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Blackstone - the lost child of darkness

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Beitrag  Gast So 12 Jul 2009, 18:26

Blackstone

the lost child of darkness



Genre: Drama/Vampire
Disclaimer: Die Figuren und die Handlung sind frei von mir erfunden und entstanden in keinerlei Anlehnung an Twilight. Sicher wird manches an Twilight erinnern, aber ich finde, das ist sehr schwer, sich bei Vampirstorys nicht an Twilight zu erinnern Blackstone - the lost child of darkness 94952
Hier bitte viiiele Kommis schreiben, danke!


1. Fascination
Ich war so sehr vertieft in mein Buch "Die Villa der Riesen von Blackstone", dass ich nicht einmal mein Handy klingeln hörte. Erst als jemand wütend die Tür auf-stieß und meinen Namen rief, kam ich wieder in die reale Welt zurück.
Rebecca schaut mich ärgerlich an und lässt sich auf mein Bett fallen.
>Glaubst du nicht auch, dass es besser wäre, dich wenigstens hin und wieder mit deiner angeblich besten Freundin zu unterhalten?<
Rebecca, meine Schulfreundin und engste Vertraute, seit ich denken kann, ist so ziemlich die einzige, die mich normalerweise versteht. Doch heute wird sie schon ziemlich sauer sein, um mir etwas Derartiges vorzuwerfen. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich sie oft wegen eines Buches vernachlässige. Meine Sucht, wie wir uns gerne darüber lustig machen.
Ich lege meine Lektüre weg und wende mich ihr zu.
>Das ist so spannend, weißt du, da gibt’s ein Mädchen, das ist in einem Haus eingeschlossen. Die Türen sind zwar nicht verriegelt, aber sie kann einfach nicht raus. Chelsy, also dieses Mädchen, ist aber nicht allein da drin. Da gibt’s auch noch Riesen und …<
>Kim, stopp!<
Rebecca unterbricht mich abrupt und sieht dabei etwas verärgert drein.
>Was ist denn?<
>Ich wäre eigentlich hier, um dich zu fragen, ob du Lust hättest auf eine Rad-tour? Deswegen habe ich dich auch schon angerufen, aber du hast nicht abge-nommen.<
>Sorry, da hab ich wohl mein Handy nicht gehört. Aber … ja, ich muss eh mal wieder Sport machen, super.<
>Kann’s gleich losgehen?<
Das passt mir gar nicht ins Konzept. Ich hatte vor, den ganzen Nachmittag zu lesen, also überlege ich hin und her, was ich ihr jetzt bloß antworten soll.
>Komm schon, du hast eh gesagt, du musst mal wieder raus!<
Schließlich gebe ich mich geschlagen und stimme ihr zu.
>Okay, aber ich will zu einem ganz bestimmten Ort fahren. In dem Buch, worin ich vorhin gelesen habe, kommt ein Haus vor und laut der Beschreibung habe ich es schon mal wo gesehen.<
>Ja, gut, wenn es nicht zu weit weg ist, weil ich will heute Abend noch Calv treffen.<


Irgendwo hier muss doch mein Rad sein, wenn ich nur wüsste, wo es sich ver-steckt. Ich stehe ratlos mitten in der Garage und blicke mich hilflos um. Da, dort hinten blitzt plötzlich etwas.
>Mein Rad! So, jetzt kann es endlich losgehen.<
Ich steige auf und bedeute Rebecca, mir zu folgen. Wir fahren zuerst Richtung Pleaktown aus unserem Viertel raus, um kurz darauf in Richtung Strammes, dem Villenviertel, abzubiegen. In Limerick wohnen viele Reiche und so sind hier auch dementsprechend viele Villen gebaut worden.
Gerade schnell genug, um nicht ein paar Wachhunde auf den Hals gehetzt zu bekommen, fahren wir immer weiter und ich sehe mir jedes der mehrstöckigen Häuser genauestens an.
Jedoch kommt mir keines davon bekannt vor, also beschließe ich schon fast aufzugeben, als mir eine der älteren Villen am Waldrand ins Auge springt.
>Rebecca, komm schnell, ich glaub, ich hab was.<
Während sich meine Freundin nähert, betrachte ich das Haus genauer. Es ist ein wunderschöner Barockbau mit kleinen Türmchen und Stuck, ohne jedoch kitschig zu wirken. Der Zaun ist im selben Stil gehalten und zieht sich augenscheinlich um das gesamte Haus. Alles ist in einwandfreiem Zustand, selbst der Rasen sieht so aus, als ob er erst vor kurzem gemäht wurde. Doch es blühen keine Blumen und sonst deutet auch nichts darauf hin, dass hier irgendjemand wohnt.
Das alles zusammen gibt mir irgendwie ein unheimliches Gefühl, das mich ei-gentlich abschrecken sollte, aber es zieht mich wie magisch an. Ich konzentriere mich so darauf, dem Drang zu widerstehen, einfach das Gartentor zu öffnen und das Grundstück zu betreten, dass ich Rebecca neben mir erst wahrnehme, als sie mich am Arm leicht berührt.
>Hey, Kim, was ist denn los? Du siehst ja ganz blass aus.<
Unwillkürlich zucke ich zusammen und fahre herum.
>Hast du mich jetzt erschreckt!<
>Alles okay?<
Sie wirft einen Blick auf die Villa.
>Los, hauen wir ab, mir kommt das alles ziemlich gruselig vor.<
Ich drehe mich wieder um und beobachte wohl ziemlich lange die leeren Fens-terhöhlen, als mich Bec ungeduldig am Arm zupft. Widerwillig wende ich meinen Blick ab und steige auf mein Rad.
>Hast du morgen Zeit, dass wir wieder herfahren?<
>Weiß noch nicht, weil Calv meinte, er hat morgen frei.<
>Ach so, na, dann fahren wir mal.<
Schweigend treten wir in die Pedale, bis wir schließlich vor meinem Haus ange-kommen sind. Bec bleibt stehen und schaut mich an.
>Du, ich weiß es wirklich noch nicht. Kann ich dich anrufen?<
>Ja, klar. Also dann, tschüss.<
>Jep, tschau!<

Gast
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Beitrag  Gast Mi 15 Jul 2009, 19:16

2. Everything take it's way
Gedankenversunken schiebe ich mein Rad zurück in die Garage und krame in meinen Taschen nach dem Schlüssel. Wo ist das verflixte Ding mal wieder? Ich hab doch ganz sicher den Bund eingesteckt. Es wäre mir aufgefallen, wenn ich ihn verloren hätte, da er sehr schwer ist.
Als meine Suche weiterhin ergebnislos verläuft, setze ich mich auf die Stufen vor unserem Haus, um auf Mum zu warten, die wohl bald von der Arbeit nach Hause kommen wird.
Während ich warte, wandern meine Gedanken zu dem alten Barockbau zurück und im Kopf durchwandere ich schon die Stockwerke auf der Suche nach … wo-nach eigentlich? Warum interessiert mich dieses unheimliche Haus so? Ich sollte mich eigentlich fragen, warum ich mich von dieser Villa so übermäßig angezogen fühle, wo sie doch wirklich abschreckend wirkt?
Ein lautes Krachen reißt mich abrupt aus meinen Gedanken. Dann wird eine Au-totür aufgerissen.
>Verdammt! Jane Kimberly Brixton, was hat dieser Schrotthaufen mitten in der Garage zu suchen?<
Schnell springe ich auf und die Stufen hinunter zu meiner Mutter, die wütend in der Einfahrt steht und mich anstarrt.
>Sorry, Mum, ich hab vergessen, dass ich mein Rad wegstelle.<
>Du hast ganz schönes Glück, dass mein Auto nicht mehr das Neueste ist. Räum es weg und dann komm rein essen. Ich hab uns Pizza mitgenommen.<
Immer noch fluchend wirft sie die Autotür zu und geht mit zwei Pizzakartons in den Händen ins Haus.
Ich stelle mein Rad an seinen richtigen Platz und folge Mum in die Küche, wo wir unsere Pizzen verdrücken.

>Nacht, Mum. Ich werd noch ein bisschen lesen, also wunder dich nicht, wenn das Licht noch an ist.<
>Du gehst schon schlafen?<
Ein erstaunter Blick folgt mir, als ich meinen Teller zur Spüle trage.
>Sonst bist du ja auch nicht so früh dran!<
>Ja, ich weiß. Bin aber ziemlich müde.<
>Warte mal. Erzähl, was war denn heute so in der Schule los?<
Mühsam unterdrücke ich ein Gähnen.
>Ach, nichts Besonderes. Unser Bio-Professor meinte, wir sollen Frösche sezie-ren. Wir haben ihn mit Kreide beworfen, also wurde dann doch nichts daraus. Ah, ja, und anscheinend ist Mathe doch besser ausgefallen, als die meisten geglaubt haben. Zurückbekommen haben wir noch nichts.<
>Na, ich hab es dir eh gesagt, dass du besser bist, als du glaubst. Los, geh schon schlafen, sonst fällst du mir hier noch um und ich muss eine Ausrede erfin-den, warum du morgen nicht zur Schule kommst!<
Lachend drängt Mum mich aus der Küche, um mich allerdings kurz darauf im Kampf ums Badezimmer zu überholen. Seufzend verziehe ich mich in mein Zim-mer, werfe mich auf das Bett und ziehe mein Buch hervor.
Bevor ich jedoch dazu komme, es aufzuschlagen, erklingt "Flying through the air", mein Handyklingelton. Ruft mich Bec schon an? Auf dem Display erscheint keine Nummer, aber ich drücke trotzdem auf die grüne Taste.
>Hallo?<
Eine heisere und verrauchte Stimme legt gleich los, scheinbar ohne zu wissen, wer überhaupt dran ist.
>Du hast heute mit dir gekämpft, ob du zu mir in die Villa kommst. Schade, lei-der bist du dann gefahren. Dabei hast du deine Schlüssel verloren. Ich hab sie hier, willst du sie wiederhaben? Komm doch morgen Abend um sieben Uhr zu mir in die Villa, dann bekommst du sie zurück.<
>Aber …<
Aufgelegt. Was zum Teufel sollte das denn? Wer war das und vor allem, woher hatte er meine Nummer? Woher wusste er, dass ich heute vor diesem Haus war? Was aber noch viel wichtiger war, dass er wusste, wie sehr ich mit mir gerungen hatte. Innerliche Kämpfe ausgetragen hatte.
War es so offensichtlich gewesen? Was wird sich jetzt Bec über mich denken?
Eins steht jedoch fest, so oder so: Ich muss morgen zur Villa. Punkt.

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Beitrag  Gast Mo 17 Aug 2009, 18:49

Am nächsten Morgen finde ich mich auf dem Bett, vollständig bekleidet und mit den Armen über meinem Buch. Sieht so aus, als wäre ich, wie so oft, beim Lesen eingeschlafen.
Ich strecke mich erst mal und stehe dann gemütlich auf, bis ich während des Anziehens einen Blick auf die Uhr werfe. Viertel vor Sieben. Ich müsste schon längst gefrühstückt haben. Also mache ich mich in Windeseile fertig, packe schnell meine Tasche und rase zum Bus, den ich grade noch so erwische.
Seufzend falle ich neben Rebecca auf den Sitz und ziehe sogleich meine unge-machte Hausübung hervor.
>Hey, Bec, hast du die fertig? Lässt du mich bitte abschreiben?<
>Jaja, hier ist sie.<
Ohne mich anzusehen gibt sie mir ihre Hausübung. Irgendwie wirkt sie unge-duldig. Trotzdem mache ich mich schnell daran, alles halbwegs leserlich hinzu-schmieren. Schließlich platzt Rebecca hervor.
>Calvin will mich am Samstag seinen Eltern vorstellen.<
>Heey, das ist ja mal ganz was Neues. Wo wohnen sie eigentlich?<
>Ach, das weiß ich gar nicht. Ist aber auch nicht so wichtig für mich.<
Ich bin fertig und reiche meiner Freundin ihre Hausübung zurück.
>Das ist echt super. Danke fürs Abschreiben!<
>Klar, mach ich ja gern.<
Ich sehe aus dem Fenster und wir hängen beide unseren Gedanken nach. Mich beschäftigt der unheimliche Anrufer vom Vorabend und so frage ich mal Rebecca, was sie davon hält.
>Also, wenn du wirklich deine Schlüssel verloren hast, finde ich, dass er glaub-würdig klingt. Ich würde mir an deiner Stelle heute Abend den Bund holen und dann schleunigst abhauen. Zieh das aber nicht alleine durch, wer weiß, was das für ein Mensch ist.<
Fragend sehe ich sie an.
>Oh nein, auf keinen Fall! Ich mach da nicht mit.<
>Ach, komm schon, ich hol mir ja auch nur die Schlüssel, mehr will ich nicht. Sobald ich die in der Hand hab, sind wir auch schon weg!<
>Aber nur kurz, ich mag diese Villa nicht, die ist so düster und abweisend.<
Für mich jedenfalls nicht. Aber das spreche ich nicht laut aus, sonst würde mei-ne beste Freundin wahrscheinlich gar nicht mitkommen.
>Okay. Kommst du wieder nach der Schule zu mir? Dann können wir gleich los.<
>Jep, passt. Calvin muss heute leider doch arbeiten.<
Der Rest des Tages verläuft wie im Flug. Nahezu ständig denke ich daran, wer uns wohl am Nachmittag erwarten würde und so träume ich die meiste Zeit vor mich hin. Die Frage, die mich wohl am meisten beschäftigt, ist, woher der Anrufer meinen Namen und vor allem meine Nummer kennt.
Aber das könnte ich ihn ja am Nachmittag fragen

3. An open door
Wieder und wieder läutet mein Handy. Ich rapple mich mühsam von der Tages-decke meines Bettes auf, greife nach dem kleinen rot-schwarzen Teil und gehe dran.
>Kim, wo bist du schon wieder? Was ist denn los mit dir?<
Bec klingt genervt, aber auch ein bisschen besorgt. Ich schaue mich kurz im Zimmer um. Vor mir liegt das Buch "Die Villa der Riesen von Blackstone", die Ta-gesdecke ist zerknüllt und meine Tasche achtlos in eine Ecke geworfen. Offenbar bin ich nach Hause gekommen, habe sofort weiter gelesen an meinem spannen-den Buch und bin dann aber eingeschlafen, weil ich in der vorangegangenen Nacht schon nicht viel Schlaf abbekommen habe.
>Halloo?? Kim, bist du noch dran?<
>Jaja, bin noch da. Also, wo brennts?<
>Ähm … wolltest du nicht zu dieser komischen Villa fahren? Ich meine nur, es ist ja nicht so, dass ich unbedingt dort hin möchte.<
Scheiße, nein! Ich werfe einen schnellen Blick auf die Uhr. Zehn vor Sieben. Das war jetzt knapp.
>Hey, äh … ich hol dich gleich bei dir zu Hause ab, bin sofort da.<
>Ich stehe aber schon vor deinem Haus, ist das auch okay?<
>Ach so, gut, bis gleich.<
>See ya.<
Ich stecke mein Handy ein und springe hastig vom Bett auf. Danach verab-schiede ich mich noch von Mum und kurz darauf bin ich auch schon zur Haustür hinaus. Mein Rad finde ich jetzt ganz schnell, also fahren wir auch schon wenig später Richtung Pleaktown aus unserem Viertel raus und biegen danach wieder nach Strammes ab.
Diesmal finden wir die im Barockstil gehaltene Villa auf Anhieb. Und wieder ste-he ich wie erstarrt vor dem Gartentor, bis mich Rebecca aus meiner Trance reißt.
>Willst du heute noch reingehen oder eh nicht?<
Das hätte ich ja glatt vergessen!
>Ach ja, genau.<
Benommen öffne ich das Tor und trete auf den makellosen Steinweg. Mein Blick schweift über den geschnittenen Rasen, einen einzelnen vereinsamten Busch und bleibt aber schließlich an der Haustür hängen. Langsam gehe ich auf sie zu und höre Bec hinter mir etwas Unverständliches murmeln. Ich frage nicht genauer nach, die Villa hat mich immer noch ganz in ihren Bann geschlagen.
Drei Steinstufen, die aussehen, als wären sie noch nie benutzt worden, führen zu der, wie auch das restliche Haus, mit Stuck verzierten Tür.
Langsam bewege ich mich auf sie zu und klopfe einmal kurz an. Als sich nichts rührt, lege ich meine linke Hand auf die Klinke und drehe mich zu Rebecca um.
Ihr Blick gibt mir zu verstehen, dass sie von dieser Aktion nichts hält, mich aber auch nicht alleine stehen lassen wird.
Also drücke ich die Klinke hinunter und die Tür weicht in das Haus zurück.

