Times change
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Times change
Prolog
-Bella-
Schmerz. Unendlich.
Das war das einzige, woran ich denken konnte. In riesigen roten Buchstaben stand da immer wieder dieses eine Wort. S-C-H-M-E-R-Z. Ich konnte sie förmlich vor meinen weit aufgerissenen Augen tanzen sehen. Obwohl alles andere so unwirklich schien, war das war zum Greifen nahe.
Die Augen – blutunterlaufen, das spürte ich – sahen nichts anderes. Alles nur
Schmerz.
Am Anfang bloß der kleine Stich in den Arm. Dann fing es an, sich auszubreiten. Blitzschnell, qualvoll und lautlos. Einzig mein Schreien nach Gerechtigkeit störte die perfekte Stille im Raum, wie ich sie wahrnahm. Als würde in meinen Adern Benzin fließen und es hätte Feuer gefangen. Dieses breitete sich ständig aus, um gierig weiter jede Stelle meines Körpers nach einem letzten Quäntchen Frieden zu durchforsten. Obwohl ich das Gefühl hatte, es könnte sich nicht mehr steigern, tat es das. Wie mein bis zuletzt verbliebenes Fünkchen Hoffnung schwand auch das Vertrauen in meinen eigenen Verstand.
Doch nicht einmal aufgeben konnte ich.
***
Jede Sekunde dachte ich, jetzt könne es nicht mehr schlimmer werden. Doch jedesmal wurde es schmerzvoller und schrecklicher. Das Einzige, woran ich denken konnte, war Schmerz…und das nun schon seit einer Ewigkeit.
***
Jegliches Zeitgefühl, das ich jemals besessen hatte, war verloren und so wurden aus Sekunden qualvolle Stunden. Meine Augen waren nun geschlossen, die Kraft meinem Körper entwichen; ich hatte nichts in mir, das sie öffnen könnte. Die roten Lettern aus Schmerz waren Vergangenheit; alles war schwarz.
Schreien konnte ich nicht mehr; die Tränen waren auch schon vor langer Zeit versiegt. Ich lag – oder saß oder stand, ich wusste es nicht – irgendwo, an einem scheinbar verlassenen Ort. Denn keiner half mir. Manchmal schien es mir, als würden mich Hände berühren. Doch diese konnten keine Hilfe sein; unter jeder Berührung zuckte ich zusammen; jedesmal ein elektrischer Schlag, von dem berührten Punkt ausgehend. Mich bewegen – unmöglich.
***
Ich lag da und ließ es über mich ergehen. Ich wand mich nicht; ich schrie nicht; ich weinte nicht. Meine Gesichtsmuskeln waren komplett erschlafft. Man hätte wahrscheinlich meinen können, ich schliefe.
Der Schmerz wurde jetzt nicht mehr schlimmer; er behielt ein durchgehendes Maß an Grausamkeit bei, das mich alles vergessen ließ. Ich wünschte, er könne sich noch weiter steigern; ich war mir sicher, dann würde ich sterben.
Doch nicht einmal das war mir gewährt, weder das Leben, noch der Tod. So verharrte ich jahrelang – wie es mir schien- in einer gefühlten Hölle, wohl wissend, dass die wahre nicht hätte schlimmer sein können.
***
Dieses Ausmaß an Schmerz kann man sich nicht vorstellen; man kann es nicht beschreiben; man könnte es nicht mehr nachfühlen, wenn es vorbei einmal vorbei gehen würde. Was aber bestimmt bleiben würde, war die Erinnerung.
***
Unmöglich, aber ja, ab einem gewissen Ausmaß der Qual fand man seine Gedanken wieder, zumindest wenn das Ganze schon so lange andauerte. Dieser Teil war grausamer, als der erste, gedankenlose.
***
Konnten Gedanken schmerzen oder gar verletzen? Körperlich?
Die Antwort war: Ja. Das konnten sie durchaus.
Jeder glaubt, das schon einmal erlebt zu haben. Aber das, was wir dort als körperlich empfinden ist nur eine Täuschung unserer Psyche. Keiner stirbt an Kummer.
Ich jedoch starb. Ich fühlte, wie ich langsam aufgab. Es zog sich zwar hin, aber ich wurde müde. Erleichtert versuchte ich die Augen zu schließen, um in den erlösenden Schlaf zu versinken. Sie waren bereits zu. Natürlich. Meine schmerzenden Gedanken verlangsamten sich; sogar der Schmerz nahm ab.
***
„Alles wird gut“, dachte ich mir.
Dann kam die Hoffnung zurück.
Die Hoffnung auf den lang ersehnten Tod.
***
Zeit verging.
Ich fühlte wieder.
Und doch war dieser Fortschritt keineswegs ein erfreulicher. Mein ganzer Körper schmerzte noch immer höllisch, aber nicht so, wie zuvor. Diesmal war es wie ein extremer Muskelkater.
Es war ein Schmerz, der gleichmäßig blieb, und mich atmen ließ.
Einer, den ich ertragen konnte.
Einer, der mich trotz allem am Bewegen hinderte.
Vorallem aber fühlte sich dieser Schmerz so an, als hätte ich ihn mir zuzuschreiben.
Obwohl mein Bewusstsein wahrscheinlich erst zur Hälfte zurückgekehrt war, begann meine Genesung. Sie schritt unendlich langsam voran; auch der Schmerz ließ nicht nach. Oder er tat es, nur konnte ich den Unterschied noch nicht spüren. Oder er tat es und ich war verrückt geworden und bildete ihn mir nur ein.
Dieser ganz besondere Muskelkater ähnelte einem richtigen sehr. Auch auf physischer Ebene, doch am allermeisten auf psychischer. Wie eine Schuldzuweisung, und ich nahm sie hin. Irgendetwas in mir schrie danach zu widersprechen, doch anscheinend war ich noch nicht wach genug, um es freizulassen.
Noch war der Großteil meines Körpers taub. Augen geschlossen, das war das einzige, was ich zurzeit fühlen konnte. Die Kraft, sie zu öffnen, würde erst kommen.
Mir kam in den Sinn, dass ich vor einiger Zeit gemeint hatte, ich müsse sterben.
Nun, dieses Gefühl schlummerte nur noch tief in meinem Inneren. Jederzeit bereit, aufzuwachen, doch der plötzliche Triumph über meine –unwahrscheinliche – Heilung, machte mich stark genug, ihn zu unterdrücken.
***
Stunden waren vergangen, als ich tief Luft holte, und jede Faser meines Körpers sich anspannte – oder, besser gesagt, verkrampfte.
Dann öffnete ich mühsam die Augen.
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V
so...ich hoffe, der Prolog gefällt euch und macht Lust auf mehr!
Würd mich wahnsinnig über Kommis freuen, keine falsche Scheu schreibt alles rein was euch nicht gefällt bzw. was ihr anders machen würdet! Positive Sachen sind natürlich auch gern gesehen
Einen herzlichen Dank an meine supertollen Betas Fee und angeltear, ich hab euch so lieb und ohne euch wäre meine FF nicht halb so gut. Danke für eure große Hilfe!
Glg
eure Z.ahra
-Bella-
Schmerz. Unendlich.
Das war das einzige, woran ich denken konnte. In riesigen roten Buchstaben stand da immer wieder dieses eine Wort. S-C-H-M-E-R-Z. Ich konnte sie förmlich vor meinen weit aufgerissenen Augen tanzen sehen. Obwohl alles andere so unwirklich schien, war das war zum Greifen nahe.
Die Augen – blutunterlaufen, das spürte ich – sahen nichts anderes. Alles nur
Schmerz.
Am Anfang bloß der kleine Stich in den Arm. Dann fing es an, sich auszubreiten. Blitzschnell, qualvoll und lautlos. Einzig mein Schreien nach Gerechtigkeit störte die perfekte Stille im Raum, wie ich sie wahrnahm. Als würde in meinen Adern Benzin fließen und es hätte Feuer gefangen. Dieses breitete sich ständig aus, um gierig weiter jede Stelle meines Körpers nach einem letzten Quäntchen Frieden zu durchforsten. Obwohl ich das Gefühl hatte, es könnte sich nicht mehr steigern, tat es das. Wie mein bis zuletzt verbliebenes Fünkchen Hoffnung schwand auch das Vertrauen in meinen eigenen Verstand.
Doch nicht einmal aufgeben konnte ich.
***
Jede Sekunde dachte ich, jetzt könne es nicht mehr schlimmer werden. Doch jedesmal wurde es schmerzvoller und schrecklicher. Das Einzige, woran ich denken konnte, war Schmerz…und das nun schon seit einer Ewigkeit.
