Küsse des Schattens
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Küsse des Schattens
Kapitel 1 - Alles beginnt
Brutal. Das war das richtige Wort. Die ganze Situation konnte sich nur so hart beschreiben lassen, und dennoch schien dieses Wort zu schwach zu sein. Aaron fühlte die harten Schläge die seinen Körper vibrieren ließen, aber der Schmerz blieb trotzdem aus. Nichts schien er spüren zu können, außer die warmen Spuren seines Blutes. Sein Körper war schwer und landete immer wieder in den Dreck, während er den gerade erlangten Stand wieder verlor. Der Regen war kühl und die Luft roch ekelhaft nach schalem Bier und Tabak. Kaum lag er wieder auf dem Boden, wandte sich sein Rivale lachend ab. Aaron versuchte sich aufzurappeln. Für ihn war der Kampf noch nicht beendet. Seine Verletzungen waren stark und machten ihn noch schwächer. Trotz der starken Blessuren, spürte er nichts. Rein gar nichts. Mit einem lauten Schrei stürzte er sich auf den dicken vor Dreck strotzenden Kerl. Der ihm einfach leichtfüßig auswich. Aaron landete im Matsch und keuchte vor Erschöpfung. Er blieb einfach liegen. Die Trauer die in ihm tobte, schien ihn zu lähmen. Denn er wollte aufstehen, doch keine Chance. Alles in ihm verweigerte sich. Kurz wurde an ihm gerüttelt, es war nicht die Vernunft der Anderen, nein, man zog ihm die Jacke aus. Dann verklungen die lachenden Stimmen in der nebligen Nacht und die Männer suchten sich garantiert neue Rivalen. Die vielleicht mehr Aushielten und etwas gegen halten konnten. Aaron blieb einfach liegen. Irgendwann spürte er eine Gegenwart die er nur zu gut kannte. Sie war immer in der Nähe und schenkte ihm immer ein wohliges Gefühl.
„Geraldine?“, flüsterte Aaron leise und hoffnungsvoll.
„Ja, Aaron. Ich bin es. Was hast du nur schon wieder angestellt?“ Ihre Stimme klang sorgend und auch ihr Gesicht war von zerreißendem Schmerz erfüllt. Aaron antwortete nicht auf ihre Frage. Geraldine half ihm hoch und stützte ihn, während sie ihn nach Hause brachte. Es war ein weiter Weg vom Hafen bis zu ihrem Haus. Die Stille die die Nacht durch Geraldines Schuhe zerrissen wurde, deutete von verzweifelten Schritten. Aaron hatte sich noch nie so schlimm zurichten lassen. Als sie endlich ihre Haustür erreicht hatten, hatte Aaron das Bewusstsein schon fast verloren.
„Aaron, nein, komm schon. Mach jetzt nicht schlapp. Wir sind gleich oben.“ Noch einmal riss Aaron sich zusammen und ließ sich kurz darauf erschöpft auf sein Bett fallen. Dass seine Eltern kurz darauf ins Zimmer gerufen wurden, bekam er gar nicht mehr mit.
„Geraldine! Was ist passiert?“ Geraldine hatte selbst nicht viel mitbekommen, konnte sich aber denken was vorgefallen war. Sie waren in einem Club. Einen der besten Clubs in Seattle. Wer sich für was Besseres hielt, kam dort hin. Wer genug Geld hatte, war ein gern gesehener Gast und wer auf Rapper stand, so wie es Geraldine tat, war dort an der richtigen Adresse. Kaum waren sie dieses Mal dort angekommen, sank Aarons Stimmung auf den Nullpunkt. Brandy. Sie war dort. Mit ihrem neuen Freund. Für Aaron der immer auf Unnahbar machte, war es einfach zu viel. Obwohl ihre Beziehung einige Monate zurück lag, kam er kaum darüber hinweg. Brandy war die erste, die er wirklich liebte. Doch sie hatte mit ihm gespielt. Geld, war ein guter Grund sich an Aaron zu schmeißen. Als Aaron immer wieder von seinen Freunden hörte, dass Brandy sich abfällig äußerte, beschloss er den Anschuldigungen nach zu gehen. Als Brandy dann immer weniger Zeit für ihn hatte und die Gerüchte immer mehr um ihn wurden, beschloss er ihr den Geldhahn zuzudrehen. Kaum hatte sie ein paar Mal nicht das Geld bekommen, fing sie an darüber zu sprechen dass die Beziehung am Ende angekommen sei. Geraldine wurde aus ihren Erinnerungen gerissen, denn ihre Mutter wartete noch immer auf eine Antwort. Ihr Vater hatte sich vor das Bett nieder gelassen und untersuchte die Wunden die Aaron zeichneten.
„Ich weiß es nicht Mama. Wir waren in dem kleinen Club und ich weiß nur dass dort Brandy war. Darauf hin hatte Aaron keine Lust mehr und wollte nachhause gehen. Als ich mir dann doch etwas Sorgen machte, ging ich hinaus. Irgendwann kam mir ein lachender Mann entgegen, der Aarons Lederjacke trug. Er unterhielt sich mit einem seiner Freunde und machte abfällige Bemerkungen über ihn. Und so …“, sie zeigte auf Aaron, „ … fand ich ihn dann unten am Hafen.“ Ihre Mutter war außer sich.
„In letzter Zeit passiert ihm so etwas öfter. Es scheint mir fast, dass er sich bewusst in den Ärger wirft. Schatz, was sollen wir nur machen?“ Sarah wandte sich an ihrem Mann. Der ebenso ratlos vor den bewusstlosen Aaron saß.
„Ich weiß es nicht Sarah. Vielleicht sollten wir ihn fort schicken? Er kann doch bei deiner Mutter unterkommen. Dort muss er arbeiten und kann sich nicht kopflos in irgendwelche Schlägereien stürzen.“
„Ja, weil es dort niemanden zum Prügeln gibt“, sagte Geraldine spöttisch und erntete sofort einen mahnenden Blick ihrer Mutter. Peter kam zu ihnen und bat Geraldine die Wunden ihres Bruders zu säubern. Sie hingegen war gar nicht glücklich über diese Aufgabe. Mit protestierendem Blick wollte sie Wiederworte geben, doch ihr Vater sah sie eindringlich an.
„Bitte, Geraldine. Du willst doch Martha nicht wegen den Fehlern deines Bruders wecken?“
„Warum nicht? Wozu haben wir sie denn? Und ich kann ja wohl auch nichts für seine überschüssige Kraft, die er nicht besitzt.“ Dennoch blieb sie missmutig in dem Zimmer und begab sich von dort aus ins Badezimmer um eine Schüssel zu holen. Als sie sich damals kennenlernten waren sie beide im gleichen Kinderheim untergebracht. Er hatte sie immer beschützt obwohl sie es nie wollte. Sie mochte ihn und war heimlich unsterblich in ihn verliebt. Weshalb sie des Öfteren zickig und grantig reagierte. Nachdem sie antiseptische Salben und klares Wasser mit Lappen zu seinem Bett getragen hatte, ließ sie sich nieder um die Wunden in seinem Gesicht zu säubern.
„Ach Aaron, was soll das nur mit dir werden? Die Schule ohne Wissen der Eltern abgebrochen. Diese ständigen Treffen in den illegalen Fightclubs. Und wozu das alles?“ Sie lehnte ihren Kopf gegen die Bettkante und tupfte ihm die blutigen Stellen, als er plötzlich flüsterte.
„Um sie zu vergessen, um den inneren Schmerz zu verdrängen, um mich einfach wieder lebendig zu fühlen.“ Aaron hatte noch immer die Augen geschlossen, aber er war definitiv wach. So langsam stellte sich der Schmerz ein, der ihn beim betupfen seiner Wunden zusammen zucken ließ.
„Aaron, so kann es nicht weiter gehen. Mama und Papa, wollen dich zu Granny schicken. Und ich will hier nicht allein sein. Mit wem soll ich denn streiten wenn du nicht mehr da bist?“
Nun zeichnete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ab. „Dann suchst du dir eben jemand anderen. In der Schule gibt es doch genug Opfer, für dich.“
„Ja, aber keine die es lange genug aushalten würden“, gab sie leise und fast schon traurig zurück. Kaum waren ihre Gefühle wieder unter Kontrolle, verspürte sie Wut in sich. Als sie eine Weile schwiegen, stellte sie fest dass Aaron bereits wieder eingeschlafen war. Sie verarztete noch die restlichen Stellen, bevor sie dann in ihr eigenes Zimmer ging und sich schlafen legte.
Zuletzt von amyfake78 am Do 13 Jan 2011, 02:26 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Re: Küsse des Schattens
Am nächsten Tag, belauschte Geraldine ein ernstes Gespräch zwischen ihrer Mom und ihrem Dad. Sie waren sehr in ihr Gespräch vertieft und bemerkten sie nicht. Erst als die Tür von Aarons Zimmer laut zuknallte, war das Gespräch abrupt beendet. Aaron kam die Wendeltreppe hinunter. Er humpelte und sein Gesicht war von Schmerz gezeichnet. Geraldine hasste diesen Anblick, der mittlerweile zu oft zu sehen war. Aaron lief an ihr vorbei und sah sie nicht einmal an. Endlich unten angekommen wurde ihm mitgeteilt, dass sich seine Eltern große Sorgen machten und sich überlegt hatten ihn zur Großmutter nach Ungarn zu schicken. Zum ersten Mal seit Wochen war Aaron sichtlich geschockt. Nicht das er kein ungarisch konnte, nein dass war nicht das Problem. Das einzige worin er den Grund sah dort nicht hinzugehen, war die Tatsache so weit von Brandy fort zu sein.
„Nein!“, sprach er eindringlich. „Schickt mich zu Tante Michaela, aber nicht zu Granny.“
„Aber bei Granny würdest du auf andere Gedanken kommen“, sprach nun Sarah mit besorgter Stimme und Peter machte eine zustimmende Geste. Aaron fühlte sich. Sich und seinen erneuten Anfall von tiefem Schmerz. Er hatte noch nie so sehr an einem Mädchen gehangen. Noch nie. Mädchen waren für ihn seit er Gefallen an dem Geschlecht gefunden hatte, reines Spielzeug gewesen. Er hatte sich jede genommen die er wollte. Und dann urplötzlich stand Brandy in der Schlange des Clubs und hoffte hereingelassen zu werden. Sie war wunderschön. Eine Dunkelbraune Seele in einem milchigen Körper gefangen. Brandy hatte so viel Soul und RnB in der Stimme und in ihren Bewegungen, dass es immer wirkte als würde sie tanzen oder singen wenn sie sprach. Diese Erinnerungen taten weh und er spürte das Verlangen sich wieder in den Fightclub zu begeben. Doch leider wurden diese Veranstaltungen nur nachts betrieben. Also musste er sich etwas anderes überlegen. Obwohl seine Eltern noch mit ihm sprachen, drehte er sich um und humpelte wieder zurück in sein Zimmer. Geraldine hatte den Schmerz in ihrem Bruder sofort gesehen. Als sie ihm in seine Räumlichkeiten folgen wollte, sah er sie nur ausdruckslos an und schüttelte kaum merklich den Kopf. Dieses Verhalten tat ihr besonders weh. Er zog sich zurück, schon wieder. Früher hatte er so etwas nie gemacht. Was war nur schief gelaufen? Warum vertraute er sich ihr nicht mehr an? Alles schien ihm egal geworden zu sein.
Aaron legte sich auf sein Bett und betrachtete die kleine Schale mit rotgefärbten Wasser darin. Blut. Sein Blut. Er hatte diesen Mann beleidigt. Nur mit einem Wunsch. Den das er zuschlagen würde. Brandy war in diesem Club gewesen. Er hatte sie sofort entdeckt. Inmitten von all diesen Gästen, aber genau sie traf ihn so unerwartet. Seit einigen Wochen war sie nicht mehr dort gewesen. Geraldine hatte ihn jedes Wochenende mitgeschleift. Sie machte sich Sorgen, dass wusste er. Auch wenn sie immer wieder Streit anfing, so durchschaubar war ihre Maske um ihre Gefühle zu verleugnen. Aaron richtete sich wieder auf. Sah sich um und erinnerte sich an die Nacht zurück. Er wusste schon gar nicht mehr was er alles gesagt hatte, nur das ihm eine Faust genau aufs Kinn traf. Tritte gegen seine Beine und Hiebe in den Magen und den Nieren. Immer wieder hatte er sie provoziert, um sie endlich zu spüren. Schmerzen die ihn ablenken sollten darüber nachzudenken, was er hätte machen sollen um Brandy zu behalten. Doch nichts half. Plötzlich klopfte es an seinem Zimmer. Es war zu zaghaft um die seiner Eltern zu sein. Aaron rechnete stark mit Geraldine, aber sie war es ebenfalls nicht. Als sich die Tür leise und zögerlich öffnete, stand Martha im Zimmer.
„Oh entschuldigen sie bitte. Ich wollte sie nicht stören“, entschuldigte sich das Dienstmädchen. Eigentlich wurde sie damals zum Kinderhüten eingestellt. Martha war nicht so viel älter als Aaron und Geraldine. Lediglich 6 Jahr lagen zwischen ihnen. Geraldine mochte Martha nicht sonderlich. Sie fand sie falsch. Aaron hingegen mochte sie sehr. Was vielleicht an eine kleine Affäre lag, die sie einmal hatten. Martha hatte nie davon etwas erzählt und hatte akzeptiert dass sie nie eine wichtige Rolle in Aarons Leben spielen würde. Auch wenn Aaron noch immer mit ihr spielen konnte, fühlte er sich nicht in der Lage dazu. So als hätte Brandy ihm jegliche Ignoranz genommen. Denn zum ersten Mal fühlte er das, was er anderen Jahrelang angetan hatte.
Martha nahm seinen Wäschekorb und verschwand ohne ihn weiterhin anzusehen. Durch die offene Tür konnte Aaron Geraldine sehen, die durch einen kleinen Spalt ihrer Zimmertür sah. Kaum hatte sie bemerkt dass er sie beobachtet hatte, schloss sie schnell die Tür. Unten im Haus hörte er seine Eltern, die das Gespräch noch nicht beendet hatten. Sein Vorschlag zu Tante Michaela zu ziehen wurde in Erwägung gezogen. Somit hoffte er einfach nur, dass sie ihn akzeptieren konnten. Seine Mutter Sarah war eigentlich zu sehr vernarrt in ihn gewesen. So wie Peter vernarrt in Geraldine war. Nur deshalb und nur weil beide sich so gut verstanden und für einander einstanden, hatten sie beide aus dem Heim zu sich geholt. Nun konnte er nur noch hoffen. Hoffen das Peter nachgeben würde. Eigentlich war Tante Michaela ideal. Sie hatte eine Range und da gab es immer Arbeit. Er wusste, dass sie ihn beschäftigt sehen wollten. Zu beschäftigt um irgendwelchen Schwachsinn zu verzapfen. Er hielt es kaum noch aus. Also beschloss er zu Geraldine zu gehen. Sie konnte ihn immer trösten, egal wie sie es tat. Aber bei ihr fand er immer etwas Ruhe.
Aaron klopfte gegen ihre Tür, kurz darauf wurde es hektisch im Zimmer und sie fluchte. Aaron musste etwas lächeln, welches allerdings genauso schnell erstarb wie es kam. Geraldine öffnete und trat bei Seite. Doch Aaron wollte nicht vorbei. Er ging auf sie zu und umarmte sie. Leise ließ sie die Tür ins Schloss fallen. Aaron hatte sich so seit Wochen abgelenkt und er hasste sich dafür. Ihm war bewusst was für Gefühle Geraldine ihm gegenüber hatte. Und wieder einmal war er egoistisch. Er wollte sich trösten, mit ihr trösten, egal wie sie sich danach fühlen würde. Aaron küsste ihren Hals und berührte ihre weiche Haut überall dort wo er es wollte. Eine Beziehung wäre so wie so nicht möglich gewesen und das war ihr genauso klar wie ihm. Am wichtigsten war jedoch, dass es ihr klar war.
Nachdem er sich getröstet hatte, ging er hinüber in seine Räumlichkeiten. Er hinterließ einen Scherbenhaufen, dass war ihm bewusst, aber es kümmerte ihn komischer Weise nicht, obwohl er immer bemüht war, sie zu beschützen. Vor allen konnte er sie beschützen nur nicht vor ihm. Aaron ging duschen und danach zog er sich etwas Bequemes an. Wiederum klopfte es an seinem Zimmer. Bei einem Blick in die Ecke verriet ihm dass es nicht Martha sein konnte, denn der Korb stand bereits wieder am gewohnten Platz.
„Aaron? Dürfen wir eintreten? Wir sind zu einer Entscheidung gekommen.“ Er ging zur Tür, umfasste den Türknauf und atmete noch einmal tief durch, ehe er sie öffnete. Sarah und Peter traten ein und schlossen die Tür hinter sich. Sein Vater begann.
„Also wir haben uns entschieden, dass es so nicht weitern gehen kann. Wir haben das Gefühl, dass du dich absichtlich prügelst. Denn in letzter Zeit kommst du jeden Tag mit neuen Verletzungen nach Hause und wir lieben dich zu sehr, als dass wir uns das weiterhin ansehen, wie du dich selbst zerstörst.“ Peter machte eine theatralische Pause, um kurz darauf fortzufahren. „Ich hätte dich gern bei Granny gesehen, aber deine Mutter würde es nicht verkraften, dich so weit von uns fern zu wissen, außerdem versetzte ich mich in die Lage, dass Geraldine so weit fort wäre und es würde mir sicher genauso gehen. Also haben wir Tante Michaela angerufen. Sie leitet alles Weitere in die Wege. Sie freut sich sehr auf dich und damit du dich eingewöhnst, wirst du schon zum Spingbreak zu ihr fahren.“
„Nein!“, schrie es nun von draußen herein. Geraldine hatte gelauscht und platzte nun hinein. „Mit wem soll ich denn dann zum Mardi Gra?“ Für diese Frage erntete sie einen bitterbösen Blick, nicht nur von Sarah sondern sogar von Peter. Dies bedeutete dass es festen Bestand in den Entscheidungen hatte und nichts daran zu rütteln gäbe. Aaron war zufrieden mit dieser staubigen Entscheidung. So wäre er immerhin noch in Amerika. In den restlichen Tagen die er noch in Seattle verbringen konnte, empfand er es nur für gut, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Aaron beichtete fast alle Geheimnisse, die seine Eltern mit großer Wahrscheinlichkeit heraus finden würden. Angefangen mit dem Schulabbruch. Sarah und Peter waren sichtlich geschockt, doch er hielt Geraldine dabei heraus. Sie sollte nicht für seine Dummheit auch noch gradestehen und vor allem nicht für ihre Loyalität ihm gegenüber. Desweiteren sollte sie nicht weiter verletzt werden als sie es schon war. Es tat Aaron leid, er hatte viele Fehler gemacht und es war wohl das Beste zu verschwinden. Nach weiteren Tagen war es soweit. Die Frühlingsferien kamen näher. Da er ohnehin nicht mehr zur Schule ging, wurde die Abreise um ein paar Tage vorverlegt. Geraldine wusste selbst nicht, was sie sagen oder tun sollte. Sie stand einfach nur da und weinte. Sie waren eigentlich nie so richtig getrennt gewesen. Als Aaron sie dann noch einmal in den Arm nehmen wollte, wurde sie über seine Geste wütend und schlug ihn von sich. Doch Aaron kannte sie genug um zu wissen, dass sie es nur tat um sich selbst und ihre Gefühle zu schützen. Deshalb nahm er es ihr auch nicht übel. Er ging zu Sarah und küsste sie auf die Wange, wobei er kurz an ihrem Ohr inne hielt und ihr zuflüsterte, dass sie Geraldine einen Kuss von ihm geben sollte. Seine Mutter nickte und drückte ihn sanft an sich heran, genau wie es auch sein Vater tat. Dann verschwand Aaron im Flieger.
„Nein!“, sprach er eindringlich. „Schickt mich zu Tante Michaela, aber nicht zu Granny.“
„Aber bei Granny würdest du auf andere Gedanken kommen“, sprach nun Sarah mit besorgter Stimme und Peter machte eine zustimmende Geste. Aaron fühlte sich. Sich und seinen erneuten Anfall von tiefem Schmerz. Er hatte noch nie so sehr an einem Mädchen gehangen. Noch nie. Mädchen waren für ihn seit er Gefallen an dem Geschlecht gefunden hatte, reines Spielzeug gewesen. Er hatte sich jede genommen die er wollte. Und dann urplötzlich stand Brandy in der Schlange des Clubs und hoffte hereingelassen zu werden. Sie war wunderschön. Eine Dunkelbraune Seele in einem milchigen Körper gefangen. Brandy hatte so viel Soul und RnB in der Stimme und in ihren Bewegungen, dass es immer wirkte als würde sie tanzen oder singen wenn sie sprach. Diese Erinnerungen taten weh und er spürte das Verlangen sich wieder in den Fightclub zu begeben. Doch leider wurden diese Veranstaltungen nur nachts betrieben. Also musste er sich etwas anderes überlegen. Obwohl seine Eltern noch mit ihm sprachen, drehte er sich um und humpelte wieder zurück in sein Zimmer. Geraldine hatte den Schmerz in ihrem Bruder sofort gesehen. Als sie ihm in seine Räumlichkeiten folgen wollte, sah er sie nur ausdruckslos an und schüttelte kaum merklich den Kopf. Dieses Verhalten tat ihr besonders weh. Er zog sich zurück, schon wieder. Früher hatte er so etwas nie gemacht. Was war nur schief gelaufen? Warum vertraute er sich ihr nicht mehr an? Alles schien ihm egal geworden zu sein.
Aaron legte sich auf sein Bett und betrachtete die kleine Schale mit rotgefärbten Wasser darin. Blut. Sein Blut. Er hatte diesen Mann beleidigt. Nur mit einem Wunsch. Den das er zuschlagen würde. Brandy war in diesem Club gewesen. Er hatte sie sofort entdeckt. Inmitten von all diesen Gästen, aber genau sie traf ihn so unerwartet. Seit einigen Wochen war sie nicht mehr dort gewesen. Geraldine hatte ihn jedes Wochenende mitgeschleift. Sie machte sich Sorgen, dass wusste er. Auch wenn sie immer wieder Streit anfing, so durchschaubar war ihre Maske um ihre Gefühle zu verleugnen. Aaron richtete sich wieder auf. Sah sich um und erinnerte sich an die Nacht zurück. Er wusste schon gar nicht mehr was er alles gesagt hatte, nur das ihm eine Faust genau aufs Kinn traf. Tritte gegen seine Beine und Hiebe in den Magen und den Nieren. Immer wieder hatte er sie provoziert, um sie endlich zu spüren. Schmerzen die ihn ablenken sollten darüber nachzudenken, was er hätte machen sollen um Brandy zu behalten. Doch nichts half. Plötzlich klopfte es an seinem Zimmer. Es war zu zaghaft um die seiner Eltern zu sein. Aaron rechnete stark mit Geraldine, aber sie war es ebenfalls nicht. Als sich die Tür leise und zögerlich öffnete, stand Martha im Zimmer.
„Oh entschuldigen sie bitte. Ich wollte sie nicht stören“, entschuldigte sich das Dienstmädchen. Eigentlich wurde sie damals zum Kinderhüten eingestellt. Martha war nicht so viel älter als Aaron und Geraldine. Lediglich 6 Jahr lagen zwischen ihnen. Geraldine mochte Martha nicht sonderlich. Sie fand sie falsch. Aaron hingegen mochte sie sehr. Was vielleicht an eine kleine Affäre lag, die sie einmal hatten. Martha hatte nie davon etwas erzählt und hatte akzeptiert dass sie nie eine wichtige Rolle in Aarons Leben spielen würde. Auch wenn Aaron noch immer mit ihr spielen konnte, fühlte er sich nicht in der Lage dazu. So als hätte Brandy ihm jegliche Ignoranz genommen. Denn zum ersten Mal fühlte er das, was er anderen Jahrelang angetan hatte.
Martha nahm seinen Wäschekorb und verschwand ohne ihn weiterhin anzusehen. Durch die offene Tür konnte Aaron Geraldine sehen, die durch einen kleinen Spalt ihrer Zimmertür sah. Kaum hatte sie bemerkt dass er sie beobachtet hatte, schloss sie schnell die Tür. Unten im Haus hörte er seine Eltern, die das Gespräch noch nicht beendet hatten. Sein Vorschlag zu Tante Michaela zu ziehen wurde in Erwägung gezogen. Somit hoffte er einfach nur, dass sie ihn akzeptieren konnten. Seine Mutter Sarah war eigentlich zu sehr vernarrt in ihn gewesen. So wie Peter vernarrt in Geraldine war. Nur deshalb und nur weil beide sich so gut verstanden und für einander einstanden, hatten sie beide aus dem Heim zu sich geholt. Nun konnte er nur noch hoffen. Hoffen das Peter nachgeben würde. Eigentlich war Tante Michaela ideal. Sie hatte eine Range und da gab es immer Arbeit. Er wusste, dass sie ihn beschäftigt sehen wollten. Zu beschäftigt um irgendwelchen Schwachsinn zu verzapfen. Er hielt es kaum noch aus. Also beschloss er zu Geraldine zu gehen. Sie konnte ihn immer trösten, egal wie sie es tat. Aber bei ihr fand er immer etwas Ruhe.
Aaron klopfte gegen ihre Tür, kurz darauf wurde es hektisch im Zimmer und sie fluchte. Aaron musste etwas lächeln, welches allerdings genauso schnell erstarb wie es kam. Geraldine öffnete und trat bei Seite. Doch Aaron wollte nicht vorbei. Er ging auf sie zu und umarmte sie. Leise ließ sie die Tür ins Schloss fallen. Aaron hatte sich so seit Wochen abgelenkt und er hasste sich dafür. Ihm war bewusst was für Gefühle Geraldine ihm gegenüber hatte. Und wieder einmal war er egoistisch. Er wollte sich trösten, mit ihr trösten, egal wie sie sich danach fühlen würde. Aaron küsste ihren Hals und berührte ihre weiche Haut überall dort wo er es wollte. Eine Beziehung wäre so wie so nicht möglich gewesen und das war ihr genauso klar wie ihm. Am wichtigsten war jedoch, dass es ihr klar war.
Nachdem er sich getröstet hatte, ging er hinüber in seine Räumlichkeiten. Er hinterließ einen Scherbenhaufen, dass war ihm bewusst, aber es kümmerte ihn komischer Weise nicht, obwohl er immer bemüht war, sie zu beschützen. Vor allen konnte er sie beschützen nur nicht vor ihm. Aaron ging duschen und danach zog er sich etwas Bequemes an. Wiederum klopfte es an seinem Zimmer. Bei einem Blick in die Ecke verriet ihm dass es nicht Martha sein konnte, denn der Korb stand bereits wieder am gewohnten Platz.
„Aaron? Dürfen wir eintreten? Wir sind zu einer Entscheidung gekommen.“ Er ging zur Tür, umfasste den Türknauf und atmete noch einmal tief durch, ehe er sie öffnete. Sarah und Peter traten ein und schlossen die Tür hinter sich. Sein Vater begann.
„Also wir haben uns entschieden, dass es so nicht weitern gehen kann. Wir haben das Gefühl, dass du dich absichtlich prügelst. Denn in letzter Zeit kommst du jeden Tag mit neuen Verletzungen nach Hause und wir lieben dich zu sehr, als dass wir uns das weiterhin ansehen, wie du dich selbst zerstörst.“ Peter machte eine theatralische Pause, um kurz darauf fortzufahren. „Ich hätte dich gern bei Granny gesehen, aber deine Mutter würde es nicht verkraften, dich so weit von uns fern zu wissen, außerdem versetzte ich mich in die Lage, dass Geraldine so weit fort wäre und es würde mir sicher genauso gehen. Also haben wir Tante Michaela angerufen. Sie leitet alles Weitere in die Wege. Sie freut sich sehr auf dich und damit du dich eingewöhnst, wirst du schon zum Spingbreak zu ihr fahren.“
„Nein!“, schrie es nun von draußen herein. Geraldine hatte gelauscht und platzte nun hinein. „Mit wem soll ich denn dann zum Mardi Gra?“ Für diese Frage erntete sie einen bitterbösen Blick, nicht nur von Sarah sondern sogar von Peter. Dies bedeutete dass es festen Bestand in den Entscheidungen hatte und nichts daran zu rütteln gäbe. Aaron war zufrieden mit dieser staubigen Entscheidung. So wäre er immerhin noch in Amerika. In den restlichen Tagen die er noch in Seattle verbringen konnte, empfand er es nur für gut, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Aaron beichtete fast alle Geheimnisse, die seine Eltern mit großer Wahrscheinlichkeit heraus finden würden. Angefangen mit dem Schulabbruch. Sarah und Peter waren sichtlich geschockt, doch er hielt Geraldine dabei heraus. Sie sollte nicht für seine Dummheit auch noch gradestehen und vor allem nicht für ihre Loyalität ihm gegenüber. Desweiteren sollte sie nicht weiter verletzt werden als sie es schon war. Es tat Aaron leid, er hatte viele Fehler gemacht und es war wohl das Beste zu verschwinden. Nach weiteren Tagen war es soweit. Die Frühlingsferien kamen näher. Da er ohnehin nicht mehr zur Schule ging, wurde die Abreise um ein paar Tage vorverlegt. Geraldine wusste selbst nicht, was sie sagen oder tun sollte. Sie stand einfach nur da und weinte. Sie waren eigentlich nie so richtig getrennt gewesen. Als Aaron sie dann noch einmal in den Arm nehmen wollte, wurde sie über seine Geste wütend und schlug ihn von sich. Doch Aaron kannte sie genug um zu wissen, dass sie es nur tat um sich selbst und ihre Gefühle zu schützen. Deshalb nahm er es ihr auch nicht übel. Er ging zu Sarah und küsste sie auf die Wange, wobei er kurz an ihrem Ohr inne hielt und ihr zuflüsterte, dass sie Geraldine einen Kuss von ihm geben sollte. Seine Mutter nickte und drückte ihn sanft an sich heran, genau wie es auch sein Vater tat. Dann verschwand Aaron im Flieger.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 2 - Willkommen im Nirgendwo
Aaron saß im Flieger und dachte über seine letzten vier Monate nach. Alles war schief gelaufen. Nun wusste er tatsächlich wie sich alle Mädchen nach ihm gefühlt hatten. Vor allem aber Geraldine. Es tat ihm weh, sie nicht in den Arm nehmen gekonnt zu haben, bei der Verabschiedung. Es schmerzte tief in seiner Brust und dann wurde das Gefühl unerträglich. Ein stetig anwachsender Kloß in seinem Hals lies ihn schwer schlucken. Brandy. Warum konnte er sie nicht aus seinen Gedanken verdrängen? Immer wieder schlich sie sich brennend ein. Aaron war zu niedergeschmettert um die hübsche Stewardess wahrzunehmen. Erst als sie mit dem kleinen Wagen gegen seinen Ellenbogen stieß, registrierte er sie. Entschuldigend sah sie ihn an, wobei ihm ein kleines Lächeln entlockt wurde. Aber es war ein Lächeln welches man gab, wenn man die Entschuldigung annahm. Nachdem sie weiter gelaufen war, lehnte sich Aaron noch einmal in den Gang um ihr hinterher zu sehen. Plötzlich hatte er ein schlechtes Gewissen, warum auch immer. Er fand nicht dass diese kurze Geste ausreichte um einen Entschuldigung anzunehmen. So stand er auf und folgte ihr den Gang hinunter. Als er sie dann erreichte ertappte er sich, wie er ihr die ganze Zeit auf den wohlgeformten Hintern starrte. Aaron verfiel seinem Muster. Geraldine war nicht hier um ihn zu trösten also musste sie es tun. Kurz hinter ihr blieb er stehen. Sie reichte gerade einem Gast einen dieser Tomatensäfte. Aaron dachte wie eklig dieses Zeug schmeckte und selbst hier im Flieger war es ihm zu wider.
Als die Stewardess sich wieder richtete stand er so nah, dass sie sein Atem im Nacken spürte. Aaron war sich bewusst, welche Wirkung er auf Frauen hatte. Sogar auf ältere Frauen. Er war gerade einmal 19 Jahre alt, aber er bekam sie alle. Seinen Charme verweigerten sich nur wenige. So auch diesmal. Die Stewardess drehte sich um und lächelte ihn schüchtern an.
„Entschuldigen Sie, aber das wird hier noch einige Minuten dauern, wenn sie zur Toilette wollen, dann sollten Sie den anderen Gang benutzen“, sie stammelte statt das sie vernünftige Töne herausbrachte. Denn der feste Blick den Aaron auf sie geheftet hatte, machte sie nervös. Er fing an mit dem Kopf schütteln, beugte sich zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Was sie dort hörte gefiel ihr, denn voller Scham sah sie zu Boden und begann zu glühen. Dann wandte sich Aaron von ihr ab und ging zurück in seine erste Klasse. Doch statt sich auf seinen Sitz niederzulassen nahm er einige Scheine aus seiner Geldbörse und machte sich auf den Weg zu den Räumlichkeiten der Stewardessen.
„Ich möchte gerne dieses Abteil für ein paar Minuten ungestört nutzen. Wäre das eine angemessene Summe um meinen Wunsch zu erfüllen?“ Während er die drei Flugbegleiterinnen fragte, drückte er ihnen einige Hundert Dollar in die Hand. Wenn er es richtig im Sinne hatte, waren es unter dreien aufgeteilt etwa 340 Dollar. Das sollte genügen um sie hier los zu werden. Und tatsächlich ohne weiter darüber nach zu denken standen sie von ihren Plätzen auf und verschwanden in den Gängen des Flugzeugs. Einen kurzen Moment wartete er, als die auserwählte Stewardess das Abteil betrat. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, ging er auf sie zu und nahm sich seinen Trost.
Aaron sprach nie wenn er sich auf diese Weise trösten wollte. Nie. Auch nicht danach. Sie hingegen fing kurz darauf an zu plappern. Während Aaron sich seine Sachen richtete, schrieb sie ihm ihre Handynummer auf. Wie er dies hasste. Es war nie die Rede von Kennenlernen und das wusste er genau, denn so war er nicht. So war er nur bei einer gewesen. Er verbot sich in jenem Moment den Namen auch nur zu denken. Als Aarons Kleidung wieder gerichtet war, ging er hinaus. Er ließ Janine einfach stehen. Sie hielt mit ausgestrecktem Arm kurz inne. Nun machte es auch in ihrem Kopf klick. Und Aaron ging weiter ohne sich zu vergewissern ob sie damit klar käme. Mein Gott, dachte er für einen kurzen Moment abfällig. Wie alt war sie wohl gewesen? 26? Ja, dass konnte in etwa hinkommen.
Als Aaron wieder Platz nahm, leuchtete das Lämpchen auf, welches den Passagieren sagen sollte, dass sie sich anschnallen sollten. Das war auch gut so. So mussten sich die Flugbegleiterinnen ebenfalls setzen und ihm würde eine eventuelle unangenehme Situation erspart bleiben. Kleine Turbulenzen waren okay, die machten Aaron nichts aus. Als die endlich überstanden waren, gab der Pilot durch dass sie sich nun im Landeanflug befanden.
Kurz nachdem das Flugzeug mehr oder weniger sanft aufsetzte, klatschten und johlten alle der zweiten Klasse. Hier in der ersten Klasse, war dies nicht der Fall. Alle waren viel zu beschäftigt und empfanden dieses Ereignis als normal. Auch für Aaron war fliegen nichts Besonderes. Seine Eltern hatten damals gut in eine Firma investiert und lebten seither in Reichtum? Konnte man das sagen, wenn das Jahresgehalt eines Einzelnen eine knappe Million beinhaltete? Sicherlich ja. Denn Aaron und Geraldine brauchten sich über Geldsorgen keine Gedanken machen.
Tante Michaela war da anders. Sie verweigerte eine regelmäßige Finanzspritze ihrer Schwester. Sie lebte gut bürgerlich. War es wirklich so eine gute Idee gewesen? Aaron erhob sich aus dem Sitz und lief zum Ausgang. Janine. Sie stand tatsächlich am Eingang. Ihr Blick wandte sich sofort ab, als sie ihn sah. Aaron seufzte schwer und lief an ihr vorbei, als hätte es dieses kleine Intermezzo nicht gegeben. Als er auf ihrer Höhe war, flüsterte sie ihm etwas zu.
„Du bist so erbärmlich“, was dort aus ihr sprach war einfach nur Wut. Obwohl viele sich dies nicht gefallen gelassen hätten, interessierte ihm selbst das nicht. Ohne auch nur eine Reaktion ging er weiter.
Tante Michaela stand in der großen Halle und winkte ihm zu. Seit mindestens 10 Jahren hatten sie sich nicht mehr gesehen. Eigentlich hatten sie sich nur drei Mal gesehen. Als er und Geraldine zu Sarah und Peter zogen, als seine Eltern kurz darauf heirateten und als Grandpa gestorben war. Aarons Auffassungsgabe war nicht besonders gut, aber ihm viel das Foto in ihrer Hand sofort auf. Sarah hatte ihr ein Foto geschickt. Irgendwie musste Aaron darüber schmunzeln. Michaela sah aus wie ein Hippie. Sie hatte einen weiten Rock an, der eher an Jutesäcke erinnerte, eine regenbogenfarbende Strickweste, darunter ein weißes Shirt und ihre braunen Haare waren von grauen Strähnen durchzogen. Außerdem waren sie kraus und sahen drahtig aus. Und obwohl ihre Erscheinung zu wünschen übrig ließ, zumindest in Aarons Augen, hatte sie eine tolle Ausstrahlung und man begann automatisch mit zu lächeln. Voll bepackt mit seinen Koffern und Taschen wurde er aufs herzlichste Begrüßt. Es war ihm jedoch schon etwas peinlich. Immer hin stand er mit Klamotten von Dolce & Gabbana vor ihr. Und ihre Kleidung sah aus wie selbst gestrickt. Dennoch ließ er es über sich ergehen. Nach der herzlichen Begrüßung nahm sie ihm eine Tasche und einen Rollkoffer ab.
„Oh man“, stöhnte sie als sie am Auto ankamen, „was hast du denn alles mitgenommen? Deine Mutter hatte mir schon gesagt das es viel sei, aber so viel?“
Aaron zuckte nur mit den Schultern. Ihm war nicht nach Smalltalk und außerdem wusste er nicht was er hätte darauf sagen sollen. Als er die Beifahrertür öffnete, wurde er von Baloo angefallen. Die Deutsche Dogge freute sich und wollte es ihm auch zeigen. Da war es hin das Dolce & Gabbana Shirt. Angewidert sah er auf die feuchte Stelle. Seine Tante hingegen fand es ziemlich lustig und lachte schallend. Sauer und genervt setzte er sich auf den sandigen Sitz. Naja, wenn das Shirt schon versaut ist, kann die Hose auch gleich hinterher in den Müll, dachte er weniger glücklich. Geraldine würde ihm sicher ein paar neue Sachen schicken, wenn er sie darum bat. Hier in Knoxville wird er wohl nichts an Designerklamotten finden. Gelangweilt sah er aus dem Fenster. Die dichten Häuser lockerten immer weiter auf. Bis es ihm vorkam als wären sie in der typisch amerikanischen Vorstadt. Sie mussten also bald ankommen, doch dem war nicht so. Er hatte gehofft in so einem kleinen Vorort von Knoxville zu kommen, aber zu seiner Enttäuschung fuhr Tante Michaela durch diese kleinen Vororte. Der letze Ort war passiert und nun begann Wald.
An einer kleinen Biege setzte Michaela den Blinker. Aaron dachte noch spöttisch wozu, als ein dunkelroter Truck mit quietschenden Rädern auf die Eisen hinter ihnen stieg. Er drehte sich um, konnte aber nichts sehen, weil Baloo ihm die Sicht nahm.
„Dieser Idiot“, fluchte Michaela und bog in den Waldweg ein.
„Wer war das?“, fragte Aaron zum ersten Mal mit einen halbwegs ehrlichen Interesse.
„Das? Das war Johnny. Johnny Compton. Einer der Jungen die hier grundsätzlich Ärger machten. Also halt dich von ihm fern. Wir wollen doch nicht, dass du noch ramponierter aussiehst als du es jetzt schon tust!“
Aaron setzte sich wieder einiger Maßen vernünftig in den Sitz und war froh den ersten Kandidaten gefunden zu haben, für den Fall das es ihm wieder schlechter ging. Johnny Compton, der Spezialist fürs grobe Detail.
Nach einer durchrüttelten Fahrt kamen sie schließlich auf der Range an. Der Weg zum Haus war von zwei Koppeln gesäumt. Pferde. Jede Menge Pferde. Pferde für Profis, Pferde von Profis, Pferde für Anfänger, für Fortgeschrittene. Pferde für Touristen, für Schulklassen und auch für Rehabilitations-zwecke. Sie liebte solche Tiere das wusste er, aber dass es so ein Ausmaß hatte, war ihm nicht bewusst.
Kaum hielt der Transporter kamen auch schon Angestellte auf sie zu. Ein Pferd brachte gerade ein Fohlen zur Welt. Na klasse, mir bleibt auch gar nichts erspart, dachte er seufzend. Doch seine Tante wollte von ihm nicht sofort alles abverlangen.
„Schaffst du deine Sachen selbst hoch? Ansonsten hilft dir Nathan“, sie wartete nicht einmal eine Antwort ab. „Nathan, hilf bitte Aaron mit den Taschen und zeig ihm sein Zimmer.“
„Ja Miss Walter“, bestätigte Nathan die Anweisung seiner Chefin und nahm sogleich ein paar Koffer. Aaron jedoch kannte den Blick von Nathan. Solche Blicke waren ihm durchaus bekannt. Sie schienen zu denken, Der schmeißt doch eh alles hin, wenn es schwieriger und dreckiger wird. Aaron jedoch hatte nicht das Bedürfnis alles sofort hinzuschmeißen. Aber in Nathan hatte er Kandidat Nummer Zwei gefunden. Als alle Sachen in seinem Zimmer waren, setzte er sich auf das Bett und holte sein Handy aus der Tasche. Er musste einfach Geraldine hören. Sie fehlte ihm. Er fühlte sich hier auf der Range schon jetzt einsam und missverstanden. Er schaltete es wieder an, denn es war noch wegen dem Flug aus gewesen. Doch zu seiner Enttäuschung, er bekam kein Netz. Sein Blick fiel auf die Laptoptasche. Er holte den kleinen Apple hinaus und als er hochgefahren war, die nächste Enttäuschung. Keine Internetverbindung. Hatte dieser Ort überhaupt irgendeinen Zugang zu dem Jahre 2010?
Aaron saß im Flieger und dachte über seine letzten vier Monate nach. Alles war schief gelaufen. Nun wusste er tatsächlich wie sich alle Mädchen nach ihm gefühlt hatten. Vor allem aber Geraldine. Es tat ihm weh, sie nicht in den Arm nehmen gekonnt zu haben, bei der Verabschiedung. Es schmerzte tief in seiner Brust und dann wurde das Gefühl unerträglich. Ein stetig anwachsender Kloß in seinem Hals lies ihn schwer schlucken. Brandy. Warum konnte er sie nicht aus seinen Gedanken verdrängen? Immer wieder schlich sie sich brennend ein. Aaron war zu niedergeschmettert um die hübsche Stewardess wahrzunehmen. Erst als sie mit dem kleinen Wagen gegen seinen Ellenbogen stieß, registrierte er sie. Entschuldigend sah sie ihn an, wobei ihm ein kleines Lächeln entlockt wurde. Aber es war ein Lächeln welches man gab, wenn man die Entschuldigung annahm. Nachdem sie weiter gelaufen war, lehnte sich Aaron noch einmal in den Gang um ihr hinterher zu sehen. Plötzlich hatte er ein schlechtes Gewissen, warum auch immer. Er fand nicht dass diese kurze Geste ausreichte um einen Entschuldigung anzunehmen. So stand er auf und folgte ihr den Gang hinunter. Als er sie dann erreichte ertappte er sich, wie er ihr die ganze Zeit auf den wohlgeformten Hintern starrte. Aaron verfiel seinem Muster. Geraldine war nicht hier um ihn zu trösten also musste sie es tun. Kurz hinter ihr blieb er stehen. Sie reichte gerade einem Gast einen dieser Tomatensäfte. Aaron dachte wie eklig dieses Zeug schmeckte und selbst hier im Flieger war es ihm zu wider.
Als die Stewardess sich wieder richtete stand er so nah, dass sie sein Atem im Nacken spürte. Aaron war sich bewusst, welche Wirkung er auf Frauen hatte. Sogar auf ältere Frauen. Er war gerade einmal 19 Jahre alt, aber er bekam sie alle. Seinen Charme verweigerten sich nur wenige. So auch diesmal. Die Stewardess drehte sich um und lächelte ihn schüchtern an.
„Entschuldigen Sie, aber das wird hier noch einige Minuten dauern, wenn sie zur Toilette wollen, dann sollten Sie den anderen Gang benutzen“, sie stammelte statt das sie vernünftige Töne herausbrachte. Denn der feste Blick den Aaron auf sie geheftet hatte, machte sie nervös. Er fing an mit dem Kopf schütteln, beugte sich zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Was sie dort hörte gefiel ihr, denn voller Scham sah sie zu Boden und begann zu glühen. Dann wandte sich Aaron von ihr ab und ging zurück in seine erste Klasse. Doch statt sich auf seinen Sitz niederzulassen nahm er einige Scheine aus seiner Geldbörse und machte sich auf den Weg zu den Räumlichkeiten der Stewardessen.
„Ich möchte gerne dieses Abteil für ein paar Minuten ungestört nutzen. Wäre das eine angemessene Summe um meinen Wunsch zu erfüllen?“ Während er die drei Flugbegleiterinnen fragte, drückte er ihnen einige Hundert Dollar in die Hand. Wenn er es richtig im Sinne hatte, waren es unter dreien aufgeteilt etwa 340 Dollar. Das sollte genügen um sie hier los zu werden. Und tatsächlich ohne weiter darüber nach zu denken standen sie von ihren Plätzen auf und verschwanden in den Gängen des Flugzeugs. Einen kurzen Moment wartete er, als die auserwählte Stewardess das Abteil betrat. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, ging er auf sie zu und nahm sich seinen Trost.
Aaron sprach nie wenn er sich auf diese Weise trösten wollte. Nie. Auch nicht danach. Sie hingegen fing kurz darauf an zu plappern. Während Aaron sich seine Sachen richtete, schrieb sie ihm ihre Handynummer auf. Wie er dies hasste. Es war nie die Rede von Kennenlernen und das wusste er genau, denn so war er nicht. So war er nur bei einer gewesen. Er verbot sich in jenem Moment den Namen auch nur zu denken. Als Aarons Kleidung wieder gerichtet war, ging er hinaus. Er ließ Janine einfach stehen. Sie hielt mit ausgestrecktem Arm kurz inne. Nun machte es auch in ihrem Kopf klick. Und Aaron ging weiter ohne sich zu vergewissern ob sie damit klar käme. Mein Gott, dachte er für einen kurzen Moment abfällig. Wie alt war sie wohl gewesen? 26? Ja, dass konnte in etwa hinkommen.
Als Aaron wieder Platz nahm, leuchtete das Lämpchen auf, welches den Passagieren sagen sollte, dass sie sich anschnallen sollten. Das war auch gut so. So mussten sich die Flugbegleiterinnen ebenfalls setzen und ihm würde eine eventuelle unangenehme Situation erspart bleiben. Kleine Turbulenzen waren okay, die machten Aaron nichts aus. Als die endlich überstanden waren, gab der Pilot durch dass sie sich nun im Landeanflug befanden.
Kurz nachdem das Flugzeug mehr oder weniger sanft aufsetzte, klatschten und johlten alle der zweiten Klasse. Hier in der ersten Klasse, war dies nicht der Fall. Alle waren viel zu beschäftigt und empfanden dieses Ereignis als normal. Auch für Aaron war fliegen nichts Besonderes. Seine Eltern hatten damals gut in eine Firma investiert und lebten seither in Reichtum? Konnte man das sagen, wenn das Jahresgehalt eines Einzelnen eine knappe Million beinhaltete? Sicherlich ja. Denn Aaron und Geraldine brauchten sich über Geldsorgen keine Gedanken machen.
Tante Michaela war da anders. Sie verweigerte eine regelmäßige Finanzspritze ihrer Schwester. Sie lebte gut bürgerlich. War es wirklich so eine gute Idee gewesen? Aaron erhob sich aus dem Sitz und lief zum Ausgang. Janine. Sie stand tatsächlich am Eingang. Ihr Blick wandte sich sofort ab, als sie ihn sah. Aaron seufzte schwer und lief an ihr vorbei, als hätte es dieses kleine Intermezzo nicht gegeben. Als er auf ihrer Höhe war, flüsterte sie ihm etwas zu.
„Du bist so erbärmlich“, was dort aus ihr sprach war einfach nur Wut. Obwohl viele sich dies nicht gefallen gelassen hätten, interessierte ihm selbst das nicht. Ohne auch nur eine Reaktion ging er weiter.
Tante Michaela stand in der großen Halle und winkte ihm zu. Seit mindestens 10 Jahren hatten sie sich nicht mehr gesehen. Eigentlich hatten sie sich nur drei Mal gesehen. Als er und Geraldine zu Sarah und Peter zogen, als seine Eltern kurz darauf heirateten und als Grandpa gestorben war. Aarons Auffassungsgabe war nicht besonders gut, aber ihm viel das Foto in ihrer Hand sofort auf. Sarah hatte ihr ein Foto geschickt. Irgendwie musste Aaron darüber schmunzeln. Michaela sah aus wie ein Hippie. Sie hatte einen weiten Rock an, der eher an Jutesäcke erinnerte, eine regenbogenfarbende Strickweste, darunter ein weißes Shirt und ihre braunen Haare waren von grauen Strähnen durchzogen. Außerdem waren sie kraus und sahen drahtig aus. Und obwohl ihre Erscheinung zu wünschen übrig ließ, zumindest in Aarons Augen, hatte sie eine tolle Ausstrahlung und man begann automatisch mit zu lächeln. Voll bepackt mit seinen Koffern und Taschen wurde er aufs herzlichste Begrüßt. Es war ihm jedoch schon etwas peinlich. Immer hin stand er mit Klamotten von Dolce & Gabbana vor ihr. Und ihre Kleidung sah aus wie selbst gestrickt. Dennoch ließ er es über sich ergehen. Nach der herzlichen Begrüßung nahm sie ihm eine Tasche und einen Rollkoffer ab.
„Oh man“, stöhnte sie als sie am Auto ankamen, „was hast du denn alles mitgenommen? Deine Mutter hatte mir schon gesagt das es viel sei, aber so viel?“
Aaron zuckte nur mit den Schultern. Ihm war nicht nach Smalltalk und außerdem wusste er nicht was er hätte darauf sagen sollen. Als er die Beifahrertür öffnete, wurde er von Baloo angefallen. Die Deutsche Dogge freute sich und wollte es ihm auch zeigen. Da war es hin das Dolce & Gabbana Shirt. Angewidert sah er auf die feuchte Stelle. Seine Tante hingegen fand es ziemlich lustig und lachte schallend. Sauer und genervt setzte er sich auf den sandigen Sitz. Naja, wenn das Shirt schon versaut ist, kann die Hose auch gleich hinterher in den Müll, dachte er weniger glücklich. Geraldine würde ihm sicher ein paar neue Sachen schicken, wenn er sie darum bat. Hier in Knoxville wird er wohl nichts an Designerklamotten finden. Gelangweilt sah er aus dem Fenster. Die dichten Häuser lockerten immer weiter auf. Bis es ihm vorkam als wären sie in der typisch amerikanischen Vorstadt. Sie mussten also bald ankommen, doch dem war nicht so. Er hatte gehofft in so einem kleinen Vorort von Knoxville zu kommen, aber zu seiner Enttäuschung fuhr Tante Michaela durch diese kleinen Vororte. Der letze Ort war passiert und nun begann Wald.
An einer kleinen Biege setzte Michaela den Blinker. Aaron dachte noch spöttisch wozu, als ein dunkelroter Truck mit quietschenden Rädern auf die Eisen hinter ihnen stieg. Er drehte sich um, konnte aber nichts sehen, weil Baloo ihm die Sicht nahm.
„Dieser Idiot“, fluchte Michaela und bog in den Waldweg ein.
„Wer war das?“, fragte Aaron zum ersten Mal mit einen halbwegs ehrlichen Interesse.
„Das? Das war Johnny. Johnny Compton. Einer der Jungen die hier grundsätzlich Ärger machten. Also halt dich von ihm fern. Wir wollen doch nicht, dass du noch ramponierter aussiehst als du es jetzt schon tust!“
Aaron setzte sich wieder einiger Maßen vernünftig in den Sitz und war froh den ersten Kandidaten gefunden zu haben, für den Fall das es ihm wieder schlechter ging. Johnny Compton, der Spezialist fürs grobe Detail.
Nach einer durchrüttelten Fahrt kamen sie schließlich auf der Range an. Der Weg zum Haus war von zwei Koppeln gesäumt. Pferde. Jede Menge Pferde. Pferde für Profis, Pferde von Profis, Pferde für Anfänger, für Fortgeschrittene. Pferde für Touristen, für Schulklassen und auch für Rehabilitations-zwecke. Sie liebte solche Tiere das wusste er, aber dass es so ein Ausmaß hatte, war ihm nicht bewusst.
Kaum hielt der Transporter kamen auch schon Angestellte auf sie zu. Ein Pferd brachte gerade ein Fohlen zur Welt. Na klasse, mir bleibt auch gar nichts erspart, dachte er seufzend. Doch seine Tante wollte von ihm nicht sofort alles abverlangen.
„Schaffst du deine Sachen selbst hoch? Ansonsten hilft dir Nathan“, sie wartete nicht einmal eine Antwort ab. „Nathan, hilf bitte Aaron mit den Taschen und zeig ihm sein Zimmer.“
„Ja Miss Walter“, bestätigte Nathan die Anweisung seiner Chefin und nahm sogleich ein paar Koffer. Aaron jedoch kannte den Blick von Nathan. Solche Blicke waren ihm durchaus bekannt. Sie schienen zu denken, Der schmeißt doch eh alles hin, wenn es schwieriger und dreckiger wird. Aaron jedoch hatte nicht das Bedürfnis alles sofort hinzuschmeißen. Aber in Nathan hatte er Kandidat Nummer Zwei gefunden. Als alle Sachen in seinem Zimmer waren, setzte er sich auf das Bett und holte sein Handy aus der Tasche. Er musste einfach Geraldine hören. Sie fehlte ihm. Er fühlte sich hier auf der Range schon jetzt einsam und missverstanden. Er schaltete es wieder an, denn es war noch wegen dem Flug aus gewesen. Doch zu seiner Enttäuschung, er bekam kein Netz. Sein Blick fiel auf die Laptoptasche. Er holte den kleinen Apple hinaus und als er hochgefahren war, die nächste Enttäuschung. Keine Internetverbindung. Hatte dieser Ort überhaupt irgendeinen Zugang zu dem Jahre 2010?
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 3 - Krank
Aaron lief die Treppe hinunter in die Küche. Hier war es voll, seltsamer Weise saßen hier so viele fremde Leute, die nicht aussahen als wären sie hier Angestellte. Er sah an einer der Wände ein Telefon. Rettung dachte er in dem ersten Moment, im Zweiten war ihm klar, hier konnte er nicht mit Geraldine reden. Zu voll. Außerdem sah er einen Münzenschlitz. Musste er auch als Familienmitglied für Telefonate zahlen? Während er nachdachte, zupfte ihn jemand an der Hose. Als er hinunter sah, blickte er in ein Gesicht, welches eine Puppe hätte gehören können. Sie war etwas blass und schimmerte ein wenig seltsam. Sie sah irgendwie krank aus. Die Augen der kleinen Lady waren Dunkelblau mit kleinen grünen Sprenkeln darin. Sie glänzten ebenfalls krank. Trotzdem sah sie nicht traurig aus. Sie hatte ein wunderschönes Lächeln im Gesicht. Zwar ein wenig Zahnlos, aber wunderhübsch.
„Claire, lass den jungen Mann in Ruhe“, rief es hinter ihm. Als er dem Blick des Mädchens folgte, sah er eine junge Frau. Sie sah aus als wäre sie nicht viel Älter als er. Vielleicht ein oder zwei Jahre älter. Aaron lächelte ihr zu, als sie einen entschuldigenden Blick aufsetzte. Sie streckte gleichzeitig eine ihrer zierlichen Arme nach Claire aus.
„Ach das hat mich nicht gestört. Sind Sie hier um Ferien zu machen?“, fragte Aaron neugierig. Er hatte tatsächlich Gefallen an dieser jungen Frau mit dem kleinen Mädchen namens Claire.
Doch sie machte ein abfälliges „Tss“ und lachte gequält auf. Erst da sah Aaron sich die restlichen Menschen genauer an. Ihm war nicht aufgefallen das alle irgendwie krank aussahen. Auch diese zierliche Frau. Nachdem Claire vor ihr stand, hob sie sie hoch und folgte der aufbrechenden Gruppe.
„Hey, warte mal“, rief Aaron und folgte ihr mit schnellen Schritten. Doch sie blieb nicht stehen. Sie reagierte noch nicht einmal. Erst als er sie an der Schulter berührte, hielt sie an. Ihr Blick war … , da lag etwas schmerzliches darin, was er noch nie zuvor bei einem anderen gesehen hatte.
„Bitte lass uns in Ruhe“, bettelte sie schon fast. Aaron war verwirrt. Wieso sollte er sie in Ruhe lassen? Er verstand es einfach nicht und während er darüber nachdachte, ließ sie ihn einfach stehen. Sein Blick war gesenkt als er nachdachte. Doch er beschloss sich nicht so einfach abspeisen zu lassen. Er hob den Kopf, sah ihr kurz nach und rannte wieder hinter ihr her. Er hatte an ihr Gefallen gefunden und sein altes Verhaltensmuster würde solange nicht zufrieden sein, bis er sie zu seinen Eroberungen zählen könnte. Aaron hatte fast immer das bekommen was er wollte. Für einen kurzen Moment dachte er an Brandy. Sie war die erste die er umwerben musste. Zumindest hatte er es damals gedacht. Doch alles war von Anfang an geplant. Sie kannte ihn bereits, als er sie zum ersten Mal sah. Doch sie, die zierliche junge Frau, würde die Erste sein, um die er werben würde.
„Hey, wie heißt du“, begann er mit seinem unwiderstehlichen Lächeln. Doch sie schwieg und versuchte ihn zu ignorieren. Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben, aber an ihren ersten Blicken hatte er gesehen, dass sie auch an ihm Gefallen gefunden hatte. So interpretierte er zumindest ihren ersten Blick. Aaron jedoch war nicht dumm. Er hatte eine kleine Verbündete. Sie saß auf den Armen von seinem Ziel.
„Ich bin Aaron, und wie heißt die hübsche Prinzessin?“, er hatte sich zu Claire gewandt. Claire begann zu kichern und antwortete ihn brav. Während er nach oben zum Ziel seiner Begierde schielte, erntete er einen bösen Blick. Der machte ihm jedoch nichts aus.
„Und wie alt, ist die kleine Claire?“, löcherte er sie weiter. Claire sah kurz in die Luft und überlegte. Dann sah sie zu ihren kleinen Fingern und zählte leise mit.
„Sechs?“, fragte sie eher nachdenklich, als das sie geantwortet hätte. Hilfe suchend sah sie zu Ihr auf. Sie nickte Claire zu. Das hübsche Mädchen begann zu strahlen und zeigte stolz mit den Fingern die Zahl 6.
„Wow,“ sagte Aaron und machte ein erstauntes Gesicht, „so groß schon? Man, dann bist du ja gar kein Kind mehr, sondern eine richtige Lady“. Claire begann zu quietschen vor Freude und schenkte ihm ein wunderschönes breites Lächeln, wobei ihr ein paar Grübchen entstanden. Aaron lehnte sich zu ihr, was seinem Objekt der Begierde unangenehm war. Er hatte es durchaus bemerkt. Doch es war ihm egal. Er wusste sie würde ihm nie ihren Namen verraten.
„Und wie heißt deine hübsche Begleiterin?“, flüsterte Aaron verschwörerisch. Gerade als Claire es ihm sagen wollte, unterbrach sie die kleine Prinzessin.
„Claire!“, sagte sie streng. Bei dem traurigen Blick, den Claire nun aufgesetzt hatte, musste Aaron die Zähne zusammenbeißen. Die Augen des kleinen Porzellangesichts glitzerten und zerrissen ihm fast das Herz. Scharf zog Aaron die Luft ein, um etwas zu sagen. Aber er kam nicht dazu. Sein Handy in der Hand begann zu klingeln. Auf dem Display stand in Großbuchstaben. *CROWN OF THORNS*. Geraldine. Aaron wandte sich von Claire und der namenlosen Schönheit ab, um ans Handy zu gehen. Die Verbindung war äußerst schlecht. Er verstand nur Bruchstücke, und bat Geraldine so schnell er konnte SMS zu schreiben. Dann brach auch schon die Verbindung ab. Er war sogar froh darüber, denn sie hasste dieses Kurzmitteilungen und hätte garantiert protestiert. Dann dachte er kurz über Geraldine nach. Und wie sie sich verabschiedet hatten. Sie war wunderschön und sie wusste wie sein musste um einen Mann den Kopf zu verdrehen. Tief durchatmend legte er den Kopf in den Nacken und ließ dabei das Telefon in seine Hosentasche gleiten. Schon wieder dachte er für einen kurzen Moment an Brandy. Denn ihr war ihre Schönheit ebenso bewusst gewesen und sie hatte sie gezielt eingesetzt. Aaron schluckte noch einmal schwer und wandte sich zurück. Claire und Namenlos waren an der Koppel angekommen. Aus der Ferne betrachtete er die gesamte Gruppe. Niemand lachte. Alle sahen gezeichnet aus. Dürr, bleich, düstere Mienen und traurig. Erst als die Pferde heran geführt worden, erhellten sich die Gesichter. Zwar schleppend aber sie wurden fröhlicher.
„Traurig oder?“, fragte plötzlich eine Stimme neben ihm. Aaron hatte sich so erschrocken dass er zusammenfuhr. Michaela war umgezogen und schaute gedankenverloren zu der kleinen Gruppe.
„Was ist mit denen?“
„Ach das weißt du noch nicht? Ich dachte du wüsstest es, weil ich gesehen hatte, wie du mit ihr gesprochen hattest.“
„Naja, gesprochen konnte man das nicht nennen“, Aaron brannte regelrecht darauf zu erfahren, was mit ihnen war. Dass sie krank waren, sah er selbst. Aber was hatten sie, das Sie sich so abwendete. Tante Michaela atmete schwerfällig ein und sagte mit halb erstickter Stimme: „Leukämie. Endstadium.“
Aaron traf das Wort wie ein Schlag ins Gesicht. Sofort fiel sein Blick auf Claire. Fassungslos sah er sie an. Sie wurde in diesem Moment auf den Rücken des Pferdes gesetzt. Ihr Gesicht sah glücklich aus. Trotz der Ausgezehrtheit der Krankheit. Ihm stieg sofort ein Kloß in den Hals.
„Aber … aber, sie sehen nicht aus als hätten sie eine Chemo hinter sich. Ich mein, sollten sie nicht …“, er fand irgendwie in der Fassungslosigkeit keine Worte. Immer noch war sein Blick auf das kleine Mädchen gerichtet.
„Sie auch? – Claire?“, fragte er, obwohl er bereits die Antwort kannte.
„Ja, ihre Lebenserwartung beträgt noch ein halbes Jahr, wenn sie Glück hat.“ Aaron dachte nicht weiter über seine Handlungen nach und ging zu der Gruppe. Er hatte soeben beschlossen, dem kleinen Mädchen einen tollen Tag zu bescheren. Als er an ‘Namenlos‘ vorbei kam, flüsterte er ihr zu dass er es wisse.
„Was weißt du jetzt? Das wir hier alle Blutkrebs haben? Danke aber auf dein Mitleid können wir echt verzichten. Du willst uns helfen? Das wollen alle. Und? Keiner kann es.“ ‘Namenlos‘ fuhr ihn lautstark an. Alle sahen auf die Beiden und warteten gespannt auf die Fortführung. Doch Aaron wusste, egal was er nun sagen würde, sie würde ihn weiter verachtende und verbale Ohrfeigen geben.
Plötzlich zog jemand anderes die Aufmerksamkeit auf sich. Alle wandten sich von ihnen ab. Selbst ‘Namenlos‘ geriet in Panik und stürzte an Aaron vorbei. Ihr herzzerreißender Schrei fuhr ihn so tief in die Knochen, dass sie weich wurden.
Claire war zusammen gebrochen, vom Pferd gefallen und lag nun in den Armen von Tante Michaela.
Aaron lief die Treppe hinunter in die Küche. Hier war es voll, seltsamer Weise saßen hier so viele fremde Leute, die nicht aussahen als wären sie hier Angestellte. Er sah an einer der Wände ein Telefon. Rettung dachte er in dem ersten Moment, im Zweiten war ihm klar, hier konnte er nicht mit Geraldine reden. Zu voll. Außerdem sah er einen Münzenschlitz. Musste er auch als Familienmitglied für Telefonate zahlen? Während er nachdachte, zupfte ihn jemand an der Hose. Als er hinunter sah, blickte er in ein Gesicht, welches eine Puppe hätte gehören können. Sie war etwas blass und schimmerte ein wenig seltsam. Sie sah irgendwie krank aus. Die Augen der kleinen Lady waren Dunkelblau mit kleinen grünen Sprenkeln darin. Sie glänzten ebenfalls krank. Trotzdem sah sie nicht traurig aus. Sie hatte ein wunderschönes Lächeln im Gesicht. Zwar ein wenig Zahnlos, aber wunderhübsch.
„Claire, lass den jungen Mann in Ruhe“, rief es hinter ihm. Als er dem Blick des Mädchens folgte, sah er eine junge Frau. Sie sah aus als wäre sie nicht viel Älter als er. Vielleicht ein oder zwei Jahre älter. Aaron lächelte ihr zu, als sie einen entschuldigenden Blick aufsetzte. Sie streckte gleichzeitig eine ihrer zierlichen Arme nach Claire aus.
„Ach das hat mich nicht gestört. Sind Sie hier um Ferien zu machen?“, fragte Aaron neugierig. Er hatte tatsächlich Gefallen an dieser jungen Frau mit dem kleinen Mädchen namens Claire.
Doch sie machte ein abfälliges „Tss“ und lachte gequält auf. Erst da sah Aaron sich die restlichen Menschen genauer an. Ihm war nicht aufgefallen das alle irgendwie krank aussahen. Auch diese zierliche Frau. Nachdem Claire vor ihr stand, hob sie sie hoch und folgte der aufbrechenden Gruppe.
„Hey, warte mal“, rief Aaron und folgte ihr mit schnellen Schritten. Doch sie blieb nicht stehen. Sie reagierte noch nicht einmal. Erst als er sie an der Schulter berührte, hielt sie an. Ihr Blick war … , da lag etwas schmerzliches darin, was er noch nie zuvor bei einem anderen gesehen hatte.
„Bitte lass uns in Ruhe“, bettelte sie schon fast. Aaron war verwirrt. Wieso sollte er sie in Ruhe lassen? Er verstand es einfach nicht und während er darüber nachdachte, ließ sie ihn einfach stehen. Sein Blick war gesenkt als er nachdachte. Doch er beschloss sich nicht so einfach abspeisen zu lassen. Er hob den Kopf, sah ihr kurz nach und rannte wieder hinter ihr her. Er hatte an ihr Gefallen gefunden und sein altes Verhaltensmuster würde solange nicht zufrieden sein, bis er sie zu seinen Eroberungen zählen könnte. Aaron hatte fast immer das bekommen was er wollte. Für einen kurzen Moment dachte er an Brandy. Sie war die erste die er umwerben musste. Zumindest hatte er es damals gedacht. Doch alles war von Anfang an geplant. Sie kannte ihn bereits, als er sie zum ersten Mal sah. Doch sie, die zierliche junge Frau, würde die Erste sein, um die er werben würde.
„Hey, wie heißt du“, begann er mit seinem unwiderstehlichen Lächeln. Doch sie schwieg und versuchte ihn zu ignorieren. Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben, aber an ihren ersten Blicken hatte er gesehen, dass sie auch an ihm Gefallen gefunden hatte. So interpretierte er zumindest ihren ersten Blick. Aaron jedoch war nicht dumm. Er hatte eine kleine Verbündete. Sie saß auf den Armen von seinem Ziel.
„Ich bin Aaron, und wie heißt die hübsche Prinzessin?“, er hatte sich zu Claire gewandt. Claire begann zu kichern und antwortete ihn brav. Während er nach oben zum Ziel seiner Begierde schielte, erntete er einen bösen Blick. Der machte ihm jedoch nichts aus.
„Und wie alt, ist die kleine Claire?“, löcherte er sie weiter. Claire sah kurz in die Luft und überlegte. Dann sah sie zu ihren kleinen Fingern und zählte leise mit.
„Sechs?“, fragte sie eher nachdenklich, als das sie geantwortet hätte. Hilfe suchend sah sie zu Ihr auf. Sie nickte Claire zu. Das hübsche Mädchen begann zu strahlen und zeigte stolz mit den Fingern die Zahl 6.
„Wow,“ sagte Aaron und machte ein erstauntes Gesicht, „so groß schon? Man, dann bist du ja gar kein Kind mehr, sondern eine richtige Lady“. Claire begann zu quietschen vor Freude und schenkte ihm ein wunderschönes breites Lächeln, wobei ihr ein paar Grübchen entstanden. Aaron lehnte sich zu ihr, was seinem Objekt der Begierde unangenehm war. Er hatte es durchaus bemerkt. Doch es war ihm egal. Er wusste sie würde ihm nie ihren Namen verraten.
„Und wie heißt deine hübsche Begleiterin?“, flüsterte Aaron verschwörerisch. Gerade als Claire es ihm sagen wollte, unterbrach sie die kleine Prinzessin.
„Claire!“, sagte sie streng. Bei dem traurigen Blick, den Claire nun aufgesetzt hatte, musste Aaron die Zähne zusammenbeißen. Die Augen des kleinen Porzellangesichts glitzerten und zerrissen ihm fast das Herz. Scharf zog Aaron die Luft ein, um etwas zu sagen. Aber er kam nicht dazu. Sein Handy in der Hand begann zu klingeln. Auf dem Display stand in Großbuchstaben. *CROWN OF THORNS*. Geraldine. Aaron wandte sich von Claire und der namenlosen Schönheit ab, um ans Handy zu gehen. Die Verbindung war äußerst schlecht. Er verstand nur Bruchstücke, und bat Geraldine so schnell er konnte SMS zu schreiben. Dann brach auch schon die Verbindung ab. Er war sogar froh darüber, denn sie hasste dieses Kurzmitteilungen und hätte garantiert protestiert. Dann dachte er kurz über Geraldine nach. Und wie sie sich verabschiedet hatten. Sie war wunderschön und sie wusste wie sein musste um einen Mann den Kopf zu verdrehen. Tief durchatmend legte er den Kopf in den Nacken und ließ dabei das Telefon in seine Hosentasche gleiten. Schon wieder dachte er für einen kurzen Moment an Brandy. Denn ihr war ihre Schönheit ebenso bewusst gewesen und sie hatte sie gezielt eingesetzt. Aaron schluckte noch einmal schwer und wandte sich zurück. Claire und Namenlos waren an der Koppel angekommen. Aus der Ferne betrachtete er die gesamte Gruppe. Niemand lachte. Alle sahen gezeichnet aus. Dürr, bleich, düstere Mienen und traurig. Erst als die Pferde heran geführt worden, erhellten sich die Gesichter. Zwar schleppend aber sie wurden fröhlicher.
