Eine Etwas Andere Liebesgeschichte!
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Kapitel 21: Männer!
Männer!
Ich lag auf Collins Brust und ging meinen Gedanken nach, während dessen war es ganz still. Collin störte mich nicht, nur ab und zu bewegte er seine Hand, die auf meinem Kopf ruhte, um mir zu zeigen, dass er für mich da war. Ich dachte an früher, die Zeit, wo ich nur für Collin geschwärmt hatte. Auf der einen Seite war ich so glücklich gewesen, dass er immer so lieb zu mir gewesen war, doch auch verzweifelt, weil ich wusste, dass Collin nie mit mir zusammen sein konnte geschweige denn wollte. Das war vor fünf Jahren gewesen, doch was war jetzt? Mein gesamtes Leben hatte sich geändert. Collin und ich waren Freunde geworden, obwohl ich zugeben musste, dass ich insgeheim noch immer einen Funken Hoffnung hatte, dass wir beide zusammen kommen würden. Vor einer Woche war der Funken zu ihm über gesprungen; er hatte mir das gesagt, was ich mir immer erhofft hatte, er hatte mich gern. Doch dann war Doktor Carlisle Cullen gekommen, und ab da war Collin vergessen gewesen, wirklich vergessen. Für mich zählte nur mehr einer, und meine Gefühle für Carlisle waren viel stärker als meine damalige Schwärmerei für Collin. Und auch in diesem Moment, in dem ich an Collins Brust lag- ich hatte mir das schon mein ganzes Leben gewünscht- musste ich nur an ihn denken, meinen Carlisle. Schon beim Gedanken an seine wunderschönen Augen schmolz ich dahin. Ich schloss die Augen und krallte mich fester in Collins Kittel, um das Kribbeln in meinem Körper zu beruhigen. Collin streichelte wieder meinen Kopf und mit der einen Hand drückte er mich fester an sich, doch ich konnte nur an Carlisle denken und dass tat mir unendlich leid. Mir ging es ja so gut wie nie in meinem Leben zuvor, wenn ich an Carlisle dachte, doch mir tat es leid, was ich mit Collin machte. Ich wollte ihn auf keinen Fall verletzten, doch ich tat es schon. Ich hatte damit begonnen, als ich Carlisle das erste Mal geküsst hatte. Wenn Collin das mit mir und Carlisle erfahren würde, wäre er zutiefst verletzt, und das wollte ich auf keinen Fall. Doch ich war mir sicher, dass die Sache zwischen uns, mir und Carlisle, früher oder später auffliegen würde; ich persönlich hoffte auf später. Ich strich mit meinen Händen über Collins Brust und richtete dann langsam meinen Oberkörper auf. Ich sah Collin in die Augen, sie strahlten in moosgrün. Ich musste bei seinem glücklichen Anblick lächeln, obwohl es mich schmerzte ihn belügen zu müssen.
Gerade als ich ihm sagen wollte, dass ich gehen wollte, hörte ich hinter mir ein Räuspern. Erschrocken drehte ich mich um und sah ihn, Carlisle stand lässig an den Türrahmen gelehnt. Mittlerweile war die Sonne schon vollkommen untergegangen. Ich schreckte mich so sehr, dass ich von Collin fiel, der mich aber schützend mit einer Hand auffing. Ich starrte Carlisle an, doch er sah mir nicht in die Augen.
>>Verzeihung wenn ich ungelegen komme, doch ich nehme an, dass es Zeit für den Schichtwechsel ist, Herr Kollege. <<, sagte Carlisle höflich und sah Collin an. Ich konnte nicht aufhören Carlisle anzustarren, der sich nun langsam näherte. Ich merkte, wie auch Collin sich aufsetzte.
>>Ja, Sie haben recht, Dr. Cullen. Tut mir leid, ich musste mich um eine Freundin kümmern. <<, erwiderte er mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen und deutete auf mich. Dann stand er auf und zog mich mit einem Arm, neben sich, auf die Füße. Ich starrte Carlisle natürlich noch immer an und war nicht im Stande etwas zu sagen; er würdigte mich keines Blickes. Carlisle nickte Collin zu. >>Das habe ich gesehen. << Ich grinste ein kühles Lächeln als Collin langsam zur Tür marschierte. Er packte mich an der Hand und zog mich leicht hinter ihm her. Ich konnte mich nicht bewegen, also stolperte ich hinter Collin her.
>>Dr. Smith, Miss Platt<<, sagte Carlisle zum Abschied, als wir an ihm vorbei gingen. Ich hoffte, dass er mir mit einem Blick sagen konnte, dass alles in Ordnung war, doch ich sah nur zu Boden und ich sah, wie er sich auf die Unterlippe biss. Ich spürte, wie es tief in mir anfing zu zucken, das immer heftiger wurde. Ich wusste, dass ich eine Panikattacke bekommen würde, wenn ich nicht noch mit Carlisle sprechen könnte. Doch Collin hatte mich schon aus der Praxis gezogen. Er richtete gerade mein Fahrrad auf, das ich vorhin zu Boden fallen gelassen hatte, und ich stand vor ihm und überlegte, wie ich Collin loswerden konnte. Ich kramte in der kleinen Tasche an der Vorderseite meines Kleides, in die ich immer meine Schlüssel steckte. Und da merkte, dass sie nicht drinnen waren. Sie mussten mir drinnen aus dem Beutel gefallen sein. Das war meine Chance! >>Collin, ich habe meine Schlüssel drinnen verloren! Ich geh noch einmal zurück und suche sie. Du kannst ruhig schon nach Hause gehen. <<
>>Kommt nicht in frage, ich werde dir natürlich suchen helfen und dich dann nach Hause bringen! <<
>>Ach lass mal! <<, sagte ich, ging auf ihn zu und tapste mit meiner kleinen Hand auf seine große Brust, um ihn ab zu halten mir zu folgen. >>Ich dachte Menschen mit dreißig brauchen ihren Schönheitsschlaf. Ich grinste ihn frech an und er grinste zurück. >>Ich bin gleich wieder da. <<
Dann öffnete ich dir Tür zum Wartezimmer, dir vorhin zugegangen war und schloss sie sorgfältig. Dann klopfte ich leicht an der Tür zur Praxis, mein Herz raste. >>Herein! <<, war meine Antwort und ich öffnete langsam die Tür. Carlisle stöberte in ein paar Unterlagen und sah mich nicht an. Ich blieb bei seinem Anblick in der Tür stehen, schon wieder konnte ich mich bewegen.
>>Wie kann ich Ihnen denn helfen? Was fehlt Ihne…<<, fragte Carlisle freundlich, bis er sich umdrehte. Er sah mich an und ihm entkam ein kleines >>Oh! <<
>>Hallo Esme, würdest du bitte hinein kommen und die Tür schließen? <<, fragte er mich leise und kam dann etwas auf mich zu. Ich schluckte und tat wie mir geheißen. Auch ich ging auf ich zu und als wir nahe beieinander standen begann ich los zu plappern.
>>Carlisle, es ist nicht so wie du denkst. Wirklich ich habe nur…, wir haben…<<, mehr konnte ich nicht mehr sagen, weil Carlisle seinen Zeigefinger an meinen Mund legte und leise >>Sssht. << machte.
>>Also wie kann ich Ihnen helfen? <<, fragte er noch einmal und kam mit seinem Gesicht näher an meines. >>Haben Sie etwas vergessen? <<
Verwirrt sah ich ihn an, doch das konnte ich nicht mehr lange tun, weil sein Gesicht zu meinem Hals glitt. Er begann meinen Hals zu küssen und seine Hände fuhren sanft an meine Kehle. Ich erschauderte, ich hatte keine Ahnung was das sollte. Vorhin hatte er mich keines Blickes gewürdigt und auf einmal Siezte er mich wieder und küsste mich dabei.
>>Ich glaube ich habe meine Schlüssel vergessen, aber deswegen bin ich n…<< Carlisle hatte seinen Finger schon wieder an meinen Mund gelegt, mit dem er nun leicht an meinen Lippen entlang fuhr. Er hatte seine küssenden Lippen von meinem Hals entfernt und sah mich nun durchdringend an.
>>Ach so, Ihre Schlüssel. Wie sehen sie denn aus? << Dieser durchdringende Blick machte mich ganz wild. Er kam mit seinem Mund auf meinen zu und unsere Lippen berührten sich ganz leicht, doch bevor es zu einem richtigen Kuss kommen konnte, fuhr er mit ihnen zu meinen Mundwinkeln und begann mich um meinen Mund herum zu küssen, anscheinend erwartete er wirklich eine Antwort. Ich musste meine Lippen befeuchten, und schluckte noch einmal. Dann schloss ich die Augen um mich besser konzentrieren zu können und begann: >>Ähm, es ist ein ganz normaler Schlüsselbund. Es gibt keine besonderen… aaah. << Während ich die Augen geschlossen hatte, fühlte ich Carlisle noch mehr und auf einmal hatte er begonnen an meinem Hals hinunter zu meinem Dekoltéé zu wandern. Überall, wo seine Lippen mich berührt hatten, kribbelte meine Haut und ich konzentrierte mich einen Sinnvollen Satz zu sprechen und nicht meinen Gefühlen nach zu geben.
>>Ähm ja, also es gibt keine Besonderheiten. <<, beendete ich meinen Satz schwach. Draußen hörte ich, wie jemand die Türklinke hinunter drückte.
Ich sah Carlisle geschockt an, der seine Lippen gerade von mir gelöst hatte und zur Tür starrte. Seine Hand, die gerade noch an meinem Hals gelegen hatte, huschte in die Tasche in seinem Kittel und zog etwas heraus. Dann ließ er sich lautlos auf den Bonden fallen, und das alles innerhalb von ein paar Sekunden. Ich folgte ihm mich meinen Augen, ich war mir sicher, dass mein Mund offen stand.
>>Hier, ich glaube ich hab ihn! <<, sagte Carlisle.
Dann drehte ich mich zur Tür, wo Collin gerade herein kam.
>>Esme, alles in Ordnung? Hast du nicht gerade gekreischt? <<, fragte er verwirrt.
>>Nein, alles in Ordnung. Das hast du dir wahrscheinlich eingebildet. <<
>>Ja anscheinend.<<
>>Ich komme gleich. <<
Er kratzte sich am Kopf, nickte verwirrt und drehte sich wieder um. Dann verschwand er wieder aus dem Zimmer und machte die Türe zu. Ich blickte wieder zu Carlisle, der sich aufgerichtet hatte, in seiner Hand baumelten meine Schlüssel. Carlisle grinste mich an und nahm meine Hand in seine. Dann legte er mir die Schlüssel behutsam hinein und ließ meine Hand wieder los. Verwundert starrte ich auf den Schlüssel in meiner Hand und dann wieder auf Carlisle. Hatte ich irgendwas nicht mitbekommen? Anscheinend so einiges nicht, da ich keine Ahnung hatte, was grad geschehen war. Carlisle kam wieder auf mich zu, sein Mund bewegte sich auf meinen zu. Doch bevor sich unsere Lippen berührten flüsterte er mit seiner Engelsstimme: >>Ich ertrage es nicht, wenn dich ein anderer Mann anfasst. << Dann sah er mir kurz in die Augen und drückte seine Lippen auf meine. Doch ehe ich den Kuss erwidern konnte, waren wir schon wieder voneinander gelöst.
>>Ich hoffe Sie kommen gut nach Hause, Miss Platt. <<
Ich warf ihm noch einen verwirrten Blick zu, doch er grinste nur und deutete mir nur, dass ich gehen sollte.
Als ich wieder draußen stand, kam Collin auf mich zu.
>>Seltsamer Typ, dieser Cullen, nicht?<<
Ich nickte nur leicht und dann kam Collin mit dem Fahrrad auf mich zu. Er setzte sich in den Sattel und hob mich dann plötzlich auf seinen Schoß. So fuhren wir zusammen zu meinem Haus hinauf. An der Veranda ließ Collin mich hinunter. >>Gute Nacht Esme<<, sagte er und drückte mich noch einmal. Ich sah, wie Collin in der Dunkelheit verschwand. Ich schüttelte den Kopf und schloss die Haustüre auf. Männer sind schon seltsame Wesen.
Ich lag auf Collins Brust und ging meinen Gedanken nach, während dessen war es ganz still. Collin störte mich nicht, nur ab und zu bewegte er seine Hand, die auf meinem Kopf ruhte, um mir zu zeigen, dass er für mich da war. Ich dachte an früher, die Zeit, wo ich nur für Collin geschwärmt hatte. Auf der einen Seite war ich so glücklich gewesen, dass er immer so lieb zu mir gewesen war, doch auch verzweifelt, weil ich wusste, dass Collin nie mit mir zusammen sein konnte geschweige denn wollte. Das war vor fünf Jahren gewesen, doch was war jetzt? Mein gesamtes Leben hatte sich geändert. Collin und ich waren Freunde geworden, obwohl ich zugeben musste, dass ich insgeheim noch immer einen Funken Hoffnung hatte, dass wir beide zusammen kommen würden. Vor einer Woche war der Funken zu ihm über gesprungen; er hatte mir das gesagt, was ich mir immer erhofft hatte, er hatte mich gern. Doch dann war Doktor Carlisle Cullen gekommen, und ab da war Collin vergessen gewesen, wirklich vergessen. Für mich zählte nur mehr einer, und meine Gefühle für Carlisle waren viel stärker als meine damalige Schwärmerei für Collin. Und auch in diesem Moment, in dem ich an Collins Brust lag- ich hatte mir das schon mein ganzes Leben gewünscht- musste ich nur an ihn denken, meinen Carlisle. Schon beim Gedanken an seine wunderschönen Augen schmolz ich dahin. Ich schloss die Augen und krallte mich fester in Collins Kittel, um das Kribbeln in meinem Körper zu beruhigen. Collin streichelte wieder meinen Kopf und mit der einen Hand drückte er mich fester an sich, doch ich konnte nur an Carlisle denken und dass tat mir unendlich leid. Mir ging es ja so gut wie nie in meinem Leben zuvor, wenn ich an Carlisle dachte, doch mir tat es leid, was ich mit Collin machte. Ich wollte ihn auf keinen Fall verletzten, doch ich tat es schon. Ich hatte damit begonnen, als ich Carlisle das erste Mal geküsst hatte. Wenn Collin das mit mir und Carlisle erfahren würde, wäre er zutiefst verletzt, und das wollte ich auf keinen Fall. Doch ich war mir sicher, dass die Sache zwischen uns, mir und Carlisle, früher oder später auffliegen würde; ich persönlich hoffte auf später. Ich strich mit meinen Händen über Collins Brust und richtete dann langsam meinen Oberkörper auf. Ich sah Collin in die Augen, sie strahlten in moosgrün. Ich musste bei seinem glücklichen Anblick lächeln, obwohl es mich schmerzte ihn belügen zu müssen.
Gerade als ich ihm sagen wollte, dass ich gehen wollte, hörte ich hinter mir ein Räuspern. Erschrocken drehte ich mich um und sah ihn, Carlisle stand lässig an den Türrahmen gelehnt. Mittlerweile war die Sonne schon vollkommen untergegangen. Ich schreckte mich so sehr, dass ich von Collin fiel, der mich aber schützend mit einer Hand auffing. Ich starrte Carlisle an, doch er sah mir nicht in die Augen.
>>Verzeihung wenn ich ungelegen komme, doch ich nehme an, dass es Zeit für den Schichtwechsel ist, Herr Kollege. <<, sagte Carlisle höflich und sah Collin an. Ich konnte nicht aufhören Carlisle anzustarren, der sich nun langsam näherte. Ich merkte, wie auch Collin sich aufsetzte.
>>Ja, Sie haben recht, Dr. Cullen. Tut mir leid, ich musste mich um eine Freundin kümmern. <<, erwiderte er mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen und deutete auf mich. Dann stand er auf und zog mich mit einem Arm, neben sich, auf die Füße. Ich starrte Carlisle natürlich noch immer an und war nicht im Stande etwas zu sagen; er würdigte mich keines Blickes. Carlisle nickte Collin zu. >>Das habe ich gesehen. << Ich grinste ein kühles Lächeln als Collin langsam zur Tür marschierte. Er packte mich an der Hand und zog mich leicht hinter ihm her. Ich konnte mich nicht bewegen, also stolperte ich hinter Collin her.
>>Dr. Smith, Miss Platt<<, sagte Carlisle zum Abschied, als wir an ihm vorbei gingen. Ich hoffte, dass er mir mit einem Blick sagen konnte, dass alles in Ordnung war, doch ich sah nur zu Boden und ich sah, wie er sich auf die Unterlippe biss. Ich spürte, wie es tief in mir anfing zu zucken, das immer heftiger wurde. Ich wusste, dass ich eine Panikattacke bekommen würde, wenn ich nicht noch mit Carlisle sprechen könnte. Doch Collin hatte mich schon aus der Praxis gezogen. Er richtete gerade mein Fahrrad auf, das ich vorhin zu Boden fallen gelassen hatte, und ich stand vor ihm und überlegte, wie ich Collin loswerden konnte. Ich kramte in der kleinen Tasche an der Vorderseite meines Kleides, in die ich immer meine Schlüssel steckte. Und da merkte, dass sie nicht drinnen waren. Sie mussten mir drinnen aus dem Beutel gefallen sein. Das war meine Chance! >>Collin, ich habe meine Schlüssel drinnen verloren! Ich geh noch einmal zurück und suche sie. Du kannst ruhig schon nach Hause gehen. <<
>>Kommt nicht in frage, ich werde dir natürlich suchen helfen und dich dann nach Hause bringen! <<
>>Ach lass mal! <<, sagte ich, ging auf ihn zu und tapste mit meiner kleinen Hand auf seine große Brust, um ihn ab zu halten mir zu folgen. >>Ich dachte Menschen mit dreißig brauchen ihren Schönheitsschlaf. Ich grinste ihn frech an und er grinste zurück. >>Ich bin gleich wieder da. <<
Dann öffnete ich dir Tür zum Wartezimmer, dir vorhin zugegangen war und schloss sie sorgfältig. Dann klopfte ich leicht an der Tür zur Praxis, mein Herz raste. >>Herein! <<, war meine Antwort und ich öffnete langsam die Tür. Carlisle stöberte in ein paar Unterlagen und sah mich nicht an. Ich blieb bei seinem Anblick in der Tür stehen, schon wieder konnte ich mich bewegen.
>>Wie kann ich Ihnen denn helfen? Was fehlt Ihne…<<, fragte Carlisle freundlich, bis er sich umdrehte. Er sah mich an und ihm entkam ein kleines >>Oh! <<
>>Hallo Esme, würdest du bitte hinein kommen und die Tür schließen? <<, fragte er mich leise und kam dann etwas auf mich zu. Ich schluckte und tat wie mir geheißen. Auch ich ging auf ich zu und als wir nahe beieinander standen begann ich los zu plappern.
>>Carlisle, es ist nicht so wie du denkst. Wirklich ich habe nur…, wir haben…<<, mehr konnte ich nicht mehr sagen, weil Carlisle seinen Zeigefinger an meinen Mund legte und leise >>Sssht. << machte.
>>Also wie kann ich Ihnen helfen? <<, fragte er noch einmal und kam mit seinem Gesicht näher an meines. >>Haben Sie etwas vergessen? <<
Verwirrt sah ich ihn an, doch das konnte ich nicht mehr lange tun, weil sein Gesicht zu meinem Hals glitt. Er begann meinen Hals zu küssen und seine Hände fuhren sanft an meine Kehle. Ich erschauderte, ich hatte keine Ahnung was das sollte. Vorhin hatte er mich keines Blickes gewürdigt und auf einmal Siezte er mich wieder und küsste mich dabei.
>>Ich glaube ich habe meine Schlüssel vergessen, aber deswegen bin ich n…<< Carlisle hatte seinen Finger schon wieder an meinen Mund gelegt, mit dem er nun leicht an meinen Lippen entlang fuhr. Er hatte seine küssenden Lippen von meinem Hals entfernt und sah mich nun durchdringend an.
>>Ach so, Ihre Schlüssel. Wie sehen sie denn aus? << Dieser durchdringende Blick machte mich ganz wild. Er kam mit seinem Mund auf meinen zu und unsere Lippen berührten sich ganz leicht, doch bevor es zu einem richtigen Kuss kommen konnte, fuhr er mit ihnen zu meinen Mundwinkeln und begann mich um meinen Mund herum zu küssen, anscheinend erwartete er wirklich eine Antwort. Ich musste meine Lippen befeuchten, und schluckte noch einmal. Dann schloss ich die Augen um mich besser konzentrieren zu können und begann: >>Ähm, es ist ein ganz normaler Schlüsselbund. Es gibt keine besonderen… aaah. << Während ich die Augen geschlossen hatte, fühlte ich Carlisle noch mehr und auf einmal hatte er begonnen an meinem Hals hinunter zu meinem Dekoltéé zu wandern. Überall, wo seine Lippen mich berührt hatten, kribbelte meine Haut und ich konzentrierte mich einen Sinnvollen Satz zu sprechen und nicht meinen Gefühlen nach zu geben.
>>Ähm ja, also es gibt keine Besonderheiten. <<, beendete ich meinen Satz schwach. Draußen hörte ich, wie jemand die Türklinke hinunter drückte.
Ich sah Carlisle geschockt an, der seine Lippen gerade von mir gelöst hatte und zur Tür starrte. Seine Hand, die gerade noch an meinem Hals gelegen hatte, huschte in die Tasche in seinem Kittel und zog etwas heraus. Dann ließ er sich lautlos auf den Bonden fallen, und das alles innerhalb von ein paar Sekunden. Ich folgte ihm mich meinen Augen, ich war mir sicher, dass mein Mund offen stand.
>>Hier, ich glaube ich hab ihn! <<, sagte Carlisle.
Dann drehte ich mich zur Tür, wo Collin gerade herein kam.
>>Esme, alles in Ordnung? Hast du nicht gerade gekreischt? <<, fragte er verwirrt.
>>Nein, alles in Ordnung. Das hast du dir wahrscheinlich eingebildet. <<
>>Ja anscheinend.<<
>>Ich komme gleich. <<
Er kratzte sich am Kopf, nickte verwirrt und drehte sich wieder um. Dann verschwand er wieder aus dem Zimmer und machte die Türe zu. Ich blickte wieder zu Carlisle, der sich aufgerichtet hatte, in seiner Hand baumelten meine Schlüssel. Carlisle grinste mich an und nahm meine Hand in seine. Dann legte er mir die Schlüssel behutsam hinein und ließ meine Hand wieder los. Verwundert starrte ich auf den Schlüssel in meiner Hand und dann wieder auf Carlisle. Hatte ich irgendwas nicht mitbekommen? Anscheinend so einiges nicht, da ich keine Ahnung hatte, was grad geschehen war. Carlisle kam wieder auf mich zu, sein Mund bewegte sich auf meinen zu. Doch bevor sich unsere Lippen berührten flüsterte er mit seiner Engelsstimme: >>Ich ertrage es nicht, wenn dich ein anderer Mann anfasst. << Dann sah er mir kurz in die Augen und drückte seine Lippen auf meine. Doch ehe ich den Kuss erwidern konnte, waren wir schon wieder voneinander gelöst.
>>Ich hoffe Sie kommen gut nach Hause, Miss Platt. <<
Ich warf ihm noch einen verwirrten Blick zu, doch er grinste nur und deutete mir nur, dass ich gehen sollte.
Als ich wieder draußen stand, kam Collin auf mich zu.
>>Seltsamer Typ, dieser Cullen, nicht?<<
Ich nickte nur leicht und dann kam Collin mit dem Fahrrad auf mich zu. Er setzte sich in den Sattel und hob mich dann plötzlich auf seinen Schoß. So fuhren wir zusammen zu meinem Haus hinauf. An der Veranda ließ Collin mich hinunter. >>Gute Nacht Esme<<, sagte er und drückte mich noch einmal. Ich sah, wie Collin in der Dunkelheit verschwand. Ich schüttelte den Kopf und schloss die Haustüre auf. Männer sind schon seltsame Wesen.
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
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Re: Eine Etwas Andere Liebesgeschichte!
Liebe Leute ,
hiermit weise ich Euch darauf hin, dass Kommentare im Fanfiction-Bereich verboten sind, wie auch eingangs ganz klar gesagt wird.
Eure Kommentare werden in den korrekten Thread im Kommentar-Bereich verlegt und dieser Thread von mir im Auge behalten.
Lieben Gruß,
Zarina
P.S.: Sollte diese Entscheidung Grundlage zur Diskussion darstellen, so bitte ich darum, diese im Kommentar-Thread zu halten.
hiermit weise ich Euch darauf hin, dass Kommentare im Fanfiction-Bereich verboten sind, wie auch eingangs ganz klar gesagt wird.
Eure Kommentare werden in den korrekten Thread im Kommentar-Bereich verlegt und dieser Thread von mir im Auge behalten.
Lieben Gruß,
Zarina
P.S.: Sollte diese Entscheidung Grundlage zur Diskussion darstellen, so bitte ich darum, diese im Kommentar-Thread zu halten.
Zarina- Moderatorin
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Kapitel 22: Liebe & Schmerz!
22.: Liebe & Schmerz!
Als ich zur Haustüre hinein kam, stürmte meine Mutter sofort auf mich zu. >>War das gerade Collin? <<, fragte sie ganz aufgeregt und starrte aus dem Fenster, um zu versuchen noch einen letzten Blick auf meinen Begleiter zu werfen.
>>Ja Mom, es war Collin <<, antwortete ich ihr etwas genervt. Ich hatte jetzt nicht besonders viel Lust mit ihr über Collin zu reden. Meine Mutter vergötterte Collin! Jedes Mal, wenn er in der Nähe war, kicherte sie sofort los und kam immer mit so Sprüchen, wie: „Ach, dann lasse ich euch zwei mal alleine. Ich will euch nicht stören.“ Ich bemerkte, wie sie versuchte, dass Collin und ich so viel Zeit miteinander verbrachten, wie nur möglich. Früher war ich ihr sogar dankbar gewesen, aber jetzt fand ich es wirklich unpassend. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass meine Mutter nur wollte, dass Collin und ich zusammen kamen, weil sie sich insgeheim wünschte, dass selbst mit Collin ausgehen zu könnte. Aber natürlich war das nur ein Gefühl.
>>Ach wirklich? Was habt ihr denn so geredet? Er ist ein toller Mann, oder Esme? <<, erkundigte sich meine Mom penetrant.
Ein scharfes >>Mom! << zeigte ihr, dass ich im Moment nicht dazu aufgelegt war, mit ihr über Collin zu schwärmen. Sie sah mich eingeschnappt an, murmelte etwas von: >>Ich hab doch nur gefragt << und wandte sich dann von mir ab, um die Küche sauber zu machen, damit sie schlafen gehen konnte. Sie ließ niemals etwas bis zum Morgen übrig. Niemals!
Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Als ich die Türe hinter mir schloss, blieb ich noch kurz stehen und atmete einmal tief ein. Dann ging ich auf mein Bett zu und ließ mich in die weiche Matratze fallen, als wäre ich ein Sack voll Kartoffeln. Ich schloss die Augen und dachte an die letzte Stunde. Warum machten Männer immer solche Szenen? Irgendwie kam es mir so vor, als würden sich Carlisle und Collin nicht leiden können. Eigentlich war es ja schade, da sie beide wichtige Rollen in meinem Leben spielten, wobei natürlich der eine viel wichtiger war, als der andere.
Ich schlug die Augen auf, als ich plötzlich von draußen ein Rascheln vernahm. Es war ganz still, bis auf meinen Herzschlag und das raschelnde Geräusch, dass aus dem Wald, hinter meinem Fenster, kam. Ich wagte es nicht mich zu bewegen. So kannte ich mich gar nicht, normalerweise war ich kein solcher Angsthase.
Ich vertrieb meine unheimlichen Vermutungen, was das Rascheln sein könnte und setzte mich langsam auf. Dann ging ich zu meinem Fenster und schob es auf. Mir wehte warme Nachtluft übers Gesicht und am Himmel war ein wunderschöner Vollmond zu sehen. Ich genoss kurz den Moment, ehe ich mich wieder dem unheimlichen Laut zuwandte. Doch es hatte aufgehört, was mich verwunderte. Meine Angst war wie weggeblasen. Mich interessierte nur der Grund, der das Rascheln erzeugt hatte. Ohne nachzudenken stieg ich mit meinem rechten Bein aus dem Fenster. Ich drehte mich zur Mauer, damit ich mein linkes Bein aus dem Fenster schwingen konnte, ohne dass ich hinunter fiel. Mit den Beinen stellte ich mich auf den Holzbalken, der rund um unser Haus als Verzierung angebracht war. Als ich sicher auf diesem stand, warf ich noch einen letzten Blick in mein hell erleuchtetes Zimmer, ehe ich von dem Balken sprang.
Ich landete unsanft auf der Erde, doch das störte mich nicht. Es war ganz leise, das einzige Geräusch, das ich hörte, war der Wind, der durch die Bäume wehte. Ich sah mich um und ging einen Schritt näher zu Wald. Auf einmal war es so, als ob jemand hinter mir gewesen wäre, worauf ich mich blitzartig umdrehte. Dann spürte ich eine Hand, die sich von hinten auf meinen Mund drückte, damit ich nicht schreien konnte, und noch eine Hand, die mich am Oberkörper fest hielt. Ich hätte quietschen können, doch ich war so geschockt, dass ich keinen Mucks von mir geben, geschweige denn mich bewegen konnte. Mein Herz hatte im ersten Moment ausgesetzt, doch jetzt pochte es umso heftiger. Ich spürte kühlen Atem in meinem Nacken, wo sich schlagartig alle feinen Härchen aufrichteten.
>>Sssht! <<, machte die Person hinter mir. >>Beruhige dich, ich bin es doch nur! << Als ich seine Stimme erkannte, beruhigte ich mich schlagartig. >>Wieso musst du mich so erschrecken, Carlisle? <<, fragte ich in beleidigtem Ton, doch eigentlich war ich nur froh, dass er es war.
>>Es tut mir leid. Ich wollte dich keinesfalls erschrecken. Eigentlich hast du mich mehr erschreckt. Als ich dich gesehen habe, wie du aus deinem Zimmer geklettert bist, dachte ich du schlafwandelst! <<, erklärte Carlisle mir entschuldigend. Er hatte mich mittlerweile schon los gelassen und ich mich zu ihm umgedreht.
>>Ich schlafwandle doch nicht! <<, rief ich empört. >>Aber was hast du denn eigentlich hier bei mir gemacht? Vor allem um diese Zeit? <<, fragte ich ihn verwundert. Aber noch ehe er antworten konnte, musste ich bis über beide Backen grinsen. Carlisle, der den Mund schon geöffnet hatte, um sich zu erklären, zögerte und fragte dann vorsichtig: >>Wieso grinst du so? Dieses Grinsen bedeutet nie etwas Gutes. << Obwohl es Nacht war, spendete der Mond so helles Licht, dass Carlisle mich sehen konnte.
>>Du wolltest doch nicht etwa spannen kommen, oder? Hättest du dich dann in mein Zimmer geschlichen und mich dann mit irgendeiner Unanständigkeit die ganze Nacht wach gehalten? << Ich biss mir bei dem Gedanken auf die Unterlippe und fuhr mit meinen Händen in Carlisles Nacken.
>>Natürlich, und davor habe ich einen Bären gefressen, damit ich was im Magen habe. << Er grinste leicht und küsste mich dann auf die Stirn. >>Wie kommst du nur immer auf solche Sachen? <<
>>Na ja, die Hoffnung stirbt zuletzt, nicht? <<
>>Da hast du recht! << Carlisle befreite sich aus meiner Umarmung und nahm meine rechte Hand. >>So, ich nehme nicht an, dass du jetzt ganz brav schlafen gehen willst, oder? <<
>>Oh nein, Mister! <<, offenbarte ich Carlisle. >>Ich weiß schon, was wir jetzt machen werden. << Ich zwinkerte ihm zu und deutete ihm dann, dass er mich tragen sollte. Er schnappte mich, wie ein Bräutigam seine Braut. >>So, und jetzt mach deinen Hokus Pokus und flieg ganz schnell mit mir zu unserem See! <<, befahl ich Carlisle und schloss meine Augen. Ich hörte ihn lachen. >>Tut mir leid, fliegen kann ich nicht. Aber ganz wie Sie wünschen, Eure Majestät. <<
Dann spürte ich den Wind wieder so stark in meinen Haaren, bis Carlisle mich wieder absetzte.
Als ich die Augen öffnete, sah ich den kleinen See, den ich noch nie mit jemand anderem betreten hatte. Der Mond schien auf die Wasseroberfläche. Es war einfach nur magisch!
Glücklich sah ich Carlisle an, der meine Hand hielt. Dann ließ ich seine Hand los und begann mein Kleid auszuziehen. Mit einem Grinsen verschwand ich zum Ufer und stürzte mich dann in das kühle Nass. Carlisle sah mich verblüfft an, schüttelte den Kopf, begann dann aber auch sich auszuziehen. Ich war gerade wieder aufgetaucht, als Carlisle sich zu mir gesellte.
>>Na komm her, mein Tiger! << Daraufhin schüttelte Carlisle noch einmal den Kopf, kam aber trotzdem näher. Ich umarmte ihn und begann ihn zu küssen. Ich spürte seinen kalten Körper an meinem, den ich noch fester an ihn presste. Ich spürte, dass er seine Boxershorts angelassen hatte, was mich etwas enttäuschte. Ich selbst hatte meine Unterwäsche aber auch angelassen, also war es fair. Zum Glück hatte ich heute wieder ein paar von meiner schönsten Unterwäsche an.
Auch Carlisle küsste mich, und als ich mich enger an ihn presste, bemerkte ich, wie er sich wieder beherrschen musste. Er wollte seine Lippen von meinen lösen, doch ich ließ ihn nicht frei. Ich schlang meine Beine um seinen Bauch. Ich nahm seinen Kopf in meine Hände und fuhr ihm durch seine blonden Haare. Carlisle begann meinen Hals zu küssen. Während den Küssen sagte er immer ein Wort zu mir:
>>Du. << Kuss. >>Hast. << Kuss. >>Es. << Kuss. >>Nicht. << Kuss. >>Anders. << Kuss >>Gewollt. << Kuss.
Dann wanderte er mit seinem Mund meinen Hals hinunter zu meinem Dekolleté und zu meinen Bauch. Er setzte mich wieder ab, weswegen ich protestieren wollte, doch dann machte er weiter. Er tauchte unter, doch Unterwasser spürte ich seine Lippen an der Innenseite meiner Oberschenkel. In mir löste sich ein Kribbeln und durchzog meinen gesamten Körper. Ich wollte endlich mehr von ihm. Ich wollte alles von ihm!
>>Nicht aufhören! <<, dachte ich verzweifelt, drückte meine Zähne aneinander und schloss die Augen krampfhaft. Währenddessen wanderte Carlisle immer weiter an meiner Oberschenkelinnenseite hinauf. Dann spürte ich wie seine Zunge ganz leicht über das letzte Fleckchen meines Oberschenkels, und direkt auf die Stelle zu fuhr, an der ich ihn am durchdringendsten spüren konnte. In dem Moment zuckte es in mir drinnen so heftig, dass meine Beine zitternd unter mir nach gaben und ich ins Wasser sank. Ich hatte meine Augen noch immer geschlossen, als Carlisle mich hoch hob ich mich aus dem Wasser trug. Ich öffnete meine Augen und sah Carlisle an, der gar nicht mehr zu bremsen war. Er schmiss mich aufs kalte Gras und fiel dann über mich her.
Seine rechte Hand machte sich an meinem BH-Verschluss zu schaffen, während seine linke meine Hände, an den Handgelenken, über meinem Kopf an der Erde hielt. Dabei liebkoste er meinen Bauch und ich wurde von einem Schauer nach dem anderen gepackt. Als Carlisle endlich meinen BH geöffnet hatte sah ich ihm noch einmal in die Augen. Er war so wild, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Eigentlich hätte mir das ja nicht so viel aus gemacht, doch dann drückte er meine Handgelenke so fest zusammen, dass ich einen stechenden Schmerz spürte, der aber von den Wellen des Glücks übertrumpft wurden. Ich ignorierte den Schmerz und stöhnte, als Carlisle meinen anderen Oberschenkel mit zarten Fingern nach fuhr. Mein Körper bäumte sich auf und wollte noch mehr, doch dann spürte ich den Schmerz schon wieder. Carlisle packte so fest zu, dass ich den Schmerz einfach nicht ignorieren konnte.
>>Carlisle, du tust mir ein ganz kleines bisschen weh! <<, sagte ich mit leiser, zitternder Stimme, doch er hörte nicht auf mich. Stattdessen war er jetzt mit seiner Hand wieder zu der Stelle gekommen, wo ich seine Berührung so intensiv wahrnahm. Ich spürte wieder das überwältigende Gefühl, dass ich noch nie vor diesem Abend gespürt hatte. Ich stöhnte wieder, aber dadurch wurde auch der Schmerz größer. >>Carlisle, du tust mir wirklich weh. AUA!!<<
Er hatte meine Handgelenke noch fester gepackt, doch als mein kleiner Schrei die Nacht erfüllte, sah Carlisle mich sofort erschrocken an. Ich sah ihm in die Augen, sie waren wild, und verrückt nach mir. Doch dann verblassten diese Gefühle und ich sah den Schmerz, die Trauer und Qual in seinen Augen immer mehr aufkommen. Carlisle lag ganz steif auf mir, doch nach ein paar Sekunden ließ er meine schmerzenden Handgelenke los und stieg von mir. Sofort drehte er mir den Rücken zu und ich hörte einen wimmernden Laut von ihm. Ich setzte mich sofort auf und strich ihm über die Schulter, doch er zuckte vor meiner Berührung zurück, so als ob ich ihn verletzen würde.
>>Carlisle . . . <<, fing ich an, doch er begann zu reden, ohne dass ich meinen Satz zu Ende sprechen konnte.
>>Esme, fass mich nicht an! Sie mich nicht an! Ich . . . << Seine Stimme klang so verzweifelt, so verletzt. Dann schluckte er und stand auf. Die Wassertropfen rannen über seinen harten Körper und er schimmerte im Schein des Mondes, als er sich mir zuwandte. Seine Augen waren geschlossen, damit ich in ihnen seine Gefühle nicht erkennen konnte, doch ich fühlte sie auch so. Gerade in diesem Moment waren seine Gefühle so durchdringend, dass ich sie so fühlte, als wären sie meine eigenen. Mir schmerzte das Herz, als ich ihn so verzweifelt sah und ich fühlte das drückende Gefühl, das ich immer hatte, bevor ich mit dem Weinen anfangen musste. Ich schluckte, um meine Tränen zu unterdrücken. Ich stand auf und ging auf Carlisle zu.
>>Keinen Schritt weiter! <<, warnte er. Er wandte sich noch einmal von mir ab. Dann sah er mir in die Augen, bemüht seine Gefühle nicht zu zeigen, und sagte langsam: >>Ich werde jetzt gehen. Du gehst nach Hause und schläfst jetzt! << Ich schüttelte den Kopf und ging noch einen Schritt auf ihn zu. Ich wollte seine Hände nehmen, ihn an mich drücken und ihm sagen dass alles in Ordnung war.
>>Carlisle, lass mich . . . <<, begann ich noch einmal, aber Carlisle ließ mich nicht zu Wort kommen.
>>Komm nicht näher, ich meine es ernst! <<
Er sagte es mit so einer Bestimmung, dass ich zusammen zuckte. Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen und begannen mir die Wange hinunter zu rinnen. Ich streckte meine Hand nach Carlisle aus, doch er wich zurück. Jetzt waren seine Augen noch Schmerzverzogener, als vorher. Er sah mich kurz an, doch unterbrach dann unseren Blickkontakt. >>Nicht . . . <<, flüsterte er. Dann war er in Windeseile verschwunden. Ich blieb alleine auf der Lichtung zurück. Hinter mir lagen unsere Kleider. Ich sackte auf der Stelle zusammen und spürte, wie meine Tränen nun vollkommen ungebremst aus meinen Augen quollen.
Als ich zur Haustüre hinein kam, stürmte meine Mutter sofort auf mich zu. >>War das gerade Collin? <<, fragte sie ganz aufgeregt und starrte aus dem Fenster, um zu versuchen noch einen letzten Blick auf meinen Begleiter zu werfen.
>>Ja Mom, es war Collin <<, antwortete ich ihr etwas genervt. Ich hatte jetzt nicht besonders viel Lust mit ihr über Collin zu reden. Meine Mutter vergötterte Collin! Jedes Mal, wenn er in der Nähe war, kicherte sie sofort los und kam immer mit so Sprüchen, wie: „Ach, dann lasse ich euch zwei mal alleine. Ich will euch nicht stören.“ Ich bemerkte, wie sie versuchte, dass Collin und ich so viel Zeit miteinander verbrachten, wie nur möglich. Früher war ich ihr sogar dankbar gewesen, aber jetzt fand ich es wirklich unpassend. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass meine Mutter nur wollte, dass Collin und ich zusammen kamen, weil sie sich insgeheim wünschte, dass selbst mit Collin ausgehen zu könnte. Aber natürlich war das nur ein Gefühl.
>>Ach wirklich? Was habt ihr denn so geredet? Er ist ein toller Mann, oder Esme? <<, erkundigte sich meine Mom penetrant.
Ein scharfes >>Mom! << zeigte ihr, dass ich im Moment nicht dazu aufgelegt war, mit ihr über Collin zu schwärmen. Sie sah mich eingeschnappt an, murmelte etwas von: >>Ich hab doch nur gefragt << und wandte sich dann von mir ab, um die Küche sauber zu machen, damit sie schlafen gehen konnte. Sie ließ niemals etwas bis zum Morgen übrig. Niemals!
Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Als ich die Türe hinter mir schloss, blieb ich noch kurz stehen und atmete einmal tief ein. Dann ging ich auf mein Bett zu und ließ mich in die weiche Matratze fallen, als wäre ich ein Sack voll Kartoffeln. Ich schloss die Augen und dachte an die letzte Stunde. Warum machten Männer immer solche Szenen? Irgendwie kam es mir so vor, als würden sich Carlisle und Collin nicht leiden können. Eigentlich war es ja schade, da sie beide wichtige Rollen in meinem Leben spielten, wobei natürlich der eine viel wichtiger war, als der andere.
Ich schlug die Augen auf, als ich plötzlich von draußen ein Rascheln vernahm. Es war ganz still, bis auf meinen Herzschlag und das raschelnde Geräusch, dass aus dem Wald, hinter meinem Fenster, kam. Ich wagte es nicht mich zu bewegen. So kannte ich mich gar nicht, normalerweise war ich kein solcher Angsthase.
Ich vertrieb meine unheimlichen Vermutungen, was das Rascheln sein könnte und setzte mich langsam auf. Dann ging ich zu meinem Fenster und schob es auf. Mir wehte warme Nachtluft übers Gesicht und am Himmel war ein wunderschöner Vollmond zu sehen. Ich genoss kurz den Moment, ehe ich mich wieder dem unheimlichen Laut zuwandte. Doch es hatte aufgehört, was mich verwunderte. Meine Angst war wie weggeblasen. Mich interessierte nur der Grund, der das Rascheln erzeugt hatte. Ohne nachzudenken stieg ich mit meinem rechten Bein aus dem Fenster. Ich drehte mich zur Mauer, damit ich mein linkes Bein aus dem Fenster schwingen konnte, ohne dass ich hinunter fiel. Mit den Beinen stellte ich mich auf den Holzbalken, der rund um unser Haus als Verzierung angebracht war. Als ich sicher auf diesem stand, warf ich noch einen letzten Blick in mein hell erleuchtetes Zimmer, ehe ich von dem Balken sprang.
Ich landete unsanft auf der Erde, doch das störte mich nicht. Es war ganz leise, das einzige Geräusch, das ich hörte, war der Wind, der durch die Bäume wehte. Ich sah mich um und ging einen Schritt näher zu Wald. Auf einmal war es so, als ob jemand hinter mir gewesen wäre, worauf ich mich blitzartig umdrehte. Dann spürte ich eine Hand, die sich von hinten auf meinen Mund drückte, damit ich nicht schreien konnte, und noch eine Hand, die mich am Oberkörper fest hielt. Ich hätte quietschen können, doch ich war so geschockt, dass ich keinen Mucks von mir geben, geschweige denn mich bewegen konnte. Mein Herz hatte im ersten Moment ausgesetzt, doch jetzt pochte es umso heftiger. Ich spürte kühlen Atem in meinem Nacken, wo sich schlagartig alle feinen Härchen aufrichteten.
>>Sssht! <<, machte die Person hinter mir. >>Beruhige dich, ich bin es doch nur! << Als ich seine Stimme erkannte, beruhigte ich mich schlagartig. >>Wieso musst du mich so erschrecken, Carlisle? <<, fragte ich in beleidigtem Ton, doch eigentlich war ich nur froh, dass er es war.
>>Es tut mir leid. Ich wollte dich keinesfalls erschrecken. Eigentlich hast du mich mehr erschreckt. Als ich dich gesehen habe, wie du aus deinem Zimmer geklettert bist, dachte ich du schlafwandelst! <<, erklärte Carlisle mir entschuldigend. Er hatte mich mittlerweile schon los gelassen und ich mich zu ihm umgedreht.
>>Ich schlafwandle doch nicht! <<, rief ich empört. >>Aber was hast du denn eigentlich hier bei mir gemacht? Vor allem um diese Zeit? <<, fragte ich ihn verwundert. Aber noch ehe er antworten konnte, musste ich bis über beide Backen grinsen. Carlisle, der den Mund schon geöffnet hatte, um sich zu erklären, zögerte und fragte dann vorsichtig: >>Wieso grinst du so? Dieses Grinsen bedeutet nie etwas Gutes. << Obwohl es Nacht war, spendete der Mond so helles Licht, dass Carlisle mich sehen konnte.
>>Du wolltest doch nicht etwa spannen kommen, oder? Hättest du dich dann in mein Zimmer geschlichen und mich dann mit irgendeiner Unanständigkeit die ganze Nacht wach gehalten? << Ich biss mir bei dem Gedanken auf die Unterlippe und fuhr mit meinen Händen in Carlisles Nacken.
>>Natürlich, und davor habe ich einen Bären gefressen, damit ich was im Magen habe. << Er grinste leicht und küsste mich dann auf die Stirn. >>Wie kommst du nur immer auf solche Sachen? <<
>>Na ja, die Hoffnung stirbt zuletzt, nicht? <<
>>Da hast du recht! << Carlisle befreite sich aus meiner Umarmung und nahm meine rechte Hand. >>So, ich nehme nicht an, dass du jetzt ganz brav schlafen gehen willst, oder? <<
>>Oh nein, Mister! <<, offenbarte ich Carlisle. >>Ich weiß schon, was wir jetzt machen werden. << Ich zwinkerte ihm zu und deutete ihm dann, dass er mich tragen sollte. Er schnappte mich, wie ein Bräutigam seine Braut. >>So, und jetzt mach deinen Hokus Pokus und flieg ganz schnell mit mir zu unserem See! <<, befahl ich Carlisle und schloss meine Augen. Ich hörte ihn lachen. >>Tut mir leid, fliegen kann ich nicht. Aber ganz wie Sie wünschen, Eure Majestät. <<
Dann spürte ich den Wind wieder so stark in meinen Haaren, bis Carlisle mich wieder absetzte.
Als ich die Augen öffnete, sah ich den kleinen See, den ich noch nie mit jemand anderem betreten hatte. Der Mond schien auf die Wasseroberfläche. Es war einfach nur magisch!
Glücklich sah ich Carlisle an, der meine Hand hielt. Dann ließ ich seine Hand los und begann mein Kleid auszuziehen. Mit einem Grinsen verschwand ich zum Ufer und stürzte mich dann in das kühle Nass. Carlisle sah mich verblüfft an, schüttelte den Kopf, begann dann aber auch sich auszuziehen. Ich war gerade wieder aufgetaucht, als Carlisle sich zu mir gesellte.
>>Na komm her, mein Tiger! << Daraufhin schüttelte Carlisle noch einmal den Kopf, kam aber trotzdem näher. Ich umarmte ihn und begann ihn zu küssen. Ich spürte seinen kalten Körper an meinem, den ich noch fester an ihn presste. Ich spürte, dass er seine Boxershorts angelassen hatte, was mich etwas enttäuschte. Ich selbst hatte meine Unterwäsche aber auch angelassen, also war es fair. Zum Glück hatte ich heute wieder ein paar von meiner schönsten Unterwäsche an.
Auch Carlisle küsste mich, und als ich mich enger an ihn presste, bemerkte ich, wie er sich wieder beherrschen musste. Er wollte seine Lippen von meinen lösen, doch ich ließ ihn nicht frei. Ich schlang meine Beine um seinen Bauch. Ich nahm seinen Kopf in meine Hände und fuhr ihm durch seine blonden Haare. Carlisle begann meinen Hals zu küssen. Während den Küssen sagte er immer ein Wort zu mir:
>>Du. << Kuss. >>Hast. << Kuss. >>Es. << Kuss. >>Nicht. << Kuss. >>Anders. << Kuss >>Gewollt. << Kuss.
Dann wanderte er mit seinem Mund meinen Hals hinunter zu meinem Dekolleté und zu meinen Bauch. Er setzte mich wieder ab, weswegen ich protestieren wollte, doch dann machte er weiter. Er tauchte unter, doch Unterwasser spürte ich seine Lippen an der Innenseite meiner Oberschenkel. In mir löste sich ein Kribbeln und durchzog meinen gesamten Körper. Ich wollte endlich mehr von ihm. Ich wollte alles von ihm!
>>Nicht aufhören! <<, dachte ich verzweifelt, drückte meine Zähne aneinander und schloss die Augen krampfhaft. Währenddessen wanderte Carlisle immer weiter an meiner Oberschenkelinnenseite hinauf. Dann spürte ich wie seine Zunge ganz leicht über das letzte Fleckchen meines Oberschenkels, und direkt auf die Stelle zu fuhr, an der ich ihn am durchdringendsten spüren konnte. In dem Moment zuckte es in mir drinnen so heftig, dass meine Beine zitternd unter mir nach gaben und ich ins Wasser sank. Ich hatte meine Augen noch immer geschlossen, als Carlisle mich hoch hob ich mich aus dem Wasser trug. Ich öffnete meine Augen und sah Carlisle an, der gar nicht mehr zu bremsen war. Er schmiss mich aufs kalte Gras und fiel dann über mich her.
Seine rechte Hand machte sich an meinem BH-Verschluss zu schaffen, während seine linke meine Hände, an den Handgelenken, über meinem Kopf an der Erde hielt. Dabei liebkoste er meinen Bauch und ich wurde von einem Schauer nach dem anderen gepackt. Als Carlisle endlich meinen BH geöffnet hatte sah ich ihm noch einmal in die Augen. Er war so wild, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Eigentlich hätte mir das ja nicht so viel aus gemacht, doch dann drückte er meine Handgelenke so fest zusammen, dass ich einen stechenden Schmerz spürte, der aber von den Wellen des Glücks übertrumpft wurden. Ich ignorierte den Schmerz und stöhnte, als Carlisle meinen anderen Oberschenkel mit zarten Fingern nach fuhr. Mein Körper bäumte sich auf und wollte noch mehr, doch dann spürte ich den Schmerz schon wieder. Carlisle packte so fest zu, dass ich den Schmerz einfach nicht ignorieren konnte.
>>Carlisle, du tust mir ein ganz kleines bisschen weh! <<, sagte ich mit leiser, zitternder Stimme, doch er hörte nicht auf mich. Stattdessen war er jetzt mit seiner Hand wieder zu der Stelle gekommen, wo ich seine Berührung so intensiv wahrnahm. Ich spürte wieder das überwältigende Gefühl, dass ich noch nie vor diesem Abend gespürt hatte. Ich stöhnte wieder, aber dadurch wurde auch der Schmerz größer. >>Carlisle, du tust mir wirklich weh. AUA!!<<
Er hatte meine Handgelenke noch fester gepackt, doch als mein kleiner Schrei die Nacht erfüllte, sah Carlisle mich sofort erschrocken an. Ich sah ihm in die Augen, sie waren wild, und verrückt nach mir. Doch dann verblassten diese Gefühle und ich sah den Schmerz, die Trauer und Qual in seinen Augen immer mehr aufkommen. Carlisle lag ganz steif auf mir, doch nach ein paar Sekunden ließ er meine schmerzenden Handgelenke los und stieg von mir. Sofort drehte er mir den Rücken zu und ich hörte einen wimmernden Laut von ihm. Ich setzte mich sofort auf und strich ihm über die Schulter, doch er zuckte vor meiner Berührung zurück, so als ob ich ihn verletzen würde.
>>Carlisle . . . <<, fing ich an, doch er begann zu reden, ohne dass ich meinen Satz zu Ende sprechen konnte.
>>Esme, fass mich nicht an! Sie mich nicht an! Ich . . . << Seine Stimme klang so verzweifelt, so verletzt. Dann schluckte er und stand auf. Die Wassertropfen rannen über seinen harten Körper und er schimmerte im Schein des Mondes, als er sich mir zuwandte. Seine Augen waren geschlossen, damit ich in ihnen seine Gefühle nicht erkennen konnte, doch ich fühlte sie auch so. Gerade in diesem Moment waren seine Gefühle so durchdringend, dass ich sie so fühlte, als wären sie meine eigenen. Mir schmerzte das Herz, als ich ihn so verzweifelt sah und ich fühlte das drückende Gefühl, das ich immer hatte, bevor ich mit dem Weinen anfangen musste. Ich schluckte, um meine Tränen zu unterdrücken. Ich stand auf und ging auf Carlisle zu.
>>Keinen Schritt weiter! <<, warnte er. Er wandte sich noch einmal von mir ab. Dann sah er mir in die Augen, bemüht seine Gefühle nicht zu zeigen, und sagte langsam: >>Ich werde jetzt gehen. Du gehst nach Hause und schläfst jetzt! << Ich schüttelte den Kopf und ging noch einen Schritt auf ihn zu. Ich wollte seine Hände nehmen, ihn an mich drücken und ihm sagen dass alles in Ordnung war.
>>Carlisle, lass mich . . . <<, begann ich noch einmal, aber Carlisle ließ mich nicht zu Wort kommen.
>>Komm nicht näher, ich meine es ernst! <<
Er sagte es mit so einer Bestimmung, dass ich zusammen zuckte. Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen und begannen mir die Wange hinunter zu rinnen. Ich streckte meine Hand nach Carlisle aus, doch er wich zurück. Jetzt waren seine Augen noch Schmerzverzogener, als vorher. Er sah mich kurz an, doch unterbrach dann unseren Blickkontakt. >>Nicht . . . <<, flüsterte er. Dann war er in Windeseile verschwunden. Ich blieb alleine auf der Lichtung zurück. Hinter mir lagen unsere Kleider. Ich sackte auf der Stelle zusammen und spürte, wie meine Tränen nun vollkommen ungebremst aus meinen Augen quollen.
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
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Kapitel 23: Ich liebe dich!
23.: Ich liebe dich!
Der Mond schien auf mich hinab. Ich saß auf meinen Knien und fror. Doch das störte mich alles nicht. Ich starrte schon seit Stunden auf den Fleck, wo ich Carlisle das letzte Mal gesehen hatte. Ich sah den Schmerz in seinen Augen, den er gespürt hatte, als er erkannte, dass er mir wehgetan hatte.
Ich fühlte keinen Schmerz mehr, ich fühlte gar nichts. Trotzdem rannen mir die Tränen über die Wange, wie Wasserfälle. Ich schluchzte nicht, aber trotzdem konnte ich die Tränen nicht stoppen. Der Platz, an dem Carlisle gestanden hatte, verschwamm vor meinen tränendurchströmten Augen, wurde aber wieder schärfer, als sich die Tränen einen Weg an die Freiheit erkämpft hatten. Und sobald es eine Träne geschafft hatte, folgten die anderen auch sofort, bis meine Augen wieder normal waren. Dann begann der Prozess wieder von vorne.
Ich konnte nicht begreifen, was passiert war. Es war doch gerade noch alles in Ordnung gewesen. Mehr als in Ordnung! Dann war da noch dieser komische Schmerz gewesen, an den ich mich nur mehr vage erinnern konnte.
Ich sah auf meine Hände, die in meinem Schoß lagen, hinunter und begutachtete meine Handgelenke. Sie waren genau so wie immer, außer dass sie im Mondlicht noch blasser wirkten, als sie eigentlich waren. Ich konnte die Augen nicht von ihnen abwenden. Ich spürte meine Tränen auf sie hinunter tropfen, doch ich konnte nichts dagegen tun.
Schließlich rappelte ich mich auf und schlurfte zu meinem Kleid, das neben Carlisles Sachen lag. Ich zog mich an und beäugte dann Carlisles Klamotten. Sein graues Hemd lag sorgfältig gefaltet auf seinen Jeans, die ebenfalls zusammengelegt war.
Dann kniete ich mich hin und hob seine Sachen auf. Ich zitterte, als ich mit meinen Händen unter Carlisles Jeans fuhr und sie an mich nahm. Ich musste tief durch atmen, damit ich aufstehen konnte. Jeder Schritt strengte meinen Körper so sehr an, dass ich aufpassen musste, nicht hin zu fallen.
Ich ging quer Feld ein, durch das dichte Geäst und kam dann nach ein paar Minuten an die Straße, der ich Richtung Westen folgen musste, damit ich nach Hause kam. Ich setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und konzentrierte mich bei jedem Schritt.
Als ich unser Haus sah, war die Sonne bereits am Aufgehen. Doch ich war nicht lange gegangen, jedenfalls kam es mir so vor. Ich öffnete die Haustüre, die nicht abgeschlossen war, und sah meine Mutter verschlafen Frühstück machen. Als sie mich sah, kam sie auf mich zu gestürzt und begann sofort zu plappern.
>>Esme, was machst du denn hier? Ich dachte du schläfst noch! Woher kommst du denn und was hast du da für Sachen in der Hand? << Sie starrte mich erwartungsvoll an, doch ich antwortete nicht. Ich ging einfach an ihr vorbei, in mein Zimmer und legte Carlisles Klamotten vorsichtig auf eine Kommode. Dann setzte ich mich auf mein Bett, starrte auf das Wäldchen vor meinem Zimmer und legte mich hin.
Als ich aufwachte, kam das Licht von der untergehenden Sonne in mein Zimmer geschienen. Ich war vom Klopfen an meiner Türe geweckt worden. Müde sah ich zur Tür, die sich öffnete und meine Mutter zum Vorschein brachte.
>>Esme, du hast den ganzen Tag durch geschlafen, ich mache mir Sorgen um dich. Möchtest du nichts essen? <<, fragte sie mich leise. Ich drehte mich auf die andere Seite und schloss die Augen.
Meine heißen Wangen wurden von angenehmer Kälte abgekühlt.
>>Sie hat etwas Fieber, aber es ist nichts Ernstes! Sie braucht nur etwas Ruhe. Bitte lassen Sie mich einen kleinen Moment mit meiner Patientin alleine! <<, hörte ich die engelhafte Stimme sagen. Ich ließ die Augen geschlossen, als ich meine Türe ins Schloss fallen hörte.
>>Esme, kannst du die Augen öffnen? <<, fragte die zarteste Stimme auf Erden. Ich hatte angenommen, dass ich geträumt hatte, doch jetzt sprach er schon wieder mit mir. Vorsichtig blinzelte ich, doch das helle Licht, das ich erwartet hatte, war nur ein schwacher Schein einer Kerze, die auf meinem Nachtkästchen stand. Vor mir erblickte ich das Gesicht von Carlisle, das mich nicht direkt ansah.
>>Carlisle? <<, fragte ich verwirrt und setzte mich auf. Carlisle saß neben mir auf dem Bett und sah nun zu Boden. >>Was machst du hier? Ich dachte du willst nichts mehr mit mir zu tun haben <<
>>Deine Eltern haben mich geholt, weil du bereits den zweiten Tag durch geschlafen hast. Du hast Fieber . . . <<, erwiderte Carlisle professionell und stand von meinem Bett auf. >> . . . und nur deswegen bin ich hier. <<
Ich schluckte, um meine Tränen zu unterdrücken, doch es gelang mir nicht. Ich war verwirrt und traurig.
>>Aber ich möchte wissen, was letztens passiert ist! <<, erklärte ich mit tränenverzerrter Stimme.
>>Esme<<, sagte Carlisle mit demselben Schmerz in der Stimme, den ich auch vor zwei Tagen schon gehört hatte. >> Das weißt du doch selber am Besten. <<
>>Nein, ich weiß es nicht! Ich habe keine Ahnung wieso . . . <<
>>Esme, bitte lass das Theater! <<, stieß Carlisle aus.
Ich schluchzte. >>Aber was mache ich denn?? Ich . . . Ich . . .<<
Ich schluchzte noch heftiger und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Carlisle kam auf mich zu gestürzt und strich mir über die Wange.
>>Bitte verzeih mir. Ich bin so ungerecht zu dir, nur weil ich ein Problem mit mir selbst habe. << Ich sah in seine wundervollen Augen, doch obwohl sie so wundervoll waren, war es so schmerzvoll sie anzusehen. Die Trauer in ihnen war noch größer geworden. >> Also, es tut mir wirklich leid, dass ich so ungerecht war. Ich werde dir jetzt alles ganz genau erklären, auch wenn es mir schwer fällt! << Carlisle atmete einmal tief durch ehe er begann: >> Du kannst dich doch erinnern, dass ich dir immer gesagt habe, wenn wir einmal mehr wagen als sonst, könnte ich dir wehtun? << Ich nickte.
>>Und genau das ist passiert. Ich habe dir deine Handgelenke . . . << Er stockte kurz, bis er sich wieder fasste. >>. . . gequetscht! Gott sei Dank habe ich dir nichts gebrochen. Das könnte ich mir nicht verzeihen. Aber auch so kann ich mir nicht verzeihen, ich habe die Kontrolle über mich verloren. << Carlisle nahm meine Hände vorsichtig in seine, und strich ganz sanft über meine dunkelviolett gefärbten Handgelenke. Erstaunt sah ich sie an, ich hatte den Schmerz bis jetzt nicht gespürt.
>>Aber, das ist doch nicht deine Schuld! Das kann schon mal vorkommen! <<
>>Esme, es ist wirklich lieb von dir, dass du mich in Schutz nehmen möchtest, aber es ist meine Schuld! Ich hätte es erst gar nicht so weit kommen lassen dürfen. <<
>>Hey, jetzt mach dich doch nicht so schlecht. Ich habe es ja heraus gefordert. Nicht nur vor zwei Tagen, sondern schon die ganze Zeit.<<
>>Trotzdem hätte ich nicht nachgeben dürfen. Ich wusste ja was passiert, du nicht! Es ist unverzeihlich, was ich getan habe! <<
>>Carlisle, hör doch auf damit! <<
>>Nein Esme, hör du damit auf! Du siehst immer nur was du sehen willst. Kannst du nicht akzeptieren, dass ich gefährlich für dich bin? Immerhin habe ich dich verletzt, und du tust so, als wäre das ganz normal. << Carlisle schnaubte und sprang wieder vom Bett auf. Er ging ein bisschen in meinem Zimmer auf und ab um sich zu beruhigen, ehe er sich wieder hin setzte und weiter sprach.
>>Tut mir leid, dass ich schon wieder die Fassung verloren habe, das passiert mir sonst nicht. Ich fasse es einfach nicht, dass du so viel Vertrauen in mich hast. Das habe ich nicht verdient, schon gar nicht nach dem, was ich dir angetan habe! <<
>>Aber Carlisle, natürlich verdienst du dieses Vertrauen, ich kenne niemanden der es mehr verdient, als du! Schließlich bist du auch nur ein Mensch, wir müssen nur weiter üben, dann werden wir dort weiter machen können, wo wir letztens aufgehört haben . . . <<, erklärte ich Carlisle und richtete mich noch mehr auf. >>Ich habe zwar keine Ahnung, wieso du so stark bist, und fliegen kannst, aber wir schaffen das schon. Wir müssen nur weiter üben! << Ich lächelte Carlisle gütig an, doch als ich seinen Gesichtsausdruck sah, gefror mir das Blut in den Adern. Seine Miene hatte sich verändert, er war entsetzt.
>>Wie kannst du nur daran denken noch einmal mit mir schlafen zu wollen? Hat dir dieses eine Mal nicht gereicht? Außerdem waren wir dieses Mal erst kurz davor, und da ist schon so etwas Schreckliches passiert. Wie verstümmelt glaubst du wirst du sein, wenn wir es wirklich hinter uns haben? <<, fragte er fassungslos.
Ich sah ihn verständnislos an, doch als ich gerade antworten wollte, sprach er weiter: >>Ich werde abreisen, Esme. Ich habe mich schon lange genug hier aufgehalten. Ich hätte gleich nach einer Woche abreisen sollen, so wie ich es anfangs wollte, dann wäre all das nie passiert. <<
Mein Herz setzte aus. Er wollte mich verlassen? Aber wie sollte ich denn weiter ohne ihn leben?
>>Was? <<, fragte ich leise. Ich schüttelte den Kopf, sicher hatte ich mich verhört.
>>Es tut mir leid, ich weiß, dass ich erbarmungslos bin. Ich kann einfach nicht mehr in deiner Nähe bleiben und dich der Gefahr aussetzten, die ich für dich darstelle. Du wirst über mich hinweg kommen. Da bin ich mir ganz sicher <<, meinte Carlisle und gab mir einen letzten Kuss auf die Stirn, während ich wie versteinert in meinem Bett saß.
>>Leb wohl, mein süßer Engel, ich werde dich nie vergessen! <<, flüsterte er mir zu, ehe er sich umdrehte und aus dem Zimmer ging.
Ich starrte entgeistert auf die Tür, ich musste geträumt haben. Carlisle würde mich doch nie verlassen, oder? Die Tür ging auf und meine Mutter kam herein. >>Esme, geht es dir schon besser? Hast du Dr. Cullen gerade verabschiedet? Es ist schon schade, dass er jetzt . . . << Ich stürmte an meiner plappernden Mutter vorbei. Mir hingen verschwitzte Haarsträhnen ins Gesicht, das schon wieder nass von meinen Tränen war, doch das war mir jetzt egal. Ich musste ihn aufhalten! Ich stürzte die Treppen hinunter, vorbei an meinem verwirrten Vater und hinaus, in den strömenden Regen. Ich rannte die Straße hinunter ins Dorf, als ich eine Kutsche auf mich zu kommen sah. Darin saßen Carlisle und Edward.
>>Carlisle, CARLISLE! <<, schrie ich verzweifelt. >>Verlass mich nicht, bitte! Ich kann ohne dich doch nicht mehr leben! Bitte bleib bei mir! <<, flehte ich. Ich war stehen geblieben, und wartete, dass die Kutsche bei mir anhielt. Ich zitterte durchnässt vom Regen, doch auch das störte mich nicht.
Als mich die Kutsche erreichte, hielt ich den Atem an, sie wurde langsamer. Unter all meinen Tränen lachte ich ein erleichtertes Lachen. Ich wusste, dass er mich nicht verlassen konnte. Ihm war wahrscheinlich endlich klar geworden, dass ich nicht mehr ohne ihn leben konnte und es einfach Quälerei wäre, wenn er ohne mich gehen würde. Doch dann sah ich in die Kutsche. Ich sah Edwards Gesicht, es war vor Mitleid verzerrt und er sah mich traurig an. Mein Lachen erstickte. Dann sah ich Carlisle, er sah mich nicht an. Er sah nur nach vorne zu Edward. Dann beschleunigte die Kutsche wieder und raste an mir vorbei. Verzweifelt starrte ich ihr nach. Dann begann ich ihr hinterher zu rennen, dabei schrie ich aus Leibeskräften: >>Carlisle! Du darfst mich nicht verlassen! Ich liebe dich doch! Ich liebe dich, hörst du? ICH LIEBE DICH! <<
Doch die Kutsche fuhr weiter. Ich brach auf dem Kiesweg zusammen. Die kleinen Steine bohrten sich in meine Haut als ich mich schluchzend auf den Boden geworfen hatte.
>>Ich liebe dich <<, flüsterte ich. Doch es war zu spät. Er war weg.
Der Mond schien auf mich hinab. Ich saß auf meinen Knien und fror. Doch das störte mich alles nicht. Ich starrte schon seit Stunden auf den Fleck, wo ich Carlisle das letzte Mal gesehen hatte. Ich sah den Schmerz in seinen Augen, den er gespürt hatte, als er erkannte, dass er mir wehgetan hatte.
Ich fühlte keinen Schmerz mehr, ich fühlte gar nichts. Trotzdem rannen mir die Tränen über die Wange, wie Wasserfälle. Ich schluchzte nicht, aber trotzdem konnte ich die Tränen nicht stoppen. Der Platz, an dem Carlisle gestanden hatte, verschwamm vor meinen tränendurchströmten Augen, wurde aber wieder schärfer, als sich die Tränen einen Weg an die Freiheit erkämpft hatten. Und sobald es eine Träne geschafft hatte, folgten die anderen auch sofort, bis meine Augen wieder normal waren. Dann begann der Prozess wieder von vorne.
Ich konnte nicht begreifen, was passiert war. Es war doch gerade noch alles in Ordnung gewesen. Mehr als in Ordnung! Dann war da noch dieser komische Schmerz gewesen, an den ich mich nur mehr vage erinnern konnte.
Ich sah auf meine Hände, die in meinem Schoß lagen, hinunter und begutachtete meine Handgelenke. Sie waren genau so wie immer, außer dass sie im Mondlicht noch blasser wirkten, als sie eigentlich waren. Ich konnte die Augen nicht von ihnen abwenden. Ich spürte meine Tränen auf sie hinunter tropfen, doch ich konnte nichts dagegen tun.
Schließlich rappelte ich mich auf und schlurfte zu meinem Kleid, das neben Carlisles Sachen lag. Ich zog mich an und beäugte dann Carlisles Klamotten. Sein graues Hemd lag sorgfältig gefaltet auf seinen Jeans, die ebenfalls zusammengelegt war.
Dann kniete ich mich hin und hob seine Sachen auf. Ich zitterte, als ich mit meinen Händen unter Carlisles Jeans fuhr und sie an mich nahm. Ich musste tief durch atmen, damit ich aufstehen konnte. Jeder Schritt strengte meinen Körper so sehr an, dass ich aufpassen musste, nicht hin zu fallen.
Ich ging quer Feld ein, durch das dichte Geäst und kam dann nach ein paar Minuten an die Straße, der ich Richtung Westen folgen musste, damit ich nach Hause kam. Ich setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und konzentrierte mich bei jedem Schritt.
Als ich unser Haus sah, war die Sonne bereits am Aufgehen. Doch ich war nicht lange gegangen, jedenfalls kam es mir so vor. Ich öffnete die Haustüre, die nicht abgeschlossen war, und sah meine Mutter verschlafen Frühstück machen. Als sie mich sah, kam sie auf mich zu gestürzt und begann sofort zu plappern.
>>Esme, was machst du denn hier? Ich dachte du schläfst noch! Woher kommst du denn und was hast du da für Sachen in der Hand? << Sie starrte mich erwartungsvoll an, doch ich antwortete nicht. Ich ging einfach an ihr vorbei, in mein Zimmer und legte Carlisles Klamotten vorsichtig auf eine Kommode. Dann setzte ich mich auf mein Bett, starrte auf das Wäldchen vor meinem Zimmer und legte mich hin.
Als ich aufwachte, kam das Licht von der untergehenden Sonne in mein Zimmer geschienen. Ich war vom Klopfen an meiner Türe geweckt worden. Müde sah ich zur Tür, die sich öffnete und meine Mutter zum Vorschein brachte.
>>Esme, du hast den ganzen Tag durch geschlafen, ich mache mir Sorgen um dich. Möchtest du nichts essen? <<, fragte sie mich leise. Ich drehte mich auf die andere Seite und schloss die Augen.
Meine heißen Wangen wurden von angenehmer Kälte abgekühlt.
>>Sie hat etwas Fieber, aber es ist nichts Ernstes! Sie braucht nur etwas Ruhe. Bitte lassen Sie mich einen kleinen Moment mit meiner Patientin alleine! <<, hörte ich die engelhafte Stimme sagen. Ich ließ die Augen geschlossen, als ich meine Türe ins Schloss fallen hörte.
>>Esme, kannst du die Augen öffnen? <<, fragte die zarteste Stimme auf Erden. Ich hatte angenommen, dass ich geträumt hatte, doch jetzt sprach er schon wieder mit mir. Vorsichtig blinzelte ich, doch das helle Licht, das ich erwartet hatte, war nur ein schwacher Schein einer Kerze, die auf meinem Nachtkästchen stand. Vor mir erblickte ich das Gesicht von Carlisle, das mich nicht direkt ansah.
>>Carlisle? <<, fragte ich verwirrt und setzte mich auf. Carlisle saß neben mir auf dem Bett und sah nun zu Boden. >>Was machst du hier? Ich dachte du willst nichts mehr mit mir zu tun haben <<
>>Deine Eltern haben mich geholt, weil du bereits den zweiten Tag durch geschlafen hast. Du hast Fieber . . . <<, erwiderte Carlisle professionell und stand von meinem Bett auf. >> . . . und nur deswegen bin ich hier. <<
Ich schluckte, um meine Tränen zu unterdrücken, doch es gelang mir nicht. Ich war verwirrt und traurig.
>>Aber ich möchte wissen, was letztens passiert ist! <<, erklärte ich mit tränenverzerrter Stimme.
>>Esme<<, sagte Carlisle mit demselben Schmerz in der Stimme, den ich auch vor zwei Tagen schon gehört hatte. >> Das weißt du doch selber am Besten. <<
>>Nein, ich weiß es nicht! Ich habe keine Ahnung wieso . . . <<
>>Esme, bitte lass das Theater! <<, stieß Carlisle aus.
Ich schluchzte. >>Aber was mache ich denn?? Ich . . . Ich . . .<<
Ich schluchzte noch heftiger und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Carlisle kam auf mich zu gestürzt und strich mir über die Wange.
>>Bitte verzeih mir. Ich bin so ungerecht zu dir, nur weil ich ein Problem mit mir selbst habe. << Ich sah in seine wundervollen Augen, doch obwohl sie so wundervoll waren, war es so schmerzvoll sie anzusehen. Die Trauer in ihnen war noch größer geworden. >> Also, es tut mir wirklich leid, dass ich so ungerecht war. Ich werde dir jetzt alles ganz genau erklären, auch wenn es mir schwer fällt! << Carlisle atmete einmal tief durch ehe er begann: >> Du kannst dich doch erinnern, dass ich dir immer gesagt habe, wenn wir einmal mehr wagen als sonst, könnte ich dir wehtun? << Ich nickte.
>>Und genau das ist passiert. Ich habe dir deine Handgelenke . . . << Er stockte kurz, bis er sich wieder fasste. >>. . . gequetscht! Gott sei Dank habe ich dir nichts gebrochen. Das könnte ich mir nicht verzeihen. Aber auch so kann ich mir nicht verzeihen, ich habe die Kontrolle über mich verloren. << Carlisle nahm meine Hände vorsichtig in seine, und strich ganz sanft über meine dunkelviolett gefärbten Handgelenke. Erstaunt sah ich sie an, ich hatte den Schmerz bis jetzt nicht gespürt.
>>Aber, das ist doch nicht deine Schuld! Das kann schon mal vorkommen! <<
>>Esme, es ist wirklich lieb von dir, dass du mich in Schutz nehmen möchtest, aber es ist meine Schuld! Ich hätte es erst gar nicht so weit kommen lassen dürfen. <<
>>Hey, jetzt mach dich doch nicht so schlecht. Ich habe es ja heraus gefordert. Nicht nur vor zwei Tagen, sondern schon die ganze Zeit.<<
>>Trotzdem hätte ich nicht nachgeben dürfen. Ich wusste ja was passiert, du nicht! Es ist unverzeihlich, was ich getan habe! <<
>>Carlisle, hör doch auf damit! <<
>>Nein Esme, hör du damit auf! Du siehst immer nur was du sehen willst. Kannst du nicht akzeptieren, dass ich gefährlich für dich bin? Immerhin habe ich dich verletzt, und du tust so, als wäre das ganz normal. << Carlisle schnaubte und sprang wieder vom Bett auf. Er ging ein bisschen in meinem Zimmer auf und ab um sich zu beruhigen, ehe er sich wieder hin setzte und weiter sprach.
>>Tut mir leid, dass ich schon wieder die Fassung verloren habe, das passiert mir sonst nicht. Ich fasse es einfach nicht, dass du so viel Vertrauen in mich hast. Das habe ich nicht verdient, schon gar nicht nach dem, was ich dir angetan habe! <<
>>Aber Carlisle, natürlich verdienst du dieses Vertrauen, ich kenne niemanden der es mehr verdient, als du! Schließlich bist du auch nur ein Mensch, wir müssen nur weiter üben, dann werden wir dort weiter machen können, wo wir letztens aufgehört haben . . . <<, erklärte ich Carlisle und richtete mich noch mehr auf. >>Ich habe zwar keine Ahnung, wieso du so stark bist, und fliegen kannst, aber wir schaffen das schon. Wir müssen nur weiter üben! << Ich lächelte Carlisle gütig an, doch als ich seinen Gesichtsausdruck sah, gefror mir das Blut in den Adern. Seine Miene hatte sich verändert, er war entsetzt.
>>Wie kannst du nur daran denken noch einmal mit mir schlafen zu wollen? Hat dir dieses eine Mal nicht gereicht? Außerdem waren wir dieses Mal erst kurz davor, und da ist schon so etwas Schreckliches passiert. Wie verstümmelt glaubst du wirst du sein, wenn wir es wirklich hinter uns haben? <<, fragte er fassungslos.
Ich sah ihn verständnislos an, doch als ich gerade antworten wollte, sprach er weiter: >>Ich werde abreisen, Esme. Ich habe mich schon lange genug hier aufgehalten. Ich hätte gleich nach einer Woche abreisen sollen, so wie ich es anfangs wollte, dann wäre all das nie passiert. <<
Mein Herz setzte aus. Er wollte mich verlassen? Aber wie sollte ich denn weiter ohne ihn leben?
>>Was? <<, fragte ich leise. Ich schüttelte den Kopf, sicher hatte ich mich verhört.
>>Es tut mir leid, ich weiß, dass ich erbarmungslos bin. Ich kann einfach nicht mehr in deiner Nähe bleiben und dich der Gefahr aussetzten, die ich für dich darstelle. Du wirst über mich hinweg kommen. Da bin ich mir ganz sicher <<, meinte Carlisle und gab mir einen letzten Kuss auf die Stirn, während ich wie versteinert in meinem Bett saß.
>>Leb wohl, mein süßer Engel, ich werde dich nie vergessen! <<, flüsterte er mir zu, ehe er sich umdrehte und aus dem Zimmer ging.
Ich starrte entgeistert auf die Tür, ich musste geträumt haben. Carlisle würde mich doch nie verlassen, oder? Die Tür ging auf und meine Mutter kam herein. >>Esme, geht es dir schon besser? Hast du Dr. Cullen gerade verabschiedet? Es ist schon schade, dass er jetzt . . . << Ich stürmte an meiner plappernden Mutter vorbei. Mir hingen verschwitzte Haarsträhnen ins Gesicht, das schon wieder nass von meinen Tränen war, doch das war mir jetzt egal. Ich musste ihn aufhalten! Ich stürzte die Treppen hinunter, vorbei an meinem verwirrten Vater und hinaus, in den strömenden Regen. Ich rannte die Straße hinunter ins Dorf, als ich eine Kutsche auf mich zu kommen sah. Darin saßen Carlisle und Edward.
>>Carlisle, CARLISLE! <<, schrie ich verzweifelt. >>Verlass mich nicht, bitte! Ich kann ohne dich doch nicht mehr leben! Bitte bleib bei mir! <<, flehte ich. Ich war stehen geblieben, und wartete, dass die Kutsche bei mir anhielt. Ich zitterte durchnässt vom Regen, doch auch das störte mich nicht.
Als mich die Kutsche erreichte, hielt ich den Atem an, sie wurde langsamer. Unter all meinen Tränen lachte ich ein erleichtertes Lachen. Ich wusste, dass er mich nicht verlassen konnte. Ihm war wahrscheinlich endlich klar geworden, dass ich nicht mehr ohne ihn leben konnte und es einfach Quälerei wäre, wenn er ohne mich gehen würde. Doch dann sah ich in die Kutsche. Ich sah Edwards Gesicht, es war vor Mitleid verzerrt und er sah mich traurig an. Mein Lachen erstickte. Dann sah ich Carlisle, er sah mich nicht an. Er sah nur nach vorne zu Edward. Dann beschleunigte die Kutsche wieder und raste an mir vorbei. Verzweifelt starrte ich ihr nach. Dann begann ich ihr hinterher zu rennen, dabei schrie ich aus Leibeskräften: >>Carlisle! Du darfst mich nicht verlassen! Ich liebe dich doch! Ich liebe dich, hörst du? ICH LIEBE DICH! <<
Doch die Kutsche fuhr weiter. Ich brach auf dem Kiesweg zusammen. Die kleinen Steine bohrten sich in meine Haut als ich mich schluchzend auf den Boden geworfen hatte.
>>Ich liebe dich <<, flüsterte ich. Doch es war zu spät. Er war weg.
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Kapitel 24: Eine gute, schlechte Nachricht!
24.: Eine Gute, schlechte Nachricht! Teil 1
Ich weinte so heftig, dass ich kaum noch atmen konnte und mein ganzer Körper verkrampfte sich. Ich lag am nassen Kiesboden und der Regen durchnässte mich bis auf die Knochen. Jedes Mal, wenn ich versuchte die kalte Luft einzuatmen, hinderte mich mein Weinkrampf daran. Verzweifelt sah ich mich um. Meine Eltern standen auf unserer Veranda und starrten mich an. Beide Augenpaare ruhten auf mir und in ihnen sah ich großes Mitleid. Trotzdem wollten sie nicht zu mir kommen und mich fest halten. Ich hatte das Gefühl mich aufzulösen, ohne Carlisle konnte ich nicht mehr existieren.
Ein Auto fuhr vom Dorf die Straße entlang. Als es durch die große Lacke am Boden fuhr, bespritzte es mich mit dem schmutzigen Wasser, doch das interessierte mich nicht. Ich rang noch immer nach Luft, wobei mir die Tränen übers Gesicht rannen. Ich hatte den Mund aufgerissen und sah zum Himmel, doch es half alles nichts, ich konnte einfach nicht atmen. Der Regen vermischte sich mit den Tränen auf meinem Gesicht.
Dann kam es mir so vor, als wäre die Zeit verlangsamt worden. Das Auto blieb etwas vor mir stehen und heraus kam Collin. Er war fein angezogen, er trug eine schicke schwarze Hose und ein weißes Hemd. Kein Regentropfen hatte seine gebräunte Haut berührt, bis jetzt. Als er mich gesehen hatte kam er auf mich zu gestürzt. Er wurde vom Regen erfasst und sein Hemd begann sofort sich an seinen Körper zu kleben. Ich sah wie die vielen Tropfen seinen Kopf trafen und sein Gesicht hinab flossen. Doch vor allem sah ich seinen Blick. Collin sah mich verzweifelt an. Er war verwirrt, doch es schmerzte ihn, mich so zu sehen. Ich wünschte, er hätte mich nicht so gefunden.
Er stürzte sich auf mich und nahm mich in seine schützenden Arme.
Ich weinte so laut, wie ich noch nie zuvor geweint hatte und Collin hielt mich währenddessen fest. Er küsste meinen Kopf und rieb mir über meine Schultern, um mich zu wärmen. Doch das alles half nicht gegen das tiefe Leid in mir. Ich musste andauernd an ihn denken. Sein perfektes Gesicht, das mich glücklich anstrahlte.
Als ich mich relativ beruhigt hatte, konnte ich endlich wieder atmen. Doch das zitternde Schluchzen unterbrach mich immer wieder. Ich hatte meinen Kopf an Collins nasser Brust vergraben und atmete seinen angenehmen Geruch ein. Er streichelte meinen Kopf und hielt mich noch fester. Auch der Regen hatte sich etwas beruhigt und nun tröpfelte es nur mehr ein bisschen. Ich war fix und fertig. Das einzige, das ich mir jetzt wünschte war schlafen, am liebsten für eine lange, lange Zeit, bis Carlisle mich wieder weckte.
>>Esme, wir sollten von hier verschwinden. Du blutest und hast Fieber, ich werde dich zu mir bringen<<, flüsterte Collin leise und stand auf. Er reichte mir die Hand, die ich dankbar ergriff, und zog mich so auf die Füße. Dann hob er mich auf seine Arme und ging mit mir fort. Fort von meinen Eltern und fort von der Stelle, wo Carlisle mich verlassen hatte. Ich sah in den Himmel und ließ die Tropfen mein Gesicht kühlen. Durch die große Aufregung war mir ganz heiß geworden. Obwohl wir eine Ewigkeit im strömenden Regen verbracht hatten, war mir heiß. Ich wollte Carlisles kalte Hände auf mir spüren! Ich hatte damit gerechnet, dass ich wieder zu weinen anfangen würde, doch nichts. Nicht einmal eine kleine Träne kam aus meinem Augenwinkel, ich war leer. Vollkommen leer! Ich war so müde, so unglaublich müde.
Collin legte mich auf die Rückbank des Autos und setzte sich dann zu mir nach hinten. Der Fahrer fuhr los und ich sah meine Familie an mir vorbei ziehen. Doch ich war zu erschöpft um einen einzigen Gedanken an sie zu verschwenden. Ich blinzelte einmal und sah Collin, der meine Stirn streichelte. >>Alles wird gut! <<, flüsterte er mir zu, als ich die Augen schloss.
Ich erwachte in einem großen, luxuriösen Bett, auf dem viele Polster lagen. Neben mir stand ein mahagonifarbenes Nachtkästchen. Mitten im Raum war ein Glastisch auf einem weißen Fellteppich und rund herum stand ein schwarzes Ledersofa, auf dem ich Collin erkannte, er las ein Buch. Verwirrt richtete ich mich auf, und sah auf meine Hände. Meine Unterarme waren mit dicken Bandagen eingefascht und als ich darauf tippte, spürte ich ein leichtes ziepen. Dann sah ich meine Handgelenke. Sie waren noch dunkler geworden, fast schon blau. Dann bemerkte Collin, dass ich mich aufgesetzt hatte und stürmte auf mich zu. >>Esme! Du bist wach! Bin ich froh, du hast drei Tage durch geschlafen <<, rief er mir mit zittriger Stimme zu. >>Du weißt ja nicht welche Sorgen ich mir gemacht habe. << Collin setzte sich zu mir aufs Bett und strich mir durchs Haar. Als ich versuchte zu antworten, merkte ich, dass meine Kehle ganz trocken war. >>Collin, wo bin ich, was ist passiert? <<
>>Oh, tut mir leid. Du musst ja ganz verwirrt sein. Du bist bei mir zu Hause. Ich hoffe, es stört dich nicht. Ich habe dich sofort von diesem schrecklich Ort weg gebracht <<, erklärte Collin.
>>Schrecklicher Ort? <<, fragte ich verwirrt.
>>Na du weist schon . . . << Er sah mich bekümmert an: >>Als du auf der Straße zusammengebrochen bist. Im ersten Augenblick wusste ich nicht einmal, wieso du da liegst, aber ich konnte dich dort nicht einfach so liegen lassen. Du warst so verzweifelt und hast geweint. Das hat mir das Herz gebrochen! << Ich sah den Abend, der sich in mein Gedächtnis gebrannt hatte, und spürte den Schmerz in mir aufkommen. Collin bemerkte, wie mir wieder Tränen in die Augen stiegen und drückte mich an seine Brust. >>Ist schon gut, du darfst so viel weinen, wie du willst <<, flüsterte er mir ins Ohr und schmiegte dann seinen Kopf an meinen. Ich begann wieder zu schluchzen, und fühlte wieder die verhassten Tränen aus meinen Augen treten.
>>Es tut mir leid, dass ich so anstrengend bin. Ich kann mich einfach nicht . . . Ich versuche sofort . . . << Doch je mehr ich versuchte mich zusammen zu reißen, desto schwerer viel es mir.
>>Sssht. Es ist okay<<, versicherte Collin mir, legte sich gemeinsam mit mir auf seinen großes Bett und ich weinte an seiner Brust. Als ich mich beruhigt hatte, versuchte ich so gleichmäßig, wie möglich zu atmen. Collin streichelte mir wieder über den Kopf, wofür ich ihm unendlich dankbar war. Ich brauchte ihn in diesem Moment fast so sehr wie Wasser zum Trinken, doch Carlisle war meine Luft. Ihn brauchte ich andauernd, er war lebensnotwendig für mich
>>Geht es wieder? <<, fragte Collin leise.
>>Ja, ich denke jetzt sollte ich mal ein paar Sätze heraus bekommen, ohne gleich wieder los zu heulen<<, erwiderte ich und versuchte ein kleines bisschen zu lächeln.
>>Esme . . . << Collin sah mir unglücklich in die Augen. >>Wieso bist du denn so unglücklich? <<
>>Carlisle . . . <<, sagte ich eher zu mir, als zu Collin. Ich schloss die Augen, doch mir floss eine kleine Träne aus den Augen, als ich seinen Namen aussprach.
>>Oh! Ja, ich habe davon gehört <<, rief Collin mit verbitterter Stimme. >>Stimmt es, dass ihr zwei euch gut angefreundet habt? Deine Eltern meinten, er habe gesagt, dass du für ihn etwas ganz besonderes bist, wie eine Schwester. <<
Ich schluckte, um meine Tränen zurück zu halten.
>>Ja, es stimmt. Ich habe ihn richtig gern gehabt <<, sagte ich lachend, doch in mir drinnen sah es ganz anders aus. Carlisle hatte gewusst, dass ich so zusammenbrechen würde, wenn er verschwand. Denn sonst, hätte er meinen Eltern nicht so ein Märchen erzählt. Er wollte es mir ersparen ihnen erklären zu müssen, warum ich einen solchen Zusammenbruch erlitten hatte, als er weg gefahren war. Also hatte er ihnen gesagt, dass ich für ihn wie eine Schwester war. Pfff, eine Schwester! Alleine daran zu denken, für Carlisle nur geschwisterliche Gefühle zu empfinden, war schon eine Qual.
>>Hmm<<, machte Collin und strich noch einmal durch meine Haare. >>Ich verstehe nicht, wie er dich zurück lassen konnte, wenn du ihm so viel bedeutet hast, wie eine Schwester. Ich wäre dazu nicht im Stande gewesen. << Er lächelte mich an, dann richtete er sich auf. >>So, und jetzt gibt’s einmal Frühstück. Du hast ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen! <<
Während Collin sich auf in seine Küche machte, musste ich hart damit kämpfen, nicht wieder zu weinen anzufangen. Doch diesen Kampf hatte ich verloren. Lautlos schluchzte ich in die Daunendecke hinein. Ich dachte an Carlisles kaltes Gesicht, das ich gesehen hatte, als er mich verlassen hatte. Er hatte mir nicht einmal mehr in die Augen gesehen.