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Jegliches Zeitgefühl, das ich jemals besessen hatte, war verloren und so wurden aus Sekunden qualvolle Stunden. Meine Augen waren nun geschlossen, die Kraft meinem Körper entwichen; ich hatte nichts in mir, das sie öffnen könnte. Die roten Lettern aus Schmerz waren Vergangenheit; alles war schwarz.
Schreien konnte ich nicht mehr; die Tränen waren auch schon vor langer Zeit versiegt. Ich lag – oder saß oder stand, ich wusste es nicht – irgendwo, an einem scheinbar verlassenen Ort. Denn keiner half mir. Manchmal schien es mir, als würden mich Hände berühren. Doch diese konnten keine Hilfe sein; unter jeder Berührung zuckte ich zusammen; jedesmal ein elektrischer Schlag, von dem berührten Punkt ausgehend. Mich bewegen – unmöglich.
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Ich lag da und ließ es über mich ergehen. Ich wand mich nicht; ich schrie nicht; ich weinte nicht. Meine Gesichtsmuskeln waren komplett erschlafft. Man hätte wahrscheinlich meinen können, ich schliefe.
Der Schmerz wurde jetzt nicht mehr schlimmer; er behielt ein durchgehendes Maß an Grausamkeit bei, das mich alles vergessen ließ. Ich wünschte, er könne sich noch weiter steigern; ich war mir sicher, dann würde ich sterben.
Doch nicht einmal das war mir gewährt, weder das Leben, noch der Tod. So verharrte ich jahrelang – wie es mir schien- in einer gefühlten Hölle, wohl wissend, dass die wahre nicht hätte schlimmer sein können.
***
Dieses Ausmaß an Schmerz kann man sich nicht vorstellen; man kann es nicht beschreiben; man könnte es nicht mehr nachfühlen, wenn es vorbei einmal vorbei gehen würde. Was aber bestimmt bleiben würde, war die Erinnerung.
***
Unmöglich, aber ja, ab einem gewissen Ausmaß der Qual fand man seine Gedanken wieder, zumindest wenn das Ganze schon so lange andauerte. Dieser Teil war grausamer, als der erste, gedankenlose.
***
Konnten Gedanken schmerzen oder gar verletzen? Körperlich?
Die Antwort war: Ja. Das konnten sie durchaus.
Jeder glaubt, das schon einmal erlebt zu haben. Aber das, was wir dort als körperlich empfinden ist nur eine Täuschung unserer Psyche. Keiner stirbt an Kummer.
Ich jedoch starb. Ich fühlte, wie ich langsam aufgab. Es zog sich zwar hin, aber ich wurde müde. Erleichtert versuchte ich die Augen zu schließen, um in den erlösenden Schlaf zu versinken. Sie waren bereits zu. Natürlich. Meine schmerzenden Gedanken verlangsamten sich; sogar der Schmerz nahm ab.
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„Alles wird gut“, dachte ich mir.
Dann kam die Hoffnung zurück.
Die Hoffnung auf den lang ersehnten Tod.
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Zeit verging.
Ich fühlte wieder.
Und doch war dieser Fortschritt keineswegs ein erfreulicher. Mein ganzer Körper schmerzte noch immer höllisch, aber nicht so, wie zuvor. Diesmal war es wie ein extremer Muskelkater.
Es war ein Schmerz, der gleichmäßig blieb, und mich atmen ließ.
Einer, den ich ertragen konnte.
Einer, der mich trotz allem am Bewegen hinderte.
Vorallem aber fühlte sich dieser Schmerz so an, als hätte ich ihn mir zuzuschreiben.
Obwohl mein Bewusstsein wahrscheinlich erst zur Hälfte zurückgekehrt war, begann meine Genesung. Sie schritt unendlich langsam voran; auch der Schmerz ließ nicht nach. Oder er tat es, nur konnte ich den Unterschied noch nicht spüren. Oder er tat es und ich war verrückt geworden und bildete ihn mir nur ein.
Dieser ganz besondere Muskelkater ähnelte einem richtigen sehr. Auch auf physischer Ebene, doch am allermeisten auf psychischer. Wie eine Schuldzuweisung, und ich nahm sie hin. Irgendetwas in mir schrie danach zu widersprechen, doch anscheinend war ich noch nicht wach genug, um es freizulassen.
Noch war der Großteil meines Körpers taub. Augen geschlossen, das war das einzige, was ich zurzeit fühlen konnte. Die Kraft, sie zu öffnen, würde erst kommen.
Mir kam in den Sinn, dass ich vor einiger Zeit gemeint hatte, ich müsse sterben.
Nun, dieses Gefühl schlummerte nur noch tief in meinem Inneren. Jederzeit bereit, aufzuwachen, doch der plötzliche Triumph über meine –unwahrscheinliche – Heilung, machte mich stark genug, ihn zu unterdrücken.
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Stunden waren vergangen, als ich tief Luft holte, und jede Faser meines Körpers sich anspannte – oder, besser gesagt, verkrampfte.
Dann öffnete ich mühsam die Augen.
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so...ich hoffe, der Prolog gefällt euch und macht Lust auf mehr!
Würd mich wahnsinnig über Kommis freuen, keine falsche Scheu schreibt alles rein was euch nicht gefällt bzw. was ihr anders machen würdet! Positive Sachen sind natürlich auch gern gesehen
Einen herzlichen Dank an meine supertollen Betas Fee und angeltear, ich hab euch so lieb und ohne euch wäre meine FF nicht halb so gut. Danke für eure große Hilfe!
Glg
eure Z.ahra
Zuletzt von Zahra am Fr 20 Feb 2009, 11:11 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
Gast- Gast
Re: Times change
1. Kapitel
In dem Augenblick, als ich die Fährte aufnahm und meine Lunge sich mit der eiskalten Luft füllte, versuchten meine Instinkte abermals die Kontrolle über Körper und Geist zu übernehmen. Es gelang ihnen bereits seit einiger Zeit nicht mehr, lange war es her, dass mich dieses Gefühl vollständig eingenommen hatte. Mittlerweile fühlte ich mich nicht mehr ganz so miserabel, wenn ich jagen ging; anders als am Anfang, als das Tier in mir wütete und ich von schrecklichen Schmerzen geplagt wurde, breitete sich jetzt nur etwas Unangenehmes in mir aus. Das konnte ich leichter unterdrücken, womit auch der Grund für meine am Anfang fehlende Konzentration fast gänzlich beseitigt war. In den ersten Wochen hatte ich nämlich meine Probleme damit gehabt, mich auf einen Bären, wahlweise auch Wolf oder Luchs einzuschränken. Ich konnte mich zwar nicht losreißen, war ich einem Opfer schon zu nahe gekommen, aber alles in mir schrie trotzdem danach, noch mehr zu erlegen, was dazu führte, dass ich innerlich zerrissen wurde und nicht zu einer gewissen Ruhe kam, die aber für den Genuss von enormer Bedeutung war, denn ich musste mich spüren, um alles mitzubekommen. Der Begriff „Genuss” mochte in diesem Zusammenhang für Menschen vielleicht seltsam, wenn nicht makaber klingen, doch tatsächlich war es ein essenzieller Teil der Jagd, die eigentlich nur dazu diente, diesen Durst zu stillen. Aber seltsamerweise betraf dieses Verlangen anfangs, wie ich feststellen musste, nicht nur meinen Körper; durch sein riesiges Ausmaß weitete es sich aus und so musste ich – angewidert – den Schluss ziehen, dass ich ein geringes Maß an…Freude dabei empfinden musste. Danach ging es mir wirklich viel besser und ich war bald imstande, fast eine ganze Woche ohne frisches Blut durchzustehen, auch wenn ich gegen Ende den Hang hatte, ziemlich zickig zu werden.