„Traurig oder?“, fragte plötzlich eine Stimme neben ihm. Aaron hatte sich so erschrocken dass er zusammenfuhr. Michaela war umgezogen und schaute gedankenverloren zu der kleinen Gruppe.
„Was ist mit denen?“
„Ach das weißt du noch nicht? Ich dachte du wüsstest es, weil ich gesehen hatte, wie du mit ihr gesprochen hattest.“
„Naja, gesprochen konnte man das nicht nennen“, Aaron brannte regelrecht darauf zu erfahren, was mit ihnen war. Dass sie krank waren, sah er selbst. Aber was hatten sie, das Sie sich so abwendete. Tante Michaela atmete schwerfällig ein und sagte mit halb erstickter Stimme: „Leukämie. Endstadium.“
Aaron traf das Wort wie ein Schlag ins Gesicht. Sofort fiel sein Blick auf Claire. Fassungslos sah er sie an. Sie wurde in diesem Moment auf den Rücken des Pferdes gesetzt. Ihr Gesicht sah glücklich aus. Trotz der Ausgezehrtheit der Krankheit. Ihm stieg sofort ein Kloß in den Hals.
„Aber … aber, sie sehen nicht aus als hätten sie eine Chemo hinter sich. Ich mein, sollten sie nicht …“, er fand irgendwie in der Fassungslosigkeit keine Worte. Immer noch war sein Blick auf das kleine Mädchen gerichtet.
„Sie auch? – Claire?“, fragte er, obwohl er bereits die Antwort kannte.
„Ja, ihre Lebenserwartung beträgt noch ein halbes Jahr, wenn sie Glück hat.“ Aaron dachte nicht weiter über seine Handlungen nach und ging zu der Gruppe. Er hatte soeben beschlossen, dem kleinen Mädchen einen tollen Tag zu bescheren. Als er an ‘Namenlos‘ vorbei kam, flüsterte er ihr zu dass er es wisse.
„Was weißt du jetzt? Das wir hier alle Blutkrebs haben? Danke aber auf dein Mitleid können wir echt verzichten. Du willst uns helfen? Das wollen alle. Und? Keiner kann es.“ ‘Namenlos‘ fuhr ihn lautstark an. Alle sahen auf die Beiden und warteten gespannt auf die Fortführung. Doch Aaron wusste, egal was er nun sagen würde, sie würde ihn weiter verachtende und verbale Ohrfeigen geben.
Plötzlich zog jemand anderes die Aufmerksamkeit auf sich. Alle wandten sich von ihnen ab. Selbst ‘Namenlos‘ geriet in Panik und stürzte an Aaron vorbei. Ihr herzzerreißender Schrei fuhr ihn so tief in die Knochen, dass sie weich wurden.
Claire war zusammen gebrochen, vom Pferd gefallen und lag nun in den Armen von Tante Michaela.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 4 - Arbeitsteilung
Der Krankenwagen fuhr vom Hof und brachte Claire ins nächstgelegene Krankenhaus. ‘Namenlos‘ fuhr mit und versprach den Anderen, sie zu informieren sobald etwas bekannt wäre. Aaron begann sich Vorwürfe zu machen. Er fühlte sich schlecht und wurde das Gefühl nicht los, dass diese Situation zwischen ‘Namenlos‘ und ihn zu viel Stress für die Kleine gewesen wäre. Traurig und Nachdenklich ging er in sein Zimmer. Die Blicke der Anderen in der Gruppe machten es ihm nicht gerade einfacher, mit dieser Situation umzugehen. Noch nie hatte er sich mit solchen Ereignissen auseinander setzen müssen. Aaron legte sich auf sein Bett und begann nachzudenken. Über was genau, konnte er gar nicht so Dingfest machen. Mal an seine geliebte Geraldine, die bis dahin noch immer keine SMS geschrieben hatte, dann wiederum an Brandy, wobei der Schmerz ihn wie jedes Mal vollkommen ausfüllte, und dann wieder an Claire. Ein kleines Mädchen von 6 Jahren, die ihren 7. Geburtstag wohl nie erleben würde.
Aaron hatte seine Augen geschlossen und tastete nach seiner Tasche. Als er sie ergriff kramte er blind darin herum und zog seinen MP3-Player heraus. Er brauchte jetzt einfach ein wenig Musik. Doch es dauerte nicht lange und er schaltete ihn wieder aus. Alle Lieder die sich darauf befanden erinnerten ihn zu sehr an Brandy. Würde er jemals aufhören an sie zu denken? Würde er es irgendwann überwinden? Sie je als etwas anderes sehen, als ein Miststück? Würde der Schmerz irgendwann nachlassen? Die Standardantwort auf seine Fragen war immer, „Die Zeit heilt alle Wunden.“ Doch Aaron fragte sich ob sie auch seine Wunden heilen würde?
Als Aaron nach einiger Zeit seine Augen öffnete war es bereits dunkel und er hörte Schritte vor seiner Tür. Als die Schritte verstummten, klopfte es leise.
„Aaron, bist du noch wach?“, fragte seine Tante, als sie die Tür langsam öffnete und sie bemerkte dass das Zimmer in Dunkelheit getaucht war.
„Ja, Tante Michaela.“
„Ich wollte dir nur sagen dass das Abendessen fertig ist. Also wenn du hunger hast …“
„Danke, ich komme gleich.“
Geraldine saß in ihrem Zimmer. Sie fühlte sich schrecklich einsam. Aaron hatte nicht einmal mit ihr reden wollen. SMS, dachte sie seufzend. Short Message Service. Sie konnte sich nie kurzfassen, schon gar nicht wenn sie einsam war. Außerdem wollte sie sich auch gar nicht kurz fassen. Mittler Weile bereute sie ihre Entscheidung die sie am Flughafen getroffen hatte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als Aaron in ihre Arme zu haben. Was nützte ihr all das Geld und all die Sachen die sie geschenkt bekam, wenn sie niemanden hatte, mit dem sie sie teilen konnte? Langsam ließ sie sich zurück sinken. Ihre Eltern waren nicht zuhause. Gesellschaftliche Verpflichtungen waren Pflicht für ihre Eltern. So saß sie, wie des Öfteren allein zu Hause. Und diesmal war sie wirklich allein. Aaron war weg, wie sollte sie da noch die Ferien genießen?
Geraldine beschloss nach einigen Minuten bitteren Weinens, dass sie Ausgehen würde. Sie zog sich ihre Neuesten Klammotten an und zog einen perfekten Lidstrich. Nachdem sie Ausgehfertig war, ging sie los. Noch eine kurze Mitteilung an ihre Eltern, dann verschwand sie. Die Nacht war kalt, deshalb nahm sie sich ein Taxi und fuhr zu ihren Lieblingsclub. Er war wieder einmal gut besucht. Die Schlange vor dem Club war wie jedes Wochenende einige Meter lang und alle hofften hinein zu kommen. Bei einem kurzen Blick über die Menge, wusste Geraldine, wer es schaffen würde und wer nicht. Sie kannte die Wünsche des Clubbesitzers. Sie hingegen kam eigentlich immer herein. Es sei denn es wäre wieder ein neuer Türsteher da. Geraldine sah kurz vor zur Tür und erkannte Igor. Sie freute sich, denn Igor war trotz seines Namens ein Ungare und danke Granny konnten Sie und Aaron auch diese Sprache. Ein Gespräch in dieser Sprache brachte einige immer zum grübeln. Sie lief stolz erhaben an der Menschenkette entlang. Meckern und dumme Sprüche war sie gewohnt und stand darüber.
Sie begrüßte Igor und tauschte mit ihm kleine Floskeln bevor er ihr wie ein Gentleman die Tür öffnete. Sie gab ihren Mantel an der Garderobe ab und betrat den eigentlichen Club. Er war wie jedes Mal gut besucht und die Tanzfläche war zum bersten voll. Kurz ließ sie ihren Blick über die Gäste fliegen. Sie suchte nach ihren Freundinnen, wenn man sie so nennen konnte. Während sie nach ihren Mädchen suchte, erspähte sie Brandy. Ihre roten Haare fielen einfach auf. Angeblich wollte sie die gar nicht so rot haben, hatte sie jedem erzählt, der sie auf das extreme rot ansprach. Schon alleine diese Aussage, wenn sie denn wahr war, zeugte von wenig bis keiner Intelligenz. Ihre natürliche Haarpracht war ein strahlendes Weißblond und jeder normal denkende Mensch hätte gewusst, dass eine Haarfärbung für dunkle Haare extrem erschienen ließ, bei blonden Haaren. Dennoch Brandy war hübsch und fiel nun so viel besser auf. Geraldine hatte sich fest vorgenommen, Brandy nicht für den Entschluss den ihr Bruder traf verantwortlich zu machen. Trotzdem stieg in ihr eine Wut auf, die sie nur mit Mühe zügeln konnte. Als Geraldine auf dem Weg zu ihren Mädels war, wurde sie von Brandy wahrgenommen.
„Gera!“, rief sie vergnügt und kam sofort auf sie zu, gab ihr links und rechts ein Begrüßungsküsschen und lächelte Geraldine freudig an. „Bist du ganz allein hier?“ Nur mit Mühe unterdrückte Geraldine ihre Wut und lächelte Brandy an. Trotzdem konnte sie die Spitze Bemerkung nicht sein lassen.
„Ja Brandy, wenn du nicht so ein Miststück wärst, dann wäre ich sicherlich in einer sehr netten Begleitung.“
Brandy war sichtlich irritiert, bis ihr nach einigen wenigen Sekunden klar wurde, wie es gemeint war.
„Ich habe ihn nicht verboten hier her zu kommen. Das ist ein freies Land und hier ist es mir eben am liebsten.“, merkte sie zickig an. Geraldine hielt es nicht länger aus. Sie musste weg, sie konnte nicht hier sein, zu sehr schmerzte ihr die Gleichgültigkeit die Brandy an den Tag legte. Sie stellte sich vor, wie es an Aarons Stelle sein musste. Nun konnte sie verstehen warum er keine weitere Sekunde hier sein wollte, wenn Brandy da war. Mit ihr konnte man einfach nicht reden.
Aaron saß am Essenstisch. Es gab Ungarische Gulaschsuppe. Sie zählte zwar nicht zu seinen Lieblingsspeisen, war aber überrascht was seine Tante daraus gezaubert hatte. Es war sogar genießbar. Oder war sie es immer? Nur das seine Mutter einfach nicht kochen konnte? Er griff noch nach ein paar Scheiben Brot und aß gut. Seit den vergangenen Monaten hatte er nur wenig gegessen. Er hatte einfach nach der Trennung von Brandy keinen Hunger. Seine Tante hatte noch die gesamte Belegschaft der Ranch zum Abendessen geladen. Jeder sollte Aaron wenigstens einmal gesehen haben. Aaron stand gerne im Mittelpunkt, allerdings nur wenn er bestimmen konnte wann und wie. Aber er hielt tapfer durch. Nach dem Essen wurde noch einiges für die nächste Woche besprochen. Arbeitsteilung. Auch für ihn. Seine Aufgaben hielten sich in Grenzen. Eigentlich hatte er nur eine und die schmeckte ihm gar nicht. Er war für das Ausmisten der Pferdeboxen zuständig. Janine, die Pferdewirtin neben ihm, klopfte ihm auf die Schulter und wünschte ihm nun schon jetzt viel Spaß.
„Wenn du fertig bist, kannst du gleich wieder von vorn beginnen.“ Dann stand sie auf und verabschiedete sich. Kaum war sie verschwunden, machten sich auch die restlichen Angestellten auf den Weg. Wie Aaron erfuhr, lebten die meisten bei ihnen auf den Hof. Nachdem auch der letzte gegangen war, stand Aaron auf.
„Was ist denn jetzt? Lässt du mich das hier allein wegmachen?“, Tante Michaela protestierte. Daran hatte Aaron gar nicht gedacht. Hier wurde ja viel Wert auf Eigenständigkeit gegeben. Bei ihm zu Hause wäre das jetzt die Arbeit für Martha gewesen. Er hielt inne und sah seine Tante an.
„Na gut“, seufzte sie, „aber ab Morgen hilfst du hier. Es gibt hier nämlich kein Wochenende, keine Feiertage oder Feierabend. Hier ist jeder Zeit Arbeitszeit.“
„Okay. Danke Tantchen“, sagte Aaron und ging schnell zu Michaela um ihr einen kleinen Kuss auf die Wange zu geben. „Ach ja, jetzt kann ich die Sorgen deiner Mutter echt verstehen. Du bist wirklich sehr charmant.“, fing seine Tante an zu schwärmen. Aaron grinste schief und senkte den Blick. Seine Tante nahm sein Gesicht zwischen die Hände und sagte: „Ach Aaron, du bist so ein hübscher junger Mann. Wenn ich nicht deine Tante wäre und einige Jahre junger …“ sie sprach nicht weiter, denn Aaron beendete den Satz mit Bitterkeit.
„Dann würde ich aller Wahrscheinlichkeit dein Herz brechen.“
„Bestimmt“, gab sie zu, „Nachdem was deine Mutter mir erzählt hat, bist du sicher ganz schön verschaukelt worden, hä?“ Aaron atmete tief ein und nickte beklemmend mit dem Kopf.
„Also wenn du reden möchtest, ich bin immer für dich da, okay?“
„Okay.“
„Und wenn du was brauchst lass es mich einfach wissen.“
„Da gibt es in der Tat etwas. Ich würde gern mit Geraldine telefonieren, aber mein Handy hat hier keinen Empfang und Wlan habt ihr auch nicht.“
„Ähm, warte“, forderte seine Tante ihn auf und trocknete sich schnell die Hände. Dann zeigte sie ihm das er mitkommen solle. Sie liefen einen langen Korridor hinunter und blieben vor einer Tür stehen die die Aufschrift ‘Büro‘ trug. Sie öffnete die Tür und zeigte auf den Tisch.
„Das Telefon kannst du gerne benutzen, aber du musst dich an die Kosten beteiligen.“
Aaron war etwas geschockt. Er sollte für seine Gespräche bezahlen? War das so üblich? Egal, immerhin konnte er nun auch mit Geraldine sprechen.
„Wegen des Wlans, lass ich mir noch was einfallen. Das wirst du wohl sicher brauchen, vor allem wenn die Schule wieder beginnt.“ Mit diesen Worten verschwand sie und ließ ihn allein. Er setzte sich auf den Chefsessel und legte die Beine lässig nach oben. Dann fingerte er nach dem Hörer des Telefons und entwirrte als erstes die Telefonschnur. Schnur, dachte er spöttisch. „Schon mal was von Schnurlos gehört? Scheinbar nicht.“, flüsterte er genervt, während er versuchte das Kabel zu entknoten. Dann wählte er das Festnetz bei sich zu Hause, doch niemand außer dem Anrufbeantworter ging ran. Dann versuchte er es auf Geraldines Handy, doch auch hier ließ er es so lange klingeln bis die Mailbox ansprang.
„Hey Gera, wenn du hier jetzt eine Nummer hörst, dann ist das die von Tante Michaela. Ich meld mich die Tage nochmal. Wäre trotzdem schön, wenn du mir mal ne simse schickst. Bye.“ Dann legte Aaron auf und erhob sich aus dem Stuhl.
Der Krankenwagen fuhr vom Hof und brachte Claire ins nächstgelegene Krankenhaus. ‘Namenlos‘ fuhr mit und versprach den Anderen, sie zu informieren sobald etwas bekannt wäre. Aaron begann sich Vorwürfe zu machen. Er fühlte sich schlecht und wurde das Gefühl nicht los, dass diese Situation zwischen ‘Namenlos‘ und ihn zu viel Stress für die Kleine gewesen wäre. Traurig und Nachdenklich ging er in sein Zimmer. Die Blicke der Anderen in der Gruppe machten es ihm nicht gerade einfacher, mit dieser Situation umzugehen. Noch nie hatte er sich mit solchen Ereignissen auseinander setzen müssen. Aaron legte sich auf sein Bett und begann nachzudenken. Über was genau, konnte er gar nicht so Dingfest machen. Mal an seine geliebte Geraldine, die bis dahin noch immer keine SMS geschrieben hatte, dann wiederum an Brandy, wobei der Schmerz ihn wie jedes Mal vollkommen ausfüllte, und dann wieder an Claire. Ein kleines Mädchen von 6 Jahren, die ihren 7. Geburtstag wohl nie erleben würde.
Aaron hatte seine Augen geschlossen und tastete nach seiner Tasche. Als er sie ergriff kramte er blind darin herum und zog seinen MP3-Player heraus. Er brauchte jetzt einfach ein wenig Musik. Doch es dauerte nicht lange und er schaltete ihn wieder aus. Alle Lieder die sich darauf befanden erinnerten ihn zu sehr an Brandy. Würde er jemals aufhören an sie zu denken? Würde er es irgendwann überwinden? Sie je als etwas anderes sehen, als ein Miststück? Würde der Schmerz irgendwann nachlassen? Die Standardantwort auf seine Fragen war immer, „Die Zeit heilt alle Wunden.“ Doch Aaron fragte sich ob sie auch seine Wunden heilen würde?
Als Aaron nach einiger Zeit seine Augen öffnete war es bereits dunkel und er hörte Schritte vor seiner Tür. Als die Schritte verstummten, klopfte es leise.
„Aaron, bist du noch wach?“, fragte seine Tante, als sie die Tür langsam öffnete und sie bemerkte dass das Zimmer in Dunkelheit getaucht war.
„Ja, Tante Michaela.“
„Ich wollte dir nur sagen dass das Abendessen fertig ist. Also wenn du hunger hast …“
„Danke, ich komme gleich.“
Geraldine saß in ihrem Zimmer. Sie fühlte sich schrecklich einsam. Aaron hatte nicht einmal mit ihr reden wollen. SMS, dachte sie seufzend. Short Message Service. Sie konnte sich nie kurzfassen, schon gar nicht wenn sie einsam war. Außerdem wollte sie sich auch gar nicht kurz fassen. Mittler Weile bereute sie ihre Entscheidung die sie am Flughafen getroffen hatte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als Aaron in ihre Arme zu haben. Was nützte ihr all das Geld und all die Sachen die sie geschenkt bekam, wenn sie niemanden hatte, mit dem sie sie teilen konnte? Langsam ließ sie sich zurück sinken. Ihre Eltern waren nicht zuhause. Gesellschaftliche Verpflichtungen waren Pflicht für ihre Eltern. So saß sie, wie des Öfteren allein zu Hause. Und diesmal war sie wirklich allein. Aaron war weg, wie sollte sie da noch die Ferien genießen?
Geraldine beschloss nach einigen Minuten bitteren Weinens, dass sie Ausgehen würde. Sie zog sich ihre Neuesten Klammotten an und zog einen perfekten Lidstrich. Nachdem sie Ausgehfertig war, ging sie los. Noch eine kurze Mitteilung an ihre Eltern, dann verschwand sie. Die Nacht war kalt, deshalb nahm sie sich ein Taxi und fuhr zu ihren Lieblingsclub. Er war wieder einmal gut besucht. Die Schlange vor dem Club war wie jedes Wochenende einige Meter lang und alle hofften hinein zu kommen. Bei einem kurzen Blick über die Menge, wusste Geraldine, wer es schaffen würde und wer nicht. Sie kannte die Wünsche des Clubbesitzers. Sie hingegen kam eigentlich immer herein. Es sei denn es wäre wieder ein neuer Türsteher da. Geraldine sah kurz vor zur Tür und erkannte Igor. Sie freute sich, denn Igor war trotz seines Namens ein Ungare und danke Granny konnten Sie und Aaron auch diese Sprache. Ein Gespräch in dieser Sprache brachte einige immer zum grübeln. Sie lief stolz erhaben an der Menschenkette entlang. Meckern und dumme Sprüche war sie gewohnt und stand darüber.
Sie begrüßte Igor und tauschte mit ihm kleine Floskeln bevor er ihr wie ein Gentleman die Tür öffnete. Sie gab ihren Mantel an der Garderobe ab und betrat den eigentlichen Club. Er war wie jedes Mal gut besucht und die Tanzfläche war zum bersten voll. Kurz ließ sie ihren Blick über die Gäste fliegen. Sie suchte nach ihren Freundinnen, wenn man sie so nennen konnte. Während sie nach ihren Mädchen suchte, erspähte sie Brandy. Ihre roten Haare fielen einfach auf. Angeblich wollte sie die gar nicht so rot haben, hatte sie jedem erzählt, der sie auf das extreme rot ansprach. Schon alleine diese Aussage, wenn sie denn wahr war, zeugte von wenig bis keiner Intelligenz. Ihre natürliche Haarpracht war ein strahlendes Weißblond und jeder normal denkende Mensch hätte gewusst, dass eine Haarfärbung für dunkle Haare extrem erschienen ließ, bei blonden Haaren. Dennoch Brandy war hübsch und fiel nun so viel besser auf. Geraldine hatte sich fest vorgenommen, Brandy nicht für den Entschluss den ihr Bruder traf verantwortlich zu machen. Trotzdem stieg in ihr eine Wut auf, die sie nur mit Mühe zügeln konnte. Als Geraldine auf dem Weg zu ihren Mädels war, wurde sie von Brandy wahrgenommen.
„Gera!“, rief sie vergnügt und kam sofort auf sie zu, gab ihr links und rechts ein Begrüßungsküsschen und lächelte Geraldine freudig an. „Bist du ganz allein hier?“ Nur mit Mühe unterdrückte Geraldine ihre Wut und lächelte Brandy an. Trotzdem konnte sie die Spitze Bemerkung nicht sein lassen.
„Ja Brandy, wenn du nicht so ein Miststück wärst, dann wäre ich sicherlich in einer sehr netten Begleitung.“
Brandy war sichtlich irritiert, bis ihr nach einigen wenigen Sekunden klar wurde, wie es gemeint war.
„Ich habe ihn nicht verboten hier her zu kommen. Das ist ein freies Land und hier ist es mir eben am liebsten.“, merkte sie zickig an. Geraldine hielt es nicht länger aus. Sie musste weg, sie konnte nicht hier sein, zu sehr schmerzte ihr die Gleichgültigkeit die Brandy an den Tag legte. Sie stellte sich vor, wie es an Aarons Stelle sein musste. Nun konnte sie verstehen warum er keine weitere Sekunde hier sein wollte, wenn Brandy da war. Mit ihr konnte man einfach nicht reden.
Aaron saß am Essenstisch. Es gab Ungarische Gulaschsuppe. Sie zählte zwar nicht zu seinen Lieblingsspeisen, war aber überrascht was seine Tante daraus gezaubert hatte. Es war sogar genießbar. Oder war sie es immer? Nur das seine Mutter einfach nicht kochen konnte? Er griff noch nach ein paar Scheiben Brot und aß gut. Seit den vergangenen Monaten hatte er nur wenig gegessen. Er hatte einfach nach der Trennung von Brandy keinen Hunger. Seine Tante hatte noch die gesamte Belegschaft der Ranch zum Abendessen geladen. Jeder sollte Aaron wenigstens einmal gesehen haben. Aaron stand gerne im Mittelpunkt, allerdings nur wenn er bestimmen konnte wann und wie. Aber er hielt tapfer durch. Nach dem Essen wurde noch einiges für die nächste Woche besprochen. Arbeitsteilung. Auch für ihn. Seine Aufgaben hielten sich in Grenzen. Eigentlich hatte er nur eine und die schmeckte ihm gar nicht. Er war für das Ausmisten der Pferdeboxen zuständig. Janine, die Pferdewirtin neben ihm, klopfte ihm auf die Schulter und wünschte ihm nun schon jetzt viel Spaß.
„Wenn du fertig bist, kannst du gleich wieder von vorn beginnen.“ Dann stand sie auf und verabschiedete sich. Kaum war sie verschwunden, machten sich auch die restlichen Angestellten auf den Weg. Wie Aaron erfuhr, lebten die meisten bei ihnen auf den Hof. Nachdem auch der letzte gegangen war, stand Aaron auf.
„Was ist denn jetzt? Lässt du mich das hier allein wegmachen?“, Tante Michaela protestierte. Daran hatte Aaron gar nicht gedacht. Hier wurde ja viel Wert auf Eigenständigkeit gegeben. Bei ihm zu Hause wäre das jetzt die Arbeit für Martha gewesen. Er hielt inne und sah seine Tante an.
„Na gut“, seufzte sie, „aber ab Morgen hilfst du hier. Es gibt hier nämlich kein Wochenende, keine Feiertage oder Feierabend. Hier ist jeder Zeit Arbeitszeit.“
„Okay. Danke Tantchen“, sagte Aaron und ging schnell zu Michaela um ihr einen kleinen Kuss auf die Wange zu geben. „Ach ja, jetzt kann ich die Sorgen deiner Mutter echt verstehen. Du bist wirklich sehr charmant.“, fing seine Tante an zu schwärmen. Aaron grinste schief und senkte den Blick. Seine Tante nahm sein Gesicht zwischen die Hände und sagte: „Ach Aaron, du bist so ein hübscher junger Mann. Wenn ich nicht deine Tante wäre und einige Jahre junger …“ sie sprach nicht weiter, denn Aaron beendete den Satz mit Bitterkeit.
„Dann würde ich aller Wahrscheinlichkeit dein Herz brechen.“
„Bestimmt“, gab sie zu, „Nachdem was deine Mutter mir erzählt hat, bist du sicher ganz schön verschaukelt worden, hä?“ Aaron atmete tief ein und nickte beklemmend mit dem Kopf.
„Also wenn du reden möchtest, ich bin immer für dich da, okay?“
„Okay.“
„Und wenn du was brauchst lass es mich einfach wissen.“
„Da gibt es in der Tat etwas. Ich würde gern mit Geraldine telefonieren, aber mein Handy hat hier keinen Empfang und Wlan habt ihr auch nicht.“
„Ähm, warte“, forderte seine Tante ihn auf und trocknete sich schnell die Hände. Dann zeigte sie ihm das er mitkommen solle. Sie liefen einen langen Korridor hinunter und blieben vor einer Tür stehen die die Aufschrift ‘Büro‘ trug. Sie öffnete die Tür und zeigte auf den Tisch.
„Das Telefon kannst du gerne benutzen, aber du musst dich an die Kosten beteiligen.“
Aaron war etwas geschockt. Er sollte für seine Gespräche bezahlen? War das so üblich? Egal, immerhin konnte er nun auch mit Geraldine sprechen.
„Wegen des Wlans, lass ich mir noch was einfallen. Das wirst du wohl sicher brauchen, vor allem wenn die Schule wieder beginnt.“ Mit diesen Worten verschwand sie und ließ ihn allein. Er setzte sich auf den Chefsessel und legte die Beine lässig nach oben. Dann fingerte er nach dem Hörer des Telefons und entwirrte als erstes die Telefonschnur. Schnur, dachte er spöttisch. „Schon mal was von Schnurlos gehört? Scheinbar nicht.“, flüsterte er genervt, während er versuchte das Kabel zu entknoten. Dann wählte er das Festnetz bei sich zu Hause, doch niemand außer dem Anrufbeantworter ging ran. Dann versuchte er es auf Geraldines Handy, doch auch hier ließ er es so lange klingeln bis die Mailbox ansprang.
„Hey Gera, wenn du hier jetzt eine Nummer hörst, dann ist das die von Tante Michaela. Ich meld mich die Tage nochmal. Wäre trotzdem schön, wenn du mir mal ne simse schickst. Bye.“ Dann legte Aaron auf und erhob sich aus dem Stuhl.
amyfake78- ~Flying over tree tops with Edward~
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 5 - Jazmin
Die Nacht war irgendwie kühl. Für Aarons Geschmack zu kühl. Wie gern wäre er jetzt in Florida oder in New Orleans? Er sah hinauf zum Himmel und stellte fest dass er noch nie so viele Sterne gesehen hatte. Außerdem war Seattle noch nie so dunkel gewesen. Seine Augen gewöhnten sich nur schwer an die Träge der Dunkelheit. Nach einer Weile auf dem Koppelzaun sah er die Umrisse einiger Pferde. Aaron sprang vom Zaun auf die Koppel und ging auf eines der Tiere zu. Zaghaft berührte er die Blesse des großen Pferdes. Es fühlte sich gut an, dachte Aaron und strich dem Tier über den Kopf. Von diesen Tieren ging eine starke Energie aus, die ihn einfach beruhigte. Auch mit dem Tätscheln konnte er einfach nicht aufhören, bis das Tier scheinbar genug von ihm hatte und sich abwandte. Lächelnd blieb Aaron zurück und sah dem Pferd nach.
Von der Ferne her hörte er Motorengeräusche. Allerdings schien es hier in der Nähe zu sein und Aaron beschloss dem Lärm entgegen zu gehen. Vielleicht waren hier ja doch noch ein paar Jugendliche hier geblieben. Sicherlich, sie wären alle Freaks oder Langweiler aber immerhin Jugendliche. Es dauerte nicht lang und er sah Licht. Langsam lief er auf die helle Stelle zu. Doch als er dort ankam, war nur ein Motorrad zusehen, jedoch keine Person. Aaron drehte sich im Kreis um nach dem Besitzer zu schauen. Doch es war niemand weit und breit zu sehen. Er beschloss zu warten, denn irgendwann würde der Besitzer schon kommen.
Aaron hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als er eines der Pferde von Ferne aus hörte. Irgendwie klang es als würde das Tier voller Panik schreien. Doch sicherlich war es nur das normale Wiehern eines Kampfes zwischen zwei Rivalen, denn so plötzlich es angefangen hatte, hörte es auch wieder auf. Das Trampeln der Hufen normalisierten sich und wurden still. Aaron hörte Schritte. Doch irgendwie passten die Schritte nicht zu dem Bild über diesen Besitzer den er sich im Kopf zusammen gereimt hatte. Der Besitzer konnte nicht mehr als 55 Kilo wiegen.
Kurz darauf raschelten die Blätter eines Busches und eine junge Frau mit langen dunklen Haaren trat hervor. Sie war überrascht ihn zu sehen und wurde etwas nervös. Sie trug eine enge schwarze Jeans, Bikerboots und eine Lederjacke die für Motorräder gemacht worden war. Aaron fand auch an ihr Interesse und beschloss Kontakt herzustellen und heraus zu finden ob sie allein war.
„Man, du kannst echt froh sein, dass ich hier in der Nähe war. Sonst wäre die Maschine gar nicht mehr hier. Wollte die doch tatsächlich einer klauen“, begann er grinsend. Obwohl er sich sicher war, dass sie sein Grinsen nicht sehen konnte, denn er stand mit dem Rücken zum Scheinwerfer und sie musste ins grelle Licht schauen. Das Mädchen schaute ihn direkt an und antwortete ihm.
„Hm, dann hab ich ja Glück gehabt, dass du da warst und es vereiteln konntest. Obwohl niemand so dumm wäre meine Maschine zu klauen.“ Sie schritt auf Aaron zu und blieb nicht ein mal einen halben Meter vor ihm stehen. Nun konnte er in ihre Augen sehen und war begeistert, von ihrer Augenfarbe. Diese Art hatte er noch bei keiner Frau gesehen, die er je hatte. Sie waren hellbraun, mit einem Stich ins Orange und wurden von einem dunklen Ring umrahmt. Aaron wurde bei ihrem durchdringenden Blick komisch in der Magengegend und fühlte sich etwas befangen.
Das Mädchen setzte ein schiefes Grinsen auf und schob sich an ihm vorbei, wobei sie seinen Arm streifte. Als er die kühle Lederjacke an seiner Haut spürte, wurde er von einem seltsamen Gefühl geschüttelt. Kaum war sie an ihm vorbei, drehte er sich zu ihr um und versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln, irgendwie wollte er nämlich nicht, dass sie so einfach wegfuhr.
„Warum würde das keiner wagen?“, griff er das vorherige Gespräch wieder auf.
„Weil ich denjenigen finden würde und ihn bestrafen würde.“
„Du? Ihn bestrafen?“, Aaron fand die Vorstellung von einer nicht mal 55 Kilo schweren Frau und einen Stiernackigen Typen die kämpften irgendwie witzig und absurd.
„Ja, viele unterschätzen mich“, sprach sei während sie sich auf ihre Maschine setzte und sich den Helm überzog. Auch dieser war schwarz. Ihre komplette Erscheinung war der Nacht angepasst und man hatte das Gefühl das sie mit dem Schatten um sich herum verschmolz.
„Naja … du siehst nicht gerade aus, als könntest du einen stiernackigen Typen verprügeln.“
Sie schob darauf nur die Schulter hoch und startete die Maschine.
„Hey, ich rede noch mit dir. Das wäre sehr unhöflich von dir wenn du jetzt fährst. Zumal ich noch nicht einmal weiß, wie du heißt und ich so nie heraus finden würde, wo du wohnst.“
„Woher willst du wissen, dass ich das gefunden werden will“, gab sie gedämpft durch ihren Helm zurück. Aaron liebte solche Spielchen. Wenn alle Mädels sich ihm an den Hals werfen würden, wäre es ziemlich schnell ziemlich langweilig.
„Weil ich gutaussehend bin und du mich nicht ignorieren kannst. Denn du willst mehr von mir.“ Aaron wusste das gut aussah, dass bewiesen seine Bettgeschichten und die an ihm haftenden Blicke der Mädchen verrieten ihm es auch. Doch sie schien genauso wie ‘Namenlos‘ kein so reges Interesse an ihm zu haben. Denn sie lachte auf, setzte den Helm noch einmal ab und schaute ihn ungläubig an.
„Man, mir scheint du hast genug Selbstbewusstsein für alle Mauerblümchen der Welt.“ Dann musterte sie ihn mit einem abschätzenden Blick und fügte zu, „Naja … zum Thema gutaussehend, hast du recht. Allerdings von dem mehr von dir wollen … ich weiß nicht. Ich kauf nur ungern die Katze im Sack. Also überzeug mich.“
Aaron stand etwas leicht irritiert da, überspielte allerdings seine Unsicherheit gekonnt.
„Ich dich überzeugen? Woher weißt du das ich solch ein Interesse an dir habe?“
„Ganz einfach. Du ziehst mich mit deinen Blicken jetzt schon aus. Du riechst nach Ärger, was mir deine fast verheilten Blessuren verraten. Also geh ich davon aus, du hast regelmäßig Stress mit … nach deinem Selbstvertrauen nach zu urteilen, den Männern dessen Frau du bestiegen hast. Deine Art eine Konversation zu beginnen indem du erst einmal abklärst, ob ich allein hier bin, lässt ebenfalls darauf schließen. Und nicht zu vergessen dein kläglicher Versuch, mich in ein Gespräch zu verwickeln. Also, wenn du ein wahres Interesse an mir hast, überzeug mich.“
Aaron wusste nicht mehr wo oben und unten war. In seinem Kopf rauschten die Worte des Mädchens und er wusste, wie recht sie mit allem hatte. Nur dass es nicht die Blessuren der Männer waren.
„Es … sind … es sind nicht … die Blessuren der Männer“, brachte er wirr und stotternd hervor. Sie hingegen zuckte mit gleichgültig mit den Schultern und setzte sich den Helm wieder auf. Doch sie fuhr nicht sofort los. Sie schien ihn noch anzusehen, was er aber nicht erkennen konnte. Kurz darauf sackte ihr gerader Rücken ein klein wenig zusammen. Sie schien zu seufzen.
„Du hast keine Ahnung wie du jetzt zurück kommst, oder?“ Ihr Ton klang leicht genervt. Es war Aaron peinlich, er hatte noch nie einen guten Orientierungssinn gehabt und gab kleinlaut zu, dass er es tatsächlich nicht wusste. Obwohl er damit gerechnet hatte, dass dieses Eingeständnis ihn Spott einbringen würde, gab es nur eine Reaktion von ihr. Sie machte eine eindeutige Kopfbewegung und sagte, „Spring auf. Ich bring dich zur Straße, von dort aus, wirst du ja den Weg dann hoffentlich allein finden.“ Aaron sah ihr zu, wie sie die hinteren Fußrasten ausklappte, bevor er aufstieg.
„Ich heiße übrigens Aaron, stellte er sich vor“, als er hinter ihr Platz genommen hatte. Sie allerdings überhörte seine Vorstellung gepflegt und griff nach hinten. Sie packte einen seiner Arme und deutete ihm, dass er sich an ihr festhalten sollte. Kaum hatte er es getan, gab sie Gas. Der Motor der Sportmaschine heulte in einem wahnsinnig guten Sound auf und zog davon. Obwohl es sich um einen Waldweg handelte, gab sie immer mehr Gas. Für Aaron hatte dieses Gefühl eine Art von Rausch, der jetzt durch seinen ganzen Körper getrieben wurde.
Auf der Straße angekommen, stellte Aaron peinlicher Weise fest, dass der Rausch der Geschwindigkeit und der Geruch des Mädchens ihn in eine starke Erregung versetzt hatte. Jetzt abzusteigen könnte sehr peinlich für ihn werden, also beschloss er Abhilfe zu schaffen und sie war definitiv an ihm interessiert. Das konnte sie nicht leugnen. Er schlang seine Arme fester um ihre Hüften und begann ihre Jacke zu öffnen. Als sie etwas gelockert war, begann er ihren Hals zu küssen. Sie schnurrte wie ein Kätzchen und Aaron zog ihr langsam die Jacke aus. Seine Arme umschlangen ihren Körper und zogen ihn näher an sich heran. Plötzlich hörte er einen Knall durch seinen Kopf rauschen. Sie hatte sich seinen Verführungskünsten widersetzt und ihm eine harte Kopfnuss erteilt. Sich den Kopf vor Schmerzen haltend stieg er von der Maschine ab. Er taumelte leicht, denn ihm war wahnsinnig schwindlig geworden. Als er aufblickte, konnte er noch nicht einmal eine Gefühlsregung von ihr sehen, da sie noch immer den Helm auf hatte.
Die einzige Reaktion ihrerseits war gewesen, sie ließ den Motor aufheulen und gab etwas Gas um ihre Maschine in die Richtung zu drehen, in die sie fahren wollte. Kurz bevor sie gänzlich losfuhr rief sie ihm ihren Namen zu.
„Jazmin“
Aaron stand noch eine Weile da, während der aufgewirbelte Staub und Schotter des Weges sich wieder legten. Grübelnd ob er ihren Namen auch richtig verstanden hatte, drehte er sich um und sah in weiter Ferne die schemenhaften Umrisse des Hauses. Noch einmal sah er zurück, aber dort war nichts weiter außer tiefschwarze Nacht. Auch ihr Rücklicht war nirgends zu sehen. Aber bei ihrem Tempo war das auch nicht weiter verwunderlich.
Aaron steckte seine Hand in die Tasche und holte sein Handy heraus. Das Display erleuchtete in einem leichten Blau und stellte fest dass es gerade einmal kurz nach 10 war, als sein Handy das Display veränderte.
Kurzmitteilung von *CROWN OF THORNS*. Geraldine. Er öffnete die Nachricht und las.
Hey Womanizer. Hab Bitchie getroffen im Club. Blöde Kuh, hat kein Gewissen. Hab ne Dummheit gemacht. Bekomme sicher von Mama und Papa Ärger. Vermiss dich. Love u.
Aaron atmete schwer. Klasse Geraldine, dachte er. Zwar wusste er nicht was sie getan hatte, aber es konnte nichts Gutes verheißen. Und schon gar nicht wenn „Bitchie“, „Dummheit“ und „Ärger“ in einer SMS zu lesen waren. Er ging auf Teilnehmer anrufen und wartete darauf dass Geraldine abnahm. Dann klickte es einmal und hörte Geraldines Stimme.
„Hey, alles in Ordnung mit dir?“, wollte Aaron sofort von seiner Schwester wissen. Sie murmelte ein „Ja alles gut“ in den Hörer und schwieg.
„Was ist passiert?“
„Ich … ich kann jetzt nicht darüber reden, muss erstmal auf Mr Cortwell warten.“, gab sie kleinlaut von sich.
„Oh Gera, was hast du getan?“, fuhr es Aaron entsetzt hervor. Wenn sie auf Mr Cortwell warten musste, konnte es nur eins Bedeuten, großen Ärger.
„Du … ich muss auflegen, ich meld mich bei dir sobald das hier erledigt ist.“ Geraldine klang traurig und voller Sorge, und wenn Aaron ehrlich war, wollte er sofort zu ihr. Sie schien wirklich in Schwierigkeiten zu stecken, immerhin hatte er öfter mit dem Anwalt zu tun gehabt und wusste somit, dass Mr Cortwell nur zu Rate gezogen wurde, wenn es schlecht aussah.
„Gera, ich warte auf deinen Anruf. Lieb dich und das wird schon. Mr Cortwell ist ein Spitzenanwalt. Der holt dich da wieder raus.“
„Danke Aaron, ich wollte das wirklich nicht. Das musst du mir glauben.“, dann brach die Verbindung ab. Aaron dachte über den letzten Satz nach. Wenn sie sich bei ihm so entschuldigte dann musste es mit Brandy zu tun haben. Sie war schon immer gegen Brandy gewesen, doch er hatte es immer als Eifersucht abgetan.
Als Aaron aus dem Grübeln kam, stand er bereits vor dem Haus. Es hatte ihn gewundert, dass der Empfang trotz der Störungen nicht Unterbrochen wurde. Er sah an der Fassade hinauf und atmete schwer. Dann stieg er die Treppen der Veranda hinauf und ging hinein. Er machte sich auch kein Licht an, denn seine Augen waren gut angepasst und er befürchtete nicht nur seine Tante zu wecken sondern auch selbst brennende Augen zu bekommen. Kurz nachdem er sich bis auf die Shorts ausgezogen hatte, legte er sich auf das Bett. Er mochte nie woanders schlafen, doch nun musste er sich daran gewöhnen. Und obwohl es nicht sonderlich warm war, hievte er sich noch einmal auf um das Fenster zu öffnen. Kurz darauf schlief er ein.
Die Nacht war irgendwie kühl. Für Aarons Geschmack zu kühl. Wie gern wäre er jetzt in Florida oder in New Orleans? Er sah hinauf zum Himmel und stellte fest dass er noch nie so viele Sterne gesehen hatte. Außerdem war Seattle noch nie so dunkel gewesen. Seine Augen gewöhnten sich nur schwer an die Träge der Dunkelheit. Nach einer Weile auf dem Koppelzaun sah er die Umrisse einiger Pferde. Aaron sprang vom Zaun auf die Koppel und ging auf eines der Tiere zu. Zaghaft berührte er die Blesse des großen Pferdes. Es fühlte sich gut an, dachte Aaron und strich dem Tier über den Kopf. Von diesen Tieren ging eine starke Energie aus, die ihn einfach beruhigte. Auch mit dem Tätscheln konnte er einfach nicht aufhören, bis das Tier scheinbar genug von ihm hatte und sich abwandte. Lächelnd blieb Aaron zurück und sah dem Pferd nach.
Von der Ferne her hörte er Motorengeräusche. Allerdings schien es hier in der Nähe zu sein und Aaron beschloss dem Lärm entgegen zu gehen. Vielleicht waren hier ja doch noch ein paar Jugendliche hier geblieben. Sicherlich, sie wären alle Freaks oder Langweiler aber immerhin Jugendliche. Es dauerte nicht lang und er sah Licht. Langsam lief er auf die helle Stelle zu. Doch als er dort ankam, war nur ein Motorrad zusehen, jedoch keine Person. Aaron drehte sich im Kreis um nach dem Besitzer zu schauen. Doch es war niemand weit und breit zu sehen. Er beschloss zu warten, denn irgendwann würde der Besitzer schon kommen.
Aaron hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als er eines der Pferde von Ferne aus hörte. Irgendwie klang es als würde das Tier voller Panik schreien. Doch sicherlich war es nur das normale Wiehern eines Kampfes zwischen zwei Rivalen, denn so plötzlich es angefangen hatte, hörte es auch wieder auf. Das Trampeln der Hufen normalisierten sich und wurden still. Aaron hörte Schritte. Doch irgendwie passten die Schritte nicht zu dem Bild über diesen Besitzer den er sich im Kopf zusammen gereimt hatte. Der Besitzer konnte nicht mehr als 55 Kilo wiegen.
Kurz darauf raschelten die Blätter eines Busches und eine junge Frau mit langen dunklen Haaren trat hervor. Sie war überrascht ihn zu sehen und wurde etwas nervös. Sie trug eine enge schwarze Jeans, Bikerboots und eine Lederjacke die für Motorräder gemacht worden war. Aaron fand auch an ihr Interesse und beschloss Kontakt herzustellen und heraus zu finden ob sie allein war.
„Man, du kannst echt froh sein, dass ich hier in der Nähe war. Sonst wäre die Maschine gar nicht mehr hier. Wollte die doch tatsächlich einer klauen“, begann er grinsend. Obwohl er sich sicher war, dass sie sein Grinsen nicht sehen konnte, denn er stand mit dem Rücken zum Scheinwerfer und sie musste ins grelle Licht schauen. Das Mädchen schaute ihn direkt an und antwortete ihm.
„Hm, dann hab ich ja Glück gehabt, dass du da warst und es vereiteln konntest. Obwohl niemand so dumm wäre meine Maschine zu klauen.“ Sie schritt auf Aaron zu und blieb nicht ein mal einen halben Meter vor ihm stehen. Nun konnte er in ihre Augen sehen und war begeistert, von ihrer Augenfarbe. Diese Art hatte er noch bei keiner Frau gesehen, die er je hatte. Sie waren hellbraun, mit einem Stich ins Orange und wurden von einem dunklen Ring umrahmt. Aaron wurde bei ihrem durchdringenden Blick komisch in der Magengegend und fühlte sich etwas befangen.
Das Mädchen setzte ein schiefes Grinsen auf und schob sich an ihm vorbei, wobei sie seinen Arm streifte. Als er die kühle Lederjacke an seiner Haut spürte, wurde er von einem seltsamen Gefühl geschüttelt. Kaum war sie an ihm vorbei, drehte er sich zu ihr um und versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln, irgendwie wollte er nämlich nicht, dass sie so einfach wegfuhr.
„Warum würde das keiner wagen?“, griff er das vorherige Gespräch wieder auf.
„Weil ich denjenigen finden würde und ihn bestrafen würde.“
„Du? Ihn bestrafen?“, Aaron fand die Vorstellung von einer nicht mal 55 Kilo schweren Frau und einen Stiernackigen Typen die kämpften irgendwie witzig und absurd.
„Ja, viele unterschätzen mich“, sprach sei während sie sich auf ihre Maschine setzte und sich den Helm überzog. Auch dieser war schwarz. Ihre komplette Erscheinung war der Nacht angepasst und man hatte das Gefühl das sie mit dem Schatten um sich herum verschmolz.
„Naja … du siehst nicht gerade aus, als könntest du einen stiernackigen Typen verprügeln.“
Sie schob darauf nur die Schulter hoch und startete die Maschine.
„Hey, ich rede noch mit dir. Das wäre sehr unhöflich von dir wenn du jetzt fährst. Zumal ich noch nicht einmal weiß, wie du heißt und ich so nie heraus finden würde, wo du wohnst.“
„Woher willst du wissen, dass ich das gefunden werden will“, gab sie gedämpft durch ihren Helm zurück. Aaron liebte solche Spielchen. Wenn alle Mädels sich ihm an den Hals werfen würden, wäre es ziemlich schnell ziemlich langweilig.
„Weil ich gutaussehend bin und du mich nicht ignorieren kannst. Denn du willst mehr von mir.“ Aaron wusste das gut aussah, dass bewiesen seine Bettgeschichten und die an ihm haftenden Blicke der Mädchen verrieten ihm es auch. Doch sie schien genauso wie ‘Namenlos‘ kein so reges Interesse an ihm zu haben. Denn sie lachte auf, setzte den Helm noch einmal ab und schaute ihn ungläubig an.
„Man, mir scheint du hast genug Selbstbewusstsein für alle Mauerblümchen der Welt.“ Dann musterte sie ihn mit einem abschätzenden Blick und fügte zu, „Naja … zum Thema gutaussehend, hast du recht. Allerdings von dem mehr von dir wollen … ich weiß nicht. Ich kauf nur ungern die Katze im Sack. Also überzeug mich.“
Aaron stand etwas leicht irritiert da, überspielte allerdings seine Unsicherheit gekonnt.
„Ich dich überzeugen? Woher weißt du das ich solch ein Interesse an dir habe?“
„Ganz einfach. Du ziehst mich mit deinen Blicken jetzt schon aus. Du riechst nach Ärger, was mir deine fast verheilten Blessuren verraten. Also geh ich davon aus, du hast regelmäßig Stress mit … nach deinem Selbstvertrauen nach zu urteilen, den Männern dessen Frau du bestiegen hast. Deine Art eine Konversation zu beginnen indem du erst einmal abklärst, ob ich allein hier bin, lässt ebenfalls darauf schließen. Und nicht zu vergessen dein kläglicher Versuch, mich in ein Gespräch zu verwickeln. Also, wenn du ein wahres Interesse an mir hast, überzeug mich.“
Aaron wusste nicht mehr wo oben und unten war. In seinem Kopf rauschten die Worte des Mädchens und er wusste, wie recht sie mit allem hatte. Nur dass es nicht die Blessuren der Männer waren.
„Es … sind … es sind nicht … die Blessuren der Männer“, brachte er wirr und stotternd hervor. Sie hingegen zuckte mit gleichgültig mit den Schultern und setzte sich den Helm wieder auf. Doch sie fuhr nicht sofort los. Sie schien ihn noch anzusehen, was er aber nicht erkennen konnte. Kurz darauf sackte ihr gerader Rücken ein klein wenig zusammen. Sie schien zu seufzen.
„Du hast keine Ahnung wie du jetzt zurück kommst, oder?“ Ihr Ton klang leicht genervt. Es war Aaron peinlich, er hatte noch nie einen guten Orientierungssinn gehabt und gab kleinlaut zu, dass er es tatsächlich nicht wusste. Obwohl er damit gerechnet hatte, dass dieses Eingeständnis ihn Spott einbringen würde, gab es nur eine Reaktion von ihr. Sie machte eine eindeutige Kopfbewegung und sagte, „Spring auf. Ich bring dich zur Straße, von dort aus, wirst du ja den Weg dann hoffentlich allein finden.“ Aaron sah ihr zu, wie sie die hinteren Fußrasten ausklappte, bevor er aufstieg.
„Ich heiße übrigens Aaron, stellte er sich vor“, als er hinter ihr Platz genommen hatte. Sie allerdings überhörte seine Vorstellung gepflegt und griff nach hinten. Sie packte einen seiner Arme und deutete ihm, dass er sich an ihr festhalten sollte. Kaum hatte er es getan, gab sie Gas. Der Motor der Sportmaschine heulte in einem wahnsinnig guten Sound auf und zog davon. Obwohl es sich um einen Waldweg handelte, gab sie immer mehr Gas. Für Aaron hatte dieses Gefühl eine Art von Rausch, der jetzt durch seinen ganzen Körper getrieben wurde.
Auf der Straße angekommen, stellte Aaron peinlicher Weise fest, dass der Rausch der Geschwindigkeit und der Geruch des Mädchens ihn in eine starke Erregung versetzt hatte. Jetzt abzusteigen könnte sehr peinlich für ihn werden, also beschloss er Abhilfe zu schaffen und sie war definitiv an ihm interessiert. Das konnte sie nicht leugnen. Er schlang seine Arme fester um ihre Hüften und begann ihre Jacke zu öffnen. Als sie etwas gelockert war, begann er ihren Hals zu küssen. Sie schnurrte wie ein Kätzchen und Aaron zog ihr langsam die Jacke aus. Seine Arme umschlangen ihren Körper und zogen ihn näher an sich heran. Plötzlich hörte er einen Knall durch seinen Kopf rauschen. Sie hatte sich seinen Verführungskünsten widersetzt und ihm eine harte Kopfnuss erteilt. Sich den Kopf vor Schmerzen haltend stieg er von der Maschine ab. Er taumelte leicht, denn ihm war wahnsinnig schwindlig geworden. Als er aufblickte, konnte er noch nicht einmal eine Gefühlsregung von ihr sehen, da sie noch immer den Helm auf hatte.
Die einzige Reaktion ihrerseits war gewesen, sie ließ den Motor aufheulen und gab etwas Gas um ihre Maschine in die Richtung zu drehen, in die sie fahren wollte. Kurz bevor sie gänzlich losfuhr rief sie ihm ihren Namen zu.
„Jazmin“
Aaron stand noch eine Weile da, während der aufgewirbelte Staub und Schotter des Weges sich wieder legten. Grübelnd ob er ihren Namen auch richtig verstanden hatte, drehte er sich um und sah in weiter Ferne die schemenhaften Umrisse des Hauses. Noch einmal sah er zurück, aber dort war nichts weiter außer tiefschwarze Nacht. Auch ihr Rücklicht war nirgends zu sehen. Aber bei ihrem Tempo war das auch nicht weiter verwunderlich.
Aaron steckte seine Hand in die Tasche und holte sein Handy heraus. Das Display erleuchtete in einem leichten Blau und stellte fest dass es gerade einmal kurz nach 10 war, als sein Handy das Display veränderte.
Kurzmitteilung von *CROWN OF THORNS*. Geraldine. Er öffnete die Nachricht und las.
Hey Womanizer. Hab Bitchie getroffen im Club. Blöde Kuh, hat kein Gewissen. Hab ne Dummheit gemacht. Bekomme sicher von Mama und Papa Ärger. Vermiss dich. Love u.
Aaron atmete schwer. Klasse Geraldine, dachte er. Zwar wusste er nicht was sie getan hatte, aber es konnte nichts Gutes verheißen. Und schon gar nicht wenn „Bitchie“, „Dummheit“ und „Ärger“ in einer SMS zu lesen waren. Er ging auf Teilnehmer anrufen und wartete darauf dass Geraldine abnahm. Dann klickte es einmal und hörte Geraldines Stimme.
„Hey, alles in Ordnung mit dir?“, wollte Aaron sofort von seiner Schwester wissen. Sie murmelte ein „Ja alles gut“ in den Hörer und schwieg.
„Was ist passiert?“
„Ich … ich kann jetzt nicht darüber reden, muss erstmal auf Mr Cortwell warten.“, gab sie kleinlaut von sich.
„Oh Gera, was hast du getan?“, fuhr es Aaron entsetzt hervor. Wenn sie auf Mr Cortwell warten musste, konnte es nur eins Bedeuten, großen Ärger.
„Du … ich muss auflegen, ich meld mich bei dir sobald das hier erledigt ist.“ Geraldine klang traurig und voller Sorge, und wenn Aaron ehrlich war, wollte er sofort zu ihr. Sie schien wirklich in Schwierigkeiten zu stecken, immerhin hatte er öfter mit dem Anwalt zu tun gehabt und wusste somit, dass Mr Cortwell nur zu Rate gezogen wurde, wenn es schlecht aussah.
„Gera, ich warte auf deinen Anruf. Lieb dich und das wird schon. Mr Cortwell ist ein Spitzenanwalt. Der holt dich da wieder raus.“
„Danke Aaron, ich wollte das wirklich nicht. Das musst du mir glauben.“, dann brach die Verbindung ab. Aaron dachte über den letzten Satz nach. Wenn sie sich bei ihm so entschuldigte dann musste es mit Brandy zu tun haben. Sie war schon immer gegen Brandy gewesen, doch er hatte es immer als Eifersucht abgetan.
Als Aaron aus dem Grübeln kam, stand er bereits vor dem Haus. Es hatte ihn gewundert, dass der Empfang trotz der Störungen nicht Unterbrochen wurde. Er sah an der Fassade hinauf und atmete schwer. Dann stieg er die Treppen der Veranda hinauf und ging hinein. Er machte sich auch kein Licht an, denn seine Augen waren gut angepasst und er befürchtete nicht nur seine Tante zu wecken sondern auch selbst brennende Augen zu bekommen. Kurz nachdem er sich bis auf die Shorts ausgezogen hatte, legte er sich auf das Bett. Er mochte nie woanders schlafen, doch nun musste er sich daran gewöhnen. Und obwohl es nicht sonderlich warm war, hievte er sich noch einmal auf um das Fenster zu öffnen. Kurz darauf schlief er ein.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 6 – Provokation
Geraldine saß nervös in den kleinen Verhörraum. Sie kam sich vor wie eine dieser Verdächtigen in einer billigen Krimiserie. Alles schien zu passen. Der große Spiegel hinter denen jetzt die Detectives standen und sie analysierten und dieser große Tisch mit einem Becher Kaffee, den einer der Polizisten hier stehen gelassen hatte. Sie sah sich weiter unbehaglich um. Alles sah genauso aus wie im Fernsehen. Auch die kleine Deckenkamera war da. Es war totenstill und das machte sie immer nervöser. Obwohl sie doch eigentlich keinen Grund hatte. Gut Geraldine hatte einen Fehler gemacht, aber war es ihr zu verübeln? Sie war eben eine impulsante Person und Brandy hatte eben Pech gehabt. Wieder sah sie die Bilder vor den Augen, als die Tür geöffnet wurde.
„Mr Cortwell“, sagte sie erleichtert und erhob sich aus dem Stuhl.
„Ms Walter“, begrüßte er sie. „Ich würde gern sagen, schön sie zu sehen, allerdings würde ich sagen, dass die Umstände nicht entsprechend sind.“
Geraldine senkte schuldbewusst ihren Kopf und ließ sich wieder auf den Stuhl nieder. Mr Cortwell setzte sich ihr gegenüber, breitete sich und seine Unterlagen aus. Er nahm sein Etui aus der Innentasche seines Jacketts und setzte sie sich auf die Nasenspitze. Dann nahm er den Aufnahmebericht der Polizei und las sie durch. Solange wie er las wartete Geraldine nervös auf das was Mr Cortwell ihr danach sagen würde. Immer wieder nickte er nachdenklich, kratzte sich den Kopf durch den kahlen weißen Schopf und schien um einiges zu grübeln, dann sah er auf.
„Haben sie dieses Geständnis gelesen? Wie ich sehe, haben sie es noch nicht unterschrieben.“
„Gelesen ja, aber Aaron hat auch erst unterschrieben wenn sie da waren und ich dachte dass ich das vielleicht auch machen sollte.“ Mr Cortwell nickte zustimmend und sagte; „Gut gemacht Miss. So dann wollen wir mal. Erzählen sie mir bitte was genau passiert ist. Damit ich keine bösen Überraschungen erleben muss.“
Geraldine nickte und spulte in ihrem Gedächtnis alles zurück.
„Also eigentlich begann alles damit, dass sie meinen Bruder ausgenutzt hatte. Nun ja, dann hatte ich sie im Snipers gesehen. Wir redeten kurz und weil ich mich so aufregte ging ich weg. Eigentlich hatte ich den ganzen Abend mit meinen Mädels dagesessen und gefeiert. Naja … hier ein bisschen getrunken und da ein wenig genippt. Jedenfalls stand sie dann hinter mir und begann über Aaron her zu ziehen. Von wegen, er wäre ein Schlappschwanz und sehe einfach nur gut aus. Aber hätte nichts in der Hose. Zum letzten gab sie eine spöttische Parodie auf seine Verzweiflung als sie mit ihm Schluss machte. Sie sagte er hätte geheult wie ein Baby und sie angefleht. Sie hatte es sogar übertrieben nachgestellt. Naja … dann fing sie noch an zu erzählen, dass ich mit meinem Bruder schlafe und so was. Was sollte ich denn machen? Mich weiterhin verspotten lassen? Immerhin könnte das für uns bedeuten, dass wir unseren Eltern weg genommen werden. Und das konnte ich nicht durch gehen lassen. Na und als ich bemerkte das sie an der Treppe stand, hatte ich so viel Wut in mir, dass ich sie einfach blind vor Wut gestoßen hatte.“
„Hm … da war ja ganz schön was los. Wissen Sie wie schwer sie verletzt ist?“, fragte Mr Cortwell.
„Nein, aber so schlimm kanns nicht sein. Sie stand jedenfalls wieder auf, als sie unten angekommen war. Vielleicht ein wenig gehumpelt, aber Blut oder so hab ich nicht gesehen.“
„Okay, ich denke das wird nicht schlimm ausgehen. Eine Klage wegen Körperverletzung wird nicht ausbleiben, aber die Strafe wird gering ausfallen. Bisher sind Sie noch nicht in Erscheinung getreten, was sie zu einem Ersttäter macht und deshalb werden es nur Sozialstunden geben. Dann möchte ich Sie bitten das Geständnis zu unterschreiben und ich werde alles Weitere in die Wege leiten. Aber versuchen Sie bitte keine weiteren Probleme zu machen.“ Er lächelte Geraldine an und packte alles wieder ein.
„Sie können dann jetzt gerne nach Hause gehen. Wir sind hier fertig.“
Geraldine wurde nun ruhiger und ging zur Tür. Endlich konnte sie die schrecklichen Räumlichkeiten verlassen. Als sie hinaus ging, blieb sie wie angewurzelt stehen. Sarah und Peter standen in Abendkleidung an der Information. Als Sarah Geraldine sah konnte sie nichts mehr halten. Ihre Mutter stürmte auf Geraldine zu und nahm sie ganz fest in den Arm und genau diese Fürsorge tat Geraldine gut. Sie wollte so etwas nie vermissen und begann zu weinen. Wie konnte Brandy nur so schreckliche Sachen behaupten. Sicher sie hatte recht mit den Anschuldigungen, aber Geraldine konnte sich nicht vorstellen dass Aaron ihr solche Sachen erzählt hätte. Die Konsequenzen waren ihnen bekannt und würden dieses Risiko doch nie eingehen. Bei diesen Gedanken kuschelte sich Geraldine noch fester in Arme ihrer Mutter.
Aaron wurde am nächsten Tag schon sehr früh geweckt. Es war noch dunkel draußen, als Tante Michaela ihn sanft wach rüttelte.
„Hey Aaron, aufstehen. Die Pferde warten schon.“ Als er einen müden Laut von sich gab und sich streckte, verließ Michaela sein Zimmer. Er setzte sich auf und schloss als erstes das Fenster. Es war nun doch ganz schön kalt in dem Raum geworden. Aaron stellte sich unter die Dusche und sah, dass seine Tante ihm bereits Arbeitskleidung bereit gelegt hatte. Es war ein grüner Overall. Man war das Ding hässlich. Als er zurück in sein Zimmer kam, schaute er kurz auf das Handy. Das Display zeigte ihm an, dass Geraldine ihm noch geschrieben hatte.
Hey Womanizer, hab Stubenarrest. :( Werde wohl auch Sozialstunden ableisten müssen, sagt Cortwell jedenfalls. Aber schlimmer wird es wohl nicht. C u, L u. Kiss
Hm … was war dort nur geschehen.
„Aaron? Kommst du? Frühstück ist fertig.“, rief seine Tante von der Treppe hinauf. Schnaufend sah Aaron auf die Uhr. 5:30. Für gewöhnlich stand Aaron so früh nie auf. Aber diesmal war er nicht sehr müde. Wovon auch? Er war ja nicht lange weg. Wenn er mit Geraldine im Snipers war, kamen sie um diese Zeit nach Hause. Aber gestern lag er schon gegen 23 Uhr im Bett und schlief.
Als er unten ankam, erwartete ihn ein reichlich gedeckter Tisch. Er setzte sich zu den Anderen und nahm sich ein Brötchen. Janine saß wieder neben ihm und sah ihn von der Seite aufmerksam an. Er mochte das morgens eigentlich gar nicht, aber es schien hier so üblich zu sein. Und er wollte sich nicht an seinem ersten Arbeitstag unbeliebt machen. Als er mit dem Brötchen fertig war, lehnte er sich zurück.
„Was? Das reicht dir? Du unterschätzt die Arbeit.“ Begann Janine. Doch Aaron zeigte sich unbeeindruckt. Er hörte den Gesprächen zu, die die anderen hielten. Michaela gab die Anweisung einen Tierarzt zu rufen, worauf einer der Angestellten sofort aufsprang und im Flur verschwand.
„Tierarzt?“, fragte Aaron, „was ist passiert?“
„Ach, es haben sich in der Nacht zwei Pferde gekabbelt und sich dabei verletzt. Keine Schlimme Sache, das kommt öfter vor. Sind halt auch ein paar Hengste auf der Koppel.“
Aaron dachte an den Abend zurück, als er die Pferde gehört hatte. Er hatte also richtig gemutmaßt. Nachdem die Arbeit für den Tag besprochen wurde, herrschte rege Aufbruchsstimmung. Aaron musste mit Janine gehen. Sie sollte ihm alles zeigen. Was sie auch tat. Sie war sehr toll, erklärte ihm alles und war sogar witzig. Dann ließ sie Aaron allein und er machte sich an die Arbeit.
Anfangs wurde ihm von diesem Geruch übel. Die Lüftung funktionierte hier nicht so wie er es sich vorgestellt hatte. Denn eigentlich standen beide Türen des Stalls offen, so dass es eigentlich Durchzug geben musste, doch mit der Zeit gewöhnte er sich an die Gerüche und an frische Luft mangelte es auch nicht so wirklich, da er die volle Schubkarre immer nach draußen bringen musste. Janine hatte recht. Wenn man hier fertig wäre, könnte man gleich von vorn beginnen. Immer wieder kamen die Reiterinnen in die Stallanlage und holten oder brachten ihre Pferde. Der erste Stall war gegen Mittag fertig, dies bedeutete, es waren erst 12 Boxen fertig. Lagen also noch 20 Boxen im großen Stall vor ihm. Sein Rücken begann zu Schmerzen, seine Arme ebenso und sein Magen schrie nach Essen. So langsam stellten sich Kopfschmerzen ein. Aaron brachte gerade die letzte Schubkarre von der letzten Box zum vorgesehenen Haufen, als Tante Michaela zu ihm kam.
„Und wie läuft es?“
„Naja, ganz gut, nur etwas geschafft und hungrig.“
„Na dann, bring die Karre noch weg und komm essen. Es gibt Nudeln mit Fleischsoße und Brötchen.“
Während Aaron die Karre wegbrachte, wartete Michaela auf ihn und sie gingen gemeinsam zum Haus.
„Was hast du denn bisher geschafft?“
„Hm,“ schniefte er mit Ansatz zu einem Lachen, „12 Boxen.“
„Du brauchst da gar nicht so abfällig lachen, dass ist gut. Janine hat beim ersten Mal bis zum Mittag nur 7 Boxen geschafft. Lag aber wahrscheinlich daran, dass sie mehr die Tiere gestreichelt hat, als zu misten. Aber überanstreng dich nicht. Ich möchte nicht dass du morgen einen schlimmen Muskelkater hast, denn dann wirst du morgen gar nichts schaffen und das ist erstmal deine einzige Aufgabe hier.“ Sie knuffte ihn in den Arm und verzog ihr Gesicht zu einer kleinen lustigen Grimasse.
„Ha ha, Tantchen. Du hast wohl noch nicht bemerkt dass ich gut durchtrainiert bin.“
„Oh Aaron, das ist mir durchaus aufgefallen, aber hier beanspruchst du ein paar andere Muskeln. Und nenn mich nicht Tantchen. Das klingt so alt.“
„Du bist alt“, gab er schellmisch grinsend zurück, worauf Michaela eine Schippe zog und beleidigt davon stiefelte. Aaron rannte sich entschuldigend hinter seiner Tante her. Doch diese drehte sich um und streckte ihm lachend die Zunge entgegen. Dann nahm sie ihn in den Arm und er legte ihr den Arm um die Schulter. So gingen sie zum Haus. Aaron sah die Gruppe abreisen, die zu ‘Namenlos‘ und Claire gehörten.
„Wie geht es eigentlich Claire? Weißt du da was?“
„Ja, Claire geht es schlecht, sie wird heute Nachmittag ins Krankenhaus in ihrer Stadt verlegt. Sie muss auch leider drin bleiben. Wahrscheinlich bis sie stirbt. Aber Chayenne hat uns erzählt, dass Claires größter Wunsch darin bestand, einmal auf einen Pferd zu sitzen.“
„Glaubst du mein Streit mit …“, Michaela ließ Aaron nicht ausreden.
„Nein, ich denke es ging ihr schon den ganzen Tag schlecht. Du weißt doch Kinder sagen auch nicht, wenn sie totmüde sind. Sie hatte sicher Angst, dass sie nicht auf Pferd gedurft hätte, wenn sie es gesagt hätte. Mach dir also keine Sorgen.“
Damit endete ihr Gespräch, denn sie kamen in die Küche, wo es nach essen duftete. Chayenne. So hieß sie also. Miss Namenlos hatte nun ein Namen. Aaron aß schlang das Essen in sich hinein. Selten hatte er solch einen Hunger gehabt. Janine fing an von einer Veranstaltung zu reden die einige der Clubmitglieder arrangieren wollten. Eine kleine Wohltätigkeitsveranstaltung um genauer zu werden. Aaron interessierte sich nicht weiter darüber und dachte an die kleine Claire. Er wollte sie gerne noch besuchen, aber er würde es nicht mehr schaffen. Die Boxen konnte man nicht so schnell sauber machen.
„Michaela?“, begann er über den Tisch zu sprechen. Sie sah fragend auf und wartete dass er weiter sprach. „Ich weiß, ich soll hier arbeiten, aber könnte ich zu Claire ins Krankenhaus? Ich möchte sie gern besuchen.“
„Tss … “, hörte man nur von Nathan, der dies sicher als Ausrede betrachtete. Und so war es auch. „Ja, genau. Du sollst hier arbeiten oder ist es dir zu schwer? Zu dreckig? Zu ansträngend? Man leg nur deine Ich-bin-was-besseres-Haltung ab.“ Die wollte und konnte Aaron nicht auf sich sitzen lassen.
„Was hast du für ein Problem mit mir? Du solltest aufpassen wen du beleidigst. Willst du dich mit mir anlegen, dann sag es ruhig. Ich hab kein Problem damit.“
„Bitte Jungs. Ich dulde hier keine Schlägereien. Also testet eure Kräfte anders wertig aus. Und Aaron …“ sie wandte sich an ihm, „Claire darf keine Besuche empfangen. Auch Chayenne durfte nicht zu ihr. Aber ich frage ihre Eltern gern, ob du ihre Adresse bekommen darfst, dann kannst du sie einen Tag mal vielleicht besuchen, okay?“
Ohne den Blick von Nathan abzuwenden stimmte er den Vorschlag den Michaela gemacht hatte zu und setzte sich wieder an den Tisch. Der restliche Tag war weiterhin anstrengend und nichts für weiche Gemüter. Auch das Abendessen war deftig und angespannt, wegen der Mittagssituation. Nathan hatte noch immer diesen arroganten und missbilligenden Ausdruck in den Augen.
