Forks Bloodbank
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Bevor du stirbst

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Bevor du stirbst - Seite 2 Empty Re: Bevor du stirbst

Beitrag  Gast Do 03 Sep 2009, 18:40

Es ist mittlerweile schon nach zwölf, als es schließlich ruhiger wird. Esme bereitet zwei Gästezimmer für die Nacht vor (Seth schläft nicht gern allein, sondern braucht jemanden, der ihm während er schläft Gesellschaft leistet.), während Alice und Carlisle die ersten Aufräumarbeiten starten. Bella unterhält sich noch ein wenig mit dem leicht angetrunkenen Seth, Jacob und Paul, ebenfalls ein wenig alkoholisiert, machen sich über die restlichen Snacks her.
„Liebste? Vielleicht sollten wir auch langsam nach oben gehen.“ Ich gehe auf sie zu und nehme ihre Hand.
„Wie spät ist es denn?“, fragt sie und steht vom Sofa auf.
„Nach Mitternacht.“
„Oh. Warte ich sag nur Alice und den anderen schnell gute Nacht.“ Während sie sich von allen verabschiedet, gehe ich schon einmal hoch und ziehe die Vorhänge vor und mache das Bett soweit fertig. Während ich auf Bella warte, lasse ich den gesamten Tag noch einmal Revue passieren: Der Aufenthalt im Krankenhaus, die gute Nachricht, das Gespräch mit ihr über ihren Traum...Es hat mich ziemlich erschreckt, als sie mir davon erzählt hat. Und es war für mich zuerst überhaupt nicht verständlich, bzw. gar nicht erst ersichtlich, warum sie so..verunsichert war. Erst später wurde mir klar, dass ihre Zweifel begründet waren. Ich bin kein Mensch, in diesem Sinne. Der Moment als ich sie fast getötet hätte alleine, war schon ein Grund an meinen Gefühlen zu zweifeln. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie sich von mir getrennt hätte. Nein, ich glaube, ich hätte es sogar verstanden. Auch wenn es mich sehr verletzt hätte...
Meine Gedanken werden unterbrochen, als die Tür geöffnet wird und Bella sich seufzend auf das Bett fallen lässt.
Ich gehe auf sie zu und setze mich neben sie. Sie richtet sich wieder auf und lehnt sich an meine Schulter.
„Das war ein sehr, sehr schöner Abend.“ Sie lallt ein wenig, aber nicht so sehr wie die anderen drei.
„Wie viel Bier hast du getrunken, Bella?“, frage ich und sehe sie forschend an.
„Nicht viele. Ich glaub nur drei oder vier Flaschen.“ Sie schließt die Augen und atmet tief ein. „Aber nicht mehr...glaube ich.“ Ach, Alice. Ohne Alkohol hätte der Abend mit Sicherheit genauso viel Spaß gemacht. Aber sie war der Meinung, dass die Wölfe sicherlich was anständiges trinken wollen. Also hat sie eine Kiste Bier besorgt. Wo die zweite herkam, konnte sie sich angeblich nicht vorstellen.
„Weißt du was du jetzt brauchst, meine Liebe? Eine ordentliche Mütze voll Schlaf.“ Sanft drücke ich sie in die Kissen und decke sie zu.
„Nein...ich bin gar nicht müde. Lass uns noch ein wenig reden. Oder...ich glaube ich habe eine viel bessere Idee.“ Sie steht wieder auf und kommt auf mich zu. Dann setzt sie sich auf meinen Schoß, legt ihre Arme um meinen Hals und lehnt sich an meine Schulter.
„Natürlich bist du nicht müde. Deswegen schläfst du gleich auch an meiner Schulter ein.“, sage ich lächelnd und küsse sie auf die Stirn. Sie sieht mich nur stirnrunzelnd an und schüttelt dann den Kopf.
„Nein ich bin hellwach. Es geht mir richtig gut.“ Sie nickt eifrig und blickt dann plötzlich geistesabwesend an mir vorbei.
„Bella?“ Ich versuche ihren Blick zu kreuzen, aber ich kann ihn nicht erreichen. Es sieht so aus, als würde sie in einer Starre verharren. Wie eine Statue sitzt sie da und scheint angestrengt über etwas nachzudenken. Falls dies in ihrem Zustand überhaupt noch möglich ist.
Plötzlich dreht sie ihren Kopf abrupt in meine Richtung.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, frage ich vorsichtig. Ich spüre, wie sich ihr Griff festigt und plötzlich drückt sie ihre weichen Lippen auf meine, dringend und atemlos. Ihr Herzschlag ist wahnsinnig schnell, das Blut pulsiert heftig in ihren Adern. Das Rauschen in meinen Ohren wird lauter und plötzlich kommt das Verlangen, der Durst wieder hervor. Schleichend wird das Brennen in meiner Kehle stärker, doch gleichzeitig wird das Verlangen nach ihrem Körper stärker. Ein Teil von mir will sie, der andere Teil ihr Blut. Ich spüre geradezu den Wettlauf gegen mich selbst, die Grenzen der Kontrolle sind längst überschritten. Doch ich weiß nicht, welcher Teil stärker ist. Alice' und Emmetts Worte hallen in meinem Kopf wieder: 'Du wirst ihr nie wieder weh tun' 'So etwas passiert dir nur einmal und danach nie wieder.' 'Ich hoffe, dass das Haus noch steht, wenn wir wiederkommen.' Instinktiv stoße ich sie von mir weg, stehe auf und presse meinen Körper an die gegenüberliegende Wand. Ich schließe die Augen, und warte, bis sich das Zittern wieder gelegt hat. Ich spüre, wie Bellas Blick auf mir ruht; sie ist durcheinander und verwirrt. Als ich sicher bin, dass ich mich halbwegs unter Kontrolle habe, öffne ich meine Augen wieder und begegne Bellas Blick.
„Es tut mir Leid.“, flüstert sie, wohl wissend, was passiert ist. Langsam gehe ich wieder auf sie zu und nehme sie in den Arm.
„Nein, mir tut es Leid. Du hast keine Schuld.“ Mir ist klar, dass diese Situation alles verändern wird. Nicht nur für heute, auch morgen.
Wir lösen uns voneinander und Bella legt sich bereitwillig wieder hin. Eine ganze Weile ist es still und keiner von uns sagt ein Wort. Tausend Dinge gehen mir durch den Kopf; die gleichen Gedanken und Gefühle, wie ich sie damals hatte.
„Darf ich dich um etwas bitten, Bella?“ Ich richte meinen Oberkörper ein wenig in ihre Richtung und als sie nickt, nehme ich ihre Hand.
„Das gerade...das sollte nicht noch einmal vorkommen.“
„Dir ist klar, dass ich das nur schwer kontrollieren kann?“, fragt sie zögerlich. In diesem Moment würde man nicht ansatzweise denken, dass sie Bier getrunken hat. Ihre Stimme ist so klar und sie scheint, für diesen Moment jedenfalls, genau zu wissen, was sie sagt.
„Mir geht es genauso.“
„Warum lässt du es nicht zu? Du wirst mir nicht weh tun, Edward. Du willst es doch auch...oder?“
„Bella du verstehst das nicht. Das ist nicht so einfach wie du denkst...“
„Dann erklär es mir, Edward!“
„Nicht mehr heute. Du musst schlafen.“, versuche ich sie zu besänftigen, aber Bella ist ziemlich stur.
„Ich bekomme jetzt sowieso kein Auge zu.“ Sie krabbelt zu mir und sieht mich erwartungsvoll an.
„Ich glaube wirklich nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist um übers mit einander schlafen zu reden.“
„Und warum nicht?“
„Weil du nicht gerade in deinem Besten Zustand bist. Ich will darüber jetzt auch nicht diskutieren, Bella!“, sage ich, vielleicht eine Spur zu laut. Sie steht auf, verschränkt die Arme vor der Brust und läuft langsam auf und ab. Sie sieht gekränkt aus; mir tut es weh, sie so zu sehen.
„Bella..wir haben Zeit, lass uns da zu einem anderen Zeitpunkt nochmal drüber sprechen...“
„Und was wenn es dann bereits zu spät ist?“ Sie bleibt stehen und schaut in meine Richtung. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. „Es kann mir jeden Moment schlechter gehen. Ich weiß, dass es von jetzt auf gleich passieren kann. Keiner weiß, wie lange ich noch zu leben habe. Auch wenn es vielleicht so aussieht, als würde der Tod noch auf sich warten, kann es mir niemand garantieren. Weder Carlisle noch irgendein anderer Arzt auf dieser Erde!“ Ich will sie in den Arm nehmen, ihre Hilflosigkeit zerreißt mir fast das Herz. Mir wird mit einem Schlag bewusst, wie sehr sie an ihrem Leben hängt. Noch nie war es für mich so deutlich wie jetzt. „Du hast doch keine Ahnung wie es ist, zu wissen, dass deine Tage gezählt sind. Zu wissen, dass jede Minute, jede Sekunde vielleicht deine Letzte ist. Zu wissen, dass man den Menschen den man liebt, nicht mehr lange lieben darf...“ Sie wischt sich mit dem Handrücken über die Augen und atmet einmal tief ein, bevor sie fortfährt: „Mir ging es schon lange nicht mehr so gut. Ich habe mich schon immer nach einer Familie gesehnt, nach jemandem, der mich genauso liebt wie ich ihn. Aber all das währt nicht lange. Nein, kaum geht es mir gut, kaum fühle ich mich wohl, wird es mir wieder genommen. Ich hatte noch so viel vor, habe noch so viele Träume und Wünsche..Einmal das Meer sehen, mit einem Jungen schlafen...“, sie macht eine Pause und blickt aus dem Fenster, in die pechschwarze Nacht. Doch sie sieht nur sich; und mich.
„Du hast noch nie mit einem Jungen geschlafen?“, frage ich leise und gehe langsam auf sie zu. Sie dreht sich zu mir um, und blickt zu Boden.
„Nein. Es sollte der Richtige sein.“
„Und ich bin der Richtige?“ Sie nickt langsam und sieht dann wieder zu mir auf.
„Ich sollte mich endgültig hinlegen. Ich geh mich nur eben abschminken.“ Damit verlässt sie zügig den Raum und geht ins Bad.
Die Schuldgefühle kommen wieder hoch, als ich an die Atmosphäre, an all das Glück und die gute Stimmung denke, die noch vor ein paar Stunden herrschte. Und jetzt? Ist alles fort. Wie weggewischt.
Als Bella wiederkommt, schalte ich das Licht aus und decke sie zu.
„Schlaf gut, Liebste.“ Ich drücke ihre Hand und fahre leicht über den silbernen Ring.

Als ich ganz sicher bin, dass sie tief und fest schläft, stehe ich auf, suche mir einen Zettel und einen Stift zusammen und setze mich an den Computertisch. In meiner schönsten Handschrift, bringe ich die Worte, die mir auf dem Herzen liegen zu Papier:

Liebste Bella,

ich formuliere diesen Brief, weil es mir leichter fällt über das, was mir auf dem Herzen liegt zu schreiben, als darüber zu reden. Deine Worte von heute Nacht haben mich sehr berührt. Ich habe lange darüber nachgedacht; über uns, über alles. Ich habe auch nochmal über deinen Traum nachgedacht. Ich habe viele Fehler gemacht, die nicht hätten passieren dürfen. Mir ist bewusst geworden, wie sehr du teilweise leiden musstest. Es tut mir weh, dass ich dir Gründe gegeben habe, an mir zu zweifeln.
Seit ich dich damals fast umgebracht hätte, ist nichts mehr so wie es mal war. Ich habe immer noch Schuldgefühle dir gegenüber und diese Wunde die in mir entstanden ist, wird nie heilen. Du musst wissen, dass es mir fast unmöglich ist, etwas zu vergessen. Euer Gedächtnis ist so durchlässig wie ein Sieb; nach und nach rieseln die Erinnerungen durch dieses Sieb und sind irgendwann nicht mehr abrufbar. Doch bei mir ist es anders; mein Gedächtnis wird nicht gefiltert.
Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden. Doch was ist Zeit für jemanden, der ewig lebt? Für den Zeit unwichtig ist? Was für einen Sinn hat ein Leben, dass nie endet? Durch dich hat mein Leben wieder einen Sinn. DU bist jetzt mein Leben.
Aber es ist nicht richtig. Es darf nicht sein. Wir mussten beide auf schmerzhafte Weise erfahren, wie gefährlich es für dich ist, dein Leben mit mir zu verbringen.
Du solltest den Rest deines Lebens genießen können; so wie es von mir gedacht war. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, dass es anders kommen könnte.
Doch ich bin machtlos gegen meine Gefühle. Es ist als würde eine höhere Macht über mich herrschen, der ich mich nicht entziehen kann. Ich brauche dich, Bella!
Doch um dir wirklich noch das zu geben, was du dir so sehr wünschst, brauche ich Zeit. Zeit, die ich nicht habe. Ich muss mit mir selbst wieder ins Reine kommen, mich wieder finden und akzeptieren.
Und deshalb werde ich dich für ein paar Tage verlassen. Ja, vielleicht ist es egoistisch. Aber ich tue es für uns. Ich weiß nicht, ob du meine Entscheidung nachvollziehen kannst, aber ich hoffe, du kannst mir diesen Schritt verzeihen.
Die anderen werden sich gut um dich kümmern, da bin ich ganz sicher. Ich werde dich vermissen; mehr als alles andere.
Aber ich verspreche dir, dass ich wiederkomme. Bitte weine nicht um mich; versuche die Zeit, in der ich nicht bei dir bin, zu genießen. Auch wenn es nicht leicht wird.
Pass auf dich auf.

In Liebe
Edward

P.S. Ich liebe Dich!


Ich lege den Stift zur Seite und falte den Brief einmal. Mein Kopf ist leer; und komischerweise fühle ich mich sogar irgendwo befreit.
Den Brief lege ich auf den kleinen Tisch neben dem Bett. Bevor einer der anderen hochkommen und mich aufhalten kann, küsse ich Bella sanft auf die Stirn und streiche ihr mit meiner Hand noch einmal kurz über die Wange.
„Lebe wohl, Liebste.“, flüstere ich und dann verschwinde ich durch das Fenster in die schwarze Nacht.

Gast
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Beitrag  Gast So 06 Sep 2009, 20:31

Michael (Teil1)

Als ich am nächsten Morgen wach werde spüre ich warme Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht. Ich taste mit meiner linken Hand nach Edwards kalter Haut. Doch da ist nichts, nur das Laken. Ich öffne die Augen, aber er ist nicht da. Ich richte mich auf und schaue mich im Zimmer um. Aber Edward ist nicht da. Auf dem Tisch entdecke ich ein zusammen gefaltetes Blatt. Als ich Edwards saubere Handschrift erkenne spüre ich ein mulmiges Gefühl in Bauch. Als ich die letzten Sätze lese spüre ich Panik in mir aufsteigen. Sofort springe ich auf und sprinte die Treppe herunter. Ein Wunder, dass ich die nicht stolpere, die Treppe im Flug meistere und dann mit einer Bauchlandung beende. Als ich gesund und heil unten ankomme schaut Alice von ihrer Zeitschrift auf und lächelt mich mitleidvoll an:
„Mach dir keine Sorgen, Bella. Er bleibt 2, höchstens 3 Tage weg.“
Ich seufze und lasse mich neben ihr auf das Sofa fallen.
„Es war meine Schuld. Ich hätte ihn gestern nicht so überfallen sollen.“, sage ich traurig und schaue nach draußen. Der Regen prasselt leise gegen die Fensterscheibe. Bei der grauen Wolkendecke wird sich das Wetter in den nächsten Tage nicht bessern. Ich spüre Alice kalte Hand auf meiner Schulter:
„Das stimmt nicht, Bella. Niemand hat Schuld daran. Ich meine, dir kann es niemand verübeln.“ Ich schaue in ihr makelloses, wunderschönes Gesicht. Ihr fällt es so leicht das zu sagen. Sie hat auch die Zeit, die ich nicht habe. Wenn der Tod einem so nahe kommt, wenn er direkt vor der Haustür steht, kommen Wünsche in einem hoch, die schon lange vergessen und begraben waren. Aber würde nicht jeder so reagieren? Würde nicht jeder nochmal all das machen wollen, was er sich immer gewünscht hat? Aber bei Edward ist das etwas anderes. Manchmal vergesse ich vor lauter Liebe und Zuneigung, dass er eben nicht so ist, wie ein normaler Junge. Er ist ein Vampir, der ständig darauf achten muss, dass er nicht die Kontrolle in meiner Gegenwart verliert. Und so langsam aber sicher sollte auch ich daran denken, dass ich bei ihm eben nicht alles machen kann. So auch die Sache mit dem Schlafen.
„Bella alles in Ordnung?“, fragt Alice und holt mich so in die Realität zurück. Ihr Gesicht sieht sorgenvoll aus.
„Ja.“, sage ich schnell, „ich habe nur ein bisschen nachgedacht.“
„Wenn du irgendetwas willst oder brauchst, dann besorgen wir es dir gerne.“, Alice lächelt mich freundlich an.
„Oder ich kann dich auf fahren.“, sagt Jasper, der plötzlich im Wohnzimmer steht. Ich habe ihn gar nicht kommen hören. Als er mich zögerlich anlächelt, spüre ich wie meine Traurigkeit langsam verschwindet. Ich bin gerührt, dass sich Jasper anbietet Chauffeur zu spielen. Mir wird jetzt erst richtig klar, dass ich wieder eine Familie habe. Alice, Esme, Emmett und Carlisle haben mich sofort als ein neues Familienmitglied gesehen. Bei Jasper war ich mir nie sicher. Er stand immer so weit weg von mir wie es der Raum eben zuließ. Er hatte nie viel gesagt und wirklich ein Gespräch geführt haben wir auch noch nie.
Ich lächle Jasper zurück und bedanke mich freundlich. Er kommt einen Schritt näher, dann noch einen. Bis er direkt vor mir steht.
„Ich habe dich nie wirklich Willkommen geheißen. Ich hatte Angst, dass ich dich verletzen würde. Als junger Vegetarier ist es nicht gerade leicht in der Nähe eines Menschen zu sein.“
Vorsichtig stehe ich auf, dann nimmt er mich vorsichtig in den Arm. Es ist ungewohnt, die Haut eines anderen Vampirs zu spüren. Auch Jaspers Haut ist kalt und hart, doch sie ist so ungewohnt. Auch sein Duft ist ein komplett anderer. Dennoch genieße ich den Moment der Umarmung. Er gibt mir noch mehr das Gefühl, ein Teil dieser tollen Familie zu sein. Vorsichtig lösen wir uns aus der Umarmung, Jasper grinst zufrieden:
„Ich hab es mir wirklich schlimmer vorgestellt. Aber so schwer ist das gar nicht, deinem Duft zu widerstehen. Es ist ein gutes Gefühl.“
Sein Grinsen wird noch ein wenig breiter. Jasper scheint wirklich glücklich zu sein, dass er diese 'Probe' bestanden hat. Und ich freue mich mit ihm. Für ihn ist es wirklich am schwersten von allen. Er musste jeden Tag damit zu Recht kommen, dass nun ein Mensch in diesem Haus lebt.
Alice grinst uns beide an und als Jasper sich neben Alice setzt widmet sie sich wieder ganz mir:
„Sag mal, Bella. Ich hab eine Idee was wir heute machen.“
Als ich in ihr strahlendes Lächeln sehe, ahne ich, dass diese Idee für mich alles andere als toll sein wird. Ich brauch nicht lange um heraus zu finden, was sie mit mir vorhat. Ich öffne den Mund um zu protestieren, aber sie kommt mir zuvor:
„Ich wusste, du würdest begeistert sein. In London gibt es in paar tolle Läden in denen man Shoppen gehen kann. Esme hat sich sogar bereit erklärt mit uns zu fahren. Aber vorher solltest du etwas essen.“
Ich schaue sie grimmig an. Ich glaube, der Appetit ist mir vergangen.

Nachdem Esme es geschafft hat, mich dazu zu überreden ein Brot zu essen hatte ich gerade mal Zeit mich fertig zu machen. Danach wurde ich auch schon in ein Auto gezerrt. Ich wundere mich ein wenig, als ich erkenne, dass es Carlisles schwarzer Mercedes ist.
„Muss Carlisle nicht zur Arbeit?“, frage ich verwirrt. Esme grinst mir vom Beifahrersitz zu:
„Alice hat Carlisle überredet bekommen ihren Wagen zu nehmen.“
Ich muss grinsen. Carlisle, wie er auf den Parkplatz fährt... mit einem gelben Porsche. Die Mädchen werden begeistert sein.
Während der Fahrt unterhält uns Alice. Esme nickt zwischendurch nur mal kurz oder antwortet auf einer ihrer Fragen. Aber sonst kommt keiner von uns beiden zu Wort. Mir ist es auch ziemlich egal. Ich vertiefe mich wieder in das Grün, welches an meinem Fenster vorbei zieht. Der Regen hat immer noch nicht aufgehört.
Und Edward? Der ist irgendwo da draußen, im Regen und allein. Was er gerade macht? Kaum ist er ein paar Stunden weg habe ich schon schreckliche Sehnsucht nach ihm. Und ich muss noch 2 Tage ohne ihn aushalten. Mir graut davor.
Die Fahrt ist ziemlich schnell vorbei, Alice ist immer noch mit ihrer Erzählung dran. London ist um diese Zeit schon voll, überall hört man hupende Autos, aufgeregte Stimmen und die schnellen Schritte von Passanten auf dem Asphalt.
Während Alice mich von einem Laden in den nächsten schleift und mich in fast jedes Teil zwängt versucht Esme so gut es geht, dass ich zwischendurch mal ein wenig Pause habe. Nach gut 3 Stunden Intensiv-Shopping gönnen wir uns eine Pause im Café. Ich bestelle mir einen warmen Kakao und ein Stück Kuchen. Sobald ich ein wenig länger sitze, desto mehr fällt mir der Druck im Kopf auf. Am Anfang versuche ich mir wie immer nichts anmerken zu lassen, ich will die Stimmung nicht kaputt machen. Doch je mehr Zeit verstreicht, desto schlimmer werden die Kopfschmerzen.
„Bella, geht es dir nicht gut?“, fragt Esme mich besorgt und legt ihre kalte Hand auf meinem Arm. „Du siehst blass aus.“
Ich versuche zu lächeln, aber die Schmerzen sind zu stark. Ich drücke meine Finger gegen die Schläfen, aber auch das bringt nichts gegen die Schmerzen.
Sofort springt Alice auf und kniet sich neben mich hin:
„Du hast wieder Kopfschmerzen oder? Lass uns lieber nach Hause fahren.“
Ich will etwas erwidern, aber Alice hat mich schon vorsichtig auf die Beine gezogen. Wir laufen vorsichtig zum Auto, während Esme die ganzen Taschen trägt.
Im Auto lege ich mich auf die Rückbank, Alice schafft es mich so an zuschnallen, dass ich beim fahren nicht wie wild durch die Gegend rutsche. Das Liegen tut gut und die Schmerzen lassen ein wenig nach.
„Wir sollten zu Carlisle fahren.“, sagt Esme leise und schaut besorgt zu mir nach hinten.
„Nein, bitte nicht. Carlisle kann eh nichts tun.“, sage ich panisch. Ein Besuch im Krankenhaus wäre jetzt das Letzte was ich brauche. Esme und Alice schauen sich eine lange Zeit lang an. Ich weiß, dass sie sich so schnell und leise unterhalten, dass ich nichts verstehen kann. Aber am Ende werde ich dann erlöst und Esme sagt:
„Okay, Bella. Wir fahren nach Hause, aber du legst dich sofort hin. Sobald es schlimmer wird musst du uns sofort Bescheid sagen okay?“
Ich nicke eifrig, vielleicht ein wenig zu viel, denn ich merke wie mir schwindelig wird. Ich schließe die Augen und versuche ein wenig zu schlafen. Die Müdigkeit hat mich schnell übermannt und ein paar Sekunden später bin ich eingeschlafen.
Ich wache erst wieder auf dem Sofa auf. Die Kopfschmerzen sind wieder ein wenig zurück gegangen. Vorsichtig richte ich mich auf und schaue mich um. Ich entdecke Jasper auf dem Sessel neben mir. Er grinst mir zu:
„Geht’s dir wieder besser?“ Ich nicke vorsichtig.
„Eine Frage. Wie bin ich hierher gekommen?“, frage ich vorsichtig, aber ich kann mir die Antwort schon denken. Sein Grinsen wird breiter. Richtig gedacht, Jasper hat mich rein getragen. Ich spüre wie ich rot werde. Ich komm mir vor wie ein Baby.
Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen und schaue durch die großen Fenster nach draußen. Der Regen hat noch immer nicht aufgehört und ich spüre wieder diese Sehnsucht und Sorge nach Edward. Plötzlich kniet sich Jasper neben mich und schaut mir tief in die Augen. Ich kann nicht anders als seinen Blick erwidern.
Mit leiser Stimme sagt er:
„Ich weiß du kommst um vor Sorge um Edward. Ich spüre es, spüre deine Gefühle. Für mich war Edward immer ein guter Bruder und er hat immer an mich geglaubt und mir immer wieder die Kraft gegeben weiter zu machen. Ich glaube er war der einzige Grund, dass ich nicht wieder das Blut von Menschen getrunken habe. Natürlich hat mir Alice durch ihre Liebe auch sehr viel Kraft gegeben. Doch dadurch, dass Edward meine Gedanken lesen konnte, hat er mein Schweigen immer verstanden. Auch wenn ich lächelte wusste er, dass es mir nicht gut ging, und diese Gier mich fast umbrachte. Er motivierte mich immer wieder dazu nicht aufzugeben, er erzählte mir so oft, dass es ihm auch nie leicht gefallen ist. Ich glaube, Edward ist der beste Bruder den man sich wünschen kann. Und er wird der beste Ehemann sein den du dir vorstellen kann. Er ist nicht gegangen, weil du irgendetwas falsch gemacht hast. Er ist nur gegangen, weil er dich liebt. Häufig wenn du geschlafen hast haben wir viel geredet. Ich habe ihm versprochen nicht darüber zu reden. Aber eine Sache kann ich dir versichern. Jedes Mal wenn er von dir erzählt hat, dann war da ein leuchten in seinen Augen und so viel Zärtlichkeit in seiner Stimme, wie ich es noch nie bei jemand anderen gesehen und gehört habe. Er liebt dich Bella, er liebt dich von ganzem Herzen. Und glaub mir, ihm fiel es auch nicht leicht für ein paar Tage zu verschwinden. Er vermisst dich genauso und wünscht sich nichts sehnlicher als jetzt bei dir sein zu dürfen. Er würde nicht wollen, dass du dir solche Sorgen um ihn machst. Das einzige was er will ist, dass du glücklich bist. Und wenn du das bist, dann er ist es auch. Er hat jede Nacht genossen in der er neben dir liegen konnte. Du lagst ganz ruhig da, eng an ihm gekuschelt und er hat gelächelt. Die ganze Nacht, bis in den frühen Morgenstunden. Es war etwas tolles für ihn dich schlafen zu sehen.“
Ich höre Jasper die ganze Zeit zu. Ich stelle mir Edward zu, wie er lächelnd neben mir liegt und mich betrachtet, wie sich meine Brust in gleichmäßigen Tempo hebt und wieder senkt. Wie er mir vorsichtig durch die Haare streichelt und mir einen Kuss auf die Stirn gibt.
„Weißt du, jeden Menschen, den ich geliebt habe, habe ich verloren oder haben mich verlassen. Zuerst meine Tante und mein Onkel. Sie haben mich einfach im Stich gelassen. Bis heute weiß ich nicht, warum, aber von einen auf den anderen Tag waren sie einfach weg. Dann sind meine Oma und mein Opa gestorben. Mein Vater hatte nie Kontakt zu seiner Familie. Er war ein Waise. Also war ich nachher alleine mit meiner Mama und meinem Papa. Ich hatte Angst sie auch noch zu verlieren. Aber sie haben mir immer versprochen, dass sie für mich da sein werden. Ganz gleich was passiert. Aber mein schlimmster Alptraum wurde wahr. Sie hatten einen Autounfall und starben noch vor Ort. Ich habe mich schrecklich gefühlt. Noch dazu war ich sehr jung und habe gedacht, dass sie wie meine andere Familie einfach verschwunden sind.
Und deswegen habe ich so schreckliche Angst davor, dass Edward weg ist. Das er nie wieder zurück kommt. Er ist der erste, mal abgesehen von meinen Eltern, der mich so sehr liebt. Er gibt mir das Gefühl, dass ich etwas wichtiges bin. Er hat es geschafft, dass ich wieder glücklich bin, dass ich mich wieder ganz fühle. Er hat es als einziger geschafft diese tiefen Wunden zu füllen und diesen Schmerz endlich verschwinden lassen. Ich kann endlich wieder von mir behaupten, dass ich glücklich bin.“ Ich schaue Jasper traurig an. Vorsichtig legt er seine kalte Hand auf meine. Auch wenn ich eine Gänsehaut bekomme tut die Berührung gut. Sie hat etwas wohl tuendes. Sie zeigt mir, dass Jasper für mich da ist. Und all die anderen. Und ich schaffe es tatsächlich ein wenig zu lächeln.
In dem Moment kommt Alice singend die Treppe herunter.
„Oh, Bella du bist wieder wach. Ich war so freundlich und habe die ganzen Sachen eingeräumt. Ist zwar immer noch nicht voll, aber wir sind auf dem besten Weg.“, sie kommt hüpfend auf uns zu und nimmt Jaspers Hand. Sie küsst ihn einmal kurz.
„Womit habe ich das verdient?“, fragt er und nimmt ihre andere Hand.
„Dafür, dass du Bella getröstet hast.“
Sie zwinkert mir zu. Typisch Alice. Ich schaue auf die Uhr, die neben dem Kühlschrank hängt. Wir haben bereits 6 Uhr abends. Ich recke mich ein wenig, dann stehe ich auf und sage den Beiden, dass ich eben duschen bin.
„Oh, Bella.“, ruft Alice mir zu als ich fast oben angekommen bin. „Du hast doch heute nichts vor, oder? Wir, also Esme, Carlisle, Jasper und ich, wollten heute Abend ausgehen. Hast du Lust mitzukommen?“
Das Gespräch mit Jasper hat mir wieder bessere Laune gemacht und auch die Kopfschmerzen sind so gut wie weg. Warum den Abend immer zu Hause verbringen, wenn ich auch mal raus gehen kann?
Ich lächle Alice zu und nicke begeistert. Sie quietscht vor Freude und plötzlich steht sie neben mir:
„Ich wusste du würdest 'Ja' sagen.“, Dabei tippt sie mit ihrem Zeigefinger auf ihre Schläfe. Sie hat es also gesehen.
„Du gehst in aller Ruhe duschen, ich suche dir etwas schönes raus und dann machen wir dich noch zurecht, was Haare und so angeht. Wir wollen übrigens in die Disco. Einfach mal feiern.“
Sofort springe ich unter die Dusche. Ich freue mich auf den heutigen Abend. So würde ich auf andere Gedanken kommen und endlich mal etwas mit meiner neuen Familie machen. Nachdem ich mich fertig gewaschen und die Haare trocken geföhnt habe. Gehe ich ins Zimmer, wo Alice alles breit gelegt hat. Eine graue Jeans, dazu ein weißes T-Shirt welches mit einigen Pailletten besetzt ist. Dazu eine Lederjacke. Die passenden Schuhe sind ebenfalls dabei.
Sofort schlüpfe ich in die Sachen und betrachte mich im Spiegel.
„Sieht super aus.“, sage ich und grinse ihr zu. Das macht Alice nur noch motivierter. Sofort greift sie zur Schminke. Als sie endlich fertig ist, betrachte ich mich im Spiegel. Sie hat die Haare ein wenig toupiert, sodass es 'fetziger' aussieht.
Ein wenig Eyeliner und Wimperntusche und das Outfit ist perfekt. Ich bin begeistert und gemeinsam gehen wir die Treppe herunter. Unten warten alle bereits auf uns. Auch die anderen sehen klasse aus. Carlisle und Esme könnten auch locker als junge Erwachsene durchgehen, als Eltern.


