Leah B. Natan: Unsterblich/Die Verdammten/Dämmerung
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Leah B. Natan: Unsterblich/Die Verdammten/Dämmerung
Man da hab ich ja etwas total Schönes entdeckt. Vampire abseits des Mainstreams. Eine echte Perle ...
1. Ashe ist eines der unsterblichen Geschöpfe, die hier ihre Geschichte erzählen. Zusammen mit Alex, Mia und dem jungen Zögling Stephen durchlebt er ebenso sinnliche, wie auch qualvolle Zeiten, erfährt Lust, Verlangen und Aufopferung. Er entführt mit seinen Schilderungen in eine fremdartige Welt, die völlig anders erscheint und doch gar nicht so weit entfernt von der menschlichen liegt. Denn auf einer gewissen Ebene beherrschen uns noch immer die alten Instinkte, die zweite Natur, das Tier ...
2. Die spannende Fortsetzung des Romans 'Unsterblich' beschreibt den Weg von Ashe und seinem Zögling Stephen durch die Wirren des einstigen Verlustes und das Erbe der Vergangenheit, weg von den dekadenten Ausschweifungen vergangener Tage, hin zum nackten Überleben und Erleben ... abseits der Menschen und doch mitten unter ihnen ... gefangen in Leidenschaft und der Jagd nach Leben.
Noch treibender, noch ereignisreicher als der erste stößt der zweite Teil an die Grenzen von Moral und Vernunft, um sie entweder spielerisch zu überwinden oder um den Leser in ungeahnte Tiefen der Seele zu führen. Besonderheit: Dieser Roman entstand unter der Feder zweier Autoren, die versuchen, ihre Sicht einer Welt näher zu bringen, die vielleicht phantasievoller erscheint, als sie es tatsächlich ist.
3. Nach den letzten Ereignissen in Deutschland kehren Ashe, Leylah und Marten zurück in ihre Heimat nach England. Dort wollen sie das Geschehene vergessen. Doch schon bald wird ihr Dasein wieder auf eine harte Probe gestellt, denn eine unheilvolle, tödliche Macht kündigt sich in Visionen an und zeigt ihnen, wer und was sie wirklich sind. Auf der Suche nach einem Platz im Jetzt sehen sich Ashe und seine Freunde mit ihrer wahren Vergangenheit konfrontiert. Die Trilogie wurde von Leah. B. Natan mit «Unsterblich» begonnen, von Jay Kenshaw und Leah B. Natan mit «Die Verdammten» fortgesetzt und nun mit «Dämmerung» aus der Feder Jay Kenshaws findet die Reihe ihren spannenden Abschluss.
Rezension:
1. Buch
Ashe ist sich stets bewusst, dass er anders ist, als die anderen seines Stammes. Im Gegensatz zu ihnen besitzt er eine viel zartere, hellere Haut und auch sein Wesen unterscheidet sich in vielen Dingen von dem seiner Spielkameraden. Man erzählt sich, dass seine Mutter ihn mit einem anderen Mann als ihrem Ehegatten gezeugt hat. Dieser kam eines Tages in ihr kleines Dorf und wusste sich in das Vertrauen der Bewohner zu schleichen. Ihnen war klar, dass dieses Wesen kein Mensch gewesen sein kann, doch die Ehrfurcht verschloss ihre Münder, so dass Ashe erst als Jugendlicher das Geheimnis seiner Herkunft erfährt. Zu dieser Zeit hört er auch schon ständig eine leise Stimme in seinem Inneren flüstern, die ihm seltsame Dinge zuraunt. Als er sich vom Dorf davonmacht, beginnt er eine Suche nach seiner eigenen Vergangenheit und Bestimmung, ohne zu wissen, dass er lediglich eine Spielfigur seines Vaters ist.
In der Gegenwart blickt Ashe ungern auf seine früheren Zeiten zurück, in denen er nicht wusste, was er wirklich war. Heute ist er sich seiner Kräfte vollkommen bewusst. Er gehört einer langlebigen Rasse an, den Lamien, für die es hin und wieder nötig ist, vom Blut der Menschen zu trinken. Gemeinsam mit seinen Freunden Alex und Mia hat er ein Zuhause geschaffen, zu dem er immer wieder zurückkehren kann. Auch wenn im zwanzigsten Jahrhundert die Menschheit aufgeklärter ist, als im Mittelalter, in dem viele von ihnen als Teufel verbrannt wurden, so befinden sie sich doch stets in Gefahr. Sie können keine Krankenhäuser besuchen, da sie dort vermutlich lediglich als interessante Studienobjekte betrachtet werden würden. Ihre Existenz hängt davon ab, dass niemand von ihrer Existenz ahnt. Und so begeben sie sich in Gothic-Discos, berauschen sich an der Todessehnsucht der dortigen Menschen und finden so zu ihrem jungen Zögling Stephen, den sie in die Geheimnisse ihrer Art einweisen.
Durch die Rückblicke, die Ashe in seine eigene Vergangenheit wagt, erlebt der Leser hautnah seine Entwicklung mit. Gemeinsam mit der Hauptfigur entdeckt man die Eigenschaften der Lamien und ist an manchen Stellen genauso verwirrt wie Ashe, bis später die anfänglichen Geheimnisse und Sonderheiten aufgeklärt werden. Die Blutjagd dieser Rasse ist stets von Liebe und Sinnlichkeit geleitet. Nicht jedes ihrer Opfer muss sterben, nur weil sie sein Blut trinken. Viele entkommen mit ihrem Leben und erinnern sich hinterher kaum mehr daran. Auch Ashe, Mia und Alex teilen sich ihr Blut und damit auch ihre einzelnen Vergangenheiten. Es gibt keine Menschen, die tiefer miteinander verbunden sind, als diese drei Lamien.
Der Leser erhält durch diesen sinnlichen und blumigen Roman einen guten Einblick in eine Welt, die so nah an der unseren existiert. Die hier vorgestellten Vampire wirken realistisch und glaubhaft. Die Zeitsprünge sind klar erkenntlich und lassen sich leicht in den Zeitrahmen einordnen. Besonders auffällig ist die opulente Sprache, die der ganzen Erzählung eine wunderbare Erotik verleiht, ohne pervers zu wirken. So entsteht ein wunderbar lebhaftes Sittengemälde der Rasse, die sich vom Blut der Menschen nährt. Sehr passend ist auch das Buchcover, das ein androgynes Wesen darstellt, dessen haut mit Fossilien bedeckt ist.
Es gibt viele Bücher über Vampire, und trotz dieser Vielfalt wird wenig Neues geschrieben. Die meisten Geschichten bauen auf dem gleichen Prinzip auf und unterscheiden sich lediglich in Details. Hier allerdings ist es anders. Glaubhaft wird die Entstehung der Lamien, der Vampire geschildert, und ihnen eine Verhaltensweise angedichtet, die es möglich macht zu glauben, es könnte sie tatsächlich geben. Eine sehr sinnliche und anspruchsvolle Geschichte, die im Roman "Die Verdammten" fortgeführt wird.
Daniela Hanisch
2. Buch
Die beiden Lamien Ashe und Stephen stehen alleine da, als Alex und Mia starben. Doch auf der Beerdigung der beiden guten und engen Freunde lernt Ashe Aaron kennen, einen Vampir aus Deutschland, der die beiden zu sich einlädt. Bereitwillig folgt Ashe der freundlichen Einladung. Besonders Stephen, sein Zögling, blüht dort in ihrem neuen Zuhause deutlich auf.
Zu sehr hatte sich sein Erwecker in den eigenen Schmerz vergraben und ihn alleine und orientierungslos zurück gelassen. Denn neben Aaron und der porzellangesichtigen Isabella wohnt in dem Haus auch Nicolas, der Zögling der beiden. Gemeinsam mit ihm kann Stephen seine Jugend ausleben, da die beiden ungefähr gleich alt sind.
Trotzdem kann Stephen nicht darüber hinweg sehen, mit welcher Gleichgültigkeit ihn Ashe behandelt. Er selbst liebt den älteren Vampir voller Inbrunst und versteht nicht, weshalb dieser sich immer weiter von ihm distanziert. Dann jedoch beginnt Ashe wieder aufzutauen. Doch es ist nicht Stephen, der dies bewirkt, sondern eine junge Frau namens Leylah, der er vollkommen verfallen ist.
Dieses Glück wird aber bald zerstört, denn Marten, ein alter Feind, sinnt auf Rache und versucht, Ashe endgültig zu vernichten. Gleichzeitig entgleitet Stephen immer mehr die Selbstkontrolle, da in ihm all seine Enttäuschung und Wut lodert, die er nicht bändigen kann. Aber in der Gegenwart darf man sich keine Fehler und Dummheiten leisten, sonst sind alle anderen Vampire ebenfalls in Gefahr.
Im ersten Buch "Unsterblich" wurde für den Leser die Grundlage gelegt, um die Lamien, auch Vampire genannt, zu verstehen. Ashe und Stephen, mit denen der Roman endete, sind nun die Hauptfiguren für "Die Verdammten". Das enge Verhältnis zwischen den beiden sorgt für einige Spannungen. Aber diesmal droht auch von außerhalb Gefahr, da die Öffentlichkeit nichts über die Raubtiere in ihrer Mitte erfahren darf.
"Die Verdammten" vermischt geschickt alte Vampirgeschichten mit der Gegenwart. So alt und erfahren die Lamien auch sein mögen, haben sie doch Probleme damit, sich den Anforderungen der modernen Gesellschaft anzupassen. Doch trotz aller Aktualität der Ereignisse gelingt es den beiden Autoren dennoch, eine Geschichte zu spinnen, die das Archaische und Wilde der Lamien ebenso berücksichtigt wie ihre erotischen und leidenschaftlichen Eigenschaften.
Ein würdiger zweiter Teil um den Jahrhunderte alten Ashe und seinen Zögling Stephen. Gerade im Bereich der überfüllten Vampirliteratur ein erfrischend interessanter und niveauvoller Leckerbissen, den man mit Genuss und Freude verschlingt.
Daniela Hanisch
VIEL SPASS!!!
1. Ashe ist eines der unsterblichen Geschöpfe, die hier ihre Geschichte erzählen. Zusammen mit Alex, Mia und dem jungen Zögling Stephen durchlebt er ebenso sinnliche, wie auch qualvolle Zeiten, erfährt Lust, Verlangen und Aufopferung. Er entführt mit seinen Schilderungen in eine fremdartige Welt, die völlig anders erscheint und doch gar nicht so weit entfernt von der menschlichen liegt. Denn auf einer gewissen Ebene beherrschen uns noch immer die alten Instinkte, die zweite Natur, das Tier ...
2. Die spannende Fortsetzung des Romans 'Unsterblich' beschreibt den Weg von Ashe und seinem Zögling Stephen durch die Wirren des einstigen Verlustes und das Erbe der Vergangenheit, weg von den dekadenten Ausschweifungen vergangener Tage, hin zum nackten Überleben und Erleben ... abseits der Menschen und doch mitten unter ihnen ... gefangen in Leidenschaft und der Jagd nach Leben.
Noch treibender, noch ereignisreicher als der erste stößt der zweite Teil an die Grenzen von Moral und Vernunft, um sie entweder spielerisch zu überwinden oder um den Leser in ungeahnte Tiefen der Seele zu führen. Besonderheit: Dieser Roman entstand unter der Feder zweier Autoren, die versuchen, ihre Sicht einer Welt näher zu bringen, die vielleicht phantasievoller erscheint, als sie es tatsächlich ist.
3. Nach den letzten Ereignissen in Deutschland kehren Ashe, Leylah und Marten zurück in ihre Heimat nach England. Dort wollen sie das Geschehene vergessen. Doch schon bald wird ihr Dasein wieder auf eine harte Probe gestellt, denn eine unheilvolle, tödliche Macht kündigt sich in Visionen an und zeigt ihnen, wer und was sie wirklich sind. Auf der Suche nach einem Platz im Jetzt sehen sich Ashe und seine Freunde mit ihrer wahren Vergangenheit konfrontiert. Die Trilogie wurde von Leah. B. Natan mit «Unsterblich» begonnen, von Jay Kenshaw und Leah B. Natan mit «Die Verdammten» fortgesetzt und nun mit «Dämmerung» aus der Feder Jay Kenshaws findet die Reihe ihren spannenden Abschluss.
Rezension:
1. Buch
Ashe ist sich stets bewusst, dass er anders ist, als die anderen seines Stammes. Im Gegensatz zu ihnen besitzt er eine viel zartere, hellere Haut und auch sein Wesen unterscheidet sich in vielen Dingen von dem seiner Spielkameraden. Man erzählt sich, dass seine Mutter ihn mit einem anderen Mann als ihrem Ehegatten gezeugt hat. Dieser kam eines Tages in ihr kleines Dorf und wusste sich in das Vertrauen der Bewohner zu schleichen. Ihnen war klar, dass dieses Wesen kein Mensch gewesen sein kann, doch die Ehrfurcht verschloss ihre Münder, so dass Ashe erst als Jugendlicher das Geheimnis seiner Herkunft erfährt. Zu dieser Zeit hört er auch schon ständig eine leise Stimme in seinem Inneren flüstern, die ihm seltsame Dinge zuraunt. Als er sich vom Dorf davonmacht, beginnt er eine Suche nach seiner eigenen Vergangenheit und Bestimmung, ohne zu wissen, dass er lediglich eine Spielfigur seines Vaters ist.
In der Gegenwart blickt Ashe ungern auf seine früheren Zeiten zurück, in denen er nicht wusste, was er wirklich war. Heute ist er sich seiner Kräfte vollkommen bewusst. Er gehört einer langlebigen Rasse an, den Lamien, für die es hin und wieder nötig ist, vom Blut der Menschen zu trinken. Gemeinsam mit seinen Freunden Alex und Mia hat er ein Zuhause geschaffen, zu dem er immer wieder zurückkehren kann. Auch wenn im zwanzigsten Jahrhundert die Menschheit aufgeklärter ist, als im Mittelalter, in dem viele von ihnen als Teufel verbrannt wurden, so befinden sie sich doch stets in Gefahr. Sie können keine Krankenhäuser besuchen, da sie dort vermutlich lediglich als interessante Studienobjekte betrachtet werden würden. Ihre Existenz hängt davon ab, dass niemand von ihrer Existenz ahnt. Und so begeben sie sich in Gothic-Discos, berauschen sich an der Todessehnsucht der dortigen Menschen und finden so zu ihrem jungen Zögling Stephen, den sie in die Geheimnisse ihrer Art einweisen.
Durch die Rückblicke, die Ashe in seine eigene Vergangenheit wagt, erlebt der Leser hautnah seine Entwicklung mit. Gemeinsam mit der Hauptfigur entdeckt man die Eigenschaften der Lamien und ist an manchen Stellen genauso verwirrt wie Ashe, bis später die anfänglichen Geheimnisse und Sonderheiten aufgeklärt werden. Die Blutjagd dieser Rasse ist stets von Liebe und Sinnlichkeit geleitet. Nicht jedes ihrer Opfer muss sterben, nur weil sie sein Blut trinken. Viele entkommen mit ihrem Leben und erinnern sich hinterher kaum mehr daran. Auch Ashe, Mia und Alex teilen sich ihr Blut und damit auch ihre einzelnen Vergangenheiten. Es gibt keine Menschen, die tiefer miteinander verbunden sind, als diese drei Lamien.
Der Leser erhält durch diesen sinnlichen und blumigen Roman einen guten Einblick in eine Welt, die so nah an der unseren existiert. Die hier vorgestellten Vampire wirken realistisch und glaubhaft. Die Zeitsprünge sind klar erkenntlich und lassen sich leicht in den Zeitrahmen einordnen. Besonders auffällig ist die opulente Sprache, die der ganzen Erzählung eine wunderbare Erotik verleiht, ohne pervers zu wirken. So entsteht ein wunderbar lebhaftes Sittengemälde der Rasse, die sich vom Blut der Menschen nährt. Sehr passend ist auch das Buchcover, das ein androgynes Wesen darstellt, dessen haut mit Fossilien bedeckt ist.