4. Tuesday Sleeping
Ich trete zwei Schritte ein und höre, wie mir meine Freundin folgt. Sie stellt sich rechts neben mich und lautlos sehen wir uns um. Es hat uns buchstäblich die Sprache verschlagen.
Zu meiner Linken steht eine dunkle Kommode und auf der gegenüberliegenden Seite sind ein alter Spiegel und mehrere Kleiderhaken angebracht.
Doch es sind nicht diese banalen Dinge, die mich so schockieren. Was ich als wirklich beängstigend empfinde, ist die totale Stille im Haus. Nirgendwo knarzt ein Fenster, kein Windhauch wirft eine Türe zu, es scheint, als wäre diese Villa tot, ja, als wäre sie irgendwann einfach gestorben.
Wie wenn wir uns abgesprochen hätten, gehen wir gleichzeitig ein paar Schritte nach vorne. Schräg links hinter mir führt eine Treppe nach oben, daneben ist ein langer Gang mit Bücherregalen zu beiden Seiten, der in eine Tür mündet. Auf der rechten Seite befindet sich ebenfalls ein Korridor, von dem mehrere Türen abge-hen, doch es sieht so aus, als wäre es dort viel dunkler als im Rest der Villa. Mich beschleicht ein seltsames Gefühl der Unruhe.
Dann fällt die Eingangstür zu. Erschrocken schnappen wir nach Luft und ma-chen kehrt.
Beruhigt, dass nichts weiter passiert ist, drehen wir uns wieder um und gehen nahezu lautlos in Richtung der kleinen Bibliothek auf dem Gang.
Plötzlich schießt mir ein fremdartiger Gedanke durch den Kopf und ich weiß, oh-ne daran zu zweifeln, dass er der Wahrheit entspricht. Aber es ist, als ob mir je-mand etwas mitteilen will, und nicht, wie wenn mir selbst dieser Gedanke ge-kommen wäre.
'Schnell, springt auf ein Bücherregal! Wenn ihr noch länger dort herumsteht, dann kommen die Riesen.'
Schlagartig bin ich wieder in der Realität und blicke Bec an. Sie sieht noch etwas benebelt drein, also packe ich meine Freundin und zerre sie an ihrem Arm zu dem Regal auf der linken Seite.
>Kim, was soll das? Warum ziehst du mich hier durch die Gegend?<
Endlich ist sie auch wieder da.
>Rebecca, wir müssen auf das Bücherregal klettern, sonst kommen die Rie-sen!<
>Wer bitte kommt? Riesen?? Bist du völlig durchgeknallt?<
>Nein, was glaubst du denn? Mach schon, wir müssen da rauf, bloß wie?<
Verzweifelt stehe ich vor dem Regal und sehe mich nach einem passenden Hilfsmittel um.
'Spring einfach, du kannst es!'
Schon wieder diese gedankliche Stimme in meinem Kopf, die nur von jemand anderem stammen kann. Ich blicke mich wieder um und halte Ausschau … ja, wonach eigentlich? So absurd die Situation auch ist, wer könnte mir Gedanken senden? Rein theoretisch gesehen ist das völlig unmöglich.
Ich beschließe, es einfach mal zu testen und springe probehalber ein Stück in die Höhe.
Das gibt’s doch nicht, ich stehe auf dem Bücherregal und schaue hinunter! Dort unten, nur wenige Meter entfernt, steht Rebecca und sieht sich verwirrt um.
>Kimberly, wo zum Teufel bist du?<
>Hey, Bec, hier oben. Spring einfach ein Stück, aber schnell, weil gleich die Rie-sen kommen.<
Während sich meine Freundin vergeblich abmüht, auf dieselbe Weise wie ich auf das Regal zu gelangen, erhebt sich in der Villa mit einem Mal ein tiefes Grol-len. Zuerst zuckt Rebecca zusammen und verdoppelt danach ihre Anstrengungen, allerdings versucht sie jetzt zu klettern. Doch es scheint, als ob sie das Regal im-mer wieder zu Boden werfen würde.
Ich nehme ein leises Zischeln wahr und, als ich mich zur Seite drehe, kommen zwei Schlangen auf mich zu. Irgendjemand murmelt "Tuesday Sleeping". Die bei-den Kreuzottern, ich erkenne sie an ihrem besonderen Muster ihrer Haut, bewe-gen sich immer näher auf mich zu.
Ich packe ein schweres Buch aus dem Regal unter mir und will schon auf die Tiere damit einschlagen, als ich höre, dass sie es sind, die "Tuesday Sleeping" murmeln. Kurz halte ich inne, doch dann bearbeite ich sie mit dem Buch.
Die Schlangen fallen vom Bücherregal hinunter zu Boden und ich werfe ihnen das Buch hinterher.
Panisch sehe ich mich um. Wo ist Bec? Sie kann doch nicht einfach so ver-schwinden. Ich schaue hinunter. Nichts, dort ist sie auch nicht!
Das Grollen dauert noch immer an, inzwischen ist aber ein lautes Trampeln hin-zugekommen, das sich anhört, als würden hunderte Paar Füße durch die Villa lau-fen.

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Beitrag  Gast Di 08 Sep 2009, 20:24

5. Insignificant
>Rebecca? Wo bist du?<
Ich versuche, den Lärm, der im Haus herrscht, zu übertönen, doch es will mir nicht so recht gelingen.
Da sehe ich, wie sich neben der Treppe ein Mädchen erhebt. Eine Sekunde lang denke ich, es sei Bec, doch seine Statur ist viel zarter als die meiner Freundin. Sie trägt ein T-Shirt mit einem aufgedruckten Drudenfuß, ihre Haare sind halblang und schwarz und, oh Gott, aus ihrem leicht geöffneten Mund ragen zwei lange, spitze Eckzähne.
'Hab keine Angst, ich tu dir nichts.'
Schon wieder diese gedankliche Stimme in meinem Kopf.
>Wer bist du? Hast du mir ständig diese Gedanken gesendet?<
Seltsamerweise verspüre ich keine Angst, wie ich es bei diesem Anblick vielleicht sollte, nein, ich fühle Neugier, was es mit diesem Mädchen auf sich hat. Also springe ich leichthin vom Bücherregal und bleibe erst mal stehen.
'Ich bin Chelsy, und ja, ich war das. Bitte, du musst versuchen, mir auch deine Gedanken zu schicken, wir wollen die Riesen nicht weiter verärgern. Ich kann sie, so gut es geht, in Schach halten, aber nicht lange.'
>Was soll ich? Warum sollte ich das können? Ich will erst mal Bec finden, sie muss hier irgendwo sein.<
Suchend blicke ich mich um.
'Rebecca … äh, sie ist zu den Riesen gelaufen, durch eine der Türen. Sie … sie ist nicht mehr zu retten. Das tut mir wirklich leid für dich!'
Was? Bec nicht mehr zu retten? Das gibt’s nicht! Mir steigen die Tränen in die Augen. Da kommt Chelsy auf mich zu und drückt mir ein Buch in die Hand, das ich nur zu gut kenne. Es ist meine derzeitige Lektüre, eine Ausgabe von "Die Villa der Riesen von Blackstone".
Verständnisvoll sieht sie mich an. Erst jetzt schaue ich durch den Schleier aus Tränen ihr Gesicht richtig an. Sie hat schöne, grüne Augen, die eigenartig strah-len, und eine blasse Haut, die zu ihrem schwarzen Haar passt. Aus ihrem leicht geöffneten Mund ragen noch immer die beiden spitzen Eckzähne, doch sie schei-nen kürzer geworden zu sein.
>Was … was … was bist du? Warum …?<
Ich stocke, blicke zu Boden und fasse mir für einen Moment an die Zähne.
'Das ist jetzt unwichtig. Was momentan zählt, ist, ob du das Buch ausgelesen hast.'
>N-Nein, mir fehlen n-noch ein paar Seiten. W-Warum gerade dieses Buch?<
'Weil es das Meiste erklärt, was hier passiert ist und du lernst, es zu verstehen.'
Ungläubig wische ich mir die Tränen weg und sehe Chelsy wieder an, deren seltsam strahlenden Augen voller Mitgefühl sind.
>S-Soll das heißen, d-das Buch ist wahr?<
'So wie es hier steht, ja.'
>Was ist jetzt mit … mit B-Bec? Ist sie auch … w-wie im Buch?<
Wieder breche ich nahezu in Tränen aus.
'So leid es mir tut, aber du kannst ihr nicht mehr helfen.'
>Bec!! Rebecca, was machst du nur?<
Ich schreie inmitten des Lärms, der das Haus erfüllt und möchte gerne noch lauter sein. Chelsy nimmt meine linke Hand und geht mit mir zur Tür. Ich folge ihr einfach, noch immer geschockt vom Verlust meiner besten Freundin. Die Trä-nen laufen mir in Strömen hinunter und meine rechte Hand ist schon ganz nass vom Abwischen meiner Augen. Der Krach hinter uns hält noch immer an, aber wir gehen einfach weiter und zur, bereits offenen, Tür hinaus.
Dann, als ich die Schwelle überschritten habe, fällt plötzlich aller Schmerz von mir ab und ich empfinde nur noch etwas Dumpfes, Undefinierbares.
So als ob Rebecca vor langer Zeit gestorben wäre und ich mich nur noch unge-nau an sie erinnern könnte.

6. The elect
Chelsy zieht mich weiter von der Tür fort und ich wehre mich nicht dagegen. Langsam dringt etwas in mein Bewusstsein.
Dieses Mädchen, wer ist das? Und vor allem, was ist das? In einem Punkt bin ich mir sicher: sie ist nicht menschlich. Inzwischen sieht sie wieder halbwegs normal aus, ihre extrem langen Eckzähne sind verschwunden und die Augen strahlen nicht mehr so eigenartig.
>Chelsy, ähm, so heißt du doch, oder?<
Sie dreht sich zu mir und sieht mich an.
>Ja, ich bin Chelsy.<
>Was … was sollte das Ganze da drin? Woher hast du dieses Buch?<
Zögernd zeige ich auf "Die Villa der Riesen von Blackstone", das sie in ihrer lin-ken Hand hält.
'Ich weiß nicht, ob ich es dir schon sagen soll, aber du … du bist etwas Beson-ders. Du bist eine Auserwählte.'
>Wozu bin ich auserwählt?<
'Das ist nicht einfach zu erklären. Glaubst du an die Geschehnisse, die in diesem Buch passiert sind?<
Was soll das? Ich frage mich, woher sie weiß, dass ich das Buch fast fertig gele-sen habe.
>Ich … ich versteh nicht. Was meinst du mit damit?<
'Ich bin ein Geschöpf der Nacht. Ich bin anders als du und das Buch gibt es nur, weil es mich gibt. Es wurde geschrieben und vervielfältigt, als ich verwandelt wurde und dann verschwand er aus der Villa.'
>Aber … deine Augen, deine Zähne … was hat das alles zu bedeuten?<
'Du weißt es, du hast es gelesen. Das Buch ist in diesem Punkt sehr aufschluss-reich. Mein … dieser Vampir hat mich hier zurückgelassen, mitsamt den anderen Kreaturen. Bis du und deine Freundin kamt und mir sozusagen das Leben gerettet und meine Freiheit wiedergegeben habt.'
Das kann ich doch nicht alles nur träumen. Sehnsüchtig warte ich darauf, dass ich aufwache, doch nichts passiert. Bis ich etwas klar und deutlich vor mir sehe: Chelsy, wie sie neben der Treppe aufsteht, ihre Zähne sind verlängert und spitz zulaufend, die Augen scheinen überirdisch zu strahlen und, was ich vorher nicht registriert habe, ihre geschmeidigen Bewegungen, als sich erhebt. Dann schießt mir ein Wort durch den Kopf: Vampir!
>Vampir?! Das kann doch nicht sein! Ich glaub das nicht, selbst wenn "Die Villa der Riesen von Blackstone" auch nur teilweise wahr ist, klingt das alles wie aus einem Horrorfilm.<
Ich war ja immer schon etwas auf dem übernatürlichen Trip, aber das ist selbst für mich zu viel. Vampire, ja, gut und schön, aber in einem Buch oder Film. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es wirklich welche geben könnte. Nein, es gibt keine Vampire, das ist alles Irrsinn.
>Und wenn du wirklich, wie du sagst, ein … Vampir bist, warum bin ich dann nicht schon längst tot?<
Sie beginnt zu lachen, wie wenn ich einen Witz gemacht hätte. Ich will schon beleidigt zur Seite schauen, als sie mir wieder ihre Gedanken sendet.
'Entschuldige, das war jetzt nicht lustig, zumindest nicht für dich. Aber du bist auserwählt, und da wäre es geradezu ein Verbrechen, dich zu töten.<
>Soll ich mich jetzt freuen, noch nicht ausgesaugt und blutleer am Boden he-rumzuliegen? Und was meinst du damit, ich sei eine Auserwählte?<
'Du kannst es nicht wissen, im Buch steht ja auch nichts, woher dann also? Du hörst meine Gedanken, die ich dir schicke, das ist der Beweis dafür.'
Wenn ich vorher bereits verwirrt war, dann bin ich jetzt komplett durcheinan-der. Bis dahin ist mir halbwegs klar, dass es wirklich Vampire gibt und Chelsy ei-ner ist, aber diesen Auserwählten-Quatsch krieg ich einfach nicht auf die Reihe.
Ich schaue mich um, wir stehen inzwischen vor der Villa, doch außerhalb des Gartenzauns, neben meinem und noch einem anderen Rad. Langsam realisiere ich, dass dieses zweite Rad meiner Freundin Rebecca gehörte, doch es regt sich wieder nur dieses dumpfe Gefühl in mir. Bald wird die Sonne untergehen, aber ich sehe wieder Chelsy an.
>Ähm … wofür ist das ein Beweis, dass du mir deine Gedanken senden kannst?<
'Das heißt, dass du eine Auserwählte bist. Auserwählt, eine von uns zu werden, jemand wie ich. Warst du nicht schon immer anders als die anderen? Empfängli-cher für übernatürliche Dinge?'
Ich empfinde schon seit Beginn dieses Gespräches ein unendliches Vertrauen zu Chelsy und spüre, dass ich mein Leben in ihre Hände geben würde, auch wenn das jetzt sehr seltsam klingen mag.
>Ja, du hast Recht. Ich interessiere mich sehr für Dinge, die es eigentlich nicht geben dürfte. Diese Villa hat mich auch sofort in seinen Bann gezogen. Aber wa-rum gerade mich? Warum nicht jedes andere Mädchen, das nicht normal ist?<
'Weil du auserwählt bist, das erklärt auch deine Anziehung auf das Haus. Für die Menschen in Limerick ist das eine Villa wie jede andere auch, ja, sie wirkt sogar abschreckend, ist auch gut so.'
>Aber … warte mal, du hast da vorhin gesagt, dass ich auserwählt bin, jemand von euch zu werden. So wie du zu werden. Ein Vampir also? Es gibt noch mehr? Wo sind die denn alle?<
'Ja, dazu bist du bestimmt. Es liegt natürlich an dir, ob du ein Vampir werden willst. Aber es ist meine Aufgabe, dir alle wichtigen Fragen zu beantworten, dich zu deiner Entscheidung hinzuführen und dir zu helfen, dich, wenn nötig, im Leben von unsereins zurechtzufinden. Ich kenne leider nicht den Ort, wo sich die ande-ren aufhalten, aber ich weiß, dass sich in Limerick Vampire rumtreiben.'
Ich habe also die Wahl: Mensch und lebendig oder Vampir und untot. Mich be-unruhigt die Vorstellung, als blutsaugendes Monster herumzulaufen, nicht einmal so, wie sie sollte. Unwillkürlich muss ich grinsen.
>Du hast da vorhin noch etwas gesagt. Irgendwie, es war ein wenig verwir-rend, aber ich glaube, es hat so geklungen, als ob ich dir auch meine Gedanken senden könnte?<
'Diese Fähigkeit besitzen nur Vampire und Auserwählte. Es ist, als ob du mir durch eine gedankliche Leitung etwas mitteilen möchtest. Wie wenn du zu mir sprechen würdest, nur in Gedanken. Ganz einfach, versuch es mal.'
Wie war das noch mal? Ich versuche, ihr in Gedanken etwas zuzurufen, aber of-fenbar funktioniert es nicht. Frustriert gucke ich zu Boden.
>Warum klappt es bei mir nicht?<
'Naja, es bedarf einiger Übung, um es perfekt hinzubekommen, aber beim zwei-ten Mal dürfte es funktionieren. Sag mal, könnten wir nicht irgendwo anders hin-gehen, mir ist nicht wohl dabei, vor genau dieser Villa stehen zu bleiben?'
>Äh … ja, sicher, wir können zu mir nach Hause, aber Mum … wird sie irgend-etwas merken? Ich meine, dass du ein Vampir bist?<
Wo sollte ich sie denn sonst hinbringen? In dieses Haus kann sie nicht mehr zu-rück und sie hat keinen Platz in der heutigen Welt.
'Sehe ich momentan etwa für dich so aus? Nein, für sie werde ich ganz normal sein, niemand Besonderes.'
Während wir gesprochen haben, hat sich der Mantel der Dunkelheit über die Vil-la gelegt und nur mit Mühe kann ich die beiden Räder neben uns erkennen. Ich hebe meins auf und sehe Chelsy an, die bereits mit Bec's altem Rad auf der Stra-ße steht. Wie sie das so schnell geschafft hat? Ach ja, Vampir …
Versuchshalber probiere ich ein weiteres Mal, dem Mädchen meine Gedanken zu senden und überraschenderweise klappt es.
'Los, fahren wir!'
'Hey, das war ja schon ganz gut. Super!'
Stolz grinse ich sie an und trete dann in die Pedale. Dem Sonnenuntergang nach zu schließen, dürfte die ganze Aktion nicht länger als zwei Stunden gedauert haben.