Meine schlechte Laune ließ ich zu meinem Leidwesen oft an Edward aus, der trotzdem immer bei mir blieb und alles gelassen nahm, was mit meiner Persönlichkeit und den Gewohnheiten der alten Bella zusammenhing. Sonst sah das nämlich anders aus. Wir waren uns in den letzten Wochen sehr nahe gekommen, was seltsam war, weil ich immer geglaubt hatte, unsere Verbundenheit ließe sich nicht weiter vertiefen. Nun aber konnte ich wortwörtlich nachfühlen, wie es ihm ging. Ich wünschte, meine Fähigkeiten wären bei den ursprünglichen geblieben, durch die ich, wenn ich mich auf das Gesicht eines Vampirs konzentrierte, dessen Kräfte anwenden konnte. Es hatte mich am Anfang viel viel Kraft und Anstrengung gekostet, doch mittlerweile funktionierte es fast perfekt, bis auf die Tatsache, dass ich es meist nicht schaffte, über längere Zeit hinweg all meine Gedanken auf einen Menschen zu richten. Jedoch blieb mir keine Zeit, mich mit meiner Fähigkeit abzufinden, da ich bald bemerkte, dass ich seltsame Dinge fühlte, Emotionen, für die eigentlich gar kein Grund bestand. Ich war auf einer Ebene mit Edward verbunden, die mir meiner Meinung nach mehr Schmerz verursachte, als es je seine Gedanken hätten tun können. Ich war nämlich merkwürdigerweise nicht in der Lage, seine Kräfte zu kopieren, als wollten höhere Mächte ein Gleichgewicht beibehalten und mir nicht erlauben, seine Gedanken zu lesen. Stattdessen war ich gezwungen, seine Gefühle zu kennen, und somit jedes Mal aufs neue diese Schuldgefühle zu spüren, wenn er in meine schwarzen Augen sah, die Zweifel, die er ständig hegte, den Schmerz, wenn es mir schlecht ging, die Ungewissheit, ob seine Anwesenheit durch seine Gefühle nicht zusätzliches Leid verursachte.
Aber das war nicht der Fall. So sehr es auch schmerzte, all diesen Kummer, den ich ihm bereitete, zu fühlen, gab es doch eine Sache, die ich nun nie wieder hergeben wollte.
Durch meine Fähigkeit konnte ich seine Liebe spüren. Sie war stetig, immer da, wurde nie von etwas anderem überschattet und hatte eine andere Farbe, als seine Liebe zu seiner Familie. Ich hatte mir angewöhnt, Emotionen durch Farben zu charakterisieren. Schwarz bedeutete in meinen Augen tiefsten Schmerz, Weiß verband ich mit Liebe, doch das, was zwischen uns war, erinnerte mich oft an einen Goldton, ähnlich seinen Augen. Dieses Gefühl war das Mächtigste, das Vollkommenste und das Schönste, was ich je erlebt hatte. Wann immer es mir schlecht ging, konnte ich es tief in meinem Herzen spüren und es wärmte mich, hielt mich am Leben, zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht, half mir alles durchzustehen. Ich hätte es niemals zugegeben, aber jedesmal, wenn ich mich darauf konzentrierte, was zu einer meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen geworden war, hätte ich weinen können vor Glück.
Heute half es mir wieder einmal in einer ganz besonderen Form, lenkte mich davon ab, was aus mir geworden war, während ich in der Ferne, bestimmt drei Kilometer von mir entfernt, drei schwarze Punkte sah. Es waren Wölfe.
Ich beschleunigte und rannte, in Gedanken bei Edwards Armen, in denen ich bereits in einer halben Stunde liegen würde.
Wenige Minuten später war ich auf dem Weg nach Hause und lief um mein Leben. Ich atmete nicht. Meine Augen waren vor Angst weit aufgerissen und brannten im kalten Wind, was ich aber nur ganz schwach wahrnahm. Ich durchsuchte meine Erinnerungen nach Dingen, die meine neue Familie mir beigebracht hatte, aber ich fand keine Erklärung, nichts, was mich ein bisschen beruhigt hätte.
Ich hatte mir die falschen Opfer ausgesucht.
Schon bevor ich losgelaufen war, war mir ihre ungewöhnliche Größe aufgefallen und dass sie nicht auf herkömmliche Art miteinander kommunizierten. Seltsamerweise schien die Körpersprache gänzlich zu fehlen, aber sie bewegten sich wie eine Einheit, als hätten sie einen übernatürlichen Draht zueinander.
Irgendetwas in mir hatte mir gesagt, ich solle umkehren, aber es war einfach nicht möglich gewesen, stehen zu bleiben, widerstandlos hatte ich mich von dem Monster in meinem Inneren mitreißen lassen. Das allein hatte mir schon Angst gemacht, ich hatte entdecken müssen, dass ich meinen Instinkten doch nicht so weit trotzen konnte, wie ich gedacht hatte. Aber als ich mich den Wölfen näherte, schlug mir ein Geruch entgegen, der mir im ersten Moment völlig den Atem raubte; noch nie hatte ich etwas derart Ekelhaftes gerochen. Ich wollte weg von dort, am liebsten zurück nach Hause, auch wenn ich wusste, dass ich unbedingt jagen musste, bevor ich zurückkehrte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte ich fliehen, die Gefahr erkennen, sehen müssen, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war, auf mein Gefühl hören müssen. Doch ich schaffte es nicht.An den Rest erinnerte ich mich bereits jetzt, obwohl so wenig Zeit vergangen war, nur teilweise. Anders als meine sonstigen Opfer hatte ich ihnen nicht sofort das Genick brechen können. Sie waren so unglaublich schnell gewesen, so erfahren und stark, als hätten sie sofort gewusst, was ich war, noch bevor ich in den Angriff übergegangen war. Doch was mich dann wirklich erschreckt hatte, war die Tatsache gewesen, dass sie gekämpft hatten. Sie waren nicht geflohen, sondern hatten mich von allen Seiten angegriffen, mich gebissen und versucht, mich zu überwältigen. Zum ersten Mal hatte ich meine Kräfte ganz entfesseln können, was vermutlich meine Rettung gewesen war. Ich hatte sie von mir geschleudert, war weggelaufen, panisch vor Angst und hoffend, dass sie mich nicht verfolgten. Auf dem Weg hatte ich irgendwo einen kleinen Bären getroffen, also war mein Durst jetzt teilweise gestillt. Wäre mir dieser nicht direkt über den Weg gelaufen, hätte ich mich bestimmt nicht selbständig auf die Suche nach einem neuen Opfer gemacht, so aber konnte ich trotzdem nicht widerstehen. Es wäre natürlich dumm gewesen, hungrig nach Hause zu gehen, schließlich hätte ich nach einigen Stunden zurückkehren müssen, aber man konnte es auch als Fortschritt ansehen: Meine Angst war mittlerweile größer als mein Durst, so dass ich, wenn ich wollte, die Jagd um ein paar Stunden verschieben konnte, zumindest vermutete ich das. Denn im Moment wollte ich einfach nur zu Edward.
Während sich die Erinnerungen in rasender Geschwindigkeit in meinem Kopf abspielten, fiel mir auf, dass ihre Körper nicht nur sehr groß, sondern auch steinhart gewesen waren. Was waren diese Geschöpfe? Es konnten unmöglich gewöhnliche Tiere gewesen sein, aber sie waren lebendig, einer hatte geblutet, warm und pulsierend war das Blut aus der Wunde und über meine Hand gelaufen. Noch immer konnte ich es auf meiner linken Hand spüren.
In dem Augenblick, als ich die Fährte aufnahm und meine Lunge sich mit der eiskalten Luft füllte, versuchten meine Instinkte abermals die Kontrolle über Körper und Geist zu übernehmen. Es gelang ihnen bereits seit einiger Zeit nicht mehr, lange war es her, dass mich dieses Gefühl vollständig eingenommen hatte. Mittlerweile fühlte ich mich nicht mehr ganz so miserabel, wenn ich jagen ging; anders als am Anfang, als das Tier in mir wütete und ich von schrecklichen Schmerzen geplagt wurde, breitete sich jetzt nur etwas Unangenehmes in mir aus. Das konnte ich leichter unterdrücken, womit auch der Grund für meine am Anfang fehlende Konzentration fast gänzlich beseitigt war. In den ersten Wochen hatte ich nämlich meine Probleme damit gehabt, mich auf einen Bären, wahlweise auch Wolf oder Luchs einzuschränken. Ich konnte mich zwar nicht losreißen, war ich einem Opfer schon zu nahe gekommen, aber alles in mir schrie trotzdem danach, noch mehr zu erlegen, was dazu führte, dass ich innerlich zerrissen wurde und nicht zu einer gewissen Ruhe kam, die aber für den Genuss von enormer Bedeutung war, denn ich musste mich spüren, um alles mitzubekommen. Der Begriff „Genuss” mochte in diesem Zusammenhang für Menschen vielleicht seltsam, wenn nicht makaber klingen, doch tatsächlich war es ein essenzieller Teil der Jagd, die eigentlich nur dazu diente, diesen Durst zu stillen. Aber seltsamerweise betraf dieses Verlangen anfangs, wie ich feststellen musste, nicht nur meinen Körper; durch sein riesiges Ausmaß weitete es sich aus und so musste ich – angewidert – den Schluss ziehen, dass ich ein geringes Maß an…Freude dabei empfinden musste. Danach ging es mir wirklich viel besser und ich war bald imstande, fast eine ganze Woche ohne frisches Blut durchzustehen, auch wenn ich gegen Ende den Hang hatte, ziemlich zickig zu werden.