Es gibt viele Bücher über Vampire, und trotz dieser Vielfalt wird wenig Neues geschrieben. Die meisten Geschichten bauen auf dem gleichen Prinzip auf und unterscheiden sich lediglich in Details. Hier allerdings ist es anders. Glaubhaft wird die Entstehung der Lamien, der Vampire geschildert, und ihnen eine Verhaltensweise angedichtet, die es möglich macht zu glauben, es könnte sie tatsächlich geben. Eine sehr sinnliche und anspruchsvolle Geschichte, die im Roman "Die Verdammten" fortgeführt wird.
Daniela Hanisch
2. Buch
Die beiden Lamien Ashe und Stephen stehen alleine da, als Alex und Mia starben. Doch auf der Beerdigung der beiden guten und engen Freunde lernt Ashe Aaron kennen, einen Vampir aus Deutschland, der die beiden zu sich einlädt. Bereitwillig folgt Ashe der freundlichen Einladung. Besonders Stephen, sein Zögling, blüht dort in ihrem neuen Zuhause deutlich auf.
Zu sehr hatte sich sein Erwecker in den eigenen Schmerz vergraben und ihn alleine und orientierungslos zurück gelassen. Denn neben Aaron und der porzellangesichtigen Isabella wohnt in dem Haus auch Nicolas, der Zögling der beiden. Gemeinsam mit ihm kann Stephen seine Jugend ausleben, da die beiden ungefähr gleich alt sind.
Trotzdem kann Stephen nicht darüber hinweg sehen, mit welcher Gleichgültigkeit ihn Ashe behandelt. Er selbst liebt den älteren Vampir voller Inbrunst und versteht nicht, weshalb dieser sich immer weiter von ihm distanziert. Dann jedoch beginnt Ashe wieder aufzutauen. Doch es ist nicht Stephen, der dies bewirkt, sondern eine junge Frau namens Leylah, der er vollkommen verfallen ist.
Dieses Glück wird aber bald zerstört, denn Marten, ein alter Feind, sinnt auf Rache und versucht, Ashe endgültig zu vernichten. Gleichzeitig entgleitet Stephen immer mehr die Selbstkontrolle, da in ihm all seine Enttäuschung und Wut lodert, die er nicht bändigen kann. Aber in der Gegenwart darf man sich keine Fehler und Dummheiten leisten, sonst sind alle anderen Vampire ebenfalls in Gefahr.
Im ersten Buch "Unsterblich" wurde für den Leser die Grundlage gelegt, um die Lamien, auch Vampire genannt, zu verstehen. Ashe und Stephen, mit denen der Roman endete, sind nun die Hauptfiguren für "Die Verdammten". Das enge Verhältnis zwischen den beiden sorgt für einige Spannungen. Aber diesmal droht auch von außerhalb Gefahr, da die Öffentlichkeit nichts über die Raubtiere in ihrer Mitte erfahren darf.
"Die Verdammten" vermischt geschickt alte Vampirgeschichten mit der Gegenwart. So alt und erfahren die Lamien auch sein mögen, haben sie doch Probleme damit, sich den Anforderungen der modernen Gesellschaft anzupassen. Doch trotz aller Aktualität der Ereignisse gelingt es den beiden Autoren dennoch, eine Geschichte zu spinnen, die das Archaische und Wilde der Lamien ebenso berücksichtigt wie ihre erotischen und leidenschaftlichen Eigenschaften.
Ein würdiger zweiter Teil um den Jahrhunderte alten Ashe und seinen Zögling Stephen. Gerade im Bereich der überfüllten Vampirliteratur ein erfrischend interessanter und niveauvoller Leckerbissen, den man mit Genuss und Freude verschlingt.
Daniela Hanisch
VIEL SPASS!!!
Gast- Gast
Re: Leah B. Natan: Unsterblich/Die Verdammten/Dämmerung
Also, ich muss mal noch ein bisschen Werbung für diese außerordentlich schöne Reihe machen - damit ihr eine leise Ahnung bekommt, was ihr euch entgehen lasst.
Zuerst einmal zu den Autoren:
Leah B Natan
Leah wurde 1978 in Zerbst/Deutschland geboren und wohnt und arbeitet in NRW.
Schon seit vielen Jahren lebt sie sich in der Kunst (Ölmalerei, Design) aus, besuchte in der Vergangenheit diverse Kunsthochschulen - ohne wirklich sesshaft zu werden, denn sie boten ihr nicht das, was sie suchte;
Leah reiste anschließend ein Jahr lang durch Südeuropa auf der Suche nach Inspiration und dem gewissen Etwas, das sie vermisste. Vor einigen Jahren fand sie schließlich Jay und das, wonach sie solange gesucht hatte, und mit dieser Erfüllung - und Erkenntnis - begann ihre Leidenschaft für das Schreiben. Die Geschichte zu "Unsterblich", welche bereits seit Jahren unausgegoren im Schrank gelegen hatte, wurde in dieser Zeit neu aufgeschrieben. Soviel war geschehen, soviel Dinge und Charaktere traten in ihr Leben, dass es genug Stoff für Bücher bot. Hieraus entstand die Trilogie der "Verdammten", die weit mehr sind als "nur" Geschichten, sondern Teil des realen Lebens sind.
Jay Kenshaw
Jay wurde 1970 in Dover /England geboren und wohnt und arbeitet in NRW.
Er verlebte einige Jahre seiner Jugend als Gothic in der englischen Batcave-Szene. Danach studierte er Psychologie und interessierte sich für Medizin, bevor er 1990 nach Deutschland auswanderte .Hier entdeckte er seine Begabung für Webseitengestaltung und Graphikkunst, die er kontinuierlich ausbaute.
Ab 2000 ging er mit Webseiten zum Thema Vampire ins Internet. Dadurch lernte er Leah B. Natan kennen, welche sich ebenfalls für das Thema interessierte und kam so zum schreiben. Neben der Cover -und Graphikgestaltung für die erste Ausgabe von "Unsterblich" 2004, sowie das Webdesign für die Autorenseiten, und der Erstellung von Postern für die Buchausgaben, erstellte er weitere Graphiken und Kunst unter dem Pseudonym SIN8 und hat eine Webseite unter dem Namen Asheslair.
Jay lebt zurückgezogen mit seinen drei Katzen im Bergischen Land.
Dann ein Interview von der Leipziger Buchmesse:
Die Verdammten Trilogie
Die „Verdammten-Trilogie“ der Autoren Leah B. Natan und Jay K. gehört für mich zu dem erlesensten, was es an Literatur rund um die Figur des Vampirs zu lesen gibt. Der Schreibstil der Autoren besticht durch seine komplexen Charaktere, die stimmungsvollen Beschreibungen der Schauplätze der Romane und eine unheimliche Lebendigkeit der Geschehnisse. Während die ersten beiden Bände mit den Titeln „Unsterblich“ und „Die Verdammten“ bereits beim UBooks Verlag erschienen sind, liegt Jay K. derzeit in den letzten Zügen des dritten Teils. Dieser wird den Titel „Dämmerung“ tragen. Höchste Zeit also, die beiden talentierten Autoren einmal zum Interview zu Bitten. Und das habe ich dann auch prompt getan. Viel Spaß beim Lesen des Interviews!
Nancy: Hallo ihr Beiden! Danke, dass ihr euch die Zeit für meine Fragen nehmt!
Leah & Jay: Sehr gerne!
Nancy: Erzählt doch Eingangs zunächst einmal, was die Figur des Vampirs für euch ausmacht? Was fasziniert euch daran so, dass ihr sie zur Hauptfigur eurer Bücher macht?
Leah: Ich habe bereits in sehr jungen Jahren ein Faible für diese Figur entwickelt, was sich darin niederschlug, dass ich Bücher/Filme etc. bezüglich dieses Themas nur so verschlang und schließlich selbst in dieser Hinsicht kreativ wurde. Diese Faszination zog sich also durch mein gesamtes Leben und wurde ein Teil davon. Oder war es schon immer. So etwas wie Schicksal.
Nancy: Ok, aber welche Wesenszüge oder Eigenschaften dieser Figur üben im Besonderen eine Faszination auf dich auf?
Leah: Im Besonderen ihr Facettenreichtum, ihre Unberechenbarkeit. Der Vampir existiert jenseits menschlicher Vorstellungen von Gut und Böse, er genießt Freiheiten ohne menschengemachte Grenzen und überdauert – zumindest ein Stück weit – die Zeit. In einer Welt, die nahezu alle Geheimnisse entlarvt hat, bewahrt sich der Vampir seinen Mythos und entzieht sich noch immer menschlichem Ermessen. Gewissermaßen ein zeitloses Relikt. Und jeder Mensch – wenn er ehrlich ist – neidet ihm etwas. Nicht umsonst geistert der Vampir seit Jahrtausenden durch jede Kultur dieser Erde.
Nancy: Und dich Jay?
Jay: Der Vampirmythos ist Teil meines Lebensstils. Wobei ich das Wort „Mythos“ gar nicht so mag. Davon abgesehen ist der Vampir das „enfant terrible“ der Mythenwelt. Einerseits böse, weil hinter dem kostbarsten Gut des Menschen her, aber dabei so verführerisch und anziehend, dass man ihm einfach nicht widerstehen kann.
Nancy: Stimmt ! Er ist sehr unwiderstehlich (lacht). Der Vampirmythos lebt in der Literatur nun auch gerade davon, dass jeder Autor/ jede Autorin seine „klassischen Merkmalen“ (aus dem Volksglauben) transformiert, diesen neue Dimensionen hinzufügt und andere Aspekte als ganz unbedeutend empfindet. So kann sich euer Protagonist Ashe unter anderem unbeschadet im Tageslicht bewegen und findet auch großen Gefallen an ganz irdischen Speisen.
Worin liegt für Autor und Leser der Reiz solcher Metamorphosen?
Leah & Jay: Die Nachvollziehbarkeit, das Sich-Einfühlen-Können in die Hauptperson, das scheinbare hautnahe Miterleben während des Lesens macht den Reiz aus. Man hat das Gefühl, Ashe könnte ein guter Bekannter sein oder unter Umständen man selbst. Erst Schwächen geben einer Hauptfigur einen starken Charakter. Gerade das fehlt oft in Vampirromanen, die zumeist aus abgehobenen Klischees und gängigen Schubladen bestehen. Warum sollten Vampir nicht Natürlichkeit, Humor und Schwächen zeigen? Gerade das macht ihn doch sympathisch und „erlebbar“. Einige Leser haben uns gesagt, dass sie seit unseren Büchern daran glauben, es könne Vampire tatsächlich geben. Ein schönes Kompliment. Denn es zeigt, dass man als Autor die Sicht des Lesers auf die Welt verändert hat.
Nancy: Leah, erzähl doch zunächst einmal kurz etwas zur Entstehungsgeschichte des ersten Bandes „Unsterblich“. Wenn ich mich richtig erinnere, hattest du einen Großteil der Geschichte bereist sehr jung geschrieben und dann später weiter daran gearbeitet. Was waren deine Beweggründe hinter dem Buch und wie kam es dann zu der Veröffentlichung bei UBooks?
Leah: Richtig. Die Urgeschichte zu „Unsterblich“ schrieb ich ungefähr im Alter von 15 Jahren. Damals wollte ich meine eigenen Theorien zum Vampirmythos verarbeiten und fasste sie in einer Kurzgeschichte zusammen. Als ich allerdings bemerkte, welche Freude mir das Schreiben bereitete und wie sehr ich an der Geschichte hing, wurde im Laufe der Zeit ein Roman daraus. Er lagerte einige Jahre im Schrank, ohne irgendeinen Gedanken an Veröffentlichung. Im Jahr 2001 aber lernte ich über das Internet Jay K. kennen, damals unter seinem Künstlernamen „Ashe“. Ein Vampir namens Ashe? Das weckte natürlich mein Interesse, und so ergab es sich, dass wir beide uns kennen- und lieben lernten. Dieser Lauf des Schicksals war auch mein Beweggrund, „Unsterblich“ aus dem Schrank hervorzuholen und neu aufzuschreiben, denn schließlich hatte ich durch diese Geschichte die Liebe meines Lebens kennen gelernt. Nach Fertigstellung schickte ich das Buch einfach um des Versuchs willen an UBooks und wurde angenommen.
Nancy: Der erste Teil eurer Trilogie, „Unsterblich“ fokussiert auf die Vergangenheit Ashes, berichtet von seiner Kindheit und davon, wie er zum Vampir wird - ist also sehr rückwärtsgewandt. Ashe findet dabei seine Ursprünge in der Kultur der Kelten. Warum diese Kultur?
Leah: Ich habe mich schon damals für die keltische Kultur interessiert, also lange vor dem Boom, den sie heute erlebt. Der Stolz, der Fatalismus und die Rauheit verbunden mit künstlerischem Feinsinn inspirierten mich derart, dass ich es in „Unsterblich“ verarbeiten musste. Und während ich diese Vergangenheitspassagen schrieb, war es tatsächlich so, als schriebe ich keine Geschichte nieder, sondern eigene Erinnerungen. Diese Vergangenheitspassagen sind auch jene Teile, die unverändert erhalten blieben und so belassen wurden, wie ich sie damals in der Urfassung aufgeschrieben habe.
Nancy: Aus diesem ersten Band sind mir deine Naturbeschreibungen mit ihrer enormen Intensität noch sehr gut im Gedächtnis. Welche Bedeutung hat die Natur für dich persönlich?
Leah: Sie inspiriert mich wie kaum etwas anderes. Ich bin mit dieser Verbundenheit zur Natur aufgewachsen, sah und erlebte durch meinen Vater – selbst ein Naturliebhaber – sehr intensive Eindrücke, die mich bis heute begleiten und auch in „Unsterblich“ verarbeitet wurden. Zu guter Letzt ist sie für mich auch einfach Entspannung und Genuss.
Nancy: Leah, du bist auch künstlerisch tätig zum Beispiel in der Malerei. Was verarbeitest du darin?
Leah: Zurzeit liegt in der Schreiberei eindeutig mein Schwerpunkt. Ich arbeite nur noch ab und zu an Auftragsbildern, zumeist klassische Landschafts- und Naturmotive. Größter Inspirationsgeber ist allerdings Caspar David Friedrich. Die Stimmungen seiner Bilder finden sich immer auch in meinen wieder, egal was ich male.
Nancy: Lest ihr auch privat gerne und wenn ja, welche Autoren oder Genre schätzt ihr dann?
Leah: Durch meine zeitaufwendigen Leidenschaften komme ich leider nicht allzu oft zum lesen. Wenn, dann liebe ich originelle Bücher, die einfach etwas anders sind. Davon finde ich allerdings immer seltener Exemplare. Tanith Lee, M. A. Pierce oder Poppy Z. Brite wären zum Beispiel solche Autoren, deren Bücher erfrischend „anders“ sind. Bezüglich des Genres lege ich mich nicht wirklich fest, aber leider bietet die Vampirliteratur heutzutage kaum wirklich Neues, das mich reizt.
Jay: Wie Leah komme auch ich kaum zum lesen, obwohl ich es immer sehr gerne tat. Tanith Lee, die älteren Sachen von Dean Koonz und Stephen King. Aber auch Genre-übergreifend. Ich mag keine Historiendramen, die Handlung sowie die Personen müssen für mich nachvollziehbar sein. Ich mag Autoren, die neben den abgetretenen Klischee-Pfaden auch mal Seitensprünge wagen. In diesem Sinne könnte ich dann auch Poppy Z. Brite nennen. Oder Tom Holland.
