Bis(s) zur Verzweiflung
Seite 3 von 4
Seite 3 von 4 • 1, 2, 3, 4
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Ein kurzes aber dennoch schönes Kapitel;-)
-----------------------------------------------
Kapitel 49: Vater, Tochter und...
Ich träumte vor mich hin und ließ meine Gedanken in den Flüssen der Erinnerungen treiben. Demetri summte ein leises Lied vor sich hin.
So lagen wir eine ganze Weile da, bis er fragte: „Lily, du liebst mich doch, oder?!“ Verwirrt sah ich ihn an. Was sollte das denn jetzt?
„Natürlich“, antwortete ich nur. Seine Miene blieb todernst, als er mich erneut fragte: „Wie sehr liebst du mich?“
Jetzt war ich noch verwirrter- sofern das überhaupt noch möglich war. Doch auch ich war ernst.
„Ich liebe dich mehr, als du dir vorstellen könntest. Du bist mir mehr wert als mein eigenes Leben- du bist mein Leben. Ich würde für dich sterben, wenn ich dich so beschützen könnte.“ Meine Antwort war die reinen Wahrheit. Demetris Miene erhelle sich und so langsam glaubte ich zu wissen, woraus er hinaus gewollt hatte.
Doch anstatt mich wieder in seine Arme zu nehmen stand er auf und bedeutete mir, ihm zu folgen.
Er lief die langen, dunkeln Gänge entlang und machte vor Caius’ Zimmer halt. Was wollte er denn bei ihm? Ich machte mir nicht die Mühe, ihre Gedanken zu lesen, ich würde sowieso gleich erfahren, was Demetri vorhatte.
Ohne anzuklopfen trat Demetri in das hell erleuchtete Zimmer von Caius. Es tat gut, wieder die Sonne auf meiner Haut zu spüren.
Das Schloss war kalt und dunkel.
Schmunzelnd drehte sich Caius nun zu uns um. Was für ein Spiel wurde hier gespielt? Demetri schaute mir noch einmal bedeutsam in die Augen und wandte sich dann an meinen Vater.
„Caius, da ich dich als Lilys Vater ansehe, möchte ich dir etwas sagen. Ich liebe deine Tochter über alles und werde niemals von ihrer Seite weichen“, sagte er ernst. So langsam drang in mein Bewusstsein eine Möglichkeit seiner Rede ein.
Vor meinem inneren Auge sah ich nur ein Wort: HEIRATSANTRAG. Dieser Gedankenblitz dauerte nur eine Millisekunde, denn Demetri sprach schon weiter. „Wegen eben dieser Liebe, die ich für sie verspüre, will ich hier und jetzt um ihre Hand bei dir anhalten.“
Ich blinzelte erstaunt. Meine Vermutung hatte sich bestätigt.
HEIRATEN? Naja in Menschenjahren wäre ich jetzt ungefähr 25, ein gar nicht mal so unpassendes Alter für eine Hochzeit.
Außerdem liebte ich Demetri, was also sprach dagegen?! ‚Nichts’, antwortete mir eine Stimme in meinem Kopf.
„Es ist wunderschön, dass ihr beide glücklich zusammen seid und ich stimme dir zu. Doch eine Bedingung habe ich. Lass uns- sofern Lily zustimmt- mit der Hochzeit warten, bis all das hier überstanden ist“, sagte Caius freudestrahlend.
Demetri nickte nur und machte jetzt einen galanten Kniefall vor mir. Aus seiner Tasche holte er eine kleine schwarze, mit Samt überzogene Schachtel heraus und öffnete sie.
Doch ich sah nur in sein Gesicht. Überglücklich lauschte ich seinen Worten.
„Lily Susanne Brandon, ich frage dich hier und jetzt: Willst du meine Frau werden?“
Ich strahlte ihn an. Tiefe Liebe durchströmte meinen gesamten Körper.
„Ja“, war das einzige, was ich erwidern konnte. Hätte ich doch nur weinen können...
Vorsichtig nahm Demetri den Ring aus dem Kästchen und strich ihn mir über den Finger meiner linken Hand.
Bewundernd betrachtete ich den Ring. Es war ein goldener, in dem ein kleinen Kristall- ein Diamant vielleicht- in Herzform eingelassen war.
„Gefällt er dir?“, fragte Demetri lächelnd.
„Er ist wunderschön“, sagte ich und drehte mich zu ihm.
„Nicht so wunderschön wie du“
Ich schenkte Caius noch ein kurzes, dankbares Lächeln, bevor ich mich Demetris Kuss hingab. Es lag so viel Leidenschaft und Liebe darin, dass ich kaum aufrecht stehen konnte.
Ich würde Demetri heiraten! Erst jetzt spürte ich das Glück, dass meinen Körper durchzuckte und jede Faser überzog.
Ich war glücklich. Zu dritt saßen wir auf Caius’ Bett. Von beiden Seiten wurde ich umarmt.
„Danke“, flüsterte Demetri mir ins Ohr. Ich lehnte meinen Kopf auf seine Schulter. ‚Wollen wir gehen?’, fragte er mich in Gedanken, in dem Wissen, dass ich ihn hörte. Ich nickte. Caius stand mit uns auf und drückte mich einmal.
Dann sagte er: „Pass auf sie auf, Demetri.“
„Das werde ich“, versprach dieser.
Langsam schwebten wir die Gänge entlang. Er lächelte selig und ich mit ihm.
Ja, jetzt war ich mir sicher. Niemals könnte ich ihn allein lassen.
Er war ein Teil von mir! Er war ein Teil meines Lebens! Ein Teil meiner Familie!
----------------------------------------------------------------------------
Würde mich wahnsinnig über Kommis freuen....besonders bei diesem Chappy;-)
-----------------------------------------------
Kapitel 49: Vater, Tochter und...
Ich träumte vor mich hin und ließ meine Gedanken in den Flüssen der Erinnerungen treiben. Demetri summte ein leises Lied vor sich hin.
So lagen wir eine ganze Weile da, bis er fragte: „Lily, du liebst mich doch, oder?!“ Verwirrt sah ich ihn an. Was sollte das denn jetzt?
„Natürlich“, antwortete ich nur. Seine Miene blieb todernst, als er mich erneut fragte: „Wie sehr liebst du mich?“
Jetzt war ich noch verwirrter- sofern das überhaupt noch möglich war. Doch auch ich war ernst.
„Ich liebe dich mehr, als du dir vorstellen könntest. Du bist mir mehr wert als mein eigenes Leben- du bist mein Leben. Ich würde für dich sterben, wenn ich dich so beschützen könnte.“ Meine Antwort war die reinen Wahrheit. Demetris Miene erhelle sich und so langsam glaubte ich zu wissen, woraus er hinaus gewollt hatte.
Doch anstatt mich wieder in seine Arme zu nehmen stand er auf und bedeutete mir, ihm zu folgen.
Er lief die langen, dunkeln Gänge entlang und machte vor Caius’ Zimmer halt. Was wollte er denn bei ihm? Ich machte mir nicht die Mühe, ihre Gedanken zu lesen, ich würde sowieso gleich erfahren, was Demetri vorhatte.
Ohne anzuklopfen trat Demetri in das hell erleuchtete Zimmer von Caius. Es tat gut, wieder die Sonne auf meiner Haut zu spüren.
Das Schloss war kalt und dunkel.
Schmunzelnd drehte sich Caius nun zu uns um. Was für ein Spiel wurde hier gespielt? Demetri schaute mir noch einmal bedeutsam in die Augen und wandte sich dann an meinen Vater.
„Caius, da ich dich als Lilys Vater ansehe, möchte ich dir etwas sagen. Ich liebe deine Tochter über alles und werde niemals von ihrer Seite weichen“, sagte er ernst. So langsam drang in mein Bewusstsein eine Möglichkeit seiner Rede ein.
Vor meinem inneren Auge sah ich nur ein Wort: HEIRATSANTRAG. Dieser Gedankenblitz dauerte nur eine Millisekunde, denn Demetri sprach schon weiter. „Wegen eben dieser Liebe, die ich für sie verspüre, will ich hier und jetzt um ihre Hand bei dir anhalten.“
Ich blinzelte erstaunt. Meine Vermutung hatte sich bestätigt.
HEIRATEN? Naja in Menschenjahren wäre ich jetzt ungefähr 25, ein gar nicht mal so unpassendes Alter für eine Hochzeit.
Außerdem liebte ich Demetri, was also sprach dagegen?! ‚Nichts’, antwortete mir eine Stimme in meinem Kopf.
„Es ist wunderschön, dass ihr beide glücklich zusammen seid und ich stimme dir zu. Doch eine Bedingung habe ich. Lass uns- sofern Lily zustimmt- mit der Hochzeit warten, bis all das hier überstanden ist“, sagte Caius freudestrahlend.
Demetri nickte nur und machte jetzt einen galanten Kniefall vor mir. Aus seiner Tasche holte er eine kleine schwarze, mit Samt überzogene Schachtel heraus und öffnete sie.
Doch ich sah nur in sein Gesicht. Überglücklich lauschte ich seinen Worten.
„Lily Susanne Brandon, ich frage dich hier und jetzt: Willst du meine Frau werden?“
Ich strahlte ihn an. Tiefe Liebe durchströmte meinen gesamten Körper.
„Ja“, war das einzige, was ich erwidern konnte. Hätte ich doch nur weinen können...
Vorsichtig nahm Demetri den Ring aus dem Kästchen und strich ihn mir über den Finger meiner linken Hand.
Bewundernd betrachtete ich den Ring. Es war ein goldener, in dem ein kleinen Kristall- ein Diamant vielleicht- in Herzform eingelassen war.
„Gefällt er dir?“, fragte Demetri lächelnd.
„Er ist wunderschön“, sagte ich und drehte mich zu ihm.
„Nicht so wunderschön wie du“
Ich schenkte Caius noch ein kurzes, dankbares Lächeln, bevor ich mich Demetris Kuss hingab. Es lag so viel Leidenschaft und Liebe darin, dass ich kaum aufrecht stehen konnte.
Ich würde Demetri heiraten! Erst jetzt spürte ich das Glück, dass meinen Körper durchzuckte und jede Faser überzog.
Ich war glücklich. Zu dritt saßen wir auf Caius’ Bett. Von beiden Seiten wurde ich umarmt.
„Danke“, flüsterte Demetri mir ins Ohr. Ich lehnte meinen Kopf auf seine Schulter. ‚Wollen wir gehen?’, fragte er mich in Gedanken, in dem Wissen, dass ich ihn hörte. Ich nickte. Caius stand mit uns auf und drückte mich einmal.
Dann sagte er: „Pass auf sie auf, Demetri.“
„Das werde ich“, versprach dieser.
Langsam schwebten wir die Gänge entlang. Er lächelte selig und ich mit ihm.
Ja, jetzt war ich mir sicher. Niemals könnte ich ihn allein lassen.
Er war ein Teil von mir! Er war ein Teil meines Lebens! Ein Teil meiner Familie!
----------------------------------------------------------------------------
Würde mich wahnsinnig über Kommis freuen....besonders bei diesem Chappy;-)
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Kapitel 50: ...ein Ehemann?!
Als wir wieder in seinem Zimmer angekommen waren schlang Demetri seine Arme um meine Hüfte.
„Du hast mir gerade meinen größten Wunsch erfüllt. Ich danke dir“, hauchte er in mein Ohr. Ich blickte in seine wieder schwarzen Augen.
Er hatte sich noch nicht an das Tierblut gewöhnt- natürlich. Deswegen musste er öfter jagen, als diejenigen, für die es zum Alltag gehörte. Auch bei mir machte sich das Brennen wieder bemerkbar. Ich küsste ihn noch einmal und sagte dann zu ihm: „Wir sollten noch einmal jagen gehen.“
Demetri nickte, nahm meine Hand und wir rannten lautlos aus dem Schloss. Diesmal ging ich nicht in den Wald- nicht in diesen.
Ein wenig Abwechslung musste man doch schon haben.
Nach einer kurzen halben Stunde waren wir in Slowenien angekommen. Kilometerweit sah man nichts als Wald.
„Wow“, kam es lautlos über meine Lippen. Der Anblick war atemberaubend. Ich lauschte den Geräuschen. Vögel zwitscherten, man hörte Tiere brüllen. Weit entfern war eine kleine Stadt. Die Gerüche des Waldes besänftigten mich. Bären waren ganz in der Nähe- endlich mal eine Herausforderung. Meine Kehle brannte wieder unerträglich. Das Feuer schnürte mir meinen Hals zu. Wenn ich atmete war es, also ob das Feuer sich ausbreitete und wieder zusammen zog.
Ich ließ Demetris Hand los und schlich in den Wald. Ich beugte mich vor und witterte die Tiere. Der Jagdtrieb überkam mich und ich bewegte mich geräuschlos durch das Dickicht.
Der Wind, der mir ins Gesicht peitschte, änderte die Richtung. Er trug den Geruch frischen Blutes zu mir herüber- Menschenblut.
Selbst im Jagdfieber machte es mir nichts aus, doch ich hörte etwas- besser gesagt ich hörte nichts mehr.
Demetri war verschwunden.
Wie konnte ich nur so unvorsichtig sein? Sofort war der Durst verflogen und ich folgte Demetris Geruch und tatsächlich, er führte dem Blutgeruch hinterher.
Ich war jetzt ganz nah, das spürte ich. Demetris Spur endete an einer Lichtung und da sah ich ihn.
Ein Mann lag halbtot auf dem Boden und verblutete fast. Demetri kniete über eine Frau gebeugt und saugte sie aus.
So wie ich ihn beobachtete, wie er seinen Durst stillte, konnte ich kaum an mich halten. Der Blutgeruch benebelte meine Sinne und das Monster in mir kämpfte.
‚Los, tu es. Du willst es doch auch’, stachelte es mich an. Es war zu spät für mich, den Atem anzuhalten.
Das süßliche Blut hatte sich bereits in meine Sinne gekrochen und verlangte nach mir. Das Monster verlangte danach.
Erst jetzt merkte ich, wie schwach ich doch war.
Ich konnte meinen Blick nicht von Demetri wenden. Ein heftiges Begehren durchzuckte meinen Körper, brannte mir die Kehle aus.
Gift schoss in meinen Mund und betäubte meine Willenskraft. Es war unsere wahre Natur. Es war normal Menschenblut zu verzehren.
Ich hatte es schon oft getan. Doch hatte ich die letzten Jahre genug Kraft aufgebracht, um dem zu widerstehen.
Ich hatte unter Menschen gelebt. Doch ich war geschwächt vom Tierblut. Jetzt verstand ich Jasper nur zu gut, wie er sich fühlen musste. Hatte ich mich nicht auch so gefühlt?! Tagtäglich von dieser Schwäche übermannt zu werden und sie doch immer wieder aus dem Körper verbannt. Es war immer jemand da gewesen, der mich zurückgehalten hatte, mir gut zu geredet hatte, es nicht zu tun.
Doch wer war jetzt da?! Keiner!
Ich müsste diejenige sein, die Demetri von dem Menschen wegreißen sollte. Doch ich tat es nicht. Ich blickte nur starr auf ihn herunter, wie er gierig das Blut hinunterschlang. Ein wohliges Schnurren entwich seiner Kehle. In diesem Moment konnte ich nicht anders, ich machte einen Schritt auf den verblutenden Mann zu. ‚Was für eine Verschwendung es doch wäre, sein Blut einfach dort zu lassen, meinst du nicht?’, sprach das Monster wieder zu mir.
Ich hatte keinerlei Kraft mehr, keine Gewalt über meinen Körper. Ich war nur noch eine kleine wimmernde Stimme im hintersten Teil meines Kopfes. Das Monster hatte die Kontrolle übernommen und jubelte. Meine Gliedmaßen taten nicht mehr das, was ich wollte.
Ein Knurren entwich meiner Brust. Alles in mir schrie nach dem Blut, welches nur wenige Meter vor mir aus den Wunden tröpfelte.
Doch ich wehrte mich dagegen.
Ich merkte, wie ich nachließ. Jede Faser meines Körpers war angespannt. Ich ging in die Hocke und sprang auf den Mann zu.
Meine messerscharfen Klauen schlugen in das Fleisch des Mannes. Ich spürte, wie das Blut meine Lippen benetzte, wie es langsam meine Kehle herunterlief und das Feuer langsam löschte. Doch ich konnte nicht aufhören. Begierig saugte ich jeden Tropfen Blut aus dem leblosen Körper heraus. Ich schöpfte unbändige Kraft. Das wunderbar süße Blut schärfte meine Sinne.
Endlich hatte ich wieder die Kontrolle über meinen Körper erlangt. Mit schreckgeweiteten Augen starrte ich aus den ausgesaugten Körper vor mir. Hasserfüllt betrachtete ich ihn. Was hatte ich getan?
Ein leises Keuchen ließ mich herumfahren. Demetri blickte mich mit leuchtend roten Augen an und ich schaute mit ebenso roten Augen zurück. Ein Zittern schüttelte mich, doch nicht aus Angst, sondern aus Selbsthass.
Mir schnellen Schritten kam Demetri auf mich zu. Er umschlang mich und drückte mich fest an sich. Bevor ich etwas tun konnte, lagen seine Lippen auf meinen.
Ich konnte nicht anders, als diesen Kuss erwidern. Stürmisch fuhr er mir durchs Haar. Ich klammerte mich verzweifelt an seinen Hals.
Ich spürte, wie er mir mit seinen warmen Händen unter mein Top fuhr.
Blitzartig löste ich mich von ihm und war am anderen Ende der Lichtung.
„Lily....ich....“, begann er.
Ich schüttelte nur traurig den Kopf und sank wie in Trance auf meine Knie. Was hatte ich bloß getan? 8 Jahre lang hatte ich meinen Durst unter Kontrolle, 8 Jahre lang vergeblich gekämpft. Und jetzt das. Ein Wutschrei ließ die Erde erbeben.
Zu spät realisierte ich, dass es mein Schrei gewesen war.
Demetri stand reglos neben mir.
„Lily, quäle dich nicht so. Es macht mich fertig dich so zu sehen“, flehte er schon förmlich. Sofort verstummte mein Schluchzen und ich setzte mich aufrecht hin.
Ich schwieg. Ich wollte nicht auch noch Demetri mit meinem Handeln verletzen. Also saßen wir gemeinsam schweigend im Wald, bis es dämmerte.
„Wir sollten gehen“, sagte Demetri leise. Ich stand mit ihm auf und wir rannten zurück durch die Dunkelheit der Nacht.
Als wir wieder in seinem Zimmer angekommen waren schlang Demetri seine Arme um meine Hüfte.
„Du hast mir gerade meinen größten Wunsch erfüllt. Ich danke dir“, hauchte er in mein Ohr. Ich blickte in seine wieder schwarzen Augen.
Er hatte sich noch nicht an das Tierblut gewöhnt- natürlich. Deswegen musste er öfter jagen, als diejenigen, für die es zum Alltag gehörte. Auch bei mir machte sich das Brennen wieder bemerkbar. Ich küsste ihn noch einmal und sagte dann zu ihm: „Wir sollten noch einmal jagen gehen.“
Demetri nickte, nahm meine Hand und wir rannten lautlos aus dem Schloss. Diesmal ging ich nicht in den Wald- nicht in diesen.
Ein wenig Abwechslung musste man doch schon haben.
Nach einer kurzen halben Stunde waren wir in Slowenien angekommen. Kilometerweit sah man nichts als Wald.
„Wow“, kam es lautlos über meine Lippen. Der Anblick war atemberaubend. Ich lauschte den Geräuschen. Vögel zwitscherten, man hörte Tiere brüllen. Weit entfern war eine kleine Stadt. Die Gerüche des Waldes besänftigten mich. Bären waren ganz in der Nähe- endlich mal eine Herausforderung. Meine Kehle brannte wieder unerträglich. Das Feuer schnürte mir meinen Hals zu. Wenn ich atmete war es, also ob das Feuer sich ausbreitete und wieder zusammen zog.
Ich ließ Demetris Hand los und schlich in den Wald. Ich beugte mich vor und witterte die Tiere. Der Jagdtrieb überkam mich und ich bewegte mich geräuschlos durch das Dickicht.
Der Wind, der mir ins Gesicht peitschte, änderte die Richtung. Er trug den Geruch frischen Blutes zu mir herüber- Menschenblut.
Selbst im Jagdfieber machte es mir nichts aus, doch ich hörte etwas- besser gesagt ich hörte nichts mehr.
Demetri war verschwunden.
Wie konnte ich nur so unvorsichtig sein? Sofort war der Durst verflogen und ich folgte Demetris Geruch und tatsächlich, er führte dem Blutgeruch hinterher.
Ich war jetzt ganz nah, das spürte ich. Demetris Spur endete an einer Lichtung und da sah ich ihn.
Ein Mann lag halbtot auf dem Boden und verblutete fast. Demetri kniete über eine Frau gebeugt und saugte sie aus.
So wie ich ihn beobachtete, wie er seinen Durst stillte, konnte ich kaum an mich halten. Der Blutgeruch benebelte meine Sinne und das Monster in mir kämpfte.
‚Los, tu es. Du willst es doch auch’, stachelte es mich an. Es war zu spät für mich, den Atem anzuhalten.
Das süßliche Blut hatte sich bereits in meine Sinne gekrochen und verlangte nach mir. Das Monster verlangte danach.
Erst jetzt merkte ich, wie schwach ich doch war.
Ich konnte meinen Blick nicht von Demetri wenden. Ein heftiges Begehren durchzuckte meinen Körper, brannte mir die Kehle aus.
Gift schoss in meinen Mund und betäubte meine Willenskraft. Es war unsere wahre Natur. Es war normal Menschenblut zu verzehren.
Ich hatte es schon oft getan. Doch hatte ich die letzten Jahre genug Kraft aufgebracht, um dem zu widerstehen.
Ich hatte unter Menschen gelebt. Doch ich war geschwächt vom Tierblut. Jetzt verstand ich Jasper nur zu gut, wie er sich fühlen musste. Hatte ich mich nicht auch so gefühlt?! Tagtäglich von dieser Schwäche übermannt zu werden und sie doch immer wieder aus dem Körper verbannt. Es war immer jemand da gewesen, der mich zurückgehalten hatte, mir gut zu geredet hatte, es nicht zu tun.
Doch wer war jetzt da?! Keiner!
Ich müsste diejenige sein, die Demetri von dem Menschen wegreißen sollte. Doch ich tat es nicht. Ich blickte nur starr auf ihn herunter, wie er gierig das Blut hinunterschlang. Ein wohliges Schnurren entwich seiner Kehle. In diesem Moment konnte ich nicht anders, ich machte einen Schritt auf den verblutenden Mann zu. ‚Was für eine Verschwendung es doch wäre, sein Blut einfach dort zu lassen, meinst du nicht?’, sprach das Monster wieder zu mir.
Ich hatte keinerlei Kraft mehr, keine Gewalt über meinen Körper. Ich war nur noch eine kleine wimmernde Stimme im hintersten Teil meines Kopfes. Das Monster hatte die Kontrolle übernommen und jubelte. Meine Gliedmaßen taten nicht mehr das, was ich wollte.
Ein Knurren entwich meiner Brust. Alles in mir schrie nach dem Blut, welches nur wenige Meter vor mir aus den Wunden tröpfelte.
Doch ich wehrte mich dagegen.
Ich merkte, wie ich nachließ. Jede Faser meines Körpers war angespannt. Ich ging in die Hocke und sprang auf den Mann zu.
Meine messerscharfen Klauen schlugen in das Fleisch des Mannes. Ich spürte, wie das Blut meine Lippen benetzte, wie es langsam meine Kehle herunterlief und das Feuer langsam löschte. Doch ich konnte nicht aufhören. Begierig saugte ich jeden Tropfen Blut aus dem leblosen Körper heraus. Ich schöpfte unbändige Kraft. Das wunderbar süße Blut schärfte meine Sinne.
Endlich hatte ich wieder die Kontrolle über meinen Körper erlangt. Mit schreckgeweiteten Augen starrte ich aus den ausgesaugten Körper vor mir. Hasserfüllt betrachtete ich ihn. Was hatte ich getan?
Ein leises Keuchen ließ mich herumfahren. Demetri blickte mich mit leuchtend roten Augen an und ich schaute mit ebenso roten Augen zurück. Ein Zittern schüttelte mich, doch nicht aus Angst, sondern aus Selbsthass.
Mir schnellen Schritten kam Demetri auf mich zu. Er umschlang mich und drückte mich fest an sich. Bevor ich etwas tun konnte, lagen seine Lippen auf meinen.
Ich konnte nicht anders, als diesen Kuss erwidern. Stürmisch fuhr er mir durchs Haar. Ich klammerte mich verzweifelt an seinen Hals.
Ich spürte, wie er mir mit seinen warmen Händen unter mein Top fuhr.
Blitzartig löste ich mich von ihm und war am anderen Ende der Lichtung.
„Lily....ich....“, begann er.
Ich schüttelte nur traurig den Kopf und sank wie in Trance auf meine Knie. Was hatte ich bloß getan? 8 Jahre lang hatte ich meinen Durst unter Kontrolle, 8 Jahre lang vergeblich gekämpft. Und jetzt das. Ein Wutschrei ließ die Erde erbeben.
Zu spät realisierte ich, dass es mein Schrei gewesen war.
Demetri stand reglos neben mir.
„Lily, quäle dich nicht so. Es macht mich fertig dich so zu sehen“, flehte er schon förmlich. Sofort verstummte mein Schluchzen und ich setzte mich aufrecht hin.
Ich schwieg. Ich wollte nicht auch noch Demetri mit meinem Handeln verletzen. Also saßen wir gemeinsam schweigend im Wald, bis es dämmerte.
„Wir sollten gehen“, sagte Demetri leise. Ich stand mit ihm auf und wir rannten zurück durch die Dunkelheit der Nacht.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Sorry, dass es ein bisschen länger gedauert hat, aber ich hab im Moment ziemlich wenig Zeit;-)
--------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 51: Wie viel Hass doch bewirken kann
Wir hatten noch nicht einmal die Hälfte der Strecke hinter uns, da hielten wir in der Nähe eines kleinen Dorfes an.
Irgendetwas sagte mir, dass wir nicht weitergehen sollten. Eine ungeahnte Gefahr lauerte in der Nähe. Ein Gebüsch nahe eines Waldes raschelte und kurz darauf witterte ich einen Vampir. Aber nicht irgendeinen Vampir, nein, es war Jane.
Sie trat lässig aus dem Gebüsch heraus.
Sie blickte hochmütig auf uns herab. Als sie meinen Blick streifte lachte sie auf. Es war ein glockenhelles Lachen, wie das Jauchzen eines Säuglings. In meinen Augen loderte nun ein Feuer des Hasses und der Wut auf.
„Soso. Da hat sich unsere liebe Lily dazu hinreißen lassen Menschenblut zu trinken. Doch nicht so stark, wie du immer sagst, stimmt’s?!“, sagte sie in herablassenden Ton.
Ich zischte sie an. Sie schnaubte nur verächtlich „Sollte ich jetzt Angst vor dir haben?“, fragte sie schmunzelnd.
„Wenn dir deine Existenz lieb ist, würde ich an deiner Stelle besser die Klappe halten, Jane“, fauchte Demetri.
Sie lachte wieder. Die Wut brannte jetzt in meinem gesamten Körper. Ich knurrte und ging in Angriffsstellung.
Über uns braute sich ein Gewitter zusammen. Dunkle Wolken bäumten sich herrschend im Himmel auf und der Wind fegte durch den dunklen Wald. Donner grollte nicht weit entfernt.
Es war kein gewöhnliches Gewitter. Ein Sturm nahte heran, das spürte ich. Doch es war mir egal. Ich konzentrierte mich darauf, keine unbedachte Bewegung zu machen. Doch die Wut keimte weiter in mir auf. Der Hass auf Jane war unerträglich.
„Wenn du denkst, dass ich Angst vor dir habe, Lily, dann hast du dich getäuscht. Ich mag vielleicht in einem zwölfjährigen Körper stecken, doch ich habe dir mindestens ein Jahrhundert Erfahrung voraus“, sagte Jane verächtlich und blickte mir in die Augen. Ihre waren schwarz.
So schwarz wie der Hass, den ich ihr gegenüber spürte. Schwarz wie die Nacht, die uns umschlang.
Schwarz wie der Tod, der unter uns weilte. Er schien nur darauf zu warten, dass einer von uns einen falschen Schritt ging, um zuzuschlagen. Ich wusste, dass Jane darauf vorbereitet war, dass ich angriff. Und ich wusste, dass sie kämpfen konnte.
Ein Blitz schlug nur wenige Meter neben Jane ein und wurde in meinen Augen reflektiert. Jetzt schreckte sie tatsächlich davor zurück.
Die Schwärze der Nacht hatte meine Augen bisher verborgen, doch jetzt wurde aller Hass, der darin lag, entblößt.
Es kam mir vor, als ob der Tod um unsere Schultern strich. Er schien nach uns zu rufen. Nach uns, den lebenden Toten.
Doch es war der Wind, der uns streifte. Er flüsterte uns in fremden Sprachen etwas zu.
Weitere Blitze zuckten durch den Himmel. Ein Bauernhaus abgelegen von dem kleinen Dorf wurde in Brand gesetzt.
Helle Flammen loderten empor, doch auch das war mir egal. Die Menschen liefen schreiend heraus und versuchten die Kinder, die dort schliefen zu retten. Doch mein ganzes Wesen hatte sich durch den Hass und die Wut verändert. Ein Gewitter tobte in mir und ein Gewitter tobte auch um mich herum.
Ich hielt es für unmöglich, dass sich meine Wut noch weiter steigerte, doch ich hatte mich geirrt. Ich stellte mich wieder aufrecht hin und blickte auf Jane herab. Die Erde bebte. Ich hörte die Häuser hinter uns einstürzen, die Menschen schreien.
Verzweifelt flehten sie um Hilfe. Jetzt wurde es Jane zu viel. Mit einem letzten Blick auf mich zurück, verschwand sie in der Dunkelheit. Mit ihrem Verschwinden ebbte auch mein Hass ab. Ich spürte, wie das Beben der Erde nachließ und auch der Wind war nur noch ein kühles Lüftchen. Das Donnergrollen und die Blitze hörten schlagartig auf.
Als Demetri seinen Arm um meine Schultern legte, verschwanden auch die Gewitterwolken. Es war einen sternenklare Nacht.
Allein das Feuer toste noch hinter uns.
Ein zittern durchlief meinen Körper.
Ich sah nur noch ein einziges Abbild einer Person vor meinen Augen. Ein junger Mann, ein junger Vampir, mit braunen Haaren blickte mich lächelnd an- Benjamin. Der ruhige, aufrichtige Junge mit dem ungeheuren Talent. Dieses Talent, welches ich von ihm erlernt hatte.
Die Elemente kontrollieren. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie mächtig diese Gabe doch war. Was man alles mit ihr bezwecken konnte und wie sie völlig entfesselt werden konnte.
Benjamin hatte mir damals ein paar Kunststücke gezeigt. Er hatte mit dem Wind gespielt und das Wasser im Fluss tanzen lassen.
Doch erst hier merkte ich, wie stark diese Gabe sein konnte.
Meine unbändige Wut auf Jane, mein verzweifelter Hass. Diese Gefühle, hatten die Gabe in mir freigelassen.
Ich hatte den Sturm hervorgerufen, ich hatte die Blitze einschlagen lassen und durch meine Macht hatte die Erde gebebt.
Das Feuer loderte immer noch. Ich stellte mich in seine Richtung und blickte in die Flammen. Mit grimmiger Entschlossenheit hob ich meine Hand und ließ sie dann niederschießen. Sofort waren die Flammen verschwunden und das Feuer gelöscht.
Ich nahm Demetris Hand und zog ihn mit in den Wald. Nach ein paar Schritten blieb ich stehen. Er war wenige Meter vor mir stehen geblieben und hatte seine Hand aus meiner gelöst.
Das erste mal nach diesem Vorfall blickte ich ihm wieder in die Augen. Ich hatte mich wieder gefasst und war ruhig.
Demetri dagegen durchfuhr die Angst. Er wusste- woher auch immer- dass ich es war, die jene Elemente heraufbeschworen hatte.
Ich ging einen Schritt auf ihn zu. Als er nicht reagierte machte ich zwei weitere Schritte und stand nun dich vor ihm. Zischend atmete er aus.
Ein Schaudern durchlief seinen Körper. Ich blickte ihn traurig an.
„Bitte habe keine Angst vor mir.“ Keine Reaktion. Nicht einmal ein Blinzeln.
„Demetri, bitte“, flehte ich ihn an. Beim Klang seines Namens entspannte er sich wieder. Vorsichtig, als könne ich zerbrechen, legte er seine Hand auf mein Herz. So standen wir einen Augenblick da, bis er das Wort ergriff.
„Ich hatte wirklich Angst. Das was du getan hast war....unglaublich“, sagte er ehrfurchtsvoll.
„Ich will nicht, dass du Angst vor mir hast. Es mag eine erstaunliche Gabe sein, aber es war keine Absicht, dass ich das getan habe. Du weißt, dass ich normalerweise zu so etwas niemals fähig wäre“, erwiderte ich geknickt.
„Was hast du eigentlich genau gemacht?“, fragte er, um das Thema zu wechseln. Ich machte eine Handbewegung und bedeutete ihm einen Schritt zurückzutreten. Ich konzentrierte mich und beschwor ein kleines Feuer herauf. Munter prasselte es vor sich hin.
Dann ließ ich es verschwinden. Ein kleiner Brandfleck zierte die grüne Wiese, aber mehr war nicht zu sehen.
Dann ließ ich ein paar Steine herumfliegen und ließ einen Miniaturwirbelsturm durch die Luft fegen. Zu guter Letzt bändigte ich den Tau, der sich bereits auf den Blättern der Bäume bildete, zu einer Kugel und ließ sie über uns platzen.
„Ich kann die Elemente beherrschen“, antwortete ich schlicht.
Demetri kam wieder zu mir, hielt jedoch ein wenig Abstand. Ich wollte nicht, dass er sich vor mir fürchtete.
„Demetri bitte, ich halte es nicht aus dich so zu sehen. Warum fürchtest du dich so vor mir?“
„Du hast ein ganzes Dorf dem Erdboden gleich gemacht und 5 Meter neben Jane“, er sprach den Namen mit voller Verachtung aus, „einen Blitz einschlagen lassen. Und da fragst du, warum ich Angst vor dir habe?“, seine Stimme war leicht hysterisch.
Ich bemühte mich nicht, ihn zu beruhigen, sondern fing an zu erklären.
„Ich bin in meiner jetzigen Verfassung dazu gar nicht imstande. Ich könnte dir jetzt und sowieso niemals etwas antun.“
„Aber wie kommt es, dass du vorhin so mächtig warst?“, fragte er. Ich wusste die Antwort. Ich hatte Benjamin damals auch gefragt, ob diese Gabe mächtig war. Und er sagte, mir dass Hass und Wut einen dazu bringen konnten. Auf meine Frage warum, sagte er bloß einen Satz.
Und genau diesem sagte ich jetzt zu Demetri.
„Hass und Wut bringt uns dazu schreckliche Dinge zu tun“
Mit diesen Worten rannten wir wieder los, in Richtung Volterra.
--------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 51: Wie viel Hass doch bewirken kann
Wir hatten noch nicht einmal die Hälfte der Strecke hinter uns, da hielten wir in der Nähe eines kleinen Dorfes an.
Irgendetwas sagte mir, dass wir nicht weitergehen sollten. Eine ungeahnte Gefahr lauerte in der Nähe. Ein Gebüsch nahe eines Waldes raschelte und kurz darauf witterte ich einen Vampir. Aber nicht irgendeinen Vampir, nein, es war Jane.
Sie trat lässig aus dem Gebüsch heraus.
Sie blickte hochmütig auf uns herab. Als sie meinen Blick streifte lachte sie auf. Es war ein glockenhelles Lachen, wie das Jauchzen eines Säuglings. In meinen Augen loderte nun ein Feuer des Hasses und der Wut auf.
„Soso. Da hat sich unsere liebe Lily dazu hinreißen lassen Menschenblut zu trinken. Doch nicht so stark, wie du immer sagst, stimmt’s?!“, sagte sie in herablassenden Ton.
Ich zischte sie an. Sie schnaubte nur verächtlich „Sollte ich jetzt Angst vor dir haben?“, fragte sie schmunzelnd.
„Wenn dir deine Existenz lieb ist, würde ich an deiner Stelle besser die Klappe halten, Jane“, fauchte Demetri.
Sie lachte wieder. Die Wut brannte jetzt in meinem gesamten Körper. Ich knurrte und ging in Angriffsstellung.
Über uns braute sich ein Gewitter zusammen. Dunkle Wolken bäumten sich herrschend im Himmel auf und der Wind fegte durch den dunklen Wald. Donner grollte nicht weit entfernt.
Es war kein gewöhnliches Gewitter. Ein Sturm nahte heran, das spürte ich. Doch es war mir egal. Ich konzentrierte mich darauf, keine unbedachte Bewegung zu machen. Doch die Wut keimte weiter in mir auf. Der Hass auf Jane war unerträglich.
„Wenn du denkst, dass ich Angst vor dir habe, Lily, dann hast du dich getäuscht. Ich mag vielleicht in einem zwölfjährigen Körper stecken, doch ich habe dir mindestens ein Jahrhundert Erfahrung voraus“, sagte Jane verächtlich und blickte mir in die Augen. Ihre waren schwarz.
So schwarz wie der Hass, den ich ihr gegenüber spürte. Schwarz wie die Nacht, die uns umschlang.
Schwarz wie der Tod, der unter uns weilte. Er schien nur darauf zu warten, dass einer von uns einen falschen Schritt ging, um zuzuschlagen. Ich wusste, dass Jane darauf vorbereitet war, dass ich angriff. Und ich wusste, dass sie kämpfen konnte.
Ein Blitz schlug nur wenige Meter neben Jane ein und wurde in meinen Augen reflektiert. Jetzt schreckte sie tatsächlich davor zurück.
Die Schwärze der Nacht hatte meine Augen bisher verborgen, doch jetzt wurde aller Hass, der darin lag, entblößt.
Es kam mir vor, als ob der Tod um unsere Schultern strich. Er schien nach uns zu rufen. Nach uns, den lebenden Toten.
Doch es war der Wind, der uns streifte. Er flüsterte uns in fremden Sprachen etwas zu.
Weitere Blitze zuckten durch den Himmel. Ein Bauernhaus abgelegen von dem kleinen Dorf wurde in Brand gesetzt.
Helle Flammen loderten empor, doch auch das war mir egal. Die Menschen liefen schreiend heraus und versuchten die Kinder, die dort schliefen zu retten. Doch mein ganzes Wesen hatte sich durch den Hass und die Wut verändert. Ein Gewitter tobte in mir und ein Gewitter tobte auch um mich herum.
Ich hielt es für unmöglich, dass sich meine Wut noch weiter steigerte, doch ich hatte mich geirrt. Ich stellte mich wieder aufrecht hin und blickte auf Jane herab. Die Erde bebte. Ich hörte die Häuser hinter uns einstürzen, die Menschen schreien.
Verzweifelt flehten sie um Hilfe. Jetzt wurde es Jane zu viel. Mit einem letzten Blick auf mich zurück, verschwand sie in der Dunkelheit. Mit ihrem Verschwinden ebbte auch mein Hass ab. Ich spürte, wie das Beben der Erde nachließ und auch der Wind war nur noch ein kühles Lüftchen. Das Donnergrollen und die Blitze hörten schlagartig auf.
Als Demetri seinen Arm um meine Schultern legte, verschwanden auch die Gewitterwolken. Es war einen sternenklare Nacht.
Allein das Feuer toste noch hinter uns.
Ein zittern durchlief meinen Körper.
Ich sah nur noch ein einziges Abbild einer Person vor meinen Augen. Ein junger Mann, ein junger Vampir, mit braunen Haaren blickte mich lächelnd an- Benjamin. Der ruhige, aufrichtige Junge mit dem ungeheuren Talent. Dieses Talent, welches ich von ihm erlernt hatte.
Die Elemente kontrollieren. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie mächtig diese Gabe doch war. Was man alles mit ihr bezwecken konnte und wie sie völlig entfesselt werden konnte.
Benjamin hatte mir damals ein paar Kunststücke gezeigt. Er hatte mit dem Wind gespielt und das Wasser im Fluss tanzen lassen.
Doch erst hier merkte ich, wie stark diese Gabe sein konnte.
Meine unbändige Wut auf Jane, mein verzweifelter Hass. Diese Gefühle, hatten die Gabe in mir freigelassen.
Ich hatte den Sturm hervorgerufen, ich hatte die Blitze einschlagen lassen und durch meine Macht hatte die Erde gebebt.
Das Feuer loderte immer noch. Ich stellte mich in seine Richtung und blickte in die Flammen. Mit grimmiger Entschlossenheit hob ich meine Hand und ließ sie dann niederschießen. Sofort waren die Flammen verschwunden und das Feuer gelöscht.
Ich nahm Demetris Hand und zog ihn mit in den Wald. Nach ein paar Schritten blieb ich stehen. Er war wenige Meter vor mir stehen geblieben und hatte seine Hand aus meiner gelöst.
Das erste mal nach diesem Vorfall blickte ich ihm wieder in die Augen. Ich hatte mich wieder gefasst und war ruhig.
Demetri dagegen durchfuhr die Angst. Er wusste- woher auch immer- dass ich es war, die jene Elemente heraufbeschworen hatte.
Ich ging einen Schritt auf ihn zu. Als er nicht reagierte machte ich zwei weitere Schritte und stand nun dich vor ihm. Zischend atmete er aus.
Ein Schaudern durchlief seinen Körper. Ich blickte ihn traurig an.
„Bitte habe keine Angst vor mir.“ Keine Reaktion. Nicht einmal ein Blinzeln.
„Demetri, bitte“, flehte ich ihn an. Beim Klang seines Namens entspannte er sich wieder. Vorsichtig, als könne ich zerbrechen, legte er seine Hand auf mein Herz. So standen wir einen Augenblick da, bis er das Wort ergriff.
„Ich hatte wirklich Angst. Das was du getan hast war....unglaublich“, sagte er ehrfurchtsvoll.
„Ich will nicht, dass du Angst vor mir hast. Es mag eine erstaunliche Gabe sein, aber es war keine Absicht, dass ich das getan habe. Du weißt, dass ich normalerweise zu so etwas niemals fähig wäre“, erwiderte ich geknickt.
„Was hast du eigentlich genau gemacht?“, fragte er, um das Thema zu wechseln. Ich machte eine Handbewegung und bedeutete ihm einen Schritt zurückzutreten. Ich konzentrierte mich und beschwor ein kleines Feuer herauf. Munter prasselte es vor sich hin.
Dann ließ ich es verschwinden. Ein kleiner Brandfleck zierte die grüne Wiese, aber mehr war nicht zu sehen.
Dann ließ ich ein paar Steine herumfliegen und ließ einen Miniaturwirbelsturm durch die Luft fegen. Zu guter Letzt bändigte ich den Tau, der sich bereits auf den Blättern der Bäume bildete, zu einer Kugel und ließ sie über uns platzen.
„Ich kann die Elemente beherrschen“, antwortete ich schlicht.
Demetri kam wieder zu mir, hielt jedoch ein wenig Abstand. Ich wollte nicht, dass er sich vor mir fürchtete.
„Demetri bitte, ich halte es nicht aus dich so zu sehen. Warum fürchtest du dich so vor mir?“
„Du hast ein ganzes Dorf dem Erdboden gleich gemacht und 5 Meter neben Jane“, er sprach den Namen mit voller Verachtung aus, „einen Blitz einschlagen lassen. Und da fragst du, warum ich Angst vor dir habe?“, seine Stimme war leicht hysterisch.
Ich bemühte mich nicht, ihn zu beruhigen, sondern fing an zu erklären.
„Ich bin in meiner jetzigen Verfassung dazu gar nicht imstande. Ich könnte dir jetzt und sowieso niemals etwas antun.“
„Aber wie kommt es, dass du vorhin so mächtig warst?“, fragte er. Ich wusste die Antwort. Ich hatte Benjamin damals auch gefragt, ob diese Gabe mächtig war. Und er sagte, mir dass Hass und Wut einen dazu bringen konnten. Auf meine Frage warum, sagte er bloß einen Satz.
Und genau diesem sagte ich jetzt zu Demetri.
„Hass und Wut bringt uns dazu schreckliche Dinge zu tun“
Mit diesen Worten rannten wir wieder los, in Richtung Volterra.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Da ich im Moment leider sehr wenig Zeit habe, werden wohl nur alle 2-3 Tage ein Chappy on kommen
Deswegen entschuldige ich mich jetzt schonmal *sorry* Aber natürlich freue ich mich RIESIG über Kommis. Wenn ihr meine FF lest, könnt ihr doch auch gleich ein Kommi dalassen, oder?!^^*gg*
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 52: Unbegründete Sorge
Gestärkt vom Menschenblut kamen wir am Schloss an. Es war immer noch dunkel und die Stadt lag friedlich da, wie ausgestorben.
Leise schlichen wir auf das Stadttor zu. Wir gingen durch den Seiteneingang und bewegten uns im Schatten der Hauswände.
Der Mond schien jetzt hell auf uns herab. Als wir an einer Seitengasse vorbei kamen, blieben wir stehen. Mir war, als ob wir nicht allein wären, deswegen zog ich Demetri mit mir in die Gasse. Er wollte protestieren, doch mit einem warnenden Blick ließ ich ihn verstummen.
Erst spät fiel mir eine große, schmale und unauffällige Silhouette auf, die lässig an einer Hauswand und nicht weit von uns entfernt lehnte.
Ich witterte den Geruch- er kam mir bekannt vor. Ich zermarterte mir mein Hirn, wer es sein könnte, als der Schatten auf uns zukam.
Sofort kauerte sich Demetri nieder, doch ich hielt ihn zurück. Mir war wieder eingefallen, wer dieser Jemand war.
„James, bist du des Wahnsinns. Du kannst froh sein, dass du überhaupt noch lebst“, zischte ich, meine Stimme nur ein Hauch des Windes.
Er grinste mich an. Natürlich, er konnte ja nicht sterben.
„Sie haben sich Sorgen gemacht, weil du noch kein Zeichen von dir gegeben hast, also suchten sie einen Freiwilligen. Und da ich dafür wie geschaffen bin, habe ich gesagt, dass ich gehe“, antwortete er locker. Ich verdrehte theatralisch die Augen, bis mein Blick auf meinen zukünftigen Ehemann fiel. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Wie ein Pingpongball schoss sein Kopf zwischen mir uns James hin und her.
„Demetri, das ist James, er wird uns helfen. James, das ist Demetri, mein Verlobter“, sagte ich mit einem Seufzen.
„James?“ „Verlobter?“, kam es gleichzeitig von Demetri und James.
„James hat die Gabe, immer wieder von den Toten aufzuerstehen und ja ich habe mich verlobt, ist das soo schlimm?“, sagte ich noch einmal, diesmal gereizter.
„Ähm, freut mich dich kennen zu lernen, James“, überwand sich mein Verlobter.
„Ja, auch so..., erfreut“, kam es von James, gefolgt von einem Hustenanfall. Ich blickte ihn scharf an und er grinste nur.
„Na ihr werdet wohl die besten Freunde werden, was?!“, sagte ich mehr zu mir selbst und wandte mich von ihnen ab.
Ich schloss die Augen und lauschte dem Wind. Er trug keine Stimmen aus der Stadt oder dem Schloss hier her.
Fast alle Vampire waren fort. Deswegen hatte ich Jane getroffen. Sie waren jagen. Allein Caius, Marcus und unsere drei anderen Freunde waren hier geblieben.
Gut, dann hatte James nichts zu befürchten. Ich ließ meinen Blick in die Zukunft schweifen. Sie würden alle erst morgen Abend wiederkehren. Umso besser.
Hinter mir hörte ich leises Gelächter. Na also, es ging doch.
„Hört zu. Alle Vampire sind auf der Jagd. Sie kommen erst morgen wieder. Also sind wir erst einmal außer Gefahr“, sagte ich zu ihnen.
„Gut. Also warum bittest du mich nicht herein, Lily?“, fragte James und grinste süffisant.
„Das wäre der sichere Tod für uns alle, mein Lieber“, sagte ich. „Dein Geruch weht jetzt schon über die Stadt, aber wenn du erst im Schloss warst, wissen sie gleich, dass wir Verräter sind. Naja okay, Aro vermutet das jetzt schon, aber wir wollen kein Risiko eingehen“, sprach ich weiter.
„Natürlich. Mit Risiko wäre es auch viel zu langweilig“, sagte er, seine Stimme triefend von Ironie „ein bisschen Action muss doch auch da sein, Lily“, redete James weiter auf mich ein. Ich konnte nur lachen. Seine Art war irgendwie beruhigend und er war mir durchaus sympathisch.
Caro war ihrem Glück so nahe.......
„Wie du meinst. Aber du kommst trotzdem nicht ins Schloss“, beschloss ich.
„James, Lily hat recht. Unser ganzer Plan wär im *****“, meldete sich jetzt Demetri zu Wort.
Ich grinste. Solche Worte hatte ich noch nie aus seinem Mund gehört.
„Okay, dann eben nicht. Aber wir können den Doktor jetzt mal anrufen und sagen, dass es uns gut geht“, sagte James und gab sich geschlagen, dann fügte er leiser hinzu „Immerhin, wird bald ne Hochzeit gefeiert und dazu muss man gute Nerven haben.“
„Das hab ich gehört!“, fauchte ich spielerisch.
„Das war auch Absicht“
James reichte mir ein Handy und ich tippte die Nummer der Cullens ein.
Tuuut, tuuuuut, tuuuut....
Endlich hob jemand ab. „Carlisle Cullen?“, sagte eine männliche, mir nur zu gut bekannte Stimme.
„Hallo Carlisle, ich....“, weiter kam ich nicht, denn im Hintergrund hörte ich Freudenschreie.
Alice, Bella und Caro krischen durch das ganze Haus. Es hätte mich nicht gewundert, wenn es ganz Forks gehört hätte.
Alle anderen atmeten erleichtert auf.
Carlisle lachte leise in sich hinein.
„...ich wollte euch sagen, dass es uns allen gut geht und James bei uns ist. Caius und Marcus wollen uns helfen und, ja...den Rest wisst ihr sicher durch Alice“, sprach ich weiter.
„Herzlichen Glückwunsch, Lily!“, dröhnte es aus dem Hintergrund. Ich verdrehte die Augen. War ja klar, dass Alice es bereits wusste.
Ich hoffte, dass sie von meinem – mehr oder weniger- kleinen Ausraster nichts mitbekommen hatten.
„Lily wir sind überglücklich, dass dir nichts passiert ist. Wann kommt Aro wieder?“, fragte jetzt Carlisle, der die Menge zum Schweigen gebracht hatte.
„Es wird dauern. Er will die ganze Welt nach seiner Frau absuchen, nur leider ist sie tot. Deshalb kann es noch ein Weilchen dauern“, sagte ich ironisch.
„Okay. Gut, ähm Benjamin will dich nochmal sprechen. Ich gib ihn dir mal. Bis dann, meine Liebe“, verabschiedete er sich.
Was wollte denn Benjamin von....Oh nein! Er hat es bemerkt. Klar. Er konnte genauso wie ich die Elemente kontrollieren, da hat er die Unruhe gespürt, auch wenn es noch so weit weg gewesen ist.
„Hey Benjamin!“, sagte ich mir fester Stimme.
„Hi Lily! Reife Leistung“, begrüßte er mich freudig.
„Ja. Du hattest recht. Ich hatte selbst nicht gewusst, was ich gemacht habe“
„Musst ja ziemlich sauer gewesen sein, so unruhig wie sich die Elemente verhalten haben. Hat’s irgendwen erwischt?“ Aus unseren Worten konnte man nicht wirklich schlau werden. Doch ich wusste, dass er vorsichtshalber nach draußen gegangen war.
„Keinen Vampir. Vielleicht ein paar Menschen. Ein Bauernhaus ist halb abgefackelt. Naja und 5 Meter neben Jane ist ein Blitz eingeschlagen. Ach ja, danke, dass du es keinem erzählt hast“
„Keine Ursache. So etwas ist mir auch einmal passiert und ich wollte nicht, dass es jemand erfährt. Da dachte ich mir, dass du es genauso wenig möchtest“
„Ich sehe schon, wir verstehen uns. Naja wir sehen uns dann bald“, beendete ich das Gespräch. James musste verschwinden, sonst würde sein Geruch sich hier einnisten.
„Gut, viel Glück. Ich sende dir vielleicht mal einen Gruß“, schmunzelte Benjamin. Ich wusste nicht was er meinte, doch er hatte schon aufgelegt.
Ich klappte das Handy zu und gab es an James zurück.
„Aha, da hat unsre Lily also ein Dorf in Schutt und Asche gelegt“, stellte er zufrieden fest.
„Wenn du auch nur ein Wort, nur ein einziges kleines Wort, an jemanden verlierst, dann schwör ich dir, dass du schneller stirbst, als dir lieb ist“, drohte ich. Aber er grinste nur überlegen. Ich wusste, dass er immer und immer wieder auferstehen würde, aber an irgendwem musste ich meine Wut ja auslassen.
„Ich schwöre bei meiner Gabe- die übrigens fantastisch ist- dass ich niemandem über diese Sache erzählen werde“, sagte er und hob eine Hand.
„Gut. Und jetzt- raus hier!“, sagte ich leise.
„Na gut. Dann hebe ich mir ihre Köpfe für ein anderes Mal auf. Bis dann Demetri. Pass auf dich auf Lily“, verabschiedete er sich und umarmte mich kurz.
Ich winkte ihm noch zum Abschied.
Ein paar Minuten nachdem er gegangen war, ließ ich seinen Geruch vom Winde verwehen.
Mir war nicht entgangen, dass Demetri ein bisschen eifersüchtig auf James war, wegen unserer Umarmung.
Ich lächelte ihn an und nahm seine Hand. Dann schlenderten wir zurück zum Schloss.
Deswegen entschuldige ich mich jetzt schonmal *sorry* Aber natürlich freue ich mich RIESIG über Kommis. Wenn ihr meine FF lest, könnt ihr doch auch gleich ein Kommi dalassen, oder?!^^*gg*
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 52: Unbegründete Sorge
Gestärkt vom Menschenblut kamen wir am Schloss an. Es war immer noch dunkel und die Stadt lag friedlich da, wie ausgestorben.
Leise schlichen wir auf das Stadttor zu. Wir gingen durch den Seiteneingang und bewegten uns im Schatten der Hauswände.
Der Mond schien jetzt hell auf uns herab. Als wir an einer Seitengasse vorbei kamen, blieben wir stehen. Mir war, als ob wir nicht allein wären, deswegen zog ich Demetri mit mir in die Gasse. Er wollte protestieren, doch mit einem warnenden Blick ließ ich ihn verstummen.
Erst spät fiel mir eine große, schmale und unauffällige Silhouette auf, die lässig an einer Hauswand und nicht weit von uns entfernt lehnte.
Ich witterte den Geruch- er kam mir bekannt vor. Ich zermarterte mir mein Hirn, wer es sein könnte, als der Schatten auf uns zukam.
Sofort kauerte sich Demetri nieder, doch ich hielt ihn zurück. Mir war wieder eingefallen, wer dieser Jemand war.
„James, bist du des Wahnsinns. Du kannst froh sein, dass du überhaupt noch lebst“, zischte ich, meine Stimme nur ein Hauch des Windes.
Er grinste mich an. Natürlich, er konnte ja nicht sterben.
„Sie haben sich Sorgen gemacht, weil du noch kein Zeichen von dir gegeben hast, also suchten sie einen Freiwilligen. Und da ich dafür wie geschaffen bin, habe ich gesagt, dass ich gehe“, antwortete er locker. Ich verdrehte theatralisch die Augen, bis mein Blick auf meinen zukünftigen Ehemann fiel. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Wie ein Pingpongball schoss sein Kopf zwischen mir uns James hin und her.
„Demetri, das ist James, er wird uns helfen. James, das ist Demetri, mein Verlobter“, sagte ich mit einem Seufzen.
„James?“ „Verlobter?“, kam es gleichzeitig von Demetri und James.
„James hat die Gabe, immer wieder von den Toten aufzuerstehen und ja ich habe mich verlobt, ist das soo schlimm?“, sagte ich noch einmal, diesmal gereizter.
„Ähm, freut mich dich kennen zu lernen, James“, überwand sich mein Verlobter.
„Ja, auch so..., erfreut“, kam es von James, gefolgt von einem Hustenanfall. Ich blickte ihn scharf an und er grinste nur.
„Na ihr werdet wohl die besten Freunde werden, was?!“, sagte ich mehr zu mir selbst und wandte mich von ihnen ab.
Ich schloss die Augen und lauschte dem Wind. Er trug keine Stimmen aus der Stadt oder dem Schloss hier her.
Fast alle Vampire waren fort. Deswegen hatte ich Jane getroffen. Sie waren jagen. Allein Caius, Marcus und unsere drei anderen Freunde waren hier geblieben.
Gut, dann hatte James nichts zu befürchten. Ich ließ meinen Blick in die Zukunft schweifen. Sie würden alle erst morgen Abend wiederkehren. Umso besser.
Hinter mir hörte ich leises Gelächter. Na also, es ging doch.
„Hört zu. Alle Vampire sind auf der Jagd. Sie kommen erst morgen wieder. Also sind wir erst einmal außer Gefahr“, sagte ich zu ihnen.
„Gut. Also warum bittest du mich nicht herein, Lily?“, fragte James und grinste süffisant.
„Das wäre der sichere Tod für uns alle, mein Lieber“, sagte ich. „Dein Geruch weht jetzt schon über die Stadt, aber wenn du erst im Schloss warst, wissen sie gleich, dass wir Verräter sind. Naja okay, Aro vermutet das jetzt schon, aber wir wollen kein Risiko eingehen“, sprach ich weiter.
„Natürlich. Mit Risiko wäre es auch viel zu langweilig“, sagte er, seine Stimme triefend von Ironie „ein bisschen Action muss doch auch da sein, Lily“, redete James weiter auf mich ein. Ich konnte nur lachen. Seine Art war irgendwie beruhigend und er war mir durchaus sympathisch.
Caro war ihrem Glück so nahe.......
„Wie du meinst. Aber du kommst trotzdem nicht ins Schloss“, beschloss ich.
„James, Lily hat recht. Unser ganzer Plan wär im *****“, meldete sich jetzt Demetri zu Wort.
Ich grinste. Solche Worte hatte ich noch nie aus seinem Mund gehört.
„Okay, dann eben nicht. Aber wir können den Doktor jetzt mal anrufen und sagen, dass es uns gut geht“, sagte James und gab sich geschlagen, dann fügte er leiser hinzu „Immerhin, wird bald ne Hochzeit gefeiert und dazu muss man gute Nerven haben.“
„Das hab ich gehört!“, fauchte ich spielerisch.
„Das war auch Absicht“
James reichte mir ein Handy und ich tippte die Nummer der Cullens ein.
Tuuut, tuuuuut, tuuuut....
Endlich hob jemand ab. „Carlisle Cullen?“, sagte eine männliche, mir nur zu gut bekannte Stimme.
„Hallo Carlisle, ich....“, weiter kam ich nicht, denn im Hintergrund hörte ich Freudenschreie.
Alice, Bella und Caro krischen durch das ganze Haus. Es hätte mich nicht gewundert, wenn es ganz Forks gehört hätte.
Alle anderen atmeten erleichtert auf.
Carlisle lachte leise in sich hinein.
„...ich wollte euch sagen, dass es uns allen gut geht und James bei uns ist. Caius und Marcus wollen uns helfen und, ja...den Rest wisst ihr sicher durch Alice“, sprach ich weiter.
„Herzlichen Glückwunsch, Lily!“, dröhnte es aus dem Hintergrund. Ich verdrehte die Augen. War ja klar, dass Alice es bereits wusste.
Ich hoffte, dass sie von meinem – mehr oder weniger- kleinen Ausraster nichts mitbekommen hatten.
„Lily wir sind überglücklich, dass dir nichts passiert ist. Wann kommt Aro wieder?“, fragte jetzt Carlisle, der die Menge zum Schweigen gebracht hatte.
„Es wird dauern. Er will die ganze Welt nach seiner Frau absuchen, nur leider ist sie tot. Deshalb kann es noch ein Weilchen dauern“, sagte ich ironisch.
„Okay. Gut, ähm Benjamin will dich nochmal sprechen. Ich gib ihn dir mal. Bis dann, meine Liebe“, verabschiedete er sich.
Was wollte denn Benjamin von....Oh nein! Er hat es bemerkt. Klar. Er konnte genauso wie ich die Elemente kontrollieren, da hat er die Unruhe gespürt, auch wenn es noch so weit weg gewesen ist.
„Hey Benjamin!“, sagte ich mir fester Stimme.
„Hi Lily! Reife Leistung“, begrüßte er mich freudig.
„Ja. Du hattest recht. Ich hatte selbst nicht gewusst, was ich gemacht habe“
„Musst ja ziemlich sauer gewesen sein, so unruhig wie sich die Elemente verhalten haben. Hat’s irgendwen erwischt?“ Aus unseren Worten konnte man nicht wirklich schlau werden. Doch ich wusste, dass er vorsichtshalber nach draußen gegangen war.
„Keinen Vampir. Vielleicht ein paar Menschen. Ein Bauernhaus ist halb abgefackelt. Naja und 5 Meter neben Jane ist ein Blitz eingeschlagen. Ach ja, danke, dass du es keinem erzählt hast“
„Keine Ursache. So etwas ist mir auch einmal passiert und ich wollte nicht, dass es jemand erfährt. Da dachte ich mir, dass du es genauso wenig möchtest“
„Ich sehe schon, wir verstehen uns. Naja wir sehen uns dann bald“, beendete ich das Gespräch. James musste verschwinden, sonst würde sein Geruch sich hier einnisten.
„Gut, viel Glück. Ich sende dir vielleicht mal einen Gruß“, schmunzelte Benjamin. Ich wusste nicht was er meinte, doch er hatte schon aufgelegt.
Ich klappte das Handy zu und gab es an James zurück.