Zuletzt von ~Noroelle~ am So 06 Sep 2009, 20:32 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

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Bevor du stirbst - Seite 2 Empty Re: Bevor du stirbst

Beitrag  Gast So 06 Sep 2009, 20:31

Die Stimmung ist gut und lachend gehen wir zu den Autos. Wir nehmen Carlisle Wagen. Während der Fahrt reden wir heiter, selbst ich beteilige mich an dem Gespräch.
Als wir dann an der Disco ankommen ist bereits viel los. Die Schlange reicht bis um die Ecke. Anscheinend wollen heute viele feiern gehen. Ich will mich gerade auf dem Weg machen und mich ganz hinten anzustellen, da zieht mich Alice in Richtung Eingang.
„Hallo, Steven.“, grüßt Carlisle den Türsteher. Er hat ein breites Kreuz und seine großen Muskeln zeichnen sich deutlich unter dem Anzug ab. Er hat eine Glatze, trägt eine Sonnenbrille und hat einen Stecker im Ohr. Mit dem Kerl würde ich mich nicht anlegen. Als diese Steve uns entdeckt lächelt er freundlich und nickt uns zu. Als er mich sieht wird sein Grinsen breiter.
„Neues Familienmitglied?“, erkundigt er sich.
„So sieht es aus.“
„Also ist auch der letzte Sohn unter die Haube gekommen.“
Die beiden lachen und unterhalten sich noch kurz. Dann drückt Steve einen Knopf und mit einem Surren springt die Tür neben dem Eingang auf. Carlisle verabschiedet sich von dem Türsteher und wir gehen rein. Schon von hier dröhnt uns der Bass entgegen.
„Woher kennt der euch?“, frage ich ein wenig lauter. Aber Alice würde mich bestimmt auch dann verstehen wenn ich flüstern würde.
„Ob du es glaubst oder nicht, der Kerl hat eine Frau. Die war schwanger und als sie ins Krankenhaus kam hatten die Ärzte jegliche Hoffnung für das Baby aufgegeben, denn die Mutter hatte Gebärmutterhalskrebs. Aber wie du Carlisle kennst hat er nicht aufgegeben und weiter gemacht. Und nach 9 Monaten kam ein gesunder Junge zur Welt.“
Kein Wunder, dass der Türsteher Carlisle ewig danken wird. Wir gehen die Treppe herunter. Wir setzen und an einem Tisch und sehen den Leuten beim tanzen zu. Ich bestelle mir einen Cocktail, die anderen Bier. Auch wenn sie natürlich nichts davon trinken haben sie schon super Laune. Und nach meinem ersten Getränk spüre auch ich wie ich immer lockerer werde. Wir drei Mädels erzählen uns vieles, während die Männer nur zu hören. Plötzlich hören wir auf aufgeregtes Schreien.
„Oh nein.“, sagt Carlisle und rückt näher an Esme heran. Ich schaue mich um und entdecke doch tatsächlich ein paar Mädchen aus dem Krankenhaus. Esme fängt an zu lachen und stößt ihren Mann an:
„Ach komm, sei nicht so. Sie mögen die halt. Sie nur wie sie sich nach dir sehnen.“
Ich bin erstaunt wie locker Esme damit umgeht. Sie vertraut Carlisle wirklich. Und nach mehrmaligem Einreden von Alice und Esme steht er schließlich auf und gesellt sich zu den Mädchen, die können ihr Glück kaum fassen. Irgendwann stehen dann auch Alice und Jasper auf und fangen an zu tanzen.
„Und was machen wir beide?“, fragt Esme und grinst mich an.
„Darf ich Sie zum tanzen bitten?“, frage ich und setze dabei einen französischen Akzent auf. Esme lacht und nickt begeistert. Gemeinsam tanzen wir und nach einiger Zeit kommen zwei Männer dazu. Der eine ist ca. in meinem Alter. Wir unterhalten uns viel und ich fange an den Typen zu mögen. Sein Name ist Michael (englisch ausgesprochen)Er hat etwas längere blonde Haare und einen gute Figur. Außerdem ist er 24 und arbeitet in einer Werkstatt.
Aber auch der andere Mann scheint ziemlich angetan von Esme und weicht ihr keinen Schritt mehr von der Seite.
Nach einer Stunde spüre ich, wie meine Beine langsam schlapp werden.
„Sollen wir uns setzen?“, fragt Michael und ich nicke. Wir setzen uns an einen freien Tisch und wir bestellen uns etwas zu trinken.
„Du kannst gut tanzen.“, sagt Michael und lehnt sich nach hinten. Sein Gesicht ist rot vom tanzen. Ich muss grinsen:
„Eigentlich bin ich grottenschlecht darin. Ein Wunder, dass ich nicht umgefallen und alle mit mir gerissen habe.“
Wir beide fangen an zu lachen und als die Getränke kommen nehmen wir beide erstmal einen großen Schluck.
„Ist das deine Familie?“, fragt er und deutet auf Esme, die immer noch ausgelassen tanzt.
„Ja. Allerdings nicht meine eigene. Sondern die von meinem...“ Ich schaff es nicht das Wort 'Ehemann' über die Lippen zu bekommen. Es fühlt sich so an, als ob ich schon lange mit Edward verheiratet bin.
Fragend schaut Michael mich an:
„Hab ich was falsches gesagt?“
Ich schüttel den Kopf:
„Nein, keine Sorge. Das ist die Familie von meinem Freund.“
Sein Grinsen wird wieder breitet:
„Also fällt es dir auch schwer Ehemann zu sagen? Da sind wir ja schon mal zwei.“ Er hält seine Hand hoch und an seinem Ringfinger entdecke ich einen Ehering.
Ich bin überrascht. Man trifft nicht oft Menschen, die schon so jung heiraten.
„Wir kennen uns seit der Schule. Aber wir haben uns immer nur gesehen, nie miteinander gesprochen. Später gingen wir dann auf die gleiche High School. Sie hatte sich sehr verändert und mir fiel auf wie schön sie eigentlich ist. Ich versuchte sie zu einem Treffen zu überreden, aber sie schien kein Interesse an mir zu haben. Ich liebe Musik und spiele auf Gitarre. Also fing ich an Lieder über sie zu schreiben. Allerdings wusste ich nicht, dass auch sie Musik liebte. Ich zog mich immer in den Raum zurück, wo alle Instrumente gelagert wurden. Rachelle, so heißt sie, mochte diesen Raum auch. Also hörte sie an einem Tag das Lied was ich für sie geschrieben hatte. Sie war gerührt, wir lernten uns näher kennen und nachdem wir unseren Abschluss in der Tasche hatten machte ich ihr den Antrag. Ich hatte Angst, dass ich sie vielleicht zur sehr überrumple, aber sie war überglücklich und sagte sofort 'Ja'. Nun das ist meine Geschichte.“
Eine Zeit lang sagte keiner von uns beiden etwas. Ich schaue das kleine Schirmchen an, welches zur Dekoration dient. Ob Edward wohl die gleichen Sorgen hatte, als er mir den Antrag gemacht hat?
„Hat deine Freundin eigentlich was dagegen, dass du hier bist?“, frage ich vorsichtig. Ich habe Angst, dass ich vielleicht ein wunden Punkt erwische. Vielleicht hatten sich die beiden vorher gestritten und er ist hier hin gekommen, weil er einfach mal den Frust ablassen wollte. Doch sein Grinsen wird nur breiter:
„Nein sie hat nichts dagegen. Sie ist selbst mit ihren Freundinnen weggegangen. Also habe ich mir einfach meinen Kumpel geschnappt und wir sind hierher gekommen. Wir führen eine eher offene Beziehung. Das soll nicht heißen, dass wir mit jedem Menschen gleich in die Kiste springen. Aber wir haben nichts dagegen, wenn wir andere Frauen oder Männer kennen lernen. Das ist auch unsere größte Gemeinsamkeit. Wir wollen nicht eingesperrt sein. Soll heißen: Ehe gleich brav zu Hause sitzen und nur zusammen raus gehen, so wie es sich für ein Ehepaar gehört. Wir haben beide einen Hang zu Freiheit.“ Bei dem Wort kichert er kurz. „Wir wollen beide etwas von der Welt sehen. Deswegen werden wir nächsten Monat auch eine Weltreise machen. Unser größter Wunsch. Und auf einen der Inseln die wir besuchen werden wir dann nochmal heiraten.“ Sein Blick ist verträumt, er scheint sich gerade die schönste Hochzeit vorzustellen. Dann blinzelt er einmal und ist wieder bei unserem Gespräch:
„Und was ist mit dir? Hast du auch eine Geschichte zu erzählen?“ Er schaut mich neugierig an.
„Ja, leider ist sie nicht ganz so schön wie deine.“
Er zuckt mit den Schultern:
„Ich möchte sie trotzdem hören. Ich meine am Ende scheint es doch ein Happy End zu geben.“ Er deutet auf meinen Verlobungsring.
„Das kommt ganz darauf an, wie man es sieht.“
„Erzähl sie mir und ich sage dir dann, ob es für mich ein Happy End ist oder nicht.“
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich ihm die Geschichte wirklich erzählen soll. Schließlich will ich nicht die ganze Stimmung kaputt machen. Nach kurzer Überlegung fange ich dann doch an zu erzählen:
„Meine Eltern sind vor langer Zeit an einem Autounfall gestorben. Und von da an habe ich mir fest vorgenommen Ärztin zu werden, um Menschen ein ähnliches Schicksal zu ersparen. Aber ich bemerkte von Zeit zu Zeit , dass ich immer mehr Kopfschmerzen bekam. Und irgendwann bin ich dann zusammen gebrochen. Es war ein Wunder, dass Edward, mein Freund, mich gefunden hat. Am Anfang konnte sein Vater...“ Ich deute auf Carlisle, der von begeisterten Mädchen umringt ist. „... nicht erklären was mit mir los ist. Bis er dann heraus gefunden hat, dass ich unheilbar krank bin. Ich habe einen Gehirntumor, der nicht mehr operierbar ist.“ Traurigkeit zeichnet sich in seinen Augen ab. Vorsichtig rückt er ein Stück näher und drückt meine Hand:
„Das tut mir sehr Leid.“
Ich ignoriere die Berührungen. Ich weiß, dass er mir nie zu Nahe kommen wird. Außerdem sind Alice und die anderen in der Nähe.
„Danke. Na ja, seitdem hat sich vieles geändert. Weißt du, was früher ganz normal war im Leben ist jetzt... einzigartig. Man fängt unbewusst jeden Moment zu genießen. Na ja auf jeden Fall wurde danach meine Wohnung zwangsgeräumt. Die Familie von Edward hat sich sofort bereit erklärt mich aufzunehmen. Nun ja und so passierte es auch, dass ich mehr und mehr Kontakt mit Edward hatte. Uns war beiden nach einiger Zeit klar, dass da mehr ist als nur Freundschaft. Wir verliebten uns und Edward machte mich wieder zu einem glückliche Menschen. Und dann hat er mir den Antrag gemacht. Ich war einfach nur begeistert und habe sofort 'Ja' gesagt.“
Die Traurigkeit von Michael verschwindet und sein Grinsen kehrt zurück:
„Also wenn du mich fragst, ich finde es ist ein Happy End. Nur die wenigsten Menschen würde sich in einem Menschen verlieben, der nicht mehr lange zu Leben hat. Viele hätten viel zu viel Angst vor den Schmerz, der danach kommt.“
Er scheint ganz bewusst das Wort 'Tod' vermeiden zu wollen. Auf einmal fängt Michael an sich suchend um zuschauen. Sein Freund kann es nicht sein, denn der tanzt noch immer sehr gut sichtbar mit Esme.
„Wen suchst du?“, frage ich neugirieg. Er schaut mich wieder an.
„Ich versuche zu eraten, wer von den ganzen Jungs dein Freund sein könnte. Deine Schwiegermutter ist sehr hübsch, genauso wie dein Schwiegervater. Die Beiden da in der Mitte gehören wohl auch noch dazu. Die haben alle die gleiche blasse Haut. Kein Wunder bei dem Wetter in England. Allerdings glaube ich nicht, dass der Junge dein Freund ist, weil er die kleine gerade schon geküsst hat. Allerdings entdecke ich sonst keine Schönheit, die den anderen gerecht werden könnte.“
Ich bin erstaunt, dass ihm die Schönheit von den Cullens aufgefallen ist. Aber als ich genauer hinsehe fällt mir auf, dass viele schon die Köpfe zusammen gesteckt haben und auf Esme, Carlisle, Alice und Jasper deuten. Sie ziehen wirklich die ganze Aufmerksamkeit auf sich.
„Du wärst ein toller Detektiv. So wie du kombinieren kannst. Aber leider wirst du bei einer Sache keinen Erfolg haben. Und zwar bei der Suche nach meinem Freund. Denn der ist nicht hier.“
Sofort ist seine Neugier wieder geweckt und er schaut mich fragend an.
Seufzend erkläre ich ihm, dass Edward für ein paar Tage weggefahren ist um über einiges nachzudenken. Er merkt, dass mich dieses Thema mitnimmt, daher wechselt er gekonnt auf ein anderes Thema.
„Hast du was dagegen, wenn ich dir meine Handynummer gebe? Ich würde gerne mit dir in Kontakt bleiben.“
Ich will fast zustimmen, als ich plötzlich stocke. Ich rede hier vor den anderen mit einem anderen Jungen, der sehr nahe neben mir sitzt und meine Hand hält. Sie würden Edward nie etwas sagen, aber wie würde er reagieren, wenn ich mit einem anderen Junge telefoniere? Ob er auch so begeistert von einer 'offenen' Beziehung ist? Michael merkt mein zögern und hackt sofort nach:
„Dein Freund wird wohl sehr schnell eifersüchtig oder? Ich mein, dass ist kein Problem, dann sagst du mir deine Adresse und ich schleiche mich nachts heimlich in dein Zimmer.“
„Das wird wohl kaum möglich sein. Sie hören dich, da kannst du dir sicher sein. Außerdem schlafe ich mit meinem Freund zusammen in einem Bett und er hat einen sehr leichte nSchlaf. Er würde von unserem flüstern wach werden.“
Michael schaut an die Decke und tut so, als ob er anstrengt nachdenken würde:
„Das bringt natürlich ein paar Probleme.“
Ich muss über seinen Gesichtsausdruck grinsen.
„Ach weißt du, gib mir einfach deine Handynummer.“
Sofort hat er Stift und Papier in der Hand und schreibt seine Nummer auf.
„Ich würde dir ja gerne auch meine geben aber... ich hab kein Handy.“ Ich spüre wie ich rot werde. Heutzutage hat wirklich jeder ein Handy. Nur ich scheine da ein wenig zurück zu hängen. Zuerst schaut Michael mich an, doch dann fängt er an zu lachen. Ich kann nicht anders und muss mitlachen. Als wir uns beide soweit wieder ein gekriegt haben schüttelt Michael nur den Kopf:
„Ich habe schon verrückte Sachen gehört. Aber das jemand in deinem Alter kein Handy hat ist auch mal was neues. Aber ist nicht schlimm. Sobald du deinen Freund mit einem süßen Dackelblick anschaust und er dir ein Handy besorgt hat schreibst du mir einfach SMS und dann hab ich deine Nummer ja.“
Wir unterhalten uns noch über einige Themen, bis ich langsam merke wie ich müde werde. Ein Blick auf die große Digitaluhr an der Wand zeigt, dass wir bereits 6 Uhr morgens haben. Ich schaue zu Esme... und bin vollkommen überrascht, als die beiden IMMER noch tanzen.
„Sag mal geht denen denn nicht mal die Puste aus.“, frage ich und deute auf die Beiden.
„Wenn ich eine Sache weiß, dann das mein Kumpel nicht locker lässt. Der würde den ganzen Tag weiter tanzen für sie. Er ist manchmal mehr als verrückt.“
Als ich wieder gähnen muss kommt Alice zu uns:
„Jasper und ich wollen so langsam nach Hause. Und Carlisle kann auch nicht mehr. Hast du was dagegen, wenn wir gehen?“ Dabei schaut sie Michael an. Ich bin mir nicht ganz sicher was sie von ihm hält, denn ihr Blick sieht einfach nur freundlich aus.
„Ich bin echt kaputt. Ich hoffe das ist okay für dich.“
Michael setzt ein schmollendes Gesicht auf und sagt beleidigt:
„Klar, lass mich hier alleine. Hab ich auch verstanden.“
Doch direkt danach fängt er wieder an zu grinsen und knufft mir in die Seite:
„Ich bin nicht dein Mann. Klar kannst du gehen.“
Ich verabschiede mich mit einer Umarmung von Michael und stecke den Zettel mit seiner Nummer ein. Bevor ich aufstehe, kommt er mir plötzlich ganz nah und flüstert in mein Ohr:
„Und vergiss nicht. Schreib mir.“ Dann gibt er mir ein Küsschen auf die Wange zwinkert mir zu und verschwindet in der tanzenden Menge. Ich bin ein wenig überrascht über den Kuss. Ich versuche mir jedoch nichts anmerken zu lassen. Gemeinsam gehen wir zum Wagen. Es ist kalt draußen, aber die frische Luft tut gut und ich spüre sofort, wie ich wieder ein wenig wacher werde. Esme und ich unterhalten uns aufgeregt über die beiden Männer die wir kennen gelernt haben. Jasper und Alice schauen sich immer verliebt an, zwischendurch küssen sie sich kurz. Nur Carlisle wirkt vollkommen verstört. Er sagt gar nichts sondern läuft einfach nur stumm neben uns her. Er reagiert nicht einmal als der Türsteher und eine gute Nacht wünscht. Das übernimmt Alice für ihn. Der Arme hatte wohl den ganzen Abend mit diesen Mädels zu tun, die ihm die ganze Zeit um den Hals gefallen sind.
Als wir nach 20 Minuten zu Hause ankommen (Jasper ist ein WENIG schneller gefahren, als eigentlich erlaubt) wünsche ich allen sofort eine gute Nacht, gehe in mein Zimmer, ziehe mir meinen Schlafanzug an und kuschle mich in das große Bett. Ich bin zu müde um mich noch ab zu schminken und zu waschen. Später habe ich noch genug Zeit dafür. Ich schließe die Augen und schlafe sofort ein.
Ich träume in dieser Nacht viel, kann mich aber nicht mehr daran erinnern worum es ging. Ich glaube jedoch, dass in einem der unzähligen Träume Michael vor kam.

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Beitrag  Gast Mi 09 Sep 2009, 18:16

Ein Zwischen-Chap von Edward ;)

Das Ende des Regenbogens

Vorsichtig rappele ich mich auf, klopfe den Schmutz von meiner Jeans. Die Sonne blendet mich; einen Moment lang bin ich vollkommen orientierungslos. Trotzdem weiß ich, wo ich mich befinde. Als mein Augenlicht langsam wiederkehrt und das Bild schärfer wird, setze ich einen Schritt vor den anderen. Doch es ist kein Laufen; ich scheine zu schweben. Meine Füße berühren den Boden nicht sondern versuchen in der Luft Halt zu finden. Dennoch falle ich nicht; egal welche Bewegung ich versuche, die Luft hält mich fest.
Ich drehe mich einmal um meine eigene Achse, erkenne den Dschungel wieder. Ein paar Meter entfernt rauscht der Wasserfall, über meinen Kopf fliegen Paradiesvögel hinweg. Die Luft riecht salzig und klar.
Ein leichter Wind zieht auf und mit ihm lasse ich mich treiben. Geschickt führt er mich zwischen Bäume hindurch, am Wasserfall vorbei. Die Bäume stehen dichter, ich schwebe nun über Moos und heruntergefallenen Ästen. Die Sonne verschwindet hinter den Blättern; nur einzelne Strahlen scheinen hindurch und weisen den Weg. Doch noch immer werde ich magisch getrieben, halte einfach ganz still.
Der Weg wird breiter und es wird wieder heller. Der Wind verschwindet und lässt mich fallen, sodass ich von nun an alleine weitergehen kann. Als ich wieder festen Boden unter den Füßen spüre und aufblicke, scheint die Sonne ihre Strahlen auf einen Punkt gerichtet zu haben. Wie in einem Scheinwerfer erscheinen die zarten Umrisse einer Person, nicht weit entfernt von mir.
Die Umrisse werden deutlicher und es steht ein Mädchen vor mir. Ihr Haut ist bleich; sie sieht krank aus. Vorsichtig mache ich ein paar Schritte auf sie zu, erst als ich beinahe direkt vor ihr stehe, erkenne ich sie.
„Bella..“
Ich will meine Arme um sie legen, doch anstatt sie zu berühren, fühle ich nur Luft. Ich kann sie nicht anfassen; und plötzlich ist mir klar, dass ich nicht ihren Körper sondern ihre Seele, ihren Geist vor mir stehen habe. Sie sieht mich traurig an, Tränen füllen ihre Augen. Ich gehe noch einen Schritt weiter, halte allerdings Abstand, damit sie nicht verschwindet. Das Verlangen sie zu berühren, sie in meine schützenden Arme zu schließen wird größer, doch mein Verstand hält mich zurück.
Plötzlich nimmt sie meine Hände in ihre, ich fühle nichts weiter als Luft aber ich weiß, dass sie meine Hände spürt. Sie kommt einen Schritt näher; Tränen laufen über ihre Wangen.
„Hilf mir. Ich will nicht sterben. Hilf mir. Bitte, lass mich noch nicht gehen.“
Ihre Stimme ist flehend, hilflos. Ehe ich ihr antworten kann, ist sie auch schon verschwunden. Meine Hände sind leer und die Sonne verschwindet wieder. Mein Körper hebt sich vom Boden ab und der Wind führt mich weiter. Ich bin nicht in der Lage über das, was soeben geschehen ist, nachzudenken. Der Wind scheint ihre Worte zu flüstern, immer wieder treffen sie meine Ohren.
Ich fühle mich wie benommen; nicht in der Lage, klar zu denken, mich zu bewegen. Als ich meine Augen schließe, taucht ihr Bild auf, sodass ich sie sofort wieder öffne. Ich ertrage diesen Anblick nicht länger; es zerreißt mir geradezu das Herz. Auf einmal fühle ich mich schuldig und leer. Erst als der Wind nachlässt und ich auf den Boden sinke, erwache ich aus dieser Benommenheit. Ich bleibe einen Moment lang auf dem Boden liegen; atme den Duft des Waldbodens tief ein.
Als ich mich aufrichte, sehe ich die schönsten Farben; Ein kleiner Bach, dessen blaues Wasser in der Sonne glitzert, strahlend grüne Wiese, die schönsten Blumen und Tiere, und in der Mitte wartet das Ende des Regenbogens auf mich. Eine Welle der Zufriedenheit und des Glücks überkommt mich; als würde Jasper neben mir stehen.
Endlich bin ich dort angelangt, worauf ich die ganze Zeit gewartet habe. Endlich werde ich erfahren, was sich am Ende des Regenbogens befindet. Ich stehe auf, ohne meinen Blick von dem bunten Bogen abzuwenden. Bewusst setze ich einen Fuß vor den anderen, genieße den Anblick. Hier scheint die Luft noch klarer zu sein und die Sonne erwärmt jede Zelle in meinem Körper.
Ich gehe an dem Bach vorbei, das Gras der Wiese federt meine Schritte. Ich bin nur noch ein paar Meter entfernt und erkenne eine Tür inmitten des Regenbogens. Meine Hände zittern leicht, doch die Anspannung hat keine Chance, sie erreicht mich nicht vollkommen.
Kurz vor der Tür bleibe ich stehen. Jetzt ist der Moment gekommen, gleich werde ich wissen, worauf ich so lange warten musste. Ich schließe meine Augen, atme einmal tief ein und lege meine Hand vorsichtig auf den Türknopf. Wie von selbst öffnet sie sich nach innen und ich mache einen Schritt hinein.
Vor mir erstreckt sich nichts als blauer Himmel. Er ist endlos; egal wo ich hinsehe, ob nach oben oder unten, nach links oder rechts. Trotzdem ist es eine Art Raum; ich habe das Gefühl, als würde ich mich in einer Kugel befinden. Es gibt keinen Boden; würde ich weitergehen, würde ich wahrscheinlich in die Tiefe stürzen. Doch wie durch Magie, erscheint vor meinen Füßen eine strahlend weiße Wolke und ohne darüber nachzudenken, stelle ich mich auf sie. Sofort setzt sie sich langsam in Bewegung und während ich durch das endlose Blau fliege, tauchen weitere Wolken auf. Diese sind größer und es befinden sich Gestalten auf ihnen. Vollkommen in weiß gehüllt, wie Engel - nur ohne Flügel.
Unser Ziel ist nur noch wenige Augenblicke entfernt; vor mir erstreckt sich eine sehr große Wolke. Zuerst scheint sie leer zu sein, doch je näher wir ihr kommen, desto mehr Details erreichen mein Auge. Ich kann Schränke und rote Sessel erkennen, einen Tisch aus feinster Buche, viele Bücher und Filme, aber kein elektronisches Gerät wie einen Computer oder einen Fernseher.
Kurz vor der Wolke halten wir an und ich setze einen Schritt auf die andere. Als ich mich ganz auf ihr befinde, schweben zwei Engel auf mich zu. Schnell wird mir klar, dass es meine Eltern sind, die sich mir nähern. Sie lächeln mich an; meine Mutter mit ihren langen, lockigen Braunen Haaren und ihrem herzlichen Gesicht, mein Vater mit seiner schwarzen Kurzhaarfrisur. Er trägt die Haare so wie ich und ich erkenne meine Augen in dem Gesicht meiner Mutter. Sie hat genau den gleichen Farbton wie ich.
„Ed, mein Junge!“,
ruft mein Vater, meine Mutter schließt mich in die Arme, als sie mich erreicht hat. Unsicher erwidere ich ihre Umarmung und bin erleichtert, als ich nicht in Luft fasse. Nie hätte ich damit gerechnet, meine Eltern nocheinmal zu sehen.
„Es ist schön, dich wohlauf zu sehen.“
Wir lösen uns voneinander und mein Vater legt einen Arm um meine Schulter. Ich will etwas sagen, doch es kommt kein Ton über meine Lippen. Ich schaue die beiden einfach nur an, unfähig zu begreifen, was hier passiert. Es fühlt sich gut an, hier fühle ich mich zu Hause.
‚Ich will bei euch bleiben.’,
will ich sagen, doch meine Eltern scheinen mich auch so zu verstehen.
„Geh zurück, Ed. Es gibt Menschen, die dich dringender brauchen als wir . Du kannst immer wieder nach Hause kommen, wann immer du Zeit findest. Aber jetzt geh.“
Mein Vater drückt mich, meine Mutter küsst meine Stirn. Doch ich will noch nicht gehen; es gibt soviel, was ich fragen und sagen will.
„Wir lieben dich auch, mein Sohn.“,
ist das Letzte, was meine Mutter sagt. Mein Vater legt einen Arm um sie und beide lächeln sie mich an. Ich spüre, wie ich fortgetragen werde, das Bild meiner Eltern wird immer kleiner bis es schließlich ganz verschwindet.
Ich finde mich am Anfang meines Traumes wieder, auf dem freien Feld. Ich kann immer noch nicht ganz begreifen, was gerade passiert ist. Doch meine Gefühle und Gedanken sind nicht die gleichen wie am Anfang. Im Gegensatz zu vorher, fühle ich mich freier, losgelöster.
Und plötzlich weiß ich, was ich zu tun habe.

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Beitrag  Gast So 20 Sep 2009, 01:54

Das Wiedersehen (Teil 2)

Ich wache erst am späten Nachmittag auf. Ist auch gut so, denn dann habe ich auch schnell den zweiten Tag ohne Edward geschafft. Und vielleicht sehe ich ihn morgen endlich wieder. Der Gedanke an ihn lässt mich voller Vorfreude aufstehen. Leise summend gehe ich ins Badezimmer. Ich bin sehr überrascht, als ich mich im Spiegelbild betrachte. Die Frisur sitzt noch fast genauso wie gestern und auch die Schminke ist kaum verwischt. Ich springe unter die Dusche und bleibe länger als nötig darunter. Das warme Wasser tut gut und vertreibt die restliche Müdigkeit aus meinen Gliedern. Als ich fertig mit föhnen und umziehen bin gehe ich mit frischer Energie nach unten. Esme ist wie immer dabei etwas leckeres für mich zu kochen. Alice sitzt wie gestern auf dem Sofa und liest eine Zeitschrift, sonst ist niemand da.
Ich begrüße Esme freundlich und sofort fängt sie wieder vom gestrigen Abend an.
Irgendwann setzt sich Alice ebenfalls an den Tisch und hört uns schweigend zu.
Natürlich kann ich meine Neugier nicht zurück halten. Denn Alice ist nie so ruhig
„Was ist los? Du wirkst nachdenklich.“
Alice schaut mich ein wenig traurig an. Ich fange an mir ein wenig Sorgen zu machen.
„Du scheinst diesen Michael zu mögen.“, sagt sie vorsichtig. Sofort weiß ich worauf sie hinaus will.
„Stopp! Ja er ist nett, aber mehr auch nicht. Ich liebe nur Edward okay?“
„Ist ja gut. Ich wollte nur mal fragen.“ Dennoch ist ihr Blick nachdenklich. Sie scheint sich wirklich ernsthafte Gedanken zu machen. Auch ich fange an zu grübeln. Empfinde ich mehr für Michael? Doch wenn ich an ihn denke ist da nichts. Er war sehr nett gestern und wir haben viele Gemeinsamkeiten. Aber das wars dann auch. Aber dann kommt mir ein Gedanke, warum ich so gut mit ihm klar gekommen bin:
„Weißt du, ich kann dir sagen warum ich so viel mit ihm geredet habe. Es lag zum einen daran, dass wir viele ähnliche Situationen durchlebt haben. Aber das ist nicht der größte Grund. Sondern eher, dass er ein Mensch ist.“
Verwirrt schaut Alice mich an und auch Esme achtet kurz nicht auf das Essen.
„Was ich damit sagen will ist, wenn man nur mit Vampiren zusammen ist, die komplett anders sind als du, nun dann tut es einfach gut auch mal wieder unter Menschen zu sein. Bei euch hat man das Gefühl, dass ihr nie etwas falsch macht und euch in jeder Situationen zu 100 % sicher seid, was ihr tut.
So verrückt sich das anhört, aber es fällt mir schwer Edward als meinen Ehemann anzusehen. Das Wort hört sich einfach falsch an. Aber bei euch habe ich so etwas noch nie gesehen. Das etwas falsch ist. Als Michael mir dann erzählte, dass er genau die gleichen Probleme hatte, nun... da wurde mir klar, dass es nicht nur eine Welt mit Vampiren gibt. Es gibt auch Menschen, die genau die gleichen Probleme haben wie ich. Es tat einfach nur unendlich gut das zu wissen. Das Michael auch nicht alles zugeworfen bekommt, sondern im Leben vieles erkämpfen musste. Natürlich ist er auch ein netter Kerl, aber er ist selbst verheiratet und wird bald mit seiner Frau eine Weltreise machen. Er führt sein eigenes Leben und ich ebenfalls. Ich liebe Edward zu sehr um ihn an jemanden wie Michael zu verlieren. Edward ist und bleibt mein ein und alles.“
Lange Zeit ist es ruhig und man hört nur das zischen der Pfanne. Irgendwann lächelt Esme dann, ihre Augen strahlen:
„Edward hat sich wirklich das richtige Mädchen ausgesucht. So oft hat er mir erzählt wie nervig es im Krankenhaus es sei mit all den Mädchen. Wir hatten fast schon Sorgen er würde sich nie wieder verlieben. Aber dann kamst du Bella. Du bist das erste und einzige Mädchen, von dem er noch nie schlecht geredet hat.“
Ein Lächeln huscht mir übers Gesicht. Ich kann Edward verstehen. Auch ich würde es nie schaffen, schlecht über ihn zu reden. Ich schaue zu Alice und auch sie wirkt ein wenig entspannter.
Wie immer schmeckt das Essen von Esme und gemeinsam reden wir über dies und das. Auch über die heutige Planung. Aber dadurch, dass es bereits Nachmittag ist, kann man nicht mehr wirklich viel unternehmen. Also beschließen wir ein wenig einkaufen zu gehen und heute Abend ein paar Filme zu schauen. Alice und Esme geben sich wirklich die beste Mühe mich irgendwie von Edward abzulenken. Aber zu oft schweifen meine Gedanken wieder ab, zu oft frage ich mich wo er jetzt ist, was er macht und wie es ihm geht. So bekomme ich auch kaum etwas von der Fahrt in die Stadt mit. Beim Einkauf schnappe ich mir eine Tüte Süßigkeiten, den Rest übernehmen Alice und Esme. Bei der Filmauswahl trage ich auch nicht wirklich etwas dazu bei. Am Ende entscheiden wir, ich eher weniger, uns für einen Horrorfilm und eine Komödie. Auf der Rückfahrt bin ich wieder komplett in meiner Traumwelt versunken. Ich bin erst wieder komplett da, als ich mit meinen Chips auf dem Sofa sitze, in vollkommener Dunkelheit und mit weit aufgerissen Augen auf den Flachbildschirm schaue. Der Horrorfilm hat es echt in Sich und ich ertappe mich sehr oft dabei, wie ich meine Tüte vorsichtig vor die Augen schiebe um nicht zu sehen, wie sich der brutale Mörder sein nächstes Opfer holt. Jedes mal ernte ich ein grinsen von Carlisle. Der hat echt gut lachen. Als Vampir hat man vor so etwas keine Angst. Vampire schlafen nicht und ihre Sinne sind schärfer als die eines Menschen. Dieser Killer würde es nicht einmal ganz die Auffahrt rauf schaffen, da hätten die anderen ihn schon bemerkt.
Ich seufze erleichtert, als endlich der Abspann läuft. Die Komödie ist zwar lustig, doch da schaffen es meine Gedanken eher wieder abzuschweifen. Und so bemerke ich erst am Ende des Films, dass ich nichts mitbekommen habe und ich nur Edwards Gesicht und sein Lächeln vor meinen Augen hatte. Mit der Gründung das ich müde bin, verabschiede ich mich von meiner Familie und gehe nach oben. Ich springe noch schnell unter die Dusche und lege mich danach sofort ins Bett. Ich habe keine Lust meine Haare trocken zu föhnen. Eine ganze Weile schaue ich den Vollmond an. Ich bin noch viel zu wach um ans schlafen zu denken. Ganz besonders der Gedanke, dass ich Edward morgen wieder sehen werde lässt mich einfach nicht zur Ruhe kommen. Vorsichtig stehe ich auf und gehe ans Fenster. Die Nacht ist sternenklar. Der Mond scheint hell und ich glaube ein paar Bewegungen in den Büschen und Bäumen zu sehen. Was würde ich nicht alles dafür geben, damit Edward jetzt aus dem Schatten der Bäume heraus tritt zu mir hoch schaut, mir liebevoll zulächelt, mit Leichtigkeit hier hoch springt und mich endlich wieder in seine schützenden Armen nimmt.
Ich bleibe noch eine ganze Weile vor dem Fenster stehen und träume vor mich hin. Dann hole ich meine Decke, kuschel mich vor dem Fenster zusammen und schließe meine Augen. Das Mondlicht ist einschläfernd und nach unzähligen Minuten betrete ich endlich das Land der Träume.