Nancy: Der zweite Band „Die Verdammten“ ist dann eine Zusammenarbeit mit dem Autor Jay K. Wie kam es dazu und wie gestaltet sich dann bei euch der Schreibprozess?
Jay: Leah gab mir den ersten Teil schon zur „Vorlektorierung“, auch aus dem Grund, weil sie mich für ein paar Charaktereigenschaften der Hauptfigur Ashe als Vorbild nahm. Und das wurde dann irgendwie ein Selbstläufer. Wir beschlossen einfach, es nicht enden zu lassen und zusammen weiter zu machen, weil es irgendwo ja schon unser gemeinsames „Kind“ war. Der Schreibprozess war manchmal etwas verfahren, da Leahs Stil eher ausschweifend und detailverliebt ist und ich mehr actionlastig und kurzgefasst schreibe. Aber zusammen ergänzt sich das wunderbar, auch wenn wir mehrere Versionen der Geschichte verwerfen und uns gegenseitig ständig editieren mussten, bevor wir uns einigen konnten (lacht).
Nancy: „Die Verdammten“ ist in der Gegenwart situiert und weist eine Vielzahl unterschiedlicher Charaktere auf. Dadurch werden verschiedene und sehr komplexe Persönlichkeiten und die Dynamiken ihres Seelenlebens für den Leser erfahrbar. Auf eurer Website heißt es: „Wir wollen auf diesen Seiten unsere Bücher und uns selbst vorstellen und einen kleinen Einblick in die Welt geben, von der unsere Romane handeln. Vielleicht unsere Welt...wer weiß?“ Woher bezieht ihr die Ideen für eure Charaktere und verarbeitet ihr auch persönliche Erlebnisse oder Begegnungen in euren Büchern?
Leah & Jay:Ja, zu fast allen unseren Charakteren gibt es zum Beispiel ein lebendiges Gegenstück. Letztendlich kamen wir auch nicht umhin, uns selbst in die beiden Hauptfiguren Ashe und Leylah zu projizieren. Autorenkrankheit (lachen). Gerade weil wir auch persönliche Erlebnisse und Begegnungen in unseren Büchern verarbeiten, wirken sie so nachvollziehbar und unüblich für das Genre. Und interessanter für den Leser, der das Gefühl bekommt, er müsse beim nächsten Clubbesuch mal die Augen offener halten.
Nancy: Wann erscheint Band 3, gibt es dazu schon einen Titel und könnt ihr uns einen kurzen Einblick darin gewähren?
Jay: Teil drei wird „Dämmerung“ heißen und aus meiner Feder stammen. Zurzeit arbeite ich daran und werde ihn Ende April zum Verlag geben. In diesem Teil werden dann einige Umstände, die aus den anderen beiden Teilen noch im Dunklen lagen, aufgelöst werden. Die Frage nach dem Ursprung unserer Vampire wird beantwortet und es wird noch einige Überraschungen geben. Das Schicksal unserer Figuren wird sich herauskristallisieren und erfüllen. Wieder auf abwechslungsreiche Weise. Letztendlich wird der dritte Teil stilistisch eine Mischung aus den ersten beiden Teilen sein. Aber um so viel zu verraten: Ashe und Marten haben überlebt.
Nancy: Am 24. März seid ihr auf der Leipziger Buchmesse zu gegen und auch Gast bei einer Lesung des UBooks Verlages. Ist das euer erster Besuch dieser Messe und was erwartet den Besucher bei eurer Lesung?
Leah & Jay: Wir besuchen beide das erste Mail die Leipziger Buchmesse. Tja, was erwartet den Besucher: Zwei Vampirroman-schreibende Vampire, die aus Vampirromanen vorlesen (lachen).
Nancy: Na da freu ich mich schon sehr drauf. Die UBooks Lesungen habe ich mir nämlich schon rot im Kalender angestrichen (lacht). Gibt es schon irgendwelche Pläne für die Zeit nach Vollendung der Trilogie? Andere (Buch)Projekte?
Leah: Ja, an einem neuen Projekt arbeitete ich derzeit. Es wird jedoch abseits des Vampirgenres spielen. Allerdings werde ich auch hier – wie in unserer Trilogie – auf einen bekannten, alten Mythos ein neues Licht werfen, handelnd in Britisch Kolumbien. Wann es fertig ist: Ehrlich, keine Ahnung. Irgendwann im Laufe des Jahres, ich lasse mir da viel Zeit.
Jay:Nach dem dritten Teil werde ich mich erstmal wieder meinen anderen Steckenpferden widmen. Musik und Graphik. Nichts Spezifisches. Im Kopf spukt mir aber schon länger ein Psychothriller herum, und wenn mich die Lust zum schreiben wieder packt…mal schauen. Ich liebe das Gebiet Psychologie.
Nancy: Aha! Die Psychologie ist wirklich ein interessantes Fach! Ich habe es selber als Nebenfach im Studium. Welche Fachbereiche ziehen dich denn da an und fließt dieses Interesse auch in deine schriftstellerischen Arbeiten ein?
Jay: Ich habe mich im Studium dem Bereich Klinische Psychologie zugewandt, weil es am intensivsten auf die mannigfaltigen Facetten der Psyche eingeht. Meine Stärke liegt da in der Analytik, wobei ich gerne alle Möglichkeiten für Diagnosen, gerne auch die scheinbar Abwegigsten, in Betracht ziehe. Und obwohl ich mein Studium damals vorzeitig abbrach, komme ich heute - mehr denn je - nicht umhin, jeden den ich kennen lerne, zu analysieren. Das ist auch ein ganzes Stück Empathie. Natürlich fließt das auch in allem was ich schreibe und in meine künstlerischen Tätigkeiten mit ein. Das kann ich nicht abstellen, es ist eine Passion…oder Obsession.
Nancy: Ganz lieben Dank für das schöne Interview! Hat großen Spaß mit euch gemacht!
Jay: Es war mir ein Vergnügen ;)
Leah: Ebenso.
Nancy: Danke!
Zuerst einmal zu den Autoren:
Leah B Natan
Leah wurde 1978 in Zerbst/Deutschland geboren und wohnt und arbeitet in NRW.
Schon seit vielen Jahren lebt sie sich in der Kunst (Ölmalerei, Design) aus, besuchte in der Vergangenheit diverse Kunsthochschulen - ohne wirklich sesshaft zu werden, denn sie boten ihr nicht das, was sie suchte;
Leah reiste anschließend ein Jahr lang durch Südeuropa auf der Suche nach Inspiration und dem gewissen Etwas, das sie vermisste. Vor einigen Jahren fand sie schließlich Jay und das, wonach sie solange gesucht hatte, und mit dieser Erfüllung - und Erkenntnis - begann ihre Leidenschaft für das Schreiben. Die Geschichte zu "Unsterblich", welche bereits seit Jahren unausgegoren im Schrank gelegen hatte, wurde in dieser Zeit neu aufgeschrieben. Soviel war geschehen, soviel Dinge und Charaktere traten in ihr Leben, dass es genug Stoff für Bücher bot. Hieraus entstand die Trilogie der "Verdammten", die weit mehr sind als "nur" Geschichten, sondern Teil des realen Lebens sind.
Jay Kenshaw
Jay wurde 1970 in Dover /England geboren und wohnt und arbeitet in NRW.
Er verlebte einige Jahre seiner Jugend als Gothic in der englischen Batcave-Szene. Danach studierte er Psychologie und interessierte sich für Medizin, bevor er 1990 nach Deutschland auswanderte .Hier entdeckte er seine Begabung für Webseitengestaltung und Graphikkunst, die er kontinuierlich ausbaute.
Ab 2000 ging er mit Webseiten zum Thema Vampire ins Internet. Dadurch lernte er Leah B. Natan kennen, welche sich ebenfalls für das Thema interessierte und kam so zum schreiben. Neben der Cover -und Graphikgestaltung für die erste Ausgabe von "Unsterblich" 2004, sowie das Webdesign für die Autorenseiten, und der Erstellung von Postern für die Buchausgaben, erstellte er weitere Graphiken und Kunst unter dem Pseudonym SIN8 und hat eine Webseite unter dem Namen Asheslair.
Jay lebt zurückgezogen mit seinen drei Katzen im Bergischen Land.
Dann ein Interview von der Leipziger Buchmesse:
Die Verdammten Trilogie
Die „Verdammten-Trilogie“ der Autoren Leah B. Natan und Jay K. gehört für mich zu dem erlesensten, was es an Literatur rund um die Figur des Vampirs zu lesen gibt. Der Schreibstil der Autoren besticht durch seine komplexen Charaktere, die stimmungsvollen Beschreibungen der Schauplätze der Romane und eine unheimliche Lebendigkeit der Geschehnisse. Während die ersten beiden Bände mit den Titeln „Unsterblich“ und „Die Verdammten“ bereits beim UBooks Verlag erschienen sind, liegt Jay K. derzeit in den letzten Zügen des dritten Teils. Dieser wird den Titel „Dämmerung“ tragen. Höchste Zeit also, die beiden talentierten Autoren einmal zum Interview zu Bitten. Und das habe ich dann auch prompt getan. Viel Spaß beim Lesen des Interviews!
Nancy: Hallo ihr Beiden! Danke, dass ihr euch die Zeit für meine Fragen nehmt!
Leah & Jay: Sehr gerne!
Nancy: Erzählt doch Eingangs zunächst einmal, was die Figur des Vampirs für euch ausmacht? Was fasziniert euch daran so, dass ihr sie zur Hauptfigur eurer Bücher macht?
Leah: Ich habe bereits in sehr jungen Jahren ein Faible für diese Figur entwickelt, was sich darin niederschlug, dass ich Bücher/Filme etc. bezüglich dieses Themas nur so verschlang und schließlich selbst in dieser Hinsicht kreativ wurde. Diese Faszination zog sich also durch mein gesamtes Leben und wurde ein Teil davon. Oder war es schon immer. So etwas wie Schicksal.
Nancy: Ok, aber welche Wesenszüge oder Eigenschaften dieser Figur üben im Besonderen eine Faszination auf dich auf?
Leah: Im Besonderen ihr Facettenreichtum, ihre Unberechenbarkeit. Der Vampir existiert jenseits menschlicher Vorstellungen von Gut und Böse, er genießt Freiheiten ohne menschengemachte Grenzen und überdauert – zumindest ein Stück weit – die Zeit. In einer Welt, die nahezu alle Geheimnisse entlarvt hat, bewahrt sich der Vampir seinen Mythos und entzieht sich noch immer menschlichem Ermessen. Gewissermaßen ein zeitloses Relikt. Und jeder Mensch – wenn er ehrlich ist – neidet ihm etwas. Nicht umsonst geistert der Vampir seit Jahrtausenden durch jede Kultur dieser Erde.
Nancy: Und dich Jay?
Jay: Der Vampirmythos ist Teil meines Lebensstils. Wobei ich das Wort „Mythos“ gar nicht so mag. Davon abgesehen ist der Vampir das „enfant terrible“ der Mythenwelt. Einerseits böse, weil hinter dem kostbarsten Gut des Menschen her, aber dabei so verführerisch und anziehend, dass man ihm einfach nicht widerstehen kann.
Nancy: Stimmt ! Er ist sehr unwiderstehlich (lacht). Der Vampirmythos lebt in der Literatur nun auch gerade davon, dass jeder Autor/ jede Autorin seine „klassischen Merkmalen“ (aus dem Volksglauben) transformiert, diesen neue Dimensionen hinzufügt und andere Aspekte als ganz unbedeutend empfindet. So kann sich euer Protagonist Ashe unter anderem unbeschadet im Tageslicht bewegen und findet auch großen Gefallen an ganz irdischen Speisen.
Worin liegt für Autor und Leser der Reiz solcher Metamorphosen?
Leah & Jay: Die Nachvollziehbarkeit, das Sich-Einfühlen-Können in die Hauptperson, das scheinbare hautnahe Miterleben während des Lesens macht den Reiz aus. Man hat das Gefühl, Ashe könnte ein guter Bekannter sein oder unter Umständen man selbst. Erst Schwächen geben einer Hauptfigur einen starken Charakter. Gerade das fehlt oft in Vampirromanen, die zumeist aus abgehobenen Klischees und gängigen Schubladen bestehen. Warum sollten Vampir nicht Natürlichkeit, Humor und Schwächen zeigen? Gerade das macht ihn doch sympathisch und „erlebbar“. Einige Leser haben uns gesagt, dass sie seit unseren Büchern daran glauben, es könne Vampire tatsächlich geben. Ein schönes Kompliment. Denn es zeigt, dass man als Autor die Sicht des Lesers auf die Welt verändert hat.
Nancy: Leah, erzähl doch zunächst einmal kurz etwas zur Entstehungsgeschichte des ersten Bandes „Unsterblich“. Wenn ich mich richtig erinnere, hattest du einen Großteil der Geschichte bereist sehr jung geschrieben und dann später weiter daran gearbeitet. Was waren deine Beweggründe hinter dem Buch und wie kam es dann zu der Veröffentlichung bei UBooks?
Leah: Richtig. Die Urgeschichte zu „Unsterblich“ schrieb ich ungefähr im Alter von 15 Jahren. Damals wollte ich meine eigenen Theorien zum Vampirmythos verarbeiten und fasste sie in einer Kurzgeschichte zusammen. Als ich allerdings bemerkte, welche Freude mir das Schreiben bereitete und wie sehr ich an der Geschichte hing, wurde im Laufe der Zeit ein Roman daraus. Er lagerte einige Jahre im Schrank, ohne irgendeinen Gedanken an Veröffentlichung. Im Jahr 2001 aber lernte ich über das Internet Jay K. kennen, damals unter seinem Künstlernamen „Ashe“. Ein Vampir namens Ashe? Das weckte natürlich mein Interesse, und so ergab es sich, dass wir beide uns kennen- und lieben lernten. Dieser Lauf des Schicksals war auch mein Beweggrund, „Unsterblich“ aus dem Schrank hervorzuholen und neu aufzuschreiben, denn schließlich hatte ich durch diese Geschichte die Liebe meines Lebens kennen gelernt. Nach Fertigstellung schickte ich das Buch einfach um des Versuchs willen an UBooks und wurde angenommen.
Nancy: Der erste Teil eurer Trilogie, „Unsterblich“ fokussiert auf die Vergangenheit Ashes, berichtet von seiner Kindheit und davon, wie er zum Vampir wird - ist also sehr rückwärtsgewandt. Ashe findet dabei seine Ursprünge in der Kultur der Kelten. Warum diese Kultur?
Leah: Ich habe mich schon damals für die keltische Kultur interessiert, also lange vor dem Boom, den sie heute erlebt. Der Stolz, der Fatalismus und die Rauheit verbunden mit künstlerischem Feinsinn inspirierten mich derart, dass ich es in „Unsterblich“ verarbeiten musste. Und während ich diese Vergangenheitspassagen schrieb, war es tatsächlich so, als schriebe ich keine Geschichte nieder, sondern eigene Erinnerungen. Diese Vergangenheitspassagen sind auch jene Teile, die unverändert erhalten blieben und so belassen wurden, wie ich sie damals in der Urfassung aufgeschrieben habe.
Nancy: Aus diesem ersten Band sind mir deine Naturbeschreibungen mit ihrer enormen Intensität noch sehr gut im Gedächtnis. Welche Bedeutung hat die Natur für dich persönlich?
Leah: Sie inspiriert mich wie kaum etwas anderes. Ich bin mit dieser Verbundenheit zur Natur aufgewachsen, sah und erlebte durch meinen Vater – selbst ein Naturliebhaber – sehr intensive Eindrücke, die mich bis heute begleiten und auch in „Unsterblich“ verarbeitet wurden. Zu guter Letzt ist sie für mich auch einfach Entspannung und Genuss.
