Forks Bloodbank
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weil nur du bleibst

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Beitrag  HanaCullen So 20 März 2011, 21:25

hey,also das ist das erste mal ,dass ich eine geschichte von mir irgendwo hinstelle oder so und die geschichte haben auch erst 3 menschen gelesen, aber naja..

ich hoffe sie gefällt euch trotzdem, obwohl sie noch lange nicht fertig ist, und sie ziemlich an twilight erinnert..




Wenn zwei Welten zerstritten sind, gibt es nur eine Sache, die das Band wieder knüpft…
Die Liebe
HanaCullen
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~Visiting Forks with Mike~

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Beitrag  HanaCullen So 20 März 2011, 21:29

Ich ging durch die dunkle Gasse. Ohne mich umzusehen, trat ich hinaus in das Licht. Ich sah mich um, und erwartete Schmerz, und Gejohle. Doch nichts davon passierte. Ich öffnete die Augen, und sah, dass ich alleine war. Wie war das möglich? Ich hatte doch vorher noch aus dieser Richtung meinen Namen gehört.
Auf einmal wurde ich gerüttelt und hörte schon wieder meinen Namen.
„Lilly, Lilly! Aufwachen! Du willst doch nicht schon an deinem ersten Schultag zu spät kommen! Lilly steh auf.“
Es war nur ein Traum. Zum Glück. Aber in letzter Zeit kam dieser Traum immer und immer wieder. So, als wollte er mir etwas sagen.
„Lilly, nun komm schon“
Natürlich. Meine Mutter. Ich stand auf und sah mich im Spiegel gegenüber meinem Bett an. Ich hatte aschblonde Haare, grüne Augen und war nicht besonders groß. Ich war einfach nur ein durchschnittliches Mädchen. Und heute sollte mein erster Schultag in einer neuen Schule in einer neuen Stadt sein. Na toll! Ich hatte wirklich ein tolles Leben, bis meine Mutter, Sue, einen neuen Freund, Can, fand, der in Leth Bridge, Kanada, wohnte. Ich selbst dachte nicht daran, dass meine Mutter von Inuvik nach Leth Bridge ziehen würde. Doch ich hatte mich geirrt. So musste ich alle meine Freunde aufgeben, um in so ein Kaff zu ziehen. Außerdem hatte ich den Menschen, den ich am meisten liebte, Mark, zurück gelassen. Er wusste nicht, dass ich ihn liebte. Doch ich tat es. Über alle Maßen. Er war mein Leben. Ich liebte ihn über alles nur Erdenkliche.
Ich hatte keine Ahnung was ich anziehen sollte. Was zog man am anderen Ende von Kanada an, um von den Leuten nicht als verrückt abgestempelt zu werden?
Nicht dass ich mich darum kümmern würde, was andere Leute von mir hielten, jedoch wollte ich nicht ewig alleine bleiben.

Als ich mich eine halbe Stunde später auf den Weg zu meinem Auto machte (einem nichtssagenden VW- Bus den ich liebevoll reparierte), dachte ich noch eine Weile über meinen ersten Schultag, an der Leth Bridge High nach. Wie wohl die anderen Leute dort waren? Konnten sie etwas mit mir anfangen? Konnten sie meinen alten Freunden das Wasser reichen? Als ich an letzteres dachte, meinte ich, ich würde zerspringen. Ich liebte meine Freunde. Ich erinnerte mich an meine Freunde, an den ersten Schultag an meiner alten Schule. Ich wusste noch, wie Liza auf mich zu kam, und fragte ob sie sich neben mich setzen dürfe. Wir beide kannten einander nicht und auch keinen anderen auf der Schule. Doch von diesem Moment an, waren wir nicht mehr alleine. Von nun an waren wir zu zweit. Doch da merkte ich, dass das, was ich gerade tat, nämlich an mein altes Leben zu denken, mit meinen Freunden die ich nie freiwillig verlassen würde, masochistisch war, und so ließ ich es lieber bleiben.
Also machte ich mich auf einen langen, einsamen Schultag bereit. Einen Schultag, an dem mit Fingern auf mich gezeigt werden würde, an dem andere Leute hinter vorgehaltener Hand, blöd über mich redeten. Kurz und gut: Ich machte mich auf den ersten Schultag in Leth Bridge bereit.

Als ich auf dem Schulparkplatz aus meinem Auto stieg, war ich froh, eine der ersten zu sein. Und diejenigen die schon da waren, schienen gleich verwirrt zu sein wie ich, also hoffte ich, dass sie auch neu hier waren. Doch da kam auch schon ein dunkelblauer Jeep auf das Schulgelände und alles schaute ehrfürchtig auf das große Auto. Also kannten sie den Besitzer wohl schon. Und ich wusste nicht wer er war, nur ich nicht.
Ich war die Einzige, die hier neu war.
Natürlich.
Als der Jeep geparkt hatte, stieg ein wirklich gut aussehender Junge aus dem Wagen. Da machte sich etwas in mir breit. Verlangen. Kein sexuelles Verlangen, nicht im Geringsten. Aber irgendetwas, hatte dieser Junge. Irgendetwas, das ich aber nicht zu beschreiben vermochte. Etwas Unmenschliches. Dieser Junge starrte mich aus grünen Augen an. Was mich verwunderte und mein Verlangen noch größer werden ließ. Aber irgendeine aggressive Ausstrahlung mir gegenüber, war vorhanden. Er kniff seine Augen zusammen und beugte sich etwas nach vor. Ich bekam es mit der Angst zu tun, da er so einem wilden Tiger glich, der im Begriff ist, gleich anzugreifen. Was war ich erleichtert, als ich die Schulglocke ertönen hörte. Ich lief in die Schule, um mich durch den Schultag zu quälen.
Als ich mich im Klassenzimmer auf meinen Platz setzte, setzte sich der Junge, der mich so feindselig angesehen hatte, neben mich.
„Hey, ich bin Harry. Bist du neu hier?“
Ich streckte ihm meine Hand hin, und während er einschlug, sagte ich: „Hallo, ich bin Lilly. Ja meine Mum hat hier einen Freund und wir sind zu ihm gezogen.“
„Und? Magst du ihn?“
„Ich, äh, ja. Er ist ganz in Ordnung. Wie ist es hier so? Gibt es Cliquen, von denen ich mich fernhalten muss, oder Lehrer die von Grund auf böse sind?“, fragte ich grinsend.
Er lachte.
„Nein so etwas gibt es hier nicht. Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss.“
Da kam unser Englischlehrer herein und wir mussten unser Gespräch beenden.
Während des Unterrichts konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren. Vielleicht lag es daran, dass ich das Verlangen nicht stoppen konnte und es immer noch heftiger wurde, sobald er etwas sagte. Oder daran, dass Harry mich die ganze Zeit musternd ansah. Ich wusste nicht woran es lag, es war mir auch im momentanen Zustand egal. Viel mehr quälte mich die Frage, wer dieser Harry war, und warum er mich so feindselig angesehen hatte.
Er sah so geheimnisvoll aus. So als ob er mir etwas Wichtiges vorenthalten würde. Als ob es etwas gebe, das jeder hier wusste nur ich nicht.
Als es zur Pause klingelte, rannte ich sofort aus dem Klassenzimmer, da ich nicht mit Harry reden konnte. Ich kannte Angst ihn zu beißen. Auch in den nächsten Fächern saßen wir nebeneinander, und die Prozedur wiederholte sich jedes Mal. Während ich versuchte ein Pokerface zu behalten, während die Schmetterlinge in meinem Bauch keine Ruhe gaben. Was für ein Mist aber auch!
Wie konnte ich mich in einen Menschen verlieben, den ich nicht kannte?
Nein ich war nicht in Harry verliebt. Das verwechselte ich. Ich sagte mir, ja ich erinnerte mich schon fast, dass es lediglich ein gewisses Verlangen nach ihm war, das mich so verrückt spielen ließ. Es war, als wären wir beide Magnete, er positiv und ich negativ.
Es war, als hätte er einen bestimmten Duft, der mich anzog.
In der Mittagspause, saß ich allein an einem Tisch. Ich musste nachdenken.
Denn von dem Moment an, an dem ich Harry gesehen hatte, ging es mir gut, aber ich fühlte mich auch so, als würde ich etwas suchen, etwas unbedingt wollen.
„Ist hier noch frei?“
Hörte ich eine Stimme hinter mir sagen. Harry, wer sonst? Auch wenn mein Verstand mit aller Kraft Nein schrie, sagte ich:
„Ja, na klar. Setz dich zu mir. Hier scheinen dich ja alle zu kennen. Wie kommt das? “
„Na ja… Also, da meine Eltern davon überzeugt sind, dass ich viele Freunde haben sollte, machen sie alle 2 Monate eine Party für mich, und laden hier praktisch die ganze Schule ein. Mir wäre lieber, sie würden das lassen, aber was soll man machen?“
Mir wurde leicht schwindelig, als er seinen Kopf drehte und einen leichten Windstoß hinterließ.
Es war, als würde ich das Beste, das Unwiderstehlichste fühlen, das ich je gefühlt hatte.
Nein, es war keine Liebe, da war ich mir nun endgültig sicher. Es war wirklich… Verlangen. Unwiderrufliches und das Stärkste Verlangen, das jemand je spürte. Als ich merkte, wie ich mich immer weiter zu ihm beugte, durchfuhr mich ein Schreck: Nein das konnte nicht sein!
Aus den Augenwinkeln sah ich den Wagen meiner Mutter.

