Phantomschmerz[Update: 30.1.10]
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Phantomschmerz[Update: 30.1.10]
Erst mal mein "Klappentext" damit ihr wisst um was es geht:
Emma liebt das Leben und genießt jeden Augenblick davon. Seit den Unfall ihrer Großeltern lebt sie jeden Tag als wäre es ihr letzter. Jedoch kommt der Tag, der ihr letzter sein soll, schneller als gedacht.
Doch Emmas Seele will die Welt und alle die sie zurücklassen musste, nicht verlassen.
Das Vorwort des Autors, sprich mir
Hallo ihr lieben Leser ,
ich wollte auch mal eine meiner Geschichten hier reinsetzten. Bei mir ist das Problem, das ich im Moment drei Geschichten habe, an denen ich ständig arbeite und zahllose an die ich manchmal schreibe, wenn ich mal was anderes machen will.
Eine ist im Internet zu finden auf meinen Blog, wobei ich die eher lustig finde als sie wirklich als gut zu betrachten. Die andere hat echtes Zeug zum Bestseller und deswegen will ich die nicht on stellen (klingt einbisschen eingebildet, aber wenn ihr im Thread: "Schreibt ihr selber") meinen Eintrag gelesen habt: Meine ehemalige Deutschlehrin will es weiterleiten deswegen will ich mal eher sehen was da kommt.
Aber nun zur dritten Emmas Seele: Wenn ich mich anstrenge, kann ich aus der Geschichte richtig was machen. Ich weiß allerdings nicht ob sie so gut ist und ob mein Stil in der Geschichte gut ist, deswegen wollte ich mal gucken was ihr so denkt(hier der Link: Klick mich, ich bin ein Link! falls jemand Lob, Kritik oder Verbesserungsvorschläge zu meiner Geschichte hat oder einfach nur seine Meinung loswerden will.). Das Copyright liegt bei mir, also bitte ich euch nichts zu kopieren, weiterzureichen oder zu zitieren. Falls ihr es aber wollt, dann fragt mich vorher bitte um Erlaubnis.
Jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen =)
PS: Danke an Maxi, für das treue Lesen =) Tut mir Leid, das es kein Weihnachtsgeschenk war, aber dafür gehts trotzdem weiter...
Sämtliche Fehler in Rechtschreibung oder Grammatik sind mit Absicht und dienen zur Belustigung.
Übrigens falls es euch interessiert: Es gibt eine reales Vorbild für Emma und für Laurenz.
Noch eine kleine Widmung:
Für den wahren Laurenz,
damit er nicht vergisst,
das ich einst seine Emma war,
denn in Wirklichkeit ist nicht Emma gestorben,
sondern die Liebe zwischen den beiden.
Emma liebt das Leben und genießt jeden Augenblick davon. Seit den Unfall ihrer Großeltern lebt sie jeden Tag als wäre es ihr letzter. Jedoch kommt der Tag, der ihr letzter sein soll, schneller als gedacht.
Doch Emmas Seele will die Welt und alle die sie zurücklassen musste, nicht verlassen.
Das Vorwort des Autors, sprich mir
Hallo ihr lieben Leser ,
ich wollte auch mal eine meiner Geschichten hier reinsetzten. Bei mir ist das Problem, das ich im Moment drei Geschichten habe, an denen ich ständig arbeite und zahllose an die ich manchmal schreibe, wenn ich mal was anderes machen will.
Eine ist im Internet zu finden auf meinen Blog, wobei ich die eher lustig finde als sie wirklich als gut zu betrachten. Die andere hat echtes Zeug zum Bestseller und deswegen will ich die nicht on stellen (klingt einbisschen eingebildet, aber wenn ihr im Thread: "Schreibt ihr selber") meinen Eintrag gelesen habt: Meine ehemalige Deutschlehrin will es weiterleiten deswegen will ich mal eher sehen was da kommt.
Aber nun zur dritten Emmas Seele: Wenn ich mich anstrenge, kann ich aus der Geschichte richtig was machen. Ich weiß allerdings nicht ob sie so gut ist und ob mein Stil in der Geschichte gut ist, deswegen wollte ich mal gucken was ihr so denkt(hier der Link: Klick mich, ich bin ein Link! falls jemand Lob, Kritik oder Verbesserungsvorschläge zu meiner Geschichte hat oder einfach nur seine Meinung loswerden will.). Das Copyright liegt bei mir, also bitte ich euch nichts zu kopieren, weiterzureichen oder zu zitieren. Falls ihr es aber wollt, dann fragt mich vorher bitte um Erlaubnis.
Jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen =)
PS: Danke an Maxi, für das treue Lesen =) Tut mir Leid, das es kein Weihnachtsgeschenk war, aber dafür gehts trotzdem weiter...
Sämtliche Fehler in Rechtschreibung oder Grammatik sind mit Absicht und dienen zur Belustigung.
Übrigens falls es euch interessiert: Es gibt eine reales Vorbild für Emma und für Laurenz.
Noch eine kleine Widmung:
Für den wahren Laurenz,
damit er nicht vergisst,
das ich einst seine Emma war,
denn in Wirklichkeit ist nicht Emma gestorben,
sondern die Liebe zwischen den beiden.
Zuletzt von bittersweet_eternity am Sa 30 Jan 2010, 17:01 bearbeitet; insgesamt 20-mal bearbeitet
bittersweet_eternity- ~Meadow Visitor~
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Prolog
Prolog
Sie sagen, es sei ein Augenblick, in der einen Sekunde hatte man noch Angst und in der andern war man zum ersten Mal frei- richtig frei. Es klang so schön und eigentlich hätte man davor keine Angst haben sollen. Vielleicht war es ja nicht die Angst zu sterben, die die Menschen den Tod fürchten ließ, sondern die Angst auf einmal nicht mehr da zu sein. In der einen Sekunde konnte man mit den liebsten Menschen sprechen und in der nächsten konnte man diese Menschen nicht mal mehr sehen. So vieles würde unausgesprochen bleiben, so vieles ein Geheimnis bis in die Zeit, in der jeder wieder mit jeden vereint sein würde. Doch bis dahin würde alles nicht besser sein. Bis dahin würden noch viele Menschen von einen Augenblick in den anderen nicht mehr die Möglichkeit haben, zu sagen, was sie sagen wollen.
Emma verstand diese Angst. Manchmal konnte sie nicht sagen was sie wollte oder hielt es für besser einfach den Mund zu halten. Schweigen war zwar nie die beste Lösung, doch meist die einfachere. Nicht das Emma ein Feigling war, ganz im Gegenteil sie liebte und lebte jede Sekunde, umso riskanter umso besser, doch Emma hatte einiges zu tragen. Ein Freund, der sie verraten hatte, Großeltern, die gestorben waren, bevor sie sich aussöhnen konnten und Eltern, die nicht wussten ob sie sich nun liebten oder nicht.
Sie sagen, es sei ein Augenblick, in der einen Sekunde hatte man noch Angst und in der andern war man zum ersten Mal frei- richtig frei. Es klang so schön und eigentlich hätte man davor keine Angst haben sollen. Vielleicht war es ja nicht die Angst zu sterben, die die Menschen den Tod fürchten ließ, sondern die Angst auf einmal nicht mehr da zu sein. In der einen Sekunde konnte man mit den liebsten Menschen sprechen und in der nächsten konnte man diese Menschen nicht mal mehr sehen. So vieles würde unausgesprochen bleiben, so vieles ein Geheimnis bis in die Zeit, in der jeder wieder mit jeden vereint sein würde. Doch bis dahin würde alles nicht besser sein. Bis dahin würden noch viele Menschen von einen Augenblick in den anderen nicht mehr die Möglichkeit haben, zu sagen, was sie sagen wollen.
Emma verstand diese Angst. Manchmal konnte sie nicht sagen was sie wollte oder hielt es für besser einfach den Mund zu halten. Schweigen war zwar nie die beste Lösung, doch meist die einfachere. Nicht das Emma ein Feigling war, ganz im Gegenteil sie liebte und lebte jede Sekunde, umso riskanter umso besser, doch Emma hatte einiges zu tragen. Ein Freund, der sie verraten hatte, Großeltern, die gestorben waren, bevor sie sich aussöhnen konnten und Eltern, die nicht wussten ob sie sich nun liebten oder nicht.
Zuletzt von bittersweet_eternity am Sa 09 Mai 2009, 00:27 bearbeitet; insgesamt 12-mal bearbeitet
bittersweet_eternity- ~Meadow Visitor~
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1. Kapitel - Treffen mit Folgen (erster Teil)
1.Kapitel - Treffen mit Folgen
Noch bevor die Haustür ins Schloss fallen konnte, flogen Emmas Schuhe in einen hohen Bogen in die Ecke. In einen Tempo, was vermuten ließ sie würde um ihr Leben rennen, lief sie die Treppe hoch und in ihr Zimmer. Ranzen in die Ecke, Jacke aufs Bett und Computer an. Das war das Wichtigste. Emma wollte nicht aus den Grund an den Computer, weshalb sie die anderen Mal wollte. Emma wollte an ihren Computer, um zu sehen ob sie eine neue Nachricht bekommen hatte. Eine Nachricht von...
„Em, bist du das?“, kam es von vor der Tür. Emma tippte ungeduldig das Passwort ein.
„Emma?“, kam es wieder von draußen.
„Natürlich bin ich das. Wen hast du denn erwartet, Mom?“ Die Tür ging auf und Emma fuhr herum. Ihre Mutter stand in der Tür und schaute erst ein wenig Hilfe suchend im Raum herum, währenddessen ihre Wangen sich leicht rosa färbten.
„Wir müssen doch noch reden“, begann sie dann vorsichtig,„bevor ich mich zu deinen Vater aufmache. Unten hab ich dir das Mittagessen warm gemacht. Ich dachte, du bist vielleicht hungrig von der Schule und wir könnten reden während du isst.“
„Mom, beruhige dich. Mach dich mal ein wenig locker anstatt dich selbst fertig zu machen. Es ist echt nett von dir mit dem Essen. Ich komme gleich gleich runter und wir können beim Essen reden. Ich brauche nur ein paar Minuten am Computer.“ Ihre Mutter schaute sie noch einmal an und ließ sie dann alleine. Emma atmete aus und dreht sich wieder ihren Computer zu. „Sie haben eine neue Nachricht“, verkündete eine Stimme im selben Moment. Hastig schaute sich Emma ihre E-mails an und ließ sich dabei auf den Stuhl fallen.
„Hey meine Kleine, ich hoffe alles ist in Ordnung. Dein letzter Brief war so anders. Du hast doch nicht etwa Angst? Das bin ich ja gar nicht von dir gewohnt. Wenn deine Eltern mal wieder miteinander im Streit sind, dann geh nicht daran kaputt. Wenn du so schreibst, wie in deiner letzten Nachricht kriege ich immer große Angst um dich. Versprich mir nichts unüberlegtes zu tun, schließlich will ich dich irgendwann mal wieder in die Arme nehmen. Du kannst mich doch nicht alleine lassen, mir würden unsere Gespräche fehlen, denn die kann niemand ersetzten...
Meine Schwester lässt übrigens grüßen, sie findet die Idee ganz klasse. Die würde dich auch so gerne mal kennen lernen wollen. Sie hüpft wie eine Verrückte durch die ganze Wohnung und wartet auf unser nächstes Telefonat, das sie belauschen kann. Und wo ich gerade bei dem Thema bin, ich werde für ein paar Tage bei einen Kumpel sein, deswegen wird es morgen nichts mit unseren Telefonat und bis zum Wochenende kann ich auch nicht meine E-mails lesen. Mein Kumpel will mal wieder richtige Männerzeit mit mir verbringen. Es tut mir aufrichtig Leid. Ich hoffe, du wirst nicht ganz verzweifeln und schreib nicht so viel an diesen Briefen. Das Leben ist da draußen, manchmal vergisst du das. Freue mich schon auf deine Antwort. Ich vermisse dich, dein Laurenz“
Vor drei Monaten hatte Emma Laurenz im Sommerurlaub mit Loxi kennen gelernt. Vom ersten Augenblick an hatten sie sich gut verstanden und es dauerte nicht lange bis klar war, das die beiden auch nach den Urlaub noch in Kontakt bleiben wollten. Doch nicht nur lange Mails und etliche stundenlange Telefongespräche hatte sie seitdem gehabt. Tatsächlich hatten sie es zwei Mal geschafft sich zu sehen. Einmal durch Zufall, keine vier Tage nachdem sie wieder zu Hause waren, beim selben Konzert und dann vor zwei Monaten stand er überraschend vor ihrer Tür. Die beiden vermissten einander, doch trotzdem musste Emma grinsen als sie zu ende gelesen hatte, anstatt darüber nachzudenken, das sie ihn lange nicht mehr gesehen hatte.
Vor Freude über die Antwort, las sie die Mail noch ein zweites Mal und grinste. Schreib nicht so viel an diesen Briefen... Dabei hatte Emma die, seit sie Laurenz kannte, arg vernachlässigt. Sonst hatte sie sich jeden Abend eine Stunde frei gelassen, nur um an den Briefen zu schreiben. Sie waren ihr sehr wichtig. Kurz bevor ihre Großeltern starben, hatten sie sich mit ihnen gestritten. Die typische Launenhaftigkeit bei Jugendlichen war schuld gewesen. Sie sprach ihnen aufs Handy, das es ihr Leid tat und das sie sie doch liebte, egal was war. Doch ihre Großeltern konnten ihre Mailbox nie wieder abhören, sie starben bei einen Autounfall. An diesen Tag bekam Emma Angst. Angst die Welt verlassen zu müssen ohne alles gesagt zu haben, was sie wollte. Es war der erste Abend an den sie mit den Briefen anfing. Jedes Mal, wenn irgendwas passierte, was sie nicht ungesagt lassen wollte, dann schrieb sie es in die Briefe hinein. Für jeden Menschen, der ihr im Augenblick wichtig war, gab es einen Brief. Selbst Laurenz hatte schon nach kurzer Zeit einen, auch wenn dieser mehr einen Liebesbrief ähnelte als einen Abschiedsbrief.
An der Tür klopfte es. „Em? Mom will mir nichts von den Essen abgeben. Sie sagt, es sei für dich. Kann ich was davon haben. Ich hab total Hunger“, kam es von der Tür.
„Nimm dir was du willst, Wenzel. Ich komme gleich“, rief Emma. Stille. Wahrscheinlich war ihr kleiner Bruder schon auf den Weg in die Küche, um ihr Essen zu verputzen. Manchmal war er doch ganz nett und höflich anstatt dieser kleine nervige Bruder zu sein, der ihre Passwörter in regelmäßigen Abständen knackte. Diesen Gedanken im Hinterkopf behaltend, antwortete Emma noch Laurenz:
„Ich bin immer noch nicht klein!!!
Ich hab keine Angst. Schließlich mache ich das gerade nicht zum ersten Mal durch. Und sicher werde ich deswegen nichts Schlimmes anstellen. Wie kommst du nur darauf? Du hast mich doch fröhlich gesehen und auch schon niedergeschlagen erlebt, aber trotzdem bin ich kein Kind von Traurigkeit!!! Merk dir das doch mal endlich. Du stellst mich immer so unglücklich hin, aber vielleicht sagst du das ja auch nur so, weil du gerne hättest das ich traurig bin da du nicht da bist. Aber ich kann auch ohne dich lachen... Sag deiner Schwester, das es da nichts zu danken gibt. Ich hab das gerne gemacht. Und deinen Kumpel kannst du sagen, das du keine Männerzeit mit ihm brauchst, sondern Internet. Überleg doch mal bitte! Solange, also die paar Tage von jetzt bis zum Wochenende, nicht miteinander zu schreiben, das macht uns seelisch total fertig. Außerdem sorgt er auch noch dafür, das wir nicht telefonieren können. Aber ich kann es überleben, wenn ich will.
Weiß vor nicht allzu langer Zeit musste ich eine Entscheindung treffen: Entweder mein Computer und das damit verbundene Internet, welcher sich drinnen befindet oder das Leben, das deiner Meinung nach daußen ist. Es war eine schwierige Entscheidung, aber ich hab mich schon für das richtige entschieden. Ich nehme entweder und oder. Freu mich schon, wenn du wieder zurückschreibst. Ich vermiss dich auch sehr, deine nicht kleine Em.“
Emma fuhr den Computer wieder herunter und ging dann in die Küche, wo ihre Mom schon wartete. Sie saß gegenüber dem Platz auf den Nudeln warteten gegessen zu werden. Wenzel war nicht da.
„Hat er dir wieder geschrieben“, eröffnete ihre Mom das Gespräch. Emma nickte und ließ sich auf den Stuhl nieder, dann fing sie an zu essen. Ihre Mom spielte mit ihren Fingern. Es vergingen einige Minuten bis sie endlich anfing. „Ich weiß nicht was ich sagen soll, wenn ich vor ihm stehe“, begann ihre Mom und ihre Wangen wurden so rot wie sie bei einen frischverliebten Teenager wurden, „er raubt mir immer wieder den Atem.“ Emma verzog den Mund. „Und trotzdem hast du ihn so oft verlassen. Jetzt spürst du endlich mal wie er sich all die Male gefühlt hat.“ Sie schaute in das traurige Gesicht ihrer Mutter. Gewissensbisse durchdrangen sie. „Aber Mom, du darfst nie vergessen, das er dich liebst. Er hat all die Male um dich gekämpft, jetzt muss du mal kämpfen“, fuhr sie fort. Stille durchbohrte den Raum.
Nach einer Weile flüsterte ihre Mom: „Aber es tut so weh, allein der Zweifel ob er mich noch liebt. Ich konnte lachen ohne ihn. Ich konnte weinen. Ich war glücklich. Ich war deprimiert. Ich konnte alles sein ohne ihn, mein Leben ging weiter. Aber ich fühlte mich nie komplett. Das wichtigste Teil im Puzzle meiner selbst fehlte. Es war als würde ich in meinen Leben fehlen. Kein Mensch hat mir je so ein Gefühl gegeben. Allein der Gedanke, er könnte mich nicht wollen, veranlasst mein Herz aus zusetzten.“
Emma seufzte. „Wir kriegen das schon wieder hin. Versprochen. Er hat so oft um dich gekämpft, da wäre es ja richtige Zeitverschwendung, wenn er nicht mehr will. Verschwendung von Traurigkeit.“
Ihre Mom lächelte matt und langsam schien alle Traurigkeit aus ihren Augen zu verschwinden. „Also, dann erzähl mir mal. Was kann ich machen, das ich deinen Vater dazu bringen kann wieder her zu kommen. Wie schaffe ich es, das er merkt, das ich nur ihn liebe?“ Emma legte das Besteck zur Seite und sagte ganz ernst: „Mom, du sollst um ihn kämpfen. Dad hatte auch keine Hilfe von mir.“ Ihre Mutter zog einen Schmollmund. „Bitte, ich will ihn doch nicht verlieren.“ Emma verdrehte lachend die Augen und wurde dann wieder ernst um in die Augen ihrer Mutter zu sehen. „Du musst ihn aufrichtig lieben. Das ist alles. Keine falschen Versprechungen mehr. Nur die Liebe ist der Schlüssel zur Lösung dieser Aufgabe. Liebe ihn aufrichtig und mit jeder Faser deines Herzens.“ Mom lachte. „Du bist auf jeden Fall die Tochter deines Vaters. Wenn er, der Mann ist, den ich liebe -nicht dieser Anwalt, den er manchmal gibt- sagt er auch immer solche schönen Dinge.“ Emma musste jetzt auch lachen. „Ja, wenn er Papa ist, dann sagt er immer richtig schöne Weisheiten und solche Sachen. Aber wenn der Anwalt ist, dann redet er so unromantisch. Der Beruf tut ihm nicht gut.“
Nachdem Essen ging Emma wieder in ihr Zimmer, wo eine andere Überraschung auf sie wartete. Wenzel saß vor ihren Computer. Vor ihren eingeschalteten Computer und knackte gerade mal wieder das Passwort. „WENZEL“, schrie Emma, „Wie oft hab ich dir schon gesagt, das du die Pfoten von meinen Computer lassen sollst?“
Mit schnellen Schritt ging Emma auf ihn zu. Wenzel schien förmlich in sich zusammen zu sacken und man hörte es fast klick machen als ihn eine Ausrede einfiel. „Du hast Internet auf den Computer und Papa hat welches. Ich hab keins und er ist nicht da. Irgendwie muss ich doch schauen, was es neues gibt in meinen Blog...und ich muss doch für die Schule recherchieren.“
„Daher nimmst du dir das Recht an meinen Computer zu gehen und mein Passwort zu knacken?“ Emma zählte in Gedanken bis 10, vielleicht würde das ihre Wut hindern auszubrechen.
„Was kann ich dafür das deine Passwörter immer so leicht zu knacken sind?“, rutschte es Wenzel heraus. „Ich meine, tut mir Leid. Kommt nicht wieder vor.“
Er setzte seinen Hundeblick auf. Emma verdrehte die Augen. „Raus!“ Kaum gesagt, war ihr Bruder schon aus dem Zimmer. Wie oft hatte er das schon gesagt? Sie hatte aufgehört zu zählen. Manchmal kam es ihr vor, als ob sie in einen Film wäre und jemand drückt wieder und wieder die Wiederholungstaste. Keine Entwicklung im Geschehen, die Charakter blieben die gleichen ohne Veränderung und die Szene konnte man schon auswendig. Deswegen fragte man sich jedes Mal vom neuen, wieso man die Szene schon wieder durchlebte. Wieso es keine Veränderung gab, egal wie sehr man sich anstrengte.
Mit einen Seufzer setzte Emma sich vor den Computer und änderte ihr Passwort erneut. Wahrscheinlich zum dritten Mal in diesen Monat. Danach fuhr sie den Computer herunter. Laurenz, das wusste sie ja nun, würde so schnell nicht wieder antworten und deswegen lohnte es sich gar nicht diesen wunderschönen Tag im Zimmer zu vergeuden.
Beim Überlegen der Nachmittagsgestaltung kam ihre Mom noch einmal herein. Sie trug ein sehr kurzes, schwarzes Kleid mit tiefen Ausschnitt.
„Kann ich so zu ihm?“ Sie drehte sich hin und her.
„Ist das dein Ernst“, fragte Emma geschockt, „Ich dachte du willst ihn zurück und nicht ins Bett kriegen.“
„Zu knapp?“ Emma nickte.
„Woher hast du dieses Stück Stoff überhaupt?“ Ihre Mom schaute verlegen weg.
„Ich glaube, ich will es gar nicht wissen. Was hältst du denn davon sein Lieblingskleid anzuziehen?“ Ihre Mom hob den Daumen hoch.
„O.k. dann zieh ich mich jetzt noch um und bin dann weg. Wünsch mir Glück, dass es mit der Liebe klappt.“ Dann war sie schon aus der Tür. Wenige Minuten später hörte sie die Haustür ins Schloss fallen. Sofort griff Emma ihr Handy und wählte eine Nummer.
„Hallo“, murmelte ein etwas verschlafendes klingendes Mädchen ins Telefon.
„Hast du geschlafen, Loxi? Probt ihr heute wieder?“
„Em? Heute ist Dienstag. Dienstag wird immer geprobt! In einer dreiviertel Stunde in meiner Garage.“
„Gegenfrage: Wenn ich nicht Em wäre, würde ich dann fragen wann eure Bandprobe ist. Ich bin doch die einzigste, die bei euren Proben zuhört.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, legte Emma auf. Sie atmete tief aus und schaute auf ihren Kalender. Tatsächlich heute war Dienstag.
Nachdem sie sich von Wenzel mit der Warnung er solle von ihren Computer wegbleiben verabschiedet hatte und mit einen Grinsen auf den Gesicht, machte Emma sich auf den Weg zu Loxi.
Eine dreiviertel Stunde später befand sich Emma in der Diskussion mit Loxi. Wobei Loxi größtenteils mit sich selbst diskutierte ob die Band nun neue Boxen bräuchte oder nicht. Emma hatte es sich eigentlich nur auf einen Sessel in der Ecke von der Garage gemütlich gemacht und warf von Zeit zu zeit ein paar Gegenargumente ein zu der Meinung, die Loxi gerade vertrat.
Loxi war Emmas beste Freundin, schon seit die beiden sich im Kindergarten gegenseitig die Haare abgeschnitten hatten. Diese waren glücklicherweise wieder nachgewachsen, wobei Loxi sich ihre langen braunen Locken vor ein paar Monaten schwarz färbte und sie bis zu den Schulter abschnitt. Ihre Fingernägel waren total kurz und hellrot angemalt, was ein bisschen von ihrer Kette ablenken sollte. Egal was war, Loxi trug immer ihre rote Kette mit den goldenen Gitarrenanhänger.
Als es an der Tür klingelte, musste Emma Loxi erst wieder auf den Boden holen, damit sie die Tür öffnen konnte. Die anderen Bandmitglieder, ausschließlich Jungs, waren eingetroffen. Mit einen Grinsen auf den Gesicht betrat Jo, der Gitarrist, als erster den Raum. „Schaut mal, wer sich wieder her traut“, begrüßte er Emma, „bist du heute wieder kritikfreudig?“ Benni, der Schlagzeuger, und Gerry, der Bassist, schoben sich grinsend an ihm vorbei. In diesen Moment erinnerten sich alle an das selbe, nämlich an die letzte Probe, der Emma beigewohnt hatte. Kein einziges gutes Haar hatte sie an den Jungs gelassen, unberechtigt. Sie hatte es einfach mit der Kritik übertrieben und wurde deswegen von den Jungs aus der Garage geschmissen. Das Loxi wegen diesen Vorfall die Probe abbrach und die Jungs erstmal zum Teufel wünschte, war ihnen egal gewesen.
„Eigentlich ist Em heute da, weil sie sich anhören möchte was wir aus ihren uns großzügiger Weise gespendeten Zeilen machen können“, log Loxi ohne sich irgendwie zu verraten. Der Text, den Loxi heute vertonen wollte, stammte nämlich aus ihren Federn. Es hatte Wochen gedauert bis sie ihn Emma zum Lesen gab, aber es würde wahrscheinlich Jahre dauern bis Loxi den Text den Jungs gegeben hätte, wenn Emma sie nicht überredet hätte. Loxi gab die Texte nie den Jungs mit ihren Namen. Meist behauptete sie er wäre von Emma und Emma war mittlerweile ziemlich geübt bei sowas mitspielen zu können ohne sich zu verraten.
Noch bevor die Haustür ins Schloss fallen konnte, flogen Emmas Schuhe in einen hohen Bogen in die Ecke. In einen Tempo, was vermuten ließ sie würde um ihr Leben rennen, lief sie die Treppe hoch und in ihr Zimmer. Ranzen in die Ecke, Jacke aufs Bett und Computer an. Das war das Wichtigste. Emma wollte nicht aus den Grund an den Computer, weshalb sie die anderen Mal wollte. Emma wollte an ihren Computer, um zu sehen ob sie eine neue Nachricht bekommen hatte. Eine Nachricht von...
„Em, bist du das?“, kam es von vor der Tür. Emma tippte ungeduldig das Passwort ein.
„Emma?“, kam es wieder von draußen.
„Natürlich bin ich das. Wen hast du denn erwartet, Mom?“ Die Tür ging auf und Emma fuhr herum. Ihre Mutter stand in der Tür und schaute erst ein wenig Hilfe suchend im Raum herum, währenddessen ihre Wangen sich leicht rosa färbten.
„Wir müssen doch noch reden“, begann sie dann vorsichtig,„bevor ich mich zu deinen Vater aufmache. Unten hab ich dir das Mittagessen warm gemacht. Ich dachte, du bist vielleicht hungrig von der Schule und wir könnten reden während du isst.“
„Mom, beruhige dich. Mach dich mal ein wenig locker anstatt dich selbst fertig zu machen. Es ist echt nett von dir mit dem Essen. Ich komme gleich gleich runter und wir können beim Essen reden. Ich brauche nur ein paar Minuten am Computer.“ Ihre Mutter schaute sie noch einmal an und ließ sie dann alleine. Emma atmete aus und dreht sich wieder ihren Computer zu. „Sie haben eine neue Nachricht“, verkündete eine Stimme im selben Moment. Hastig schaute sich Emma ihre E-mails an und ließ sich dabei auf den Stuhl fallen.
„Hey meine Kleine, ich hoffe alles ist in Ordnung. Dein letzter Brief war so anders. Du hast doch nicht etwa Angst? Das bin ich ja gar nicht von dir gewohnt. Wenn deine Eltern mal wieder miteinander im Streit sind, dann geh nicht daran kaputt. Wenn du so schreibst, wie in deiner letzten Nachricht kriege ich immer große Angst um dich. Versprich mir nichts unüberlegtes zu tun, schließlich will ich dich irgendwann mal wieder in die Arme nehmen. Du kannst mich doch nicht alleine lassen, mir würden unsere Gespräche fehlen, denn die kann niemand ersetzten...