Nancy: Leah, du bist auch künstlerisch tätig zum Beispiel in der Malerei. Was verarbeitest du darin?
Leah: Zurzeit liegt in der Schreiberei eindeutig mein Schwerpunkt. Ich arbeite nur noch ab und zu an Auftragsbildern, zumeist klassische Landschafts- und Naturmotive. Größter Inspirationsgeber ist allerdings Caspar David Friedrich. Die Stimmungen seiner Bilder finden sich immer auch in meinen wieder, egal was ich male.
Nancy: Lest ihr auch privat gerne und wenn ja, welche Autoren oder Genre schätzt ihr dann?
Leah: Durch meine zeitaufwendigen Leidenschaften komme ich leider nicht allzu oft zum lesen. Wenn, dann liebe ich originelle Bücher, die einfach etwas anders sind. Davon finde ich allerdings immer seltener Exemplare. Tanith Lee, M. A. Pierce oder Poppy Z. Brite wären zum Beispiel solche Autoren, deren Bücher erfrischend „anders“ sind. Bezüglich des Genres lege ich mich nicht wirklich fest, aber leider bietet die Vampirliteratur heutzutage kaum wirklich Neues, das mich reizt.
Jay: Wie Leah komme auch ich kaum zum lesen, obwohl ich es immer sehr gerne tat. Tanith Lee, die älteren Sachen von Dean Koonz und Stephen King. Aber auch Genre-übergreifend. Ich mag keine Historiendramen, die Handlung sowie die Personen müssen für mich nachvollziehbar sein. Ich mag Autoren, die neben den abgetretenen Klischee-Pfaden auch mal Seitensprünge wagen. In diesem Sinne könnte ich dann auch Poppy Z. Brite nennen. Oder Tom Holland.
Nancy: Der zweite Band „Die Verdammten“ ist dann eine Zusammenarbeit mit dem Autor Jay K. Wie kam es dazu und wie gestaltet sich dann bei euch der Schreibprozess?
Jay: Leah gab mir den ersten Teil schon zur „Vorlektorierung“, auch aus dem Grund, weil sie mich für ein paar Charaktereigenschaften der Hauptfigur Ashe als Vorbild nahm. Und das wurde dann irgendwie ein Selbstläufer. Wir beschlossen einfach, es nicht enden zu lassen und zusammen weiter zu machen, weil es irgendwo ja schon unser gemeinsames „Kind“ war. Der Schreibprozess war manchmal etwas verfahren, da Leahs Stil eher ausschweifend und detailverliebt ist und ich mehr actionlastig und kurzgefasst schreibe. Aber zusammen ergänzt sich das wunderbar, auch wenn wir mehrere Versionen der Geschichte verwerfen und uns gegenseitig ständig editieren mussten, bevor wir uns einigen konnten (lacht).
Nancy: „Die Verdammten“ ist in der Gegenwart situiert und weist eine Vielzahl unterschiedlicher Charaktere auf. Dadurch werden verschiedene und sehr komplexe Persönlichkeiten und die Dynamiken ihres Seelenlebens für den Leser erfahrbar. Auf eurer Website heißt es: „Wir wollen auf diesen Seiten unsere Bücher und uns selbst vorstellen und einen kleinen Einblick in die Welt geben, von der unsere Romane handeln. Vielleicht unsere Welt...wer weiß?“ Woher bezieht ihr die Ideen für eure Charaktere und verarbeitet ihr auch persönliche Erlebnisse oder Begegnungen in euren Büchern?
Leah & Jay:Ja, zu fast allen unseren Charakteren gibt es zum Beispiel ein lebendiges Gegenstück. Letztendlich kamen wir auch nicht umhin, uns selbst in die beiden Hauptfiguren Ashe und Leylah zu projizieren. Autorenkrankheit (lachen). Gerade weil wir auch persönliche Erlebnisse und Begegnungen in unseren Büchern verarbeiten, wirken sie so nachvollziehbar und unüblich für das Genre. Und interessanter für den Leser, der das Gefühl bekommt, er müsse beim nächsten Clubbesuch mal die Augen offener halten.
Nancy: Wann erscheint Band 3, gibt es dazu schon einen Titel und könnt ihr uns einen kurzen Einblick darin gewähren?
Jay: Teil drei wird „Dämmerung“ heißen und aus meiner Feder stammen. Zurzeit arbeite ich daran und werde ihn Ende April zum Verlag geben. In diesem Teil werden dann einige Umstände, die aus den anderen beiden Teilen noch im Dunklen lagen, aufgelöst werden. Die Frage nach dem Ursprung unserer Vampire wird beantwortet und es wird noch einige Überraschungen geben. Das Schicksal unserer Figuren wird sich herauskristallisieren und erfüllen. Wieder auf abwechslungsreiche Weise. Letztendlich wird der dritte Teil stilistisch eine Mischung aus den ersten beiden Teilen sein. Aber um so viel zu verraten: Ashe und Marten haben überlebt.
Nancy: Am 24. März seid ihr auf der Leipziger Buchmesse zu gegen und auch Gast bei einer Lesung des UBooks Verlages. Ist das euer erster Besuch dieser Messe und was erwartet den Besucher bei eurer Lesung?
Leah & Jay: Wir besuchen beide das erste Mail die Leipziger Buchmesse. Tja, was erwartet den Besucher: Zwei Vampirroman-schreibende Vampire, die aus Vampirromanen vorlesen (lachen).
Nancy: Na da freu ich mich schon sehr drauf. Die UBooks Lesungen habe ich mir nämlich schon rot im Kalender angestrichen (lacht). Gibt es schon irgendwelche Pläne für die Zeit nach Vollendung der Trilogie? Andere (Buch)Projekte?
Leah: Ja, an einem neuen Projekt arbeitete ich derzeit. Es wird jedoch abseits des Vampirgenres spielen. Allerdings werde ich auch hier – wie in unserer Trilogie – auf einen bekannten, alten Mythos ein neues Licht werfen, handelnd in Britisch Kolumbien. Wann es fertig ist: Ehrlich, keine Ahnung. Irgendwann im Laufe des Jahres, ich lasse mir da viel Zeit.
Jay:Nach dem dritten Teil werde ich mich erstmal wieder meinen anderen Steckenpferden widmen. Musik und Graphik. Nichts Spezifisches. Im Kopf spukt mir aber schon länger ein Psychothriller herum, und wenn mich die Lust zum schreiben wieder packt…mal schauen. Ich liebe das Gebiet Psychologie.
Nancy: Aha! Die Psychologie ist wirklich ein interessantes Fach! Ich habe es selber als Nebenfach im Studium. Welche Fachbereiche ziehen dich denn da an und fließt dieses Interesse auch in deine schriftstellerischen Arbeiten ein?
Jay: Ich habe mich im Studium dem Bereich Klinische Psychologie zugewandt, weil es am intensivsten auf die mannigfaltigen Facetten der Psyche eingeht. Meine Stärke liegt da in der Analytik, wobei ich gerne alle Möglichkeiten für Diagnosen, gerne auch die scheinbar Abwegigsten, in Betracht ziehe. Und obwohl ich mein Studium damals vorzeitig abbrach, komme ich heute - mehr denn je - nicht umhin, jeden den ich kennen lerne, zu analysieren. Das ist auch ein ganzes Stück Empathie. Natürlich fließt das auch in allem was ich schreibe und in meine künstlerischen Tätigkeiten mit ein. Das kann ich nicht abstellen, es ist eine Passion…oder Obsession.
Nancy: Ganz lieben Dank für das schöne Interview! Hat großen Spaß mit euch gemacht!
Jay: Es war mir ein Vergnügen ;)
Leah: Ebenso.
Nancy: Danke!
Gast- Gast
Re: Leah B. Natan: Unsterblich/Die Verdammten/Dämmerung
Und noch ein paar schöne Kritiken von Amazon
I) Endlich wieder ein Buch, das mich mit Haut und Haar in eine andere Welt ziehen konnte. Ich roch, hörte und sah die verschneiten Wälder längst vergangener Zeiten, lag bei Mondschein im Wald und verbrachte manche schöne Nacht mit Alex, Mia und Ashe in ihrem alten Haus in England. Die Beschreibungen sind in einer Weise plastisch und detailreich, die die jeweilige Welt nicht nur vor meinem inneren Auge erschien, sondern mich tatsächlich darin eintauchten ließ. Eine üppige, farbenfrohe Reise durch die Jahrhunderte gemeinsam mit Vampiren, auf die diese Bezeichnung eigentlich gar nicht passen will. Denn bis auf Langlebigkeit, Blutgier, starker Heilkräfte und Vorliebe für das Düstere haben sie nichts mit den bekannten Vampiren zu tun. Zwar sind sie verführerische Gestalten, doch nie makellos - ergo langweilig - schön. Der Protagonist wird beispielsweise als androgyn, ätherisch, fast zu zart für einen Mann beschrieben. Somit taucht ein schönes und zugleich ungewöhnliches Bild vor dem Leser auf, das effektiver die Phantasie anregt als schlichte *wunderschöne Vampire*, wie sie einem meistens vorgeworfen werden und inwzsciehn nur noch für ein Gähnen gut sind. Auch die beiden anderen Hauptfiguren sind nicht perfekt, sondern schillern mit vielen Ecken und Kanten. Sie begehen Fehler, sind hier und da unausgeglichen, zeigen Angst, Ratlosigkeit und Zweifel. Man gewinnt sie in ihrer Lebendigkeit lieb, trauert mit ihnen, fürchtet sich mit ihnen, teilt ihr Leid wie auch ihr Glück. Zudem reisst der Roman ganz leise diverse Grenzen ein, doch wenn man die etwas andere Meinung bedenkt, die die Vampiren über Liebe bzw. Nähe zueinander teilen, wird einiges klarer und man empfindet nichts als anstößig, sondern wird eher selbst in diese für Menschen unübliche Intimität eingelullt. Obwohl der Roman mit Erotik nicht spart, wirkt sie doch stets ästhetisch und verleiht der Geschichte eine wohltuende Sinnlichkeit, ohne zu klotzen. Herrlich auch die Szene, als Ashe den misshandelten Hund befreit und mit dem Besitzer ein wenig Rollenwechsel spielt. Köstlich! Wie gesagt: Hier trifft man auf sehr sympathische Vampire, die auch schon mal vor der Opferverführung das stille Örtchen aufsuchen ("Was glaubst du? Dass wir es ausschwitzen und dabei nach Chanel duften?") mit Katzen kuschelnd einschlafen, sich den Bauch - ganz menschlich - voll schlagen oder Lebkuchen mampfend an Heiligabend (nach dem Weihnachtsbaum schmücken!) in den Club Jagen gehen.
Warum nun einen Punkt Abzug?
Die Leidenschaft der Autorin am Schreiben springt einem auf jeder Seite entgegen. Das ist durchaus - gerade in der heutigen Zeit der Massenware - positiv. Doch diese Leidenschaft scheint mitunter mit ihr durchgegangen zu sein. Einige Szenen sind sehr knisternd und aufregend, doch weniger wäre in deren Beschreibung mehr gewesen. Hier wird geklotzt statt gekleckert, was manchmal ein wenig den Lesefluss störte. Zudem habe ich bei zwei Stellen mehr als gestutzt. Einmal erscheint plötzlich ein völlig sinn- und zusammenhangloser Satz, beim zweiten Mal schien einer zu fehlen, der einen bestimmten Umstand hätte erklären müssen. Beides sehr verwirrend. Ob das nun an der Autorin lag oder am Lektor bleibt unklar.
Dennoch habe ich dieses Buch sehr liebgewonnen und nehme es immer wieder in stillen Stunden zu Hand, um mich von Ashe in seine Welt entführen zu lassen. Eine Geschichte, die Sehnsucht weckt. Nach Ursprünglichkeit, nach Seelenverwandschaft und dem uralten Wunsch des Menschen, etwas ganz Besonderes zu sein.
Ein weitere Pluspunkt: Das wunderschöne Cover. Vor allem der Hintergrund scheint wie aus Brokat mit seinem subtilen, antiken Muster.
II) Durch die Rückblicke, die Ashe in seine eigene Vergangenheit wagt, erlebt der Leser hautnah seine Entwicklung mit. Gemeinsam mit der Hauptfigur entdeckt man die Eigenschaften der Lamien und ist an manchen Stellen genauso verwirrt wie Ashe, bis später die anfänglichen Geheimnisse und Sonderheiten aufgeklärt werden. Die Blutjagd dieser Rasse ist stets von Liebe und Sinnlichkeit geleitet. Nicht jedes ihrer Opfer muss sterben, nur weil sie sein Blut trinken. Viele entkommen mit ihrem Leben und erinnern sich hinterher kaum mehr daran. Auch Ashe, Mia und Alex teilen sich ihr Blut und damit auch ihre einzelnen Vergangenheiten. Es gibt keine Menschen, die tiefer miteinander verbunden sind, als diese drei Lamien.
Der Leser erhält durch diesen sinnlichen und blumigen Roman einen guten Einblick in eine Welt, die so nah an der unseren existiert. Die hier vorgestellten Vampire wirken realistisch und glaubhaft. Die Zeitsprünge sind klar erkenntlich und lassen sich leicht in den Zeitrahmen einordnen. Besonders auffällig ist die opulente Sprache, die der ganzen Erzählung eine wunderbare Erotik verleiht, ohne pervers zu wirken. So entsteht ein wunderbar lebhaftes Sittengemälde der Rasse, die sich vom Blut der Menschen nährt. Sehr passend ist auch das Buchcover, das ein androgynes Wesen darstellt, dessen haut mit Fossilien bedeckt ist.
Es gibt viele Bücher über Vampire, und trotz dieser Vielfalt wird wenig Neues geschrieben. Die meisten Geschichten bauen auf dem gleichen Prinzip auf und unterscheiden sich lediglich in Details. Hier allerdings ist es anders. Glaubhaft wird die Entstehung der Lamien, der Vampire geschildert, und ihnen eine Verhaltensweise angedichtet, die es möglich macht zu glauben, es könnte sie tatsächlich geben. Eine sehr sinnliche und anspruchsvolle Geschichte, die im Roman „Die Verdammten" fortgeführt wird.
III) Endlich war gestern Morgen das Buch gekommen und ich begann sofort zu lesen.Und bevor ich mich versah war es Abend und ich konnte es immer noch nicht aus der Hand legen.Irgendwann in der Nacht habe ich es durch gehabt und müde aber glücklich gibt es jetzt nur ein Fazit: Prächtig! Genial! Ich kann kaum den dritten Teil erwarten, nachdem ich ja den zweiten vorab gelesen hatte.Nichts ist spannender als mit Ashe und Marten auf die Reise in ihre phantastische Vampirwelt einzutauchen.Macht süchtig das Teil!
IV) Nachdem ich fast die Lust an Vampirbüchern verloren hatte griff ich hier noch einmal zu. Vampire? Albern, klischeeüberladen oder peinlich sexbeladen. Kennt man alles. Wurde mir schnell zu langweilig. Eigentlich schlug ich zu weil eine Rezension etwas weiter unten versprach, das Werk sei für einen Vampriroman mal ungewöhnlich und erfrischend neu. Was ich inzwischen nur bestätigen kann. Nur die wenigsten Klischees werden hier bedient, was den Vampiren allerdings absolut nichts an Faszination nimmt! Fast war es als seien sie gute Freunde, die man zum Essen einladen könnte, um ihnen zu lauschen und sich in ihre Welt entführen zu lassen. Glaubwürdiger als alle Vampire zuvor, von denen ich so las. Zumindest habe ich mich geradezu in die Hauptfiguren verliebt und war traurig, als sie mich verließen. Zwar ist "Unsterblich" etwas sehr opulent und barock-romantisch, allerdings fand ich nach einigen Seiten, dass es einfach passt. Di Hauptfigur mag etwas zickig und wankelmütig anmuten, aber nach der Fortsetzung "Die Verdammten" wurde mir diese Umstand ein bischen klarer. Ist Ashe hier noch die launisch umtriebige Zicke (was manchmal süß, manchmal etwas nervig ist), macht er im zweiten Teil eine deutliche Veränderung durch, so dass man beide Teile eigentlich nicht miteinander vergleichen kann. Den Umstand kann man jetzt verwirrend oder spannend finden. Aber diese Wandlung macht grade die Figur des Ashe ungewöhnlich schillernd meiner Meinung nach.