Nach dem eher ruhigen Essen blieb Aaron in der Küche und unterhielt sich mit seiner Tante. Sie wusch ab, während er es tatsächlich schaffte abzuwaschen. Er war anfangs ziemlich ruhig geblieben, da er an Claire dachte, doch dann erzählte ihm seine Tante dass sie ihm die Adresse ins Zimmer gelegt hat. Er bedankte sich und freute sich sehr darüber. Als er kurz darauf hinaus sah, war es schon wieder dunkel gewesen. Ein Gesicht schob sich vor seinem geistigen Auge und er griff sich automatisch an den Kopf. Ob Jazmin wieder dort zu finden sei? Was hatte sie überhaupt dort gemacht?
„Sag mal kennst du eine Jazmin?“, fragte seine Tante aus. Diese überlegte kurz.
„Hm, ich kenne eine Jazmin, ja. Das ist die Stieftochter des Tierarztes. Woher kennst du sie? Sie war doch noch gar nicht hier.“
„Ich war gestern noch ein wenig draußen und da hab ich sie im Wald getroffen.“
„Im Wald?“, fragte Michaela verwundert nach.
„Ja, sie war dort mit ihrem Motorrad.“
„Hm. Naja, sie ist ein wenig seltsam. Sie redet wenig und bleibt für sich allein. In ihrer Schule heißt es sie wäre ein Freak und will auch gar keine Freunde die beliebt sind. Sie ist sonderbar und hat mit Wutausbrüchen zu kämpfen. Sie ist eben ein Hitzkopf. So wie du.“ Sie stupste ihn mit einem Hüftschwung an. Er lachte und schupste zurück.
„Es kursieren jede Menge Gerüchte über sie, aber hör nicht darauf. Bilde dir deine eigene Meinung. Sie scheint mir ein nettes Mädchen zu sein, also sei nicht oberflächig. Wenn du sie magst, dann lern sie kennen.“ Dann gab ihm Michaela einen Kuss auf die Wange und verlies die Küche. Er blieb zurück und trocknete weiter ab.
Als er fertig war schnappte er sich seine Jacke und ging hinaus in die Dunkelheit. Er machte sich auf dem Weg zu der Stelle, wo er gestern Jazmin getroffen hatte.
Geraldine saß nervös in den kleinen Verhörraum. Sie kam sich vor wie eine dieser Verdächtigen in einer billigen Krimiserie. Alles schien zu passen. Der große Spiegel hinter denen jetzt die Detectives standen und sie analysierten und dieser große Tisch mit einem Becher Kaffee, den einer der Polizisten hier stehen gelassen hatte. Sie sah sich weiter unbehaglich um. Alles sah genauso aus wie im Fernsehen. Auch die kleine Deckenkamera war da. Es war totenstill und das machte sie immer nervöser. Obwohl sie doch eigentlich keinen Grund hatte. Gut Geraldine hatte einen Fehler gemacht, aber war es ihr zu verübeln? Sie war eben eine impulsante Person und Brandy hatte eben Pech gehabt. Wieder sah sie die Bilder vor den Augen, als die Tür geöffnet wurde.
„Mr Cortwell“, sagte sie erleichtert und erhob sich aus dem Stuhl.
„Ms Walter“, begrüßte er sie. „Ich würde gern sagen, schön sie zu sehen, allerdings würde ich sagen, dass die Umstände nicht entsprechend sind.“
Geraldine senkte schuldbewusst ihren Kopf und ließ sich wieder auf den Stuhl nieder. Mr Cortwell setzte sich ihr gegenüber, breitete sich und seine Unterlagen aus. Er nahm sein Etui aus der Innentasche seines Jacketts und setzte sie sich auf die Nasenspitze. Dann nahm er den Aufnahmebericht der Polizei und las sie durch. Solange wie er las wartete Geraldine nervös auf das was Mr Cortwell ihr danach sagen würde. Immer wieder nickte er nachdenklich, kratzte sich den Kopf durch den kahlen weißen Schopf und schien um einiges zu grübeln, dann sah er auf.
„Haben sie dieses Geständnis gelesen? Wie ich sehe, haben sie es noch nicht unterschrieben.“
„Gelesen ja, aber Aaron hat auch erst unterschrieben wenn sie da waren und ich dachte dass ich das vielleicht auch machen sollte.“ Mr Cortwell nickte zustimmend und sagte; „Gut gemacht Miss. So dann wollen wir mal. Erzählen sie mir bitte was genau passiert ist. Damit ich keine bösen Überraschungen erleben muss.“
Geraldine nickte und spulte in ihrem Gedächtnis alles zurück.
„Also eigentlich begann alles damit, dass sie meinen Bruder ausgenutzt hatte. Nun ja, dann hatte ich sie im Snipers gesehen. Wir redeten kurz und weil ich mich so aufregte ging ich weg. Eigentlich hatte ich den ganzen Abend mit meinen Mädels dagesessen und gefeiert. Naja … hier ein bisschen getrunken und da ein wenig genippt. Jedenfalls stand sie dann hinter mir und begann über Aaron her zu ziehen. Von wegen, er wäre ein Schlappschwanz und sehe einfach nur gut aus. Aber hätte nichts in der Hose. Zum letzten gab sie eine spöttische Parodie auf seine Verzweiflung als sie mit ihm Schluss machte. Sie sagte er hätte geheult wie ein Baby und sie angefleht. Sie hatte es sogar übertrieben nachgestellt. Naja … dann fing sie noch an zu erzählen, dass ich mit meinem Bruder schlafe und so was. Was sollte ich denn machen? Mich weiterhin verspotten lassen? Immerhin könnte das für uns bedeuten, dass wir unseren Eltern weg genommen werden. Und das konnte ich nicht durch gehen lassen. Na und als ich bemerkte das sie an der Treppe stand, hatte ich so viel Wut in mir, dass ich sie einfach blind vor Wut gestoßen hatte.“
„Hm … da war ja ganz schön was los. Wissen Sie wie schwer sie verletzt ist?“, fragte Mr Cortwell.
„Nein, aber so schlimm kanns nicht sein. Sie stand jedenfalls wieder auf, als sie unten angekommen war. Vielleicht ein wenig gehumpelt, aber Blut oder so hab ich nicht gesehen.“
„Okay, ich denke das wird nicht schlimm ausgehen. Eine Klage wegen Körperverletzung wird nicht ausbleiben, aber die Strafe wird gering ausfallen. Bisher sind Sie noch nicht in Erscheinung getreten, was sie zu einem Ersttäter macht und deshalb werden es nur Sozialstunden geben. Dann möchte ich Sie bitten das Geständnis zu unterschreiben und ich werde alles Weitere in die Wege leiten. Aber versuchen Sie bitte keine weiteren Probleme zu machen.“ Er lächelte Geraldine an und packte alles wieder ein.
„Sie können dann jetzt gerne nach Hause gehen. Wir sind hier fertig.“
Geraldine wurde nun ruhiger und ging zur Tür. Endlich konnte sie die schrecklichen Räumlichkeiten verlassen. Als sie hinaus ging, blieb sie wie angewurzelt stehen. Sarah und Peter standen in Abendkleidung an der Information. Als Sarah Geraldine sah konnte sie nichts mehr halten. Ihre Mutter stürmte auf Geraldine zu und nahm sie ganz fest in den Arm und genau diese Fürsorge tat Geraldine gut. Sie wollte so etwas nie vermissen und begann zu weinen. Wie konnte Brandy nur so schreckliche Sachen behaupten. Sicher sie hatte recht mit den Anschuldigungen, aber Geraldine konnte sich nicht vorstellen dass Aaron ihr solche Sachen erzählt hätte. Die Konsequenzen waren ihnen bekannt und würden dieses Risiko doch nie eingehen. Bei diesen Gedanken kuschelte sich Geraldine noch fester in Arme ihrer Mutter.
Aaron wurde am nächsten Tag schon sehr früh geweckt. Es war noch dunkel draußen, als Tante Michaela ihn sanft wach rüttelte.
„Hey Aaron, aufstehen. Die Pferde warten schon.“ Als er einen müden Laut von sich gab und sich streckte, verließ Michaela sein Zimmer. Er setzte sich auf und schloss als erstes das Fenster. Es war nun doch ganz schön kalt in dem Raum geworden. Aaron stellte sich unter die Dusche und sah, dass seine Tante ihm bereits Arbeitskleidung bereit gelegt hatte. Es war ein grüner Overall. Man war das Ding hässlich. Als er zurück in sein Zimmer kam, schaute er kurz auf das Handy. Das Display zeigte ihm an, dass Geraldine ihm noch geschrieben hatte.
Hey Womanizer, hab Stubenarrest. :( Werde wohl auch Sozialstunden ableisten müssen, sagt Cortwell jedenfalls. Aber schlimmer wird es wohl nicht. C u, L u. Kiss
Hm … was war dort nur geschehen.
„Aaron? Kommst du? Frühstück ist fertig.“, rief seine Tante von der Treppe hinauf. Schnaufend sah Aaron auf die Uhr. 5:30. Für gewöhnlich stand Aaron so früh nie auf. Aber diesmal war er nicht sehr müde. Wovon auch? Er war ja nicht lange weg. Wenn er mit Geraldine im Snipers war, kamen sie um diese Zeit nach Hause. Aber gestern lag er schon gegen 23 Uhr im Bett und schlief.
Als er unten ankam, erwartete ihn ein reichlich gedeckter Tisch. Er setzte sich zu den Anderen und nahm sich ein Brötchen. Janine saß wieder neben ihm und sah ihn von der Seite aufmerksam an. Er mochte das morgens eigentlich gar nicht, aber es schien hier so üblich zu sein. Und er wollte sich nicht an seinem ersten Arbeitstag unbeliebt machen. Als er mit dem Brötchen fertig war, lehnte er sich zurück.
„Was? Das reicht dir? Du unterschätzt die Arbeit.“ Begann Janine. Doch Aaron zeigte sich unbeeindruckt. Er hörte den Gesprächen zu, die die anderen hielten. Michaela gab die Anweisung einen Tierarzt zu rufen, worauf einer der Angestellten sofort aufsprang und im Flur verschwand.
„Tierarzt?“, fragte Aaron, „was ist passiert?“
„Ach, es haben sich in der Nacht zwei Pferde gekabbelt und sich dabei verletzt. Keine Schlimme Sache, das kommt öfter vor. Sind halt auch ein paar Hengste auf der Koppel.“
Aaron dachte an den Abend zurück, als er die Pferde gehört hatte. Er hatte also richtig gemutmaßt. Nachdem die Arbeit für den Tag besprochen wurde, herrschte rege Aufbruchsstimmung. Aaron musste mit Janine gehen. Sie sollte ihm alles zeigen. Was sie auch tat. Sie war sehr toll, erklärte ihm alles und war sogar witzig. Dann ließ sie Aaron allein und er machte sich an die Arbeit.
Anfangs wurde ihm von diesem Geruch übel. Die Lüftung funktionierte hier nicht so wie er es sich vorgestellt hatte. Denn eigentlich standen beide Türen des Stalls offen, so dass es eigentlich Durchzug geben musste, doch mit der Zeit gewöhnte er sich an die Gerüche und an frische Luft mangelte es auch nicht so wirklich, da er die volle Schubkarre immer nach draußen bringen musste. Janine hatte recht. Wenn man hier fertig wäre, könnte man gleich von vorn beginnen. Immer wieder kamen die Reiterinnen in die Stallanlage und holten oder brachten ihre Pferde. Der erste Stall war gegen Mittag fertig, dies bedeutete, es waren erst 12 Boxen fertig. Lagen also noch 20 Boxen im großen Stall vor ihm. Sein Rücken begann zu Schmerzen, seine Arme ebenso und sein Magen schrie nach Essen. So langsam stellten sich Kopfschmerzen ein. Aaron brachte gerade die letzte Schubkarre von der letzten Box zum vorgesehenen Haufen, als Tante Michaela zu ihm kam.
„Und wie läuft es?“
„Naja, ganz gut, nur etwas geschafft und hungrig.“
„Na dann, bring die Karre noch weg und komm essen. Es gibt Nudeln mit Fleischsoße und Brötchen.“
Während Aaron die Karre wegbrachte, wartete Michaela auf ihn und sie gingen gemeinsam zum Haus.
„Was hast du denn bisher geschafft?“
„Hm,“ schniefte er mit Ansatz zu einem Lachen, „12 Boxen.“
„Du brauchst da gar nicht so abfällig lachen, dass ist gut. Janine hat beim ersten Mal bis zum Mittag nur 7 Boxen geschafft. Lag aber wahrscheinlich daran, dass sie mehr die Tiere gestreichelt hat, als zu misten. Aber überanstreng dich nicht. Ich möchte nicht dass du morgen einen schlimmen Muskelkater hast, denn dann wirst du morgen gar nichts schaffen und das ist erstmal deine einzige Aufgabe hier.“ Sie knuffte ihn in den Arm und verzog ihr Gesicht zu einer kleinen lustigen Grimasse.
„Ha ha, Tantchen. Du hast wohl noch nicht bemerkt dass ich gut durchtrainiert bin.“
„Oh Aaron, das ist mir durchaus aufgefallen, aber hier beanspruchst du ein paar andere Muskeln. Und nenn mich nicht Tantchen. Das klingt so alt.“
„Du bist alt“, gab er schellmisch grinsend zurück, worauf Michaela eine Schippe zog und beleidigt davon stiefelte. Aaron rannte sich entschuldigend hinter seiner Tante her. Doch diese drehte sich um und streckte ihm lachend die Zunge entgegen. Dann nahm sie ihn in den Arm und er legte ihr den Arm um die Schulter. So gingen sie zum Haus. Aaron sah die Gruppe abreisen, die zu ‘Namenlos‘ und Claire gehörten.
„Wie geht es eigentlich Claire? Weißt du da was?“
„Ja, Claire geht es schlecht, sie wird heute Nachmittag ins Krankenhaus in ihrer Stadt verlegt. Sie muss auch leider drin bleiben. Wahrscheinlich bis sie stirbt. Aber Chayenne hat uns erzählt, dass Claires größter Wunsch darin bestand, einmal auf einen Pferd zu sitzen.“
„Glaubst du mein Streit mit …“, Michaela ließ Aaron nicht ausreden.
„Nein, ich denke es ging ihr schon den ganzen Tag schlecht. Du weißt doch Kinder sagen auch nicht, wenn sie totmüde sind. Sie hatte sicher Angst, dass sie nicht auf Pferd gedurft hätte, wenn sie es gesagt hätte. Mach dir also keine Sorgen.“
Damit endete ihr Gespräch, denn sie kamen in die Küche, wo es nach essen duftete. Chayenne. So hieß sie also. Miss Namenlos hatte nun ein Namen. Aaron aß schlang das Essen in sich hinein. Selten hatte er solch einen Hunger gehabt. Janine fing an von einer Veranstaltung zu reden die einige der Clubmitglieder arrangieren wollten. Eine kleine Wohltätigkeitsveranstaltung um genauer zu werden. Aaron interessierte sich nicht weiter darüber und dachte an die kleine Claire. Er wollte sie gerne noch besuchen, aber er würde es nicht mehr schaffen. Die Boxen konnte man nicht so schnell sauber machen.
„Michaela?“, begann er über den Tisch zu sprechen. Sie sah fragend auf und wartete dass er weiter sprach. „Ich weiß, ich soll hier arbeiten, aber könnte ich zu Claire ins Krankenhaus? Ich möchte sie gern besuchen.“
„Tss … “, hörte man nur von Nathan, der dies sicher als Ausrede betrachtete. Und so war es auch. „Ja, genau. Du sollst hier arbeiten oder ist es dir zu schwer? Zu dreckig? Zu ansträngend? Man leg nur deine Ich-bin-was-besseres-Haltung ab.“ Die wollte und konnte Aaron nicht auf sich sitzen lassen.
„Was hast du für ein Problem mit mir? Du solltest aufpassen wen du beleidigst. Willst du dich mit mir anlegen, dann sag es ruhig. Ich hab kein Problem damit.“
„Bitte Jungs. Ich dulde hier keine Schlägereien. Also testet eure Kräfte anders wertig aus. Und Aaron …“ sie wandte sich an ihm, „Claire darf keine Besuche empfangen. Auch Chayenne durfte nicht zu ihr. Aber ich frage ihre Eltern gern, ob du ihre Adresse bekommen darfst, dann kannst du sie einen Tag mal vielleicht besuchen, okay?“
Ohne den Blick von Nathan abzuwenden stimmte er den Vorschlag den Michaela gemacht hatte zu und setzte sich wieder an den Tisch. Der restliche Tag war weiterhin anstrengend und nichts für weiche Gemüter. Auch das Abendessen war deftig und angespannt, wegen der Mittagssituation. Nathan hatte noch immer diesen arroganten und missbilligenden Ausdruck in den Augen.
Nach dem eher ruhigen Essen blieb Aaron in der Küche und unterhielt sich mit seiner Tante. Sie wusch ab, während er es tatsächlich schaffte abzuwaschen. Er war anfangs ziemlich ruhig geblieben, da er an Claire dachte, doch dann erzählte ihm seine Tante dass sie ihm die Adresse ins Zimmer gelegt hat. Er bedankte sich und freute sich sehr darüber. Als er kurz darauf hinaus sah, war es schon wieder dunkel gewesen. Ein Gesicht schob sich vor seinem geistigen Auge und er griff sich automatisch an den Kopf. Ob Jazmin wieder dort zu finden sei? Was hatte sie überhaupt dort gemacht?
„Sag mal kennst du eine Jazmin?“, fragte seine Tante aus. Diese überlegte kurz.
„Hm, ich kenne eine Jazmin, ja. Das ist die Stieftochter des Tierarztes. Woher kennst du sie? Sie war doch noch gar nicht hier.“
„Ich war gestern noch ein wenig draußen und da hab ich sie im Wald getroffen.“
„Im Wald?“, fragte Michaela verwundert nach.
„Ja, sie war dort mit ihrem Motorrad.“
„Hm. Naja, sie ist ein wenig seltsam. Sie redet wenig und bleibt für sich allein. In ihrer Schule heißt es sie wäre ein Freak und will auch gar keine Freunde die beliebt sind. Sie ist sonderbar und hat mit Wutausbrüchen zu kämpfen. Sie ist eben ein Hitzkopf. So wie du.“ Sie stupste ihn mit einem Hüftschwung an. Er lachte und schupste zurück.
„Es kursieren jede Menge Gerüchte über sie, aber hör nicht darauf. Bilde dir deine eigene Meinung. Sie scheint mir ein nettes Mädchen zu sein, also sei nicht oberflächig. Wenn du sie magst, dann lern sie kennen.“ Dann gab ihm Michaela einen Kuss auf die Wange und verlies die Küche. Er blieb zurück und trocknete weiter ab.
Als er fertig war schnappte er sich seine Jacke und ging hinaus in die Dunkelheit. Er machte sich auf dem Weg zu der Stelle, wo er gestern Jazmin getroffen hatte.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 7 – Zachury
Jazmin lag mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt und gekreuzten Beinen auf der großzügig geschnittenen Couch. Sie lag einfach nur da und dachte an Zachury. Er hatte sie einfach stehen lassen. Er hatte sich einfach nur umgedreht und war gegangen. Kein einziger Blick zurück zu ihr. Keine Gefühlsregung. Jazmin hatte ihm alles an den Kopf geworfen, ihre ganzen Gefühle und er war einfach gegangen. Sie seufzte und öffnete die Augen. Sie hatte Kyle durchaus bemerkt als er das Zimmer betreten hatte. Kyle warf sich auf den freien Platz und sah Jazmin an. Sie schielte zu ihm und sah, dass er sie eindringlicher ansah. Mit genervtem Stöhnen erhob sie sich und sah Kyle auch genauso genervt an.
„Was ist denn?“, fragte sie ihn.
„Hör endlich auf an ihn zu denken. Der kommt nicht wieder. Warum sollte er auch? Du solltest jetzt schon wissen, dass du ihm egal geworden bist. Immer hin hat er sich nie wieder gemeldet …“
„Kyle … halt die … was erlaubst du dir eigentlich?“ Jazmin wurde wütend. Warum begann er schon wieder mit diesem Thema. Es war doch ihre Sache, an wen sie denkt und warum sie das tut. Jazmin war empfindlich geworden und spürte die unbändige Kraft die langsam in ihr wütete.
„Jaz, ich will dich einfach nicht mehr traurig sehen. Er ist seit 3 Jahren nicht mehr hier gewesen. Er meidet sogar diese Gegend. Und das weißt du. Streich ihn endlich aus deinem Kopf und hör auf in Erinnerungen zu schwelgen.“
Jazmin hatte die Nase gestrichen voll. Ihre Wut war während er sprach in Zorn umgeschlagen. Kyle hatte nicht auf sie geachtet und war umso überraschter als er plötzlich Jazmins scharfe Fingernägel an seinem Hals spürte. Den Aufprall, den er vernahm als sie ihn gegen die harte Wand stieß, tat nicht weh, eigentlich tat ihm nichts weh, aber er wusste, das Jaz ihn bedrohte und in jener Hinsicht keinen Spaß kannte. Schon gar nicht, wenn es um Zachury ging.
„Du, du solltest dich zusammen reißen. Ich entscheide selbst, wann ich diesen super tollen Schalter umlege! Und wenn du es noch einmal wagst Zach in den Dreck zu ziehen, dann endet es böse.“ Während Jazmin sprach fuhren ihre kleinen spitzen Fangzähne hervor und die Adern unter ihren Schattigen Augen traten deutlich hervor. Nun war es dumm noch etwas zu sagen. Genau das wusste Kyle auch und gab nach. Um ihr zu signalisieren, dass er ihre Drohung verstanden und akzeptiert hatte, ließ er seine Muskeln entspannen. Aus Erfahrung wusste Kyle, dass Jaz noch eine Weile brauchen würde um ihre Wut zu kontrollieren und dann ihre scharfen Fingernägel von seinem Hals zu lösen.
„Oh mein Gott, Jazmin!“ Der Schrei der nun den Raum erfüllte gehörte zu Frank Garth. „Jazmin Garth, lass Kyle sofort los.“ Jazmin wollte ihm erklären was vorgefallen war, doch Frank, der sich als ihr Stiefvater und Lehrer sah, wollte nichts wissen. Zumindest noch nicht sofort. Für ihn galt es immer, nie die Beherrschung zu verlieren und nie andere Vampire, die sich Freunde nannten, anzugreifen. Allerdings wusste er auch das Jazmin sehr aufbrausend sein konnte und sich nur selten im Griff hatte.
Nun ließ Jazmin auch schneller los. Ihr Blick verriet Reue, denn sie wusste, dass sie gegen Franks Regeln verstoßen hatte. Schon wieder. Aber eigentlich war Kyle doch selbst Schuld. Sie hatte ihn gewarnt und er hatte es einfach zu weit getrieben. Kyle entfernte sich langsam von Jazmin und rieb sich den Hals. Sie hatte jede Menge Kraft und Kyle hatte schon Schwierigkeiten gehabt zu Atmen.
„Jazmin“, begann Frank mit sanfter Stimme, „Egal was Kyle auch schon wieder verbrochen hatte, es geht so nicht. Du kannst nicht alle gleich angreifen, weil sie anderer Meinung sind oder dich beleidigen.“ Frank sah wie Jazmin zu Boden blickte. Er wusste, dass sie es als unangenehm empfand, wenn er sie zu Recht wies. Dann fügte er noch hinzu. „Die Schule hat übrigens schon wieder angerufen. Du bist nicht in den Ferienkurs erschienen. Wo warst du?“
Jazmin setzte sich etwas trotzig auf das Sofa und zuckte mit den Schultern auf seine Frage. Denn sie hatte das Gefühl, dass sie niemand verstand oder es noch nicht einmal versuchte. Sie hatte einfach keine Lust auf Schule, schon gar nicht in den Ferien. Außerdem wollte und konnte einfach nicht die Gedanken an Zachury abschalten und es machte sie rasend, dass sich jeder mit gutgemeinten Ratschlägen in ihre Meinung reindrängen wollte. Es waren ihre Gedanken. Ihre Tagträume und es war auch ihre Entscheidung den Jungen kennenzulernen, der ihrem Zachury so verdammt ähnlich war. Wäre sie allein gewesen hätte sie vor sich hin gelächelt. Aber es durfte keiner von ihnen wissen.
Während Frank ihr wieder die Standpauke hielt, die sie sich immer anhören musste, dachte sie an den Abend zurück. Nur langsam kehrten die Worte von Frank lautstark an sie zurück.
„Jazmin, du kannst froh sein, dass sie dich auf der Schule behalten.“
Bei diesem Satz musste Jazmin lachen. Denn sie war schon immer gut in der Schule gewesen und es fiel ihr verdammt leicht. Besonders seit sie vor 5 Jahren in ein Vampir verwandelt wurde. Damals hatte sie in dieser Schule viele Freunde. Freunde denen sie den Rücken kehren musste, als sie nach einer Woche aus dem “Koma“ als ein Vampir erwachte. Damals war ihre Mutter mit Frank fast schon verheiratet gewesen. Umso schlimmer war es für Jazmin gewesen zu realisieren, dass sie als Menschen einem Vampir vertraut hatten.
„Was bitte ist so lustig daran?“, schrie Frank Jaz fast an. Kyle war schon vor einigen lauten Minuten gegangen. Jazmin sah auf und gab Frank die Antwort.
„Du weißt genauso gut wie ich, dass sie mich wegen meiner Noten auf der Schule behalten. Je mehr gute Schüler, umso mehr Geld vom Staat für die Schule.“
„Das mag sein Jaz, aber du kannst dich darauf nicht verlassen. Apropos “verlassen“, wie sieht es mit deinem Serum aus? Wie viel hast du noch?“
„6 Ampullen hab ich noch. Und da keine Schule ist, reicht es noch ein bisschen.“
„Jazmin, dieser Ferienkurs ist wichtig für dich. Gerade der Chemiekurs. Was wenn ich mal fort bin, und du weißt, dass das kann passieren. Ihr müsst wissen wie ihr das Giftgemisch zusammen braut.“
„Ach als wenn du es uns mal nicht zeigen würdest.“
„Natürlich werde ich das machen, aber was wenn es mal nicht mehr wirkt? Was wenn ihr die Hauptbestandteile nicht bekommen könnt? Ihr müsst euch bewusst sein, dass nichts für ewig ist.“
Franks Stimme wurde weicher und nachdenklicher. Er machte sich um seine Schützlinge Sorgen. Schon einmal wurde in seinem Revier gewildert und das aus den eigenen Reihen. Jazmins Mutter hatte keine Chance gehabt. Dieser fremde wildernde Vampir hatte sie bis zum letzten Tropfen Blut ausgetrunken und sich dann auf Jazmin gestürzt. Es hatte Frank fast das Herz gebrochen, als er Jaz sterbend in den Armen hielt. Ihr Mund verschmiert vom Blut des anderen Vampirs. Er wollte Jazmin dieses Leben ersparen, doch er brachte es einfach nicht übers Herz ihr einen Gegenstand durch das Herz zu jagen. Sie war stark und hatte zu Recht ihre Zweifel gegenüber diesen Leben und ihm selbst. Aber sie lernte kurz darauf Zachury kennen und eines musste Frank sich eingestehen, er tat ihr gut. Auch wenn es nun nicht mehr der Fall war.
Jazmin riss Frank aus den Gedanken, indem sie sich zu ihm stellte und ihn in den Arm nahm.
„Dad, ich weiß doch das du dir Sorgen machst, aber ich bin stark und die beste in Chemie, also mach dir keine Sorgen. Wir werden dich oder du uns nie verlassen. Wir sind gemeinsam stark, wie du es schon so oft gesagt hast. Aber lass mich trauern. Versucht nicht, mir den Schmerz zu nehmen. Ich will ihn spüren. Auch wenn ihr es nicht verstehen könnt.“
Als Frank sein Kinn auf ihre Schultern legte und sein Gesicht in Jazmins Haare vergrub stellte er etwas Seltsames fest. Erst jetzt roch Frank den fremden Geruch der an ihr haftete. Sofort stellten sich seine Instinkte in Bereitschaft.
„Wen hast du getroffen? Ich kenne diesen Geruch nicht, wer ist das?“ Jazmin lehnte sich zurück.
„Ach, niemand. Er ist ein Mensch den ich im Wald begegnet bin.“
„Hast du wenigstens … ?“, begann Frank etwas erleichtert und hoffend. Doch er wurde sofort von ihr unterbrochen.
„Dad! Nein, du weißt ich werde mich nicht von Menschen ernähren. Auch wenn ihr das nicht versteht. Für mich sind sie einfach keine Nahrung, sondern Freunde. Ich hätte als Mensch auch keine Hunde gegessen und deshalb werde ich auch auf Menschenblut verzichten.“ Jazmin machte eine kurze Pause. „Ja, ich weiß, es wäre so viel besser und ich weiß auch dass ich sie nicht töten muss. Bla bla bla.“ Sie hatte auch diese Gespräche so satt.
Frank fiel es schwer, ihre Entscheidung zu akzeptieren, denn immerhin war dies der Grund warum sie immer so gereizt war. Warum sie so sehr an Zachury hing und warum sie mehr Serum brauchte als ihre Freunde. Er zog Jazmin zu sich heran und strich ihr über den Kopf.
„Ich weiß, du glaubst du kannst Menschen wiederstehen, aber dem ist nicht so. Irgendwann wird dein Verlangen zu groß sein und willst du dann den zu Tode beißen den du liebst, weil du dich nicht im Griff hast und nicht weißt wie du ihn beißen musst um ihn nicht zu töten? Willst du wirklich dieses Risiko eingehen?“
„Dad, wer sagte denn, das ich ihn liebe? Ich hab ihn gestern einfach nur kennen gelernt. Er wäre sicher erfroren, weil er nicht zurück zur Ranch gefunden hätte.“
„Einer von der Ranch?“ Frank begann nach zu denken, denn er war doch vor nicht mehr als 2 Stunden dort gewesen und hatte keinen Neuen gerochen. Noch einmal schnupperte er an ihrem Haar, sog die kleinen Noten des Geruches tief in sich hinein und musste erkennen, dass er diese Zusammensetzung nicht kannte. Er hatte sogar noch das Pferd gerochen, die Lehrerin von der Schule, die Jazmin vor drei Tagen unterrichtet hatte, aber dieser Fremde blieb fremd und neu.
„Ja, er roch zumindest nach Michaela. Aber keine Sorge, er hat mich sauber erwischt.“
„Bist du dir sicher?“
„Absolut.“ Mit diesem Wort entspannten sich Franks Muskeln und sah hinaus.
„Es ist noch hell, willst du noch etwas machen?“, begann Frank und schaute sie schmunzelnd an.
„Wenn ich darf, würde ich gern zur Ranch. Denn ich möchte ihn gerne sehen.“ Frank verzog schon wieder das Gesicht, es war ihm einfach nicht recht, dass sich Jazmin mit einem Menschen anfreunden wollte.
„Ich dachte eigentlich eher daran, dir zu zeigen, wie man unser Serum herstellt.“
Jazmin willigte ein und begleitete ihn in den Keller, wo sich ein großes Terrarium befand. Die Taipanschlangen darin, sah man gar nicht auf den ersten Blick. Sie versteckten sich sehr gut, was ihnen jedoch nicht so sonderlich viel half. Frank ging zu diesem Glaskasten und fingerte geschickt nach einer Schlange und führte kurz darauf das Gift ab. Jazmin sah bei der Herstellung aufmerksam zu und notierte sich einige wichtige Informationen.
Jazmin lag mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt und gekreuzten Beinen auf der großzügig geschnittenen Couch. Sie lag einfach nur da und dachte an Zachury. Er hatte sie einfach stehen lassen. Er hatte sich einfach nur umgedreht und war gegangen. Kein einziger Blick zurück zu ihr. Keine Gefühlsregung. Jazmin hatte ihm alles an den Kopf geworfen, ihre ganzen Gefühle und er war einfach gegangen. Sie seufzte und öffnete die Augen. Sie hatte Kyle durchaus bemerkt als er das Zimmer betreten hatte. Kyle warf sich auf den freien Platz und sah Jazmin an. Sie schielte zu ihm und sah, dass er sie eindringlicher ansah. Mit genervtem Stöhnen erhob sie sich und sah Kyle auch genauso genervt an.
„Was ist denn?“, fragte sie ihn.
„Hör endlich auf an ihn zu denken. Der kommt nicht wieder. Warum sollte er auch? Du solltest jetzt schon wissen, dass du ihm egal geworden bist. Immer hin hat er sich nie wieder gemeldet …“
„Kyle … halt die … was erlaubst du dir eigentlich?“ Jazmin wurde wütend. Warum begann er schon wieder mit diesem Thema. Es war doch ihre Sache, an wen sie denkt und warum sie das tut. Jazmin war empfindlich geworden und spürte die unbändige Kraft die langsam in ihr wütete.
„Jaz, ich will dich einfach nicht mehr traurig sehen. Er ist seit 3 Jahren nicht mehr hier gewesen. Er meidet sogar diese Gegend. Und das weißt du. Streich ihn endlich aus deinem Kopf und hör auf in Erinnerungen zu schwelgen.“
Jazmin hatte die Nase gestrichen voll. Ihre Wut war während er sprach in Zorn umgeschlagen. Kyle hatte nicht auf sie geachtet und war umso überraschter als er plötzlich Jazmins scharfe Fingernägel an seinem Hals spürte. Den Aufprall, den er vernahm als sie ihn gegen die harte Wand stieß, tat nicht weh, eigentlich tat ihm nichts weh, aber er wusste, das Jaz ihn bedrohte und in jener Hinsicht keinen Spaß kannte. Schon gar nicht, wenn es um Zachury ging.
„Du, du solltest dich zusammen reißen. Ich entscheide selbst, wann ich diesen super tollen Schalter umlege! Und wenn du es noch einmal wagst Zach in den Dreck zu ziehen, dann endet es böse.“ Während Jazmin sprach fuhren ihre kleinen spitzen Fangzähne hervor und die Adern unter ihren Schattigen Augen traten deutlich hervor. Nun war es dumm noch etwas zu sagen. Genau das wusste Kyle auch und gab nach. Um ihr zu signalisieren, dass er ihre Drohung verstanden und akzeptiert hatte, ließ er seine Muskeln entspannen. Aus Erfahrung wusste Kyle, dass Jaz noch eine Weile brauchen würde um ihre Wut zu kontrollieren und dann ihre scharfen Fingernägel von seinem Hals zu lösen.
„Oh mein Gott, Jazmin!“ Der Schrei der nun den Raum erfüllte gehörte zu Frank Garth. „Jazmin Garth, lass Kyle sofort los.“ Jazmin wollte ihm erklären was vorgefallen war, doch Frank, der sich als ihr Stiefvater und Lehrer sah, wollte nichts wissen. Zumindest noch nicht sofort. Für ihn galt es immer, nie die Beherrschung zu verlieren und nie andere Vampire, die sich Freunde nannten, anzugreifen. Allerdings wusste er auch das Jazmin sehr aufbrausend sein konnte und sich nur selten im Griff hatte.
Nun ließ Jazmin auch schneller los. Ihr Blick verriet Reue, denn sie wusste, dass sie gegen Franks Regeln verstoßen hatte. Schon wieder. Aber eigentlich war Kyle doch selbst Schuld. Sie hatte ihn gewarnt und er hatte es einfach zu weit getrieben. Kyle entfernte sich langsam von Jazmin und rieb sich den Hals. Sie hatte jede Menge Kraft und Kyle hatte schon Schwierigkeiten gehabt zu Atmen.
„Jazmin“, begann Frank mit sanfter Stimme, „Egal was Kyle auch schon wieder verbrochen hatte, es geht so nicht. Du kannst nicht alle gleich angreifen, weil sie anderer Meinung sind oder dich beleidigen.“ Frank sah wie Jazmin zu Boden blickte. Er wusste, dass sie es als unangenehm empfand, wenn er sie zu Recht wies. Dann fügte er noch hinzu. „Die Schule hat übrigens schon wieder angerufen. Du bist nicht in den Ferienkurs erschienen. Wo warst du?“
Jazmin setzte sich etwas trotzig auf das Sofa und zuckte mit den Schultern auf seine Frage. Denn sie hatte das Gefühl, dass sie niemand verstand oder es noch nicht einmal versuchte. Sie hatte einfach keine Lust auf Schule, schon gar nicht in den Ferien. Außerdem wollte und konnte einfach nicht die Gedanken an Zachury abschalten und es machte sie rasend, dass sich jeder mit gutgemeinten Ratschlägen in ihre Meinung reindrängen wollte. Es waren ihre Gedanken. Ihre Tagträume und es war auch ihre Entscheidung den Jungen kennenzulernen, der ihrem Zachury so verdammt ähnlich war. Wäre sie allein gewesen hätte sie vor sich hin gelächelt. Aber es durfte keiner von ihnen wissen.
Während Frank ihr wieder die Standpauke hielt, die sie sich immer anhören musste, dachte sie an den Abend zurück. Nur langsam kehrten die Worte von Frank lautstark an sie zurück.
„Jazmin, du kannst froh sein, dass sie dich auf der Schule behalten.“
Bei diesem Satz musste Jazmin lachen. Denn sie war schon immer gut in der Schule gewesen und es fiel ihr verdammt leicht. Besonders seit sie vor 5 Jahren in ein Vampir verwandelt wurde. Damals hatte sie in dieser Schule viele Freunde. Freunde denen sie den Rücken kehren musste, als sie nach einer Woche aus dem “Koma“ als ein Vampir erwachte. Damals war ihre Mutter mit Frank fast schon verheiratet gewesen. Umso schlimmer war es für Jazmin gewesen zu realisieren, dass sie als Menschen einem Vampir vertraut hatten.
„Was bitte ist so lustig daran?“, schrie Frank Jaz fast an. Kyle war schon vor einigen lauten Minuten gegangen. Jazmin sah auf und gab Frank die Antwort.
„Du weißt genauso gut wie ich, dass sie mich wegen meiner Noten auf der Schule behalten. Je mehr gute Schüler, umso mehr Geld vom Staat für die Schule.“
„Das mag sein Jaz, aber du kannst dich darauf nicht verlassen. Apropos “verlassen“, wie sieht es mit deinem Serum aus? Wie viel hast du noch?“
„6 Ampullen hab ich noch. Und da keine Schule ist, reicht es noch ein bisschen.“
„Jazmin, dieser Ferienkurs ist wichtig für dich. Gerade der Chemiekurs. Was wenn ich mal fort bin, und du weißt, dass das kann passieren. Ihr müsst wissen wie ihr das Giftgemisch zusammen braut.“
„Ach als wenn du es uns mal nicht zeigen würdest.“
„Natürlich werde ich das machen, aber was wenn es mal nicht mehr wirkt? Was wenn ihr die Hauptbestandteile nicht bekommen könnt? Ihr müsst euch bewusst sein, dass nichts für ewig ist.“
Franks Stimme wurde weicher und nachdenklicher. Er machte sich um seine Schützlinge Sorgen. Schon einmal wurde in seinem Revier gewildert und das aus den eigenen Reihen. Jazmins Mutter hatte keine Chance gehabt. Dieser fremde wildernde Vampir hatte sie bis zum letzten Tropfen Blut ausgetrunken und sich dann auf Jazmin gestürzt. Es hatte Frank fast das Herz gebrochen, als er Jaz sterbend in den Armen hielt. Ihr Mund verschmiert vom Blut des anderen Vampirs. Er wollte Jazmin dieses Leben ersparen, doch er brachte es einfach nicht übers Herz ihr einen Gegenstand durch das Herz zu jagen. Sie war stark und hatte zu Recht ihre Zweifel gegenüber diesen Leben und ihm selbst. Aber sie lernte kurz darauf Zachury kennen und eines musste Frank sich eingestehen, er tat ihr gut. Auch wenn es nun nicht mehr der Fall war.
Jazmin riss Frank aus den Gedanken, indem sie sich zu ihm stellte und ihn in den Arm nahm.
„Dad, ich weiß doch das du dir Sorgen machst, aber ich bin stark und die beste in Chemie, also mach dir keine Sorgen. Wir werden dich oder du uns nie verlassen. Wir sind gemeinsam stark, wie du es schon so oft gesagt hast. Aber lass mich trauern. Versucht nicht, mir den Schmerz zu nehmen. Ich will ihn spüren. Auch wenn ihr es nicht verstehen könnt.“
Als Frank sein Kinn auf ihre Schultern legte und sein Gesicht in Jazmins Haare vergrub stellte er etwas Seltsames fest. Erst jetzt roch Frank den fremden Geruch der an ihr haftete. Sofort stellten sich seine Instinkte in Bereitschaft.
„Wen hast du getroffen? Ich kenne diesen Geruch nicht, wer ist das?“ Jazmin lehnte sich zurück.
„Ach, niemand. Er ist ein Mensch den ich im Wald begegnet bin.“
„Hast du wenigstens … ?“, begann Frank etwas erleichtert und hoffend. Doch er wurde sofort von ihr unterbrochen.
„Dad! Nein, du weißt ich werde mich nicht von Menschen ernähren. Auch wenn ihr das nicht versteht. Für mich sind sie einfach keine Nahrung, sondern Freunde. Ich hätte als Mensch auch keine Hunde gegessen und deshalb werde ich auch auf Menschenblut verzichten.“ Jazmin machte eine kurze Pause. „Ja, ich weiß, es wäre so viel besser und ich weiß auch dass ich sie nicht töten muss. Bla bla bla.“ Sie hatte auch diese Gespräche so satt.
Frank fiel es schwer, ihre Entscheidung zu akzeptieren, denn immerhin war dies der Grund warum sie immer so gereizt war. Warum sie so sehr an Zachury hing und warum sie mehr Serum brauchte als ihre Freunde. Er zog Jazmin zu sich heran und strich ihr über den Kopf.
„Ich weiß, du glaubst du kannst Menschen wiederstehen, aber dem ist nicht so. Irgendwann wird dein Verlangen zu groß sein und willst du dann den zu Tode beißen den du liebst, weil du dich nicht im Griff hast und nicht weißt wie du ihn beißen musst um ihn nicht zu töten? Willst du wirklich dieses Risiko eingehen?“
„Dad, wer sagte denn, das ich ihn liebe? Ich hab ihn gestern einfach nur kennen gelernt. Er wäre sicher erfroren, weil er nicht zurück zur Ranch gefunden hätte.“
„Einer von der Ranch?“ Frank begann nach zu denken, denn er war doch vor nicht mehr als 2 Stunden dort gewesen und hatte keinen Neuen gerochen. Noch einmal schnupperte er an ihrem Haar, sog die kleinen Noten des Geruches tief in sich hinein und musste erkennen, dass er diese Zusammensetzung nicht kannte. Er hatte sogar noch das Pferd gerochen, die Lehrerin von der Schule, die Jazmin vor drei Tagen unterrichtet hatte, aber dieser Fremde blieb fremd und neu.
„Ja, er roch zumindest nach Michaela. Aber keine Sorge, er hat mich sauber erwischt.“
„Bist du dir sicher?“
„Absolut.“ Mit diesem Wort entspannten sich Franks Muskeln und sah hinaus.
„Es ist noch hell, willst du noch etwas machen?“, begann Frank und schaute sie schmunzelnd an.
„Wenn ich darf, würde ich gern zur Ranch. Denn ich möchte ihn gerne sehen.“ Frank verzog schon wieder das Gesicht, es war ihm einfach nicht recht, dass sich Jazmin mit einem Menschen anfreunden wollte.
„Ich dachte eigentlich eher daran, dir zu zeigen, wie man unser Serum herstellt.“
Jazmin willigte ein und begleitete ihn in den Keller, wo sich ein großes Terrarium befand. Die Taipanschlangen darin, sah man gar nicht auf den ersten Blick. Sie versteckten sich sehr gut, was ihnen jedoch nicht so sonderlich viel half. Frank ging zu diesem Glaskasten und fingerte geschickt nach einer Schlange und führte kurz darauf das Gift ab. Jazmin sah bei der Herstellung aufmerksam zu und notierte sich einige wichtige Informationen.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 8 – Rückkehr
Als Jazmin wieder nach oben in das Wohnzimmer kam, war es bereits dunkel. Sie verspürte schon wieder dieses unbändige Verlangen nach Blut. Das Gefühl ließ sich kaum beschreiben, einerseits fühlte es sich kratzig an, andererseits fühlte es sich an, als würde ihr die Sonne in die Kehle steigen. Sie sah kurz zur Kellertür und rief Frank zu, dass sie sich was zum nähren suchen würde.
„Aber bitte nicht bei der Ranch. Sonst muss ich demnächst einen unschuldigen Hengst kastrieren müssen. Es sei denn …“ Frank wusste, dass Jazmin den Satz äffend und stumm beenden würde.
Jaz sah kurz auf die Uhr. Kurz nach 10. Sie hoffte Aaron nicht zu begegnen und eigentlich schien alles gut auszusehen. Wenn er wirklich auf der Ranch war, dann musste er früh schlafen und konnte sie somit nicht wieder überraschen. In ihrem Zimmer stand sie vor dem Kleiderschrank. Auch als Vampir war Jazmin immer noch ein Mädchen, welches ihre beachtliche Sammlung an Kleidungsstücken erklärte. Wie jeden Abend stand sie vor dem großen Problem, was zieh ich an. Ohne es auch nur zu wollen, dachte sie an Zachury. Hauptsächlich war er der Grund gewesen, warum sie sich jeden Tag aufs Neue aufstylte. Denn wie würde es aussehen, wenn er kommen würde und sie verloddert vorfand?
Nachdem sie sich endlich entschieden hatte, machte sie sich auf den Weg in die Garage um ihre Maschine zu nehmen. Doch sie war weg. Kurz reckte Jazmin die Nase in die Luft und stieß den eingeatmeten Sauerstoff voller Gerüche wieder wütend aus.
„Kyle!“, zischte sie hervor und sie spürte wie das Pochen in ihren kleinen Eckzähnen erwachte. Sie musste die Augen schließen, tief durchatmen und langsam von zehn zählen, um die Kontrolle über ihren Zorn zu gewinnen. Als sich ihre kleinen Reißzähnchen wieder einzogen, öffnete sie ihre Augen. Man der kann von Glück reden, dass er jetzt nicht hier ist und mir wohl heute kaum noch unter die Augen tritt, dachte Jazmin und ging zu ihrem Auto. Es war ein kleiner Cooper und sah nicht besonders spektakulär aus, aber dennoch sie konnte einige schnellere Autos hinter sich lassen.
Auf dem Weg zu ihrem Jagdgebiet fuhr sie einige Meilen pro Stunde zu schnell, was hier am Rand von Knoxville doch schon mehr auffiel. Hinter einer kleinen Kurve sah sie Polizeilichter und Sirene. Fluchend brachte sie den Wagen zum stehen.
Aaron lief über die Koppel und versuchte sich zu erinnern, wo er einen Abend zuvor das Licht der Maschine gesehen hatte. Er hasste seinen schlechten Orientierungssinn. Eine Weile stand er einfach nur da und starrte in den Wald. Vielleicht würde ja jeden Moment wieder dieses Geräusch und das Licht erscheinen. Doch er wartete vergebens. Was wenn er sie nun verjagt hatte? Immerhin schien sie öfter hier her zu kommen, denn Jazmin wusste genau wo die Bäume standen, als sie die Maschine aus dem Wald führte und das konnte nur davon zeugen, dass sie sich bestens auskannte.
Aaron blieb noch eine Weile auf der Koppel. Als er dann auf die Uhr sah, war es bereits nach 12 Uhr. Nun war er sich sicher dass sie nicht mehr auftauchen würde. Enttäuscht drehte er sich um und erschrak so stark dass ihm ein Schrei entfloh und er mit den Armen rudernd zurückfiel.
„Gott … man“, begann er nach Luft schnappend, „hast du mich erschreckt.“
Vor ihm stand seine Tante. Doch etwas fiel Aaron sofort auf, noch während er zu ihr sprach. Sie hatte einen müden Blick und sah ihn völlig ausdruckslos an. Skeptisch sah er sie an als er sich aufrappelte. Sie sah aus wie ein Geist. Blass und fahl. Ihre helle Haut glänzte fiebrig und schimmerte blau.
„Du solltest hier nicht sein. Gefahr. Gefahr lauert überall. Geh. Sofort. Du solltest nicht hier sein. …“ Die Stimme von seiner Tante machte ihm Angst. Sie war so ruhig und doch eindringlich. Sie schien allgemein zu sprechen und erst als sie ihre kalte Hand hob, wusste er dass er auch wirklich gemeint war. Noch immer wiederholte sie sich. Sie tat es solange bis er sich in Bewegung setzte. Es hatte ihm in Regelrechter Panik versetzt. Er rannte zu dem Licht, welches von der Veranda kam und als er die Tür erreichte, sah er zurück. Michaela war jedoch nirgends zu sehen. Dabei war sich doch ganz sicher gewesen, ihre Schritte hinter sich gehört zu haben. Diese ganze Situation hatte ihn stark verunsichert und in seinem Zimmer angekommen, beschloss er Geraldine anzurufen.
Doch wie erwartet bekam er mit dem Handy keinen Empfang. Genervt ließ er sich in die Kissen sinken und schloss die Augen. Noch während er darüber nachdachte was genau vorgefallen war, schlief er ein.
Nach dieser kleinen nervigen Unterbrechung fuhr Jazmin weiter. Sie war froh gewesen ein Vampir in dieser Situation zu sein. Ein Vampir Dasein hatte durchaus seine Vorteile, wie sie immer wieder erkennen musste. Nie würde sie auch nur einen Strafzettel bezahlen müssen. Schmunzelnd drehte sie das Radio auf. Ihre Lieblingslieder dröhnten aus den Lautsprechern und sie sang aus voller Kehle mit, bis sie ein ihr bekanntes Geräusch vernahm.
„Kyle!“, sagte sie wütend zu sich. „Dem werde ich jetzt eine Lektion erteilen.“ Jazmin wusste das er das Serum hasste und es wirklich nur zu sich nahm, wenn er zur Schule musste. Also würde ihm nichts geschehen, außer ein paar schmerzliche Minuten, bis er sich vollständig regeneriert hatte. Um sich jedoch ganz sicher zu sein, öffnete sie das Fenster und roch sofort Kyle. Ohne weiter nachzudenken lenkte sie ihren Cooper auf die linke Seite der Fahrbahn und da kam er auch schon mit einer zu hohen Geschwindigkeit um noch bremsen zu können. Reagieren konnte er, aber es würde ihm nichts nützen. Und schon sah Jazmin wie er mit ihrer Maschine durch die Luft flog. Im ersten Moment tat es ihr weh. Ihre schöne Maschine. Sie liebte sie sehr, aber Kyle konnte eben nicht alles haben und schon gar nicht nehmen.
Kaum war sie ausgestiegen, war sie auch schon bei Kyle, dem sein rechtes Bein irgendwie seltsam abstand. Ein kleines gemeines Grinsen konnte sich Jazmin nicht verkneifen. Denn auch sein Arm war ziemlich demoliert. Kyle hingegen fand das gar nicht witzig, denn auch wenn sie in der Lage waren, sich zu regenerieren, so tat dieser Prozess deutlich weh.
„Du hast wohl nen Schatten?“, schrie Kyle sie an und es entfuhr ihm ein knurren, als Jaz näher zu ihm heran trat.
„Dann überleg dir das nächste Mal, wessen Sachen du dir ohne zu fragen nimmst. Und ich hab es dir schon oft gesagt, dass meine Maschine tabu für dich ist. Jetzt ertrage die Konsequenzen.“ Sie sprach mit eiskalter Stimme und mit unbeeindruckter Mine ging sie zurück zu ihrem Auto. Erleichtert und sogar mit einem Gefühl der Zufriedenheit fuhr sie weiter. Als sie wieder klar bei Verstand war, denn bis dahin hatte sie über Kyles Aussehen nachgedacht, fiel ihr auf, dass sie auf dem Weg zur Ranch war. Sie hielt den Wagen an und starrte auf den langen Weg zum Haupthaus.
Ihre Gedanken drehten sich plötzlich um Aaron. Wie er dagesessen hatte, als sie zu ihrer Maschine kam. Maschine. Bei diesem Wort musste sie sofort grinsend an Kyle denken. Doch es hielt nicht lange an, da war sie schon wieder bei Aaron. Sie stieg aus und lehnte sich gegen die Motorhaube, des Autos. Es dauerte nicht lange, als ihr ein Geruch in die Nase stieg, den sie seit langem nicht mehr gerochen hatte. Konnte es möglich sein? Doch genauso schnell, wie der Geruch in ihre Nase kam, war er auch schon wieder verschwunden. Sie versuchte den Duft wieder zu finden, dabei irrte sie hin und her. Immer nur kurz roch sie ihn und kaum hatte sie ihn erkannt, war er auch schon wieder verflogen. Als sie ihn gar nicht mehr roch, registrierte sie wohin sie gelaufen war. Sie stand unmittelbar vor dem Haus. Für einen kurzen Moment stieg ihr ein Anflug von Angst auf. Was wenn ihm was passiert war? Sie konnte nicht herein. Nur Frank konnte hinein. Ein Vampir konnte nur in ein von Menschen bewohntes Haus eintreten, wenn man ihn persönlich einlud. Frank wurde so oft hereingebeten, dass er Treue- oder Bonuspunkte dafür bekommen könnte, die leider nicht übertragbar auf andere waren. Mist. Jazmin schlich um das Haus und versuchte den Geruch von Aaron zu finden. Als sie wieder vorn an der Veranda ankam, konnte sie feststellen dass hier Aarons Geruch am Stärksten war.
Sie kletterte die kleine Weiße Säule herauf und krabbelte auf dem kleinen spitzen Vordach zum Scheitel hinauf. Aarons Fenster war geöffnet und als Jazmin die nach draußen flatternden Vorhänge beiseite schob, sah sie Aarons Gesicht. Sein Bett stand fast unter dem Fenster und bei einem genaueren Blick, konnte sie sehen, dass er noch lebte. Sein Brustkorb hob und senkte sich flach und gleichmäßig. Als sie sich wieder abwandte um hinunter zu klettern, fiel ihr Blick auf etwas, was sie nun gerne besessen hätte. Und zwar ganz tief in sich drin. Seine Vene am weißschimmernden Hals pochte sichtbar gegen die Innenseite der Haut. Sofort fühlte sie ihr Verlangen und den immer schlimmer werden Schmerz in ihrer Kehle. Noch nie hatte Jazmin diesen Schmerz gefühlt, obwohl sie in der Schule von Menschen umgeben war. Jazmin flippte aus. In ihrem Kopf drehte sich alles nur noch darum wie sie in dieses Haus gelangen würde. Sie wusste es wäre unmöglich gewesen durch das Fenster zu kommen, was sie dennoch nicht davon abhielt es zu versuchen. Sie kämpfte regelrecht gegen diese unsichtbare Mauer an. In einem ihrer schärfsten Momente, fiel ihr ein, dass sie im Körper einer 17 Jährigen steckte. Ihr Auto war ein oder zwei Meilen vom Haus entfernt und sie hatte sogar das Licht des Wagens angelassen. Dann verschwand ihr klarer Moment wieder. Denn der Wind hatte ihr erneut eine Prise von Aarons Geruch in die Nase getrieben. Sie sprang wie ein Raubtier hinunter und ging schnurgerade zur Tür.
Aaron wurde von einem ungeheuren Lärm geweckt. Irgendjemand trommelte wie wild geworden an die Tür. Kurz nachdem er erwacht war, hörte er Schritte im Flur und stand selbst auf um hinaus zu gehen. Als er die Tür öffnete und hinaus spähte, sah er nur Tante Michaela, die das Licht im Flur gerade anknipste. Geblendet zog er sich zurück und ging zum Fenster. Das Trommeln an der Tür hielt an. Nach einer kurzen Zeit hörte das Geräusch auf und es ertönten Stimmen zu ihm herauf. Sofort erkannte er die Stimme von Michaela und auch die Stimme der zweiten Person war ihm bekannt, aber er konnte sie noch nicht zuordnen. War es vielleicht Janine? Oder doch Kate? Nein, das waren die nicht. Also versuchte Aaron heraus zu finden, um was es ging. Auto. Stehengeblieben.
Plötzlich ertönte eine weitere Stimme, die Aaron definitiv nicht kannte.
„Hey … Jaz. Alles okay, ich hab den Wagen wieder zum laufen gekriegt.“ Aaron sah den Schatten auf das Haus zu kommen und wie er unter dem Vordach auf der Veranda verschwand. Jaz? Jazmin? Aaron konnte nicht so recht glauben und wollte wissen ob seine Vorstellung wahr wäre. Er verließ eilig sein Zimmer und rannte die Treppen hinunter. Unten angekommen, hatte Tante Michaela die Tür gerade geschlossen. Fragend und übermüdet sah sie ihn an.
„War das Jazmin?“, fragte er sie aufgeregt und versuchte an ihr vorbei zu kommen. Doch Michaela blieb standhaft vor ihm und schickte ihn wieder hinauf. Murrend und ein wenig sauer stieg er die Treppen hoch. In seinem Zimmer begab er sich ohne Umwege zum Fenster und erhoffte noch einen Blick auf sie werfen zu können. Aber nichts. Nichts als finstere Nacht und die zwei kleinen Lichter des Autos.
Als Jazmin wieder nach oben in das Wohnzimmer kam, war es bereits dunkel. Sie verspürte schon wieder dieses unbändige Verlangen nach Blut. Das Gefühl ließ sich kaum beschreiben, einerseits fühlte es sich kratzig an, andererseits fühlte es sich an, als würde ihr die Sonne in die Kehle steigen. Sie sah kurz zur Kellertür und rief Frank zu, dass sie sich was zum nähren suchen würde.
„Aber bitte nicht bei der Ranch. Sonst muss ich demnächst einen unschuldigen Hengst kastrieren müssen. Es sei denn …“ Frank wusste, dass Jazmin den Satz äffend und stumm beenden würde.
Jaz sah kurz auf die Uhr. Kurz nach 10. Sie hoffte Aaron nicht zu begegnen und eigentlich schien alles gut auszusehen. Wenn er wirklich auf der Ranch war, dann musste er früh schlafen und konnte sie somit nicht wieder überraschen. In ihrem Zimmer stand sie vor dem Kleiderschrank. Auch als Vampir war Jazmin immer noch ein Mädchen, welches ihre beachtliche Sammlung an Kleidungsstücken erklärte. Wie jeden Abend stand sie vor dem großen Problem, was zieh ich an. Ohne es auch nur zu wollen, dachte sie an Zachury. Hauptsächlich war er der Grund gewesen, warum sie sich jeden Tag aufs Neue aufstylte. Denn wie würde es aussehen, wenn er kommen würde und sie verloddert vorfand?
Nachdem sie sich endlich entschieden hatte, machte sie sich auf den Weg in die Garage um ihre Maschine zu nehmen. Doch sie war weg. Kurz reckte Jazmin die Nase in die Luft und stieß den eingeatmeten Sauerstoff voller Gerüche wieder wütend aus.
„Kyle!“, zischte sie hervor und sie spürte wie das Pochen in ihren kleinen Eckzähnen erwachte. Sie musste die Augen schließen, tief durchatmen und langsam von zehn zählen, um die Kontrolle über ihren Zorn zu gewinnen. Als sich ihre kleinen Reißzähnchen wieder einzogen, öffnete sie ihre Augen. Man der kann von Glück reden, dass er jetzt nicht hier ist und mir wohl heute kaum noch unter die Augen tritt, dachte Jazmin und ging zu ihrem Auto. Es war ein kleiner Cooper und sah nicht besonders spektakulär aus, aber dennoch sie konnte einige schnellere Autos hinter sich lassen.
Auf dem Weg zu ihrem Jagdgebiet fuhr sie einige Meilen pro Stunde zu schnell, was hier am Rand von Knoxville doch schon mehr auffiel. Hinter einer kleinen Kurve sah sie Polizeilichter und Sirene. Fluchend brachte sie den Wagen zum stehen.
Aaron lief über die Koppel und versuchte sich zu erinnern, wo er einen Abend zuvor das Licht der Maschine gesehen hatte. Er hasste seinen schlechten Orientierungssinn. Eine Weile stand er einfach nur da und starrte in den Wald. Vielleicht würde ja jeden Moment wieder dieses Geräusch und das Licht erscheinen. Doch er wartete vergebens. Was wenn er sie nun verjagt hatte? Immerhin schien sie öfter hier her zu kommen, denn Jazmin wusste genau wo die Bäume standen, als sie die Maschine aus dem Wald führte und das konnte nur davon zeugen, dass sie sich bestens auskannte.
Aaron blieb noch eine Weile auf der Koppel. Als er dann auf die Uhr sah, war es bereits nach 12 Uhr. Nun war er sich sicher dass sie nicht mehr auftauchen würde. Enttäuscht drehte er sich um und erschrak so stark dass ihm ein Schrei entfloh und er mit den Armen rudernd zurückfiel.
„Gott … man“, begann er nach Luft schnappend, „hast du mich erschreckt.“
Vor ihm stand seine Tante. Doch etwas fiel Aaron sofort auf, noch während er zu ihr sprach. Sie hatte einen müden Blick und sah ihn völlig ausdruckslos an. Skeptisch sah er sie an als er sich aufrappelte. Sie sah aus wie ein Geist. Blass und fahl. Ihre helle Haut glänzte fiebrig und schimmerte blau.
„Du solltest hier nicht sein. Gefahr. Gefahr lauert überall. Geh. Sofort. Du solltest nicht hier sein. …“ Die Stimme von seiner Tante machte ihm Angst. Sie war so ruhig und doch eindringlich. Sie schien allgemein zu sprechen und erst als sie ihre kalte Hand hob, wusste er dass er auch wirklich gemeint war. Noch immer wiederholte sie sich. Sie tat es solange bis er sich in Bewegung setzte. Es hatte ihm in Regelrechter Panik versetzt. Er rannte zu dem Licht, welches von der Veranda kam und als er die Tür erreichte, sah er zurück. Michaela war jedoch nirgends zu sehen. Dabei war sich doch ganz sicher gewesen, ihre Schritte hinter sich gehört zu haben. Diese ganze Situation hatte ihn stark verunsichert und in seinem Zimmer angekommen, beschloss er Geraldine anzurufen.
Doch wie erwartet bekam er mit dem Handy keinen Empfang. Genervt ließ er sich in die Kissen sinken und schloss die Augen. Noch während er darüber nachdachte was genau vorgefallen war, schlief er ein.
Nach dieser kleinen nervigen Unterbrechung fuhr Jazmin weiter. Sie war froh gewesen ein Vampir in dieser Situation zu sein. Ein Vampir Dasein hatte durchaus seine Vorteile, wie sie immer wieder erkennen musste. Nie würde sie auch nur einen Strafzettel bezahlen müssen. Schmunzelnd drehte sie das Radio auf. Ihre Lieblingslieder dröhnten aus den Lautsprechern und sie sang aus voller Kehle mit, bis sie ein ihr bekanntes Geräusch vernahm.
„Kyle!“, sagte sie wütend zu sich. „Dem werde ich jetzt eine Lektion erteilen.“ Jazmin wusste das er das Serum hasste und es wirklich nur zu sich nahm, wenn er zur Schule musste. Also würde ihm nichts geschehen, außer ein paar schmerzliche Minuten, bis er sich vollständig regeneriert hatte. Um sich jedoch ganz sicher zu sein, öffnete sie das Fenster und roch sofort Kyle. Ohne weiter nachzudenken lenkte sie ihren Cooper auf die linke Seite der Fahrbahn und da kam er auch schon mit einer zu hohen Geschwindigkeit um noch bremsen zu können. Reagieren konnte er, aber es würde ihm nichts nützen. Und schon sah Jazmin wie er mit ihrer Maschine durch die Luft flog. Im ersten Moment tat es ihr weh. Ihre schöne Maschine. Sie liebte sie sehr, aber Kyle konnte eben nicht alles haben und schon gar nicht nehmen.
Kaum war sie ausgestiegen, war sie auch schon bei Kyle, dem sein rechtes Bein irgendwie seltsam abstand. Ein kleines gemeines Grinsen konnte sich Jazmin nicht verkneifen. Denn auch sein Arm war ziemlich demoliert. Kyle hingegen fand das gar nicht witzig, denn auch wenn sie in der Lage waren, sich zu regenerieren, so tat dieser Prozess deutlich weh.
„Du hast wohl nen Schatten?“, schrie Kyle sie an und es entfuhr ihm ein knurren, als Jaz näher zu ihm heran trat.
„Dann überleg dir das nächste Mal, wessen Sachen du dir ohne zu fragen nimmst. Und ich hab es dir schon oft gesagt, dass meine Maschine tabu für dich ist. Jetzt ertrage die Konsequenzen.“ Sie sprach mit eiskalter Stimme und mit unbeeindruckter Mine ging sie zurück zu ihrem Auto. Erleichtert und sogar mit einem Gefühl der Zufriedenheit fuhr sie weiter. Als sie wieder klar bei Verstand war, denn bis dahin hatte sie über Kyles Aussehen nachgedacht, fiel ihr auf, dass sie auf dem Weg zur Ranch war. Sie hielt den Wagen an und starrte auf den langen Weg zum Haupthaus.
Ihre Gedanken drehten sich plötzlich um Aaron. Wie er dagesessen hatte, als sie zu ihrer Maschine kam. Maschine. Bei diesem Wort musste sie sofort grinsend an Kyle denken. Doch es hielt nicht lange an, da war sie schon wieder bei Aaron. Sie stieg aus und lehnte sich gegen die Motorhaube, des Autos. Es dauerte nicht lange, als ihr ein Geruch in die Nase stieg, den sie seit langem nicht mehr gerochen hatte. Konnte es möglich sein? Doch genauso schnell, wie der Geruch in ihre Nase kam, war er auch schon wieder verschwunden. Sie versuchte den Duft wieder zu finden, dabei irrte sie hin und her. Immer nur kurz roch sie ihn und kaum hatte sie ihn erkannt, war er auch schon wieder verflogen. Als sie ihn gar nicht mehr roch, registrierte sie wohin sie gelaufen war. Sie stand unmittelbar vor dem Haus. Für einen kurzen Moment stieg ihr ein Anflug von Angst auf. Was wenn ihm was passiert war? Sie konnte nicht herein. Nur Frank konnte hinein. Ein Vampir konnte nur in ein von Menschen bewohntes Haus eintreten, wenn man ihn persönlich einlud. Frank wurde so oft hereingebeten, dass er Treue- oder Bonuspunkte dafür bekommen könnte, die leider nicht übertragbar auf andere waren. Mist. Jazmin schlich um das Haus und versuchte den Geruch von Aaron zu finden. Als sie wieder vorn an der Veranda ankam, konnte sie feststellen dass hier Aarons Geruch am Stärksten war.
Sie kletterte die kleine Weiße Säule herauf und krabbelte auf dem kleinen spitzen Vordach zum Scheitel hinauf. Aarons Fenster war geöffnet und als Jazmin die nach draußen flatternden Vorhänge beiseite schob, sah sie Aarons Gesicht. Sein Bett stand fast unter dem Fenster und bei einem genaueren Blick, konnte sie sehen, dass er noch lebte. Sein Brustkorb hob und senkte sich flach und gleichmäßig. Als sie sich wieder abwandte um hinunter zu klettern, fiel ihr Blick auf etwas, was sie nun gerne besessen hätte. Und zwar ganz tief in sich drin. Seine Vene am weißschimmernden Hals pochte sichtbar gegen die Innenseite der Haut. Sofort fühlte sie ihr Verlangen und den immer schlimmer werden Schmerz in ihrer Kehle. Noch nie hatte Jazmin diesen Schmerz gefühlt, obwohl sie in der Schule von Menschen umgeben war. Jazmin flippte aus. In ihrem Kopf drehte sich alles nur noch darum wie sie in dieses Haus gelangen würde. Sie wusste es wäre unmöglich gewesen durch das Fenster zu kommen, was sie dennoch nicht davon abhielt es zu versuchen. Sie kämpfte regelrecht gegen diese unsichtbare Mauer an. In einem ihrer schärfsten Momente, fiel ihr ein, dass sie im Körper einer 17 Jährigen steckte. Ihr Auto war ein oder zwei Meilen vom Haus entfernt und sie hatte sogar das Licht des Wagens angelassen. Dann verschwand ihr klarer Moment wieder. Denn der Wind hatte ihr erneut eine Prise von Aarons Geruch in die Nase getrieben. Sie sprang wie ein Raubtier hinunter und ging schnurgerade zur Tür.
Aaron wurde von einem ungeheuren Lärm geweckt. Irgendjemand trommelte wie wild geworden an die Tür. Kurz nachdem er erwacht war, hörte er Schritte im Flur und stand selbst auf um hinaus zu gehen. Als er die Tür öffnete und hinaus spähte, sah er nur Tante Michaela, die das Licht im Flur gerade anknipste. Geblendet zog er sich zurück und ging zum Fenster. Das Trommeln an der Tür hielt an. Nach einer kurzen Zeit hörte das Geräusch auf und es ertönten Stimmen zu ihm herauf. Sofort erkannte er die Stimme von Michaela und auch die Stimme der zweiten Person war ihm bekannt, aber er konnte sie noch nicht zuordnen. War es vielleicht Janine? Oder doch Kate? Nein, das waren die nicht. Also versuchte Aaron heraus zu finden, um was es ging. Auto. Stehengeblieben.
Plötzlich ertönte eine weitere Stimme, die Aaron definitiv nicht kannte.
„Hey … Jaz. Alles okay, ich hab den Wagen wieder zum laufen gekriegt.“ Aaron sah den Schatten auf das Haus zu kommen und wie er unter dem Vordach auf der Veranda verschwand. Jaz? Jazmin? Aaron konnte nicht so recht glauben und wollte wissen ob seine Vorstellung wahr wäre. Er verließ eilig sein Zimmer und rannte die Treppen hinunter. Unten angekommen, hatte Tante Michaela die Tür gerade geschlossen. Fragend und übermüdet sah sie ihn an.
„War das Jazmin?“, fragte er sie aufgeregt und versuchte an ihr vorbei zu kommen. Doch Michaela blieb standhaft vor ihm und schickte ihn wieder hinauf. Murrend und ein wenig sauer stieg er die Treppen hoch. In seinem Zimmer begab er sich ohne Umwege zum Fenster und erhoffte noch einen Blick auf sie werfen zu können. Aber nichts. Nichts als finstere Nacht und die zwei kleinen Lichter des Autos.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 9 – Wiederkehrender Schmerz
Jazmin wehrte sich. Doch der kräftigere Griff hielt sie sicher und fest. Sie trat und schlug um sich, doch sie wurde nicht frei gelassen. Sie wollte nichts weiter als los und zurück um Aarons köstliches Blut zu trinken. Sie registrierte dass das Licht ausgeschaltet wurde und sie sah erneut ihre Chance. Dann biss sie in den Rücken von der Person die sie festhielt. Sie schrie auf hielt Jazmin jedoch weiterhin fest. Am Auto angekommen, stellte sie die Person auf die Füße, ließ sie aber nicht los. Jazmin war noch immer in einen Rausch und erst ein paar gepfefferte Ohrfeigen ließen sie langsam zur Besinnung kommen. Sie konnte nicht glauben wen sie vor sich sah. Obwohl sie den Geruch vorhin gefolgt war. Doch zuordnen konnte sie den Geruch vorher nicht. Sie wusste nur dass sie ihn kannte. Jetzt war kein Zweifel mehr, er war zurück.