>>Magst du Orangensaft? <<, dröhnte Collins tiefe Stimme aus der Küche.
>>Ja gerne! <<, antwortete ich lachend, obwohl mir die Tränen übers Gesicht rannen. Für ihn würde es sicher komisch erscheinen, wenn ich wegen einem Mann, den ich wie einen Bruder geliebt hatte, so weinte. Also versuchte ich so gut wie möglich bei meiner Tarnung mit zu spielen. Dann verzog sich mein Gesicht wieder zu einer Grimasse und ich schluchzte erneut lautlos in die Decke. Carlisle!
Ich atmete tief durch und trocknete mir mein nasses Gesicht. Dann kam Collin zurück, mit einem Tablett in den Händen. Darauf war eine Tasse Kaffee, ein Glas Orangensaft und ein Marmeladenbrot. Und dann war da noch diese wunderschöne Rose.
>>Hier bitte<< Collin stellte das Tablett vorsichtig auf meinem Schoß ab, als ich mich aufgerichtet hatte und hockte sich dann wieder neben mich. Ich lächelte ihm dankbar zu und begann zu essen. Während ich aß, griff Collin sich die Rose, schnupperte kurz an ihr und meinte dann: >> Für die wunderschönste Frau auf diesem Planeten! <<
Ich weinte so heftig, dass ich kaum noch atmen konnte und mein ganzer Körper verkrampfte sich. Ich lag am nassen Kiesboden und der Regen durchnässte mich bis auf die Knochen. Jedes Mal, wenn ich versuchte die kalte Luft einzuatmen, hinderte mich mein Weinkrampf daran. Verzweifelt sah ich mich um. Meine Eltern standen auf unserer Veranda und starrten mich an. Beide Augenpaare ruhten auf mir und in ihnen sah ich großes Mitleid. Trotzdem wollten sie nicht zu mir kommen und mich fest halten. Ich hatte das Gefühl mich aufzulösen, ohne Carlisle konnte ich nicht mehr existieren.
Ein Auto fuhr vom Dorf die Straße entlang. Als es durch die große Lacke am Boden fuhr, bespritzte es mich mit dem schmutzigen Wasser, doch das interessierte mich nicht. Ich rang noch immer nach Luft, wobei mir die Tränen übers Gesicht rannen. Ich hatte den Mund aufgerissen und sah zum Himmel, doch es half alles nichts, ich konnte einfach nicht atmen. Der Regen vermischte sich mit den Tränen auf meinem Gesicht.
Dann kam es mir so vor, als wäre die Zeit verlangsamt worden. Das Auto blieb etwas vor mir stehen und heraus kam Collin. Er war fein angezogen, er trug eine schicke schwarze Hose und ein weißes Hemd. Kein Regentropfen hatte seine gebräunte Haut berührt, bis jetzt. Als er mich gesehen hatte kam er auf mich zu gestürzt. Er wurde vom Regen erfasst und sein Hemd begann sofort sich an seinen Körper zu kleben. Ich sah wie die vielen Tropfen seinen Kopf trafen und sein Gesicht hinab flossen. Doch vor allem sah ich seinen Blick. Collin sah mich verzweifelt an. Er war verwirrt, doch es schmerzte ihn, mich so zu sehen. Ich wünschte, er hätte mich nicht so gefunden.
Er stürzte sich auf mich und nahm mich in seine schützenden Arme.
Ich weinte so laut, wie ich noch nie zuvor geweint hatte und Collin hielt mich währenddessen fest. Er küsste meinen Kopf und rieb mir über meine Schultern, um mich zu wärmen. Doch das alles half nicht gegen das tiefe Leid in mir. Ich musste andauernd an ihn denken. Sein perfektes Gesicht, das mich glücklich anstrahlte.
Als ich mich relativ beruhigt hatte, konnte ich endlich wieder atmen. Doch das zitternde Schluchzen unterbrach mich immer wieder. Ich hatte meinen Kopf an Collins nasser Brust vergraben und atmete seinen angenehmen Geruch ein. Er streichelte meinen Kopf und hielt mich noch fester. Auch der Regen hatte sich etwas beruhigt und nun tröpfelte es nur mehr ein bisschen. Ich war fix und fertig. Das einzige, das ich mir jetzt wünschte war schlafen, am liebsten für eine lange, lange Zeit, bis Carlisle mich wieder weckte.
>>Esme, wir sollten von hier verschwinden. Du blutest und hast Fieber, ich werde dich zu mir bringen<<, flüsterte Collin leise und stand auf. Er reichte mir die Hand, die ich dankbar ergriff, und zog mich so auf die Füße. Dann hob er mich auf seine Arme und ging mit mir fort. Fort von meinen Eltern und fort von der Stelle, wo Carlisle mich verlassen hatte. Ich sah in den Himmel und ließ die Tropfen mein Gesicht kühlen. Durch die große Aufregung war mir ganz heiß geworden. Obwohl wir eine Ewigkeit im strömenden Regen verbracht hatten, war mir heiß. Ich wollte Carlisles kalte Hände auf mir spüren! Ich hatte damit gerechnet, dass ich wieder zu weinen anfangen würde, doch nichts. Nicht einmal eine kleine Träne kam aus meinem Augenwinkel, ich war leer. Vollkommen leer! Ich war so müde, so unglaublich müde.
Collin legte mich auf die Rückbank des Autos und setzte sich dann zu mir nach hinten. Der Fahrer fuhr los und ich sah meine Familie an mir vorbei ziehen. Doch ich war zu erschöpft um einen einzigen Gedanken an sie zu verschwenden. Ich blinzelte einmal und sah Collin, der meine Stirn streichelte. >>Alles wird gut! <<, flüsterte er mir zu, als ich die Augen schloss.
Ich erwachte in einem großen, luxuriösen Bett, auf dem viele Polster lagen. Neben mir stand ein mahagonifarbenes Nachtkästchen. Mitten im Raum war ein Glastisch auf einem weißen Fellteppich und rund herum stand ein schwarzes Ledersofa, auf dem ich Collin erkannte, er las ein Buch. Verwirrt richtete ich mich auf, und sah auf meine Hände. Meine Unterarme waren mit dicken Bandagen eingefascht und als ich darauf tippte, spürte ich ein leichtes ziepen. Dann sah ich meine Handgelenke. Sie waren noch dunkler geworden, fast schon blau. Dann bemerkte Collin, dass ich mich aufgesetzt hatte und stürmte auf mich zu. >>Esme! Du bist wach! Bin ich froh, du hast drei Tage durch geschlafen <<, rief er mir mit zittriger Stimme zu. >>Du weißt ja nicht welche Sorgen ich mir gemacht habe. << Collin setzte sich zu mir aufs Bett und strich mir durchs Haar. Als ich versuchte zu antworten, merkte ich, dass meine Kehle ganz trocken war. >>Collin, wo bin ich, was ist passiert? <<
>>Oh, tut mir leid. Du musst ja ganz verwirrt sein. Du bist bei mir zu Hause. Ich hoffe, es stört dich nicht. Ich habe dich sofort von diesem schrecklich Ort weg gebracht <<, erklärte Collin.
>>Schrecklicher Ort? <<, fragte ich verwirrt.
>>Na du weist schon . . . << Er sah mich bekümmert an: >>Als du auf der Straße zusammengebrochen bist. Im ersten Augenblick wusste ich nicht einmal, wieso du da liegst, aber ich konnte dich dort nicht einfach so liegen lassen. Du warst so verzweifelt und hast geweint. Das hat mir das Herz gebrochen! << Ich sah den Abend, der sich in mein Gedächtnis gebrannt hatte, und spürte den Schmerz in mir aufkommen. Collin bemerkte, wie mir wieder Tränen in die Augen stiegen und drückte mich an seine Brust. >>Ist schon gut, du darfst so viel weinen, wie du willst <<, flüsterte er mir ins Ohr und schmiegte dann seinen Kopf an meinen. Ich begann wieder zu schluchzen, und fühlte wieder die verhassten Tränen aus meinen Augen treten.
>>Es tut mir leid, dass ich so anstrengend bin. Ich kann mich einfach nicht . . . Ich versuche sofort . . . << Doch je mehr ich versuchte mich zusammen zu reißen, desto schwerer viel es mir.
>>Sssht. Es ist okay<<, versicherte Collin mir, legte sich gemeinsam mit mir auf seinen großes Bett und ich weinte an seiner Brust. Als ich mich beruhigt hatte, versuchte ich so gleichmäßig, wie möglich zu atmen. Collin streichelte mir wieder über den Kopf, wofür ich ihm unendlich dankbar war. Ich brauchte ihn in diesem Moment fast so sehr wie Wasser zum Trinken, doch Carlisle war meine Luft. Ihn brauchte ich andauernd, er war lebensnotwendig für mich
>>Geht es wieder? <<, fragte Collin leise.
>>Ja, ich denke jetzt sollte ich mal ein paar Sätze heraus bekommen, ohne gleich wieder los zu heulen<<, erwiderte ich und versuchte ein kleines bisschen zu lächeln.
>>Esme . . . << Collin sah mir unglücklich in die Augen. >>Wieso bist du denn so unglücklich? <<
>>Carlisle . . . <<, sagte ich eher zu mir, als zu Collin. Ich schloss die Augen, doch mir floss eine kleine Träne aus den Augen, als ich seinen Namen aussprach.
>>Oh! Ja, ich habe davon gehört <<, rief Collin mit verbitterter Stimme. >>Stimmt es, dass ihr zwei euch gut angefreundet habt? Deine Eltern meinten, er habe gesagt, dass du für ihn etwas ganz besonderes bist, wie eine Schwester. <<
Ich schluckte, um meine Tränen zurück zu halten.
>>Ja, es stimmt. Ich habe ihn richtig gern gehabt <<, sagte ich lachend, doch in mir drinnen sah es ganz anders aus. Carlisle hatte gewusst, dass ich so zusammenbrechen würde, wenn er verschwand. Denn sonst, hätte er meinen Eltern nicht so ein Märchen erzählt. Er wollte es mir ersparen ihnen erklären zu müssen, warum ich einen solchen Zusammenbruch erlitten hatte, als er weg gefahren war. Also hatte er ihnen gesagt, dass ich für ihn wie eine Schwester war. Pfff, eine Schwester! Alleine daran zu denken, für Carlisle nur geschwisterliche Gefühle zu empfinden, war schon eine Qual.
>>Hmm<<, machte Collin und strich noch einmal durch meine Haare. >>Ich verstehe nicht, wie er dich zurück lassen konnte, wenn du ihm so viel bedeutet hast, wie eine Schwester. Ich wäre dazu nicht im Stande gewesen. << Er lächelte mich an, dann richtete er sich auf. >>So, und jetzt gibt’s einmal Frühstück. Du hast ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen! <<
Während Collin sich auf in seine Küche machte, musste ich hart damit kämpfen, nicht wieder zu weinen anzufangen. Doch diesen Kampf hatte ich verloren. Lautlos schluchzte ich in die Daunendecke hinein. Ich dachte an Carlisles kaltes Gesicht, das ich gesehen hatte, als er mich verlassen hatte. Er hatte mir nicht einmal mehr in die Augen gesehen.
>>Magst du Orangensaft? <<, dröhnte Collins tiefe Stimme aus der Küche.
>>Ja gerne! <<, antwortete ich lachend, obwohl mir die Tränen übers Gesicht rannen. Für ihn würde es sicher komisch erscheinen, wenn ich wegen einem Mann, den ich wie einen Bruder geliebt hatte, so weinte. Also versuchte ich so gut wie möglich bei meiner Tarnung mit zu spielen. Dann verzog sich mein Gesicht wieder zu einer Grimasse und ich schluchzte erneut lautlos in die Decke. Carlisle!
Ich atmete tief durch und trocknete mir mein nasses Gesicht. Dann kam Collin zurück, mit einem Tablett in den Händen. Darauf war eine Tasse Kaffee, ein Glas Orangensaft und ein Marmeladenbrot. Und dann war da noch diese wunderschöne Rose.
>>Hier bitte<< Collin stellte das Tablett vorsichtig auf meinem Schoß ab, als ich mich aufgerichtet hatte und hockte sich dann wieder neben mich. Ich lächelte ihm dankbar zu und begann zu essen. Während ich aß, griff Collin sich die Rose, schnupperte kurz an ihr und meinte dann: >> Für die wunderschönste Frau auf diesem Planeten! <<
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Kapitel 24: Eine gute, schlechte Nachricht!
Kapitel 24: Eine gute, schlechte Nachricht! Teil 2
Collin war wirklich sehr vermögend. Immerhin hatte er ein eigenes Auto und konnte sich auch noch einen Chauffeur leisten. Noch dazu sah seine Wohnung atemberaubend aus, mit einer großen Terrasse direkt über Houston.
Ich saß wieder gemeinsam mit Collin auf der bequemen Rückbank von seinem Auto. Er hielt meine Hand und sah mich an.
>>Ich finde deine Eltern wirklich seltsam. Da liegt ihre bildhübsche Tochter weinend am Boden, noch dazu in strömenden Regen, und sie bleiben einfach im Trockenen und bemitleiden dich aus der Ferne! Das ist doch echt nicht zu fassen<< Collin schnaubte aufgebracht.
>>Ach, mach ihnen keinen Vorwurf. Sie konnten einfach nicht besser mit der Situation umgehen<<, verteidigte ich meine Eltern, auch wenn Collin wahrscheinlich recht hatte.
>>Also ich werde ihnen mal so richtig die Meinung sagen<<, nahm sich Collin vor und sah mich tapfer an. Ich lachte und sah aus dem Fenster.
Es war wirklich ziemlich schwer so zu tun, als würde ich wieder darüber hinwegkommen können, doch ich tat mein bestes. Ich hatte jetzt schon seit fünf Stunden nicht mehr geweint, doch ich hatte das Gefühl, in nächster Zeit platzen zu müssen. Ich hatte meine Trauer hinuntergeschluckt und nun würde sie ausbrechen, doch ich wollte auf keinen Fall wieder vor Collin zusammenbrechen. Ich atmete wieder tief ein und aus, als plötzlich Collins Hand meine Wange streichelte. Ich sah ihn verwundert an.
>>Ich leide, wenn du leidest! <<, sagte er leise. >>Ich will dich nie wieder so Unglücklich sehen, wie vor drei Tagen! Denn du bist mir so unglaublich wichtig und ich fürchte, ich kann mich nicht länger zurück halten. <<
Mein Herz setzte aus. Nein. NEIN! Das durfte doch nicht wahr sein. Collins Gesicht kam auf mich zu und er drückte seine Lippen auf meine. Ich saß wie versteinert im Auto, doch als ich merkte, was Collin gerade tat, musste ich die Augen schließen. Ich wollte seinen zärtlichen Kuss schon seit Ewigkeiten spüren, doch nun war er alles andere als erwünscht. Gerade hatte mich der Mann meiner Träume verlassen und schon machte Collin sich über mich her. Auch wenn er nichts von mir und Carlisle wusste, da konnte ich absolut nicht mitspielen.
>>Collin, stopp! << Ich drückte ihn entsetzt weg und hielt ihn auf Armeslänge von mir. >>Das kann doch nicht dein Ernst sein! Ich kann einfach nicht . . . << Genau in diesem Moment hielt der Wagen an, vor uns lag das Haus meiner Eltern und mir. Collin sah mich unglücklich an, doch ich öffnete einfach die Tür und stieg aus dem Wagen. Als ich an die kühle Luft kam, atmete ich tief ein. Mir war das alles zu viel. Carlisle war fort! Genau hier hatte er mich endgültig verlassen. Und jetzt hatte Collin mich geküsst. Ich konnte mir nicht vorstellen, jemals einen anderen Mann freiwillig zu küssen, außer Carlisle. Ich konnte auch nie wieder einen anderen Mann begehren, weil ich Carlisle einfach nicht vergessen konnte. Wie sollte ich denn auch? Mir stiegen die Tränen in die Augen und tropften langsam aus meinen Augen. Schon beim winzigsten Gedanken an ihn, reagierte mein Körper mit dem größten Schmerz, den er empfinden konnte.
Nun war auch Collin ausgestiegen und zu mir gekommen.
>>Es tut mir leid! Ich hätte nicht . . . << Nun wurde mir schlecht.
>>Bitte entschuldige mich kurz<<, sagte ich zu ihm und rannte hinter das Auto. Ich bückte mich und sog scharf die Luft ein. Mir war so als müsste ich mich übergeben, aber das einzige, was aus mir kam, waren meine Tränen. Ich schluchzte leise und verzog das Gesicht.
So leise wie möglich versuchte ich mich zu beruhigen.
>>Esme, alles in Ordnung? <<, fragte Collin besorgt.
>>Ja, alles bestens. Einen Moment noch<<, versuchte ich so unbeschwert, wie möglich. Als ich mir relativ sicher war, dass ich mich wieder im Griff hatte, trocknete ich meine Augen an den Ärmeln meines Kleides und ging wieder auf Collin zu.
>>Tut mir leid, mir war etwas schlecht, aber es geht schon wieder. <<
>>In Ordnung<<, sagte er verunsichert. >>Und wegen vorhin, es tut mir wirklich leid. Ich hätte wissen müssen, dass das der falsche Zeitpunkt war. <<
>>Ja, es war der falsche Zeitpunkt. Aber du bist wirklich ein netter Typ, Collin, und ich bin froh, dass du so lieb zu mir bist. Danke! << Ich gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange und ging dann auf mein Haus zu. Collin blieb verwirrt zurück, lief dann aber schnell hinter mir her. Ich wollte Collin auf keinen Fall verletzen, deswegen versuchte ich ihm so nett wie möglich zu zeigen, dass ich kein Interesse an ihm hatte. Oder besser gesagt nur freundschaftliches Interesse. Hoffentlich bemerkte er es bald.
Als wir ins Haus traten, erwarteten mich meine Eltern schon. Meine Mutter umarmte mich stürmisch. >>Ach, wie schön, dass du wieder da bist, Schatz. Es tut mir so schrecklich leid, wie ich mich verhalten habe. Ich habe einfach nicht gewusst, was ich tun sollte. Ich weiß, dass es schwer für dich ist, dass ein guter Freund weg gefahren ist, aber ich bin mir sicher, dass er sich ab und zu melden wird. <<
>>Mom, ist schon gut, ich nehme es dir nicht übel. Und wegen . . . << Ich spürte schon wieder den Schmerz in mir hoch kommen, doch ich vertrieb ihn, so gut es ging. >>Also, wegen Dr. Cullen, ich glaube nicht, dass er sich melden wird. Es war ein endgültiger Abschied. Entschuldigt ihr mich kurz? << Dann ging ich nach oben ins Bad. Ich stützte mich am Waschbecken ab, als mich schon wieder die tiefe Trauer überkam und ich die Tränen einfach nicht mehr bremsen konnte. Wieso konnte ich meine Tränen nicht kontrollieren? Es war so schmerzlich über Carlisle zu reden, oder an ihn zu denken. Am liebsten würde ich allen sagen, dass ich Carlisle wirklich liebte. Nicht wie einen Bruder, sondern so, wie ich nur einen einzigen Menschen lieben konnte. Ich war dieses Versteckspiel leid, und jetzt wo Carlisle mich verlassen hatte, konnte es ihm doch auch egal sein, ob ich die Wahrheit sagte. Und genau das würde ich tun, und zwar jetzt sofort!
Auch wenn meine Eltern mich dafür bestrafen würden, und Collin mir nie wieder verzeihen konnte, wollte ich zu meinem Verhältnis zu Carlisle stehen. Ich wollte mich nicht bei jedem Traueranfall verstecken müssen.
Ich spülte mein Gesicht mit Wasser und ging wieder hinunter. Fest entschlossen, allen zu offenbaren, was Carlisle mir bedeutete, kam ich ins Wohnzimmer zurück. Doch als ich gerade den Mund öffnen wollte, plapperte meine Mutter schon dazwischen. >>Esme, ich habe eine sehr gute Neuigkeit für dich! << Sie grinste versteckt zu meinem Vater und gab dann, in höchst verzücktem Ton, preis: >>Wir haben uns entschieden wen du heiraten wirst! <<
Erschrocken blieb ich stehen, das war doch ein schlechter Witz.
>>Und hier steht der Glückliche, Collin Smith! <<, quietschte meine Mutter vergnügt. Sie klatschte in die Hände und sah zuerst meinen Vater, dann mich glücklich an.
Und das war ja wohl ein noch größerer Scherz!
Collin war wirklich sehr vermögend. Immerhin hatte er ein eigenes Auto und konnte sich auch noch einen Chauffeur leisten. Noch dazu sah seine Wohnung atemberaubend aus, mit einer großen Terrasse direkt über Houston.
Ich saß wieder gemeinsam mit Collin auf der bequemen Rückbank von seinem Auto. Er hielt meine Hand und sah mich an.
>>Ich finde deine Eltern wirklich seltsam. Da liegt ihre bildhübsche Tochter weinend am Boden, noch dazu in strömenden Regen, und sie bleiben einfach im Trockenen und bemitleiden dich aus der Ferne! Das ist doch echt nicht zu fassen<< Collin schnaubte aufgebracht.
>>Ach, mach ihnen keinen Vorwurf. Sie konnten einfach nicht besser mit der Situation umgehen<<, verteidigte ich meine Eltern, auch wenn Collin wahrscheinlich recht hatte.
>>Also ich werde ihnen mal so richtig die Meinung sagen<<, nahm sich Collin vor und sah mich tapfer an. Ich lachte und sah aus dem Fenster.
Es war wirklich ziemlich schwer so zu tun, als würde ich wieder darüber hinwegkommen können, doch ich tat mein bestes. Ich hatte jetzt schon seit fünf Stunden nicht mehr geweint, doch ich hatte das Gefühl, in nächster Zeit platzen zu müssen. Ich hatte meine Trauer hinuntergeschluckt und nun würde sie ausbrechen, doch ich wollte auf keinen Fall wieder vor Collin zusammenbrechen. Ich atmete wieder tief ein und aus, als plötzlich Collins Hand meine Wange streichelte. Ich sah ihn verwundert an.
>>Ich leide, wenn du leidest! <<, sagte er leise. >>Ich will dich nie wieder so Unglücklich sehen, wie vor drei Tagen! Denn du bist mir so unglaublich wichtig und ich fürchte, ich kann mich nicht länger zurück halten. <<
Mein Herz setzte aus. Nein. NEIN! Das durfte doch nicht wahr sein. Collins Gesicht kam auf mich zu und er drückte seine Lippen auf meine. Ich saß wie versteinert im Auto, doch als ich merkte, was Collin gerade tat, musste ich die Augen schließen. Ich wollte seinen zärtlichen Kuss schon seit Ewigkeiten spüren, doch nun war er alles andere als erwünscht. Gerade hatte mich der Mann meiner Träume verlassen und schon machte Collin sich über mich her. Auch wenn er nichts von mir und Carlisle wusste, da konnte ich absolut nicht mitspielen.
>>Collin, stopp! << Ich drückte ihn entsetzt weg und hielt ihn auf Armeslänge von mir. >>Das kann doch nicht dein Ernst sein! Ich kann einfach nicht . . . << Genau in diesem Moment hielt der Wagen an, vor uns lag das Haus meiner Eltern und mir. Collin sah mich unglücklich an, doch ich öffnete einfach die Tür und stieg aus dem Wagen. Als ich an die kühle Luft kam, atmete ich tief ein. Mir war das alles zu viel. Carlisle war fort! Genau hier hatte er mich endgültig verlassen. Und jetzt hatte Collin mich geküsst. Ich konnte mir nicht vorstellen, jemals einen anderen Mann freiwillig zu küssen, außer Carlisle. Ich konnte auch nie wieder einen anderen Mann begehren, weil ich Carlisle einfach nicht vergessen konnte. Wie sollte ich denn auch? Mir stiegen die Tränen in die Augen und tropften langsam aus meinen Augen. Schon beim winzigsten Gedanken an ihn, reagierte mein Körper mit dem größten Schmerz, den er empfinden konnte.
Nun war auch Collin ausgestiegen und zu mir gekommen.
>>Es tut mir leid! Ich hätte nicht . . . << Nun wurde mir schlecht.
>>Bitte entschuldige mich kurz<<, sagte ich zu ihm und rannte hinter das Auto. Ich bückte mich und sog scharf die Luft ein. Mir war so als müsste ich mich übergeben, aber das einzige, was aus mir kam, waren meine Tränen. Ich schluchzte leise und verzog das Gesicht.
So leise wie möglich versuchte ich mich zu beruhigen.
>>Esme, alles in Ordnung? <<, fragte Collin besorgt.
>>Ja, alles bestens. Einen Moment noch<<, versuchte ich so unbeschwert, wie möglich. Als ich mir relativ sicher war, dass ich mich wieder im Griff hatte, trocknete ich meine Augen an den Ärmeln meines Kleides und ging wieder auf Collin zu.
>>Tut mir leid, mir war etwas schlecht, aber es geht schon wieder. <<
>>In Ordnung<<, sagte er verunsichert. >>Und wegen vorhin, es tut mir wirklich leid. Ich hätte wissen müssen, dass das der falsche Zeitpunkt war. <<
>>Ja, es war der falsche Zeitpunkt. Aber du bist wirklich ein netter Typ, Collin, und ich bin froh, dass du so lieb zu mir bist. Danke! << Ich gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange und ging dann auf mein Haus zu. Collin blieb verwirrt zurück, lief dann aber schnell hinter mir her. Ich wollte Collin auf keinen Fall verletzen, deswegen versuchte ich ihm so nett wie möglich zu zeigen, dass ich kein Interesse an ihm hatte. Oder besser gesagt nur freundschaftliches Interesse. Hoffentlich bemerkte er es bald.
Als wir ins Haus traten, erwarteten mich meine Eltern schon. Meine Mutter umarmte mich stürmisch. >>Ach, wie schön, dass du wieder da bist, Schatz. Es tut mir so schrecklich leid, wie ich mich verhalten habe. Ich habe einfach nicht gewusst, was ich tun sollte. Ich weiß, dass es schwer für dich ist, dass ein guter Freund weg gefahren ist, aber ich bin mir sicher, dass er sich ab und zu melden wird. <<
>>Mom, ist schon gut, ich nehme es dir nicht übel. Und wegen . . . << Ich spürte schon wieder den Schmerz in mir hoch kommen, doch ich vertrieb ihn, so gut es ging. >>Also, wegen Dr. Cullen, ich glaube nicht, dass er sich melden wird. Es war ein endgültiger Abschied. Entschuldigt ihr mich kurz? << Dann ging ich nach oben ins Bad. Ich stützte mich am Waschbecken ab, als mich schon wieder die tiefe Trauer überkam und ich die Tränen einfach nicht mehr bremsen konnte. Wieso konnte ich meine Tränen nicht kontrollieren? Es war so schmerzlich über Carlisle zu reden, oder an ihn zu denken. Am liebsten würde ich allen sagen, dass ich Carlisle wirklich liebte. Nicht wie einen Bruder, sondern so, wie ich nur einen einzigen Menschen lieben konnte. Ich war dieses Versteckspiel leid, und jetzt wo Carlisle mich verlassen hatte, konnte es ihm doch auch egal sein, ob ich die Wahrheit sagte. Und genau das würde ich tun, und zwar jetzt sofort!
Auch wenn meine Eltern mich dafür bestrafen würden, und Collin mir nie wieder verzeihen konnte, wollte ich zu meinem Verhältnis zu Carlisle stehen. Ich wollte mich nicht bei jedem Traueranfall verstecken müssen.
Ich spülte mein Gesicht mit Wasser und ging wieder hinunter. Fest entschlossen, allen zu offenbaren, was Carlisle mir bedeutete, kam ich ins Wohnzimmer zurück. Doch als ich gerade den Mund öffnen wollte, plapperte meine Mutter schon dazwischen. >>Esme, ich habe eine sehr gute Neuigkeit für dich! << Sie grinste versteckt zu meinem Vater und gab dann, in höchst verzücktem Ton, preis: >>Wir haben uns entschieden wen du heiraten wirst! <<
Erschrocken blieb ich stehen, das war doch ein schlechter Witz.
>>Und hier steht der Glückliche, Collin Smith! <<, quietschte meine Mutter vergnügt. Sie klatschte in die Hände und sah zuerst meinen Vater, dann mich glücklich an.
Und das war ja wohl ein noch größerer Scherz!
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Kapitel 25: Brautkleider!
25.: Brautkleider!
Ich stand verzweifelt vor meinen strahlenden Eltern- also eigentlich strahlte nur meine Mutter und mein Vater blickte ins Leere, aber das war mir lieber, als die penetrante Freunde meiner Mutter. Auch Collin grinste bis über beide Backen. Sein Lächeln blitzte, da seine Haut so einen starken Kontrast dazu bildete. Seine grünen Augen strahlten riesige Freude aus, was mich nur noch depressiver machte. Ich konnte ihn doch nicht heiraten! Der Gedanke an Collin ließ mich nicht einen innerlichen Luftsprung machen und sofort alles Gute in dieser Welt sehen. Collin war auch nicht der Mann, der mir den Tag nur mit einem einzigen Blick versüßte. Er war nicht Carlisle! Bei diesem Namen füllten sich meine Augen sofort wieder mit Tränen. Nun konnte ich natürlich nichts von mir und Carlisle erzählen. Wenn ich dies nun preisgeben würde, würde das auch nichts ändern. Die Entscheidung von meinen Eltern stand fest. Collin wäre nur verletzt und auch meine Eltern wären zutiefst enttäuscht. Das würde alles nur schlimmer machen.
>>Ach, sieh nur, wie sehr sie sich freut! <<, jauchzte meine Mutter und drückte meinen Vater an sich, der ihr nur einen gelangweilten Blick zu warf. Sie waren so unterschiedlich! Meine Mutter war ganz schnell zu beeindrucken, war hoffnungslos optimistisch und liebte jede Art von Veranstaltungen. Mein Vater war das genaue Gegenteil. Er war am liebsten alleine und hasste es, wenn jemand zu viel mit ihm redete, aber da meine Mutter nun mal seine Frau war, musste er sich halt irgendwie mit ihr engagieren. Ich war eine gesunde Mischung aus den beiden.
Collin bemerkte als einziger, dass ich mich ganz und gar nicht freute. Ich merkte, wie es ihn schmerzte und da wusste ich, dass auch ich ihn nicht leiden sehen wollte.
>>Ähm, Mrs. Platt, ich denke nicht, dass Esme sich so sehr freut. << Meine Mutter sah zuerst ihn und dann mich verwirrt an. >>Was soll das bedeuten? Esme liebt dich schon seit sie fünfzehn Jahre alt ist. <<
>>Das hat sich geändert, ganz bestimmt! <<, erklärte Collin meiner Mutter endlich, doch ich hielt seine schmerzliche Miene nicht aus.
>>Collin, ich . . . << Ich atmete tief durch, ich wusste was ich tat, und genau das war das Schlimme, dann lächelte ich ihn an. >>Ich freue mich, ganz wirklich! << Ich konnte es einfach nicht ertragen wenn irgendwer wegen mir traurig war, schon gar nicht ein Mensch, der mir so viel bedeutete wie Collin.
>>Was? Aber vorhin . . . <<
>>Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich sehr gern habe, es war nur der falsche Zeitpunkt! <<
Collin verstand nicht mehr. Er kratzte sich am Kopf- wie er es immer tat, wenn er verwirrt war- und sah mich ungläubig an. >>Aber . . . <<, begann er, doch ich schnitt ihm das Wort ab. >>Ich sage doch, dass ich mich freue! Also lass es gut sein<<, versuchte ich so überzeugend, wie möglich. Er sollte mir lieber glauben, bevor ich meine Meinung änderte und es doch nicht ganz so schlimm fand Collin zu verletzten, sodass ich lieber mein eigenes Glück opferte.
>>Na eben! <<, sagte meine Mutter erfreut und klatschte wieder in die Hände. >>Ich hoffe, dass ihr beide bald heiratet! Und dann will ich so schnell wie möglich Enkelkinder! <<
Das hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich setzte mich zitternd auf einen Sessel, der bei unserem Esstisch stand. Ich stützte meinen Kopf mit einer Hand und atmete ganz tief durch.
>>Esme, geht es dir gut? Was ist mit dir? <<, fragte meine Mutter schwachköpfig.
Nein Mom, mir geht es sooo gut! Deswegen breche ich hier auch fast zusammen, vor lauter Glück natürlich. Mich hat eh nur der wichtigste Mensch in meinem Leben verlassen und jetzt darf ich auch noch einen Typen heiraten, der mich liebt, aber ich ihn nicht. Wirklich, mir geht es ganz toll! Das hätte ich am liebsten zu meiner Mutter gesagt, doch das konnte ich natürlich nicht. Stattdessen versuchte ich mich zu beruhigen und antwortete dann beherrscht: >> Ja Mom, alles in Ordnung! <<
>>Ach so, und ich dachte schon, du hättest irgendwas. <<
In mir brodelte wieder etwas, doch ich atmete tief durch und lächelte sie an. Am liebsten hätte ich ihr den Mund zu gepickt und in eine Ecke gestellt, wo sie dann für einige Zeit so bleiben konnte.
>>Also gut, ich würde sagen im Oktober heiratet ihr, oder? Das sind noch zwei Monate, das wird doch für die Vorbereitungen reichen oder? << Mein Herz setzte schon wieder aus, ich konnte nicht einmal mehr denken. Ich dachte weder an meinen baldigen Ehemann, an die Hochzeit, noch an den Mann, den ich über alles liebte. In mir war nichts, nichts außer Leere. Ich saß nur so da, meinen Kopf in meiner Hand vergraben, und nickte geistesabwesend. Dann hörte ich meine Mutter aufgeregt schnattern. Sie scheuchte Collin aus dem Haus und meinen Vater gleich dazu. Beide Männer standen verwirrt vor der Haustüre- ich sah sie vom Fenster aus- und sahen sich an. Dann öffnete meine Mutter die Tür wieder und zog meinen Vater ins Haus. Sie verabschiedete Collin und schmiss ihm die Türe vor der Nase zu. Er kratzte sich wieder am Kopf und machte sich auf den Weg zum Auto.
Ich hatte einen Monat von meiner Mutter bekommen, um mich „auszurasten“. Danach sollte es dann aber auch voll losgehen. Eigentlich konnte ich es mir einteilen, wann ich die Einladungen aussuchen, wann das Brautkleid kaufen und wann ich die Hochzeitstorte ansehen konnte. Doch ich hatte absolut keine Lust mich irgendwie mit dieser Hochzeit zu beschäftigen. Also während ich nichts tat, machte meine Mutter das, was ich eigentlich hätte machen sollen. Sie hatte währenddessen die Einladungen verschickt (ich hatte einfach bei jeder Einladung, die sich mir gezeigt hatte, genickt, damit sie es sich sozusagen aussuchen konnte) und noch so einige Sachen gemacht, die zu einer Hochzeit gehörten.
Die Tage hatte ich hauptsächlich im Bett verbracht, hier und da geweint und Trübsal geblasen, ach ja, und geweint. Ich konnte nur an Carlisle denken, meine Hochzeit interessierte mich nicht die Bohne. Seit Carlisle weg war, war mein Leben den Bach hinunter gegangen. Ich brauchte Carlisle einfach um glücklich leben zu können. Ich hatte mir Carlisles Klamotten geschnappt, die noch immer auf meiner Kommode gelegen hatten. Ich hatte in sie hinein geweint und den Rest von Carlisles atemberaubendem Geruch aufgenommen, was mir noch mehr zu setzte. Irgendwann war ich dann eingeschlafen, doch Carlisles Sachen hatte ich nie aus der Hand gelegt. Das war der Tagesablauf der ganzen Wochen gewesen. Am letzten Tag hatte meine Mutter mich aus dem Bett gezogen- zum Glück hatte sie Carlisles Sachen nicht gefunden, da ich sie, kurz bevor meine Mutter ins Zimmer gekommen war, unter meinem Kissen versteckt hatte. Sie hatte nicht verstanden, wieso ich nicht vor Freude Saltos machen wollte, wie sie selbst.
Nun saß ich in einer Kutsche, die am Weg in ein Brautmodengeschäft in Houston war. Ich saß still und ließ alles über mich ergehen, ohne mich zu wehren. Es hätte auch nichts geändert, wenn ich protestiert hätte. Zum Schluss hätte meine Mutter vielleicht heraus bekommen, dass ich keine Lust hatte Collin zu heiraten, aber zum Glück war sie nicht gerade die Hellste.
>>Esme, jetzt lächle doch ein wenig! <<
>>Tu ich doch Mom, nur kannst du es nicht sehen. <<
>>Ehrlich? Wie geht denn das? Na ja, egal, ich habe auch deine Tante und deine zwei Cousinen eingeladen, dir beim shoppen zu helfen. <<
Alleine wie sie das Wort „shoppen“ aussprach, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Doch meine Laune besserte sich etwas, als ich an meine Cousinen dachte.
>>Das nennt man „innerliches Lachen“ <<, sagte ich so höflich ich konnte. >>Ich finde, es war eine super Idee die drei einzuladen. Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen! <<
Meine Mutter grinste zufrieden, als sie mir ein Lächeln entlocken konnte. Natürlich dachte ich trotzdem jede Sekunde an Carlisle, doch mittlerweile hatte ich mich besser im Griff. Ich schaffte schon so ungefähr sieben Stunden ohne zu weinen. Natürlich war der Ausbruch dann heftiger, aber ich war trotzdem stolz auf mich.
Wir fuhren noch eine Weile, als der Kutscher uns deutete, dass wir da waren. Wir stiegen aus und vor uns standen meine Tante und Cousinen. Meine Tante hatte wundervoll gelocktes, blondes Haar und ihre Augen erstrahlten in einem wunderschönen eisblau. Sie hatte ein goldenes Kleid an, das für sie wahrscheinlich ein ganz normales, alltägliches Kleid war, doch für uns war es unvorstellbar, so ein wundervolles Kleid im Alltag anzuziehen. Meine Tante lächelte uns liebevoll an, dann nahm meine Mutter sie in die Arme. >> Emily, endlich sehe ich dich wieder! <<, rief sie ihr zu.
>>Auch ich finde es schön, euch wieder zu sehen, Anna, Esme! << Dann kam Emily auf mich zu und schloss auch mich in ihre Arme. Ich mochte sie wirklich gerne, sie war ganz anders als meine Mutter. Sie war viel aufmerksamer und nicht so aufdringlich.
Meine Cousinen drängelten sich ungeduldig an ihrer Mutter vorbei und umarmten mich gemeinsam, als diese von mir wich. Sie hatten beide entzückende Kleidchen an. Katharina, die Ältere, hatte ein wunderschön hellblaues Spitzenkleid an und hatte ihre Haare mit einer aufwendigen Hochsteckfrisur an den Kopf gesteckt. >>Esme, ich freu mich sooo dich wieder zu sehen, ich habe dich furchtbar vermisst. << Auch Julia starrte mich freudig an, sie war sechs Jahre alt, also vier Jahre jünger als ihre ältere Schwester.
>Eeeeesmeeee!!! <<, rief sie mit zuckersüßer Stimme. Ich bückte mich etwas zu ihnen hinunter und nahm sie in die Arme.
>>Ich freu mich auch euch wieder zu sehen, ihr seht so hübsch aus in euren Kleidchen. <<
Julia hatte das gleiche Kleid wie Katharina, nur war ihres in einem rosa, das mich an ein Erdbeerbonbon erinnerte, doch ihr stand das Kleid perfekt. Es unterstrich nur ihren süßen Charakter.
>>Ach, dann kommt mal her! <<, rief meine Mutter und riss mir die zwei aus den Armen, um sie selbst zu drücken. Sie machten Grimassen, ließen sich aber von ihr umarmen. Ich lachte und stellte mich wieder aufrecht hin.
>>Und du willst also heiraten? <<, fragte meine Tante und legte ihren Arm um meine Schulter. >>Ich wusste, dass du früher oder später heiraten würdest, und du warst immer der Typ Frau, der schnell einen Mann findet<<, lachte sie herzlich. Ich gab ihr keine Antwort, da ich nicht auch noch sie anlügen wollte, also lächelte ich einfach zurück. Dann kamen wir am Brautmodengeschäft an. In der Auslage waren wunderschöne Kleider ausgestellt, bei deren Anblick ich normalerweise sofort geschmolzen wäre, doch jetzt konnte ich mich kein bisschen daran erfreuen. Wäre Carlisle an Collins stelle, wäre ich wieder ganz die Alte. Eigentlich wäre ich eine ganz neue Esme, viel fröhlicher und ein vierundzwanzig Stunden – Lächeln auf den Lippen tragend.
Wir betraten den Laden und sofort kam eine Frau auf uns zu, die uns bei den Kleidern half. Ich stand einfach in einer Kabine und mir wurden verschiedene Kleider hinein gereicht, die ich alle ohne murren probierte. Danach zeigte ich mich kurz, ehe ich wieder in die Kabine geschickt wurde um ein anderes zu probieren. Natürlich bekam ich zu jedem Kleid Kritik. Meine Cousinen hoben einfach bei jedem Kleid ihre winzigen Däumchen und meine Tante beäugte mich genau, sagte mir dann die Vor- und Nachteile- die mir jedoch vollkommen egal waren- jedes Kleides, während meine Mutter schon wieder mit neuen Kleidern kam. Das Kleid, mit den goldenen Verzierungen bekam eine mittelmäßige Bewertung. Das knielange Brautkleid, welches hinten eine dicke Schleife hatte, hielten alle für zu kitschig, jedoch das bodenlange Kleid, mit dem grauen Band unter der Brust, bekam von allen ein großes Lob. Es war oben sehr eng anliegend, bis in die Taille, doch dann fiel es in einem großen Bogen zu Boden, da ich einen harten Unterrock trug. Es war mit weiteren grauen Bändern verziert und hatte auch ein paar graue Schleifchen. Nach ca. fünf endlosen Stunden hatte meine Mutter das Kleid gefunden. Sie meinte es wäre perfekt und ich nickte nur. Als meine Mutter es bezahlte und ich aus der Kabine kam, kam Emily auf mich zu.
>>Sag mal, Esme, ich habe nicht das Gefühl, dass du wirklich heiraten willst<<, sagte sie ernst, so leise, dass es niemand anderes hören konnte. Sie nahm meine Hände und sah mir tief in die Augen. Ich schluckte, vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, dass meine Tante mitgekommen war, sie durchschaute einen viel zu leicht.
>>Ähm, doch ich will schon heiraten . . . <<
>>Aber . . . ? <<, fragte meine Tante.
Sollte ich ihr von Carlisle erzählen? Es machte mich fertig, immer die Glückliche zu spielen und es würde wirklich gut tun, wenn ich endlich jemanden mein Geheimnis erzählen könnte. Doch bevor ich mich entscheiden konnte, kam meine Mom wieder zu uns.
>>So, also ich bin fertig<<, sagte sie zufrieden und hielt das auserwählte Kleid ehrfürchtig in ihren Händen. Ich warf meiner Tante noch einen letzten entschuldigenden Blick zu, ehe ich zu Julia und Katharina ging, um mich von ihnen zu verabschieden. Sie waren weiter im Laden und hatten viel zu große Brautkleider an, anscheinend spielten sie. Als ich zu ihnen kam, stürzten sie sich auf mich.
>>Ihr seht toll aus, meine Süßen! Leider muss ich mich schon wieder verabschieden, aber es hat mich riesig gefreut euch wieder gesehen zu haben. Ihr wart mit abstand das Tollste heute, viel besser als der ganze Erwachsenenkram! << Ich zwinkerte ihnen zu und sie kicherten, dann drückte ich sie und verabschiedete mich. Ich ging wieder zu meiner Tante, um mich auch von ihr zu verabschieden. Meine Mom war schon in die Kutsche gegangen.
>>Du kannst mir alles sagen, Schätzchen, das weißt du, oder? <<
Ich nickte und küsste Emily dann auf die Wange. Als ich zur Tür hinausging, kam Julia auf mich zu geeilt. Sie hatte noch immer ein Brautkleid an, was die Dame vom Geschäft nicht ganz so erfreut bemerkte. Julia warf sich mir noch einmal in die Arme.
>>Du wirst sicherlich eine wunderschöne Braut! <<, sagte sie mir. Ich lächelte, strich ihr über den Kopf und erwiderte: >> Aber du wirst sicher noch viel hübscher, wenn du einmal heiratest! << Dann küsste ich sie auf die Stirn und stieg in die Kutsche.
Ich stand verzweifelt vor meinen strahlenden Eltern- also eigentlich strahlte nur meine Mutter und mein Vater blickte ins Leere, aber das war mir lieber, als die penetrante Freunde meiner Mutter. Auch Collin grinste bis über beide Backen. Sein Lächeln blitzte, da seine Haut so einen starken Kontrast dazu bildete. Seine grünen Augen strahlten riesige Freude aus, was mich nur noch depressiver machte. Ich konnte ihn doch nicht heiraten! Der Gedanke an Collin ließ mich nicht einen innerlichen Luftsprung machen und sofort alles Gute in dieser Welt sehen. Collin war auch nicht der Mann, der mir den Tag nur mit einem einzigen Blick versüßte. Er war nicht Carlisle! Bei diesem Namen füllten sich meine Augen sofort wieder mit Tränen. Nun konnte ich natürlich nichts von mir und Carlisle erzählen. Wenn ich dies nun preisgeben würde, würde das auch nichts ändern. Die Entscheidung von meinen Eltern stand fest. Collin wäre nur verletzt und auch meine Eltern wären zutiefst enttäuscht. Das würde alles nur schlimmer machen.
>>Ach, sieh nur, wie sehr sie sich freut! <<, jauchzte meine Mutter und drückte meinen Vater an sich, der ihr nur einen gelangweilten Blick zu warf. Sie waren so unterschiedlich! Meine Mutter war ganz schnell zu beeindrucken, war hoffnungslos optimistisch und liebte jede Art von Veranstaltungen. Mein Vater war das genaue Gegenteil. Er war am liebsten alleine und hasste es, wenn jemand zu viel mit ihm redete, aber da meine Mutter nun mal seine Frau war, musste er sich halt irgendwie mit ihr engagieren. Ich war eine gesunde Mischung aus den beiden.
Collin bemerkte als einziger, dass ich mich ganz und gar nicht freute. Ich merkte, wie es ihn schmerzte und da wusste ich, dass auch ich ihn nicht leiden sehen wollte.
>>Ähm, Mrs. Platt, ich denke nicht, dass Esme sich so sehr freut. << Meine Mutter sah zuerst ihn und dann mich verwirrt an. >>Was soll das bedeuten? Esme liebt dich schon seit sie fünfzehn Jahre alt ist. <<
>>Das hat sich geändert, ganz bestimmt! <<, erklärte Collin meiner Mutter endlich, doch ich hielt seine schmerzliche Miene nicht aus.
>>Collin, ich . . . << Ich atmete tief durch, ich wusste was ich tat, und genau das war das Schlimme, dann lächelte ich ihn an. >>Ich freue mich, ganz wirklich! << Ich konnte es einfach nicht ertragen wenn irgendwer wegen mir traurig war, schon gar nicht ein Mensch, der mir so viel bedeutete wie Collin.
>>Was? Aber vorhin . . . <<
>>Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich sehr gern habe, es war nur der falsche Zeitpunkt! <<
Collin verstand nicht mehr. Er kratzte sich am Kopf- wie er es immer tat, wenn er verwirrt war- und sah mich ungläubig an. >>Aber . . . <<, begann er, doch ich schnitt ihm das Wort ab. >>Ich sage doch, dass ich mich freue! Also lass es gut sein<<, versuchte ich so überzeugend, wie möglich. Er sollte mir lieber glauben, bevor ich meine Meinung änderte und es doch nicht ganz so schlimm fand Collin zu verletzten, sodass ich lieber mein eigenes Glück opferte.
>>Na eben! <<, sagte meine Mutter erfreut und klatschte wieder in die Hände. >>Ich hoffe, dass ihr beide bald heiratet! Und dann will ich so schnell wie möglich Enkelkinder! <<
Das hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich setzte mich zitternd auf einen Sessel, der bei unserem Esstisch stand. Ich stützte meinen Kopf mit einer Hand und atmete ganz tief durch.
>>Esme, geht es dir gut? Was ist mit dir? <<, fragte meine Mutter schwachköpfig.
Nein Mom, mir geht es sooo gut! Deswegen breche ich hier auch fast zusammen, vor lauter Glück natürlich. Mich hat eh nur der wichtigste Mensch in meinem Leben verlassen und jetzt darf ich auch noch einen Typen heiraten, der mich liebt, aber ich ihn nicht. Wirklich, mir geht es ganz toll! Das hätte ich am liebsten zu meiner Mutter gesagt, doch das konnte ich natürlich nicht. Stattdessen versuchte ich mich zu beruhigen und antwortete dann beherrscht: >> Ja Mom, alles in Ordnung! <<
>>Ach so, und ich dachte schon, du hättest irgendwas. <<
In mir brodelte wieder etwas, doch ich atmete tief durch und lächelte sie an. Am liebsten hätte ich ihr den Mund zu gepickt und in eine Ecke gestellt, wo sie dann für einige Zeit so bleiben konnte.
>>Also gut, ich würde sagen im Oktober heiratet ihr, oder? Das sind noch zwei Monate, das wird doch für die Vorbereitungen reichen oder? << Mein Herz setzte schon wieder aus, ich konnte nicht einmal mehr denken. Ich dachte weder an meinen baldigen Ehemann, an die Hochzeit, noch an den Mann, den ich über alles liebte. In mir war nichts, nichts außer Leere. Ich saß nur so da, meinen Kopf in meiner Hand vergraben, und nickte geistesabwesend. Dann hörte ich meine Mutter aufgeregt schnattern. Sie scheuchte Collin aus dem Haus und meinen Vater gleich dazu. Beide Männer standen verwirrt vor der Haustüre- ich sah sie vom Fenster aus- und sahen sich an. Dann öffnete meine Mutter die Tür wieder und zog meinen Vater ins Haus. Sie verabschiedete Collin und schmiss ihm die Türe vor der Nase zu. Er kratzte sich wieder am Kopf und machte sich auf den Weg zum Auto.
Ich hatte einen Monat von meiner Mutter bekommen, um mich „auszurasten“. Danach sollte es dann aber auch voll losgehen. Eigentlich konnte ich es mir einteilen, wann ich die Einladungen aussuchen, wann das Brautkleid kaufen und wann ich die Hochzeitstorte ansehen konnte. Doch ich hatte absolut keine Lust mich irgendwie mit dieser Hochzeit zu beschäftigen. Also während ich nichts tat, machte meine Mutter das, was ich eigentlich hätte machen sollen. Sie hatte währenddessen die Einladungen verschickt (ich hatte einfach bei jeder Einladung, die sich mir gezeigt hatte, genickt, damit sie es sich sozusagen aussuchen konnte) und noch so einige Sachen gemacht, die zu einer Hochzeit gehörten.
Die Tage hatte ich hauptsächlich im Bett verbracht, hier und da geweint und Trübsal geblasen, ach ja, und geweint. Ich konnte nur an Carlisle denken, meine Hochzeit interessierte mich nicht die Bohne. Seit Carlisle weg war, war mein Leben den Bach hinunter gegangen. Ich brauchte Carlisle einfach um glücklich leben zu können. Ich hatte mir Carlisles Klamotten geschnappt, die noch immer auf meiner Kommode gelegen hatten. Ich hatte in sie hinein geweint und den Rest von Carlisles atemberaubendem Geruch aufgenommen, was mir noch mehr zu setzte. Irgendwann war ich dann eingeschlafen, doch Carlisles Sachen hatte ich nie aus der Hand gelegt. Das war der Tagesablauf der ganzen Wochen gewesen. Am letzten Tag hatte meine Mutter mich aus dem Bett gezogen- zum Glück hatte sie Carlisles Sachen nicht gefunden, da ich sie, kurz bevor meine Mutter ins Zimmer gekommen war, unter meinem Kissen versteckt hatte. Sie hatte nicht verstanden, wieso ich nicht vor Freude Saltos machen wollte, wie sie selbst.
Nun saß ich in einer Kutsche, die am Weg in ein Brautmodengeschäft in Houston war. Ich saß still und ließ alles über mich ergehen, ohne mich zu wehren. Es hätte auch nichts geändert, wenn ich protestiert hätte. Zum Schluss hätte meine Mutter vielleicht heraus bekommen, dass ich keine Lust hatte Collin zu heiraten, aber zum Glück war sie nicht gerade die Hellste.
>>Esme, jetzt lächle doch ein wenig! <<
>>Tu ich doch Mom, nur kannst du es nicht sehen. <<
>>Ehrlich? Wie geht denn das? Na ja, egal, ich habe auch deine Tante und deine zwei Cousinen eingeladen, dir beim shoppen zu helfen. <<
Alleine wie sie das Wort „shoppen“ aussprach, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Doch meine Laune besserte sich etwas, als ich an meine Cousinen dachte.
>>Das nennt man „innerliches Lachen“ <<, sagte ich so höflich ich konnte. >>Ich finde, es war eine super Idee die drei einzuladen. Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen! <<
Meine Mutter grinste zufrieden, als sie mir ein Lächeln entlocken konnte. Natürlich dachte ich trotzdem jede Sekunde an Carlisle, doch mittlerweile hatte ich mich besser im Griff. Ich schaffte schon so ungefähr sieben Stunden ohne zu weinen. Natürlich war der Ausbruch dann heftiger, aber ich war trotzdem stolz auf mich.
Wir fuhren noch eine Weile, als der Kutscher uns deutete, dass wir da waren. Wir stiegen aus und vor uns standen meine Tante und Cousinen. Meine Tante hatte wundervoll gelocktes, blondes Haar und ihre Augen erstrahlten in einem wunderschönen eisblau. Sie hatte ein goldenes Kleid an, das für sie wahrscheinlich ein ganz normales, alltägliches Kleid war, doch für uns war es unvorstellbar, so ein wundervolles Kleid im Alltag anzuziehen. Meine Tante lächelte uns liebevoll an, dann nahm meine Mutter sie in die Arme. >> Emily, endlich sehe ich dich wieder! <<, rief sie ihr zu.
>>Auch ich finde es schön, euch wieder zu sehen, Anna, Esme! << Dann kam Emily auf mich zu und schloss auch mich in ihre Arme. Ich mochte sie wirklich gerne, sie war ganz anders als meine Mutter. Sie war viel aufmerksamer und nicht so aufdringlich.
Meine Cousinen drängelten sich ungeduldig an ihrer Mutter vorbei und umarmten mich gemeinsam, als diese von mir wich. Sie hatten beide entzückende Kleidchen an. Katharina, die Ältere, hatte ein wunderschön hellblaues Spitzenkleid an und hatte ihre Haare mit einer aufwendigen Hochsteckfrisur an den Kopf gesteckt. >>Esme, ich freu mich sooo dich wieder zu sehen, ich habe dich furchtbar vermisst. << Auch Julia starrte mich freudig an, sie war sechs Jahre alt, also vier Jahre jünger als ihre ältere Schwester.
>Eeeeesmeeee!!! <<, rief sie mit zuckersüßer Stimme. Ich bückte mich etwas zu ihnen hinunter und nahm sie in die Arme.
>>Ich freu mich auch euch wieder zu sehen, ihr seht so hübsch aus in euren Kleidchen. <<
Julia hatte das gleiche Kleid wie Katharina, nur war ihres in einem rosa, das mich an ein Erdbeerbonbon erinnerte, doch ihr stand das Kleid perfekt. Es unterstrich nur ihren süßen Charakter.
>>Ach, dann kommt mal her! <<, rief meine Mutter und riss mir die zwei aus den Armen, um sie selbst zu drücken. Sie machten Grimassen, ließen sich aber von ihr umarmen. Ich lachte und stellte mich wieder aufrecht hin.
>>Und du willst also heiraten? <<, fragte meine Tante und legte ihren Arm um meine Schulter. >>Ich wusste, dass du früher oder später heiraten würdest, und du warst immer der Typ Frau, der schnell einen Mann findet<<, lachte sie herzlich. Ich gab ihr keine Antwort, da ich nicht auch noch sie anlügen wollte, also lächelte ich einfach zurück. Dann kamen wir am Brautmodengeschäft an. In der Auslage waren wunderschöne Kleider ausgestellt, bei deren Anblick ich normalerweise sofort geschmolzen wäre, doch jetzt konnte ich mich kein bisschen daran erfreuen. Wäre Carlisle an Collins stelle, wäre ich wieder ganz die Alte. Eigentlich wäre ich eine ganz neue Esme, viel fröhlicher und ein vierundzwanzig Stunden – Lächeln auf den Lippen tragend.
Wir betraten den Laden und sofort kam eine Frau auf uns zu, die uns bei den Kleidern half. Ich stand einfach in einer Kabine und mir wurden verschiedene Kleider hinein gereicht, die ich alle ohne murren probierte. Danach zeigte ich mich kurz, ehe ich wieder in die Kabine geschickt wurde um ein anderes zu probieren. Natürlich bekam ich zu jedem Kleid Kritik. Meine Cousinen hoben einfach bei jedem Kleid ihre winzigen Däumchen und meine Tante beäugte mich genau, sagte mir dann die Vor- und Nachteile- die mir jedoch vollkommen egal waren- jedes Kleides, während meine Mutter schon wieder mit neuen Kleidern kam. Das Kleid, mit den goldenen Verzierungen bekam eine mittelmäßige Bewertung. Das knielange Brautkleid, welches hinten eine dicke Schleife hatte, hielten alle für zu kitschig, jedoch das bodenlange Kleid, mit dem grauen Band unter der Brust, bekam von allen ein großes Lob. Es war oben sehr eng anliegend, bis in die Taille, doch dann fiel es in einem großen Bogen zu Boden, da ich einen harten Unterrock trug. Es war mit weiteren grauen Bändern verziert und hatte auch ein paar graue Schleifchen. Nach ca. fünf endlosen Stunden hatte meine Mutter das Kleid gefunden. Sie meinte es wäre perfekt und ich nickte nur. Als meine Mutter es bezahlte und ich aus der Kabine kam, kam Emily auf mich zu.
>>Sag mal, Esme, ich habe nicht das Gefühl, dass du wirklich heiraten willst<<, sagte sie ernst, so leise, dass es niemand anderes hören konnte. Sie nahm meine Hände und sah mir tief in die Augen. Ich schluckte, vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, dass meine Tante mitgekommen war, sie durchschaute einen viel zu leicht.
>>Ähm, doch ich will schon heiraten . . . <<
>>Aber . . . ? <<, fragte meine Tante.
Sollte ich ihr von Carlisle erzählen? Es machte mich fertig, immer die Glückliche zu spielen und es würde wirklich gut tun, wenn ich endlich jemanden mein Geheimnis erzählen könnte. Doch bevor ich mich entscheiden konnte, kam meine Mom wieder zu uns.
>>So, also ich bin fertig<<, sagte sie zufrieden und hielt das auserwählte Kleid ehrfürchtig in ihren Händen. Ich warf meiner Tante noch einen letzten entschuldigenden Blick zu, ehe ich zu Julia und Katharina ging, um mich von ihnen zu verabschieden. Sie waren weiter im Laden und hatten viel zu große Brautkleider an, anscheinend spielten sie. Als ich zu ihnen kam, stürzten sie sich auf mich.
>>Ihr seht toll aus, meine Süßen! Leider muss ich mich schon wieder verabschieden, aber es hat mich riesig gefreut euch wieder gesehen zu haben. Ihr wart mit abstand das Tollste heute, viel besser als der ganze Erwachsenenkram! << Ich zwinkerte ihnen zu und sie kicherten, dann drückte ich sie und verabschiedete mich. Ich ging wieder zu meiner Tante, um mich auch von ihr zu verabschieden. Meine Mom war schon in die Kutsche gegangen.
>>Du kannst mir alles sagen, Schätzchen, das weißt du, oder? <<
Ich nickte und küsste Emily dann auf die Wange. Als ich zur Tür hinausging, kam Julia auf mich zu geeilt. Sie hatte noch immer ein Brautkleid an, was die Dame vom Geschäft nicht ganz so erfreut bemerkte. Julia warf sich mir noch einmal in die Arme.
>>Du wirst sicherlich eine wunderschöne Braut! <<, sagte sie mir. Ich lächelte, strich ihr über den Kopf und erwiderte: >> Aber du wirst sicher noch viel hübscher, wenn du einmal heiratest! << Dann küsste ich sie auf die Stirn und stieg in die Kutsche.
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
- Anzahl der Beiträge : 151
Alter : 30
Anmeldedatum : 20.04.09
Kapitel 26: Ekel!
26.: Ekel!
Endlich hatte ich einmal abschalten können. Meine Cousinen hatten mir wieder Freude geschenkt. Ich war nicht wie sonst, nur rum gelaufen und hatte alles gleichgültig hingenommen. Mir hatte endlich wieder einmal etwas Spaß gemacht. Und endlich hatte ich für ein paar Stunden nicht an Carlisle gedacht, doch nun, da ich es wieder tat, tat es noch mehr weh. Aber immerhin hatte ich es jetzt schon über zehn Stunden geschafft nicht zu weinen, vielleicht würde es mir gelingen diesen Tag ohne Tränen zu überstehen.
Meine Mutter plapperte mich nieder, während ich versuchte sie auszublenden. Ab und zu nickte ich, damit sie nicht beleidigt war.
Als wir daheim angekommen waren, ging ich sofort auf mein Zimmer.
Ich wartete bis am Abend, als meine Mutter das Kleid sicher verstaut hatte und ich mir sicher war, dass sie schlafen gegangen war, dann begann ich zu schluchzen. Ich war danach immer so erschöpft, dass ich sofort einschlief. Ich konnte gar nicht mehr anders. Es war wie ein tägliches Ritual, dass ich einfach brauchte, um einschlafen zu können. Wenn ich nicht erschöpft genug war, um einzuschlafen, hätte ich wahrscheinlich die ganze Nacht wach gelegen und an Carlisle gedacht.
Diese Nacht schluchzte ich noch mehr als sonst und zog Carlisles Hemd unter meinem Polster hervor. Ich zog es mir über mein Kleid an, während ich immer noch heftig weinte. Dann kuschelte ich mich in das Hemd und schloss die Augen. Ich stellte mir vor, wie er mich in seinen starken Armen hielt und legte meine eigenen Arme um mich. So schlief ich, unter heftigem Schluchzen, ein.
Es waren noch drei Tage bis zur Hochzeit. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es geschafft hatte, so lange ohne Carlisle zu überleben. Ich hatte auch keine Ahnung, was mit der Hochzeit war. Meine Mutter hatte alles erledigt, das einzige, wo ich dabei gewesen war, war der Tag an dem wir das Kleid gekauft hatten. In letzter Zeit war ich viel alleine zu Hause gewesen. Meine Mutter hatte alle möglichen Besorgungen gemacht und die Einladungen verschickt und mein Vater war von früh bis spät auf seinen Feldern um zu arbeiten. Ich hatte ihm schon öfters meine Hilfe angeboten, doch er hatte nur gegrummelt und gemeint, er würde das alleine auch schaffen und ich solle mich nicht anstrengen.
Ich war also jeden Tag alleine daheim gewesen und hatte „The Good Soldier“ nun schon zum fünften Mal durch gelesen. Jedoch las ich es jetzt nicht mehr so gerne wie früher, da „Edward“ der Hauptcharakter war. Ich hatte zwar nichts gegen Edward- weder den im Buch, noch Carlisles Bruder-, aber es ließ sich nicht vermeiden, jedes Mal an Carlisle zu denken, wenn ich diesen Namen las. Einmal hatte ich mir schon überlegt Edwards Namen einfach durch zu streichen und stattdessen Tommy oder so einzusetzen. Doch ich hatte es gelassen, da ich einfach nicht in Bücher schreiben konnte. Das ließ mein innerstes Inneres einfach nicht zu.
Ich hatte auch Collin schon seit diesen zwei Monaten vielleicht ein zwei Mal gesehen. Er selbst war glücklicher über die Hochzeit als ich, aber das war jeder hier. Ich denke, niemand konnte so viel gegen die Hochzeit haben, wie ich. Sogar Carlisle hätte sich mehr gefreut.
Unseren See hatte ich nie wieder aufgesucht. Zum Glück wurde es immer kälter, sodass ich mir selbst einreden konnte, dass ich deswegen nicht mehr dort war.
Meine Kette hatte ich jedoch nicht abgenommen, sie ruhte jede Sekunde an meinem Herzen. Ich hätte sie nicht abnehmen können, sie war so wertvoll, wie kein Geld der Welt. Ich liebte sie über alles. Sie war das einzige, was mir von Carlisle geblieben war. Natürlich hatte ich auch noch meine Erinnerungen und seine Klamotten, aber die Kette war für mich, von ihm! Ich griff zu dem wunderschönen Stein, der an besagter Kette hing, und spürte die Tränen in meinen Augen.
Ich lag auf meinem Bett und starrte gerade auf die Decke, doch dann schloss ich die Augen.
Carlisle stand vor mir und hielt mir seine Hand hin.
Esme, meine Esme! Komm doch zu mir, ich möchte dich bei mir haben.
Ich ging auf ihn zu und ergriff seine Hand. Sie fühlte sich genau so an, wie ich sie in Erinnerung hatte. Ich spürte wieder das Gefühl des Glücks, das nur er mir geben konnte.
Carlisle drückte mich an seine Brust und küsste meinen Kopf. Mir rannen Tränen über die Wangen, die er aber sofort wegwischte.
Es ist alles gut, Esme! Ich bin ja hier!
>>Ja, jetzt bist du hier. Ich liebe dich so sehr! <<, sagte ich, während noch mehr Tränen mein Gesicht durchquerten. Seine zarten Finger wischten jede einzelne von ihnen weg.
Aber ich war doch nie weg, ich bin immer bei dir gewesen, auch wenn du mich in letzter Zeit nicht gesehen hast, in Gedanken war ich immer bei dir!
Ich drückte mich enger an ihn. Ich ergriff sein Gesicht und küsste ihn. Endlich konnten meine Lippen wieder seine berühren. Bei der sehnsüchtigen Berührung rannen mir schon wieder Tränen durchs Gesicht, doch dann merkte ich, dass es falsch war. Ich küsste nicht meinen Carlisle. Die Lippen, die ich küsste, waren warm! Carlisles Lippen waren immer schon kälter als meine gewesen, und er küsste normalerweise auch ganz anders als jetzt. Vor mir sah ich zwar Carlisle, doch er war es eindeutig nicht. Dann merkte ich wie ich aus meinem Körper flog und uns beide von weiter weg betrachtete. Doch dann entfernte sich das Bild immer mehr von mir. Nein. NEIN! Es durfte nicht verschwinden. Ich versuchte es fest zu halten, doch es glitt mir durch die Finger.
Ich öffnete die Augen ruckartig und sah Collin vor mir. Er war über mich gebeugt und grinste glücklich. Ich schreckte hoch und wir schlugen mit den Köpfen gegeneinander. >>Aua! <<, rief Collin und rieb sich die Stirn. Auch ich rieb mir die Stirn und sah ihn verstört an. Ich hatte ihn doch nicht gerade geküsst, oder? Doch dann beantwortete er meine Frage von selbst. >>Mann, das war vielleicht ein Kuss! Du warst so leidenschaftlich! Bin ich froh, jetzt weiß ich, dass du mich wirklich liebst. Vorher war ich mir nicht so sicher, doch jetzt . . . Puuuh, das war echt klasse! <<
Mir wurde auf de Stelle schlecht. Collin war zwar wirklich ein attraktiver Mann und ich war mir sicher, dass keine Frau ihn von der Bettkante stoßen würde, doch mir wurde trotzdem schlecht beim Gedanken, einen anderen Mann geküsst zu haben.
>>Das haut dich doch auch um, oder? Die Chemie zwischen uns stimmt wirklich<<, rief er glücklich, als er sah, dass ich mich wieder hinlegte.
>>Oh ja, es haut mich um . . . <<, entgegnete ich. … aber nicht im positiven Sinn!, ergänzte ich in Gedanken, während ich versuchte mich auf etwas Schönes zu konzentrieren, damit ich mich nicht übergeben musste.
Collin sah mich verschmitzt an und kam dann wieder näher. Er bewegte seine Lippen wieder auf meine zu, doch als ich das sah ekelte ich mich. Ich schloss die Augen um kein anderes Gesicht, außer Carlisles, sehen zu müssen. Doch als ich Carlisles Gesicht sah und Collins Lippen spürte, ekelte ich mich noch mehr. Ich riss die Augen auf und drückte Collin von mir weg, damit ich wieder Luft bekam.
Er schreckte zurück und runzelte die Stirn. >>Stimmt irgendetwas nicht? <<, fragte er besorgt.
Ich schluckte und antwortete dann: >>Nein, alles in Ordnung! <<
>>Na dann! << Collin kam wieder auf mich zu. Ich wollte auf keinen Fall, dass Collin irgendeinen Verdacht hegte, also ließ ich mich darauf ein, auch wenn ich es ekelhaft fand. Ich spürte Collins Lippen auf meinen und versuchte die positiven Dinge daran zu erkennen. Sie waren schön warm, voll und hatten eine schöne Form.
Dann öffnete er langsam den Mund und ich tat dasselbe. Er begann an meiner Unterlippe zu saugen, was ein ekelhaftes Geräusch erzeugte. Ich blendete den Ekel aus und begann ihn dann wild zu küssen. Collin fuhr mit seiner Hand mein Bein nach und zog mein Kleid etwas nach oben. Sofort beendete ich den Kuss.
>>Woah, stopp! <<
Collin sah mich enttäuscht an.
>>Du weißt schon, kein Sex vor der Ehe! <<, erklärte ich ihm und war endlich einmal froh über diesen Brauch.
>>Ja, ich weiß schon<<, grummelte Collin, doch die Ausrede half. Er rollte sich von mir und legte sich dann neben mich. Ich stieg aus dem Bett und machte mich auf ins Badezimmer. Ich spülte mir den Mund sorgfältig mit Wasser aus, um Collins Geschmack aus meinem Mund zu bekommen, es war einfach nur ekelhaft. Ekelhaft! Ich stopfte mir die Zahnbürste in den Mund- ich hatte extra viel Zahnpasta darauf geschmiert- und begann nun wild in meinem Mund herum zu schrubben.
Als ich fertig war ging ich wieder zu Collin und setzte mich neben ihn. Ich klopfte ihm mit meinen Händen auf den Bauch, und er musste lachen.
>>So Großer, ich denke du solltest jetzt verschwinden. Wenn meine Mom wieder kommt und dich hier sieht, dann wirst du nicht mehr mein baldiger Ehemann, sondern baldiges Hundefutter sein. <<
Er lachte wieder und setzte sich auf. >>Da könntest du recht haben<<, meinte er besorgt, lachte dann aber wieder. Er gab mir noch einen kleinen Kuss auf meine sauberen Lippen, die ich jetzt sofort wieder waschen gehen konnte, und machte sich auf, um meiner Mutter zu entkommen.
Während ich mir die Lippen mit Seife wusch, dachte ich nach. Collin war ein wirklich guter Küsser, das musste ich schon zu geben. Aber das brachte mir auch nichts, wenn ich jeden anderen Mann, außer Carlisle, einfach abstoßend fand. >>Vielen Dank, Mister Unwiderstehlich! <<, sagte ich leise, als ich mir den Mund abgetrocknet hatte. >>Wegen dir werde ich nie wieder einen anderen küssen können, ohne dass ich mich fast übergeben muss! <<
Ich sah in den Spiegel und erblickte mein böses Gesicht. Daraufhin musste ich lachen. Mittlerweile ging es schon einfach, nicht mehr zu weinen anzufangen, wenn ich an Carlisle dachte.
Collin war für mich noch immer ein Freund, wie ich vorher bemerkt hatte und das frustrierte mich etwas. Ich konnte doch keinen Freund heiraten. Alleine beim Gedanken daran, ihm näher zu kommen, spürte ich in mir schon wieder dieses ekelige Gefühl.
>>Manchmal habe ich das Gefühl du magst es mich zu quälen. <<, sagte ich leise und sah dabei das Spiegelbild von Carlisles Kette an. Genau das hatte er gesagt, damals in Seattle, als noch alles in Ordnung gewesen war. >>Aber nur manchmal<<, ergänzte ich meinen Part, schloss die Augen, griff auf die Kette und schon füllten sich meine Augen wieder mit Tränen.
Endlich hatte ich einmal abschalten können. Meine Cousinen hatten mir wieder Freude geschenkt. Ich war nicht wie sonst, nur rum gelaufen und hatte alles gleichgültig hingenommen. Mir hatte endlich wieder einmal etwas Spaß gemacht. Und endlich hatte ich für ein paar Stunden nicht an Carlisle gedacht, doch nun, da ich es wieder tat, tat es noch mehr weh. Aber immerhin hatte ich es jetzt schon über zehn Stunden geschafft nicht zu weinen, vielleicht würde es mir gelingen diesen Tag ohne Tränen zu überstehen.
Meine Mutter plapperte mich nieder, während ich versuchte sie auszublenden. Ab und zu nickte ich, damit sie nicht beleidigt war.
Als wir daheim angekommen waren, ging ich sofort auf mein Zimmer.
Ich wartete bis am Abend, als meine Mutter das Kleid sicher verstaut hatte und ich mir sicher war, dass sie schlafen gegangen war, dann begann ich zu schluchzen. Ich war danach immer so erschöpft, dass ich sofort einschlief. Ich konnte gar nicht mehr anders. Es war wie ein tägliches Ritual, dass ich einfach brauchte, um einschlafen zu können. Wenn ich nicht erschöpft genug war, um einzuschlafen, hätte ich wahrscheinlich die ganze Nacht wach gelegen und an Carlisle gedacht.
Diese Nacht schluchzte ich noch mehr als sonst und zog Carlisles Hemd unter meinem Polster hervor. Ich zog es mir über mein Kleid an, während ich immer noch heftig weinte. Dann kuschelte ich mich in das Hemd und schloss die Augen. Ich stellte mir vor, wie er mich in seinen starken Armen hielt und legte meine eigenen Arme um mich. So schlief ich, unter heftigem Schluchzen, ein.
Es waren noch drei Tage bis zur Hochzeit. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es geschafft hatte, so lange ohne Carlisle zu überleben. Ich hatte auch keine Ahnung, was mit der Hochzeit war. Meine Mutter hatte alles erledigt, das einzige, wo ich dabei gewesen war, war der Tag an dem wir das Kleid gekauft hatten. In letzter Zeit war ich viel alleine zu Hause gewesen. Meine Mutter hatte alle möglichen Besorgungen gemacht und die Einladungen verschickt und mein Vater war von früh bis spät auf seinen Feldern um zu arbeiten. Ich hatte ihm schon öfters meine Hilfe angeboten, doch er hatte nur gegrummelt und gemeint, er würde das alleine auch schaffen und ich solle mich nicht anstrengen.
Ich war also jeden Tag alleine daheim gewesen und hatte „The Good Soldier“ nun schon zum fünften Mal durch gelesen. Jedoch las ich es jetzt nicht mehr so gerne wie früher, da „Edward“ der Hauptcharakter war. Ich hatte zwar nichts gegen Edward- weder den im Buch, noch Carlisles Bruder-, aber es ließ sich nicht vermeiden, jedes Mal an Carlisle zu denken, wenn ich diesen Namen las. Einmal hatte ich mir schon überlegt Edwards Namen einfach durch zu streichen und stattdessen Tommy oder so einzusetzen. Doch ich hatte es gelassen, da ich einfach nicht in Bücher schreiben konnte. Das ließ mein innerstes Inneres einfach nicht zu.
Ich hatte auch Collin schon seit diesen zwei Monaten vielleicht ein zwei Mal gesehen. Er selbst war glücklicher über die Hochzeit als ich, aber das war jeder hier. Ich denke, niemand konnte so viel gegen die Hochzeit haben, wie ich. Sogar Carlisle hätte sich mehr gefreut.
Unseren See hatte ich nie wieder aufgesucht. Zum Glück wurde es immer kälter, sodass ich mir selbst einreden konnte, dass ich deswegen nicht mehr dort war.
Meine Kette hatte ich jedoch nicht abgenommen, sie ruhte jede Sekunde an meinem Herzen. Ich hätte sie nicht abnehmen können, sie war so wertvoll, wie kein Geld der Welt. Ich liebte sie über alles. Sie war das einzige, was mir von Carlisle geblieben war. Natürlich hatte ich auch noch meine Erinnerungen und seine Klamotten, aber die Kette war für mich, von ihm! Ich griff zu dem wunderschönen Stein, der an besagter Kette hing, und spürte die Tränen in meinen Augen.
Ich lag auf meinem Bett und starrte gerade auf die Decke, doch dann schloss ich die Augen.
Carlisle stand vor mir und hielt mir seine Hand hin.
Esme, meine Esme! Komm doch zu mir, ich möchte dich bei mir haben.
Ich ging auf ihn zu und ergriff seine Hand. Sie fühlte sich genau so an, wie ich sie in Erinnerung hatte. Ich spürte wieder das Gefühl des Glücks, das nur er mir geben konnte.
Carlisle drückte mich an seine Brust und küsste meinen Kopf. Mir rannen Tränen über die Wangen, die er aber sofort wegwischte.
Es ist alles gut, Esme! Ich bin ja hier!
>>Ja, jetzt bist du hier. Ich liebe dich so sehr! <<, sagte ich, während noch mehr Tränen mein Gesicht durchquerten. Seine zarten Finger wischten jede einzelne von ihnen weg.
Aber ich war doch nie weg, ich bin immer bei dir gewesen, auch wenn du mich in letzter Zeit nicht gesehen hast, in Gedanken war ich immer bei dir!
Ich drückte mich enger an ihn. Ich ergriff sein Gesicht und küsste ihn. Endlich konnten meine Lippen wieder seine berühren. Bei der sehnsüchtigen Berührung rannen mir schon wieder Tränen durchs Gesicht, doch dann merkte ich, dass es falsch war. Ich küsste nicht meinen Carlisle. Die Lippen, die ich küsste, waren warm! Carlisles Lippen waren immer schon kälter als meine gewesen, und er küsste normalerweise auch ganz anders als jetzt. Vor mir sah ich zwar Carlisle, doch er war es eindeutig nicht. Dann merkte ich wie ich aus meinem Körper flog und uns beide von weiter weg betrachtete. Doch dann entfernte sich das Bild immer mehr von mir. Nein. NEIN! Es durfte nicht verschwinden. Ich versuchte es fest zu halten, doch es glitt mir durch die Finger.
Ich öffnete die Augen ruckartig und sah Collin vor mir. Er war über mich gebeugt und grinste glücklich. Ich schreckte hoch und wir schlugen mit den Köpfen gegeneinander. >>Aua! <<, rief Collin und rieb sich die Stirn. Auch ich rieb mir die Stirn und sah ihn verstört an. Ich hatte ihn doch nicht gerade geküsst, oder? Doch dann beantwortete er meine Frage von selbst. >>Mann, das war vielleicht ein Kuss! Du warst so leidenschaftlich! Bin ich froh, jetzt weiß ich, dass du mich wirklich liebst. Vorher war ich mir nicht so sicher, doch jetzt . . . Puuuh, das war echt klasse! <<
Mir wurde auf de Stelle schlecht. Collin war zwar wirklich ein attraktiver Mann und ich war mir sicher, dass keine Frau ihn von der Bettkante stoßen würde, doch mir wurde trotzdem schlecht beim Gedanken, einen anderen Mann geküsst zu haben.
>>Das haut dich doch auch um, oder? Die Chemie zwischen uns stimmt wirklich<<, rief er glücklich, als er sah, dass ich mich wieder hinlegte.
>>Oh ja, es haut mich um . . . <<, entgegnete ich. … aber nicht im positiven Sinn!, ergänzte ich in Gedanken, während ich versuchte mich auf etwas Schönes zu konzentrieren, damit ich mich nicht übergeben musste.
Collin sah mich verschmitzt an und kam dann wieder näher. Er bewegte seine Lippen wieder auf meine zu, doch als ich das sah ekelte ich mich. Ich schloss die Augen um kein anderes Gesicht, außer Carlisles, sehen zu müssen. Doch als ich Carlisles Gesicht sah und Collins Lippen spürte, ekelte ich mich noch mehr. Ich riss die Augen auf und drückte Collin von mir weg, damit ich wieder Luft bekam.
Er schreckte zurück und runzelte die Stirn. >>Stimmt irgendetwas nicht? <<, fragte er besorgt.
Ich schluckte und antwortete dann: >>Nein, alles in Ordnung! <<
>>Na dann! << Collin kam wieder auf mich zu. Ich wollte auf keinen Fall, dass Collin irgendeinen Verdacht hegte, also ließ ich mich darauf ein, auch wenn ich es ekelhaft fand. Ich spürte Collins Lippen auf meinen und versuchte die positiven Dinge daran zu erkennen. Sie waren schön warm, voll und hatten eine schöne Form.
Dann öffnete er langsam den Mund und ich tat dasselbe. Er begann an meiner Unterlippe zu saugen, was ein ekelhaftes Geräusch erzeugte. Ich blendete den Ekel aus und begann ihn dann wild zu küssen. Collin fuhr mit seiner Hand mein Bein nach und zog mein Kleid etwas nach oben. Sofort beendete ich den Kuss.
>>Woah, stopp! <<
Collin sah mich enttäuscht an.
>>Du weißt schon, kein Sex vor der Ehe! <<, erklärte ich ihm und war endlich einmal froh über diesen Brauch.
>>Ja, ich weiß schon<<, grummelte Collin, doch die Ausrede half. Er rollte sich von mir und legte sich dann neben mich. Ich stieg aus dem Bett und machte mich auf ins Badezimmer. Ich spülte mir den Mund sorgfältig mit Wasser aus, um Collins Geschmack aus meinem Mund zu bekommen, es war einfach nur ekelhaft. Ekelhaft! Ich stopfte mir die Zahnbürste in den Mund- ich hatte extra viel Zahnpasta darauf geschmiert- und begann nun wild in meinem Mund herum zu schrubben.
Als ich fertig war ging ich wieder zu Collin und setzte mich neben ihn. Ich klopfte ihm mit meinen Händen auf den Bauch, und er musste lachen.
>>So Großer, ich denke du solltest jetzt verschwinden. Wenn meine Mom wieder kommt und dich hier sieht, dann wirst du nicht mehr mein baldiger Ehemann, sondern baldiges Hundefutter sein. <<
Er lachte wieder und setzte sich auf. >>Da könntest du recht haben<<, meinte er besorgt, lachte dann aber wieder. Er gab mir noch einen kleinen Kuss auf meine sauberen Lippen, die ich jetzt sofort wieder waschen gehen konnte, und machte sich auf, um meiner Mutter zu entkommen.
Während ich mir die Lippen mit Seife wusch, dachte ich nach. Collin war ein wirklich guter Küsser, das musste ich schon zu geben. Aber das brachte mir auch nichts, wenn ich jeden anderen Mann, außer Carlisle, einfach abstoßend fand. >>Vielen Dank, Mister Unwiderstehlich! <<, sagte ich leise, als ich mir den Mund abgetrocknet hatte. >>Wegen dir werde ich nie wieder einen anderen küssen können, ohne dass ich mich fast übergeben muss! <<
Ich sah in den Spiegel und erblickte mein böses Gesicht. Daraufhin musste ich lachen. Mittlerweile ging es schon einfach, nicht mehr zu weinen anzufangen, wenn ich an Carlisle dachte.
Collin war für mich noch immer ein Freund, wie ich vorher bemerkt hatte und das frustrierte mich etwas. Ich konnte doch keinen Freund heiraten. Alleine beim Gedanken daran, ihm näher zu kommen, spürte ich in mir schon wieder dieses ekelige Gefühl.
>>Manchmal habe ich das Gefühl du magst es mich zu quälen. <<, sagte ich leise und sah dabei das Spiegelbild von Carlisles Kette an. Genau das hatte er gesagt, damals in Seattle, als noch alles in Ordnung gewesen war. >>Aber nur manchmal<<, ergänzte ich meinen Part, schloss die Augen, griff auf die Kette und schon füllten sich meine Augen wieder mit Tränen.
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
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Kapitel 27: Die Hochzeit!
27.: Die Hochzeit! Teil 1
Als ich an diesem Morgen aufwachte, wollte ich am liebsten sterben. Heute war der große Tag, an dem ich eigentlich der glücklichte Mensch der Welt sein sollte, doch der war ich absolut nicht. Ich war das genaue Gegenteil. Als mich meine Mutter aufgeweckt hatte, war ich grummelnd im Bett liegen geblieben und hatte mich auf die andere Seite gedreht, um weiter zu schlafen. Dabei zog ich so eine Grimasse, dass ich fast nichts mehr sehen konnte, weil meine Stirn hinunter zu meinen Augen gewandert war und noch dazu zeigten meine Mundwinkel zum Boden. Wenn mich so ein Produzent eines Horrorfilms gesehen hätte, wäre ich hundertprozentig das neue Monster geworden, das jeden Menschen zum kreischen brachte, sogar die muskelbepackten Männer, die sich von nichts beeindrucken ließen, würden schreiend zu ihren Mamis laufen.
>>Esme, heute ist dein großer Tag! Aufgewacht, die Sonne lacht! <<, gab meine Mom vergnügt von sich. Daraufhin verfinsterte sich meine Miene noch mehr und ich dachte ernsthaft daran sie k.o. zu schlagen. Doch dann siegte meine Vernunft und ich setzte mich blinzelnd auf. Meine Mutter riss die Vorhänge auf die Seite und ich fauchte ein innerliches Fauchen und versteckte mich wieder unter der Decke. Ich kam mir vor wie ein Vampir, der in der Sonne gegrillt wurde. Nur zu gerne wäre ich wirklich einer gewesen, damit mich meine Mom in Ruhe ließ. Ja, in einer schönen, dunklen Gruft, die nach Tod und Verderben roch, würde ich mich schon wohl fühlen.
>>Esme, jetzt stell dich doch nicht so an<<, rief meine Mutter ungeduldig und zog mir unsanft die Decke weg. Neiiiin! Jetzt musste ich verbrennen. Hmm, wenn man so darüber nachdenkt: Jaaa! Lass mich brennen! In der Hölle ist es immer noch besser, als hier.
Ich krümmte mich, als ob ich Schmerzen hätte und presste, mit Schmerzverzogenem Gesicht, hervor: >>Mom, ich verbrenne! Die Qualen sind einfach schrecklich, lass mich sterben! << Meine Mutter schenkte mir nur einen missbilligenden Blick und achtete nicht weiter auf mich.
Na ja, probieren kann man’s. Ich zuckte mit den Schultern und schlurfte dann nach unten. Ich konnte meine Augen kaum offen halten und kam mir vor wie ein Zombie, der gerade aus seinem Grab gekrochen war.
Meine Mom folgte mir und plapperte irgendetwas von der Hochzeit. Ich gähnte Herzhaft und streckte mich, als ich unten ankam. Erst da merkte ich, dass meine Tante und Cousinen vor mir standen. Sofort wurde ich rot und sah sie erschrocken an. >>Tut mir leid! <<, rief ich schnell und glättete mein Gesicht von den Morgenmuffelfalten.
>>Ist schon in Ordnung, schön das du nicht so aufgedreht bist, wie meine werte Schwester<<, lachte meine Tante und nahm mich in die Arme. Sie hatte wieder so ein tolles, teures Kleid an, von dessen Schönheit ich richtig geblendet wurde und ich stand da in meinem Lieblingsnachthemd. Es war schon einige Jahre alt und auf ihm waren lauten Blaue Punkte und ein paar Flecken, die ich nicht mehr identifizieren konnte. Noch dazu taten meine Haare gerade was sie wollten, manchmal führten sie ein wirklich reges Eigenleben. Also im Großen und Ganzen sah ich aus, wie eine Zombie – Vampir - Hexe, die gerade ein paar Kinder verspeisen wollte und sich dabei dreckig gemacht hatte. Ich war wirklich überrascht, dass meine Cousinen keine Angst vor mir hatten. Sie umarmten sich wieder einmal und wollten mich gar nicht mehr loslassen. Ich spürte, wie ich in mir das warme Gefühl der Freude spürte und lächelte die beiden liebevoll an.
Im nächsten Augenblick riss mich meine Mutter von ihnen und schleifte mich ins Badezimmer. Ich sollte ein Bad nehmen und mich richtig schön sauber schrubben, bis meine Haut blitzte.
Als ich, in ein Handtuch gewickelt, wieder aus dem Bad kam- so sauber, wie ein Mensch nur sein konnte- nahm mich meine Mom an der Hand und zog mich aus dem Haus. Sie setzte mich in die Kutsche, die vor unserem Haus stand und innen saßen Emily, Julia und Katharina. Ich sah sie verwirrt an, doch Emily nahm nur meine Hand und schüttelte den Kopf. Na toll, ich hatte keine Ahnung wohin ich gebracht wurde und würde es auch nicht von meiner Tante erfahren.
Mir wurde während der Fahrt ein wenig kalt, doch als wir anhielten, sah ich vor meinem Fenster die kleine Kirche, die in der verlassenen Gegend zwischen Houston und Louisiana stand. Mir hatte sie schon immer gefallen, also wurde meine riesengroße Abneigung gegen die Hochzeit etwas gedämpft, als mir klar wurde, dass ich hier heiraten würde.
Ich wurde von meiner Verwandtschaft in die Kirche geleitet, wo wir die Treppen hinauf in einen kleinen Raum gingen, indem ich wahrscheinlich fertig gemacht wurde.
Als meine Mom ankam, erkannte ich sie zuerst gar nicht. Ich sah nur einen gehenden Hügel. Der Hügel bestand aus meinem Kleid, einer Tasche mit Schminkzeug, noch einer Tasche, deren Inhalt ich nicht erahnen konnte, und meiner Mutter. Sie schmiss die Sachen auf den roten Samtstuhl, der rechts neben der Holztüre stand. Über dem Tisch neben besagtem Samtstuhl, hing ein großer Spiegel und auch hier stand ein weiterer Stuhl. Ich stand alleine mitten im Raum und sah meiner hilflosen Mutter zu. Als sie wieder zu sehen war, musste ich mich auf den Sessel beim Tisch setzte und dann kam meine Tante zu uns. Zusammen begannen die beiden an meinen Haaren herum zu fummeln. Mich interessierte es eigentlich nicht sehr, was sie mit mir vorhatten. Meine Gedanken drehten sich um Carlisle, schon wieder. Eigentlich sah ich ihn nur vor mir und bei diesem Anblick musste ich tief durchatmen. Ich war ziemlich traurig, doch das half mir auch nichts.