Ich werde schon früh wach, als die ersten Sonnenstrahlen über den Bäumen zum Vorschein kommt. Es war eine angenehme Nacht, doch als ich jetzt aufstehen will merke ich die Folgen des Bodens. Ich habe Rückenschmerzen und mein linker Arm ist eingeschlafen. Nachdem ich es dann endlich geschafft habe auf die Beine zu kommen werfe ich einen Blick auf die Uhr. 6 Uhr morgens, na klasse. Müde schlurfe ich die Treppen herunter. Diesmal ist allerdings niemand da. Ich finde auch keinen Zettel, der mir sagt wo die anderen stecken könnten. Die haben bestimmt nicht damit gerechnet, dass ich am frühen morgen schon wach werde. Also mache ich mir kurzer Hand selbst etwas zu essen. Allerdings ist das schnell zubereitete Müsli nicht einmal ansatzweise so lecker wie die warmen Mahlzeiten von Esme. Aber damit muss sich mein Magen eben zufrieden geben. Ich schlinge alles schnell in mir rein, räume alles weg und gehe die Treppen wieder hoch. Dann suche ich ein paar von meinen neuen Sachen heraus und mache mich soweit fertig. Um 7 Uhr höre ich unten die Haustüre zugehen. In der Hoffnung es könnte Edward sein fliege ich die Treppe regelrecht runter. Die Enttäuschung ist groß, als es nur Esme, Carlisle und Alice sind. Sofort ist Alice bei mir und an ihrem Lächeln kann ich sehen, dass sie etwas vor hat.
„Du kommst mit. Wir fahren nämlich weg.“
Fragend schaue ich sie an.
„Dadurch das Edward nicht da ist, wollen wir dir ein paar Wünsche erfüllen. Also was willst du unbedingt nochmal machen?“
Eigentlich ist an der Frage nichts besonderes, aber in Alice Augen sehe ich etwas, etwas das mir sehr bekannt vor kommt. Auf diese Frage gibt es zwar 100 Antworten, aber ich weiß, dass nur eine richtig ist. Sofort schaltet mein Gehirn sich ein und denkt fieberhaft über weite Wünsche nach.
„Keine Idee? Irgendwas muss dir doch einfallen.“, Alice wirkt fast ein wenig beleidigt. Aber mir will beim besten Willen nichts einfallen. Unauffällig nickt sie in Carlisles und Esmes Richtung. Was hat das denn mit denen zu tun. Was haben Carlisle und Esme als Eltern... ich stocke. An Alices Grinsen erkenne ich, dass ich die richtige Antwort habe.
„Wir gehen meine Eltern besuchen?“, frage ich vorsichtig. Sie nickt begeistert.
„Alice... ich glaube nicht das dass so eine gute Idee ist.“, sage ich zögerlich, aber Alice lässt sich nicht so schnell von ihrer Idee abbringen. Sie nimmt meinen Arm und will mich mitziehen, aber ich stemme mich mit aller Kraft dagegen. Sie wirkt überrascht, dass ich so viel Widerstand leiste:
„Komm schon, Bella so schlimm wird das nicht werden. Oder denkst du deine Eltern tauchen plötzlich auf und halten dir einen Vortrag, wie gefährlich es ist, mit Vampiren zusammen zu sein?“
„Wer weiß.“
Vollkommen fassungslos starrt sie mich an. Ich verdrehe die Augen und seufze:
„Natürlich glaube ich das nicht. Aber mir ist im Moment einfach nicht danach meine Eltern zu besuchen.“
Ihre Fassungslosigkeit verschwindet aus ihrem Gesicht statt dessen schaut sie mich wieder liebevoll an. Sie nimmt meine Hand und sagt mit leiser Stimme:
„Vielleicht wird es nicht so schlimm wie du glaubst. Ich kann sehr gut verstehen, dass du deine Eltern nicht besuchen willst, du hast schließlich eine Menge Probleme und Sorgen. Aber vielleicht löst so ein Besuch ein paar dieser Probleme.“
Ich schaue sie fragend aber, sie zwinkert mir nur zu.
„Also? Hab ich dich überzeugt?“
Ich zögere noch immer. Ich weiß nicht was Alice mit ihrer Andeutung sagen will, aber ein Teil in mir sagt, dass ich mich meinem Schicksal hingeben und mitgehen soll. Dieser Teil ist wohl nicht der hellste. Noch einmal seufze ich und mache einen Schritt auf die Haustüre zu. Alice ist begeistert und zieht mich mit sich. Ich bereue meine Entscheidung sobald ich im Auto sitze. Alles in mir will wieder aussteigen, aber das würde Alice nicht zulassen. Also sinke ich tief in den Sitz, schließe die Augen und versuche nicht daran zu denken, was mir bevor steht. Nach kurzer Zeit habe ich das Gefühl, als ob jedes Unbehagen von mir abfällt. Jasper lächelt mir vom Rückspiegel aus zu. Ich fühle mich ein wenig besser und sehe die ganze Sache nicht mehr ganz so pessimistisch entgegen.
Die Fahrt ist schneller vorbei als ich gedacht habe. Ein paar Blicke auf das Tacho zeigten mir auch warum. Jasper fährt mit 200 km/h über die Landstraße. Nichts für schwache Mägen. So wie meinen. Daher bin ich überglücklich, als der Wagen endlich zum stehen kommt und ich gesund und in einem Stück die Autotüre hinter mir zu mache.
Doch das mulmige Gefühl verschwindet nicht ganz. Die Mauer, die den Friedhof umschließt macht mir Angst. Nur vorsichtig traue ich mich durch das Tor zu gehen. Ich drehe mich um, aber Alice und Jasper bleiben am Wagen stehen. Ich spüre Panik in mir hoch kommen, aber die verschwindet sofort und mit einem Blick auf Jasper weiß ich auch warum. Dankend lächle ich ihm zu. Ich gehe weiter Schritt für Schritt, laufe an den vielen Gräbern vorbei nur auf ein Ziel gerichtet. Das Grab meiner Eltern. Auch wenn ich schon so lange nicht mehr hier war weiß ich doch noch ganz genau wo sie liegen. Nach ein paar weiteren Gräbern biege ich links ab, laufe an einer Reihe Steine vorbei und bleibe schließlich vor einem Engel stehen. Er schaut traurig auf das Pergament hinunter, auf dem die Namen meiner Eltern stehen. Renee Swan geboren 1965 gestorben 2008, Charlie Swan geboren 1964 gestorben 2008.
Ich spüre, wie eine schreckliche Einsamkeit mich packt. Mein Atem wird schneller und das Grab verschwimmt vor meinen Augen. Das elende Gefühl ist wieder da und jetzt wo Jasper meine Gefühle nicht ändern kann fühle ich mich noch schlechter. Ich sinke auf die Knie, vergrabe mein Gesicht in meine Hände und fange laut an zu schluchzen. Die Last der vergangen Jahre scheint in diesen Tränen zu stecken. Als ich mich nach langen Minuten wieder beruhigt habe schaue ich noch einmal auf die Gravierungen.
„Ihr wisst gar nicht wie sehr ihr mir fehlt.“ Und dann sprudelt alles aus mir heraus, alles was ich in den letzten Wochen erlebt habe. Ich weiß, dass mir niemand antworten wird und trotzdem habe ich das Gefühl, dass meine Eltern mir zuhören. Ich erzähle ihnen von meiner Entdeckung der Vampire, von Edward und den Cullens und schließlich wie ich mich unsterblich in ihn verliebt habe.
„Wisst ihr, ich habe nie verstanden, warum die Leute in Filmen ihre 'Seele' für einen geliebten Menschen verkaufen würden oder sich schützend vor ihnen stellen. Ich habe mich immer gefragt, wie sich das anfühlt, für jemanden so viel zu empfinden. Das man am Ende sein Leben für denjenigen geben würde. Aber jetzt habe ich es verstanden. Ich würde meine Seele verkaufen um für immer bei ihm sein zu dürfen. Ich würde mich zwischen ihn und einem blutrünstigen Vampir stellen um ihn zu retten. Mir wäre egal was mit mir passiert. Hauptsache Edward ist in Sicherheit. Verrückt oder? Schließlich hatte ich es immer gehasst, wenn Mama wieder heulend vor dem Fernseher saß nur weil die geliebte Frau des Hauptdarstellers gestorben ist. Ich habe die Augen verdreht und bin in mein Zimmer gerannt. Und Papa kam dann wenige Minuten später in mein Zimmer und gemeinsam haben wir uns lustig über Mama gemacht.“
Ich muss grinsen als ich mich an früher erinnere. Renee hatte nie gemerkt, dass wir sie ausgelacht haben. Wie wir so getan haben als ob wir ebenfalls heulen würden und sobald sie sich wieder dem Fernseher zugewandt hat, haben Charlie und ich uns hinter ihrem Rücken kaputt gelacht. Aber wenn ich jetzt so über die ganzen Filme nachdenke wird mir klar, wie schlimm es für die ganzen Personen gewesen sein muss. Auch wenn sie es nur spielen, so steckt doch jede Menge Wahrheit dahinter.
Ich spüre wie meine Knie langsam taub werden von der Kälte, vorsichtig stehe ich auf. Ich spüre wie es mir wieder besser geht. Die Tränen scheinen meinen Kummer weg gespült zu haben und statt dessen fühle ich mich irgendwie... losgelöst. Die Erinnerungen an meinen Eltern sind plötzlich keine dunklen Schatten mehr, sondern eher Erinnerungen an die man sich gerne erinnert. Der Besuch hat fast ein kleines Wunder bewirkt.
Ich höre Schritte auf dem Kies, sofort schaue ich auf um zu sehen, wer da kommt. Ein Mann kommt den Weg entlang und sofort erkenne ich ihn.
„Edward?“, flüstere ich leise, als ob er mich im nächsten Moment erkennt und weg rennt. Doch er schaut auf und sein zärtliches Lächeln umspielt seine Lippen.
Er bleibt in einiger Entfernung stehen, als ob er Angst hat eine unsichtbare Grenze zu übertreten. Ich schaue wieder das Grab meiner Eltern an.
„Alice hatte Recht. So ein Besuch kann einige Probleme lösen. Ich denke jetzt wieder gerne an Renee und Charlie. Sie waren die besten Eltern die man sich wünschen kann. Sie haben es verdient, dass ich nur gute Erinnerungen an sie habe.“
Ich schaue wieder zu Edward und er nickt. Und dann halte ich es nicht mehr länger aus. Jede noch so kleine Faser sehnt sich danach Edward zu berühren. Meine Hände wollen seine kalte Haut berühren, meine Lippen sehnen sich nach seinen. Ich renne auf ihn zu und falle ihm in die Arme. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Es kommt mir vor als ob meine andere Seite endlich wieder da ist wo sie hingehört. Es scheint so, als wäre mein Herz wieder komplett und würde endlich wieder im richtigen Rhythmus schlagen. Ich atme den süßen Duft ein, der von ihm ausgeht. Die Welt ist endlich wieder komplett und ich weiß, dass sich in diesem Moment meine Eltern mit mir freuen...

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Bevor du stirbst - Seite 2 Empty Re: Bevor du stirbst

Beitrag  Gast Fr 25 Sep 2009, 19:07

Die Nomaden

„Ganz ruhig, ich bin da.“, flüstere ich und drücke Bella fest an mich. Erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr ich sie wirklich vermisst habe. Ich habe mich die ganze Zeit leer, unvollständig gefühlt. Wie ein Puzzle, in dem in der Mitte ein Teil fehlt. Und jetzt fügt sich alles wieder langsam zusammen. Das Teil hat seinen Platz wieder gefunden und die verschiedenen Stückchen ergeben ein ganzes Bild. Es gibt wieder Leben, alles bekommt einen Sinn.. Mein Kopf ist klar, frei von Gedanken und Sorgen. Jede Sekunde nehme ich bewusst wahr, jeder Moment scheint von großer Bedeutung zu sein.
Ich spüre wie sie zittert, streiche ihr sanft über den Rücken und küsse ihre Stirn.
„Es wird alles gut, Liebste.“, flüstere ich. Sie kommt langsam zur Ruhe, ihr Herzschlag wird gleichmäßiger und auch ihre Atmung ist wieder im normalen Bereich. Ich lockere meinen Griff und löse mich ein wenig von ihr. Mit meiner Hand hebe ich ihr Kinn ein wenig, sodass ich ihr in die Augen sehen kann. Mit meiner anderen Hand wische ich sanft eine Träne von ihrer Wange, nehme ihr Gesicht dann behutsam in meine Hände. Ihre Augen sind rot vom Weinen, es zeichnen sich auch leicht Schatten unter ihnen ab.
„Pschscht.“ Ich nähere mich langsam mit meinem Gesicht und küsse sie vorsichtig. Mir wird ganz warm ums Herz und jegliche Angespanntheit entweicht aus meinem Körper. „Ich liebe dich.“, flüstere ich und streiche ihr über die weichen Haare.
„Wieso hast du diesen Ort gewählt?“, fragt sie leise und schaut mir tief in die Augen.
„Weil ich wusste, dass es dein Traum war, deine Eltern zu besuchen. Ich habe sie oft in deinen Träumen gesehen. Ich dachte, es wäre dir vielleicht lieber, wenn du alleine hier bist.“ Sie denkt einen Moment über meine Worte nach und nickt dann langsam.
„Ja. Vielleicht hast du Recht. Ich bin viel zu selten hier. Doch in den ganzen letzten Wochen gab es nie eine Gelegenheit, sie zu besuchen.“ Wieder füllen sich ihre Augen mit Tränen. „Sie fehlen mir so sehr. Auch wenn es jetzt schon ein paar Monate her ist, sitzt der Schmerz noch tief.“ Sie windet sich aus meinen Armen, geht zum Grab ihrer Eltern zurück, kniet sich davor und faltet die Hände. Ich weiß, dass sie betet, von daher bleibe ich einfach nur stehen und beobachte, wie sie leise ihre Worte murmelt, wie hin und wieder eine Träne zu Boden fällt. Ich bemühe mich, ihre Worte zu ignorieren, was mir auch gelingt. Jahrelange Übung.
Die Sonne ist noch nicht ganz aufgegangen; es geht dem Herbst zu. Es wundert mich ein bisschen, dass Bella nicht zu frieren scheint. Doch schnell wird mir klar, dass nur Alice dahinter stecken kann. Statt einer normalen Jeans (Wie Bella sie normalerweise immer trägt) hat sie nun eine schwarze Cordhose, dazu schwarze Stiefel, einen modernen, leicht taillierten Mantel und einen ihrer Lieblingsschals an. Das Einzige was fehlt sind Handschuhe und eine Mütze. Dafür trägt sie ihre langen Haare offen, die ihr leicht über die Schulter fallen.
Als sie ihr Gebet beendet hat und sich langsam erhebt, gehe ich zu ihr und nehme ihre Hand. Wir gehen ein wenig durch die Gänge und betrachten den einen oder anderen Grabstein. Die meisten Menschen sind sehr alt geworden, nur wenige hatten das Alter von Bellas Eltern. Wir entdecken ein frisches Grab, dass erst zwei Tage alt ist.
Marie Brown
* 1990 † 2008
„Sie wurde nur 18 Jahre alt.“, sagt Bella und zündet eine Kerze mit einem Feuerzeug an, das ich rein zufällig in meiner Jackentasche gefunden habe. Ich nehme wieder ihre Hand und wir gehen schweigend weiter.Von hier an werden die Menschen immer jünger; bald stehen wir vor einem Grab, dass wie ein aufgeschlagenes Buch aussieht. Auf der linken Seite, ist ein schlafender Engel auf einer Wolke abgebildet, auf der rechten steht der Name und das Geburts-/ sowie das Sterbedatum.
Marc Henry White
2007 † 2008
Wir sehen uns mit einem vielsagenden Blick an, ihr Griff wird fester und wir gehen schnell weiter. Auch mich berührt es zutiefst, dass ein so kleiner Mensch so früh sterben musste. Wenn man daran denkt, das dieses Wesen nur ein gutes Jahr auf dieser Welt sein durfte, wenn man sich vorstellt, was es noch hätte erleben können, wird selbst mir kalt und ich spüre ein beklemmendes Gefühl in der Magengegend. Ich erschrecke ein wenig über meine plötzlichen so menschlichen Gefühle, dass ich für einen Moment stehen bleibe.
„Ist alles in Ordnung?“, fragt Bella besorgt und kommt näher.
„Ja...es ist nur...Ich habe mich gerade so....menschlich gefühlt. Ich war ein wenig verwirrt.“, antworte ich und gehe dann weiter. Sie zuckt nur mit den Schultern und folgt mir.
Wir gehen noch eine Weile still nebeneinander her, als Bella plötzlich innehält und mich ansieht.
„Was ist eigentlich mit deinen Eltern? Gibt es noch ein Grab oder ist es schon zu lange her?“, fragt sie zögerlich. Ich antworte nicht sofort; ich erinnere mich an meinen Traum, als ich ihnen begegnet bin.
„Nein. Es gibt sie schon sehr lange nicht mehr, Bella.“
„Heißt das, du hast keinen Ort mehr, wo du sie besuchen kannst?“ Ich weiß, dass sie das eigentlich gar nicht fragen will, doch ihre Neugierde ist zu groß. Sie beißt sich auf die Unterlippe, und sieht mich entschuldigend an.
„So direkt nicht, nein. Es gibt aber einen Weg, sie zu besuchen wie du es nennst. Komm, ich will es dir zeigen.“ Sie nickt und wir gehen zum Ausgang zurück. Dort, wo zuvor Alice geparkt hat, steht nun mein silberner Volvo. Sie denkt aber auch an alles. Ich gehe einmal um das Auto herum um zu prüfen, ob noch alles heil ist (Natürlich nur um sie zu ärgern, schließlich wird sie mich in ihren Visionen gesehen haben), halte Bella dann die Beifahrertür auf und setze mich hinters Steuer. Wir fahren über die Autobahn ans Stadtende. Während der gesamten Fahrt sagt keiner von uns beiden ein Wort. In Gedanken versunken lassen wir den Verkehr und die Natur am Straßenrand an uns vorbeiziehen.
Nach einiger Zeit fahre ich rechts ran, vor uns liegt nur Wald. Ich steige aus und halte Bella die Türe auf.
„Wo sind wir hier?“, fragt sie und ich lege einfach nur meinen Arm um sie und gehe mit ihr tiefer in den Wald.
„Vertrau mir.“, flüstere ich ihr ins Ohr und lächele sie geheimnisvoll an. Sie lächelt ihr schönes Lächeln zurück und ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn.
Wir schlendern eine Weile durch die Gegend, treffen auf Rehe, zu denen Bella ganz begeistert hinläuft und sie zu sich lockt. 'Sie würde einer perfekte Jägerin abgeben', schießt mir in den Kopf, als ich sehe wie sie anfängt das normalerweise sehr scheue Tier zu streicheln. Sie müsste jetzt nur noch zubeißen...
Im selben Moment kommt sie zurück und hakt sich wieder bei mir unter.
„Hast du gesehen? Es ist gar nicht weggelaufen.“, sagt sie leise und deutet nocheinmal auf das Reh, das nun zwischen den Bäumen verschwindet. Ich nicke nur und deute geradeaus, wo sich der Weg lichtet. Wir sind an meiner Lichtung angekommen.
„Wir sind da.“, sage ich und bleibe stehen. Bella löst sich von mir und läuft ein wenig herum. Schließlich lässt sie sich im Moos nieder und schließt die Augen. Ich lege mich neben sie und sehe sie an. Ein paar Sonnenstrahlen fallen durch das Blättergewirr und erwärmt unsere Haut. „Das ist mein ganz persönliches Versteck. Hier habe ich Zeit und die nötige Ruhe, über alles nachzudenken, und meinen Träumen freien Lauf zu lassen. Ich war die ganze Zeit über hier und habe einfach mal meine Seele baumeln lassen. So nennt ihr es zumindest.“ Ich lächele zärtlich und streichele ihre Wange. Wie schön sie ist, wenn sie in der Sonne liegt.
„Es ist wirklich schön hier. Man muss wunderschöne Träume haben, wenn man hier ist.“ Sie hat die Augen immer noch geschlossen und schmiegt sich an mich.
„Ja. Sehr schöne Träume.“ Wieder muss ich an meine Eltern denken und es scheint, als könnte ich ihre Gegenwart spüren. „Weißt du Bella, als ich hier so gelegen habe und einfach mal an nichts gedacht sondern mich einfach fallen lassen habe, habe ich von meinen Eltern geträumt. Allerdings war dieser Traum viel realer. Ich war mittendrin und stand meinen Eltern gegenüber. Sie leben auf einer Wolke und beobachten von da aus alles, was auf der Welt geschieht. Ich bin mir sicher, dass deine Eltern genauso leben.“ Bella öffnet die Augen und lässt meine Worte einen Moment auf sich wirken.
„Meinst du, sie können uns sehen?“, fragt sie leise.
„Bestimmt.“ Ich streiche ihr über die Haare und ein Lächeln umspielt ihre zart-rosa Lippen.
„Können das alle Vampire? Ich meine, gelingt es allen, ihre Eltern in ihren Träumen zu treffen?“
„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich habe nie mit jemanden darüber gesprochen.“, antworte ich und spiele mit einer Haarsträhne.
„Wie genau funktioniert das? Ich meine, du schläfst doch nicht...“
„Nein, das stimmt. Aber ich kann mich komplett fallen lassen, einfach an nichts denken. Das gelingt mir auch nicht immer, aber wenn, dann bin ich in einer Art Bewusstlosigkeit. Ich nehme nichts mehr wahr, bin nur in dieser anderen Welt. Es ist aber nicht immer dieselbe; ich war zum Beispiel einmal in meiner menschlichen Vergangenheit.“ Überrascht sieht sie auf und nimmt meine Hand.
„Wenn du in deiner Vergangenheit warst, kannst du dich dann auch in die Zukunft träumen?“
„Vielleicht. Ich kann es nicht beeinflussen, aber ich denke schon, dass es möglich ist.“ Und dann erzähle ich ihr von meinen verschiedenen Träumen. Ich erzähle ihr von der Insel Madeira im Atlantik, wo ich meine erste Bekanntschaft mit einem sprechenden Papagei machte, von dem Traum, als ich in einem Vulkan gefangen war, der ausgedient hatte und schließlich erzähle ich ihr von meinem letzten Traum, den ich schon sehr lange habe. Allerdings lasse ich meine Begegnung mit ihr aus und erzähle nur von dem Regenbogen und meinen Eltern. Die ganze Zeit über hört Bella mir interessiert zu und unterbricht mich kein einziges Mal.
Als ich schließlich meine Erzählung beende, ist es noch eine ganze Weile still.
„Du frierst ja.“, sage ich, als ich eine Gänsehaut an ihren Armen entdecke.
„Können wir vielleicht nach Hause fahren?“, fragt sie leise und lehnt meine Jacke ab. „Sei nicht böse aber ich bin irgendwie müde..Ich denke, das ist die Luft.“ Sie will aufstehen, doch ich fange sie gerade rechtzeitg noch auf. Ihr Kreislauf ist wieder auf dem Tiefpunkt.
„Soll ich dich tragen?“, biete ich an, doch sie schüttelt den Kopf und lächelt mich an. „Nein, ich komm schon klar.“
„Ist wirklich alles in Ordnung?“ Ich bin verunsichert, denn in ihrem Lächeln konnte ich nicht wirklich viel Wahrheit erkennen. Sie hat Schmerzen.
„Ja..“, antwortet sie zögernd. Ich lege trotzdem stützend einen Arm um sie und hebe sie schließlich doch hoch. Sie legt ihren Kopf auf meine Schulter und ihre Arme um meinen Nacken.
„Danke.“, murmelt sie und schließt die Augen. Ich beeile mich, zum Auto zu kommen. Dort lege ich sie behutsam auf die Rückbank und schnalle sie an.
Anschließend schalte ich die Heizung an und höre in den Nachrichten, dass ein Unwetter aufzieht.
„Jetzt weiß ich auch warum es mir auf einmal so mies geht.“ Bella richtet sich langsam auf und streicht sich die Haare aus dem Gesicht. „Ich hab das von meiner Mutter geerbt. Sie war auch immer so wetterfühlig.“ Ich nicke gedankenverloren und tue so, als würde ich interessiert den Nachrichten lauschen. Dabei bin ich in Gedanken ganz woanders. Denn Alice hat mir eine ziemlich beunruhigende SMS geschrieben und ich überlege gerade, wie ich es Bella am besten sagen soll.
Ich fahre schließlich rechts auf eine Tankestelle und halte auf dem nahe liegenden Rastplatz.
„Wieso fahren wir nicht weiter?“, fragt sie und sieht sich verwirrt um. Ich lehne mich nach hinten und nehme ihre Hand.
„Ich habe gerade eine SMS von Alice bekommen...Sie kann die Zukunft nicht mehr sehen. Als sie zu Hause angekommen sind, hatte sie urplötzlich höllische Kopfschmerzen. Sie dachten erst, es wäre wieder das Rudel in der Nähe, aber diese waren es nicht.“ Sie sieht mich erschrocken an und drückt meine Hand fester.
„Gibt es keine andere Möglichkeit? Ich meine, es muss doch einen Grund geben, warum es ihr so plötzlich so schlecht geht.“
„Es gibt noch eine Möglichkeit..Alice hat immer Kopfschmerzen, wenn sich die Zukunft ständig ändert. Von jetzt auf gleich. Das ist zu viel für sie. Und meistens bedeutete es Gefahr.“ Ich muss daran denken, wie Alice und Jasper damals fast ums Leben gekommen sind. Es ist schon sehr sehr lange her, als es zu einem heftigen Streit zwischen Jasper und seinen damaligen Kumpanen kam. Er hatte sich, bevor er zu uns kam, einem anderen Vampir-Zirkel angeschlossen, den Quartanen. Sie waren die vier geheimsten Spione der Volturi. Jasoer war ihr bester Mann, weil er anhand seines Talentes die Gefühle der Anderen wusste und dementsprechend auch einschätzen konnte, ob es die waren, die sie suchten. Als er allerdings Alice kennen und lieben lernte, wandte er sich von ihnen ab und kam mit ihr zu uns. Die Volturi haben lange versucht, ihn zurückzuholen, doch für ihn stand fest, dass er bei seinem 'Mädchen' bleiben will. Sie akzeptierten es für eine Zeit, doch es war allen klar, dass dieses Thema noch lange nicht abgehakt ist. Eines Tages kamen dann Vincent, Jean-Paul und Dimitri (Quartanen) im Auftrag Aros, um Jasper, erst höflich, wenn es sein muss dann auch mit Gewalt wieder mitzubringen. Carlisle und ich waren beruflich unterwegs, während die anderen daheim blieben und von den dreien überrascht wurden. Ich mache mir heute immer noch Vorwürfe, dass wir nicht da waren, um ihnen zu helfen. Esme und Rosalie sind leider keine guten Kämpferinnen und waren schnell außer Gefecht gesetzt, während Alice und die anderen um aller Leben kämpften. Irgendwann kam Feuer ins Spiel und Jasper wurde gefährlich an der Brust und am Hals verletzt. Denn wenn es etwas gibt, dass unsere Haut nicht standhalten kann, dann ist es alles was mit Feuer zu tun hat. Er hat noch heute Narben an diesen Stellen aber auch an einigen anderen, wo er getroffen wurde. Als Carlisle und ich dann irgendwann eintrafen, war es schon zu spät. Jasper lag am Boden, der Zirkel war verschwunden und Alice hat versucht, die Wunden zu kühlen. Er ist nur sehr knapp am Tod vorbei gekommen.
„Edward? Nun sag doch bitte etwas!“ Bella reißt mich aus meinen Gedanken, Tränen in den Augen.
„Beruhige dich. Es wird alles gut.“ Ich streiche ihr beruhigend über den Arm doch ich weiß, dass es nichts bringt.
„Was hat Alice noch geschrieben??“, fragt sie und nimmt das Taschentuch entgegen, dass ich ihr hinhalte.

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Bevor du stirbst - Seite 2 Empty Re: Bevor du stirbst