Sofort begann die tiefe Wunde aufzureißen. Sie begann zu bluten; Tränen schossen ihr in die Augen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie konnte es nicht fassen. Mehr als 3 Jahre hatte sie den Augenblick herbei gesehnt und war immer auf eine Schönheit gestylt und ausgerechnet jetzt wo sie so durch gedreht war, stand er direkt vor ihr. Nein, er hatte sie vor einem Fehler bewahrt. Jazmin konnte sich nun langsam an Michaelas Blick erinnern. Die Besitzerin der Ranch musste es nun wissen. Jazmin war durchgedreht und hatte ihr Geheimnis verraten. Wie sollte sie ihre Fangzähne und den wilden Gesichtsausdruck nur erklären? Egal wie sehr sie sich über den unerwarteten Besuch freute, es war einfach unwichtig. Sie schaute die ganze Zeit des Grübelns auf den Boden.
„Hey, mach dir keinen Kopf“, ihr Kinn wurde angehoben und unweigerlich musste sie ihm in die Augen schauen. Sofort wurden ihre Glieder schwach. Zachury hatte schon immer diese Wirkung auf sie gehabt. Sie wusste nicht woran es lag aber es war so. Er sah ihr tief in die Augen. Es war so als würde er in ihre Seele schauen, als würde er all ihre Gefühle sehen und jede schmerzliche Erinnerung davon nehmen. Es klang kitschig aber es umgab sie immer ein warmes und wohliges Gefühl. Es waren nun ein oder zwei Minuten vergangen, als er ihr das sagte und ihr Kinn anhob. Nun begann er zu lächeln und jede einzelne Erinnerung an ihm stieg ihr schmerzlich auf. Er war einfach gegangen und nun stand er vor ihr, als sei nie etwas gewesen. Sie konnte ihn nicht mehr ansehen. Es ging einfach nicht zu groß waren die Wunden die er in ihr hinterlassen hatte. Wortlos setzte sie sich in ihr Auto und fuhr mit einem aufheulenden Motor die Straße im Rückwärtsgang zurück, bis hin zu einer Stelle an der sie wenden konnte. Sie trieb den kleinen Mini forsch an und raste die Strecke zu Frank entlang. Sie konnte es noch immer nicht begreifen. Er war zurück und tat so als wäre nie etwas gewesen. Dann dachte sie unweigerlich wieder zurück.
Wie sehr es geschmerzt hatte als er sie nicht sterben lassen konnte. Bis zu diesem Ereignis hatte Jazmin noch Hoffnung in sich getragen, doch als er sich biss und seine Wunde zu ihrem Mund führte, wurde ihr die letzte Spur von Hoffen unsanft herausgerissen. Jazmin hatte daneben gestanden. Sie sah wie Alyson die Sprosse verfehlte und vom Baum stürzte. Sie war nah genug um sie rechtzeitig auffangen zu können. Doch irgendwas ganz tief in ihr drin hinderte sie daran. Zachury hatte sie nur auf den Boden aufkommen hören und hatte eine schreckliche Vorahnung gehabt. Nur deshalb konnte er sie noch retten. Jazmin fühlte Wut als sie die Nachricht hörte, dass Alyson das Glück hatte, für die Verwandlung noch lebendig genug gewesen sei. Bis zu jenem Zeitpunkt als Zachury sie alle verließ, lebte Alyson sich gut in ihr Vampirleben ein, versuchte sich mit Jazmin anzufreunden und lernte eifrig wie man Menschen manipulierte und sie nicht tödlich verletzte, während man sich von ihnen nährte. Zachury war so stolz auf Alyson, was Jasmin noch wütender werden ließ. Erst als die beiden fort gingen, konnte sich Jaz nicht mehr zusammen reißen. Erst da fiel ihr die Beherrschung schwer. Immer wieder dachte sie an Zachury und Alyson wenn sie wütend wurde, und so fiel ihr die Kontrolle immer schwieriger, denn nichts war schmerzhafter als austauschbar zu sein.
Sie kam die Einfahrt zu ihrem entlang und musste feststellen dass jemand die Garage blockierte. Es war niemand ihrer Freunde. Im Haus brannte großes Licht, was bedeutete dass jemand zu Besuch sei. Für gewöhnlich war es ein Code dafür, dass Menschen anwesend waren. Doch Jazmin konnte sich nicht vorstellen wer zu dieser Stunde hier sein würde. Sie stellte das Auto an die Seite der Einfahrt und sah sich um. Das Auto welches vor der Garage stand beäugte sie genauer. Es sah von außen ganz normal aus. Doch von innen nicht. Es war ein Zivilauto der Knoxville National Police. Dass einer der Cops nun hier stand machte Jazmin nervös. Sie konnte sich nicht vorstellen, weshalb sie Frank einen Besuch abstatten sollten, zudem war sie nicht gesättigt und machte sich Sorgen, dass sie wieder so ausflippen könnte wie sie es bei Aaron tat. Während sie darüber nachdachte ob sie doch lieber warten sollte, bis er verschwunden war, hörte sie Bewegung in den angrenzenden Wald. Noch bevor sie sich dem Geräusch zuwenden konnte, hörte sie eine Stimme.
„Die Cops sind da, weil sie dein Motorrad gefunden haben, aber von dir keine Spur zu finden war.“
Alyson. Sofort stieg in Jazmin die Verachtung und Wut auf. Wie konnte sie es wagen hier her zurück zu kommen? Sie, die an allem Schuld war. Ohne Alyson wäre es nie so weit gekommen, ohne Alyson wäre Jazmin doch nie so reizbar. Jazmin drehte sich von ihr ab und ging zum Hauseingang. Ohne etwas zu sagen, ohne die kleinste Reaktion auf Alyson, ließ Jazmin sie stehen und ging ins Haus. Noch immer wusste sie nicht was sie als Erklärung sagen sollte, aber als sie den Chief sah, wusste sie es war bereits geklärt. Er hatte einen glasigen Blick und starrte leer in den Raum. Jazmin musste schon lachen, denn der Chief sah aus wie ein dicker Zombie. Als sie jedoch einen Blick zu Frank warf, war ihr nicht mehr nach Lachen zu Mute. Der Blick sprach Bände. Manchmal nervte Frank auch mit seinem Vatergehabe.
„Bitte Chief, wie sie sehen bin ich wohl auf und sie können jetzt gehen.“ Jazmin suchte und fand seinen Blick und manipulierte ihn zu “Ende“. Der Chief drehte sich und verschwand zur Tür hinaus. Kurz sah sie ihm noch hinterher, dann drehte sie sich zu Frank zurück und am liebsten wäre sie einfach zur Tür hinaus gestürzt, doch Alyson kam gerade herein und machte nicht den Eindruck als würde sie Jaz vorbei lassen.
„Jazmin, so langsam fällt dein Verhalten auf“, begann Frank mit sorgenvoller Stimme, „du musst dich langsam zusammen reißen … “
„… oder willst du uns hier alle verraten“, sprach plötzlich Zachury weiter. Was er lieber nicht hätte tun sollen. Jazmin stürzte sich auf ihn und zischte aus ihrem wahren Ich hevor.
„Uns hier alle?“, wiederholte sie seine Worte mit Zorn und Abscheu, „Wer hat uns denn allein gelassen? Meinst du, du kannst hier irgendwelche Ansprüche an mich stellen? Denkst du auch nur im Geringsten daran, dass du hier vielleicht nicht Willkommen bist. Was tust du hier? Wir waren dir doch die ganzen 3 Jahre total egal. Nimm die Schlampe und verzieh dich, sonst mach ich Ausnahmen und breche eine der wichtigsten Regel.“ Sie ließ ihre scharfen Nägel über seinem Hals streichen, entlang der Halsschlagader. Frank und jeder der dieses Schauspiel betrachtete wusste, dass Jazmin damit meinte sich von einem Vampir zu nähren. Dann ließ sie von Zachury ab und verschwand nach draußen. Sie ließ alle hinter sich und rannte. Sie wollte nur rennen, solange bis sie nicht mehr konnte. Doch genau dies konnte sie nie mehr. Dieses ausgelaugte Gefühl von Erschöpfung würde sie nie wieder haben. Es gab es einfach nicht für Vampire. Aber es gab ein vergleichbares Gefühl. Doch sie würde es nur schwer bekommen. Sie brauchte einen an Kräfte zehrenden Kampf. Allerdings war es hier in der Umgebung sehr schwer gewesen, da sie die einzigen Vampire hier waren. Irgendwann blieb sie stehen und sank weinend zu Boden.
Die ganze Situation mit Zachury wühlte sie auf. Sie konnte nichts mehr erkennen, ihre Augen waren voll von Tränen und in ihrer Brust zerriss das zusammengeflickte Herz. Die wiederkehrenden Gedanken und Gefühle schmerzten schrecklich. Warum war er nur wieder zurück gekommen?
Diesmal erwachte Aaron noch vor dem Wecker. Noch immer war es dunkel und Aaron stand schon auf, jedoch nicht um sich für die Arbeit fertig zu machen. Nein, er setzte sich auf die kleine Fensterbank und sah hinaus. Die zwei Lichter des Autos waren verschwunden. Es war eine seltsame Nacht. Warum durfte er Jazmin nicht sehen? Sie war doch hier gewesen. Sie wollte ganz sicher zu ihm. Er wusste dass Michaela nicht sehr so streng war. Sie hätte es durch aus geduldet zu so später Stunde, solange er nur früh pünktlich aus dem Bett gekommen wäre. Aaron beschloss Michaela darauf anzusprechen. Es musste einen anderen Grund geben, beziehungsweise überhaupt einen. Aaron ging ins Badezimmer um zu duschen. Während er duschte klingelte sein Handy, was er jedoch nicht hörte. Er genoss das warme Wasser auf seiner Haut und dachte eine Weile an die Nacht. Er konnte es nicht lassen. Was war mit Jazmin los gewesen? Sie klang aufgewühlt und ängstlich.
Zurück in seinem Zimmer nahm er sich seine Arbeitskleidung und zog sie sich an. Noch ein kurzer Blick auf den Wecker und runter zum Frühstück. Er war heute schon einer der Ersten. Natürlich war Nathan schon da. Er stand neben Tante Michaela und machte die Wurstplatte. Aaron konnte sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen.
„Guten Morgen die Damen. Oh, eine wunderschöne Wurstplatte, mit so viel Liebe gestaltet. Wenn ich meine schwere Arbeit auch nur mit soviel Liebe machen könnte.“ Grinsend setzte sich er sich auf seinen Platz und goss sich Kaffee ein. Nathan knirschte mit den Zähnen, was Michaela durchaus hörte und ihm daraufhin ihre Hand beschwichtigend auf die Schulter legte. Nathan beruhigte sich sichtlich und stellte die Platte auf den Tisch.
„Anstatt Kaffee zu trinken, könntest du uns helfen, beim Tischdecken.“, fauchte Nathan ihn an. Doch Aaron wollte sich einen kleinen Spaß machen.
„Och nö, das überlass ich dir gerne. Muss ja schließlich auf mich achten, dass ich nicht so bäuerlich aussehe, wie manch andere hier.“ In Aarons Augen blitzte die Herausforderung an Nathan geradezu heraus. Tante Michaela hatte es sofort bemerkt und tadelte Aaron. So etwas wollte sie hier in ihrem Haus nicht haben. Aaron hingegen lehnte sich mit einem schellmischen breiten Grinsen zurück.
So langsam füllte sich der Raum und als alle anwesend waren, begann das Frühstück. Aaron ließ Nathan nicht aus den Augen und er tat es Aaron gleich. Janine neben ihm versuchte sich wieder krampfhaft mit ihm zu unterhalten. Blicke die Nathan ihr zuwarfen schienen eindeutig gewesen zu sein und nach dem Frühstück wurde sein Verdacht bestätigt.
Nathan stand mit Janine etwas abseits im Flur, als die Aufgaben verteilt wurden. Aaron wusste er wäre wieder den ganzen Tag in den Ställen, also hörte er auch nicht weiter zu. Außerdem war das Gespräch zwischen Janine und Nathan etwas interessanter.
„Merkst du eigentlich wie peinlich du dich verhältst?“, um seine Frage zu verdeutlichen, äffte er sie nach. Doch sie zischte nur zurück.
„Das kann dir doch egal sein. Was hast du eigentlich gegen ihn? Er ist doch nett und gibt sich Mühe.“
„Das ändert nichts an der Tatsache, dass er hier Sonderbehandlungen will. Er ist doch nur hier, weil das arme reiche Kind sich nicht artikulieren weiß. Nicht weil er hier sein möchte, sondern weil er hier sein muss. Hast du all ihre Warnungen vergessen? Er reißt Mädels zu seinem Vergnügen auf.“
„Na und, er kann es sich doch auch leisten. Ist eben nicht jeder so ein Weichei wie du. Außerdem scheinst du auch vergessen zu haben, dass er eine schwere Zeit durchmacht. Erinner du dich doch mal an Chayenne.“ Das saß. Aaron konnte genau sehen, wie sein Schmerz an die Vergangenheit über ihn zusammen brach.
„Das ist was anderes. Chayenne hat diese Krankheit und sie will nicht dass ich sie so sehe.“
„Das ist nichts anderes, Nathan. Du hast genauso mit dem Schmerz zu kämpfen wie er.“ Plötzlich fiel ihr Blick auf Aaron, der sich sofort ertappt fühlte und weg sah. In diesem Moment war auch Michaela fertig mit der Arbeitseinteilung und wünschte ihnen frohes Schaffen.
Nathan stieß ihn herausfordernd an als er sich nach draußen begab. Aaron wollte auch sofort hinterher, als er eine Hand auf seiner Schulter merkte. Janine. Sie stand hinter ihm lächelte ihn an und ging vorbei. Verwirrt sah er ihr hinterher und verstand den sanften Blick in ihren Augen nicht so recht.
„Hey, was los? Brauchst du eine extra Einladung?“, sprach Michaela ihn lächelnd an. Aus den Gedanken gerissen, schüttelte Aaron den Kopf und ging hinaus zu seinem Arbeitsplatz.
Gerade mal nach vier Boxen stand seine Tante hinter ihm. Er griff in seine Hosentasche um nach der Uhrzeit zu schauen. War er denn heute so langsam, dass es schon Mittag war? Doch er griff in leere Taschen und schaute sich in der Box um. Seine Tante hingegen fing an zu lachen.
„Hier!“, sie hielt ihm sein Handy hin, „Du hast es in deinem Zimmer liegen lassen. Ach und da versucht dich jemand zu erreichen. Nur deshalb hab ich es mitbekommen.“
„Ähm, danke“, sagte Aaron und schaute aufs Display. 6 neue Nachrichten. Er blickte auf und seine Tante an. Er wollte jetzt erst einmal wissen, was das in der Nacht für eine Reaktion war. Seine Tante sah an seinem grübelnden Gesichtsausdruck, dass ihn etwas beschäftigte und fragte darauf los.
„Was bedrückt dich?“
„Die Sache die heute Nacht passiert war. Warum hattest du was dagegen, dass ich Jazmin sehe? Sie wollte doch zu mir. Warum hast du sie nicht gelassen?“
Tante Michaela sah sich kurz um und kam zu Aaron in die Box. Sie nahm seine Hand und deutete auf den kleinen Schemel und einen umgedrehten Eimer. Beide setzten sich und sie suchte sichtlich einen Anfang. Es fiel ihr schwer einen geeigneten Beginn zu finden.
„Ich weiß nicht wie ich es sagen soll, oder wo ich beginnen soll. Es geschehen hier seltsame Dinge. Viele sind deshalb von hier fort gegangen, doch der Großteil der hier lebenden Menschen erkennt die Zeichen hier gar nicht. Es scheint hier eine böse Kraft zu geben.“
Aaron konnte nicht glauben was sie ihm erzählte. „Was so was wie der Teufel? So eine Macht?“ Er begann zu lachen, er konnte sich nicht vorstellen dass sie das ernst meinte.
„Bitte, lass mich weiter sprechen.“
„Tante, sorry. Aber ich glaube nicht an Gott, Teufel und Engelchen.“, kopfschüttelnd und lachend stand Aaron auf und nahm die Mistgabel wieder in die Hand. Doch seine Tante sah kritisch zu ihn und war verärgert.
„Du wolltest wissen, was in der Nacht los war. Und ich sage dir ganz offen, warum ich sie nicht zu dir gelassen habe. Sie war besessen.“
„Was denn, vom Teufel persönlich?“, scherzte Aaron munter weiter.
„Nein, von einem blutsaugenden Dämon.“
„Oh klar, es gibt Gott, Teufel, Engelchen und Vampire. Bitte Tante, sag doch einfach dass du sie nicht leiden kannst und ich sie deshalb nicht treffen soll. Ist doch besser die Wahrheit zu sagen, als sich Schauermärchen auszudenken.“ Während er sprach hatte er nicht bemerkt wie sauer seine Tante wurde, erst als sie die Tür der Box wieder so laut zu knallte, dass die anderen Gittertüren der restlichen Reihe Boxen zitterten. Doch er konnte die Geschichte die ihm Michaela erzählte nicht ernst nehmen. Nachdem er die Box fertig hatte, fiel ihm wieder ein, dass er ja noch 6 Nachrichten hatte. Die erste die er las war von Geraldine. Sie schrieb wie sehr sie ihn vermisste und das es Streit zwischen ihren Eltern gab. Was genau gesagt wurde könne sie ihm nicht sagen, aber es klang nicht gut. Die anderen 5 waren von Jemand, den er seit dem Kennenlernen von Jazmin fast vergessen hatte. Brandy. Irgendwie schmerzte es, als er die Nachrichten von ihr las, aber nicht mehr so sehr, wie es vor der Ranch war. Sie schrieb ihm, wie leid ihr alles tat. Wie sie ihn behandelt hatte, wie sie ihn verletzt hatte. Aaron las zwar interessiert weiter, aber es machte ihm immer weniger aus. Sie hatte sich von ihrem neuen Freund getrennt. Er habe sie geschlagen und betrogen. Sie wisse jetzt wie er sich gefühlt haben musste und hoffte das er ihr verzeihen würde. In der letzten Nachricht stand, dass sie hoffte er würde bald zurück kommen. Und dann traute er seinen Augen kaum. Am Ende dieser Mitteilung standen doch tatsächlich die Initialen von ‘Ich liebe dich‘. Aaron lachte ungläubig auf, aber er löschte die Nachrichten nicht. Dazu war die Zeit noch nicht gekommen. Er schrieb Geraldine davon und leitete die gesamten 5 Mitteilungen an Geraldine weiter. Dann löschte er sie. Er war über sie hinweg. Mit einem erleichterten Gesichtsausdruck und Herzen machte er sich wieder an die Arbeit.
Jazmin wehrte sich. Doch der kräftigere Griff hielt sie sicher und fest. Sie trat und schlug um sich, doch sie wurde nicht frei gelassen. Sie wollte nichts weiter als los und zurück um Aarons köstliches Blut zu trinken. Sie registrierte dass das Licht ausgeschaltet wurde und sie sah erneut ihre Chance. Dann biss sie in den Rücken von der Person die sie festhielt. Sie schrie auf hielt Jazmin jedoch weiterhin fest. Am Auto angekommen, stellte sie die Person auf die Füße, ließ sie aber nicht los. Jazmin war noch immer in einen Rausch und erst ein paar gepfefferte Ohrfeigen ließen sie langsam zur Besinnung kommen. Sie konnte nicht glauben wen sie vor sich sah. Obwohl sie den Geruch vorhin gefolgt war. Doch zuordnen konnte sie den Geruch vorher nicht. Sie wusste nur dass sie ihn kannte. Jetzt war kein Zweifel mehr, er war zurück.
Sofort begann die tiefe Wunde aufzureißen. Sie begann zu bluten; Tränen schossen ihr in die Augen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie konnte es nicht fassen. Mehr als 3 Jahre hatte sie den Augenblick herbei gesehnt und war immer auf eine Schönheit gestylt und ausgerechnet jetzt wo sie so durch gedreht war, stand er direkt vor ihr. Nein, er hatte sie vor einem Fehler bewahrt. Jazmin konnte sich nun langsam an Michaelas Blick erinnern. Die Besitzerin der Ranch musste es nun wissen. Jazmin war durchgedreht und hatte ihr Geheimnis verraten. Wie sollte sie ihre Fangzähne und den wilden Gesichtsausdruck nur erklären? Egal wie sehr sie sich über den unerwarteten Besuch freute, es war einfach unwichtig. Sie schaute die ganze Zeit des Grübelns auf den Boden.
„Hey, mach dir keinen Kopf“, ihr Kinn wurde angehoben und unweigerlich musste sie ihm in die Augen schauen. Sofort wurden ihre Glieder schwach. Zachury hatte schon immer diese Wirkung auf sie gehabt. Sie wusste nicht woran es lag aber es war so. Er sah ihr tief in die Augen. Es war so als würde er in ihre Seele schauen, als würde er all ihre Gefühle sehen und jede schmerzliche Erinnerung davon nehmen. Es klang kitschig aber es umgab sie immer ein warmes und wohliges Gefühl. Es waren nun ein oder zwei Minuten vergangen, als er ihr das sagte und ihr Kinn anhob. Nun begann er zu lächeln und jede einzelne Erinnerung an ihm stieg ihr schmerzlich auf. Er war einfach gegangen und nun stand er vor ihr, als sei nie etwas gewesen. Sie konnte ihn nicht mehr ansehen. Es ging einfach nicht zu groß waren die Wunden die er in ihr hinterlassen hatte. Wortlos setzte sie sich in ihr Auto und fuhr mit einem aufheulenden Motor die Straße im Rückwärtsgang zurück, bis hin zu einer Stelle an der sie wenden konnte. Sie trieb den kleinen Mini forsch an und raste die Strecke zu Frank entlang. Sie konnte es noch immer nicht begreifen. Er war zurück und tat so als wäre nie etwas gewesen. Dann dachte sie unweigerlich wieder zurück.
Wie sehr es geschmerzt hatte als er sie nicht sterben lassen konnte. Bis zu diesem Ereignis hatte Jazmin noch Hoffnung in sich getragen, doch als er sich biss und seine Wunde zu ihrem Mund führte, wurde ihr die letzte Spur von Hoffen unsanft herausgerissen. Jazmin hatte daneben gestanden. Sie sah wie Alyson die Sprosse verfehlte und vom Baum stürzte. Sie war nah genug um sie rechtzeitig auffangen zu können. Doch irgendwas ganz tief in ihr drin hinderte sie daran. Zachury hatte sie nur auf den Boden aufkommen hören und hatte eine schreckliche Vorahnung gehabt. Nur deshalb konnte er sie noch retten. Jazmin fühlte Wut als sie die Nachricht hörte, dass Alyson das Glück hatte, für die Verwandlung noch lebendig genug gewesen sei. Bis zu jenem Zeitpunkt als Zachury sie alle verließ, lebte Alyson sich gut in ihr Vampirleben ein, versuchte sich mit Jazmin anzufreunden und lernte eifrig wie man Menschen manipulierte und sie nicht tödlich verletzte, während man sich von ihnen nährte. Zachury war so stolz auf Alyson, was Jasmin noch wütender werden ließ. Erst als die beiden fort gingen, konnte sich Jaz nicht mehr zusammen reißen. Erst da fiel ihr die Beherrschung schwer. Immer wieder dachte sie an Zachury und Alyson wenn sie wütend wurde, und so fiel ihr die Kontrolle immer schwieriger, denn nichts war schmerzhafter als austauschbar zu sein.
Sie kam die Einfahrt zu ihrem entlang und musste feststellen dass jemand die Garage blockierte. Es war niemand ihrer Freunde. Im Haus brannte großes Licht, was bedeutete dass jemand zu Besuch sei. Für gewöhnlich war es ein Code dafür, dass Menschen anwesend waren. Doch Jazmin konnte sich nicht vorstellen wer zu dieser Stunde hier sein würde. Sie stellte das Auto an die Seite der Einfahrt und sah sich um. Das Auto welches vor der Garage stand beäugte sie genauer. Es sah von außen ganz normal aus. Doch von innen nicht. Es war ein Zivilauto der Knoxville National Police. Dass einer der Cops nun hier stand machte Jazmin nervös. Sie konnte sich nicht vorstellen, weshalb sie Frank einen Besuch abstatten sollten, zudem war sie nicht gesättigt und machte sich Sorgen, dass sie wieder so ausflippen könnte wie sie es bei Aaron tat. Während sie darüber nachdachte ob sie doch lieber warten sollte, bis er verschwunden war, hörte sie Bewegung in den angrenzenden Wald. Noch bevor sie sich dem Geräusch zuwenden konnte, hörte sie eine Stimme.
„Die Cops sind da, weil sie dein Motorrad gefunden haben, aber von dir keine Spur zu finden war.“
Alyson. Sofort stieg in Jazmin die Verachtung und Wut auf. Wie konnte sie es wagen hier her zurück zu kommen? Sie, die an allem Schuld war. Ohne Alyson wäre es nie so weit gekommen, ohne Alyson wäre Jazmin doch nie so reizbar. Jazmin drehte sich von ihr ab und ging zum Hauseingang. Ohne etwas zu sagen, ohne die kleinste Reaktion auf Alyson, ließ Jazmin sie stehen und ging ins Haus. Noch immer wusste sie nicht was sie als Erklärung sagen sollte, aber als sie den Chief sah, wusste sie es war bereits geklärt. Er hatte einen glasigen Blick und starrte leer in den Raum. Jazmin musste schon lachen, denn der Chief sah aus wie ein dicker Zombie. Als sie jedoch einen Blick zu Frank warf, war ihr nicht mehr nach Lachen zu Mute. Der Blick sprach Bände. Manchmal nervte Frank auch mit seinem Vatergehabe.
„Bitte Chief, wie sie sehen bin ich wohl auf und sie können jetzt gehen.“ Jazmin suchte und fand seinen Blick und manipulierte ihn zu “Ende“. Der Chief drehte sich und verschwand zur Tür hinaus. Kurz sah sie ihm noch hinterher, dann drehte sie sich zu Frank zurück und am liebsten wäre sie einfach zur Tür hinaus gestürzt, doch Alyson kam gerade herein und machte nicht den Eindruck als würde sie Jaz vorbei lassen.
„Jazmin, so langsam fällt dein Verhalten auf“, begann Frank mit sorgenvoller Stimme, „du musst dich langsam zusammen reißen … “
„… oder willst du uns hier alle verraten“, sprach plötzlich Zachury weiter. Was er lieber nicht hätte tun sollen. Jazmin stürzte sich auf ihn und zischte aus ihrem wahren Ich hevor.
„Uns hier alle?“, wiederholte sie seine Worte mit Zorn und Abscheu, „Wer hat uns denn allein gelassen? Meinst du, du kannst hier irgendwelche Ansprüche an mich stellen? Denkst du auch nur im Geringsten daran, dass du hier vielleicht nicht Willkommen bist. Was tust du hier? Wir waren dir doch die ganzen 3 Jahre total egal. Nimm die Schlampe und verzieh dich, sonst mach ich Ausnahmen und breche eine der wichtigsten Regel.“ Sie ließ ihre scharfen Nägel über seinem Hals streichen, entlang der Halsschlagader. Frank und jeder der dieses Schauspiel betrachtete wusste, dass Jazmin damit meinte sich von einem Vampir zu nähren. Dann ließ sie von Zachury ab und verschwand nach draußen. Sie ließ alle hinter sich und rannte. Sie wollte nur rennen, solange bis sie nicht mehr konnte. Doch genau dies konnte sie nie mehr. Dieses ausgelaugte Gefühl von Erschöpfung würde sie nie wieder haben. Es gab es einfach nicht für Vampire. Aber es gab ein vergleichbares Gefühl. Doch sie würde es nur schwer bekommen. Sie brauchte einen an Kräfte zehrenden Kampf. Allerdings war es hier in der Umgebung sehr schwer gewesen, da sie die einzigen Vampire hier waren. Irgendwann blieb sie stehen und sank weinend zu Boden.
Die ganze Situation mit Zachury wühlte sie auf. Sie konnte nichts mehr erkennen, ihre Augen waren voll von Tränen und in ihrer Brust zerriss das zusammengeflickte Herz. Die wiederkehrenden Gedanken und Gefühle schmerzten schrecklich. Warum war er nur wieder zurück gekommen?
Diesmal erwachte Aaron noch vor dem Wecker. Noch immer war es dunkel und Aaron stand schon auf, jedoch nicht um sich für die Arbeit fertig zu machen. Nein, er setzte sich auf die kleine Fensterbank und sah hinaus. Die zwei Lichter des Autos waren verschwunden. Es war eine seltsame Nacht. Warum durfte er Jazmin nicht sehen? Sie war doch hier gewesen. Sie wollte ganz sicher zu ihm. Er wusste dass Michaela nicht sehr so streng war. Sie hätte es durch aus geduldet zu so später Stunde, solange er nur früh pünktlich aus dem Bett gekommen wäre. Aaron beschloss Michaela darauf anzusprechen. Es musste einen anderen Grund geben, beziehungsweise überhaupt einen. Aaron ging ins Badezimmer um zu duschen. Während er duschte klingelte sein Handy, was er jedoch nicht hörte. Er genoss das warme Wasser auf seiner Haut und dachte eine Weile an die Nacht. Er konnte es nicht lassen. Was war mit Jazmin los gewesen? Sie klang aufgewühlt und ängstlich.
Zurück in seinem Zimmer nahm er sich seine Arbeitskleidung und zog sie sich an. Noch ein kurzer Blick auf den Wecker und runter zum Frühstück. Er war heute schon einer der Ersten. Natürlich war Nathan schon da. Er stand neben Tante Michaela und machte die Wurstplatte. Aaron konnte sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen.
„Guten Morgen die Damen. Oh, eine wunderschöne Wurstplatte, mit so viel Liebe gestaltet. Wenn ich meine schwere Arbeit auch nur mit soviel Liebe machen könnte.“ Grinsend setzte sich er sich auf seinen Platz und goss sich Kaffee ein. Nathan knirschte mit den Zähnen, was Michaela durchaus hörte und ihm daraufhin ihre Hand beschwichtigend auf die Schulter legte. Nathan beruhigte sich sichtlich und stellte die Platte auf den Tisch.
„Anstatt Kaffee zu trinken, könntest du uns helfen, beim Tischdecken.“, fauchte Nathan ihn an. Doch Aaron wollte sich einen kleinen Spaß machen.
„Och nö, das überlass ich dir gerne. Muss ja schließlich auf mich achten, dass ich nicht so bäuerlich aussehe, wie manch andere hier.“ In Aarons Augen blitzte die Herausforderung an Nathan geradezu heraus. Tante Michaela hatte es sofort bemerkt und tadelte Aaron. So etwas wollte sie hier in ihrem Haus nicht haben. Aaron hingegen lehnte sich mit einem schellmischen breiten Grinsen zurück.
So langsam füllte sich der Raum und als alle anwesend waren, begann das Frühstück. Aaron ließ Nathan nicht aus den Augen und er tat es Aaron gleich. Janine neben ihm versuchte sich wieder krampfhaft mit ihm zu unterhalten. Blicke die Nathan ihr zuwarfen schienen eindeutig gewesen zu sein und nach dem Frühstück wurde sein Verdacht bestätigt.
Nathan stand mit Janine etwas abseits im Flur, als die Aufgaben verteilt wurden. Aaron wusste er wäre wieder den ganzen Tag in den Ställen, also hörte er auch nicht weiter zu. Außerdem war das Gespräch zwischen Janine und Nathan etwas interessanter.
„Merkst du eigentlich wie peinlich du dich verhältst?“, um seine Frage zu verdeutlichen, äffte er sie nach. Doch sie zischte nur zurück.
„Das kann dir doch egal sein. Was hast du eigentlich gegen ihn? Er ist doch nett und gibt sich Mühe.“
„Das ändert nichts an der Tatsache, dass er hier Sonderbehandlungen will. Er ist doch nur hier, weil das arme reiche Kind sich nicht artikulieren weiß. Nicht weil er hier sein möchte, sondern weil er hier sein muss. Hast du all ihre Warnungen vergessen? Er reißt Mädels zu seinem Vergnügen auf.“
„Na und, er kann es sich doch auch leisten. Ist eben nicht jeder so ein Weichei wie du. Außerdem scheinst du auch vergessen zu haben, dass er eine schwere Zeit durchmacht. Erinner du dich doch mal an Chayenne.“ Das saß. Aaron konnte genau sehen, wie sein Schmerz an die Vergangenheit über ihn zusammen brach.
„Das ist was anderes. Chayenne hat diese Krankheit und sie will nicht dass ich sie so sehe.“
„Das ist nichts anderes, Nathan. Du hast genauso mit dem Schmerz zu kämpfen wie er.“ Plötzlich fiel ihr Blick auf Aaron, der sich sofort ertappt fühlte und weg sah. In diesem Moment war auch Michaela fertig mit der Arbeitseinteilung und wünschte ihnen frohes Schaffen.
Nathan stieß ihn herausfordernd an als er sich nach draußen begab. Aaron wollte auch sofort hinterher, als er eine Hand auf seiner Schulter merkte. Janine. Sie stand hinter ihm lächelte ihn an und ging vorbei. Verwirrt sah er ihr hinterher und verstand den sanften Blick in ihren Augen nicht so recht.
„Hey, was los? Brauchst du eine extra Einladung?“, sprach Michaela ihn lächelnd an. Aus den Gedanken gerissen, schüttelte Aaron den Kopf und ging hinaus zu seinem Arbeitsplatz.
Gerade mal nach vier Boxen stand seine Tante hinter ihm. Er griff in seine Hosentasche um nach der Uhrzeit zu schauen. War er denn heute so langsam, dass es schon Mittag war? Doch er griff in leere Taschen und schaute sich in der Box um. Seine Tante hingegen fing an zu lachen.
„Hier!“, sie hielt ihm sein Handy hin, „Du hast es in deinem Zimmer liegen lassen. Ach und da versucht dich jemand zu erreichen. Nur deshalb hab ich es mitbekommen.“
„Ähm, danke“, sagte Aaron und schaute aufs Display. 6 neue Nachrichten. Er blickte auf und seine Tante an. Er wollte jetzt erst einmal wissen, was das in der Nacht für eine Reaktion war. Seine Tante sah an seinem grübelnden Gesichtsausdruck, dass ihn etwas beschäftigte und fragte darauf los.
„Was bedrückt dich?“
„Die Sache die heute Nacht passiert war. Warum hattest du was dagegen, dass ich Jazmin sehe? Sie wollte doch zu mir. Warum hast du sie nicht gelassen?“
Tante Michaela sah sich kurz um und kam zu Aaron in die Box. Sie nahm seine Hand und deutete auf den kleinen Schemel und einen umgedrehten Eimer. Beide setzten sich und sie suchte sichtlich einen Anfang. Es fiel ihr schwer einen geeigneten Beginn zu finden.
„Ich weiß nicht wie ich es sagen soll, oder wo ich beginnen soll. Es geschehen hier seltsame Dinge. Viele sind deshalb von hier fort gegangen, doch der Großteil der hier lebenden Menschen erkennt die Zeichen hier gar nicht. Es scheint hier eine böse Kraft zu geben.“
Aaron konnte nicht glauben was sie ihm erzählte. „Was so was wie der Teufel? So eine Macht?“ Er begann zu lachen, er konnte sich nicht vorstellen dass sie das ernst meinte.
„Bitte, lass mich weiter sprechen.“
„Tante, sorry. Aber ich glaube nicht an Gott, Teufel und Engelchen.“, kopfschüttelnd und lachend stand Aaron auf und nahm die Mistgabel wieder in die Hand. Doch seine Tante sah kritisch zu ihn und war verärgert.
„Du wolltest wissen, was in der Nacht los war. Und ich sage dir ganz offen, warum ich sie nicht zu dir gelassen habe. Sie war besessen.“
„Was denn, vom Teufel persönlich?“, scherzte Aaron munter weiter.
„Nein, von einem blutsaugenden Dämon.“
„Oh klar, es gibt Gott, Teufel, Engelchen und Vampire. Bitte Tante, sag doch einfach dass du sie nicht leiden kannst und ich sie deshalb nicht treffen soll. Ist doch besser die Wahrheit zu sagen, als sich Schauermärchen auszudenken.“ Während er sprach hatte er nicht bemerkt wie sauer seine Tante wurde, erst als sie die Tür der Box wieder so laut zu knallte, dass die anderen Gittertüren der restlichen Reihe Boxen zitterten. Doch er konnte die Geschichte die ihm Michaela erzählte nicht ernst nehmen. Nachdem er die Box fertig hatte, fiel ihm wieder ein, dass er ja noch 6 Nachrichten hatte. Die erste die er las war von Geraldine. Sie schrieb wie sehr sie ihn vermisste und das es Streit zwischen ihren Eltern gab. Was genau gesagt wurde könne sie ihm nicht sagen, aber es klang nicht gut. Die anderen 5 waren von Jemand, den er seit dem Kennenlernen von Jazmin fast vergessen hatte. Brandy. Irgendwie schmerzte es, als er die Nachrichten von ihr las, aber nicht mehr so sehr, wie es vor der Ranch war. Sie schrieb ihm, wie leid ihr alles tat. Wie sie ihn behandelt hatte, wie sie ihn verletzt hatte. Aaron las zwar interessiert weiter, aber es machte ihm immer weniger aus. Sie hatte sich von ihrem neuen Freund getrennt. Er habe sie geschlagen und betrogen. Sie wisse jetzt wie er sich gefühlt haben musste und hoffte das er ihr verzeihen würde. In der letzten Nachricht stand, dass sie hoffte er würde bald zurück kommen. Und dann traute er seinen Augen kaum. Am Ende dieser Mitteilung standen doch tatsächlich die Initialen von ‘Ich liebe dich‘. Aaron lachte ungläubig auf, aber er löschte die Nachrichten nicht. Dazu war die Zeit noch nicht gekommen. Er schrieb Geraldine davon und leitete die gesamten 5 Mitteilungen an Geraldine weiter. Dann löschte er sie. Er war über sie hinweg. Mit einem erleichterten Gesichtsausdruck und Herzen machte er sich wieder an die Arbeit.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 10 – Schutzlos
Jazmin wusste gar nicht mehr wie lange sie überhaupt dort gelegen hatte und wie lange sie über Zachury nachgedacht hatte. Doch nun erwachte ihr Verstand und der sagte ihr, sie musste schnellstens zurück, denn so überstürzt wie sie gegangen war, hatte sie ihr Serum nicht dabei.
Allmählich färbte sich der Himmel rötlich und es würde nicht lange dauern, bis die Sonne aufgegangen war. Sie sprang auf und begann zu rennen. Leider hatte sie einen großen Fehler gemacht, denn sie nun erkennen musste. Sie war in der Nacht Richtung Westen gerannt, was nun bedeutete, dass sie dem Sonnenaufgang entgegen laufen musste. Je heller es wurde, desto schmerzhafter wurde jeder ihrer Bewegungen. Heller und heller wurde der Himmel und langsam bekam es Jazmin mit der Panik zu tun. Sie musste nämlich Feststellen, dass es noch ein weiter Weg zu ihrem Zuhause war. Noch konnte sie die Schmerzen ertragen und versuchte deutlich gezeichnet noch so schnell wie möglich voran zu kommen.
Jetzt bannten sich auch noch einzelne Lichtstrahlen durch die hohen Wipfel der Bäume. Jazmins verzweifelter Blick suchte nun nur noch einen lichtdichten Unterschlupf. Eine Höhle oder einen Graben unter dichtem Laub. Doch nichts. Nichts dergleichen war hier zu finden und die Angst ließ sie weinen. Der Boden des Waldes war eben und aufgeräumt. Sie befand sich in einem vor kurzem gerodeten Wald. Die Stümpfe der fehlenden Bäume waren noch Frisch. Und diese fehlenden Riesen hatten in die geschlossenen Baumkronen riesige Krater hinterlassen, durch die nun das Sonnenlicht schienen. Immer wieder musste Jazmin stolpernd und schwach von den Schmerzen um die Lichtflecken herum laufen. Doch dies nützte nichts, langsam war es so hell gewesen, dass ihre Haut rot wurde, und bereits kleine Bläschen trug. Verzweifelt suchte sie Schatten, in dem sie zwar noch immer Schmerzen hätte, aber wenigstens nicht drohte zu verbrennen. Allerdings musste sie feststellen, dass nichts Schützendes in der Nähe zu sehen war. Je mehr Sonnenstrahlen den Boden erreichten, desto lauter wurde das Weinen von Jazmin. Verzweifelt schluchzte sie und drehte sich im Kreis um vielleicht doch noch eine Rettung zu erspähen. Plötzlich hörte sie ein Zischen und sie schrie wie am Spieß durch den Wald. Ein direkter Sonnenstrahl hatte sie erwischt. Vor Schmerzen sank sie Boden, sie weinte so heftig vor Angst, vor Verzweiflung, dass sie sich nun aufgab und hoffte den Schmerz bis zu ihrem Tod irgendwie ertragen zu können, denn es war wirklich nirgends Schutz zu finden.
Aaron hatte gegen Mittag alle Boxen des ersten Stalls geschafft und stand nun draußen. Es war ein herrlicher Tag. Sonnig, warm und windstill, so dass man das Gefühl hatte, dass es bereits Sommer wäre. Er schaute auf sein Handy, in der Hoffnung Geraldine hätte etwas darauf zu sagen. Doch nichts. Kein versuchter Anruf, keine Mailbox und auch keine short message. Aber die Uhrzeit verriet ihm dass in 5 Minuten eh Pause sei und sein Magen knurrte entsetzlich. Gestern hatte Aaron noch zu hören bekommen, er solle sich nicht überanstrengen und heute spürte er schon deutlich warum. Obwohl er seit Jahren ins Fitnessstudio ging, spürte er einige seiner Muskeln deutlich.
Als Aaron sich seine Arme rieb und den Rücken kräftig durchbog, sah er Janine. Sie selbst musste sich heute um die Hufen der Pferde kümmern und schien die ganze Zeit in gebückter Haltung ausharren zu müssen. Sie bog nämlich ebenfalls ihren Rücken durch und Aaron bewunderte ihre Silhouette. Er musterte sie eindringlich. Sie hatte die perfekten Proportionen und Aarons Gedanken begannen abzuschweifen. Janine bemerkte es gar nicht, denn sie hatte ihre Augen geschlossen, ihre Arme zum Himmel gestreckt und ihren Kopf in den Nacken gelegt. Aaron beobachtete sie weiterhin und überlegte zunehmend wie sie wohl im Bett war. In seinen Gedanken war er bereits dabei sie auszuziehen und ihre wohlgeformten Rundungen nach zu zeichnen. Jede einzelne Wölbung ihres Körpers zu folgen, während sie im Liebesspiel waren.
„Essen! Janine! Aaron! Kommt ihr beiden?“, wurden seine Gedanken von Tante Michaela unterbrochen. Er blieb noch eine Weile sitzen, denn seine Vorstellungen hatten eine Reaktion hervorgerufen die zwar normal, aber peinlich war. Zumindest in jenem Moment. Um nicht aufstehen zu müssen, klappte er sein Handy auf und tat beschäftigt.
„Kommst du?“, fragte Janine als sie an ihm vorbei kam. Aaron sah auf und tat als hätte er sie gar nicht bemerkt. Doch eigentlich hatte er genau gewusst, wann sie neben ihm wäre. Denn er sah nicht auf sein Display, sondern schielte zum Weg, an dem sie vorbei kommen musste. Er hatte ihre Schritten wahrgenommen und auch ihre Arbeitsschuhe gesehen als sie an ihn heran trat. Er lächelte sie an.
„Ja klar, ich schreib nur schnell noch eine SMS. Weißt ja Männer und Multitasking.“
„Oh okay, dann lass ich dich mal in Ruhe und verteidige dein Stück Fleisch“, grinsend setzte sie sich in Bewegung. Wenn sie nur wüsste, dachte Aaron und versuchte sein Stück Fleisch in der Hose zu beruhigen. Janine war älter als er, aber das würde ihn nicht abhalten, denn er war immer auf der Suche etwas Neues zu lernen. Als er wieder klar im Kopf war und auch in seiner Hose sich wieder alles beruhigt hatte, stand er auf und ging zum Haus. Er roch schon hier draußen das Essen und ihm lief buchstäblich das Wasser im Mund zusammen. Nachdem er sich kurz frisch gemacht hatte, gesellte er sich zu den Anderen. Nathan hatte schon wieder ein Problem damit. Er sagte nichts. Aber Aaron war durchaus in der Lage solch eine offensichtliche Körpersprache zu lesen. Allerding hatte er zu großen Hunger als das er mit ihm streiten konnte. Janine aß hastig und dennoch so ganz ohne Sticheln ging das Mittagessen nicht. Nach den ersten Bissen, lehnte Aaron zu sich zu ihr.
„Psst, darf ich dir mal was ganz offensichtliches sagen?“, begann Aaron, ohne Nathan aus den Augen zu lassen. Janine kicherte leise und sah ihn auffordernd an.
„Vorhin als du dich gestreckt hast, sahst du verdammt göttlich aus.“ Okay, er übertrieb gnadenlos, aber er wusste, Frauen wie Janine hörten so etwas gerne, denn trotz der harten Rancharbeit war sie noch immer eine, was man einfach nicht vergessen durfte.
„Ach du spinnst doch“, gab sie zurück. In ihrer Stimme lag misstrauen, was Aaron häufig heraus hörte. Also fuhr er fort.
„Nein, wirklich. Der Glanz deiner Haut sah aus wie so ein goldener Schein, den die Götter immer um den Kopf herum haben.“
„Du meinst den heiligen Schein?“
„Genau den. Und vorhin als du dich in der Sonne gestreckt hast, war das echt schön. Du bist einfach so natürlich schön. Weißt du, auch jetzt strahlst du in einem Schein und jeder der das übersieht, muss blind sein“, Aaron lehnte sich noch näher zu ihr heran. So das seine Lippen ihre Ohrmuschel leicht berührten. Ihr Körper reagierte sofort mit einem dieser angenehmen Schauer und Aaron setzte dem ganzen noch die Krone auf, in dem er sein Messer beiseite legte und mit den Fingerspitzen über ihren Nacken strich. Gegenüber wurde es nun, allerdings nicht unverhofft, laut. Nathan flippte aus.
„Nimm deine Pfoten von ihr, du Bastard. Sonst…“, Er war so wütend, dass ihm die Worte fehlten. Aaron setzte einen fragenden und überraschten Blick auf. Er tat so als wüsste er nicht, was Nathans Problem war. Fragend sah er sich um, doch alle verstanden den Ausraster nicht, außer Janine. Sie wusste ganz genau was los war. Nathan hatte es sich nämlich zur Aufgabe gemacht sie zu beschützen seit ihre Eltern in ein fremdes Land ausgewandert waren. Nur weil Michaela sie aufnahm, durften sie hier bleiben. Denn ansonsten wären sie beide Schutzlos gewesen.
Und auch Michaela war es die Nathan jetzt beruhigte und nach dem Grund fragte. Nathan allerdings fühlte sich missverstanden und begann zu blocken. Er sah in die Runde und traf fast nur auf missverstandene Gesichter. Leise murmelte er eine Entschuldigung und stürzte hinaus.
Nach dem Essen gingen alle wieder an ihre Jobs. Aaron begann den zweiten Stall, in dem auch Janine die Hufen der Pferde machte. Doch Aarons Interesse war wieder verflogen, oder zumindest in den Hintergrund gerückt. Interesse hatte er durchaus noch. Sie war einfach heiß.
Jazmin lag besinnungslos auf dem Waldboden, als sich über ihr ein dunkler Schatten ausbreitete. Sie hatte starke Verbrennungen und eine starke Rauchentwicklung hatte bereits eingesetzt. Teile ihres Körpers waren bereits schwarz und verkohlt. An einigen Stellen, war auch schon das Körpergerüst zu sehen. Doch nun konnte ihr die Sonne nichts mehr an haben. Der schwarze Schatten legte sich nicht auf ihre Haut, er wurde behutsam über sie gehalten. Doch es würde eine Weile dauern, bis Jazmin wieder ihr Bewusstsein erlangen würde. Zachury hatte sie die ganze Nacht gesucht. Hatte Alyson, Frank und alle anderen zurück gelassen. Erst als er ihre Schreie hörte, wusste er dass sie kein Serum dabei hatte und dass es schlecht um sie stehen würde. Vampire konnten große Schmerzen aushalten, jedoch nicht, wenn ein Sonnenstrahl auf sie traf. Und Jazmins spitzer Schrei verriet ihm alles.
Nun saß er bei ihr. Beobachtete sie. Nur langsam setzte ihr Selbstheilungsprozess ein. Zachury wollte ihr helfen und ihr sein Blut geben, aber er wusste sie würde sich hassen, wenn er es tat. Nicht ihn würde sie hassen, sondern sich. Sich, weil sie zu schwach war und seine Hilfe in Anspruch genommen hätte. Also ließ er es sein und war nur schon zufrieden, dass er mit dieser Plane helfen konnte. Zach dachte an ihre Zeit zurück und an eines seiner größten Geheimnisse, das weder Alyson, Jazmin noch ein anderer wusste. Er wusste, wie Frank reagieren würde, wenn er es heraus bekäme, wie Jaz reagieren würde. Zach atmete tief ein und betrachtete die wiederkehrenden, lieblichen Gesichtszüge, die wieder Formen annahmen. Ihre blauen Augen, ihre schwarzen langen Haare die wie ein Fächer ausgebreitet auf dem Boden lagen und ihren sinnlichen Mund den er so oft Küssen durfte. Doch seine Erinnerungen trieben ihn weiter in die Vergangenheit und er erinnerte sich, wie er sie schutzlos auf der Straße liegen ließ und einfach in der Dunkelheit zurück ließ. Warum er ihr sein Blut gegeben hatte, wusste er nicht einmal. Er war weit fort gegangen und dennoch trieb es ihn wieder hierher zurück. Er wusste dass es hier eine Gruppe von Vampiren gab und hoffte nur, dass er nicht mit dem Tod bestraft werden würde. Zachury hatte Jazmin sofort erkannt und er war froh, dass sie von den anderen aufgenommen wurde. Zach versuchte zufällig auf Frank zu stoßen und gab sich als verirrter jungendlicher Vampir aus und wurde fast ohne Fragen herzlich aufgenommen.
Und wieder erinnerte er sich zurück. Schutzlos zurück gelassen und das nicht nur einmal. Er musste es wieder gutmachen. Zach registrierte eine Bewegung. Eine, die nicht von einem Vampir stammte. Zach hatte viel gelernt in seinem knappen Jahrhundert und die schwarze Plane war auf der anderen Seite mit Blättern bestückt. Nun beugte er sich über Jazmin und blieb ruhig liegen. Er schützte sie. Er schützte sie mit seinem Körper und er fühlte sich gut dabei.
Jazmin wusste gar nicht mehr wie lange sie überhaupt dort gelegen hatte und wie lange sie über Zachury nachgedacht hatte. Doch nun erwachte ihr Verstand und der sagte ihr, sie musste schnellstens zurück, denn so überstürzt wie sie gegangen war, hatte sie ihr Serum nicht dabei.
Allmählich färbte sich der Himmel rötlich und es würde nicht lange dauern, bis die Sonne aufgegangen war. Sie sprang auf und begann zu rennen. Leider hatte sie einen großen Fehler gemacht, denn sie nun erkennen musste. Sie war in der Nacht Richtung Westen gerannt, was nun bedeutete, dass sie dem Sonnenaufgang entgegen laufen musste. Je heller es wurde, desto schmerzhafter wurde jeder ihrer Bewegungen. Heller und heller wurde der Himmel und langsam bekam es Jazmin mit der Panik zu tun. Sie musste nämlich Feststellen, dass es noch ein weiter Weg zu ihrem Zuhause war. Noch konnte sie die Schmerzen ertragen und versuchte deutlich gezeichnet noch so schnell wie möglich voran zu kommen.
Jetzt bannten sich auch noch einzelne Lichtstrahlen durch die hohen Wipfel der Bäume. Jazmins verzweifelter Blick suchte nun nur noch einen lichtdichten Unterschlupf. Eine Höhle oder einen Graben unter dichtem Laub. Doch nichts. Nichts dergleichen war hier zu finden und die Angst ließ sie weinen. Der Boden des Waldes war eben und aufgeräumt. Sie befand sich in einem vor kurzem gerodeten Wald. Die Stümpfe der fehlenden Bäume waren noch Frisch. Und diese fehlenden Riesen hatten in die geschlossenen Baumkronen riesige Krater hinterlassen, durch die nun das Sonnenlicht schienen. Immer wieder musste Jazmin stolpernd und schwach von den Schmerzen um die Lichtflecken herum laufen. Doch dies nützte nichts, langsam war es so hell gewesen, dass ihre Haut rot wurde, und bereits kleine Bläschen trug. Verzweifelt suchte sie Schatten, in dem sie zwar noch immer Schmerzen hätte, aber wenigstens nicht drohte zu verbrennen. Allerdings musste sie feststellen, dass nichts Schützendes in der Nähe zu sehen war. Je mehr Sonnenstrahlen den Boden erreichten, desto lauter wurde das Weinen von Jazmin. Verzweifelt schluchzte sie und drehte sich im Kreis um vielleicht doch noch eine Rettung zu erspähen. Plötzlich hörte sie ein Zischen und sie schrie wie am Spieß durch den Wald. Ein direkter Sonnenstrahl hatte sie erwischt. Vor Schmerzen sank sie Boden, sie weinte so heftig vor Angst, vor Verzweiflung, dass sie sich nun aufgab und hoffte den Schmerz bis zu ihrem Tod irgendwie ertragen zu können, denn es war wirklich nirgends Schutz zu finden.
Aaron hatte gegen Mittag alle Boxen des ersten Stalls geschafft und stand nun draußen. Es war ein herrlicher Tag. Sonnig, warm und windstill, so dass man das Gefühl hatte, dass es bereits Sommer wäre. Er schaute auf sein Handy, in der Hoffnung Geraldine hätte etwas darauf zu sagen. Doch nichts. Kein versuchter Anruf, keine Mailbox und auch keine short message. Aber die Uhrzeit verriet ihm dass in 5 Minuten eh Pause sei und sein Magen knurrte entsetzlich. Gestern hatte Aaron noch zu hören bekommen, er solle sich nicht überanstrengen und heute spürte er schon deutlich warum. Obwohl er seit Jahren ins Fitnessstudio ging, spürte er einige seiner Muskeln deutlich.
Als Aaron sich seine Arme rieb und den Rücken kräftig durchbog, sah er Janine. Sie selbst musste sich heute um die Hufen der Pferde kümmern und schien die ganze Zeit in gebückter Haltung ausharren zu müssen. Sie bog nämlich ebenfalls ihren Rücken durch und Aaron bewunderte ihre Silhouette. Er musterte sie eindringlich. Sie hatte die perfekten Proportionen und Aarons Gedanken begannen abzuschweifen. Janine bemerkte es gar nicht, denn sie hatte ihre Augen geschlossen, ihre Arme zum Himmel gestreckt und ihren Kopf in den Nacken gelegt. Aaron beobachtete sie weiterhin und überlegte zunehmend wie sie wohl im Bett war. In seinen Gedanken war er bereits dabei sie auszuziehen und ihre wohlgeformten Rundungen nach zu zeichnen. Jede einzelne Wölbung ihres Körpers zu folgen, während sie im Liebesspiel waren.
„Essen! Janine! Aaron! Kommt ihr beiden?“, wurden seine Gedanken von Tante Michaela unterbrochen. Er blieb noch eine Weile sitzen, denn seine Vorstellungen hatten eine Reaktion hervorgerufen die zwar normal, aber peinlich war. Zumindest in jenem Moment. Um nicht aufstehen zu müssen, klappte er sein Handy auf und tat beschäftigt.
„Kommst du?“, fragte Janine als sie an ihm vorbei kam. Aaron sah auf und tat als hätte er sie gar nicht bemerkt. Doch eigentlich hatte er genau gewusst, wann sie neben ihm wäre. Denn er sah nicht auf sein Display, sondern schielte zum Weg, an dem sie vorbei kommen musste. Er hatte ihre Schritten wahrgenommen und auch ihre Arbeitsschuhe gesehen als sie an ihn heran trat. Er lächelte sie an.
„Ja klar, ich schreib nur schnell noch eine SMS. Weißt ja Männer und Multitasking.“
„Oh okay, dann lass ich dich mal in Ruhe und verteidige dein Stück Fleisch“, grinsend setzte sie sich in Bewegung. Wenn sie nur wüsste, dachte Aaron und versuchte sein Stück Fleisch in der Hose zu beruhigen. Janine war älter als er, aber das würde ihn nicht abhalten, denn er war immer auf der Suche etwas Neues zu lernen. Als er wieder klar im Kopf war und auch in seiner Hose sich wieder alles beruhigt hatte, stand er auf und ging zum Haus. Er roch schon hier draußen das Essen und ihm lief buchstäblich das Wasser im Mund zusammen. Nachdem er sich kurz frisch gemacht hatte, gesellte er sich zu den Anderen. Nathan hatte schon wieder ein Problem damit. Er sagte nichts. Aber Aaron war durchaus in der Lage solch eine offensichtliche Körpersprache zu lesen. Allerding hatte er zu großen Hunger als das er mit ihm streiten konnte. Janine aß hastig und dennoch so ganz ohne Sticheln ging das Mittagessen nicht. Nach den ersten Bissen, lehnte Aaron zu sich zu ihr.
„Psst, darf ich dir mal was ganz offensichtliches sagen?“, begann Aaron, ohne Nathan aus den Augen zu lassen. Janine kicherte leise und sah ihn auffordernd an.
„Vorhin als du dich gestreckt hast, sahst du verdammt göttlich aus.“ Okay, er übertrieb gnadenlos, aber er wusste, Frauen wie Janine hörten so etwas gerne, denn trotz der harten Rancharbeit war sie noch immer eine, was man einfach nicht vergessen durfte.
„Ach du spinnst doch“, gab sie zurück. In ihrer Stimme lag misstrauen, was Aaron häufig heraus hörte. Also fuhr er fort.
„Nein, wirklich. Der Glanz deiner Haut sah aus wie so ein goldener Schein, den die Götter immer um den Kopf herum haben.“
„Du meinst den heiligen Schein?“
„Genau den. Und vorhin als du dich in der Sonne gestreckt hast, war das echt schön. Du bist einfach so natürlich schön. Weißt du, auch jetzt strahlst du in einem Schein und jeder der das übersieht, muss blind sein“, Aaron lehnte sich noch näher zu ihr heran. So das seine Lippen ihre Ohrmuschel leicht berührten. Ihr Körper reagierte sofort mit einem dieser angenehmen Schauer und Aaron setzte dem ganzen noch die Krone auf, in dem er sein Messer beiseite legte und mit den Fingerspitzen über ihren Nacken strich. Gegenüber wurde es nun, allerdings nicht unverhofft, laut. Nathan flippte aus.
„Nimm deine Pfoten von ihr, du Bastard. Sonst…“, Er war so wütend, dass ihm die Worte fehlten. Aaron setzte einen fragenden und überraschten Blick auf. Er tat so als wüsste er nicht, was Nathans Problem war. Fragend sah er sich um, doch alle verstanden den Ausraster nicht, außer Janine. Sie wusste ganz genau was los war. Nathan hatte es sich nämlich zur Aufgabe gemacht sie zu beschützen seit ihre Eltern in ein fremdes Land ausgewandert waren. Nur weil Michaela sie aufnahm, durften sie hier bleiben. Denn ansonsten wären sie beide Schutzlos gewesen.
Und auch Michaela war es die Nathan jetzt beruhigte und nach dem Grund fragte. Nathan allerdings fühlte sich missverstanden und begann zu blocken. Er sah in die Runde und traf fast nur auf missverstandene Gesichter. Leise murmelte er eine Entschuldigung und stürzte hinaus.
Nach dem Essen gingen alle wieder an ihre Jobs. Aaron begann den zweiten Stall, in dem auch Janine die Hufen der Pferde machte. Doch Aarons Interesse war wieder verflogen, oder zumindest in den Hintergrund gerückt. Interesse hatte er durchaus noch. Sie war einfach heiß.
Jazmin lag besinnungslos auf dem Waldboden, als sich über ihr ein dunkler Schatten ausbreitete. Sie hatte starke Verbrennungen und eine starke Rauchentwicklung hatte bereits eingesetzt. Teile ihres Körpers waren bereits schwarz und verkohlt. An einigen Stellen, war auch schon das Körpergerüst zu sehen. Doch nun konnte ihr die Sonne nichts mehr an haben. Der schwarze Schatten legte sich nicht auf ihre Haut, er wurde behutsam über sie gehalten. Doch es würde eine Weile dauern, bis Jazmin wieder ihr Bewusstsein erlangen würde. Zachury hatte sie die ganze Nacht gesucht. Hatte Alyson, Frank und alle anderen zurück gelassen. Erst als er ihre Schreie hörte, wusste er dass sie kein Serum dabei hatte und dass es schlecht um sie stehen würde. Vampire konnten große Schmerzen aushalten, jedoch nicht, wenn ein Sonnenstrahl auf sie traf. Und Jazmins spitzer Schrei verriet ihm alles.
Nun saß er bei ihr. Beobachtete sie. Nur langsam setzte ihr Selbstheilungsprozess ein. Zachury wollte ihr helfen und ihr sein Blut geben, aber er wusste sie würde sich hassen, wenn er es tat. Nicht ihn würde sie hassen, sondern sich. Sich, weil sie zu schwach war und seine Hilfe in Anspruch genommen hätte. Also ließ er es sein und war nur schon zufrieden, dass er mit dieser Plane helfen konnte. Zach dachte an ihre Zeit zurück und an eines seiner größten Geheimnisse, das weder Alyson, Jazmin noch ein anderer wusste. Er wusste, wie Frank reagieren würde, wenn er es heraus bekäme, wie Jaz reagieren würde. Zach atmete tief ein und betrachtete die wiederkehrenden, lieblichen Gesichtszüge, die wieder Formen annahmen. Ihre blauen Augen, ihre schwarzen langen Haare die wie ein Fächer ausgebreitet auf dem Boden lagen und ihren sinnlichen Mund den er so oft Küssen durfte. Doch seine Erinnerungen trieben ihn weiter in die Vergangenheit und er erinnerte sich, wie er sie schutzlos auf der Straße liegen ließ und einfach in der Dunkelheit zurück ließ. Warum er ihr sein Blut gegeben hatte, wusste er nicht einmal. Er war weit fort gegangen und dennoch trieb es ihn wieder hierher zurück. Er wusste dass es hier eine Gruppe von Vampiren gab und hoffte nur, dass er nicht mit dem Tod bestraft werden würde. Zachury hatte Jazmin sofort erkannt und er war froh, dass sie von den anderen aufgenommen wurde. Zach versuchte zufällig auf Frank zu stoßen und gab sich als verirrter jungendlicher Vampir aus und wurde fast ohne Fragen herzlich aufgenommen.
Und wieder erinnerte er sich zurück. Schutzlos zurück gelassen und das nicht nur einmal. Er musste es wieder gutmachen. Zach registrierte eine Bewegung. Eine, die nicht von einem Vampir stammte. Zach hatte viel gelernt in seinem knappen Jahrhundert und die schwarze Plane war auf der anderen Seite mit Blättern bestückt. Nun beugte er sich über Jazmin und blieb ruhig liegen. Er schützte sie. Er schützte sie mit seinem Körper und er fühlte sich gut dabei.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 11 – plagende Ängste
Zachury wartete bis der Mann weitgenug entfernt war, bevor er seine schützende Position aufgab. Noch immer sah sie grausam zugerichtet aus. Von ihrer schönen Haut war kaum noch etwas übrig. Die Sonne hatte ganze Arbeit geleistet. Er sah ihr in das verbrannte Gesicht und begann dennoch zu lächeln. Ihr Gesicht und seine Erinnerungen an eine Zeit in der sie sich geliebt hatten, zauberte ihm automatisch das Lächeln eines liebenden Vampirs auf das Gesicht. Zach beobachtete sie weiterhin und das Verlangen ihr sein Blut zu geben wuchs. Er konnte diesen Anblick einfach nicht ertragen. Obwohl Jazmin sich schnell regenerierte, zumindest für ihren Lebensstil, wollte Zachury, dass es noch schneller ging.
Jazmin stöhnte unweigerlich auf als sie begann sich zu bewegen. Einige Stellen wollten nicht so recht heilen und jeder Vampir wusste, dass es höllische Schmerzen waren, vor allem wenn man bei vollem Bewusstsein war. Noch war Jazmin bewusstlos, aber es würde nicht mehr lange dauern, denn ihr Gesicht verzog sich bereits vor Schmerzen. Zachury dachte an die Vergangenheit. Wie es war als er sie verließ. Wie schwer es ihm gefallen war, sie hinter sich zu lassen. Sofort schossen ihm Tränen in die Augen. Sie war so verletzt und Zach konnte nichts machen, als sie mit diesem Schmerz allein zu lassen. Er hatte viele Fehler gemacht, viel gelogen um etwas zu erreichen, was er ohne diese Lügen nie erreicht hätte. Frank durfte es nie erfahren. Jazmin durfte es nie heraus bekommen und all die hier lebenden Vampire die er als Freunde bezeichnete ebenfalls nicht. Er dachte an den Tag zurück als er Jazmin das erste Mal sah und ihr hierher folgte. Langsam verschwamm das Bild von Jazmin und anstelle trat das Abbild von Alyson. Er begann sie zu vergleichen, denn beide hatten ihre Anziehungskraft auf ihn wirken lassen. Alyson hatte alles wissbegierig und mit glänzenden Augen aufgenommen. Jede einzelne Information di er ihr erklärte. Alyson fand schnell Gefallen an das Leben eines Vampirs. Sie war einfach gern ein Vampir. Im Gegensatz zu Jazmin. Sie wollte das nicht, war misstrauisch und hinterfragte jede noch so kleine Information. Als er Alyson verwandelte, spürte er die Kränkung, die er Jazmin angetan hatte. Doch in dieser Zeit war er triebisch, was er jedoch nicht wusste, und Alyson zog ihn einfach magisch an. In der Zeit wo der Trieb stärker als das Gehirn und stärker als das Herz ist, nimmt einzig und allein der Instinkt jede Handlung in Besitz. Klar denken? Fehlanzeige. Das ging einfach schlichtweg nicht. Alyson war Figur technisch einfach die bessere Partie. Der Instinkt sucht einfach ein Weibchen, welches in der Lage sei, kräftige junge Vampire zu gebären. Und so sehr er auch Jazmin liebte, Alyson hatte einfach die bessere Veranlagung. Groß, kräftig, athletisch muskulös mit ausladenden Hüften. Alles was Jazmin nicht war oder besaß. Sie war einfach klein, zierlich und man hätte als männlicher Vampir angst haben können sie zu verletzen, wenn man sie etwas fester nahm.
Zachury hatte allerdings noch nie solch einen Trieb erfahren um den Unterschied zwischen Instinkt und Liebe zu erkennen. Er hielt sein Verlangen nach Alyson als eine unbändige Liebe zu ihr. Doch in den letzten 3 Jahren lernte er einige Vampire kennen, die einige Jahrhunderte älter waren als er und noch immer auf ihre erste Erfahrung des Triebes warteten. Er mochte Alyson sehr, sie war ihm immer fürsorglich gewesen, dennoch hatte er alles falsch gemacht. Er hatte dieses schreckliche Geheimnis gegenüber Frank und Jazmin, dann hatte er den Fehler gemacht und hatte Alyson, in einem schwachen und emotionalen Moment, erzählt was er getan hatte. Alyson konnte sich nur vorstellen, wie Jazmin reagieren würde und es gefiel ihr. Denn so war die Gefahr gebannt, die von Jaz ausging. Zu dieser Zeit hatte Zach jedoch nicht erwartet, dass genau diese Ehrlichkeit sein Verhängnis wäre.
Es war Alyson die vor drei Jahren hier weg wollte. Nicht Zachury. Seine Zeit des Triebes war vorbei und er spürte seine wahren Gefühle zurück kehren. Jedoch wollte Alyson dies nicht akzeptieren. Zach gehörte zu ihr. Sie hatte alle Anzeichen registriert, die von Zachury ausgingen und da sie befürchtete verlassen zu werden, sah sie einfach keine andere Möglichkeit, als ihn zu erpressen.
Er wusste das Jazmin ihm das nie verzeihen würde. Er hätte sie für immer verloren und in die Nähe wäre er nie wieder gekommen. Soviel stand fest. Frank hatte oft darüber gesprochen, was er tun würde, wenn er es wissen würde.
Jazmin stöhnte, als hätte sie seine Gedanken gehört. Noch war sie nicht bei Sinnen und Zachs Lippen brannten, wie die tiefe Leidenschaft in seinem Inneren. Er schloss die Augen und beugte sich zu ihr hinunter. Wie sehr er ihren Duft vermisst hatte, wie sehr ihre Haut, wie sehr ihre Liebe zu ihm und wie sehr ihre Liebesbisse mit ihren süßen kleinen scharfen Fängen, die scheinbar nie wachsen wollten. Es war so untypisch bei einem ausgewachsenen Vampir so kleine Eckzähnchen zu sehen. Was allerdings nicht bedeutete dass sie nicht zubeißen konnte. Das konnte sie, oh ja.
Zach bemühte sich jetzt nicht zu weinen. Was wäre das für ein Bild, wenn sie genau in jenem Moment die Augen aufschlug? Er hatte sich in den letzten drei Jahren oft von Alyson mental isoliert. Er war sich sicher dass sie es durchaus bemerkt hatte, aber es wurde nicht darüber gesprochen. Doch als sein 100ster Geburtstag zur Sprache kam, bat – nein, er bettelte sie förmlich an, ihn zu Jazmin zu lassen. Alyson allerding sträubte sich vehement und wollte solch ein Risiko nicht eingehen. Kaum wiederzuerkennen vegetierte Zach dahin und brach die Steinmauer um Alysons Herz damit ein. Sie wurde weich, denn so wollte sie ihren Zachury nicht sehen und haben. Also gab sie nach und machte sich mit ihm auf den Weg.
Noch einmal stöhnte Jaz auf und ihre Augen begannen zu flattern. Sofort richtete er sich auf. Innerlich fluchte er, wollte er doch ihre Lippen schmecken, solange sie nicht bei Sinnen war. Ihre Wunden sahen noch immer schrecklich aus, es schien als hätte ihr ganzer Körper jegliches Blut bereits verbraucht, denn der Prozess hatte zu stocken begonnen, sie brauchte dringend Nahrung. Und wieder nahm er sich fest vor, sobald sie wach werden würde, ihr sein Blut anzubieten. Er inspizierte ihre Wunden und wusste, dass diese höllische Schmerzen mit sich führen würden. Schmerzen die einen unkontrolliert schreien lassen würden. Vor allem die Wunde an ihrem Nacken, die nur ein einzelner Sonnenstrahl ausgelöst haben musste und der würde ihr jegliche Kraft rauben.