Meine schlechte Laune ließ ich zu meinem Leidwesen oft an Edward aus, der trotzdem immer bei mir blieb und alles gelassen nahm, was mit meiner Persönlichkeit und den Gewohnheiten der alten Bella zusammenhing. Sonst sah das nämlich anders aus. Wir waren uns in den letzten Wochen sehr nahe gekommen, was seltsam war, weil ich immer geglaubt hatte, unsere Verbundenheit ließe sich nicht weiter vertiefen. Nun aber konnte ich wortwörtlich nachfühlen, wie es ihm ging. Ich wünschte, meine Fähigkeiten wären bei den ursprünglichen geblieben, durch die ich, wenn ich mich auf das Gesicht eines Vampirs konzentrierte, dessen Kräfte anwenden konnte. Es hatte mich am Anfang viel viel Kraft und Anstrengung gekostet, doch mittlerweile funktionierte es fast perfekt, bis auf die Tatsache, dass ich es meist nicht schaffte, über längere Zeit hinweg all meine Gedanken auf einen Menschen zu richten. Jedoch blieb mir keine Zeit, mich mit meiner Fähigkeit abzufinden, da ich bald bemerkte, dass ich seltsame Dinge fühlte, Emotionen, für die eigentlich gar kein Grund bestand. Ich war auf einer Ebene mit Edward verbunden, die mir meiner Meinung nach mehr Schmerz verursachte, als es je seine Gedanken hätten tun können. Ich war nämlich merkwürdigerweise nicht in der Lage, seine Kräfte zu kopieren, als wollten höhere Mächte ein Gleichgewicht beibehalten und mir nicht erlauben, seine Gedanken zu lesen. Stattdessen war ich gezwungen, seine Gefühle zu kennen, und somit jedes Mal aufs neue diese Schuldgefühle zu spüren, wenn er in meine schwarzen Augen sah, die Zweifel, die er ständig hegte, den Schmerz, wenn es mir schlecht ging, die Ungewissheit, ob seine Anwesenheit durch seine Gefühle nicht zusätzliches Leid verursachte.
Aber das war nicht der Fall. So sehr es auch schmerzte, all diesen Kummer, den ich ihm bereitete, zu fühlen, gab es doch eine Sache, die ich nun nie wieder hergeben wollte.
Durch meine Fähigkeit konnte ich seine Liebe spüren. Sie war stetig, immer da, wurde nie von etwas anderem überschattet und hatte eine andere Farbe, als seine Liebe zu seiner Familie. Ich hatte mir angewöhnt, Emotionen durch Farben zu charakterisieren. Schwarz bedeutete in meinen Augen tiefsten Schmerz, Weiß verband ich mit Liebe, doch das, was zwischen uns war, erinnerte mich oft an einen Goldton, ähnlich seinen Augen. Dieses Gefühl war das Mächtigste, das Vollkommenste und das Schönste, was ich je erlebt hatte. Wann immer es mir schlecht ging, konnte ich es tief in meinem Herzen spüren und es wärmte mich, hielt mich am Leben, zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht, half mir alles durchzustehen. Ich hätte es niemals zugegeben, aber jedesmal, wenn ich mich darauf konzentrierte, was zu einer meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen geworden war, hätte ich weinen können vor Glück.
Heute half es mir wieder einmal in einer ganz besonderen Form, lenkte mich davon ab, was aus mir geworden war, während ich in der Ferne, bestimmt drei Kilometer von mir entfernt, drei schwarze Punkte sah. Es waren Wölfe.
Ich beschleunigte und rannte, in Gedanken bei Edwards Armen, in denen ich bereits in einer halben Stunde liegen würde.
Wenige Minuten später war ich auf dem Weg nach Hause und lief um mein Leben. Ich atmete nicht. Meine Augen waren vor Angst weit aufgerissen und brannten im kalten Wind, was ich aber nur ganz schwach wahrnahm. Ich durchsuchte meine Erinnerungen nach Dingen, die meine neue Familie mir beigebracht hatte, aber ich fand keine Erklärung, nichts, was mich ein bisschen beruhigt hätte.
Ich hatte mir die falschen Opfer ausgesucht.
Schon bevor ich losgelaufen war, war mir ihre ungewöhnliche Größe aufgefallen und dass sie nicht auf herkömmliche Art miteinander kommunizierten. Seltsamerweise schien die Körpersprache gänzlich zu fehlen, aber sie bewegten sich wie eine Einheit, als hätten sie einen übernatürlichen Draht zueinander.
Irgendetwas in mir hatte mir gesagt, ich solle umkehren, aber es war einfach nicht möglich gewesen, stehen zu bleiben, widerstandlos hatte ich mich von dem Monster in meinem Inneren mitreißen lassen. Das allein hatte mir schon Angst gemacht, ich hatte entdecken müssen, dass ich meinen Instinkten doch nicht so weit trotzen konnte, wie ich gedacht hatte. Aber als ich mich den Wölfen näherte, schlug mir ein Geruch entgegen, der mir im ersten Moment völlig den Atem raubte; noch nie hatte ich etwas derart Ekelhaftes gerochen. Ich wollte weg von dort, am liebsten zurück nach Hause, auch wenn ich wusste, dass ich unbedingt jagen musste, bevor ich zurückkehrte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte ich fliehen, die Gefahr erkennen, sehen müssen, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war, auf mein Gefühl hören müssen. Doch ich schaffte es nicht.An den Rest erinnerte ich mich bereits jetzt, obwohl so wenig Zeit vergangen war, nur teilweise. Anders als meine sonstigen Opfer hatte ich ihnen nicht sofort das Genick brechen können. Sie waren so unglaublich schnell gewesen, so erfahren und stark, als hätten sie sofort gewusst, was ich war, noch bevor ich in den Angriff übergegangen war. Doch was mich dann wirklich erschreckt hatte, war die Tatsache gewesen, dass sie gekämpft hatten. Sie waren nicht geflohen, sondern hatten mich von allen Seiten angegriffen, mich gebissen und versucht, mich zu überwältigen. Zum ersten Mal hatte ich meine Kräfte ganz entfesseln können, was vermutlich meine Rettung gewesen war. Ich hatte sie von mir geschleudert, war weggelaufen, panisch vor Angst und hoffend, dass sie mich nicht verfolgten. Auf dem Weg hatte ich irgendwo einen kleinen Bären getroffen, also war mein Durst jetzt teilweise gestillt. Wäre mir dieser nicht direkt über den Weg gelaufen, hätte ich mich bestimmt nicht selbständig auf die Suche nach einem neuen Opfer gemacht, so aber konnte ich trotzdem nicht widerstehen. Es wäre natürlich dumm gewesen, hungrig nach Hause zu gehen, schließlich hätte ich nach einigen Stunden zurückkehren müssen, aber man konnte es auch als Fortschritt ansehen: Meine Angst war mittlerweile größer als mein Durst, so dass ich, wenn ich wollte, die Jagd um ein paar Stunden verschieben konnte, zumindest vermutete ich das. Denn im Moment wollte ich einfach nur zu Edward.
Während sich die Erinnerungen in rasender Geschwindigkeit in meinem Kopf abspielten, fiel mir auf, dass ihre Körper nicht nur sehr groß, sondern auch steinhart gewesen waren. Was waren diese Geschöpfe? Es konnten unmöglich gewöhnliche Tiere gewesen sein, aber sie waren lebendig, einer hatte geblutet, warm und pulsierend war das Blut aus der Wunde und über meine Hand gelaufen. Noch immer konnte ich es auf meiner linken Hand spüren.
Gast- Gast
Re: Times change
Ich besaß keins mehr, genauso wenig wie Körperwärme und Tränen. Letzteres machte mir sehr zu schaffen, obwohl ich anderen gegenüber meist wenig Gefühle gezeigt hatte, war ich innerlich nie stark gewesen, hatte vieles alleine, durch Weinen verarbeitet. In letzter Zeit wäre da so vieles gewesen, das dadurch hätte erleichtert werden können, aber so sehr ich anfangs versucht hatte, meinen trockenen Augen einen Tropfen zu entlocken, sie fingen nur an zu schmerzen und ich musste mich daran gewöhnen, alles innerlich geschehen zu lassen. Es war schrecklich, Reden half nur selten, da konnte man sich nicht einfach hingeben, man musste versuchen, alles richtig zu formulieren, um nicht falsch verstanden zu werden, musste nach Wörtern suchen, die seinen Gefühlen Ausdruck verliehen, konnte nicht einfach nur schluchzen, was meist alles sagte.