„Aha, da hat unsre Lily also ein Dorf in Schutt und Asche gelegt“, stellte er zufrieden fest.
„Wenn du auch nur ein Wort, nur ein einziges kleines Wort, an jemanden verlierst, dann schwör ich dir, dass du schneller stirbst, als dir lieb ist“, drohte ich. Aber er grinste nur überlegen. Ich wusste, dass er immer und immer wieder auferstehen würde, aber an irgendwem musste ich meine Wut ja auslassen.
„Ich schwöre bei meiner Gabe- die übrigens fantastisch ist- dass ich niemandem über diese Sache erzählen werde“, sagte er und hob eine Hand.
„Gut. Und jetzt- raus hier!“, sagte ich leise.
„Na gut. Dann hebe ich mir ihre Köpfe für ein anderes Mal auf. Bis dann Demetri. Pass auf dich auf Lily“, verabschiedete er sich und umarmte mich kurz.
Ich winkte ihm noch zum Abschied.
Ein paar Minuten nachdem er gegangen war, ließ ich seinen Geruch vom Winde verwehen.
Mir war nicht entgangen, dass Demetri ein bisschen eifersüchtig auf James war, wegen unserer Umarmung.
Ich lächelte ihn an und nahm seine Hand. Dann schlenderten wir zurück zum Schloss.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Wie gesagt, es tut mir leid, dass ich so wenig schreibe im Moment....Bitte schreibt trotzdem Kommis *hoff*
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 53: Wiederkehr
Als wir durch die hölzernen Pforten der großen Halle gingen, waren bloß zwei Vampire anwesend- Felix und Chelsea.
Als ich ihre Beziehung spürte, wurde mir einiges klar. Sie schienen uns gar nicht zu bemerken, sondern schauten sich nur tief in die Augen.
Wir wollten sie nicht stören und gingen wieder rückwärts aus der Halle heraus. Doch jetzt blickte Felix auf.
„Ähm, hallo ihr zwei!“, sagte er und schaute verlegen zu Boden. Ich ließ mein glockenhelles Lachen hören.
Demetri grinste Felix nur breit an.
„Jetzt ist alles klar. Mensch warum sagst du nichts?“, sagte er dann.
„Du hast mir ja auch nichts von dem Heiratsantrag gesagt, also von daher“
Jetzt mischte sich Chelsea ein, die die ganze Zeit nur schweigend dagestanden hatte.
„Wie jetzt? Lily du heiratest?!!“, fragte sie erstaunt. Ich nickte nur. Ihr Freudenschrei hallte durch das ganze Schloss.
Sie fiel mir in die Arme.
„Oh das ist wunderbar. Lily warum sagst du nichts?“ Daraufhin zuckte ich nur die Schultern und freute mich mit ihr.
Dann schleifte ich sie aus der Halle heraus.
„Aber jetzt zu dir. Wie lange läuft da schon was zwischen dir und Felix?“, fragte ich lächelnd.
„Nicht lange. Eigentlich erst nach unserer gemeinsamen Jagd“, gab sie zu.
„Das ist wundervoll. Meinen Glückwunsch. Mhh, wo ist eigentlich Alec?“ Mir fiel erst jetzt auf, dass er fehlte- seltsam.
„Er hat- ich zitiere- es nicht ausgehalten die ganze Zeit mit verliebten Turteltauben unterwegs zu sein- Zitat ende. Naja er ist dann zu Caius und unterhält sich schon die ganze Zeit mit ihm“, erklärte Chelsea. Bei Caius, was er da wohl will? Naja mich ging es nichts an, also ließ ich sie in Ruhe.
„Ich geh dann mal wieder zu Felix“, unterbrach Chelsea meine Grübelei. Ich nickte und wartete auf Demetri, der die beiden sicher auch allein lassen wollte. Schon seltsam, dass sich jetzt so viele Pärchen bildeten. Naja das lag vielleicht an der bevorstehenden Schlacht.
Erst jetzt spürte ich den kühlen Atem in meinem Nacken. Ich wirbelte elegant zu Demetri herum. Lachend schlang er seine Arme um mich.
Ich sinnierte über Aro und seine Chancen seine Frau zu finden, als Demetri mich aus den Gedanken herausriss.
„Was denkst du gerade?“, fragte er in die Stille herein.
„Über Aro. Ob er seine Frau jemals finden wird“, antwortete ich leise. Ich war total ausgelaugt. Mein kleiner Auftritt hatte alle meine Kräfte aufgebraucht.
Demetri lachte ein lautloses Lachen.
In dem Moment kam eine Schar Vampire herein. Sie schritten zielsicher auf die große Halle zu. Der erste von ihnen- Santiago- blieb abrupt stehen, als er mich sah. Er warf mir einen nüchternen Blick zu und verschwand in der Halle. Jeder einzelne von ihnen beäugte mich.
Die meisten hatten nur einen flüchtigen, wütenden Blick für mich übrig. Andere ließen mich ihre Feindseeligkeit spüren, indem sie mich länger als nötig betrachteten.
„Na das war ja mal ein freudiges Wiedersehen“, sagte ich, meine Stimme hart von Ironie, nachdem sich die Türen wieder geschlossen hatten.
Demetri sagte nichts, sondern nahm mich in seine Arme und strich mir über meinen Rücken.
„Komm, lass uns gehen, du musst dich etwas ausruhen. Deine Aktion scheint dich völlig ausgelaugt zu haben“, sagte er dann.
Ich nickte nur schwach. Er hob mich hoch und ich legte meinen Kopf an seine Brust. Ich schloss die Augen und ließ mich von ihm tragen.
Wäre ich stärker gewesen, hätte ich protestiert, doch unter diesen Umständen...
Ich spürte nur noch, wie er mich auf sein weiches Bett legte. Dann fühlte ich mich, als ob ich schliefe. Eine tiefe Ruhe erfüllte mich und ich ließ mich im Strom der Erinnerungen treiben.
Ich erinnerte mich an meine Freunde in Forks, an mein menschliches Leben, an meine Schwester. Alle glücklichen Momente meiner Leben rief ich mir nochmal ins Gedächtnis.
Ich spürte, wie sich zwei Arme um meinen Körper schlossen. Langsam öffnete ich die Augen und blickte Demetri an.
Das bedrohliche rot, in das seine Augen getränkt waren, ließen mich mein Vergehen noch einmal spüren. Ich seufzte melancholisch auf.
Mit leicht gequältem Gesichtsausdruck blickte er auf mich herab. Auch er seufzte.
Ich dachte wieder an Aro und auf einmal durchfuhr es mich wie ein Blitz:
Ich sah ihn und Afton die Straßen Volterras entlangschreiten. Mit entschlossenem Blick und grimmiger Miene trat er auf das Schloss zu. Afton grinste hämisch und der Duft des Todes umgab ihn.
Auf einmal wurde ich unsanft von jemandem geschüttelt. Caius hielt mich fest und Demetri stand mit wehem Blick neben ihm.
„Lily, was ist?“, fragte mich mein Vater verzweifelt.
„Aro“, brachte ich heraus und ließ mich in seine Arme fallen. Es war nicht Aro, der mir Angst einflößte, er hatte keinerlei Macht mir gegenüber. Nein, es war Afton. Er war die einzige Person, die mir ebenbürtig gewesen war, was das Talent anging.
„Wir werden nicht zulassen, dass er dir etwas antut“, sagte Caius entschlossen.
„Er wird mir vorerst nichts tun. Und ihr dürft mir nicht helfen, Aro darf es nicht erfahren. Sonst war alles umsonst“, sagte ich, als ich meine Stimme wiedergefunden hatte.
Beide nickten nur skeptisch.
„Wann wird er wiederkommen?“, fragte Demetri nach einer Weile.
„In ungefähr ein-ein-halb Wochen“, antwortete ich leise.
Wieder nickten sie. Doch ich schüttelte nur den Kopf. Sie wollten unsere Freunde jetzt schon holen, doch das konnte ich ihnen nicht antun. Außerdem musste ich erst alles mit Aro klären. Wir wollten aus dem Hinterhalt angreifen und so würde das nichts werden.
Als Caius wieder verschwunden war, hockte ich mich auf das Bett. In dem Moment klingelte mein Handy.
„Ja?“, fragte ich.
„Lily, bist du okay? Du weißt, dass Aro kommen wird? Wann sollen wir dann da sein?“, Bella sprach hektisch in den Hörer.
„Bella beruhige dich. Ja, ich hatte auch eine Vision, genau wie Alice. Ich werde euch bald Bescheid geben, wann ihr kommen sollt, okay?! Beruhige dich und die anderen, noch ist nichts passiert“, versuchte ich sie zu beruhigen.
„Gut, bis dann“, sagte sie dann.
„Ciao“
Ich legte auf und ließ mich auf das Bett fallen. Konnte Afton irgendwas gegen mich ausrichten? War er stärker als ich?
Ich hatte so viele Talente erlernt, er konnte es unmöglich gegen mich aufnehmen. Ich schwelgte in Selbstzweifel, doch versuchte mich immer wieder zu überzeugen, dass ich es schaffen würde.
Irgendwann setzte sich Demetri neben mich und hielt mich in seinen Armen.
Er wusste, dass es bald zu Ende sein könnte und ich wusste das auch.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 53: Wiederkehr
Als wir durch die hölzernen Pforten der großen Halle gingen, waren bloß zwei Vampire anwesend- Felix und Chelsea.
Als ich ihre Beziehung spürte, wurde mir einiges klar. Sie schienen uns gar nicht zu bemerken, sondern schauten sich nur tief in die Augen.
Wir wollten sie nicht stören und gingen wieder rückwärts aus der Halle heraus. Doch jetzt blickte Felix auf.
„Ähm, hallo ihr zwei!“, sagte er und schaute verlegen zu Boden. Ich ließ mein glockenhelles Lachen hören.
Demetri grinste Felix nur breit an.
„Jetzt ist alles klar. Mensch warum sagst du nichts?“, sagte er dann.
„Du hast mir ja auch nichts von dem Heiratsantrag gesagt, also von daher“
Jetzt mischte sich Chelsea ein, die die ganze Zeit nur schweigend dagestanden hatte.
„Wie jetzt? Lily du heiratest?!!“, fragte sie erstaunt. Ich nickte nur. Ihr Freudenschrei hallte durch das ganze Schloss.
Sie fiel mir in die Arme.
„Oh das ist wunderbar. Lily warum sagst du nichts?“ Daraufhin zuckte ich nur die Schultern und freute mich mit ihr.
Dann schleifte ich sie aus der Halle heraus.
„Aber jetzt zu dir. Wie lange läuft da schon was zwischen dir und Felix?“, fragte ich lächelnd.
„Nicht lange. Eigentlich erst nach unserer gemeinsamen Jagd“, gab sie zu.
„Das ist wundervoll. Meinen Glückwunsch. Mhh, wo ist eigentlich Alec?“ Mir fiel erst jetzt auf, dass er fehlte- seltsam.
„Er hat- ich zitiere- es nicht ausgehalten die ganze Zeit mit verliebten Turteltauben unterwegs zu sein- Zitat ende. Naja er ist dann zu Caius und unterhält sich schon die ganze Zeit mit ihm“, erklärte Chelsea. Bei Caius, was er da wohl will? Naja mich ging es nichts an, also ließ ich sie in Ruhe.
„Ich geh dann mal wieder zu Felix“, unterbrach Chelsea meine Grübelei. Ich nickte und wartete auf Demetri, der die beiden sicher auch allein lassen wollte. Schon seltsam, dass sich jetzt so viele Pärchen bildeten. Naja das lag vielleicht an der bevorstehenden Schlacht.
Erst jetzt spürte ich den kühlen Atem in meinem Nacken. Ich wirbelte elegant zu Demetri herum. Lachend schlang er seine Arme um mich.
Ich sinnierte über Aro und seine Chancen seine Frau zu finden, als Demetri mich aus den Gedanken herausriss.
„Was denkst du gerade?“, fragte er in die Stille herein.
„Über Aro. Ob er seine Frau jemals finden wird“, antwortete ich leise. Ich war total ausgelaugt. Mein kleiner Auftritt hatte alle meine Kräfte aufgebraucht.
Demetri lachte ein lautloses Lachen.
In dem Moment kam eine Schar Vampire herein. Sie schritten zielsicher auf die große Halle zu. Der erste von ihnen- Santiago- blieb abrupt stehen, als er mich sah. Er warf mir einen nüchternen Blick zu und verschwand in der Halle. Jeder einzelne von ihnen beäugte mich.
Die meisten hatten nur einen flüchtigen, wütenden Blick für mich übrig. Andere ließen mich ihre Feindseeligkeit spüren, indem sie mich länger als nötig betrachteten.
„Na das war ja mal ein freudiges Wiedersehen“, sagte ich, meine Stimme hart von Ironie, nachdem sich die Türen wieder geschlossen hatten.
Demetri sagte nichts, sondern nahm mich in seine Arme und strich mir über meinen Rücken.
„Komm, lass uns gehen, du musst dich etwas ausruhen. Deine Aktion scheint dich völlig ausgelaugt zu haben“, sagte er dann.
Ich nickte nur schwach. Er hob mich hoch und ich legte meinen Kopf an seine Brust. Ich schloss die Augen und ließ mich von ihm tragen.
Wäre ich stärker gewesen, hätte ich protestiert, doch unter diesen Umständen...
Ich spürte nur noch, wie er mich auf sein weiches Bett legte. Dann fühlte ich mich, als ob ich schliefe. Eine tiefe Ruhe erfüllte mich und ich ließ mich im Strom der Erinnerungen treiben.
Ich erinnerte mich an meine Freunde in Forks, an mein menschliches Leben, an meine Schwester. Alle glücklichen Momente meiner Leben rief ich mir nochmal ins Gedächtnis.
Ich spürte, wie sich zwei Arme um meinen Körper schlossen. Langsam öffnete ich die Augen und blickte Demetri an.
Das bedrohliche rot, in das seine Augen getränkt waren, ließen mich mein Vergehen noch einmal spüren. Ich seufzte melancholisch auf.
Mit leicht gequältem Gesichtsausdruck blickte er auf mich herab. Auch er seufzte.
Ich dachte wieder an Aro und auf einmal durchfuhr es mich wie ein Blitz:
Ich sah ihn und Afton die Straßen Volterras entlangschreiten. Mit entschlossenem Blick und grimmiger Miene trat er auf das Schloss zu. Afton grinste hämisch und der Duft des Todes umgab ihn.
Auf einmal wurde ich unsanft von jemandem geschüttelt. Caius hielt mich fest und Demetri stand mit wehem Blick neben ihm.
„Lily, was ist?“, fragte mich mein Vater verzweifelt.
„Aro“, brachte ich heraus und ließ mich in seine Arme fallen. Es war nicht Aro, der mir Angst einflößte, er hatte keinerlei Macht mir gegenüber. Nein, es war Afton. Er war die einzige Person, die mir ebenbürtig gewesen war, was das Talent anging.
„Wir werden nicht zulassen, dass er dir etwas antut“, sagte Caius entschlossen.
„Er wird mir vorerst nichts tun. Und ihr dürft mir nicht helfen, Aro darf es nicht erfahren. Sonst war alles umsonst“, sagte ich, als ich meine Stimme wiedergefunden hatte.
Beide nickten nur skeptisch.
„Wann wird er wiederkommen?“, fragte Demetri nach einer Weile.
„In ungefähr ein-ein-halb Wochen“, antwortete ich leise.
Wieder nickten sie. Doch ich schüttelte nur den Kopf. Sie wollten unsere Freunde jetzt schon holen, doch das konnte ich ihnen nicht antun. Außerdem musste ich erst alles mit Aro klären. Wir wollten aus dem Hinterhalt angreifen und so würde das nichts werden.
Als Caius wieder verschwunden war, hockte ich mich auf das Bett. In dem Moment klingelte mein Handy.
„Ja?“, fragte ich.
„Lily, bist du okay? Du weißt, dass Aro kommen wird? Wann sollen wir dann da sein?“, Bella sprach hektisch in den Hörer.
„Bella beruhige dich. Ja, ich hatte auch eine Vision, genau wie Alice. Ich werde euch bald Bescheid geben, wann ihr kommen sollt, okay?! Beruhige dich und die anderen, noch ist nichts passiert“, versuchte ich sie zu beruhigen.
„Gut, bis dann“, sagte sie dann.
„Ciao“
Ich legte auf und ließ mich auf das Bett fallen. Konnte Afton irgendwas gegen mich ausrichten? War er stärker als ich?
Ich hatte so viele Talente erlernt, er konnte es unmöglich gegen mich aufnehmen. Ich schwelgte in Selbstzweifel, doch versuchte mich immer wieder zu überzeugen, dass ich es schaffen würde.
Irgendwann setzte sich Demetri neben mich und hielt mich in seinen Armen.
Er wusste, dass es bald zu Ende sein könnte und ich wusste das auch.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Kapitel 54: Was tun?
Es waren schon 9 Tage seit meiner Vision vergangen. Wir saßen alle zusammen in Caius Gemach.
Die Sonne schien durch die großen Glasfenster und ließ unsere Haut funkeln. Ich betrachtete die verschiedenen Farben, die für einen Mensch unmöglich zu sehen waren. Ich lauschte dem geschäftigen Treiben, welches aus der großen Halle zu hören war.
Jeder einzelne von den Volturi diskutierte über meine Strafe. Jeder war darauf gespannt, was Aro mit mir anstellen würde.
Er hatte wohl so einiges gesagt. Die meisten von ihnen freuten sich auf meine Strafe, darauf mich leiden zu sehen.
Ich ertrug ihre Gedanken und Stimmen nicht, deswegen konzentrierte ich mich jetzt wieder auf das Zimmer.
Auf fast allen Möbelstücken- abgesehen von dem Schreibtisch- lag eine dicke Staubschicht. Das meiste wurde schon seit einigen Wochen- vielleicht sogar Monaten- nicht mehr benutzt. Ich betrachtete meine Freunde. Felix und Chelsea hielten sich, genau wie ich und Demetri, in den Armen. Caius hatte seine Fingerspritzen aneinander gelegt und dachte nach. Alec tigerte nervös im Zimmer hin und her und Marcus trommelte mit seinen Fingern auf dem Boden herum.
Wir hingen alle unseren Gedanken nach und versuchten nicht an Aros Rückkehr zu denken. Ich trainierte schon seit meiner Vision meine Gaben, deswegen las ich jetzt ihre Gedanken und versuchte gleichzeitig den Wind um das Schloss pfeifen zu lassen.
Ich bewegte mich kaum merklich und versuchte es hauptsächlich durch meine Willenskraft zu schaffen.
Wirklich gut klappte es zwar nicht, aber immerhin brachte ich ein Sommerlüftchen zu Stande. Derweil lauschte ich dem Denken meiner Freunde:
Was wenn Aro es herausfindet, wenn er unsere Gedanken versucht zu lesen? Lily kann uns doch nicht alle schützen. Und wenn doch, dann wird er sich fragen, ob...
Das waren Felix Gedanken. Er war verängstigt und hatte seine Zweifel. Ich ging nicht darauf ein, denn ich wusste selbst nicht, was ich machen sollte.
Ich habe ihn erst jetzt gefunden, ich kann ihn doch nicht schon verlieren. Was ist, wenn...
Chelsea hatte Angst um Felix. Sie wollte ihn nicht verlieren. Auch dazu sagte ich nichts. Ich wollte sie nicht in ihren Gedanken stören.
Ich kann doch nicht gegen meine eigene Schwester kämpfen. Ich liebe sie doch. Andererseits hat sie schreckliches vollbracht. Was soll ich nur tun? Ich will einfach nicht wahrhaben, dass...
Ein leises Knurren entwich meiner Kehle, als ich Alecs Gedanken hörte. Ich wusste zwar, dass es ihm nicht leicht fallen würde, gegen Jane zu kämpfen, aber er hatte sich dafür entschieden. Keiner achtete auf mich, deswegen ging ich nicht näher darauf ein.
Wie kann ich widerstehen ihn sofort zu töten? Er hat dasselbe doch auch mit meiner Geliebten gemacht. Er wird dafür büßen. Wenn er auch nur ein falsches Wort verliert, dann...
Ich blendete Marcus’ Gedanken sofort aus. Ich konnte diese Feindseeligkeit im Moment nicht ertragen, ich musste mich mental auf das, was passieren würde, vorbereiten.
Meine Tochter. Ich hatte sie so sehr geliebt. Und doch habe ich sie verloren. Wenn das gleiche mit Lily passiert, wie kann ich dann leben? Mein Dasein hätte keinen Sinn mehr. Es ist unmöglich ohne sie zu leben.
Caius Gedanken waren rein von Liebe. Ich war ihm so dankbar, dass er zu mir hielt.
„Danke“, flüsterte ich, ohne ihn anzusehen. Er fragte nicht nach dem Grund warum ich ihm dankte, vermutlich wusste er es.
Er strich mir nur leicht über meine Wange. Ich erschauderte leicht, unter der Berührung seiner- für mich- warmen Haut.
Ich spürte, wie mich Demetri fester in seine Arme nahm. Jetzt konzentrierte ich mich auf seine Gedanken.
Was ich hörte ließ mich aufschauen:
Bloß wegen mir sind wir in dieser Lage. Alle haben Angst, bald nicht mehr zu sein. Nur weil ich auf dieser Welt verweile.
Ich sollte schon längst tot sein. Warum hat Aro mich nicht sterben lassen, als ich damals im Krieg kämpfte. Warum hat er mich verwandelt.
Ich bin ein Monster. Durch mich wird Lily vielleicht sterben. Ich sollte bestraft werden und nicht sie. Was wird Afton mit ihr machen.
Er wird sie foltern und ich soll einfach zusehen? Das kann ich nicht. Ich liebe sie. Und nur deswegen sitzen wir jetzt hier.
Hätte ich meine Gefühle unter Kontrolle, wäre all das nicht passiert.
Ich keuchte auf. Wie konnte er nur so denken. Ich kannte solche Gedanken nur zu gut. Auch Jasper lebte in solchen Selbstzweifeln.
Doch der Kampf ließ sie verblassen. Bei Demetri war das offensichtlich genau anders herum. Er gab sich die Schuld an allem, dabei konnte er nichts dafür. Es war doch eigentlich meine Schuld. Ich hatte Afton verwandelt.
„Demetri. Denke so was nie wieder. Ich werde nicht zulassen, dass du dich aufopferst. Du wirst, genau wie wir anderen, überleben, das schwöre ich dir. Du kannst die Vergangenheit nicht rückgängig machen. Außerdem hast du für nichts die Schuld. Du bist einfach in das Geschehen mit hereingerissen worden“, sagte ich mit bebender Stimme. Wieder einmal verabscheute ich es, dass ich nicht weinen konnte. Als Mensch hatte es mich damals befreit. Es war, als ob mein Schmerz mit den Tränen davon geflossen wäre.
Ich hatte oft nach Max Tod geweint und ich hatte mich immer ein wenig besser danach gefühlt. Doch jetzt nagte der Schmerz an mir und ich konnte ihn nicht loswerden.
„Lily, hätte ich dich damals nicht getroffen, hätte dich Caius niemals verwandelt“, antwortete er tonlos.
Ich schaute ihm in die Augen. In ihnen leuchtete der Selbsthass und der Abscheu.
„Bitte Demetri, sag nicht, dass du es bereust, mich getroffen zu haben. Bitte, ich liebe dich doch“, meine Kehle brannte, doch nicht aus Durst, sondern aus Verzweiflung. Das konnte doch nicht wahr sein, nein das durfte es nicht.
Jetzt stand Caius auf und blickte scharf auf Demetri hinab. Dieser achtete nicht darauf, sondern legte seine Hand auf mein totes Herz.
Ich zuckte leicht zurück.
„Lily, wie kannst du das denken. Ich bereue es nicht dich, das wohl wundervollste Wesen auf der ganzen Welt, getroffen zu haben. Ich kann es kaum glauben, dass ich mit dir eine Ewigkeit verbringen darf. Aber ich bereue, dass du wegen mir in Gefahr gerätst. Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Ich liebe dich, deswegen denke ich so“
„Es ist nicht deine Schuld, Demetri. All das ist Aros Machtgier zu verdanken“, meldete sich jetzt Caius zu Wort.
Jetzt wurde es totenstill im Raum. Wir alle wussten, dass er recht hatte.
Demetri ließ hilflos den Kopf hängen und Caius setzte sich wieder neben mich.
Erst jetzt merkte ich, dass es anfing zu dämmern.
Ein blick in die Zukunft verriet mir, dass Aro in wenigen Stunden kommen würde.
Leichter Hass flammte in mir auf und in diesem Moment preschte der Wind an das Fenster und drückte es auf.
Als ich das sah, wurde mir klar, dass ich meine Gaben unter Kontrolle haben würde, wenn Aro ankommen würde.
Mit harter Miene stand ich auf.
„Er wird bald da sein. Denkt daran, dass ihr nichts tun dürft“, war das letzte was ich sagte, bevor ich auf den Gang trat und mich auf den Weg in die Empfangshalle machte.
Es waren schon 9 Tage seit meiner Vision vergangen. Wir saßen alle zusammen in Caius Gemach.
Die Sonne schien durch die großen Glasfenster und ließ unsere Haut funkeln. Ich betrachtete die verschiedenen Farben, die für einen Mensch unmöglich zu sehen waren. Ich lauschte dem geschäftigen Treiben, welches aus der großen Halle zu hören war.
Jeder einzelne von den Volturi diskutierte über meine Strafe. Jeder war darauf gespannt, was Aro mit mir anstellen würde.
Er hatte wohl so einiges gesagt. Die meisten von ihnen freuten sich auf meine Strafe, darauf mich leiden zu sehen.
Ich ertrug ihre Gedanken und Stimmen nicht, deswegen konzentrierte ich mich jetzt wieder auf das Zimmer.
Auf fast allen Möbelstücken- abgesehen von dem Schreibtisch- lag eine dicke Staubschicht. Das meiste wurde schon seit einigen Wochen- vielleicht sogar Monaten- nicht mehr benutzt. Ich betrachtete meine Freunde. Felix und Chelsea hielten sich, genau wie ich und Demetri, in den Armen. Caius hatte seine Fingerspritzen aneinander gelegt und dachte nach. Alec tigerte nervös im Zimmer hin und her und Marcus trommelte mit seinen Fingern auf dem Boden herum.
Wir hingen alle unseren Gedanken nach und versuchten nicht an Aros Rückkehr zu denken. Ich trainierte schon seit meiner Vision meine Gaben, deswegen las ich jetzt ihre Gedanken und versuchte gleichzeitig den Wind um das Schloss pfeifen zu lassen.
Ich bewegte mich kaum merklich und versuchte es hauptsächlich durch meine Willenskraft zu schaffen.
Wirklich gut klappte es zwar nicht, aber immerhin brachte ich ein Sommerlüftchen zu Stande. Derweil lauschte ich dem Denken meiner Freunde:
Was wenn Aro es herausfindet, wenn er unsere Gedanken versucht zu lesen? Lily kann uns doch nicht alle schützen. Und wenn doch, dann wird er sich fragen, ob...
Das waren Felix Gedanken. Er war verängstigt und hatte seine Zweifel. Ich ging nicht darauf ein, denn ich wusste selbst nicht, was ich machen sollte.
Ich habe ihn erst jetzt gefunden, ich kann ihn doch nicht schon verlieren. Was ist, wenn...
Chelsea hatte Angst um Felix. Sie wollte ihn nicht verlieren. Auch dazu sagte ich nichts. Ich wollte sie nicht in ihren Gedanken stören.
Ich kann doch nicht gegen meine eigene Schwester kämpfen. Ich liebe sie doch. Andererseits hat sie schreckliches vollbracht. Was soll ich nur tun? Ich will einfach nicht wahrhaben, dass...
Ein leises Knurren entwich meiner Kehle, als ich Alecs Gedanken hörte. Ich wusste zwar, dass es ihm nicht leicht fallen würde, gegen Jane zu kämpfen, aber er hatte sich dafür entschieden. Keiner achtete auf mich, deswegen ging ich nicht näher darauf ein.
Wie kann ich widerstehen ihn sofort zu töten? Er hat dasselbe doch auch mit meiner Geliebten gemacht. Er wird dafür büßen. Wenn er auch nur ein falsches Wort verliert, dann...
Ich blendete Marcus’ Gedanken sofort aus. Ich konnte diese Feindseeligkeit im Moment nicht ertragen, ich musste mich mental auf das, was passieren würde, vorbereiten.
Meine Tochter. Ich hatte sie so sehr geliebt. Und doch habe ich sie verloren. Wenn das gleiche mit Lily passiert, wie kann ich dann leben? Mein Dasein hätte keinen Sinn mehr. Es ist unmöglich ohne sie zu leben.
Caius Gedanken waren rein von Liebe. Ich war ihm so dankbar, dass er zu mir hielt.
„Danke“, flüsterte ich, ohne ihn anzusehen. Er fragte nicht nach dem Grund warum ich ihm dankte, vermutlich wusste er es.
Er strich mir nur leicht über meine Wange. Ich erschauderte leicht, unter der Berührung seiner- für mich- warmen Haut.
Ich spürte, wie mich Demetri fester in seine Arme nahm. Jetzt konzentrierte ich mich auf seine Gedanken.
Was ich hörte ließ mich aufschauen:
Bloß wegen mir sind wir in dieser Lage. Alle haben Angst, bald nicht mehr zu sein. Nur weil ich auf dieser Welt verweile.
Ich sollte schon längst tot sein. Warum hat Aro mich nicht sterben lassen, als ich damals im Krieg kämpfte. Warum hat er mich verwandelt.
Ich bin ein Monster. Durch mich wird Lily vielleicht sterben. Ich sollte bestraft werden und nicht sie. Was wird Afton mit ihr machen.
Er wird sie foltern und ich soll einfach zusehen? Das kann ich nicht. Ich liebe sie. Und nur deswegen sitzen wir jetzt hier.
Hätte ich meine Gefühle unter Kontrolle, wäre all das nicht passiert.
Ich keuchte auf. Wie konnte er nur so denken. Ich kannte solche Gedanken nur zu gut. Auch Jasper lebte in solchen Selbstzweifeln.
Doch der Kampf ließ sie verblassen. Bei Demetri war das offensichtlich genau anders herum. Er gab sich die Schuld an allem, dabei konnte er nichts dafür. Es war doch eigentlich meine Schuld. Ich hatte Afton verwandelt.
„Demetri. Denke so was nie wieder. Ich werde nicht zulassen, dass du dich aufopferst. Du wirst, genau wie wir anderen, überleben, das schwöre ich dir. Du kannst die Vergangenheit nicht rückgängig machen. Außerdem hast du für nichts die Schuld. Du bist einfach in das Geschehen mit hereingerissen worden“, sagte ich mit bebender Stimme. Wieder einmal verabscheute ich es, dass ich nicht weinen konnte. Als Mensch hatte es mich damals befreit. Es war, als ob mein Schmerz mit den Tränen davon geflossen wäre.
Ich hatte oft nach Max Tod geweint und ich hatte mich immer ein wenig besser danach gefühlt. Doch jetzt nagte der Schmerz an mir und ich konnte ihn nicht loswerden.
„Lily, hätte ich dich damals nicht getroffen, hätte dich Caius niemals verwandelt“, antwortete er tonlos.
Ich schaute ihm in die Augen. In ihnen leuchtete der Selbsthass und der Abscheu.
„Bitte Demetri, sag nicht, dass du es bereust, mich getroffen zu haben. Bitte, ich liebe dich doch“, meine Kehle brannte, doch nicht aus Durst, sondern aus Verzweiflung. Das konnte doch nicht wahr sein, nein das durfte es nicht.
Jetzt stand Caius auf und blickte scharf auf Demetri hinab. Dieser achtete nicht darauf, sondern legte seine Hand auf mein totes Herz.
Ich zuckte leicht zurück.
„Lily, wie kannst du das denken. Ich bereue es nicht dich, das wohl wundervollste Wesen auf der ganzen Welt, getroffen zu haben. Ich kann es kaum glauben, dass ich mit dir eine Ewigkeit verbringen darf. Aber ich bereue, dass du wegen mir in Gefahr gerätst. Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Ich liebe dich, deswegen denke ich so“
„Es ist nicht deine Schuld, Demetri. All das ist Aros Machtgier zu verdanken“, meldete sich jetzt Caius zu Wort.
Jetzt wurde es totenstill im Raum. Wir alle wussten, dass er recht hatte.
Demetri ließ hilflos den Kopf hängen und Caius setzte sich wieder neben mich.
Erst jetzt merkte ich, dass es anfing zu dämmern.
Ein blick in die Zukunft verriet mir, dass Aro in wenigen Stunden kommen würde.
Leichter Hass flammte in mir auf und in diesem Moment preschte der Wind an das Fenster und drückte es auf.
Als ich das sah, wurde mir klar, dass ich meine Gaben unter Kontrolle haben würde, wenn Aro ankommen würde.
Mit harter Miene stand ich auf.
„Er wird bald da sein. Denkt daran, dass ihr nichts tun dürft“, war das letzte was ich sagte, bevor ich auf den Gang trat und mich auf den Weg in die Empfangshalle machte.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Kapitel 55: Unerwartet boshaft
Mit langsamen Schritten lief ich dahin. Dann öffnete ich die Tür und trat in die dunkle Halle. Ich hatte noch zwei Stunden mich auf ihre Ankunft vorzubereiten. Ich ging im Kopf nochmal alle Gaben, auf die ich Zugriff hatte durch. Viele Talente würde mir nichts helfen, doch ich hatte ein paar auf Lager.
Ich fühlte mich stark. Ich wusste, dass ich es mit Afton aufnehmen konnte. Natürlich wollte ich einen Kampf vermeiden, das wäre nicht schlau, aber falls es nicht anders ginge, würde ich vorbereitet sein. Ich hoffte inständig, dass meine Freunde in Caius Zimmer warten würden, so bliebe es ihnen erspart.
Ich schloss meine Augen und wartete. Ich wusste, dass Aro seine Frau nicht gefunden hatte, er hatte sich damit – mehr oder weniger – abgefunden, dass er sie niemals wiedersehen wird.
Dementsprechend war er sauer, kein gutes Zeichen. Afton war so oder so verbittert, noch ein Vorteil für sie.
Doch ich blendete alle Gedanken aus und lauschte meinem Atem.
Die zwei Stunden waren schnell vergangen. Ich öffnete die Augen und sog einen Geruch ein, den ich so schnell nicht vergessen würde.
Der süßliche Duft der zwei Vampire stieg mir in die Nase. Sie hatten schon die Stadttore passiert. Alle im Schloss waren leise.
Auch sie hatten mitbekommen, dass Aro wiederkam.
Ich vermied es in die Zukunft zu blicken. Ich wollte es nicht zweimal durchleben, was auch immer jetzt kommen würde.
Die Eingangstür wurde geöffnet und ein leichter Wind wehte herein und umspielte meine Haare.
Ich meinte ein „Viel Glück“ zu hören, doch ich hatte mich vermutlich getäuscht.
Ich blickte wie gebannt zu Tür und wartete, dass einer von beiden mich bemerkte.
In diesem Moment schritt Aro mit galanten Schritten herein. Noch hatte er mich nicht gesehen, deswegen drehte er sich in einer eleganten Halbdrehung zu Afton um. Dieser lachte jetzt gehässig auf.
Ich tat absichtlich einen lauten Schritt, der von den Steinwänden widerhallte.
Beide erstarrten. Aftons Augen formten sich zu Schlitzen und er durchbohrte mich mit hasserfülltem Blick.
Ich dagegen stand lässig an die Wand gelehnt und blickte ungerührt zu ihnen herüber.
Aro wandte sich nun um, seine Lippen zu einem gezwungenen Grinsen verzerrt. Er hätte mich am liebsten in Stücke gerissen, doch er tat es nicht. Er wollte sich wenigstens an seine eigenen Regeln halten- wie edel. Auch er durchbohrte mich mit hartem Blick.
Seine roten Augen sprühten förmlich Funken.
Noch sagte er nichts, er suchte nach den passenden Worten.
Afton musste sich sichtlich zusammenreißen, um nicht über mich her zu fallen. Er dachte ich sei immer noch so schwach wie früher, doch da hatte er sich getäuscht.
Ich ließ ihn nicht aus den Augen und wartete auf Aros Worte.
Angst vermochte ich nicht zu spüren. Ich war eher erleichtert, dass ich nicht – zumindest vorerst nicht – in Stücke gerissen wurde. Aro wollte etwas loswerden, was auch immer das war, und das war gut so. Ich machte mir nicht die Mühe seine Gedanken aufs genauste zu lesen, sondern achtete auf Afton.
Es waren kaum 5 Minuten vergangen, als Aro zu sprechen begann. Seine Stimme war genauso hart wie sein Gesichtsausdruck.
„So. Du hast dich also dazu bequemt wieder zu uns zurückzukehren. Darf ich fragen, was dich dazu bewegt hat?“, fragte er, den Blick starr auf mich gerichtet. Es sollte wohl einschüchternd wirken, doch ich war immer noch entspannt.
„Ich habe gesagt, dass ich Zeit brauche, um alles zu verkraften und dann zurück kommen werde. Das habe ich getan. Außerdem bin ich mir im Klaren geworden, dass es nicht gut war, alles hinter mir zu lassen“, antwortete ich mit ruhiger Stimme. Noch wollte ich nichts von mir und Demetri erzählen, vielleicht ergab es sich.
„Ah. Und du denkst, dass du nach 8 Jahren einfach wieder hier hereinspazieren kannst?“, fragte er weiter.
„Ja Aro, das denke ich“, sagte ich nun schärfer.
„Soso. Da liegst du aber falsch, meine Liebe.“
„Warum solltest du mich denn nicht wieder aufnehmen?“, war das einzige, was ich sagte. Er sollte schön selbst mit der Sache herausrücken.
„Weil wir hier nichts für Verräter übrig haben“, fauchte er.
„Wann habe ich dich denn verraten, Aro? Ich bin lediglich um die Welt gereist. Was hat das mit Verrat zu tun?“, fragte ich und richtete mich jetzt auf.
„Du hast meine Frau getötet. Wegen dir ist sie weggegangen. Und sag mir nicht, dass das nicht stimmt!“, brüllte er jetzt mit autoritärer Stimme. Ich zuckte einmal kurz zusammen. Afton grinste noch breiter, als er das sah. Sofort fasste ich mich wieder und blickte in Aros rote Augen.
„Ich habe deine Frau nicht getötet. Sie hat sich umgebracht. Sie war es anscheinend leid, hier bei dir zu bleiben“
Das gab den Ausschlag. Aro knurrte bedrohlich und ging in Angriffsstellung. In dem Moment legte Afton seine Hand auf Aros Schulter.
„Meister, beruhigt Euch. Vergesst nicht, was Ihr vorhabt“, sagte er mit leise zischender Stimme. Was sollte das denn?
Ich wurde aus seinen Worten und seinem Verhalten nicht schlau. Bevor ich überhaupt dazu kam, seine Gedanken zu lesen, richtete Aro sich wieder auf und nickte. Dann trat er einen Schritt zu Seite.
„Wenn du uns nicht freiwillig sagst, was du vorhast, dann müssen wir dich wohl oder übel dazu zwingen“, grinste er überlegen.
Ich lachte auf. „Du hast wohl vergessen, welche Gabe ich habe. Ich habe nichts getan. Selbst wenn dem so wäre, könnte auch Afton mich nicht dazu bringen etwas zu verraten“, sagte ich höhnisch.
„Oh ich habe auch nicht vor dich zu foltern“, sagte Afton und schubste eine dunkle Gestalt in die Halle. Leise schloss er die Tür.
Ich keuchte auf, als ich sah, wer diese Gestalt war.
„Anni“, schrie ich verzweifelt auf. Meine Schwester. Wie hatten sie meine Schwester gefunden? Wie konnten sie so was tun?
Ich wusste ganz genau, was Aro wollte. Er hatte Annika als Geisel genommen, um die Informationen aus mir herauszubekommen.
Er würde sie foltern lassen, ob von Afton oder Jane, es machte keinen Unterschied. Sie würde leiden, wegen mir.
Er hatte meinen wunden Punkt getroffen. Hätte er einen von den Wölfen oder Vampiren gefangen genommen, hätten sie sich helfen können. Sie waren stark. Doch meine Schwester war der letzte richtige Mensch zu dem ich noch eine Beziehung hatte.
Sie war die einzige aus meiner Familie, die noch lebte.
Sie war zerbrechlich und klein. Nur eine einzige Bewegung von uns könnte sie töten.
Aro wusste dies und deswegen hatte er sie mitgenommen.
Ich hatte keine Ahnung wie er meine Schwester foltern würde, aber es würde nicht angenehm für sie werden.
Als Afton mein Gesicht sah, lachte er nur.
„Na, überrascht? Ja wir haben sie gefunden, als wir in Deutschland nach seiner Frau suchten. Wir haben sie sofort erkannt und da kam mir diese brillante Idee. Ich wusste, du würdest uns nichts freiwillig sagen und deine Vampir-Freunde könnten sich selbst helfen. Deine Schwester aber nicht. Sie ist ein so kleiner, verweichlichter Mensch“, sagte er mit überlegener Stimme und tätschelte Annis Wange.
„Fass sie nicht an!“, schrie ich. Ich konnte ihn nicht angreifen, das wäre Annikas Untergang.
Jetzt meldete sich Aro wieder zu Wort: „Wir stellen hier die Forderungen. Es ist niemand hier um dir zu helfen. Du wirst jetzt schön mitkommen, oder deiner Schwester wird es schlecht ergehen“, drohte er. Mir war klar, dass er es ernst meinte.
Erstmals blickte ich meiner Schwester in die Augen. Sie schaute mich verängstigt an. Sie hatte sich verändert. Ihre blonden, schulterlangen Haare waren kaputt und zerzaust. Ihr sonst so weiches Gesicht war von Narben entstellt und ihre Miene voller Schmerz.
Sie war total abgemagert und ihre Kleider waren ihr viel zu groß. Ihre Hände waren gefesselt und ihr Mund mit einem Knebel verschnürt.
Sie war immer noch so klein, obwohl sie inzwischen 20 Jahre alt war.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht schaute ich sie an. Dann wirbelte ich zu Afton herum. In meiner Stimme ließ ich allen Hass und alle Wut auf ihn mitklingen.
„Was hast du mit ihr gemacht?“, knurrte ich wutentbrannt.
„Sie hat nicht auf mich gehört, da habe ich sie mal meine Autorität spüren lassen“, erwiderte er trocken.
„Du bist das Letzte!“, brüllte ich ihn an. Ich musste mich zusammenreißen, um ihm nichts zu tun.
„Halt die Klappe und komm mit. Wir wollen doch nicht, dass es noch schlimmer wird, nicht wahr?“, sagte Aro. Ich hatte keinen Blick für ihn übrig und nickte bloß.
Aro schritt ans Ende der Halle und verschwand durch eine kleine Tür. Ich folgte ihm und dicht hinter mir war Afton mit Annika.
Ich konnte seinen kühlen Atem in meinem Nacken spüren und ging noch schneller.
Wie schrecklich musste sie sich fühlen. Und ich musste hilflos zusehen.
Ich trat auch durch die Tür und ging den langen Gang entlang, der sich vor mir auftat. Er schien kein Ende zu nehmen.
Während ich lief, überlegte ich, wie ich meine Schwester retten und das Geheimnis bewahren konnte.
Mir fiel keine Alternative zu meinem eigentlichen Vorhaben ein. Aber ich konnte sie nicht einfach sterben lassen.
Wie konnte ich nur übersehen haben, dass Aro sie mitnimmt?
Natürlich! Es war Aftons Entschluss gewesen und ich hatte bloß Aros Zukunft überwacht. Wie dumm konnte man nur sein?!!
Endlich waren wir am Ende des Ganges angekommen und standen vor einer weiteren Tür. Sie war aus Stahl und vermutlich schalldicht verschlossen. Eben diese Tür öffnete Aro und trat ein. Ich schaute herein. Es war ein kleiner Raum, eine Art Verließ.
Es war einfach ein leerer Raum, mehr nicht.
„Geh schon“, fauchte Afton hinter mir. Er berührte mich leicht an meiner Schulter. Sofort zuckte ich vor ihm weg und betrat die Kammer. Hinter mir fiel die Tür ins Schloss.
Es behagte mich ganz und gar nicht hier allein zu sein, ohne jegliche Hilfe.
Mit langsamen Schritten lief ich dahin. Dann öffnete ich die Tür und trat in die dunkle Halle. Ich hatte noch zwei Stunden mich auf ihre Ankunft vorzubereiten. Ich ging im Kopf nochmal alle Gaben, auf die ich Zugriff hatte durch. Viele Talente würde mir nichts helfen, doch ich hatte ein paar auf Lager.
Ich fühlte mich stark. Ich wusste, dass ich es mit Afton aufnehmen konnte. Natürlich wollte ich einen Kampf vermeiden, das wäre nicht schlau, aber falls es nicht anders ginge, würde ich vorbereitet sein. Ich hoffte inständig, dass meine Freunde in Caius Zimmer warten würden, so bliebe es ihnen erspart.
Ich schloss meine Augen und wartete. Ich wusste, dass Aro seine Frau nicht gefunden hatte, er hatte sich damit – mehr oder weniger – abgefunden, dass er sie niemals wiedersehen wird.
Dementsprechend war er sauer, kein gutes Zeichen. Afton war so oder so verbittert, noch ein Vorteil für sie.
Doch ich blendete alle Gedanken aus und lauschte meinem Atem.
Die zwei Stunden waren schnell vergangen. Ich öffnete die Augen und sog einen Geruch ein, den ich so schnell nicht vergessen würde.
Der süßliche Duft der zwei Vampire stieg mir in die Nase. Sie hatten schon die Stadttore passiert. Alle im Schloss waren leise.
Auch sie hatten mitbekommen, dass Aro wiederkam.
Ich vermied es in die Zukunft zu blicken. Ich wollte es nicht zweimal durchleben, was auch immer jetzt kommen würde.
Die Eingangstür wurde geöffnet und ein leichter Wind wehte herein und umspielte meine Haare.
Ich meinte ein „Viel Glück“ zu hören, doch ich hatte mich vermutlich getäuscht.
Ich blickte wie gebannt zu Tür und wartete, dass einer von beiden mich bemerkte.
In diesem Moment schritt Aro mit galanten Schritten herein. Noch hatte er mich nicht gesehen, deswegen drehte er sich in einer eleganten Halbdrehung zu Afton um. Dieser lachte jetzt gehässig auf.
Ich tat absichtlich einen lauten Schritt, der von den Steinwänden widerhallte.
Beide erstarrten. Aftons Augen formten sich zu Schlitzen und er durchbohrte mich mit hasserfülltem Blick.
Ich dagegen stand lässig an die Wand gelehnt und blickte ungerührt zu ihnen herüber.
Aro wandte sich nun um, seine Lippen zu einem gezwungenen Grinsen verzerrt. Er hätte mich am liebsten in Stücke gerissen, doch er tat es nicht. Er wollte sich wenigstens an seine eigenen Regeln halten- wie edel. Auch er durchbohrte mich mit hartem Blick.
Seine roten Augen sprühten förmlich Funken.
Noch sagte er nichts, er suchte nach den passenden Worten.
Afton musste sich sichtlich zusammenreißen, um nicht über mich her zu fallen. Er dachte ich sei immer noch so schwach wie früher, doch da hatte er sich getäuscht.
Ich ließ ihn nicht aus den Augen und wartete auf Aros Worte.
Angst vermochte ich nicht zu spüren. Ich war eher erleichtert, dass ich nicht – zumindest vorerst nicht – in Stücke gerissen wurde. Aro wollte etwas loswerden, was auch immer das war, und das war gut so. Ich machte mir nicht die Mühe seine Gedanken aufs genauste zu lesen, sondern achtete auf Afton.
Es waren kaum 5 Minuten vergangen, als Aro zu sprechen begann. Seine Stimme war genauso hart wie sein Gesichtsausdruck.
„So. Du hast dich also dazu bequemt wieder zu uns zurückzukehren. Darf ich fragen, was dich dazu bewegt hat?“, fragte er, den Blick starr auf mich gerichtet. Es sollte wohl einschüchternd wirken, doch ich war immer noch entspannt.
„Ich habe gesagt, dass ich Zeit brauche, um alles zu verkraften und dann zurück kommen werde. Das habe ich getan. Außerdem bin ich mir im Klaren geworden, dass es nicht gut war, alles hinter mir zu lassen“, antwortete ich mit ruhiger Stimme. Noch wollte ich nichts von mir und Demetri erzählen, vielleicht ergab es sich.
„Ah. Und du denkst, dass du nach 8 Jahren einfach wieder hier hereinspazieren kannst?“, fragte er weiter.
„Ja Aro, das denke ich“, sagte ich nun schärfer.
„Soso. Da liegst du aber falsch, meine Liebe.“
„Warum solltest du mich denn nicht wieder aufnehmen?“, war das einzige, was ich sagte. Er sollte schön selbst mit der Sache herausrücken.
„Weil wir hier nichts für Verräter übrig haben“, fauchte er.
„Wann habe ich dich denn verraten, Aro? Ich bin lediglich um die Welt gereist. Was hat das mit Verrat zu tun?“, fragte ich und richtete mich jetzt auf.
„Du hast meine Frau getötet. Wegen dir ist sie weggegangen. Und sag mir nicht, dass das nicht stimmt!“, brüllte er jetzt mit autoritärer Stimme. Ich zuckte einmal kurz zusammen. Afton grinste noch breiter, als er das sah. Sofort fasste ich mich wieder und blickte in Aros rote Augen.
„Ich habe deine Frau nicht getötet. Sie hat sich umgebracht. Sie war es anscheinend leid, hier bei dir zu bleiben“
Das gab den Ausschlag. Aro knurrte bedrohlich und ging in Angriffsstellung. In dem Moment legte Afton seine Hand auf Aros Schulter.
„Meister, beruhigt Euch. Vergesst nicht, was Ihr vorhabt“, sagte er mit leise zischender Stimme. Was sollte das denn?
Ich wurde aus seinen Worten und seinem Verhalten nicht schlau. Bevor ich überhaupt dazu kam, seine Gedanken zu lesen, richtete Aro sich wieder auf und nickte. Dann trat er einen Schritt zu Seite.
„Wenn du uns nicht freiwillig sagst, was du vorhast, dann müssen wir dich wohl oder übel dazu zwingen“, grinste er überlegen.
Ich lachte auf. „Du hast wohl vergessen, welche Gabe ich habe. Ich habe nichts getan. Selbst wenn dem so wäre, könnte auch Afton mich nicht dazu bringen etwas zu verraten“, sagte ich höhnisch.
„Oh ich habe auch nicht vor dich zu foltern“, sagte Afton und schubste eine dunkle Gestalt in die Halle. Leise schloss er die Tür.
Ich keuchte auf, als ich sah, wer diese Gestalt war.
„Anni“, schrie ich verzweifelt auf. Meine Schwester. Wie hatten sie meine Schwester gefunden? Wie konnten sie so was tun?
Ich wusste ganz genau, was Aro wollte. Er hatte Annika als Geisel genommen, um die Informationen aus mir herauszubekommen.
Er würde sie foltern lassen, ob von Afton oder Jane, es machte keinen Unterschied. Sie würde leiden, wegen mir.
Er hatte meinen wunden Punkt getroffen. Hätte er einen von den Wölfen oder Vampiren gefangen genommen, hätten sie sich helfen können. Sie waren stark. Doch meine Schwester war der letzte richtige Mensch zu dem ich noch eine Beziehung hatte.
Sie war die einzige aus meiner Familie, die noch lebte.
Sie war zerbrechlich und klein. Nur eine einzige Bewegung von uns könnte sie töten.
Aro wusste dies und deswegen hatte er sie mitgenommen.
Ich hatte keine Ahnung wie er meine Schwester foltern würde, aber es würde nicht angenehm für sie werden.
Als Afton mein Gesicht sah, lachte er nur.
„Na, überrascht? Ja wir haben sie gefunden, als wir in Deutschland nach seiner Frau suchten. Wir haben sie sofort erkannt und da kam mir diese brillante Idee. Ich wusste, du würdest uns nichts freiwillig sagen und deine Vampir-Freunde könnten sich selbst helfen. Deine Schwester aber nicht. Sie ist ein so kleiner, verweichlichter Mensch“, sagte er mit überlegener Stimme und tätschelte Annis Wange.
„Fass sie nicht an!“, schrie ich. Ich konnte ihn nicht angreifen, das wäre Annikas Untergang.
Jetzt meldete sich Aro wieder zu Wort: „Wir stellen hier die Forderungen. Es ist niemand hier um dir zu helfen. Du wirst jetzt schön mitkommen, oder deiner Schwester wird es schlecht ergehen“, drohte er. Mir war klar, dass er es ernst meinte.
Erstmals blickte ich meiner Schwester in die Augen. Sie schaute mich verängstigt an. Sie hatte sich verändert. Ihre blonden, schulterlangen Haare waren kaputt und zerzaust. Ihr sonst so weiches Gesicht war von Narben entstellt und ihre Miene voller Schmerz.
Sie war total abgemagert und ihre Kleider waren ihr viel zu groß. Ihre Hände waren gefesselt und ihr Mund mit einem Knebel verschnürt.
Sie war immer noch so klein, obwohl sie inzwischen 20 Jahre alt war.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht schaute ich sie an. Dann wirbelte ich zu Afton herum. In meiner Stimme ließ ich allen Hass und alle Wut auf ihn mitklingen.
„Was hast du mit ihr gemacht?“, knurrte ich wutentbrannt.
„Sie hat nicht auf mich gehört, da habe ich sie mal meine Autorität spüren lassen“, erwiderte er trocken.
„Du bist das Letzte!“, brüllte ich ihn an. Ich musste mich zusammenreißen, um ihm nichts zu tun.
„Halt die Klappe und komm mit. Wir wollen doch nicht, dass es noch schlimmer wird, nicht wahr?“, sagte Aro. Ich hatte keinen Blick für ihn übrig und nickte bloß.
Aro schritt ans Ende der Halle und verschwand durch eine kleine Tür. Ich folgte ihm und dicht hinter mir war Afton mit Annika.
Ich konnte seinen kühlen Atem in meinem Nacken spüren und ging noch schneller.
Wie schrecklich musste sie sich fühlen. Und ich musste hilflos zusehen.
Ich trat auch durch die Tür und ging den langen Gang entlang, der sich vor mir auftat. Er schien kein Ende zu nehmen.
Während ich lief, überlegte ich, wie ich meine Schwester retten und das Geheimnis bewahren konnte.
Mir fiel keine Alternative zu meinem eigentlichen Vorhaben ein. Aber ich konnte sie nicht einfach sterben lassen.
Wie konnte ich nur übersehen haben, dass Aro sie mitnimmt?
Natürlich! Es war Aftons Entschluss gewesen und ich hatte bloß Aros Zukunft überwacht. Wie dumm konnte man nur sein?!!
Endlich waren wir am Ende des Ganges angekommen und standen vor einer weiteren Tür. Sie war aus Stahl und vermutlich schalldicht verschlossen. Eben diese Tür öffnete Aro und trat ein. Ich schaute herein. Es war ein kleiner Raum, eine Art Verließ.
Es war einfach ein leerer Raum, mehr nicht.
„Geh schon“, fauchte Afton hinter mir. Er berührte mich leicht an meiner Schulter. Sofort zuckte ich vor ihm weg und betrat die Kammer. Hinter mir fiel die Tür ins Schloss.
Es behagte mich ganz und gar nicht hier allein zu sein, ohne jegliche Hilfe.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
so meine Lieben, würde mich besonders hier freuen, wenn ihr mir schreibt, was ihr davon haltet;-)
Also: Die Auflösung, was mit Anni passiert
-------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 56: Allein in der Unterwelt
„Also Lily, willst du nicht lieber doch sagen, was du vorhast?“, fragte Aro mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Er zeigte seine strahlend weißen Zähne.
„Ich habe nichts verbrochen“, sagte ich bloß, meine Stimme voller Abscheu.
„Dann tut es mir leid“, sagte er und schüttelte den Kopf, „Afton“
Ich drehte mich zu ihm um und wich an die Wand zurück. Afton dagegen grinste und trat auf meine Schwester zu.
Diese sah mich wehmütig an und ließ alles über sich ergehen. Doch noch tat Afton nichts. Er befreite sie nur von ihren Fesseln und dem Knebel. Doch Anni blieb reglos stehen und tat nicht eine Bewegung.
„Es tut mir so leid“, sagte ich zu ihr.
„Warum? Warum muss ich jetzt sterben Lily?“, fragte sie leise. Ihre Stimme war rau und klanglos.
„Ich weiß es nicht, Anni. Ich liebe dich, meine kleine. Es tut mir leid“, sagte ich und wandte mich wieder Afton zu.
„Wie rührend. Du willst also wirklich nichts sagen?“, fragte er und grinste mich an.
„Ich wüsste nicht was ich sagen sollte“, antwortete ich. Ich durfte nichts sagen, auch wenn meine Schwester dabei sterben würde, ich konnte es einfach nicht tun. Würde ich es verraten, wäre ich tot und sie der Nachtisch. Ich verfluchte mich dafür, dass ich James nicht genau über sein Talent ausgefragt hatte, sonst hätte ich vielleicht etwas bewirken können, aber so. Ich hätte keine Chance gegen beide.
Afton trat jetzt auf Anni zu und griff nach ihrer Hand. Ich ahnte nicht was er vorhatte, doch dann drückte er so fest zu, wie er konnte.
Ich hörte alle Knochen ihrer Hand brechen. Annika schrie auf und fiel zu Boden. Tränen traten ihr in die Augen und flossen in Strömen ihre Wangen hinunter. Ihr Anblick ließ mich aufschreien.
„Nein“, kreischte ich und wollte mich auf Afton stürzen, doch Aro hielt mich an meiner Schulter fest. So sehr ich auch versuchte mich zu befreien, es klappte nicht.
„Du bist sicher, dass du nichts getan hast?“, fragte mich Aro. Ich sagte nichts und betete, dass mir irgendetwas einfallen würde- doch vergeblich. Sie war verloren.
Inzwischen war Annika wieder aufgestanden und hatte sich an der Wand abgestützt. Afton trat nun wieder auf sie zu.
Er drückte sie an die Wand und stand vor ihr, je eine Hand rechts und links neben ihrem Kopf abgestützt. Schelmisch grinste er sie an. Langsam hob Afton eine Hand und fuhr über Annis Wange. Zuerst sah es so aus, als ob er sie streicheln wollte, doch dann roch ich ihr frisches Blut, das aus ihren Adern schoss. Verzweifelt schaute ich zu, wie sie dem Tode immer näher kam. Afton warf mir einen kurzen Blick zu und sah dann wieder auf meine Schwester und schlug ihr gezielt mit der Faust in die Rippen. Wieder brachen ihre Knochen und sie fiel zu Boden. Diesmal blieb sie liegen. Ich riss mich jetzt aus Aros Griff und stürzte zu meiner Schwester. Ich wurde unsanft zurückgerissen.
Zwei Arme schlossen sich eisern um meinen Körper. Mit dem Rücken lag ich an einer marmornen Brust. Ich spürte messerscharfe Zähne an meinem Hals. Es war Afton, der mich festhielt.
„Halt still, oder ich reiß dir den Kopf ab“, knurrte er bedrohlich.
Ich legte meinen Schild um mich und erstarrte, wie aus Stein gemeißelt.
Seine Nähe behagte mir ganz und gar nicht. Mir würde keines meiner Talente helfen, da er mir viel zu nahe war.
Selbst wenn ich Kates Talent –(A.N.: Jeder der sie berührt, bekommt einen Stromschlag) – anwendete würde er mir trotzdem seine Zähne in meinen Hals rammen. Ich war hilflos.
Jetzt trat Aro vor meine Schwester und betrachtete sie mit abschätzendem Blick.
„So ein hübsches Mädchen. Lily, deine letzte Chance. Du willst wirklich nichts sagen?“, wandte er sich an mich.
Ich blickte ihn nur hasserfüllt an, das war Antwort genug.
„Schade, schade“, sagte er. Dann kniete er sich zu ihr nieder. Ich wusste was er jetzt vorhatte und kniff die Augen zusammen. Ich konnte nicht zusehen, wie er sie austrank. Annika wimmerte jetzt leise vor sich hin. Ich blickte verzweifelt auf sie nieder.
„Es tut mir so leid, Anni. Ich wünschte ich könnte dich retten“, sagte ich, die Augen immer noch geschossen. Alle Versuche sie zu retten wären umsonst gewesen.
Ich hörte nur noch ein Reißen und roch ihr süßes Blut, welches in Strömen aus ihrem Körper wich. Ich öffnete die Augen wieder und sah, wie Aro seinen Mund an die Bisswunde an Annikas Hals gedrückt hatte und gierig trank.
„Ihr Monster!“, rief ich aus. Meine Stimme brach beim letzten Wort.
„Danke für das Kompliment“, antwortete Afton, dessen Mund jetzt nahe an meinem Ohr war. Er tätschelte mir die Wange. Ich versuchte meinen Kopf von ihm wegzudrehen, doch ohne Erfolg.
Ich fauchte ihn an.
„Na, na. Wir wollen doch artig sein, nicht wahr?!“, sagte er hämisch.
„Wie kannst du es wagen...“, flüsterte ich.
„Wenn du wüsstest...“, sagte er schon fast sanft. Sein Ton ließ mich aufhorchen. Ich überlegte nicht lange und horchte auf seine Gedanken.
Ich hasse mich dafür, dass ich mir das eingesehen muss, aber ja, sie ist hübsch. Ich hasse sie, aber auch wieder nicht. Warum muss sie auch so verdammt anziehend für mich sein. Aber ich kann einfach nichts tun. Aro wird nicht verlangen, dass ich sie töte, er wird die Information wollen. Außerdem könnte ich sie nicht töten, unmöglich.
Das genügte mir. Oh Gott. Das konnte doch nur ein dummer Scherz sein. Verdammt, was war nur mit mir los.
Erst Paul und jetzt auch noch Afton. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Doch es war keine Lüge, das merkte ich, zu meinem Verdruss, dank meiner Gabe – (A.N.: Die Gabe von Charles: Lügen erkennen)
Na das konnte ja noch was werden.
