richtig! Alice sah erst im letzten Moment, dass er dir den Tod von Rosalie wütend an den Kopf werfen würde und ich befand mich in dem Dilemma, ob ich einschreiten sollte oder nicht!“
„Du warst die ganze Zeit in der Nähe?“ fragte ich nun ungläubig.
„Natürlich, nicht nur in dieser Situation! Ich sagte dir doch, dass du auf den Schutz der Familie bauen könntest und ich sprach nicht nur von Dingen ausserhalb!“
„Oh……!“
„Ich wollte dir ihren Tod vorsichtig beibringen, doch Emmett war schneller! Entschuldige!“
„Es sollte so sein! Sie fehlt mir!“ flüsterte ich.
„Uns allen!“ Wir schwiegen lange, bevor sich mir eine neue Frage aufdrängte, die mich schon des längeren beschäftigte.

„Ich weiß, man fragt nicht nach dem Alter, aber …………!“ Ein lächeln erhellte sein Gesicht.
„Ich wurde 1640 in London geboren!“ In Gedanken rechnete ich nach und war vollkommen verblüfft. Mir war klar, dass er keine Hundert mehr war, aber jenseits der dreihundert?
„Wow ich hatte ja keine Ahnung!“
„Mit welch einem alten Greis du es hier zu tun hast!“ schloss er grinsend und ich ließ mich von ihm anstecken. Ich überlegte kurz und fragte in einem ernsten Ton
„Wann wurdest du verwandelt?“
„1663! Ein Vampir hat mich angefallen und sterbend zurückgelassen. Ich wusste nicht was mich erwarten würde und als die Schmerzen unerträglich wurden, habe ich mich in einem alten Keller unter verrotteten Kartoffeln vergraben. Nach drei Tagen unermesslicher Qualen bin ich als das auferstanden, was mein Vater so sehr hasste und auch jagte. Er tötete vermeintliche Vampire, Hexen und Werwölfe, also blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Heimatort zu verlassen!“
„Dein Vater hätte dich doch nicht getötet!“
„Warum nicht? Joseph hätte es auch getan, wärest du ihm nicht zuvorgekommen!“ Ich musste hart schlucken und legte mein Kinn auf die Knie.
„Finley!“ Seine Samtstimme löste bei mir eine Gänsehaut aus.
„Du hast ihn getötet, um dein eigenes Leben zu schützen!“
„Ja, nur warum verfolgt es mich dann wie ein Schatten? Fely würde das nicht so mitnehmen!“
„Genau aus diesem Grund möchte ich dir unsere Lebensweise nahelegen, da ich der Meinung bin, dass du es nicht verkraften würdest, wenn du einen Menschen tötest! Das schlimme daran wäre, dass es zur Sucht wird, die dich zugrunde richtet!“
„Wie die Medikamente?“ Er nickte nur und ließ das Gesagte auf mich wirken.
„Du meinst damit, dass es Narben in meine Seele brennen würde, die ich nie wieder los werde, und die mich, immer wenn ich getrunken hätte, heimsuchen würden!“
„Richtig! Finley, ich habe lange gebraucht, bis ich mit meinem Schicksal umzugehen gelernt hatte und als ich herausfand, dass ich auch mit Tierblut bei Kräften blieb, war es wie eine Offenbarung!“
„Aber wie schaffst du es deine Blutgier unter Kontrolle zu halten?“
„Habe ich das Finley?“
„Das war eine Ausnahmesituation und du weißt das genauso gut wie ich Carlisle!“ beschied ich ihm. Er erwiderte nichts und sein Blick wurde leer, ging förmlich durch mich hindurch.
„Carlisle!“ Er blinzelte zweimal und schien mich erst jetzt wieder wahrzunehmen.
„Eine Ausnahmesituation!“ betonte ich abermals, als er es mit einem stillen nicken bestätigte. Er überlegte kurz und fuhr schließlich fort.
„Es ist immer wieder aufs Neue schwierig, aber ich habe eine gewissen Toleranz gegen Blut entwickelt und liebe, das was ich als Arzt tue!“
„Wie hast du es geschafft, dass es nicht auffiel, was du bist?“
„Ich studierte des Nachts und bereiste viele Städte Europas. Schließlich landete ich in Italien, wo ich Bekanntschaft mit den Volturi machen durfte. Aro, Marcus und Caius bemühten sich, mich zur Natur des Vampirs zurückzuführen, wie sie es nannten!“
„Sie wollten, dass du Menschenblut trinkst und deshalb tötest?“
„Richtig, aber sie scheiterten an meiner Überzeugung!“
„Wie sie schon an Josephs Zirkel scheiterten, den sie rekrutieren wollten!“
„Dir sind die Volturi ein Begriff?“
„Selbstverständlich, nur Vandard beschützte uns, gab vor, dass wir mit unserer Mutter gestorben wären!“
„Ich belauschte damals dieses Gespräch. Caius sprach von irgendeiner Verfehlung und das die verbotenen Kinder kein Anrecht auf Leben hätten, da sie unkontrollierbar wären. Aro hingegen, soweit ich mich noch erinnern kann, hat irgendetwas von einer Sammelleidenschaft gesagt, aber es ist schon zu lange her und ich war damals noch ein Kind!“
„Haben sie euch jemals wieder behelligt?“ Carlisles Gesichtsausdruck schwankte zwischen Sorge und Neugier.
„Nur einmal, da sie sicher gehen wollten, ob Vandard tatsächlich die Wahrheit erzählt hatte, nachdem Gerüchte im Umlauf waren, dass wir sehr wohl am Leben waren und um erneut Joseph zu rekrutieren! Bist du schließlich bei ihnen geblieben Carlisle?“ wechselte ich schnell das Thema, da ich nicht über meine Vergangenheit sprechen wollte, nicht nachdem ich mich erst kürzlich mehr als anschaulich und intensiv damit beschäftigen musste.
„Nein, da es gegen meine Prinzipien verstieß einen Menschen zu töten und so verließ ich den Zirkel, um nach Amerika zu gehen, wo ich Nachtschichten in Krankenhäusern übernahm!“
„Wie bist du dann den anderen begegnet?“
„Du musst verstehen, dass ich lange alleine war, mich nach einem Begleiter sehnte, doch wollte ich nie jemandem diese schmerzhafte Verwandlung antun. Schließlich traf ich Edward und seine Mutter. Sie waren Patienten, die wie so viele, dem Tode geweiht waren. Die Spanische Grippe grassierte unbarmherzig, nahm all das, was sie am meisten liebten. Elisabeth bat mich unter Tränen ihren geliebten Sohn zu retten, da sie ahnte was ich war! Als sie schließlich starb und auch ihr Sohn in den letzten Atemzügen lag, haderte ich lange mit mir. Eines Nachts ging ich zu ihm, erklärte Edward, was ich vorhätte und verwandelte ihn!“
„Es muss grauenhaft gewesen sein!“ hauchte ich und hatte das Eis inzwischen vollkommen vergessen.
„Es ist eines der schrecklichsten Dinge, die man einem Menschen antun kann, da die Schmerzen beinahe unerträglich sind, wenn das Gift sich verteilt!“
„Bella erzählte mir, wie qualvoll die Verwandlung war. Doch für dich war es sicher noch schlimmer!“
„Du hast keine Vorstellung!“
„Nein, die habe ich wirklich nicht!“ Krampfhaft versuchte ich mir seine Schilderungen vorzustellen, doch ich konnte nicht einmal im Ansatz erahnen, wie es für ihn gewesen sein musste.
„Edward war von diesem Zeitpunkt an mein Wegbegleiter und schließlich im Jahre 1921 traf ich wieder auf Esme, als sie vermeintlich für tot gehalten wurde! Sie war ins Leichenschauhaus gebracht worden, doch ihr Herz schlug noch. Ich verwandelte sie ebenfalls, wir verliebten uns schließlich ineinander und heirateten wenige Jahre später gesetzlich. 1933 fand ich Rosalie in einer dunklen Gasse, zusammengeschlagen, halbtot und ich war der Überzeugung, dass sie die perfekte Partnerin für Edward sei, doch das Schicksal wollte es anders. Die beiden empfanden nie mehr als Geschwister füreinander. Als sie 1935 auf der Jagd Emmett blutüberströmt auf einer Lichtung fand, da ihn ein Grizzly angegriffen hatte, sie ihn hunderte von Meilen durch die Wildnis trug und mich bat ihn zu verwandeln, wusste ich dass es Emmett war, den sie lieben würde!“ Eine Pause entstand, in der ich betreten zu Boden starrte.
„Die Bindung zwischen den Beiden war tiefer, als ich mir jemals vorzustellen gewagt hatte!“ sinnierte ich, ohne meinen Blick zu heben. Mein Herz schien plötzlich in Flammen zu stehen. Das Feuer leckte an meiner zerbrochen Seele. Ich würde nie das für ihn sein, was Rosalie gewesen war, seine Seelenverwandte. Durch meine bloße Anwesenheit hatte ich seine heile Welt zerstört und trampelte noch dazu fröhlich auf seinen Gefühlen herum.
„Er liebt dich auf eine andere, genauso innige Art, bezweifle es bitte nicht!“
„Ich ……….!“

-…….war nie mehr als sein Zeitvertreib. Es musste für ihn ein aufregendes Spiel gewesen sein, mit dem Feuer zu spielen, doch er musste einen zu hohen Preis für seinen beinahe Fehltritt bezahlen - den Tod-

Ich konnte es nicht laut aussprechen, doch mein Herz zersprang bei dieser Erkenntnis in tausend Stücke.

„Vertraue deinen Instinkten!“
„Vielleicht nicht so eine gute Idee in letzter Zeit!“
„Finley,…..!“ Ich schüttelte kurz meinen Kopf, um die Bilder aus glücklichen Tagen loszuwerden, die mich zu ersticken drohten.
„Schon gut! Schon gut, ich habe es inzwischen verstanden! Also Emmett, was ist mit Alice und Jasper?“ wiegelte ich ab, um ihm nicht Gelegenheit zu geben, das Feuer zu schüren, das sowieso schon loderte. Carlisle musterte mich im Wissen um meinen inneren Kampf, da meine Emotionen vollkommen verrückt spielten.
„Alice hatte eine Vision von unserem Coven und schloss sich uns an!“, ließ er das Thema um Emmett schließlich fallen.
„Also war eigentlich Edward der einzige in der Familie, der alleine war, da ja sonst jeder seinen Partner hatte!“
„Das ist richtig und Esme beobachtete es mit wachsender Besorgnis, da sie meinte, er sei nicht glücklich!“
„Bis er Bella traf!“
„Sie hat seine Welt, und natürlich unsere Familie, ziemlich auf den Kopf gestellt, aber den Rest der Geschichte kennst du ja!“
„Mh!“
„Aber Bella war harmlos im Gegensatz zu dir und deiner Schwester, wenn ich das anmerken darf!“
„Wir haben ziemlichen Wirbel verursacht, ich weiß!“ beteuerte ich schwach lächelnd und die verschiedensten Szenerien flackerten in meinem Kopf auf, wobei die meisten mehr als blutig geendet hatten, und plötzlich hatte ich das Bedürfnis, endlich die Karten auf den Tisch zu legen.

„Finley? Was ist?“ fragte er, als er meinen erneuten inneren Kampf bemerkte, der mich zu zerreissen drohte.
„Ich denke ich war nicht immer ehrlich zu dir!“ begann ich vorsichtig, und die Szene in Esmes Küche schob sich unaufhaltsam in mein Bewusstsein.
„Wovon?…“ Ich hob nur die Hand und brachte ihn so zum Schweigen, während ich um Worte rang. Es war beängstigend und gleichzeitig herrlich befreiend, als ich mich schließlich die Worte
„Es tut mir leid, dass ich dich damals gezwungen habe, mein Blut zu trinken!“ sagen hörte. Ich umklammerte meine Beine noch enger und schaffte es kaum ihm in die Augen zu sehen.
„Finley, das wollte ich damit nicht anschneiden…….!“
„Nein bitte, lass es mich erklären!“ Ich sprang von der Anrichte, ging zum Stuhl auf dem er immer noch saß und hockte mich vor ihn. Meine Hände umklammerten die Stuhllehne.
„Ich dachte immer ich würde das einfach so wegstecken, verkraften, doch erst im Nachhinein muss ich zugeben, das du recht hattest. Es war mehr als naiv zu glauben, dass deine Selbstbeherrschung grenzenlos ist. Es war einfach unverantwortlich von mir, das überhaupt in Erwägung zu ziehen und irgendwie verstehe ich erst jetzt, was es tatsächlich für dich bedeutet hat! Bitte verzeih mir! Ich verstehe den Kampf, den man damit auslöst, nachdem ich von dir getrunken habe und möchte mich hiermit für dein Vertrauen, sowie deine endlose Geduld bedanken!“
„Wir haben beide so einiges aus diesem Vorfall gelernt!“
„Ja! Mir war einfach nicht bewusst, dass ich diesen Vorfall beinahe mit meinem Leben bezahlt habe und du hättest es dir nie verziehen!“
„Deshalb bin ich auch so stolz auf dich, da du endlich auch die Belange von anderen verstehst! Du hast eine enorme Entwicklung die letzten Wochen vollzogen!“

Wir führten viele Gespräche dieser Art, doch ich war nicht in der Lage mich tiefer mit meinen Erlebnissen aus dem Entzug zu beschäftigen. Er versuchte mit Verständnis und Einfühlungsvermögen mit mir das erlebte zu besprechen, nur brach ich es jedes mal meinerseits ab. Ich hatte regelrechten Horror davor auch nur annähernd die Geschehnisse aufflammen zu lassen und sie noch ein weiteres Mal durchstehen zu müssen. Es war schlichtweg für mich nicht vorstellbar. Ich wollte einfach alles hinter mir lassen. Carlisle schaffte es immer galant, das Thema zu wechseln und erzählte über seine Freunde auf der ganzen Welt. Er versprach, wenn ich mich in Forks eingelebt hätte und alles wieder seinen normalen Tagesablauf folgen würde, dürfte ich ihn einmal bei seinen Besuchen begleiten. Die Vorstellung, andere Coven kennenzulernen, die den selben Ziele und Lebensgewohnheiten, wie wir folgten, faszinierte mich ungemein. Carlisle wurde nicht müde, seine Erlebnisse über die Jahrhunderte zu schildern, was uns schlussendlich immer wieder zu meiner Schwester und mir führte. Wir ließen die Geschehnisse seit meiner Ankunft in Forks Revue passieren und beschlossen, es als unsere Vergangenheit zu den sprichwörtlichen Akten zu legen.

Ich wusste, dass er mehr vom Entzug und meiner Sicht des Erlebten erfahren wollte, nur sah er es mir an, dass ich noch nicht so weit war. Er ließ es schließlich dabei bewenden, hoffte durch Ablenkung würde es sich geben und ich wäre irgendwann bereit mit ihm darüber zu sprechen. Also unternahmen wir viele Ausflüge in den Wald, und er zeigte mir herrliche Plätze, die ein normal Sterblicher nie zu Gesicht bekommen würde. Als ich ihm davon erzählte, dass es faszinierend für Bella gewesen sein musste, als Edward mit ihr an einem meterhohen Baum hochgeklettert war, verstand er es als Wink mit dem Zaunpfahl und beförderte mich fünfzig Meter in die Krone einer Western Red Cedar hinauf. Ich war überwältigt von der Aussicht und konnte so Bellas Emotionen nachempfinden. Er verstand es, mich immer aufs Neue für meine Umwelt zu begeistern, und trainierte mit mir täglich meine Sinne, die an der Suchtphase ziemlich gelitten hatten. Nach Tagen konnte ich, wenn ich mich nur auf ihn konzentrierte, seine Emotionen erfühlen. Meine euphorische Stimmung nutzte ich aus, sammelte meinen gesamten Mut und traute mich das erste Mal auf Ashes Rücken. Nach ein paar zögerlichen Runden, fand auch er gefallen daran, und galoppierte mit mir ausgelassen über die Koppel. Es war von diesem Zeitpunkt mein täglicher Ritus, vormittags Ashes aufzusuchen und mit ihm stundenlang durch die Wälder zu streifen. Wenn ich an meine anfängliche Angst ihm gegenüber dachte, kam mir das hier auf seinem Rücken lächerlich vor.








to be continued :-))))))))

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Beitrag  Gast Fr 18 Dez 2009, 18:51

„Guter Junge!“ Ich klopfte Ashes an die Flanke und sattelte ihn ab, als er mich mit seinem Kopf anstubste.
„Ich habe nichts mehr für dich, tut mir leid!“ gab ich nun lachend zurück, als er seinen Kopf unter meinem Arm durchschob, um nach Karotten zu schnuppern.
„Du Vielfraß hast schließlich alles vor unserem Ausritt verputzt! So nun ab mit dir, lauf zu deinen Freunden!“ Ich gab ihm einen Klaps, das er mit einem wiehern quittierte und davon galoppierte. Lächelnd schüttelte ich den Kopf, legte die Satteldecke zusammen und wollte mich auf den Weg zur Hütte machen, als ich das Gefühl nicht los wurde, dass ich nicht mehr alleine war. Auf einer Seite war es absurd, wer ausser Carlisle sollte hier in den Wäldern umherstreifen, andererseits waren wir nicht die einzigen Wesen. Es war plötzlich unheimlich still und die Stille schien sich um mich herum zu vertiefen. Ein Schauer überlief mich und ich fühlte mich beobachtet. Langsam ließ ich Sattel, Decke und Halfter zu Boden gleiten und versuchte irgendein Geräusch auszumachen. Das Schweigen hatte etwas bedrohliches. Es summte in meinen Ohren zusammen mit dem wilden Rauschen meines Blutes. Ein knacken eines Astes durchzuckte mich wie ein Pistolenschuss und ließ mich herumfahren, doch da war nichts, nur diese bedrückende Stille. Irritiert raffte ich meine Reitutensilien zusammen, lief schnellen Schrittes zur Hütte und hoffte inständig keinen Rückfall zu erleiden, der garantiert nur ein Höllentrip werden würde. Ich hatte mich garantiert nur von den normalen Geräuschen des Waldes ins Boxhorn jagen lassen, nichts weiter.

„Hallo meine Liebe!“ wie angewurzelt verharrte ich an der Stelle wo ich war und wagte es nicht in die Richtung zu sehen, aus der soeben die vertraute Stimme erklungen war.

-Nein bitte, das durfte nicht sein!-
-Ich habe das alles hinter mir und möchte keine Wiederholung!-

Fest entschloßen ging ich zu dem kleinen Verschlag hinter der Hütte und verstaute die Reitsachen gewissenhaft an ihren Plätzen. Ich harrte einen Moment aus, doch als ich wieder um die Ecke bog, saß sie immer noch dort. Einfach so, auf der obersten Verandastufe, mit Wanderstiefeln, Jeans und in einen warmen Pullover gekleidet, die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Esme musterte mich aufmerksam, rührte sich aber nicht.

-Bloße Einbildung, Finley-

„Ich muss mit Carlisle reden! Das mit den Visionen muss endlich aufhören!“ murmelte ich vor mich hin und ging auf die Veranda zu. Ich beschrieb einen großen Bogen um sie, versuchte so gut wie möglich meiner Wahnvorstellung die kalte Schulter zu zeigen und doch pochte mein Herz wie wild.

-Was würde dieses Mal geschehen?-

Als ich die Tür erreichte, lugte ich vorsichtig über meine Schulter und zu meinem Entsetzen folgte sie mir, langsam, aber bedächtig.
ießlich-Sie wird sich schon wieder in Schall und Rauch auflösen, ganz sicher!-

„Carlisle?“ Keine Antwort.
„Carlisle!“ Nichts. Die Hütte war leer, wie konnte es auch anders sein. Er war auf der Jagd, das hatte er mir heute Morgen gesagt, also musste ich das hier mit mir selbst aushandeln. Meine persönliche Wunschvorstellung hatte es sich nun auf der Couch gemütlich gemacht und musterte mich wortlos. Vorsichtig setze ich mich auf einen der Barhocker und wartete. Carlisle musste irgendwann zurückkommen und bis dahin würde ich einfach hier ausharren. So einfach war das. Warten bis Carlisle auftauchte.
„Wie geht es dir?“ wollte sie nun erfahren. Toll, jetzt würde ich auch noch ein Selbstgespräch führen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und stellte eine Gegenfrage.
„Warum bist du hier?“ Sie runzelte kurz die Stirn.
„Carlisle bat mich darum!“
„Warum bist du wirklich hier?“
„Ich verstehe deine Frage nicht! Wovon sprichst du?“ gab sie nun irritiert zurück und strich ihre Hose glatt, während ich sie anfunkelte.
„Um ehrlich zu sein, hielt es mich keine Minute länger in Forks!“
„Warum sagst du nicht einfach, was ich deiner Meinung nach falsch mache und lässt mich dann in Frieden!“ Die Anspannung wuchs und ich hoffte, dass sich die Wände weder blutrot verfärbten, noch, wir in freien Fall zu stürzen beginnen würden. Nervös huschte mein Blick durch den Raum, doch es war noch immer alles so wie es sein sollte. Keine Zuschauermassen, feindliche Covenmitglieder oder rauschende Bäche, die den Tod bringen würden. Aus dem Augenwinkel konnte ich eine schnelle Bewegung ihrerseits ausmachen und sprang regelrecht vom Hocker.
„Nicht!“
„Entschuldige!“ Sie hielt kurz inne, kam schließlich auf mich zu, doch ich hielt sie mit der erhoben Hand auf Abstand.
„Bleib bitte wo du bist! Mach nicht den selben Fehler wie Carlisle! Ich möchte dich nicht verletzten!“ hauchte ich und kämpfte mit meinem Verstand, den ich anscheinend gerade zu verlieren schien.
„Welchen Fehler?“ So wie sie mich ansah, zerriss es mir beinahe das Herz in der Brust, doch ich konnte und wollte mich meiner Vision nicht hingeben. Durfte ich nicht! Konnte ich nicht!
„Er hat mich einfach umarmt!“ Unverständnis spiegelte ihre Miene wieder.
„Was willst du von mir? Ich habe ihn nicht angefasst!“ keuchte ich, da die Übelkeit die sich nun auszubreiten begann, mich zu ersticken drohte.
„Carlisle prophezeite mir, dass du wahrscheinlich so reagieren würdest! Beruhige dich bitte!“
„Ach, hat er das!“ schoss ich scharf zurück, um meine Unsicherheit und aufsteigende Panik, sowie Unbehagen zu überspielen.
„Finley, weshalb denkst du, ich sei nicht real?“ Bei diesen Worten gefror mir das Blut regelrecht in den Andern, da sie meine Ahnung auf den Punkt gebracht hatte. Wie gebannt starrten wir uns gegenseitig an. Meine Hände waren plötzlich eiskalt und jegliche Farbe wich mir aus dem Gesicht.
„Wie die letzten Male, meinst du? Carlisle ist real! Ich bin mit ihm hierher gefahren. Er hat mich gepflegt, behütet, genährt und mit mir das hier durchgestanden! Er ist real! Alles andere war es hier noch nie!“ schrie ich jetzt, da ich es kaum mehr aushielt unter dieser Anspannung zu stehen. Sie schien das Gesagte abzuwägen und tat noch ein paar Schritte auf mich zu.
„Bitte!“ flehend wich ich zurück, während meine Stimme zu bröckeln begann.
„Bitte, fass mich nicht an, es würde mich umbringen, wenn du dich doch einfach auflöst!“
„Gut! Hör mir zu, ich werde mich jetzt dort hinsetzen..!“ sie zeigte auf die Rattanmöbel neben der Eingangstür
„….und du hast alle Zeit der Welt, um dich davon zu überzeugen, dass ich keine Einbildung bin!“
„Du bist nicht real, nur ein Hirngespinst!“ beharrte ich, doch sie tat das von ihr angekündigte und setzte sich.
„Du kannst nicht einfach so dasitzen!“
„Wie ist es dir ergangen?“ schnitt sie mir einfach das Wort ab, während sie sich zu mir drehte, um mich im Auge zu behalten. Ich verbarg mein Gesicht in den Händen und atmete mehrere Male tief durch. Ich versuchte krampfhaft die Kontrolle zu behalten, doch was war das hier?