Mir kam es vor wie ein paar Minuten, doch nach zwei Stunden waren meine Tante und Mutter mit mir fertig. Ich hatte eine wunderschöne Hochsteckfrisur, meine schrägen Stirnfransen waren auf die linke Seite frisiert worden, damit sie nicht tun konnten, was sie wollten, wie sie es sonst taten. Als ich die Frisur von hinten sah- auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes stand ein riesiger Spiegel, der bis zu Decke reichte- fielen meine Augen fast aus ihren Höhlen. Meine Haare waren als Schlaufen Strähne für Strähne an meinen Hinterkopf geklammert worden und dann war eine Perlenkette hindurch gefädelt worden. Die Perlen blitzen in einem schönen cremefarben in meinen mittelbraunen Haaren auf. Irgendwie waren sie dunkler geworden, was wahrscheinlich daran lag, dass die Sonne im Oktober nicht mehr so stark schien, wie im Sommer. Im Sommer waren meine Haare immer ein bisschen heller, als im Winter, da sie von der Sonne ausgebleicht wurden.
Dann war ich auch noch geschminkt worden, was ich gar nicht mitbekommen hatte. Meine Augen wurden von einem zarten Dunkelblau umrandet, welches weich - gezeichnet war. Meine Wimpern waren ganz schwarz und viel länger als sonst. Mein blasser Teint kam noch mehr zur Geltung, durch die roten Backen und den roten Lippen. Sie waren nicht knallrot, aber doch etwas röter als sonst.
Ich starrte mich entgeistert an. Ich war viel zu hübsch! Ich wollte nicht so hübsch heiraten. Am besten wäre ich als Zombie – Vampir - Hexe zu Collin gegangen, dann hätte er es sich vielleicht noch anders überlegt, mit meinem in Falten gelegten Gesicht und den Augenringen. Die Person heute Früh und die, die ich jetzt im Spiegel betrachtete, waren Welten voneinander entfernt. Nun sah ich aus wie ein Engel! Aber ich kam noch immer nicht an Carlisles Schönheit heran, worüber ich aber auch sehr glücklich war. Ich wusste, dass er etwas Besonderes war, und wollte es auch gar nicht anders.
>>Mom, Emily, ihr habt mich so wunderschön hergerichtet, ich bin überwältigt! <<, brachte ich hervor und lächelte sie dankbar an. Sie hatten sich wirklich viel mühe gegeben, und deswegen liebte ich die beiden noch mehr. Sie hatten zwei Stunden nur wegen mir gearbeitet, wie konnte ich sie denn da nicht lieben?
>>Ach, das ist alles nur möglich, weil du von Natur aus, so ein wunderschöner Mensch bist<<, sagte meine Tante gütig und streichelte mir vorsichtig über die Wange. Dann ging sie wieder aus dem Zimmer. Meine Mutter lächelte und zeigte dann auf mein Kleid. >> Zieh es dir jetzt bitte an, und dann ruf mich, mein Schatz! <<
Auch sie verschwand und ich sah ihr nach. Ich liebte meine Mutter wirklich, auch wenn sie ziemlich nervig sein konnte.
Ich atmete noch einmal tief durch, blickte ein weiteres Mal in den Spiegel und stand dann auf. Erst da sah ich, wie lächerlich ich im Moment aussah. Mein Gesicht und mein Frisur waren wunderschön, doch dann sah ich meinen Körper, der nur in ein Handtuch gewickelt da stand. Ich lächelte über den großen Unterschied zwischen meinem Kopf und Körper und ließ dann das Handtuch fallen. Unter dem Handtuch hatte ich natürlich Unterwäsche an. Meine Mom hatte sie mir ins Badezimmer gelegt, kurz bevor ich mich gebadet hatte. Als ich sie so dort liegen gesehen hatte, war ich sehr skeptisch, wie ich in der Unterwäsche aussehen würde, doch jetzt gefiel sie mir. Ich trug eine weiße, trägerlose Coursage, die üppig mit Spitze verziert war, und das passende Unterhöschen, an dem ich die Strümpfe befestigen konnte, die auf dem Kleid lagen. Ich nahm sie an mich und setzte mich wieder. Ich stieg langsam in die hauchdünnen Stümpfe und befestigte sie mit zwei kleinen Klammern pro Bein. Dann schlüpfte ich in die weißen Stöckelschuhe, die am Boden standen. Sie waren ebenfalls mit Perlen und Spitze versehen und hatten oben am Fußgelenk ein Riemchen, das mit kleinen, grauen Schleifchen verziert war. Dann zog ich mir das wunderschöne, trägerlose Kleid über und stand dann in voller Pracht vor dem großen Spiegel. Ich brauchte ein paar Minuten, um mich an den Anblick, der sich mir gerade bot, zu verarbeiten. Ich sah wirklich aus wie eine Braut, eine wirklich hübsche. Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass ich jemals so aussehen würde.
Dann rief ich meine Mutter rein, die einen quiekenden Laut von sich gab. Sie musste sich setzen und bewunderte mich sprachlos. Es war einer der seltenen Momente, in dem meine Mom wirklich nichts zu sagen hatte. Vielleicht hatte es doch etwas Gutes, dass ich jetzt eine Braut war. Meine Mutter sprachlos zu erleben war all das wert gewesen. Ich grinste und half ihr, sich wieder hin zu stellen. Als sie sich gefangen hatte, sagte sie: >>Oh mein Gott, Esme, du siehst bezaubernd aus! Ach ja, du brauchst etwas Altes, Neues, Blaues und Geborgtes! << Ich griff an meinen Hals, wo mein bildhübscher Türkis hing. >>Etwas Blaues habe ich schon, und das Kleid ist doch neu, also wäre das auch erledigt. <<
>>Ja und hier . . . << Meine Mom setzte mir ein Diadem auf, das zauberhaft glitzerte, wenn das Licht auf die einzelnen Edelsteine traf. >> . . . hast du das Diadem deiner Großmutter, sie hätte sicher gewollt, dass du es trägst! << Ich lächelte meine Mutter dankbar an und dankte ihr. Ich hatte meine Großmutter nie kennen gelernt, da sie unglücklicherweise kurz nach meiner Geburt an der Grippe gestorben war. Meine Mutter war bis jetzt nicht über ihren Tod hinweg gekommen, aber das war nur verständlich.
Dann hielt mir meine Mom einen blau - weiß - glitzernden Armreif hin. >>Der ist von deiner Tante Emily, sie trug ihn auch bei ihrer Hochzeit. << Ich streifte mir den harten Armreif über und bewunderte ihn, er war wirklich prächtig. Dann fixierte meine Mom den Schleier am Diadem und ließ ihn nach vorne, über mein Gesicht fallen.
Als ich an diesem Morgen aufwachte, wollte ich am liebsten sterben. Heute war der große Tag, an dem ich eigentlich der glücklichte Mensch der Welt sein sollte, doch der war ich absolut nicht. Ich war das genaue Gegenteil. Als mich meine Mutter aufgeweckt hatte, war ich grummelnd im Bett liegen geblieben und hatte mich auf die andere Seite gedreht, um weiter zu schlafen. Dabei zog ich so eine Grimasse, dass ich fast nichts mehr sehen konnte, weil meine Stirn hinunter zu meinen Augen gewandert war und noch dazu zeigten meine Mundwinkel zum Boden. Wenn mich so ein Produzent eines Horrorfilms gesehen hätte, wäre ich hundertprozentig das neue Monster geworden, das jeden Menschen zum kreischen brachte, sogar die muskelbepackten Männer, die sich von nichts beeindrucken ließen, würden schreiend zu ihren Mamis laufen.
>>Esme, heute ist dein großer Tag! Aufgewacht, die Sonne lacht! <<, gab meine Mom vergnügt von sich. Daraufhin verfinsterte sich meine Miene noch mehr und ich dachte ernsthaft daran sie k.o. zu schlagen. Doch dann siegte meine Vernunft und ich setzte mich blinzelnd auf. Meine Mutter riss die Vorhänge auf die Seite und ich fauchte ein innerliches Fauchen und versteckte mich wieder unter der Decke. Ich kam mir vor wie ein Vampir, der in der Sonne gegrillt wurde. Nur zu gerne wäre ich wirklich einer gewesen, damit mich meine Mom in Ruhe ließ. Ja, in einer schönen, dunklen Gruft, die nach Tod und Verderben roch, würde ich mich schon wohl fühlen.
>>Esme, jetzt stell dich doch nicht so an<<, rief meine Mutter ungeduldig und zog mir unsanft die Decke weg. Neiiiin! Jetzt musste ich verbrennen. Hmm, wenn man so darüber nachdenkt: Jaaa! Lass mich brennen! In der Hölle ist es immer noch besser, als hier.
Ich krümmte mich, als ob ich Schmerzen hätte und presste, mit Schmerzverzogenem Gesicht, hervor: >>Mom, ich verbrenne! Die Qualen sind einfach schrecklich, lass mich sterben! << Meine Mutter schenkte mir nur einen missbilligenden Blick und achtete nicht weiter auf mich.
Na ja, probieren kann man’s. Ich zuckte mit den Schultern und schlurfte dann nach unten. Ich konnte meine Augen kaum offen halten und kam mir vor wie ein Zombie, der gerade aus seinem Grab gekrochen war.
Meine Mom folgte mir und plapperte irgendetwas von der Hochzeit. Ich gähnte Herzhaft und streckte mich, als ich unten ankam. Erst da merkte ich, dass meine Tante und Cousinen vor mir standen. Sofort wurde ich rot und sah sie erschrocken an. >>Tut mir leid! <<, rief ich schnell und glättete mein Gesicht von den Morgenmuffelfalten.
>>Ist schon in Ordnung, schön das du nicht so aufgedreht bist, wie meine werte Schwester<<, lachte meine Tante und nahm mich in die Arme. Sie hatte wieder so ein tolles, teures Kleid an, von dessen Schönheit ich richtig geblendet wurde und ich stand da in meinem Lieblingsnachthemd. Es war schon einige Jahre alt und auf ihm waren lauten Blaue Punkte und ein paar Flecken, die ich nicht mehr identifizieren konnte. Noch dazu taten meine Haare gerade was sie wollten, manchmal führten sie ein wirklich reges Eigenleben. Also im Großen und Ganzen sah ich aus, wie eine Zombie – Vampir - Hexe, die gerade ein paar Kinder verspeisen wollte und sich dabei dreckig gemacht hatte. Ich war wirklich überrascht, dass meine Cousinen keine Angst vor mir hatten. Sie umarmten sich wieder einmal und wollten mich gar nicht mehr loslassen. Ich spürte, wie ich in mir das warme Gefühl der Freude spürte und lächelte die beiden liebevoll an.
Im nächsten Augenblick riss mich meine Mutter von ihnen und schleifte mich ins Badezimmer. Ich sollte ein Bad nehmen und mich richtig schön sauber schrubben, bis meine Haut blitzte.
Als ich, in ein Handtuch gewickelt, wieder aus dem Bad kam- so sauber, wie ein Mensch nur sein konnte- nahm mich meine Mom an der Hand und zog mich aus dem Haus. Sie setzte mich in die Kutsche, die vor unserem Haus stand und innen saßen Emily, Julia und Katharina. Ich sah sie verwirrt an, doch Emily nahm nur meine Hand und schüttelte den Kopf. Na toll, ich hatte keine Ahnung wohin ich gebracht wurde und würde es auch nicht von meiner Tante erfahren.
Mir wurde während der Fahrt ein wenig kalt, doch als wir anhielten, sah ich vor meinem Fenster die kleine Kirche, die in der verlassenen Gegend zwischen Houston und Louisiana stand. Mir hatte sie schon immer gefallen, also wurde meine riesengroße Abneigung gegen die Hochzeit etwas gedämpft, als mir klar wurde, dass ich hier heiraten würde.
Ich wurde von meiner Verwandtschaft in die Kirche geleitet, wo wir die Treppen hinauf in einen kleinen Raum gingen, indem ich wahrscheinlich fertig gemacht wurde.
Als meine Mom ankam, erkannte ich sie zuerst gar nicht. Ich sah nur einen gehenden Hügel. Der Hügel bestand aus meinem Kleid, einer Tasche mit Schminkzeug, noch einer Tasche, deren Inhalt ich nicht erahnen konnte, und meiner Mutter. Sie schmiss die Sachen auf den roten Samtstuhl, der rechts neben der Holztüre stand. Über dem Tisch neben besagtem Samtstuhl, hing ein großer Spiegel und auch hier stand ein weiterer Stuhl. Ich stand alleine mitten im Raum und sah meiner hilflosen Mutter zu. Als sie wieder zu sehen war, musste ich mich auf den Sessel beim Tisch setzte und dann kam meine Tante zu uns. Zusammen begannen die beiden an meinen Haaren herum zu fummeln. Mich interessierte es eigentlich nicht sehr, was sie mit mir vorhatten. Meine Gedanken drehten sich um Carlisle, schon wieder. Eigentlich sah ich ihn nur vor mir und bei diesem Anblick musste ich tief durchatmen. Ich war ziemlich traurig, doch das half mir auch nichts.
Mir kam es vor wie ein paar Minuten, doch nach zwei Stunden waren meine Tante und Mutter mit mir fertig. Ich hatte eine wunderschöne Hochsteckfrisur, meine schrägen Stirnfransen waren auf die linke Seite frisiert worden, damit sie nicht tun konnten, was sie wollten, wie sie es sonst taten. Als ich die Frisur von hinten sah- auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes stand ein riesiger Spiegel, der bis zu Decke reichte- fielen meine Augen fast aus ihren Höhlen. Meine Haare waren als Schlaufen Strähne für Strähne an meinen Hinterkopf geklammert worden und dann war eine Perlenkette hindurch gefädelt worden. Die Perlen blitzen in einem schönen cremefarben in meinen mittelbraunen Haaren auf. Irgendwie waren sie dunkler geworden, was wahrscheinlich daran lag, dass die Sonne im Oktober nicht mehr so stark schien, wie im Sommer. Im Sommer waren meine Haare immer ein bisschen heller, als im Winter, da sie von der Sonne ausgebleicht wurden.
Dann war ich auch noch geschminkt worden, was ich gar nicht mitbekommen hatte. Meine Augen wurden von einem zarten Dunkelblau umrandet, welches weich - gezeichnet war. Meine Wimpern waren ganz schwarz und viel länger als sonst. Mein blasser Teint kam noch mehr zur Geltung, durch die roten Backen und den roten Lippen. Sie waren nicht knallrot, aber doch etwas röter als sonst.
Ich starrte mich entgeistert an. Ich war viel zu hübsch! Ich wollte nicht so hübsch heiraten. Am besten wäre ich als Zombie – Vampir - Hexe zu Collin gegangen, dann hätte er es sich vielleicht noch anders überlegt, mit meinem in Falten gelegten Gesicht und den Augenringen. Die Person heute Früh und die, die ich jetzt im Spiegel betrachtete, waren Welten voneinander entfernt. Nun sah ich aus wie ein Engel! Aber ich kam noch immer nicht an Carlisles Schönheit heran, worüber ich aber auch sehr glücklich war. Ich wusste, dass er etwas Besonderes war, und wollte es auch gar nicht anders.
>>Mom, Emily, ihr habt mich so wunderschön hergerichtet, ich bin überwältigt! <<, brachte ich hervor und lächelte sie dankbar an. Sie hatten sich wirklich viel mühe gegeben, und deswegen liebte ich die beiden noch mehr. Sie hatten zwei Stunden nur wegen mir gearbeitet, wie konnte ich sie denn da nicht lieben?
>>Ach, das ist alles nur möglich, weil du von Natur aus, so ein wunderschöner Mensch bist<<, sagte meine Tante gütig und streichelte mir vorsichtig über die Wange. Dann ging sie wieder aus dem Zimmer. Meine Mutter lächelte und zeigte dann auf mein Kleid. >> Zieh es dir jetzt bitte an, und dann ruf mich, mein Schatz! <<
Auch sie verschwand und ich sah ihr nach. Ich liebte meine Mutter wirklich, auch wenn sie ziemlich nervig sein konnte.
Ich atmete noch einmal tief durch, blickte ein weiteres Mal in den Spiegel und stand dann auf. Erst da sah ich, wie lächerlich ich im Moment aussah. Mein Gesicht und mein Frisur waren wunderschön, doch dann sah ich meinen Körper, der nur in ein Handtuch gewickelt da stand. Ich lächelte über den großen Unterschied zwischen meinem Kopf und Körper und ließ dann das Handtuch fallen. Unter dem Handtuch hatte ich natürlich Unterwäsche an. Meine Mom hatte sie mir ins Badezimmer gelegt, kurz bevor ich mich gebadet hatte. Als ich sie so dort liegen gesehen hatte, war ich sehr skeptisch, wie ich in der Unterwäsche aussehen würde, doch jetzt gefiel sie mir. Ich trug eine weiße, trägerlose Coursage, die üppig mit Spitze verziert war, und das passende Unterhöschen, an dem ich die Strümpfe befestigen konnte, die auf dem Kleid lagen. Ich nahm sie an mich und setzte mich wieder. Ich stieg langsam in die hauchdünnen Stümpfe und befestigte sie mit zwei kleinen Klammern pro Bein. Dann schlüpfte ich in die weißen Stöckelschuhe, die am Boden standen. Sie waren ebenfalls mit Perlen und Spitze versehen und hatten oben am Fußgelenk ein Riemchen, das mit kleinen, grauen Schleifchen verziert war. Dann zog ich mir das wunderschöne, trägerlose Kleid über und stand dann in voller Pracht vor dem großen Spiegel. Ich brauchte ein paar Minuten, um mich an den Anblick, der sich mir gerade bot, zu verarbeiten. Ich sah wirklich aus wie eine Braut, eine wirklich hübsche. Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass ich jemals so aussehen würde.
Dann rief ich meine Mutter rein, die einen quiekenden Laut von sich gab. Sie musste sich setzen und bewunderte mich sprachlos. Es war einer der seltenen Momente, in dem meine Mom wirklich nichts zu sagen hatte. Vielleicht hatte es doch etwas Gutes, dass ich jetzt eine Braut war. Meine Mutter sprachlos zu erleben war all das wert gewesen. Ich grinste und half ihr, sich wieder hin zu stellen. Als sie sich gefangen hatte, sagte sie: >>Oh mein Gott, Esme, du siehst bezaubernd aus! Ach ja, du brauchst etwas Altes, Neues, Blaues und Geborgtes! << Ich griff an meinen Hals, wo mein bildhübscher Türkis hing. >>Etwas Blaues habe ich schon, und das Kleid ist doch neu, also wäre das auch erledigt. <<
>>Ja und hier . . . << Meine Mom setzte mir ein Diadem auf, das zauberhaft glitzerte, wenn das Licht auf die einzelnen Edelsteine traf. >> . . . hast du das Diadem deiner Großmutter, sie hätte sicher gewollt, dass du es trägst! << Ich lächelte meine Mutter dankbar an und dankte ihr. Ich hatte meine Großmutter nie kennen gelernt, da sie unglücklicherweise kurz nach meiner Geburt an der Grippe gestorben war. Meine Mutter war bis jetzt nicht über ihren Tod hinweg gekommen, aber das war nur verständlich.
Dann hielt mir meine Mom einen blau - weiß - glitzernden Armreif hin. >>Der ist von deiner Tante Emily, sie trug ihn auch bei ihrer Hochzeit. << Ich streifte mir den harten Armreif über und bewunderte ihn, er war wirklich prächtig. Dann fixierte meine Mom den Schleier am Diadem und ließ ihn nach vorne, über mein Gesicht fallen.
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
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Kapitel 27: Die Hochzeit!
27.: Die Hochzeit! Teil 2
>>So und jetzt ab mit dir, du hast nur mehr ein paar Minuten, dein Vater wartet vor der Kirche auf dich. << Damit verabschiedete sich meine Mutter. Ich war verwirrt, würde ich nicht in der Kirche heiraten? Ich schüttelte den Kopf und blickte noch einmal in den Spiegel. Ich konnte nicht glauben, wie schön ich war. Ich wünschte, dass Carlisle mich so sehen hätte können, vielleicht hätte er mich dann nicht verlassen. Wahrscheinlich hatte er sich eine hübschere Frau gesucht, die besser zu ihm passte. Ich spürte wieder die Tränen in mir aufkamen, doch ich schluckte sie hinunter, um die harte Arbeit meiner Tante und Mutter nicht zu ruinieren.
Ich stieg die Treppen hinunter und sah, dass sich wirklich kein einziger Mensch in der Kirche befand. Vielleicht hatte meine Mom auch einfach niemanden eingeladen, was ich wirklich toll finden würde, doch ich kannte sie. Wenn ich schon heiratete, dann musste es auch eine große Hochzeit sein.
Als ich nach draußen kam, sah ich meinen Vater im Anzug vor mir stehen. Ich kicherte, als ich mich bei ihm einhängte.
>>Dad, weißt du, dass du unglaublich aussiehst? <<
>>Keine Angst, wird nicht mehr vorkommen<<, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen.
Ich lehnte mich an ihn, auch wenn unser Verhältnis nicht das engste war, und dann führte er mich hinter die Kirche. Wir gingen auf einen schönen, grünen Platz zu, wo ich viele kleine Gänseblümchen in der Wiese sah. Am Himmel schien die untergehende Sonne, doch ab und zu schoben sich Wolken vor sie.
Dann sah ich die ganzen Menschen. Sie saßen links und rechts von einem Weg, der aus weißen Blütenblättern bestand. Alle paar Meter wurde von der rechten Seite der Besucher zur linken Seite, weiße Bögen gespannt, so als würden sie in einem Gang sitzen und ich durch ihn hindurch gehen. Die dünnen Bögen würden von weißen Blumen geschmückt, die sich elegant über sie ringelten und von Bogen zu Bogen, waren weiße Tücher gespannt, um das ganze etwas einzugrenzen. Die Besucher saßen auch auf weißen Stühlen und blickten mich nun alle an. Mein Herz setzte aus, als ich ihre Blicke auf mir spürte, doch dann setzte die Musik ein und mein Vater zog mich etwas in die Richtung, wo Collin und der Priester standen. Collin strahlte übers ganze Gesicht und sah mich glücklich an. Und da realisierte ich erst, was ich hier gerade tat. Wenn ich bei Collin ankam und der Priester anfangen würde zu reden, musste ich ja sagen. Ich musste Collin heiraten, auch wenn es nur Carlisle für mich gab. Ich würde mein ganzes Leben lang nur unglücklich sein und an ihn denken. Ich machte gerade den schlimmsten Fehler in meinem Leben. Ich wollte weg rennen, zu Carlisle und ihn nie wieder los lassen.
Ich wollte aus diesem Albtraum aufwachen, Carlisle neben mir liegen sehen, der mir erklärte, dass alles in Ordnung war. Eine einsame Träne, die sich krampfhaft den Weg an die Freiheit erkämpft hatte, floss mir über die Wange.
Ich sah die Leute neben mir, die mich anstrahlten und lachten. Sie waren glücklich, dass ich nun endlich den Mann fürs Leben gefunden hatte. Ihre begeisterten Gesichter trieben mir noch mehr Tränen aus den Augen.
Seht doch, wie es mir wirklich geht! Ich bin unglücklich und werde es mein ganzes Leben lang sein. Ohne Carlisle bin ich nichts, ohne Carlisle kann ich nicht leben!, hätte ich am liebsten Geschrieen und wollte ihnen mein Gesicht zeigen, das meine Verzweiflung preisgab.
Je näher ich nach vorne kam, desto verzweifelter wurde ich. Ich konnte Collin nicht heiraten!
Ich sah in die Menge, doch dann sah ich jemanden. Ich sah zwei Gestalten, die im Schatten der Tücher auf der rechten Seite standen, die beide etwas schimmerten. Ihre Schönheit ließ sie funkeln, sie hoben sich von den restlichen Menschen ab. Dann sah ich ihre Gesichter. Ich sah Edwards bronzefarbenes Haar und sein markantes Gesicht, welches aus der Menge stach, er war viel hübscher als jeder einzelne dieser Menschen, die mich anstrahlten. Er hatte kein Lächeln auf den Lippen, er sah finster drein und schenkte mir keinen Blick. Neben ihm sah ich den, den ich in diesem Moment am meisten brauchte. Carlisle stand links von Edward und sah mich an, er lächelte glücklich.
Ich musste träumen, wieso sollte Carlisle hier sein? Ich blinzelte, um die Illusion zu vertreiben, doch sie verschwand nicht. Entgeistert starrte ich ihn an. Wenn er echt war, was machte er dann hier? Natürlich machte ich mir sofort Hoffnungen: Er war hier um die Hochzeit zu verhindern und würde mich jetzt mit sich nehmen, damit wir ein langes, glückliches Leben miteinander verbringen konnten. Doch wieso lächelte er? Es war kein Lächeln, das zeigte, dass er mich vermisst hatte und mich mit sich nehmen würde. Nein, er freute sich über das, was hier geschah. Er freute sich, dass ich eine Braut war, die auf Collin und nicht auf ihn selbst zuging. Er freute sich, anstatt traurig zu sein, so wie ich es die ganze Zeit war. Die Zeit, die für mich die Schlimmste meines Lebens gewesen war, war für ihn nicht weiter wichtig gewesen und jetzt, da ich am Verzweifeltsten war, freute er sich.
Ich verstand endlich. Er hatte mich nie geliebt. Ich war für ihn nur ein Zeitvertreib gewesen. Endlich wusste ich, woran ich war. Am liebsten hätte ich ihn dafür gehasst, dass ich ihn so sehr liebte, doch ich liebte ihn zu sehr. Jetzt, da ich ihn wieder sah, liebte ich ihn noch mehr, als ich ihn jemals zuvor geliebt hatte. Die Tränen flossen mir über die Wangen und ich lächelte. Ich hatte den Mann vor mir, den ich über alles liebte. Mein Herz platzte fast vor liebe zu ihm, er war mein Leben.
Ich hatte nicht mitbekommen, dass ich stehen geblieben war, doch als mein Vater mich leicht weiter zog, und die Gäste zu tuscheln anfingen und sich zu Carlisle und Edward umdrehten war ich zurück in der Realität. Ich sah wieder zu Carlisle und Edward. Edward flüsterte aufgebracht mit Carlisle. Ich sah, wie wütend er Carlisle ansah, als dieser versuchte ihn zu beschwichtigen. Doch dann schmiss Edward etwas zu Boden und verschwand Richtung Kirche.
Carlisle sah mich noch einmal an, ehe er das Ding, das jetzt am Boden lag, aufhob und Edward nachging.
Ich sah ihm nach, doch mein Vater zerrte immer weiter an mir, bis wir stehen blieben. Ich blickte verwirrt zu Collin, der nun ganz nah bei mir stand und mein Hand in seine nahm. Er wandte sich zum Priester, der sofort mit der Zeremonie begann. Ich merkte, wie er sprach, doch ich erfasste die Bedeutung seiner Worte nicht. In meinen Kopf drehte sich alles, ich konnte nur mehr an Carlisle und Edward Cullen denken. Was war gerade eben geschehen? Wieso war Edward so aufgebracht? Er hatte Carlisle so zornig angesehen! Es war, als ob ich in Edward geschlüpft war und ihm in Edwards Körper all das gesagt hatte, was ich mir eben noch gedacht hatte. Doch ich hätte nie so wütend auf Carlisle sein können, egal was er mir angetan hatte, ich liebte ihn einfach viel zu viel.
Collin zog leicht an meiner Hand, woraufhin ich erschrocken zu ihm sah, und warf mir einen unsicheren Blick zu.
>>Miss Platt, wollen sie diesen Mann zu ihrem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen? <<, fragte der Priester anscheinenden schon zum zweiten Mal.
Ich nickte erschrocken, schluckte und sagte leise: >>Ja, ich will! << Der Priester nickte und rief dann: >>Nun gut, damit erkläre ich Sie zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut nun küssen! <<
Ich spürte, wie Collin meinen Schleier anhob, und sofort versuchte ich zu lächeln. Ich sah ihn nicht, da meine Augen voller Tränen waren. Ich merkte wie Collin näher zu mir kam und mich küsste.
In dem Moment strömten alle Tränen, die ich in mir gehalten hatte über mein Gesicht.
Carlisle. Carlisle! Ich konnte nur an ihn denken.
>>So und jetzt ab mit dir, du hast nur mehr ein paar Minuten, dein Vater wartet vor der Kirche auf dich. << Damit verabschiedete sich meine Mutter. Ich war verwirrt, würde ich nicht in der Kirche heiraten? Ich schüttelte den Kopf und blickte noch einmal in den Spiegel. Ich konnte nicht glauben, wie schön ich war. Ich wünschte, dass Carlisle mich so sehen hätte können, vielleicht hätte er mich dann nicht verlassen. Wahrscheinlich hatte er sich eine hübschere Frau gesucht, die besser zu ihm passte. Ich spürte wieder die Tränen in mir aufkamen, doch ich schluckte sie hinunter, um die harte Arbeit meiner Tante und Mutter nicht zu ruinieren.
Ich stieg die Treppen hinunter und sah, dass sich wirklich kein einziger Mensch in der Kirche befand. Vielleicht hatte meine Mom auch einfach niemanden eingeladen, was ich wirklich toll finden würde, doch ich kannte sie. Wenn ich schon heiratete, dann musste es auch eine große Hochzeit sein.
Als ich nach draußen kam, sah ich meinen Vater im Anzug vor mir stehen. Ich kicherte, als ich mich bei ihm einhängte.
>>Dad, weißt du, dass du unglaublich aussiehst? <<
>>Keine Angst, wird nicht mehr vorkommen<<, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen.
Ich lehnte mich an ihn, auch wenn unser Verhältnis nicht das engste war, und dann führte er mich hinter die Kirche. Wir gingen auf einen schönen, grünen Platz zu, wo ich viele kleine Gänseblümchen in der Wiese sah. Am Himmel schien die untergehende Sonne, doch ab und zu schoben sich Wolken vor sie.
Dann sah ich die ganzen Menschen. Sie saßen links und rechts von einem Weg, der aus weißen Blütenblättern bestand. Alle paar Meter wurde von der rechten Seite der Besucher zur linken Seite, weiße Bögen gespannt, so als würden sie in einem Gang sitzen und ich durch ihn hindurch gehen. Die dünnen Bögen würden von weißen Blumen geschmückt, die sich elegant über sie ringelten und von Bogen zu Bogen, waren weiße Tücher gespannt, um das ganze etwas einzugrenzen. Die Besucher saßen auch auf weißen Stühlen und blickten mich nun alle an. Mein Herz setzte aus, als ich ihre Blicke auf mir spürte, doch dann setzte die Musik ein und mein Vater zog mich etwas in die Richtung, wo Collin und der Priester standen. Collin strahlte übers ganze Gesicht und sah mich glücklich an. Und da realisierte ich erst, was ich hier gerade tat. Wenn ich bei Collin ankam und der Priester anfangen würde zu reden, musste ich ja sagen. Ich musste Collin heiraten, auch wenn es nur Carlisle für mich gab. Ich würde mein ganzes Leben lang nur unglücklich sein und an ihn denken. Ich machte gerade den schlimmsten Fehler in meinem Leben. Ich wollte weg rennen, zu Carlisle und ihn nie wieder los lassen.
Ich wollte aus diesem Albtraum aufwachen, Carlisle neben mir liegen sehen, der mir erklärte, dass alles in Ordnung war. Eine einsame Träne, die sich krampfhaft den Weg an die Freiheit erkämpft hatte, floss mir über die Wange.
Ich sah die Leute neben mir, die mich anstrahlten und lachten. Sie waren glücklich, dass ich nun endlich den Mann fürs Leben gefunden hatte. Ihre begeisterten Gesichter trieben mir noch mehr Tränen aus den Augen.
Seht doch, wie es mir wirklich geht! Ich bin unglücklich und werde es mein ganzes Leben lang sein. Ohne Carlisle bin ich nichts, ohne Carlisle kann ich nicht leben!, hätte ich am liebsten Geschrieen und wollte ihnen mein Gesicht zeigen, das meine Verzweiflung preisgab.
Je näher ich nach vorne kam, desto verzweifelter wurde ich. Ich konnte Collin nicht heiraten!
Ich sah in die Menge, doch dann sah ich jemanden. Ich sah zwei Gestalten, die im Schatten der Tücher auf der rechten Seite standen, die beide etwas schimmerten. Ihre Schönheit ließ sie funkeln, sie hoben sich von den restlichen Menschen ab. Dann sah ich ihre Gesichter. Ich sah Edwards bronzefarbenes Haar und sein markantes Gesicht, welches aus der Menge stach, er war viel hübscher als jeder einzelne dieser Menschen, die mich anstrahlten. Er hatte kein Lächeln auf den Lippen, er sah finster drein und schenkte mir keinen Blick. Neben ihm sah ich den, den ich in diesem Moment am meisten brauchte. Carlisle stand links von Edward und sah mich an, er lächelte glücklich.
Ich musste träumen, wieso sollte Carlisle hier sein? Ich blinzelte, um die Illusion zu vertreiben, doch sie verschwand nicht. Entgeistert starrte ich ihn an. Wenn er echt war, was machte er dann hier? Natürlich machte ich mir sofort Hoffnungen: Er war hier um die Hochzeit zu verhindern und würde mich jetzt mit sich nehmen, damit wir ein langes, glückliches Leben miteinander verbringen konnten. Doch wieso lächelte er? Es war kein Lächeln, das zeigte, dass er mich vermisst hatte und mich mit sich nehmen würde. Nein, er freute sich über das, was hier geschah. Er freute sich, dass ich eine Braut war, die auf Collin und nicht auf ihn selbst zuging. Er freute sich, anstatt traurig zu sein, so wie ich es die ganze Zeit war. Die Zeit, die für mich die Schlimmste meines Lebens gewesen war, war für ihn nicht weiter wichtig gewesen und jetzt, da ich am Verzweifeltsten war, freute er sich.
Ich verstand endlich. Er hatte mich nie geliebt. Ich war für ihn nur ein Zeitvertreib gewesen. Endlich wusste ich, woran ich war. Am liebsten hätte ich ihn dafür gehasst, dass ich ihn so sehr liebte, doch ich liebte ihn zu sehr. Jetzt, da ich ihn wieder sah, liebte ich ihn noch mehr, als ich ihn jemals zuvor geliebt hatte. Die Tränen flossen mir über die Wangen und ich lächelte. Ich hatte den Mann vor mir, den ich über alles liebte. Mein Herz platzte fast vor liebe zu ihm, er war mein Leben.
Ich hatte nicht mitbekommen, dass ich stehen geblieben war, doch als mein Vater mich leicht weiter zog, und die Gäste zu tuscheln anfingen und sich zu Carlisle und Edward umdrehten war ich zurück in der Realität. Ich sah wieder zu Carlisle und Edward. Edward flüsterte aufgebracht mit Carlisle. Ich sah, wie wütend er Carlisle ansah, als dieser versuchte ihn zu beschwichtigen. Doch dann schmiss Edward etwas zu Boden und verschwand Richtung Kirche.
Carlisle sah mich noch einmal an, ehe er das Ding, das jetzt am Boden lag, aufhob und Edward nachging.
Ich sah ihm nach, doch mein Vater zerrte immer weiter an mir, bis wir stehen blieben. Ich blickte verwirrt zu Collin, der nun ganz nah bei mir stand und mein Hand in seine nahm. Er wandte sich zum Priester, der sofort mit der Zeremonie begann. Ich merkte, wie er sprach, doch ich erfasste die Bedeutung seiner Worte nicht. In meinen Kopf drehte sich alles, ich konnte nur mehr an Carlisle und Edward Cullen denken. Was war gerade eben geschehen? Wieso war Edward so aufgebracht? Er hatte Carlisle so zornig angesehen! Es war, als ob ich in Edward geschlüpft war und ihm in Edwards Körper all das gesagt hatte, was ich mir eben noch gedacht hatte. Doch ich hätte nie so wütend auf Carlisle sein können, egal was er mir angetan hatte, ich liebte ihn einfach viel zu viel.
Collin zog leicht an meiner Hand, woraufhin ich erschrocken zu ihm sah, und warf mir einen unsicheren Blick zu.
>>Miss Platt, wollen sie diesen Mann zu ihrem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen? <<, fragte der Priester anscheinenden schon zum zweiten Mal.
Ich nickte erschrocken, schluckte und sagte leise: >>Ja, ich will! << Der Priester nickte und rief dann: >>Nun gut, damit erkläre ich Sie zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut nun küssen! <<
Ich spürte, wie Collin meinen Schleier anhob, und sofort versuchte ich zu lächeln. Ich sah ihn nicht, da meine Augen voller Tränen waren. Ich merkte wie Collin näher zu mir kam und mich küsste.
In dem Moment strömten alle Tränen, die ich in mir gehalten hatte über mein Gesicht.
Carlisle. Carlisle! Ich konnte nur an ihn denken.
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
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Kapitel 28: Eine humpelnde Katze!
28.: Eine Humpelnde Katze!
Alle standen auf, als Collin mich küsste und sie freuten sich, sie jubelten und klatschten.
Ich weinte. Ich konnte an nichts anderes denken, als Carlisle. Ich verstand nicht, wieso er mir das alles antat. Er war doch immer so lieb zu mir gewesen, er hatte mich sanft berührt und mir mehr als ein Mal beteuert, dass ich etwas Besonderes für ihn war. Wieso also, hatte er das hier zu gelassen? Wie konnte er zulassen, dass ich einen anderen heiratete, wenn er mich so in sein Herz geschlossen hatte? Wie?
Ich bemerkte, wie ich mein Gesicht verzog, als ich den Schmerz, den ich so lange unterdrückt hatte, spürte und langsam begann zu schluchzen. Ich riss mich noch einmal ganz fest zusammen, denn als Collin seine Lippen von meinen löste, sah er mich an, er strahlte so sehr. Zärtlich hielt er mein Gesicht in seinen Händen.
>>Endlich habe ich alles, was ich mir gewünscht habe! <<, flüsterte er mir leise zu. Seine Stimme war so zärtlich, so ehrlich, dass ich wirklich traurig war, Collin so belügen zu müssen. Ja, ich wusste, dass ich mehr auf mich achten musste, das hörte ich andauernd. Ich sollte auf meine eigenen Bedürfnisse achten, da es schließlich mein Leben war und ich nur einmal lebte, also sollte ich nur das machen, was ich wollte. Doch das war leichter gesagt, als getan. Wie konnte ich Collin nur verletzen, wenn ich ihn doch liebte? Er war einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben und hatte mir mein ganzes Leben geholfen. Er war immer für mich da gewesen, wenn ich ihn gebraucht hatte und außerdem hatte ich ihn einmal richtig geliebt. So geliebt, dass ich Schmetterlinge im Bauch gehabt hatte und nicht mehr wusste, was ich sagen sollte. Ich hatte mich vor ihm lächerlich gemacht und er hatte nur gelacht und mich in den Arm genommen. Früher wünschte ich mir immer, dass er mich nach so etwas nicht in die Arme nahm, weil natürlich das peinlichste, für ein Mädchen im Teenageralter, war, wenn ihr Schwarm sie in den Arm nahm, um sie zu beruhigen. Ich war immer sofort rot geworden und wollte im Boden versinken, doch jetzt wusste ich es sehr zu schätzen, dass er so lieb zu mir gewesen war. Er hätte mich auch stehen lassen, oder sich über mich lustig machen können, doch er wollte immer, dass ich mich so wohl wie möglich mit ihm fühlte.
Collin nahm mich an der linken Hand, wo ich einen Ring spürte, mit dem ich mich nicht im geringsten wohl fühlte, und drehte sich mit mir zur Menge, um ihnen zu zeigen, dass ich jetzt ganz offiziell sein war. Ich war nicht mehr verfügbar, ich hatte geheiratet und würde es auch bleiben, bis ich starb. Ich ließ mein Gesicht in seiner eisernen Maske, doch innerlich brach ich zusammen. Nein, ich starb, ich starb innerlich! Der Schmerz war nicht auszuhalten, ich hatte noch nie größeren Schmerz gefühlt, auch nicht, als Carlisle mich auf der Wiese stehen gelassen hatte. Vor diesen zwei Monaten hatte ich es noch nicht begreifen können, doch jetzt begriff ich alles. Alles, was mir in den Monaten mit Carlisle widerfahren war, sah ich vor meinem inneren Auge. Beim Gedanken an diese glückliche Zeit wurde der Schmerz leichter, doch dann kam die Wendung meines Glücks. Ich war ganz auf der Spitze meines Glücks gestanden, es hätte mir nicht besser gehen können, doch dann war ich gefallen, und ich fiel auch jetzt noch!
Die Leute jubelten noch einmal auf und Collin und meine Mutter strahlten um die Wette. Auch ich setzte ein Lächeln auf, das sich aber innerhalb von einer Sekunde in eine Grimasse verwandeln konnte, also sah ich eher zu Boden und versuchte mein Gesicht so gut es ging vor den Besuchern zu verstecken.
Ich blickte auf meine linke Hand, die mit Collins Fingern verschränkt war, und sah den kleinen goldenen Ring aufblitzen. Es war, als ob jemand ein ungewolltes Foto von mir schießen würde. Ich wurde geblendet, doch ich hasste dieses Gefühl. Der Ring war ganz anders als meine Halskette. Es war, als wären sie das genaue Gegenteil von einander.
Der Ring war golden. Er war schlicht. Einfach nur ein Stückchen goldenes Metall. Ich trug nie goldene Sache
Die Kette war silbern. Sie war ganz fein ausgearbeitet und beherbergte kleine Details, und ich entdeckte immer mehr Details. Sie war mit so viel Liebe gemacht worden, dass mir das Herz sofort wieder schmerzte.
Collin und ich gingen den Blütenteppich entlang und blieben am Ende stehen, wo viele Freunde, Bekannte und Unbekannte auf uns warteten. Collin lachte und scherzte mit seinen Freunden, alle stürzten sich auf ihn. Sogar meine Mutter hatte nur Augen für Collin. Es hatte sich eine Traube um uns gebildet, als ich hinten bei der Kirche ein Blitzen wahrnahm. Es war ein angenehmes Blitzen. Ein hoffnungsvolles Blitzen, das ein paar Schmerzen einfach weg blitzte. Ich wollte ihm folgen, als würde ich magisch von ihm angezogen.
Ich ließ Collins Hand los, was er nur flüchtig bemerkte und sich dann wieder lachend der Traube zuwandte.
Ich quetschte mich durch die Menschen – mein Unterrock kam mir da sehr gelegen, da ich nur eine kleine Hüftbewegung zu machen brauchte und schon waren fünf Menschen beiseite geschoben- und ging zum Eingang der Kirche. Langsam betrat ich das Gebäude und als ich von oben Stimmen hörte, schlich ich mich noch ein bisschen näher heran, ohne bemerkt zu werden.
>>Edward, wir haben es doch schon so oft besprochen. Sie muss ihr Leben leben, und mit diesem Dr. Smith hat sie es nicht schlecht erwischt. Ich werde zwar mein ewiges Dasein leiden und nie wieder eine andere finden, doch so ist es besser für sie . . . <<
>>Carlisle, ich verstehe nicht warum du dir und Esme das antust. Anscheinend braucht sie dich genau so wie du sie, und du weißt, dass du mir bei solchen Dingen vertrauen kannst, bei so etwas irre ich mich nicht. Ach ja, sie steht unten und hat alles gehört! <<, bemerkte Edward in beiläufigem Ton.
Verdammt, er hatte mich bemerkt. Wie machte Edward das? Er hätte mich unmöglich sehen können. Hatte er einen Super – Blick? Hmm, eigentlich war dieser Gedanke gar nicht so abwegig, wenn ich daran dachte, dass Carlisle fliegen konnte. Edward lachte
Ich wagte mich aus meinem enttarnten Versteck und ging die Treppen hinauf, wo Carlisle und Edward standen.
Als ich verlegen bei ihnen ankam lachte er noch einmal und klopfte Carlisle auf die Schultern. >>Na dann, viel spaß! <<
Carlisle zischte Edward etwas zu und wollte ihn fest halten, doch Edward wich geschickt aus.
Er sah mich liebenswürdig an und glitt dann die Treppen hinab.
Ich strich mir die Stirnfransen aus dem Gesicht, mehr aus Verlegenheit als aus Notwenigkeit – sie saßen echt perfekt -, und ging näher auf Carlisle zu. Er sah mir in die Augen.
>>Esme, es ist schön dich wieder zu sehen! Du siehst wirklich wundervoll aus, du bist die wunderschönste Braut, die ich je gesehen habe<<, sagte Carlisle höflich.
>>Danke! <<, erwiderte ich knapp.
>>Und wie fühlt man sich, wenn man frisch verheiratet ist, Mrs. Collin Smith? Es muss ein unglaubliches Gefühl sein. <<
Als er den Namen meines Mannes aussprach, merkte ich, dass er nicht mehr ganz so höflich war wie vorher. Seltsamerweise war er wieder genau so höflich wie am Anfang, als der Name vorüber war.
>>Ja, ich habe noch nie etwas gefühlt, dass sich mit dem hier vergleichen lässt. <<
>>Ach wirklich? <<
>>Oh ja, ich war schon oft verletzt, doch noch nie, habe ich so viel Schmerz gespürt wie jetzt. <<
>>Was? <<, fragte Carlisle entsetzt und sah mich besorgt an. >>Esme, hast du dich irgendwo verletzt? Wieso bist du denn nicht zu deinem . . . << Er machte eine kleine Pause ehe er weiter sprach: >> Mann gegangen? Er ist doch Arzt! <<
>>Carlisle, ich bin nicht verletzt! Jedenfalls nicht körperlich<<, flüsterte ich und mir stiegen Tränen in die Augen. Ich versuchte sie zu unterdrücken, doch es ging nicht. Ehe mir die erste Träne über die Wange floss, sah ich zu Carlisle auf und versuchte zu lächeln, doch dann sah ich sein Gesicht. Er hatte sein perfektes Gesicht, das ich so lange nicht hatte sehen dürfen, vor Schmerz verzogen und kämpfte mit sich selbst. Er hatte seine rechte Hand halb nach mir ausgestreckt, doch sie zuckte immer wieder zurück. Bei seinem Anblick, merkte ich wie sehr es auch ihn schmerzte, sich von mir fern zu halten. Ich ging auf ihn zu, bis ich bei seiner zitternden Hand angelangt war. Ich legte meine Hand vorsichtig auf seinen Handrücken und wir zuckten beide ein wenig bei der Berührung zurück, dann führte ich seine Hand zu meiner Wange. Ich sah Carlisle dabei die ganze Zeit in die Augen, ich sah in ihnen große Unsicherheit. Als er mein Gesicht berührt hatte, schloss ich die Augen, damit ich ihn besser spüren konnte. Carlisle blieb ganz steif stehen, doch das machte mir nichts. Ich schmiegte mich in seine Hand und begann danach seine Finger zu küssen. Dann öffnete ich meine Augen und sah ihn wieder an. Auch er hatte seine Augen geschlossen, doch eher um seine enorme Selbstbeherrschung nicht zu verlieren. Dann öffnete auch er seine Augen und wir sahen uns an. Mir flossen die Tränen übers Gesicht, doch nicht nur wegen dem großen Schmerz. Ich hatte Carlisle endlich wieder bei mir und er war real, keine Einbildung.
Carlisles Finger konnten einfach nicht mehr still bleiben. Er streichelte über meine Wange und wischte meine Tränen weg. Ab da begann seine Beherrschung zu bröckeln. Carlisles zweite Hand nahm mich an der Taille und führte mich ganz zart zu ihm. Als sich unsere Körper berührten, war das das Schönste, was mir in letzter Zeit passiert war.
Ich sah ihm in die Augen und dann kam er langsam zu mir hinunter. Ich sah nur mehr seine perfekten Lippen, dessen Geschmack ich endlich wieder schmecken wollte und als sich unsere Nasenspitzen berührten schloss ich die Augen.
>>Wir dürfen das nicht! Du bist verheiratet und ich bin eindeutig nicht der Richtige für dich! <<, flüsterte Carlisle kaum hörbar.
>>Na und? Ich wollte ihn doch nie heiraten! Ich liebe dich! Ich will nur mit dir zusammen sein, und ich weiß, dass du der Richtige für mich bist. Ich kann nicht ohne dich Leben, Carlisle! Du bist mein Leben! <<, sagte ich, öffnete die Augen und sah ihn an. Es tat so gut ihm das endlich sagen zu können. In mir löste sich die ganze Anspannung, die Tränen strömten aus meinen Augen.
Carlisle wischte mit seinen perfekten Fingern über sie, egal wie viele noch kamen.
>>Esme, sag das nicht<<, bat er mich mit zitternder Stimme.
>>Aber es ist wahr! Ich liebe dich! Ich liebe dich! Weißt du wie toll es ist dir das zu sagen? Ich habe die ganzen Monate Tag und Nacht nur an dich gedacht. Du hast mir mein Herz gestohlen . . . <<
Ich legte meine Hände auf sein Gesicht und strich über sein Gesicht. Endlich konnte ich ihn berühren!
>>Esme, . . . <<, flüsterte Carlisle, doch ich war ihm näher gekommen, sodass sich unsere Lippen fast berührten. Ich sah ihm noch einmal in die Augen und dann war’s das mit der Selbstbeherrschung. Er legte seine Lippen an meine und drückte mich ganz fest an sich. Die Kühle seiner Lippen war so angenehm, als ob ich die ganze Zeit in Flammen gestanden hatte und er mich mit seinem Kuss endlich von meinen Qualen und Schmerzen befreite. Ich spürte keinen Schmerz mehr, das einzige, was ich spürte, waren seine Lippen und die Welle des Glücks, die nur er mir geben konnte.
>>Esme?<<
Carlisle löste sich ruckartig von mir und sah mich geschockt an. Auch ich sah ihn an, doch im nächsten Moment sprang er aus dem Fenster, das hinter mir lag.
>>Carlisle! <<, rief ich, ich wollte ihm hinterher, doch ich sah aus dem Fenster und er war weg. Entgeistert starrte ich nach draußen, doch ich sah nichts.
Ich merkte, wie Collin hinter mich trat.
Blitzschnell drehte ich mich zu ihm um. Ich lächelte ihn verlegen an und hoffte, dass er nicht mitbekam, wie ungelegen er kam.
>>Was machst du hier? <<, fragte er misstrauisch.
>>Ähm, da war . . . Ich habe eine Katze herein laufen sehen und wollte sehen ob es ihr gut geht. Ich dachte sie humpelt! <<, stammelte ich. Eine humpelnde Katze? Das Lügen musste ich definitiv von üben!
>>Eine Katze also? Seit wann kennst du eine Katze, die „Carlisle“ heißt? <<, fragte er und änderte im ganzen Satz seine Stimmlage nicht, das machte mich wahnsinnig.
Ich lächelte ihn unsicher an. >>Ähm, seit gerade eben?!<<
Alle standen auf, als Collin mich küsste und sie freuten sich, sie jubelten und klatschten.
Ich weinte. Ich konnte an nichts anderes denken, als Carlisle. Ich verstand nicht, wieso er mir das alles antat. Er war doch immer so lieb zu mir gewesen, er hatte mich sanft berührt und mir mehr als ein Mal beteuert, dass ich etwas Besonderes für ihn war. Wieso also, hatte er das hier zu gelassen? Wie konnte er zulassen, dass ich einen anderen heiratete, wenn er mich so in sein Herz geschlossen hatte? Wie?
Ich bemerkte, wie ich mein Gesicht verzog, als ich den Schmerz, den ich so lange unterdrückt hatte, spürte und langsam begann zu schluchzen. Ich riss mich noch einmal ganz fest zusammen, denn als Collin seine Lippen von meinen löste, sah er mich an, er strahlte so sehr. Zärtlich hielt er mein Gesicht in seinen Händen.
>>Endlich habe ich alles, was ich mir gewünscht habe! <<, flüsterte er mir leise zu. Seine Stimme war so zärtlich, so ehrlich, dass ich wirklich traurig war, Collin so belügen zu müssen. Ja, ich wusste, dass ich mehr auf mich achten musste, das hörte ich andauernd. Ich sollte auf meine eigenen Bedürfnisse achten, da es schließlich mein Leben war und ich nur einmal lebte, also sollte ich nur das machen, was ich wollte. Doch das war leichter gesagt, als getan. Wie konnte ich Collin nur verletzen, wenn ich ihn doch liebte? Er war einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben und hatte mir mein ganzes Leben geholfen. Er war immer für mich da gewesen, wenn ich ihn gebraucht hatte und außerdem hatte ich ihn einmal richtig geliebt. So geliebt, dass ich Schmetterlinge im Bauch gehabt hatte und nicht mehr wusste, was ich sagen sollte. Ich hatte mich vor ihm lächerlich gemacht und er hatte nur gelacht und mich in den Arm genommen. Früher wünschte ich mir immer, dass er mich nach so etwas nicht in die Arme nahm, weil natürlich das peinlichste, für ein Mädchen im Teenageralter, war, wenn ihr Schwarm sie in den Arm nahm, um sie zu beruhigen. Ich war immer sofort rot geworden und wollte im Boden versinken, doch jetzt wusste ich es sehr zu schätzen, dass er so lieb zu mir gewesen war. Er hätte mich auch stehen lassen, oder sich über mich lustig machen können, doch er wollte immer, dass ich mich so wohl wie möglich mit ihm fühlte.
Collin nahm mich an der linken Hand, wo ich einen Ring spürte, mit dem ich mich nicht im geringsten wohl fühlte, und drehte sich mit mir zur Menge, um ihnen zu zeigen, dass ich jetzt ganz offiziell sein war. Ich war nicht mehr verfügbar, ich hatte geheiratet und würde es auch bleiben, bis ich starb. Ich ließ mein Gesicht in seiner eisernen Maske, doch innerlich brach ich zusammen. Nein, ich starb, ich starb innerlich! Der Schmerz war nicht auszuhalten, ich hatte noch nie größeren Schmerz gefühlt, auch nicht, als Carlisle mich auf der Wiese stehen gelassen hatte. Vor diesen zwei Monaten hatte ich es noch nicht begreifen können, doch jetzt begriff ich alles. Alles, was mir in den Monaten mit Carlisle widerfahren war, sah ich vor meinem inneren Auge. Beim Gedanken an diese glückliche Zeit wurde der Schmerz leichter, doch dann kam die Wendung meines Glücks. Ich war ganz auf der Spitze meines Glücks gestanden, es hätte mir nicht besser gehen können, doch dann war ich gefallen, und ich fiel auch jetzt noch!
Die Leute jubelten noch einmal auf und Collin und meine Mutter strahlten um die Wette. Auch ich setzte ein Lächeln auf, das sich aber innerhalb von einer Sekunde in eine Grimasse verwandeln konnte, also sah ich eher zu Boden und versuchte mein Gesicht so gut es ging vor den Besuchern zu verstecken.
Ich blickte auf meine linke Hand, die mit Collins Fingern verschränkt war, und sah den kleinen goldenen Ring aufblitzen. Es war, als ob jemand ein ungewolltes Foto von mir schießen würde. Ich wurde geblendet, doch ich hasste dieses Gefühl. Der Ring war ganz anders als meine Halskette. Es war, als wären sie das genaue Gegenteil von einander.
Der Ring war golden. Er war schlicht. Einfach nur ein Stückchen goldenes Metall. Ich trug nie goldene Sache
Die Kette war silbern. Sie war ganz fein ausgearbeitet und beherbergte kleine Details, und ich entdeckte immer mehr Details. Sie war mit so viel Liebe gemacht worden, dass mir das Herz sofort wieder schmerzte.
Collin und ich gingen den Blütenteppich entlang und blieben am Ende stehen, wo viele Freunde, Bekannte und Unbekannte auf uns warteten. Collin lachte und scherzte mit seinen Freunden, alle stürzten sich auf ihn. Sogar meine Mutter hatte nur Augen für Collin. Es hatte sich eine Traube um uns gebildet, als ich hinten bei der Kirche ein Blitzen wahrnahm. Es war ein angenehmes Blitzen. Ein hoffnungsvolles Blitzen, das ein paar Schmerzen einfach weg blitzte. Ich wollte ihm folgen, als würde ich magisch von ihm angezogen.
Ich ließ Collins Hand los, was er nur flüchtig bemerkte und sich dann wieder lachend der Traube zuwandte.
Ich quetschte mich durch die Menschen – mein Unterrock kam mir da sehr gelegen, da ich nur eine kleine Hüftbewegung zu machen brauchte und schon waren fünf Menschen beiseite geschoben- und ging zum Eingang der Kirche. Langsam betrat ich das Gebäude und als ich von oben Stimmen hörte, schlich ich mich noch ein bisschen näher heran, ohne bemerkt zu werden.
>>Edward, wir haben es doch schon so oft besprochen. Sie muss ihr Leben leben, und mit diesem Dr. Smith hat sie es nicht schlecht erwischt. Ich werde zwar mein ewiges Dasein leiden und nie wieder eine andere finden, doch so ist es besser für sie . . . <<
>>Carlisle, ich verstehe nicht warum du dir und Esme das antust. Anscheinend braucht sie dich genau so wie du sie, und du weißt, dass du mir bei solchen Dingen vertrauen kannst, bei so etwas irre ich mich nicht. Ach ja, sie steht unten und hat alles gehört! <<, bemerkte Edward in beiläufigem Ton.
Verdammt, er hatte mich bemerkt. Wie machte Edward das? Er hätte mich unmöglich sehen können. Hatte er einen Super – Blick? Hmm, eigentlich war dieser Gedanke gar nicht so abwegig, wenn ich daran dachte, dass Carlisle fliegen konnte. Edward lachte
Ich wagte mich aus meinem enttarnten Versteck und ging die Treppen hinauf, wo Carlisle und Edward standen.
Als ich verlegen bei ihnen ankam lachte er noch einmal und klopfte Carlisle auf die Schultern. >>Na dann, viel spaß! <<
Carlisle zischte Edward etwas zu und wollte ihn fest halten, doch Edward wich geschickt aus.
Er sah mich liebenswürdig an und glitt dann die Treppen hinab.
Ich strich mir die Stirnfransen aus dem Gesicht, mehr aus Verlegenheit als aus Notwenigkeit – sie saßen echt perfekt -, und ging näher auf Carlisle zu. Er sah mir in die Augen.
>>Esme, es ist schön dich wieder zu sehen! Du siehst wirklich wundervoll aus, du bist die wunderschönste Braut, die ich je gesehen habe<<, sagte Carlisle höflich.
>>Danke! <<, erwiderte ich knapp.
>>Und wie fühlt man sich, wenn man frisch verheiratet ist, Mrs. Collin Smith? Es muss ein unglaubliches Gefühl sein. <<
Als er den Namen meines Mannes aussprach, merkte ich, dass er nicht mehr ganz so höflich war wie vorher. Seltsamerweise war er wieder genau so höflich wie am Anfang, als der Name vorüber war.
>>Ja, ich habe noch nie etwas gefühlt, dass sich mit dem hier vergleichen lässt. <<
>>Ach wirklich? <<
>>Oh ja, ich war schon oft verletzt, doch noch nie, habe ich so viel Schmerz gespürt wie jetzt. <<
>>Was? <<, fragte Carlisle entsetzt und sah mich besorgt an. >>Esme, hast du dich irgendwo verletzt? Wieso bist du denn nicht zu deinem . . . << Er machte eine kleine Pause ehe er weiter sprach: >> Mann gegangen? Er ist doch Arzt! <<
>>Carlisle, ich bin nicht verletzt! Jedenfalls nicht körperlich<<, flüsterte ich und mir stiegen Tränen in die Augen. Ich versuchte sie zu unterdrücken, doch es ging nicht. Ehe mir die erste Träne über die Wange floss, sah ich zu Carlisle auf und versuchte zu lächeln, doch dann sah ich sein Gesicht. Er hatte sein perfektes Gesicht, das ich so lange nicht hatte sehen dürfen, vor Schmerz verzogen und kämpfte mit sich selbst. Er hatte seine rechte Hand halb nach mir ausgestreckt, doch sie zuckte immer wieder zurück. Bei seinem Anblick, merkte ich wie sehr es auch ihn schmerzte, sich von mir fern zu halten. Ich ging auf ihn zu, bis ich bei seiner zitternden Hand angelangt war. Ich legte meine Hand vorsichtig auf seinen Handrücken und wir zuckten beide ein wenig bei der Berührung zurück, dann führte ich seine Hand zu meiner Wange. Ich sah Carlisle dabei die ganze Zeit in die Augen, ich sah in ihnen große Unsicherheit. Als er mein Gesicht berührt hatte, schloss ich die Augen, damit ich ihn besser spüren konnte. Carlisle blieb ganz steif stehen, doch das machte mir nichts. Ich schmiegte mich in seine Hand und begann danach seine Finger zu küssen. Dann öffnete ich meine Augen und sah ihn wieder an. Auch er hatte seine Augen geschlossen, doch eher um seine enorme Selbstbeherrschung nicht zu verlieren. Dann öffnete auch er seine Augen und wir sahen uns an. Mir flossen die Tränen übers Gesicht, doch nicht nur wegen dem großen Schmerz. Ich hatte Carlisle endlich wieder bei mir und er war real, keine Einbildung.
Carlisles Finger konnten einfach nicht mehr still bleiben. Er streichelte über meine Wange und wischte meine Tränen weg. Ab da begann seine Beherrschung zu bröckeln. Carlisles zweite Hand nahm mich an der Taille und führte mich ganz zart zu ihm. Als sich unsere Körper berührten, war das das Schönste, was mir in letzter Zeit passiert war.
Ich sah ihm in die Augen und dann kam er langsam zu mir hinunter. Ich sah nur mehr seine perfekten Lippen, dessen Geschmack ich endlich wieder schmecken wollte und als sich unsere Nasenspitzen berührten schloss ich die Augen.
>>Wir dürfen das nicht! Du bist verheiratet und ich bin eindeutig nicht der Richtige für dich! <<, flüsterte Carlisle kaum hörbar.
>>Na und? Ich wollte ihn doch nie heiraten! Ich liebe dich! Ich will nur mit dir zusammen sein, und ich weiß, dass du der Richtige für mich bist. Ich kann nicht ohne dich Leben, Carlisle! Du bist mein Leben! <<, sagte ich, öffnete die Augen und sah ihn an. Es tat so gut ihm das endlich sagen zu können. In mir löste sich die ganze Anspannung, die Tränen strömten aus meinen Augen.
Carlisle wischte mit seinen perfekten Fingern über sie, egal wie viele noch kamen.
>>Esme, sag das nicht<<, bat er mich mit zitternder Stimme.
>>Aber es ist wahr! Ich liebe dich! Ich liebe dich! Weißt du wie toll es ist dir das zu sagen? Ich habe die ganzen Monate Tag und Nacht nur an dich gedacht. Du hast mir mein Herz gestohlen . . . <<
Ich legte meine Hände auf sein Gesicht und strich über sein Gesicht. Endlich konnte ich ihn berühren!
>>Esme, . . . <<, flüsterte Carlisle, doch ich war ihm näher gekommen, sodass sich unsere Lippen fast berührten. Ich sah ihm noch einmal in die Augen und dann war’s das mit der Selbstbeherrschung. Er legte seine Lippen an meine und drückte mich ganz fest an sich. Die Kühle seiner Lippen war so angenehm, als ob ich die ganze Zeit in Flammen gestanden hatte und er mich mit seinem Kuss endlich von meinen Qualen und Schmerzen befreite. Ich spürte keinen Schmerz mehr, das einzige, was ich spürte, waren seine Lippen und die Welle des Glücks, die nur er mir geben konnte.
>>Esme?<<
Carlisle löste sich ruckartig von mir und sah mich geschockt an. Auch ich sah ihn an, doch im nächsten Moment sprang er aus dem Fenster, das hinter mir lag.
>>Carlisle! <<, rief ich, ich wollte ihm hinterher, doch ich sah aus dem Fenster und er war weg. Entgeistert starrte ich nach draußen, doch ich sah nichts.
Ich merkte, wie Collin hinter mich trat.
Blitzschnell drehte ich mich zu ihm um. Ich lächelte ihn verlegen an und hoffte, dass er nicht mitbekam, wie ungelegen er kam.
>>Was machst du hier? <<, fragte er misstrauisch.
>>Ähm, da war . . . Ich habe eine Katze herein laufen sehen und wollte sehen ob es ihr gut geht. Ich dachte sie humpelt! <<, stammelte ich. Eine humpelnde Katze? Das Lügen musste ich definitiv von üben!
>>Eine Katze also? Seit wann kennst du eine Katze, die „Carlisle“ heißt? <<, fragte er und änderte im ganzen Satz seine Stimmlage nicht, das machte mich wahnsinnig.
Ich lächelte ihn unsicher an. >>Ähm, seit gerade eben?!<<
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
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Kapitel 29: Du bist mein Leben!
29.:
Ich setzte den unschuldigsten Blick, den ich auf Lager hatte, auf und hoffte inständig, dass er mir glauben würde; nervös biss ich mir auf die Unterlippe.
>>Ach so, und ich dachte schon, dass du vielleicht Dr. Cullen nachgegangen bist<<, rief Collin und sah mich durchdringend an. Sein Ton war gleichgültig, doch in seinen Augen sah ich, dass er wütend war, weil ich ihn angelogen hatte. Ich überlegte noch einmal kurz, ob ich mich weiter dumm stellen sollte, kam dann aber zu dem Schluss, dass Collin mich sowieso schon längst durchschaut hatte.
>>Tut mir leid, ich wusste nicht, wie du reagieren würdest, wenn ich dir die Wahrheit sage<<, gab ich zu und bedauerte, dass er mich erst beim Lügen erwischen musste, ehe ich ihm von alleine die Wahrheit sagte.
>>Wie hätte ich denn, deiner Meinung nach, reagiert? Wäre ich böse geworden und hätte dich angeschrieen, dass du nicht mit deinem besten Freund reden darfst? <<, fragte Collin.
Ach ja, das hatte ich ganz vergessen. Niemand wusste von mir und Carlisle und alle dachten, dass wir uns einfach nur sehr gern gehabt hatten, ich lachte innerlich ein kleines verbittertes Lachen. Als könnte das jemals gehen!
>>Es tut mir leid, natürlich hättest du das nicht gemacht. Ich hätte dir sofort die Wahrheit sagen sollen! <<, bereute ich.
>>Ist schon in Ordnung! <<, sagte Collin und legte seine Hände an meine Taille und zog mich zu sich. Ich zuckte zusammen, als ich plötzlich Collins Berührungen spürte, sie waren so ganz anders als die von Carlisle, nicht so zart und vorsichtig. Eben die Berührungen eines ganz normalen Menschen. Carlisle war ja mein Engel, also konnte ich die beiden nicht vergleichen, nie hätte ein Mensch so zart sein können, wie ein Engel.
Collin strich mir übers Haar und lächelte mich an. >>Ich verstehe zwar nicht, wieso du diesen Typ so gerne hast, aber solange du glücklich bist, bin ich es auch. Ich mochte Dr. Cullen nie wirklich, wie du vielleicht schon mitbekommen hast, immerhin hatte ich Panik, dass du dich in ihn verlieben könntest. Was für ein Glück, dass ich mich umsonst gesorgt habe, nicht? Ist doch lächerlich, du und dieser Doktor? <<, lachte Collin. Er hatte ja keine Ahnung, wie sehr er sich irrte. Ich musste Collin die ganze Zeit anlügen, obwohl ich das absolut nicht wollte. Doch nur so hatte ich noch Chancen Carlisle sehen zu dürfen. Wenn Collin erfahren würde, was wirklich zwischen mir und Carlisle war, konnte er mir einfach verbieten mich mit ihm zu treffen, immerhin war er jetzt mein Mann, und konnte somit über mich bestimmen.
>>Mhm<<, stimmte ich zu und versuchte dabei so zu klingen, als wäre es wirklich lächerlich, dass Carlisle und ich mehr als nur Freunde sein konnten. Collin lachte und kam dann mit seinen Lippen auf meine zu. Erschrocken sah ich ihn an. Ich wollte ihn nun auf gar keinen Fall küssen, ich wollte Carlisles Geschmack noch so lange schmecken, wie ich konnte. Also drehte ich ihm schnell meine Backe zu, woraufhin er mich verwirrt ansah.
>>Was hast du denn? <<, fragte er und beäugte mich genau.
>>Ähm, gar nichts! <<, versicherte ich ihm mit und lächelte ihn unschuldig an. Ich fragte mich, ob ich damit nicht vielleicht schon verdächtig wirkte. Doch dann kam mir der rettende Einfall. Ich drückte Collin mit einer Hand von mir und sah ihn verführerisch an- zumindest versuchte ich es. >>Ich will nur noch ein bisschen warten. Ich kann es ohnehin kaum noch erwarten, doch wenn wir uns jetzt noch zusammen reißen, wird es heute Nacht nur umso . . . sinnlicher! <<
Ich tat so, als könnte ich meine Finger kaum von ihm lassen, fuhr mit meinen Fingern an seiner Brust herum und spielte mich mit einem Knopf. Dabei biss ich mir auf die Unterlippe und sah ihn noch verführerischer an.
>>Oh, ich verstehe! <<, sagte Collin mit zitternder Stimme und als ich seinen begierigen Blick sah, wollte ich ihn am liebsten aus meinem Gedächtnis streichen. Wenn ich nur daran dachte, dass ich heute mit ihm meine Hochzeitsnacht verbringen musste, wurde mir schon wieder schlecht. Collin drückte mich wieder an sich, vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und fuhr mit seinen Händen von meiner Hüfte aufwärts, meinen Körper entlang. Ich sah dabei aus dem Fenster und versuchte das grausige Gefühl auszublenden, das sich in mir ausbreitete. Es war schon stockdunkel, das einzige Licht, das man sah,
kam von den Kerzen, die draußen um die Kirche herum aufgestellt waren, damit die paar Besucher, die noch hier waren, den Weg zu ihren Kutschen fanden. Doch auf einmal sah ich Carlisle unten, er stand vor dem Fenster und sah mich an. Sofort erstarrte ich und drückte Collin wieder von mir. Ich lächelte verunsichert und versuchte das Fenster auszublenden. >>Okay, ich würde sagen wir trennen uns jetzt! <<, sagte ich und tat so, als würde mich dies große Überwindung kosten.
>>Gut, wenn du fertig bist, brauchst du nur den roten Rosenblättern folgen, die vom Eingang der Kirche weg führen. Ich warte auf dich! << Collin zwinkerte mir zu und küsste meine Hand. Dann ging er langsam die Treppen hinunter und ich wartete noch ein bisschen, bis ich mir sicher war, dass Collin weg war. Ich atmete tief durch, um das ekelige Gefühl zu vertreiben und mich wieder zu fassen. Nach ein paar Minuten ging auch ich die Treppen hinunter, mein Schuhe erzeugten das einzige Geräusch, das ich hörte. Als ich hinaus in die Nacht trat, sah ich tatsächlich einen kleinen Weg von Rosenblättern vor mir, doch ich ließ ihn unbeachtet. Stattdessen ging ich hinter die Kirche, wo ich Carlisle gesehen hatte. Als ich dort ankam, wo er eigentlich hätte sein müssen, erstarrte ich und fühlte Panik in mir aufkommen. Was, wenn er nicht auf mich warten wollte? Was, wenn er mein Ablenkungsmanöver für Collin missverstanden hatte und genau so wie Collin glaubte, was ich gesagt hatte? Was, wenn ich ihn nun tatsächlich nie wieder sehen würde?
Panisch drehte ich mich in alle Richtungen und suchte verzweifelt die Dunkelheit nach Carlisle ab. Doch dann legte sich die Panik und ich spürte nur wieder die Welle des Glücks, die ich am liebsten rund um die Uhr gespürt hätte. Ich spürte in meinem Nacken ganz eindeutig Carlisles Hand, die nun meinen Hals entlang wanderte. Ich schloss wieder die Augen und flüsterte dann glücklich: >>Wie kannst du mich nur so erschrecken? Ich dachte du wärst wieder weg! << Ich war berauscht vom Gefühl, das seine Berührung in mir auslöste, und deswegen hörte ich mich kein bisschen geschockt an. Dann spürte ich Carlisles Atem in meinem Nacken und roch seinen Duft.
>>Es tut mir leid, das wollte ich nicht! Kannst du mir noch einmal verzeihen? <<, fragte er mit betörender Stimme.
Ich nickte nur langsam, ehe ich seine Lippen an meinem Hals spürte. Alle feinen Härchen auf meinem Körper stellten sich auf, und die Glückswelle durchflutete mich. Ich hatte ihn so unglaublich vermisst.
Als seine Lippen von meinem Hals glitten, drehte ich mich zu ihm um und sah in seine goldenen Augen, die ich im Schein der paar Kerzen sofort erkannte. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass er etwas sagen würde und als er nichts sagte, dass ich etwas sagen würde, doch wir waren beide still und sahen uns an. Doch dann bewegten wir gleichzeitig unsere Köpfe aufeinander zu und küssten uns. Es war, als ob er nie weg gewesen war, die Schmerzen, die ich gefühlt hatte, waren vergessen.
Ich schlang meine Hände um Carlisles Nacken und zog ihn zu mir hinunter. Ich spürte, wie Carlisles Hände hinauf, zu den Knöpfen meines Kleides, wanderten und begannen, mich von diesem weißen Stoff zu befreien. Er hatte vielleicht erst fünf von zehn Knöpfen aufgemacht, als er begann mein Kleid hinunter zu ziehen, doch leider war es so eng anliegenden, dass es nur ein paar Zentimeter hinunter rutschte. Doch dann spürte ich, wie Carlisle das Kleid auseinander zog und hörte Stoff reißen. Ich lachte auf und küsste ihn dann umso heftiger. Carlisle zog das ramponierte Kleid über meine Hüften, bis es am Boden lag. Nun stand ich in meinen weißen Mieder, welches zum Glück nicht so eng anliegend war, und dem Unterrock da, doch das störte mich nicht. Ich wollte ja, dass der unnötige Stoff von mir gerissen wurde.
Carlisles anfängliche zarte Küsse waren Vergangenheit, jetzt küsste er mich mit so einer Leidenschaft, dass man einfach nicht mehr zärtlich bleiben konnte. Er knöpfte auch den Verschluss meines Unterrocks auf, der leider nicht so wie das Kleid zu Boden fiel, sondern stur stehen blieb. Ich spürte Carlisles Hände in meiner Taille und dann verlor ich den Boden unter den Füßen. Er hob mich, wie eine Puppe, hoch und stellte mich dann neben den Stoffhaufen. Es schien ihn nicht im Geringsten anzustrengen.
>>Wie machst du das? <<, fragte ich zitternd und war außer Atem, als Carlisle sich wieder meinem Hals zuwandte. Seine Hände fuhren meine Rückseite entlang.
>>Ich kann es wirklich nicht leiden, wenn er dich berührt! <<
Carlisle kam zu meiner Hüfte, wo meine Coursage aufhörte, man schnürte sie von hinten zu. Carlisle öffnete die Masche und zerrte dann auch an diesem engen Teil. Ich hörte wieder das tolle Geräusch von meinen einreißenden Klamotten und freute mich. Eigentlich war ich ja nicht so, dass ich mich freute, wenn Klamotten kaputt gingen, doch im Moment wünschte ich mir nichts mehr. Ich lachte und riss die Hände in die Höhe. Ich sog die kalte Nachtluft ein und schloss die Augen, als ich Carlisles Finger spürte, die sich langsam unter den Stoff gruben. Das Mieder war so ausgeleiert, dass ich es hätte halten müssen, doch Carlisle tat dies von alleine, weil er mit seinen Händen nun ganz unter der Coursage war und meine Seite entlang fuhr, wie Collin zuvor. Doch, obwohl die beiden das gleiche taten, fühlten sich Carlisles Berührungen ganz anders an. Bei Collin musste ich es ertragen und mich zwingen ihn nicht von mir zu stoßen. Bei Carlisle platzte ich fast vor Erregung und wünschte mir, noch mehr von ihm zu spüren. Ich wollte, dass er seine Finger noch fester in meine Haut grub, um ihn noch deutlicher zu spüren.
Carlisle schob das Mieder wieder ein Stückchen hinauf und begann meinen Bauch zu küssen und schob dann das Korsett weiter hinauf. Er küsste meine Taille fuhr mit seinen Händen meinen Körper nach. Ich atmete ganz schnell und bemühte mich, ihm nicht zu zu schreien, dass er mich noch heftiger angreifen und küssen sollte.
Doch dann stoppte Carlisle. Er löste seine Lippen von meinem Körper und fuhr mit seinen Händen aus meiner Coursage hervor. Sie begann urplötzlich zu rutschen, doch sie hielt von selbst, als sie wieder an ihren eigentlichen Platz gelangte, da meine Hüfte sie auffing.
Carlisle leckte sich die Lippen und sah mich dann an.
>>Es ist keine gute Idee, weiter zu machen. Heute ist immerhin deine Hochzeitsnacht! <<, sagte Carlisle leise und arbeitete an seiner Beherrschung. Er streichelte mir übers Gesicht und sah mich traurig an.
>>Ja, eben! Ich will dich! <<, versuchte ich ihm klar zu machen, doch ich wusste, dass es nichts bringen würde. Mir stiegen Tränen in die Augen, als ich an Collin, und daran, was wir heute Nacht tun würden, dachte. >>Carlisle, ich kann doch jetzt nicht zu Collin gehen. Wenn er mich küsst, wird mir sofort schlecht und ich muss andauernd nur an dich denken! <<, erklärte ich ihm verzweifelt.
>>Esme, du musst gehen. Er ist dein Ehemann! <<, sagte Carlisle leise und strich mir eine Haarsträhne meiner zerzausten Frisur aus dem Gesicht. >>Und du bildest dir nur ein, dass seine Küsse dir nicht zusagen, weil du mich nicht vergisst! <<
>>Pah! <<, stieß ich hervor. >>Und wessen Schuld ist es, dass ich dich nicht vergessen kann? Glaubst du nicht, dass ich es versucht habe? Ich habe es so sehr versucht, doch es geht nicht. Du bist das Beste, das mir je passiert ist, wie soll ich dich denn da vergessen? Aber ich bin es leid, es zu versuchen. Ich will nicht mehr dagegen ankämpfen an dich zu denken! Ich will endlich mit dir zusammen sein, ich will mein Leben mit dir verbringen und dich nie wieder los lassen. Ich will dich Tag und Nacht spüren, will deinen Duft riechen und deine Stimme hören, wenn ich einschlafe und aufwache. Ich will dich! Ich will alles von dir! << Mein Gesicht war tränendurchströmt. Carlisle hatte die Augen geschlossen und bebte. Sein Körper zitterte, so hatte ich ihn noch nie gesehen. Schließlich öffnete er die Augen und er sah so aus, als ob er anfangen würde zu weinen, doch das bildete ich mir nur ein.
>>Esme, meine Esme, ich liebe dich über alles. Ich habe noch nie eine Frau anziehender gefunden und mehr begehrt. Noch nie hatte ich so starke Gefühle für eine Person. Du bist alles was ich brauche und auch ich will dich. Doch du weißt, dass es nicht geht. Du bist jetzt verheiratet und du hast selbst gesehen was passieren kann, wenn wir zusammen sind. Es war ein Fehler von mir, wieder hier her zukommen, doch ich hielt es nicht aus, dich nicht sehen zu können. <<
Er küsste mich ganz leicht und kurz auf die Stirn, er hielt mein Gesicht in seinen Händen. >>Ich war so selbstsüchtig, ich dachte nicht daran, dass du mich wirklich so sehr lieben würdest. Ich dachte, du würdest ohne mich glücklich werden. Doch anscheinend geht es dir wirklich wie mir, wenn nicht sogar schlechter. Es ist so wie Edward gesagt hat<<, flüsterte er mir zu und sah mich dabei so verletzt an.
>>Carlisle, mir ist es egal, dass ich geheiratet habe, ich will nur mit dir zusammen sein. Ich sage es allen, ich sage es Collin und meinen Eltern und dann gehen wir fort. Und wir lieben uns, bis wir sterben! <<, schlug ich verzweifelt vor, und als ich in seine Augen sah, merkte ich, dass er genau dasselbe wollte, doch ich sah auch, dass er wirklich davon überzeugt war, dass es nicht ging.
>>Esme, ich würde das alles so gerne machen, doch es geht nicht. Ich bin nicht so wie du, wir sind ganz verschieden! <<
>>Was? Carlisle, ich verstehe dich nicht! <<
>>Ich weiß, wie sollst du denn auch? <<
>>Carlisle . . . <<
>>Nein Esme, es ist okay! Ich werde jetzt gehen. Keine Angst, ich bleibe bis morgen in Louisiana und wir können dann noch reden, doch jetzt geh zu deinem Mann. Ich weiß, du willst ihn nicht verletzen, also geh! << Carlisle strich mir über Haar und sah mich so liebevoll an, dass er kaum Wirklichkeit sein konnte.
>>Du kannst mich doch jetzt nicht zu ihm schicken! <<, weinte ich verzweifelt. Wie stellte er sich das vor?
>>Esme, ich will es selber nicht, doch es muss sein. Sei versichert, dass es mir noch mehr weh tut dich jetzt gehen zu lassen, als dir. Und wenn du mich jetzt hasst, dann ist das dein Recht, es wäre sogar eine Erleichterung für mich, weil ich dann weiß, dass du nicht mehr leidest, wenn ich nicht da bin. <<
>>Carlisle, ich werde dich nie hassen, egal was du tust! Ich liebe dich für immer und ewig und dagegen kannst du nichts machen. Es tut mir leid, dass ich es dir nicht so einfach machen und dich hassen kann. <<
Carlisle schloss die Augen und verzog das Gesicht vor Leid.
>>Ich liebe dich! <<, sagte er und dann war er verschwunden.
Ich setzte den unschuldigsten Blick, den ich auf Lager hatte, auf und hoffte inständig, dass er mir glauben würde; nervös biss ich mir auf die Unterlippe.
>>Ach so, und ich dachte schon, dass du vielleicht Dr. Cullen nachgegangen bist<<, rief Collin und sah mich durchdringend an. Sein Ton war gleichgültig, doch in seinen Augen sah ich, dass er wütend war, weil ich ihn angelogen hatte. Ich überlegte noch einmal kurz, ob ich mich weiter dumm stellen sollte, kam dann aber zu dem Schluss, dass Collin mich sowieso schon längst durchschaut hatte.
>>Tut mir leid, ich wusste nicht, wie du reagieren würdest, wenn ich dir die Wahrheit sage<<, gab ich zu und bedauerte, dass er mich erst beim Lügen erwischen musste, ehe ich ihm von alleine die Wahrheit sagte.
>>Wie hätte ich denn, deiner Meinung nach, reagiert? Wäre ich böse geworden und hätte dich angeschrieen, dass du nicht mit deinem besten Freund reden darfst? <<, fragte Collin.
Ach ja, das hatte ich ganz vergessen. Niemand wusste von mir und Carlisle und alle dachten, dass wir uns einfach nur sehr gern gehabt hatten, ich lachte innerlich ein kleines verbittertes Lachen. Als könnte das jemals gehen!
>>Es tut mir leid, natürlich hättest du das nicht gemacht. Ich hätte dir sofort die Wahrheit sagen sollen! <<, bereute ich.
>>Ist schon in Ordnung! <<, sagte Collin und legte seine Hände an meine Taille und zog mich zu sich. Ich zuckte zusammen, als ich plötzlich Collins Berührungen spürte, sie waren so ganz anders als die von Carlisle, nicht so zart und vorsichtig. Eben die Berührungen eines ganz normalen Menschen. Carlisle war ja mein Engel, also konnte ich die beiden nicht vergleichen, nie hätte ein Mensch so zart sein können, wie ein Engel.
Collin strich mir übers Haar und lächelte mich an. >>Ich verstehe zwar nicht, wieso du diesen Typ so gerne hast, aber solange du glücklich bist, bin ich es auch. Ich mochte Dr. Cullen nie wirklich, wie du vielleicht schon mitbekommen hast, immerhin hatte ich Panik, dass du dich in ihn verlieben könntest. Was für ein Glück, dass ich mich umsonst gesorgt habe, nicht? Ist doch lächerlich, du und dieser Doktor? <<, lachte Collin. Er hatte ja keine Ahnung, wie sehr er sich irrte. Ich musste Collin die ganze Zeit anlügen, obwohl ich das absolut nicht wollte. Doch nur so hatte ich noch Chancen Carlisle sehen zu dürfen. Wenn Collin erfahren würde, was wirklich zwischen mir und Carlisle war, konnte er mir einfach verbieten mich mit ihm zu treffen, immerhin war er jetzt mein Mann, und konnte somit über mich bestimmen.
>>Mhm<<, stimmte ich zu und versuchte dabei so zu klingen, als wäre es wirklich lächerlich, dass Carlisle und ich mehr als nur Freunde sein konnten. Collin lachte und kam dann mit seinen Lippen auf meine zu. Erschrocken sah ich ihn an. Ich wollte ihn nun auf gar keinen Fall küssen, ich wollte Carlisles Geschmack noch so lange schmecken, wie ich konnte. Also drehte ich ihm schnell meine Backe zu, woraufhin er mich verwirrt ansah.
>>Was hast du denn? <<, fragte er und beäugte mich genau.
>>Ähm, gar nichts! <<, versicherte ich ihm mit und lächelte ihn unschuldig an. Ich fragte mich, ob ich damit nicht vielleicht schon verdächtig wirkte. Doch dann kam mir der rettende Einfall. Ich drückte Collin mit einer Hand von mir und sah ihn verführerisch an- zumindest versuchte ich es. >>Ich will nur noch ein bisschen warten. Ich kann es ohnehin kaum noch erwarten, doch wenn wir uns jetzt noch zusammen reißen, wird es heute Nacht nur umso . . . sinnlicher! <<
Ich tat so, als könnte ich meine Finger kaum von ihm lassen, fuhr mit meinen Fingern an seiner Brust herum und spielte mich mit einem Knopf. Dabei biss ich mir auf die Unterlippe und sah ihn noch verführerischer an.
>>Oh, ich verstehe! <<, sagte Collin mit zitternder Stimme und als ich seinen begierigen Blick sah, wollte ich ihn am liebsten aus meinem Gedächtnis streichen. Wenn ich nur daran dachte, dass ich heute mit ihm meine Hochzeitsnacht verbringen musste, wurde mir schon wieder schlecht. Collin drückte mich wieder an sich, vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und fuhr mit seinen Händen von meiner Hüfte aufwärts, meinen Körper entlang. Ich sah dabei aus dem Fenster und versuchte das grausige Gefühl auszublenden, das sich in mir ausbreitete. Es war schon stockdunkel, das einzige Licht, das man sah,
kam von den Kerzen, die draußen um die Kirche herum aufgestellt waren, damit die paar Besucher, die noch hier waren, den Weg zu ihren Kutschen fanden. Doch auf einmal sah ich Carlisle unten, er stand vor dem Fenster und sah mich an. Sofort erstarrte ich und drückte Collin wieder von mir. Ich lächelte verunsichert und versuchte das Fenster auszublenden. >>Okay, ich würde sagen wir trennen uns jetzt! <<, sagte ich und tat so, als würde mich dies große Überwindung kosten.
>>Gut, wenn du fertig bist, brauchst du nur den roten Rosenblättern folgen, die vom Eingang der Kirche weg führen. Ich warte auf dich! << Collin zwinkerte mir zu und küsste meine Hand. Dann ging er langsam die Treppen hinunter und ich wartete noch ein bisschen, bis ich mir sicher war, dass Collin weg war. Ich atmete tief durch, um das ekelige Gefühl zu vertreiben und mich wieder zu fassen. Nach ein paar Minuten ging auch ich die Treppen hinunter, mein Schuhe erzeugten das einzige Geräusch, das ich hörte. Als ich hinaus in die Nacht trat, sah ich tatsächlich einen kleinen Weg von Rosenblättern vor mir, doch ich ließ ihn unbeachtet. Stattdessen ging ich hinter die Kirche, wo ich Carlisle gesehen hatte. Als ich dort ankam, wo er eigentlich hätte sein müssen, erstarrte ich und fühlte Panik in mir aufkommen. Was, wenn er nicht auf mich warten wollte? Was, wenn er mein Ablenkungsmanöver für Collin missverstanden hatte und genau so wie Collin glaubte, was ich gesagt hatte? Was, wenn ich ihn nun tatsächlich nie wieder sehen würde?
Panisch drehte ich mich in alle Richtungen und suchte verzweifelt die Dunkelheit nach Carlisle ab. Doch dann legte sich die Panik und ich spürte nur wieder die Welle des Glücks, die ich am liebsten rund um die Uhr gespürt hätte. Ich spürte in meinem Nacken ganz eindeutig Carlisles Hand, die nun meinen Hals entlang wanderte. Ich schloss wieder die Augen und flüsterte dann glücklich: >>Wie kannst du mich nur so erschrecken? Ich dachte du wärst wieder weg! << Ich war berauscht vom Gefühl, das seine Berührung in mir auslöste, und deswegen hörte ich mich kein bisschen geschockt an. Dann spürte ich Carlisles Atem in meinem Nacken und roch seinen Duft.
>>Es tut mir leid, das wollte ich nicht! Kannst du mir noch einmal verzeihen? <<, fragte er mit betörender Stimme.
Ich nickte nur langsam, ehe ich seine Lippen an meinem Hals spürte. Alle feinen Härchen auf meinem Körper stellten sich auf, und die Glückswelle durchflutete mich. Ich hatte ihn so unglaublich vermisst.
Als seine Lippen von meinem Hals glitten, drehte ich mich zu ihm um und sah in seine goldenen Augen, die ich im Schein der paar Kerzen sofort erkannte. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass er etwas sagen würde und als er nichts sagte, dass ich etwas sagen würde, doch wir waren beide still und sahen uns an. Doch dann bewegten wir gleichzeitig unsere Köpfe aufeinander zu und küssten uns. Es war, als ob er nie weg gewesen war, die Schmerzen, die ich gefühlt hatte, waren vergessen.
Ich schlang meine Hände um Carlisles Nacken und zog ihn zu mir hinunter. Ich spürte, wie Carlisles Hände hinauf, zu den Knöpfen meines Kleides, wanderten und begannen, mich von diesem weißen Stoff zu befreien. Er hatte vielleicht erst fünf von zehn Knöpfen aufgemacht, als er begann mein Kleid hinunter zu ziehen, doch leider war es so eng anliegenden, dass es nur ein paar Zentimeter hinunter rutschte. Doch dann spürte ich, wie Carlisle das Kleid auseinander zog und hörte Stoff reißen. Ich lachte auf und küsste ihn dann umso heftiger. Carlisle zog das ramponierte Kleid über meine Hüften, bis es am Boden lag. Nun stand ich in meinen weißen Mieder, welches zum Glück nicht so eng anliegend war, und dem Unterrock da, doch das störte mich nicht. Ich wollte ja, dass der unnötige Stoff von mir gerissen wurde.
Carlisles anfängliche zarte Küsse waren Vergangenheit, jetzt küsste er mich mit so einer Leidenschaft, dass man einfach nicht mehr zärtlich bleiben konnte. Er knöpfte auch den Verschluss meines Unterrocks auf, der leider nicht so wie das Kleid zu Boden fiel, sondern stur stehen blieb. Ich spürte Carlisles Hände in meiner Taille und dann verlor ich den Boden unter den Füßen. Er hob mich, wie eine Puppe, hoch und stellte mich dann neben den Stoffhaufen. Es schien ihn nicht im Geringsten anzustrengen.