Ich stand auf und lief aus der Cafeteria. Auf dem Schulhof stand der Wagen.
Mit kalten Augen sah sie mich an und sagte: „ Steig ins Auto ein!“
Ich war verwirrt. Wieso tauchte sie hier auf?
Hatte das etwas mit meinem Verlangen gegenüber Harry zu tun?
Wie konnte sie davon wissen?
Verwirrt stieg ich dann aber doch in den Wagen und sah Sue an.
Hatte sie nicht normalerweise die gleichen grünen Augen wie ich?
Warum waren sie auf einmal blau?
Was zum Teufel ging hier vor?
Es war, als würde es ewig dauern, bis Sue etwas sagte.
Wir standen einfach nur auf dem Parkplatz und schwiegen uns an.
„Mum..“
„Lilly..“
Sagten wir gleichzeitig. Aber keiner lachte. Ich merkte, dass die Sache viel zu ernst war, um darüber zu lachen.
Sie hatte das zwar nicht gesagt, aber ich fühlte es.
Ich dachte an Harry. Er regte einen gewissen Instinkt in mir.
Der Instinkt, der bewirkt hatte, dass ich ihn zum Anbeißen fand.
Der Instinkt, der bestimmte, dass ich ihn nicht vergessen konnte.
Der Instinkt, der mich solch ein Verlangen nach ihm haben ließ.
Der Instinkt, der bisher nicht in mir vorhanden war, aber nun auf einmal in mir hoch kroch.
Ich schaute meine Mutter lange an.
Ich wollte etwas sagen, wusste jedoch nicht wo ich anfangen sollte und wie ich es am besten aussprechen sollte.
Wie sollte ich ihr von meinem Instinkt erzählen?
Wie sollte ich ihr von meinem Verlangen zu Harry, das nicht im Geringsten sexuell war, erzählen?
Würde sie es verstehen?
Da ich nicht wusste, wo ich anfangen sollte, sagte ich einfach nichts und wartete darauf, dass meine Mutter das Wort ergriff.
Doch das tat sie nicht. Ich wartete wenigstens auf irgendeine Regung.
Vielleicht, dass sie das Fenster aufkurbelte, oder wenigstens den Motor startete.
Oder wenigstens hustete…
Doch nichts dergleichen geschah.
Also starrte ich einfach aus dem Fenster, und der Schulkantine entgegen, hinter deren Glas das Objekt meines Verlangens war.
Harry. Er beobachtete mich. Er sah mich und meine Mutter genauso an, wie er mich heute Morgen auf dem Parkplatz angesehen hatte. So, als würde er mich hassen.
In diesem Moment wusste ich, was für ein großer Fehler es war, nach Leth Bridge zu ziehen.
Warum hatte ich solch ein Verlangen? Warum hatte meine Mutter auf einmal blaue Augen?
Aber schon 3 Minuten später, in denen wir uns immer noch angeschwiegen hatten, kam die Erklärung.
Ich hatte nicht bemerkt, dass sie losgefahren war, geschweige denn, dass sie die Klimaanlage eingeschalten hatte.
Da begann sie zu sprechen. Und ihre Worte, veränderten fast alles.
Sie veränderten mein gesamtes Weltbild, meine Vorstellung eines Lebens.
Doch mein Verlangen gegenüber Harry konnte sie nicht dämpfen. Es wurde sogar noch stärker.
Mein Verlangen nach Harry.
Das Verlangen, das ohnehin schon das heftigste war, das ich jemals erlebt hatte, verstärkte sich noch. Doch da begann meine Mutter zu sprechen und ich konnte mich nur noch auf ihre Worte konzentrieren.
Denn diese Worte waren etwas, von dem ich wusste, dass es noch sehr viel Bedeutung in meinem Leben haben würde.

„Bevor du etwas sagst, hör mir zu“, sagte meine Mum.
Ich antwortete nichts und als sie auf eine Waldstraße einbog, fing sie endlich an zu erzählen.
„Vor 3000 Jahren, gab es einen alten Stamm. Die Koppengahner. Man sagte ihnen nach, dass sie die kultiviertesten Menschen waren, die Kanada je gesehen hatte. Jedoch hatten sie einen Makel: Wenn sie in einer bestimmten Situation waren, mutierten sie zu Bestien. Ihre Augenfarbe wechselte zu blau und auf einmal verspürten sie ein starkes Verlangen nach einem bestimmten Menschen. Wenn sie diese kleine „Verwandlung“ hinter sich hatten, legten sie ihre Menschlichkeit für immer ab. Meistens passierte diese Verwandlung zwischen 15 und 20 Jahren. Es gibt natürlich Anzeichen. Ein immer wieder kehrender Traum. Man geht durch eine dunkle Gasse. aber den Traum muss ich dir ja nicht erzählen, du hattest ihn ja selber. Jedenfalls erlebten99% der Koppengahner diese Verwandlung. Ich hatte am Anfang gesagt, es wären Bestien. Ja das waren sie. In den ersten 3 Tagen geschieht noch nichts. Aber nach dieser kurzen Zeit, beginnt die schmerzhafte Verwandlung. Die Schmerzen dauern 1 Woche. Du kannst nichts dagegen machen. Es ist die Hölle. Du hast Träume, die dich in das Leben als Koppengahner einführen sollen. Sie zeigen dir, wer deine Feinde sind und auf was du aufpassen musst. Nach der Verwandlung, erkennt man dich nie wieder. Es ist, als hättest du mit deiner Augenfarbe auch deine Persönlichkeit gewechselt. Du wirst dich in dem ersten Jahr nicht im Griff haben. Du wirst umher laufen und wirst alles töten, was dir in den Weg kommt. Du wirst ihnen ihre Herzen heraus reißen und wirst sie essen. Außer Koppengahnern. Diese Leute wirst du verschonen. Du kannst nicht mehr klar denken, wenn du in diesem „Herzrausch“ bist. Die Person, nach der du das Verlangen hast, wirst du für immer begehren. Manche halten dem Druck diese Person zu töten stand, aber die meisten töten das Objekt ihres Verlangens. Doch jetzt zum guten Teil: hast du diese schlimme Zeit überstanden, wird dich niemand mehr fangen können. Du wirst schneller als der Wind sein, zudem noch unsterblich. Es sei denn, du tötest dich selbst.
Äußerlich werden sich nur deine Augen ändern, aber innerlich wirst du jemand ganz anderer sein. Du wirst aber nach dem ersten Jahr wieder deine natürliche Augenfarbe haben.
Du wirst alles brauchen, das dir hilft zu überleben. Du wirst verfolgt werden, bedroht und vielleicht wirst du psychische Störungen davon tragen.
Lilly es tut mir leid, aber ich muss dich schützen. Wir werden aus Leth Bridge wegziehen. Wir werden nach Europa auswandern.“
Ich verstummte.
Ich hatte mir schon gedacht, dass es keine allzu erfreulichen Nachrichten sein würden, jedoch so schlimme Nachrichten? Schon wieder auswandern, kam für mich nicht in Frage.
Obwohl… ob die Nachrichten wirklich so schlimm waren?
Schließlich war ich ja nicht die Einzige, die das durchmachen musste und alle hatten es überlebt. Oder?
„Werde ich es… werde ich es überleben?“, fragte ich.
„Das ist der unschönste Teil der Geschichte… es überleben nicht viele Koppengahner. Manche bringen sich um, weil sie Schuldgefühle haben. Andere werden umgebracht, weil sich die Opfer nicht ohne sich zu wehren, töten lassen. Irgendwie verständlich. Andere werden gejagt und so getötet. Natürlich hoffe ich, dass du überleben wirst, jedoch kann ich nichts garantieren. Oh Lilly! Ich wünschte ich könnte diesen Fluch von dir ablegen“
Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie das sagte, und rannen ihr die Wangen hinunter. Meine Mutter weinte nie.
Da wurde mir bewusst, wie ernst die Sache war.
Ich würde also sterben.
Nicht mir 100prozentiger Sicherheit, aber doch wahrscheinlich.
Ich konnte das einfach nicht glauben.
Ich konnte doch nicht sterben.
Mit 16 Jahren schon ein Testament schreiben. Wie furchtbar!
Es war, als würde mir etwas die Luft abschnüren. Als würde mein Herz aufhören zu schlagen. Dass alles aus sein sollte. Vorbei. Nein das konnte ich nicht zulassen. Ich würde für mein Leben kämpfen. Sterben war keine Option. Ich musste doch nur ein Jahr lang durch halten.
Ein Jahr! Das war doch nicht so schwer. Ein Jahr, war doch keine so lange Zeit. Nein ich schaffte das!
Aber eines konnte ich nicht: Nach Europa ziehen!
Nein, das ging nicht. Ich musste hier bleiben. Bei Harry. Ich würde ihn schon nicht töten.
Wenn ich weg wäre, wenn ich ihn jetzt, da ich ihn kannte, nicht mehr sehen könnte, würde ich, das war mir klar, sterben.
Also hatte ich 2 Möglichkeiten:
Entweder ich versuchte Sue davon zu überreden in Leth Bridge zu bleiben und versuchte, der Versuchung zu widerstehen, Harry zu töten.
Oder ich hatte die Möglichkeit nach Europa zu ziehen und dort an Qual einzugehen.
Beide Optionen warfen ein großes Risiko.
Da drehte sich mir der Magen um. Ich öffnete das Fenster, und übergab mich auf die Waldstraße. Nun ging es mir schon besser.
Das war eine schlechte Eigenschaft von mir: wenn ich Angst hatte, übergab ich mich. Immer und unausweichlich.
Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück, und dachte über das Gespräch mit meiner Mutter nach. Es war merkwürdig, aber irgendwie freute ich mich auf die bevorstehende Verwandlung. Bisher war mein Leben langweilig und nun kam ein echtes Abenteuer auf mich zu. Ein gefährliches Abenteuer…
Es würde mit Sicherheit Spaß machen, so schnell zu sein.
Da fiel mir noch eine Sache ein, die ich unbedingt hinterfragen musste.
„Und warum hast du auf einmal wieder blaue Augen? Normalerweise, hast du doch die gleiche grüne Augenfarbe wie ich. Aber heute sind sie blau. Wie kommt das?“
„Nun ja… Wir Koppengahner sind dazu bestimmt, die Welt vor bösen Mächten zu retten. Du würdest sie Vampire nennen. Vielleicht sind sie das ja auch. Jedenfalls trinken sie Blut. Auch bei ihnen läuft die Geschichte so ab, wie bei uns. Nur werden ihre Augen giftgrün, wenn sie Blut riechen, oder einem Koppengahner gegenüber stehen. Natürlich nur einem Verwandelten Koppengahner. Es gibt nicht sehr viele davon. Aber wenn sie zu viele werden, verändert sich deine Augenfarbe wieder in blau, denn dann ist die Menschheit in Gefahr. Du musst wissen, nur mit blauen Augen, hast du die Macht und die Kraft dazu, Vampire zu töten.
Natürlich liegt es nicht an der Augenfarbe, aber sobald sich deine Augen blau färben, hast du die nötige Kraft, verstehst du?“
„Also sind jetzt… wieder zu viele Vampire auf der Welt. Ich verstehe.“
Sie ließ den Motor wieder an und fuhr mich wieder in die Schule. Zum Abschied sagte sie mir, dass wir nicht nach Europa ziehen würden, wenn ich das nicht wollte. Erleichtert atmete ich auf. Dann konnte das Jahr ja gar nicht so schwer sein. Solange ich nur in Kanada bleiben dürfte. Bei Harry.
Als ich ins Klassenzimmer kam, kam ich natürlich zu spät.
„Lilly, deine Mutter hat angerufen, es ist in Ordnung dass du später gekommen bist. Ich verstehe, dass du bei deinem Stiefvater sein willst, wenn er so schwer krank ist“, sagte mein Lehrer, als ich zur Tür herein kam.
Ich nickte nur, denn ich hatte nicht im Geringsten zugehört.
Ich war mit meinen Gedanken immer noch bei dem Gespräch, das ich gerade mit meiner Mutter geführt hatte.
Als ich mich meinem Platz näherte, sah ich, dass ein Stück Papier auf meinem Tisch lag
„Ich weiß, dass dein Stiefvater nicht krank ist“, stand auf dem Zettel. Er war nicht unterzeichnet.
Merkwürdig.
Wer wusste von meiner Verwandlung?
Ich setzte mich auf meinen Platz und sah mich um. Wer beobachtete mich und drehte seinen Kopf weg, wenn ich ihn oder sie ansah?
Niemand, so ein Mist aber auch!
„Was hat dein Stiefvater denn?“, hörte ich eine Stimme neben mir.
Ich zuckte zusammen.
Es war nur Harry. Natürlich.
„Er hatte einen Herzinfarkt. Die Ärzte sagen aber, dass er gute Chancen hat zu überleben“
Warum hatte meine Mutter bloß gelogen? Was war so schlimm an meiner Verwandlung? War das nicht normal? Was war hier los?
Harry berührte mich auf meinem Arm und auf einmal schmerzte dieser Arm. Und mein Bein. Ich musste mich beeilen, nachhause zu kommen. Die Verwandlung ging los.