Beitrag  Gast Fr 25 Sep 2009, 19:07

Jaa, der Teil ist wieder ein bisschen lang geworden xD


„Sie sagte, dass sie mit Jasper das Land verlassen will. Nur für ein paar Tage, bis die Schmerzen nachgelassen haben. Die anderen sind zu Hause und warten auf uns. Hab keine Angst, es wird schon nichts schlimmes passiert sein. Emmett und Rosalie kommen auch heute Abend nach Hause. Mach dir keine Gedanken.“, versuche ich sie zu beruhigen und streiche ihr über das Haar. Sie nickt und ich drehe mich wieder zum Steuer um.
„Warte.“ Bella steigt aus und setzt sich auf den Beifahrersitz. Ich starte wieder den Motor und halte während der gesamten Fahrt ihre Hand. Nach außen hin versuche ich mich so ruhig wie möglich zu geben, während ich innerlich total angespannt bin. Alice SMS beunruhigt mich sehr. Ich bin mir sicher, dass uns zu Hause nicht das erwarten wird, was ich hoffe. Ich befürchte, dass es eine unangenehme Überraschung geben wird, wovon ich jetzt nur leider noch nichts weiß. Zumal ich Bella nicht die ganze Wahrheit gesagt habe. Denn in ihrer SMS hat sie noch geschrieben, dass Rose und Emmett erst am nächsten Morgen nach Hause kommen werden, da sie ein bisschen weiter weg sind als geplant. Und die Wölfe sind auch wieder abgereist und kommen erst in ein paar Wochen wieder. Das heißt, wir werden nur Esme und Carlisle antreffen. Wenn überhaupt. Ich spüre, wie ich von Meter zu Meter unruhiger werde und ich weiß, dass ich diese Unsicherheit nicht mehr allzu lange vor Bella verstecken kann. Kurz bevor ich um die letzte Kurve fahre, bevor wir an unserem Haus angekommen sind, fahre ich noch einmal rechts ran.
Ich drehe mich soweit es geht zu Bella und nehme ihre beiden Hände und küsse sie.
„Edward? Was ist los?“, fragt sie sofort misstrauisch und kommt ein Stück näher. Auch wenn ich immer noch keine fremden Stimmen in meinem Kopf vernehme, spüre ich, dass etwas nicht stimmt.
„Bella...ich habe dir nicht die ganze Wahrheit gesagt. Es ist nämlich so, dass Emmett und Rosalie erst morgen wiederkommen.“ Ich habe mich dazu entschlossen, ihr die Wahrheit zu sagen, damit sie nicht allzu überrascht und enttäuscht ist. Sie schluckt und nickt dann tapfer. „Bleib hinter mir, lass meine Hand nicht los, egal was passiert.“ Ich beuge mich noch ein wenig weiter zu ihr, sodass unsere Gesichter nur noch eine Handbreit voneinander entfernt sind.
„Irgendetwas stimmt nicht, richtig?“, flüstert sie und sieht mich traurig an. Ich nehme ihr Gesicht in die Hand und küsse sie vorsichtig.
„Wir schaffen das. Zusammen sind wir stark. Bleib nur einfach ganz nah bei mir, okay?“ Wieder nickt sie und drückt mich fest an sich. Ich erwidere ihre Umarmung und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn.
Nur widerwillig lasse ich von ihr ab, um die letzten Meter noch zu fahren. Vor dem Haus halte ich und kann regelrecht spüren, dass sich ein weiteres Unwetter anbahnt. Es wundert mich, dass mein Kopf von jetzt auf gleich völlig leer ist; kein Gedanke, nichts geht mir durch den Kopf. Vorher habe ich Bella gehört, aber jetzt ist da nichts. Absolute stille. Und auf einmal wird mir mit Entsetzen klar, warum. Ich umklammere das Lenkrad geradezu, sodass meine Haut sich gefährlich spannt. Natürlich bleibt Bella nicht verborgen, dass meine Reaktion von jetzt auf gleich eine andere ist. Aber sie sagt kein Wort, beobachtet nur, wie mein Körper versucht, sich auf den nächsten Moment vorzubereiten. Ich fühle mich extrem geladen; alles, meine Muskeln, jede Zelle meines Körpers scheint unter extremer Spannung zu stehen.
Ich schalte den Motor aus und versuche mich zu beruhigen. Im Schnelldurchlauf gehe ich alle Möglichkeiten durch, die ich jetzt habe. Entweder drehe ich um und bringe Bella so weit weg wie möglich, oder ich schließe sie hier im Auto ein, wobei ein Auto keinen wirklichen Schutz vor einem Tracker bietet, oder ich gehe mit ihr da rein und trage die Verantwortung für ihr Leben. Mir bleibt nur Methode 1 oder 2. Aber wo sollte ich sie hinbringen? Bellas Fährte, ihr Geruch hängt schon in der Luft, sie wird überall auffindbar sein. Man kann einen guten Tracker nicht täuschen, er bekommt immer das, was er will. So wird er auch Bella finden. Es versetzt mir einen Stich, wenn ich an all das denke. Bleibt mir also nur die letzte und für mich schmerzvollste Möglichkeit: Ich muss sie mitnehmen. Aber ich kann sie nicht drei hungrigen Vampiren vorsetzen. Zumal ich womöglich alleine mit ihr dastehen werde. Ich bin mir völlig sicher, dass wir im Haus erwartet werden. Und ich weiß noch nicht, ob ich auf Esme und Carlisle bauen kann. Wer weiß, warum sie da sind.
„Was denkst du, Edward?“, fragt Bella als sie mein Zögern bemerkt. Ich sollte mit offenen Karten spielen und sie darauf vorbereiten, wer uns begegnen wird. Es gibt keinen Zweifel, dass sie es nicht sind.
„Im Haus erwarten uns drei weitere Vampire. Die so genannten Nomaden. Die die auch die Quileute, also Jake und sein Rudel vertrieben haben. Es sind aber keine Vampire wie wir. Es handelt sich um zwei Männer, James und Laurent und um eine Frau, Victoria. Victoria ist noch die harmloseste von den dreien. Sie hat das Talent, allem Möglichen ausweichen zu können, was in einem Kampf sehr nützlich ist. Laurent hingegen hat das Talent, alle Talente aufheben zu können, die er als störend empfindet. Deswegen wird Alice so schlimme Kopfschmerzen gehabt haben und auch ich kann keinen einzigen Gedanken mehr hören. James ist der gefährlichste von ihnen. Er ist ein Tracker.“ Ich halt einen Moment inne um Bellas Reaktion zu sehen. Doch sie ist vollkommen ruhig. Wahrscheinlich hat sie sich schon damit abgefunden, nicht lebend aus der Sache herauszukommen. Wobei ich alles tun werde, um genau dies zu verhindern. Dass sich irgendeiner der drei an ihr vergreift.
„Ein Tracker ist eine Art Jäger. Er jagt alles, was ihm zwischen die Finger kommt. Er kann dem Geruch von menschlichem Blut nicht widerstehen. Ich habe die ganze Zeit überlegt, was ich tun soll, wie ich es anstellen kann, dass du ihnen nicht begegnest. Meine einzige Hoffnung ist, dass sie aus gutem Grunde da sind und gar nichts Böses von uns wollen. Zumal wir ihnen nichts getan haben.“ Dieser Gedanke ist mir gerade eben gekommen. Wobei ich selber nicht davon überzeugt bin. Vielleicht sind sie wirklich gekommen um einfach zu reden. Aber spätestens wenn James Bellas Geruch vernimmt, wird es zu spät sein.
„Meinst du, ich werde überleben?“, fragt Bella ganz leise und sieht mir direkt in die Augen.
„Liebste. Ich werde alles, wirklich alles was in meiner Macht steht tun, damit du heil aus der Sache rauskommst. Ich werde nicht zulassen, dass dir jemand etwas antut.“ Ich drücke sie fest an mich und spüre, wie sie zittert. „Wir lieben uns und diese Verbindung wird niemand zerstören können. Gegen Liebe kann noch nicht einmal James etwas tun. Und sie wird dich beschützen. Wir sind auf eine ganz bestimmte Art und Weise zusammen, meine Kraft ist auch deine. Wir schaffen das, ganz bestimmt. Aber jetzt müssen wir aussteigen. Wir haben schon viel zu lange gezögert.“ Wir küssen uns noch einmal innig doch es fühlt sich nicht so an wie sonst. Es stecken so viele Emotionen in diesem einzigen Kuss wie noch nie. Angst, Verzweiflung, Sehnsucht...alles auf einmal.
Ich seufze einmal tief, murmele etwas wie „Auf gehts“, steige aus und helfe Bella beim Aussteigen. Sie hat ganz weiche Knie und hält sich an mir fest. Ich lege meine Arme um sie und gemeinsam gehen wir langsam die Veranda hinauf, zum Hauseingang.
„Bleib einfach bei mir, dann passiert dir nichts.“ Ich stecke den Schlüssel in die Türe und stoße sie vorsichtig auf. Zuerst ist es still und einfach nur dunkel. Wir gehen weiter und ich mache in jedem Raum das Licht an. Der Flur ist leer, auch in der Küche und im Wohnzimmer ist niemand. Jetzt merke ich, wie sehr ich mein Talent vermisse. Wenn ich jetzt etwas hören könnte, wüsste ich sofort, wo ich suchen muss. Wir gehen weiter, in die erste Etage. Auch hier ist es stockdunkel und man hört nur Bellas Herz, dass unregelmäßig schlägt und unsere Schritte.
„Beruhig dich, es wird alles gut.“
„Das sagst du so leicht.“ Sie klammert sich noch fester an mich und holt tief Luft.
Zuerst kommen wir an Emmetts und Rosalies Zimmer vorbei, wo es ebenfalls dunkel und still ist. Auch in Carlisle und Esmes Zimmer ist niemand. Mein Zimmer hingegen weist eindeutig Spuren auf, dass jemand da war. Meine Sachen liegen verstreut auf dem Boden, Schubladen und Schränke wurden aufgerissen. Und ich entdecke kein Teil von Bella. Alles was sie an hatte, ist weg. Bella holt geschockt Luft und schlägt die Hand vor den Mund. Auch ihr ist gerade klar geworden, dass jemand nach ihr sucht. Ich streiche ihr über den Rücken doch es nützt alles nichts. Ich werde sie nicht beruhigen können.
Langsam führe ich uns wieder raus, die Treppen hinunter. Jetzt bleibt nur noch eine Möglichkeit: Das sie draußen sind. Wir gehen die Veranda wieder hinunter, hinters Haus. Es ist mittlerweile schon später Nachmittag und erst jetzt wird mir klar, dass Bella noch keinen Bissen zu sich genommen hat. Ich Idiot hätte daran denken müssen, ihr unterwegs etwas zu holen.
Doch es ist zu spät. Und wahrscheinlich hat sie JETZT auch keinen Hunger mehr. Plötzlich höre ich Stimmen; irgendjemand unterhält sich angeregt. Es scheint keine schlechte Stimmung zu sein. Im Gegenteil: Es scheint sogar alles in Ordnung zu sein. Ich spüre, wie mir ein Stein vom Herzen fällt und ich lächele Bella zärtlich zu. Und sie scheint sich tatsächlich ein bisschen zu beruhigen und lächelt unsicher zurück,
„Es wird alles gut.“, flüstere ich und merke, dass ich von Minute zu Minute ruhiger werde. Dennoch halte ich sie weiterhin fest und verringere meinen Druck nicht. Wir gehen weiter und die Stimmen werden immer lauter. Es sind nur noch ein paar Meter und als wir um die Hausecke sind, können wir sie sehen, wie sie dort stehen und sich unterhalten. Wir stehen noch nicht lange da, als sich plötzlich alle Blicke auf uns richten und es von jetzt auf gleich totenstill wird. Ich sehe zuerst Carlisle und Esme und danach Laurent, Victoria und zum Schluss James an. Wobei mein Blick bei ihm hängen bleibt und ich sehe, wie sich sein Gesichtsausdruck von Sekunde zu Sekunde verändert. Er legt den Kopf schief und mustert Bella interessiert. Sie erwidert seinen Blick ängstlich und schaut dann aber schnell wieder weg.
„Edward, ich dachte ihr würdet erst morgen wiederkommen?“, fragt Carlisle und kommt einen Schritt näher. Ihm ist die Gefahr bewusst, trotzdem versucht er sie zu überspielen und lächelt uns an. „Wie ihr seht, haben wir Besuch. Du wirst sie noch kennen, aber für Bella sind sie neu. Bella, darf ich dir Victoria, James und Laurent vorstellen? Victoria, James und Laurent – Das ist Bella, Edwards Frau.“ Die drei nicken und Laurent lächelt sogar.
„Schön, dich kennen zu lernen. Ich denke, wir werden viel Spaß miteinander haben.“ Bella nickt vorsichtig, während ich weiterhin auf James fixiert bin. Er ist sehr nervös und ich weiß, dass er überlegt, wie er an sie herankommen soll.
„Wir sind in Frieden hier. Das heißt, in Frieden im Bezug auf euch. Eigentlich haben wir die Wölfe gesucht, aber sie sind abgereist, wich ich vorhin erfahren habe. Dementsprechend werden wir euch nicht weiter belästigen. Wir dachten nur, vielleicht wäre es ganz schön, euch einen kleinen Besuch abzustatten, einfach mal um zu sehen, wie es euch geht.“, sagt Laurent und lässt seine roten Augen auf mir ruhen. Esme stellt sich neben Carlisle und er legt einen Arm um sie.
„Vielleicht sollten wir uns auch langsam auf den Heimweg machen, es wird bald dunkel.“, sagt Victoria und lächelt ebenfalls. Dabei nimmt sie James Hand und sieht ihn mit einem sonderbaren Blick an.
„Ja, vielleicht hast du Recht. Also, Carlisle. Ich danke dir, für deine Gastfreundschaft, es war schön, sich mal mit euch zu unterhalten und zum Schluss dann auch noch die Ehefrau deines Sohnes kennenlernen zu dürfen.“ Er streckt ihm seine Hand hin, die Carlisle lächelnd erwidert.
„Gerne, Laurent. Habt einen guten Heimweg und grüßt mir Vladimir und Stefan, wenn ihr ihnen begegnen solltet.“ Esme verabschiedet sich ebenfalls von ihm und Laurent dreht sich nach den anderen beiden um.
„Also, Freunde, lasst uns gehen. Euch noch einen schönen Abend.“ Carlisle winkt ihnen zu, während sie sich langsam von uns entfernen. Doch James dreht sich immer wieder zu uns um und läuft langsamer als die anderen. Im selben Moment zieht eine schwarze, schwere Wolke über uns hinweg und bringt einen sanften Wind mit sich. James schließt die Augen und ich kann gerade rechtzeitig ausweichen, als er plötzlich nach vorne schießt, auf Bella zu. Sie stößt, ebenso wie Esme einen Schrei aus und klammert sich fest an mich, währen Carlisle und Laurent versuchen, ihn fest zu halten. Doch er stößt Carlisle mit so einer Kraft um, sodass er einige Meter weiter zur Seite fliegt und dann schließlich hart auf dem Boden landet. Ich nehme Bella hoch und verschwinde so schnell ich kann zwischen den Bäumen, doch es dauert nicht lange, bis James uns eingeholt und gestoppt hat. Während die anderen versuchen uns zu finden, schleicht James um uns herum, wie ein hungriges Tier, dass mit seiner Beute spielt.
„Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du überlässt sie mir und dir passiert nichts, oder aber ich hole sie mir mit Gewalt. Wobei ich dir dringend zu der ersten Möglichkeit raten würde. Schließlich wollen wir doch alle heil aus der Sache herauskommen, oder? Außerdem hast du auch etwas davon. Du willst mir doch nicht erzählen, dass du nicht hinter ihrem Blut her bist, oder? Es ist wirklich nicht fair von dir, sie so zu behandeln. Schließlich spielt man nicht mit seinem Essen oder?“, spottet er und legt wieder den Kopf schief. Ich spüre, wie mein Körper sich anspannt und ein leises aber dennoch drohendes Knurren aus meiner Brust dringt. Bella hält sich hilflos und total verzweifelt an mir fest, während ich James Blick eiskalt erwidere.
„Bevor du Bella anfasst, musst du erst an mir vorbei, mein Freund. Zuerst musst du mich töten, bevor du sie bekommst.“, zische ich und gehe einen Schritt zurück.
„Nichts lieber als das.“ Mit einem lauten Schrei springt er auf mich zu und ich werde mitsamt Bella zu Boden gerissen.
„Bella, lauf!!!“; schreie ich und drücke James von ihr weg, damit sie aufstehen kann. Er wehrt sich mit Händen und Füßen und versucht sich aus meinem Griff zu befreien, doch ich lasse nicht locker. Noch habe ich genug Kraft um seinen Angriffen zu widerstehen. Bella zögert keine Minute und rennt zurück, wo sie hoffentlich auf Carlisle und Esme treffen wird. Ich konzentriere mich währenddessen wieder auf James, der mittlerweile ebenfalls eine ungeheure Kraft entwickelt. Ich beiße mich in seinem Arm fest und versuche ihm am Boden zu halten, als er sich plötzlich aufrichtet und seinen Arm von mir wegreißt. Er versucht aufzustehen, doch ich stoße ihn zurück auf den Boden. Dabei reißt er mich mit sich und plötzlich spüre ich seine spitzen Zähne an meinem Hals. Ich spüre, wie die Stelle nass und sehr warm wird und im selben Moment ist mir klar, das er ein tiefes Loch gerissen hat. Doch ich spüre (noch) keinen Schmerz sondern versuche ihn von mir loszubekommen, was mir allerdings nicht gelingen will.
„Jetzt bekommst du was du willst! Du wirst deine Familie nie wiedersehen!“ Er hält kurz inne und reißt den Mund auf, um erneut zuzubeißen. Ein weiterer Biss an der falschen Stelle wird für mich der Tod bedeuten. Doch ich werde mich nicht geschlagen geben. Mit aller Kraft ramme ich ihm meine Faust ins Gesicht, woraufhin er für einen Moment Luft lässt. Es ist die Chance für mich, das Blatt zu wenden. Und tatsächlich schaffe ich es, ihn so zu drehen, dass sein Hals für mich frei liegt. Ich will gerade zustoßen, als ich plötzlich nach hinten, von ihm weggerissen werde und James sich schreiend vor Schmerz am Boden krümmt. Als ich aufsehe, blicke ich in das Gesicht von Aro.

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Bevor du stirbst - Seite 2 Empty Re: Bevor du stirbst

Beitrag  Gast So 04 Okt 2009, 21:50

Von neuen Vampiren und alten Streitereien


Ich renne durch den Wald. Mein Atem geht in schnellen Zügen. Ich laufe immer weiter, aber der Wald lichtet sich nicht. Kein Haus kommt in Sicht. Ich bleibe stehen und schaue mich verzweifelt um. Plötzlich höre ich Schreie. Erschrocken schaue ich in die Richtung aus der ich komme. War das Edward?
Er ist in Gefahr und ich habe ihn einfach im Stich gelassen. Aber wie hätte ich ihm helfen sollen? Gegen James hätte ich keine Chancen, er hätte mich sofort umgebracht. Ich höre ein Knacken neben mir. Ohne nachzudenken renne ich weiter, in der Hoffnung das es die richtige Richtung ist. Die vielen Blätter auf dem Boden lassen diesen komplett verschwinden, dadurch ist es schwer zu erkenne ob irgendetwas auf dem Boden liegt. Und da passiert es auch schon, ich stolpere über einen Stock, knicke um und falle hin. Doch bevor ich auf den Boden aufkomme packen mich zwei kräftige Arme. Erschrocken drehe ich mich um und schaue in blutrote Augen. Sofort denke ich an James, doch als ich genauer hinsehe fallen mir sofort Unterschiede auf. Der Vampir hat kurze braune Haare und sein Körper ist kräftig gebaut. Er erinnert mich an Emmett, doch man könnte fast meinen, dass er noch mehr Muskeln hat. Hinter ihm taucht ein etwas kleiner Vampir auf, ebenfalls rote Augen und blonde Haare. Sobald mich der größere wieder auf die Beine stellt spüre ich die Folgen meiner Flucht. Mein Kopf dröhnt, es fühlt sich an als ob er zerspringen würde, alles um mich herum dreht sich. Ich spüre wie ich mein Gleichgewicht verliere, sofort hält mich der Vampir wieder fest.
„Ich glaube du solltest sie tragen. Alleine schafft sie das nicht.“, sagt der kleinere Vampir. Ich spüre wie mich die kräftigen Arme hoch heben. Er scheint nicht das geringste Problem mit meinem Gewicht zu haben.
„Du siehst ja fast schon aus wie ein Held Felix. Der große, starke Mann hilft der armen, schwachen Frau.“
„Sehr witzig Demetri.“
Der große kräftige ist also Felix, und der kleine Demetri. Die beiden laufen nebeneinander her, ohne etwas zu sagen. Irgendwann unterbricht Felix dann die Stille:
„Geht es dir gut?“
„Immerhin dreht sich nicht mehr alles um mich. Aber mein Kopf tut höllisch weh.“
„Du warst wohl doch nicht rechtzeitig da.“, witzelt Demetri, als Antwort kommt von Felix nur ein knurren. Wir erreichen den Platz, an dem James und Edward miteinander gekämpft haben. Ich traue mich kaum hinzusehen, aus Angst, dass meine Liebe auf dem Boden liegt, bedeckt mit Blut und... tot. Mir läuft ein Schauer über den Rücken als ich das Wort in Gedanken ausspreche. Die beiden scheinen zu merken, dass ich Angst habe. Demetri schaut sich sofort um, dann grinst er mir zu:
„Keine Sorge. Edward scheint es soweit ganz gut zu gehen. Auf jeden Fall kümmert sich Carlisle um ihn.“ Er deutet auf die beiden, die etwas abseits stehen. Vorsichtig setzt Felix mich ab und vorsichtig gehe ich auf Edward zu. Als er mich sieht ist er sofort bei mir. Auf halben Weg entdecke ich das Blut an seinem Hals . Ich will ihn sofort fragen ob alles okay ist, aber er kommt mir zuvor:
„Keine Sorge mir geht es gut. Es wird eine Narbe bleiben, aber die Hauptsache ist das du lebst.“
Ich umarme ihn und drücke ihn fest an mir. Mir ist einfach nur ein riesen Stein vom Herzen gefallen, als ich gesehen habe das es Edward gut geht.
„Ich bin eher glücklich, dass es dir gut geht.“, sage ich als er mich sanft zurück drückt und mir in die Augen schaut. Mir fällt sofort sein besorgter Gesichtsausdruck auf, als er mit seiner Hand über meine Wange streicht. Als er meinen fragenden Blick sieht sagt er:
„Du siehst blass aus. Hast du wieder Kopfschmerzen?“
Ich weiche seinem Blick aus und schaue auf den Boden. Ich merke, wie er Demetri und Felix anschaut die hinter mir stehen.
„Wenn ihr, ihr irgendetwas angetan habt dann...“, sagt er bedrohlich, sofort gehe ich einen Schritt und schüttel den Kopf:
„Nein, sie haben mir eher geholfen. Ohne Felix hätte ich jetzt wieder ein paar Wunden mehr gehabt.“
Edward schaut die beiden noch einmal bedrohlich an, dann legt er seinen Arm um meine Hüfte und gemeinsam gehen wir zu Carlisle. Dort angekommen berichtet Edward sofort von meinen Kopfschmerzen und von dem Fast-Sturz.
„Du kannst es nicht verhindern Edward. Sie wird immer wieder Kopfschmerzen haben, der Tumor breitet sich weiter aus. Ob nun schnell oder langsam, dass macht keinen Unterschied. Ich kann nicht mehr tun als ihr Tabletten zu geben, aber auch die werden nicht immer helfen. Ich wünschte ich könnte mehr tun.“, beim letzten Satz schaut mich Carlisle traurig an. Ich zucke nur mit den Schultern, und schaue zu Edward. Sein Blick wirkt abwesend, er ist irgendwo, wohin ich ihm nicht folgen kann. Aus irgendeinem Grund tut es weh ihn so zu sehen. Ich würde so gerne wissen woran er gerade denkt um ihn vielleicht helfen zu können. Aber ich kann nichts tun, außer neben ihm zu stehen und warten, bis er wieder im hier und jetzt ist. Plötzlich schauen Carlisle und Edward gleichzeitig in die gleiche Richtung, ich folge ihren Blick. Die Gruppe von Vampiren, es sind insgesamt sieben darunter auch Felix und Demetri, kommen auf uns zu. Sie bleiben direkt vor uns stehen, der Vampir in der Mitte lächelt uns an:
„Wie ich sehe scheint es euch allen gut zu gehen.“ Er hat eine sanfte Stimme, aber sie ist kein Vergleich zu Edward. Seine Haut ist ebenfalls weiß, seine Haare sind schwarz und reichen ihm bis zu den Schultern. Er ist komplett in schwarz gekleidet, wie alle anderen auch. Um den Hals trägt er eine silberne Kette, der Anhänger ist ein V mit Gravierungen und Symbolen, die ich jedoch nicht erkennen kann. Rechts neben ihm steht ein Mann, mit weißen Haaren, die ihm ebenfalls bis zu den Schultern reichen. Sein Gesichtsausdruck ist ernst, er schaut uns abwechselnd der Reihe nach an. Neben ihm steht ein Junge, der vielleicht 15 Jahre alt sein könnte. Er hat etwas längere, braune Haare auch sein Gesichtsausdruck ist ernst.
Links von dem Anführer, wenn er es denn ist, steht ebenfalls ein Mann. Er ist ein wenig größer als die anderen beiden und er hat braune, gewellte Haare. Daneben steht ein Mädchen, welches mir von allen am meisten auffällt. Ihre blonden Haare sind zusammen gebunden und sie müsste genau in dem gleichen Alter sein wie der Junge... wenn man davon ausgeht das sie Menschen wären. Was mir am meisten auffällt ist ihre Schönheit. Zwar kommt sie nicht ganz an Rosalie ran, aber ich bin jedes mal wieder fasziniert, wie schön Vampire sind. Die ganze Zeit starre ich sie an, bis sie mich plötzlich und ohne Vorwarnung anschaut, mit ihren stechend roten Augen. Mir läuft ein kalter Schauer den Rücken runter und sofort schaue ich woanders hin. Edward drückt mich fester an sich und schaut das Mädchen dabei warnend an.
„Ich danke dir, Aro, dass du zur Stelle warst. Ohne dich wäre das bestimmt schlimmer ausgegangen.“, sagt Carlisle und nickt ihm dankend zu. Er nickt ebenfalls, dann fällt sein Blick auf mich. Seine Augen haben dieselbe Farbe wie die des Mädchens, genauso stechend und unheimlich. Sein Gesicht wird plötzlich ernster, dann schaut er weiter zu Edward.
„Wir müssen reden.“, sagt Aro jetzt mit eisiger Stimme.
„Ich wüsste nich worüber.“, erwidert Edward und ich merke, wie er sich ein Stückchen vor mich schiebt.
„Ich möchte keinen Kampf beginnen, Edward, aber du weißt genauso gut wie jeder andere hier, dass ihr gegen eine Regel verstoßen habt. Wir können es in aller Ruhe besprechen und keiner nimmt Schaden. Aber wenn du dich weigerst sehe ich mich gezwungen Gewalt anzuwenden. Und das wird ganz sicher nicht gut ausgehen.“, dabei schaut er wieder mich an. Ich schlucke schwer, versuche aber meine Angst unter Kontrolle zu halten. Edward will irgendetwas erwidern, aber Carlisle legt eine Hand auf seine Schulter und schüttelt den Kopf.
„Ich weiß, dass du nur deinen Pflichten nachgehst, Aro, aber in ich denke in diesem Fall kannst du vielleicht eine Ausnahme machen.“, erklärt Carlisle.
„Eine Ausnahme?! Es gibt keine Ausnahmen! Ihr habt die Regel gebrochen und ihr wisst, was die Strafe dafür ist.“, mischt sich der Mann mit den blonden Haaren ein.
Aro hebt eine Hand und sofort verstummt er:
„Caius, bitte. Lass sie doch erst einmal erklären, was sie damit meinen.“
Auch wenn Caius nickt, sieht man, wie sehr es ihm gegen den Strich geht. Dennoch sagt er nichts mehr.
„Isabella Swan war eine Schülerin von mir im Krankenhaus. Wir hatten nie vor sie bei uns aufzunehmen, bis zu jenem Zeitpunkt, als...“
„... sich mein Leben auf einen Schlag verändert hat.“, beende ich den Satz von Carlisle. Ich spüre, wie sich alle Blicke auf mich richten. Ich schaffe es nicht den roten Augenpaaren stand zu halten, also schaue ich zu Edward. Ich sehe den Schmerz in seinen Augen, am liebsten würde er mir das alles hier ersparen. Trotzdem nehme ich alle Kraft zusammen und erzähle weiter:
„Ich hatte schon seit Monaten immer häufiger Kopfschmerzen. Irgendwann stellte Carlisle dann fest, dass ich... dass ich einen Gehirntumor habe. Aber es war schon zu spät. Man konnte nichts mehr operieren, ich bin dem Tode geweiht. Als ich dann auch noch aus meiner Wohnung geflogen bin, haben mich die Cullens aufgenommen.“
Ich wage einen Blick zu Aro und den anderen. Sie schauen noch immer ernst, nur Aros Blick wirkt ein wenig traurig. Eine fast schon erdrückende Stimmung legt sich über uns. Irgendwann kommt Aro dann vorsichtig auf mich zu. Sofort stellt Edward sich komplett vor mich um einen Angriff abzuwehren.
„Edward.“, zischt Carlisle und sieht ihn mahnend an. Er geht zur Seite, lässt mich aber keine Sekunde los. Aro steht nun direkt vor mir, vorsichtig streckt er seine Hand nach mir aus. Ich zucke zurück und drücke mich fester an Edward.
„Keine Angst, er tut dir nichts.“, beruhigt mich Carlisle. Ich schaue wieder zu Aro, er lächelt mir ebenfalls zu und streckt wieder seine Hand nach mir aus. Ich bekomme eine Gänsehaut, als seine Fingerspitzen meine Haut berühren. Er schließt für einen kurzen Moment die Augen. Fragend schaue ich zu Edward, aber der achtet nur auf Aro und die anderen. Nach ein paar Sekunden öffnet er wieder seine Augen, sein Blick wirkt nachdenklich:
„Du hast eine Menge erlebt. Das meiste war war eher traurig und sehr schmerzvoll. Aber in den letzten Wochen hast du eher glückliche Gedanken gehabt. Und in den meisten kommt immer eine Person vor.“ Auch wenn er weiterhin nachdenklich auf den Boden schaut ist mir klar welche Person er meint. Wieder schaue ich zu Edward, der dieses mal ein Lächeln auf den Lippen hat. Er hat während der ganzen Zeit wo ich bei ihm war nie meine Gedanken gelesen, weil er meine Privatsphäre nicht verletzen wollte. Es scheint ihn glücklich zu machen, dass der Gedanke an ihn mich glücklich macht.
„Willst du damit etwas sagen, dass die beiden eine Beziehung haben?“, fragt Caius und schaut Aro fassungslos an. Er scheint eine andere Reaktion von Aro erwartet zu haben. Der beendet das grübeln und beantwortet die Frage mit einem Nicken.
„Das wird ja immer besser! Das ein Mensch unser Geheimnis kennt ist schon schlimm, aber das man dann noch mit diesem Menschen ein Verhältnis anfängt? Du weißt was das bedeutet Aro. Da bringt auch diese 'Ausnahme' nichts.“, Caius funkelt uns böse an, er scheint um jeden Preis zu wollen, dass Edward seine gerechte Strafe bekommt. Aro sieht das allerdings anders:
„Herrgott Caius! Das Mädchen hat allerhand schlimmes erlebt und jetzt wird sie bald sterben. Ich habe schon eine Menge Elend in meinem Vampir-Leben gesehen, aber noch nie so viel Trauer und Schmerz wie bei diesem Menschen. Denkst du nicht, dass sie es verdient hat auch mal glücklich zu sein? Wenigstens für die paar Monate die ihr noch bleiben?“
Caius zuckt nur mit den Schultern und schaut an uns vorbei in den Wald. Es scheint nicht so, als ob ihn jemand von seiner Meinung abbringen kann. Aber immerhin ist Aro auf unserer Seite und er hat das Sagen.
„Also siehst du von einer Strafe ab?“, fragt Carlisle und schaut ihn hoffnungsvoll an. Wieder grinst Aro:
„Ja, ich denke bei so etwas kann man wirklich eine Ausnahme machen.“
Ich spüre wie mir ein Stein vom Herzen fällt. Edward würde also für nichts büßen müssen. Ich spüre wie er sich neben mich entspannt und einmal tief durch atmet. Er ist bestimmt genauso erleichtert wie ich. Gemeinsam gehen wir zurück zum Haus, wo Esme schon an der Haustüre auf uns wartet. Sie begrüßt die Vampire freundlich und gemeinsam setzen wir uns ins Wohnzimmer.
„Jetzt, wo diese Dinge geklärt sind, können wir uns endlich mal vorstellen.“, sagt Aro nachdem er sich auf dem weißen Sessel nieder gelassen hat. Wie zwei Bodyguards stehen Demetri und Felix neben ihm.
„Wir leben in Italien, Volterra. Insgesamt sind wir 32 Vampire und somit der größte Vampir-Clan der hier auf Erden existiert. Wie du sicher schon mitbekommen hast, bin ich Aro, der Anführer der Volturi. Demetri und Felix hast du ebenfalls kennen gelernt, sie gehören zu der Wache. Caius kennst du ebenfalls schon, er und Marcus...“ Er deutet auf den Mann, mit den braun, gewellten Haaren. „... helfen mir bei Entscheidungen. Sie sind meine engsten Vertrauten und ich bin sehr froh sie an meiner Seite zu haben. Zuletzt kommen die beiden Schätze in meiner Sammlung.“ Er zwinkert mir zu. „Jane und Alec. Die beiden sind Zwillinge und in Kämpfen von größter Wichtigkeit. Ihre Talente sind etwas einzigartiges. Jane kann durch Illusionen Schmerzen erzeugen, Alec macht alle Sinne eines Vampirs unbrauchbar, man ist sozusagen 'blind'. Die meisten würden jetzt wohl sagen, dass das unfaire Mittel sind, aber wer ist auf dieser gottverlassenen Erde schon fair?“
Ich schaue zu Jane und Alec. Die beiden sind also das Ass der Volturi. Von allen sehen die beiden auch am meisten zum fürchten aus. Kein Wunder bei ihren Talenten.
„Nun das Talent von Demetri ist ebenfalls sehr interessant. Hat er erst einmal den Grundtenor eines Vampirs, oder auch Menschen erfasst hat, kann er diesen finden, ganz gleich wo er sich auf aufhält. Das Talent von Felix ist eigentlich genau das gleiche wie bei Emmett, nur viel ausgeprägter. Marcus Talent kann Beziehungen 'sehen' und sie verstärken oder auflösen. Caius ist ein sehr schlauer und genauer Vampir. So etwas habe ich selten gesehen und ich bin der festen Überzeugung das, dass sein Talent ist. Nun, wir haben da so unsere Diskussionen.“ Caius grinst kurz und schüttelt den Kopf.
Während Aro sich angeregt mit Carlisle unterhält, scheinen sich Demetri und Felix auf irgendein Spiel zu konzentrieren. Zumindest grinsen sie zwischendurch immer wieder und zählen etwas an ihren Fingern an. Marcus und Caius hören der Unterhaltung von Aro und Carlisle interessiert zu. Nur Jane und Alec sitzen einfach nur da und beobachten die anderen. Zwischendurch schauen sie auch zu uns. Sie mustern mich und Edward mit einem seltsamen Blick. Es liegt kein Hass oder Abscheu darin, sie wirken eher... neugirieg.
Ich versuche das zu ignorieren und kuschel mich enger an seinen kalten Körper. Erst jetzt wirkt mir klar, wie sehr er mir in den 3 Tagen wirklich gefehlt hat. Seine Hand fährt sanft meinen Arm rauf und runter. Ich lege meinen Kopf an seine Schultern und schließe die Augen. Ich höre seinen sanften Atem, spüre, wie sich seine Brust gleichmäßig hebt und senkt. Ich atme seinen süßen Duft tief ein, der mich mehr und mehr schläfrig werden lässt. Ich spüre, wie sich die Müdigkeit über mich legt und bevor ich etwas tun kann, schlafe ich ein.