>>Wie machst du das? <<, fragte ich zitternd und war außer Atem, als Carlisle sich wieder meinem Hals zuwandte. Seine Hände fuhren meine Rückseite entlang.
>>Ich kann es wirklich nicht leiden, wenn er dich berührt! <<
Carlisle kam zu meiner Hüfte, wo meine Coursage aufhörte, man schnürte sie von hinten zu. Carlisle öffnete die Masche und zerrte dann auch an diesem engen Teil. Ich hörte wieder das tolle Geräusch von meinen einreißenden Klamotten und freute mich. Eigentlich war ich ja nicht so, dass ich mich freute, wenn Klamotten kaputt gingen, doch im Moment wünschte ich mir nichts mehr. Ich lachte und riss die Hände in die Höhe. Ich sog die kalte Nachtluft ein und schloss die Augen, als ich Carlisles Finger spürte, die sich langsam unter den Stoff gruben. Das Mieder war so ausgeleiert, dass ich es hätte halten müssen, doch Carlisle tat dies von alleine, weil er mit seinen Händen nun ganz unter der Coursage war und meine Seite entlang fuhr, wie Collin zuvor. Doch, obwohl die beiden das gleiche taten, fühlten sich Carlisles Berührungen ganz anders an. Bei Collin musste ich es ertragen und mich zwingen ihn nicht von mir zu stoßen. Bei Carlisle platzte ich fast vor Erregung und wünschte mir, noch mehr von ihm zu spüren. Ich wollte, dass er seine Finger noch fester in meine Haut grub, um ihn noch deutlicher zu spüren.
Carlisle schob das Mieder wieder ein Stückchen hinauf und begann meinen Bauch zu küssen und schob dann das Korsett weiter hinauf. Er küsste meine Taille fuhr mit seinen Händen meinen Körper nach. Ich atmete ganz schnell und bemühte mich, ihm nicht zu zu schreien, dass er mich noch heftiger angreifen und küssen sollte.
Doch dann stoppte Carlisle. Er löste seine Lippen von meinem Körper und fuhr mit seinen Händen aus meiner Coursage hervor. Sie begann urplötzlich zu rutschen, doch sie hielt von selbst, als sie wieder an ihren eigentlichen Platz gelangte, da meine Hüfte sie auffing.
Carlisle leckte sich die Lippen und sah mich dann an.
>>Es ist keine gute Idee, weiter zu machen. Heute ist immerhin deine Hochzeitsnacht! <<, sagte Carlisle leise und arbeitete an seiner Beherrschung. Er streichelte mir übers Gesicht und sah mich traurig an.
>>Ja, eben! Ich will dich! <<, versuchte ich ihm klar zu machen, doch ich wusste, dass es nichts bringen würde. Mir stiegen Tränen in die Augen, als ich an Collin, und daran, was wir heute Nacht tun würden, dachte. >>Carlisle, ich kann doch jetzt nicht zu Collin gehen. Wenn er mich küsst, wird mir sofort schlecht und ich muss andauernd nur an dich denken! <<, erklärte ich ihm verzweifelt.
>>Esme, du musst gehen. Er ist dein Ehemann! <<, sagte Carlisle leise und strich mir eine Haarsträhne meiner zerzausten Frisur aus dem Gesicht. >>Und du bildest dir nur ein, dass seine Küsse dir nicht zusagen, weil du mich nicht vergisst! <<
>>Pah! <<, stieß ich hervor. >>Und wessen Schuld ist es, dass ich dich nicht vergessen kann? Glaubst du nicht, dass ich es versucht habe? Ich habe es so sehr versucht, doch es geht nicht. Du bist das Beste, das mir je passiert ist, wie soll ich dich denn da vergessen? Aber ich bin es leid, es zu versuchen. Ich will nicht mehr dagegen ankämpfen an dich zu denken! Ich will endlich mit dir zusammen sein, ich will mein Leben mit dir verbringen und dich nie wieder los lassen. Ich will dich Tag und Nacht spüren, will deinen Duft riechen und deine Stimme hören, wenn ich einschlafe und aufwache. Ich will dich! Ich will alles von dir! << Mein Gesicht war tränendurchströmt. Carlisle hatte die Augen geschlossen und bebte. Sein Körper zitterte, so hatte ich ihn noch nie gesehen. Schließlich öffnete er die Augen und er sah so aus, als ob er anfangen würde zu weinen, doch das bildete ich mir nur ein.
>>Esme, meine Esme, ich liebe dich über alles. Ich habe noch nie eine Frau anziehender gefunden und mehr begehrt. Noch nie hatte ich so starke Gefühle für eine Person. Du bist alles was ich brauche und auch ich will dich. Doch du weißt, dass es nicht geht. Du bist jetzt verheiratet und du hast selbst gesehen was passieren kann, wenn wir zusammen sind. Es war ein Fehler von mir, wieder hier her zukommen, doch ich hielt es nicht aus, dich nicht sehen zu können. <<
Er küsste mich ganz leicht und kurz auf die Stirn, er hielt mein Gesicht in seinen Händen. >>Ich war so selbstsüchtig, ich dachte nicht daran, dass du mich wirklich so sehr lieben würdest. Ich dachte, du würdest ohne mich glücklich werden. Doch anscheinend geht es dir wirklich wie mir, wenn nicht sogar schlechter. Es ist so wie Edward gesagt hat<<, flüsterte er mir zu und sah mich dabei so verletzt an.
>>Carlisle, mir ist es egal, dass ich geheiratet habe, ich will nur mit dir zusammen sein. Ich sage es allen, ich sage es Collin und meinen Eltern und dann gehen wir fort. Und wir lieben uns, bis wir sterben! <<, schlug ich verzweifelt vor, und als ich in seine Augen sah, merkte ich, dass er genau dasselbe wollte, doch ich sah auch, dass er wirklich davon überzeugt war, dass es nicht ging.
>>Esme, ich würde das alles so gerne machen, doch es geht nicht. Ich bin nicht so wie du, wir sind ganz verschieden! <<
>>Was? Carlisle, ich verstehe dich nicht! <<
>>Ich weiß, wie sollst du denn auch? <<
>>Carlisle . . . <<
>>Nein Esme, es ist okay! Ich werde jetzt gehen. Keine Angst, ich bleibe bis morgen in Louisiana und wir können dann noch reden, doch jetzt geh zu deinem Mann. Ich weiß, du willst ihn nicht verletzen, also geh! << Carlisle strich mir über Haar und sah mich so liebevoll an, dass er kaum Wirklichkeit sein konnte.
>>Du kannst mich doch jetzt nicht zu ihm schicken! <<, weinte ich verzweifelt. Wie stellte er sich das vor?
>>Esme, ich will es selber nicht, doch es muss sein. Sei versichert, dass es mir noch mehr weh tut dich jetzt gehen zu lassen, als dir. Und wenn du mich jetzt hasst, dann ist das dein Recht, es wäre sogar eine Erleichterung für mich, weil ich dann weiß, dass du nicht mehr leidest, wenn ich nicht da bin. <<
>>Carlisle, ich werde dich nie hassen, egal was du tust! Ich liebe dich für immer und ewig und dagegen kannst du nichts machen. Es tut mir leid, dass ich es dir nicht so einfach machen und dich hassen kann. <<
Carlisle schloss die Augen und verzog das Gesicht vor Leid.
>>Ich liebe dich! <<, sagte er und dann war er verschwunden.
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Kapitel 30: Die Wahrheit!
30.:
Ich stand wieder einmal allein in Unterwäsche in der Nacht. Neben mir lagen mein zerrissenes Kleid und der Unterrock. Ich starrte Carlisle nach, wie ich es schon öfters getan hatte, ich konnte mich nicht bewegen. Wollte er, dass ich jetzt zu Collin ging und meine Hochzeitsnacht mit ihm verbrachte? Ich dachte immer, dass ich mit dem Mann den ich liebte das erste Mal haben würde, doch anscheinend war dies nicht so.
Verzweifelt hoffte ich, dass Carlisle zurückkommen und mich mit sich nehmen würde, doch er kam nicht. Als mir kalt wurde, zog ich mir mein Kleid über, welches ich auf der Seite zusammenhalten musste, damit ich es nicht verlor, und ließ den Unterrock unbeachtet.
Ich sah die Rosenblätter auf dem Rasen, doch ich wollte ihnen nicht folgen. Ich wollte Collin nicht folgen, wollte ihn nicht sehen. Doch ich folgte dem kleinen Weg, wie von selbst. Wieso konnte ich mich nicht einfach verstecken, oder Carlisle hinterher rennen? Wieso wollte ich Collin glücklich machen, auch wenn ich mich dabei selbst unglücklich machte? Ich wollte nicht immer auf die Gefühle achten, zumindest in diesem Moment wollte ich einmal das machen, was ich wollte. Doch in meinem Inneren spürte ich den Drang, Collin glücklich machen zu wollen. Mir floss eine Träne über die Wange, als ich das kleine Zelt sah, das von vielen Kerzen beleuchtet wurde, als ich am Ende des Pfads angekommen war. Mir floss noch eine Träne das Gesicht hinab, als ich mein beschädigtes Kleid ablegte und einfach auf den Boden fallen ließ. Und noch eine Träne floss mir über die Wange, als ich in das Zelt ging. Collin lag auf den Matratzen, die den gesamten Boden verdeckten. Das Zelt hatte rote „Wände“ aus Leinen und von draußen kam das Licht von den Kerzen hinein.
Als Collin mich sah, blitzte wieder sein glückliches Lächeln auf, welches ich so gerne sah. Ich wünschte, ich könnte ihn anders glücklich machen, doch es ging nicht.
>>Esme, du bist so schön<<, sagte er, als ich vor ihm auf die Knie ging. Ich sagte nichts, sondern legte mich ganz still neben ihn. Er strich mir über die Wange und schloss die Augen, ich konnte ihn nicht ansehen. Ich spürte seine Hand, wie sich zu meinem Dekolleté wanderte und die andere Hand unter die Coursage fuhr, genau da, wo mich Carlisle zuvor geküsst hatte. Ich spürte noch die Kälte seiner Küsse auf meiner Haut, bis Collin über die Stellen fuhr und die Kälte ausbrannte. Ich spürte, wie er sich langsam über mich beugte und mein Dekolleté küsste. Ich drehte m ich von ihm und hielt meine verzweifelten Tränen zurück. Collins Hände fuhren über meinen ganzen Körper und die Berührungen vermischten sich mit seinen Küssen. Ich hob die Arme und richtete mich ein bisschen auf, damit Collin mir das Mieder leichter über den Kopf schieben konnte. Ich hatte die Augen geschlossen, als ich seine warmen Hände an meinem Oberkörper spürte und unterdrückte ein verzweifeltes Schluchzen, als ich Carlisle immer weniger, dafür Collin umso deutlicher spürte. Ich sah Carlisle vor mir, der mich traurig ansah, als er mich zu Collin geschickt hatte. Ich sah, wie er seine Augen schloss, und ich spürte einen stechenden Schmerz durch meinen Körper fahren, als ich nun alles von Collin auf und in mir spürte. Carlisle hatte ein unglückliches Lächeln auf den Lippen, er dachte, dass es das Beste für mich war, eine Ehe mit Collin zu führen, doch ich wollte nur zu ihm.
Ich hörte Collin leise stöhnen, als ich meine Tränen nicht mehr zurück halten konnte. Ich riss die Augen auf und sah auf die verschwommene Decke des Zeltes. Von draußen hörte man nur das zirpen der Grillen, und im Zelt vernahm ich Collins Laute, doch in Gedanken war ich nur bei Carlisle.
Ich wusste nicht wann ich zu Collin ins Zelt gekommen war, doch als er sich von mir rollte und genüsslich schnaufte, ging draußen schon langsam die Sonne auf. Ich sah noch immer auf den Fleck auf der Decke, obwohl ich das Gefühl hatte, dass meine Augen geschlossen waren. Carlisle hatte die Augen noch immer geschlossen, doch jetzt öffnete er sich langsam. Er schenkte mir einen so traurigen Blick, dass sich meine Augen wieder mit Tränen füllten, dann löste er sich langsam auf und ich hatte nur mehr die hellrote Decke des Zeltes vor Augen. Ich schloss die Augen, die Tränen quollen aus meinen Augen, schnappte mir eine Seidendecke und drehte mich von Collin weg, den ich nun nur mehr schnarchen hörte; ich blendete ihn und die Grillen aus. Ich lag mitten im Schwarz. Nichts war so, wie es sein sollte, doch das Nichts war so, wie es sein sollte: Schwarz. Kalt. Gefühllos.
Ich öffnete die Augen wieder, als ich Collins heiße Hand an meinem Rücken spürte. Er küsste meinen Nacken und ich bekam eine Gänsehaut, aber nicht, weil ich es schön fand.
>>Guten Morgen, Schönheit<<, raunte er mir ins Ohr, ehe er mich wieder küsste. Er drückte meine Schulter hinunter, damit ich mich auf den Rücken legte. Er sah mir in die Augen, seine Augen strahlten so glücklich, wie ich sie noch nie gesehen hatte.
>>Das war die wundervollste Nacht, die ich je erlebt habe! <<, sagte er lächelnd und legte sich nun auch auf den Rücken. Mit einem Arm fuhr er unter meinen Rücken und zog mich an seinen nackten verschwitzen Körper. >>Du siehst ja auch ganz schön fertig aus<<, lachte er.
Ja, ich war fertig. Im Moment wollte ich nichts lieber als sterben. Ich konnte nicht einmal weinen, da ich in der letzten Nacht alle meine Tränen verbraucht hatte, ich war nur erschöpft.
Nach einiger Zeit sagte Collin leise: >>Ich weiß, dass es dein erstes Mal war und ich habe versucht so sanft wie möglich zu sein. Ich hoffe, für dich war es auch relativ schön. Du warst so leise, da wusste ich es nicht so genau. <<
Er streichelte mich mit der Hand unter meiner Schulter und spielte mit meinen Haaren herum. Ich atmete tief durch, ehe ich antwortete.
>>Collin, ich weiß, dass du sanft warst, danke! Ich fand es auch wunderschön, ich war einfach nur überwältigt<<, rang ich mir ab, doch ich sah ihn nicht an. Noch immer beobachtete ich diesen genauen Punkt an der Decke.
>>Ich hoffe es<<, sagte Collin leise. Dann richtete er sich auf und sah mich an. Er streichelte mir übers Gesicht, doch egal wie zärtlich er war, ich hätte anfangen können zu weinen. Wieder schloss ich meine Lider und ließ es über mich ergehen. Ich konnte mir nichts grauenhafteres Vorstellen, als das, was mir gerade passiert war.
Als ich die Augen wieder öffnete, sah Collin mich bedauernd an, gab mir einen leichten Kuss auf meine Lippen und zog sich an. Ich schaute wieder nur zur Decke und hatte mein Laken krampfhaft an mich gepresst.
>>Ich muss jetzt gehen, du weißt schon, ich arbeite als Arzt. << Collin lächelte mich liebevoll an, doch ich ignorierte ihn, ich hatte nicht die Kraft ihm eine Antwort zu geben.
>>Wenn du willst, kannst du noch ein bisschen hier liegen bleiben. Wenn du gehst, lass ruhig alles so, wie es jetzt ist. Ich werde es später noch wegräumen. <<
Er warf mir noch einen letzten hoffenden Blick zu, doch auch diesmal bekam er keine Antwort.
>>Na gut, also dann bis später. Ich liebe dich! << Ich zuckte zusammen, doch er war schon verschwunden. Ich hörte wie ernst Collin diese Worte meinte, er liebte mich wirklich. Ich schloss die Augen wieder, woraufhin sich eine weitere Träne aus meinen Augen löste. Collin war so ein lieber Mensch und doch, hatte er mir diese Nacht das Schlimmste angetan, was ich jemals erlebt hatte, doch er wusste nicht das Geringste davon. Er sollte es auch nicht erfahren.
Ich setzte mich auf und suchte mein Mieder, es lag in der unteren rechten Ecke des Zeltes. Ich zog es mir über und ging dann aus dem Zelt. Die Sonne schien ungewöhnlich stark für Mitte Oktober und ich musste blinzeln. Ich atmete wieder tief durch und schlüpfte dann in mein Kleid. Erst jetzt sah ich wie zerstört es war. Die ersten fünf Knöpfe hinten hingen ausgedehnt vom Stoff und die weiteren Knöpfe waren gewaltsam herunter gerissen worden, die Fäden, an denen sie befestigt gewesen waren, hingen wild herum. Außerdem war jetzt hinten in der Mitte ein Riss bis hinunter zu meinen Oberschenkeln, den ich nicht verdecken konnte. Zum Glück hatte ich ja wenigstens meine Unterwäsche darunter an.
Ich wieselte zum Eingang der Kirche zurück, wo ich jemanden stehen sah. Ich erkannte ihn sofort. Carlisle hatte sich in den Schatten der Kirche gepresst.
>>Hallo Esme! War deine Nacht okay? <<, fragte er mich, ich hörte, wie verletzt er war. Sofort begann ich zu weinen und stürzte mich auf ihn. Ich ließ das Kleid los, welches ich so gut wie möglich zu gehalten hatte, und es rutschte mir hinunter, doch das war mir vollkommen egal. Ich sprang ihm in die Arme und er fing mich auf, ohne nur mit der Wimper zu zucken. Ich weinte in ihn hinein und er legte seinen Kopf in meinen Nacken. Langsam ging er in die Knie und setzte sich mit mir hin. Ich schluchzte so schlimm, dass ich wieder keine Luft bekam, doch Carlisle legte mir eine Hand auf die Brust.
>>Sssht, es wird alles gut. Ich bin ja bei dir, mein Schatz. <<
Und es ging wirklich leichter, ich atmete, wenn auch nur stockend, doch er hatte mich beruhigen können. Ich schloss die Augen und kuschelte mich an ihn, während ich noch immer schluchzte. Carlisle hielt mich nur im Arm und wiegte mich in seinen Armen, um mich zu beruhigen. Er atmete in mich hinein und ich spürte seinen Atem auf meiner Haut und roch seinen süßen Duft. Ich beruhigte mich immer mehr, doch Carlisle hielt mich weiter im Arm und streichelte mich über den Kopf.
>>Es war das Schlimmste, was mir je passiert ist! <<, offenbarte ich ihm leise, während er mich wieder wiegte. Ich lag eingerollt wie eine Katze auf seinem Schoß und hatte meinen Kopf auf seinen Arm gelegt, der mich umklammerte. Carlisle hatte seinen Kopf auf meinen gelegt und ich spürte es, als er antwortete: >>Esme, . . . ich wünschte es wäre nicht so gekommen. Ich habe gespürt, wie traurig du warst und wäre deswegen fast durchgedreht. Du bist mir das Wichtigste auf dieser Welt und ich wünschte, ich könnte dir irgendwie helfen. <<
>>Aber das kannst du doch. Nimm mich bitte mit. Ich will nicht hier bei Collin bleiben, ich brauche dich, Carlisle! <<, flüsterte ich und küsste seine Hand.
>>Esme . . . Ich würde es so gerne! Ich will dich für alle Ewigkeit an meiner Seite haben, doch es geht nun mal nicht! <<
>>Carlisle, bitte erklär mir doch endlich was los ist. Wieso geht es denn nicht? <<
Carlisle schloss die Augen, doch dann nahm er meine Hand. Ich setzte mich auf und hockte mich nun normal auf seinen Schoß. Er verschränkte seine blassen Finger mit meinen. Er drückte meine Hand und dann streckte er unsere Arme aus, unsere Finger bewegten sich auf die Sonne zu. Ich wusste zwar nicht was das sollte, doch ich ließ es einfach geschehen. Gespannt blickte ich auf unsere verschränkten Finger und als sie das Sonnenlicht berührten blieb mein Herz fast stehen. Als die Wärme unsere Haut berührte, schimmerten wir so, als würden unsere Hände miteinander verschmelzen.
Erschrocken sah ich Carlisle an, ließ seine Hand aber nicht los.
>>Carlisle, was ist das? Wieso glitzern wir so? <<, fragte ich ihn neugierig.
>>Das ist was ich bin! <<
Ich zog meine Hand vorsichtig von seiner weg und dann sah ich, dass nicht wir schimmerten. Er schimmerte und als meine Hand weg war schimmerte er noch viel stärker. Ich stand von seinem Schoß auf und sah ihn verwirrt an. Wie war das möglich? Wieso glitzerte er in der Sonne? Da fiel mir ein, dass er auch im Mondlicht leicht geschimmert hatte.
Ich nahm Carlisles andere Hand und zog ihn auf die Füße, dann legte ich meine Hände in seine und bewegte mich langsam auf die Sonne zu. Dabei blickten wir uns an und ich sah Angst in Carlisles Augen, sehr große Angst. Ich war schon fast ganz in der Sonne, nur meine augestreckten Hände fehlten noch. Als ich auch diese in der Sonne hatte, traf das Sonnenlicht wieder auf Carlisles Haut. Sofort schimmerten seine Finger, dann seine ganzen Hände. Ich sah abwechselnd auf seine Hände, dann wieder in seine Augen. Er hatte sein Gesicht verzogen, so als wollte er nicht, dass ich ihn so sah, doch ich wusste nicht weswegen.
Ich zog ihn immer weiter in die Sonne, bis er genau so in der Sonne stand, wie ich. Sein Gesicht glitzerte so, als würde er aus tausenden Diamanten bestehen. Meine Hand näherte sich langsam seinem Gesicht. Vorsichtig strich ich über seine glatte Haut und er schloss die Augen.
>>Carlisle, was ist das? <<
>>Das bin ich. <<
>>Was bist du? <<
>>Ein Vampir. <<
Ich stand wieder einmal allein in Unterwäsche in der Nacht. Neben mir lagen mein zerrissenes Kleid und der Unterrock. Ich starrte Carlisle nach, wie ich es schon öfters getan hatte, ich konnte mich nicht bewegen. Wollte er, dass ich jetzt zu Collin ging und meine Hochzeitsnacht mit ihm verbrachte? Ich dachte immer, dass ich mit dem Mann den ich liebte das erste Mal haben würde, doch anscheinend war dies nicht so.
Verzweifelt hoffte ich, dass Carlisle zurückkommen und mich mit sich nehmen würde, doch er kam nicht. Als mir kalt wurde, zog ich mir mein Kleid über, welches ich auf der Seite zusammenhalten musste, damit ich es nicht verlor, und ließ den Unterrock unbeachtet.
Ich sah die Rosenblätter auf dem Rasen, doch ich wollte ihnen nicht folgen. Ich wollte Collin nicht folgen, wollte ihn nicht sehen. Doch ich folgte dem kleinen Weg, wie von selbst. Wieso konnte ich mich nicht einfach verstecken, oder Carlisle hinterher rennen? Wieso wollte ich Collin glücklich machen, auch wenn ich mich dabei selbst unglücklich machte? Ich wollte nicht immer auf die Gefühle achten, zumindest in diesem Moment wollte ich einmal das machen, was ich wollte. Doch in meinem Inneren spürte ich den Drang, Collin glücklich machen zu wollen. Mir floss eine Träne über die Wange, als ich das kleine Zelt sah, das von vielen Kerzen beleuchtet wurde, als ich am Ende des Pfads angekommen war. Mir floss noch eine Träne das Gesicht hinab, als ich mein beschädigtes Kleid ablegte und einfach auf den Boden fallen ließ. Und noch eine Träne floss mir über die Wange, als ich in das Zelt ging. Collin lag auf den Matratzen, die den gesamten Boden verdeckten. Das Zelt hatte rote „Wände“ aus Leinen und von draußen kam das Licht von den Kerzen hinein.
Als Collin mich sah, blitzte wieder sein glückliches Lächeln auf, welches ich so gerne sah. Ich wünschte, ich könnte ihn anders glücklich machen, doch es ging nicht.
>>Esme, du bist so schön<<, sagte er, als ich vor ihm auf die Knie ging. Ich sagte nichts, sondern legte mich ganz still neben ihn. Er strich mir über die Wange und schloss die Augen, ich konnte ihn nicht ansehen. Ich spürte seine Hand, wie sich zu meinem Dekolleté wanderte und die andere Hand unter die Coursage fuhr, genau da, wo mich Carlisle zuvor geküsst hatte. Ich spürte noch die Kälte seiner Küsse auf meiner Haut, bis Collin über die Stellen fuhr und die Kälte ausbrannte. Ich spürte, wie er sich langsam über mich beugte und mein Dekolleté küsste. Ich drehte m ich von ihm und hielt meine verzweifelten Tränen zurück. Collins Hände fuhren über meinen ganzen Körper und die Berührungen vermischten sich mit seinen Küssen. Ich hob die Arme und richtete mich ein bisschen auf, damit Collin mir das Mieder leichter über den Kopf schieben konnte. Ich hatte die Augen geschlossen, als ich seine warmen Hände an meinem Oberkörper spürte und unterdrückte ein verzweifeltes Schluchzen, als ich Carlisle immer weniger, dafür Collin umso deutlicher spürte. Ich sah Carlisle vor mir, der mich traurig ansah, als er mich zu Collin geschickt hatte. Ich sah, wie er seine Augen schloss, und ich spürte einen stechenden Schmerz durch meinen Körper fahren, als ich nun alles von Collin auf und in mir spürte. Carlisle hatte ein unglückliches Lächeln auf den Lippen, er dachte, dass es das Beste für mich war, eine Ehe mit Collin zu führen, doch ich wollte nur zu ihm.
Ich hörte Collin leise stöhnen, als ich meine Tränen nicht mehr zurück halten konnte. Ich riss die Augen auf und sah auf die verschwommene Decke des Zeltes. Von draußen hörte man nur das zirpen der Grillen, und im Zelt vernahm ich Collins Laute, doch in Gedanken war ich nur bei Carlisle.
Ich wusste nicht wann ich zu Collin ins Zelt gekommen war, doch als er sich von mir rollte und genüsslich schnaufte, ging draußen schon langsam die Sonne auf. Ich sah noch immer auf den Fleck auf der Decke, obwohl ich das Gefühl hatte, dass meine Augen geschlossen waren. Carlisle hatte die Augen noch immer geschlossen, doch jetzt öffnete er sich langsam. Er schenkte mir einen so traurigen Blick, dass sich meine Augen wieder mit Tränen füllten, dann löste er sich langsam auf und ich hatte nur mehr die hellrote Decke des Zeltes vor Augen. Ich schloss die Augen, die Tränen quollen aus meinen Augen, schnappte mir eine Seidendecke und drehte mich von Collin weg, den ich nun nur mehr schnarchen hörte; ich blendete ihn und die Grillen aus. Ich lag mitten im Schwarz. Nichts war so, wie es sein sollte, doch das Nichts war so, wie es sein sollte: Schwarz. Kalt. Gefühllos.
Ich öffnete die Augen wieder, als ich Collins heiße Hand an meinem Rücken spürte. Er küsste meinen Nacken und ich bekam eine Gänsehaut, aber nicht, weil ich es schön fand.
>>Guten Morgen, Schönheit<<, raunte er mir ins Ohr, ehe er mich wieder küsste. Er drückte meine Schulter hinunter, damit ich mich auf den Rücken legte. Er sah mir in die Augen, seine Augen strahlten so glücklich, wie ich sie noch nie gesehen hatte.
>>Das war die wundervollste Nacht, die ich je erlebt habe! <<, sagte er lächelnd und legte sich nun auch auf den Rücken. Mit einem Arm fuhr er unter meinen Rücken und zog mich an seinen nackten verschwitzen Körper. >>Du siehst ja auch ganz schön fertig aus<<, lachte er.
Ja, ich war fertig. Im Moment wollte ich nichts lieber als sterben. Ich konnte nicht einmal weinen, da ich in der letzten Nacht alle meine Tränen verbraucht hatte, ich war nur erschöpft.
Nach einiger Zeit sagte Collin leise: >>Ich weiß, dass es dein erstes Mal war und ich habe versucht so sanft wie möglich zu sein. Ich hoffe, für dich war es auch relativ schön. Du warst so leise, da wusste ich es nicht so genau. <<
Er streichelte mich mit der Hand unter meiner Schulter und spielte mit meinen Haaren herum. Ich atmete tief durch, ehe ich antwortete.
>>Collin, ich weiß, dass du sanft warst, danke! Ich fand es auch wunderschön, ich war einfach nur überwältigt<<, rang ich mir ab, doch ich sah ihn nicht an. Noch immer beobachtete ich diesen genauen Punkt an der Decke.
>>Ich hoffe es<<, sagte Collin leise. Dann richtete er sich auf und sah mich an. Er streichelte mir übers Gesicht, doch egal wie zärtlich er war, ich hätte anfangen können zu weinen. Wieder schloss ich meine Lider und ließ es über mich ergehen. Ich konnte mir nichts grauenhafteres Vorstellen, als das, was mir gerade passiert war.
Als ich die Augen wieder öffnete, sah Collin mich bedauernd an, gab mir einen leichten Kuss auf meine Lippen und zog sich an. Ich schaute wieder nur zur Decke und hatte mein Laken krampfhaft an mich gepresst.
>>Ich muss jetzt gehen, du weißt schon, ich arbeite als Arzt. << Collin lächelte mich liebevoll an, doch ich ignorierte ihn, ich hatte nicht die Kraft ihm eine Antwort zu geben.
>>Wenn du willst, kannst du noch ein bisschen hier liegen bleiben. Wenn du gehst, lass ruhig alles so, wie es jetzt ist. Ich werde es später noch wegräumen. <<
Er warf mir noch einen letzten hoffenden Blick zu, doch auch diesmal bekam er keine Antwort.
>>Na gut, also dann bis später. Ich liebe dich! << Ich zuckte zusammen, doch er war schon verschwunden. Ich hörte wie ernst Collin diese Worte meinte, er liebte mich wirklich. Ich schloss die Augen wieder, woraufhin sich eine weitere Träne aus meinen Augen löste. Collin war so ein lieber Mensch und doch, hatte er mir diese Nacht das Schlimmste angetan, was ich jemals erlebt hatte, doch er wusste nicht das Geringste davon. Er sollte es auch nicht erfahren.
Ich setzte mich auf und suchte mein Mieder, es lag in der unteren rechten Ecke des Zeltes. Ich zog es mir über und ging dann aus dem Zelt. Die Sonne schien ungewöhnlich stark für Mitte Oktober und ich musste blinzeln. Ich atmete wieder tief durch und schlüpfte dann in mein Kleid. Erst jetzt sah ich wie zerstört es war. Die ersten fünf Knöpfe hinten hingen ausgedehnt vom Stoff und die weiteren Knöpfe waren gewaltsam herunter gerissen worden, die Fäden, an denen sie befestigt gewesen waren, hingen wild herum. Außerdem war jetzt hinten in der Mitte ein Riss bis hinunter zu meinen Oberschenkeln, den ich nicht verdecken konnte. Zum Glück hatte ich ja wenigstens meine Unterwäsche darunter an.
Ich wieselte zum Eingang der Kirche zurück, wo ich jemanden stehen sah. Ich erkannte ihn sofort. Carlisle hatte sich in den Schatten der Kirche gepresst.
>>Hallo Esme! War deine Nacht okay? <<, fragte er mich, ich hörte, wie verletzt er war. Sofort begann ich zu weinen und stürzte mich auf ihn. Ich ließ das Kleid los, welches ich so gut wie möglich zu gehalten hatte, und es rutschte mir hinunter, doch das war mir vollkommen egal. Ich sprang ihm in die Arme und er fing mich auf, ohne nur mit der Wimper zu zucken. Ich weinte in ihn hinein und er legte seinen Kopf in meinen Nacken. Langsam ging er in die Knie und setzte sich mit mir hin. Ich schluchzte so schlimm, dass ich wieder keine Luft bekam, doch Carlisle legte mir eine Hand auf die Brust.
>>Sssht, es wird alles gut. Ich bin ja bei dir, mein Schatz. <<
Und es ging wirklich leichter, ich atmete, wenn auch nur stockend, doch er hatte mich beruhigen können. Ich schloss die Augen und kuschelte mich an ihn, während ich noch immer schluchzte. Carlisle hielt mich nur im Arm und wiegte mich in seinen Armen, um mich zu beruhigen. Er atmete in mich hinein und ich spürte seinen Atem auf meiner Haut und roch seinen süßen Duft. Ich beruhigte mich immer mehr, doch Carlisle hielt mich weiter im Arm und streichelte mich über den Kopf.
>>Es war das Schlimmste, was mir je passiert ist! <<, offenbarte ich ihm leise, während er mich wieder wiegte. Ich lag eingerollt wie eine Katze auf seinem Schoß und hatte meinen Kopf auf seinen Arm gelegt, der mich umklammerte. Carlisle hatte seinen Kopf auf meinen gelegt und ich spürte es, als er antwortete: >>Esme, . . . ich wünschte es wäre nicht so gekommen. Ich habe gespürt, wie traurig du warst und wäre deswegen fast durchgedreht. Du bist mir das Wichtigste auf dieser Welt und ich wünschte, ich könnte dir irgendwie helfen. <<
>>Aber das kannst du doch. Nimm mich bitte mit. Ich will nicht hier bei Collin bleiben, ich brauche dich, Carlisle! <<, flüsterte ich und küsste seine Hand.
>>Esme . . . Ich würde es so gerne! Ich will dich für alle Ewigkeit an meiner Seite haben, doch es geht nun mal nicht! <<
>>Carlisle, bitte erklär mir doch endlich was los ist. Wieso geht es denn nicht? <<
Carlisle schloss die Augen, doch dann nahm er meine Hand. Ich setzte mich auf und hockte mich nun normal auf seinen Schoß. Er verschränkte seine blassen Finger mit meinen. Er drückte meine Hand und dann streckte er unsere Arme aus, unsere Finger bewegten sich auf die Sonne zu. Ich wusste zwar nicht was das sollte, doch ich ließ es einfach geschehen. Gespannt blickte ich auf unsere verschränkten Finger und als sie das Sonnenlicht berührten blieb mein Herz fast stehen. Als die Wärme unsere Haut berührte, schimmerten wir so, als würden unsere Hände miteinander verschmelzen.
Erschrocken sah ich Carlisle an, ließ seine Hand aber nicht los.
>>Carlisle, was ist das? Wieso glitzern wir so? <<, fragte ich ihn neugierig.
>>Das ist was ich bin! <<
Ich zog meine Hand vorsichtig von seiner weg und dann sah ich, dass nicht wir schimmerten. Er schimmerte und als meine Hand weg war schimmerte er noch viel stärker. Ich stand von seinem Schoß auf und sah ihn verwirrt an. Wie war das möglich? Wieso glitzerte er in der Sonne? Da fiel mir ein, dass er auch im Mondlicht leicht geschimmert hatte.
Ich nahm Carlisles andere Hand und zog ihn auf die Füße, dann legte ich meine Hände in seine und bewegte mich langsam auf die Sonne zu. Dabei blickten wir uns an und ich sah Angst in Carlisles Augen, sehr große Angst. Ich war schon fast ganz in der Sonne, nur meine augestreckten Hände fehlten noch. Als ich auch diese in der Sonne hatte, traf das Sonnenlicht wieder auf Carlisles Haut. Sofort schimmerten seine Finger, dann seine ganzen Hände. Ich sah abwechselnd auf seine Hände, dann wieder in seine Augen. Er hatte sein Gesicht verzogen, so als wollte er nicht, dass ich ihn so sah, doch ich wusste nicht weswegen.
Ich zog ihn immer weiter in die Sonne, bis er genau so in der Sonne stand, wie ich. Sein Gesicht glitzerte so, als würde er aus tausenden Diamanten bestehen. Meine Hand näherte sich langsam seinem Gesicht. Vorsichtig strich ich über seine glatte Haut und er schloss die Augen.
>>Carlisle, was ist das? <<
>>Das bin ich. <<
>>Was bist du? <<
>>Ein Vampir. <<
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
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Kapitel 31: Angst/Liebe!
31.: Angst/Liebe!
Ich spürte, wie mein Herz stehen blieb. Meine Brust hob und senkte sich nicht mehr, ich atmete nicht mehr. Ich war vollkommen erstarrt. Carlisles Hände waren noch immer in meinen. Sie waren eiskalt und steinhart, aber gleichzeitig auch angenehm und zart. Ich konnte es nicht verstehen. Was sollte das heißen, dass Carlisle ein Vampir war? Das war unmöglich! Er war nicht bösartig. Er hatte mir noch nie wehgetan – die Sache bei unserem See zählte nicht -, er war immer zu allen anderen Menschen freundlich gewesen. Ich kannte niemanden, außer Collin, der Carlisle nicht mochte. Alle hatten nur gut über ihn gesprochen, und alle wollten mit ihm befreundet sein. Außerdem hatte er so eine magische Anziehungskraft. Ich hatte mich noch nie zu einem Menschen so hingezogen gefühlt, wie zu Carlisle. Allerdings, wenn ich jetzt nachdachte, konnte ich das auch nicht mehr zählen, da Carlisle kein Mensch war. Carlisle war so lieb und zärtlich zu mir gewesen, wie kein anderes Wesen. Ich hatte so starke Gefühle für ihn, auch wenn er kein Mensch war, aber ich konnte es einfach nicht glauben. Die Geschichten, die ich von Vampiren gehört hatte, waren ganz anders. Vampire waren Dämonen in Menschengestalt, die keine Seele besaßen. Das Einzige was sie interessiert war das Blut, das durch die Adern der Mensch gepumpt wurde. Spät nachts schnappten sie sich ein hilfloses Mädchen oder einen jungen Mann und trunken sie oder ihn bis auf den letzten Tropfen aus und das machte ihnen nicht das Geringste aus. Sie erfreuen sich sogar daran unschuldige Menschen zu töten, es war ein Genuss für sie, wenn sie ihre Fratzen zeigten und so die Angst der Menschen noch ein bisschen länger auskosten konnten.
Doch Carlisle war nicht so, er konnte es einfach nicht sein! Er hatte mir doch niemals wehgetan oder mein Blut trinken wollen. Er hatte mich nur ein paar Mal angeknabbert, aber das hatte ich mindestens genau so genossen wie er. Vielleicht hatte er mich aber beißen wollen. Spielte er ein Spiel mit mir? Hatte er mich so weit gebracht, dass ich ihn liebte, um mich dann erbarmungslos zu töten und meinen Schmerz zu sehen? Er hätte gewusst, dass ich mich nicht weheren würde, weil ich ihn so sehr verehrte, doch würde er so etwas wirklich machen?
Ich schüttelte den Kopf um die schlimmen Gedanken zu vertreiben, ich spürte, wie es mir bei der heftigen Bewegung die Tränen aus den Augen trieb. Ich wollte ihn nicht ansehen, aber ich wollte es doch. Ich hatte Angst, doch irgendwie auch nicht. Ich war schockiert, doch ich fand es nicht schrecklich. Ich konnte meine Gefühle und Empfindungen einfach nicht mehr ordnen, sie flogen wild durcheinander.
Ich spürte, wie Carlisle meine Hände leicht drückte und spürte seinen ängstlichen Blick auf mir ruhen. Er sagte kein Wort, weil er wusste, dass ich im Moment nicht reden konnte, zumindest nahm ich das an.
Ich zwang mich ihn anzusehen, doch als ich es tat war es so wie immer. Ich sah seine wundervollen goldbraunen Augen, die mich verängstigt ansahen. Er sah aus, als ob ich ihm gesagt hatte, dass ich ein Vampir war, er hatte so große Angst!
Ich löste meine rechte Hand zitternd von seiner, und strich ihm über die glitzernde Wange. Er ließ es geschehen und schloss die Augen. Doch dann zuckte ich zurück und er riss die Augen sofort auf. Carlisle ging wieder in den Schatten und sah mich bedauernd an.
Ich atmete schwer und konnte mein Blick nicht mehr von ihm lösen. Langsam ging ich auf ihn zu, doch ich hielt Abstand, was er natürlich bemerkte und deswegen drückte er sich ganz nah an die Wand der Kirche, damit ich mich sicher fühlte.
>>Was heißt, du bist ein Vampir? <<, fragte ich leise.
>>Ich bin kein Mensch, so wie du. Ich esse nicht wie du, schlafe nicht wie du, lebe nicht wie du! <<
>>Trinkst du Blut? <<, fragte ich ängstlich und sah zu Boden.
>>Ja. <<
Ich schluckte. Er war wirklich ein Vampir, der Menschen umbrachte.
>>Lebst du überhaupt? << Mir rannen Tränen übers Gesicht.
>>Nein. Ich bin gestorben, mein Herz schlägt nicht. <<, gab er zu.
Ich presste meine Augen und meinen Mund zusammen um das Schluchzen zu unterdrücken.
>>Aber, wie ist das möglich? Du kannst kein Vampir sein! Das ist doch alles nur erfunden. Sag mir, dass das alles nur ein Spaß ist! <<, weinte ich und schrie ihn an.
Carlisle sah mich bekümmert an. >>Esme, es tut mir so schrecklich leid, aber ich mache keine Scherze. << Er kam näher zu mir und wollte mich berühren, doch ich zuckte ängstlich zurück. Ich schlang meine Arme schützend um mich, auch wenn ich ihn damit ganz sicher nicht abhalten konnte, mich zu töten. Wieso tat er noch immer so, als ob ich ihm etwas bedeutete? Wieso erlöste er mich nicht einfach von meinem Leid und brachte mich um? Ach so, er war ja ein sadistischer Vampir. Ich lachte ein verbittertes Lachen, als ich mir das wieder ins Gedächtnis gerufen hatte. Er wollte mich wahrscheinlich erst in den Wahnsinn treiben, bis er mich endlich tötete.
>>Ich verstehe! Aber wenn du dich eines Tages entschließt mich zu töten, dann belasse es bitte bei mir. Bitte tu meiner Familie nichts an. Sie haben doch keine Ahnung, sie haben nie etwas Schlechtes getan. Wirklich, du kannst mich auf jede erdenkliche Art foltern und quälen, doch bitte lass meine Familie am Leben <<, flehte ich ihn an, doch ich konnte ihn nicht ansehen. Ich wollte keine Vampir – Fratze sehen, dich boshaft lachte und so den Carlisle aus meiner Erinnerung zerstörte.
Ich hörte keinen Mucks von Carlisle und dachte schon er wäre gegangen, als er mir antwortete: >>Esme, ich würde doch nie . . . <<
Doch dann schluchzte ich und begann zu zittern. >>Du brauchst keine Spielchen mehr spielen, Carlisle. Keine Angst, ich werde niemandem von dir und deinen Artgenossen erzählen. Nur bitte, verschone meine Familie! <<
Carlisle kam auf mich zu, ich spürte keinen Lufthauch und hörte auch nichts, ich erkannte ihn nur an dem Schatten, den er warf, als er mich erreicht hatte. Außerdem spürte ich seine Anwesenheit. Ich öffnete die Augen und richtete mich ganz gerade auf, ich sah ihm in die Augen, auch wenn ich eigentlich gar nichts sah. Ich sah einfach durch ihn hindurch. Ich nahm war, wie er seine Hände um mich legen wollte, und spürte die Kälte, die von ihm ausging. In mir drinnen legte sich die Panik und es machte sich Erleichterung breit. Er würde mich jetzt auf der Stelle töten, er wollte mir meinen Wunsch erfüllen, meine Familie verschonen. Ich stellte mir vor, wie sich seine messerscharfen Zähne in meinen Hals bohrten und ich ihn trinken hörte. Ich stellte mir das Gefühl vor, wie ich immer schwächer wurde und endlich zusammenbrach. Ich stellte mir vor, wie ich Carlisles Gesicht sehen würde, sein Mund würde von meinem Blut verschmiert sein, doch ich würde friedlich sterben können.
Ich zitterte und jeden Millimeter, den Carlisle näher kam, wurde mein Zittern heftiger. Ich sah, wie Carlisle stoppte, kurz bevor er mich berührte und dann schloss er die Augen. Er zog seine Hände wieder zurück. >>Keine Angst, ich werde deiner Familie nichts antun. <<
Er biss sich auf die Unterlippe, sah mich noch einmal an und wandte sich dann von mir ab. Mein Herz pochte wie verrückt, als die Gefahr vorüber war, doch ich war auch enttäuscht. Warum wollte er mein Blut jetzt nicht trinken? Wahrscheinlich hatte er mitbekommen, wie sehr ich es mir gewünscht hatte und wollte mich jetzt noch weiter quälen. Na ja, wenigstens wusste ich dann, dass ich ihn noch sehen würde, irgendwann. Ich wusste, dass er der letzte Mann war, den ich sehen würde, bevor ich starb, und darüber war ich unendlich glücklich, auch wenn es hieß, dass ich bald starb.
Plötzlich sah ich Edward, der auf uns zukam. Er sah entsetzlich aus. Er ging zielstrebig auf Carlisle, der gekrümmt und langsam ging, zu und als er bei ihm ankam, schüttelte ihn an den Schultern.
>>Carlisle! Du hast ihr doch nicht wirklich gesagt, was wir sind, oder? <<, rief er entsetzt und schüttelte Carlisle noch heftiger.
Edward war auch ein Vampir? Ich erstarrte wieder, bis ich weiter nachdachte. Natürlich, was sonst. Er war fast genau so schön wie Carlisle und hatte auch kalte, glatte Haut. Der arme Junge, er war gestorben und sofort danach war er als blutrünstiger Vampir wieder aufgewacht. Ich hatte so viel Mitleid mit ihm, er war doch noch so jung, jedenfalls sah er jung aus.
>>Was zum Teufel hast du ihr erzählt? Sie denkt so einen Schwachsinn. Von wegen blutrünstig und so . . . <<
Jetzt erstarrte ich erst recht. Er wusste was ich dachte? Wie war das möglich? Es konnte doch nicht sein, dass er meine Gedanken lesen konnte. Nun ja, ich hatte auch vor ein paar Minuten auch nicht daran geglaubt, dass Vampire existierten, also war das wahrscheinlich auch nicht so seltsam für einen Vampir.
Carlisle erwiderte nichts auf Edwards Frage und blieb genau so gebückt stehen, wie zuvor. Edward sah ihn entgeistert an und sah dann mich an. Er ließ Carlisle los und kam auf mich zu. Verängstigt zuckte ich zusammen, als er in sekundenschnelle bei mir ankam. Ich krümmte mich zusammen und schloss zitternd die Augen. Ich wollte nicht, dass Edward mich tötete, Carlisle sollte es tun und kein anderer.
>>Carlisle! <<, rief er ihm empört über die Schulter hinweg zu: >>Was hast du denn mit der Armen gemacht? Sie hat ja furchtbare Angst. Sag nicht, dass du ihr rein gar nichts erklärt hast?! << Als Carlisle nicht antwortete schüttelte er den Kopf und beugte sich zu mir hinunter. Edward strich mir leicht über den Rücken, was mich noch mehr zucken ließ. >>Hey, es ist alles in Ordnung! Niemand will dich umbringen! Wir sind doch ganz liebe Vampire <<, lächelte er mir zu und sah mich mitfühlend an. Ich starrte ihn an, doch irgendwie konnte er mich beruhigen.
Doch plötzlich hörte ich ein kehliges Knurren und sah erschrocken zu Carlisle, der noch immer wundervoll aussah, doch irgendwie wirkte er bedrohlich. Edward hatte seine Hand auf meine Schulter gelegt und drehte sich jetzt rasch um, ohne mich los zu lassen.
>>Lass sie in Ruhe, sie will nichts mehr mit mir zu tun haben, und das ist auch gut so! <<, knurrte Carlisle.
Edward war zuerst erschüttert, doch dann lachte er. >>Hast du das etwa gemacht, damit sie dich vergisst? << fragte er ihn bissig.
>>Lass sie endlich los! <<, knurrte Carlisle noch einmal.
Edward lachte lauter auf und entspannte sich wieder, anscheinend nahm er Carlisle nicht ernst.
>>Ach komm schon, lass das Theater. Du würdest mir doch nie etwas tun. Wieso hast du Esme nicht alles erklärt? Dann wäre alles viel leichter . . . <<
Plötzlich stand Carlisle neben uns und ich zuckte wieder zusammen.
>>Edward, ich meine es erst, lass sie los! Ich bin sehr wohl im Stande dir etwas zu tun, wenn du sie jetzt nicht endlich los lässt! <<, drohte Carlisle noch einmal und packte Edward am Arm.
Edward ließ mich los und sah Carlisle verständnislos an. >>Wie kann es sein, dass dir diese Frau so sehr bedeutet? Ich meine, ja, sie ist recht hübsch, aber du könntest so viel schönere haben . . . <<
>>Edward! <<, knurrte Carlisle lauter und verstärkte seinen Griff an Edwards Arm; ich sah, wie Edwards Hemd langsam Risse bekam, weil Carlisle seine Finger so sehr in Edwards Haut bohrte.
>>Hey, schon gut! War doch nur ein Scherz! <<, rief Edward gespielt beleidigt. Dann, als Carlisle ihn losgelassen hatte, sah er auf sein Hemd, lachte und sagte dann: >>Hey, das hat ja schon fast wehgetan. Du schuldest mir ein neues Hemd! <<
Carlisle sah ihn verständnislos an, schüttelte den Kopf und deutete Edward dann, dass er ihm folgen sollte. Carlisle schenkte mir noch einen letzten entschuldigenden Blick und dann ging er langsam vor. Edward sah mich genauso entschuldigen an. >>Entschuldigung wegen vorhin. Du bist wirklich sehr hübsch, ich wollte ihn bloß ärgern. <<
>>Edward! <<, hörten wir beide Carlisle knurren. Dann lachte Edward noch einmal und ging Carlisle nach- nein er flitzte ihm nach. In nicht einmal einer Sekunde hatte er ihn eingeholt und dann waren beide verschwunden.
Ich spürte, wie mein Herz stehen blieb. Meine Brust hob und senkte sich nicht mehr, ich atmete nicht mehr. Ich war vollkommen erstarrt. Carlisles Hände waren noch immer in meinen. Sie waren eiskalt und steinhart, aber gleichzeitig auch angenehm und zart. Ich konnte es nicht verstehen. Was sollte das heißen, dass Carlisle ein Vampir war? Das war unmöglich! Er war nicht bösartig. Er hatte mir noch nie wehgetan – die Sache bei unserem See zählte nicht -, er war immer zu allen anderen Menschen freundlich gewesen. Ich kannte niemanden, außer Collin, der Carlisle nicht mochte. Alle hatten nur gut über ihn gesprochen, und alle wollten mit ihm befreundet sein. Außerdem hatte er so eine magische Anziehungskraft. Ich hatte mich noch nie zu einem Menschen so hingezogen gefühlt, wie zu Carlisle. Allerdings, wenn ich jetzt nachdachte, konnte ich das auch nicht mehr zählen, da Carlisle kein Mensch war. Carlisle war so lieb und zärtlich zu mir gewesen, wie kein anderes Wesen. Ich hatte so starke Gefühle für ihn, auch wenn er kein Mensch war, aber ich konnte es einfach nicht glauben. Die Geschichten, die ich von Vampiren gehört hatte, waren ganz anders. Vampire waren Dämonen in Menschengestalt, die keine Seele besaßen. Das Einzige was sie interessiert war das Blut, das durch die Adern der Mensch gepumpt wurde. Spät nachts schnappten sie sich ein hilfloses Mädchen oder einen jungen Mann und trunken sie oder ihn bis auf den letzten Tropfen aus und das machte ihnen nicht das Geringste aus. Sie erfreuen sich sogar daran unschuldige Menschen zu töten, es war ein Genuss für sie, wenn sie ihre Fratzen zeigten und so die Angst der Menschen noch ein bisschen länger auskosten konnten.
Doch Carlisle war nicht so, er konnte es einfach nicht sein! Er hatte mir doch niemals wehgetan oder mein Blut trinken wollen. Er hatte mich nur ein paar Mal angeknabbert, aber das hatte ich mindestens genau so genossen wie er. Vielleicht hatte er mich aber beißen wollen. Spielte er ein Spiel mit mir? Hatte er mich so weit gebracht, dass ich ihn liebte, um mich dann erbarmungslos zu töten und meinen Schmerz zu sehen? Er hätte gewusst, dass ich mich nicht weheren würde, weil ich ihn so sehr verehrte, doch würde er so etwas wirklich machen?
Ich schüttelte den Kopf um die schlimmen Gedanken zu vertreiben, ich spürte, wie es mir bei der heftigen Bewegung die Tränen aus den Augen trieb. Ich wollte ihn nicht ansehen, aber ich wollte es doch. Ich hatte Angst, doch irgendwie auch nicht. Ich war schockiert, doch ich fand es nicht schrecklich. Ich konnte meine Gefühle und Empfindungen einfach nicht mehr ordnen, sie flogen wild durcheinander.
Ich spürte, wie Carlisle meine Hände leicht drückte und spürte seinen ängstlichen Blick auf mir ruhen. Er sagte kein Wort, weil er wusste, dass ich im Moment nicht reden konnte, zumindest nahm ich das an.
Ich zwang mich ihn anzusehen, doch als ich es tat war es so wie immer. Ich sah seine wundervollen goldbraunen Augen, die mich verängstigt ansahen. Er sah aus, als ob ich ihm gesagt hatte, dass ich ein Vampir war, er hatte so große Angst!
Ich löste meine rechte Hand zitternd von seiner, und strich ihm über die glitzernde Wange. Er ließ es geschehen und schloss die Augen. Doch dann zuckte ich zurück und er riss die Augen sofort auf. Carlisle ging wieder in den Schatten und sah mich bedauernd an.
Ich atmete schwer und konnte mein Blick nicht mehr von ihm lösen. Langsam ging ich auf ihn zu, doch ich hielt Abstand, was er natürlich bemerkte und deswegen drückte er sich ganz nah an die Wand der Kirche, damit ich mich sicher fühlte.
>>Was heißt, du bist ein Vampir? <<, fragte ich leise.
>>Ich bin kein Mensch, so wie du. Ich esse nicht wie du, schlafe nicht wie du, lebe nicht wie du! <<
>>Trinkst du Blut? <<, fragte ich ängstlich und sah zu Boden.
>>Ja. <<
Ich schluckte. Er war wirklich ein Vampir, der Menschen umbrachte.
>>Lebst du überhaupt? << Mir rannen Tränen übers Gesicht.
>>Nein. Ich bin gestorben, mein Herz schlägt nicht. <<, gab er zu.
Ich presste meine Augen und meinen Mund zusammen um das Schluchzen zu unterdrücken.
>>Aber, wie ist das möglich? Du kannst kein Vampir sein! Das ist doch alles nur erfunden. Sag mir, dass das alles nur ein Spaß ist! <<, weinte ich und schrie ihn an.
Carlisle sah mich bekümmert an. >>Esme, es tut mir so schrecklich leid, aber ich mache keine Scherze. << Er kam näher zu mir und wollte mich berühren, doch ich zuckte ängstlich zurück. Ich schlang meine Arme schützend um mich, auch wenn ich ihn damit ganz sicher nicht abhalten konnte, mich zu töten. Wieso tat er noch immer so, als ob ich ihm etwas bedeutete? Wieso erlöste er mich nicht einfach von meinem Leid und brachte mich um? Ach so, er war ja ein sadistischer Vampir. Ich lachte ein verbittertes Lachen, als ich mir das wieder ins Gedächtnis gerufen hatte. Er wollte mich wahrscheinlich erst in den Wahnsinn treiben, bis er mich endlich tötete.
>>Ich verstehe! Aber wenn du dich eines Tages entschließt mich zu töten, dann belasse es bitte bei mir. Bitte tu meiner Familie nichts an. Sie haben doch keine Ahnung, sie haben nie etwas Schlechtes getan. Wirklich, du kannst mich auf jede erdenkliche Art foltern und quälen, doch bitte lass meine Familie am Leben <<, flehte ich ihn an, doch ich konnte ihn nicht ansehen. Ich wollte keine Vampir – Fratze sehen, dich boshaft lachte und so den Carlisle aus meiner Erinnerung zerstörte.
Ich hörte keinen Mucks von Carlisle und dachte schon er wäre gegangen, als er mir antwortete: >>Esme, ich würde doch nie . . . <<
Doch dann schluchzte ich und begann zu zittern. >>Du brauchst keine Spielchen mehr spielen, Carlisle. Keine Angst, ich werde niemandem von dir und deinen Artgenossen erzählen. Nur bitte, verschone meine Familie! <<
Carlisle kam auf mich zu, ich spürte keinen Lufthauch und hörte auch nichts, ich erkannte ihn nur an dem Schatten, den er warf, als er mich erreicht hatte. Außerdem spürte ich seine Anwesenheit. Ich öffnete die Augen und richtete mich ganz gerade auf, ich sah ihm in die Augen, auch wenn ich eigentlich gar nichts sah. Ich sah einfach durch ihn hindurch. Ich nahm war, wie er seine Hände um mich legen wollte, und spürte die Kälte, die von ihm ausging. In mir drinnen legte sich die Panik und es machte sich Erleichterung breit. Er würde mich jetzt auf der Stelle töten, er wollte mir meinen Wunsch erfüllen, meine Familie verschonen. Ich stellte mir vor, wie sich seine messerscharfen Zähne in meinen Hals bohrten und ich ihn trinken hörte. Ich stellte mir das Gefühl vor, wie ich immer schwächer wurde und endlich zusammenbrach. Ich stellte mir vor, wie ich Carlisles Gesicht sehen würde, sein Mund würde von meinem Blut verschmiert sein, doch ich würde friedlich sterben können.
Ich zitterte und jeden Millimeter, den Carlisle näher kam, wurde mein Zittern heftiger. Ich sah, wie Carlisle stoppte, kurz bevor er mich berührte und dann schloss er die Augen. Er zog seine Hände wieder zurück. >>Keine Angst, ich werde deiner Familie nichts antun. <<
Er biss sich auf die Unterlippe, sah mich noch einmal an und wandte sich dann von mir ab. Mein Herz pochte wie verrückt, als die Gefahr vorüber war, doch ich war auch enttäuscht. Warum wollte er mein Blut jetzt nicht trinken? Wahrscheinlich hatte er mitbekommen, wie sehr ich es mir gewünscht hatte und wollte mich jetzt noch weiter quälen. Na ja, wenigstens wusste ich dann, dass ich ihn noch sehen würde, irgendwann. Ich wusste, dass er der letzte Mann war, den ich sehen würde, bevor ich starb, und darüber war ich unendlich glücklich, auch wenn es hieß, dass ich bald starb.
Plötzlich sah ich Edward, der auf uns zukam. Er sah entsetzlich aus. Er ging zielstrebig auf Carlisle, der gekrümmt und langsam ging, zu und als er bei ihm ankam, schüttelte ihn an den Schultern.
>>Carlisle! Du hast ihr doch nicht wirklich gesagt, was wir sind, oder? <<, rief er entsetzt und schüttelte Carlisle noch heftiger.
Edward war auch ein Vampir? Ich erstarrte wieder, bis ich weiter nachdachte. Natürlich, was sonst. Er war fast genau so schön wie Carlisle und hatte auch kalte, glatte Haut. Der arme Junge, er war gestorben und sofort danach war er als blutrünstiger Vampir wieder aufgewacht. Ich hatte so viel Mitleid mit ihm, er war doch noch so jung, jedenfalls sah er jung aus.
>>Was zum Teufel hast du ihr erzählt? Sie denkt so einen Schwachsinn. Von wegen blutrünstig und so . . . <<
Jetzt erstarrte ich erst recht. Er wusste was ich dachte? Wie war das möglich? Es konnte doch nicht sein, dass er meine Gedanken lesen konnte. Nun ja, ich hatte auch vor ein paar Minuten auch nicht daran geglaubt, dass Vampire existierten, also war das wahrscheinlich auch nicht so seltsam für einen Vampir.
Carlisle erwiderte nichts auf Edwards Frage und blieb genau so gebückt stehen, wie zuvor. Edward sah ihn entgeistert an und sah dann mich an. Er ließ Carlisle los und kam auf mich zu. Verängstigt zuckte ich zusammen, als er in sekundenschnelle bei mir ankam. Ich krümmte mich zusammen und schloss zitternd die Augen. Ich wollte nicht, dass Edward mich tötete, Carlisle sollte es tun und kein anderer.
>>Carlisle! <<, rief er ihm empört über die Schulter hinweg zu: >>Was hast du denn mit der Armen gemacht? Sie hat ja furchtbare Angst. Sag nicht, dass du ihr rein gar nichts erklärt hast?! << Als Carlisle nicht antwortete schüttelte er den Kopf und beugte sich zu mir hinunter. Edward strich mir leicht über den Rücken, was mich noch mehr zucken ließ. >>Hey, es ist alles in Ordnung! Niemand will dich umbringen! Wir sind doch ganz liebe Vampire <<, lächelte er mir zu und sah mich mitfühlend an. Ich starrte ihn an, doch irgendwie konnte er mich beruhigen.
Doch plötzlich hörte ich ein kehliges Knurren und sah erschrocken zu Carlisle, der noch immer wundervoll aussah, doch irgendwie wirkte er bedrohlich. Edward hatte seine Hand auf meine Schulter gelegt und drehte sich jetzt rasch um, ohne mich los zu lassen.
>>Lass sie in Ruhe, sie will nichts mehr mit mir zu tun haben, und das ist auch gut so! <<, knurrte Carlisle.
Edward war zuerst erschüttert, doch dann lachte er. >>Hast du das etwa gemacht, damit sie dich vergisst? << fragte er ihn bissig.
>>Lass sie endlich los! <<, knurrte Carlisle noch einmal.
Edward lachte lauter auf und entspannte sich wieder, anscheinend nahm er Carlisle nicht ernst.
>>Ach komm schon, lass das Theater. Du würdest mir doch nie etwas tun. Wieso hast du Esme nicht alles erklärt? Dann wäre alles viel leichter . . . <<
Plötzlich stand Carlisle neben uns und ich zuckte wieder zusammen.
>>Edward, ich meine es erst, lass sie los! Ich bin sehr wohl im Stande dir etwas zu tun, wenn du sie jetzt nicht endlich los lässt! <<, drohte Carlisle noch einmal und packte Edward am Arm.
Edward ließ mich los und sah Carlisle verständnislos an. >>Wie kann es sein, dass dir diese Frau so sehr bedeutet? Ich meine, ja, sie ist recht hübsch, aber du könntest so viel schönere haben . . . <<
>>Edward! <<, knurrte Carlisle lauter und verstärkte seinen Griff an Edwards Arm; ich sah, wie Edwards Hemd langsam Risse bekam, weil Carlisle seine Finger so sehr in Edwards Haut bohrte.
>>Hey, schon gut! War doch nur ein Scherz! <<, rief Edward gespielt beleidigt. Dann, als Carlisle ihn losgelassen hatte, sah er auf sein Hemd, lachte und sagte dann: >>Hey, das hat ja schon fast wehgetan. Du schuldest mir ein neues Hemd! <<
Carlisle sah ihn verständnislos an, schüttelte den Kopf und deutete Edward dann, dass er ihm folgen sollte. Carlisle schenkte mir noch einen letzten entschuldigenden Blick und dann ging er langsam vor. Edward sah mich genauso entschuldigen an. >>Entschuldigung wegen vorhin. Du bist wirklich sehr hübsch, ich wollte ihn bloß ärgern. <<
>>Edward! <<, hörten wir beide Carlisle knurren. Dann lachte Edward noch einmal und ging Carlisle nach- nein er flitzte ihm nach. In nicht einmal einer Sekunde hatte er ihn eingeholt und dann waren beide verschwunden.
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
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Alter : 30
Anmeldedatum : 20.04.09
Kapitel 32: Eine kleine Erklärung!
32.:Eine Kleine Erklärung!
Und schon wieder stand ich alleine da, langsam gewöhnte ich mich daran. Doch ich konnte mich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass Carlisle ein Vampir war. Solche Wesen sollte es doch eigentlich gar nicht geben, sie waren nur Mythen und Legenden. Wenn ich mich heute zu Bett legte und dann am nächsten Morgen wieder aufwachte, würde ich sicher merken, dass ich nur geträumt hatte.
Ich schüttelte den Kopf und zog mein kaputtes Kleid fester an mich, ehe ich mich auf den Weg nach Hause machte. Ich ging am Eingang der Kirche vorbei zur Straße, auf der ich her gekommen war. Gestern hatte ich Collin geheiratet, es kam mir vor, als ob er gar nicht existierte. Ich konnte nur an diese Horror– Geschichte denken, die mir gerade widerfahren war. Wie sollte ich mich bitte fühlen, wenn der Mann, den ich über alles liebte- oder geliebt hatte? – gerade erzählt hatte, dass er ein Vampir war? Ich wusste es nicht. In meinem Inneren schwirrte alles durcheinander. Ich spürte Angst, Schrecken, Verwirrtheit und Verzweiflung, aber auch Neugier, Gefallen, Herzenswärme und Liebe. Okay, ich liebte Carlisle, noch immer. Ich hatte gehofft, dass ich ihn wenigstens jetzt ein bisschen weniger lieben würde, doch meine Gefühle für ihn ließen sich nicht vertreiben. Obwohl ich gedacht hatte, dass Vampire blutrünstige, sadistische Wesen der Nacht waren, so konnte ich mir doch nicht vorstellen, dass Carlisle mir oder irgendjemandem sonst etwas antun würde. Außerdem hatte Edward gemeint, dass sie liebe Vampire waren. Ich konnte mir nur sehr schwer liebe Vampire vorstellen, doch wenn ich an Carlisle und Edward dachte, war der Gedanke doch nicht so abwegig. Alleine wie Edward mich beruhigt hatte, war Grund genug ihm zu glauben.
Ich kam bei der Straße an und sah die Kutsche, die mich her gebracht hatte, etwas abseits im Gras stehen, damit die Pferde ein wenig grasen konnten. Allerdings konnte ich den Kutscher nicht sehen, also ging ich auf die Pferde zu, es waren zwei Hannoveraner. Ich berührte sanft den Hals des näheren Pferdes, woraufhin es sofort den Kopf hob und mich ansah. Ich blickte ihm kurz in seine großen schwarzen Augen, doch dann wandte ich den Blick ab und streichelte ihm über den Hals. Es schnaubte genüsslich, ehe es sich wieder dem Fressen zuwandte.
Ich mochte Pferde, war aber nicht verrückt nach ihnen. Sie waren ganz nett anzusehen und es war auch ein tolles Gefühl, wenn man auf ihren Rücken einfach durch die Welt ritt, doch ich liebte sie nicht, ich konnte ganz gut leben, ohne ein Pferd zu sehen. Ich setzte mich in die Wiese neben den Pferden und starrte in den Himmel. Irgendwann hatte ich mich hingelegt und begonnen die Wolken zu beobachten, doch meine Wolken ergaben keinen Sinn. Ich sah komische Gestalten, die weder Mensch noch Tier waren. Es war zum Beispiel ein Mann, aus dessen Kopf eine Zunge wuchs. Na ja, ich sah halt meine ganz eigenen Dinge. Als ich einmal eine Wolke in Gesichtsform sah, strahlte die Sonne so durch, dass die Wolke von außen mit Licht umhüllt war, natürlich musste ich sofort wieder an Carlisle denken.
Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als der Kutscher vor mich trat und mich anlächelte.
>>Mrs. Smith? Wieso liegen Sie denn hier bei den Pferden? <<, fragte er und reichte mir eine Hand, damit ich besser aufstehen konnte. Wenn er lächelte waren seine Augen Schlitze, aus denen er gerade noch so herauslinsen konnte- zumindest stellte ich mir das so vor, vielleicht sah er auch perfekt aus seinen Schlitzen.
>>Ich bin gerne bei Tieren! <<
>>Aber Sie hätten mich doch einfach rufen müssen, ich war hinten auf der Wiese und habe Ihr Zelt weggeräumt. Ich habe es schon verstaut, sie müssen leicht eingenickt sein. <<
>>Oh, ist mir gar nicht aufgefallen! Dankeschön, dass Sie so freundlich zu mir sind! << Ich ergriff seine Hand und er zog mich auf die Füße. Der Kutscher war kein großer Mann, er war nur wenige Zentimeter größer als ich, doch er hatte immer ein Lächeln auf den Lippen.
>>Das ist doch selbstverständlich. Immerhin sind Sie die Frau von meinem Chef und außerdem sind sie auch eine sehr nette junge Lady. Ich kann mich glücklich schätzen, dass mein Chef eine so bezaubernde Frau gefunden hat. Sie gehören ja jetzt zu der etwas Höheren Gesellschaft und da sind die meisten Herrschaften etwas grantig! <<, erklärte mir der Kutscher und half mir in die Kutsche. Er zwinkerte mir noch einmal zu, kräuselte seinen schwarzen Schnurrbart zwischen seinen Fingern und schlug dann die Türe hinter sich zu. Ich setzte mich auf die Bank und legte die Stirn in Falten. Ich gehörte jetzt zur höheren Gesellschaft? Anscheinend war Collin noch wohlhabender, als ich angenommen hatte, immerhin konnte er sich ein Auto, einen Chauffeur, eine Kutsche und einen Kutscher leisten. Woher hatte er das ganze Geld? Immerhin arbeitete er nur ein bisschen als Arzt in Louisiana, und bei uns gab es nicht sehr viele Leute, also auch nicht viele Patienten. Doch dann fiel mir ein, dass Collin Eltern, die ich früher nur selten gesehen hatte, immer sehr vornehm ausgesehen hatten. Außerdem war Collin ja abends nicht bei uns sondern in der Stadt. Wahrscheinlich war der Job in unserer Praxis nur ein Gelegenheitsjob. Was er wohl sonst so machte?
Als der Kutscher stehen blieb, öffnete er die Türe und half mir wieder hinunter.
>>Es war schön einmal mit Ihnen zu sprechen, Mrs. Smith. <<, verabschiedete sich der Kutscher.
>>Ach, bitte sagen Sie doch Esme zu mir! Wie heißen Sie eigentlich? <<, fragte ich ihn, als er mich staunend anlachte.
>>Mein Name ist Leonard, Esme. Ich freue mich wirklich, dass Sie so entzückend sind. Irgendwie erinnern Sie mich an meine Tochter. <<, meinte Leonard und strahlte mich an.
Ich lächelte und schüttelte seine Hand. >>Das freut mich! <<
Dann stieg Leonard wieder auf die Kutsche und preschte davon. Ich ging ins Haus, wo meine Mutter natürlich schon auf mich wartete, ich sah sie schon durchs Küchenfenster. Sie saß am Küchentisch und hatte ihren Kopf mit der rechten Hand abgestützt und noch dazu ließ sie ihr Bein heftig zittern, wie sie es immer tat, wenn sie nervös war. Ich wusste, dass sie mich mit Fragen bombardieren würde, sobald ich die Tür öffnete und mich nicht mehr in Ruhe lassen würde, ehe sie eine Antwort bekommen würde. Also atmete ich noch einmal tief durch, doch dann betrat ich das Haus und meine Mutter stürmte auf mich zu, genau wie ich es vorher prophezeit hatte.
>>Esme, meine kleine Esme. Nun bist du endlich erwachsen, ach ich kann es nicht glauben. Wie war es denn so heute Nacht? War es so, wie du es dir vorgestellt hast, war es schöner? Antworte mir doch endlich! <<, rasselte sie in Sekunden hinunter.
>>Mom, alles ist in Ordnung, beruhige dich doch. Es war so, wie es sein musste. Ich gehe jetzt hinauf und lege mich schlafen. Gute Nacht! <<
Meine Mutter erstarrte, erwachte aber sofort wieder zum Leben und plapperte wieder los: >>Ach wirklich? Oh, ja okay, es war ja eine lange Nacht für dich. << Sie sah mich genau an, entdeckte mein ruiniertes Kleid und zog natürlich die falschen Schlüsse. Dann probierte sie mir zu zu zwinkern, doch sie hatte noch nie zwinkern können, also kniff sie beide Augen zusammen und probierte es wieder und wieder, doch immer blieb es bei dem Versuch zu zwinkern. Das einzige, was sich änderte war ihr Gesichtsausdruck, der langsam von einem Lächeln zu einem Blick, der einfach zu komisch war, wurde. Sie sah aus, als würde sie bald einen Anfall bekommen, da ihre Augen zuckten und sie, wegen der ganzen Konzentration, ihren Mund zu kontrollieren vergaß. Er blieb ihr halb offen stehen und langsam begann sie zu sabbern. Ich kicherte, und dann bemerkte sie, dass sie sabberte und nickte mir nur peinlich berührt zu. Sie war wirklich aller liebst, wenn sie versuchte sich so zu verhalten, wie es junge Leute ihrer Meinung nach taten.
Als ich die Treppe hinauf ging, hörte ich sie noch murmeln: >>Die Nacht war so, wie sie sein sollte. Das heißt natürlich, dass sie perfekt war, oder? Hmm, ich überlege einmal ob . . . <<
Ich lächelte in mich hinein und ging in mein Zimmer. Wie konnte ein einzelner Mensch so neugierig sein? Ich schmiss die Türe hinter mir zu und ließ mein Kleid sofort fallen.
Doch dann hörte ich hinter mir ein Räuspern. >>Vielleicht solltest du dir noch etwas über ziehen! << Erschrocken drehte ich mich um und erblickte Edward, der seine Lippen aufeinander gedrückt hatte, um ein Lächeln zu vermeiden. Er drehte sich langsam von mir weg, als mir ein leises Quieken entfuhr und ich schnell in meinem Schrank verschwand- ich wollte immer einen begehbaren Kleiderschrank haben, doch dieser war leider nur ein ganz normaler, also wäre ich fast wieder hinaus gefallen.
Ich hörte Edward leise glucksen und wurde sofort rot, wie peinlich! Ich zog mir schnell ein gemütliches gelbes Kleid an und setzte mich dann auf mein Bett. Edward drehte sich wieder zu mir, sein Lächeln war noch nicht verschwunden. Doch als er mich sah- ich saß verkrampft auf dem Bett und mir hingen viele Haarsträhnen ins Gesicht- wurde er sofort ernst. >>Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken, ich hoffe es ist in Ordnung, dass ich dich besuche?! <<
Ich sah ihn nicht an, doch er sagte nichts mehr, also erwartete er wirklich eine Antwort von mir. Als würde er sich wieder verziehen, wenn ich es sagte. Na ja, wenn er wirklich Carlisles Bruder war und auch er so gute Manieren hatte, hätte er es wahrscheinlich getan.
>>Ganz sicher sogar! <<, antwortete Edward.
Ich schauderte, als mir bewusst wurde, dass Edward ja meine Gedanken lesen konnte. Ich zögerte, ob ich ihn bleiben lassen, oder wegschicken wollte.
>>Ich möchte gerne mit dir besprechen, was du gerade erfahren hast! <<, erklärte Edward ernst.
Ich schluckte, dann nickte ich. >>Du kannst bleiben! <<
Edward sah mich dankbar an und kam dann langsam auf mich zu und warf mir einen fragenden Blick zu- er sah vom Bett zu mir, dann wieder zum Bett.
>>Klar, setzt dich! <<, antwortete ich und deutete ihm, dass er sich neben mich setzten konnte.
Edward nahm neben mir Platz. >>Also gut, ich wollte mit dir über uns sprechen. Über mich, Carlisle und unsere Welt. Ich weiß, dass er dir nicht viel erzählt hat, doch sei versichert, er wollte nur das Beste für dich. Er denkt, dass es für dich leichter wird ihn zu vergessen, wenn du nicht die ganze Wahrheit kennst und denkst, dass wir böse sind. Doch natürlich ist das Blödsinn, das ist mir klar, da ich ja höre, was du denkst. Du denkst nicht im Geringsten daran, uns zu vergessen, oder? << Edward sah mich ernst an und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich schüttelte den Kopf und wartete, dass er weiter sprach.
>>Okay, ich bin heute hier um dich wenigstens ein bisschen aufzuklären. Vampire trinken Menschenblut und töten ihre Opfer, ganz wie du vermutet hast. Außerdem ist es ihnen ziemlich egal, ob der Mensch Schmerzen hatte. << Er merkte, wie ich bei seinen Worten zurück zuckte und antwortete schnell: >> Keine Angst, wir sind anders! Carlisle und ich ernähren uns nicht von Menschenblut, wir trinken tierisches Blut. Wir finden es beide grausam Mensch zu töten, also haben wir uns beide geschworen keine Menschen zu töten. <<
Ich schaute ihn neugierig an, von so etwas war ich noch nie ausgegangen, Vampire, die Tierblut tranken.
>>Wir wollen weder dir, noch deiner Familie schaden, das wollte ich dir sagen! <<
>>Danke! Das beruhigt mich wirklich<<, erwiderte ich.
>>Natürlich! Nun ja, das ist auf jeden Fall das Wichtigste und jetzt will ich dich nicht weiter stören. Wir werden wieder abreisen, also rechne nicht mit noch einem Besuch von mir oder Carlisle. <<
Ich schluckte. Schon wieder verließ er mich, wie sollte ich das denn nur aushalten?
Edward drückte mich leicht an sich und ich ließ es dankbar zu. Obwohl er ein Vampir war, war es doch schön in den Arm genommen zu werden, auch wenn er mir nicht ganz geheuer war. Er war mir vor allem nicht ganz geheuer, weil er seinen Kopf ganz weit von mir hielt.
>>Tut mir leid, ich habe noch nicht die Beherrschung von Carlisle, wenn ich den Duft von menschlichem Blut rieche, doch keine Angst, solange ich dich nicht inhalieren muss, besteht keine Gefahr. Ich würde die auch nie umarmen, wenn es gefährlich für dich wäre, dafür bist du Carlisle zu wichtig. Ich glaube, wenn dir etwas passieren würde, würde sogar er einmal seinen Pazifismus beiseite schieben<<, rief Edwards mit einem Lächeln auf den Lippen, doch dann wurde er wieder ernst. >>Keine Angst, er wird dich nie verlassen. Ihm geht es doch genauso wie dir! Er liebt dich wirklich, ich höre in seinen Gedanken immer nur deinen Namen.
Na ja, also sei versichert, dass du nicht alleine bist, Carlisle wird immer wieder nach dir sehen. <<
Ich drückte Edward einmal fest, dann ließ ich ihn los. Er drehte sich von mir weg und atmete schnell ein, dann wandte er sich wieder mir zu und lächelte entschuldigend.
>>Ist schon in Ordnung, Edward. Ich verstehe, dass es nicht leicht für dich ist, wenn du hier bei mir bist, und deswegen danke ich dir noch mehr. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du dir nur wegen mir so viele Umstände machst. Danke! Und danke auch, dass du versuchst mich aufzuheitern. <<
>>Natürlich! Na ja, ich werde dann gehen, ehe Carlisle verdacht schöpft, ich habe ihm erzählt, dass ich jagen bin<<, zwinkerte Edward mir zu, doch als er mich beim Wort „jagen“ zucken sah, verbesserte er sich sofort: >>Ähm, er denkt, dass ich unterwegs bin.
Also, ich wünsche dir noch einen schönen Abend! << Edward nahm mich wieder in die Arme und ich drückte ihn auch und versuchte mich noch kleiner zu machen, als ich eh schon war, damit er meinen Geruch nicht so arg riechen musste.
Als wir uns los ließen, sah ich ihn noch einmal dankend an und als er zum Fenster ging, um hinaus zu klettern, sagte er noch schnell: >>Ach ja, wir wohnen in Seattle! Aber kein Wort zu Carlisle, okay? << Dann sprang er aus dem Fenster. Ich starrte ihm entsetzt nach und wollte prüfen, ob es ihm eh gut ging, als mir wieder einfiel, dass ihm nichts passiert sein konnte, da er ja ein Vampir war. Ich lächelte noch einmal und dann schloss ich das Fenster.
Und schon wieder stand ich alleine da, langsam gewöhnte ich mich daran. Doch ich konnte mich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass Carlisle ein Vampir war. Solche Wesen sollte es doch eigentlich gar nicht geben, sie waren nur Mythen und Legenden. Wenn ich mich heute zu Bett legte und dann am nächsten Morgen wieder aufwachte, würde ich sicher merken, dass ich nur geträumt hatte.
Ich schüttelte den Kopf und zog mein kaputtes Kleid fester an mich, ehe ich mich auf den Weg nach Hause machte. Ich ging am Eingang der Kirche vorbei zur Straße, auf der ich her gekommen war. Gestern hatte ich Collin geheiratet, es kam mir vor, als ob er gar nicht existierte. Ich konnte nur an diese Horror– Geschichte denken, die mir gerade widerfahren war. Wie sollte ich mich bitte fühlen, wenn der Mann, den ich über alles liebte- oder geliebt hatte? – gerade erzählt hatte, dass er ein Vampir war? Ich wusste es nicht. In meinem Inneren schwirrte alles durcheinander. Ich spürte Angst, Schrecken, Verwirrtheit und Verzweiflung, aber auch Neugier, Gefallen, Herzenswärme und Liebe. Okay, ich liebte Carlisle, noch immer. Ich hatte gehofft, dass ich ihn wenigstens jetzt ein bisschen weniger lieben würde, doch meine Gefühle für ihn ließen sich nicht vertreiben. Obwohl ich gedacht hatte, dass Vampire blutrünstige, sadistische Wesen der Nacht waren, so konnte ich mir doch nicht vorstellen, dass Carlisle mir oder irgendjemandem sonst etwas antun würde. Außerdem hatte Edward gemeint, dass sie liebe Vampire waren. Ich konnte mir nur sehr schwer liebe Vampire vorstellen, doch wenn ich an Carlisle und Edward dachte, war der Gedanke doch nicht so abwegig. Alleine wie Edward mich beruhigt hatte, war Grund genug ihm zu glauben.
Ich kam bei der Straße an und sah die Kutsche, die mich her gebracht hatte, etwas abseits im Gras stehen, damit die Pferde ein wenig grasen konnten. Allerdings konnte ich den Kutscher nicht sehen, also ging ich auf die Pferde zu, es waren zwei Hannoveraner. Ich berührte sanft den Hals des näheren Pferdes, woraufhin es sofort den Kopf hob und mich ansah. Ich blickte ihm kurz in seine großen schwarzen Augen, doch dann wandte ich den Blick ab und streichelte ihm über den Hals. Es schnaubte genüsslich, ehe es sich wieder dem Fressen zuwandte.
Ich mochte Pferde, war aber nicht verrückt nach ihnen. Sie waren ganz nett anzusehen und es war auch ein tolles Gefühl, wenn man auf ihren Rücken einfach durch die Welt ritt, doch ich liebte sie nicht, ich konnte ganz gut leben, ohne ein Pferd zu sehen. Ich setzte mich in die Wiese neben den Pferden und starrte in den Himmel. Irgendwann hatte ich mich hingelegt und begonnen die Wolken zu beobachten, doch meine Wolken ergaben keinen Sinn. Ich sah komische Gestalten, die weder Mensch noch Tier waren. Es war zum Beispiel ein Mann, aus dessen Kopf eine Zunge wuchs. Na ja, ich sah halt meine ganz eigenen Dinge. Als ich einmal eine Wolke in Gesichtsform sah, strahlte die Sonne so durch, dass die Wolke von außen mit Licht umhüllt war, natürlich musste ich sofort wieder an Carlisle denken.
Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als der Kutscher vor mich trat und mich anlächelte.
>>Mrs. Smith? Wieso liegen Sie denn hier bei den Pferden? <<, fragte er und reichte mir eine Hand, damit ich besser aufstehen konnte. Wenn er lächelte waren seine Augen Schlitze, aus denen er gerade noch so herauslinsen konnte- zumindest stellte ich mir das so vor, vielleicht sah er auch perfekt aus seinen Schlitzen.
>>Ich bin gerne bei Tieren! <<
>>Aber Sie hätten mich doch einfach rufen müssen, ich war hinten auf der Wiese und habe Ihr Zelt weggeräumt. Ich habe es schon verstaut, sie müssen leicht eingenickt sein. <<
>>Oh, ist mir gar nicht aufgefallen! Dankeschön, dass Sie so freundlich zu mir sind! << Ich ergriff seine Hand und er zog mich auf die Füße. Der Kutscher war kein großer Mann, er war nur wenige Zentimeter größer als ich, doch er hatte immer ein Lächeln auf den Lippen.
>>Das ist doch selbstverständlich. Immerhin sind Sie die Frau von meinem Chef und außerdem sind sie auch eine sehr nette junge Lady. Ich kann mich glücklich schätzen, dass mein Chef eine so bezaubernde Frau gefunden hat. Sie gehören ja jetzt zu der etwas Höheren Gesellschaft und da sind die meisten Herrschaften etwas grantig! <<, erklärte mir der Kutscher und half mir in die Kutsche. Er zwinkerte mir noch einmal zu, kräuselte seinen schwarzen Schnurrbart zwischen seinen Fingern und schlug dann die Türe hinter sich zu. Ich setzte mich auf die Bank und legte die Stirn in Falten. Ich gehörte jetzt zur höheren Gesellschaft? Anscheinend war Collin noch wohlhabender, als ich angenommen hatte, immerhin konnte er sich ein Auto, einen Chauffeur, eine Kutsche und einen Kutscher leisten. Woher hatte er das ganze Geld? Immerhin arbeitete er nur ein bisschen als Arzt in Louisiana, und bei uns gab es nicht sehr viele Leute, also auch nicht viele Patienten. Doch dann fiel mir ein, dass Collin Eltern, die ich früher nur selten gesehen hatte, immer sehr vornehm ausgesehen hatten. Außerdem war Collin ja abends nicht bei uns sondern in der Stadt. Wahrscheinlich war der Job in unserer Praxis nur ein Gelegenheitsjob. Was er wohl sonst so machte?
Als der Kutscher stehen blieb, öffnete er die Türe und half mir wieder hinunter.
>>Es war schön einmal mit Ihnen zu sprechen, Mrs. Smith. <<, verabschiedete sich der Kutscher.
>>Ach, bitte sagen Sie doch Esme zu mir! Wie heißen Sie eigentlich? <<, fragte ich ihn, als er mich staunend anlachte.
>>Mein Name ist Leonard, Esme. Ich freue mich wirklich, dass Sie so entzückend sind. Irgendwie erinnern Sie mich an meine Tochter. <<, meinte Leonard und strahlte mich an.
Ich lächelte und schüttelte seine Hand. >>Das freut mich! <<
Dann stieg Leonard wieder auf die Kutsche und preschte davon. Ich ging ins Haus, wo meine Mutter natürlich schon auf mich wartete, ich sah sie schon durchs Küchenfenster. Sie saß am Küchentisch und hatte ihren Kopf mit der rechten Hand abgestützt und noch dazu ließ sie ihr Bein heftig zittern, wie sie es immer tat, wenn sie nervös war. Ich wusste, dass sie mich mit Fragen bombardieren würde, sobald ich die Tür öffnete und mich nicht mehr in Ruhe lassen würde, ehe sie eine Antwort bekommen würde. Also atmete ich noch einmal tief durch, doch dann betrat ich das Haus und meine Mutter stürmte auf mich zu, genau wie ich es vorher prophezeit hatte.
>>Esme, meine kleine Esme. Nun bist du endlich erwachsen, ach ich kann es nicht glauben. Wie war es denn so heute Nacht? War es so, wie du es dir vorgestellt hast, war es schöner? Antworte mir doch endlich! <<, rasselte sie in Sekunden hinunter.
>>Mom, alles ist in Ordnung, beruhige dich doch. Es war so, wie es sein musste. Ich gehe jetzt hinauf und lege mich schlafen. Gute Nacht! <<
Meine Mutter erstarrte, erwachte aber sofort wieder zum Leben und plapperte wieder los: >>Ach wirklich? Oh, ja okay, es war ja eine lange Nacht für dich. << Sie sah mich genau an, entdeckte mein ruiniertes Kleid und zog natürlich die falschen Schlüsse. Dann probierte sie mir zu zu zwinkern, doch sie hatte noch nie zwinkern können, also kniff sie beide Augen zusammen und probierte es wieder und wieder, doch immer blieb es bei dem Versuch zu zwinkern. Das einzige, was sich änderte war ihr Gesichtsausdruck, der langsam von einem Lächeln zu einem Blick, der einfach zu komisch war, wurde. Sie sah aus, als würde sie bald einen Anfall bekommen, da ihre Augen zuckten und sie, wegen der ganzen Konzentration, ihren Mund zu kontrollieren vergaß. Er blieb ihr halb offen stehen und langsam begann sie zu sabbern. Ich kicherte, und dann bemerkte sie, dass sie sabberte und nickte mir nur peinlich berührt zu. Sie war wirklich aller liebst, wenn sie versuchte sich so zu verhalten, wie es junge Leute ihrer Meinung nach taten.
Als ich die Treppe hinauf ging, hörte ich sie noch murmeln: >>Die Nacht war so, wie sie sein sollte. Das heißt natürlich, dass sie perfekt war, oder? Hmm, ich überlege einmal ob . . . <<
Ich lächelte in mich hinein und ging in mein Zimmer. Wie konnte ein einzelner Mensch so neugierig sein? Ich schmiss die Türe hinter mir zu und ließ mein Kleid sofort fallen.
Doch dann hörte ich hinter mir ein Räuspern. >>Vielleicht solltest du dir noch etwas über ziehen! << Erschrocken drehte ich mich um und erblickte Edward, der seine Lippen aufeinander gedrückt hatte, um ein Lächeln zu vermeiden. Er drehte sich langsam von mir weg, als mir ein leises Quieken entfuhr und ich schnell in meinem Schrank verschwand- ich wollte immer einen begehbaren Kleiderschrank haben, doch dieser war leider nur ein ganz normaler, also wäre ich fast wieder hinaus gefallen.
Ich hörte Edward leise glucksen und wurde sofort rot, wie peinlich! Ich zog mir schnell ein gemütliches gelbes Kleid an und setzte mich dann auf mein Bett. Edward drehte sich wieder zu mir, sein Lächeln war noch nicht verschwunden. Doch als er mich sah- ich saß verkrampft auf dem Bett und mir hingen viele Haarsträhnen ins Gesicht- wurde er sofort ernst. >>Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken, ich hoffe es ist in Ordnung, dass ich dich besuche?! <<
Ich sah ihn nicht an, doch er sagte nichts mehr, also erwartete er wirklich eine Antwort von mir. Als würde er sich wieder verziehen, wenn ich es sagte. Na ja, wenn er wirklich Carlisles Bruder war und auch er so gute Manieren hatte, hätte er es wahrscheinlich getan.
>>Ganz sicher sogar! <<, antwortete Edward.
Ich schauderte, als mir bewusst wurde, dass Edward ja meine Gedanken lesen konnte. Ich zögerte, ob ich ihn bleiben lassen, oder wegschicken wollte.
>>Ich möchte gerne mit dir besprechen, was du gerade erfahren hast! <<, erklärte Edward ernst.
Ich schluckte, dann nickte ich. >>Du kannst bleiben! <<
Edward sah mich dankbar an und kam dann langsam auf mich zu und warf mir einen fragenden Blick zu- er sah vom Bett zu mir, dann wieder zum Bett.