Aro richtete sich wieder auf und klopfte ein bisschen Staub von seinem Umhang. Ich schaute ihn nicht an, sondern auf die Leiche meiner Schwester. Sie hatte die Augen geschlossen, es sah aus als ob sie schliefe.
Jetzt sprach Aro wieder: „Lass dir das eine Lehre sein, Lily. Solltest du noch ein einziges Mal den Anschein erwecken, dass du dich gegen mich stellst, wird es weitaus schlimmer um dich stehen.“ Mit diesen Worten rauschte er aus dem Zimmer.
„Du kannst mich loslassen“, fauchte ich Afton jetzt an, der mich immer noch festhielt.
Sofort lockerte er seinen Griff und entschwand auch durch die Tür.
Ich kniete mich neben Anni. Ich wollte ihr wenigstens noch eine letzte Ehre erweisen und heilte ihre Wunden.
Ihr Gesicht hatte friedliche Züge angenommen. Ich trug sie heraus in den Schlossgarten. Dort richtete ich ihr ein Grab her.
Ich nahm mir einen Stein und formte ein Kreuz daraus. Unter einer alten Trauerweide schaufelte ich ihr ein Grab, legte sie hinein und stellte das Kreuz darauf.
Ich hatte eine Inschrift hereingeritzt auf der stand:
R.I.P Annika Jane Brandon
Möge deine Seele den Frieden finden
Ich saß unter der Trauerweide und schluchzte in mich hinein. Ihr Tod war soviel realer, als alles andere. Ich hätte Aro am liebsten sofort in kleinste Teile zerrissen, doch ich konnte nicht, noch nicht.
Wunderschöner Song dazu: https://www.youtube.com/watch?v=zXrqi9L5jLU
Also: Die Auflösung, was mit Anni passiert
-------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 56: Allein in der Unterwelt
„Also Lily, willst du nicht lieber doch sagen, was du vorhast?“, fragte Aro mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Er zeigte seine strahlend weißen Zähne.
„Ich habe nichts verbrochen“, sagte ich bloß, meine Stimme voller Abscheu.
„Dann tut es mir leid“, sagte er und schüttelte den Kopf, „Afton“
Ich drehte mich zu ihm um und wich an die Wand zurück. Afton dagegen grinste und trat auf meine Schwester zu.
Diese sah mich wehmütig an und ließ alles über sich ergehen. Doch noch tat Afton nichts. Er befreite sie nur von ihren Fesseln und dem Knebel. Doch Anni blieb reglos stehen und tat nicht eine Bewegung.
„Es tut mir so leid“, sagte ich zu ihr.
„Warum? Warum muss ich jetzt sterben Lily?“, fragte sie leise. Ihre Stimme war rau und klanglos.
„Ich weiß es nicht, Anni. Ich liebe dich, meine kleine. Es tut mir leid“, sagte ich und wandte mich wieder Afton zu.
„Wie rührend. Du willst also wirklich nichts sagen?“, fragte er und grinste mich an.
„Ich wüsste nicht was ich sagen sollte“, antwortete ich. Ich durfte nichts sagen, auch wenn meine Schwester dabei sterben würde, ich konnte es einfach nicht tun. Würde ich es verraten, wäre ich tot und sie der Nachtisch. Ich verfluchte mich dafür, dass ich James nicht genau über sein Talent ausgefragt hatte, sonst hätte ich vielleicht etwas bewirken können, aber so. Ich hätte keine Chance gegen beide.
Afton trat jetzt auf Anni zu und griff nach ihrer Hand. Ich ahnte nicht was er vorhatte, doch dann drückte er so fest zu, wie er konnte.
Ich hörte alle Knochen ihrer Hand brechen. Annika schrie auf und fiel zu Boden. Tränen traten ihr in die Augen und flossen in Strömen ihre Wangen hinunter. Ihr Anblick ließ mich aufschreien.
„Nein“, kreischte ich und wollte mich auf Afton stürzen, doch Aro hielt mich an meiner Schulter fest. So sehr ich auch versuchte mich zu befreien, es klappte nicht.
„Du bist sicher, dass du nichts getan hast?“, fragte mich Aro. Ich sagte nichts und betete, dass mir irgendetwas einfallen würde- doch vergeblich. Sie war verloren.
Inzwischen war Annika wieder aufgestanden und hatte sich an der Wand abgestützt. Afton trat nun wieder auf sie zu.
Er drückte sie an die Wand und stand vor ihr, je eine Hand rechts und links neben ihrem Kopf abgestützt. Schelmisch grinste er sie an. Langsam hob Afton eine Hand und fuhr über Annis Wange. Zuerst sah es so aus, als ob er sie streicheln wollte, doch dann roch ich ihr frisches Blut, das aus ihren Adern schoss. Verzweifelt schaute ich zu, wie sie dem Tode immer näher kam. Afton warf mir einen kurzen Blick zu und sah dann wieder auf meine Schwester und schlug ihr gezielt mit der Faust in die Rippen. Wieder brachen ihre Knochen und sie fiel zu Boden. Diesmal blieb sie liegen. Ich riss mich jetzt aus Aros Griff und stürzte zu meiner Schwester. Ich wurde unsanft zurückgerissen.
Zwei Arme schlossen sich eisern um meinen Körper. Mit dem Rücken lag ich an einer marmornen Brust. Ich spürte messerscharfe Zähne an meinem Hals. Es war Afton, der mich festhielt.
„Halt still, oder ich reiß dir den Kopf ab“, knurrte er bedrohlich.
Ich legte meinen Schild um mich und erstarrte, wie aus Stein gemeißelt.
Seine Nähe behagte mir ganz und gar nicht. Mir würde keines meiner Talente helfen, da er mir viel zu nahe war.
Selbst wenn ich Kates Talent –(A.N.: Jeder der sie berührt, bekommt einen Stromschlag) – anwendete würde er mir trotzdem seine Zähne in meinen Hals rammen. Ich war hilflos.
Jetzt trat Aro vor meine Schwester und betrachtete sie mit abschätzendem Blick.
„So ein hübsches Mädchen. Lily, deine letzte Chance. Du willst wirklich nichts sagen?“, wandte er sich an mich.
Ich blickte ihn nur hasserfüllt an, das war Antwort genug.
„Schade, schade“, sagte er. Dann kniete er sich zu ihr nieder. Ich wusste was er jetzt vorhatte und kniff die Augen zusammen. Ich konnte nicht zusehen, wie er sie austrank. Annika wimmerte jetzt leise vor sich hin. Ich blickte verzweifelt auf sie nieder.
„Es tut mir so leid, Anni. Ich wünschte ich könnte dich retten“, sagte ich, die Augen immer noch geschossen. Alle Versuche sie zu retten wären umsonst gewesen.
Ich hörte nur noch ein Reißen und roch ihr süßes Blut, welches in Strömen aus ihrem Körper wich. Ich öffnete die Augen wieder und sah, wie Aro seinen Mund an die Bisswunde an Annikas Hals gedrückt hatte und gierig trank.
„Ihr Monster!“, rief ich aus. Meine Stimme brach beim letzten Wort.
„Danke für das Kompliment“, antwortete Afton, dessen Mund jetzt nahe an meinem Ohr war. Er tätschelte mir die Wange. Ich versuchte meinen Kopf von ihm wegzudrehen, doch ohne Erfolg.
Ich fauchte ihn an.
„Na, na. Wir wollen doch artig sein, nicht wahr?!“, sagte er hämisch.
„Wie kannst du es wagen...“, flüsterte ich.
„Wenn du wüsstest...“, sagte er schon fast sanft. Sein Ton ließ mich aufhorchen. Ich überlegte nicht lange und horchte auf seine Gedanken.
Ich hasse mich dafür, dass ich mir das eingesehen muss, aber ja, sie ist hübsch. Ich hasse sie, aber auch wieder nicht. Warum muss sie auch so verdammt anziehend für mich sein. Aber ich kann einfach nichts tun. Aro wird nicht verlangen, dass ich sie töte, er wird die Information wollen. Außerdem könnte ich sie nicht töten, unmöglich.
Das genügte mir. Oh Gott. Das konnte doch nur ein dummer Scherz sein. Verdammt, was war nur mit mir los.
Erst Paul und jetzt auch noch Afton. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Doch es war keine Lüge, das merkte ich, zu meinem Verdruss, dank meiner Gabe – (A.N.: Die Gabe von Charles: Lügen erkennen)
Na das konnte ja noch was werden.
Aro richtete sich wieder auf und klopfte ein bisschen Staub von seinem Umhang. Ich schaute ihn nicht an, sondern auf die Leiche meiner Schwester. Sie hatte die Augen geschlossen, es sah aus als ob sie schliefe.
Jetzt sprach Aro wieder: „Lass dir das eine Lehre sein, Lily. Solltest du noch ein einziges Mal den Anschein erwecken, dass du dich gegen mich stellst, wird es weitaus schlimmer um dich stehen.“ Mit diesen Worten rauschte er aus dem Zimmer.
„Du kannst mich loslassen“, fauchte ich Afton jetzt an, der mich immer noch festhielt.
Sofort lockerte er seinen Griff und entschwand auch durch die Tür.
Ich kniete mich neben Anni. Ich wollte ihr wenigstens noch eine letzte Ehre erweisen und heilte ihre Wunden.
Ihr Gesicht hatte friedliche Züge angenommen. Ich trug sie heraus in den Schlossgarten. Dort richtete ich ihr ein Grab her.
Ich nahm mir einen Stein und formte ein Kreuz daraus. Unter einer alten Trauerweide schaufelte ich ihr ein Grab, legte sie hinein und stellte das Kreuz darauf.
Ich hatte eine Inschrift hereingeritzt auf der stand:
R.I.P Annika Jane Brandon
Möge deine Seele den Frieden finden
Ich saß unter der Trauerweide und schluchzte in mich hinein. Ihr Tod war soviel realer, als alles andere. Ich hätte Aro am liebsten sofort in kleinste Teile zerrissen, doch ich konnte nicht, noch nicht.
Wunderschöner Song dazu: https://www.youtube.com/watch?v=zXrqi9L5jLU
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Es tut mir so wahnsinnig doll leid Leute!! Ich hatte ne Schreibblockarde doch gestern nach nem Spaziergang flossen meine Ideen wieder aufs Papier;-) Ich hoffe ihr vergebt mir und ich denke, dass es in nächster Zeit wieder schneller weitergeht, weil jetzt Ferien sind und ich mich voll auf meine FF konzentrieren kann.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 57: Schwäche
Mit geschlossenen Augen saß ich unter dem großen Baum. Der Wind strich mir durch mein langes Harr. Verzweifelt hockte ich mit hängendem Kopf da und rührte mich nicht.
Ich hatte meine Schwester dem Tode ausgesetzt!
Es war der einzige Gedanke, der mir unaufhörlich durch den Kopf schoss.
Mein Kopf war leer und ich fühlte mich unbrauchbar. In diesem Moment war mir alles egal.
Leise Stimmen drangen an mein Ohr, doch ich schenkte ihnen kein Gehör.
Ich hatte das Gefühl in einem endlosen Strudel der Verzweiflung zu versinken. Ich kannte kein anderes Gefühl mehr.
Selbst meine Wut auf Aro und Afton, als auch die unendliche Liebe zu Demetri waren nur noch ein kleiner, unbedeutender Teil tief in meinem Inneren, den ich kaum zu verspüren vermochte.
Langsam drängte sich mein Bewusstsein in meinen Körper zurück. Ich hatte meine Augen zwar immer noch nicht geöffnet, aber jetzt gelangten einige Fragen in meinen Kopf. Warum hatte Aro mich nicht getötet? Was hatte er mit meinen Freunden gemacht?
Würde er noch mehr meiner Lieben foltern oder töten, ehe ich ihm doch alles verraten würde?
Meine Gedanken waren wirr und unübersichtlich und so bemerkte ich nicht, wie sich mir eine große, gedrungene Gestalt näherte.
Noch ehe ich sie roch oder sah, hörte ich, wie sich der Wind an dem großen Körper brach, der sich mit entschlossenen Schritten auf mich zu bewegte. Ich hatte die ganze Zeit über nicht geatmet, deswegen sog ich jetzt wieder die kühle Luft ein.
Ein süßlicher Duft stieg mir in die Nase, der sich mit Menschenblut und Tod vermischte. Es war ein einzigartiger Geruch, gefährlich und selbst für unsere Art angsteinflößend. Er signalisierte die Macht, die dieser Vampir ausstrahlte.
Ich konnte nicht umhin die Augen zu öffnen. Doch ich blickte den Schatten, der etwa hundert Meter von mir entfernt stand nicht an, sondern betrachtete meine Umgebung.
Der Himmel hatte sich rosa gefärbt und kündete einen Sonnenaufgang an. Verschiedenste Blumen sprossen aus der Erde.
Orangene Lilien, rote Rosen, blaue Kornblumen, weiße Gänseblümchen und viele mehr. Einige wenige Bäume standen vereinzelt auf den Rasenflächen. Eichen, Trauerweiden, Kirschbäume, Linden. Das Gras bewegte sich im Wind und tanzte zu einer nicht hörbaren Melodie.
Das Schloss, welches ich einmal mein zu Hause genannt hatte, ragte bedrohlich und dunkel vor mir auf und legte einen Schatten über den halben Garten.
Ich lauschte den Geräuschen, die an mein Ohr drangen. Das geschäftige Treiben auf dem Marktplatz, das regelmäßige Atmen, der wenigen die noch schliefen. Ein Hund bellte auf und eine Katze miaute. Aus dem Schloss kamen ein paar Stimmen, die ehrfürchtig und respektvoll mit ihrem wiedergekehrten Meister redeten. Unter ihnen machte ich Felix und Alec aus. Sie begrüßten Aro und hießen ihn Willkommen.
Sie spielten ihre Rollen perfekt. Einen normalen Vampir konnten sie täuschen, doch ich durchschaute sie. In ihren Stimmen schwang Verachtung mit, doch so wenig, dass Aro es unmöglich zu hören vermochte.
Der Wind trug Stimmen aus entfernten Ländern an mein Ohr und ich lauschte Gesprächen, die am anderen Ende der Welt stattgefunden haben mussten. Manche der Sprachen verstand ich nicht, doch einige konnte ich mitverfolgen.
Ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf die große Silhouette, die sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegt hatte.
Ich blickte in ein durchdringendes, rot funkelndes Augenpaar. Ich wusste auch so, dass es Afton war, sein Geruch reichte aus, um es zu wissen. Er war in einen dunkelgrauen Umhang gehüllt. Er war zwar heller, als die Umhänge der Anführer, doch nicht so hell, wie die der Leibwache. Damit war es amtlich: Hier lief nichts mehr, wie es einst der Fall gewesen war.
Unverwandt blickte mir Afton in meine Augen, die nicht viel Unterschied mit den seinen hatten. Die Farbe war identisch, doch bei mir konnte man das diabolische Funkeln nicht erkennen. Ich verfluchte mich in Gedanken selber, dass ich solch eine Schwäche gezeigt hatte, aber andererseits wusste Aro so nichts von meinem Aufenthalt bei den Cullens. Als ich an sie dachte, meine Freunde, meine Familie, schien es, als ob mein totes Herz einen kleinen Hüpfer tat. Schon bald würde der Augenblick gekommen sein, an dem ich sie alle wiedersehen würde.
Auch wenn unsere Absicht eine schreckliche war, denn wir mussten töten, würde es doch gut tun, sie alle wieder zu sehen.
Ich war mir meines Verbrechens bewusst, dass bald auf meiner Seele lasten würde, doch es ging nicht anders. Ich wollte Rache.
Ich wollte all die Morde rächen, die auch mich nahe an den Tod gebracht hatten. Mein Körper mochte leben, doch innerlich war ich fast gänzlich zerstört. Einzig und allein meine Liebe zu Demetri, ließ mich den Mut nicht verlieren, dass ich es schaffen würde.
Ich würde niemals aufgeben, bis all die Monster tot waren, denen ich meinen Schmerz zu verdanken hatte.
Innerlich mochte Wut in mir aufwallen, doch in meinen Augen lag immer noch der ausdruckslose Schimmer den mich gepackt hatte.
Ich hatte meinen Schild von mir abfallen lassen und ihn einzig und allein auf meine Freunde gelegt.
Ein einziges Mal wollte ich nicht stark sein. Ich hatte mein ganzes Leben gekämpft und alle Kraft aufgebracht, die mir möglich war, doch jetzt wollte ich erfahren was Schwäche war. Selbst damals, als Afton mich gefoltert hatte, hatte ich gekämpft. Doch wenn er mich nun töten wollte, dann würde ich nicht kämpfen. Als ich mir bewusst wurde, dass ich all mein Erkämpftes einfach so zurücklassen wollte, setzte ich mich ruckartig auf.
Diese Bewegung veranlasste Afton dazu, seinen Blick von meinen Augen zu lösen. Sein Augenpaar wanderte jetzt über mein perfektes Antlitz. Er blieb kurz an meiner Bisswunde hängen, die mich zu dem gemacht hatte, was ich war und strich dann weiter.
Als er mit seiner Musterung geendet hatte, wandte er sich wieder meinen Augen zu. Bedächtig langsam setzte er einen Fuß vor den anderen. Ich zeigte keine Regung als uns schließlich nur noch einen Meter trennte. Anmutig sank er auf seine Knie und ließ sich auf dem Boden nieder. Es war, als wollte er sich mir ebenbürtig zeigen und nicht den Eindruck von Überlegenheit zeigen. Innerlich verwunderte es mich, doch ich blieb genauso reglos, wie auch schon von Anfang an, sitzen.
Wenn er mir etwas zu sagen hatte, dann würde er das tun. Ebenso wie wenn er mich töten wollte.
Aber hatte er nicht gedacht, dass er mich niemals töten könnte? Normalerweise vertraute ich auf meine Gaben, doch jetzt musste ich mich verhört haben. Es war nicht möglich, dass eine Kreatur wie er, die nur des Hasses, der Wut und der gier wegen existierte, so etwas wie Zuneigung oder gar Liebe empfinden konnte. Doch war nicht genau daraus geschaffen worden? Hatte ich ihn nicht verwandelt, weil ich es aus reiner Freundschaft getan hatte?! Hatte ich es nicht getan, weil ich wollte, dass Chelsea ihre Liebe finden konnte?!
Er war ein solch wunderbarer Mensch gewesen, als er noch nicht verwandelt worden war. Seit ich gesehen hatte, was aus ihm geworden war, hatte ich mir geschworen niemals wieder eine Verwandlung durchzuführen.
Ich schrak aus meinen Gedanken, als Afton seine Hände in seinem Schoß faltete und den Mund öffnete, um zu sprechen.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 57: Schwäche
Mit geschlossenen Augen saß ich unter dem großen Baum. Der Wind strich mir durch mein langes Harr. Verzweifelt hockte ich mit hängendem Kopf da und rührte mich nicht.
Ich hatte meine Schwester dem Tode ausgesetzt!
Es war der einzige Gedanke, der mir unaufhörlich durch den Kopf schoss.
Mein Kopf war leer und ich fühlte mich unbrauchbar. In diesem Moment war mir alles egal.
Leise Stimmen drangen an mein Ohr, doch ich schenkte ihnen kein Gehör.
Ich hatte das Gefühl in einem endlosen Strudel der Verzweiflung zu versinken. Ich kannte kein anderes Gefühl mehr.
Selbst meine Wut auf Aro und Afton, als auch die unendliche Liebe zu Demetri waren nur noch ein kleiner, unbedeutender Teil tief in meinem Inneren, den ich kaum zu verspüren vermochte.
Langsam drängte sich mein Bewusstsein in meinen Körper zurück. Ich hatte meine Augen zwar immer noch nicht geöffnet, aber jetzt gelangten einige Fragen in meinen Kopf. Warum hatte Aro mich nicht getötet? Was hatte er mit meinen Freunden gemacht?
Würde er noch mehr meiner Lieben foltern oder töten, ehe ich ihm doch alles verraten würde?
Meine Gedanken waren wirr und unübersichtlich und so bemerkte ich nicht, wie sich mir eine große, gedrungene Gestalt näherte.
Noch ehe ich sie roch oder sah, hörte ich, wie sich der Wind an dem großen Körper brach, der sich mit entschlossenen Schritten auf mich zu bewegte. Ich hatte die ganze Zeit über nicht geatmet, deswegen sog ich jetzt wieder die kühle Luft ein.
Ein süßlicher Duft stieg mir in die Nase, der sich mit Menschenblut und Tod vermischte. Es war ein einzigartiger Geruch, gefährlich und selbst für unsere Art angsteinflößend. Er signalisierte die Macht, die dieser Vampir ausstrahlte.
Ich konnte nicht umhin die Augen zu öffnen. Doch ich blickte den Schatten, der etwa hundert Meter von mir entfernt stand nicht an, sondern betrachtete meine Umgebung.
Der Himmel hatte sich rosa gefärbt und kündete einen Sonnenaufgang an. Verschiedenste Blumen sprossen aus der Erde.
Orangene Lilien, rote Rosen, blaue Kornblumen, weiße Gänseblümchen und viele mehr. Einige wenige Bäume standen vereinzelt auf den Rasenflächen. Eichen, Trauerweiden, Kirschbäume, Linden. Das Gras bewegte sich im Wind und tanzte zu einer nicht hörbaren Melodie.
Das Schloss, welches ich einmal mein zu Hause genannt hatte, ragte bedrohlich und dunkel vor mir auf und legte einen Schatten über den halben Garten.
Ich lauschte den Geräuschen, die an mein Ohr drangen. Das geschäftige Treiben auf dem Marktplatz, das regelmäßige Atmen, der wenigen die noch schliefen. Ein Hund bellte auf und eine Katze miaute. Aus dem Schloss kamen ein paar Stimmen, die ehrfürchtig und respektvoll mit ihrem wiedergekehrten Meister redeten. Unter ihnen machte ich Felix und Alec aus. Sie begrüßten Aro und hießen ihn Willkommen.
Sie spielten ihre Rollen perfekt. Einen normalen Vampir konnten sie täuschen, doch ich durchschaute sie. In ihren Stimmen schwang Verachtung mit, doch so wenig, dass Aro es unmöglich zu hören vermochte.
Der Wind trug Stimmen aus entfernten Ländern an mein Ohr und ich lauschte Gesprächen, die am anderen Ende der Welt stattgefunden haben mussten. Manche der Sprachen verstand ich nicht, doch einige konnte ich mitverfolgen.
Ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf die große Silhouette, die sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegt hatte.
Ich blickte in ein durchdringendes, rot funkelndes Augenpaar. Ich wusste auch so, dass es Afton war, sein Geruch reichte aus, um es zu wissen. Er war in einen dunkelgrauen Umhang gehüllt. Er war zwar heller, als die Umhänge der Anführer, doch nicht so hell, wie die der Leibwache. Damit war es amtlich: Hier lief nichts mehr, wie es einst der Fall gewesen war.
Unverwandt blickte mir Afton in meine Augen, die nicht viel Unterschied mit den seinen hatten. Die Farbe war identisch, doch bei mir konnte man das diabolische Funkeln nicht erkennen. Ich verfluchte mich in Gedanken selber, dass ich solch eine Schwäche gezeigt hatte, aber andererseits wusste Aro so nichts von meinem Aufenthalt bei den Cullens. Als ich an sie dachte, meine Freunde, meine Familie, schien es, als ob mein totes Herz einen kleinen Hüpfer tat. Schon bald würde der Augenblick gekommen sein, an dem ich sie alle wiedersehen würde.
Auch wenn unsere Absicht eine schreckliche war, denn wir mussten töten, würde es doch gut tun, sie alle wieder zu sehen.
Ich war mir meines Verbrechens bewusst, dass bald auf meiner Seele lasten würde, doch es ging nicht anders. Ich wollte Rache.
Ich wollte all die Morde rächen, die auch mich nahe an den Tod gebracht hatten. Mein Körper mochte leben, doch innerlich war ich fast gänzlich zerstört. Einzig und allein meine Liebe zu Demetri, ließ mich den Mut nicht verlieren, dass ich es schaffen würde.
Ich würde niemals aufgeben, bis all die Monster tot waren, denen ich meinen Schmerz zu verdanken hatte.
Innerlich mochte Wut in mir aufwallen, doch in meinen Augen lag immer noch der ausdruckslose Schimmer den mich gepackt hatte.
Ich hatte meinen Schild von mir abfallen lassen und ihn einzig und allein auf meine Freunde gelegt.
Ein einziges Mal wollte ich nicht stark sein. Ich hatte mein ganzes Leben gekämpft und alle Kraft aufgebracht, die mir möglich war, doch jetzt wollte ich erfahren was Schwäche war. Selbst damals, als Afton mich gefoltert hatte, hatte ich gekämpft. Doch wenn er mich nun töten wollte, dann würde ich nicht kämpfen. Als ich mir bewusst wurde, dass ich all mein Erkämpftes einfach so zurücklassen wollte, setzte ich mich ruckartig auf.
Diese Bewegung veranlasste Afton dazu, seinen Blick von meinen Augen zu lösen. Sein Augenpaar wanderte jetzt über mein perfektes Antlitz. Er blieb kurz an meiner Bisswunde hängen, die mich zu dem gemacht hatte, was ich war und strich dann weiter.
Als er mit seiner Musterung geendet hatte, wandte er sich wieder meinen Augen zu. Bedächtig langsam setzte er einen Fuß vor den anderen. Ich zeigte keine Regung als uns schließlich nur noch einen Meter trennte. Anmutig sank er auf seine Knie und ließ sich auf dem Boden nieder. Es war, als wollte er sich mir ebenbürtig zeigen und nicht den Eindruck von Überlegenheit zeigen. Innerlich verwunderte es mich, doch ich blieb genauso reglos, wie auch schon von Anfang an, sitzen.
Wenn er mir etwas zu sagen hatte, dann würde er das tun. Ebenso wie wenn er mich töten wollte.
Aber hatte er nicht gedacht, dass er mich niemals töten könnte? Normalerweise vertraute ich auf meine Gaben, doch jetzt musste ich mich verhört haben. Es war nicht möglich, dass eine Kreatur wie er, die nur des Hasses, der Wut und der gier wegen existierte, so etwas wie Zuneigung oder gar Liebe empfinden konnte. Doch war nicht genau daraus geschaffen worden? Hatte ich ihn nicht verwandelt, weil ich es aus reiner Freundschaft getan hatte?! Hatte ich es nicht getan, weil ich wollte, dass Chelsea ihre Liebe finden konnte?!
Er war ein solch wunderbarer Mensch gewesen, als er noch nicht verwandelt worden war. Seit ich gesehen hatte, was aus ihm geworden war, hatte ich mir geschworen niemals wieder eine Verwandlung durchzuführen.
Ich schrak aus meinen Gedanken, als Afton seine Hände in seinem Schoß faltete und den Mund öffnete, um zu sprechen.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Kapitel 58: Kann Wut einst Freundschaft gewesen sein?
Er schien nicht recht zu wissen, wie er beginnen sollte. Inzwischen war ich überzeugt davon, dass er mich nicht töten würde.
Er hatte genug Gelegenheiten dazu gehabt. Er musste meine Schwäche gespürt haben, als ich zusammengesunken neben dem Grab meiner Schwester gesessen hatte. Ein einziger Biss von ihm hätte genügt, um mein Dasein zu beenden. Ich zweifelte nicht daran, dass er stark genug war, mir den Kopf vom Leib zu reißen.
Doch er hatte es nicht getan. Er hatte keinen Anschein erweckt mich verletzen zu wollen. Neugierig schaute ich ihn jetzt an.
Meine Kraft kehrte langsam zurück, doch noch immer wollte ich nicht kämpfen. Ich hätte wütend auf ihn sein müssen.
Der Hass, den ich auf ihn hegte, hätte von meinem Körper Besitz ergreifen müssen, doch ich fühlte nichts. Nicht einmal eine gewisse Abneigung.
Afton seufzte laut auf. Instinktiv blickte ich ihn an und begegnete seinem gequälten Blick. Es lag so viel Verzweiflung und – wie war das möglich – Selbsthass darin, dass ich erschrocken zusammenfuhr.
„Du hast aufgegeben“, sagte er. Seine Stimme war rau, als ob er sich gegen irgendetwas sträubte. Es war mehr eine Frage, als eine Feststellung.
Ich antwortete nicht, warum auch? Natürlich hatte ich aufgegeben, aber warum sollte ich es auch noch Aros Lakaien an die Nase binden?!
Betroffen senkte Afton den Blick. Seine Hände zuckten in seinem Schoß, als ob er sich gegen eine unsichtbare Macht wehrte.
Mit einem leichten Seufzen schloss ich die Augen und tastete mich mit meinem Schild vorsichtig in Aftons Geist.
Es widerstrebte mir, das zu tun, aber ich wollte wissen, gegen was er antrat. Ich stieß auf eine Kraft, die Afton versuchte zu kontrollieren.
Die Macht war mir schon einmal begegnet, aber ich wusste nicht wo. Was mich erstaunte war, dass Afton dagegen ankam. Er brachte all seine Willenskraft aus und versuchte die Macht aus seinem Körper zu vertreiben.
Erst jetzt viel mir ein, woher ich diese verächtlich kleine Macht kannte. Sie war mir gleich an meinem ersten Tag nach meiner Verwandlung ins Auge gesprungen. Ich hatte mich gewundert, warum Aro eine solch schwache Gabe als Wache hatte. Renata war ihr Name.
Im Gegensatz zu mir war sie schwach und konnte mir nicht das geringste anhaben. Doch dass Afton auch gegen sie kämpfen konnte, zeigte mir, dass Afton ebenfalls nicht schwach war.
Die Realität traf mich wie ein Schlag. Wenn Renata auf Aros Befehl hin – und ich war mir sicher, dass Aro es befohlen hatte – Afton beherrschen musste, wie sah dann der echte Afton aus?
Ich spielte mit dem Gedanken, die Macht – soweit man das so nennen konnte – aus seinem Körper zu verdrängen. Aber was, wenn Afton noch schlimmer war, als jetzt schon? Ging das überhaupt?
Schließlich gewann meine Neugierde und ich legte meinen Schild um den Vampir, den ich eigentlich so sehr hassen sollte.
Was dann geschah, erschrak mich ungemein. Sein Blick wurde seltsam leer und sein Körper sackte in sich zusammen.
Es währte nur ein paar Sekunden, als Afton sich auch schon aufsetzte.
In seinen Augen lag wieder dieses bedrohliche Funkeln, das ich so verabscheute. Doch als er sprach, war seine Stimme samtweich.
„Ich danke dir. Ich hatte gehofft, dass du mich befreien würdest. Ich wollte normal mit dir reden. Ohne Einfluss von außen“, sagte er und meinte es aufrichtig. Dennoch überzeugte mich sein Blick davon, dass er sich kaum verändert hatte. Ich brachte kein Wort über meine Lippen, sondern hörte ihm aufmerksam zu. Ich war bereit, meinen Schild von ihm herunter zu nehmen, falls er mich bedrohen sollte.
„Ich möchte dich etwas fragen. Warum hast du aufgegeben?“, redete er weiter und blickte mir unverwandt in die Augen.
Ein leises Zischen entwich meiner Kehle ehe ich anfing zu sprechen.
„Was für einen Sinn hat es zu kämpfen, wenn man alles verloren hat?“, fragte ich ihn mit abschätzendem Blick.
„Mach mir nichts vor. Du liebst Demetri, also warum nicht dafür?!“
„Du hast keine Ahnung. Du bist ein Geschöpf aus Hass und Wut und erzählst mir was von Liebe? Das ich nicht lache“ Langsam wurde ich sauer. Die Wut flammte erneut in mir auf und verzehrte meinen Körper.
„Lily“
Schlagartig verstummte mein Hass. Die Art, wie er meinen Namen aussprach, ließ mich innehalten. Hatte ich da Zuneigung gehört?
Das konnte nicht sein.
„Lily, bitte höre mir zu. Du hast mich geschaffen. Aus Freundschaft. Ich bin so geworden, weil ich es nie anders gelernt hatte.
Es lohnt sich immer zu kämpfen. Gerade du solltest das wissen. Ich habe dich gefoltert, bis fast nichts mehr von deinen Kräften übrig war. Doch du hast nicht aufgegeben. Du hast mich sogar besiegt. Also sag mir nicht, dass es sich nicht zu kämpfen lohnt.“
Mit diesen Worten stand er auf und ging, ohne einen weiteren Blick zurück zu werfen, wieder in Richtung Schloss.
Langsam verschmolz sein Körper mit den Schatten der Wände, bis ich ihn nicht mehr sah. Einzig und allein seine regelmäßigen Atemzüge waren noch zu hören.
Die Sonne war nun gänzlich hinter dem Horizont hervorgekrochen und zeigte sich in ihrer vollen Pracht. Majestätisch ließ sie ihre Strahlen auf die Erde fallen. Langsam erhob ich mich aus dem weichen Gras und trat aus dem Schatten des Baumes. Meine Haut funkelte hell und in wunderschönen Farben. Ich spürte, wie die wohltuende Wärme meinen Körper erhitzte und schloss meine Augen.
War es möglich, dass Afton gerade versucht hatte mir Mut zuzusprechen? Oder war dies nur ein Plan Aros, mich in Sicherheit zu wiegen oder gar meine Pläne auszuplaudern? Aber Renatas Handeln hatte doch eigentlich dagegen gesprochen.
Ich beschloss, dass Afton meinen Schutz jetzt nicht mehr nötig hatte und zog meinen Schild zurück.
Wie ein Stein ließ ich mich wieder ins Gras auf den Rücken fallen und blickte hoch gen Himmel. Ich schaute den wenigen Vögeln zu, die sich ein Schattenplatz suchten und lauschte dem Treiben des Schlosses.
Wieder einmal ließ ich mich in den Zügen meiner Erinnerungen treiben. Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht.
Es wirkte so, als ob ich schliefe, doch die Gestalt, die auf mich zukam, wusste es besser. Ich spürte ihre Sorge um mich.
Doch ich bewegte mich nicht von der Stelle und wartete, bis ihr Schatten meine Augen vor der Sonne verbargen.
Er schien nicht recht zu wissen, wie er beginnen sollte. Inzwischen war ich überzeugt davon, dass er mich nicht töten würde.
Er hatte genug Gelegenheiten dazu gehabt. Er musste meine Schwäche gespürt haben, als ich zusammengesunken neben dem Grab meiner Schwester gesessen hatte. Ein einziger Biss von ihm hätte genügt, um mein Dasein zu beenden. Ich zweifelte nicht daran, dass er stark genug war, mir den Kopf vom Leib zu reißen.
Doch er hatte es nicht getan. Er hatte keinen Anschein erweckt mich verletzen zu wollen. Neugierig schaute ich ihn jetzt an.
Meine Kraft kehrte langsam zurück, doch noch immer wollte ich nicht kämpfen. Ich hätte wütend auf ihn sein müssen.
Der Hass, den ich auf ihn hegte, hätte von meinem Körper Besitz ergreifen müssen, doch ich fühlte nichts. Nicht einmal eine gewisse Abneigung.
Afton seufzte laut auf. Instinktiv blickte ich ihn an und begegnete seinem gequälten Blick. Es lag so viel Verzweiflung und – wie war das möglich – Selbsthass darin, dass ich erschrocken zusammenfuhr.
„Du hast aufgegeben“, sagte er. Seine Stimme war rau, als ob er sich gegen irgendetwas sträubte. Es war mehr eine Frage, als eine Feststellung.
Ich antwortete nicht, warum auch? Natürlich hatte ich aufgegeben, aber warum sollte ich es auch noch Aros Lakaien an die Nase binden?!
Betroffen senkte Afton den Blick. Seine Hände zuckten in seinem Schoß, als ob er sich gegen eine unsichtbare Macht wehrte.
Mit einem leichten Seufzen schloss ich die Augen und tastete mich mit meinem Schild vorsichtig in Aftons Geist.
Es widerstrebte mir, das zu tun, aber ich wollte wissen, gegen was er antrat. Ich stieß auf eine Kraft, die Afton versuchte zu kontrollieren.
Die Macht war mir schon einmal begegnet, aber ich wusste nicht wo. Was mich erstaunte war, dass Afton dagegen ankam. Er brachte all seine Willenskraft aus und versuchte die Macht aus seinem Körper zu vertreiben.
Erst jetzt viel mir ein, woher ich diese verächtlich kleine Macht kannte. Sie war mir gleich an meinem ersten Tag nach meiner Verwandlung ins Auge gesprungen. Ich hatte mich gewundert, warum Aro eine solch schwache Gabe als Wache hatte. Renata war ihr Name.
Im Gegensatz zu mir war sie schwach und konnte mir nicht das geringste anhaben. Doch dass Afton auch gegen sie kämpfen konnte, zeigte mir, dass Afton ebenfalls nicht schwach war.
Die Realität traf mich wie ein Schlag. Wenn Renata auf Aros Befehl hin – und ich war mir sicher, dass Aro es befohlen hatte – Afton beherrschen musste, wie sah dann der echte Afton aus?
Ich spielte mit dem Gedanken, die Macht – soweit man das so nennen konnte – aus seinem Körper zu verdrängen. Aber was, wenn Afton noch schlimmer war, als jetzt schon? Ging das überhaupt?
Schließlich gewann meine Neugierde und ich legte meinen Schild um den Vampir, den ich eigentlich so sehr hassen sollte.
Was dann geschah, erschrak mich ungemein. Sein Blick wurde seltsam leer und sein Körper sackte in sich zusammen.
Es währte nur ein paar Sekunden, als Afton sich auch schon aufsetzte.
In seinen Augen lag wieder dieses bedrohliche Funkeln, das ich so verabscheute. Doch als er sprach, war seine Stimme samtweich.
„Ich danke dir. Ich hatte gehofft, dass du mich befreien würdest. Ich wollte normal mit dir reden. Ohne Einfluss von außen“, sagte er und meinte es aufrichtig. Dennoch überzeugte mich sein Blick davon, dass er sich kaum verändert hatte. Ich brachte kein Wort über meine Lippen, sondern hörte ihm aufmerksam zu. Ich war bereit, meinen Schild von ihm herunter zu nehmen, falls er mich bedrohen sollte.
„Ich möchte dich etwas fragen. Warum hast du aufgegeben?“, redete er weiter und blickte mir unverwandt in die Augen.
Ein leises Zischen entwich meiner Kehle ehe ich anfing zu sprechen.
„Was für einen Sinn hat es zu kämpfen, wenn man alles verloren hat?“, fragte ich ihn mit abschätzendem Blick.
„Mach mir nichts vor. Du liebst Demetri, also warum nicht dafür?!“
„Du hast keine Ahnung. Du bist ein Geschöpf aus Hass und Wut und erzählst mir was von Liebe? Das ich nicht lache“ Langsam wurde ich sauer. Die Wut flammte erneut in mir auf und verzehrte meinen Körper.
„Lily“
Schlagartig verstummte mein Hass. Die Art, wie er meinen Namen aussprach, ließ mich innehalten. Hatte ich da Zuneigung gehört?
Das konnte nicht sein.
„Lily, bitte höre mir zu. Du hast mich geschaffen. Aus Freundschaft. Ich bin so geworden, weil ich es nie anders gelernt hatte.
Es lohnt sich immer zu kämpfen. Gerade du solltest das wissen. Ich habe dich gefoltert, bis fast nichts mehr von deinen Kräften übrig war. Doch du hast nicht aufgegeben. Du hast mich sogar besiegt. Also sag mir nicht, dass es sich nicht zu kämpfen lohnt.“
Mit diesen Worten stand er auf und ging, ohne einen weiteren Blick zurück zu werfen, wieder in Richtung Schloss.
Langsam verschmolz sein Körper mit den Schatten der Wände, bis ich ihn nicht mehr sah. Einzig und allein seine regelmäßigen Atemzüge waren noch zu hören.
Die Sonne war nun gänzlich hinter dem Horizont hervorgekrochen und zeigte sich in ihrer vollen Pracht. Majestätisch ließ sie ihre Strahlen auf die Erde fallen. Langsam erhob ich mich aus dem weichen Gras und trat aus dem Schatten des Baumes. Meine Haut funkelte hell und in wunderschönen Farben. Ich spürte, wie die wohltuende Wärme meinen Körper erhitzte und schloss meine Augen.
War es möglich, dass Afton gerade versucht hatte mir Mut zuzusprechen? Oder war dies nur ein Plan Aros, mich in Sicherheit zu wiegen oder gar meine Pläne auszuplaudern? Aber Renatas Handeln hatte doch eigentlich dagegen gesprochen.
Ich beschloss, dass Afton meinen Schutz jetzt nicht mehr nötig hatte und zog meinen Schild zurück.
Wie ein Stein ließ ich mich wieder ins Gras auf den Rücken fallen und blickte hoch gen Himmel. Ich schaute den wenigen Vögeln zu, die sich ein Schattenplatz suchten und lauschte dem Treiben des Schlosses.
Wieder einmal ließ ich mich in den Zügen meiner Erinnerungen treiben. Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht.
Es wirkte so, als ob ich schliefe, doch die Gestalt, die auf mich zukam, wusste es besser. Ich spürte ihre Sorge um mich.
Doch ich bewegte mich nicht von der Stelle und wartete, bis ihr Schatten meine Augen vor der Sonne verbargen.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Kapitel 59: Rache sollte weh tun
Es war, als ob mein persönlicher Engel mich aus der Hölle befreite. Ich brauchte ihn nur anzusehen, dann ging es mir wieder gut.
Ich atmete seinen unbeschreiblich schönen Geruch ein und seufzte.
„Lily“, sagte er mit solch sanfter Stimme, dass selbst Eisberge schmelzen würden. Langsam öffnete ich meine Augen und sah ihn an.
Unter seinem grauen Umhang, den er sich wieder angelegt hatte, kamen seine Muskeln leicht zum Vorschein. Sein Gesicht war angespannt und es lag unendlich viel Sorge in seinem Blick, mit dem er mich betrachtete.
Ich lächelte ihn an, um ihm zu verstehen zu geben, dass es nicht so schlimm war, wie es auszusehen schien.
„Demetri“, antwortete ich, meine Stimme ein einziger Hauch, der mit dem Winde davongetragen wurde.
Er lächelte gezwungen und ließ sich neben mir ins Gras sinken. Sein Blick wandte er keine Sekunde von mir ab. Er war im Begriff etwas zu sagen, doch ich legte einen meiner weißen Finger auf seine Lippen.
„Sag nichts, bitte. Ich werde dir all deine Fragen beantworten, aber nicht jetzt. Ich brauche ein wenig Zeit. Lass sie mir“, flehte ich leise.
Demetri blickte mich ein wenig verwirrt an, vielleicht wusste er nicht, was geschehen war, aber ich würde es ihm auch nicht sagen, noch nicht. Schließlich nickte er und schloss mich in seine Arme.
„Natürlich“, sagte er dann leise.
Wie lange wir schon in der Sonne lagen wusste ich nicht. Es musste um die Mittagszeit herum sein, denn die Sonne stand hoch am Himmel. Unentwegt strich mir Demetri über mein Haar. Schließlich fasste ich den Mut, mich zu ihm umzudrehen. Ich rückte ein kleines Stück von ihm ab, um ihn besser ansehen zu können.
„Du wolltest vorhin etwas sagen?!“, fragte ich ihn leise.
Er nickte stumm. Dann holte er Luft und fing an zu sprechen.
„Als Aro in die Halle kam waren wir schon alle versammelt. Allein an seiner Miene wusste ich, dass etwas geschehen war.
Alle begegneten ihm und Afton“, er sprach den Namen voller Verachtung aus, „mit tiefer Ehrerbietung. Wir spielten unsere Rolle gut, doch ich hätte ihnen am liebsten ihre Köpfe vom Leib gerissen. Als Santiago dann sagte, dass du wieder da wärst, erkannte ich an dem Ausdruck von Aros Augen, dass er es schon wusste. Stolz hat er uns erzählt, wie er dich gequält habe und dich so weit hätte, das er die Informationen bekommen würde, die er bräuchte. Doch mehr hat er nicht gesagt. Ich habe Höllenqualen gelitten, als du nicht zurückkamst.
Zwar wusste ich, dass du lebst, aber ich hatte keine Ahnung was sie mit dir getan haben. Lily, sag mir was sie dir angetan haben und ich bringe sie um.“
Jede Faser seines Körpers war angespannt, bereit zu kämpfen und mich zu beschützen. Ich versuchte derweil meinen Hass zu züngeln, der wieder in mir aufflammte. Natürlich hatte Aro mit keinem Wort erwähnt, was er wirklich getan hatte, oder dass er versagt hatte.
Aro wusste nur zu genau, dass ich ihm um nichts auf der Welt etwas verraten würde. Wir müssten so schnell wie möglich handeln, sonst würde er uns die ganze Wache auf den Hals hetzen.
Ich hob eine Hand und strich sanft über Demetris Schulter. Erst jetzt merkte ich, dass mein ganzer Körper zitterte.
„Er hat mir nichts getan“, brachte ich mit zitternder Stimme heraus. Ich musste mich beherrschen, damit ich nicht wieder die Kontrolle über meine Gaben verlor. Um keinen Preis wollte ich jetzt schwach werden und womöglich Demetri verletzen.
„Er hatte meine Schwester gefunden und mitgenommen. Sie war von Narben entstellt und verängstigt. Afton hatte sie gequält, jedenfalls sah sie so aus. Aro hat mir gedroht ihr etwas anzutun, wenn ich nicht mit ihm mitkäme. Also bin ich ihm in ein altes Kellergewölbe gefolgt.
Wir waren in einer Art Hochsicherheitszelle angekommen. Afton hat meine Schwester aufs schlimmste zugerichtet und ich stand nur wenige Meter daneben und musste alles stumm ertragen. Ich konnte ihr nicht helfen, das war das schlimmste. Und Aro war sich dessen bewusst.
Er sagte mir ich solle ihm alles verraten, doch ich hielt daran fest, nichts getan zu haben. Schließlich hat Aro ihr den tödlichen Schlag gegeben und sie bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt und sie einfach tot dort liegen lassen. Er hat mir auf die schlimmste Art und Weise demonstriert, wie viel Macht er hat. Er wird nicht ruhen, bis er alles weiß“, beendete ich meinen Vortrag. Zu meiner eigenen Verwunderung war meine Stimme fest gewesen.
Demetri sog scharf die Luft ein. Ihm war seine Wut deutlich anzusehen.
„Wenn ich dieses Schwein in die Finger bekomme...ich reiße ihm all seine Gliedmaßen einzeln aus. Er soll erfahren was es heißt zu leiden!“ Demetri knurrte die letzten Worte und ich spürte seine Unruhe.
„Bitte, beruhige dich. Er wird seine gerechte Strafe bekommen, dafür werden wir sorgen, aber wir müssen warten.
Wenn wir weiterleben wollen, dann flehe ich dich an, warte. Wir werden schon bald unsere Rache bekommen.“ Ich erwähnte das Gespräch mit Afton bewusst nicht, er sollte nicht noch mehr gereizt werden.
Ich ließ ihm Zeit alles zu verdauen und schaute an den Himmel. Die glühende Mittagshitze sorgte dafür, dass kein einziger Vogel am Himmel zu sehen war. Kein Lüftchen wehte und der Himmel war strahlend blau, ohne eine Wolke. Als Mensch hatte ich bei solch schönem Wetter immer meine Badesachen gepackt und war mit meinen Freunden an irgendeinen See gefahren. Wie lange war das jetzt schon her?
Ich war wieder dabei in meine alltägliche Melancholie zu verfallen, als etwas am Horizont meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Es war zu weit weg, um zu erkennen was es war, aber es bewegte sich rasend schnell auf uns zu.
Die Luft darum herum flimmerte ungewöhnlich hell. Es war, als ob es –was auch immer das war – sich im Nichts bewegte.
Einige Sekunden später wusste ich auch was es war, das die Elemente in Aufruhr versetzte.
Es war ein kleiner Wirbelsturm, für das menschliche Auge kaum zu erkennen. Ich wusste sofort, von wem er kam.
Es war ein künstlicher Wirbelsturm, von Benjamin gesandt.
Aber den Sinn verstand ich nicht.
Der Wirbelsturm kam auf mich zugefegt und umspielte meine Haare, als ich auch erfuhr, warum Benjamin mir einen solchen Gruß geschickt hatte.
Es war, als ob mein persönlicher Engel mich aus der Hölle befreite. Ich brauchte ihn nur anzusehen, dann ging es mir wieder gut.
Ich atmete seinen unbeschreiblich schönen Geruch ein und seufzte.
„Lily“, sagte er mit solch sanfter Stimme, dass selbst Eisberge schmelzen würden. Langsam öffnete ich meine Augen und sah ihn an.
Unter seinem grauen Umhang, den er sich wieder angelegt hatte, kamen seine Muskeln leicht zum Vorschein. Sein Gesicht war angespannt und es lag unendlich viel Sorge in seinem Blick, mit dem er mich betrachtete.
Ich lächelte ihn an, um ihm zu verstehen zu geben, dass es nicht so schlimm war, wie es auszusehen schien.
„Demetri“, antwortete ich, meine Stimme ein einziger Hauch, der mit dem Winde davongetragen wurde.
Er lächelte gezwungen und ließ sich neben mir ins Gras sinken. Sein Blick wandte er keine Sekunde von mir ab. Er war im Begriff etwas zu sagen, doch ich legte einen meiner weißen Finger auf seine Lippen.
„Sag nichts, bitte. Ich werde dir all deine Fragen beantworten, aber nicht jetzt. Ich brauche ein wenig Zeit. Lass sie mir“, flehte ich leise.
Demetri blickte mich ein wenig verwirrt an, vielleicht wusste er nicht, was geschehen war, aber ich würde es ihm auch nicht sagen, noch nicht. Schließlich nickte er und schloss mich in seine Arme.
„Natürlich“, sagte er dann leise.
Wie lange wir schon in der Sonne lagen wusste ich nicht. Es musste um die Mittagszeit herum sein, denn die Sonne stand hoch am Himmel. Unentwegt strich mir Demetri über mein Haar. Schließlich fasste ich den Mut, mich zu ihm umzudrehen. Ich rückte ein kleines Stück von ihm ab, um ihn besser ansehen zu können.
„Du wolltest vorhin etwas sagen?!“, fragte ich ihn leise.
Er nickte stumm. Dann holte er Luft und fing an zu sprechen.
„Als Aro in die Halle kam waren wir schon alle versammelt. Allein an seiner Miene wusste ich, dass etwas geschehen war.
Alle begegneten ihm und Afton“, er sprach den Namen voller Verachtung aus, „mit tiefer Ehrerbietung. Wir spielten unsere Rolle gut, doch ich hätte ihnen am liebsten ihre Köpfe vom Leib gerissen. Als Santiago dann sagte, dass du wieder da wärst, erkannte ich an dem Ausdruck von Aros Augen, dass er es schon wusste. Stolz hat er uns erzählt, wie er dich gequält habe und dich so weit hätte, das er die Informationen bekommen würde, die er bräuchte. Doch mehr hat er nicht gesagt. Ich habe Höllenqualen gelitten, als du nicht zurückkamst.
Zwar wusste ich, dass du lebst, aber ich hatte keine Ahnung was sie mit dir getan haben. Lily, sag mir was sie dir angetan haben und ich bringe sie um.“
Jede Faser seines Körpers war angespannt, bereit zu kämpfen und mich zu beschützen. Ich versuchte derweil meinen Hass zu züngeln, der wieder in mir aufflammte. Natürlich hatte Aro mit keinem Wort erwähnt, was er wirklich getan hatte, oder dass er versagt hatte.
Aro wusste nur zu genau, dass ich ihm um nichts auf der Welt etwas verraten würde. Wir müssten so schnell wie möglich handeln, sonst würde er uns die ganze Wache auf den Hals hetzen.
Ich hob eine Hand und strich sanft über Demetris Schulter. Erst jetzt merkte ich, dass mein ganzer Körper zitterte.
„Er hat mir nichts getan“, brachte ich mit zitternder Stimme heraus. Ich musste mich beherrschen, damit ich nicht wieder die Kontrolle über meine Gaben verlor. Um keinen Preis wollte ich jetzt schwach werden und womöglich Demetri verletzen.
„Er hatte meine Schwester gefunden und mitgenommen. Sie war von Narben entstellt und verängstigt. Afton hatte sie gequält, jedenfalls sah sie so aus. Aro hat mir gedroht ihr etwas anzutun, wenn ich nicht mit ihm mitkäme. Also bin ich ihm in ein altes Kellergewölbe gefolgt.
Wir waren in einer Art Hochsicherheitszelle angekommen. Afton hat meine Schwester aufs schlimmste zugerichtet und ich stand nur wenige Meter daneben und musste alles stumm ertragen. Ich konnte ihr nicht helfen, das war das schlimmste. Und Aro war sich dessen bewusst.
Er sagte mir ich solle ihm alles verraten, doch ich hielt daran fest, nichts getan zu haben. Schließlich hat Aro ihr den tödlichen Schlag gegeben und sie bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt und sie einfach tot dort liegen lassen. Er hat mir auf die schlimmste Art und Weise demonstriert, wie viel Macht er hat. Er wird nicht ruhen, bis er alles weiß“, beendete ich meinen Vortrag. Zu meiner eigenen Verwunderung war meine Stimme fest gewesen.
Demetri sog scharf die Luft ein. Ihm war seine Wut deutlich anzusehen.
„Wenn ich dieses Schwein in die Finger bekomme...ich reiße ihm all seine Gliedmaßen einzeln aus. Er soll erfahren was es heißt zu leiden!“ Demetri knurrte die letzten Worte und ich spürte seine Unruhe.
„Bitte, beruhige dich. Er wird seine gerechte Strafe bekommen, dafür werden wir sorgen, aber wir müssen warten.
Wenn wir weiterleben wollen, dann flehe ich dich an, warte. Wir werden schon bald unsere Rache bekommen.“ Ich erwähnte das Gespräch mit Afton bewusst nicht, er sollte nicht noch mehr gereizt werden.
Ich ließ ihm Zeit alles zu verdauen und schaute an den Himmel. Die glühende Mittagshitze sorgte dafür, dass kein einziger Vogel am Himmel zu sehen war. Kein Lüftchen wehte und der Himmel war strahlend blau, ohne eine Wolke. Als Mensch hatte ich bei solch schönem Wetter immer meine Badesachen gepackt und war mit meinen Freunden an irgendeinen See gefahren. Wie lange war das jetzt schon her?
Ich war wieder dabei in meine alltägliche Melancholie zu verfallen, als etwas am Horizont meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Es war zu weit weg, um zu erkennen was es war, aber es bewegte sich rasend schnell auf uns zu.
Die Luft darum herum flimmerte ungewöhnlich hell. Es war, als ob es –was auch immer das war – sich im Nichts bewegte.
Einige Sekunden später wusste ich auch was es war, das die Elemente in Aufruhr versetzte.
Es war ein kleiner Wirbelsturm, für das menschliche Auge kaum zu erkennen. Ich wusste sofort, von wem er kam.
Es war ein künstlicher Wirbelsturm, von Benjamin gesandt.
Aber den Sinn verstand ich nicht.
Der Wirbelsturm kam auf mich zugefegt und umspielte meine Haare, als ich auch erfuhr, warum Benjamin mir einen solchen Gruß geschickt hatte.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Kapitel 60: Ein interessanter Gruß
Der Wirbelsturm vergrößerte sich und umschloss meinen Körper. Ich rührte mich nicht, sondern betrachtete das Naturschauspiel wie gebannt. Als der Wind mich gänzlich gefangen hatte, erklang die beruhigend sanfte Stimme Benjamins.
Ich habe dir diesen Gruß gesandt Lily, weil wir nicht wissen, was mit dir geschehen ist.
Alice hat gesehen, was Aro und Afton deiner Schwester angetan haben. Wir möchten, dass du weißt, dass du unser tiefstes Beileid hast.
Alice sah, dass Aro deine Schwester zurücklassen würde, aber nicht, was mit dir geschehen würde.
Natürlich hoffen wir, dass es dir gut geht und du alles heil überstanden hast.
Seine Stimme klang weit entfernt und war kaum zu verstehen. Demetri blickte mich panisch an, bereit mir zu helfen.
Doch ich schüttelte nur den Kopf.
‚Alles okay’, formte ich stumm mit meinen Lippen. Daraufhin ließ er sich wieder ins Gras sinken, aus dem er sich erhoben hatte und wartete.
Ich lauschte weiter Benjamins Worten.
Wir hielten es zu riskant, dich anzurufen oder gar jemanden zu schicken. Deswegen sagte ich ihnen, ich hätte eine Methode, die man als sicher bezeichnen könnte.
Egal wo du bist, diese Nachricht würde dich erreichen und nur für dich zu hören sein. Sie vertrauten auf mein Urteil und sagten mir, was ich dir berichten sollte.
Lily, wir sind alle unruhig und wollen wissen was geschehen wird, jetzt, wo Aro wieder da ist. Falls du die Möglichkeit dazu hast, ruf bitte einen von uns an, oder gib irgendein Zeichen von dir, dass du lebst. Wir müssen wissen, was wir tun sollen. Ich hoffe du bist unserer Meinung, wenn wir sagen, dass der entscheidende Kampf bald vollzogen werden muss.
In diesem Punkt war ich wirklich einer Meinung mit meinen Freunden. Ich hatte sowieso vorgehabt sie bald zu benachrichtigen, dass der entscheidende Kampf bald eintreten würde. Ich konnte nur hoffen, dass alles innerhalb von 72 Stunden in die Wege geleitet wäre, denn sonst hätte ich die gesamte Wache am Hals.
Das war alles was wir dir zu berichten haben. Ich soll dir noch von allen – und besonders von Jasper, Paul und mir – ausrichten, dass wir dich vermissen. Ich persönlich hoffe inständig, dass du gut umsorgt wirst.
Ach ja, ich werde dir diese Methode des Nachrichtenüberbringens bei Gelegenheit zeigen.
In der stetigen Hoffnung, dass du wohlauf bist.
Benjamin
Ich war gerührt von seinen Worten, weil sie sich alle so reizend um mich sorgten. Kaum war die letzte Silbe verklungen verflüchtigte sich der Wind und stob in alle Himmelsrichtungen davon.
Wie hypnotisiert starrte ich einem Windhauch hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war.
„Wow. Was war das?“ Demetris Staunen riss mich aus meinen Gedanken.
Ich lächelte ihn an. Benjamin hatte recht gehabt. Die Nachricht war wirklich nur an meine Ohren gedrungen.
Schnell schilderte ich Demetri, was Benjamin mir erzählt hatte und beobachtete jede seiner Gefühlsregungen. Seine Gesichtszüge wechselten zwischen Verwunderung und Wut hin und her. Es war zwar nicht zum lachen, aber ich konnte nicht anders, als ein leises Kichern über meine Lippen wandern zu lassen.
Demetri schaute mich ein bisschen böse an, ehe er mich in seine starken Arme schloss und sich mit mir ins Gras legte.
Ich sog seinen würzig-süßen Geruch durch meine Nase ein und ließ ihn mir auf der Zunge zergehen. Einen kurzen Augenblick verharrte ich dort mit ihm im Gras liegend, als ich schließlich aufstand.
„Komm, ich hab noch was zu erledigen“, sagte ich, als Antwort auf seine unausgesprochene Frage.
Er ergriff meine ausgestreckte Hand und zog sich daran hoch. Sofort lief ich los in dem Wissen, dass er mir folgte.
Als ich schließlich vor der hohen Mauer stand, die den Schlossgarten einschloss, zögerte ich eine Sekunde.
Doch dann ging ich entschlossen in die Hocke und sprang darüber.
Ohne ein Geräusch zu machen, landete ich sanft wie eine Katze auf der Erde. Suchend schaute ich mich um. Ich versuchte zu erkennen, ob ich beobachtet wurde. Doch keiner der Menschen, die vereinzelt durch die dunkle Gasse schlenderten, beachtete mich, eine kleine Gestalt, fast gänzlich mit dem Schatten verschmolzen.
Ein leises Rascheln, für das menschliche Ohr nicht wahrzunehmen, ließ mich neben mich blicken. Dort stand Demetri und klopfte sich den Staub von seinem grauen Umhang.
„Was gedenket Ihr zu tun, holde Maid?“, fragte er schmunzelnd „jetzt wo die Sonne auf Euer Haupt zu scheinen vermag, solltet ihr aus dem Schatten treten“
Ich grinste ihn an. „Nun, Knappe. Ich gedenke mich bloß in der Sicherheit des Schattens aufzuhalten“, sagte ich und verschwand in der Dunkelheit.
Leise Schritte hinter mir verrieten, dass Demetri mir auf dem Fuß folgte.
Ich bewegte mich ungesehen an den Häuserwänden entlang, bis ich vor der Stadtmauer stand.
Unschlüssig stand ich vor der 5 Meter hohen Steinwand, die mir den Weg nach draußen versperrte. Theoretisch konnte ich darüber springen, aber das Risiko, dass ich gesehen werden würde, war mir dann doch zu hoch.
Mit einem Achselzucken wandte ich mich von der Mauer ab und ließ meinen Blick über den Boden huschen. Nach kurzer Zeit fand ich wonach ich suchte. Ein verborgener Gullydeckel.
Ich hob ihn an und verschwand in der gähnenden Dunkelheit. Ich wartete nicht, dass Demetri hinter mir her kam, denn ich hörte bereits das Scharren des Deckels, wie er wieder in seine Einlassung geschoben wurde.
Mit leisen Schritten folgte ich dem gewundenen Pfad hinaus aus der Stadt.
Nach weniger als 5 Minuten erreichte ich das Ende einer Treppe. Wir waren an dem Aufgang des alten Tempels, unweit von der Stadt entfernt, angekommen.
Entschlossen schritt ich hinauf. An einer Falltür machte ich Halt und lauschte, ob am anderen Ende etwas zu hören war.
Als ich mir sicher war, dass keiner dort war, drückte ich die Tür auf und kletterte aus dem kleinen Loch.
Ich verschwendete keine Zeit darauf, mir alles anzusehen. Es genügte mir zu wissen, dass wir allein waren.
Demetri schloss schon die Falltür und wartete auf eine Reaktion meinerseits.