Ein Mark erschütternder Schrei durchbrach die Sille. Zach sah sofort auf die Uhr und stellte die Mittagsstunde fest. Mist, fluchte er. Jazmin begann sich vor Schmerzen zu winden, zu weinen, zu schreien. Diese Laute die sie ausstieß, zerrissen Zachury das Herz. Und dann wurde ihm bewusst, dass es einen Grund war, dass er sie gefunden hatte. Schuld. Er musste nun diesen Anblick ertragen, weil er schuld daran war. Am liebsten hätte er Jazmin in den Arm genommen, sie an seine Brust gedrückt, sie beruhigt, sie die Schmerzen genommen und einfach nur Trost gespendet. Es war jedoch unmöglich. Jede Berührung würde sie noch lauter schreien lassen.
Jazmin griff nach Zachs Shirt und bohrte ihre Nägel in den Stoff. Ihr flehender Blick bohrte sich in sein Gedächtnis, genauso wie es die ganze Situation tat.
„Bitte, hilf mir. Bitte nimm diesen Schmerz von mir“, flüsterte Jaz ganz leise, weil sie einfach nicht im Stande war, es lauter auszusprechen.
„Ich bin hier, Jaz. Ich bin hier!“ Zachury hatte soviel Gefühl in der Stimme, dass Jazmin Tränen in die Augen stiegen. Oder waren sie einfach nur davon, dass sie die Schmerzen nicht mehr ertragen konnte? „Du musst nur noch etwas durchhalten. Nur noch ein Wenig.“, versuchte Zach sie zu beruhigen.
„Es tut so weh“, Jazmins Stimme versagte.
„Ich weiß, Jaz. Ich weiß und ich verspreche dir, du kannst bald nach Hause.“ Zachs Gedanken kehrten jedoch zu dem Punkt zurück, den er die ganze Zeit in Erwägung gezogen hatte. Sie brauchte einfach Blut. Starkes Blut. Blut eines Menschen oder eines Vampirs. Nur diese Option würde ihr jetzt sofort Linderung verschaffen. Aber Zachury wusste, sie würde es vehement ablehnen. Weder von ihm, noch von einem völlig unbekannten. Für ihn wäre es eine Selbstverständlichkeit ihr sein Blut zu geben, war er doch schuld an ihren Verbrennungen gewesen. Dann nahm er allen Mut zusammen. Obwohl er nicht wusste, warum, für einen Wutausbruch war sie eindeutig zu schwach. Aber nur weil er jetzt nicht kommen würde, hieß es nicht er würde nie kommen. Trotzdem fragte er sie.
„Jazmin? Du brauchst Blut, dringend. Dein Körper hat fast aufgehört sich zu regenerieren. Und ich würde mich gern zur Verfügung stellen. Willst du mein Blut trinken?“ Zach machte sich auf ein Kopfschütteln gefasst. Geschwächt griff sie nach Zachs Oberarm und er bekam das Gefühl in einem Paralleluniversum zu sein. Ohne ein Wort, ohne eine böse Geste ließ sie ihre schlanken Finger an seinem Arm entlang gleiten und umgriff seine Hand und führte sie zu ihrem Mund. Zachury schloss die Augen als sich ihre Lippen auf seine Haut legten. Und als sie zubiss legte er mit einem genüsslichen Seufzen den Kopf in den Nacken. Der kräftige Sog ihres Verlangens ließ alles in ihm drehen. Zu lange hatte er es sich gewünscht, doch nicht unter diesen Umständen. Obwohl der Biss ihrer kleinen Zähnchen bekannt für ihn war, so war er überrascht wie gut es sich anfühlte, wenn sie sein Blut in kräftigen, gierigen und intensiven Zügen heraussaugte. Sie hatte ihn damals oft gebissen, doch hatte sie nie sein Blut getrunken.
Er musste sie sogar bitten aufzuhören. So wusste auch Zachury dass sie noch nie jemanden als Nahrungsquelle für sich benutzt hätte, denn sonst hätte Frank ihr mit 100%iger Sicherheit erklärt, wann der Punkt erreicht war um aufzuhören.
Jazmin ließ von ihm ab und schaute vor Scham auf sich herab. Sie war so oft und vehement dagegen, dass sie nun einfach ein schlechtes Gefühl hatte. Nun konnte sie nie wieder Jemand einen Vorwurf machen, oder ihn anschnauzen. Ihre schlechte Laune konnte sie nun so auch nicht mehr auslassen. Es war ihr Grund um Luft abzulassen, ihr einziges Ventil. Sie hatte sich selbst betrogen, aber das Gefühl der zurück kehrenden Stärke ließ ihr Selbstbetrug erträglicher werden. Die Schmerzen nahmen ab und sie fühlte sich gut genug um sich aufzurichten. Die Plane war groß genug, so dass sie sich etwas von Zachury wegsetzen konnte.
Alyson tigerte in Franks Haus auf und ab. Sie schaute auch immer wieder zu ihrem Telefon, welches sie nicht aus der Hand legte. Ihre Angst den Anruf zu überhören war zu groß als dass sie es riskiert hätte. Frank saß auf dem Sofa und versuchte sich mit einem Fachbuch abzulenken. Gelingen wollte es ihm allerdings nicht. Zu sehr machte er sich Sorgen um seine kleine Jazmin, die ohne Serum unterwegs war. Plötzlich wurde die Stille von Franks Telefon zerrissen. Leider war es nicht das Telefon, welches die erlösende Nachricht bringen sollte.
JEFFERSON stand auf dem Display. Frank wusste, dass dort auf dem Hof eine Kuh kalben würde. Seufzend ging er an das Telefon. Und tatsächlich, es gab Problem bei der Geburt und Frank musste los um dort zu helfen. Als er auflegte rieb er sich die Augen. Deutlich gezeichnet von seinen Sorgen stand er auf und ging sich umziehen. Als er wieder kam, blickte er Alyson an, die ebenfalls fast vor Sorge umkam, oder war es die rasende Eifersucht? Selbst jetzt konnte sie ihr Konkurrenzdenken nicht abschalten. Frank stand es jedoch nicht zu, ihr Ratschläge zu geben.
„Alyson, wenn es was Neues gibt dann ruf mich an.“ Sie nickte ihm zu und notierte sich die Nummer die Frank ihr nannte. Bevor er die Tür öffnete sah er zu Alyson und sagte: „Ich bin so schnell wie es geht zurück.“ Dann verschwand er durch die Tür.
Alyson stand allein in diesem großen Haus. Sie wurde immer nervöser und ihre Hirngespinste machten es ihr nicht gerade einfacher. Immer wieder sah sie die Beiden irgendwo in einem lichtdichten Raum, wie sie sich liebten und über Alyson redeten. Das gemeine Kichern der Beiden hörte sie förmlich in ihrem Kopf. Ehe Alyson überhaupt registrierte wo sie hingegangen war, stand sie vor 6 Türen im Obergeschoss. Da sie alleine war und alle unterwegs waren um Jazmin zu finden, hatte sie keine Angst erwischt zu werden und schaute in jedes der sechs Zimmer. Das eine Spezielle jedoch fand sie nicht. Alyson lief wieder die Treppe hinunter und sah sich weiterhin um. Irgendwo musste es doch sein. Oder war sie bereits ausgezogen? Nein, ihr Geruch war hier am Stärksten. Sie hielt sich hier auch zum Schlafen auf. Allerdings wusste Alyson auch, dass ihr Zimmer damals oben gewesen war. Jedoch musste es einem Gästezimmer gewichen sein, denn wie bereits bemerkt war es nicht oben. Ich Blick fiel auf die Kellertür. Das konnte noch die letzte Möglichkeit sein. Langsam öffnete sie die Tür und spähte hinein. Es war ihr ein wenig unangenehm, als sie einzig und allein das Labor sah. Alyson fluchte und ging wieder in den Wohnbereich, als ihr Handy klingelte. ZACHURY. Sofort war sie erleichtert und dennoch konnte sie nicht lächeln, immer hin schien er mit ihr da draußen zu sein. Allein. Ohne sie, seine Freundin. Was würde er ihr jetzt nur sagen? Hatte sie ihren Trumpf verloren? Hatte er ihr alles gesagt und sie ihm verziehen. Mit einer schmerzenden Angst nahm sie ab.
Zachury wartete bis der Mann weitgenug entfernt war, bevor er seine schützende Position aufgab. Noch immer sah sie grausam zugerichtet aus. Von ihrer schönen Haut war kaum noch etwas übrig. Die Sonne hatte ganze Arbeit geleistet. Er sah ihr in das verbrannte Gesicht und begann dennoch zu lächeln. Ihr Gesicht und seine Erinnerungen an eine Zeit in der sie sich geliebt hatten, zauberte ihm automatisch das Lächeln eines liebenden Vampirs auf das Gesicht. Zach beobachtete sie weiterhin und das Verlangen ihr sein Blut zu geben wuchs. Er konnte diesen Anblick einfach nicht ertragen. Obwohl Jazmin sich schnell regenerierte, zumindest für ihren Lebensstil, wollte Zachury, dass es noch schneller ging.
Jazmin stöhnte unweigerlich auf als sie begann sich zu bewegen. Einige Stellen wollten nicht so recht heilen und jeder Vampir wusste, dass es höllische Schmerzen waren, vor allem wenn man bei vollem Bewusstsein war. Noch war Jazmin bewusstlos, aber es würde nicht mehr lange dauern, denn ihr Gesicht verzog sich bereits vor Schmerzen. Zachury dachte an die Vergangenheit. Wie es war als er sie verließ. Wie schwer es ihm gefallen war, sie hinter sich zu lassen. Sofort schossen ihm Tränen in die Augen. Sie war so verletzt und Zach konnte nichts machen, als sie mit diesem Schmerz allein zu lassen. Er hatte viele Fehler gemacht, viel gelogen um etwas zu erreichen, was er ohne diese Lügen nie erreicht hätte. Frank durfte es nie erfahren. Jazmin durfte es nie heraus bekommen und all die hier lebenden Vampire die er als Freunde bezeichnete ebenfalls nicht. Er dachte an den Tag zurück als er Jazmin das erste Mal sah und ihr hierher folgte. Langsam verschwamm das Bild von Jazmin und anstelle trat das Abbild von Alyson. Er begann sie zu vergleichen, denn beide hatten ihre Anziehungskraft auf ihn wirken lassen. Alyson hatte alles wissbegierig und mit glänzenden Augen aufgenommen. Jede einzelne Information di er ihr erklärte. Alyson fand schnell Gefallen an das Leben eines Vampirs. Sie war einfach gern ein Vampir. Im Gegensatz zu Jazmin. Sie wollte das nicht, war misstrauisch und hinterfragte jede noch so kleine Information. Als er Alyson verwandelte, spürte er die Kränkung, die er Jazmin angetan hatte. Doch in dieser Zeit war er triebisch, was er jedoch nicht wusste, und Alyson zog ihn einfach magisch an. In der Zeit wo der Trieb stärker als das Gehirn und stärker als das Herz ist, nimmt einzig und allein der Instinkt jede Handlung in Besitz. Klar denken? Fehlanzeige. Das ging einfach schlichtweg nicht. Alyson war Figur technisch einfach die bessere Partie. Der Instinkt sucht einfach ein Weibchen, welches in der Lage sei, kräftige junge Vampire zu gebären. Und so sehr er auch Jazmin liebte, Alyson hatte einfach die bessere Veranlagung. Groß, kräftig, athletisch muskulös mit ausladenden Hüften. Alles was Jazmin nicht war oder besaß. Sie war einfach klein, zierlich und man hätte als männlicher Vampir angst haben können sie zu verletzen, wenn man sie etwas fester nahm.
Zachury hatte allerdings noch nie solch einen Trieb erfahren um den Unterschied zwischen Instinkt und Liebe zu erkennen. Er hielt sein Verlangen nach Alyson als eine unbändige Liebe zu ihr. Doch in den letzten 3 Jahren lernte er einige Vampire kennen, die einige Jahrhunderte älter waren als er und noch immer auf ihre erste Erfahrung des Triebes warteten. Er mochte Alyson sehr, sie war ihm immer fürsorglich gewesen, dennoch hatte er alles falsch gemacht. Er hatte dieses schreckliche Geheimnis gegenüber Frank und Jazmin, dann hatte er den Fehler gemacht und hatte Alyson, in einem schwachen und emotionalen Moment, erzählt was er getan hatte. Alyson konnte sich nur vorstellen, wie Jazmin reagieren würde und es gefiel ihr. Denn so war die Gefahr gebannt, die von Jaz ausging. Zu dieser Zeit hatte Zach jedoch nicht erwartet, dass genau diese Ehrlichkeit sein Verhängnis wäre.
Es war Alyson die vor drei Jahren hier weg wollte. Nicht Zachury. Seine Zeit des Triebes war vorbei und er spürte seine wahren Gefühle zurück kehren. Jedoch wollte Alyson dies nicht akzeptieren. Zach gehörte zu ihr. Sie hatte alle Anzeichen registriert, die von Zachury ausgingen und da sie befürchtete verlassen zu werden, sah sie einfach keine andere Möglichkeit, als ihn zu erpressen.
Er wusste das Jazmin ihm das nie verzeihen würde. Er hätte sie für immer verloren und in die Nähe wäre er nie wieder gekommen. Soviel stand fest. Frank hatte oft darüber gesprochen, was er tun würde, wenn er es wissen würde.
Jazmin stöhnte, als hätte sie seine Gedanken gehört. Noch war sie nicht bei Sinnen und Zachs Lippen brannten, wie die tiefe Leidenschaft in seinem Inneren. Er schloss die Augen und beugte sich zu ihr hinunter. Wie sehr er ihren Duft vermisst hatte, wie sehr ihre Haut, wie sehr ihre Liebe zu ihm und wie sehr ihre Liebesbisse mit ihren süßen kleinen scharfen Fängen, die scheinbar nie wachsen wollten. Es war so untypisch bei einem ausgewachsenen Vampir so kleine Eckzähnchen zu sehen. Was allerdings nicht bedeutete dass sie nicht zubeißen konnte. Das konnte sie, oh ja.
Zach bemühte sich jetzt nicht zu weinen. Was wäre das für ein Bild, wenn sie genau in jenem Moment die Augen aufschlug? Er hatte sich in den letzten drei Jahren oft von Alyson mental isoliert. Er war sich sicher dass sie es durchaus bemerkt hatte, aber es wurde nicht darüber gesprochen. Doch als sein 100ster Geburtstag zur Sprache kam, bat – nein, er bettelte sie förmlich an, ihn zu Jazmin zu lassen. Alyson allerding sträubte sich vehement und wollte solch ein Risiko nicht eingehen. Kaum wiederzuerkennen vegetierte Zach dahin und brach die Steinmauer um Alysons Herz damit ein. Sie wurde weich, denn so wollte sie ihren Zachury nicht sehen und haben. Also gab sie nach und machte sich mit ihm auf den Weg.
Noch einmal stöhnte Jaz auf und ihre Augen begannen zu flattern. Sofort richtete er sich auf. Innerlich fluchte er, wollte er doch ihre Lippen schmecken, solange sie nicht bei Sinnen war. Ihre Wunden sahen noch immer schrecklich aus, es schien als hätte ihr ganzer Körper jegliches Blut bereits verbraucht, denn der Prozess hatte zu stocken begonnen, sie brauchte dringend Nahrung. Und wieder nahm er sich fest vor, sobald sie wach werden würde, ihr sein Blut anzubieten. Er inspizierte ihre Wunden und wusste, dass diese höllische Schmerzen mit sich führen würden. Schmerzen die einen unkontrolliert schreien lassen würden. Vor allem die Wunde an ihrem Nacken, die nur ein einzelner Sonnenstrahl ausgelöst haben musste und der würde ihr jegliche Kraft rauben.
Ein Mark erschütternder Schrei durchbrach die Sille. Zach sah sofort auf die Uhr und stellte die Mittagsstunde fest. Mist, fluchte er. Jazmin begann sich vor Schmerzen zu winden, zu weinen, zu schreien. Diese Laute die sie ausstieß, zerrissen Zachury das Herz. Und dann wurde ihm bewusst, dass es einen Grund war, dass er sie gefunden hatte. Schuld. Er musste nun diesen Anblick ertragen, weil er schuld daran war. Am liebsten hätte er Jazmin in den Arm genommen, sie an seine Brust gedrückt, sie beruhigt, sie die Schmerzen genommen und einfach nur Trost gespendet. Es war jedoch unmöglich. Jede Berührung würde sie noch lauter schreien lassen.
Jazmin griff nach Zachs Shirt und bohrte ihre Nägel in den Stoff. Ihr flehender Blick bohrte sich in sein Gedächtnis, genauso wie es die ganze Situation tat.
„Bitte, hilf mir. Bitte nimm diesen Schmerz von mir“, flüsterte Jaz ganz leise, weil sie einfach nicht im Stande war, es lauter auszusprechen.
„Ich bin hier, Jaz. Ich bin hier!“ Zachury hatte soviel Gefühl in der Stimme, dass Jazmin Tränen in die Augen stiegen. Oder waren sie einfach nur davon, dass sie die Schmerzen nicht mehr ertragen konnte? „Du musst nur noch etwas durchhalten. Nur noch ein Wenig.“, versuchte Zach sie zu beruhigen.
„Es tut so weh“, Jazmins Stimme versagte.
„Ich weiß, Jaz. Ich weiß und ich verspreche dir, du kannst bald nach Hause.“ Zachs Gedanken kehrten jedoch zu dem Punkt zurück, den er die ganze Zeit in Erwägung gezogen hatte. Sie brauchte einfach Blut. Starkes Blut. Blut eines Menschen oder eines Vampirs. Nur diese Option würde ihr jetzt sofort Linderung verschaffen. Aber Zachury wusste, sie würde es vehement ablehnen. Weder von ihm, noch von einem völlig unbekannten. Für ihn wäre es eine Selbstverständlichkeit ihr sein Blut zu geben, war er doch schuld an ihren Verbrennungen gewesen. Dann nahm er allen Mut zusammen. Obwohl er nicht wusste, warum, für einen Wutausbruch war sie eindeutig zu schwach. Aber nur weil er jetzt nicht kommen würde, hieß es nicht er würde nie kommen. Trotzdem fragte er sie.
„Jazmin? Du brauchst Blut, dringend. Dein Körper hat fast aufgehört sich zu regenerieren. Und ich würde mich gern zur Verfügung stellen. Willst du mein Blut trinken?“ Zach machte sich auf ein Kopfschütteln gefasst. Geschwächt griff sie nach Zachs Oberarm und er bekam das Gefühl in einem Paralleluniversum zu sein. Ohne ein Wort, ohne eine böse Geste ließ sie ihre schlanken Finger an seinem Arm entlang gleiten und umgriff seine Hand und führte sie zu ihrem Mund. Zachury schloss die Augen als sich ihre Lippen auf seine Haut legten. Und als sie zubiss legte er mit einem genüsslichen Seufzen den Kopf in den Nacken. Der kräftige Sog ihres Verlangens ließ alles in ihm drehen. Zu lange hatte er es sich gewünscht, doch nicht unter diesen Umständen. Obwohl der Biss ihrer kleinen Zähnchen bekannt für ihn war, so war er überrascht wie gut es sich anfühlte, wenn sie sein Blut in kräftigen, gierigen und intensiven Zügen heraussaugte. Sie hatte ihn damals oft gebissen, doch hatte sie nie sein Blut getrunken.
Er musste sie sogar bitten aufzuhören. So wusste auch Zachury dass sie noch nie jemanden als Nahrungsquelle für sich benutzt hätte, denn sonst hätte Frank ihr mit 100%iger Sicherheit erklärt, wann der Punkt erreicht war um aufzuhören.
Jazmin ließ von ihm ab und schaute vor Scham auf sich herab. Sie war so oft und vehement dagegen, dass sie nun einfach ein schlechtes Gefühl hatte. Nun konnte sie nie wieder Jemand einen Vorwurf machen, oder ihn anschnauzen. Ihre schlechte Laune konnte sie nun so auch nicht mehr auslassen. Es war ihr Grund um Luft abzulassen, ihr einziges Ventil. Sie hatte sich selbst betrogen, aber das Gefühl der zurück kehrenden Stärke ließ ihr Selbstbetrug erträglicher werden. Die Schmerzen nahmen ab und sie fühlte sich gut genug um sich aufzurichten. Die Plane war groß genug, so dass sie sich etwas von Zachury wegsetzen konnte.
Alyson tigerte in Franks Haus auf und ab. Sie schaute auch immer wieder zu ihrem Telefon, welches sie nicht aus der Hand legte. Ihre Angst den Anruf zu überhören war zu groß als dass sie es riskiert hätte. Frank saß auf dem Sofa und versuchte sich mit einem Fachbuch abzulenken. Gelingen wollte es ihm allerdings nicht. Zu sehr machte er sich Sorgen um seine kleine Jazmin, die ohne Serum unterwegs war. Plötzlich wurde die Stille von Franks Telefon zerrissen. Leider war es nicht das Telefon, welches die erlösende Nachricht bringen sollte.
JEFFERSON stand auf dem Display. Frank wusste, dass dort auf dem Hof eine Kuh kalben würde. Seufzend ging er an das Telefon. Und tatsächlich, es gab Problem bei der Geburt und Frank musste los um dort zu helfen. Als er auflegte rieb er sich die Augen. Deutlich gezeichnet von seinen Sorgen stand er auf und ging sich umziehen. Als er wieder kam, blickte er Alyson an, die ebenfalls fast vor Sorge umkam, oder war es die rasende Eifersucht? Selbst jetzt konnte sie ihr Konkurrenzdenken nicht abschalten. Frank stand es jedoch nicht zu, ihr Ratschläge zu geben.
„Alyson, wenn es was Neues gibt dann ruf mich an.“ Sie nickte ihm zu und notierte sich die Nummer die Frank ihr nannte. Bevor er die Tür öffnete sah er zu Alyson und sagte: „Ich bin so schnell wie es geht zurück.“ Dann verschwand er durch die Tür.
Alyson stand allein in diesem großen Haus. Sie wurde immer nervöser und ihre Hirngespinste machten es ihr nicht gerade einfacher. Immer wieder sah sie die Beiden irgendwo in einem lichtdichten Raum, wie sie sich liebten und über Alyson redeten. Das gemeine Kichern der Beiden hörte sie förmlich in ihrem Kopf. Ehe Alyson überhaupt registrierte wo sie hingegangen war, stand sie vor 6 Türen im Obergeschoss. Da sie alleine war und alle unterwegs waren um Jazmin zu finden, hatte sie keine Angst erwischt zu werden und schaute in jedes der sechs Zimmer. Das eine Spezielle jedoch fand sie nicht. Alyson lief wieder die Treppe hinunter und sah sich weiterhin um. Irgendwo musste es doch sein. Oder war sie bereits ausgezogen? Nein, ihr Geruch war hier am Stärksten. Sie hielt sich hier auch zum Schlafen auf. Allerdings wusste Alyson auch, dass ihr Zimmer damals oben gewesen war. Jedoch musste es einem Gästezimmer gewichen sein, denn wie bereits bemerkt war es nicht oben. Ich Blick fiel auf die Kellertür. Das konnte noch die letzte Möglichkeit sein. Langsam öffnete sie die Tür und spähte hinein. Es war ihr ein wenig unangenehm, als sie einzig und allein das Labor sah. Alyson fluchte und ging wieder in den Wohnbereich, als ihr Handy klingelte. ZACHURY. Sofort war sie erleichtert und dennoch konnte sie nicht lächeln, immer hin schien er mit ihr da draußen zu sein. Allein. Ohne sie, seine Freundin. Was würde er ihr jetzt nur sagen? Hatte sie ihren Trumpf verloren? Hatte er ihr alles gesagt und sie ihm verziehen. Mit einer schmerzenden Angst nahm sie ab.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 12 – Verlangen
Aaron arbeitete hart und langsam begann alles in ihm zu schmerzen. Janine sah ihn immer wieder heimlich zu und immer wieder war sie so unkonzentriert gewesen, dass sie fast mehrmals den Huf des Pferdes abbekommen hätte, welches sie gerade behandelte. Doch Aaron hatte nichts von all dem registriert. Als Janine der Meinung war eine Pause zu brauchen, sah sie noch einmal zu ihm und erkannte, dass auch er eine bräuchte.
„Hey Cowboy“, scherzte sie, „machen wir eine Pause? Du siehst aus als könntest du eine gebrauchen.“ Aaron sah auf und spürte sofort den Schmerz in seinem Nacken. Zu lange hatte er in dieser Position verharrt. Seine Hand fuhr zu seinem Hals und lächelte sie an.
„Ich glaube Michaela würde dies nicht gutheißen, wenn wir hier faulenzen und … “ Aaron wurde sofort unterbrochen.
„Lass ihn aus dem Spiel. Ich mag es schon nicht zwischen euch zu stehen. Er ist mein Bruder und ich weiß wie er tickt. Außerdem bist du nicht ganz unschuldig daran dass er so ist. Du provozierst ihn ohne darüber nach zu denken. Wir hatte es nicht sonderlich leicht in unserem Leben. Also lass ihn einfach aus dem Spiel.“ Sie bat ihn darum und er wollte es ihr recht machen. Sie wechselte das Thema zurück. „Also? Was ist nun mit der Pause?“
„Gern, aber wie schon gesagt, Tante würde dies nicht gutheißen und wenn ich sie so sehr verärgere dann werde ich zu meiner Gran geschickt.“ Er begann zu lächeln, denn irgendwie ahnte er auf was Janine aus wollte. Ihr Blick verriet einiges, was sie sich sicher nicht bewusst war. Er hatte die bemühte Leichtigkeit sofort an ihrem Gang erkannt. Frauen versuchten, sich nichts anmerken zu lassen und genau diese Anstrengung verriet sie meistens. So auch diesmal.
Janine lehnte sich an die Gitterbox und grinste hämisch.
„Wir müssen ja nicht rausgehen. Bleiben wir einfach hier drin. Wir können uns ja unterhalb der Wand hinsetzten, so sieht uns auch keiner.“ Ihre Augen blitzten gierig auf und als wenn sie es bemerkt hätte sah sie verlegen zu Boden. Aaron betrachtete sie und schätzte das Risiko ab. Langsam kam sie auf ihn zu und Aaron verspürte ihr Verlangen. Als sie dicht genug vor ihm stand, hielt ihm ihre Hand hin und wartete darauf dass er sie ergreifen würde. Er war angetan von ihrer Spontanität und ihr durchnässtest Tanktop klebte an ihrer Haut und zeigte Aaron was ihm erwartete. Sanft zog sie ihn hinunter und schloss mit dem Fuß die Box. Geschützt von der Trennwand machten sie es sich gemütlich. Janine war zögerlich als sie sich ihm nährte. Doch Aaron griff einfach nach ihrem Gesicht um ihren Kopf in die richtige Position zu bringen. Als sie seinem sanften Druck folgte kam Aaron ihr näher. Vorsichtig lehnte er seinen Kopf gegen ihre Stirn und hauchte kurz bevor sich ihre Lippen treffen würden, „Bist du dir sicher?“ Janine antwortete ihm auf eine vertraute Art und Weise.
[... gekürzte Fassung wegen FSK 18 ...]
Es fühlte sich toll an und da Janine ganze Arbeit geleistet hatte, konnte er seinen Erguss auch nicht mehr heraus zögern. Allerdings war Aaron niemand von der Sorte die nun ein schlechtes Gewissen bekommen würden. Er wusste wie man eine Frau ohne Megaerektion zum Höhepunkt trieb. Doch er musste es verschieben, denn nun hörten sie beide Stimmen die von dem Eingang des Stalls heran kamen. Schnell rafften sie sich ihre Sachen zusammen und zogen sich fast lautlos an. Jedoch warteten sie einige Minuten ehe sie aufstanden. Janine spähte über den Rand der Trennwand und sah wie sich die beiden Arbeiter entfernten. Aaron stand hinter ihr und grinste sie an.
„Müssen wir nochmal wiederholen irgendwann“, mit diesen Worten griff er nach der Schubkarre und brachte sie hinaus. Janine blieb errötet zurück und machte sich an die Hufen des Dumm da stehenden Pferdes. Den ganzen restlichen Tag, war die Stimmung zwischen den Beiden gespannt. Doch Aaron dachte vielmehr darüber nach, ob er Jazmin heute Abend sehen würde, als wie er sich nun Janine gegenüber verhalten sollte.
Aaron arbeitete hart und langsam begann alles in ihm zu schmerzen. Janine sah ihn immer wieder heimlich zu und immer wieder war sie so unkonzentriert gewesen, dass sie fast mehrmals den Huf des Pferdes abbekommen hätte, welches sie gerade behandelte. Doch Aaron hatte nichts von all dem registriert. Als Janine der Meinung war eine Pause zu brauchen, sah sie noch einmal zu ihm und erkannte, dass auch er eine bräuchte.
„Hey Cowboy“, scherzte sie, „machen wir eine Pause? Du siehst aus als könntest du eine gebrauchen.“ Aaron sah auf und spürte sofort den Schmerz in seinem Nacken. Zu lange hatte er in dieser Position verharrt. Seine Hand fuhr zu seinem Hals und lächelte sie an.
„Ich glaube Michaela würde dies nicht gutheißen, wenn wir hier faulenzen und … “ Aaron wurde sofort unterbrochen.
„Lass ihn aus dem Spiel. Ich mag es schon nicht zwischen euch zu stehen. Er ist mein Bruder und ich weiß wie er tickt. Außerdem bist du nicht ganz unschuldig daran dass er so ist. Du provozierst ihn ohne darüber nach zu denken. Wir hatte es nicht sonderlich leicht in unserem Leben. Also lass ihn einfach aus dem Spiel.“ Sie bat ihn darum und er wollte es ihr recht machen. Sie wechselte das Thema zurück. „Also? Was ist nun mit der Pause?“
„Gern, aber wie schon gesagt, Tante würde dies nicht gutheißen und wenn ich sie so sehr verärgere dann werde ich zu meiner Gran geschickt.“ Er begann zu lächeln, denn irgendwie ahnte er auf was Janine aus wollte. Ihr Blick verriet einiges, was sie sich sicher nicht bewusst war. Er hatte die bemühte Leichtigkeit sofort an ihrem Gang erkannt. Frauen versuchten, sich nichts anmerken zu lassen und genau diese Anstrengung verriet sie meistens. So auch diesmal.
Janine lehnte sich an die Gitterbox und grinste hämisch.
„Wir müssen ja nicht rausgehen. Bleiben wir einfach hier drin. Wir können uns ja unterhalb der Wand hinsetzten, so sieht uns auch keiner.“ Ihre Augen blitzten gierig auf und als wenn sie es bemerkt hätte sah sie verlegen zu Boden. Aaron betrachtete sie und schätzte das Risiko ab. Langsam kam sie auf ihn zu und Aaron verspürte ihr Verlangen. Als sie dicht genug vor ihm stand, hielt ihm ihre Hand hin und wartete darauf dass er sie ergreifen würde. Er war angetan von ihrer Spontanität und ihr durchnässtest Tanktop klebte an ihrer Haut und zeigte Aaron was ihm erwartete. Sanft zog sie ihn hinunter und schloss mit dem Fuß die Box. Geschützt von der Trennwand machten sie es sich gemütlich. Janine war zögerlich als sie sich ihm nährte. Doch Aaron griff einfach nach ihrem Gesicht um ihren Kopf in die richtige Position zu bringen. Als sie seinem sanften Druck folgte kam Aaron ihr näher. Vorsichtig lehnte er seinen Kopf gegen ihre Stirn und hauchte kurz bevor sich ihre Lippen treffen würden, „Bist du dir sicher?“ Janine antwortete ihm auf eine vertraute Art und Weise.
[... gekürzte Fassung wegen FSK 18 ...]
Es fühlte sich toll an und da Janine ganze Arbeit geleistet hatte, konnte er seinen Erguss auch nicht mehr heraus zögern. Allerdings war Aaron niemand von der Sorte die nun ein schlechtes Gewissen bekommen würden. Er wusste wie man eine Frau ohne Megaerektion zum Höhepunkt trieb. Doch er musste es verschieben, denn nun hörten sie beide Stimmen die von dem Eingang des Stalls heran kamen. Schnell rafften sie sich ihre Sachen zusammen und zogen sich fast lautlos an. Jedoch warteten sie einige Minuten ehe sie aufstanden. Janine spähte über den Rand der Trennwand und sah wie sich die beiden Arbeiter entfernten. Aaron stand hinter ihr und grinste sie an.
„Müssen wir nochmal wiederholen irgendwann“, mit diesen Worten griff er nach der Schubkarre und brachte sie hinaus. Janine blieb errötet zurück und machte sich an die Hufen des Dumm da stehenden Pferdes. Den ganzen restlichen Tag, war die Stimmung zwischen den Beiden gespannt. Doch Aaron dachte vielmehr darüber nach, ob er Jazmin heute Abend sehen würde, als wie er sich nun Janine gegenüber verhalten sollte.
Zuletzt von amyfake78 am Do 13 Jan 2011, 12:19 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
amyfake78- ~Flying over tree tops with Edward~
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 13 – Wahrheit und Fiction
Aaron konnte nicht aufhören über Jazmin nachzudenken. Sie schob sich immer wieder in seine Gedanken. Selbst die gekränkten Blicke von Janine bemerkte er nicht. Er kannte Jazmin nicht und dennoch war sie zu ihm gekommen als es ihr scheinbar schlecht ging. Immer wieder dachte er an die Nacht zurück. Sie hatte sich geweigert, dass konnte er hören und seine Tante wollte sie nicht in seine Nähe lassen. Aber warum? Wegen dieses dummen Aberglauben? Michaela war doch gar nicht gläubig, und dennoch hielt es sie nicht davon ab, an so was wie Besessenheit zu glauben.
Seine Gedanken wurden unterbrochen als er Schritte hörte. Er sah auf und blickte Janine in die Augen.
„Hey? Alles okay?“, fragte sie traurig.
„Ähm, ja klar, wieso?“, fragte Aaron sie zurück. Irgendwie verwirrte ihn die Frage, hatte er so schlecht ausgesehen, als er an Jazmin dachte?
„Na ja … ich meinte eigentlich … na so … also zwischen uns?“, stammelte sie als Erklärung.
Oh, nein. Nicht das jetzt, dachte Aaron eine Spur genervt. Hatte er doch gehofft, solch eine Frage von ihr nicht zu hören. Es war doch nur Sex. Sie konnte doch nicht so blöd sein und sich was dadurch erhoffen. Allerdings blieben dies seine Gedanken. Er sah sie lächelnd an und sprach.
„Hey, mach dir keinen Kopf, dass ändert nichts. Außerdem muss ich bei dir noch richten. Oder?“
Janine lächelte zaghaft und nickte. Doch ihr Blick verriet mehr, als sie jemals hätte zugegeben. Aaron jedoch versuchte sich darum nicht zu kümmern. Es war doch einfach nur ein kleines Intermezzo nebenbei. Er hatte gerade eine zerbrochene Beziehung verdaut und hatte einfach keine Lust sich gleich in die nächste zu stürzen. Gerade wollte er zu ihr gehen und es ihr erklären als seine Tante den Stall betrat.
„Hey ihr beiden. Wie weit seit ihr, hier?“
„Ich muss noch acht Hufen machen“, versuchte Janine so beiläufig zu erwähnen, ohne ihre Traurigkeit in ihrer Stimme mitschwingen zu lassen. Es gelang ihr ganz gut, wie Aaron fand.
„Und du Aaron?“
„Hm … bei mir sind es noch 3 Boxen.“
„Okay, dann seit ihr also bis zum Abendessen, locker fertig?“ Michaela fragte dies und erwartete tatsächlich eine Antwort. Als Aaron und Janine gleichzeitig nickten. Klatschte Michaela in die Hände und sagte, „Oh prima.“
„Wieso? Planst du einen Ausritt?“, fragte Janine neugierig.
Oh toll, einen Ausritt, dachte Aaron sarkastisch und verzog sein Gesicht zu einer unbeeindruckten Miene.
„Hey, schau nicht so, das macht wirklich Spaß“, versuchte ihn Michaela umzustimmen.
„Michaela? Kommst du dieses Mal mit?“, fragte Janine mit einer eher vorsichtigen Stimmlage.
„Nein, Janine. Ich werde auf die Route aufpassen, die ich euch ausgesucht habe.“
„Schade, du warst schon lange nicht mehr dabei.“ Janine klang tatsächlich traurig darüber und Aaron fand den Ausdruck ‘auf die Route aufpassen‘ schon wieder so eigenartig, dass er Janine danach fragen würde, denn immerhin schien es ihr nicht sonderbar zu sein, was Tante Michaela da von sich gab.
„Ich weiß Janine. Aber ich tu das nur für euch.“ Die Stimme von Aarons Tante klang beinahe ängstlich und dennoch. Aaron konnte sich nicht damit abfinden, dass es so was wie Vampire geben sollte. Immer hin hatte sich ihm noch keiner vorgestellt.
„Es geht dann um acht los. Ich beginne nun das Abendessen und schau mir die Route noch mal an.“ Mit diesen Worten verschwand Michaela aus der Scheune.
Aaron beschloss erst das aufgetretene Missverständnis zu klären und sich dann zu erkundigen ob seine Tante irgendwie einen Knall hatte.
„Janine?“, er wartete auf eine Reaktion. Doch sie kratzte weiterhin die Hufen des Tieres aus.
„Ich weiß was du sagen willst. Und ich versteh das. Es war einfach nur Sex, okay?“ Janines Stimme klang gar nicht so, als würde sie etwas verstehen.
„Janine, hätte ich gewusst dass du offenbar Gefühle für mich hast, dann –“
„Hör auf. Lass es doch einfach gut sein. Ich meine es war einfach nur mal ein kleiner Quick nebenbei.“, unterbrach sie ihn. Sie wollte es scheinbar nicht hören, dass er sie sonst abgewiesen hätte.
Sie sah auf und grinste breit im Gesicht. Es war aufgesetzt, dass konnte jeder sofort erkennen, aber dann streckte sie die Zunge heraus und sagte: „So toll bist du nun auch nicht, Bursche.“
Okay, dachte sich Aaron. Das war eine Herausforderung.
„Ach glaubst du, ja?“, gab er zurück und bewarf sie mit frischem Heu. Sie begann zu lachen und versteckte sich hinter dem Pferd. Nach ein paar Täuschungsmanövern hatte er sie wieder im Arm. Ihr war das Unwohlsein anzusehen, also ließ er sie wieder los und wechselte das Thema.
„Sag mal, wie meinte meine Tante das mit dem ‘auf die Route aufpassen‘?“
„Aaron, ich möchte dazu lieber nichts sagen, es gibt einfach Dinge, die muss sie dir selbst erzählen.“
„Janine, ich möchte einfach nur wissen ob sie … “ Aaron verdrehte die Augen, pfiff wie ein Kuckuck und hielt den Finger auf seinen Kopf gerichtet mit kreisenden Bewegungen.
„Ob sie im Oberstübchen nicht mehr alle hat?“, vervollständigte Janine den Satz, den Aaron irgendwie nicht aussprechen wollte. Er nickte und wartete auf eine Antwort.
Janine wurde sauer, richtig sauer.
„Sie versucht uns zu beschützen. Du hast einfach keine Ahnung was hier vor sich geht. –“
„Was denn bist du auch so eine die an scheiß Vampire glaubt? Sorry, so was sind Fiktionen, nicht reale Kreaturen. Fiktionen gelangweilter und kranker Schriftsteller, die ein paar Historische Fakten aufwerten um interessant zu werden.“
„Es sind keine Vampire die man von den Büchern her kennt. Es sind Dämonen die sich Körper aussuchen, die leicht zu betreten sind. Du hast keine Ahnung was hier vorgefallen ist und was noch alles passieren wird. Sicherlich wirst du sie auch nie sehen, weil du einfach nicht sehen willst.“
Janine war so aufgebracht, dass sie wutentbrannt das Werkzeug aus der Hand legte und den Stall verließ. Aaron konnte nicht glauben, dass sie auch an so einen Unsinn glaubte. Oder hatte sie nur so impulsiv reagiert, weil sie doch so gekränkt war, wegen seiner Zurückweisung? Immer hin hatte sie jetzt fast geweint.
Aaron ging wieder an die Arbeit und hörte wenige Minuten später, die Kratzgeräusche von Janine, die dem Pferd weiterhin die Hufen bearbeitete. Nach dem Aaron die letzte Box gesäubert hatte, hörte er seine Tante, die alle zum Abendessen rief. Janine war schon vor einigen Minuten hinaus gegangen. Aber sie wartete auf der Bank, wo Aaron noch letztens gesessen hatte. Sie stand auf als er an ihr vorbei.
„Du kommst doch mit zum Ausflug, oder?“ Irgendwie wollte Aaron nicht, aber er konnte ihrem zuckersüßen Blick nicht widerstehen. Also stimmte er zu und dachte daran, dass es in dem dunklen Wald sicher ein kleines Plätzchen für ihn und Janine gab. Obwohl er ein miserablen Orientierungssinn hatte, würden sie sicher wieder zurück finden, immerhin würde Janine den Wald sicher gut zu kennen.
„Okay, dann sag den anderen Bescheid. Wir brechen sofort auf, wenn die Sonne untergegangen ist.“ Ohne einen liebevollen Abschied beendete Zachury das Gespräch mit Alyson. Jazmin war es sofort aufgefallen und wunderte sich über seine kühle Stimme und die Gleichgültigkeit darin. Sie kauerte sich zusammen und rutschte noch ein Stück von ihm weg. Und dennoch, sie fühlte sich ihm immer noch zu nah.
„Du hast dich gar nicht richtig verabschiedet“, stellte sie laut fest, um auf seine Reaktion zu achten. Er hingegen zuckte nur mit den Schultern und sagte ihr mit der Selben kalten Stimme, dass es doch egal sei, immer hin würden sie sich nach Sonnenuntergang wieder sehen. Jedoch die Blicke die er ihr zuwarf, waren alles andere als Kalt.
Jazmin fühlte sich immer beklemmender. Am liebsten wäre sie einfach davon gerannt. Es ging nicht. Sie konnte sich ihm nicht entziehen. Ihre Fantasie ging mit ihr durch. In ihren Gedanken saß sie nun bei ihm und würde sich nicht daran erinnern, dass seine Auserwählte bei ihr zu Hause wäre. Nur langsam kam sie wieder zur Besinnung und schallt sich für diese Gedanken. Aber es war auch so verdammt schwer, die Vergangenheit auszublenden. Plötzlich wollte sie nur noch wissen, wie lange sie ihn noch ertragen musste. So dicht bei ihr und dennoch so fern.
„Wie spät ist es?“
Er machte einen kurzen Blick auf seine Uhr im Handy und überlegte.
„Es sind noch 3 Stunden bis zum Sonnenuntergang.“
„Zach, wenn du zu ihr willst, dann geh ruhig. Ich schaff das jetzt schon bis zum Sonnenuntergang auch allein zu sein.“
„Hm … aber ich will noch gar nicht los. Ich würde lieber hier sein und mit dir reden.“ Jazmin spürte wie sich ihr Magen zusammen zog.
„Aber ich will nicht mit dir reden“, versuchte sie trotzig zu klingen. Sie hatte wirklich keine Lust zu reden, denn es würde unweigerlich darauf hinaus führen dass sie über die Vergangenheit sprachen.
„Na gut. Dann rede ich und du hörst zu.“ Zachury versuchte die Stimmung zwischen ihnen aufzulockern. Allerdings nicht besonders gut. Denn Jazmin war immer noch zu sehr damit beschäftigt, nicht über das nachzudenken, was sie jetzt viel lieber mit ihm täte. Außerdem brannte ihre Kehle wie Feuer.
Zachury erzählte eine Menge. Vor allem aber über seine Reisen mit Alyson, wobei er aus Rücksichtnahme ihren Namen immer versuchte herauszuhalten. Es war dennoch kaum zu ertragen. Jazmin begann, während Zach von seinen Reisen erzählte, über jemand anderes nachzudenken. Er hatte genau die Selbe Gestik und Mimik wenn er sprach. Es war beeindruckend wie sehr die beiden sich ähnelten ohne jedoch gleich auszusehen. Irgendwann wurde Zachury leiser und ernster.
„Jazmin? Ich möchte dir gerne etwas erklären. Doch auf Grund meiner Vergangenheit weiß ich dass es dir schwer fallen wird, zu glauben, was ich dir erzählen will.“
„Bitte, ich will nichts von der Vergangenheit wissen.“
„Jaz, ich will es dir erklären. Ich bin damals einfach ohne eine Erklärung gegangen. Und ich will es dir so gern erklären.“
„Wozu? Zach, wozu? Ich bin über dich hinweg und ich will mich damit auch nicht mehr befassen. Du hast Alyson und ich habe … ach vergiss es.“ Jaz wollte ihn verletzten. Sie wollte ihm einfach weh tun, auch wenn er sich für sie nicht mehr interessierte. Es war ihr egal.
„Du hast was?“, bohrte er nach.
„Ich habe auch jemand anderes gefunden.“
„Ach und wen? Frank hat gar nichts erwähnt und du riechst nach keinen anderen Vampir.“
„Nein, kann ich auch nicht. Ich habe einen Menschen zum Freund.“ Zachs Gesichtszüge entgleisten für einen kurzen Moment und dann begann er selbstgefällig zu grinsen.
„Jaz, ich weiß dass du keinen anderen hast. Immer hin hab ich gesehen, wie du einen anfallen wolltest. Und die Kraft die zu an den Tag gelegt hattest, war keiner romantischen Veranlagung. Du wolltest töten, dich nähren. Also, hör auf so ein Unsinn zu erzählen.“
Jazmin war es peinlich, dass Zachury sie gut genug kannte um zu wissen wann sie lügt, vor allem wenn es so schlecht war, wie jetzt. Sie versuchte sich noch ein Stück weiter weg zu rutschen, als sie die Plane einen kurzen Moment hob und sich ein Spalt Sonnenlicht auf ihren Rücken legte.
„Autsch“, fluchte Jaz und Zachury griff nach ihr und zog sie ein Stück heran. Er schaute auf die Uhr.
„Noch eine halbe Stunde, dann können wir raus. Genug Zeit dir etwas zu erklären.“ Ehe Jazmin ihn davon abhalten konnte, lag einer seiner schlanken Finger auf ihren Lippen. Doch statt ihn auch gleich wieder fort zu nehmen, ließ er ihn darauf liegen. Er begann zu erzählen, wie er damals erfuhr, dass er zu dem Zeitpunkt, wie er Interesse für Alyson hegte, in seinem Triebverhalten gefangen war. Es dauerte nicht lange und die Sonne ging schnell unter. Noch immer erzählte Zachury, dass er seinen Trieb mit Liebe verwechselt hatte. Für Jazmin allerdings klang das nach fauler Ausrede.
„Ach komm lass es –“
„Es ist die Wahrheit, ich habe immer nur dich geliebt.“, unterbrach er Jazmins Blockade, „Warum ich damals gegangen bin, kann ich dir nicht erklären, vielleicht war ich einfach noch zu sehr Instinktgesteuert.“ Zachury wusste natürlich genau warum er damals mit ihr ging. Doch dieses Geheimnis mit welchem Alyson ihn unter Druck setzte, sollte sie nie erfahren. Denn eins wusste er, wenn sie es erfahren würde, würde sie Dinge tun, die er nicht verantworten würde. Sie konnte so mir nichts dir nichts ausflippen und dies wäre eine Situation, in der sie die Fassung verlieren würde.
Er bemerkte plötzlich, wie sie ihn ansah. Sie begann weich zu werden und dann versuchte er sein Glück erneut.
„Bitte Jazmin. Du musst es mir glauben. Ich habe Trieb und Liebe wirklich nur verwechselt.“
„Und es gibt wirklich Vampire, die diesen Trieb noch nie hatten?“
„Ja, die gibt es. Sie haben nur davon gehört und ich bin einer der Wenigen die ihn tatsächlich erlebt haben. Und glaube mir, ich wollte dich nie verletzen. Ich habe dich immer geliebt und ich weiß dass es schwer ist zu glauben, aber ich will es dir beweisen.“ Zach rutschte näher zu Jazmin, die ihm im Schneidersitz gegenüber saß und auf ihre Finger sah, die mit dem Saum ihrer Hose spielten. Seine Hand fuhr unter ihr Kinn und hob es an.
„Bitte versuch mir eine Chance zu geben. Ich werde dich nicht enttäuschen.“ Jazmin sah ihn in die Augen und hörte seiner lieblichen Stimme zu. Sie achtete nicht auf seine Worte. Mit seinem ersten tiefen Blick in ihre Augen, war sie hin und weg und konzentrierte sich auf … nichts. Bei allem was er ausstrahlte konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Und viel zu spät hatte sie registriert dass er langsam immer näher kam, seine Augen schloss und sie es ihm gleich tat. Sie wartete ungeduldig und gierig auf seine Lippen. Wie eine Explosion fühlte sie seinen warmen Mund, wie er ihre Unterlippe umschloss und ihr Körper begann zu kribbeln als sie seine feuchte Zunge an ihrer spürte. Er massierte sie mit einem leichten Druck. In diesem Kuss lag einfach kein Verlangen, sondern einfach nur Zufriedenheit, dass sie ihm gewähren ließ. Jazmin wusste nicht wie lange dieser Kuss anhielt, doch irgendwann kam ihr klarer Moment und sie sprang auf. Riss die Plane über sich herunter und verschwand in den dunklen Wald.
Wie konnte sie nur? Wie konnte sie es nur erlauben, dass er sie küsste? Sie rannte und rannte und dann traf sie der Schlag. Aaron. Sie roch Aaron, hier tief im Wald. Aber er war nicht allein. Es war noch eine Frau bei ihm. Sofort spürte sie ihren Hunger und konnte sich kaum noch unter Kontrolle halten. Sie schlich sich heran. Aaron war in Bewegung, dass konnte sie riechen und sie folgte ihnen. Dann endlich sah sie ihn. Auf einen Pferd, allein hinter der Gruppe die vorweg ritt. Noch immer pirschte sie sich heran und beobachtete. Sie beschloss seitwärts anzugreifen. Sein Blut roch so verführerisch, das ihr schon der Speichel beim bloßen Gedanken an sein Blut zusammen lief.
Gerade als sie angreifen wollte klingelte ein Handy. Mist, dachte Jazmin. Aufgeflogen! Sie kannte die Melodie. Es war die Melodie, die jedes Mal ertönte wenn sie sich einer Gruppe Reiter nährte. Spiel mir das Lied vom Tod, war jedes Mal zu hören und warnte die Gruppe. Sofort riss die Frau weiter vorn den Kopf herum und schrie zu Aaron. Doch Jazmin konnte voraussehen, dass sie früher bei Aaron wäre als die Frau und dann rannte Jazmin einfach los. Als sie in ihrer Vampirgeschwindigkeit auf ihn zustürmte hörte sie hinter sich Zachury. Ihre Gedanken waren nicht klar genug um abzubremsen, sie hatte Durst. Mächtigen Durst, seit fast 2 Tagen hatte sie nichts mehr getrunken und es brannte so schrecklich in ihrem Körper. Doch als sie Aaron von nahem sah, konnte sie nicht anders, sie mochte ihn. Also kreuzte sie den Weg des Pferdes und riss ihm die Kehle dabei heraus. Das Pferd fiel augenblicklich zu Boden und Aaron konnte sich noch abrollen. Gerade als sie sich auf das Blut stürzen wollte, welches sich aus dem Pferd kämpfte, wurde sie von Zach festgehalten.
„Warte Jaz. Es ist zu gefährlich jetzt gleich zurück zu rennen. Warte wenigstens bis die Reiter fort sind.“ Zachury flüsterte so leise in ihr Ohr, dass es eine leichte Beruhigung war. Kaum hatte die Gruppe Aaron aufgesammelt, waren sie auch schon fort. Nun ließ Zach sie auch los. Ohne auch nur auf eine eventuelle Gefahr zu achten, stürzte Jazmin zu dem Pferd.
Aaron konnte nicht aufhören über Jazmin nachzudenken. Sie schob sich immer wieder in seine Gedanken. Selbst die gekränkten Blicke von Janine bemerkte er nicht. Er kannte Jazmin nicht und dennoch war sie zu ihm gekommen als es ihr scheinbar schlecht ging. Immer wieder dachte er an die Nacht zurück. Sie hatte sich geweigert, dass konnte er hören und seine Tante wollte sie nicht in seine Nähe lassen. Aber warum? Wegen dieses dummen Aberglauben? Michaela war doch gar nicht gläubig, und dennoch hielt es sie nicht davon ab, an so was wie Besessenheit zu glauben.
Seine Gedanken wurden unterbrochen als er Schritte hörte. Er sah auf und blickte Janine in die Augen.
„Hey? Alles okay?“, fragte sie traurig.
„Ähm, ja klar, wieso?“, fragte Aaron sie zurück. Irgendwie verwirrte ihn die Frage, hatte er so schlecht ausgesehen, als er an Jazmin dachte?
„Na ja … ich meinte eigentlich … na so … also zwischen uns?“, stammelte sie als Erklärung.
Oh, nein. Nicht das jetzt, dachte Aaron eine Spur genervt. Hatte er doch gehofft, solch eine Frage von ihr nicht zu hören. Es war doch nur Sex. Sie konnte doch nicht so blöd sein und sich was dadurch erhoffen. Allerdings blieben dies seine Gedanken. Er sah sie lächelnd an und sprach.
„Hey, mach dir keinen Kopf, dass ändert nichts. Außerdem muss ich bei dir noch richten. Oder?“
Janine lächelte zaghaft und nickte. Doch ihr Blick verriet mehr, als sie jemals hätte zugegeben. Aaron jedoch versuchte sich darum nicht zu kümmern. Es war doch einfach nur ein kleines Intermezzo nebenbei. Er hatte gerade eine zerbrochene Beziehung verdaut und hatte einfach keine Lust sich gleich in die nächste zu stürzen. Gerade wollte er zu ihr gehen und es ihr erklären als seine Tante den Stall betrat.
„Hey ihr beiden. Wie weit seit ihr, hier?“
„Ich muss noch acht Hufen machen“, versuchte Janine so beiläufig zu erwähnen, ohne ihre Traurigkeit in ihrer Stimme mitschwingen zu lassen. Es gelang ihr ganz gut, wie Aaron fand.
„Und du Aaron?“
„Hm … bei mir sind es noch 3 Boxen.“
„Okay, dann seit ihr also bis zum Abendessen, locker fertig?“ Michaela fragte dies und erwartete tatsächlich eine Antwort. Als Aaron und Janine gleichzeitig nickten. Klatschte Michaela in die Hände und sagte, „Oh prima.“
„Wieso? Planst du einen Ausritt?“, fragte Janine neugierig.
Oh toll, einen Ausritt, dachte Aaron sarkastisch und verzog sein Gesicht zu einer unbeeindruckten Miene.
„Hey, schau nicht so, das macht wirklich Spaß“, versuchte ihn Michaela umzustimmen.
„Michaela? Kommst du dieses Mal mit?“, fragte Janine mit einer eher vorsichtigen Stimmlage.
„Nein, Janine. Ich werde auf die Route aufpassen, die ich euch ausgesucht habe.“
„Schade, du warst schon lange nicht mehr dabei.“ Janine klang tatsächlich traurig darüber und Aaron fand den Ausdruck ‘auf die Route aufpassen‘ schon wieder so eigenartig, dass er Janine danach fragen würde, denn immerhin schien es ihr nicht sonderbar zu sein, was Tante Michaela da von sich gab.
„Ich weiß Janine. Aber ich tu das nur für euch.“ Die Stimme von Aarons Tante klang beinahe ängstlich und dennoch. Aaron konnte sich nicht damit abfinden, dass es so was wie Vampire geben sollte. Immer hin hatte sich ihm noch keiner vorgestellt.
„Es geht dann um acht los. Ich beginne nun das Abendessen und schau mir die Route noch mal an.“ Mit diesen Worten verschwand Michaela aus der Scheune.
Aaron beschloss erst das aufgetretene Missverständnis zu klären und sich dann zu erkundigen ob seine Tante irgendwie einen Knall hatte.
„Janine?“, er wartete auf eine Reaktion. Doch sie kratzte weiterhin die Hufen des Tieres aus.
„Ich weiß was du sagen willst. Und ich versteh das. Es war einfach nur Sex, okay?“ Janines Stimme klang gar nicht so, als würde sie etwas verstehen.
„Janine, hätte ich gewusst dass du offenbar Gefühle für mich hast, dann –“
„Hör auf. Lass es doch einfach gut sein. Ich meine es war einfach nur mal ein kleiner Quick nebenbei.“, unterbrach sie ihn. Sie wollte es scheinbar nicht hören, dass er sie sonst abgewiesen hätte.
Sie sah auf und grinste breit im Gesicht. Es war aufgesetzt, dass konnte jeder sofort erkennen, aber dann streckte sie die Zunge heraus und sagte: „So toll bist du nun auch nicht, Bursche.“
Okay, dachte sich Aaron. Das war eine Herausforderung.
„Ach glaubst du, ja?“, gab er zurück und bewarf sie mit frischem Heu. Sie begann zu lachen und versteckte sich hinter dem Pferd. Nach ein paar Täuschungsmanövern hatte er sie wieder im Arm. Ihr war das Unwohlsein anzusehen, also ließ er sie wieder los und wechselte das Thema.
„Sag mal, wie meinte meine Tante das mit dem ‘auf die Route aufpassen‘?“
„Aaron, ich möchte dazu lieber nichts sagen, es gibt einfach Dinge, die muss sie dir selbst erzählen.“
„Janine, ich möchte einfach nur wissen ob sie … “ Aaron verdrehte die Augen, pfiff wie ein Kuckuck und hielt den Finger auf seinen Kopf gerichtet mit kreisenden Bewegungen.
„Ob sie im Oberstübchen nicht mehr alle hat?“, vervollständigte Janine den Satz, den Aaron irgendwie nicht aussprechen wollte. Er nickte und wartete auf eine Antwort.
Janine wurde sauer, richtig sauer.
„Sie versucht uns zu beschützen. Du hast einfach keine Ahnung was hier vor sich geht. –“
„Was denn bist du auch so eine die an scheiß Vampire glaubt? Sorry, so was sind Fiktionen, nicht reale Kreaturen. Fiktionen gelangweilter und kranker Schriftsteller, die ein paar Historische Fakten aufwerten um interessant zu werden.“
„Es sind keine Vampire die man von den Büchern her kennt. Es sind Dämonen die sich Körper aussuchen, die leicht zu betreten sind. Du hast keine Ahnung was hier vorgefallen ist und was noch alles passieren wird. Sicherlich wirst du sie auch nie sehen, weil du einfach nicht sehen willst.“
Janine war so aufgebracht, dass sie wutentbrannt das Werkzeug aus der Hand legte und den Stall verließ. Aaron konnte nicht glauben, dass sie auch an so einen Unsinn glaubte. Oder hatte sie nur so impulsiv reagiert, weil sie doch so gekränkt war, wegen seiner Zurückweisung? Immer hin hatte sie jetzt fast geweint.
Aaron ging wieder an die Arbeit und hörte wenige Minuten später, die Kratzgeräusche von Janine, die dem Pferd weiterhin die Hufen bearbeitete. Nach dem Aaron die letzte Box gesäubert hatte, hörte er seine Tante, die alle zum Abendessen rief. Janine war schon vor einigen Minuten hinaus gegangen. Aber sie wartete auf der Bank, wo Aaron noch letztens gesessen hatte. Sie stand auf als er an ihr vorbei.
„Du kommst doch mit zum Ausflug, oder?“ Irgendwie wollte Aaron nicht, aber er konnte ihrem zuckersüßen Blick nicht widerstehen. Also stimmte er zu und dachte daran, dass es in dem dunklen Wald sicher ein kleines Plätzchen für ihn und Janine gab. Obwohl er ein miserablen Orientierungssinn hatte, würden sie sicher wieder zurück finden, immerhin würde Janine den Wald sicher gut zu kennen.
„Okay, dann sag den anderen Bescheid. Wir brechen sofort auf, wenn die Sonne untergegangen ist.“ Ohne einen liebevollen Abschied beendete Zachury das Gespräch mit Alyson. Jazmin war es sofort aufgefallen und wunderte sich über seine kühle Stimme und die Gleichgültigkeit darin. Sie kauerte sich zusammen und rutschte noch ein Stück von ihm weg. Und dennoch, sie fühlte sich ihm immer noch zu nah.
„Du hast dich gar nicht richtig verabschiedet“, stellte sie laut fest, um auf seine Reaktion zu achten. Er hingegen zuckte nur mit den Schultern und sagte ihr mit der Selben kalten Stimme, dass es doch egal sei, immer hin würden sie sich nach Sonnenuntergang wieder sehen. Jedoch die Blicke die er ihr zuwarf, waren alles andere als Kalt.
Jazmin fühlte sich immer beklemmender. Am liebsten wäre sie einfach davon gerannt. Es ging nicht. Sie konnte sich ihm nicht entziehen. Ihre Fantasie ging mit ihr durch. In ihren Gedanken saß sie nun bei ihm und würde sich nicht daran erinnern, dass seine Auserwählte bei ihr zu Hause wäre. Nur langsam kam sie wieder zur Besinnung und schallt sich für diese Gedanken. Aber es war auch so verdammt schwer, die Vergangenheit auszublenden. Plötzlich wollte sie nur noch wissen, wie lange sie ihn noch ertragen musste. So dicht bei ihr und dennoch so fern.
„Wie spät ist es?“
Er machte einen kurzen Blick auf seine Uhr im Handy und überlegte.
„Es sind noch 3 Stunden bis zum Sonnenuntergang.“
„Zach, wenn du zu ihr willst, dann geh ruhig. Ich schaff das jetzt schon bis zum Sonnenuntergang auch allein zu sein.“
„Hm … aber ich will noch gar nicht los. Ich würde lieber hier sein und mit dir reden.“ Jazmin spürte wie sich ihr Magen zusammen zog.
„Aber ich will nicht mit dir reden“, versuchte sie trotzig zu klingen. Sie hatte wirklich keine Lust zu reden, denn es würde unweigerlich darauf hinaus führen dass sie über die Vergangenheit sprachen.
„Na gut. Dann rede ich und du hörst zu.“ Zachury versuchte die Stimmung zwischen ihnen aufzulockern. Allerdings nicht besonders gut. Denn Jazmin war immer noch zu sehr damit beschäftigt, nicht über das nachzudenken, was sie jetzt viel lieber mit ihm täte. Außerdem brannte ihre Kehle wie Feuer.
Zachury erzählte eine Menge. Vor allem aber über seine Reisen mit Alyson, wobei er aus Rücksichtnahme ihren Namen immer versuchte herauszuhalten. Es war dennoch kaum zu ertragen. Jazmin begann, während Zach von seinen Reisen erzählte, über jemand anderes nachzudenken. Er hatte genau die Selbe Gestik und Mimik wenn er sprach. Es war beeindruckend wie sehr die beiden sich ähnelten ohne jedoch gleich auszusehen. Irgendwann wurde Zachury leiser und ernster.
„Jazmin? Ich möchte dir gerne etwas erklären. Doch auf Grund meiner Vergangenheit weiß ich dass es dir schwer fallen wird, zu glauben, was ich dir erzählen will.“
„Bitte, ich will nichts von der Vergangenheit wissen.“
„Jaz, ich will es dir erklären. Ich bin damals einfach ohne eine Erklärung gegangen. Und ich will es dir so gern erklären.“
„Wozu? Zach, wozu? Ich bin über dich hinweg und ich will mich damit auch nicht mehr befassen. Du hast Alyson und ich habe … ach vergiss es.“ Jaz wollte ihn verletzten. Sie wollte ihm einfach weh tun, auch wenn er sich für sie nicht mehr interessierte. Es war ihr egal.
„Du hast was?“, bohrte er nach.
„Ich habe auch jemand anderes gefunden.“
„Ach und wen? Frank hat gar nichts erwähnt und du riechst nach keinen anderen Vampir.“
„Nein, kann ich auch nicht. Ich habe einen Menschen zum Freund.“ Zachs Gesichtszüge entgleisten für einen kurzen Moment und dann begann er selbstgefällig zu grinsen.
„Jaz, ich weiß dass du keinen anderen hast. Immer hin hab ich gesehen, wie du einen anfallen wolltest. Und die Kraft die zu an den Tag gelegt hattest, war keiner romantischen Veranlagung. Du wolltest töten, dich nähren. Also, hör auf so ein Unsinn zu erzählen.“
Jazmin war es peinlich, dass Zachury sie gut genug kannte um zu wissen wann sie lügt, vor allem wenn es so schlecht war, wie jetzt. Sie versuchte sich noch ein Stück weiter weg zu rutschen, als sie die Plane einen kurzen Moment hob und sich ein Spalt Sonnenlicht auf ihren Rücken legte.
„Autsch“, fluchte Jaz und Zachury griff nach ihr und zog sie ein Stück heran. Er schaute auf die Uhr.
„Noch eine halbe Stunde, dann können wir raus. Genug Zeit dir etwas zu erklären.“ Ehe Jazmin ihn davon abhalten konnte, lag einer seiner schlanken Finger auf ihren Lippen. Doch statt ihn auch gleich wieder fort zu nehmen, ließ er ihn darauf liegen. Er begann zu erzählen, wie er damals erfuhr, dass er zu dem Zeitpunkt, wie er Interesse für Alyson hegte, in seinem Triebverhalten gefangen war. Es dauerte nicht lange und die Sonne ging schnell unter. Noch immer erzählte Zachury, dass er seinen Trieb mit Liebe verwechselt hatte. Für Jazmin allerdings klang das nach fauler Ausrede.
„Ach komm lass es –“
„Es ist die Wahrheit, ich habe immer nur dich geliebt.“, unterbrach er Jazmins Blockade, „Warum ich damals gegangen bin, kann ich dir nicht erklären, vielleicht war ich einfach noch zu sehr Instinktgesteuert.“ Zachury wusste natürlich genau warum er damals mit ihr ging. Doch dieses Geheimnis mit welchem Alyson ihn unter Druck setzte, sollte sie nie erfahren. Denn eins wusste er, wenn sie es erfahren würde, würde sie Dinge tun, die er nicht verantworten würde. Sie konnte so mir nichts dir nichts ausflippen und dies wäre eine Situation, in der sie die Fassung verlieren würde.
Er bemerkte plötzlich, wie sie ihn ansah. Sie begann weich zu werden und dann versuchte er sein Glück erneut.
„Bitte Jazmin. Du musst es mir glauben. Ich habe Trieb und Liebe wirklich nur verwechselt.“
„Und es gibt wirklich Vampire, die diesen Trieb noch nie hatten?“
„Ja, die gibt es. Sie haben nur davon gehört und ich bin einer der Wenigen die ihn tatsächlich erlebt haben. Und glaube mir, ich wollte dich nie verletzen. Ich habe dich immer geliebt und ich weiß dass es schwer ist zu glauben, aber ich will es dir beweisen.“ Zach rutschte näher zu Jazmin, die ihm im Schneidersitz gegenüber saß und auf ihre Finger sah, die mit dem Saum ihrer Hose spielten. Seine Hand fuhr unter ihr Kinn und hob es an.
„Bitte versuch mir eine Chance zu geben. Ich werde dich nicht enttäuschen.“ Jazmin sah ihn in die Augen und hörte seiner lieblichen Stimme zu. Sie achtete nicht auf seine Worte. Mit seinem ersten tiefen Blick in ihre Augen, war sie hin und weg und konzentrierte sich auf … nichts. Bei allem was er ausstrahlte konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Und viel zu spät hatte sie registriert dass er langsam immer näher kam, seine Augen schloss und sie es ihm gleich tat. Sie wartete ungeduldig und gierig auf seine Lippen. Wie eine Explosion fühlte sie seinen warmen Mund, wie er ihre Unterlippe umschloss und ihr Körper begann zu kribbeln als sie seine feuchte Zunge an ihrer spürte. Er massierte sie mit einem leichten Druck. In diesem Kuss lag einfach kein Verlangen, sondern einfach nur Zufriedenheit, dass sie ihm gewähren ließ. Jazmin wusste nicht wie lange dieser Kuss anhielt, doch irgendwann kam ihr klarer Moment und sie sprang auf. Riss die Plane über sich herunter und verschwand in den dunklen Wald.
Wie konnte sie nur? Wie konnte sie es nur erlauben, dass er sie küsste? Sie rannte und rannte und dann traf sie der Schlag. Aaron. Sie roch Aaron, hier tief im Wald. Aber er war nicht allein. Es war noch eine Frau bei ihm. Sofort spürte sie ihren Hunger und konnte sich kaum noch unter Kontrolle halten. Sie schlich sich heran. Aaron war in Bewegung, dass konnte sie riechen und sie folgte ihnen. Dann endlich sah sie ihn. Auf einen Pferd, allein hinter der Gruppe die vorweg ritt. Noch immer pirschte sie sich heran und beobachtete. Sie beschloss seitwärts anzugreifen. Sein Blut roch so verführerisch, das ihr schon der Speichel beim bloßen Gedanken an sein Blut zusammen lief.
Gerade als sie angreifen wollte klingelte ein Handy. Mist, dachte Jazmin. Aufgeflogen! Sie kannte die Melodie. Es war die Melodie, die jedes Mal ertönte wenn sie sich einer Gruppe Reiter nährte. Spiel mir das Lied vom Tod, war jedes Mal zu hören und warnte die Gruppe. Sofort riss die Frau weiter vorn den Kopf herum und schrie zu Aaron. Doch Jazmin konnte voraussehen, dass sie früher bei Aaron wäre als die Frau und dann rannte Jazmin einfach los. Als sie in ihrer Vampirgeschwindigkeit auf ihn zustürmte hörte sie hinter sich Zachury. Ihre Gedanken waren nicht klar genug um abzubremsen, sie hatte Durst. Mächtigen Durst, seit fast 2 Tagen hatte sie nichts mehr getrunken und es brannte so schrecklich in ihrem Körper. Doch als sie Aaron von nahem sah, konnte sie nicht anders, sie mochte ihn. Also kreuzte sie den Weg des Pferdes und riss ihm die Kehle dabei heraus. Das Pferd fiel augenblicklich zu Boden und Aaron konnte sich noch abrollen. Gerade als sie sich auf das Blut stürzen wollte, welches sich aus dem Pferd kämpfte, wurde sie von Zach festgehalten.
„Warte Jaz. Es ist zu gefährlich jetzt gleich zurück zu rennen. Warte wenigstens bis die Reiter fort sind.“ Zachury flüsterte so leise in ihr Ohr, dass es eine leichte Beruhigung war. Kaum hatte die Gruppe Aaron aufgesammelt, waren sie auch schon fort. Nun ließ Zach sie auch los. Ohne auch nur auf eine eventuelle Gefahr zu achten, stürzte Jazmin zu dem Pferd.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 14 – Nächtliches Treffen
„Verfolgt es uns?“, schrie Janine zu Nathan, der nur eine Handbreit hinter Aaron war. Er schaute sich um und konnte im Dunkeln nichts erkennen, was irgendwie gefährlich erschien. Aaron hatte sich Mühe geben müssen um nicht vom Pferd zu fallen. Er hielt sich bei Janine fest und Nathan sah ihn nicht einmal böse dabei an.