>>Klar, setzt dich! <<, antwortete ich und deutete ihm, dass er sich neben mich setzten konnte.
Edward nahm neben mir Platz. >>Also gut, ich wollte mit dir über uns sprechen. Über mich, Carlisle und unsere Welt. Ich weiß, dass er dir nicht viel erzählt hat, doch sei versichert, er wollte nur das Beste für dich. Er denkt, dass es für dich leichter wird ihn zu vergessen, wenn du nicht die ganze Wahrheit kennst und denkst, dass wir böse sind. Doch natürlich ist das Blödsinn, das ist mir klar, da ich ja höre, was du denkst. Du denkst nicht im Geringsten daran, uns zu vergessen, oder? << Edward sah mich ernst an und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich schüttelte den Kopf und wartete, dass er weiter sprach.
>>Okay, ich bin heute hier um dich wenigstens ein bisschen aufzuklären. Vampire trinken Menschenblut und töten ihre Opfer, ganz wie du vermutet hast. Außerdem ist es ihnen ziemlich egal, ob der Mensch Schmerzen hatte. << Er merkte, wie ich bei seinen Worten zurück zuckte und antwortete schnell: >> Keine Angst, wir sind anders! Carlisle und ich ernähren uns nicht von Menschenblut, wir trinken tierisches Blut. Wir finden es beide grausam Mensch zu töten, also haben wir uns beide geschworen keine Menschen zu töten. <<
Ich schaute ihn neugierig an, von so etwas war ich noch nie ausgegangen, Vampire, die Tierblut tranken.
>>Wir wollen weder dir, noch deiner Familie schaden, das wollte ich dir sagen! <<
>>Danke! Das beruhigt mich wirklich<<, erwiderte ich.
>>Natürlich! Nun ja, das ist auf jeden Fall das Wichtigste und jetzt will ich dich nicht weiter stören. Wir werden wieder abreisen, also rechne nicht mit noch einem Besuch von mir oder Carlisle. <<
Ich schluckte. Schon wieder verließ er mich, wie sollte ich das denn nur aushalten?
Edward drückte mich leicht an sich und ich ließ es dankbar zu. Obwohl er ein Vampir war, war es doch schön in den Arm genommen zu werden, auch wenn er mir nicht ganz geheuer war. Er war mir vor allem nicht ganz geheuer, weil er seinen Kopf ganz weit von mir hielt.
>>Tut mir leid, ich habe noch nicht die Beherrschung von Carlisle, wenn ich den Duft von menschlichem Blut rieche, doch keine Angst, solange ich dich nicht inhalieren muss, besteht keine Gefahr. Ich würde die auch nie umarmen, wenn es gefährlich für dich wäre, dafür bist du Carlisle zu wichtig. Ich glaube, wenn dir etwas passieren würde, würde sogar er einmal seinen Pazifismus beiseite schieben<<, rief Edwards mit einem Lächeln auf den Lippen, doch dann wurde er wieder ernst. >>Keine Angst, er wird dich nie verlassen. Ihm geht es doch genauso wie dir! Er liebt dich wirklich, ich höre in seinen Gedanken immer nur deinen Namen.
Na ja, also sei versichert, dass du nicht alleine bist, Carlisle wird immer wieder nach dir sehen. <<
Ich drückte Edward einmal fest, dann ließ ich ihn los. Er drehte sich von mir weg und atmete schnell ein, dann wandte er sich wieder mir zu und lächelte entschuldigend.
>>Ist schon in Ordnung, Edward. Ich verstehe, dass es nicht leicht für dich ist, wenn du hier bei mir bist, und deswegen danke ich dir noch mehr. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du dir nur wegen mir so viele Umstände machst. Danke! Und danke auch, dass du versuchst mich aufzuheitern. <<
>>Natürlich! Na ja, ich werde dann gehen, ehe Carlisle verdacht schöpft, ich habe ihm erzählt, dass ich jagen bin<<, zwinkerte Edward mir zu, doch als er mich beim Wort „jagen“ zucken sah, verbesserte er sich sofort: >>Ähm, er denkt, dass ich unterwegs bin.
Also, ich wünsche dir noch einen schönen Abend! << Edward nahm mich wieder in die Arme und ich drückte ihn auch und versuchte mich noch kleiner zu machen, als ich eh schon war, damit er meinen Geruch nicht so arg riechen musste.
Als wir uns los ließen, sah ich ihn noch einmal dankend an und als er zum Fenster ging, um hinaus zu klettern, sagte er noch schnell: >>Ach ja, wir wohnen in Seattle! Aber kein Wort zu Carlisle, okay? << Dann sprang er aus dem Fenster. Ich starrte ihm entsetzt nach und wollte prüfen, ob es ihm eh gut ging, als mir wieder einfiel, dass ihm nichts passiert sein konnte, da er ja ein Vampir war. Ich lächelte noch einmal und dann schloss ich das Fenster.
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
- Anzahl der Beiträge : 151
Alter : 30
Anmeldedatum : 20.04.09
Kapitel 33: Die verrückte Hexe von Seattle!
33.: Die verrückte Hexe von Seattle!
Nun war es schon über ein Jahr her, seit ich von Carlisles Geheimnis erfahren hatte. In den ersten Monaten hatte ich natürlich ziemliche Angst gehabt und war mir nicht sicher gewesen ob ich eigentlich noch etwas mit Carlisle zu tun haben wollte, doch schon nach kurzer Zeit hatte ich bemerkt, dass ich ohne Carlisle wirklich nicht Leben konnte, egal ob er ein Mensch oder Vampir war. Auch wenn ich ihn schon seit einem Jahr nicht mehr gesehen hatte, ging es mir gut- zumindest so gut, wie es mir ohne Carlisle gehen konnte. Vier, fünf Monate war es wirklich harte gewesen ohne ihm zu leben, doch dann hatte ich mich an den einsamen Zustand gewöhnt. Doch es war nicht so schlimm, wie in der Zeit, in der mich Carlisle verlassen hatte, ohne dass ich sein Geheimnis gekannt hatte. Damals hatte ich keine Ahnung gehabt, warum er nicht bei mir geblieben war, doch nun sah alles ganz anders aus. Ich konnte ihn verstehen, auch wenn ich seine Meinung nicht teilte- es war doch albern, dass er meinte, er würde mich mit seiner bloßen Anwesenheit gefährden. Außerdem wusste ich jetzt wo er sich aufhielt- ich hoffte inständig, dass Carlisle und Edward noch in Seattle waren- und das beruhigte mich ein wenig. Ich wusste wenigstens, dass er in der Nähe war und nicht am anderen Ende der Welt.
Zurzeit lebte ich zusammen mit Collin in seiner Wohnung, doch wir sahen uns nach einem Haus für die Zukunft um. Normalerweise wurde eine Frau ja in kürzester Zeit nach der Hochzeit schwanger, doch ich hatte es so gut wie möglich vermieden öfters mit Collin zu schlafen. Natürlich wollte er mich in jeder Nacht nach der Hochzeit und seit ich bei ihm wohnte war es noch schlimmer geworden, doch ich stellte mich oft schlafend, oder meinte, mir wäre schlecht. Ich versuchte wirklich so schnell einzuschlafen wie nur möglich, am besten noch bevor Collin von der Arbeit nachhause kam. Untertags machte ich jetzt viel mit meiner Tante und meinen Cousinen, die ganz in der Nähe wohnten, und sah mir die ganze Stadt an. Anfangs konnte ich nicht genug von Houston bekommen, doch nun hatte ich mich schon an die Stadt gewöhnt. Natürlich fuhr ich auch manchmal zu meinen Eltern aufs Land und quatschte unterwegs mit Leonard, der mir jedes Mal eine neue Geschichte von seiner Tochter erzählte. Ich mochte ihn wirklich sehr gerne, er war wie ein Großvater für mich. Da meine Großeltern schon gestorben waren, als ich noch ziemlich klein gewesen war, sah ich noch mehr einen Großvater in Leonard.
Ich hatte mich auch schon einige Male bei den näher gelegenen Schulen umgesehen, ob ich vielleicht als Lehrerin dort arbeiten könnte, doch ich hatte keine Stelle gefunden.
Ich saß auf der Couch, die am Fenster stand, und sah hinunter auf die Straßen und vereinzelten Menschen, die hektisch durch die Gassen liefen. Die Sonne war schon fast untergegangen und ich hatte auch schon mein Nachthemd an, damit ich mich sofort schlafend stellen konnte, wenn Collin nach Hause kam. Ich schätzte es wirklich sehr, dass er sich kein einziges Mal beschwerte, wenn er nach Hause kam, oder mich als schlechte Ehefrau bezeichnete. Doch ich merkte immer, wie er traurig seufzte und sich dann neben mich legte. Er strich mir noch manchmal durchs Haar und gab mir dann einen kleinen Kuss, ehe er sich schlafen legte. Dann wartete ich, bis er leise zu schnarchen anfing und zündete die Kerze an, die auf meinem Nachtschrank stand, um noch ein wenig zu lesen.
Gedankenverloren wie ich war merkte ich nicht, wie Collin leise zur Tür hinein gekommen war und sich hinter mich gestellt hatte. Erst, als er mir seine Hand auf die Schulter legte und mich auf den Kopf küsste, zuckte ich erschrocken zusammen und sah mich um. Im ersten Moment hatte ich natürlich die Hoffnung, dass Carlisle hinter mir stand, weil er immer so leiser gewesen war, wie sonst niemand, doch als ich Collin sah, erlosch der Hoffnungsschimmer und mir kam der Gedanke, Carlisle wäre wirklich zu mir gekommen, lächerlich vor. Ich lächelte Collin aus Gewohnheit an und er setzte sich neben mich.
>>Es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken, Liebste! <<, begann er, doch ich legte einen Finger an meine Lippen, damit er aufhörte zu reden. >>Ist schon in Ordnung. Wie war die Arbeit heute? <<, fragte ich ihn. Eigentlich interessierte es mich nicht wirklich, doch ich wollte wenigstens eine so gute Ehefrau sein, wie ich konnte.
>>Es war ganz okay. Zuerst war ich auf der Arztstation und dann war ich noch bei meinem Vater in der Fabrik. <<
Nun wusste ich ja schon, wieso Collin so reich war, sein Vater arbeitete als Leiter einer Fabrik, die Autos herstellte, und natürlich ging deshalb ein Teil des Geldes an Collin. Ich hatte auch viele neue Kleider von ihm bekommen, vor allem anfangs hatte er mir jeden Tag ein noch schöneres Kleid als am Vortag mitgenommen. Ich hatte eine Kammer bekommen, in der jetzt alle Kleider hingen. Nie im Leben hätte ich mir erträumen lassen, jemals so schöner Kleider zu besitzen. Außerdem hatte ich jetzt auch ziemlich viel Schmuck, doch ich trug immer nur diese eine Kette, die ich nicht abnehmen konnte.
>>Ich verstehe. Nun ja, ich werde dann zu Bett gehen, ich bin müde! <<, erklärte ich Collin und täuschte ein Gähnen vor, woraufhin sich seine Miene verdunkelte. Wahrscheinlich hatte er heute gehofft, dass ich zu mehr bereit war, als sonst, doch da hatte er sich geirrt.
Ich stand auf und ging an ihm vorbei ins Bett, natürlich lag ich auf der linken Seite. Ich legte mich hin und wartete darauf, dass Collin sich zu mir gesellen würde, doch er blieb auf der Couch sitzen und sah mich nicht an. Als er begann zu reden, hörte ich, dass er verletzt war.
>>Ich habe ein Angebot bekommen. Ich würde eine neue Stelle als Arzt bekommen! <<
>>Wirklich? Wo wäre denn das? <<, fragte ich wieder ziemlich gelangweilt.
>>In Seattle. <<
Sofort war ich Feuer und Flamme.
>>Ach wirklich, in Seattle? Das ist doch großartig! <<, rief ich und bemerkte wie meine Stimme eine Oktave nach oben gewandert war.
Ich räusperte mich, versuchte mich wieder zu beruhigen und sagte dann noch einmal: >>Das ist wirklich toll! <<
>>Also würdest du mit mir nach Seattle ziehen wollen? <<
>>Ja natürlich. Ich finde es toll, dass du eine neue Stelle bekommen hast. Außerdem wollte ich wirklich gerne wieder nach Seattle, die Zeit dort war großartig! <<
>>Nun gut, dann ist es eine beschlossene Sache. Allerdings werden wir innerhalb weniger Wochen umziehen müssen. Ich sollte nämlich schon in einem Monat dort zu arbeiten anfangen<<, sagte Collin kalt. Ich wunderte mich ein bisschen über die Kälte in seiner Stimme, doch in Gedanken war ich jetzt ganz wo anders. Vielleicht würde ich Carlisle wieder sehen. Ich war mich ganz sicher, dass ich ihn finden musste, und wenn ich die gesamte Stadt absuchen musste. Ich könnte nicht in derselben Stadt wie Carlisle wohnen, ohne ihn zu suchen.
Collin stand auf und ging ins Bad. Ich hörte das Wasser im Spülbecken rinnen und schloss die Augen. Ich versuchte einzuschlafen, doch ich war so aufgeregt, dass ich noch nicht einmal müde sein konnte. Ich versuchte an etwas anderes zu denken, doch das war mir nicht möglich. Die Freude, die ich verspürte, als ich an Carlisle dachte, ließ sich nicht verdrängen.
Ich hörte, wie Collin den Wasserhahn zudrehte und zu mir kam. Neben mir spürte ich, wie sich das Bett senkte und dann spürte ich Collins Hand auf meiner Schulter. Ich hatte ihm den Rücken zugedreht, doch ich bemerkte, dass er wusste, dass ich noch wach war. Collin zog mich zu sich, drehte mich dann so, dass ich ihn ansah und nahm mich in den Arm. Er drückte mich ganz fest an sich und küsste mich. Er küsste mich noch einmal auf die Stirn und schloss dann die Augen, ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Ich lag stocksteif da und wartete, bis er eingeschlafen war, dann drückte ich ihn sanft von mir, damit er nicht aufwachte und legte mich dann ganz an den Rand. Ich atmete einige Male tief durch und schüttelte das beengte Gefühl ab. Wenn Carlisle mich so gehalten hatte, hatte ich nie genug von ihm bekommen und wollte ihn noch intensiver spüren, doch bei Collin war es vollkommen anders, und das obwohl wir jetzt schon über ein Jahr miteinander verheiratet waren.
In diesem einem Monat hatten wir jeden Tag eine Kutsche mit meinem Gepäck nach Seattle in unser Haus geschickt- wir hatten zufälligerweise eines gesehen, als Collin sich seine neue Arztpraxis angesehen hatte. Natürlich hatte Collin es sofort gekauft und nun gehörte es uns. Ich hatte die wichtigsten Sachen bis zum Schluss aufgehoben und nahm sie dann am Tag der Abreise aus Houston mit, oder schickte sie den Tag davor nach Seattle.
Collin war in dieser Zeit noch weniger zuhause gewesen, was mir sehr gelegen kam, da ich meine Eltern noch besuchte und viel mit meiner Tante und Cousinen machte. Ich würde sie alle sehr vermissen, doch ich konnte es kaum erwarten nach Seattle zu kommen.
Der Tag, an dem es endlich so weit war, war einer der schönsten im gesamten Jahr. Okay, es war erst Februar geworden, also hatte es noch nicht so viele Tage gegeben. Also sagen wir lieber es war der schönste Tag im gesamten letzten und jetzigen Jahr.
In der Früh war ich sofort aufgesprungen und hatte mich fertig gemacht. Die gesamte Wohnung war leer, wir hatten nicht einmal ein Bett. Wir schliefen seit ein paar Tagen auf Decken, doch auch wenn es unangenehm war, war es mir das wert gewesen. Ich packte die Decken in den letzten Koffer und schloss ihn dann glücklich. Nun war wirklich alles aus der Wohnung geräumt worden.
Collin war schon vor gefahren und räumte im Haus einmal das ein, was wir dringend brauchten. Er wusste, dass ich mit einer Kutsche fahren wollte, weil Leonard der Kutscher war. Eigentlich wäre ein Auto jetzt praktischer gewesen, weil es um einiges schneller war als zwei Pferde, doch ich musste einfach bei Leonard mitfahren, er war mein persönlicher Kutscher.
Ich schnappte mir den Koffer und ging aus der leeren Wohnung. Mir machte es wirklich nicht das Geringste aus, die Wohnung zurück zu lassen, meine gesamten Gedanken drehten sich darum, was mich in Seattle erwarten (beziehungsweise nicht erwarten) würde. Als ich die Treppen hinunter ging, kam Leonard auf mich zu, der mich sofort entsetzt ansah.
>>Esme, Sie können doch nicht so einfach diesen schweren Koffer tragen. Wofür bin ich denn da? <<, fragte er mich empört und entriss mir sofort den Koffer.
>>Sie sind mein Kutsche, mein lieber und gutmütiger Freund Leonard! <<, erklärte ich ihm lächelnd.
Auch er lächelte. >>Aber das ist doch selbstverständlich! <<
Die Kutsche stand direkt vor der Haustüre und als ich einstieg hatte Leonard gerade den Koffer auf das Dach der Kutsche gehievt. Bevor er losfuhr lugte er noch kurz zum Fenster rein und lächelte mir zu, ehe er sich auf seinen Posten setzte und los fuhr. Ich lehnte mich zurück und sah nach draußen. Die Häuser zogen an mir vorbei, bis wir aus der Stadt heraus kamen. Dann verwandelte sich die Landschaft und ich sah lange Felder und Bäume. Ich konnte nur an meine Erinnerungen von Carlisle denken, doch ich war mir nicht sicher, ob sie noch stimmten. Ich wusste nicht mehr, ob er wirklich so aussah, wie ich ihn in Erinnerung hatte, doch ich war mir ganz sicher, dass er sich nicht verändert hatte. Konnte ein Vampir sich eigentlich körperlich verändern? Sobald ich ihn gefunden hatte, würde ich ihn über seine gesamte Existenz ausfragen, bis ins kleinste Detail.
Je mehr ich an Carlisle dachte, desto größer wurde die Angst, dass er gar nicht mehr in Seattle sein könnte. Ich schüttelte den Kopf und drehte mich auf die andere Seite. Doch ich bekam den Gedanken nicht aus dem Kopf, also musste ich mich irgendwie ablenken. Ich schrie aus dem Fenster: >>Leonard? Können Sie bitte kurz anhalten? <<
Sofort wurde die Kutsche langsamer und ich lächelte zufrieden. Dann hörte ich Leonards Schuhe auf dem Kiesweg, als er auf mich zukam. Er machte die Türe auf und sah mich fragend an, doch ehe er mich fragen konnte, was ich wollte, war ich schon an ihm vorbei nach draußen gestürmt und hatte mich auf seinen Posten gesetzt.
>>Leonard, ich möchte die Kutsche lenken! <<, sagte ich mit so einer Bestimmung, dass er es mir einfach nicht verbieten konnte. Er versuchte zwar mir einzureden, dass das eine feine Dame nicht machte, doch ich lächelte ihn nur wie ein Engel an, bis er die Augen verdrehte und mir endlich seine Erlaubnis gab. Ich jubelte auf und strahlte bis über beide Backen. Dann erklärte mir Leonard, wie ich mit den Zügeln lenkte und dass ich nicht zu fest und nicht zu leicht an ihnen ziehen sollte. Natürlich zog ich das erste Mal zu fest an und daraufhin rasten die Pferde los, dass wir beide etwas nach hinten rutschten. Ich lachte einfach nur und genoss den Wind. Leonard hielt seinen Zylinder fest und zitterte nervös neben mir, wahrscheinlich war ich keine allzu gute Kutscherin.
Ich hatte die Haare offen und ein sehr vornehmes Kleid an, doch das war mir egal. Ich genoss das Wetter- es bildeten sich dunkle graue Wolken und der Wind ging heftig- und trieb die Pferde noch heftiger an. Als mich der erste Regentropfen an der Nasenspitze traf lachte ich auf. Wenn ich Leonard gewesen wäre, hätte ich bestimmt von mir selbst gedacht, dass ich eine verrückte, alte Hexe war, doch Leonard ließ mich einfach nur machen und lächelte mich nervös an. Mir machte es viel mehr Spaß außen zu sitzen und selbst die Kutsche zu lenken, als andauernd drinnen zu hocken.
Langsam begann es wirklich zu regnen und ich spürte die Regentropfen, die auf meinen Kopf prasselten und mich nass machten. Die Ärmeln meines Kleides pickten sich an meine Haut- der Rest konnte sich nicht an mich kleben, weil das Kleid sowieso schon so eng war.
Langsam sah ich vor mir eine Stadt auftauchen und als ich Leonard einen fragenden Blick zuwarf und er nickte, jubelte ich laut auf. Doch dann bremste ich die Pferde etwas zu ruckvoll, woraufhin sie zwar stehen blieben, aber auch aufgebracht schnaubten und mich böse ansahen. Ich lächelte entschuldigend, auch wenn ich wusste, dass die Pferde das sowieso nicht mitbekommen würden, und setzte mich wieder in die Kutsche. Ich war zwar klatschnass, doch das störte mich nicht. Ich hatte mich nur hineingesetzt, damit mich Seattle nicht als verrückte Hexe kennen lernen musste.
Leonard blieb vor unserem großen weißen Haus stehen. Es stand auf einem riesengroßen Podest, zu welchem breite weiße Stufen führten. Im ersten stock war die gesamte Etage mit einem Balkon geschmückt. Also es sah aus wie eine Villa, vielleicht war es sogar eine Villa. Ja, es war eine Villa. Kein Haus war so prächtig.
Als ich ausstieg, kam Collin mit einem Regenschirm auf mich zu gerannt, doch als er sah, dass ich sowieso schon pitschnass war, blieb ihm der Mund offen stehen.
>>Was hast du denn jetzt schon wieder gemacht, du verrücktes wunderschönes Mädchen? <<, fragte er mich halb schockiert, halb belustigt.
>>Ich bin die Kutsche gefahren! <<, erzählte ich ihm stolz, während er sich die Jacke auszog und sie mir über die Schultern legte. Er rieb mir über die Schultern, damit mir warm wurde, und führte mich in die Villa. Collin war so süß zu mir. Er fror lieber, als dass ich frieren sollte. Wäre er nicht mein Ehemann würde ich ihn sicher lieben!
Nun war es schon über ein Jahr her, seit ich von Carlisles Geheimnis erfahren hatte. In den ersten Monaten hatte ich natürlich ziemliche Angst gehabt und war mir nicht sicher gewesen ob ich eigentlich noch etwas mit Carlisle zu tun haben wollte, doch schon nach kurzer Zeit hatte ich bemerkt, dass ich ohne Carlisle wirklich nicht Leben konnte, egal ob er ein Mensch oder Vampir war. Auch wenn ich ihn schon seit einem Jahr nicht mehr gesehen hatte, ging es mir gut- zumindest so gut, wie es mir ohne Carlisle gehen konnte. Vier, fünf Monate war es wirklich harte gewesen ohne ihm zu leben, doch dann hatte ich mich an den einsamen Zustand gewöhnt. Doch es war nicht so schlimm, wie in der Zeit, in der mich Carlisle verlassen hatte, ohne dass ich sein Geheimnis gekannt hatte. Damals hatte ich keine Ahnung gehabt, warum er nicht bei mir geblieben war, doch nun sah alles ganz anders aus. Ich konnte ihn verstehen, auch wenn ich seine Meinung nicht teilte- es war doch albern, dass er meinte, er würde mich mit seiner bloßen Anwesenheit gefährden. Außerdem wusste ich jetzt wo er sich aufhielt- ich hoffte inständig, dass Carlisle und Edward noch in Seattle waren- und das beruhigte mich ein wenig. Ich wusste wenigstens, dass er in der Nähe war und nicht am anderen Ende der Welt.
Zurzeit lebte ich zusammen mit Collin in seiner Wohnung, doch wir sahen uns nach einem Haus für die Zukunft um. Normalerweise wurde eine Frau ja in kürzester Zeit nach der Hochzeit schwanger, doch ich hatte es so gut wie möglich vermieden öfters mit Collin zu schlafen. Natürlich wollte er mich in jeder Nacht nach der Hochzeit und seit ich bei ihm wohnte war es noch schlimmer geworden, doch ich stellte mich oft schlafend, oder meinte, mir wäre schlecht. Ich versuchte wirklich so schnell einzuschlafen wie nur möglich, am besten noch bevor Collin von der Arbeit nachhause kam. Untertags machte ich jetzt viel mit meiner Tante und meinen Cousinen, die ganz in der Nähe wohnten, und sah mir die ganze Stadt an. Anfangs konnte ich nicht genug von Houston bekommen, doch nun hatte ich mich schon an die Stadt gewöhnt. Natürlich fuhr ich auch manchmal zu meinen Eltern aufs Land und quatschte unterwegs mit Leonard, der mir jedes Mal eine neue Geschichte von seiner Tochter erzählte. Ich mochte ihn wirklich sehr gerne, er war wie ein Großvater für mich. Da meine Großeltern schon gestorben waren, als ich noch ziemlich klein gewesen war, sah ich noch mehr einen Großvater in Leonard.
Ich hatte mich auch schon einige Male bei den näher gelegenen Schulen umgesehen, ob ich vielleicht als Lehrerin dort arbeiten könnte, doch ich hatte keine Stelle gefunden.
Ich saß auf der Couch, die am Fenster stand, und sah hinunter auf die Straßen und vereinzelten Menschen, die hektisch durch die Gassen liefen. Die Sonne war schon fast untergegangen und ich hatte auch schon mein Nachthemd an, damit ich mich sofort schlafend stellen konnte, wenn Collin nach Hause kam. Ich schätzte es wirklich sehr, dass er sich kein einziges Mal beschwerte, wenn er nach Hause kam, oder mich als schlechte Ehefrau bezeichnete. Doch ich merkte immer, wie er traurig seufzte und sich dann neben mich legte. Er strich mir noch manchmal durchs Haar und gab mir dann einen kleinen Kuss, ehe er sich schlafen legte. Dann wartete ich, bis er leise zu schnarchen anfing und zündete die Kerze an, die auf meinem Nachtschrank stand, um noch ein wenig zu lesen.
Gedankenverloren wie ich war merkte ich nicht, wie Collin leise zur Tür hinein gekommen war und sich hinter mich gestellt hatte. Erst, als er mir seine Hand auf die Schulter legte und mich auf den Kopf küsste, zuckte ich erschrocken zusammen und sah mich um. Im ersten Moment hatte ich natürlich die Hoffnung, dass Carlisle hinter mir stand, weil er immer so leiser gewesen war, wie sonst niemand, doch als ich Collin sah, erlosch der Hoffnungsschimmer und mir kam der Gedanke, Carlisle wäre wirklich zu mir gekommen, lächerlich vor. Ich lächelte Collin aus Gewohnheit an und er setzte sich neben mich.
>>Es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken, Liebste! <<, begann er, doch ich legte einen Finger an meine Lippen, damit er aufhörte zu reden. >>Ist schon in Ordnung. Wie war die Arbeit heute? <<, fragte ich ihn. Eigentlich interessierte es mich nicht wirklich, doch ich wollte wenigstens eine so gute Ehefrau sein, wie ich konnte.
>>Es war ganz okay. Zuerst war ich auf der Arztstation und dann war ich noch bei meinem Vater in der Fabrik. <<
Nun wusste ich ja schon, wieso Collin so reich war, sein Vater arbeitete als Leiter einer Fabrik, die Autos herstellte, und natürlich ging deshalb ein Teil des Geldes an Collin. Ich hatte auch viele neue Kleider von ihm bekommen, vor allem anfangs hatte er mir jeden Tag ein noch schöneres Kleid als am Vortag mitgenommen. Ich hatte eine Kammer bekommen, in der jetzt alle Kleider hingen. Nie im Leben hätte ich mir erträumen lassen, jemals so schöner Kleider zu besitzen. Außerdem hatte ich jetzt auch ziemlich viel Schmuck, doch ich trug immer nur diese eine Kette, die ich nicht abnehmen konnte.
>>Ich verstehe. Nun ja, ich werde dann zu Bett gehen, ich bin müde! <<, erklärte ich Collin und täuschte ein Gähnen vor, woraufhin sich seine Miene verdunkelte. Wahrscheinlich hatte er heute gehofft, dass ich zu mehr bereit war, als sonst, doch da hatte er sich geirrt.
Ich stand auf und ging an ihm vorbei ins Bett, natürlich lag ich auf der linken Seite. Ich legte mich hin und wartete darauf, dass Collin sich zu mir gesellen würde, doch er blieb auf der Couch sitzen und sah mich nicht an. Als er begann zu reden, hörte ich, dass er verletzt war.
>>Ich habe ein Angebot bekommen. Ich würde eine neue Stelle als Arzt bekommen! <<
>>Wirklich? Wo wäre denn das? <<, fragte ich wieder ziemlich gelangweilt.
>>In Seattle. <<
Sofort war ich Feuer und Flamme.
>>Ach wirklich, in Seattle? Das ist doch großartig! <<, rief ich und bemerkte wie meine Stimme eine Oktave nach oben gewandert war.
Ich räusperte mich, versuchte mich wieder zu beruhigen und sagte dann noch einmal: >>Das ist wirklich toll! <<
>>Also würdest du mit mir nach Seattle ziehen wollen? <<
>>Ja natürlich. Ich finde es toll, dass du eine neue Stelle bekommen hast. Außerdem wollte ich wirklich gerne wieder nach Seattle, die Zeit dort war großartig! <<
>>Nun gut, dann ist es eine beschlossene Sache. Allerdings werden wir innerhalb weniger Wochen umziehen müssen. Ich sollte nämlich schon in einem Monat dort zu arbeiten anfangen<<, sagte Collin kalt. Ich wunderte mich ein bisschen über die Kälte in seiner Stimme, doch in Gedanken war ich jetzt ganz wo anders. Vielleicht würde ich Carlisle wieder sehen. Ich war mich ganz sicher, dass ich ihn finden musste, und wenn ich die gesamte Stadt absuchen musste. Ich könnte nicht in derselben Stadt wie Carlisle wohnen, ohne ihn zu suchen.
Collin stand auf und ging ins Bad. Ich hörte das Wasser im Spülbecken rinnen und schloss die Augen. Ich versuchte einzuschlafen, doch ich war so aufgeregt, dass ich noch nicht einmal müde sein konnte. Ich versuchte an etwas anderes zu denken, doch das war mir nicht möglich. Die Freude, die ich verspürte, als ich an Carlisle dachte, ließ sich nicht verdrängen.
Ich hörte, wie Collin den Wasserhahn zudrehte und zu mir kam. Neben mir spürte ich, wie sich das Bett senkte und dann spürte ich Collins Hand auf meiner Schulter. Ich hatte ihm den Rücken zugedreht, doch ich bemerkte, dass er wusste, dass ich noch wach war. Collin zog mich zu sich, drehte mich dann so, dass ich ihn ansah und nahm mich in den Arm. Er drückte mich ganz fest an sich und küsste mich. Er küsste mich noch einmal auf die Stirn und schloss dann die Augen, ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Ich lag stocksteif da und wartete, bis er eingeschlafen war, dann drückte ich ihn sanft von mir, damit er nicht aufwachte und legte mich dann ganz an den Rand. Ich atmete einige Male tief durch und schüttelte das beengte Gefühl ab. Wenn Carlisle mich so gehalten hatte, hatte ich nie genug von ihm bekommen und wollte ihn noch intensiver spüren, doch bei Collin war es vollkommen anders, und das obwohl wir jetzt schon über ein Jahr miteinander verheiratet waren.
In diesem einem Monat hatten wir jeden Tag eine Kutsche mit meinem Gepäck nach Seattle in unser Haus geschickt- wir hatten zufälligerweise eines gesehen, als Collin sich seine neue Arztpraxis angesehen hatte. Natürlich hatte Collin es sofort gekauft und nun gehörte es uns. Ich hatte die wichtigsten Sachen bis zum Schluss aufgehoben und nahm sie dann am Tag der Abreise aus Houston mit, oder schickte sie den Tag davor nach Seattle.
Collin war in dieser Zeit noch weniger zuhause gewesen, was mir sehr gelegen kam, da ich meine Eltern noch besuchte und viel mit meiner Tante und Cousinen machte. Ich würde sie alle sehr vermissen, doch ich konnte es kaum erwarten nach Seattle zu kommen.
Der Tag, an dem es endlich so weit war, war einer der schönsten im gesamten Jahr. Okay, es war erst Februar geworden, also hatte es noch nicht so viele Tage gegeben. Also sagen wir lieber es war der schönste Tag im gesamten letzten und jetzigen Jahr.
In der Früh war ich sofort aufgesprungen und hatte mich fertig gemacht. Die gesamte Wohnung war leer, wir hatten nicht einmal ein Bett. Wir schliefen seit ein paar Tagen auf Decken, doch auch wenn es unangenehm war, war es mir das wert gewesen. Ich packte die Decken in den letzten Koffer und schloss ihn dann glücklich. Nun war wirklich alles aus der Wohnung geräumt worden.
Collin war schon vor gefahren und räumte im Haus einmal das ein, was wir dringend brauchten. Er wusste, dass ich mit einer Kutsche fahren wollte, weil Leonard der Kutscher war. Eigentlich wäre ein Auto jetzt praktischer gewesen, weil es um einiges schneller war als zwei Pferde, doch ich musste einfach bei Leonard mitfahren, er war mein persönlicher Kutscher.
Ich schnappte mir den Koffer und ging aus der leeren Wohnung. Mir machte es wirklich nicht das Geringste aus, die Wohnung zurück zu lassen, meine gesamten Gedanken drehten sich darum, was mich in Seattle erwarten (beziehungsweise nicht erwarten) würde. Als ich die Treppen hinunter ging, kam Leonard auf mich zu, der mich sofort entsetzt ansah.
>>Esme, Sie können doch nicht so einfach diesen schweren Koffer tragen. Wofür bin ich denn da? <<, fragte er mich empört und entriss mir sofort den Koffer.
>>Sie sind mein Kutsche, mein lieber und gutmütiger Freund Leonard! <<, erklärte ich ihm lächelnd.
Auch er lächelte. >>Aber das ist doch selbstverständlich! <<
Die Kutsche stand direkt vor der Haustüre und als ich einstieg hatte Leonard gerade den Koffer auf das Dach der Kutsche gehievt. Bevor er losfuhr lugte er noch kurz zum Fenster rein und lächelte mir zu, ehe er sich auf seinen Posten setzte und los fuhr. Ich lehnte mich zurück und sah nach draußen. Die Häuser zogen an mir vorbei, bis wir aus der Stadt heraus kamen. Dann verwandelte sich die Landschaft und ich sah lange Felder und Bäume. Ich konnte nur an meine Erinnerungen von Carlisle denken, doch ich war mir nicht sicher, ob sie noch stimmten. Ich wusste nicht mehr, ob er wirklich so aussah, wie ich ihn in Erinnerung hatte, doch ich war mir ganz sicher, dass er sich nicht verändert hatte. Konnte ein Vampir sich eigentlich körperlich verändern? Sobald ich ihn gefunden hatte, würde ich ihn über seine gesamte Existenz ausfragen, bis ins kleinste Detail.
Je mehr ich an Carlisle dachte, desto größer wurde die Angst, dass er gar nicht mehr in Seattle sein könnte. Ich schüttelte den Kopf und drehte mich auf die andere Seite. Doch ich bekam den Gedanken nicht aus dem Kopf, also musste ich mich irgendwie ablenken. Ich schrie aus dem Fenster: >>Leonard? Können Sie bitte kurz anhalten? <<
Sofort wurde die Kutsche langsamer und ich lächelte zufrieden. Dann hörte ich Leonards Schuhe auf dem Kiesweg, als er auf mich zukam. Er machte die Türe auf und sah mich fragend an, doch ehe er mich fragen konnte, was ich wollte, war ich schon an ihm vorbei nach draußen gestürmt und hatte mich auf seinen Posten gesetzt.
>>Leonard, ich möchte die Kutsche lenken! <<, sagte ich mit so einer Bestimmung, dass er es mir einfach nicht verbieten konnte. Er versuchte zwar mir einzureden, dass das eine feine Dame nicht machte, doch ich lächelte ihn nur wie ein Engel an, bis er die Augen verdrehte und mir endlich seine Erlaubnis gab. Ich jubelte auf und strahlte bis über beide Backen. Dann erklärte mir Leonard, wie ich mit den Zügeln lenkte und dass ich nicht zu fest und nicht zu leicht an ihnen ziehen sollte. Natürlich zog ich das erste Mal zu fest an und daraufhin rasten die Pferde los, dass wir beide etwas nach hinten rutschten. Ich lachte einfach nur und genoss den Wind. Leonard hielt seinen Zylinder fest und zitterte nervös neben mir, wahrscheinlich war ich keine allzu gute Kutscherin.
Ich hatte die Haare offen und ein sehr vornehmes Kleid an, doch das war mir egal. Ich genoss das Wetter- es bildeten sich dunkle graue Wolken und der Wind ging heftig- und trieb die Pferde noch heftiger an. Als mich der erste Regentropfen an der Nasenspitze traf lachte ich auf. Wenn ich Leonard gewesen wäre, hätte ich bestimmt von mir selbst gedacht, dass ich eine verrückte, alte Hexe war, doch Leonard ließ mich einfach nur machen und lächelte mich nervös an. Mir machte es viel mehr Spaß außen zu sitzen und selbst die Kutsche zu lenken, als andauernd drinnen zu hocken.
Langsam begann es wirklich zu regnen und ich spürte die Regentropfen, die auf meinen Kopf prasselten und mich nass machten. Die Ärmeln meines Kleides pickten sich an meine Haut- der Rest konnte sich nicht an mich kleben, weil das Kleid sowieso schon so eng war.
Langsam sah ich vor mir eine Stadt auftauchen und als ich Leonard einen fragenden Blick zuwarf und er nickte, jubelte ich laut auf. Doch dann bremste ich die Pferde etwas zu ruckvoll, woraufhin sie zwar stehen blieben, aber auch aufgebracht schnaubten und mich böse ansahen. Ich lächelte entschuldigend, auch wenn ich wusste, dass die Pferde das sowieso nicht mitbekommen würden, und setzte mich wieder in die Kutsche. Ich war zwar klatschnass, doch das störte mich nicht. Ich hatte mich nur hineingesetzt, damit mich Seattle nicht als verrückte Hexe kennen lernen musste.
Leonard blieb vor unserem großen weißen Haus stehen. Es stand auf einem riesengroßen Podest, zu welchem breite weiße Stufen führten. Im ersten stock war die gesamte Etage mit einem Balkon geschmückt. Also es sah aus wie eine Villa, vielleicht war es sogar eine Villa. Ja, es war eine Villa. Kein Haus war so prächtig.
Als ich ausstieg, kam Collin mit einem Regenschirm auf mich zu gerannt, doch als er sah, dass ich sowieso schon pitschnass war, blieb ihm der Mund offen stehen.
>>Was hast du denn jetzt schon wieder gemacht, du verrücktes wunderschönes Mädchen? <<, fragte er mich halb schockiert, halb belustigt.
>>Ich bin die Kutsche gefahren! <<, erzählte ich ihm stolz, während er sich die Jacke auszog und sie mir über die Schultern legte. Er rieb mir über die Schultern, damit mir warm wurde, und führte mich in die Villa. Collin war so süß zu mir. Er fror lieber, als dass ich frieren sollte. Wäre er nicht mein Ehemann würde ich ihn sicher lieben!
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
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Alter : 30
Anmeldedatum : 20.04.09
Kapitel 34: Eine rotblonde Schönheit!
34.: Eine rotblonde Schönheit!
In den nächsten Wochen richteten Collin und ich die Villa her. Er und seine vielen Freunde trugen die Möbel ins Haus und ich schnappte mir auch ab und zu ein kleineres Tischchen, das nicht zu schwer war. Ich konnte nicht einfach tatenlos herum stehen, das war ich einfach nicht gewohnt. Früher, also als ich noch bei meinen Eltern gelebt hatte, hatte ich viel anstrengendere Dinge gemacht, als kleine Tischchen herum zu tragen. Doch seit ich Collins Frau war durfte ich gar nichts mehr machen. Ich war jetzt eine Lady, was auch immer das heißen sollte. Aber anscheinend gehörte es nicht zum Aufgabenbereich einer Lady Tischchen in unser neues Schlafzimmer zu tragen. Also tat ich immer ganz unschuldig und sobald Collin und seine Freunde- heute waren es Henry, Paul und Marcus- beschäftigt waren, schnappte ich mir einen Sessel oder ähnliches und trug ihn in die Küche.
Nach einem Monat war die Villa fast komplett eingerichtet, es fehlten nur mehr die Feinarbeiten, aber die übernahm ich gerne. Ich hatte eine genaue Vorstellung wo ich eine Tischdecke hinlegte und welche Farbe die Kissen für die weiße Couch, die im Wohnzimmer stand, haben sollte. Eigentlich war das gesamte erste Stockwerk in meinem Geschmack eingerichtet. Wenn Collin das Bett abstellte, sich mit dem Handrücken über die Stirn fuhr und das nächste Möbelstück holen wollte, schob ich es unauffällig etwas weiter zum Fenster. Er bemerkte es natürlich, doch er lächelte nur und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Das war anfangs gewesen, mittlerweile hatte ich schon das Sagen, wo die Möbel hinkamen. Henry, Paul und Marcus fragten immer mich, wo die Möbel hinkamen, doch Collin beschwerte sich nicht. Es war als ob ich meine eigenen kleinen Sklaven hatte. Eigentlich wollte ich ja nicht, dass sie mich immer um Erlaubnis fragten, etwas an einen Platz zu tun, doch irgendwie gefiel mir dieses Gefühl der Macht, aber natürlich nur ein bisschen. Außerdem war es eh nur ein Monat, in dem ich meine kleine Macht ausnutzen konnte, dann war das Haus fertig.
Collin hatte sich in diesem Monat ganz und gar der Villa gewidmet und war deswegen nie außer Haus gewesen, doch jetzt musste er sich natürlich seiner Berufung widmen, und das hieß, dass er nun schon sehr früh in seine Praxis ging und erst spät abends wieder nach Hause kam. Das bedeutete, dass ich viel Freizeit hatte und da wollte ich natürlich ein bisschen in Seattle spazieren gehen; vielleicht begegnete ich ja einem alten Freund?! Ganz zufällig, versteht sich.
>>Ich würde dir gerne nächste Woche Seattle zeigen. Du hast ja noch ein wenig hier im Haus zu tun, Dekoration und so, also wird es sicher nicht allzu notwendig sein, alleine raus zu gehen oder? Ich weiß, du warst schon einmal in Seattle, doch ich würde es trotzdem schön finden, wenn du dein erstes Mal mit mir in die Stadt gehst, ist das okay? <<, fragte mich Collin diesen Abend. Er zog sich gerade um und schlüpfte genau in diesem Moment aus seinem Hemd. Mittlerweile fand ich ihn gar nicht mehr so abstoßend, er hatte einen wirklich durchtrainierten Körper. Außerdem war seine Haut braun gebrannt und seine schwarzen, leicht lockigen, Haare standen unbezähmbar von seinem Kopf ab. Irgendwie war er schon sexy, wenn man ihn mal so als Mann betrachtete.
>>Aber natürlich verstehe ich das. Ich habe ja wirklich noch viel im Haus zu tun, das geht schon in Ordnung<<, sagte ich lächelnd und versuchte die Abscheu, die ich für Collin empfunden hatte, wieder zu finden, doch irgendwie war da keine Abscheu mehr.
>>Dankeschön, du bist wirklich die liebste Frau, die man sich wünschen kann! <<, rief er glücklich und kam auf mich zu.
Ich lag schon im Bett und das Licht war auch schon abgedreht. Auf meinem Nachtkästchen brannte eine Kerze, die die einzige Lichtquelle in diesem Raum war, außer natürlich dem Mond, der von draußen ins Zimmer schien. Collin beugte sich über mich und wollte mir einen Kuss auf die Stirn geben, doch ich wollte meine Abneigung gegen Collin wieder finden, also drehte ich meinen Kopf so, dass sich unsere Lippen berührten. Ich rechnete mit dem grausigen Gefühl, dass ich immer gehabt hatte, als ich Collin küssen musste, und da kam es. Doch es hatte sich verändert. Mein Magen rebellierte zwar noch immer, doch nicht vor Abscheu, sondern vor Freude, irgendwie hatte ich so ein komisches Kribbeln im Bauch, als wir uns küssten. Ich schloss die Augen und das Gefühl wurde noch deutlicher, und als sich meine Hand hob und auf sein Gesicht zu bewegte, konnte ich sie nicht mehr steuern. Ich wollte ihn nicht berühren, aber irgendwie wollte ich es doch. Ich versuchte krampfhaft an Carlisle zu denken, doch als ich sein Gesicht vor mir sah erschrak ich. Es war durchscheinend, so als würde es sich auflösen. Je mehr sich Carlisle auflöste, desto heftiger wurde das Kribbeln in meinem Magen. Ich wollte Carlisle weiter vor Augen haben, doch dann war er fort und das Kribbeln wurde noch heftiger. Ich führte auch die zweite Hand zu Collins Kopf und fuhr durch seine leichten Locken. Ich versuchte in meinem Gedächtnis Carlisles Namen hervor zu rufen: Carlisle . . . Carli . . . Car . . . C . . . Collin!
Als sich Collins Lippen von meinen lösten, keuchte ich. Ich musste das Kribbeln verdrängen, um ihn nicht wieder zu küssen. Auch Collin schnaufte und legte sich eine Hand an den Mund. Dann stammelte er: >>So hast du mich noch nie geküsst. Es war irgendwie so . . . so leidenschaftlich! <<
>>Ja, hab ich auch bemerkt. <<
>>Das war . . . wirklich schön. Genau das wollte ich immer haben, doch ich dachte, dass du mich nicht so anziehend findest. <<
>>Das war auch so, bis jetzt<<, gab ich erstaunt zu. Ich wusste zwar nicht wieso, aber ich wusste, dass ich Carlisle unbedingt finden musste, sonst würde ich mich vielleicht wirklich zu Collin hingezogen fühlen. Das jetzt gerade war . . . ähm . . . mein Gehirn hatte sich ausgeschaltet. Ja genau, mein dummes Gehirn war wahrscheinlich schon so müde, dass es gerade eben kurz ausgesetzt hatte!
>>Okay, eigentlich ist das doch nichts schlimmes, immerhin sind wir verheiratet und wir sollten auch solche Gefühle füreinander haben. Also ich habe eh immer schon solche Gefühle für dich gehabt. <<
>>Ja, du hast wahrscheinlich recht. <<
Ich wusste, dass die Gefühle, die ich gerade für Collin entwickelte, normal für Ehepaare waren, doch für mich war das ganz und gar nicht normal. Ich sollte eigentlich todtraurig sein, weil ich die Liebe meines Lebens schon seit einem Jahr nicht mehr gesehen hatte, doch das war ich nicht und das machte mich nervös. Ich sollte Collin nicht lieben!
Anscheinend merkte Collin, dass ich nicht glücklich über meine neuen Gefühle war, denn er streichelte mir über die Wange und sagte: >>Ist schon in Ordnung. Ich will dich zu nichts zwingen. <<
Ich sah, dass es ihn schmerzte das zu sagen; er litt lieber selbst.
Ich verfluchte mich innerlich, als ich ihm einen Finger auf die Lippen legte und ihn küsste. Ich spürte das Kribbeln wieder und fand es schön. Die letzten Zweifel fiele von mir ab, als Collin begann meinen Bauch zu streicheln, und ich mich dem Gefühl hingab, ich ließ mich einfach fallen.
Am nächsten Morgen erwachte ich in Collins Armen, er küsste meinen Nacken und ich fand es unbeschreiblich schön. Ich streichelte über seine Arme und schloss die Augen noch einmal, um seine Küsse intensiver zu spüren. Er küsste mich noch ein paar Mal, ehe er leise flüsterte: >>Ich muss jetzt zur Arbeit. Ich danke dir für diese wunderschöne Nacht. Ich liebe dich! <<
Collin stand auf und schnappte sich seine Arbeitskleidung. Dann ging er ums Bett rum, kniete sich hin und gab mir einen liebevollen Kuss, ehe er aus dem Zimmer verschwand. Ich rollte mich auf den Rücken und schloss die Augen wieder. Ich war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Eigentlich wusste ich nicht, wieso ich immer so unglücklich war. Collin war doch der tollste Ehemann, den man haben konnte. Also wieso war ich immer so unglücklich gewesen? War er gewalttätig? Nein. Hatte er mich betrogen? Nein. Und dann erinnerte ich mich wieder. Nein, er hatte mich nie betrogen, aber ich ihn. Also eigentlich nicht wirklich, aber ich war in einen anderes verliebt gewesen. Carlisle Cullen, war der Mann gewesen, der mir mein Herz geraubt hatte. Doch wieso? Ich konnte mich nicht einmal mehr genau an das Gefühl erinnern, das ich gehabt hatte, wenn er mich berührte. Ich wusste nur, dass er schöner als ein Engel war, doch ich hatte keine Ahnung mehr, welche Gefühle ich in seiner Gegenwart gehabt hatte. Ich war glücklich gewesen, das war klar, doch ich konnte nicht so glücklich gewesen sein wie jetzt, oder?
Ich merkte, wie meine Freude langsam verging. Ich war wirklich verwirrt wegen der Collin – Carlisle - Geschichte. Ich rappelte mich auf und schlang mir die Decke um den Körper. Ich schlurfte aus dem Zimmer in den Flur und noch zwei Türen weiter, ehe ich ins Badezimmer gelangte. Das erste, was ich sah, war mein Spiegelbild, das seine Stirn in Falten gelegt hatte und einfach zum Fürchten aussah. Ich glättete meine Stirn wieder und versuchte ein Lächeln vorzutäuschen, doch dieses Lächeln sah irgendwie gequält aus. Ich schnaufte tief durch und kam zu dem Entschluss, dass es das Beste war jetzt frische Luft zu schnappen. Ich kämmte mir die Haare und putzte mir die Zähne, dann ging ich in ein Zimmer, das gegenüber von unserem Schlafzimmer lag; es war mein Kleiderschrank. Das Zimmer war so groß, dass locker ein Mensch darin schlafen konnte, doch wir hatten hier so viel Platz, dass ich es als Kleiderschrank benutzte. Auf der linken Seite hängten meine Kleider, Röcke und Blusen und auf der rechten standen meine Schuhe und weiter hinten hingen noch meine Jacken. Ich durchkämmte zuerst die linke Seite und zog ein wunderschönes Kleid heraus, das mir Collin vor vier Monaten mitgenommen hatte. Es war zartrosa und ganz schlicht, doch es gefiel mir besser, als alle prunkvollen Kleider zusammen. Das Kleid war schulterfrei, an den Oberarmen waren aber zwei dünne Stoffärmel in demselben zartrosa. Ich schlüpfte hinein und zog mir dann Strümpfe an, um in meine Stöckelschuhe zu steigen. Diese waren weiß und hatten bei dem Riemchen eine kleine rosafarbene Blume. Dann ging ich nach hinten und kramte eine weiße Weste hervor, die mir bis zur Taille reichte und einen hübschen V-Ausschnitt hatte. Als ich fertig war, schnappte ich mir die Decke, legte sie zusammen und legte sie sorgfältig auf das Bett.
Ich eilte nach draußen und atmete die kühle Frühlingsluft ein. Obwohl es erst März war, war es doch nicht zu kalt. Es war ein warmer Winter gewesen.
Auf der rechten Seite der Villa standen die Pferde von Leonard und grasten, Leonard striegelte das vordere Pferd. Als er mich sah nickte er mir lächelnd zu und striegelte dann weiter. Auch ich lächelte ihn an und ging dann nach rechts, die Straße entlang. Nach ein paar Minuten sah ich die ersten Menschen, die sich angeregt unterhielten und vor einem Juwelier standen. Es waren eine junge Frau und ein Mann, die sich anscheinend einen Hochzeitsring ansahen, zumindest schloss ich das aus den Wortfetzen, die ich mitbekommen hatte. Ich lächelte, als ich an ihnen vorbei ging. Die beiden dachten sicher, dass die Ehe das Schönste ist, was einem passieren kann, doch sie war nur verwirrend. Ich wusste nicht mehr, wie ich an Carlisle denken sollte. Es war irgendwie so fremd an ihn zu denken.
Ich ging nachdenklich durch die Straßen und blickte hier und da in die Schaufenster der Klamottenladen, als ich zu einem Park kam. Er war durch hohe goldene Gitterstangen von der Straße abgegrenzt und dahinter sah ich eine grüne Wiese und viele Büsche und Bäume. Alles war so frisch, wie es im Frühling eben war. Zum Glück, war der Winter nicht so kalt gewesen, sonst wären die Bäume noch kahl.
Ich ging den schmalen Kiesweg entlang und kam an verliebten Pärchen vorbei. Ich freute mich für sie, doch ich musste auch immer wieder an meine eigenen Probleme denken. Ich atmete noch einmal durch und versuchte mich am hier und jetzt zu erfreuen. Ich ging auf eine Brücke zu, unter der ein kleiner Bach plätscherte, und hörte die Vögel zwitschern. Eigentlich war dieser Park ein wirkliches kleines Paradies. Auf der Brücke blieb ich kurz stehen und sah mich im Park um. Bei einem Baum stand eine Frau, dessen Freund oder Ehemann gerade eine Blume pflückte und ihr dann ins Haar steckte. Auf der Wiese saßen ein Mädchen und ein Junge und hielten Händchen. Gerade kam ein Pärchen, das sich verliebt in die Augen sah, an mir vorbei und dann war da noch ein blonder Mann, der sich mit einer rotblonden, blassen Frau unterhielt. Er hatte mir den Rücken zugedreht, doch ihr konnte ich ins Gesicht sehen. Sie war wunderschön. In ihrem blassen Gesicht erkannte ich feine Gesichtszüge und ihre lockigen rotblonden Haare fielen ungehemmt auf über ihre Schultern. Sie unterhielt sich angeregt mit dem Mann und ich wollte schon wieder weg sehen, doch als sie ihre Stirn in Falten legte und sich eine kleine Furche zwischen ihren Augen bildete, blieb mein Herz stehen, ich sah in ihre goldbraunen Augen. Ich hatte nie mehr eine solche Farbe gesehen, seit ich Edward letztes Mal in die Augen gesehen als er mir erklärt hatte, dass sie „gute“ Vampire waren.
Ich blieb an den goldenen Augen der Frau hängen, wie eine Fliege in einem Spinnennetz, doch dann richteten sich die Augen auch auf mich. Wieder setzte mein Herz aus, als ich bemerkte, dass sie mich gesehen hatte. Es war ihr sicher unangenehm, dass ich sie anstarrte, doch auch als sie mich ansah, konnte ich meine Augen nicht von ihren abwenden. Seltsamerweise hatte sich ihr Kopf kein bisschen bewegt, nur ihre Augen waren zu mir gehuscht. Sie ließ mich nicht aus den Augen, als sie dem Mann etwas sagte. Er drehte sich daraufhin um und als ich ihn sah, war ich kurz vor einem Zusammenbruch. Jetzt wusste ich wieder, wie ich mich immer gefühlt hatte, als Carlisle in meiner Nähe war. Immerhin stand er nur wenige Meter von mir entfernt.
Ich musste mich am Geländer der Brücke anhalten um nicht umzukippen, ich merkte, wie mir schwarz vor Augen wurde und ich ein bisschen wankte. Doch dann spürte ich etwas an meiner Schulter, das mich fest hielt.
>>Atme tief durch, Esme! <<, sagte die sanfteste Stimme, die ich je gehört hatte. Sie hörte sich an, wie flüssiges Gold. Der Geruch, den ich vernahm war einfach unglaublich. Durch diesen Geruch wurde mir noch schwummriger, doch ich fühlte, wie mir eine Welle des Glücks durch den Körper floss. Ich atmete tief durch, bis die Farben vor meinen Augen wieder zurück kamen und der Park aufhörte sich zu drehen. Dann drehte ich vorsichtig meinen Kopf und sah Carlisles Gesicht so deutlich und nahe vor mir, wie ich es schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.
>>Carlisle? <<, fragte ich behutsam, vielleicht träumte ich ja.
>>Ja Esme, ich bin es! Es ist wirklich schön dich wieder zu sehen, doch jetzt beruhige dich einmal. Komm, setzten wir uns ein bisschen. <<
Carlisle nahm meine Hand, stütze mich mit der anderen an der Schulter und führte mich zu einer Bank. Als ich mich setzte, spürte ich erst, dass meine Beine zitterten, als würden sie gleich zusammenbrechen. Carlisle setzte sich neben mich und blickte dann an mir vorbei. Als ich seinem Blick folgte, sah ich die wunderschöne Frau neben mir, sie stand lässig an einen Baum gelehnt. Sie schüttelte ihre Haare und sah mich dann mit einer erhobenen Augenbraue an.
>>Esme, das ist Tanja. Sie ist so wie ich, ein Vampir! <<
Die Vampirfrau nickte mir lächelnd zu, ging auf Carlisles Seite und setzte sich auf die Armlehne der Bank. Als ich die beiden zusammen sah, waren sie das perfekteste Paar, das es geben konnte. Kein Wunder, dass er mich verlassen hatte, wie hätte ich denn auch gegen so eine Schönheit ankommen können?
In den nächsten Wochen richteten Collin und ich die Villa her. Er und seine vielen Freunde trugen die Möbel ins Haus und ich schnappte mir auch ab und zu ein kleineres Tischchen, das nicht zu schwer war. Ich konnte nicht einfach tatenlos herum stehen, das war ich einfach nicht gewohnt. Früher, also als ich noch bei meinen Eltern gelebt hatte, hatte ich viel anstrengendere Dinge gemacht, als kleine Tischchen herum zu tragen. Doch seit ich Collins Frau war durfte ich gar nichts mehr machen. Ich war jetzt eine Lady, was auch immer das heißen sollte. Aber anscheinend gehörte es nicht zum Aufgabenbereich einer Lady Tischchen in unser neues Schlafzimmer zu tragen. Also tat ich immer ganz unschuldig und sobald Collin und seine Freunde- heute waren es Henry, Paul und Marcus- beschäftigt waren, schnappte ich mir einen Sessel oder ähnliches und trug ihn in die Küche.
Nach einem Monat war die Villa fast komplett eingerichtet, es fehlten nur mehr die Feinarbeiten, aber die übernahm ich gerne. Ich hatte eine genaue Vorstellung wo ich eine Tischdecke hinlegte und welche Farbe die Kissen für die weiße Couch, die im Wohnzimmer stand, haben sollte. Eigentlich war das gesamte erste Stockwerk in meinem Geschmack eingerichtet. Wenn Collin das Bett abstellte, sich mit dem Handrücken über die Stirn fuhr und das nächste Möbelstück holen wollte, schob ich es unauffällig etwas weiter zum Fenster. Er bemerkte es natürlich, doch er lächelte nur und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Das war anfangs gewesen, mittlerweile hatte ich schon das Sagen, wo die Möbel hinkamen. Henry, Paul und Marcus fragten immer mich, wo die Möbel hinkamen, doch Collin beschwerte sich nicht. Es war als ob ich meine eigenen kleinen Sklaven hatte. Eigentlich wollte ich ja nicht, dass sie mich immer um Erlaubnis fragten, etwas an einen Platz zu tun, doch irgendwie gefiel mir dieses Gefühl der Macht, aber natürlich nur ein bisschen. Außerdem war es eh nur ein Monat, in dem ich meine kleine Macht ausnutzen konnte, dann war das Haus fertig.
Collin hatte sich in diesem Monat ganz und gar der Villa gewidmet und war deswegen nie außer Haus gewesen, doch jetzt musste er sich natürlich seiner Berufung widmen, und das hieß, dass er nun schon sehr früh in seine Praxis ging und erst spät abends wieder nach Hause kam. Das bedeutete, dass ich viel Freizeit hatte und da wollte ich natürlich ein bisschen in Seattle spazieren gehen; vielleicht begegnete ich ja einem alten Freund?! Ganz zufällig, versteht sich.
>>Ich würde dir gerne nächste Woche Seattle zeigen. Du hast ja noch ein wenig hier im Haus zu tun, Dekoration und so, also wird es sicher nicht allzu notwendig sein, alleine raus zu gehen oder? Ich weiß, du warst schon einmal in Seattle, doch ich würde es trotzdem schön finden, wenn du dein erstes Mal mit mir in die Stadt gehst, ist das okay? <<, fragte mich Collin diesen Abend. Er zog sich gerade um und schlüpfte genau in diesem Moment aus seinem Hemd. Mittlerweile fand ich ihn gar nicht mehr so abstoßend, er hatte einen wirklich durchtrainierten Körper. Außerdem war seine Haut braun gebrannt und seine schwarzen, leicht lockigen, Haare standen unbezähmbar von seinem Kopf ab. Irgendwie war er schon sexy, wenn man ihn mal so als Mann betrachtete.
>>Aber natürlich verstehe ich das. Ich habe ja wirklich noch viel im Haus zu tun, das geht schon in Ordnung<<, sagte ich lächelnd und versuchte die Abscheu, die ich für Collin empfunden hatte, wieder zu finden, doch irgendwie war da keine Abscheu mehr.
>>Dankeschön, du bist wirklich die liebste Frau, die man sich wünschen kann! <<, rief er glücklich und kam auf mich zu.
Ich lag schon im Bett und das Licht war auch schon abgedreht. Auf meinem Nachtkästchen brannte eine Kerze, die die einzige Lichtquelle in diesem Raum war, außer natürlich dem Mond, der von draußen ins Zimmer schien. Collin beugte sich über mich und wollte mir einen Kuss auf die Stirn geben, doch ich wollte meine Abneigung gegen Collin wieder finden, also drehte ich meinen Kopf so, dass sich unsere Lippen berührten. Ich rechnete mit dem grausigen Gefühl, dass ich immer gehabt hatte, als ich Collin küssen musste, und da kam es. Doch es hatte sich verändert. Mein Magen rebellierte zwar noch immer, doch nicht vor Abscheu, sondern vor Freude, irgendwie hatte ich so ein komisches Kribbeln im Bauch, als wir uns küssten. Ich schloss die Augen und das Gefühl wurde noch deutlicher, und als sich meine Hand hob und auf sein Gesicht zu bewegte, konnte ich sie nicht mehr steuern. Ich wollte ihn nicht berühren, aber irgendwie wollte ich es doch. Ich versuchte krampfhaft an Carlisle zu denken, doch als ich sein Gesicht vor mir sah erschrak ich. Es war durchscheinend, so als würde es sich auflösen. Je mehr sich Carlisle auflöste, desto heftiger wurde das Kribbeln in meinem Magen. Ich wollte Carlisle weiter vor Augen haben, doch dann war er fort und das Kribbeln wurde noch heftiger. Ich führte auch die zweite Hand zu Collins Kopf und fuhr durch seine leichten Locken. Ich versuchte in meinem Gedächtnis Carlisles Namen hervor zu rufen: Carlisle . . . Carli . . . Car . . . C . . . Collin!
Als sich Collins Lippen von meinen lösten, keuchte ich. Ich musste das Kribbeln verdrängen, um ihn nicht wieder zu küssen. Auch Collin schnaufte und legte sich eine Hand an den Mund. Dann stammelte er: >>So hast du mich noch nie geküsst. Es war irgendwie so . . . so leidenschaftlich! <<
>>Ja, hab ich auch bemerkt. <<
>>Das war . . . wirklich schön. Genau das wollte ich immer haben, doch ich dachte, dass du mich nicht so anziehend findest. <<
>>Das war auch so, bis jetzt<<, gab ich erstaunt zu. Ich wusste zwar nicht wieso, aber ich wusste, dass ich Carlisle unbedingt finden musste, sonst würde ich mich vielleicht wirklich zu Collin hingezogen fühlen. Das jetzt gerade war . . . ähm . . . mein Gehirn hatte sich ausgeschaltet. Ja genau, mein dummes Gehirn war wahrscheinlich schon so müde, dass es gerade eben kurz ausgesetzt hatte!
>>Okay, eigentlich ist das doch nichts schlimmes, immerhin sind wir verheiratet und wir sollten auch solche Gefühle füreinander haben. Also ich habe eh immer schon solche Gefühle für dich gehabt. <<
>>Ja, du hast wahrscheinlich recht. <<
Ich wusste, dass die Gefühle, die ich gerade für Collin entwickelte, normal für Ehepaare waren, doch für mich war das ganz und gar nicht normal. Ich sollte eigentlich todtraurig sein, weil ich die Liebe meines Lebens schon seit einem Jahr nicht mehr gesehen hatte, doch das war ich nicht und das machte mich nervös. Ich sollte Collin nicht lieben!
Anscheinend merkte Collin, dass ich nicht glücklich über meine neuen Gefühle war, denn er streichelte mir über die Wange und sagte: >>Ist schon in Ordnung. Ich will dich zu nichts zwingen. <<
Ich sah, dass es ihn schmerzte das zu sagen; er litt lieber selbst.
Ich verfluchte mich innerlich, als ich ihm einen Finger auf die Lippen legte und ihn küsste. Ich spürte das Kribbeln wieder und fand es schön. Die letzten Zweifel fiele von mir ab, als Collin begann meinen Bauch zu streicheln, und ich mich dem Gefühl hingab, ich ließ mich einfach fallen.
Am nächsten Morgen erwachte ich in Collins Armen, er küsste meinen Nacken und ich fand es unbeschreiblich schön. Ich streichelte über seine Arme und schloss die Augen noch einmal, um seine Küsse intensiver zu spüren. Er küsste mich noch ein paar Mal, ehe er leise flüsterte: >>Ich muss jetzt zur Arbeit. Ich danke dir für diese wunderschöne Nacht. Ich liebe dich! <<
Collin stand auf und schnappte sich seine Arbeitskleidung. Dann ging er ums Bett rum, kniete sich hin und gab mir einen liebevollen Kuss, ehe er aus dem Zimmer verschwand. Ich rollte mich auf den Rücken und schloss die Augen wieder. Ich war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Eigentlich wusste ich nicht, wieso ich immer so unglücklich war. Collin war doch der tollste Ehemann, den man haben konnte. Also wieso war ich immer so unglücklich gewesen? War er gewalttätig? Nein. Hatte er mich betrogen? Nein. Und dann erinnerte ich mich wieder. Nein, er hatte mich nie betrogen, aber ich ihn. Also eigentlich nicht wirklich, aber ich war in einen anderes verliebt gewesen. Carlisle Cullen, war der Mann gewesen, der mir mein Herz geraubt hatte. Doch wieso? Ich konnte mich nicht einmal mehr genau an das Gefühl erinnern, das ich gehabt hatte, wenn er mich berührte. Ich wusste nur, dass er schöner als ein Engel war, doch ich hatte keine Ahnung mehr, welche Gefühle ich in seiner Gegenwart gehabt hatte. Ich war glücklich gewesen, das war klar, doch ich konnte nicht so glücklich gewesen sein wie jetzt, oder?
Ich merkte, wie meine Freude langsam verging. Ich war wirklich verwirrt wegen der Collin – Carlisle - Geschichte. Ich rappelte mich auf und schlang mir die Decke um den Körper. Ich schlurfte aus dem Zimmer in den Flur und noch zwei Türen weiter, ehe ich ins Badezimmer gelangte. Das erste, was ich sah, war mein Spiegelbild, das seine Stirn in Falten gelegt hatte und einfach zum Fürchten aussah. Ich glättete meine Stirn wieder und versuchte ein Lächeln vorzutäuschen, doch dieses Lächeln sah irgendwie gequält aus. Ich schnaufte tief durch und kam zu dem Entschluss, dass es das Beste war jetzt frische Luft zu schnappen. Ich kämmte mir die Haare und putzte mir die Zähne, dann ging ich in ein Zimmer, das gegenüber von unserem Schlafzimmer lag; es war mein Kleiderschrank. Das Zimmer war so groß, dass locker ein Mensch darin schlafen konnte, doch wir hatten hier so viel Platz, dass ich es als Kleiderschrank benutzte. Auf der linken Seite hängten meine Kleider, Röcke und Blusen und auf der rechten standen meine Schuhe und weiter hinten hingen noch meine Jacken. Ich durchkämmte zuerst die linke Seite und zog ein wunderschönes Kleid heraus, das mir Collin vor vier Monaten mitgenommen hatte. Es war zartrosa und ganz schlicht, doch es gefiel mir besser, als alle prunkvollen Kleider zusammen. Das Kleid war schulterfrei, an den Oberarmen waren aber zwei dünne Stoffärmel in demselben zartrosa. Ich schlüpfte hinein und zog mir dann Strümpfe an, um in meine Stöckelschuhe zu steigen. Diese waren weiß und hatten bei dem Riemchen eine kleine rosafarbene Blume. Dann ging ich nach hinten und kramte eine weiße Weste hervor, die mir bis zur Taille reichte und einen hübschen V-Ausschnitt hatte. Als ich fertig war, schnappte ich mir die Decke, legte sie zusammen und legte sie sorgfältig auf das Bett.
Ich eilte nach draußen und atmete die kühle Frühlingsluft ein. Obwohl es erst März war, war es doch nicht zu kalt. Es war ein warmer Winter gewesen.
Auf der rechten Seite der Villa standen die Pferde von Leonard und grasten, Leonard striegelte das vordere Pferd. Als er mich sah nickte er mir lächelnd zu und striegelte dann weiter. Auch ich lächelte ihn an und ging dann nach rechts, die Straße entlang. Nach ein paar Minuten sah ich die ersten Menschen, die sich angeregt unterhielten und vor einem Juwelier standen. Es waren eine junge Frau und ein Mann, die sich anscheinend einen Hochzeitsring ansahen, zumindest schloss ich das aus den Wortfetzen, die ich mitbekommen hatte. Ich lächelte, als ich an ihnen vorbei ging. Die beiden dachten sicher, dass die Ehe das Schönste ist, was einem passieren kann, doch sie war nur verwirrend. Ich wusste nicht mehr, wie ich an Carlisle denken sollte. Es war irgendwie so fremd an ihn zu denken.
Ich ging nachdenklich durch die Straßen und blickte hier und da in die Schaufenster der Klamottenladen, als ich zu einem Park kam. Er war durch hohe goldene Gitterstangen von der Straße abgegrenzt und dahinter sah ich eine grüne Wiese und viele Büsche und Bäume. Alles war so frisch, wie es im Frühling eben war. Zum Glück, war der Winter nicht so kalt gewesen, sonst wären die Bäume noch kahl.
Ich ging den schmalen Kiesweg entlang und kam an verliebten Pärchen vorbei. Ich freute mich für sie, doch ich musste auch immer wieder an meine eigenen Probleme denken. Ich atmete noch einmal durch und versuchte mich am hier und jetzt zu erfreuen. Ich ging auf eine Brücke zu, unter der ein kleiner Bach plätscherte, und hörte die Vögel zwitschern. Eigentlich war dieser Park ein wirkliches kleines Paradies. Auf der Brücke blieb ich kurz stehen und sah mich im Park um. Bei einem Baum stand eine Frau, dessen Freund oder Ehemann gerade eine Blume pflückte und ihr dann ins Haar steckte. Auf der Wiese saßen ein Mädchen und ein Junge und hielten Händchen. Gerade kam ein Pärchen, das sich verliebt in die Augen sah, an mir vorbei und dann war da noch ein blonder Mann, der sich mit einer rotblonden, blassen Frau unterhielt. Er hatte mir den Rücken zugedreht, doch ihr konnte ich ins Gesicht sehen. Sie war wunderschön. In ihrem blassen Gesicht erkannte ich feine Gesichtszüge und ihre lockigen rotblonden Haare fielen ungehemmt auf über ihre Schultern. Sie unterhielt sich angeregt mit dem Mann und ich wollte schon wieder weg sehen, doch als sie ihre Stirn in Falten legte und sich eine kleine Furche zwischen ihren Augen bildete, blieb mein Herz stehen, ich sah in ihre goldbraunen Augen. Ich hatte nie mehr eine solche Farbe gesehen, seit ich Edward letztes Mal in die Augen gesehen als er mir erklärt hatte, dass sie „gute“ Vampire waren.
Ich blieb an den goldenen Augen der Frau hängen, wie eine Fliege in einem Spinnennetz, doch dann richteten sich die Augen auch auf mich. Wieder setzte mein Herz aus, als ich bemerkte, dass sie mich gesehen hatte. Es war ihr sicher unangenehm, dass ich sie anstarrte, doch auch als sie mich ansah, konnte ich meine Augen nicht von ihren abwenden. Seltsamerweise hatte sich ihr Kopf kein bisschen bewegt, nur ihre Augen waren zu mir gehuscht. Sie ließ mich nicht aus den Augen, als sie dem Mann etwas sagte. Er drehte sich daraufhin um und als ich ihn sah, war ich kurz vor einem Zusammenbruch. Jetzt wusste ich wieder, wie ich mich immer gefühlt hatte, als Carlisle in meiner Nähe war. Immerhin stand er nur wenige Meter von mir entfernt.
Ich musste mich am Geländer der Brücke anhalten um nicht umzukippen, ich merkte, wie mir schwarz vor Augen wurde und ich ein bisschen wankte. Doch dann spürte ich etwas an meiner Schulter, das mich fest hielt.
>>Atme tief durch, Esme! <<, sagte die sanfteste Stimme, die ich je gehört hatte. Sie hörte sich an, wie flüssiges Gold. Der Geruch, den ich vernahm war einfach unglaublich. Durch diesen Geruch wurde mir noch schwummriger, doch ich fühlte, wie mir eine Welle des Glücks durch den Körper floss. Ich atmete tief durch, bis die Farben vor meinen Augen wieder zurück kamen und der Park aufhörte sich zu drehen. Dann drehte ich vorsichtig meinen Kopf und sah Carlisles Gesicht so deutlich und nahe vor mir, wie ich es schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.
>>Carlisle? <<, fragte ich behutsam, vielleicht träumte ich ja.
>>Ja Esme, ich bin es! Es ist wirklich schön dich wieder zu sehen, doch jetzt beruhige dich einmal. Komm, setzten wir uns ein bisschen. <<
Carlisle nahm meine Hand, stütze mich mit der anderen an der Schulter und führte mich zu einer Bank. Als ich mich setzte, spürte ich erst, dass meine Beine zitterten, als würden sie gleich zusammenbrechen. Carlisle setzte sich neben mich und blickte dann an mir vorbei. Als ich seinem Blick folgte, sah ich die wunderschöne Frau neben mir, sie stand lässig an einen Baum gelehnt. Sie schüttelte ihre Haare und sah mich dann mit einer erhobenen Augenbraue an.
>>Esme, das ist Tanja. Sie ist so wie ich, ein Vampir! <<
Die Vampirfrau nickte mir lächelnd zu, ging auf Carlisles Seite und setzte sich auf die Armlehne der Bank. Als ich die beiden zusammen sah, waren sie das perfekteste Paar, das es geben konnte. Kein Wunder, dass er mich verlassen hatte, wie hätte ich denn auch gegen so eine Schönheit ankommen können?
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
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Alter : 30
Anmeldedatum : 20.04.09
Kapitel 35: Mit den Waffen einer Frau!
35.: Mit den Waffen einer Frau!
Anscheinend musste ich furchtbar aussehen, dann Carlisle sah mich leicht geschockt an und legte mir dann eine Hand auf die Schulter.
>>Esme, das Atmen nicht vergessen! <<, erinnerte er mich und als er sah, dass sich mein Brustkorb daraufhin hob, konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Ich atmete tief ein und aus, da ich merkte, dass ich schon wieder leichte Sternchen vor den Augen sah. Ich wollte etwas sagen, doch ich konnte nicht. Ich sah nur Carlisle und Tanja, sie warf ihm so einen Blick zu, als würde sie wissen wollen, ob ich geisteskrank war. Doch so gerne ich ihr gezeigt hätte, dass ich ein ganz normaler Mensch ohne psychischen Störungen war, ich konnte einfach nicht. Sie war so wunderschön, fast so schön wie Carlisle. Sie war die schönste Frau, die ich je gesehen hatte; in ihrem weißen Kleid sah sie aus wie ein gefallener Engel. Ich schloss die Augen und lehnte mich zurück, damit ich das verarbeiten konnte, was ich vor mir sah. Ich rieb mir die Augen und als ich sie wieder öffnete, war Carlisle ganz nah an meinem Gesicht und Tanja lachte amüsiert im Hintergrund.
>>Esme, geht es dir gut? Irgendwie wirkst du jetzt noch zerbrechlicher als früher, und das mag schon was heißen<<, fragte er mich. Ich dachte, dass er sich über mich lustig machte, doch er meinte es wirklich erst. Denn anstatt zu lachen, wie Tanja, sah er mich wirklich besorgt an.
Ich versuchte etwas zu sagen, doch aus meinem Mund kam nur ein leises Quieken. Sofort wurde ich rot und versuchte mich hinter meiner Hand zu verstecken, während Tanja in schallendes Gelächter ausbrach.
>>Carlisle, ich finde dieses Mädchen zwar wirklich sehr vergnüglich, aber ich sollte jetzt trotzdem zu Edward nach Hause gehen, lass dir ruhig Zeit. Wir reden später noch, okay? <<, sagte sie, als sie sich wieder beruhigt hatte. Sie zwinkerte ihm zu und sah ihm einmal tief in die Augen, dann verschwand sie zur Brücke. Als sie fort war löste sich fast die ganze Anspannung von mir, es war einfach besser, wenn sie nicht da war. Es war einfach eine sehr ungewohnte Situation für mich, immerhin hatte ich Carlisle noch nie mit einer Frau gesehen. Sonst hatte er immer mir gehört, mir alleine. Aber natürlich hatte er vor mir auch schon etliche Frauen gehabt, er war ja ein ausgesprochen attraktiver Mensch beziehungsweise Vampir. Das musste ich einfach realisieren und damit fertig werden.
Carlisle sah Tanja noch ein bisschen nach, dann wandte er sich wieder mir zu und lächelte herzlich. >>Du siehst wundervoll aus Esme, du bist noch schöner als vor siebzehn Monaten! <<
Und sofort wurde ich wieder von ihm in den Bann gezogen. Alleine wie sich seine Stimme anhörte, brachte mich fast zum Schmelzen. Und dann war da noch seine Ausdrucksweise! Bei jedem anderen würde es einfach schrecklich klingen, wenn er anstatt einem halben Jahr siebzehn Monate sagte. Doch so etwas gehörte einfach zu Carlisle, und auch das machte ihn so unwiderstehlich; er war etwas Besonderes, das wussten sogar die Menschen, die nicht in sein Geheimnis eingeweiht waren.
Noch dazu machte er mir ununterbrochen Komplimente- bis auf das mit dem zerbrechlich sein- und er fand das wahrscheinlich auch noch selbstverständlich.
>>Esme? Wenn du nicht mit mir reden willst ist das völlig okay. Ich werde sofort gehen, wenn du das wünscht! <<
Er stand auf und wollte weg gehen, doch ich hielt ihn am Handgelenk fest.
>>Natürlich will ich nicht, dass du gehst! <<
Ich zog ihn wieder zu mir herunter und als ich seine Haut berührte, durchfuhr mich wieder das Kribbeln, das ich immer fühlte, wenn ich Carlisle berührte. Es war viel stärker, als das Kribbeln bei Collin, viel, viel Stärker. Meine Augen schlossen sich von selbst und ich leckte über meine Lippen. Dann biss ich mir auf die Unterlippe, bis ich mich wieder im Griff hatte. Ich öffnete die Augen und sah Carlisle, der geduldig wartete, ganz deutlich vor mir.
>>Ich finde es auch schön dich wieder zu sehen! <<, gab ich zu, als ich mich endlich wieder unter Kontrolle hatte, jedoch zitterte meine Stimme etwas und ich musste mich wirklich beherrschen, ein normales Gespräch mit Carlisle führen zu können.
>>Esme, das brauchst du wirklich nicht sagen, wenn du es nicht so meinst. Ich weiß, dass du Angst vor mir hast. Immerhin habe ich dir erzählt, dass ich ein Vampir bin und . . . <<, begann er verständnisvoll, doch ich wusste nicht, wie er das wirklich ernst meinen konnte. Ich hatte keine Angst vor ihm, alleine, dass er das dachte war seltsam. Okay, ja, am Anfang hatte ich etwas Angst gehabt, aber dann hatte Edward mir doch alles erklärt.
>>Carlisle, ich habe keine Angst vor dir. Es ist nur etwas ungewohnt für mich, doch ich habe keine Angst vor dir. <<
>>Esme, jetzt erzähl mir doch nicht solche . . . <<
>>Hey, stopp! Glaub mir doch, ich sage wirklich die Wahrheit! <<
Ich sah ihm tief in die Augen, ich versuchte so sicher wie möglich zu klingen, um ihn zu überzeugen.
>>Meinst du das wirklich ernst? <<, fragte Carlisle noch etwas unsicher, doch als ich entschlossen nickte sah ich ein strahlendes Lächeln seine Lippen überkommen. Vor lauter Freude nahm er meine Hände in seine, doch dann sahen wir uns beide gleichzeitig. Als ich Carlisles verzeihenden Gesichtsausdruck sah, wurde ich sofort rot. Auch Carlisle sah verlegen aus und ließ meine Hände los. Er räusperte sich kurz und sagte dann: >>Wie geht es dir und Collin denn? Ich habe gehört, dass ihr eine Villa hier gekauft habt! <<
Ich ging nur allzu gerne auf den Themenwechsel ein.
>>Ähm, es geht uns gut danke. Und wie geht es dir, Edward und . . . und Tanja? << Beim letzten Namen versuchte ich extra freundlich zu klingen, doch irgendwie schaffte ich es nicht.
>>Mir und Edward geht es wirklich sehr gut, aber wieso erkundigst du dich über Tanjas Wohlbefinden? <<
>>Na ja, ich dachte, weil du und sie hier gemeinsam wart und ihr irgendwie so toll zusammen ausschaut, dachte ich . . . <<, stammelte ich und versuchte nicht allzu lächerlich zu klingen, doch ich kam mir irrsinnig lächerlich vor. Ich schaffte es ja nicht einmal auszusprechen, was so klar auf der Hand lag.
>>Meinst du etwa, dass ich und Tanja zusammen sind? <<, fragte Carlisle erstaunt. Als ich hörte, mit welchem Ton er das sagte, kam mir noch lächerlicher vor. Ich versuchte seinem Blick auszuweichen, doch ich spürte ihn auf mir ruhen. Als ich mich noch mehr von Carlisle abwandte, spürte ich seine Hand an meinem Kinn. Er hob mein Gesicht an und zwang mich ihm in die Augen zu sehen.
>>Esme, ich und Tanja sind nicht zusammen. Sie ist nur eine gute Freundin von mir und Edward, und außerdem denke ich, dass sie eher Edward mag. << Er sagte es mit so einer Entschlossenheit, dass man einfach nicht an seinen Worten zweifeln konnte. Als ich merkte wie grotesk er den Gedanken fand, dass er und Tanja zusammen waren, merkte ich, dass ich sogar noch dämlicher sein konnte, als ich mir je gedacht hatte. Na gut, ich wusste, dass Carlisle sehr begehrt war, doch er hätte mir Tanja sicher schon am Anfang als seine Freundin vorgestellt.
>>Oh, das . . . das wusste ich nicht<<, war das einzige was mir einfiel. Die Situation war so peinlich, dass ich am liebsten im Boden versunken wäre. Wieso musste ich auch immer die falschen Schlüsse ziehen?
>>Natürlich nicht, wie solltest du denn auch? Es tut mir leid, dass ich es dir nicht früher erklärt habe. Apropos erklären, ich bin dir noch die ein oder andere Erklärung schuldig<<, gab er zu.
>>Ja, da gibt es so vieles, was ich wissen möchte. Zum Beispiel wie alt du bist<<, stürmte ich aufgeregt los.
>>Moment, Moment, alles zu seiner Zeit. Ich verstehe, dass du vieles wissen möchtest, aber willst du denn gar nicht wissen, von was ich mich ernähre? <<, fragte Carlisle vorsichtig.
>>Nein, nein, das hat mir Edward doch schon längst gesagt . . . <<, sagte ich schnell, doch erst als es zu spät war, merkte ich, dass ich das eigentlich nicht hätte sagen sollen. Ich sah Carlisle vorsichtig an und bemerkte seinen wütenden Gesichtsausdruck.
>>Er hat es dir erzählt? <<, erkundigte sich Carlisle und sprach dabei ganz langsam.
>>Ja, aber nur weil er sich Sorgen um mich gemacht hat! <<, verteidigte ich Edward instinktiv. >>Er wollte dich ganz und gar nicht hintergehen, er wollte nur nicht verschwinden ohne mich aufzuklären! << Ich sah Carlisle flehend an. >>Bitte sei nicht wütend auf ihn! <<
>>Esme, ich finde es ja wirklich toll, dass du dich so für Edward einsetzt, aber er hat einfach eine Grenze überschritten. Er hatte kein Recht dazu dir einfach alles zu erklären. Immerhin kennt er sich selbst noch nicht so gut aus. Er ist ja erst seit drei Jahren bei mir! <<, erklärte Carlisle mir.
>>Ja, ich verstehe dich ja, aber sieh doch wieso er das getan hat. Er hat sich nur Sorgen um mich gemacht! <<
Ich nahm Carlisles Hand und bat ihn mit einem durchdringenden Blick, nicht allzu böse auf Edward zu sein. Natürlich spürte ich wieder das Kribbeln in mir, doch ich hielt mich zurück; jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um über Carlisle her zu fallen.
Auch Carlisle stockte, als er meine Hand auf seiner spürte und sah sofort auf unsere Hände. Er streichelte über meine Finger und schien vollkommen in Gedankenversunken, als er plötzlich wieder zu mir sah. Er schüttelte leicht den Kopf und antwortete dann: >>Das war wirklich sehr nett von Edward, doch es war trotzdem nicht richtig . . . << Er musste sich anscheinend auch zusammenreißen sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
Ich wollte wirklich nicht, dass Carlisle Edward irgendeine Schuld zuwies, also musste ich jetzt große Geschütze ausfahren; ich hoffte inständig, dass mein Plan funktionieren würde. Ich ließ meine Hand zu Carlisles Gesicht gleiten und berührte sanft seine Wange. Carlisles Augen wurden sofort weicher und sahen mich ein wenig begierig an, aber das bildete ich mir sicher nur ein- wahrscheinlich weil ich es mir so sehr wünschte. Ich fuhr seine Wange entlang und sagte dann ganz leise und so zuckersüß wie ich nur konnte: >>Edward wollte nur, dass es mir gut geht. Bitte sei ihm nicht böse. << Dabei klimperte ich mit den Wimpern und machte einen kleinen Schmollmund. Carlisle erwiderte nicht sofort etwas, so wie sonst, sondern sah mich noch ein bisschen an. Ich hielt seinem wundervollen Blick stand und als er endlich wieder zu sich kam und verlegen weg blickte, atmete ich erleichtert auf. Ich hatte es doch wirklich geschafft nicht zu schmelzen und mich auf meine „Beschütze Edward“ - Mission zu konzentrieren. Ich hatte sogar keinen einzigen Schauer durch meinen Körper kommen spüren. Doch dafür kam der jetzt in einem überwältigenden Ausmaß über mich. Ich musste weg schauen, damit ich mich nicht wirklich auf Carlisle schmiss. Wie hatte ich nur dieses Gefühl der Begierde vergessen können? Es war so, als ob er nie weg gewesen war, ich spürte alle meine alten Gefühle für ihn wieder so stark.
>>Ja, ich denke du hast recht! <<, sagte Carlisle schließlich und ich musste ein bisschen lächeln. Nichts ging über die Waffen einer Frau.
Nach einer kurzen Pause sagte er dann: >>Esme, ich will dich wirklich nicht loswerden, aber ich muss jetzt unbedingt nach Hause. Ich würde mich gerne morgen wieder mit dir treffen, wenn dir das passt?! <<
>>Ja natürlich ist mir das recht. Ich würde dich auch sehr gerne morgen treffen! <<, platze ich sofort hervor, ohne auch nur einmal zu überlegen. Carlisle lächelte mich liebevoll an.
>>Na dann freue ich mich schon sehr auf morgen. <<
Carlisle stand auf und reichte mir seine Hand, dann zog er mich zu sich. Nun standen wir verlegen da und wussten nicht, wie wir uns verabschieden sollten. Ich sah beschämt zu Boden und hielt die Hände hinter dem Rücken zusammen. Carlisle räusperte sich wieder und ich sah zu ihm auf. Er hielt mir seine ausgestreckte Hand hin. Zuerst überlegte ich, was er von mir wollte, doch dann ergriff und schüttelte ich sie. Carlisle lächelte mich etwas betreten an und ich spürte, wie mein Gesicht zu glühen anfing.
Als Carlisle sich von mir abwenden wollte, fragte ich ihn noch schnell, wo wir uns treffen wollten.
>>Genau hier, an dieser Bank! <<, war seine Antwort und er schenkte mir einen liebevollen Blick. Er wollte sich wieder umdrehen, doch ich hielt ihn am Arm fest.
>>Moment mal, Edward ist erst seit siebzehn Jahren ein . . . <<, begann ich zögerlich.
Carlisle lächelte mich noch einmal an. >>Alles zu seiner Zeit. <<
Auch ich lächelte und ließ seinen Arm los. Carlisle lächelte noch einmal und drehte sich dann um. Verdammt, jetzt hatte ich die Chance verpasst, mich ihm zu nähern. Dumme Schüchternheit!
Doch plötzlich machte Carlisle kehrt und drückte mich an sich. Ich sah sein Gesicht nicht, als ich an seiner Brust war, doch das war mir nur recht, da er sonst mein hochrotes Gesicht gesehen hätte. Glücklich lächelte ich und drückte ihn an mich.
Nach ein paar Sekunden ließ er mich los, räusperte sich noch einmal verlegen und verabschiedete sich von mir.
Ich sah ihm nach, bis er verschwunden war und setzte mich dann auf die Bank. Jetzt wusste ich eindeutig wieder, was ich an Carlisle Cullen so großartig fand.
Anscheinend musste ich furchtbar aussehen, dann Carlisle sah mich leicht geschockt an und legte mir dann eine Hand auf die Schulter.
>>Esme, das Atmen nicht vergessen! <<, erinnerte er mich und als er sah, dass sich mein Brustkorb daraufhin hob, konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Ich atmete tief ein und aus, da ich merkte, dass ich schon wieder leichte Sternchen vor den Augen sah. Ich wollte etwas sagen, doch ich konnte nicht. Ich sah nur Carlisle und Tanja, sie warf ihm so einen Blick zu, als würde sie wissen wollen, ob ich geisteskrank war. Doch so gerne ich ihr gezeigt hätte, dass ich ein ganz normaler Mensch ohne psychischen Störungen war, ich konnte einfach nicht. Sie war so wunderschön, fast so schön wie Carlisle. Sie war die schönste Frau, die ich je gesehen hatte; in ihrem weißen Kleid sah sie aus wie ein gefallener Engel. Ich schloss die Augen und lehnte mich zurück, damit ich das verarbeiten konnte, was ich vor mir sah. Ich rieb mir die Augen und als ich sie wieder öffnete, war Carlisle ganz nah an meinem Gesicht und Tanja lachte amüsiert im Hintergrund.