Ich kramte mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte die Nummer der Cullens. Von stetigen Tuten, welches aus dem Handy an mein Ohr drag begleitet, bestaunte ich nun doch die Verzierungen des kleinen Gotteshauses.
Ich hatte zwar seit meinem Dasein als Vampir nicht wirklich an Gott geglaubt, aber die Vorstellung, dass es eine übersinnlichte Kraft gab, die über allem wachte ließ mich nicht los.
An den Wänden des Tempels hingen Wandteppiche, die einmal in wunderschönen Farben geschimmert haben mussten.
Doch jetzt waren ihre Farben verblichen und der Stoff zerlöchert. Man konnte die verschiedenen Abbilder nicht mehr erkennen.
Ich schaute mich weiter um. Die hohen Marmorsäulen die das Gebäude stützten, waren an einigen Stellen abgebrochen und machten auch sonst einen unsicheren Eindruck.
Doch ich störte mich daran nicht weiter. Würde das Gebäude einbrechen, so könnte ich mich mühelos daraus befreien und hätte noch nicht einmal einen einzigen Kratzer.
Endlich nahm jemand an der anderen Leitung ab. Die vertraute Stimme ließ mich aufatmen. Es war Kate.
„Hey Kate. Ich hoffe euch geht es gut. Hier ist Lily“, begrüßte ich sie.
Im Hintergrund hörte ich alle Anwesenden erleichtert seufzen.
„Also ich habe Benjamins...Nachricht bekommen und muss euch erst mal erzählen was passiert ist. Kannst du mal auf Laut stellen?“
„Klar“, ertönte ihre glockenhelle Stimme, die meine Sinne wie eine zarte Berührung liebkoste.
Als ich das Klicken der Freisprechanlage hörte begann ich zu erzählen. Ich berichtete ihnen alles, was Aro und Afton mir angetan hatten.
Ich sprach in einem bemüht lässigen Ton.
„Wir können den Kampf nicht länger aufschieben wie ihr richtig gesagt habt. Am besten ist es, wenn ihr so bald wie möglich kommt. Ich werde nur noch Caius und den Rest einweihen und dann müsste alles geregelt sein“, beendete ich meinen Vortrag.
Ich stellte ebenfalls auf Laut und legte mein Telefon auf eine der Holzbänke ab. Dann schritt ich nervös im Raum herum.
„Gut“, das war Jasper „Gib uns 48 Stunden und wir werden da sein. Jagt alle noch einmal. Wo sollen wir hinkommen?“
„Am besten...“ ich schaute fragend zu Demetri. Er deutete auf den Boden. Ich verstand „...kommt ihr in den Tempel, nahe der Stadt. Er ist in der Mitte eines kleinen Waldes. Dort werden wir geschützt sein.“
„Gut. Wir werden da sein. Bis dann, Lily. Demetri“, verabschiedete sich Jasper und unterbrach die Verbindung.
Mit einem Nicken klappte ich mein Handy zu und ging zu Demetri.
„Es wird bald soweit sein. Es ist nicht zu verhindern. Ich liebe dich“, sagte er voller Inbrunst und küsste mich.
Der Kuss brannte auf meinen Lippen wie ein Feuer. Aber es war wunderschön. In mir schien alles zu explodieren und ich verlor mich in diesem einzigen Kuss.
Hand in Hand verließen wir die Kapelle wieder durch die Falltür und gingen zurück zum Schloss.
Dorthin, wo bald alles sein Ende finden würde.
Der Wirbelsturm vergrößerte sich und umschloss meinen Körper. Ich rührte mich nicht, sondern betrachtete das Naturschauspiel wie gebannt. Als der Wind mich gänzlich gefangen hatte, erklang die beruhigend sanfte Stimme Benjamins.
Ich habe dir diesen Gruß gesandt Lily, weil wir nicht wissen, was mit dir geschehen ist.
Alice hat gesehen, was Aro und Afton deiner Schwester angetan haben. Wir möchten, dass du weißt, dass du unser tiefstes Beileid hast.
Alice sah, dass Aro deine Schwester zurücklassen würde, aber nicht, was mit dir geschehen würde.
Natürlich hoffen wir, dass es dir gut geht und du alles heil überstanden hast.
Seine Stimme klang weit entfernt und war kaum zu verstehen. Demetri blickte mich panisch an, bereit mir zu helfen.
Doch ich schüttelte nur den Kopf.
‚Alles okay’, formte ich stumm mit meinen Lippen. Daraufhin ließ er sich wieder ins Gras sinken, aus dem er sich erhoben hatte und wartete.
Ich lauschte weiter Benjamins Worten.
Wir hielten es zu riskant, dich anzurufen oder gar jemanden zu schicken. Deswegen sagte ich ihnen, ich hätte eine Methode, die man als sicher bezeichnen könnte.
Egal wo du bist, diese Nachricht würde dich erreichen und nur für dich zu hören sein. Sie vertrauten auf mein Urteil und sagten mir, was ich dir berichten sollte.
Lily, wir sind alle unruhig und wollen wissen was geschehen wird, jetzt, wo Aro wieder da ist. Falls du die Möglichkeit dazu hast, ruf bitte einen von uns an, oder gib irgendein Zeichen von dir, dass du lebst. Wir müssen wissen, was wir tun sollen. Ich hoffe du bist unserer Meinung, wenn wir sagen, dass der entscheidende Kampf bald vollzogen werden muss.
In diesem Punkt war ich wirklich einer Meinung mit meinen Freunden. Ich hatte sowieso vorgehabt sie bald zu benachrichtigen, dass der entscheidende Kampf bald eintreten würde. Ich konnte nur hoffen, dass alles innerhalb von 72 Stunden in die Wege geleitet wäre, denn sonst hätte ich die gesamte Wache am Hals.
Das war alles was wir dir zu berichten haben. Ich soll dir noch von allen – und besonders von Jasper, Paul und mir – ausrichten, dass wir dich vermissen. Ich persönlich hoffe inständig, dass du gut umsorgt wirst.
Ach ja, ich werde dir diese Methode des Nachrichtenüberbringens bei Gelegenheit zeigen.
In der stetigen Hoffnung, dass du wohlauf bist.
Benjamin
Ich war gerührt von seinen Worten, weil sie sich alle so reizend um mich sorgten. Kaum war die letzte Silbe verklungen verflüchtigte sich der Wind und stob in alle Himmelsrichtungen davon.
Wie hypnotisiert starrte ich einem Windhauch hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war.
„Wow. Was war das?“ Demetris Staunen riss mich aus meinen Gedanken.
Ich lächelte ihn an. Benjamin hatte recht gehabt. Die Nachricht war wirklich nur an meine Ohren gedrungen.
Schnell schilderte ich Demetri, was Benjamin mir erzählt hatte und beobachtete jede seiner Gefühlsregungen. Seine Gesichtszüge wechselten zwischen Verwunderung und Wut hin und her. Es war zwar nicht zum lachen, aber ich konnte nicht anders, als ein leises Kichern über meine Lippen wandern zu lassen.
Demetri schaute mich ein bisschen böse an, ehe er mich in seine starken Arme schloss und sich mit mir ins Gras legte.
Ich sog seinen würzig-süßen Geruch durch meine Nase ein und ließ ihn mir auf der Zunge zergehen. Einen kurzen Augenblick verharrte ich dort mit ihm im Gras liegend, als ich schließlich aufstand.
„Komm, ich hab noch was zu erledigen“, sagte ich, als Antwort auf seine unausgesprochene Frage.
Er ergriff meine ausgestreckte Hand und zog sich daran hoch. Sofort lief ich los in dem Wissen, dass er mir folgte.
Als ich schließlich vor der hohen Mauer stand, die den Schlossgarten einschloss, zögerte ich eine Sekunde.
Doch dann ging ich entschlossen in die Hocke und sprang darüber.
Ohne ein Geräusch zu machen, landete ich sanft wie eine Katze auf der Erde. Suchend schaute ich mich um. Ich versuchte zu erkennen, ob ich beobachtet wurde. Doch keiner der Menschen, die vereinzelt durch die dunkle Gasse schlenderten, beachtete mich, eine kleine Gestalt, fast gänzlich mit dem Schatten verschmolzen.
Ein leises Rascheln, für das menschliche Ohr nicht wahrzunehmen, ließ mich neben mich blicken. Dort stand Demetri und klopfte sich den Staub von seinem grauen Umhang.
„Was gedenket Ihr zu tun, holde Maid?“, fragte er schmunzelnd „jetzt wo die Sonne auf Euer Haupt zu scheinen vermag, solltet ihr aus dem Schatten treten“
Ich grinste ihn an. „Nun, Knappe. Ich gedenke mich bloß in der Sicherheit des Schattens aufzuhalten“, sagte ich und verschwand in der Dunkelheit.
Leise Schritte hinter mir verrieten, dass Demetri mir auf dem Fuß folgte.
Ich bewegte mich ungesehen an den Häuserwänden entlang, bis ich vor der Stadtmauer stand.
Unschlüssig stand ich vor der 5 Meter hohen Steinwand, die mir den Weg nach draußen versperrte. Theoretisch konnte ich darüber springen, aber das Risiko, dass ich gesehen werden würde, war mir dann doch zu hoch.
Mit einem Achselzucken wandte ich mich von der Mauer ab und ließ meinen Blick über den Boden huschen. Nach kurzer Zeit fand ich wonach ich suchte. Ein verborgener Gullydeckel.
Ich hob ihn an und verschwand in der gähnenden Dunkelheit. Ich wartete nicht, dass Demetri hinter mir her kam, denn ich hörte bereits das Scharren des Deckels, wie er wieder in seine Einlassung geschoben wurde.
Mit leisen Schritten folgte ich dem gewundenen Pfad hinaus aus der Stadt.
Nach weniger als 5 Minuten erreichte ich das Ende einer Treppe. Wir waren an dem Aufgang des alten Tempels, unweit von der Stadt entfernt, angekommen.
Entschlossen schritt ich hinauf. An einer Falltür machte ich Halt und lauschte, ob am anderen Ende etwas zu hören war.
Als ich mir sicher war, dass keiner dort war, drückte ich die Tür auf und kletterte aus dem kleinen Loch.
Ich verschwendete keine Zeit darauf, mir alles anzusehen. Es genügte mir zu wissen, dass wir allein waren.
Demetri schloss schon die Falltür und wartete auf eine Reaktion meinerseits.
Ich kramte mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte die Nummer der Cullens. Von stetigen Tuten, welches aus dem Handy an mein Ohr drag begleitet, bestaunte ich nun doch die Verzierungen des kleinen Gotteshauses.
Ich hatte zwar seit meinem Dasein als Vampir nicht wirklich an Gott geglaubt, aber die Vorstellung, dass es eine übersinnlichte Kraft gab, die über allem wachte ließ mich nicht los.
An den Wänden des Tempels hingen Wandteppiche, die einmal in wunderschönen Farben geschimmert haben mussten.
Doch jetzt waren ihre Farben verblichen und der Stoff zerlöchert. Man konnte die verschiedenen Abbilder nicht mehr erkennen.
Ich schaute mich weiter um. Die hohen Marmorsäulen die das Gebäude stützten, waren an einigen Stellen abgebrochen und machten auch sonst einen unsicheren Eindruck.
Doch ich störte mich daran nicht weiter. Würde das Gebäude einbrechen, so könnte ich mich mühelos daraus befreien und hätte noch nicht einmal einen einzigen Kratzer.
Endlich nahm jemand an der anderen Leitung ab. Die vertraute Stimme ließ mich aufatmen. Es war Kate.
„Hey Kate. Ich hoffe euch geht es gut. Hier ist Lily“, begrüßte ich sie.
Im Hintergrund hörte ich alle Anwesenden erleichtert seufzen.
„Also ich habe Benjamins...Nachricht bekommen und muss euch erst mal erzählen was passiert ist. Kannst du mal auf Laut stellen?“
„Klar“, ertönte ihre glockenhelle Stimme, die meine Sinne wie eine zarte Berührung liebkoste.
Als ich das Klicken der Freisprechanlage hörte begann ich zu erzählen. Ich berichtete ihnen alles, was Aro und Afton mir angetan hatten.
Ich sprach in einem bemüht lässigen Ton.
„Wir können den Kampf nicht länger aufschieben wie ihr richtig gesagt habt. Am besten ist es, wenn ihr so bald wie möglich kommt. Ich werde nur noch Caius und den Rest einweihen und dann müsste alles geregelt sein“, beendete ich meinen Vortrag.
Ich stellte ebenfalls auf Laut und legte mein Telefon auf eine der Holzbänke ab. Dann schritt ich nervös im Raum herum.
„Gut“, das war Jasper „Gib uns 48 Stunden und wir werden da sein. Jagt alle noch einmal. Wo sollen wir hinkommen?“
„Am besten...“ ich schaute fragend zu Demetri. Er deutete auf den Boden. Ich verstand „...kommt ihr in den Tempel, nahe der Stadt. Er ist in der Mitte eines kleinen Waldes. Dort werden wir geschützt sein.“
„Gut. Wir werden da sein. Bis dann, Lily. Demetri“, verabschiedete sich Jasper und unterbrach die Verbindung.
Mit einem Nicken klappte ich mein Handy zu und ging zu Demetri.
„Es wird bald soweit sein. Es ist nicht zu verhindern. Ich liebe dich“, sagte er voller Inbrunst und küsste mich.
Der Kuss brannte auf meinen Lippen wie ein Feuer. Aber es war wunderschön. In mir schien alles zu explodieren und ich verlor mich in diesem einzigen Kuss.
Hand in Hand verließen wir die Kapelle wieder durch die Falltür und gingen zurück zum Schloss.
Dorthin, wo bald alles sein Ende finden würde.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Kapitel 61: Erklärungen gesucht
Als wir schließlich wieder im Schloss angekommen waren, ließ ich mich seufzend auf dem erstbesten Sessel nieder.
Immer noch waren alle Fenster abgedunkelt, sodass kein einziger Sonnenstrahl ins Innere des Schlosses drang. Was das für einen Sinn hatte, wusste ich bis jetzt nicht. Ich machte mir Gedanken darüber, wie ich – wie wir – diesen Kampf lebend überstehen sollten.
Ich hatte Demetri erst wiedergefunden, sollte ich ihn da schon verlieren? Ich blickte an die Zimmerdecke, die für menschliche Augen nicht mehr zu erkennen war. Die Marmorkacheln, aus denen die Decke bestand, waren mit seltsamen Mustern in den verschiedensten Farben verziert.
Demetri setzte sich neben mich auf das schwarze Sofa. Vorsichtig strich er mir über meinen Arm. Ich wandte ihm meinen Blick zu und schaute in seine Augen. In ihnen fand ich nur unendliche Sorge um mich.
Wir saßen eine lange Zeit dort in der Halle, sodass ich nicht bemerkte, wie ein anderer Vampir neben uns trat. Erst als ein deutlich ungeduldiges Räuspern neben mir erklang, merkte ich, dass Santiago bei uns war. Er grinste mich unter seinem Umhang bedrohlich an.
In seinen Augen leuchtete die Freude, Freude darüber, was gleich mit mir passieren würde.
„Reife Leistung“, lobte er mich mit beißend sarkastischem Unterton in der dunkeln Stimme. Ich hatte ihn noch nie wirklich sprechen gehört. Seine Stimme war rau und wirkte bedrohlich. Ich hielt es nicht für möglich, aber als er weiter sprach senkte sich seine Stimme noch mehr.
„Aro so zu verärgern, dass er dich foltert, sodass du dich einen Tag lang nicht blicken lässt.“ Er pfiff durch seine makellos weißen Zähne.
Sein Blick durchbohrte mich, als ob er darauf wartete, dass ich schreiend davonrenne. Doch ich hielt ihm, mit einem ebenso tödlichen Blick, stand.
„Du willst mir doch nicht nur gratulieren. Also, was willst du wirklich, Santiago?“, fragte ich mit schneidender Stimme.
Ich stand von der weichen Couch auf, sodass ich mit Santiago auf gleicher Höhe war. Auch Demetri erhob sich und legte unmerklich seine Hand auf meinen Rücken.
„Nun. Aro hat bemerkt, dass du wieder bei Bewusstsein bist. Also hat er mich beauftragt dich zu ihm zu bringen“, sagte er in betont lässigem Ton. Ich kochte innerlich vor Wut. Wie konnte dieser alte Sack es wagen...
Zähneknirschend verschränkte ich die Arme vor meiner Brust. Ich war nicht gewillt mit ihm mitzugehen und mich vor der ganzen Wache foltern lassen.
An meiner Seite warf mir Demetri einen unruhigen Blick zu. In seinen Gedanken sah ich, dass er bereit wäre, Santiago auszuschalten.
Er war – neben Felix – immer noch der beste Kämpfer der Volturi. Ich schüttelte nur unmerklich den Kopf, wandte meinen Blick jedoch nicht von Santiago ab.
„Komm mit oder Aro wird deinen Tod in die Wege leiten“, sagte dieser nun, als ich keine Anstalten machte, mit ihm zu gehen.
Ich verdrehte unbemerkt die Augen und folgte ihm – mit Demetri an meiner Seite – in die große Halle. Aro würde seine Drohung niemals wahr machen, er wollte doch unbedingt wissen, was ich vorhatte. Wie die Ironie des Schicksals es wollte, würde er es schneller erfahren als ihm lieb sein mochte. Doch ich wollte vor dem niederen Mitglied der Wache, der mich gerade zu seinem Meister führte, nicht den Anschein erwecken, dass ich mehr wusste.
Als Santiago mit uns vor der mir nur allzu vertrauten Holztüre angelangt war, hielt er kurz inne. Wie oft hatte ich hier schon gestanden und gewartet, dass mir Einlass gewährt wurde? Damals hatte ich darauf gehofft, meinen Namen aus dem Mund des großen Anführers zu hören, den ich verehrt hatte. Jetzt wollte ich am liebste, dass die Tür für immer verschlossen blieb. Doch es war keine Angst, die meine Beine von hier wegbewegen wollte, sondern die reine Wut, die ich um keinen Preis vor allen entblößen wollte.
Santiago drehte dich zu mir um und bedeutete mir einzutreten. Als Demetri mir zu folgen versuchte, wurde er von Santiago zurückgehalten.
Mit einem überlegenen Grinsen zog er meinen Seelenverwandten an die Seite.
Vielleicht war es besser, dass er es nicht mit ansehen musste, was auch immer jetzt geschehen würde.
Mit einem leichten Drücken schwang die Tür auf. Mit zielstrebigen schritten und einem emotionslosen und doch entschlossenen Blick ging ich auf Aro zu. Er saß mit selbstgefälligem Gesichtsausdruck auf seinem Thron. Neben ihm standen – in dunkelgrauen Umhängen – Jane und Renata. Seine neuen Leibwächter – neben Afton – wie ich vermutete. Früher konnte ich Renata immer gut leiden, ja sie war mir schon fast eine Freundin gewesen. Doch wie ich sie jetzt sah, mit ebenso hasserfülltem Blick wie Jane, zweifelte ich nicht daran, dass auch sie sich gegen mich gestellt hatte.
Abgesehen von den zwei Leibwächterinnen und Aro, befand sich niemand in der Halle. Ich ging geradewegs auf ihn zu.
Meine Haare wehten im Winde, der durch die Nischen der Wände pfiff. Ich war vollkommen in schwarz gekleidet, sodass ich noch blasser aussah, als ich ohnehin schon war. Meine roten Augen glühten in der Dunkelheit und waren direkt auf Aros milchige Augen geheftet.
‚Sieht aus wie der Teufel persönlich’, schwirrte es in Renatas Gedanken herum.
Ich blieb unbeeindruckt von ihrer Angst, sowie von Janes gehässigen Gedanken. 10 Meter von Aro entfernt blieb ich sehen und schaute ihn herausfordernd an. Was wollte er mit zwei Wachen gegen mich ausrichten? Genervt verdrehte ich die Augen und verschränkte wieder die Arme vor der Brust. Ich würde nicht die Erste sein, die das Schweigen brach.
Mit einem diabolischen Grinsen auf den Lippen lachte Aro laut auf. Schallend hallte es tausendfach von den Wänden wider und dröhnte in meinem Kopf.
„Lily“, sagte er mit leicht sarkastischem Unterton. „wie schön, dass du meinen Anweisungen Folge leistest. Also darf ich darauf schließen, dass du den Volturi immer noch treu ergeben bist?“
Gut, dann würde ich das Spiel mitspielen...
„Ich habe dir gegenüber nie behauptet, dass ich mich von ihnen abgewandt habe, soweit ich mich entsinnen kann“, antwortete ich zuckersüß.
Aro schien den Wink nicht verstanden zu haben, sondern nickte nur zufrieden. Ich hatte seine Frage nicht beantwortet, doch das schien er nicht bemerkt zu haben.
„Dann war es also bloß deine Wut, die dich dazu brachte, so zu handeln?!“, fragte er weiter und versuchte mir ein falsches Wort zu entlocken.
Doch auch jetzt hatte ich eine Antwort parat.
„Wut bringt die Leute dazu sich zu vergessen“
Ich hatte immer noch ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Mit dieser Methode würde er aus mir nichts herausbekommen, wie man sah.
Aro schien das auch zu begreifen, denn seine Miene wirkte nicht mehr so überlegen.
„Nun gut, das wollte ich nur wissen. Du kannst gehen!“, sagte er schließlich.
Ich nickte ihm einmal zu und verließ dann mit zufriedener Miene den Saal.
Draußen angekommen fielen Santiago fast die Augen aus den Kopf. Er war überrascht, dass ich ohne weiteres dort herausgekommen war.
Ich ließ ihn stehen und ging mit Demetri in Richtung seines Zimmers. Ich hatte noch einen Tag Zeit, um meine Freunde über den Plan zu unterrichten und auch noch jagen zu gehen.
Mit normaler Vampirgeschwindigkeit liefen wir die Gänge entlang. Hin und wieder begegneten wir einem der Volturi, doch keiner von ihnen würdigte uns eines Blickes.
Als wir endlich in dem kleinen, behaglichen Zimmer angekommen waren knallte ich die Tür zu.
„Was zum...“, setzte Demetri an, doch ich brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen.
„Du holst Alec, Felix und Chelsea. Ich gehe mich auf die Suche nach Caius und Marcus machen. Bring sie hierher und ich erkläre dir alles, okay?“
Er nickte einmal und wollte schon wieder gehen, als ich ihn am Arm packte und zu mir umdrehte.
Ich legte meine Lippen auf seine und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Demetri nahm mich in seine Arme und erwiderte ihn mit aller Liebe, die ihm zur Verfügung stand.
„Ich liebe dich“, sagte ich leise, als wir uns voneinander gelöst hatten.
„Ich liebe dich auch. Und egal was geschehen wird, ich werde dich ewig lieben, das sei dir versichert“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Ich wartete einige Sekunden und machte mich dann auch auf den Weg, um Caius und Marcus zu suchen.
Als wir schließlich wieder im Schloss angekommen waren, ließ ich mich seufzend auf dem erstbesten Sessel nieder.
Immer noch waren alle Fenster abgedunkelt, sodass kein einziger Sonnenstrahl ins Innere des Schlosses drang. Was das für einen Sinn hatte, wusste ich bis jetzt nicht. Ich machte mir Gedanken darüber, wie ich – wie wir – diesen Kampf lebend überstehen sollten.
Ich hatte Demetri erst wiedergefunden, sollte ich ihn da schon verlieren? Ich blickte an die Zimmerdecke, die für menschliche Augen nicht mehr zu erkennen war. Die Marmorkacheln, aus denen die Decke bestand, waren mit seltsamen Mustern in den verschiedensten Farben verziert.
Demetri setzte sich neben mich auf das schwarze Sofa. Vorsichtig strich er mir über meinen Arm. Ich wandte ihm meinen Blick zu und schaute in seine Augen. In ihnen fand ich nur unendliche Sorge um mich.
Wir saßen eine lange Zeit dort in der Halle, sodass ich nicht bemerkte, wie ein anderer Vampir neben uns trat. Erst als ein deutlich ungeduldiges Räuspern neben mir erklang, merkte ich, dass Santiago bei uns war. Er grinste mich unter seinem Umhang bedrohlich an.
In seinen Augen leuchtete die Freude, Freude darüber, was gleich mit mir passieren würde.
„Reife Leistung“, lobte er mich mit beißend sarkastischem Unterton in der dunkeln Stimme. Ich hatte ihn noch nie wirklich sprechen gehört. Seine Stimme war rau und wirkte bedrohlich. Ich hielt es nicht für möglich, aber als er weiter sprach senkte sich seine Stimme noch mehr.
„Aro so zu verärgern, dass er dich foltert, sodass du dich einen Tag lang nicht blicken lässt.“ Er pfiff durch seine makellos weißen Zähne.
Sein Blick durchbohrte mich, als ob er darauf wartete, dass ich schreiend davonrenne. Doch ich hielt ihm, mit einem ebenso tödlichen Blick, stand.
„Du willst mir doch nicht nur gratulieren. Also, was willst du wirklich, Santiago?“, fragte ich mit schneidender Stimme.
Ich stand von der weichen Couch auf, sodass ich mit Santiago auf gleicher Höhe war. Auch Demetri erhob sich und legte unmerklich seine Hand auf meinen Rücken.
„Nun. Aro hat bemerkt, dass du wieder bei Bewusstsein bist. Also hat er mich beauftragt dich zu ihm zu bringen“, sagte er in betont lässigem Ton. Ich kochte innerlich vor Wut. Wie konnte dieser alte Sack es wagen...
Zähneknirschend verschränkte ich die Arme vor meiner Brust. Ich war nicht gewillt mit ihm mitzugehen und mich vor der ganzen Wache foltern lassen.
An meiner Seite warf mir Demetri einen unruhigen Blick zu. In seinen Gedanken sah ich, dass er bereit wäre, Santiago auszuschalten.
Er war – neben Felix – immer noch der beste Kämpfer der Volturi. Ich schüttelte nur unmerklich den Kopf, wandte meinen Blick jedoch nicht von Santiago ab.
„Komm mit oder Aro wird deinen Tod in die Wege leiten“, sagte dieser nun, als ich keine Anstalten machte, mit ihm zu gehen.
Ich verdrehte unbemerkt die Augen und folgte ihm – mit Demetri an meiner Seite – in die große Halle. Aro würde seine Drohung niemals wahr machen, er wollte doch unbedingt wissen, was ich vorhatte. Wie die Ironie des Schicksals es wollte, würde er es schneller erfahren als ihm lieb sein mochte. Doch ich wollte vor dem niederen Mitglied der Wache, der mich gerade zu seinem Meister führte, nicht den Anschein erwecken, dass ich mehr wusste.
Als Santiago mit uns vor der mir nur allzu vertrauten Holztüre angelangt war, hielt er kurz inne. Wie oft hatte ich hier schon gestanden und gewartet, dass mir Einlass gewährt wurde? Damals hatte ich darauf gehofft, meinen Namen aus dem Mund des großen Anführers zu hören, den ich verehrt hatte. Jetzt wollte ich am liebste, dass die Tür für immer verschlossen blieb. Doch es war keine Angst, die meine Beine von hier wegbewegen wollte, sondern die reine Wut, die ich um keinen Preis vor allen entblößen wollte.
Santiago drehte dich zu mir um und bedeutete mir einzutreten. Als Demetri mir zu folgen versuchte, wurde er von Santiago zurückgehalten.
Mit einem überlegenen Grinsen zog er meinen Seelenverwandten an die Seite.
Vielleicht war es besser, dass er es nicht mit ansehen musste, was auch immer jetzt geschehen würde.
Mit einem leichten Drücken schwang die Tür auf. Mit zielstrebigen schritten und einem emotionslosen und doch entschlossenen Blick ging ich auf Aro zu. Er saß mit selbstgefälligem Gesichtsausdruck auf seinem Thron. Neben ihm standen – in dunkelgrauen Umhängen – Jane und Renata. Seine neuen Leibwächter – neben Afton – wie ich vermutete. Früher konnte ich Renata immer gut leiden, ja sie war mir schon fast eine Freundin gewesen. Doch wie ich sie jetzt sah, mit ebenso hasserfülltem Blick wie Jane, zweifelte ich nicht daran, dass auch sie sich gegen mich gestellt hatte.
Abgesehen von den zwei Leibwächterinnen und Aro, befand sich niemand in der Halle. Ich ging geradewegs auf ihn zu.
Meine Haare wehten im Winde, der durch die Nischen der Wände pfiff. Ich war vollkommen in schwarz gekleidet, sodass ich noch blasser aussah, als ich ohnehin schon war. Meine roten Augen glühten in der Dunkelheit und waren direkt auf Aros milchige Augen geheftet.
‚Sieht aus wie der Teufel persönlich’, schwirrte es in Renatas Gedanken herum.
Ich blieb unbeeindruckt von ihrer Angst, sowie von Janes gehässigen Gedanken. 10 Meter von Aro entfernt blieb ich sehen und schaute ihn herausfordernd an. Was wollte er mit zwei Wachen gegen mich ausrichten? Genervt verdrehte ich die Augen und verschränkte wieder die Arme vor der Brust. Ich würde nicht die Erste sein, die das Schweigen brach.
Mit einem diabolischen Grinsen auf den Lippen lachte Aro laut auf. Schallend hallte es tausendfach von den Wänden wider und dröhnte in meinem Kopf.
„Lily“, sagte er mit leicht sarkastischem Unterton. „wie schön, dass du meinen Anweisungen Folge leistest. Also darf ich darauf schließen, dass du den Volturi immer noch treu ergeben bist?“
Gut, dann würde ich das Spiel mitspielen...
„Ich habe dir gegenüber nie behauptet, dass ich mich von ihnen abgewandt habe, soweit ich mich entsinnen kann“, antwortete ich zuckersüß.
Aro schien den Wink nicht verstanden zu haben, sondern nickte nur zufrieden. Ich hatte seine Frage nicht beantwortet, doch das schien er nicht bemerkt zu haben.
„Dann war es also bloß deine Wut, die dich dazu brachte, so zu handeln?!“, fragte er weiter und versuchte mir ein falsches Wort zu entlocken.
Doch auch jetzt hatte ich eine Antwort parat.
„Wut bringt die Leute dazu sich zu vergessen“
Ich hatte immer noch ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Mit dieser Methode würde er aus mir nichts herausbekommen, wie man sah.
Aro schien das auch zu begreifen, denn seine Miene wirkte nicht mehr so überlegen.
„Nun gut, das wollte ich nur wissen. Du kannst gehen!“, sagte er schließlich.
Ich nickte ihm einmal zu und verließ dann mit zufriedener Miene den Saal.
Draußen angekommen fielen Santiago fast die Augen aus den Kopf. Er war überrascht, dass ich ohne weiteres dort herausgekommen war.
Ich ließ ihn stehen und ging mit Demetri in Richtung seines Zimmers. Ich hatte noch einen Tag Zeit, um meine Freunde über den Plan zu unterrichten und auch noch jagen zu gehen.
Mit normaler Vampirgeschwindigkeit liefen wir die Gänge entlang. Hin und wieder begegneten wir einem der Volturi, doch keiner von ihnen würdigte uns eines Blickes.
Als wir endlich in dem kleinen, behaglichen Zimmer angekommen waren knallte ich die Tür zu.
„Was zum...“, setzte Demetri an, doch ich brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen.
„Du holst Alec, Felix und Chelsea. Ich gehe mich auf die Suche nach Caius und Marcus machen. Bring sie hierher und ich erkläre dir alles, okay?“
Er nickte einmal und wollte schon wieder gehen, als ich ihn am Arm packte und zu mir umdrehte.
Ich legte meine Lippen auf seine und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Demetri nahm mich in seine Arme und erwiderte ihn mit aller Liebe, die ihm zur Verfügung stand.
„Ich liebe dich“, sagte ich leise, als wir uns voneinander gelöst hatten.
„Ich liebe dich auch. Und egal was geschehen wird, ich werde dich ewig lieben, das sei dir versichert“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Ich wartete einige Sekunden und machte mich dann auch auf den Weg, um Caius und Marcus zu suchen.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Kapitel 62: Drei Urvampire und ein Mädchen
Zuerst wollte ich in Marcus’ Zimmer gehen. Als ich den Gang zu seinem Gemach hinunterlief, drang die Realität langsam zu mir durch.
Es könnte das letzte Mal sein, dass ich so durch diesen Gang lief. Das letzte Mal, dass ich durch dieses Schloss gehen konnte, ohne dass ich auf einen Angriff vorbereitet sein müsste. Mir wurde klar, dass schon bald nichts mehr so sein würde, wie es einst gewesen war.
Ich blickte mich noch ein letztes Mal um und prägte mir die verschiedenen Eindrücke ein. Jetzt stand ich genau vor den drei Bildern unserer Urahnen, die hoch über mir emporragten. Ihre Augen glühten dunkelrot und bedrohlich. Alle waren sie in weiße Umhänge gehüllt und bildeten so einen wunderbaren Kontrast zu den Nachtkulissen hinter ihnen. Jeder hatte einen anderen Hintergrund.
Der erste Ahne hatte blonde, schulterlange und glatte Haare. Er war groß gebaut und hatte einen unglaublich muskulösen Körper.
‚Wer sich auf solch einen Mann einlassen würde, könnte nicht lange überleben’, schoss es mir durch den Kopf.
Er strahlte eine atemberaubende Bedrohlichkeit aus, selbst wenn man ihn nur auf der Leinwand sah, die mit Holz umrahmt war.
Ich wollte nicht wissen, wie er zu Lebzeiten auf andere gewirkt hatte.
Hinter ihm erkannte man ein Dorf, welches in Flammen stand. Aus seinem Mund lief noch eine dünne Blutspur.
Ich schaute auf das mittlere Bild. Der Ahne, der dort abgebildet war, hatte schwarze, kurze Haare. Er hatte ein wunderschönes Gesicht und war zierlich gebaut. Er wäre der Traum aller Frauen gewesen. Man hätte sich in seinen Armen verlieren können, wenn nicht dieses unheimlich diabolische Grinsen gewesen wäre, welches sein Gesicht zierte. Trotz seiner kleinen, zerbrechlich wirkenden Statur war er nicht minder bedrohlich als sein Nebenmann. Was wohl auch an der Kulisse liegen mochte, die ihn umgab. Triumphierend thronte er auf einem Berg von toten, ausgesaugten Körpern. Verächtlich blickte er auf den Betrachter des Bildes hinunter – in dem Falle auf mich – was zweifellos absichtlich so gemalt worden war. In der rechten Hand hielt er ein zerbrochenes Holzkreuz und in seiner linken eine Knolle Knoblauch.
Er widerlegte die Mythen, die schon immer unter den Menschen weilten. Sie erzählten sich, dass man mir einem Kreuz und Knoblauch einen Vampir vertreiben konnte und ihn vernichtete indem man ihm einen Holzpflock ins Herz rammte. Wir Vampire wussten natürlich, dass all dies nicht stimmte. Menschen konnten gegen Unseresgleichen rein gar nichts ausrichten.
Schließlich betrachtete ich das Bild mit dem letzten Urvampir darauf. Er hatte wallendes, weißes Haar, das ihm bis zur Hüfte reichte.
Sein Gesicht hatte einen herrschenden Ausdruck angenommen. Er war groß und schlank gebaut. Auch bei ihm konnte man die Bedrohung förmlich spüren. In seinen Armen lag ein wunderschönes, junges Mädchen. Ihre blonden Locken verdeckten ihr Gesicht.
Ihr Kopf hing hinunter und entblößte den Hals in den der Ahne seine Zähne geschlagen hatte. Wildes Begehren spiegelte sich in seinem Blick wider und machte ihn umso gefährlicher. Zu seinen Füßen lagen Menschen, die ihn anbeteten wie einen Herrscher.
Die Gemeinsamkeit bei allen drei Bildern war, dass hinter jedem von ihnen der Vollmond leuchtete.
Ich hätte nicht sagen können wer von ihnen am bedrohlichsten wirkte. Es war unmöglich das zu bestimmen. Sie waren alle drei so verschieden und doch waren sie gleich. Mich wunderte es nicht, dass es alles Männer waren. Ich kannte die Geschichte nur bruchstückhaft, wie die Vampire entstanden. Aber was ich wusste war, dass sie durch eine Frau zu dem geworden waren, was auch ich jetzt war.
Zu blutdürstenden Monstern, die Morde begehen mussten, um zu Kräften zu kommen. Niemand wusste was geschah, wenn man nie wieder Blut zu sich nehmen würde. Keiner hatte es ausprobiert. Oder eher gesagt geschafft. Carlisle hatte mir gesagt, dass er gehungert hatte, bis ihn sein Blutdurst fast wahnsinnig gemacht hatte. Er hat damals das erstbeste Lebewesen angefallen, das ihm über den Weg lief.
Sein Glück war, dass es ein Reh gewesen war. Er hatte so die Methode entdeckt auch ohne Menschenblut zu überleben.
Sie waren Brüder gewesen, die Ahnen. Einst hatten sie als Menschen auf dieser Erde verweilt, doch eine Frau hatte sie zu dem ewigen Dasein verbannt. Mehr wusste ich nicht über die Geschichte, doch ich wusste, dass ich es diesen drei Männern zu verdanken hatte, dass ich nun hier stand und kein menschliches Leben führen durfte. Doch mein Selbsthass und meine Wut auf mein Dasein hatten sich verflüchtigt.
Ich trauerte nicht mehr um meine verloren gegangene Menschlichkeit. Wäre ich nicht verwandelt worden, hätte ich Demetri niemals kennen gelernt. Und auch all meine anderen Freunde würde ich ohne mein Dasein nicht kennen.
Mein Blick fiel auf den Hals des Mädchens, das in den Armen des dritten Ahnen lag. Sie trug eine Kette, die ihr über die Schulter hing.
Es war ein Stern und in seiner Mitte war ein Rubin eingelassen. Ich musste einmal schlucken. Ich kannte diese Kette.
Sie war einzigartig, das sah ich an dem Auge im Rubin, welches nur durch das Mondlicht sichtbar wurde. Ich wusste sogar wo diese Kette in diesem Augeblick war: Versteckt in einem Geheimfach meiner Gitarre. Es war die selbe Kette, wie ich sie hatte. Wie sie mir von meiner Großmutter kurz vor ihrem Tode vererbt wurde. Sie sagte mir, ich solle sie gut aufheben. Sie würde mir den Weg leiten und erklären wer wir wirklich waren. Ich hatte die Kette bis jetzt immer in diesem Geheimfach aufbewahrt, in Hoffnung, dass sie wirklich meine Vergangenheit erklären würde.
Ich schaute auf das Mädchen und suchte sogleich ihr Handgelenk. Auch bei ihr war es. Das seltsame Muttermal, welches ich schon seit meiner Geburt hatte. Ein kleiner Stern. Ich hatte dem bläulichen Muttermal nie große Beachtung geschenkt. Es war kaum zu sehen und ich wusste nie, dass es eine Bedeutung hatte. Doch jetzt wurde ich eines besseren belehrt. Meine Großmutter hatte mich immer ‚Sternkind’ genannt.
Ich wusste nie, was sie damit meinte, bis jetzt. Auch sie hatte das Muttermal gehabt. Alle Frauen der Familie Brandon hatten es getragen. Meine Großmutter hatte mir oft Geschichten von unseren Vorfahren erzählt. Unter anderem hatte sie auch den Namen eines Mädchens erwähnt. Jenes Mädchens, welches gerade vor mir abgebildet war – Estrella Porota. Ich schlug mir mit der flachen Hand einmal an die Stirn. Wie dumm konnte ich nur sein. Ich konnte Spanisch und war zu blöd gewesen zu erkennen was es übersetzt bedeutete.
Man musste es nur ein bisschen umformen. La porota de estrella bedeutete übersetzt Kind des Sternes – Sternkind!
Das Mädchen in den Armen des Ahnen war aus meiner Familie gewesen. Aber wenn sie mir – besser gesagt einem Nachkommen von ihr – diese Kette vererbt hatte, konnte sie nicht gestorben sein. Er musste sie in einen Vampir verwandelt haben und sie musste bereits eine Tochter gehabt haben, um es ihr zu vererben. Es musste eine Tochter gewesen sein, weil diese Kette, ebenso wie das Muttermal nur an die weiblichen Nachfahren vererbt wurden. Meine Großmutter musste darum gewusst haben, sonst hätte sie mir die Kette nicht gegeben.
Ich beschloss die Kette gleich nach dem Treffen herauszuholen. Ich hatte sie noch nie angehabt. Zu verängstigt war ich damals von Großmutters Worten gewesen und hatte sie danach schlichtweg vergessen. Gedankenverloren rieb ich mir mein Handgelenk.
Der kleine Stern war wieder so präsent, wie nie zuvor.
Ich drehte mich um, sodass ich mit dem Rücken zu der erschreckenden Vergangenheit stand. Stattdessen fiel mein Blick jetzt auf einen riesengroßen Wandteppich. Er war der einzige, auf dem man noch etwas erkennen konnte. Alle anderen waren verblichen und zerlöchert.
Doch wie durch ein Wunder war dieser Teppich fast wie neu.
Er stellte einen großen Kampf dar. In der Mitte waren die Ahnen zu sehen. Hinter ihnen züngelten sich Flammen empor.
Auch hier leuchtete der Mond hell. Auch Estrella erkannte ich wieder. Sie hielt den dritten Ahnen in ihren Armen.
Ihr Gesicht, welches vom Mond hell erleuchtet wurde, war zu einer tödlichen Fratze verzerrt. Unbändige Wut spiegelte sich in ihren nun roten Augen wider. Erst jetzt erkannte ich, dass der Kopf des Ahnen zu Estrellas Füßen lag. Sie hatte ihn getötet. Und anscheinend hatten die übrigen zwei Urvampire ihr geholfen. Sie war also bereits ein Vampir. Ich schaute auf ihren Hals. Die Kette trug sie immer noch.
Wann hatte sie die wohl weggegeben? Ob sie noch lebte? Ich vermutete nicht, weil sonst hätte sie die Kette ja nicht vererbt.
Seufzend lehnte ich mich gegen die Wand. Demetri müsste die anderen eigentlich schon gefunden haben, also schlenderte ich jetzt auch zu Marcus’ Zimmer. Ich setzte eine emotionslose Miene auf und klopfte zweimal an die Tür. Während ich darauf wartete, dass er mich einließ überlegte ich immer noch, was wohl mit Estrella passiert war.
Zuerst wollte ich in Marcus’ Zimmer gehen. Als ich den Gang zu seinem Gemach hinunterlief, drang die Realität langsam zu mir durch.
Es könnte das letzte Mal sein, dass ich so durch diesen Gang lief. Das letzte Mal, dass ich durch dieses Schloss gehen konnte, ohne dass ich auf einen Angriff vorbereitet sein müsste. Mir wurde klar, dass schon bald nichts mehr so sein würde, wie es einst gewesen war.
Ich blickte mich noch ein letztes Mal um und prägte mir die verschiedenen Eindrücke ein. Jetzt stand ich genau vor den drei Bildern unserer Urahnen, die hoch über mir emporragten. Ihre Augen glühten dunkelrot und bedrohlich. Alle waren sie in weiße Umhänge gehüllt und bildeten so einen wunderbaren Kontrast zu den Nachtkulissen hinter ihnen. Jeder hatte einen anderen Hintergrund.
Der erste Ahne hatte blonde, schulterlange und glatte Haare. Er war groß gebaut und hatte einen unglaublich muskulösen Körper.
‚Wer sich auf solch einen Mann einlassen würde, könnte nicht lange überleben’, schoss es mir durch den Kopf.
Er strahlte eine atemberaubende Bedrohlichkeit aus, selbst wenn man ihn nur auf der Leinwand sah, die mit Holz umrahmt war.
Ich wollte nicht wissen, wie er zu Lebzeiten auf andere gewirkt hatte.
Hinter ihm erkannte man ein Dorf, welches in Flammen stand. Aus seinem Mund lief noch eine dünne Blutspur.
Ich schaute auf das mittlere Bild. Der Ahne, der dort abgebildet war, hatte schwarze, kurze Haare. Er hatte ein wunderschönes Gesicht und war zierlich gebaut. Er wäre der Traum aller Frauen gewesen. Man hätte sich in seinen Armen verlieren können, wenn nicht dieses unheimlich diabolische Grinsen gewesen wäre, welches sein Gesicht zierte. Trotz seiner kleinen, zerbrechlich wirkenden Statur war er nicht minder bedrohlich als sein Nebenmann. Was wohl auch an der Kulisse liegen mochte, die ihn umgab. Triumphierend thronte er auf einem Berg von toten, ausgesaugten Körpern. Verächtlich blickte er auf den Betrachter des Bildes hinunter – in dem Falle auf mich – was zweifellos absichtlich so gemalt worden war. In der rechten Hand hielt er ein zerbrochenes Holzkreuz und in seiner linken eine Knolle Knoblauch.
Er widerlegte die Mythen, die schon immer unter den Menschen weilten. Sie erzählten sich, dass man mir einem Kreuz und Knoblauch einen Vampir vertreiben konnte und ihn vernichtete indem man ihm einen Holzpflock ins Herz rammte. Wir Vampire wussten natürlich, dass all dies nicht stimmte. Menschen konnten gegen Unseresgleichen rein gar nichts ausrichten.
Schließlich betrachtete ich das Bild mit dem letzten Urvampir darauf. Er hatte wallendes, weißes Haar, das ihm bis zur Hüfte reichte.
Sein Gesicht hatte einen herrschenden Ausdruck angenommen. Er war groß und schlank gebaut. Auch bei ihm konnte man die Bedrohung förmlich spüren. In seinen Armen lag ein wunderschönes, junges Mädchen. Ihre blonden Locken verdeckten ihr Gesicht.
Ihr Kopf hing hinunter und entblößte den Hals in den der Ahne seine Zähne geschlagen hatte. Wildes Begehren spiegelte sich in seinem Blick wider und machte ihn umso gefährlicher. Zu seinen Füßen lagen Menschen, die ihn anbeteten wie einen Herrscher.
Die Gemeinsamkeit bei allen drei Bildern war, dass hinter jedem von ihnen der Vollmond leuchtete.
Ich hätte nicht sagen können wer von ihnen am bedrohlichsten wirkte. Es war unmöglich das zu bestimmen. Sie waren alle drei so verschieden und doch waren sie gleich. Mich wunderte es nicht, dass es alles Männer waren. Ich kannte die Geschichte nur bruchstückhaft, wie die Vampire entstanden. Aber was ich wusste war, dass sie durch eine Frau zu dem geworden waren, was auch ich jetzt war.
Zu blutdürstenden Monstern, die Morde begehen mussten, um zu Kräften zu kommen. Niemand wusste was geschah, wenn man nie wieder Blut zu sich nehmen würde. Keiner hatte es ausprobiert. Oder eher gesagt geschafft. Carlisle hatte mir gesagt, dass er gehungert hatte, bis ihn sein Blutdurst fast wahnsinnig gemacht hatte. Er hat damals das erstbeste Lebewesen angefallen, das ihm über den Weg lief.
Sein Glück war, dass es ein Reh gewesen war. Er hatte so die Methode entdeckt auch ohne Menschenblut zu überleben.
Sie waren Brüder gewesen, die Ahnen. Einst hatten sie als Menschen auf dieser Erde verweilt, doch eine Frau hatte sie zu dem ewigen Dasein verbannt. Mehr wusste ich nicht über die Geschichte, doch ich wusste, dass ich es diesen drei Männern zu verdanken hatte, dass ich nun hier stand und kein menschliches Leben führen durfte. Doch mein Selbsthass und meine Wut auf mein Dasein hatten sich verflüchtigt.
Ich trauerte nicht mehr um meine verloren gegangene Menschlichkeit. Wäre ich nicht verwandelt worden, hätte ich Demetri niemals kennen gelernt. Und auch all meine anderen Freunde würde ich ohne mein Dasein nicht kennen.
Mein Blick fiel auf den Hals des Mädchens, das in den Armen des dritten Ahnen lag. Sie trug eine Kette, die ihr über die Schulter hing.
Es war ein Stern und in seiner Mitte war ein Rubin eingelassen. Ich musste einmal schlucken. Ich kannte diese Kette.
Sie war einzigartig, das sah ich an dem Auge im Rubin, welches nur durch das Mondlicht sichtbar wurde. Ich wusste sogar wo diese Kette in diesem Augeblick war: Versteckt in einem Geheimfach meiner Gitarre. Es war die selbe Kette, wie ich sie hatte. Wie sie mir von meiner Großmutter kurz vor ihrem Tode vererbt wurde. Sie sagte mir, ich solle sie gut aufheben. Sie würde mir den Weg leiten und erklären wer wir wirklich waren. Ich hatte die Kette bis jetzt immer in diesem Geheimfach aufbewahrt, in Hoffnung, dass sie wirklich meine Vergangenheit erklären würde.
Ich schaute auf das Mädchen und suchte sogleich ihr Handgelenk. Auch bei ihr war es. Das seltsame Muttermal, welches ich schon seit meiner Geburt hatte. Ein kleiner Stern. Ich hatte dem bläulichen Muttermal nie große Beachtung geschenkt. Es war kaum zu sehen und ich wusste nie, dass es eine Bedeutung hatte. Doch jetzt wurde ich eines besseren belehrt. Meine Großmutter hatte mich immer ‚Sternkind’ genannt.
Ich wusste nie, was sie damit meinte, bis jetzt. Auch sie hatte das Muttermal gehabt. Alle Frauen der Familie Brandon hatten es getragen. Meine Großmutter hatte mir oft Geschichten von unseren Vorfahren erzählt. Unter anderem hatte sie auch den Namen eines Mädchens erwähnt. Jenes Mädchens, welches gerade vor mir abgebildet war – Estrella Porota. Ich schlug mir mit der flachen Hand einmal an die Stirn. Wie dumm konnte ich nur sein. Ich konnte Spanisch und war zu blöd gewesen zu erkennen was es übersetzt bedeutete.
Man musste es nur ein bisschen umformen. La porota de estrella bedeutete übersetzt Kind des Sternes – Sternkind!
Das Mädchen in den Armen des Ahnen war aus meiner Familie gewesen. Aber wenn sie mir – besser gesagt einem Nachkommen von ihr – diese Kette vererbt hatte, konnte sie nicht gestorben sein. Er musste sie in einen Vampir verwandelt haben und sie musste bereits eine Tochter gehabt haben, um es ihr zu vererben. Es musste eine Tochter gewesen sein, weil diese Kette, ebenso wie das Muttermal nur an die weiblichen Nachfahren vererbt wurden. Meine Großmutter musste darum gewusst haben, sonst hätte sie mir die Kette nicht gegeben.
Ich beschloss die Kette gleich nach dem Treffen herauszuholen. Ich hatte sie noch nie angehabt. Zu verängstigt war ich damals von Großmutters Worten gewesen und hatte sie danach schlichtweg vergessen. Gedankenverloren rieb ich mir mein Handgelenk.
Der kleine Stern war wieder so präsent, wie nie zuvor.
Ich drehte mich um, sodass ich mit dem Rücken zu der erschreckenden Vergangenheit stand. Stattdessen fiel mein Blick jetzt auf einen riesengroßen Wandteppich. Er war der einzige, auf dem man noch etwas erkennen konnte. Alle anderen waren verblichen und zerlöchert.
Doch wie durch ein Wunder war dieser Teppich fast wie neu.
Er stellte einen großen Kampf dar. In der Mitte waren die Ahnen zu sehen. Hinter ihnen züngelten sich Flammen empor.
Auch hier leuchtete der Mond hell. Auch Estrella erkannte ich wieder. Sie hielt den dritten Ahnen in ihren Armen.
Ihr Gesicht, welches vom Mond hell erleuchtet wurde, war zu einer tödlichen Fratze verzerrt. Unbändige Wut spiegelte sich in ihren nun roten Augen wider. Erst jetzt erkannte ich, dass der Kopf des Ahnen zu Estrellas Füßen lag. Sie hatte ihn getötet. Und anscheinend hatten die übrigen zwei Urvampire ihr geholfen. Sie war also bereits ein Vampir. Ich schaute auf ihren Hals. Die Kette trug sie immer noch.
Wann hatte sie die wohl weggegeben? Ob sie noch lebte? Ich vermutete nicht, weil sonst hätte sie die Kette ja nicht vererbt.
Seufzend lehnte ich mich gegen die Wand. Demetri müsste die anderen eigentlich schon gefunden haben, also schlenderte ich jetzt auch zu Marcus’ Zimmer. Ich setzte eine emotionslose Miene auf und klopfte zweimal an die Tür. Während ich darauf wartete, dass er mich einließ überlegte ich immer noch, was wohl mit Estrella passiert war.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Kapitel 63: Ein Fluch und eine Kette
Kurze Zeit später öffnete Marcus die Zimmertür. Als er mich sah, versuchte er mich anzulächeln, was ihm gründlich misslang.
Leise schlüpfte ich in sein Zimmer und wartete bis die Tür wieder von ihm geschlossen wurde.
Draußen sah man gerade die Sonne untergehen. Ich hatte also noch ungefähr 12 Stunden, bis wir in der Kapelle auf meine Freunde treffen würden.
„Ein schöner Sonnenuntergang, nicht wahr?!“, fragte ich, nur um ein wenig Zeit zu schinden. Irgendetwas in mir sträubte sich gegen die Tatsache, dass ich bald morden müsste. Immerhin waren sie alle einmal meine Familie gewesen. Nein!, rief ich mich selbst zur Ordnung. Ich hatte mir diese Bürde auferlegt. Ich würde jetzt keinen Rückzieher machen und alle im Stich lassen.
Marcus stellte sich neben mich und blickte stumm geradeaus.
Nach etlichen Minuten des Schweigens sagte er: „Ich kann mich für nichts mehr begeistern, Lily. In mir tobt die kalte Wut.
Es war für mich so schwer, in seiner Nähe ruhig und kontrolliert zu sein.“ Er benutzte absichtlich nicht Aros Namen.
Ich konnte ihn verstehen. Mir war es auch nicht sonderlich leicht gefallen, Aros Worten stumm zuzuhören und ihm nicht an die Kehle zu springen. Deswegen nickte ich ruhig, ehe ich ihm sagte, was mein eigentlicher Grund war, weshalb ich zu ihm gekommen war.
„Wir haben nur noch einen Tag Zeit, um alles auf die Reihe zu bekommen. Deswegen muss ich euch erst einmal allen erzählen, was Aro wirklich mit mir getan hat und wann meine Freunde ankommen werden. Geh schon mal vor in Demetris Zimmer. Ich hole Caius und komme mit ihm nach“, sagte ich schließlich. Endlich hatte ich meine Zielstrebigkeit wieder zurückgewonnen und war jetzt voll auf meine – auf unsere – Mission konzentriert. Die Kette müsste warten.
„In Ordnung. Bis gleich“, antwortete. Ich sah deutlich den Schrecken in seinen Augen, als ich Aro erwähnte. Doch ich würde erst nachher darauf eingehen.
Wir gingen zusammen zu Tür. Seufzend schritt ich zu der edlen Holztür, die in Caius’ Zimmer führte. Auch hier klopfte ich wieder sachte an.
Keine Sekunde später öffnete Caius die Tür. Aus seinen roten Augen war aller Glanz gewichen. Ich erkannte darin die Wut und die Trauer.
Als er mich erblickte schwang auch Sorge in seinen Zügen mit. Zärtlich zog er mich in seine Arme. Er ging mit mir zusammen in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
„Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich habe mir solche Sorgen gemacht“, flüsterte er in mein Ohr. Da erst wurde mir bewusst, dass auch er noch nicht wusste, dass mir nichts geschehen ist. Zumindest nicht direkt.
Doch noch sagte ich nichts. Ich war wieder einmal gerührt von seiner Sorge. Er gab mir das Gefühl wichtig zu sein.
Durch ihn fühlte ich mich geborgen. Ich hatte eine Familie. Ich sog seinen wunderbaren Geruch durch meine Nase ein.
Er roch nach taufrischem Gras und Ebenholz. Ich wusste, dass er mich beschützen würde, egal was geschehen würde.
Bei ihm musste ich keine Angst haben. Natürlich fühlte ich mich bei Demetri auch geborgen, nur war es nicht das selbe.
Aber was, wenn ich ihn trotzdem verlieren würde? Ich hielt es nicht für möglich, dass Caius jemals getötet werden könnte und noch dazu von einer Wache. Er war unzerstörbar. Aber Demetri dagegen... Er war der perfekte Kämpfer, nur war er unendlich überheblich.
Er wollte überall sein. Er würde mich niemals allein lassen, weil er dachte, dass ich zu schwach war. Nein, nicht genau das.
Er wusste ich konnte auf mich selbst aufpassen, wenn es darauf ankam. Aber er machte sich Sorgen um mich, zu viele wenn man mich fragte.
„Also. Warum bist du gekommen?“, fragte mich Caius und riss mich so aus meinen Gedanken, die inzwischen eine Wendung annahmen, die mir gar nicht gefiel. Ich war dankbar, mich wieder auf das Hier und Jetzt konzentrieren zu müssen.
„Ich bin gekommen, um dir und allen anderen zu erklären, was Aro wirklich getan hat. Er hat die Geschichte ein wenig... umgeändert.
Ach ja und meine Freunde werden bald eintreffen. Wir haben noch 12 Stunden, um alles vorzubereiten. Ich erkläre dir alles in Demetris Zimmer, wenn die anderen dabei sind. Marcus ist schon vorgegangen und Demetri holt Chelsea, Felix und Alec“, antwortete ich, meine Stimme fester als ich es erwartet hatte.
Caius nickte nur und zog mich fester in seine Arme. Ich lehnte meinen Kopf auf seinen tiefschwarzen Umhang, der seinen Körper verhüllte.
Lange Zeit standen wir dort, ich in seinen Armen. Irgendwann seufzte ich leicht melancholisch angehaucht auf und befreite mich sanft aus seiner Umarmung.
„Vielleicht sollten wir langsam gehen?!“, sagte ich zu ihm. Caius sagte nichts, sondern legte mir nur den Arm um die Schultern und schlenderte aus dem Zimmer.
Als wir vor den Bildern der drei Urvampiren angekommen waren, hielt ich abrupt inne. Ich musste Caius einfach fragen, ob er mehr wusste, als mir erzählt wurde.
Caius blickte mich leicht verwirrt an. Ich deutete stumm auf das Bild mit dem Mädchen.
„Caius ich muss dich etwas fragen. Und ich bitte dich, es wirklich niemandem jemals zu verraten“, fing ich an.
Immer wieder strich ich mir über mein Handgelenk, über die Stelle, an der mein Mal zu sehen war.
Sofort kehrte die Sorge in sein Gesicht zurück.
„Was ist passiert?“, fragte er mit besitzergreifendem Ton in der Stimme.
„Nichts schlimmes. Es ist nur... Ich meine...“, ich fand keine Worte um es zu erklären. Ich schloss meine Augen und seufzte einmal laut.
„Ich glaube, nein ich weiß, dass dieses Mädchen mein Vorfahre ist.“
„Woher willst du das so genau wissen?“, fragte Caius verwundert und schaute mich an. Ich dagegen blickte stur auf die Kette um Estrellas Hals.
„Genau dieselbe Kette habe ich auch. Meine Großmutter hat sie mir vererbt.“
„Es kann doch sein, dass es einfach eine andere Kette ist, oder?!“, sagte er. Ich konnte nicht glauben, dass er tatsächlich nichts wusste.
„Nein. Diese Kette ist einzigartig. Siehst du das Auge in dem Rubin dort?! Es wird nur sichtbar wenn der Mond darauf scheint. Und genau das tut meine Kette auch. Es ist unmöglich ein Duplikat davon herzustellen. Außerdem hat sie ein Muttermal an ihrem Handgelenk.
Ein bläulicher Stern. Alle weiblichen Nachkommen von ihr haben dieses Muttermal. So auch ich!“ Ich hielt Caius mein Handgelenk hin, sodass er den kleinen Stern sehen konnte, der sonst nie auffiel.
Caius sog scharf die Luft ein. Dann schaute er mir tief in die Augen.
„Wo ist die Kette jetzt?“, fragte er mit schneidender Stimme. Ich zuckte zurück. So war er noch nie zu mir gewesen.
„Warum willst du das wissen?“, fragte ich ihn. Ich würde es ihm um keinen Preis verraten, wenn er mir nicht alles erzählen würde.
„Weil diese Kette unglaubliche Kräfte beinhaltet. Durch diese Kette sind die Vampire entstanden. Sie hat den Vampirismus hervorgehoben. Nur ein Nachkomme von Estrella Porota kann ihre Kräfte entfachen. Sie könnte uns helfen diesen Kampf zu gewinnen.
Lily, wenn die Kette in falsche Hände gerät kann es sein, dass die ganze Welt ausgelöscht wird. Sie wurde immer an die weiblichen Nachkommen vererbt, weil nur sie die Veranlagung haben die Kräfte unter Kontrolle zu halten. Man darf sie auf keinen Fall leichtsinnig einsetzen. Nur die Sternkinder haben die Macht ihre Kraft zu züngeln.“ Ich hatte ihn noch nie so reden hören. Er wusste mehr davon, als ich mir erträumt hatte. Doch was, wenn die Kette wirklich weg war?
„Woher weißt du so viel darüber?“, fragte ich ihn.
„Weil meine Familie von Estrella auserwählt wurde, über die Sternkinder zu wachen. Sie hat uns einem Fluch unterlegt.
Jeder unserer Familie wird von einem Sternkind angezogen, wenn er eines trifft. Er wird sie schützen müssen, bis zum Tode.
Das ist, so weiß ich jetzt, auch der Grund, warum du für mich wie eine Tochter bist. Weil der Fluch mich an dich gebunden hat.
Es heißt, dass jedes Sternkind in seinem Leben mit seinem Beschützer zusammen kommen wird. Sie werden stärker verbunden sein, als man es in normaler Liebe ist.“
„Aber wie kann das sein. Ich meine ich liebe Demetri.“ Ich war verwirrt. Wie konnte das sein. Diese Prophezeiung oder was auch immer das war, musste so seine Lücken haben. Ich liebte Caius, keine Frage, aber als meinen Vater und nicht als meinen Freund.
Nicht so wie Demetri.