Ich kam nachhause und ging geradewegs in mein Zimmer. Dort ließ ich mich auf den Boden fallen.
Der Schmerz der heute Mittag nur in meinem Arm und Bein war, breitete sich nun auf meinen gesamten Körper aus. Es war das Schmerzhafteste das ich je erlebt hatte. Ich zitterte, wollte nur noch, dass es aufhörte.
Es war, als würde etwas meine Organe zerreißen.
Jetzt wusste ich, was meine Mutter mit der schmerzvollen Verwandlung meinte.
Ich sah, wie meine Mutter ins Zimmer kam, aber da fiel ich aus Schmerz in Ohnmacht. Zum Glück. Ich hätte diese Schmerzen wahrscheinlich nicht mehr lange ertragen.
Ich träumte.
Wovon, das wusste ich nicht.
Als ich wieder halbwegs bei Bewusstsein war, spürte ich wieder, wie es mich zerriss.
Es war, als würde mir jemand Salzsäure in meine Organe schütten.
Sie zerrissen. Ich zerriss. Alles zerriss. Vor meinen Augen verschwamm alles.
Da ich nicht wusste, was ich denn tun sollte, um mich von dem Schmerz abzulenken, dachte ich nach. Ich dachte an Mark. An meine Liebe zu ihm. Ein Schmerz durchzuckte mich, der nichts mit meiner Verwandlung zu tun hatte. Es war die Trauer darüber, dass ich Mark vielleicht nie wieder sehen würde. Der Schmerz, dass ich ihn, falls ich ihn überhaupt noch einmal sah, töten würde.
Und das nur, weil ich ein Koppengahner wurde. Oder schon immer gewesen war, und mich nur jetzt verwandelte.
Das war der erste Moment, in dem ich mir wünschte, ich würde mich nicht verwandeln.

Ich spürte keinen Hunger, keinen Durst, gar nichts.
Es war, als würde ich schlafen.
Schmerzhaft schlafen und mit offenen, verschwommenen Augen, aber immerhin.
Ich träumte sogar.
Ich träumte von Mark.

Ich ging auf einer großen Lichtung spazieren. Mir war kalt, und ich hatte große Schmerzen. Doch mein Herz pochte laut, bis in den Hals. Denn ich wusste, dass jetzt gleich etwas Wunderbares geschehen würde. In meinen Händen sammelten sich Ozeane zusammen.
Da sah ich auch schon, was mich hier erwartete: Mark kam hinter einem der Bäume hervor. Er kam auf mich zu.
Er sah mich an, und lächelte. Doch da bemerkte ich auch, wie er Blut auf seinem hellblauen Hemd hatte. Entsetzt sah ich ihm in die Augen.
Sie waren giftgrün.
Da wurde ich auch schon wieder vor Schmerz ohnmächtig.
Das meinte ich zumindest. Denn als ich die Augen aufschlug, war ich an einem kilometerlangen Strand. Es war kein feiner Sand, sondern grobe Steine.
Mein Bauchgefühl sagte mir, dass das nichts Gutes bedeutete.
Da kam Harry.
Ich wollte schon über ihn herfallen, sein Herz herausreißen, wollte meinem Verlangen nachgeben.
Doch irgendetwas hielt mich davon ab.
Er kam auf mich zu, und legte mir einen Arm um meine Taille.
Da sah ich auch ihm in die Augen.
In seine giftgrünen Augen.

Mit einem lauten Schrei fuhr ich auf.
Es war nur ein Traum.
Zum Glück.
War das alles nur ein Traum gewesen?
Oder waren sie auch in Wirklichkeit… Vampire?
Doch da fiel mir noch etwas auf.
Ich.. hatte keine Schmerzen mehr.
Wie viele Tage waren vergangen?
Zu früh gefreut: da kam der Schmerz auch wieder.
Es schnürte mir die Luft ab. wieder zitterte ich. Am liebsten hätte ich mich umgebracht. Dann wären wenigstens meine Schmerzen weggewesen.
Ich rang danach, doch wollte es mir nicht gelingen, wieder Sauerstoff in meine leeren Lungen zu füllen.
Da wurde mir wieder schwarz vor Augen. So langsam war ich es wirklich leid.
Auch diesmal träumte ich.

Ich ging durch Inuvik. Die Gassen und Straßen waren wie leer gefegt, ich war die Einzige, die hier war.
Ich ging, bis ich zu meiner alten Schule kam.
Wie ferngesteuert, ging ich hinein.
Da hörte ich einen Schrei.
Diese Stimme kannte ich doch.
Dort war Can. Über ihn stand meine Mutter gebeugt und… Nein!
Sie riss ihm das Herz heraus.
Schreiend rannte ich hinaus.
Da veränderte sich die Szene.
Ich war in einem Schloss. Einem dunklen, verängstigenden Schloss. Da sah ich etwas Licht, und ging darauf zu.
Vor mir, sah ich ein Mädchen gehen, das gleich aussah wie ich. Moment. Das war ich!
Ich sah mich also von außen. Ich ging weiter und beobachtete mich. Mein anderes Ich ging durch eine große, schwere Flügeltür. Es öffnete jedoch die Türe nicht. „Ich“ glitt durch die Türe.
Ich öffnete die Tür und blickte hinein.
Da stand ich. Vor mir, standen Harry und Mark. Sie schauten mich mordlustig an.
Meine Augenfarbe wurde blau.
Die beiden kamen auf mich zu.
Streckten ihre Hände aus, um mich zu töten. Ich war blind, vor Liebe und Verlangen.
Liebe und Verlangen, gemischt mit Furcht und Hass strömten durch meine Adern, drückten gegen meine Haut.
Ich sog die Luft ein, sie brannte in meiner Kehle, zog in meiner Brust. Da entwickelte ich besondere Kräfte.
Ich schrie und sprang nach vorne. Ich verdrängte das Verlangen, ja sogar die Liebe.
Ich stürmte nach vorne und riss Mark zu Boden. Ich biss ihm in die Kehle.
Er schrie auf vor Schmerz. Ich vergaß, dass ich ihn liebte, es war völlig nebensächlich, dass mein Herz anfing mich zu hassen, aus meinem Körper springen wollte, mich zerriss.
Als er seinen letzten Laut von sich gab, stürzte ich mich auf Harry.
Es war eine Genugtuung, das Opfer meines Verlangens, denjenigen, wegen wem ich nun diese Schmerzen zu leiden hatte, zu töten. Doch da hörte ich: „Lilly, Lilly wach auf.“
Es war meine Mutter, natürlich.
Doch sie konnte mich aus der traumvollen Ohnmacht aufwecken. „Ich weiß, dass du geträumt hast, Harry und Mark seien deine Feinde. Doch das muss nicht sein. Es besteht zwar die Möglichkeit, jedoch muss es nicht sein. Lilly, du darfst nicht mehr schlafen. Ich weiß, dass der Schmerz deine Seele zerreist, deine Haut eindrückt. Aber wenn du schläfst, wirst du für „Vampire“ angreifbar. Sie lassen dich Bilder sehen, die sie wollen. Du darfst nicht…“
Weiter hörte ich nicht mehr. Ich war schon wieder in Ohnmacht gefallen.
Der Schmerz warf mich immer noch um.
Auch wenn es mir langsam wirklich auf die Nerven fiel, überraschte es mich immer noch. Diesmal fiel ich in einen traumlosen „Schlaf“ der nur von meinen Zuckern unterbrochen wurde, wenn sich die Verwandlung fortsetzte.