„Was war das eben?“ Obwohl Aaron bemüht war, eine feste Stimme zu haben, gelang es ihm nicht. Die Angst und der Schreck saßen ihm spürbar in den Knochen. Eben hatte er noch auf seinem Pferd gesessen, als er Janine schreien hörte. Im Selben Augenblick sah er nur hastig zu den Seiten, weil Janine dorthin sah. Ein Schatten bewegte sich auf ihn zu und schon lag das Pferd auf dem Boden. Er im Dreck und zum Glück nicht unter dem Pferd. Es verging kein Wimpernschlag als er von Janine auf ihr Pferd gezogen wurde und sie die Flucht ergriffen. Noch einen letzten Blick konnte er auf sein Tier werfen, welches sich nicht mehr rührte und eine klaffenden, schmatzende Wunde am Hals hatte, wo eigentlich die Kehle war.
„Was war das Janine?“, schrie Aaron noch lauter und noch hysterischer. Nathan begann zu selbstgefällig zu grinsen. Die Hysterie wich dem Zorn gegenüber Nathan und wären sie nicht so schnell hätte er sich auf ihn gestürzt. Obwohl, wohl eher doch nicht. Immer hin schien ein Tier ihnen auf den Fersen zu sein.
Janine antwortete auf keine einzige Frage. Selbst Nathan und die anderen der Gruppe schwiegen. Es machte Aaron wahnsinnig. Dann sahen sie die Lichter der Ranch und seine Tante stand mit ihrer Schrotflinte bereit um uns zu empfangen. Die Pferde standen noch gar nicht als alle schon von ihnen absprangen und sich völlig außer Atem ins Haus stürzten. Bis auf Janine und Aarons Tante waren nun alle im Haus. Ohne den Rücken zum Wald zum Wald zu drehen, kamen die beiden Frauen herein.
„Alles in Ordnung bei euch?“, fragte seine Tante heil froh alle zu sehen.
„Ja es hat nur Jolly erwischt. Sauber die Kehle heraus gerissen.“
„Gott“, hauchte Michaela und ging schnellen Schrittes zu Aaron. Sie umschloss ihn so fest, als hätte es ihn erwischt, „Es tut mir so leid, Aaron. Ich hätte sie früher sehen müssen.“ Er versuchte sich angestrengt aus ihrer Umarmung zu lösen. Als es ihm gelang sah er seine Tante in die Augen. Schon wieder sprach sie so einen Unsinn.
„Was soll das heißen? Sie?“
„Jazmin, sie hatte dich angreifen wollen. Bitte, glaub mir. Ich hatte sie wirklich zu spät gesehen.“ Michaela flehte ihn an, jedoch nicht um sein Verständnis, sondern darum, dass er ihr endlich glauben würde.
„Das war nicht Jazmin. Das war irgendein Tier. So schnell kann kein Mensch sein. Ich habe nur einen Schatten gesehen, oder willst du mir jetzt was von einem Geist erzählen oder den körperlosen Dämon, der sich sonst in ihrem Körper aufhält? Ihr alle. Glaubt ihr den Scheiß?“ Aaron sah sich um, alle sahen betreten zu Boden. Es konnte doch nicht wahr sein. Waren denn hier alle bescheuert?, dachte Aaron wütend und rannte in sein Zimmer.
Nach einiger Zeit in seinem Zimmer, wollte Aaron Geraldine anrufen. Er wollte die absurden Geschichten erzählen, doch er griff ins Leere. Schon wieder war sein Handy verschwunden. Er suchte sein Zimmer ab, als er es dort nicht fand, wollte er in den Ställen nachsehen. Gerade als er die Haustür öffnen wollte, machte das Schloss ein seltsames Geräusch. So als würde jemand abschließen. Er drückte die Klinke und drückte zog an der Tür. Nichts. Er konnte sie nicht öffnen. Sie war abgeschlossen. Als er sich umsah auf der Suche nach dem Schlüssel, erspähte er seine Tante im Aufenthaltsraum, oder besser ihrem Wohnzimmer. Sie saß steif, gerade und hochkonzentriert auf einen kleinen Schemel vor dem Sofa. Ihre Augen waren geschlossen und immer mehr sah sie aus, wie ein Hippie. Aaron nährte sich leise und erschrak heftig als sie plötzlich die Augen aufschlug. Ihre Augen waren so verdreht, dass man nur noch das Weiße sehen konnte.
„Tante?“, fragte er sie vorsichtig. Langsam streckte er die Finger nach ihr aus, als sie ihm nicht antwortete. Noch immer sah man nur das Weiße und er machte sich langsam Sorgen.
„Lass sie,“ ertönte eine Stimme hinter ihm vom Türrahmen her. Karim stand da. Er war einer seiner Arbeitskollegen hier auf dem Hof. Er war Aaron von Anfang an sympathisch gewesen.
„Was hat sie?“, fragte Aaron ihn.
„Das Junge, ist der Zustand, den sie öfter annimmt um uns vor deinen sogenannten Ammenmärchen zu beschützen. Diesen Schwachsinn gibt es wirklich. Viele von uns hatte es schon einmal erwischt, nur können sich die meisten nicht daran erinnern. Es gibt diese Dämonen wirklich.“
„Ehrlich, Mann. Normal und schweigend warst du mir lieber.“, versuchte Aaron seine Gedanken zu schlichten. „Ich habe Jazmin im Wald getroffen und hey, da war sie ganz normal und wollte mir garantiert nicht an den Hals.“
„An den Hals gehen hier die wenigsten. Viel zu auffällig.“, stellte Karim nüchtern fest.
„Okay, aber ich hab auch sonst keine Bisse. Was wahrscheinlich eh nicht so schlecht gewesen wäre. Wer kann schon von sich behaupten, mit einem Vampir was gehabt zu haben?“ Aaron zog es ins Lächerliche um seine Verwirrung zu vertuschen.
Doch Karim zuckte nur mit den Schultern. „Ich würde dir nur raten, jetzt nicht rauszugehen. Sie könnte noch in der Nähe sein.“, dann verschwand er still und leise wie er gekommen war. Aaron ging zu seinem Zimmer und setzte sich auf das breite Fensterbrett. Die Nacht war sternenklar und dennoch dunkel. Er konnte nicht weit gucken, doch irgendwas schien da draußen zu sein, was ihn stumm zu rufen schien. Er hatte plötzlich das Gefühl hinaus gehen zu müssen. Aaron erschrak als plötzlich etwas aus der Dunkelheit zu ihm herauf schoss und gegen das Fenster klickte.
Klick, klick und noch einmal ein Klick. Steinchen. Jemand schmiss mit kleinen Kieselchen. Er versuchte etwas zu sehen und da die Scheibe störte, öffnete er das Fenster und hörte seinen Namen ganz leise.
„Hey Aaron!“, er kannte diese Stimme. Er richtete seinen Blick dorthin wo die Stimme herkam, konnte aber bis auf einen Schatten nichts erkennen.
„Wer ist da?“, rief er hinunter. Sein mulmiges Gefühl in der Magengegend ließ ihn vorsichtig sein. Noch lag seine Hand auf dem Fenster, um es notfalls schnell schließen zu können.
Die kleine Gestalt fing an zu kichern. „Ich bin es Jazmin. Wollte nur fragen ob du noch ein bisschen raus kommst?“
Irgendwie war ihm nicht besser gewesen. Immerhin hatten sie ihn doch alle ziemlich aus der Bahn geworfen. Sie waren mit der Zeit immer glaubwürdiger gewesen.
„Hey, du da oben, bist du beim nachdenken eingeschlafen?“, scherzte sie und Aaron fand keine Anzeichen von einem nicht kontrollierten Wesen an ihr. Er schwang seine Beine voran aus dem Fenster, als er Bewegung im Flur vernahm. Er deutete Jazmin mit dem Finger dass sie ruhig sein sollte und als es wieder still wurde, kletterte er hinaus.
„Hey. Was machst du hier?“, fragte Aaron sie beiläufig, während er feststellen musste wie hübsch sie war. Ihre leuchtend blauen Augen glitzerten auf und ihr schelmisches Grinsen war unheimlich süß, weil sie in den Wangen kleine Grübchen bekam.
„Weiß nicht, hatte schon ein paar Abende an der Stelle gewartet, wo wir uns getroffen hatten, aber du kamst nie. Und … naja … ich wollte dich gern wiedersehen.“ Sie sah etwas verschüchtert auf den Boden.
Sie konnte kein Vampir sein. Vampire strotzten doch nur so, vor Selbstbewusstsein. Warum auch nicht? Immer hin konnten sie so eine Art Gott sein.
„Ich war auch da, dann müssen wir uns verpasst haben. Ich war gegen Mitternacht da. Und du?“
„Oh, ich war etwas später da, ungefähr halb oder dreiviertel eins.“
„Hm … dann war es ganz knapp. Sag mal warum kommst du erst jetzt? Ich meine, ich bin den ganzen Tag hier.“
„Hm … Ferienkurse in der Schule. Chemie ist für meine weitere Bildung sehr wichtig. Also nehm ich alles mit was ich in den Bereich bekommen kann. Ich will später Chemielaborantin werden.“
„Oh, alles klar. Du bist also eine Streberin?“
„Ja, und für Freunde hab ich keine Zeit, außer abends.“ Sie grinste wieder so verschmitzt. Aaron konnte sie nicht aufhören anzustarren. Plötzlich musste er es doch. Es gab Bewegung im Haus.
„Komm“, er ergriff Jazmins Arm und zog sie hinter sich her, „sie sind heute etwas durchgedreht.“
„Wie meinst du das?“, Jazmin sah fragend an.
„Ach vergiss es. Heute wurden wir auf einem Ausflug von einem Tier angegriffen. Hat mein Pferd erwischt. Alle sind durchgedreht und labern jetzt nur noch von irgendwelchen Dämonen, Teufeln und Vampiren. Echt ätzend.“
„Dann hat Michaela mal wieder eine ihrer Visionen gehabt?“, sie setzte das Wort Visionen in Gänsefüßchen und rollte mit den Augen.
„Ja“, lachte Aaron etwas lauter auf, weil er es konnte. Sie waren nun bei den hinteren Ställen. „Hat sie so was öfter? Weil wenn ja, dann bin ich beruhigter dass sie die Türen abschließt und behauptet du seist ein seelenloses Monster, besessen von einen Dämon.“
„Was?“, fragte Jazmin ungläubig nach. Bisher lief ihre Verleugnung ganz gut, wobei Aarons nicht vorhandener Glaube sehr hilfreich war.
„Ja sie glaubt doch tatsächlich dass du besessen bist“, Aaron wechselte den Kurs und steuerte auf den hinteren Stall zu. Als er in Jazmins fragende Augen schaute, erklärte er. „Ich hab irgendwo mein Handy verloren. Hoffe nur dass es nicht auf der Flucht war. Sonst find ich es nie wieder … und meine Schwester würde sich Sorgen machen.“
Als er fluchend wieder zu Jazmin kam, griff sie in ihre Taschen und umfasste sein Handy, welches sie beim Pferd gefunden hatte. Es gehörte also tatsächlich ihm. Ihr Herz begann seltsam zu hämmern. So wie es bei Zachury damals war. Zachury, er war tatsächlich noch in der Nähe. Sicher beobachtete er sie. Plötzlich waren in der Ferne kleine zuckende Lichter zu sehen. Ein Zeichen für Jazmin, dass es Zeit war zu gehen. Sie seufzte und sah zu Aaron, dem die Lichter auch nicht entgangen waren.
„Ich muss.“, begann Jazmin schwerfällig.
„Ich weiß, sehen wir uns morgen wieder?“ Jazmin sah ihn an und schaute dann hinter sich. Zachury war irgendwo hinter ihr, sie konnte ihn riechen.
„Ich … muss gehen“, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen, hielt die Luft an, während sie sich zu ihm lehnte und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Bevor Jaz einen Fehler machen konnte, war sie schon verschwunden.
„Verfolgt es uns?“, schrie Janine zu Nathan, der nur eine Handbreit hinter Aaron war. Er schaute sich um und konnte im Dunkeln nichts erkennen, was irgendwie gefährlich erschien. Aaron hatte sich Mühe geben müssen um nicht vom Pferd zu fallen. Er hielt sich bei Janine fest und Nathan sah ihn nicht einmal böse dabei an.
„Was war das eben?“ Obwohl Aaron bemüht war, eine feste Stimme zu haben, gelang es ihm nicht. Die Angst und der Schreck saßen ihm spürbar in den Knochen. Eben hatte er noch auf seinem Pferd gesessen, als er Janine schreien hörte. Im Selben Augenblick sah er nur hastig zu den Seiten, weil Janine dorthin sah. Ein Schatten bewegte sich auf ihn zu und schon lag das Pferd auf dem Boden. Er im Dreck und zum Glück nicht unter dem Pferd. Es verging kein Wimpernschlag als er von Janine auf ihr Pferd gezogen wurde und sie die Flucht ergriffen. Noch einen letzten Blick konnte er auf sein Tier werfen, welches sich nicht mehr rührte und eine klaffenden, schmatzende Wunde am Hals hatte, wo eigentlich die Kehle war.
„Was war das Janine?“, schrie Aaron noch lauter und noch hysterischer. Nathan begann zu selbstgefällig zu grinsen. Die Hysterie wich dem Zorn gegenüber Nathan und wären sie nicht so schnell hätte er sich auf ihn gestürzt. Obwohl, wohl eher doch nicht. Immer hin schien ein Tier ihnen auf den Fersen zu sein.
Janine antwortete auf keine einzige Frage. Selbst Nathan und die anderen der Gruppe schwiegen. Es machte Aaron wahnsinnig. Dann sahen sie die Lichter der Ranch und seine Tante stand mit ihrer Schrotflinte bereit um uns zu empfangen. Die Pferde standen noch gar nicht als alle schon von ihnen absprangen und sich völlig außer Atem ins Haus stürzten. Bis auf Janine und Aarons Tante waren nun alle im Haus. Ohne den Rücken zum Wald zum Wald zu drehen, kamen die beiden Frauen herein.
„Alles in Ordnung bei euch?“, fragte seine Tante heil froh alle zu sehen.
„Ja es hat nur Jolly erwischt. Sauber die Kehle heraus gerissen.“
„Gott“, hauchte Michaela und ging schnellen Schrittes zu Aaron. Sie umschloss ihn so fest, als hätte es ihn erwischt, „Es tut mir so leid, Aaron. Ich hätte sie früher sehen müssen.“ Er versuchte sich angestrengt aus ihrer Umarmung zu lösen. Als es ihm gelang sah er seine Tante in die Augen. Schon wieder sprach sie so einen Unsinn.
„Was soll das heißen? Sie?“
„Jazmin, sie hatte dich angreifen wollen. Bitte, glaub mir. Ich hatte sie wirklich zu spät gesehen.“ Michaela flehte ihn an, jedoch nicht um sein Verständnis, sondern darum, dass er ihr endlich glauben würde.
„Das war nicht Jazmin. Das war irgendein Tier. So schnell kann kein Mensch sein. Ich habe nur einen Schatten gesehen, oder willst du mir jetzt was von einem Geist erzählen oder den körperlosen Dämon, der sich sonst in ihrem Körper aufhält? Ihr alle. Glaubt ihr den Scheiß?“ Aaron sah sich um, alle sahen betreten zu Boden. Es konnte doch nicht wahr sein. Waren denn hier alle bescheuert?, dachte Aaron wütend und rannte in sein Zimmer.
Nach einiger Zeit in seinem Zimmer, wollte Aaron Geraldine anrufen. Er wollte die absurden Geschichten erzählen, doch er griff ins Leere. Schon wieder war sein Handy verschwunden. Er suchte sein Zimmer ab, als er es dort nicht fand, wollte er in den Ställen nachsehen. Gerade als er die Haustür öffnen wollte, machte das Schloss ein seltsames Geräusch. So als würde jemand abschließen. Er drückte die Klinke und drückte zog an der Tür. Nichts. Er konnte sie nicht öffnen. Sie war abgeschlossen. Als er sich umsah auf der Suche nach dem Schlüssel, erspähte er seine Tante im Aufenthaltsraum, oder besser ihrem Wohnzimmer. Sie saß steif, gerade und hochkonzentriert auf einen kleinen Schemel vor dem Sofa. Ihre Augen waren geschlossen und immer mehr sah sie aus, wie ein Hippie. Aaron nährte sich leise und erschrak heftig als sie plötzlich die Augen aufschlug. Ihre Augen waren so verdreht, dass man nur noch das Weiße sehen konnte.
„Tante?“, fragte er sie vorsichtig. Langsam streckte er die Finger nach ihr aus, als sie ihm nicht antwortete. Noch immer sah man nur das Weiße und er machte sich langsam Sorgen.
„Lass sie,“ ertönte eine Stimme hinter ihm vom Türrahmen her. Karim stand da. Er war einer seiner Arbeitskollegen hier auf dem Hof. Er war Aaron von Anfang an sympathisch gewesen.
„Was hat sie?“, fragte Aaron ihn.
„Das Junge, ist der Zustand, den sie öfter annimmt um uns vor deinen sogenannten Ammenmärchen zu beschützen. Diesen Schwachsinn gibt es wirklich. Viele von uns hatte es schon einmal erwischt, nur können sich die meisten nicht daran erinnern. Es gibt diese Dämonen wirklich.“
„Ehrlich, Mann. Normal und schweigend warst du mir lieber.“, versuchte Aaron seine Gedanken zu schlichten. „Ich habe Jazmin im Wald getroffen und hey, da war sie ganz normal und wollte mir garantiert nicht an den Hals.“
„An den Hals gehen hier die wenigsten. Viel zu auffällig.“, stellte Karim nüchtern fest.
„Okay, aber ich hab auch sonst keine Bisse. Was wahrscheinlich eh nicht so schlecht gewesen wäre. Wer kann schon von sich behaupten, mit einem Vampir was gehabt zu haben?“ Aaron zog es ins Lächerliche um seine Verwirrung zu vertuschen.
Doch Karim zuckte nur mit den Schultern. „Ich würde dir nur raten, jetzt nicht rauszugehen. Sie könnte noch in der Nähe sein.“, dann verschwand er still und leise wie er gekommen war. Aaron ging zu seinem Zimmer und setzte sich auf das breite Fensterbrett. Die Nacht war sternenklar und dennoch dunkel. Er konnte nicht weit gucken, doch irgendwas schien da draußen zu sein, was ihn stumm zu rufen schien. Er hatte plötzlich das Gefühl hinaus gehen zu müssen. Aaron erschrak als plötzlich etwas aus der Dunkelheit zu ihm herauf schoss und gegen das Fenster klickte.
Klick, klick und noch einmal ein Klick. Steinchen. Jemand schmiss mit kleinen Kieselchen. Er versuchte etwas zu sehen und da die Scheibe störte, öffnete er das Fenster und hörte seinen Namen ganz leise.
„Hey Aaron!“, er kannte diese Stimme. Er richtete seinen Blick dorthin wo die Stimme herkam, konnte aber bis auf einen Schatten nichts erkennen.
„Wer ist da?“, rief er hinunter. Sein mulmiges Gefühl in der Magengegend ließ ihn vorsichtig sein. Noch lag seine Hand auf dem Fenster, um es notfalls schnell schließen zu können.
Die kleine Gestalt fing an zu kichern. „Ich bin es Jazmin. Wollte nur fragen ob du noch ein bisschen raus kommst?“
Irgendwie war ihm nicht besser gewesen. Immerhin hatten sie ihn doch alle ziemlich aus der Bahn geworfen. Sie waren mit der Zeit immer glaubwürdiger gewesen.
„Hey, du da oben, bist du beim nachdenken eingeschlafen?“, scherzte sie und Aaron fand keine Anzeichen von einem nicht kontrollierten Wesen an ihr. Er schwang seine Beine voran aus dem Fenster, als er Bewegung im Flur vernahm. Er deutete Jazmin mit dem Finger dass sie ruhig sein sollte und als es wieder still wurde, kletterte er hinaus.
„Hey. Was machst du hier?“, fragte Aaron sie beiläufig, während er feststellen musste wie hübsch sie war. Ihre leuchtend blauen Augen glitzerten auf und ihr schelmisches Grinsen war unheimlich süß, weil sie in den Wangen kleine Grübchen bekam.
„Weiß nicht, hatte schon ein paar Abende an der Stelle gewartet, wo wir uns getroffen hatten, aber du kamst nie. Und … naja … ich wollte dich gern wiedersehen.“ Sie sah etwas verschüchtert auf den Boden.
Sie konnte kein Vampir sein. Vampire strotzten doch nur so, vor Selbstbewusstsein. Warum auch nicht? Immer hin konnten sie so eine Art Gott sein.
„Ich war auch da, dann müssen wir uns verpasst haben. Ich war gegen Mitternacht da. Und du?“
„Oh, ich war etwas später da, ungefähr halb oder dreiviertel eins.“
„Hm … dann war es ganz knapp. Sag mal warum kommst du erst jetzt? Ich meine, ich bin den ganzen Tag hier.“
„Hm … Ferienkurse in der Schule. Chemie ist für meine weitere Bildung sehr wichtig. Also nehm ich alles mit was ich in den Bereich bekommen kann. Ich will später Chemielaborantin werden.“
„Oh, alles klar. Du bist also eine Streberin?“
„Ja, und für Freunde hab ich keine Zeit, außer abends.“ Sie grinste wieder so verschmitzt. Aaron konnte sie nicht aufhören anzustarren. Plötzlich musste er es doch. Es gab Bewegung im Haus.
„Komm“, er ergriff Jazmins Arm und zog sie hinter sich her, „sie sind heute etwas durchgedreht.“
„Wie meinst du das?“, Jazmin sah fragend an.
„Ach vergiss es. Heute wurden wir auf einem Ausflug von einem Tier angegriffen. Hat mein Pferd erwischt. Alle sind durchgedreht und labern jetzt nur noch von irgendwelchen Dämonen, Teufeln und Vampiren. Echt ätzend.“
„Dann hat Michaela mal wieder eine ihrer Visionen gehabt?“, sie setzte das Wort Visionen in Gänsefüßchen und rollte mit den Augen.
„Ja“, lachte Aaron etwas lauter auf, weil er es konnte. Sie waren nun bei den hinteren Ställen. „Hat sie so was öfter? Weil wenn ja, dann bin ich beruhigter dass sie die Türen abschließt und behauptet du seist ein seelenloses Monster, besessen von einen Dämon.“
„Was?“, fragte Jazmin ungläubig nach. Bisher lief ihre Verleugnung ganz gut, wobei Aarons nicht vorhandener Glaube sehr hilfreich war.
„Ja sie glaubt doch tatsächlich dass du besessen bist“, Aaron wechselte den Kurs und steuerte auf den hinteren Stall zu. Als er in Jazmins fragende Augen schaute, erklärte er. „Ich hab irgendwo mein Handy verloren. Hoffe nur dass es nicht auf der Flucht war. Sonst find ich es nie wieder … und meine Schwester würde sich Sorgen machen.“
Als er fluchend wieder zu Jazmin kam, griff sie in ihre Taschen und umfasste sein Handy, welches sie beim Pferd gefunden hatte. Es gehörte also tatsächlich ihm. Ihr Herz begann seltsam zu hämmern. So wie es bei Zachury damals war. Zachury, er war tatsächlich noch in der Nähe. Sicher beobachtete er sie. Plötzlich waren in der Ferne kleine zuckende Lichter zu sehen. Ein Zeichen für Jazmin, dass es Zeit war zu gehen. Sie seufzte und sah zu Aaron, dem die Lichter auch nicht entgangen waren.
„Ich muss.“, begann Jazmin schwerfällig.
„Ich weiß, sehen wir uns morgen wieder?“ Jazmin sah ihn an und schaute dann hinter sich. Zachury war irgendwo hinter ihr, sie konnte ihn riechen.
„Ich … muss gehen“, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen, hielt die Luft an, während sie sich zu ihm lehnte und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Bevor Jaz einen Fehler machen konnte, war sie schon verschwunden.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 15 – schwere Entscheidung
Als Jazmin den rettenden Waldrand erreichte, traf sie sofort auf Zachury. Leise stöhnte sie genervt auf. Warum war er immer noch hier? Sie hatte doch genug getrunken, zumal sie auch vor ein paar Stunden Vampirblut getrunken hatte. Wie konnte sie nur? Ganz einfach, die Schmerzen waren unerträglich, so dass sie auch ohne seine Zustimmung getrunken hätte. Nur einmal hatte sie diese Schmerzen erlitten, aber es war früher, als sie gerade die Verwandlung hinter sich hatte. Es war seltsam sich jeden Tag spritzen zu müssen und deshalb auch so irreal. Aber die Schmerzen waren umso schockierender.
„Was willst du noch?“, fuhr Jazmin ihn an und ging erhobenen Hauptes an ihm vorbei. Während sie nach Hause lief, griff sie noch einmal in ihre Tasche und umschloss Aarons Handy mit einem sanften Griff. Sie hing in ihren Gedanken und sie wusste, dass Zach hinter ihr war, als sie eine Bewegung in ihrer Hand spürte. Es erklang kein Ton, was ihr Glück war. Sie wusste wie Zach über solche Dinge dachte. Gegenstände von Menschen sollten nicht in dem Besitz von Vampiren sein. Schon gar nicht weil man sich zu einen hingezogen fühlte. Sie lief ohne eine Regung weiter, bis sie zu Hause ankam. Frank war voller Sorge und kam ihr schnell entgegen. Er hatte draußen gewartet.
„Jazmin!“, rief er erleichtert, „ich hab mir solche Sorgen gemacht. Wie geht’s dir? Alles in Ordnung.“ Frank nahm sie erst in Augenschein bevor er sie in die Arme schloss. Die Stelle in ihrem Nacken tat noch immer weh und schmerzte noch arg, als er ihr die Arme darauf legte. Jazmin biss die Zähne zusammen und lächelte ihren Vater an.
„Danke Zachury.“, erklang Franks Stimme aufrichtig und lächelte ihm zu. Zach jedoch sah ihn nur flüchtig an und ließ seinen Blick wieder auf Jazmin wandern. Sie drehte sich aber nicht um, sondern ging einfach ins Haus. Auf dem Treppenabsatz kam ihr Alyson entgegen. Sie lächelte, doch Jaz wusste, dass dieses Lächeln nur aufgesetzt war um den Schein vor Frank zu wahren. Im Haus angekommen, roch Jazmin noch andere Gerüche. Kyle, Abby, Randy, Rise und “Honey“ Tahmara. Alle waren da. Frank hatte in ihrem Gesicht lesen können.
„Sie haben sich alle Sorgen gemacht und waren auf der Suche nach dir. Sogar Abby und du weißt wie sehr sie das Serum hasst.“
„Ja“, gab Jazmin kleinlaut zu. Kaum war sie im Wohnbereich, stürmten all ihre Freunde auf sie zu. Die Stelle an ihrem Hals brannte wie Feuer. Auch wenn die Haut bereits vollständig regeneriert war, die Schmerzen würde sie dennoch ein paar Tage spüren. Als sich alle von ihr lösten, spürte sie wieder ein Summen in der Tasche und Frank sah sie musternd an.
„Alles okay, Schatz?“, fragte er besorgt.
„Ja … ich will nur in mein Zimmer.“, dann wandte sie sich ihren Freunden zu, „Danke das ihr mich alle gesucht habt. Es tut mir leid, dass ihr euch solche Sorgen machen musstet. Ich mach es wieder gut. Morgen. Aber nun will ich mich noch ein wenig ausruhen.“
Jazmin ging aus dem Zimmer und begab sich in ihr kleines Verlies. Kurz bevor sie zur Tür kam, roch sie das Alyson hier war. Nein!, dachte sie und ergriff die kleine Einkerbe, die sie aufzog um schnell in ihrer Vermutung nachzukommen. Schnell verschwand sie in den Gang und entspannte sich erleichtert, als sie feststellen konnte, dass Alyson ihre kleine „Wohnung“ nicht gefunden hatte.
Jazmin hatte damals eine rege Diskussion mit Frank führen müssen um dieses alte Vampirversteck als ihre Vier Wände nutzen dürfen zu können. Sie hatte kaum Argumente, aber sie hatte ihr Kätzchengesicht aufgesetzt und ihn einfach nur lieb angeschaut. Frank konnte ihr fast nie etwas abschlagen. Es war kurz nach der Trennung von Zachury und sie wollte nie raus. Alle die hier lebten hatten irgendwo ein kleines Verließ, wohin sie sich zurück ziehen wollten. Allerdings wollte sie hier bleiben. Hier in Franks Haus fühlte sie sich sicher wie nirgendwo. Trotzdem, sie wollte in der Dunkelheit versinken und bis jetzt war sie mit dieser Entscheidung sehr zufrieden gewesen. Nach ein zwei Stufen war sie vor ihrer Tür. Frank und sie hatten in schlaflosen Nächten den Schutzraum ausgebaut und nun hatte sie hier unten eine kleine Wohnung.
Sie ging ins kleine Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Dieses Program konnte man sich zwar nicht antun, aber sie brauchte einfach nur ein paar Stimmen. Auf ihrem kleinen Sofa machte sie es sich gemütlich. Schon wieder vibrierte es in der Tasche und sie holte das Handy heraus. Es rief jemand an. Deshalb hörte es nicht gleich wieder auf zu summen, so wie die zwei Mal davor.
„Michaela ruft an“, Jazmin überlegte ob sie ran gehen sollte. Doch sie hatte Angst. Wovor konnte sie nicht sagen, sicherlich vor der Reaktion von Michaela. Und trotzdem sie konnte dieses Handy einfach nicht aus der Hand legen. Das Summen erstarb und Jazmin sah sich die Kurznachrichten an. Beide waren von *CROWN OF THORNS*. Sie überlegte wer das wohl sein würde. Sie konnte damit einfach nichts anfangen. Ob er vielleicht doch eine Freundin hatte? Bestimmt. Immerhin war er ein wirklich gutaussehender Typ gewesen. Es machte Jazmin sogar etwas Wahnsinnig, dass sie es nicht wusste.
Plötzlich kam noch eine Kurzmitteilung an. Der Absender war Michaela. Jazmin haderte mit sich. Sie öffnete die Mitteilung. Immerhin würde Michaela es eh schon wissen. Was sie allerdings las, war garantiert nicht von Michaela. Sie las.
Hey Jaz, bin mir sicher das du mein Handy hast. Wäre schön wenn du es mir bald wiedergeben würdest. Es ist der einzige Grund, warum ich hier nicht durch drehe. Aaron.
Jazmin überlegte, ob sie darauf antworten sollte. Sie tippte eine Nachricht, zögerte allerdings sie abzuschicken. Sie speicherte ihre Antwort ab und behielt das Handy weiter hin in der Hand. Wieder begann es zu summen und wieder war es Aaron.
Jaz, ich will dich sehen. Meld dich ruhig.
Wieder überlegte sie. Okay. Sie entschied sich zu antworten.
Hey, woher wusstest du das ich dein Handy habe?
Nach kurzem warten, summte es wieder.
Wusste ich nicht, aber hab es geahnt. Hast in deine Tasche gegriffen als ich dir sagte dass ich mein Handy verloren hatte. Und nun hast du dich verraten. Also Treffen?
Jazmin begann zu lächeln, aber sie wusste nicht so recht, ob sie zustimmen sollte. Immerhin war es schon einige Male für ihn knapp gewesen. Sie ließ das Handy sinken. Klar, wollte sie ihn sehen, aber ob es gut für ihn aussehen würde, war fraglich. Außerdem würden alle ihre Freunde frage wo sie hin will und sie konnte schlecht sagen: Ich treff mich mit Aaron Niemand würde sie jetzt allein losziehen lassen, denn eine Leiche wäre das letzte was sie gebrauchen könnten. Und darauf würde es hinauslaufen. Immerhin hatte sie jetzt Menschenblut geleckt, zwar in Verbindung mit Vampirsubstanzen, aber es war da und sie musste sich eingestehen, dass es durch aus lecker war. Und bei Aarons Duft lief ihr alles im Mund zusammen.
Wieder summte es. Hey, was ist? Ja, nein oder vielleicht?
Als Jazmin den rettenden Waldrand erreichte, traf sie sofort auf Zachury. Leise stöhnte sie genervt auf. Warum war er immer noch hier? Sie hatte doch genug getrunken, zumal sie auch vor ein paar Stunden Vampirblut getrunken hatte. Wie konnte sie nur? Ganz einfach, die Schmerzen waren unerträglich, so dass sie auch ohne seine Zustimmung getrunken hätte. Nur einmal hatte sie diese Schmerzen erlitten, aber es war früher, als sie gerade die Verwandlung hinter sich hatte. Es war seltsam sich jeden Tag spritzen zu müssen und deshalb auch so irreal. Aber die Schmerzen waren umso schockierender.
„Was willst du noch?“, fuhr Jazmin ihn an und ging erhobenen Hauptes an ihm vorbei. Während sie nach Hause lief, griff sie noch einmal in ihre Tasche und umschloss Aarons Handy mit einem sanften Griff. Sie hing in ihren Gedanken und sie wusste, dass Zach hinter ihr war, als sie eine Bewegung in ihrer Hand spürte. Es erklang kein Ton, was ihr Glück war. Sie wusste wie Zach über solche Dinge dachte. Gegenstände von Menschen sollten nicht in dem Besitz von Vampiren sein. Schon gar nicht weil man sich zu einen hingezogen fühlte. Sie lief ohne eine Regung weiter, bis sie zu Hause ankam. Frank war voller Sorge und kam ihr schnell entgegen. Er hatte draußen gewartet.
„Jazmin!“, rief er erleichtert, „ich hab mir solche Sorgen gemacht. Wie geht’s dir? Alles in Ordnung.“ Frank nahm sie erst in Augenschein bevor er sie in die Arme schloss. Die Stelle in ihrem Nacken tat noch immer weh und schmerzte noch arg, als er ihr die Arme darauf legte. Jazmin biss die Zähne zusammen und lächelte ihren Vater an.
„Danke Zachury.“, erklang Franks Stimme aufrichtig und lächelte ihm zu. Zach jedoch sah ihn nur flüchtig an und ließ seinen Blick wieder auf Jazmin wandern. Sie drehte sich aber nicht um, sondern ging einfach ins Haus. Auf dem Treppenabsatz kam ihr Alyson entgegen. Sie lächelte, doch Jaz wusste, dass dieses Lächeln nur aufgesetzt war um den Schein vor Frank zu wahren. Im Haus angekommen, roch Jazmin noch andere Gerüche. Kyle, Abby, Randy, Rise und “Honey“ Tahmara. Alle waren da. Frank hatte in ihrem Gesicht lesen können.
„Sie haben sich alle Sorgen gemacht und waren auf der Suche nach dir. Sogar Abby und du weißt wie sehr sie das Serum hasst.“
„Ja“, gab Jazmin kleinlaut zu. Kaum war sie im Wohnbereich, stürmten all ihre Freunde auf sie zu. Die Stelle an ihrem Hals brannte wie Feuer. Auch wenn die Haut bereits vollständig regeneriert war, die Schmerzen würde sie dennoch ein paar Tage spüren. Als sich alle von ihr lösten, spürte sie wieder ein Summen in der Tasche und Frank sah sie musternd an.
„Alles okay, Schatz?“, fragte er besorgt.
„Ja … ich will nur in mein Zimmer.“, dann wandte sie sich ihren Freunden zu, „Danke das ihr mich alle gesucht habt. Es tut mir leid, dass ihr euch solche Sorgen machen musstet. Ich mach es wieder gut. Morgen. Aber nun will ich mich noch ein wenig ausruhen.“
Jazmin ging aus dem Zimmer und begab sich in ihr kleines Verlies. Kurz bevor sie zur Tür kam, roch sie das Alyson hier war. Nein!, dachte sie und ergriff die kleine Einkerbe, die sie aufzog um schnell in ihrer Vermutung nachzukommen. Schnell verschwand sie in den Gang und entspannte sich erleichtert, als sie feststellen konnte, dass Alyson ihre kleine „Wohnung“ nicht gefunden hatte.
Jazmin hatte damals eine rege Diskussion mit Frank führen müssen um dieses alte Vampirversteck als ihre Vier Wände nutzen dürfen zu können. Sie hatte kaum Argumente, aber sie hatte ihr Kätzchengesicht aufgesetzt und ihn einfach nur lieb angeschaut. Frank konnte ihr fast nie etwas abschlagen. Es war kurz nach der Trennung von Zachury und sie wollte nie raus. Alle die hier lebten hatten irgendwo ein kleines Verließ, wohin sie sich zurück ziehen wollten. Allerdings wollte sie hier bleiben. Hier in Franks Haus fühlte sie sich sicher wie nirgendwo. Trotzdem, sie wollte in der Dunkelheit versinken und bis jetzt war sie mit dieser Entscheidung sehr zufrieden gewesen. Nach ein zwei Stufen war sie vor ihrer Tür. Frank und sie hatten in schlaflosen Nächten den Schutzraum ausgebaut und nun hatte sie hier unten eine kleine Wohnung.
Sie ging ins kleine Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Dieses Program konnte man sich zwar nicht antun, aber sie brauchte einfach nur ein paar Stimmen. Auf ihrem kleinen Sofa machte sie es sich gemütlich. Schon wieder vibrierte es in der Tasche und sie holte das Handy heraus. Es rief jemand an. Deshalb hörte es nicht gleich wieder auf zu summen, so wie die zwei Mal davor.
„Michaela ruft an“, Jazmin überlegte ob sie ran gehen sollte. Doch sie hatte Angst. Wovor konnte sie nicht sagen, sicherlich vor der Reaktion von Michaela. Und trotzdem sie konnte dieses Handy einfach nicht aus der Hand legen. Das Summen erstarb und Jazmin sah sich die Kurznachrichten an. Beide waren von *CROWN OF THORNS*. Sie überlegte wer das wohl sein würde. Sie konnte damit einfach nichts anfangen. Ob er vielleicht doch eine Freundin hatte? Bestimmt. Immerhin war er ein wirklich gutaussehender Typ gewesen. Es machte Jazmin sogar etwas Wahnsinnig, dass sie es nicht wusste.
Plötzlich kam noch eine Kurzmitteilung an. Der Absender war Michaela. Jazmin haderte mit sich. Sie öffnete die Mitteilung. Immerhin würde Michaela es eh schon wissen. Was sie allerdings las, war garantiert nicht von Michaela. Sie las.
Hey Jaz, bin mir sicher das du mein Handy hast. Wäre schön wenn du es mir bald wiedergeben würdest. Es ist der einzige Grund, warum ich hier nicht durch drehe. Aaron.
Jazmin überlegte, ob sie darauf antworten sollte. Sie tippte eine Nachricht, zögerte allerdings sie abzuschicken. Sie speicherte ihre Antwort ab und behielt das Handy weiter hin in der Hand. Wieder begann es zu summen und wieder war es Aaron.
Jaz, ich will dich sehen. Meld dich ruhig.
Wieder überlegte sie. Okay. Sie entschied sich zu antworten.
Hey, woher wusstest du das ich dein Handy habe?
Nach kurzem warten, summte es wieder.
Wusste ich nicht, aber hab es geahnt. Hast in deine Tasche gegriffen als ich dir sagte dass ich mein Handy verloren hatte. Und nun hast du dich verraten. Also Treffen?
Jazmin begann zu lächeln, aber sie wusste nicht so recht, ob sie zustimmen sollte. Immerhin war es schon einige Male für ihn knapp gewesen. Sie ließ das Handy sinken. Klar, wollte sie ihn sehen, aber ob es gut für ihn aussehen würde, war fraglich. Außerdem würden alle ihre Freunde frage wo sie hin will und sie konnte schlecht sagen: Ich treff mich mit Aaron Niemand würde sie jetzt allein losziehen lassen, denn eine Leiche wäre das letzte was sie gebrauchen könnten. Und darauf würde es hinauslaufen. Immerhin hatte sie jetzt Menschenblut geleckt, zwar in Verbindung mit Vampirsubstanzen, aber es war da und sie musste sich eingestehen, dass es durch aus lecker war. Und bei Aarons Duft lief ihr alles im Mund zusammen.
Wieder summte es. Hey, was ist? Ja, nein oder vielleicht?
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 16 – schmerzhafte Erinnerungen
Noch immer wusste sie nicht was sie schreiben sollte. Sie wollte ihn wiedersehen, aber sie wusste nicht ob sie ihn ein so großes Risiko aussetzen sollte. Mit einem Mal hörte sie Bewegung im Haus. Nach den Schritten zu urteilen, war es Zachury. Jazmin atmete leicht auf. Denn auch er dürfte nicht wissen, wo sie ihr Zimmer hätte. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte, er kannte diese Geheimtür und wusste auch dass es ein Fluchtraum war. Zach war nicht dumm. Zumal vor dem Fluchtraum ihr Geruch sehr stark sein dürfte. Und so war es auch. Kurz darauf klopfte es an der Tür.
„Jazmin? Bist du da drin?“
Sie begann mit den Augen zu rollen. Natürlich war sie das, und er wusste es auch. Warum sonst, sollten Talkshowgespräche aus einem Fluchtraum kommen? Langsam bewegte sich die Klinke herunter. Noch bevor die Tür offen war, ließ Jazmin das Handy in ihre Tasche gleiten und tat als würde sie sich die Sendung ansehen.
„Hey Jaz, alles in Ordnung bei dir?“ Zachury schaute sie fragend an und in seinem Blick lag Besorgnis. Doch Jazmin wollte nicht das er sie so ansah. Es würde sie nur schwach machen und sie könnte nicht noch einmal damit umgehen, ihn noch einmal zu verlieren. Und er wird gehen. Dass wusste sie genau. Sie wusste dass es nur an Alyson lag, dass er hier war. Auch wenn er ihr einige Sachen mit dem selten auftretenden Trieb erklärt hatte. Es würde einfach nichts daran ändern.
„Hey, redest du nicht mehr mit mir?“, fragte er etwas drängender nach. Sie sah vom TV auf und sah ihn an.
„Ich will nur ein wenig Ruhe, ist das echt zu viel verlangt?“, eigentlich wollte sie gar nicht so heftig reagieren, aber es war eine gute Ausrede um hinaus gehen zu können. Sie sprang auf und rannte aus ihrer kleinen Wohnung, durch das restliche Haus und hinaus in den angrenzenden Wald. Nun war sie draußen. Keiner würde ihr folgen, wenn Zachury ihre Unterhaltung, wenn man es überhaupt so nennen konnte, vor den anderen wiedergäbe.
Nun stand sie im dunklen Wald. Ohne zu wissen, was sie tun sollte. Und wie gerufen summte es in ihrer Tasche. Sie nahm das Handy heraus und setzte sich auf den Boden. Aaron hatte geschrieben. Wieder.
Hey Jaz, wann bekomm ich mein Handy wieder?
Jazmin tippte schnell eine Antwort.
Ich bring es dir morgen Abend vorbei.
Sie musste mit jemanden reden. Doch leider kannte dieses Problem niemand, weil alle sich noch nie gegen menschliches Blut gewehrt hatten. Alle die sie kannte, wussten wie sie zuzubeißen hatten, ohne jemanden ernsthaft zu verletzen, zumal niemand je daran gedacht hatte, es auch sein zu lassen. Jazmin fühlte sich allein. Sie war immer anders aber noch nie hatte sie sich so allein gefühlt.
Sie begann an ihre Mutter zu denken. Sie hatte ihr immer Mut machen können und in solch einen Moment wäre ihr ihre Mutter sehr lieb gewesen. Sie zog ihre Beine an und legte ihren Kopf auf die Knie. Die Vergangenheit holte sie nach und nach ein. Bis hin zu dem Abend, wo der Unfall war. Ihre Mutter war zu einem Hausbesuch unterwegs gewesen, auf dem Weg hatte sie Jazmin mitgenommen. Ihre Patientin war gerade einmal 16 Jahre alt gewesen und stand kurz vor einer schweren Entbindung. Ihre Mutter hatte sie gern zu solchen Terminen mitgenommen, um ihr vor Augen zu führen was eben bei ungeschütztem Sex passieren könne. Manchmal hatten ihr die Termine genervt. Und nun sehnte sie sich die Zeit zurück, in der sie gemeinsam im Auto saßen. Damals waren sie von dem Termin wieder auf dem Weg nach Hause gewesen, als urplötzlich ein menschlicher Schatten in den Scheinwerfern auftauchte. Ihre Mutter hatte das Steuer verrissen um auszuweichen und Jazmin hatte nur noch einen Baum auf sich zu stürmen sehen. Den Aufprall hatte sie noch gespürt, auch hatte sie gesehen wie der Körper ihrer Mutter verrissen wurde und halb aus dem Auto geschleudert wurde. Die Mechanik des Sicherheitsgurtes hatte versagt, wie ihr Frank später erzählt hatte.
Dennoch war es nicht der Grund gewesen, warum sie gestorben war. Jazmin begann zu weinen, ihr fehlte sie so sehr. Frank gab sich alle Mühe um ein halbwegs normales menschliches Leben zu führen, dennoch es war einfach zu unterschiedlich. Seufzend stand sie auf und das Display leuchtete blau auf. Sie hatte die Kurzmitteilung gar nicht bemerkt.
Ich freu mich und du kannst ja schon mal deine Nummer in meine Kontakte einfügen
Jazmin musste lachen. Er war so eingenommen von sich, genau wie es Zachury damals war. Irgendwie wusste sie nicht mehr was in ihr vorging. Zachury war hier und er sagte ihr offen dass er sie noch immer liebte. Nicht so als einfache Freundin, sondern als richtige Gefährtin, aber warum war er dann mit Alyson zusammen? Und als wenn dies nicht schon genügen würde, trat auch noch ein Mensch in ihr Leben. Ein Mensch der sie irgendwie magisch anzog. Über den sie immer wieder nachdenken musste. Langsam setzte sie sich in Bewegung. Sie wollte doch noch zu Aaron. Zumindest ihm das Handy wiedergeben. Sie hoffte nur dass seine Tante nicht noch wach war, oder von ihr geweckt wurde.
Einige hundert Meter vom Haus entfernt, blieb sie stehen. Es war alles dunkel auch das Licht auf der Veranda war erloschen. Sie lief so schnell sie konnte auf das Haus zu und sprang mit einem leisen Satz auf das Vordach und saß nun vor dem Fenster von Aaron. Er lag in seinem Bett und schien zu schlafen. Das andere Handy neben ihm liegend. Seine Hand direkt daneben. Jazmin saß einige Minuten da und beobachtete ihn. Sie saß einfach nur auf dem Vordach, als ihr ein bekannter Geruch in die Nase stieg. Es war diesmal nicht Zachury, sondern Abby. Was macht sie hier?, fragte sich Jazmin und blieb still sitzen.
Der Wind drehte und Abbys Geruch verwand. Aaron zog wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich und Abby war vergessen. Er hatte sich bewegt und lag nun mit dem Rücken zu ihr. Sie schaute auf das Handy in ihrer Hand und begann eine Nachricht zu tippen.
Handy liegt auf dem Fensterbrett. Du hattest schon geschlafen und ich wollte dich nicht wecken.
Dann schickte sie die Mitteilung ab und sofort piepte und leuchtete das Display neben Aaron. Er bewegte sich sofort und Jazmin ging in Deckung. Legte aber vorsichtshalber Aarons Telefon auf das Fensterbrett. Aaron war wach und las gerade die SMS als er sogleich aufsah. Ihre Blicke trafen sich sofort und er begann zu lächeln, doch Jaz spürte plötzlich ein Verlangen in sich aufsteigen und war sich sicher, sobald sie ihn riechen würde, würde sie ihn angreifen. Sie sprang von dem Dach der Veranda und stellte sich darunter. Sie hörte wie er das Fenster aufschob und sein Geruch trat ihr sofort in die Nase, obwohl sie nicht einatmete. Er rief sie ein paar und blieb eine Weile am Fenster. Erst als er das Fenster schloss entspannte sich Jazmin und machte sich auf dem Weg nach Hause.
Aaron würde enttäuscht sein, wenn er sich seine Kontakte ansah. Jazmin hatte ihre Nummer nicht eingespeichert. Es könnte gefährlich werden, wenn ihm etwas Außergewöhnliches passieren würde und man ihre Nummer in seinem Handy finden würde. Zumal Michaela alles daran setzen würde sie auffliegen zu lassen.
Noch immer wusste sie nicht was sie schreiben sollte. Sie wollte ihn wiedersehen, aber sie wusste nicht ob sie ihn ein so großes Risiko aussetzen sollte. Mit einem Mal hörte sie Bewegung im Haus. Nach den Schritten zu urteilen, war es Zachury. Jazmin atmete leicht auf. Denn auch er dürfte nicht wissen, wo sie ihr Zimmer hätte. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte, er kannte diese Geheimtür und wusste auch dass es ein Fluchtraum war. Zach war nicht dumm. Zumal vor dem Fluchtraum ihr Geruch sehr stark sein dürfte. Und so war es auch. Kurz darauf klopfte es an der Tür.
„Jazmin? Bist du da drin?“
Sie begann mit den Augen zu rollen. Natürlich war sie das, und er wusste es auch. Warum sonst, sollten Talkshowgespräche aus einem Fluchtraum kommen? Langsam bewegte sich die Klinke herunter. Noch bevor die Tür offen war, ließ Jazmin das Handy in ihre Tasche gleiten und tat als würde sie sich die Sendung ansehen.
„Hey Jaz, alles in Ordnung bei dir?“ Zachury schaute sie fragend an und in seinem Blick lag Besorgnis. Doch Jazmin wollte nicht das er sie so ansah. Es würde sie nur schwach machen und sie könnte nicht noch einmal damit umgehen, ihn noch einmal zu verlieren. Und er wird gehen. Dass wusste sie genau. Sie wusste dass es nur an Alyson lag, dass er hier war. Auch wenn er ihr einige Sachen mit dem selten auftretenden Trieb erklärt hatte. Es würde einfach nichts daran ändern.
„Hey, redest du nicht mehr mit mir?“, fragte er etwas drängender nach. Sie sah vom TV auf und sah ihn an.
„Ich will nur ein wenig Ruhe, ist das echt zu viel verlangt?“, eigentlich wollte sie gar nicht so heftig reagieren, aber es war eine gute Ausrede um hinaus gehen zu können. Sie sprang auf und rannte aus ihrer kleinen Wohnung, durch das restliche Haus und hinaus in den angrenzenden Wald. Nun war sie draußen. Keiner würde ihr folgen, wenn Zachury ihre Unterhaltung, wenn man es überhaupt so nennen konnte, vor den anderen wiedergäbe.
Nun stand sie im dunklen Wald. Ohne zu wissen, was sie tun sollte. Und wie gerufen summte es in ihrer Tasche. Sie nahm das Handy heraus und setzte sich auf den Boden. Aaron hatte geschrieben. Wieder.
Hey Jaz, wann bekomm ich mein Handy wieder?
Jazmin tippte schnell eine Antwort.
Ich bring es dir morgen Abend vorbei.
Sie musste mit jemanden reden. Doch leider kannte dieses Problem niemand, weil alle sich noch nie gegen menschliches Blut gewehrt hatten. Alle die sie kannte, wussten wie sie zuzubeißen hatten, ohne jemanden ernsthaft zu verletzen, zumal niemand je daran gedacht hatte, es auch sein zu lassen. Jazmin fühlte sich allein. Sie war immer anders aber noch nie hatte sie sich so allein gefühlt.
Sie begann an ihre Mutter zu denken. Sie hatte ihr immer Mut machen können und in solch einen Moment wäre ihr ihre Mutter sehr lieb gewesen. Sie zog ihre Beine an und legte ihren Kopf auf die Knie. Die Vergangenheit holte sie nach und nach ein. Bis hin zu dem Abend, wo der Unfall war. Ihre Mutter war zu einem Hausbesuch unterwegs gewesen, auf dem Weg hatte sie Jazmin mitgenommen. Ihre Patientin war gerade einmal 16 Jahre alt gewesen und stand kurz vor einer schweren Entbindung. Ihre Mutter hatte sie gern zu solchen Terminen mitgenommen, um ihr vor Augen zu führen was eben bei ungeschütztem Sex passieren könne. Manchmal hatten ihr die Termine genervt. Und nun sehnte sie sich die Zeit zurück, in der sie gemeinsam im Auto saßen. Damals waren sie von dem Termin wieder auf dem Weg nach Hause gewesen, als urplötzlich ein menschlicher Schatten in den Scheinwerfern auftauchte. Ihre Mutter hatte das Steuer verrissen um auszuweichen und Jazmin hatte nur noch einen Baum auf sich zu stürmen sehen. Den Aufprall hatte sie noch gespürt, auch hatte sie gesehen wie der Körper ihrer Mutter verrissen wurde und halb aus dem Auto geschleudert wurde. Die Mechanik des Sicherheitsgurtes hatte versagt, wie ihr Frank später erzählt hatte.
Dennoch war es nicht der Grund gewesen, warum sie gestorben war. Jazmin begann zu weinen, ihr fehlte sie so sehr. Frank gab sich alle Mühe um ein halbwegs normales menschliches Leben zu führen, dennoch es war einfach zu unterschiedlich. Seufzend stand sie auf und das Display leuchtete blau auf. Sie hatte die Kurzmitteilung gar nicht bemerkt.
Ich freu mich und du kannst ja schon mal deine Nummer in meine Kontakte einfügen
Jazmin musste lachen. Er war so eingenommen von sich, genau wie es Zachury damals war. Irgendwie wusste sie nicht mehr was in ihr vorging. Zachury war hier und er sagte ihr offen dass er sie noch immer liebte. Nicht so als einfache Freundin, sondern als richtige Gefährtin, aber warum war er dann mit Alyson zusammen? Und als wenn dies nicht schon genügen würde, trat auch noch ein Mensch in ihr Leben. Ein Mensch der sie irgendwie magisch anzog. Über den sie immer wieder nachdenken musste. Langsam setzte sie sich in Bewegung. Sie wollte doch noch zu Aaron. Zumindest ihm das Handy wiedergeben. Sie hoffte nur dass seine Tante nicht noch wach war, oder von ihr geweckt wurde.
Einige hundert Meter vom Haus entfernt, blieb sie stehen. Es war alles dunkel auch das Licht auf der Veranda war erloschen. Sie lief so schnell sie konnte auf das Haus zu und sprang mit einem leisen Satz auf das Vordach und saß nun vor dem Fenster von Aaron. Er lag in seinem Bett und schien zu schlafen. Das andere Handy neben ihm liegend. Seine Hand direkt daneben. Jazmin saß einige Minuten da und beobachtete ihn. Sie saß einfach nur auf dem Vordach, als ihr ein bekannter Geruch in die Nase stieg. Es war diesmal nicht Zachury, sondern Abby. Was macht sie hier?, fragte sich Jazmin und blieb still sitzen.
Der Wind drehte und Abbys Geruch verwand. Aaron zog wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich und Abby war vergessen. Er hatte sich bewegt und lag nun mit dem Rücken zu ihr. Sie schaute auf das Handy in ihrer Hand und begann eine Nachricht zu tippen.
Handy liegt auf dem Fensterbrett. Du hattest schon geschlafen und ich wollte dich nicht wecken.
Dann schickte sie die Mitteilung ab und sofort piepte und leuchtete das Display neben Aaron. Er bewegte sich sofort und Jazmin ging in Deckung. Legte aber vorsichtshalber Aarons Telefon auf das Fensterbrett. Aaron war wach und las gerade die SMS als er sogleich aufsah. Ihre Blicke trafen sich sofort und er begann zu lächeln, doch Jaz spürte plötzlich ein Verlangen in sich aufsteigen und war sich sicher, sobald sie ihn riechen würde, würde sie ihn angreifen. Sie sprang von dem Dach der Veranda und stellte sich darunter. Sie hörte wie er das Fenster aufschob und sein Geruch trat ihr sofort in die Nase, obwohl sie nicht einatmete. Er rief sie ein paar und blieb eine Weile am Fenster. Erst als er das Fenster schloss entspannte sich Jazmin und machte sich auf dem Weg nach Hause.
Aaron würde enttäuscht sein, wenn er sich seine Kontakte ansah. Jazmin hatte ihre Nummer nicht eingespeichert. Es könnte gefährlich werden, wenn ihm etwas Außergewöhnliches passieren würde und man ihre Nummer in seinem Handy finden würde. Zumal Michaela alles daran setzen würde sie auffliegen zu lassen.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 17 – Trauergemeinschaft
Aaron schaute aus dem Fenster. Er hatte doch Jazmin gesehen. Wo war sie nun? Er hatte extra kein Licht angeschaltet, also waren seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Trotzdem konnte er nichts auf dem Weg zum Haus erkennen, was vermuten ließ dass sie bereits auf dem Weg nach Hause war. Er blieb noch eine Weile am Fenster und als er aufgab, schloss er es und legte sich auf sein Bett. Endlich hielt er sein Handy in der Hand. Zwei Nachrichten von Geraldine waren noch nicht gelesen. Er war begeistert. Jazmin hatte die seine persönlichen Nachrichten nicht gelesen. Aaron fand so etwas sehr wichtig. Er konnte sich auf sie verlassen. Sie respektierte die Privatsphäre. Was er allerdings nicht ahnen konnte, war der Umstand, dass Jazmin wusste, wie man Mitteilungen als ungelesen anzeigen lassen konnte. Aber das wusste Aaron nicht und er hielt viel auf Jazmin.
Schnell öffnete er seine Kontakte. Enttäuscht schaute er all seine Kontakte durch, doch eine neue Nummer oder ein anderer Name war nicht zu finden. Gefrustet legte er sein Handy unsanft auf den Nachttisch, verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und starrte an die Ecke. Zu gern hätte er jetzt noch mit ihr gesprochen. Und viel zu schnell schlief er ein.
Am nächsten Morgen war Aaron so müde, dass er nicht aufstehen wollte. Er überlegte wie er seine Tante davon überzeugen konnte, ihn heute nicht einzuspannen. Allerdings fiel ihm nichts Gutes ein. Somit quälte er sich aus dem Bett und ging unter die Dusche. Als er sich gerade anzog, klopfte es an der Tür. Seine Tante erkundigte sich wie weit er ist. Aaron hatte noch nicht einmal Hunger, sagte ihr aber dass er gleich unten sei. Dann hörte er nur noch wie sie die Treppen hinunter ging. Als er fertig war, schnappte er sich ihr Handy und löschte die angekommenen und abgegangenen Nachrichten. Allerdings nicht, ohne sie noch einmal zu lesen. Gerade als er fertig war, klopfte es zögerlich an seiner Tür. Er ging zu ihr und öffnete sie.
„Janine. Was ist los?“, fragte er als er in ihr ausdrucksloses Gesicht sah. Kaum hatte er gefragt, brach sie in Tränen aus und sackte förmlich zusammen. Als ihre Beine scheinbar nachgaben, stützte er sie. Sie vergrub ihr Gesicht sofort in sein Shirt und schluchzte jämmerlich. Er schloss die Tür und begleitete sie zu seinem Bett. Als sie saßen löste sie sich von ihm. Noch einmal versuchte Aaron heraus zu bekommen was los war. Sie versuchte sich sichtlich zu beruhigen. Als sie es einiger Maßen geschafft hatte, begann sie zu erzählen.
„Chayenne, ist … sie ist gestern Nacht ins Krankenhaus eingeliefert worden.“
„Chayenne? Die, die mit der kleinen Claire hier war?“
Janine war kaum in der Lage etwas deutlich zu sprechen und tat es auch nicht wenn es nicht nötig war. Sie nickte nur mit dem Kopf und begann wieder zu weinen. Aaron war geschockt, aber es nahm ihn nicht sonderlich mit. Er kannte sie nicht, bis auf den einen Tag. Er nahm sie noch fester in den Arm und versuchte sie zu beruhigen. Noch mit dem Gesicht in seine Schulter vergraben, versuchte sie ihm etwas zu sagen.
„Ich mache mir Sorgen um Nathan. Ich weiß nicht wie er das verkraften wird. Was wenn er sich was antun will? Er wollte sie nie verlassen und nun war er in den letzten Stunden nicht bei ihr. Das wird er sich nie verzeihen. Er wollte sie doch eigentlich auf den Totenbett fragen, ob sie ihn noch heiraten wolle. Und nun kam der Tod so plötzlich.“
Aaron war geschockt. Er hatte ja keine Ahnung gehabt, das Nathan und Chayenne ein Paar gewesen waren. Kein Wunder das Nathan ihn immer angemacht hatte, hatte er doch versucht, sich an sie heran zu machen.
„Weiß er es schon?“, fragte Aaron sie. Es war eine überflüssige Frage, sicher wusste er es schon. Sie war immerhin seine Freundin. Aaron interessierte es auch nicht wirklich, viel mehr dachte er nun an Claire, aber so ein Gefühlsbrocken, war er nun auch nicht um nach dem kleinen Mädchen zu fragen.
Der ganze Tag war bedrückend. Niemand lachte, der Hof war still wie nie. Jedenfalls hatte Aaron es noch nie so erlebt. Keine Menschenseele war heute so richtig konzentriert. Bis auf Stall ausmisten und Tiere versorgen war heute nicht weiter angesetzt. Da sie nun alle die Ställe säuberten waren sie kurz vor Mittag mit allem fertig. Bevor alle am Tisch saßen, kam Michaela auf Aaron zu.
„Wenn du möchtest kannst du heute zu Claire fahren. Du wolltest sie doch besuchen.“
„Ja, aber ich glaube nicht, dass es so gut ist. Sie hat sicher auch davon erfahren.“
„Umso glücklicher wird sie sein, dass du vorbei kommst. Immerhin mochte sie dich sehr, genau wie sie Chayenne mochte. Ich schreib dir gleich die Adresse auf.“
„Danke Michaela.“
Sie lächelte ihm gequält zu und verschwand in ihrem Büro. Aaron schaute auf den leeren Platz, auf dem Nathan saß und bemerkte dass auch Janine nicht anwesend war. Sicherlich war sie bei ihm und versuchte ihn zu trösten. Er setzte sich schweigend hin und begann seinen Teller zu essen. Obwohl er sie nicht länger als ein Tag kannte und sich seine Trauer in Grenzen hielt, drückte die Atmosphäre seine Laune. Alle schwiegen während des Essens.
Nach dem Essen ging er hinauf in sein Zimmer und zog sich um. In Arbeitsklamotten wollte er nicht zu Claire. Fertig umgezogen lief Aaron die Treppen hinunter. In dem kleinen Wohnzimmer saßen einige Angestellte und schluchzten. Er sah Michaela und deutete ihr dass er nun fahren würde. Sie nickte nur zustimmend.
Aaron saß in seinem Leasingauto und stellte das Navi ein. Es war zum verrückt werden. Er sehnte sich nach seinem Modell und als er es endlich eingestellt hatte, fuhr er los. Er fuhr einige Stunden und kam gegen frühen Abend dort an. Laut den Besuchszeiten hatte er nun noch eine Stunde Zeit. Er stand vor dem Krankenhaus in Clarksville und fühlte sich falsch. War dies ein Zeichen, dass er sie nicht besuchen sollte? Er dachte an die Krankenzimmer, die er aus dem Fernseher kannte und wurde zunehmend nervöser.
Aaron schaute aus dem Fenster. Er hatte doch Jazmin gesehen. Wo war sie nun? Er hatte extra kein Licht angeschaltet, also waren seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Trotzdem konnte er nichts auf dem Weg zum Haus erkennen, was vermuten ließ dass sie bereits auf dem Weg nach Hause war. Er blieb noch eine Weile am Fenster und als er aufgab, schloss er es und legte sich auf sein Bett. Endlich hielt er sein Handy in der Hand. Zwei Nachrichten von Geraldine waren noch nicht gelesen. Er war begeistert. Jazmin hatte die seine persönlichen Nachrichten nicht gelesen. Aaron fand so etwas sehr wichtig. Er konnte sich auf sie verlassen. Sie respektierte die Privatsphäre. Was er allerdings nicht ahnen konnte, war der Umstand, dass Jazmin wusste, wie man Mitteilungen als ungelesen anzeigen lassen konnte. Aber das wusste Aaron nicht und er hielt viel auf Jazmin.
Schnell öffnete er seine Kontakte. Enttäuscht schaute er all seine Kontakte durch, doch eine neue Nummer oder ein anderer Name war nicht zu finden. Gefrustet legte er sein Handy unsanft auf den Nachttisch, verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und starrte an die Ecke. Zu gern hätte er jetzt noch mit ihr gesprochen. Und viel zu schnell schlief er ein.
Am nächsten Morgen war Aaron so müde, dass er nicht aufstehen wollte. Er überlegte wie er seine Tante davon überzeugen konnte, ihn heute nicht einzuspannen. Allerdings fiel ihm nichts Gutes ein. Somit quälte er sich aus dem Bett und ging unter die Dusche. Als er sich gerade anzog, klopfte es an der Tür. Seine Tante erkundigte sich wie weit er ist. Aaron hatte noch nicht einmal Hunger, sagte ihr aber dass er gleich unten sei. Dann hörte er nur noch wie sie die Treppen hinunter ging. Als er fertig war, schnappte er sich ihr Handy und löschte die angekommenen und abgegangenen Nachrichten. Allerdings nicht, ohne sie noch einmal zu lesen. Gerade als er fertig war, klopfte es zögerlich an seiner Tür. Er ging zu ihr und öffnete sie.
„Janine. Was ist los?“, fragte er als er in ihr ausdrucksloses Gesicht sah. Kaum hatte er gefragt, brach sie in Tränen aus und sackte förmlich zusammen. Als ihre Beine scheinbar nachgaben, stützte er sie. Sie vergrub ihr Gesicht sofort in sein Shirt und schluchzte jämmerlich. Er schloss die Tür und begleitete sie zu seinem Bett. Als sie saßen löste sie sich von ihm. Noch einmal versuchte Aaron heraus zu bekommen was los war. Sie versuchte sich sichtlich zu beruhigen. Als sie es einiger Maßen geschafft hatte, begann sie zu erzählen.
„Chayenne, ist … sie ist gestern Nacht ins Krankenhaus eingeliefert worden.“
„Chayenne? Die, die mit der kleinen Claire hier war?“
Janine war kaum in der Lage etwas deutlich zu sprechen und tat es auch nicht wenn es nicht nötig war. Sie nickte nur mit dem Kopf und begann wieder zu weinen. Aaron war geschockt, aber es nahm ihn nicht sonderlich mit. Er kannte sie nicht, bis auf den einen Tag. Er nahm sie noch fester in den Arm und versuchte sie zu beruhigen. Noch mit dem Gesicht in seine Schulter vergraben, versuchte sie ihm etwas zu sagen.
„Ich mache mir Sorgen um Nathan. Ich weiß nicht wie er das verkraften wird. Was wenn er sich was antun will? Er wollte sie nie verlassen und nun war er in den letzten Stunden nicht bei ihr. Das wird er sich nie verzeihen. Er wollte sie doch eigentlich auf den Totenbett fragen, ob sie ihn noch heiraten wolle. Und nun kam der Tod so plötzlich.“
Aaron war geschockt. Er hatte ja keine Ahnung gehabt, das Nathan und Chayenne ein Paar gewesen waren. Kein Wunder das Nathan ihn immer angemacht hatte, hatte er doch versucht, sich an sie heran zu machen.
„Weiß er es schon?“, fragte Aaron sie. Es war eine überflüssige Frage, sicher wusste er es schon. Sie war immerhin seine Freundin. Aaron interessierte es auch nicht wirklich, viel mehr dachte er nun an Claire, aber so ein Gefühlsbrocken, war er nun auch nicht um nach dem kleinen Mädchen zu fragen.
Der ganze Tag war bedrückend. Niemand lachte, der Hof war still wie nie. Jedenfalls hatte Aaron es noch nie so erlebt. Keine Menschenseele war heute so richtig konzentriert. Bis auf Stall ausmisten und Tiere versorgen war heute nicht weiter angesetzt. Da sie nun alle die Ställe säuberten waren sie kurz vor Mittag mit allem fertig. Bevor alle am Tisch saßen, kam Michaela auf Aaron zu.
„Wenn du möchtest kannst du heute zu Claire fahren. Du wolltest sie doch besuchen.“
„Ja, aber ich glaube nicht, dass es so gut ist. Sie hat sicher auch davon erfahren.“
„Umso glücklicher wird sie sein, dass du vorbei kommst. Immerhin mochte sie dich sehr, genau wie sie Chayenne mochte. Ich schreib dir gleich die Adresse auf.“
„Danke Michaela.“
Sie lächelte ihm gequält zu und verschwand in ihrem Büro. Aaron schaute auf den leeren Platz, auf dem Nathan saß und bemerkte dass auch Janine nicht anwesend war. Sicherlich war sie bei ihm und versuchte ihn zu trösten. Er setzte sich schweigend hin und begann seinen Teller zu essen. Obwohl er sie nicht länger als ein Tag kannte und sich seine Trauer in Grenzen hielt, drückte die Atmosphäre seine Laune. Alle schwiegen während des Essens.
Nach dem Essen ging er hinauf in sein Zimmer und zog sich um. In Arbeitsklamotten wollte er nicht zu Claire. Fertig umgezogen lief Aaron die Treppen hinunter. In dem kleinen Wohnzimmer saßen einige Angestellte und schluchzten. Er sah Michaela und deutete ihr dass er nun fahren würde. Sie nickte nur zustimmend.
Aaron saß in seinem Leasingauto und stellte das Navi ein. Es war zum verrückt werden. Er sehnte sich nach seinem Modell und als er es endlich eingestellt hatte, fuhr er los. Er fuhr einige Stunden und kam gegen frühen Abend dort an. Laut den Besuchszeiten hatte er nun noch eine Stunde Zeit. Er stand vor dem Krankenhaus in Clarksville und fühlte sich falsch. War dies ein Zeichen, dass er sie nicht besuchen sollte? Er dachte an die Krankenzimmer, die er aus dem Fernseher kannte und wurde zunehmend nervöser.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 18 – Bitten und Bangen
Alyson stand draußen vor dem Haus und wartete auf Zachury. Es war für Jazmin einer dieser Szenen die unendlich in ihr schmerzten. Sie biss sich auf die Zähne, schaute auf den Boden und ging so schnell sie konnte ins Haus. Drinnen saß Kyle und Jazmin konnte sehen dass er getrunken hatte, denn ganz ungeniert saß er da und leckte sich die restlichen Blutspuren von seinem Gesicht. Mit schwerem Herzen setzte sie sich zu ihm und schloss die Augen.
„Schwerer als du dachtest, hä?“, begann Kyle ein Gespräch. Jazmin öffnete ihre Augen und schielte zu Kyle herüber der immer noch seine Finger vom Blut befreite. Als er nach einigen Sekunden keine Antwort erhielt, weil Jazmin ihn beobachtete und ihren eigenen Durst spürte, sah er auf. Jazmin sah nur das Blut und erinnerte sich wie der rote Saft den Zachury ihr gab, ihre Kehle hinunter rann.