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Beitrag  Gast Mo 14 Sep 2009, 16:19

7. A tale of woe
Wir fahren wieder aus Strammes hinaus und biegen danach in die entgegenge-setzte Richtung von Pleaktown ab. Schneller als erwartet stehen wir vor meinem Haus. Ich schiebe die beiden Räder in die Garage, während Chelsy draußen auf mich wartet. Dann gehen wir die Stufen zu unserer Haustür hinauf, als sich diese bereits öffnet und Mum herausguckt.
>Hi, ich hab euch schon kommen sehen.<
>Hallo Mum, das ist Chelsy. Kann sie heute bei mir schlafen?<
>Ja, sicher, aber nur, weil morgen keine Schule ist. Chelsy, nenn mich doch ein-fach Peggy.<
Mum geht vor in die Küche und wartet dort offenbar auf uns. Wir ziehen uns die Schuhe aus und laufen ihr hinterher. Es stehen bereits drei Teller mit Messer, Ga-beln und Gläser am Tisch und es duftet köstlich.
>Ich habe Schoko-Traubenauflauf gemacht. Lasst es euch schmecken.<
Sie geht zum Esstisch und stellt eine Keramikform auf eine Korkplatte. Ich gu-cke bedeutungsvoll zu Chelsy.
'Kannst du …?'
'Nein, leider nicht, so gern ich es auch täte.'
Sie sieht traurig aus, doch als Mum einen Krug Orangensaft auf den Tisch stellt, hellt sich ihr Gesicht auf.
'Könnt ihr ganz normal trinken?'
'Ja, aber es ist nicht unbedingt notwendig. Wir schmecken es sogar, leider ist es aber nicht nahrhaft für uns.'
Sie lächelt mich schelmisch an und ich lache zurück. Gemeinsam gehen wir zum Tisch und setzen uns.
>Tut mir leid um Ihren leckeren Auflauf, Peggy, aber ich habe zu Hause bereits gegessen.<
>Macht doch nichts, Kim isst eh meistens so viel, dass ich schauen muss, um selbst genug zu bekommen.<
Grinsend schaut mich Mum an, während ich mir Essen auf mein Teller türme. Der Vampir sieht mir verstohlen dabei zu, ich bemerke einen Hauch Wehmut in seinem Blick.
Mum und ich essen, inzwischen nippt Chelsy an ihrem Orangensaft. Ich kann es kaum mehr erwarten, sie ungestört mit Fragen zu bombardieren. Als ich schließ-lich zu Ende gegessen habe, trage ich meinen Teller zur Spüle und räume den unbenutzten wieder in den Schrank. Mum ist auch bereits fertig und beginnt, das Geschirr abzuwaschen.
>Mum, hey, wir sind ziemlich müde, wir gehen gleich schlafen, okay?<
>Ja, aber wo schläft denn Chelsy?<
>Äh … ich mache ihr ein Bett auf der Couch. Nacht, Mum.<
Ich gehe in Richtung meines Zimmers, höre aber, wie auch Chelsy Mum eine gute Nacht wünscht. Dann folgt sie mir lautlos in mein Zimmer, wo ich mich mü-de aufs Bett werfe. Sie steht unschlüssig vor der bereits geschlossenen Tür und sendet mir ihre Gedanken.
'Schönes Zimmer hast du.'
'Danke! Könnten wir uns bitte laut unterhalten? Es ist so ungewohnt für mich.'
>Ja, klar.<
>Komm, setz dich auch aufs Bett. Ich will jetzt nicht neugierig klingen, aber wie hast du dich in … in dieser Villa ernährt?<
Chelsy ist bereits neben mir und sieht mich an, als hätte ich etwas übersehen. Etwas, das offensichtlich ist.
>Ja, schon klar, Blut, aber dort sind ja keine … Menschen. Woher hast du es bekommen?<
>Die Riesen haben ein sehr nahrhaftes Blut, fast wie das vom Menschen. Ich musste nur alle paar Tage jagen. Es tut ihnen nicht weh und sie merken nichts. Wenn ich nicht zu viel nehme, können sie bis zum nächsten Mal weiterleben. <
Meine Augen weiten sich. Ich stelle mir Chelsy vor, als vollständig ausgebildeter Vampir, wie sie Riesen jagt, die um vieles größer sind als dieses zierliche Mäd-chen neben mir, und einen schließlich um einen Teil seines Blutes bringt.
Meine Gedanken schweifen weiter, ein Vampir, der sich gerade anmutig erhebt, mit grünen Augen, die seltsam strahlen, wie die eines Raubtiers, spitzen Zähnen in Überlänge, schwarzem Haar und einem T-Shirt mit einem aufgedruckten Dru-denfuß. Dieser furchterregende Vampir sitzt direkt neben mir und ich empfinde nicht das kleinste bisschen Angst.

Da fällt mein Blick auf "Die Villa der Riesen von Blackstone", das neben mir liegt. Ich denke daran, dass alles wahr ist, was in diesem Buch passiert und ich bin mittendrin.
>Wenn du es zu Ende liest, wirst du viel mehr davon verstehen, was soeben passiert ist. Deine Geschichte ist genauso darin verwickelt wie meine. Es ist so gut wie hoffnungslos, du kannst deinem Schicksal nicht entfliehen. Selbst wenn du dich dagegen entscheidest, ein Vampir zu werden, so wirst du doch immer wieder die Wege unsereins kreuzen. Es liegt ganz bei dir.<
>Die paar Seiten kann ich doch auch noch lesen.<
Ich mache mich an die letzten Seiten, während Chelsy sich, offenbar müde, auf die Polster zurückfallen lässt. Dann, als ich die letzten Zeilen durchgelesen habe, setzt sie sich wieder auf und guckt erwartungsvoll.
>Und?<
>Ja, jetzt ergibt so manches Sinn. Was aber im Buch nicht näher beschrieben wurde, ist der Vampir, der dich einst verwandelte. Ja, wann war das eigentlich?<
Sie wartet einen Moment, bevor sie zu erzählen beginnt.
>Es passierte im Jahr 1972, als meine kleine Schwester an einer Lungenembolie starb. Meine Mutter zerbrach daran und erhängte sich im Keller. Es war eine schreckliche Zeit für mich. Mein Vater gab mir die Schuld am Tod seiner beiden geliebtesten Menschen auf der Welt. I-Ich tat alles, um ihn zufrieden zu stellen. Damals war ich gerade fünfzehn geworden, als ich herausfand, was er w-wirklich war. Er kam des Nachts nach Hause, er hatte gerade getrunken und war noch nicht vollständig zurückverwandelt. Ich habe ihn so gesehen und muss wohl ent-setzt gewirkt haben. Da ging der Vampir in ihm durch und seit jenen verhängnis-vollen Stunden bin ich wie er, ein Monster. E-Er hat dieses Buch geschrieben, er ist an allem sch-schuld.<
Es schüttelt Chelsy, als würde sie ein Weinkrampf durchzucken. Ob Vampire wohl weinen können? Nein, sie ist wütend. Ich sehe es in ihren Augen, als sie aufblickt. Jetzt schaut sie wirklich aus wie ein Vampir. Sie ist nicht mehr das hilf-lose Mädchen, das von ihrem Vater beschuldigt und verwandelt wurde.
>Hab keine Angst, ich tu dir nichts.<
>Ich bin nicht ängstlich, nur fassungslos über deine traurige Geschichte. Aber ich vertraue dir, dass du mich nicht beißen wirst.<
Meine Gedanken schweifen wieder zu Chelsys Vater zurück.
>Wie bist du danach in diese Villa gelangt? Und dort eingeschlossen worden?<
>Das … das war einst mein Elternhaus. Er ließ mich darin zurück ohne Aussicht auf Flucht.<
>Es tut mir so leid für dich. Du musstest so viel Schreckliches durchmachen.<
>Das braucht es nicht. So sehr ich ihn auch hasse dafür, dass er mir all das an-getan hat, umso mehr liebe ich das Vampirdasein. Ich habe noch nicht viel Erfah-rung in diesem neuen Leben, aber wäre ich als Mensch dort eingesperrt worden, würde ich nicht mehr leben! Am Anfang wusste ich fast nichts über Vampire. Mein Vater hat mir so einiges erzählt, aber ich habe ihm sowieso nicht geglaubt. Inzwi-schen bin ich draufgekommen, dass alles stimmte, was er mir verriet. "Die Villa der Riesen von Blackstone" gibt es auch im Haus und es hat mir das nötige Wis-sen vermittelt. Anders wäre ich ahnungslos auf euch losgegangen und hätte dich umgebracht. Ein wahres Verbrechen hätte ich begangen.<
Ich muss plötzlich gähnen und dabei schaue ich auf die Uhr. Kurz vor Zehn. So spät schon! Ich bin fertig wie nie, dabei hätte ich noch so viele Fragen an Chelsy, doch sie hat die Müdigkeit in meine Augen schon gesehen.
>Du kannst ruhig schlafen, ich werde auch morgen noch da sein.<
>Aber was ist mit dir? Was machst du, während ich schlafe? Du kannst ja nicht.<
>Ich war schon so lange nicht mehr draußen in der Welt. Außerdem bin ich … bin ich durstig, ich brauche Nahrung. Schlaf dich jetzt erst mal aus, ich bin bald wieder da.<
>Ja, das sollte ich wohl. Was soll ich sagen? Trifft "Mahlzeit" zu?<
Chelsy guckt belustigt drein und dann grinst sie plötzlich.
>Hmm … ja, das ist passend. Ich bin dann mal weg.<
Man sieht ihr die Freude an, als sie aufspringt, das Fenster öffnet und hinaus-schnellt.
Sie lässt mich etwas benebelt zurück, doch das macht mir im Moment nichts aus. Ich falle wieder, ohne mich meiner Kleider zu entledigen, auf das Bett zurück und versinke sogleich in einem tiefen Schlaf.

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Blackstone - the lost child of darkness Empty Re: Blackstone - the lost child of darkness

Beitrag  Gast So 20 Sep 2009, 19:45

ich hab mal wieder ziemlich viel geschrieben, 2 laaange Chappys, um genau zu sein grins Viel Spaß beim Lesen und biiiitteee um viiiiele Kommis!!!