Meine Schwester lässt übrigens grüßen, sie findet die Idee ganz klasse. Die würde dich auch so gerne mal kennen lernen wollen. Sie hüpft wie eine Verrückte durch die ganze Wohnung und wartet auf unser nächstes Telefonat, das sie belauschen kann. Und wo ich gerade bei dem Thema bin, ich werde für ein paar Tage bei einen Kumpel sein, deswegen wird es morgen nichts mit unseren Telefonat und bis zum Wochenende kann ich auch nicht meine E-mails lesen. Mein Kumpel will mal wieder richtige Männerzeit mit mir verbringen. Es tut mir aufrichtig Leid. Ich hoffe, du wirst nicht ganz verzweifeln und schreib nicht so viel an diesen Briefen. Das Leben ist da draußen, manchmal vergisst du das. Freue mich schon auf deine Antwort. Ich vermisse dich, dein Laurenz“
Vor drei Monaten hatte Emma Laurenz im Sommerurlaub mit Loxi kennen gelernt. Vom ersten Augenblick an hatten sie sich gut verstanden und es dauerte nicht lange bis klar war, das die beiden auch nach den Urlaub noch in Kontakt bleiben wollten. Doch nicht nur lange Mails und etliche stundenlange Telefongespräche hatte sie seitdem gehabt. Tatsächlich hatten sie es zwei Mal geschafft sich zu sehen. Einmal durch Zufall, keine vier Tage nachdem sie wieder zu Hause waren, beim selben Konzert und dann vor zwei Monaten stand er überraschend vor ihrer Tür. Die beiden vermissten einander, doch trotzdem musste Emma grinsen als sie zu ende gelesen hatte, anstatt darüber nachzudenken, das sie ihn lange nicht mehr gesehen hatte.
Vor Freude über die Antwort, las sie die Mail noch ein zweites Mal und grinste. Schreib nicht so viel an diesen Briefen... Dabei hatte Emma die, seit sie Laurenz kannte, arg vernachlässigt. Sonst hatte sie sich jeden Abend eine Stunde frei gelassen, nur um an den Briefen zu schreiben. Sie waren ihr sehr wichtig. Kurz bevor ihre Großeltern starben, hatten sie sich mit ihnen gestritten. Die typische Launenhaftigkeit bei Jugendlichen war schuld gewesen. Sie sprach ihnen aufs Handy, das es ihr Leid tat und das sie sie doch liebte, egal was war. Doch ihre Großeltern konnten ihre Mailbox nie wieder abhören, sie starben bei einen Autounfall. An diesen Tag bekam Emma Angst. Angst die Welt verlassen zu müssen ohne alles gesagt zu haben, was sie wollte. Es war der erste Abend an den sie mit den Briefen anfing. Jedes Mal, wenn irgendwas passierte, was sie nicht ungesagt lassen wollte, dann schrieb sie es in die Briefe hinein. Für jeden Menschen, der ihr im Augenblick wichtig war, gab es einen Brief. Selbst Laurenz hatte schon nach kurzer Zeit einen, auch wenn dieser mehr einen Liebesbrief ähnelte als einen Abschiedsbrief.
An der Tür klopfte es. „Em? Mom will mir nichts von den Essen abgeben. Sie sagt, es sei für dich. Kann ich was davon haben. Ich hab total Hunger“, kam es von der Tür.
„Nimm dir was du willst, Wenzel. Ich komme gleich“, rief Emma. Stille. Wahrscheinlich war ihr kleiner Bruder schon auf den Weg in die Küche, um ihr Essen zu verputzen. Manchmal war er doch ganz nett und höflich anstatt dieser kleine nervige Bruder zu sein, der ihre Passwörter in regelmäßigen Abständen knackte. Diesen Gedanken im Hinterkopf behaltend, antwortete Emma noch Laurenz:
„Ich bin immer noch nicht klein!!!
Ich hab keine Angst. Schließlich mache ich das gerade nicht zum ersten Mal durch. Und sicher werde ich deswegen nichts Schlimmes anstellen. Wie kommst du nur darauf? Du hast mich doch fröhlich gesehen und auch schon niedergeschlagen erlebt, aber trotzdem bin ich kein Kind von Traurigkeit!!! Merk dir das doch mal endlich. Du stellst mich immer so unglücklich hin, aber vielleicht sagst du das ja auch nur so, weil du gerne hättest das ich traurig bin da du nicht da bist. Aber ich kann auch ohne dich lachen... Sag deiner Schwester, das es da nichts zu danken gibt. Ich hab das gerne gemacht. Und deinen Kumpel kannst du sagen, das du keine Männerzeit mit ihm brauchst, sondern Internet. Überleg doch mal bitte! Solange, also die paar Tage von jetzt bis zum Wochenende, nicht miteinander zu schreiben, das macht uns seelisch total fertig. Außerdem sorgt er auch noch dafür, das wir nicht telefonieren können. Aber ich kann es überleben, wenn ich will.
Weiß vor nicht allzu langer Zeit musste ich eine Entscheindung treffen: Entweder mein Computer und das damit verbundene Internet, welcher sich drinnen befindet oder das Leben, das deiner Meinung nach daußen ist. Es war eine schwierige Entscheidung, aber ich hab mich schon für das richtige entschieden. Ich nehme entweder und oder. Freu mich schon, wenn du wieder zurückschreibst. Ich vermiss dich auch sehr, deine nicht kleine Em.“
Emma fuhr den Computer wieder herunter und ging dann in die Küche, wo ihre Mom schon wartete. Sie saß gegenüber dem Platz auf den Nudeln warteten gegessen zu werden. Wenzel war nicht da.
„Hat er dir wieder geschrieben“, eröffnete ihre Mom das Gespräch. Emma nickte und ließ sich auf den Stuhl nieder, dann fing sie an zu essen. Ihre Mom spielte mit ihren Fingern. Es vergingen einige Minuten bis sie endlich anfing. „Ich weiß nicht was ich sagen soll, wenn ich vor ihm stehe“, begann ihre Mom und ihre Wangen wurden so rot wie sie bei einen frischverliebten Teenager wurden, „er raubt mir immer wieder den Atem.“ Emma verzog den Mund. „Und trotzdem hast du ihn so oft verlassen. Jetzt spürst du endlich mal wie er sich all die Male gefühlt hat.“ Sie schaute in das traurige Gesicht ihrer Mutter. Gewissensbisse durchdrangen sie. „Aber Mom, du darfst nie vergessen, das er dich liebst. Er hat all die Male um dich gekämpft, jetzt muss du mal kämpfen“, fuhr sie fort. Stille durchbohrte den Raum.
Nach einer Weile flüsterte ihre Mom: „Aber es tut so weh, allein der Zweifel ob er mich noch liebt. Ich konnte lachen ohne ihn. Ich konnte weinen. Ich war glücklich. Ich war deprimiert. Ich konnte alles sein ohne ihn, mein Leben ging weiter. Aber ich fühlte mich nie komplett. Das wichtigste Teil im Puzzle meiner selbst fehlte. Es war als würde ich in meinen Leben fehlen. Kein Mensch hat mir je so ein Gefühl gegeben. Allein der Gedanke, er könnte mich nicht wollen, veranlasst mein Herz aus zusetzten.“
Emma seufzte. „Wir kriegen das schon wieder hin. Versprochen. Er hat so oft um dich gekämpft, da wäre es ja richtige Zeitverschwendung, wenn er nicht mehr will. Verschwendung von Traurigkeit.“
Ihre Mom lächelte matt und langsam schien alle Traurigkeit aus ihren Augen zu verschwinden. „Also, dann erzähl mir mal. Was kann ich machen, das ich deinen Vater dazu bringen kann wieder her zu kommen. Wie schaffe ich es, das er merkt, das ich nur ihn liebe?“ Emma legte das Besteck zur Seite und sagte ganz ernst: „Mom, du sollst um ihn kämpfen. Dad hatte auch keine Hilfe von mir.“ Ihre Mutter zog einen Schmollmund. „Bitte, ich will ihn doch nicht verlieren.“ Emma verdrehte lachend die Augen und wurde dann wieder ernst um in die Augen ihrer Mutter zu sehen. „Du musst ihn aufrichtig lieben. Das ist alles. Keine falschen Versprechungen mehr. Nur die Liebe ist der Schlüssel zur Lösung dieser Aufgabe. Liebe ihn aufrichtig und mit jeder Faser deines Herzens.“ Mom lachte. „Du bist auf jeden Fall die Tochter deines Vaters. Wenn er, der Mann ist, den ich liebe -nicht dieser Anwalt, den er manchmal gibt- sagt er auch immer solche schönen Dinge.“ Emma musste jetzt auch lachen. „Ja, wenn er Papa ist, dann sagt er immer richtig schöne Weisheiten und solche Sachen. Aber wenn der Anwalt ist, dann redet er so unromantisch. Der Beruf tut ihm nicht gut.“
Nachdem Essen ging Emma wieder in ihr Zimmer, wo eine andere Überraschung auf sie wartete. Wenzel saß vor ihren Computer. Vor ihren eingeschalteten Computer und knackte gerade mal wieder das Passwort. „WENZEL“, schrie Emma, „Wie oft hab ich dir schon gesagt, das du die Pfoten von meinen Computer lassen sollst?“
Mit schnellen Schritt ging Emma auf ihn zu. Wenzel schien förmlich in sich zusammen zu sacken und man hörte es fast klick machen als ihn eine Ausrede einfiel. „Du hast Internet auf den Computer und Papa hat welches. Ich hab keins und er ist nicht da. Irgendwie muss ich doch schauen, was es neues gibt in meinen Blog...und ich muss doch für die Schule recherchieren.“
„Daher nimmst du dir das Recht an meinen Computer zu gehen und mein Passwort zu knacken?“ Emma zählte in Gedanken bis 10, vielleicht würde das ihre Wut hindern auszubrechen.
„Was kann ich dafür das deine Passwörter immer so leicht zu knacken sind?“, rutschte es Wenzel heraus. „Ich meine, tut mir Leid. Kommt nicht wieder vor.“
Er setzte seinen Hundeblick auf. Emma verdrehte die Augen. „Raus!“ Kaum gesagt, war ihr Bruder schon aus dem Zimmer. Wie oft hatte er das schon gesagt? Sie hatte aufgehört zu zählen. Manchmal kam es ihr vor, als ob sie in einen Film wäre und jemand drückt wieder und wieder die Wiederholungstaste. Keine Entwicklung im Geschehen, die Charakter blieben die gleichen ohne Veränderung und die Szene konnte man schon auswendig. Deswegen fragte man sich jedes Mal vom neuen, wieso man die Szene schon wieder durchlebte. Wieso es keine Veränderung gab, egal wie sehr man sich anstrengte.
Mit einen Seufzer setzte Emma sich vor den Computer und änderte ihr Passwort erneut. Wahrscheinlich zum dritten Mal in diesen Monat. Danach fuhr sie den Computer herunter. Laurenz, das wusste sie ja nun, würde so schnell nicht wieder antworten und deswegen lohnte es sich gar nicht diesen wunderschönen Tag im Zimmer zu vergeuden.
Beim Überlegen der Nachmittagsgestaltung kam ihre Mom noch einmal herein. Sie trug ein sehr kurzes, schwarzes Kleid mit tiefen Ausschnitt.
„Kann ich so zu ihm?“ Sie drehte sich hin und her.
„Ist das dein Ernst“, fragte Emma geschockt, „Ich dachte du willst ihn zurück und nicht ins Bett kriegen.“
„Zu knapp?“ Emma nickte.
„Woher hast du dieses Stück Stoff überhaupt?“ Ihre Mom schaute verlegen weg.
„Ich glaube, ich will es gar nicht wissen. Was hältst du denn davon sein Lieblingskleid anzuziehen?“ Ihre Mom hob den Daumen hoch.
„O.k. dann zieh ich mich jetzt noch um und bin dann weg. Wünsch mir Glück, dass es mit der Liebe klappt.“ Dann war sie schon aus der Tür. Wenige Minuten später hörte sie die Haustür ins Schloss fallen. Sofort griff Emma ihr Handy und wählte eine Nummer.
„Hallo“, murmelte ein etwas verschlafendes klingendes Mädchen ins Telefon.
„Hast du geschlafen, Loxi? Probt ihr heute wieder?“
„Em? Heute ist Dienstag. Dienstag wird immer geprobt! In einer dreiviertel Stunde in meiner Garage.“
„Gegenfrage: Wenn ich nicht Em wäre, würde ich dann fragen wann eure Bandprobe ist. Ich bin doch die einzigste, die bei euren Proben zuhört.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, legte Emma auf. Sie atmete tief aus und schaute auf ihren Kalender. Tatsächlich heute war Dienstag.
Nachdem sie sich von Wenzel mit der Warnung er solle von ihren Computer wegbleiben verabschiedet hatte und mit einen Grinsen auf den Gesicht, machte Emma sich auf den Weg zu Loxi.
Eine dreiviertel Stunde später befand sich Emma in der Diskussion mit Loxi. Wobei Loxi größtenteils mit sich selbst diskutierte ob die Band nun neue Boxen bräuchte oder nicht. Emma hatte es sich eigentlich nur auf einen Sessel in der Ecke von der Garage gemütlich gemacht und warf von Zeit zu zeit ein paar Gegenargumente ein zu der Meinung, die Loxi gerade vertrat.
Loxi war Emmas beste Freundin, schon seit die beiden sich im Kindergarten gegenseitig die Haare abgeschnitten hatten. Diese waren glücklicherweise wieder nachgewachsen, wobei Loxi sich ihre langen braunen Locken vor ein paar Monaten schwarz färbte und sie bis zu den Schulter abschnitt. Ihre Fingernägel waren total kurz und hellrot angemalt, was ein bisschen von ihrer Kette ablenken sollte. Egal was war, Loxi trug immer ihre rote Kette mit den goldenen Gitarrenanhänger.
Als es an der Tür klingelte, musste Emma Loxi erst wieder auf den Boden holen, damit sie die Tür öffnen konnte. Die anderen Bandmitglieder, ausschließlich Jungs, waren eingetroffen. Mit einen Grinsen auf den Gesicht betrat Jo, der Gitarrist, als erster den Raum. „Schaut mal, wer sich wieder her traut“, begrüßte er Emma, „bist du heute wieder kritikfreudig?“ Benni, der Schlagzeuger, und Gerry, der Bassist, schoben sich grinsend an ihm vorbei. In diesen Moment erinnerten sich alle an das selbe, nämlich an die letzte Probe, der Emma beigewohnt hatte. Kein einziges gutes Haar hatte sie an den Jungs gelassen, unberechtigt. Sie hatte es einfach mit der Kritik übertrieben und wurde deswegen von den Jungs aus der Garage geschmissen. Das Loxi wegen diesen Vorfall die Probe abbrach und die Jungs erstmal zum Teufel wünschte, war ihnen egal gewesen.
„Eigentlich ist Em heute da, weil sie sich anhören möchte was wir aus ihren uns großzügiger Weise gespendeten Zeilen machen können“, log Loxi ohne sich irgendwie zu verraten. Der Text, den Loxi heute vertonen wollte, stammte nämlich aus ihren Federn. Es hatte Wochen gedauert bis sie ihn Emma zum Lesen gab, aber es würde wahrscheinlich Jahre dauern bis Loxi den Text den Jungs gegeben hätte, wenn Emma sie nicht überredet hätte. Loxi gab die Texte nie den Jungs mit ihren Namen. Meist behauptete sie er wäre von Emma und Emma war mittlerweile ziemlich geübt bei sowas mitspielen zu können ohne sich zu verraten.
Zuletzt von bittersweet_eternity am Sa 09 Mai 2009, 00:28 bearbeitet; insgesamt 10-mal bearbeitet
bittersweet_eternity- ~Meadow Visitor~
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1. Kapitel - Treffen mit Folgen (zweiter Teil)
„Lies mal vor, Em“, meinte Benni. Emma holte das Blatt aus ihrer Hosentasche, welches Loxi ihr gleich als sie kam, gegeben hatte und fing an vorzulesen: „Seit langen schaust du mir nicht mehr in mein Gesicht. Wenn ich dich frag, dann antwortest du nicht. Sag mir was, was ist geschehen? Sag mir warum, warum lass ich dich gehen? Bleib stehen, komm zurück. Ich will dich nicht verlieren...“ Nachdem Emma das letzte Wort vorgelesen hatte, schaute sie die Jungs an. „Und“, fragte Loxi, wobei man das schlecht verstehen konnte, da sie an ihren Fingernägeln kaute. Die Jungs lachten.
„Perfekt“, meinte Benni.
„Genau sowas wollten wir“, stimmte Jo ein.
„So ein Lied haben wir auch mal gebraucht. Das hast du gut gemacht, Em“, lobte Gerry. Emma und Loxi schauten sich verwirrt an.
„Ihr versteht nichts, oder“, erkundigte sich Benni. Er schüttelte den Kopf.
„Typisch Frauen. Wollen immer alles genau wissen“, murmelte Jo, „selbst die einfachsten Dinge.“ Loxi riss ein Geduldsfaden. „Wenn wir es wüssten, würden schon längst über die Vertonung sprechen. Tut uns ja wahnsinnig Leid, das wir keine Jungensprache sprechen.“ „Auf den Weg zu Loxi überlegten wir fieberhaft wie wir Loxi beibringen, das wir finden das eine Band wie wir auch einmal so ein Lied braucht und jetzt hast du ein perfektes Lied geliefert“, erklärte Gerry.
„Verstehe“, murmelte Loxi, um dann lauter weiter zu erzählen, „Wo wir das jetzt geklärt hätten, hätte ich Lust was zu spielen. Lasst uns mit den Proben beginnen.“
Während der Probe war Emma ganz still, nicht nur auf Grund der Ereignisse der letzten Probe, sondern auch weil sie Loxis Text nocheinmal durchlesen wollte. Wer damit gemeint war, war ihr bewusst und genau dies machte den Text trauriger als er gemeint war. Es waren Monate vergangen, aber die alten Wunden hatten nicht einmal angefangen zu verheilen. Auch wenn Loxi äußerlich geheilt war, innerlich hatte sie immernoch dieses riesige Loch.
Der ganze restliche Nachmittag ging für die Bandprobe drauf, was sehr schön war. In den kurzen Pausen erzählten Benni und Gerry mal wieder von ihren Nachsitzerfahrungen. Jo dagegen nutzte die Zeit um seine Freundin anzurufen, welche per Telefon auch ein Lied mitverfolgte bevor Jo sich von ihr verabschiedete.
Nachdem alle Lieder durchgespielt wurden und einige eventuelle Veränderungen bei denen vorgenommen wurden, befasste sie sich mit den Songtext. Es dauerte nicht lange bis alles berücksichtigt war und sie eine gute Melodie hatten. Sie schafften es sogar das Lied mehrmals durchzuspielen. Beim Zuhören überkam Emma eine unbeschreibliche Gänsehaut. Es war als ob in Loxis Stimme ein Gefühl mitklang, was sie nicht kannte oder zumindest noch nicht als zu oft erlebt hatte. So wunderbar es auch klang, machte es Emma auch Angst. Ihr wurde wieder vor Augen geführt wie sehr Loxi unter den Verrat ihres gemeinsamen Freundes litt. Aber war dies wirklich so verwunderlich? Für Loxi war er schon immer mehr als nur ein Freund gewesen.
Als Loxi dann fand sie hätten lang genug geübt, beendete sie die Probe. Die Jungs aßen noch bei Loxi zu Abend, doch Emma machte sie wieder nach Hause. Sie hatte im Gefühl, das ihre Mom wieder zu hause sein musste und mit ihr reden wollte.
Während des ganzen Rückweges dachte sie über den Songtext nach. Besonders ein Teil des Texte ging ihr nicht mehr aus den Kopf. Ich will was ändern, doch ich kann es nicht. Sag mir was soll ich tun? Verdammt, ich will dich nicht verlieren. Doch du gehst weiter. Hörst mich nicht mehr. Du bist Schatten, ich kann mehr. Ich will kämpfen, doch die Kraft fehlt mir. Kann unsere Liebe wirklich enden? Ob ihre Mom das heute auch dachte? Kann unsere Liebe wirklich enden? Was wen ihre Liebe wirklich enden kann?
Noch bevor Emma die Haustür öffnete, überkam sie ein Gefühl, das etwas anders war. Als ob man die Veränderung spüren konnte, als ob man etwas hören konnte, als ob man es riechen konnte oder als ob man sehen konnte. Doch wahrscheinlich war es nur die Wärme, die beim Öffnen der Haustür hinaus strömte und auf Emmas Haut kribbelte. Oder es war dieses merkwürdig traurige Geräusch, was aus dem Bad zu hören war oder es war der stechende Geruch der aus der Küche kam. Vielleicht war dies alles auch nur Einbildung.
Was allerdings keine Einbildung war das Fluchen, welches aus der Küche drang. „Wenzel“, fragte Emma. Sie bekam zwar keine Antwort, doch Wenzel kam mit einer Hand vor den Mund aus der Küche. „Was ist denn los?“, fragte Emma. Wenzel zeigte auf die Küche und rannte die Treppe hoch. Emma lief in die Küche. Dort köchelte etwas undefinierbares auf den Herd und sie reimte sich zusammen, dass Wenzel vor Hunger versucht hatte selbst etwas zu machen. Was auch immer es war, was so stank, Emma kippte es ins Waschbecken. Dann machte sie Wenzel die Reste ihres Essen warm und rief ihn zum Essen. Sie selbst hatte keinen Hunger. Zu groß war die Neugierde, was hier geschehen war. Deswegen ließ sie ihren Bruder essend in der Küche zurück, während sie sich auf den Weg zu den besetzten Bad machte. Vorsichtig lauschte sie erst an der Tür. Hinter der Tür hörte sie mehrmaliges schnelles Luft holen und noch etwas anders. Sie wusste, was geschehen war.
Noch einmal atmete sie selbst tief ein und klopfte dann. „Mom, kann ich rein kommen“, fragte sie vorsichtig. Es wurde still.
Dann hörte man den Wasserhahn und eine halbe Minute später öffnete ihre Mom die Tür. Emma kam herein und verschloss die Tür hinter sich. „Was ist denn passiert? Wie geht es Dad“, erkundigte sie sich. Ihre Mom biss sich auf die Lippen: „Gut.“ Emma setzte sich auf den Rand der Badewanne. „Wie war das Treffen?“ „Gut.“ Ihre Mom drehte sich dem Fenster zu. „Wie war es bei Loxi?“ Emma verdrehte die Augen. „Lenk nicht vom Thema ab! Erzähl lieber.“ Ihre Mom drehte sich um. „Wir waren essen. Du hättest dabei sein sollen, es war ein klasse Restaurant.“ Sie atmete tief ein. „Er braucht Zeit, hat er gemeint.“ Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen. „Was meint er mit Zeit? Zeit bis er seine Klamotten holt um auszuziehen? Im Moment hat er einen wichtigen Fall und lebt erst einmal bei seiner Cousine in irgendeine Stadt. Wer weiß ob das wirklich seine Cousine ist. Auf jeden Fall hat er gemeint, er will den Fall zu ende machen, seinen Kopf frei kriegen und überlegen, was aus uns werden soll.“
Emma sprang auf, sie kannte ihren Vater. „Das ist doch großartig. Wieso bist du so traurig?“ Ihre Mom schaute sie fassungslos an.
„Er braucht Zeit? Hat er gesagt, er kommt zurück? Nein, er braucht Zeit. Das heißt er überlegt und merkt, das ich gar nicht so toll oder liebenswert bin. Und er wird sich gegen mich entscheiden! Besonders da er ja bei seiner angeblichen Cousine wohnt. Die verführt ihn doch bestimmt.“ Die Tränen kamen. „Mama, jetzt fang nicht mit heulen an!“ Schnell kam Emma auf ihr Mutter zu und nahm sie in den Arm. „Mama, er liebt dich. Glaub mir doch mal!“ Sie schüttelte den Kopf und öffnete den Mund. Sicher wollte sie etwas sagen, doch man konnte nur Gewimmer hören.
„Ich mach dir einen Vorschlag: Du gehst jetzt erst mal in die Badewanne. Ein schönes warmes Schaumbad und dann machen wir zwei uns einen Mädchenabend. Wenzel wird auf sein Zimmer geschickt und eingesperrt während wir ein paar süße Typen anschmachten und die Schokoladenvorräte verbrauchen.“ Ein paar Schluchzer später, hatte ihre Mom sich beruhigt und Emma ihr ein Bad eingelassen. Sie selbst hatte das Bad verlassen und hatte sich auf den Weg in ihr Zimmer gemacht. Sie rechnete fest damit, das ihr Vater ihr noch etwas mitzuteilen hatte. Zwar hatte sie vor ihrer Mom so getan, als sie sich ihrer Worte sicher wäre, doch sie war alles andere als das. Ihr Dad wirkte kurz bevor er sie verlassen hatte, nachdenklicher als sonst. Noch dazu war er jetzt schon seit drei Wochen nicht mehr zu Hause.
In ihren Zimmer funktionierte der Computer problemlos -anscheinend hatte Wenzel sich wirklich ferngehalten- und kaum war der Computer hochgefahren, da ertönte zweimal das bekannte „Sie haben Post“. Die erste Nachricht war von Loxi. Noch bevor Emma sie gelesen hatte, musste sie lächeln. Sie konnte sich schon denken was darin das Thema war. Aber war es Loxi wirklich so übel zu nehmen, das sie einen Platz auf der Welt hatte, in den sie sich heimisch fühlte? Das sie zwei Familien hatte, von der sie sich eine sogar aussuchen konnte?
Emma öffnete die Nachricht und las:
„Schade, das du nicht beim Essen warst. War noch echt lustig mit den Jungs, aber ich glaube du hattest wieder mal Sehnsucht nach Laurenz. Der Grund wieso ich mich eigentlich bei dir melde, ist das ich dich noch mal schriftlich darauf hinweisen wollte, das du deinen Vater noch fragen wolltest ob er einen Bar-, Kneipen- oder meinetwegen auch Kindergartenbesitzer kennt, der zufällig einer Newcomerband wie wir eine sind, eine Chance gibt. Benni, Jo und Gerry sind so ungeduldig. Ok, ich bin es ja auch und du als unsere Fanclubvorsitzende doch sicher auch, oder? Übrigens fanden die Jungs deinen Songtext super klasse und wollen noch ein paar andere. Dann werd ich mich jetzt mal mit dem Weiterschreiben beschäftigen. Loxi...“
Emma grinste. Es ging um die Band, was nicht wunderlich war. Gab es für Loxi eigentlich etwas was wichtiger war? Loxis Familie war die Band. Loxi und ihre großen Brüder, scherzten ihre Mitschüler manchmal, denn Jo und Benni waren eine Klassenstufe höher und obwohl Gerry mit ihnen in einer Klasse war, war er älter. Emma lächelte. Aber es war doch wirklich so, das Loxi die Band so viel bedeutete, das Emma sich manchmal sicher war, das Loxi für einen Auftritt ihre echte Familie verkaufen würde. Auch wenn ihre echte Familie Loxi sehr unterstützte. Wie viele Eltern würden denn freiwillig die Garage räumen, damit ihre Tochter Platz für ihre Band hat?
Doch dieser Gedanke brachte auch nicht so erfreuliche Gedanken mit sich. Zum einen erinnerte sich Emma unter welchen Umständen Loxi die Garage bekommen hatte und zum anderen musste sie an ihre eigene Familie denken. Loxi hatte zwei Familien und beide waren immer für sie da... Zwar gehörte Emma irgendwie auch zur Band und war damit auch in einer Familie, doch diese hätte eingetauscht ohne Zögern, wenn dadurch ihre eigene Familie endlich wirkliche eine Familie sein würde.
Seufzend öffnete sie die zweite Nachricht. Sie behielt Recht, es war ihr Dad, der geschrieben hatte. Nach einen kurzen Ausatmen las sie auch diese Nachricht:
„Hallo Em, es tut mir wirklich leid, das dein Bruder und du, das ihr es euch schon wieder mit ansehen müsst und diesmal bin ich daran schuld. Es tut mir so unendlich leid. Im Moment wohne ich bei meiner Cousine, weil ich Abstand brauche und wegen eines Auftrags. Ich liebe deine Mutter mehr als andere, doch nicht genug das ich um sie kämpfen kann, wenn ich kraftlos bin- und das bin ich im Moment. Siebzehn Jahre habe ich die Schwankungen deiner Mutter miterlebt. Sie liebte mich, sie liebte mich nicht. Ich war ihr egal, ich war das wichtigste in ihren Leben. Es gab viele, es gab nur mich. Sie küsste mich, sie ohrfeigte mich. Sie wollte das ich am anderen Ende der Welt bin, sie wollte das ich nur bei ihr bin. Jede Zurückstoßung von ihr war ein Stich. Ein tiefer Stich, der tiefe Wunden brachte. Jeder Kampf um sie zurückzugewinnen kostete mich Kraft, Geduld, Liebe und Stücke meiner Seele. Ich kann mir ein Leben ohne deine Mutter nicht vorstellen, aber ein Leben ohne mich selbst ist gar nicht möglich. Ich will alles richtig machen, dafür nehme ich mir eine Auszeit. Ich will danach wieder mit ihr neu anfangen. Wie lange ich brauche, weiß ich nicht, aber ich weiß, das es noch nie leicht war und ich an meine Grenzen stoßen werde. Ich weiß das es noch immer Tränen der Hoffnung gibt. Aus diesen Tränen soll wieder ein See werden. Gibt mir Zeit. Mach mir bitte keine Vorwürfe und ich werde dir versprechen mich zu verbessern. Es gibt keine Entschuldigung für das, was ich im Moment dir, deinen Bruder und deiner Mutter antue. Ich kann nur hoffen, das ihr mir verzeiht. Grüße deinen Bruder von mir und erkläre es ihm. Nur du kannst die Worte dafür finden, das er es auch wirklich versteht. Vielleicht wollen Wenzel und du mich auch mal besuchen. Anbei schicke ich meine momentane Adresse und einen Stadtplan. Pass auf das Herz deiner Mutter auf. Ich würde mir nie verzeihen, wenn ich es durch meine Schwäche brechen würde. Sie ist nicht so stark wie du. Oder wie Wenzel. Ich würde mich freuen, wenn wir uns so bald wie möglich mal wieder sehen könnten. Mit vielen Umarmungen, dein Papa“
Ohne sich zu bewegen saß Emma vor ihren Computer. Nur ein paar Tränen rollten ihre Wange hinunter. Sie wischte sie nicht weg. Diese Nachricht hatte nicht das gebracht, was Emma sich erhofft hatte.
