Forks Bloodbank
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Beitrag  Gast Mo 06 Okt 2008, 14:58

ACHTUNG!! Diese Geschichte ist eine Fortsetzung von Breaking Dawn. Viele Spoiler sind enthalten! Weiterlesen auf eigene Gefahr!

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Ich denke nicht, dass es viele Erklärungen zur Geschichte braucht, das meiste erfahrt ihr im ersten Kapitel.
Also nur ganz kurz:
Die Geschichte spielt ca. acht Jahre nach dem Ende von Breaking Dawn, Erzählerin ist Renesmee, die nun zum ersten Mal zur Schule geht.
Die Handlung konzentriert sich in erster Linie auf Renesmee, also kommt natürlich auch Jake nicht zu kurz. Bella und Edward sowie der Rest der Cullens kommen zwar hin und wieder vor, spielen aber eher kleinere Rollen.
Kommentare sind erwünscht, hier im Kommi-Forum.
Viel Spass beim lesen!


Zuletzt von Lialice am Mo 06 Okt 2008, 15:02 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

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Beitrag  Gast Mo 06 Okt 2008, 15:00

- Kapitel 1 -


Ich stand an dem Ort, wo die Geschichte meiner Mutter begonnen hatte. Die Geschichte meiner Eltern, ohne die es auch meine Geschichte nicht geben würde.
Forks High School.
Ich war zum ersten Mal hier, auch wenn es mir vorkam, als hätte ich mein halbes Leben hier verbracht. Meine Eltern hatten mir ihre Geschichte viele Male erzählt. Auf ebendiesem Parkplatz auf dem ich jetzt stand, hatte Dad Mum vor Tyler Crowleys Wagen gerettet. Und Im Gebäude dort drüben hatten sie sich in der Cafeteria zum ersten Mal gesehen.
Ich wusste fast alles. Natürlich war mir mein ausgezeichnetes Gedächtnis dabei eine grosse Hilfe. Ich wusste jedes Detail aus meinem eigenen Leben, einschliesslich meiner dramatischen Geburt. Zudem hatten mir alle Mitglieder unserer grossen Familie alles erzählt, was sie in den letzten dreissig bis dreihundert Jahren erlebt hatten.
So kam es, das ich in vielerlei Hinsicht viel mehr wusste, als jeder andere High School Schüler. Obwohl ich streng gesehen erst knapp acht Jahre alt war.
Man sah es mir natürlich nicht an – Ich sah aus wie normalerweise ein siebzehn- oder achtzehnjähriges Mädchen aussieht.
Ich hörte häufig, ich sei schön. Mit meinen bronzefarbenen Locken die mir fast bis zur Hüfte reichten und meinen tiefen, dunkelbraunen Augen entsprach ich sicherlich dem, was andere Leute gutaussehend nannten. Für mich spielte es keine Rolle. Seit meiner Geburt war ich von schönen Leuten umgeben gewesen. Ich sage absichtlich „Leute“ und nicht „Menschen“ weil es keine Menschen waren.
Ich bin ein Halbvampir. Das mag seltsam klingen, doch wie es zu meiner Entstehung kam, gehört nicht zu meiner Geschichte, sondern zu der meiner Eltern.
Ein Halbvampir zu sein brachte viele Vorteile mit sich. Ich konnte wohl ungefähr mit Schallgeschwindigkeit rennen. Ich hatte, wie bereits erwähnt ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Ich war stark genug, um Pumas mit einem Hieb zu töten.
Natürlich hatte mein Dasein auch Nachteile. Zum Beispiel die Tatsache, dass mein Herz etwa doppelt so schnell raste, wie das eines normalen, „ganzen“ Menschen.
Ich atmete tief durch – etwas das, wie ich vermute nicht unbedingt Lebensnotwendig ist für mich. Jedenfalls auf einen begrenzten Zeitraum. Wie mein schnell schlagendes Herz, bildete auch meine Atmung irgendein Zwischending von Mensch und Vampir.
Ich hatte einmal meine Luft angehalten in der Absicht, auszuprobieren, wie lange ich nicht zu atmen brauchte.