8. Lasting memories
Das Zuklappen meines Zimmerfensters lässt mich schlagartig hochschrecken und meine Stimme nimmt einen schrillen Klang an.
>Wer ist da?<
'Psst, sonst weckst du noch deine Mum auf. Ich bin's nur, Chelsy.'
Jetzt fällt mir alles wieder ein. Bec und ich fahren zur Villa und gehen hinein. Die Riesen trampeln durch das Haus und ein Vampir erhebt sich anmutig. Dann ist Rebecca weg und Chelsy bringt mich nach Hause. Sie vertraut mir ihre Ge-schichte an und verschwindet schließlich durch das Fenster in die Nacht hinaus, um sich ein Blutopfer zu suchen.
'Was ist los? Du siehst leicht durch den Wind aus.'
>Nichts, ich glaube, ich habe erst jetzt richtig realisiert, was du bist.<
Mit einer Handbewegung erfasse ich ihren Körper. Chelsy ist noch ein Vampir, ihre Zähne sind von der nicht weit zurückliegenden Mahlzeit noch verlängert und ihre Augen strahlen viel mehr als gestern. Sie beginnt leise zu kichern und setzt sich dann neben mich aufs Bett. Ich richte mich auf und gucke sie an.
'Überleg doch mal, so könntest du auch sein. Natürlich, es ist nicht jeder Vampir gleich, aber im Grunde sind wir natürlich alle dasselbe.'
'Und, hast du … hast du andere getroffen? Sind viele da draußen?'
Jetzt grinst sie mich schon wieder an und entblößt ihre spitzen Zähne.
'Aber ja, weit mehr als ich geahnt hätte. Und das Beste, ich habe zwei andere Vampire kennen gelernt. Untereinander wissen wir, wer der Stärkere ist, es kommt sehr selten zu Machtkämpfen. Wir erkennen intuitiv, wer gewinnen würde. Als Vampir ist es leichter, neue Leute kennen zu lernen.'
'Wie viel Uhr ist es eigentlich?'
'In einer Stunde geht die Sonne auf. Ach, es ist so schön, frei zu sein und das habe ich nur dir zu verdanken. Es war nämlich so, dass mich nur ein auserwählter Mensch befreien kann. Das wurde nicht einmal im Buch erwähnt. Ich weiß es von meinem Vater, er hat es mir gesagt, kurz bevor er wegging. Ich habe dann die Pflicht, diesen Menschen, also folglich dich darüber aufzuklären, was du bist und vor allem, was ich bin. Das kann mir keiner abnehmen und nur ich dürfte dich … dich verwandeln, wenn du dich dafür entscheidest. Versucht ein anderer Vampir, dich zu verwandeln, dann würdest du sterben. Unsere beiden Leben sind so oder so bereits auf untrennbare Weise verbunden. Das wurde schon bei unserer ersten Begegnung besiegelt. Ich habe dich in der Villa nur wahrgenommen, weil du eine Auserwählte bist. Du hast eine besondere Aura, das machte mich neugierig. So rücksichtslos es auch klingt, aber sonst hätte ich dich nicht einmal vor den Riesen gerettet. Sonst wärst du gestorben.'
Mir läuft ein Schauer den Rücken hinunter. Ich wäre tot. Was wäre aus Mum geworden? Und Bec? Wieder stellt sich dieses seltsame dumpfe Gefühl ein. Dann fällt mir ein, wann es sich verändert hat. Als wir über die Schwelle der Villa tra-ten, fiel der Schmerz des Verlustes meiner Freundin von mir ab.
'Gestern … da ist etwas passiert, als wir aus dem Haus kamen. Wir gingen durch die Tür und plötzlich dachte ich nicht mehr voller Trauer an Rebecca. Ich fühlte nur noch irgendetwas Undefinierbares. Kannst du dir das erklären?'
'Eine Schwelle ist wie ein kleiner Neubeginn der Gefühle. Sie sind symbolisch dafür, Schmerz, der mit Vergangenem zu tun hat, hinter sich zu lassen. Man geht in eine neue Zukunft. Sie lassen seelische Schmerzen vergessen und deren Wun-den heilen. Türschwellen haben eine sehr viel tiefere Bedeutung für Wesen wie du und ich. Menschen denken ganz simpel. Als Raumtrennung, zum Wegsperren und Einschließen. Offene Türen sind sympathischer als geschlossene. Dies alles hat Bedeutung für uns, doch die, die wirklich wichtig ist, ist das Vergessen des Schmerzes und belastender Erinnerungen.'
'Warum? Weshalb wollt ihr Vergessen?'
'Menschen leben von Erinnerungen. Vampire würden sich nur Gedanken ma-chen, wie es ihrer sterblichen Familie ergangen ist. Kein Vampir kann über sein früheres menschliches Leben nachsinnen. Ich weiß noch so ziemlich alles, weil mein Vater immer eine große Rolle spielte in meinem menschlichen Leben und … naja, weil er ein Vampir ist. Diese Erinnerungen bleiben, sie kann uns niemand nehmen.'
'Das muss ja schrecklich sein.'
Ich stelle mir vor, ich wüsste rein gar nichts mehr von meinem bisherigen Le-ben, aber ich wäre ein Vampir. Nein! Diese Möglichkeit darf ich nicht einmal in Betracht ziehen, ich muss an Mum denken. Was würde sie machen, wenn ich sie jetzt verließe? Ohne jede Erinnerung an meine eigene Mutter würde ich als Vam-pir herumlaufen und sie womöglich zum Schluss töten, da ich keine Ahnung hät-te, wen ich da vor mir habe.
'Nein, Kim, es ist eher eine Erleichterung. Wir kommen gar nicht erst in Versu-chung, nachzuforschen oder uns möglicherweise wieder zu ihnen zu gesellen. Darüber müssen wir uns keine Gedanken mehr machen. Wir können uns voll auf das neue Leben als Vampir konzentrieren und keiner, jedenfalls kein Sterblicher, kann uns ablenken.'
Plötzlich ist mir danach, das Thema zu wechseln. Es ist irgendwie unangenehm, über solche Dinge zu sprechen, die vollkommen von meiner Entscheidung abhän-gen. Chelsy neben mir sieht inzwischen wieder wie ein normales Mädchen aus und ich frage mich, was sie wohl anderes in der weiteren Nacht, in der sie sowie-so nicht schlafen könnte, getan hat.
'Was hast du eigentlich sonst noch so angestellt heute Nacht?'
Sie grinst, als hätte ich einen Witz gemacht.
'Ach, du meinst, außer, dass ich einem Menschen geholfen habe, einen halben Liter seines Blutes loszuwerden? Naja, nicht viel, aber um ehrlich zu sein, habe ich nach Spuren meines Dads Ausschau gehalten. So sehr ich ihn auch liebe oder geliebt habe, mein Herz sehnt sich nach Rache. Rache für 36 vergeudete Jahre, in denen ich gelitten habe. Ich will ihn tot sehen oder tot wissen!'
Mir läuft ein Schauer über den Rücken und gerade jetzt beginnt mein Magen zu knurren.
'Komm, du musst ja frühstücken. Ich weiß gar nicht mehr, wie es ist, menschli-che Bedürfnisse zu haben.'
Leise kichernd zieht sie mich hoch und wir gehen in die Küche.

9. Constantin and Felizitas
Als ich ausgiebig gefrühstückt habe, überlegen wir, was mit dem Tag zu ma-chen sei. Was tun Vampire tagsüber? Schlafen fällt weg, sich ein Blutopfer zu su-chen ist nachts ungefährlicher und Sonnenspaziergänge kommen wohl auch kaum in Frage. Es wäre einfach zu auffällig, wenn Chelsy keinen Schatten werfen würde. Aber da es heute etwas nebelig und trüb draußen ist und es keineswegs nach Besserung aussieht, schlage ich vor, doch einfach mal in die Stadt zu fah-ren.
>Ja, das hört sich ganz gut an.<
Ich stelle die Frage, worüber ich mir vorhin bereits den Kopf zerbrochen habe.
>Was macht man als Vampir eigentlich tagsüber?<
>Ich weiß es selbst nicht so genau, vermute aber, dass viele ein Doppelleben führen, wie mein Vater. Ich möchte dich gerne zwei neuen Bekanntschaften vor-stellen. Auch Vampire, natürlich.<
>Okay, bin schon gespannt.<
Ich trage meine Tasse zur Spüle, hinterlasse Mum eine kurze Nachricht und dann gehen wir zur Haustür, um uns die Schuhe anzuziehen. Draußen wartet nur der Nebel auf uns und zwei Räder in der Garage. Das Stadtzentrum von Limerick ist so ausgestorben, wie es nur an einem Samstag möglich ist. Dann biegt Chelsy plötzlich nach rechts in eine Gasse ab.
>Hey, wo fährst du hin?<
'Ich wollte dich ja jemandem vorstellen. Constantin und Felizitas. Ich habe sie sofort ins Herz geschlossen.'
>Und wir dich aber auch.<
Geschockt von der angenehm klingenden Stimme, die uns unerwartet aus unse-rem Gespräch reißt, bleiben wir abrupt stehen. Aus einem Hauseingang treten ein bildschönes, rothaariges Mädchen mit Locken und ebenso blasser Haut wie Chelsy und ein groß gewachsener, gottgleicher Junge mit blondem, kurzem Haar. Beide sehen für Vampire einigermaßen menschlich aus, bis auf die Tatsache, dass sie mit überirdischer Schönheit ausgestattet sind.
'Kim, das sind Constantin und Felizitas. Ich habe sie heute Nacht in einem Club kennen gelernt und natürlich sofort Bescheid gewusst. Als Vampir spürt man so etwas.'
'Bitte, nennt mich Con. Constantin hat mich seit dem 19. Jahrhundert niemand mehr genannt.'
Der Junge wirkt ganz nett, nur Felizitas ist etwas zurückhaltend, bis sie das Wort ergreift.
'Hey, Kim, freut mich, dich kennen zu lernen. Weißt du, ich habe noch nie mit einem Auserwählten gesprochen, außer natürlich mit mir selber, aber das ist ja etwas anderes. Ich bin noch nicht so lange ein Vampir, erst seit ein paar Jahren. Damals hat mich Con immer nach der Schule beobachtet, er hatte den Verdacht, ich sei auserwählt, bis er mich mal gedanklich angesprochen hat. Meine Entschei-dung fiel schnell, zumindest sah es für Con so aus. Er hat mir das alles erzählt, sonst wüsste ich ja eigentlich gar nichts mehr. Mit meinem Leben als Vampir bin ich jetzt so unendlich glücklich!'
Mit einem glockenhellen Lachen schüttelt sie ihre lockigen Haare über die Schul-tern und betrachtet versonnen die Sterne. Con verdreht die Augen, als müsste er das jeden Tag ertragen.
'Ich weiß echt nicht, warum ich dich unbedingt ansprechen musste. Was mich da wohl wieder geritten hat.'
Grinsend strahlen mich seine faszinierenden Augen an und schließlich guckt er zu Chelsy.
'Und sie hat dich wirklich befreit? Wahnsinn, ich kann es immer noch kaum fas-sen. Ich meine, sie ist zwar auserwählt, aber das macht einen noch lange nicht zum Vampir. Naja … aber nur jemand Auserwählter hätte dich befreien können, also ist es doch möglich. So etwas ist sogar mir noch nie untergekommen.'
'Kann ich mir zwar nicht so recht vorstellen, aber … okay. Also, was ist? Gehen wir in den Club?'
Was für ein Club? Ich sollte es mir eigentlich denken können, aber trotzdem muss ich es genauer wissen.
'Von welchem Club redet ihr denn die ganze Zeit? Wo ist der?'
Con guckt zu Felizitas, die uns inzwischen wieder zuhört.
'Fel, erklärs du ihr am Besten.'
'Ja, also, das ist so eine Art Disco, da sind auch normale, nichts ahnende Men-schen anwesend und hinten im VIP-Bereich halten sich die Vampire und Auser-wählten auf. Ist ganz gemütlich dort. Con meinte, mich als Mensch auch schon mal dort gesehen zu haben. Alles klar? Dann los.'
Felizitas und Constantin wollen schon losrennen, als Chelsy ihnen hinterher schreit.
>Hey, wartet! Kim ist doch nicht so schnell wie wir.<
Mit bedauernden Gesichtern drehen sich die beiden um und kommen zurück. Con sieht wirklich ausgesprochen gut aus. Ob er wohl mit Fel zusammen ist? Nein, das geht mich eigentlich gar nichts an. Ich kenne sie noch nicht einmal eine Stunde und dann bin ich schon so neugierig. Er strahlt mich schon wieder mit seinen beinahe hypnotisierenden Augen an.
In menschlicher Geschwindigkeit machen wir uns auf den Weg. Chelsy und ich fahren mit den Rädern, während Con und Felizitas neben uns herlaufen.

Wir sitzen im VIP-Bereich des Clubs "Corian Blood Beach", jeder mit einem Drink in der Hand, natürlich kein Blut, schon gar nicht für mich. Blut muss frisch aus einer Vene stammen, sonst wird es kalt und ungenießbar für einen Vampir. Außerhalb unseres Bereiches ist so gut wie gar nichts los, da tagsüber normale Menschen arbeiten müssen, was für Vampire eigentlich nicht unbedingt Pflicht ist. Welcher Arbeitgeber würde schon gerne einen Vampir als Mitarbeiter haben?
Ich bin zwischen Chelsy und Constantin auf einer Couch eingequetscht, wäh-rend es sich Felizitas auf einem riesigen Ohrensessel bequem gemacht hat. Con und Fel hatten hier im Club vor kurzem einen kleinen Imbiss, beide sind noch nicht zurückverwandelt. Er sieht so anziehend aus, seine Augen strahlen jetzt nur noch mehr. Ich traue mich nicht, ihn allzu oft und auffällig anzusehen und bemü-he mich daher, die Leute um uns zu beobachten.
'Darf ich dich etwas Persönliches fragen?'
Er hat mich angesprochen. Was er wohl von mir wissen will?
'Ja, klar.'
'Hast du dich schon entschieden, was du sein willst? Steht deine Entscheidung bereits fest?'
'Ach so … nein, ich weiß es noch nicht. Darf ich dich auch etwas Privates fra-gen?'
'Aber gerne.'
'Wie … wie alt bist du wirklich? Du wirkst so welterfahren und wie aus einer ganz anderen Zeit.'
Jetzt dreht er sich vollends zu mir und lächelt mich an. Seine weißen, perfekten Zähne strahlen mit den Augen um die Wette.
'Ich wurde 1874 von einem Helfer in einem Obdachlosenheim verwandelt. Was davor passierte, weiß ich nicht mehr. Ist wahrscheinlich auch besser so. Dies ge-schah in Griechenland, nach einiger Zeit bin ich ausgewandert als blinder Passa-gier auf einem Luxusschiff. Es wurde dort zu gefährlich für einen Vampir, die Dark Hunters lernten viel dazu und beinahe wäre ich getötet worden. Seit den frühen Siebzigern lebe ich hier, das Wetter ist genau das Richtige, ich habe viele Gleich-gesinnte getroffen und in Irland gibt es kaum Dark Hunters, da Vampire ur-sprünglich aus Westeuropa stammen.'
Schnell überschlage ich im Kopf die Jahreszahlen und komme zu einem un-glaublichen Schluss.
'Wow, dann bist du ja ungefähr 150 Jahre alt. Was soll ich dazu sagen?'
'Naja, man gewöhnt sich dran. Was hältst du eigentlich davon?'
Was zum Teufel meint Con? Wovon spricht er? Am Rande nehme ich wahr, dass Felizitas stumm gestikuliert und damit Chelsy irgendetwas bedeuten will. Ich rich-te meine Aufmerksamkeit wieder auf den Vampir zu meiner Rechten.
'Was soll ich wovon halten?'
'Hmm … na, sagen wir mal, von Vampiren? Du wusstest doch bis vor kurzem noch nichts von unserer Existenz.'
'Ach so, nein, ich hatte echt gar keinen Schimmer.'
'Hör mal, Kim, ich will euch ja nicht stören, denn ihr seht so aus, als ob ihr euch unterhaltet, aber ich glaube, ich habe jemand Interessantes gesehen. Fel hilft mir, ihn wieder zu finden. Okay?'
Mir fällt ein, dass Felizitas und Chelsy es ja nicht hören können, wenn wir uns geschlossen, also privat, unterhalten. Eigentlich ganz praktisch, niemand könnte uns belauschen. Ich wende mich meiner Freundin zu.
'Ja, wir sehn uns später. Kommst du wieder hierher oder treffen wir uns bei mir zu Hause?'
'Bei dir daheim, denn es könnte länger dauern. Und dir macht es wirklich nichts aus?'
'Nein, geh ruhig. Bis später also!'
'Okay, tschüss!'
Ich drehe mich wieder zu Con und ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus.
'Ich bin echt froh, dass ich sie getroffen haben. Nicht einmal 24 Stunden kenne ich Chelsy, aber ich habe sie schon so richtig gern.'
Mir kommt es so vor, als ob wir noch eine halbe Ewigkeit auf dieser Couch im Club gesessen sind und über Gott und die Welt quatschten, bis mich Constantin schließlich gegen Abend nach Hause brachte.