Jedesmal, wenn ich traurig war und es still ertragen musste, ließ mich das noch mehr verzweifeln und in depressive Phasen fallen, in denen ich tagelang im Bett lag und nachdachte. Es lief jedesmal ähnlich ab. Manchmal ertrank ich anfangs förmlich in Selbstmitleid, ein andermal wollte ich unbedingt etwas Nützliches tun, fand aber tief in mir nicht den Willen aufzustehen. Solange ich es ihm erlaubte, lag Edward Tag um Tag an meiner Seite, ohne aufzustehen, einfach nur meine Hand haltend und wartend. Irgendwann brach es aber aus mir heraus und ich schrie ihn an, brüllte für alle im Haus hörbar, dass ich nicht das sein wollte, was ich war, dass ich nicht so sein wollte, wie er. Ich saß allein in einer Ecke und murmelte, ohne von meiner Umwelt viel mitzubekommen, dass ich nicht ewig leben wollte, nicht so. Ich machte ihm Vorwürfe, fragte ihn, wie das alles nur passieren konnte und warum er es jetzt nicht ungeschehen machen könne. Wütend warf ich ihm vor, dass er mich alleine mit Jasper und Alice hat nach Phoenix fahren lassen. Die Gerechtigkeit der Welt in Frage stellend, weinte ich und sprach aus, was ich dachte: Dass das nicht fair war, weil ich niemandem etwas getan hatte. Meistens endeten die Gefühlsausbrüche damit, dass ich ihm die Schuld an dem Geschehenen gab, während meine Kräfte mich verließen und ich begann, einem Häufchen Elend zu ähneln. An diesem Punkt angelangt, brach ich meist endgültig zusammen und begann, ihn um Verzeihung zu bitten, ihn anzuflehen und ihm zu versprechen, dass so etwas nie wieder vorkomme. Ich würde mir die Dinge, die ich zu ihm gesagt hatte, nie vergeben können, selbst wenn wir beide ewig leben würden, war es einfach nicht zu entschuldigen, dass ich so schwach war und ihn dadurch verletzte.
Mein Gehirn raste und ich fühlte mich plötzlich noch kälter und noch lebloser, wie immer, wenn mich etwas an mein Leben erinnerte. Inzwischen war ich vor dem Haus angekommen, dem großen Anwesen, das die Cullens hier so nahe an der Arktis erworben hatten. Ich blieb stehen und versuchte, mich zu beruhigen, aber nach fünf Sekunden riss jemand die Tür auf.
Es war Jasper. Entgeistert starrte er mich an, er lief zu mir und hielt mich an den Schultern fest. Entsetzen war in sein Gesicht geschrieben.
„Bella…Bella…Bella!”, rief er, als ich ihn mit leeren Augen anstarrte. „Was ist passiert? Mein Gott, was ist geschehen?” Er schüttelte mich, da ich den Mund noch immer nicht aufbekam. „Was ist los, Bella?”, fragte er mich noch einmal, ein bisschen ruhiger, und ich spürte, wie er seine Kräfte auf mich einwirken ließ. Schlagartig breitete sich eine gewisse Ruhe in mir aus und mein Atem setzte wieder ein. Es war angenehm, wie die Kälte in meine Lunge drang und sie ausfüllte. Als ich ausatmete, entstanden keine Luftwolken, die Luft war genauso kühl und sauerstoffreich wie davor.
Jasper wiederholte seine Fragen abermals. Durchdringend sah er mich mit braunen Augen an. In schätzungsweise fünf Tagen würde er wieder auf die Jagd gehen. Hatten meine diese Farbe angenommen, blieben mir höchstens 24 Stunden.
„Es war schrecklich, Jasper. Ich muss mit Edward sprechen, tut mir Leid. Ich kann mit dir nicht sprechen. Ich brauche Edward.” Meine Stimme wurde zunehmend lauter und ich ertappte mich dabei, fast zu kreischen. Anscheinend saß der Schrecken zu tief, als dass Jasper ihn ganz hätte bekämpfen können.
„Natürlich. Er ist in eurem Zimmer und wartet wie immer nur auf deine Wiederkehr.” Er verstand mich, aber ganz konnte er seine Besorgnis nicht unterdrücken.
Ich sagte nicht einmal „Danke”, sondern eilte so schnell, dass meine Umgebung verschwamm, zu meinem Freund. Die Aussicht, bald wieder bei ihm zu sein, ließ mich meine Umgebung immer noch oft vergessen, obwohl wir mittlerweile fast 24 Stunden täglich miteinander verbrachten. Ich vermutete, dass ich mein Glück, ihn zu haben, nie als selbstverständlich ansehen würde und das war auch gut so. Ich wollte nicht auf diese Schmetterlinge im Bauch verzichten, wollte nicht, dass sich so etwas wie Routine einstellte, viel zu gerne benahm ich mich weiterhin wie ein ganz normaler, verliebter Teenager. Vor allem, seit ich das nicht mehr war.
Als ich die Tür schwungvoll öffnete, fiel ich direkt in seine Arme, als hätte er geahnt, dass ich gleich ins Zimmer stürzen würde.
„Was ist los?”
Er war sehr besorgt und erschrocken über meine Verfassung. Das Gold durchströmte ihn immer noch. Irgendwie erleichtert und gleichzeitig amüsiert über meine Überraschung, verzog sich mein Mund zu dem Hauch eines Lächelns.
Jetzt war er komplett verwirrt und sah mich fragend an.
„Tut mir Leid, dass ich immer so kompliziert bin. Ich fühle nur, dass du mich liebst.”
Er verdrehte die Augen und murmelte ein sarkastisches „Ach was”, doch seine Hände umschlossen meine Taille ein wenig fester.
„Irgendetwas ist geschehen, Bella. Erzähl’s mir, bitte.”
Meine Augen weiteten sich und ich schluckte, was sich in letzer Zeit aufgrund meiner fehlenden Körperflüssigkeiten sehr unangenehm anfühlte, aber ich vergaß es oft. Meine Gedanken kreisten darum, wie ich es ihm am besten beibrachte. Ich durfte die ganze Geschichte nicht so beängstigend erzählen, wie es sich tatsächlich zugetragen hatte, aber verharmlosen wollte ich sie auch nicht, denn erstens würde er sie mir dann nicht glauben und zweitens war ich mir sicher, dass er mir bezüglich dieser Wölfe etwas verschwiegen hatte. Er musste doch von ihnen wissen.
Meine Finger spielte mit einer seiner bronzenen Haarsträhnen.
„Setzen wir uns, okay?”
Er nickte und ließ mich los, damit wir zu dem großen Doppelbett gehen konnten. Er setzte sich auf die Kante, doch ich hatte definitiv vor, länger im Bett zu bleiben, deswegen setzte ich mich in die Mitte, woraufhin er es mir natürlich gleichtat. Ich nahm seine Hände.
„Sei nicht böse okay?”
Verunsichert schüttelte er den Kopf. Seine Gefühle spielten gerade verrückt, ich konnte nicht viel ausmachen, außer vielleicht die Tatsache, dass er sich langsam ernsthaft Sorgen machte. Vielleicht hätte ich die Sache nicht so herauszögern sollen.
„Ich hab in der Ferne, einige Kilometer entfernt, ein kleines Rudel Wölfe gesehen, sie waren zu dritt. Ich wollte einen erlegen und die anderen in die Flucht schlagen, das klingt logisch oder?” Ich wollte nicht, dass er an meiner Zurechnungsfähigkeit zweifelte, nur weil einmal etwas passiert war. Dann würde er ziemlich sicher darauf bestehen, mich bei der Jagd zu begleiten, was ich aber hasste, weil ich mich schämte, selbst wenn ich wusste, dass er dasselbe fühlte. „Als ich auf sie zurannte, fiel mir etwas auf: Alle waren ungewöhnlich groß, was aber nicht schlimm war, schließlich hätte es mehr Beute bedeutet und da es nur drei waren, dachte ich, ich könnte sie leicht in die Flucht schlagen. Es waren ja nur Wölfe.”
Ich holte Luft.
„Ich weiß nicht, ob es wirklich Wölfe waren. Sie hatten einen beißenden Geruch und wehrten sich gegen meine Angriffe, haben mich auch gebissen, aber schließlich konnte ich ihnen entkommen. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, ich war so außer mir, dass ich mich an fast nichts mehr erinnern kann. Ihre Haut war fast so steinhart wie die unsere, das weiß ich noch, aber sie bluteten, als ich sie angriff.”