Gut, ich gebe zu, nach etwa zehn Minuten wurde mir langweilig und ich gab auf. Aber trotzdem. Ich glaube, ich muss so etwa alle halbe Stunde einen Atemzug nehmen, um nicht zu ersticken.
Jedenfalls atmete ich nun tief durch und stieg aus dem Wagen aus. Aus meinem eigenen Wagen. Dad wollte nicht, dass ich sein Auto nahm. Nicht etwa, weil er Angst darum gehabt hätte (meine Reflexe waren ebenso gut wie seine), sondern vielmehr weil sein Volvo nun doch schon geschlagene zehn Jahre auf dem Buckel hatte.
Meiner Meinung nach kein Problem, doch wenn man alles Geld der Welt und eine modebesessene Tante hatte und einen Vater mit einer Schwäche für Sportwagen, kam es natürlich nicht in Frage, mit einem so „alten“ Auto herumzufahren.
Also hatte er mir kurzerhand als verfrühtes Geburtstagsgeschenk (Ich würde erst in zwei Wochen acht Jahre alt werden) ein süsses kleines Audi-Cabrio geschenkt.
Es wäre allerdings gelogen, zu behaupten, ich würde dieses Geschenk nicht mögen – schliesslich war ich in manchen Hinsichten doch nicht ganz wie meine Mutter, auch wenn wir viele Eigenschaften teilten.
Ich wusste nicht, ob es mein brandneues Auto war, das die Blicke meiner zukünftigen Mitschüler wie magisch anzog. Jedenfalls fühlte ich mindestens fünfzig Augenpaare auf mir liegen, als ich langsam auf das Gebäude zuschritt, von dem ich wusste, dass es das Sekretariat beherbergte.
Es sah so aus als müsste ich wohl oder übel die Tatsache akzeptieren, schön zu sein.
Beim Namensschild der Sekretärin musste ich zum ersten Mal ein Grinsen unterdrücken. Ich wusste nicht im Detail, was Ms. Cope gemacht oder gedacht hatte, aber offenbar hatte Dad schon lustige Sachen in ihren Gedanken gehört.
„Hallo“, sagte ich unsicher, als sie mich etwas verwirrt anstarrte. „Mein Name ist Renesmee Masen. Ich bin neu hier.“
Lügen für heute: 1
Aber ich konnte es nicht riskieren, mich unter meinem richtigen Nachnamen vorzustellen. Die Chance, dass jemand, der meinen Vater oder meine Mutter gekannt hatte, bei dem Namen Cullen stutzig werden würde war in einer Kleinstadt wie dieser viel zu gross.
Das mysteriöse Verschwinden von Bella Swan, die kurz nach ihrer Hochzeit von niemandem mehr gesehen wurde und angeblich an einer nicht weniger mysteriösen Krankheit gestoben war.
Es war schon viel, zu erwarten, dass niemand meine Ähnlichkeit mit ihr und Dad bemerken würde. Wenn die Leute das dann auch noch mit dem richtigen Namen in Verbindung brächten, müssten wir wohl oder übel die Stadt verlassen. Also hatte ich stattdessen den ursprünglichen Namen meines Vaters genommen.
„Ah, sind Sie nicht das Mädchen, das bei Chief Swan lebt?“, fragte Ms. Cope, als sie endlich ihren Augen zu trauen schien.
Soviel zum Thema, nicht mit dem Namen in Verbindung bringen. Diese Geschichte war meine Idee gewesen:
Meine Eltern waren vor Jahren in einem Autounfall gestorben, ich selbst landete in einem Waisenhaus. Jahrelang hatte ich dort gelebt, hatte ein kleines Bisschen Schulunterricht genossen, war jedoch nie an einer wirklichen Schule gewesen.
Nun hatte sich Polizeichef Charlie Swan dazu erbarmt, mich bei sich aufzunehmen, da er nicht über das ach so mysteriöse Verschwinden seiner Tochter hinweggekommen ist. Punkt, Aus, Amen.
Dies jedenfalls war die Geschichte von Renesmee Masen.