Emma wusste, wahrscheinlich noch besser als ihre Mutter wie sehr ihr Vater gelitten hatten. Doch das gerade er, der doch den Schmerz so oft gefühlt hatte, ihn nun selber seinen Liebsten zufügte, schmerzte Emma noch mehr. Bei ihrer Mom war Emma sich immer sicher gewesen, das sie wieder eine Familie sein würden. Doch bei ihren Vater? Was immer da los war, es war nicht so wie es sonst war und nicht zu wissen was wird konnte so schmerzhaft sein. Er schrieb zwar nach wie vor, das er ihre Mom liebte, doch Zeit war kostbar und ihre Mom sehr verletzbar.
Nach einer Weile bewegte Emma sich dann doch. Sie öffnete einen dieser Briefe, wie Laurenz sie genannt hatte, und schrieb an den ihres Vaters weiter. Es tat so gut sich alles von der Seele zu schreiben und sie schrieb solange bis ihre Mom an ihrer Tür klopfte.
„Hast du noch Lust auf einen Mädchenabend“, fragte sie verwundert, „oder schreibst du wieder mit Laurenz?“
„Ich komme gleich“, antwortete Emma. Sie drehte sich mit Absicht nicht um, damit ihre Mutter nicht die Tränen auf ihren Gesicht sah.
„Ich warte unten, aber schreib nicht so lange sonst schaffen wir gar nichts...ach und Emma? Ich hab dich lieb. Egal was ist, das darfst du nicht vergessen“, sagte ihre Mom. Die Vorfreude auf den Abend war aus der Stimme ihrer Mutter heraus zu hören. Die Tür wurde wieder geschlossen.
Der Knall ins Schloss, war aber nicht nur ein Zeichen dafür. Es war fast als ob er Emma daran erinnert hatte, das es doch gar nicht so hoffnungslos war. Ihr Vater hatte sich doch noch nicht entschlossen, oder? Ihr Vater brauchte nur Zeit? Vielleicht könnte sie auch noch mal mit ihm reden? Vielleicht würde sich einiges klären? Vielleicht konnte Emma einfach den Wunsch ihres Vaters nachkommen, Wenzel fragen ob er Lust hätte ihren Vater zu besuchen, ihn dann besuchen und mit ihm darüber reden. Es war doch noch gar nichts verloren. Es gab keinen Grund zum Traurig sein.
Emma öffnete den Anhang, um nach der Adresse zu sehen, und sah einen Stadtplan, worauf die genaue Adresse eingetragen war. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Wie konnte das nur möglich sein? Wie konnte sie nur so viel Glück haben? Wie schaffte sie es nur, selbst in solchen schwierigen Situationen etwas gutes zu finden?
Emma lachte laut und stürzte aus ihren Zimmer. Sie klopfte hektisch gegen Wenzels Zimmertür.
„Was denn los? Schon der nächste Morgen“, fragte er als er die Tür öffnete.
„Wichtiger! Hast du dieses Wochenende Zeit?“
Verwirrt betrachtete Wenzel sie. „Wieso?“
„Dad hat gefragt ob wir ihn besuchen fahren wollen. Willst du?“
Ihr Bruder lächelte. „Ja klar. Wo geht’s denn hin?“
„In die Stadt, in der Laurenz wohnt!“
„Perfekt“, meinte Benni.
„Genau sowas wollten wir“, stimmte Jo ein.
„So ein Lied haben wir auch mal gebraucht. Das hast du gut gemacht, Em“, lobte Gerry. Emma und Loxi schauten sich verwirrt an.
„Ihr versteht nichts, oder“, erkundigte sich Benni. Er schüttelte den Kopf.
„Typisch Frauen. Wollen immer alles genau wissen“, murmelte Jo, „selbst die einfachsten Dinge.“ Loxi riss ein Geduldsfaden. „Wenn wir es wüssten, würden schon längst über die Vertonung sprechen. Tut uns ja wahnsinnig Leid, das wir keine Jungensprache sprechen.“ „Auf den Weg zu Loxi überlegten wir fieberhaft wie wir Loxi beibringen, das wir finden das eine Band wie wir auch einmal so ein Lied braucht und jetzt hast du ein perfektes Lied geliefert“, erklärte Gerry.
„Verstehe“, murmelte Loxi, um dann lauter weiter zu erzählen, „Wo wir das jetzt geklärt hätten, hätte ich Lust was zu spielen. Lasst uns mit den Proben beginnen.“
Während der Probe war Emma ganz still, nicht nur auf Grund der Ereignisse der letzten Probe, sondern auch weil sie Loxis Text nocheinmal durchlesen wollte. Wer damit gemeint war, war ihr bewusst und genau dies machte den Text trauriger als er gemeint war. Es waren Monate vergangen, aber die alten Wunden hatten nicht einmal angefangen zu verheilen. Auch wenn Loxi äußerlich geheilt war, innerlich hatte sie immernoch dieses riesige Loch.
Der ganze restliche Nachmittag ging für die Bandprobe drauf, was sehr schön war. In den kurzen Pausen erzählten Benni und Gerry mal wieder von ihren Nachsitzerfahrungen. Jo dagegen nutzte die Zeit um seine Freundin anzurufen, welche per Telefon auch ein Lied mitverfolgte bevor Jo sich von ihr verabschiedete.
Nachdem alle Lieder durchgespielt wurden und einige eventuelle Veränderungen bei denen vorgenommen wurden, befasste sie sich mit den Songtext. Es dauerte nicht lange bis alles berücksichtigt war und sie eine gute Melodie hatten. Sie schafften es sogar das Lied mehrmals durchzuspielen. Beim Zuhören überkam Emma eine unbeschreibliche Gänsehaut. Es war als ob in Loxis Stimme ein Gefühl mitklang, was sie nicht kannte oder zumindest noch nicht als zu oft erlebt hatte. So wunderbar es auch klang, machte es Emma auch Angst. Ihr wurde wieder vor Augen geführt wie sehr Loxi unter den Verrat ihres gemeinsamen Freundes litt. Aber war dies wirklich so verwunderlich? Für Loxi war er schon immer mehr als nur ein Freund gewesen.
Als Loxi dann fand sie hätten lang genug geübt, beendete sie die Probe. Die Jungs aßen noch bei Loxi zu Abend, doch Emma machte sie wieder nach Hause. Sie hatte im Gefühl, das ihre Mom wieder zu hause sein musste und mit ihr reden wollte.
Während des ganzen Rückweges dachte sie über den Songtext nach. Besonders ein Teil des Texte ging ihr nicht mehr aus den Kopf. Ich will was ändern, doch ich kann es nicht. Sag mir was soll ich tun? Verdammt, ich will dich nicht verlieren. Doch du gehst weiter. Hörst mich nicht mehr. Du bist Schatten, ich kann mehr. Ich will kämpfen, doch die Kraft fehlt mir. Kann unsere Liebe wirklich enden? Ob ihre Mom das heute auch dachte? Kann unsere Liebe wirklich enden? Was wen ihre Liebe wirklich enden kann?
Noch bevor Emma die Haustür öffnete, überkam sie ein Gefühl, das etwas anders war. Als ob man die Veränderung spüren konnte, als ob man etwas hören konnte, als ob man es riechen konnte oder als ob man sehen konnte. Doch wahrscheinlich war es nur die Wärme, die beim Öffnen der Haustür hinaus strömte und auf Emmas Haut kribbelte. Oder es war dieses merkwürdig traurige Geräusch, was aus dem Bad zu hören war oder es war der stechende Geruch der aus der Küche kam. Vielleicht war dies alles auch nur Einbildung.
Was allerdings keine Einbildung war das Fluchen, welches aus der Küche drang. „Wenzel“, fragte Emma. Sie bekam zwar keine Antwort, doch Wenzel kam mit einer Hand vor den Mund aus der Küche. „Was ist denn los?“, fragte Emma. Wenzel zeigte auf die Küche und rannte die Treppe hoch. Emma lief in die Küche. Dort köchelte etwas undefinierbares auf den Herd und sie reimte sich zusammen, dass Wenzel vor Hunger versucht hatte selbst etwas zu machen. Was auch immer es war, was so stank, Emma kippte es ins Waschbecken. Dann machte sie Wenzel die Reste ihres Essen warm und rief ihn zum Essen. Sie selbst hatte keinen Hunger. Zu groß war die Neugierde, was hier geschehen war. Deswegen ließ sie ihren Bruder essend in der Küche zurück, während sie sich auf den Weg zu den besetzten Bad machte. Vorsichtig lauschte sie erst an der Tür. Hinter der Tür hörte sie mehrmaliges schnelles Luft holen und noch etwas anders. Sie wusste, was geschehen war.
Noch einmal atmete sie selbst tief ein und klopfte dann. „Mom, kann ich rein kommen“, fragte sie vorsichtig. Es wurde still.
Dann hörte man den Wasserhahn und eine halbe Minute später öffnete ihre Mom die Tür. Emma kam herein und verschloss die Tür hinter sich. „Was ist denn passiert? Wie geht es Dad“, erkundigte sie sich. Ihre Mom biss sich auf die Lippen: „Gut.“ Emma setzte sich auf den Rand der Badewanne. „Wie war das Treffen?“ „Gut.“ Ihre Mom drehte sich dem Fenster zu. „Wie war es bei Loxi?“ Emma verdrehte die Augen. „Lenk nicht vom Thema ab! Erzähl lieber.“ Ihre Mom drehte sich um. „Wir waren essen. Du hättest dabei sein sollen, es war ein klasse Restaurant.“ Sie atmete tief ein. „Er braucht Zeit, hat er gemeint.“ Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen. „Was meint er mit Zeit? Zeit bis er seine Klamotten holt um auszuziehen? Im Moment hat er einen wichtigen Fall und lebt erst einmal bei seiner Cousine in irgendeine Stadt. Wer weiß ob das wirklich seine Cousine ist. Auf jeden Fall hat er gemeint, er will den Fall zu ende machen, seinen Kopf frei kriegen und überlegen, was aus uns werden soll.“
Emma sprang auf, sie kannte ihren Vater. „Das ist doch großartig. Wieso bist du so traurig?“ Ihre Mom schaute sie fassungslos an.
„Er braucht Zeit? Hat er gesagt, er kommt zurück? Nein, er braucht Zeit. Das heißt er überlegt und merkt, das ich gar nicht so toll oder liebenswert bin. Und er wird sich gegen mich entscheiden! Besonders da er ja bei seiner angeblichen Cousine wohnt. Die verführt ihn doch bestimmt.“ Die Tränen kamen. „Mama, jetzt fang nicht mit heulen an!“ Schnell kam Emma auf ihr Mutter zu und nahm sie in den Arm. „Mama, er liebt dich. Glaub mir doch mal!“ Sie schüttelte den Kopf und öffnete den Mund. Sicher wollte sie etwas sagen, doch man konnte nur Gewimmer hören.
„Ich mach dir einen Vorschlag: Du gehst jetzt erst mal in die Badewanne. Ein schönes warmes Schaumbad und dann machen wir zwei uns einen Mädchenabend. Wenzel wird auf sein Zimmer geschickt und eingesperrt während wir ein paar süße Typen anschmachten und die Schokoladenvorräte verbrauchen.“ Ein paar Schluchzer später, hatte ihre Mom sich beruhigt und Emma ihr ein Bad eingelassen. Sie selbst hatte das Bad verlassen und hatte sich auf den Weg in ihr Zimmer gemacht. Sie rechnete fest damit, das ihr Vater ihr noch etwas mitzuteilen hatte. Zwar hatte sie vor ihrer Mom so getan, als sie sich ihrer Worte sicher wäre, doch sie war alles andere als das. Ihr Dad wirkte kurz bevor er sie verlassen hatte, nachdenklicher als sonst. Noch dazu war er jetzt schon seit drei Wochen nicht mehr zu Hause.
In ihren Zimmer funktionierte der Computer problemlos -anscheinend hatte Wenzel sich wirklich ferngehalten- und kaum war der Computer hochgefahren, da ertönte zweimal das bekannte „Sie haben Post“. Die erste Nachricht war von Loxi. Noch bevor Emma sie gelesen hatte, musste sie lächeln. Sie konnte sich schon denken was darin das Thema war. Aber war es Loxi wirklich so übel zu nehmen, das sie einen Platz auf der Welt hatte, in den sie sich heimisch fühlte? Das sie zwei Familien hatte, von der sie sich eine sogar aussuchen konnte?
Emma öffnete die Nachricht und las:
„Schade, das du nicht beim Essen warst. War noch echt lustig mit den Jungs, aber ich glaube du hattest wieder mal Sehnsucht nach Laurenz. Der Grund wieso ich mich eigentlich bei dir melde, ist das ich dich noch mal schriftlich darauf hinweisen wollte, das du deinen Vater noch fragen wolltest ob er einen Bar-, Kneipen- oder meinetwegen auch Kindergartenbesitzer kennt, der zufällig einer Newcomerband wie wir eine sind, eine Chance gibt. Benni, Jo und Gerry sind so ungeduldig. Ok, ich bin es ja auch und du als unsere Fanclubvorsitzende doch sicher auch, oder? Übrigens fanden die Jungs deinen Songtext super klasse und wollen noch ein paar andere. Dann werd ich mich jetzt mal mit dem Weiterschreiben beschäftigen. Loxi...“
Emma grinste. Es ging um die Band, was nicht wunderlich war. Gab es für Loxi eigentlich etwas was wichtiger war? Loxis Familie war die Band. Loxi und ihre großen Brüder, scherzten ihre Mitschüler manchmal, denn Jo und Benni waren eine Klassenstufe höher und obwohl Gerry mit ihnen in einer Klasse war, war er älter. Emma lächelte. Aber es war doch wirklich so, das Loxi die Band so viel bedeutete, das Emma sich manchmal sicher war, das Loxi für einen Auftritt ihre echte Familie verkaufen würde. Auch wenn ihre echte Familie Loxi sehr unterstützte. Wie viele Eltern würden denn freiwillig die Garage räumen, damit ihre Tochter Platz für ihre Band hat?
Doch dieser Gedanke brachte auch nicht so erfreuliche Gedanken mit sich. Zum einen erinnerte sich Emma unter welchen Umständen Loxi die Garage bekommen hatte und zum anderen musste sie an ihre eigene Familie denken. Loxi hatte zwei Familien und beide waren immer für sie da... Zwar gehörte Emma irgendwie auch zur Band und war damit auch in einer Familie, doch diese hätte eingetauscht ohne Zögern, wenn dadurch ihre eigene Familie endlich wirkliche eine Familie sein würde.
Seufzend öffnete sie die zweite Nachricht. Sie behielt Recht, es war ihr Dad, der geschrieben hatte. Nach einen kurzen Ausatmen las sie auch diese Nachricht:
„Hallo Em, es tut mir wirklich leid, das dein Bruder und du, das ihr es euch schon wieder mit ansehen müsst und diesmal bin ich daran schuld. Es tut mir so unendlich leid. Im Moment wohne ich bei meiner Cousine, weil ich Abstand brauche und wegen eines Auftrags. Ich liebe deine Mutter mehr als andere, doch nicht genug das ich um sie kämpfen kann, wenn ich kraftlos bin- und das bin ich im Moment. Siebzehn Jahre habe ich die Schwankungen deiner Mutter miterlebt. Sie liebte mich, sie liebte mich nicht. Ich war ihr egal, ich war das wichtigste in ihren Leben. Es gab viele, es gab nur mich. Sie küsste mich, sie ohrfeigte mich. Sie wollte das ich am anderen Ende der Welt bin, sie wollte das ich nur bei ihr bin. Jede Zurückstoßung von ihr war ein Stich. Ein tiefer Stich, der tiefe Wunden brachte. Jeder Kampf um sie zurückzugewinnen kostete mich Kraft, Geduld, Liebe und Stücke meiner Seele. Ich kann mir ein Leben ohne deine Mutter nicht vorstellen, aber ein Leben ohne mich selbst ist gar nicht möglich. Ich will alles richtig machen, dafür nehme ich mir eine Auszeit. Ich will danach wieder mit ihr neu anfangen. Wie lange ich brauche, weiß ich nicht, aber ich weiß, das es noch nie leicht war und ich an meine Grenzen stoßen werde. Ich weiß das es noch immer Tränen der Hoffnung gibt. Aus diesen Tränen soll wieder ein See werden. Gibt mir Zeit. Mach mir bitte keine Vorwürfe und ich werde dir versprechen mich zu verbessern. Es gibt keine Entschuldigung für das, was ich im Moment dir, deinen Bruder und deiner Mutter antue. Ich kann nur hoffen, das ihr mir verzeiht. Grüße deinen Bruder von mir und erkläre es ihm. Nur du kannst die Worte dafür finden, das er es auch wirklich versteht. Vielleicht wollen Wenzel und du mich auch mal besuchen. Anbei schicke ich meine momentane Adresse und einen Stadtplan. Pass auf das Herz deiner Mutter auf. Ich würde mir nie verzeihen, wenn ich es durch meine Schwäche brechen würde. Sie ist nicht so stark wie du. Oder wie Wenzel. Ich würde mich freuen, wenn wir uns so bald wie möglich mal wieder sehen könnten. Mit vielen Umarmungen, dein Papa“
Ohne sich zu bewegen saß Emma vor ihren Computer. Nur ein paar Tränen rollten ihre Wange hinunter. Sie wischte sie nicht weg. Diese Nachricht hatte nicht das gebracht, was Emma sich erhofft hatte.
Emma wusste, wahrscheinlich noch besser als ihre Mutter wie sehr ihr Vater gelitten hatten. Doch das gerade er, der doch den Schmerz so oft gefühlt hatte, ihn nun selber seinen Liebsten zufügte, schmerzte Emma noch mehr. Bei ihrer Mom war Emma sich immer sicher gewesen, das sie wieder eine Familie sein würden. Doch bei ihren Vater? Was immer da los war, es war nicht so wie es sonst war und nicht zu wissen was wird konnte so schmerzhaft sein. Er schrieb zwar nach wie vor, das er ihre Mom liebte, doch Zeit war kostbar und ihre Mom sehr verletzbar.
Nach einer Weile bewegte Emma sich dann doch. Sie öffnete einen dieser Briefe, wie Laurenz sie genannt hatte, und schrieb an den ihres Vaters weiter. Es tat so gut sich alles von der Seele zu schreiben und sie schrieb solange bis ihre Mom an ihrer Tür klopfte.
„Hast du noch Lust auf einen Mädchenabend“, fragte sie verwundert, „oder schreibst du wieder mit Laurenz?“
„Ich komme gleich“, antwortete Emma. Sie drehte sich mit Absicht nicht um, damit ihre Mutter nicht die Tränen auf ihren Gesicht sah.
„Ich warte unten, aber schreib nicht so lange sonst schaffen wir gar nichts...ach und Emma? Ich hab dich lieb. Egal was ist, das darfst du nicht vergessen“, sagte ihre Mom. Die Vorfreude auf den Abend war aus der Stimme ihrer Mutter heraus zu hören. Die Tür wurde wieder geschlossen.
Der Knall ins Schloss, war aber nicht nur ein Zeichen dafür. Es war fast als ob er Emma daran erinnert hatte, das es doch gar nicht so hoffnungslos war. Ihr Vater hatte sich doch noch nicht entschlossen, oder? Ihr Vater brauchte nur Zeit? Vielleicht könnte sie auch noch mal mit ihm reden? Vielleicht würde sich einiges klären? Vielleicht konnte Emma einfach den Wunsch ihres Vaters nachkommen, Wenzel fragen ob er Lust hätte ihren Vater zu besuchen, ihn dann besuchen und mit ihm darüber reden. Es war doch noch gar nichts verloren. Es gab keinen Grund zum Traurig sein.
Emma öffnete den Anhang, um nach der Adresse zu sehen, und sah einen Stadtplan, worauf die genaue Adresse eingetragen war. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Wie konnte das nur möglich sein? Wie konnte sie nur so viel Glück haben? Wie schaffte sie es nur, selbst in solchen schwierigen Situationen etwas gutes zu finden?
Emma lachte laut und stürzte aus ihren Zimmer. Sie klopfte hektisch gegen Wenzels Zimmertür.
„Was denn los? Schon der nächste Morgen“, fragte er als er die Tür öffnete.
„Wichtiger! Hast du dieses Wochenende Zeit?“
Verwirrt betrachtete Wenzel sie. „Wieso?“
„Dad hat gefragt ob wir ihn besuchen fahren wollen. Willst du?“
Ihr Bruder lächelte. „Ja klar. Wo geht’s denn hin?“
„In die Stadt, in der Laurenz wohnt!“
Zuletzt von bittersweet_eternity am Sa 09 Mai 2009, 00:27 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
bittersweet_eternity- ~Meadow Visitor~
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Anmeldedatum : 13.05.08
2. Kapitel - Überraschungen (erster Teil)
2.Kapitel - Überraschungen
„Herein“, kam es von der Tür, hinter der, der Matheunterricht auf Emma wartete. Sie öffnete die Tür, ging schnellen Schrittes auf ihren Platz zu und meinte: „Tut mir leid, ich hab verschlafen.“
„Die ganzen ersten zwei Stunden verschlafen? In der ersten Stunde hatte ich bei deinen kleinen Bruder und der war pünktlich. Und jetzt kommst du zur zweiten Doppelstunde herein?“ Herr Konrad legte eine kurze Pause ein, die wohl so wirken sollte als ob er überlegen würde. „Wie auch immer, setz dich“, sagte er dann streng. Emma ließ sich neben Loxi auf ihren Stuhl fallen.
„Wieso hast du denn verschlafen? Wieder solange mit Laurenz telefoniert“, fragte Loxi neugierig.
„Nicht ganz. Du weißt doch meine Eltern haben mal wieder Probleme und mein Vater ist in einer anderen Stadt. Sie sind ja auch mal wieder getrennt und gestern haben sie sich getroffen. Mein Dad meint, er brauche Zeit, um alles zu überdenken und deswegen haben meine Mom und ich gestern Abend einen Frauenabend gemacht. Viel Schokolade und eine Menge Filme und es ging bis morgens um drei. Aber weißt du was...“
„Meine werten Damen, wenn Emma schon zu spät kommt, könnte sie doch wenigsten bis zur Pause warteten bis sie sich außerschulischen Sachen widmet“, ermahnte Herr Konrad.
„Ich hab Emma nur erklärt, was wir gemacht haben als sie nicht da war“, verteidigte sich Loxi.
„Du hast es verstanden Loxi?“ Die Verwunderung in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Dann freue ich mich ja richtig auf deine nächste Arbeit. Arbeitet jetzt bitte weiter, wenn Emma fragen hat, dann kann sie sie mir stellen.“ Herr Konrad wendete sich einen anderen Schüler zu.
Für einen Augenblick schauten beide auf ihre Hefte, dann wandten sie sich wieder grinsend einander zu. „Ok, das erklärt das Verschlafen. Hast du überhaupt die Chance deinen Dad zu fragen wegen einen Auftritt“, flüsterte Loxi. Emma grinste frech und schaute erst mal auf die Aufgaben. Sie wollte Spannung vor der Verkündung ihrer tollen Neuigkeiten. „Erzähl“, drängte Loxi.
„Emma, Loxi!!! Das ist nun wirklich nicht witzig. Mathematik ist ein sehr wichtiges Fach, den man genügend Konzentration entgegen bringen sollte, also bitte rechnet.“ Loxi verdrehte die Augen und fing an zu rechnen, starrte aber mehr zu Emma herüber, um abzuschreiben, als selbst zu rechnen. Nach einer Weile hielt sie es nicht mehr aus.
„Emma...spann mich doch nicht auf die Folter!“ Emma packte ihren Stift zurück in ihre Federmappe und streckte sich erst mal aus. Dann schaute sie ob Herr Konrad gerade beschäftigt war, was er war und sprudelte los: „Am Wochenende werden Wenzel und ich unseren Vater besuchen. Jetzt rate mal wer noch in der Stadt wohnt, wo Dad gerade ist?.“
„Laurenz“, stieß Loxi einen Tick zu laut hervor.
„Mädels, könntet ihr bitte endlich Mathe machen?“ Die Miene ihres Mathelehrers schien sehr angespannt.
„Aber wir sind doch schon fertig“, gab Emma zurück. Herr Konrad ging auf die beiden zu und sah auf ihr Geschriebenes, dann auf das von Loxi. „Loxi, du überrascht mich, es scheint alles richtig zu sein. Schreib die Ergebnisse doch bitte an die Tafel.“ Die Mädchen warfen sich Blicke zu und Loxi schritt vor an die Tafel. Danach wurden die Ergebnisse verglichen und Herr Konrad erklärte etwas Neues. Er hatte die beiden die ganze Zeit im Auge. Dann gab er eine weitere Übung auf. Loxi nutzte die Gelegenheit und flüsterte: „Laurenz?“ Emma grinste frech. „Was sagt er dazu“, bohrte Loxi nach.
„Er weiß es noch nicht. Er ist bis zum Wochenende bei einen Kumpel und kann seine Nachrichten nicht lesen. Gestern Abend hab ich versucht ihn auf dem Handy zu erreichen, aber das war ausgeschaltet. Ich hab auf seine Mailbox gesprochen, er soll mich zurück rufen, weil es tolle Neuigkeiten gibt.“
„Seit ihr schon wieder fertig“, fragte Herr Konrad hinter den beiden stehend, „Sieht aber nicht so aus, oder irre ich mich da? Nun ihr beiden, wenn ihr nicht endlich aufhört zu schwatzen, sehe ich mich gezwungen einen von euch vor zu Chris zu setzen.“ Emma und Loxi blieb der Mund offen stehen. „Ich sehe, wir haben uns verstanden.“
Bis vor einigen Monaten war Chris ihr bester Freund gewesen. Für Loxi sogar noch mehr, seit dem Kindergarten waren sie zusammen. Die drei waren unzertrennlich gewesen, doch letzten Winter ohne Vorwarnung, ohne Verdacht zu schöpfen hatte er sich von ihnen abgewandt. Von einen Tag auf den anderen. Nie hätte irgendeiner, der Chris kannte gedacht, Chris würde sich gegen Loxi und Emma entscheiden. Doch dieser hatte nicht nur das gemacht, er hatte seit dem kein einziges Wort mit ihnen gewechselt und so bald sie versuchen ein paar Sätze mit ihm zu wechseln, stellte er sich auf taub und verließ den Raum. Nach einer Weile gaben sie es auf. Loxi hatte keine Kraft mehr zu kämpfen, denn für sie war eine Welt zusammengebrochen und Emma war damit beschäftigt Loxi wieder Spaß am Leben zu geben. Die Erinnerung an diese Zeit ließ Emma einen Schauer über den Rücken jagen.
Herr Konrad wendete ihnen den Rücken zu. Loxi streckte ihm die Zunge heraus und zog Grimassen. „Scheiß Lehrer“, murmelte sie. Herr Konrad drehte sich um.
„Also habe ich mich doch getäuscht. Ich dachte, ihr würdet wissen, wann es genug ist, wann man besser den Mund halten sollte. Wer von euch hat gerade was gesagt? Die möchte ich bitten sich neben Chris zu setzen.“
Es war klar, das keiner der beiden Lust hatte neben Chris zu sitzen, jedoch wusste Emma welchen Schmerz es bei Loxi hervor rufen würde und das hätte sie nicht verantworten können. Außerdem fiel ihr die gestrige Bandprobe ein und der Klang von Loxis Stimme.
Schweren Herzens stand Emma auf und packte ihr Zeug zusammen. Loxi starrte dabei abwechselnd sie und Herr Konrad an. Den Hass, der in ihren Blick lag, konnte selbst ihr Lehrer nicht ignorieren.
