Victoria Francés-Favole

In jener Nacht fand er den ersten Glanz des Vollmondes in der Erinnerung an dieses bleiche Antlitz. Eine Erscheinung so weiß wie Schnee...
Hesekiel erweckte in seinem Geist die Erinnerung an Lavernne, die Jungfer mit dem goldenen Haar, die er, Jahrhunderte zuvor, zwischen den Wäldern zu den dunklen Sümpfen absteigen gesehen hatte.
Während er in der Morgendämmerung Sterne miteinander verknüpfte, erinnerte er sich an ihren bleichen Glanz...
Die Legende besagt, dass durch die alten Kreuzzüge viele Jungfern zu bedürftigen Waisen wurden. Lavernne, die sich zitternd den Tod ihres Vaters vorstellte, verirrte sich unter zuckenden Krämpfen in Labyrinthen mit endlosen Pfaden.
Nach einem tiefen Seufzer zeichnete der alte Vampir in seinem Gedächtnis die Reinheit jenes tränengefüllten trüben Gesichtsausdruckes an den Ufern eines Teiches nach. Er besänftigte ihr Wehklagen und in einer prächtigen Umarmung küsste er ihre durch die Trauer ermatteten Adern. So ließ er ihren Körper ausgestreckt auf der Stille des Wassers gleiten.
Nun stellt er sie sich vor, auf der kräuselnden Oberfläche eines Sees, wie sie aufkeimt in der unheimlichen Finsternis...