Nun, nicht ganz. Tatsächlich war es die Wahrheit, dass ich zurzeit bei Grandpa lebte. Dies hatte den simplen Grund, dass die Lehrer wohl irgendeine Telefonnummer für Notfälle, und eine Anlaufstelle für Probleme meinerseits brauchten. Und ich konnte ihnen ja schlecht die Nummer von einer Familie geben, die angeblich seit Jahren weggezogen war. (Seltsamerweise gleich nach dem mysteriösen Verschwinden von Isabella Swan).
Also hatten meine Eltern – wenn auch zu Begin widerwillig – zugestimmt, dass ich vorübergehend zu Charlie ziehen würde.
Mum hatte sich Sorgen um meine Sicherheit gemacht. Nicht ganz unberechtigt aufgrund der Tatsache, dass Grandpa rein theoretisch auf meiner Speisekarte stehen müsste. Aber wie Rosalie und Esme, gehörte ich zu den Mitgliedern der Familie, die noch nie Menschenblut getrunken hatten. Na gut, mit einer kleinen Ausnahme gleich nach meiner Geburt, aber ich hatte noch nie einen Menschen getötet – was selbst Tante Rose nicht von sich behaupten konnte.
Jedenfalls hatte ich meine Familie doch noch überzeugen können. Nämlich mit dem Argument, dass Jacob sicherlich auf mich aufpassen würde.
Jacob Black.
Es war nicht einfach, unsere Beziehung zu beschreiben. In meinen ersten Lebensjahren war er wie ein grosser Bruder für mich – Vom Prägen wusste ich so gut wie gar nichts.
Aber seit ein paar Monaten hatte ich nicht anders gekonnt, als mich einfach in ihn zu verlieben. Nun waren wir seit drei Wochen offiziell ein Paar.
Darauf hatten meine Eltern wenig Reaktion gezeigt. Dass Jake und ich eines Tages zusammenkommen würden schien für sie unvermeidlich gewesen zu sein – kein Wunder, wie ich feststellte nachdem mir Jake alles über Prägung erzählt hatte.
Ms. Cope gab mir schliesslich einen Stundenplan und eine kleine Karte des Schulhauses. Nicht, dass ich sie gebraucht hätte – Vampire hatten ein Talent dafür, Sachen sehr bildlich zu beschreiben.
Als ich beides kurz überflog – länger als eigentlich nötig, um sie nicht misstrauisch zu machen – spürte ich, wie sie mich anstarrte. Vielleicht war es naiv gewesen, zu glauben, dass die Leute nichts merken würden, wenn plötzlich wieder eine (scheinbar) siebzehnjährige bei Charlie Swan einzog, die dem letzten Mädchen, die dies getan hatte auch noch so ähnlich sah.
Als ich aufblickte, sah sie schnell wieder weg.
„Danke, Miss“, sagte ich nur und verliess den Raum wieder.
Meine erste Schulstunde war Spanisch. Ich wusste nicht recht, ob ich mich darüber freuen, oder ob ich Angst haben sollte. Nicht, dass ich etwas gegen die Sprache gehabt hätte, im Gegenteil, das Bisschen, dass ich schon gelernt hatte – von Dad und Alice – gefiel mir recht gut. Aber die Lehrerin machte mir Sorgen.
Angela Cheney. Ursprünglich Angela Weber, eine High School Freundin meiner Mum, die – nach ein paar Jahren Trennung – ihre Jugendliebe Ben geheiratet hatte.
Sie war klug, liebevoll aber leider auch sehr aufmerksam. Sie würde sicherlich die Züge meiner Mutter in mir erkennen. Wenn nicht sogar die Namen meiner Grossmütter, Renée und Esme, in meinem.
Aber Alice hatte uns allen hoch und heilig versprochen, uns sofort zu warnen, wenn sie spezifische Theorien hatte – solange sie es nur seltsam fand, war Angela keine Gefahr für mich.