„Ihr versteht es ja nicht anders“, sagte er entschuldigend und er wandte sich wieder einen Schüler zu.
Ein letzter Blick Emmas auf Loxi und dann machte sich auf zu ihren neuen Sitzplatz.
Auf den Stuhl neben Chris standen sein Ranzen und auf der Seite wo er nicht saß, lag sein Zeug. Anscheinend hatte er -im Gegensatz der Klasse- nicht zu gehört. Oder war es einfach nur seine stille Demonstration?
Emma stellte seinen Ranzen runter, immernoch keine Reaktion. Mit einer Handbewegung wischte sie das Zeug vom Tisch und ließ sich auf den Stuhl nieder, sehr darauf bedacht das viel Abstand zwischen den beiden war.
„Emma, wieso...“, begann Herr Konrad, doch das Klingeln unterbrach ihn. Die Stunde war zu Ende. Emma atmete durch. Für heute war sie befreit.
Alle räumten ihr Zeug ein, außer Emma, die wartete bis Chris weg war. Dann ging sie zum Lehrertisch. „Herr Konrad, ich möchte sie bitten ihre Entscheidung rückgängig zu machen. Bitte. Es ist unfair...“
„Weißt du was unfair ist“, unterbrach sie Herr Konrad, „das ich tagein, tagaus Schülern das Schönste auf der Welt beibringen darf und diese nicht mal genug Anstand haben, um wenigstens still zu sein, wenn sie es schon nicht interessiert.“
„Wie jeder andere Lehrer an dieser Schule haben sie das ganze Christheater mitbekommen. Auch ihr Unterricht war davon betroffen und trotzdem setzten sie diese harte Strafe an? Das ist fies!“
„Weiß du was fies gewesen wäre, Emma? Wenn ich Loxi neben Chris gesetzt hätte. Hab ich das? Nein, und das obwohl ich gehört habe das sie mich beleidigt hat.“
„Aber...“, setzte Emma an.
„Kein Aber, Emma!!! Du bleibst bei Chris sitzen.“
„Neben mir ist auch noch frei“, mischte sich Gerry in das Gespräch ein. „Ich glaube nicht das Emma gut für deine Mathenote wäre, Gerry. Außerdem wird Chris sicher nicht Emmas Mathenoten schaden. Ende der Diskussion, ich wünsche euch noch einen schönen Tag.“ Gerry warf ihr noch einen mitleidigen Blick zu, auch er war einst einer von Chris Freunden gewesen, aber nachdem was er mit Emma und Loxi gemacht hatte, gehörte dies zur Vergangenheit. Er ging und Loxi stieß zu Emma. „Komm Süße“, meinte sie, „lass uns nicht ärgern. Lass uns lieber planen, was du am Wochenende anziehst.“
Als Emma am Nachmittag nach Hause war, konnte sie sich schon wieder bester Laune erfreuen. Mathe und Chris waren wie vergessen, da kein anderer Lehrer auf ihnen herum gehackt hatte. Nach Mathe hatten Loxi und sie sich zusammen gerissen und nur noch in den Pausen geredet. Loxi war ganz aus den Häuschen und freute sich wahnsinnig darüber, das Emma Laurenz wiedersehen dürfte.
Ein Lied pfeifend kam Emma in die Küche und fand ihre Mom, mit verlaufenen Make- up, auf einen Stuhl sitzend.
"Mom", fragte Emma irriert,denn am Morgen war sie noch total glücklich gewesen, "Mom, was ist denn passiert?" Ihre Mom schaute sie an.
"Und was ist, wenn er sich gegen mich entscheidet?" Emma seufzte und ließ sich auf einen Stuhl nieder. "Das Thema hatten wir doch schon gestern durch. Diese Möglichkeit gibt es gar nicht! Wie bist du denn darauf gekommen?"
"Ich hab beim schminken heute morgen..."
"Mom! Man schminkt sich doch nicht, wenn man trauert! Da Make- Up verläuft und Sinn davon geht wortwörtlich baden."
„Das weiß ich jetzt auch. Aber was ist denn wenn er mich doch nicht mehr will?“
„Das wird nicht passieren“,sagte Emma während sie an das bevorstehende Wochenende denken musste.
„Aber...“
„NEIN!“ Emma erinnerte ihr Tonfall an Herr Konrad. Ein Schauer glitt ihr über den Rücken hinunter. Wurde sie gerade auch so ein Monster wie er?
"Aber..."
"Mom. NEIN!" Die Mundwinkel ihrer Mom zuckten kurz, dann schaute sie wieder ernst.
"Wenzel und ich fahren zu ihm am Wochenende", rutschte es Emma raus als Antwort auf den mitleiderregenden Blick ihrer Mutter. Eigentlich hätte sie ihre Mom lieber vor vollendete Tatsachen gestellt, aber sie konnte nicht anders.
"Ihr macht was?" Ihre Mom war nie ein Fan davon gewesen, das die ihre Kinder ihren Vater besuchten während die beiden in einer Trennung waren.
"Dad besuchen? Ist doch nichts Schlimmes, oder?"
"Ihr lasst mich in diesen Haus alleine, wo so viele Erinnerungen an ihn sind? Ihr lasst mich allein???? Wie soll ich das denn aushalten?" Ihre Stimme war irgendwas zwischen traurig und zornig.
"Weiß dein Vater schon davon?" Emma schaute weg. Wie sollte er davon wissen, wenn sie es selbst erst seit gestern wusste. Außerdem war sie so damit beschäftigt gewesen sich zu freuen, das sie gar nicht daran gedacht hatte ihren Vater Bescheid zu sagen.
"Nicht so ganz. Also er meinte er wolle, das Wenzel und ich ihn besuchen kommen, aber er weiß noch nicht das wir das gerne dieses Wochenende machen wollen." Ihre Mom überlegte. Emma schien es wie eine Ewigkeit vor zu kommen. In Gedanken beschloss sie einfach am Wochenende zu Laurenz abzuhauen, ob sie nun ihren Vater besuchen würden oder nicht. Sie hatte sich schon so gefreut, das sie sich den Besuch einfach nicht wieder nehmen ließ.
"Ruf deinen Vater an. Er mag keine Überraschungen, du weißt er plant gerne ein paar Monate im Vorraus. Grüße ihn von mir. Vielleicht ist das eine sogar eine Klasse Idee, wenn ihr ihn mal wieder seht." Ihre Mom stand auf und ging. Was auch immer sie dazu bewegt hatte, das zu tun, Emma war dankbar dafür. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Eigentlich könnte sie ihn doch jetzt anrufen, auch wenn er es hasste gestört zu werden. Sie wollte einfach keine E-mail an ihn schicken, sie wollte ihm das persönlicher sagen. Außerdem konnte sie es gar nicht abwarten mit ihm zu sprechen.
Nach ein paar Gedenksekunden schritt Emma auf das Telefon zu und tippte ungeduldig tippte seine Nummer.
"Guten Tag, hier spricht...."
"Ich bin es Dad."
"Emma", sagte ihr Vater in einen mahnenden Ton, "Du weißt doch das ich ungern gestört werde, während ich arbeite."
"Störe ich dich?" Manchmal wunderte sich Emma wie unterschiedlich ihr Vater sein konnte. Zu hause war er der hoffnungslose Romantiker mit einer poetischen Ader. Wenn er aber arbeitete war er gnadenlose Anwalt, der nur an seine Fälle dachte.
"Nein, mein Schatz. Ich sage es nur aus Spaß", sagte er. Emma ignorierte den ironischen Unterton.
"Ich wollte dich fragen, was du am Wochenende machst."
"Ich werde arbeiten." Emma ignorierte seine Antwort.
"Gut, dann werden Wenzel und ich dich besuchen kommen. Du hast ja nichts besonderes vor."
"Emma, nein! Ich muss wirklich arbeiten. Ihr könnt dieses Wochenende nicht kommen, aber nächstes wäre gut."
"Heute ist Mittwoch, und ich dachte mir so wir fahren mit den Zug zu dir am Freitag. Dank deinen Stadtplan brauchst du uns auch nicht abholen", fuhr Emma fort.
"Hörst du mir überhaupt zu", fragte ihr Vater.
"Wir sind dann abends da. Ich freue mich schon."
"Emma??? Hallo? Ich habe nein gesagt."
"Nein, Mom kommt nicht mit. Ihr geht es so gut, das sie sich gerade überlegt am Wochenende nicht feiern zu gehen."
Am anderen Ende des Telefons war Stille. Ihr Vater konnte nicht einschätzen ob es stimmte oder nicht, aber er war hellhörig geworden. Diese versteckte Botschaft verstand er, sie schrie förmlich Wir müssen reden.
"Ich wusste gar nicht, das du dich so freust, Emma. Ich meine, wenn es dir solche Freude bereitet, dann klingt dieses Wochenende super. Ich freue mich schon auf Wenzel und dich. Grüße deine Mom von mir."
"Soll ich dir auch von ihr sagen. Ich finde es toll, das wir einer Meinung sind", sagte Emma noch einmal. Dann flüsterte sie: "Ich muss unbedingt mit dir reden wegen Mom. Außerdem hab ich noch was wichtiges bei euch zu erledigen."
"Erledigen?" Ihr Vater klang überrascht. Das letzte bisschen seines Anwalts-Ich schien sich verabschiedet zu haben.
"Ähm....Dad, du weißt doch noch über dieses Sache, über die wir geredet haben. Also das es so manche Sachen von deiner Tochter gibt, die du gar nicht wissen willst? Das ist so eins", sagte Emma. Sie hatte nun wirklich keine Lust sich mit ihren Vater über Laurenz zu unterhalten. Auch wenn er ein Romantiker war, konnte er sich immernoch nicht abfinden, das seine Tochter an einen Jungen dachte, mit den sie mehr vorhatte als ihn mit Sand zu bewerfen.
"Oh...", die Enttäuschung war nicht zu überhören, "dann reden wir eben am Freitag noch einmal darüber. Sonst lass ich dich nicht aus der Wohnung. Vielleicht tut es mir ja gut das Wochenende mal an was anderes als an diesen Fall zu denken. Ich muss jetzt weiter arbeiten. Man zwingt mich. Mach es gut, wir reden morgen Abend noch einmal."
"Ciao", sagte Emma.
Grinsend machte Emma sich auf den Weg in ihr Zimmer. In der Tür blieb sie stehen und musste sich sehr zurückhalten, nicht zu schreien. Vor ihren Computer saß ihr Bruder. "Wenzel", sagte sie in den höflichsten Ton, den sie zu Stande brachte, "Weißt du noch wie wir gestern darüber geredet haben, das du dich von meinen Computer fernhalten sollst?" Wenzel drehte sich um.
"Haben wir? Muss ich wohl vergessen haben, Schwesterchen." Emma hielt sich am Türrahmen fest.
"Bleib ruhig", flüsterte sie sich selbst zu.
"Komm, diesmal hab ich dein Passwort eh nicht knacken können. Ich sitze schon eine halbe Stunde vor deinen Computer und ich kriege es einfach nicht raus. Das ist bescheuert", sagte Wenzel. Seine Hand, die er zu einer Faust geformt hatte, ließ er auf die Tastatur fallen. Der Computer machte ein komisches Geräusch und der Bildschirm ging aus.
„Herein“, kam es von der Tür, hinter der, der Matheunterricht auf Emma wartete. Sie öffnete die Tür, ging schnellen Schrittes auf ihren Platz zu und meinte: „Tut mir leid, ich hab verschlafen.“
„Die ganzen ersten zwei Stunden verschlafen? In der ersten Stunde hatte ich bei deinen kleinen Bruder und der war pünktlich. Und jetzt kommst du zur zweiten Doppelstunde herein?“ Herr Konrad legte eine kurze Pause ein, die wohl so wirken sollte als ob er überlegen würde. „Wie auch immer, setz dich“, sagte er dann streng. Emma ließ sich neben Loxi auf ihren Stuhl fallen.
„Wieso hast du denn verschlafen? Wieder solange mit Laurenz telefoniert“, fragte Loxi neugierig.
„Nicht ganz. Du weißt doch meine Eltern haben mal wieder Probleme und mein Vater ist in einer anderen Stadt. Sie sind ja auch mal wieder getrennt und gestern haben sie sich getroffen. Mein Dad meint, er brauche Zeit, um alles zu überdenken und deswegen haben meine Mom und ich gestern Abend einen Frauenabend gemacht. Viel Schokolade und eine Menge Filme und es ging bis morgens um drei. Aber weißt du was...“
„Meine werten Damen, wenn Emma schon zu spät kommt, könnte sie doch wenigsten bis zur Pause warteten bis sie sich außerschulischen Sachen widmet“, ermahnte Herr Konrad.
„Ich hab Emma nur erklärt, was wir gemacht haben als sie nicht da war“, verteidigte sich Loxi.
„Du hast es verstanden Loxi?“ Die Verwunderung in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Dann freue ich mich ja richtig auf deine nächste Arbeit. Arbeitet jetzt bitte weiter, wenn Emma fragen hat, dann kann sie sie mir stellen.“ Herr Konrad wendete sich einen anderen Schüler zu.
Für einen Augenblick schauten beide auf ihre Hefte, dann wandten sie sich wieder grinsend einander zu. „Ok, das erklärt das Verschlafen. Hast du überhaupt die Chance deinen Dad zu fragen wegen einen Auftritt“, flüsterte Loxi. Emma grinste frech und schaute erst mal auf die Aufgaben. Sie wollte Spannung vor der Verkündung ihrer tollen Neuigkeiten. „Erzähl“, drängte Loxi.
„Emma, Loxi!!! Das ist nun wirklich nicht witzig. Mathematik ist ein sehr wichtiges Fach, den man genügend Konzentration entgegen bringen sollte, also bitte rechnet.“ Loxi verdrehte die Augen und fing an zu rechnen, starrte aber mehr zu Emma herüber, um abzuschreiben, als selbst zu rechnen. Nach einer Weile hielt sie es nicht mehr aus.
„Emma...spann mich doch nicht auf die Folter!“ Emma packte ihren Stift zurück in ihre Federmappe und streckte sich erst mal aus. Dann schaute sie ob Herr Konrad gerade beschäftigt war, was er war und sprudelte los: „Am Wochenende werden Wenzel und ich unseren Vater besuchen. Jetzt rate mal wer noch in der Stadt wohnt, wo Dad gerade ist?.“
„Laurenz“, stieß Loxi einen Tick zu laut hervor.
„Mädels, könntet ihr bitte endlich Mathe machen?“ Die Miene ihres Mathelehrers schien sehr angespannt.
„Aber wir sind doch schon fertig“, gab Emma zurück. Herr Konrad ging auf die beiden zu und sah auf ihr Geschriebenes, dann auf das von Loxi. „Loxi, du überrascht mich, es scheint alles richtig zu sein. Schreib die Ergebnisse doch bitte an die Tafel.“ Die Mädchen warfen sich Blicke zu und Loxi schritt vor an die Tafel. Danach wurden die Ergebnisse verglichen und Herr Konrad erklärte etwas Neues. Er hatte die beiden die ganze Zeit im Auge. Dann gab er eine weitere Übung auf. Loxi nutzte die Gelegenheit und flüsterte: „Laurenz?“ Emma grinste frech. „Was sagt er dazu“, bohrte Loxi nach.
„Er weiß es noch nicht. Er ist bis zum Wochenende bei einen Kumpel und kann seine Nachrichten nicht lesen. Gestern Abend hab ich versucht ihn auf dem Handy zu erreichen, aber das war ausgeschaltet. Ich hab auf seine Mailbox gesprochen, er soll mich zurück rufen, weil es tolle Neuigkeiten gibt.“
„Seit ihr schon wieder fertig“, fragte Herr Konrad hinter den beiden stehend, „Sieht aber nicht so aus, oder irre ich mich da? Nun ihr beiden, wenn ihr nicht endlich aufhört zu schwatzen, sehe ich mich gezwungen einen von euch vor zu Chris zu setzen.“ Emma und Loxi blieb der Mund offen stehen. „Ich sehe, wir haben uns verstanden.“
Bis vor einigen Monaten war Chris ihr bester Freund gewesen. Für Loxi sogar noch mehr, seit dem Kindergarten waren sie zusammen. Die drei waren unzertrennlich gewesen, doch letzten Winter ohne Vorwarnung, ohne Verdacht zu schöpfen hatte er sich von ihnen abgewandt. Von einen Tag auf den anderen. Nie hätte irgendeiner, der Chris kannte gedacht, Chris würde sich gegen Loxi und Emma entscheiden. Doch dieser hatte nicht nur das gemacht, er hatte seit dem kein einziges Wort mit ihnen gewechselt und so bald sie versuchen ein paar Sätze mit ihm zu wechseln, stellte er sich auf taub und verließ den Raum. Nach einer Weile gaben sie es auf. Loxi hatte keine Kraft mehr zu kämpfen, denn für sie war eine Welt zusammengebrochen und Emma war damit beschäftigt Loxi wieder Spaß am Leben zu geben. Die Erinnerung an diese Zeit ließ Emma einen Schauer über den Rücken jagen.
Herr Konrad wendete ihnen den Rücken zu. Loxi streckte ihm die Zunge heraus und zog Grimassen. „Scheiß Lehrer“, murmelte sie. Herr Konrad drehte sich um.
„Also habe ich mich doch getäuscht. Ich dachte, ihr würdet wissen, wann es genug ist, wann man besser den Mund halten sollte. Wer von euch hat gerade was gesagt? Die möchte ich bitten sich neben Chris zu setzen.“
Es war klar, das keiner der beiden Lust hatte neben Chris zu sitzen, jedoch wusste Emma welchen Schmerz es bei Loxi hervor rufen würde und das hätte sie nicht verantworten können. Außerdem fiel ihr die gestrige Bandprobe ein und der Klang von Loxis Stimme.
Schweren Herzens stand Emma auf und packte ihr Zeug zusammen. Loxi starrte dabei abwechselnd sie und Herr Konrad an. Den Hass, der in ihren Blick lag, konnte selbst ihr Lehrer nicht ignorieren.
„Ihr versteht es ja nicht anders“, sagte er entschuldigend und er wandte sich wieder einen Schüler zu.
Ein letzter Blick Emmas auf Loxi und dann machte sich auf zu ihren neuen Sitzplatz.
Auf den Stuhl neben Chris standen sein Ranzen und auf der Seite wo er nicht saß, lag sein Zeug. Anscheinend hatte er -im Gegensatz der Klasse- nicht zu gehört. Oder war es einfach nur seine stille Demonstration?
Emma stellte seinen Ranzen runter, immernoch keine Reaktion. Mit einer Handbewegung wischte sie das Zeug vom Tisch und ließ sich auf den Stuhl nieder, sehr darauf bedacht das viel Abstand zwischen den beiden war.
„Emma, wieso...“, begann Herr Konrad, doch das Klingeln unterbrach ihn. Die Stunde war zu Ende. Emma atmete durch. Für heute war sie befreit.
Alle räumten ihr Zeug ein, außer Emma, die wartete bis Chris weg war. Dann ging sie zum Lehrertisch. „Herr Konrad, ich möchte sie bitten ihre Entscheidung rückgängig zu machen. Bitte. Es ist unfair...“
„Weißt du was unfair ist“, unterbrach sie Herr Konrad, „das ich tagein, tagaus Schülern das Schönste auf der Welt beibringen darf und diese nicht mal genug Anstand haben, um wenigstens still zu sein, wenn sie es schon nicht interessiert.“
„Wie jeder andere Lehrer an dieser Schule haben sie das ganze Christheater mitbekommen. Auch ihr Unterricht war davon betroffen und trotzdem setzten sie diese harte Strafe an? Das ist fies!“
„Weiß du was fies gewesen wäre, Emma? Wenn ich Loxi neben Chris gesetzt hätte. Hab ich das? Nein, und das obwohl ich gehört habe das sie mich beleidigt hat.“
„Aber...“, setzte Emma an.
„Kein Aber, Emma!!! Du bleibst bei Chris sitzen.“
„Neben mir ist auch noch frei“, mischte sich Gerry in das Gespräch ein. „Ich glaube nicht das Emma gut für deine Mathenote wäre, Gerry. Außerdem wird Chris sicher nicht Emmas Mathenoten schaden. Ende der Diskussion, ich wünsche euch noch einen schönen Tag.“ Gerry warf ihr noch einen mitleidigen Blick zu, auch er war einst einer von Chris Freunden gewesen, aber nachdem was er mit Emma und Loxi gemacht hatte, gehörte dies zur Vergangenheit. Er ging und Loxi stieß zu Emma. „Komm Süße“, meinte sie, „lass uns nicht ärgern. Lass uns lieber planen, was du am Wochenende anziehst.“
Als Emma am Nachmittag nach Hause war, konnte sie sich schon wieder bester Laune erfreuen. Mathe und Chris waren wie vergessen, da kein anderer Lehrer auf ihnen herum gehackt hatte. Nach Mathe hatten Loxi und sie sich zusammen gerissen und nur noch in den Pausen geredet. Loxi war ganz aus den Häuschen und freute sich wahnsinnig darüber, das Emma Laurenz wiedersehen dürfte.
Ein Lied pfeifend kam Emma in die Küche und fand ihre Mom, mit verlaufenen Make- up, auf einen Stuhl sitzend.
"Mom", fragte Emma irriert,denn am Morgen war sie noch total glücklich gewesen, "Mom, was ist denn passiert?" Ihre Mom schaute sie an.
"Und was ist, wenn er sich gegen mich entscheidet?" Emma seufzte und ließ sich auf einen Stuhl nieder. "Das Thema hatten wir doch schon gestern durch. Diese Möglichkeit gibt es gar nicht! Wie bist du denn darauf gekommen?"
"Ich hab beim schminken heute morgen..."
"Mom! Man schminkt sich doch nicht, wenn man trauert! Da Make- Up verläuft und Sinn davon geht wortwörtlich baden."
„Das weiß ich jetzt auch. Aber was ist denn wenn er mich doch nicht mehr will?“
„Das wird nicht passieren“,sagte Emma während sie an das bevorstehende Wochenende denken musste.
„Aber...“
„NEIN!“ Emma erinnerte ihr Tonfall an Herr Konrad. Ein Schauer glitt ihr über den Rücken hinunter. Wurde sie gerade auch so ein Monster wie er?
"Aber..."
"Mom. NEIN!" Die Mundwinkel ihrer Mom zuckten kurz, dann schaute sie wieder ernst.
"Wenzel und ich fahren zu ihm am Wochenende", rutschte es Emma raus als Antwort auf den mitleiderregenden Blick ihrer Mutter. Eigentlich hätte sie ihre Mom lieber vor vollendete Tatsachen gestellt, aber sie konnte nicht anders.
"Ihr macht was?" Ihre Mom war nie ein Fan davon gewesen, das die ihre Kinder ihren Vater besuchten während die beiden in einer Trennung waren.
"Dad besuchen? Ist doch nichts Schlimmes, oder?"
"Ihr lasst mich in diesen Haus alleine, wo so viele Erinnerungen an ihn sind? Ihr lasst mich allein???? Wie soll ich das denn aushalten?" Ihre Stimme war irgendwas zwischen traurig und zornig.
"Weiß dein Vater schon davon?" Emma schaute weg. Wie sollte er davon wissen, wenn sie es selbst erst seit gestern wusste. Außerdem war sie so damit beschäftigt gewesen sich zu freuen, das sie gar nicht daran gedacht hatte ihren Vater Bescheid zu sagen.
"Nicht so ganz. Also er meinte er wolle, das Wenzel und ich ihn besuchen kommen, aber er weiß noch nicht das wir das gerne dieses Wochenende machen wollen." Ihre Mom überlegte. Emma schien es wie eine Ewigkeit vor zu kommen. In Gedanken beschloss sie einfach am Wochenende zu Laurenz abzuhauen, ob sie nun ihren Vater besuchen würden oder nicht. Sie hatte sich schon so gefreut, das sie sich den Besuch einfach nicht wieder nehmen ließ.
"Ruf deinen Vater an. Er mag keine Überraschungen, du weißt er plant gerne ein paar Monate im Vorraus. Grüße ihn von mir. Vielleicht ist das eine sogar eine Klasse Idee, wenn ihr ihn mal wieder seht." Ihre Mom stand auf und ging. Was auch immer sie dazu bewegt hatte, das zu tun, Emma war dankbar dafür. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Eigentlich könnte sie ihn doch jetzt anrufen, auch wenn er es hasste gestört zu werden. Sie wollte einfach keine E-mail an ihn schicken, sie wollte ihm das persönlicher sagen. Außerdem konnte sie es gar nicht abwarten mit ihm zu sprechen.
Nach ein paar Gedenksekunden schritt Emma auf das Telefon zu und tippte ungeduldig tippte seine Nummer.
"Guten Tag, hier spricht...."
"Ich bin es Dad."
"Emma", sagte ihr Vater in einen mahnenden Ton, "Du weißt doch das ich ungern gestört werde, während ich arbeite."
"Störe ich dich?" Manchmal wunderte sich Emma wie unterschiedlich ihr Vater sein konnte. Zu hause war er der hoffnungslose Romantiker mit einer poetischen Ader. Wenn er aber arbeitete war er gnadenlose Anwalt, der nur an seine Fälle dachte.
"Nein, mein Schatz. Ich sage es nur aus Spaß", sagte er. Emma ignorierte den ironischen Unterton.
"Ich wollte dich fragen, was du am Wochenende machst."
"Ich werde arbeiten." Emma ignorierte seine Antwort.
"Gut, dann werden Wenzel und ich dich besuchen kommen. Du hast ja nichts besonderes vor."
"Emma, nein! Ich muss wirklich arbeiten. Ihr könnt dieses Wochenende nicht kommen, aber nächstes wäre gut."
"Heute ist Mittwoch, und ich dachte mir so wir fahren mit den Zug zu dir am Freitag. Dank deinen Stadtplan brauchst du uns auch nicht abholen", fuhr Emma fort.
"Hörst du mir überhaupt zu", fragte ihr Vater.
"Wir sind dann abends da. Ich freue mich schon."
"Emma??? Hallo? Ich habe nein gesagt."
"Nein, Mom kommt nicht mit. Ihr geht es so gut, das sie sich gerade überlegt am Wochenende nicht feiern zu gehen."
Am anderen Ende des Telefons war Stille. Ihr Vater konnte nicht einschätzen ob es stimmte oder nicht, aber er war hellhörig geworden. Diese versteckte Botschaft verstand er, sie schrie förmlich Wir müssen reden.
"Ich wusste gar nicht, das du dich so freust, Emma. Ich meine, wenn es dir solche Freude bereitet, dann klingt dieses Wochenende super. Ich freue mich schon auf Wenzel und dich. Grüße deine Mom von mir."
"Soll ich dir auch von ihr sagen. Ich finde es toll, das wir einer Meinung sind", sagte Emma noch einmal. Dann flüsterte sie: "Ich muss unbedingt mit dir reden wegen Mom. Außerdem hab ich noch was wichtiges bei euch zu erledigen."
"Erledigen?" Ihr Vater klang überrascht. Das letzte bisschen seines Anwalts-Ich schien sich verabschiedet zu haben.
"Ähm....Dad, du weißt doch noch über dieses Sache, über die wir geredet haben. Also das es so manche Sachen von deiner Tochter gibt, die du gar nicht wissen willst? Das ist so eins", sagte Emma. Sie hatte nun wirklich keine Lust sich mit ihren Vater über Laurenz zu unterhalten. Auch wenn er ein Romantiker war, konnte er sich immernoch nicht abfinden, das seine Tochter an einen Jungen dachte, mit den sie mehr vorhatte als ihn mit Sand zu bewerfen.
"Oh...", die Enttäuschung war nicht zu überhören, "dann reden wir eben am Freitag noch einmal darüber. Sonst lass ich dich nicht aus der Wohnung. Vielleicht tut es mir ja gut das Wochenende mal an was anderes als an diesen Fall zu denken. Ich muss jetzt weiter arbeiten. Man zwingt mich. Mach es gut, wir reden morgen Abend noch einmal."
"Ciao", sagte Emma.
Grinsend machte Emma sich auf den Weg in ihr Zimmer. In der Tür blieb sie stehen und musste sich sehr zurückhalten, nicht zu schreien. Vor ihren Computer saß ihr Bruder. "Wenzel", sagte sie in den höflichsten Ton, den sie zu Stande brachte, "Weißt du noch wie wir gestern darüber geredet haben, das du dich von meinen Computer fernhalten sollst?" Wenzel drehte sich um.
"Haben wir? Muss ich wohl vergessen haben, Schwesterchen." Emma hielt sich am Türrahmen fest.
"Bleib ruhig", flüsterte sie sich selbst zu.
"Komm, diesmal hab ich dein Passwort eh nicht knacken können. Ich sitze schon eine halbe Stunde vor deinen Computer und ich kriege es einfach nicht raus. Das ist bescheuert", sagte Wenzel. Seine Hand, die er zu einer Faust geformt hatte, ließ er auf die Tastatur fallen. Der Computer machte ein komisches Geräusch und der Bildschirm ging aus.