HanaCullen
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Beitrag  HanaCullen So 20 März 2011, 21:30

Ich erwachte. Ich schlug die Augen auf und bemerkte, dass der Schmerz weg war. War die erste Woche schon vorbei? Ich hoffte es. Denn ich war in den letzten Tagen so oft in Ohnmacht gefallen, und hatte dabei schon so viele Hilfsträume gehabt, dass ich jetzt wirklich erschöpft war. Und ich war mir sicher, ich würde den Schmerz nicht mehr länger aushalten.
Aber er war ja weg.
Ich stand auf und bewegte meine Gliedmaßen. Sie schienen alle in Ordnung zu sein.
Also war die erste Woche schon vorbei.
Glück, Lebendigkeit durchströmte mich.
Nun hatte ich so lange still gelegen. Doch nun hatte ich das Verlangen, zu springen, zu feiern und zu schreien. Genau das tat ich auch.
Ich rannte in mein Badezimmer und sah in den Spiegel, zog mich in blitzschnelle aus. Ich stieg in die Dusche und ließ das Wasser auf meine nackte Haut prasseln. Es war, als würde ich zum ersten Mal das Wasser auf meiner Haut spüren. Wie ein Blinder, der das erste Mal die Sonne sieht. Als hätte ich ein ganz neues Leben begonnen. In gewisser Weise stimmte das ja auch.
Ab heute begann mein neues Leben. Mein Leben als Koppengahner. Irgendwie freute ich mich. Ich brauchte einfach Abstand.
Es war, als würde das warme Wasser, mein altes Leben von mir waschen. Als ich aus der Dusche stieg, fühlte ich mich frei. Lebendig.
Mein neues Leben begann.

Als ich aus der Dusche stieg, blickte ich in den Spiegel. Ich hatte mich nicht viel verändert, aber meine Augen waren blitzblau.
Verwundert betrachtete ich mein Spiegelbild. Meine Augen. Urplötzlich musste ich lachen. Ein Lachen voller Übermut. Es freute mich, nun in einen neuen, gefährlichen Lebensabschnitt, meine Zukunft zu starten, ihr ins Auge zu blicken. Mit meinen neuen blauen Augen. Als ich mich umdrehte, bildete ich mir ein, Harry und Mark würden hinter mir stehen. So schnell wie sie „gekommen“ waren, verschwanden sie auch wieder. Ich rubbelte meine Augen, da ich nicht glaubte, dass diese beiden, wahrhaftig unmenschlich göttlichen, Menschen oder Vampire gerade hinter mir gestanden hatten.
Menschen oder Vampire? Nein ich durfte nicht auch noch im Wachen Zustand so denken. Ich durfte nicht glauben, dass Harry und Mark meine größten Feinde seien. Verwirrt ging ich aus dem Badezimmer um nach Sue zu suchen. Ich suchte und suchte, doch ohne Erfolg. Ich fand weder sie noch Can. Als ich in die Küche kam, sah ich dass ein Zettel am Kühlschrank hing. „Lilly. Du bist zu gefährlich. Can und ich müssen gehen. Du musst diesen weg alleine gehen. Und ich muss Vampire jagen. Es tut mir leid. Ich liebe dich. Mum.“
Was? Sie verließen mich? Jetzt, da ich sie so sehr brauchte. Ich konnte das nicht verstehen.
Ich hatte auf einmal den Drang, nach außen zu gehen. Also holte ich mir meine Jacke und ging.

Ich sog die kalte Luft schon regelrecht ein, so erleichtert war ich, wieder richtig atmen zu können.
Ich betrachtete den Wald, die Nachbarshäuser und die Autos die davor standen. ich staunte nicht schlecht, was mir meine neuen Augen zu sehen erlaubten. ich sah die Farben viel intensiver, roch Gerüche die ich niemals zu riechen vermochte. Ich sprang wie eine Verrückte durch die Luft. Ich rannte durch den Wald. Es war erstaunlich wie schnell ich war und wie leicht mir das Rennen fiel. Ich rannte wie Jemand der das Laufen erst erlernt hatte. Ich wünschte, ich könnte einfach immer nur laufen und nichts mehr anderes. Doch da erlebte ich ein neues Gefühl. Das Gefühl eines Verlangens das ich nicht unterdrücken konnte. Es war das Verlangen, jemanden zu töten. Es war, als ob ich ferngesteuert werden würde. Ich ging zielstrebig irgendwohin obwohl ich nicht einmal wusste, wohin.
Als ich aus dem Wald trat, stand ich auf einer Straße. Ich war wie im Wahn. Jagte durch die Stadt, ohne zu wissen was ich suchte. Als ich auf einen ungefähr 15 Jährigen Jungen traf, wusste ich, was ich suchte. Ihn. Ich wollte sein Herz heraus reißen. Ich war so im Wahn, dass ich ihn mir schnappte. Ich packte ihn an seinem Arm und zog ihn mit mir mit. Ich rannte wie zuvor im Wald, jedoch nun um mein Verlangen nach ihm zu stillen. Zurück im Wald angekommen, zog ich ihn in eine Höhle. Er schrie und sagte er habe Angst. Doch das war mir im Moment egal. Alles was für mich zählte, war ihn zu töten. Ich biss ihm ins Handgelenk, die Pulsadern durch. Er wurde immer lebloser. Ich saugte ihm sein Blut aus. Als er schließlich leblos zusammensackte, riss ich ihm mit meinen Fangzähnen die Brust auf. Endlich. Vor mir lag sein Herz. Mir dürstete es nur so nach seinem Herz. Ich riss es heraus und biss hinein. Da fiel mir auf, was ich gerade getan hatte. Mein Verlangen war gestillt, jedoch holte mich mein Gewissen ein.
Ich hatte gerade einen Menschen umgebracht. Wie konnte ich das nur tun?
Von Gewissensbissen geplagt, durchstreifte ich wieder den Wald. Da schaltete ich wieder um von Mensch zu Monster. Da fand ich wieder einen Menschen und tötete ihn. Ich sah den leblosen Körper vor mir liegen und wollte immer mehr Blut. Ich war besessen davon, Menschen zu töten. Voller Schuldgefühle geplagt, rannte ich blind durch meine Welt.
Da bekam ich das erste Mal richtige Schuldgefühle. Ich stürzte innerlich ab, musste mich hinsetzen. Da spürte ich etwas viel schmervolleres als meine Verwandlung: das Gefühl, jemanden nur wegen einem Verlangen getötet zu haben.
Der Gedanke ließ mich innerlich bersten.
Ich musste wieder an Harry und Mark denken. An meine Träume mit ihnen. Mich durchzuckte ein neues Gefühl. Ein Gefühl, das ich in meinem neuen Leben noch nie gespürt hatte : die Liebe zu Mark.
Mark, der immer für mich da war, in meinem alten Leben. Mark, der Hauptbestandteil meiner Träume war. Mark, den ich über alles liebte. Ich brauchte nicht viele Dinge in meinem Leben: die Sonne am Tage. Den Mond in der Nacht. Und Mark. Mark für die restliche Zeit.
Ich wurde von Schmerz durchzuckt. Vom Schmerz ihn zu vermissen. Es war der heftigste Schmerz, den ich je erlebt hatte.
Dagegen war der Schmerz meiner Verwandlung nichts.
Auch der Schmerz, als mir klar wurde dass ich meine Mutter vielleicht nie wieder sehen würde.
Und während ich so durch die Wälder streifte, dachte ich über Harry, Mark, mich und meine Träume über die beiden nach.
Ich dachte darüber nach, ob Mark wirklich ein Vampir war. Und ob er auch an mich dachte. Aber vor allem dachte ich daran, ob unsere Liebe – falls sie je zu Stande kommen würde – erhalten bleiben dürfe, wenn er ein Vampir war.
Wie gerne würde ich meine Mutter fragen, ob es so etwas schon einmal gegeben hatte.
Ein Vampir und ein Koppengahner, zusammen in Liebe verbunden. 2 Erzfeinde, die eigentlich durch Hass getrennt sein sollten.
Romeo und Julia in meinem Leben. In meiner Welt. Real.
Mein Durst, meine Besessenheit, war im Moment gestillt. So konnte ich nachhause zurückkehren.
Jedoch war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt nachhause kommen wollte. Das Haus würde so leer sein.
Wüsste ich mit Sicherheit, dass Sue und Can nachhause kommen würden, wäre das Haus nicht leer. Zumindest nicht einsam und verlassen. Nein ich konnte nicht nachhause.
Nicht dahin, wo alles begonnen hatte.
Ich trat aus dem Wald, hinaus auf die Straße. Nur jetzt nicht aus Durst sondern weil ich irgendetwas tun wollte.
Es schien mir unmöglich, noch länger im Wald zu bleiben, jedoch konnte ich auch nicht nachhause.
Da sah ich ihn. Ich sah ihn. Ihn den ich mir hier nie zu sehen vermochte.
Ich sah Mark…
Wie konnte das sein? Mark wohnte doch immer noch in Inuvik…Am anderen Ende von Kanada.
Da verspürte ich das Gefühl, das am stärksten war, und wohl in ewigen Menschengedenken das stärkste sein würde: die Liebe.
Nach der Liebe folgte Verlangen. Das Verlangen, ihn ebenso zu töten wie die anderen beiden Menschen zuvor.
Von mir selbst erschrocken, was für ein Monster ich doch war, zuckte ich zusammen. Wie konnte ich nur mein Leben töten wollen?
Ich wollte schon wieder zurück in den Wald laufen, doch er hatte mich schon gesehen. Er lief auf mich zu und umarmte mich.
„ Lilly! Oh Lilly, du hast mir so sehr gefehlt. Ich muss dir etwas gestehen… Es ist nicht leicht für mich, dir das zu sagen. Aber ich habe meine Familie und meine Schule, mein Zuhause aufgegeben und bin hierher geflogen, nur um dir zu sagen, dass… dass ich dich liebe. Du warst schon immer mehr als „nur“ eine Freundin. Schon als ich dich das erste Mal sah. Da sah ich dich. Es war, als würde ich das erste Mal die Sonne sehen, das erste Mal eine Farbe. Als wäre ich gerade erst geboren worden. Ich liebe dich mehr, als alles andere und als jeden auf dieser Welt. Und falls du mich nicht liebst, dann sag es mir bitte. Ich kann zwar ohne dich nicht leben, aber das muss ich ja auch nicht. Es gibt ja immer noch die Möglichkeit…“
Was hatte Mark da gerade gesagt? Er liebt mich?
Wie oft hatte ich mir diese Szene ausgemalt. Dass er kommen würde und mir genau diese Worte ins Gesicht sagen würde. Dass es war, wie in einem schlechten Liebesfilm. Doch nie hatte ich zu glauben vermocht, dass meine Tagträume eines Tages wirklich wahr werden sollten.
Ich spürte, wie mein Herz stark gegen meine Rippen hämmerte. Wie mein Atem schneller ging und mein Puls sich erhöhte. Es war doch nicht möglich, dass Mark, MARK, gerade mich liebte. Das war unmöglich.
„Ich verstehe… Es tut mir leid, dich belästigt zu haben. Du wirst mich jetzt zum letzten Mal sehen. Aber vergiss bitte nie, dass ich dich einmal geliebt hatte, als ich noch auf Erden weilte. Lilly, vergiss mich bitt…“
„Mark was erzählst du da für einen Unsinn? Ich liebe dich! Du bist alles, was ein Mensch nur sein kann. Niemals könnte ich ohne dich sein. Ich starb innerlich vor Sehnsucht nach dir. Ich dachte nie, du könntest gleich für mich empfinden. Wenn du gehen würdest… Wenn du nicht mehr leben würdest, dann könnte ich nicht mehr sein.
Mein Leben hängt an dir, sosehr wie an mir. Mark, du kannst nicht gehen. Bitte tu dir nichts an. Bleib bei mir.“
Verlegen schaute ich zu Boden. Warum hatte ich das gesagt?
Ich hatte mich vor Mark blamiert, hatte ihm meine Gefühle gestanden.
Wie konnte ich nur so blöd sein?
Ich spürte, wie meine Wangen so rot wie Tomaten wurden und ich am liebsten eine tiefe dunkle Höhle hätte in der ich mich verkriechen konnte.