„Ich habe auch nicht behauptet, dass du mit mir zusammen sein wirst. Verstehst du nicht?! Demetri ist auch von diesem Fluch befangen. Was nicht heißt, dass er dich nur deswegen liebt. Denke bloß nicht, dass alles was er tut oder sagt nur wegen diesem Fluch ist. Schließlich weiß er nicht, wer du bist. Und er weiß auch nicht, dass er mit mir verwandt ist. Muss er zweifellos sein, aber bitte sag ihm nichts“, bat Caius mich. Ich blickte ihn nur ungläubig an. Das war zu viel für mich.
„Komm lass uns zu den anderen gehen. Warten wir, bis alle weg sind und holen dann die Kette. Du musst erfahren, was es mit ihr auf sich hat“, sagte Caius und nahm mich schützend in den Arm. Ich wurde eher von ihm getragen als dass ich lief.
So kamen wir schließlich in Demetris Zimmer an. Wir traten ein und ich stellte verwundert fest, dass die anderen noch nicht da waren.
Einzig und allein Marcus wartete auf der schwarzen Couch sitzend und in Gedanken versunken.
Kurze Zeit später öffnete Marcus die Zimmertür. Als er mich sah, versuchte er mich anzulächeln, was ihm gründlich misslang.
Leise schlüpfte ich in sein Zimmer und wartete bis die Tür wieder von ihm geschlossen wurde.
Draußen sah man gerade die Sonne untergehen. Ich hatte also noch ungefähr 12 Stunden, bis wir in der Kapelle auf meine Freunde treffen würden.
„Ein schöner Sonnenuntergang, nicht wahr?!“, fragte ich, nur um ein wenig Zeit zu schinden. Irgendetwas in mir sträubte sich gegen die Tatsache, dass ich bald morden müsste. Immerhin waren sie alle einmal meine Familie gewesen. Nein!, rief ich mich selbst zur Ordnung. Ich hatte mir diese Bürde auferlegt. Ich würde jetzt keinen Rückzieher machen und alle im Stich lassen.
Marcus stellte sich neben mich und blickte stumm geradeaus.
Nach etlichen Minuten des Schweigens sagte er: „Ich kann mich für nichts mehr begeistern, Lily. In mir tobt die kalte Wut.
Es war für mich so schwer, in seiner Nähe ruhig und kontrolliert zu sein.“ Er benutzte absichtlich nicht Aros Namen.
Ich konnte ihn verstehen. Mir war es auch nicht sonderlich leicht gefallen, Aros Worten stumm zuzuhören und ihm nicht an die Kehle zu springen. Deswegen nickte ich ruhig, ehe ich ihm sagte, was mein eigentlicher Grund war, weshalb ich zu ihm gekommen war.
„Wir haben nur noch einen Tag Zeit, um alles auf die Reihe zu bekommen. Deswegen muss ich euch erst einmal allen erzählen, was Aro wirklich mit mir getan hat und wann meine Freunde ankommen werden. Geh schon mal vor in Demetris Zimmer. Ich hole Caius und komme mit ihm nach“, sagte ich schließlich. Endlich hatte ich meine Zielstrebigkeit wieder zurückgewonnen und war jetzt voll auf meine – auf unsere – Mission konzentriert. Die Kette müsste warten.
„In Ordnung. Bis gleich“, antwortete. Ich sah deutlich den Schrecken in seinen Augen, als ich Aro erwähnte. Doch ich würde erst nachher darauf eingehen.
Wir gingen zusammen zu Tür. Seufzend schritt ich zu der edlen Holztür, die in Caius’ Zimmer führte. Auch hier klopfte ich wieder sachte an.
Keine Sekunde später öffnete Caius die Tür. Aus seinen roten Augen war aller Glanz gewichen. Ich erkannte darin die Wut und die Trauer.
Als er mich erblickte schwang auch Sorge in seinen Zügen mit. Zärtlich zog er mich in seine Arme. Er ging mit mir zusammen in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
„Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich habe mir solche Sorgen gemacht“, flüsterte er in mein Ohr. Da erst wurde mir bewusst, dass auch er noch nicht wusste, dass mir nichts geschehen ist. Zumindest nicht direkt.
Doch noch sagte ich nichts. Ich war wieder einmal gerührt von seiner Sorge. Er gab mir das Gefühl wichtig zu sein.
Durch ihn fühlte ich mich geborgen. Ich hatte eine Familie. Ich sog seinen wunderbaren Geruch durch meine Nase ein.
Er roch nach taufrischem Gras und Ebenholz. Ich wusste, dass er mich beschützen würde, egal was geschehen würde.
Bei ihm musste ich keine Angst haben. Natürlich fühlte ich mich bei Demetri auch geborgen, nur war es nicht das selbe.
Aber was, wenn ich ihn trotzdem verlieren würde? Ich hielt es nicht für möglich, dass Caius jemals getötet werden könnte und noch dazu von einer Wache. Er war unzerstörbar. Aber Demetri dagegen... Er war der perfekte Kämpfer, nur war er unendlich überheblich.
Er wollte überall sein. Er würde mich niemals allein lassen, weil er dachte, dass ich zu schwach war. Nein, nicht genau das.
Er wusste ich konnte auf mich selbst aufpassen, wenn es darauf ankam. Aber er machte sich Sorgen um mich, zu viele wenn man mich fragte.
„Also. Warum bist du gekommen?“, fragte mich Caius und riss mich so aus meinen Gedanken, die inzwischen eine Wendung annahmen, die mir gar nicht gefiel. Ich war dankbar, mich wieder auf das Hier und Jetzt konzentrieren zu müssen.
„Ich bin gekommen, um dir und allen anderen zu erklären, was Aro wirklich getan hat. Er hat die Geschichte ein wenig... umgeändert.
Ach ja und meine Freunde werden bald eintreffen. Wir haben noch 12 Stunden, um alles vorzubereiten. Ich erkläre dir alles in Demetris Zimmer, wenn die anderen dabei sind. Marcus ist schon vorgegangen und Demetri holt Chelsea, Felix und Alec“, antwortete ich, meine Stimme fester als ich es erwartet hatte.
Caius nickte nur und zog mich fester in seine Arme. Ich lehnte meinen Kopf auf seinen tiefschwarzen Umhang, der seinen Körper verhüllte.
Lange Zeit standen wir dort, ich in seinen Armen. Irgendwann seufzte ich leicht melancholisch angehaucht auf und befreite mich sanft aus seiner Umarmung.
„Vielleicht sollten wir langsam gehen?!“, sagte ich zu ihm. Caius sagte nichts, sondern legte mir nur den Arm um die Schultern und schlenderte aus dem Zimmer.
Als wir vor den Bildern der drei Urvampiren angekommen waren, hielt ich abrupt inne. Ich musste Caius einfach fragen, ob er mehr wusste, als mir erzählt wurde.
Caius blickte mich leicht verwirrt an. Ich deutete stumm auf das Bild mit dem Mädchen.
„Caius ich muss dich etwas fragen. Und ich bitte dich, es wirklich niemandem jemals zu verraten“, fing ich an.
Immer wieder strich ich mir über mein Handgelenk, über die Stelle, an der mein Mal zu sehen war.
Sofort kehrte die Sorge in sein Gesicht zurück.
„Was ist passiert?“, fragte er mit besitzergreifendem Ton in der Stimme.
„Nichts schlimmes. Es ist nur... Ich meine...“, ich fand keine Worte um es zu erklären. Ich schloss meine Augen und seufzte einmal laut.
„Ich glaube, nein ich weiß, dass dieses Mädchen mein Vorfahre ist.“
„Woher willst du das so genau wissen?“, fragte Caius verwundert und schaute mich an. Ich dagegen blickte stur auf die Kette um Estrellas Hals.
„Genau dieselbe Kette habe ich auch. Meine Großmutter hat sie mir vererbt.“
„Es kann doch sein, dass es einfach eine andere Kette ist, oder?!“, sagte er. Ich konnte nicht glauben, dass er tatsächlich nichts wusste.
„Nein. Diese Kette ist einzigartig. Siehst du das Auge in dem Rubin dort?! Es wird nur sichtbar wenn der Mond darauf scheint. Und genau das tut meine Kette auch. Es ist unmöglich ein Duplikat davon herzustellen. Außerdem hat sie ein Muttermal an ihrem Handgelenk.
Ein bläulicher Stern. Alle weiblichen Nachkommen von ihr haben dieses Muttermal. So auch ich!“ Ich hielt Caius mein Handgelenk hin, sodass er den kleinen Stern sehen konnte, der sonst nie auffiel.
Caius sog scharf die Luft ein. Dann schaute er mir tief in die Augen.
„Wo ist die Kette jetzt?“, fragte er mit schneidender Stimme. Ich zuckte zurück. So war er noch nie zu mir gewesen.
„Warum willst du das wissen?“, fragte ich ihn. Ich würde es ihm um keinen Preis verraten, wenn er mir nicht alles erzählen würde.
„Weil diese Kette unglaubliche Kräfte beinhaltet. Durch diese Kette sind die Vampire entstanden. Sie hat den Vampirismus hervorgehoben. Nur ein Nachkomme von Estrella Porota kann ihre Kräfte entfachen. Sie könnte uns helfen diesen Kampf zu gewinnen.
Lily, wenn die Kette in falsche Hände gerät kann es sein, dass die ganze Welt ausgelöscht wird. Sie wurde immer an die weiblichen Nachkommen vererbt, weil nur sie die Veranlagung haben die Kräfte unter Kontrolle zu halten. Man darf sie auf keinen Fall leichtsinnig einsetzen. Nur die Sternkinder haben die Macht ihre Kraft zu züngeln.“ Ich hatte ihn noch nie so reden hören. Er wusste mehr davon, als ich mir erträumt hatte. Doch was, wenn die Kette wirklich weg war?
„Woher weißt du so viel darüber?“, fragte ich ihn.
„Weil meine Familie von Estrella auserwählt wurde, über die Sternkinder zu wachen. Sie hat uns einem Fluch unterlegt.
Jeder unserer Familie wird von einem Sternkind angezogen, wenn er eines trifft. Er wird sie schützen müssen, bis zum Tode.
Das ist, so weiß ich jetzt, auch der Grund, warum du für mich wie eine Tochter bist. Weil der Fluch mich an dich gebunden hat.
Es heißt, dass jedes Sternkind in seinem Leben mit seinem Beschützer zusammen kommen wird. Sie werden stärker verbunden sein, als man es in normaler Liebe ist.“
„Aber wie kann das sein. Ich meine ich liebe Demetri.“ Ich war verwirrt. Wie konnte das sein. Diese Prophezeiung oder was auch immer das war, musste so seine Lücken haben. Ich liebte Caius, keine Frage, aber als meinen Vater und nicht als meinen Freund.
Nicht so wie Demetri.
„Ich habe auch nicht behauptet, dass du mit mir zusammen sein wirst. Verstehst du nicht?! Demetri ist auch von diesem Fluch befangen. Was nicht heißt, dass er dich nur deswegen liebt. Denke bloß nicht, dass alles was er tut oder sagt nur wegen diesem Fluch ist. Schließlich weiß er nicht, wer du bist. Und er weiß auch nicht, dass er mit mir verwandt ist. Muss er zweifellos sein, aber bitte sag ihm nichts“, bat Caius mich. Ich blickte ihn nur ungläubig an. Das war zu viel für mich.
„Komm lass uns zu den anderen gehen. Warten wir, bis alle weg sind und holen dann die Kette. Du musst erfahren, was es mit ihr auf sich hat“, sagte Caius und nahm mich schützend in den Arm. Ich wurde eher von ihm getragen als dass ich lief.
So kamen wir schließlich in Demetris Zimmer an. Wir traten ein und ich stellte verwundert fest, dass die anderen noch nicht da waren.
Einzig und allein Marcus wartete auf der schwarzen Couch sitzend und in Gedanken versunken.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Sooo, ich kann bis nächsten Montag wohl nicht mehr posten, also gebe ich euch noch ein letztes Kapitel, bevor ich mal ausspanne;-) Noch ist es nicht vorbei. Ich hoffe weiterhin auf Kommis, auch wenn ich sie nicht beantworten darf*seufz* Ich danke euch trotzdem, dass ihr mir immer so fleißig schreibt
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 64: Freunde fürs Leben
Demetri’s Sicht
Nachdem ich das Zimmer verlassen hatte, machte ich mich sofort auf den Weg nach Volterra. Ich wusste, dass Aro Felix und Chelsea auf Streife geschickt hatte. Wieder schoss es mir durch den Kopf wie unnötig das doch war.
Ich war so unendlich froh gewesen, als Lily mir versichert hatte, dass mit ihr alles in Ordnung war. Zwar hatte ich ihr auch angesehen, dass der Mord an ihrer Schwester sie schwer verletzte, aber sie wollte kein Mitleid. Das hatte sie noch nie gewollt. Sie war immer auf mich zugekommen, wenn sie Hilfe gebraucht hatte. Und ich war immer für sie da gewesen. Lily war stark, das wusste ich.
Sie hatte acht lange Jahre allein gelebt. Nein, nicht völlig allein, aber nach dem zu urteilen, was sie durchgemacht hatte, hatte sie sich allein gefühlt. Seit diesen Jahren, in denen ich von ihr getrennt gewesen war, hatte Zeit für mich eine ganz andere Bedeutung bekommen.
Ich hatte Lily doch erst wieder zurück gewonnen. Sollte ich sie dann durch den Kampf verlieren? Sie wollte nicht, dass ich mir Sorgen um sie machte. Ich wusste, dass sie stark war. Aber dennoch wirkte sie so schrecklich zerbrechlich. Ihr machte alles so viel mehr aus, als sie uns zeigte. Auch Caius hatte das zweifelsohne mitbekommen. Auch wenn er noch nicht wusste, was wirklich geschehen war.
Lily hatte natürlich immens viele Gaben, mit denen sie sich zu helfen wusste. In den acht Jahren hatte sie so viele erlernt.
Aber konnte sie kämpfen? Wenn es darauf ankommen würde, könnte sie sich verteidigen? Klar war da der Kampf in Deutschland gewesen.
Sie hatte auch gekämpft, wäre aber getötet worden, wäre Alec nicht eingesprungen.
‚Damals war sie Neugeboren. Sie ist jetzt stärker und hat mehr Lebenserfahrung’, versuchte ich mir einzureden. Aber es half nichts.
Ich würde auf dem Schlachtfeld krank vor Sorge um sie sein. Normalerweise war ich der geborene Kämpfer, aber selbst ich konnte meine Augen und Ohren nicht überall haben. Vielleicht könnte ich mit Caius reden, dass er auf sie Acht gab. Ich hatte Marcus schon versprochen ihm den Weg zu Aro freizuhalten.
Lily würde ihn nicht töten wollen. Sie hatte zwar eine unbändige Wut auf ihn – wer hätte das nicht, nachdem er einem all das angetan hätte – aber immerhin war er einst ihr Meister gewesen. Abgesehen davon, hatte Lily mit Afton noch eine Sache zu klären, und das war Anspruch genug.
Inzwischen hatte ich den Haupteingang des Schlosses hinter mir gelassen. Ich zog mir die Kapuze meines grauen Mantels über den Kopf und ging schnellen Schrittes die Straßen entlang. Ich erinnerte mich an alte Zeiten zurück, als mein Mantel noch dunkelgrau gewesen war.
Früher, als ich Lily noch nicht kannte, hatte ich allein als Aros Leibwache gedient. Ich hatte wunderbare Kampfausbildung genossen.
Welch Ironie war es doch, dass Aro mir das Kämpfen beigebracht hatte und ich nun all dies gegen ihn selbst einsetzten würde.
Leise lachte ich in mich hinein. Einen ordentlichen Kampf hatte ich schon lange nicht mehr gehabt.
Ich nahm den Duft der zwei Vampire auf, die ich suchte und folgte ihm durch die engen Gassen Volterras. Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden hinter dem Horizont und hüllten die Umgebung in ein tiefes rötliches Licht, bevor sie gänzlich in den Schatten versinken würde. Wie in Trance folgte ich meiner Spur, wie ich es schon so oft getan hatte. Meine Gabe hatte mir – und auch den Volturi – so manches Mal geholfen.
„Deine Gabe ist ein Segen“, hatte Aro einst zu mir gesagt. Damals mochte er ehrlich gewesen sein, doch die Zeiten hatten sich zweifellos geändert. Wieder erinnerte ich mich an eine Zeit zurück, die sich bei mir unerklärlicherweise in mein Gehirn gebrannt hatte. Es war der Tag, an dem ich gemerkt hatte, welche Gabe ich besaß.
Aro hatte mir damals bereits alles über Vampire erklärt. Ich durfte seit ungefähr 2 Monaten mein Dasein genießen, was ich auch getan hatte. Doch nie hatte ich aufgehört mich zu fragen, ob ich nicht auch eine Gabe besaß, genau wie Aro und Marcus. Ich war einer der ersten hier bei den Volturi gewesen, deswegen sah man diejenigen, die eine Gabe hatten, mit weitaus größerem Respekt an, als es heutzutage der Fall war.
Eines Tages kam es dazu, dass ein Mensch uns bei der Jagd gesehen hatte und geflohen ist. Solch eine Situation wäre heute undenkbar, aber früher lagen die Dinge etwas anderes. Die Menschen waren unglaublich abergläubig und wir konnten uns nicht einfach frei unter Menschen bewegen. Jedenfalls mussten wir diesen Menschen auslöschen, bevor man auf uns gezielt Jagd machte. Aro war schier am verzweifeln gewesen, bis ich ihn sagte, dass ich mit dem Menschen in zwei Stunden am Schloss sein würde. Er hatte damals alle Hoffnung in mich gelegt, doch ich selbst hatte keine Ahnung gehabt, wie ich es anstellen wollte. Ich hatte einfach auf mein Gefühl vertraut und es hatte mir gesagt, dass ich das schaffen würde. Also machte ich mich auf den Weg, um nach dem Menschen zu suchen. Ich hatte es dank meiner Gabe geschafft.
Als ich zurückkam und den Menschen tatsächlich dabei hatte, wussten wir was mein Talent war.
Ich erinnerte mich noch genau an die Reaktionen unserer drei Anführer.
Aro war – natürlich – entzückt gewesen und hatte mir herzlichst gratuliert. Marcus hatte mir anerkennend auf die Schulter geklopft – es war die Zeit gewesen, bevor er Didyme verloren hatte.
Doch nur Caius war so kalt und gefühllos wie immer gewesen. In all den Jahren, die ich ihn jetzt kannte hatte er nie auch nur ein einziges Gefühl gezeigt – bis Lily auftauchte. Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Unsere kleine Lily hatte uns alle so sehr verändert.
Mir war immer noch nicht klar, wie sie Caius zu einem solch gefühlvollen Mann gemacht hatte. Ihr gegenüber war er sanft und menschlich, aber mich beachtete er trotzdem mit der selben Kälte, die er sonst auch an den Tag gelegt hatte.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich Felix und Chelsea fast nicht bemerkt hatte. Um ein Haar wäre ich mit ihnen zusammengestoßen. Sie standen Hand in Hand am Ende einer Gasse und schauten den Mond an, der hoch über uns emporragte. Würde ich einen solchen Moment noch einmal mit Lily erleben?
Nein, für den Moment musste ich mir meine Sorgen kurz aus dem Kopf schlagen! Ich wollte ihnen ihr Glück nicht zerstören.
Schnell verzog ich mich in den Schatten der Häuser und suchte zuerst nach Alec. Er war noch im Schloss. Geräuschlos huschte ich an der großen Halle vorbei, aus der gedämpfte Stimmen drangen und folgte seiner Spur hinauf in einen der Türme unseres Schlosses.
Ich öffnete die Tür, fand den Raum allerdings verlassen auf. Verflucht, Alec war hier, aber wo genau? Es war mir noch nie passiert, dass mich meine Gabe im Stich gelassen hatte. Plötzlich lenkte ein leises Knacken von der Decke meine Aufmerksamkeit auf sich. Schmunzelnd ging ich auf das Fenster zu, das den Blick auf den Wald freigab und kletterte hindurch. Mit einem einzigen Sprung landete ich auf dem Dach unseres Schlosses. Was wollte Alec nur hier oben? Er saß nur wenige Meter von mir entfernt und starrte in die Sterne. Leise setzte ich mich neben ihn.
Lange Zeit schwiegen wir uns an, bis Alec sich zu mir wandte.
„Hey Demetri! Was machst du hier oben?“, fragte er, seine Stimme nur ein Flüstern.
„Das selbe könnte ich dich fragen, mein Freund“, erwiderte ich in normaler Lautstärke. Alec seufzte melancholisch auf und fing an zu erzählen.
„Ich mache mir Gedanken. Die einzige Person, die ich je geliebt habe, der ich je vertraut habe, war Jane. Wir waren so viele Jahre zusammen, haben uns alles erzählt. Aber sie hat sich verändert. Sie kann Lily nicht ausstehen, das kann ich noch verstehen. Immerhin gibt es auch gewisse Leute, mit denen ich nichts anfangen kann. Aber sie scheint total versessen darauf zu sein, irgendeinen Fehler von Lily für sich ausnutzen zu können. Das hat sie noch nie getan. Und jetzt habe ich auch niemanden mehr, dem ich mich anvertrauen könnte.
Wenn ich dich und Lily, oder Felix und Chelsea sehe, dann frage ich mich, was das für ein Gefühl sein muss. Und das schlimmste ist wohl, dass ich jetzt auch noch gegen Jane kämpfen muss.“
Er war sichtlich verzweifelt. Ich hatte ihn noch nie so viel reden hören.
„Alec. Denke nicht, dass du jetzt allein bist. Du kannst mir all deine Sorgen erzählen. Und nicht nur mir. Ich bin mir sicher, dass auch Lily und alle anderen für dich da sind. Du bist nicht allein mit deinen Ängsten. Auch ich mache mir Gedanken über Lily und so viel anderes.
Und glaube mir, eines Tages wirst du auch deinen Seelenpartner finden. Du hast noch die Ewigkeit vor dir, da wirst du schon jemanden finden. Das mögen leere Worte für dich sein, Alec, aber eines kann ich dir versprechen: Du wirst nicht gegen deine Schwester kämpfen müssen.“ Alec schaute mich nur fragend an.
„Komm mit mir nach unten, da wird uns Lily alles weitere erklären“, sagte ich bloß. Traurig nickte er und folgte mir ins Innere des Schlosses. Ich sagte Alec, dass ich noch Felix und Chelsea holen müsste und er ruhig schon einmal in mein Zimmer vorgehen sollte.
Also folgte ich wieder der Spur in Richtung Stadt.
Wie nicht anders erwartet standen die beiden immer noch an der gleichen Stelle wie zuvor.
„Hey ihr zwei!“, rief ich in normaler Lautstärke. Da sie mich nicht gehört hatten – wie auch, ich war komplett lautlos an sie rangeschlichen – zuckten sie zusammen und wirbelten zu mir herum.
„Tut mir leid, ich konnte nicht widerstehen“, grinste ich.
Sie atmeten erleichtert auf, als ich aus dem Schatten trat und sie mich erkannten.
„Mach so was nicht nochmal, Kumpel“, warnte Felix.
„Okay, ich versuch’s. Ich stör euch ja nur ungern, aber wir müssen was bereden. Kommt mit in mein Zimmer, Lily hat was zu sagen.“
Sie nickten beide und folgten mir durch die Nacht, die sich inzwischen wie ein schwarzes Tuch über uns gesenkt hatte.
Als wir endlich in meinem Zimmer ankamen, fiel mir Lily sogleich um den Hals.
„Gott sei Dank, ihr seid wieder da. Ich habe mir Sorgen gemacht“, sagte sie erleichtert. Ich sah mich um und erkannte, dass alle bereits hier waren.
Dann konnte es ja jetzt so richtig losgehen.
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 64: Freunde fürs Leben
Demetri’s Sicht
Nachdem ich das Zimmer verlassen hatte, machte ich mich sofort auf den Weg nach Volterra. Ich wusste, dass Aro Felix und Chelsea auf Streife geschickt hatte. Wieder schoss es mir durch den Kopf wie unnötig das doch war.
Ich war so unendlich froh gewesen, als Lily mir versichert hatte, dass mit ihr alles in Ordnung war. Zwar hatte ich ihr auch angesehen, dass der Mord an ihrer Schwester sie schwer verletzte, aber sie wollte kein Mitleid. Das hatte sie noch nie gewollt. Sie war immer auf mich zugekommen, wenn sie Hilfe gebraucht hatte. Und ich war immer für sie da gewesen. Lily war stark, das wusste ich.
Sie hatte acht lange Jahre allein gelebt. Nein, nicht völlig allein, aber nach dem zu urteilen, was sie durchgemacht hatte, hatte sie sich allein gefühlt. Seit diesen Jahren, in denen ich von ihr getrennt gewesen war, hatte Zeit für mich eine ganz andere Bedeutung bekommen.
Ich hatte Lily doch erst wieder zurück gewonnen. Sollte ich sie dann durch den Kampf verlieren? Sie wollte nicht, dass ich mir Sorgen um sie machte. Ich wusste, dass sie stark war. Aber dennoch wirkte sie so schrecklich zerbrechlich. Ihr machte alles so viel mehr aus, als sie uns zeigte. Auch Caius hatte das zweifelsohne mitbekommen. Auch wenn er noch nicht wusste, was wirklich geschehen war.
Lily hatte natürlich immens viele Gaben, mit denen sie sich zu helfen wusste. In den acht Jahren hatte sie so viele erlernt.
Aber konnte sie kämpfen? Wenn es darauf ankommen würde, könnte sie sich verteidigen? Klar war da der Kampf in Deutschland gewesen.
Sie hatte auch gekämpft, wäre aber getötet worden, wäre Alec nicht eingesprungen.
‚Damals war sie Neugeboren. Sie ist jetzt stärker und hat mehr Lebenserfahrung’, versuchte ich mir einzureden. Aber es half nichts.
Ich würde auf dem Schlachtfeld krank vor Sorge um sie sein. Normalerweise war ich der geborene Kämpfer, aber selbst ich konnte meine Augen und Ohren nicht überall haben. Vielleicht könnte ich mit Caius reden, dass er auf sie Acht gab. Ich hatte Marcus schon versprochen ihm den Weg zu Aro freizuhalten.
Lily würde ihn nicht töten wollen. Sie hatte zwar eine unbändige Wut auf ihn – wer hätte das nicht, nachdem er einem all das angetan hätte – aber immerhin war er einst ihr Meister gewesen. Abgesehen davon, hatte Lily mit Afton noch eine Sache zu klären, und das war Anspruch genug.
Inzwischen hatte ich den Haupteingang des Schlosses hinter mir gelassen. Ich zog mir die Kapuze meines grauen Mantels über den Kopf und ging schnellen Schrittes die Straßen entlang. Ich erinnerte mich an alte Zeiten zurück, als mein Mantel noch dunkelgrau gewesen war.
Früher, als ich Lily noch nicht kannte, hatte ich allein als Aros Leibwache gedient. Ich hatte wunderbare Kampfausbildung genossen.
Welch Ironie war es doch, dass Aro mir das Kämpfen beigebracht hatte und ich nun all dies gegen ihn selbst einsetzten würde.
Leise lachte ich in mich hinein. Einen ordentlichen Kampf hatte ich schon lange nicht mehr gehabt.
Ich nahm den Duft der zwei Vampire auf, die ich suchte und folgte ihm durch die engen Gassen Volterras. Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden hinter dem Horizont und hüllten die Umgebung in ein tiefes rötliches Licht, bevor sie gänzlich in den Schatten versinken würde. Wie in Trance folgte ich meiner Spur, wie ich es schon so oft getan hatte. Meine Gabe hatte mir – und auch den Volturi – so manches Mal geholfen.
„Deine Gabe ist ein Segen“, hatte Aro einst zu mir gesagt. Damals mochte er ehrlich gewesen sein, doch die Zeiten hatten sich zweifellos geändert. Wieder erinnerte ich mich an eine Zeit zurück, die sich bei mir unerklärlicherweise in mein Gehirn gebrannt hatte. Es war der Tag, an dem ich gemerkt hatte, welche Gabe ich besaß.
Aro hatte mir damals bereits alles über Vampire erklärt. Ich durfte seit ungefähr 2 Monaten mein Dasein genießen, was ich auch getan hatte. Doch nie hatte ich aufgehört mich zu fragen, ob ich nicht auch eine Gabe besaß, genau wie Aro und Marcus. Ich war einer der ersten hier bei den Volturi gewesen, deswegen sah man diejenigen, die eine Gabe hatten, mit weitaus größerem Respekt an, als es heutzutage der Fall war.
Eines Tages kam es dazu, dass ein Mensch uns bei der Jagd gesehen hatte und geflohen ist. Solch eine Situation wäre heute undenkbar, aber früher lagen die Dinge etwas anderes. Die Menschen waren unglaublich abergläubig und wir konnten uns nicht einfach frei unter Menschen bewegen. Jedenfalls mussten wir diesen Menschen auslöschen, bevor man auf uns gezielt Jagd machte. Aro war schier am verzweifeln gewesen, bis ich ihn sagte, dass ich mit dem Menschen in zwei Stunden am Schloss sein würde. Er hatte damals alle Hoffnung in mich gelegt, doch ich selbst hatte keine Ahnung gehabt, wie ich es anstellen wollte. Ich hatte einfach auf mein Gefühl vertraut und es hatte mir gesagt, dass ich das schaffen würde. Also machte ich mich auf den Weg, um nach dem Menschen zu suchen. Ich hatte es dank meiner Gabe geschafft.
Als ich zurückkam und den Menschen tatsächlich dabei hatte, wussten wir was mein Talent war.
Ich erinnerte mich noch genau an die Reaktionen unserer drei Anführer.
Aro war – natürlich – entzückt gewesen und hatte mir herzlichst gratuliert. Marcus hatte mir anerkennend auf die Schulter geklopft – es war die Zeit gewesen, bevor er Didyme verloren hatte.
Doch nur Caius war so kalt und gefühllos wie immer gewesen. In all den Jahren, die ich ihn jetzt kannte hatte er nie auch nur ein einziges Gefühl gezeigt – bis Lily auftauchte. Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Unsere kleine Lily hatte uns alle so sehr verändert.
Mir war immer noch nicht klar, wie sie Caius zu einem solch gefühlvollen Mann gemacht hatte. Ihr gegenüber war er sanft und menschlich, aber mich beachtete er trotzdem mit der selben Kälte, die er sonst auch an den Tag gelegt hatte.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich Felix und Chelsea fast nicht bemerkt hatte. Um ein Haar wäre ich mit ihnen zusammengestoßen. Sie standen Hand in Hand am Ende einer Gasse und schauten den Mond an, der hoch über uns emporragte. Würde ich einen solchen Moment noch einmal mit Lily erleben?
Nein, für den Moment musste ich mir meine Sorgen kurz aus dem Kopf schlagen! Ich wollte ihnen ihr Glück nicht zerstören.
Schnell verzog ich mich in den Schatten der Häuser und suchte zuerst nach Alec. Er war noch im Schloss. Geräuschlos huschte ich an der großen Halle vorbei, aus der gedämpfte Stimmen drangen und folgte seiner Spur hinauf in einen der Türme unseres Schlosses.
Ich öffnete die Tür, fand den Raum allerdings verlassen auf. Verflucht, Alec war hier, aber wo genau? Es war mir noch nie passiert, dass mich meine Gabe im Stich gelassen hatte. Plötzlich lenkte ein leises Knacken von der Decke meine Aufmerksamkeit auf sich. Schmunzelnd ging ich auf das Fenster zu, das den Blick auf den Wald freigab und kletterte hindurch. Mit einem einzigen Sprung landete ich auf dem Dach unseres Schlosses. Was wollte Alec nur hier oben? Er saß nur wenige Meter von mir entfernt und starrte in die Sterne. Leise setzte ich mich neben ihn.
Lange Zeit schwiegen wir uns an, bis Alec sich zu mir wandte.
„Hey Demetri! Was machst du hier oben?“, fragte er, seine Stimme nur ein Flüstern.
„Das selbe könnte ich dich fragen, mein Freund“, erwiderte ich in normaler Lautstärke. Alec seufzte melancholisch auf und fing an zu erzählen.
„Ich mache mir Gedanken. Die einzige Person, die ich je geliebt habe, der ich je vertraut habe, war Jane. Wir waren so viele Jahre zusammen, haben uns alles erzählt. Aber sie hat sich verändert. Sie kann Lily nicht ausstehen, das kann ich noch verstehen. Immerhin gibt es auch gewisse Leute, mit denen ich nichts anfangen kann. Aber sie scheint total versessen darauf zu sein, irgendeinen Fehler von Lily für sich ausnutzen zu können. Das hat sie noch nie getan. Und jetzt habe ich auch niemanden mehr, dem ich mich anvertrauen könnte.
Wenn ich dich und Lily, oder Felix und Chelsea sehe, dann frage ich mich, was das für ein Gefühl sein muss. Und das schlimmste ist wohl, dass ich jetzt auch noch gegen Jane kämpfen muss.“
Er war sichtlich verzweifelt. Ich hatte ihn noch nie so viel reden hören.
„Alec. Denke nicht, dass du jetzt allein bist. Du kannst mir all deine Sorgen erzählen. Und nicht nur mir. Ich bin mir sicher, dass auch Lily und alle anderen für dich da sind. Du bist nicht allein mit deinen Ängsten. Auch ich mache mir Gedanken über Lily und so viel anderes.
Und glaube mir, eines Tages wirst du auch deinen Seelenpartner finden. Du hast noch die Ewigkeit vor dir, da wirst du schon jemanden finden. Das mögen leere Worte für dich sein, Alec, aber eines kann ich dir versprechen: Du wirst nicht gegen deine Schwester kämpfen müssen.“ Alec schaute mich nur fragend an.
„Komm mit mir nach unten, da wird uns Lily alles weitere erklären“, sagte ich bloß. Traurig nickte er und folgte mir ins Innere des Schlosses. Ich sagte Alec, dass ich noch Felix und Chelsea holen müsste und er ruhig schon einmal in mein Zimmer vorgehen sollte.
Also folgte ich wieder der Spur in Richtung Stadt.
Wie nicht anders erwartet standen die beiden immer noch an der gleichen Stelle wie zuvor.
„Hey ihr zwei!“, rief ich in normaler Lautstärke. Da sie mich nicht gehört hatten – wie auch, ich war komplett lautlos an sie rangeschlichen – zuckten sie zusammen und wirbelten zu mir herum.
„Tut mir leid, ich konnte nicht widerstehen“, grinste ich.
Sie atmeten erleichtert auf, als ich aus dem Schatten trat und sie mich erkannten.
„Mach so was nicht nochmal, Kumpel“, warnte Felix.
„Okay, ich versuch’s. Ich stör euch ja nur ungern, aber wir müssen was bereden. Kommt mit in mein Zimmer, Lily hat was zu sagen.“
Sie nickten beide und folgten mir durch die Nacht, die sich inzwischen wie ein schwarzes Tuch über uns gesenkt hatte.
Als wir endlich in meinem Zimmer ankamen, fiel mir Lily sogleich um den Hals.
„Gott sei Dank, ihr seid wieder da. Ich habe mir Sorgen gemacht“, sagte sie erleichtert. Ich sah mich um und erkannte, dass alle bereits hier waren.
Dann konnte es ja jetzt so richtig losgehen.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Kapitel 65: Geständnisse
Lilys Sicht
In den paar Stunden, in denen wir auf Demetri und die anderen warten mussten, war ich krank vor Sorge gewesen.
Als Alec dann endlich zur Tür hereinkam war es schon 12 Uhr in der Nacht gewesen. Ein paar Minuten später sind dann auch Demetri, Felix und Chelsea eingetroffen.
Ich atmete – mehr aus Gewohnheit, als dass ich es nötig hatte – noch einmal tief durch bevor ich zu erzählen begann.
Ich berichtete ihnen von dem Vorfall mit Aro und dem Mord an meiner Schwester. Ich sah an ihren Augen, dass sie kochten vor Wut. Besonders Marcus konnte nur schwer an sich halten. Ich lockerte die Stimmung ein wenig auf und erzählte ihnen dann alles von der Kapelle und meinem Telefonat mit Jasper und unserer Abmachung, sie alle bei Sonnenuntergang in eben dieser Kapelle zu erwarten.
„Wir haben nicht mehr viel Zeit, also schlage ich vor, dass ihr noch einmal jagen geht. Geht nicht allzu weit weg und seid pünktlich wieder da. Wir treffen uns an der Stadtmauer. Sagt keinem was ihr vorhabt“, beendete ich meinen Vortrag und wandte mich Caius zu.
Ich warf einen kurzen Blick auf die Gitarre und dann wieder auf ihn. Er nickte unmerklich und ließ mich verstehen, dass wir zwei hier bleiben und das Geheimnis der Kette lüften würden.
„Und was ... na ja, jagen wir?“, fragte Alec in die Runde. Ich unterdrückte ein Zischen, welches eine Reaktion auf meine eigene Dummheit gewesen war, weil ich unweigerlich daran erinnert wurde, was ich doch getan hatte. Acht Jahre Selbstkontrolle umsonst.
Trotzdem konnte ich mich zu einer Antwort durchringen.
„Ich denke, dass euch Menschenblut von besserem Nutzen sein wird. Es macht stärker und uns ist jede Stärke willkommen.“
Entgeistert starrten mich sechs Augenpaare an und ich war kurz davor zusammen zu zucken. In letzter Sekunde konnte ich mich zusammenreißen. Ich durfte jetzt keine Schwäche zeigen.
„Es ist natürlich eure Entscheidung, aber ich sehe es realistisch“, fügte ich schnell hinzu. Immer noch wurde ich von ihren Blicken durchbohrt. Es war, als würden sie mich mit komplett anderen Augen sehen. Langsam wurde mir das zu viel. Zwar hatte Caius den Respekt gehabt, mich nicht mehr anzustarren, das half aber nicht, da der Rest von meinen Freunden anscheinend nichts mehr von der Welt mitbekam.
„Okay Leute, das wird mir langsam zu blöd. Was ist denn los mit euch?“, fragte ich genervt und konnte ein Knurren, welches mir aus meiner Kehle entwich, nicht mehr unterdrücken.
„Wir sind nur überrascht, dass du uns nicht von Tierblut überzeugen willst und uns noch dazu angestachelt hast Menschenblut zu trinken. Das ist wider deiner Natur Lily“, ergriff Caius das Wort, da die anderen anscheinend zu keinem Wort fähig waren.
Beschämt schlug ich die Augen nieder.
„Du hast es also nicht mitbekommen“, stellte ich fest. Und bevor er überhaupt etwas erwidern konnte stieß ich ein tiefes Knurren aus.
Alle Anwesenden zuckten zusammen.
„Ihr tut besser daran jetzt zu verschwinden, bevor ich hier noch meine Beherrschung verliere. Also jagt was ihr wollt. Wir treffen uns bei der Kapelle“, zischte ich und wandte mich dem Fenster zu, um es zu öffnen. Ich brauchte frische Luft.
Ohne mich umzudrehen wusste ich, dass Demetri nicht gegangen war, genau wie Caius.
„Demetri, geh mit den anderen mit“, sagte ich zu ihm und atmete die kühle Nachtluft ein, die mir von draußen entgegenschlug.
Mein Ton war härter, als ich es beabsichtigt hatte.
„Was ist mit dir?“, fragte er leise. Ihm war sichtlich unwohl dabei, mich allein zu lassen.
„Ich komme schon klar. Ich gehe mit einem von ihnen jagen, wenn sie da sind. Geh du nur“, versuchte ich ihn zu überzeugen.
Ich schloss für einen Moment die Augen und lauschte den Winden, die leise durch das Fenster flogen. Wieder hörte ich den Stimmen aus längst vergessenen Zeiten zu und ließ den Moment auf mich wirken. Die Reaktion meiner Freunde war mehr als verwunderlich gewesen.
So als hätten sie...geschlafen. Nein, nicht geschlafen, als wären sie hypnotisiert von einer mir unbegreiflichen Macht gewesen.
Ich schüttelte den Kopf um mal wieder klar denken zu können. Das musste ich mir eingebildet haben, Vampire können nicht schlafen und auch Hypnose kam nicht infrage. Das war doch alles Aberglaube. Ich muss einfach überreagiert haben.
Demetri schien immer noch nicht das Zimmer verlassen zu haben, denn Caius redete jetzt auf ihn ein.
„Demetri, du musst wirklich jagen gehen. Ich passe schon auf Lily auf, keine Angst. Geh mit Alec und den anderen jagen“, sagte er mit seiner melodischen und doch festen Stimme.
Daraufhin hörte ich, wie die Tür ins Schloss fiel. Dennoch drehte ich mich nicht um, sondern horchte weiter den Geräuschen der Nacht. Irgendwo hörte ich ein Käuzchen singen. In der Stadt war alles ruhig, nur die Schritte der Wache waren zu hören.
Im nahen Wald hörte man die Tiere umherschleichen. Ich lauschte ihren leisen, regelmäßigen Herzschlägen. Sie waren unheimlich beruhigend und es war, als würde ich in eine Trance verfallen.
Eine leichte Berührung an meinem Arm ließ mich zusammenfahren. Ich öffnete die Augen und schaute zur Seite.
Ich blickte in ein Paar tiefschwarzer Augen, die mich besorgt musterten. Zu spät registrierte ich, dass auch ich bereits wieder schwarze Augen haben musste. Trotzdem schaute ich wieder hinaus in die schwarze Nacht.
Ganz unverhofft drang die tiefe und doch so sanfte Stimme von Caius an mein Ohr. „Was ist los Lily? Dich bedrückt etwas, ich sehe es dir an. Ich kann dich doch nicht so leiden sehen. Rede mit mir!“, flüsterte er leise.
Tief seufzend drehte ich mich um und setzte mich auf das große Himmelbett, welches im Zimmer stand. Während ich sprach legte ich mich auf den Rücken und betrachtete die Muster, die über mir in die Decke des Bettes geschnitzt waren.
„Als ich das letzte Mal mit Demetri auf der Jagd war, ist alles anders verlaufen, als ich es gewollt hatte.“ Ich erinnerte mich zurück an den Tag, an dem ich meiner Keuschheit entsagt hatte. Die Ironie in meinen Worten war schon beinahe grotesk.
Ein bitteres Lachen entfuhr mir, ehe ich weiterredete. „Wir sind in einem großen Wald jagen gegangen. Alles verlief gut, bis wir Menschenblut rochen. Demetri war plötzlich verschwunden und ich rannte ihm nach. Er stürzte sich sofort auf einen der Männer und saugte ihn aus. Für mich war es ebenfalls zu spät. Das Blut hatte bereits meine Sinne umspielt und die Kreatur, die ich die acht Jahre versucht hatte aus meinem Körper zu verdrängen, war wieder so präsent wie nie zuvor. Meine Selbstbeherrschung wich dem Blutdurst, der sich in mir ausgebreitet hatte. Und eh ich mich versah, hatte ich auch schon den zweiten Mann ausgesaugt.“
Als ich aufblickte hatte sich Caius’ Miene in keinster Weise verändert. Es war so ausdruckslos, wie ich es bloß in Gegenwart Aros gesehen hatte. Wieder seufzte ich und ließ mich erneut zurück in die Kissen fallen.
Ich ließ den Tag der Jagd noch einmal Revue passieren und merkte deshalb nicht, wie sich Caius neben mich auf das Bett setzte.
Erst als seine warme Hand über meine Wange streifte, landete ich wieder in der Gegenwart.
Auch ich setzte mich auf und lehnte mich an seine stützende Schulter. Wie immer, wenn er bei mir war, übermannte mich ein Gefühl der Sicherheit.
„Deswegen hast du gesagt, dass sie Menschenblut jagen können“, stellte er fest. Selbst seine Stimme war ausdruckslos.
Es gefiel mir nicht, ihn so abweisend zu sehen. Verwirrt schaute ich ihn an.
„Ich kann – und will – ihnen nichts verbieten, was ich selbst tue. Ich bin nicht ihr Anführer. Ich werde sie zu nichts zwingen“, antwortete ich wahrheitsgemäß nach einigen Augenblicken.
Weitere Minuten vergingen, während Caius neben mir wie aus Stein gemeißelt dasaß. Grummelnd warf ich mich auf den Bauch und vergrub mein Gesicht in den Federkissen.
Ich fühlte mich elend, weil von ihm weder ein Wort des Trostes, noch des Vorwurfs kam. So war es noch viel schlimmer, wenn er nichts sagte – mit ausdrucksloser Miene neben mir verharrte, während ich in meinem Selbsthass versank. Vielleicht wollte er auch gerade das bewirken, dass ich mich noch schlimmer fühlte als sowieso schon.
Aber ich wollte ihm wenigstens ein Wort entlocken, also versuchte ich ihn zu provozieren.
„Du hast also nichts dazu zu sagen, dass ich – so heilig wie ich mich doch immer ausgebe – gegen meine eigenen Prinzipien verstoße?“, fragte ich mit beißend sarkastischem Unterton in meiner sonst so weichen Stimme.
Jetzt lächelte er. „Was willst du damit bewirken?“, fragte er neckend.
„Weiß nicht. Da neben mir bis eben ein Stein gesessen hat, dachte ich mir, dass ich ihn zum Leben erwecke. Was ich zweifellos geschafft habe“, antwortete ich schnippisch.
Er nahm mich väterlich in den Arm und strich mir eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. „Sei mir nicht böse, aber ich wollte nichts sagen, da es dich noch verzweifelter gemacht hätte.“
„Da hast du dein Ziel aber meilenweit verfehlt. Es hat nämlich alles nur noch schlimmer gemacht, weißt du?!“, antwortete ich jetzt lächelnd.
Stumm in sich hinein lachend, sank Caius mit mir zusammen auf das weiche Bett.
Beruhigt schloss ich die Augen und lauschte unseren regelmäßigen Atemzügen, die wir eigentlich gar nicht nötig hatten.
Es war schon ein groteskes Bild, was wir hier lieferten.
Zwei Vampire auf einem Bett liegend, dass es so aussah als ob sie schliefen. Noch dazu ein junges Mädchen mit einem etwa 30 Jährigen.
Ich schüttelte den Kopf, als ich mir vorstellte, wie es für einen normalen Menschen aussehen musste. Caius wirkte zu jung um mein Vater zu sein, jedoch zu alt um mein Freund zu sein. Abgesehen davon...
Ich wurde jäh aus meinen wirren Gedanken gerissen, als Caius aufstand und zielstrebig auf meine Gitarre zuging.
Auch ich setzte mich auf und beobachtete ihn, wie er mit seiner Hand über das glatte Holz strich, auf der Suche nach einem Geheimfach.
„So wirst du garantiert nichts finden. Gib sie mal her“, sagte ich. Damals hatte ich selbst das kleine Fach gebaut, in dem jetzt die ach so mächtige Kette schlummerte.
Lilys Sicht
In den paar Stunden, in denen wir auf Demetri und die anderen warten mussten, war ich krank vor Sorge gewesen.
Als Alec dann endlich zur Tür hereinkam war es schon 12 Uhr in der Nacht gewesen. Ein paar Minuten später sind dann auch Demetri, Felix und Chelsea eingetroffen.
Ich atmete – mehr aus Gewohnheit, als dass ich es nötig hatte – noch einmal tief durch bevor ich zu erzählen begann.
Ich berichtete ihnen von dem Vorfall mit Aro und dem Mord an meiner Schwester. Ich sah an ihren Augen, dass sie kochten vor Wut. Besonders Marcus konnte nur schwer an sich halten. Ich lockerte die Stimmung ein wenig auf und erzählte ihnen dann alles von der Kapelle und meinem Telefonat mit Jasper und unserer Abmachung, sie alle bei Sonnenuntergang in eben dieser Kapelle zu erwarten.
„Wir haben nicht mehr viel Zeit, also schlage ich vor, dass ihr noch einmal jagen geht. Geht nicht allzu weit weg und seid pünktlich wieder da. Wir treffen uns an der Stadtmauer. Sagt keinem was ihr vorhabt“, beendete ich meinen Vortrag und wandte mich Caius zu.
Ich warf einen kurzen Blick auf die Gitarre und dann wieder auf ihn. Er nickte unmerklich und ließ mich verstehen, dass wir zwei hier bleiben und das Geheimnis der Kette lüften würden.
„Und was ... na ja, jagen wir?“, fragte Alec in die Runde. Ich unterdrückte ein Zischen, welches eine Reaktion auf meine eigene Dummheit gewesen war, weil ich unweigerlich daran erinnert wurde, was ich doch getan hatte. Acht Jahre Selbstkontrolle umsonst.
Trotzdem konnte ich mich zu einer Antwort durchringen.
„Ich denke, dass euch Menschenblut von besserem Nutzen sein wird. Es macht stärker und uns ist jede Stärke willkommen.“
Entgeistert starrten mich sechs Augenpaare an und ich war kurz davor zusammen zu zucken. In letzter Sekunde konnte ich mich zusammenreißen. Ich durfte jetzt keine Schwäche zeigen.
„Es ist natürlich eure Entscheidung, aber ich sehe es realistisch“, fügte ich schnell hinzu. Immer noch wurde ich von ihren Blicken durchbohrt. Es war, als würden sie mich mit komplett anderen Augen sehen. Langsam wurde mir das zu viel. Zwar hatte Caius den Respekt gehabt, mich nicht mehr anzustarren, das half aber nicht, da der Rest von meinen Freunden anscheinend nichts mehr von der Welt mitbekam.
„Okay Leute, das wird mir langsam zu blöd. Was ist denn los mit euch?“, fragte ich genervt und konnte ein Knurren, welches mir aus meiner Kehle entwich, nicht mehr unterdrücken.
„Wir sind nur überrascht, dass du uns nicht von Tierblut überzeugen willst und uns noch dazu angestachelt hast Menschenblut zu trinken. Das ist wider deiner Natur Lily“, ergriff Caius das Wort, da die anderen anscheinend zu keinem Wort fähig waren.
Beschämt schlug ich die Augen nieder.
„Du hast es also nicht mitbekommen“, stellte ich fest. Und bevor er überhaupt etwas erwidern konnte stieß ich ein tiefes Knurren aus.
Alle Anwesenden zuckten zusammen.
„Ihr tut besser daran jetzt zu verschwinden, bevor ich hier noch meine Beherrschung verliere. Also jagt was ihr wollt. Wir treffen uns bei der Kapelle“, zischte ich und wandte mich dem Fenster zu, um es zu öffnen. Ich brauchte frische Luft.
Ohne mich umzudrehen wusste ich, dass Demetri nicht gegangen war, genau wie Caius.
„Demetri, geh mit den anderen mit“, sagte ich zu ihm und atmete die kühle Nachtluft ein, die mir von draußen entgegenschlug.
Mein Ton war härter, als ich es beabsichtigt hatte.
„Was ist mit dir?“, fragte er leise. Ihm war sichtlich unwohl dabei, mich allein zu lassen.
„Ich komme schon klar. Ich gehe mit einem von ihnen jagen, wenn sie da sind. Geh du nur“, versuchte ich ihn zu überzeugen.
Ich schloss für einen Moment die Augen und lauschte den Winden, die leise durch das Fenster flogen. Wieder hörte ich den Stimmen aus längst vergessenen Zeiten zu und ließ den Moment auf mich wirken. Die Reaktion meiner Freunde war mehr als verwunderlich gewesen.
So als hätten sie...geschlafen. Nein, nicht geschlafen, als wären sie hypnotisiert von einer mir unbegreiflichen Macht gewesen.
Ich schüttelte den Kopf um mal wieder klar denken zu können. Das musste ich mir eingebildet haben, Vampire können nicht schlafen und auch Hypnose kam nicht infrage. Das war doch alles Aberglaube. Ich muss einfach überreagiert haben.
Demetri schien immer noch nicht das Zimmer verlassen zu haben, denn Caius redete jetzt auf ihn ein.
„Demetri, du musst wirklich jagen gehen. Ich passe schon auf Lily auf, keine Angst. Geh mit Alec und den anderen jagen“, sagte er mit seiner melodischen und doch festen Stimme.
Daraufhin hörte ich, wie die Tür ins Schloss fiel. Dennoch drehte ich mich nicht um, sondern horchte weiter den Geräuschen der Nacht. Irgendwo hörte ich ein Käuzchen singen. In der Stadt war alles ruhig, nur die Schritte der Wache waren zu hören.
Im nahen Wald hörte man die Tiere umherschleichen. Ich lauschte ihren leisen, regelmäßigen Herzschlägen. Sie waren unheimlich beruhigend und es war, als würde ich in eine Trance verfallen.
Eine leichte Berührung an meinem Arm ließ mich zusammenfahren. Ich öffnete die Augen und schaute zur Seite.
Ich blickte in ein Paar tiefschwarzer Augen, die mich besorgt musterten. Zu spät registrierte ich, dass auch ich bereits wieder schwarze Augen haben musste. Trotzdem schaute ich wieder hinaus in die schwarze Nacht.
Ganz unverhofft drang die tiefe und doch so sanfte Stimme von Caius an mein Ohr. „Was ist los Lily? Dich bedrückt etwas, ich sehe es dir an. Ich kann dich doch nicht so leiden sehen. Rede mit mir!“, flüsterte er leise.
Tief seufzend drehte ich mich um und setzte mich auf das große Himmelbett, welches im Zimmer stand. Während ich sprach legte ich mich auf den Rücken und betrachtete die Muster, die über mir in die Decke des Bettes geschnitzt waren.
„Als ich das letzte Mal mit Demetri auf der Jagd war, ist alles anders verlaufen, als ich es gewollt hatte.“ Ich erinnerte mich zurück an den Tag, an dem ich meiner Keuschheit entsagt hatte. Die Ironie in meinen Worten war schon beinahe grotesk.
Ein bitteres Lachen entfuhr mir, ehe ich weiterredete. „Wir sind in einem großen Wald jagen gegangen. Alles verlief gut, bis wir Menschenblut rochen. Demetri war plötzlich verschwunden und ich rannte ihm nach. Er stürzte sich sofort auf einen der Männer und saugte ihn aus. Für mich war es ebenfalls zu spät. Das Blut hatte bereits meine Sinne umspielt und die Kreatur, die ich die acht Jahre versucht hatte aus meinem Körper zu verdrängen, war wieder so präsent wie nie zuvor. Meine Selbstbeherrschung wich dem Blutdurst, der sich in mir ausgebreitet hatte. Und eh ich mich versah, hatte ich auch schon den zweiten Mann ausgesaugt.“
Als ich aufblickte hatte sich Caius’ Miene in keinster Weise verändert. Es war so ausdruckslos, wie ich es bloß in Gegenwart Aros gesehen hatte. Wieder seufzte ich und ließ mich erneut zurück in die Kissen fallen.
Ich ließ den Tag der Jagd noch einmal Revue passieren und merkte deshalb nicht, wie sich Caius neben mich auf das Bett setzte.
Erst als seine warme Hand über meine Wange streifte, landete ich wieder in der Gegenwart.
Auch ich setzte mich auf und lehnte mich an seine stützende Schulter. Wie immer, wenn er bei mir war, übermannte mich ein Gefühl der Sicherheit.
„Deswegen hast du gesagt, dass sie Menschenblut jagen können“, stellte er fest. Selbst seine Stimme war ausdruckslos.
Es gefiel mir nicht, ihn so abweisend zu sehen. Verwirrt schaute ich ihn an.
„Ich kann – und will – ihnen nichts verbieten, was ich selbst tue. Ich bin nicht ihr Anführer. Ich werde sie zu nichts zwingen“, antwortete ich wahrheitsgemäß nach einigen Augenblicken.
Weitere Minuten vergingen, während Caius neben mir wie aus Stein gemeißelt dasaß. Grummelnd warf ich mich auf den Bauch und vergrub mein Gesicht in den Federkissen.
Ich fühlte mich elend, weil von ihm weder ein Wort des Trostes, noch des Vorwurfs kam. So war es noch viel schlimmer, wenn er nichts sagte – mit ausdrucksloser Miene neben mir verharrte, während ich in meinem Selbsthass versank. Vielleicht wollte er auch gerade das bewirken, dass ich mich noch schlimmer fühlte als sowieso schon.
Aber ich wollte ihm wenigstens ein Wort entlocken, also versuchte ich ihn zu provozieren.
„Du hast also nichts dazu zu sagen, dass ich – so heilig wie ich mich doch immer ausgebe – gegen meine eigenen Prinzipien verstoße?“, fragte ich mit beißend sarkastischem Unterton in meiner sonst so weichen Stimme.
Jetzt lächelte er. „Was willst du damit bewirken?“, fragte er neckend.
„Weiß nicht. Da neben mir bis eben ein Stein gesessen hat, dachte ich mir, dass ich ihn zum Leben erwecke. Was ich zweifellos geschafft habe“, antwortete ich schnippisch.
Er nahm mich väterlich in den Arm und strich mir eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. „Sei mir nicht böse, aber ich wollte nichts sagen, da es dich noch verzweifelter gemacht hätte.“
„Da hast du dein Ziel aber meilenweit verfehlt. Es hat nämlich alles nur noch schlimmer gemacht, weißt du?!“, antwortete ich jetzt lächelnd.
Stumm in sich hinein lachend, sank Caius mit mir zusammen auf das weiche Bett.
Beruhigt schloss ich die Augen und lauschte unseren regelmäßigen Atemzügen, die wir eigentlich gar nicht nötig hatten.
Es war schon ein groteskes Bild, was wir hier lieferten.
Zwei Vampire auf einem Bett liegend, dass es so aussah als ob sie schliefen. Noch dazu ein junges Mädchen mit einem etwa 30 Jährigen.
Ich schüttelte den Kopf, als ich mir vorstellte, wie es für einen normalen Menschen aussehen musste. Caius wirkte zu jung um mein Vater zu sein, jedoch zu alt um mein Freund zu sein. Abgesehen davon...
Ich wurde jäh aus meinen wirren Gedanken gerissen, als Caius aufstand und zielstrebig auf meine Gitarre zuging.
Auch ich setzte mich auf und beobachtete ihn, wie er mit seiner Hand über das glatte Holz strich, auf der Suche nach einem Geheimfach.
„So wirst du garantiert nichts finden. Gib sie mal her“, sagte ich. Damals hatte ich selbst das kleine Fach gebaut, in dem jetzt die ach so mächtige Kette schlummerte.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Kapitel 66: Die Kette
Caius reichte mir meine Gitarre und beobachtete mich neugierig. Ich zog alles in die Länge indem ich prüfte, ob die Saiten noch richtig gestimmt waren. Immerhin hatte ich sie acht Jahre lang nicht benutzt. Anscheinend war sie in tadellosem Zustand, also musste ich jetzt wohl oder übel das kleine Fach öffnen. Ich drehte die Gitarre so herum, das ich den Tonabnehmer zu Gesicht bekam und suchte nach dem kleinen verborgenen Knopf, der sich dort verbarg. Ich suchte mich im Zimmer nach etwas Kleinem, Spitzen um. Ich ging zu einer kleinen Schmuckschatulle, die auf der kleinen, hölzernen Kommode lag. Ich öffnete sie und fischte eine Haarnadel aus einer Ansammlung von Ketten, Haargummis, Armbändern und anderen Sachen heraus. Langsam ging ich zurück zum Bett und schnappte mir wieder meine Gitarre.
Caius’ wachsame Augen verfolgten jede meiner Bewegungen.
Mit der Haarnadel drückte ich den mikroskopisch kleine Knopf, der für menschliche Augen nahezu unsichtbar wirkte. Kaum hatte ich den Mechanismus betätigt, öffnete sich ein kleines Fach am Hals der Gitarre. Vorsichtig öffnete ich den Deckel und blickte in das Innere.
Mir hätte wohl ein Stein vom Herzen fallen sollen, dass die Kette noch immer in dem Kästchen lag, doch dem war nicht so.
Widerwillig hob ich sie aus meinem Geheimversteck und ließ sie vor meinem Gesicht hin und her schwingen. Erst jetzt registrierte ich, dass die Kette aus feinstem Silber war. Ich betrachtete sie ehrfürchtig. Man konnte die unglaubliche Energie und Macht, die sie ausstrahlte, spüren. Sie zuckte durch meine Finger, als ob sie auf sich aufmerksam machen wollte. Wenn man sie so ansah, wirkte sie ganz harmlos.
So war es nur eine Kette mit einem Stern, in dem ein Rubin eingelassen war. Doch was Caius mir erzählt hatte, ließ anderes erwarten.
Schon die Tatsache, dass ein Auge in dem Rubin erschien, wenn er vom Mond angeleuchtet wurde, war Grund genug, um eine gewisse Ehrfurcht vor dieser so harmlos wirkenden Kette zu haben. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen, um meine Gedanken zu ordnen.
Ich musste mich jetzt bloß ein paar Minuten konzentrieren, dann würde es vorbei sein.
Seufzend schlug ich die Augen auf und schaute erwartungsvoll zu Caius. Doch er war gefangen vom Antlitz der Kette.
Ich überlegte kurz und bewegte die Kette vor seinen Augen hin und her. Er verfolgte die Kette mit seinem Blick. Ich lächelte.
Sie hatte also eine hypnotische Wirkung auf alle, die sie zum ersten Mal sahen. Schnell verbarg ich sie hinter meinem Rücken und beobachtete, wie sich Caius’ Blick wieder erhellte. Seine Aufmerksamkeit galt nun voll und ganz mir.
„Und? Was soll ich jetzt machen??“, fragte ich ihn skeptisch. Ich hielt die Kette immer noch hinter meinem Rücken, um sie nicht anstarren zu müssen. Außerdem hatte mich Caius’ Reaktion verwundert. Er hatte sich sonst immer, was Gefühle anging, unter Kontrolle.
Wahrscheinlich war es wirklich besser gewesen, dass die Kette all die Jahre lang weggeschlossen war. Es wirkte nahezu gruselig, wie die Kräfte der Kette auf ihre Umgebung wirkte. Selbst ich, die besagte Kräfte kontrollieren können sollte, war von dem Anblick, der Aura, gebannt. Es war nicht gerade leicht gewesen, sich ihr zu entziehen und den Blick von ihr zu lösen. Gedankenverloren blickte ich auf Caius – ich konnte bis jetzt nicht glauben, dass all das mit dem Fluch wahr sein sollte – und wartete auf seine Antwort.
Ich machte mir beinahe zu viele Gedanken darüber, was die Kette mit mir anstellen würde, wenn ich sie anzog.