Fazit: eine sinnliche, erotische, opulente Reise in eine faszinierende Welt mit Vampiren, die ich sehr ans Herz geschlossen habe und die den Leser direkt an die Hand nehmen, als säßen sie neben einen bei einer Tasse Tee :o) Über kleine Fehlerchen und offenbar einem vergessenen Wörtchen hier und da sieht man da gerne hinweg. Könnte allerdings etwas günstiger sein, obwohl ich es nicht bereue.
V) Wenn ich könnte, würde ich 10 oder sogar 100 Punkte vergeben. Die Erzählung besticht durch eine einzigartige Sprachgewalt, pure Sinnlichkeit und entführt in eine wunderbar fremde und doch zugleich absolut realistische Welt. Ich habe gefunden, wonach ich in so vielen anderen Büchern vergebens suchte. Tiefes Gefühl und Vampire, die mir in ihrer Art so am besten gefallen. Schade nur, dass ich so lange suchen musste und dass Teile der Trilogie nur noch über Antiquariate bzw. gebraucht zu bekommen sind. Nach dem Lesen der Trilogie habe ich versucht, mehr über das Autorenpaar in Erfahrung zu bringen. Sie ähneln den Helden ihrer Erzählung so sehr ... aber leider sind sie aus unserer Welt verschwunden, haben sich aufgelöst in den Weiten des www. Ich kann die Bücher bedingungslos weiterempfehlen. Sie erinnern mich an Lynn Ravens Dämonreihe - und darüber bin ich froh. Freunden der BDB, Lynn Raven oder auch 'älteren' (dem Teenie Alter entwachsenen) Biss Freunden wird hiermit eine einzigartige Perle entboten, die meine vollste Wertschätzung erfährt.
VI) Ich habe es wirklich sehr genossen, dieses Buch zu lesen.
Die Vampire, die Frau Natan erschaffen hat, sind glaubwürdige, vielschichtige Wesen, frei von den meisten gängigen Clichés, sogar nichtmal ganz unsterblich. Man kann sich sofort mit ihnen identifizieren, weil sie zwar Schattenwesen aber dennoch auch menschlich sind.
Die Geschichte, die sie um ihre 3 Hauptcharaktere webt, ist faszinierend und lebendig und zieht einen sofort in ihren Bann, auch die Schauplätze, die die Autorin geschaffen hat, sind auffallend liebevoll ersonnen und wie oppulente Theaterkulissen bis ins Detail ausgestattet.
Dieses Buch aus der Hand zu legen fällt wirklich schwer...
Am Ende löst man sich nur widerwillig von den Wesen, die man kennen gelernt hat - und freut sich schon auf den nächsten Teil!
Leah B. Natan hat einfach ein riesen Talent für Vampirgeschichten, man kann sie ohne weiteres mit Anne Rice oder Tanith Lee vergleichen, und doch hat sie Ihren ganz eigenen Stil und Ihre ganz eigene Art, Ihre Vampire zum Leben zu erwecken...
VII) Nach dem ersten Teil "Unsterblich" hatte ich eine bestimmte Erwartung, die hier allerdings nur zu 70 % erfüllt wurde. Das ist keineswegs negativ gemeint, denn alleiniger Grund ist der vollkommen andere Schreibstil dieser gelungenen Fortsetzung. Wo bei "Unsterblich" hin und wieder ein kleines Übermaß an Adjektiven und Opulenz den Lesefluss - wenn auch geringfügig - störte, las sich hier die Story wunderbar flüssig herunter. Was den Nachteil hatte, das ich binnen eines Tages am Ende angelangt war und mein Hunger nicht befriedigt sondern angestachelt war. Hier habe ich mir noch sehr viel mehr an Lesestoff gewünscht, doch ein gutes kurzweiliges Buch ist immer noch besser als ein dickes mit vielen Längen.
Zur Story: Nach dem Verlust von Alex und Mia suchen Ashe und sein Zögling Stephen ein neues Zu Hause in Deutschland. Bei einer alten Vampirfamilie werden sie freundlich aufgenommen und sogleich wieder zurück ins Leben befördert. Nachdem Ashe anfangs die nächtlichen Ausflüge noch recht niedergeschlagen über sich ergehen lässt, kehrt schnell seine Leidenschaft am Leben wieder zurück. Es wird gefeiert, getrunken (in mehrfacher Hinsicht) und sich amüsiert. Selten habe ich so amüsante Gespräche gelesen zwischen Vampiren (es werden ganz neue Probleme entdeckt und gewälzt), manche Diksussionen zwischen Ashe und Aaron haben mich vor Lachen vom Sofa geschmissen. Gerade die Lasterhaftigkeit der Vampire macht sie noch liebenswürdiger, und wenn Ashe betrunken fast vom Sofa fällt, möchte ihn wohl jeder gerührt drücken. Eines Nachts lernt er Leylah kennen und findet in ihr seine große Liebe. Die beiden kommen sich schnell näher, doch gleichzeitig versinkt Stephen in tiefer Eifersucht, denn Ashe bedeutet ihm sehr viel mehr, als er zugeben will. Diese Eifersucht wird mörderisch und bringt furchtbare Konsequenzen mit sich. Die Existenz der Vampire droht entdeckt zu werden, und ein alter Feind taucht auf, um Ashe endgültig den Garaus zu machen. Die Geschichte gewinnt rasant an Fahrt, man blättert gierig die Seiten um und fiebert mit seinen liebgewonnenen Vampiren, allen voran die Hauptfigur. Nebenbei las ich von einer wirklich bizarren, erregenden und ebeneso erschreckenden Jagdszene, bangte mit Leylah und Ashe und fühlte die inneren Zwiespälte, die nahezu jede Figur beutelt.
Ein wenig störten sprachliche Patzer hier und da, daher einen Punkt Abzug. Doch wie auch beim ersten Teil lassen wunderbare Figuren und eine überaus lebendige Geschichte darüber hinweg sehen.
Fazit: eine Fortsetzung, die sich vom Vorgänger erfrischend unterscheidet. Spannend, humor- und anspruchsvoll. Gespannt warte ich auf den 3. Teil und bin schon jetzt traurig darüber, dann von Ashe und seinen Gefährten Abschied nehmen zu müssen (ich hoffe auf ein Happy End, sie haben es verdient). Nebenbei beginne ich nun wirklich, wieder an Vamnpire zu glauben.
VIII) Nach dem Lesen der beiden Vorgänger war es als sehe man gute Freunde wieder. Selten habe ich Vampire so liebgewonnen, denn dies fällt bei Ashe & Co. ausnahmsweise im Vergleich zu anderen, wie am Fließband produzierten Vampirromanen sehr leicht. Nach einem Dutzend seichter nichtssagender Romane deren Story sich stets glich, war es ein erfrischend "anderer" klischeefreier Leckerbissen.
Zur Story: Angeknüpft wird an dem offenen Ende von "Die Verdammten". Ashe, Leylah uind Marten haben das Inferno überlebt und schlagen sich inzwischen in Großbritannien durch. Durchtanzte Clubnächte, Erotik und Blut sind an der Tagesordnung. Die Protagonisten erscheinen mir hier deutlich hemmungsloser in der Hinsicht, insbesondere Ashe, der sich hier einfach nimmt was er will. Woher die Veränderung rührt erfahren wir bald. Die Mutationen, die er ich fühlt, sind recht unmenschlicher Natur. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Mehr erfahren wir, als der geheimnisvolle Jordan auftaucht. Ein unheimlicher Killer mit einem süßen Kind an der Hand, das es jedoch in sich hat. Die beiden ziehen umher und töten Vampire, worin sie sehr erfolgreich sind. Das Kind hat hier beim Töten eine sehr spezielle Aufgabe, aber mehr soll nicht verraten werden.
Aufgefrischt wird die dahinjagende Story durch Michael, einen sympathischen Arzt. Der kommt hinter Ashes & Leylahs Geheimnis, doch statt ihnen zu schaden, entdeckt er insbesondere gemeinsam mit Ashe die Besonderheiten des vampirischen Körpers.
Im Großen und Ganzen ist es ein sehr ungewöhnliches Vampirbuch, das sich überaus schnell und flüssig runterliest. Ein paar Fehlerchen hier und da lassen sich verkraften. Ich hätte mir wieder deutlich mehr an Seiten gewünscht, aber immerhin kann man mit vorliegendem Werk mal ganz was anderes als das in Vampirromanen übliche genießen. Was übrigens auch die hier beschriebene Entstehung der Vampirrasse betrifft. Manche mögen damit nichts anfangen können, mir gefiel sie. Vor allem die sehr stimmungsvollen Passagen im Alten Ägypten werden mir in Erinnerung bleiben.
NA??? Neugier geweckt?
I) Endlich wieder ein Buch, das mich mit Haut und Haar in eine andere Welt ziehen konnte. Ich roch, hörte und sah die verschneiten Wälder längst vergangener Zeiten, lag bei Mondschein im Wald und verbrachte manche schöne Nacht mit Alex, Mia und Ashe in ihrem alten Haus in England. Die Beschreibungen sind in einer Weise plastisch und detailreich, die die jeweilige Welt nicht nur vor meinem inneren Auge erschien, sondern mich tatsächlich darin eintauchten ließ. Eine üppige, farbenfrohe Reise durch die Jahrhunderte gemeinsam mit Vampiren, auf die diese Bezeichnung eigentlich gar nicht passen will. Denn bis auf Langlebigkeit, Blutgier, starker Heilkräfte und Vorliebe für das Düstere haben sie nichts mit den bekannten Vampiren zu tun. Zwar sind sie verführerische Gestalten, doch nie makellos - ergo langweilig - schön. Der Protagonist wird beispielsweise als androgyn, ätherisch, fast zu zart für einen Mann beschrieben. Somit taucht ein schönes und zugleich ungewöhnliches Bild vor dem Leser auf, das effektiver die Phantasie anregt als schlichte *wunderschöne Vampire*, wie sie einem meistens vorgeworfen werden und inwzsciehn nur noch für ein Gähnen gut sind. Auch die beiden anderen Hauptfiguren sind nicht perfekt, sondern schillern mit vielen Ecken und Kanten. Sie begehen Fehler, sind hier und da unausgeglichen, zeigen Angst, Ratlosigkeit und Zweifel. Man gewinnt sie in ihrer Lebendigkeit lieb, trauert mit ihnen, fürchtet sich mit ihnen, teilt ihr Leid wie auch ihr Glück. Zudem reisst der Roman ganz leise diverse Grenzen ein, doch wenn man die etwas andere Meinung bedenkt, die die Vampiren über Liebe bzw. Nähe zueinander teilen, wird einiges klarer und man empfindet nichts als anstößig, sondern wird eher selbst in diese für Menschen unübliche Intimität eingelullt. Obwohl der Roman mit Erotik nicht spart, wirkt sie doch stets ästhetisch und verleiht der Geschichte eine wohltuende Sinnlichkeit, ohne zu klotzen. Herrlich auch die Szene, als Ashe den misshandelten Hund befreit und mit dem Besitzer ein wenig Rollenwechsel spielt. Köstlich! Wie gesagt: Hier trifft man auf sehr sympathische Vampire, die auch schon mal vor der Opferverführung das stille Örtchen aufsuchen ("Was glaubst du? Dass wir es ausschwitzen und dabei nach Chanel duften?") mit Katzen kuschelnd einschlafen, sich den Bauch - ganz menschlich - voll schlagen oder Lebkuchen mampfend an Heiligabend (nach dem Weihnachtsbaum schmücken!) in den Club Jagen gehen.
Warum nun einen Punkt Abzug?
Die Leidenschaft der Autorin am Schreiben springt einem auf jeder Seite entgegen. Das ist durchaus - gerade in der heutigen Zeit der Massenware - positiv. Doch diese Leidenschaft scheint mitunter mit ihr durchgegangen zu sein. Einige Szenen sind sehr knisternd und aufregend, doch weniger wäre in deren Beschreibung mehr gewesen. Hier wird geklotzt statt gekleckert, was manchmal ein wenig den Lesefluss störte. Zudem habe ich bei zwei Stellen mehr als gestutzt. Einmal erscheint plötzlich ein völlig sinn- und zusammenhangloser Satz, beim zweiten Mal schien einer zu fehlen, der einen bestimmten Umstand hätte erklären müssen. Beides sehr verwirrend. Ob das nun an der Autorin lag oder am Lektor bleibt unklar.
Dennoch habe ich dieses Buch sehr liebgewonnen und nehme es immer wieder in stillen Stunden zu Hand, um mich von Ashe in seine Welt entführen zu lassen. Eine Geschichte, die Sehnsucht weckt. Nach Ursprünglichkeit, nach Seelenverwandschaft und dem uralten Wunsch des Menschen, etwas ganz Besonderes zu sein.
Ein weitere Pluspunkt: Das wunderschöne Cover. Vor allem der Hintergrund scheint wie aus Brokat mit seinem subtilen, antiken Muster.
II) Durch die Rückblicke, die Ashe in seine eigene Vergangenheit wagt, erlebt der Leser hautnah seine Entwicklung mit. Gemeinsam mit der Hauptfigur entdeckt man die Eigenschaften der Lamien und ist an manchen Stellen genauso verwirrt wie Ashe, bis später die anfänglichen Geheimnisse und Sonderheiten aufgeklärt werden. Die Blutjagd dieser Rasse ist stets von Liebe und Sinnlichkeit geleitet. Nicht jedes ihrer Opfer muss sterben, nur weil sie sein Blut trinken. Viele entkommen mit ihrem Leben und erinnern sich hinterher kaum mehr daran. Auch Ashe, Mia und Alex teilen sich ihr Blut und damit auch ihre einzelnen Vergangenheiten. Es gibt keine Menschen, die tiefer miteinander verbunden sind, als diese drei Lamien.
Der Leser erhält durch diesen sinnlichen und blumigen Roman einen guten Einblick in eine Welt, die so nah an der unseren existiert. Die hier vorgestellten Vampire wirken realistisch und glaubhaft. Die Zeitsprünge sind klar erkenntlich und lassen sich leicht in den Zeitrahmen einordnen. Besonders auffällig ist die opulente Sprache, die der ganzen Erzählung eine wunderbare Erotik verleiht, ohne pervers zu wirken. So entsteht ein wunderbar lebhaftes Sittengemälde der Rasse, die sich vom Blut der Menschen nährt. Sehr passend ist auch das Buchcover, das ein androgynes Wesen darstellt, dessen haut mit Fossilien bedeckt ist.
Es gibt viele Bücher über Vampire, und trotz dieser Vielfalt wird wenig Neues geschrieben. Die meisten Geschichten bauen auf dem gleichen Prinzip auf und unterscheiden sich lediglich in Details. Hier allerdings ist es anders. Glaubhaft wird die Entstehung der Lamien, der Vampire geschildert, und ihnen eine Verhaltensweise angedichtet, die es möglich macht zu glauben, es könnte sie tatsächlich geben. Eine sehr sinnliche und anspruchsvolle Geschichte, die im Roman „Die Verdammten" fortgeführt wird.