Gedankenverloren schlenderte ich den Gang entlang, den Blick immer noch auf meinem Stundenplan. Wieder sah ich aus den Augenwinkeln, wie sich Leute nach mir umdrehten, mich anstarrten. Ich genoss es zwar nicht gerade, aber ich war auch nicht der Typ Mensch – oder Halbmensch – der sich von so etwas verunsichern liess. Als ich jedoch sogar ein lautes Pfeifen hinter mir hörte, drehte ich mich doch um.
Ich konnte genau ausmachen von wem der Pfiff gekommen war, obwohl der Junge von seinen Freunden umgeben war. Er hatte dunkles Haar, das ihm auf den Seiten über die Augen fiel, trug ein Football-Trikot und war recht sportlich gebaut – bestimmt hätte man ihn als gutaussehend bezeichnen können. Mir allerdings, die ich mit wunderschönen Vampiren und einem nicht weniger schönen Werwolf aufgewachsen war, schien er bestenfalls durchschnittlich zu sein.
Er zwinkerte mir zu. Ich verdrehte die Augen, und drehte mich um, um möglichst deutlich zu machen, dass er mich keineswegs interessierte.
Ich hörte, dank meinen extrem guten Ohren, wie er einem seiner Freunde zumurmelte: „Du wirst sehen, morgen mag sie mich.“
Na super. Schon jetzt ein nerviger Möchtegern-High-School-Hottie, der mich als seine nächste Eroberung ansah.
Einfach ignorieren, sagte ich zu mir selber.
Ich betrat das Schulzimmer. Einige Leute sassen bereits an und auf ihren Bänken und plauderten mit ihren Mitschülern, Mrs. Cheney sass ebenfalls schon an ihrem Pult und notierte sich offenbar gerade irgendetwas. Ganz ruhig, dachte ich, [i]keine Panik.[/]
Ich stellte mich vor sie und räusperte mich. Sie sah auf. Ihr Aussehen passte sehr zu ihrem Charakter, wie Mum ihn mir beschrieben hatte. Nett, sensibel, gutmütig.
„Hallo“, sagte ich, nervös, da sie mich bereits mit einem seltsamen Blick ansah. Sie erkannte ihre Freundin Bella in mir. „Mein Name ist Renesmee Masen, ich bin die neue Schülerin.“
Uägh! Das hörte sich so nach Klischee an.
„Ah“, machte sie endlich, offenbar die Ähnlichkeit ignorierend, „Schön dass du hier bist.“ Sie schüttelte meine Hand. Ich war mir sicher, immer noch Misstrauen in ihrem Gesichtsausdruck zu finden, aber sie gab sich Mühe, dies zu verbergen.
Als ich mich umdrehte, um mir einen Platz zu suchen fühlte ich immer noch ihren Blick im Rücken. Auch die anderen Leute die bereits im Zimmer waren, zwei Jungs und vier Mädchen, starrten mich alle an.
„Hi“ sagte ich nur und setzte mich ans andere Ende des Schulzimmers.
„Setz dich doch zu uns.“
Ich drehte mich um, um zu sehen, wer gesprochen hatte. Ein Mädchen, hübsch, etwas klein, schlank, strohblond. Ihr Blick war freundlich. Sie schien es ernst zu meinen.
Ich lächelte nur, und ging auf einen Tisch in ihrer Nähe zu.
Zwei weitere Mädchen musterten mich, die eine etwas grösser, etwas pummelig, mit glänzend braunen Haaren, die andere ebenfalls blond.
„Ich bin übrigens Jennifer. Aber nenn mich Jen“, fügte die erste hinzu. Auch die anderen stellten sich vor. Das Mädchen mit den braunen Haaren hiess Heidi und die andere Blonde hiess Leila. Auch die Jungs und das vierte Mädchen nannten ihre Namen, Kevin, Benjamin und Karen.
„Also, Renesmee“, sagte Jen, und lenkte so meinen Blick wieder in ihre Richtung, „das ist ja nicht gerade ein häufiger Name, was?“
„Nein“, gab ich zu und lächelte, „ich glaube nicht, dass es noch irgendjemanden gibt, der so heisst.“ Ich verzichtete auf eine Erklärung meines Namens, aus der Befürchtung, Angela würde sich womöglich an die Namen der Mutter und der Schwiegermutter ihrer ehemaligen Freundin erinnern.