Ich blickte an mir herunter. Meine weiße Röhrenjeans lag eng an meinem Körper und betonte meine unnatürlich schlanke Figur.
Ebenso enganliegend war mein hellblaues Top, dass zu meiner menschlichen Augenfarbe gepasst hätte. Meine Kleidung bildete einen erschreckenden und doch gutaussehenden Kontrast zur Umgebung, die dunkel und geheimnisvoll wirkte. Innerlich verfluchte ich mich, dass ich meine Fassade – die schwarzen Umhänge mit eingerechnet – noch aufrechterhalten musste. Ein Glück, dass das in knapp 12 Stunden ein Ende haben würde. Ich wusste, dass ich, wenn es soweit wäre, Angst davor hätte zu kämpfen. Doch im Moment war ich wieder einmal von Hass zerfressen. Verwunderlicherweise nicht auf Afton oder Aro, sondern auf Santiago. Ich hatte noch nie viel mit Schadenfreude anfangen können und seine Gedanken waren scheußlich gewesen. Als ich mich daran erinnerte verzog ich mein Gesicht.
In diesem Moment erwacht das Gesicht meines so genannten Leihvaters / Ich-stehe-unter-einem-Fluch-und-muss-dich-deswegen-zwangsweise-beschützen-Vampirs, wieder zum Leben.
Ich räusperte mich kurz und lenkte so seine Aufmerksamkeit von meinen hinter dem Rücken verschränkten Händen auf mein eigentliches Problem – Sarkasmus lässt grüßen!
Als ich nun wieder in seine väterlichen Augen blicke, hüstelte ich verlegen.
„Also?“, fragte ich nach einer Weile. Er schaute mich nur verständnislos an.
„Was soll ich machen? Mit der Kette?“, half ich ein wenig nach. Ich lächelte leicht über seine Reaktion, hatte mich aber sogleich gefangen, weil er peinlich berührt zu Boden blickte, weil er sich mir so unkontrolliert gezeigt hatte. Ein leicht hysterisches Lachen stahl sich aus meiner ausgedörrten Kehle. Endlich entschied sich Caius dafür, mir doch nochmal zu helfen, bevor ich völlig den Verstand verlor.
„Hänge sie dir um! Glaub mir, es passiert dir nichts. Du bist dafür geboren“, sagte er bloß. Seine Stimme hatte einen gepressten und angespannten Ton angenommen. Skeptisch zog ich eine Augenbraue in die Höhe und ließ seine Worte auf mich wirken.
Er sagte die Wahrheit, warum sollte er mich auch belügen. Dennoch hatte ich meine Zweifel, obwohl es gar keinen Grund zum Zweifeln gab. Meine Großmutter hatte schließlich auch ein langes, erfülltes Leben gehabt und ich hatte die Kette oft an ihrem Hals gesehen – und sie immer bewundert.
Ich knirschte mit den Zähnen. Ich wünschte mir so sehr, dass uns das alles helfen könnte. Ich schloss die Augen und drehte mich um, damit Caius die Kette nicht zu Gesicht bekam.
Doch bevor ich die Kette anlegen würde, wollte ich ihn noch etwas fragen. Ich drehte mich wieder um und sah ihm in die Augen.
„Ich frage mich eins“, begann ich.
„Was denn?“, fragte er mich leicht verwirrt. Schön dass er mal verwirrt war.
„Alle sagen zu mir, selbst die Wölfe, dass ich anders rieche, als die anderen Vampire. Nach Lilien. Kann es sein, dass ... na ja, dass es damit zu tun hat, dass ich ... anders bin?“, fragte ich leise. Ich wollte mir nicht eingestehen, das sich die Antwort schon kannte.
Ich war anders. Schon immer gewesen. Selbst als Mensch hatte ich mich nie sonderlich eingliedern können.
Natürlich hatte ich Freunde gehabt, Freundinnen, Familie. Aber ich hatte mich immer als etwas anderes gefühlt. Ich hatte mir nie etwas darauf eingebildet, im Gegenteil.
Caius ließ sich Zeit mit einer Antwort – das schien er in letzter Zeit öfter zu machen – und wog seine Worte genau ab, bevor er etwas sagte. Als ob er Angst hätte mich zu verletzen.
„Ich denke ... nein, ich weiß, dass es der Grund ist, warum du so unwiderstehlich duftest. Ist dir aufgefallen, dass sehr viele – viel zu viele, für normale Verhältnisse – Menschen von dir angezogen werden?! Du stehst fast immer im Mittelpunkt, die Leute mögen dich so wie du bist. Sie leiden mit dir, versuchen dich zu beschützten, wollen deine Aufmerksamkeit, haben Angst dich zu verletzten. Oder aber sie hegen eine unglaubliche Wut auf dich. Beides sind sehr starke Gefühle. All das hängt mit deiner Herkunft zusammen. Obgleich es dir gefällt oder nicht, du kannst nichts daran ändern. Du bist anders, besonders. Glaub mir, das ist nichts Schlimmes“, erklärte er mir mit einfühlsamer Stimme, die mich sogleich beruhigte. Ich war froh, dass es für all meine Fragen eine Antwort gab.
„Danke Caius. Ich bin so froh, dass ich dich habe und du mir hilfst. Aber bitte versuche nich immer so übertrieben, mich nicht zu verletzten.
Du kannst mir ruhig sagen, was du denkst. Ich kann einiges vertragen – ich muss einiges vertragen“, antwortete ich ihm mit fester Stimme. Ich wollte nicht, dass er – dass alle – sich um mich sorgten. Ich wusste mich im Kampf zu verteidigen und hatte schon schlimmeres erlebt, als ein paar kleine, verletzende Worte.
Caius nickte bloß, als Zeichen, dass er mich verstanden hatte. Doch er würde keineswegs auf mich hören, dass sah ich an seinem Gesichtsausdruck. ‚SORGE’ stand in leuchtenden Buchstaben auf seiner Stirn geschrieben, so offensichtlich war es.
„Na dann, lass es uns hinter uns bringen“, sagte ich mit gespieltem Enthusiasmus. Ich drehte mich abermals von ihm weg.
Ich wollte mir gerade die Kette um den Hals legen, als zwei kalkweiße Hände ihre Enden umschlossen. Ich stockte kurz und halb erwartete ich, dass Caius die Kette an sich reißen und damit davonlaufen würde. Doch stattdessen strich er mir vorsichtig den Hals entlang und legte mir die Kette um. Dann trat er ein paar Schritte zurück und wartete, dass etwas geschah.
Doch davon bekam ich schon nichts mehr mit. Mein Körper war zwar noch im Raum anwesend, doch meine Seele schwebte in der Vergangenheit. Ich wusste nicht wohin die Reise ging und ließ mich treiben.
Erst als die verschwommenen Farben, die ich bisher gesehen hatte, Formen annahmen, wusste ich instinktiv, wo ich mich befinden musste.
Ich war im Hause von Estrella Porota.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kommis? Wär ganz lieb von euch
Caius reichte mir meine Gitarre und beobachtete mich neugierig. Ich zog alles in die Länge indem ich prüfte, ob die Saiten noch richtig gestimmt waren. Immerhin hatte ich sie acht Jahre lang nicht benutzt. Anscheinend war sie in tadellosem Zustand, also musste ich jetzt wohl oder übel das kleine Fach öffnen. Ich drehte die Gitarre so herum, das ich den Tonabnehmer zu Gesicht bekam und suchte nach dem kleinen verborgenen Knopf, der sich dort verbarg. Ich suchte mich im Zimmer nach etwas Kleinem, Spitzen um. Ich ging zu einer kleinen Schmuckschatulle, die auf der kleinen, hölzernen Kommode lag. Ich öffnete sie und fischte eine Haarnadel aus einer Ansammlung von Ketten, Haargummis, Armbändern und anderen Sachen heraus. Langsam ging ich zurück zum Bett und schnappte mir wieder meine Gitarre.
Caius’ wachsame Augen verfolgten jede meiner Bewegungen.
Mit der Haarnadel drückte ich den mikroskopisch kleine Knopf, der für menschliche Augen nahezu unsichtbar wirkte. Kaum hatte ich den Mechanismus betätigt, öffnete sich ein kleines Fach am Hals der Gitarre. Vorsichtig öffnete ich den Deckel und blickte in das Innere.
Mir hätte wohl ein Stein vom Herzen fallen sollen, dass die Kette noch immer in dem Kästchen lag, doch dem war nicht so.
Widerwillig hob ich sie aus meinem Geheimversteck und ließ sie vor meinem Gesicht hin und her schwingen. Erst jetzt registrierte ich, dass die Kette aus feinstem Silber war. Ich betrachtete sie ehrfürchtig. Man konnte die unglaubliche Energie und Macht, die sie ausstrahlte, spüren. Sie zuckte durch meine Finger, als ob sie auf sich aufmerksam machen wollte. Wenn man sie so ansah, wirkte sie ganz harmlos.
So war es nur eine Kette mit einem Stern, in dem ein Rubin eingelassen war. Doch was Caius mir erzählt hatte, ließ anderes erwarten.
Schon die Tatsache, dass ein Auge in dem Rubin erschien, wenn er vom Mond angeleuchtet wurde, war Grund genug, um eine gewisse Ehrfurcht vor dieser so harmlos wirkenden Kette zu haben. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen, um meine Gedanken zu ordnen.
Ich musste mich jetzt bloß ein paar Minuten konzentrieren, dann würde es vorbei sein.
Seufzend schlug ich die Augen auf und schaute erwartungsvoll zu Caius. Doch er war gefangen vom Antlitz der Kette.
Ich überlegte kurz und bewegte die Kette vor seinen Augen hin und her. Er verfolgte die Kette mit seinem Blick. Ich lächelte.
Sie hatte also eine hypnotische Wirkung auf alle, die sie zum ersten Mal sahen. Schnell verbarg ich sie hinter meinem Rücken und beobachtete, wie sich Caius’ Blick wieder erhellte. Seine Aufmerksamkeit galt nun voll und ganz mir.
„Und? Was soll ich jetzt machen??“, fragte ich ihn skeptisch. Ich hielt die Kette immer noch hinter meinem Rücken, um sie nicht anstarren zu müssen. Außerdem hatte mich Caius’ Reaktion verwundert. Er hatte sich sonst immer, was Gefühle anging, unter Kontrolle.
Wahrscheinlich war es wirklich besser gewesen, dass die Kette all die Jahre lang weggeschlossen war. Es wirkte nahezu gruselig, wie die Kräfte der Kette auf ihre Umgebung wirkte. Selbst ich, die besagte Kräfte kontrollieren können sollte, war von dem Anblick, der Aura, gebannt. Es war nicht gerade leicht gewesen, sich ihr zu entziehen und den Blick von ihr zu lösen. Gedankenverloren blickte ich auf Caius – ich konnte bis jetzt nicht glauben, dass all das mit dem Fluch wahr sein sollte – und wartete auf seine Antwort.
Ich machte mir beinahe zu viele Gedanken darüber, was die Kette mit mir anstellen würde, wenn ich sie anzog.
Ich blickte an mir herunter. Meine weiße Röhrenjeans lag eng an meinem Körper und betonte meine unnatürlich schlanke Figur.
Ebenso enganliegend war mein hellblaues Top, dass zu meiner menschlichen Augenfarbe gepasst hätte. Meine Kleidung bildete einen erschreckenden und doch gutaussehenden Kontrast zur Umgebung, die dunkel und geheimnisvoll wirkte. Innerlich verfluchte ich mich, dass ich meine Fassade – die schwarzen Umhänge mit eingerechnet – noch aufrechterhalten musste. Ein Glück, dass das in knapp 12 Stunden ein Ende haben würde. Ich wusste, dass ich, wenn es soweit wäre, Angst davor hätte zu kämpfen. Doch im Moment war ich wieder einmal von Hass zerfressen. Verwunderlicherweise nicht auf Afton oder Aro, sondern auf Santiago. Ich hatte noch nie viel mit Schadenfreude anfangen können und seine Gedanken waren scheußlich gewesen. Als ich mich daran erinnerte verzog ich mein Gesicht.
In diesem Moment erwacht das Gesicht meines so genannten Leihvaters / Ich-stehe-unter-einem-Fluch-und-muss-dich-deswegen-zwangsweise-beschützen-Vampirs, wieder zum Leben.
Ich räusperte mich kurz und lenkte so seine Aufmerksamkeit von meinen hinter dem Rücken verschränkten Händen auf mein eigentliches Problem – Sarkasmus lässt grüßen!
Als ich nun wieder in seine väterlichen Augen blicke, hüstelte ich verlegen.
„Also?“, fragte ich nach einer Weile. Er schaute mich nur verständnislos an.
„Was soll ich machen? Mit der Kette?“, half ich ein wenig nach. Ich lächelte leicht über seine Reaktion, hatte mich aber sogleich gefangen, weil er peinlich berührt zu Boden blickte, weil er sich mir so unkontrolliert gezeigt hatte. Ein leicht hysterisches Lachen stahl sich aus meiner ausgedörrten Kehle. Endlich entschied sich Caius dafür, mir doch nochmal zu helfen, bevor ich völlig den Verstand verlor.
„Hänge sie dir um! Glaub mir, es passiert dir nichts. Du bist dafür geboren“, sagte er bloß. Seine Stimme hatte einen gepressten und angespannten Ton angenommen. Skeptisch zog ich eine Augenbraue in die Höhe und ließ seine Worte auf mich wirken.
Er sagte die Wahrheit, warum sollte er mich auch belügen. Dennoch hatte ich meine Zweifel, obwohl es gar keinen Grund zum Zweifeln gab. Meine Großmutter hatte schließlich auch ein langes, erfülltes Leben gehabt und ich hatte die Kette oft an ihrem Hals gesehen – und sie immer bewundert.
Ich knirschte mit den Zähnen. Ich wünschte mir so sehr, dass uns das alles helfen könnte. Ich schloss die Augen und drehte mich um, damit Caius die Kette nicht zu Gesicht bekam.
Doch bevor ich die Kette anlegen würde, wollte ich ihn noch etwas fragen. Ich drehte mich wieder um und sah ihm in die Augen.
„Ich frage mich eins“, begann ich.
„Was denn?“, fragte er mich leicht verwirrt. Schön dass er mal verwirrt war.
„Alle sagen zu mir, selbst die Wölfe, dass ich anders rieche, als die anderen Vampire. Nach Lilien. Kann es sein, dass ... na ja, dass es damit zu tun hat, dass ich ... anders bin?“, fragte ich leise. Ich wollte mir nicht eingestehen, das sich die Antwort schon kannte.
Ich war anders. Schon immer gewesen. Selbst als Mensch hatte ich mich nie sonderlich eingliedern können.
Natürlich hatte ich Freunde gehabt, Freundinnen, Familie. Aber ich hatte mich immer als etwas anderes gefühlt. Ich hatte mir nie etwas darauf eingebildet, im Gegenteil.
Caius ließ sich Zeit mit einer Antwort – das schien er in letzter Zeit öfter zu machen – und wog seine Worte genau ab, bevor er etwas sagte. Als ob er Angst hätte mich zu verletzen.
„Ich denke ... nein, ich weiß, dass es der Grund ist, warum du so unwiderstehlich duftest. Ist dir aufgefallen, dass sehr viele – viel zu viele, für normale Verhältnisse – Menschen von dir angezogen werden?! Du stehst fast immer im Mittelpunkt, die Leute mögen dich so wie du bist. Sie leiden mit dir, versuchen dich zu beschützten, wollen deine Aufmerksamkeit, haben Angst dich zu verletzten. Oder aber sie hegen eine unglaubliche Wut auf dich. Beides sind sehr starke Gefühle. All das hängt mit deiner Herkunft zusammen. Obgleich es dir gefällt oder nicht, du kannst nichts daran ändern. Du bist anders, besonders. Glaub mir, das ist nichts Schlimmes“, erklärte er mir mit einfühlsamer Stimme, die mich sogleich beruhigte. Ich war froh, dass es für all meine Fragen eine Antwort gab.
„Danke Caius. Ich bin so froh, dass ich dich habe und du mir hilfst. Aber bitte versuche nich immer so übertrieben, mich nicht zu verletzten.
Du kannst mir ruhig sagen, was du denkst. Ich kann einiges vertragen – ich muss einiges vertragen“, antwortete ich ihm mit fester Stimme. Ich wollte nicht, dass er – dass alle – sich um mich sorgten. Ich wusste mich im Kampf zu verteidigen und hatte schon schlimmeres erlebt, als ein paar kleine, verletzende Worte.
Caius nickte bloß, als Zeichen, dass er mich verstanden hatte. Doch er würde keineswegs auf mich hören, dass sah ich an seinem Gesichtsausdruck. ‚SORGE’ stand in leuchtenden Buchstaben auf seiner Stirn geschrieben, so offensichtlich war es.
„Na dann, lass es uns hinter uns bringen“, sagte ich mit gespieltem Enthusiasmus. Ich drehte mich abermals von ihm weg.
Ich wollte mir gerade die Kette um den Hals legen, als zwei kalkweiße Hände ihre Enden umschlossen. Ich stockte kurz und halb erwartete ich, dass Caius die Kette an sich reißen und damit davonlaufen würde. Doch stattdessen strich er mir vorsichtig den Hals entlang und legte mir die Kette um. Dann trat er ein paar Schritte zurück und wartete, dass etwas geschah.
Doch davon bekam ich schon nichts mehr mit. Mein Körper war zwar noch im Raum anwesend, doch meine Seele schwebte in der Vergangenheit. Ich wusste nicht wohin die Reise ging und ließ mich treiben.
Erst als die verschwommenen Farben, die ich bisher gesehen hatte, Formen annahmen, wusste ich instinktiv, wo ich mich befinden musste.
Ich war im Hause von Estrella Porota.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kommis? Wär ganz lieb von euch
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Das ultimative Kapitel. Es war schwer, es so hinzubekommen und ich hoffe, dass es mir einigermaßen gelungen ist. Falls es Unklarheiten gibt, dann fragt einfach Hoffe auch hier auf Kommis, besonders hier^^.
So und zu letzt: Nochmal ein riesengroßes Dankeschön an alle meine fleißigen Kommischreiber. Ihr seid super
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 67: Eine Reise in die Vergangenheit und eine ewig währende Freundschaft
Estrella Porota’s Sicht
Ich blickte mich in meinem kleinen Gemach um. Wieder hatte es ein Nachfahre meinerseits geschafft, die Gesetze des Raumes und der Zeit zu überwinden, um zu mir zu finden. Dank des Medallions, welches ich vor solch langer Zeit erschaffen hatte, wurde all meinen weiblichen Nachfahren die Möglichkeit dargeboten, in die Vergangenheit zu reisen, um die Strapazen, die ich auf mich genommen hatte, selbst mitzuerleben. Ich hatte es so gewollt. Als ich das Medallion erschuf lag es in meiner Absicht, ewig auf dieser Welt zu verweilen, in jener Zeit gefangen, um meinen Nachfahren zu ermöglichen, das Böse in ihrem Leben zu besiegen und den Frieden zu finden, was mir verwehrt gewesen blieb – auf ewig. Als mich damals der Urahne der jetzigen Geschöpfe, die von allen als ’Vampire’ bezeichnet wurden, zu einem von seinesgleichen verwandelt hatte, schwor ich mir, dass dies bald ein Ende hätte.
Schon als junge Frau wollte ich einst meinen Frieden im Tode finden. Was hatte ich anderes übrig gehabt? Die Seuchen waren unter unserem Volke verbreitet gewesen und die Menschen krepierten an ihrem eigenen Elend. Doch ich hatte niemals die Hoffnung aufgegeben und mir gewünscht, eines Tages Kinder zu gebären, sie großzuziehen und dann als alte Dame ruhig im Schlafe sterben. Ich hatte einen jungen Mann in meinem Alter geheiratet. Wir liebten uns wirklich. Mit ihm durfte ich das Glück der Liebe und des Kinderkriegens erfahren.
Doch mein Schicksal hatte etwas anderes mit mir vor, als meine Wünsche zuließen.
Schon immer gab es Sagen und Legenden über bluttrinkende Kreaturen, welche am Sonnenlicht verbrennen und Angst und Schrecken über die Menschen brachten. Doch nichts aus diesen Legenden reichte an die blutrünstigsten und furchteinflößensten aller Monster heran, welche das Blut aus den Körpern junger Frauen saugten. Nichts konnte annähern beschreiben welche Qualen man unter der Wandlung zu eben dieser Kreatur litt. Niemand konnte sich vorstellen wie qualvoll und schmerzhaft es für mich gewesen war, als ich erkannte, was aus mir geworden war.
Meine älteste Tochter von zweien war jüngst zehn Jahre alt geworden. Ich und mein Mann waren glücklich miteinander gewesen.
Doch unser Familienfrieden wurde durch bloß einen einzigen Mann erschüttert wie noch nie zuvor. Es war einer der Urahnen gewesen, sein Name hatte für mich nie eine Bedeutung gehabt und daher ist er nicht von Belang.
Er begehrte mich, wie keine andere Frau zuvor, das hatte er mir gesagt. Doch ich gab seinem Werben niemals nach, denn ich hatte mein Herz bereits verschenkt. Doch eines Tages drohte er mir. Er würde meinen über alles geliebten Töchtern etwas antun, wenn ich nicht mit ihm kommen würde. Doch selbst dann hielt ich ihm stand. Schon seit diesem Tag war mir klar geworden, dass dieser Mann nicht menschlich war. Dennoch wollte mir keiner der anderen Bürger des Dorfes Glauben schenken. Ich wusste mir nicht anders zu helfen und schickte meine Töchter zu meiner Mutter, welche etliche Kilometer weit weg wohnte. Ich wollte es nicht so weit kommen lassen, doch ich wollte meine Kleinen in Sicherheit wissen.
Sie waren noch keine 2 Tage weg, als ich meinen Mann blutleer und leblos in unseren Gemächern fand. Ich wusste, dass ich diese Gräueltat dem Urahnen zu verdanken hatte. In diesem Moment schwor ich Rache. Rache dafür, dass er mir einen Teil meiner Seele entrissen hatte.
Ich zerbrach mir stundenlang den Kopf darüber, wie ich mich rächen konnte, doch mir fiel nichts ein. Bis mein langjähriger Freund Zacharias zu mir kam, um nach meinem Wohlbefinden zu fragen. Ich unterrichtete ihn über die Geschehnisse der vergangenen Tage und er glaubte mir. Auch er hatte bemerkt, dass an jenem Mann, der mir meine Liebe geraubt hatte, nicht menschlich war. Zacharias beschloss mir zu helfen.
Er war der einzige Freund den ich noch hatte.
Er kannte sich mit vielen übernatürlichen Dingen aus und sagte mir, wie ich jenen Mann besiegen konnte. Wir schmiedeten eine Kette, welche bloß im Mondlicht ihre Kräfte nach Außen hin zeigte und belegten sie mit einem Zauber. Ihre Kräfte schenkten dem Träger Unverwundbarkeit. Ebenso sollte man seine Gegner in einen Schleier einhüllen können, der sie hypnotisiert oder sogar gänzlich bewegungsunfähig macht.
Doch dazu war volle Konzentration notwendig.
Da wir nicht wollten, dass die Kette von jedem angewandt werden konnte, verzauberten wir sie so, dass sie nur von Nachfahren von mir, die meine Gene in sich trugen, also Frauen, die Kräfte der Kette entfesseln konnten.
Ich war Zacharias unendlich dankbar, doch ich hatte Bedenken. Ich wollte nicht, dass es meinen Nachfahren wie mir erging.
Ich wollte, dass sie ihre Liebe finden, dass sie beschützt werden. Da Zacharias selbst drei Söhne hatte, belegte er sich selbst mit einem Fluch. Jeder männliche Nachfahre seiner Familie würde von einem Sternkind – so hatte er mich immer genannt – magisch angezogen werden.
Er würde sie beschützten, sie lieben und in alle Ewigkeit bei ihr bleiben.
So kam es dazu, dass Zacharias für mich in den Kampf zog. Er kämpfte gegen den Urahnen, welcher zurückgekehrt war um mich zu holen. Dank seines Fluches schlug er sich tapfer. Doch selbst er hatte keine Möglichkeit den gefährlichsten aller Männer zu besiegen.
Zacharias fiel im Kampf, doch bevor er starb sagte er mir, dass er ewig in dieser Zeit verweilen würde, um mich auch nach seinem Tode zu beschützen.
Als ich zurück in mein Haus kam fand ich einen Zettel, auf dem ein Zauberspruch stand, mit dessen Hilfe ich nach meinem Tode in dieser Zeit bleiben könnte und all meinen Nachfahren meine Geschichte erzählen konnte, damit sie in Frieden leben konnten und die Kräfte der Kette richtig zum Einsatz brachten. Da ich wusste, dass der Urahne bald auftauchen würde, legte ich mir diesen Zauber auf.
Er würde nach meinem Tode anfangen zu wirken.
Wie ich es erwartet hatte, erschien der Mann, welcher meinen Freund so grausam ermordet hatte. Er nahm mich gefangen und verschleppte mich in eine Hütte, tief in den Wäldern versteckt.
Dort lernte ich seine zwei Brüder kennen. Ihre Namen kamen mir nie zu Ohren und anfangs wollte ich sie auch gar nicht wissen.
Ich urteilte schnell und hielt sie deswegen für die gleichen, blutdürstenden Monster, wie ihr Bruder eines war. Doch in der Zeit, in der er mich gefangen hielt, wurde ich eines Besseren belehrt. Die zwei Brüder stritten oft mit dem dritten. Sie fanden irgendeine Tat ihres Bruders unverzeihlich und grausam. Ich wusste nicht, was sie meinten und meine Neugierde war trotz allem geweckt worden.
Eines Tages, als ich allein mit den zwei Brüdern war, fragte ich sie, warum sie sauer auf ihren Bruder waren. Geschwister hielten normalerweise zusammen und standen ihre Leiden gemeinsam durch, warum also nicht auch sie? Sie waren erst verwundert, es war das erste Mal gewesen, dass ich gesprochen hatte. Doch dann erzählten sie mir die Geschichte:
Ihr Bruder hatte eine Frau begehrt, so wie er jetzt mich begehrte. Doch die Frau erwiderte seine Gefühle nicht. Also hatte er sie getötet, da er auch damals schon sehr schnell zu reizen war. Die Mutter der Frau, die sie über alles geliebt hatte, bekam das mit.
Sie war eine alte Kräuterhexe und kannte sich mit Magie und Flüchen aus, so wie ich jetzt auch. Doch sie war sehr viel begnadeter als ich. Also verfluchte sie den Bruder, der damals noch als Mensch auf dieser Erde verweilt hatte. Sie sagte, er solle auf ewig in der Hölle schmoren, als Untoter auf dieser Erde verweilen. Im Licht sollte erkannt werden, was er wirklich war. Er sollte ein Monster werden, welches auf ewig nach Blut dürsten sollte und seinen Frieden erst durch einen seinesgleichen finden sollte. Er müsse die Welt mit schärferen Sinnen erkennen müssen, um von ihrer Naturgewalt erdrückt zu werden.
Doch die Alte hatte eins nicht beachtet. Sie hatte nur gesagt ‚Der Junge der Familie Adrik’ . Sie hatte dabei nicht beachtet, dass damit auch automatisch die beiden Brüder des Mörders verflucht werden würden. Ich konnte nachvollziehen, dass sie sauer auf ihn waren, dass sie ihn verabscheuten, weil er ihnen ein solches Leben geschenkt hatte, welches sie doch nicht wollten. Doch sie lebten jetzt schon mehrere Jahrtausende auf dieser Welt und hatten sich damit abgefunden ewig zu leben. Die Mutter der Frau war alt und schwach gewesen und hatte nicht die richtigen Worte benutzt, sodass ihnen ihr Dasein ein wenig erleichtert worden war. Es gab keinen Schmerz für sie, außer ihren Durst, der ewig in ihrer Kehle brannte. Sie hatten scharfe Sinne und konnten so alles viel besser wahrnehmen und sich schützen.
Die Naturgewalten erdrückten sie nicht, sie halfen ihnen, ihr Dasein zu ertragen. Dennoch verabscheuten sie sich selbst, denn sie waren dazu verbannt, ein Monster zu sein, ein Raubtier. Als Menschen hatten sie ein erfülltes Leben gehabt, eine Familie. Nachdem der Fluch sie verändert hatte, hatten sie ihre Familie getötet. Es war unausweichlich menschliches Blut zu trinken, hatten sie mir gesagt.
Je länger ich in der Hütte der drei Brüder gefangen gehalten wurde, desto weniger hatte Zeit eine Bedeutung für mich.
Ich wusste nicht mehr, wie lange ich dort eingesperrt saß, ohne richtige Nahrung, ohne lebensnotwendige Dinge, die ich benötigte.
Ich wusste nicht ob es Tage, Monate oder gar Jahre waren, die ich dort saß, immer den gleichen Anblick einer morschen Holzwand.
Doch es gab auch ein Positives an meiner Gefangenschaft. Ich entwickelte freundschaftliche Gefühle für die zwei Brüder, welche mir mein Leben erleichterten. Sie kümmerten sich rührend um mich und verstanden meine Sorgen und Ängste. Sie waren es, die mir versprachen, dass alles ein gutes Ende nehmen würde.
Doch dem war nicht so.
So und zu letzt: Nochmal ein riesengroßes Dankeschön an alle meine fleißigen Kommischreiber. Ihr seid super
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 67: Eine Reise in die Vergangenheit und eine ewig währende Freundschaft
Estrella Porota’s Sicht
Ich blickte mich in meinem kleinen Gemach um. Wieder hatte es ein Nachfahre meinerseits geschafft, die Gesetze des Raumes und der Zeit zu überwinden, um zu mir zu finden. Dank des Medallions, welches ich vor solch langer Zeit erschaffen hatte, wurde all meinen weiblichen Nachfahren die Möglichkeit dargeboten, in die Vergangenheit zu reisen, um die Strapazen, die ich auf mich genommen hatte, selbst mitzuerleben. Ich hatte es so gewollt. Als ich das Medallion erschuf lag es in meiner Absicht, ewig auf dieser Welt zu verweilen, in jener Zeit gefangen, um meinen Nachfahren zu ermöglichen, das Böse in ihrem Leben zu besiegen und den Frieden zu finden, was mir verwehrt gewesen blieb – auf ewig. Als mich damals der Urahne der jetzigen Geschöpfe, die von allen als ’Vampire’ bezeichnet wurden, zu einem von seinesgleichen verwandelt hatte, schwor ich mir, dass dies bald ein Ende hätte.
Schon als junge Frau wollte ich einst meinen Frieden im Tode finden. Was hatte ich anderes übrig gehabt? Die Seuchen waren unter unserem Volke verbreitet gewesen und die Menschen krepierten an ihrem eigenen Elend. Doch ich hatte niemals die Hoffnung aufgegeben und mir gewünscht, eines Tages Kinder zu gebären, sie großzuziehen und dann als alte Dame ruhig im Schlafe sterben. Ich hatte einen jungen Mann in meinem Alter geheiratet. Wir liebten uns wirklich. Mit ihm durfte ich das Glück der Liebe und des Kinderkriegens erfahren.
Doch mein Schicksal hatte etwas anderes mit mir vor, als meine Wünsche zuließen.
Schon immer gab es Sagen und Legenden über bluttrinkende Kreaturen, welche am Sonnenlicht verbrennen und Angst und Schrecken über die Menschen brachten. Doch nichts aus diesen Legenden reichte an die blutrünstigsten und furchteinflößensten aller Monster heran, welche das Blut aus den Körpern junger Frauen saugten. Nichts konnte annähern beschreiben welche Qualen man unter der Wandlung zu eben dieser Kreatur litt. Niemand konnte sich vorstellen wie qualvoll und schmerzhaft es für mich gewesen war, als ich erkannte, was aus mir geworden war.
Meine älteste Tochter von zweien war jüngst zehn Jahre alt geworden. Ich und mein Mann waren glücklich miteinander gewesen.
Doch unser Familienfrieden wurde durch bloß einen einzigen Mann erschüttert wie noch nie zuvor. Es war einer der Urahnen gewesen, sein Name hatte für mich nie eine Bedeutung gehabt und daher ist er nicht von Belang.
Er begehrte mich, wie keine andere Frau zuvor, das hatte er mir gesagt. Doch ich gab seinem Werben niemals nach, denn ich hatte mein Herz bereits verschenkt. Doch eines Tages drohte er mir. Er würde meinen über alles geliebten Töchtern etwas antun, wenn ich nicht mit ihm kommen würde. Doch selbst dann hielt ich ihm stand. Schon seit diesem Tag war mir klar geworden, dass dieser Mann nicht menschlich war. Dennoch wollte mir keiner der anderen Bürger des Dorfes Glauben schenken. Ich wusste mir nicht anders zu helfen und schickte meine Töchter zu meiner Mutter, welche etliche Kilometer weit weg wohnte. Ich wollte es nicht so weit kommen lassen, doch ich wollte meine Kleinen in Sicherheit wissen.
Sie waren noch keine 2 Tage weg, als ich meinen Mann blutleer und leblos in unseren Gemächern fand. Ich wusste, dass ich diese Gräueltat dem Urahnen zu verdanken hatte. In diesem Moment schwor ich Rache. Rache dafür, dass er mir einen Teil meiner Seele entrissen hatte.
Ich zerbrach mir stundenlang den Kopf darüber, wie ich mich rächen konnte, doch mir fiel nichts ein. Bis mein langjähriger Freund Zacharias zu mir kam, um nach meinem Wohlbefinden zu fragen. Ich unterrichtete ihn über die Geschehnisse der vergangenen Tage und er glaubte mir. Auch er hatte bemerkt, dass an jenem Mann, der mir meine Liebe geraubt hatte, nicht menschlich war. Zacharias beschloss mir zu helfen.
Er war der einzige Freund den ich noch hatte.
Er kannte sich mit vielen übernatürlichen Dingen aus und sagte mir, wie ich jenen Mann besiegen konnte. Wir schmiedeten eine Kette, welche bloß im Mondlicht ihre Kräfte nach Außen hin zeigte und belegten sie mit einem Zauber. Ihre Kräfte schenkten dem Träger Unverwundbarkeit. Ebenso sollte man seine Gegner in einen Schleier einhüllen können, der sie hypnotisiert oder sogar gänzlich bewegungsunfähig macht.
Doch dazu war volle Konzentration notwendig.
Da wir nicht wollten, dass die Kette von jedem angewandt werden konnte, verzauberten wir sie so, dass sie nur von Nachfahren von mir, die meine Gene in sich trugen, also Frauen, die Kräfte der Kette entfesseln konnten.
Ich war Zacharias unendlich dankbar, doch ich hatte Bedenken. Ich wollte nicht, dass es meinen Nachfahren wie mir erging.
Ich wollte, dass sie ihre Liebe finden, dass sie beschützt werden. Da Zacharias selbst drei Söhne hatte, belegte er sich selbst mit einem Fluch. Jeder männliche Nachfahre seiner Familie würde von einem Sternkind – so hatte er mich immer genannt – magisch angezogen werden.
Er würde sie beschützten, sie lieben und in alle Ewigkeit bei ihr bleiben.
So kam es dazu, dass Zacharias für mich in den Kampf zog. Er kämpfte gegen den Urahnen, welcher zurückgekehrt war um mich zu holen. Dank seines Fluches schlug er sich tapfer. Doch selbst er hatte keine Möglichkeit den gefährlichsten aller Männer zu besiegen.
Zacharias fiel im Kampf, doch bevor er starb sagte er mir, dass er ewig in dieser Zeit verweilen würde, um mich auch nach seinem Tode zu beschützen.
Als ich zurück in mein Haus kam fand ich einen Zettel, auf dem ein Zauberspruch stand, mit dessen Hilfe ich nach meinem Tode in dieser Zeit bleiben könnte und all meinen Nachfahren meine Geschichte erzählen konnte, damit sie in Frieden leben konnten und die Kräfte der Kette richtig zum Einsatz brachten. Da ich wusste, dass der Urahne bald auftauchen würde, legte ich mir diesen Zauber auf.
Er würde nach meinem Tode anfangen zu wirken.
Wie ich es erwartet hatte, erschien der Mann, welcher meinen Freund so grausam ermordet hatte. Er nahm mich gefangen und verschleppte mich in eine Hütte, tief in den Wäldern versteckt.
Dort lernte ich seine zwei Brüder kennen. Ihre Namen kamen mir nie zu Ohren und anfangs wollte ich sie auch gar nicht wissen.
Ich urteilte schnell und hielt sie deswegen für die gleichen, blutdürstenden Monster, wie ihr Bruder eines war. Doch in der Zeit, in der er mich gefangen hielt, wurde ich eines Besseren belehrt. Die zwei Brüder stritten oft mit dem dritten. Sie fanden irgendeine Tat ihres Bruders unverzeihlich und grausam. Ich wusste nicht, was sie meinten und meine Neugierde war trotz allem geweckt worden.
Eines Tages, als ich allein mit den zwei Brüdern war, fragte ich sie, warum sie sauer auf ihren Bruder waren. Geschwister hielten normalerweise zusammen und standen ihre Leiden gemeinsam durch, warum also nicht auch sie? Sie waren erst verwundert, es war das erste Mal gewesen, dass ich gesprochen hatte. Doch dann erzählten sie mir die Geschichte:
Ihr Bruder hatte eine Frau begehrt, so wie er jetzt mich begehrte. Doch die Frau erwiderte seine Gefühle nicht. Also hatte er sie getötet, da er auch damals schon sehr schnell zu reizen war. Die Mutter der Frau, die sie über alles geliebt hatte, bekam das mit.
Sie war eine alte Kräuterhexe und kannte sich mit Magie und Flüchen aus, so wie ich jetzt auch. Doch sie war sehr viel begnadeter als ich. Also verfluchte sie den Bruder, der damals noch als Mensch auf dieser Erde verweilt hatte. Sie sagte, er solle auf ewig in der Hölle schmoren, als Untoter auf dieser Erde verweilen. Im Licht sollte erkannt werden, was er wirklich war. Er sollte ein Monster werden, welches auf ewig nach Blut dürsten sollte und seinen Frieden erst durch einen seinesgleichen finden sollte. Er müsse die Welt mit schärferen Sinnen erkennen müssen, um von ihrer Naturgewalt erdrückt zu werden.
Doch die Alte hatte eins nicht beachtet. Sie hatte nur gesagt ‚Der Junge der Familie Adrik’ . Sie hatte dabei nicht beachtet, dass damit auch automatisch die beiden Brüder des Mörders verflucht werden würden. Ich konnte nachvollziehen, dass sie sauer auf ihn waren, dass sie ihn verabscheuten, weil er ihnen ein solches Leben geschenkt hatte, welches sie doch nicht wollten. Doch sie lebten jetzt schon mehrere Jahrtausende auf dieser Welt und hatten sich damit abgefunden ewig zu leben. Die Mutter der Frau war alt und schwach gewesen und hatte nicht die richtigen Worte benutzt, sodass ihnen ihr Dasein ein wenig erleichtert worden war. Es gab keinen Schmerz für sie, außer ihren Durst, der ewig in ihrer Kehle brannte. Sie hatten scharfe Sinne und konnten so alles viel besser wahrnehmen und sich schützen.
Die Naturgewalten erdrückten sie nicht, sie halfen ihnen, ihr Dasein zu ertragen. Dennoch verabscheuten sie sich selbst, denn sie waren dazu verbannt, ein Monster zu sein, ein Raubtier. Als Menschen hatten sie ein erfülltes Leben gehabt, eine Familie. Nachdem der Fluch sie verändert hatte, hatten sie ihre Familie getötet. Es war unausweichlich menschliches Blut zu trinken, hatten sie mir gesagt.
Je länger ich in der Hütte der drei Brüder gefangen gehalten wurde, desto weniger hatte Zeit eine Bedeutung für mich.
Ich wusste nicht mehr, wie lange ich dort eingesperrt saß, ohne richtige Nahrung, ohne lebensnotwendige Dinge, die ich benötigte.
Ich wusste nicht ob es Tage, Monate oder gar Jahre waren, die ich dort saß, immer den gleichen Anblick einer morschen Holzwand.
Doch es gab auch ein Positives an meiner Gefangenschaft. Ich entwickelte freundschaftliche Gefühle für die zwei Brüder, welche mir mein Leben erleichterten. Sie kümmerten sich rührend um mich und verstanden meine Sorgen und Ängste. Sie waren es, die mir versprachen, dass alles ein gutes Ende nehmen würde.
Doch dem war nicht so.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
ZWEITER TEIL KAPITEL 67!!! (Beitrag war zu lang)
Eines grausamen Tages verschwanden die Brüder und nur mein Entführer blieb zurück. Es war nichts außergewöhnliches, denn dies war in letzter Zeit öfter passiert. Was mich allarmierte, was das diabolische Glitzern in seinen blutroten Augen. Unwillkürlich war ich vor ihm zurückgezuckt. Schnell war er bei mir und nahm mich auf seine Arme. Ich wehrte mich nicht, da ich wusste, dass er um einiges stärker war, als ich.
Er trug mich hinaus in den Wald. Auf einer Lichtung machte er Halt. Wir standen seinen Brüdern gegenüber. Sie funkelten ihn hasserfüllt an. Ich fragte mich schon eine ganze Zeit lang, warum sie ihn nicht einfach umbrachten. Es musste einen Grund haben, warum sie sich ihm unterordneten.
Auf das Folgende war ich nicht gefasst gewesen. Der Bruder neigte meinen Kopf zur Seite und biss mir mit grimmiger Entschlossenheit in meinen Hals.
Sogleich sackte ich in mir zusammen und spürte nur noch einen brennenden Schmerz, welcher sich auf meinen ganzen Körper ausbreitete.
An mehr konnte – und wollte – ich mich nicht erinnern. Ich wusste nur, dass ich irgendwann in der Hütte wieder aufgewacht war.
So wie mich die Brüder anstarrten war mir klar, dass ich nun einer von ihnen war. Ein Monster. Durch Blutdurst gefangen. Ewig lebend.
Ich war zu dem gemacht worden, was ich am meisten verabscheut, am meisten gehasst und geängstigt hatte. Ich war zu dem geworden, was mir mein Leben und meine Liebe geraubt hatte. Zu dem geworden, um das sich mein Leben nun kreiste.
Ich konnte mir nicht erklären, was geschah. Unglaublich starke Gefühle des Hasses und der Wut durchzuckten jeden Gliedmaßen meines neuen Körpers. Vergessen war meine Trauer um Zacharias, vergessen war meine Liebe zu meinen Töchtern. Vergessen war das unerträgliche Brennen, welches einem Fegefeuer glich, dass in meiner Kehle wütete. Es zählte nur noch Rache. Rache an demjenigen, dem ich all das zu verdanken hatte. Ich wünschte mir nicht mehr und nicht weniger als den Tod, die entgültige Zerstörung an demjenigen, dessen Begehren mich zu einer Kreatur des Blutdurstes gemacht hatte.
Zum ersten Mal nach langer Zeit, besann ich mich wieder meiner Kette. Ich spürte die Macht, die durch den Rubin zuckte.
Ich musste mich kaum konzentrieren, um ihre Macht auf meinen Körper zu übertragen. Mein Körper leuchtete rot und man sah ein Flimmern in der Luft, wenn ich mich bewegte.
Mit einem einzigen Tritt schleuderte ich ihn durch die Wand des Hauses, hinaus in den Wald.
Dank meiner unbändigen Geschwindigkeit hatte ich ihn schnell eingeholt
Ich hatte erwartet, dass seine Brüder ihn verteidigen würden, doch das taten sie nicht. In meiner Wut konnte ich die Kette mit Leichtigkeit unter Kontrolle halten. Ich legte den Schleier um ihn und zog ihn immer fester. Man sah die schwarz-roten nebelartigen Schwaden, die ihn umschlossen. Goldene Blitze zuckten durch das sie hindurch. Immer fester zurrte ich sein Gefängnis, bis es seinen Körper eng umschloss.
Erst jetzt sah ich, was die Kräfte der Kette bewirkten. Sie beschädigten nicht den Körper desjenigen, der in ihrer Macht gefangen war, nein. Sein Körper war noch vollkommen intakt. Unzerstörbar wie eh und je. Doch was keineswegs unverwundbar war, das war seine Seele.
Oder das was davon übrig geblieben war. Durch die Macht der Kette, wurde seine ehemalige Seele sichtbar. Sie war zerfressen von Machtgier und Streben nach Vollkommenheit. Welch Ironie, dass er diese niemals erlangen konnte.
Eins musste man ihm zugestehen, er kämpfte gut. Er wehrte sich mit all seiner verbliebenen Kraft gegen meine Macht.
Doch ich muss wohl nich sagen, dass er dennoch keine Chance hatte, zu überleben, weiter zu existieren. Kurz bevor seine Seele gänzlich erdrückt worden war, lächelte ich ihn an und sprach das erste Mal in seiner Gegenwart.
„Du siehst, nicht alles hat immer ein gutes Ende. Weder für dich, noch für mich. Doch im Gegensatz zu dir, werde ich meinen Frieden finden“ Meine Stimme war ein helles Glockenspiel im Wind. Sie war wunderschön. Ich sprach in ruhigen, angenehmen Tönen.
Doch der hasserfüllte Gesichtsausdruck, der mehr als nur Wut zeigte, sprach mehr als tausend Worte. Ein letzter Abschiedsgruß verließ meine Lippen, bevor ich ihn komplett auslöschte.
„Der Fluch wird sich erfüllen. Mögest du auf ewig in der Hölle schmoren!“, sagte ich mit gebieterischer Stimme und mit einem einzigen Gedanken zog ich die Schwaden zusammen, sodass sie sich berührten.
Seine Seele war zerstört, sein Körper bloß noch eine leere Hülle, ohne Leben. Mit grimmiger Genugtuung holte ich die Kräfte der Kette wieder zurück und verschloss sie wieder in dem Rubin. Die Brüder machten sich bereits daran, ein Feuer zu entfachen. Mit einer einzigen, fließenden Bewegung schlug ich dem leeren Körper den Kopf ab und warf ihn ins Feuer.
Nach diesem Ereignis brachte ich die Kette mit einem Brief zu meinen Töchtern, in dem ich erklärte, dass ich die Kette an sie vererbte, dass ich bald tot sei und dass sie sich die Kette umlegen mussten, damit sie mich wiedersahen. Danach bat ich die zwei Brüder, die auf mich in der Hütte gewartet hatten, mich zu töten. Sie sollten mir meinen Kopf abschlagen und den Körper verbrennen, damit sich der Fluch, den ich mir auferlegt hatte, endlich wirken konnte und ich für meine Nachfahren in jener Zeit warten könnte, um ihnen alles zu erklären.
Sie taten, wie ihnen geheißen und töteten mich, wenn auch mit Widerwille. Seitdem lebte meine Seele in dieser Zeit, wo ich immer auf neue Nachfahren warten würde, um ihnen meine Geschichte zu erzählen.
Auch jetzt hatte ich es wieder getan. Das wunderschöne Mädchen hatte meine Gedanken mitverfolgt und wusste jetzt alles über mich und die Kette der Sternkinder. Gleich würde sie wieder in ihre Zeit zurückkehren.
Sie war auch ein Vampir. Doch ich erkannte, dass sie eine reine Seele hatte. Nicht jedes Sternkind zeigte sie, doch bei allen war sie vorhanden. Sie hatte lange, braune Haare und ein makelloses Gesicht. Ihre Augen leuchteten, trotz der schwarzen Farbe.
Ich lächelte sie an und betrachtete das kleine Mal, der Stern, der ihr Handgelenk zierte, wie es alle Sternkinder hatten.
„Du bist ein ehrliches Mädchen. Ich hoffe wirklich, dass du deinen Frieden finden wirst, anders als ich ihn gefunden habe“, sagte ich mit klarer und sanfter Stimme zu ihr. Sie lächelte glücklich.
„Ich bin froh, dass du nun in Frieden leben kannst. Mögen du und Zacharias glücklich sein, auf ewig. Ich werde dich niemals vergessen“, verabschiedete sie sich von mir. Ihre Stimme war ein Flüstern des Windes, klar und rein. Ihre Worte waren aufrichtig.
Bevor ich noch etwas sagen konnte, war sie schon wieder in ihre Zeit zurück entschwunden.
Ich drehte mich um und ein Mann trat aus dem Schatten der Wand.
„Sie wird es schaffen, keine Sorge“, sagte er zu mir und strich mir liebevoll über die Wange.
„Ich hoffe so sehr, dass du recht hast, Zacharias“, waren meine letzten Worte, bevor ich die Augen schloss, um auf den nächsten Besuch einer Erbin zu warten.
Eines grausamen Tages verschwanden die Brüder und nur mein Entführer blieb zurück. Es war nichts außergewöhnliches, denn dies war in letzter Zeit öfter passiert. Was mich allarmierte, was das diabolische Glitzern in seinen blutroten Augen. Unwillkürlich war ich vor ihm zurückgezuckt. Schnell war er bei mir und nahm mich auf seine Arme. Ich wehrte mich nicht, da ich wusste, dass er um einiges stärker war, als ich.
Er trug mich hinaus in den Wald. Auf einer Lichtung machte er Halt. Wir standen seinen Brüdern gegenüber. Sie funkelten ihn hasserfüllt an. Ich fragte mich schon eine ganze Zeit lang, warum sie ihn nicht einfach umbrachten. Es musste einen Grund haben, warum sie sich ihm unterordneten.
Auf das Folgende war ich nicht gefasst gewesen. Der Bruder neigte meinen Kopf zur Seite und biss mir mit grimmiger Entschlossenheit in meinen Hals.
Sogleich sackte ich in mir zusammen und spürte nur noch einen brennenden Schmerz, welcher sich auf meinen ganzen Körper ausbreitete.
An mehr konnte – und wollte – ich mich nicht erinnern. Ich wusste nur, dass ich irgendwann in der Hütte wieder aufgewacht war.
So wie mich die Brüder anstarrten war mir klar, dass ich nun einer von ihnen war. Ein Monster. Durch Blutdurst gefangen. Ewig lebend.
Ich war zu dem gemacht worden, was ich am meisten verabscheut, am meisten gehasst und geängstigt hatte. Ich war zu dem geworden, was mir mein Leben und meine Liebe geraubt hatte. Zu dem geworden, um das sich mein Leben nun kreiste.
Ich konnte mir nicht erklären, was geschah. Unglaublich starke Gefühle des Hasses und der Wut durchzuckten jeden Gliedmaßen meines neuen Körpers. Vergessen war meine Trauer um Zacharias, vergessen war meine Liebe zu meinen Töchtern. Vergessen war das unerträgliche Brennen, welches einem Fegefeuer glich, dass in meiner Kehle wütete. Es zählte nur noch Rache. Rache an demjenigen, dem ich all das zu verdanken hatte. Ich wünschte mir nicht mehr und nicht weniger als den Tod, die entgültige Zerstörung an demjenigen, dessen Begehren mich zu einer Kreatur des Blutdurstes gemacht hatte.
Zum ersten Mal nach langer Zeit, besann ich mich wieder meiner Kette. Ich spürte die Macht, die durch den Rubin zuckte.
Ich musste mich kaum konzentrieren, um ihre Macht auf meinen Körper zu übertragen. Mein Körper leuchtete rot und man sah ein Flimmern in der Luft, wenn ich mich bewegte.
Mit einem einzigen Tritt schleuderte ich ihn durch die Wand des Hauses, hinaus in den Wald.
Dank meiner unbändigen Geschwindigkeit hatte ich ihn schnell eingeholt
Ich hatte erwartet, dass seine Brüder ihn verteidigen würden, doch das taten sie nicht. In meiner Wut konnte ich die Kette mit Leichtigkeit unter Kontrolle halten. Ich legte den Schleier um ihn und zog ihn immer fester. Man sah die schwarz-roten nebelartigen Schwaden, die ihn umschlossen. Goldene Blitze zuckten durch das sie hindurch. Immer fester zurrte ich sein Gefängnis, bis es seinen Körper eng umschloss.
Erst jetzt sah ich, was die Kräfte der Kette bewirkten. Sie beschädigten nicht den Körper desjenigen, der in ihrer Macht gefangen war, nein. Sein Körper war noch vollkommen intakt. Unzerstörbar wie eh und je. Doch was keineswegs unverwundbar war, das war seine Seele.
Oder das was davon übrig geblieben war. Durch die Macht der Kette, wurde seine ehemalige Seele sichtbar. Sie war zerfressen von Machtgier und Streben nach Vollkommenheit. Welch Ironie, dass er diese niemals erlangen konnte.
Eins musste man ihm zugestehen, er kämpfte gut. Er wehrte sich mit all seiner verbliebenen Kraft gegen meine Macht.
Doch ich muss wohl nich sagen, dass er dennoch keine Chance hatte, zu überleben, weiter zu existieren. Kurz bevor seine Seele gänzlich erdrückt worden war, lächelte ich ihn an und sprach das erste Mal in seiner Gegenwart.
„Du siehst, nicht alles hat immer ein gutes Ende. Weder für dich, noch für mich. Doch im Gegensatz zu dir, werde ich meinen Frieden finden“ Meine Stimme war ein helles Glockenspiel im Wind. Sie war wunderschön. Ich sprach in ruhigen, angenehmen Tönen.
Doch der hasserfüllte Gesichtsausdruck, der mehr als nur Wut zeigte, sprach mehr als tausend Worte. Ein letzter Abschiedsgruß verließ meine Lippen, bevor ich ihn komplett auslöschte.
„Der Fluch wird sich erfüllen. Mögest du auf ewig in der Hölle schmoren!“, sagte ich mit gebieterischer Stimme und mit einem einzigen Gedanken zog ich die Schwaden zusammen, sodass sie sich berührten.
Seine Seele war zerstört, sein Körper bloß noch eine leere Hülle, ohne Leben. Mit grimmiger Genugtuung holte ich die Kräfte der Kette wieder zurück und verschloss sie wieder in dem Rubin. Die Brüder machten sich bereits daran, ein Feuer zu entfachen. Mit einer einzigen, fließenden Bewegung schlug ich dem leeren Körper den Kopf ab und warf ihn ins Feuer.
Nach diesem Ereignis brachte ich die Kette mit einem Brief zu meinen Töchtern, in dem ich erklärte, dass ich die Kette an sie vererbte, dass ich bald tot sei und dass sie sich die Kette umlegen mussten, damit sie mich wiedersahen. Danach bat ich die zwei Brüder, die auf mich in der Hütte gewartet hatten, mich zu töten. Sie sollten mir meinen Kopf abschlagen und den Körper verbrennen, damit sich der Fluch, den ich mir auferlegt hatte, endlich wirken konnte und ich für meine Nachfahren in jener Zeit warten könnte, um ihnen alles zu erklären.
Sie taten, wie ihnen geheißen und töteten mich, wenn auch mit Widerwille. Seitdem lebte meine Seele in dieser Zeit, wo ich immer auf neue Nachfahren warten würde, um ihnen meine Geschichte zu erzählen.
Auch jetzt hatte ich es wieder getan. Das wunderschöne Mädchen hatte meine Gedanken mitverfolgt und wusste jetzt alles über mich und die Kette der Sternkinder. Gleich würde sie wieder in ihre Zeit zurückkehren.
Sie war auch ein Vampir. Doch ich erkannte, dass sie eine reine Seele hatte. Nicht jedes Sternkind zeigte sie, doch bei allen war sie vorhanden. Sie hatte lange, braune Haare und ein makelloses Gesicht. Ihre Augen leuchteten, trotz der schwarzen Farbe.
Ich lächelte sie an und betrachtete das kleine Mal, der Stern, der ihr Handgelenk zierte, wie es alle Sternkinder hatten.
„Du bist ein ehrliches Mädchen. Ich hoffe wirklich, dass du deinen Frieden finden wirst, anders als ich ihn gefunden habe“, sagte ich mit klarer und sanfter Stimme zu ihr. Sie lächelte glücklich.
„Ich bin froh, dass du nun in Frieden leben kannst. Mögen du und Zacharias glücklich sein, auf ewig. Ich werde dich niemals vergessen“, verabschiedete sie sich von mir. Ihre Stimme war ein Flüstern des Windes, klar und rein. Ihre Worte waren aufrichtig.
Bevor ich noch etwas sagen konnte, war sie schon wieder in ihre Zeit zurück entschwunden.
Ich drehte mich um und ein Mann trat aus dem Schatten der Wand.
„Sie wird es schaffen, keine Sorge“, sagte er zu mir und strich mir liebevoll über die Wange.
„Ich hoffe so sehr, dass du recht hast, Zacharias“, waren meine letzten Worte, bevor ich die Augen schloss, um auf den nächsten Besuch einer Erbin zu warten.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Im Moment geht es ein wenig schleppend, das tut mir leid. Aber wie heißt es so schön? Das Real-Life geht vor
Dennoch bemühe ich mich, die Kapitel trotzdem so gut wie möglich hinzubekommen.
Wie immer würde ich mich über euer Feedback freuen, auch Kritik ist erwünscht. Ich will schließlich aus meinen Fehlern lernen.
Für meine Kommafehler will ich mich schonmal im Voraus entschuldigen, aber in diesem Bereich bin ich nicht sonderlich "gut".
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 68: Endlich herrscht Klarheit
Lilys Sicht
Es war, als wäre ich nie fortgewesen, als hätte die Zeit während meiner Abwesenheit stillgestanden. Ich spielte das Geschehene noch einmal in Gedanken durch. Ich war unglaublich verwirrt gewesen, als ich Estrellas Gedanken gehört hatte. Stumm hatte ich ihrer tragischen und doch so fesselnden Geschichte zugehört. Jetzt, da ich alles wusste, war es, als ob mein Leben einen neuen Sinn bekommen hätte.
Ich war all die Jahre meines Lebens wie blind gewesen, doch jetzt erblickte ich das Licht zum aller ersten Mal. Es erschien mir alles so sinnvoll, so klar. Verwirrt schüttelte ich den Kopf, als ob ich ihn von einem schlimmen Albtraum befreien wollte. Ich konnte nicht begreifen, dass all das Realität gewesen sein sollte. Ich hatte gerade all meine Fragen beantwortet bekommen, die ich mir je gestellt hatte.
Alles was für mich seltsam genug gewesen war es zu hinterfragen, wurde jetzt zu einem scharfen Bild, voller neuer Facetten, Farben und Formen. Ich spürte auf einmal eine unglaubliche ... Kraft in mir erblühen. Es war nichts Greifbares. Ich konnte mir nicht erklären, was mit mir geschah. Es war, als wäre ich erst jetzt vollkommen, als würde ich erst jetzt richtig leben.
Ich betrachtete meinen Körper, er war unverändert. Als ich mich wieder an Estrellas Worte zurückerinnerte wurde mir plötzlich bewusst was es war, dass sich verändert hatte. Meine Seele. Sie hatte die Kräfte der Kette erfasst, hatte sich ihrer Herkunft, die mir die vielen Jahre verschleiert gewesen war, endlich angepasst und dankend angenommen. Ich sog vorsichtig die Luft ein. Ich spürte, wie sie durch meine Lungen floss, doch ich brauchte sie nicht mehr. Es hatte sich rein gar nichts verändert. Caius stand noch am selben Fleck, das Fenster war immer noch geöffnet, die Turmuhr Volterras zeigte immer noch Viertel nach Zwölf. Dabei fühlte ich mich, als wäre ich Stunden, ja sogar Tage weggewesen.
Benommen schaute ich mich weiter um. Ich hörte das Rascheln der Umhänge, welche zu den Volturi gehörten, hörte die Stimmen aus der Stadt. Ich sah jedes noch so kleine Staubkorn in der Luft. Nichts, rein gar nichts hatte sich auch nur einen Millimeter von der Stelle bewegt. Ich war verblüfft. Meine Zeitreise schien unbemerkt geblieben zu sein. Ich lächelte in mich hinein. Dann warf ich einen Blick auf Caius.
Jetzt, da ich die Geschichte kannte, erstrahlte er in einem ganz anderen Licht für mich. Er war jetzt nicht nur wie ein Vater für mich, er war auch jetzt mein Beschützer, ein Teil meines Lebens.
Ich konnte es immer noch nicht fassen. Ich hatte gerade wirklich meine - ja was war sie? - Ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur … Großmutter getroffen. Sie war unglaublich hübsch gewesen. Man hatte sie nicht als Vampir angesehen. Ihre Seele war die eines Menschen geblieben.
Ich lächelte stumm in mich hinein. Langsam ging ich auf Caius zu, der mich nun skeptisch musterte. Als er meinen glücklichen Gesichtsausdruck sah, schloss er mich in seine Arme. Erst jetzt spürte ich die zärtlich besitzergreifende Geste, die in seinen Berührungen lag.
„Du musst mir erzählen was passiert ist. Ich verstehe nämlich nichts mehr“, sagte er sanft und lächelte. Seine Stimme hatte für mich eine völlig andere Wirkung, seitdem ich wieder zurückgekommen war. Sie klang nicht mehr nur sanft, sie klang vertraut. Als ob sie schon immer zu mir gehört hätte.
Dankbar schmiegte ich mich in seine Arme. Ich wusste nicht wo ich anfangen sollte.
Ich öffnete ein paar Mal den Mund, um anzufangen etwas zu sagen, es wollte mir aber nicht gelingen. Krampfhaft versuchte ich meine Gedanken zu ordnen.
Endlich hatte ich den Faden wiedergefunden und fing an, ihm von meinen seltsamen Begegnungen zu erzählen.
„Zuletzt sprach sie noch zu mir. Sie war von solch unglaublicher Schönheit, man kann es sich kaum vorstellen.“ Erschöpft sank ich in mir zusammen. Der Himmel verfärbte sich bereits rosarot. Die Sonne lugte hinter dem Horizont hervor. Es wurde Tag.
Wir mussten uns unbedingt auf den Weg zur Kapelle machen. Da ich jetzt die Gewissheit hatte, dass mir nichts geschehen konnte, hatte ich auch keine Angst mehr, mich dem Unausweichlichen zu stellen. Zwar sorgte ich mich immer noch um meine Freunde, doch ich wusste, dass ich ihnen helfen könnte. Ich müsste die Kette zum Einsatz bringen, es war ein Versuch wert.
Seufzend ließ ich meinen Blick ein letztes Mal durch das Zimmer schweifen. Würde ich es vom heutigen Tag an je wieder sehen?