„Hey Jaz, alles okay?“, Kyle musterte sie mit fragenden Blicken. Sie schüttelte ihren Kopf, als wollte sie das darin befindende Chaos somit ordnen.
„Nein, alles okay“, sie machte eine kleine Pause, sah sich kurz um und fuhr dann so leise sie konnte fort, „Kyle? Kannst du mir zeigen, wie ich von einem Menschen trinken kann, ohne ihn ernsthaft zu verletzen?“
Kyles Mund klappte auf und er konnte kaum fassen was er aus ihrem Mund gehört hatte.
„Willst du das wegen Zach machen?“, sprach er seinen ersten Impuls aus. Es war zu erwarten, hatte Jazmin sich doch seit mehr als fünf Jahren geweigert.
„Nein, es ist nicht wegen Zach.“ Kyle hatte den nachdenklichen Unterton in ihrer Stimme gehört. Und obwohl es immer so aussah, als würden sie sich nicht verstehen, verband sie eine gemeinsame Charaktereigenschaft. Sie waren sich ähnlich und konnten über alles reden. Kyle fühlte sich geschmeichelt, dass er es ihr zeigen sollte.
„Und warum, willst du es dann? Willst du deine Ernährung nun doch umstellen?“
„Nein, es ist … ach ist doch auch egal. Kannst du es mir bitte zeigen?“
„Nur, wenn du mir sagst, warum du das willst. Es muss ja ein Grund geben, warum du mich fragst, anstatt Frank. Also raus mit der Sprache.“ Kyle beobachtete sie genau und sah sie mit sich hadern. Dann sprang Jaz auf. Normaler Weise würde sie einen Wutanfall bekommen, umso erstaunter war Kyle als der Anfall nicht kam. Sie ging schnell zur Tür und schaute sich um, zog einmal die Luft ein um die darin befindenden Duftstoffe zu filtern und schloss sie wieder. Kurz horchte sie in das Haus und stufte es als sicher ein. Dann begab sie sich zu Kyle.
„Hey, was ist los? Ist ein Vampirjäger hier in der Nähe?“
„Ich hab da einen Typen kennen gelernt.“
„Hey, Jazmin!“, rief er erstaunt und neugierig zugleich, „woher kennst du ihn? Los erzähl‘ schon“, seine Euphorie sank jedoch so schnell wie sie gekommen war, „aber er sollte dich doch so lieben wie du bist. Immerhin bist das nicht du, wenn du dich wegen ihm verändern willst.“
„Keine Ahnung wie ich dir das sagen soll, aber es soll eigentlich nur als eine Art Vorsichtsmaßnahme dienen.“
„Hä? Wie meinst du das? Du willst doch nicht sagen, dass er ein Mensch ist?“
„Genau das will ich damit sagen.“ Jazmin wurde kleinlich und auch ängstlich, denn Kyle hatte nicht viel für Menschen übrig. Sie waren lediglich Nahrung.
„Okay, da du in letzter Zeit immer bei der Ranch rumhängst, geh ich mal davon aus, dass er dort lebt und arbeitet?“ Jazmin konnte nichts sagen und nickte lediglich mit dem Kopf.
„Gott Jaz, gerade von dort? Wo Michaela doch weiß, dass es uns gibt.“
„Ja, aber sie weiß doch nicht wie wir aussehen. Sie weiß doch einfach nur dass es uns gibt. Und ich will ihn ja nicht leertrinken oder überhaupt von ihm trinken.“
„Und wozu willst du das dann lernen?“, unterbrach er sie.
„Ich will einfach nur … man der riecht so gut. Mir läuft regelrecht das Wasser im Mund zusammen, wenn ich in seiner Nähe bin. Und ich will ihn nicht verletzten, wenn ich doch mal die Fassung verlieren würde.“
„Jazmin, so einfach ist das nicht. Sobald sich Menschen verkrampfen wird es schwierig, sie nicht zu verletzen. Menschen müssen vollends entspannt sein. Deine Fähigkeiten für solche Trance sind echt verkümmert, weil du sie noch nie genutzt hast.“
„Das klingt, nach einem riesigen Haken.“
„Ja, in der Tat. Wenn ich es dir beibringen soll, musst du auch akzeptieren können, dass du jemanden tötest. Denn das wird am Anfang passieren, ob du das willst oder nicht. Es wird so sein. Jeder von uns hat Menschen auf den Gewissen.“
Stumm nickte Jazmin mit den Kopf, nicht das es für sie okay sei. Sondern, dass sie verstanden hat, was er ihr damit sagen wollte.
Aaron stand noch immer vor dem Eingang. Er hatte es eigentlich schon geschafft hinein zu gehen, bekam aber kurz darauf Panik und ging so schnell wie konnte wieder aus dem Krankenhaus. Die Dame an der Information beobachtete diese Unentschlossenheit mit einem kleinen Schmunzeln. Nach weiteren 5 Minuten stand sie auf und ging auf ihn zu.
„Na, deine Freundin hier drin?“, schmunzelte sie ihn an.
„Nein“, seufzte Aaron und sah sie an.
„Sondern?“, fragte sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Ein Mädchen, welches auf unserer Ranch war.“
„Du meinst die kleine Claire oder?“
Aaron wurde hellhörig. „Ja genau, woher wissen sie …“
„Sie ist die Einzige die von einem Pferd gefallen ist und darauf hin hier zu uns gebracht wurde. Falls du sie besuchen willst, dann geh ins Zimmer 12b. Sie hat gern Besuch.“
„Sagen Sie bitte, weiß Claire von dem schlimmen Ereignis?“
„Sie meinen den Tod der Beaufsichtigung?“ Aaron nickte. „Nein, ihre Eltern fanden dies zu viel Aufregung für sie. Sie soll in ihren letzten Tagen nicht noch mit ihrem eigenen Ende konfrontiert werden. Also erwähnen sie bitte Chayenne einfach nicht.“
„Woher, kennen sie den Namen?“
„Chayenne und Claire haben sich hier kennen gelernt. Beide hatten hier ihre Dialysen, als in Knoxville die Abteilung gestrichen wurde. Aber bitte gehen sie zur Kleinen. Sie freut sich immer sehr über Besuch, auch wenn er … “, sie unterbrach und schaute auf die Uhr, „… nur noch eine halbe Stunde dauert und offenbar kein Geschenk für sie dabei hat.“
Mist, er hatte doch tatsächlich nichts dabei. Als wenn die Dame seine Gedanken gelesen hatte, flüsterte sie ihm zu, „Da drüben ist ein Geschenkladen, der hat bis 18 Uhr auf. Also wenn sie einen Tipp wollen, sie liebt Ponys.“
Die Dame hatte ihm deutlich Mut zugesprochen und es viel ihm nun leichter. Denn nun wusste er was er sagen konnte und was besser nicht. Kurz bevor er zum Zimmer 12b ging, kaufte er noch etwas im Shop, dann machte er sich auf den Weg. Leise klopfte er an die Tür, als er herein gebeten wurde, öffnete er die Tür vorsichtig und als er einen Blick auf Claire warf, erschrak er fast.
Die kleine Lady hatte in beiden Armen einen Schlauch, wodurch ihr Blut floss und in eine Maschine mündete. Außerdem war sie noch blasser und ihr Gesicht noch müder, als vor ein paar Tagen. Doch dieses kleine süße Strahlen kehrte sofort auf ihrem Gesicht wieder, als sie erkannte, wer sie da besuchen kam. Wäre sie gesund gewesen, wäre sie sicherlich aufgesprungen und nicht zu halten gewesen.
„Aaron!“, rief sie begeistert, „Mama, Papa, dass ist Aaron, der von dem ich euch erzählt habe.“ Ihre Eltern lächelten ihn an und er nickte zur Begrüßung. Noch immer fühlte er sich geschockt und unfähig etwas zu sagen. Ihre Eltern schienen diese Reaktion nur zu kennen. Er schluckte einfach die traurigen Gedanken bei Seite und ging zu ihrem Bett. Er hielt das kleine Geschenk hinter seinen Rücken und Claire hatte bemerkt dass er etwas vor ihr versteckte und versuchte hinter seinem Rücken zu schauen. Als Aarons Blick auf die Schläuche sah, stellte er fest, dass Claire sich so weit zur Seite beugte, dass der Schlauch zu spannen schien und bevor er ihr schmerzhaft in die Schranken wies, holte er das kleine Pony vor seinem Rücken.
Claire streckte sofort die Arme hervor und strampelte vor Freude mit den Füßen, während sie lachend quietschte. Kaum hatte sie das Pony in den Armen, erhaschte Aaron einen Blick auf ihre Mutter. Sie war den Tränen nahe und stand auf um ihre nassen Augen vor Claire zu verstecken. Ihr Mann folgte ihr und nahm sie in die Arme. Aaron wollte nicht dass Claire diese Szene bemerkte oder realisierte, deshalb setzte er sich zu ihr auf das Bett.
„Na meine kleine Lady, gefällt es dir?“
„Oh ja, wie heißt es denn?“
Aaron fiel in diesem Moment nur ein einziger Name ein. „Chayenne“
Plötzlich wurde das Schluchzen von Claires Mutter heftiger. Oh nein! Fettnäpfchen!, dachte Aaron und es tat ihm leid, Clairs Eltern an das unumgängliche und unausweichliche Ereignis zu erinnern. Claire jedoch nahm das Pony ganz fest in die Arme und schmiegte ihr, von Krankheit gezeichnete, Gesicht an das weiche Plüsch. In dieser halben Stunde spielte er mit Claire. Ihre Mutter hatte in einem ruhigen Moment, als Claires Medikamente gebracht wurden, gesagt, dass Claire schon lange nicht mehr so voller Lebensfreude war. Es schmeichelte ihm, aber er fühlte sich nicht so wichtig. Doch dann kam die Zeit, an der er gehen musste. Die Besuchszeit war für ihn vorbei und er verabschiedete sich von der Familie. Er ging mit einem traurigen Gefühl und achtete nicht auf den Weg, als er gegen jemanden stieß.
„Mensch, kannst du nicht aufpassen?“, wurde er von einem jungen Mädchen angemotzt. Er sah nicht einmal auf, entschuldigte sich aber aufrichtig. Aaron fuhr zurück und war überrascht als er Jazmin am Ortseingang sah. Es war schon dunkel und spät. Also warum war sie da? Aaron fuhr rechts ran und öffnete seine Tür, als er Jaz im Rückspiegel auf sich zukommen sah.
Alyson stand draußen vor dem Haus und wartete auf Zachury. Es war für Jazmin einer dieser Szenen die unendlich in ihr schmerzten. Sie biss sich auf die Zähne, schaute auf den Boden und ging so schnell sie konnte ins Haus. Drinnen saß Kyle und Jazmin konnte sehen dass er getrunken hatte, denn ganz ungeniert saß er da und leckte sich die restlichen Blutspuren von seinem Gesicht. Mit schwerem Herzen setzte sie sich zu ihm und schloss die Augen.
„Schwerer als du dachtest, hä?“, begann Kyle ein Gespräch. Jazmin öffnete ihre Augen und schielte zu Kyle herüber der immer noch seine Finger vom Blut befreite. Als er nach einigen Sekunden keine Antwort erhielt, weil Jazmin ihn beobachtete und ihren eigenen Durst spürte, sah er auf. Jazmin sah nur das Blut und erinnerte sich wie der rote Saft den Zachury ihr gab, ihre Kehle hinunter rann.
„Hey Jaz, alles okay?“, Kyle musterte sie mit fragenden Blicken. Sie schüttelte ihren Kopf, als wollte sie das darin befindende Chaos somit ordnen.
„Nein, alles okay“, sie machte eine kleine Pause, sah sich kurz um und fuhr dann so leise sie konnte fort, „Kyle? Kannst du mir zeigen, wie ich von einem Menschen trinken kann, ohne ihn ernsthaft zu verletzen?“
Kyles Mund klappte auf und er konnte kaum fassen was er aus ihrem Mund gehört hatte.
„Willst du das wegen Zach machen?“, sprach er seinen ersten Impuls aus. Es war zu erwarten, hatte Jazmin sich doch seit mehr als fünf Jahren geweigert.
„Nein, es ist nicht wegen Zach.“ Kyle hatte den nachdenklichen Unterton in ihrer Stimme gehört. Und obwohl es immer so aussah, als würden sie sich nicht verstehen, verband sie eine gemeinsame Charaktereigenschaft. Sie waren sich ähnlich und konnten über alles reden. Kyle fühlte sich geschmeichelt, dass er es ihr zeigen sollte.
„Und warum, willst du es dann? Willst du deine Ernährung nun doch umstellen?“
„Nein, es ist … ach ist doch auch egal. Kannst du es mir bitte zeigen?“
„Nur, wenn du mir sagst, warum du das willst. Es muss ja ein Grund geben, warum du mich fragst, anstatt Frank. Also raus mit der Sprache.“ Kyle beobachtete sie genau und sah sie mit sich hadern. Dann sprang Jaz auf. Normaler Weise würde sie einen Wutanfall bekommen, umso erstaunter war Kyle als der Anfall nicht kam. Sie ging schnell zur Tür und schaute sich um, zog einmal die Luft ein um die darin befindenden Duftstoffe zu filtern und schloss sie wieder. Kurz horchte sie in das Haus und stufte es als sicher ein. Dann begab sie sich zu Kyle.
„Hey, was ist los? Ist ein Vampirjäger hier in der Nähe?“
„Ich hab da einen Typen kennen gelernt.“
„Hey, Jazmin!“, rief er erstaunt und neugierig zugleich, „woher kennst du ihn? Los erzähl‘ schon“, seine Euphorie sank jedoch so schnell wie sie gekommen war, „aber er sollte dich doch so lieben wie du bist. Immerhin bist das nicht du, wenn du dich wegen ihm verändern willst.“
„Keine Ahnung wie ich dir das sagen soll, aber es soll eigentlich nur als eine Art Vorsichtsmaßnahme dienen.“
„Hä? Wie meinst du das? Du willst doch nicht sagen, dass er ein Mensch ist?“
„Genau das will ich damit sagen.“ Jazmin wurde kleinlich und auch ängstlich, denn Kyle hatte nicht viel für Menschen übrig. Sie waren lediglich Nahrung.
„Okay, da du in letzter Zeit immer bei der Ranch rumhängst, geh ich mal davon aus, dass er dort lebt und arbeitet?“ Jazmin konnte nichts sagen und nickte lediglich mit dem Kopf.
„Gott Jaz, gerade von dort? Wo Michaela doch weiß, dass es uns gibt.“
„Ja, aber sie weiß doch nicht wie wir aussehen. Sie weiß doch einfach nur dass es uns gibt. Und ich will ihn ja nicht leertrinken oder überhaupt von ihm trinken.“
„Und wozu willst du das dann lernen?“, unterbrach er sie.
„Ich will einfach nur … man der riecht so gut. Mir läuft regelrecht das Wasser im Mund zusammen, wenn ich in seiner Nähe bin. Und ich will ihn nicht verletzten, wenn ich doch mal die Fassung verlieren würde.“
„Jazmin, so einfach ist das nicht. Sobald sich Menschen verkrampfen wird es schwierig, sie nicht zu verletzen. Menschen müssen vollends entspannt sein. Deine Fähigkeiten für solche Trance sind echt verkümmert, weil du sie noch nie genutzt hast.“
„Das klingt, nach einem riesigen Haken.“
„Ja, in der Tat. Wenn ich es dir beibringen soll, musst du auch akzeptieren können, dass du jemanden tötest. Denn das wird am Anfang passieren, ob du das willst oder nicht. Es wird so sein. Jeder von uns hat Menschen auf den Gewissen.“
Stumm nickte Jazmin mit den Kopf, nicht das es für sie okay sei. Sondern, dass sie verstanden hat, was er ihr damit sagen wollte.
Aaron stand noch immer vor dem Eingang. Er hatte es eigentlich schon geschafft hinein zu gehen, bekam aber kurz darauf Panik und ging so schnell wie konnte wieder aus dem Krankenhaus. Die Dame an der Information beobachtete diese Unentschlossenheit mit einem kleinen Schmunzeln. Nach weiteren 5 Minuten stand sie auf und ging auf ihn zu.
„Na, deine Freundin hier drin?“, schmunzelte sie ihn an.
„Nein“, seufzte Aaron und sah sie an.
„Sondern?“, fragte sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Ein Mädchen, welches auf unserer Ranch war.“
„Du meinst die kleine Claire oder?“
Aaron wurde hellhörig. „Ja genau, woher wissen sie …“
„Sie ist die Einzige die von einem Pferd gefallen ist und darauf hin hier zu uns gebracht wurde. Falls du sie besuchen willst, dann geh ins Zimmer 12b. Sie hat gern Besuch.“
„Sagen Sie bitte, weiß Claire von dem schlimmen Ereignis?“
„Sie meinen den Tod der Beaufsichtigung?“ Aaron nickte. „Nein, ihre Eltern fanden dies zu viel Aufregung für sie. Sie soll in ihren letzten Tagen nicht noch mit ihrem eigenen Ende konfrontiert werden. Also erwähnen sie bitte Chayenne einfach nicht.“
„Woher, kennen sie den Namen?“
„Chayenne und Claire haben sich hier kennen gelernt. Beide hatten hier ihre Dialysen, als in Knoxville die Abteilung gestrichen wurde. Aber bitte gehen sie zur Kleinen. Sie freut sich immer sehr über Besuch, auch wenn er … “, sie unterbrach und schaute auf die Uhr, „… nur noch eine halbe Stunde dauert und offenbar kein Geschenk für sie dabei hat.“
Mist, er hatte doch tatsächlich nichts dabei. Als wenn die Dame seine Gedanken gelesen hatte, flüsterte sie ihm zu, „Da drüben ist ein Geschenkladen, der hat bis 18 Uhr auf. Also wenn sie einen Tipp wollen, sie liebt Ponys.“
Die Dame hatte ihm deutlich Mut zugesprochen und es viel ihm nun leichter. Denn nun wusste er was er sagen konnte und was besser nicht. Kurz bevor er zum Zimmer 12b ging, kaufte er noch etwas im Shop, dann machte er sich auf den Weg. Leise klopfte er an die Tür, als er herein gebeten wurde, öffnete er die Tür vorsichtig und als er einen Blick auf Claire warf, erschrak er fast.
Die kleine Lady hatte in beiden Armen einen Schlauch, wodurch ihr Blut floss und in eine Maschine mündete. Außerdem war sie noch blasser und ihr Gesicht noch müder, als vor ein paar Tagen. Doch dieses kleine süße Strahlen kehrte sofort auf ihrem Gesicht wieder, als sie erkannte, wer sie da besuchen kam. Wäre sie gesund gewesen, wäre sie sicherlich aufgesprungen und nicht zu halten gewesen.
„Aaron!“, rief sie begeistert, „Mama, Papa, dass ist Aaron, der von dem ich euch erzählt habe.“ Ihre Eltern lächelten ihn an und er nickte zur Begrüßung. Noch immer fühlte er sich geschockt und unfähig etwas zu sagen. Ihre Eltern schienen diese Reaktion nur zu kennen. Er schluckte einfach die traurigen Gedanken bei Seite und ging zu ihrem Bett. Er hielt das kleine Geschenk hinter seinen Rücken und Claire hatte bemerkt dass er etwas vor ihr versteckte und versuchte hinter seinem Rücken zu schauen. Als Aarons Blick auf die Schläuche sah, stellte er fest, dass Claire sich so weit zur Seite beugte, dass der Schlauch zu spannen schien und bevor er ihr schmerzhaft in die Schranken wies, holte er das kleine Pony vor seinem Rücken.
Claire streckte sofort die Arme hervor und strampelte vor Freude mit den Füßen, während sie lachend quietschte. Kaum hatte sie das Pony in den Armen, erhaschte Aaron einen Blick auf ihre Mutter. Sie war den Tränen nahe und stand auf um ihre nassen Augen vor Claire zu verstecken. Ihr Mann folgte ihr und nahm sie in die Arme. Aaron wollte nicht dass Claire diese Szene bemerkte oder realisierte, deshalb setzte er sich zu ihr auf das Bett.
„Na meine kleine Lady, gefällt es dir?“
„Oh ja, wie heißt es denn?“
Aaron fiel in diesem Moment nur ein einziger Name ein. „Chayenne“
Plötzlich wurde das Schluchzen von Claires Mutter heftiger. Oh nein! Fettnäpfchen!, dachte Aaron und es tat ihm leid, Clairs Eltern an das unumgängliche und unausweichliche Ereignis zu erinnern. Claire jedoch nahm das Pony ganz fest in die Arme und schmiegte ihr, von Krankheit gezeichnete, Gesicht an das weiche Plüsch. In dieser halben Stunde spielte er mit Claire. Ihre Mutter hatte in einem ruhigen Moment, als Claires Medikamente gebracht wurden, gesagt, dass Claire schon lange nicht mehr so voller Lebensfreude war. Es schmeichelte ihm, aber er fühlte sich nicht so wichtig. Doch dann kam die Zeit, an der er gehen musste. Die Besuchszeit war für ihn vorbei und er verabschiedete sich von der Familie. Er ging mit einem traurigen Gefühl und achtete nicht auf den Weg, als er gegen jemanden stieß.
„Mensch, kannst du nicht aufpassen?“, wurde er von einem jungen Mädchen angemotzt. Er sah nicht einmal auf, entschuldigte sich aber aufrichtig. Aaron fuhr zurück und war überrascht als er Jazmin am Ortseingang sah. Es war schon dunkel und spät. Also warum war sie da? Aaron fuhr rechts ran und öffnete seine Tür, als er Jaz im Rückspiegel auf sich zukommen sah.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 19 – Täuschungsmanöver
Immer wieder sah sich um, während sie mit zögerlichen Schritten auf ihn zu lief. Irgendetwas schien ihr Sorge zu bereiten, denn ihr Blick war vorsichtig und spähte umher. Ihre Stimme klang auch nicht so gelassen.
„Hey, was machst du hier? Ich dachte du bist auf der Ranch.“ Wieder begann Jazmin sich umzusehen. Aaron hatte nun kein Zweifel mehr.
„Gegenfrage! Was machst du hier?“, Aaron sah sie skeptisch an, als eine andere Stimme neben ihm gedämpft erklang.
„Jaz, was machst du da? Wer ist der Typ?“ Die Stimme klang kalt und war ziemlich tief. Aaron wollte sich gerade umdrehen als Jazmin zu ihm ins Auto stieg, seinen Kopf zwischen die Hände nahm und ihm tief in die Augen sah.
„Fahr! Fahr direkt nach Hause. Halt nirgends an.“ Ihre Stimme bemühte sich ruhig zu klingen, aber es gelang ihr nicht. Das einzige was Aaron dazu bewegte dies zu tun, was sie ihm sagte, war die Dringlichkeit und mitschwingende Sorge. Gerade als Aaron gegen ihren Willen den Kopf zu der fremden Stimme wenden wollte, biss Jazmin sich in den Arm. Aaron war so geschockt, dass er seinen Blick von ihr nicht abwenden konnte. Im gleichen Moment rutschte sie aus seinem Wagen, sagte noch einmal eindringlich, dass er fahren sollte und schlug die Tür zu. Jazmin beobachtete seine Handlung noch weiter und setzte einen flehenden Blick darin. Noch einmal versuchte Aaron die Person auszumachen von der sie angesprochen hatte und offensichtlich Angst vor ihr hatte. Doch dann schrie Jazmin so laut das Wort „Fahr!“ das er automatisch aufs Gaspedal trat und mit quietschenden Reifen davon fuhr. Aaron tat das, was sie ihm sagte. Auf direktem Weg fuhr er zur Ranch. Während dessen, dachte er darüber nach, wie feige er war. Er hätte da bleiben sollen. Sie hatte ganz offensichtlich Angst vor diesem Mann und er fuhr einfach wie ein Feigling zur Ranch. Ihr Blick war so verzweifelt und dann war da noch die Situation dass sie sich in den Arm biss. Was sollte das? Die ganze Fahrt über beschäftigte ihn die Frage und die Tatsache, dass er sie allein gelassen hatte. Er war einfach nur feige gewesen. Und als er bei der Ranch ankam, wo durch aus noch Licht leuchtete, hielt er nicht an. Er fuhr einen großen Bogen und raste die Strecke zurück. Er würde nicht weiter zulassen, dass sie dieser Angst ausgesetzt bliebe.
Jazmin schaute auf ihre Wunde, die schon wieder halb geschlossen war und wischte den blutigen Arm über ihren Mund, wobei sie das Blut im Gesicht verteilte. Kyle kam langsam auf sie zu. Jazmin war eine grauenvolle Schauspielerin, dennoch versuchte sie ihr Glück. Sie versuchte wild auszusehen und nahm ihre Lauerstellung ein. Je näher Kyle auf sie zu kam fauchte sie lauter und knurrte. Kyle sah sie abschätzend an und gab seine vorsichtige Haltung auf. Er richtete sich auf, straffte die Schultern und ging schneller auf Jazmin zu.
„Kannst aufhören zu spielen. Ich kenn dich gut und ich weiß wann du im Rausch bist. Ach und …“, er lief locker an ihr vorbei,“… wenn du noch im Rausch wärst, hätte er keine Chance gehabt zu entfliehen.“ Ohne ein weiteres Wort ließ er Jazmin stehen und verschwand hinter den Bäumen. Es war Jazmin ein Rätsel gewesen, und um eine Antwort zu erhalten rannte sie hinter ihm her.
„Was soll das heißen, Kyle?“
„Was soll was heißen?“, gab sich Kyle ahnungslos.
„Du sagtest er hätte keine Chance gehabt. Woher willst du das wissen?“
Abrupt blieb er stehen und sah sie böse an.
„Wir Vampire, können nie einfach aufhören, wenn wir es nicht gewohnt sind. Der Rausch ist immer da. Und du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du stärker bist als wir alle. Außerdem war es Aaron. Hast du wirklich gedacht, dein Täuschungsmanöver würde funktionieren? Du vergisst, dass auch ich ein Vampir bin und genauso gut sehen kann wie du. Du bist eindeutig zu oft mit Menschen zusammen. In der nächsten Zeit solltest du dich von ihnen fern halten. Falls du es überhaupt kannst.“
Dann setzte er sich wieder in Bewegung. An seinen Schritten konnte sie sehen, dass er es ihr sehr übel nahm, dass sie versucht hatte ihn zu täuschen. Nach einigen Metern, fügte er noch hinzu: „Du solltest auf die Straße aufpassen, wenn er hier langkommt, dann brauch Abby auch nicht mehr lang.“
Gerade als Jazmin dachte er würde weiter gehen wollen, fügte er noch etwas hinzu, aber wesentlich leiser: „So viel Vertrauen scheinst du wohl doch nicht zu mir zu haben.“ Und bevor Jazmin noch etwas fragen konnte, war er verschwunden. Er hatte sie stehen lassen und es wuchs in ihr ein ganz mieses Gefühl. Sie hatte ihn mit diesem Täuschungsversuch gekränkt. Kyle gab so etwas nur ungern zu, aber mit dieser Aussage hatte er es ihr klar verständlich gemacht.
Warum hatte sie es überhaupt getan. Er hätte sich nie an Aaron genährt, zumindest nicht wenn sie da gewesen wär. Langsam lief sie mit diesem zerfressenden Gedanken zurück zur Straße. Kyle hatte recht. Abby würde bald ankommen und sie musste dafür sorgen, dass niemand sie sehen würde. Als Jazmin nur noch eine Baumreihe von der Straße entfernt stand, hörte sie Motorengeräusche. An diesem konnte sie erkennen dass es Abby war. Als sie dann auch die Scheinwerfer sah, trat sie an den Straßenrand. Abby schlingerte leicht, was nichts Gutes verhieß. Als das Auto zum Stehen kam, rannte Jazmin zu dem Auto. Sie musste schnell sein, nicht das sie ihr entwischte. Es war eine enorme Umstellung, dass hatte sie bei Alyson gesehen und sie war noch jünger und wilder. Jazmin gelang es ins Auto und sie hatte auch von Anfang an eine gute Position gehabt um Sie festzuhalten. Plötzlich sahen Abby und Jazmin Scheinwerfer. Gleichzeitig entfuhr ihnen ein Fluch. Abby sah zurück und fragte Jaz ob sie klar kommen würde. Jazmin nickte mit dem Kopf, war sich aber absolut nicht sicher gewesen. Abby fuhr so schnell sie konnte an, schaltete sofort das Fernlicht ein um den entgegen kommenden zu blenden. Bisher hatte dies immer gut funktioniert, sehr zum Ärger des Geblendeten. Und auch dieses Mal klappte es perfekt. Als Jaz zurück schaute erkannte sie den Wagen.
„Dummer Mensch“, knurrte sie ganz leise und versuchte Sie im Zaum zu halten.
Immer wieder sah sich um, während sie mit zögerlichen Schritten auf ihn zu lief. Irgendetwas schien ihr Sorge zu bereiten, denn ihr Blick war vorsichtig und spähte umher. Ihre Stimme klang auch nicht so gelassen.
„Hey, was machst du hier? Ich dachte du bist auf der Ranch.“ Wieder begann Jazmin sich umzusehen. Aaron hatte nun kein Zweifel mehr.
„Gegenfrage! Was machst du hier?“, Aaron sah sie skeptisch an, als eine andere Stimme neben ihm gedämpft erklang.
„Jaz, was machst du da? Wer ist der Typ?“ Die Stimme klang kalt und war ziemlich tief. Aaron wollte sich gerade umdrehen als Jazmin zu ihm ins Auto stieg, seinen Kopf zwischen die Hände nahm und ihm tief in die Augen sah.
„Fahr! Fahr direkt nach Hause. Halt nirgends an.“ Ihre Stimme bemühte sich ruhig zu klingen, aber es gelang ihr nicht. Das einzige was Aaron dazu bewegte dies zu tun, was sie ihm sagte, war die Dringlichkeit und mitschwingende Sorge. Gerade als Aaron gegen ihren Willen den Kopf zu der fremden Stimme wenden wollte, biss Jazmin sich in den Arm. Aaron war so geschockt, dass er seinen Blick von ihr nicht abwenden konnte. Im gleichen Moment rutschte sie aus seinem Wagen, sagte noch einmal eindringlich, dass er fahren sollte und schlug die Tür zu. Jazmin beobachtete seine Handlung noch weiter und setzte einen flehenden Blick darin. Noch einmal versuchte Aaron die Person auszumachen von der sie angesprochen hatte und offensichtlich Angst vor ihr hatte. Doch dann schrie Jazmin so laut das Wort „Fahr!“ das er automatisch aufs Gaspedal trat und mit quietschenden Reifen davon fuhr. Aaron tat das, was sie ihm sagte. Auf direktem Weg fuhr er zur Ranch. Während dessen, dachte er darüber nach, wie feige er war. Er hätte da bleiben sollen. Sie hatte ganz offensichtlich Angst vor diesem Mann und er fuhr einfach wie ein Feigling zur Ranch. Ihr Blick war so verzweifelt und dann war da noch die Situation dass sie sich in den Arm biss. Was sollte das? Die ganze Fahrt über beschäftigte ihn die Frage und die Tatsache, dass er sie allein gelassen hatte. Er war einfach nur feige gewesen. Und als er bei der Ranch ankam, wo durch aus noch Licht leuchtete, hielt er nicht an. Er fuhr einen großen Bogen und raste die Strecke zurück. Er würde nicht weiter zulassen, dass sie dieser Angst ausgesetzt bliebe.
Jazmin schaute auf ihre Wunde, die schon wieder halb geschlossen war und wischte den blutigen Arm über ihren Mund, wobei sie das Blut im Gesicht verteilte. Kyle kam langsam auf sie zu. Jazmin war eine grauenvolle Schauspielerin, dennoch versuchte sie ihr Glück. Sie versuchte wild auszusehen und nahm ihre Lauerstellung ein. Je näher Kyle auf sie zu kam fauchte sie lauter und knurrte. Kyle sah sie abschätzend an und gab seine vorsichtige Haltung auf. Er richtete sich auf, straffte die Schultern und ging schneller auf Jazmin zu.
„Kannst aufhören zu spielen. Ich kenn dich gut und ich weiß wann du im Rausch bist. Ach und …“, er lief locker an ihr vorbei,“… wenn du noch im Rausch wärst, hätte er keine Chance gehabt zu entfliehen.“ Ohne ein weiteres Wort ließ er Jazmin stehen und verschwand hinter den Bäumen. Es war Jazmin ein Rätsel gewesen, und um eine Antwort zu erhalten rannte sie hinter ihm her.
„Was soll das heißen, Kyle?“
„Was soll was heißen?“, gab sich Kyle ahnungslos.
„Du sagtest er hätte keine Chance gehabt. Woher willst du das wissen?“
Abrupt blieb er stehen und sah sie böse an.
„Wir Vampire, können nie einfach aufhören, wenn wir es nicht gewohnt sind. Der Rausch ist immer da. Und du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du stärker bist als wir alle. Außerdem war es Aaron. Hast du wirklich gedacht, dein Täuschungsmanöver würde funktionieren? Du vergisst, dass auch ich ein Vampir bin und genauso gut sehen kann wie du. Du bist eindeutig zu oft mit Menschen zusammen. In der nächsten Zeit solltest du dich von ihnen fern halten. Falls du es überhaupt kannst.“
Dann setzte er sich wieder in Bewegung. An seinen Schritten konnte sie sehen, dass er es ihr sehr übel nahm, dass sie versucht hatte ihn zu täuschen. Nach einigen Metern, fügte er noch hinzu: „Du solltest auf die Straße aufpassen, wenn er hier langkommt, dann brauch Abby auch nicht mehr lang.“
Gerade als Jazmin dachte er würde weiter gehen wollen, fügte er noch etwas hinzu, aber wesentlich leiser: „So viel Vertrauen scheinst du wohl doch nicht zu mir zu haben.“ Und bevor Jazmin noch etwas fragen konnte, war er verschwunden. Er hatte sie stehen lassen und es wuchs in ihr ein ganz mieses Gefühl. Sie hatte ihn mit diesem Täuschungsversuch gekränkt. Kyle gab so etwas nur ungern zu, aber mit dieser Aussage hatte er es ihr klar verständlich gemacht.
Warum hatte sie es überhaupt getan. Er hätte sich nie an Aaron genährt, zumindest nicht wenn sie da gewesen wär. Langsam lief sie mit diesem zerfressenden Gedanken zurück zur Straße. Kyle hatte recht. Abby würde bald ankommen und sie musste dafür sorgen, dass niemand sie sehen würde. Als Jazmin nur noch eine Baumreihe von der Straße entfernt stand, hörte sie Motorengeräusche. An diesem konnte sie erkennen dass es Abby war. Als sie dann auch die Scheinwerfer sah, trat sie an den Straßenrand. Abby schlingerte leicht, was nichts Gutes verhieß. Als das Auto zum Stehen kam, rannte Jazmin zu dem Auto. Sie musste schnell sein, nicht das sie ihr entwischte. Es war eine enorme Umstellung, dass hatte sie bei Alyson gesehen und sie war noch jünger und wilder. Jazmin gelang es ins Auto und sie hatte auch von Anfang an eine gute Position gehabt um Sie festzuhalten. Plötzlich sahen Abby und Jazmin Scheinwerfer. Gleichzeitig entfuhr ihnen ein Fluch. Abby sah zurück und fragte Jaz ob sie klar kommen würde. Jazmin nickte mit dem Kopf, war sich aber absolut nicht sicher gewesen. Abby fuhr so schnell sie konnte an, schaltete sofort das Fernlicht ein um den entgegen kommenden zu blenden. Bisher hatte dies immer gut funktioniert, sehr zum Ärger des Geblendeten. Und auch dieses Mal klappte es perfekt. Als Jaz zurück schaute erkannte sie den Wagen.
„Dummer Mensch“, knurrte sie ganz leise und versuchte Sie im Zaum zu halten.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 20 – Stoffhase, Metall und Drachen
Aaron saß mit dem Rücken gegen eine Wand gelehnt. Er hatte nichts weiter als einen Schlafanzug an. Seine nackten Füße hatte er auf eine Zeitung gestellt, die er ein paar Mal gefaltet hatte. Sie begannen schon vor Kälte zu schmerzen. Seine Finger kneteten die einzelnen Zehen, was jedoch nicht half. Der Wind pfiff um ihn herum, so dass er begann zu zittern. Das Einzige was er bei sich hatte …, nein, was er retten und mitnehmen konnte, war sein kleiner Stoffhase. Er war nach seinem dritten Geburtstag nie gewaschen worden und dennoch, Aaron würde ihn nie zurück lassen. Seine Mutter hatte an diesem Tag wieder viel getrunken, viel gekokst. Er war ein Junge einer koksenden Säuferin, die gerne einmal zu schlug nur wenn er nach etwas zu Essen fragte. Diesmal hatte sie einen schweren Aschenbecher nach ihm geworfen. Es hätte ihm sicher nichts ausgemacht, wenn es nicht das beste Geschenk gewesen wäre, was er im Kindergarten je gemacht hatte. Er hatte sich so viel Mühe gegeben und sie hatte es einfach geschnappt, nach ihm geworfen und es dabei in tausend Teile zerstört. Aaron hatte einen wunderschönen Drachen geformt, worauf er Stolz war und auch Lob und Anerkennung von seiner Erzieherin bekommen hatte. Auf dem ersten Blick sah man noch nicht einmal dass es ein Aschenbecher gewesen war. Nun saß Aaron mal wieder auf der Straße und wartete darauf dass seine Mutter zu betrunken und zu stoned war, um ihn noch zu verprügeln.
Doch diesmal sollte alles anders werden.
Aaron sah sich auf der Straße um. Jazmin war fort. Ob es ihr gut ging? Er ging noch einige Meter in den Wald hinein und rief ihren Namen so laut er konnte. Er befürchtete dass dieser Typ ihr was angetan haben könnte und sie verletzt hier irgendwo lag. Nachdem er erfolglos durch den Wald gelaufen war, jedoch bedacht darauf sich nicht allzu weit von der Straße zu entfernen, ging er wieder zurück zum Auto. Sie war nirgends zu sehen und trotzdem hatte er das dumpfe Gefühl dass es ihr schlecht ging. Bevor er in sein Auto stieg, sah er sich noch einmal um, aber bis auf ein paar kleine Fledermäuse und der im seichten Wind wiegenden Bäumen war nichts zu sehen. Er ließ sich auf seinen Sitz rutschen und startete den Motor. Für einen kurzen Moment war der Motor an, doch im nächsten soff ihm die Karre ab. Einige Male versuchte er den Motor zu starten und nichts geschah. Aaron stieg aus und versuchte das Auto an den Straßenrand zu schieben. Als er damit fertig war, griff er in seine Tasche und musste feststellen, dass er hier kein Netz hatte. Wozu braucht man ein Handy, wenn es hier nie funktionierte?, fragte er sich und sah sich um. Er entfernte sich etwas vom Auto und sah die Straße rauf und runter. Er hoffte, dass hier heute Nacht noch jemand lang käme, ansonsten wäre er gezwungen gewesen im Auto zu übernachten, und darauf war er ganz sicher nicht scharf gewesen. Gefrustet senkte er den Blick und wollte sich zurück zum Auto begeben, als er inne hielt. Er hatte das Gefühl das jemand hinter ihm stehen würde. Er spürte die Augen regelrecht auf sich ruhen und sofort erinnerte er sich an seine Tante, die vor ein paar Tagen hinter ihm stand, als er auf der Koppel war und gehofft hatte Jazmin wieder zu treffen. Sein Herz begann zu rasen, denn diesmal war eine Aura anwesend die nichts Menschliches an sich hatte. Er konnte die Augenpaare regelrecht vor seinem geistigen Auge sehen, wie sie ihn beobachteten. Er hob langsam seinen Blick und sah auf der gegenüberliegenden Seite der Straße, eine weiße Gestalt. Es war seine Tante, die ihm etwas versuchte zu sagen. Schon wieder sah sie aus, als wäre sie Körperlos. Das war ihm schon damals aufgefallen. Gerade als er zu ihr gehen wollte um endlich zu erfahren was sie hier immer tat, spürte er einen seichten Windhauch in seinem Nacken. Wieder spürte er einen dieser durchbohrenden Blicke und das Gesicht seiner Tante verriet ihm dass er sich nicht täuschte. Die Aura die ihm umgab, fühlte sich grausam an und obwohl er wusste, dass es eine ganze dumme Idee sein würde, drehte er sich mit einem Schwung, um zu sehen, wer sich hinter ihm befand.
Nichts. Niemand stand da. Nur sein Auto. Kein Strauch, kein Baum raschelte. Nichts was verraten könnte, dass jemand hinter ihm stand. Sofort wandte er sich zurück zu Tante. Kaum hatte er sich vollständig umgedreht, entfloh ihm ein hoher Schrei. Sein Herz schien für diesen Moment auszusetzen, seine Gedanken waren überfordert und sammelten sich erst langsam. Seine Tante war lautlos hinter ihn getreten. Wieder entgegnete ihm der leere Blick, wie vor ein paar Tagen und wieder war es die Selbe monotone Stimme die zu ihm sprach.
„Geh in dein Auto. Verschließe die Türen. Mach sie nicht auf, solange du mich siehst. Geh in dein Auto. Verschließe die …“
Immer wieder wiederholte sie die drei Sätze und ihre Stimme war so unheimlich, dass er ihrer Folge leistete. Er ging sofort zu dem Auto zurück. Er setzte sich hinein und verriegelte die Türen. Kaum hatte er die Knöpfe alle hinunter gedrückt, hatte er beim zurücksetzen auf den Fahrersitz im Augenwinkel einen schnellen Schatten wahrgenommen. Als er dort hinsah, war nichts zu erkennen. Noch einmal versuchte er das Auto zu starten. Und als hätte der Wagen nur etwas Zeit gebraucht, sprang er sofort wieder an. Er schaltete das Licht ein und sah sich um. Seine Tante war nirgends zu sehen, aber dieses dumpfe Gefühl beobachtete zu werden, wurde er trotz dem Licht nicht los. Doch es wurde ihm in sofern egal, dass er sein Auto wendete und sich so schnell wie möglich nach Hause machte.
Gerade als Aaron sich entschloss nach Hause zu gehen, blieb eine junge Frau vor ihm stehen. Sie war vielleicht etwas über 25 Jahre alt, hatte rotbraune, lange, glatte Haare und ebenso rotbraune Augen. Sie waren freundlich. So, wie die seiner Kindergärtnerin. Sie beugte sich hinunter zu ihm und zog sich dabei den langen Mantel aus, den sie gegen die Kälte trug. Sie legte ihm den schweren und dicken Stoff um seine Schultern.
„Gott, du musst ja schrecklich durchgefroren sein. Was machst du denn hier allein auf der Straße, vor allem aber um die Uhrzeit. Du solltest schon längst schlafen.“ Gerade in diesem Moment kam ihr in den Sinn, dass er bereits seinen Schlafanzug anhatte. Aaron umklammerte seinen Stoffhasen so fest er konnte. Obwohl sie sehr nett war, war er misstrauisch und dachte daran, dass sie ihm den Hasen klauen könnte. Er hatte schon oft um ihn kämpfen müssen. Schon im Kindergarten, wurde er verspottet, wegen seines Verhaltens wenn es um seinen Hasen ging. Er verteidigte ihn wie eine Mutter ihr Kind verteidigen sollte. Es war das Einzige, was er noch von seinem Vater besaß. In den klaren Momenten seiner Mutter hatte sie ihm erzählt, dass sein Vater nur zu seiner Geburt zu spät gekommen war, weil er noch das Kuscheltier kaufen wollte. Mit leeren Händen wollte er nicht da stehen. Wenn er schon nicht bei ihm aufwachsen würde, so wollte doch sein Vater, dass Aaron etwas hatte, was er in Bezug mit ihm bringen konnte. Damals hatten seine Mutter und Vater sich noch gut verstanden, was mit der Zeit jedoch abbaute, seinem Vater aber nicht davon abhielt mit Aaron in Kontakt zu bleiben. Sie sahen sich oft und seine Mutter war liebevoll.
Doch als Aaron seinen dritten Geburtstag feierte, wollte sein Vater pünktlich zur Überraschungsfeier kommen. An jenen Tag hatte er Überstunden machen müssen und befürchtete zu spät zu kommen. Seine damalige zweite Frau hatte ihm noch die guten Sachen ins Hauptquartier gebracht, damit er sich auf Arbeit gleich umziehen konnte. Doch er hatte es nie zu seiner Feier geschafft. Anfangs war Aaron böse mit ihm gewesen, weil er ihn nicht sah, als er überrascht wurde. Doch je länger die Feier ging, desto wütender wurde Aaron. Er schlug andere Kinder, schrie und weinte. Er selbst konnte sich daran nicht mehr erinnern, dass hatte er alles von seiner Mutter erfahren. Wie schon gesagt in klaren Momenten. Sie machte ihn verantwortlich. Seine Mutter hatte ihren Exmann noch immer sehr geliebt und ist nie über den Tod hinweg gekommen. Es war für sie einfacher gewesen, jemanden die Schuld geben zu können und leider traf es Aaron.
Aaron spürte allmehlig die Wärme zurück kommen. Die junge Frau sah ihn noch immer fragend an.
„Also? Was machst du hier?“
„Warten.“, gab er knapp zurück.
„Und worauf wartest du?“
„Darauf, dass ich wieder nach Hause kann.“
„Und warum bist du nicht zuhause?“
„Weil ich böse war“, er sagte es so beiläufig, dass die junge Frau fast erstarrt blieb.
„Weil du böse warst, musstest du nur im Schlafanzug hier raus in die kalte Nacht? Wo wohnst du?“
An der Stimme konnte Aaron hören, dass es für sie unfassbar war und dass sie sehr sauer war. Doch Aaron wollte seine Mutter schützen, er wusste doch wie sie tickte und das konnte die junge Frau mit den wunderschönen braunen Haaren nicht verstehen. Aaron wollte seine Mutter nicht in Schwierigkeiten bringen. Er sprang auf, warf den Mantel in den Dreck dabei und versuchte so schnell wie möglich mit den nackten kalten Füßen zu rennen, da er schon oft diese Wege herunter rannte, wusste er wo er in etwa hintreten musste. Er bog immer wieder in kleine Nebenstraßen ein und schlug Haken. Irgendwann hatte er nicht mehr das Gefühl verfolgt zu werden und blieb stehen. Er schnaufte durch und ging langsam nach Hause. In der kleinen Wohnung war es still. Seine Mutter war vor dem Fernseher eingeschlafen und Aaron stand im Flur vor den Scherben seines Muttertagsgeschenks. Er hockte sich hin, legte “Buddha“ auf seine Knie und sammelte unter Tränen, die er nicht mehr unterdrücken konnte, beim Anblick seiner Mühen, die Scherben des Aschenbechers auf. Es war für ihn sehr schwer gewesen alles aufzuheben und in den Mülleimer zu tun. Das Einzige was er behielt war der Kopf des Drachens. Dieser war aus dickem Material gewesen und hatte den Flug fast unversehrt überstanden. Bis auf die Spitze am Maul und einen der Hörner war er fast unbeschadet gewesen. Er ging mit “Buddha“, seinem Stoffhasen, ins Zimmer und legte ihn sanft auf das Bett. Den Drachenkopf legte er in eine kleine Metallbox, wo ein Foto seines Vaters befand und sein erster Milchzahn lag. Leise legte er sich ins Bett und kuschelte sich an “Buddha“. Als er gerade die richtige Einschlafposition fand, fing sein Magen laut an zu schreien. Ihm war auch schon schlecht vor Hunger und trotzdem blieb er liegen und versuchte zu schlafen.
Bei Tante Michaela angekommen rannte Aaron ins Haus. Die ganze Fahrt über hatte er das seltsame Gefühl, verfolgt zu werden. Auch wenn es eine reine Paranoia war, fühlte er sich besser als er im Haus war. Es war niemand weiter da draußen gewesen, als er, ein paar Pferde und seine Fantasie. Als er oben im Zimmer ankam ging er zu seiner Reisetasche und kramte darin herum. Er holte seinen kleinen Stoffhasen heraus. Immer wenn er Angst hatte oder sich unwohl fühlte, brauchte er ihn einfach in seiner Nähe. Irgendwie hatte er das Gefühl dass “Buddha“ ihn beschützte. Außerdem nahm er seine kleine Metallbox heraus. Noch immer befanden sich das Foto seines Vaters, der Milchzahn und der Drachenkopf darin, doch in all den Jahren, kamen immer mehr kleine Dinge dazu. Nun war auch ein Foto von Geraldine darin, seiner Adoptiveltern, die Todesanzeige seines Vaters, der Zeitungsbericht einer abgeknallten Kokshure, die sich als seine leibliche Mutter herausgestellt hatte, und der Ring den er damals Brandie geschenkt hatte. Er sah sich alles an, als es leise am Fenster klopfte. Er sah auf und erblickte Jazmin, die auf dem Vordach hockte. Aaron räumte die Metallbox zur Seite und schaute auf den Hasen. Na klasse, dass heißeste Mädchen sieht mich hier mit einem Stoffhasen sitzen.
Aaron saß mit dem Rücken gegen eine Wand gelehnt. Er hatte nichts weiter als einen Schlafanzug an. Seine nackten Füße hatte er auf eine Zeitung gestellt, die er ein paar Mal gefaltet hatte. Sie begannen schon vor Kälte zu schmerzen. Seine Finger kneteten die einzelnen Zehen, was jedoch nicht half. Der Wind pfiff um ihn herum, so dass er begann zu zittern. Das Einzige was er bei sich hatte …, nein, was er retten und mitnehmen konnte, war sein kleiner Stoffhase. Er war nach seinem dritten Geburtstag nie gewaschen worden und dennoch, Aaron würde ihn nie zurück lassen. Seine Mutter hatte an diesem Tag wieder viel getrunken, viel gekokst. Er war ein Junge einer koksenden Säuferin, die gerne einmal zu schlug nur wenn er nach etwas zu Essen fragte. Diesmal hatte sie einen schweren Aschenbecher nach ihm geworfen. Es hätte ihm sicher nichts ausgemacht, wenn es nicht das beste Geschenk gewesen wäre, was er im Kindergarten je gemacht hatte. Er hatte sich so viel Mühe gegeben und sie hatte es einfach geschnappt, nach ihm geworfen und es dabei in tausend Teile zerstört. Aaron hatte einen wunderschönen Drachen geformt, worauf er Stolz war und auch Lob und Anerkennung von seiner Erzieherin bekommen hatte. Auf dem ersten Blick sah man noch nicht einmal dass es ein Aschenbecher gewesen war. Nun saß Aaron mal wieder auf der Straße und wartete darauf dass seine Mutter zu betrunken und zu stoned war, um ihn noch zu verprügeln.
Doch diesmal sollte alles anders werden.
Aaron sah sich auf der Straße um. Jazmin war fort. Ob es ihr gut ging? Er ging noch einige Meter in den Wald hinein und rief ihren Namen so laut er konnte. Er befürchtete dass dieser Typ ihr was angetan haben könnte und sie verletzt hier irgendwo lag. Nachdem er erfolglos durch den Wald gelaufen war, jedoch bedacht darauf sich nicht allzu weit von der Straße zu entfernen, ging er wieder zurück zum Auto. Sie war nirgends zu sehen und trotzdem hatte er das dumpfe Gefühl dass es ihr schlecht ging. Bevor er in sein Auto stieg, sah er sich noch einmal um, aber bis auf ein paar kleine Fledermäuse und der im seichten Wind wiegenden Bäumen war nichts zu sehen. Er ließ sich auf seinen Sitz rutschen und startete den Motor. Für einen kurzen Moment war der Motor an, doch im nächsten soff ihm die Karre ab. Einige Male versuchte er den Motor zu starten und nichts geschah. Aaron stieg aus und versuchte das Auto an den Straßenrand zu schieben. Als er damit fertig war, griff er in seine Tasche und musste feststellen, dass er hier kein Netz hatte. Wozu braucht man ein Handy, wenn es hier nie funktionierte?, fragte er sich und sah sich um. Er entfernte sich etwas vom Auto und sah die Straße rauf und runter. Er hoffte, dass hier heute Nacht noch jemand lang käme, ansonsten wäre er gezwungen gewesen im Auto zu übernachten, und darauf war er ganz sicher nicht scharf gewesen. Gefrustet senkte er den Blick und wollte sich zurück zum Auto begeben, als er inne hielt. Er hatte das Gefühl das jemand hinter ihm stehen würde. Er spürte die Augen regelrecht auf sich ruhen und sofort erinnerte er sich an seine Tante, die vor ein paar Tagen hinter ihm stand, als er auf der Koppel war und gehofft hatte Jazmin wieder zu treffen. Sein Herz begann zu rasen, denn diesmal war eine Aura anwesend die nichts Menschliches an sich hatte. Er konnte die Augenpaare regelrecht vor seinem geistigen Auge sehen, wie sie ihn beobachteten. Er hob langsam seinen Blick und sah auf der gegenüberliegenden Seite der Straße, eine weiße Gestalt. Es war seine Tante, die ihm etwas versuchte zu sagen. Schon wieder sah sie aus, als wäre sie Körperlos. Das war ihm schon damals aufgefallen. Gerade als er zu ihr gehen wollte um endlich zu erfahren was sie hier immer tat, spürte er einen seichten Windhauch in seinem Nacken. Wieder spürte er einen dieser durchbohrenden Blicke und das Gesicht seiner Tante verriet ihm dass er sich nicht täuschte. Die Aura die ihm umgab, fühlte sich grausam an und obwohl er wusste, dass es eine ganze dumme Idee sein würde, drehte er sich mit einem Schwung, um zu sehen, wer sich hinter ihm befand.
Nichts. Niemand stand da. Nur sein Auto. Kein Strauch, kein Baum raschelte. Nichts was verraten könnte, dass jemand hinter ihm stand. Sofort wandte er sich zurück zu Tante. Kaum hatte er sich vollständig umgedreht, entfloh ihm ein hoher Schrei. Sein Herz schien für diesen Moment auszusetzen, seine Gedanken waren überfordert und sammelten sich erst langsam. Seine Tante war lautlos hinter ihn getreten. Wieder entgegnete ihm der leere Blick, wie vor ein paar Tagen und wieder war es die Selbe monotone Stimme die zu ihm sprach.
„Geh in dein Auto. Verschließe die Türen. Mach sie nicht auf, solange du mich siehst. Geh in dein Auto. Verschließe die …“
Immer wieder wiederholte sie die drei Sätze und ihre Stimme war so unheimlich, dass er ihrer Folge leistete. Er ging sofort zu dem Auto zurück. Er setzte sich hinein und verriegelte die Türen. Kaum hatte er die Knöpfe alle hinunter gedrückt, hatte er beim zurücksetzen auf den Fahrersitz im Augenwinkel einen schnellen Schatten wahrgenommen. Als er dort hinsah, war nichts zu erkennen. Noch einmal versuchte er das Auto zu starten. Und als hätte der Wagen nur etwas Zeit gebraucht, sprang er sofort wieder an. Er schaltete das Licht ein und sah sich um. Seine Tante war nirgends zu sehen, aber dieses dumpfe Gefühl beobachtete zu werden, wurde er trotz dem Licht nicht los. Doch es wurde ihm in sofern egal, dass er sein Auto wendete und sich so schnell wie möglich nach Hause machte.
Gerade als Aaron sich entschloss nach Hause zu gehen, blieb eine junge Frau vor ihm stehen. Sie war vielleicht etwas über 25 Jahre alt, hatte rotbraune, lange, glatte Haare und ebenso rotbraune Augen. Sie waren freundlich. So, wie die seiner Kindergärtnerin. Sie beugte sich hinunter zu ihm und zog sich dabei den langen Mantel aus, den sie gegen die Kälte trug. Sie legte ihm den schweren und dicken Stoff um seine Schultern.
„Gott, du musst ja schrecklich durchgefroren sein. Was machst du denn hier allein auf der Straße, vor allem aber um die Uhrzeit. Du solltest schon längst schlafen.“ Gerade in diesem Moment kam ihr in den Sinn, dass er bereits seinen Schlafanzug anhatte. Aaron umklammerte seinen Stoffhasen so fest er konnte. Obwohl sie sehr nett war, war er misstrauisch und dachte daran, dass sie ihm den Hasen klauen könnte. Er hatte schon oft um ihn kämpfen müssen. Schon im Kindergarten, wurde er verspottet, wegen seines Verhaltens wenn es um seinen Hasen ging. Er verteidigte ihn wie eine Mutter ihr Kind verteidigen sollte. Es war das Einzige, was er noch von seinem Vater besaß. In den klaren Momenten seiner Mutter hatte sie ihm erzählt, dass sein Vater nur zu seiner Geburt zu spät gekommen war, weil er noch das Kuscheltier kaufen wollte. Mit leeren Händen wollte er nicht da stehen. Wenn er schon nicht bei ihm aufwachsen würde, so wollte doch sein Vater, dass Aaron etwas hatte, was er in Bezug mit ihm bringen konnte. Damals hatten seine Mutter und Vater sich noch gut verstanden, was mit der Zeit jedoch abbaute, seinem Vater aber nicht davon abhielt mit Aaron in Kontakt zu bleiben. Sie sahen sich oft und seine Mutter war liebevoll.
Doch als Aaron seinen dritten Geburtstag feierte, wollte sein Vater pünktlich zur Überraschungsfeier kommen. An jenen Tag hatte er Überstunden machen müssen und befürchtete zu spät zu kommen. Seine damalige zweite Frau hatte ihm noch die guten Sachen ins Hauptquartier gebracht, damit er sich auf Arbeit gleich umziehen konnte. Doch er hatte es nie zu seiner Feier geschafft. Anfangs war Aaron böse mit ihm gewesen, weil er ihn nicht sah, als er überrascht wurde. Doch je länger die Feier ging, desto wütender wurde Aaron. Er schlug andere Kinder, schrie und weinte. Er selbst konnte sich daran nicht mehr erinnern, dass hatte er alles von seiner Mutter erfahren. Wie schon gesagt in klaren Momenten. Sie machte ihn verantwortlich. Seine Mutter hatte ihren Exmann noch immer sehr geliebt und ist nie über den Tod hinweg gekommen. Es war für sie einfacher gewesen, jemanden die Schuld geben zu können und leider traf es Aaron.
Aaron spürte allmehlig die Wärme zurück kommen. Die junge Frau sah ihn noch immer fragend an.
„Also? Was machst du hier?“
„Warten.“, gab er knapp zurück.
„Und worauf wartest du?“
„Darauf, dass ich wieder nach Hause kann.“
„Und warum bist du nicht zuhause?“
„Weil ich böse war“, er sagte es so beiläufig, dass die junge Frau fast erstarrt blieb.
„Weil du böse warst, musstest du nur im Schlafanzug hier raus in die kalte Nacht? Wo wohnst du?“
An der Stimme konnte Aaron hören, dass es für sie unfassbar war und dass sie sehr sauer war. Doch Aaron wollte seine Mutter schützen, er wusste doch wie sie tickte und das konnte die junge Frau mit den wunderschönen braunen Haaren nicht verstehen. Aaron wollte seine Mutter nicht in Schwierigkeiten bringen. Er sprang auf, warf den Mantel in den Dreck dabei und versuchte so schnell wie möglich mit den nackten kalten Füßen zu rennen, da er schon oft diese Wege herunter rannte, wusste er wo er in etwa hintreten musste. Er bog immer wieder in kleine Nebenstraßen ein und schlug Haken. Irgendwann hatte er nicht mehr das Gefühl verfolgt zu werden und blieb stehen. Er schnaufte durch und ging langsam nach Hause. In der kleinen Wohnung war es still. Seine Mutter war vor dem Fernseher eingeschlafen und Aaron stand im Flur vor den Scherben seines Muttertagsgeschenks. Er hockte sich hin, legte “Buddha“ auf seine Knie und sammelte unter Tränen, die er nicht mehr unterdrücken konnte, beim Anblick seiner Mühen, die Scherben des Aschenbechers auf. Es war für ihn sehr schwer gewesen alles aufzuheben und in den Mülleimer zu tun. Das Einzige was er behielt war der Kopf des Drachens. Dieser war aus dickem Material gewesen und hatte den Flug fast unversehrt überstanden. Bis auf die Spitze am Maul und einen der Hörner war er fast unbeschadet gewesen. Er ging mit “Buddha“, seinem Stoffhasen, ins Zimmer und legte ihn sanft auf das Bett. Den Drachenkopf legte er in eine kleine Metallbox, wo ein Foto seines Vaters befand und sein erster Milchzahn lag. Leise legte er sich ins Bett und kuschelte sich an “Buddha“. Als er gerade die richtige Einschlafposition fand, fing sein Magen laut an zu schreien. Ihm war auch schon schlecht vor Hunger und trotzdem blieb er liegen und versuchte zu schlafen.
Bei Tante Michaela angekommen rannte Aaron ins Haus. Die ganze Fahrt über hatte er das seltsame Gefühl, verfolgt zu werden. Auch wenn es eine reine Paranoia war, fühlte er sich besser als er im Haus war. Es war niemand weiter da draußen gewesen, als er, ein paar Pferde und seine Fantasie. Als er oben im Zimmer ankam ging er zu seiner Reisetasche und kramte darin herum. Er holte seinen kleinen Stoffhasen heraus. Immer wenn er Angst hatte oder sich unwohl fühlte, brauchte er ihn einfach in seiner Nähe. Irgendwie hatte er das Gefühl dass “Buddha“ ihn beschützte. Außerdem nahm er seine kleine Metallbox heraus. Noch immer befanden sich das Foto seines Vaters, der Milchzahn und der Drachenkopf darin, doch in all den Jahren, kamen immer mehr kleine Dinge dazu. Nun war auch ein Foto von Geraldine darin, seiner Adoptiveltern, die Todesanzeige seines Vaters, der Zeitungsbericht einer abgeknallten Kokshure, die sich als seine leibliche Mutter herausgestellt hatte, und der Ring den er damals Brandie geschenkt hatte. Er sah sich alles an, als es leise am Fenster klopfte. Er sah auf und erblickte Jazmin, die auf dem Vordach hockte. Aaron räumte die Metallbox zur Seite und schaute auf den Hasen. Na klasse, dass heißeste Mädchen sieht mich hier mit einem Stoffhasen sitzen.
amyfake78- ~Flying over tree tops with Edward~
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 21 – Eine schwere Bitte
Kyle stand an einem der Zäune und beobachtete das Haus. Es war ihm nicht schwer gefallen, Jazmin im Glauben zu lassen, dass er gegangen war. Sie war zu sehr darauf bedacht gewesen, zu hoffen dass dieser Aaron nicht zurück kehren würde. Kyle war, als er außer Sichtweite war, in die Baumwipfel gesprungen und Jazmin beobachtet wie sie letztendlich zu Abby ins Auto stieg. Abby war hübsch und hatte sogar als Vampir mit ihren kleinen Pfunden zu kämpfen. Ohne es zu wollen begann Kyle zu lächeln. Er und Abby hatten sich damals ein Appartment geteilt. Sie war eine tolle Mitbewohnerin und Liebhaberin gewesen. Doch irgendwann trat Jazmin in ihrer Leben und Abby wollte nichts mehr von Kyle.
Allerdings nicht weil sie ihn nicht mehr mochte. Es war ihr reiner Selbstschutz, sie wusste dass es ihr eines Tages weh tun würde. Sie war klug und immer zu Späßen aufgelegt. Anfangs als Jazmin ein Vampir war, hatten die Beiden immer kleine Geschichten erzählt um sie zu verwirren. Jazmin sah nämlich immer recht lustig aus.
Noch während er in seinen Gedanken hing und zusah wie Abby Gas gab, sah er in der Ferne zwei Scheinwerfer. Er folgte dem schwarzen Cadillac und hoffte, dass der Fahrer des entgegenkommenden Fahrzeugs nicht ins Innere des Cadillacs hinein sehen könnte. Kyle sah nämlich wie Jazmin mit Ihr zu tun hatte. Doch es ging alles gut. Umso heftiger war es für ihn, als er kurz darauf zu sah, wer aus dem Fahrzeug stieg und so laut er konnte nach Jazmin brüllte. Kyle war ein knurren entwischt. Aber nur gut, dass Menschen so überaus dämlich waren. Kyle wollte sich zu erkennen geben, aber er entschied sich ihn einfach nur ein wenig Angst zu machen.
Und nun stand Kyle einfach da und sah ununterbrochen zum Haus. Jazmin hockte auf dem kleinen Dach der Veranda und unterhielt sich mit diesem Aaron. Kyle wusste nicht genau was er hier eigentlich tat. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass dieser Typ in Jazmin so viel Interesse geweckt hatte. Er hatte ihn schon tagsüber beobachtet und wusste auch dass er kein großes Interesse an einer Beziehung hatte.
Es war ein sehr heißer Tag für die Jahreszeit gewesen und Aaron hatte sich um die Ställe gekümmert, als Kyle die sexuelle Spannung zwischen Aaron und der Pferdewirtin bemerkt hatte. Dieser Typ kannte Janine nur wenige Tage und trotzdem war er mit ihr voll im Gange gewesen, als Kyle mit einem der Arbeiter durch die Stallungen ging. Kyle hatte angegeben einen Schulausflug zu organisieren. Der Arbeiter führte ihn durch die Stallung und Kyle roch sofort den Geruch von Sex, der schwer in einer der Boxen schwebte. Es machte ihn rasend, denn er wusste das Jazmin Interesse hatte.
„Hey Alter, was ist los? Willst du heute mal Tier genießen?“ Die spöttische Stimme von Zachury ertönte neben ihm.
„Mir wäre dieser Idiot lieber“, Kyle zeigte mit dem Kopf in Richtung Haus.
„Ist das Jazmin?“ Zachs Stimme klang völlig überrascht und ungläubig.
„Jepp. Und dieser neue Mensch aus Seattle.“
„Ah von dem hab ich schon gehört. Was macht sie da?“
Die Fragen gingen Kyle total auf die Nerven und es wurde immer schwerer seine Wut im Zaum zu halten. Es gab nun zwei Dinge. Mit Zach wollte er nie über Jazmin reden, zu groß war die Gefahr das er sich verquatschen könnte. Kyle hütete genauso sein Geheimnis wie Zachury seins. Der zweite Grund bestand einfach an dieser Szenerie die er mit ansah. Durch die zusammen gepressten Zähne stieß er ein, „Reden!“, hervor. Noch bevor Zach darauf eingehen konnte, gab er dem Zaun, den er im Rücken hatte einen Tritt und wandte den Blick vom Haus ab. Doch Zachury hatte weitere Fragen.
„Wurde sie schon herein gebeten?“ Zachurys Stimme klang hoffnungsvoll und auf seinen Vorteil bedacht.
„Keine Ahnung. Ist mir auch egal.“ Kaum hatte Kyle dies gesagt, beschleunigte er seinen Gang und ließ Zachury zurück. ER würde schon kapieren, dass er allein sein will und das tat er auch. Während Kyle ziellos um her lief, dachte er wieder an den Tag zurück, als Frank ihn anrief. Noch immer hörte er die Verzweiflung und Trauer gemischt mit Wut in der Stimme.
„Kyle, ich brauche deine Hilfe“, Franks Stimme war fast an jedem Wort zerrissen geworden. Noch nie in den Jahrzehnten die sie einander kannten, hatte er seine Stimme so gehört. Kyle wartete auf keine weiteren Erklärungen und rannte so schnell er konnte zu Franks Haus. Auf den Weg dorthin, roch er eine Menge vergossenes Blut. Er ahnte schlimmes, aber wie schlimm es sein würde, konnte er sich nicht im Geringsten vorstellen. Am Haus angekommen, hatte er noch immer diesen Blutgeruch in der Nase. Kyle ging immer noch davon aus, dass es das Blut vom Weg war. Als er kurz stehen blieb um sich zu sammeln, hörte er nur einmal laut seinen Namen. Frank musste gewusst haben, dass Kyle dort war. Ohne darüber nach zu denken sprang er durch das offene Fenster. Nicht weil er es konnte, sondern weil es der kürzeste Weg zu Franks erschütternd, brüchiger Stimme war. Als er im Zimmer landete, bot ihm ein schreckliches Bild.
Franks Bekleidung bestand nur noch aus triefendem Blut, seine Hände waren überströmt mit dem menschlichen Lebenssaft und waren krampfhaft so eng um Jazmins Hals gelegt, als hätte er sie erwürgen wollen. Kyle wusste gar nicht was er tun sollte, denn er hielt Jazmin bereits für Tod. Warum also hatte Frank ihn angerufen.
„Frank, was … was tust du hier?“ Kyle ließ sich zu ihm herab, legte seine Hand auf seine Schulter und versuchte mit der anderen Hand seine Umklammerung an Jazmins Hals zu lösen. „Frank, bei dem Blutverlust muss sie schon längst tot sein.“
Plötzlich schüttelte Frank den Kopf.
„Nein, sie lebt noch. Ich spüre ihren Puls.“
„Frank, sieh sie dir doch an. Sie ist tot. Da kann kein Puls sein.“ So schwer es auch Kyle fiel, er musste es genauso akzeptieren wie Frank. Doch dann stieg ein minimaler süßlicher Geruch in seine Nase.
„Vampir!“, stieß er fauchend aus. Obwohl er es laut ausgesprochen hatte, wurde er das Gefühl nicht los, gar nichts gesagt zu haben. Um Frank eine Reaktion abzugewinnen sprach er ihn direkt an. „Frank, das war ein Vampir“. Nun endlich sah er auf.
„Ich weiß“, zu mehr war er nicht im Stande gewesen.
„Gott, Zurilana!“, Kyle wurde in jenem Zeitpunkt bewusst, dass Jazmins Mutter nicht mehr lebte. „Ist dass das Blut von Zurilana?“ Auch diesmal reagierte Frank nicht. Kyle beugte sich zu Jazmin hinunter und kam ihr so dicht, das er hätte nur die Lippen spitzen müssen, um sie küssen zu können. Doch daran dachte er nicht. Er hatte eine andere ganz schreckliche Vermutung. Als er an ihrem Mund roch, war es so sicher wie das Amen in der Kirche. Vampirblut. Jazmin hatte Vampirblut im Organismus.
Als er sich zurück lehnte sah er Frank an, der seine Jazmin noch immer zusah, wie sie mit dem Leben rang. Kyle konnte nicht anders. Es würde so oder so geschehen, denn der Druck den Frank an ihrem Hals ausübte, reichte nicht. Immer wieder suppte ein neuer Schwall von Jazmins Blut auf dem Fußboden. Seine Hand legte sich auf Franks und als dieser zu Kyle aufsah, musste, so schwer es Kyle auch fiel, mit dem Kopf schütteln.
„Frank, sie wird eine von uns sein. Egal was du tust. Und ich weiß, du hast nicht die Kraft um sie zu töten, sobald sie tot ist.“
Franks Kopf senkte sich wieder und er murmelte ein „Ich weiß.“ Eigentlich hatte Kyle mit weiteren Worten nicht gerechnet. Doch sie kamen.