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Beitrag  Gast So 04 Okt 2009, 21:51

wie immer ein wenig länger xD

Ich spüre etwas warmes auf der Haut, gleichzeitig aber auch etwas kaltes, was meinen Arm rauf und runter fährt. Als ich einmal tief Luft hole um zu gähnen rieche ich wieder den süßen Duft von Edward. Ich öffne vorsichtig meine Augen und schaue in das perfekte Gesicht von ihm, seine Gold-braunen Augen strahlen eine angenehme Wäre aus. Mein Herz schlägt sofort wieder schneller und augenblicklich überfällt mich diese heftige Sehnsucht seine kalten Lippen zu berühren. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände, für einen kurzen Moment schauen wir uns an, dann grinst Edward wieder sein süßes Lächeln.
„Eigentlich habe ich jetzt mit einem leidenschaftlichen Kuss gerechnet.“, sagt er und fängt an zu lachen. Es scheint das ganze Zimmer zu füllen, wie eine wunderschöne Melodie. Dennoch habe ich seine Stichelei nicht überhört. Ich boxe ihn in die Seite, es fühlt sich an als würde ich auf Stein hauen. Edward scheint das nicht einmal bemerkt zu haben. Dennoch hört auf zu lachen und grinst mich breit an.
„Darf ich dann?“, frage ich und als er nickt nehme ich wieder sein Gesicht in meine Hände. Aber sein Grinsen bleibt dennoch. Wütend schaue ich ihn an:
„Kannst du dabei bitte ernst sein?“ Als ob sich ein Schalter umlegt verschwindet sein Grinsen und er schaut mich ernst an. Ich schaue ihm tief in die Augen. Ich versuche jede Einzelheit seines Gesichts in meinem Kopf zu speichern. Er hat sich nicht verändert, er sieht so aus wie immer. Aber was habe ich erwartet?
Sofort kommt sein Grinsen zurück.
„Hast du etwas meine Gedanken gelesen?“, frage ich empört, doch er schaut mich vollkommen unschuldig an. Ich weiß, dass es sinnlos ist ihm in die Seite zu boxen, also warte ich bis er sich wieder ein bekommen hat. Als er wieder ernst schaut nähere ich mich vorsichtig seinem Gesicht.
„Das habe ich in diesen 3 Tagen so sehr vermisst.“, flüstere ich leise, dann berühre ich vorsichtig seine Lippen. Der anfangs noch vorsichtige Kuss geht bald über in einen leidenschaftlichen. Mein Herz pumpt in rasanter Geschwindigkeit das Blut durch meinen Körper. Meine Hände krallen sich in seinen Rücken und mein Atem geht nur noch stoß weise. Seine kalten Hände gehen unter meine Bluse und ich spüre wie eine weitere Gänsehaut über meinen Rücken zieht.
Wir werden unterbrochen, als ich ein leises Klopfen an der Türe höre. Edward drückt mich vorsichtig weg, doch so leicht gebe ich nicht auf.
„Lass sie doch. So wichtig kann das nicht sein.“, sage ich schnell und versuche ihn zu küssen, doch er hält mich weiter auf Abstand. Ich weiß, dass es keinen Sinn hat dagegen an zu kämpfen. Ich seufze und lass mich auf das Bett fallen. Ich verschränke die Arme vor die Brust und schaue wütend die Decke an.
„Herein.“, sagt Edward und fährt sich kurz durch die Haare. Leise öffnet sich die Türe und Esme steckt ihren Kopf herein.
„Tut mir Leid, wenn ich euch störe.“, sagt sie entschuldigend, „Die Volturi werden wieder gehen. Sie wollen sich noch von euch verabschieden.“
„Okay wir kommen sofort. Bella zieht sich noch eben schnell um.“
Esme nickt und schließt die Türe wieder. Edward rückt näher zu mir heran und beugt sich über mich. Er macht einen Schmollmund:
„Bist du jetzt sauer?“
Ich spüre, wie ich wieder in seine Augen versinke, nur mit Mühe und Not schaffe ich es mich nicht davon beeinflussen zu lassen.
„Du hast versprochen, mir jeden Wunsch zu erfüllen.“
Er verdreht die Augen:
„Das stimmt. Aber ich habe damit eher Sachen gemeint, die ungefährlich sind und dich am Ende nicht umbringen. Wir beiden können von Glück reden, dass Esme uns unterbrochen hat. Auch wenn du glaubst, dass ich stark genug bin Bella, weiß ich nicht was passieren wird. Wenn das Monster erst einmal erwacht ist, wenn dieses Verlangen nach Blut nicht mehr zu bremsen ist, dann unterscheide ich nicht mehr zwischen Menschen die ich Liebe. Sie sind alle nur eins: Nahrung.“
Ich seufze und drehe meinen Kopf nach rechts. Die Sonne scheint, doch der Wald verschwindet fast hinter einer dicken Nebelschicht. Es muss noch früh am Morgen sein, die Sonne ist noch nicht komplett aufgegangen.
„Du solltest dich jetzt umziehen.“, sagt er, steht auf und geht zum Kleiderschrank um mir ein paar Sachen her auszusuchen. Auch wenn er sich für Mode nicht interessiert sucht er denn Sachen raus, die perfekt zusammen passen.
„Soll ich raus gehen?“, fragt er als ich die Sachen nehme. Ich überlege kurz.
„Ich denke umdrehen geht auch.“
Er nickt und dreht sich um. Als ich fertig angezogen bin legt er wieder seinen Arm um mein Taille und gemeinsam gehen wir die Treppe herunter. Unten warten bereits alle auf uns. Ich bin überrascht als ich Emmett und Rosalie sehe. Als Emmett mich sieht, grinst er und zwinkert mir zu. Ich lächle kurz, auch seine verrückte Art hatte ich in den letzten Tagen sehr vermisst. Er ist der einzige, der nicht Rücksicht auf meine Krankheit nimmt, im guten Sinne. Er sieht der Zukunft sogar sehr zuversichtlich entgegen und scheint gar nicht daran zu zweifeln, ob Edward mich wirklich verwandeln wird. Man könnte fast meinen, er könnte in die Zukunft sehen. Rosalie, die sich an ihm lehnt ignoriert mich vollkommen.
„Es war sehr schön euch alle einmal wieder zu sehen. Und auch ein neues Gesicht kenne zu lernen.“, sagt Aro und lächelt mir freundlich zu.
„Wir danken dir ebenfalls, Aro. Ohne euch wäre das alles viel schlimmer ausgegangen.“, sagt Carlisle und reicht ihm dankend die Hand. Bevor sie dann endgültig gehen kommt Aro noch einmal zu mir:
„Ich wünsche dir noch wunderschöne Monate. Ich habe deine Gedanken gehört und sie haben mich sehr berührt. Glaub mir in meinen 3000 Jahren in denen ich lebe habe ich eine Menge Leid erfahren und gesehen. Aber du scheinst in deinem Leben fast alles verloren zu haben. Ich habe die Cullens, nun als eine seltsame Familie kennen gelernt.“ Er lacht kurz über irgendetwas an das er sich erinnert. „Aber ich weiß auch, dass sie aller sehr herzlich sind und... ich habe noch nie Vampire gesehen die den Menschen so ähnlich sind. Manchmal muss ich mich wirklich zwei mal fragen, ob sie sich nicht vielleicht zurück verwandelt haben.“
Jetzt muss auch ich grinsen. In diesem Punkt hat er wirklich Recht.
„Du hast eine tolle Familie gefunden, Bella. Und auch wenn nicht immer alles so läuft wie du es dir wünschst, solltest du trotzdem nie vergessen, dass sie etwas ganz besonderes sind. Du kannst wirklich glücklich sein sie kenne gelernt zu haben und das du die letzten Monate deines Lebens mit ihnen zusammen verbringen darfst. Und ich denke, dass Edward ein toller Verlobter und Ehemann ist.“
Er zwinkert mir zu, sodass Edward es nicht sehen kann. Mein Grinsen wird breiter und ich nicke ihm zu. Er will sich gerade umdrehen als ich sage:
„Und ihr seit auch schwer in Ordnung. Wirklich. Auch wenn ich nicht jeden von euch kennen lernen konnte, die die ich kennen gelernt habe sind wirklich sehr
nett.“ Ich schaue zu Demetri und Felix. Die beiden Lächeln mir kurz zu.
Zum Abschied reichen Aro und ich uns die Hand, dann sind sie alle aus der Tür verschwunden. Ich spüre richtig wie die Spannung sich ändert. Vom einen auf den anderen Moment wirken alle wieder gelassener als vorher.
„Das ist doch gut gelaufen.“, sagt Emmett zufrieden und lässt sich auf die Couch fallen. „Ich mein keine Bestrafung nichts. Aber ich hab es ja immer gesagt, Bella ist wirklich etwas besonderes.“ Er schaut mich an und klopf auf das freie Stück neben sich. Ich löse mich aus Edwards Griff lasse mich ebenfalls auf das Sofa fallen, dann umarme ich Emmett einmal kurz.
„Womit habe ich das verdient?“, fragt er überrascht.
„Ich hab dich eben vermisst mein Bruderherz.“, sage ich und knuffe ihn in die Seite. Stolz setzt er sich auf und schaut zu den anderen:
„Habt ihr das gehört? Ich bin so ein toller Bruder, dass Bella mich sogar vermisst hat. Sie ist eine tolle Schwester.“ Er ballt seine Hand zu einer Faust und knufft mir ebenfalls in die Seite. Na ja, zumindest versucht er es. Aber er hat immer noch nicht so ganz den Unterschied zwischen Vampir und Mensch raus, denn ich höre nur wie etwas bedrohlich in meinem Körper knackt und an dieser Stelle sich sofort der Schmerz ausbreitet. Nur stoß weise schaffe ich es Ein- und wieder Auszuatmen.
Vollkommen geschockt schaut Emmett mich an und versucht hilflos irgendetwas zu machen.
„Oh Gott, Bella das tut mir wirklich Leid. Ich mein, ich vergesse immer noch das du ja nur ein Mensch bist und... oh Gott tut es sehr weg?“, fragt er und schaut mich besorgt an. Ich setzt ein gequältes Lächeln auf und presse zwischen den Zähnen hervor:
„Geht schon... kann ja mal passieren.“
Nachdem Carlisle mich einmal gründlich untersucht und festgestellt hat, dass alles okay ist und ich nochmal mit einem Bluterguss davon gekommen bin muss ich mir noch stundenlang die Entschuldigungen von Emmett anhören. Ganz gleich wie oft ich ihm sage, dass es wirklich nicht schlimm ist und so etwas eben passieren kann, Emmett weicht nicht mehr von meiner Seite. Er öffnet mir Türen, trägt mich die Treppen herunter (das muss man sich erst einmal vorstellen), macht mir das Mittag- und Abendessen und probiert es sogar, mit der Begründung, dass es vielleicht nicht mehr gut ist. Als er ob das in irgendeiner Weise schmecken würde, denn Edward erzählt mir, als Emmett damit beschäftigt ist das Geschirr weg zu räumen, dass für Vampire menschliches Essen einfach nur abscheulich schmeckt. Also selbst wenn das Essen schlecht gewesen wäre, Emmett hätte es eh nicht erkannt. Ich bin überglücklich, als wir am Abend dann hoch auf unser Zimmer gehen und Edward mich endlich erlöst, in dem er Emmett zu verstehen gibt, dass wir beide alleine sein wollen. Vollkommen erschöpft setzt ich mich aufs Bett. Ich hätte nie gedacht, dass Emmett so nervtötend sein kann. Edward grinst als er meinen Gedanken hört. Eine zeitlang sagt keiner von uns etwas. Wir liegen einfach nur da und sehen zu, wie die Sonne hinter den Bäumen verschwinden und mehr und mehr Sterne am Himmelszelt auftauchen. Irgendwann unterbricht Edward die Stille:
„Hast du eigentlich Angst davor zu sterben?“ Ich bin überrascht über die Frage und brauche ein paar Sekunden um zu antworten:
„Darüber habe ich mir nie solche Gedanken gemacht weißt du. Aber wenn du mich so fragst. Ja, ich habe Angst davor. Ganz besonders jetzt, wo alles so perfekt scheint. Ich will das nicht verlieren, am allerwenigsten dich.“
Ich schaue weiter aus dem Fenster, ich weiß, dass er mich in diesem Moment traurig anschaut. Ich kann und will ihn nicht leiden sehen. Irgendwann drückt Edward mich ganz feste an sich. Eine Hand legt er auf meinen Kopf, sein Gesicht vergräbt er in seinen Händen. Ich spüre wie mein Herz schneller schlägt. Ich warte auf das Schluchzen, warte auf die Nässe, die von seinen Tränen kommt, doch alles bleibt ruhig. Irgendwann löst er sich dann von mir und hält meinen Kopf so, dass ich ihm in die Augen schauen muss.
„Glaub mir, wenn ich es könnte würde ich mir den ganzen Frust von der Seele weinen. Ich würde meinen Tränen freien Lauf lassen, bis es mir wieder besser geht. Aber ich kann nicht. Und das ist manchmal einfach das schlimmste daran, ein Vampir zu sein. Wir Vampire können nicht weinen, wir können keine Träne vergießen. Schluchzen, dass ist das einzige wodurch wir zeigen können, dass wir trauern.“
Es schockt mich sehr zu hören, dass Vampire nicht weinen können. Es ist einfach unvorstellbar, dass jemand in einer traurigen Situationen einfach nur da steht, mit traurigem Gesicht, ein wenig schluchzt, aber nicht eine Träne über sein Gesicht rollt.
Ich versuche den Klos in meinen Hals herunter zu schlucken und sage so gefasst wie es eben geht:
„Aber nicht einmal das würde mir etwas ausmachen. Wenn du mich verwandelt hast, wird es keinen Grund mehr geben zu weinen. Wir würden nur noch Glück empfinden.“
Er schaut mich noch immer traurig an.
„Ich weiß, wie sehr du es dir wünschst. Jeden Abend wenn ich dir beim schlafen zusehe denke ich, dass ich dich für immer haben kann. Ich bräuchte keine Angst mehr um dich haben, dass du plötzlich schwach wirst, nicht mehr laufen kannst und irgendwann stirbst. All diese Sorgen wären vergessen und es bräuchte nur einen Biss und 3 Tage. 3 Tage voller Schmerz, aber dann wäre es vorbei und als Geschenk bekommst du die Ewigkeit. Aber was ist schon die Ewigkeit, verglichen mit dem was danach kommt. Ich will dir das alles ersparen. Sobald du ein Vampir bist, ist dir die Liebe zu mir erst einmal egal. Du sehnst dich nur danach Blut zu trinken, diese Gier lässt dich jedes Gefühl für wahr und falsch vergessen. Das einzige was dir wichtig ist, ist dieser Gier nachzugehen. Ich habe einfach Angst ein Monster aus dir zu machen, ich habe Angst das du voller Verzweiflung zu mir kommst und mich bittest, dass ich dich erlöse, weil du es nicht mehr länger aushältst. Wie soll ich das machen, Bella? Ich könnte dir nie wehtun, geschweige denn dich umbringen. Ich will dir das alles einfach nur ersparen und dir noch ein glückliches Leben machen.“
Ich sehe in seine Augen, wie er sich die Szenen ausmalt. Wie er mich blutbefleckt über mein Opfer gebeugt sieht. Dennoch ignoriere ich diesen Gedanken:
„Aber habt ihr es nicht alle geschafft? Ich meine ihr wart doch alle Monster. Emmett und Rosalie, Jasper und Alice, Carlisle und Esme. Sie allen waren mal so wie ich es vielleicht sein werde und jeder von ihnen hat es geschafft. Warum soll es dann nicht auch bei uns gehen? Wieso soll es bei allen gut gehen nur bei uns nicht? Nenne mir doch einen Grund. Nur einen einzigen.“
Doch ich weiß, dass er mir keinen Grund nennen wird. Ich weiß, dass er so lange aus dem Fenster schauen wird, bis ich seufzend aufgebe, mich wieder neben ihn lege und schlafe. Und am nächsten Morgen würde er das Thema einfach nicht mehr ansprechen. Es war eben immer dasselbe. Und wie vorhergesagt gebe ich es einfach auf und versuche zu schlafen. Nur mit einer kleinen Veränderung, denn ich werde nicht immer kampflos aufgeben. Statt mich an ihn zu kuscheln rücke ich so weit weg, wie das Bett es eben zulässt.
„Jetzt hör auf mit den Spielchen.“, sagt Edward genervt und legt eine Hand auf meine Schulter, aber ich schaffe es aus seinem Griff zu kommen.
„Erst, wenn du mir einen Grund nennst. Einen der auch Sinn ergibt.“, sage ich trotzig. Ich höre Edward einmal kurz seufzen, dann spüre ich plötzlich seinen Atem an meinen Ohr. Ein wohliger Schauer breitet sich auf meinem Körper aus.
„Weil ich dich liebe.“, sagt er mit einer so verführerischen Stimme, das mir das Herz schmilzt, wie Eis in der Sonne. Ich drehe mich zu ihm und lächle ihn an:
„Das ist zwar kein wirklicher Grund für dieses Thema. Aber dennoch ist es ein Grund dich ebenfalls zu lieben.“ Und dann geben wir uns wieder unserer Leidenschaft hin. Auch wenn ich weiß, dass es erst einmal nur bei Küssen und einem menschlichen Leben bleibt, so will ich diesen Moment nicht kaputt machen. Ich koste einfach nur jede Sekunde aus, in der seine Lippen auf meinen liegen und das Feuer in uns lodert. Denn was will ich in diesem Moment mehr als bei ihm zu sein, bei meiner großen Liebe. Aro hat Recht, Edward ist ein toller Verlobter und ich weiß das er auch ein toller Ehemann sein wird. Auch wenn ich es vielleicht nie wirklich erleben werden. Ohne ihn würde ich jetzt vielleicht immer noch im Krankenhaus liegen und darauf warten, dass ich endlich sterbe. Endlich ist das Glück auch mal auf meiner Seite.

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Bevor du stirbst - Seite 2 Empty Re: Bevor du stirbst

Beitrag  Gast So 11 Okt 2009, 22:13

Und hier das nächste Chap ;) Diesmal etwas länger&vllt. auch erschreckend ;)
Wir haben übrigens eine neue "Waffe" gegen Vampirhaut eingeführt, also nicht wundern ;)
Viel Spaß Bevor du stirbst - Seite 2 582515
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Männertag

Leise höre ich den gleichmäßigen Atem und Herzschlag von Bella. Sie liegt neben mir, dicht an mich gekuschelt und schläft tief und fest. Bevor ich vorsichtig aufstehe um nach unten zu gehen, hauche ich ihr einen Kuss auf die Stirn.
Unten angekommen, wartet Carlisle wie erwartet schon auf mich. Ich habe ihn in Gedanken meinen Namen rufen hören; es gehe um Bella. Das hat mich natürlich sofort aufhorchen lassen: Er war über Nacht im Krankenhaus und hat sich erkundigt, wie viele Patienten wir da haben, die an einem Tumor leiden. Und er hat alle Ergebnisse der Therapien und Aufnahmen miteinander verglichen. Er beziehungsweise wir hatten uns dadurch erhofft, dass wir neues über diese Art von Tumor und über seine Größe erfahren würden. Doch anhand seines Gesichtsausdrucks mit dem er mir begegnet, schwindet meine Hoffnung.
„Und?“, frage ich nur und er schüttelt, wie ich es mir gedacht habe, nur den Kopf.
„Nein. Wir haben zwar einige Tumor-Patienten und einige lassen auch diese Strahlentherapie über sich ergehen, aber geheilt wurde bisher noch niemand. Zudem ist nur einer der insgesamt 45 Leute von einem Gehirntumor betroffen. Und für diesen besteht nur noch wenig Hoffnung. Ich habe mich noch kurz mit Doktor Williams unterhalten, der ja auf diesen Gebiet besonders spezialisiert ist, aber er sagte auch, dass er von jetzt auf gleich unheimlich gestreut hat und sich nun sehr langsam entwickelt. Genauso wie bei Bella. Nur mit dem Unterschied, dass sie von mir Medikamente bekommen hat, die der Patient nicht hat. Er hat den Kampf schon aufgegeben.“ Ich lasse mir seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Es muss doch irgendeinen Weg geben, diesen verdammen Tumor in ihrem Kopf zu zerstören!
„Ich weiß, was du jetzt denkst, Edward. Und glaub mir: es tut mir genauso weh.“ Er legt eine Hand auf meine Schulter und als ich in seine Augen sehe, sehe ich meine in ihnen gespiegelt. Den Schmerz darin zu sehen, lässt mir ganz kalt werden. Immer wieder habe ich die Vorstellung vor Augen, wie Bella sterben wird.
Wie sie das letzte Mal ihre wunderschönen, braunen Augen schließt. Es wird ein Abschied für immer. Zumindest wenn ich mich gegen ihr Leben und somit auch gegen sie entscheide. Es ist ein Teufelskreis; diese eine Sekunde wird über die Zukunft für uns beide entscheiden. Ich weiß, dass ich es mir nie verzeihen würde, sie sterben zu lassen. Aber keiner weiß, wie es nach diesen drei Tagen aussieht. Niemand kann mir garantieren, dass die Beziehung die es jetzt gibt, diese Intensität und Nähe, ob es diese Bindung danach auch noch gibt.
Ich höre mich seufzen und lasse die Umarmung von Carlisle zu. Es tut gut zu wissen, dass mich jemand versteht. Ich bin mir sicher, dass Carlisle weiß, wie ich mich fühle, obwohl er weder Gedanken hören bzw. lesen, noch die Gefühle spüren kann wie Jasper. Carlisle und ich – wir sind wie eine Mutter und ihr Baby, dass sie im Bauch trägt. Das Baby braucht die Mutter, genauso wie sie es irgendwann so sehr liebt, dass auch sie nicht mehr ohne es leben kann. Beide spüren, wie es einander geht und geben einander die Fürsorge und Liebe die beide brauchen.
Zwischen uns, das ist fast wie eine Vater-Sohn-Beziehung, nur mit dem Unterschied, dass er nicht mein biologischer Vater ist.
„Weißt du schon, was du tun wirst?“, fragt er plötzlich und sieht mich neugierig an. Ich zögere, bevor ich ihm mit einem unsicheren Kopfschütteln antworte. Er nickt und da jemand die Treppe hoch kommt, sagt er nichts mehr sondern dreht sich um und geht. Doch in Gedanken,spricht er noch mit mir:
„Eins sollst du wissen: Egal wie du dich entscheidest, es wird die Richtige Entscheidung sein“ Ich bin ihm für diesen einen Satz sehr dankbar. Einfach die Gewissheit zu haben, dass er es mir verzeihen kann sie sterben zu lassen, gibt mir ein besseres Gefühl. Auch wenn es dennoch etwas anderes bei mir ist.
Rosalie läuft an mir vorbei und würdigt mich keines Blickes. Ich kann damit leben. Ich drehe mich um und gehe zurück in mein Zimmer. Ich bin mir sicher, dass Bella gleich wach werden wird. Ich stelle das Fenster auf Kipp und öffne den Vorhang einen Spalt, sodass die Sonne hinein scheinen kann. Es wird ein schöner Herbsttag werden: Nicht zu warm, nicht zu kalt, die Luft ist rein und die Sonne scheint. Ideal um einen Spaziergang zu machen. Und plötzlich kommt mir eine Idee. Ich werfe einen prüfenden Blick in Bellas Richtung, doch sie schläft noch tief und fest. Dann verlasse ich schnell das Zimmer und gehe in die Küche, um ein wundervolles Frühstück für eine zauberhafte Frau vorzubereiten. Ich tue zwei Aufbackbrötchen in den Ofen (Alice hat extra für sie welche geholt), koche ein Ei, und bereite allerhand Aufschnitt liebevoll auf einem Teller vor. Zum Schluss mache ich noch einen Kakao mit einem Schuss geschüttelter Milch fertig (Kakao à la Edward), dekoriere das Tablett mit ein paar Rosenblättern und bringe es vorsichtig nach oben. Ich muss sagen, dass ich ein bisschen stolz auf mich bin. Es sieht wunderbar aus; viel zu schade um es zu 'zerstören'.
Ich sitze noch nicht lange wieder neben ihr und halte ihre Hand, als sie aus ihrem Schlaf erwacht und mich anlächelt.
„Guten Morgen, Liebste.“, begrüße ich sie, beuge mich zu ihr herunter und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. „Hast du gut geschlafen?“ Sie nickt, richtet sich auf und streckt sich ausgiebig. Anschließend fällt ihr Blick auf mein Tablett.
„Du hast Frühstück gemacht?“, murmelt sie und ein zärtliches Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht auf.
„Nur für dich.“ Ich nehme es hoch und stelle es auf ihre Bettdecke, direkt vor ihre Nase.
„Hätte mich auch gewundert, wenn du mit essen würdest.“, sagt sie grinsend und küsst mich. Dann inspiziert sie das Tablett genauer. „Es riecht köstlich. Mein Super-Ehemann.“ Sie haucht einen Handkuss in meine Richtung und macht sich über ihr Frühstück her. Ich kann nicht anders als sie die ganze Zeit anzulächeln und sie zu beobachten. Ich versuche mir jede Stelle ihres Gesichtes genau einzuprägen, versuche ihre unendliche Schönheit zu begreifen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ohne sie sein würde. Und ich will es mir auch gar nicht vorstellen. Alleine der Gedanke daran lässt mich erschaudern.
„Hast du schon Pläne für den heutigen Tag?“, fragt sie und trinkt in kleinen Schlücken ihren Kakao aus.
„Also, Carlisle wollte dich heute mit ins Krankenhaus nehmen um dich durchzuchecken. Er will kein Risiko eingehen.“ Ich nehme ihre Hand und drücke sie aufmunternd.
„Denkst du, es ist schlimmer geworden?“ Ihr glückliches Lächeln erstirbt zu einem unsicheren und sie beißt sich nervös auf die Lippe.
„Nein. Aber Carlisle möchte es trotzdem im Auge behalten. Ich denke nicht, dass ein Grund zur Sorge besteht.“, tröste ich sie und als ich mit meiner Hand über ihren Rücken fahre, kehrt ihr Lächeln zurück und ihr Herzschlag geht schneller. Wie sehr werde ich dieses Geräusch vermissen. Überhaupt ihre Reaktion, wenn ich ihr näher komme, sie küsse oder einfach nur zärtliche Worte ausspreche. Nein, es darf nicht vorbei sein!
Sie isst weiter und als sie fertig ist, rücke ich ein wenig näher, damit sie ihren Kopf an meine Schulter lehnen und nach draußen schauen kann. Die Sonne scheint ihr ins Gesicht und fällt auf meinen Arm, der sofort anfängt, wie tausende Diamanten zu glitzern. Dies bleibt von ihr natürlich nicht unbemerkt und sie fährt mit ihren Fingern über diesen. Bei jedem normalen Menschen hätte diese Berührung wahrscheinlich eine Gänsehaut ausgelöst, bei mir hingegen passiert nichts.
„Wie wunderschön deine Haut in der Sonne aussieht. Es ist mir noch nie aufgefallen, wie sie auf Sonnenlicht reagiert.“, flüstert sie und ich küsse ihr Haar. Eine ganze Weile sind wir still und lassen einfach die Liebe und Zärtlichkeit die wir einander schenken auf uns wirken. Jeder hängt seinen Gedanken nach und ich muss mich beherrschen, ihren nicht zuzuhören. Doch schließlich gelingt es mir, mein zweites Gehör komplett auszuschalten, sodass ich auch Esme nicht kommen hören habe. Erst als es leise klopft und sie fragt, ob sie hereinkommen dürfte, bin ich wieder voll da.
„Ich störe eure Zweisamkeit nur sehr sehr ungern aber Carlisle wartet auf dich, Bella, und Emmett und Jasper erwarten dich ebenfalls, Edward.“ Sie zwinkert mir zu und fügt in Gedanken hinzu, dass sie vorhaben, mal wieder einen Männertag einzulegen. Sofort steigt meine Stimmung um einiges mehr, als ich an unsere früheren Männertage denke. Das bedeutet nämlich jagen vom feinsten und den Alltag und die Frauen einfach mal zu vergessen. Wobei mir das bei Bella natürlich nicht ganz leicht fallen wird, aber ich bin mir sicher, dass die beiden auch dafür eine Lösung haben werden.
„Hab ich noch Zeit, schnell duschen zu gehen?“, fragt Bella und sieht Esme unsicher an.
„Aber nur wenn du dich wirklich beeilst. Die drei werden langsam aber sicher ungeduldig.“ Bella springt auf und zu meiner Erleichterung scheint ihr Kreislauf darauf vorbereitet zu sein, denn sie steht sicher auf ihren Beinen und sucht ihre Sachen zusammen.
„Bin gleich wieder da.“ Und damit verschwindet sie hinter Esme im Bad.
Ich erhebe mich ebenfalls und gehe mit Esme zusammen nach unten, wo Emmett am Türrahmen lehnt und so tut, als würde er tief und fest schlafen. Erst als ich ihm einen Schlag auf die Schulter mit den Worten: „Also wenn du gleich auch pennst, können wir das Jagen vergessen.“ verpasse, reißt er die Augen auf und sieht sich suchend um.
„Wo ist meine kleine Schwester? Hast du ihr etwa was ins Frühstück getan? Du sollst doch nicht an meinen Schrank mit all den herrlichen Dingen die ich für Rosalie vorgesehen habe gehen. Pinke und Blaue Cholorationen sind zum Färben aber doch nicht zum Trinken da, Edward!“, sagt er empört und geht einen Schritt zur Seite um der Tasse, die aus Rosalies Richtung geflogen kommt, auszuweichen.
„Rosalie, das möchte ich nicht noch einmal sehen!“, sagt Carlisle streng und zwinkert uns zu. Rosalie straft ihn mit einem ihrer tödlichen Blicke und geht schnurstracks an ihm vorbei nach draußen.
„Ach, Schatz, nimm doch nicht immer alles so ernst.“, ruft Emmett ihr hinterher und verdreht die Augen. „Die ist aber auch empfindlich. Da ist meine kleine Bella vieel pflegeleichter. Apropos: Duscht die immer so lange?“ Er deutet mit seinem Daumen nach oben und sieht mich ein wenig beleidigt an. „Ich wollte sie unbedingt noch einmal drücken, bevor wir dich entführen.“ Diesmal bin ich derjenige, der die Augen verdreht.
„Aber drück sie bitte ein wenig sanfter.“, flüstert Alice grinsend und stellt sich zwischen uns. „Du willst ihr doch nicht wieder eine Rippe brechen, oder?“
„Was? Ich? Nein, Nie!“, verteidigt er sich entrüstet und geht zur Treppe.
„Hey, Schwesterchen. Entweder du kommst jetzt freiwillig da runter oder ich komm dich holen!“, ruft er und zwinkert mir zu.
„Zwei Minuten!“, schallt es von oben und der Föhn wird angeschaltet.
„Das ihr Mädels immer so lange im Bad braucht. Überhaupt verstehe ich diese ganze rumschminkerei gar nicht. Ihr seht auch ohne den ganzen Kram toll aus.“ Emmett zuckt mit den Schultern und ich sehe ihn nur mit einem Ich-bin-ganz-deiner-Meinung-Blick an.
Im selben Moment kommt Bella leichtfüßig die Treppe hinunter gehüpft und wird auf halbem Weg von Emmett abgefangen.
„Nicht so schnell, wir wollen ja nicht, dass dir was passiert. Oh Gott, was hast du denn benutzt? Das riecht ganz wie Jaspers Aftershave!“, ruft er und zieht angewidert die Nase kraus. Jasper kommt neugierig geworden zurück ins Haus und sieht uns verwirrt an?
„Was? Wer benutzt mein Aftershave?“ Alle fangen schallend an zu lachen und Alice gibt ihm einen Kuss auf die Wange.
„Niemand, mein Süßer. Kennst doch unseren großen.“ Damit nickt sie Emmett grinsend zu, der in der Zwischenzeit Bella wieder herunter gelassen hat. Sie hakt sich bei mir runter und nachdem Carlisle erneut nach uns gerufen hat, verlassen wir das Haus.
„So, ihr Lieben. Wir sehen uns dann später.“, sagt er und verabschiedet sich von Esme, während alle anderen sich ebenfalls verabschieden.
„Und was machst du in der Zwischenzeit?“, fragt Bella mich und spielt an meinem Mantelkragen herum.
„Ich bin mit Emmett und Jasper unterwegs.“, antworte ich.
„Ein paar Mädels aufreißen, so wie es sich für echte Männer gehört!“, ruft Emmett rein und macht ein amüsiertes Gesicht. „Ich an deiner Stelle würde mir Sorgen machen.“, fügt er lachend hinzu und versucht Rosalie einen Kuss zu geben, diese weigert sich allerdings. Ich widme mich wieder Bella zu, die mittlerweile wirklich ein besorgtes Gesicht macht.
„Hey, keine Angst, so schlimm ist es nicht. In ein paar Stunden bin ich wieder bei dir. Wohlauf und ohne auch nur an eine andere Frau außer dir gedacht zu haben.“ Mit diesen Worten küsse ich sie zärtlich und sie wirkt ein wenig erleichtert. „Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein.“, flüstere ich, sodass nur sie es hören kann und lächele.
„Bin ich aber. Du bist schließlich der schönste und liebste Mann den sich Frau vorstellen kann.“
„Das mag sein. Aber ich gehöre ganz allein dir.“ Damit küsse ich sie auf die Stirn und drücke sie noch einmal. „Pass auf mein Herz auf, ich habe es bei dir gelassen.“, sage ich und löse mich von ihr. Sie geht zu Carlisle ans Auto, ich gehe zu Emmett und Jasper die schon ungeduldig warten. Ich winke Carlisle und Bella noch einmal und als sie weggefahren sind und wir sie nicht mehr sehen können, widme ich mich den anderen beiden zu.
„Also, wo soll's hingehen?“ Emmett und Jasper tauschen einen kurzen Blick, doch ich kann ihren Gedanken leider nicht entziffern, was sie vorhaben. Sie sind sehr geübt darin, Dinge, die ich nicht wissen soll, vor mir zu verstecken.
„Tja, Brüderchen, DAS wüssteste wohl gerne. Nein, ich bin ehrlich zu dir: Rose und ich waren im Norden und haben da ein ganz tolles Gebiet gefunden.“, klärt Emmett mich auf, doch das Grinsen in seinem Gesicht verschwindet nicht.
„Ihr habt doch irgendwas vor...“, beginne ich, doch ich werde von Jasper unterbrochen:
„Vertrau und folg uns einfach. Wenn wir gegen Abend wieder hier sein wollen, sollten wir uns langsam aber sicher auf den Weg machen.“ Ich nicke nur, doch ich kann nicht aufhören, darüber zu grübeln, was sie vorhaben. Auf einmal spüre ich wie mich eine Welle von Gelassenheit überkommt und meine Neugierde verschwindet. Jasper. Natürlich.
Ich renne den beiden hinterher und bin schon bald mit ihnen auf einer Höhe. Es benötigt keinerlei Anstrengung oder Kondition, mit den beiden mitzuhalten. Rennen ist für mich genauso wie Laufen; der einzige Unterschied liegt darin, dass das eine schneller ist als das andere. Ich könnte stundenlang das Tempo halten und es jederzeit erhöhen ohne hinterher erschöpft zu sein. Und da ich mich nicht auf meine Atmung konzentrieren muss, kann ich auf all die anderen Dinge die um mich herum passieren achten. Zuerst durchlaufen wir endlosen Wald; er wird immer dichter und bald schon müssen wir immer häufiger im Weg stehenden Bäumen ausweichen oder uns ducken. Plötzlich höre ich neben mir ein lautes Knacken und einen dumpfen Aufprall; der Boden vibriert kurz, fast als würde es ein Erdbeben geben. Dabei ist es nur Emmett, der sich mit Jasper unterhalten und dabei einen Baumstumpf übersehen hat und nun lang auf dem Boden liegt. Jasper und ich fangen an zu lachen, während er sich nur schimpfend aufrichtet und den Stumpf aus der Erde reißt, ihn ein wenig herum schleudert und dann loslässt. Irgendwo am anderen Ende des Waldes wird er aufkommen und eventuell jemanden erschlagen. Es wäre nicht das erste Mal. Auch die anderen beiden müssen daran denken, wie Carlisle vor einiger Zeit einen Spaziergänger mit einem großen schweren Ast erschlagen hat. Wir waren auch unterwegs und er ist gegen einen tief hängenden Ast geprallt, hat ihn vom Baum entfernt und weggeworfen. Leider stand ein Mensch im Weg.
Wir grinsen uns an und laufen anschließend weiter. Als wir das Ende des Waldes erreicht haben, folgen wir einer langen Straße, an der es rechts und links daneben eine riesige Weide mit allerlei Vieh gibt.
„Hey, hat einer von euch Lust die Bauern zu ärgern?“, fragt Emmett (wer sonst) und deutet auf die Kühe. Doch Jasper und ich schütteln beide den Kopf, worauf Emmett einen Schmollmund zieht. „Ihr seid solche Spielverderber, wisst ihr das?“ Beleidigt läuft er ein Stück voraus, Jasper und ich bleiben hinter ihm. Soll er doch schmollen, denken wir gleichzeitig und ich stupse ihn an.
„Der kriegt sich auch wieder ein. Spätestens wenn er merkt, dass wir nicht auf seine beleidigte Tour anspringen.“, sage ich und er nickt. „Weißt du, wie weit es noch ist?“ Er schüttelt den Kopf.
„Ich hab keine Ahnung wo der hin will. Ich weiß nur, was er dort machen will.“ Anstatt ebenfalls so breit zu grinsen wie Emmett vorhin, sieht er mich nur unschuldig an. Voller Hoffnung konzentriere ich mich wieder auf seine Gedanken, doch er denkt nur an Alice. Enttäuscht höre ich wieder weg. Das geht mich schließlich nichts an. Ich fände es auch nicht so klasse, wenn jemand wüsste, was ich über Bella denke. Wobei das wahrscheinlich eh offensichtlich ist. Bella...hoffentlich ist alles okay. Aber ich denke wenn nicht, würde Carlisle mir schon Bescheid sagen. Mein Handy hab ich schließlich immer dabei.
„Wo bleibt ihr denn? Man könnte meinen ihr wärt Mädels!“, ruft Emmett plötzlich und wir sehen ihn ein paar Meter vor uns mit verschränkten Armen stehen. Das lassen wir natürlich nicht auf uns sitzen und beschleunigen unseren Schritt.
„Dauert nicht mehr lang, dann sind wir da.“, sagt er und ich schaue auf meine Uhr. Kaum zu glauben, dass wir erst seit ca. einer Viertelstunde unterwegs sind.
„Sag mal, Emmett. Wenn du sagst, dass wir gleich da sind, wieso hat das dann mit Rose solange gedauert?“, frage ich ihn und er fängt wieder an so verräterisch zu grinsen.
„Tja, Rose ist halt eine Frau. Kein Laden war vor ihr sicher. Von MIR aus wären wir ja schon viel eher wieder da gewesen, aber Madame musste ja noch da rein und ach, der Laden ist ja auch soooo toll und Schatz ich brauch ganz dringend neue Schuhe. Ich weiß, du kennst das nicht aber wart mal ab. Also ich kann Reisen mit einer Frau nicht empfehlen.“ Er schüttelt den Kopf und ich nicke nur gedankenverloren. Ich muss immer noch an Bella denken. Jasper scheint dies zu spüren und ich merke wieder, wie er meine Gefühle beeinflusst. Tatsächlich schaffe ich es, an andere Dinge zu denken und ich lächele ihn dankbar an. Er nickt nur und wir laufen schweigsam weiter.
Nach einiger Zeit endet die Straße und wir biegen an einer Kreuzung ab in den angrenzenden Wald. Es ist diesmal ein helleres Stück und nicht ganz so lang. Wir erhöhen unser Tempo und der Wind und die Bäume ziehen nur so an uns vorbei. Ich atme einmal während des Laufens tief durch und genieße das angenehme Gefühl, als die Luft durch meinen Körper strömt.
„Wir sind gleich da.“ Wir kommen am Ende des Waldes an und bleiben stehen. Vor uns erstreckt sich ein Maisfeld; es scheint unendlich zu sein.
„Nur noch da durch. Wird ja nicht so schwer sein.“ Emmett will weitergehen, doch ich halte ihn zurück.
„Du willst jetzt nicht ernsthaft durch dieses Maisfeld preschen?“, frage ich ungläubig doch er zuckt nur mit den Schultern.
„Wieso denn nicht? Willst du etwas außen herum gehen?“ Er macht eine Weitläufige Bewegung mit den Armen und deutet wieder auf das Feld.
„Dir ist schon klar, dass die Stellen wo wir herlaufen, zerstört sein werden? Und du weißt, dass der Bauer den Mais braucht?“
„Ach, vergiss doch die dummen Bauern. Wenn ich schon die Kühe nicht haben darf, dann will ich auch nicht, dass die Mais haben. Außerdem ist es ja wohl groß genug. Jasper, sag du doch auch mal was. Sag dem da“, er deutet auf mich, „dass ich sonst die Bauern nehme wenn ich außen herum gehen muss.“ Doch Jasper hebt nur abwehrend die Arme.
„Ich halt mich daraus. Macht das unter euch aus.“ Er geht ein paar Schritte zurück, als er Emmetts Blick begegnet.
„Hey, wir wollen uns doch jetzt nicht streiten.“, versuche ich Emmett zu beruhigen. Im ersten Moment hab ich das Gefühl, dass er mich anspringen und erwürgen will doch von jetzt auf gleich verändert sich seine Miene und er entspannt sich.
„Schon gut. Wir gehen außen herum.“ Er dreht sich um und geht voran. Jasper und ich sehen uns nur verwirrt an und zucken mit den Schultern, dann folgen wir ihm.
Unser Weg führt uns also auf einer Landstraße entlang in ein kleines Dorf doch wider erwarten gehen wir nicht hinein sondern weiter am Maisfeld vorbei. Langsam wird mir die Sache unheimlich und ich bleibe stehen.
„Wartet mal kurz. Wo wollen wir eigentlich hin?“
„Das frage ich mich auch, Emmett.“ Jasper bleibt ein paar Meter vor mir ebenfalls stehen und wartet auf Antwort.
„Beruhigt euch ich hatte nicht vor das Dorf abzuschlachten. Guckt mal Richtung Osten. Da werden verschiedene Tiere aus anderen Ländern importiert und gezüchtet. Ich dachte, wir würden uns da bedienen. Die Viecher laufen nämlich größtenteils draußen rum. Es ist eine große Weide mit abgetrennten Stücken und je näher wir den Bäumen und Steinen kommen, desto größer und unbeobachteter werden die Tiere.“ Ich will was sagen, doch ich komme gar nicht dazu.
„Keine Wiederworte. Ob nun ein oder drei Tiere weniger macht keinen Unterschied. Außerdem muss ich mal wieder was Anständiges zwischen die Zähne bekommen. Und euch beiden würde es auch nicht schaden, wenn ich mir eure Augen ansehe. Also stellt euch nicht so an.“ Mit diesen Worten geht er weiter und wir gehen widerstandslos hinterher. Er hat ja Recht. Meine Augen sind so schwarz wie schon ewig nicht mehr. Es wundert mich, dass ich es in Bellas Nähe solange ausgehalten habe ohne etwas gemerkt zu haben.