Als ich aufsah, befand ich mich in meinem Zimmer. Keuchend saß ich auf meinem Bett. War das alles nur ein Traum gewesen? Dass ich verwandelt wurde, meine Mutter mich verlassen hatte, Mark mir gesagt hatte, dass er mich liebe? Dass ich diese Menschen umgebracht hatte?
Sollte das alles nur ein Traum gewesen sein? Ich stieg langsam und bedächtig aus meinem Bett, und ging in den Raum nebenan, meinem Badezimmer.
Meine Augen waren blau. Also hatte die Verwandlung doch stattgefunden. Hatte mich auch meine Mutter verlassen? Ich rief nach ihr, nach Can. Doch keine Antwort kam. Ich ging, wie in meinem Traum, hinunter in die Küche. Auf dem Küchentisch lag derselbe Brief wie in meinem Traum.
„Lilly. Du bist zu gefährlich. Can und ich müssen gehen. Du musst diesen weg alleine gehen. Ich muss Vampire jagen. Es tut mir leid, aber muss dich verlassen. Es tut mir leid. Ich liebe dich. Mum.“

Da zuckte ich zusammen. Das, was ich in meinem Traum nicht gespürt hatte, spürte ich jetzt umso deutlicher: der Schmerz, dass Sue mich verlassen hatte, dass ich von nun an auf mich allein gestellt war.
Und es machte mich noch trauriger, dass ich nur geträumt hatte, dass Mark das gleiche für mich empfand, wie ich für ihn.
ich hatte das Gefühl, als würde ich erdrückt werden. Erdrückt, von dem Kummer, meine Mutter für das nächste Jahr verloren zu haben. Von dem Kummer, dass Mark mich nicht liebte und ich ihn nicht mehr sah. Erdrückt, oder eher gelenkt, von dem Drang, jemandem Schmerzen zuzufügen. Ihm das Herz aus seinem Brustkorb zu reißen.
Doch ich widersetzte mich dem Drang, und setzte mich erstmal auf unser Sofa.
Ich musste nachdenken. Wie immer wenn ich nachdachte, zerbiss ich mir meine Unterlippe.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, beschloss ich, Mark einen Brief zu schreiben in dem ich ihm erklärte, wie wichtig er mir war, was ich für ihn empfand.
Es tat mir zwar weh, an ihn zu denken und mir auszumalen, dass er mich wahrscheinlich auslachen würde, aber ich hatte das Gefühl, dass ich ihm einfach sagen musste, oder eher schreiben musste, wie sehr ich ihn liebte.
Ich musste ihm einfach sagen, dass er mein Mittelpunkt des Lebens war, dass ich mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen könne. Vor allem aber musste ich wissen, ob es ihm gleich ging, oder ob meine grenzenlose Liebe nicht erwidert wurde. Denn wäre das der Fall, müsste ich Suizid begehen. Denn ein Leben, in dem mir klar war, dass Mark mich nicht liebte, in so einem Leben konnte ich nicht leben.
Also schrieb ich. Mein Brief war lang und unbedeutend, wenn es jemand anderer gelesen hatte. Für mich war der Brief von großer Bedeutung:

„Mark,
ich muss dir etwas gestehen. Etwas, das vielleicht dein Leben verändern wird.. Oder auch nicht. Jedenfalls kann ich nicht mehr in Ungewissheit leben.
Mark, ich liebe dich. Ich liebe dich mehr, als alles andere auf dieser Welt und auf jedem noch so kleinen erdenklichen Planeten.
Ich kann das, was ich fühle, nicht mit Worten ausdrücken.
Denn die Liebe,“ obwohl mir Liebe für meine Gefühle zu unbedeutend vorkam, „zu dir, die mich nachts nicht einschlafen lässt, die dafür sorgt, dass ich morgens aufstehe und die mir jedes Mal wenn ich an dich denke ein Lächeln ins Gesicht zaubert, ist unausweichlich.
Ich möchte dir so viel sagen, was ich nicht kann.
Ich möchte dir soviel geben, was ich nicht kann.
Oh Mark, wenn du mich jetzt sehen könntest, ich schreibe dir diesen Brief nicht, um dich unter Druck zu setzen. Ich möchte nur, dass du weißt, wie es um meine Gefühle steht.
Ich weiß, dass ich nicht erwarten kann, dass du meine Gefühle erwiderst.
Schatz, bitte schreib zurück.
Oder ruf mich an.
Sag mir, wie du fühlst.
Denn du bist derjenige, den ich brauche, liebe, verehre, wie ein Hund seinen Herrn. Wie wir Menschen die Sonne, den Sauerstoff, die Luft zum Atmen.
Ich weiß nicht, wie ich dir meine Dankbarkeit, dafür dass es dich gibt, erklären soll.
Ich kann nicht von dir verlangen, dass du mich liebst, aber ich bitte dich.
Ich liebe dich