„Deshalb hab ich dich gerufen. Bitte, tu das für mich. Ich weiß, ich verlange viel. Aber erspar ihr dieses Leben. Zumal ich ihr nicht erklären kann, dass ihre Mutter nie wieder da sein wird. Wäre es jemand anderes würde ich das übernehmen, dass weißt du. Aber ich kann sie nicht … Nein. Bitte ich weiß, es wird auch für dich schwer, aber bitte, ich flehe dich an. Lass es nicht zu.“ Frank hatte schon als er anfing seine Bitte zu formulieren Tränen in den Augen, aber nun zum Schluss brachen sie einfach hervor.
Kyle schüttelte den Kopf um wieder klar zu denken. Er war bereits in der Innenstadt von Knoxville angekommen. Er sah sich um und sah viele kleine „Open“-Schilder, die wild blinkten und in verschiedenen Farben in die Augen stachen. Kyle war deprimiert von den Gedanken der Vergangenheit und wollte einfach Ablenkung.
Kyle stand an einem der Zäune und beobachtete das Haus. Es war ihm nicht schwer gefallen, Jazmin im Glauben zu lassen, dass er gegangen war. Sie war zu sehr darauf bedacht gewesen, zu hoffen dass dieser Aaron nicht zurück kehren würde. Kyle war, als er außer Sichtweite war, in die Baumwipfel gesprungen und Jazmin beobachtet wie sie letztendlich zu Abby ins Auto stieg. Abby war hübsch und hatte sogar als Vampir mit ihren kleinen Pfunden zu kämpfen. Ohne es zu wollen begann Kyle zu lächeln. Er und Abby hatten sich damals ein Appartment geteilt. Sie war eine tolle Mitbewohnerin und Liebhaberin gewesen. Doch irgendwann trat Jazmin in ihrer Leben und Abby wollte nichts mehr von Kyle.
Allerdings nicht weil sie ihn nicht mehr mochte. Es war ihr reiner Selbstschutz, sie wusste dass es ihr eines Tages weh tun würde. Sie war klug und immer zu Späßen aufgelegt. Anfangs als Jazmin ein Vampir war, hatten die Beiden immer kleine Geschichten erzählt um sie zu verwirren. Jazmin sah nämlich immer recht lustig aus.
Noch während er in seinen Gedanken hing und zusah wie Abby Gas gab, sah er in der Ferne zwei Scheinwerfer. Er folgte dem schwarzen Cadillac und hoffte, dass der Fahrer des entgegenkommenden Fahrzeugs nicht ins Innere des Cadillacs hinein sehen könnte. Kyle sah nämlich wie Jazmin mit Ihr zu tun hatte. Doch es ging alles gut. Umso heftiger war es für ihn, als er kurz darauf zu sah, wer aus dem Fahrzeug stieg und so laut er konnte nach Jazmin brüllte. Kyle war ein knurren entwischt. Aber nur gut, dass Menschen so überaus dämlich waren. Kyle wollte sich zu erkennen geben, aber er entschied sich ihn einfach nur ein wenig Angst zu machen.
Und nun stand Kyle einfach da und sah ununterbrochen zum Haus. Jazmin hockte auf dem kleinen Dach der Veranda und unterhielt sich mit diesem Aaron. Kyle wusste nicht genau was er hier eigentlich tat. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass dieser Typ in Jazmin so viel Interesse geweckt hatte. Er hatte ihn schon tagsüber beobachtet und wusste auch dass er kein großes Interesse an einer Beziehung hatte.
Es war ein sehr heißer Tag für die Jahreszeit gewesen und Aaron hatte sich um die Ställe gekümmert, als Kyle die sexuelle Spannung zwischen Aaron und der Pferdewirtin bemerkt hatte. Dieser Typ kannte Janine nur wenige Tage und trotzdem war er mit ihr voll im Gange gewesen, als Kyle mit einem der Arbeiter durch die Stallungen ging. Kyle hatte angegeben einen Schulausflug zu organisieren. Der Arbeiter führte ihn durch die Stallung und Kyle roch sofort den Geruch von Sex, der schwer in einer der Boxen schwebte. Es machte ihn rasend, denn er wusste das Jazmin Interesse hatte.
„Hey Alter, was ist los? Willst du heute mal Tier genießen?“ Die spöttische Stimme von Zachury ertönte neben ihm.
„Mir wäre dieser Idiot lieber“, Kyle zeigte mit dem Kopf in Richtung Haus.
„Ist das Jazmin?“ Zachs Stimme klang völlig überrascht und ungläubig.
„Jepp. Und dieser neue Mensch aus Seattle.“
„Ah von dem hab ich schon gehört. Was macht sie da?“
Die Fragen gingen Kyle total auf die Nerven und es wurde immer schwerer seine Wut im Zaum zu halten. Es gab nun zwei Dinge. Mit Zach wollte er nie über Jazmin reden, zu groß war die Gefahr das er sich verquatschen könnte. Kyle hütete genauso sein Geheimnis wie Zachury seins. Der zweite Grund bestand einfach an dieser Szenerie die er mit ansah. Durch die zusammen gepressten Zähne stieß er ein, „Reden!“, hervor. Noch bevor Zach darauf eingehen konnte, gab er dem Zaun, den er im Rücken hatte einen Tritt und wandte den Blick vom Haus ab. Doch Zachury hatte weitere Fragen.
„Wurde sie schon herein gebeten?“ Zachurys Stimme klang hoffnungsvoll und auf seinen Vorteil bedacht.
„Keine Ahnung. Ist mir auch egal.“ Kaum hatte Kyle dies gesagt, beschleunigte er seinen Gang und ließ Zachury zurück. ER würde schon kapieren, dass er allein sein will und das tat er auch. Während Kyle ziellos um her lief, dachte er wieder an den Tag zurück, als Frank ihn anrief. Noch immer hörte er die Verzweiflung und Trauer gemischt mit Wut in der Stimme.
„Kyle, ich brauche deine Hilfe“, Franks Stimme war fast an jedem Wort zerrissen geworden. Noch nie in den Jahrzehnten die sie einander kannten, hatte er seine Stimme so gehört. Kyle wartete auf keine weiteren Erklärungen und rannte so schnell er konnte zu Franks Haus. Auf den Weg dorthin, roch er eine Menge vergossenes Blut. Er ahnte schlimmes, aber wie schlimm es sein würde, konnte er sich nicht im Geringsten vorstellen. Am Haus angekommen, hatte er noch immer diesen Blutgeruch in der Nase. Kyle ging immer noch davon aus, dass es das Blut vom Weg war. Als er kurz stehen blieb um sich zu sammeln, hörte er nur einmal laut seinen Namen. Frank musste gewusst haben, dass Kyle dort war. Ohne darüber nach zu denken sprang er durch das offene Fenster. Nicht weil er es konnte, sondern weil es der kürzeste Weg zu Franks erschütternd, brüchiger Stimme war. Als er im Zimmer landete, bot ihm ein schreckliches Bild.
Franks Bekleidung bestand nur noch aus triefendem Blut, seine Hände waren überströmt mit dem menschlichen Lebenssaft und waren krampfhaft so eng um Jazmins Hals gelegt, als hätte er sie erwürgen wollen. Kyle wusste gar nicht was er tun sollte, denn er hielt Jazmin bereits für Tod. Warum also hatte Frank ihn angerufen.
„Frank, was … was tust du hier?“ Kyle ließ sich zu ihm herab, legte seine Hand auf seine Schulter und versuchte mit der anderen Hand seine Umklammerung an Jazmins Hals zu lösen. „Frank, bei dem Blutverlust muss sie schon längst tot sein.“
Plötzlich schüttelte Frank den Kopf.
„Nein, sie lebt noch. Ich spüre ihren Puls.“
„Frank, sieh sie dir doch an. Sie ist tot. Da kann kein Puls sein.“ So schwer es auch Kyle fiel, er musste es genauso akzeptieren wie Frank. Doch dann stieg ein minimaler süßlicher Geruch in seine Nase.
„Vampir!“, stieß er fauchend aus. Obwohl er es laut ausgesprochen hatte, wurde er das Gefühl nicht los, gar nichts gesagt zu haben. Um Frank eine Reaktion abzugewinnen sprach er ihn direkt an. „Frank, das war ein Vampir“. Nun endlich sah er auf.
„Ich weiß“, zu mehr war er nicht im Stande gewesen.
„Gott, Zurilana!“, Kyle wurde in jenem Zeitpunkt bewusst, dass Jazmins Mutter nicht mehr lebte. „Ist dass das Blut von Zurilana?“ Auch diesmal reagierte Frank nicht. Kyle beugte sich zu Jazmin hinunter und kam ihr so dicht, das er hätte nur die Lippen spitzen müssen, um sie küssen zu können. Doch daran dachte er nicht. Er hatte eine andere ganz schreckliche Vermutung. Als er an ihrem Mund roch, war es so sicher wie das Amen in der Kirche. Vampirblut. Jazmin hatte Vampirblut im Organismus.
Als er sich zurück lehnte sah er Frank an, der seine Jazmin noch immer zusah, wie sie mit dem Leben rang. Kyle konnte nicht anders. Es würde so oder so geschehen, denn der Druck den Frank an ihrem Hals ausübte, reichte nicht. Immer wieder suppte ein neuer Schwall von Jazmins Blut auf dem Fußboden. Seine Hand legte sich auf Franks und als dieser zu Kyle aufsah, musste, so schwer es Kyle auch fiel, mit dem Kopf schütteln.
„Frank, sie wird eine von uns sein. Egal was du tust. Und ich weiß, du hast nicht die Kraft um sie zu töten, sobald sie tot ist.“
Franks Kopf senkte sich wieder und er murmelte ein „Ich weiß.“ Eigentlich hatte Kyle mit weiteren Worten nicht gerechnet. Doch sie kamen.
„Deshalb hab ich dich gerufen. Bitte, tu das für mich. Ich weiß, ich verlange viel. Aber erspar ihr dieses Leben. Zumal ich ihr nicht erklären kann, dass ihre Mutter nie wieder da sein wird. Wäre es jemand anderes würde ich das übernehmen, dass weißt du. Aber ich kann sie nicht … Nein. Bitte ich weiß, es wird auch für dich schwer, aber bitte, ich flehe dich an. Lass es nicht zu.“ Frank hatte schon als er anfing seine Bitte zu formulieren Tränen in den Augen, aber nun zum Schluss brachen sie einfach hervor.
Kyle schüttelte den Kopf um wieder klar zu denken. Er war bereits in der Innenstadt von Knoxville angekommen. Er sah sich um und sah viele kleine „Open“-Schilder, die wild blinkten und in verschiedenen Farben in die Augen stachen. Kyle war deprimiert von den Gedanken der Vergangenheit und wollte einfach Ablenkung.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 22 – „Halley Barry“
Kyle stand an der Bar, als sich eine hübsche Rotblonde sich neben ihn stellte und einen Doppelten bestellte. Als sie den Ausweis gezeigt hatte und der Barkeeper endlich ihr den Drink hinstellte, sah Kyle auf um zu sehen, ob sie ihn auf einem Mal hinunter stürzte. Und sie tat es. Allerdings nicht ohne ihr hübsches Gesicht in eine Grimasse zu verwandeln. Sie stieß ihren Atem stoßweise aus und japste nach Luft. Das Glas stellte sie behutsam ab, ohne es jedoch aus ihren Händen zu lassen. Sie umklammerte das durchsichtige Quarz und ließ ihr Kinn auf die Brust fallen, die Augen waren geschlossen.
„Harter Tag?“, fragte Kyle, der eigentlich keinen Smalltalk betreiben wollte, es dennoch tat. Sie sah nicht auf, wusste aber dass er sie meinte.
„Ja, kann man so sagen. Ich wusste nicht wie ätzend es ist mit dem Zug unterwegs zu sein.“ Kurz sah sie auf und blickte Kyle in direkt in die Augen.
„Hm … hast du kein Auto?“, fragte Kyle so als wäre es selbstverständlich, dass man eines besaß. Aber in seinem von 82 Jahren hatte er selten erlebt, dass jemand in ihren Alter nicht mit dem Auto fuhr. Obwohl der Ausweis gefälscht gewesen war, wusste er das sie mindestens 18 Jahre alt war.
„Ach hör auf“, kam die Antwort des Mädchens, “manchmal kommt eben alles zusammen.“
„Was ist passiert?“ Eigentlich wollte Kyle die Frage gar nicht stellen, aber er wollte ja Ablenkung und hoffte nun, dass die Antwort der jungen Dame ihm genau das verschaffte.
„Ach … ich will eigentlich runter nach Florida, bin aber auf halber Strecke von Seattle und Knoxville liegen geblieben. Und dann musste ich mit dem Zug weiterfahren, da der Motor Schrott nun ist. Meinem Bruder wäre das nie passiert. Ich habe absolut keine Ahnung dass ein Motor auch Kühlflüssigkeit oder sowas braucht. Naja … jedenfalls musste ich dann hier auch noch in so eine Klitsche absteigen, weil ich meinen Bruder nicht erreiche.“ Sie sah ihn bettelnd an. Ihre Augen schrieen danach von ihm aufgenommen zu werden, denn sie hatte durchaus bemerkt, dass Kyle vor Geld strotzte. Eigentlich eine gute Sache das Vampirdasein. Man brauchte dieses bedruckte Papier eigentlich gar nicht. Denn man konnte sich ohne hin alles nehmen, was man wollte. Es häufte sich eben an.
„Wo wohnt denn dein Bruder? Wenn nicht fahr ich dich dorthin.“
„Oh das wäre echt toll, aber ich hab leider keine Ahnung, deshalb versuche ich ihn schon seit Stunden zu erreichen.“
Kyle atmete geräuschvoll aus. Lehnte sich zurück, um an dem Mädchen vorbei zu schauen. Er wollte einen Blick auf die Uhr werfen, als sie sich in sein Blickfeld schob.
„Hör mal, ich bin echt nicht so, aber könnte ich bei dir schlafen? Ich will nicht in dieser Klitsche absteigen, echt nicht. Lieber schlafe ich bei einem Fremden. Bei dir?!“
Kyle lehnte sich wieder vor, umklammerte seinen Drink und senkte den Kopf. Er hatte nicht weit von hier eine kleine Eigentumswohnung. Allerdings blieb es kalt in seinen Gedanken. Er wollte auch nicht dass sich dort etwas erwärmte. Er sah sie an und sie bettelte förmlich und als er sie genauer betrachtete, stellte er fest, dass sie in High Heels und Gucci-Kleidchen da saß. Sie war durchaus etwas Besseres gewohnt.
„Okay, aber ich bin nicht wild darauf, die Wahrheit zu wissen. Nur diese eine Nacht und dann bist du weg. Klar?“
Sie begann breit zu lächeln und nickte zustimmend. „Klar!“
„Also … sagen wir mal, ich heiße Johnny und du heißt?“ Die letzten Worte zog er etwas in die Länge und hoffte sie würde verstehen, was er damit meinen würde.
„Ich heiße … “, sie begann sich einen Namen auszusuchen, „Ich bin Halley, Halley Barry.“ Dann grinste sie noch viel breiter.
„Sehr schön dich kennen zu lernen, Halley.“
„Danke, freut mich ebenfalls, Johnny.“ Nun musste sogar Kyle etwas lächeln.
Beide standen nach weiteren 10 Minuten Smalltalk auf und bezahlten ihre Drinks. Sie gingen langsam zur Tür als „Halley“ auffiel dass sie ihr Handy auf dem Tresen vergessen hatte. Sie eilte zurück und musste feststellen, dass der Betrunkene der neben ihr gesessen hatte, es in den Händen hielt. Sie baute sich mit ihrer schlanken Gestalt vor ihm auf und forderte ihr Eigentum zurück. Doch der Rüpel sah sie nicht einmal an. Als „Halley“ ihn an die Schulter packte und energischer wurde, stieß er sie so hart zurück, dass sie das Gleichgewicht verlor und fast zu Boden fiel. Kurz bevor sie den Boden berührt hätte, wurde sie von zwei starken Armen aufgefangen. Als sie wieder stand sah sie Kyle in die Augen, der nun zu diesem Typen ging. Kyle war nicht besonders groß, selbst „Halley“ überragte ihn. Sie musste ein Model sein, stellte er erstaunt fest, als sie aufgestanden waren.
„Hey, gib der Dame ihr Handy zurück.“ Als Nachdruck legte er seine Hand auf die Schulter des Stiernackigen Typs. Er sah Kyle an, musterte ihn und grinste, als er sich in voller Größe vor Kyle aufbaute. Doch er machte keine Anstalten zu gehen, was dem Betrunkenen gegen den Strich ging. Der Betrunkene holte kurz darauf hin aus und warf seine Faust Kyle entgegen. Der jedoch wich gekonnt aus, hob sein Knie, als der Rüpel das Gleichgewicht nach vorn verlor, parkte es in die Magengrube und setzte mit dem Ellenbogen nach, allerdings nicht ohne nach dem Handy zu greifen, welches für einen kurzen Moment durch die Luft segelte. Als der Mann japsend auf dem Boden lag, senkte Kyle sich und flüsterte ihm ins Ohr, dass er ihn im Auge behalten würde. Zum Abschluss, knurrte er noch einmal. Als Kyle sich wieder aufrichtete behielt er für einen Moment den Kopf gesenkt. Das Blut welches, durch den Aufprall auf dem Boden, aus der Nase des Betrunkenen trat, hatte seine Fänge verlängert und die Äderchen unter den Augen hervor treten lassen. Als er wieder schnell zur Besinnung kam, sah er zu „Halley“ auf und reichte ihr das Handy.
„Danke, können wir jetzt fahren?“
„Gehen, ist nicht weit von hier.“
„Aber ich muss meine Sachen holen.“ Kyle sah sie an und schnaufte ein „Na gut.“
Als sie in Kyles Haus ankamen, war „Halley“ aus dem Staunen nicht heraus zu kriegen. Sie lechzte regelrecht und bestaunte die ganze Wohnung.
„Wohnst du allein?“
„Jepp.“
„Wow, was machst du denn? Du siehst nicht gerade aus, als würdest du schon arbeiten.“
„Mach ich auch nicht.“
„Also sind es deine Eltern, die reich …“, Kyle unterbrach sie.
„Nimms mir nicht übel, aber du wolltest hier nur schlafen.“ Dann ließ er sie einfach im Wohnzimmer stehen und begab sich auf den anschließenden 16m² Balkon. Er stellte sich an die Brüstung und sah in die Dunkelheit, als er „Halleys“ Arme um seine Hüfte spürte. Sie wollte Sex. Der Geruch ihrer Geilheit drang in seine Nase. Er wandte sich zu ihr und überlegte ob er es tun sollte. Er würde sich sowieso Jazmin vorstellen, aber das wollte er „Halley“ nicht antun, denn sein Verlangen nach Jazmin könnte ihr wirklich schaden und deshalb löste er sich aus ihrer Umarmung.
„Ich hole deine Sachen und du solltest schlafen.“ Dann verschwand er durch die Tür und machte sich auf den Weg. Es gab mehrere Hotels in der Nähe, er würde eben einfach alle abklappern.
Als er alle ihre Koffer im Haus abgestellt hatte, ging er wieder auf den Balkon. Sein Handy begann zu piepen. Er sah darauf und las, dass er eine Kurznachricht von Jazmin erhalten hatte. Er öffnete die Mail und las.
KUSS, Aaron, KUSS – und ich hab mich zusammen reißen können.
Kyle begann sofort zu knurren. Es war einfach nur ein Reflex auf seine Missgunst. Wie konnte sie diesen Typen nur bevorzugen.
„Hey, was ist los? Kannst du nicht schlafen?“
Er sah kurz über seine Schulter und erspähte „Halley“ die in einem langen T-Shirt hinter ihm stand. Ihre schlanken nackten Beine sahen fast unendlich aus, als sie zu ihm heran trat. Ihre Sexuelle Ausstrahlung ließ Kyle schwach werden, er roch das köstliche Blut, welches unter ihrer dünnen und seidigen Haut floss. Kyle ging mit langen, geschmeidigen Bewegungen ihr entgegen und packte ihren Nacken. Eine seiner Hand umfasste ihre Hüfte und zog sie eng an sich heran. Sein Kopf legte sich an ihre Kehle und sein Körper reagierte sofort auf den Geruch ihres Blutes. Seine Fänge begannen zu pochen und fuhren schmerzhaft hervor. Doch irgendetwas hielt ihn davon ab, seine Zähne in ihre Haut zu versenken. Kyle konnte nicht, er legte seine Stirn an ihren Hals und sah zu Boden.
Kyle stand an der Bar, als sich eine hübsche Rotblonde sich neben ihn stellte und einen Doppelten bestellte. Als sie den Ausweis gezeigt hatte und der Barkeeper endlich ihr den Drink hinstellte, sah Kyle auf um zu sehen, ob sie ihn auf einem Mal hinunter stürzte. Und sie tat es. Allerdings nicht ohne ihr hübsches Gesicht in eine Grimasse zu verwandeln. Sie stieß ihren Atem stoßweise aus und japste nach Luft. Das Glas stellte sie behutsam ab, ohne es jedoch aus ihren Händen zu lassen. Sie umklammerte das durchsichtige Quarz und ließ ihr Kinn auf die Brust fallen, die Augen waren geschlossen.
„Harter Tag?“, fragte Kyle, der eigentlich keinen Smalltalk betreiben wollte, es dennoch tat. Sie sah nicht auf, wusste aber dass er sie meinte.
„Ja, kann man so sagen. Ich wusste nicht wie ätzend es ist mit dem Zug unterwegs zu sein.“ Kurz sah sie auf und blickte Kyle in direkt in die Augen.
„Hm … hast du kein Auto?“, fragte Kyle so als wäre es selbstverständlich, dass man eines besaß. Aber in seinem von 82 Jahren hatte er selten erlebt, dass jemand in ihren Alter nicht mit dem Auto fuhr. Obwohl der Ausweis gefälscht gewesen war, wusste er das sie mindestens 18 Jahre alt war.
„Ach hör auf“, kam die Antwort des Mädchens, “manchmal kommt eben alles zusammen.“
„Was ist passiert?“ Eigentlich wollte Kyle die Frage gar nicht stellen, aber er wollte ja Ablenkung und hoffte nun, dass die Antwort der jungen Dame ihm genau das verschaffte.
„Ach … ich will eigentlich runter nach Florida, bin aber auf halber Strecke von Seattle und Knoxville liegen geblieben. Und dann musste ich mit dem Zug weiterfahren, da der Motor Schrott nun ist. Meinem Bruder wäre das nie passiert. Ich habe absolut keine Ahnung dass ein Motor auch Kühlflüssigkeit oder sowas braucht. Naja … jedenfalls musste ich dann hier auch noch in so eine Klitsche absteigen, weil ich meinen Bruder nicht erreiche.“ Sie sah ihn bettelnd an. Ihre Augen schrieen danach von ihm aufgenommen zu werden, denn sie hatte durchaus bemerkt, dass Kyle vor Geld strotzte. Eigentlich eine gute Sache das Vampirdasein. Man brauchte dieses bedruckte Papier eigentlich gar nicht. Denn man konnte sich ohne hin alles nehmen, was man wollte. Es häufte sich eben an.
„Wo wohnt denn dein Bruder? Wenn nicht fahr ich dich dorthin.“
„Oh das wäre echt toll, aber ich hab leider keine Ahnung, deshalb versuche ich ihn schon seit Stunden zu erreichen.“
Kyle atmete geräuschvoll aus. Lehnte sich zurück, um an dem Mädchen vorbei zu schauen. Er wollte einen Blick auf die Uhr werfen, als sie sich in sein Blickfeld schob.
„Hör mal, ich bin echt nicht so, aber könnte ich bei dir schlafen? Ich will nicht in dieser Klitsche absteigen, echt nicht. Lieber schlafe ich bei einem Fremden. Bei dir?!“
Kyle lehnte sich wieder vor, umklammerte seinen Drink und senkte den Kopf. Er hatte nicht weit von hier eine kleine Eigentumswohnung. Allerdings blieb es kalt in seinen Gedanken. Er wollte auch nicht dass sich dort etwas erwärmte. Er sah sie an und sie bettelte förmlich und als er sie genauer betrachtete, stellte er fest, dass sie in High Heels und Gucci-Kleidchen da saß. Sie war durchaus etwas Besseres gewohnt.
„Okay, aber ich bin nicht wild darauf, die Wahrheit zu wissen. Nur diese eine Nacht und dann bist du weg. Klar?“
Sie begann breit zu lächeln und nickte zustimmend. „Klar!“
„Also … sagen wir mal, ich heiße Johnny und du heißt?“ Die letzten Worte zog er etwas in die Länge und hoffte sie würde verstehen, was er damit meinen würde.
„Ich heiße … “, sie begann sich einen Namen auszusuchen, „Ich bin Halley, Halley Barry.“ Dann grinste sie noch viel breiter.
„Sehr schön dich kennen zu lernen, Halley.“
„Danke, freut mich ebenfalls, Johnny.“ Nun musste sogar Kyle etwas lächeln.
Beide standen nach weiteren 10 Minuten Smalltalk auf und bezahlten ihre Drinks. Sie gingen langsam zur Tür als „Halley“ auffiel dass sie ihr Handy auf dem Tresen vergessen hatte. Sie eilte zurück und musste feststellen, dass der Betrunkene der neben ihr gesessen hatte, es in den Händen hielt. Sie baute sich mit ihrer schlanken Gestalt vor ihm auf und forderte ihr Eigentum zurück. Doch der Rüpel sah sie nicht einmal an. Als „Halley“ ihn an die Schulter packte und energischer wurde, stieß er sie so hart zurück, dass sie das Gleichgewicht verlor und fast zu Boden fiel. Kurz bevor sie den Boden berührt hätte, wurde sie von zwei starken Armen aufgefangen. Als sie wieder stand sah sie Kyle in die Augen, der nun zu diesem Typen ging. Kyle war nicht besonders groß, selbst „Halley“ überragte ihn. Sie musste ein Model sein, stellte er erstaunt fest, als sie aufgestanden waren.
„Hey, gib der Dame ihr Handy zurück.“ Als Nachdruck legte er seine Hand auf die Schulter des Stiernackigen Typs. Er sah Kyle an, musterte ihn und grinste, als er sich in voller Größe vor Kyle aufbaute. Doch er machte keine Anstalten zu gehen, was dem Betrunkenen gegen den Strich ging. Der Betrunkene holte kurz darauf hin aus und warf seine Faust Kyle entgegen. Der jedoch wich gekonnt aus, hob sein Knie, als der Rüpel das Gleichgewicht nach vorn verlor, parkte es in die Magengrube und setzte mit dem Ellenbogen nach, allerdings nicht ohne nach dem Handy zu greifen, welches für einen kurzen Moment durch die Luft segelte. Als der Mann japsend auf dem Boden lag, senkte Kyle sich und flüsterte ihm ins Ohr, dass er ihn im Auge behalten würde. Zum Abschluss, knurrte er noch einmal. Als Kyle sich wieder aufrichtete behielt er für einen Moment den Kopf gesenkt. Das Blut welches, durch den Aufprall auf dem Boden, aus der Nase des Betrunkenen trat, hatte seine Fänge verlängert und die Äderchen unter den Augen hervor treten lassen. Als er wieder schnell zur Besinnung kam, sah er zu „Halley“ auf und reichte ihr das Handy.
„Danke, können wir jetzt fahren?“
„Gehen, ist nicht weit von hier.“
„Aber ich muss meine Sachen holen.“ Kyle sah sie an und schnaufte ein „Na gut.“
Als sie in Kyles Haus ankamen, war „Halley“ aus dem Staunen nicht heraus zu kriegen. Sie lechzte regelrecht und bestaunte die ganze Wohnung.
„Wohnst du allein?“
„Jepp.“
„Wow, was machst du denn? Du siehst nicht gerade aus, als würdest du schon arbeiten.“
„Mach ich auch nicht.“
„Also sind es deine Eltern, die reich …“, Kyle unterbrach sie.
„Nimms mir nicht übel, aber du wolltest hier nur schlafen.“ Dann ließ er sie einfach im Wohnzimmer stehen und begab sich auf den anschließenden 16m² Balkon. Er stellte sich an die Brüstung und sah in die Dunkelheit, als er „Halleys“ Arme um seine Hüfte spürte. Sie wollte Sex. Der Geruch ihrer Geilheit drang in seine Nase. Er wandte sich zu ihr und überlegte ob er es tun sollte. Er würde sich sowieso Jazmin vorstellen, aber das wollte er „Halley“ nicht antun, denn sein Verlangen nach Jazmin könnte ihr wirklich schaden und deshalb löste er sich aus ihrer Umarmung.
„Ich hole deine Sachen und du solltest schlafen.“ Dann verschwand er durch die Tür und machte sich auf den Weg. Es gab mehrere Hotels in der Nähe, er würde eben einfach alle abklappern.
Als er alle ihre Koffer im Haus abgestellt hatte, ging er wieder auf den Balkon. Sein Handy begann zu piepen. Er sah darauf und las, dass er eine Kurznachricht von Jazmin erhalten hatte. Er öffnete die Mail und las.
KUSS, Aaron, KUSS – und ich hab mich zusammen reißen können.
Kyle begann sofort zu knurren. Es war einfach nur ein Reflex auf seine Missgunst. Wie konnte sie diesen Typen nur bevorzugen.
„Hey, was ist los? Kannst du nicht schlafen?“
Er sah kurz über seine Schulter und erspähte „Halley“ die in einem langen T-Shirt hinter ihm stand. Ihre schlanken nackten Beine sahen fast unendlich aus, als sie zu ihm heran trat. Ihre Sexuelle Ausstrahlung ließ Kyle schwach werden, er roch das köstliche Blut, welches unter ihrer dünnen und seidigen Haut floss. Kyle ging mit langen, geschmeidigen Bewegungen ihr entgegen und packte ihren Nacken. Eine seiner Hand umfasste ihre Hüfte und zog sie eng an sich heran. Sein Kopf legte sich an ihre Kehle und sein Körper reagierte sofort auf den Geruch ihres Blutes. Seine Fänge begannen zu pochen und fuhren schmerzhaft hervor. Doch irgendetwas hielt ihn davon ab, seine Zähne in ihre Haut zu versenken. Kyle konnte nicht, er legte seine Stirn an ihren Hals und sah zu Boden.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 23 – Drogen
Am nächsten Morgen wachte „Halley“ auf und fand sich allein in diesem großen Bett. Als sie das Kopfkissen neben sich sah, erschrak sie. Blut. Und es war nicht gerade wenig. Das halbe Kissen war rot. Beim Aufrichten spürte sie einen kleinen Schmerz im Hals. Auch hatte sie irgendwie einen ziemlich trockenen Mund und Hals. Automatisch fuhr sie mit der Hand zum Hals, denn Kyle hatte sie beim Sex immer wieder gebissen, auch am Bauch, an den Armen und in den Innenseiten ihrer Schenkel. Als sie ein seltsames Gefühl bekam, untersuchte sie die Stellen. Nichts. Nichts zu sehen, keine roten Flecke, oder Bissspuren. Erneut fiel ihr Blick auf das Kissen, es war so viel Blut dass ihr langsam schlecht wurde. Als sie ihren Magen unter Kontrolle bekam, machte sie sich um „Johnny“ Gedanken. Er musste so stark geblutet haben.
Sie erhob sich aus dem Bett und musste sich sofort wieder setzen, denn in ihrem Kopf drehte sich alles. Nachdem sie sich sicher fühlte, wagte sie noch einen Versuch. Diesmal drehte es zwar in ihrem Kopf, verging aber auch wieder so rasch wie es gekommen war. Langsam begab sie sich zur Tür, die angelehnt war.
Leise und langsam schob sie die Türen auf und lugte hinaus. Es war so still. Nichts vermag ein Geräusch von sich abzugeben. Als sie leise durch die ganzen Zimmer ging, kam sie am Badzimmer vorbei. Unweigerlich streifte ihr Blick an den Spalt der offenen Tür entlang. Ihr Gehirn verarbeitete das Gesehene zu langsam, so dass sie den Blick schon abgewendet hatte, als ihr bewusst wurde, was sie gesehen hatte. Abrupt blieb sie stehen und schaute zurück. Bevor sie noch einmal hinein sehen konnte, knallte auch schon die Tür zu.
Sofort machte sie sich auf den Weg zu dem Schlafzimmer zog sich ihr „altes“ Kleidchen und die High Heels an und machte sich so schnell wie möglich auf den Weg nach draußen. Mit Fixern wollte sie nichts zu tun haben. Sie versuchte so schnell wie möglich mit ihren High Heels zu rennen. Und immer wieder schaute sie zurück ob er sie auch nicht verfolgte. Zu ihrem Glück war es schon hell und einige Läden waren bereits geöffnet. Leute die ihr entgegen kamen, schauten sie seltsam an und „Halley“ war davon überzeugt dass es an ihrem „alten“ Kleidchen lag. Sie ging zu einer Telefonzelle und versuchte noch einmal ihren Bruder anzurufen.
Kyle saß auf Boden seines Badezimmers. Die Vene am Oberarm noch immer abgeschnürt, sodass die Arterie die er benötigte hervor trat. Er hatte sich gerade das Serum gespritzt, als er „Halley“ bemerkte. Sofort warf er die Tür ins Schloss. Klar hatte sie ihn gesehen und machte sich so eben aus dem Staub. Kyle war es egal. Er blieb dort sitzen und öffnete die Schlinge um seinen Oberarm. Sein Kopf fühlte sich schwer an, was allerdings keine Wirkung des Serums war. Es war der Gedanke, dass Jaz tatsächlich den Menschen geküsst hatte. Er hatte keine Ahnung wie er nun damit umgehen sollte. Lieber hätte er sie traurig und einsam. Auch wenn es egoistisch von ihm war, er wollte sie nicht mit einem Anderen glücklich sehen. Er schluckte schwer und öffnete die Augen. Der Anblick vor seinem geistigen Auge machte es alles nicht besser.
Aaron war gerade beim Säubern der Pferdeboxen, als seine Tante ihn rief. Er trat aus dem Stall und blinzelte gegen die Sonne. Michaela winkte ihn zu sich. Er stellte die Mistgabel an die Seite und lief etwas schneller zum Haupthaus. Als er ankam drückte Michaela ihm das Telefon in die Hand und verschwand wieder in ihr Wohnzimmer, wobei sie die Tür schloss. Aaron sah ihr noch kurz nach, bis die Tür zu war.
„Ja?“, fragte Aaron in die Leitung.
„Aaron? Bitte, bitte hol mich aus Knoxville ab. Bitte, komm so schnell wie es geht. Ich hab Angst.“, ertönte es aus dem Hörer.
„Geraldine? …“, er wurde wieder von ihrem Flehen und Bitten unterbrochen. Es schien ihr echt nicht gut zu gehen. „Geraldine …“, versuchte er eindringlicher, „Hey … was ist los? Was ist passiert? Warum bist du in Knoxville?“ Doch auf seine Fragen reagierte sie gar nicht. Immer wieder flehte sie ihn an. Bis aus dem Hörer plötzlich ein „Ach du heilige Scheiße“ erklang.
„Geraldine? Wo bist du genau? Ich komme sofort, du musst mir nur sagen wo du bist.“
„Okay, ich bin …“ es entstand eine kleine Pause, offenbar schaute sie sich um, dachte Aaron und wartete geduldig. „Ich bin in einer Telefonzelle gegenüber eines Wal-Marts. Und … ich glaube, ich habe eben Tante Michaela in der Scheibe gesehen.“ Aaron drehte sich sofort um und blickte die Tür an. Sie hatte offenbar gespürt dass es Geraldine nicht gerade gut ging. Aber er hielt es immer noch für möglich, dass Geraldine einfach nur wieder eine Pille genommen hatte. Sie hatte fast jedesmal so einen Austicker, wenn sie etwas brauchte um in Feierlaune zu kommen.
Nachdem Aaron aufgelegt hatte, klopfte er vorsichtig an die geschlossene Tür und rief seiner Tante zu dass er nach Knoxville fahre um Geraldine zu holen. Er ging hinaus und zu seinem Auto als Nathan um die Ecke bog. Eigentlich hatte Aaron damit gerechnet eine spitze Bemerkung zu hören zu bekommen, aber diesmal nicht. Seit er von dem Tod seiner Chayenne erfahren hatte, lief er rum wie ein Geist, sprach kaum und aß kaum. Doch Aaron konnte sich jetzt nicht darüber nachdenken. Geraldine war unberechenbar wenn sie was genommen hatte und stellte oftmals eine Gefahr für sich und andere dar. Aaron waren nun die Geschwindigkeitsbegrenzungen egal.
Am nächsten Morgen wachte „Halley“ auf und fand sich allein in diesem großen Bett. Als sie das Kopfkissen neben sich sah, erschrak sie. Blut. Und es war nicht gerade wenig. Das halbe Kissen war rot. Beim Aufrichten spürte sie einen kleinen Schmerz im Hals. Auch hatte sie irgendwie einen ziemlich trockenen Mund und Hals. Automatisch fuhr sie mit der Hand zum Hals, denn Kyle hatte sie beim Sex immer wieder gebissen, auch am Bauch, an den Armen und in den Innenseiten ihrer Schenkel. Als sie ein seltsames Gefühl bekam, untersuchte sie die Stellen. Nichts. Nichts zu sehen, keine roten Flecke, oder Bissspuren. Erneut fiel ihr Blick auf das Kissen, es war so viel Blut dass ihr langsam schlecht wurde. Als sie ihren Magen unter Kontrolle bekam, machte sie sich um „Johnny“ Gedanken. Er musste so stark geblutet haben.
Sie erhob sich aus dem Bett und musste sich sofort wieder setzen, denn in ihrem Kopf drehte sich alles. Nachdem sie sich sicher fühlte, wagte sie noch einen Versuch. Diesmal drehte es zwar in ihrem Kopf, verging aber auch wieder so rasch wie es gekommen war. Langsam begab sie sich zur Tür, die angelehnt war.
Leise und langsam schob sie die Türen auf und lugte hinaus. Es war so still. Nichts vermag ein Geräusch von sich abzugeben. Als sie leise durch die ganzen Zimmer ging, kam sie am Badzimmer vorbei. Unweigerlich streifte ihr Blick an den Spalt der offenen Tür entlang. Ihr Gehirn verarbeitete das Gesehene zu langsam, so dass sie den Blick schon abgewendet hatte, als ihr bewusst wurde, was sie gesehen hatte. Abrupt blieb sie stehen und schaute zurück. Bevor sie noch einmal hinein sehen konnte, knallte auch schon die Tür zu.
Sofort machte sie sich auf den Weg zu dem Schlafzimmer zog sich ihr „altes“ Kleidchen und die High Heels an und machte sich so schnell wie möglich auf den Weg nach draußen. Mit Fixern wollte sie nichts zu tun haben. Sie versuchte so schnell wie möglich mit ihren High Heels zu rennen. Und immer wieder schaute sie zurück ob er sie auch nicht verfolgte. Zu ihrem Glück war es schon hell und einige Läden waren bereits geöffnet. Leute die ihr entgegen kamen, schauten sie seltsam an und „Halley“ war davon überzeugt dass es an ihrem „alten“ Kleidchen lag. Sie ging zu einer Telefonzelle und versuchte noch einmal ihren Bruder anzurufen.
Kyle saß auf Boden seines Badezimmers. Die Vene am Oberarm noch immer abgeschnürt, sodass die Arterie die er benötigte hervor trat. Er hatte sich gerade das Serum gespritzt, als er „Halley“ bemerkte. Sofort warf er die Tür ins Schloss. Klar hatte sie ihn gesehen und machte sich so eben aus dem Staub. Kyle war es egal. Er blieb dort sitzen und öffnete die Schlinge um seinen Oberarm. Sein Kopf fühlte sich schwer an, was allerdings keine Wirkung des Serums war. Es war der Gedanke, dass Jaz tatsächlich den Menschen geküsst hatte. Er hatte keine Ahnung wie er nun damit umgehen sollte. Lieber hätte er sie traurig und einsam. Auch wenn es egoistisch von ihm war, er wollte sie nicht mit einem Anderen glücklich sehen. Er schluckte schwer und öffnete die Augen. Der Anblick vor seinem geistigen Auge machte es alles nicht besser.
Aaron war gerade beim Säubern der Pferdeboxen, als seine Tante ihn rief. Er trat aus dem Stall und blinzelte gegen die Sonne. Michaela winkte ihn zu sich. Er stellte die Mistgabel an die Seite und lief etwas schneller zum Haupthaus. Als er ankam drückte Michaela ihm das Telefon in die Hand und verschwand wieder in ihr Wohnzimmer, wobei sie die Tür schloss. Aaron sah ihr noch kurz nach, bis die Tür zu war.
„Ja?“, fragte Aaron in die Leitung.
„Aaron? Bitte, bitte hol mich aus Knoxville ab. Bitte, komm so schnell wie es geht. Ich hab Angst.“, ertönte es aus dem Hörer.
„Geraldine? …“, er wurde wieder von ihrem Flehen und Bitten unterbrochen. Es schien ihr echt nicht gut zu gehen. „Geraldine …“, versuchte er eindringlicher, „Hey … was ist los? Was ist passiert? Warum bist du in Knoxville?“ Doch auf seine Fragen reagierte sie gar nicht. Immer wieder flehte sie ihn an. Bis aus dem Hörer plötzlich ein „Ach du heilige Scheiße“ erklang.
„Geraldine? Wo bist du genau? Ich komme sofort, du musst mir nur sagen wo du bist.“
„Okay, ich bin …“ es entstand eine kleine Pause, offenbar schaute sie sich um, dachte Aaron und wartete geduldig. „Ich bin in einer Telefonzelle gegenüber eines Wal-Marts. Und … ich glaube, ich habe eben Tante Michaela in der Scheibe gesehen.“ Aaron drehte sich sofort um und blickte die Tür an. Sie hatte offenbar gespürt dass es Geraldine nicht gerade gut ging. Aber er hielt es immer noch für möglich, dass Geraldine einfach nur wieder eine Pille genommen hatte. Sie hatte fast jedesmal so einen Austicker, wenn sie etwas brauchte um in Feierlaune zu kommen.
Nachdem Aaron aufgelegt hatte, klopfte er vorsichtig an die geschlossene Tür und rief seiner Tante zu dass er nach Knoxville fahre um Geraldine zu holen. Er ging hinaus und zu seinem Auto als Nathan um die Ecke bog. Eigentlich hatte Aaron damit gerechnet eine spitze Bemerkung zu hören zu bekommen, aber diesmal nicht. Seit er von dem Tod seiner Chayenne erfahren hatte, lief er rum wie ein Geist, sprach kaum und aß kaum. Doch Aaron konnte sich jetzt nicht darüber nachdenken. Geraldine war unberechenbar wenn sie was genommen hatte und stellte oftmals eine Gefahr für sich und andere dar. Aaron waren nun die Geschwindigkeitsbegrenzungen egal.
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Re: Küsse des Schattens
Kapitel 24 – Blutssklavin
Jazmin öffnete ihre Tür in ihr kleines „Verlies“. Sie lief in der Schwärze zu ihrem Sofa und lies sich darauf fallen. Immer und immer wieder sah sie wie Aaron sich langsam, Stück für Stück, zu ihr bewegte. Sie war nervös gewesen und ihr würde vor Aufregung übel als er seine Augen schloss.
Sie öffnete ihre Augen und begann Umrisse zu sehen. Jazmin ertappte sich, wie sie dumm grinste. Dieses Gefühl dass sie ihrer Gier trotzen konnte und dass sie sich nicht aufgab in dem Kampf, ließ sie glücklich und zufrieden sein. Jazmin rollte sich auf die Seite und nahm ein Kissen in den Arm, als sie ein Geräusch hörte. Blitzschnell wandte sie sich um. Ihre Augen flogen nur in der Dunkelheit herum und graste alle Ecken ab. Jemand war hier. Als sie sich auf den Geruch konzentrierte, ließ ihre Anspannung nach.
„Hey Kyle.“
Kaum hatte sie die Begrüßung ausgesprochen, bewegte sich ein Schatten und kam auf sie zu. Er sah nicht gut aus, dass konnte Jaz sofort sehen, egal wie dunkel es sein mochte, sie würde es immer merken.
„Kyle? Was ist los?“
Es ertönte ein spöttisches Lachen. Nichts weiter. Auf ihre Frage kam keine Antwort. Ohne eine weitere Reaktion setzte er sich auf ihren Sessel. Sofort kamen Boo und Princess aus ihren kleinen Höhlen und strichen ihm um die Beine. Normaler Weise liebte Kyle die beiden. Doch aus irgendeinem Grund wollte er sie diesmal nicht um sich haben. Er fletschte seine Reißzähne und knurrte sie an. Mit einem weiten Satz machten sie sich davon.
„Kyle?!“, obwohl der Name nach einer eindringlichen Frage klingen sollte, hörte sie sich schroff an. Kyle sah sie von der Seite an, drehte doch ohne etwas zu sagen seinen Kopf zurück und ließ ihn dann hängen. Jazmin konnte nicht anders. Sie wusste dass ihn etwas bedrückte und wollte wissen was es war. Sie stand auf und ging zu ihm herüber, kniete sich vor ihm hin und sah ihm tief die Augen. Er hielt ihrem Blick nicht lange stand und schloss seine Lider. Jazmins Hand legte sich auf seine Wange. Sie wollte ihm mit dieser Geste zeigen, dass sie für ihn da sei. Doch er sprang auf, kaum als ihre Finger seine Haut berührte. Kurz blieb er vor der Eingangstür stehen. Jaz fühlte dass er mit sich haderte, doch nur für einen kleinen, kurzen Moment. Dann ging er und warf die Tür ins Schloss.
Jazmin saß noch immer auf dem Boden und obwohl ihr die Erinnerungen an Aaron sofort zurück in ihrem Kopf schossen, konnte sie nicht mehr so dämlich grinsen. Boo und Princess streckten ihre Köpfchen um den Türrahmen des abgehenden Zimmers und kam langsam wieder hervor.
„Na ihr beiden? Hat er euch so erschreckt?“, fragte Jazmin sie als sie sich vor ihr fallen ließen. „Natürlich hat er euch erschreckt. Ach wisst ihr, ich werde nicht schlau aus ihm. Mal ist er so glücklich und mal ist er so schweigsam. Erzählt nie etwas. Warum vertraut er sich niemanden an? Hm? Wisst ihr was mit ihm los ist? Nein, sicher nicht.“ Jazmin stand auf und verließ ihre kleine Wohnung.
Oben im Wohnzimmer sah sie Kyle am Fenster stehen. Doch kaum hatte er sie bemerkt, verschwand er wieder. Aber diesmal ließ Jaz nicht nach. Er sollte ihr endlich sagen was los ist. Mittler Weile schien draußen die Sonne. Nach ihrem letzten Aufenthalt in der Sonne, war ihr Bedarf für das Erste gedeckt. Außerdem würde sie noch einige Tage empfindlich sein. Kyle wusste dies und ging absichtlich hinaus.
Jazmin ging zurück in ihre kleine Wohnung und ließ das Licht aus. Schlafen konnte sie allerdings nicht. Immer wieder dachte sie an die Nacht zurück.
Sie saß vor dem Fenster und beobachtete ihn schon eine ganze Weile. Er hatte eine kleine Metallbox herausgeholt. Er betastete einige Sachen darin und holte einen kleinen Stoffball aus seiner Tasche und setzte es vor sich. Jazmins Augen weiteten sich als sie erkannte was es war. Ein kleines Kuscheltier mit langen Schlappohren, dessen Fell schon total verfilzt war. Aus irgendeinem Grund fühlte Jazmin sich nicht dazu in der Lage über ihn zu lachen. Bei jedem Anderen hätte sie gelacht oder gekichert. Aaron saß auf seinem Bett und wirkte einfach nur traurig. Jazmin hob einen Zeigefinger und wollte gegen die Scheibe tippen, doch einen Millimeter davor, hielt sie inne und senkte die Hand. Ihr kamen direkt die Bedenken. Was wenn er das Fenster öffnete und sein Geruch sie wild werden ließ. Sie könnte nichts gegen die Gier machen. Noch einmal stieß Jazmin ihre Lungen leer. Sie musste sich einfach konzentrieren und außerdem hatte sie doch vorher getrunken, also dürfte doch auch nichts schief laufen, oder? Sie war hin und her gerissen, aber dann nahm sie den Geruch von Kyle war. Er würde sie nicht ins offene Messer laufen lassen und so nahm sie ihren Mut zusammen und klopfte gegen die Scheibe.
Aaron sah auf und packte eilig alles zusammen und wurde sogar rot als er seinen Stoffhasen wegräumte. Schnell kam er zum Fenster und öffnete es.
„Hey, was machst du hier?“, fragte Aaron verwundert fest. Als Jazmin noch mit ihrer Gier zu tun hatte und nicht sofort antwortete, kam in Aaron ein Verdacht auf. „Hey, alles okay? Hat der Typ dich … schlecht behandelt? Ich meine, du hattest Angst gehabt vor diesem Typen.“
Sofort schüttelte Jazmin mit dem Kopf. Sie konnte ihm nicht in den Glauben lassen dass Kyle ihr etwas angetan hatte, denn so war es ja nicht. Doch sie konnte noch immer nicht sprechen, sie hatte einfach Angst, dass wenn sie den Mund öffnete, ihn anfallen würde. Dass sie sofort ihre Zähne in seine Halsschlagader schlagen würde. Außerdem hatte sie mit dem Training noch gar nicht angefangen.
Als Aaron sich aus dem Fenster lehnte, hob sie ihre flache Hand und drückte ihn zurück in sein Zimmer, dort wäre es sicherer für ihn. Er hingegen verstand ihre Tat falsch und wurde etwas ungehaltener.
„Was ist dein Problem? Hat er etwas gemacht, was ich nicht sehen soll? Was ist los, warum redest du nicht mit mir?“
„Ich, … ich weiß nicht was ich sagen soll.“
„Wie wäre es damit. Warum bist du hier? Was hat dir dieser Typ angetan?“
„Ich … er hat gar nichts gemacht. Er ist mein bester Freund. Und wir sind eben anders erzogen. Frank achtet sehr auf altmodische Weisen und Kyle teilt seine Ansichten mit Frank. Er dachte ich würde mit dir … naja, eben irgendwas Unanständiges machen. Und ich bin hier, weil ich dich … weil ich dich wiedersehen wollte. Du bist interessant und ich möchte dich gerne näher kennen lernen. Aber ich weiß, dass es einige Menschen gibt die das als eine schlechte Idee bezeichnen.“ Jazmin sah zu Boden, nicht weil sie sich schämte sondern weil sie spürte wie sich ihre Gesichtszüge veränderten. Aaron streckte seine Hand aus um ihr Gesicht zu berühren, doch sie wich zurück und versteckte sich noch mehr.
„Ich will es langsam angehen, Aaron.“
„Okay, und was ist langsam bei dir? Weil, ehrlich gesagt, ich bin schon fast im Stillstand.“ Jazmin schielte aus den Augenwinkeln zu ihm herüber. Aaron lächelte sie an. Als sie spürte wie ihre Gesichtszüge entspannten, sah sie ihn unvermittelt an.
„Naja, lass uns doch erstmal mental kennenlernen, also so als wäre ich ein Typ.“
„Hm … das wird mir aber schwer fallen, denn bisher fand ich einen Typen noch nie heiß.“ Jazmin konnte sich vorstellen in wie fern sich das Gespräch ändern würde. Also sah sie an ihm vorbei, sah in die Tasche und erkannte den Stoffhasen. Perfekt.
„Was ist das für ein Hase? Hat er eine Bedeutung für dich? Oder warum hast du das alte Ding noch?“
Kaum hatte Jazmin ihre Fragen gestellte, wurde Aaron knallrot. Es war ihm peinlich. Aaron stand auf, ging in seine Zimmer und holte das Stofftier aus der Tasche.
„Okay, ich erzähl es dir nur wenn du aufhörst zu grinsen und mich nicht weiter für Kind hältst.“
Jazmin hatte gar nicht bemerkt dass sie grinste.
„Sorry, ich hab aber nicht wegen des Stoffes gegrinst, sondern weil du knallrot geworden bist. Und als Kind würde ich dich nie bezeichnen, denn du hast sicher einen Grund dafür, dass er dir wichtig ist.“
„So ist es auch. …“, Aaron erzählte ihr seine Kindheit und in manchen Schilderungen musste sie schlucken. Sie hatte mit dem Kind Aaron total Mitleid. Doch alles schien ihn härter gemacht zu haben.
„Und Geraldine hilft mir immer, wenn ich ein nicht weiter weiß.“, beendete Aaron seine Erzählung.
„Wer ist Geraldine?“
„Sie ist mein zweites Ich. Sie ist mein Gewissen. Wäre sie nicht, würde ich in irgendeiner Gosse liegen. Geraldine vermisst mich jetzt sicher.“
Obwohl Jazmin wusste, dass Geraldine seine Adoptivschwester war, stieg in ihr eine Eifersucht, denn das Verhältnis zwischen ihm und seiner Schwester war in keiner Weise eine normale Geschwisterbeziehung. Als Aaron ihr scheinbar etwas verschwieg, sah sie ihm tief in die Augen und versuchte ihre Kräfte einzusetzen, sie wollte einfach alles wissen. Ihre Manipulation funktionierte gut und er erzählte ihr alles. Dass er mit Geraldine auch Sex hatte, wenn er sich trösten lassen wollte. Dass er sich in illegale Schlägerclubs gesellte, wenn er sich innerlich tot fühlte.
Zum Schluss jedenfalls unterhielten sie sich über Schule und Zukunftspläne. Eigentlich sprach sie gerade von Biochemie und Laborberichten sowie über Experimente als Aaron sich doch aus dem Fenster und sich zu ihr beugte. Er kam immer näher und näher. In Jazmin wütete ein Orkan von allen möglichen Gefühlen. Als er so nah war, dass sie sein Atem auf ihrem Gesicht spürte, schloss Aaron seine Augen und auch Jazmin schloss die ihre.
Es dauerte einige wenige Sekunde, als sie seine Lippen auf ihre spürte. Und kaum schmeckte sie seine Haut, roch seinen Atem und fühlte seine Hände auf ihrem Gesicht, sprang sie auf. Ihre Gier wurde zu groß und sie spürte dieses Verlangen einer Bestie. Sie sah ihn noch einmal an und dann sprang sie von dem Vordach. Als sie fort lief, sah sie im Augenwinkel Zachury, der gegen den Zaun einer Koppel lehnte. Der Geruch von Kyle war nur noch schwach wahr zu nehmen, aber sie wollte nichts weiter außer trinken. Sie brauchte einfach irgendwelche Tiere.
Sie öffnete die Augen, denn der Geruch von Kyle war allgegenwärtig. Als ihr Blick erneut durch all die dunklen Schatten glitt, sah sie Kyle in einer Ecke. Es ging ihm immer noch schlecht. Doch er war ruhiger als zuvor. Er streichelte Boo und spielte mit Princess. Jazmin setzte sich auf.
„Kyle was ist los?“
Kyle sah kurz auf und schnaufte.
„Ich weiß auch nicht. Irgendwie fühle ich mich seltsam. Ich hab gestern in Knoxville eine Frau getroffen. Sie hat mich gesehen, wie ich mich gespritzt habe.“
„Und?“
Er zuckte mit den Schultern, „keine Ahnung. Sie ist fort gerannt. Sie hält mich für einen Junkie.“
„Hast du von ihr … ?“ Jazmin konnte das Wort „trinken“ nicht in diesem Zusammenhang aussprechen.
„Jepp, sie hat jede Menge Blut gesehen, ich war nicht gerade ordentlich beim trinken. Hab ne ziemliche Sauerei veranstaltet.“
„Und ihre Wunden?“
„Jaaaz, so schlampig bin ich nicht. Sie hat keinerlei Spuren. Aber ich glaube, sie wird noch zu einem Problem.“
„In wie fern?“, wollte Jazmin wissen.
„Irgendwas hat sie. Ihr Blut ist lecker. Ich denke darüber nach, sie zu meiner Blutssklavin zu machen.“
„Bitte was?“
„Ich überlege schon die ganze Zeit, mich nur noch von ihr zu ernähren.“
„Und wie willst du das machen? Ich meine sie hat dich ja gesehen und ich glaube nicht, dass sie dich noch mal in ihre Nähe lässt, vor allem wenn sie das ganze Blut gesehen hat.“
„Ich würde auch lieber jemand anderes Bevorzugen. Aber diese Person, will nichts von mir wissen.“
„Wer denn?“
„Ach das ist doch egal. Sie will nichts von mir und sie ist mir jetzt auch egal. Warum soll ich Kräfte verschwenden für etwas, was ich eh nicht bekomme.“ Kyle stand auf und sah sie lächelnd an. „Wollen wir?“, fragte Kyle nach.
Jazmin wusste nicht was er damit meinte und fragte nach.
„Na dein Training.“
„Was, jetzt? Ich dachte wir machen das wenn es dunkel ist.“
„Nö, komm, Wanderer sind oft allein, das macht es einfacher.“ Dann verschwand Kyle aus der Tür und Jazmin folgte ihm.
Jazmin öffnete ihre Tür in ihr kleines „Verlies“. Sie lief in der Schwärze zu ihrem Sofa und lies sich darauf fallen. Immer und immer wieder sah sie wie Aaron sich langsam, Stück für Stück, zu ihr bewegte. Sie war nervös gewesen und ihr würde vor Aufregung übel als er seine Augen schloss.
Sie öffnete ihre Augen und begann Umrisse zu sehen. Jazmin ertappte sich, wie sie dumm grinste. Dieses Gefühl dass sie ihrer Gier trotzen konnte und dass sie sich nicht aufgab in dem Kampf, ließ sie glücklich und zufrieden sein. Jazmin rollte sich auf die Seite und nahm ein Kissen in den Arm, als sie ein Geräusch hörte. Blitzschnell wandte sie sich um. Ihre Augen flogen nur in der Dunkelheit herum und graste alle Ecken ab. Jemand war hier. Als sie sich auf den Geruch konzentrierte, ließ ihre Anspannung nach.
„Hey Kyle.“
Kaum hatte sie die Begrüßung ausgesprochen, bewegte sich ein Schatten und kam auf sie zu. Er sah nicht gut aus, dass konnte Jaz sofort sehen, egal wie dunkel es sein mochte, sie würde es immer merken.
„Kyle? Was ist los?“
Es ertönte ein spöttisches Lachen. Nichts weiter. Auf ihre Frage kam keine Antwort. Ohne eine weitere Reaktion setzte er sich auf ihren Sessel. Sofort kamen Boo und Princess aus ihren kleinen Höhlen und strichen ihm um die Beine. Normaler Weise liebte Kyle die beiden. Doch aus irgendeinem Grund wollte er sie diesmal nicht um sich haben. Er fletschte seine Reißzähne und knurrte sie an. Mit einem weiten Satz machten sie sich davon.
„Kyle?!“, obwohl der Name nach einer eindringlichen Frage klingen sollte, hörte sie sich schroff an. Kyle sah sie von der Seite an, drehte doch ohne etwas zu sagen seinen Kopf zurück und ließ ihn dann hängen. Jazmin konnte nicht anders. Sie wusste dass ihn etwas bedrückte und wollte wissen was es war. Sie stand auf und ging zu ihm herüber, kniete sich vor ihm hin und sah ihm tief die Augen. Er hielt ihrem Blick nicht lange stand und schloss seine Lider. Jazmins Hand legte sich auf seine Wange. Sie wollte ihm mit dieser Geste zeigen, dass sie für ihn da sei. Doch er sprang auf, kaum als ihre Finger seine Haut berührte. Kurz blieb er vor der Eingangstür stehen. Jaz fühlte dass er mit sich haderte, doch nur für einen kleinen, kurzen Moment. Dann ging er und warf die Tür ins Schloss.
Jazmin saß noch immer auf dem Boden und obwohl ihr die Erinnerungen an Aaron sofort zurück in ihrem Kopf schossen, konnte sie nicht mehr so dämlich grinsen. Boo und Princess streckten ihre Köpfchen um den Türrahmen des abgehenden Zimmers und kam langsam wieder hervor.
„Na ihr beiden? Hat er euch so erschreckt?“, fragte Jazmin sie als sie sich vor ihr fallen ließen. „Natürlich hat er euch erschreckt. Ach wisst ihr, ich werde nicht schlau aus ihm. Mal ist er so glücklich und mal ist er so schweigsam. Erzählt nie etwas. Warum vertraut er sich niemanden an? Hm? Wisst ihr was mit ihm los ist? Nein, sicher nicht.“ Jazmin stand auf und verließ ihre kleine Wohnung.
Oben im Wohnzimmer sah sie Kyle am Fenster stehen. Doch kaum hatte er sie bemerkt, verschwand er wieder. Aber diesmal ließ Jaz nicht nach. Er sollte ihr endlich sagen was los ist. Mittler Weile schien draußen die Sonne. Nach ihrem letzten Aufenthalt in der Sonne, war ihr Bedarf für das Erste gedeckt. Außerdem würde sie noch einige Tage empfindlich sein. Kyle wusste dies und ging absichtlich hinaus.
Jazmin ging zurück in ihre kleine Wohnung und ließ das Licht aus. Schlafen konnte sie allerdings nicht. Immer wieder dachte sie an die Nacht zurück.
Sie saß vor dem Fenster und beobachtete ihn schon eine ganze Weile. Er hatte eine kleine Metallbox herausgeholt. Er betastete einige Sachen darin und holte einen kleinen Stoffball aus seiner Tasche und setzte es vor sich. Jazmins Augen weiteten sich als sie erkannte was es war. Ein kleines Kuscheltier mit langen Schlappohren, dessen Fell schon total verfilzt war. Aus irgendeinem Grund fühlte Jazmin sich nicht dazu in der Lage über ihn zu lachen. Bei jedem Anderen hätte sie gelacht oder gekichert. Aaron saß auf seinem Bett und wirkte einfach nur traurig. Jazmin hob einen Zeigefinger und wollte gegen die Scheibe tippen, doch einen Millimeter davor, hielt sie inne und senkte die Hand. Ihr kamen direkt die Bedenken. Was wenn er das Fenster öffnete und sein Geruch sie wild werden ließ. Sie könnte nichts gegen die Gier machen. Noch einmal stieß Jazmin ihre Lungen leer. Sie musste sich einfach konzentrieren und außerdem hatte sie doch vorher getrunken, also dürfte doch auch nichts schief laufen, oder? Sie war hin und her gerissen, aber dann nahm sie den Geruch von Kyle war. Er würde sie nicht ins offene Messer laufen lassen und so nahm sie ihren Mut zusammen und klopfte gegen die Scheibe.
Aaron sah auf und packte eilig alles zusammen und wurde sogar rot als er seinen Stoffhasen wegräumte. Schnell kam er zum Fenster und öffnete es.
„Hey, was machst du hier?“, fragte Aaron verwundert fest. Als Jazmin noch mit ihrer Gier zu tun hatte und nicht sofort antwortete, kam in Aaron ein Verdacht auf. „Hey, alles okay? Hat der Typ dich … schlecht behandelt? Ich meine, du hattest Angst gehabt vor diesem Typen.“
Sofort schüttelte Jazmin mit dem Kopf. Sie konnte ihm nicht in den Glauben lassen dass Kyle ihr etwas angetan hatte, denn so war es ja nicht. Doch sie konnte noch immer nicht sprechen, sie hatte einfach Angst, dass wenn sie den Mund öffnete, ihn anfallen würde. Dass sie sofort ihre Zähne in seine Halsschlagader schlagen würde. Außerdem hatte sie mit dem Training noch gar nicht angefangen.
Als Aaron sich aus dem Fenster lehnte, hob sie ihre flache Hand und drückte ihn zurück in sein Zimmer, dort wäre es sicherer für ihn. Er hingegen verstand ihre Tat falsch und wurde etwas ungehaltener.
„Was ist dein Problem? Hat er etwas gemacht, was ich nicht sehen soll? Was ist los, warum redest du nicht mit mir?“
„Ich, … ich weiß nicht was ich sagen soll.“
„Wie wäre es damit. Warum bist du hier? Was hat dir dieser Typ angetan?“
„Ich … er hat gar nichts gemacht. Er ist mein bester Freund. Und wir sind eben anders erzogen. Frank achtet sehr auf altmodische Weisen und Kyle teilt seine Ansichten mit Frank. Er dachte ich würde mit dir … naja, eben irgendwas Unanständiges machen. Und ich bin hier, weil ich dich … weil ich dich wiedersehen wollte. Du bist interessant und ich möchte dich gerne näher kennen lernen. Aber ich weiß, dass es einige Menschen gibt die das als eine schlechte Idee bezeichnen.“ Jazmin sah zu Boden, nicht weil sie sich schämte sondern weil sie spürte wie sich ihre Gesichtszüge veränderten. Aaron streckte seine Hand aus um ihr Gesicht zu berühren, doch sie wich zurück und versteckte sich noch mehr.
„Ich will es langsam angehen, Aaron.“
„Okay, und was ist langsam bei dir? Weil, ehrlich gesagt, ich bin schon fast im Stillstand.“ Jazmin schielte aus den Augenwinkeln zu ihm herüber. Aaron lächelte sie an. Als sie spürte wie ihre Gesichtszüge entspannten, sah sie ihn unvermittelt an.
„Naja, lass uns doch erstmal mental kennenlernen, also so als wäre ich ein Typ.“
„Hm … das wird mir aber schwer fallen, denn bisher fand ich einen Typen noch nie heiß.“ Jazmin konnte sich vorstellen in wie fern sich das Gespräch ändern würde. Also sah sie an ihm vorbei, sah in die Tasche und erkannte den Stoffhasen. Perfekt.
„Was ist das für ein Hase? Hat er eine Bedeutung für dich? Oder warum hast du das alte Ding noch?“
Kaum hatte Jazmin ihre Fragen gestellte, wurde Aaron knallrot. Es war ihm peinlich. Aaron stand auf, ging in seine Zimmer und holte das Stofftier aus der Tasche.
„Okay, ich erzähl es dir nur wenn du aufhörst zu grinsen und mich nicht weiter für Kind hältst.“
Jazmin hatte gar nicht bemerkt dass sie grinste.
„Sorry, ich hab aber nicht wegen des Stoffes gegrinst, sondern weil du knallrot geworden bist. Und als Kind würde ich dich nie bezeichnen, denn du hast sicher einen Grund dafür, dass er dir wichtig ist.“
„So ist es auch. …“, Aaron erzählte ihr seine Kindheit und in manchen Schilderungen musste sie schlucken. Sie hatte mit dem Kind Aaron total Mitleid. Doch alles schien ihn härter gemacht zu haben.
„Und Geraldine hilft mir immer, wenn ich ein nicht weiter weiß.“, beendete Aaron seine Erzählung.
„Wer ist Geraldine?“
„Sie ist mein zweites Ich. Sie ist mein Gewissen. Wäre sie nicht, würde ich in irgendeiner Gosse liegen. Geraldine vermisst mich jetzt sicher.“
Obwohl Jazmin wusste, dass Geraldine seine Adoptivschwester war, stieg in ihr eine Eifersucht, denn das Verhältnis zwischen ihm und seiner Schwester war in keiner Weise eine normale Geschwisterbeziehung. Als Aaron ihr scheinbar etwas verschwieg, sah sie ihm tief in die Augen und versuchte ihre Kräfte einzusetzen, sie wollte einfach alles wissen. Ihre Manipulation funktionierte gut und er erzählte ihr alles. Dass er mit Geraldine auch Sex hatte, wenn er sich trösten lassen wollte. Dass er sich in illegale Schlägerclubs gesellte, wenn er sich innerlich tot fühlte.
Zum Schluss jedenfalls unterhielten sie sich über Schule und Zukunftspläne. Eigentlich sprach sie gerade von Biochemie und Laborberichten sowie über Experimente als Aaron sich doch aus dem Fenster und sich zu ihr beugte. Er kam immer näher und näher. In Jazmin wütete ein Orkan von allen möglichen Gefühlen. Als er so nah war, dass sie sein Atem auf ihrem Gesicht spürte, schloss Aaron seine Augen und auch Jazmin schloss die ihre.
Es dauerte einige wenige Sekunde, als sie seine Lippen auf ihre spürte. Und kaum schmeckte sie seine Haut, roch seinen Atem und fühlte seine Hände auf ihrem Gesicht, sprang sie auf. Ihre Gier wurde zu groß und sie spürte dieses Verlangen einer Bestie. Sie sah ihn noch einmal an und dann sprang sie von dem Vordach. Als sie fort lief, sah sie im Augenwinkel Zachury, der gegen den Zaun einer Koppel lehnte. Der Geruch von Kyle war nur noch schwach wahr zu nehmen, aber sie wollte nichts weiter außer trinken. Sie brauchte einfach irgendwelche Tiere.
Sie öffnete die Augen, denn der Geruch von Kyle war allgegenwärtig. Als ihr Blick erneut durch all die dunklen Schatten glitt, sah sie Kyle in einer Ecke. Es ging ihm immer noch schlecht. Doch er war ruhiger als zuvor. Er streichelte Boo und spielte mit Princess. Jazmin setzte sich auf.
„Kyle was ist los?“
Kyle sah kurz auf und schnaufte.
„Ich weiß auch nicht. Irgendwie fühle ich mich seltsam. Ich hab gestern in Knoxville eine Frau getroffen. Sie hat mich gesehen, wie ich mich gespritzt habe.“
„Und?“
Er zuckte mit den Schultern, „keine Ahnung. Sie ist fort gerannt. Sie hält mich für einen Junkie.“
„Hast du von ihr … ?“ Jazmin konnte das Wort „trinken“ nicht in diesem Zusammenhang aussprechen.
„Jepp, sie hat jede Menge Blut gesehen, ich war nicht gerade ordentlich beim trinken. Hab ne ziemliche Sauerei veranstaltet.“
„Und ihre Wunden?“
„Jaaaz, so schlampig bin ich nicht. Sie hat keinerlei Spuren. Aber ich glaube, sie wird noch zu einem Problem.“
„In wie fern?“, wollte Jazmin wissen.
„Irgendwas hat sie. Ihr Blut ist lecker. Ich denke darüber nach, sie zu meiner Blutssklavin zu machen.“
„Bitte was?“
„Ich überlege schon die ganze Zeit, mich nur noch von ihr zu ernähren.“
„Und wie willst du das machen? Ich meine sie hat dich ja gesehen und ich glaube nicht, dass sie dich noch mal in ihre Nähe lässt, vor allem wenn sie das ganze Blut gesehen hat.“
„Ich würde auch lieber jemand anderes Bevorzugen. Aber diese Person, will nichts von mir wissen.“
„Wer denn?“
„Ach das ist doch egal. Sie will nichts von mir und sie ist mir jetzt auch egal. Warum soll ich Kräfte verschwenden für etwas, was ich eh nicht bekomme.“ Kyle stand auf und sah sie lächelnd an. „Wollen wir?“, fragte Kyle nach.
Jazmin wusste nicht was er damit meinte und fragte nach.
„Na dein Training.“
„Was, jetzt? Ich dachte wir machen das wenn es dunkel ist.“
„Nö, komm, Wanderer sind oft allein, das macht es einfacher.“ Dann verschwand Kyle aus der Tür und Jazmin folgte ihm.
amyfake78- ~Flying over tree tops with Edward~
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