III) Endlich war gestern Morgen das Buch gekommen und ich begann sofort zu lesen.Und bevor ich mich versah war es Abend und ich konnte es immer noch nicht aus der Hand legen.Irgendwann in der Nacht habe ich es durch gehabt und müde aber glücklich gibt es jetzt nur ein Fazit: Prächtig! Genial! Ich kann kaum den dritten Teil erwarten, nachdem ich ja den zweiten vorab gelesen hatte.Nichts ist spannender als mit Ashe und Marten auf die Reise in ihre phantastische Vampirwelt einzutauchen.Macht süchtig das Teil!
IV) Nachdem ich fast die Lust an Vampirbüchern verloren hatte griff ich hier noch einmal zu. Vampire? Albern, klischeeüberladen oder peinlich sexbeladen. Kennt man alles. Wurde mir schnell zu langweilig. Eigentlich schlug ich zu weil eine Rezension etwas weiter unten versprach, das Werk sei für einen Vampriroman mal ungewöhnlich und erfrischend neu. Was ich inzwischen nur bestätigen kann. Nur die wenigsten Klischees werden hier bedient, was den Vampiren allerdings absolut nichts an Faszination nimmt! Fast war es als seien sie gute Freunde, die man zum Essen einladen könnte, um ihnen zu lauschen und sich in ihre Welt entführen zu lassen. Glaubwürdiger als alle Vampire zuvor, von denen ich so las. Zumindest habe ich mich geradezu in die Hauptfiguren verliebt und war traurig, als sie mich verließen. Zwar ist "Unsterblich" etwas sehr opulent und barock-romantisch, allerdings fand ich nach einigen Seiten, dass es einfach passt. Di Hauptfigur mag etwas zickig und wankelmütig anmuten, aber nach der Fortsetzung "Die Verdammten" wurde mir diese Umstand ein bischen klarer. Ist Ashe hier noch die launisch umtriebige Zicke (was manchmal süß, manchmal etwas nervig ist), macht er im zweiten Teil eine deutliche Veränderung durch, so dass man beide Teile eigentlich nicht miteinander vergleichen kann. Den Umstand kann man jetzt verwirrend oder spannend finden. Aber diese Wandlung macht grade die Figur des Ashe ungewöhnlich schillernd meiner Meinung nach.
Fazit: eine sinnliche, erotische, opulente Reise in eine faszinierende Welt mit Vampiren, die ich sehr ans Herz geschlossen habe und die den Leser direkt an die Hand nehmen, als säßen sie neben einen bei einer Tasse Tee :o) Über kleine Fehlerchen und offenbar einem vergessenen Wörtchen hier und da sieht man da gerne hinweg. Könnte allerdings etwas günstiger sein, obwohl ich es nicht bereue.
V) Wenn ich könnte, würde ich 10 oder sogar 100 Punkte vergeben. Die Erzählung besticht durch eine einzigartige Sprachgewalt, pure Sinnlichkeit und entführt in eine wunderbar fremde und doch zugleich absolut realistische Welt. Ich habe gefunden, wonach ich in so vielen anderen Büchern vergebens suchte. Tiefes Gefühl und Vampire, die mir in ihrer Art so am besten gefallen. Schade nur, dass ich so lange suchen musste und dass Teile der Trilogie nur noch über Antiquariate bzw. gebraucht zu bekommen sind. Nach dem Lesen der Trilogie habe ich versucht, mehr über das Autorenpaar in Erfahrung zu bringen. Sie ähneln den Helden ihrer Erzählung so sehr ... aber leider sind sie aus unserer Welt verschwunden, haben sich aufgelöst in den Weiten des www. Ich kann die Bücher bedingungslos weiterempfehlen. Sie erinnern mich an Lynn Ravens Dämonreihe - und darüber bin ich froh. Freunden der BDB, Lynn Raven oder auch 'älteren' (dem Teenie Alter entwachsenen) Biss Freunden wird hiermit eine einzigartige Perle entboten, die meine vollste Wertschätzung erfährt.
VI) Ich habe es wirklich sehr genossen, dieses Buch zu lesen.
Die Vampire, die Frau Natan erschaffen hat, sind glaubwürdige, vielschichtige Wesen, frei von den meisten gängigen Clichés, sogar nichtmal ganz unsterblich. Man kann sich sofort mit ihnen identifizieren, weil sie zwar Schattenwesen aber dennoch auch menschlich sind.
Die Geschichte, die sie um ihre 3 Hauptcharaktere webt, ist faszinierend und lebendig und zieht einen sofort in ihren Bann, auch die Schauplätze, die die Autorin geschaffen hat, sind auffallend liebevoll ersonnen und wie oppulente Theaterkulissen bis ins Detail ausgestattet.
Dieses Buch aus der Hand zu legen fällt wirklich schwer...
Am Ende löst man sich nur widerwillig von den Wesen, die man kennen gelernt hat - und freut sich schon auf den nächsten Teil!
Leah B. Natan hat einfach ein riesen Talent für Vampirgeschichten, man kann sie ohne weiteres mit Anne Rice oder Tanith Lee vergleichen, und doch hat sie Ihren ganz eigenen Stil und Ihre ganz eigene Art, Ihre Vampire zum Leben zu erwecken...
VII) Nach dem ersten Teil "Unsterblich" hatte ich eine bestimmte Erwartung, die hier allerdings nur zu 70 % erfüllt wurde. Das ist keineswegs negativ gemeint, denn alleiniger Grund ist der vollkommen andere Schreibstil dieser gelungenen Fortsetzung. Wo bei "Unsterblich" hin und wieder ein kleines Übermaß an Adjektiven und Opulenz den Lesefluss - wenn auch geringfügig - störte, las sich hier die Story wunderbar flüssig herunter. Was den Nachteil hatte, das ich binnen eines Tages am Ende angelangt war und mein Hunger nicht befriedigt sondern angestachelt war. Hier habe ich mir noch sehr viel mehr an Lesestoff gewünscht, doch ein gutes kurzweiliges Buch ist immer noch besser als ein dickes mit vielen Längen.
Zur Story: Nach dem Verlust von Alex und Mia suchen Ashe und sein Zögling Stephen ein neues Zu Hause in Deutschland. Bei einer alten Vampirfamilie werden sie freundlich aufgenommen und sogleich wieder zurück ins Leben befördert. Nachdem Ashe anfangs die nächtlichen Ausflüge noch recht niedergeschlagen über sich ergehen lässt, kehrt schnell seine Leidenschaft am Leben wieder zurück. Es wird gefeiert, getrunken (in mehrfacher Hinsicht) und sich amüsiert. Selten habe ich so amüsante Gespräche gelesen zwischen Vampiren (es werden ganz neue Probleme entdeckt und gewälzt), manche Diksussionen zwischen Ashe und Aaron haben mich vor Lachen vom Sofa geschmissen. Gerade die Lasterhaftigkeit der Vampire macht sie noch liebenswürdiger, und wenn Ashe betrunken fast vom Sofa fällt, möchte ihn wohl jeder gerührt drücken. Eines Nachts lernt er Leylah kennen und findet in ihr seine große Liebe. Die beiden kommen sich schnell näher, doch gleichzeitig versinkt Stephen in tiefer Eifersucht, denn Ashe bedeutet ihm sehr viel mehr, als er zugeben will. Diese Eifersucht wird mörderisch und bringt furchtbare Konsequenzen mit sich. Die Existenz der Vampire droht entdeckt zu werden, und ein alter Feind taucht auf, um Ashe endgültig den Garaus zu machen. Die Geschichte gewinnt rasant an Fahrt, man blättert gierig die Seiten um und fiebert mit seinen liebgewonnenen Vampiren, allen voran die Hauptfigur. Nebenbei las ich von einer wirklich bizarren, erregenden und ebeneso erschreckenden Jagdszene, bangte mit Leylah und Ashe und fühlte die inneren Zwiespälte, die nahezu jede Figur beutelt.
Ein wenig störten sprachliche Patzer hier und da, daher einen Punkt Abzug. Doch wie auch beim ersten Teil lassen wunderbare Figuren und eine überaus lebendige Geschichte darüber hinweg sehen.
Fazit: eine Fortsetzung, die sich vom Vorgänger erfrischend unterscheidet. Spannend, humor- und anspruchsvoll. Gespannt warte ich auf den 3. Teil und bin schon jetzt traurig darüber, dann von Ashe und seinen Gefährten Abschied nehmen zu müssen (ich hoffe auf ein Happy End, sie haben es verdient). Nebenbei beginne ich nun wirklich, wieder an Vamnpire zu glauben.
VIII) Nach dem Lesen der beiden Vorgänger war es als sehe man gute Freunde wieder. Selten habe ich Vampire so liebgewonnen, denn dies fällt bei Ashe & Co. ausnahmsweise im Vergleich zu anderen, wie am Fließband produzierten Vampirromanen sehr leicht. Nach einem Dutzend seichter nichtssagender Romane deren Story sich stets glich, war es ein erfrischend "anderer" klischeefreier Leckerbissen.
Zur Story: Angeknüpft wird an dem offenen Ende von "Die Verdammten". Ashe, Leylah uind Marten haben das Inferno überlebt und schlagen sich inzwischen in Großbritannien durch. Durchtanzte Clubnächte, Erotik und Blut sind an der Tagesordnung. Die Protagonisten erscheinen mir hier deutlich hemmungsloser in der Hinsicht, insbesondere Ashe, der sich hier einfach nimmt was er will. Woher die Veränderung rührt erfahren wir bald. Die Mutationen, die er ich fühlt, sind recht unmenschlicher Natur. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Mehr erfahren wir, als der geheimnisvolle Jordan auftaucht. Ein unheimlicher Killer mit einem süßen Kind an der Hand, das es jedoch in sich hat. Die beiden ziehen umher und töten Vampire, worin sie sehr erfolgreich sind. Das Kind hat hier beim Töten eine sehr spezielle Aufgabe, aber mehr soll nicht verraten werden.
Aufgefrischt wird die dahinjagende Story durch Michael, einen sympathischen Arzt. Der kommt hinter Ashes & Leylahs Geheimnis, doch statt ihnen zu schaden, entdeckt er insbesondere gemeinsam mit Ashe die Besonderheiten des vampirischen Körpers.
Im Großen und Ganzen ist es ein sehr ungewöhnliches Vampirbuch, das sich überaus schnell und flüssig runterliest. Ein paar Fehlerchen hier und da lassen sich verkraften. Ich hätte mir wieder deutlich mehr an Seiten gewünscht, aber immerhin kann man mit vorliegendem Werk mal ganz was anderes als das in Vampirromanen übliche genießen. Was übrigens auch die hier beschriebene Entstehung der Vampirrasse betrifft. Manche mögen damit nichts anfangen können, mir gefiel sie. Vor allem die sehr stimmungsvollen Passagen im Alten Ägypten werden mir in Erinnerung bleiben.
NA??? Neugier geweckt?
Gast- Gast
Leseprobe
Und jetzt noch eine kleine Leseprobe
Eine halbe Stunde später bog ich in eine kleine Gasse voller Cafés ein.
Jugendliche aller erdenklicher Farben und Charakterzüge strömten mir
lärmend entgegen und hüllten mich augenblicklich in ihre sinnenbetäubende
Masse ein.
Laute Musik, tausendfache Gerüche, Körper, die für Augenblicke
zu leben schienen, unterwegs auf der Schnellstraße zwischen Wiege
und Grab. Ich witterte und schloss die Augen: Pheromone in einer
Herbstnacht, die noch lau war ... Ach, es gab Momente, in denen ich die
moderne Welt vergötterte. So seltsam es klingen mag, ich fühlte mich
in ihr wie in uralten Zeiten. Die Jungen waren wild und rebellisch und
überschäumend. Die Mädchen wie Amazonen, wie die Frauen meines
Volkes vor langer Zeit.
Da vorne war ein hübsches Café mit wohltuend dunkelblauer Ausstattung.
In der Nähe lief der Soundtrack von Queen of the Damned. Sondierend
blickte ich mich um und ließ mich in einen der Stühle sinken.
Früher oder später würde meine Ablenkung hier eintreffen, ganz von
selbst und von nichts anderem gesteuert als ihrem Schicksal.
140
Eine neue Nacht, eine neue Seele. Würde mein Herz je einen Hafen
fi nden? Ich hasste mein Mottendasein, mein Zuschwirren auf jedes
Licht, das mich doch nur verbrannte. Und nun? Nun wurde ich auch
noch pathetisch und musste zur Toilette.
«Guten Abend! Was hätten Sie denn gerne?»
Eine freundliche Bedienung in klassischem Schwarz-Weiß stand vor
mir, einen Zettel in der einen und einen Stift in der anderen Hand ...
und ein einnehmendes Lächeln auf den dunkel geschminkten Lippen.
Sie sah aus wie eine Spitzmaus. Höchstens zwanzig mochte sie sein,
eine Studentin der Kunstgeschichte und Ethnologie, und daher sehr
empfänglich für lebende Relikte wie mich. Streichholzkurze, weißblonde
Haare, zahllose Silberketten und einige hübsche Tattoos auf ihren
Oberarmen verliehen ihr die Ausstrahlung einer gezähmten Amazone
– ein kleines, wildes Ding. Die Blutsteine in ihren silbernen Ohrringen
glänzten mir entgegen. Sehr stimulierend!
Ich blickte auf die Tafel, auf der in etwa drei Dutzend Kaffeesorten
aufgezählt waren.
«Das macht auf den ersten Blick hilfl os, ich weiß.»
Das Mädchen lächelte verständnisvoll und verlagerte ihr Gewicht auf
das rechte Bein, um das linke übertrieben anzuwinkeln und einen Blick
auf ihre honigfarbenen Schenkel freizugeben. Unwillkürlich dachte ich
an das junge Ding, das ich vor langer Zeit in einem von Nebelschwaden
erfüllten Dampfbad genommen hatte. Ein warmes Gefühl des Verlangens
pochte in mir.
«Ich empfehle Karamell-Sahne ... zum Sterben köstlich, wenn Sie
mich fragen.»
«Zum Sterben?» Ich kräuselte die Lippen und hörte, wie sich ihr Herzschlag
beschleunigte. «Gut, ich nehme so einen, wenn Sie versprechen,
sich um mich zu kümmern, falls ich dem Genuss erliegen sollte.»
«Selbstverständlich!» Sie atmete rau, und ich betrachtete die weichen
Rundungen ihrer Brüste. Ein Zeichen des Interesses drückte sich durch
den dünnen Stoff. Ich räusperte mich.
«Sicher trifft auf Sie dieselbe Eigenschaft zu ...», sagte ich leise.
«Ich weiß nicht.» Sie lachte und ... erstarrte. «Noch etwas sonst?»
«Nein, danke. Das reicht mir für den Anfang.»
Nun wurde sie mutiger. «Süßer Akzent! Sie sind nicht von hier, nicht
wahr? Woher kommen Sie?»
«Europa.» Ich sorgte mit einem wohl dosierten Lächeln und einer nur
im Unterbewusstsein wahrgenommen Bewegung dafür, dass sich die
Härchen an ihren Armen aufstellten. Ohne dass sie es merkte, spielte
ich mit ihr wie auf einer Geige. «Osteuropa.»
141
«Oh ... das klingt nach Bergen und dunklen Wäldern, nach Schnee
und ... Ich liebe Europa. Man ist dort so ... kultiviert.»
«Das stimmt. Vor allem auf gewissen Ebenen sind Osteuropäer ...»,
ich machte eine hinterhältige Pause, «... wahre Künstler: hingebungsvoll,
stark und ausdauernd.»
Das Mädchen fi epte wie eine Maus in der Falle. Ich lachte, aber sie
hielt es für einen Bestandteil meines Flirts. Ein wenig rumänischer
Akzent und ihre Phantasie schlug Purzelbäume! Ja, ich roch ihre süße
Erregung und ihre Sehnsüchte, die als winzige Botenstoffe ihren Körper
durchströmten und gewisse verräterische Reaktionen auslösten.