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Blackstone - the lost child of darkness Empty Re: Blackstone - the lost child of darkness

Beitrag  Gast So 18 Okt 2009, 18:18

10. The disappointment
Ich öffne die Zimmertür und auf meinem Bett wartet bereits Chelsy. Sie sieht gespannt aus; darauf, was ich zu erzählen habe, aber auch darauf, wie meine Reaktion auf ihre Neuigkeiten aussieht. Das alles kann ich bereits aus ihrem Ge-sicht ablesen.
'Hi, Kim, wie geht’s dir? Mir ist zu Ohren gekommen, dass dir Con gefällt!'
Sieht man mir das so stark an? Aber da es Chelsy ist, kann ich es auch gleich mal zugeben.
'Hm … ja, ich mag ihn wirklich sehr. Er versteht mich, mit ihm kannst du echt über alles reden. Mich faszinieren seine Augen so, diese Farbe, die besondere Mischung aus Dunkelblau und Grün, darin könnte ich versinken, wie in einem See. Und wie er aussieht … als ob er ein Engel wäre! Aber, genug von Con, was war bei dir los? Wen hast du gesehen?'
Ich gehe zum Bett und setze mich neugierig neben meine Freundin. Sie guckt mich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen an.
'Man hat es gesehen, du warst ja richtig hingerissen von ihm. Ich habe mich fast nicht getraut, euch zu unterbrechen. Aber ich habe einen Vampir im VIP-Bereich wieder erkannt, er war der frühere Boss meines Dads. Fel und ich haben ihn zur Rede gestellt und der hat gleich fleißig geplaudert. Er sagte, als er meinen Vater zuletzt gesehen habe, war er nur noch ein verbranntes Häufchen Asche, aber falls er ihn mal sehe, würde er ihm meine Grüße ausrichten. Das war's dann wohl, alles umsonst! Der hat behauptet, er hätte Dad eigenhändig umgebracht. Ich wäre ihm unter anderen Umständen ja dankbar, aber ich wollte es selbst ma-chen.'
Frustriert sieht sie zum Fenster hinaus. Ich bin verwirrt. Sie wollte doch ihren Vater tot sehen oder tot wissen, ja, das waren ihre Worte. Ich kann sie natürlich verstehen, dass sie ihn am liebsten selbst beseitigt hätte, aber sein ehemaliger Chef ist ihr da wohl zuvorgekommen.
'Hör mal, du kannst ihn jetzt nicht durch Trübsal blasen wieder zurückholen und ihn dann nochmals sterben lassen, obwohl dir die Vorstellung sicher gefällt.'
Ungläubig schüttelt sie den Kopf.
'Ach nee, das will ich doch gar nicht. Ich wollte ihn selbst töten, weil das hätte mir am Meisten geholfen, über das Geschehene hinwegzukommen. Vor allem jetzt, da ich frei bin. Komm, es ist schon dunkel draußen, ich lass dich mal lieber allein. Ich muss mich jetzt irgendwo abreagieren.'
Ich sehe zur Uhr. Es ist erst halb neun, aber ich bin bereits müde. Wie lange sind wir eigentlich im Club gewesen? Die ganze Zeit habe ich nichts von Mum ge-hört. Ob sie wohl noch auf ist?
'Ja, geh nur, ich unterhalte mich noch kurz mit Mum. Bis später … irgendwann.'
'Bye, Kim.'
Schon wieder stiehlt sich Chelsy durch das Fenster aus meinem Zimmer davon.

Leise stehe ich auf und gehe erst einmal in die Küche. Der Zettel mit der Nach-richt für Mum ist verschwunden und im Kühlschrank steht noch etwas Auflauf von gestern. Mir fällt ein, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen habe. In ei-nem Anfall von Hunger wärme ich mir das volle Teller und esse alles schneller, als ich es für möglich gehalten hätte, auf.
Danach schleiche ich zu Mums Schlafzimmertür und öffne sie einen Spalt, durch den ein schwacher Schein dringt. Sie sitzt in ihrem Bett und liest in einem Buch. Also mache ich dir Tür ganz auf und betrete den Raum. In diesem Moment blickt sie auf, wahrscheinlich war sie so gefesselt vom Buch, dass ich diese Eigenschaft nur von ihr geerbt haben kann.
>Hi, Mum. Wie geht’s? Was liest du denn da?<
>Mir geht’s gut. Ach, das ist nur irgend so ein dummes Buch von der Arbeit, obwohl es eigentlich ganz interessant ist.<
Ich setze mich zu ihr aufs Bett und erst jetzt spüre ich, wie müde ich bin. Meine Beine kribbeln, sie fühlen sich schwach an und meine Lider drohen bald zuzufal-len.
>Was habt du und Chelsy denn den ganzen Tag so gemacht?<
Scheiße! Was soll ich denn jetzt großartig erzählen? Dass wir frühmorgens in ei-nem Club voller Vampire saßen, dass Chelsy rein zufällig auch einer ist und dass ich mich zu allem Übel so ziemlich sicher auch noch in einen verliebt habe? Mum würde mich auslachen!
>Ähm … also, die meiste Zeit sind wir in der Stadt nur rumgelaufen und sonst waren wir in Läden und in einem Cafè.<
>Ein ganz gemütlicher Tag also. Ja, das wäre auch mal wieder was.<
>Cool, können wir ja mal machen. Und, was hast du so getan heute?<
Ich stehe auf und gehe auf die andere Seite des französischen Bettes, um mich dort auszubreiten.
>Naja, ich hab mal wieder so richtig ausgeschlafen, dann Hausarbeit erledigt und ich war mit Isabel Mittag essen. Nachmittags hab ich gelesen.<
>Ach so, naja … hey, kann ich heute hier schlafen? Ich hab keine Lust mehr, in mein Zimmer zu gehen. Dort würde ich ja sowieso genauso gut schlafen.<
>Macht nichts, mein Bett ist eh groß genug. Komm her!<
Ich rutsche ein Stück zu ihr und so hängen wir nebeneinander unseren Gedan-ken nach. Irgendwann knipst Mum das Licht aus.
>Gute Nacht, Kim.<
>Nacht, Mum. Ich hab dich lieb.<
Ich drehe mich zur Seite und falle wenig später in einen erholsamen Schlaf.

11. Deads can't rise
Am nächsten Morgen werde ich von der Sonne, die in den Mums Schlafzimmer strahlt, geweckt. Ich schaue zu meiner Mutter, aber sie schläft noch. Also be-schließe ich, dass es heute Frühstück im Bett gibt und stehe auf. Doch zuallererst muss ich mich umziehen und duschen. In meinem Zimmer, wo ich mir frische Kleidung hole, scheint ebenfalls die Sonne zum Fenster herein. Für einen Moment stelle ich mich in das Licht, das den Raum durchflutet und genieße es einfach. Chelsy ist noch nicht zurück von ihrem nächtlichen Ausflug, doch das hält mich von nichts ab.
Frisch geduscht bereite ich summend in der Küche das Frühstück zu, als plötz-lich die Anwesenheit eines Vampirs zu spüren ist. Die Temperatur scheint um ein paar Grad gesunken zu sein und mir fröstelt ein bisschen.
'Morgen, Chelsy. Schöne Nacht gehabt?'
'Ja, war einfach super! Die beiden sind unverbesserlich.'
Ich muss es jetzt wissen! Wenn nicht heute, wann dann? Und, wen sollte ich sonst fragen?
'Weißt du, ob Con und Fel … zusammen sind?'
'Ach, nein, sie verbindet nur eine tiefe Freundschaft, mehr ist da nicht. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.'
'Tu ich ja gar nicht.'
'Jaja, ich weiß. Die Eifersucht glänzt ja richtig in deinen Augen.'
Ich werfe ein Geschirrtuch nach ihr und fahre dann fort, ein Tablett mit Kaffee, Butter, Brot, Marmelade und Orangensaft zu beladen.
Schließlich bin ich fertig und trage es in Mums Zimmer. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, dass mir meine Freundin lautlos folgt.
Sie schläft noch immer! Leise stelle ich das Tablett auf der Kommode neben der Tür ab, husche zum Bett und drücke kurz ihren Arm.
>Mum? Hey, Mum, aufwachen! Frühstück ist fertig.<
Doch sie rührt sich nicht. Es ertönt kein lauter Schnarcher und sie dreht sich wieder auf die andere Seite, wie sie es schon so oft getan hat, wenn ich sie we-cken wollte. Sie erwacht auch nicht aus einem leichten Dämmerschlaf und meint, ich solle sie noch zehn Minuten in Ruhe lassen. Nein, es passiert gar nichts. Lang-sam bin ich beunruhigt und wende mich dem Vampir hinter mir zu.
>Was ist nur los mit ihr?<
'Warte mal …'
Chelsy sieht so aus, als würde sie sich angestrengt auf irgendetwas konzentrie-ren. Dann schaut sie mir in die Augen, die ihren sind voller Mitgefühl.
'Ich kann nichts hören, nur einen Herzschlag. Deinen! Deine Mum ist … Peggy ist tot. Es tut mir so leid für dich!'

>Was?<
Geschockt drehe ich mich wieder zu Mum, schüttle ihren leblosen Körper und flehe sie an.
>Mum, bitte! Bitte wach doch auf, du kannst nicht einfach tot sein. Was soll ich doch nur ohne dich machen?<
Verzweifelt hocke ich neben dem Bett meiner Mutter am Boden, die Tränen flie-ßen in Strömen, bis ich spüre, wie mich Chelsy hochzieht.
'Komm, wir müssen den Notarzt anrufen, damit er den … damit er alles regeln kann.'
'Aber, Mum, sie …?'
'Du kannst nichts mehr für sie tun.'
Sie drückt mir den Telefonhörer in die Hand. Ich habe nicht einmal realisiert, dass wir inzwischen wieder in der Küche stehen. Chelsy wählt bereits und kurz darauf erklingt eine fröhliche Stimme. Es ist mir ein Rätsel, wie man an einem solchen schwarzen Tag noch lustig sein kann!
>Rotes Kreuz Limerick, wie kann ich Ihnen helfen?<
>Meine Mum … sie ist ge-gestorben.<
>Sind Sie sich ganz sicher? Schläft Ihre Mutter um diese Zeit vielleicht noch?<
>N-Nein, ich b-bin mir sicher.<
Mein Blick wandert zu meiner Freundin. Besorgt guckt sie mir ins Gesicht, über das noch immer lautlose Tränen laufen.
>Das tut mir leid für Sie. Darf ich Ihre Adresse erfahren?<
>Downtown, Area 43.<
>Wir sind gleich bei Ihnen. Bis dann.<
Wortlos lege ich auf und sinke zu Boden. Mum! Was soll nur aus mir werden? Ich brauche meine Mutter, sie war immer für mich da, hat mich immer unterstützt und mir den Rücken gestärkt, wenn ich es brauchte. Wir waren zwei Felsen in der Brandung, immer fest, immer standhaft, immer da.
Und jetzt bin ich alleine. Nur noch ein Felsen, Mum ist nicht mehr hier. Chelsy setzt sich neben mich und zieht ihre Beine an.
'Ich höre sie schon kommen. Du musst da jetzt alleine durch. Leider muss ich dich verlassen, denn ich habe noch keine neue Identität. Aber ich bleibe in deiner Nähe, jederzeit erreichbar, falls du mich brauchen solltest. Mein Beileid wünsche ich dir nochmals!'
Stumm registriere ich, wie der Vampir aufsteht, als es plötzlich an der Tür klin-gelt. Sie geht ins Bad, um von dort aus durchs Fenster zu verschwinden. Mecha-nisch erhebe ich mich und gehe zur Haustür.
Die nächsten zwei Stunden sehe ich alles durch einen Schleier, der meine Sicht trübt und meine Sinne benebelt. Langsam wird mir erst so richtig bewusst, was geschehen ist. Meine Mutter ist tot. Ich habe keine Verwandten auf der Welt. Niemanden. Ich stehe alleine da.

Gast
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Blackstone - the lost child of darkness Empty Re: Blackstone - the lost child of darkness

Beitrag  Gast So 27 Dez 2009, 22:51

<< habe schon lange nicht mehr gepostet, hatte keine Zeit zum reinstellen, aber ich war fleißig Blackstone - the lost child of darkness 94952 >>

12. A final decision
'Kim, wo bist du? Komm raus, du brauchst dich nicht zu verstecken.'
Eine seltsame Stimme dringt in meinen Kopf. Sie klingt weit entfernt. Ich habe mich im Besenschrank verkrochen, sobald der Notarzt und der Leichenwagen weggefahren sind.
Dann erinnere ich mich wieder. Das kann nur Chelsy sein, die nach mir ruft. Ich öffne die Schranktür und blicke suchend um mich. Aber der Vampir kommt be-reits auf mich zu und schaut mich mitfühlend an.
'Wie geht’s dir?'
Jetzt sehe ich auch Con und Fel, die meiner Freundin gefolgt sind. Die beiden gucken sehr traurig drein.
'Kim, mein Beileid wünsche ich dir. Chelsy hat uns alles erzählt.'
Constantin umarmt mich kurz. Ich fühle mich in seinen starken Armen geborgen und sie spenden mir für den kleinen Moment Trost. Danach drückt mich auch Fe-lizitas, allerdings etwas länger.
'Es tut mir so leid für dich. Können wir irgendetwas tun?'
Ja, ihr könnt etwas tun, aber ihr wisst noch nichts davon. Ich habe einen Ent-schluss gefasst. Etwas beschlossen, das mein Leben grundlegend verändern wird.
'Danke. Gehen wir bitte in mein Zimmer?'
Meine Stimme klingt klar und fest. Ich habe eine Entscheidung getroffen, und nichts und niemand wird mich davon abbringen. Nur das gibt mir jetzt die Kraft und Stärke, die ich brauche.
Ich gehe voraus und die drei Vampire mir nach. In meinem Zimmer bleiben sie zögernd stehen und ich weise aufs Bett. Es muss für Con und Fel seltsam ausse-hen, da ihnen Chelsy sicher berichtet hat, wie schlecht es mir ging. Und für sie erst recht, weil sie dabei war.
Und jetzt stehe ich hier, verhalte mich halbwegs normal und heule mir nicht die Augen aus dem Kopf, wie ich es wahrscheinlich sollte.
'Also, ich habe euch etwas zu sagen. Und, um es nicht unnötig zu verlängern, sage ich es gleich. Ich habe etwas beschlossen. Ich will annehmen, was ich bin und was ich sein könnte. Ich möchte so werden wie ihr! Ein Vampir. Die einzigen Menschen, die mir viel bedeutet haben, sind gestorben. Mum wird nicht mehr wiederkehren. Sie ist für immer fort und ich bleibe zurück. Meine Freundin Bec ist auch tot. Ich habe niemanden mehr, mich hält nichts mehr davon ab, ein neues Leben zu beginnen. Mein Entschluss steht fest, ich will es.'
Zuerst starren mich die Drei erst mal wortlos an. Dann springt Constantin auf und platzt heraus.
'Aber … das kannst du nicht machen! Du stehst unter Schock, deine Mutter ist heute Morgen gestorben. Du kannst noch nicht klar denken, was du da überhaupt sagst. Das Leben als Vampir ist lange nicht so schön, wie es scheint. Es könnten trotz allem jederzeit Dark Hunters auftauchen, man muss immer auf der Hut sein. So etwas Wichtiges muss gut überlegt werden. Wie lange hast du nachgedacht?'
Ich will mich bereits verteidigen, als sich Fel zu Wort meldet und für mich Partei ergreift.
'Also, ich verstehe Kim. Sie hat jetzt die Wahl, und nicht wir. Ich habe ebenso ziemlich spontan entschieden und du hast auch nichts dagegen einzuwenden ge-habt.'
'Du hast auch nicht unter Schock gestanden, weil jemand, der dir nahe stand, gestorben ist!'
'Ja, stimmt schon, aber ich halte dennoch zu Kim.'
Dankbar für ihre Stellungnahme lächle ich sie an, gucke aber dann zu Chelsy, um zu sehen, wie ihre Reaktion ausfällt. Stumm erwidert sie meinen Blick.
'Das kommt jetzt ein bisschen plötzlich für uns alle, aber ich werde trotzdem deine Entscheidung annehmen. Du musst wissen, was du willst. Ich werde dir nur dabei helfen, es Wirklichkeit werden zu lassen.'
Geteilte Reaktionen, das hatte ich erwartet. Und doch positiver, als ich dachte. Ich habe mir allerdings Einwände von Chelsys Seiten vorgestellt. Warum ist Con so dagegen, dass ich ein Vampir werde? Bedeute ich ihm womöglich doch nichts? Dabei hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass zwischen uns etwas ist. Habe ich mich getäuscht? Das will ich aber nicht so recht glauben.
'Danke, Chelsy. Also, ich möchte, dass es nach der Beerdigung passiert. Ich will nicht, dass irgendjemand von meinen oder Mums Freunden die Chance hat, mich zu fragen, wie es jetzt weitergehen soll. Auf einmal bin ich von der Bildfläche ver-schwunden. Sie wird am Dienstag beerdigt. Könnt … könnt ihr auch bitte anwe-send sein?'
Felizitas scheint für alle zu antworten.
'Ja, wir werden da sein, wenn du es so möchtest. Wann immer du uns brauchst, sind wir bei dir.'