Nach weiteren Zwanzig Minuten sind wir angekommen. Wir gehen auf ein kleines Haus zu, wo wohl die Besitzer leben. Jasper hatte vorgeschlagen sich kurz da vorzustellen und nach den Weg zu fragen oder so auf jeden Fall, dass sie uns mal gesehen haben und nicht direkt verdächtigen. Einen Guten Eindruck hinterlassen falls wir doch erwischt werden sollten. Emmett hatte natürlich erstmal die Augen wieder verdreht, hinterher aber doch eingewilligt. Jasper würde es übernehmen, wir beide halten uns im Hintergrund.
Also gehen wir auf den Eingang zu und Jasper klopft dreimal an die Tür. Unter Emmetts Faust wäre das Holz wahrscheinlich schon gesplittert.
„Wer da?“ Eine große Frau tritt heraus, ungefähr Mitte dreißig. Sie hat die schwarzen Haare locker zusammengebunden und hält eine kleine Katze auf dem Arm. „Was kann ich für Sie tun?“ Als sie Jasper und dann auch uns beiden sieht, werden ihre Augen groß und ihre Gesichtszüge weicher.
„Guten Tag. Meine Brüder und ich wollten uns nur kurz nach dem Weg erkundigen. Wir sind zum ersten Mal hier und wollen schnellstmöglich auf die andere Seite. Können Sie uns helfen?“, fragt er und sieht sie freundlich an. Ihr Blick huscht immer wieder herüber zu uns, als sie antwortet.
„Na..natürlich kann ich aushelfen. Viele landen hier und wissen nicht weiter.“ Sie lacht kurz nervös und fährt dann mit leiserer Stimme fort: „Passen sie auf: Sie können hier an unseren Weiden vorbei gehen einfach immer geradeaus. Unverfehlbar. Aber bitte rühren sie nichts an.“ Ihr Blick bleibt an mir hängen und ich setze mein schönstes Lächeln auf. Sie errötet und ihr Herzschlag überschlägt sich fast. Zu jung, sagt sich sich immer wieder. Viel zu jung. Oh mein Gott, hoffentlich sieht mich keiner. Unwillkürlich muss ich grinsen und Emmett sieht mich nur verständnislos an.
„Das ist äußerst freundlich von Ihnen. Haben Sie vielen Dank.“ Jasper hält ihr die Hand hin, die die Frau allerdings gar nicht bemerkt. Er wendet sich in unsere Richtung und wir kommen näher.
„Gern geschehen.“, stammelt sie und geht zurück ins Haus. Wir drei tauschen einen viel sagenden Blick und müssen uns geradezu beherrschen nicht loszulachen. Zügig, aber im menschlichen Tempo gehen wir an den Weiden vorbei. Erst treffen wir auf Kühe, dann Pferde, Ziegen, Schafe, Schweine...
Mit jedem Schritt spüre ich, wie dringend ich das Blut der Tiere brauche. Mein Hals wird immer trockener, zugleich schießt aber auch das tödliche Gift in meinen Rachen. Den anderen beiden kann ich ansehen, dass es ihnen genauso geht. Fast gleichzeitig gehen wir einen Schritt schneller und erhöhen unser Tempo immer weiter, bis wir schließlich den Bäumen und Steinen, die Emmett erwähnt hatte, immer näher kommen. Und auch der Geruch ändert sich: Es handelt sich nicht mehr um klein-tierisches-Blut sondern es wird immer intensiver. Es sind eindeutig größere Tiere, Raubkatzen oder Bären in der Nähe.
„Da.“, sagt Emmett und deutet auf ein abgezäuntes Stück am Ende der Weide. Es sind große Gitter mit Stacheldraht oben und Erde, sowie vielen Baumstämmen und einer kleinen Hütte. Zuerst riecht es nur nach verdorbenem Fleisch doch schon bald mischt er sich mit dem der lebendigen Tiere und man kann die ersten schlagenden Herzen hören. Es klingt wie Musik in den Ohren; wie ein Takt, der unregelmäßig schlägt. Und dann sehen wir sie: Fünf große Bären, die hinter den Gittern leben. Von Sekunde zu Sekunde wird das Verlangen stärker und wir gehen in Angriffsstellung.
„Wie kommen wir da rein und lebend wieder heraus?“, fragt Jasper mit deutlich tieferer Stimme nun. Es hört sich fast an wie ein Knurren.
„Ich werde hier ein Loch ins Gitter machen. An einer unauffälligeren Stelle. Ich würde vorschlagen, wir nehmen uns jeder einen vor, töten ihn und gehen dann weiter zu den anderen. Am Ende holen wir uns dann was wir brauchen.“, schlägt Emmett vor und wir nicken. Meine Gedanken schweifen noch einmal zu Bella. Es gibt mir Kraft und diesmal spüre ich eine unheimliche Energie in mir.
„Auf geht’s.“, ruft Emmett und biegt die Stäbe auseinander. Dann springt er durch das Loch. Jasper und ich folgen und ohne weiter drüber nachzudenken, stürzen wir uns auf die Tiere. Ich springe von hinten auf den Bären drauf, spüre die Angst des Tieres. Es ist sehr stark, doch ich bin stärker. Es dauert nicht lange, bis ich die Schwachstelle an seinem Hals gefunden habe und zubeiße. Ich spüre, wie mir das warme Blut in den Rachen läuft, und ich zwinge mich dazu, aufzuhören. Ich springe ab, verpasse dem Tier einen tödlichen Tritt gegen den Kopf und er fällt mit einem lauten Knall zu Boden. Emmett und Jasper haben ihre beiden ebenfalls schon zu Boden gebracht. Die letzte beiden Tiere sind allerdings auf das Schicksal der drei aufmerksam geworden und sehen uns neugierig an. Als sie allerdings genauso wie wir das Blut riechen, realisieren sie, was passiert ist und werden aggressiv. Jetzt müssen wir sehr schnell sein. Einmal nicht aufgepasst, und es ist unser Ende. Wir sehen uns an und dann gehen Jasper und ich auf den einen, Emmett auf den anderen los. Dieser ist um einiges stärker und es hat nur ein Stück gefehlt, dann hätte er mir mit seiner Tatze den Kopf abgetrennt. Als wir es dann trotzdem schaffen, hören wir einen Schrei der mit hundertprozentiger Sicherheit nicht von einem Bären kommt. Ruckartig geht meine Kopf in Richtung Emmett, doch er steht nur versteinert da. Und dann sehen wir sie: Die Frau, die vorhin so freundlich war, kommt mit einem Gewehr auf uns zu gerannt.
„Weg hier!“, schreit Emmett und rennt blitzschnell auf das Loch zu. Doch noch bevor es einer von uns Erreicht hat, fällt ein Schuss und Jasper fällt zu Boden. Die Silberkugel hat sein Bein getroffen und er ist nicht in der Lage weiterzulaufen.
„Tu es, Emmett!“, schreie ich und renne zurück zu Jasper, während Emmett sich um die Frau kümmert. Ein Schrei und ihr Herz hat zum letzten Mal geschlagen. Dann ist es ruhig. Er kommt zurück und Jasper hat sich mit meiner Hilfe aufgerichtet. Er spürt keinen Schmerz, aber sein Bein zu belasten wäre zu gefährlich. Es blutet; die Kugel hat sich tief in sein Knie gebohrt.
„Lasst uns gucken, dass wir so schnell wie möglich abhauen.“, sagt Emmett und schleppt drei tote Bären heran. Zügig nehmen wir das Blut auf, bis nur noch die leblosen Körper daliegen. Keiner von uns merkt etwas davon, dass wir überhaupt getrunken haben, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass uns bewusst ist, dass wir so schnell wie möglich zurück müssen. Emmett nimmt Jasper hoch und wir rennen so schnell wir können den Weg zurück den wir gekommen waren. Das Ausweichen ist nun schon etwas schwieriger aber immer noch machbar. Ich hätte natürlich Alice anrufen können, aber sie wären auch nicht viel schneller gewesen. Außerdem wäre hier bleiben glatter Suizid gewesen. Neben Feuer können auch Silberkugeln eine tödliche Wirkung auf uns haben. Wir vertragen diese Kugeln nicht und als ich mir sein Knie gerade angeschaut habe, ist es mir eiskalt über den Rücken gelaufen.

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Bevor du stirbst - Seite 2 Empty Re: Bevor du stirbst

Beitrag  Gast So 11 Okt 2009, 22:13

Ich sag ja, etwas länger xD

„Halt durch, Jasper!“, ruft Emmett und ich renne vor um Hilfe zu holen. Ich bin nun mal der schnellste in der Familie und werde somit auch eher da sein, um Carlisle zu holen. Und es dauert tatsächlich nicht lange, bis wir wieder in unserem Wald sind und schon bald kann ich unser Haus sehen. Ich lege noch einmal einen Zahn zu; ich bin jetzt so schnell, dass mich noch nicht einmal die anderen kommen sehen werden. Es zerrt alles an Kraft aus mir aber der Gedanke an meinen Bruder lässt mich antreiben.
„Carlisle!“, rufe ich, als ich ihn aus dem Haus treten sehe. Ich stoppe augenblicklich, und ziehe tiefe Spuren in der Erde. Es dauert ein paar Meter, bis ich zum Stehen gekommen bin. „Jasper ist von einer Silberkugel getroffen worden.“, sage ich und Carlisle rennt zurück ins Haus, holt seine Tasche und als er wiederkommt, sind Emmett und Jasper auch schon angekommen.
„Was macht ihr auch für Sachen. Emmett bring ihn ins Haus und du, Edward, holst aus meinem Büro alle möglichen Dinge, Skalpell und so weiter. Ich muss vor Ort die Kugel herausholen.“ Carlisles Miene ist so ernst, wie ich sie noch nie gesehen habe und Emmett und ich gehorchen wir junge Hunde.
„Was? Edward?“ Ich rausche an die ratlose Bella vorbei nach oben und es tut mir gleichzeitig Leid, sie so stehen zu lassen. Aber es geht im Moment um Leben und Tod.
„Alice, bitte geh. Du kannst ihm auch nicht helfen.“, höre ich Carlisle leise sagen.
„Jasper, halt durch. Ich liebe dich.“ Ich halte kurz inne. Schuldgefühle kommen in mir hoch. Wir hätten nicht so waghalsig sein sollen und uns fünf Bären nehmen sollen. Wir haben nicht daran gedacht, dass die Schreie die Besitzer alarmieren könnten. Wir waren so dumm!
Schnell suche ich die wesentlichen Sachen zusammen und rausche wieder nach unten, wo Carlisle alles schon soweit vorbereitet hat. Alice' Anblick zerbricht mir das Herz. Sie steht mit Esme und Bella ein wenig abseits und hat ihre Arme um Esme geschlungen. Sie zittert vor Angst und ich schaffe es nicht ihr in die Augen zu schauen. Stattdessen sehe ich einmal in Emmetts Richtung, der sich genau die gleichen Vorwürfe macht. Wenn er stirbt...wir würden es uns beide nicht verzeihen können.
Ich weiß, dass Bella auf mich wartet, doch ich kann sie jetzt nicht begrüßen. Ich kann einfach nicht so tun, als handele es sich hier nur um eine kleine Verletzung, die schnell wieder verheilt. Ich gehe zu Carlisle und befolge seinen Anweisungen. Er hat eine Krankenliege aufgebaut, die er für solche Notfälle immer da hat und sie mit einem Vorhang abgetrennt. Also stehe ich nun gegenüber von ihm, vor uns Jasper mit geschlossenen Augen und dem offenen Knie. Hochkonzentriert versucht Carlisle, die Kugel zu erreichen, die sich tief hinein gebohrt hat.
„Ich hab sie.“, sagt er irgendwann und hält sie mit der Zange hoch. Ich halte ihm ein Tablett hin, wo er sie drauf legt und anschließend beginnt er damit, die Wunde zu zunähen. Dadurch, dass er das Bein gut abgeklemmt hat, hat er nicht mehr allzu viel Blut verloren. Er dürfte es also geschafft haben.
„Ist er durch?“, frage ich Carlisle vorsichtig, doch er antwortet nicht sofort. Die Anspannung, die im Raum herrscht, ist in jeder Zelle meines Körpers spürbar. Ich zwinge mich dazu nicht daran zu denken, was wäre, wenn er es nicht geschafft hat. Und ich verdränge all die hilflosen und ängstlichen Worte, die in meinem Kopf umher schwirren. Eine Stimme von ihnen scheint mich besonders laut anzuschreien: Die von Alice. Natürlich weiß sie, dass ich sie höre und sie lässt all ihre Angst und auch Vorwürfe an mir aus. Ich schaffe es nur mit viel Mühe, diese Stimmen auszuschalten, um mich auf die Operation zu konzentrieren.
Mittlerweile hat Carlisle die Wunde zugenäht und säubert sie gerade. Ich werfe einen Blick auf Jaspers Gesicht, dass starr und bewegungslos ist.
Schließlich seufzt Carlisle und legt alles beiseite. Ohne mich anzusehen geht er um die Trage herum zu den anderen.
„Er müsste über den Berg sein. Ich hab mein Bestes getan.“ Ich bleibe noch eine Weile stehen, bis Alice zu mir kommt und Jaspers Hand nimmt.
„Es tut mir Leid, Alice.“, sage ich leise, doch sie sieht mich nicht an.
„Du solltest zu Bella gehen. Sie wartet auf dich.“ Ihre Stimme ist ungewöhnlich kühl und monoton. Es geht ihr sehr schlecht. Ohne ein weiteres Wort gehe ich um den Vorhang herum. Alice, Jasper und ich sind alleine hier. Ich gehe durch den Flur nach oben, in mein Zimmer, wo ich Bella, Emmett und Esme auf meinem Bett sitzen sehe. Als ich eintrete erheben sich Emmett und Esme sofort und gehen schweigsam an mir vorbei. Nur Emmett bleibt kurz stehen, legt eine Hand auf meine Schulter und flüstert mir etwas zu:
„War ne scheiß Aktion, Bruder.“ Ich nicke nur und sehe ihm kurz in die Augen. Ich möchte gar nicht an das Bevorstehende Gewitter denken. Genauso wenig wie er. Wie wir alle. Er schließt leise die Tür hinter sich und ich setze mich zu Bella. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber damit,dass sie mich nur wortlos in den Arm nimmt und fest drückt, habe ich nicht gerechnet. Ich erwidere überrascht ihre Umarmung, bin aber zugleich froh, dass sie auf meiner Seite zu sein scheint. Irgendwann lösen wir uns wieder voneinander und schauen uns tief in die Augen.
„Alles okay?“, frage ich vorsichtig und sie nimmt meine Hand in ihre.
„Carlisle sagt, dass der Tumor sich nicht weiter entwickelt hat. Meine Blutwerte sind ein bisschen höher als sonst, aber er meint, dass das nur dadurch kommt, dass die letzten Tage sehr anstrengend waren. Er hat mir nochmal neue Medikamente gegeben und...“, sie bricht mitten im Satz ab und sieht zu Boden.
„Und?“, frage ich leise, doch sie schüttelt nur den Kopf.
„Schon gut.“ Sie lächelt mir zu, doch ich kann es nicht erwidern.
„Hey, sei nicht traurig. Es wird alles gut.“, versucht sie mich aufzumuntern, doch ihr Versuch scheitert. „Emmett hat uns alles erzählt. Ihr konntet nichts dafür.“ Sie kommt mit ihrem Gesicht näher und berührt mit ihrer Nasenspitze meine. Ich schließe die Augen und langsam finden sich unsere Lippen.
„Ich bin ein Monster.“, sage ich, doch Bella bringt mich zum Schweigen, indem sie mich immer und immer wieder küsst. Sie lässt mir überhaupt keine Gelegenheit mich für irgendetwas zu rechtfertigen oder mir irgendwelche Vorwürfe zu machen. In diesem Moment liebe ich sie dafür, dass sie einfach nicht aufhört sondern es immer leidenschaftlicher wird und wir irgendwann nebeneinander liegen, Arm im Arm und es nur noch uns beide gibt. Erst als es leise an der Tür klopft, wird dieser Moment zerstört. Es ist wieder Esme.
„Carlisle bittet euch herunter.“ Sie sieht mich mitfühlend an. Bella und ich tauschen noch einen langen Blick der mir verratet, dass sie auf meiner Seite steht und dass sie mich bzw. uns nicht im Stich lassen wird.
Wir stehen auf und gehen dann zu dritt die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, wo uns die anderen erwarten. Jasper ist mittlerweile wieder wach und wir sehen uns kurz an. Es ist okay, beruhigt er mich in Gedanken und ich gebe ihm ein Zeichen, dass die Botschaft angekommen ist.
Wir setzen uns aufs Sofa neben Rosalie und Emmett und gegenüber von Carlisle und Esme. Carlisles Blick ruht abwechselnd auf meinem, Emmetts und Jaspers Gesicht. Wobei er bei mir länger verharrt. Ich sehe Schmerz in seinen Augen, keine Wut. Er seufzt einmal tief, dann fängt er an zu reden.
„Ich will jetzt keine Vorwürfe aussprechen oder mich unnötig aufregen. Die Erleichterung darüber, dass alle mehr oder weniger heile aus der Sache herausgekommen sind, ist stärker als Wut. Doch der Schock sitzt noch tief. Darüber was passiert ist und mit welchen Folgen. Und wenn ich ehrlich sein soll, kann ich es auch noch nicht ganz nachvollziehen, warum es soweit gekommen ist. Ich kenne das Gefühl von seinem Durst geführt zu werden, aber es kann doch nicht sein, dass direkt alle die Kontrolle über sich verloren haben. Dass es eine Waghalsige Idee war, wisst ihr mit Sicherheit. Und ich weiß auch, dass ihr euch schwere Vorwürfe macht, ich sehe es in euren Augen. Dennoch dürfen wir nicht so tun, als wäre all dies nicht passiert oder weniger schlimm, weil Jasper es geschafft hat. Ich hoffe sehr, dass ihr daraus lernt. Besonders für die Zukunft.“ Damit sieht er erst mich, dann Bella und dann wieder mich an. Es wird niemandem aufgefallen sein, am allerwenigsten Bella, dafür war diese Reaktion zu schnell.
„Dass ihr diese Frau umgebracht habt, werde ich euch nicht übel nehmen. Wenn es wirklich so passiert ist, wie ich es gehört habe, und ich hoffe, dass ihr mich nicht anlügt, war es reine Notwehr. Ich möchte nicht daran denken, was noch hätte passieren können. Ich vertraue euch und mein Vertrauen und meine Gefühle für euch haben sich nicht aufgrund diesen Unfalls geändert. Ihr bleibt meine Söhne und ich werde euch diesen Tag nicht bis ans Ende der Ewigkeit nachsehen. Ich will ihn aber auch nicht vergessen. Ihr werdet verstehen, was ich meine. Wir alle sollten uns jetzt Zeit für uns nehmen und all diese Dinge in Ruhe verarbeiten. Morgen ist ein neuer Tag und die Welt wird schon wieder ganz anders aussehen. Habt eine ruhige Nacht.“ Er steht auf und verlässt den Raum. Auch die anderen erheben sich, Emmett trägt Jasper nach oben, bis nur noch Bella und ich hier sind. Sie lehnt an meiner Schulter und ich habe einen Arm um sie gelegt. Vorsichtig stehe ich auf und gehe ans andere Ende des Raumes, wo der schwarze Flügel steht. Ich öffne die Klappe über den Tasten und setze mich auf die Bank. Zuerst fahre ich nur über die einzelnen Tasten, und mit der Zeit werde ich immer sicherer und beginne, eines meiner Lieder zu spielen. Ich bemerke Bella erst, als ihr Kopf wieder an meiner Schulter lehnt. Und so spiele ich die ganze Nacht, bis der Mond das Zimmer mit seinem Schein in ein schönes Licht taucht.

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Beitrag  Gast So 18 Okt 2009, 14:28

Hier ist das nächste Chap..
Ganz viel Spaß beim lesen =)
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Stolz und Vorurteil

Ich höre den sanften Klang des Liedes zu, Edward spielt das Lied ohne auch nur einen Fehler zu machen. Zumindest höre ich keinen. Die Müdigkeit übermannt mich mehr und mehr doch ich versuche dagegen anzukämpfen. Ich möchte einfach nur für Edward da sein, wo es ihm doch so schlecht geht. Auch wenn er ein wenig lächelt, sehe ich in seinen Augen doch den Schmerz. Er macht sich Vorwürfe, dass er nicht rechtzeitig eingegriffen ist und das sein Bruder nun verletzt ist.
Er lässt den letzten Ton leise verklingen und schaut noch eine ganze Weile auf das Klavier. Irgendwann drehe ich seinen Kopf zu mir.
„Du kannst es nicht ändern, Edward. Was passiert ist, ist passiert. Du kannst jetzt nur für deinen Bruder da sein und dafür sorgen, dass er schnell wieder gesund wird.“
Er nickt und doch sehe ich, dass meine Worte nichts ändern. Der Schmerz in seine Augen bleibt. Ich nehme ihn in den Arm, einfach in der Hoffnung, dass es ihm ein wenig hilft. Er drückt mich fest an sich, ich spüre wie sich sich seine Hände auf meinen Rücke zusammen ziehen. Ich höre ihn leise schluchzen und spüre, wie sein Körper zittert.
„Schhht.“, sage ich leise und streichle ihm vorsichtig durch sein Haar. Ich habe Edward noch nie so gesehen, sonst war ich immer diejenige die sich bei ihm ausgeweint hat. Jetzt weiß ich, wie Edward sich gefühlt hat. Es ist schrecklich seine große Liebe so zu sehen. Und du kannst nicht mehr tun als ihn fest an dich zu drücken und zu trösten. Dabei würdest du alles tun um ihn diesen Schmerz zu nehmen, damit er wieder lächelt, damit er wieder glücklich ist.
Ich weiß nicht wie lange wir hier unten sitzen, bis Edward irgendwann aufhört zu schluchzen. Er atmet jetzt wieder ruhiger und das zittern hat aufgehört. Man könnte fast meinen er würde schlafen, aber ich weiß, dass er hellwach ist. Ich lege meinen Kopf an seine Schulter und schließe die Augen. Ich schaff es nicht mehr länger gegen die Müdigkeit an zu kämpfen.
Im Halbschlaf spüre ich, wie Edward mich hoch hebt und nach oben bringt. Ein paar Sekunden später liege ich auf dem Bett. Edward deckt mich zu, dann spüre ich wie er aufsteht und das Zimmer verlassen will. Noch einmal nehme ich alle Kraft zusammen richte mich auf und schaue zu ihm hin. Er steht am Fenster und schaut den Mond an, der langsam unter geht und der Sonne Platz macht. Er dreht sich langsam zu mir um, seine Augen so voller Schmerz, dass es mir das Herz zerreißt.
„Er hätte tot sein können.“, sagt Edward leise schließt die Augen und atmet tief durch. Er scheint sich in seinem Kopf auszumalen, was passiert wäre, wenn Jasper gestorben wäre. Vorsichtig klopfe ich auf dir freie Stelle neben mir. Er öffnet die Augen und kommt langsam zum Bett und legt sich neben mich. Auch wenn er nicht frieren kann decke ich ihn zu. Er kuschelt sich an mich, sein Ohr liegt genau da, wo mein Herz ist. Ich streichle ihm immer wieder durch das Haar.
Nach ein paar Minuten schließe ich die Augen und schlafe ein.