Zuletzt von bittersweet_eternity am Sa 09 Mai 2009, 00:27 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
bittersweet_eternity- ~Meadow Visitor~
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2. Kapitel - Überraschungen (zweiter Teil)
"Ups", sagte Wenzel. "Ups? Was hast du gemacht?" Emma konnte sich nicht mehr im Türrahmen halten und ging auf Wenzel los.
"Ich....weiß es nicht."
"Sag du kriegst das wieder hin. Mach und zwar sofort." Wenzel setzte seine Unschuldsmine auf. "Ich hab doch gar nichts gemacht", meinte er. "Wenzel..." Es klingelte an der Tür. Emma schaute ihn noch einmal drohend an, dann drehte sie sich um und lief zur Tür. Es war Loxi.
"Du hast nur noch bis Samstag Zeit bis zu fährst", begrüßte Loxi sie, „Ich finde wir sollten uns darauf vorbereiten. So wenig Zeit nur noch...“ "Komm doch erst mal rein und nein, ich habe bis Freitag Zeit." Loxi sah sie verständnislos an.
"Ja, aber ist er nicht bis zum Wochenende bei seinen Freund?" Loxi trat herein, schmiss die Tür zu und zog sich ihre Jacke aus.
"Ja schon, aber ich will mich ja auch noch mit meinen Vater unterhalten bevor ich nicht mehr ansprechbar sein werde." Loxi grinste bei diesen Gedanken und murmelte: "Zweiter Sommer." Auch Emma begann bei den Gedanken zu schmunzeln. "Lass uns erst mal in mein Zimmer gehen."
Emmas Zimmer war leer. Wenzel hatte sich mal wieder aus den Staub gemacht.
"Setz dich", sagte Emma zu Loxi, die schon auf den Bett saß.
"Also, was willst du denn planen", fragte Emma.
"Deine Klamotten. Du kannst unmöglich zu ihm gehen und nichts besonderes anhaben. Falls du dir nicht bewusst bist: Es kann sein, das ihr euch nicht so schnell wiederseht und du willst schließlich Eindruck hinterlassen."
"Loxi, Laurenz ist egal das wie ich aussehe. Ich meine, kannst du dich erinnern wie ich im Sommer aussah? Ich meine klar würde er sich sicher mehr freuen mich im Minirock zu sehen als in Jogginghose, aber ich hab eigentlich nur vor ihn zu sehen und nicht mit ihm im Bett zu landen. Außerdem hast du dich ja auch nie für..." Emma verstummte. Loxi schaute weg. Stille.
"Trotzdem könntest du ihn eine Freude bereiten", meinte Loxi nach einer Weile, "Außerdem hab ich mal wieder Lust auf Modenschau, das haben wir seit...seit...seit...ach, die Zeit spielt ja keine Rolle Es kommt nur darauf an, das wir es schon ziemlich lange nicht mehr getan haben. Ich hab jetzt Lust darauf." Emma nickte verständnislos.
"Wir verwandeln uns noch in Mädchen und das macht mir Angst." Die beiden schauten sich an und mussten anfangen zu lachen. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, stellte Loxi die Frage, über die Emma die ganze Zeit nachdachte: "Meinst du Laurenz war immer ehrlich zu dir?“
Nicht das Emma glaubte, er würde sich einen Spaß mit ihr erlauben, es war einfach nur nicht leicht jemanden zu vertrauen, den mag beim Reden nicht in die Augen sehen konnte. Dessen Emotionen man sich nur vorstellen konnte, wenn man die Wörter sah. Emma sinnierte noch ein wenig dieses Gedankengang weiter und vergaß Loxi zu antworten.
„Nicht das du mich falsch versteht. Ich will es ihn nicht unterstellen, aber er ist halt ein Junge -nicht das alle Jungs so wären- und er sehnt sich doch auf nach was. Vielleicht hat er inzwischen eine feste Freundin und hat es dir nur nicht gesagt. Denk doch mal an Jo. Der hatte drei Freundinnen gleichzeitig und hat es anderthalb Jahren mit denen ausgehalten ohne das eine Verdacht geschöpft hat."
Emma schüttelte den Kopf. "Laurenz ist nicht so einer. Loxi, wir reden von Laurenz. Außerdem schau mal: Jo hat als er seine große Liebe gefunden hat, mit den anderen sofort Schluss gemacht und hat sie nicht einmal betrogen. Selbst solche Kerle können sich ändern."
"Aber du fragst dich das auch,oder? Du fragst dich ob er immer ehrlich war. Und eigentlich dürftest du ihn das nicht mal übel nehmen, wenn er eine andere hätte, schließlich seit ihr nicht zusammen oder?"
"Falsche Frage, nächste Frage." Emma vermied es über diese Frage nachzudenken. Loxi grinste.
„Du kennst meine Haltung zu der Frage. Man ist erst zusammen, wenn man sich auch küsst und ihr habt euch noch kein einziges Mal geküsst. Oder hab ich was verpasst?“
„Ich werde mich dieser Frage nicht stellen!“
"Stell dich der Frage. Was ist, wenn er nicht bei einen Kumpel ist? Was ist, wenn er bei seiner Freundin ist und nicht in ihrer Gegenwart deine E-mails lesen will. Was dann?"
"Loxi, ich brauche nicht darüber nachdenken. Es ist nicht so. Ich vertraue Laurenz."
"Wieso bist du dir so sicher? Bloß weil er Laurenz ist? Ich kenne Laurenz ja auch noch. Ich weiß was im Sommer war. Aber ihr habt euch nicht einmal geküsst. Was hält ihn bei dir? Was wenn du nur eine Freundin für ihn bist? Nur ein Kumpel? Jungs sind nicht immer das, was man denkt. Du vertraust ihnen, du denkst du kennst sie und dann von heute auf morgen verlierst du sie und erkennst das du diesen Jungen nie wirklich gekannt hast." Darum ging es also, nicht um Laurenz. Es ging um Chris. Loxi war nicht hier um Emma auf das Schlimmste vorzubreiten. Loxi war hier um über Chris zu reden.
"Loxi", sagte Emma mit ruhiger Stimme, "vermisst du Chris?" Loxi schaute Emma verblüfft an.
"Wie kommst du denn darauf? Das hat doch jetzt gar nichts mit Laurenz zu tun!"
"Weil du Laurenz kennst, zumindest ein wenig. Weil du meine Menschenkenntnis kennst. Laurenz erzählt mir alles, wirklich alles. Jungs sind nicht immer das, was man denkt, da hast du Recht. Nicht jeder Junge ist ein Schwein. Loxi, es ist Chris über den du redest." Emma legte einen Arm um Loxi.
"Ich vermisse ihn nicht, zumindest wünschte ich mir das wäre so. Chris und ich waren jetzt wie lange zusammen? Es waren glaube ich zehn Jahre. Überleg doch mal: Wir gingen zusammen in den Kindergarten, in die Grundschule. Wir gingen zusammen aufs Gymnasium. Er hat mich von Anfang an mit der Band unterstützt. Von der Geburtsstunde. Er hatte doch Gerry vorgeschlagen. Es war alles zu perfekt. Und dann? Von heute auf morgen, ohne das ich etwas gemerkt habe, wendet er sich von uns ab. Redet nicht mehr mit uns und hängt mir diesen Kerlen ab. Weißt du, Chris lebt nicht mehr, mein Chris lebt nicht mehr. Der, der da vorgibt Chris zu sein, ist eine ziemlich schlechte Kopie von ihm." Loxi atmete aus und schloss die Augen. "Manchmal kommt es mir so vor als ob er mich noch anlächeln würde. Manchmal sehe ich in seinen Augen etwas von den alten Chris. Aber Menschen ändern sich- egal wie schmerzhaft es ist. Ich will dich doch nur schützen. Du sollst nicht das gleiche mit Laurenz erleben, das verdienst du nicht."
"Du hast es auch nicht verdient. Keine verdient so was. Zwar hab ich es nicht in den Maße erlebt wie du, aber Chris war einer meiner besten Freunde. Ich kann es ein wenig nachvollziehen, aber schon so viele Monate her und du hast dich bis jetzt wacker geschlagen. Ich wünschte nur ich könnte dir helfen. Vielleicht hat Laurenz ja einen Freund für dich." Loxi lächelte.
"Ist nett von dir, Em. Aber es wird noch einige Songtexte dauern bis ich an sowas wie einen neuen Freund denken kann." Emma grinste.
"Du meinst wohl eher, es wird noch einige meiner Songtexte dauern." Loxi nahm ein Kissen und haute Emma damit. "Das ist unfair. Du weißt, ich bin die starke Frontfrau und ich kann mir keine Schnulzen leisten."
"Naja, dann wird mein Name wohl noch eine Weile hinhalten müssen. Doch Loxi! Denke immer daran: Es sind deine Gefühle, deine Gedanken. Egal was andere darüber sagen, egal wie schlecht sie es finden. Das bist du und du bist klasse."
"Danke", flüsterte Loxi und fuhr lauter fort: "Dann können wir ja, wo das geklärt ist, endlich eine Modenschau machen. Rück deine Klamotten raus."
Der Nachmittag ging schnell vorbei, geprägt von der Modenschau und Mathenachhilfe für Loxi. Gegen neun Uhr verabschiedete sich Loxi und Emma hatte Ruhe. Eigentlich fand sie das Haus schon wieder viel zu ruhig und deswegen wollte sie noch einmal ihre Emails nachsehen, doch ihr Computer ging an um gleich darauf wieder aus zu gehen. Sie probierte es dreimal aus, bevor sie Wenzel rief. Er schien genauso ahnungslos wie Emma.
"Im Computerkurs, also den für die ganzen Computerfreaks wo ich drinnen bin, da ist einer, der kennt sich richtig gut mit Computern aus. Ich frag ihn mal...Vielleicht schaut er es sich ja auch mal an." Wenzel grinste verschwörerisch.
"Stop. Ich lass doch nicht irgendjemand in mein Zimmer. Vergiss es. Abgesehen davon grinst du so. Ich hab kein gutes Gefühl." Wenzel legte seine Hand auf Emmas Schulter. "Glaub mir, Em, er ist der Beste. Er hat bis jetzt alles hingekriegt, schließlich ist der..." Er verstummte. "Ok, ich geh mal ins Bett. Wenn du deinen Computer repariert haben willst, musst du dich damit abfinden, das der Kerl her kommt und in deinen Zimmer sein wird."
„Na gut“, sagte Emma genervt, „falls er seine Dienste aber bezahlt haben will, dann darfst du die Kosten übernehmen.“
Wenzel grinste und verließ ihr Zimmer. Müde ließ Emma sich auf das Bett fallen Es tat gut zu liegen und einfach nichts machen zu müssen.
"Was für ein Tag und ich kann noch nicht mal mit Laurenz darüber reden", beredete sie mit sich selbst. Keine Sekunde später wurden ihre Augenlider zu schwer und sie fing an zu träumen.
Der nächste Tag fing viel versprechend an. Weder kam Emma zu spät in die Schule noch wurde sie ermahnt, weil sie in irgendeiner Weise den Unterricht störte. Dieser Tag schien weit aus besser als der vorherige zu werden.
Mit guter Laune betrat sie den Matheraum und lief an ihren neuen Sitzplatz vorbei zu ihren Platz neben Loxi. Teils lag es daran, das sie zu sehr in das Gespräch mit Loxi vertieft war, teils lag es daran, das sie eine tiefe innere Abneigung gegenüber den Platz neben Chris hatte.
Vielleicht war es merkwürdig das sie sich so verhielt, immerhin tat Chris nichts. Doch genau das war es. Er tat nichts und das machte sie wahnsinnig. Seitdem er aus irgendeinen Grund ihre Freundschaft beendet hatte, redete er nicht mit ihr oder Loxi. Auch schaute er keine von beiden an oder machte irgendwas. Dieses Nichts konnte Emma immer noch nicht aushalten.
„Meinst du Herr Konrad wird bald einen Test über die Grenzwertberechnung schreiben“, fragte Loxi als sie sich auf ihren Sitzplatz setzte.
„Konrad nutzt jede Gelegenheit. Ich wette wir schreiben noch diese Woche eine Kurze“, meinte Emma während sie ihren Mathehefter auspackte. Ihr Platz sah so leer aus. Sie schaute wieder in ihren Ranzen. Etwas fehlte und sie kam nicht drauf.
„Sag mal...“, fing Emma an, doch wurde sie von Garry unterbrochen.
„Emma? Sitzt du nicht mehr neben Chris? Hast du gestern noch mal mit Konrad geredet?“ Die Verblüffung in seiner Stimme war nicht zu überhören und genau das holte Emma die gestrige Mathestunde ins Gedächnis.
„Chris! Verdammt! Das habe ich vergessen“, entfuhr es ihr. Wie konnte sie nur vergessen das sie neben Chris saß?
Sie warf einen Blick zu ihren neuen Sitzplatz. Chris holte gerade sein Mathebuch heraus.
„Mathebuch“, flüsterte Emma. Sie hatte ihr Mathebuch vergessen.
„Mathebuch? Ist das die Erklärung? Du sitzt wieder bei Loxi, weil sie ein
Mathebuch hat“, hörten die drei eine vertraute Stimme, welcher das Unterrichtsklingeln folgte.
Loxi schüttelte den Kopf und Emma lächelte verlegen. Vielleicht hätte sie sich innerlich doch nicht so gegen Chris wehren sollen, dann wäre es ihr sicher auch von selbst aufgefallen.
Herr Konrad schritt auf Chris' Platz zu und zeigte auf sein Mathebuch. „Wie wäre es, wenn du Chris höflich darum bittest auch in das Buch sehen zu dürfen? Ich denke ein Buch wird reichen meinen Unterricht folgen zu können und ihn nicht weiter mit albernen Ausreden zu stören. Wenn du nun die Freundlichkeit besitzen würdest, dich auf deinen Platz zu setzen, damit ich mit meinen Unterricht beginnen kann.“
Die übertriebene Freundlichkeit ihres Lehrers hatte immer etwas absolutes in sich, etwas was einen daran hinderte zu widersprechen und einfach das zu tun, was er verlangte.
Mit tapferen Lächeln packte Emma ihr Zeug zusammen, während Herr Konrad den Unterricht damit begann, ein paar Kopfrechenaufgaben an einzelne Schüler zu stellen. Er schenkte ihr keine große Beachtung, auch nicht als sie für einen Moment stutzig vor ihren Platz stand.
Chris hatte ihre Tischseite noch nicht mit seinen Sachen vollgestellt. Hatte er nicht versucht die Chance zu nutzen, ihr zu zeigen, das sie unerwünscht war?
Wahrscheinlich hatte er damit gerechnet, das sie wiederkommen würde und es nichts bringen würde, sein Desinteresse zu zeigen. Emmas Blick wanderte zu seinen Mathebuch, es schien als würde es mittig liegen. Hatte Chris es mittig gelegt? Emma schüttelte den Kopf. Chris hatte solange geschwiegen, wieso sollte sich auf einmal was ändern. Was war denn plötzlich so anders als all die Monate davor? Vorallem weil er genauso wenig darüber erfreut war, das sie neben ihn saß.
„Schlag jetzt das Buch auf Seite 86 auf. Wir wollen mit ein paar Übungen zur Grenzwertberechnung beginnen“, holte Herr Konrad sie aus ihren Gedanken zurück. Chris beobachtend ließ Emma sich auf ihren Platz fallen. Chris bewegte sich nicht. Weder entfernte er sich bis zu äußersten Tischkante, noch öffnete er sein Mathebuch. Er saß einfach nur da. Konnte er noch offensichtlicher demonstrieren, das er nicht mal mehr am Unterricht teilnahm, bloß weil sie neben ihm saß?
Mit einen leisen Seufzer nahm Emma die Hand und wollte sein Buch aufschlagen. Ob es nun für ihm wie ein erneuter Kontaktversuch aussah oder nicht, Chris würde nichts sagen, wenn sie es nahm, da war sie sich sicher. Er sagte schon lange nicht mehr zu ihr.
Doch als Emma gerade das Buch berührte, bemerkte sie einen sanften Druck auf ihrer Hand. Für einen Moment glaube Emma sie würde sich, das alles nur einbilden. Wer könnte sie schon berühren. Es saß nur einer neben ihr und das konnte doch nicht möglich sein? Dennoch machte es klick.
Verblüfft starrte sie die Berührung an, bevor ihr Blick über seinen Arm in Chris' Gesicht wanderte. Er schaute sie nicht an, er schaute nicht auf die Berührung, er sah einfach ins Leere.
Wie auf ein Stichwort zogen beide langsam ihre Hände zurück. Das erste woran Emma denken musste, war Chris' Hand. Sie war kalt gewesen, nicht so warm wie sie sie in Erinnerung hatte. Dafür war sie genauso weich. Sie hatte es vermisst das er sie mal berührte.
Die Aufgabe verpassten beide, denn keiner kam noch einmal in die Nähe des Buches. Herr Konrad bekam von all dem nichts mit und forderte die Klasse auf eine andere Aufgabe zu bearbeiten.
Zögerlich wollte Emma wieder nach den Buch greifen, doch wieder spürte sie die Berührung einer anderen Hand, Chris' Hand. Diesmal ließ sie ihre Hand dort, wo sie war und schaute nach rechts. Sie wollte Chris' Gesicht sehen. Dieses Mal musste es doch irgendwas in ihm auslösen. Und genau das wollte sie sehen. Sie wollte sehen, was es verriet.
Chris war dieses Mal zu ihr geneigt. Sein Blick traf ihren. Seine grünen Augen brachten Lebendigkeit in diesen Anblick. Dennoch wirkten sie verändert, trauriger.
Beide schauten sich an. Keiner ließ das Buch los. Für einen Moment kam es Emma auch so vor, als ob Chris etwas sagen wollte, doch sie hörte nichts. Dann ließen sie das Buch los.
Nun war sie sich sicher, sie hatte sich die erste Berührung nicht eingebildet. Außerdem gab es noch eine weitere, was den Zufall als Grund ausschließen sollte.
Versunken in Überlegungen, was dies bedeuten konnte, rechnete Emma keine der Aufgaben. Von Zeit zu Zeit ließ Emma ihren Blick wieder zu Chris schweifen. Auch er tat nichts.
Chris hatte sie berührt mit dem Bewusstsein, was er tat. Niemand konnte das verleugnen. Irgendetwas war in den letzten 24 Stunden passiert.
Wieder blickte sie zu Chris hinüber und er zu ihr. Doch überraschender Weise brach Emma den Blickkontakt ab. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Zu viele Erinnerungen kamen in ihr hoch. Chris und sie, einst beste Freunde. Ein hohles Lachen hallte durch ihren Kopf. Freunde! Freunde verlassen einen doch nicht ohne einen Grund zu nennen. Freunde sind für einen da. Er hatte sie verlassen, sie sollte sich zusammenreißen und die Aufgaben lösen. Emma nahm sich fest vor an die Tafel zu sehen, doch ihre Augen taten dies nicht. Sie schielten zu Chris hinüber ob er sie immer noch ansehen würde. Ob er immer noch den Blickkontakt suchte.
Tatsächlich sein Blick hing an ihr. Was wollte er bloß? Was hatte er vor? Statt den Fragezeichen in Emmas Kopf schwirrte nun Wut herum. Er hatte seine Chancen. Er hatte all die Zeit etwas sagen können, doch er zog es vor zu schweigen. Zu seinen Schweigen kamen jetzt also noch diese Blicke hinzu. Als ob es nicht schon schlimm genug wäre neben ihn zu sitzen und daran erinnert zu werden, was er getan hatte. Nein, nun starrte er sie auch noch an.
„Gib mir meinen Frieden“, flüsterte Emma so leise, das selbst wenn sie es jemanden ins Ohr geflüsterte hätte, hätte er sicher nachgefragt hätte, was sie gesagt hatte.
Sie schenkte Chris einen weiteren Blick. Er schaute wieder in die Leere. Hatte er sie etwa gehört? Das konnte nicht möglich sein. Aber vielleicht hatte er ihre Lippen gelesen? Nein, das würde heißen er würde sich in irgendeiner Weise an ihr interessieren, doch das tat er nicht. Das tat er schon lange nicht mehr. Chris wollte sie nur durcheinander bringen. Er machte sich einen Spaß daraus mit ihren Gefühlen zu spielen.
Sie schaute erneut nach rechts und sah das er sie wieder ansah, doch dieses Mal brach er gleich wieder den Blickkontakt ab.
Die Wut wich aus Emma. Chris war nie ein Mensch gewesen, der mit den Gefühlen anderer gespielt hätte. Er konnte sich nicht so falsch weiterentwickelt haben. Chris würde seine Gründe für sein Verhalten haben. Vielleicht würde er sie ihr irgendwann mitteilen, nicht sofort, aber in ferner Zukunft.
Chris schaute wieder zu ihr, doch das nahm sie nur aus ihren Augenwinkeln wahr. Sie konnte nicht mehr zu ihn sehen, denn eine Taubheit durchdrang ihren Körper. Chris war doch Vergangenheit. Das hier und jetzt zählte, dazu gehörte er nicht mehr. Sie hatte doch abgeschlossen.
Herr Konrad rief sie nicht einmal auf. Es schien als bemerkte er gar nicht, das zwei Schüler in der ersten Reihe nicht an seinen Unterricht teilnahmen. Stattdessen nahm er Loxi oft es ging an die Tafel. Jedes Mal wenn sie an Emma vorbei ging, warf sie ihr Blicke zu, doch Emmas Gedanken erlaubten nicht, das sie irgendetwas von ihren Umfeld mitbekam. Nicht einmal das erlösende Klingeln, was den Unterricht beendete.
„Emma? Aufwachen, Mathe ist vorbei.“ Loxi schüttelte Emma an ihrer Schulter.
„Was ist denn mit ihr los“, fragte Gerry.
„Keine Ahnung. Vielleicht schläft sie ja mit offenen Augen. Ich werde das schon wieder hinbekommen.“ Gerry nickte und ging. Loxi holte sich einen Stuhl und setzte sich neben Emma.
„Erzähl, was ist passiert? Hat es dich geschockt, das 1+1 gleich 2 ist“, fragte Loxi munter.
„Chris“, brachte ihre Freundin leise hervor. „Was ist mit ihm?“
„Er hat meine Hand berührt.“
„Ja, und? Als wir noch Freunde waren, hat er dich öfter berührt und mich auch.“
„Heute.“ Loxi verschlug es zu erst die Sprache, doch dann: „Wie bitte?“
Emma schaute Loxi an. „Du hast es richtig verstanden. Chris hat meine Hand berührt und ich glaube, er wollte mit mir sprechen.“
Nachdem Emma Loxi diese wenige Gesten von Chris geschildert hatte, kamen sie zu spät zu den weiteren Unterricht. Beide verstanden nicht, was dies zu bedeuten hatte. Welchen Zusammenhang, oder gar Sinn, dies alles hatte. Trotzdem hatte Loxi komischer Weise keine Probleme den Unterricht zu folgen. Im Gegensatz zu Emma.
Deswegen ging Emma nach der Schule auch gleich zu Loxi. Dort erklärte Loxi zur Abwechslung einmal Emma alles. Danach schwiegen sich beide an. Über diese Chris Sache konnte man nicht reden, man konnte sie nur noch zusammen ausschweigen.
Nach einer Weile verabschiedete Emma sich. Schließlich musste sie noch ihre Sachen packen und ihren Vater anrufen.
Ihr Heimweg dauerte länger, denn heute ging sie einen Umweg. Zu erst wollte sie einfach nur ein wenig spazieren und nachdenken. Es war kein bestimmter Weg geplant, doch irgendwann kam ihr die Gegend, wo sie war bekannt vor und doch verändert. Bei genaueren Hinsehen erkannte sie den Wohnblock, den sie früher mit Loxi so oft besucht hatte.
Nichts wirkte mehr bunt oder lebendig. Die Bäume warfen allmählich ihre Blätter ab und der alte Spielplatz vor den Block existierte nicht mehr.
Emma seufzte. Was hatte Loxi immer erzählt? Im Sandkasten des alten Spielplatzes hatten Chris und sie sich zum ersten Mal geküsst als sie zwei waren.
Der Block hatte auch einen neuen Anstrich. Die Farbe war verschwunden und ein einfaches Grau nahm einen die Hoffnung, das hier irgendetwas schönes sein konnte.
Eine Katze saß auf einen der Bäume und versuchte durch ihr Miauen Emmas Aufmerksamkeit zu gewinnen. Als sie dies geschafft hatte, erblickte sie eine Maus am Boden. Die Katze verlor Interesse an Emma und machte sich zum Sprung bereit. Doch Emma ging eiligen Schrittes auf den Baum zu um die Maus zu verscheuchen, was ihr gelang. Die Katze verlor sie aus den Augen und streckte sich einmal aus, um es sich dann doch wieder auf den Ast bequem zu machen.
"Ich....weiß es nicht."
"Sag du kriegst das wieder hin. Mach und zwar sofort." Wenzel setzte seine Unschuldsmine auf. "Ich hab doch gar nichts gemacht", meinte er. "Wenzel..." Es klingelte an der Tür. Emma schaute ihn noch einmal drohend an, dann drehte sie sich um und lief zur Tür. Es war Loxi.
"Du hast nur noch bis Samstag Zeit bis zu fährst", begrüßte Loxi sie, „Ich finde wir sollten uns darauf vorbereiten. So wenig Zeit nur noch...“ "Komm doch erst mal rein und nein, ich habe bis Freitag Zeit." Loxi sah sie verständnislos an.
"Ja, aber ist er nicht bis zum Wochenende bei seinen Freund?" Loxi trat herein, schmiss die Tür zu und zog sich ihre Jacke aus.
"Ja schon, aber ich will mich ja auch noch mit meinen Vater unterhalten bevor ich nicht mehr ansprechbar sein werde." Loxi grinste bei diesen Gedanken und murmelte: "Zweiter Sommer." Auch Emma begann bei den Gedanken zu schmunzeln. "Lass uns erst mal in mein Zimmer gehen."
Emmas Zimmer war leer. Wenzel hatte sich mal wieder aus den Staub gemacht.
"Setz dich", sagte Emma zu Loxi, die schon auf den Bett saß.
"Also, was willst du denn planen", fragte Emma.
"Deine Klamotten. Du kannst unmöglich zu ihm gehen und nichts besonderes anhaben. Falls du dir nicht bewusst bist: Es kann sein, das ihr euch nicht so schnell wiederseht und du willst schließlich Eindruck hinterlassen."
"Loxi, Laurenz ist egal das wie ich aussehe. Ich meine, kannst du dich erinnern wie ich im Sommer aussah? Ich meine klar würde er sich sicher mehr freuen mich im Minirock zu sehen als in Jogginghose, aber ich hab eigentlich nur vor ihn zu sehen und nicht mit ihm im Bett zu landen. Außerdem hast du dich ja auch nie für..." Emma verstummte. Loxi schaute weg. Stille.
"Trotzdem könntest du ihn eine Freude bereiten", meinte Loxi nach einer Weile, "Außerdem hab ich mal wieder Lust auf Modenschau, das haben wir seit...seit...seit...ach, die Zeit spielt ja keine Rolle Es kommt nur darauf an, das wir es schon ziemlich lange nicht mehr getan haben. Ich hab jetzt Lust darauf." Emma nickte verständnislos.
"Wir verwandeln uns noch in Mädchen und das macht mir Angst." Die beiden schauten sich an und mussten anfangen zu lachen. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, stellte Loxi die Frage, über die Emma die ganze Zeit nachdachte: "Meinst du Laurenz war immer ehrlich zu dir?“
Nicht das Emma glaubte, er würde sich einen Spaß mit ihr erlauben, es war einfach nur nicht leicht jemanden zu vertrauen, den mag beim Reden nicht in die Augen sehen konnte. Dessen Emotionen man sich nur vorstellen konnte, wenn man die Wörter sah. Emma sinnierte noch ein wenig dieses Gedankengang weiter und vergaß Loxi zu antworten.
„Nicht das du mich falsch versteht. Ich will es ihn nicht unterstellen, aber er ist halt ein Junge -nicht das alle Jungs so wären- und er sehnt sich doch auf nach was. Vielleicht hat er inzwischen eine feste Freundin und hat es dir nur nicht gesagt. Denk doch mal an Jo. Der hatte drei Freundinnen gleichzeitig und hat es anderthalb Jahren mit denen ausgehalten ohne das eine Verdacht geschöpft hat."
Emma schüttelte den Kopf. "Laurenz ist nicht so einer. Loxi, wir reden von Laurenz. Außerdem schau mal: Jo hat als er seine große Liebe gefunden hat, mit den anderen sofort Schluss gemacht und hat sie nicht einmal betrogen. Selbst solche Kerle können sich ändern."
"Aber du fragst dich das auch,oder? Du fragst dich ob er immer ehrlich war. Und eigentlich dürftest du ihn das nicht mal übel nehmen, wenn er eine andere hätte, schließlich seit ihr nicht zusammen oder?"
"Falsche Frage, nächste Frage." Emma vermied es über diese Frage nachzudenken. Loxi grinste.