Wenig später sind Con und Fel wieder gegangen bzw. ich habe sie schlicht rausgeworfen. Constantin hatte sich inzwischen etwas beruhigt, doch er konnte immer noch nicht meinen Standpunkt verstehen. Vielleicht habe ich mir wirklich nur etwas vorgemacht.
'Chelsy, hast du einen Ahnung, warum Con dagegen ist, dass ich ein Vampir werde?'
'Naja, teilweise schon. Er sieht es eher als Fluch und du hast eine bessere Alter-native als er. Constantin war allen seinen Vermutungen zufolge ein Obdachloser. Er hat auf der Straße gelebt, aber dir gehört jetzt ein Haus und du erbst so eini-ges. So sieht zumindest seine Meinung aus. Ich bin auf deiner Seite. Du sollst deinen Willen bekommen, so, wie es dir zusteht. Egal, was du möchtest!'
'Danke nochmals, dass du zu mir hältst. Ich dachte schon, du willst mich am Ende gar nicht verwandeln. Ich wüsste echt nicht, was ich in den letzten Tagen ohne dich gemacht hätte. Die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben sind tot und du hast mir so beigestanden. Ich habe schon gar nicht mehr daran gedacht, aber die Schwelle zum Schlafzimmer hat mir den Schmerz genommen und die neu aufgerissenen seelischen Wunden geheilt.'
Erschöpft sinke ich neben ihr aufs Bett.
'Ich … weiß nicht, was ich sagen soll. Nach der Beerdigung also … okay, und wo? Hier im Haus oder woanders? Du wirst sowieso Erinnerungen behalten an die letzten paar Tage. Überall, wo ich dabei war, also auch an deine Mutter, als sie noch lebte. Aber auch an ihren Tod.'
'Naja, an und für sich möchte ich schon, dass du mich hier verwandelst, wenn es dir nichts ausmacht?'
Chelsy schüttelt den Kopf und ihre langen, schwarzen Haare flattern hin und her.
'Nein, dein Wunsch ist mir Befehl. Wie du es willst, so wird es geschehen. Nicht, dass du mich als erstes gleich umbringst, weil ich dich mitten auf der Straße ge-bissen habe.'
'Ich an deiner Stelle würde lieber aufpassen, was du mir so vorschlägst. Wer weiß, was mir danach in den Sinn kommt.'
Ich halte es kaum noch aus, hier tatenlos herumzusitzen, während meine Tage als Mensch gezählt sind.
'Komm schon, Chelsy. Ich will noch was erleben. Ich will noch das Blut in mei-nen Ohren rauschen hören und reines Adrenalin in meinen Adern spüren.'
Ich springe auf, greife nach der Hand meiner Freundin und will schon zur Tür hinaus, als mich der Vampir packt, auf die Arme nimmt und leichtfüßig aus dem Fenster hüpft.
Sie rennt wie der Teufel, doch ich genieße es, und nehme alle Sinneseindrücke viel bewusster wahr. Mein Herz schlägt im doppelten Takt, meine Ohren dröhnen und meine Hände zittern von den Stromschlägen, die meinen Körper durchzucken zu scheinen. Doch all das ist es nicht, was mich beschwingt. Nein, es ist der pure Geruch von Freiheit und Wildheit.
Mit einem Mal füge ich einen weiteren Grund für meine Entscheidung den ande-ren hinzu. Es steht fest. Ich will es, koste es, was es wolle. Um jeden Preis.

13. Counted
Nach einem ereignisreichen Tag kehren wir wieder in mein Elternhaus zurück. Wir waren auf einem nahen Berg und haben die Aussicht genossen, auf dem Wo-chenmarkt und haben uns über die Leute lustig gemacht und zum Schluss waren wir noch shoppen. Irgendwo habe ich gegessen, danach waren wir noch im Kino und im "Corian Blood Beach". Felizitas und Constantin haben wir leider nirgendwo getroffen.
Ich bin extrem müde, schmeiße mich aufs Bett und seufze laut. Dann, als ich schon fast weggedöst bin, spricht mich Chelsy an.
'Hey, ähm, nur mal so eine Frage. Willst du vor der Verwandlung noch irgend-etwas Besonderes machen? Etwas, das nachher nicht mehr möglich wäre?'
'Hmm … nein, nicht dass ich wüsste. Aber ich sag's dir, wenn mir was einfällt.'
'Okay … dass du mir aber nicht am Mittwoch Abend daherkommst und sagst, du wolltest noch unbedingt probieren, wie Miesmuscheln und Schokolade zusam-menpassen.'
'Nein, keine Sorge, so was hab ich nicht vor. Ich bin soo müde, will dich aber nicht alleine lassen.'
Ich muss gähnen und wälze mich dabei auf die andere Seite des Bettes.
'Das ist schon okay, ich versteh das. Ich war ja schließlich auch mal ein Mensch. Ist zwar schon lange her, aber ich war einer.'
'Aber eine Frage hätte ich noch. Wie verwandelst man jemanden? Wird es da-nach anders sein für mich? Ich meine Mums Tod und diese Erinnerungen werde ich ja behalten.'
'Die Verwandlung an sich ist ganz simpel. Ich beiße dich, nehme dir einiges an Blut ab und danach nähre ich dich mit meinem. Wenig später fällst du in eine Art Koma, das meist bis zu 24 Stunden andauert. Während dieser Zeit stellt sich dein Körper komplett um, praktisch auf den Kopf. Deine Eindrücke werden nicht mehr die gleichen sein, alles wird anders auf dich wirken.'
Chelsy unterbricht sich selbst und starrt angestrengt die Wand hinter mir an.
'Und was ist mit meinen Gefühlen? Werden die auch anders?'
'Sie … sie unterliegen den stärksten Veränderungen. Normalerweise empfindet man für Menschen danach fast gar nichts mehr, deine Erinnerungen an Peggy werden … werden bedeutungslos. Im Gegensatz dazu, Gefühle für Vampire ver-stärken sich nur noch umso mehr.'
Bedauernd sieht sie mich an, wahrscheinlich hatte sie geglaubt, das würde mich jetzt von meiner Entscheidung abbringen.
'Nein, ich bleibe dabei. Was bringt es mir, in Erinnerungen zu schwelgen, die sowieso bereits im Verblassen sind? Mich hält nichts mehr.'
'Okay, aber ich würde alles akzeptieren, egal, wie du dich entscheidest. So, ich werd dann mal …'
Der Vampir befindet sich bereits in Aufbruchstimmung, was mir eigentlich nur Recht ist, nachdem ich erfahren habe, was ich wissen wollte. So kann ich ruhig schlafen und komme nicht auf die Idee, Chelsy noch mehr zu löchern.
'Also gut, danke. Bis morgen dann.'
'Ja, wir sehn uns.'
Und weg ist sie. In nicht einmal 48 Stunden befinde ich mich bereits auf dem besten Weg, so zu werden wie meine Freunde. Meine Stunden sind gezählt und ich habe nicht mal Angst. Was treibt mich überhaupt dazu, ihr zu glauben? Das alles für wahr zu bekunden?
Das wird wohl offen bleiben, bis die Wahrheit erfahre.

Am nächsten Morgen werde ich wach, noch bevor die Sonne aufgeht und meine Freundin wieder kommt. Voll neuer Energie springe ich aus dem Bett und ziehe meine Lieblingsjeans und ein Shirt an. Während ich noch überlege, ob ich heute zur Schule gehen soll, knarrt das Fenster hinter mir und ein Vampir kommt her-ein.
'Hi, Kim. Gut geschlafen?'
'Wie ein Baby. Schöne Nacht gehabt?'
'Sicher. Ich war wieder mit Con und Fel unterwegs. Worüber grübelst du denn nach?'
Meine Augen weiten sich und ich wende mich Chelsy zu.
'Meinst du das ernst? Heute ist Montag! Schule! Ich denke nach, ob ich gehen soll oder nicht.'
'Hmm … zur Schule kannst du in zwanzig Jahren auch noch gehen. Das wäre kein Problem. Lernen wirst du sowieso noch genug!'
'Es geht mir nicht ums lernen, sondern ich würde unsere, also meine und Re-beccas alte Freunde treffen und … naja, sie würden nach Bec fragen. Wo sie ist und so. Und so mancher würde vielleicht schon von Mums Tod erfahren haben.'
'Du könntest sie vertrösten, allerdings … falls jemand nach Peggy fragt, könnte das problematisch werden. Soll ich mitkommen? Als unerwartete Austauschschü-lerin?'
Ich ziehe die Möglichkeit in Erwägung, doch es wäre zu riskant für Chelsy. Ganz besonders jetzt, da sie noch nicht einmal eine neue offizielle Identität besitzt.
'So gern ich auch ja sagen würde, aber das kann ich nicht. Du setzt zu vieles aufs Spiel. Ich schaff das schon alleine!'
Mit diesen Worten verlasse ich mein Zimmer und gehe in die Küche, um zu frühstücken. Wie nicht anders zu erwarten, sitzt dort bereits meine Freundin beim Tisch.
'Bist du dir sicher?'
'Jaa, und jetzt lass mich bitte mit dem Thema zufrieden.'
Leicht genervt esse ich Kuchen und trinke dazu eine Tasse Tee.
'Sorry, aber menschliche Angelegenheiten und Entscheidungen sind nach so vie-len Jahren noch so schwer zu verstehen für mich. Darf ich dich fragen, ob du be-reits weißt, woran deine Mutter gestorben ist?'
'Es war Herzversagen. Weswegen auch immer, aber das konnte mir der Arzt auch nicht sagen. Ich hätte ihr nicht helfen können.'
'Das tut mir so unendlich leid für dich.'
'Ich kann damit umgehen, und du weißt auch, warum das so ist. Darüber bin ich froh.'
Ich werfe einen Blick zur Türschwelle, stehe auf, verräume mein Geschirr und gehe ins Bad, wo ich mich schulfertig mache. Meinen Rucksack packe ich auch noch und meine Geldtasche dazu. Dann bin ich fertig.
'Okay, Chelsy, wir sehn uns heute Abend.'
'Ja, bis später.'
Ich gehe aus dem Haus und ab diesem Zeitpunkt verschwimmt der ganze Tag zu einem einzigen bunten Strom, der nicht abzureißen scheint. Ich tauche in die Schülermenge ein, wie an jedem anderen Morgen und doch teilt sich die Masse. Dort, wo ich gehe.
Niemandem scheine ich aufzufallen, keiner fragt nach Bec oder meiner Mum. Nur die Lehrer wollen von mir wissen, wo sie sich aufhält, doch ich wimmle alle ab. Ich trage die Verantwortung für ihr Fernbleiben. Ich bin schuld. Doch das sage ich nicht laut.

14. Before the funeral
In meinem Zimmer liegt Chelsy auf dem Bett, vertieft in eines meiner Bücher. Ich muss sie jetzt fragen. Etwas, das mich beschäftigt hat, seit wir ohne Bec nach Hause kamen.
'Ich war so frei.'
'Jaja, bedien dich nur. Äh, du, ich hätte da noch eine Frage. Ich hatte, am A-bend bevor wir zur Villa kamen, ein seltsames Telefongespräch. Der eigentliche Grund, warum wir hinkamen, ist nämlich der, dass der Anrufer meinte, er habe meinen Schlüsselbund und ich solle zum Haus kommen.'
Sie sieht komisch drein. Nein, nicht komisch … sondern erleichtert. Warum zum Teufel denn das? Jetzt grinst der Vampir sogar.
'Ach, ich dachte schon, du würdest nie fragen. Das war ich. Habe deinen Blick durchs Fenster gesehen und der war ja förmlich nicht mehr loszureißen. Da wuss-te ich, dass ich es versuchen musste … irgendwie. Deine Schlüssel waren die ganze Zeit hier zu Hause. Wo hast du eigentlich deinen Kopf?'
'Ich hab' mir einen der Ersatzschlüssel genommen. Wie blöd bin ich denn?'
Lachend setze ich mich zu meiner Freundin und gucke ihr über die Schulter. Sie liest eines der Bücher, die mir Mum gegeben hat. Sie hatte es wiederum von ih-rem Vater geschenkt bekommen.
'Das ist dein zweites und sonst einziges Buch in dieser Schrift, was ich finden konnte. Mit der anderen tue ich mir sehr schwer, weil es in meinem Elternhaus nur solche Bücher gibt.'
Sie hebt es kurz hoch und lässt es danach wieder sinken. Ich gehe in die Küche und mache mir währenddessen etwas zu Essen. Danach bin ich auch schon wie-der in meinem Zimmer.
'Macht es dir was aus, wenn dann Con und Fel vorbeischauen?'
'Nee, ganz im Gegenteil. Mir kommt's wie Lichtjahre vor, als ich die beiden das letzte Mal gesehen habe.'
'Mir aber auch.'
Plötzlich hockt Felizitas im Rahmen des offenen Fensters. Gleich darauf er-scheint auch Constantin neben ihr.
'Hi, Kim, hallo, Chelsy.'
Fel umarmt mich stürmisch und danach meine Freundin. Indessen steht Con noch immer etwas betreten vor dem Fenster. Ich weise aufs Bett, wo die beiden anderen Vampire sitzen.
'Setzt euch doch!'
Ich selbst ziehe meinen Schreibtischstuhl zu mir. Und so sitzen wir da, quat-schen ohne Ende, was auch immer uns gerade in den Sinn kommt.
Doch ich achte besonders auf den Vampir unter uns. Ich kann seine Reaktionen nicht deuten. Wenn ich mit ihm spreche, ist er immer ganz nervös. Sobald er aber redet, ist seine Stimme kühl und abweisend. Verdammt, wenn er doch nur wüss-te, wie es um mich steht! Ich liebe ihn doch so sehr.
Oder vielleicht ist es gerade das! Er … er möchte nicht, dass ich ihm zeige, wie sehr ich ihn mag. Könnte gut möglich sein, dass er glaubt, ich lasse mich wegen ihm verwandeln. Das spielt auch mit, aber nicht nur.
Ich würde zu gerne wissen, was er denkt, wenn er mich ansieht. Sein Blick ist etwas abwesend, aber auch distanziert. Warum nur?