>>Esme, geht es dir gut? Irgendwie wirkst du jetzt noch zerbrechlicher als früher, und das mag schon was heißen<<, fragte er mich. Ich dachte, dass er sich über mich lustig machte, doch er meinte es wirklich erst. Denn anstatt zu lachen, wie Tanja, sah er mich wirklich besorgt an.
Ich versuchte etwas zu sagen, doch aus meinem Mund kam nur ein leises Quieken. Sofort wurde ich rot und versuchte mich hinter meiner Hand zu verstecken, während Tanja in schallendes Gelächter ausbrach.
>>Carlisle, ich finde dieses Mädchen zwar wirklich sehr vergnüglich, aber ich sollte jetzt trotzdem zu Edward nach Hause gehen, lass dir ruhig Zeit. Wir reden später noch, okay? <<, sagte sie, als sie sich wieder beruhigt hatte. Sie zwinkerte ihm zu und sah ihm einmal tief in die Augen, dann verschwand sie zur Brücke. Als sie fort war löste sich fast die ganze Anspannung von mir, es war einfach besser, wenn sie nicht da war. Es war einfach eine sehr ungewohnte Situation für mich, immerhin hatte ich Carlisle noch nie mit einer Frau gesehen. Sonst hatte er immer mir gehört, mir alleine. Aber natürlich hatte er vor mir auch schon etliche Frauen gehabt, er war ja ein ausgesprochen attraktiver Mensch beziehungsweise Vampir. Das musste ich einfach realisieren und damit fertig werden.
Carlisle sah Tanja noch ein bisschen nach, dann wandte er sich wieder mir zu und lächelte herzlich. >>Du siehst wundervoll aus Esme, du bist noch schöner als vor siebzehn Monaten! <<
Und sofort wurde ich wieder von ihm in den Bann gezogen. Alleine wie sich seine Stimme anhörte, brachte mich fast zum Schmelzen. Und dann war da noch seine Ausdrucksweise! Bei jedem anderen würde es einfach schrecklich klingen, wenn er anstatt einem halben Jahr siebzehn Monate sagte. Doch so etwas gehörte einfach zu Carlisle, und auch das machte ihn so unwiderstehlich; er war etwas Besonderes, das wussten sogar die Menschen, die nicht in sein Geheimnis eingeweiht waren.
Noch dazu machte er mir ununterbrochen Komplimente- bis auf das mit dem zerbrechlich sein- und er fand das wahrscheinlich auch noch selbstverständlich.
>>Esme? Wenn du nicht mit mir reden willst ist das völlig okay. Ich werde sofort gehen, wenn du das wünscht! <<
Er stand auf und wollte weg gehen, doch ich hielt ihn am Handgelenk fest.
>>Natürlich will ich nicht, dass du gehst! <<
Ich zog ihn wieder zu mir herunter und als ich seine Haut berührte, durchfuhr mich wieder das Kribbeln, das ich immer fühlte, wenn ich Carlisle berührte. Es war viel stärker, als das Kribbeln bei Collin, viel, viel Stärker. Meine Augen schlossen sich von selbst und ich leckte über meine Lippen. Dann biss ich mir auf die Unterlippe, bis ich mich wieder im Griff hatte. Ich öffnete die Augen und sah Carlisle, der geduldig wartete, ganz deutlich vor mir.
>>Ich finde es auch schön dich wieder zu sehen! <<, gab ich zu, als ich mich endlich wieder unter Kontrolle hatte, jedoch zitterte meine Stimme etwas und ich musste mich wirklich beherrschen, ein normales Gespräch mit Carlisle führen zu können.
>>Esme, das brauchst du wirklich nicht sagen, wenn du es nicht so meinst. Ich weiß, dass du Angst vor mir hast. Immerhin habe ich dir erzählt, dass ich ein Vampir bin und . . . <<, begann er verständnisvoll, doch ich wusste nicht, wie er das wirklich ernst meinen konnte. Ich hatte keine Angst vor ihm, alleine, dass er das dachte war seltsam. Okay, ja, am Anfang hatte ich etwas Angst gehabt, aber dann hatte Edward mir doch alles erklärt.
>>Carlisle, ich habe keine Angst vor dir. Es ist nur etwas ungewohnt für mich, doch ich habe keine Angst vor dir. <<
>>Esme, jetzt erzähl mir doch nicht solche . . . <<
>>Hey, stopp! Glaub mir doch, ich sage wirklich die Wahrheit! <<
Ich sah ihm tief in die Augen, ich versuchte so sicher wie möglich zu klingen, um ihn zu überzeugen.
>>Meinst du das wirklich ernst? <<, fragte Carlisle noch etwas unsicher, doch als ich entschlossen nickte sah ich ein strahlendes Lächeln seine Lippen überkommen. Vor lauter Freude nahm er meine Hände in seine, doch dann sahen wir uns beide gleichzeitig. Als ich Carlisles verzeihenden Gesichtsausdruck sah, wurde ich sofort rot. Auch Carlisle sah verlegen aus und ließ meine Hände los. Er räusperte sich kurz und sagte dann: >>Wie geht es dir und Collin denn? Ich habe gehört, dass ihr eine Villa hier gekauft habt! <<
Ich ging nur allzu gerne auf den Themenwechsel ein.
>>Ähm, es geht uns gut danke. Und wie geht es dir, Edward und . . . und Tanja? << Beim letzten Namen versuchte ich extra freundlich zu klingen, doch irgendwie schaffte ich es nicht.
>>Mir und Edward geht es wirklich sehr gut, aber wieso erkundigst du dich über Tanjas Wohlbefinden? <<
>>Na ja, ich dachte, weil du und sie hier gemeinsam wart und ihr irgendwie so toll zusammen ausschaut, dachte ich . . . <<, stammelte ich und versuchte nicht allzu lächerlich zu klingen, doch ich kam mir irrsinnig lächerlich vor. Ich schaffte es ja nicht einmal auszusprechen, was so klar auf der Hand lag.
>>Meinst du etwa, dass ich und Tanja zusammen sind? <<, fragte Carlisle erstaunt. Als ich hörte, mit welchem Ton er das sagte, kam mir noch lächerlicher vor. Ich versuchte seinem Blick auszuweichen, doch ich spürte ihn auf mir ruhen. Als ich mich noch mehr von Carlisle abwandte, spürte ich seine Hand an meinem Kinn. Er hob mein Gesicht an und zwang mich ihm in die Augen zu sehen.
>>Esme, ich und Tanja sind nicht zusammen. Sie ist nur eine gute Freundin von mir und Edward, und außerdem denke ich, dass sie eher Edward mag. << Er sagte es mit so einer Entschlossenheit, dass man einfach nicht an seinen Worten zweifeln konnte. Als ich merkte wie grotesk er den Gedanken fand, dass er und Tanja zusammen waren, merkte ich, dass ich sogar noch dämlicher sein konnte, als ich mir je gedacht hatte. Na gut, ich wusste, dass Carlisle sehr begehrt war, doch er hätte mir Tanja sicher schon am Anfang als seine Freundin vorgestellt.
>>Oh, das . . . das wusste ich nicht<<, war das einzige was mir einfiel. Die Situation war so peinlich, dass ich am liebsten im Boden versunken wäre. Wieso musste ich auch immer die falschen Schlüsse ziehen?
>>Natürlich nicht, wie solltest du denn auch? Es tut mir leid, dass ich es dir nicht früher erklärt habe. Apropos erklären, ich bin dir noch die ein oder andere Erklärung schuldig<<, gab er zu.
>>Ja, da gibt es so vieles, was ich wissen möchte. Zum Beispiel wie alt du bist<<, stürmte ich aufgeregt los.
>>Moment, Moment, alles zu seiner Zeit. Ich verstehe, dass du vieles wissen möchtest, aber willst du denn gar nicht wissen, von was ich mich ernähre? <<, fragte Carlisle vorsichtig.
>>Nein, nein, das hat mir Edward doch schon längst gesagt . . . <<, sagte ich schnell, doch erst als es zu spät war, merkte ich, dass ich das eigentlich nicht hätte sagen sollen. Ich sah Carlisle vorsichtig an und bemerkte seinen wütenden Gesichtsausdruck.
>>Er hat es dir erzählt? <<, erkundigte sich Carlisle und sprach dabei ganz langsam.
>>Ja, aber nur weil er sich Sorgen um mich gemacht hat! <<, verteidigte ich Edward instinktiv. >>Er wollte dich ganz und gar nicht hintergehen, er wollte nur nicht verschwinden ohne mich aufzuklären! << Ich sah Carlisle flehend an. >>Bitte sei nicht wütend auf ihn! <<
>>Esme, ich finde es ja wirklich toll, dass du dich so für Edward einsetzt, aber er hat einfach eine Grenze überschritten. Er hatte kein Recht dazu dir einfach alles zu erklären. Immerhin kennt er sich selbst noch nicht so gut aus. Er ist ja erst seit drei Jahren bei mir! <<, erklärte Carlisle mir.
>>Ja, ich verstehe dich ja, aber sieh doch wieso er das getan hat. Er hat sich nur Sorgen um mich gemacht! <<
Ich nahm Carlisles Hand und bat ihn mit einem durchdringenden Blick, nicht allzu böse auf Edward zu sein. Natürlich spürte ich wieder das Kribbeln in mir, doch ich hielt mich zurück; jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um über Carlisle her zu fallen.
Auch Carlisle stockte, als er meine Hand auf seiner spürte und sah sofort auf unsere Hände. Er streichelte über meine Finger und schien vollkommen in Gedankenversunken, als er plötzlich wieder zu mir sah. Er schüttelte leicht den Kopf und antwortete dann: >>Das war wirklich sehr nett von Edward, doch es war trotzdem nicht richtig . . . << Er musste sich anscheinend auch zusammenreißen sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
Ich wollte wirklich nicht, dass Carlisle Edward irgendeine Schuld zuwies, also musste ich jetzt große Geschütze ausfahren; ich hoffte inständig, dass mein Plan funktionieren würde. Ich ließ meine Hand zu Carlisles Gesicht gleiten und berührte sanft seine Wange. Carlisles Augen wurden sofort weicher und sahen mich ein wenig begierig an, aber das bildete ich mir sicher nur ein- wahrscheinlich weil ich es mir so sehr wünschte. Ich fuhr seine Wange entlang und sagte dann ganz leise und so zuckersüß wie ich nur konnte: >>Edward wollte nur, dass es mir gut geht. Bitte sei ihm nicht böse. << Dabei klimperte ich mit den Wimpern und machte einen kleinen Schmollmund. Carlisle erwiderte nicht sofort etwas, so wie sonst, sondern sah mich noch ein bisschen an. Ich hielt seinem wundervollen Blick stand und als er endlich wieder zu sich kam und verlegen weg blickte, atmete ich erleichtert auf. Ich hatte es doch wirklich geschafft nicht zu schmelzen und mich auf meine „Beschütze Edward“ - Mission zu konzentrieren. Ich hatte sogar keinen einzigen Schauer durch meinen Körper kommen spüren. Doch dafür kam der jetzt in einem überwältigenden Ausmaß über mich. Ich musste weg schauen, damit ich mich nicht wirklich auf Carlisle schmiss. Wie hatte ich nur dieses Gefühl der Begierde vergessen können? Es war so, als ob er nie weg gewesen war, ich spürte alle meine alten Gefühle für ihn wieder so stark.
>>Ja, ich denke du hast recht! <<, sagte Carlisle schließlich und ich musste ein bisschen lächeln. Nichts ging über die Waffen einer Frau.
Nach einer kurzen Pause sagte er dann: >>Esme, ich will dich wirklich nicht loswerden, aber ich muss jetzt unbedingt nach Hause. Ich würde mich gerne morgen wieder mit dir treffen, wenn dir das passt?! <<
>>Ja natürlich ist mir das recht. Ich würde dich auch sehr gerne morgen treffen! <<, platze ich sofort hervor, ohne auch nur einmal zu überlegen. Carlisle lächelte mich liebevoll an.
>>Na dann freue ich mich schon sehr auf morgen. <<
Carlisle stand auf und reichte mir seine Hand, dann zog er mich zu sich. Nun standen wir verlegen da und wussten nicht, wie wir uns verabschieden sollten. Ich sah beschämt zu Boden und hielt die Hände hinter dem Rücken zusammen. Carlisle räusperte sich wieder und ich sah zu ihm auf. Er hielt mir seine ausgestreckte Hand hin. Zuerst überlegte ich, was er von mir wollte, doch dann ergriff und schüttelte ich sie. Carlisle lächelte mich etwas betreten an und ich spürte, wie mein Gesicht zu glühen anfing.
Als Carlisle sich von mir abwenden wollte, fragte ich ihn noch schnell, wo wir uns treffen wollten.
>>Genau hier, an dieser Bank! <<, war seine Antwort und er schenkte mir einen liebevollen Blick. Er wollte sich wieder umdrehen, doch ich hielt ihn am Arm fest.
>>Moment mal, Edward ist erst seit siebzehn Jahren ein . . . <<, begann ich zögerlich.
Carlisle lächelte mich noch einmal an. >>Alles zu seiner Zeit. <<
Auch ich lächelte und ließ seinen Arm los. Carlisle lächelte noch einmal und drehte sich dann um. Verdammt, jetzt hatte ich die Chance verpasst, mich ihm zu nähern. Dumme Schüchternheit!
Doch plötzlich machte Carlisle kehrt und drückte mich an sich. Ich sah sein Gesicht nicht, als ich an seiner Brust war, doch das war mir nur recht, da er sonst mein hochrotes Gesicht gesehen hätte. Glücklich lächelte ich und drückte ihn an mich.
Nach ein paar Sekunden ließ er mich los, räusperte sich noch einmal verlegen und verabschiedete sich von mir.
Ich sah ihm nach, bis er verschwunden war und setzte mich dann auf die Bank. Jetzt wusste ich eindeutig wieder, was ich an Carlisle Cullen so großartig fand.
Zuletzt von Peter_Facinelli<3 am So 20 Sep 2009, 17:49 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
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Kapitel 36: Endlich!
36.: Endlich!
Ich starrte Carlisle noch lange nach und träumte vor mich hin. Wie hatte ich nur das atemberaubende Gefühl vergessen können, das ich immer spürte wenn Carlisle in meiner Nähe war. Ich sah sein strahlendes Gesicht vor mir und fühlte so viel Glück wie schon lange nicht mehr, doch dann verschwand dieses Glück schlagartig.
Ich stand langsam auf und versuchte ein paar Schritte zu gehen, doch um mich herum drehte sich erneut alles und ich musste mich wieder hinsetzten. Ich griff mir an meinen schmerzenden Kopf und verzog mein Gesicht. Wieso hatte ich denn so starke Kopfschmerzen? Es hatte angefangen seitdem Carlisle verschwunden war. Wenn er bei mir war vergaß ich einfach alles andere auf dieser Welt; die Zeit und auch alle anderen Gefühle, die man empfinden konnte. Wahrscheinlich hatten die Kopfschmerzen angefangen, weil ich mich wieder auf andere Sachen konzentrierte, als nur auf Carlisle. Zwar machte mich dieser Mann ganz Wirr, doch er war auch das was ich am allermeisten brauchte.
Ich atmete ein paar Mal kräftig durch, hielt mich vorsichtshalber an der Armlehne der Bank an und stand dann vorsichtig auf. Glücklicherweise ging es diesmal schon besser und ich konnte das Gleichgewicht halten. Ich ging langsam in die Richtung aus der ich vorhin gekommen war.
Die Gleichgewichtsstörungen waren bestimmt eine Nachreaktion meines Körpers auf Carlisles Erscheinen. Ich lächelte, als ich an ihn dachte, doch dann verschwand das Glücksgefühl wieder.
Ich wusste, dass Carlisle nicht mit mir zusammen sein wollte, oder er bildete sich ein es nicht zu wollen. Na gut, ich verstand, dass er meine Ehe nicht ruinieren wollte, doch ich hatte diese Ehe sowieso nie als richtig empfunden. Aber ich wollte Collin nicht wehtun, denn er war wirklich immer sehr lieb zu mir. Gestern Abend waren Collin und ich noch so glücklich gewesen, doch heute war Carlisle aufgetaucht und alles hatte sich verändert. Ich konnte mir nicht einmal mehr vorstellen, wie ich Collin jemals anziehend finden konnte. Iiiih ! Im Vergleich zu Carlisle war er so grob. Es war als wäre Carlisle ein niedlicher Golden Red River Welpe und Collin eine sabbernde Dogge mit blutunterlaufenen Augen. Mal ganz ehrlich, wer würde so eine sabbernde Dogge einem süßen, bezaubernden Golden Red River Welpen vorziehen?
Jedenfalls war es unmöglich für mich und Carlisle zusammen zu sein, so gerne ich es auch wollte. Ich würde Collin sofort für Carlisle verlassen, auch wenn ich ihm damit das Herz brechen, den Namen meiner Familie in den Dreck ziehem und alle enttäuschen würde. Solange ich bei Carlisle sein konnte war mir alles andere vollkommen egal. Doch ich wusste, dass Carlisle das niemals zulassen würde. Er würde sich lieber von mir fernhalten, als dass ich alles für ihn aufgeben könnte. Wieso konnte er nicht verstehen, dass ich nur ihn zum Leben brauchte?
Und ich wusste ja nicht einmal, ob er mich wirklich nach so langer Zeit noch haben wollte. Na gut, ich hatte vorhin so eine Spannung zwischen uns gespürt, aber vielleicht hatte ich mir das auch nur eingebildet.
Mittlerweile war ich schon wieder fast bei meinem Haus. Ich hörte Leonard schon von weitem Schnarchen und musste, trotz der schwierigen Lage für mich und Carlisle, kichern.
Doch ich wurde sofort wieder ernst. Wieso hatte ich Carlisle wieder sehen müssen? Es war gerade so schön mit Collin gewesen, auch wenn das nun unvorstellbar war, und ich war langsam über Carlisle hinweggekommen. Es war als wollte mir mein Schicksal einfach kein Glück gönnen. Zuerst war ich so glücklich mit Carlisle gewesen, doch dieser war natürlich ein Vampir! Dann musste ich Collin heiraten und Carlisle verließ mich. Und gerade als ich mir mit Collin eine Zukunft vorstellen konnte, tauchte Carlisle wieder auf und nun litt ich wieder von neuem. Wieso musste ich auch andauernd an Carlisle denken? Ich sah ihn vor mir und sofort verkrampfte sich etwas in meiner Brust und es stach so heftig, dass mir die Augen tränten. In diesen eineinhalb Jahren hatten sich meine Gefühle für Carlisle kein bisschen geändert, und das nervte mich etwas. Ja okay, ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich überhaupt lieben durfte, doch irgendwann war es doch genug, oder? Immer wenn ich dachte, dass ich schon mehr Liebe als ich konnte für Carlisle empfinden würde, zeigte mir mein Herz, dass ich ihn immer noch ein bisschen mehr lieben konnte; noch ein bisschen verzweifelter, als ich es eh schon tat. Langsam wurde ich richtig wütend auf Carlisle, was bildete er sich ein, dass er sich einfach so in mein Leben schleichen konnte? Konnte er sich nicht denken, dass es vielleicht leichter für mich wäre, wenn er sich nicht andauernd in mein Leben drängte, mich von ihm abhängig machte, und dann wieder fallen ließ?
Ich bemerkte, wie ich immer wütender wurde und war froh, dass ich endlich mal wieder etwas anderes als verzweifelte Liebe für ihn empfinden konnte, als ich sein Gesicht wieder vor mir sah. Eigentlich war er nicht einmal so toll. Er hatte normal blonde Haare, sie waren nichts besonderes, und seine Gesichtsform war auch nicht besonders toll. Eigentlich war sein gesamtes Gesicht ziemlich normal und sein Körper könnte noch viel durchtrainierter sein.
Je mehr ich mich hineinsteigerte, desto mehr glaubte ich mir selber nicht. Ich wusste, dass alles was ich dachte Schwachsinn war, doch ich versuchte dieses tolle Gefühl der Wut noch ein bisschen länger zu spüren. Doch als ich einfach nicht noch unrealere Dinge von ihm denken konnte, sah ich wieder alles mit klarem Blick. Ich sah seine wunderschön goldblonden Haare, wie sie glitzerten, wenn die Sonne auf die einzelnen Strähnen fiel. Ich sah sein perfektes Gesicht, welches so feine Gesichtszüge vorwies, dass es einfach nicht menschlich sein konnte. Dann war da noch sein makelloser Körper, den ich schon öfters halbnackt sehen durfte. Alleine beim Gedanken an ihn, wollte ich mich auf Carlisle stürzen.
Ach verdammt, ich schaffte es einfach nicht, ihn irgendwie aus meinen Gedanken zu bekommen.
Als ich an der Villa ankam und an Collin dachte, musste ich die Augen verdrehen. Wie hatte ich Carlisle nur jemals vergessen und Collin begehrenswert finden können? Das fragte ich mich immer wieder und ich wusste auch, dass ich mir diese Frage noch einige Male stellen würde.
Natürlich hatte ich auch die Zeit vergessen, als ich mit Carlisle zusammen gewesen war, also war es schon Abend, als ich die Villa betrat. Ich betete, dass Collin noch nicht zu Hause war, doch wie schon gesagt, mein Schicksal gewehrte mir einfach kein Glück. Also war das erste, das ich sah als ich das Schlafzimmer betrat, Collin. Er saß mit verschränkten Armen auf der Couch am Fenster und sah mich ärgerlich an.
»Wo bist du gewesen? «, fragte er mich seelenruhig, doch ich wusste, dass diese Erscheinung nur äußerlich war.
Uuuuh, verdammt, ich hatte ihm doch versprochen nicht ohne ihn in die Stadt zu gehen.
»Ähm, würdest du mir glauben, wenn ich dir sagen würde, dass mich zwei Banditen gekidnappt und dann gemerkt haben, dass ich zu viel rede und mich deswegen gerade eben wieder hier abgesetzt haben? «
Ich lächelte unschuldig, doch ich wusste, dass Collin ernsthaft böse war.
»Natürlich, und ich würde dir auch glauben, dass sich Bilder irgendwann bewegen können! «
Ich sah ihm nicht in die Augen, weil ich gemerkt hatte, dass er etwas lauter geworden war. Irgendwann sollte ich mir solche Antworten abgewöhnen, dass machte alles nur noch schlimmer.
»Es tut mir leid Collin, ich musste einfach raus. Ich brauchte frische Luft! Es tut mir wirklich leid, ich wollte dich keinesfalls hintergehen, noch dich verletzen! « Ich ging demütig auf ihn zu und nahm seine großen Hände in meine.
»Esme . . . «, begann er leise: » ich weiß, dass man dir nichts vorschreiben kann. Du setzt einfach deinen eigenen Kopf durch, das war schon immer so. Mir tut es leid! «
Sanft streichelte er mir übers Haar und drückte mich dann an sich.
Okay, das war besser gelaufen, als ich erwartet hatte.
»Ähm, meinst du das ernst? «, fragte ich ihn ungläubig und schielte vorsichtig zu ihm hinauf.
»Ja, natürlich! «
Collin sah mich liebevoll an und gab mir dann einen Kuss auf die Stirn. » Ich lege mich jetzt hin, es war ein anstrengender Tag. «
Er drückte mich noch einmal an sich und ging dann zu Bett. Ich blieb noch etwas im Raum stehen, bis ich merkte, dass Collin schon eingeschlafen war, ehe ich mich zu ihm legte. Beim Einschlafen konnte ich nur an den morgigen Tag denken. Ich würde Carlisle wieder sehen; ein Tag nur mit ihm und mir. Ohne dieser dummen, wunderschönen Tanja.
Am nächsten Morgen erwachte ich, als die ersten Sonnenstrahlen mein Gesicht berührten. Sofort klopfte mein Herz wie wild und ich setzte mich freudig auf.
Collin war schon zur Arbeit gegangen, was mir sehr recht war. Hätte ich ihn jetzt sehen müssen, hätte ich nicht tanzend durch die Villa laufen können, ohne mich rechtfertigen zu müssen.
Ich machte mich in Windeseile fertig und hopste aus dem Haus. Leonard stand wieder bei seinen Pferden draußen und lachte vergnügt, als er sah wie glücklich ich war. Auch ich lächelte glücklich; ich konnte mich einfach nicht zurückhalten und eigentlich wollte ich es auch gar nicht.
Ich ging die Straßen entlang und freute mich auf die nächste Zeit, die ich ganz alleine mit Carlisle verbringen durfte. Doch dann fiel mir ein, dass wir uns gar keine Uhrzeit ausgemacht hatten. Ich versuchte die Unruhe auszublenden, die sich bei dem Gedanken Carlisle erst später sehen zu dürfen in mir ausbreitete. Ich sah den Park zwar schon, doch trotzdem wusste ich nicht, ob mich mein Gefühl, das mir sagte, dass Carlisle schon längst da war, täuschte.
Ich hoffte es natürlich, doch auch wenn er noch nicht da sein würde, würde ich nicht umdrehen und nach Hause gehen. Ich würde auf der Parkbank warten, egal was sein würde! Ich würde auf ihn warten!
Ich beeilte mich sehr, um schnell im Park zu sein. Von meiner anfänglichen Freude war nichts mehr übrig, ich wollte nur mehr wissen, ob Carlisle schon da war.
Mit verkrampftem Gesicht betrat ich den Park und mein Blick huschte sofort zu der Bank, auf der ich gestern mit Carlisle gesessen hatte. Ich sah das grüne Gras und die Bäume, dann erblickte ich die Holzbank, und dann sah ich den wundervollsten Mann, den ich mir vorstellen konnte. Er stand ruhig bei der Bank und sah sich im Park um. Sofort als ich ihn sah breitete sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht aus, das spürte ich. Eigentlich war es mir ein wenig peinlich, dass ich so strahlend auf ihn zuging, doch ich konnte es nicht unterdrücken, ich war einfach so glücklich!
Als Carlisle mich sah, lächelte auch er froh und sah mich an. Sein Blick machte mich wahnsinnig, ich wollte ihn einfach nur spüren.
Als ich bei ihm ankam, sagte ich sofort: »Du bist ja schon da! «
Carlisle schmunzelte und entgegnete dann: »Hattest du etwa Angst, dass ich nicht komme? «
Ich spürte, wie mein Gesicht rot anlief, weil er es sofort bemerkt hatte.
»Ein bisschen vielleicht! «, gab ich zu und lächelte ihn schüchtern an.
»Ich wäre sogar gekommen, wenn die Welt untergegangen wäre! «
Mein Herz pochte wie wild und ich sah zu Boden. Hätte ich ihm jetzt in die Augen gesehen, wäre ich auf der Stelle geschmolzen. Carlisle merkte natürlich, dass ich ihn nicht ansah und dachte anscheinend, dass ich ihm nicht glaubte. »Esme, das ist mein Ernst. Nichts würde ich lieber tun, als jetzt hier mit dir zu sein. «
Ich spürte, wie sich seine Hand langsam meiner näherte und sie dann zögerlich ergriff. Ich erwiderte seine Berührung ohne nachzudenken, es war als ob sie dafür gemacht worden war, Carlisles Hände zu halten. Ich spürte sofort den Rausch des Glücks, der meine Sinne benebelte. Das einzige, das ich wahrnahm war Carlisle. Ich fühlte Carlisle. Ich hörte Carlisle. Ich roch und schmeckte ihn. Und ich sah ihn sah ihn. Er war überall. Außerhalb und innerhalb.
»Esme, alles okay? «, fragte Carlisle vorsichtig, bückte sich und sah mir so ins Gesicht. Ich atmete seinen berauschenden Duft ein, ehe ich antwortete: » Ja, alles in Ordnung! « Mehr konnte ich einfach nicht sagen. Was hätte ich denn auch sagen sollen? Hey Carlisle, ich inhaliere dich nur kurz, kein Grund Panik vor mir zu bekommen. Ich bin ein ganz normaler Mensch, der kein bisschen abhängig von dir ist, hey, wieso rennst du denn weg?
Ich beendete meinen kleinen, innerlichen Dialog mit dem Carlisle aus meiner Fantasie, der sich gerade aus dem Staub machte.
Ich wandte mich dem Carlisle aus der Realität zu, der geduldig vor mir stand und meine Hände fest hielt. Ich musste zu ihm aufblicken, damit ich ihn ansehen konnte. »Carlisle, was machen wir denn heute? «, fragte ich ihn nervös. Ich wollte heute so viel wie möglich über ihn erfahren und nicht wieder irgendwelche oberflächlichen Dinge machen, die Menschen sonst so taten.
Carlisle sah ich mich lächelnd an und zog mich an der Hand weiter. »Ich dachte mir, wir gehen ein bisschen spazieren, aber wenn du willst, können wir auch wieder auf die Lichtung gehen, auf der wir gegessen haben, als wir letztens in Seattle waren, wenn du dich erinnerst. «
»Ist das dein Ernst? Natürlich kann ich mich erinnern, sogar noch ganz genau«, gab ich leise zu und folgte ihm aus dem Park.
»Ich kann mich auch noch sehr genau erinnern, ich kann mich sogar an alles erinnern, eingeschlossen deinem vergnügten Blick, den du hattest, als du mich so furchtbar gequält hast. Ich meine, niemand quält einen Mann indem man sich vor ihm auszieht und ihn küsst«, erklärte Carlisle lachen und brach somit das letzte Eis. Auch ich lachte und erinnerte mich an das Gefühl der Macht, das ich so sehr genossen hatte.
»Also, wohin willst du? «, fragte Carlisle nach einer Weile und sah mich gespannt an.
»Ganz eindeutig auf die kleine Wiese! «
Ich grinste ihn an und er schüttelte den Kopf.
»Was denn sonst? Es hätte mir klar sein müssen, dass du keine normalen Sachen mit mir machen willst! «
Als er das sagte, wusste ich sofort worauf er hinaus wollte. Ich durfte das erste Mal mit ihm fliegen und dabei die Augen offen lassen.
Sofort strahlte ich noch mehr und sah ihn erwartungsvoll an. »Ich darf mit dir fliegen?! Ich darf wirklich mit dir fliegen? Ja, ich darf mit dir fliegen! «
Carlisle lachte kurz auf und antwortete dann: »Wahrscheinlich wirst du sowieso enttäuscht sein, weil du es dir viel besser vorstellst, als es eigentlich ist! «
Jetzt zog ich an seiner Hand und ging in den Wald, der an die Stadt grenzte.
»Nein, das glaube ich nicht! Komm schon, mach endlich, ich will mit dir fliegen! «, erklärte ich Carlisle ungeduldig und zog noch heftiger an seine Hand. Ich rannte nach vorne und lachte glücklich. Carlisle ließ meine Hand los, ich lief noch ein paar Schritte nach vorne und drehte mich dann zu ihm um. Ich breitete die Arme aus und wartete, dass er mich hoch hob. Doch anstatt mich zu nehmen und los zu fliegen, kam Carlisle zögerlich auf mich zu. »Findest du es wirklich in Ordnung, wenn ich dich so hoch nehme? Immerhin wird dein Ehemann sehr eifersüchtig, wenn er das erfährt! «
»Ach bitte, von wem wird Collin das denn erfahren? Von mir sicher nicht, von dir? «, fragte ich ihn neckisch.
»Ganz bestimmt nicht! «, lachte Carlisle und kam näher zu mir. Dann wurde er wieder ernst und fragte mich noch einmal: »Findest du es wirklich okay? Ich meine, ist es okay für dich? «
Ich wusste worauf er hinaus wollte. Nun wusste ich, dass Carlisle nicht davon ausging, dass wir noch einmal zusammenkommen würden. Er wollte nicht, dass es für mich wieder unerträglich war, wenn wir uns verabschiedeten, ohne uns zu küssen. Er wollte nur, dass ich mich wohl mit ihm fühlte.
Ich musste ernsthaft nachdenken, doch ich wollte auf jeden Fall mit Carlisle fliegen und deswegen nickte ich zaghaft, versuchte aber so überzeugt wie möglich zu wirken. Carlisle sah mich skeptisch an, doch dann nickte auch er und kam noch näher zu mir. Er ging in die Knie und legte vorsichtig eine Hand in meine Kniekehlen und eine Hand auf meinen Rücken. Dann festigte er seinen Griff sanft und nahm mich zärtlich auf seine Arme. Ich legte automatisch meine Hand in seinen Nacken und als Carlisle aufrecht stand, wollte er etwas sagen und drehte sein Gesicht zu meinem, doch er hatte nicht erwartet, dass wir uns so nah waren. Das erkannte ich daran, dass er kein Wort herausbrachte und mich ansah. Wir starrten uns gegenseitig in die Augen und ich spürte wieder eine Welle durch meinen Körper fluten. Carlisles Gesicht war vielleicht zehn Zentimeter von meinem entfernt und ich roch seinen Geruch so intensiv, dass mir wieder etwas schwindelig wurde. Ich biss mir auf die Unterlippe, konnte aber meinen Blick nicht von seinem abwenden. Ich merkte, wie die Luft um uns herum knisterte, und dann, dass Carlisle immer näher zu meinem Gesicht kam. Ich spürte, wie der Wind durch meine Haare fuhr, ehe sich unsere Nasenspitzen berührten. Ich schloss erwartungsvoll meine Augen und wartete auf den lang ersehnten Kuss, doch dann riss die flimmernde Luft. Ich merkte zwar, wie Carlisle näher auf mich zukam, doch dann wandte er den Kopf ab und atmete einmal die kühle Luft ein. Ich öffnete die Augen und sah, dass sich die Umgebung verändert hatte.
»Wir sind da! «, flüsterte Carlisle abwesend, ehe er mich absetzte und ein paar Schritte von mir wich.
Als ich bemerkte, dass er einfach geflogen war und ich es nicht mitbekommen hatte, war ich frustriert. Ich hatte mich doch schon so darauf gefreut und dann flog Carlisle einfach so los, als er wusste, dass ich nicht aufpassen konnte.
»Hey, das war gemein! «, regte ich mich auf und sah Carlisle so böse wie möglich an. Dieser lächelte aber nur und meinte: »Tja, du hättest nur besser aufpassen müssen! «
»Ah! «, machte ich empört, doch ich konnte einfach nicht böse auf ihn sein.
Ich starrte Carlisle noch lange nach und träumte vor mich hin. Wie hatte ich nur das atemberaubende Gefühl vergessen können, das ich immer spürte wenn Carlisle in meiner Nähe war. Ich sah sein strahlendes Gesicht vor mir und fühlte so viel Glück wie schon lange nicht mehr, doch dann verschwand dieses Glück schlagartig.
Ich stand langsam auf und versuchte ein paar Schritte zu gehen, doch um mich herum drehte sich erneut alles und ich musste mich wieder hinsetzten. Ich griff mir an meinen schmerzenden Kopf und verzog mein Gesicht. Wieso hatte ich denn so starke Kopfschmerzen? Es hatte angefangen seitdem Carlisle verschwunden war. Wenn er bei mir war vergaß ich einfach alles andere auf dieser Welt; die Zeit und auch alle anderen Gefühle, die man empfinden konnte. Wahrscheinlich hatten die Kopfschmerzen angefangen, weil ich mich wieder auf andere Sachen konzentrierte, als nur auf Carlisle. Zwar machte mich dieser Mann ganz Wirr, doch er war auch das was ich am allermeisten brauchte.
Ich atmete ein paar Mal kräftig durch, hielt mich vorsichtshalber an der Armlehne der Bank an und stand dann vorsichtig auf. Glücklicherweise ging es diesmal schon besser und ich konnte das Gleichgewicht halten. Ich ging langsam in die Richtung aus der ich vorhin gekommen war.
Die Gleichgewichtsstörungen waren bestimmt eine Nachreaktion meines Körpers auf Carlisles Erscheinen. Ich lächelte, als ich an ihn dachte, doch dann verschwand das Glücksgefühl wieder.
Ich wusste, dass Carlisle nicht mit mir zusammen sein wollte, oder er bildete sich ein es nicht zu wollen. Na gut, ich verstand, dass er meine Ehe nicht ruinieren wollte, doch ich hatte diese Ehe sowieso nie als richtig empfunden. Aber ich wollte Collin nicht wehtun, denn er war wirklich immer sehr lieb zu mir. Gestern Abend waren Collin und ich noch so glücklich gewesen, doch heute war Carlisle aufgetaucht und alles hatte sich verändert. Ich konnte mir nicht einmal mehr vorstellen, wie ich Collin jemals anziehend finden konnte. Iiiih ! Im Vergleich zu Carlisle war er so grob. Es war als wäre Carlisle ein niedlicher Golden Red River Welpe und Collin eine sabbernde Dogge mit blutunterlaufenen Augen. Mal ganz ehrlich, wer würde so eine sabbernde Dogge einem süßen, bezaubernden Golden Red River Welpen vorziehen?
Jedenfalls war es unmöglich für mich und Carlisle zusammen zu sein, so gerne ich es auch wollte. Ich würde Collin sofort für Carlisle verlassen, auch wenn ich ihm damit das Herz brechen, den Namen meiner Familie in den Dreck ziehem und alle enttäuschen würde. Solange ich bei Carlisle sein konnte war mir alles andere vollkommen egal. Doch ich wusste, dass Carlisle das niemals zulassen würde. Er würde sich lieber von mir fernhalten, als dass ich alles für ihn aufgeben könnte. Wieso konnte er nicht verstehen, dass ich nur ihn zum Leben brauchte?
Und ich wusste ja nicht einmal, ob er mich wirklich nach so langer Zeit noch haben wollte. Na gut, ich hatte vorhin so eine Spannung zwischen uns gespürt, aber vielleicht hatte ich mir das auch nur eingebildet.
Mittlerweile war ich schon wieder fast bei meinem Haus. Ich hörte Leonard schon von weitem Schnarchen und musste, trotz der schwierigen Lage für mich und Carlisle, kichern.
Doch ich wurde sofort wieder ernst. Wieso hatte ich Carlisle wieder sehen müssen? Es war gerade so schön mit Collin gewesen, auch wenn das nun unvorstellbar war, und ich war langsam über Carlisle hinweggekommen. Es war als wollte mir mein Schicksal einfach kein Glück gönnen. Zuerst war ich so glücklich mit Carlisle gewesen, doch dieser war natürlich ein Vampir! Dann musste ich Collin heiraten und Carlisle verließ mich. Und gerade als ich mir mit Collin eine Zukunft vorstellen konnte, tauchte Carlisle wieder auf und nun litt ich wieder von neuem. Wieso musste ich auch andauernd an Carlisle denken? Ich sah ihn vor mir und sofort verkrampfte sich etwas in meiner Brust und es stach so heftig, dass mir die Augen tränten. In diesen eineinhalb Jahren hatten sich meine Gefühle für Carlisle kein bisschen geändert, und das nervte mich etwas. Ja okay, ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich überhaupt lieben durfte, doch irgendwann war es doch genug, oder? Immer wenn ich dachte, dass ich schon mehr Liebe als ich konnte für Carlisle empfinden würde, zeigte mir mein Herz, dass ich ihn immer noch ein bisschen mehr lieben konnte; noch ein bisschen verzweifelter, als ich es eh schon tat. Langsam wurde ich richtig wütend auf Carlisle, was bildete er sich ein, dass er sich einfach so in mein Leben schleichen konnte? Konnte er sich nicht denken, dass es vielleicht leichter für mich wäre, wenn er sich nicht andauernd in mein Leben drängte, mich von ihm abhängig machte, und dann wieder fallen ließ?
Ich bemerkte, wie ich immer wütender wurde und war froh, dass ich endlich mal wieder etwas anderes als verzweifelte Liebe für ihn empfinden konnte, als ich sein Gesicht wieder vor mir sah. Eigentlich war er nicht einmal so toll. Er hatte normal blonde Haare, sie waren nichts besonderes, und seine Gesichtsform war auch nicht besonders toll. Eigentlich war sein gesamtes Gesicht ziemlich normal und sein Körper könnte noch viel durchtrainierter sein.
Je mehr ich mich hineinsteigerte, desto mehr glaubte ich mir selber nicht. Ich wusste, dass alles was ich dachte Schwachsinn war, doch ich versuchte dieses tolle Gefühl der Wut noch ein bisschen länger zu spüren. Doch als ich einfach nicht noch unrealere Dinge von ihm denken konnte, sah ich wieder alles mit klarem Blick. Ich sah seine wunderschön goldblonden Haare, wie sie glitzerten, wenn die Sonne auf die einzelnen Strähnen fiel. Ich sah sein perfektes Gesicht, welches so feine Gesichtszüge vorwies, dass es einfach nicht menschlich sein konnte. Dann war da noch sein makelloser Körper, den ich schon öfters halbnackt sehen durfte. Alleine beim Gedanken an ihn, wollte ich mich auf Carlisle stürzen.
Ach verdammt, ich schaffte es einfach nicht, ihn irgendwie aus meinen Gedanken zu bekommen.
Als ich an der Villa ankam und an Collin dachte, musste ich die Augen verdrehen. Wie hatte ich Carlisle nur jemals vergessen und Collin begehrenswert finden können? Das fragte ich mich immer wieder und ich wusste auch, dass ich mir diese Frage noch einige Male stellen würde.
Natürlich hatte ich auch die Zeit vergessen, als ich mit Carlisle zusammen gewesen war, also war es schon Abend, als ich die Villa betrat. Ich betete, dass Collin noch nicht zu Hause war, doch wie schon gesagt, mein Schicksal gewehrte mir einfach kein Glück. Also war das erste, das ich sah als ich das Schlafzimmer betrat, Collin. Er saß mit verschränkten Armen auf der Couch am Fenster und sah mich ärgerlich an.
»Wo bist du gewesen? «, fragte er mich seelenruhig, doch ich wusste, dass diese Erscheinung nur äußerlich war.
Uuuuh, verdammt, ich hatte ihm doch versprochen nicht ohne ihn in die Stadt zu gehen.
»Ähm, würdest du mir glauben, wenn ich dir sagen würde, dass mich zwei Banditen gekidnappt und dann gemerkt haben, dass ich zu viel rede und mich deswegen gerade eben wieder hier abgesetzt haben? «
Ich lächelte unschuldig, doch ich wusste, dass Collin ernsthaft böse war.
»Natürlich, und ich würde dir auch glauben, dass sich Bilder irgendwann bewegen können! «
Ich sah ihm nicht in die Augen, weil ich gemerkt hatte, dass er etwas lauter geworden war. Irgendwann sollte ich mir solche Antworten abgewöhnen, dass machte alles nur noch schlimmer.
»Es tut mir leid Collin, ich musste einfach raus. Ich brauchte frische Luft! Es tut mir wirklich leid, ich wollte dich keinesfalls hintergehen, noch dich verletzen! « Ich ging demütig auf ihn zu und nahm seine großen Hände in meine.
»Esme . . . «, begann er leise: » ich weiß, dass man dir nichts vorschreiben kann. Du setzt einfach deinen eigenen Kopf durch, das war schon immer so. Mir tut es leid! «
Sanft streichelte er mir übers Haar und drückte mich dann an sich.
Okay, das war besser gelaufen, als ich erwartet hatte.
»Ähm, meinst du das ernst? «, fragte ich ihn ungläubig und schielte vorsichtig zu ihm hinauf.
»Ja, natürlich! «
Collin sah mich liebevoll an und gab mir dann einen Kuss auf die Stirn. » Ich lege mich jetzt hin, es war ein anstrengender Tag. «
Er drückte mich noch einmal an sich und ging dann zu Bett. Ich blieb noch etwas im Raum stehen, bis ich merkte, dass Collin schon eingeschlafen war, ehe ich mich zu ihm legte. Beim Einschlafen konnte ich nur an den morgigen Tag denken. Ich würde Carlisle wieder sehen; ein Tag nur mit ihm und mir. Ohne dieser dummen, wunderschönen Tanja.
Am nächsten Morgen erwachte ich, als die ersten Sonnenstrahlen mein Gesicht berührten. Sofort klopfte mein Herz wie wild und ich setzte mich freudig auf.
Collin war schon zur Arbeit gegangen, was mir sehr recht war. Hätte ich ihn jetzt sehen müssen, hätte ich nicht tanzend durch die Villa laufen können, ohne mich rechtfertigen zu müssen.
Ich machte mich in Windeseile fertig und hopste aus dem Haus. Leonard stand wieder bei seinen Pferden draußen und lachte vergnügt, als er sah wie glücklich ich war. Auch ich lächelte glücklich; ich konnte mich einfach nicht zurückhalten und eigentlich wollte ich es auch gar nicht.
Ich ging die Straßen entlang und freute mich auf die nächste Zeit, die ich ganz alleine mit Carlisle verbringen durfte. Doch dann fiel mir ein, dass wir uns gar keine Uhrzeit ausgemacht hatten. Ich versuchte die Unruhe auszublenden, die sich bei dem Gedanken Carlisle erst später sehen zu dürfen in mir ausbreitete. Ich sah den Park zwar schon, doch trotzdem wusste ich nicht, ob mich mein Gefühl, das mir sagte, dass Carlisle schon längst da war, täuschte.
Ich hoffte es natürlich, doch auch wenn er noch nicht da sein würde, würde ich nicht umdrehen und nach Hause gehen. Ich würde auf der Parkbank warten, egal was sein würde! Ich würde auf ihn warten!
Ich beeilte mich sehr, um schnell im Park zu sein. Von meiner anfänglichen Freude war nichts mehr übrig, ich wollte nur mehr wissen, ob Carlisle schon da war.
Mit verkrampftem Gesicht betrat ich den Park und mein Blick huschte sofort zu der Bank, auf der ich gestern mit Carlisle gesessen hatte. Ich sah das grüne Gras und die Bäume, dann erblickte ich die Holzbank, und dann sah ich den wundervollsten Mann, den ich mir vorstellen konnte. Er stand ruhig bei der Bank und sah sich im Park um. Sofort als ich ihn sah breitete sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht aus, das spürte ich. Eigentlich war es mir ein wenig peinlich, dass ich so strahlend auf ihn zuging, doch ich konnte es nicht unterdrücken, ich war einfach so glücklich!
Als Carlisle mich sah, lächelte auch er froh und sah mich an. Sein Blick machte mich wahnsinnig, ich wollte ihn einfach nur spüren.
Als ich bei ihm ankam, sagte ich sofort: »Du bist ja schon da! «
Carlisle schmunzelte und entgegnete dann: »Hattest du etwa Angst, dass ich nicht komme? «
Ich spürte, wie mein Gesicht rot anlief, weil er es sofort bemerkt hatte.
»Ein bisschen vielleicht! «, gab ich zu und lächelte ihn schüchtern an.
»Ich wäre sogar gekommen, wenn die Welt untergegangen wäre! «
Mein Herz pochte wie wild und ich sah zu Boden. Hätte ich ihm jetzt in die Augen gesehen, wäre ich auf der Stelle geschmolzen. Carlisle merkte natürlich, dass ich ihn nicht ansah und dachte anscheinend, dass ich ihm nicht glaubte. »Esme, das ist mein Ernst. Nichts würde ich lieber tun, als jetzt hier mit dir zu sein. «
Ich spürte, wie sich seine Hand langsam meiner näherte und sie dann zögerlich ergriff. Ich erwiderte seine Berührung ohne nachzudenken, es war als ob sie dafür gemacht worden war, Carlisles Hände zu halten. Ich spürte sofort den Rausch des Glücks, der meine Sinne benebelte. Das einzige, das ich wahrnahm war Carlisle. Ich fühlte Carlisle. Ich hörte Carlisle. Ich roch und schmeckte ihn. Und ich sah ihn sah ihn. Er war überall. Außerhalb und innerhalb.
»Esme, alles okay? «, fragte Carlisle vorsichtig, bückte sich und sah mir so ins Gesicht. Ich atmete seinen berauschenden Duft ein, ehe ich antwortete: » Ja, alles in Ordnung! « Mehr konnte ich einfach nicht sagen. Was hätte ich denn auch sagen sollen? Hey Carlisle, ich inhaliere dich nur kurz, kein Grund Panik vor mir zu bekommen. Ich bin ein ganz normaler Mensch, der kein bisschen abhängig von dir ist, hey, wieso rennst du denn weg?
Ich beendete meinen kleinen, innerlichen Dialog mit dem Carlisle aus meiner Fantasie, der sich gerade aus dem Staub machte.
Ich wandte mich dem Carlisle aus der Realität zu, der geduldig vor mir stand und meine Hände fest hielt. Ich musste zu ihm aufblicken, damit ich ihn ansehen konnte. »Carlisle, was machen wir denn heute? «, fragte ich ihn nervös. Ich wollte heute so viel wie möglich über ihn erfahren und nicht wieder irgendwelche oberflächlichen Dinge machen, die Menschen sonst so taten.
Carlisle sah ich mich lächelnd an und zog mich an der Hand weiter. »Ich dachte mir, wir gehen ein bisschen spazieren, aber wenn du willst, können wir auch wieder auf die Lichtung gehen, auf der wir gegessen haben, als wir letztens in Seattle waren, wenn du dich erinnerst. «
»Ist das dein Ernst? Natürlich kann ich mich erinnern, sogar noch ganz genau«, gab ich leise zu und folgte ihm aus dem Park.
»Ich kann mich auch noch sehr genau erinnern, ich kann mich sogar an alles erinnern, eingeschlossen deinem vergnügten Blick, den du hattest, als du mich so furchtbar gequält hast. Ich meine, niemand quält einen Mann indem man sich vor ihm auszieht und ihn küsst«, erklärte Carlisle lachen und brach somit das letzte Eis. Auch ich lachte und erinnerte mich an das Gefühl der Macht, das ich so sehr genossen hatte.
»Also, wohin willst du? «, fragte Carlisle nach einer Weile und sah mich gespannt an.
»Ganz eindeutig auf die kleine Wiese! «
Ich grinste ihn an und er schüttelte den Kopf.
»Was denn sonst? Es hätte mir klar sein müssen, dass du keine normalen Sachen mit mir machen willst! «
Als er das sagte, wusste ich sofort worauf er hinaus wollte. Ich durfte das erste Mal mit ihm fliegen und dabei die Augen offen lassen.
Sofort strahlte ich noch mehr und sah ihn erwartungsvoll an. »Ich darf mit dir fliegen?! Ich darf wirklich mit dir fliegen? Ja, ich darf mit dir fliegen! «
Carlisle lachte kurz auf und antwortete dann: »Wahrscheinlich wirst du sowieso enttäuscht sein, weil du es dir viel besser vorstellst, als es eigentlich ist! «
Jetzt zog ich an seiner Hand und ging in den Wald, der an die Stadt grenzte.
»Nein, das glaube ich nicht! Komm schon, mach endlich, ich will mit dir fliegen! «, erklärte ich Carlisle ungeduldig und zog noch heftiger an seine Hand. Ich rannte nach vorne und lachte glücklich. Carlisle ließ meine Hand los, ich lief noch ein paar Schritte nach vorne und drehte mich dann zu ihm um. Ich breitete die Arme aus und wartete, dass er mich hoch hob. Doch anstatt mich zu nehmen und los zu fliegen, kam Carlisle zögerlich auf mich zu. »Findest du es wirklich in Ordnung, wenn ich dich so hoch nehme? Immerhin wird dein Ehemann sehr eifersüchtig, wenn er das erfährt! «
»Ach bitte, von wem wird Collin das denn erfahren? Von mir sicher nicht, von dir? «, fragte ich ihn neckisch.
»Ganz bestimmt nicht! «, lachte Carlisle und kam näher zu mir. Dann wurde er wieder ernst und fragte mich noch einmal: »Findest du es wirklich okay? Ich meine, ist es okay für dich? «
Ich wusste worauf er hinaus wollte. Nun wusste ich, dass Carlisle nicht davon ausging, dass wir noch einmal zusammenkommen würden. Er wollte nicht, dass es für mich wieder unerträglich war, wenn wir uns verabschiedeten, ohne uns zu küssen. Er wollte nur, dass ich mich wohl mit ihm fühlte.
Ich musste ernsthaft nachdenken, doch ich wollte auf jeden Fall mit Carlisle fliegen und deswegen nickte ich zaghaft, versuchte aber so überzeugt wie möglich zu wirken. Carlisle sah mich skeptisch an, doch dann nickte auch er und kam noch näher zu mir. Er ging in die Knie und legte vorsichtig eine Hand in meine Kniekehlen und eine Hand auf meinen Rücken. Dann festigte er seinen Griff sanft und nahm mich zärtlich auf seine Arme. Ich legte automatisch meine Hand in seinen Nacken und als Carlisle aufrecht stand, wollte er etwas sagen und drehte sein Gesicht zu meinem, doch er hatte nicht erwartet, dass wir uns so nah waren. Das erkannte ich daran, dass er kein Wort herausbrachte und mich ansah. Wir starrten uns gegenseitig in die Augen und ich spürte wieder eine Welle durch meinen Körper fluten. Carlisles Gesicht war vielleicht zehn Zentimeter von meinem entfernt und ich roch seinen Geruch so intensiv, dass mir wieder etwas schwindelig wurde. Ich biss mir auf die Unterlippe, konnte aber meinen Blick nicht von seinem abwenden. Ich merkte, wie die Luft um uns herum knisterte, und dann, dass Carlisle immer näher zu meinem Gesicht kam. Ich spürte, wie der Wind durch meine Haare fuhr, ehe sich unsere Nasenspitzen berührten. Ich schloss erwartungsvoll meine Augen und wartete auf den lang ersehnten Kuss, doch dann riss die flimmernde Luft. Ich merkte zwar, wie Carlisle näher auf mich zukam, doch dann wandte er den Kopf ab und atmete einmal die kühle Luft ein. Ich öffnete die Augen und sah, dass sich die Umgebung verändert hatte.
»Wir sind da! «, flüsterte Carlisle abwesend, ehe er mich absetzte und ein paar Schritte von mir wich.
Als ich bemerkte, dass er einfach geflogen war und ich es nicht mitbekommen hatte, war ich frustriert. Ich hatte mich doch schon so darauf gefreut und dann flog Carlisle einfach so los, als er wusste, dass ich nicht aufpassen konnte.
»Hey, das war gemein! «, regte ich mich auf und sah Carlisle so böse wie möglich an. Dieser lächelte aber nur und meinte: »Tja, du hättest nur besser aufpassen müssen! «
»Ah! «, machte ich empört, doch ich konnte einfach nicht böse auf ihn sein.
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Kapitel 37: Carlisles Geschichte!
37.: Carlisles Geschichte!
Carlisle nahm sich meine Hand und zog mich lachend weiter auf die Lichtung. Ohne diese ganzen Lichterketten sah sie nicht ganz so romantisch aus, vor allem, da die Bäume gerade erst Blätter bekommen hatten, doch die Erinnerung und der jetzige Augeblick genügten mir vollkommen.
Carlisle zerrte mich bis zum Abgrund, setzte sich aber kurz davor in die Wieso und zog mich zu ihm hinunter. Ich setzte mich neben ihn auf meine Knie und sah ihn erwartungsvoll an.
»Okay, jetzt hast du meine Erlaubnis mich vollkommen auszufragen! Aber sobald du genug hast oder Angst bekommst ist diese Erlaubnis zurückgezogen, okay? «
Ich antwortete ihm gar nicht mehr, sondern plapperte einfach so auf ihn ein. »Okay, also ich weiß, dass du dich von Tieren ernäherst und du fliegen kannst, aber mehr weiß ich noch nicht. Mich würde vor allem interessieren ob du noch andere Sachen kannst, außer fliegen! «
Carlisle schüttelte den Kopf, antwortete mir aber: »Ja, ich kann noch andere Sachen, aber ich kann nicht fliegen! Also, wie du sicher schon bemerkt hast ist meine Haut stählern, das heißt ich bin auch so hart wie Stahl, wenn nicht sogar noch härter. Außerdem bin ich stark! «
»Oh mein Gott, wirklich? Das heißt, du kannst jeden Feind k.o. schlagen und dich kann keiner Verletzen? «
»Ja, das ist wahr! Aber ich mache keinen Gebrauch von meinen Kräften, wenn ich nicht unbedingt muss! Außerdem gibt es sehr wohl Dinge, dich mich verletzen können, aber das ist eine andere Geschichte. «
Ja genau, Edward hatte mir ja schon erzählt, dass Carlisle ein überzeugter Pazifist war. Alleine weil er niemanden verletzen wollte, musste man ihn noch lieben, oder?
Ich hockte auf meinen Knien, sah Carlisle gespannt an und knetete meine Hände. Das war besser als jede Geschichte, die mir meine Mutter erzählt hatte.
»Zeigst du es mir? «, fragte ich ihn vorsichtig. Ich merkte, wie sich Carlisle verkrampfte, doch er stand auf.
»Aber bitte sag mir sofort, wenn ich aufhören soll! Ich will nicht, dass du Angst vor mir bekommst. «
Ich antwortete ihm nicht, sondern wartete nur gespannt auf das baldige Ereignis. Carlisle ging auf einen großen Felsen zu und packte ihn mit einer Hand. Dann hob er ihn mit einer einzigen kleinen Bewegung so weit hoch, dass er fast die Baumwipfel berührt hätte.
Ich spürte, wie sich meine Augen weiteten und mein Mund sich öffnete. Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich etwas gesehen, dass auch nur ansatzweise an das hier heranreichen würde. Carlisle selbst war aber weniger glücklich. Er machte sogar so ein Gesicht, als würde er sich für diese Kraft schämen. Er setzte den Felsen schnell wieder ab und kam wieder zu mir. Als er sich setzte, sah er mir nicht ins Gesicht.
»Carlisle, was hast du denn? «, fragte ich ihn leise und strich ihm über die Schulter.
»Ich verstehe ja, dass du das alles toll findest, aber ich finde das ganz und gar nicht toll. Ich habe nie um dieses Schicksal gebeten, es wurde mir aufgezwungen. Außerdem kann ich genau wegen diesen Kräften nie mit jemandem zusammen sein, der nicht so ist wie ich. «
Erst jetzt verstand ich, dass es auch negative Seiten an Carlisles Schicksal gab. Es war wie damals am See, als er mir ein bisschen weh getan hatte- ich weigerte mich noch immer einzusehen, dass er mich schlimmer verletzt hatte. Hätte er sich damals nicht so gut unter Kontrolle gehabt, hätte er mich vielleicht wirklich schlimmer verletzt.
»Carlisle . . . «, sagte ich nach einer Weile. »Wie bist du eigentlich zu Vampir geworden? « Meine Stimme war nur ein leises flüstern, doch er hörte mich natürlich. Ich lehnte mich an ihn und atmete seinen wundervollen Duft ein, als er zu sprechen begann: »Ich wurde 1640 in eine Familie von Vampirjägern geboren. Damals wurde jeder, der sich etwas mit Kräutern auskannte gleich als Hexe bezeichnet und hingerichtet. Ich habe das nie verstanden, wie man unschuldige Menschen einfach so zum Tode verurteilen kann.
Als ich dreiundzwanzig war, also 1663, verfolgten wir wieder einmal eine vermutliche Vampirhorde, als ich gebissen wurde. Ich erinnere mich noch undeutlich an den Schmerz, den ich empfunden hatte, als das Gift des Vampirs in mich hinein strömte, es brannte wie Feuer. Ich habe mich tagelang im Untergrund versteckt und mich von Ratten ernährt. Ich wollte keine Menschen umbringen, nur damit mein Durst gestillt wird, und das habe ich auch nie getan. «
Als er aufhörte zu sprechen, bekam ich Gänsehaut. Mittlerweile lag ich an seiner Brust und er hielt mich mit seinen starken Armen fest. Ich hielt mich mit meinen Händen an seinen Unterarmen fest und streichelte ihn. Gott sei dank musste ich ihm nicht ins Gesicht sehen, ich war mir ziemlich sicher, dass ich sonst zu weinen angefangen hätte.
»Das tut mir so leid! «, flüsterte ich leise und schmiegte mich enger an ihn. »Ich hätte mich nie vorstellen können, dass du so grausam aus dem Leben gerissen wurdest. «
»Es ist in Ordnung, das war vor langer Zeit. Ich wollte dir damit nur klar machen, dass du die Kräfte der Vampire nicht zu sehr bewundern solltest. Sie hängen alle mit einem qualvollen Tod zusammen. «
»Aber es ist doch toll, dass du noch nie einen Menschen getötet hast. Das schaffen sicher nicht viele Vampire . . . «, versuchte ich ihn aufzumuntern, doch irgendwie war die Stimmung gedrückt.
»Was ist eigentlich mit Edward? Wie wurde er zum Vampir? «, fragte ich Carlisle, nachdem er nichts erwidert hatte.
Ich spürte wieder, wie Carlisle sich verkrampfte. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf so, dass ich in Carlisles Gesicht sehen konnte, doch als ich es sah wünschte ich mir, dass ich es nicht gesehen hätte; in seinem Gesicht sah man so viel Qual und Traurigkeit. Ich setzte mich entsetzt auf, drehte mich zu ihm und nahm sein Gesicht in meine Hände- mir war egal, ob das nicht gut für meine Ehe war oder nicht, im Moment zählte nur Carlisle.
»Was ist denn? «, fragte ich gefühlvoll und streichelte über seine glatte Wange. Carlisle verzog das Gesicht noch mehr und versuchte mich von ihm zu schieben, doch ich hielt mich wie ein Äffchen an ihn geklammert. Natürlich hätte er mich locker wegschieben können, doch er tat es nicht.
»Komm schon, ich bin für dich da«, erklärte ich ihm liebevoll und streichelte noch einmal über seine Wange. Carlisle schloss die Augen, dann entspannte sich sein Gesicht wieder und er sah mir tief in die Augen.
»Ich danke dir, dass du so lieb zu mir bist und mir helfen willst, aber das kannst du leider nicht. Das kann niemand. Ich habe etwas gemacht, das ich nie hätte tun dürfen. « Carlisle sah mich leidend an und entfernte meine Hände von seinem Gesicht. Ich war so überrascht von dem, was er gerade gesagt hatte, dass ich mich nicht einmal wehren konnte. Was hatte Carlisle bitte gemacht, dass er es sich selbst nicht vergeben konnte?
»Ich lernte Edward 1918, also in dem Jahr in dem er ein Vampir wurde, kennen. Er war ein Patient von mir und lag, erkrankt an der spanischen Grippe, im sterben. Auch seine Mutter war todkrank und meine Patientin. Das einzige was sie wollte, war, dass ihr Sohn überlebt. Ihr war es egal, ob sie starb, in Gedanken war sie immer bei Edward. Als sie starb wusste ich, dass auch Edward nicht mehr viel Zeit hatte, also ging ich zu ihm und . . . und machte ihn zu Meinesgleichen. « Seine Stimme zitterte, als er den letzten Satz aussprach und sein Gesicht verzog sich wieder vor Schmerz.
Ich war geschockt! Er hatte Edward zu einem Vampir gemacht, obwohl er wusste, dass die Verwandlung qualvoll sein würde?
»Wieso hast du das getan? «, fragte ich ihn leise und merkte, dass mir die Tränen kamen.
»Ich hatte es seiner Mutter versprochen.
Ich weiß, dass es nicht richtig war und ich werde es mir auch nie verzeihen können. Ich bin ein Monster, wie konnte ich das dem armen Jungen nur antun? « Carlisle verzog das Gesicht wieder, doch er wandte sich von mir ab.
»Carlisle, sag doch nicht so etwas. Du hast ihm nur helfen wollen . . . «, versuchte ich ihn zu beruhigen und nahm ihn in die Arme. »Du hast ihm doch nur ein neues Leben geschenkt. Hättest du ihn nicht verwandelt, dann wäre er gestorben. « Ich sah Carlisle liebevoll ins Gesicht und lächelte: »Und außerdem finde ich, dass Edward toll ist. Er ist ein wirklich sehr netter Junge und er konnte sich nur so entwickeln, weil du ihn gerettet hast! «
Auch wenn ich vorhin schockiert gewesen war, wie Carlisle mir erzählt hatte, dass er Edward zum Vampir gemacht hatte, jetzt wusste ich, dass ich Recht hatte. Carlisle war ein so gutes Wesen, er hätte ihn nie verwandelt, wenn Edward noch hätte weiterleben können.
Ich strich Carlisle wieder über die Wange und lächelte ihn an. Er war einfach so wundervoll. Leider konnte er selbst das nicht sehen.
»Meinst du das ernst? Hast du denn gar keine Angst von mir, wenn du weißt, dass ich schon einen Menschen verwandelt habe? «, fragte er ungläubig.
»Ich habe keine Angst vor dir! Ich kann mir keinen besseren Vampir vorstellen, als dich! «, erwiderte ich sofort.
Carlisle schloss mich in seine Arme und ich atmete tief ein. Auch er atmete meine Geruch ein und sagte dann: »Du riechst so wundervoll. Ich habe noch nie in meinem Leben einen so tollen Duft gerochen. Ich habe mich gleich von der ersten Sekunde an zu dir hingezogen gefühlt. «
Er strich meine Haare beiseite und näherte sich meinem Hals. Ich spürte, wie sich mein Körper auf Gefahr vorbereitete, doch ich tat nichts gegen diese „Gefahr“. Carlisle würde mir nie wehtun, da war ich mir sicher.
Carlisles Mund kam auf meinen Hals zu und dann küsste er mich. Ich spürte unzählige Schauer durch meinen Körper rauschen und schloss die Augen. Endlich tat er das, was ich mir schon seit Ewigkeiten gewünscht hatte.
Ich nahm seinen Kopf in die Hände und drängte ihn mich weiter zu küssen, doch seine Lippen lösten sich von meiner Haut. Er sah mich an und sagte dann: »Esme nicht! Du bist verheiratet und du sollst glücklich mit deinem Mann werden
Es tut mir leid, dass ich dich geküsst habe, das hätte ich nicht tun dürfen«, sagte er bedauernd und drückte mich von ihm. Als er mich seine Ablehnung spüren ließ, fühlte ich sofort wieder diesen stechenden Schmerz in meiner Brust.
Bitte! Ich will dich! Mir ist es egal, ob ich verheiratet bin, ich will nur dich!, hätte ich am liebsten zu ihm gesagt, doch ich riss mich zusammen. Wenn ich das gesagt hätte, hätte er sicher wieder gemeint, dass dieser Tag keine gute Idee gewesen war und wir das nicht wiederholen dürften. Also schluckte ich alles hinunter und ließ ihn einfach machen.
»Es tut mir leid, ich habe mich vergessen! «, sagte ich stattdessen und versuchte mich wieder zu beherrschen.
»Okay, ist in Ordnung, aber das darf nicht noch einmal passieren! «, erwiderte er und lächelte mir leicht zu. »Ich will doch, dass wir Freunde sind! «
Bamm! Das war wie ein Faustschlag in den Bauch! Freunde? Bitte nicht! Ich wollte Carlisle doch nicht als Freund haben!
»Ja, das klingt toll! «, sagte ich mechanisch und lächelte ein so unnatürliches Lächeln, das es schon fast wehtat.
Carlisle sah mich skeptisch an, ließ dann aber meine Antwort gelten und rückte wieder etwas näher zu mir.
»Was möchtest du denn sonst noch so wissen? «
Ich überlegte kurz, fand dann aber doch eine Frage: »Wie alt bist du denn jetzt eigentlich? Also ich meine, ob du überhaupt noch älter wirst oder so. «
»Hmm, na ja, ich wurde gebissen als ich dreiundzwanzig war, also bleibt mein Körper auch immer der, den ich als Dreiundzwanzigjähriger hatte! «
Ich staunte und riss die Augen auf. »Ehrlich? Das ist ja toll! Das heißt, wenn ich jetzt zum Vampir gemacht werden würde, dann würde ich für immer so aussehen wie jetzt? «
Carlisle sah mich böse an. »Esme, was willst du damit jetzt sagen? «
»Keine Angst, ich will kein Vampir werden. Ich mein nur so . . . «
Carlisle schien nicht sehr überzeugt, ließ dann aber von mir ab. Er sah auf Seattle hinunter und rief dann: »Es wird schon dunkel, ich sollte dich nach Hause bringen, bevor dein toller Mann kommt! «
»Hmm, irgendwie hört sich das so an, als ob du Collin nicht leiden würdest! «, bemerkte ich lächelnd.
Auch Carlisle lächelte, antwortete dann aber: »Er ist schon in Ordnung, aber du hast besseres verdient! «
»Ja, das denke ich auch. «, erwiderte ich lächelnd und stand auf. Carlisle ging zum Waldrand und reichte mir die Hand.
»So, diesmal musst du aber aufpassen! «
»Das hätte ich ja getan, wenn du mich nicht so fies abgelenkt hättest! «, erklärte ich ihm kurz bevor er mich wieder auf seine Arme hob.
Jetzt waren wir uns schon wieder so nahe! Mein Herz klopfte wie verrückt und ich versuchte es zu beruhigen, doch es klappte nicht.
»Hörst du eigentlich auch besonders gut? «, fragte ich vorsichtig.
»Ja, ich denke schon. Ich kann einige Kilometer weit hören, wenn du das meinst. « Er lächelte mich schelmisch an und ging dann in den Wald.
Verdammt, er hörte mein Herz! Ach, du dummes Herz, wieso musst du auch immer so schlagen?
Ich war sauer auf mein Herz, doch dann unterbrach mich Carlisle: »So, jetzt geht es los! «
Sofort vergaß ich meinen Ärger über mein Herz und sah gespannt nach vorne. Auf einmal begannen sich alle Bäume und Sträucher ganz schnell an uns vorbei zu bewegen. Erstaunt sah ich auf die Seite. Es war als ob wir stehen und irgendwer die Landschaft weiter ziehen würde.
»Ihr könnte die Landschaft weiter ziehen lassen? «, fragte ich ungläubig und sah Carlisle mit großen Augen an. Carlisle lachte daraufhin laut auf. »Ach Esme, denk doch mal logisch! Ich laufe! «
Ich sah langsam zu seinen Beinen hinunter, dich sich so schnell bewegten, dass ich sie nicht mit meinen Augen verfolgen konnte. Sofort wurde ich rot und vergrub meinen Kopf an Carlisles Brust. Er musste jetzt sicher denken, dass ich ziemlich dämlich war. Gut, ich war ziemlich dämlich!
»Ach so! «, sagte ich leise und verlegen, doch Carlisle lachte nur auf und rannte weiter. Es fühlte sich wirklich so an, als würden wir uns nicht bewegen; so sanft glitt er über den Waldboden. Ich hörte nicht einmal ein Geräusch; das einzige, das darauf schließen ließ, dass wir uns bewegten, war der Wind, der mir die Haare zerzauste.
Innerhalb von einer halben Minute kam Carlisle jedoch wieder zum stehen und setzte mich ab. Ich war noch immer verlegen, doch Carlisle schien meine Dummheit schon vergessen zu haben. Ich stieg wirklich von einem ins andere Fettnäpfchen!
Carlisle nahm mich an der Hand und zog mich aus dem Wald. Als sich die Bäume lichteten sah ich vor uns meine Villa. Anscheinend war Carlisle bis zum Wald neben der Villa gelaufen, und das innerhalb von einer halben Minute. Unglaublich!
»Wow, das ging aber schnell! «
»Ja, so ist das, wenn man super schnell laufen kann! «
»Und ich dachte wirklich, du würdest fliegen! «, lachte ich verlegen und wurde wieder rot. Carlisle lachte auch.
»Ich habe ja gesagt, dass ich nicht fliege! «
Doch dann nahm er wieder meine Hände in seine und sofort wurde die Stimmung wieder ernster, und die Luft flirrte wieder. Ich roch wieder seinen unglaublichen Duft. Wie wollten wir beide bitte nur Freunde sein? Ich war mir ganz sicher, dass ich das nicht schaffen würde.
»Ich bin so froh, dass du keine Angst vor mir hast. Ich hätte es nie ausgehalten, dich nicht mehr zu sehen. Ich bin so glücklich, dass ich dich jetzt sehen kann und Zeit mit dir verbringen kann! «, sagte Carlisle ernst.
»Ich habe keine Angst vor dir, und ich werde auch keine Angst vor dir haben, egal was passiert. Es ist am allerschönsten wenn ich mit dir zusammen bin! «, ergänzte ich und sah auf unsere Finger, ineinander verschlungen waren. Ich wusste wirklich nicht, wie wir nur Freunde sein konnten. Alles um uns herum war still, nur die Luft knisterte. Carlisle drückte mich an sich und hielt mich fest. Ich versuchte nicht zu schmelzen und als Carlisle mich los ließ, gab er mir einen Kuss auf die Stirn. Ich spürte, wie ich zu glühen anfing und als er mich ansah, schmolz ich wirklich fast.
»Treffen wir uns morgen wieder im Park? «, fragte ich ihn leise.
»Natürlich, nichts auf der Welt würde ich lieber machen. «
Carlisle nahm sich meine Hand und zog mich lachend weiter auf die Lichtung. Ohne diese ganzen Lichterketten sah sie nicht ganz so romantisch aus, vor allem, da die Bäume gerade erst Blätter bekommen hatten, doch die Erinnerung und der jetzige Augeblick genügten mir vollkommen.
Carlisle zerrte mich bis zum Abgrund, setzte sich aber kurz davor in die Wieso und zog mich zu ihm hinunter. Ich setzte mich neben ihn auf meine Knie und sah ihn erwartungsvoll an.
»Okay, jetzt hast du meine Erlaubnis mich vollkommen auszufragen! Aber sobald du genug hast oder Angst bekommst ist diese Erlaubnis zurückgezogen, okay? «
Ich antwortete ihm gar nicht mehr, sondern plapperte einfach so auf ihn ein. »Okay, also ich weiß, dass du dich von Tieren ernäherst und du fliegen kannst, aber mehr weiß ich noch nicht. Mich würde vor allem interessieren ob du noch andere Sachen kannst, außer fliegen! «
Carlisle schüttelte den Kopf, antwortete mir aber: »Ja, ich kann noch andere Sachen, aber ich kann nicht fliegen! Also, wie du sicher schon bemerkt hast ist meine Haut stählern, das heißt ich bin auch so hart wie Stahl, wenn nicht sogar noch härter. Außerdem bin ich stark! «
»Oh mein Gott, wirklich? Das heißt, du kannst jeden Feind k.o. schlagen und dich kann keiner Verletzen? «
»Ja, das ist wahr! Aber ich mache keinen Gebrauch von meinen Kräften, wenn ich nicht unbedingt muss! Außerdem gibt es sehr wohl Dinge, dich mich verletzen können, aber das ist eine andere Geschichte. «
Ja genau, Edward hatte mir ja schon erzählt, dass Carlisle ein überzeugter Pazifist war. Alleine weil er niemanden verletzen wollte, musste man ihn noch lieben, oder?
Ich hockte auf meinen Knien, sah Carlisle gespannt an und knetete meine Hände. Das war besser als jede Geschichte, die mir meine Mutter erzählt hatte.
»Zeigst du es mir? «, fragte ich ihn vorsichtig. Ich merkte, wie sich Carlisle verkrampfte, doch er stand auf.
»Aber bitte sag mir sofort, wenn ich aufhören soll! Ich will nicht, dass du Angst vor mir bekommst. «
Ich antwortete ihm nicht, sondern wartete nur gespannt auf das baldige Ereignis. Carlisle ging auf einen großen Felsen zu und packte ihn mit einer Hand. Dann hob er ihn mit einer einzigen kleinen Bewegung so weit hoch, dass er fast die Baumwipfel berührt hätte.
Ich spürte, wie sich meine Augen weiteten und mein Mund sich öffnete. Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich etwas gesehen, dass auch nur ansatzweise an das hier heranreichen würde. Carlisle selbst war aber weniger glücklich. Er machte sogar so ein Gesicht, als würde er sich für diese Kraft schämen. Er setzte den Felsen schnell wieder ab und kam wieder zu mir. Als er sich setzte, sah er mir nicht ins Gesicht.
»Carlisle, was hast du denn? «, fragte ich ihn leise und strich ihm über die Schulter.
»Ich verstehe ja, dass du das alles toll findest, aber ich finde das ganz und gar nicht toll. Ich habe nie um dieses Schicksal gebeten, es wurde mir aufgezwungen. Außerdem kann ich genau wegen diesen Kräften nie mit jemandem zusammen sein, der nicht so ist wie ich. «
Erst jetzt verstand ich, dass es auch negative Seiten an Carlisles Schicksal gab. Es war wie damals am See, als er mir ein bisschen weh getan hatte- ich weigerte mich noch immer einzusehen, dass er mich schlimmer verletzt hatte. Hätte er sich damals nicht so gut unter Kontrolle gehabt, hätte er mich vielleicht wirklich schlimmer verletzt.
»Carlisle . . . «, sagte ich nach einer Weile. »Wie bist du eigentlich zu Vampir geworden? « Meine Stimme war nur ein leises flüstern, doch er hörte mich natürlich. Ich lehnte mich an ihn und atmete seinen wundervollen Duft ein, als er zu sprechen begann: »Ich wurde 1640 in eine Familie von Vampirjägern geboren. Damals wurde jeder, der sich etwas mit Kräutern auskannte gleich als Hexe bezeichnet und hingerichtet. Ich habe das nie verstanden, wie man unschuldige Menschen einfach so zum Tode verurteilen kann.
Als ich dreiundzwanzig war, also 1663, verfolgten wir wieder einmal eine vermutliche Vampirhorde, als ich gebissen wurde. Ich erinnere mich noch undeutlich an den Schmerz, den ich empfunden hatte, als das Gift des Vampirs in mich hinein strömte, es brannte wie Feuer. Ich habe mich tagelang im Untergrund versteckt und mich von Ratten ernährt. Ich wollte keine Menschen umbringen, nur damit mein Durst gestillt wird, und das habe ich auch nie getan. «
Als er aufhörte zu sprechen, bekam ich Gänsehaut. Mittlerweile lag ich an seiner Brust und er hielt mich mit seinen starken Armen fest. Ich hielt mich mit meinen Händen an seinen Unterarmen fest und streichelte ihn. Gott sei dank musste ich ihm nicht ins Gesicht sehen, ich war mir ziemlich sicher, dass ich sonst zu weinen angefangen hätte.
»Das tut mir so leid! «, flüsterte ich leise und schmiegte mich enger an ihn. »Ich hätte mich nie vorstellen können, dass du so grausam aus dem Leben gerissen wurdest. «
»Es ist in Ordnung, das war vor langer Zeit. Ich wollte dir damit nur klar machen, dass du die Kräfte der Vampire nicht zu sehr bewundern solltest. Sie hängen alle mit einem qualvollen Tod zusammen. «
»Aber es ist doch toll, dass du noch nie einen Menschen getötet hast. Das schaffen sicher nicht viele Vampire . . . «, versuchte ich ihn aufzumuntern, doch irgendwie war die Stimmung gedrückt.
»Was ist eigentlich mit Edward? Wie wurde er zum Vampir? «, fragte ich Carlisle, nachdem er nichts erwidert hatte.
Ich spürte wieder, wie Carlisle sich verkrampfte. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf so, dass ich in Carlisles Gesicht sehen konnte, doch als ich es sah wünschte ich mir, dass ich es nicht gesehen hätte; in seinem Gesicht sah man so viel Qual und Traurigkeit. Ich setzte mich entsetzt auf, drehte mich zu ihm und nahm sein Gesicht in meine Hände- mir war egal, ob das nicht gut für meine Ehe war oder nicht, im Moment zählte nur Carlisle.
»Was ist denn? «, fragte ich gefühlvoll und streichelte über seine glatte Wange. Carlisle verzog das Gesicht noch mehr und versuchte mich von ihm zu schieben, doch ich hielt mich wie ein Äffchen an ihn geklammert. Natürlich hätte er mich locker wegschieben können, doch er tat es nicht.
»Komm schon, ich bin für dich da«, erklärte ich ihm liebevoll und streichelte noch einmal über seine Wange. Carlisle schloss die Augen, dann entspannte sich sein Gesicht wieder und er sah mir tief in die Augen.
»Ich danke dir, dass du so lieb zu mir bist und mir helfen willst, aber das kannst du leider nicht. Das kann niemand. Ich habe etwas gemacht, das ich nie hätte tun dürfen. « Carlisle sah mich leidend an und entfernte meine Hände von seinem Gesicht. Ich war so überrascht von dem, was er gerade gesagt hatte, dass ich mich nicht einmal wehren konnte. Was hatte Carlisle bitte gemacht, dass er es sich selbst nicht vergeben konnte?
»Ich lernte Edward 1918, also in dem Jahr in dem er ein Vampir wurde, kennen. Er war ein Patient von mir und lag, erkrankt an der spanischen Grippe, im sterben. Auch seine Mutter war todkrank und meine Patientin. Das einzige was sie wollte, war, dass ihr Sohn überlebt. Ihr war es egal, ob sie starb, in Gedanken war sie immer bei Edward. Als sie starb wusste ich, dass auch Edward nicht mehr viel Zeit hatte, also ging ich zu ihm und . . . und machte ihn zu Meinesgleichen. « Seine Stimme zitterte, als er den letzten Satz aussprach und sein Gesicht verzog sich wieder vor Schmerz.
Ich war geschockt! Er hatte Edward zu einem Vampir gemacht, obwohl er wusste, dass die Verwandlung qualvoll sein würde?
»Wieso hast du das getan? «, fragte ich ihn leise und merkte, dass mir die Tränen kamen.
»Ich hatte es seiner Mutter versprochen.
Ich weiß, dass es nicht richtig war und ich werde es mir auch nie verzeihen können. Ich bin ein Monster, wie konnte ich das dem armen Jungen nur antun? « Carlisle verzog das Gesicht wieder, doch er wandte sich von mir ab.
»Carlisle, sag doch nicht so etwas. Du hast ihm nur helfen wollen . . . «, versuchte ich ihn zu beruhigen und nahm ihn in die Arme. »Du hast ihm doch nur ein neues Leben geschenkt. Hättest du ihn nicht verwandelt, dann wäre er gestorben. « Ich sah Carlisle liebevoll ins Gesicht und lächelte: »Und außerdem finde ich, dass Edward toll ist. Er ist ein wirklich sehr netter Junge und er konnte sich nur so entwickeln, weil du ihn gerettet hast! «
Auch wenn ich vorhin schockiert gewesen war, wie Carlisle mir erzählt hatte, dass er Edward zum Vampir gemacht hatte, jetzt wusste ich, dass ich Recht hatte. Carlisle war ein so gutes Wesen, er hätte ihn nie verwandelt, wenn Edward noch hätte weiterleben können.
Ich strich Carlisle wieder über die Wange und lächelte ihn an. Er war einfach so wundervoll. Leider konnte er selbst das nicht sehen.
»Meinst du das ernst? Hast du denn gar keine Angst von mir, wenn du weißt, dass ich schon einen Menschen verwandelt habe? «, fragte er ungläubig.
»Ich habe keine Angst vor dir! Ich kann mir keinen besseren Vampir vorstellen, als dich! «, erwiderte ich sofort.
Carlisle schloss mich in seine Arme und ich atmete tief ein. Auch er atmete meine Geruch ein und sagte dann: »Du riechst so wundervoll. Ich habe noch nie in meinem Leben einen so tollen Duft gerochen. Ich habe mich gleich von der ersten Sekunde an zu dir hingezogen gefühlt. «
Er strich meine Haare beiseite und näherte sich meinem Hals. Ich spürte, wie sich mein Körper auf Gefahr vorbereitete, doch ich tat nichts gegen diese „Gefahr“. Carlisle würde mir nie wehtun, da war ich mir sicher.
Carlisles Mund kam auf meinen Hals zu und dann küsste er mich. Ich spürte unzählige Schauer durch meinen Körper rauschen und schloss die Augen. Endlich tat er das, was ich mir schon seit Ewigkeiten gewünscht hatte.
Ich nahm seinen Kopf in die Hände und drängte ihn mich weiter zu küssen, doch seine Lippen lösten sich von meiner Haut. Er sah mich an und sagte dann: »Esme nicht! Du bist verheiratet und du sollst glücklich mit deinem Mann werden
Es tut mir leid, dass ich dich geküsst habe, das hätte ich nicht tun dürfen«, sagte er bedauernd und drückte mich von ihm. Als er mich seine Ablehnung spüren ließ, fühlte ich sofort wieder diesen stechenden Schmerz in meiner Brust.
Bitte! Ich will dich! Mir ist es egal, ob ich verheiratet bin, ich will nur dich!, hätte ich am liebsten zu ihm gesagt, doch ich riss mich zusammen. Wenn ich das gesagt hätte, hätte er sicher wieder gemeint, dass dieser Tag keine gute Idee gewesen war und wir das nicht wiederholen dürften. Also schluckte ich alles hinunter und ließ ihn einfach machen.
»Es tut mir leid, ich habe mich vergessen! «, sagte ich stattdessen und versuchte mich wieder zu beherrschen.
»Okay, ist in Ordnung, aber das darf nicht noch einmal passieren! «, erwiderte er und lächelte mir leicht zu. »Ich will doch, dass wir Freunde sind! «
Bamm! Das war wie ein Faustschlag in den Bauch! Freunde? Bitte nicht! Ich wollte Carlisle doch nicht als Freund haben!
»Ja, das klingt toll! «, sagte ich mechanisch und lächelte ein so unnatürliches Lächeln, das es schon fast wehtat.
Carlisle sah mich skeptisch an, ließ dann aber meine Antwort gelten und rückte wieder etwas näher zu mir.
»Was möchtest du denn sonst noch so wissen? «
Ich überlegte kurz, fand dann aber doch eine Frage: »Wie alt bist du denn jetzt eigentlich? Also ich meine, ob du überhaupt noch älter wirst oder so. «
»Hmm, na ja, ich wurde gebissen als ich dreiundzwanzig war, also bleibt mein Körper auch immer der, den ich als Dreiundzwanzigjähriger hatte! «
Ich staunte und riss die Augen auf. »Ehrlich? Das ist ja toll! Das heißt, wenn ich jetzt zum Vampir gemacht werden würde, dann würde ich für immer so aussehen wie jetzt? «
Carlisle sah mich böse an. »Esme, was willst du damit jetzt sagen? «
»Keine Angst, ich will kein Vampir werden. Ich mein nur so . . . «
Carlisle schien nicht sehr überzeugt, ließ dann aber von mir ab. Er sah auf Seattle hinunter und rief dann: »Es wird schon dunkel, ich sollte dich nach Hause bringen, bevor dein toller Mann kommt! «
»Hmm, irgendwie hört sich das so an, als ob du Collin nicht leiden würdest! «, bemerkte ich lächelnd.
Auch Carlisle lächelte, antwortete dann aber: »Er ist schon in Ordnung, aber du hast besseres verdient! «
»Ja, das denke ich auch. «, erwiderte ich lächelnd und stand auf. Carlisle ging zum Waldrand und reichte mir die Hand.
»So, diesmal musst du aber aufpassen! «
»Das hätte ich ja getan, wenn du mich nicht so fies abgelenkt hättest! «, erklärte ich ihm kurz bevor er mich wieder auf seine Arme hob.
Jetzt waren wir uns schon wieder so nahe! Mein Herz klopfte wie verrückt und ich versuchte es zu beruhigen, doch es klappte nicht.
»Hörst du eigentlich auch besonders gut? «, fragte ich vorsichtig.
»Ja, ich denke schon. Ich kann einige Kilometer weit hören, wenn du das meinst. « Er lächelte mich schelmisch an und ging dann in den Wald.
Verdammt, er hörte mein Herz! Ach, du dummes Herz, wieso musst du auch immer so schlagen?
Ich war sauer auf mein Herz, doch dann unterbrach mich Carlisle: »So, jetzt geht es los! «
Sofort vergaß ich meinen Ärger über mein Herz und sah gespannt nach vorne. Auf einmal begannen sich alle Bäume und Sträucher ganz schnell an uns vorbei zu bewegen. Erstaunt sah ich auf die Seite. Es war als ob wir stehen und irgendwer die Landschaft weiter ziehen würde.
»Ihr könnte die Landschaft weiter ziehen lassen? «, fragte ich ungläubig und sah Carlisle mit großen Augen an. Carlisle lachte daraufhin laut auf. »Ach Esme, denk doch mal logisch! Ich laufe! «
Ich sah langsam zu seinen Beinen hinunter, dich sich so schnell bewegten, dass ich sie nicht mit meinen Augen verfolgen konnte. Sofort wurde ich rot und vergrub meinen Kopf an Carlisles Brust. Er musste jetzt sicher denken, dass ich ziemlich dämlich war. Gut, ich war ziemlich dämlich!
»Ach so! «, sagte ich leise und verlegen, doch Carlisle lachte nur auf und rannte weiter. Es fühlte sich wirklich so an, als würden wir uns nicht bewegen; so sanft glitt er über den Waldboden. Ich hörte nicht einmal ein Geräusch; das einzige, das darauf schließen ließ, dass wir uns bewegten, war der Wind, der mir die Haare zerzauste.
Innerhalb von einer halben Minute kam Carlisle jedoch wieder zum stehen und setzte mich ab. Ich war noch immer verlegen, doch Carlisle schien meine Dummheit schon vergessen zu haben. Ich stieg wirklich von einem ins andere Fettnäpfchen!
Carlisle nahm mich an der Hand und zog mich aus dem Wald. Als sich die Bäume lichteten sah ich vor uns meine Villa. Anscheinend war Carlisle bis zum Wald neben der Villa gelaufen, und das innerhalb von einer halben Minute. Unglaublich!
»Wow, das ging aber schnell! «
»Ja, so ist das, wenn man super schnell laufen kann! «
»Und ich dachte wirklich, du würdest fliegen! «, lachte ich verlegen und wurde wieder rot. Carlisle lachte auch.
»Ich habe ja gesagt, dass ich nicht fliege! «
Doch dann nahm er wieder meine Hände in seine und sofort wurde die Stimmung wieder ernster, und die Luft flirrte wieder. Ich roch wieder seinen unglaublichen Duft. Wie wollten wir beide bitte nur Freunde sein? Ich war mir ganz sicher, dass ich das nicht schaffen würde.
»Ich bin so froh, dass du keine Angst vor mir hast. Ich hätte es nie ausgehalten, dich nicht mehr zu sehen. Ich bin so glücklich, dass ich dich jetzt sehen kann und Zeit mit dir verbringen kann! «, sagte Carlisle ernst.
»Ich habe keine Angst vor dir, und ich werde auch keine Angst vor dir haben, egal was passiert. Es ist am allerschönsten wenn ich mit dir zusammen bin! «, ergänzte ich und sah auf unsere Finger, ineinander verschlungen waren. Ich wusste wirklich nicht, wie wir nur Freunde sein konnten. Alles um uns herum war still, nur die Luft knisterte. Carlisle drückte mich an sich und hielt mich fest. Ich versuchte nicht zu schmelzen und als Carlisle mich los ließ, gab er mir einen Kuss auf die Stirn. Ich spürte, wie ich zu glühen anfing und als er mich ansah, schmolz ich wirklich fast.