„Du kennst meine Haltung zu der Frage. Man ist erst zusammen, wenn man sich auch küsst und ihr habt euch noch kein einziges Mal geküsst. Oder hab ich was verpasst?“
„Ich werde mich dieser Frage nicht stellen!“
"Stell dich der Frage. Was ist, wenn er nicht bei einen Kumpel ist? Was ist, wenn er bei seiner Freundin ist und nicht in ihrer Gegenwart deine E-mails lesen will. Was dann?"
"Loxi, ich brauche nicht darüber nachdenken. Es ist nicht so. Ich vertraue Laurenz."
"Wieso bist du dir so sicher? Bloß weil er Laurenz ist? Ich kenne Laurenz ja auch noch. Ich weiß was im Sommer war. Aber ihr habt euch nicht einmal geküsst. Was hält ihn bei dir? Was wenn du nur eine Freundin für ihn bist? Nur ein Kumpel? Jungs sind nicht immer das, was man denkt. Du vertraust ihnen, du denkst du kennst sie und dann von heute auf morgen verlierst du sie und erkennst das du diesen Jungen nie wirklich gekannt hast." Darum ging es also, nicht um Laurenz. Es ging um Chris. Loxi war nicht hier um Emma auf das Schlimmste vorzubreiten. Loxi war hier um über Chris zu reden.
"Loxi", sagte Emma mit ruhiger Stimme, "vermisst du Chris?" Loxi schaute Emma verblüfft an.
"Wie kommst du denn darauf? Das hat doch jetzt gar nichts mit Laurenz zu tun!"
"Weil du Laurenz kennst, zumindest ein wenig. Weil du meine Menschenkenntnis kennst. Laurenz erzählt mir alles, wirklich alles. Jungs sind nicht immer das, was man denkt, da hast du Recht. Nicht jeder Junge ist ein Schwein. Loxi, es ist Chris über den du redest." Emma legte einen Arm um Loxi.
"Ich vermisse ihn nicht, zumindest wünschte ich mir das wäre so. Chris und ich waren jetzt wie lange zusammen? Es waren glaube ich zehn Jahre. Überleg doch mal: Wir gingen zusammen in den Kindergarten, in die Grundschule. Wir gingen zusammen aufs Gymnasium. Er hat mich von Anfang an mit der Band unterstützt. Von der Geburtsstunde. Er hatte doch Gerry vorgeschlagen. Es war alles zu perfekt. Und dann? Von heute auf morgen, ohne das ich etwas gemerkt habe, wendet er sich von uns ab. Redet nicht mehr mit uns und hängt mir diesen Kerlen ab. Weißt du, Chris lebt nicht mehr, mein Chris lebt nicht mehr. Der, der da vorgibt Chris zu sein, ist eine ziemlich schlechte Kopie von ihm." Loxi atmete aus und schloss die Augen. "Manchmal kommt es mir so vor als ob er mich noch anlächeln würde. Manchmal sehe ich in seinen Augen etwas von den alten Chris. Aber Menschen ändern sich- egal wie schmerzhaft es ist. Ich will dich doch nur schützen. Du sollst nicht das gleiche mit Laurenz erleben, das verdienst du nicht."
"Du hast es auch nicht verdient. Keine verdient so was. Zwar hab ich es nicht in den Maße erlebt wie du, aber Chris war einer meiner besten Freunde. Ich kann es ein wenig nachvollziehen, aber schon so viele Monate her und du hast dich bis jetzt wacker geschlagen. Ich wünschte nur ich könnte dir helfen. Vielleicht hat Laurenz ja einen Freund für dich." Loxi lächelte.
"Ist nett von dir, Em. Aber es wird noch einige Songtexte dauern bis ich an sowas wie einen neuen Freund denken kann." Emma grinste.
"Du meinst wohl eher, es wird noch einige meiner Songtexte dauern." Loxi nahm ein Kissen und haute Emma damit. "Das ist unfair. Du weißt, ich bin die starke Frontfrau und ich kann mir keine Schnulzen leisten."
"Naja, dann wird mein Name wohl noch eine Weile hinhalten müssen. Doch Loxi! Denke immer daran: Es sind deine Gefühle, deine Gedanken. Egal was andere darüber sagen, egal wie schlecht sie es finden. Das bist du und du bist klasse."
"Danke", flüsterte Loxi und fuhr lauter fort: "Dann können wir ja, wo das geklärt ist, endlich eine Modenschau machen. Rück deine Klamotten raus."
Der Nachmittag ging schnell vorbei, geprägt von der Modenschau und Mathenachhilfe für Loxi. Gegen neun Uhr verabschiedete sich Loxi und Emma hatte Ruhe. Eigentlich fand sie das Haus schon wieder viel zu ruhig und deswegen wollte sie noch einmal ihre Emails nachsehen, doch ihr Computer ging an um gleich darauf wieder aus zu gehen. Sie probierte es dreimal aus, bevor sie Wenzel rief. Er schien genauso ahnungslos wie Emma.
"Im Computerkurs, also den für die ganzen Computerfreaks wo ich drinnen bin, da ist einer, der kennt sich richtig gut mit Computern aus. Ich frag ihn mal...Vielleicht schaut er es sich ja auch mal an." Wenzel grinste verschwörerisch.
"Stop. Ich lass doch nicht irgendjemand in mein Zimmer. Vergiss es. Abgesehen davon grinst du so. Ich hab kein gutes Gefühl." Wenzel legte seine Hand auf Emmas Schulter. "Glaub mir, Em, er ist der Beste. Er hat bis jetzt alles hingekriegt, schließlich ist der..." Er verstummte. "Ok, ich geh mal ins Bett. Wenn du deinen Computer repariert haben willst, musst du dich damit abfinden, das der Kerl her kommt und in deinen Zimmer sein wird."
„Na gut“, sagte Emma genervt, „falls er seine Dienste aber bezahlt haben will, dann darfst du die Kosten übernehmen.“
Wenzel grinste und verließ ihr Zimmer. Müde ließ Emma sich auf das Bett fallen Es tat gut zu liegen und einfach nichts machen zu müssen.
"Was für ein Tag und ich kann noch nicht mal mit Laurenz darüber reden", beredete sie mit sich selbst. Keine Sekunde später wurden ihre Augenlider zu schwer und sie fing an zu träumen.
Der nächste Tag fing viel versprechend an. Weder kam Emma zu spät in die Schule noch wurde sie ermahnt, weil sie in irgendeiner Weise den Unterricht störte. Dieser Tag schien weit aus besser als der vorherige zu werden.
Mit guter Laune betrat sie den Matheraum und lief an ihren neuen Sitzplatz vorbei zu ihren Platz neben Loxi. Teils lag es daran, das sie zu sehr in das Gespräch mit Loxi vertieft war, teils lag es daran, das sie eine tiefe innere Abneigung gegenüber den Platz neben Chris hatte.
Vielleicht war es merkwürdig das sie sich so verhielt, immerhin tat Chris nichts. Doch genau das war es. Er tat nichts und das machte sie wahnsinnig. Seitdem er aus irgendeinen Grund ihre Freundschaft beendet hatte, redete er nicht mit ihr oder Loxi. Auch schaute er keine von beiden an oder machte irgendwas. Dieses Nichts konnte Emma immer noch nicht aushalten.
„Meinst du Herr Konrad wird bald einen Test über die Grenzwertberechnung schreiben“, fragte Loxi als sie sich auf ihren Sitzplatz setzte.
„Konrad nutzt jede Gelegenheit. Ich wette wir schreiben noch diese Woche eine Kurze“, meinte Emma während sie ihren Mathehefter auspackte. Ihr Platz sah so leer aus. Sie schaute wieder in ihren Ranzen. Etwas fehlte und sie kam nicht drauf.
„Sag mal...“, fing Emma an, doch wurde sie von Garry unterbrochen.
„Emma? Sitzt du nicht mehr neben Chris? Hast du gestern noch mal mit Konrad geredet?“ Die Verblüffung in seiner Stimme war nicht zu überhören und genau das holte Emma die gestrige Mathestunde ins Gedächnis.
„Chris! Verdammt! Das habe ich vergessen“, entfuhr es ihr. Wie konnte sie nur vergessen das sie neben Chris saß?
Sie warf einen Blick zu ihren neuen Sitzplatz. Chris holte gerade sein Mathebuch heraus.
„Mathebuch“, flüsterte Emma. Sie hatte ihr Mathebuch vergessen.
„Mathebuch? Ist das die Erklärung? Du sitzt wieder bei Loxi, weil sie ein
Mathebuch hat“, hörten die drei eine vertraute Stimme, welcher das Unterrichtsklingeln folgte.
Loxi schüttelte den Kopf und Emma lächelte verlegen. Vielleicht hätte sie sich innerlich doch nicht so gegen Chris wehren sollen, dann wäre es ihr sicher auch von selbst aufgefallen.
Herr Konrad schritt auf Chris' Platz zu und zeigte auf sein Mathebuch. „Wie wäre es, wenn du Chris höflich darum bittest auch in das Buch sehen zu dürfen? Ich denke ein Buch wird reichen meinen Unterricht folgen zu können und ihn nicht weiter mit albernen Ausreden zu stören. Wenn du nun die Freundlichkeit besitzen würdest, dich auf deinen Platz zu setzen, damit ich mit meinen Unterricht beginnen kann.“
Die übertriebene Freundlichkeit ihres Lehrers hatte immer etwas absolutes in sich, etwas was einen daran hinderte zu widersprechen und einfach das zu tun, was er verlangte.
Mit tapferen Lächeln packte Emma ihr Zeug zusammen, während Herr Konrad den Unterricht damit begann, ein paar Kopfrechenaufgaben an einzelne Schüler zu stellen. Er schenkte ihr keine große Beachtung, auch nicht als sie für einen Moment stutzig vor ihren Platz stand.
Chris hatte ihre Tischseite noch nicht mit seinen Sachen vollgestellt. Hatte er nicht versucht die Chance zu nutzen, ihr zu zeigen, das sie unerwünscht war?
Wahrscheinlich hatte er damit gerechnet, das sie wiederkommen würde und es nichts bringen würde, sein Desinteresse zu zeigen. Emmas Blick wanderte zu seinen Mathebuch, es schien als würde es mittig liegen. Hatte Chris es mittig gelegt? Emma schüttelte den Kopf. Chris hatte solange geschwiegen, wieso sollte sich auf einmal was ändern. Was war denn plötzlich so anders als all die Monate davor? Vorallem weil er genauso wenig darüber erfreut war, das sie neben ihn saß.
„Schlag jetzt das Buch auf Seite 86 auf. Wir wollen mit ein paar Übungen zur Grenzwertberechnung beginnen“, holte Herr Konrad sie aus ihren Gedanken zurück. Chris beobachtend ließ Emma sich auf ihren Platz fallen. Chris bewegte sich nicht. Weder entfernte er sich bis zu äußersten Tischkante, noch öffnete er sein Mathebuch. Er saß einfach nur da. Konnte er noch offensichtlicher demonstrieren, das er nicht mal mehr am Unterricht teilnahm, bloß weil sie neben ihm saß?
Mit einen leisen Seufzer nahm Emma die Hand und wollte sein Buch aufschlagen. Ob es nun für ihm wie ein erneuter Kontaktversuch aussah oder nicht, Chris würde nichts sagen, wenn sie es nahm, da war sie sich sicher. Er sagte schon lange nicht mehr zu ihr.
Doch als Emma gerade das Buch berührte, bemerkte sie einen sanften Druck auf ihrer Hand. Für einen Moment glaube Emma sie würde sich, das alles nur einbilden. Wer könnte sie schon berühren. Es saß nur einer neben ihr und das konnte doch nicht möglich sein? Dennoch machte es klick.
Verblüfft starrte sie die Berührung an, bevor ihr Blick über seinen Arm in Chris' Gesicht wanderte. Er schaute sie nicht an, er schaute nicht auf die Berührung, er sah einfach ins Leere.
Wie auf ein Stichwort zogen beide langsam ihre Hände zurück. Das erste woran Emma denken musste, war Chris' Hand. Sie war kalt gewesen, nicht so warm wie sie sie in Erinnerung hatte. Dafür war sie genauso weich. Sie hatte es vermisst das er sie mal berührte.
Die Aufgabe verpassten beide, denn keiner kam noch einmal in die Nähe des Buches. Herr Konrad bekam von all dem nichts mit und forderte die Klasse auf eine andere Aufgabe zu bearbeiten.
Zögerlich wollte Emma wieder nach den Buch greifen, doch wieder spürte sie die Berührung einer anderen Hand, Chris' Hand. Diesmal ließ sie ihre Hand dort, wo sie war und schaute nach rechts. Sie wollte Chris' Gesicht sehen. Dieses Mal musste es doch irgendwas in ihm auslösen. Und genau das wollte sie sehen. Sie wollte sehen, was es verriet.
Chris war dieses Mal zu ihr geneigt. Sein Blick traf ihren. Seine grünen Augen brachten Lebendigkeit in diesen Anblick. Dennoch wirkten sie verändert, trauriger.
Beide schauten sich an. Keiner ließ das Buch los. Für einen Moment kam es Emma auch so vor, als ob Chris etwas sagen wollte, doch sie hörte nichts. Dann ließen sie das Buch los.
Nun war sie sich sicher, sie hatte sich die erste Berührung nicht eingebildet. Außerdem gab es noch eine weitere, was den Zufall als Grund ausschließen sollte.
Versunken in Überlegungen, was dies bedeuten konnte, rechnete Emma keine der Aufgaben. Von Zeit zu Zeit ließ Emma ihren Blick wieder zu Chris schweifen. Auch er tat nichts.
Chris hatte sie berührt mit dem Bewusstsein, was er tat. Niemand konnte das verleugnen. Irgendetwas war in den letzten 24 Stunden passiert.
Wieder blickte sie zu Chris hinüber und er zu ihr. Doch überraschender Weise brach Emma den Blickkontakt ab. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Zu viele Erinnerungen kamen in ihr hoch. Chris und sie, einst beste Freunde. Ein hohles Lachen hallte durch ihren Kopf. Freunde! Freunde verlassen einen doch nicht ohne einen Grund zu nennen. Freunde sind für einen da. Er hatte sie verlassen, sie sollte sich zusammenreißen und die Aufgaben lösen. Emma nahm sich fest vor an die Tafel zu sehen, doch ihre Augen taten dies nicht. Sie schielten zu Chris hinüber ob er sie immer noch ansehen würde. Ob er immer noch den Blickkontakt suchte.
Tatsächlich sein Blick hing an ihr. Was wollte er bloß? Was hatte er vor? Statt den Fragezeichen in Emmas Kopf schwirrte nun Wut herum. Er hatte seine Chancen. Er hatte all die Zeit etwas sagen können, doch er zog es vor zu schweigen. Zu seinen Schweigen kamen jetzt also noch diese Blicke hinzu. Als ob es nicht schon schlimm genug wäre neben ihn zu sitzen und daran erinnert zu werden, was er getan hatte. Nein, nun starrte er sie auch noch an.
„Gib mir meinen Frieden“, flüsterte Emma so leise, das selbst wenn sie es jemanden ins Ohr geflüsterte hätte, hätte er sicher nachgefragt hätte, was sie gesagt hatte.
Sie schenkte Chris einen weiteren Blick. Er schaute wieder in die Leere. Hatte er sie etwa gehört? Das konnte nicht möglich sein. Aber vielleicht hatte er ihre Lippen gelesen? Nein, das würde heißen er würde sich in irgendeiner Weise an ihr interessieren, doch das tat er nicht. Das tat er schon lange nicht mehr. Chris wollte sie nur durcheinander bringen. Er machte sich einen Spaß daraus mit ihren Gefühlen zu spielen.
Sie schaute erneut nach rechts und sah das er sie wieder ansah, doch dieses Mal brach er gleich wieder den Blickkontakt ab.
Die Wut wich aus Emma. Chris war nie ein Mensch gewesen, der mit den Gefühlen anderer gespielt hätte. Er konnte sich nicht so falsch weiterentwickelt haben. Chris würde seine Gründe für sein Verhalten haben. Vielleicht würde er sie ihr irgendwann mitteilen, nicht sofort, aber in ferner Zukunft.
Chris schaute wieder zu ihr, doch das nahm sie nur aus ihren Augenwinkeln wahr. Sie konnte nicht mehr zu ihn sehen, denn eine Taubheit durchdrang ihren Körper. Chris war doch Vergangenheit. Das hier und jetzt zählte, dazu gehörte er nicht mehr. Sie hatte doch abgeschlossen.
Herr Konrad rief sie nicht einmal auf. Es schien als bemerkte er gar nicht, das zwei Schüler in der ersten Reihe nicht an seinen Unterricht teilnahmen. Stattdessen nahm er Loxi oft es ging an die Tafel. Jedes Mal wenn sie an Emma vorbei ging, warf sie ihr Blicke zu, doch Emmas Gedanken erlaubten nicht, das sie irgendetwas von ihren Umfeld mitbekam. Nicht einmal das erlösende Klingeln, was den Unterricht beendete.
„Emma? Aufwachen, Mathe ist vorbei.“ Loxi schüttelte Emma an ihrer Schulter.
„Was ist denn mit ihr los“, fragte Gerry.
„Keine Ahnung. Vielleicht schläft sie ja mit offenen Augen. Ich werde das schon wieder hinbekommen.“ Gerry nickte und ging. Loxi holte sich einen Stuhl und setzte sich neben Emma.
„Erzähl, was ist passiert? Hat es dich geschockt, das 1+1 gleich 2 ist“, fragte Loxi munter.
„Chris“, brachte ihre Freundin leise hervor. „Was ist mit ihm?“
„Er hat meine Hand berührt.“
„Ja, und? Als wir noch Freunde waren, hat er dich öfter berührt und mich auch.“
„Heute.“ Loxi verschlug es zu erst die Sprache, doch dann: „Wie bitte?“
Emma schaute Loxi an. „Du hast es richtig verstanden. Chris hat meine Hand berührt und ich glaube, er wollte mit mir sprechen.“
Nachdem Emma Loxi diese wenige Gesten von Chris geschildert hatte, kamen sie zu spät zu den weiteren Unterricht. Beide verstanden nicht, was dies zu bedeuten hatte. Welchen Zusammenhang, oder gar Sinn, dies alles hatte. Trotzdem hatte Loxi komischer Weise keine Probleme den Unterricht zu folgen. Im Gegensatz zu Emma.
Deswegen ging Emma nach der Schule auch gleich zu Loxi. Dort erklärte Loxi zur Abwechslung einmal Emma alles. Danach schwiegen sich beide an. Über diese Chris Sache konnte man nicht reden, man konnte sie nur noch zusammen ausschweigen.
Nach einer Weile verabschiedete Emma sich. Schließlich musste sie noch ihre Sachen packen und ihren Vater anrufen.
Ihr Heimweg dauerte länger, denn heute ging sie einen Umweg. Zu erst wollte sie einfach nur ein wenig spazieren und nachdenken. Es war kein bestimmter Weg geplant, doch irgendwann kam ihr die Gegend, wo sie war bekannt vor und doch verändert. Bei genaueren Hinsehen erkannte sie den Wohnblock, den sie früher mit Loxi so oft besucht hatte.
Nichts wirkte mehr bunt oder lebendig. Die Bäume warfen allmählich ihre Blätter ab und der alte Spielplatz vor den Block existierte nicht mehr.
Emma seufzte. Was hatte Loxi immer erzählt? Im Sandkasten des alten Spielplatzes hatten Chris und sie sich zum ersten Mal geküsst als sie zwei waren.
Der Block hatte auch einen neuen Anstrich. Die Farbe war verschwunden und ein einfaches Grau nahm einen die Hoffnung, das hier irgendetwas schönes sein konnte.
Eine Katze saß auf einen der Bäume und versuchte durch ihr Miauen Emmas Aufmerksamkeit zu gewinnen. Als sie dies geschafft hatte, erblickte sie eine Maus am Boden. Die Katze verlor Interesse an Emma und machte sich zum Sprung bereit. Doch Emma ging eiligen Schrittes auf den Baum zu um die Maus zu verscheuchen, was ihr gelang. Die Katze verlor sie aus den Augen und streckte sich einmal aus, um es sich dann doch wieder auf den Ast bequem zu machen.
Zuletzt von bittersweet_eternity am Sa 26 Dez 2009, 01:28 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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2. Kapitel - Überraschungen (dritter Teil)
Lächelnd setzte sich Emma auf eine Bank und beobachte für eine Weile ihre Umgebung. Wie lange war sie nun nicht mehr hier gewesen? Emma wusste es genau, sie hatte wahrscheinlich jede Sekunde die vergangen war, gezählt.
Ein Auto hielt neben der Bank an, dessen Bässe Emma ganz deutlich auf der Bank spüren konnte. Ein blondhaariger Typ stieg aus mit einer Sonnenbrille im Gesicht und einen Handy in der Hand. Er schloss sein Auto gar nicht ab und ließ auch seine Anlage weiterhin laufen. Der Junge ging einfach nur um das Auto herum und blieb unerwarteter Weise stehen. Darauf ging er vorsichig ein paar Schritte auf Emma zu.
„Entschuldigung kennen wir uns“, fragte er Emma. Seine Sonnenbrille versperrte ihr den Blick in seine Augen, weshalb sie ihn nur so mustern konnte. Er musste gerade erst 18 geworden sein, weil er nicht sehr viel älter als die Jungs in ihren Alter aussah und dennoch ein Auto fuhr.
Sein Lächeln kam Emma fremd vor und doch, nachdem sie ihn eine Weile betrachtet hatte, kam er ihr bekannt vor.
„Wahrscheinlich sind wir uns mal einer Party begegnet oder so“, sagte Emma nachdenklich.
„Das kann so gewesen sein“, entgegnete er unzufrieden.
„War ein schlechter Anmachspruch“, murmelte Emma vor sich. Der Junge fing an zu lachen.
„Das war kein Anmachspruch. Es wäre fies von mir mich an dich ranzumachen.“
„Wieso“, harkte Emma nach. Das Handy klingelte, er ging ran und wendete sich von Emma ab. Im selben Augenblick hörte sie eine Tür zu schlagen und ihr fiel ein wie dumm es von ihr war wieder hier hergekommen zu sein. Es gab hier so viele Erinnerungen, schmerzhafte Erinnerungen. Vorallem aber wusste sie nicht, was sie tun sollte, wen sie ihm wirklich begegnet wäre. Chris konnte jede Sekunde vorbei kommen. Er wohnte hier.
„Tschüß“, sagte Emma eilig zu den telefonierenden Jungen. Er schien es gar nicht zu bemerken.
Zuhause war es ruhig. Ihr Mom schien nicht da zu sein.
„Wenzel“, rief Emma, „Wenzel?“ Niemand antwortete.
„Lasst mich doch alle alleine“, murmelte sie vor sich während sie die Treppe zu ihren Zimmer hinauf ging.
Dort angekommen, schaltete sie Macht ihrer Gewohnheit den Computer an, doch der ging beim Hochfahren wieder aus. Genauso wie er es gestern getan hatte.
„Wenzel!“, entfuhr es ihr laut. Er wollte doch den Computer wieder in Ordnung bringen.
Sie atmete tief durch, machte ihr Bewusst das Wenzel gar nicht da war, beruhigte sich und erhob sich von ihren Platz. Am liebsten hätte sie jetzt eine Nachricht von Laurenz gehabt. Er hätte sie beruhigt, doch er hatte sich nicht gemeldet und sie akzeptierte dies. Schließlich würde es nicht lange dauern bis sie ihn wiedersehen würde. In Gedanken zog das kommende Wochenende an ihr vorbei. Sie würde mit ihren Vater sprechen und dann würde sie eine wunderbare Zeit mit Laurenz verbringen.
Wieder atmete sie durch und wischte sich die Vorstellung aus den Gedanken. Danach stand sie auf und holte ihren Koffer vom Dachboden herunter. Vorsichtig fing sie an ihre Sache zu packen. Ungewollt musste sie wieder an Laurenz denken. Dieses Mal stellte sie sich vor, wie er reagieren würde, wenn sie vor ihn stehen würde.
Ob er sie in den Arm nehmen würde? Oder ob er sprachlos sein würde? Würde er sie wiedererkennen? Würden beide den restlichen Tag miteinander verbringen? Würden sie sich näherkommen? Oder hatte Loxi vielleicht doch Recht?
Das Klingeln ihres Telefons riss Emma aus ihren Gedanken. Sie griff nach dem Handy.
„Hallo“, meldete sie sich während sie das gerade eingepackte T-Shirt wieder rausnahm.
„Guten Abend, mein Schatz“, begrüßte sie ihr Dad.
„Dad! Ich wollte dich doch anrufen. Mein Koffer wird gerade gepackt.“
„Ich habe doch gar nichts gesagt. Im Moment habe ich gerade ein wenig Zeit und da dachte ich mir, ich melde mich bei dir. Ich habe für euch einen Zug rausgesucht.“
„Gut das du daran gedacht hast“, entgegnete Emma und wurde dabei ein wenig rot. An alles hatte sie gedacht, nur nicht daran wie sie morgen überhaupt zu ihren Dad kommen würde.
„Dafür bin ich doch da. Morgen Abend 18:25 fährt ein Zug. Er passt mir sehr gut, weil ich euch dann gleich vom Bahnhof mit zu Klara nehme. Außerdem müsst ihr nicht aussteigen und die Endstation ist eurer Ziel.“
„Danke Papa, sollen wir noch irgendwas mitbringen?“
„Wir haben alles da. Klara freut sich schon auf euch. Du kannst dich doch noch an Klara erinnern? Klara, meine Cousine? Sie hat euch ewig nicht mehr gesehen.“ Emma versuchte sich zu erinnern, aber sie hatte kein Bild von Klara im Kopf.
„Um ehrlich zu sein, ich kann mich nicht daran erinnern“, begann Emma, „Wie alt war ich denn als ich sie das letzte Mal gesehen habe?“
„Vier? Fünf? Siehst du, ich weiß es selbst nicht mehr. Und Wenzel hat sie nur mal kurz gesehen als er noch ein Baby war... Wenzel, es ist falsch von mir so wenig Zeit mit ihm zu verbringen. Ein Sohn braucht seinen Vater.“
„Du hast doch am Samstag einen ganzen Tag Zeit für ihn.“
„Ja, aber da sind wir zu dritt. Es ist was anderes, als wenn wir einen Vater-und-Sohn-Tag machen würden.“
„Zu dritt??? Wie soll ich dir das jetzt sagen...ich habe für Samstag eigentlich schon Pläne. Du kannst also doch einen Vater-und-Sohn-Tag planen.“
„Du hast andere Pläne? Was für Pläne“ Auf einmal war der warme Unterton aus der Stimme ihres Vaters verschwunden und nun konnte man Sorgen heraushören. Zusätzlich zu dieser Änderung, wurde Emma jetzt auch noch rot, wegen der Frage nach ihren Plan.
„Ich...ich...Papa, ich habe doch gestern gesagt, das es Dinge gibt, die willst du gar nicht wissen. Ich erkläre es dir schon noch irgendwann. Du solltest dir darüber nicht den Kopf zerbrechen, sondern lieber überlegen, was du mit Wenzel am Samstag machen willst.“
Am anderen Ende der Leitung hustete ihr Vater, dann antwortete er: „Es ist eine fremde Stadt. Ich kann dich doch nicht allein in einer fremden, großen Stadt durch die Gegend laufen lassen. Das kann gar nicht in Frage kommen.“
„Papa, mach dir keine Sorgen. Was soll mir schon passieren? Ich bin alt genug!“
„Dir könnte was passieren. Zusammengeschlagen werden,Übergriffe oder du könntest sterben...“ Die Aufsicht, dass das Wiedersehen mit Laurenz in Gefahr war, reizte Emma ein wenig und sie schnitt ihren Dad das Wort ab: „Ich kann auch hier sterben. Ich könnte mich an die Kirchenmauer lehnen und jemand kann die Kurve vor der Kirche überschätzen und mich anfahren. Willst du mir deswegen verbieten mich an die Kirchenmauer zu lehnen? Hör mal, ich verstehe komplett, das du Angst um mich hast, aber Angst sollte nicht das Leben einnehmen.“
„Ich habe verstanden. Du wirst groß, ich sollte dir mehr vertrauen. Am besten wir reden morgen Abend noch mal darüber. Kann ich noch mal mit Wenzel sprechen?“
„Der ist gerade nicht da, was gut für ihn ist“, sagte Emma und plötzlich und versuchte nicht mal ihren Ärger zu verbergen.
„Was hat er denn jetzt wieder gemacht“, fragte ihr Papa.
„Er hat...“
„Warte mal kurz“, wurde sie unterbrochen, „Bleibe mal bitte in der Leitung, ich bekomme gerade einen wichtigen Anruf rein.“
Emma atmete laut aus. Gerade hatte ihr Vater mal wieder Zeit für sie gehabt, da kreuzte irgendein Klient auf und störte sie. Sie vermisste ihren Vater doch.
„Emma? Bist du noch dran?“, drang die Stimme ihres Vaters wieder an ihr Ohr.