-Ein schlechter Scherz meiner lebhaften Phantasie?-
-War ich inzwischen vollkommen durchgedreht und bedurfte es einem Seelenklempner, der mich wieder in die normale Welt bugsierte?-

Jetzt wusste ich wenigstens wie es Ashes ergangen war, als er mich das erste Mal sah und mir blieb ironischer Weise auch nichts anderes übrig, es für mich selbst herauszufinden, ob Gefahr von ihr ausging oder nicht. Wenn ich dabei meinen Verstand verlieren würde, wäre das hier sicher zweitrangig. Carlisle kannte sicher gute Irrenanstalten, in die er mich einweisen lassen konnte. Mit einem langen Seufzer sah ich zu Boden, schlang meine Arme um meine Mitte und bemühte mich nicht die Nerven zu verlieren. Ich gab mir schließlich einen Ruck und pirschte mich langsam an sie heran, immer darauf bedacht, für alle Fälle genug Abstand zwischen uns zu behalten. Darauf gefasst, dass sie sich wie eine Luftspiegelung jede Sekunde dematerialisieren würde.
„Du hast mir gefehlt, Finley!“ Angestrengt überlegte ich und bevor ich es mir versah, stand ich direkt neben der Tür. Gut, Fluchtwege waren wichtig, ob ich sie nun brauchen würde oder nicht, stellte sich sicherlich bald heraus.
„Die anderen schicken dir die besten Wünsche, du fehlst ihnen ebenso!“
„Sie fehlen mir auch!………Du fehlst mir!“ flüsterte ich, ohne sie direkt anzusehen. Mir fiel ein neues Armkettchen an ihrem Handgelenk auf, dass perfekt zu ihren bernsteinfarbenen Augen passte. Eine Nebensächlichkeit und doch wichtig!
„Das ist hübsch und hat die Farbe deiner Augen - goldfarben!“ kombinierte ich folgerichtig und mir schnürte es bei dieser Erkenntnis die Kehle zu.

-War sie vielleicht tatsächlich hier?-

Ich schob den Gedanken vehement beiseite.
„Du hast dir einiges mitgemacht, wie ich sehe!“ Ihr Blick ruhte auf der Narbe an meinem Arm und wechselte damit das Thema.
„Ich habe mich am Spiegelglas geschnitten!“ gab ich automatisch eine Erklärung zu der roten gezackten Linie ab, die meinen Unterarm zierte. Mir war es nun vollkommen egal, ob sie nun Existent war oder nicht, nur ich hatte das Bedürfnis zu reden. Endlich das loszuwerden, was mich seit Tagen quälte und worüber ich einfach mit Carlisle nicht reden konnte. Er hatte alles mit ansehen müssen und auch bei Ihm den repeat Knopf zu drücken wäre einfach grausam.
„Es war viel Blut! Zuviel, verstehst du?“ Mein Blick ging ins Leere, als die grauenhaften Bilder von dem blutverschmierten Fliesen sich vor mein inneres Auge schoben. Gedankenverloren lehnte ich mich an den Türrahmen und rutschte an ihm zu Boden.
„Er hat meinen Arm grob gepackt und zugedrückt, doch dieser dämliche Schnitt wollte und wollte nicht zu bluten aufhören!“
„Ich verstehe!“
„Ich bin in Panik geraten, doch er behielt alles unter Kontrolle und versorgte die Wunde!“ Sie sah mich mit ihrem sanften, verständnisvollen Blick an und wartete.
„Er hat soviel durchstehen müssen und es wäre unverzeihlich gewesen, wenn ich ihm Schaden zugefügt hätte!“
„Setzt dich doch zu mir!“ Esme deutete neben sich, worauf ich mich umständlich hochrappelte. Vorsichtig nahm ich aber am anderen Ende der Couch Platz und knetete unruhig meine Hände.
„Sieh mich bitte an, Finley!“ Widerwillig tat ich das von mir verlangte und schüttelte die Horrorvisionen von mir.
„Du musst mir jetzt genau zuhören! Carlisle hat mir von diesen Vorfällen berichtet und ich werde dich dafür nicht verurteilen! Niemals! Du warst durch deinen Entzug nicht Herr deiner Sinne und hattest dennoch die Kraft, das alles durchzustehen! Nun, da du anscheinend immer noch nicht glaubst, dass ich leibhaftig neben dir sitze, möchte ich etwas ausprobieren, wenn du gestattest! Ich werde dir unter keinen Umständen Leid zufügen!“
„Ich ertrage nicht noch mehr Schmerzen oder Enttäuschungen!“ sprudelte es aus mir heraus, doch sie ließ sich nicht beirren.
„Ich weiß meine Liebe! Darf ich?“ Ihre Hand wanderte langsam zu mir.
„Warte!“ Eine Pause entstand, in der weder sie, noch ich, zu atmen schienen oder uns bewegten. Als ich mich gesammelt hatte, ließ ich es einfach zu, auch wenn es mir das Herz zerreissen würde, sollte das Befürchtete eintreten.
„Okay!“ gab ich argwöhnisch zurück, beobachtete auch nur die allerkleinste Bewegung ihrerseits.
„Gib mir deine Hand!“ Bedächtig hob ich meine und berührte kurz ihre Finger. Die Kühle wirkte elektrisierend auf mich und ließ mich zurückzucken.
„Lass dir Zeit!“ Als ich nun ein weiteres Mal ihre Hand berührte, war es wie eine Offenbarung und doch wollte ich es nicht wahrhaben.
„Siehst du, nichts passiert! Ich bin real Finley!“
„Ich kann mich meinen Visionen nicht hingeben, versteh doch!“ konterte ich müde und hatte keine Kraft mich ihren Berührungen zu widersetzen.
„Dein Weg war sehr beschwerlich!“
„Du hast wirklich keine Vorstellung von dem Wahnsinn hier!“
„Es tut mir so leid! Wie gern wäre ich dir ebenfalls beigestanden!“
„Das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr!“ gab ich resigniert zur Antwort und entzog ihr meine Hand.
„Die Dinge die ich durchstehen musste, sind nichts gegen die, die Carlisle zu ertragen hatte!“ Ihr Gesichtsausdruck wurde leer und sie versuchte sich anscheinend das Gesagte vorzustellen. Unsere Blicke trafen sich und die Güte, die in der nächsten Sekunde in ihren Augen abzulesen war, brach mir beinahe das Herz. Es dämmerte mir, dass hier wirklich etwas anders war.
„Du hast deine persönlichen Abgründe gesehen! Ich verstehe das!“ Ich zog die Schultern hoch und legte meinen Kopf in den Nacken.
„Mich wird es wahrscheinlich umbringen, wenn du dich jetzt einfach so auflöst, aber ich muss es einfach ausprobieren!“ Mein Blick schweifte erneut zu ihr. Zögernd strich ich ihr über den Unterarm und tippte mit den Fingerspitzen das Armband an. Zu meiner eigenen Überraschung war sie immer noch da und Tränen krochen in meine Augen, die unangenehm zu brennen begannen.
„Du bist wirklich hier!“ hauchte ich. Sie strich mir sanft über die Wange, nickte und zog mich an sich. In ihrer Umarmung löste sich jegliche Anspannung und Tränen schossen in heissen Sturzbächen meinen Wangen entlang, die Esmes Pullover benetzen.
„Du hast mir so gefehlt!“ schluchzte ich an ihrer Brust und kuschelte mich so eng es ging an sie.
„Das weiß ich meine Liebe! Shht! Schon gut!“ Sie begann mich sanft zu wiegen, was mich unwillkürlich an unsere erste Begegnung erinnerte. Damals war ich ebenfalls in ihren Armen zusammengebrochen und sie hatte mich auf dieselbe Weise getröstet, wie sie es jetzt tat. Meine Arme wanderten um ihre Mitte, während sie behutsam meiner Wirbelsäule entlang strich. Ich fühlte mich vollkommen ausgebrannt und hatte eigentlich keine Tränen mehr übrig, aber die Tatsache, dass sie hier war, ging über meinen Verstand.
„Du darfst nicht gehen! Mich nicht verlassen!“ presste ich unter meinen Schluchzern hervor.
„Lass mich nicht allein!“
„Keine Sorge! Ist ja gut!“

Mich immer noch an sie klammernd, streifte mich ein kühler Windhauch, als die Tür neben uns geöffnet wurde. Ich wusste, dass es nur Carlisle sein konnte und war wild entschloßen Esme nicht so schnell wieder loszulassen.
„Alles in Ordnung?“ hörte ich ihn fragen, während er sachte über meinen Kopf strich. Da sich schließlich seine Schritte entfernten, mussten sie sich lautlos verständigt haben.
„Versuch dich zu beruhigen!“
„Es ist einfach zu viel!“
„Weißt du was? Ich werde dir jetzt etwas ordentliches zu Essen bereiten und währenddessen erzählst du mir, was dich beschäftigt. Natürlich nur wenn du möchtest!“ Widerwillig löste ich mich von ihr, doch ich ließ ihre Hand nicht los.
„Finley, ich werde nur in die Küche gehen! Ich verspreche es!“ Sie zog mich hoch und hinter sich her.
„Komm!“ Ich folgte ihr, setzte mich auf einen der Barhocker und ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Sie war tatsächlich hier. Ich musterte sie, als wenn ich Esme das erste Mal sehen würde und im Grunde sah ich sie jetzt wirklich anders.
„Wie wäre es mit gebratenen Eiern und Toast?“
„Du musst dir nicht die Mühe machen Esme! Ich würde es ohnehin nicht vertragen!“ Geistesabwesend strich ich mir über den Bauch.
„Seit meinem Entzug, muss ich mich glücklich schätzen, wenn ich Spenderblut bei mir behalte!“ Betroffenheit spiegelte sich in ihrer Miene wieder, während sie den Kühlschrank öffnete und einige Zutaten aus den Fächern nahm.
„Dann werden wir das mal schleunigst ändern, du bist ohnehin viel zu dünn!“ Ihre Fürsorglichkeit rührte mich zutiefst und ich genoss es von ihr umsorgt zu werden. Weshalb ich in Forks solche Kleinigkeiten nie gesehen hatte, war mir jetzt ein Rätsel. Es musste für sie schwer gewesen sein, Carlisle und mich ziehen zu lassen, in dem Bewusstsein, dass es mir sehr schlecht gehen würde.
„Wie sieht es mit Tierblut aus?“ Sie stellte soeben eine Pfanne auf das Ceranfeld und schaltete den Ofen an.
„Auch keine gute Idee!“
„Aber Carlisles ist dir gut bekommen, habe ich recht?“ Wie vom Donner gerührt, saß ich da und konnte nichts erwidern. Woher wusste sie, dass ich von seiner Vene getrunken hatte. Sie würde es mir bestimmt übel nehmen, da es etwas ziemlich intimes war, wie ich für mich selbst entschieden hatte. Jemanden anderes Blut zu trinken, sich von ihm zu nähren, stellte für mich ein tiefes Grundvertrauen dar und das hätte nicht zwischen mir und Carlisle stattfinden dürfen, egal unter welchen Umständen.
„Sein Blut……….!“
„……hätte ich auf keinen Fall trinken dürfen!“ unterbrach ich sie atemlos.
„Es tut mir leid, das war falsch, das……..!“
„Finley, nicht!“ Sie kam rund um den Tresen und nahm mich unvermittelt in ihre Arme, drückte mich fest an sich. Ich stand nur da und ließ es über mich ergehen ohne zu wissen, warum sie das gerade tat.
„Du wirst noch lernen müssen, dass es Dinge gibt, die dir keiner Übel nehmen wird und das ist eine Sache die eben dazugehört!“
„Esme, ich denke ich kann dir gerade nicht folgen!“ gab ich kleinlaut kund, während sie wieder an den Herd ging und dort die Eier wendete.
„Warum denkst du, dass du dich nicht von Carlisle nähren dürftest?“ Ich sah sie entgeistert an und fragte mich ernsthaft, ob wir diese Gespräch wirklich führten.
„Er ist dein Ehemann!“ Sie briet seelenruhig den Schinken an, während ich immer noch versuchte mir einen Reim darauf zu machen, was hier gerade vor sich ging.
„Das ist richtig, nur sein Blut hat hervorragende Heilungskräfte, warum also nicht?“
„Weil es etwas intimes ist!“ flüsterte ich und spürte wie meine Wangen zu glühen begannen.
„Richtig, nur wie du damals der ganzen Familie schon unterbreitet hast, als Carlisle sich an dir nährte, so hätte er dich ebenfalls nicht sterben lassen und………!“
„……..würde es jederzeit wieder tun!“ beendete ich ihren Satz.
„Du bist mir nicht böse?“ Sie schichtete Eier, Schinken und Toast auf einen Teller, stellte ihn auf der Anrichte vor mir ab. Schmunzelnd schüttelte sie ihren Kopf, stellte die Pfanne in die Spülmaschine, als sie sich schließlich wieder mir zuwendete.
„Nein, natürlich nicht! Ich bin froh, dass er meiner Tochter damit das Leben gerettet hat!“ Vollkommen durcheinander setzte ich mich, stocherte auf dem Teller herum und stellte die mir naheliegendste Frage.
„Woher wusstest du das?“
„Carlisle hat mit mir oft telefoniert, weißt du noch, mich auf dem laufenden gehalten und du riechst nach ihm!“ Natürlich konnte sie sein Aroma an mir riechen, da sein Blut nun in meinen Adern zirkulierte.
„Das hätte ich wissen müssen, entschuldige!“
„Nicht so schlimm! Jetzt iss bitte!“ Sie ließ sich neben mir nieder und musterte mich einige Minuten.
„Es hat dich sehr beschäftigt, nicht wahr?“
„Du hast keine Vorstellung! Jetzt komme ich mir ziemlich dumm vor!“
„Finley, wenn ich dir oder Carlisle nicht vertrauen könnte, wem dann?“ Ich umarmte sie kurz, gab ihr einen Kuss auf die Wange und begann zu essen. Dieses Mal schien mir mein Magen wohlgesonnen zu sein und ich genoss in vollen Zügen. Als sie mich von der Seite her anlächelte, sah ich sie fragend an.
„Wo isst du das nur hin meine Liebe!“
„Es ist lecker!“ erwiderte ich mit vollem Mund.
„Schön zu hören!“ Nachdem ich die Portion, die wahrscheinlich sogar für Jacob gereicht hätte, verschlungen hatte, saßen wir vor dem knisternden Kaminfeuer.

Esme erzählte mir Neuigkeiten aus Forks, denen ich begierig lauschte. Nessie war nun eine Erwachsene, die mit Jacob aufs heftigste turtelte. Edward brachte es regelmässig zur weißglut, wenn er Jakes Gedanken aufschnappte, die alles andere als jugendfrei waren. Bella hatte alle Hände voll damit zu tun, Edward zu erklären, dass seine kleine Tochter jetzt eine Frau war. Vandard hatte die Cullens vor fünf Wochen verlassen, da er die Lebensweise zwar interessant fand, aber damit nicht umgehen konnte. Esme erklärte mir, dass Fely anfangs sehr betroffen und gekränkt war, doch Jasper, Alice und Emmett hatten ihre Methoden sie abzulenken. Im Cullenhaus herrschte jeden Tag reger Betrieb, doch Abends kam bei manchen Familienmitglieder Wehmut auf, da ich ihnen sehr fehlte. Nessie beklagte sich ab und an, dass sie niemanden hätte, mit dem sie so tolle Streiche aushecken konnte. Alice empfing immer wieder Visionen, wie einige Situationen ausgehen hätte können, wäre Carlisle nicht immer besonnen gewesen und alles unter Kontrolle zu behalten. Emmett hingegen zog sich oft in die Wälder zurück, sprach selten über seine Gefühle, was Esme mit Sorge beobachtete.

Als es dämmerte kehrte Carlisle zurück und begrüsste uns mit einem strahlenden Lächeln.
„Wie geht es den Damen?“ Bevor Esme überhaupt etwas erwidern konnte, war ich aufgesprungen und umarmte ihn euphorisch. Er geriet leicht ins wanken und schloß mich lachend in seine Arme.
„Ich freu mich auch dich wieder zu sehen!“
„Danke!“ krächzte ich und war ausser mir vor Freude.
„Gerne doch! Ich dachte mir du brauchst vielleicht eine Frau um dich und hast genug von dem alten Herrn!“ Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange.
„Du kannst dir nicht vorstellen, welche Freude du mir damit machst!“
„Doch das wusste er!“ meldete sich nun Esme zu Wort, der das Herz überging. Ich nahm Carlisle an der Hand und zog ihn zu Couch, wo ich ihn neben Esme Platz nehmen ließ.
„Ich hab euch beide so lieb!“ Beide gleichzeitig umarmend, gab ich jeden einen Kuss auf die Stirn und löste mich grinsend. Esme und Carlisle sahen sich schmunzelnd an und nahmen jeweils eine meiner Hände in ihre.
„Wir dich auch und deshalb haben wir etwas für dich! Da wir wissen, dass du den Trubel um deine Person nicht magst, dachten wir, wir überreichen dir die Dinge hier!“ endete Carlisle unheilvoll.
„Setzt dich bitte!“ Er zog eine Schachtel hinter dem Sofa hervor und stellte sie vor mir auf den Glastisch.
„Wir wären stolz, wenn du das annehmen würdest!“ Da ich mir nicht vorstellen konnte, was in dieser schwarzen Samtschachtel sein sollte, sah ich sie fragend an.
„Mach sie auf, dann weißt du wovon ich spreche!“
„Okay!“ Am liebsten hätte ich meine Hände unter dem Tisch verborgen, doch mehr als ein paar Minuten hielt ich dem sowieso nicht stand, weshalb ich meine Hand ausstreckte und das Zittern zu unterdrücken versuchte. Vorsichtig, als wäre der Deckel ein zerbrechliches Ei, hob ich ihn von der Schachtel und späte über den Rand. Esme war mindestens genauso nervös wie ich und hatte sich bei Carlisle eingehakt. Ein Blatt Papier stach mir sofort ins Auge, nahm es mit zitternden Händen an mich. Gebannt starrte ich auf die erste Angabe:

Finley Lillian Cullen, geb. Crow.

Ich überflog das erste der Dokumente.
Alter, Geburtsort, früherer Wohnort, Eltern….
Ich blätterte weiter.
Eine gefälschte Geburtsurkunde, Adoptionspapiere, der Antrag auf Annahme des Namens der Adoptiveltern, eine Todesurkunde meiner Eltern, die ich nie zuvor gesehen hatte, und kurze Zusammenfassungen von jedem einzelnen Mitglied der Familie.

Ich legte das Blatt zur Seite und nahm ein Bild an mich, dass in einen wunderschönen geschwungenen Rahmen gefasst war. Es zeigte meine Mutter mit kupferfarbenen gelockten Haaren die über das ganze Gesicht strahlend in einem Rosenhain stand. Ich liebte ebenfalls Rosen und deren Duft. Bedächtig fuhr ich über das Glas und war sprachlos. Ich sah ihr so verblüffend ähnlich, dass es für Vandard, sowie für Joseph immer schwer gewesen sein musste, wenn sie mich zu Gesicht bekamen. Mein Erscheinungsbild ließ vermutlich den vergrabenen Zorn und Hass aufflackern, die die beiden Gegeneinander hegten, um an die Frau heranzukommen, die sie begehrt hatten. Ich riss mich von der Fotographie los, wechselte einen kurzen Blick mit Esme und Carlisle und setzte meine Erkundungstour fort. Ganz unten in der Box befanden sich weitere Fotos, die Fely und mich als Kinder zeigten. Kindheitserinnerungen in Schwarzweiß, die für mich einen unschätzbaren Wert darstellten. Ich sah mir jedes einzelne genau an und musste bei einigen schmunzeln, da entweder Fely oder ich mürrisch aussahen oder uns gerade zankten. An einem blieb ich hängen, da es einen der wenigen glücklichen Momente in unserer Kindheit darstellte. Fely umarmte mich breitgrinsend von hinten, während ich ebenfalls schief lächelnd in die Kamera blinzelte. Wir waren anscheinend damals schon nicht leicht zu handhaben gewesen. Bedächtig legte ich die Kostbarkeiten auf die Dokumente und sah sprachlos zu meinen Eltern, die mich gespannt musterten.

-Was sollte ich darauf sagen?-
-Danke?-

Wäre etwas schwach im Angesicht des wertvollen Inhaltes der Schachtel, die wie ein heiliger Gral vor mir stand.
„Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll!“ gestand ich tonlos.
„Das ist auch nicht nötig meine Kleine! Du hast bewiesen, dass du dich deinen Dämonen stellen und dich ändern kannst! Wir wissen alle, das es eine schwere Zeit für dich war und es ist aus meiner Sicht als dein Vater, ferner als Covenoberhaupt, verantwortungslos gewesen dich mit deiner Vergangenheit alleine zu lassen! Ich hätte wissen müssen, dass es seine Zeit benötigen würde, bis du alles hinter dir gelassen hast und dafür möchte ich mich bei dir entschuldigen.“ Ich starrte ihn mit aufgeklappten Mund an und versuchte die Informationen zu filtern.