Lilly .“

Der Brief war geschrieben.
Ich war unsicher, ob ich ihn abschicken sollte, oder nicht, sagte mir aber, dass ich ihn jetzt schon geschrieben hatte, also musste ich ihn- was die Logik verlangte- auch abschicken.
Mit pochendem Herzen, lief ich zu einem Briefkasten, um den Brief einzuwerfen. Doch da geschah das, wovor ich am allermeisten Angst gehegt hatte:
Der Wind wehte und drückte mir schon regelrecht, einen mir bisher unbekannten Duft in mein Gesicht. Es war der Duft, eines pochenden Herzens.
Meine Instinkte machten sich in mir breit, übernahmen meine vollkommene Kontrolle.
Wie ein wildes Tier raste ich durch die Stadt, auf der Suche nach meinem ersten Opfer. Einem Mann mittleren Alters.
Da sah ich es auch schon. Mein Instinkt sagte mir, ich solle ihn entführen. Ihn zu mir nachhause bringen. Ihm seines Herzens entledigen.
Ich konnte dem Drang nicht widerstehen. Von meinem schlechten Gewissen geplagt, ging ich ganz ruhig auf ihn zu, sah ihm in die Augen und er schien schon zu verstehen. Jedenfalls drehte ich mich um und er kam mir hinterher.
Das war, leider, leichter als ich gedacht hatte. Jetzt musste ich ihn nur noch dazu bringen, mir in mein Haus zu folgen. Als wir bei meiner Haustür ankamen, und ich mich umdrehen wollte um etwas zu sagen, ging er einfach nur an mir vorbei, schnurstracks in mein Haus hinein. Mein Haus. Wie das klang! Bis jetzt war es immer unser Haus gewesen. Das von Sue, Can und mir. Ob es je wieder so sein würde?
In Gedanken versunken, trat ich über die Türschwelle und nahm sofort den Geruch des Mannes wahr. Von da an konnte ich an nichts Anderes mehr denken, außer an sein Herz, wie es da in seiner Brust pochte und nur darauf wartete, von mir entrissen zu werden.
Indem ich mich meinen Instinkten überließ, geriet ich in einen Gewissenskonflikt, der von meinem Herzen angestiftet wurde.
Mein Herz sagte mir, ich könne ihn doch nicht töten. Mein Instinkt jedoch, sagte mir, dass ich dazu geschaffen wurde und es einfach tun solle. Es würde schon nicht so schlimm sein, wie es mein Herz beschrieb.
Ich versuchte, gegen den Instinkt zu kämpfen, doch er war viel zu stark und mächtig. Schließlich siegte er über mich und schaltete mein verzweifeltes Herz aus. Mit 3 langen Sätzen war ich bei dem Mann und sah in seine angstvoll geweiteten Augen.
Er wusste, dass ich ihn töten würde, aber er machte keine noch so kleine Bewegung, um zu fliehen. Um dem Monster, ich konnte immer noch nicht glauben, dass ich ihn töten könnte, zu entkommen.
Da konnte ich mich nicht mehr halten. Ich griff nach seinem Kragen, riss sein, schon ohnehin zerfetztes T-Shirt, auf und begann, seine Brust mit meinen scharfen Zähnen zu „öffnen“.
Als ich schließlich in dem ohnmächtigen Körper, des Mannes in meinen Händen, das, wonach ich gesucht hatte, sein überaus heftig pochendes Herz sah, riss ich es aus seiner Brust, ohne darüber nachzudenken, dass der Mann jetzt mit Sicherheit tot war und dass das nur meine Schuld war.
Es war einfach zu absurd, dass ich es getan haben könnte, dass ich es einfach nicht glaubte.
Meine Hände hoben das Herz, das eben noch munter und heftig gepocht hatte, in die Höhe und ehe ich genau analysieren konnte, was genau geschah, biss ich hinein, wie ein verhungerndes Kind in einen Apfel.
Da realisierte ich, was ich da gerade getan hatte. Ich hatte diesen Menschen, der bestimmt Familie gehabt hatte, umgebracht. Und das nur, weil ich von nun an verdammt sein sollte. Nur, weil es da draußen Kreaturen gab, vor denen ich die Menschen beschützen sollte. Ein Mensch weniger, den ich beschützen musste. Ein Mensch weniger, den ich beschützen konnte.
Ich hasste mich selbst. Ich hasste mich für diese Verwandlung, für den Mord an diesen Mann. Für die vielen Menschen die ich noch töten würde. Ich hasste mich dafür, dass ich lebte. Aber am meisten hasste ich mich, dass ich Mark, wenn er mich auch liebte, so einer Gefahr aussetzte. Ich weigerte mich, daran zu denken, dass ich die Gefahr für ihn war.
Wie von der Tarantel gestochen, sprang ich auf und lief hinaus aus meinem Haus. Weg von all dem Blut, weg von dem toten Mann, weg von meiner Schuld.
Doch meine Hände waren schon voller Schuld, ebenso wie mein Gesicht, mein Herz und meine Seele. Ich lief, wie immer wenn ich nicht mehr weiterwusste, in den Wald. Blind vor Schuld, Wut und Angst lief ich, achtete nicht auf die Bäume, Hecken und Sträucher. Ich war so außer mir, sodass ich nicht einmal bemerkte, wie ich stolperte. Ich bemerkte erst, dass ich nicht mehr im Wald umher lief, als ich spürte, wie mein Körper, der ohne wirklichen Grund noch lebte, ins Wasser tauchte.
Ich war in einen Teich gefallen. In einen Teich, der mitten im Wald war.
In Inuvik hatte es im Wald keinen Teich gegeben. Wie ich Inuvik vermisste! Eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf meldete mir, dass nicht Inuvik das war, das ich vermisste.
Ich zuckte zusammen. Der Schmerz, an mein altes Leben und an Mark zu denken, war einfach zu groß, als dass ich daran denken konnte.
Da meldete sich eine andere Stimme, die jedoch nicht aus meinem Kopf kam, sondern aus meiner Lunge. Ich hatte das Atmen vergessen.
Sofort riss ich meinen Kopf aus dem Wasser, und sog den Sauerstoff in meine leeren Lungen.
Von Wasser triefend, doch keine Kälte empfindend, stieg ich aus dem Teich und machte mich auf den Weg nachhause. Ich musste den Leichnam noch entfernen, ihn irgendwo verstecken, ihn am besten in den Teich werfen, damit niemand merkte, dass ich den Mord an den Mann begangen hatte.
Ich schauderte immer noch an den Gedanken daran, dass ich von nun an ein abscheuliches, widerliches Monster sein würde.

Als ich fluchend in meinem Haus ankam, das so leer war, wie mein Körper, meine Seele, und ins Wohnzimmer ging, bemerkte ich, dass etwas fehlte.
Etwas Wichtiges, Bedeutendes. Die Leiche. Es fehlte die Leiche.
Wie war das möglich?
War meine neue Welt so grotesk? Mir kam das alles so surreal vor. Noch vor einem halben Jahr, war ich an Marks Seite. Ich himmelte ihn aus der Ferne an, aber er war da.
Nun, 6 Monate später, war ich eine Mörderin und würde noch mehr Menschen töten.
In diesem Moment war ich das erste Mal froh darüber, dass Mark nicht in meiner Nähe war. Ich könnte ihn gefährden.
„Reiß dich zusammen“, schrie ich, als ich mich im Spiegel ansah, „Du hast jetzt wichtigeres zu tun, als dich selbst zu bemitleiden. Such gefälligst diese Leiche. Wenn du sie nicht finden und rechtzeitig verstecken kannst, dann kannst du dich gleich schon umbringen. Also Lilly, wir suchen jetzt diese Leiche.“
Ich hatte schon immer mit mir selbst gesprochen. Meine ersten Worte sagte ich zu mir selbst und es waren keine anderen als „nein Lilly“.
Schmunzelt ging ich hinunter in die Küche, um dort anzufangen, nach der Leiche zu suchen.
Ich öffnete die Schränke, suchte überall. Wo war diese Leiche?
Wie eine Verrückte, rannte ich durch das gesamte Haus, und als ich dort nichts fand, suchte ich sogar das ganze Grundstück, das nun meines war, ab.
Als ich auf meinem ganzen Grund und Boden nichts fand, und auch nichts roch, was auf Blut und einen toten Menschen hinwies.
Schon gar nicht, nach dem Menschen den ich suchte. Von Panik gepackt, rannte ich in meinem Zimmer im Kreis herum. Ich brauchte einen Plan, wie ich diese Leiche wieder finden konnte, und wie ich mich, falls ich sie nicht finden würde, herausreden konnte.
Da klingelte es an der Tür.
Ich schreckte auf und versuchte in einem Sekundenbruchteil zu überlegen, wie ich nun handeln sollte.
Wenn es die Polizei sein sollte, würden sie die Tür so oder so aufbekommen. Vielleicht war es auch einfach ein Nachbar, der Briefträger, der Milchmann oder Ähnliches.
Ich entschied, die Tür zu öffnen.

Mit pochendem Herzen ging ich auf die Tür zu. Der Weg dorthin kam mir so kurz vor, so als wäre ich nur einen Schritt gegangen. Mein Herz schien auszusetzen, als ich die Tür öffnete, doch niemand stand davor.
Verwundert stand ich im Türrahmen und blickte auf die Straße. Niemand war zu sehen, kein Mensch aber auch ein Tier. Es herrschte absolute Stille, wie in einer Gruft.
Ich sah auf die Fußmatte, und da lag ein Brief. Verwundert öffnete ich ihn, während ich wieder ins Haus ging. Mit angstvollen Augen las ich, was dort in silbernen Lettern geschrieben war:

Hallo Lilly!
Wir, Koppengahner, die schon lange hier auf Erden weilen, haben mitbekommen, dass du nun auch ein Koppengahner bist. Nun, da du noch neu bist, waren wir so frei und haben dein erstes Opfer versteckt, um dir etwas zu helfen. Wir werden dir in deinem ersten Jahr als Koppengahner helfen und dich in allem, wobei du Hilfe benötigst, unterstützen. Wann immer du also Unterstützung benötigst, sei sie auch noch so klein, drücke einfach auf deine Nase und du wirst sehen, bald werden wir bei dir sein, und dir unsere Hilfe zuteil kommen lassen.
Natürlich kannst du dich innerhalb von Amerika frei bewegen, was jedoch darüber hinaus geht, meldest du uns vorher.

In der Hoffnung, du geniest dein neues Leben

Dein Koppengahnerrat

Verwundert blickte ich auf das Blatt Papier, das sich just in diesem Moment in Luft auflöste.
Erleichtert darüber, dass mein „Leichenproblem“ geregelt war, suchte ich meinen Brief an Mark und ging zielstrebig mit ihm zur Post, um ihn endlich einzuwerfen.

Vor dem alten Gebäude, stoppte ich kurz. Wollte ich ihn wirklich abschicken? Wollte ich wirklich, dass Mark über meine Gefühle bescheid wusste? Was war wenn nicht? Und was, falls er genauso empfinden sollte wie ich? Konnte ich ihn dann so dermaßen in Gefahr bringen? Konnte ich das verantworten?
Die Antwort war ja. Ja, ich wollte dieses Risiko eingehen. Ich würde ihn nicht töten, dazu war die Liebe, die ich für ihn empfand viel zu groß.
Wild entschlossen stolzierte ich in das Postamt und übergab den Brief dem Angestellten.
„Bitte senden sie den Brief mit der Schnellpost! Er soll morgen noch in Inuvik ankommen… ähm… Ich meine natürlich sobald wie möglich“, fügte ich mit einem halbherzigen Lächeln dazu.
Der Beamte schaute mich mit einer Mischung von Angst und „die-hat-doch-nicht-alle-Tassen-im-Schrank“ an. Als er den Brief auf eine Ablage legte und mir den Preis nannte, bemerkte ich, dass wir alleine waren. Schnell stellte sich mein Koppengahnerinstinkt ein und ich hatte einfach keine Wahl. Wieder wurde ich von meinem Instinkt gesteuert.
Zuckersüß lächelte ich ihn an, flirtete mit ihm. Er meinte sofort zu begreifen, was ich wollte und kam hinter dem Tresen hervor. Lächelnd legte er mir die Arme um die Hüften und ich lächelte ebenfalls. Mein Herzrausch strömte durch meine Adern. Ich wusste, es ging wieder los.
Noch eine abscheuliche Tat, sie glich der anderen, wie ein Ei dem anderen. Mit Augen, in denen die Begierde nur so stand, durchsuchte ich den Raum nach der Überwachungskamera.
„Wo ist die Überwachungskamera?“, fragte ich in einem honigsüßen Ton.
Er deutete in eine Ecke, ich ging genau in diese Ecke ohne ihm jedoch den Rücken zuzukehren.
Mit einem gekonnten Tritt, als hätte ich das schon oft getan, setzte ich die Kamera außer Betrieb. Langsam ging ich auf meine Beute zu, die mich schon nicht mehr so verführerisch anlächelte wie zuvor. Er hatte Angst, das merkte ich. Angst, die meine Jagd noch toller machte, als sie zuvor war. Ich schrie, einen Kampfschrei, und stürzte mich auf den Mann.
Er schrie noch einmal voller Angst, dann zerriss ich ihm die Brust, holte sein Herz heraus. Und wieder biss ich hinein, wie ein halb verhungertes Kind in einen Apfel.
Mein Verstand, meine Menschlichkeit, kehrte in just jenem Moment zurück, als ich den toten Mann in den Keller trug und ihn dort versteckte.
Was zum Teufel hatte ich da getan? Zum wiederholten Male! Ich erkannte mich selbst nicht mehr. Wie konnte ich nur so ein Monster geworden sein? Ein Monster, das Menschen tötete, sie in ihren Kellern versteckte, ihre Herzen ausriss. Verwirrt, verzweifelt und verängstigt, ging ich nachhause um mich vor der Gefahr zu verstecken. Obwohl die Gefahr ich war…