„So schnell schon fertig mit den Telefonat?“ Emma war verblüfft. Sonst brauchte er viel länger.
„Ich soll noch mal zu meinen Mandaten kommen. Lieber würde ich mit dir reden, aber ich kann es nicht ändern. Hier ist einfach viel los. Am liebsten würde ich den Fall abgeben. Ich vermisse euch so, ich wäre gerne wieder bei euch.“
„Wir vermissen dich auch“, sagte Emma und lächelte.
„Ich lege jetzt auf. Einen schönen Abend wünsche ich dir. Wir sehen uns morgen. Grüße alle von mir.“ Dann war ihr Dad weg.
Er klang glücklich und das machte Emma glücklich.
„Schatz? Bist du da?“ Die Stimme ihrer Mom drang an ihr Ohr.
Emma schaute auf ihr Handy, steckte es weg und erhob sich aus den Haufen ihrer Sachen.
„Emma? Ich habe dir was mitgebracht. Wenn du also da bist, komm doch bitte mal runter“, rief ihre Mom. Sie musste keine Minute warten, da stand ihre Tochter vor ihr.
„Wusste ich doch, das du da bist“, begrüßte sie ihre Tochter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Emmas Blick schwankte zu den Einkaufstüten neben ihrer Mom.
„Ein paar Socken, ein wenig Essen und außerdem noch ein wunderbarer BH für dich...“
„Du hast mir Unterwäsche gekauft? Das tust du nicht mehr seit ich 14 bin.“ Emma schaute ihre Mom durchdringend an, dann wandte sich ihr Blick zu den BH, der ihr vor die Nase gehalten wurde. Sie kapierte was los war.
„Darf ich nicht mal mehr etwas für meine Tochter kaufen? Ich war zufällig in der Stadt und habe ihn gesehen und mir gedacht, dass er perfekt zu dir passen würde! Wenn er dir nicht gefällt, dann ziehe ich ihn eben selber an“, antwortete ihr Mom, „Übrigens habe ich ein paar DVDs ausgeliehen für uns und ich will noch Pizza bestellen.“ Sie griff in die Tasche und zog eine handvoll DVDs hervor.
„Höre doch auf mich zu bestechen, ich durchschaue dich“, entgegnete Emma und gab ihrer Mom einen Kuss auf die Wange.
„Wieso unterstellst du mir etwas? Darf eine Mama nicht mal etwas Gutes für ihr Kind tun ohne das sofort vermutet wird, das sie Hintergedanken hat?“
„Wahrscheinlich darf jede Mutter das machen ohne das ihr Kind Hintergedanken haben. Aber bei dir ist es so, das ich Hintergedanken bekomme.“
„Würde eine Pizza mit Extrakäse deine Hintergedanken verschwinden lassen?“ Emma überlegte.
„Sie würden zwar nicht verschwinden, aber für den Moment würde ich sie vergessen.“
„Dann lass uns Pizza bestellen.“ Ihre Mom griff zum Hörer des Telefons.
„Bestelle doch eine für Wenzel mit“, fiel Emma noch ein.
„Brauch ich nicht“, sagte ihre Mom bevor sie die Bestellung der Pizzen durch gab. Danach fragte Emma nach, wieso sie keine für Wenzel bestellt hatte.
„Naja, Wenzel hat mich vorhin gefragt ob er bei Freunden schlafen kann und das habe ich ihm erlaubt. Ich glaube kaum das er morgen kalte Pizza essen möchte.“ Emma seufzte.
„Mama! Er sollte doch meinen Computer reparieren. Manchmal bist du echt viel zu wenig streng!“ Bei diesen Worten musste ihre Mutter sowie sie selbst lachen.
Die Nacht verging schnell, da Emma ruhig schlafen konnte.
Den Gedanken an die letzte Stunde des anbrechenden Freitags versuchte sie den ganzen Tag über zu verdrängen. Von all den Stunden, die sie hatte, musste ausgerechnet Mathe die letzte sein. Die letzten 45 Minuten vor den Wochenende sollte sie mit Chris verbringen. Nicht gerade ihre Wunschstunde.
Aber sie schaffte es alles zu überstehen. Der Gedanke, das sie in wenigen Stunden im Zug Richtung Laurenz saß, zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Selbst als sie sich in der Pause schon neben Chris setzte, schien sie noch normal zu sein. Nichts wirkte anders als sonst, bis Herr Konrad den Raum betrat.
„Überraschungstest“, verkündete er voller Stolz. Emmas Lächeln bekam einen Knacks. Keiner ihrer Lehrer würde Freitags in der letzten Stunde vor dem Wochenende einen Test schreiben, keiner außer Herr Konrad.
Während es klingelt und Herr Konrad unter Stöhnen der Schüler die Aufgabenblätter verteile, suchte Emma nach einen leeren Blatt. Doch sie fand keins. Es konnte doch nicht möglich sein, das sie kein leeres Blatt mehr zum Schreiben haben sollte.
Da sie keins fand, wollte sie sich umdrehen und ihren Hintermann fragen, doch Herr Konrad war neben ihr.
„Du willst doch nicht schummeln oder Emma“, fragte er und legte ihr und Chris zwei Blätter vor.
„Nein“, murmelte Emma und starrte auf ihr Blatt. Während ihr Lehrer sich auf den Weg zum Lehrertisch machte, nutzte sie die Gelegenheit und sah zu Chris. Er hatte einen Block und ohne zu zögern nahm sie ihm und riss sich ein paar Blätter ab. Chris saß da ohne sich zu rühren.
Ein wenig mitleidig sah sie nun zu ihm und ohne sich noch einmal zu vergewissern rückte sie seinen Block zu ihm.
„Emma, zeig das doch mal her“, hörte sie Herr Konrad. Kaum eine Sekunde später stand er vor dem Tisch und durchblätterte den Block.
Ein kleines weißes Etwas fiel herunter und blieb nicht unbemerkt.
„Was haben wir denn da“, sagte Herr Konrad laut und hob den Zettel auf. Während er ihn las, spürte Emma die Blicke der anderen auf sich ruhen.
„Ich...ich...“, stammelte sie.
„Ich will das ihr euch vor dem Austeilen die Blätter gebt und nicht während der Kontrolle. Ich will nicht noch einmal so etwas sehen. Ihr habt die ganze Stunde Zeit. Emma, komme bitte nach der Stunde zu mir.“ Herr Konrad vermied Emma anzusehen und schritt durch die Klasse. Emma warf Chris einen Blick zu. Er starrte auf seinen Block und tat nichts.
Während Emma die Aufgaben bearbeitete, blickte sie von Zeit zu Zeit zu Chris hinüber. Noch immer saß er da und bewegte sich kein bisschen. Die Chance war gleich Null, das er sich überhaupt eine der Aufgaben angesehen hatte. Lag es daran, das sie seinen Block angefasst hatte oder wieso löste er die Aufgaben nicht? Zwar tat Emma ihr bestes sich nur auf die Aufgaben zu konzentrieren, dennoch schweiften ihre Gedanken zu Chris. Wieso rührte er sich nicht? War es wirklich bloß wegen des Blockes? War er wirklich so unreif sich deswegen Null Punkte einzufangen? Was war nur mit ihm los?
„Noch zehn Minuten“, hörte sie Herr Konrad verkünden. Sie atmete tief durch. Es war seine Schuld, wenn er sich so aufführte und sie war für nichts verantwortlich. Sie hatte doch nichts getan und schuldete ihn auch nichts. Oder?
Emma sah in Chris' Gesicht. Sie war an nichts Schuld und Chris war nach wie vor ein Idiot. Der Idiot, der sie und Loxi verlassen hatte, doch sie konnte doch nicht einfach zu sehen wie er sich seine Note verdarb.
Deswegen seufzte sie noch einmal, bevor sie sich ein leeres Blatt nahm. Früher hatten sie sich bei gebracht, wie man die Schrift des anderen perfekt nachmachte und auch wenn es schon eine Weile her war, das Emma das getan hatte, wusste sie noch wie es ging. Das sie in Eile war, bereitete ihr keine Panik. Für sie ging es um nichts, sie wollte nur helfen. Sie schrieb ihre Rechnungen ab und baute kleine Fehler ein, damit es nicht ganz perfekt war. Dann entdeckte sie sogar einen Fehler bei sich, den sie beim Abschreiben noch schnell auf Chris Papier berichtigte.
„Ich sammele jetzt die Blätter von hinten ein“, rief Herr Konrad. Emma sortierte die Blätter wo sie hingehörten und als Herr Konrad an ihren Tisch war, gab sie ihm alles mit einen Lächeln im Gesicht.
„Dankeschön. Emma kannst du bitte vor dem Raum warten, bevor ich mit dir spreche, will ich noch mit Chris reden.“
„Klar“, sagte Emma, nahm ihr Zeug und ging mit Loxi vor die Tür.
„Die letzte Aufgabe war aber einfach“, erzählte Loxi, „Es wäre doch gelacht, wenn ich dieses Mal nicht mindestens 8 Punkte kriegen würde. Ich war gut!“ Emma nickte.
„Was denn“, fragte Loxi, „glaubst du mir das nicht?“
„Doch, aber ich bin mir bei meinen Lösungen unsicher“, antwortete Emma, „Ich bin mit der Zeit nicht klar gekommen.“
„Das habe ich gesehen. In den letzten 10 Minuten hast du ziemlich schnell geschrieben.“ Loxi lachte. „Wer weiß, vielleicht habe ich dieses Mal sogar mal eine bessere Mathenote als du. Ach Emma, lächele jetzt doch mal. Es ist Wochenende. Was ist denn los?“
Was war denn nur los? Das fragte sich Emma auch gerade. Sie hatte ihre eigene Note sabotiert, um Chris zu helfen. Chris, für den sie nicht einmal mehr existierte.
„Laurenz“, sagte Loxi und klatschte sich mit der Hand gegen die Stirn, „Verdammt bin ich dumm! Ist doch klar, das du nervös bist, weil du in nicht einmal mehr 24 Stunden Laurenz wieder siehst.“ Emma schaute in Loxis Gesicht und ihre Mundwinkel zuckten.
„Ich und nervös?“ Emma gab Loxi einen kleinen Stoß in die Seite und beide begangen zu lachen.
„Loxi“, hörten beide von hinten.
„Ja, Gerry“, sagte Loxi kichernd.
„Wir wollten doch heute proben, gleich nach der Schule“, erklärte Gerry den beiden.
„Ich weiß. Em, hast du Lust mitzukommen? Es dauert ja noch ein wenig bis der Zug fährt.“
„Danke für die Einladung, aber wer weiß wie lange es bei Herr Konrad dauert. Ich kann ja nachkommen, wenn nach dem Gespräch noch Zeit ist.“
Loxi grinste und sagte in den ehrvollsten Ton, den sie zu Stande brachte: „Falls wir uns nicht noch einmal sehen, dann wünsche ich dir viel Spaß an deinen letzten Tag als Emma. Em, du wirst jetzt...“
„Halt die Klappe“, kicherte Emma, „Als ob...“
„Man weiß ja nie“, erwiderte Loxi, „Hab dich lieb und genieße die Zeit mit Laurenz.“ Loxi umarmte Emma noch einmal, um sich dann mit Gerry zur Probe aufzumachen.
Emma wartete an die Wand gelehnt darauf, das sie endlich mit Herrn Konrad sprechen konnte, doch es tat sich nichts. Sie schaute auf die Uhr und sah, das sie schon eine halbe Stunde wartete. Was war da drinnen los? Ob es etwas mit Chris Arbeit zu tun hatte, die sie geschrieben hatte? Daran, eventuell eines Betrugsversuches wegen Null Punkte zu bekommen, hatte Emma noch gar nicht gedacht. Langsam kroch dieser Gedanke in ihren Kopf und ließ sich nicht vertreiben womöglich ihre und Chris Note verhauen zu haben. Um diesen Gedanken loszuwerden, ging Emma auf die Tür zu und riss diese auf. Komischer Weiße öffnete sie sich leichter als erwartet und als sie hineingehen wollte, versperrte ihr jemand den Weg. Verblüfft erstarrte sie in ihrer Bewegung und auch Chris blieb stehen.
„Komm rein, Emma“, forderte Herr Konrad sie auf, doch Emma verlor ihre Aufnahmefähigkeit. Sie schaute einfach nur in Chris Gesicht. Sein Mund öffnete sich und ging wieder zu. Auch Emma setzte zum Sprechen an, aber Chris drehte sich um, ging auf Herr Konrads Tisch zu, nahm etwas in die Hand und wartete neben der Tür solange bis Emma hineingetreten war. Danach verschwand er.
„Setz dich doch bitte“, sagte Herr Konrad. Emma setzte sich.
„Du weißt, das ich kein schlechter Lehrer bin. Du bist Klassensprecherin und ich bin euer Klassenlehrer.“ Ihr Lehrer schob ihr ein Blattpapier hin.
„Was ist das“, fragte Emma.
„Ich bin eurer Klassenlehrer seit mittlerweile der siebten Klasse. Ich hab noch nie so sehr für eine Klasse gekämpft und an dieser Schule ist es bis jetzt sehr selten gewesen, das man seit der siebten Klasse den gleichen Klassenlehrer hat. Mich hat es immer geehrt für euch da sein zu können. Wir hatten ein ehrliches Klima in der Klasse und durch Loxis, Chris' und deine Freundschaft hielt die Klasse zusammen. Ich habe in meinen 20 Jahren Beruf als Lehrer noch nie so einen Klassenzusammenhalt wie euren gesehen. Aber als eure Freundschaft, wieso auch immer, auseinander brach, brach die Klasse auseinander. Zwar stellten sich alle unverzüglich auf Loxis und deine Seite, aber es ist seitdem nicht mehr dasselbe.“
Emma nickte stumm. Für sie hätte er nicht wiederholen brauchen, was sie am eigenen Leib erfahren hatte.
„Nun“, sagte Herr Konrad, „Ich war bei allen Gesprächen dabei. Ich weiß, dass Chris nie mit euch gesprochen hat. Das Chris seitdem eher Wortkarg wurde, zumindest in der Schule.
Ich versuche immer als Lehrer zu handeln. In erster Linie als Lehrer und auch als Mensch. Als ich dich von Loxi wegsetzte habe ich als Lehrer gehandelt. Es ist noch kein ganzes Jahr her, dass diese ganze Sache war und ich dachte, ihr seit schon weiter. Aber ich habe doch gesehen, das es dir und Chris nicht gut tut so zu sitzen. Vielleicht wäre es das Beste, wenn Chris die Klasse wechseln würde.“ Emma stockte der Atem.
„Haben sie das mit Chris besprochen“, fragte sie.
„Nein. Chris habe ich eine zweite Chance gegeben, ich konnte ja schlecht deine Arbeit als Chris' Arbeit werten lassen, oder?“ Emmas Mund ging auf und wieder zu.
„Emma, ich kenne euch. Es war sehr nett von dir, aber eigentlich hätte ich euch beiden Null Punkte geben müssen, das war ein glatter Betrugsversuch.“ Erneut öffnete Emma ihren Mund, schloss ihn aber wieder.
„Ich werde alle Augen, die ich habe, die meiner Familie hat und je hatte zu drücken und in dieser Sache als Mensch handeln. Ich lasse es dir frei ob du dich am Montag wieder neben Chris setzen willst oder nicht. Falls nicht, setze dich doch bitte neben Gerry. Ich werde es verstehen. Auf den Blatt vor dir habe ich es dir noch einmal schriftlich gegeben, damit es nicht heißt, ich mache leere Versprechungen.“
„Danke“, antwortete Emma und nahm das Blatt, welches vor ihr lag. Herr Konrad gab ihr die Hand und verabschiedete sie. An der Tür drehte Emma sich noch einmal um.
„Was stand auf den Zettel, den sie gefunden haben?“ Herr Konrad lächelte.
„Etwas, was du früher oder später vielleicht verstehen wirst. Aber es nicht meine Aufgabe dich darüber aufzuklären.“ Emma erwiderte sein Lächeln und dann ging sie.
Ein Auto hielt neben der Bank an, dessen Bässe Emma ganz deutlich auf der Bank spüren konnte. Ein blondhaariger Typ stieg aus mit einer Sonnenbrille im Gesicht und einen Handy in der Hand. Er schloss sein Auto gar nicht ab und ließ auch seine Anlage weiterhin laufen. Der Junge ging einfach nur um das Auto herum und blieb unerwarteter Weise stehen. Darauf ging er vorsichig ein paar Schritte auf Emma zu.
„Entschuldigung kennen wir uns“, fragte er Emma. Seine Sonnenbrille versperrte ihr den Blick in seine Augen, weshalb sie ihn nur so mustern konnte. Er musste gerade erst 18 geworden sein, weil er nicht sehr viel älter als die Jungs in ihren Alter aussah und dennoch ein Auto fuhr.
Sein Lächeln kam Emma fremd vor und doch, nachdem sie ihn eine Weile betrachtet hatte, kam er ihr bekannt vor.
„Wahrscheinlich sind wir uns mal einer Party begegnet oder so“, sagte Emma nachdenklich.
„Das kann so gewesen sein“, entgegnete er unzufrieden.
„War ein schlechter Anmachspruch“, murmelte Emma vor sich. Der Junge fing an zu lachen.
„Das war kein Anmachspruch. Es wäre fies von mir mich an dich ranzumachen.“
„Wieso“, harkte Emma nach. Das Handy klingelte, er ging ran und wendete sich von Emma ab. Im selben Augenblick hörte sie eine Tür zu schlagen und ihr fiel ein wie dumm es von ihr war wieder hier hergekommen zu sein. Es gab hier so viele Erinnerungen, schmerzhafte Erinnerungen. Vorallem aber wusste sie nicht, was sie tun sollte, wen sie ihm wirklich begegnet wäre. Chris konnte jede Sekunde vorbei kommen. Er wohnte hier.
„Tschüß“, sagte Emma eilig zu den telefonierenden Jungen. Er schien es gar nicht zu bemerken.
Zuhause war es ruhig. Ihr Mom schien nicht da zu sein.
„Wenzel“, rief Emma, „Wenzel?“ Niemand antwortete.
„Lasst mich doch alle alleine“, murmelte sie vor sich während sie die Treppe zu ihren Zimmer hinauf ging.
Dort angekommen, schaltete sie Macht ihrer Gewohnheit den Computer an, doch der ging beim Hochfahren wieder aus. Genauso wie er es gestern getan hatte.
„Wenzel!“, entfuhr es ihr laut. Er wollte doch den Computer wieder in Ordnung bringen.
Sie atmete tief durch, machte ihr Bewusst das Wenzel gar nicht da war, beruhigte sich und erhob sich von ihren Platz. Am liebsten hätte sie jetzt eine Nachricht von Laurenz gehabt. Er hätte sie beruhigt, doch er hatte sich nicht gemeldet und sie akzeptierte dies. Schließlich würde es nicht lange dauern bis sie ihn wiedersehen würde. In Gedanken zog das kommende Wochenende an ihr vorbei. Sie würde mit ihren Vater sprechen und dann würde sie eine wunderbare Zeit mit Laurenz verbringen.
Wieder atmete sie durch und wischte sich die Vorstellung aus den Gedanken. Danach stand sie auf und holte ihren Koffer vom Dachboden herunter. Vorsichtig fing sie an ihre Sache zu packen. Ungewollt musste sie wieder an Laurenz denken. Dieses Mal stellte sie sich vor, wie er reagieren würde, wenn sie vor ihn stehen würde.
Ob er sie in den Arm nehmen würde? Oder ob er sprachlos sein würde? Würde er sie wiedererkennen? Würden beide den restlichen Tag miteinander verbringen? Würden sie sich näherkommen? Oder hatte Loxi vielleicht doch Recht?
Das Klingeln ihres Telefons riss Emma aus ihren Gedanken. Sie griff nach dem Handy.
„Hallo“, meldete sie sich während sie das gerade eingepackte T-Shirt wieder rausnahm.
„Guten Abend, mein Schatz“, begrüßte sie ihr Dad.
„Dad! Ich wollte dich doch anrufen. Mein Koffer wird gerade gepackt.“
„Ich habe doch gar nichts gesagt. Im Moment habe ich gerade ein wenig Zeit und da dachte ich mir, ich melde mich bei dir. Ich habe für euch einen Zug rausgesucht.“
„Gut das du daran gedacht hast“, entgegnete Emma und wurde dabei ein wenig rot. An alles hatte sie gedacht, nur nicht daran wie sie morgen überhaupt zu ihren Dad kommen würde.
„Dafür bin ich doch da. Morgen Abend 18:25 fährt ein Zug. Er passt mir sehr gut, weil ich euch dann gleich vom Bahnhof mit zu Klara nehme. Außerdem müsst ihr nicht aussteigen und die Endstation ist eurer Ziel.“
„Danke Papa, sollen wir noch irgendwas mitbringen?“
„Wir haben alles da. Klara freut sich schon auf euch. Du kannst dich doch noch an Klara erinnern? Klara, meine Cousine? Sie hat euch ewig nicht mehr gesehen.“ Emma versuchte sich zu erinnern, aber sie hatte kein Bild von Klara im Kopf.
„Um ehrlich zu sein, ich kann mich nicht daran erinnern“, begann Emma, „Wie alt war ich denn als ich sie das letzte Mal gesehen habe?“
„Vier? Fünf? Siehst du, ich weiß es selbst nicht mehr. Und Wenzel hat sie nur mal kurz gesehen als er noch ein Baby war... Wenzel, es ist falsch von mir so wenig Zeit mit ihm zu verbringen. Ein Sohn braucht seinen Vater.“
„Du hast doch am Samstag einen ganzen Tag Zeit für ihn.“
„Ja, aber da sind wir zu dritt. Es ist was anderes, als wenn wir einen Vater-und-Sohn-Tag machen würden.“
„Zu dritt??? Wie soll ich dir das jetzt sagen...ich habe für Samstag eigentlich schon Pläne. Du kannst also doch einen Vater-und-Sohn-Tag planen.“
„Du hast andere Pläne? Was für Pläne“ Auf einmal war der warme Unterton aus der Stimme ihres Vaters verschwunden und nun konnte man Sorgen heraushören. Zusätzlich zu dieser Änderung, wurde Emma jetzt auch noch rot, wegen der Frage nach ihren Plan.
„Ich...ich...Papa, ich habe doch gestern gesagt, das es Dinge gibt, die willst du gar nicht wissen. Ich erkläre es dir schon noch irgendwann. Du solltest dir darüber nicht den Kopf zerbrechen, sondern lieber überlegen, was du mit Wenzel am Samstag machen willst.“
Am anderen Ende der Leitung hustete ihr Vater, dann antwortete er: „Es ist eine fremde Stadt. Ich kann dich doch nicht allein in einer fremden, großen Stadt durch die Gegend laufen lassen. Das kann gar nicht in Frage kommen.“
„Papa, mach dir keine Sorgen. Was soll mir schon passieren? Ich bin alt genug!“
„Dir könnte was passieren. Zusammengeschlagen werden,Übergriffe oder du könntest sterben...“ Die Aufsicht, dass das Wiedersehen mit Laurenz in Gefahr war, reizte Emma ein wenig und sie schnitt ihren Dad das Wort ab: „Ich kann auch hier sterben. Ich könnte mich an die Kirchenmauer lehnen und jemand kann die Kurve vor der Kirche überschätzen und mich anfahren. Willst du mir deswegen verbieten mich an die Kirchenmauer zu lehnen? Hör mal, ich verstehe komplett, das du Angst um mich hast, aber Angst sollte nicht das Leben einnehmen.“
„Ich habe verstanden. Du wirst groß, ich sollte dir mehr vertrauen. Am besten wir reden morgen Abend noch mal darüber. Kann ich noch mal mit Wenzel sprechen?“
„Der ist gerade nicht da, was gut für ihn ist“, sagte Emma und plötzlich und versuchte nicht mal ihren Ärger zu verbergen.
„Was hat er denn jetzt wieder gemacht“, fragte ihr Papa.
„Er hat...“
„Warte mal kurz“, wurde sie unterbrochen, „Bleibe mal bitte in der Leitung, ich bekomme gerade einen wichtigen Anruf rein.“
Emma atmete laut aus. Gerade hatte ihr Vater mal wieder Zeit für sie gehabt, da kreuzte irgendein Klient auf und störte sie. Sie vermisste ihren Vater doch.
„Emma? Bist du noch dran?“, drang die Stimme ihres Vaters wieder an ihr Ohr.
„So schnell schon fertig mit den Telefonat?“ Emma war verblüfft. Sonst brauchte er viel länger.
„Ich soll noch mal zu meinen Mandaten kommen. Lieber würde ich mit dir reden, aber ich kann es nicht ändern. Hier ist einfach viel los. Am liebsten würde ich den Fall abgeben. Ich vermisse euch so, ich wäre gerne wieder bei euch.“
„Wir vermissen dich auch“, sagte Emma und lächelte.
„Ich lege jetzt auf. Einen schönen Abend wünsche ich dir. Wir sehen uns morgen. Grüße alle von mir.“ Dann war ihr Dad weg.
Er klang glücklich und das machte Emma glücklich.
„Schatz? Bist du da?“ Die Stimme ihrer Mom drang an ihr Ohr.
Emma schaute auf ihr Handy, steckte es weg und erhob sich aus den Haufen ihrer Sachen.
„Emma? Ich habe dir was mitgebracht. Wenn du also da bist, komm doch bitte mal runter“, rief ihre Mom. Sie musste keine Minute warten, da stand ihre Tochter vor ihr.
„Wusste ich doch, das du da bist“, begrüßte sie ihre Tochter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Emmas Blick schwankte zu den Einkaufstüten neben ihrer Mom.
„Ein paar Socken, ein wenig Essen und außerdem noch ein wunderbarer BH für dich...“
„Du hast mir Unterwäsche gekauft? Das tust du nicht mehr seit ich 14 bin.“ Emma schaute ihre Mom durchdringend an, dann wandte sich ihr Blick zu den BH, der ihr vor die Nase gehalten wurde. Sie kapierte was los war.
„Darf ich nicht mal mehr etwas für meine Tochter kaufen? Ich war zufällig in der Stadt und habe ihn gesehen und mir gedacht, dass er perfekt zu dir passen würde! Wenn er dir nicht gefällt, dann ziehe ich ihn eben selber an“, antwortete ihr Mom, „Übrigens habe ich ein paar DVDs ausgeliehen für uns und ich will noch Pizza bestellen.“ Sie griff in die Tasche und zog eine handvoll DVDs hervor.
„Höre doch auf mich zu bestechen, ich durchschaue dich“, entgegnete Emma und gab ihrer Mom einen Kuss auf die Wange.
„Wieso unterstellst du mir etwas? Darf eine Mama nicht mal etwas Gutes für ihr Kind tun ohne das sofort vermutet wird, das sie Hintergedanken hat?“
„Wahrscheinlich darf jede Mutter das machen ohne das ihr Kind Hintergedanken haben. Aber bei dir ist es so, das ich Hintergedanken bekomme.“
„Würde eine Pizza mit Extrakäse deine Hintergedanken verschwinden lassen?“ Emma überlegte.
„Sie würden zwar nicht verschwinden, aber für den Moment würde ich sie vergessen.“
„Dann lass uns Pizza bestellen.“ Ihre Mom griff zum Hörer des Telefons.
„Bestelle doch eine für Wenzel mit“, fiel Emma noch ein.
„Brauch ich nicht“, sagte ihre Mom bevor sie die Bestellung der Pizzen durch gab. Danach fragte Emma nach, wieso sie keine für Wenzel bestellt hatte.
„Naja, Wenzel hat mich vorhin gefragt ob er bei Freunden schlafen kann und das habe ich ihm erlaubt. Ich glaube kaum das er morgen kalte Pizza essen möchte.“ Emma seufzte.
„Mama! Er sollte doch meinen Computer reparieren. Manchmal bist du echt viel zu wenig streng!“ Bei diesen Worten musste ihre Mutter sowie sie selbst lachen.
Die Nacht verging schnell, da Emma ruhig schlafen konnte.
Den Gedanken an die letzte Stunde des anbrechenden Freitags versuchte sie den ganzen Tag über zu verdrängen. Von all den Stunden, die sie hatte, musste ausgerechnet Mathe die letzte sein. Die letzten 45 Minuten vor den Wochenende sollte sie mit Chris verbringen. Nicht gerade ihre Wunschstunde.
Aber sie schaffte es alles zu überstehen. Der Gedanke, das sie in wenigen Stunden im Zug Richtung Laurenz saß, zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Selbst als sie sich in der Pause schon neben Chris setzte, schien sie noch normal zu sein. Nichts wirkte anders als sonst, bis Herr Konrad den Raum betrat.
„Überraschungstest“, verkündete er voller Stolz. Emmas Lächeln bekam einen Knacks. Keiner ihrer Lehrer würde Freitags in der letzten Stunde vor dem Wochenende einen Test schreiben, keiner außer Herr Konrad.
Während es klingelt und Herr Konrad unter Stöhnen der Schüler die Aufgabenblätter verteile, suchte Emma nach einen leeren Blatt. Doch sie fand keins. Es konnte doch nicht möglich sein, das sie kein leeres Blatt mehr zum Schreiben haben sollte.