Ich weiß gar nicht mehr, wie lange gestern noch Fel und Con hier waren, aber als ich morgens aufwache, ist es viertel vor Acht. Chelsy sitzt auf meinem Schreibtisch und guckt mir amüsiert zu, wie ich mich aufsetze und versuche, mei-ne verstrubbelten Haare zu ordnen.
'Morgen!'
'Dein letzter Schlaf war das gerade! Hast du ihn angemessen genossen?'
Häh?? Was meint sie? Dann … so langsam dämmert es mir. Heute ist am Vor-mittag Mums Beerdigung. Und danach …
'Ach so, das hab ich jetzt auf die Schnelle nicht begriffen. Also, ich kann mich nicht beklagen, habe sogar ziemlich gut geschlafen.'
'Na dann ist's ja eh super. Was war denn gestern mit dir los? Du hast Con so angestarrt, dass Fel schon komisch geguckt hat!'
'Meinst du, sie ahnt etwas? Oder gar Constantin??'
Chelsy denkt kurz nach, bevor sie mir wieder antwortet.
'Es war wirklich schon sehr auffällig, aber sie hat keinen blassen Schimmer. Ich habe Fel gestern schon etwas ausgefragt und sie weiß echt nichts davon.'
'Gut so! Danke, sonst müsste ich mir schon wieder den Kopf zerbrechen. Wie viel Uhr ist es denn? Die Beerdigung am Friedhof beginnt um halb Zehn, aber zur Kirche will ich gar nicht. Das halte ich nicht aus, selbst wenn es für Mum ist.'
Meine Freundin sieht zuerst leicht geschockt drein, fasst sich aber dann wieder, bis sie schließlich aufspringt und mir die Decke wegzieht.
'Es ist kurz nach Acht, also Beeilung! Ich suche dir was zum Anziehen raus, während du frühstückst. Keine Widerrede!'
Nicht ohne den Vampir zu verfluchen, marschiere ich brav in die Küche, frühstü-cke eine Kleinigkeit, dusche in Windeseile und schlüpfe danach in die von Chelsy zurechtgelegten Sachen. Es sind eine schwarze Jeans und dazu meine dunkelvio-lette Bluse mit einem weißen Schal. Als ich endlich fertig bin, ist es bereits kurz vor Neun, Zeit also, aufzubrechen.
Ich öffne die Haustür und mir fährt erst einmal der Schreck in alle Glieder. Con und Fel, beide dunkel gekleidet, stehen auf der Matte, nahezu wie zwei Statuen. Als ich mich wieder halbwegs beruhigt habe, fällt mir etwas auf. Das schwarze Hemd macht ihn noch hinreißender, als er sowieso schon ist. Er sieht aus wie … wie ein Mann, nein, wie ein Vampir auszusehen hat. Aber woher weiß ich das so genau?
'Hi, ihr könnt einen aber auch erschrecken! Kommt ihr also auch mit?'
Felizitas fällt mir um den Hals. Constantin wagt sich zwei Schritte vor und als ich ebenfalls auf ihn zugehe, wird er mutig und tut es seiner Freundin gleich.
'Ja, habe ich doch gesagt. Wir lassen dich doch nicht alleine da durch.'
Chelsy kommt zur Tür heraus und wird von den beiden ebenfalls durch eine Umarmung begrüßt.
'Hey, äh … können wir los?'
Mit diesen Worten nimmt sie mich auf ihre Arme und läuft los. Wieder durchflu-tet mich dieses entspannende Gefühl von Freiheit und Wildheit. Ich lasse mich fallen und zwinge mich fast schon dazu, es zu genießen und nicht an das Bevorstehende zu denken.

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Beitrag  Gast Mi 20 Jan 2010, 13:46

< hoffe euch gefällts!!>>

15. One of the last things
Es sind so viele Menschen gekommen und ich kenne nicht einmal die Hälfte beim Namen, ganz zu schweigen von den anderen. Ein paar fallen mir auf, doch ich kann ihre Gesichter nicht zuordnen. Jeder wünscht mir sein Beileid, aber ich glaube es keinem, dass ich ihnen wirklich so viel bedeute. Die einzige, die mich umarmt und mir in die Augen sieht, ist Mums Freundin Isabel. Danach wendet sie sich allerdings auch ab, nach ihrem Blick zu schließen, hat sie Angst vor meinen Freunden, die neben mir stehen und die Situation aufs Genaueste beobachten.
Einige der Leute haben Tränen in den Augen, als der Pfarrer abschließende Worte spricht. Ich kann nicht weinen, so sehr ich auch möchte. Mein Mund ist staubtrocken und meine Hände sind schweißnass. Fel greift nach meiner Linken.
'Nicht aufregen, diese Leute sind es nicht wert.'
'Ja, ich weiß. Und sie hätte es nicht gewollt. Ich bin froh, dass es schon vorbei ist, denn lange hätte ich nicht mehr durchgehalten. Diese angespannten Gesich-ter, die Lügen in ihren Augen und die falschen Tränen. Wenn niemand gekom-men wäre, hätte ich besser damit umgehen können. Aber so …'
Die ersten Menschen wenden sich bereits vom Grab ab und gehen in Richtung Ausgang, mitten unter ihnen befindet sich Isabel. Sie hat mich keines Blickes mehr gewürdigt.
'Kim, das ist jetzt nicht mehr wichtig. Was zählt, ist, dass dich deine Mum ge-liebt hat und du sie. Alles andere kannst du vergessen.'
Ja, ich brauche nicht daran zu denken. Das sind diese Leute nicht wert. Nicht mehr!
'Kim, Fel, kommt ihr?'
Ich drehe mich um. Da stehen Con und Chelsy beim Friedhofstor. Ich werfe ei-ne weiße Rose in Mums Grab, danke ihr im Stillen für alles, was sie getan hat und folge danach Felizitas, die schon auf mich bei den beiden anderen Vampiren war-tet.

Zu Hause angekommen habe ich plötzlich Hunger. Ich frage Chelsy, ob das klar geht, wenn ich noch etwas esse.
'Ja, sicher. Das ist vollkommen egal.'
Mit erstaunlich ruhigen Fingern bereite ich mir einen Toast zu und stecke ihn in den Toaster, während Chelsy und Fel in meinem Zimmer werkeln. Constantin tritt hinter mich.
'Willst du es wirklich so sehr? Kannst du nicht mehr damit warten bis … bis …?'
'Es bedeutet mir überaus viel, es ist sehr wichtig für mich. Wofür lebe ich denn noch? Ich habe keine Mutter mehr, keine menschlichen Freunde, also auch kein altes Leben, in das ich ohne weiteres zurückkehren könnte. Viel schlimmer kann es nicht mehr werden, also will ich es so rasch wie möglich beenden.'
Mein Toast ist fertig, ich setze mich zum Tisch und beginne zu essen.
'Wenn du es so sehen kannst, dann freut mich das für dich.'
Con setzt sich auf die gegenüberliegende Seite des Tisches. Ich spüre aller-dings, dass er noch immer nicht beruhigt ist und bohre tiefer.
'Denkst du noch öfters darüber nach, wie es sein könnte, wenn dich niemand verwandelt hätte? Wenn du Mensch geblieben und so gestorben wärst?'
'Nein, darüber habe ich mir seit Jahrzehnten nicht mehr Gedanken gemacht. Es war einfach zu … zu logisch. Ich hatte ja keine Wahl. Auf der Straße hätte ich früher oder später woanders den Tod gefunden. Für mich waren keine Alternati-ven offen.'
Ich bin mit dem Toast fertig, trage das Teller zur Spüle und trinke ein Glas O-rangensaft hinterher. Fel erscheint mit Chelsy in der Küche. Beide sehen etwas unschlüssig drein.
'Alles okay? Geht’s klar?'
'Ja, sagte ich doch schon oft. Kommt, gehen wir.'
Im Gänsemarsch geht’s ab auf mein Zimmer, wo mich Chelsy sogleich aufs Bett verweist.
'Du bist 24 Stunden weg vom Fenster, schon vergessen? Ich will dich nicht tra-gen, wenn du in Ohnmacht fällst. Was ich natürlich ohne weiteres könnte.'
Wie befohlen setze ich mich aufs Bett und sehe meine Freundin erwartungsvoll an. Sie sitzt neben mir und guckt zu Con und Fel.
'Ist es okay, wenn sie dabei sind, oder wäre es dir lieber, wenn sie rausgehen?'
Ich winke ab. Das ist mir egal, ich habe sowieso keine offensichtlichen Geheim-nisse vor ihnen, also können sie es ruhig sehen.
'Nein, nein, ihr könnt eh dableiben!'
'Und du bist dir ganz sicher? Später gibt es kein Zurück mehr. Habe ich dich erst einmal mit meinem Blut genährt, hast du keine Wahl mehr. Nach 24 Stunden bist du ein Vampir, ob du dann noch einer sein willst oder nicht.'
'Ich habe es mir überlegt und ich will es. Ich will es so sehr!'
'Okay, dann los.'
Ich sehe Chelsy an, die sich jetzt binnen kürzester Zeit in einen Vampir verwan-delt hat. Ihre Augen strahlen und die Eckzähne werden immer länger. Dann werfe ich einen letzten Blick auf Constantin und Felizitas, bevor ich meine Augen schlie-ße.
'Viel Glück!'
Con hat mir noch letzte Abschiedsworte gesendet.
'Jaa, bring's gut rum, Kim!'
Fel hat sich ihm angeschlossen.
Wenig später spüre ich zwei spitze Zähne auf der linken Seite an meiner Hals-schlagader. Sie durchdringen die zarte Haut und ich fühle, wie Chelsy Zug um Zug meines glühenden Blutes in sich aufnimmt. Es ist fast schon ein erregendes Gefühl, bis der Vampir meinen Hals freigibt und seine Eckzähne in seine eigene Hand schlägt.
Mich überkommt eine bleierne Müdigkeit, allerdings ist es viel mehr als nur das. Da tropft etwas Kühles auf meine warmen Lippen. Ich schlecke es weg. Es schmeckt nach Blut, doch es ist nicht dieser typische Geschmack, sondern etwas vollkommen anderes. Etwas Besseres.
Langsam sinke ich zurück in die Polster, sauge aber gleichzeitig an ihrem Arm, den mir zuvor Chelsy hingehalten hat. Dann übermannt es mich und ich sacke weg, in einen tiefen Schlaf, aus dem mich nur etwas Bestimmtes wecken kann.
Chelsys Blut in mir. Der neu erwachende Vampir in mir.

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Blackstone - the lost child of darkness Empty Re: Blackstone - the lost child of darkness

Beitrag  Gast Fr 26 Feb 2010, 09:35

>>Hier zwei Chappis ... ist etwas viel geworden, aber das sollte ja kein Problem sein Blackstone - the lost child of darkness 94952 Sehr fröhlich <<

16. Dark rising
Ich habe Hunger. Doch es ist nicht dieses Gefühl, wie vor langer Zeit, so kommt es mir jedenfalls vor, nein, es ist etwas tiefer Gehendes. Es ist … Durst. Ich dürs-te nach … etwas mir Unbekanntem … nach Blut.
Unruhig öffne ich die Augen. Ich liege in meinem Zimmer auf dem Bett, es ist dunkel, aber ich kann trotzdem alles klar und deutlich sehen, als wäre es taghell.
Felizitas sitzt auf meinem Schreibtischstuhl und blickt gedankenversunken zum Fenster hinaus. Ihre Augen strahlen wie zwei Taschenlampen und ich sehe zwei lange, spitze Zähne aus ihrem Mund ragen.
Langsam und vorsichtig setze ich mich auf, alles fühlt sich so … anders an. Mein Körpergefühl hat sich intensiviert, ich nehme vieles umso deutlicher wahr. Leise knarzt das Bett unter meinem Gewicht, draußen bellt irgendwo ein Hund. Sonst ist es ruhig, bis auf die tiefen Atemzüge in meinem Zimmer.
'Na, wie geht’s dir?'
Schock! Mein Herz bleibt beinahe stehen … nein, wie wäre das möglich? Ich tas-te nach der linken Seite meiner Brust. Dort fühle ich … nichts. Es ist kein dumpfes Pochen eines Herzschlags zu spüren. Bin ich tot? Aber warum spricht dann Fel mit mir?
'Was ist los mit mir?'
'Du bist ein Vampir, weißt du nicht mehr? Die Verwandlung gestern. Obwohl ei-ne leichte Verwirrung völlig normal ist, mir ging's auch nicht anders.'
Ich durchkrame mein Gedächtnis nach einer entsprechenden Situation. Da … Chelsy beißt mich in die linke Seite meines Halses. Danach spüre ich nur noch etwas Kaltes auf meinen Lippen, das ich begierig wegschlecke. Dann wird alles dunkel.
'Ja, jetzt weiß ich es wieder.'
'Wie fühlst du dich? Wie geht es dir?'
'Ich weiß nicht, kann es nicht so richtig beschreiben. Irgendwie seltsam. Als würden tausend Sinneseindrücke auf einmal auf mich einstürmen. Und dazu der … der Durst. Ich kann die Leute im Nachbarhaus förmlich spüren. Ich fühle es, wie ihr Blut pulsiert. Am liebsten würde ich hinüber laufen und es ihnen aussau-gen. Aber diese Vorstellung erschreckt mich dann doch wieder. Wie ist das? Bleibt es so oder wird dieses Verlangen schwächer?'
Felizitas denkt lange nach, bevor sie mir antwortet.
'Mit der Zeit gewöhnst du dich daran. Wenn du noch jung bist, also jung im Sin-ne von frisch verwandelt, dann spürst du es intensiver, aber nach einigen Jahren bist du abgehärtet. Dann nimmst du es nur noch so stark wahr, wenn du deinem Instinkt freien Lauf lässt. Ich selbst habe diesen Punkt noch nicht erreicht, es war für mich immer ein Kunststück der Selbstbeherrschung, mit dir zusammen zu sein.'
'Oh, das habe ich nicht gewusst. Für Chelsy und Con war es also leichter? Wo sind die beiden eigentlich?'
Ich stehe auf und sehe zum Fenster hinaus. Alles ist ruhig und still. Doch dann erkenne ich mein Spiegelbild. Meine grau-grünen Augen strahlen diesen seltsa-men Glanz aus, welchen ich bei Chelsy mehrmals entdeckt habe. Meine Haut ist so blass wie Marmor und … als ich den Mund leicht öffne, finden sich darin zwei spitze Eckzähne wie die eines Vampirs. Nein, ich bin ein Vampir. Das ist es!
'Ja, du hast Recht, die beiden hatten keine Probleme, dir nah zu sein. Sie müss-ten irgendwo da draußen auf der Jagd sein. Chelsy sagte, sie würden sich nicht weit entfernen, also sind sie bald wieder zurück.'
Inzwischen ist Felizitas neben mich getreten und guckt ebenfalls hinaus. Ich weiß nicht, wie lange wir so nebeneinander unseren eigenen Gedanken nachge-hangen sind, doch als der Morgen graut, höre ich die Haustür zuschlagen.