Ich wusste es nicht.
Ich schloss das Geheimfach meiner Gitarre und stellte sie wieder zurück an ihren eigentlichen Platz. Es sah aus, als ob sie nie berührt worden war.
„Warte kurz, ich komme sofort“, sagte ich zu Caius, der mich erwartungsvoll anblickte.
Ich ging auf eine hölzerne Tür zu und öffnete sie mit zufriedenem Blick. Ich ließ mich nicht lange von dem Anblick verschiedenster Kleider ablenken, sondern ging direkt in das Monstrum von Kleiderschrank hinein. Nur nebenbei sah ich meine Kleidungsstücke.
Satinkleider, Perlmuttverzierte T-Shirts, Baumwolltops, seidige Cocktailkleider, Röhrenjeans und vieles mehr. Alles schillerte in den unterschiedlichsten Farben. Marineblau, Rubinrot, Sonnengelb, Grasgrün, Schwarz, Weiß. Doch anstatt meine edlen Sachen, welche ich kaum einmal getragen hatte, zu bewundern, lief ich zu einer kleinen Kleiderstange. Die Stücke, die daran hingen, waren in milchig-weißen Kleiderhüllen eingepackt. Entschlossen zog ich an dem Reisverschluss der erstbesten Hülle. Ein schwarzer Umhang kam daraus zum Vorschein. Ihn holte ich heraus und warf ihn mir über den Arm.
Da ich mein hautenges Outfit etwas unpassend fand, stöberte ich noch ein paar Sekunden in meinem Kleiderschrank herum, bis ich das passende gefunden hatte. Eine schwarze Röhrenjeans, dazu passendes rubinrotes T-Shirt und schwarze Turnschuhe.
Seufzend zog ich mir besagte Kleidungsstücke über. Mit angeekeltem Gesicht warf ich mir schlussendlich auch meinen Umhang über.
Blitzschnell war ich wieder bei Caius und schloss die Tür meines Schrankes – womöglich für immer.
„Gut, ich denke, wir sollten dann mal los“, sagte er mit wehmütigem Blick.
Ich nickte bloß. Das Zimmer machte einen friedlichen Eindruck, der Anblick und das heimatliche Gefühl, dass mich dabei begleitete war beruhigend. Ungern wollte ich jetzt durch das Schloss laufen und alle schlimmen Erinnerungen, die ich am liebsten auf ewig aus meinen Gedanken verbannen würde, wieder auf mich einstürzen lassen. Dennoch schloss ich die Tür hinter uns und trat auf den geschmacklos dekorierten Gang.
Zusammen schossen wir durch das Schloss, hinaus auf die Straßen der Stadt.
Mit wilder Entschlossenheit jagte ich in Richtung Wald. Als wir im Schutz der Bäume angekommen waren, überprüfte ich, ob jemand uns folgte. Da ich nichts erkennen konnte, setzten wir unseres Weg fort.
Es dauerte nicht lange, da kam auch schon die kleine, zerfallene Kapelle in Sicht. Ich hörte Stimmen aus ihrem Inneren.
Ich erkannte die vertrauten Stimmen wieder, jedoch nicht alle, was mich wunderte.
Noch einmal durchatmend legte ich meine Hand auf den verrosteten Türknauf und trat ein.
Als das Licht in die Kapelle fiel, verstummten sofort alle Gespräche. Jeder Einzelne von ihnen blickte mich erwartungsvoll an, als ob sie nur auf mich gewartet hatten. Ich sah die Gesichter meiner Freunde aus Volterra, die Cullens, die Wölfe und die der anderen Vampire.
Ich zählte schnell alle nach, da fiel mir auf, dass vier von ihnen fehlten.
„Herzlich Willkommen, wenn ich das so sagen darf“, begann ich und lächelte leicht.
„Ich danke euch, dass ihr den weiten Weg hierher aufgenommen habt, um uns zu helfen. Wie ich sehe sind alle da, außer vier von euch. Wer fehlt?“
Leises Gemurmel ging durch die Reihen. Die Wölfe schauten sich verwirrt an, von ihnen fehlte keiner. Sam, Paul, Jared, Jacob, Seth und Embry waren da. Der Rest von ihnen war zu Hause in LaPush geblieben, um deren Einwohner zu schützen. Ich war dankbar, dass sie mir überhaupt halfen, nach den Ungereimtheiten, die ich mit ihnen hatte. Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit, als ich Sam und Paul zuletzt gesehen hatte. Bei der Erinnerung an meine Untat zuckte Schmerz durch mein Gesicht.
Auch die Cullens waren komplett.
Es war Zafrina, die das Wort ergriff. „Meine zwei Gefährtinnen sind nicht mitgekommen, weil es in unserem Jagdgebiet ein paar Komplikationen gibt. Sie entschuldigen sich dafür, doch es ging nicht anders. Es waren Senna und Kachiri“, sagte sie leise, mit entschuldigender Miene.
„Das ist verständlich. Keiner soll hier gegen seinen Willen sein. Sie brauchten sich nicht zu entschuldigen.“
Doch noch immer wusste ich nicht, wer die letzten zwei waren, die nicht anwesend waren.
Benjamin räusperte sich vernehmlich. Ich schaute ihn mit fragendem Blick an.
„Nun ja. Amun und Kebi sind gegangen, da sie es für zu gefährlich halten, hier zu bleiben. Sie wollen nicht kämpfen und sind zurückgeblieben. Tut mir leid“, sagte er flüsternd und mit gesengtem Blick.
Ich nickte nur. Auch ich hatte meine Bedenken. Es war natürlich gefährlich und ich hatte Angst um meine Freunde, doch jetzt konnte ich keinen Rückzieher machen. Wenn nötig würde ich auch allein gegen Aro kämpfen. Ich hatte meine Kette, sie verschaffte mir enorme Sicherheit. Ich war froh, dass sie unter meinem Umhang verborgen war und so von keinem gesehen wurde. Wenngleich man sie spüren konnte. Deswegen ruhten nun mehr Blicke als nötig auf mir.
„Gut, dann müssen wir ein wenig umplanen, was die Gruppen betrifft“, sagte ich. „Jasper, was schlägst du vor?“ Er hatte die meiste Kampferfahrung und konnte so besser als ich entscheiden, was das beste für uns war.
„Weißt du wie groß ihre Truppen sind?“, fragte er mit fester Stimme, die den Klang eines Majors angenommen hatte.
Er war wieder voll in seinem Element, das beruhigte mich. Wenigstens einer, der wusste, was er tat.
„Aro wird neun Leute um sich haben. Also sind es insgesamt zehn, die in der großen Halle ausgeschaltet werden müssen. Die Wache im Schloss ist zu Dreizehnt. In der Stadt sind zwölf. Sie waren erst vor ein paar Tagen jagen, also werden alle auf ihren Posten sein. Noch haben sie keine Ahnung was auf sie zukommt, deswegen müssen wir aus den Hinterhalt angreifen. Dennoch ist Aro gewarnt. Er weiß, dass ich irgendetwas vorhabe. Deswegen ist er vorsichtiger als sonst. Auf Afton und Jane müssen wir besonders aufpassen. Sie haben sehr mächtige Gaben. Die anderen sind nicht ganz so mächtig, dennoch können sie gut kämpfen.“
„Okay. Dann würde ich sagen, dass ... Rose, du gehst noch in die zweite Gruppe, ebenso Embry. Der Rest bleibt, wo er ist. Nochmal zum merken: Lily wird die erste Gruppe anführen. Mit ihrem Schild sind alle geschützt. Demetri, Caius, Marcus, ich, Carlisle, Benjamin, Caro, James, Sam und Paul sind in der ersten Gruppe. Wir werden ... „, er stockte kurz. Er wusste nicht, wie wir so schnell an Aro herangelangen konnten, sodass er nichts merkte.
Ich führte seinen Satz weiter fort. „durch unsere Geheimgänge gehen. Einer ist hier in der Kapelle und führt direkt in die große Halle. Ich würde aber vorschlagen, dass wir stattdessen in den Gang der Anführer gehen. Von dort aus müssten wir am schnellsten in die Halle gelangen können. Die zweite Gruppe wird von hier aus durch einen Gang in die Eingangshalle gelangen. Die dritte Gruppe, in die Stadt.“
„Perfekt. Gut, die zweite Gruppe wird von Bella angeführt und geschützt. In dieser Gruppe sind Felix, Alec, Rose, Emmett, Esme, Kate, Irina, Maggie, Charles, Jared und Embry. Als letztes die dritte Gruppe. Chelsea, Alice, Carmen, Eleazar, Tanya, Zafrina, Siobhan, Alistair, Seth und Jacob, ihr haltet euch an Lewis. Ich habe noch eine letzte Bitte an euch“, er wies auf die Ex-Volturi, die neben mir standen, „ihr kennt die Schlupflöcher und Geheimgänge. Ihr kennt die Schwächen unserer Gegner und kennt euch besser im Schloss und der Stadt aus, als wir es uns jemals erträumen könnten. Bitte führt die Gruppen mit an und helft uns, die richtigen Wege zu nehmen. Es ist eine große Aufgabe, denn ihr müsst, wenn möglich, überall sein. Deswegen, teilt euch auf. Chelsea, bei dir ist es ein wenig kniffliger. Ich denke Eleazar kann dir ein wenig zur Hilfe kommen.“
Eleazar nickte Chelsea zu. Er war einmal ein Volturi gewesen und kannte sich deswegen auch gut genug aus.
„Wir haben noch Zeit, bis es dunkel wird. Bitte bleibt in der Kapelle und haltet Augen und Ohren offen.
Es ist wichtig, dass niemand vorher Bescheid weiß. Alec, Felix, bitte steht am Geheimgang Wache. Einer der anderen überwacht bitte die Tür. Alice, bitte behalte die Entscheidung von den Volturi und besonders von Aro und Afton im Auge. Vielleicht wird Afton wieder im Befehl von Aro handeln, sodass wir nichts merken, wenn wir uns nur auf Aro konzentrieren“, sagte ich mit klar vernehmlicher Stimme.
Ich wusste, dass alles im Geheimen bleiben musste. Es würde bald losgehen. Bald würde alles ein Ende finden.
Doch zuerst müsste ich jagen gehen.
Ein letztes Mal.
Dennoch bemühe ich mich, die Kapitel trotzdem so gut wie möglich hinzubekommen.
Wie immer würde ich mich über euer Feedback freuen, auch Kritik ist erwünscht. Ich will schließlich aus meinen Fehlern lernen.
Für meine Kommafehler will ich mich schonmal im Voraus entschuldigen, aber in diesem Bereich bin ich nicht sonderlich "gut".
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 68: Endlich herrscht Klarheit
Lilys Sicht
Es war, als wäre ich nie fortgewesen, als hätte die Zeit während meiner Abwesenheit stillgestanden. Ich spielte das Geschehene noch einmal in Gedanken durch. Ich war unglaublich verwirrt gewesen, als ich Estrellas Gedanken gehört hatte. Stumm hatte ich ihrer tragischen und doch so fesselnden Geschichte zugehört. Jetzt, da ich alles wusste, war es, als ob mein Leben einen neuen Sinn bekommen hätte.
Ich war all die Jahre meines Lebens wie blind gewesen, doch jetzt erblickte ich das Licht zum aller ersten Mal. Es erschien mir alles so sinnvoll, so klar. Verwirrt schüttelte ich den Kopf, als ob ich ihn von einem schlimmen Albtraum befreien wollte. Ich konnte nicht begreifen, dass all das Realität gewesen sein sollte. Ich hatte gerade all meine Fragen beantwortet bekommen, die ich mir je gestellt hatte.
Alles was für mich seltsam genug gewesen war es zu hinterfragen, wurde jetzt zu einem scharfen Bild, voller neuer Facetten, Farben und Formen. Ich spürte auf einmal eine unglaubliche ... Kraft in mir erblühen. Es war nichts Greifbares. Ich konnte mir nicht erklären, was mit mir geschah. Es war, als wäre ich erst jetzt vollkommen, als würde ich erst jetzt richtig leben.
Ich betrachtete meinen Körper, er war unverändert. Als ich mich wieder an Estrellas Worte zurückerinnerte wurde mir plötzlich bewusst was es war, dass sich verändert hatte. Meine Seele. Sie hatte die Kräfte der Kette erfasst, hatte sich ihrer Herkunft, die mir die vielen Jahre verschleiert gewesen war, endlich angepasst und dankend angenommen. Ich sog vorsichtig die Luft ein. Ich spürte, wie sie durch meine Lungen floss, doch ich brauchte sie nicht mehr. Es hatte sich rein gar nichts verändert. Caius stand noch am selben Fleck, das Fenster war immer noch geöffnet, die Turmuhr Volterras zeigte immer noch Viertel nach Zwölf. Dabei fühlte ich mich, als wäre ich Stunden, ja sogar Tage weggewesen.
Benommen schaute ich mich weiter um. Ich hörte das Rascheln der Umhänge, welche zu den Volturi gehörten, hörte die Stimmen aus der Stadt. Ich sah jedes noch so kleine Staubkorn in der Luft. Nichts, rein gar nichts hatte sich auch nur einen Millimeter von der Stelle bewegt. Ich war verblüfft. Meine Zeitreise schien unbemerkt geblieben zu sein. Ich lächelte in mich hinein. Dann warf ich einen Blick auf Caius.
Jetzt, da ich die Geschichte kannte, erstrahlte er in einem ganz anderen Licht für mich. Er war jetzt nicht nur wie ein Vater für mich, er war auch jetzt mein Beschützer, ein Teil meines Lebens.
Ich konnte es immer noch nicht fassen. Ich hatte gerade wirklich meine - ja was war sie? - Ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur … Großmutter getroffen. Sie war unglaublich hübsch gewesen. Man hatte sie nicht als Vampir angesehen. Ihre Seele war die eines Menschen geblieben.
Ich lächelte stumm in mich hinein. Langsam ging ich auf Caius zu, der mich nun skeptisch musterte. Als er meinen glücklichen Gesichtsausdruck sah, schloss er mich in seine Arme. Erst jetzt spürte ich die zärtlich besitzergreifende Geste, die in seinen Berührungen lag.
„Du musst mir erzählen was passiert ist. Ich verstehe nämlich nichts mehr“, sagte er sanft und lächelte. Seine Stimme hatte für mich eine völlig andere Wirkung, seitdem ich wieder zurückgekommen war. Sie klang nicht mehr nur sanft, sie klang vertraut. Als ob sie schon immer zu mir gehört hätte.
Dankbar schmiegte ich mich in seine Arme. Ich wusste nicht wo ich anfangen sollte.
Ich öffnete ein paar Mal den Mund, um anzufangen etwas zu sagen, es wollte mir aber nicht gelingen. Krampfhaft versuchte ich meine Gedanken zu ordnen.
Endlich hatte ich den Faden wiedergefunden und fing an, ihm von meinen seltsamen Begegnungen zu erzählen.
„Zuletzt sprach sie noch zu mir. Sie war von solch unglaublicher Schönheit, man kann es sich kaum vorstellen.“ Erschöpft sank ich in mir zusammen. Der Himmel verfärbte sich bereits rosarot. Die Sonne lugte hinter dem Horizont hervor. Es wurde Tag.
Wir mussten uns unbedingt auf den Weg zur Kapelle machen. Da ich jetzt die Gewissheit hatte, dass mir nichts geschehen konnte, hatte ich auch keine Angst mehr, mich dem Unausweichlichen zu stellen. Zwar sorgte ich mich immer noch um meine Freunde, doch ich wusste, dass ich ihnen helfen könnte. Ich müsste die Kette zum Einsatz bringen, es war ein Versuch wert.
Seufzend ließ ich meinen Blick ein letztes Mal durch das Zimmer schweifen. Würde ich es vom heutigen Tag an je wieder sehen?
Ich wusste es nicht.
Ich schloss das Geheimfach meiner Gitarre und stellte sie wieder zurück an ihren eigentlichen Platz. Es sah aus, als ob sie nie berührt worden war.
„Warte kurz, ich komme sofort“, sagte ich zu Caius, der mich erwartungsvoll anblickte.
Ich ging auf eine hölzerne Tür zu und öffnete sie mit zufriedenem Blick. Ich ließ mich nicht lange von dem Anblick verschiedenster Kleider ablenken, sondern ging direkt in das Monstrum von Kleiderschrank hinein. Nur nebenbei sah ich meine Kleidungsstücke.
Satinkleider, Perlmuttverzierte T-Shirts, Baumwolltops, seidige Cocktailkleider, Röhrenjeans und vieles mehr. Alles schillerte in den unterschiedlichsten Farben. Marineblau, Rubinrot, Sonnengelb, Grasgrün, Schwarz, Weiß. Doch anstatt meine edlen Sachen, welche ich kaum einmal getragen hatte, zu bewundern, lief ich zu einer kleinen Kleiderstange. Die Stücke, die daran hingen, waren in milchig-weißen Kleiderhüllen eingepackt. Entschlossen zog ich an dem Reisverschluss der erstbesten Hülle. Ein schwarzer Umhang kam daraus zum Vorschein. Ihn holte ich heraus und warf ihn mir über den Arm.
Da ich mein hautenges Outfit etwas unpassend fand, stöberte ich noch ein paar Sekunden in meinem Kleiderschrank herum, bis ich das passende gefunden hatte. Eine schwarze Röhrenjeans, dazu passendes rubinrotes T-Shirt und schwarze Turnschuhe.
Seufzend zog ich mir besagte Kleidungsstücke über. Mit angeekeltem Gesicht warf ich mir schlussendlich auch meinen Umhang über.
Blitzschnell war ich wieder bei Caius und schloss die Tür meines Schrankes – womöglich für immer.
„Gut, ich denke, wir sollten dann mal los“, sagte er mit wehmütigem Blick.
Ich nickte bloß. Das Zimmer machte einen friedlichen Eindruck, der Anblick und das heimatliche Gefühl, dass mich dabei begleitete war beruhigend. Ungern wollte ich jetzt durch das Schloss laufen und alle schlimmen Erinnerungen, die ich am liebsten auf ewig aus meinen Gedanken verbannen würde, wieder auf mich einstürzen lassen. Dennoch schloss ich die Tür hinter uns und trat auf den geschmacklos dekorierten Gang.
Zusammen schossen wir durch das Schloss, hinaus auf die Straßen der Stadt.
Mit wilder Entschlossenheit jagte ich in Richtung Wald. Als wir im Schutz der Bäume angekommen waren, überprüfte ich, ob jemand uns folgte. Da ich nichts erkennen konnte, setzten wir unseres Weg fort.
Es dauerte nicht lange, da kam auch schon die kleine, zerfallene Kapelle in Sicht. Ich hörte Stimmen aus ihrem Inneren.
Ich erkannte die vertrauten Stimmen wieder, jedoch nicht alle, was mich wunderte.
Noch einmal durchatmend legte ich meine Hand auf den verrosteten Türknauf und trat ein.
Als das Licht in die Kapelle fiel, verstummten sofort alle Gespräche. Jeder Einzelne von ihnen blickte mich erwartungsvoll an, als ob sie nur auf mich gewartet hatten. Ich sah die Gesichter meiner Freunde aus Volterra, die Cullens, die Wölfe und die der anderen Vampire.
Ich zählte schnell alle nach, da fiel mir auf, dass vier von ihnen fehlten.
„Herzlich Willkommen, wenn ich das so sagen darf“, begann ich und lächelte leicht.
„Ich danke euch, dass ihr den weiten Weg hierher aufgenommen habt, um uns zu helfen. Wie ich sehe sind alle da, außer vier von euch. Wer fehlt?“
Leises Gemurmel ging durch die Reihen. Die Wölfe schauten sich verwirrt an, von ihnen fehlte keiner. Sam, Paul, Jared, Jacob, Seth und Embry waren da. Der Rest von ihnen war zu Hause in LaPush geblieben, um deren Einwohner zu schützen. Ich war dankbar, dass sie mir überhaupt halfen, nach den Ungereimtheiten, die ich mit ihnen hatte. Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit, als ich Sam und Paul zuletzt gesehen hatte. Bei der Erinnerung an meine Untat zuckte Schmerz durch mein Gesicht.
Auch die Cullens waren komplett.
Es war Zafrina, die das Wort ergriff. „Meine zwei Gefährtinnen sind nicht mitgekommen, weil es in unserem Jagdgebiet ein paar Komplikationen gibt. Sie entschuldigen sich dafür, doch es ging nicht anders. Es waren Senna und Kachiri“, sagte sie leise, mit entschuldigender Miene.
„Das ist verständlich. Keiner soll hier gegen seinen Willen sein. Sie brauchten sich nicht zu entschuldigen.“
Doch noch immer wusste ich nicht, wer die letzten zwei waren, die nicht anwesend waren.
Benjamin räusperte sich vernehmlich. Ich schaute ihn mit fragendem Blick an.
„Nun ja. Amun und Kebi sind gegangen, da sie es für zu gefährlich halten, hier zu bleiben. Sie wollen nicht kämpfen und sind zurückgeblieben. Tut mir leid“, sagte er flüsternd und mit gesengtem Blick.
Ich nickte nur. Auch ich hatte meine Bedenken. Es war natürlich gefährlich und ich hatte Angst um meine Freunde, doch jetzt konnte ich keinen Rückzieher machen. Wenn nötig würde ich auch allein gegen Aro kämpfen. Ich hatte meine Kette, sie verschaffte mir enorme Sicherheit. Ich war froh, dass sie unter meinem Umhang verborgen war und so von keinem gesehen wurde. Wenngleich man sie spüren konnte. Deswegen ruhten nun mehr Blicke als nötig auf mir.
„Gut, dann müssen wir ein wenig umplanen, was die Gruppen betrifft“, sagte ich. „Jasper, was schlägst du vor?“ Er hatte die meiste Kampferfahrung und konnte so besser als ich entscheiden, was das beste für uns war.
„Weißt du wie groß ihre Truppen sind?“, fragte er mit fester Stimme, die den Klang eines Majors angenommen hatte.
Er war wieder voll in seinem Element, das beruhigte mich. Wenigstens einer, der wusste, was er tat.
„Aro wird neun Leute um sich haben. Also sind es insgesamt zehn, die in der großen Halle ausgeschaltet werden müssen. Die Wache im Schloss ist zu Dreizehnt. In der Stadt sind zwölf. Sie waren erst vor ein paar Tagen jagen, also werden alle auf ihren Posten sein. Noch haben sie keine Ahnung was auf sie zukommt, deswegen müssen wir aus den Hinterhalt angreifen. Dennoch ist Aro gewarnt. Er weiß, dass ich irgendetwas vorhabe. Deswegen ist er vorsichtiger als sonst. Auf Afton und Jane müssen wir besonders aufpassen. Sie haben sehr mächtige Gaben. Die anderen sind nicht ganz so mächtig, dennoch können sie gut kämpfen.“
„Okay. Dann würde ich sagen, dass ... Rose, du gehst noch in die zweite Gruppe, ebenso Embry. Der Rest bleibt, wo er ist. Nochmal zum merken: Lily wird die erste Gruppe anführen. Mit ihrem Schild sind alle geschützt. Demetri, Caius, Marcus, ich, Carlisle, Benjamin, Caro, James, Sam und Paul sind in der ersten Gruppe. Wir werden ... „, er stockte kurz. Er wusste nicht, wie wir so schnell an Aro herangelangen konnten, sodass er nichts merkte.
Ich führte seinen Satz weiter fort. „durch unsere Geheimgänge gehen. Einer ist hier in der Kapelle und führt direkt in die große Halle. Ich würde aber vorschlagen, dass wir stattdessen in den Gang der Anführer gehen. Von dort aus müssten wir am schnellsten in die Halle gelangen können. Die zweite Gruppe wird von hier aus durch einen Gang in die Eingangshalle gelangen. Die dritte Gruppe, in die Stadt.“
„Perfekt. Gut, die zweite Gruppe wird von Bella angeführt und geschützt. In dieser Gruppe sind Felix, Alec, Rose, Emmett, Esme, Kate, Irina, Maggie, Charles, Jared und Embry. Als letztes die dritte Gruppe. Chelsea, Alice, Carmen, Eleazar, Tanya, Zafrina, Siobhan, Alistair, Seth und Jacob, ihr haltet euch an Lewis. Ich habe noch eine letzte Bitte an euch“, er wies auf die Ex-Volturi, die neben mir standen, „ihr kennt die Schlupflöcher und Geheimgänge. Ihr kennt die Schwächen unserer Gegner und kennt euch besser im Schloss und der Stadt aus, als wir es uns jemals erträumen könnten. Bitte führt die Gruppen mit an und helft uns, die richtigen Wege zu nehmen. Es ist eine große Aufgabe, denn ihr müsst, wenn möglich, überall sein. Deswegen, teilt euch auf. Chelsea, bei dir ist es ein wenig kniffliger. Ich denke Eleazar kann dir ein wenig zur Hilfe kommen.“
Eleazar nickte Chelsea zu. Er war einmal ein Volturi gewesen und kannte sich deswegen auch gut genug aus.
„Wir haben noch Zeit, bis es dunkel wird. Bitte bleibt in der Kapelle und haltet Augen und Ohren offen.
Es ist wichtig, dass niemand vorher Bescheid weiß. Alec, Felix, bitte steht am Geheimgang Wache. Einer der anderen überwacht bitte die Tür. Alice, bitte behalte die Entscheidung von den Volturi und besonders von Aro und Afton im Auge. Vielleicht wird Afton wieder im Befehl von Aro handeln, sodass wir nichts merken, wenn wir uns nur auf Aro konzentrieren“, sagte ich mit klar vernehmlicher Stimme.
Ich wusste, dass alles im Geheimen bleiben musste. Es würde bald losgehen. Bald würde alles ein Ende finden.
Doch zuerst müsste ich jagen gehen.
Ein letztes Mal.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
So. Ich bin auch mal wieder dazu gekommen, ein Chappy zu posten Nochmal ein dickes DANKESCHÖN an meine allerliebsten Kommischreiberinnen
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 69: Die letzte Jagd
Alles schien wieder normal zu sein, soweit man es normal nennen konnte. Jeder wandte sich wieder seinen Gesprächspartnern zu, mit denen er die letzten Minuten über irgendetwas diskutiert hatte bevor ich dazu gestoßen war.
Ich dagegen ging zielstrebig auf Jasper zu. Ich wollte mit ihm jagen gehen, da ich gesehen hatte, dass auch er schwarze Augen hatte.
Alle anderen war versorgt, hatten rote oder goldenen Augen.
Er saß allein mit Alice nahe des Altars und schaute in die Ferne. Er hatte unbändige Angst um seine Frau. Wie sehr ich ihn doch verstehen konnte. Doch ich wusste, dass Alice sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte. Dank ihrer Gabe war sie bestens vorbereitet.
„Jasper?“, sprach ich ihn leise an. Ich wollte sie ungern stören, doch auch er brauchte Blut.
Als er aufblickte und mich sah, breitete sich ein schwaches Lächeln auf seinem Gesicht aus.
„Ich wollte dich fragen, ob du mit mir jagen gehst?“, sprach ich in einem halbherzigen Versuch, ihn zu überreden, weiter.
Er schaute mich mit seinen schwarzen Augen durchdringend an und überlegte im Stillen, ob es sinnvoll wäre zu jagen.
Ich ließ ihn weiter grübeln und stand reglos vor ihm.
Als er nicht antwortete ergriff Alice das Wort. „Jasper du solltest wirklich jagen gehen. Bitte, tu mir den Gefallen“, sagte sie liebevoll.
Sie legte ihm mit zärtlichem Blick die Hand auf seine Schulter.
Als er die weiche, glockenhelle Stimme von Alice vernahm nickte er leicht und stand auf.
Ich schenkte Alice noch ein leichtes Lächeln, ehe ich mich umdrehte und dem ehemaligen Major folgte.
Schweigend ging er neben mir her ohne auch nur ein Wort zu sagen. Er hing seinen Gedanken nach und ich wollte ihn dabei nicht stören.
Wir schlängelten uns durch unsere Freunde zum Ausgang hin.
Als wir in das gleißende Sonnenlicht traten sah ich Demetri vor der Tür stehen. Er hatte die Augen geschlossen und suchte die Gegend nach Feinden ab. Als er uns hörte drehte er sich um. Er ging einen halben Schritt auf mich zu. Ich schaute ihn nur traurig an, ehe ich in seine Arme stürzte.
„Es tut mir so leid. Ich hätte nicht so ... bestimmend sein sollen. Wo es doch die letzten Stunden sein könnten, die wir miteinander verbringen. Kannst du mir verzeihen?“, flüsterte ich mit rauer Stimme in sein Ohr. Meine Augen brannten von den Tränen, die ich nie wieder würde vergießen können. Säureartig fraßen sie sich in mein Innerstes. Ich konnte mir meine plötzliche Sehnsucht kaum erklären, doch ich ließ mich von dem Gefühl einfach überschwemmen.
„Natürlich. Auch wenn ich liebend gern wüsste, was du mit Caius in unserem Zimmer getr..., ähm gemacht hast. Aber das hat Zeit bis nach dem Kampf“, antwortete er, seine Gedanken rein von unendlicher Liebe. Tief in mir erwachte das Verlangen nach ihm, welches ich versuchte zu ignorieren. Am liebsten hätte ich jetzt die Arme um ihn geschlungen und ihn einfach nur geküsst ... und noch ganz andere Dinge mit ihm angestellt. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich schmiegte mich enger an ihn.
„Ich will mit Jasper jagen gehen. Willst du mitkommen?“
Demetri schüttelte den Kopf. Es wunderte mich nicht, dass er allein sein wollte. Selbst vor mir wollte er sich entziehen.
Er machte sich auch Sorgen und zum ersten Mal war ich froh darüber.
„Ich habe ihnen versprochen aufzupassen. Ich will hier bleiben und sie schützen. Du kommst gut ohne mich zurecht.“
Ich nickte nur leicht an seiner Brust. Er hielt mich ein wenig auf Abstand, um mich anzusehen.
Dann, ohne Vorwarnung, zog er mein Gesicht zu sich heran und legte seine weichen Lippen auf meine. Es war, als wäre das unser erster Kuss gewesen. Zum ersten Mal spürte ich sein Verlangen und diesen unglaublich besitzergreifenden Drang der darin lag. Erst jetzt verstand ich die Gefühle, die er für mich hegte. Erst jetzt ergab alles für mich einen Sinn. Warum ausgerechnet ein solch wunderbarer Vampir für mich geschaffen war, warum er mich liebte.
Ich beendete das Spiel unserer Lippen, die sich bis eben in Einklang miteinander bewegt hatten. Zärtlich strich ich ihm über die Wange und schoss dann in den Wald zu Jasper, der sich dorthin zurückgezogen hatte.
„Wo wollen wir jagen?“, fragte er jetzt.
„Ich würde sagen, dass wir nicht allzu weit von hier weggehen“, antwortete ich leise.
In seinen Gedanken erhaschte ich eine Erinnerung, die mich anhalten ließ. Ich war verwundert darüber.
„Du hast zuletzt auch Menschenblut getrunken?“, fragte ich entgeistert. Er war immer so kontrolliert gewesen. Er hasste es, unschuldige Menschen zu töten.
Traurig nickte er. Erst jetzt verstand ich, warum er so abwesend gewirkt hatte. Er machte sich zwar Sorgen, aber das war nicht alles gewesen.
„Du etwa auch?“
Ich nickte nur. Ich wollte ihm meinen Schmerz ersparen, doch er spürte ihn unweigerlich. Ich konnte im Moment meinen Schild nicht aufrecht erhalten. Ich war zu sehr mit mir selbst im Krieg. Auch wenn alles um mich herum jetzt in einem klaren Licht erschien, ich selbst war mir teilweise immer noch ein Rätsel.
„Menschenblut macht uns stärker. Ich weiß, dass du es schon damals gehört hattest. Ich konnte nicht an mich halten, als das Mädchen nur Zentimeter an mir vorbeiging. Sie hatte mich beeindrucken wollen, was zu ihrem Tod führte. Ich habe einen unschuldigen Menschen getötet. Sie war doch noch so jung gewesen.“ Jasper sank verzweifelt auf die Knie. Ich sah die Erinnerung an sein Vergehen.
Das Mädchen in der Stadt an einem abgelegenen Ort. Sie war einkaufen gewesen und hatte einen Umweg gemacht, was ihr Untergang geworden ist.
Ich kniete mich neben Jasper und legte vorsichtig meine Hand auf seine Schulter.
„Manchmal können wir nicht ändern, dass so etwas geschieht. Ich hasse mich selbst dafür, dass ich das Monster in mir nicht bezwingen konnte. Doch wir können es nicht mehr rückgängig machen. Du sagtest, dass uns Menschenblut stärker macht. Also warum versuchen wir dann nicht. Wir müssen keine Unschuldigen töten. Nahe des Waldes ist eine Art Gefängnis, wo Schwerverbrecher hingebracht werden, kurz bevor sie zum Tode verurteilt werden. Sie würden so oder so sterben. Sie leben im Hass. Sie haben keine Angst, nicht einmal mehr vor dem Tod.“ Es war kein ernsthafter Versuch ihn von Menschenblut zu überzeugen. Ich wollte ihm nur zeigen, dass ich nicht mutwillig irgendwelche Menschen töten wollte. Das hatte ich schon viel zu oft getan.
„Du versuchst wirklich, mir zu helfen“, stellte Jasper fest.
„Warum auch nicht?“
„Naja, ich bin ein Cullen. Du müsstest uns hassen. Dennoch magst du uns. Du verabscheust Gewalt, dennoch ziehst du in den Krieg. Du müsstest mich hassen, weil ich in Gewalt aufgewachsen bin, weil ich Vampire und Menschen getötet habe, weil ich ein Krieger bin, ein Monster.“
„Jasper, du müsstest wissen, dass ich kein normaler Volturi bin. Ich habe mich an euch gewandt, weil ihr meine einzige Hoffnung gewesen seid. Außerdem verabscheue ich mich immer noch dafür, was ich eurer Familie angetan habe. Ich ziehe in den Krieg, weil ich dem ein entgültiges Ende setzten will. Ich hasse dich nicht, weil du es nicht anders gekannt hast. Du wusstest nicht, dass es eine Alternative gibt. Dennoch hast du eine wunderbare Frau, eine Familie. Etwas, was ich nie gehabt habe. Meine Familie ist tot. Und mein einziger Trost sind Caius und Demetri. Sie waren es, die mich getröstet haben, wenn ich verzweifelte. Sie waren eine echte Familie.
In den Jahren, in denen ich bei euch war seid ihr für mich da gewesen, deswegen bin ich euch zu ewigem Dank verpflichtet.“
Ich konnte mir nicht vorstellen je ohne einen von ihnen zu leben. Natürlich waren dort ein paar die mich nicht leiden konnten. Jared oder Rosalie zum Beispiel. Trotzdem waren sie mitgekommen, um mir zu helfen – um uns zu helfen.
„Danke“, hauchte Jasper.
Ich lächelte ihn an, nahm seine Hand und sauste mit ihm zur genannten Stelle. Einen Wachmann gab es nicht, die Zellen waren hundertprozentig ausbruchsicher. Also spazierten wir einfach zu offenen Türe hinein und gingen durch die kahlen Gänge. Massive, schallisolierende Stahltüren säumten die Wände zu beiden Seiten. Hinter jeder war ein anderer, verabscheuungswürdiger Mensch, der bald sterben würde – auf die eine oder andere Weise.
Normalerweise kamen jeden Abend fünfzehn Männer und nahmen vier von den Gefangenen mit, um ihnen unter Aufsicht des obersten Polizeichefs eine mit Zyankali befüllte Spritze in den Arm zu rammen. Augenblicklich wären die Schwerverbrecher tot.
Tja, einen augenblicklichen Tod konnten wir ihnen auch bescheren.
Zielstrebig ging ich auf die hinteren beiden Türen zu. Es waren doppelt gesicherte Stahltüren, mit Oberschenkeldicken Eisenstangen davor. Zusätzlich sicherten Messingketten die Türen. Dort dahinter waren schon immer die zwei gefährlichsten Verbrecher eingesperrt.
Seit zwei Jahren waren dort schon die gleichen zwei Männer eingesperrt. Sie bekamen alle zwei Tage etwas zu Essen und jeden Tag eine kleine Flasche Wasser. Sie würden dort so lange festgehalten, bis sie ihre Schandtaten gestehen würden. Die Ironie an der ganzen Sache war, dass alle Welt schon wusste, was sie getan hatten. Wenn sie gestanden hatten, würden sie einfach keine Nahrung mehr bekommen und jämmerlich verdursten.
Das war, so sagte der Polizeichef, die angemessenste Strafe für solche Taten, wie jene Männer sie verübt hatten.
Jasper und ich würden dem einen Strich durch die Rechnung machen. Auch wenn ich der Meinung war, dass solche Leute bestraft werden sollten, so war diese Methode doch ein wenig unmoralisch.
Mit ein paar gezielten Bewegungen zertrümmerte ich die Eisenstangen, Ketten und Schlösser, welche die Tür verschlossen.
Jasper tat es mir gleich und gemeinsam traten wir die Türen ein.
Ich betrat die spärlich beleuchtete Zelle. Es roch nach Tod, Schweiß und Blut. Auch wenn der Mann, der in einer Ecke am Boden lag, nur noch ein Häufchen Elend war, so roch sein Blut verführerisch. Es war weder verunreinigt, noch hatte er irgendwo eine offene Wunde.
Etwas seltsam, aber nicht weiter wichtig. Als er mich erblickte fielen ihm beinahe die Augen aus ihren Höhlen. Um mich mit seinen Gedanken zu beschreiben: Ich sah auch wie ein Erzengel in schwarzen Nebelschwaden gehüllt. Mein Gesicht war das einer Fee, mit braunen Wellen umrandet. Meine Augen sprühten Funken, die aus der Hölle zu kommen schienen. Meine Gestalt war vom Teufel entsendet worden, um ihm seine Strafe zu ersenden.
Ich hätte gedacht, ich müsste mich gleich übergeben. Von so viel Schmalz könnte selbst einem Vampir übel werden, und ich fühlte mich tatsächlich schlecht. Hätte ich irgendwas im Magen haben können, wäre es spätestens jetzt draußen gewesen.
Die Vorstellung war zwar Ekel erregend, aber doch irgendwie wahr. Ich verdrehte die Augen und konzentrierte mich jetzt auf die Ader an seinem Hals, die fordernd pulsierte. Ich ließ mich nicht lange bitten und sank in Angriffshaltung. Ein diabolisches Grinsen schmückte mein Gesicht, ehe ich mich auf den Mann stürzte. Sogleich versenkte ich meine Messerscharfen Klauen in seinem Hals. Genüsslich sog ich an der Wunde, aus der das Blut tropfte. Kein Spritzer ging daneben als ich das warme und köstliche Blut durch meine Kehle rinnen ließ.
Es benetzte meine Lippen und stillte mein Verlangen. Das Brennen meiner Kehle erstarb augenblicklich, doch ich saugte weiter. Ich hörte nicht auf, bis alles Blut aus einen Adern gesogen war. Er war schon eher gestorben, doch ich wollte gestärkt sein. Zufrieden betrachtete ich die Leiche und ließ sie dann achtlos auf den Boden gleiten. Jetzt hatte er seine gerechte Strafe und würde noch in der Öffentlichkeit entblößt. Normalerweise war ich nicht so ... boshaft, doch bei solchen Menschen, die schon fast Monster waren – Monster wie ich eins war –, ließ ich meine Moralvorstellungen schnell links liegen. Wieder verdrehte ich die Augen über den beißenden Sarkasmus in meinen Gedanken.
Ich trat aus der Zelle und beobachtete Jasper, wie er ebenfalls die Leiche angeekelt auf den Boden fallen ließ.
Ohne einen weiteren Blick zurück, verließen wir schweigend das Gebäude.
„Du hattest recht. Solche Männer haben den Tod verdient. Und er hatte wirklich keine Angst. Er schien gar keine Gefühle außer Hass zu haben“, sagte Jasper etwas glücklicher. Zusammen rannten wir zurück zur Kapelle.
„Ich mache mir solche Sorgen. Um alle. Wenn euch etwas zustößt, ich glaube ich würde mir die Schuld geben“, rückte ich endlich mit der Sprache raus. Schon etwas länger machte ich mir Gedanken darüber. Dank der Kette hegte ich keine Sorge mehr um mich und hatte auch keine Angst mehr vor dem Kämpfen. Sie schenkte mir Sicherheit. Doch die anderen waren dadurch nicht geschützt.
„Sie sind alle aus freien Stücken hier, das weißt du. Sie kämpfen alle für die Freiheit. Die Volturi werden nicht mehr existieren. Glaube mir, wir werden es schaffen. Aber eines will ich wissen. Wie willst du die Kriege in den Südstaaten in den Griff bekommen, die zwanghafte Erschaffung Neugeborener??“
Das hatte ich mir schon sorgfältig überlegt. Ich wollte nicht, dass es wieder neues Machtstreben unter uns gab, ich wollte keine neuen Volturi erschaffen. Deswegen hatte ich ursprünglich vorgehabt Caius und Marcus als Anführer beizubehalten. Doch jetzt, da ich die Kette hatte, wusste ich etwas Besseres.
„Ich werde nicht zulassen, dass der Vampirismus außer Kontrolle gerät. Ich werde Mittel und Wege finden, alles in den Griff zu bekommen.
Ich denke, dass ich hier bleiben werde, in Volterra. Caius und Marcus bleiben womöglich auch hier und werden mir helfen, alles zu regeln.
Die Südstaaten werden ihre Kriege besiegeln. Ich weiß schon, was ich tue, keine Sorge“, beschwichtigte ich ihn.
„Wie willst du das hinbekommen? Selbst die Volturi haben ihnen in den vielen Jahrtausenden keinen Einhalt gebieten können.“
Ich hätte ihm gerne gesagt, dass ich mit Hilfe der Kette und ihrer unbändigen Macht die Vampire dazu bewegen konnte die Kriege beizulegen. Doch ich konnte es nicht. Wenn auch nur ein einziger von ihrer Existenz wusste, so würde erst recht alles außer Kontrolle geraten. Jeder würde nach ihr streben. Jeder würde sie besitzen wollen. Sie würden versuchen mich zu töten, in ihrem kranken Machtstreben.
Und genau das wollte ich verhindern.
„Ich kann es dir nicht ... erklären, Jasper. Aber ich weiß genau was ich mache. Vertrau mir, bitte“, flehte ich. Ich wollte ihn nicht anlügen und noch weniger wollte ich mein Geheimnis preisgeben. Einzig und allein Demetri würde ich noch einweihen. Er durfte es wissen, er musste es wissen.
Jasper nickte, er verstand mich.
Dann kam schon die Kapelle in Sicht. Demetri hatte seinen Posten nicht verlassen. Er hatte wieder die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf die Gerüche und Geräusche des Waldes. Er würde uns warnen können wenn jemand beschloss, nach uns zu suchen.
Jasper verschwand sofort in der Kapelle und ließ mich mit Demetri allein.
Als dieser wieder die Augen öffnete sah ich, dass sie blutrot leuchteten. Also hatten die anderen auch Menschenblut getrunken.
Ich wollte nicht wissen, woher sie es sich genommen hatten.
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 69: Die letzte Jagd
Alles schien wieder normal zu sein, soweit man es normal nennen konnte. Jeder wandte sich wieder seinen Gesprächspartnern zu, mit denen er die letzten Minuten über irgendetwas diskutiert hatte bevor ich dazu gestoßen war.
Ich dagegen ging zielstrebig auf Jasper zu. Ich wollte mit ihm jagen gehen, da ich gesehen hatte, dass auch er schwarze Augen hatte.
Alle anderen war versorgt, hatten rote oder goldenen Augen.
Er saß allein mit Alice nahe des Altars und schaute in die Ferne. Er hatte unbändige Angst um seine Frau. Wie sehr ich ihn doch verstehen konnte. Doch ich wusste, dass Alice sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte. Dank ihrer Gabe war sie bestens vorbereitet.
„Jasper?“, sprach ich ihn leise an. Ich wollte sie ungern stören, doch auch er brauchte Blut.
Als er aufblickte und mich sah, breitete sich ein schwaches Lächeln auf seinem Gesicht aus.
„Ich wollte dich fragen, ob du mit mir jagen gehst?“, sprach ich in einem halbherzigen Versuch, ihn zu überreden, weiter.
Er schaute mich mit seinen schwarzen Augen durchdringend an und überlegte im Stillen, ob es sinnvoll wäre zu jagen.
Ich ließ ihn weiter grübeln und stand reglos vor ihm.
Als er nicht antwortete ergriff Alice das Wort. „Jasper du solltest wirklich jagen gehen. Bitte, tu mir den Gefallen“, sagte sie liebevoll.
Sie legte ihm mit zärtlichem Blick die Hand auf seine Schulter.
Als er die weiche, glockenhelle Stimme von Alice vernahm nickte er leicht und stand auf.
Ich schenkte Alice noch ein leichtes Lächeln, ehe ich mich umdrehte und dem ehemaligen Major folgte.
Schweigend ging er neben mir her ohne auch nur ein Wort zu sagen. Er hing seinen Gedanken nach und ich wollte ihn dabei nicht stören.
Wir schlängelten uns durch unsere Freunde zum Ausgang hin.
Als wir in das gleißende Sonnenlicht traten sah ich Demetri vor der Tür stehen. Er hatte die Augen geschlossen und suchte die Gegend nach Feinden ab. Als er uns hörte drehte er sich um. Er ging einen halben Schritt auf mich zu. Ich schaute ihn nur traurig an, ehe ich in seine Arme stürzte.
„Es tut mir so leid. Ich hätte nicht so ... bestimmend sein sollen. Wo es doch die letzten Stunden sein könnten, die wir miteinander verbringen. Kannst du mir verzeihen?“, flüsterte ich mit rauer Stimme in sein Ohr. Meine Augen brannten von den Tränen, die ich nie wieder würde vergießen können. Säureartig fraßen sie sich in mein Innerstes. Ich konnte mir meine plötzliche Sehnsucht kaum erklären, doch ich ließ mich von dem Gefühl einfach überschwemmen.
„Natürlich. Auch wenn ich liebend gern wüsste, was du mit Caius in unserem Zimmer getr..., ähm gemacht hast. Aber das hat Zeit bis nach dem Kampf“, antwortete er, seine Gedanken rein von unendlicher Liebe. Tief in mir erwachte das Verlangen nach ihm, welches ich versuchte zu ignorieren. Am liebsten hätte ich jetzt die Arme um ihn geschlungen und ihn einfach nur geküsst ... und noch ganz andere Dinge mit ihm angestellt. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich schmiegte mich enger an ihn.
„Ich will mit Jasper jagen gehen. Willst du mitkommen?“
Demetri schüttelte den Kopf. Es wunderte mich nicht, dass er allein sein wollte. Selbst vor mir wollte er sich entziehen.
Er machte sich auch Sorgen und zum ersten Mal war ich froh darüber.
„Ich habe ihnen versprochen aufzupassen. Ich will hier bleiben und sie schützen. Du kommst gut ohne mich zurecht.“
Ich nickte nur leicht an seiner Brust. Er hielt mich ein wenig auf Abstand, um mich anzusehen.
Dann, ohne Vorwarnung, zog er mein Gesicht zu sich heran und legte seine weichen Lippen auf meine. Es war, als wäre das unser erster Kuss gewesen. Zum ersten Mal spürte ich sein Verlangen und diesen unglaublich besitzergreifenden Drang der darin lag. Erst jetzt verstand ich die Gefühle, die er für mich hegte. Erst jetzt ergab alles für mich einen Sinn. Warum ausgerechnet ein solch wunderbarer Vampir für mich geschaffen war, warum er mich liebte.
Ich beendete das Spiel unserer Lippen, die sich bis eben in Einklang miteinander bewegt hatten. Zärtlich strich ich ihm über die Wange und schoss dann in den Wald zu Jasper, der sich dorthin zurückgezogen hatte.
„Wo wollen wir jagen?“, fragte er jetzt.
„Ich würde sagen, dass wir nicht allzu weit von hier weggehen“, antwortete ich leise.
In seinen Gedanken erhaschte ich eine Erinnerung, die mich anhalten ließ. Ich war verwundert darüber.
„Du hast zuletzt auch Menschenblut getrunken?“, fragte ich entgeistert. Er war immer so kontrolliert gewesen. Er hasste es, unschuldige Menschen zu töten.
Traurig nickte er. Erst jetzt verstand ich, warum er so abwesend gewirkt hatte. Er machte sich zwar Sorgen, aber das war nicht alles gewesen.
„Du etwa auch?“
Ich nickte nur. Ich wollte ihm meinen Schmerz ersparen, doch er spürte ihn unweigerlich. Ich konnte im Moment meinen Schild nicht aufrecht erhalten. Ich war zu sehr mit mir selbst im Krieg. Auch wenn alles um mich herum jetzt in einem klaren Licht erschien, ich selbst war mir teilweise immer noch ein Rätsel.
„Menschenblut macht uns stärker. Ich weiß, dass du es schon damals gehört hattest. Ich konnte nicht an mich halten, als das Mädchen nur Zentimeter an mir vorbeiging. Sie hatte mich beeindrucken wollen, was zu ihrem Tod führte. Ich habe einen unschuldigen Menschen getötet. Sie war doch noch so jung gewesen.“ Jasper sank verzweifelt auf die Knie. Ich sah die Erinnerung an sein Vergehen.
Das Mädchen in der Stadt an einem abgelegenen Ort. Sie war einkaufen gewesen und hatte einen Umweg gemacht, was ihr Untergang geworden ist.
Ich kniete mich neben Jasper und legte vorsichtig meine Hand auf seine Schulter.
„Manchmal können wir nicht ändern, dass so etwas geschieht. Ich hasse mich selbst dafür, dass ich das Monster in mir nicht bezwingen konnte. Doch wir können es nicht mehr rückgängig machen. Du sagtest, dass uns Menschenblut stärker macht. Also warum versuchen wir dann nicht. Wir müssen keine Unschuldigen töten. Nahe des Waldes ist eine Art Gefängnis, wo Schwerverbrecher hingebracht werden, kurz bevor sie zum Tode verurteilt werden. Sie würden so oder so sterben. Sie leben im Hass. Sie haben keine Angst, nicht einmal mehr vor dem Tod.“ Es war kein ernsthafter Versuch ihn von Menschenblut zu überzeugen. Ich wollte ihm nur zeigen, dass ich nicht mutwillig irgendwelche Menschen töten wollte. Das hatte ich schon viel zu oft getan.
„Du versuchst wirklich, mir zu helfen“, stellte Jasper fest.
„Warum auch nicht?“
„Naja, ich bin ein Cullen. Du müsstest uns hassen. Dennoch magst du uns. Du verabscheust Gewalt, dennoch ziehst du in den Krieg. Du müsstest mich hassen, weil ich in Gewalt aufgewachsen bin, weil ich Vampire und Menschen getötet habe, weil ich ein Krieger bin, ein Monster.“
„Jasper, du müsstest wissen, dass ich kein normaler Volturi bin. Ich habe mich an euch gewandt, weil ihr meine einzige Hoffnung gewesen seid. Außerdem verabscheue ich mich immer noch dafür, was ich eurer Familie angetan habe. Ich ziehe in den Krieg, weil ich dem ein entgültiges Ende setzten will. Ich hasse dich nicht, weil du es nicht anders gekannt hast. Du wusstest nicht, dass es eine Alternative gibt. Dennoch hast du eine wunderbare Frau, eine Familie. Etwas, was ich nie gehabt habe. Meine Familie ist tot. Und mein einziger Trost sind Caius und Demetri. Sie waren es, die mich getröstet haben, wenn ich verzweifelte. Sie waren eine echte Familie.
In den Jahren, in denen ich bei euch war seid ihr für mich da gewesen, deswegen bin ich euch zu ewigem Dank verpflichtet.“
Ich konnte mir nicht vorstellen je ohne einen von ihnen zu leben. Natürlich waren dort ein paar die mich nicht leiden konnten. Jared oder Rosalie zum Beispiel. Trotzdem waren sie mitgekommen, um mir zu helfen – um uns zu helfen.
„Danke“, hauchte Jasper.
Ich lächelte ihn an, nahm seine Hand und sauste mit ihm zur genannten Stelle. Einen Wachmann gab es nicht, die Zellen waren hundertprozentig ausbruchsicher. Also spazierten wir einfach zu offenen Türe hinein und gingen durch die kahlen Gänge. Massive, schallisolierende Stahltüren säumten die Wände zu beiden Seiten. Hinter jeder war ein anderer, verabscheuungswürdiger Mensch, der bald sterben würde – auf die eine oder andere Weise.
Normalerweise kamen jeden Abend fünfzehn Männer und nahmen vier von den Gefangenen mit, um ihnen unter Aufsicht des obersten Polizeichefs eine mit Zyankali befüllte Spritze in den Arm zu rammen. Augenblicklich wären die Schwerverbrecher tot.
Tja, einen augenblicklichen Tod konnten wir ihnen auch bescheren.
Zielstrebig ging ich auf die hinteren beiden Türen zu. Es waren doppelt gesicherte Stahltüren, mit Oberschenkeldicken Eisenstangen davor. Zusätzlich sicherten Messingketten die Türen. Dort dahinter waren schon immer die zwei gefährlichsten Verbrecher eingesperrt.
Seit zwei Jahren waren dort schon die gleichen zwei Männer eingesperrt. Sie bekamen alle zwei Tage etwas zu Essen und jeden Tag eine kleine Flasche Wasser. Sie würden dort so lange festgehalten, bis sie ihre Schandtaten gestehen würden. Die Ironie an der ganzen Sache war, dass alle Welt schon wusste, was sie getan hatten. Wenn sie gestanden hatten, würden sie einfach keine Nahrung mehr bekommen und jämmerlich verdursten.
Das war, so sagte der Polizeichef, die angemessenste Strafe für solche Taten, wie jene Männer sie verübt hatten.
Jasper und ich würden dem einen Strich durch die Rechnung machen. Auch wenn ich der Meinung war, dass solche Leute bestraft werden sollten, so war diese Methode doch ein wenig unmoralisch.
Mit ein paar gezielten Bewegungen zertrümmerte ich die Eisenstangen, Ketten und Schlösser, welche die Tür verschlossen.
Jasper tat es mir gleich und gemeinsam traten wir die Türen ein.
Ich betrat die spärlich beleuchtete Zelle. Es roch nach Tod, Schweiß und Blut. Auch wenn der Mann, der in einer Ecke am Boden lag, nur noch ein Häufchen Elend war, so roch sein Blut verführerisch. Es war weder verunreinigt, noch hatte er irgendwo eine offene Wunde.
Etwas seltsam, aber nicht weiter wichtig. Als er mich erblickte fielen ihm beinahe die Augen aus ihren Höhlen. Um mich mit seinen Gedanken zu beschreiben: Ich sah auch wie ein Erzengel in schwarzen Nebelschwaden gehüllt. Mein Gesicht war das einer Fee, mit braunen Wellen umrandet. Meine Augen sprühten Funken, die aus der Hölle zu kommen schienen. Meine Gestalt war vom Teufel entsendet worden, um ihm seine Strafe zu ersenden.
Ich hätte gedacht, ich müsste mich gleich übergeben. Von so viel Schmalz könnte selbst einem Vampir übel werden, und ich fühlte mich tatsächlich schlecht. Hätte ich irgendwas im Magen haben können, wäre es spätestens jetzt draußen gewesen.
Die Vorstellung war zwar Ekel erregend, aber doch irgendwie wahr. Ich verdrehte die Augen und konzentrierte mich jetzt auf die Ader an seinem Hals, die fordernd pulsierte. Ich ließ mich nicht lange bitten und sank in Angriffshaltung. Ein diabolisches Grinsen schmückte mein Gesicht, ehe ich mich auf den Mann stürzte. Sogleich versenkte ich meine Messerscharfen Klauen in seinem Hals. Genüsslich sog ich an der Wunde, aus der das Blut tropfte. Kein Spritzer ging daneben als ich das warme und köstliche Blut durch meine Kehle rinnen ließ.
Es benetzte meine Lippen und stillte mein Verlangen. Das Brennen meiner Kehle erstarb augenblicklich, doch ich saugte weiter. Ich hörte nicht auf, bis alles Blut aus einen Adern gesogen war. Er war schon eher gestorben, doch ich wollte gestärkt sein. Zufrieden betrachtete ich die Leiche und ließ sie dann achtlos auf den Boden gleiten. Jetzt hatte er seine gerechte Strafe und würde noch in der Öffentlichkeit entblößt. Normalerweise war ich nicht so ... boshaft, doch bei solchen Menschen, die schon fast Monster waren – Monster wie ich eins war –, ließ ich meine Moralvorstellungen schnell links liegen. Wieder verdrehte ich die Augen über den beißenden Sarkasmus in meinen Gedanken.
Ich trat aus der Zelle und beobachtete Jasper, wie er ebenfalls die Leiche angeekelt auf den Boden fallen ließ.
Ohne einen weiteren Blick zurück, verließen wir schweigend das Gebäude.
„Du hattest recht. Solche Männer haben den Tod verdient. Und er hatte wirklich keine Angst. Er schien gar keine Gefühle außer Hass zu haben“, sagte Jasper etwas glücklicher. Zusammen rannten wir zurück zur Kapelle.
„Ich mache mir solche Sorgen. Um alle. Wenn euch etwas zustößt, ich glaube ich würde mir die Schuld geben“, rückte ich endlich mit der Sprache raus. Schon etwas länger machte ich mir Gedanken darüber. Dank der Kette hegte ich keine Sorge mehr um mich und hatte auch keine Angst mehr vor dem Kämpfen. Sie schenkte mir Sicherheit. Doch die anderen waren dadurch nicht geschützt.
„Sie sind alle aus freien Stücken hier, das weißt du. Sie kämpfen alle für die Freiheit. Die Volturi werden nicht mehr existieren. Glaube mir, wir werden es schaffen. Aber eines will ich wissen. Wie willst du die Kriege in den Südstaaten in den Griff bekommen, die zwanghafte Erschaffung Neugeborener??“
Das hatte ich mir schon sorgfältig überlegt. Ich wollte nicht, dass es wieder neues Machtstreben unter uns gab, ich wollte keine neuen Volturi erschaffen. Deswegen hatte ich ursprünglich vorgehabt Caius und Marcus als Anführer beizubehalten. Doch jetzt, da ich die Kette hatte, wusste ich etwas Besseres.
„Ich werde nicht zulassen, dass der Vampirismus außer Kontrolle gerät. Ich werde Mittel und Wege finden, alles in den Griff zu bekommen.
Ich denke, dass ich hier bleiben werde, in Volterra. Caius und Marcus bleiben womöglich auch hier und werden mir helfen, alles zu regeln.
Die Südstaaten werden ihre Kriege besiegeln. Ich weiß schon, was ich tue, keine Sorge“, beschwichtigte ich ihn.
„Wie willst du das hinbekommen? Selbst die Volturi haben ihnen in den vielen Jahrtausenden keinen Einhalt gebieten können.“
Ich hätte ihm gerne gesagt, dass ich mit Hilfe der Kette und ihrer unbändigen Macht die Vampire dazu bewegen konnte die Kriege beizulegen. Doch ich konnte es nicht. Wenn auch nur ein einziger von ihrer Existenz wusste, so würde erst recht alles außer Kontrolle geraten. Jeder würde nach ihr streben. Jeder würde sie besitzen wollen. Sie würden versuchen mich zu töten, in ihrem kranken Machtstreben.
Und genau das wollte ich verhindern.
„Ich kann es dir nicht ... erklären, Jasper. Aber ich weiß genau was ich mache. Vertrau mir, bitte“, flehte ich. Ich wollte ihn nicht anlügen und noch weniger wollte ich mein Geheimnis preisgeben. Einzig und allein Demetri würde ich noch einweihen. Er durfte es wissen, er musste es wissen.
Jasper nickte, er verstand mich.
Dann kam schon die Kapelle in Sicht. Demetri hatte seinen Posten nicht verlassen. Er hatte wieder die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf die Gerüche und Geräusche des Waldes. Er würde uns warnen können wenn jemand beschloss, nach uns zu suchen.
Jasper verschwand sofort in der Kapelle und ließ mich mit Demetri allein.
Als dieser wieder die Augen öffnete sah ich, dass sie blutrot leuchteten. Also hatten die anderen auch Menschenblut getrunken.
Ich wollte nicht wissen, woher sie es sich genommen hatten.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Okay, ich muss euch einfach nochmal Danken. Besonders: Chels aka Fay , Jane aka klaudi96, Rena aka ricky und Aro aka ~Alice~. Ihr seid wirklich klasse. Und eure Ideen werden auch in die Tat umgesetzt, versprochen
-------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 70: Die letzten friedlichen Minuten
Langsam ging ich auf meinen ... Verlobten zu. Es war fast krankhaft, sich Demetri, der eine echte Kämpfernatur war, in Smoking und Fliege vorzustellen. Noch schlimmer war es, sich mich in einem weißen Seidenkleid mit Schleier und Schleppe vorzustellen, neben mir Caius und vor mir zwei Brautjungfern. Nein, wirklich, das war unvorstellbar.
Ich schüttelte den Kopf, um meinen ihn von diesen Bildern frei zu bekommen.
Endlich hatte ich Demetri erreicht. Schweigend nahm ich seine Hand. Die Angst hatte mich wieder eingeholt. Angst um das Leben meiner Freunde, Angst um meinen Geliebten. Um alles und jeden hatte ich Angst, nur nicht um mich. War das normal? Ich schätzte nicht.
Ich fühlte mich zwar mit der Kette sicher, dennoch wusste ich, dass ich sie nicht gerade leicht kontrollieren könnte.
Wahrscheinlich schaffte ich es überhaupt nicht. Dennoch war es ein erleichterndes Gefühl, dass ich geschützt war, ohne auch nur einen Finger zu bewegen. (A.N.: Rena – Superwoman ^^) Keiner konnte mir etwas mit seinen übernatürlichen Gaben anhaben.