Moschusgeruch stieg mir in die Nase ... ich fühlte den Hunger auf meiner
Zunge, einen überwältigenden Hunger, unter dessen Zugriff ich die
Augen schloss.
«Einen Karamell-Kaffee bitte.» Und damit wandte ich mich ab.
«Ich habe um zwei Uhr Schluss», gab sie bekannt.
«Oh. Sie möchten wohl gerne in die europäische Kultur eingeweiht
werden? Sie möchten eine private Unterrichtsstunde in Kunst und höflichen
Umgangsformen?»
Ich fuhr mir lässig durchs Haar, wusste ich doch nur zu gut, dass
es im Schein der Leuchtreklamen und Laternen besonders verlockend
schimmerte. Es wirkte unmittelbar.
Sie wünschte sich, mit den Fingern hindurchzufahren, darin zu wühlen,
und fragte sich, wie sie sich auf ihrer Haut anfühlen würden, fragte
sich, wie es wäre, unsere nackten Körper aneinander zu reiben und die
Seufzer des anderen zu trinken.
«Wenn Sie das so bezeichnen», murmelte sie.
«Gerne, Liebes. Sie sind reizend.»
«Gut!» Ihre Stimme war nur noch ein gepresstes Flüstern. Sie wandte
sich um und verschwand Richtung Küche. In ihrer Hektik stolperte sie
und ich hörte einen süßen, kleinen Aufschrei, als sie sich den Knöchel
verstauchte. Nun, sie war noch zu weit köstlicheren Schmerzenslauten
fähig – das würde ich allzu bald herausfi nden.
Ein letztes Aufblitzen ihrer weißblonden Haare, dann war sie verschwunden.
Zurück blieb ich mit einem unbestimmten, nagenden Gefühl. Ich
spürte gar einen nicht zu ignorierenden Widerwillen und wusste, dass
er zu Schmerz und Blut führen würde. Mürrisch stand ich auf und
verschwand für ein paar Minuten in einem der hinteren Räume, um
etwas zu tun, was ungerechterweise in keinem einschlägigen Roman je
angesprochen wurde.
142
«Mach es dir bequem, Mädchen!», sagte ich zu ihr, als die Nacht am
tiefsten war. Als sollte ein Klischee bedient werden, schien der Mond
durchs Fenster und schimmerte auf der smaragdgrünen Seidenbettwäsche:
Stephens Zimmer. Er würde nicht vor Sonnenaufgang auftauchen.
Ich mochte diesen Raum sehr, weil ich Julien sehr gemocht hatte.
Überall hatten sie Seide genommen, für die Vorhänge, für die Betten,
für ihre Kleidung.
«Es ist so wunderschön hier!»
«Und die Klauen der Zeit kratzten unbarmherzig an den Felsen der
Unsterblichkeit.»
«Was sagten Sie?»
«Nichts, Liebes.»
Sie legte ihr Jäckchen ab, es glitt über die Lehne und fl oss auf den
Fußboden. Während sie sich umständlich auf das Bett setzte und die
Beine übereinander schlug, legte ich eine CD ein. Das Mädchen zuckte
ein wenig zusammen, als Korns wilde, erotische Stimme ins Mikrofon
schrie: It seems so strange …
»Ich dachte nicht, dass Sie auf so etwas stehen», sagte sie. Aber es
wirkte – sie erschien mir sehr stimuliert.
«Aber es ist gut, wirklich gut. So wild.» Sie leckte sich die Lippen und
beobachtete mich. Im Kontrast zur schnellen Musik bewegte ich mich
langsam und lasziv, lockte sie Millimeter für Millimeter näher an die
Falle heran.
«Zieh dich aus!», sagte ich fordernd. Das Mädchen starrte mich an.
«Was dachtest du denn?» Ich lächelte sanft und stellte die Staffelei
vor das Bett, breitete Stifte auf dem Klapptisch aus und strich das Papier
fl ach.
«Oh ...», machte sie, als sie begriff, was ich vorhatte. Was sie nicht
begriff, war meine Taktik.
Als stünde sie unter einem Bann, streifte sie gehorsam die Kleider ab,
während der Sänger in der Anlage rau ins Mikrofon ächzte.
Das Mädchen ließ die letzte Hülle fallen ... mit langsamen, mechanischen
Bewegungen. Dann ließ sie sich nackt aufs Bett sinken, schneeweiß,
zart wie das Innere einer Rose und fast zu mager. Ihre Rippen
drückten durch die Haut wie bei einem sterbenden Tier, die Tattoos auf
ihren Armen bewegten sich träge im Mondlicht. Geschickt drapierte sie
sich so, dass ein Teil der Seide um ihre Hüften fl oss wie dunkelgrünes
Wasser.
«Gut so ...» Ich spitzte einen der Kohlestifte an, wobei ich in jede Bewegung
etwas Träges und Zweideutiges legte.
Sie blinzelte lüstern.
143
Die Haare fi elen mir in die Stirn, während ich ihren Körper mit dem
Stift liebkoste und einfi ng, seine Konturen verwischte und ihn mit weichen
Schatten ausstattete. Kaum zwanzig Minuten später strich ich mit
dem kleinen Finger über den Schatten zwischen ihren Beinen und zauberte
einen letzten, hingehauchten Kontrast, der ihre Leiste hinauffl oss
und sich um den Nabel schlängelte.
Es wurde Zeit. In mir tobte und kochte es. Unbeabsichtigt verengte
ich die Augen und starrte sie vernichtend an.
Der Mann auf der CD stöhnte und senkte die Stimme zu einem samtweichen
Raunen.
Ich wich vom Bild zurück. Es war eines der besten, aber das war im
Moment gleichgültig. «Sieh es dir an.»
Das Mädchen kam zu mir, blickte auf das Papier und seufzte. «Oh
mein Gott! Das bin ich!», piepste sie menschlich dumm. «Es sieht umwerfend
aus. Ich wusste nicht, dass Sie so ... gut sind!»
«Abwarten ...» Ich umfi ng sie so fordernd, dass es mich selbst überraschte.
Ihre Augen glommen auf. Dann ging alles sehr schnell.
Mit einem Raubtierlächeln schob ich sie zum Bett, stieß sie darauf
nieder, kroch auf allen vieren hinterher und fl etschte dabei die Zähne.
Sie kicherte. Unter dem Kissen lag ein Seidenschal, beim letzten Mal
dort zurückgelassen. Ich ergriff ihn und verband ihr damit die Augen.
Längst hatte ich das blaue Kästchen unter dem Kopfkissen versteckt,
und als sie sich stöhnend zurücksinken ließ, holte ich es hervor. Sie saß
mit dem Rücken zu mir, den Körper an mich gepresst. Ich nahm die beiden
silbernen Claws heraus, ließ einen auf den Zeigefi nger gleiten, den
zweiten auf den Mittelfi nger. Die scharfen Klingen blitzten auf und ich
krümmte die Finger zu einer Klaue. Da war keine Liebe oder Lust, nur
reine, gierige Kälte. Ich küsste die Beuge ihrer Schulter. Dann senkte
ich die Klingen auf ihren Hals. Nur Millimeter schwebten sie über ihrer
Haut, und sie war vollkommen ahnungslos!
Meine linke Hand glitt hinab und umfi ng ihr weiches, nachgiebiges
Fleisch. Sie ächzte, als ich es geschickt massierte und den Daumen über
die kleine, rosafarbene Knospe gleiten ließ. Gut so, Mädchen, Adrenalin
verbessert den Geschmack. Ich tue das hier nur für mich ...
Und damit glitt ich noch tiefer und umfi ng eine noch heißere, wild
pochende Körperstelle. Längst hatte sie sich auf etwas vorbereitet, was
ich nicht geben würde. Nein, eine andere Qual war viel exquisiter!
«Du Teufel!», keuchte sie. «Du Biest, ich hasse dich! Du wirst mich
zerstören.» Wohl ein Teil ihres Spielchens!
«Oh ja, Kleines.» Die Klingen ruhten jetzt beinahe auf ihrer Haut.
Der Schmerz war nicht mehr fern. Nur noch ein paar Sekunden ...
144
Ich liebkoste ihren geheimsten Schatz, bis sie sich wand wie ein Tier
in der Falle ... Ja, ich wusste genau, was ich tat und wie ich es tun musste.
Meine Fingerspitze massierte sanft die kleine, versteckte Blüte, meine
Zähne verbissen sich spielerisch in ihren Nacken. Sie schrie erstickt.
Zitterte. Drängte sich meiner tastenden Hand entgegen, bewegte die
Hüften wie bei einem Tanz. Langsam und verzweifelt. Ihr Inneres
fühlte sich vulkanisch heiß und so lebendig an. Muskeln zogen sich
zusammen, entspannten sich wieder, umschlossen meine Haut.
«Gott ...», wimmerte sie.
Irgendwo dort unten spürte ich, wie Alex aufhorchte.
«Du musst keine Angst haben ...», log ich. Die Klingen glänzten dicht
über ihrer Haut, während meine andere Hand blieb, wo sie war. Das
Mädchen gab erstickte Laute von sich.
«Ruhig», raunte ich und berührte nun mit den Klingen ihre Haut. Sie
zitterte heftig. Ich umfasste ihre Lilie und schloss sie fest in meiner
Hand ein, bewegte meine Finger dabei schneller, fordernder, massierte
sie in den Wahnsinn. Nun schrie sie, warf den Kopf nach hinten.
Höchste Ekstase, höchster Geschmack! Ja, Liebes, so ist es gut ...
Und genüsslich langsam, unter ihren Schreien aus Lust und Schmerz,
teilte ich mit den Klingen ihre Haut, durchstieß sie und drückte die
Spitzen ganz in sie, langsam und tief in ihr feuchtes Fleisch hinein, hier
unter meinem Mund und an anderer Stelle ihres Leibes, als sei dieser
eine köstliche Frucht, in die ich mich hineinschob und ihren verborgensten
Kern umfi ng und herausriss.
Ihr Leben schoss in meinen Mund, und ich wiegte sie in einen Alptraum
aus Lust und Schmerz, aus dem sie nie wieder erwachen würde.
«Du hast sie beseitigt?»
Ich starrte Alex vernichtend an und schüttelte den Kopf.
«Was dann?»
«Ich habe ihr meine Telefonnummer gegeben und sie fortgeschickt.
Sie war so leidenschaftlich. Es wäre schade gewesen, wenn ich es nicht
hätte wiederholen können.»
Alex weitete die Augen und ließ sich die Worte, die er mir entgegenschleudern
wollte, bereits vorab auf der Zunge zergehen. Das Alter
hatte uns weiser werden lassen, längst dachten wir nach, bevor wir etwas
sagten. Dennoch waren wir nicht immer davor gefeit, dass uns die
Vernunft im Stich ließ. Und zu viel Wein verstärkte diese Schwäche.
«Was?», zischte ich herausfordernd.
Es war fast halb zehn. Wir saßen im Wohnzimmer, mittlerweile
beim dritten Glas Wein. Stephen hatte sich schon vor geraumer Zeit
145
oben verkrochen, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Marten war
verschwunden und auch das Mädchen namens Janelle, das ich am Ende
doch verschont hatte.
Nach Jahren hatte Alex den alten Kamin wieder angezündet, die
Sessel nah an ihn herangerückt. Es war die erste kühle Nacht, sternenübersät
und herbstlich, dennoch hatte Mia ein Fenster geöffnet, um die
Düfte hereinzulassen. Nebel zog über das taufeuchte Gras und löste sich
im Mondlicht auf. Am Himmel jagten dünne Wolkenfetzen dahin.
Benommen blickte ich in die gelben Flammen. Mia, die ihre Gelassenheit
nur selten verlor, fühlte sich trotz des aufkommenden Ärgers
wohl und lehnte den Kopf zurück, gelassen blinzelnd und mit dem Zeigefi
nger über den hauchdünnen Glasrand fahrend.
«Du hast sie gehen lassen?», fragte Alex. «Du gabelst sie in der Stadt
auf, vernaschst sie hier im Haus und gibst ihr unsere Nummer?»
«Alex, beruhige dich erst mal!», schnurrte Mia.
«Es gibt Dinge, die kann ich nicht ignorieren!», schnappte er zurück
und funkelte mit kristallblauen Augen. Mia gab einen warnenden Laut
von sich. Aber Alex schenkte ihr keine Beachtung und fuhr wieder zu
mir herum. «Hast du irgendwas Vernünftiges dazu zu sagen, Ashe?
Ausnahmsweise einmal? Oder ist es wieder eine deiner zahllosen Torheiten,
und du bist erst jetzt in der Lage, darüber nachzudenken?»
Schlagartig war es mit meiner Ruhe vorbei. Zorn stieg mir in den
Kopf, aber ich hielt ihn in Schach. Das Holz der Sessellehne knirschte
gefährlich unter meinen Fingern und ich biss mir auf die Zunge.
«Was hast du, Alex? Willst du mir deinen eigenen Fehler vorwerfen?
Bring keine Fremden in unser Haus? Vertraue niemandem?»
Er schnaubte. «Fehler? Stephen ist etwas anderes. Ich kannte ihn vom
Eine halbe Stunde später bog ich in eine kleine Gasse voller Cafés ein.
Jugendliche aller erdenklicher Farben und Charakterzüge strömten mir
lärmend entgegen und hüllten mich augenblicklich in ihre sinnenbetäubende
Masse ein.
Laute Musik, tausendfache Gerüche, Körper, die für Augenblicke
zu leben schienen, unterwegs auf der Schnellstraße zwischen Wiege
und Grab. Ich witterte und schloss die Augen: Pheromone in einer
Herbstnacht, die noch lau war ... Ach, es gab Momente, in denen ich die
moderne Welt vergötterte. So seltsam es klingen mag, ich fühlte mich
in ihr wie in uralten Zeiten. Die Jungen waren wild und rebellisch und
überschäumend. Die Mädchen wie Amazonen, wie die Frauen meines
Volkes vor langer Zeit.
Da vorne war ein hübsches Café mit wohltuend dunkelblauer Ausstattung.
In der Nähe lief der Soundtrack von Queen of the Damned. Sondierend
blickte ich mich um und ließ mich in einen der Stühle sinken.
Früher oder später würde meine Ablenkung hier eintreffen, ganz von
selbst und von nichts anderem gesteuert als ihrem Schicksal.
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Eine neue Nacht, eine neue Seele. Würde mein Herz je einen Hafen
fi nden? Ich hasste mein Mottendasein, mein Zuschwirren auf jedes
Licht, das mich doch nur verbrannte. Und nun? Nun wurde ich auch
noch pathetisch und musste zur Toilette.
«Guten Abend! Was hätten Sie denn gerne?»
Eine freundliche Bedienung in klassischem Schwarz-Weiß stand vor
mir, einen Zettel in der einen und einen Stift in der anderen Hand ...
und ein einnehmendes Lächeln auf den dunkel geschminkten Lippen.
Sie sah aus wie eine Spitzmaus. Höchstens zwanzig mochte sie sein,
eine Studentin der Kunstgeschichte und Ethnologie, und daher sehr
empfänglich für lebende Relikte wie mich. Streichholzkurze, weißblonde
Haare, zahllose Silberketten und einige hübsche Tattoos auf ihren
Oberarmen verliehen ihr die Ausstrahlung einer gezähmten Amazone
– ein kleines, wildes Ding. Die Blutsteine in ihren silbernen Ohrringen
glänzten mir entgegen. Sehr stimulierend!
Ich blickte auf die Tafel, auf der in etwa drei Dutzend Kaffeesorten
aufgezählt waren.
«Das macht auf den ersten Blick hilfl os, ich weiß.»