>Fel, wo bist du?<
Die Stimme meiner Freundin ertönt und ich höre klar und deutlich, wie zwei Paar Füße durch die Zimmer laufen. Gleichzeitig wenden wir uns vom Fenster ab und gehen zur Zimmertür, die sich fast im selben Moment öffnet. Con kommt herein, hinter ihm Chelsy. Sie stürzt sogleich auf mich zu und fällt mir um den Hals.
'Oh, Kim, wie geht es dir? Wie fühlst du dich?'
'Alles klar, mir geht’s gut!'
Constantin umarmt mich ebenfalls, aber nur flüchtig. Dann lächelt er mich ver-schmitzt an.
'Hey, Kim, gut geschlafen?'
In meinem Bauch regt sich irgendetwas. Ein Feuer beginnt wie Zunder zu bren-nen. Mein Blick schweift über seinen perfekten Körper und sein makelloses Ge-sicht. Ich weiß, nein, ich spüre, dass ich bereits vor meiner Verwandlung etwas für ihn empfunden habe. Doch es scheint mir, als ob das nur alberne Kindereien waren. Das, was ich jetzt fühle, stammt aus den Tiefen meines Herzens, aus den Abgründen meiner Seele. Es ist so intensiv, dass es mich beinahe zerreißt und nur mit Mühe kann ich ihm antworten.
'Ähm … ja, immer doch.'
Dann spricht mich Fel an. Verwirrt wende ich mich ihr zu.
'Also, was willst du heute machen? Es liegt ganz bei dir.'
Hm, mir Con krallen und den Rest der Welt vergessen?
'Weiß nicht so Recht, aber ich habe einen unbändigen Durst.'
'Sorry, aber das muss leider bis zum Abend warten. Dann kommst du voll auf deine Kosten.'
Felizitas dreht sich um und setzt sich aufs Bett. Nach und nach folgen wir ihr. Mir kommt es so vor, als wäre Chelsy neben mir etwas unangenehm.
>Was ist denn los?<
>Naja, äh … ich wollte dich fragen, wie es mit deinem Erinnerungsvermögen aussieht. Weißt du noch alles? Es könnte gut sein, dass du trotzdem so manches vergessen hast.<
>Soweit ich weiß, ist alles noch vorhanden, was da sein sollte.'
Langsam durchstreife ich mein Gedächtnis. Seltsam, die Erinnerungen an mein Leben als Mensch, allerdings natürlich mit Chelsy, scheinen zusehends zu verblas-sen und an ihre Stelle treten umso deutlichere an meine ersten Stunden als Vam-pir.

17. The manhunt
Der Tag vergeht wie im Flug und ehe ich mich versehe, senkt sich auch schon wieder das Tuch der Dunkelheit auf die Häuser. Wir waren den ganzen Tag zu Hause und mein Durst hat inzwischen schon fast überdimensionale Maße ange-nommen. Deswegen konnte ich mich den ganzen Tag nicht zurückverwandeln.
Ich muss sagen, beinahe zwölf Stunden mit spitzen und vor allem langen Eck-zähnen herumzulaufen, kann schon bald sehr nervend werden. Besonders dann, wenn man versucht, sein immer stärker werdendes Verlangen nach Blut mit ei-nem Glas Orangensaft zu unterdrücken. Trinken kann echt zum Problem ausar-ten. Felizitas ist die Erste, die sich aufrafft und alle ermuntert, sich etwas mehr zu beeilen.
'Na los, kommt schon! Seht euch Kim an, sie hat praktisch keine Ahnung, was sie erwartet, aber ich wette, sie freut sich.'
Ich bin tatsächlich begeistert, aber am Meisten von der Tatsache, bald etwas zwischen die Zähne zu kriegen. So bekommen wir auch Chelsy und Constantin hoch. Ich öffne das Fenster und springe voller Vorfreude hinaus. Ich kann bereits die schlummernden Kräfte spüren, die nur noch darauf warten, erweckt zu wer-den.
Nacheinander landen auch Con, Fel und Chelsy neben mir. Felizitas gibt den Ton an.
'Also, zur "Corian Blood Beach". Wer zuerst dort ist. Los!'
Wir starten alle nahezu gleichzeitig, doch ich merke schnell, dass ich die Füh-rung übernehmen könnte. Also treibe ich mich weiter an und bin den dreien schließlich um ein paar hundert Meter voraus. Ich fühle die Freude in mir hoch-steigen und muss nicht einmal lange überlegen, welche Straße uns zur Bar führt. Ich folge einfach meinem Instinkt, der vorher so schwach war, das er mich nie-mals hätte leiten können.
Wie zu erwarten, bin ich als Erster dort. Nach mir kommt Felizitas an und Chelsy bildet mit Constantin das Schlusslicht. Der Vampir ist gespielt verärgert.
'Das zählt nicht. Kim spielt nicht mit fairen Mitteln. Es war doch von vorneherein klar, dass sie gewinnt!'
Er haut mir zum Spaß auf die Schulter, wovon ich allerdings keinen Schmerz spüre. Wie auf ein unsichtbares Zeichen dreht sich jeder zu Chelsy.
'Gut, heute trennen wir uns nicht. Schön zusammenbleiben, Kim soll ja von uns lernen. Eigentlich müsstest du ja nichts mehr lernen, kannst ja sowieso schon alles. Du bist bereits ein perfekt ausgebildetes und vor allem ausgestattetes Raubtier.'
'Lob mich doch nicht über den grünen Klee, ich bin doch kaum zwölf Stunden wach. Was soll ich da schon großartig können?'
Jetzt mischt sich auch noch Felizitas ein.
'Du wirst schon sehen, wart mal ab. Vorhin hast du ja auch gegen uns gewon-nen.'
'Jaa, stimmt schon. Aber trotzdem kann ich das nicht so recht glauben.'
'Wie gesagt, du wirst staunen. Also, Con, wo soll's heute hingehen?'
Der Vampir muss nicht lange nachdenken, um Fel antworten zu können. Er hat seine Entscheidung schnell getroffen.
'Ich würde mal sagen, wir nehmen uns eine der nördlicheren Regionen vor.'

Wir laufen nach Norden, aber wohin genau, weiß ich nicht. In diesem Teil der Stadt habe ich längst die Orientierung verloren. Dann bleibt Constantin plötzlich stehen. Beinahe hätte ich ihn nieder gerannt, aber ich kann mich gerade noch zusammenreißen.
'So, Mädls, jetzt geht’s los. Neue bitte vor!'
Mit einem Zwinkern bedeutet er mir, zu ihm zu kommen. Das Feuer beginnt langsam, mich von innen heraus zu verbrennen, wenn es so weitergeht.
'Also, Kim, du suchst dir jetzt ein Blutopfer aus.'
Wie stellt er sich das vor? Woher soll ich denn bitteschön erkennen, wer pas-send ist?
'Aber … wie?'
Mit einem wissenden Grinsen sieht er mir in die Augen. Ich halte das nicht mehr lange aus!
'Es ist ganz einfach. Vertrau deinem Instinkt, oder wie sagen wir so schön: im-mer der Nase nach! Riecht jemand nach Alkohol oder Drogen, dann lass die Fin-ger davon. Das Blut würde dir nicht bekommen. Du wirst es bemerken, denn der Geruch ist sehr penetrant und unangenehm. Noch Fragen?'
Ich bin verwirrt. Wie soll ich das bitte wittern können, wenn ich einen Junkie treffe? Doch ich schüttle den Kopf.
'Okay, dann los.'
Wieder geht Constantin voraus, diesmal aber in menschlicher Geschwindigkeit. In einer dunklen Gasse, die von einer weniger belebten Wohnstraße abzweigt, warten wir. Ich hocke katzengleich beim Eingang der Gasse, bereit, beim kleins-ten Geräusch hervorzuschnellen und den Menschen mit mir in die Dunkelheit zu-rückzunehmen. Die anderen stehen angespannt hinter mir. Die Gefahr ist fast zu groß, es könnte uns genauso gut einer der wenigen Dark Hunters ertappen.
Dann höre ich schwere Schritte. Es sind … drei Leute. Sie lachen. Ich spüre be-reits, wie der Durst und das unbändige Verlangen nach Blut in mir hochsteigen. Plötzlich erschnuppere ich es. Ganz schwach, aber vorhanden. Diese Männer wa-ren zuvor in einer Bar oder einem Pub, wo sie ein oder zwei Gläser Alkohol ge-trunken haben. Unsicher werfe ich einen Blick zurück. Fel schüttelt energisch den Kopf.
'Nein, auch wenn nur ein bisschen Alkohol war. Immer noch zu viel!'
Ich wende meinen Blick und meine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu. Die drei Männer sind bereits einen Block weiter, aber von weitem höre ich Stöckel-schuhe und einen penetranten Duft nach Ecstasy. Diesmal brauche ich keine Bes-tätigung meiner Freunde, um zu wissen, dass diese Frau tabu ist.
Kaum ist sie vorbei, als auch schon die nächsten Schritte erklingen. Nach einem kurzen Blick um die Ecke weiß ich, dass sich ein junger Mann, vielleicht um die Dreißig, nähert. Ich filtere die Luft, doch es ist kein auffälliger Geruch zu erken-nen, nur der leichte Hauch eines Aftershaves.
Ohne mich lange aufzuhalten stürze ich so schnell aus der Gasse und zerre den Menschen wieder mit zurück, dass er zuerst nicht einmal weiß, wie ihm geschieht, bis er beginnt, sich zu wehren. Er versucht, sich aus meinem stahlharten Griff zu entwinden, aber er hat keine Chance. Bis jetzt hat er mich noch nicht einmal an-gesehen, also hat er keine Ahnung, wogegen er gerade anzukommen versucht.
>Hören Sie, ich habe Ihnen nichts getan. Was wollen Sie also von mir?<

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Blackstone - the lost child of darkness Empty Re: Blackstone - the lost child of darkness

Beitrag  Gast Mi 17 März 2010, 16:38

18. Craving after blood
Ein leises Knurren entwischt meiner Kehle. Erschrocken blickt er mir ins Gesicht. Ich weiß nicht, wie ich momentan aussehe, daher kann ich seine Reaktion auch nicht abschätzen. Allerdings habe ich die Angst und das Entsetzen in seinen Au-gen gesehen. Die Furcht vor einem Raubtier … wie mir. Einen Moment verharrt er wie erstarrt, doch plötzlich beginnt er, wie ein Käfer auf dem Rücken zu stram-peln und gegen mich zu treten.
>Was soll das? Ist das ein schlechter Scherz?<
Ich denke wieder an seinen Blick, als er mich angeschaut hat. Große Angst und schieres Entsetzen waren darin zu lesen, aber auch purer Abscheu. Woher dieser wohl rühren mag? Die Wahrscheinlichkeit, dass er in seinem Leben schon einmal Vampire getroffen hat, ist sehr gering.
Da wir in einer Wohngegend sind, nehme ich an, dass er auf dem Nachhause-weg war. Wahrscheinlich ist er verheiratet und hat Kinder. Er hat Menschen, die ihn lieben. Familie. Etwas, das ich nicht mehr habe. Doch ich kann ihn nicht dafür verantwortlich machen, was geschehen ist. Er ist unschuldig.
Aber er wird ja nicht sterben. Ich werde ihn danach seine Wege gehen lassen. Es wird ihm nicht wehtun, er spürt so gut wie nichts.
'Was ist los? Warum überlegst du so lange?'
Con unterbricht meine Gedanken und reißt mich in die Wirklichkeit zurück. Mei-ne drei Freunde stehen im Halbkreis um mich und mein Blutopfer herum.
'Ähm … ja, bin schon wieder da.'
Ich grinse ihn an und bemerke, dass der Mann indessen ruhig geworden ist, bei meinem Grinsen allerdings heftig zusammenzuckt.
>Was … was bist du für ein Monster? Du siehst ja noch aus wie ein Kind!<
Daraufhin wende ich mich wieder ihm zu und lächle ein weiteres Mal.
>Das werde ich dir jetzt verraten.<
Mit diesen Worten schlage ich meine Zähne in die weiche Haut an der Aorta des Mannes. Sie versinken darin wie ein warmes Messer, das durch Butter schneidet. Langsam trinke ich Zug um Zug der für mich Leben spendenden Flüssigkeit und merke, wie sich meine Energiereserven aufladen und das noch warme Blut bereits in meinen Adern pocht.
Ich bin lebendig, bis in die Fingerspitzen. Es ist ein berauschendes Gefühl. Glück und Adrenalin durchströmt mich, ich spüre eine neue, nie gekannte Kraft in mir aufwallen, die ich mir nie hätte träumen lassen. Kraft, die es nicht einmal geben dürfte. Eine Kraft, die gegen alle Gesetze der Natur ist.
Jemand fasst mich sanft an der Schulter und zieht leicht daran.
'Kim, du musst jetzt aufhören. Sein Puls ist schon ganz schwach!'
Es ist Chelsy. Ich nehme noch einen letzten tiefen Schluck und löse danach meine scharfen Zähne aus dem Fleisch.

19. Compilation of the range
Ich lasse den Namenlosen zu Boden sinken, wo er langsam in einen Winkel kriecht und sich dort zusammenkauert.
'Na endlich, wir dachten schon, du hörst gar nicht mehr auf. Schmeckt es dir so sehr?'
'Es ist einfach unbeschreiblich. Dieses Gefühl … unvorstellbar. Aber euch brau-che ich das ja nicht erzählen, ihr wisst es ja selbst auch.'
Ich schlecke mir die letzten Tropfen Blut von den Lippen und sehe danach die Drei mit dem Schalk im Nacken an.
'Und, hat noch jemand Hunger?'
Wir stehen da in der dunklen Gasse und lachen so schaurig, dass es von den Wänden widerhallt. Mein Blutopfer zieht sich voller Angst noch weiter zurück.
Wenig später wird entschieden, dass wir etwas weiter östlich nach einem Men-schen für Fel Ausschau halten. Sie hatte seit 72 Stunden keine Mahlzeit mehr.
Gemeinsam schlagen wir den von Constantin vorgegebenen Weg ein, doch be-reits nach kurzer Zeit dämmert mir, dass ich eigentlich viel lieber alleine wäre.
'Geht das klar? Ich stell auch sicher nichts an.'
Con nimmt das anscheinend sehr ernst, doch Chelsy und Fel lachen darüber.
'Wenn wir nicht über Leichen nach Hause gehen müssen, warum bist du dann noch hier?'
'Aber sie könnte einen Dark Hunter treffen! Der sie dann umbringt. Wo noch nicht mal ich mich richtig wehren konnte!'
Fel beginnt hysterisch zu kichern.
'Ha, du meinst die drei Jäger? Die haben wir doch alle alleine schon letztes Jahr umgebracht. Kim, los, hau ab!'
Ich laufe los, fühle aber Constantins verärgerten Blick im Rücken. Ich weiß, dass er sich große Sorgen macht, und ich kann ihn auch verstehen, aber momentan muss ich einfach allein sein.
Dann biege ich um die nächste Ecke und bin für menschliche Augen praktisch unsichtbar.

Ziellos renne ich quer durch die Stadt, total in Gedanken versunken. Sie schwir-ren herum wie Mücken um das Licht. Mum, Rebecca, Constantin, mein erstes Blutopfer, Chelsy, "Corian Blood Beach", Felizitas.
Da formt sich ein Satz in meinem Kopf und bleibt unwiderruflich eingemeißelt. Ich bin ein Vampir.
Und ich habe Macht. Aber bin ich so skrupellos, diese auch so richtig auszunut-zen?
Vor einer Woche war ich noch ein Mensch. Schwach, unschuldig, hilflos. Jetzt bin ich genau das Gegenteil. Wie sich alles wandelt. Ich werde immer meinesglei-chen, das, was ich einst war, benötigen. Meine Quelle der Kraft. Mein Lebens-quell.
Doch die Menschen haben Angst vor mir. Tief in sich wissen sie, was ich bin, aber sie würden es niemals aussprechen. Es ist zu absurd. Gegen ein ungeschrie-benes Gesetz und gegen die Natur. Sie wollen es nicht glauben und nicht wahr-haben.
Aber, es gibt mich, und ich bin, was ich bin.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ THE END ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

jedoch: Fortsetzung folgt!! kicher

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Blackstone - the lost child of darkness Empty Re: Blackstone - the lost child of darkness

Beitrag  Gast Sa 27 März 2010, 11:43


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