„Aber es ist doch nichts schlechtes“, fuhr ich fort, „etwas besonderes zu sein.“
Jen lächelte und stimmte mir zu.

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Beitrag  Gast Sa 18 Okt 2008, 01:26

- Kapitel 2 -


Offenbar hatte sich an der Schule nicht wirklich viel verändert in den letzten acht Jahren. Noch immer war eine neue Schülerin eine absolute Sensation für alle. Auch in der Mittagspause setzte ich mich zu Jen und ihren Freunden. Ich hatte fast jede Stunde mit wenigstens jemandem von ihrer Clique. Um nicht aufzufallen ass ich mit. Pommes und Hamburger waren zwar nicht gerade das, worauf ich unbedingt Lust gehabt hätte, aber während der Schulzeit kam Blut nicht in Frage.
Natürlich hatten mir einige meiner neuen Mitschülern Fragen zu meiner Herkunft gestellt. Was mit meinen Eltern passiert sei und so weiter. Allerdings waren diese Fragen mit einer knappen Antwort und überdeutlich gespieltem Unwohlsein schnell verstummt.
Eines verpasste meinem nahezu perfekten ersten Schultag jedoch einen Dämpfer.
Als ich nämlich – zusammen mit Leila und Benjamin – das Schulzimmer für die erste Englischstunde meines Lebens betrat sah ich den dunkelhaarigen Jungen der mir auf dem Flur nachgepfiffen hatte. Wieder musterte er mich von oben bis unten. Ich bemühte mich, nicht lange in seiner Sicht zu stehen und setzte mich schnell schräg hinter ihn, neben Leila. Dies hinderte ihn nicht daran, sich auf seinem Stuhl etwas zu drehen und mich anzustarren. Sein Blick war seltsam. Begehrend, Besitz ergreifend, selbstzufrieden und auf eine erbärmliche Art etwas, was offenbar verführend wirken sollte. Wiederum schenkte ich ihm lediglich einen genervten Blick.
Davon abgesehen war der Tag ein voller Erfolg. Mit Jennifer und ihren Freunden verstand ich mich gut, und der grösste Teil des Schulstoffes war nicht schwer für mich. Vieles hatte ich schon zuhause gelernt.
Auf dem Weg zum Parkplatz fragte mich Karen, ob ich schon ein eigenes Auto habe. Schnell erfand ich etwas von wegen, ich hätte in den Sommerferien gearbeitet und per Zufall von einem Freund einen gebrauchten Wagen günstig bekommen habe. Wie glaubhaft das wirklich war angesichts des glänzenden blauen Lacks meines Audis, konnte ich nicht wirklich beurteilen. Karen hingegen schien mit der Antwort zufrieden.

Als ich die Auffahrt zum Haus meines Grossvaters hinauffuhr, sah ich den Streifenwagen bereits vor der Tür stehen. Schnell schöpfte ich den Verdacht, dass Grandpa früher nach Hause gekommen war um mich in Empfang nehmen zu können.
Als ich ausstieg konnte ich aber nicht nur einen Menschen, sondern deutlich auch den warmen, holzigen Geruch eines Werwolfs und den süssen Duft eines Vampirs wahrnehmen. Jemand anders meiner Familie hätte wahrscheinlich genau sagen können, um wie viele und um welche Vampire es sich dabei handelte. Mein Geruchssinn allerdings, war relativ schlecht. Natürlich war ich gut darin, Fährten und somit mein „Essen“ zu finden, aber an solchen Feinheiten wie die Unterscheidung verschiedener Personen mangelte es. Von der Wiese hinter dem Haus konnte ich Stimmen und Gelächter hören.
Kaum um die Ecke sah ich Dad und Jake. Beide standen vor einem der hohen Bäume am Rand der Wiese, beide trugen anscheinend eine Handvoll Kieselsteine.
Auf dem Boden unter dem Baum lagen einige frisch abgebrochene Äste. Ich erinnerte mich, dass Grandpa irgendwann erwähnt hatte, einer der Bäume sei krank und müsse gefällt werden. Dass Jacob und Edward daraus ein Spiel machten war typisch.