Das Mädchen lächelte verständnisvoll und verlagerte ihr Gewicht auf
das rechte Bein, um das linke übertrieben anzuwinkeln und einen Blick
auf ihre honigfarbenen Schenkel freizugeben. Unwillkürlich dachte ich
an das junge Ding, das ich vor langer Zeit in einem von Nebelschwaden
erfüllten Dampfbad genommen hatte. Ein warmes Gefühl des Verlangens
pochte in mir.
«Ich empfehle Karamell-Sahne ... zum Sterben köstlich, wenn Sie
mich fragen.»
«Zum Sterben?» Ich kräuselte die Lippen und hörte, wie sich ihr Herzschlag
beschleunigte. «Gut, ich nehme so einen, wenn Sie versprechen,
sich um mich zu kümmern, falls ich dem Genuss erliegen sollte.»
«Selbstverständlich!» Sie atmete rau, und ich betrachtete die weichen
Rundungen ihrer Brüste. Ein Zeichen des Interesses drückte sich durch
den dünnen Stoff. Ich räusperte mich.
«Sicher trifft auf Sie dieselbe Eigenschaft zu ...», sagte ich leise.
«Ich weiß nicht.» Sie lachte und ... erstarrte. «Noch etwas sonst?»
«Nein, danke. Das reicht mir für den Anfang.»
Nun wurde sie mutiger. «Süßer Akzent! Sie sind nicht von hier, nicht
wahr? Woher kommen Sie?»
«Europa.» Ich sorgte mit einem wohl dosierten Lächeln und einer nur
im Unterbewusstsein wahrgenommen Bewegung dafür, dass sich die
Härchen an ihren Armen aufstellten. Ohne dass sie es merkte, spielte
ich mit ihr wie auf einer Geige. «Osteuropa.»
141
«Oh ... das klingt nach Bergen und dunklen Wäldern, nach Schnee
und ... Ich liebe Europa. Man ist dort so ... kultiviert.»
«Das stimmt. Vor allem auf gewissen Ebenen sind Osteuropäer ...»,
ich machte eine hinterhältige Pause, «... wahre Künstler: hingebungsvoll,
stark und ausdauernd.»
Das Mädchen fi epte wie eine Maus in der Falle. Ich lachte, aber sie
hielt es für einen Bestandteil meines Flirts. Ein wenig rumänischer
Akzent und ihre Phantasie schlug Purzelbäume! Ja, ich roch ihre süße
Erregung und ihre Sehnsüchte, die als winzige Botenstoffe ihren Körper
durchströmten und gewisse verräterische Reaktionen auslösten.
Moschusgeruch stieg mir in die Nase ... ich fühlte den Hunger auf meiner
Zunge, einen überwältigenden Hunger, unter dessen Zugriff ich die
Augen schloss.
«Einen Karamell-Kaffee bitte.» Und damit wandte ich mich ab.
«Ich habe um zwei Uhr Schluss», gab sie bekannt.
«Oh. Sie möchten wohl gerne in die europäische Kultur eingeweiht
werden? Sie möchten eine private Unterrichtsstunde in Kunst und höflichen
Umgangsformen?»
Ich fuhr mir lässig durchs Haar, wusste ich doch nur zu gut, dass
es im Schein der Leuchtreklamen und Laternen besonders verlockend
schimmerte. Es wirkte unmittelbar.
Sie wünschte sich, mit den Fingern hindurchzufahren, darin zu wühlen,
und fragte sich, wie sie sich auf ihrer Haut anfühlen würden, fragte
sich, wie es wäre, unsere nackten Körper aneinander zu reiben und die
Seufzer des anderen zu trinken.
«Wenn Sie das so bezeichnen», murmelte sie.
«Gerne, Liebes. Sie sind reizend.»
«Gut!» Ihre Stimme war nur noch ein gepresstes Flüstern. Sie wandte
sich um und verschwand Richtung Küche. In ihrer Hektik stolperte sie
und ich hörte einen süßen, kleinen Aufschrei, als sie sich den Knöchel
verstauchte. Nun, sie war noch zu weit köstlicheren Schmerzenslauten
fähig – das würde ich allzu bald herausfi nden.
Ein letztes Aufblitzen ihrer weißblonden Haare, dann war sie verschwunden.
Zurück blieb ich mit einem unbestimmten, nagenden Gefühl. Ich
spürte gar einen nicht zu ignorierenden Widerwillen und wusste, dass
er zu Schmerz und Blut führen würde. Mürrisch stand ich auf und
verschwand für ein paar Minuten in einem der hinteren Räume, um
etwas zu tun, was ungerechterweise in keinem einschlägigen Roman je
angesprochen wurde.
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«Mach es dir bequem, Mädchen!», sagte ich zu ihr, als die Nacht am
tiefsten war. Als sollte ein Klischee bedient werden, schien der Mond
durchs Fenster und schimmerte auf der smaragdgrünen Seidenbettwäsche:
Stephens Zimmer. Er würde nicht vor Sonnenaufgang auftauchen.
Ich mochte diesen Raum sehr, weil ich Julien sehr gemocht hatte.
Überall hatten sie Seide genommen, für die Vorhänge, für die Betten,
für ihre Kleidung.
«Es ist so wunderschön hier!»
«Und die Klauen der Zeit kratzten unbarmherzig an den Felsen der
Unsterblichkeit.»
«Was sagten Sie?»
«Nichts, Liebes.»
Sie legte ihr Jäckchen ab, es glitt über die Lehne und fl oss auf den
Fußboden. Während sie sich umständlich auf das Bett setzte und die
Beine übereinander schlug, legte ich eine CD ein. Das Mädchen zuckte
ein wenig zusammen, als Korns wilde, erotische Stimme ins Mikrofon
schrie: It seems so strange …
»Ich dachte nicht, dass Sie auf so etwas stehen», sagte sie. Aber es
wirkte – sie erschien mir sehr stimuliert.
«Aber es ist gut, wirklich gut. So wild.» Sie leckte sich die Lippen und
beobachtete mich. Im Kontrast zur schnellen Musik bewegte ich mich
langsam und lasziv, lockte sie Millimeter für Millimeter näher an die
Falle heran.
«Zieh dich aus!», sagte ich fordernd. Das Mädchen starrte mich an.
«Was dachtest du denn?» Ich lächelte sanft und stellte die Staffelei
vor das Bett, breitete Stifte auf dem Klapptisch aus und strich das Papier
fl ach.
«Oh ...», machte sie, als sie begriff, was ich vorhatte. Was sie nicht
begriff, war meine Taktik.
Als stünde sie unter einem Bann, streifte sie gehorsam die Kleider ab,
während der Sänger in der Anlage rau ins Mikrofon ächzte.
Das Mädchen ließ die letzte Hülle fallen ... mit langsamen, mechanischen
Bewegungen. Dann ließ sie sich nackt aufs Bett sinken, schneeweiß,
zart wie das Innere einer Rose und fast zu mager. Ihre Rippen
drückten durch die Haut wie bei einem sterbenden Tier, die Tattoos auf
ihren Armen bewegten sich träge im Mondlicht. Geschickt drapierte sie
sich so, dass ein Teil der Seide um ihre Hüften fl oss wie dunkelgrünes
Wasser.
«Gut so ...» Ich spitzte einen der Kohlestifte an, wobei ich in jede Bewegung
etwas Träges und Zweideutiges legte.
Sie blinzelte lüstern.
143
Die Haare fi elen mir in die Stirn, während ich ihren Körper mit dem
Stift liebkoste und einfi ng, seine Konturen verwischte und ihn mit weichen
Schatten ausstattete. Kaum zwanzig Minuten später strich ich mit
dem kleinen Finger über den Schatten zwischen ihren Beinen und zauberte
einen letzten, hingehauchten Kontrast, der ihre Leiste hinauffl oss
und sich um den Nabel schlängelte.
Es wurde Zeit. In mir tobte und kochte es. Unbeabsichtigt verengte
ich die Augen und starrte sie vernichtend an.
Der Mann auf der CD stöhnte und senkte die Stimme zu einem samtweichen
Raunen.
Ich wich vom Bild zurück. Es war eines der besten, aber das war im
Moment gleichgültig. «Sieh es dir an.»
Das Mädchen kam zu mir, blickte auf das Papier und seufzte. «Oh
mein Gott! Das bin ich!», piepste sie menschlich dumm. «Es sieht umwerfend
aus. Ich wusste nicht, dass Sie so ... gut sind!»
«Abwarten ...» Ich umfi ng sie so fordernd, dass es mich selbst überraschte.
Ihre Augen glommen auf. Dann ging alles sehr schnell.
Mit einem Raubtierlächeln schob ich sie zum Bett, stieß sie darauf
nieder, kroch auf allen vieren hinterher und fl etschte dabei die Zähne.
Sie kicherte. Unter dem Kissen lag ein Seidenschal, beim letzten Mal
dort zurückgelassen. Ich ergriff ihn und verband ihr damit die Augen.
Längst hatte ich das blaue Kästchen unter dem Kopfkissen versteckt,
und als sie sich stöhnend zurücksinken ließ, holte ich es hervor. Sie saß
mit dem Rücken zu mir, den Körper an mich gepresst. Ich nahm die beiden
silbernen Claws heraus, ließ einen auf den Zeigefi nger gleiten, den
zweiten auf den Mittelfi nger. Die scharfen Klingen blitzten auf und ich
krümmte die Finger zu einer Klaue. Da war keine Liebe oder Lust, nur
reine, gierige Kälte. Ich küsste die Beuge ihrer Schulter. Dann senkte
ich die Klingen auf ihren Hals. Nur Millimeter schwebten sie über ihrer
Haut, und sie war vollkommen ahnungslos!
Meine linke Hand glitt hinab und umfi ng ihr weiches, nachgiebiges
Fleisch. Sie ächzte, als ich es geschickt massierte und den Daumen über
die kleine, rosafarbene Knospe gleiten ließ. Gut so, Mädchen, Adrenalin
verbessert den Geschmack. Ich tue das hier nur für mich ...
Und damit glitt ich noch tiefer und umfi ng eine noch heißere, wild
pochende Körperstelle. Längst hatte sie sich auf etwas vorbereitet, was
ich nicht geben würde. Nein, eine andere Qual war viel exquisiter!
«Du Teufel!», keuchte sie. «Du Biest, ich hasse dich! Du wirst mich
zerstören.» Wohl ein Teil ihres Spielchens!
«Oh ja, Kleines.» Die Klingen ruhten jetzt beinahe auf ihrer Haut.
Der Schmerz war nicht mehr fern. Nur noch ein paar Sekunden ...
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Ich liebkoste ihren geheimsten Schatz, bis sie sich wand wie ein Tier
in der Falle ... Ja, ich wusste genau, was ich tat und wie ich es tun musste.
Meine Fingerspitze massierte sanft die kleine, versteckte Blüte, meine
Zähne verbissen sich spielerisch in ihren Nacken. Sie schrie erstickt.
Zitterte. Drängte sich meiner tastenden Hand entgegen, bewegte die
Hüften wie bei einem Tanz. Langsam und verzweifelt. Ihr Inneres
fühlte sich vulkanisch heiß und so lebendig an. Muskeln zogen sich
zusammen, entspannten sich wieder, umschlossen meine Haut.
«Gott ...», wimmerte sie.
Irgendwo dort unten spürte ich, wie Alex aufhorchte.
«Du musst keine Angst haben ...», log ich. Die Klingen glänzten dicht
über ihrer Haut, während meine andere Hand blieb, wo sie war. Das
Mädchen gab erstickte Laute von sich.
«Ruhig», raunte ich und berührte nun mit den Klingen ihre Haut. Sie
zitterte heftig. Ich umfasste ihre Lilie und schloss sie fest in meiner
Hand ein, bewegte meine Finger dabei schneller, fordernder, massierte
sie in den Wahnsinn. Nun schrie sie, warf den Kopf nach hinten.
Höchste Ekstase, höchster Geschmack! Ja, Liebes, so ist es gut ...
Und genüsslich langsam, unter ihren Schreien aus Lust und Schmerz,
teilte ich mit den Klingen ihre Haut, durchstieß sie und drückte die
Spitzen ganz in sie, langsam und tief in ihr feuchtes Fleisch hinein, hier
unter meinem Mund und an anderer Stelle ihres Leibes, als sei dieser
eine köstliche Frucht, in die ich mich hineinschob und ihren verborgensten
Kern umfi ng und herausriss.
Ihr Leben schoss in meinen Mund, und ich wiegte sie in einen Alptraum
aus Lust und Schmerz, aus dem sie nie wieder erwachen würde.
«Du hast sie beseitigt?»
Ich starrte Alex vernichtend an und schüttelte den Kopf.
«Was dann?»
«Ich habe ihr meine Telefonnummer gegeben und sie fortgeschickt.
Sie war so leidenschaftlich. Es wäre schade gewesen, wenn ich es nicht
hätte wiederholen können.»
Alex weitete die Augen und ließ sich die Worte, die er mir entgegenschleudern
wollte, bereits vorab auf der Zunge zergehen. Das Alter
hatte uns weiser werden lassen, längst dachten wir nach, bevor wir etwas
sagten. Dennoch waren wir nicht immer davor gefeit, dass uns die
Vernunft im Stich ließ. Und zu viel Wein verstärkte diese Schwäche.
«Was?», zischte ich herausfordernd.
Es war fast halb zehn. Wir saßen im Wohnzimmer, mittlerweile
beim dritten Glas Wein. Stephen hatte sich schon vor geraumer Zeit
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oben verkrochen, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Marten war
verschwunden und auch das Mädchen namens Janelle, das ich am Ende
doch verschont hatte.
Nach Jahren hatte Alex den alten Kamin wieder angezündet, die
Sessel nah an ihn herangerückt. Es war die erste kühle Nacht, sternenübersät
und herbstlich, dennoch hatte Mia ein Fenster geöffnet, um die
Düfte hereinzulassen. Nebel zog über das taufeuchte Gras und löste sich
im Mondlicht auf. Am Himmel jagten dünne Wolkenfetzen dahin.
Benommen blickte ich in die gelben Flammen. Mia, die ihre Gelassenheit
nur selten verlor, fühlte sich trotz des aufkommenden Ärgers
wohl und lehnte den Kopf zurück, gelassen blinzelnd und mit dem Zeigefi
nger über den hauchdünnen Glasrand fahrend.
«Du hast sie gehen lassen?», fragte Alex. «Du gabelst sie in der Stadt
auf, vernaschst sie hier im Haus und gibst ihr unsere Nummer?»
«Alex, beruhige dich erst mal!», schnurrte Mia.
«Es gibt Dinge, die kann ich nicht ignorieren!», schnappte er zurück
und funkelte mit kristallblauen Augen. Mia gab einen warnenden Laut
von sich. Aber Alex schenkte ihr keine Beachtung und fuhr wieder zu
mir herum. «Hast du irgendwas Vernünftiges dazu zu sagen, Ashe?
Ausnahmsweise einmal? Oder ist es wieder eine deiner zahllosen Torheiten,
und du bist erst jetzt in der Lage, darüber nachzudenken?»
Schlagartig war es mit meiner Ruhe vorbei. Zorn stieg mir in den
Kopf, aber ich hielt ihn in Schach. Das Holz der Sessellehne knirschte
gefährlich unter meinen Fingern und ich biss mir auf die Zunge.
«Was hast du, Alex? Willst du mir deinen eigenen Fehler vorwerfen?
Bring keine Fremden in unser Haus? Vertraue niemandem?»
Er schnaubte. «Fehler? Stephen ist etwas anderes. Ich kannte ihn vom
Gast- Gast
Re: Leah B. Natan: Unsterblich/Die Verdammten/Dämmerung
Danke für den Tipp hab es mal in meinen Wunschzettel gepackt
und werde mal sehen - hört sich gut an auf jeden fall
und werde mal sehen - hört sich gut an auf jeden fall
Gast- Gast
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