»Treffen wir uns morgen wieder im Park? «, fragte ich ihn leise.
»Natürlich, nichts auf der Welt würde ich lieber machen. «
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
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Kapitel 38: Durchschaut!
38.: Durchschaut!
Carlisle ging rückwärts in den Wald zurück, und sah mich dabei noch liebevoll an. Dann verschwand er in nicht einmal einer Sekunde und ich stand alleine am Waldrand; wie schon so oft.
Als Carlisle weg war und ich ihm wieder erstaunt nachsah- ich konnte mich einfach nicht an diese Super-Geschwindigkeit gewöhnen- spürte ich, wie sich alle kleinen Härchen meines Körpers aufstellten. Es war als würde die gesamte Spannung aus der Luft in mich hinein fahren und mich elektrisch aufladen. Ich schloss die Augen, atmete einige Male tief durch und versuchte an etwas anderes zu denken, als diesen wunderbaren Engel, von dem ich einfach nicht los kam. Zum Glück wirkte das Atmen und machte mich wieder etwas ruhiger. Ich öffnete die Augen wieder, sah zu dem Platz wo Carlisle gerade eben verschwunden war und seufzte. Ich konnte nicht mit ihm befreundet sein. Das war so als ob Wasser und Öl befreundet sein sollten. Die beiden konnten nie befreundet sein. Okay, Wasser und Öl konnten auch sonst nicht beisammen sein, was bei mir und Carlisle sicherlich funktionieren würde, aber darum ging es jetzt nicht.
Nach ein paar Minuten fiel mir auf wie unnötig es war noch hier zu stehen und schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich wäre ich noch bis zum Morgengrauen hier gestanden, wenn es mich nicht auf einmal gefröstelt hätte; wenn ich mit meinen Gedanken bei Carlisle war konnte sich nichts anderes dazwischen schieben- außer natürlich ein paar Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst oder das dringende Bedürfnis auf die Toilette gehen zu müssen.
Ich lächelte über meine seltsamen Gedankengänge und stapfte die Wiese hinunter zur Straße. Die Villa stand etwas rechts von mir, doch ich brauchte nicht lange um sie zu erreichen; vielleicht drei Minuten.
Ich ging an Leonards Pferden vorbei, denen ich die Namen Pferdchen eins und Pferdchen zwei gegeben hatte- ja, ziemlich einfallslos, was? -, und kam zu den Stiegen, die zur Haustüre führten. Doch als ich die erste Stufe hinaufgestiegen war, hörte ich ein Räuspern hinter mir. Sofort erinnerte ich mich wieder an Edwards Räuspern im Auto, als er krank gewesen war. Aber das hier konnte wohl kaum Edward sein. Er war doch mit Tanja bei ihnen zu Hau . . . Moment mal!
Als ich begriff, was damals wirklich mit Edward gewesen war, fielen mir die Augen fast aus dem Kopf. Mein Mund stand offen und ich fühlte, wie ich mich ziemlich lächerlich fühlte. Edward war damals gar nicht krank gewesen, er war kerngesund, wie es jeder drei Jahre alter Vampir war, der ein vergnügliches Leben nach dem Leben führte und Gedankenlesen konnte!
Ich wollte, dass mich die Erde verschluckte und erst dann wieder hervor kommen, wenn ich mich selbst nicht mehr an diesen einen Vorfall erinnern konnte. Ich hatte damals doch wirklich an Carlisle gedacht, wie er sich auszog und wir uns küssten. Edward hatte alles in meinen Gedanken lesen können- oder hatte er es gesehen? Oh nein, bitte nicht!
Ich wollte meinen Kopf auf das dünne Treppengeländer klatschen und mich fragen wieso ich solche peinlichen Sachen machen musste. Ich würde mich umdrehen und die Person hinter mir anlächeln als wäre nichts gewesen, doch die rote Rille auf meiner Stirn hätte sicher nicht so freundlich gewirkt. Okay, lassen wir diesen „Klatsch den Kopf an das Treppengeländer“ Plan. Ich verstaute ihn dennoch in der Schublade in meinem Kopf auf der dick und fett „dringend zu machende Dinge! “ prangte. Vielleicht würde ich diesen Plan ja wieder hervor kramen, wenn mich niemand beobachtete (hehe, ja das wäre schon was).
Mittlerweile legte sich eine Hand auf meine Schulter, weswegen ich auch heftig zusammenzuckte- wer rechnete schon bei diesen Gedanken mit einer Hand auf der Schulter? -, doch ich merkte, dass ein Mensch hinter mir stand; immerhin war die Hand warm.
Ich drehte mich lächelnd um und versuchte so zu wirken, als wäre ich wegen einem Pony, das auf einem Regenbogen spielte, so in Gedanken versunken gewesen zu sein. Okay, vielleicht war das Pony doch keine so gute Idee; schließlich war ich eine erwachsene Frau und alle Erwachsenen Frauen, die ich kannte, dachten ganz bestimmt nicht an Ponys und Regenbögen, obwohl. . .
Ich schüttelte den Kopf, veränderte mein Lächeln- jetzt war es ein „Ich denke an ein liebes Eichhörnchen, das ich am Weg gesehen habe“ Grinsen, und damit fühlte ich mich, Gott sei Dank, wohler.
Als ich die Person vor mir sah, fiel mir ein Stein vom Herzen. Es war nicht irgendeiner von Collins Freunden und sogar Collin selbst, nein, es war Leonard. Leonard war wie ein Großvater für mich, bei ihm konnte ich ich selbst sein, zumindest der Teil von meinem Ich, der nicht über Carlisles Geheimnis bescheid wusste.
»Leonard, Sie sind es! «, rief ich erleichtert und stieg von der Treppe, zu ihm hinunter. Vor mir sah ich wieder einmal den breit lächelnden Leonard. Sein Schnurrbart kringelte sich an den Spitzen ein bisschen ein und mit seinem großen Zylinder sah er aus wie ein Zirkusdirektor. In diesem Zylinder konnten bestimmt fünf Kaninchen verschwinden, wenn sie sich zusammenquetschten.
»Ja Esme, wer denn sonst? Kennen Sie denn noch jemanden, der bei meinen Pferdchen schläft? «, fragte er mich glucksend und sein breites Grinsen wurde noch breiter.
Auch ich kicherte ein bisschen, der gute alte Leonard.
»Nein, soweit ich weiß sind Pferdchen ein und zwei Ihnen immer treu geblieben! «
»Na das will ich ja auch stark hoffen«, erwiderte er, drehte sich zu den Pferden um und schwenkte den Zeigefinger in ihre Richtung, als würde er sie rügen. Die Pferde sahen erwartungsvoll zu ihm auf, doch als sie sahen, dass Leonard nur einen Finger und keine Möhre hoch hielt, grasten sie gelangweilt weiter.
Ich lächelte liebevoll und legte dann meine Hand auf Leonards Schulter. »Was gibt’s denn, Leo? «
»Leo?! Das gefällt mir, da wirke ich doch gleich um zehn Jahre jünger, nicht? «, lachte Leonard.
Ich nickte ihm lachend; der Typ war einfach zu komisch.
Als Leonard zu ende gelacht hatte, antwortete er aber ernst: »Liebes, ich denke wir sollten und setzten. « Er schenkte mir diesen „schlimmes, schlimmes Mädchen“ - Blick zu und führte mich zu den Pferden. Er wollte mir einen Stuhl holen, doch ich setzte mich einfach ins Gras zu Pferdchen eins und sah gespannt, jedoch auch verwirrt und etwas ängstlich, zu ihm auf. Leonard schüttelte den Kopf, als er mich da im Gras sitzend sah, setzte sich dann aber auch zu mir.
»Sagen Sie mal, lieben sie Herren Smith? «, fragte er und sah mich ernst an.
Ich schluckte. Wieso fragte er mich das? »Ja natürlich, was ist denn das für eine Frage? «
»Nun ja, ich habe bemerkt, dass Sie nicht wirklich glücklich mit meinem Herren sind, doch heute früh waren Sie wie ausgewechselt. Sie haben so gestrahlt, dass Sie sogar die Sonne verdrängt haben. « Bei der Erinnerung an heute früh lächelte Leonard wieder etwas, doch dann wurde er wieder ernst.
Ich schluckte noch einmal. »Das war nur weil . . . weil ich mich heute einfach gut gefühlt habe! «, versuchte ich mich zu retten, doch ich wusste, dass ich nicht sehr glaubwürdig rüber kam; unter Druck konnte ich schlecht lügen.
»Und außerdem habe ich den blonden jungen Mann gesehen, den Sie gerade eben so rührend verabschiedet haben! «, ergänzte Leonard ohne auf meine zweifelhafte Antwort von vorhin einzugehen.
Langsam bildete sich ein großer Klumpen in meinem Hals und ich schluckte noch einmal. Ich suchte verzweifelt nach einer Ausrede, doch mir wollte einfach keine einfallen. Stattdessen ließ ich meinen Kopf in meine Hände fallen und begann zu schluchzen. Alles war aufgeflogen! Genau jetzt, wo ich Carlisle gerade eben wieder bekommen hatte, musste alles auffliegen. Wenn Collin davon erfahren würde wäre alles aus. Ich würde Carlisle nie wieder sehen dürfen.
Ich spürte, wie Leonard sanft über meinen Rücken streichelte und mich somit zu beruhigen versuchte.
»Hey, es ist alles in Ordnung! Sssht, nicht weinen! «
Als ich zu Leonard aufsah waren seine Mundwinkel nach unten gezogen und seine kleinen schwarzen Augen sahen traurig auf mich hinab; jetzt sah er aus wie ein unglücklicher Teddybär.
»Wirklich? Ist wirklich alles in Ordnung, wenn ich mich mit einem anderen treffe, obwohl ich verheiratet bin? «, fragte ich mit tränenerstickter Stimme. Die Frage war wohl eher an die ganze Welt gerichtet und nicht an Leonard, der versuchte mir irgendwie Mut zu zu sprechen, doch dabei war er so hilflos, dass er mit den Händen wild in der Luft umher fuchtelte und leise schnaubte. Pferdchen zwei sah ihn an, schnaubte auch kurz auf und Pferdchen eins stupste mich leicht mit der Schnauze an. Ich drehte mich kurz um, streichelte über seine Stirn und sah dann wieder Leonard an, der nun ratlos neben mir saß und in die Luft starrte.
Wir saßen nur so da ohne etwas zu sagen, es war vollkommen still bis auf das Geräusch von schmatzenden Pferden und vereinzelten Amseln, die sich Gute Nacht sagten. Die Sonne war schon untergegangen und es war jetzt schon ziemlich finster. Dennoch sah ich Leonard fast perfekt vor mir.
»Ich weiß, dass es nicht richtig ist, doch ich kann einfach nicht anders«, erklärte ich ihm nach einer Weile. »Jedes Mal wenn ich mit ihm zusammen ist es so, als würde die Sonne nur für uns auf- und untergehen. Ich fühle nur Glück wenn ich mit ihm zusammen bin, nicht als Glück! « Meine Stimme war seelenruhig. Es tat gut einmal auszusprechen, was Sache war.
Ich sah Leonard an, der auf den Boden starrte. »Ich kann gut verstehen, wenn Sie mich verurteilen. Immerhin sollte ich so etwas nicht machen, doch es geht einfach nicht anders. Ich verstehe auch, wenn Sie Collin alles erzählen wollen, doch bitte geben Sie mir eine Chance es im selbst du erklären. «
Ich wartete auf Leonards Reaktion, doch er sah einfach nur den Boden an. Nach ein paar Minuten antwortete er aber: »Ich verurteile Sie nicht! Das würde ich nicht wagen, egal was Sie tun würden. Sie haben Ihre Gründe, auch wenn ich diese vielleicht nicht sehe. « Er sah zu mir auf und lächelte leicht. »Wenn ich daran denke, wie glücklich Sie heute früh waren, dann kann ich verstehen, warum Sie sich mit diesem Mann treffen. Er scheint Sie wirklich überglücklich zu machen! «
»Das tut er! «, flüsterte ich Leonard lächelnd zu. Auch wenn ich wusste, dass jetzt alles vorbei war, war ich doch froh, dass Leonard mich nicht verurteilte und mich immer noch mochte.
»Ich werde Herren Smith nichts sagen! «, rief Leonard nach einer Weile.
Wie bitte? Erstaunt sah ich zu ihm.
»Sie wissen schon was das Beste für Sie ist. Wenn dieser Mann Ihnen wirklich so viel bedeutet, dann kann man nichts daran ändern. Ich will mich nicht in Ihre Privatangelegenheiten einmischen. Doch trotzdem rate ich ihnen, dass Sie Mr. Smith alles erzählen, sonst schaden Sie nur sich selbst. «
Leonard sah mich gütig an, doch im gleichen Moment fiel er rücklings auf die Erde, weil ich mich auf ihn geworfen hatte. Ich lag nun auf seinem festen Bierbauch und er sah mich erschrocken an. Doch ich konnte nur lachen; er war wirklich der Tollste.
»Sie sind ein so wundervoller Mensch, Leonard! Jeder andere hätte mir nicht einmal erlaubt Collin alles selbst zu erzählen, doch Sie würden ihm nichts verraten. «
»Jetzt sagen Sie es doch nicht so als wäre ich ein Heiliger! Das bin ich nämlich ganz und gar nicht, wäre ich auch nur halbwegs pflichtbewusst würde ich Ihrem Ehemann alles erzählen, doch ich kann es nicht. Wären Sie nicht eine so liebevoll junge Dame, hätte ich vielleicht nicht solch große Probleme, doch Sie machen es mir wirklich schwer mich verantwortungsvoll zu benehmen! «, erklärte Leonard mir und hielt seinen Zylinder fest, damit er ihm nicht vom Kopf fiel.
»Sie sind ein Heiliger! Da bin ich mir ganz sicher, und wenn nicht werde ich mich fest dafür einsetzten, dass Sie einmal heilig gesprochen werden! «, jubelte ich und klopfte auf seinen Bauch.
»Nun ja, wenn Sie wollen«, lachte Leonard.
Ich ging von ihm runter und stand auf, dann half ich Leonard hoch. Er ächzte laut, als er auf die Beine kam und richtete seinen Zylinder.
»Überlegen Sie es sich, ob sie Mr. Smith doch nicht alles erzählen wollen! «, schärfte Leonard mir ein.
Ich lächelte und versprach ihm, es irgendwann zu tun, dann ging ich zur Treppe. Leonard wünschte mir noch eine gute Nacht, winkte mir und wandte sich dann seinen Pferden zu.
Ich ging langsam von ihm weg und beobachtete ihn. Als ich mir sicher war, dass er nicht zu mir sah, rannte ich schnell weiter, hinter das Haus und eine Runde herum, bis ich Pferdchen eins und zwei und Leonard wieder sah, nur halt von einer anderen Seite.
Dann schlich ich mich in den Stall der Pferde und sprang ins Stroh in der linken hinteren Ecke. Ich wollte heute einfach nicht in mein Zimmer, ich wollte an der frischen Luft bleiben und sie beim Schlafen einatmen.
Ich legte mich quer in das Stroh und machte die Augen zu. Zufrieden atmete ich tief durch und fing an, an Carlisle zu denken, so wie ich es immer tat, wenn ich einschlief.
Ein bisschen später- ich war gerade im Halbschlaf- merkte ich, wie jemand zu mir kam. An dem leisen Brummen erkannte ich, dass es Leonard sein musste. Er entfernte sich wieder, doch nur um dann wieder her zu kommen und mir eine große Decke über zu werfen. Er streichelte meinen rechten Fuß, brummte wieder und ging dann aus der Scheune.
»Tut mir leid ihr zwei, ihr werdet heute wohl oder über draußen schlafen müssen! «, sagte er zu seinen Pferden und brummte wieder amüsiert. Obwohl ich im Halbschlaf war, merkte ich es doch und musste auch lächeln, ehe ich glücklich und mit Carlisle vor meinem inneren Auge einschlief.
Carlisle ging rückwärts in den Wald zurück, und sah mich dabei noch liebevoll an. Dann verschwand er in nicht einmal einer Sekunde und ich stand alleine am Waldrand; wie schon so oft.
Als Carlisle weg war und ich ihm wieder erstaunt nachsah- ich konnte mich einfach nicht an diese Super-Geschwindigkeit gewöhnen- spürte ich, wie sich alle kleinen Härchen meines Körpers aufstellten. Es war als würde die gesamte Spannung aus der Luft in mich hinein fahren und mich elektrisch aufladen. Ich schloss die Augen, atmete einige Male tief durch und versuchte an etwas anderes zu denken, als diesen wunderbaren Engel, von dem ich einfach nicht los kam. Zum Glück wirkte das Atmen und machte mich wieder etwas ruhiger. Ich öffnete die Augen wieder, sah zu dem Platz wo Carlisle gerade eben verschwunden war und seufzte. Ich konnte nicht mit ihm befreundet sein. Das war so als ob Wasser und Öl befreundet sein sollten. Die beiden konnten nie befreundet sein. Okay, Wasser und Öl konnten auch sonst nicht beisammen sein, was bei mir und Carlisle sicherlich funktionieren würde, aber darum ging es jetzt nicht.
Nach ein paar Minuten fiel mir auf wie unnötig es war noch hier zu stehen und schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich wäre ich noch bis zum Morgengrauen hier gestanden, wenn es mich nicht auf einmal gefröstelt hätte; wenn ich mit meinen Gedanken bei Carlisle war konnte sich nichts anderes dazwischen schieben- außer natürlich ein paar Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst oder das dringende Bedürfnis auf die Toilette gehen zu müssen.
Ich lächelte über meine seltsamen Gedankengänge und stapfte die Wiese hinunter zur Straße. Die Villa stand etwas rechts von mir, doch ich brauchte nicht lange um sie zu erreichen; vielleicht drei Minuten.
Ich ging an Leonards Pferden vorbei, denen ich die Namen Pferdchen eins und Pferdchen zwei gegeben hatte- ja, ziemlich einfallslos, was? -, und kam zu den Stiegen, die zur Haustüre führten. Doch als ich die erste Stufe hinaufgestiegen war, hörte ich ein Räuspern hinter mir. Sofort erinnerte ich mich wieder an Edwards Räuspern im Auto, als er krank gewesen war. Aber das hier konnte wohl kaum Edward sein. Er war doch mit Tanja bei ihnen zu Hau . . . Moment mal!
Als ich begriff, was damals wirklich mit Edward gewesen war, fielen mir die Augen fast aus dem Kopf. Mein Mund stand offen und ich fühlte, wie ich mich ziemlich lächerlich fühlte. Edward war damals gar nicht krank gewesen, er war kerngesund, wie es jeder drei Jahre alter Vampir war, der ein vergnügliches Leben nach dem Leben führte und Gedankenlesen konnte!
Ich wollte, dass mich die Erde verschluckte und erst dann wieder hervor kommen, wenn ich mich selbst nicht mehr an diesen einen Vorfall erinnern konnte. Ich hatte damals doch wirklich an Carlisle gedacht, wie er sich auszog und wir uns küssten. Edward hatte alles in meinen Gedanken lesen können- oder hatte er es gesehen? Oh nein, bitte nicht!
Ich wollte meinen Kopf auf das dünne Treppengeländer klatschen und mich fragen wieso ich solche peinlichen Sachen machen musste. Ich würde mich umdrehen und die Person hinter mir anlächeln als wäre nichts gewesen, doch die rote Rille auf meiner Stirn hätte sicher nicht so freundlich gewirkt. Okay, lassen wir diesen „Klatsch den Kopf an das Treppengeländer“ Plan. Ich verstaute ihn dennoch in der Schublade in meinem Kopf auf der dick und fett „dringend zu machende Dinge! “ prangte. Vielleicht würde ich diesen Plan ja wieder hervor kramen, wenn mich niemand beobachtete (hehe, ja das wäre schon was).
Mittlerweile legte sich eine Hand auf meine Schulter, weswegen ich auch heftig zusammenzuckte- wer rechnete schon bei diesen Gedanken mit einer Hand auf der Schulter? -, doch ich merkte, dass ein Mensch hinter mir stand; immerhin war die Hand warm.
Ich drehte mich lächelnd um und versuchte so zu wirken, als wäre ich wegen einem Pony, das auf einem Regenbogen spielte, so in Gedanken versunken gewesen zu sein. Okay, vielleicht war das Pony doch keine so gute Idee; schließlich war ich eine erwachsene Frau und alle Erwachsenen Frauen, die ich kannte, dachten ganz bestimmt nicht an Ponys und Regenbögen, obwohl. . .
Ich schüttelte den Kopf, veränderte mein Lächeln- jetzt war es ein „Ich denke an ein liebes Eichhörnchen, das ich am Weg gesehen habe“ Grinsen, und damit fühlte ich mich, Gott sei Dank, wohler.
Als ich die Person vor mir sah, fiel mir ein Stein vom Herzen. Es war nicht irgendeiner von Collins Freunden und sogar Collin selbst, nein, es war Leonard. Leonard war wie ein Großvater für mich, bei ihm konnte ich ich selbst sein, zumindest der Teil von meinem Ich, der nicht über Carlisles Geheimnis bescheid wusste.
»Leonard, Sie sind es! «, rief ich erleichtert und stieg von der Treppe, zu ihm hinunter. Vor mir sah ich wieder einmal den breit lächelnden Leonard. Sein Schnurrbart kringelte sich an den Spitzen ein bisschen ein und mit seinem großen Zylinder sah er aus wie ein Zirkusdirektor. In diesem Zylinder konnten bestimmt fünf Kaninchen verschwinden, wenn sie sich zusammenquetschten.
»Ja Esme, wer denn sonst? Kennen Sie denn noch jemanden, der bei meinen Pferdchen schläft? «, fragte er mich glucksend und sein breites Grinsen wurde noch breiter.
Auch ich kicherte ein bisschen, der gute alte Leonard.
»Nein, soweit ich weiß sind Pferdchen ein und zwei Ihnen immer treu geblieben! «
»Na das will ich ja auch stark hoffen«, erwiderte er, drehte sich zu den Pferden um und schwenkte den Zeigefinger in ihre Richtung, als würde er sie rügen. Die Pferde sahen erwartungsvoll zu ihm auf, doch als sie sahen, dass Leonard nur einen Finger und keine Möhre hoch hielt, grasten sie gelangweilt weiter.
Ich lächelte liebevoll und legte dann meine Hand auf Leonards Schulter. »Was gibt’s denn, Leo? «
»Leo?! Das gefällt mir, da wirke ich doch gleich um zehn Jahre jünger, nicht? «, lachte Leonard.
Ich nickte ihm lachend; der Typ war einfach zu komisch.
Als Leonard zu ende gelacht hatte, antwortete er aber ernst: »Liebes, ich denke wir sollten und setzten. « Er schenkte mir diesen „schlimmes, schlimmes Mädchen“ - Blick zu und führte mich zu den Pferden. Er wollte mir einen Stuhl holen, doch ich setzte mich einfach ins Gras zu Pferdchen eins und sah gespannt, jedoch auch verwirrt und etwas ängstlich, zu ihm auf. Leonard schüttelte den Kopf, als er mich da im Gras sitzend sah, setzte sich dann aber auch zu mir.
»Sagen Sie mal, lieben sie Herren Smith? «, fragte er und sah mich ernst an.
Ich schluckte. Wieso fragte er mich das? »Ja natürlich, was ist denn das für eine Frage? «
»Nun ja, ich habe bemerkt, dass Sie nicht wirklich glücklich mit meinem Herren sind, doch heute früh waren Sie wie ausgewechselt. Sie haben so gestrahlt, dass Sie sogar die Sonne verdrängt haben. « Bei der Erinnerung an heute früh lächelte Leonard wieder etwas, doch dann wurde er wieder ernst.
Ich schluckte noch einmal. »Das war nur weil . . . weil ich mich heute einfach gut gefühlt habe! «, versuchte ich mich zu retten, doch ich wusste, dass ich nicht sehr glaubwürdig rüber kam; unter Druck konnte ich schlecht lügen.
»Und außerdem habe ich den blonden jungen Mann gesehen, den Sie gerade eben so rührend verabschiedet haben! «, ergänzte Leonard ohne auf meine zweifelhafte Antwort von vorhin einzugehen.
Langsam bildete sich ein großer Klumpen in meinem Hals und ich schluckte noch einmal. Ich suchte verzweifelt nach einer Ausrede, doch mir wollte einfach keine einfallen. Stattdessen ließ ich meinen Kopf in meine Hände fallen und begann zu schluchzen. Alles war aufgeflogen! Genau jetzt, wo ich Carlisle gerade eben wieder bekommen hatte, musste alles auffliegen. Wenn Collin davon erfahren würde wäre alles aus. Ich würde Carlisle nie wieder sehen dürfen.
Ich spürte, wie Leonard sanft über meinen Rücken streichelte und mich somit zu beruhigen versuchte.
»Hey, es ist alles in Ordnung! Sssht, nicht weinen! «
Als ich zu Leonard aufsah waren seine Mundwinkel nach unten gezogen und seine kleinen schwarzen Augen sahen traurig auf mich hinab; jetzt sah er aus wie ein unglücklicher Teddybär.
»Wirklich? Ist wirklich alles in Ordnung, wenn ich mich mit einem anderen treffe, obwohl ich verheiratet bin? «, fragte ich mit tränenerstickter Stimme. Die Frage war wohl eher an die ganze Welt gerichtet und nicht an Leonard, der versuchte mir irgendwie Mut zu zu sprechen, doch dabei war er so hilflos, dass er mit den Händen wild in der Luft umher fuchtelte und leise schnaubte. Pferdchen zwei sah ihn an, schnaubte auch kurz auf und Pferdchen eins stupste mich leicht mit der Schnauze an. Ich drehte mich kurz um, streichelte über seine Stirn und sah dann wieder Leonard an, der nun ratlos neben mir saß und in die Luft starrte.
Wir saßen nur so da ohne etwas zu sagen, es war vollkommen still bis auf das Geräusch von schmatzenden Pferden und vereinzelten Amseln, die sich Gute Nacht sagten. Die Sonne war schon untergegangen und es war jetzt schon ziemlich finster. Dennoch sah ich Leonard fast perfekt vor mir.
»Ich weiß, dass es nicht richtig ist, doch ich kann einfach nicht anders«, erklärte ich ihm nach einer Weile. »Jedes Mal wenn ich mit ihm zusammen ist es so, als würde die Sonne nur für uns auf- und untergehen. Ich fühle nur Glück wenn ich mit ihm zusammen bin, nicht als Glück! « Meine Stimme war seelenruhig. Es tat gut einmal auszusprechen, was Sache war.
Ich sah Leonard an, der auf den Boden starrte. »Ich kann gut verstehen, wenn Sie mich verurteilen. Immerhin sollte ich so etwas nicht machen, doch es geht einfach nicht anders. Ich verstehe auch, wenn Sie Collin alles erzählen wollen, doch bitte geben Sie mir eine Chance es im selbst du erklären. «
Ich wartete auf Leonards Reaktion, doch er sah einfach nur den Boden an. Nach ein paar Minuten antwortete er aber: »Ich verurteile Sie nicht! Das würde ich nicht wagen, egal was Sie tun würden. Sie haben Ihre Gründe, auch wenn ich diese vielleicht nicht sehe. « Er sah zu mir auf und lächelte leicht. »Wenn ich daran denke, wie glücklich Sie heute früh waren, dann kann ich verstehen, warum Sie sich mit diesem Mann treffen. Er scheint Sie wirklich überglücklich zu machen! «
»Das tut er! «, flüsterte ich Leonard lächelnd zu. Auch wenn ich wusste, dass jetzt alles vorbei war, war ich doch froh, dass Leonard mich nicht verurteilte und mich immer noch mochte.
»Ich werde Herren Smith nichts sagen! «, rief Leonard nach einer Weile.
Wie bitte? Erstaunt sah ich zu ihm.
»Sie wissen schon was das Beste für Sie ist. Wenn dieser Mann Ihnen wirklich so viel bedeutet, dann kann man nichts daran ändern. Ich will mich nicht in Ihre Privatangelegenheiten einmischen. Doch trotzdem rate ich ihnen, dass Sie Mr. Smith alles erzählen, sonst schaden Sie nur sich selbst. «
Leonard sah mich gütig an, doch im gleichen Moment fiel er rücklings auf die Erde, weil ich mich auf ihn geworfen hatte. Ich lag nun auf seinem festen Bierbauch und er sah mich erschrocken an. Doch ich konnte nur lachen; er war wirklich der Tollste.
»Sie sind ein so wundervoller Mensch, Leonard! Jeder andere hätte mir nicht einmal erlaubt Collin alles selbst zu erzählen, doch Sie würden ihm nichts verraten. «
»Jetzt sagen Sie es doch nicht so als wäre ich ein Heiliger! Das bin ich nämlich ganz und gar nicht, wäre ich auch nur halbwegs pflichtbewusst würde ich Ihrem Ehemann alles erzählen, doch ich kann es nicht. Wären Sie nicht eine so liebevoll junge Dame, hätte ich vielleicht nicht solch große Probleme, doch Sie machen es mir wirklich schwer mich verantwortungsvoll zu benehmen! «, erklärte Leonard mir und hielt seinen Zylinder fest, damit er ihm nicht vom Kopf fiel.
»Sie sind ein Heiliger! Da bin ich mir ganz sicher, und wenn nicht werde ich mich fest dafür einsetzten, dass Sie einmal heilig gesprochen werden! «, jubelte ich und klopfte auf seinen Bauch.
»Nun ja, wenn Sie wollen«, lachte Leonard.
Ich ging von ihm runter und stand auf, dann half ich Leonard hoch. Er ächzte laut, als er auf die Beine kam und richtete seinen Zylinder.
»Überlegen Sie es sich, ob sie Mr. Smith doch nicht alles erzählen wollen! «, schärfte Leonard mir ein.
Ich lächelte und versprach ihm, es irgendwann zu tun, dann ging ich zur Treppe. Leonard wünschte mir noch eine gute Nacht, winkte mir und wandte sich dann seinen Pferden zu.
Ich ging langsam von ihm weg und beobachtete ihn. Als ich mir sicher war, dass er nicht zu mir sah, rannte ich schnell weiter, hinter das Haus und eine Runde herum, bis ich Pferdchen eins und zwei und Leonard wieder sah, nur halt von einer anderen Seite.
Dann schlich ich mich in den Stall der Pferde und sprang ins Stroh in der linken hinteren Ecke. Ich wollte heute einfach nicht in mein Zimmer, ich wollte an der frischen Luft bleiben und sie beim Schlafen einatmen.
Ich legte mich quer in das Stroh und machte die Augen zu. Zufrieden atmete ich tief durch und fing an, an Carlisle zu denken, so wie ich es immer tat, wenn ich einschlief.
Ein bisschen später- ich war gerade im Halbschlaf- merkte ich, wie jemand zu mir kam. An dem leisen Brummen erkannte ich, dass es Leonard sein musste. Er entfernte sich wieder, doch nur um dann wieder her zu kommen und mir eine große Decke über zu werfen. Er streichelte meinen rechten Fuß, brummte wieder und ging dann aus der Scheune.
»Tut mir leid ihr zwei, ihr werdet heute wohl oder über draußen schlafen müssen! «, sagte er zu seinen Pferden und brummte wieder amüsiert. Obwohl ich im Halbschlaf war, merkte ich es doch und musste auch lächeln, ehe ich glücklich und mit Carlisle vor meinem inneren Auge einschlief.
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Kapitel 39: Herzen!
39.: Herzen!
Am nächsten Morgen wachte ich auf, als mich jemand kräftig an der Schulter schüttelt. Ich schreckte auf und war etwas verärgert über das unsanfte Erwachen, und auch als ich sah, dass es Leonard war, wurde meine Stimmung nicht besser. Ich wollte ihn schon genervt fragen, wieso er das getan hatte, doch dann sah ich seinen Gesichtsausdruck. Leonard sah eigentlich immer fröhlich und unbekümmert aus, kümmerte sich nur um seine Angelegenheiten und freute sich über die winzigsten Kleinigkeiten. Doch nun sah ich in sein Gesicht und es war so, als wäre der Mann vor mir ein Fremder. Leonard sah ängstlich über seine Schulter und zog mich auf.
»Schnell, Sie müssen in die Villa! «, stotterte er schnell und zog mich zum Eingang der Scheune.
Verschlafen und völlig verwirrt blickte ich zu ihm. »Was? Wieso? «, fragte ich ihn verdutzt.
»Ihr Mann, er ist rasend vor Wut, weil er Euch nicht bei ihm im Bett gefunden hat. Er rennt durchs ganze Haus und sucht Euch, reißt jede Türe auf und schreit herum. Ich weiß nicht was er machen wird, wenn er Sie hier findet. Tun Sie doch so, als wären Sie im Badezimmer oder in der Küche gewesen! «, rief Leonard hektisch, sah aus der Scheune, ob Collin kam, und schliff mich dann hinter die Villa.
»Er wird gleich kommen, schleichen Sie sich dann einfach hinein, ich werde ihn lange genug ablenken, dass sie ins Badezimmer verschwinden könnt! « Er sah mir in die Augen und zuckte zusammen, als er Collins wütende Stimme seinen Namen rufen hörte. Auch ich zuckte zusammen. So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt. Ich kannte ihn nur verständnisvoll und nett- oder auf traurig und etwas böse-, noch nie hatte ich ihn so aggressiv gesehen. Leonard drückte meine Hände und verschwand dann in die Richtung, aus der Collins Stimme kam.
»Wo ist sie? Ist sie hier? Mit ihrem Geliebten? «, hörte ich Collin schreien und zuckte noch einmal zusammen. Mein Geliebter? Was? Was dachte er denn von mir? Dachte er, dass ich mir sofort einen anderen Mann suchen würde, wenn mir langweilig wurde? Ich war doch kein Flittchen, nie hätte ich ihn so verletzen können. Okay, das mit Carlisle zählte nicht. Carlisle könnte nie mein Geliebter sein, er war mein Seelenverwandter.
»Nein Herr, natürlich nicht. Beruhigen Sie sich doch, ich bin mir sicher, dass sie ganz in der Nähe ist . . . «, versuchte Leonard ihn zu beruhigen, doch das machte Collin nur noch wütender. »Versuchen Sie nicht mich zu täuschen. Sie wissen was dann passieren kann! «, knurrte Collin feindselig.
Mich durchfuhr ein Schauer; nicht ein Schauer des Glücks, wie bei Carlisle, sondern einer der Furcht. Ich hatte wirklich Angst vor dieser Seite von Collin. Und ich hatte auch Angst um Leonard.
„Sie wissen was dann passieren kann!“
Ich lugte hinter der Mauer hervor und sah Collin, der Leonard am Kragen gepackt und mir den Rücken zugedreht hatte. Er war viel größer und bedrohlicher als der kleine, dicke Leonard, der nun ängstlich zu ihm aufblickte. Ich wusste nicht was Collin tun würde, wenn er mich hier sehen würde, doch das war mir in diesem Moment egal. Ich konnte Leonard nicht einfach so zurück lassen.
Leise trat ich hinter der Villa hervor. Als Leonard mich erblickte, weiteten sich seine Augen und er schüttelte wild den Kopf. Er deutete mir, dass ich verschwinden sollte, doch das tat ich nicht. Collins Körper versteifte sich, als er merkte, dass jemand hinter ihm stand und noch bevor er sich umdrehen konnte, sagte ich seelenruhig: »Collin, lass ihn los! Er hat dir nichts getan. Du suchst doch mich, oder? Also lass deinen Kutscher sofort los und wende dich mir zu! «
Collin schmiss Leonard auf den Boden, wo dieser mit einem dumpfen Geräusch aufschlug, und drehte sich langsam zu mir um. Als ich Collins Gesicht sah wollte ich am liebsten wieder umdrehen und mich irgendwo verkriechen, doch ich musste das hier jetzt hinter mich bringen.
Collin war vor lauter Wut ganz rot im Gesicht und hatte es zu einer fürchterlichen Maske verzogen. Er kam langsam auf mich zu.
»Esme, da bist du ja! «, flüsterte er, doch er hatte sich keineswegs beruhigt. Er hatte die Augen weit aufgerissen und lächelte seltsam, dass er aussah, als wäre er gerade aus der Irrenanstalt entflohen. Als Leonard mir gesagt hatte, dass er nicht wusste, was Collin mit mir machen würde, wenn er mich hier sah, hatte ich gedachte, dass er übertrieb, doch jetzt war ich mir nicht mehr so sicher. Ich wusste, dass Collin mir nie wehtun würde, doch der Mann vor mir war nicht mehr der, den ich geheiratet hatte. Ich wollte mir nicht vorstellen, was er mit mir machen würde.
»Wo warst du heute Nacht? Hast du es schön gehabt? Ich wette ihr habt über mich gelacht, du und dein Geliebter. Wo ist er? Wo ist dieser Hurensohn? Ich werde ihn fertig machen und zwar vor deinen Augen. Du sollst sehen, wie er erbärmlich verreckt! « Collin schrie aus Leibeskräften und lachte dann.
»Collin, hör auf damit! Ich habe doch keinen Geliebten! Wie kannst du auch nur daran denken, dass ich . . . «, brüllte ich ihm zu. Ich spürte, wie auch ich wütend wurde. Ich hatte keinen Geliebten! Nein, ich hatte keinen! Carlisle wollte mich nicht! Er wollte mich einfach nicht mehr! Wieso wollte er mich nicht? Er war doch mein ein und alles! Ich wollte nur Carlisle, doch er wollte mich einfach nicht.
»Halt den Mund, du kleine Lügnerin! Ich merke doch, dass du Tag und Nacht an einen anderen denkst. Es ist wie mit deinem geliebten Dr. Cullen! Und als dieser endlich weg war hast du langsam angefangen mich zu sehen! Du hast nicht nur an diesen schleimigen Arzt gedacht, der allen Frauen die Köpfe verdreht! Du hast endlich deine Gefühle für mich zugelassen, doch jetzt ist es wieder wie am Anfang. Wieso? Herrgott, was tue ich denn, dass du mich nicht liebst? Ich versuche nur dir alles zu geben, das du willst, doch du denkst immer nur an einen anderen. «
Als ich merkte, dass Collin einfach nur Angst hatte mich zu verlieren, war meine Wut wie weggeblasen. Ich hatte ihn soweit getrieben, dass er seinen treuesten Bediensteten drohte. Ich hatte ihn nie verletzten wollen, doch das hatte ich getan. Je mehr ich bei Carlisle war, desto mehr entfernte ich mich von Collin.
»Collin, ich wollte dich nie verletzten! Es tut mir so leid! Aber du musst mich glauben, wenn ich dir sage, dass ich keinen Geliebten habe«, begann ich zärtlich und ging vorsichtig auf Collin zu. Ich legte ihm meine Hand auf die Wange und wollte ihn beruhigen. Es funktionierte! Collin beruhigte sich und schmiegte sich in meine Hand.
»Es tut mir wirklich leid, dass ich dich verletzt habe. Und wegen Carlisle . . . er ist mir einfach so unglaublich wichtig, verstehst du? Er . . . er ist einfach großartig . . . «
Noch bevor ich ausreden konnte, schob Collin mich von sich. Ich sah ihm verwirrt in die Augen. Ich bemerkte, wie er wieder rot wurde und sich seine Augen erneut weiteten. Oh verdammt! Vielleicht hätte ich die Sache mit Carlisle vorsichtiger angehen sollen. Und dass ich von ihm auch noch im Präsens anstatt in der Vergangenheitsform geschwärmt hatte, machte die Sache auch nicht besser.
Collin sah an mir herunter und als ich mich gerade bei ihm entschuldigen wollte und mich ihm wieder näherte, bemerkte ich, wie er seine Hand hob. Es kam mir vor wie in Zeitlupe, als er seine Hand ansah und mir dann ins Gesicht blickte. Seine Miene war steinhart und ich sah kein Anzeichen des Zögerns, als er ausholte und mich mit der flachen Hand ins Gesicht schlug. Ich konnte nicht einmal die Augen zusammenkneifen. Ich musste in seine Augen sehen, die vor lauter Verbitterung jeglichen Ausdruck verloren hatten.
Als ich seine Hand auf mein Gesicht aufkommen hörte, war die Zeit wieder normal und auf einmal flog ich durch die Luft. Seit wann flog man wegen einer einfachen Ohrfeige durch die Luft? Ich hatte schon oft Ohrfeigen bekommen und noch nie hatte ich deswegen fliegen können. Es war doch nur eine Ohrfeige gewesen! Wieso also flog ich in einem hohen Bogen über die Erde und drehte mich währenddessen auch noch leicht? Mir kam es wie eine Ewigkeit vor, bis ich mit dem Gesicht voran auf der Erde aufschlug. Ich hatte die Grashalme auf mich zukommen sehen, immer schneller und schneller, bis ich nichts mehr sah. Mir war schwarz vor den Augen! Doch ich spürte meinen Körper. Wie von alleine richteten sich meine Arme auf und drückten meinen Oberkörper von der kalten Wiese. Ich sah die Grashalme, die nun platt gedrückt auf der Erde lagen, in einem frischen hellgrün erstrahlen und seltsamerweise lagen lauter Herzen in der Wiese. Kleine rote Herzen, die den Rasen schmückten. Was machte denn Herzen hier?
Ich sah die Herzen verwundert an, doch auf einmal waren da viel mehr Herzen als noch ein paar Sekunden zuvor. Die Herzen vermehrten sich blitzschnell, doch ich konnte nicht sehen wie. Ich sah einfach nur die Herzen und das Gras, und dann waren da auf einmal mehr und mehr Herzen, bis vom Grün des Grases nichts mehr übrig war. Die Herzen waren zu einer einzigen roten Masse verschmolzen. Nur ein winziger Fleck war noch grün. Ich verstand nicht wie das ging. Doch als ich über die Herzen nachdachte spürte ich auf einmal, dass ich schreckliche Kopfschmerzen hatte. Mir taten die gesamte Stirn, Teile meiner Wangen, meine Nase und mein Kinn weh.
Weinte ich? Ich überlegte ob ich weinte oder nicht, doch ich weinte nicht. Was also war das, das sich anfühlte wie eine Träne und mir über die Wange lief? Ich ließ es weiter rinnen, bis es bei meinem Kinn angelangte und sich dann ein kleiner Tropfen bildete. Als sich der Tropfen von meiner Haut löste, versuchte ich zu erkennen, was es war. Ich sah zu meinem Kinn hinunter, doch ich sah nichts. Nichts außer einem Herzen, das immer schneller zu Boden fiel. Als das Herz auf der Wiese aufkam, vernichtete es den letzten Grünen Punkt und ließ den Fleck vor meinen Augen nun ganz rot werden. Ich verstand nicht, ich verstand nichts mehr. Wieso war ein Herz an meiner Wange hinunter gelaufen? Ich versuchte eine passende Antwort zu finden, doch mein Schädel tat so sehr weh, dass ich mich nicht konzentrieren konnte. Ich musste mich anstrengen um meine Augen offen zu halten, irgendwas strengte mich so sehr an, dass ich ganz müde wurde.
Eine Hand fasste meinen Oberarm und zog mich auf meine Beine. Ich konnte mich nicht wehren und ließ es einfach geschehen. Ich wurde herum gedreht und sah einem geschockten Collin ins Gesicht. Als er mir in die Augen sah, erstarrte er, doch er konnte seine Augen nicht von mir lösen. Ich blinzelte um meine Augen nicht zu schließen- ich war mich sicher, dass ich sonst eingeschlafen wäre- und sah Collin verwirrt an.
»Was haben Sie getan? «, flüsterte der kleine Leonard hinter Collin geschockt und entfernte sich von uns.
»Was . . . was ist los? «, brachte ich mühsam hervor und merkte beim Reden, dass sich mein Kiefer komisch anfühlte. Ich blinzelte noch einmal und holte tief Luft, doch auch das empfand ich anders als sonst.
Collin antwortete mir nicht. Er sah mich noch immer mit geschocktem Gesicht an. Dann wandte er sich an Leonard, ohne mich aus den Augen zu lassen. »Sie sagen kein Wort zu irgendwem! «, befahl er mit matter Stimme, die ganz und gar nicht zu seinem Gesichtsausdruck passte.
Was sollte Leonard nicht sagen? Hatte ich mich in einen Hamster verwandelt? Ich verstand nichts mehr.
Collin festigte seinen Griff an meinem Oberarm und schliff mich zum Eingang der Villa. Er sah mich nicht mehr an, sondern marschierte nur mehr mechanisch voran und zog mich hinter ihm her. Er schleppte mich bis zu unserem Schlafzimmer, dort machte er halt, stieß mich hinein und schlug die Türe dann zu.
Ich war beim Stoß auf den Boden gefallen und saß jetzt auf dem harten Boden. Ich hörte, wie Collin die Türe abschloss und verschwand.
Was? Was? Was? Was? Was? Was? Was?, hörte ich in meinem Kopf. Ich kapierte noch weniger als vor einer Minute. Wieso saß ich jetzt alleine in unserem Schlafzimmer? Wieso hatte Collin mich hier eingesperrt? Mein Kopf schmerzte wieder und ich griff mir automatisch an die Stirn. Doch als ich meine Hand wieder sinken ließ und mich dann am Boden abstützte, rutsche meine Hand weg, als hätte ich in glitschige Seife gegriffen, und von dem Fleck, wo meine Hand gerade noch gelegen hatte, und dem Fleck, wo sie jetzt war, hatte sich eine rote Spur gebildet. Verwirrt hob ich meine Hand an und sah auf meine Handfläche, die mit einer roten Flüssigkeit bedeckt war. Ich legte meine Stirn in Falten, doch daraufhin schmerzte mein Kopf noch mehr. Verwirrt versuchte ich aufzustehen, doch das klappte nur, wenn ich mich anstrengte. Es war so, als ob mein Körper Tonnen wiegen würde!
Ich schleppte meinen schweren Körper ins Badezimmer, das genau ans Schlafzimmer anschloss und ging auf den großen Spiegel zu. Als ich mein Spiegelbild sah, verstand ich, warum Collin und Leonard so entsetzt gewesen waren. Die rechte Seite meiner Stirn war aufgeschürft und eine zarte Spur des Blutes, das aus der Wunde quoll, führte von meiner Wange zu meinem Kinn. In der Wunde war etwas Erde, vom Boden vor der Villa.
Jetzt verstand ich! Die Herzen waren gar keine Herzen! Es waren kleine Bluttropfen gewesen, die sich in der Wiese verteilt hatten, als ich am Boden gelegen hatte.
Ängstlich griff ich zu der Wunde an meiner Stirn und zuckte sofort zurück, als ich den schrecklichen Schmerz spürte. Erst jetzt, da ich realisiert hatte, was mit mir geschehen war, konnte ich den richtigen Schmerz spüren.
Meine Stirn brannte und auch meine rechte Wange brannte etwas. Ich erkannte auch dort eine kleine Schramme, aus der ein bisschen Blut quoll.
Entgeistert blickte ich mein Spiegelbild und dann meine Blutverschmierten Hände an, ehe das Bild vor meinen Augen langsam verschwamm und ich das Gleichgewicht verlor. Ich wusste, dass ich noch einmal auf dem Boden aufschlagen würde, doch der Sturz dauerte Ewigkeiten. Doch als ich endlich den Druck, des Aufpralls, an meinen Schultern spürte, spürte ich keinen Schmerz. Ich landete zwar auf dem harten Boden, doch irgendwie nur mit meinen Schultern. Es war, als ob ich an einer Mauer lehnen würde. Was? Wie sollte das bitte gehen?
Ich strengte jede Faser in meinem Körper an, um meine Augen zu öffnen. Zuerst sah ich nur schwarze Punkte, doch langsam nahm ich das Licht wieder war und dann sah ich wieder vollkommen klar.
Ich lehnte an irgendwas, das war mir klar, doch an was? Ich drehte meinen Kopf vorsichtig, und sah ein Schimmern. Lehnte ich an einem glitzernden Diamantenhaufen? Das wäre wenigstens eine Entschädigung für die vielen Schmerzen.
Doch ich lehnte an etwas viel besseres, als einem Diamantenhaufen. Als mir das bewusst wurde, löste sich die ganze Anspannung von mir und ich schloss meine Augen wieder.
»Carlisle! «, flüsterte ich leise und ließ mich fallen. Doch Carlisle hielt mich fest. »Esme, ich bin bei dir, keine Angst! «, antwortete mir seine wunderschöne Stimme. Ich spürte, wie er mich hoch hob und mit mir ins Schlafzimmer ging. Er legte mich vorsichtig am Bett ab und beugte sich dann über mich.
»Esme, wie ist das passiert? Geht es dir gut? «
»Ich weiß nicht. Ich war unten und da waren Collin und Leonard. Collin war böse und da . . . da hat er mich geohrfeigt. « Ich wollte Carlisle nicht sagen, dass Collin mich geschlagen hatte, also benutzte ich ein nicht so schlimmes Wort.
»Er hat dir das angetan? «, knurrte Carlisle wütend. Ich riss die Augen auf- huch, wie schnell das auf einmal ging, wenn ich nur wollte- und sah Carlisle an. Er hatte die Zähne gefletscht und sah wütend auf mich herab, doch als er sah, dass ich die Augen geöffnet hatte, wurden seine Gesichtszüge sofort wieder weich und er kam näher zu mir.
»Carlisle! «, flüsterte ich und sah ihn liebevoll an. Meine Schmerzen waren weg, es war so als hätte ich nie Schmerzen gehabt. Ich legte meine Hand auf seine Wange und streichelte ihn sanft. Carlisle schloss die Augen leckte sich mit der Zunge über die Lippen. Sofort öffnete er die Augen, erstarrte kurz, doch dann lächelte er mich liebevoll an. Er nahm meine Hand in seine und entfernte sie von seinem Gesicht. »Es wäre besser, wenn du dir vorher die Hände wäscht, es sein denn, du willst angeknabbert werden. «
Ich lachte kurz auf, als ich begriff, was er meinte.
»Also ich hätte nichts dagegen! «
»Ach Esme, das war mir klar! «, lachte Carlisle.
»Esme, ich werde dich nicht bei diesem . . . diesem furchtbaren Menschen lassen«, flüsterte er mir in Ohr. Mit einem Ruck nahm er mich wieder hoch und ging zum Fenster. »Zuerst einmal werde ich dich verarzten und dann sehen wir weiter! « Mit diesen Worten sprang er mit mir auf dem Fenster.
Am nächsten Morgen wachte ich auf, als mich jemand kräftig an der Schulter schüttelt. Ich schreckte auf und war etwas verärgert über das unsanfte Erwachen, und auch als ich sah, dass es Leonard war, wurde meine Stimmung nicht besser. Ich wollte ihn schon genervt fragen, wieso er das getan hatte, doch dann sah ich seinen Gesichtsausdruck. Leonard sah eigentlich immer fröhlich und unbekümmert aus, kümmerte sich nur um seine Angelegenheiten und freute sich über die winzigsten Kleinigkeiten. Doch nun sah ich in sein Gesicht und es war so, als wäre der Mann vor mir ein Fremder. Leonard sah ängstlich über seine Schulter und zog mich auf.
»Schnell, Sie müssen in die Villa! «, stotterte er schnell und zog mich zum Eingang der Scheune.
Verschlafen und völlig verwirrt blickte ich zu ihm. »Was? Wieso? «, fragte ich ihn verdutzt.
»Ihr Mann, er ist rasend vor Wut, weil er Euch nicht bei ihm im Bett gefunden hat. Er rennt durchs ganze Haus und sucht Euch, reißt jede Türe auf und schreit herum. Ich weiß nicht was er machen wird, wenn er Sie hier findet. Tun Sie doch so, als wären Sie im Badezimmer oder in der Küche gewesen! «, rief Leonard hektisch, sah aus der Scheune, ob Collin kam, und schliff mich dann hinter die Villa.
»Er wird gleich kommen, schleichen Sie sich dann einfach hinein, ich werde ihn lange genug ablenken, dass sie ins Badezimmer verschwinden könnt! « Er sah mir in die Augen und zuckte zusammen, als er Collins wütende Stimme seinen Namen rufen hörte. Auch ich zuckte zusammen. So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt. Ich kannte ihn nur verständnisvoll und nett- oder auf traurig und etwas böse-, noch nie hatte ich ihn so aggressiv gesehen. Leonard drückte meine Hände und verschwand dann in die Richtung, aus der Collins Stimme kam.
»Wo ist sie? Ist sie hier? Mit ihrem Geliebten? «, hörte ich Collin schreien und zuckte noch einmal zusammen. Mein Geliebter? Was? Was dachte er denn von mir? Dachte er, dass ich mir sofort einen anderen Mann suchen würde, wenn mir langweilig wurde? Ich war doch kein Flittchen, nie hätte ich ihn so verletzen können. Okay, das mit Carlisle zählte nicht. Carlisle könnte nie mein Geliebter sein, er war mein Seelenverwandter.
»Nein Herr, natürlich nicht. Beruhigen Sie sich doch, ich bin mir sicher, dass sie ganz in der Nähe ist . . . «, versuchte Leonard ihn zu beruhigen, doch das machte Collin nur noch wütender. »Versuchen Sie nicht mich zu täuschen. Sie wissen was dann passieren kann! «, knurrte Collin feindselig.
Mich durchfuhr ein Schauer; nicht ein Schauer des Glücks, wie bei Carlisle, sondern einer der Furcht. Ich hatte wirklich Angst vor dieser Seite von Collin. Und ich hatte auch Angst um Leonard.
„Sie wissen was dann passieren kann!“
Ich lugte hinter der Mauer hervor und sah Collin, der Leonard am Kragen gepackt und mir den Rücken zugedreht hatte. Er war viel größer und bedrohlicher als der kleine, dicke Leonard, der nun ängstlich zu ihm aufblickte. Ich wusste nicht was Collin tun würde, wenn er mich hier sehen würde, doch das war mir in diesem Moment egal. Ich konnte Leonard nicht einfach so zurück lassen.
Leise trat ich hinter der Villa hervor. Als Leonard mich erblickte, weiteten sich seine Augen und er schüttelte wild den Kopf. Er deutete mir, dass ich verschwinden sollte, doch das tat ich nicht. Collins Körper versteifte sich, als er merkte, dass jemand hinter ihm stand und noch bevor er sich umdrehen konnte, sagte ich seelenruhig: »Collin, lass ihn los! Er hat dir nichts getan. Du suchst doch mich, oder? Also lass deinen Kutscher sofort los und wende dich mir zu! «
Collin schmiss Leonard auf den Boden, wo dieser mit einem dumpfen Geräusch aufschlug, und drehte sich langsam zu mir um. Als ich Collins Gesicht sah wollte ich am liebsten wieder umdrehen und mich irgendwo verkriechen, doch ich musste das hier jetzt hinter mich bringen.
Collin war vor lauter Wut ganz rot im Gesicht und hatte es zu einer fürchterlichen Maske verzogen. Er kam langsam auf mich zu.
»Esme, da bist du ja! «, flüsterte er, doch er hatte sich keineswegs beruhigt. Er hatte die Augen weit aufgerissen und lächelte seltsam, dass er aussah, als wäre er gerade aus der Irrenanstalt entflohen. Als Leonard mir gesagt hatte, dass er nicht wusste, was Collin mit mir machen würde, wenn er mich hier sah, hatte ich gedachte, dass er übertrieb, doch jetzt war ich mir nicht mehr so sicher. Ich wusste, dass Collin mir nie wehtun würde, doch der Mann vor mir war nicht mehr der, den ich geheiratet hatte. Ich wollte mir nicht vorstellen, was er mit mir machen würde.
»Wo warst du heute Nacht? Hast du es schön gehabt? Ich wette ihr habt über mich gelacht, du und dein Geliebter. Wo ist er? Wo ist dieser Hurensohn? Ich werde ihn fertig machen und zwar vor deinen Augen. Du sollst sehen, wie er erbärmlich verreckt! « Collin schrie aus Leibeskräften und lachte dann.
»Collin, hör auf damit! Ich habe doch keinen Geliebten! Wie kannst du auch nur daran denken, dass ich . . . «, brüllte ich ihm zu. Ich spürte, wie auch ich wütend wurde. Ich hatte keinen Geliebten! Nein, ich hatte keinen! Carlisle wollte mich nicht! Er wollte mich einfach nicht mehr! Wieso wollte er mich nicht? Er war doch mein ein und alles! Ich wollte nur Carlisle, doch er wollte mich einfach nicht.
»Halt den Mund, du kleine Lügnerin! Ich merke doch, dass du Tag und Nacht an einen anderen denkst. Es ist wie mit deinem geliebten Dr. Cullen! Und als dieser endlich weg war hast du langsam angefangen mich zu sehen! Du hast nicht nur an diesen schleimigen Arzt gedacht, der allen Frauen die Köpfe verdreht! Du hast endlich deine Gefühle für mich zugelassen, doch jetzt ist es wieder wie am Anfang. Wieso? Herrgott, was tue ich denn, dass du mich nicht liebst? Ich versuche nur dir alles zu geben, das du willst, doch du denkst immer nur an einen anderen. «
Als ich merkte, dass Collin einfach nur Angst hatte mich zu verlieren, war meine Wut wie weggeblasen. Ich hatte ihn soweit getrieben, dass er seinen treuesten Bediensteten drohte. Ich hatte ihn nie verletzten wollen, doch das hatte ich getan. Je mehr ich bei Carlisle war, desto mehr entfernte ich mich von Collin.
»Collin, ich wollte dich nie verletzten! Es tut mir so leid! Aber du musst mich glauben, wenn ich dir sage, dass ich keinen Geliebten habe«, begann ich zärtlich und ging vorsichtig auf Collin zu. Ich legte ihm meine Hand auf die Wange und wollte ihn beruhigen. Es funktionierte! Collin beruhigte sich und schmiegte sich in meine Hand.
»Es tut mir wirklich leid, dass ich dich verletzt habe. Und wegen Carlisle . . . er ist mir einfach so unglaublich wichtig, verstehst du? Er . . . er ist einfach großartig . . . «
Noch bevor ich ausreden konnte, schob Collin mich von sich. Ich sah ihm verwirrt in die Augen. Ich bemerkte, wie er wieder rot wurde und sich seine Augen erneut weiteten. Oh verdammt! Vielleicht hätte ich die Sache mit Carlisle vorsichtiger angehen sollen. Und dass ich von ihm auch noch im Präsens anstatt in der Vergangenheitsform geschwärmt hatte, machte die Sache auch nicht besser.
Collin sah an mir herunter und als ich mich gerade bei ihm entschuldigen wollte und mich ihm wieder näherte, bemerkte ich, wie er seine Hand hob. Es kam mir vor wie in Zeitlupe, als er seine Hand ansah und mir dann ins Gesicht blickte. Seine Miene war steinhart und ich sah kein Anzeichen des Zögerns, als er ausholte und mich mit der flachen Hand ins Gesicht schlug. Ich konnte nicht einmal die Augen zusammenkneifen. Ich musste in seine Augen sehen, die vor lauter Verbitterung jeglichen Ausdruck verloren hatten.
Als ich seine Hand auf mein Gesicht aufkommen hörte, war die Zeit wieder normal und auf einmal flog ich durch die Luft. Seit wann flog man wegen einer einfachen Ohrfeige durch die Luft? Ich hatte schon oft Ohrfeigen bekommen und noch nie hatte ich deswegen fliegen können. Es war doch nur eine Ohrfeige gewesen! Wieso also flog ich in einem hohen Bogen über die Erde und drehte mich währenddessen auch noch leicht? Mir kam es wie eine Ewigkeit vor, bis ich mit dem Gesicht voran auf der Erde aufschlug. Ich hatte die Grashalme auf mich zukommen sehen, immer schneller und schneller, bis ich nichts mehr sah. Mir war schwarz vor den Augen! Doch ich spürte meinen Körper. Wie von alleine richteten sich meine Arme auf und drückten meinen Oberkörper von der kalten Wiese. Ich sah die Grashalme, die nun platt gedrückt auf der Erde lagen, in einem frischen hellgrün erstrahlen und seltsamerweise lagen lauter Herzen in der Wiese. Kleine rote Herzen, die den Rasen schmückten. Was machte denn Herzen hier?
Ich sah die Herzen verwundert an, doch auf einmal waren da viel mehr Herzen als noch ein paar Sekunden zuvor. Die Herzen vermehrten sich blitzschnell, doch ich konnte nicht sehen wie. Ich sah einfach nur die Herzen und das Gras, und dann waren da auf einmal mehr und mehr Herzen, bis vom Grün des Grases nichts mehr übrig war. Die Herzen waren zu einer einzigen roten Masse verschmolzen. Nur ein winziger Fleck war noch grün. Ich verstand nicht wie das ging. Doch als ich über die Herzen nachdachte spürte ich auf einmal, dass ich schreckliche Kopfschmerzen hatte. Mir taten die gesamte Stirn, Teile meiner Wangen, meine Nase und mein Kinn weh.
Weinte ich? Ich überlegte ob ich weinte oder nicht, doch ich weinte nicht. Was also war das, das sich anfühlte wie eine Träne und mir über die Wange lief? Ich ließ es weiter rinnen, bis es bei meinem Kinn angelangte und sich dann ein kleiner Tropfen bildete. Als sich der Tropfen von meiner Haut löste, versuchte ich zu erkennen, was es war. Ich sah zu meinem Kinn hinunter, doch ich sah nichts. Nichts außer einem Herzen, das immer schneller zu Boden fiel. Als das Herz auf der Wiese aufkam, vernichtete es den letzten Grünen Punkt und ließ den Fleck vor meinen Augen nun ganz rot werden. Ich verstand nicht, ich verstand nichts mehr. Wieso war ein Herz an meiner Wange hinunter gelaufen? Ich versuchte eine passende Antwort zu finden, doch mein Schädel tat so sehr weh, dass ich mich nicht konzentrieren konnte. Ich musste mich anstrengen um meine Augen offen zu halten, irgendwas strengte mich so sehr an, dass ich ganz müde wurde.
Eine Hand fasste meinen Oberarm und zog mich auf meine Beine. Ich konnte mich nicht wehren und ließ es einfach geschehen. Ich wurde herum gedreht und sah einem geschockten Collin ins Gesicht. Als er mir in die Augen sah, erstarrte er, doch er konnte seine Augen nicht von mir lösen. Ich blinzelte um meine Augen nicht zu schließen- ich war mich sicher, dass ich sonst eingeschlafen wäre- und sah Collin verwirrt an.
»Was haben Sie getan? «, flüsterte der kleine Leonard hinter Collin geschockt und entfernte sich von uns.
»Was . . . was ist los? «, brachte ich mühsam hervor und merkte beim Reden, dass sich mein Kiefer komisch anfühlte. Ich blinzelte noch einmal und holte tief Luft, doch auch das empfand ich anders als sonst.
Collin antwortete mir nicht. Er sah mich noch immer mit geschocktem Gesicht an. Dann wandte er sich an Leonard, ohne mich aus den Augen zu lassen. »Sie sagen kein Wort zu irgendwem! «, befahl er mit matter Stimme, die ganz und gar nicht zu seinem Gesichtsausdruck passte.
Was sollte Leonard nicht sagen? Hatte ich mich in einen Hamster verwandelt? Ich verstand nichts mehr.
Collin festigte seinen Griff an meinem Oberarm und schliff mich zum Eingang der Villa. Er sah mich nicht mehr an, sondern marschierte nur mehr mechanisch voran und zog mich hinter ihm her. Er schleppte mich bis zu unserem Schlafzimmer, dort machte er halt, stieß mich hinein und schlug die Türe dann zu.
Ich war beim Stoß auf den Boden gefallen und saß jetzt auf dem harten Boden. Ich hörte, wie Collin die Türe abschloss und verschwand.
Was? Was? Was? Was? Was? Was? Was?, hörte ich in meinem Kopf. Ich kapierte noch weniger als vor einer Minute. Wieso saß ich jetzt alleine in unserem Schlafzimmer? Wieso hatte Collin mich hier eingesperrt? Mein Kopf schmerzte wieder und ich griff mir automatisch an die Stirn. Doch als ich meine Hand wieder sinken ließ und mich dann am Boden abstützte, rutsche meine Hand weg, als hätte ich in glitschige Seife gegriffen, und von dem Fleck, wo meine Hand gerade noch gelegen hatte, und dem Fleck, wo sie jetzt war, hatte sich eine rote Spur gebildet. Verwirrt hob ich meine Hand an und sah auf meine Handfläche, die mit einer roten Flüssigkeit bedeckt war. Ich legte meine Stirn in Falten, doch daraufhin schmerzte mein Kopf noch mehr. Verwirrt versuchte ich aufzustehen, doch das klappte nur, wenn ich mich anstrengte. Es war so, als ob mein Körper Tonnen wiegen würde!
Ich schleppte meinen schweren Körper ins Badezimmer, das genau ans Schlafzimmer anschloss und ging auf den großen Spiegel zu. Als ich mein Spiegelbild sah, verstand ich, warum Collin und Leonard so entsetzt gewesen waren. Die rechte Seite meiner Stirn war aufgeschürft und eine zarte Spur des Blutes, das aus der Wunde quoll, führte von meiner Wange zu meinem Kinn. In der Wunde war etwas Erde, vom Boden vor der Villa.
Jetzt verstand ich! Die Herzen waren gar keine Herzen! Es waren kleine Bluttropfen gewesen, die sich in der Wiese verteilt hatten, als ich am Boden gelegen hatte.
Ängstlich griff ich zu der Wunde an meiner Stirn und zuckte sofort zurück, als ich den schrecklichen Schmerz spürte. Erst jetzt, da ich realisiert hatte, was mit mir geschehen war, konnte ich den richtigen Schmerz spüren.
Meine Stirn brannte und auch meine rechte Wange brannte etwas. Ich erkannte auch dort eine kleine Schramme, aus der ein bisschen Blut quoll.
Entgeistert blickte ich mein Spiegelbild und dann meine Blutverschmierten Hände an, ehe das Bild vor meinen Augen langsam verschwamm und ich das Gleichgewicht verlor. Ich wusste, dass ich noch einmal auf dem Boden aufschlagen würde, doch der Sturz dauerte Ewigkeiten. Doch als ich endlich den Druck, des Aufpralls, an meinen Schultern spürte, spürte ich keinen Schmerz. Ich landete zwar auf dem harten Boden, doch irgendwie nur mit meinen Schultern. Es war, als ob ich an einer Mauer lehnen würde. Was? Wie sollte das bitte gehen?
Ich strengte jede Faser in meinem Körper an, um meine Augen zu öffnen. Zuerst sah ich nur schwarze Punkte, doch langsam nahm ich das Licht wieder war und dann sah ich wieder vollkommen klar.
Ich lehnte an irgendwas, das war mir klar, doch an was? Ich drehte meinen Kopf vorsichtig, und sah ein Schimmern. Lehnte ich an einem glitzernden Diamantenhaufen? Das wäre wenigstens eine Entschädigung für die vielen Schmerzen.
Doch ich lehnte an etwas viel besseres, als einem Diamantenhaufen. Als mir das bewusst wurde, löste sich die ganze Anspannung von mir und ich schloss meine Augen wieder.
»Carlisle! «, flüsterte ich leise und ließ mich fallen. Doch Carlisle hielt mich fest. »Esme, ich bin bei dir, keine Angst! «, antwortete mir seine wunderschöne Stimme. Ich spürte, wie er mich hoch hob und mit mir ins Schlafzimmer ging. Er legte mich vorsichtig am Bett ab und beugte sich dann über mich.
»Esme, wie ist das passiert? Geht es dir gut? «
»Ich weiß nicht. Ich war unten und da waren Collin und Leonard. Collin war böse und da . . . da hat er mich geohrfeigt. « Ich wollte Carlisle nicht sagen, dass Collin mich geschlagen hatte, also benutzte ich ein nicht so schlimmes Wort.
»Er hat dir das angetan? «, knurrte Carlisle wütend. Ich riss die Augen auf- huch, wie schnell das auf einmal ging, wenn ich nur wollte- und sah Carlisle an. Er hatte die Zähne gefletscht und sah wütend auf mich herab, doch als er sah, dass ich die Augen geöffnet hatte, wurden seine Gesichtszüge sofort wieder weich und er kam näher zu mir.
»Carlisle! «, flüsterte ich und sah ihn liebevoll an. Meine Schmerzen waren weg, es war so als hätte ich nie Schmerzen gehabt. Ich legte meine Hand auf seine Wange und streichelte ihn sanft. Carlisle schloss die Augen leckte sich mit der Zunge über die Lippen. Sofort öffnete er die Augen, erstarrte kurz, doch dann lächelte er mich liebevoll an. Er nahm meine Hand in seine und entfernte sie von seinem Gesicht. »Es wäre besser, wenn du dir vorher die Hände wäscht, es sein denn, du willst angeknabbert werden. «
Ich lachte kurz auf, als ich begriff, was er meinte.
»Also ich hätte nichts dagegen! «
»Ach Esme, das war mir klar! «, lachte Carlisle.
»Esme, ich werde dich nicht bei diesem . . . diesem furchtbaren Menschen lassen«, flüsterte er mir in Ohr. Mit einem Ruck nahm er mich wieder hoch und ging zum Fenster. »Zuerst einmal werde ich dich verarzten und dann sehen wir weiter! « Mit diesen Worten sprang er mit mir auf dem Fenster.
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Kapitel 40: Habe ich eine Chance bei Ihnen?
40.: Habe ich eine Chance bei Ihnen?
Ich spürte den kühlen Wind durch meine Haare wehen, doch ich war so erschöpft, dass ich meine Augen nicht mehr offen halten konnte. Ich schloss also meine Augen und konzentrierte mich auf meine anderen Sinne. Ich hörte die fast unvernehmlichen Laute, als Zweige, über die Carlisle rannte, knacksten und das flüchtige Zwitschern von Vögeln.
Ich roch den Geruch von Holz, Wiesen und Blumen, der sich mit dem süßen Duft von Carlisle vermischte und so eine unwiderstehliche Mischung ergab. Ich sog den Geruch gierig durch die Nase ein und krallte mich an Carlisle fest. Er hätte mich nie los gelassen, also hatte ich keinen Grund fest zu klammern, doch in diesem Moment leiteten mich einfach meine Gefühle, und diese sagten mir einfach, dass ich Carlisle noch näher bei mir haben wollte.
Ich fühlte den Stoff seines hellblauen Hemdes an meinen Oberarmen und wie er sich leicht an meiner Haut rieb. Unter dem Stoff fühlte ich seine harten Arme, die sich für mich jedoch ganz und gar nicht hart anfühlten. Natürlich fühlte er sich nicht an wie ein normaler Mensch, doch ich spürte seine zarte Haut.
Ich erinnerte mich daran, was geschehen war bevor Carlisle aufgetaucht war. Ich erinnerte mich an den anfangs dumpfen Schmerz, der sich im Laufe der Zeit verschlimmert hatte. Ich erinnerte mich an mein Spiegelbild, das so zerstört ausgesehen hatte. Ich erinnerte mich an Carlisles Geschockten Gesichtsausdruck, als er mich gesehen hatte.
Ich schmiegte mich noch enger an ihn und versuchte das Bild von seinem geschockten Gesicht auszublenden. Ich atmete seinen betörenden Duft ein und mir wurde sofort schwummrig, als hätte ich eine Überdosis von Carlisle bekommen.
Wenige Sekunden Später blieb er stehen. Ich hatte nicht die Kraft von seiner Brust aufzuschauen- da half auch meine Neugier nichts.
Ich merkte, dass wir nun über Steinboden gingen- in normalen Menschentempo- und eine Straße überquerten. Ein Auto hupte, vermutlich weil Carlisle die Straße überquerte ohne auf das Auto zu achten, doch er schenkte ihm kein bisschen seiner Aufmerksamkeit- er wandte nicht einmal den Kopf in die Richtung des Auto.
Carlisles Hand, die an meinem Rücken lag, wanderte langsam meinen Körper hinunter, sodass ich auf seinem gesamten Arm lag. Dann öffnete er mit der Hand, die in meiner Kniebeuge gelegen hatte, eine Türe- sofort dachte ich, dass ich zu Boden fallen würde, doch Carlisle hatte mich fest auf seinem Arm, auch wenn er nur einen gebrauchte.
Wir gingen die Treppen hinauf, schneller als es ein Mensch je geschafft hätte, aber trotzdem vorsichtig. Bei jeder Kurve wurde Carlisle etwas langsamer und legte seine freie Hand schützend vor meinen Kopf, damit ich die Mauer nicht einmal ganz sanft berührte.
Vermutlich hätte er die Mauer sogar weg geschoben, wenn das Treppenhaus zu schmal gewesen wäre.
Wir gingen drei Stockwerke aufwärts, ehe Carlisle vor einer Tür halt machte. Doch er stand nicht einmal zwei Sekunden still, bis jemand die Türe aufmachte. Carlisle sagte kein Wort, als er mit mir in die warme Wohnung und in ein dunkles Zimmer ging.
»Esme, ich werde dich jetzt hinlegen, ist das okay? Hast du irgendwelche Schmerzen? «, flüsterte er mir vorsichtig ins Ohr.
Ich versuchte zu nicken, doch dabei schmerzte mein Kopf so stark, dass ich mein Gesicht verzog. Das tat noch mehr weh und ich hätte am liebsten zu weinen angefangen, doch ich wollte Carlisle nicht beunruhigen. Also konzentrierte ich mich darauf meine Stimme so normal wie möglich klingen zu lassen, als ich ihm antwortete: »Okay, wenn du willst, aber mir wäre es lieber, wenn ich bei dir bleiben könnte. « Ich klammerte mich fester an Carlisle, um zu unterstreichen, was ich gerade gesagt hatte, doch ich wusste, dass er mich problemlos von sich lösen konnte. Ich öffnete meine Augen, die mit kleinen Schmerzenstränen gefüllt waren- ich versuchte sie verschwinden zu lassen-, und versuchte ihn bittend und so süß wie möglich anzusehen, doch wegen den Schmerzen konnte ich mein Gesicht so gut wir gar nicht bewegen. Verdammt, dabei wollte ich ihn doch überzeugen, doch mit so einem Gesichtsausdruck war das bestimmt nicht möglich.
Ich sah wir Carlisle schmunzelte, doch er ging nicht auf meine Bitte ein und legte mich einfach auf ein kleines Bett, dass genau vor uns stand. Ich ließ mich ohne Widerstand hinlegen, weil ich genau wusste, dass es nichts gebracht hätte und außerdem war mir das nun auch viel zu anstrengend. Ich seufzte traurig, als er mich abgelegt hatte und versuchte ihn genau so traurig anzusehen, doch mein verdammtes Gesicht wollte einfach nicht mitspielen. Ich stellte mir mein Gesicht vor, wie es gelangweilt herum sah und dümmlich den Mund offen hatte.
Auf einmal hörte ich ein Lachen und sah Edward an der Tür stehen. Er war kein bisschen geschockt, als er mein Gesicht gesehen hatte; zumindest wirkte es so.
»Es ist wirklich zu komisch, was du denkst. Keine Angst, ganz so dümmlich wirkst du nicht. Es hat wirklich nicht die geringste Ähnlichkeit mit deinem wirklichen Erscheinungsbild. Immerhin schielst du ja nicht mit beiden Augen in eine andere Richtung! «
Edward lächelte mich verständnisvoll an und warf Carlisle dann einen Blick zu, der ganz bestimmt nicht heiter war.
»Esme, ich werde sofort wieder zu dir kommen«, versicherte Carlisle mir liebevoll, doch er sah Edward mit einer ganz anderen Miene an. Sie war ernst, wenn nicht sogar verärgert, soweit ich das von meinem Standpunkt aus erkennen konnte.
Carlisle ging mit Edward aus dem Zimmer und lehnte die Zimmertüre an. Es war fast stockdunkel hier, obwohl draußen eigentlich die Sonne schien. Die Fenster waren verklebt und es war auch kein Licht an.
Es war auch vollkommen still, bis auf Carlisle und Edward, die draußen miteinander diskutierten. Ich wollte ja eigentlich nicht lauschen, doch ich war zu neugierig und wollte unbedingt wissen, was Carlisle so verärgerte.
»Ich kann das nicht mehr länger mit ansehen. Es ist einfach grausam, wie sie von diesem . . . diesem miesen Kerl behandelt wird! «, rief Carlisle aufgebracht. „Mieser Kerl“ war das schlimmste Schimpfwort, das ich je aus Carlisles Mund gehört hatte. Ich musste automatisch grinsen und schmolz innerlich. Es war einfach zu süß, wie er sich ausdrückte, auch wenn ich wusste, dass es ganz und gar nicht süß gemeint war.
»Ja ich verstehe dich, Carlisle. Aber du bist eine friedliebende Person, also denke nicht einmal daran, etwas Schlimmes zu tun. «
Und schon wieder musste ich lächeln. Es war so, als ob Edward Carlisles großer Bruder war und ihn ermahnte.
»Ja, ich weiß selber, dass ich ihm nie etwas antun könnte und genau das macht mich ja so fertig. « Es gab eine kleine Pause. »Wie würdest du dich denn fühlen, wenn du die Frau, die du am meisten liebst, nicht beschützen kannst? Und wenn ihr einmal Leid zugefügt wird, kannst du dem Menschen, der ihr das angetan hat, nicht einmal zeigen wie wütend du bist, weil du es einfach nicht mit dir selbst vereinbaren kannst? Ich wünschte, dass ich in manchen Situationen einfach anders sein könnte. Ich würde ihm am liebsten den Kopf abreißen, aber selbst die Vorstellung daran halte ich schon nicht aus. Obwohl ich ihn so sehr hasse, kann ich ihm nicht einmal ein Haar krümmen, und das halte ich nicht aus! «
»Carlisle, du weißt, dass du im Moment nicht klar denken kannst. Wenn du dich etwas beruhigt hast, wirst schon wieder erkennen, dass es einfach bewundernswert ist, so wie du zu sein. Ich wünschte, ich könnte mich so beherrschen . . . ich wünschte, ich hätte noch keinem Menschen Leid zugefügt! « Edward wurde am Ende des Satzes immer leiser, sodass ich mich wirklich anstrengen musste, seine Worte zu verstehen.
»Edward, du kannst nichts dafür. Es ist einfach normal so zu reagieren, wenn man neu erschaffen ist. Wir wissen von Tanja und den anderen, dass es noch ganz andere Verhalten eines Neugeborenen gibt, also sei nicht so streng mit dir. Du bist wirklich vorbildlich und verhältst dich außerordentlich vernünftig. « Carlisle war vollkommen ernst.
»Aber hast du Esme’s Gesicht gesehen? Er hat ihr das zugefügt. Wie kann ein Mensch nur so grausam sein? «, sagte Carlisle betrübt.
»Ich weiß, ich verstehe es auch nicht. Es ist einfach unglaublich, aber solche Menschen gibt es immer wieder. Und was wirst du jetzt tun? «, fragte Edward.
Carlisle seufzte und antwortete dann: »Ich werde ihre Wunden jetzt erst einmal reinigen und versuchen ihre Schmerzen zu lindern. Und dann muss ich sie wieder zu ihm bringen. Wenn ich ihn jemals wieder sehe, habe ich keine Ahnung, wie ich reagieren werde, das kann ich dir versichern! «
Carlisle stand auf und entfernte sich. Dann hörte ich die Tür aufgehen und er kam mit einem Arztkoffer zu mir herein. Carlisle knipste das Licht an und kam lächelnd auf mich zu. Ihm war kein Kummer und keine Wut anzumerken, doch er wusste nicht, dass ich alles mitgehört hatte. Ich setzte mich auf und sah ihn gespannt an.
»Nun habe ich schon wieder das Vergnügen Sie zu behandeln? Ich muss gestehen, dass Sie meine Lieblingspatientin sind, Ms. Platt! Oh, Verzeihung . . . Mrs. Smith! «, sagte Carlisle förmlich und zwinkerte mir dabei lächelnd zu. Nur bei meinem „eigentlichen“ Namen- ich empfand das sowieso ganz anders; für mich war mein Name noch immer Esme Anne Platt-, wurde seine gute Stimmung etwas gedämpft.
»Und Sie sind mein Lieblingsarzt, Dr. Cullen! Und bitte, mein Name ist Esme Anne Platt, wie kommen Sie nur auf den Namen Smith? « Ich schüttelte den Kopf mit gespielten Entsetzen und grinste ihn daraufhin an. Auch er grinste.
»Entschuldigen Sie, Ms. Platt, ich glaube, ich habe Sie verwechselt. Es gab da nämlich einmal ein Mädchen, dass ich wirklich sehr gerne hatte, doch es wurde leider nichts aus uns; tragische Geschichte! «
Carlisle griff in seinen Arztkoffer und holte Alkohol und ein sauberes Taschentuch heraus.
»Oh, das klingt wirklich nicht schön, tut mir leid für Sie. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass irgendeine Frau Sie abgewiesen haben könnte. «, rief ich während Carlisle den Alkohol vorsichtig auf das Taschentuch tropfte.
»Oh, das hat sie auch nicht! «, erwiderte er. »Ich konnte nicht mit ihr zusammen sein, weil sie einfach etwas Besseres als mich verdient hatte. Ich habe nämlich ein sehr kompliziertes Leben, wissen Sie? «
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas Besseres als Sie gibt! «, sagte ich und wurde rot. Was ich wurde rot? Nein, wieso denn? Immerhin wusste Carlisle alles von mir und meinen Gefühlen für ihn! Na ja, vielleicht war es, weil wir die Anfangsphase unserer Beziehung durchspielten?
»Oh doch, aber das ist eine andere Geschichte! « Carlisle zwinkerte mir wieder zu. Dann kam er näher zu mir und sah mich verführerisch an. Ich musste mich wirklich zusammenreißen; immerhin war Carlisle jetzt so nahe bei mir, dass ich ihn locker hätte küssen können. Konnte ich nicht einmal an etwas anderes denken, als ans Küssen oder sonst etwas, wenn er bei mir war? Ich war schon wie ein Mann . . . Sogar Carlisle wäre in dieser Hinsicht mehr Frau als ich!
»Ich muss jetzt Ihre Wunden Säubern, ist das in Ordnung? «, fragte Carlisle ernst.
Ich schluckte. »Na gut, aber nur wenn Sie vorsichtig sind! «
Carlisle tupfte mit dem Taschentuch meine Wunde ab und es brannte höllisch. Es war, als würde sich der Alkohol durch meinen Kopf fressen und meine Haut zersetzen. Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen und ich presste die Lippen fest aufeinander um nicht zu weinen. Carlisle beeilte sich extra, damit ich nicht so lange leiden musste. Ich konnte ein paar Tränen nicht mehr zurück halten und sie flossen mir über die Wangen.
»Alles okay? Ich wollte Ihnen nicht wehtun! «, rief Carlisle ernsthaft.
Ich lächelte. »Ja, es ist wirklich alles okay. Es brannte nur etwas! «, versicherte ich ihm.
Carlisles Finger fuhren der Spur meiner Tränen nach und wischte sie weg.
»Gibt es eine Chance, dass Sie dieses Mädchen vergessen und mir die Möglichkeit geben, Ihnen zu zeigen, dass ich mindestens genau so toll sein kann, wie dieses Mädchen? Außerdem bin ich mir sicher, dass sie nicht so toll war! «
Carlisle kam mit seinem Gesicht ganz nahe zu meinem. »Es tut mir wirklich leid, Sie zurückweisen zu müssen, aber es gibt nur diese eine Frau für mich. Schon seit ich sie zum ersten Mal kennen gelernt habe, konnte ich sie nicht vergessen. Unser erstes Treffen war aber auch sehr ungewöhnlich . . . «
Ich blickte Carlisle in die Augen, nahm dann sein Gesicht und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Dieser sanfte Kuss überraschte ihn so sehr, dass ich ein bisschen Zeit hatte, den saften Kuss in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwandeln. Ich hätte ihn noch ewig küssen können, doch ich wusste, dass er es nicht für richtig empfand, also beendete ich den Kuss so sanft, wie er angefangen hatte.
Carlisle sah mich verwundert an- wahrscheinlich hätte er nicht gedacht, dass auch ich mich mal beherrschen kann. Ich sah ihm tief ich die Augen und spürte in diesem Moment eine so starke Verbindung zwischen uns, wie ich sie vielleicht erst ein zwei Male gespürt hatte. Ich wusste, dass es schwer für ihn war, das er nicht mit mir zusammen sein konnte, also wechselte ich das Thema. »Du hast doch mich gemeint, oder? Wenn nicht kannst du dich auf einiges gefasst machen, Mister! «, beteuerte ich ihm und kniff ein Auge zu um professionell zu wirken. Ja, hört sich doof an; war es auch, aber was soll man machen?
»Keine Angst, du warst die ganze Zeit über gemeint! « Dass er so ernst antwortete verblüffte mich; ich hätte mit einer neckischen Antwort gerechnet. Während meiner Sprachlosigkeit strich Carlisle mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Tut es noch weh? «, fragte er mich leise.
»Ein bisschen«, gestand ich flüsternd.
Carlisles Finger wanderten zu meiner Stirn und strichen knapp an der verletzten Stelle vorbei. Doch was er dann tat verblüffte mich noch mehr. Er nahm mein Gesicht sanft in seine großen Hände und küsste meine Stirn. Es war kein normaler Kuss, er war voller Liebe. Carlisle küsste auch meine verletzte Wange.
»Du bist wirklich etwas ganz besonderes, Esme Anne Platt! « Er kam noch näher zu mir und küsste mich dann leidenschaftlich. Ich ließ es dankbar geschehen und schloss meine Augen. Als er seine Lippen wieder von meinen löste, sah er mir liebevoll in die Augen.
Er entfernte sich wieder von mir, als wäre nie etwas geschehen, und stellte den Alkohol wieder in seine Tasche.
»Mehr kann ich leider nicht für dich machen! Denn wenn du zurück kommst und du bist perfekt verarztet, wird dein werter Mann sich ganz schön wundern! «
Ich seufzte. Das heißt ich musste wirklich wieder zu ihm zurück. Meine kleinen Hoffnungsschimmer, Carlisle würde mich von nun an bei ihm sein lassen, waren verschwunden.
Carlisle stand auf und hielt mir seine Hand hin. Ich ergriff sie und zog mich auf- okay eigentlich zog eher er mich auf. Carlisle stützte mich, idem er mich an der Taille nahm und wir verließen gemeinsam das Zimmer. Draußen stand Edward und lächelte mir voller Mitleid an. Als ich sein Lächeln erwiderte und an ihm vorbei ging, flüsterte er mir noch schnell zu: »Ich hätte dich ja hier gelassen, aber Carlisle ist nun mal der Boss! « Er grinste mich an und ich musste ihn einfach umarmen. Er war immer so lieb zu mir, und schaffte es immer wieder mich aufzuheitern. Dafür war ich ihm unendlich dankbar. Als ich merkte, wie Edward hilflos nach Luft schnappt, ließ ich ihn schnell wieder los.
»Das nächste Mal macht du das vielleicht mit Vorwarnung und ohne offenen Wunden, ja? Sonst könntest du einen leichten Stich in der Halsgegend spüren, wenn du verstehst was ich meine . . . « Edward zwinkerte mir zu und ich lachte, doch als wir Carlisles Gesicht sahen, verschwanden unser Grinsen.
»Schon gut, das war doch nur ein Spaß, reg dich ab! «
Carlisle sah Edward noch einmal prüfend an, ehe er mich wieder zu sich zog und mit mir die Wohnung verließ. Ich sah Edward noch einmal an und musste einfach lächeln.
Ich spürte den kühlen Wind durch meine Haare wehen, doch ich war so erschöpft, dass ich meine Augen nicht mehr offen halten konnte. Ich schloss also meine Augen und konzentrierte mich auf meine anderen Sinne. Ich hörte die fast unvernehmlichen Laute, als Zweige, über die Carlisle rannte, knacksten und das flüchtige Zwitschern von Vögeln.
Ich roch den Geruch von Holz, Wiesen und Blumen, der sich mit dem süßen Duft von Carlisle vermischte und so eine unwiderstehliche Mischung ergab. Ich sog den Geruch gierig durch die Nase ein und krallte mich an Carlisle fest. Er hätte mich nie los gelassen, also hatte ich keinen Grund fest zu klammern, doch in diesem Moment leiteten mich einfach meine Gefühle, und diese sagten mir einfach, dass ich Carlisle noch näher bei mir haben wollte.
Ich fühlte den Stoff seines hellblauen Hemdes an meinen Oberarmen und wie er sich leicht an meiner Haut rieb. Unter dem Stoff fühlte ich seine harten Arme, die sich für mich jedoch ganz und gar nicht hart anfühlten. Natürlich fühlte er sich nicht an wie ein normaler Mensch, doch ich spürte seine zarte Haut.
Ich erinnerte mich daran, was geschehen war bevor Carlisle aufgetaucht war. Ich erinnerte mich an den anfangs dumpfen Schmerz, der sich im Laufe der Zeit verschlimmert hatte. Ich erinnerte mich an mein Spiegelbild, das so zerstört ausgesehen hatte. Ich erinnerte mich an Carlisles Geschockten Gesichtsausdruck, als er mich gesehen hatte.
Ich schmiegte mich noch enger an ihn und versuchte das Bild von seinem geschockten Gesicht auszublenden. Ich atmete seinen betörenden Duft ein und mir wurde sofort schwummrig, als hätte ich eine Überdosis von Carlisle bekommen.
Wenige Sekunden Später blieb er stehen. Ich hatte nicht die Kraft von seiner Brust aufzuschauen- da half auch meine Neugier nichts.
Ich merkte, dass wir nun über Steinboden gingen- in normalen Menschentempo- und eine Straße überquerten. Ein Auto hupte, vermutlich weil Carlisle die Straße überquerte ohne auf das Auto zu achten, doch er schenkte ihm kein bisschen seiner Aufmerksamkeit- er wandte nicht einmal den Kopf in die Richtung des Auto.
Carlisles Hand, die an meinem Rücken lag, wanderte langsam meinen Körper hinunter, sodass ich auf seinem gesamten Arm lag. Dann öffnete er mit der Hand, die in meiner Kniebeuge gelegen hatte, eine Türe- sofort dachte ich, dass ich zu Boden fallen würde, doch Carlisle hatte mich fest auf seinem Arm, auch wenn er nur einen gebrauchte.
Wir gingen die Treppen hinauf, schneller als es ein Mensch je geschafft hätte, aber trotzdem vorsichtig. Bei jeder Kurve wurde Carlisle etwas langsamer und legte seine freie Hand schützend vor meinen Kopf, damit ich die Mauer nicht einmal ganz sanft berührte.
Vermutlich hätte er die Mauer sogar weg geschoben, wenn das Treppenhaus zu schmal gewesen wäre.
Wir gingen drei Stockwerke aufwärts, ehe Carlisle vor einer Tür halt machte. Doch er stand nicht einmal zwei Sekunden still, bis jemand die Türe aufmachte. Carlisle sagte kein Wort, als er mit mir in die warme Wohnung und in ein dunkles Zimmer ging.