-Hatte er gerade gesagt, als dein Vater?-
-Er war verantwortungslos?-
-Was war mit mir?-
-Verantwortungslos konnte eher ich mir an die schwarze Tafel pinnen!-
-Felicity musste schließlich zum wiederholten Male um mein Leben fürchten, Emmett hätte einen zweiten Verlust dieser Größenordnung wahrscheinlich um den Verstand gebracht, Jasper gegenüber war es nicht vertretbar, ihn mit meinen schwankenden Gefühlsausbrüchen zu konfrontieren, ihn in einen Disput gegenüber der Familie zu bringen, damit er stillschweigen bewahrte, Alice musste an permanenter Migräne leiden, da sich ihre Visionen innerhalb weniger Tage mehrmals änderten, Edward konnte die Flut in meinen Kopf kaum mehr folgen und lief ständig Gefahr sich meinen Zorn zuzuziehen, wenn ich ihn dabei ertappte, wenn er meine Gedanken las, Nessie war ich in letzter Zeit keine gutes Vorbild, obwohl Jacob und Bella mich sicherlich gebraucht hätten, Esme vermittelte ich ein Gefühl der Hilflosigkeit, da ich sie einfach nicht an mich heranließ und auch wenn Carlisle es stets dementierte, aber auch er musste seit gut zwei Jahren so einiges einstecken, nur weil ich in Washington aufgetaucht bin, also wer war hier verantwortungslos-
-Schlussendlich kam ich auf die glorreiche Idee mich mit Medikamenten zuzudröhnen, um so meine Versagensängste und Überforderung in Griff zu bekommen und er hatte mich ja nicht dazu gezwungen, oder?-

„Wir können dir nur einen Platz an unserer Seite anbieten und hoffen, dass du uns stets begleiten wirst!“
„Warte!“ unterbrach ich ihn und überlegte angestrengt.
„Diesen Entzug habe ich mir selbst zuzuschreiben und verantwortungslos war ich nicht nur mir selbst gegenüber! Was ich den anderen, euch angetan habe, nur weil ich in Forks aufgetaucht bin, das würde ich als verantwortungslos und fahrlässig bezeichnen!“
„Hör auf damit!“ Esme kam auf meine Seite und wollte mich in den Arm nehmen, doch ich schob sie von mir.
„Ich bin euch so vieles schuldig…!“
„Nein! Schluss damit!“ Esme zwang mich sie anzusehen, indem sie mein Gesicht sanft, aber bestimmt in ihre kalten Hände nahm. Ihre goldenen Augen brannten regelrecht auf mir und ich verlor mich einen kurzen Moment darin.
„Akzeptiere bitte endlich, dass dein Leben ab jetzt anders ist! Du bist anders! Die Vergangenheit wird zwar immer Teil deines Lebens sein, aber sie wird dich nicht beherrschen können, verstehst du? Löse dich endlich von den Ketten, die dir irgendwann auferlegt wurden und nimm unsere Hand! Ich bitte dich! Werde glücklich, es gibt so vieles, dass wir dir zeigen möchten!“ Langsam ließ sie die Hände sinken und strich mir eine lose Strähne hinter das Ohr.
„Du bist etwas besonderes meine Liebe!“ Ich schüttelte meinen Kopf doch sie fuhr bedächtig meinem Haar entlang.
„Deine Schwester, du und Renesmee seid etwas besonderes und das Geheimnis meiner Familie.“
„Geheimnis!“ Echote ich und ließ es nun zu, dass sie mich an sich zog.
„Ja richtig! Ihr habt vor knapp zwei Jahren unser Dasein ziemlich auf den Kopf gestellt!“
„Das haben wir wohl!“
„Weißt du wie es mir erging, als dein Vater mit dir blutbesudelt im Türrahmen stand?“ Ich verneinte es mit einem Kopfschütteln und lauschte gespannt ihrer Sichtweise, während ich immer wieder zu Carlisle sah, der ebenfalls in Gedanken war.
„Ich war schockiert, als Carlisle dich auf der Couch untersuchte, dein Körper mit Narben und frischen Wunden übersät war. Es war mir nicht möglich auch nur ansatzweise zu verstehen, was mit dir geschehen sein könnte. Ich hatte mit Carlisle am selben Abend eine schlimme Auseinandersetzung, wegen seiner Vorgehensweise im Krankenhaus und ferner war es der Familie schwer zu erklären wer oder was du bist. Als du dann wieder zu dir kamst und dich sofort zur Wehr gesetzt hast, wusste ich, dass du eine schlimme Vergangenheit gehabt haben musst. Natürlich dachtest du, dass du dich vor uns in Acht nehmen müsstest. Wie hätte ich es dir denn verübeln sollen, nach alledem was dir widerfahren ist. Im Laufe der Zeit bist du und deine Schwester mir sehr ans Herz gewachsen. Ich machte mir ständig Sorgen um euch, insbesondere um dich. Emmett tat schließlich das übrige, als er im Wald beinahe die Beherrschung verlor. Du kannst dir nicht ausmalen, wie viele Nächte wir über dich gesprochen haben. Emmett, aber auch Jacob oder Rosalie mussten wir stets zurechtweisen, damit du nicht schon nach den ersten Wochen das Weite suchtest. Ich hatte Mühe die Trauer über Rosalies Tod vor dir zu verbergen, da wir dich nicht auch noch mit diesem Schicksalsschlag belasten wollten. Es zeriss mir beinahe das Herz, als du schließlich Joseph einfach so hingerichtet hast und doch wusste ich, dass du dich und deine Schwester nur so von ihm befreien konntest!“
„Es tut mir leid, wenn ich dich in Sorge versetzt habe!“
„Das werdet du und Felicity immer tun! Als Mutter sorgt man sich doch ständig um seine Kinder, richtig?“ Ich umarmte sie nun noch enger
„So massiv dein Kampf mit dir selbst immer gewesen ist, so oft hast du uns auch überrascht, weißt du das?“ Erneut schüttelte ich meinen Kopf an ihrer Brust ohne etwas zu erwidern.
„Als du deine Fähigkeit entdeckt hast und sie sofort nutzen konntest, ist nicht selbstverständlich, da es normalerweise eine Zeit braucht, bis man sie beherrschen kann. Aber genau durch diese Gabe hast du meine größte Kostbarkeit meines Daseins das Leben gerettet und hast nicht einmal davor zurückgeschreckt dein Leben für einen von uns zu geben. Also sage mir, wer hier wem zum Dank verpflichtet ist?“ Ich drückte sie wortlos, kämpfte abermals mit den Tränen, löste mich von ihr und tat das selbe bei Carlisle.
„Danke!“ Mehr fiel mir in diesem Augenblick nicht ein, also setzte ich mich einfach neben ihn, der väterlich seinen Arm um meine Schultern legte und meinen Scheitel küsste.

„Folge einfach Fely´s Beispiel!“ forderte Esme abermals meine Aufmerksamkeit. Fragend sah ich zu ihr auf und verstand nicht was sie mir sagen wollte.
„Deine Schwester hat den ersten Schritt gewagt!“

-Welchen ersten Schritt?-
-Wovon sprach sie bloß?-

„Mein Herz, wie meinst du das?“ kam mir Carlisle zuvor.
„Ein alter Freund von dir, Maxim Bariello, hat uns vor drei Wochen aufgesucht und wollte uns eigentlich nur einen kurzen Besuch abstatten!“
„Eigentlich, warum hast du mich nicht davon unterrichtet?“
„Maxim hat mich gebeten, stillschweigen zu bewahren!“
„Was hat das mit Fely zu tun?“ Ich war vollkommen verwirrt.
„Als er erfuhr, dass du nicht zu gegen bist, wollte er ursprünglich weiterziehen und ein anderes Mal bei uns reinsehen, bis er Felicity sah!“ Ein lächeln erhellte ihr Gesicht, doch ich verstand immer noch nicht.
„Oh!“ Carlisle lächelte nun ebenfalls, doch ich schien nicht einmal annähernd zu wissen worum sich dieses Gespräch nun drehte.
„Oh? Bitte klärt mich auf!“ forderte ich nun und hatte meine Arme vor der Brust verschränkt.
„Maxim ist auch etwas Besonderes! Er ist ein Vampir-Werwolf-Mischling! Er ist soweit wir wissen Einzigartig!“
„Trotzdem verstehe ich noch immer nicht………wartet!“ plötzlich verstand ich und mir wurde flau in der Magengegend.
„Sag mir nicht, dass er sich auf sie geprägt hat!“ Das Nicken von Esme ließ mich in der Couch zusammensinken.
„Er hat sich auf sie geprägt? Fely wird nicht begeistert sein oder? Sie hat ihm doch nichts getan?“
„Oh, nein Finley, ganz im Gegenteil! Sie hat nun einen Freund und ist über beide Ohren verliebt!“
„Wow! Es hat sich ganz schön viel verändert in Forks!“
„Du dich auch!“ erwiderte Esme und setzte sich an meine andere Seite. Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit Watte vollgestopft und arbeitete auf Hochtouren.

-Meine kleine Schwester hatte also jetzt einen festen Freund und suchte sich noch dazu einen Werwolf aus?-
-Wie verrückt war das nun wieder?-
-Ob es Carlisle gutheissen wird?-





to be continued

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Beitrag  Gast So 20 Dez 2009, 12:14

Die letzten Tage verbrachte ich mit den Gedanken in Forks und versuchte mir ein Bild von diesem Maxim zu machen. Esme beteuerte stets, wenn ich sie nach ihm fragte, dass er ein aufrichtiger, ehrlicher Mann war und Fely zum ersten Mal wirklich glücklich. Alice sah darin ihre Chance, Felicity bei jeder auch nur kleinsten Gelegenheit aufzusrüschen, was sie zähneknirschend, aber dankbar, über sich ergehen ließ.

Ich war ebenfalls glücklich, Esme um mich zu haben, führte mit ihr viele für mich wichtige Gespräche, doch ich vermied immer die heiklen Themen rund um Medikamente und Autounfälle. Sie erzählte mir einige Vorfälle aus ihrer Sicht, und ich war jedes Mal berührt, wie sehr sie manche Situationen mitgenommen hatten. Gezwungenermaßen kamen wir eines Tages nun doch auf den Unfall zu sprechen. Wir waren gerade von einem Spaziergang zurückgekehrt, als sie am Absatz der Veranda stehen blieb.
„Finley, meine Liebe, darf ich dich etwas fragen?“ Ich sah zu ihr hoch, da ich mir gerade die Schuhe aufknoten wollte und begegnete ihrer ernsten Miene.
„Natürlich!“
„Komm, setzten wir uns doch!“ Plötzlich war ich alarmiert. Mein Instinkt sagte mir, dass es hier um mehr gehen musste.
„Was habe ich getan?“ sprudelte es aus mir hervor, bevor sie überhaupt noch etwas sagen konnte. Wir setzten uns auf die oberste Verandastufe, und ich wartete nun gespannt, was sie wohl erfahren wollte.
„Nichts, meine Liebe! Ich möchte dich etwas sensibles fragen und hoffe, dass du ehrlich antworten wirst!“
„Ich versuche es!“ Ich starrte zu Boden.
„Finley!“ Sie berührte mich sanft an der Schulter, was mich erschaudern ließ.
„Versprochen!“
„Warum hast du dir das alles nur angetan? Das mit dem Auto war kein Unfall, oder?“ Es gab mir einen unangenehmen Stich in der Brust. Sie hatte mir exakt die selbe Frage gestellt, wie damals im Krankenhaus, nur war ich einfach nicht in er Lage, die ungeschönte Wahrheit auszusprechen. Minutenlang überlegte ich hin und her, kam zu dem Schluß, dass es mir so etwas wie eine persönliche Befreiung geben könnte. Ich wappnete mich innerlich auf unangenehme Fragen, die garantiert kommen würden.
„Nein war es nicht!“
„Weshalb hast du Alice oder Emmett nicht ins Vertrauen gezogen? Wir sind doch alle für dich immer da gewesen, oder etwa nicht? Was hat dich veranlasst, so einen drastischen Schlußstrich ziehen zu wollen?“ Immer noch sah ich zu Boden und wollte ihrem Gesichtsausdruck nicht begegnen, da er mir sicherlich das Herz in tausend Splitter gerissen hätte.
„Es ist unheimlich schwer für mich!“
„Das weiß ich meine Liebe, nur bitte sprich endlich darüber. Carlisle erzählte mir, dass er des öfteren versucht hat, dich zum Sprechen zu bewegen, doch du hast immer abgewiegelt! Er hat dir seine Ahnungen unterbreitet, doch du warst noch nicht so weit. Gib uns einfach die Chance es zu verstehen, damit in Zukunft so etwas nie wieder passieren wird!“ Ihre Hand wanderte zu meiner in meinem Schoß, die sie sanft drückte.
„Ich bitte dich!“
„Okay!“ Unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Moment, doch ich hielt ihrem nicht lange stand, senkte den Kopf und begann zu erzählen.

„Es war alles von Anfang an zu viel. Einfach alles! Mein Leben geriet ständig aus den Fugen! Ich hatte weder Zeit einmal richtig Luft zu holen, noch zur Ruhe zu kommen. Der ewige Kampf mit Joseph, die Sorge um Fely, Angst irgendwann, von den Trackern des Covens ausfindig gemacht zu werden, da schlußendlich immer der Tod auf uns gewartet hätte, zehrten permanent an meinen Nerven. Tag für Tag schlugen wir uns irgendwie durch. Ich vertraute nur Fely. Als ich schließlich in diesem alten muffigen Bus Richtung Forks saß, wusste ich nicht, wann oder ob ich sie jemals wieder sehen würde. Ich wäre doch an ihrem Tod Schuld gewesen!“
„Finley, es wäre nicht in deiner Macht gelegen, etwas an ihrem Schicksal zu ändern! Du warst schwer verletzt! Fely hat damals die einzig richtige Entscheidung getroffen!“
„Das hat sie wohl!“ gab ich schwach zurück. Ungewollt spielten sich meine letzten zwei Jahre bei den Cullens vor meinem inneren Auge ab und ließen mich von all meinen Sorgen, Ängste und Verzweiflung berichten, die mich in dieser Zeit heimgesucht hatten.
„Als ich das erste Mal Carlisle gegenüberstand, wollte ich es nicht wahrhaben, mein Leben schon wieder verteidigen zu müssen. Ich verstand die Situation völlig falsch und ging zum Angriff über. Vollkommen benebelt von diesem verdammten Blutrausch hätte mich wahrscheinlich nichts stoppen können, doch er war um vieles stärker und schneller als ich. Als er mir schließlich diesen Pflock in den Körper gerammt hat, war ich der Überzeugung, dass es nichts Gutes auf dieser Welt geben konnte. Nun war ich vom Regen in die Traufe gestolpert und würde in diesem Coven mein Ende finden!“ Esme sah mich geschockt an und fand einfach keine Worte.
„Er brachte mich nach Hause und dort traf ich dich! Ich war einfach blind und dachte, du würdest mir ebenfalls etwas antun. Deine Liebe und Fürsorge zerstreuten meinen Widerstand, und ich war vollkommen irritiert!“ Ein lächeln huschte über mein Gesicht.
„Du hast mir gezeigt, dass ich sehr wohl in diesem Zirkel bestehen kann. Alice, Nessie und Bella bemühten sich, mich ebenfalls zu integrieren, doch seid ihr alle an meinen Charakterzügen gescheitert. Mit Rosalie und Emmett hatte ich ganz eigene Probleme. Rose war zurecht eifersüchtig und ließ ihren ganzen Frust an mir aus, obwohl Emmett derjenige war, der das Feuer noch schürte. Wie hätte ich es ihr denn verübeln können. Als Emmett dann beinahe auch noch die Beherrschung verlor, Carlisle mich abermals verarzten musste, Fely sich nicht zeigte und wir schließlich dem Coven gegenüberstanden, wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte!“ Ich atmete bebend aus und strich mit meiner freien Hand über die von Esme in meinem Schoss.
„Du musst verstehen, mich verfolgte die Hinrichtung von Joseph jede verfluchte Nacht und ließ mich selten schlafen. Als Carlisle mir schließlich die Leviten gelesen hat, weil ich ihn gerettet habe, brach für mich eine Welt zusammen. Erst jetzt verstehe ich, was ich ihm zugemutet habe!“
„Er war nie böse mit dir, Finley!“ sagte Esme schnell.
„Ich weiß und doch habe ich ihm vor Augen geführt, was er ist!“
„Richtig!“ Sie strich mir beruhigend meinen Rücken entlang.
„Als er mir das Angebot machte, dass ich vielleicht mein Interesse an der Medizin in einem freiwilligen Jahr in der Klinik vertiefen könnte, war ich überglücklich und doch wusste ich nicht, was ich mir damit aufgebürdet hatte! Ich wollte ihn nicht enttäuschen, also schob ich meine Schichten, lernte Nachts und da war noch Emmett! Er war immer so zuvorkommend, tat absolut alles für mich und ich habe ihn nur zurückgewiesen.“

„Irgendwann war ich an einer Grenze, wo ich dermassen ausgebrannt war, dass ich am nachhause Weg das Auto rechts ran fahren musste und zusammengebrochen bin. Ich weiß nicht mehr wie lange ich dort gestanden habe und es nicht schaffte mich zu beruhigen. Mir fiel schließlich die Spritze ein, die ich immer noch in meinem Kittel und vergessen hatte sie wieder in der Apotheke abzugeben. Ich denke das war der Einstieg in den Wahnsinn! Gleichzeitig wurde es immer schwieriger meine Müdigkeit, Aggressivität und Unruhe zu verbergen, bis ich herausfand, dass Jasper mir helfen konnte. Es tut mir unendlich leid, dass ich ihn für meine Zwecke missbraucht habe. Er war es auch, der mich davor bewahrt hatte, mich von dieser dämlichen Klippe zu stürzen. Jasper rettete mir das Leben und doch war ich tot unglücklich!“ Esme zog mich an sich und strich mir behutsam über meine Haare.
„An dem Tag, als ihr von Isle Esme wiedergekommen seid, konnte ich einfach nicht mehr. Ich hatte mir fest vorgenommen mit Carlisle darüber zu sprechen, dass ich am Ende meiner Kraft war!“ Die Szene flackerte wie ein Kaminfeuer in meinem Kopf auf und ließ sich auch nicht mehr stoppen.

Nessie, Jacob, Alice und Emmett lieferten sich gerade ein Autorennen auf der Spielkonsole. Ich saß abseits, wie meistens, nahe des Kamins und versuchte mich auf einen Artikel über Notfallmedizin zu konzentrieren.
„Du schummelst doch Emmett!“ beschwerte sich Nessie soeben.
„Gar nicht wahr! Wie soll ich das machen?“ Ich sah zu Emmett, der Nessie freundschaftlich in die Seite boxte. Als sie wieder in das Spiel vertieft waren, wollte ich mich davonstehlen, da ich seit Wochen einfach nicht zur Ruhe kam.

Einerseits hatte ich es mir selbst zuzuschreiben, dass ich auf das Angebot von Carlisle eingegangen war und ein freiwilliges Jahr in der Klinik absolvierte. Sicherlich machte mir die Arbeit Spass, nur die Dauerbelastung, die hohen Ansprüche, Doppelschichten, das Fernstudium und nicht zuletzt Emmett forderten ihren Tribut. Anfänglich kam ich damit gut Zurecht, doch als auch noch meine Schwester mit Edward, Bella und Vandard ihre Weltreise antraten, kam ich mir verloren vor. Emmett bemühte sich zwar sehr um mich, aber seine Fürsorge war mir teilweise zu viel und ich flüchtete regelrecht vor ihm. Ich schob es stets auf das Studium oder die Müdigkeit, doch die Medikamente, die ich seit Wochen nahm, da eine Erkältung partout nicht abklingen wollte, zeigten heftige Nebenwirkungen, die ich mit Schlafmittel und Aufputschern auszugleichen versuchte. Emmett hatte meine Unruhe, Aggressivität und Schlaflosigkeit bereits besorgt zur Kenntnis genommen und mich deswegen auch zur Rede gestellt. Diese Diskussion war in einer lautstarken Auseinandersetzung geendet und ich hatte ihn aus Carlisles Büro, indem ich vorwiegend studierte, wutentbrannt hinausgeworfen. Tagelang hatten wir kein Wort gewechselt, doch Alice stiftete vermeintlichen Frieden, indem ich es Gut sein ließ. Auch wenn ich wusste, dass ich es auf Dauer nicht bewältigen konnte, wollte ich niemanden enttäuschen und machte gute Miene zum bösen Spiel.

„Mensch Emmett!“ Nessie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Alice sah ihnen eine Weile zu und sprach schließlich ein Machtwort.
„Hört auf mit dem Unsinn. Zur Erinnerung weder Carlisle, noch Edward sind hier, um sie wieder zusammen zuflicken, wenn du ihr etwas brichst Emmett!“
„Ach komm schon, wenn man frech ist, muss man auch die Konsequenzen tragen!“ triezte er Alice, ohne von Nessie abzulassen.
„Emmett!“
„Schon gut!“ Er hob abwehrend die Hände und gab Renesmee frei, die sich gespielt eingeschnappt gab, aber über beide Ohren grinste.
„Noch ein Spiel?“ Alice sah fragend in die Runde und schließlich zu mir.
„Ja klar eine Revanche!“ fiel Nessie ein und startete das Spiel neu.
„Fin, was ist mir dir?“ Alice sah mich immer noch durchdringend an, dass mir unangenehm war.
„Macht nur! Ich werde etwas spazieren gehen!“ Ich klappte das Buch zu und legte es beiseite.
„Soll ich dich begleiten?“ fragte nun Emmett, dessen ungeteilte Aufmerksamkeit nun meine war.
„Nein!“ Das Wort kam etwas schärfer als beabsichtigt über meine Lippen, also fügte ich noch schnell
„Danke dir!“ hinzu und verliess schnellen Schrittes das Haus.

-Was um alles in der Welt, war bloß los mit mir?-

Ich wollte soeben an der Garage vorbeigehen, als ich abrupt stehen blieb und auf das Codepad sah. Kurzentschloßen wendete ich mich der Garage zu, gab den Code ein und das Tor öffnete sich von Geisterhand. Und da standen sie die Fahrzeuge der Familie Cullen, bis auf Edwards silbernen Volvo und Carlisles Mercedes. Zu meiner Rechten eine VW Golf GTI in Schwarz mit Chromfelgen.

Es war ein grauer nebelverhangener Morgen, als ich dieses Auto das erste Mal zu Gesicht bekam. Mühsam hatte ich mich, nach einer kurzen Nacht aus dem Bett gequält und war durch das dunkle Haus, bewaffnet mit einem Kittel und Emmetts Wagenschlüssel, geschlichen. Als ich die Verbindungstür zur Garage öffnete, stand dieser an seinen Wagen gelehnt und sagte mit einem drohenden Unterton.
„Die Wagenschlüssel Finley!“ Aus meiner Sicht hatte ich mir das Auto stets geliehen, Emmett hingegeben sprach eher von stehlen.
„Emmett, ich…!“
„Die Schlüssel!“ Er streckte mir eine Hand entgegen und wartete. Plötzlich war ich sauer, dass er so ein Theater um seinen Wagen machte. Ich ließ die Schlüssel in seine Handfläche fallen und funkelte ihn an.
„Und wie stellst du dir vor, soll ich in die Klinik kommen, mein Lieber?“
„Wie wäre es mit diesem hier!“ Er ging um mich herum, zog an einem überdimensionalen Bettlacken und enthüllte einen schwarzen VW GTI mit Chromfelgen.
„Dein Auto!“
„Was?“ Ungläubig betrachtete ich den Sportwagen.
„Ich hoffe zweihundert PS sind der werten Dame genehm um in die Arbeit zu gelangen!“ schloß er sichtlich stolz mich aus der Fassung gebracht zu haben.
„Das..Ich…!“ stammelte ich hilflos.
„Nur nicht zu viel der Worte Finley!“ Er stand im Genuss und das war nicht zu übersehen.
„…Nicht annehmen!“ brachte ich schließlich mühsam zu Stande.
„Ich habe nicht einmal einen Führerschein!“ versuchte ich irgendeinen banalen Grund anzugeben.
„Doch ich denke jetzt schon!“ Carlisle kam gefolgt vom Rest der Familie in die Garage. Meine Miene musste Bände sprechen, da er lächelnd fortfuhr.
„Ich denke es ist heute der bester Zeitpunkt dafür!“ Ich war sichtlich irritiert und verstand nicht, worauf er hinauswollte, als mich Fely an der Hand nahm und hinter sich in das Haus zog. Als ich die Geburtstagstorte auf dem Esstisch stehen sah, wich mir jegliche Farbe aus meinem Gesicht. Ich hatte unseren Geburtstag einfach vergessen.
„Du Dummerchen, wir haben heute Geburtstag!“ begann sie freudestrahlend.
„Das habe ich total vergessen!“ murmelte ich leise vor mich hin.
„Keine Angst, diesmal bin ich an der Reihe. Sonst bin eher ich die jenige die etwas nachlässig mit diesen Dingen ist! Setzt dich einfach!“ Sie drückte mich sanft auf den Stuhl am Kopfende des Tisches. Carlisle trat an mich heran, übergab mir die Autoschlüssel, eine Plastikkarte - meinen Führerschein und einen blauen Umschlag.
„Bitte schön!“ Bedächtig fuhr ich mit einem Finger meinen Namen nach und sah fragend in die Runde. Noch bevor ich auch nur eine meiner Gedanken äussern konnte, kam mir Edward zuvor.
„Öffne ihn einfach Finley! Du hast es dir redlich verdient und deine Schwester hält es kaum noch aus, also!“ Ich sah kurz zu ihr, die nur eifrig nickte. Die Spannung die in der Luft lag, war beinahe greifbar, also öffnete ich das Kuvert. In ihm steckte ein Brief von der Universität UAA WWAMI Biomedical Program in Alaska. Vorsichtig zog ich ihn aus dem Umschlag und faltete ihn auseinander. Ich überflog den formell gehaltene Schreiben immer und immer wieder.
„Herzlichen Glückwunsch, meine Liebe!“ sagte Esme neben mir und küsste mich auf die Wange.
„Du hast den ersten Teilabschnitt bestanden!“ fuhr Carlisle stolz fort.
„Wow!“ war das Einzige, was ich über die Lippen brachte.