Offenbar war Dad an der Reihe. Er kniff die Augen zusammen und holte aus. Selbst für meine Augen flog das Steinchen zu schnell. Ich hörte lediglich ein Knacken und sah, dass einer der Äste, die noch am Baum waren, der Länge nach gespalten war.
„Hah!“, rief Jake triumphierend, „Du hast ihn noch nicht mal ganz runtergeholt!“
Dad lachte. „Mach’s besser, Bello“
Die Tatsache, dass mein Vater Jacob des Öfteren mal Hundenamen gab beunruhigte niemanden. Genauso wenig wie wenn Jake uns hin und wieder mal scherzhaft „Blutsauger“ nannte.
Als Jacob gerade zum Schuss ausholte, drehte sich mein Vater um und winkte mir zu. Natürlich hatte er meine Ankunft bemerkt, schliesslich war sein Geruchssinn voll ausgebildet. Auch Jake drehte sich um, als er Dad winken sah.
„Ness!“, rief er glücklich und rannte auf mich zu. Ich hörte Dad lachen. Obwohl er nur zu gut verstehen musste, wie Jake sich fühlte nachdem er ein paar Stunden von mir getrennt war – schliesslich ging es ihm mit Mum nicht anders.
Jacob schlang seine Arme um meine Taille und wirbelte mich durch die Luft. Ich konnte nicht anders als ebenfalls zu lachen und ihn schliesslich zu küssen, sobald er mich runterliess. Der Kuss war kürzer als wir beide es gerne gehabt hätten, aber schliesslich war ich mir durchaus bewusst, dass mein Vater immer noch nebenan stand… Oder hundert Meter weiter.
Meine Mutter musste Jake rufen gehört haben, denn kurz darauf hörte ich auch ihre Stimme vom Haus her.
„Na, wo ist meine kleine High School Schülerin?“, triezte sie.
Widerwillig löste ich mich von Jakes Augen. „Hör schon auf Mum“, sagte ich. Sie machte sich oft einen Spass daraus, mich ein bisschen wie eine normale Achtjährige zu behandeln.
Grandpa stand nun ebenfalls auf der Türschwelle. Er winkte mir nur kurz zu und rief dann zu meinem Vater: „Der Baum steht ja immer noch!“
Dad lachte und zeigte auf Jake. „Er ist dran.“
Jake grinste. „Sorry Baby, ich muss mal eben Holzfäller spielen.“
Das Leben war um einiges einfacher geworden, seit Grandpa wusste, dass unsere ganze Familie stärker war als es theoretisch möglich wäre. Auch wenn er diese Information nicht ganz freiwillig – von unserer wie von seiner Seite – erfahren hatte.
Er hatte mir nämlich einmal einen Tennisball zum Spielen gegeben, als ich noch ganz klein war. Nicht, dass ich nicht gewusst hätte, dass ich nicht meine volle Kraft einsetzen durfte, ich war damals lediglich nicht so gut im einschätzen. So kam es, dass der Ball irgendwann – anstatt daran abzuprallen – ein zehn Zentimeter breites Loch in die Wohnzimmertür schlug. Erst war Grandpa wütend gewesen. Nicht auf mich, sondern einfach auf die Tatsache, dass er schon wieder ein Geheimnis erfahren hatte.
Einige Wochen später hatte er allerdings Mum darauf angesprochen, worauf sie ihm erklärte, dass Stärke in der Familie lag. Das schien ihm als Antwort zu genügen. Anfangs musste ihm dieses Gesprächsthema recht unangenehm gewesen sein, mittlerweile nahm er alles ein Stück lockerer.
Obwohl es ihm immer noch nicht recht wohl schien als er zusah, wie Jake einen etwas grösseren Stein so geschickt durch die eine Hälfte des Baumstammes katapultierte, dass er wunderbar dahin umkippte, wo er sein sollte.