Drei Wochen waren schon vergangen, seit ich den Brief an Mark abgeschickt und den Postbeamten getötet hatte. Drei Wochen, in denen ich 5 Leute getötet hatte. Einen Taxifahrer, eine Prostituierte, zwei Bankangestellte und eine schwangere Frau. Und von allen hatte ich ein Herz gestohlen. Von der Schwangeren sogar zwei. Das von ihr und ihrem Baby.
Als es an diesem Morgen läutete, machte ich mir erst gar nicht die Mühe, die Tür zu öffnen. Wer sollte mich denn schon besuchen? Und wäre es ein Brief oder Ähnliches, würde es mir vor die Tür gelegt werden. Es gab also keinen Grund, mich zur Tür zu begeben.
Als ich die Tür eine halbe Stunde später öffnete, sah ich einen Brief auf der Fußmatte liegen. War es etwa möglich, dass… nein, ich hatte die Hoffnung, dass Mark mir irgendeinmal zurück schreiben würde schon aufgegeben.
Trotzdem öffnete ich den Brief und als ich die Schrift erkannte, stockte mir mein Atem: es war die Schrift von Mark!!!!
Er hatte mir doch tatsächlich zurück geschrieben. Mein größter Traum war erfüllt. Mit zitternden Händen und Tränen in den Augen, begann ich zu lesen, was er mir schrieb:

Lilly,

als ich dich das Erste Mal sah, wusste ich: es war Liebe auf den ersten Blick. Die Liebe hat bis jetzt noch kein Stück abgenommen. Jedoch konnte ich dir das nie sagen, ich wusste nicht wie.
Selbst jetzt, nach deinem Brief, deinem Geständnis, kann ich dir nicht sagen, wie sehr ich dich liebe.
Denn für meine Liebe zu dir, gibt es keine Worte. Nichts könnte meine Gefühle ausdrücken, die mein Herz hegt.
Wäre meine Liebe Wasser, gäbe es kein Land.
Wäre meine Liebe Wüste, würdest du schlafen in Sand.
Mein Schatz, du bist das, das ich brauche, das das wichtigste in meinem Leben ist, auch wenn du doch so weit entfernt bist.
Seit du gegangen bist, bin ich anders. Ich esse nicht mehr und lache nicht mehr.
Die Distanz zwischen uns hat nichts zu bedeuten. Im Herz sind wir vereint.
Getrennt sind wir zusammen, zusammen sind wir jedoch eins.

Ich liebe dich und egal was du, ich oder irgendwer anderer tut, es ändert sich nichts.


Mark

Mein Herz klopfte wie wild. Mark liebte mich. Er liebte mich!!! Wie war das nur möglich? Wie eine Irre hüpfte ich durch mein ganzes Haus, füllte jede noch so kleine Ecke mit meiner Freude, meiner Liebe und meiner allzu großen Erleichterung aus. Das ganze Haus strotzte nur so vor Freude, die aus meinem Herzen entsprang.
Mein komplettes Herz zerriss wieder, jedoch diesmal vor Liebe. Mein Herz klopfte schon nicht mehr um zu leben, sondern um Mark zu lieben.
Und wie ich ihn liebte. Ich liebte ihn mehr als alles andere auf dieser Welt. Aber das war nicht genug. Ich musste ihn sehen.
Ich entschloss mich dazu, das Risiko neue Menschen zu töten, auf mich zu nehmen und zur Bank zu fahren um mein Sparbuch zu leeren, ein Flugticket nach Inuvik und zurück zu kaufen um endlich Mark in die Arme schließen zu können.

Okay… Lilly, du schaffst das. Du wirst keinen Menschen töten, du wirst nur da hinein gehen und dein Geld holen. Du wirst niemanden umbringen, du wirst kein Herz einem Körper entreißen. Nur dein Geld holen…
Ich atmete tief ein und dachte an Mark. Dass ich ihn mit dem Geld das ich mir holte, endlich wiedersehen konnte. Dass ich ihn küssen konnte. Umbringen würde ich ihn nicht, er war meine große Liebe. Ihn zu töten wäre gleichgestellt mit mich selbst zu töten. Und mich selbst töten würde ich mich nie.
Noch ein tiefer Atemzug und ich schritt geradewegs in die Bank hinein. Die Bank war leer, bis auf mich, und die beiden Bankangestellten.
Ohne zu atmen trat ich an den Schalter und verlangte mein Geld. Aus irgendeinem Grund hatten die Beamten Angst vor mir. Angst, die mein Verlangen die beiden zu töten, noch verstärkte. Doch ich hielt durch.
Ich sah mein Ziel vor Augen. Mein Ziel. Mark.
Mit einem verführerischen Lächeln setzte ich einen Schritt über die Türschwelle, ging ruhig, locker und lässig zu dem einen Schalter.
„Hallo. Ich möchte gern mein Konto leeren. Es ist auf den Namen Lilly. Lilly Allen.“
„Allen, Allen… jaah genau hier. Ihren Geldbetrag von 5000$. Hier bitterschön.“
Mein Herz klopfte, als ich ihm das viel zu dicke Bündel Geldscheine aus der großen Hand nahm.
Das war mein Ticket nach Inuvik. Mein Ticket zu Mark. Mein Ticket zur großen Liebe.
Mit vor Freude klopfendem Herzen raste ich nachhause.

Zuhause schaltete ich sofort meinen Computer an, um mir ein Flugticket nach Inuvik zu besorgen. Ich durchforstete alle Plattformen für Last-Minute-Flüge und fand nur noch einen, in der ersten Klasse. Er flog morgen um 7:30 Uhr. Das Angebot konnte ich mir nicht entgehen lassen. Sofort griff ich zu.
Inzwischen war es schon 22:00h und ich war unendlich müde. Ich stellte meinen Wecker auf halb 6 Uhr morgens und schrieb einen Brief an meine Mutter, falls sie zwischendurch wiederkommen sollte:

Mum,
wenn du das hier liest, bin ich schon auf dem Weg nach Inuvik. Ich besuche Mark. Ich liebe, brauche und verehre ihn. Ich muss ihn sehen.
Es tut mir leid, dass du ein leeres Haus auffindest, wenn du wiederkommst.
Falls du wiederkommst.
Falls du, während ich weg bin, heim kommst, aber wieder gehst, lass mich bitte irgendwie wissen, dass du da warst.
Schreib mir einen Zettel, ein Post-it oder Ähnliches.
Ich liebe dich
Lilly

Noch während ich schrieb, merkte ich, wie dumm ich eigentlich war. Sue würde wiederkommen. Vielleicht. Irgendwann wenn ich schon längst tot wäre. Oder wenn ich nicht mehr hier wäre. Aber sie würde nicht kommen, solange ich noch im Haus war und sie Und Can in Gefahr bringen konnte.
Salzige Tränen rannen über meine Wangen. Ich würde sie nicht mehr wiedersehen. Zumindest nicht solange ich lebte. Solange ich…die Gefahr war.

Als ich am nächsten Tag in der Früh am Flughafen ankam, pochte mein Herz. In der Nacht hatte ich nicht geschlafen. Immer wenn ich meine Augen schloss, sah ich, wie ich ihm das Herz herausriss. Dass er giftgrüne Augen hatte. Oder beides.
Als ich mich schon ins Flugzeug setzte, mich anschnallte, ging ich noch alle Möglichkeiten durch, die schiefgehen konnten.
1.: ich würde die Kontrolle verlieren. Dann müsste ich schnell wegrennen.
2.: er ist ein Vampir. Dann wäre es meine Pflicht ihn zu töten. Aber ich könnte ihn nicht umbringen. Nein. Niemals.
3.: ich würde ihn nicht finden. Aber das konnte nicht passieren. Ich würde ihn so lange suchen, bis ich ihn fände.
Nun hatte ich für alle Probleme, Schwierigkeiten, eine Lösung. Zumindest hoffte ich das.
Ich lehnte mich in meinem bequemen Sitz in der ersten Klasse zurück und schloss die Augen.
„Entschuldigen Sie, möchten Sie vielleicht etwas trinken?“, fragte mich eine Stewardess. Mein Koppengahnerinstinkt meldete sich…
Ich schüttelte heftig meinen Kopf, um den Instinkt loszuwerden.
„Ja bitte, das wäre sehr freundlich von Ihnen“, antwortete ich.
Die Stewardess bedachte mich nur kurz mit einem verwirrten Blick und gab mir eine Cola.
Sie musste mich für völlig verrückt halten, aber das war mir im Moment egal. Mein Koppengahnerinstinkt meldete sich und ich schaffte es nicht zu widerstehen. Ich stand auf und rannte auf die Toilette, um die Stewardess, die anderen Passagiere, mich und meinen Plan, meine Träume nicht zu zerstören.
Auf der Toilette wusch ich mein Gesicht mit kaltem Wasser, um wieder zu Verstand zu kommen.
Zu richtigem Verstand, Verstand der nichts mit meinen Instinkten zu tun hatte.

Als ich wieder bei klarem Bewusstsein war, verließ ich die Toilette und setzte mich wieder auf meinen Platz.
Die anderen Passagiere starrten mich an, als wäre ich verrückt, oder aus der Klapse ausgebrochen.
Freundlich lächelnd setzte ich mich aufrechter hin und schloss die Augen. Und wieder fing ich an, zu träumen.

Ich träumte von Liza. Sie sah mich an, winkte mich mit sich, redete aber kein Wort. Verwirrt ging ich ihr hinterher. Plötzlich wurde es stockdunkel und ich tappte nur neben ihr her.
Sie nahm meine Hand und führte sie zu einem Holzpflock, der mir gegenüberstand.
Da ging das Licht wieder an, und ich sah, dass es gar kein Holz war, sondern dass es alles Herzen waren.
Tote, nicht mehr schlagende Herzen. Und darunter war ein Schild befestigt, auf dem stand:
Ausgesaugte Herzen von Lilly Allen. Sie hielt den Rekord mit über 5 Millionen Herzen. Eine grausame Tat, wenn man es genau bedachte. Aber sie wird immer in den Gedanken der Menschen bleiben.
Ich war verstört. Ich hatte über 5 Millionen Menschen umgebracht? Oder war das nur als Warnung für meine Zukunft gedacht?
Da verspürte ich wieder das Gefühl, dass mein Kopf sich ausgeschaltet hatte. Ich verließ mich ganz auf meinen Instinkt, beugte mich über Liza und…

„NEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIN!“, wachte ich schreiend auf. Die anderen Passagiere starrten mich merkwürdig an.
Ich aber starrte sie nur erleichtert an. Gott sei Dank, es war nur ein Traum!!
Natürlich war es nur ein Traum… Aber es hatte sich so real angefühlt… Sollte ich wirklich 5 Millionen Menschen ihren Herzen berauben? Sollte ich so ein Monster sein? Ja eine Mörderin?

„Meine Damen und Herren. Wir werden in 15 Minuten landen. Ich Bitte Sie sich auf Ihre Plätze zu begeben und sich anzuschnallen.“

15 Minuten noch, dann würde ich in Inuvik sein. 30 Minuten noch und ich würde an meiner alten Schule sein. 32 Minuten noch und ich würde Mark wiedersehen.
Vor Aufregung zitternd saß ich in meinem Sessel und krallte meine Nägel in die Armlehnen von meinem Stuhl.
„Miss? Bitte schnallen Sie sich an. Wir landen bald“, hörte ich auf einmal eine Stimme neben mir.
Ich zuckte zusammen und drehte mich blitzartig um. Mit pochendem Herzen blickte ich der Stewardess in die Augen, die verschreckt zurück blickte.
„Ähm, ja, natt.. natürlich. Entschuldigen Sie.“
Ich versuchte, mich mit zitternden Fingern anzuschnallen. Ich wusste nicht wie, aber ich schaffte es doch, mich in den Gurt zu klemmen.
Die restliche Zeit verging langsam. Der restliche Flug kam mir viel länger vor, als es der schon vergangene zu sein schien.

Als wir auf die Startbahn rollten, konnte ich es kaum noch erwarten, das Flugzeug zu verlassen. Beim Ausstieg drängelten sich immer mehr und mehr Leute vor mich.
So viele schlagende Herzen, so viel Blut in ihren Körpern. So viele Möglichkeiten zu töten.
Meine Gedanken widerten mich selbst an, aber ich konnte sie nicht unter Kontrolle halten.
Ich ging meine Möglichkeiten durch, einen der Anwesenden mitzunehmen, ihn irgendwo hinzubringen, wo wir nur zu zweit wären und niemand von meiner abscheulichen Tat erfahren würde.
Stopp Lilly. Du wirst niemanden töten. Denke an Mark. Denke an die Liebe, die du zu ihm hegst.
Meine Gedanken kreisten nicht mehr um die Herzen, die um mich herum pochten. Nein, sie kreisten um Mark.
Sie kreisten um seine Locken, seine wunderschönen braunen Locken. Und um seine braunen Augen, seine tiefe aber sanfte Stimme, um seinen Duft, den er hatte, auch ohne Parfum.
Meine Gedanken beinhalteten nur ihn.
Es war mir egal, dass ich ihn in Gefahr bringen würde.
Solange ich ihn nur wiedersah.
Töten konnte ich ihn nicht. Dazu war die Liebe zu mächtig, zu Besitz ergreifend meiner.

Als ich endlich wieder festen Boden unter meinen Füßen hatte, musste ich erst einmal tief durchatmen und die tolle Inuvik-Luft einatmen.
Aber ich konnte nicht zu viel Zeit verschwenden. In einer Stunde würde Mark Schulaus haben. Ich musste zuvor bei ihm sein. Ihn abholen.

Ich beeilte mich, zu einem Taxi zu kommen. All meine Aktivitäten waren hastig, beeilten sich, als könnte ich so schneller zu Mark kommen. Als ich endlich im Taxi saß, meinen Kopf an die viel zu warme Fensterscheibe lehnte und meine Augen schloss, malte ich mir unser Wiedersehen aus.
Wie er mich in der Menge der Schüler, die ebenfalls aus der Schule stürmen würden, ihrem Wochenende, ihrer Freiheit entgegen, entdecken würde. Wie seine Augen aufleuchten würden und er sich durch die Menge drängeln würde. Er mich in seine warmen, starken Arme nehmen und mir sagen würde, er liebe mich. Wie sich unsere Köpfe langsam nähern und unsere Lippen…
„Miss, wir sind jetzt da. Und bitte hören sie auf, die Scheibe abzulecken.“, hörte ich eine Stimme neben mir, die mir jedoch so endlos weit vorkam.
Wie durch einen Schleier nahm ich wahr, wie ich langsam aus dem Taxi stieg und mich zur schule umdrehte.

Der Schulhof war wie leer gefegt. Kein einziger Mensch stand im Hof, nicht einmal der Schulwart, um das fallende Laub zusammenzukehren. Nachdenklich sah ich auf die Uhr.
16.30. Sie hatten noch eine halbe Stunde Unterricht.
Um mir die Zeit zu vertreiben, ging ich in das Schulgebäude und streifte durch die Gänge.
Da ging eine Tür auf und mir wurde das Geräusch eines pochenden Herzens auf meine Ohren gedrückt.
Ich wollte mich davon hindern, mich umzudrehen, mich auf den Menschen zu stürzen, der ein so schnell pochendes Herz hatte, doch ich konnte nicht.
Ich musste mich umdrehen und stürzte schon auf das Opfer zu, noch bevor ich mir Gedanken darüber machen hätte können.
Mit 3 Schritten war ich bei ihm angelangt und sah ihm in die Augen. Es war mein Direktor.
Mein ehemaliger Direktor.
Mit angstverzerrten Augen sah er mich an. So, als wollte er sagen: Ich habe es schon immer gewusst, es geschieht mir nur Recht, dass es jetzt passiert.
Wusste er, was ich war?
Doch das war unbedeutend. Ich hörte sein Herz pochen und konnte schon an nichts anderes mehr denken, als daran, sein Herz herauszureißen.
Ich atmete seinen Geruch ein und es war um mich geschehen.
In zwei Sätzen war ich bei ihm , hob ihn hoch und trug ihn auf das Schuldach. Dort oben, 10 Stockwerke über dem Boden, schmiss ich ihn auf den Boden, beugte mich über ihn und lächelte boshaft.
Nicht boshaft, böse erfreut. Schadenfroh.
Er sah mich angsterfüllt an, schloss seine Augen.
Meine Zähne bissen in seine Brust, rissen sie auf.
Und da lag es. Das Herz, meines ehemaligem Direktors, der nur noch auf dem Boden zuckte, wie ein Fisch am Trockenen.
Ich machte dem ein Ende, nahm sein Herz heraus, biss hinein. Wieder wie in einen Apfel, als ich noch ein Kind war.
Da hörte ich ein Klingeln.
Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Ach ja, ich war ja in meiner alten Schule. Und ich wollte hier Mark abholen…
MARK!!!! Natürlich, ich musste zu ihm.
Ich lies den toten, herzlosen Körper einfach fallen und rannte in Richtung Treppe.

Abgehetzt traf ich auf dem Schulhof ein. Er war voller Schülern, voller pochender Herzen und doch sah ich nur einen: Mark.
Er stand dort, neben den Fahrradständern, lässig an die Wand gelehnt. Und er sah toll aus. Er sah noch viel toller als ich ihn in Erinnerung hatte.
Just in diesem Moment, drehte er sich in meine Richtung und ich sah es, wie es in seinen Augen glitzerte. Mark sah mich!!!
Langsam kam er auf mich zu, die Augen stets auf mich gerichtet. Als er nur noch wenige, jedoch viel zu weit entfernte, Meter vor mir stand, begann er zu lächeln und hob leicht seine Arme. Seine wunderschönen Augen leuchteten und waren fix auf mich gerichtet. Ich konnte es nicht glauben, musste es immer wieder wiederholen.
Da konnte ich mich nicht mehr halten, ich stürzte vorwärts, direkt in seine Arme. Er umschloss mich an sich, als wären wir Jahrhunderte getrennt gewesen und nicht nur wenige Wochen.

Es vergingen gefühlte Stunden, in denen wir uns nicht bewegten, uns nur umarmten und die Außenwelt vergaßen.
Als er sich aus unserer innigen Umarmung löste, nicht ohne einen bösen Blick von mir zu kassieren, nahm er mich bei der Hand. „Lilly“, fragte er, „warum bist du hier? Du solltest on Leth Bridge sein, weit weg von mir. Ich… Ich bin nicht derjenige, für den du mich hältst. Aber ich kann es dir nicht sagen. Glaub nicht dass ich es nicht wollen würde… Nur geht es eben nicht…“
Verletzt und enttäuscht sah ich ihm in die Augen. In seine giftgrünen Augen…
HanaCullen
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