Die ganze Zeit hatte ich auf seine Hände gestarrt, aber ich musste sein Gesicht nicht sehen um zu wissen, was er dachte. Gefühle sagten mir mehr als Worte. Je länger ich erzählt hatte, desto mehr hatten sich seine Hände verkrampft und er spürte eine Mischung aus Entsetzen und Schuldgefühlen. Ich blickte auf und sah ihn an.
Seine Augen verrieten nichts, aber sein Gesichtsausdruck war ungläubig.
„Du bist…Werwölfen begegnet?!”
„Also, ich weiß nicht, Edward…was?” Ich glaubte, mich verhört zu haben. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Werwölfe waren doch nicht echt. Zugegeben, theoretisch waren Vampire auch nicht echt, aber…Nein, das konnte einfach nicht sein.
„Ich fasse es nicht! Da lasse ich dich nach ein paar Wochen alleine auf die Jagd und du begegnest unseren größten Feinden! Ich wusste schon immer, irgendwann würde etwas passieren und siehe da, du suchst dir ausgerechnet drei Werwölfe aus! Nur weil ich dich alleine habe gehen lassen und dir nicht mal etwas von der Existenz der Werwölfe erzählt habe.”
Verzweifelt und wütend sprang er auf und eilte Richtung Tür.
„Edward!”, rief ich ihm nach. „Warte doch!”
Er blieb tatsächlich stehen und wartete, bis ich aufgestanden war und bei ihm war. Ich versuchte, ihn zurück ins Bett zu ziehen. Seit meiner Verwandlung gelang mir das seltsamerweise. Ich war viel stärker als alle hier im Haus. Ich hatte mehr Kraft in mir als Emmett, was ich zwar noch nicht erlebt hatte, aber Carlisle hatte es in seiner kurzen Aufklärungsrede über das Vampirdasein erwähnt. Ich wunderte mich, dass ich trotz meines damaligen Zustandes etwas davon mitgekriegt hatte.
„Wo willst du hin, Edward?”
„Zu den anderen. Sie müssen das erfahren. Und dann müssen wir dich über ein paar weitere Dinge aufklären. Es gibt viele Sachen, die du nicht weißt, von denen ich aber bislang nicht dachte, dass sie wichtig für dich wären. Wie ich sehe, liegen die Dinge anders, und wäre ich etwas vorausschauender gewesen, dann wäre mir das schon früher eingefallen und du hättest dich nicht in Gefahr begeben.”
„Schsch.” Ich legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Sei still und mach dir keine Vorwürfe. Wegen meiner Verfassung hättest du sowieso nicht viel Zeit gehabt, mir irgendetwas zu erklären, die Hälfte meiner Zeit war ich auf der Jagd und die andere Hälfte hab ich damit verbracht, depressiv zu werden und dich von Zeit zu Zeit anzuschreien. Es tut mir Leid. Es ist nicht deine Schuld.”
Er schwieg und sah mich lange an. Er hatte ständig Angst um mich, aber jetzt schien sie fast zu überwiegen. Nur fast, aber dennoch war mir das zu viel, ich konnte es nicht ertragen, ihn leiden zu sehen. So wie es aussah, hatte er Angst um mich. Sehr große Angst sogar. Aber das musste warten, denn glücklicherweise war Edward doch nur ein Mann und diese Tatsache würde ich jetzt nutzen, um ihn auf andere, schöne Gedanken zu bringen.
Ich ging rückwärts und ließ mich auf das Bett fallen, aber währenddessen ließ ich seine Hand nicht los, sondern zog ihn mit. Er hatte keine Chance gegen meine Kraft und ich musste grinsen. Ich lag jetzt auf dem Rücken und er war halb über mir und hob seine rechte Augenbraue zweifelnd.
Ich kicherte. „Ja, das ist gerade der richtige Zeitpunkt, Edward.”
Ergeben beugte er sich über mich, seine Lippen näherten sich meinen und ich öffnete leicht den Mund, worauf er den Kopf wegdrehte.
„Du glaubst wirklich, ich wäre so leicht zu überzeugen? Du kannst deinen Spaß später haben, aber jetzt gibt es Wichtigeres. Später lese ich dir jeden Wunsch von den Lippen ab, ich versprech’s dir.”
Traurig biss ich mir auf die Unterlippe
„Willst du denn nicht, dass ich glücklich bin?” Es fiel mir in letzter Zeit nicht mehr schwer, verführerisch zu wirken. Früher hatte mich meistens mein Hang zum Erröten daran gehindert, aber dieses Problem war mittlerweile nicht mehr vorhanden. Das Einzige, das mir Schwierigkeiten bereitete, war, nicht laut loszulachen bei solchen Aktionen, da ich sie in der Regel unheimlich komisch fand. Heute aber schmerzte es mich zu sehen, wie große Sorgen er sich um mich machte und das half mir, ernst zu bleiben.
„Ja, aber-” Er setzte zum Protest an.
„Da hast du’s! Ich wäre unendlich glücklich, wenn du das Theater lassen und einfach mitspielen würdest. Na, wie wäre das?”
Ich spielte mit den Knöpfen auf seinem Hemd, und meine Gedanken wurden jedesmal, wenn ich seine marmorne Haut berührte, etwas durcheinander geschüttelt, ihn aber kümmerte es anscheinend wenig.
„Ja, ich will, dass du glücklich bist, nichts lieber als das. Nur vielleicht vergisst du, dass manche Leute es als Glück empfinden, nicht von einem Werwolf zerrissen zu werden. Ich zum Beispiel. Und dafür werde ich jetzt sorgen, meine Liebe.”
„Du bist so unromantisch, Edward”, seufzte ich theatralisch und machte ein Gesicht als vernachlässigte er mich seit Wochen extrem. Hoffentlich sah es nicht allzu kindisch aus, auch wenn sich meine Reaktionen verändert hatten, peinlich waren mir bestimmte Sachen immer noch. Aber es schien zu wirken, denn sein Gesichtsausdruck wurde etwas nachgiebiger; möglicherweise war er zu einem Kompromiss bereit.
„Okay du kannst einen Kuss bekommen, bevor wir runtergehen.” Innerlich malte ich mir schon aus, wie es sein würde, seine Lippen auf meinen zu spüren, aber noch bevor ich mich darin verlieren konnte, erinnerte ich mich daran, dass Edward wahrscheinlich auch halbminütige Küsse als einen Kuss ansah.
„Drei.” Ich klimperte mit den Wimpern und kam mir wie eine Idiotin vor, aber ich musste mir eingestehen, dass ich noch viel mehr getan hätte, um ihn zu überzeugen.
„Ich bleib bei meinem Angebot.”
„Zwei?”
Er öffnete den Mund, wahrscheinlich um seinen vorangegangenen Satz zu wiederholen, aber ich konnte seinen Atem spüren, der mich schließlich dazu veranlasste, nicht aufzugeben.
„Bitte, bitte, bitte, bitte?”
„Okay, wenn du unbedingt möchtest”, lachte er jetzt. Ich war glücklich. Es war nicht leicht gewesen, aber sein Lachen war echt und das war das Wichtigste. Leider war Edward in mancher Hinsicht immer noch genauso, wie er vor meiner Verwandlung gewesen war, aber mein heutiges Ziel war erst einmal, ihn ein bisschen glücklicher zu machen. Und ich wusste, dass es ihm Spaß machte, mich zu küssen, wenn ich ihn erstmal dazu überreden konnte. Er hatte meiner Meinung nach die falschen Prioritäten. Natürlich waren auch für mich nicht seine Küsse das Schönste an unserer Beziehung, aber sie kamen nahe ran.
Dann konnte ich nicht länger rational denken, weil sich unsere Lippen berührten, ich meine Augen schloss und mein Gehirn aussetzte. Ich begann in seinen Haaren zu wühlen und seinen Geruch einzuatmen, während er mich mit seinen starken Armen an sich zog und ich fühlte, wie er sich langsam entspannte.
Früher hatte ich immer Probleme damit gehabt, dass ich vergessen hatte zu atmen. Nun, das passierte mir immer noch, der Unterschied war nur, dass es jetzt keine besonderen Auswirkungen mehr hatte. Ich hatte mir angewöhnt, das Atmen kurz abzustellen, denn durch gewisse andere Gefühle blieb das Unangenehme aus und außerdem waren mir so praktisch keine Grenzen gesetzt. Außer Edwards teilweise nervige Logik.
Ich beschloss, die Zeit, die mir mit ihm alleine blieb, bevor ich mich dem stellen musste, was mich unten erwartete, voll auszukosten und konzentrierte mich auf dieses herrliche Gold, worauf mein Verstand komplett aufgab.
Jedesmal, wenn ich traurig war und es still ertragen musste, ließ mich das noch mehr verzweifeln und in depressive Phasen fallen, in denen ich tagelang im Bett lag und nachdachte. Es lief jedesmal ähnlich ab. Manchmal ertrank ich anfangs förmlich in Selbstmitleid, ein andermal wollte ich unbedingt etwas Nützliches tun, fand aber tief in mir nicht den Willen aufzustehen. Solange ich es ihm erlaubte, lag Edward Tag um Tag an meiner Seite, ohne aufzustehen, einfach nur meine Hand haltend und wartend. Irgendwann brach es aber aus mir heraus und ich schrie ihn an, brüllte für alle im Haus hörbar, dass ich nicht das sein wollte, was ich war, dass ich nicht so sein wollte, wie er. Ich saß allein in einer Ecke und murmelte, ohne von meiner Umwelt viel mitzubekommen, dass ich nicht ewig leben wollte, nicht so. Ich machte ihm Vorwürfe, fragte ihn, wie das alles nur passieren konnte und warum er es jetzt nicht ungeschehen machen könne. Wütend warf ich ihm vor, dass er mich alleine mit Jasper und Alice hat nach Phoenix fahren lassen. Die Gerechtigkeit der Welt in Frage stellend, weinte ich und sprach aus, was ich dachte: Dass das nicht fair war, weil ich niemandem etwas getan hatte. Meistens endeten die Gefühlsausbrüche damit, dass ich ihm die Schuld an dem Geschehenen gab, während meine Kräfte mich verließen und ich begann, einem Häufchen Elend zu ähneln. An diesem Punkt angelangt, brach ich meist endgültig zusammen und begann, ihn um Verzeihung zu bitten, ihn anzuflehen und ihm zu versprechen, dass so etwas nie wieder vorkomme. Ich würde mir die Dinge, die ich zu ihm gesagt hatte, nie vergeben können, selbst wenn wir beide ewig leben würden, war es einfach nicht zu entschuldigen, dass ich so schwach war und ihn dadurch verletzte.
Mein Gehirn raste und ich fühlte mich plötzlich noch kälter und noch lebloser, wie immer, wenn mich etwas an mein Leben erinnerte. Inzwischen war ich vor dem Haus angekommen, dem großen Anwesen, das die Cullens hier so nahe an der Arktis erworben hatten. Ich blieb stehen und versuchte, mich zu beruhigen, aber nach fünf Sekunden riss jemand die Tür auf.
Es war Jasper. Entgeistert starrte er mich an, er lief zu mir und hielt mich an den Schultern fest. Entsetzen war in sein Gesicht geschrieben.
„Bella…Bella…Bella!”, rief er, als ich ihn mit leeren Augen anstarrte. „Was ist passiert? Mein Gott, was ist geschehen?” Er schüttelte mich, da ich den Mund noch immer nicht aufbekam. „Was ist los, Bella?”, fragte er mich noch einmal, ein bisschen ruhiger, und ich spürte, wie er seine Kräfte auf mich einwirken ließ. Schlagartig breitete sich eine gewisse Ruhe in mir aus und mein Atem setzte wieder ein. Es war angenehm, wie die Kälte in meine Lunge drang und sie ausfüllte. Als ich ausatmete, entstanden keine Luftwolken, die Luft war genauso kühl und sauerstoffreich wie davor.
Jasper wiederholte seine Fragen abermals. Durchdringend sah er mich mit braunen Augen an. In schätzungsweise fünf Tagen würde er wieder auf die Jagd gehen. Hatten meine diese Farbe angenommen, blieben mir höchstens 24 Stunden.
„Es war schrecklich, Jasper. Ich muss mit Edward sprechen, tut mir Leid. Ich kann mit dir nicht sprechen. Ich brauche Edward.” Meine Stimme wurde zunehmend lauter und ich ertappte mich dabei, fast zu kreischen. Anscheinend saß der Schrecken zu tief, als dass Jasper ihn ganz hätte bekämpfen können.
„Natürlich. Er ist in eurem Zimmer und wartet wie immer nur auf deine Wiederkehr.” Er verstand mich, aber ganz konnte er seine Besorgnis nicht unterdrücken.
Ich sagte nicht einmal „Danke”, sondern eilte so schnell, dass meine Umgebung verschwamm, zu meinem Freund. Die Aussicht, bald wieder bei ihm zu sein, ließ mich meine Umgebung immer noch oft vergessen, obwohl wir mittlerweile fast 24 Stunden täglich miteinander verbrachten. Ich vermutete, dass ich mein Glück, ihn zu haben, nie als selbstverständlich ansehen würde und das war auch gut so. Ich wollte nicht auf diese Schmetterlinge im Bauch verzichten, wollte nicht, dass sich so etwas wie Routine einstellte, viel zu gerne benahm ich mich weiterhin wie ein ganz normaler, verliebter Teenager. Vor allem, seit ich das nicht mehr war.
Als ich die Tür schwungvoll öffnete, fiel ich direkt in seine Arme, als hätte er geahnt, dass ich gleich ins Zimmer stürzen würde.
„Was ist los?”
Er war sehr besorgt und erschrocken über meine Verfassung. Das Gold durchströmte ihn immer noch. Irgendwie erleichtert und gleichzeitig amüsiert über meine Überraschung, verzog sich mein Mund zu dem Hauch eines Lächelns.
Jetzt war er komplett verwirrt und sah mich fragend an.
„Tut mir Leid, dass ich immer so kompliziert bin. Ich fühle nur, dass du mich liebst.”
Er verdrehte die Augen und murmelte ein sarkastisches „Ach was”, doch seine Hände umschlossen meine Taille ein wenig fester.
„Irgendetwas ist geschehen, Bella. Erzähl’s mir, bitte.”
Meine Augen weiteten sich und ich schluckte, was sich in letzer Zeit aufgrund meiner fehlenden Körperflüssigkeiten sehr unangenehm anfühlte, aber ich vergaß es oft. Meine Gedanken kreisten darum, wie ich es ihm am besten beibrachte. Ich durfte die ganze Geschichte nicht so beängstigend erzählen, wie es sich tatsächlich zugetragen hatte, aber verharmlosen wollte ich sie auch nicht, denn erstens würde er sie mir dann nicht glauben und zweitens war ich mir sicher, dass er mir bezüglich dieser Wölfe etwas verschwiegen hatte. Er musste doch von ihnen wissen.
Meine Finger spielte mit einer seiner bronzenen Haarsträhnen.
„Setzen wir uns, okay?”
Er nickte und ließ mich los, damit wir zu dem großen Doppelbett gehen konnten. Er setzte sich auf die Kante, doch ich hatte definitiv vor, länger im Bett zu bleiben, deswegen setzte ich mich in die Mitte, woraufhin er es mir natürlich gleichtat. Ich nahm seine Hände.
„Sei nicht böse okay?”
Verunsichert schüttelte er den Kopf. Seine Gefühle spielten gerade verrückt, ich konnte nicht viel ausmachen, außer vielleicht die Tatsache, dass er sich langsam ernsthaft Sorgen machte. Vielleicht hätte ich die Sache nicht so herauszögern sollen.
„Ich hab in der Ferne, einige Kilometer entfernt, ein kleines Rudel Wölfe gesehen, sie waren zu dritt. Ich wollte einen erlegen und die anderen in die Flucht schlagen, das klingt logisch oder?” Ich wollte nicht, dass er an meiner Zurechnungsfähigkeit zweifelte, nur weil einmal etwas passiert war. Dann würde er ziemlich sicher darauf bestehen, mich bei der Jagd zu begleiten, was ich aber hasste, weil ich mich schämte, selbst wenn ich wusste, dass er dasselbe fühlte. „Als ich auf sie zurannte, fiel mir etwas auf: Alle waren ungewöhnlich groß, was aber nicht schlimm war, schließlich hätte es mehr Beute bedeutet und da es nur drei waren, dachte ich, ich könnte sie leicht in die Flucht schlagen. Es waren ja nur Wölfe.”
Ich holte Luft.
„Ich weiß nicht, ob es wirklich Wölfe waren. Sie hatten einen beißenden Geruch und wehrten sich gegen meine Angriffe, haben mich auch gebissen, aber schließlich konnte ich ihnen entkommen. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, ich war so außer mir, dass ich mich an fast nichts mehr erinnern kann. Ihre Haut war fast so steinhart wie die unsere, das weiß ich noch, aber sie bluteten, als ich sie angriff.”
Die ganze Zeit hatte ich auf seine Hände gestarrt, aber ich musste sein Gesicht nicht sehen um zu wissen, was er dachte. Gefühle sagten mir mehr als Worte. Je länger ich erzählt hatte, desto mehr hatten sich seine Hände verkrampft und er spürte eine Mischung aus Entsetzen und Schuldgefühlen. Ich blickte auf und sah ihn an.
Seine Augen verrieten nichts, aber sein Gesichtsausdruck war ungläubig.
„Du bist…Werwölfen begegnet?!”
„Also, ich weiß nicht, Edward…was?” Ich glaubte, mich verhört zu haben. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Werwölfe waren doch nicht echt. Zugegeben, theoretisch waren Vampire auch nicht echt, aber…Nein, das konnte einfach nicht sein.
„Ich fasse es nicht! Da lasse ich dich nach ein paar Wochen alleine auf die Jagd und du begegnest unseren größten Feinden! Ich wusste schon immer, irgendwann würde etwas passieren und siehe da, du suchst dir ausgerechnet drei Werwölfe aus! Nur weil ich dich alleine habe gehen lassen und dir nicht mal etwas von der Existenz der Werwölfe erzählt habe.”
Verzweifelt und wütend sprang er auf und eilte Richtung Tür.
„Edward!”, rief ich ihm nach. „Warte doch!”
Er blieb tatsächlich stehen und wartete, bis ich aufgestanden war und bei ihm war. Ich versuchte, ihn zurück ins Bett zu ziehen. Seit meiner Verwandlung gelang mir das seltsamerweise. Ich war viel stärker als alle hier im Haus. Ich hatte mehr Kraft in mir als Emmett, was ich zwar noch nicht erlebt hatte, aber Carlisle hatte es in seiner kurzen Aufklärungsrede über das Vampirdasein erwähnt. Ich wunderte mich, dass ich trotz meines damaligen Zustandes etwas davon mitgekriegt hatte.
„Wo willst du hin, Edward?”
„Zu den anderen. Sie müssen das erfahren. Und dann müssen wir dich über ein paar weitere Dinge aufklären. Es gibt viele Sachen, die du nicht weißt, von denen ich aber bislang nicht dachte, dass sie wichtig für dich wären. Wie ich sehe, liegen die Dinge anders, und wäre ich etwas vorausschauender gewesen, dann wäre mir das schon früher eingefallen und du hättest dich nicht in Gefahr begeben.”
„Schsch.” Ich legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Sei still und mach dir keine Vorwürfe. Wegen meiner Verfassung hättest du sowieso nicht viel Zeit gehabt, mir irgendetwas zu erklären, die Hälfte meiner Zeit war ich auf der Jagd und die andere Hälfte hab ich damit verbracht, depressiv zu werden und dich von Zeit zu Zeit anzuschreien. Es tut mir Leid. Es ist nicht deine Schuld.”
Er schwieg und sah mich lange an. Er hatte ständig Angst um mich, aber jetzt schien sie fast zu überwiegen. Nur fast, aber dennoch war mir das zu viel, ich konnte es nicht ertragen, ihn leiden zu sehen. So wie es aussah, hatte er Angst um mich. Sehr große Angst sogar. Aber das musste warten, denn glücklicherweise war Edward doch nur ein Mann und diese Tatsache würde ich jetzt nutzen, um ihn auf andere, schöne Gedanken zu bringen.
Ich ging rückwärts und ließ mich auf das Bett fallen, aber währenddessen ließ ich seine Hand nicht los, sondern zog ihn mit. Er hatte keine Chance gegen meine Kraft und ich musste grinsen. Ich lag jetzt auf dem Rücken und er war halb über mir und hob seine rechte Augenbraue zweifelnd.
Ich kicherte. „Ja, das ist gerade der richtige Zeitpunkt, Edward.”
Ergeben beugte er sich über mich, seine Lippen näherten sich meinen und ich öffnete leicht den Mund, worauf er den Kopf wegdrehte.
„Du glaubst wirklich, ich wäre so leicht zu überzeugen? Du kannst deinen Spaß später haben, aber jetzt gibt es Wichtigeres. Später lese ich dir jeden Wunsch von den Lippen ab, ich versprech’s dir.”
Traurig biss ich mir auf die Unterlippe
„Willst du denn nicht, dass ich glücklich bin?” Es fiel mir in letzter Zeit nicht mehr schwer, verführerisch zu wirken. Früher hatte mich meistens mein Hang zum Erröten daran gehindert, aber dieses Problem war mittlerweile nicht mehr vorhanden. Das Einzige, das mir Schwierigkeiten bereitete, war, nicht laut loszulachen bei solchen Aktionen, da ich sie in der Regel unheimlich komisch fand. Heute aber schmerzte es mich zu sehen, wie große Sorgen er sich um mich machte und das half mir, ernst zu bleiben.
„Ja, aber-” Er setzte zum Protest an.
„Da hast du’s! Ich wäre unendlich glücklich, wenn du das Theater lassen und einfach mitspielen würdest. Na, wie wäre das?”
Ich spielte mit den Knöpfen auf seinem Hemd, und meine Gedanken wurden jedesmal, wenn ich seine marmorne Haut berührte, etwas durcheinander geschüttelt, ihn aber kümmerte es anscheinend wenig.
„Ja, ich will, dass du glücklich bist, nichts lieber als das. Nur vielleicht vergisst du, dass manche Leute es als Glück empfinden, nicht von einem Werwolf zerrissen zu werden. Ich zum Beispiel. Und dafür werde ich jetzt sorgen, meine Liebe.”
„Du bist so unromantisch, Edward”, seufzte ich theatralisch und machte ein Gesicht als vernachlässigte er mich seit Wochen extrem. Hoffentlich sah es nicht allzu kindisch aus, auch wenn sich meine Reaktionen verändert hatten, peinlich waren mir bestimmte Sachen immer noch. Aber es schien zu wirken, denn sein Gesichtsausdruck wurde etwas nachgiebiger; möglicherweise war er zu einem Kompromiss bereit.
„Okay du kannst einen Kuss bekommen, bevor wir runtergehen.” Innerlich malte ich mir schon aus, wie es sein würde, seine Lippen auf meinen zu spüren, aber noch bevor ich mich darin verlieren konnte, erinnerte ich mich daran, dass Edward wahrscheinlich auch halbminütige Küsse als einen Kuss ansah.
„Drei.” Ich klimperte mit den Wimpern und kam mir wie eine Idiotin vor, aber ich musste mir eingestehen, dass ich noch viel mehr getan hätte, um ihn zu überzeugen.
„Ich bleib bei meinem Angebot.”
„Zwei?”
Er öffnete den Mund, wahrscheinlich um seinen vorangegangenen Satz zu wiederholen, aber ich konnte seinen Atem spüren, der mich schließlich dazu veranlasste, nicht aufzugeben.
„Bitte, bitte, bitte, bitte?”
„Okay, wenn du unbedingt möchtest”, lachte er jetzt. Ich war glücklich. Es war nicht leicht gewesen, aber sein Lachen war echt und das war das Wichtigste. Leider war Edward in mancher Hinsicht immer noch genauso, wie er vor meiner Verwandlung gewesen war, aber mein heutiges Ziel war erst einmal, ihn ein bisschen glücklicher zu machen. Und ich wusste, dass es ihm Spaß machte, mich zu küssen, wenn ich ihn erstmal dazu überreden konnte. Er hatte meiner Meinung nach die falschen Prioritäten. Natürlich waren auch für mich nicht seine Küsse das Schönste an unserer Beziehung, aber sie kamen nahe ran.
Dann konnte ich nicht länger rational denken, weil sich unsere Lippen berührten, ich meine Augen schloss und mein Gehirn aussetzte. Ich begann in seinen Haaren zu wühlen und seinen Geruch einzuatmen, während er mich mit seinen starken Armen an sich zog und ich fühlte, wie er sich langsam entspannte.
Früher hatte ich immer Probleme damit gehabt, dass ich vergessen hatte zu atmen. Nun, das passierte mir immer noch, der Unterschied war nur, dass es jetzt keine besonderen Auswirkungen mehr hatte. Ich hatte mir angewöhnt, das Atmen kurz abzustellen, denn durch gewisse andere Gefühle blieb das Unangenehme aus und außerdem waren mir so praktisch keine Grenzen gesetzt. Außer Edwards teilweise nervige Logik.
Ich beschloss, die Zeit, die mir mit ihm alleine blieb, bevor ich mich dem stellen musste, was mich unten erwartete, voll auszukosten und konzentrierte mich auf dieses herrliche Gold, worauf mein Verstand komplett aufgab.
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