„Wie war’s mit Angela?“, fragte meine Mutter leise, dass ihr Vater sie nicht hören konnte. Zur Antwort legte ich ihr meine Hand sanft an die Wange und zeigte ihr, wie Angela reagiert hatte. Sie lächelte, die goldenen Augen besorgt.
„Keine Angst, wenn was passieren sollte, warnt Alice uns“, versuchte ich sie zu beruhigen. Sie strich mir mit der Hand durch die Haare. „Ich liebe dich“
Ich seufzte. „Ich dich auch, Mum aber wenn du jetzt schon sentimental wirst, wie willst du dann meine High School Zeit überleben?“
Sie lachte ein helles, wunderschönes Lachen. „Ich glaube, das frage ich mich langsam auch.“
Ich drückte sie fest an mich. „Du bist einfach so schnell gross geworden“, flüsterte sie, und ich wusste, dass sie Tränen in den Augen gehabt hätte, wäre das möglich gewesen.
„Komm schon, Schatz“, hörte ich plötzlich meinen Vater sagen. Ich hatte ihn nicht wirklich kommen hören. „Nessie schafft das schon.“
Ich lächelte auch ihm zu. „Danke Dad.“
Obwohl ich mir eigentlich fest vorgenommen hatte, meine Eltern nicht allzu sehr zu vermissen solange ich bei Grandpa wohnte, konnte ich doch nicht anders als auch ihm um den Hals zu fallen.
Ich werde euch vermissen, aber halte sie davon ab, jeden Tag hierher zu kommen, ja?
Ich wusste nicht, ob ich die Worte in meinem Kopf ausformulierte, oder ob sie nur ein flüchtiger Gedanke waren, aber ich wusste, dass Dad mich gehört hatte. Er gab mir einen Kuss, mitten in meine dichten Locken, die genau dieselbe Farbe hatten wie sein Haar.
Ich löste mich von ihm. Im Gegensatz zu meinen Eltern, hatte ich tatsächlich die Fähigkeit zu weinen, und deshalb kämpfte ich mit den Tränen. Ich war ja so ein Weichei.
Dad kicherte angesichts dieses Gedanken. Mum sah ihn zwar fragend an, sagte aber nichts.
„Wir sehen uns am Wochenende, ja?“, sagte Dad. So war es eigentlich von vornherein abgemacht gewesen: Unter der Woche sollte ich bei meinem Grossvater bleiben und am Wochenende meine Eltern besuchen.
„Ja, bis dann“, stimmte ich zu und wartete, dass Bella sich endlich von meinen Augen losreissen konnte. Beide verabschiedeten sich noch von Charlie, der mittlerweile mit Jacob die Zukunft des Baumes besprach, und verschwanden dann im Wald.
Grandpa hatte sich schon lange daran gewöhnt, dass wir oft ohne Auto unterwegs waren – obwohl das Haus unserer Familie mehrere Meilen entfernt war.
„Lassen wir das Jake, dafür ist morgen auch noch Zeit“, hörte ich schliesslich Grandpa sagen. „Ich bin mir sicher, ihr beide wollt Abendessen.“ Er warf einen kurzen Blick zu mir, während ich langsam – für mich – auf die beiden zuging. Ich und Jacob tauschten ebenfalls Blicke.
„Ach, weißt du…“ begann ich, unsicher was ich sagen sollte, „ich bin nicht wirklich hungrig. Jake und ich machen noch einen kleinen Spaziergang, okay?“
Grandpa nickte nur und murmelte etwas von „nur das nötigste wissen“. Jake grinste breit und nahm meine Hand. Wir gingen – vorbei am umgefallenen Baum – direkt in den Wald. Er wusste so gut wie ich, dass „Spaziergang“ „jagen gehen“ bedeutete.



* Anmerkung: Das "need to know" aus dem Buch habe ich mit "nur das nötigste wissen" übersetzt. Dies ist vielleicht nicht hundert prozentig korrekt, aber das schien mir die einzige sinnvolle Übersetzung.
** Anmerkung: Edward nennt Bella "Schatz". Das gefällt mir eigentlich nicht, aber das englische "Love" lässt sich so schlecht übersetzen.

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