Mir kam es wie eine Ewigkeit vor, als sich diese Szene abgespielt hatte. Nun saß ich hinter dem Steuer meines Wagens, wusste weder wohin ich fahren würde, noch wie lang ich diesem Druck noch stand halten konnte. Ich drehte den Schlüssel im Zündschloß und der Wagen erwachte surrend zum Leben. Ohne noch einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, trat ich das Gaspedal durch und schoss mit quietschenden Reifen aus der Garage.

„Es tut mir leid, dass ich es nicht gesehen habe, Finley!“ riß sie mich aus meiner Erzählung.
„Du hast doch keine Schuld daran!“
„Für mich war es schrecklich tatenlos mit ansehen zu müssen, wie du von der Strasse abgekommen bist. Wir sind sofort zum Unfallort gelaufen und fanden dich bewusstlos in den Gurten hängend vor!“ Ich atmete hörbar aus, während Tränen sich ihren Weg bahnten.
„Carlisle war ausser sich vor Sorge und machte sich große Vorwürfe, dich alleine gelassen zu haben!“
„Das….!“ meine Stimme brach. Carlisle war nun lautlos an uns herangetreten.
„Als ich dich untersucht habe, musste ich das Schlimmste annehmen und Emmett war schwer zu besänftigen. Er hat, genauso wie Edward bei Bella, einen großen Drang dich beschützen zu müssen!“ Carlisle hatte sich nun rechts neben mich gesetzt und ebenfalls einen Arm um mich gelegt. Ich schloß die Augen und lauschte seinen Erinnerungen.
„Als ich dich zu Emmetts Jeep getragen habe, wurde mir bewusst, dass du körperlich vollkommen am Ende warst!“ Ich legte eine Hand an meine Stirn ohne meine Augen zu öffnen.
„Du musst verstehen, dass du zu dieser Familie gehörst und es uns allen wehtut, wenn du so etwas aus Verzweiflung in Erwägung ziehst!“ Schloß er leise.
„Wir haben sehr wohl die Kabbeleien zwischen dir und Rosalie immer mit Besorgnis beobachtete und sie auch des öfteren ins Gebet genommen! Als schließlich die Nachricht ihres Todes die Familie in den Grundfesten erschütterte, versuchten wir dich nach einer Familienkonferenz, nicht auch noch mit diesem Schicksalsschlag zu konfrontieren und dich zu schützen!“
„Ich stand wie vom Donner gerührt an dieser Wand und konnte nicht glauben, was er mir soeben an den Kopf geworfen hatte!“
„Wenn du möchtest, zeigen wir dir gerne ihre letzte Ruhestätte!“ bot Carlisle mir an, das ich mit einem nicken bejahte. Wir waren schließlich in die Hütte gegangen und verbrachten den Abend vor dem knisternden Kamin, wo mir Esme versprach, mir ihre Lebensgeschichte auf der Heimfahrt zu erzählen.

Carlisle eröffnete mir ein paar Tage später am Frühstückstisch, dass er es nicht mehr für nötig hielt, mir Vampirgift zu verabreichen, und sprach mir Mut zu in den folgenden Tagen meine Fähigkeit auszuprobieren. Anfänglich schaffte ich es nicht genügend Konzentration aufzubauen und scheiterte kläglich auch nur einen Meter zu springen. Ich war dankbar für das Vertrauen und fühlte, dass die Zeit hier zu Ende ging.

„Finley!“
„Ja!“ Ich sah von meinem Buch auf, in dem ich gerade gelesen hatte. Ich saß auf der Terrasse, als Esme, gefolgt von Carlisle, an mich herantraten.
„Wie wäre es, wenn wir unsere Sachen packen und wieder nach Hause fahren, meine Liebe?“ Esme setzte sich an das Fussende und hatte ihre Hand auf mein Bein gelegt.
„Oh…….!“
„Es haben sicher einige furchtbar Sehnsucht nach dir!“ Ich klappte das Buch zu, sah zwischen den Beiden hin und her.
„Du freust dich gar nicht!“ In Esmes Stimme schwang Enttäuschung mit.
„Doch, nur……!“
„Nur?“ Carlisle drückte väterlich meine Schulter.
„Was ist mit Ashes!“ Ein lächeln erhellte sein Gesicht!
„Er ist ein Wildpferd, er findet sich schon zurecht!“ Ich musste hart schlucken, versuchte meine Traurigkeit zu überspielen.
„Wir werden ihn besuchen kommen ja?“
„Ja!“
„Er ist hier besser aufgehoben Fin!“
„Du hast Recht!“ schloß ich leise.


to be continued

Gast
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Selbstfindung Empty Home sweet home

Beitrag  Gast So 20 Dez 2009, 13:18

Durch die lange Autofahrt war ich wie erschlagen, da ich wenn, nur kurz schlafen, oder mein Gehirn dazu zwingen konnte, endlich eine Pause einzulegen. Esme hatte mich immer wieder gebeten, doch meine Augen zu schließen, und wenigstens ein wenig auszuruhen, doch meine innere Unruhe ließ es nicht zu. Jede erdenkliche Szenerie, wie die Ankunft in Forks von statten gehen würde, kam mir in den Sinn und nicht jede war ein Happy-Family-Treffen. Auf halber Fahrt gesellte sich schließlich Esme zu mir auf die Rückbank. Ich rutschte an sie heran, als ein rascheln in meiner hinteren Hosentasche meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Umständlich angelte ich den blauen Umschlag aus ihr und bekam Herzrasen. Den Brief hatte ich vollkommen vergessen.
„Alles in Ordnung?“ fragte nun Esme und griff nach meinen Händen, die zitternd das Papier hielten. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, dass es in meinen Ohren dröhnte.
„Finley?“ Sie legte ihre Hand liebevoll an meine Wange, damit ich sie ansah. Meine Augen schwammen in Tränen, bevor sich eine einzelne ihren Weg zu bahnen begann. Sie fing sie mit der Fingerspitze auf
„Warum die Tränen?“
„Der Brief…..ist von……..Emmett!“ hauchte ich, während weitere Tränen auf dem Papier dunkle, kreisrunde Flecken hinterließen.
„Ich……konnte nicht………!“ meine Stimme brach und ich musste mich räuspern.
„Ich konnte ihn nicht zu Ende lesen! Es war für mich einfach zu viel! Ich ertrug nicht noch mehr Schuldzuweisungen!“
„Meine Liebe, nicht doch!“ Sie zog mich an sich, und fuhr mir langsam über meine Haare.
„Lies ihn, du wirst erstaunt sein!“ flüsterte sie verschwörerisch. Ich löste mich, begegnete ihren goldfarbenen Augen und zog das Blatt aus seinem Kuvert.


Meine Süße,

da dein Krankenzimmer eher an eine Bahnhofshalle erinnerte, wir nie wirklich einen Moment für uns alleine hatten, ich nicht wusste, wie ich dir meine Gedanken oder Gefühle über die Geschehnisse mitteilen sollte, kam mir Alice´ Idee, dir diesen Brief zu schreiben, gerade recht.

Also wo soll ich am besten anfangen. Es ist ziemlich schwer für mich das alles, was mich beschäftigt in Worte zu kleiden, aber es ist mir überaus wichtig es dir mitzuteilen. Du weißt ja, ich bin kein großer Redner, also sei bitte nicht über meinen lausigen Schreibstil enttäuscht!

Ich lebe schon ein wenig länger als du und habe schon so einiges gesehen, dass du dir nicht einmal im entferntesten vorstellen kannst. Ich bin dir in vielerlei Hinsicht so vieles schuldig und weiß, dass ich dir in der ersten Zeit bei uns viel abverlangt habe. Die eine Sache, die mir schon des längeren unter den Nägeln brennt, muss ich umbedingt hier loswerden. Ich werde einfach ohne Umschweife beginnen und hoffe, dass du meine Worte nicht falsch verstehst.

Meine Süße, du hast mich vor mir selbst bewahrt, als ich um meine Rose getrauert habe. Sie wird immer ein Teil meiner Vergangenheit sein und einen Platz in meinem Herzen einnehmen. Du warst stets an meiner Seite und hast mich aus dem Tal der Traurigkeit geholt. Deine herzliche, aufrichtige Art gab mir immense Kraft, mich mit ihrem Tod abzufinden und du hast nie um mehr gebeten. So weit ich mich erinnere, habe ich dir auch nie wirklich dafür gedankt, was ich hiermit nachholen möchte.

Es ist so vieles geschehen, als du vor beinahe zwei Jahren zu uns gestossen bist. Ich bin nicht gerade zimperlich mit dir und deinen Gefühlen umgegangen und verstand erst auf der Lichtung welche Dämonen dich quälen. An dieser Stelle möchte ich dich darum bitten, mir in einer ruhigen Minute deine Geschichte zu erzählen, wenn du erlaubst.
Ich habe auch viele Fehler gemacht und auch einige, die ich lieber nie begangen hätte, aber über eines war ich mir noch nie so sicher wie jetzt, nämlich was dich betrifft Fin.

Ich verlange nichts von dir.

Wenn ich sage, ICH LIEBE DICH, dann nicht, weil ich dich will. Ich besitze dich nicht. Es hat das Ganze nichts mit MEINEN Gefühlen zu tun, sondern ich liebe es, was du bist! -Was du tust!
Ich liebe an dir, wie du versuchst dein Leben zu meistern, deine Herzlichkeit und deine unendliche Stärke in unserer Familie zu bestehen. Glaube nicht, dass ich deine Ängste, Tränen, Unsicherheit und Verzweiflung nicht gesehen hätte, nur wusste ich nicht damit umzugehen. Es tut mir leid, dich in vielerlei Hinsicht nicht unterstützt zu haben. Aber ich möchte dir sagen, dass ich auch diesen Teil an dir liebe und doch verstehe ich erst jetzt, wer du wirklich bist Fin. Du bist für mich nun das Wichtigste auf der Welt und möchte dich nie wieder in so großer Lebensgefahr wissen.

Bitte werde bald wieder gesund, da ich mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen kann und auch nicht möchte. Ich werde auf dich warten meine Süße, egal wie lange es dauern mag.

Ich liebe dich.

Emmett


„Wow!“ Ich sah von Emmetts Brief hoch.
„Ich dachte, dass er mir die Leviten liest oder mich mit Vorwürfen überhäuft, oder…..!“
„Du unterschätzt Emmett! Ich wünschte du hättest den Gesprächen mit Carlisle, Alice oder mir beiwohnen können! Er war von dem ersten Tag, als er dich sah, fasziniert von dir. Rosalie beobachtete die Entwicklung mit Argwohn, doch er konnte seine Gefühle nicht lange leugnen. Als er dich in die Schranken wies, indem er dich vor versammelter Mannschaft küsste und dich eigentlich so blossstellen wollte, hatte er bereits mit Rosalie einen schlimmen Streit vom Zaun gebrochen. Alice bemühte sich die Wogen zu glätten, doch die späteren Ereignisse, nahmen ihn eine schwere Entscheidung ab, wie du weißt!“
„Ja, er hat mir dies bereits erzählt!“
„Er liebt dich über alles, das kannst du mir glauben!“
„Das tue ich!“ Ich faltete den Brief sorgsam und steckte ihn in den Umschlag zurück. Eine ganze Weile starrte ich aus dem Fenster, ohne die Landschaft überhaupt wahrzunehmen. Esme ließ mich meinen Gedanken nachhängen und strich mir sanft über meinen Handrücken.

„Esme erzählst du mir nun deine Geschichte?“ versuchte ich die drückende Stille zu durchbrechen. Esme nickte knapp.
„Gerne!“ Ich lehnte mich an sie, lauschte ihrer Vergangenheit und versuchte so für einen Moment meine eigenen Belange beiseite zu legen.
„Ich wurde im Jahre 1895 geboren und lebte mit meinen Eltern auf einem Bauernhof. Als ich von einem Baum stürzte und mir das Bein brach, war unser Hausarzt nicht zugegen, weshalb mich meine Eltern in das nächstgelegene Krankenhaus brachten. Dort traf ich das erste Mal auf Carlisle, der meinen Bruch behandelte. Damals war ich…..?“
„Sechzehn, mein Herz!“ beendete Carlisle ihren Satz, der sich nun seit einiger Zeit das erste Mal wieder zu Wort meldete.
„Richtig!“ Sie langte nach vorne und strich ihm behutsam über den Oberarm.
„Damals hatte ich keine Ahnung, dass sich unsere Wege zehn Jahre später schicksalhaft abermals kreuzen würden!“
„Und ich bin immer noch dankbar dafür!“ entgegnete er ihr liebevoll und wieder wurde ich in meiner Entscheidung, die ich in dieser einen Nacht gefällt hatte bestärkt, mich ihnen anzuschließen.
„Jahre gingen also ins Land und meine Eltern übten immer mehr Druck auf mich aus, damit ich endlich heiraten und Kinder bekommen sollte, da ich die letzte meiner Freundinnen war, die noch keinen Ehemann vorweisen konnte. Also heiratete ich schließlich einen jungen Mann, der sich bereits in der Hochzeitsnacht als übler Schläger herausstellte. Meine Eltern forderten mich dazu auf, eine gute Ehefrau zu sein und Stillschweigen zu bewahren. Als er in den Krieg zog, war es für mich eine unglaubliche Erleichterung, jedoch umso schlimmer, als er 1919 zurückkehrte. Als ich feststellte, dass ich schwanger war, lief ich 1920 davon, denn ich wollte auf keinen Fall ein Kind in diese Ehe gebären. Ich bekam einen Sohn, der jedoch im Jahre 1921, ein paar Tage nach der Geburt, an einer Infektion der Lunge starb!“ An dieser Stelle hielt sie inne und ihr Blick war vollkommen abwesend, seltsam leer. Sie trauerte nach so vielen Jahren immer noch um ihr Kind, als wäre es erst gestern geschehen.
„Es muss schrecklich sein, ein Kind zu verlieren!“ Ich drückte mitfühlend ihre Hand.

-Selbst hatte ich mich diesem Thema nie gewidmet, da ich mein eigenes Leben kaum im Griff hatte und mir nicht vorstellen konnte, selbst Verantwortung für ein Baby zu übernehmen. Es stellte sich auch nie die Frage, da ich weder einen normalen weiblichen Zyklus aufwies, noch den richtigen Partner jemals dafür zu finden glaubte. Jetzt schien alles, was meine kleine Welt ausmachte plötzlich auf den Kopf gestellt zu werden, aber ohne Zyklus keine Schwangerschaft. Weshalb sich weiter damit beschäftigen.-

Ich wischte den Gedanken beiseite und forderte nun Esmes Aufmerksamkeit, indem ich fragte
„Wie hieß er?“
„William!“
„Ein schöner Name! Du vermisst ihn sicherlich!“
„Ja meine Liebe, es wird auch über die Jahrzehnte nicht besser!“ Ich drückte abermals ihre Hand und strich ihr über die Wange.
„Was ist dann passiert? Wie wurdest du so?“
„Da ich seinen Tod nicht verkraftete, versuchte ich mich umzubringen, indem ich mich von einer Klippe stürzte!“ Da verstand ich plötzlich, dass ich nicht die Einzige war, die ohne Wimpernzucken ihrem Leben ein Ende setzen würde.
„Als mutmaßlich tot, wurde ich in die Leichenhalle gebracht, doch Carlisle, der mich Jahre zuvor behandelt hatte, erinnerte sich an das glückliche Mädchen von früher und war fähig, meinen Herzschlag zu hören. Da er mir weitere Qualen ersparen wollte, verwandelte er mich!“ Immer noch starrte ich Esme atemlos an und konnte es nicht glauben, dass sie sich ebenfalls eine Klippe hinunter gestürzt hatte. Jasper war in meinem Fall diesem Vorhaben zuvor gekommen und hatte mich daran gehinderte. Doch eines hatten wir alle gemeinsam, wir ertrugen zu diesem Zeitpunkt das Leben nicht und griffen zu dieser drastischen Massnahme. Durch ihre Schilderungen war ich dermassen abgelenkt gewesen, dass mir erst jetzt auffiel, dass wir Forks bereits erreicht hatten und die kurvige Strasse zum Cullenhaus hochfuhren.

Mein Herz begann unvermittelt zu rasen und ich klammerte mich an Esmes Arm.
„Keine Sorge, ich werde immer an deiner Seite bleiben und wenn dir der Trubel zu viel wird, nimmt es dir sicherlich keiner übel, wenn du dich kurz zurückziehen willst!“
„Das denke ich, ist es nicht!“ hauchte ich und starrte gebannt durch die Bäume, um einen Blick auf das Haus zu erhaschen.
„Sondern?“
„Du hast Angst, dass sie dich zurückweisen, dich nicht so willkommen heißen, wie du es dir wünscht!“ beantwortete nun Carlisle Esmes Frage. Ich vermied es ihm oder Esme in die Augen zu sehen und doch hatte er genau das ausgesprochen, was mich, seit dem ich in den Mercedes eingestiegen war, beschäftigte.
„Ich kann dir nur sagen, dass du es nie herausfinden wirst, wenn du jetzt einen Rückzieher machst, meine Liebe!“ Esme fuhr mir behutsam über die Wange und legte tröstend einen Arm um mich.
„Du bist nicht allein!“
„Ich bin noch nicht soweit!“ In diesem Moment blitzte das Haus durch die Bäume und es gab mir einen Stich in die Brust.
„Ganz ruhig!“
„Wir sind an deiner Seite!“ bestärkte Carlisle Esmes Worte, als wir nun die letzten Meter zur Einfahrt nahmen. Er stellte den Motor ab und öffnete mir die Tür, ließ mich gefolgt von Esme aussteigen. Ich hatte keine Zeit annähernd Zweifel zu äussern, als Fely mich bereits entdeckt hatte und von der Leiter sprang, auf der sie gerade mit einer Girlande hantierte.
„Fin!“ rief sie ausser sich vor Freude und rannte ohne Rücksicht auf die Anderen zu nehmen oder eher Rücksicht auf Verluste, da sie Jacob unsanft zur Seite stieß, uns entgegen. Alice fing die herabfallende Girlande galant auf. In meinem ersten Impuls krallte ich mich an Esmes Hand und hatte auch nicht vor, sie so schnell wieder loszulassen. Sie war zu diesem Zeitpunkt so etwas wie mein Rettungsanker. Carlisle strich mir beruhigend über den Rücken, als mich Fely erreichte und sie ihre Arme um meinen Hals schlang.
„Du bist wieder da!“ Ihre Tränen benetzten meinen Hals, was mich mehr als irritierte. Ich hatte mit jeder Reaktion gerechnet, nur nicht mit Freudentränen meiner Schwester. Wir waren schon so oft voneinander getrennt gewesen und niemals war unsere Begegnung so herzlich ausgefallen. Noch immer Esmes Hand in meiner, drückte ich Fely mit der Freien eng an mich und war zu keinen Emotionen fähig. Irgendwie fühlte ich mich leer und das mich wiederum ängstigte.
„Entschuldige meine Überschwänglichkeit!“ sagte sie schließlich, als sie sich von mir löste und meine Haare zurecht rückte.
„Will dich nicht überfordern!“ ergänzte sie, während ihr Blick kurz zu Carlisle huschte und sie sich grinsend die Augen wischte.
„Kein Problem! Ich bin auch froh wieder hier zu sein!“ gab ich steif zurück, da ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte.
„Was hat Alice mit deinen Haaren gemacht!“ Sie sah mich irritiert an, fuhr sich durch die nun dunklen Haare, die ihr wirklich gut standen.
„Ja, wen sehen meine Wolfsaugen den da?“ ertönte Jakes Bass neben mir und bevor ich mich versah, fand ich mich an seiner breiten, heißen Brust wieder.
„Du erdrückst mich!“ keuchte ich, als er seine Umklammerung nicht lösen wollte.
„Jake, lass sie los, bevor du sie zerquetscht!“ Renesmee schob ihn aus dem Weg und fiel mir, wie schon zuvor Fely um den Hals.
„Endlich hab ich wieder jemanden, mit dem ich ihm eins auswischen kann!“ gluckste sie und wollte mir ihre Hand an die Wange legen. Carlisle jedoch nahm sie sanft am Handgelenk und schüttelte den Kopf.
„Lass uns erst richtig ankommen! Später ist noch genug Zeit dafür, mein Herz!“ Freudestrahlend ließ sie von mir ab und begrüsste erst Carlisle, dann Esme, die immer wieder aufmunternd meine Hand drückte. Die Situation zerrte an meinen Nerven, da ich es nicht mehr gewohnt war, von so vielen umgeben zu sein und doch genoss ich die Aufmerksamkeit. Carlisle wechselte mit mir des öfteren den Blick, doch ich gab ihm zu verstehen, dass ich es durchstehen würde. Bella war die Nächste die sich zu uns gesellt hatte und mich kurz an sich drückte.
„Schön dich wieder bei uns zu haben!“
„Danke dir! Ich hoffe Renesmee hat dich nicht all zu sehr auf Trapp gehalten!“
„Da kann ich dir später noch Geschichten erzählen meine Liebe!“ lachte sie, als sie schließlich beiseite trat. Jasper zögerte eine Sekunde, ehe er mich in die Arme schloss und ich fühlte mich so unendlich schuldig ihm gegenüber. Er wollte bereits zurücktreten, als ich Esmes Hand losließ, ihn umklammert hielt und so leise sagte, dass nur wir beide es verstehen konnten.
„Bitte verzeih mir, was ich dir angetan und dir abverlangt habe!“
„Du hattest deine Gründe und ich werde es dir nicht nachtragen, doch bitte ich dich um eines!“ sagte er genauso leise zurück.
„Gestatte mir dieses Thema irgendwann zwischen uns ausführlicher zu erörtern!“
„Natürlich!“
„Herzlich Willkommen zurück in der Familie!“
„Danke!“ Edward schloss mich unvermittelt in seine Arme, als Jasper von mir abließ und zog mich an sich. Er ließ mich aber nicht, wie ich es erwartet hatte, sofort wieder los und ich wusste im selben Moment auch warum. Ich gestattete ihm, dass er meine Gedanken las, als er mir schließlich beruhigend ins Ohr flüsterte.
„Mach dir nicht so viele Gedanken, es nimmt dir niemand übel, was geschehen ist! Du wirst erstaunt sein!“ Mit diesen Worten gab er mich frei und da stand er, ein wenig abseits um den anderen den Vortritt zu lassen.