»Esme, ich werde dich jetzt hinlegen, ist das okay? Hast du irgendwelche Schmerzen? «, flüsterte er mir vorsichtig ins Ohr.
Ich versuchte zu nicken, doch dabei schmerzte mein Kopf so stark, dass ich mein Gesicht verzog. Das tat noch mehr weh und ich hätte am liebsten zu weinen angefangen, doch ich wollte Carlisle nicht beunruhigen. Also konzentrierte ich mich darauf meine Stimme so normal wie möglich klingen zu lassen, als ich ihm antwortete: »Okay, wenn du willst, aber mir wäre es lieber, wenn ich bei dir bleiben könnte. « Ich klammerte mich fester an Carlisle, um zu unterstreichen, was ich gerade gesagt hatte, doch ich wusste, dass er mich problemlos von sich lösen konnte. Ich öffnete meine Augen, die mit kleinen Schmerzenstränen gefüllt waren- ich versuchte sie verschwinden zu lassen-, und versuchte ihn bittend und so süß wie möglich anzusehen, doch wegen den Schmerzen konnte ich mein Gesicht so gut wir gar nicht bewegen. Verdammt, dabei wollte ich ihn doch überzeugen, doch mit so einem Gesichtsausdruck war das bestimmt nicht möglich.
Ich sah wir Carlisle schmunzelte, doch er ging nicht auf meine Bitte ein und legte mich einfach auf ein kleines Bett, dass genau vor uns stand. Ich ließ mich ohne Widerstand hinlegen, weil ich genau wusste, dass es nichts gebracht hätte und außerdem war mir das nun auch viel zu anstrengend. Ich seufzte traurig, als er mich abgelegt hatte und versuchte ihn genau so traurig anzusehen, doch mein verdammtes Gesicht wollte einfach nicht mitspielen. Ich stellte mir mein Gesicht vor, wie es gelangweilt herum sah und dümmlich den Mund offen hatte.
Auf einmal hörte ich ein Lachen und sah Edward an der Tür stehen. Er war kein bisschen geschockt, als er mein Gesicht gesehen hatte; zumindest wirkte es so.
»Es ist wirklich zu komisch, was du denkst. Keine Angst, ganz so dümmlich wirkst du nicht. Es hat wirklich nicht die geringste Ähnlichkeit mit deinem wirklichen Erscheinungsbild. Immerhin schielst du ja nicht mit beiden Augen in eine andere Richtung! «
Edward lächelte mich verständnisvoll an und warf Carlisle dann einen Blick zu, der ganz bestimmt nicht heiter war.
»Esme, ich werde sofort wieder zu dir kommen«, versicherte Carlisle mir liebevoll, doch er sah Edward mit einer ganz anderen Miene an. Sie war ernst, wenn nicht sogar verärgert, soweit ich das von meinem Standpunkt aus erkennen konnte.
Carlisle ging mit Edward aus dem Zimmer und lehnte die Zimmertüre an. Es war fast stockdunkel hier, obwohl draußen eigentlich die Sonne schien. Die Fenster waren verklebt und es war auch kein Licht an.
Es war auch vollkommen still, bis auf Carlisle und Edward, die draußen miteinander diskutierten. Ich wollte ja eigentlich nicht lauschen, doch ich war zu neugierig und wollte unbedingt wissen, was Carlisle so verärgerte.
»Ich kann das nicht mehr länger mit ansehen. Es ist einfach grausam, wie sie von diesem . . . diesem miesen Kerl behandelt wird! «, rief Carlisle aufgebracht. „Mieser Kerl“ war das schlimmste Schimpfwort, das ich je aus Carlisles Mund gehört hatte. Ich musste automatisch grinsen und schmolz innerlich. Es war einfach zu süß, wie er sich ausdrückte, auch wenn ich wusste, dass es ganz und gar nicht süß gemeint war.
»Ja ich verstehe dich, Carlisle. Aber du bist eine friedliebende Person, also denke nicht einmal daran, etwas Schlimmes zu tun. «
Und schon wieder musste ich lächeln. Es war so, als ob Edward Carlisles großer Bruder war und ihn ermahnte.
»Ja, ich weiß selber, dass ich ihm nie etwas antun könnte und genau das macht mich ja so fertig. « Es gab eine kleine Pause. »Wie würdest du dich denn fühlen, wenn du die Frau, die du am meisten liebst, nicht beschützen kannst? Und wenn ihr einmal Leid zugefügt wird, kannst du dem Menschen, der ihr das angetan hat, nicht einmal zeigen wie wütend du bist, weil du es einfach nicht mit dir selbst vereinbaren kannst? Ich wünschte, dass ich in manchen Situationen einfach anders sein könnte. Ich würde ihm am liebsten den Kopf abreißen, aber selbst die Vorstellung daran halte ich schon nicht aus. Obwohl ich ihn so sehr hasse, kann ich ihm nicht einmal ein Haar krümmen, und das halte ich nicht aus! «
»Carlisle, du weißt, dass du im Moment nicht klar denken kannst. Wenn du dich etwas beruhigt hast, wirst schon wieder erkennen, dass es einfach bewundernswert ist, so wie du zu sein. Ich wünschte, ich könnte mich so beherrschen . . . ich wünschte, ich hätte noch keinem Menschen Leid zugefügt! « Edward wurde am Ende des Satzes immer leiser, sodass ich mich wirklich anstrengen musste, seine Worte zu verstehen.
»Edward, du kannst nichts dafür. Es ist einfach normal so zu reagieren, wenn man neu erschaffen ist. Wir wissen von Tanja und den anderen, dass es noch ganz andere Verhalten eines Neugeborenen gibt, also sei nicht so streng mit dir. Du bist wirklich vorbildlich und verhältst dich außerordentlich vernünftig. « Carlisle war vollkommen ernst.
»Aber hast du Esme’s Gesicht gesehen? Er hat ihr das zugefügt. Wie kann ein Mensch nur so grausam sein? «, sagte Carlisle betrübt.
»Ich weiß, ich verstehe es auch nicht. Es ist einfach unglaublich, aber solche Menschen gibt es immer wieder. Und was wirst du jetzt tun? «, fragte Edward.
Carlisle seufzte und antwortete dann: »Ich werde ihre Wunden jetzt erst einmal reinigen und versuchen ihre Schmerzen zu lindern. Und dann muss ich sie wieder zu ihm bringen. Wenn ich ihn jemals wieder sehe, habe ich keine Ahnung, wie ich reagieren werde, das kann ich dir versichern! «
Carlisle stand auf und entfernte sich. Dann hörte ich die Tür aufgehen und er kam mit einem Arztkoffer zu mir herein. Carlisle knipste das Licht an und kam lächelnd auf mich zu. Ihm war kein Kummer und keine Wut anzumerken, doch er wusste nicht, dass ich alles mitgehört hatte. Ich setzte mich auf und sah ihn gespannt an.
»Nun habe ich schon wieder das Vergnügen Sie zu behandeln? Ich muss gestehen, dass Sie meine Lieblingspatientin sind, Ms. Platt! Oh, Verzeihung . . . Mrs. Smith! «, sagte Carlisle förmlich und zwinkerte mir dabei lächelnd zu. Nur bei meinem „eigentlichen“ Namen- ich empfand das sowieso ganz anders; für mich war mein Name noch immer Esme Anne Platt-, wurde seine gute Stimmung etwas gedämpft.
»Und Sie sind mein Lieblingsarzt, Dr. Cullen! Und bitte, mein Name ist Esme Anne Platt, wie kommen Sie nur auf den Namen Smith? « Ich schüttelte den Kopf mit gespielten Entsetzen und grinste ihn daraufhin an. Auch er grinste.
»Entschuldigen Sie, Ms. Platt, ich glaube, ich habe Sie verwechselt. Es gab da nämlich einmal ein Mädchen, dass ich wirklich sehr gerne hatte, doch es wurde leider nichts aus uns; tragische Geschichte! «
Carlisle griff in seinen Arztkoffer und holte Alkohol und ein sauberes Taschentuch heraus.
»Oh, das klingt wirklich nicht schön, tut mir leid für Sie. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass irgendeine Frau Sie abgewiesen haben könnte. «, rief ich während Carlisle den Alkohol vorsichtig auf das Taschentuch tropfte.
»Oh, das hat sie auch nicht! «, erwiderte er. »Ich konnte nicht mit ihr zusammen sein, weil sie einfach etwas Besseres als mich verdient hatte. Ich habe nämlich ein sehr kompliziertes Leben, wissen Sie? «
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas Besseres als Sie gibt! «, sagte ich und wurde rot. Was ich wurde rot? Nein, wieso denn? Immerhin wusste Carlisle alles von mir und meinen Gefühlen für ihn! Na ja, vielleicht war es, weil wir die Anfangsphase unserer Beziehung durchspielten?
»Oh doch, aber das ist eine andere Geschichte! « Carlisle zwinkerte mir wieder zu. Dann kam er näher zu mir und sah mich verführerisch an. Ich musste mich wirklich zusammenreißen; immerhin war Carlisle jetzt so nahe bei mir, dass ich ihn locker hätte küssen können. Konnte ich nicht einmal an etwas anderes denken, als ans Küssen oder sonst etwas, wenn er bei mir war? Ich war schon wie ein Mann . . . Sogar Carlisle wäre in dieser Hinsicht mehr Frau als ich!
»Ich muss jetzt Ihre Wunden Säubern, ist das in Ordnung? «, fragte Carlisle ernst.
Ich schluckte. »Na gut, aber nur wenn Sie vorsichtig sind! «
Carlisle tupfte mit dem Taschentuch meine Wunde ab und es brannte höllisch. Es war, als würde sich der Alkohol durch meinen Kopf fressen und meine Haut zersetzen. Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen und ich presste die Lippen fest aufeinander um nicht zu weinen. Carlisle beeilte sich extra, damit ich nicht so lange leiden musste. Ich konnte ein paar Tränen nicht mehr zurück halten und sie flossen mir über die Wangen.
»Alles okay? Ich wollte Ihnen nicht wehtun! «, rief Carlisle ernsthaft.
Ich lächelte. »Ja, es ist wirklich alles okay. Es brannte nur etwas! «, versicherte ich ihm.
Carlisles Finger fuhren der Spur meiner Tränen nach und wischte sie weg.
»Gibt es eine Chance, dass Sie dieses Mädchen vergessen und mir die Möglichkeit geben, Ihnen zu zeigen, dass ich mindestens genau so toll sein kann, wie dieses Mädchen? Außerdem bin ich mir sicher, dass sie nicht so toll war! «
Carlisle kam mit seinem Gesicht ganz nahe zu meinem. »Es tut mir wirklich leid, Sie zurückweisen zu müssen, aber es gibt nur diese eine Frau für mich. Schon seit ich sie zum ersten Mal kennen gelernt habe, konnte ich sie nicht vergessen. Unser erstes Treffen war aber auch sehr ungewöhnlich . . . «
Ich blickte Carlisle in die Augen, nahm dann sein Gesicht und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Dieser sanfte Kuss überraschte ihn so sehr, dass ich ein bisschen Zeit hatte, den saften Kuss in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwandeln. Ich hätte ihn noch ewig küssen können, doch ich wusste, dass er es nicht für richtig empfand, also beendete ich den Kuss so sanft, wie er angefangen hatte.
Carlisle sah mich verwundert an- wahrscheinlich hätte er nicht gedacht, dass auch ich mich mal beherrschen kann. Ich sah ihm tief ich die Augen und spürte in diesem Moment eine so starke Verbindung zwischen uns, wie ich sie vielleicht erst ein zwei Male gespürt hatte. Ich wusste, dass es schwer für ihn war, das er nicht mit mir zusammen sein konnte, also wechselte ich das Thema. »Du hast doch mich gemeint, oder? Wenn nicht kannst du dich auf einiges gefasst machen, Mister! «, beteuerte ich ihm und kniff ein Auge zu um professionell zu wirken. Ja, hört sich doof an; war es auch, aber was soll man machen?
»Keine Angst, du warst die ganze Zeit über gemeint! « Dass er so ernst antwortete verblüffte mich; ich hätte mit einer neckischen Antwort gerechnet. Während meiner Sprachlosigkeit strich Carlisle mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Tut es noch weh? «, fragte er mich leise.
»Ein bisschen«, gestand ich flüsternd.
Carlisles Finger wanderten zu meiner Stirn und strichen knapp an der verletzten Stelle vorbei. Doch was er dann tat verblüffte mich noch mehr. Er nahm mein Gesicht sanft in seine großen Hände und küsste meine Stirn. Es war kein normaler Kuss, er war voller Liebe. Carlisle küsste auch meine verletzte Wange.
»Du bist wirklich etwas ganz besonderes, Esme Anne Platt! « Er kam noch näher zu mir und küsste mich dann leidenschaftlich. Ich ließ es dankbar geschehen und schloss meine Augen. Als er seine Lippen wieder von meinen löste, sah er mir liebevoll in die Augen.
Er entfernte sich wieder von mir, als wäre nie etwas geschehen, und stellte den Alkohol wieder in seine Tasche.
»Mehr kann ich leider nicht für dich machen! Denn wenn du zurück kommst und du bist perfekt verarztet, wird dein werter Mann sich ganz schön wundern! «
Ich seufzte. Das heißt ich musste wirklich wieder zu ihm zurück. Meine kleinen Hoffnungsschimmer, Carlisle würde mich von nun an bei ihm sein lassen, waren verschwunden.
Carlisle stand auf und hielt mir seine Hand hin. Ich ergriff sie und zog mich auf- okay eigentlich zog eher er mich auf. Carlisle stützte mich, idem er mich an der Taille nahm und wir verließen gemeinsam das Zimmer. Draußen stand Edward und lächelte mir voller Mitleid an. Als ich sein Lächeln erwiderte und an ihm vorbei ging, flüsterte er mir noch schnell zu: »Ich hätte dich ja hier gelassen, aber Carlisle ist nun mal der Boss! « Er grinste mich an und ich musste ihn einfach umarmen. Er war immer so lieb zu mir, und schaffte es immer wieder mich aufzuheitern. Dafür war ich ihm unendlich dankbar. Als ich merkte, wie Edward hilflos nach Luft schnappt, ließ ich ihn schnell wieder los.
»Das nächste Mal macht du das vielleicht mit Vorwarnung und ohne offenen Wunden, ja? Sonst könntest du einen leichten Stich in der Halsgegend spüren, wenn du verstehst was ich meine . . . « Edward zwinkerte mir zu und ich lachte, doch als wir Carlisles Gesicht sahen, verschwanden unser Grinsen.
»Schon gut, das war doch nur ein Spaß, reg dich ab! «
Carlisle sah Edward noch einmal prüfend an, ehe er mich wieder zu sich zog und mit mir die Wohnung verließ. Ich sah Edward noch einmal an und musste einfach lächeln.
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Kapitel 41: Traumpaar!
41.: Traumpaar!
Carlisle und ich betraten die Straße. Es waren einige Menschen unterwegs, die miteinander redeten. Sobald sie unseren Weg kreuzten musste ich überrascht feststellen, dass sie und anstarrten, als wären wir keine normalen Menschen, sondern Außerirdische. Okay, einer war wirklich kein Mensch, aber er war doch kein Außerirdischer! Oder doch? Kamen Vampire aus dem Weltall? Nein, das wäre doch nicht möglich! Ich schob meine seltsamen Gedanken über Vampir - Aliens beiseite und sah die Leute auf der Straße skeptisch an. Sie tuschelten wild miteinander und manche zeigten sogar mit Fingern auf uns. Langsam wurde mir das ganze unheimlich. Noch nie war ich der Mittelpunkt des Geschehens und jetzt wusste ich auch, dass ich das gar nicht wollte. Man kam sich einfach fremdartig vor, wenn andere Leute ihre Alltagsbeschäftigungen unterbrachen nur weil sie dich sahen.
Wir waren erst einen Schritt aus dem Wohnhaus gegangen und schon sahen uns alle an. Etwa drei Meter von mir entfernt stand eine Frau, die sich bei einem Mann eingehängt hatte und ihm nun hektisch etwas zuflüsterte. Jedes Mal wenn ich zu ihr sah, wanderten ihre Augen schnell zu ihm, so als hätte sie mich nie angesehen.
Etwas verängstigt über das Verhalten der Frau- ich hätte ihr jederzeit zugetraut, dass sie mich angesprungen hätte- sah ich zu Carlisle auf, der mich noch immer mit seiner linken Hand an der Taille festhielt. Ich wollte ihn gerade flüsternd fragen, ob er wusste was das sollte, doch dazu kam ich nicht, weil ich sein Gesicht sah. Er lächelte verschmitzt und biss sich auf die Unterlippe, um ein Lachen zu unterdrücken. Entgeistert sah ich ihn an. Fand er das etwa lustig? War ihm dieses Verhalten kein bisschen unangenehm? Okay, er hatte das sein ganzes Vampirdasein erdulden müssen. Ich konnte mich noch erinnern wie ihn alle in Louisiana andauernd angestarrt hatten(und mir das absolut nicht recht gewesen war).
Ich wollte ihn darauf ansprechen, doch schon wieder hatte ich nicht einmal die Chance dazu, denn Carlisle zog mich noch dichter an ihn, drehte mich so, dass ich nicht mehr an seiner Seite, sondern vor ihm stand. Dann zog er mich ganz nah an sich und schenkte mir einen verschmitzten Blick. Er legte er seine Hände an meiner Taille auf meinen Rücken. Carlisle beugte sich zu mir hinunter und ich spürte sofort wie sich mein Körper vor lauter Anspannung verkrampfte. Ich sah ihm vorsichtig ins Gesicht, wo noch immer sein schelmisches Grinsen prangte. Er legte seine große Hand an meine linke Wange und näherte sich mir, bis sich unsere Nasenspitzen berührten. Carlisle sah mir in die Augen und ich wusste sofort, dass er mich küssen würde. Er würde hier vor allen Menschen küssen und damit endlich zeigen, dass ich für immer zu ihm gehörte. Doch ich hatte mich getäuscht, und wie!
»Sieh ganz unauffällig nach links! «, flüsterte er mir fast unhörbar zu und unterbrach damit meine Träumerei. Im ersten Augenblick war ich so geschockt, dass ich mich geirrt hatte, dass ich ihn einfach nur ansah, doch nach ein paar Sekunden tat ich was er mir gesagt hatte. Ich drehte meinen Kopf ganz leicht nach links und spähte durch meine Haare hindurch zu der Frau, die vorher getuschelt hatte. Ihr stand der Mund ganz weit offen und ihr Mann musste sie stützen, damit sie nicht umfiel. Ihre Augen waren geweitet und sie sagte kein Wort mehr. Ich musste unwillkürlich Grinsen und sah Carlisle wieder an. Er Grinste ebenfalls und nahm dann seine Hand wieder von meiner Wange. Er blickte mir noch einmal in die Augen und nahm dann meine Hand. Wir sahen die Frau und ihren Mann grinsend an und lachten. Ihr
Mann zog sie verlegen an der Hand und ging mit ihr an uns vorbei. Die Frau konnte den Blick nicht von uns nehmen und war kaum im Stande sich von der Stelle bewegen.
»Komm Liebling, wir haben noch einiges vor! «, rief mir Carlisle verführerisch zu- exakt so laut, dass die starrende Frau es hören konnte. Ich sah zu ihr und bekam mit, dass ihr Mann nun wirklich Probleme damit hatte sie weiter zu ziehen und ihr „Mach endlich den Mund zu!“ zuflüsterte.
Ich lachte leise auf und dann zog mich Carlisle weiter.
Als wir weiter gingen merkte ich, dass alle Menschen, die uns gesehen hatten, stehen geblieben waren und uns nun mit ihren Blicken verfolgten. Es war, als ob die ganze Welt stehen geblieben war, als wir uns „geküsst“ hatten und sich nun, da wir uns wieder bewegten, wieder weiter drehte.
Ich konnte nicht aufhören zu lächeln, auch nach zehn Minuten nicht.
»Es ist wirklich praktisch, wenn man alles was geflüstert wird, hören kann. «, sagte Carlisle amüsiert. Erst da bemerkte ich, dass es ja auch noch Carlisle gab- vor lauter lächeln hatten ich ihn ganz vergessen.
»Wirklich? Du hast das gehört? «, fragte ich staunend.
» Ja, habe ich dir das noch gar nicht erzählt? Es ist manchmal wirklich praktisch, so wie jetzt! «
» Was hat sie denn geflüstert? «, fragte ich neugierig.
»Na ja, eigentlich genau das, was ich getan habe. Ich musste sie einfach etwas schockieren, nachdem sie uns so angestarrt hat. Ach ja, und sie hat gemeint, dass wir ein echtes Traumpaar sind! «
Und schon wieder wurde ich rot. Ich wusste ja, dass wir ein Traumpaar waren, aber dass das irgendeine Fremde sagte, nachdem sie uns zwei Sekunden miteinander gesehen hatte, war schon seltsam. Und auch wie Carlisle diesen Satz gesagt hatte- so ungeniert und selbstbewusst- machte mich verrückt. Wenn er es anscheinend genau so wusste, wie ich und diese Frau, wieso konnte ich dann nicht bei ihm bleiben? So gerne ich ihn das auch gefragt hätte, ich konnte nicht, denn ich wusste, wie diese Unterhaltung verlaufen würde. Carlisle würde mir wieder sagen, dass ich verheiratet war und es sowieso nicht ging, weil er ein Vampir war und überhaupt die ganze Welt gegen uns war. Ich würde ihn nur anbettelt, dass er mich bei ihm lassen würde und ihm versichern, dass ich nie einen anderen wollte, als ihn und dann würde er gehen und mich wieder alleine lassen. Das wollte ich nun wirklich nicht riskieren! Jetzt hatte ich Carlisle gerade wieder bekommen und wenn er wieder verschwinden würde, konnte ich das wirklich nicht mehr aushalten, da war ich mir sicher.
Also ließ ich dieses Thema einfach fallen und fragte stattdessen: »Ich habe Tanja gar nicht gesehen. Ist sie denn gar nicht mehr da? « Ich versuchte so freundlich wie möglich zu klingen, denn ich wusste ja, dass Tanja nichts von Carlisle wollte und eher Edward bezirzte, aber alleine der Gedanke an sie uns Carlisle gemeinsam war unerträglich.
»Oh, sie ist da gewesen. Sie war im Wohnzimmer und hat Edward nicht aus den Augen gelassen. Diese Frau kann wirklich aufdringlich sein, armer Edward! «
Tanja war also da gewesen und hatte alles mitbekommen. Das war mir ganz eindeutig unangenehm. Sie war so eine perfekte, wunderschöne Frau und ich war ein graues Mäuschen, das einen gewalttätigen Ehemann hatte. So hat es sich jedenfalls für Tanja anhören müssen. Eigentlich war es ja nicht Collins Schuld, dass ich jetzt so verletzt war. Ich bin einfach nur dumm auf den Boden gefallen und habe mich so verletzt. Gut, Collin hat mir eine Ohrfeige gegeben, die etwas heftiger war, doch er wollte mich keinesfalls ernsthaft verletzten. Und er ist deswegen garantiert so schockiert gewesen, dass er nicht damit umgehen konnte und hat mich deswegen in unserem Schlafzimmer eingeschlossen. Jedenfalls war das meine Geschichte, ich wusste natürlich nicht ob es stimmte, aber ich wollte mir nichts anderes vorstellen.
Carlisle und ich kamen am Waldrand an und gingen ein Stückchen hinein, als er stehen blieb und mich auf seine Arme nehmen wollte, damit er mich schnell zu Hause abliefern konnte. Ich merkte anfangs gar nicht, dass wir stehen geblieben waren, sondern dachte noch immer an die Geschichte mit Collin und griff mir unbewusst an meine verletzte Stirn. Auf einmal spürte ich Carlisles Hand an meinem Hinterkopf und die andere Hand an meinem Rücken. Er drückte mich an sich und ließ mich nicht los. Ich wusste, dass er wusste, an was ich dachte. Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, doch ich hielt sie zurück.
»Ich weiß nicht, wie ein Mensch dich so verletzten kann und wünschte ich hätte dich verteidigen können, aber er ist dein Ehemann. Prinzipiell kann er mit dir machen, was er will, doch das lasse ich nicht zu. Ich verspreche dir, dass ich auf dich aufpassen werde! «
Carlisle nahm mich an den Schultern und sah mich ernst an. »Wenn er dich jemals wieder verletzen sollte, bin ich sofort da. Ich habe kein Problem damit mein Geheimnis preiszugeben wenn ich dich damit beschützen kann! «
Nun rannen mir Tränen über die Wange, aber nicht aus Trauer, sondern aus Rührung.
»Carlisle, das musst du nicht. Gefährde doch nicht dich, Edward und eure Welt nur wegen mir. Ich weiß, dass Collin mich liebt und mir nie absichtlich etwas antun würde«, versicherte ich Carlisle und berührte seine Wange vorsichtig.
»Esme, ich werde nicht zulassen, dass er dich noch einmal verletzt, egal was es kostet! «, rief er entschlossen.
Eine Weile sahen wir uns in die Augen, dann nahm Carlisle mich auf seine Arme und rannte mit mir los. Ich kuschelte mich an ihn, schloss die Augen und genoss die letzten Momente mit Carlisle.
Viel zu schnell war die Zeit vergangen und er setzte mich wieder ab. Wir waren nun in dem Waldteil, der direkt vor meinem Fenster lag.
»Und wie schmuggeln wir mich jetzt wieder nach oben? Mittlerweile wird Collin sicher schon einen Suchtrupp nach mir losgeschickt haben! «
»Ich denke nicht, dass er das getan haben wird. Es wird sicher kein Problem dich oben abzusetzen, Collin hat sicher nicht gemerkt, dass du weg warst! «, meinte Carlisle sicher.
»Wieso? Drehst du etwa mit irgendwelchen Vampirkräften die Zeit zurück? «, fragte ich gespannt. Carlisle lachte auf und da wusste, dass meine Theorie nicht so ganz stimmen konnte.
»Nein, ich drehe die Zeit nicht zurück. Auch wenn ich es könnte, würde ich es nicht tun, was bringen sich denn bitte fünfzehn Minuten? «, sagte Carlisle amüsiert und lächelte mich an.
»Oh, ich war nur fünfzehn Minuten weg? «, fragte ich ungläubig. »Mir kommt es vor, als wäre ich fünf Stunden weg gewesen, mein Kopf tut auch gar nicht mehr weh! «
»Das liegt daran, dass du in meiner Gegenwart alles andere vergisst! «, rief Carlisle selbstsicher.
Ich wurde rot und sah zu Boden. Carlisle nahm mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen.
»Das war doch nur ein Scherz! «, lachte er. »Ich hätte nicht gedacht, dass es wirklich so ist. «
»Na, stärke ich jetzt dein Selbstbewusstsein? «, fragte ich etwas gekränkt, da er einfach so über meine Gefühle lachte.
»Ungemein! « Carlisle lachte auf und drückte mich wieder an sich. »Du weißt ja nicht wie süß du bist, wenn ich dich bei irgendetwas ertappe das dir peinlich ist. Ich verstehe zwar wirklich nicht, wieso du alles andere vergisst, wenn du bei mir bist, doch ich freue mich darüber, denn das heißt, dass du keine Schmerzen hattest als du bei mir warst! «
Er lächelte mich liebevoll an und hielt mich in der Taille fest. Diesmal legte er mich nicht auf seine Arme, sondern heilt mich nur fest. Dann sprang er mit mir in mein Schlafzimmer, wo alles noch genau so war, wie vor fünfzehn Minuten auch.
»Glück gehabt! «, sagte Carlisle und ließ mich los. »Ich werde jetzt mal schnell wieder verschwinden, aber keine Sorge, ich bin immer in der Nähe und sehe und höre alles! «
»Gut, aber nicht spannen, wenn ich unter der Dusche bin, okay? «, scherzte ich.
»Ach, wieso verbietest du mir immer das, was mir am meisten Spaß macht? «, fragte er lachend. Er drückte mich kurz an sich und sprang dann wieder aus dem Fenster.
Ich ging zu der Couch in der Mitte des Raumes und setzte mich hin. Jetzt musste ich nur mehr auf Collin warten . . . und das ging schneller, als ich gedacht hatte. Ich hörte, wie das Schloss der Türe aufgeschlossen wurde. Mein Herz begann zu pochen. Ich wusste nicht was mich jetzt erwarten würde. Die Türschnalle wurde langsam hinunter gedrückt, ehe die Türe aufgestoßen wurde und Collin in der Türe stand. Er stand nur so da und sah mich an. Auch ich sah ihn an. Ich konnte sein Gesicht nicht deuten und das machte mir Angst. Ich wusste zwar, dass Carlisle sofort da war, wenn er mir etwas tun wollte, doch ich wollte nicht, dass Carlisle nur wegen mir sein Geheimnis preisgab.
Doch zum Glück kam es gar nicht so weit. Nach ein paar Sekunden kam Collin auf mich zu gestürzt und brach vor mir auf den Knien zusammen. Skeptisch sah ich ihn an und da hörte ich, dass er weinte. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Er lag vor mir da und weinte! Ich hätte ihm schon fast den Kopf getätschelt, wie einem Hund, doch dann begann er: »Es tut mir so schrecklich leid, Esme! Ich wollte dich nie verletzen! Ich war so dumm zu glauben, du würdest mich betrügen! Es tut mir so leid! Es ist unverzeihlich was ich dir angetan habe, das weiß ich. «
Er heulte vor meinen Füßen und entschuldigte sich um die hundert Mal, doch ich wusste noch immer nicht, was ich tun sollte. Noch nie hatte ein Mann so jämmerlich vor mir auf dem Boden gekauert. Ich konnte ihn nur sprachlos anstarren und den Kopf schütteln. Noch schlimmer wurde es, als er mich ansah. Die Tränen flossen ihm die Wangen hinunter, seine Augen waren rot und ich war mir sicher, wenn ich beim Weinen auch so schrecklich aussah, würde ich nie wieder in meinem ganzen Leben mehr weinen!
Carlisle und ich betraten die Straße. Es waren einige Menschen unterwegs, die miteinander redeten. Sobald sie unseren Weg kreuzten musste ich überrascht feststellen, dass sie und anstarrten, als wären wir keine normalen Menschen, sondern Außerirdische. Okay, einer war wirklich kein Mensch, aber er war doch kein Außerirdischer! Oder doch? Kamen Vampire aus dem Weltall? Nein, das wäre doch nicht möglich! Ich schob meine seltsamen Gedanken über Vampir - Aliens beiseite und sah die Leute auf der Straße skeptisch an. Sie tuschelten wild miteinander und manche zeigten sogar mit Fingern auf uns. Langsam wurde mir das ganze unheimlich. Noch nie war ich der Mittelpunkt des Geschehens und jetzt wusste ich auch, dass ich das gar nicht wollte. Man kam sich einfach fremdartig vor, wenn andere Leute ihre Alltagsbeschäftigungen unterbrachen nur weil sie dich sahen.
Wir waren erst einen Schritt aus dem Wohnhaus gegangen und schon sahen uns alle an. Etwa drei Meter von mir entfernt stand eine Frau, die sich bei einem Mann eingehängt hatte und ihm nun hektisch etwas zuflüsterte. Jedes Mal wenn ich zu ihr sah, wanderten ihre Augen schnell zu ihm, so als hätte sie mich nie angesehen.
Etwas verängstigt über das Verhalten der Frau- ich hätte ihr jederzeit zugetraut, dass sie mich angesprungen hätte- sah ich zu Carlisle auf, der mich noch immer mit seiner linken Hand an der Taille festhielt. Ich wollte ihn gerade flüsternd fragen, ob er wusste was das sollte, doch dazu kam ich nicht, weil ich sein Gesicht sah. Er lächelte verschmitzt und biss sich auf die Unterlippe, um ein Lachen zu unterdrücken. Entgeistert sah ich ihn an. Fand er das etwa lustig? War ihm dieses Verhalten kein bisschen unangenehm? Okay, er hatte das sein ganzes Vampirdasein erdulden müssen. Ich konnte mich noch erinnern wie ihn alle in Louisiana andauernd angestarrt hatten(und mir das absolut nicht recht gewesen war).
Ich wollte ihn darauf ansprechen, doch schon wieder hatte ich nicht einmal die Chance dazu, denn Carlisle zog mich noch dichter an ihn, drehte mich so, dass ich nicht mehr an seiner Seite, sondern vor ihm stand. Dann zog er mich ganz nah an sich und schenkte mir einen verschmitzten Blick. Er legte er seine Hände an meiner Taille auf meinen Rücken. Carlisle beugte sich zu mir hinunter und ich spürte sofort wie sich mein Körper vor lauter Anspannung verkrampfte. Ich sah ihm vorsichtig ins Gesicht, wo noch immer sein schelmisches Grinsen prangte. Er legte seine große Hand an meine linke Wange und näherte sich mir, bis sich unsere Nasenspitzen berührten. Carlisle sah mir in die Augen und ich wusste sofort, dass er mich küssen würde. Er würde hier vor allen Menschen küssen und damit endlich zeigen, dass ich für immer zu ihm gehörte. Doch ich hatte mich getäuscht, und wie!
»Sieh ganz unauffällig nach links! «, flüsterte er mir fast unhörbar zu und unterbrach damit meine Träumerei. Im ersten Augenblick war ich so geschockt, dass ich mich geirrt hatte, dass ich ihn einfach nur ansah, doch nach ein paar Sekunden tat ich was er mir gesagt hatte. Ich drehte meinen Kopf ganz leicht nach links und spähte durch meine Haare hindurch zu der Frau, die vorher getuschelt hatte. Ihr stand der Mund ganz weit offen und ihr Mann musste sie stützen, damit sie nicht umfiel. Ihre Augen waren geweitet und sie sagte kein Wort mehr. Ich musste unwillkürlich Grinsen und sah Carlisle wieder an. Er Grinste ebenfalls und nahm dann seine Hand wieder von meiner Wange. Er blickte mir noch einmal in die Augen und nahm dann meine Hand. Wir sahen die Frau und ihren Mann grinsend an und lachten. Ihr
Mann zog sie verlegen an der Hand und ging mit ihr an uns vorbei. Die Frau konnte den Blick nicht von uns nehmen und war kaum im Stande sich von der Stelle bewegen.
»Komm Liebling, wir haben noch einiges vor! «, rief mir Carlisle verführerisch zu- exakt so laut, dass die starrende Frau es hören konnte. Ich sah zu ihr und bekam mit, dass ihr Mann nun wirklich Probleme damit hatte sie weiter zu ziehen und ihr „Mach endlich den Mund zu!“ zuflüsterte.
Ich lachte leise auf und dann zog mich Carlisle weiter.
Als wir weiter gingen merkte ich, dass alle Menschen, die uns gesehen hatten, stehen geblieben waren und uns nun mit ihren Blicken verfolgten. Es war, als ob die ganze Welt stehen geblieben war, als wir uns „geküsst“ hatten und sich nun, da wir uns wieder bewegten, wieder weiter drehte.
Ich konnte nicht aufhören zu lächeln, auch nach zehn Minuten nicht.
»Es ist wirklich praktisch, wenn man alles was geflüstert wird, hören kann. «, sagte Carlisle amüsiert. Erst da bemerkte ich, dass es ja auch noch Carlisle gab- vor lauter lächeln hatten ich ihn ganz vergessen.
»Wirklich? Du hast das gehört? «, fragte ich staunend.
» Ja, habe ich dir das noch gar nicht erzählt? Es ist manchmal wirklich praktisch, so wie jetzt! «
» Was hat sie denn geflüstert? «, fragte ich neugierig.
»Na ja, eigentlich genau das, was ich getan habe. Ich musste sie einfach etwas schockieren, nachdem sie uns so angestarrt hat. Ach ja, und sie hat gemeint, dass wir ein echtes Traumpaar sind! «
Und schon wieder wurde ich rot. Ich wusste ja, dass wir ein Traumpaar waren, aber dass das irgendeine Fremde sagte, nachdem sie uns zwei Sekunden miteinander gesehen hatte, war schon seltsam. Und auch wie Carlisle diesen Satz gesagt hatte- so ungeniert und selbstbewusst- machte mich verrückt. Wenn er es anscheinend genau so wusste, wie ich und diese Frau, wieso konnte ich dann nicht bei ihm bleiben? So gerne ich ihn das auch gefragt hätte, ich konnte nicht, denn ich wusste, wie diese Unterhaltung verlaufen würde. Carlisle würde mir wieder sagen, dass ich verheiratet war und es sowieso nicht ging, weil er ein Vampir war und überhaupt die ganze Welt gegen uns war. Ich würde ihn nur anbettelt, dass er mich bei ihm lassen würde und ihm versichern, dass ich nie einen anderen wollte, als ihn und dann würde er gehen und mich wieder alleine lassen. Das wollte ich nun wirklich nicht riskieren! Jetzt hatte ich Carlisle gerade wieder bekommen und wenn er wieder verschwinden würde, konnte ich das wirklich nicht mehr aushalten, da war ich mir sicher.
Also ließ ich dieses Thema einfach fallen und fragte stattdessen: »Ich habe Tanja gar nicht gesehen. Ist sie denn gar nicht mehr da? « Ich versuchte so freundlich wie möglich zu klingen, denn ich wusste ja, dass Tanja nichts von Carlisle wollte und eher Edward bezirzte, aber alleine der Gedanke an sie uns Carlisle gemeinsam war unerträglich.
»Oh, sie ist da gewesen. Sie war im Wohnzimmer und hat Edward nicht aus den Augen gelassen. Diese Frau kann wirklich aufdringlich sein, armer Edward! «
Tanja war also da gewesen und hatte alles mitbekommen. Das war mir ganz eindeutig unangenehm. Sie war so eine perfekte, wunderschöne Frau und ich war ein graues Mäuschen, das einen gewalttätigen Ehemann hatte. So hat es sich jedenfalls für Tanja anhören müssen. Eigentlich war es ja nicht Collins Schuld, dass ich jetzt so verletzt war. Ich bin einfach nur dumm auf den Boden gefallen und habe mich so verletzt. Gut, Collin hat mir eine Ohrfeige gegeben, die etwas heftiger war, doch er wollte mich keinesfalls ernsthaft verletzten. Und er ist deswegen garantiert so schockiert gewesen, dass er nicht damit umgehen konnte und hat mich deswegen in unserem Schlafzimmer eingeschlossen. Jedenfalls war das meine Geschichte, ich wusste natürlich nicht ob es stimmte, aber ich wollte mir nichts anderes vorstellen.
Carlisle und ich kamen am Waldrand an und gingen ein Stückchen hinein, als er stehen blieb und mich auf seine Arme nehmen wollte, damit er mich schnell zu Hause abliefern konnte. Ich merkte anfangs gar nicht, dass wir stehen geblieben waren, sondern dachte noch immer an die Geschichte mit Collin und griff mir unbewusst an meine verletzte Stirn. Auf einmal spürte ich Carlisles Hand an meinem Hinterkopf und die andere Hand an meinem Rücken. Er drückte mich an sich und ließ mich nicht los. Ich wusste, dass er wusste, an was ich dachte. Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, doch ich hielt sie zurück.
»Ich weiß nicht, wie ein Mensch dich so verletzten kann und wünschte ich hätte dich verteidigen können, aber er ist dein Ehemann. Prinzipiell kann er mit dir machen, was er will, doch das lasse ich nicht zu. Ich verspreche dir, dass ich auf dich aufpassen werde! «
Carlisle nahm mich an den Schultern und sah mich ernst an. »Wenn er dich jemals wieder verletzen sollte, bin ich sofort da. Ich habe kein Problem damit mein Geheimnis preiszugeben wenn ich dich damit beschützen kann! «
Nun rannen mir Tränen über die Wange, aber nicht aus Trauer, sondern aus Rührung.
»Carlisle, das musst du nicht. Gefährde doch nicht dich, Edward und eure Welt nur wegen mir. Ich weiß, dass Collin mich liebt und mir nie absichtlich etwas antun würde«, versicherte ich Carlisle und berührte seine Wange vorsichtig.
»Esme, ich werde nicht zulassen, dass er dich noch einmal verletzt, egal was es kostet! «, rief er entschlossen.
Eine Weile sahen wir uns in die Augen, dann nahm Carlisle mich auf seine Arme und rannte mit mir los. Ich kuschelte mich an ihn, schloss die Augen und genoss die letzten Momente mit Carlisle.
Viel zu schnell war die Zeit vergangen und er setzte mich wieder ab. Wir waren nun in dem Waldteil, der direkt vor meinem Fenster lag.
»Und wie schmuggeln wir mich jetzt wieder nach oben? Mittlerweile wird Collin sicher schon einen Suchtrupp nach mir losgeschickt haben! «
»Ich denke nicht, dass er das getan haben wird. Es wird sicher kein Problem dich oben abzusetzen, Collin hat sicher nicht gemerkt, dass du weg warst! «, meinte Carlisle sicher.
»Wieso? Drehst du etwa mit irgendwelchen Vampirkräften die Zeit zurück? «, fragte ich gespannt. Carlisle lachte auf und da wusste, dass meine Theorie nicht so ganz stimmen konnte.
»Nein, ich drehe die Zeit nicht zurück. Auch wenn ich es könnte, würde ich es nicht tun, was bringen sich denn bitte fünfzehn Minuten? «, sagte Carlisle amüsiert und lächelte mich an.
»Oh, ich war nur fünfzehn Minuten weg? «, fragte ich ungläubig. »Mir kommt es vor, als wäre ich fünf Stunden weg gewesen, mein Kopf tut auch gar nicht mehr weh! «
»Das liegt daran, dass du in meiner Gegenwart alles andere vergisst! «, rief Carlisle selbstsicher.
Ich wurde rot und sah zu Boden. Carlisle nahm mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen.
»Das war doch nur ein Scherz! «, lachte er. »Ich hätte nicht gedacht, dass es wirklich so ist. «
»Na, stärke ich jetzt dein Selbstbewusstsein? «, fragte ich etwas gekränkt, da er einfach so über meine Gefühle lachte.
»Ungemein! « Carlisle lachte auf und drückte mich wieder an sich. »Du weißt ja nicht wie süß du bist, wenn ich dich bei irgendetwas ertappe das dir peinlich ist. Ich verstehe zwar wirklich nicht, wieso du alles andere vergisst, wenn du bei mir bist, doch ich freue mich darüber, denn das heißt, dass du keine Schmerzen hattest als du bei mir warst! «
Er lächelte mich liebevoll an und hielt mich in der Taille fest. Diesmal legte er mich nicht auf seine Arme, sondern heilt mich nur fest. Dann sprang er mit mir in mein Schlafzimmer, wo alles noch genau so war, wie vor fünfzehn Minuten auch.
»Glück gehabt! «, sagte Carlisle und ließ mich los. »Ich werde jetzt mal schnell wieder verschwinden, aber keine Sorge, ich bin immer in der Nähe und sehe und höre alles! «
»Gut, aber nicht spannen, wenn ich unter der Dusche bin, okay? «, scherzte ich.
»Ach, wieso verbietest du mir immer das, was mir am meisten Spaß macht? «, fragte er lachend. Er drückte mich kurz an sich und sprang dann wieder aus dem Fenster.
Ich ging zu der Couch in der Mitte des Raumes und setzte mich hin. Jetzt musste ich nur mehr auf Collin warten . . . und das ging schneller, als ich gedacht hatte. Ich hörte, wie das Schloss der Türe aufgeschlossen wurde. Mein Herz begann zu pochen. Ich wusste nicht was mich jetzt erwarten würde. Die Türschnalle wurde langsam hinunter gedrückt, ehe die Türe aufgestoßen wurde und Collin in der Türe stand. Er stand nur so da und sah mich an. Auch ich sah ihn an. Ich konnte sein Gesicht nicht deuten und das machte mir Angst. Ich wusste zwar, dass Carlisle sofort da war, wenn er mir etwas tun wollte, doch ich wollte nicht, dass Carlisle nur wegen mir sein Geheimnis preisgab.
Doch zum Glück kam es gar nicht so weit. Nach ein paar Sekunden kam Collin auf mich zu gestürzt und brach vor mir auf den Knien zusammen. Skeptisch sah ich ihn an und da hörte ich, dass er weinte. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Er lag vor mir da und weinte! Ich hätte ihm schon fast den Kopf getätschelt, wie einem Hund, doch dann begann er: »Es tut mir so schrecklich leid, Esme! Ich wollte dich nie verletzen! Ich war so dumm zu glauben, du würdest mich betrügen! Es tut mir so leid! Es ist unverzeihlich was ich dir angetan habe, das weiß ich. «
Er heulte vor meinen Füßen und entschuldigte sich um die hundert Mal, doch ich wusste noch immer nicht, was ich tun sollte. Noch nie hatte ein Mann so jämmerlich vor mir auf dem Boden gekauert. Ich konnte ihn nur sprachlos anstarren und den Kopf schütteln. Noch schlimmer wurde es, als er mich ansah. Die Tränen flossen ihm die Wangen hinunter, seine Augen waren rot und ich war mir sicher, wenn ich beim Weinen auch so schrecklich aussah, würde ich nie wieder in meinem ganzen Leben mehr weinen!
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
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Kapitel 42: Die wahre Liebe!
42.: Die Wahre liebe!
»Collin, ist ja gut, jetzt beruhige dich doch einmal! «, rief ich barsch. Ich zog ihn an seinem Kragen auf, sodass er sich endlich etwas aufrichtete. Collin sah mich mit verweinten Augen an und ich spürte einfach nichts. Hmm, eigentlich fühlte ich doch etwas. Es war Wut. Was dachte er sich, dass er mich schlagen konnte, und dann hier vor mir weinen und knien würde? Dachte er sich, dass ich Mitleid mit ihm bekommen würde und ihm alles verzeihen würde? Pah, da hatte er sich aber mächtig geirrt.
»Collin, bitte setz dich zu mir und kriech nicht vor mir wie ein Hund. Stehe zu dem was du getan hast und benimm dich wie ein Mann! «
Ich war so stolz auf mich, dass ich das wirklich gerade gesagt hatte, dass ich mich beherrschen musste nicht zu grinsen. Doch dann sah ich in Collins Gesicht, der nun nur noch elender aussah. Sofort war das Hochgefühl vorüber und ich spürte das, was ich jetzt auf keinen Fall empfinden wollte: Mitleid!
Sehr toll! Jetzt war ich einmal in meinem Leben vollkommen aufrichtig und sagte alles, was ich mir dachte und dann machte dieses dumme Mitleid alles zunichte. Collin strich über meine Füße und begann sie dann zu küssen. Okay, das war jetzt wirklich zu viel. Ich versuchte ihm, so freundlich wie möglich, meine Füße zu entziehen und als er sie nicht freigeben wollte, musste ich sie sogar gewaltsam weg ziehen.
»Collin, jetzt hör doch endlich auf! Komm . . . « Ich zog ihn nun an seinen Schultern zu mir herauf, doch dabei musste ich mich wirklich anstrengen. Er hatte keine Körperspannung und half mir kein bisschen ihn auf die Couch zu ziehen. Als ich es aber dennoch mühsam geschafft hatte, sackte er sofort wieder zusammen und fiel in meinen Schoß.
»Es tut mir so schrecklich leid. Wie konnte ich das nur tun? Ich hätte nie damit gerechnet, dass dir so etwas passiert. Ich wollte dir nie wehtun . . . «, klagte Collin.
Ich atmete tief durch und verfluchte mich innerlich ein wenig, weil ich schon wusste, was ich jetzt tun würde. Ich legte meine Hände an seine Wangen und sah ihm tief in die Augen. Ich sah wirklichen Schmerz darinnen und sofort war die Wut vergessen. Ich wollte ihn nur noch beruhigen.
»Hey, es ist doch alles okay. Mir geht es schon viel besser, ich merke schon fast nichts mehr von meinen Verletzungen. « Dabei sah ich ihn so liebevoll an; ich konnte gar nicht anders.
»Meinst du das ernst? «, fragte Collin unsicher und berührte nun auch meine Wange.
»Ja, wirklich! Ich habe die Schmerzen in den letzten fünfzehn Minuten sogar vollkommen vergessen. Es ist wirklich nicht so schlimm, wie es ausschaut. «
Collin nahm meine Hand in seine und küsste sie dann sanft. Dann setzte er sich auch und bekam endlich Körperspannung- es war schon ziemlich anstrengend einen Kartoffelsack auf dem Schoß zu haben.
Collin nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich auf der Stirn, knapp an meiner Verletzung. Ich zuckte instinktiv zusammen, doch als mir seine Berührung nicht wehtat, entspannte ich mich wieder.
Er küsste immer weiter und weiter, aber ich merkte, wie ihm seine Augen zu fielen. Also nahm ich seine Hände von meinem Gesicht und sah ihn an. »So, mein Lieber, ich denke es ist besser, wenn wir dich jetzt ins Bett schaffen. Du scheinst ja schon sehr müde zu sein um zehn Uhr vormittags! «, bemerkte ich verwundert und stütze ihn, damit er zu Bett gehen konnte. Wieso stützte ich ihn jetzt, obwohl ich eigentlich die Verletzte war?
Als wir das Bett erreichten, plumpste Collin sofort in die Matratze und schon nach wenigen Sekunden schnarchte er vor sich hin.
Ich warf ihm noch einen Blick zu, schüttelte den Kopf –was war mit diesem Mann bloß los? - und ging dann aus dem Zimmer hinaus. Vorsichtig schloss ich die Türe und machte mich dann auf in unsere Bibliothek. Wahnsinn, wir hatten sogar eine eigene Bibliothek mit zwei Etagen- ich würde mir das reich sein wohl nie angewöhnen!
Als ich die Bibliothek betrat musste ich erst einmal staunen. Ich war noch nie hier drinnen gewesen, als sie fertig hergerichtet war, das einzige Mal, als ich hier gewesen war, war beim Einrichten gewesen und da war sie noch nicht einmal annähernd so beeindrucken gewesen wie jetzt. In der Mitte des Raumes stand ein Glastisch mit einem Schachbrett und einem Cognac-Glas darauf, das bis zur Hälfte voll war. Außerdem stand da noch ein Aschenbecher mit einer halb gerauchten Zigarre. Die Wände waren voll mit Regalen, in denen die unterschiedlichsten Bücher standen. Auf der linken Seite des Raumes ging sogar noch eine Wendeltreppe aus Stahl hinauf und oben waren auch noch Bücher. Erst jetzt viel mir auf, wie groß dieser Raum war- die Decke war sicher sechs Meter vom Boden entfernt.
Doch ich wollte jetzt nicht lesen, ich wollte nur ungestört sein, ohne Unterbrechungen nachdenken. Ich steuerte auf das Ende des Raumes zu, wo zwei große Fenster einen Balkon einschlossen. Ich ging hinaus und setzte mich auf den Steinboden. Heute war genau so ein Tag, wie ich ihn liebte. Wenn ich nach links blickte sah ich dicke graue Wolken, doch auf der rechten Seite war strahlend hellblauer Himmel und in der Mitte verschwammen die beiden Gegensätze. Doch ich konnte mich nicht an diesem Wetter erfreuen. Ich spürte diesen stechenden Schmerz in der Brust, der mir die Tränen in die Augen trieb. Es war dieses Stechen, das ich immer hatte, wenn ich unglücklich war und ich unbedingt alle Probleme hinunterschlucken wollte, doch es ging nicht. Ich dachte an Collin; war er mir angetan hatte. Ich wusste, dass er das nicht absichtlich gemacht hatte, aber trotzdem verletzte es mich; sogar noch mehr als die äußerlichen Schmerzen. Mir floss die erste Träne über die Wange und dann kamen immer mehrere. Ich versuchtem mich zu beruhigen, doch es ging nicht.
Ich sah auf den Wald hinab, der unter mir lag und wünschte mir nichts sehnlicher, als ein Vogel zu sein. Ich wollte genau so frei sein wie ein Vogel, tut und lassen können, was ich wollte und mich nicht um die Liebe kümmern müssen.
Auf einmal hörte ich jemanden: »Hallo, Esme. Dürfte ich zu dir kommen? «
Ich wusste sofort, dass es Carlisle war, wen denn sonst? Er stand unten vor meinen Balkon und sah zu mir hinauf.
Ich wischte mir schnell meine Tränen von der Wange und versuchte ein nicht so trauriges Gesicht auf zu setzten. Dann antwortete ich ihm: »Natürlich, du musst doch nicht fragen. Du weißt doch, dass ich dich immer bei mir haben will. «
Ich hörte, wie Carlisle sich räusperte und dann hörte und fühlte ich einen Lufthauch. Ich sah Carlisle von unten zu mir hinauf gleiten, so als würde es keine Erdanziehung geben. Er landete leichtfüßig neben mir und setzte sich dann vorsichtig neben mich.
Eine Weile saßen wir nur still nebeneinander und starrten vor uns hin. Ich wusste, wenn ich jetzt mit ihm reden würde, würden mir wieder die Tränen kommen, also sah ich einfach gerade aus und versuchte mich zu beherrschen und atmete tief durch.
Plötzlich fragte Carlisle mich ganz leise und vorsichtig: »Darf ich meinen Arm um dich legen? «
Er fragte mich so sanft, als könnte er mich zerbrechen, wenn er mich berührte, doch eher meine Gefühle als mich selbst. Ich spürte wie sich mein Gesicht verkrampfte um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Collin würde niemals so sein wie Carlisle, niemand konnte jemals so gütig und liebevoll wie Carlisle sein.
Ich versuchte die Tränen krampfhaft zurück zu halten, aber ich schaffte es nicht. Ich spürte, wie mir die erste Träne über die Wange rann und dann platze ich. Ich warf mich auf Carlisle und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Ich krallte mich in seinen Pullover und schluchzte heftig. Carlisle drückte mich fest an sich und küsste meinen Kopf. Dabei flüsterte er immer wieder: »Es ist gut, alles ist gut! «
Ich weinte und weinte, bis ich nicht mehr konnte und ich ganz bestimmt keine Träne mehr weinen konnte, weil ich ausgetrocknet war. Doch ich klammerte mich noch immer an Carlisle und wollte ihn auch nicht los lassen. Doch irgendwann verschwand der hellblaue Himmel ganz und es ging ein sehr kühler Wind, weswegen ich zu zittern begann. Carlisle richtete sich etwas auf und schob mich sanft aber doch bestimmend etwas von ihm weg. Ich ließ mich nur widerwillig wegschieben und löste zaghaft meinen Klammergriff von ihm, doch das was er jetzt machte, war mir ziemlich recht. Denn er zog seinen Pullover aus und saß nun mit nacktem Oberkörper vor mir, den Pullover in der Hand.
»Hier, bitte zieh dir das an! «, bat mich Carlisle und hielt mir den Pullover hin.
»Aber ist dir denn überhaupt nicht kalt? «, fragte ich mit krächzender Stimme- das Weinen war wirklich nicht das Beste.
Carlisle lächelte mich liebevoll an und schüttelte den Kopf. »Es ist wirklich lieb, dass du dir Sorgen um mich machst, aber ich bin doch ein Vampir und hast du noch nie bemerkt, dass ich sowieso kalte Haut habe?
Ich wurde rot und gestand ihm: »Ich dachte, dass du vielleicht gerade deswegen besonders viel anziehen musst?! «
Carlisle lachte über meine naive Vermutung und zog mir dann seinen Pullover über den Kopf. Er half mir sogar dabei die Arme durch die Ärmel zu schlängeln und zupfte zum Schluss noch ein wenig am Stoff herum. Dann beäugte er mich genau und rief dann: »Perfekt! Der sitzt wie angegossen, nur dass er ein paar Nummern zu groß ist, aber das hellblau steht dir wirklich ausgesprochen gut! «
Ich sah ihn an und musste lächeln.
»Hey, da habe ich’s doch wirklich geschafft, dir ein Lächeln auf deine wunderschönen Lippen zu zaubern! «, stellte er stolz fest und drückte mich an sich. Jetzt musste ich noch mehr lächeln und klammerte mich wieder an ihn. Wir sahen wieder in die Ferne und hielten uns fest. Es war vollkommen okay, wenn wir nicht redeten. Das einzige, was wir brauchten, war die Gegenwart des anderen.
Doch nach einiger Zeit ging mir etwas durch den Kopf, das ich mich bis jetzt nie ansprechen getraut hatte. Ich nahm meinen gesamten Mut zusammen und fragte ihn: »Carlisle, würdest du mir vielleicht eine Frage beantworten? «
»Natürlich würde ich dir eine Frage beantworten, jede die du willst, aber das musst du mich doch nicht extra fragen! «, antwortete Carlisle und sah weiter in den Himmel.
Ich atmete tief durch. »Carlisle, wie viele Frauen hattest du denn eigentlich schon? «, fragte ich schnell und wurde gleichzeitig rot.
Nun sah Carlisle nicht mehr in die Ferne. Er drehte seinen Kopf zu mir und sah, wie rot ich geworden war. »Esme, meinst du das ernst? «, fragte er mich lachend und rieb meine Oberarme.
»Ja, das ist mein ernst, und bitte nimm auch du diese Frage ernst! «, sagte ich etwas verletzt durch seine vorherige Reaktion. Doch dann schob Carlisle mich etwas von sich weg und ich sah ihn an, um zu wissen was los war. Carlisle sah mir vollkommen ernst in die Augen. »Okay, wenn es dir wichtig ist, dass werde ich es erst nehmen, völlig ernst! «
Ich schluckte und nickte. Ich hatte Angst, Angst davor, dass ich nicht seine erste große Liebe war, wie er für mich. Doch ich wusste, dass es absurd war. Dieser Mann war fast dreihundert Jahre alt, natürlich hatte er schon Frauen gehabt!
»Okay, also um deine Frage zu beantworten: Ja, ich hatte schon Frauen! «, begann er.
Ich schluckte. Frauen. Das war Plural! Das heißt er hatte schon mehrere Frauen gehabt. Innerlich zerfraß mich gerade die Eifersucht, aber ich ließ mir nichts anmerken.
»Ich hatte ein paar Freundinnen als ich noch ein Mensch war und war sogar mit einer verlobt. Doch als ich zum Vampir wurde, konnte ich natürlich nicht weiter mit ihr zusammen sein«, fuhr er fort.
Noch einmal schluckte ich. Er hatte also mehrer Freundinnen und war sogar verlobt gewesen. Das heißt es war etwas wirklich Ernstes gewesen. Was war mit den anderen Freundinnen? War ich auch nur eine Freundin gewesen?
Ich schluckte noch einmal. Carlisle war für mich mein Seelenverwandter, der einzige Mann, den ich jemals ernsthaft begehrt hatte und auch der einzige, den ich jemals begehren würde.
»Und wie hat sie geheißen, deine Verlobte? «, brachte ich mühsam hervor.
»Ihr Name war Johanna, ich war wirklich verliebt in sie gewesen. Johanna war ein wirklich toller Mensch, mit ihr hatte ich wirklich viel Spaß und damals hatte ich mir ein Leben mit ihr wirklich gut vorstellen können. Doch die Ehe wäre sicher nicht so wundervoll gewesen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Damals war ich noch jung und wusste die wirklich wichtigen Dinge im Leben nicht zu schätzen. Ich habe ein Jahr nachdem ich verwandelt wurde nach ihr gesehen und da hatte sie schon einen anderen und schien sich gar nicht zu wundern, wo ich war. Ich hatte mir wirklich eingebildet, dass ich sie lieben würde, doch mir ist erst später aufgefallen, dass ich sie nicht richtig geliebt hatte.
Am Anfang meines Vampirdaseins hatte ich meine Zeit alleine Verbracht, war lange in Italien. Doch natürlich fühlt man sich auch als Vampir alleine, also habe ich auch in diesen zweihundert Jahren noch die ein oder andere Frau getroffen, doch nie hatte ich etwas für eine Gefühlt, dass sich nach liebe angefühlt hatte. Die meisten waren dumme Schnepfen, die nichts als ihren Spaß wollten. Doch ich bin mit der Zeit immer reifer geworden und habe mich immer mehr zurückgezogen, weil ich genug von dieser Art von Frauen gehabt hatte. «
Ich schluckte. Noch mehr Frauen, toll. Was für ein Glück, dass ich damals noch nicht gelebt hatte, sonst wäre ich wahrscheinlich noch länger an ihm gehangen und wenn ich ihn mit anderen Frauen gesehen hätte, hätte ich mich wahrscheinlich von einer Klippe gestürzt!
Ich merkte nicht, dass Carlisle mich erwartungsvoll ansah und bekam es erst mit, als er sich räusperte und sagte: »Nun, das war es! Ich hoffe es war das, was du erfahren wolltest. «
Ich nickte. Ich war zu geschockt um etwas zu sagen. Ich hatte mir zwar gedacht, dass er schon vor mir etwas mit Frauen zutun gehabt hatte, doch jetzt, wo ich alles wusste, war es wie ein Faustschlag in den Bauch.
»Esme, ist alles in Ordnung? Tun dir deine Verletzungen wieder weh? «, fragte Carlisle besorgt und versuchte mir in die Augen zu sehen, doch ich sah einfach durch ihn hindurch.
Was war ich für ihn gewesen? Nur wieder eine weitere dumme Schnepfe, die ihren Spaß haben wollte? Ich war nicht so ernst gewesen wie Carlisle. Ich war mehr daran interessiert gewesen ihn zu berühren und er wollte das nie, er wollte eine geistige Beziehung zu mir aufbauen und ich hatte ihn mit meiner Art vergrault.
»Esme? Hey, was ist mit dir? «, wollte Carlisle jetzt schon etwas panisch wissen.
»Und was ist mit Vampir Frauen? Hast du auch solche gehabt? «, fragte ich ausdruckslos.
Carlisle seufzte, ging dann aber auf meine Frage ein. »Ja, ich habe mich mit einer Frau getroffen, die auch ein Vampir war. Wir waren einige Monate zusammen, wir haben uns zwar voneinander angezogen gefühlt, aber das war es auch schon. Es war keine Liebe im Spiel! «
Er war mit dieser Frau also einige Monate zusammen gewesen? Okay, und sie war ein Vampir, genau so wie Carlisle, sie waren von der gleichen Art. Das heißt, er konnte mit ihr all das machen, was er mit mir nicht machen konnte oder wollte- mittlerweile war ich mir wirklich nicht mehr sicher, ob er nicht nur nicht konnte, sondern vielleicht auch nicht wollte.
Ich verdrängte die Bilder aus meinem Kopf und versuchte mich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren.
»Okay, na dann, danke. Huck, die Zeit ist aber schnell vergangen, ich glaube ich sollte jetzt wieder hinein gehen. «, sagte ich schnell und stand eilig auf. »Es war nett mit dir, sollten wir wiederholen. Machs gut! « Ich war schon mit einem Fuß in der Bibliothek, als Carlisle mich am Handgelenk nahm. »Esme . . . «, begann er.
Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn ich voller Pracht vor mir stehen. Mit seiner weißen Hose und seinem nackten Oberkörper. Automatisch blieb ich stehen und sah ihn an. Doch dann fasste ich mich wieder und ehe Carlisle weiter sprechen konnte, sagte ich: »Ach, du willst deinen Pullover?! Natürlich, tut mir Leid, das habe ich total vergessen. Einen Moment, ich habe ich gleich ausgezogen . . . «
Ich begann schon den Pullover von unten hinauf zu ziehen, doch dann kam Carlisle ganz nahe zu mir, hielt meine Hände fest, damit ich den Pullover nicht ausziehen konnte und küsste mich. Ich war so überrascht und überwältigt von seinem Kuss, dass ich mich nicht mehr auf die vorher besprochenen Dinge konzentrieren konnte und dann übernahm mein Verlangen die Kontrolle über mich. Ich löste meine Hände von Carlisle Pullover und fasste ihm um den Hals. Ich spürte seine nackte Haut unter meinen Fingern und es war so, als würde ich durch jede Berührung etwas aufnehmen, das mich noch verrückter nach ihm machte. Meine Hände wanderten an seinen Rücken und ich wollte jeden Millimeter seines Rückens mit meinen Händen fühlen.
Ich küsste und betastete Carlisle mit so einer Leidenschaft, die ich noch nie gespürt hatte- vielleicht war es sogar leidenschaftlicher als je zuvor? -, als Carlisle mich plötzlich von sich schob. Als sich unsere Lippen lösten, war mir schwindelig. Ich fasste mir an die Lippen und versuchte mühsam mich auf meinen Beinen zu halten, aber Carlisle hielt mich sowieso fest.
»So, bist du jetzt endlich ruhig? Du bist ein Wahnsinn, lässt dich nur durch einen Kuss still kriegen. « Carlisle schüttelte den Kopf und da wurde mir bewusst, dass ich genau das getan hatte, was er an diesem dummen Puten nicht gemocht hatte.
Ich wollte ihn einfach nur berühren und hatte ihn nicht einmal ausreden lassen. Wie dumm konnte ein einziger Mensch denn bitte sein?
»Also, versprichst du mir, dass du mich jetzt ausreden lässt? «, fragte Carlisle mich ernst.
Ich nickte und war schockiert über mich selbst. Jetzt war mich klar, wieso Carlisle mich nicht wollte, ich würde mich ja auch nicht wollen, wenn ich an Carlisles Stelle wäre.
»Okay, also Esme, du hast mich nach Frauen gefragt und ich habe dir alles erzählt, genau so wie du es wolltest. Dann bist du aufgesprungen und wolltest mich so schnell wie möglich loswerden und ich glaube auch, dass ich weiß wieso. « Carlisle sah mich vorsichtig und fragend an. »Willst du es mir vielleicht sagen, oder soll ich meine Vermutung äußern? «
»Ich war eifersüchtig! «, flüsterte ich beschämt.
»Wie bitte? Was hast du gesagt? Ich habe es nicht gehört! «, rief Carlisle.
»Jetzt tu nicht so. Du bist ein Vampir und hörst alles! «, funkelte ich ihn an.
Carlisle lächelte, wurde dann aber sofort wieder ernst. »Esme, wieso bist du eifersüchtig? «
»Na ja, ich weiß ja, wie dich die Frauen anstarren. Sie können ja kaum die Augen von dir lassen, selbst wenn sie mit ihren Männern unterwegs sind . . . «
»Das ist dir also aufgefallen? «, fragte Carlisle leicht amüsiert, was mich wütend machte.
»Natürlich ist es mir aufgefallen, wie sich dich anstarren also würden sie dich am liebsten gleich auf der Stelle ausziehen! Und alleine der Gedanke daran, dass du schon einmal mit einer Frau zusammen warst und sie geküsst hast und . . . und mit dieser Vampir Frau das gemacht hat, was du mit mir nicht machen kannst . . . « Als ich angefangen hatte, war ich außer mir gewesen, doch nun war mir all das eher peinlich.
»Du meinst, dass ich mit ihr geschlafen habe? «, fragte Carlisle leise.
Ich nickte und schluckte danach, ich konnte ihm nicht in die Augen sehen.
»Aber Esme, ich habe sie doch nicht geliebt. Ich habe vielleicht gedacht, dass ich in die eine oder andere Frau verliebt war, doch erst als ich dir begegnet bin, ist mir aufgefallen, was wahre Liebe ist! «
Ich sah ihn an und er mich. Carlisle war vollkommen ernst, doch irgendwie konnte ich ihm nicht glauben. Wieso sollte er bei mir die wahre Liebe erlebt haben, wenn er solche Frauen wie Tanja haben konnte?
»Es ist mein Ernst, Esme! Ich habe noch nie eine solche Frau wie dich getroffen. Du bist der liebenswerteste Mensch, den ich kenne und ich habe dich geliebt, seit du mich mit deinem Korb getroffen hast! Ich will nie wieder auf dich verzichten, wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde! Du bist der Mensch, um den sich mein ganzes Leben dreht! Du bist meine Sonne! Ich brauche dich, so wie du die Luft zum Atmen brauchst. « Carlisle hielt mich noch immer an den Schultern fest und sah mich so aufrichtig an, dass ich nicht einmal an seinen Worten zweifeln konnte, so unglaubwürdig sie auch waren, er sagte die Wahrheit.
Carlisle löste seinen Griff von meinen Schultern und strich mir über die Wangen.
» Ohne dich wäre ich nichts! «, flüsterte er und küsste mich.
»Collin, ist ja gut, jetzt beruhige dich doch einmal! «, rief ich barsch. Ich zog ihn an seinem Kragen auf, sodass er sich endlich etwas aufrichtete. Collin sah mich mit verweinten Augen an und ich spürte einfach nichts. Hmm, eigentlich fühlte ich doch etwas. Es war Wut. Was dachte er sich, dass er mich schlagen konnte, und dann hier vor mir weinen und knien würde? Dachte er sich, dass ich Mitleid mit ihm bekommen würde und ihm alles verzeihen würde? Pah, da hatte er sich aber mächtig geirrt.
»Collin, bitte setz dich zu mir und kriech nicht vor mir wie ein Hund. Stehe zu dem was du getan hast und benimm dich wie ein Mann! «
Ich war so stolz auf mich, dass ich das wirklich gerade gesagt hatte, dass ich mich beherrschen musste nicht zu grinsen. Doch dann sah ich in Collins Gesicht, der nun nur noch elender aussah. Sofort war das Hochgefühl vorüber und ich spürte das, was ich jetzt auf keinen Fall empfinden wollte: Mitleid!
Sehr toll! Jetzt war ich einmal in meinem Leben vollkommen aufrichtig und sagte alles, was ich mir dachte und dann machte dieses dumme Mitleid alles zunichte. Collin strich über meine Füße und begann sie dann zu küssen. Okay, das war jetzt wirklich zu viel. Ich versuchte ihm, so freundlich wie möglich, meine Füße zu entziehen und als er sie nicht freigeben wollte, musste ich sie sogar gewaltsam weg ziehen.
»Collin, jetzt hör doch endlich auf! Komm . . . « Ich zog ihn nun an seinen Schultern zu mir herauf, doch dabei musste ich mich wirklich anstrengen. Er hatte keine Körperspannung und half mir kein bisschen ihn auf die Couch zu ziehen. Als ich es aber dennoch mühsam geschafft hatte, sackte er sofort wieder zusammen und fiel in meinen Schoß.
»Es tut mir so schrecklich leid. Wie konnte ich das nur tun? Ich hätte nie damit gerechnet, dass dir so etwas passiert. Ich wollte dir nie wehtun . . . «, klagte Collin.
Ich atmete tief durch und verfluchte mich innerlich ein wenig, weil ich schon wusste, was ich jetzt tun würde. Ich legte meine Hände an seine Wangen und sah ihm tief in die Augen. Ich sah wirklichen Schmerz darinnen und sofort war die Wut vergessen. Ich wollte ihn nur noch beruhigen.
»Hey, es ist doch alles okay. Mir geht es schon viel besser, ich merke schon fast nichts mehr von meinen Verletzungen. « Dabei sah ich ihn so liebevoll an; ich konnte gar nicht anders.
»Meinst du das ernst? «, fragte Collin unsicher und berührte nun auch meine Wange.
»Ja, wirklich! Ich habe die Schmerzen in den letzten fünfzehn Minuten sogar vollkommen vergessen. Es ist wirklich nicht so schlimm, wie es ausschaut. «
Collin nahm meine Hand in seine und küsste sie dann sanft. Dann setzte er sich auch und bekam endlich Körperspannung- es war schon ziemlich anstrengend einen Kartoffelsack auf dem Schoß zu haben.
Collin nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich auf der Stirn, knapp an meiner Verletzung. Ich zuckte instinktiv zusammen, doch als mir seine Berührung nicht wehtat, entspannte ich mich wieder.
Er küsste immer weiter und weiter, aber ich merkte, wie ihm seine Augen zu fielen. Also nahm ich seine Hände von meinem Gesicht und sah ihn an. »So, mein Lieber, ich denke es ist besser, wenn wir dich jetzt ins Bett schaffen. Du scheinst ja schon sehr müde zu sein um zehn Uhr vormittags! «, bemerkte ich verwundert und stütze ihn, damit er zu Bett gehen konnte. Wieso stützte ich ihn jetzt, obwohl ich eigentlich die Verletzte war?
Als wir das Bett erreichten, plumpste Collin sofort in die Matratze und schon nach wenigen Sekunden schnarchte er vor sich hin.
Ich warf ihm noch einen Blick zu, schüttelte den Kopf –was war mit diesem Mann bloß los? - und ging dann aus dem Zimmer hinaus. Vorsichtig schloss ich die Türe und machte mich dann auf in unsere Bibliothek. Wahnsinn, wir hatten sogar eine eigene Bibliothek mit zwei Etagen- ich würde mir das reich sein wohl nie angewöhnen!
Als ich die Bibliothek betrat musste ich erst einmal staunen. Ich war noch nie hier drinnen gewesen, als sie fertig hergerichtet war, das einzige Mal, als ich hier gewesen war, war beim Einrichten gewesen und da war sie noch nicht einmal annähernd so beeindrucken gewesen wie jetzt. In der Mitte des Raumes stand ein Glastisch mit einem Schachbrett und einem Cognac-Glas darauf, das bis zur Hälfte voll war. Außerdem stand da noch ein Aschenbecher mit einer halb gerauchten Zigarre. Die Wände waren voll mit Regalen, in denen die unterschiedlichsten Bücher standen. Auf der linken Seite des Raumes ging sogar noch eine Wendeltreppe aus Stahl hinauf und oben waren auch noch Bücher. Erst jetzt viel mir auf, wie groß dieser Raum war- die Decke war sicher sechs Meter vom Boden entfernt.
Doch ich wollte jetzt nicht lesen, ich wollte nur ungestört sein, ohne Unterbrechungen nachdenken. Ich steuerte auf das Ende des Raumes zu, wo zwei große Fenster einen Balkon einschlossen. Ich ging hinaus und setzte mich auf den Steinboden. Heute war genau so ein Tag, wie ich ihn liebte. Wenn ich nach links blickte sah ich dicke graue Wolken, doch auf der rechten Seite war strahlend hellblauer Himmel und in der Mitte verschwammen die beiden Gegensätze. Doch ich konnte mich nicht an diesem Wetter erfreuen. Ich spürte diesen stechenden Schmerz in der Brust, der mir die Tränen in die Augen trieb. Es war dieses Stechen, das ich immer hatte, wenn ich unglücklich war und ich unbedingt alle Probleme hinunterschlucken wollte, doch es ging nicht. Ich dachte an Collin; war er mir angetan hatte. Ich wusste, dass er das nicht absichtlich gemacht hatte, aber trotzdem verletzte es mich; sogar noch mehr als die äußerlichen Schmerzen. Mir floss die erste Träne über die Wange und dann kamen immer mehrere. Ich versuchtem mich zu beruhigen, doch es ging nicht.
Ich sah auf den Wald hinab, der unter mir lag und wünschte mir nichts sehnlicher, als ein Vogel zu sein. Ich wollte genau so frei sein wie ein Vogel, tut und lassen können, was ich wollte und mich nicht um die Liebe kümmern müssen.
Auf einmal hörte ich jemanden: »Hallo, Esme. Dürfte ich zu dir kommen? «
Ich wusste sofort, dass es Carlisle war, wen denn sonst? Er stand unten vor meinen Balkon und sah zu mir hinauf.
Ich wischte mir schnell meine Tränen von der Wange und versuchte ein nicht so trauriges Gesicht auf zu setzten. Dann antwortete ich ihm: »Natürlich, du musst doch nicht fragen. Du weißt doch, dass ich dich immer bei mir haben will. «
Ich hörte, wie Carlisle sich räusperte und dann hörte und fühlte ich einen Lufthauch. Ich sah Carlisle von unten zu mir hinauf gleiten, so als würde es keine Erdanziehung geben. Er landete leichtfüßig neben mir und setzte sich dann vorsichtig neben mich.
Eine Weile saßen wir nur still nebeneinander und starrten vor uns hin. Ich wusste, wenn ich jetzt mit ihm reden würde, würden mir wieder die Tränen kommen, also sah ich einfach gerade aus und versuchte mich zu beherrschen und atmete tief durch.
Plötzlich fragte Carlisle mich ganz leise und vorsichtig: »Darf ich meinen Arm um dich legen? «
Er fragte mich so sanft, als könnte er mich zerbrechen, wenn er mich berührte, doch eher meine Gefühle als mich selbst. Ich spürte wie sich mein Gesicht verkrampfte um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Collin würde niemals so sein wie Carlisle, niemand konnte jemals so gütig und liebevoll wie Carlisle sein.
Ich versuchte die Tränen krampfhaft zurück zu halten, aber ich schaffte es nicht. Ich spürte, wie mir die erste Träne über die Wange rann und dann platze ich. Ich warf mich auf Carlisle und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Ich krallte mich in seinen Pullover und schluchzte heftig. Carlisle drückte mich fest an sich und küsste meinen Kopf. Dabei flüsterte er immer wieder: »Es ist gut, alles ist gut! «
Ich weinte und weinte, bis ich nicht mehr konnte und ich ganz bestimmt keine Träne mehr weinen konnte, weil ich ausgetrocknet war. Doch ich klammerte mich noch immer an Carlisle und wollte ihn auch nicht los lassen. Doch irgendwann verschwand der hellblaue Himmel ganz und es ging ein sehr kühler Wind, weswegen ich zu zittern begann. Carlisle richtete sich etwas auf und schob mich sanft aber doch bestimmend etwas von ihm weg. Ich ließ mich nur widerwillig wegschieben und löste zaghaft meinen Klammergriff von ihm, doch das was er jetzt machte, war mir ziemlich recht. Denn er zog seinen Pullover aus und saß nun mit nacktem Oberkörper vor mir, den Pullover in der Hand.
»Hier, bitte zieh dir das an! «, bat mich Carlisle und hielt mir den Pullover hin.
»Aber ist dir denn überhaupt nicht kalt? «, fragte ich mit krächzender Stimme- das Weinen war wirklich nicht das Beste.
Carlisle lächelte mich liebevoll an und schüttelte den Kopf. »Es ist wirklich lieb, dass du dir Sorgen um mich machst, aber ich bin doch ein Vampir und hast du noch nie bemerkt, dass ich sowieso kalte Haut habe?
Ich wurde rot und gestand ihm: »Ich dachte, dass du vielleicht gerade deswegen besonders viel anziehen musst?! «
Carlisle lachte über meine naive Vermutung und zog mir dann seinen Pullover über den Kopf. Er half mir sogar dabei die Arme durch die Ärmel zu schlängeln und zupfte zum Schluss noch ein wenig am Stoff herum. Dann beäugte er mich genau und rief dann: »Perfekt! Der sitzt wie angegossen, nur dass er ein paar Nummern zu groß ist, aber das hellblau steht dir wirklich ausgesprochen gut! «
Ich sah ihn an und musste lächeln.
»Hey, da habe ich’s doch wirklich geschafft, dir ein Lächeln auf deine wunderschönen Lippen zu zaubern! «, stellte er stolz fest und drückte mich an sich. Jetzt musste ich noch mehr lächeln und klammerte mich wieder an ihn. Wir sahen wieder in die Ferne und hielten uns fest. Es war vollkommen okay, wenn wir nicht redeten. Das einzige, was wir brauchten, war die Gegenwart des anderen.
Doch nach einiger Zeit ging mir etwas durch den Kopf, das ich mich bis jetzt nie ansprechen getraut hatte. Ich nahm meinen gesamten Mut zusammen und fragte ihn: »Carlisle, würdest du mir vielleicht eine Frage beantworten? «
»Natürlich würde ich dir eine Frage beantworten, jede die du willst, aber das musst du mich doch nicht extra fragen! «, antwortete Carlisle und sah weiter in den Himmel.
Ich atmete tief durch. »Carlisle, wie viele Frauen hattest du denn eigentlich schon? «, fragte ich schnell und wurde gleichzeitig rot.
Nun sah Carlisle nicht mehr in die Ferne. Er drehte seinen Kopf zu mir und sah, wie rot ich geworden war. »Esme, meinst du das ernst? «, fragte er mich lachend und rieb meine Oberarme.
»Ja, das ist mein ernst, und bitte nimm auch du diese Frage ernst! «, sagte ich etwas verletzt durch seine vorherige Reaktion. Doch dann schob Carlisle mich etwas von sich weg und ich sah ihn an, um zu wissen was los war. Carlisle sah mir vollkommen ernst in die Augen. »Okay, wenn es dir wichtig ist, dass werde ich es erst nehmen, völlig ernst! «
Ich schluckte und nickte. Ich hatte Angst, Angst davor, dass ich nicht seine erste große Liebe war, wie er für mich. Doch ich wusste, dass es absurd war. Dieser Mann war fast dreihundert Jahre alt, natürlich hatte er schon Frauen gehabt!
»Okay, also um deine Frage zu beantworten: Ja, ich hatte schon Frauen! «, begann er.
Ich schluckte. Frauen. Das war Plural! Das heißt er hatte schon mehrere Frauen gehabt. Innerlich zerfraß mich gerade die Eifersucht, aber ich ließ mir nichts anmerken.
»Ich hatte ein paar Freundinnen als ich noch ein Mensch war und war sogar mit einer verlobt. Doch als ich zum Vampir wurde, konnte ich natürlich nicht weiter mit ihr zusammen sein«, fuhr er fort.
Noch einmal schluckte ich. Er hatte also mehrer Freundinnen und war sogar verlobt gewesen. Das heißt es war etwas wirklich Ernstes gewesen. Was war mit den anderen Freundinnen? War ich auch nur eine Freundin gewesen?
Ich schluckte noch einmal. Carlisle war für mich mein Seelenverwandter, der einzige Mann, den ich jemals ernsthaft begehrt hatte und auch der einzige, den ich jemals begehren würde.
»Und wie hat sie geheißen, deine Verlobte? «, brachte ich mühsam hervor.
»Ihr Name war Johanna, ich war wirklich verliebt in sie gewesen. Johanna war ein wirklich toller Mensch, mit ihr hatte ich wirklich viel Spaß und damals hatte ich mir ein Leben mit ihr wirklich gut vorstellen können. Doch die Ehe wäre sicher nicht so wundervoll gewesen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Damals war ich noch jung und wusste die wirklich wichtigen Dinge im Leben nicht zu schätzen. Ich habe ein Jahr nachdem ich verwandelt wurde nach ihr gesehen und da hatte sie schon einen anderen und schien sich gar nicht zu wundern, wo ich war. Ich hatte mir wirklich eingebildet, dass ich sie lieben würde, doch mir ist erst später aufgefallen, dass ich sie nicht richtig geliebt hatte.
Am Anfang meines Vampirdaseins hatte ich meine Zeit alleine Verbracht, war lange in Italien. Doch natürlich fühlt man sich auch als Vampir alleine, also habe ich auch in diesen zweihundert Jahren noch die ein oder andere Frau getroffen, doch nie hatte ich etwas für eine Gefühlt, dass sich nach liebe angefühlt hatte. Die meisten waren dumme Schnepfen, die nichts als ihren Spaß wollten. Doch ich bin mit der Zeit immer reifer geworden und habe mich immer mehr zurückgezogen, weil ich genug von dieser Art von Frauen gehabt hatte. «
Ich schluckte. Noch mehr Frauen, toll. Was für ein Glück, dass ich damals noch nicht gelebt hatte, sonst wäre ich wahrscheinlich noch länger an ihm gehangen und wenn ich ihn mit anderen Frauen gesehen hätte, hätte ich mich wahrscheinlich von einer Klippe gestürzt!
Ich merkte nicht, dass Carlisle mich erwartungsvoll ansah und bekam es erst mit, als er sich räusperte und sagte: »Nun, das war es! Ich hoffe es war das, was du erfahren wolltest. «
Ich nickte. Ich war zu geschockt um etwas zu sagen. Ich hatte mir zwar gedacht, dass er schon vor mir etwas mit Frauen zutun gehabt hatte, doch jetzt, wo ich alles wusste, war es wie ein Faustschlag in den Bauch.
»Esme, ist alles in Ordnung? Tun dir deine Verletzungen wieder weh? «, fragte Carlisle besorgt und versuchte mir in die Augen zu sehen, doch ich sah einfach durch ihn hindurch.
Was war ich für ihn gewesen? Nur wieder eine weitere dumme Schnepfe, die ihren Spaß haben wollte? Ich war nicht so ernst gewesen wie Carlisle. Ich war mehr daran interessiert gewesen ihn zu berühren und er wollte das nie, er wollte eine geistige Beziehung zu mir aufbauen und ich hatte ihn mit meiner Art vergrault.
»Esme? Hey, was ist mit dir? «, wollte Carlisle jetzt schon etwas panisch wissen.
»Und was ist mit Vampir Frauen? Hast du auch solche gehabt? «, fragte ich ausdruckslos.
Carlisle seufzte, ging dann aber auf meine Frage ein. »Ja, ich habe mich mit einer Frau getroffen, die auch ein Vampir war. Wir waren einige Monate zusammen, wir haben uns zwar voneinander angezogen gefühlt, aber das war es auch schon. Es war keine Liebe im Spiel! «
Er war mit dieser Frau also einige Monate zusammen gewesen? Okay, und sie war ein Vampir, genau so wie Carlisle, sie waren von der gleichen Art. Das heißt, er konnte mit ihr all das machen, was er mit mir nicht machen konnte oder wollte- mittlerweile war ich mir wirklich nicht mehr sicher, ob er nicht nur nicht konnte, sondern vielleicht auch nicht wollte.
Ich verdrängte die Bilder aus meinem Kopf und versuchte mich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren.
»Okay, na dann, danke. Huck, die Zeit ist aber schnell vergangen, ich glaube ich sollte jetzt wieder hinein gehen. «, sagte ich schnell und stand eilig auf. »Es war nett mit dir, sollten wir wiederholen. Machs gut! « Ich war schon mit einem Fuß in der Bibliothek, als Carlisle mich am Handgelenk nahm. »Esme . . . «, begann er.
Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn ich voller Pracht vor mir stehen. Mit seiner weißen Hose und seinem nackten Oberkörper. Automatisch blieb ich stehen und sah ihn an. Doch dann fasste ich mich wieder und ehe Carlisle weiter sprechen konnte, sagte ich: »Ach, du willst deinen Pullover?! Natürlich, tut mir Leid, das habe ich total vergessen. Einen Moment, ich habe ich gleich ausgezogen . . . «
Ich begann schon den Pullover von unten hinauf zu ziehen, doch dann kam Carlisle ganz nahe zu mir, hielt meine Hände fest, damit ich den Pullover nicht ausziehen konnte und küsste mich. Ich war so überrascht und überwältigt von seinem Kuss, dass ich mich nicht mehr auf die vorher besprochenen Dinge konzentrieren konnte und dann übernahm mein Verlangen die Kontrolle über mich. Ich löste meine Hände von Carlisle Pullover und fasste ihm um den Hals. Ich spürte seine nackte Haut unter meinen Fingern und es war so, als würde ich durch jede Berührung etwas aufnehmen, das mich noch verrückter nach ihm machte. Meine Hände wanderten an seinen Rücken und ich wollte jeden Millimeter seines Rückens mit meinen Händen fühlen.
Ich küsste und betastete Carlisle mit so einer Leidenschaft, die ich noch nie gespürt hatte- vielleicht war es sogar leidenschaftlicher als je zuvor? -, als Carlisle mich plötzlich von sich schob. Als sich unsere Lippen lösten, war mir schwindelig. Ich fasste mir an die Lippen und versuchte mühsam mich auf meinen Beinen zu halten, aber Carlisle hielt mich sowieso fest.
»So, bist du jetzt endlich ruhig? Du bist ein Wahnsinn, lässt dich nur durch einen Kuss still kriegen. « Carlisle schüttelte den Kopf und da wurde mir bewusst, dass ich genau das getan hatte, was er an diesem dummen Puten nicht gemocht hatte.
Ich wollte ihn einfach nur berühren und hatte ihn nicht einmal ausreden lassen. Wie dumm konnte ein einziger Mensch denn bitte sein?
»Also, versprichst du mir, dass du mich jetzt ausreden lässt? «, fragte Carlisle mich ernst.
Ich nickte und war schockiert über mich selbst. Jetzt war mich klar, wieso Carlisle mich nicht wollte, ich würde mich ja auch nicht wollen, wenn ich an Carlisles Stelle wäre.
»Okay, also Esme, du hast mich nach Frauen gefragt und ich habe dir alles erzählt, genau so wie du es wolltest. Dann bist du aufgesprungen und wolltest mich so schnell wie möglich loswerden und ich glaube auch, dass ich weiß wieso. « Carlisle sah mich vorsichtig und fragend an. »Willst du es mir vielleicht sagen, oder soll ich meine Vermutung äußern? «
»Ich war eifersüchtig! «, flüsterte ich beschämt.
»Wie bitte? Was hast du gesagt? Ich habe es nicht gehört! «, rief Carlisle.
»Jetzt tu nicht so. Du bist ein Vampir und hörst alles! «, funkelte ich ihn an.
Carlisle lächelte, wurde dann aber sofort wieder ernst. »Esme, wieso bist du eifersüchtig? «
»Na ja, ich weiß ja, wie dich die Frauen anstarren. Sie können ja kaum die Augen von dir lassen, selbst wenn sie mit ihren Männern unterwegs sind . . . «
»Das ist dir also aufgefallen? «, fragte Carlisle leicht amüsiert, was mich wütend machte.
»Natürlich ist es mir aufgefallen, wie sich dich anstarren also würden sie dich am liebsten gleich auf der Stelle ausziehen! Und alleine der Gedanke daran, dass du schon einmal mit einer Frau zusammen warst und sie geküsst hast und . . . und mit dieser Vampir Frau das gemacht hat, was du mit mir nicht machen kannst . . . « Als ich angefangen hatte, war ich außer mir gewesen, doch nun war mir all das eher peinlich.
»Du meinst, dass ich mit ihr geschlafen habe? «, fragte Carlisle leise.
Ich nickte und schluckte danach, ich konnte ihm nicht in die Augen sehen.
»Aber Esme, ich habe sie doch nicht geliebt. Ich habe vielleicht gedacht, dass ich in die eine oder andere Frau verliebt war, doch erst als ich dir begegnet bin, ist mir aufgefallen, was wahre Liebe ist! «
Ich sah ihn an und er mich. Carlisle war vollkommen ernst, doch irgendwie konnte ich ihm nicht glauben. Wieso sollte er bei mir die wahre Liebe erlebt haben, wenn er solche Frauen wie Tanja haben konnte?
»Es ist mein Ernst, Esme! Ich habe noch nie eine solche Frau wie dich getroffen. Du bist der liebenswerteste Mensch, den ich kenne und ich habe dich geliebt, seit du mich mit deinem Korb getroffen hast! Ich will nie wieder auf dich verzichten, wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde! Du bist der Mensch, um den sich mein ganzes Leben dreht! Du bist meine Sonne! Ich brauche dich, so wie du die Luft zum Atmen brauchst. « Carlisle hielt mich noch immer an den Schultern fest und sah mich so aufrichtig an, dass ich nicht einmal an seinen Worten zweifeln konnte, so unglaubwürdig sie auch waren, er sagte die Wahrheit.
Carlisle löste seinen Griff von meinen Schultern und strich mir über die Wangen.
» Ohne dich wäre ich nichts! «, flüsterte er und küsste mich.
Peter_Facinelli<3- ~Playing chess with Eric~
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