Ich werde nach ein paar Stunden wieder wach. Es ist nicht einmal 6 Uhr, draußen ist es noch dunkel. Edward liegt noch immer neben mir.
„Du solltest schlafen. Es ist noch viel zu früh.“, sagt er ohne mich dabei anzusehen.
Aber seltsamerweise bin ich hellwach.
„Wie geht es dir?“, frage ich ohne auf seine Bemerkung einzugehen. Als er nicht antwortet, weiß ich, dass es ihm immer noch schlecht geht. Ich befreie mich aus seiner Umarmung und setze mich so hin, dass ich ihm direkt in die Augen schaue. Ich versuche den Schmerz darin zu ignorieren:
„Ich weiß wie du dich fühlst. Und ich weiß, dass so ein Gefühl einfach nur schlimm ist. Man wünscht sich, die Zeit zurück zu drehen um das alles zu ändern. Aber man kann es nicht. Nicht einmal ein Vampir kann so etwas, Edward. Was passiert ist, ist nun mal passiert. Du kannst jetzt nur noch das beste aus der Situation machen.“
Er weicht meinem Blick aus und schaut an mir vorbei. Erst jetzt wird mir klar, dass ihm nicht nur die Sache mit Jasper belastet. Als er mich wieder ansieht scheint er zu merken, dass ich ihm auf die Schliche gekommen bin:
„Früher, als ich noch ein Mensch war hatte ich einen kleineren Bruder. Er hieß John Ryan Masen. Wir waren unzertrennlich und haben alles zusammen gemacht. Wir hatten die verrücktesten Ideen, machten Mutproben um zu sehen, wer sich mehr traut. Eines Tages, ich war gerade mal 11, mein kleiner Bruder 9, waren wir wieder draußen und liefen an einem alten Haus vorbei. Es war der perfekte Ort zum klettern und um natürlich seinen Mut zu beweisen. Wer sich am weitesten traut nach oben zu klettern hatte gewonnen. Genau wie heute hatte ich so ein komisches Gefühl und irgendetwas sagte mir, dass wir das lieber lassen sollten. Aber ich wollte vor meinem Bruder nicht wie ein Angsthase da stehen. Also verdrängte ich dieses Gefühl und wir begannen zu klettern. Bis heute habe ich mir gewünscht, dass ich es nicht ignoriert hätte, denn als wir im 3. Stock angekommen waren, lief mein Bruder über einen dünnen Holzbalken um auf die andere Seite zu kommen. Doch das Holz war morsch und als mein Bruder in der Mitte des Balkens stand, gab dieser nach und er stürzte... 3 Stockwerke nach unten. Ich habe dieses Geräusch nie vergessen, dieses Geräusch, wie sein kleiner Körper auf den harten Boden aufschlug. Ich stand einfach nur da und schaute nach unten. Er lag da, so seltsam verrenkt und mir war klar, dass er schlimme Knochenbrüche erlitten hatte. Mit zitternden Händen stieg ich so schnell ich eben konnte wieder nach unten. Ich hatte Angst auf diesen leblosen Körper zu zugehen. Ich dachte er wäre tot. Aber ich sah wie sich seine Brust hob und wieder senkte. Ich weinte bitterlich und so schnell mich meine Beine eben trugen rannte ich zu meinen Eltern um ihnen von den Unfall zu erzählen. Ich hatte einfach nur so schreckliche Angst davor, dass mein Bruder sterben würde und auch davor, dass meine Eltern mir das nie verzeihen würden.
Mein Bruder wurde ins Krankenhaus gebracht, die Ärzte sagten uns, dass er es nicht schaffen würde. Die Knochenbrüche waren zu schwer, er hatte viele innere Verletzungen. 2 Tage lang saß ich an seinem Bett, betete und hoffte, dass er es doch irgendwie schaffte. Am 3. Tag starb er dann. Ich fühlte mich einfach nur so unglaublich schlecht, ich gab mir die Schuld, dass er gestorben ist. Ich hätte dazwischen gehen müssen, ich hätte es nie erlauben dürfen, dass mein kleiner Bruder da hoch kletterte, ich hätte zuerst über diesen verfluchten Balken gehen sollen... ich hätte der Junge sein müssen, der abgestürzt wäre. Doch stattdessen, musste er sterben.
Ich konnte nicht mehr essen oder trinken, ich schaffte es auch nicht mehr meinen Eltern unter die Augen zu treten. Bei seiner Beerdigung war ich nicht dabei, stattdessen bin ich wieder zu diesem Haus gegangen. Den ganzen Tag saß ich da in der Kälte, starrte nur auf die Stelle wo mein Bruder gelegen hatte. Mutter hatte immer gesagt, dass er genauso war wie ich. Dieselben Haare, den gleichen Mist im Kopf, er war eine Kopie von mir, eben nur in klein. Ich hatte John über alles geliebt, ich hatte mich immer verpflichtet gefühlt ihn zu beschützen. Wenn irgendwelche Jungs meinen Bruder auf dem Schulhof ärgerten habe ich ihm immer geholfen. Er liebte mich genauso und jeden Abend, wenn es schon dunkel im Zimmer war, sagte er, kurz bevor er einschlief:
„Eines Tages, Ed, will ich genauso sein wie du. Und dann werde ich anderen helfen, genauso wie du es bei mir immer machst.“
Aber genau dann, als mein Bruder mich am meisten gebraucht hatte...“
Er brach ab und fing wieder leise an zu schluchzen. Seine Geschichte rührt mich und ich spüre, wie sich meine Augen mit Tränen füllen. Sofort nehme ich ihn wieder in den Arm, drücke ihn fest an mich. Endlich verstehe ich, warum sich Edward so schlimme Vorwürfe macht. Die Sache mit Jasper erinnert ihn so sehr an seinen kleinen Bruder. Und doch weiß ich auch, dass er nicht die Schuld an diesen Unfall hatte. Sie waren Kinder und die erkannten zu oft nicht die Gefahr die sich hinter eine Mutprobe befand.
„Es tut mir so unendlich Leid. Ich wünschte ich könnte dir irgendwie helfen.“, sagte ich leise und doch hörte ich auch die Hilflosigkeit in meiner Stimme. Ich will ihm so gerne diesen Schmerz nehmen, aber er hatte sich das bis heute nicht verziehen, vielleicht würde er das auch nie tun. Vorsichtig drückt er mich von ihm weg, er lächelte, doch zum ersten mal sieht es nicht echt aus. Es ist gequält und nach wenigen Sekunden wird sein Gesicht wieder traurig.
„Du weißt gar nicht, wie sehr du mir hilfst. Kurz bevor ich ins Haus kam hatte ich so schreckliche Angst, nicht nur um Jasper, sondern auch um dich.“
Fragend schaue ich ihn an.
„Ich hatte Angst, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst, wenn du das hörst... mit dem Menschen.“ Ich will etwas erwidern, doch er legt mir einen Zeigefinger auf die Lippen.
„Du ähnelst meinen Eltern so sehr. Nach der Beerdigung suchten sie mich und fanden mich schließlich an diesem Haus. Zuerst dachte ich, sie wollten mir sagen, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollten. Doch sie nahmen mich beide in den Arm und mein Vater trug mich nach Hause. Dort machten sie mir eine heiße Milch und gaben mir andere Sachen. Ich verstand nicht, warum sie sich Sorgen um mich machten, ich verstand nicht, warum sie sich um mich kümmerten. Wie konnten Eltern ihr Kind noch lieben, wo es doch die Schuld daran trug, dass das jüngste Kind gestorben ist, fragte ich mich immer wieder. Irgendwann nahm ich allen Mut zusammen und fragte sie. Ich werde nie vergessen wie sich ansahen. Vollkommen geschockt und verletzt. Meine Eltern knieten sich neben mich und meine Mutter sagte mit zittriger Stimme: „Oh Ed, mein kleiner Ed. Nie, nie werden wir dich hassen, ganz gleich was du getan hast. Das was mit John passiert ist... es ist schrecklich und es tut so schrecklich weh ein Kind zu verlieren. Für dich ist es genauso schlimm. Aber wir haben dir nie die Schuld daran gegeben und das würden wir nie tun. Es war ein schrecklicher Unfall, aber du hättest nichts dagegen tun können. Vielleicht war es von Gott gewollt, dass dein Bruder so jung sterben sollte, auch wenn wir nicht verstehen warum.
Aber ganz gleich, was auch passieren mag, wir werden dich immer lieben. Du bist unser Sohn, unser ein und alles. Genauso wie es John gewesen ist... und er wird es ebenfalls immer sein.“ Und damit fing meine Mutter an zu weinen und nahm mich in den Arm.
Verstehst du was ich meine? Sie liebten mich bis zu ihrem Tod, sie haben mir nie die Schuld an diesen Unfall gegen, genau wie du haben sie über die Jahre versucht mir diese schrecklichen Schuldgefühle zu nehmen, damit ich endlich wieder glücklich sein kann. Und wenn ich jetzt in deine Augen sehe, sehe ich genau die gleiche Liebe, wie gestern und die Tage davor. Es hat sich nichts geändert, du küsst mich noch immer so leidenschaftlich wie vorher, dein Herz spinnt immer noch vollkommen verrückt, wenn ich diesen Kuss erwidere...“
Ich spüre wie meine Wangen rot werden. Eigentlich hatte ich immer gehofft, dass er das mit meinem Herzschlag nicht mitbekommen würde. Er nimmt mein Gesicht in die und streicht mir mit seinen Daumen über die Wangen und diesmal schafft er es ein kleines, ehrliches Lächeln auf die Lippen zu bekommen.
„... und du läufst noch genauso rot an, wenn dir etwas peinlich ist. Und wieder verstehe ich nicht, warum du glaubst, dass ich nicht die Schuld daran trage. Ich versteh es einfach nicht.“
Sein Lächeln verschwindet, sein Gesicht ist ernst und er lässt mein Gesicht los.
„Wenn du mein Sohn gewesen wärst, dann hätte ich dir auch nicht Schuld an den Tod gegeben. Edward du warst noch ein Kind, du konntest so etwas nicht ahnen. Wie vielen Kinder passiert heutzutage etwas, weil sie die Gefahr falsch einschätzen oder total ignorieren? Auch wenn die ärztliche Versorgung besser ist, sterben dennoch Kinder. Aber man keinem Kind die Schuld dafür geben.
Und das was heute passiert ist, sehe ich genauso. Auch wenn ihr schon um einiges älter seit, so seit ihr doch vom Vampir-Alter ebenfalls noch Kinder. Ihr wolltet einfach Action und endlich wieder mal etwas richtiges zwischen die Zähne bekommen. Auch Erwachsene unterschätzen die Gefahr, so sind wir Menschen. Und nur weil ihr Vampire seit heißt das noch lange nicht, dass ihr perfekt seit... nur fast.“
Edward fängt laut an zu lachen, ich liebe das Lächeln. Und heute hat es noch einen besonderen Wert. Ich hätte nicht gedacht, dass er heute überhaupt nochmal lachen würde. Ja, ich hab ganze Arbeit geleistet.
Als sich Edward soweit beruhigt hat sagt er grinsend:
„Wenn ich manchmal deine Gedanken lese, hört es sich für mich so an, als ob ich ein Gott wäre.“
„Ach ja? Die sind auch nicht perfekt.“, verteidige ich mich. Edward grinst mich nur an und nickt dabei spöttisch. Ich will ihm in die Seite boxen, aber ist (natürlich ;)) schneller und weicht mir aus. Das lasse ich nicht auf mich sitzen. Auch wenn ich weiß, dass ich ihn nicht kriegen werden, stehe ich vom Bett auf und stürze mich auf ihn. Und er ist immerhin so lieb und weicht mir nicht aus. Ich nutze die Chance und springe auf seinen Rücken. Andere wären bei dem Schwung umgefallen, Edward steht wie ein Fels und hält mich ohne Schwierigkeiten auf den Rücken. Wir toben eine ganze Weile, bis ohne Vorwarnung die Tür aufgeht und Alice herein kommt. Edward lässt mich sofort runter, sein Lächeln ist verschwunden und er schaut traurig zu Alice. Ich weiß, dass sie sauer auf Edward und Emmett ist. Doch ich sehe keine Wut in ihrem Gesicht, stattdessen, scheint ihr die Situation unangenehm. Zögernd sagt sie:
„Edward, es tut mir Leid wegen gerade. Ich hätte nicht so fies sein sollen. Ich weiß, dass du das nicht gerne hörst, aber ich hab euch belauscht. Und was Bella sagte hat mich sehr gerührt und... sie hat Recht. Ich kann dir und Emmett nicht die Schuld dafür geben. Ich mein...“, und dabei hebt sie hilflos ihre Arme in die Luft. ...“ ihr seid Jungs. Was erwarte ich da? Das ihr der Gefahr aus dem Weg geht? Emmett??!! Der Gefahr aus dem Weg gehen??!! Niemals!!“
„Das hab ich gehört.“, höre ich Emmett von unten rufen.
Sie zuckt mit den Schultern und redet weiter:
„Im Ernst. Ihr seid Jungs und denkt einfach ein wenig anders darüber als wir Mädchen. Stimmts, Bella?“
Durch ein Nicken stimme ich ihr zu.
„Ich sollte glücklich ein, dass Jasper so glimpflich aus der Sache gekommen ist und er bald wieder laufen darf. Die Wunde verheilt gut, sagt Carlisle und bessere Nachrichten kann es nicht geben.“
Und damit geht sie auf Edward zu und umarmt ihn. Ich sehe ihm an, wie erleichtert er ist. Auch ich freue mich, dass sich soweit alles um guten gewendet hat.


Zuletzt von ~Noroelle~ am So 18 Okt 2009, 14:29 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

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Bevor du stirbst - Seite 2 Empty Re: Bevor du stirbst

Beitrag  Gast So 18 Okt 2009, 14:29

Und das andere stück ^^


„Kann ich zu Jasper?“, fragt Edward und Alice nickt als Antwort. Er nimmt meine Hand und gemeinsam gehen wir den Flur entlang, dann öffnet Edward die Tür auf der linken Seite. Mir fällt sofort der Unterschied zu Edwards Zimmer auf. Bei Edward passt von den Möbeln her zusammen, schlicht und einfach. Ich bin mir zu 100% sicher, dass Alice das einrichten übernommen hat. Die Möbel passen perfekt zueinander, alles wirkt neu und man kommt sich vor als man sich ein Beispielzimmer im Möbelhaus anschaut. Auf dem großen Bett liegt Jasper, sein Bein gepolstert auf ein paar Kissen. Als er uns sieht grinst er, legt seine Hände unter den Kopf und seufzt erleichtert:
„Leute, das ist wahrer Luxus. Fernsehen, Musik, alles was ich will. Und das beste...“ und damit hebt er ein Glas mit einer dicken, roten Flüssigkeit hoch. „...das Blut gibt es sogar ans Bett.“
Ich verziehe angeekelt das Gesicht und schaue woanders hin. Ich kann Blut sehen, keine Frage. Aber wenn es sich in einem Glas befindet und dafür gedacht, es zu trinken, nun da macht mein Magen dann doch nicht mehr mit. Edward geht um das Bett herum und setzt sich neben Jasper, ich bleibe lieber stehen.
„Wie geht’s dir?“, fragt Edward und deutet auf das Bein.
„Besser. Ich spüre kein Schmerz. Aber weißt du was so was von verrückt ist?“ Und damit richtet er sich auf und dreht in Sekundenschnelle den Verband ab. Darunter kommt eine fein säuberlich genähte Wunde zum Vorschein. Der Anblick davon macht mir nichts aus. Ich habe schon schlimmere Wunden im Krankenhaus gesehen.
„Dieser Teil hier“, er dreht kleine Kreise um die Wunde , „ist jetzt genauso verletzlich wie Menschenhaut. Heftig, was Silberkugeln anrichten, oder? Aber Carlisle sagt, dass wenn die Wunde wieder verheilt ist, auch die Haut wieder mehr vertragen kann.“
Ich gehe bis ans Bett und betrachte die Wunde von allen Seiten. Eine Frage liegt mir schon die ganze Zeit auf der Zunge, ich schaffe es einfach nicht, sie zurück zu halten:
„Warum seit ihr so anfällig gegen Silber?“
Ich habe Angst, dass einer von den dreien die Frage falsch aufnimmt. Aber als ich Alice, Jasper und Edward anschaue, scheint niemand etwas gegen die Frage zu haben.
„Warum weiß keiner. Wir wissen nur, dass Silber unsere Haut durchdringen kann. Und es kann schlimme Auswirkungen haben. Am schlimmsten trifft es uns, wenn das Silber in verflüssigter Form in unseren Körper dringt. In wenigen Minuten ist unser Blut vergiftet, dann ist es zu spät und man kann diesem Vampir nicht mehr helfen. So ein tot ist sehr langsam und qualvoll. Meisten lebt man noch einige Stunden lang, bis einen dann endlich der Tod holt. Es reinen schon zwei, drei Tropfen um uns damit umzubringen.“
„Oder eine Kugel um einen Vampir außer Gefecht zu setzen.“, fügt Jasper hinzu und betrachtet sein Bein. Am liebsten würde ich Edward jede Menge Löcher in den Bauch fragen, ob es noch andere Dinge gibt, die Vampiren gefährlich werden können, ob sie schon mal so etwas erlebt haben. Woher sollten sie sonst wissen, dass Silber solche schlimmen Folgen haben kann. Oder vielleicht gibt es ja auch Bücher über die Geschichte der Vampire? Während ich so weiter vor mich hin grüble unterhalten sich die drei Vampire über irgendetwas. Ich bin froh, dass sich das alles zum guten gewendet hat und das Edward wieder bessere Laune hat.
Ich will das Gespräch nicht unterbrechen, also drehe ich mich und sage in Gedanken: 'Ich mach mir was zu essen.' Ich schaue mich kurz um und Edward nickt. Das gesamte Haus ist wunderschön warm, daher macht es mir nichts aus Barfuß durch die Gegend zu laufen. Wieder einmal fällt mir auf, dass ich mit meinen Alltagsklamotten geschlafen habe.
Ich bin nicht gerade begeistert als ich Rosalie sehe. Soweit nicht schlimm, aber außer ihr ist niemand da. Nur ich und das bedeutet, schweigen und Blicke die mich am liebsten töten würden. Sie lehnt am Küchentresen und schaut gelangweilt nach draußen. Sie dreht sich nicht zu mir um und ignoriert mich vollkommen. Ich mache es ihr gleich und fange an mir ein Brot zu schmieren. 'Mist!', fluche ich in Gedanken als ich sehe, dass sie direkt vor der Schublade mit den Messern steht. Leider lässt sich ein Brot mit den Fingern sehr schlecht schmieren und auf die Sauerei habe ich erst recht kein Lust. Vielleicht hilft ja ein wenig Freundlichkeit um endlich das Eis zwischen uns zu brechen. Also setze ich ein Lächeln auf und frage freundlich:
„Rosalie könntest du mir vielleicht ein Messer aus der Schublade geben?“
Als ich dann ihren Blick sehe wird mir klar, dass das Eis zwischen uns wohl nie 'brechen' wird. Bei Rosalie hat der Schneesturm erst begonnen. Sie macht einen Schritt zur Seite und damit ist die Sache für sie gegessen. Ich seufze einmal, gehe zur Schublade, hole mir das Messer und bevor ich mein Brot fertig mache zische ich noch ein 'Danke' in ihre Richtung.
Viel zu spät bemerke ich ihr Bein, über das ich stolpere und fast hinfalle. Ich schaff es noch gerade mich an der Küchentheke fest zu halten. Sie lächelt mir triumphierend zu.
„Okay, kannst du mir mal sagen was los ist? Schon als ich hier angekommen bist, hast du mich nur angegiftet. Dabei habe ich nichts gemacht. Wenn dich irgendetwas stört, dann sag es doch und ich versuche es zu ändern.“
Sie kommt direkt auf mich zu, ihr Gesicht ist ganz nah an meinem. Mit leiser, aber eiskalter Stimme sagte sie:
„Soll ich jetzt Diener für dich spielen? James, stets zu Diensten.“ Wie ein Butler verbeugt sie sich kurz. Genervt verdrehe ich die Augen:
„Nein, dass meinte ich. Aber die meisten sind so freundlich und geben einem das Messer. Aber du?! Das einzige, was ich von dir ernte sind eiskalte Blicke und irgendwelche dummen Antworten. Was hab ich falsch gemacht? Bist du vielleicht neidisch?“
Sie zuckt zusammen und mir wird klar, dass ich damit wohl in schwarze getroffen habe. So wie ich Rosalie allerdings kennen gelernt habe wundert mich das nicht. Noch einmal wirft sie mir einen ihrer Blicke zu und will an mir vorbei laufen, doch ich halte sie am Arm fest. Sie schaut mich wütend an, doch ich lasse sie nicht los.
„Es tut mir Leid.“, sage ich leise und schaue sie an. Ihr eisiger Blick wirkt plötzlich überrascht und ich habe das Gefühl, dass sie sich unwohl fühlt. Sie befreit sich aus meinem Griff. Der Tag hat schon so manche Wendungen gebracht, aber was als nächstes passiert, damit hätte ich in 100 Jahren nicht gerechnet. Rosalie legt ihre Hand auf meine Schulter und schüttelt den Kopf:
„Du musst dich für gar nichts entschuldigen. Es ist nur... als ich so alt war wie du, da hatte ich alles. Meine Eltern waren stinkreich und sie haben mir alles gegeben.“
Sie zieht ihre Hand zurück, ihr Blick wird wieder eisig.
„Alles, nur keine Liebe. Sie haben geglaubt, dass Gegenstände die Liebe ersetzen würde. Sie schenkten mir jeden Tag etwas um mich zu beruhigen und damit ich mich beschäftigen konnte. Aber jedes mal wenn ich ich mit ihnen kuscheln wollte oder sei es nur eine einfache, dumme Umarmung war das schon zu viel für sie. Sie schauten mich wütend an und sagten, dass ich spielen solle oder irgendetwas anderes. Das ging mein ganzes Leben so. Ich bekam immer mehr das Gefühl, dass sie mich nicht liebten. Und jetzt sie dich an, Bella. Du hast deine Eltern verloren, aber dennoch waren Bekannte für dich da, die dir geholfen haben. Jetzt hast du so etwas wie eine neue Familie und jeder kümmert sich um dich, Edward schenkt dir so viel Liebe und du bis glücklich. Ja, vielleicht bin ich neidisch, aber ich denke ich habe allen Grund dazu.“
Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und schaute mich wieder wütend an. Ich bin ein wenig traurig, dass ihre Umstellung so kurz war und sie jetzt wieder die alte Rosalie ist. Dennoch versuche ich noch zu retten, was zu eben zu retten ist:
„Ich kann dich gut verstehen, dass du sauer bist und du hast auch allen Grund neidisch zu sein. Es war eine harte Zeit für dich, aber du kannst mir nicht die Schuld daran geben. Denkst du ich mach das extra, dass mich alle lieben nur um dich zu ärgern?“
Sie zuckt nur mit den Schultern und schaut an mir vorbei. Ich seufze einmal laut, dann gebe ich es auf. Sie scheint sich nicht zu ändern, ganz gleich wie sehr ich es auch versuche. Als ich mich an den Esstisch setzen will, steht sie immer noch da.
„Hast du Lust meine Geschichte ganz zu hören? Ich brauche gerade einfach mal jemanden, der mir zuhört.“, sie blickt kein einziges Mal auf als sie mich das fragt. Ich werde wirklich nicht schlau aus diesem Mädchen, doch es ist ein großer Erfolg, dass sie mich das fragt, also nicke ich. Gemeinsam setzen wir uns an den Tisch und sie fängt an zu erzählen:
„Ich wurde um 1915 in Rochester, New York, geboren. Ich hatte zwei jüngere Brüder, meine Mutter war Hausfrau, mein Vater arbeitete in der Bank von Royce King. Durch meine Brüder hatte meine Mutter ständig was zu tun. Den ganzen Tag machte sie unser Haus sauber, kochte für uns und meinen Vater. Auch wenn dieser in einer Band arbeitete und wir uns ein Haus leisten konnten, wollte meine Mutter nicht da sitzen und den ganzen Tag nichts tun. Also entschloss sie sich die Arbeit die zu Hause anfällt zu übernehmen. Mein Vater kam erst spät nach Hause und meine Mutter huschte von einem Zimmer in das nächste. Meine kleinen Brüder spielten zusammen und sie schienen sich nicht so sehr um die Aufmerksamkeit meiner Eltern zu bemühen. Schon als kleines Kind fand ich mich zu fein um mit Jungs durch den Garten zu tollen, die Mädchen aus meiner Klasse machten wir auch zu viel Unsinn. Durch meine Hochnäsigkeit hatte ich keine Freunde, also blieben mir eben nur meine Eltern. Zu Anfang schafften sie es noch mich mit den ganzen Geschenken ruhig zu stellen, aber irgendwann wurde mir das zu langweilig. Immer wieder fragte ich meine Mutter, ob sie mich in den Arm nehmen kann. Entweder ignorierte sie mich, oder sie sagte sie hätte keine Zeit. Überleg dir das mal. Deine eigen Mutter hat keine Zeit um dich zu umarmen. Ich wurde immer wütender und eines Abends, als ich mich zu meinen Eltern setzen und mich einfach nur an sie kuscheln wollte, haben sie mich wütend weg gestoßen und gesagt ich solle auf mein Zimmer gehen. Da war mir klar, dass meine Eltern mich nicht liebten. Ich redete nie wieder ein Wort mit ihnen, aber meinen Eltern schien das ganz Recht zu sein.“
Eine ganze Zeit lang sagte sie nichts mehr, sie scheint fertig mit ihrer Geschichte zu sein. Zögernd frage ich sie:
„Und wie wurdest du... verwandelt?“
Sie spielte an ihren Fingernägeln herum, als sie mir die Frage beantwortete:
„Ich war 18 als meine Eltern der Meinung waren, dass es Zeit für einen Mann wurde. Ich liebte es, wenn mir die Männer hinter her schauten. Fast jeder Mann in unseren Viertel kannte mich und ich hatte jede Menge Liebesbriefe im Briefkasten. Es war für mich sozusagen die Ersatzliebe. Ich weiß, dass klingt mehr als verrückt und auch arrogant. Aber ich gebe es ehrlich zu, ich war zu diesem Zeitpunkt arrogant. Aber eine Hochzeit ist für mich nie in Frage gekommen. Denn das würde heißen, dass ich eine feste Beziehung eingehen würde und dadurch würden die Männer mir auch nicht mehr hinter her schauen. So war das zu dieser Zeit eben Sitte. Verheiratet gleich Tabu. Und das wollte ich auf keinen Fall. Schließlich war mir klar, dass mir all diese blöden Briefe nur geschrieben wurden wegen meiner Schönheit. Die Männer wollten eine Frau, die man vor seinen Freunden vorzeigen konnte, sie wollten eine Frau, wo jeder andere vor Neid erblassen würde. Und ich wollte ganz sicher nicht als Vorführobjekt hinhalten. Also packte ich nachts meine Sachen und verschwand. Ich hatte kein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Eltern. Warum auch? Sie hatten sie nie um mich gekümmert, also würden sie mich auch nie vermissen. Doch ich sollte diesen Schritt schon bald bereuen. Denn in einer dunklen Gasse kam mir eine Gruppe von Besoffenen entgegen. Ein paar erkannte ich, andere nicht. Du kannst dir denken, was sie gemacht haben. Erst kamen nur blöde Sprüche, dann packten sie mich und... jeder einzelne hat seine Lust an mir ausgelassen. Ich schloss meine Augen und litt still vor mich hin. Ich wollte einfach nur, dass das so schnell wie möglich aufhörte. Dann als jeder fertig war prügelten sie auf mich ein und lachten dabei. Sie hatten Spaß daran, mich zu treten. Irgendwann hatten sie dann genug, ließen von mir ab und verschwanden. Ich wäre gestorben, mein ganzes verfluchtes Leben hätte endlich ein Ende gehabt. Aber dann fand mich Carlisle. Er verwandelte mich und half mir in meinem neuen Leben zu recht.“
„Warst du sauer auf ihn? Ich meine, auch wenn er dich nur retten wollte, so hat er dein Leben doch, bis in alle Ewigkeit verlängert.“
„Anfangs war ich wütend und das ließ ich ihn spüren. Esme und Edward waren zu diesem Zeitpunkt ebenfalls Vampire und auch zu ihnen war ich nicht besonders nett. Doch ganz gleich was ich auch tat, sie nahmen mich so wie ich war. Sie sorgten sich um mich und nahmen sich Zeit für mich. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl geliebt zu werden und ein Teil einer Familie zu sein. Ich konnte gar nicht mehr wütend auf sie sein, schließlich gaben sie mir das, wonach ich mich so sehnte. Und Emmett machte mich dann endlich wieder glücklich. Auch wenn man uns vielleicht nicht immer glücklich miteinander sieht, so liebe ich ihn doch mehr als alles andere auf dieser Welt.“
Und wie auf ein Stichwort kommt dieser die Treppe herunter, ist mit wenigen Schritten bei uns und Rosalie in den Arm, dann küssen sich die beiden Leidenschaftlich.
„Wofür habe ich das denn verdient?“, fragt sie. Emmett zuckt mit den Schultern:
„Darf ich meine geliebte Frau nicht einmal küssen.“
Die beiden lachen und küssen sich wieder. Danach setzt sich Emmett neben Rosalie und hält ihre Hand.
„Ich hoffe du kannst mich jetzt ein wenig besser verstehen.“, sagt Rosalie und richtet ihren Blick wieder auf mich.
„Ja, ich denke ich kann dich wirklich besser verstehen. Es erklärt zumindest einiges.“
„Ach eines noch.“, sagt sie und hebt dabei ihren Zeigefinger , „Nur weil ich dir meine Geschichte erzählt habe, heißt das noch lange nicht, dass wir jetzt Freunde sind. Um ehrlich zu sein werde ich dich wohl nie wirklich mögen.“
Ich muss grinsen. Es hätte mich auch wirklich gewundert, wenn zwischen uns beiden alles in Ordnung wäre.
„Aber ich denke, zu einem netten Hallo werde ich mich wohl durchringen können. Und ein Wie geht es dir ist auch noch drin.“
„Das ist doch schon mal was.“, sage ich begeistert. Immerhin, ein Anfang ist schon mal da. Ich esse endlich mein Brot und mein Magen ist mehr als glücklich darüber. Aber auch ich bin glücklich. Jasper ist auf den bestem Wege der Besserung, Edwards Probleme sind damit gelöst, Rosalie hat tatsächlich einmal mehr als 3 Wörter mit mir geredet und wir sind uns sogar ein bisschen näher gekommen. Vielleicht gibt es ja doch noch ein Happy End.

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Bevor du stirbst - Seite 2 Empty Re: Bevor du stirbst

Beitrag  Gast Do 22 Okt 2009, 20:34

Zukunftspläne

Während ich mich mit Jasper, Emmett und Carlisle noch ein wenig über Silberkugeln und andere Dinge unterhalte, höre ich plötzlich ein Geräusch, dass sich wie ein Klingelton anhört. Es wird still und alle lauschen dem Klingeln. Ich stehe auf um zu gucken, wo es herkommt, was mir natürlich nicht sonderlich schwer fällt. Gerade als ich Bellas Handy in der Hand halte, kommt sie sogleich auch schon die Treppe hoch gerannt und will dran gehen, doch im selben Moment hat der Teilnehmer aufgelegt. Erwartungsvoll sehe ich Bella an.
„Wer ist Michael?“ ,frage ich, und versuche meine Stimme nicht allzu neugierig klingen zu lassen.
„Ein Freund.“, antwortet sie knapp und legt es wieder auf den Tisch. Wo hat er meine Nummer her?, höre ich sie denken und ich runzele die Stirn.
„Bist du etwa eifersüchtig?“, fragt sie neckisch und lächelt.
„Nein, nur neugierig.“ Naja, das stimmt halbwegs. Ich würde doch niemals zugeben, das ich wirklich ein bisschen eifersüchtig bin. Sie scheint ihn wohl kennen gelernt zu haben, als ich weg war. Alice hat mir erzählt, dass sie abends weg waren. Aber von einem anderen hat sie mir nicht erzählt. Sie hat ihn noch nicht einmal ansatzweise erwähnt. Wahrscheinlich mache ich mir wieder viel zu viele Gedanken und all dies hat nichts zu bedeuten. Zumal sie ihm wohl noch nicht einmal ihre Handynummer gegeben hat.
„Ich hab ihn kennen gelernt, als du...fort warst.“, erklärt sie, immer noch unsicher.
„Ist alles in Ordnung?“, hake ich besorgt nach und lege eine Hand auf ihren Arm.
„Ja. Ich frage mich nur gerade, wo er meine Nummer her hat. Bzw. woher er weiß, das ich nun ein Handy hab. Er hat mir seine gegeben aber zu der Zeit hatte ich noch keins.“ Sie schüttelt den Kopf und läuft unruhig im Zimmer herum.
„Hey, mach dir keine Gedanken.“, will ich sie beruhigen und warte bis sie sich aufs Bett setzt. Ich gehe zu ihr und lege einen Arm um ihre Schultern. „Erzähl mir mehr von ihm.“, bitte ich sie und sie sieht mich nachdenklich an.
„Naja..da gibt’s nicht viel zu erzählen..er ist verheiratet, das heißt, er wollte demnächst heiraten.“ Sie macht eine Pause und rätselt immer noch, wie es zu diesem Anruf gekommen sein kann. Mich macht ihre Unsicherheit ein wenig nervös und ich rücke ein Stück näher.
„Gibt es irgendetwas was ich wissen muss?“ Es gefällt mir nicht, wie intensiv sie darüber nachdenkt. Es scheint ihr unangenehm zu sein, dass ich davon erfahre aber da ist noch etwas anderes. „Bella? Ist etwas passiert?“ Sie wendet ihr Gesicht von mir ab und stützt ihren Kopf auf ihre Arme.
„Ich verstehs nicht..wir haben seither nicht mehr miteinander gesprochen, woher...“, stottert sie. Plötzlich kommt mir ein schlimmer Verdacht.
„Hat er etwas davon gesagt, dass er dich treffen will?“
„Ja..er wollte nachts hierhin kommen und mich heimlich besuchen, als ich ihm von dir erzählt habe. Ich konnte ihm diese Idee ausschlagen, ich hätte das nicht gewollt. Er wollte, dass ich mich bei ihm melde...“
„Hast du ihm die Adresse genannt?“
„Natürlich nicht!“ Empört sieht sie mich an. Ich hebe abwehrend eine Hand.
„Entschuldige bitte.“ Sie holt tief Luft und nickt dann. „Erzähl mir bitte mehr.“ Und dann fängt sie von ganz vorne an. Sie erzählt mir von ihrem Kummer, wie die anderen versucht haben, sie aufzuheitern und wie sie schließlich mit ihr weggegangen sind. Sie erzählt von den Blicken, die die anderen auf sich gezogen haben, von dem Türsteher und dann auch von Michael. Sie endet schließlich damit, dass wir uns auf dem Friedhof wiedersehen. Die ganze Zeit über sage ich kein Wort, höre einfach nur zu und versuche ihre Worte nicht an mich ran kommen zu lassen. Es tut weh zu hören, wie sehr ich ihr gefehlt habe. Es muss wirklich schrecklich für sie gewesen sein.
Als sie aufhört zu reden, sieht sie aus dem Fenster, damit ich ihre Tränen nicht sehe. Ich nehme sie einfach nur in den Arm und drücke sie ganz fest an mich. Mein Verdacht hat sich zum Teil bestätigt. Fest steht, dass er sie auf jeden Fall wieder treffen wollte. Er scheint sehr von ihr angetan zu sein. Einerseits fühle ich aufkommende Wut, andererseits aber auch ein wenig Stolz und Erleichterung, dass Bella seinen Annäherungsversuchen ausgewichen ist. Es bestätigt mir nur ihre tiefe Liebe, die sie für mich empfindet.
„Hattest du das Gefühl, dass er noch was anderes von dir wollte?“, frage ich irgendwann leise. Sie ist sich unsicher, was sie antworten soll und reagiert zuerst gar nicht.
„Ich weiß es nicht. Er hat so von seiner zukünftigen Frau geschwärmt, aber er kam mir teilweise ziemlich nah. Allerdings war er auch angetrunken.“, antwortet sie zögernd und ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Willst du ihn denn wiedersehen?“ Auch auf diese Frage antwortet sie nicht sofort.
„Wenn ich ehrlich bin: Ja. Irgendwie schon. Aber nicht alleine.“ Sie richtet sich auf und löst sich von mir. „Lass uns das einfach für einen Moment vergessen, ja? Wir können ein anderes Mal darauf zurückkommen.“ Ich nicke. Ihren Augen sehe ich an, dass sie wieder Schmerzen hat.
„Hast du deine Medikamente schon genommen?“ Ich taste nach den kleinen Päckchen auf dem Nachttisch, als sie den Kopf schüttelt. „Warte, ich hole dir eben was zu trinken. Es dauert nicht lange.“ Damit verschwinde ich aus dem Zimmer, fliege die Treppen hinunter und renne fast Carlisle um.
„Hey, nicht so stürmisch.“, sagt er lachend und sieht mir zu, wie ich ein Glas mit Wasser fülle. Als ich seinem Blick begegne, wird dieser sorgenvoll. „Geht es ihr nicht gut?“, fragt er und ich seufze. Vor ihm kann man einfach nichts verbergen.
„Ich vermute sie hat wieder Kopfschmerzen. Aber sie hat die Tabletten auch noch nicht genommen.“ Er nickt und legt eine Hand auf meine Schulter.
„Meinst du, Bella kommt morgen ohne dich zurecht? Es steht eine schwierige und langwierige OP an und ich könnte einen guten Mann gebrauchen.“ Ich nicke und er lächelt mir zu. „Danke.“ Ich erwidere sein Lächeln und mache mich wieder auf den Weg nach oben.
„Hier, Liebste.“ ,sage ich zärtlich und drücke ihr das Glas in die Hand. Sie hat die Tabletten schon heraus gedrückt und nimmt sie sofort ein. „Carlisle hat mich gefragt, ob ich morgen Zeit hätte, ihm bei einer OP zu helfen.“
„Geh ruhig.“, sagt sie und nimmt meine Hand.
„Würdest du mitkommen wollen? Ich mein, du warst genauso wie ich schon sehr lange nicht mehr im Krankenhaus und das ist sehr schade, wo du doch schon so weit warst.“, sage ich.
„Das ist eine gute Idee, Edward!“, ruft Carlisle und kommt zu uns. „Das ich da nicht selbst drauf gekommen bin! Die Prüfungen hast du ja leider verpasst, ich würde dir aber sehr gerne trotzdem eine Chance geben. Sieh die Operation als deine Prüfung an und wenn alles glatt läuft, erkläre ich dich als meine zweite Assistentin. Nach Edward.“, sagt er lächelnd und auch auf Bellas Gesicht breitet sich ein erstauntes Lächeln aus.
„Das meinst du wirklich ernst?? Das ist...wow!“ Sie geht rasch auf ihn zu und legt ihre Arme um ihn. „Das ist der Wahnsinn! Ich hätte nie gedacht..“
„Jaja, schon gut.“, unterbricht er sie lachend und klopft ihr sanft auf den Rücken. Bei Emmett wäre sie wahrscheinlich wieder diejenige gewesen, die auf dem Operationstisch gelegen hätte. Carlisle denkt dasselbe und wir fangen beide gleichzeitig an zu lachen. Bella strahlt uns beide abwechselnd an und es ist ein unbeschreibliches Gefühl, sie so glücklich zu sehen.
„Esme bittet dich übrigens zu Tisch, Bella. Sie hat wieder ein tolles Mittagessen für dich gezaubert.“, sagt er und zwinkert mir zu.
„Ihr seid...unglaublich!“, sagt sie und als Carlisle verschwunden ist, widmet sie sich mir zu. „Weißt du eigentlich wie dankbar ich dem lieben Gott für euch bin? Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals wieder so glücklich sein kann. Ich bin so froh, dass du nicht aufgehört hast, dich um mich zu kümmern, ganz gleich wie oft ich dich abserviert habe.“ Und damit gibt sie mir einen erst zärtlichen Kuss, der aber nimmer liebevoller und leidenschaftlicher wird und wir schließlich auf dem Bett landen. Für einen Moment lasse ich meinen Gefühlen, meinen Sehnsüchten und meiner Liebe freien Lauf. Ich genieße es einfach, sie so nahe bei mir zu haben, die Wärme, die von ihr ausgeht, und das Gefühl, sie nie wieder loslassen zu wollen. Ich spüre und höre ihr Herz schlagen, kraftvoll und gesund. Der schnelle aber zugleich gleichmäßige Takt klingt wie Musik in meinen Ohren. Ich fahre ihr mit meiner Hand durch die schönen langen Haare und mit der anderen sanft über den Rücken. Durch ihr Shirt kann ich spüren, wie sie von der Berührung eine Gänsehaut bekommt und ich muss lächeln. Bis jetzt regen sich noch keine unmenschlichen Gefühle in mir. Doch gerade als Bellas Hand unter mein Hemd über meinen Bauch fährt, unterbreche ich die Situation zärtlich. Auch wenn alles in mir sie berühren und lieben will, hält mich mein Verstand und der andere, der unmenschliche Teil in mir, zurück. Es darf noch nicht sein, das Monster in mir ist noch zu stark. Einen Schritt zu weit und es würde die Kontrolle wieder über mich erlangen und den Rest Mensch in mir auslöschen. Ich will nichts riskieren. Also halte ich ihre Hand fest und führe sie zurück, dorthin, wo sie hingehört. Ich richte uns auf, ohne allerdings aufzuhören, sie weiterhin zu küssen. Irgendwann öffnet Bella wieder ihre Augen und sieht mich verliebt an. Keine Spur von Schmerz oder Enttäuschung in ihren Augen.
„Wir sollten herunter gehen.“, flüstere ich und sie nickt.
„Ja.“ Hand in Hand gehen wir also hinunter, wo ein Geruch uns empfängt, den ich als überhaupt nicht unangenehm empfinde. Wahrscheinlich weil ich Bellas Duft immer noch in der Nase habe.
„Ich hoffe, es schmeckt dir.“, sagt Esme und Bella setzt sich an den Tisch.
„Bestimmt. Du kochst großartig, Esme!“, sagt sie und gibt ihr einen Kuss.
„Das freut mich. Ich lass euch dann jetzt mal alleine.“ Damit geht sie aus der Küche, hinüber ins Wohnzimmer zu den anderen. Es läuft ein Baseballspiel und meine Brüder grölen wieder ordentlich mit. Lachend schüttele ich den Kopf, als die gegnerische Mannschaft einen Run erzielt und Emmett entsetzt aufspringt, sodass der ganze Boden für eine Sekunde vibriert. Emmett liebt Baseball abgöttisch und kann sich wunderbar über die anderen aufregen.
„Hoffentlich lässt er alles ganz.“, sagt Bella und lacht.
„Wäre nicht das erste Mal. Er hat es schon geschafft, den Glastisch zu zersprengen. Ich habe immer ein wenig Angst um meinen Flügel. Ich glaube nicht, dass er Emmetts Wutausbrüchen standhält.“
„Das hab ich gehört!“, ruft Emmett und wieder fangen alle an zu lachen. Es wundert mich ein wenig, dass Bella es trotzdem schafft, zu essen.
Als sich alle wieder beruhigt haben und es leiser wird, beobachte ich sie und denke über gerade nach. Ich bin von mir selber überrascht, wie stark ich bin. Seit dem Vorfall damals ist es mir nicht wieder passiert, dass ich Angst um ihr Leben haben musste. Vielleicht bin ich in ein paar Wochen wirklich bereit, es mit ihr zu probieren. Vielleicht kann ich ihr diesen Wunsch tatsächlich erfüllen...Alice sagte, dass sie Bella noch nicht sterben sehen hat. Wobei ich damit nicht rechne, dass sie das sieht. Es kann schließlich von jetzt auf gleich gehen. Ich will gar nicht daran denken..lieber mache ich mir Gedanken, wie wir das mit der Hochzeit machen sollen. Der Antrag ist nun auch schon eine Weile her und man sollte wirklich langsam darüber nachdenken. Das nächste Standesamt ist in der Nähe vom Krankenhaus, also nicht sonderlich weit weg. Und Geschäfte, wo man die nötigen Materialien bekommt gibt es auch zur Genüge. Ich werde mich mal mit Esme und Carlisle zusammen setzen. Was ich nicht verhindern werden kann ist wahrscheinlich, dass Alice die gesamte Planung übernimmt (zumindest was die Dekoration und Bellas Aussehen betrifft. Ihren Kleiderschrank hat sie ja schon gut bestückt). Um die Gäste werden Carlisle und ich uns kümmern und was alles andere betrifft, wird Alice Jasper und Emmett schon einspannen. Also um die Planung muss ich mir überhaupt keine Sorgen machen. Eher um die Gäste. Von meiner Seite aus wird bestimmt Tanya mir ihrer Familie kommen. Und Zafrina mit Kachiri und Senna kommen vielleicht auch noch. Aber was ist mit Bellas Seite? Ihre Eltern sind verstorben, von sonstigen Verwandten hat sie nie etwas erzählt. Freundinnen hat sie glaub ich auch kaum..Plötzlich ist all die Vorfreude verflogen. Bella wird sicherlich sehr traurig sein, wenn niemand kommt, der ihr vertraut ist. Bella scheint meine plötzlichen Gefühlswandlungen auch nicht entgangen zu sein, denn im Augenwinkel sehe ich, wie sie mich besorgt ansieht.
„Ist alles okay mit dir?“
„Ja. Ich hab nur gerade an etwas gedacht. Mach dir keine Sorgen.“ Ich lächele sie an und es scheint sie zu überzeugen. Sie steht auf, stellt den Teller zurück, setzt sich auf meinen Schoß und legt die Arme um meinen Hals.
„Du bist aber anhänglich heute.“,sage ich und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie antwortet nicht, sondern zuckt nur mit den Schultern.
„Juhu! Ich glaubs ja nicht, die alten Säcke haben mal wieder gewonnen!“, ruft Emmett fröhlich und kommt zu uns in die Küche. „Das hättet ihr sehen müssen! Der finale Run war einfach nur endgeil! Der ist gradezu über das Feld geflogen, der Kerl! Wow!“ Dann geht er wieder zurück und nimmt sich Alice vor: „Schwesterchen! Wann ist das nächste Gewitter? Ich könnt jetzt 'ne Runde vertragen, oder?“ Jasper klopft ihm zustimmend auf die Schulter und auch die anderen sind begeistert.
„Ihr spielt auch Baseball?“, fragt Bella skeptisch und bevor ich irgendetwas sagen kann, übernimmt Emmett schon wieder das Wort:
„Natürlich, Bella! Was denkst du denn?! Also, Alice, was sagt dein Kopf?“ Er tippt sich mit einem Finger an seinen doch Alice schüttelt den Kopf.
„Tut mir Leid, aber heute wird das nichts mehr. Aber vielleicht morgen oder übermorgen. Ich bin aber auch kein Meteorologe.“
„Schade.“ Er macht einen Schmollmund und lässt die Schultern hängen. „Dann geh ich eben nach oben. Rosalie, bei Fuß“
„Ich bin nicht dein Hund, du Spinner!“ Und damit ziehen sich die zwei nach oben zurück.
„Und was habt ihr zwei noch schönes vor?“, fragt Alice und lächelt uns erwartungsvoll an. Nichts, denke ich und sie versteht sofort. „Großartig!“, beantwortet sie ihre Frage und reibt sich die Hände. „Komm, Bella.“ Sie nimmt ihre Hand und Bella sieht mich verwirrt an. Ich weiß natürlich schon, was Alice vorhat und nicke ihr aufmunternd zu.
„Geh schon. Ich komme gleich nach.“ Und zu Jasper, der den beiden völlig ratlos hinterher sieht, sage ich: „Manchmal hat dein Mädchen echt gute Ideen.“ Ich gehe an ihm vorbei und spüre seinen neugierigen Blick im Rücken. Ich gehe in die Garage und steige in meinen Volvo. Alice ist mit Bella in ihrem gelben Porsche, ihrem ganzen Stolz, schon vorgefahren und ich winke Jasper in meinen Wagen. Immer noch ohne einen blassen Schimmer setzt er sich auf den Beifahrerplatz und ich starte den Motor.
„Kannst du mir mal verraten, was hier abgeht?“, fragt er mich, während wir den Weg entlang Richtung Süden fahren.
„Wenn du mir versprichst, Alice nicht zu sagen, dass ich es dir verraten hab, dann klär ich dich auf.“
„Du weißt, dass sie es sieht, wenn du mir etwas sagst.“, sagt er beleidigt. Ich muss grinsen, denn so hat Jasper keine Chance etwas zu erfahren.
Also fahren wir schweigsam weiter. Die Sonne geht langsam unter und taucht die Umgebung in ein schönes, goldenes Licht. Die Luft ist klar und so rein wie nie. Das liegt bestimmt auch daran, dass hier nur sehr selten ein Auto vorbeikommt. Manchmal begegnet man ein paar Reitern aber auch das ist nur selten. Das erinnert mich alles an etwas, denkt Jasper und ich nicke. Mir ist dasselbe durch den Kopf gegangen, als wir die Landstraße entlang fahren. Wir sind jetzt seit fünf Minuten noch nicht einmal abgebogen und haben noch nichts anderes als Feld gesehen. Aber er führt uns diesmal Richtung Süden. Alice und Bella haben einen guten Vorsprung hingelegt, denn obwohl mein Tachometer die 200 schon die ganze Zeit hält, sind sie immer noch nicht zu sehen. Aber bis jetzt war es ja noch nicht schwer, die Fährte verfolgen zu können.
„Wollt ihr ans Meer?“, fragt Jasper irgendwann.
„Ich nicht, Alice.“, antworte ich und trete das Gaspedal noch einmal kräftig durch. Der Wagen macht einen ordentlichen Satz nach vorne und gibt alles. Trotz der hohen Geschwindigkeit ist meine Sicht klar und deutlich. Das menschliche Auge kann keine Details mehr wahrnehmen und alles verschwimmt. Mein Auge hingegen erkennt jedes einzelne Blatt so deutlich, als würde ich es direkt vor meine Nase halten. Als würde ich nicht 220 sondern 30 fahren. Als der Duft von den beiden stärker wird, verlangsame ich wieder und lehne mich gemütlich in den Sitz.
„Hat diese Straße auch ein Ende?“, fragt Jasper genervt und dreht das Fenster runter.
„Ja, da vorne kommt eine Kreuzung.“ Ich gehe noch weiter vom Gaspedal runter und der Tacho zeigt nur noch knapp 100 km/h an. Und am Straßenrand wartet auch schon der gelbe Porsche auf uns. Neben ihm halte ich an und Jasper dreht das Fenster soweit herunter, dass ich Alice gut erkennen kann. Ich hab keinen Sprit mehr, denkt Alice.
„Und jetzt?“, frage ich und sie zuckt die Schultern. Wir müssen den Rest wohl laufen. Dürfte ja wohl kein Problem sein, oder?
„Na gut.“ Ich seufze, setze den Wagen ein Stück zurück und parke hinter ihnen. Die beiden sind mittlerweile ausgestiegen und warten auf uns.
„Dann werden wir den Rest eben laufen.“, sage ich und nehme Bella auf meinen Rücken. „Halt dich gut fest.“ Ich nicke, als wir soweit sind und wir überqueren die Kreuzung. Ich hatte ehrlich gesagt damit gerechnet, dass Bella schreien würde, aber sie hält sich ganz still an mir fest. Wir laufen immer weiter und weiter. Wir haben Folkestone erreicht und nehmen eine Abkürzung über die Autobahn. Das ist der Vorteil am Vampirsein: Wir sind so schnell, dass wir locker mit den Fahrzeugen auf der Autobahn mithalten können. Dazu kommt noch, dass uns kein Mensch sehen wird, da unsere Gestalt durch die Geschwindigkeit verschwimmt. Das einzige, was das menschliche Auge sieht ist ein kurzer Schweif. Nicht häufig kommt Verwirrung auf, doch die meisten geben sich mit dem Gedanken zufrieden, dass sie sich das nur eingebildet haben. Es dauert nicht lange, bis wir die Ausfahrt nehmen und über die Absperrung zwischen die Bäume springen.
Plötzlich habe ich einen salzigen Geruch in der Nase und Alice dreht sich um. Wir haben es gleich geschafft. Wir können langsamer laufen. Ich verlangsame mein Tempo und als es menschlicher ist, lasse ich Bella herunter.
„Geht es dir gut, Liebste?“, frage ich und bleibe stehen, damit ich sie stützen kann.
„Das war....schnell. Aber nicht unangenehm. Es geht mir gut.“, sagt sie und nachdem sie sich gefangen hat, lächelt sie.
„Alles in Ordnung!“, rufe ich den beiden zu und wir holen sie ein. Alice hakt sich bei Bella ein und Jasper und ich gehen ein bisschen nach vorne.
„Verrätst du mir jetzt, wo wir hingegen?“, höre ich Bella fragen.
„Du wirst es gleich sehen.“
Eine Zeit lang laufen wir still weiter, bis wir am Ende des Abhangs stehen. Von hier aus blicken wir direkt auf das Meer, dass nun rötlich gefärbt ist, weil die Sonne untergeht.
„Wir sind da.“ Alice führt Bella zu mir und ich nehme sie in den Arm.
„War es nicht immer dein Traum, einmal den Sonnenuntergang am Meer zu sehen?“, frage ich leise und sie nickt. Ich wische eine Träne von ihrer Wange und halte sie ganz fest. Es ist still; das einzige was man hört ist das leise Rauschen des Wassers, wenn es zum Grund gespült wird und sich dann wieder zurückzieht. Mein Kopf ist leer und ich lasse die ruhige und entspannte Atmosphäre auf mich wirken. Nichts kann diesen einmaligen Moment zerstören, er gehört ganz allein mir und Bella, die ich ganz fest im Arm halte.
„Hier möchte ich sterben.“, flüstert sie irgendwann und sieht gedankenverloren in die Sonne. „Mit dir will ich hier alleine sein und in deinen Armen gehen. Das wäre mein größter Wunsch.“ Ich küsse ihre Haare und schließe einen Moment lang die Augen. Ein unbeschreibliches Gefühl macht sich in mir breit; eine Mischung aus Trauer, Verzweiflung, Liebe, Freude...alles auf einmal.
Ich weiß nicht, wie lange wir hier stehen, doch irgendwann ruft Alice uns zurück. Lasst uns gehen.
„Komm.“ Sie nickt und wir gehen zu den anderen beiden.

„Was machen wir jetzt mit meinem Wagen?“, fragt Alice, als wir von der Autobahn herunterkommen und wieder bei unseren Autos stehen.
„Ich müsste ein Seil im Kofferraum haben, damit können wir dich überbrücken.“ Und tatsächlich finde ich in der kleinsten Ecke ein langes Seil. Zusammen mit Jasper verbinde ich die beiden Autos, während die Mädels einsteigen. Ich fahre, die beiden Mädels sitzen auf der Rückbank, und Jasper logischerweise neben mir.
„Ich danke euch.“, sagt Bella und ich Spiegel sehe ich, wie sich die beiden umarmen.
„Für dich gerne, Bella. Du bist eine tolle Frau. Was besseres konnte Edward nicht passieren.“, antwortet Alice zärtlich und auch Jasper lehnt sich zurück.
„Wenn du irgendetwas brauchst, kannst du immer zu uns kommen.“
Wieder rollt Bella eine Träne die Wange herunter.
„Nicht weinen, ich mag keine heulenden Frauen.“, sagt Jasper und grinst. Auch Bella lächelt. Und so fahren wir weiter durch die Nacht und ich hätte die beiden Mädels ewig beobachten können.

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Bevor du stirbst - Seite 2 Empty Re: Bevor du stirbst

Beitrag  Gast Do 22 Okt 2009, 20:35

Zu Hause angekommen, wünschen wir den anderen eine gute Nacht und verschwinden dann nach oben. Während Bella sich im Bad fertig macht, lasse ich die Rollladen herunter, mache das Bett soweit fertig und zaubere noch ein schnelles Abendessen. Nichts schweres, nur ein Brot mit Käse und Gurke. So wie sie es gerne mag.
Ich sitze noch nicht lange, als sie schon frisch geduscht aus dem Bad kommt und sich zu mir setzt. Während sie isst, sehen wir uns einige Zeit lang einfach nur still in die Augen.
„Das, was du zu mir gesagt hast...ist das wirklich dein größter Wunsch?“, frage ich irgendwann. Die Neugierde ist einfach zu groß.
„Es ist einer meiner größten Wünsche.“, antwortet sie lächelnd.
„Wünsche?“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch und sie fängt an zu lachen, wird dann aber wieder ernst.
„Mein größter Wunsch ist es für immer mit dir zusammen zu sein.“ Sie stellt den Teller auf den Nachttisch und nimmt meine Hände. Ich spüre, dass sie zittert.
„Was ist los?“, frage ich, obwohl ich den Grund längst weiß.
„Ich habe Angst. Jetzt mal abgesehen von Tod und Trauer. Mir ist ein bisschen mulmig wenn ich an morgen denke.“ Obwohl es nicht passt, kann ich es doch nicht verhindern zu grinsen.
„Was?“, fragt sie empört und sieht mich verdutzt an. „Das ist nicht lustig.“
„Du hast Recht. Verzeih mir.“ Sofort setze ich wieder eine ernste Miene auf.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Carlisle und ich sind ja auch noch da und auch noch andere Ärzte. Es wird nichts schief gehen, glaub mir.“, will ich sie beruhigen, doch sie schüttelt den Kopf.
„Sei nicht albern, Edward. Du weißt ganz genau, dass ich schon ewig nicht mehr an einem OP-Tisch stand. Das letzte Mal, dass ich das Krankenhaus betreten habe um zu arbeiten ist sehr lange her.“
„Soetwas verlernt man nicht, glaub mir. Ich war genauso lange nicht mehr dort. Mach dir keine Gedanken.“
„Ja, aber du bist ein Vampir. Du kannst alles viel besser einschätzen und erinnerst dich an alles. Ich bin ein Mensch, Edward! Du hast selbst mal gesagt, dass unser Gedächtnis wie ein Sieb funktioniert. Ich...“ Anstatt sie ausreden zu lassen, gebe ich ihr einen zärtlichen Kuss.
„Eine wichtige Voraussetzung ist aber, dass du ausgeschlafen bist, mein Liebling. Und es ist schon spät.“ Ich deute auf meine Uhr, die schon nach halb zwölf anzeigt. „Wir müssen morgen früh los, ich wecke dich gegen neun. Und jetzt mach dir keinen Kopf sondern tauche ein in die phantastische Welt der Träume.“ Ich gebe ihr noch einen Gute-Nacht-Kuss, decke sie zu und lege mich dann neben sie. Sie will noch etwas sagen, doch ich lege meinen Zeigefinger auf ihre Lippen und seufzend schließt sie die Augen.

Um acht Uhr stehe ich auf und gehe herunter, wo Carlisle mich schon in der Küche erwartet. Er sitzt am Tisch, über den Ablauf der Operation gebeugt.
„Guten Morgen, Edward. Setz dich.“, fordert er mich auf und ich lasse mich neben ihm nieder. „Ich gehe gerade nochmal alles für gleich durch. Diesen Abschnitt hier wird Doktor Brown zusammen mit seinen Assistenten übernehmen.“ Er deutet auf die Vorbereitung der Transplantation.
„Wann ist der Beginn von allem?“
„Die Vorbereitungen starten um neun. Wenn wir ankommen, hat Dr. Brown schon Kontakt mit dem Spenderkrankenhaus aufgenommen und alles mögliche abgesprochen. Du weißt ja, wie das läuft. Ich wollte um halb zehn dort antreffen, um mir das Herz ebenfalls anzusehen und mitzuentscheiden, ob eine Transplantation möglich ist. Wir beide und Doktor Longbottom werden uns darum kümmern, das Organ auszutauschen.“ Ich nicke und stehe auf, als Bella durch die Türe kommt.
„Du bist schon wach?“, frage ich und nehme sie zärtlich in den Arm.
„Ich konnte nicht wieder einschlafen.“ Noch ein wenig verschlafen setzt sie sich ebenfalls an den Tisch und ich mache ihr einen starken Kakao.
„Guten Morgen, Bella. Wir besprechen gerade den Ablauf der OP. Wenn du wacher bist, dann werde ich dir alles erklären.“
„Was ist es denn für eine Operation eigentlich?“, fragt sie und klingt mit einem Mal hellwach. Ich gebe ihr den Kakao und setze mich neben sie.
„Eine Herz-Transplantation.“ Bellas Atmung setzt einen Moment aus und sie sieht Carlisle geschockt an.
„Was??“, fragt sie entsetzt und ich lege einen Arm um sie.
„Mach dir keine Sorgen, Bella. Wir alle haben so was schon gemacht und wissen, was wir tun. Es hört sich jetzt wir eine monströse Herausforderung an, aber wenn du wirklich hoch hinaus willst, dann wird dir so etwas immer häufiger begegnen. Im Grunde kann sowieso nicht viel schief gehen, weil ich möchte, dass du als Edwards Assistentin nur das tust, was er dir sagt. Wenn du all seinen Anweisungen folgst, kann es nur gut gehen.“ Aufmunternd lächelt er ihr zu und sie fasst sich langsam wieder.
„Okay...und was genau wird dabei gemacht?“, fragt sie zögernd und rückt ein Stück näher.
„Zuerst werden die nötigen Vorbereitungen getroffen, damit haben wir nichts zu tun. Blutabnahmen, Röntgenaufnahmen, eine Ganzkörperrasur, ein Einlauf zum Entleeren des Darms, ein Aufklärungsgespräch mit dem Narkosearzt und mit dem Chirurgen gehören dazu. Wie gesagt, damit haben wir nichts am Hut. Und auch die Organisation der Organentnahme, sprich Gespräche mit dem Spenderkrankenhaus sind heute auch nicht unsere Aufgabe. Was ganz wichtig wird ist, dass wir uns über die Zustände des Spenders, des Patienten und des Organs informieren. Wir müssen uns davon überzeugen, dass wirklich alles stimmt und funktioniert, ansonsten können wir nicht operieren. Unsere Aufgabe wird es sein, die Transplantation durchzuführen. Wir werden den Brustkorb öffnen, das kranke Herz entnehmen und das neue Herz einsetzen. Das ist alles.“
„Aber wenn wir bzw. ihr doch diejenigen seid, die Operieren, wieso seid ihr nicht auch an der Vorbereitung beteiligt?“, fragt Bella.
„Das stimmt, eigentlich müsste zumindest ich mich noch mit darum kümmern, da ich der operierende Chirurg bin. Aber Doktor Brown und ich sind schon sehr lange sehr gute Freunde und wissen, wie der andere tickt und arbeitet. Er ist ebenfalls Herzschiruge und wir haben es uns angewöhnt, dass wir uns unsere Arbeit immer teilen. So wird er sich auch um die ganzen Maßnahmen nach der Operation kümmern. Der ganze Papierkram sozusagen.“
„Ist es denn immer so, dass du operierst?“
„In vielen Fällen schon, ja. Ganz einfach weil ich bessere Augen und mehr Feingefühl habe als er. Das war eigentlich schon immer klar.“
„Denkst, du er ahnt etwas?“
„Davon, dass ich kein Mensch bin? Vermutlich. Also auf Vampire wird er mit Sicherheit nicht kommen, aber ich glaube schon, dass er was ahnt. Apropos: Edward, wann warst du das letzte Mal auf der Jagd?“
„Ich fühle mich gut, Carlisle.“, antworte ich.
„Ich möchte, dass wir noch eben schnell gehen, zumindest du. Ich will kein Risiko eingehen. Keine Widerrede. Du, Bella, machst dich bitte fertig, damit wir direkt aufbrechen können, sobald er wieder da ist.“
„Bin gleich wieder da.“, sage ich seufzend zu ihr und gebe ihr einen zärtlichen Kuss.
„Sei vorsichtig.“
„Immer.“ Und damit verschwinde ich durch den Garten in den anliegenden Wald. Schnell findet sich mein erstes und wohl auch einziges Opfer, ein hilfloses Reh (was anderes gibt’s hier auch nicht), dass ich ohne Schwierigkeiten fange und töte. Als ich auch mit dem zweiten fertig bin, laufe ich zurück zum Haus. Die ganze Aktion dürfte höchstens fünf Minuten gedauert haben, dennoch steht Bella schon fertig unten und unterhält sich mit Esme.
„Das ging schnell.“, sagt sie, als sie mich sieht und ich lege einen Arm um sie.
„Du hast dich aber auch ordentlich beeilt.“
„So ihr Lieben. Dann mal auf, was?“ Carlisle kommt die Treppe hinunter, gibt Esme einen Kuss und winkt uns mit sich.
„Macht keinen Mist, Edward.“
„Nie, du kennst uns doch.“
„Eben deshalb.“ Sie lächelt uns zu und winkt dann, als wir in den schwarzen Mercedes meines Vaters einsteigen. Ich vorne, Bella hinten.
„Was ist? Hatte sie wieder Angst, dass wir Dummheiten anstellen?“, fragt er mich lächelnd und ich nicke zustimmend.
„Versteh ich gar nicht. Wo wir doch immer so schön brav sind.“ Wir fangen an zu lachen und im Rückspiegel sehe ich Bellas verwirrten Gesichtsausdruck.
„Carlisle und ich spinnen gerne ein wenig herum, musst du wissen. Keine schlimmen Sachen natürlich.“ Ich zwinkere ihm zu und drehe mich dann zu Bella um, um ihre Hand zu nehmen. Sie ist total nervös. „Wir halten uns zurück, versprochen. Mensch, Carlisle, gib doch mal Gas! Nur weil da 30 steht heißt das noch lange nicht, dass du auch 30 fahren musst, hier ist eh keiner!“
„Solange wie du mich als Mensch bezeichnest, fahr ich sogar 25.“ Ich verdrehe genervt die Augen und würde ihm am liebsten das Lenkrad aus der Hand nehmen. Er seufzt und zu meiner Erleichterung schafft er es sogar, den Wagen bis auf 50 hochfahren zu lassen. Für meine Begriffe immer noch viel zu langsam, aber so ist er eben. Schweigsam fahren wir in die Stadt hinein und erreichen schon bald das Krankenhaus. Wir parken auf einem der Angestelltenparkplätze und ich helfe Bella beim Aussteigen.
„Wie fühlst du dich?“, frage ich sie, als wir unsere Sachen wechseln.
„Mir ist immer noch ein bisschen mulmig aber sonst geht es mir gut.“, antwortet sie und lächelt tapfer. Ich helfe ihr dabei, den Kittel hinten zuzumachen und schließe den Spind ab. Carlisle ist schon vorausgegangen, um die Formalitäten zu klären.
„Weißt du, worauf ich mich am meisten freue?“
„Bist du derjenige der Gedanken lesen kann oder ich?“ Ich lege einen Arm um ihre Schulter und verlasse mit ihr die Garderobe.
„Ich freu mich auf all die Blicke der Frauen die vor Neid erblassen wenn sie dich mit mir sehen.“ Ich küsse sie auf die Stirn und winke mit meiner Hand einer Krankenschwester, die Bella damals immer vor Carlisle bloßgestellt hat. Diese wird rot und senkt beschämt den Kopf. „Siehst du?“ Ich schaffe es tatsächlich, ihr ein Lächeln zu entlocken und wir gehen einen Schritt schneller zum OP-Saal.
Dort angekommen, werden wir von Doktor Longbottom direkt weiter geschickt, um unsere Hände zu säubern und uns bereit zu machen. Bis auf Bellas Herzschlag ist nichts zu hören.
„Beruhig dich, du machst mich noch ganz verrückt.“, sage ich in einem leicht vorwurfsvollen Ton, lächele aber dabei.
„Ich versuchs ja.“ Ich stelle mich ihr gegenüber und lege meine Hände auf ihre Schultern.
„Schau mir in die Augen. So und jetzt mach sie zu und atme dreimal tief ein und aus. Ein, aus. Ein, aus. Ein, aus. Schon besser.“
„Doktor Cullen? Miss Swan? Wir sind bereit.“, ertönt die Stimme von Doktor Brown und wir gehen eine Tür weiter in den eigentlichen Operationssaal.
„Ich denke, sie wissen was sie zu tun haben? Die Narkose ist gesetzt, in fünf Minuten kann es losgehen. Das Organ liegt Griffbereit, ansonsten gibt es glaub ich nichts weiter zu sagen. Viel Erfolg.“ Wir nicken und ich drücke Bellas Hand noch einmal, bevor ich an Carlisles Seite gehe.
Wir sprechen uns noch kurz ab, wann er was braucht, alles weitere teilt er mir still mit. Ich winke Bella zu mir und dann bekommen wir das Signal, dass wir anfangen können. Ich gebe Carlisle das Skalpell und halte die Luft an. Eine wichtige Maßnahme. Sobald einer von uns anfängt den Geruch des Blutes einzuatmen, wird es mit unserer Selbstbeherrschung vorbei sein.
Herzlungenmaschine, Bella.
„Bella, stell die Herzlungenmaschine an.“ Ich beobachte, wie sie mit sicheren Griffen die Maschine einschaltet und widme mich wieder Carlisle zu. Er hat den Brustkorb mittlerweile vollständig geöffnet.
Durchtrenn die obere und untere Hohlvene, die Lungenschlagader, die Lungenvenen und Körperschlagader. Vorsichtig tue ich, was er mir gesagt hat und sehe im Augenwinkel, wie Doktor Longbottom mit dem Organ hineinkommt. Carlisle nimmt das kranke Herz heraus und ich tausche es gegen das neue.
Einnähen, brauch eure Hilfe.
„Bella, komm. Halte die Wunde offen, damit wir nähen können.“ Ohne eine Regung tut sie, was ich ihr sage und Carlisle und ich machen uns an die Arbeit. Es ist nicht einfach und es erfordert unsere ganze Konzentration.
Herzlungenmaschine abschalten.
„Herzlungenmaschine kann abgeschaltet werden.“ Wieder übernimmt Bella dies und wir warten gespannt darauf, dass das neue Herz anfängt zu pumpen. Es dauert eine Weile, bis Carlisle nickt und die Drähte verlangt.
„Drähte.“ Ich zeige auf die kleine Rolle und Bella drückt sie mir in die Hand.
„Mach du.“ Sie sieht mich ein wenig hilflos an, doch dann verändern sich ihre Züge und ich mache ihr Platz. Carlisle zeigt ihr ganz genau, wo sie wie ansetzen muss und wie sie die Wunde sauber schließt. Ich muss sagen, dass sie ihre Arbeit wirklich sehr gut macht. Jeder Stich ist genau an der Stelle wo er hingehört und schon bald ist die Wunde ganz geschlossen.
„Und jetzt auf die Transplantationseinheit der Intensivstation.“ Als Bella den Tisch mit Doktor Longbottoms Hilfe aus dem OP-Saal schiebt, tauschen Carlisle und ich viel sagende Blicke. Er hat seine Entscheidung was Bella betrifft natürlich schon längst getroffen, was er mir nun mitteilt. Wir verabschieden uns von Doktor Brown, und Carlisle wechselt noch ein paar Worte mit ihm, während ich mich schonmal umziehe. Ich verlasse die Station und gehe zurück zur Umkleide, wo ich Bella begegne.
„Und?“, frage ich sie und sie sieht ganz zufrieden aus.
„Ist ganz gut gelaufen, oder? Wobei ich ehrlich gesagt doch ein bisschen Schiss hatte, als du mir den Draht in die Hand gedrückt hast.“ Ich grinse und ziehe meine Schuhe an.
„Das gehört nunmal auch dazu.“ Ich habe bisher immer noch nicht wieder Luft geholt, dafür dürfte der Geruch noch zu stark sein.
„Elf Uhr? Eine Stunde?? Das ist mir gar nicht so lange vorgekommen!“, ruft sie, als sie auf die Uhr sieht. Plötzlich wird die Tür aufgemacht und Carlisle kommt pfeifend hinein. Bella sieht ihn erwartungsvoll an und fragt:
„Und? Hab ich die Prüfung bestanden?“

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