In dem Willkommenstrubel hatte ich keine Zeit gehabt darüber nachzudenken, wo er war. Emmett lauerte, wie ein Raubtier und doch hatte er diese unwiderstehliche Anziehungskraft, die ich seit dem ich ihn das erste Mal gesehen hatte, auf mich ausübte. Er musterte mich mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte und doch hatte ich sofort Schmetterlinge in meinem Bauch. Diese Situation war so unwirklich und doch geschah sie tatsächlich. Langsam, wenn nicht sogar bedächtig, kam er auf mich zu, blieb wenige Schritte vor mir stehen. Meine Hand fand erneut Esmes und ich befürchtete das Schlimmste, als er zwei lange Schritte auf mich zutat. Er nahm meinen Kopf in seine Hände und verschloss meine Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss. Es war mir weder peinlich, noch fühlte ich Scham, was dieser verboten innige Kuss eigentlich auslösen hätte müßen, stattdessen, ließ ich mich von diesem berauschenden Gefühl einfach treiben. Er zog mich eng an sich und mir schien, als wolle er mich nie wieder loslassen. Es sollte mir mehr als recht sein, wenn er es nicht so schnell wieder tat. In meinem Kopf begann sich alles zu drehen und ich fühlte mich wie losgelöst von dieser Welt, als Alice glockenhelle Stimme plötzlich meine Idylle zerstörte.
„Leute! Hört schon auf damit!“ Alice zerrte zuerst an Emmetts Arm, schließlich an meinem, wo sie mehr Erfolg hatte. Emmett jedoch ließ nicht von mir ab und ich hatte das Gefühl an einem Tauziehen teilzunehmen, nur war ich in diesem Fall das Seil.
„Verzieh dich!“ brummte er an meinen Lippen, während ich lächelnd den Kopf schüttelte und die Augen verdrehte.
„Lass mich los, bevor sie mir den Arm ausreisst!“ nuschelte ich zwischen seinen Küßen.
„Na bitte, das spart ihr euch für später auf!“ grinste sie mir unverhohlen ins Gesicht und erntete gleichzeitig von Emmett einen giftigen Blick.
„Willkommen!“ trällerte sie, während sie mich von den Umstehenden Richtung Pavillon davon zog.
„Hallo!“ Sagte ich schnell, warf Emmett einen entschuldigenden Blick zu und ließ mich über den Vorplatz schleifen.

„Das hatte ich befürchtet!“ flüsterte ich, als ich den prächtig geschmückten Raum sah. Alice machte ein Gesicht, als würde sie mir jeden Moment an die Gurgel springen, doch ich zog sie einfach an mich.
„Ich danke dir für deine Mühe! Es ist wunderschön!“ Verdutzt schob sie mich ein Stück weit von sich und musterte mich argwöhnisch.
„Wer bist du und was hast du mit Finley gemacht?“ Alice lächelnd, ignorierend, betrat ich nun den Pavillon und war verblüfft über die Liebe zum Detail, die sie in diesem Raum gesteckt hatte. Auf dem rustikalen Tisch schwammen in wassergefüllten Glasschüßeln Teekerzen in den unterschiedlichsten blautönen. Wie schon bei der ersten Party schmückten Girlanden und Blumen die Wände, die ebenfalls farblich abgestimmt waren.
„Deine Lieblingsfarbe, wenn Emmett nicht geirrt hat!“
„Nein, hat er nicht!“ Mein Blick blieb bei einem Tisch hängen, auf dem Geschenke, wie zu Weihnachten aufgetürmt waren und darüber ein Banner, wo in großen geschwungen Lettern, Herzlich Willkommen und alles Gute zum Geburtstag Finley, stand.
„Wow!“
„Ich deute das als Kompliment!“
„Ist es auch!“ beteuerte ich und drückte sie ein weiteres Mal.
„Was immer Carlisle mit dir gemacht hat, aber du hast dich sehr verändert! Es ist fast unheimlich!“ bemerkte sie noch, als Fely gefolgt vom Rest der Familie sich zu uns gesellte. Carlisle blieb direkt hinter mir stehen und legte eine Hand an meinen Rücken.
„Alles in Ordnung?“
„Ja! Wunderschön nicht war?“
„Da bin ich ganz deiner Meinung, noch dazu in deiner Lieblingsfarbe!“ Ich sah über meine Schulter und beschied ihn mit einem dankbaren Blick, den er auch zu verstehen schien, bevor er am festlich gedeckten Tisch Platz nahm. Anscheinend wussten sie in dieser Familie wirklich mehr von mir als ich angenommen hatte und kämpfte gegen meine brennenden Augen, die Tränen ankündigten. Einer nach dem anderen gesellte sich zu Carlisle, der mich immer wieder musterte und ich war auch froh darum. Er würde schnell bemerken, wenn ich mich plötzlich nicht mehr wohl fühlen würde und für mich die Situation beenden.

-Nur würde er das?-

Esme und Alice füllten die Kelche mit Blut und reichten jedem einen.
„Danke!“ Esme strich mir über den Arm, setzte sich zu Carlisles rechten.
„Da wir nun endlich alle wieder vereint sind, Carlisle, Esme und natürlich unsere Finley in den Schoss der Familie zurückgekehrt sind, möchte ich einen Toast aussprechen! Auf Finley für ihren unglaublichen Willen!“
„Auf Finley!“ schallte es wie aus einem Mund. Alice zog mich an ihre Seite, hakte sich unter
„Ein paar Worte?“ Sie erwischte mich eiskalt, da ich nicht damit gerechnet hatte, eine Rede halten zu müßen und ich wusste auch, dass es wenig Sinn hatte sich ihr zu widersetzten. Nun stand ich also, in diesem Pavillon und war mehr als sprachlos.
„Komm schon!“ drängte sie, während sie sich einfach setzte.
„Alice!“ Sie grinste mich von unten her an und machte nur eine Handbewegung, damit ich fortfuhr.
„Gut! Ich weiß zwar nicht recht was ich sagen soll, danke Alice, aber bei einigen Dingen bin ich mir ziemlich sicher!“ Ich sah in die Runde und begegnete gespannten Gesichtern.
„Lass hören!“ platzte Nessie dazwischen.

„Danke, dass ihr mich so herzlich empfangen habt. Wenn ich ehrlich sein darf, komme ich mir sehr fremd vor, als wenn ich nicht hierher gehören würde!“ Ein Gemurmel erhob sich, doch Carlisle beendete es, indem er sagte
„Hört ihr bitte zu!“
„Danke Dad!“ Bei diesem Wort wurden eiligst Blicke getauscht, doch ich empfand diese Betitelung inzwischen als normal.
„Ich hatte regelrecht Panik, hierher zurück zu kehren, da ich nicht wusste, ob ihr mich zurückweisen würdet, nach alledem was geschehen ist!“
„Aber Finley, das ………….!“ Fely, die neben Bella saß wollte sich erheben, doch ich schüttelte den Kopf.
„Bitte lass mich es erklären!“
„Natürlich!“ gab sie klein bei und nippte hastig an ihrem Kelch.
„Um auf den Punkt zu kommen! Ich war damals hier mit allem überfordert! Sei es das Familienleben, Fürsorge, die mir entgegen gebracht worden ist, Klinkalltag, deine Liebe zu mir Emmett!“ An dieser Stelle wurden seine Augen groß und tausende Fragen brannten auf seiner Seele, doch er würde warten müßen und ich wusste auch, dass es noch viele Gespräche nach diesem Abend geben würde. Es war wie eine Befreiung reinen Tisch gleich bei meiner Ankunft zu machen, da sich alles andere fügen würde.
„Jeden den ich auf unterschiedlichste Weise ausgenutzt haben könnte und auch tat, gebührt eine Entschuldigung!“ Jasper nickte anerkennend, unterbrach mich aber nicht.
„Es tut mir leid, jeden einzelnen von euch in solche Sorge versetzt zu haben, indem ich versuchte meinem Leben ein Ende zu setzten!“ Die Anwesenden waren wie erstarrt, doch wenn ich eines gelernt hatte, war es, dass die Wahrheit vielleicht schmerzen mochte, aber ein Schrecken mit Ende bedeutete.
„Ihr müsst verstehen, es war eine sehr schwere, anstrengende Zeit, die ich hinter mich bringen musste. Ich habe es mir selbst zuzuschreiben, dass ich diesen steinigen Weg auf mich nehmen musste und doch bin ich gestärkt aus dem hervorgegangen! Sie hat auch von Carlisle vieles abverlangt, dessen bin ich mir absolut sicher und du weißt, dass ich dir dafür unendlich dankbar bin!“ Blicke huschten zwischen uns hin und her, doch seiner galt alleine mir.
„Gern geschehen!“
„Esme war mir ebenfalls eine große Stütze und rettete mich vor Carlisles Kochkünsten!“ gab ich nun keck kund, was Carlisle mit einem schmunzeln quittierte. Eine Pause entstand, als ich erneut den Faden aufnahm
„Ich weiß nicht, was die Zukunft bereit halten wird, doch ich bin zuversichtlich, dass wir es gemeinsam meistern werden, egal was kommen möge!“ Im Pavillon war es totenstill, wie damals, als ich die Geschichte von Fely und mir erzählt hatte. Carlisle gesellte sich zu mir, umarmte mich und flüsterte mir leise ins Ohr.
„Gut gemacht meine Kleine!“

Er löste sich von mir und durchbrach die unangenehme Stille, die auf dem Raum lastete.
„Da wir nun alle versammelt sind, möchte ich euch beiden etwas überreichen!“ Er sah kurz zu Fely, die von Edward hochgezogen wurde und sie an meine Seite stellte. Esme flankierte Carlisle, der nun eine schwarze Samtschachtel in Händen hielt. Sie ähnelte der einen, die mir die Beiden bereits auf der Hütte überreicht hatten und eine vage Ahnung beschlich mich.
„Finley hat mir eindrucksvoll bewiesen, dass sie den Willen besitzt sich zu ändern. Ebenso du Felicity, da du dich hervorragend an unsere Lebensgewohnheiten und Regel gehalten hast, seitdem du zu uns gestossen bist. Edward sprach in höchsten Tönen von dir und dem möchte ich glauben schenken. Deshalb habe ich mich mit der Familie bereits vor einiger Zeit beraten und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir euch in unseren Zirkel nun auch offiziell aufnehmen!“ Fely stand beinahe fassungslos neben mir und kämpfte mit ihren Tränen, doch ich war seltsam leer. Nicht im negativen Sinne, aber Carlisle war der Erste, der mir bewies, dass er seinem Wort Treue hielt. Egal was er mir seit dem ich hier war gesagt hatte, er stand dazu. Esme hob den Deckel von der zierlichen Schachtel und gab den Blick auf zwei Schmuckstücke frei.

Fely griff nach meiner Hand, die eiskalt war und sie bebte förmlich.
„Es wäre uns eine Ehre, wenn ihr unser Familienwappen ebenfalls tragen würdet!“ Fely ließ neben mir die Luft hörbar aus ihren Lungen und verstärkte ihren Griff.
„Ganz ruhig Fely!“ flüsterte ich und strich ihr behutsam über den Handrücken.
„Felicity möchtest du das Crest annehmen?“ stellte er die Frage direkt an sie gerichtet und übergab ihr einen aufwendig gearbeiteten Handreif, dessen Mitte das Cullenwappen zierte. Er war aus weißgold mit zwei eingefassten Edelsteinen, ich tippte auf Aquamarine, jeweils am Ende eines geschmackvoll, geschwungen Schnörkels. Die Steine hatten beinahe dieselbe Farbe wie Felys Augen und ich war mir sicher, das es kein Zufall war, dass diese sie dafür ausgesucht wurden.
„Natürlich!“ hauchte sie und kämpfte immer noch mit ihren Tränen. Esme kam ihr zur Hilfe und legte es ihr um das Handgelenk, wo es wie angegossen zu sitzen schien.
„Es ist wunderschön! Danke!“
„Gerne doch!“ Esme gab ihr einen Kuss auf die Stirn und nahm das zweite Schmuckstück entgegen, dass sie nun mir entgegenhielt.
„Das ist für dich!“ An ihren perfekten Zeige und Mittelfinger hing eine Halskette. Der Anhänger war ebenfalls in weißgold, das zu einem wundervoll gearbeitetes Kreuz, gearbeitet worden war. Es erinnerte an ein Tribal. Auch hier zierte das Familencrest die Mitte und kleine Smaragde glitzerten um die Wette. Sie legte es mir um den Hals und schloss den Verschluss, gab mir ebenfalls einen Kuss auf die Stirn, bevor sie sich wieder zu Carlisle gesellte.
„Danke schön!“
„Das gehört gefeiert!“ ließ Alice verlautbaren und drückte uns jeweils ein Glas Blut in die Hand.
„War klar!“ brummte Emmett nun direkt hinter mir und schloss mich in seine Arme.
„Sei nicht gemein! Sie hat sich solche Mühe gegeben!“ Knirschender Kies ließ mich aus einem der Fenster sehen, als Emmetts Jeep die Auffahrt hoch kam.

-Wer fuhr mit seinem Auto, es waren doch alle hier?-

„Es wird Zeit für Überraschungen!“ sagte Carlisle unheilvoll und streckte mir seine Hand entgegen. Emmett ließ mich im selben Moment los.
„Gar nicht gut!“ erwiderte ich sarkastisch.
„Das verstehe ich!“ meldete sich Bella zu Wort und grinste mir unverholen ins Gesicht.
„Ihr wisst alle bescheid, nicht wahr?“
„Darauf kannst du Gift nehmen!“ Emmett gab mit einen leichten Schubs, damit ich mich in Bewegung setzte
„Geh schon!“ Ich nahm Carlisles Hand und ließ mich zur Tür hinaus geleiten. Der Jeep beschrieb einen Halbkreis und wurde abgestellt.
„Das ist ein Trailer! Du hast doch nicht etwa………….!“
„Da muss Miss Cullen schon selbst nachsehen!“ Ein großer Mann, mit athletischer Figur, dunklen Haaren und sandfarbener Haut überquerte den Vorplatz. Er wollte mir die Hand geben, um sich offensichtlich vorstellen, doch meine Euphorie war einfach zu groß, also fiel ich ihm einfach um den Hals, bedankte mich und eilte schließlich an ihm vorbei zum Pferdehänger. Carlisle war bereits an der Heckklappe und entriegelte sie.

Da stand er, genauso wunderschön, wie ich ihn das erste Mal gesehen hatte, mein Ashes. Er wieherte und stampfte im Trailer ungeduldig auf.
„Oh mein Gott, danke! Ich fasse es nicht! Danke!“ Carlisle war auf meine Umarmungsattacke gefasst und nahm mich herzlich in den Arm.
„Er gehört doch zu dir!“
„Der großartige, etwas Ungestüme und Eigensinnige, aber großartige Ashes!“ Ich ging zu ihm und strich seinem silbergrauen Fell entlang. Er stupste mich an und schnupperte an meinen Hosentaschen.
„Hier!“ Carlisle hatte wirklich an alles gedacht, überreichte mir eine Karotte, die ich Ashes vor die Nase hielt.

Die Familie war nun auf der Veranda versammelt und beobachteten mich lächelnd. Mein Blick verharrte bei Fely, die dem Mann einstweilen einen innigen Kuss gab und da fiel der Groschen! Das musste Maxim sein. Sie umarmte ihn ein weiteres Mal, als er schließlich wieder, Hand in Hand, mit meiner Schwester zu uns kam.
„Hallo Finley!“ begann er mit seiner Samtstimme, die an den Ecken etwas rauchig war.
„Deine Schwester hat erwähnt, dass du impulsiv und ungestüm bist, also versuche ich mich, ein weiteres Mal, bei dir vorzustellen! Mein Name ist Maxim Bariello!“ Ich sah zu meiner Schwester, die mich über das ganze Gesicht grinsend ansah. In diesem Moment wusste ich, sie war glücklich mit ihm.
„Hallo Maxim! Finley!“ Ich schüttelte seine freie Hand, da er die andere um ihre Hüfte gelegt hatte.
„Danke dir, dass du ihn mir gebracht hast!“
„Gern geschehen! Ich werde ihn auf die Koppel bringen, wo er sich schon mal mit den anderen Wildfängen anfreunden kann, wenn du gestattest!“
„Auf die Koppel?“
„Wir haben unweit von hier mit Emmetts Hilfe eine angelegt, ich zeige sie dir morgen wenn du möchtest!“
„Sehr gerne, danke!“ Ich strich Ashes über sein Blesse an der Stirn.
„Und sei artig!“ Er wieherte, während Carlisle mir vom Trailer half und die Laderampe schloss.
„Bis morgen Ashes!“ Maxim fuhr den Trailer langsam vom Gelände.
„Er ist toll, oder?“ Fely war vollkommen aufgedreht, wie ich sie noch nie gesehen hatte.
„Ja ist er!“ Sie folgte meinem Blick, der Ashes streifte.
„Er auch! Meine Güte, ich meine Maxim! Was meinst du?“ Hinter uns wurde gekichert. Ich nahm sie in den Arm und drückte sie an mich.
„Wenn er dich glücklich macht, dann ist er allemal toll und von der Bettkante würde ich ihn auch nicht stossen!“
„Untersteh dich!“ kam es wie aus einem Mund von Emmett und Fely, die mir einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken gab.
„Man darf doch noch meinen dürfen!“
„So kommt, die Halbsterblichen und Werwölfe unter uns sollten etwas essen!“ Unterbrach Carlisle unser Scheingefecht.
„Gerne!“ Fely hakte sich rechts von mir ein, Emmett flankierte meine linke Seite.
„Wird ja auch Zeit!“ brummte Jake und handelte sich von Nessie einen Rippenstoss ein, während wir uns alle am großen, urigen Tisch versammelten.


to be continued

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Beitrag  Gast So 20 Dez 2009, 20:47

Da es für Forks ein lauer Abend war, saßen wir nun um ein riesiges Lagerfeuer und unterhielten uns angeregt. Die Fragen prasselten wie ein Platzregen auf mich herab, doch ich nahm mir Zeit jede einzelne so gut ich konnte zu beantworten. Mein Körper, sowie mein Geist schrieen nach einem Bett, doch ich wollte sie alle nicht enttäuschen und hielt so weit es ging durch. Esme sah immer wieder besorgt in meine Richtung und unterhielt sich leise mit Carlisle, dessen Blick ebenfalls bei mir verharrte. Der Fragenregen wurde schließlich durch Geschichten aus Forks ersetzt und entlasten mich, worum ich sehr dankbar war. Ich hatte seit mehr als dreissig Stunden nicht geschlafen und war wie erschlagen. Emmett wollte sich soeben ungesehen davonstehlen, doch es war mir nicht entgangen. Ich beobachtete wie er Richtung Haus davonging, wartete einen Moment und folgte ihm lautlos. Der Kies unter meinen Füssen knirschte leise, als ich die Auffahrt empor, an Carlisles Mercedes vorbei, auf die Veranda zusteuerte, doch von ihm weit und breit keine Spur. Ich überlegte kurz und huschte rund ums Haus, wo der Fluss im fahlen Mondlicht glitzerte. Da ich ihn hier auch nicht entdecken konnte, ließ ich enttäuscht die Schultern hängen und wollte durch die Hintertür ins Haus gehen.
„Suchst du jemanden?“ sagte er leise. Instinktiv fuhr ich zusammen und konnte ein zischen meinerseits nicht unterdrücken. Im nächsten Augenblick musste ich über meine eigene Reaktion lächeln und versuchte ihn im Dunkeln auszumachen. Die Finsternis umgab ihn wie ein Mantel, nur seine Augen schienen im bleichen Mondlicht gelb zu leuchten. Er stand neben der geöffneten Hintertür gelehnt und musterte mich.
„Du hast mich erschreckt!“ Wieder diese Schmetterlinge in meinem Bauch.
„Schön, nicht wahr?“ Ich war vollkommen irritiert und wusste nicht wovon er sprach. Ich konnte nichts erwiderte, da ich immer noch mit meinen Gefühlen focht.

-Die Stimmung hatte etwas bedrohliches oder spielten mir meine Sinne einen üblen Scherz?-
-War ich sensibilisiert, da ich ihn wochenlang nicht gesehen oder besser, nicht gehört hatte?-

Er musste bemerkt haben, dass ich nicht wusste wovon er sprach und zeigte gen Himmel, wo Millionen von Sternen funkelten. Die Pracht am Firmament war mir genauso vertraut, wie dieser Mann, der nur wenige Meter von mir entfernt nach oben sah.
„Wunderschön!“ hauchte ich und verlor mich, wie schon so oft in diesem eindrucksvollen Sternenmeer. Seine Kühle unmittelbar neben mir, ließ mich erschaudern, doch er nahm mich weder in den Arm, noch jegliche andere Geste, die mir gezeigt hätten, dass sich zwischen uns nichts geändert hatte.

-War bei meiner Ankunft alles nur Schauspielerei gewesen?-

Plötzlich war ich nervös und mein Kopf sprang auf Alarmstufe rot.

-Weshalb war er so distanziert?-
-Was hatte ihm Esme von den Telefonaten erzählt?-
-Wusste er, dass ich mich von Carlisle genährt hatte?-
-War er böse?-
-Enttäuscht?-

„Finley?“ Als er meinen Namen aussprach, wäre ich vor Schreck am liebsten zwei Meter in die Luft gesprungen.
„Ich habe dich vermisst!“ brummte er in seinem altbekannten Bass. Ich war einfach zu keiner Antwort fähig und starrte die Sterne an, als würden sie mir das Reden abnehmen.
„Sieh mich an!“ forderte er mit bebender Stimme und ich befürchtete das Schlimmste, während ich mich widerstrebend von der Himmelspracht löste.
„Ich habe dich vermisst, meine Süsse!“ wiederholte er und berührte mich sanft am Oberarm. Ich konnte mich nicht dagegen schützen, doch diese kleine Geste löste bei mir ein Gefühlschaos aus, das mich zu zerreissen drohte. Ein Schauder durchlief mich und stellte meine Sinne auf vollen Empfang. Er wollte seine Hand zurückziehen, doch ich nahm sie in meine zitternden, als wäre sie etwas zerbrechliches.
„Ich dich auch!“ presste ich hervor. Um nicht in Tränen auszubrechen, sah ich zu Boden. Ich verschränkte meine Finger mit seinen und zog ihn hinter mir her, ein Stück weit vom Haus weg und setzte mich an das steinige Ufer des Flusses. Er hielt einen kurzen Moment inne und nahm schließlich neben mir Platz. Um meinen Gefühlen wieder Herr zu werden, mich zu sammeln, sah ich zu meinen vertrauten Seelentröstern.
„Du hast dich sehr verändert!“ Das wusste ich und deshalb kroch unterschwellige Panik in mir hoch.

-Was, wenn er diese Finley nicht wollte?-
-War ich überhaupt die Frau für ihn, die er an seiner Seite haben wollte?-
-War er in er Zeit zu dem Schluss gekommen, dass ich zu schwierig sei?

Ich wusste, dass ich mich mit diesen Gedanken selbst verrückt machte und doch konnte ich die Flut meiner Zweifel nicht abstellen. Sein Blick brannte regelrecht auf mir, forderte konsequent meine Aufmerksamkeit und doch schob ich das plötzliche zittern, auf die kühle Brise, die mich zu streicheln schien, oder war es nur meine Erregung? Irgendwie hatte ich zwar das Gefühl, dass er nicht recht wusste, wie er mit mir nach all der Zeit umgehen sollte, oder spielte mir nur mein Gehirn einen Streich.
„Das habe ich wohl!“ gab ich geknickt zurück und schaffte es nicht ihn anzusehen.

-Was war das hier?-
-Weshalb war ich nervös?-
-Ich tat ja beinahe so, als ob ich ihn das erste Mal alleine gegenübersaß!-

Ein anderer Gedanke drängte sich plötzlich auf.

-War es ein Abschied?-
-So fühlte es sich jedenfalls an, nur weshalb?-
-War es in meiner Abwesenheit zu einem Bruch zwischen uns gekommen?-

„Woran denkst du?“ Mit seinem Zeigefinger strich er mir die Falte zwischen den Augen glatt und küsste mich sanft auf die Stirn.
„Hat sich etwas zwischen uns verändert? Bist du böse auf mich? Enttäuscht? Es tut mir übrigens leid, dass……..!“ weiter kam ich nicht, da er mich mit einem sinnlichen Kuss bedachte und mich so zum Schweigen brachte.
„Du redest eindeutig zu viel meine liebe Fin!“ Ich wollte etwas sagen, doch er presste seine Lippen in einer Leidenschaft auf meine, dass mir der Kopf schwirrte. Er zog mich an sich und vergrub sein Gesicht an meinem Hals.
„Ich bin dankbar, dass du wieder hier bist!“ Sein kühler Atem strich mir über die Haut und löste einen Schaudern aus, der sich aber nicht unangenehm anfühlte. Es regte sich etwas anderes in mir, doch vorerst schob ich es von mir. Meinen Arme wanderten um seine Mitte.
„Danke, dass du auf mich gewartet hast!“ gab ich leise zurück und genoss die innige Umarmung und fühlte mich geborgen. Er fuhr mit seinen Lippen meinen Hals entlang, verharrte einen Moment an meinem Schlüsselbein, um mich erneut auf den Mund zu küssen.
„Werde ich jemals die komplette Geschichte hören?“ fragte er, während seine Lippen nur wenige Zentimeter über meinen schwebten. Eine Hand strich mir bedächtig zuerst den Oberarm hinauf, über das Schulterblatt und schließlich meinen Rücken entlang.
„Natürlich, nur nicht heute Abend! Ich bin so……..!“
„Das hat noch Zeit!“ Mein Kopf lehnte an seiner Schulter, während ich auf den glitzernden Fluss sah, der sich träge durch das Unterholz schlängelte.
„Da ist doch noch etwas, was dich beschäftigt oder?“

-Konnten seit neuestem alle in dieser Familie Gedankenlesen?-
-Vielleicht hielt Edward ja Seminare ab, von denen ich nichts wusste.-

„Ja, du hast recht!“ Ich versuchte mich zu sammeln, da diese Sache mit dem nähren von einem anderen Vampir nicht gerade zu den Dingen gehören, die man seinem Vampirfreund an den Kopf werfen sollte und schon gar nicht, wenn man ihn schon seit Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte.
„Wie du vorhin schon gehört hast, ging es mir eine Zeitlang sehr schlecht und ich stand kurz davor vor Blutdurst verrückt zu werden und erholte mich einfach nicht!“
„Esme war ebenfalls ausser sich vor Sorge, als Carlisle es ihr am Telefon mitteilte!“ Er schob mich etwas von sich, damit er mich direkt ansehen konnte.
„Ich, war ausser mir vor Sorge!“ betonte er und strich mir liebevoll über die Wange.
„Wären nicht Jasper und Edward gewesen, wäre ich zwei Tage später bei euch auf der Hütte aufgetaucht, aber wir hatten Carlisle versprochen zu bleiben wo wir waren!“
„Es war wahrlich schwer für jeden von uns!“
„Also, wovon sprachst du?“
„Eine Kleinigkeit haben Carlisle und ich ausgelassen, da ich damit noch nicht wirklich zurecht komme!“
„Komm schon, raus damit! Ich werde dich nicht beissen!“
„Nein, du doch nicht!“ gab ich schwach lächelnd zurück, doch er hob mein Kinn an, als ich meinen Kopf senken wollte.
„Also, ich höre!“
„Du hörst dich schon an wie Carlisle! Bitte erspar mir diesen Blick, den habe ich beinahe neun Wochen ertragen!“
„Ihr beide habt so einiges durchgemacht!“
„Du hast keine Vorstellung! Nur möchte ich dich nicht über die Tatsache belügen, dass ich mich tagelang von seiner Vene nähren musste, da ich sonst nichts anderes bei mir behielt! Wenn es jemals wirklich schlecht um mich stand, dann war es in dieser Zeit!“ Sein Gesichtsausdruck überraschte mich jetzt doch, da er erstaunt schien.
„Und das hat geklappt?“

-Das hat geklappt?-

Mir fiel eine große Last von den Schultern, als er liebevoll über meinen Kopf strich.
„Ahm ja, wie du siehst!“
„Du riechst nach ihm!“
„Natürlich! Ich vergaß! Entschuldige!“ Immer noch wartete ich darauf, dass er mich zumindest grob an den Oberarmen packen und mich anschreien würde, was bloss los sei mit mir, doch nichts dergleichen geschah. Eigentlich müsste er mir nun einen Vortrag halten, ob ich denn aus dem Vorfall in Esmes Küche nichts gelernt hätte, aber er bedachte mich mit einem milden lächeln, weiter nichts. Ich zog meine Augenbrauen hoch und sah ihn nur ungläubig an.
„Schön, dass dir sein Blut bekommen ist!“ Jetzt war ich vollkommen sprachlos, da ich mit jeder Reaktion gerechnet hatte, nur nicht mit Verständnis.
„Wie kann dir das nichts ausmachen?“ Seine Hand wanderte zu meiner Wange und ruhte dort einen Moment.
„Weil ich dich sonst nicht, hier im Mondlicht, an meiner Seite sitzen hätte. Ich denke ich muss mich bei Carlisle bedanken, dass er sich sosehr um dich gesorgt hat und diesen brillianten Einfall im richtigen Moment hatte!“
„Du hast dich auch verändert, wenn ich das einmal anmerken darf!“
„Ich hatte viel Zeit über manche Dinge nachzudenken!“ Er zog mich an sich, sodass ich mit dem Rücken zu ihm saß und umarmte mich von hinten.
„Darf ich dich etwas fragen?“
„Natürlich!“
„Wirst du mir einmal das Grab von Rose zeigen?“ Seine Wange ruhte nun an meiner, während er mich sanft wiegte.
„Wenn du möchtest!“
„Ich möchte dich nicht vor den Kopf stoßen, nur will ich mich von ihr verabschieden, wen du gestattest!“
„Wenn ich gestatte? Finley es steht dir frei, Rose zu besuchen, wann immer und so oft du willst. Mir war nicht bewusst, dass es dir ein so großes Anliegen ist!“
„Danke schön!“ Ich legte meine Hand in seinen Nacken und strich ihm sanft dem Haaransatz entlang.
„Ich liebe dich, das weißt du oder?“
„Ich dich auch meine Süsse! Versprich mir bitte eines! Komm in Zukunft zu mir oder sprich mit jemand anderes, wenn dich etwas bedrückt, ok?“
„Auf jeden Fall!“

Eine zeitlang saßen wir schweigend am Flussufer und beobachten die Sterne, bis mir beinahe die Augen zufielen. Ich wehrte mich gegen die Müdigkeit, da ich diesen Augenblick solange halten wollte, wie es nur ging, doch meine Erschöpfung forderte ihren Tribut. Ihm war es nicht entgangen, dass ich mit dem Sandmann rang, also rappelte er sich hoch, schob seine Arme unter mich und hob mich sanft vom steinigen Boden auf. Ich hatte die Augen geschlossen, musste aber kichern, als er mich an sich zog und küsste.
„Ich kann doch selbst laufen, Emmett!“ setzte ich mich gespielt zur Wehr, doch er verstärkte nur seinen Griff, als ich zu strampeln begann.
„Du kannst nicht einmal mehr deine Augen offen halten mein Schatz, aber sich wehren!“ triezte er mich, während ich es mir in seinen Armen bequem machte.
„Du trägst mich ins Bett?“
„Wenn ich neben dir liegen darf!“
„Was wenn ich nein sage?“ gab ich keck zurück.
„Dann muss ich dich wohl fallen lassen!“ Er ließ mich kurz los, um mich im nächsten Moment wieder aufzufangen. Ich brach in schallendes Gelächter aus, während ich mich an seinem Nacken festkrallte und ihn leidenschaftlich küsste.
„Du schläfst doch nicht, schon vergessen?“ erinnerte ich ihn beinahe unverständlich, da ich ein gähnen nicht unterdrücken konnte.
„Nein, aber ich möchte über dir wachen!“
„Das hört sich gut an!“ Ich seufzte und bettete meinen Kopf an seiner Brust.
„Ich fühle mich so wohl in deiner Nähe!“
„Das ist schön!“ Wir bewegten uns im nächsten Moment so schnell, dass ich das Gefühl hatte, wie damals schon bei Carlisle, zu fliegen. Keine Sekunde später spürte ich das weiche Bett unter mir, dass herrlich nach Rosen roch und da wusste ich, ich war zuhause.

Endlich und wahrlich, hier und jetzt, zuhause.

Er legte mich sachte hinein und streifte meine Schuhe ab, die mit einem dumpfen Geräusch zu Boden fielen. Die Matratze gab ein Stück weit nach, als er sich neben mich ins Bett legte und ich dadurch an ihn heran rutschte. Liebevoll strich er mir die Haare aus dem Gesicht und ich genoss jede einzelne Berührung von ihm.
„Die habe ich auch schon vermisst!“ Er nahm eine Locke zwischen seine Finger und küsste die Strähne bedächtig. Weshalb ich jemals so eine Panik vor dieser Nähe gehabt hatte, war mir nun schleierhaft. Als er sich wegdrehen wollte, griff ich reflexartig nach ihm.
„Bleib hier!“ Er bedachte mich mit einem Kuss und befreite sich ohne Mühe aus meinem Griff.

-Wie konnte ich nur vergessen haben, wie stark er war?-

„Ich hole dir nur eine Decke!“ Als er sich erneut zu mir legte, kroch ich so weit es ging an ihn heran und sog seinen wunderbaren Geruch in mir auf. Er deckte mich zu, indem er gewissenhaft die Decke über mir ausbreitete und begann mit seinen Fingern durch meine Haare zu fahren, glitt seitlich an meinem Hals entlang, verweilte schließlich an meinem Schlüsselbein. Es war eine stille Frage, die ich in seinen Augen ablesen konnte und ich hatte keinen Grund ihn daran zu hindern weiterzumachen. Er schob die Decke ein Stück nach unten, setzte seine Erkundungstour fort und senkte seinen Kopf an meinen Hals, was ein prickelndes Gefühl auf meiner Haut auslöste. Er bedeckte ihn mit hauchzarten Küssen, während seine Hände zaghaft über meinen Körper wanderten. Plötzlich waren jegliche Müdigkeit und Abgeschlagenheit wie weggeblasen.

Jetzt wollte ich nur eins, ihn. Ich strampelte die Decke von mir, nahm seinen Kopf in meine Hände und küsste ihn, wie ich es schon damals tun hätte sollen, als er die komplette Familie aus dem Haus geschafft hatte, nur um mit mir alleine sein zu können. An diesem Abend war ich einfach nicht bereit dazu! Hatte Angst die Kontrolle abzugeben, doch nun wusste ich es besser. Sein Mund verzog sich zu einem lächeln, als er meinen Kuss noch feuriger erwiderte und mich so vollkommen aus dem jetzt riss. Ich vergaß die Welt um mich herum und war mehr als bereit. Egal was er mit mir anstellen mochte und laut Erzählungen, war das so einiges, vertraute ich ihm blind. Ohne jegliche Vorwarnung packte er mich beinahe grob an den Oberarmen und bedachte mich mit einem Kuss, der einem den Verstand rauben konnte. Erst keuchte ich vor Schreck, dann vor Lust als er mich eng an sich zog und ich seine Begierde, wie ein schweres Parfum an ihm riechen konnte.
„Ich habe es versucht!“ raunte er an meinen Lippen, vergrub seine Hand in meinen Haaren und küsste sanft meinen Hals.
„Was hast du versucht?“ keuchte ich und versuchte einen verständlichen Satz heraus zu würgen. Während er sprach bedeckte er mich mit Küssen, die jedes Mal Schauer durch meinen Körper schickten.
„Dir Zeit zu geben!“ Sein Atem ging rauer und auch ich hatte nicht die Kraft dem hier Einhalt zu gebieten.
„Für?“ Seine Hände waren plötzlich überall und ein warmes angenehmes Kribbeln breitete sich in meiner Körpermitte aus. Anstelle zu antworten zog er mich halb auf sich.
„Warte!“ japste ich. Wie von der Tarantel gestochen schoss er hoch und sah mich entsetzt an.
„Nein warte! So war das nicht gemeint!“ Er rührte sich einfach nicht, also rappelte ich mich hoch und zog ihn eng an mich.
„Es tut mir leid!“ brummte er und es war im sichtlich peinlich, sich nicht unter Kontrolle gehabt zu haben.
„Sollte es dir aber nicht, mein Herr!“ triezte ich ihn.
„Wer so küssen kann, der braucht normalerweise einen Waffenschein dafür!“ Mein heißgeliebter Grinser erhellte sein markantes Gesicht, welches im Mondlicht, das durch das große Fenster fiel, gespenstisch leuchtete.
„Darf ich einen Wunsch äussern und du versprichst, nicht böse mit mir zu sein?“
„Alles was du möchtest!“ Wir setzten uns Hand in Hand auf das Bett.
„Mach es nicht so spannend!“ drängte er und strich mir eine widerspenstige Haarsträhne hinter das Ohr.
„Diese Sexsache ist für mich sehr neu und ich bin zwar dem hier…….!“ Ich küsste ihn direkt auf den Mund, um meine Worte zu unterstreichen.
„…….absolut nicht abgeneigt!“ Er holte Luft um etwas zu sagen, doch ich hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.
„Ich möchte das alles mit dir erleben, entdecken und fühlen. Dich riechen, schmecken und dich in mir spüren. Du hast absolut keine Vorstellung, wie oft ich mir das ausgemalt habe, doch ich denke eine Gangart langsamer wäre von Vorteil!“ Er saß mit aufgeklappten Mund vor mir und ich konnte beinahe hören, was er dachte.
„Warum starrst du mich so an?“
„Wow!“
„Wow? Das ist alles was du dazu zu sagen hast?“
„Du hast noch nie so offen über ein Thema gesprochen und noch dazu reden wir hier nicht gerade über den Kleiderschrank von Alice!“ Er überlegte einen kurzen Augenblick.
„Kannst du dich noch an unseren Packt erinnern?“
„Natürlich!“
„Dann ist es ja gut!“ Ein teuflisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er meinen Kopf in seine Hände nahm und mich abermals küsste.

-Kurz fragte ich mich, wie er das gemeint hatte, doch seine erstaunlich weichen Lippen knipsten mein Gehirn aus, wie eine Taschenlampe.-

Seine Hand wanderte zu meiner Hüfte und drückte mich an seinen harten Körper.
„Nicht hier!“ nuschelte ich an seinen Lippen.
„Das Haus ist leer!“ sagte er, während er den Mund zu einem lächeln verzog und nur wenige Millimeter über meinem schweben ließ.
„Ich brauche dich jetzt!“ sagte ich, ohne zu wissen warum.
„Wie meinst du das?“ Sanft schob er mich etwas von sich und bevor er noch irgendetwas erwidern konnte, bedeckte ich seinen Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss. Diesen Duft der Begierde den er verströmte, nur diesmal war ich mehr als bereit. Ich wollte ihn und zwar ganz.
„Ich brauche mehr von dir, als nur das hier!“ Abermals küsste ich ihn und zog ihn mit mir aufs Bett.
„Finley, du wolltest eine Gangart langsamer!“ erinnerte er mich lächelnd, als ich ungeduldig an seinem Shirt zog.
„Vergiss langsam!“ Ich zog es ihm über den Kopf. Wieder küsste ich ihn und als meine Zunge in seinen Mund schoss, wusste ich, dass ich gewonnen hatte. Er drehte mich auf den Rücken, verlagerte sein Gewicht so, dass er halb auf mir lag, es aber nicht unangenehm war. Er ließ die Hand von meinen Haaren, über meinen Hals zu den Brüsten wandern und folgte der Spur schließlich mit seinen Lippen.
„Bist du dir sicher?“ hauchte er an meinem Hals und sein kühler Atem strich sanft über meine Haut.
„Nein, aber ich vertraue dir!“ Seine Hände gruben sich in mein Haar und umfingen meinen Hinterkopf. So in seine Umarmung gebettet fühlte ich mich sicher, es war so vertraut.

to be continued :Selbstfindung 582515))))))

Na was sagt ihr???

lg

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Beitrag  Gast Mo 21 Dez 2009, 23:13

Der Traum war so schön gewesen und ich weigerte mich meine Augen zu öffnen. Er handelte von Emmett, der Dinge mit mir angestellt hatte, die eigentlich verboten gehörten. Oh, ja. Mir hatte es gefallen und ich wollte mehr, darauf konnte der werte Herr Gift nehmen. Meiner lebhaften Fantasie sei Dank, konnte ich mir alles lebhaft vorstellen, also würde ich einfach hier in diesem Bett liegen bleiben, und versuchen, ein weiteres Mal einzuschlafen. Ein lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als meine Gedanken erneut zu diesem Traum schweiften. Etwas Kühles streifte meine Wange. Ich seufzte und griff nach der Hand, wie sich herausstellte, an meiner Haut.
„Hast du gut geschlafen?“ Meine Lider flogen auf und ich begegnete Emmetts bernsteinfarbenen Augen.
„Hi!“ brachte ich zu Stande, blinzelte, da die Sonne mir direkt ins Gesicht schien
„Oh, doch kein Traum!“, und spürte wie mir Blut in die Wangen schoss.
„Hi!“ entgegnete er. Emmett saß neben mir, an das Kopfende des Bettes gelehnt und beobachtete mich. Sein Gesichtsausdruck irritierte mich, doch ich konnte ihn nicht deuten.
„Alles in Ordnung mit dir?“ wollte er nun wissen, während er mit meinen Locken spielte.
„Du bist hier!“
„Natürlich! Ich sagte doch, ich wache über dich!“
„Richtig! Danke schön!“ Ich kuschelte mich näher an ihn heran, zeichnete mit einem Finger seine Bauchmuskeln nach, während er über meinen Rücken zu streichen begann.
„Musstest du mich vor etwas beschützen?“
„Du solltest eher fragen, ob mich jemand beschützen hätte sollen!“ Ich runzelte die Stirn, stemmte mich auf den Ellbogen hoch, um ihn ansehen zu können.
„Wovon sprichst du?“ Das Grinsen, dass im nächsten Moment sein Gesicht erhellte, ließen Übles erahnen.
„Komm schon, raus damit, bevor du daran erstickst, Cullen!“ forderte ich und schlug ihm gespielt auf die Brust. Er fing meine Hand und drückte sie gegen seine kalten, marmornen Wange.
„Ich konnte mich beinahe nicht gegen dich erwehren!“ Er setzte eine treuherzige Miene auf, die mich die Augenbrauen nach oben ziehen ließ, währenddessen ich versuchte, meine Hand aus seinem eisernen Griff, zu befreien.
„Ach ja!“
„Ja!“ bestätigte er und konnte sich ein schmunzeln nicht verkneifen.
„Armer Emmett!“ triezte ich ihn und legte das Kinn auf seine Brust.
„Ich würde dich ehrlich gerne umarmen und dir eine Runde Mitleid spenden, nur sind mir die Hände oder besser die eine Hand gebunden!“ Er schüttelte amüsiert den Kopf und gab sie frei.
„Danke für meine Hand!“
„Gern geschehen!“ Ich rappelte mich hoch, doch er hielt mich an der Hüfte gepackt, zurück. Zu meinem eigenen erstaunen war ich angezogen, zwar spärlich, aber dennoch in einem Trägertop und Pans.

-Wann hatte ich mich wieder angezogen?-

„Ich möchte nur ein Glas Wasser aus dem Badezimmer holen, wenn der Herr gestattet!“
„Bist du sauer?“ Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Aber nein!“
„Gut!“ Er ließ mich los und sah mir nach, als ich den Raum verließ. Ich huschte über den Flur, der einsam und verlassen vor mir lag, in das Badezimmer und füllte ein Glas. Mit zwei grossen Schlucken leerte ich es, und eilte zu ihm zurück. Er lag immer noch auf dem Bett, so wie ich ihn verlassen hatte und der Schalk blitzte in seinen Augen. Wie angewurzelt blieb ich stehen, als ich am Spiegel vorbeikam, der in der Ecke des Raumes stand.
„Was ist?“ wollte Emmett erfahren, als er meine Reaktion bemerkte. Langsam ging ich zwei Schritte rückwärts, sodass ich mich nun im Spiegel betrachten konnte.
„Was zur Hölle……….!“ Meine Schulter, sowie einige andere Stellen, zierten blaue Blutergüsse, die dumpf pochten. Ich schob mein Top ein Stückchen nach oben und fuhr mit den Fingerspitzen über eine blaue pulsierende Stelle an meiner Flanke.

Der Satz von Rosalie kam mir in den Sinn.
„Wenn du ihm eine Chance gibst sich zu öffnen, wird er dir den Himmel zu Füßen legen und nicht nur den, wenn du verstehst was ich meine!“
Oh ja, das hatte er wohl. Nur der Himmel würde nicht schmerzen, wie die Hölle, das wusste ich nun seit der letzten Nacht. Aber das hier, war wirklich eine Zumutung.

„Finley?“ Ich wusste nicht recht, was ich erwidern sollte. Mein Körper war über und über mit blauen, wenn nicht sogar beinahe schwarzen Hämatomen übersät und er hatte den Nerv zu fragen, was ist? Ich begutachtete die Stellen und drehte mich ein Stück. Durch den Spiegel konnte ich ihn beobachten und sein Gesichtsausdruck war plötzlich leer.
„Es tut mir leid! Du bist sauer!“ begann er.

-Emmett dachte doch nicht etwa, dass ich ihn ungeschoren davon kommen lassen würde.-
-Wie konnte er es überhaupt wagen, mich so zuzurichten?-

„Leid? Was genau?“ schnaubte ich, da er zu Boden starrte.
„Dass ich dich verletzt habe!“ sagte er kleinlaut und schaffte es nicht, mir ins Gesicht zu sehen.
„Habe ich dich schlimm verletzt, dir Schmerzen zugefügt?“
„Also angenehm ist es nicht gerade, aber wehe du tust das nie wieder!“ Ich konnte nicht länger meine Fassade aufrecht erhalten und grinste ihm unverhohlen ins Gesicht.
„Bitte?“ sagte er entgeistert und starrte mich ungläubig an. Ich ging zu ihm, schnappte mir ein großes Kissen und schlug einmal damit zu.
„Ich habe die Kontrolle verloren, entschuldige!“
„Ich bin aber deinem Kontrollverlust nicht gerade abgetan!“ Erneut holte ich aus, doch er streckte seinen Arm aus und blockte so das Kissen ab. Er umfasste mit seinem anderen Arm meine Hüfte und zog mich nah an sich heran, sodass ich zwischen seinen Beinen stand.
„Du hast, fürchte ich, recht!“ Ich ließ das Kissen sinken.
„Es ist absolut verantwortungslos und zu gefährlich! Du bist mir zu wichtig, als dass ich dich noch einmal durch meine eigene Hand verletzte! Es ist einmal geschehen und das war das eine Mal zu viel!“
„Warte, nein, stop!“ Ich küsste ihn schnell auf den Mund.
„Tu das nicht! Es ist alles in bester Ordnung und die hier!“ Ich zeigte auf eine violette Stelle.
„Sind auch in zwei Tagen verheilt und übrigens!“ Meine Hände legte ich nun seitlich an seine Wangen und sah ihm tief in die Augen.
„Du kannst mir nicht den Himmel zu Füssen legen und dann einen Rückzieher machen, Cullen!“ quengelte ich.
„Ist das dein ernst?“ fragte er erstaunt.
„Ja!“ Liebevoll fuhr ich ihm durch das dunkle Haar.
„Ja, natürlich! Ich hätte es doch niemals zugelassen, wenn ich dir nicht vertrauen würde!“
„Wieso?“ Ich bedachte ihm mit einem Kuss, der ihn zum Schweigen brachte.
„Weil ich dich liebe, du ungehobelter Mistkerl!“
„Mistkerl?“ Er zog die Augenbrauen nach oben, grinste mich von unten her an und doch wusste ich, dass er mit sich haderte.
„Ja, du hast richtig gehört!“ Er wurde im nächsten Moment wieder ernst.
„Meine Süße, ich habe mir geschworen, als du mit Carlisle weg warst, dass ich dich in Zukunft beschützen werde. Dir ein treuer und loyaler Begleiter sein und dich nicht durch meine unüberlegten Handlungen, jemals wieder gefährde!“ Er legte seine Hand an meine Wange.
„Shhht! Bitte! Quäle dich doch nicht so mit Selbstvorwürfen! Es ist doch alles in bester Ordnung mein Schatz!“ Er lächelte schwach, doch sein Blick verharrte an einem Bluterguss.
„Emmett! Bitte, wenn du mir nur einmal vertraut hast, dann glaube mir, wenn ich dir sage, dass diese Blessuren kein Weltuntergang sind! Ich zerbreche nicht sofort!“ Sein lächeln verblasste.
„Trotzdem!“
„Hm!“ Ich setzte mich rittlings auf seinen Schoss und küsste ihn kurz auf die Stirn.
„Ich denke mit diesen kleinen Nebenwirkungen werde ich in Zukunft vorlieb nehmen müssen mein Lieber, da ich auf das stehe, was du mit mir angestellt hast!“ Sein Gesichtsausdruck änderte sich plötzlich.
„Oder habe ich jemals gesagt, du sollst aufhören?“
„Es gefällt dir, wenn ich dich grob anfasse?“
„Oh ja!“
„Wir werden uns das in Zukunft überlegen müssen!“ Mir entglitten meine Gesichtszüge, als er mir seine Gedanken unterbreitete.
„Ach bitte, halt ja deine Klappe Emmett, wehe du fängst mit dem selben Wahnsinn, wie Edward bei Bella, an! Ich bin halbsterblich, vergessen?“. Ungläubig musterte er mich eine Weile, sagte nichts.
„Ach komm schon!“
„Hm!“ Mein heissgeliebter Grinser kehrte zurück und ehe ich es mich versah lag ich unter ihm. Ich musste lachen und versuchte ihn wegzuschieben.
„Ich habe Hunger, dafür haben wir später noch Zeit!“
„Ich auch, aber ich will sofort naschen!“ Er bedachte mich mit einem innigen Kuss, der mir die Sinne raubte.

Seit diesem Morgen waren nun drei Wochen vergangen und ich fühlte mich immer wohler im Umgang mit der Liebe. Mit ihm. Ich genoss jede Minute mit Emmett, der darauf bedacht war, mich nicht zu überfordern. Immer wieder war ich überrascht, wie liebevoll er mit mir umging. Mir förmlich jeden Wunsch, auch wenn ich den Verdacht hegte, dass Edward mit ihm unter einer Decke steckte, von den Augen ablas. Er zeigte mir das Grab von Rosalie, wofür ich ihm sehr dankbar war und wir verbrachten dort einen stillen Nachmittag. Ich erzählte ihm von meinen Wahnvorstellungen während meines Entzuges und zum ersten Mal, seit dem ich Emmett kannte, wirkte er uralt. Er hörte mir zu, ohne mich ein einziges Mal zu unterbrechen und nahm mich schließlich wortlos in den Arm. Carlisle selbst, suchte mit mir des öfteren das Gespräch, was ich dankbar annahm und es schließlich zu einem Ritual wurde, regelmässig in seinem Büro, bei einem Glas Blut, über Gott und die Welt, oder eben über meine kleine Welt, sprachen. Ich nahm mein Fernstudium wieder auf und war bald auf dem Laufenden. Jaden stattete mir hie und da einen Besuch ab, bei dem die Cullens perfekt ihre Rollen zu spielen wussten. Fely war von Ashes ebenfalls fasziniert, doch traute sich nicht auf seinen Rücken, bis sie Maxim einfach eines Tages beim vorbei galoppieren packte und in den Sattel zog. Ich musste über ihr Gesicht schallend lachen, doch sie fand auch gefallen am reiten und begleitete mich schließlich täglich zur Koppel. Anfangs war ich skeptisch über die Liaison von Maxim und Fely, doch wenn sie ihn ansah, wusste ich sie war glücklich. Er hatte in der Zeit, als ich mit Carlisle in Kanada zugebracht hatte, eine Tierarztpraxis eröffnet und regen Zustrom von Kleintierhaltern bis hin zu den Farmern der Region. Fely entdeckte ihre Leidenschaft zu den Tieren, half Maxim mit Engagement in der Praxis, wobei ihr ihre Fähigkeit nicht gerade ungelegen kam.

„Das war das Beste, was ich jemals machen durfte! Danke!“ Wir fuhren soeben von unserer Schicht nach Hause. Noch immer vollkommen euphorisch von den Erlebnissen des Tages, saß ich neben Carlisle im Auto.
„Du hast deine Sache ziemlich gut gemacht!“ lobte er mich, während er den Mercedes durch die Dämmerung lenkte.
„Es ist vollkommen etwas anderes, einem Kind auf die Welt zu helfen, als ständig irgendwelche Zugänge zu setzten und Bettpfannen zu leeren! Hast du die Mutter gesehen? Sie war so glücklich und der Junge war doch wirklich süß!“ Carlisle schmunzelte neben mir.
„Es ist schön, dich glücklich zu sehen, meine Liebe! Wenn du dich entscheidest, den Weg als Medizinerin einzuschlagen, denke ich, dass du eine große Kariere vor dir hast!“
„Danke!“ Meine Wangen glühten und ich war vollkommen high.
„Es war nur unheimlich schwer, dem Blut zu widerstehen, aber es half, dass ich zuvor mehr als ich gebraucht hätte, getrunken habe!“
„Siehst du!“ Wir nahmen soeben das letzte Stück zur Einfahrt, als hinter uns Scheinwerfer die Nacht durchschnitten. Wir parkten vor der Garage, als das andere Auto direkt hinter uns zum Stillstand kam. Carlisle stieg aus, umrundete den Wagen, öffnete mir die Tür.
„Wer ist das?“ fragte ich nun, da ich niemanden kannte, der dieses Fabrikat fuhr.
„Bleib dicht bei mir!“ Ich stieg aus und tat wie mir geheißen. Die Türen des anderen Autos wurden geöffnet und vier Gestalten standen nun vor uns. Sie hatten sich so schnell bewegt, dass es nur Vampire sein konnten. Im nächsten Moment, spürte ich förmlich, wie die Anspannung von Carlisle abfiel und dem dunkelhaarigen Mann in der Mitte die Hand reichte.
„Eleazar, ihr seid schon hier? Wir hatten euch erst in drei Tagen erwartet! Seid willkommen!“
„Carlisle, schön dich wieder zu sehen!“, begrüsste ihn der Schwarzhaarige und drückte ihm die Hand. Er musterte mich, doch mir blieb keine Möglichkeit mich vorzustellen, da Carlisle den nächsten Gast begrüsste.
„Garrett, schön dich im Denali Coven zu sehen! Kate!“ Der Mann mit den sandfarbenen Haaren stand Hand in Hand mit der hellblonden Frau etwas abseits und neigte den Kopf ein wenig zum Gruß.
„Freut mich ebenfalls!“
„Carmen, Tanya schön euch ebenfalls bei uns begrüssen zu dürfen!“ fuhr Carlisle fort, während der Blick von Eleazar immer noch auf mir brannte.
„Entschuldigt! Das hier ist Finley!“ Carlisle zog mich neben sich.
„Ein Neuzugang in deiner Familie?“ wollte nun Eleazar erfahren, dessen ungeteilte Aufmerksamkeit meine war.
„Sie ist keine von uns!“ fiel ihm die schwarzhaarige Frau zu seiner Rechten ins Wort.
„Carmen, nicht doch!“ beschwichtigte er sie, in dem er ihre Hand in seine nahm. Ich war Zurückweisung, durch das was ich war, gewohnt, nur das aus dem Mund einer Unsterblichen zu hören, tat trotzdem weh. Ich hatte einen Schritt rückwärts gemacht, doch Carlisle hielt mich am Arm zurück.
„Schon gut!“ Carlisle strich mir mit der anderen Hand über den Rücken.
„Da hast du natürlich recht Carmen, sie ist eine Halbsterbliche, wie Renesmee!“ Irgendwie war es mir unangenehm, hier an den Pranger gestellt zu werden und ballte meine Hände zu Fäuste.
„Nimm es meiner Frau nicht übel, sie ist sehr misstrauisch!“ sagte nun Eleazar.
„Wie kommst du zu noch einer dieser Rasse?“ fragte nun einer der blonden Frauen.
„Dieser Rasse?“ entfuhr es mir. Es war doch wirklich eine Frechheit, dass mich jeder hinstellte, als hätte ich kein Anrecht auf Leben.
„Finley! Hör auf!“ entgegnete mir Carlisle und bedachte mich mit einem alles sagenden Blick.
„Sie und ihrer Schwester benötigten unsere Hilfe und ich gewährte sie ihnen, Kate!“ Sie funkelte mich beinahe angewidert an, als wenn ich eine ansteckende Krankheit hätte.
„Ein Heisssporn, wie ich sehe!“ sagte Eleazar amüsiert. Ich nahm an, dass er das Covenoberhaupt war, da er Kate, die soeben noch etwas sagen wollte, ebenfalls mit nur einem Blick zum Schweigen brachte.
„Könnten sie mich bitte nicht so ansehen!“ Ich sah betreten zu Boden und wollte mich am liebsten demateralisieren.
„Interessante Fähigkeit!“ ließ er meine Bitte unbeachtet.
„Was?“ Irritiert sah ich zu Carlisle.
„Er kann die Fähigkeiten von anderen sehen. Er konnte auch Bellas zuerst erfassen!“ erklärte er nun geduldig, während ich mich immer unwohler fühlte. Ich wollte einfach nur weg und das sofort.
„Erweist du mir die Ehre, sie mir einmal zu demonstrieren?“
„Ich weiß nicht!“ erwiderte ich.
„Nur zu!“ ermutigte mich Carlisle und drückte meine Hand.

Ich holte tief Luft, konzentrierte mich und sprang. Mein Ziel war nicht weit von ihnen entfernt ausgewählt, doch ich musste alle Kraft aufwenden, um mich zurück zu bringen. Ich landete wieder neben meinem Vater und begegnete erstaunten Gesichtern des Denali Clans.
„Diese Gabe ist hervorragend!“ Eleazar kam einen Schritt auf mich zu und schüttelte mir die Hand.
„Schön dich kennenzulernen, Finley! Du hast eine Schwester?“

Wir betraten gefolgt von den anderen das Haus und wurden vom Rest der Cullen Familie nach und nach begrüsst. Jeder hatte sich entweder eine Sitzgelegenheit gesucht oder stand im Raum. Gespräche wurden geführt, denen ich begierig lauschte. Carlisle hatte mir schließlich versprochen, dass ich andere Coven kennenlernen würde, doch früher als ich zu hoffen gewagt hatte. Kate entpuppte sich nach einem netten Gespräch, als eine Verbündete und demonstrierte mir, an Emmett ihre Fähigkeit, in dem sie ihn kurz unter Strom setzte. Sie wollte mich sicherlich damit schocken, doch ich brach in schallendes Gelächter aus und erntete einen missbilligenden Blick von Emmett. Von da an war das Eis gebrochen und ich erfuhr auch einige Geschichten aus ihrer Vergangenheit.
Renesmee benutzte ihre Fähigkeit und zeigte Carmen und Eleazar die Geschehnisse, der letzten zweieinhalb Jahre, was sie sehr beeindruckte. Besonders die Tatsache, dass ich ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, einen ihresgleichen retten würde, brachte mir auch die Sympathie von Carmen ein. Zu fortgeschrittener Stunde, gesellten sich schließlich Fely und Maxim zu uns, zogen Eleazar vollkommen in ihren Bann. Felicity musste Eleazar versprechen, dass sie ihm ihre Fähigkeit an den folgenden Tagen zeigte und sie willigte natürlich ein. Sie sprach an diesem Abend viel mit Carmen und Tanya.

Alice umarme mich plötzlich von hinten und ließ sich auf die Couch nieder.
„Habe ich dir schon gesagt, dass wir bald Weihnachtseinkäufe machen werden?“ Ich musste grinsen, befreite mich aus ihrer Umarmung und drehte mich zu ihr.
„Ach und das hast du in deiner Kristallkugel gesehen?“ Mit einem Finger tippte ich ihr an die Stirn.
„Mhm!“ Ihre Augen leuchteten, wie bei einem Kind, dass soeben den Schnee das erste Mal gesehen hatte.
„Du musst mitfahren! Bitte!“ quengelte sie.
„Natürlich, was würde ich sonst machen?“ gab ich lächelnd retour.
„Oh danke, Finley!“ Sie umarmte mich abermals überschwänglich.
„Schon gut, Alice!“ Ich wollte mich gerade von ihr lösen, doch sie verstärkte ihre Umklammerung noch.
„Alice?“ Plötzlich wusste ich, dass hier etwas nicht in Ordnung war.
„Was siehst du?“, presste ich hervor, da sie mich so fest hielt, dass ich Mühe hatte, Luft zu holen. Jasper kniete im nächsten Moment vor der Couch und strich Alice beruhigend über den Rücken.
„Sie wollen nach Forks kommen!“ Im nächsten Augenblick waren wir umgeben von den restlichen Anwesenden.
„Wer?“ wollte Eleazar erfahren, der links von uns stand, flankiert von Edward und Emmett.
„Die Volturi, möchten Nachschau halten, wie sie es damals versprochen hatten!“ erklärte Edward den Umstehenden die Vision. Endlich ließ Alice von mir ab. Begierig sog ich Luft ein.
„Entschuldige!“ hauchte sie, immer noch benebelt von ihrer Vision. Ich schüttelte nur den Kopf und rieb mir die Oberarme. Carlisles Hand wanderte zu meiner Schulter, was mich veranlasste ihn anzusehen.
„Carlisle?“ Der gespannte Gesichtsausdruck war mir mehr als vertraut und verhieß nichts Gutes.
„Ich kann es nicht zulassen, dass sie hier her kommen!“ sagte er unvermittel. Fragend musterte ich ihn.
„Es war wahrlich genug in letzter Zeit, was Felicity und Finley ertragen mussten! Ich möchte nicht, dass sie auch noch so einer Situation ausgeliefert werden.“
„Ich verstehe!“ erwiderte Eleazar.
„Was schwebt dir vor, mein Freund?“
„Wir werden nach Italien gehen!“ Entschied Carlisle im nächsten Moment und handelte sich entsetzte Blicke von Bella und Esme ein.
„Was?“ Ich verstand das Ganze einfach nicht.
„Wir, das heißt sie möchten wissen, was aus Bella und Renesmee geworden ist, also werden wir drei den Volturi einen Höflichkeitsbesuch abstatten!“
„Das kannst du mir nicht antun.“, fiel ihm Edward ins Wort. Er musste mehr in seinen Gedanken gelesen haben, als Carlisle gesagt hatte.
„Ich möchte aber, dass du hier in Forks bleibst, Edward. Die Volturi sind nicht gerade gut auf dich zu sprechen, seit deinem vereitelten Selbstmordversuch, wie du weisst!“
„Darf ich einen Vorschlag vorbringen!“ Alle Blicke huschten zu Maxim, der etwas abseits neben Jake und Nessie gestanden hatte.
„Durch meine Fähigkeit, könnte ich eventuell nützlich sein und Aro habe ich vor Jahrzehnten versprochen wieder einmal in Italien vorbei zu sehen. Weiters habe ich noch persönlich Angelegenheiten in Rom zu regeln.“ Fely starrte nun Maxim entgeistert an und brachte kein einziges Wort über ihre Lippen.
„Welche Fähigkeit?“ Eleazar wirkte beinahe entsetzt Maxims Gabe gegenüber blind zu sein.
„Es muss daran liegen, dass du zum Teil auch Werwolfgene besitzt!“ analysierte er weiter, ohne den Umstehenden eines Blickes zu würdigen.
„Ich kann Gedanken lenken und manipulieren, aber auch dem Jenigen Gedanken einpflanzen!“ entgegnete er knapp und drückte Fely eng an sich, die immer noch paralysiert an seiner Seite gestanden hatte.
„Nur, warum sollte es hilfreich sein, einen Mischling, wie dich, nach Volterra mitzunehmen?“
„Die Volturi waren eine Zeit meine gewählte Familie, doch ich konnte ihre Lebensweise nicht mit mir vereinbaren, darum zog ich weiter!“
„Was ich möchte, fragt natürlich wieder keiner!“ platze plötzlich Nessie der Kragen.
„Ness!“ begann Jake, doch sie ignorierte ihn einfach.
„Nicht Ness! Ich bin kein Kind mehr! Weder möchte ich, dass jemand wegen mir nach Volterra geht, noch möchte ich dass sie hier auf unseren Grund und Boden kommen! Ich verstehe deine Beweggründe Grandpa, doch kämen sie wegen mir und Mom!“
„Nein! Schluss!“ Edward hatte seine Tochter an den Oberarmen gepackt und sah ihr tief in die Augen.
„Du wirst auf keinen Fall alleine die Reise nach Italien antreten!“
„Ich bin doch bei ihr Edward!“ meldete sich nun Bella das erste Mal zu Wort.
„Bitte tut mir das nicht an! Ihr seid meine Familie! Ich liebe euch doch!“ es klang wie ein flehen und ließ mich erschaudern.
„Auch ich kann es nicht verantworten!“ mischte sich Carlisle ein.
„Ich werde euch begleiten und Maxim, es wäre eine große Ehre, wenn du uns unterstützen würdest!“ Inzwischen schwirrte mir der Kopf und ich hatte Mühe dem Drama hier zu folgen.
„Sie dürfen auf keinen Fall von Fely und Fin erfahren!“ beschwor Carlisle Maxim, der Fely auf den Scheitel küsste und nickte.
„Das werden sie nicht, dafür sorge ich!“


to be continued :-))))))))

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Selbstfindung Empty Information :.))))))))

Beitrag  Gast Di 22 Dez 2009, 22:35

Wie soll ich anfangen, ohne dass ihr mich lyncht?

Ich danke jedenfalls allen, die meine FF bis jetzt verfolgt haben und bin stolz euch teilweise als meine Freunde betrachten zu dürfen.

Da ich aus persönlichen, wie beruflichen Gründen nicht wirklich zum Schreiben komme und auch nicht das Gefühl habe, dass ich eine gute Arbeit zur Zeit abgeben kann, werde ich hiermit Selbstfindung bis nach Weihnachten pausieren.

Es liegt mir immens viel daran, dieses Projekt zu Ende zu bringen und der Anfang vom Ende ist bereits geschrieben, nur denke ich ist er nicht gut genug, um ihn euch zu präsentieren. Darum ruhig Blut und habt Verständnis. Ich bitte euch darum.

Ich bin über jeden Vorschlag wie es nach Folgenreich in Volterra weiter gehen könnte dankbar und würde mich über Mails freuen.

Hoffe ich werde nicht selbst den Volturis vorgeworfen und kann mich doch nur bei euch bedanken :-))))

lg Finley

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Selbstfindung Empty Weihnachtsgeschenk

Beitrag  Gast Di 22 Dez 2009, 22:36

Meine Lieben,
da ihr immer so fleissig lest und rührende Kommentare schreibt, bekommt ihr von mir am dreiundzwanzigsten Dezember ein Weihnachtsgeschenk, in Form von einer Outtake-Szene, von mir.

Ursprünglich wäre die erste Nacht, in der Finley im Bett lag und dachte Esme würde bei der Tür hereinkommen, anders gelaufen. Doch ich entschied mich, nur Teile dieser Szene in meine Story zu übernehmen und hoffe trotzdem, dass sie euch gefallen wird:-))

Lust auf eine Leseprobe???

„Nein Finley!“ sagte er scharf und drückte mich auf meine Fersen zurück. Im ersten Moment war ich von seiner Zurückweisung gekränkt, doch da hatte er sich gründlich getäuscht, wenn er der Meinung war, dass ich so schnell klein beigeben würde. Ich zog mich an der Couchlehne hoch, setzte mich auf seinen Schoss und umarmte ihn liebevoll. Er ließ mich vorerst gewähren und wusste sichtlich nicht mit dieser Situation umzugehen.

„Ich möchte nur ein wenig umarmt werden!“ säuselt ich und rutschte näher an ihn heran.
„Nur ein bisschen! Ja?“ Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. Er starrte geradeaus an die Wand und bewegte sich keinen Millimeter. Seine Hände wanderten zu meinem Rücken. Durch seine Haut schimmerten bläuliche Äderchen, die sich von seiner Blässe abhoben. Langsam strich ich über seinen Rücken, als er die Muskeln anspannte und mich an den Hüften packte.
„Was tust du da?“ Ein lächeln umspielte meine Lippen.
„Ein wenig kuscheln?“ fragte ich in einem kindlichen Tonfall und schmiegte mich noch enger an ihn. Es gefiel mir, wenn er so hilflos war und das turnte mich erst recht an. Meine bebenden Lippen schwebten über seinem Hals. Er verstärkte den Griff.
„Hör auf!“
„Sht! Nicht doch!“ Ich senkte meinen Kopf und fuhr mit der Zunge seinen Hals entlang. Er erschauderte. Mich hingegen konnte nichts auf der Welt von meinem Vorhaben abbringen, am wenigsten Carlisle. Dass ich stark war wusste ich. Meine Kraft kannte ich, doch noch nie war ich so fest entschlossen, mir zu holen was ich wollte.
Und ich wollte es jetzt! Auf der Stelle!
„Sei doch vernünftig!“ Meine Begierde schlug in Frustration um.


Bis zum 23. Dezember und ich hoffe ihr schreibt mir wieder fleissig Kommentare, die ich so liebe :-)

lg eure Finley

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Selbstfindung Empty Weihnachtsgeschenk Teil 1...........Familienangelegenheiten

Beitrag  Gast Do 24 Dez 2009, 13:15

Ich klammerte mich an ihn, als er mich die Treppen hoch ins Badezimmer trug. Mein Körper war taub vor Kälte und bläulich verfärbt. Behutsam setzte er mich samt der Kleidung in die Dusche, folgte mir, zog mich eng an sich und stellte das warme Wasser an. Meine Haut begann heftig zu kribbeln.
„Das tut weh!“ wimmerte ich und versuchte ihn wegzudrücken.
„Sht! Ich weiß!“ Er umarmte mich noch enger und stellte das warme Wasser nach.
„Lass mich raus! Bitte!“ Ich zitterte so stark, dass ich den Satz beinahe nicht über meine Lippen brachte. Er rieb meinen Rücken und wiegte mich sanft.
„Gleich wird es besser!“ Ich bekam durch das heftige Zittern kaum Luft und hatte furchtbare Krämpfe in Armen und Beinen.
„Ich halte das nicht aus!“ presste ich hervor. Er begann eine Melodie zu summen, die ich irgendwoher kannte, nur wollte es mir nicht in den Sinn kommen. Allmählich kehrte das Gefühl in meine Hände zurück, ich umarmte seine Hüfte und legte ergeben meinen Kopf an sein durchtränktes Hemd. Endlich ließ das schmerzhafte Zittern nach und ich konnte mich endlich entspannen.
„Siehst du?“ Er strich mir liebevoll die Haare aus dem Gesicht.
„Besser?“ Ich nickte schwach und genoss die Wärme. Er stellte das Wasser schließlich ab und half mir aus der Dusche. Behutsam zog er mir die Kleider aus und trocknete mich mit einem Badetuch ab. Ich wollte mich gegen diese Behandlung wehren, doch es fehlte mir einfach die Kraft. Er half mir in ein Trägertop und Panties und schlug mich in eine Decke ein.
„So komm!“

-Wie oft hatte er mich schon in seinen Armen gehalten?-

Vor dem Kamin war es angenehm warm.
„Hier! Trink das!“ Ich nickte nur und starrte ins Feuer.
„Dann versuche ein wenig zu schlafen!“ Er reichte mir einen Becher Blut, strich mir über das Haar und setzte sich auf die Couch zu meiner Linken. Er schlug ein Buch auf und begann darin zu lesen. Das Feuer knackte und Funken stoben empor. Ich war in meinen Gedanken versunken. Nur das Ticken der Wanduhr durchbrach die drückende Stille.

Ein heisser Schauer überkam mich plötzlich und ein kribbeln in der Lendengegend erwachte, dass ich schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Ich kannte das Pochen, nur diesmal war es intensiver und ich wusste plötzlich was ich wollte. Das war jedenfalls etwas anderes als schlafen. Ich wollte ihn! Ich will Carlisle und zwar sofort!

-Krieg dich wieder ein Finley-

Schoss es mir durch den Kopf, doch ich konnte nicht anders. Er war für mich zu anziehend, als dass ich ihm widerstehen könnte.

-Denk daran, dass ist dein Vater-

Ich zog die Decke enger um mich und wippte langsam vor und zurück.

-Es ist nur eine Phantasie-
-Genau-
-Phantasie-

Ein erneuter Schauer, der ein wohliges Gefühl in meiner Körpermitte auslöste, überlief mich.

-Denk an Esme-
-Denk daran, was du alles zerstörst-

Ich hatte meine Hände in meine Oberschenkel gekrallt und versuchte die Phantasien, die immer klarer wurden zu verscheuchen, nur gelang es mir einfach nicht. Und ich wollte es auch nicht.

-Sie muss es ja auch nicht erfahren, die Gute-
-Die anderen nahmen sich auch immer, das was sie wollten-
-Jetzt bin ich einmal dran-

Ein teuflisches Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich konnte meinem Verlangen nicht Einhalt gebieten. Lautlos entledigte ich mich der Decke und schlich mich an ihn heran. Als ich bereits vor ihm stand, mich soeben auf die Knie fallen ließ, sah er irritiert von seinem Buch auf.
„Alles in Ordnung?“
„Ich fühle mich fantastisch!“ Ich drehte mit einem Finger eine Locke auf und legte den Kopf schief.
„Bist du dir sicher?“ Ich nahm ihm das Buch aus der Hand und warf es beiseite.
„Mhh!“ bejahte ich, legte meine Hände auf seine Oberschenkel.
Nichts!
Keine Reaktion!
Also weiter!
Ich fuhr seine Beine bedächtig nach oben, über seine Brust und fand schließlich die obersten Knöpfe seines Hemdes. Mit bebenden Fingern schaffte ich es zu meinem eigenen Erstaunen drei aufzuknöpfen. Meine Fingerkuppen fuhren den Konturen seines Schlüsselbeines entlang. Seine Hand fand meine und stoppte sie in der Bewegung. Nun schien er zu realisieren, was ich eigentlich vor hatte.
„Finley?“
„Sei lieb!“ sang ich, zog sie unter seiner hervor und kroch mit meinen Fingern unter sein Hemd. Seine kühle Haut fühlte sich großartig an und ich wollte mehr. Mehr von ihm!
„Nein Finley!“ sagte er scharf und drückte mich auf meine Fersen zurück. Im ersten Moment war ich von seiner Zurückweisung gekränkt, doch da hatte er sich gründlich getäuscht, wenn er der Meinung war, dass ich so schnell klein beigeben würde. Ich zog mich an der Couchlehne hoch, setzte mich auf seinen Schoss und umarmte ihn liebevoll. Er ließ mich vorerst gewähren und wusste sichtlich nicht mit dieser Situation umzugehen.

„Ich möchte nur ein wenig umarmt werden!“ säuselt ich und rutschte näher an ihn heran.
„Nur ein bisschen! Ja?“ Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. Er starrte geradeaus an die Wand und bewegte sich keinen Millimeter. Seine Hände wanderten zu meinem Rücken. Durch seine Haut schimmerten bläuliche Äderchen, die sich von seiner Blässe abhoben. Langsam strich ich über seinen Rücken, als er die Muskeln anspannte und mich an den Hüften packte.
„Was tust du da?“ Ein lächeln umspielte meine Lippen.
„Ein wenig kuscheln?“ fragte ich in einem kindlichen Tonfall und schmiegte mich noch enger an ihn. Es gefiel mir, wenn er so hilflos war und das turnte mich erst recht an. Meine bebenden Lippen schwebten über seinem Hals. Er verstärkte den Griff.
„Hör auf!“
„Sht! Nicht doch!“ Ich senkte meinen Kopf und fuhr mit der Zunge seinen Hals entlang. Er erschauderte. Mich hingegen konnte nichts auf der Welt von meinem Vorhaben abbringen, am wenigsten Carlisle. Dass ich stark war wusste ich. Meine Kraft kannte ich, doch noch nie war ich so fest entschlossen, mir zu holen was ich wollte.
Und ich wollte es jetzt! Auf der Stelle!
„Sei doch vernünftig!“ Meine Begierde schlug in Frustration um.

-Warum machte er es mir so schwer?-

Ich krallte mich an seine Oberarme und presste meine Lippen auf seine. Er war dermassen schockiert, dass er sich im ersten Moment nicht zur Wehr setzte, doch dann kam seine Reaktion! Und wie sie kam! Er gab mir einen Stoss, der mich rücklinks zu Boden beförderte. Um Fassung ringend, rieb ich mir mein Handgelenk und funkelte ihn an.
„Warum zur Hölle willst du mich nicht!?“ stieß ich hervor.
„Du bist meine Tochter!“
„Deine Tochter! Das ist jetzt nicht dein Ernst!“ Ich warf den Kopf zurück und ließ ein schrilles Lachen erklingen.
„Am Papier verdammt!“ schrie ich ausser mir vor Wut, ging auf alle viere und kroch geschmeidig wie eine Katze auf ihn zu.

-Er sollte wissen, dass er mich nicht so schnell abspeisen konnte-
-Ich brannte vor Verlangen nach ihm-
-Er war schließlich ein Mann! Tod, ja, aber ein Mann-

„Lass uns ein wenig spielen!“ sang ich, doch kurz bevor ich ihn erreicht hatte, erhob er sich und ging Richtung Kamin. Ich folgte ihm immer noch auf allen vieren. Meine Finger krabbelten seine Beine nach oben, als er zu einer Statue erstarrte. schließlich zog ich mich an seinem Gürtel hoch, umarmte seine Hüfte und drückte meine Brust an seinen Rücken. Erneut schloss sich eine Hand um mein Handgelenk.
„Spürst du mich?“
„Du hast absolut keine Ahnung, was du da gerade tust Finley!“ Sein Atem ging nun schneller und er kämpfte mit sich.
„Ich will doch nur ein wenig Liebe!“ Ich suchte seine Gürtelschnalle und wollte sie öffnen, doch sein Griff war eisern und ließ mir keine Bewegungsfreiheit.
„Es gibt keinen Abstand mehr zwischen uns Carlisle!“ Er würde klein bei geben und wie. Ich lehnte meine Stirn an seinen Rücken.
„Finley! Da ist ein Abstand und was für einer!“
„Du hast mich schon so oft gerettet! Es gibt einfach keine Grenzen mehr zwischen uns!“ Er hatte sich so schnell zu mir umgedreht, dass seine Bewegungen zu verschwimmen schienen, packte mich an den Oberarmen und rüttelte daran.
„Du denkst das sei so, doch das ist es nicht! Es ist nur der Entzug, der dir Gefühle für mich vorgaukelt, die nicht vorhanden sind!“ Ich legte meinen Kopf schief und präsentierte ihm die Narben an meinen Hals, die er mir selbst zugefügt hatte. Sein Blick streifte die weißen Male, die sich von meinem bronzefarbenen Haut abhoben. Plötzlich änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er wirkte nun uralt und das unsägliche Leid, dass in seinen Augen zu lesen war, konnte einen zutiefst schockieren. Doch war in diesem Moment meine Begierde stärker, und die wollte gestillt werden.
„Das hier bin ich, nur wusste ich es noch nicht! Es ist einfach wunderbar!“ Er ließ mich los und ging langsam rückwärts, um den Abstand zwischen uns zu vergrössern.

-Er zeigte Emotionen und das machte ihn schwach-
-Sehr gut!-
-Meine Chance!-

Ihm folgend, spielte ich nun meine letzten Trumpfkarte.
„Was muss ich tun, damit ich kriege was ich will?“ Meine Finger wanderten unter die Träger meines Tops und streiften sie von meinen Schultern. Er reagierte nicht. Langsam strich ich über meine Brust, den Bauch entlang, bis zu meiner Körpermitte.
„Komm schon! Sag es mir!“ Ich wurde immer lauter. Er hatte jetzt den Ohrensessel erreicht und dort sah ich meine Chance. Ich gab ihm einen Stoss, der ihn in diesen beförderte, stellte einen Fuss zwischen seine Beine und fuhr mit meinen Fingern meinen Innenschenkel nach oben.
„Finley, hör auf mit dem Wahnsinn!“ Ein drohender Unterton hatte sich in seine Stimme gemischt, den ich nur zu gut kannte. Seine Hand hatte nun meine umklammert, die noch immer an meinen Innenschenkeln lag. Ein warmes Gefühl stieg von der Stelle auf, wo unsere Hände nun ruhten. Er kämpfte vehement gegen seine Emotionen, um nicht Dinge zu tun die er nicht tun wollte.
„Stell dich nicht so an Carlisle!“ Ich setzte mich erneut auf ihn und dieses Mal krallte er seine Hände in meine Seiten, die unangenehm zu pochen begannen.
„Als wenn du noch nie daran gedacht hättest!“ Ich packte seine Haare und zerrte seinen Kopf zur Seite.
„Das gefällt dir doch!“ Meine Zähne ritzten leicht über seine Haut. Schauer durchliefen ihn mehrere Male.
„Sei kein Feigling! Wo ist der Mann in dir?!“ Ich glitt mit meinen Fingern der freien Hand meinem Schlüsselbein entlang und brachte mir mit einer schnellen Bewegung eine tiefe Kratzspur bei. Das Blut quoll sofort hervor und rann meinen Oberkörper entlang.
„Aber vielleicht dürstet dich mehr danach!“ Ich hielt ihm meine blutige Hand unter die Nase. Endlich löste er den eisernen Griff, nahm mich zärtlich im Nacken. Die andere Hand schloss sich um die Hand, die in seinen Haaren vergraben war.

-Na bitte! Jetzt hab ich dich!-

Ein Lächeln erhellte mein Gesicht, als sein kühler Atem über meiner Wange, den Hals entlang und schließlich über die Risswunde hauchte. Seine Lippen schwebten nur Millimeter über der Wunde, als er leise knurrte
„Ich sagte nein Finley!“ Zuerst war ich starr vor Enttäuschung, doch dann durchzuckte mich die Wut wie ein elektrischer Schlag. Ich schlug seine Hände beiseite, packte ihn vorne am Hemd, riss es mit einem Ruck auseinander und versenkte meine Zähne in seiner Schulter. Er stöhnte auf vor Schmerz, verkrampfte sich und versuchte sich gegen mich zu wehren. Das Blut schmeckte eigenartig, doch es hatte meine Gier vollends entfacht. Wenn ich ihn nicht haben konnte, wie ich es brauchte, dann eben so.
„Finley!“ keuchte er unter mir. Übelkeit begann in mir aufzusteigen. Ich erinnerte mich dunkel daran, einmal gehört zu haben, dass totes Blut nicht gut für unseres gleichen war. Er schaffte es mit allerletzter Kraft nach meinem Hals zu greifen und drückte zu.

Ich ließ von ihm ab und klammerte mich an die unbarmherzige Hand, die mir die Luft abschnürte.
„Ich sagte Schluss damit!“ Schwarze Punkte begannen vor meinen Augen zu tanzen. Er schob mich von sich, legte mich auf den Boden und kniete sich über mich. Verzweifelt versuchte ich seine Hand von meinen Hals zu bekommen, doch gegen seine Entschlossenheit kam ich nicht an. Allmählich schwand meine Kraft und ich war der Ohnmacht nahe. Das Blut aus seiner Wunde tropfte permanent auf mein Gesicht, rann seitlich hinab und bildete eine Lache neben meinem Kopf.
„Es ist wahrlich genug!“ zischte er eiskalt und fischte einen Holzpflock aus einer Schublade neben uns. Ich war wie paralysiert und konnte mich keinen Zentimeter bewegen. Endlich ließ er locker und ich sog begierig Luft ein. Schlimme Erinnerungen an meine erste Zeit in Forks kamen hoch und ich wusste, dass er keine Skrupel hatte zuzustechen.
„Komm schon bring es hinter dich du Mistkerl!“ zischte ich, doch er drehte mich mit einem Ruck auf den Bauch und band meine Hände mit einem Kabelbinder am Rücken zusammen.
„Nimm es dir doch endlich!“ keuchte ich und versuchte mich wieder umzudrehen.
„Finley!“
„Die im Coven haben nicht so lange gefackelt! Tu es endlich!“ Meine Stimme war schrill und ich betete darum, dass er es schnell zu Ende brachte. Er setzte mich auf und hatte mich an den Oberarmen gepackt.
„Oder bin ich dir nicht gut genug!“ fauchte ich.

Plötzlich las ich Erkenntnis in seinen Augen und er sah mich nun schockiert an.
„Mach schon!“ Herrschte ich ihn an. Inzwischen war ich beinahe blind vor Tränen und schaffte es nicht meine Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Ich wollte näher an ihn heran rutschen, doch er hielt mich auf Distanz.
„Finley, es ………!“
„Nimm es dir!“ Ich war heiser und mein Hals kratzte, als wenn ich ihn mit Stahlwolle gescheuert hätte.
„Ich wehr mich auch nicht! Wirklich nicht!“ flüsterte ich und wollte mich auf den Boden zurücklegen, doch er hielt mich noch immer in der selben Position.
„Ich………!“ Er schluckte hart und rang nach Worte.
„Nimm es dir endlich!“ meine Stimme brach und ich ließ meinen Kopf auf die Brust sinken.
„Auf mit dir!“ presste er hervor, rappelte sich hoch und stellte mich ebenfalls auf die Beine. Er drehte mich mit dem Rücken zu sich und durchtrennte die Kabelbinder. Ich war nun auf alles gefasst und ergab mich in mein Schicksal, was sollte hier anders geschehen, als damals im Coven.

Er hatte mich wieder an den Oberarmen gepackt und schob mich Richtung Tür.
„Finley!“

-Was hatte er bloss? Ich ging doch zur Tür! Wie sollte ich auch anders, schließlich schob er mich mit Nachdruck dorthin! Was wollte er?-

Ich wollte mich zu ihm umdrehen und fragen, doch schien irgendetwas nicht zu stimmen.
„Fin! Mach die Augen auf!“

-Wieso sollte ich die Augen öffnen, wenn ich sie doch offen hatte?-

Der Druck an meinen Oberarmen nahm ab, stattdessen fühlte ich etwas kaltes an meinem Puls. Ich erschauderte.
„Mach schon!“

-Wer war hier verrückt?-

„Carlisle!“ am liebsten hätte ich ihn angeschrien, doch das Wort war nicht mehr als ein gurgeln.
„Sieh mich an!“

-Irgendetwas war verkehrt, nur ich wusste beim besten Willen nicht was!-

Plötzlich sah ich in flüssiges Gold. Ich lag am Boden vor dem Kamin und krallte mich an seinem Arm fest. Gut das er ein Vampir war, denn einem Menschen hätte ich wahrscheinlich den Arm gebrochen.
„Sehr gut! Nein nein! Sieh mich an!“ Meine Lider flatterten und ich versuchte mich zu konzentrieren. In meinem Kopf drehte sich alles und nun kam das Gefühl in meinen Körper wieder. Schmerzwellen durchfluteten mich.
„Finley, hörst du mich?“ Ich versuchte zu nicken, doch gelang es mir einfach nicht. Seine Gesichtszüge waren vor Anspannung wie aus Stein gemeisselt, ohne jegliche Regung. Endlich schaffte ich es meine Finger von seinem Arm zu lösen und entspannte mich, soweit es meine Schmerzen zuließen.
„Weißt du wo du bist?“

-Warum stellte er diese Frage?-

Ich blinzelte und schließlich gelang mir ein angestrengtes nicken.
„Weißt du wer ich bin?“ Erneut bejahte ich stumm.

-War ich hier bei einer Quizshow und wusste es nicht?-
-Da war noch etwas anderes-

Plötzlich fiel mir alles wieder ein und ich war im nächsten Moment auf den Beinen. Er war darauf nicht gefasst und machte ebenfalls einen Satz rückwärts.
„Es tut mir leid!“ Ich erschrak vor meiner eigenen Stimme. Sie war kratzig und gehörte einfach nicht zu mir.
„Wie konnte ich nur!“ Verständnislos sah er mich an.
„Ich wollte dich nicht verletzten!“ stöhnte ich, da sich mein Magen gerade unnatürlich zusammenzog. Ich schlang meine Arme um meine Mitte und schwankte leicht. Mir rann Schweiß den Nacken entlang und bildete kleine Tropfen auf der Haut, die im Feuerschein leicht schimmerten.
„Ich hätte dich nicht in Versuchung führen dürfen! Ich….!“ Mir war plötzlich speiübel und der Raum begann sich gefährlich zu drehen.
„Finley wovon sprichst du?“ Mir versagten meine Beine den Dienst und gaben unter mir einfach nach. Noch bevor ich den Boden berührt hatte, war Carlisle an meiner Seite und ließ mich sanft auf die Decke gleiten, die vor dem Kamin ausgebreitet lag.
„Das war unverzeihlich!“ sagte ich mit erstickter Stimme und drückte ihn weg.
„Ich muss ………..!“ Mehr brachte ich nicht zu Stande, da ich ein würgen gerade noch unterdrücken konnte. Ungelenk mühte ich mich ab wieder auf die Beine zu kommen. Er wollte mir soeben behilflich sein, doch ich schlug seine Hand weg
„Fass mich nicht an!“ knurrte ich, schleppte mich zum Bad und schaffte es gerade noch zur Toilette.

Ich hatte ein Deja-Vü an die Schusswunde, die mir Josef vor einer Ewigkeit, wie mir schien, beigebracht hatte. War es möglich, dass man noch schlimmere Schmerzen empfinden konnte, als es damals war? Ich fühlte mich elendig, konnte den Würgereiz nicht länger unterdrücken und erbrach mich. Plötzlich wurden meine Haare nach hinten genommen und ein nasses Handtuch in meinen Nacken gelegt. Schwall für Schwall überkam mich die Übelkeit und ließ sich nicht stoppen. Mein Rachenraum und die Nase brannten wie Feuer und ließen Tränen im meine Augen steigen. Ich hatte Mühe dazwischen Luft zu holen und es war mir mehr als peinlich, dass Carlisle das alles mit ansehen musste.
„Geh weg!“ Blind griff ich ins Leere, als der nächste Schwall hochkam.
„Das musst du dir nicht ansehen!“ Erneutes würgen. Wann würde das nur aufhören?
„Schon gut!“ Hinter mir wurde der Wasserhahn aufgedreht und ein neues kühles Handtuch in meinen Nacken gelegt.

Endlich ließ das Würgen nach und ich setzte mich auf meine Fersen zurück. Ich musste ein erbärmliches Bild abgeben, wie ich so da saß. In dem weiß gekachelten Badezimmer, blass wie der Vampir der mir jetzt gegenüber saß und mich besorgt musterte. Carlisle wischte mir mit dem Handtuch behutsam über das Gesicht und reichte mir ein Glas Wasser. Ich spülte meinen Mund aus und kauerte wie ein Häuflein Elend auf den kühlen Fliesen.
„Geht es wieder?“ Schweißperlen standen mir auf der Stirn und ich wollte am liebsten sterben. Er rutschte ein Stück zu mir und wollte mich in den Arm nehmen, doch ich schüttelten den Kopf. Irritiert hielt er inne, ließ mir aber meinen Willen.
„Ich kann nicht mehr!“ wimmerte ich und zog die Beine an meine Brust.
„Es wird besser!“ versicherte er mir und strich mir eine Strähne aus der Stirn.


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