Es war ungewohnt. Sonst war ich so schwach gewesen. Ich erinnerte mich an das erste Mal, als Afton mich bei lebendigem Leibe verbrannt hatte. Ich konnte mich noch genau an die Schmerzen erinnern, die ich empfunden hatte. Weniger wegen dem Feuer, welches um mich herum gelodert hatte – es war zwar nur eine Illusion gewesen, dennoch hatte es sich real angefühlt – sondern eher wegen der Tatsache, dass mich Demetri gesehen hatte. Sein Schmerz war mir so viel wichtiger gewesen, als mein eigener. Und er war es jetzt noch.
Dennoch war Dank meiner Kette ein Bedenken aus dem Weg geräumt. Nämlich Afton.
Zitternd sog ich die sengende Luft der Mittagshitze ein. Es roch nach Gerste, Gras, Wald und Abgasen, alles weit entfernt.
Doch Demetris Geruch war mir ganz nah. Ich konnte ihn nicht beschreiben, er war unglaublich berauschend. Ich kannte keine Worte, keine vergleichbaren Gerüche, die für ihn angemessen wären.
Wieder durchzuckte mich ein wahnsinniges Verlangen nach ihm und wieder musste ich es bezwingen.
Stillschweigend standen wir uns gegenüber und sahen uns an. In seinem Blick spiegelte sich die Sorge wider, die auch ich empfand.
„Wir schaffen das schon“, versuchte ich uns zu überzeugen – erfolglos. Keiner von uns glaubte daran, dass wir den Kampf ohne Opfer überstehen würden. Irgendwer müsste sein Leben lassen, vielleicht sogar mein Geliebter, den ich jetzt in meinen Armen spürte.
Allein die Vorstellung daran versetzte mir einen schmerzhaften Stich in mein totes Herz. Obgleich es schlug oder nicht, den Schmerz spürte ich trotzdem.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Umgebung. Ich lauschte den regelmäßigen Atemzügen unserer Freunde in der Kapelle und den Herzschlägen der Wölfe. Das Stimmengewirr in der Kapelle verschmolz mit dem geschäftigen Treiben, das man in der Stadt hörte.
Vögel zwitscherten, Motoren summten, Marktglocken schrillten, die Turmuhr schlug 3 Uhr Nachmittag.
Nicht mehr lange, dann würde die Sonne untergehen und wir müssten uns durch die dunklen Geheimgänge der Stadt aufmachen, um zu töten.
Ein Schauer fuhr über meinen Rücken. Ich hatte zwar schon mal getötet, doch das hier war etwas anderes. Sie waren mal so etwas wie eine Familie für mich gewesen. Ich hatte mit ihnen zusammen gelebt. Wenn auch nur für wenige Monate. Dennoch kannte ich sie gut.
Das Leben hat es manchmal grausam mit einem vorgesehen, wenngleich ich mir dieses Schicksal ausgesucht hatte. Vielleicht würde ich hier auch stehen, wenn ich das Geheimnis um Didymes Tod nicht herausgefunden hätte und würde aus einem anderen Grund gegen Aro kämpfen. Vielleicht wäre ich aber auch schon längst tot, wenn ich nicht zu den Cullens gegangen wäre. Ich würde es niemals erfahren, was passiert wäre, wenn ich einen anderen Weg eingeschlagen hätte.
Vorsichtig legte mir Demetri den Arm um meine Tallie und zog mich näher zu sich heran.
So standen wir mehrere Stunden und lauschten nur nach Feinden.
Als wir die Glocke 8 Uhr Abend schlagen hörten, spürte ich, wie die Stimmung umschwang.
Es waren nur noch ein-ein-halb Stunden, bis zum Kampf. Pärchen fanden sich zusammen und lagen sich in den Armen.
Alle fingen an, sich langsam voneinander zu verabschieden. Einzig und allein Bella und Alec standen schweigend im Geheimgang.
Sie hatten niemanden, von dem sie sich verabschieden konnten. Sie hatten ihren geliebten Menschen verloren. Beide durch die Hand der Volturi.
Doch ich schenkte ihnen jetzt wenig Beachtung. Meine Aufmerksamkeit galt jetzt dem Mann, in dessen Arm ich lag. Traurig schauten wir uns an.
„Lily, wenn dir etwas zustößt, dann...“, setzte er an. Sein Blick wurde glasig, als würde er weinen wollen, was er nicht konnte.
Ich schüttelte den Kopf. Meine Stimme war nur ein Krächzen, als ich ihm ins Wort viel.
„Du darfst das nicht sagen. Wir gehören zusammen. Wir werden überleben. Ich weiß nicht, wie ich mich damals in den Tod stürzen wollte, wo doch du immer noch bei mir warst.“
„Nein, Lily. Ich muss es sagen. Wenn dir irgendetwas zustößt, dann werde ich nicht weiterkämpfen. Ich werde dir folgen. Ich liebe dich von ganzem Herzen. Ohne dich kann ich nicht leben. Ohne dich, ist meine Seele nichts.“
Ich legte meinen Kopf an seine Brust. Schluchzer ließen meinen Körper erzittern. Ich wollte stark sein, doch ich konnte nicht.
„Danke“, war das einzige, was ich noch zu sagen hatte. Ich dankte ihm wirklich, dass ich ihm so viel wert war, dass er sein Dasein für mich beenden würde wollen. Ich dankte ihm, dass er immer für mich da gewesen ist, dass er mich ewig lieben würde, dass er mich beschützte, dass er mich stärkte und mich verstand. All das konnte ich nicht aussprechen, doch all das steckte in diesem einen Wort, welches meine Lippen verlassen hatte. Und Demetri wusste das.
Eine weitere halbe Stunde standen wir dort. Ich in Demetris Armen, schluchzend. Er, wie er mir sanft über den Rücken strich.
Als die Sonne hinter dem Horizont zu versinken drohte, sah ich nochmal zu ihm auf.
„Ich liebe dich, Demetri. Und ich habe dir versprochen, dich nicht noch einmal zu verlassen. Und dieses Versprechen werde ich halten, egal was geschehen wird.“
Mit diesen Worten legte ich meine Lippen auf seine und gab mich ihm völlig hin. Ich wollte, dass dieser Moment nicht verging.
Seine Lippen, die so wunderbar schmeckten. Sein warmer Atem auf meiner Haut. Seine zärtlichen Hände, die mich stützten.
Das alles wollte ich nicht vermissen.
Dennoch löste ich mich von ihm und ging in die Kapelle. Leises Gemurmel erfüllte den Raum. Man konnte die ängstliche Stimmung fast ergreifen.
Langsam und mit federnden Schritten ging ich auf Caius zu.
Er saß mit geschlossenen Augen vor dem Altar und atmete leise. Seine Lippen bewegten sich im stummen Gebet.
Ich setzte mich neben ihn und wartete, dass er sich zu mir umwandte.
Ich erschrak nicht, als sein Arm sich um mich legte. Ich schmiegte mich an seine Seite.
„Caius, ich möchte, dass du mir etwas versprichst“, flüsterte ich so leise, dass die Worte, die nur für seine Ohren bestimmt waren, auch nur diese erreichten.
Er nickte langsam.
„Falls ich im Kampf fallen werde, musst du die Kette an dich nehmen. Du sollst sie weder zerstören, noch benutzten. Ich habe keine Nachfahren und werde auch niemals welche haben können. Die Linie der Sternkinder ist durch Aros Hand ausgestorben. Mit mir ... stirbt das letzte Sternkind. Der Bruder meines Vaters hat keine Kinder. Ich weiß nicht, ob sich die Kräfte der Kette mit meinem Tod auflösen. Dennoch möchte ich, dass du die Kette mit deinem Leben schützt. Sie darf nie in die falschen Hände geraten. Es ist die einzige Bitte, die ich an dich habe.“
Ich meinte es todernst mit meiner Bitte. Ich wollte mir nicht ausmahlen, wie es wäre, wenn Aro oder gar Afton die Kette versuchten zu benutzten. Die Welt würde ins Chaos gestürzt werden. All Mühen wären umsonst gewesen.
„Ich werde die Kette an mich nehmen, das schwöre ich dir. Aber du wirst nicht sterben Lily. Bitte, verlasse uns nicht. Verlasse mich nicht. Du bist alles, was ich noch habe“, sagte er leise.
Ich lächelte leicht. Ich hatte nicht vor zu sterben.
Ich hörte die Turmuhr halb 10 schlagen.
Es war soweit. Wir müssten kämpfen. Ich erhob mich von den Steintreppen, auf denen wir gesessen hatten und trat auf ein Podest.
„Ich danke euch ein letztes Mal für eure Selbstlosigkeit und Güte, dass ihr mir helfen wollt. Wir wissen alle, dass diese Nacht Opfer gebracht werden müssen, doch ich hoffe, dass jeder Einzelne von euch kämpfen wird. Jedem von euch gegenüber empfinde ich Respekt und Dankbarkeit. Ich werde nicht vergessen, was ihr für mich getan habt. Möge Gott mit euch gehen.“ Es waren meine letzten Worte an sie, ehe ich mich zum Fenster umwandte. Ich sprach eine letzte, stumme Bitte gen Himmel, in der Hoffnung, dass ich erhört wurde.
Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden vor meinem Gesicht und mit ihnen auch der Frieden.
-------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 70: Die letzten friedlichen Minuten
Langsam ging ich auf meinen ... Verlobten zu. Es war fast krankhaft, sich Demetri, der eine echte Kämpfernatur war, in Smoking und Fliege vorzustellen. Noch schlimmer war es, sich mich in einem weißen Seidenkleid mit Schleier und Schleppe vorzustellen, neben mir Caius und vor mir zwei Brautjungfern. Nein, wirklich, das war unvorstellbar.
Ich schüttelte den Kopf, um meinen ihn von diesen Bildern frei zu bekommen.
Endlich hatte ich Demetri erreicht. Schweigend nahm ich seine Hand. Die Angst hatte mich wieder eingeholt. Angst um das Leben meiner Freunde, Angst um meinen Geliebten. Um alles und jeden hatte ich Angst, nur nicht um mich. War das normal? Ich schätzte nicht.
Ich fühlte mich zwar mit der Kette sicher, dennoch wusste ich, dass ich sie nicht gerade leicht kontrollieren könnte.
Wahrscheinlich schaffte ich es überhaupt nicht. Dennoch war es ein erleichterndes Gefühl, dass ich geschützt war, ohne auch nur einen Finger zu bewegen. (A.N.: Rena – Superwoman ^^) Keiner konnte mir etwas mit seinen übernatürlichen Gaben anhaben.
Es war ungewohnt. Sonst war ich so schwach gewesen. Ich erinnerte mich an das erste Mal, als Afton mich bei lebendigem Leibe verbrannt hatte. Ich konnte mich noch genau an die Schmerzen erinnern, die ich empfunden hatte. Weniger wegen dem Feuer, welches um mich herum gelodert hatte – es war zwar nur eine Illusion gewesen, dennoch hatte es sich real angefühlt – sondern eher wegen der Tatsache, dass mich Demetri gesehen hatte. Sein Schmerz war mir so viel wichtiger gewesen, als mein eigener. Und er war es jetzt noch.
Dennoch war Dank meiner Kette ein Bedenken aus dem Weg geräumt. Nämlich Afton.
Zitternd sog ich die sengende Luft der Mittagshitze ein. Es roch nach Gerste, Gras, Wald und Abgasen, alles weit entfernt.
Doch Demetris Geruch war mir ganz nah. Ich konnte ihn nicht beschreiben, er war unglaublich berauschend. Ich kannte keine Worte, keine vergleichbaren Gerüche, die für ihn angemessen wären.
Wieder durchzuckte mich ein wahnsinniges Verlangen nach ihm und wieder musste ich es bezwingen.
Stillschweigend standen wir uns gegenüber und sahen uns an. In seinem Blick spiegelte sich die Sorge wider, die auch ich empfand.
„Wir schaffen das schon“, versuchte ich uns zu überzeugen – erfolglos. Keiner von uns glaubte daran, dass wir den Kampf ohne Opfer überstehen würden. Irgendwer müsste sein Leben lassen, vielleicht sogar mein Geliebter, den ich jetzt in meinen Armen spürte.
Allein die Vorstellung daran versetzte mir einen schmerzhaften Stich in mein totes Herz. Obgleich es schlug oder nicht, den Schmerz spürte ich trotzdem.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Umgebung. Ich lauschte den regelmäßigen Atemzügen unserer Freunde in der Kapelle und den Herzschlägen der Wölfe. Das Stimmengewirr in der Kapelle verschmolz mit dem geschäftigen Treiben, das man in der Stadt hörte.
Vögel zwitscherten, Motoren summten, Marktglocken schrillten, die Turmuhr schlug 3 Uhr Nachmittag.
Nicht mehr lange, dann würde die Sonne untergehen und wir müssten uns durch die dunklen Geheimgänge der Stadt aufmachen, um zu töten.
Ein Schauer fuhr über meinen Rücken. Ich hatte zwar schon mal getötet, doch das hier war etwas anderes. Sie waren mal so etwas wie eine Familie für mich gewesen. Ich hatte mit ihnen zusammen gelebt. Wenn auch nur für wenige Monate. Dennoch kannte ich sie gut.
Das Leben hat es manchmal grausam mit einem vorgesehen, wenngleich ich mir dieses Schicksal ausgesucht hatte. Vielleicht würde ich hier auch stehen, wenn ich das Geheimnis um Didymes Tod nicht herausgefunden hätte und würde aus einem anderen Grund gegen Aro kämpfen. Vielleicht wäre ich aber auch schon längst tot, wenn ich nicht zu den Cullens gegangen wäre. Ich würde es niemals erfahren, was passiert wäre, wenn ich einen anderen Weg eingeschlagen hätte.
Vorsichtig legte mir Demetri den Arm um meine Tallie und zog mich näher zu sich heran.
So standen wir mehrere Stunden und lauschten nur nach Feinden.
Als wir die Glocke 8 Uhr Abend schlagen hörten, spürte ich, wie die Stimmung umschwang.
Es waren nur noch ein-ein-halb Stunden, bis zum Kampf. Pärchen fanden sich zusammen und lagen sich in den Armen.
Alle fingen an, sich langsam voneinander zu verabschieden. Einzig und allein Bella und Alec standen schweigend im Geheimgang.
Sie hatten niemanden, von dem sie sich verabschieden konnten. Sie hatten ihren geliebten Menschen verloren. Beide durch die Hand der Volturi.
Doch ich schenkte ihnen jetzt wenig Beachtung. Meine Aufmerksamkeit galt jetzt dem Mann, in dessen Arm ich lag. Traurig schauten wir uns an.
„Lily, wenn dir etwas zustößt, dann...“, setzte er an. Sein Blick wurde glasig, als würde er weinen wollen, was er nicht konnte.
Ich schüttelte den Kopf. Meine Stimme war nur ein Krächzen, als ich ihm ins Wort viel.
„Du darfst das nicht sagen. Wir gehören zusammen. Wir werden überleben. Ich weiß nicht, wie ich mich damals in den Tod stürzen wollte, wo doch du immer noch bei mir warst.“
„Nein, Lily. Ich muss es sagen. Wenn dir irgendetwas zustößt, dann werde ich nicht weiterkämpfen. Ich werde dir folgen. Ich liebe dich von ganzem Herzen. Ohne dich kann ich nicht leben. Ohne dich, ist meine Seele nichts.“
Ich legte meinen Kopf an seine Brust. Schluchzer ließen meinen Körper erzittern. Ich wollte stark sein, doch ich konnte nicht.
„Danke“, war das einzige, was ich noch zu sagen hatte. Ich dankte ihm wirklich, dass ich ihm so viel wert war, dass er sein Dasein für mich beenden würde wollen. Ich dankte ihm, dass er immer für mich da gewesen ist, dass er mich ewig lieben würde, dass er mich beschützte, dass er mich stärkte und mich verstand. All das konnte ich nicht aussprechen, doch all das steckte in diesem einen Wort, welches meine Lippen verlassen hatte. Und Demetri wusste das.
Eine weitere halbe Stunde standen wir dort. Ich in Demetris Armen, schluchzend. Er, wie er mir sanft über den Rücken strich.
Als die Sonne hinter dem Horizont zu versinken drohte, sah ich nochmal zu ihm auf.
„Ich liebe dich, Demetri. Und ich habe dir versprochen, dich nicht noch einmal zu verlassen. Und dieses Versprechen werde ich halten, egal was geschehen wird.“
Mit diesen Worten legte ich meine Lippen auf seine und gab mich ihm völlig hin. Ich wollte, dass dieser Moment nicht verging.
Seine Lippen, die so wunderbar schmeckten. Sein warmer Atem auf meiner Haut. Seine zärtlichen Hände, die mich stützten.
Das alles wollte ich nicht vermissen.
Dennoch löste ich mich von ihm und ging in die Kapelle. Leises Gemurmel erfüllte den Raum. Man konnte die ängstliche Stimmung fast ergreifen.
Langsam und mit federnden Schritten ging ich auf Caius zu.
Er saß mit geschlossenen Augen vor dem Altar und atmete leise. Seine Lippen bewegten sich im stummen Gebet.
Ich setzte mich neben ihn und wartete, dass er sich zu mir umwandte.
Ich erschrak nicht, als sein Arm sich um mich legte. Ich schmiegte mich an seine Seite.
„Caius, ich möchte, dass du mir etwas versprichst“, flüsterte ich so leise, dass die Worte, die nur für seine Ohren bestimmt waren, auch nur diese erreichten.
Er nickte langsam.
„Falls ich im Kampf fallen werde, musst du die Kette an dich nehmen. Du sollst sie weder zerstören, noch benutzten. Ich habe keine Nachfahren und werde auch niemals welche haben können. Die Linie der Sternkinder ist durch Aros Hand ausgestorben. Mit mir ... stirbt das letzte Sternkind. Der Bruder meines Vaters hat keine Kinder. Ich weiß nicht, ob sich die Kräfte der Kette mit meinem Tod auflösen. Dennoch möchte ich, dass du die Kette mit deinem Leben schützt. Sie darf nie in die falschen Hände geraten. Es ist die einzige Bitte, die ich an dich habe.“
Ich meinte es todernst mit meiner Bitte. Ich wollte mir nicht ausmahlen, wie es wäre, wenn Aro oder gar Afton die Kette versuchten zu benutzten. Die Welt würde ins Chaos gestürzt werden. All Mühen wären umsonst gewesen.
„Ich werde die Kette an mich nehmen, das schwöre ich dir. Aber du wirst nicht sterben Lily. Bitte, verlasse uns nicht. Verlasse mich nicht. Du bist alles, was ich noch habe“, sagte er leise.
Ich lächelte leicht. Ich hatte nicht vor zu sterben.
Ich hörte die Turmuhr halb 10 schlagen.
Es war soweit. Wir müssten kämpfen. Ich erhob mich von den Steintreppen, auf denen wir gesessen hatten und trat auf ein Podest.
„Ich danke euch ein letztes Mal für eure Selbstlosigkeit und Güte, dass ihr mir helfen wollt. Wir wissen alle, dass diese Nacht Opfer gebracht werden müssen, doch ich hoffe, dass jeder Einzelne von euch kämpfen wird. Jedem von euch gegenüber empfinde ich Respekt und Dankbarkeit. Ich werde nicht vergessen, was ihr für mich getan habt. Möge Gott mit euch gehen.“ Es waren meine letzten Worte an sie, ehe ich mich zum Fenster umwandte. Ich sprach eine letzte, stumme Bitte gen Himmel, in der Hoffnung, dass ich erhört wurde.
Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden vor meinem Gesicht und mit ihnen auch der Frieden.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Kapitel 71: Hinein ins Ungewisse
Langsam schlichen wir die dunklen, muffigen Gänge entlang. Die Kampfeslust spiegelte sich in den teils roten, teils goldenen, teils braunen Augen meiner Gefährten wider. Ich ging mit Demetri an meiner Rechten und Jasper an meiner Linken an der Spitze der Truppe.
Ich versuchte mich auf den bevorstehenden Kampf zu konzentrieren und die Sorge aus meinen Gedanken zu verbannen. Totenstille hatte sich über uns gelegt. Jeder machte sich seine eigenen Gedanken:
Was, wenn die Volturi doch schon etwas wissen?
Wer wird heute Nacht sein Leben lassen müssen?
Werden wir den Kampf gewinnen?
Was werden sie mit uns machen, wenn sie gewinnen?
Wie können wir sie bezwingen?
All diese Fragen konnten jetzt unmöglich beantwortet werden. Vielleicht sogar nie.
Ich spürte die pulsierenden Kräfte der Kette, wie sie durch meinen Körper zuckten. Ich konzentrierte mich auf meine regelmäßigen Atemzüge und versuchte jene Kräfte zu erfassen. Starr blickte ich in die Dunkelheit, wie sie weit vor uns lag. Gleich würden wir an die Abzweigungen gelangen, wo wir uns trennen müssten. Mir gefiel die Vorstellung nicht, dass ich nicht mehr den vollen Überblick haben würde.
Doch es war nun einmal die einzige Möglichkeit. Es wäre zu gefährlich, wenn wir es darauf anlegen würden, dass alle Volturi auf einen Fleck kommen würden. Zusammen waren sie nahezu unbesiegbar, doch in Gruppen waren sie schwach.
Schließlich kamen wir an den Abzweigungen an. Es waren zwei Wege. Einer führte zur Stadt, der andere in das Innere des Schlosses.
Später wurde der zweite Gang auch noch einmal in fünf unterschiedliche Richtungen verlaufen:
In die Eingangshalle, in die Empfangshalle, in die große Halle, in den Gang der Anführer und an die Treppe des höchsten Turms.
Tief durchatmend blieb ich stehen und wandte mich zu den anderen um.
„Gut“, flüsterte ich leise, „die dritte Gruppe folgt einfach dem Gang bis zu seinem Ende. Dort könnt ihr hinaufklettern und ihr findet euch in einer Nebengasse wieder. Alles weitere erklärt euch Chelsea. Viel Glück.“
Chelsea, Eleazar und die Wölfe, die nur in Shorts vor mir standen, verabschiedeten sich und gingen voraus. Lewis und Alice blieben hinten.
Ich hielt Lewis noch kurz zurück.
„Ich weiß, dass du nicht alle schützen kannst, versuche es bitte trotzdem. Und pass auf dich auf. Du auch Alice.“
Beide nickten und verschwanden dann in der Dunkelheit. Beunruhigt nahm ich Demetris Hand und drückte sie sanft. Wir mussten es einfach schaffen.
„Kommt. Wir müssen uns beeilen, wenn wir zeitgleich ankommen wollen“, sagte ich immer noch flüsternd und setzte unseren Weg fort.
Es dauerte nicht lange, da waren wir auch schon an der zweiten Abzweigung angekommen.
„Okay. Die zweite Gruppe nimmt den rechten Gang. Ihr werdet in der Eingangshalle ankommen. Ihr müsst auf euch Acht geben, da dort einige Volturi sein könnten. Am besten gehen Felix und Alec vor, da so kein Verdacht geschöpft wird. Dann wird Bella nach oben gehen und euch alle schützen. Den Wölfen rate ich, euch am Ende zu halten, da ihr euch so verwandeln könnt, wenn die anderen die Feinde beschäftigen.
Viel Glück.“
Als die Gruppe hinter einer Kurve verschwand ging ich langsam weiter.
Ich lehnte mich leicht an Demetris Schulter. Mit geschlossenen Augen folgte ich dem Verlauf des Ganges.
Die Luft war stickig und roch nach Abwässern. Ein Zittern durchfuhr meinen Körper. Ich schluckte einmal heftig angesichts der Tatsache, dass über uns gleich ein Krieg ausbrechen würde.
Zischend atmete ich aus. Ich durfte nicht darüber nachdenken, das würde es bloß schlimmer machen. Doch Jasper hatte meine Angst gespürt und legte mir sogleich beruhigend eine Hand auf die Schulter.
„Keine Sorge“, sagte er leise.
Ich nickte, verlegen über meine plötzliche Schwäche.
Die Stille, die unter uns herrschte, war drückend. Wie Nebelschwaden, die sich immer enger um dich zogen, ohne das du etwas mitbekommst.
Die Gefahr die uns drohte schwebte wie ein Damoklesschwert über uns, bereit auf einen unserer Kopfe herunterzusausen.
Endlich erblickte ich den schmalen Schacht, der über uns emporragte. Dünne Eisenleitern waren an seiner Seite angebracht, sodass man hinaufklettern konnte, was aber dank unserer Stärke nicht nötig war.
„Gut. Die Wölfe werden auch hier zuletzt hinaufkommen. Vermutlich sind auch in dem Gang der Anführer“, ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen, „ein oder zwei Wachen postiert sein. Doch wir müssten in der Lage sein, sie auszuschalten noch bevor sie Alarm schlagen können“, sagte ich ohne mich umzudrehen, bevor ich mit einem einzigen Satz den Schacht hinaufsprang. Kurz vor dem Deckel stoppte ich.
Ich hörte keinen Laut zu mir durchdringen und auch keinen Gedanken. Der Gang müsste leer sein, doch ich war misstrauisch. Warum hatte Aro hier niemanden postiert, wo doch hier ein Geheimgang hinaufführte?
Vielleicht, weil er dachte ich würde ihn direkt angreifen. Ja, so sah er mich. Direkt, unvorsichtig, leichtgläubig. So war ich auch einst gewesen. Aber die Zeit hatte mich geprägt.
Vorsichtig hob ich den Deckel an und blickte mich verstohlen um. Es waren wirklich keine Wachen im Gang zu sehen, also schob ich den gullyähnlichen Deckel zur Seite und kletterte heraus.
„Die Luft ist rein. Kommt hoch“, flüsterte ich leise, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, falls in der Nähe doch irgendwelche Wachen waren.
Angespannt wartete ich, dass der nächste Krieger sich zu mir gesellte. Krieger – ein ausgesprochen mächtiges Wort, welches so gar nicht zu meinen Freunden passte. Doch das war es, was sie waren. Zumindest die meisten von ihnen.
Natürlich war es Demetri, der aus dem Loch heraussprang und sogleich meine Hand nahm. Sein wehmütiger Blick spiegelte genau meine Gefühle wider. Ich seufzte leise und ließ meinen Blick durch den Gang streifen, während auch Caius, Jasper und Benjamin hinter uns traten.
Als endlich die ganze Gruppe versammelt war, drehte ich mich mit betont ausdruckslosem Gesicht zu ihnen um. Ich schloss einmal kurz die Augen, ehe ich in jedes einzelne Gesicht von ihnen blickte. Mit jedem von ihnen verband ich gewisse Erinnerungen. Schmerzhafte, als auch schöne.
Da waren Marcus, Caius und Demetri, die ich in meiner Herz geschlossen hatte, schon seit ich sie das erste Mal gesehen hatte.
Auch wenn wir anfängliche Differenzen hatten, so fanden wir doch zueinander.
Dann schaute ich Jasper, Carlisle und Benjamin an, denen ich es zu verdanken hatte, dass ich nun hier stehen durfte, ohne jeglichen Zweifel an ihrem Vertrauen.
Ich erblickte Caro und James, die zusammen hier hergekommen waren, nur um mir zu helfen. Der Kampf hatte sie verbunden.
Mit ihnen hatte ich scherzen und lachen können ohne an meine Leiden zu denken.
Sam stand etwas abseits und betrachtete mich leicht lächelnd. Er hatte wohl mit den meisten Argwohn gegen mich gehegt.
Er hatte mich für Dinge beschuldigt, die ich nie getan hatte, die ich nie machen wollte. Doch auch wir hatten unsere Differenzen begraben.
Zuletzt blickte ich in das Gesicht eines Menschen, dem ich viel zu verdanken hatte. Einem Menschen, der mich in den 8 Jahren aus meinem Abgrund herausgezogen hatte, der mir bewies, dass es sich lohnte weiterzuleben – Paul. Mein Herz verkrampfte sich, als ich mich stumm von jedem von ihnen verabschiedete, denn ein Abschied würde es sein. Nicht von jedem, doch von einigen.
Wortlos gab ich ihnen zu verstehen, dass sie mir folgen sollten.
Ohne auch nur ein Geräusch zu machen, schlichen wir durch das große Schloss, immer näher an die große Halle heran.
Ich war gerade im Begriff die Tür zu öffnen, als ein markenerschütternder Schrei durch das Schloss klang.
Ruckartig blieben wir stehen.
Was war geschehen?
Wer war verletzt?
War jemand gefallen? Wenn ja, wer?
Von diesem Moment an, geschah alles in einem Bruchteil einer Sekunde. Das metallische Reißen hinter mir verkündete die Verwandlung der Wölfe. Ohne abzuwarten, legte ich die Hand auf die Türklinke der großen Holztüre.
Doch noch bevor ich reagieren konnte, hörte ich polternde Schritte, die sich uns unaufhaltsam näherten. Schritte, die unseren Untergang bedeuten könnten.
Langsam schlichen wir die dunklen, muffigen Gänge entlang. Die Kampfeslust spiegelte sich in den teils roten, teils goldenen, teils braunen Augen meiner Gefährten wider. Ich ging mit Demetri an meiner Rechten und Jasper an meiner Linken an der Spitze der Truppe.
Ich versuchte mich auf den bevorstehenden Kampf zu konzentrieren und die Sorge aus meinen Gedanken zu verbannen. Totenstille hatte sich über uns gelegt. Jeder machte sich seine eigenen Gedanken:
Was, wenn die Volturi doch schon etwas wissen?
Wer wird heute Nacht sein Leben lassen müssen?
Werden wir den Kampf gewinnen?
Was werden sie mit uns machen, wenn sie gewinnen?
Wie können wir sie bezwingen?
All diese Fragen konnten jetzt unmöglich beantwortet werden. Vielleicht sogar nie.
Ich spürte die pulsierenden Kräfte der Kette, wie sie durch meinen Körper zuckten. Ich konzentrierte mich auf meine regelmäßigen Atemzüge und versuchte jene Kräfte zu erfassen. Starr blickte ich in die Dunkelheit, wie sie weit vor uns lag. Gleich würden wir an die Abzweigungen gelangen, wo wir uns trennen müssten. Mir gefiel die Vorstellung nicht, dass ich nicht mehr den vollen Überblick haben würde.
Doch es war nun einmal die einzige Möglichkeit. Es wäre zu gefährlich, wenn wir es darauf anlegen würden, dass alle Volturi auf einen Fleck kommen würden. Zusammen waren sie nahezu unbesiegbar, doch in Gruppen waren sie schwach.
Schließlich kamen wir an den Abzweigungen an. Es waren zwei Wege. Einer führte zur Stadt, der andere in das Innere des Schlosses.
Später wurde der zweite Gang auch noch einmal in fünf unterschiedliche Richtungen verlaufen:
In die Eingangshalle, in die Empfangshalle, in die große Halle, in den Gang der Anführer und an die Treppe des höchsten Turms.
Tief durchatmend blieb ich stehen und wandte mich zu den anderen um.
„Gut“, flüsterte ich leise, „die dritte Gruppe folgt einfach dem Gang bis zu seinem Ende. Dort könnt ihr hinaufklettern und ihr findet euch in einer Nebengasse wieder. Alles weitere erklärt euch Chelsea. Viel Glück.“
Chelsea, Eleazar und die Wölfe, die nur in Shorts vor mir standen, verabschiedeten sich und gingen voraus. Lewis und Alice blieben hinten.
Ich hielt Lewis noch kurz zurück.
„Ich weiß, dass du nicht alle schützen kannst, versuche es bitte trotzdem. Und pass auf dich auf. Du auch Alice.“
Beide nickten und verschwanden dann in der Dunkelheit. Beunruhigt nahm ich Demetris Hand und drückte sie sanft. Wir mussten es einfach schaffen.
„Kommt. Wir müssen uns beeilen, wenn wir zeitgleich ankommen wollen“, sagte ich immer noch flüsternd und setzte unseren Weg fort.
Es dauerte nicht lange, da waren wir auch schon an der zweiten Abzweigung angekommen.
„Okay. Die zweite Gruppe nimmt den rechten Gang. Ihr werdet in der Eingangshalle ankommen. Ihr müsst auf euch Acht geben, da dort einige Volturi sein könnten. Am besten gehen Felix und Alec vor, da so kein Verdacht geschöpft wird. Dann wird Bella nach oben gehen und euch alle schützen. Den Wölfen rate ich, euch am Ende zu halten, da ihr euch so verwandeln könnt, wenn die anderen die Feinde beschäftigen.
Viel Glück.“
Als die Gruppe hinter einer Kurve verschwand ging ich langsam weiter.
Ich lehnte mich leicht an Demetris Schulter. Mit geschlossenen Augen folgte ich dem Verlauf des Ganges.
Die Luft war stickig und roch nach Abwässern. Ein Zittern durchfuhr meinen Körper. Ich schluckte einmal heftig angesichts der Tatsache, dass über uns gleich ein Krieg ausbrechen würde.
Zischend atmete ich aus. Ich durfte nicht darüber nachdenken, das würde es bloß schlimmer machen. Doch Jasper hatte meine Angst gespürt und legte mir sogleich beruhigend eine Hand auf die Schulter.
„Keine Sorge“, sagte er leise.
Ich nickte, verlegen über meine plötzliche Schwäche.
Die Stille, die unter uns herrschte, war drückend. Wie Nebelschwaden, die sich immer enger um dich zogen, ohne das du etwas mitbekommst.
Die Gefahr die uns drohte schwebte wie ein Damoklesschwert über uns, bereit auf einen unserer Kopfe herunterzusausen.
Endlich erblickte ich den schmalen Schacht, der über uns emporragte. Dünne Eisenleitern waren an seiner Seite angebracht, sodass man hinaufklettern konnte, was aber dank unserer Stärke nicht nötig war.
„Gut. Die Wölfe werden auch hier zuletzt hinaufkommen. Vermutlich sind auch in dem Gang der Anführer“, ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen, „ein oder zwei Wachen postiert sein. Doch wir müssten in der Lage sein, sie auszuschalten noch bevor sie Alarm schlagen können“, sagte ich ohne mich umzudrehen, bevor ich mit einem einzigen Satz den Schacht hinaufsprang. Kurz vor dem Deckel stoppte ich.
Ich hörte keinen Laut zu mir durchdringen und auch keinen Gedanken. Der Gang müsste leer sein, doch ich war misstrauisch. Warum hatte Aro hier niemanden postiert, wo doch hier ein Geheimgang hinaufführte?
Vielleicht, weil er dachte ich würde ihn direkt angreifen. Ja, so sah er mich. Direkt, unvorsichtig, leichtgläubig. So war ich auch einst gewesen. Aber die Zeit hatte mich geprägt.
Vorsichtig hob ich den Deckel an und blickte mich verstohlen um. Es waren wirklich keine Wachen im Gang zu sehen, also schob ich den gullyähnlichen Deckel zur Seite und kletterte heraus.
„Die Luft ist rein. Kommt hoch“, flüsterte ich leise, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, falls in der Nähe doch irgendwelche Wachen waren.
Angespannt wartete ich, dass der nächste Krieger sich zu mir gesellte. Krieger – ein ausgesprochen mächtiges Wort, welches so gar nicht zu meinen Freunden passte. Doch das war es, was sie waren. Zumindest die meisten von ihnen.
Natürlich war es Demetri, der aus dem Loch heraussprang und sogleich meine Hand nahm. Sein wehmütiger Blick spiegelte genau meine Gefühle wider. Ich seufzte leise und ließ meinen Blick durch den Gang streifen, während auch Caius, Jasper und Benjamin hinter uns traten.
Als endlich die ganze Gruppe versammelt war, drehte ich mich mit betont ausdruckslosem Gesicht zu ihnen um. Ich schloss einmal kurz die Augen, ehe ich in jedes einzelne Gesicht von ihnen blickte. Mit jedem von ihnen verband ich gewisse Erinnerungen. Schmerzhafte, als auch schöne.
Da waren Marcus, Caius und Demetri, die ich in meiner Herz geschlossen hatte, schon seit ich sie das erste Mal gesehen hatte.
Auch wenn wir anfängliche Differenzen hatten, so fanden wir doch zueinander.
Dann schaute ich Jasper, Carlisle und Benjamin an, denen ich es zu verdanken hatte, dass ich nun hier stehen durfte, ohne jeglichen Zweifel an ihrem Vertrauen.
Ich erblickte Caro und James, die zusammen hier hergekommen waren, nur um mir zu helfen. Der Kampf hatte sie verbunden.
Mit ihnen hatte ich scherzen und lachen können ohne an meine Leiden zu denken.
Sam stand etwas abseits und betrachtete mich leicht lächelnd. Er hatte wohl mit den meisten Argwohn gegen mich gehegt.
Er hatte mich für Dinge beschuldigt, die ich nie getan hatte, die ich nie machen wollte. Doch auch wir hatten unsere Differenzen begraben.
Zuletzt blickte ich in das Gesicht eines Menschen, dem ich viel zu verdanken hatte. Einem Menschen, der mich in den 8 Jahren aus meinem Abgrund herausgezogen hatte, der mir bewies, dass es sich lohnte weiterzuleben – Paul. Mein Herz verkrampfte sich, als ich mich stumm von jedem von ihnen verabschiedete, denn ein Abschied würde es sein. Nicht von jedem, doch von einigen.
Wortlos gab ich ihnen zu verstehen, dass sie mir folgen sollten.
Ohne auch nur ein Geräusch zu machen, schlichen wir durch das große Schloss, immer näher an die große Halle heran.
Ich war gerade im Begriff die Tür zu öffnen, als ein markenerschütternder Schrei durch das Schloss klang.
Ruckartig blieben wir stehen.
Was war geschehen?
Wer war verletzt?
War jemand gefallen? Wenn ja, wer?
Von diesem Moment an, geschah alles in einem Bruchteil einer Sekunde. Das metallische Reißen hinter mir verkündete die Verwandlung der Wölfe. Ohne abzuwarten, legte ich die Hand auf die Türklinke der großen Holztüre.
Doch noch bevor ich reagieren konnte, hörte ich polternde Schritte, die sich uns unaufhaltsam näherten. Schritte, die unseren Untergang bedeuten könnten.
Gast- Gast
Re: Bis(s) zur Verzweiflung
Kapitel 72: Der Kampf beginnt
Lewis’ Sicht
Ungewohnt langsam schlichen die zwei Vampire durch die Geheimgänge Volterras. Nachdem sie sich von Lily verabschiedet hatten und außer Sichtweite gewesen sind, hatte der junge Mann seine Schritte sofort verlangsamt. Seine Weggefährtin hatte nicht gefragt warum er das tat. Sie hatte gelernt, seine Entscheidungen einfach hinzunehmen, ohne nachzufragen. Deswegen liefen sie jetzt in Menschengeschwindigkeit durch den engen Gang, welcher sie zu ihren Kampfgenossen und -genossinnen führen sollte.
Lewis war schweigsam und in Gedanken versunken. Lily sorgte sich um ihn und Alice. Wie reizend. Doch er brauchte ihre Sorge nicht.
Er wollte sie auch gar nicht. All die Jahre, in denen er jetzt schon ein Vampir war, hatte er gekämpft. Um seine Liebe gekämpft.
Und seit er jetzt von Zeit zu Zeit bei den Cullens gelebt hatte, um sich im Kampf zu üben, war er noch besser geworden.
Die Zeit ohne seine Geliebte hatte ihn verändert. Er liebte sie immer noch, aber jetzt hatte er die kriegerische Seite an sich entdeckt.
Er wäre niemals mit nach Volterra gekommen, wüsste er nicht, dass er lebend zurückkehren würde.
Jasper hatte zu Lewis gesagt, er sei einer der besten Kämpfer von ihnen. Er war also absolut zuversichtlich, dass sie den Kampf gewannen.
Alice dagegen schien sich nicht ganz so sicher zu sein. Sie war still und in sich gekehrt. So kannte Lewis sie gar nicht.
„Was ist los?“, fragte er sie leise. Die zwei Vampire schlichen weiter den Gang entlang. Man konnte schon die Silhouetten der anderen erkennen, was bedeutete, dass die zwei nur noch wenige Kilometer zu laufen hatten.
Alice seufzte resigniert auf und Lewis blieb mit ihr zusammen stehen.
„Ich kann die Zukunft nicht sehen. Die Wölfe beeinflussen sie, deswegen sehe ich buchstäblich schwarz. Ich bin wie blind. Und ich habe Kopfschmerzen ... sie bereiten mir Kopfschmerzen“, sagte sie grummelnd und massierte sich die Schläfen.
„Heißt das, du bist völlig schutzlos im Kampf?“, fragte Lewis geschockt.
„Nein bin ich nicht. Ich kann die Zukunft im Kampf sehen, wenn die Wölfe sich nicht in meine Angelegenheiten einmischen. Und das habe ich ihnen ausdrücklich verboten. Wenn sie sich daran halten sehe ich alles, was ich sehen muss. Auch wenn das zu wenig ist.“
Sie war wirklich zerknirscht, das sonst so kleine, quirlige Vampirmädchen. Aber warum war sie dann mit nach Volterra gekommen, wenn sie so schutzlos war. Wollte sie irgendwem, irgendwas beweisen?
Oder vielleicht, ganz vielleicht, tut sie es einfach aus Freundschaft. Weil sie Lily und ihrer Familie zur Seite stehen will?, meldete sich Lewis’ innere Stimme zu Wort. Doch er schüttelte nur den Kopf, um die Stimme daraus zu verbannen. Nein, das war es sicherlich nicht.
Die zwei Vampire näherten sich jetzt der kleinen Gruppe, die unter einem kleinen Schacht stand.
„...Ich und Eleazar werden zuerst nach oben gehen. Zuletzt geht ihr Wölfe. Verwandelt euch sofort, wenn ihr festen Boden unter den Füßen spürt, okay?“, sagte Chelsea schnell noch, bevor sie an die Oberfläche kletterte.
Lewis freute sich, endlich aus diesem stickigen Loch herauszukommen. Er wollte keine Sekunde länger in diesem erstickenden Untergrund bleiben. Er rümpfte angeekelt seine Nase. Der Gestank der Wölfe brannte darin, ebenso wie die giftigen Gase des Abwasserkanals.
Flink bahnte sich Lewis einen Weg durch die Menge, auf den Ausgang hinzu. Mit wenig Anstrengung sprang er hinaus.
Er spürte die kühle Nachtluft an seinem Körper vorbeizischen und stand im Freien. Wunderbar erfrischend schoss die Luft durch seine Lungen, auch wenn er sie nicht mehr brauchte.
Der kriegerische Vampir ging ein paar schnelle Schritte die Gasse entlang, in der sie sich jetzt befanden. Adrenalin strömte durch seinen Körper, seine Muskeln waren angespannt, als er nach Feinden witterte.
Dass die anderen hinter ihm aus dem Abwasserkanal kletterten, nahm er nur am Rande wahr. Er konzentrierte sich auf die regelmäßigen Schritte, die sich zielstrebig durch die Stadt bewegten. Es schien noch keiner Verdacht geschöpft zu haben. Auch im Schloss war noch alles ruhig.
Hinter ihm hörte er die Wölfe, wie sie sich zunickten. Dann war nur noch das ohrenbetäubende Reißen zu hören, welches sie aus ihren Körpern sprengte.
Danach schien alles in Zeitlupe abzulaufen.
Ein nicht weit entfernter Schrei war aus dem Schloss zu hören, worauf dort alle verstummten. Auch hier draußen war alles still.
Man konnte die Atemzüge zählen, die Herzschläge, welche die Wachen brauchten, um zu realisieren, dass Gefahr drohte.
Dann hörte Lewis nur noch wie sich mehrere Wachen näherten, bevor er auf ein Dach sprang und auf sein Opfer wartete.
Der Kampf hatte begonnen.
Bellas Sicht
Gelangweilt ging Bella den dunklen, nassen Weg entlang und starrte an die Decke, welche bloß zwei Meter über ihr war. In regelmäßigen Abständen tropfte eine undefinierbare Flüssigkeit am Ende des Ganges auf den Boden. Es schien wie ein ewiger Rhythmus zu sein.
Tropf, tropf, tropf. ...
Es war beruhigend, hypnotisierend, einschläfernd.
Unmotiviert führte die junge Vampirin die kleine Gruppe von Freiheitskämpfern an. Freiheitskämpfer – welche Ironie, dass das heute mehr der Hölle glich, als dass es Freiheit für sie sein würde. Sie hatte sich und Edward damals geschworen, dass sie ihm überall hin folge würde, auch in den Tod. Vielleicht war das heute ihre Chance. Trauer umfing das junge Mädchen.
Sie hatte ihren Geliebten ein Jahr vor seinem Tod das letzte Mal gesehen. Er hatte sie verlassen, doch Bella liebte ihn auch jetzt noch.
Das war der Grund, weshalb sie zum Kampf mitgekommen war.
Weil sie nicht vorhatte wieder zurückzukehren.
Sie spürte keinerlei Gefühle, zeigte keine Emotionen, als sie sich ihren Tod ausmahlte. Sie hatte in den letzten 8 Jahren keinerlei Schwierigkeiten mit ihrer Selbstbeherrschung gehabt. Ganz anders als Jasper.
Ihr tat es zwar leid, dass er sich so schrecklich fühlte, wegen ihr, doch mehr Gefühl war da nicht in ihrem Körper.
Sie hatte kein Leben mehr in ihrem Körper. Sie war nur noch eine leere Hülle. Ein Seufzten verließ ihre Lippen.
Warum war alles so schrecklich geworden? Sie hätte eine wunderbare Zukunft mit ihrem Geliebten verbringen können.
Sie hätten zusammen die Ewigkeit haben können. Und jetzt war er tot. Unwiederbringlich fort.
Bella spürte nichts als die unendliche Leere in ihrer Brust. Mit Edwards Tod war auch ihr Herz entschwunden.
Unentwegt verfolgte Bella die Muster des Kopfsteinpflasters über ihr. Sie ignorierte dabei das Getuschel hinter ihr, Rose und Emmett, wie sie sich verliebt anschauten und auch Felix und Alec, wie sie sich mit stolzen Blicken dem Schacht näherten, der sie nach oben bringen würde.
Mit schlaff hängenden Schultern blieb Bella stehen. Sie registrierte nur am Rande, dass Felix noch ein paar letzte Anweisungen gab, bevor er und danach auch Alec hinauf verschwanden. Auf das „Kommt hoch, Leute“ von Felix und ohne einen Blick zurück zu werfen, sprang Bella hinauf. Ehe sie sich versah, stand sie auch schon in einer großen Halle. Das Schloss der Volturi.
Ein leichtes Zittern erfasste den Körper der jungen Cullen. Doch sie schüttelte nur leicht den Kopf und wartete auf die anderen.
Ihren Schild hatte sie bereits um alle Kämpfer gelegt. Jared und Embry kletterten als letztes hinaus.
Rose und Emmett standen etwas abseits und blickten sich in der Halle um. Ab diesem Moment geschah alles anders als erwartet.
Embry war bereits weiter ins Innere des Schlosses gelaufen, um zu erkunden, ob alles in Ordnung war.
Alle Versammelten schauten zur Tür, die tiefer ins Schloss führte, als man ein Geräusch raschelnden Stoffes hörte.
Noch bevor irgendjemand reagieren konnte, bevor auch nur einer von ihnen Rose zur Hilfe eilen konnte, war das metallische Reißen von Vampirhaut zu hören. Bella wirbelte blitzschnell herum, wie nur ein Vampir es konnte und blickte in zwei bedrohliche, blutrote Augen.
Ein großer, mantelverhangener Vampir hatte seine Fänge in Rosalies Hals geschlagen und riss ihr mit wilder Entschlossenheit den Kopf vom Leib. Der Vampir grinste höhnisch, ohne jegliche Angst. Er strahlte eine unglaubliche Bedrohung aus und roch nach Tod und Menschenblut.
Als das leise Aufprallen des Kopfes der blonden Vampirin zu hören war, durchbrach Esmes ohrenbetäubender Schrei die unbehagliche Stille.
Alle Versammelten stürzten auf den schlaffen, toten Körper des Vampirs, den der Volturi schon losgelassen hatte. J
eder versuchte sie zu retten, doch es war zu spät.
Einzig und allein Felix und Alec stürzten dem Mörder hinterher. Bella war in diesem Moment so verängstigt – es fühlte sich an, als hätte man alle Kraft aus ihr herausgesaugt, geradewegs in die Augen des fremden Vampirs – dass sie ihren Schild nicht mehr aufrecht erhalten konnte – ein schrecklicher Fehler. Die beiden Krieger fielen zu Boden und krümmten sich vor Schmerz. Ihre Körper erzitterten unter der Macht ihres Peinigers. Alle anderen erstarrten, wie in einer Art Trance. Bella dagegen war immun gegen die Gabe des Volturi und musste so alles mit ansehen.
Als dieser das merkte, ließ er von Alec und Felix ab und verschwand durch die riesige Holztür, ehe man auch nur blinzeln konnte.
Bella hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Die Gabe des Vampirs, sowie seine grazile Art und Weise, die überhaupt nicht zu seinem bedrohlichen und angsteinflößendem Äußeren passten, waren unbeschreiblich. Wüsste es die junge Cullen nicht besser, würde sie sagen, dass er unter dem Einfluss einer Gabe stand.
Felix stand sofort wieder auf, doch er versuchte nicht, dem Volturi zu folgen. Stattdessen ging er zur Gruppe herüber, die alle ganz unterschiedliche Gefühle zeigten, und knurrte aufgebracht.
„Afton, dieses verdammte Schwein“, fauchte er, gefolgt von ein paar Flüchen in einer Sprache, die Bella nicht verstand.
Emmett kniete trauernd neben seiner Geliebten, Esme neben ihm. Die restlichen Kämpfer standen möglichst unbeteiligt daneben oder versuchten die zwei Cullens zu trösten. Da merkte Bella, dass sie nicht dazugehörte.
Sie spürte keine Trauer, keinen Schmerz, nichts. Sie hatte nie dazugehört, hatte niemanden von ihnen ins Herz geschlossen.
Wie auch, wenn Edward ihr Herz mitgenommen hatte?
Sie konzentrierte sich jetzt auf ihren Schild, er funktionierte wieder perfekt. Es war wohl nur der Schock gewesen, der sie so unvorsichtig handeln ließ.
Jetzt wusste auch Bella, dass der Krieg begonnen hatte.
Lewis’ Sicht
Ungewohnt langsam schlichen die zwei Vampire durch die Geheimgänge Volterras. Nachdem sie sich von Lily verabschiedet hatten und außer Sichtweite gewesen sind, hatte der junge Mann seine Schritte sofort verlangsamt. Seine Weggefährtin hatte nicht gefragt warum er das tat. Sie hatte gelernt, seine Entscheidungen einfach hinzunehmen, ohne nachzufragen. Deswegen liefen sie jetzt in Menschengeschwindigkeit durch den engen Gang, welcher sie zu ihren Kampfgenossen und -genossinnen führen sollte.
Lewis war schweigsam und in Gedanken versunken. Lily sorgte sich um ihn und Alice. Wie reizend. Doch er brauchte ihre Sorge nicht.
Er wollte sie auch gar nicht. All die Jahre, in denen er jetzt schon ein Vampir war, hatte er gekämpft. Um seine Liebe gekämpft.
Und seit er jetzt von Zeit zu Zeit bei den Cullens gelebt hatte, um sich im Kampf zu üben, war er noch besser geworden.
Die Zeit ohne seine Geliebte hatte ihn verändert. Er liebte sie immer noch, aber jetzt hatte er die kriegerische Seite an sich entdeckt.
Er wäre niemals mit nach Volterra gekommen, wüsste er nicht, dass er lebend zurückkehren würde.
Jasper hatte zu Lewis gesagt, er sei einer der besten Kämpfer von ihnen. Er war also absolut zuversichtlich, dass sie den Kampf gewannen.
Alice dagegen schien sich nicht ganz so sicher zu sein. Sie war still und in sich gekehrt. So kannte Lewis sie gar nicht.
„Was ist los?“, fragte er sie leise. Die zwei Vampire schlichen weiter den Gang entlang. Man konnte schon die Silhouetten der anderen erkennen, was bedeutete, dass die zwei nur noch wenige Kilometer zu laufen hatten.
Alice seufzte resigniert auf und Lewis blieb mit ihr zusammen stehen.
„Ich kann die Zukunft nicht sehen. Die Wölfe beeinflussen sie, deswegen sehe ich buchstäblich schwarz. Ich bin wie blind. Und ich habe Kopfschmerzen ... sie bereiten mir Kopfschmerzen“, sagte sie grummelnd und massierte sich die Schläfen.
„Heißt das, du bist völlig schutzlos im Kampf?“, fragte Lewis geschockt.
„Nein bin ich nicht. Ich kann die Zukunft im Kampf sehen, wenn die Wölfe sich nicht in meine Angelegenheiten einmischen. Und das habe ich ihnen ausdrücklich verboten. Wenn sie sich daran halten sehe ich alles, was ich sehen muss. Auch wenn das zu wenig ist.“
Sie war wirklich zerknirscht, das sonst so kleine, quirlige Vampirmädchen. Aber warum war sie dann mit nach Volterra gekommen, wenn sie so schutzlos war. Wollte sie irgendwem, irgendwas beweisen?
Oder vielleicht, ganz vielleicht, tut sie es einfach aus Freundschaft. Weil sie Lily und ihrer Familie zur Seite stehen will?, meldete sich Lewis’ innere Stimme zu Wort. Doch er schüttelte nur den Kopf, um die Stimme daraus zu verbannen. Nein, das war es sicherlich nicht.
Die zwei Vampire näherten sich jetzt der kleinen Gruppe, die unter einem kleinen Schacht stand.
„...Ich und Eleazar werden zuerst nach oben gehen. Zuletzt geht ihr Wölfe. Verwandelt euch sofort, wenn ihr festen Boden unter den Füßen spürt, okay?“, sagte Chelsea schnell noch, bevor sie an die Oberfläche kletterte.
Lewis freute sich, endlich aus diesem stickigen Loch herauszukommen. Er wollte keine Sekunde länger in diesem erstickenden Untergrund bleiben. Er rümpfte angeekelt seine Nase. Der Gestank der Wölfe brannte darin, ebenso wie die giftigen Gase des Abwasserkanals.
Flink bahnte sich Lewis einen Weg durch die Menge, auf den Ausgang hinzu. Mit wenig Anstrengung sprang er hinaus.
Er spürte die kühle Nachtluft an seinem Körper vorbeizischen und stand im Freien. Wunderbar erfrischend schoss die Luft durch seine Lungen, auch wenn er sie nicht mehr brauchte.
Der kriegerische Vampir ging ein paar schnelle Schritte die Gasse entlang, in der sie sich jetzt befanden. Adrenalin strömte durch seinen Körper, seine Muskeln waren angespannt, als er nach Feinden witterte.
Dass die anderen hinter ihm aus dem Abwasserkanal kletterten, nahm er nur am Rande wahr. Er konzentrierte sich auf die regelmäßigen Schritte, die sich zielstrebig durch die Stadt bewegten. Es schien noch keiner Verdacht geschöpft zu haben. Auch im Schloss war noch alles ruhig.
Hinter ihm hörte er die Wölfe, wie sie sich zunickten. Dann war nur noch das ohrenbetäubende Reißen zu hören, welches sie aus ihren Körpern sprengte.
Danach schien alles in Zeitlupe abzulaufen.
Ein nicht weit entfernter Schrei war aus dem Schloss zu hören, worauf dort alle verstummten. Auch hier draußen war alles still.
Man konnte die Atemzüge zählen, die Herzschläge, welche die Wachen brauchten, um zu realisieren, dass Gefahr drohte.
Dann hörte Lewis nur noch wie sich mehrere Wachen näherten, bevor er auf ein Dach sprang und auf sein Opfer wartete.
Der Kampf hatte begonnen.
Bellas Sicht
Gelangweilt ging Bella den dunklen, nassen Weg entlang und starrte an die Decke, welche bloß zwei Meter über ihr war. In regelmäßigen Abständen tropfte eine undefinierbare Flüssigkeit am Ende des Ganges auf den Boden. Es schien wie ein ewiger Rhythmus zu sein.
Tropf, tropf, tropf. ...
Es war beruhigend, hypnotisierend, einschläfernd.
Unmotiviert führte die junge Vampirin die kleine Gruppe von Freiheitskämpfern an. Freiheitskämpfer – welche Ironie, dass das heute mehr der Hölle glich, als dass es Freiheit für sie sein würde. Sie hatte sich und Edward damals geschworen, dass sie ihm überall hin folge würde, auch in den Tod. Vielleicht war das heute ihre Chance. Trauer umfing das junge Mädchen.
Sie hatte ihren Geliebten ein Jahr vor seinem Tod das letzte Mal gesehen. Er hatte sie verlassen, doch Bella liebte ihn auch jetzt noch.
Das war der Grund, weshalb sie zum Kampf mitgekommen war.
Weil sie nicht vorhatte wieder zurückzukehren.
Sie spürte keinerlei Gefühle, zeigte keine Emotionen, als sie sich ihren Tod ausmahlte. Sie hatte in den letzten 8 Jahren keinerlei Schwierigkeiten mit ihrer Selbstbeherrschung gehabt. Ganz anders als Jasper.
Ihr tat es zwar leid, dass er sich so schrecklich fühlte, wegen ihr, doch mehr Gefühl war da nicht in ihrem Körper.
Sie hatte kein Leben mehr in ihrem Körper. Sie war nur noch eine leere Hülle. Ein Seufzten verließ ihre Lippen.
Warum war alles so schrecklich geworden? Sie hätte eine wunderbare Zukunft mit ihrem Geliebten verbringen können.
Sie hätten zusammen die Ewigkeit haben können. Und jetzt war er tot. Unwiederbringlich fort.
Bella spürte nichts als die unendliche Leere in ihrer Brust. Mit Edwards Tod war auch ihr Herz entschwunden.
Unentwegt verfolgte Bella die Muster des Kopfsteinpflasters über ihr. Sie ignorierte dabei das Getuschel hinter ihr, Rose und Emmett, wie sie sich verliebt anschauten und auch Felix und Alec, wie sie sich mit stolzen Blicken dem Schacht näherten, der sie nach oben bringen würde.
Mit schlaff hängenden Schultern blieb Bella stehen. Sie registrierte nur am Rande, dass Felix noch ein paar letzte Anweisungen gab, bevor er und danach auch Alec hinauf verschwanden. Auf das „Kommt hoch, Leute“ von Felix und ohne einen Blick zurück zu werfen, sprang Bella hinauf. Ehe sie sich versah, stand sie auch schon in einer großen Halle. Das Schloss der Volturi.
Ein leichtes Zittern erfasste den Körper der jungen Cullen. Doch sie schüttelte nur leicht den Kopf und wartete auf die anderen.
Ihren Schild hatte sie bereits um alle Kämpfer gelegt. Jared und Embry kletterten als letztes hinaus.
Rose und Emmett standen etwas abseits und blickten sich in der Halle um. Ab diesem Moment geschah alles anders als erwartet.
Embry war bereits weiter ins Innere des Schlosses gelaufen, um zu erkunden, ob alles in Ordnung war.
Alle Versammelten schauten zur Tür, die tiefer ins Schloss führte, als man ein Geräusch raschelnden Stoffes hörte.
Noch bevor irgendjemand reagieren konnte, bevor auch nur einer von ihnen Rose zur Hilfe eilen konnte, war das metallische Reißen von Vampirhaut zu hören. Bella wirbelte blitzschnell herum, wie nur ein Vampir es konnte und blickte in zwei bedrohliche, blutrote Augen.
Ein großer, mantelverhangener Vampir hatte seine Fänge in Rosalies Hals geschlagen und riss ihr mit wilder Entschlossenheit den Kopf vom Leib. Der Vampir grinste höhnisch, ohne jegliche Angst. Er strahlte eine unglaubliche Bedrohung aus und roch nach Tod und Menschenblut.
Als das leise Aufprallen des Kopfes der blonden Vampirin zu hören war, durchbrach Esmes ohrenbetäubender Schrei die unbehagliche Stille.
Alle Versammelten stürzten auf den schlaffen, toten Körper des Vampirs, den der Volturi schon losgelassen hatte. J
eder versuchte sie zu retten, doch es war zu spät.
Einzig und allein Felix und Alec stürzten dem Mörder hinterher. Bella war in diesem Moment so verängstigt – es fühlte sich an, als hätte man alle Kraft aus ihr herausgesaugt, geradewegs in die Augen des fremden Vampirs – dass sie ihren Schild nicht mehr aufrecht erhalten konnte – ein schrecklicher Fehler. Die beiden Krieger fielen zu Boden und krümmten sich vor Schmerz. Ihre Körper erzitterten unter der Macht ihres Peinigers. Alle anderen erstarrten, wie in einer Art Trance. Bella dagegen war immun gegen die Gabe des Volturi und musste so alles mit ansehen.
Als dieser das merkte, ließ er von Alec und Felix ab und verschwand durch die riesige Holztür, ehe man auch nur blinzeln konnte.
Bella hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Die Gabe des Vampirs, sowie seine grazile Art und Weise, die überhaupt nicht zu seinem bedrohlichen und angsteinflößendem Äußeren passten, waren unbeschreiblich. Wüsste es die junge Cullen nicht besser, würde sie sagen, dass er unter dem Einfluss einer Gabe stand.
Felix stand sofort wieder auf, doch er versuchte nicht, dem Volturi zu folgen. Stattdessen ging er zur Gruppe herüber, die alle ganz unterschiedliche Gefühle zeigten, und knurrte aufgebracht.
„Afton, dieses verdammte Schwein“, fauchte er, gefolgt von ein paar Flüchen in einer Sprache, die Bella nicht verstand.
Emmett kniete trauernd neben seiner Geliebten, Esme neben ihm. Die restlichen Kämpfer standen möglichst unbeteiligt daneben oder versuchten die zwei Cullens zu trösten. Da merkte Bella, dass sie nicht dazugehörte.
Sie spürte keine Trauer, keinen Schmerz, nichts. Sie hatte nie dazugehört, hatte niemanden von ihnen ins Herz geschlossen.
Wie auch, wenn Edward ihr Herz mitgenommen hatte?
Sie konzentrierte sich jetzt auf ihren Schild, er funktionierte wieder perfekt. Es war wohl nur der Schock gewesen, der sie so unvorsichtig handeln ließ.
Jetzt wusste auch Bella, dass der Krieg begonnen hatte.
Gast- Gast
Seite 3 von 4 • 1, 2, 3, 4
Seite 3 von 4
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten