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"Wenn die Welt stillsteht" [Ein Oneshot aus der Potter-Welt]

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Beitrag  Bambi Fr 05 Nov 2010, 01:39

Hallo, ihr Lieben!

"Wenn die Welt stillsteht"
Genre: Romanze
Figuren: Ginny Weasley, Harry Potter
Rating: ab 12
Warnungen: Oneshot, Spoiler zu Harry Potter 7

Wie erwacht man an dem Morgen, nachdem Harry Potter die Zaubererwelt gerettet hat? Ginny schlägt nach der Schlacht von Hogwarts die Augen auf und muss sich den Folgen der vergangenen Nacht stellen. Doch das ist so viel einfacher, wenn man man jemanden bei sich hat …


Das ist ein kleines Kapitelchen, das mir in "Deathly Hallows" leider gefehlt hat und eigentlich wollte ich es schon lange schreiben, aber ich bin erst neulich dazu gekommen. Wer andere Sachen von mir gelesen hat, merkt vielleicht, dass ich mit dem Stil ein wenig in eine andere Richtung gegangen bin und ich hoffe, es ist mir trotzdem gelungen.

Natürlich sind die Figuren in dieser Kurzgeschichte nicht meine eigenen, sondern ich leihe sie mir nur von der großartigen JK Rowling und verdiene auch kein Geld damit.

Ich hoffe, ihr habt Spaß beim Lesen und mögt meine Vorstellung davon, wie der Morgen aussieht. Über Kommis im Kommithread freue ich mich natürlich immer ;)

Vielen Dank an meine Jassi fürs Betan und der Hilfe beim Titel! Du bist die Beste! "Wenn die Welt stillsteht" [Ein Oneshot aus der Potter-Welt] 143787

Ganz liebe Grüße,
Bambi


Wenn die Welt stillsteht


Die Welt hatte sich verändert, während sie geschlafen hatte. Warmes Sonnenlicht strömte durch den Spalt zwischen den zugezogenen Vorhängen hinein und tauchte ihre Umgebung in einen fast künstlichen Farbton, der an alte Fotographien erinnerte. In den hellen Strahlen schienen die Staubpartikel einen rhythmischen Tanz aufzuführen, doch konnte Ginny keine bewegenden Klänge hören, denn alles war still. Die Stille war undefinierbar, drückte sie einerseits dumpf nieder wie eine von Mums schweren Decken und gab ihr andererseits ein Gefühl von Geborgenheit. Wie merkwürdig.

Ächzend rollte sie sich von der Seite auf den Rücken. Ihr Körper fühlte sich eigenartig an, als gehörte er gar nicht ihr, vollkommen taub. Während sie langsam zu sich kam und ihre Augen sich an das dämmrige Licht gewöhnten, hob sie die rechte Hand vor ihr Gesicht und bewegte die Finger wellenartig, um zu testen, ob sie ihr gehorchten. Es war eindeutig ihre aufgeschürfte Handfläche. Ein zittriges Lachen entwich ihren Lippen, als ihr klar wurde, was dieses Gefühl auslöste. Geschunden. So fühlte ihr Körper sich an. Wie alles verzehrender Muskelkater, als wollte er sie für die Strapazen der letzten Stunden strafen und sie dazu zwingen, ihn zu schonen.

Als es sich in ihrer Brust schmerzvoll zusammenzog, schloss sie die Lider wieder und nahm einen beruhigenden Atemzug. Nicht daran denken, bitte nicht. Weil ihre Augen zu brennen begannen, öffnete sie sie rasch wieder und blinzelte hektisch. Wenn sie hier liegen blieb, würde sie sich niemals davon abhalten können, wieder abzustürzen. Ihre kreischenden Muskeln ignorierend stemmte sie sich ruckartig auf und stellte fest, dass sie noch die Kleidung des Vortags trug. Schnell wegsehen … Beim Anblick der so vertrauten Vorhänge vor ihr wurde ihr klar, dass sie sich auch noch immer am selben Ort befand und zog diese auf. Im ihr unbekannten Schlafsaal war es so hell, dass sie die Augen zusammenkneifen musste, bis sie etwas erkennen konnte.

Offenbar war sie im Gryffindorturm, denn zwischen den verstreuten Habseligkeiten der Schüler, die noch bis zum gestrigen Tag friedlich hier geschlafen hatten, konnte sie einige rote Krawatten und Bänder erkennen. Sie konnte sich absolut nicht daran erinnern, wie sie hierher gelangt war. Jemand musste ihr die Schuhe ausgezogen haben, denn diese erwarteten sie ordentlich nebeneinander gestellt auf dem Vorleger zu ihrer Linken. Etwas verwirrt schwang sie die Beine aus dem Bett, um ihre Schuhe anzuziehen und sich auf die Suche nach ihrer Familie zu machen. Ihre Jeans war in einem genau so armseligen Zustand wie sie selbst, überall Flecken in verschiedenen Grün- und Brauntönen, hier und da Risse, die den Blick auf wunde Haut freigaben. Als sie nach ihren Schuhen angelte, fiel ihr Blick auf ein leuchtendes Grün.

In der Bewegung inne haltend starrte sie auf den Farbfleck, der so nah vor ihr in der Luft schwebte, dass sie ihn mit dem ausgestreckten Arm hätte erreichen können. Sie war gar nicht allein in diesem Schlafsaal. Mit leichter Unruhe im Magen wandte sie den Kopf um, doch alle anderen Betten waren leer. Ihr Blick kehrte zu der hellgrünen Socke zurück, die zwischen den Vorhängen des Nebenbettes hervor schaute; jemand schlief hinter dem dunklen Stoff. Selbst noch in Strümpfen tapste Ginny auf den schmalen Spalt zu und linste hindurch. Nichts zu erkennen im Halbdunkel. Sie war schon immer viel zu neugierig gewesen. Mit einem verlegenen Lächeln, als hätte sie sich selbst bei einer Albernheit ertappt, zog sie den Vorhang ein wenig zur Seite, um besser sehen zu können.

Da lag er. Nur an seinem strubbligen Haar zu erkennen, das unter der Decke hervor lugte, alle Viere von sich gestreckt, der Retter der Zaubererwelt. Mit beinahe schon ungestüm pochendem Herzen starrte sie auf seinen schwarzen Schopf hinunter. Es war so absurd, dieses heftige Verlangen ihn zu berühren, das sie plötzlich überkam, aber sie konnte nicht anders. Zaghaft stieg sie am Fußende des Betts auf die Matratze und krabbelte nach vorne, stets darauf bedacht, ihn nicht zu wecken. Mit den Fingerspitzen über die viel zu langen Strähnen zu streichen, die in alle Richtungen abstanden, schien ihren Magen einen Salto schlagen zu lassen; genau so schaurig schön wie damals, als er sie schließlich so angesehen hatte, wie sie es sich immer gewünscht hatte. Unwillkürlich breitete sich ein schiefes Lächeln auf ihrem Gesicht aus.

Ihre Gedanken wanderten zurück zu jenem grauenvollen Moment, als sie Harrys leblosen Körper in Hagrids Armen gesehen hatte. Sie erinnerte sich an das Brennen in ihrer Kehle, aber nicht an den Ton, der sie verlassen hatte. Sie erinnerte sich an das Gefühl, sich nicht mehr auf den Beinen halten zu können, aber nicht daran, wie sie auf dem Boden gelandet war. Das war einfach zu viel gewesen. Harry war das einzige gewesen, was sie noch aufrecht gehalten hatte, nachdem…

Sie zuckte zusammen, als hätte jemand ihr eine Backpfeife verpasst und schlug sie sich beide Hände vors Gesicht. Jetzt nicht schwach werden. Nach allem, was sie ertragen hatte, durfte sie sich jetzt nicht dem Schmerz ausliefern. Der Albtraum war vorbei, Voldemort endlich besiegt. Tief einatmen, es war vorbei … Sie ließ die Hände durch ihre Haare fahren und blickte wieder auf das schwarze Wirrwarr vor ihr. Sie wollte ihn auf keinen Fall wecken, aber sie konnte sich nicht dazu bringen, einfach wieder zu gehen. Ewig wollte sie hier sitzen, seinem ruhigen Atem lauschen, der die Stille ausfüllte, seine Anwesenheit spüren. Unglaublich, wie sehr er ihr gefehlt hatte.

Als Ginny die Augen schloss, konnte sie die Gedanken nicht mehr zurückhalten und sie hatte auch nicht die Kraft, die Lider wieder aufzureißen. In immer kräftigeren Wellen rauschte der Kummer über sie hinweg, spülte jede warme Empfindung hinfort, bis die Kälte sie von jeder Seite umgab und sie die Oberfläche nicht mehr erkennen konnte. Tränen tropften auf die Bettwäsche. Nichts zählte, nur das hier, denn sie lebte nicht mehr in der gleichen Welt wie noch am Tag zuvor.

Erst als sie etwas an der Schulter spürte, öffnete sie die Augen und brach mit einem tiefen Atemzug an die Luft. Bevor sie registrieren konnte, was geschah, hatte Harry sie bereits an sich gedrückt. Benommen schlang sie die Arme um ihn und bettete ihr Gesicht an seinen Hals, während er mit einer Hand über ihre Haare strich. Vollkommen überwältigt konnte sie kaum etwas anderes als ihn wahrnehmen. Erst jetzt realisierte sie, wie sehr ihr das gefehlt hatte. Mit der Nase über seine Kehle fahrend atmete sie ihn ein und hätte sie nicht gelegen, hätten sicherlich ihre Knie nachgegeben. Lagen sie hier wirklich zusammen? Es fühlte sich wahnsinnig unecht an, wie eine Illusion.

„Ich wollte dich nicht …“, wisperte sie heiser in seine Haut, worauf er nur den Kopf schüttelte. Hmm, diesen Duft hatte sie vermisst … Einige Augenblicke bewegten sie sich nicht, nur ihre Brustkörbe hoben und senkten sich gegeneinander, bis er die Hände an ihre Wangen legte und sie zwang, ihn anzusehen. Sein Blick huschte mit solch ungläubigem Verlangen über ihre Gesichtszüge, dass sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Es war so herrlich, seine Lippen auf ihren zu spüren. Nach all den Monaten war es wie ein zweiter erster Kuss; der Puls beschleunigte sich, die Haut kribbelte, das Umfeld verschwamm. Einfach versinken, alles ausblenden, das war es, was sie wollte. Egal, dass am Tag zuvor endlich eingetreten war, wofür sie seit Jahren gekämpft hatten; es war unvollkommen, brüchig. Aber dieser Moment, ganz unabhängig von allem anderen, der war vollkommen.

Sie wusste nicht, wie lange sie dort liegen blieben, denn es war unwichtig. Im Halbdunkel des Himmelbetts schien die Zeit still zu stehen, während Worte geflüstert wurden, die seit Monaten darauf warteten, gehört zu werden, während Tränen der Trauer und der Freude flossen, während Finger Bahnen aus Gänsehaut zurückließen. Hastig stolperten Worte über ihre Lippen, berichteten von allem, was sie ohne einander erlebt hatten. Das hier waren ihre vergangenen neun Monate. Gerade lang genug und doch zu kurz.

Lautes Poltern kündigte jemanden an, der die Wendeltreppe zu den Schlafsälen hinaufstieg. Türen wurden auf und wieder zu geschlagen und man hörte Rufe. Sie ließ die Augen geschlossen, als müsste sie nicht in die Realität zurückkehren, wenn sie diese einfach nicht sah.
„Harry?“, drang die Stimme zu ihnen durch. Der Angesprochene seufzte und hauchte einen letzten Kuss auf Ginnys Lippen, bevor ein Luftstoß von der Tür die Vorhänge leicht schwingen ließ. Als er Anstalten machte, sich aufzurichten, um auf das Rufen zu reagieren, schlang sie kindisch die Arme und Beine um ihn, um ihn daran zu hindern.

„Harry, bist du hier?“, fragte Ron in den Raum hinein und am liebsten wäre Ginny ihrem Bruder ganz muggelhaft an die Gurgel gegangen.
„Wir reden nachher weiter“, flüsterte Harry in ihr Ohr und wartete darauf, dass sie ihn freigab. Sie wusste ebenso wie er, dass es eigentlich wichtigere Dinge gab, als hier zu liegen und … Aber es war so schön … Es half nichts. Sie mussten sich dem stellen, was nun kam und das würde hart werden. Der schreckliche Teil war überstanden und nun galt es, zum Leben zurückzukehren. Mit einem Seufzer gab sie sich geschlagen und ließ ihn los.
„Wir sind hier!“, rief er, entwirrte ihre Gliedmaßen und riss den Vorhang zur Seite, um das Licht einzulassen.
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