Da sie keins fand, wollte sie sich umdrehen und ihren Hintermann fragen, doch Herr Konrad war neben ihr.
„Du willst doch nicht schummeln oder Emma“, fragte er und legte ihr und Chris zwei Blätter vor.
„Nein“, murmelte Emma und starrte auf ihr Blatt. Während ihr Lehrer sich auf den Weg zum Lehrertisch machte, nutzte sie die Gelegenheit und sah zu Chris. Er hatte einen Block und ohne zu zögern nahm sie ihm und riss sich ein paar Blätter ab. Chris saß da ohne sich zu rühren.
Ein wenig mitleidig sah sie nun zu ihm und ohne sich noch einmal zu vergewissern rückte sie seinen Block zu ihm.
„Emma, zeig das doch mal her“, hörte sie Herr Konrad. Kaum eine Sekunde später stand er vor dem Tisch und durchblätterte den Block.
Ein kleines weißes Etwas fiel herunter und blieb nicht unbemerkt.
„Was haben wir denn da“, sagte Herr Konrad laut und hob den Zettel auf. Während er ihn las, spürte Emma die Blicke der anderen auf sich ruhen.
„Ich...ich...“, stammelte sie.
„Ich will das ihr euch vor dem Austeilen die Blätter gebt und nicht während der Kontrolle. Ich will nicht noch einmal so etwas sehen. Ihr habt die ganze Stunde Zeit. Emma, komme bitte nach der Stunde zu mir.“ Herr Konrad vermied Emma anzusehen und schritt durch die Klasse. Emma warf Chris einen Blick zu. Er starrte auf seinen Block und tat nichts.
Während Emma die Aufgaben bearbeitete, blickte sie von Zeit zu Zeit zu Chris hinüber. Noch immer saß er da und bewegte sich kein bisschen. Die Chance war gleich Null, das er sich überhaupt eine der Aufgaben angesehen hatte. Lag es daran, das sie seinen Block angefasst hatte oder wieso löste er die Aufgaben nicht? Zwar tat Emma ihr bestes sich nur auf die Aufgaben zu konzentrieren, dennoch schweiften ihre Gedanken zu Chris. Wieso rührte er sich nicht? War es wirklich bloß wegen des Blockes? War er wirklich so unreif sich deswegen Null Punkte einzufangen? Was war nur mit ihm los?
„Noch zehn Minuten“, hörte sie Herr Konrad verkünden. Sie atmete tief durch. Es war seine Schuld, wenn er sich so aufführte und sie war für nichts verantwortlich. Sie hatte doch nichts getan und schuldete ihn auch nichts. Oder?
Emma sah in Chris' Gesicht. Sie war an nichts Schuld und Chris war nach wie vor ein Idiot. Der Idiot, der sie und Loxi verlassen hatte, doch sie konnte doch nicht einfach zu sehen wie er sich seine Note verdarb.
Deswegen seufzte sie noch einmal, bevor sie sich ein leeres Blatt nahm. Früher hatten sie sich bei gebracht, wie man die Schrift des anderen perfekt nachmachte und auch wenn es schon eine Weile her war, das Emma das getan hatte, wusste sie noch wie es ging. Das sie in Eile war, bereitete ihr keine Panik. Für sie ging es um nichts, sie wollte nur helfen. Sie schrieb ihre Rechnungen ab und baute kleine Fehler ein, damit es nicht ganz perfekt war. Dann entdeckte sie sogar einen Fehler bei sich, den sie beim Abschreiben noch schnell auf Chris Papier berichtigte.
„Ich sammele jetzt die Blätter von hinten ein“, rief Herr Konrad. Emma sortierte die Blätter wo sie hingehörten und als Herr Konrad an ihren Tisch war, gab sie ihm alles mit einen Lächeln im Gesicht.
„Dankeschön. Emma kannst du bitte vor dem Raum warten, bevor ich mit dir spreche, will ich noch mit Chris reden.“
„Klar“, sagte Emma, nahm ihr Zeug und ging mit Loxi vor die Tür.
„Die letzte Aufgabe war aber einfach“, erzählte Loxi, „Es wäre doch gelacht, wenn ich dieses Mal nicht mindestens 8 Punkte kriegen würde. Ich war gut!“ Emma nickte.
„Was denn“, fragte Loxi, „glaubst du mir das nicht?“
„Doch, aber ich bin mir bei meinen Lösungen unsicher“, antwortete Emma, „Ich bin mit der Zeit nicht klar gekommen.“
„Das habe ich gesehen. In den letzten 10 Minuten hast du ziemlich schnell geschrieben.“ Loxi lachte. „Wer weiß, vielleicht habe ich dieses Mal sogar mal eine bessere Mathenote als du. Ach Emma, lächele jetzt doch mal. Es ist Wochenende. Was ist denn los?“
Was war denn nur los? Das fragte sich Emma auch gerade. Sie hatte ihre eigene Note sabotiert, um Chris zu helfen. Chris, für den sie nicht einmal mehr existierte.
„Laurenz“, sagte Loxi und klatschte sich mit der Hand gegen die Stirn, „Verdammt bin ich dumm! Ist doch klar, das du nervös bist, weil du in nicht einmal mehr 24 Stunden Laurenz wieder siehst.“ Emma schaute in Loxis Gesicht und ihre Mundwinkel zuckten.
„Ich und nervös?“ Emma gab Loxi einen kleinen Stoß in die Seite und beide begangen zu lachen.
„Loxi“, hörten beide von hinten.
„Ja, Gerry“, sagte Loxi kichernd.
„Wir wollten doch heute proben, gleich nach der Schule“, erklärte Gerry den beiden.
„Ich weiß. Em, hast du Lust mitzukommen? Es dauert ja noch ein wenig bis der Zug fährt.“
„Danke für die Einladung, aber wer weiß wie lange es bei Herr Konrad dauert. Ich kann ja nachkommen, wenn nach dem Gespräch noch Zeit ist.“
Loxi grinste und sagte in den ehrvollsten Ton, den sie zu Stande brachte: „Falls wir uns nicht noch einmal sehen, dann wünsche ich dir viel Spaß an deinen letzten Tag als Emma. Em, du wirst jetzt...“
„Halt die Klappe“, kicherte Emma, „Als ob...“
„Man weiß ja nie“, erwiderte Loxi, „Hab dich lieb und genieße die Zeit mit Laurenz.“ Loxi umarmte Emma noch einmal, um sich dann mit Gerry zur Probe aufzumachen.
Emma wartete an die Wand gelehnt darauf, das sie endlich mit Herrn Konrad sprechen konnte, doch es tat sich nichts. Sie schaute auf die Uhr und sah, das sie schon eine halbe Stunde wartete. Was war da drinnen los? Ob es etwas mit Chris Arbeit zu tun hatte, die sie geschrieben hatte? Daran, eventuell eines Betrugsversuches wegen Null Punkte zu bekommen, hatte Emma noch gar nicht gedacht. Langsam kroch dieser Gedanke in ihren Kopf und ließ sich nicht vertreiben womöglich ihre und Chris Note verhauen zu haben. Um diesen Gedanken loszuwerden, ging Emma auf die Tür zu und riss diese auf. Komischer Weiße öffnete sie sich leichter als erwartet und als sie hineingehen wollte, versperrte ihr jemand den Weg. Verblüfft erstarrte sie in ihrer Bewegung und auch Chris blieb stehen.
„Komm rein, Emma“, forderte Herr Konrad sie auf, doch Emma verlor ihre Aufnahmefähigkeit. Sie schaute einfach nur in Chris Gesicht. Sein Mund öffnete sich und ging wieder zu. Auch Emma setzte zum Sprechen an, aber Chris drehte sich um, ging auf Herr Konrads Tisch zu, nahm etwas in die Hand und wartete neben der Tür solange bis Emma hineingetreten war. Danach verschwand er.
„Setz dich doch bitte“, sagte Herr Konrad. Emma setzte sich.
„Du weißt, das ich kein schlechter Lehrer bin. Du bist Klassensprecherin und ich bin euer Klassenlehrer.“ Ihr Lehrer schob ihr ein Blattpapier hin.
„Was ist das“, fragte Emma.
„Ich bin eurer Klassenlehrer seit mittlerweile der siebten Klasse. Ich hab noch nie so sehr für eine Klasse gekämpft und an dieser Schule ist es bis jetzt sehr selten gewesen, das man seit der siebten Klasse den gleichen Klassenlehrer hat. Mich hat es immer geehrt für euch da sein zu können. Wir hatten ein ehrliches Klima in der Klasse und durch Loxis, Chris' und deine Freundschaft hielt die Klasse zusammen. Ich habe in meinen 20 Jahren Beruf als Lehrer noch nie so einen Klassenzusammenhalt wie euren gesehen. Aber als eure Freundschaft, wieso auch immer, auseinander brach, brach die Klasse auseinander. Zwar stellten sich alle unverzüglich auf Loxis und deine Seite, aber es ist seitdem nicht mehr dasselbe.“
Emma nickte stumm. Für sie hätte er nicht wiederholen brauchen, was sie am eigenen Leib erfahren hatte.
„Nun“, sagte Herr Konrad, „Ich war bei allen Gesprächen dabei. Ich weiß, dass Chris nie mit euch gesprochen hat. Das Chris seitdem eher Wortkarg wurde, zumindest in der Schule.
Ich versuche immer als Lehrer zu handeln. In erster Linie als Lehrer und auch als Mensch. Als ich dich von Loxi wegsetzte habe ich als Lehrer gehandelt. Es ist noch kein ganzes Jahr her, dass diese ganze Sache war und ich dachte, ihr seit schon weiter. Aber ich habe doch gesehen, das es dir und Chris nicht gut tut so zu sitzen. Vielleicht wäre es das Beste, wenn Chris die Klasse wechseln würde.“ Emma stockte der Atem.
„Haben sie das mit Chris besprochen“, fragte sie.
„Nein. Chris habe ich eine zweite Chance gegeben, ich konnte ja schlecht deine Arbeit als Chris' Arbeit werten lassen, oder?“ Emmas Mund ging auf und wieder zu.
„Emma, ich kenne euch. Es war sehr nett von dir, aber eigentlich hätte ich euch beiden Null Punkte geben müssen, das war ein glatter Betrugsversuch.“ Erneut öffnete Emma ihren Mund, schloss ihn aber wieder.
„Ich werde alle Augen, die ich habe, die meiner Familie hat und je hatte zu drücken und in dieser Sache als Mensch handeln. Ich lasse es dir frei ob du dich am Montag wieder neben Chris setzen willst oder nicht. Falls nicht, setze dich doch bitte neben Gerry. Ich werde es verstehen. Auf den Blatt vor dir habe ich es dir noch einmal schriftlich gegeben, damit es nicht heißt, ich mache leere Versprechungen.“
„Danke“, antwortete Emma und nahm das Blatt, welches vor ihr lag. Herr Konrad gab ihr die Hand und verabschiedete sie. An der Tür drehte Emma sich noch einmal um.
„Was stand auf den Zettel, den sie gefunden haben?“ Herr Konrad lächelte.
„Etwas, was du früher oder später vielleicht verstehen wirst. Aber es nicht meine Aufgabe dich darüber aufzuklären.“ Emma erwiderte sein Lächeln und dann ging sie.
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2. Kapitel - Überraschungen (vierter Teil)
Solange hatte das Ganze nicht gedauert, wie Emma zu erst gedacht hatte. Das Gespräch war überraschend gewesen. Ab Montag musste sie nicht mehr neben Chris sitzen. Nun konnte nichts mehr passieren, was ihre Gefühlswelt durcheinander brachte. Kein Mitleid mehr für ihn, keine Berührungen. Gar nichts, es war einfach vorbei.
Glücklich schrieb Emma Loxi eine Sms, das sie gleich nachdem sie ihr Zeug nach Hause gebracht hatte, zu ihr kommen würde, um beim Proben zu zuhören.
Der Weg verging wie im Flug und ein Lied pfeifend trat Emma in ihr Heim ein. Ein paar Schritte später bemerkte sie erst die Stille. Ihre Mom war sicherlich nicht zu Hause, sondern bei einer ihrer Freundinnen.
Emma rannte nun die Treppe hoch, um schnell ihre Tasche in ihr Zimmer zu bringen und schon einmal den Koffer hinunter zu tragen. Die Vorfreude auf das folgende Wochenende trieb sie an, so das alle negativen Gedanken nach und nach aus ihren Kopf verdrängt wurden.
Ohne auch nur etwas zu ahnen, öffnete Emma ihre Zimmertür. Im selben Augenblick bereute sie diese Tat schon wieder. Was Wenzel dieses Mal vollbracht hatte, überschritt die Grenze. Dieses Mal ging es eindeutig zu weit.
Einen Moment spielte sie dennoch mit den Gedanken hineinzugehen. Doch dann drehte sie sich um, stürmte ins Badezimmer, knallte die Tür zu und drehte blitzartig den Schlüssel um. Ihr Rücken war gegen Tür gepresst, als ob sie damit noch verhindern wollte, das jemand die Tür aufbrach. Langsam ließ sie sich auf den Boden sinken. Dort angekommen legte sie ihre Hände vor ihr Gesicht. Kurze Zeit war Ruhe. Nur ihre Gedanken rasten durch ihren Kopf. Was war eben nur passiert? Wie konnte das alles nur möglich sein? Litt sie unter Wahnvorstellungen?
Dann begann es an der Tür zu klopfen.
„Kann ich reinkommen“, hörte sie die wohlbekannte Stimme fragen. Es war lange her, dass sie seine Stimme gehört hatte, dennoch hatte sie diese sofort wieder erkannt, denn sie strahlte immer noch die Geborgenheit aus, die sie schon damals ausgestrahlt hatte.
„Emma, ich weiß, das du da drinnen bist!“ Er drückte die Türklinke hinunter, aber es tat sich nichts. Emma atmete tief ein und aus. Ihr Atem schien schneller zu gehen als sonst. Auch ihr Herz rastete so sehr, das sie sich sicher war man konnte es durch die Tür hindurch schlagen hören.
„Abgeschlossen? Komm schon, wir sind nicht mehr in der Grundschule. Bitte, mach doch die Tür auf“, fehlte er nun.
„Schwester, sei nicht so stur“, mischte sich Wenzel ein, „gib ihn doch bitte eine Chance. Hör ihm zu.“ Das Wenzel manchmal nervte und in ihren Sachen rumschnüffelte, war sie schon fast gewöhnt. Das er sich gegen sie verschwor, war neu. Das schockte Emma und ganz langsam richtete sie sich auf. Mit zittrigen Beinen stolperte sie zum Waschbecken. Eine Verschwörung musste das Ganze sein! Sie stützte sich am Waschbecken ab und sah für einen Moment in den Spiegel. Dann drückte sie den Stöpsel in den Abfluss und ließ Wasser ins Waschbecken laufen. Nach einigen Sekunden wurde der Wasserhahn wieder zugedreht und sie spritzte sich Wasser ins Gesicht. Klare Gedanken würden vielleicht helfen, das zu verstehen.
„Wenn du nicht rauskommen willst, dann lass uns wenigstens reden. Bitte!“
Emma zog den Stöpsel aus den Waschbecken heraus und sah wie das Wasser in den Abfluss strömte. Das Gleiche war mit ihren Worten bei ihm passiert. Wie konnte er es einfach nur wagen, bei ihr zu erscheinen? Er war an allen Schuld. Konnte er ihr nicht ihren Frieden lassen? Ihr Leben ohne ihn?
„Emma. Ich bitte dich darum mir wenigstens zu antworten, damit ich weiß, das du mich hörst? Gib mir ein Zeichen, damit ich weiß, das mein Monolog bei dir ankommt. Du weiß, genauso wie ich, das es Zeit das wir endlich mal mit einander sprechen.“ Wieso sollte sie ihn antworten? Sie weigerte sich. Antworten... Wieso auch? Wieso jetzt? Weshalb sollte sie ihm zuhören? Wieso sollte sie ihm anhören, wo er doch solange weggehört hatte, als sie reden wollte?
„Em, bitte nur eine kleine Chance.“ Nach diesen Worten schwieg er. Er schwieg so lange, das Emma dachte, er wäre vielleicht schon wieder gegangen. Er hätte vielleicht aufgehört zu versuchen mit ihr zu reden. Die Vernunft wäre über ihn gekommen und er tat seinen Versuch zu reden als Schnapsidee ab.
Fast lautlos schlich Emma zur Badezimmertür und legte sanft ihren Kopf an die Tür um zu lauschen.
„Fritzi“, sagte Chris nun liebevoll, „Ich werde nicht gehen, bevor du mir nicht zu gehört hast. Fritzi, ich...“
Weiter kam Chris nicht, denn Emma riss die Tür auf.
„Verdammt noch mal, du Idiot! Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst mich nicht Fritzi nennen. Pommes FRITES sind nicht mehr mein Lieblingsgericht und ich sehe auch nicht wie eine FRITE aus! Das war einmal so, vor langer Zeit. Genauso wie unsere Freundschaft. Beides gehört der Vergangenheit an und die sollte man besser ruhen lassen. Verdammt noch mal, du solltest aufhören, so zu tun als ob es nicht deine Schuld sei“, schrie ihn Emma an und Wuttränen schossen ihr in die Augen. Chris zuckte während Emmas Rede zusammen.
„Und von dir will ich gar nicht erst anfangen, Wenzel“, fuhr sie fort, „Ich bin einfach nur enttäuscht, das du mich hintergangen hast. Du weißt doch das er ein...ein...“ Emma brach ab und atmete tief ein. Mitleidig schaute Chris sie an, dann schaute er zu Wenzel, der den Blick verstand und ging.
„Darf ich rein kommen“, fragte Chris demütig und nickte in Richtung Bad.
Wortlos ging Emma einen Schritt zur Seite und Chris trat ein. Sie folgte ihn und verschloss sorgsam die Tür.
„Möchtest du mit deinen Schimpfarien fortfahren – mir scheint es du warst noch nicht fertig – oder darf ich nun zu Wort kommen“, war das erste, was Chris fragte. Er sah sie nicht direkt an, sondern schaute sich im Raum nach einen geeigneten Platz um als würde er sich einen Wettkampf ansehen wollen, bei dem er nichts verpassen wollte.
Auch Emma schaute ihn nicht an. Noch ein wenig darüber erschreckt, wie schnell sie nach gegeben hatte, entgegnete sie nur:
„Hast du überhaupt eine Ahnung was du mir mit deinen Auftauchen für Probleme bringen kannst? Wenn Loxi das mitkriegen würde... Loxi würde wahrscheinlich falsche Schlüsse schließen und zu viel in das ganze hier hinein interpretieren.“
„Du bist doch ihre beste Freundin. Dir würde sie wirklich alles verzeihen. Sie würde noch nicht mal ausrasten, sie liebt dich wie eine Schwester.“
„Dich hat sie auch geliebt.“ Chris hebt seinen Kopf und schaute einen Moment in den Spiegel. Dann drehte er seinen Kopf zu Emma.
„Hat geliebt?“ Es war keine Überraschung in seiner Stimme und die Frage hätte jemand, der Chris nicht kannte, auch als Aussage deuten können.
„Ich bin nicht dazu verplichtet dir über Loxis Gefühlswelt Auskunft zu geben. Nicht nach dem, was du abgezogen hast. Du warst solange ihr Freund, du solltest sie doch kennen und deine Frage selbst beantworten könnten.“ Chris schaute betroffen nach unten.
„Tut mir Leid“, flüsterte er, doch Emma hörte ihn trotzdem.
„Ist das jetzt dein Ernst? Sag das noch mal“, entgegnete Emma ihn, wobei sie sich anstrengen musste nicht zu schreien.
„Es tut mir Leid. Du hast dich nicht verhört! Mir tut das alles furchtbar Leid!“ Aus Chris' Stimmte klang ein Selbstbewusstsein, was man ihn in diesen Moment gar nicht zugetraut hätte. Er war sich seiner Worte bewusst.
„Du denkst also wirklich, das du von heute auf morgen ankommen kannst, 'Tut mir Leid' sagst und wir wieder beste Freunde werden? Ich habe dich immer für schlau gehalten, aber selbst ein Idiot hätte gemerkt, dass das eine Schnapsidee ist.“
Chris' Gesicht wurde ernst und er begann zu sprechen als ob Emma ihn gerade nicht beleidigt hätte: „Ich bitte dich doch nur um diese eine Chance erklären zu können, was war und wieso ich hier bin. Ob du meine Entschuldigung danach annimmst oder ob du mich weiterhin hasst, kannst du danach entscheiden. Urteile bitte bloß nicht bevor du versucht hast, mich zu verstehen.“
„Rausschmeißen sollte ich dich mit einen ordentlichen Fußtritt“, mumelte Emma. Ihre Wut war nach wie vor da, doch etwas in ihr gab Chris Recht. Sie sollte versuchen zu verstehen, was los war, damit ihre Wut auch gerechtfertigt war.
„Was hast du gesagt“, fragte Chris nach, der sie nicht richtig verstanden hatte.
„Hass ist ein starker Ausdruck. Ich finde ihn unpassend für das, was ich für empfinde“, Emma lehnte sich an die Tür.
„Das ist ein guter Anfang. Was empfindest du denn für mich, wenn es nicht Hass ist“, wollte er wissen und eine gewisse Nervosität spielte in seiner Stimme mit, die aber nicht seinen Selbstbewusstsein schadete, denn er grinste frech zu ihr.
„Liebe sicher nicht“, antwortete Emma genervt. Für einen Augenblick war es ruhig, dann bemühte sich Emma freundlicher weiter zu sprechen: „Hast du eine Ahnung wie es sich anfühlt? Du willst deinen besten Freund besuchen, aber er will dich nicht sehen? Du gehst noch freudig zur Tür, denn in deinen Ohren hallt der Abschiedsgruß des vorherigen Treffen und wenn du die Augen schließt, spürst du noch die Umarmung. Keine Vierundzwanzig Stunden soll dies her gewesen sein, sagt dein Verstand. Doch dein Gefühl ist verwirrst, denn nun lässt er sich verleugnen. Er spricht nicht mehr mit dir, sondern schweigt. Er schweigt monatelang. Wie lange waren wir Freunde, Chris? In den Moment fühlte es sich an wie nie. Aber kennst du die Wahrheit? Kannst du dich annähernd erinnern? 13 Jahre!13 Jahre waren Freunde und für einander da gewesen! Loxi und du, ihr wart meine ersten Freunde im Kindergarten. Seit dem ersten Schritt, den ich in den Kindergarten gewesen war, wart ihr die Menschen auf der Welt, die am meisten liebte. Das sich Menschen ändern ist mir bewusst. Jeder entwickelt sich weiter, man schließt neue Freundschaften und es kann passieren, das man sich von alten Freunden abwendet. Aber du, Chris, hast das von heute auf morgen getan! Das ist keine Metapher, das ist die Wahrheit.“ Emma holte Luft und Chris setzte an, doch er wurde unterbrochen bevor er was sagen konnte.
„Ich dachte, ich kannte dich. Ich dachte, ich wusste wer du bist, aber ich habe mich geirrt. Ich dachte, Loxi und ich würden dir wenigstens so viel bedeuten, das du dich verabschiedest bevor wir dich verlieren, aber auch da hatte mich sehr geirrt. Anscheinend schien dir das alles nichts zu bedeuten.“
„Wir kommen nicht weiter, wenn du immer und immer wie zu diesen Punkt zurückkommst. Ich kenne unsere Geschichte, ich bin ein Teil davon. Ich bin hier, um dir zu erzählen, was danach passiert ist. Was passierte als aus wir ein ihr und ich wurde, als aus Freunden Fremde wurden.“ Chris warf sein Gesicht in Falten während er Emmas Gesicht beobachtete. Es herrschte erneut Stille im Raum.
Dann wurde diese Stille gebrochen: „Du wolltest eine Chance, hier hast du sie. Ich will alles hören. Erkläre mir, was ich nicht weiß. Erkläre mir alles aus deiner Sicht.“ Emma ließ sich an die Badezimmertür gelehnt nach unten fallen und setzte sich auf den Boden.
„Erst einmal möchte ich etwas klar stellen zu deiner letzten Aussage. Ihr habt mir sehr viel bedeutet, nur manchmal kann man das was man etwas, was man liebt nicht bei sich behalten. Du warst meine beste Freundin und Loxi war meine erste große Liebe. Für mich hat sich im Bezug darauf nichts geändert. Ich liebe dich wie eine beste Freundin und ich liebe Loxi mehr als alles andere auf der Welt. Nichts hat sich geändert, denn ihr bedeutet mir nach wie vor viel, viel zu viel...“
„Du hast uns verlassen. Menschen, die man liebt, verlässt man nicht“, fuhr Emma dazwischen.
„Soweit ich mich erinnern kann, habe ich nie behauptet unschuldig zu sein. Ich bin alles andere als unschuldig. Zwar weiß ich nicht wie es sich anfühlt, wenn man seinen besten Freund verliert, aber ich habe das Gefühl das du vergisst das auch ich etwas verloren habe. Ich habe euch verloren.“
„Du hast es dir ausgesucht, das es so kommt“, warf Emma ihm vor.
Chris schüttelte seinen Kopf heftig. „Manchmal im Leben tut man etwas obwohl man es nicht will. Manchmal tut man etwas von dem man glaubt, es wäre richtig. Manchmal tut man etwas, was einen das größte Unglück beschert und zugleich einen unendlich glücklich macht. Ich habe mich nicht dazu entschieden euch zu verlassen, ich habe nur entschieden es zu tun.“ Emma vergrub ihr Gesicht in den Händen und blieb ruhig. Chris kam auf sie und nahm vor ihr auf den Boden Platz.
Glücklich schrieb Emma Loxi eine Sms, das sie gleich nachdem sie ihr Zeug nach Hause gebracht hatte, zu ihr kommen würde, um beim Proben zu zuhören.
Der Weg verging wie im Flug und ein Lied pfeifend trat Emma in ihr Heim ein. Ein paar Schritte später bemerkte sie erst die Stille. Ihre Mom war sicherlich nicht zu Hause, sondern bei einer ihrer Freundinnen.
Emma rannte nun die Treppe hoch, um schnell ihre Tasche in ihr Zimmer zu bringen und schon einmal den Koffer hinunter zu tragen. Die Vorfreude auf das folgende Wochenende trieb sie an, so das alle negativen Gedanken nach und nach aus ihren Kopf verdrängt wurden.
Ohne auch nur etwas zu ahnen, öffnete Emma ihre Zimmertür. Im selben Augenblick bereute sie diese Tat schon wieder. Was Wenzel dieses Mal vollbracht hatte, überschritt die Grenze. Dieses Mal ging es eindeutig zu weit.
Einen Moment spielte sie dennoch mit den Gedanken hineinzugehen. Doch dann drehte sie sich um, stürmte ins Badezimmer, knallte die Tür zu und drehte blitzartig den Schlüssel um. Ihr Rücken war gegen Tür gepresst, als ob sie damit noch verhindern wollte, das jemand die Tür aufbrach. Langsam ließ sie sich auf den Boden sinken. Dort angekommen legte sie ihre Hände vor ihr Gesicht. Kurze Zeit war Ruhe. Nur ihre Gedanken rasten durch ihren Kopf. Was war eben nur passiert? Wie konnte das alles nur möglich sein? Litt sie unter Wahnvorstellungen?
Dann begann es an der Tür zu klopfen.
„Kann ich reinkommen“, hörte sie die wohlbekannte Stimme fragen. Es war lange her, dass sie seine Stimme gehört hatte, dennoch hatte sie diese sofort wieder erkannt, denn sie strahlte immer noch die Geborgenheit aus, die sie schon damals ausgestrahlt hatte.
„Emma, ich weiß, das du da drinnen bist!“ Er drückte die Türklinke hinunter, aber es tat sich nichts. Emma atmete tief ein und aus. Ihr Atem schien schneller zu gehen als sonst. Auch ihr Herz rastete so sehr, das sie sich sicher war man konnte es durch die Tür hindurch schlagen hören.
„Abgeschlossen? Komm schon, wir sind nicht mehr in der Grundschule. Bitte, mach doch die Tür auf“, fehlte er nun.
„Schwester, sei nicht so stur“, mischte sich Wenzel ein, „gib ihn doch bitte eine Chance. Hör ihm zu.“ Das Wenzel manchmal nervte und in ihren Sachen rumschnüffelte, war sie schon fast gewöhnt. Das er sich gegen sie verschwor, war neu. Das schockte Emma und ganz langsam richtete sie sich auf. Mit zittrigen Beinen stolperte sie zum Waschbecken. Eine Verschwörung musste das Ganze sein! Sie stützte sich am Waschbecken ab und sah für einen Moment in den Spiegel. Dann drückte sie den Stöpsel in den Abfluss und ließ Wasser ins Waschbecken laufen. Nach einigen Sekunden wurde der Wasserhahn wieder zugedreht und sie spritzte sich Wasser ins Gesicht. Klare Gedanken würden vielleicht helfen, das zu verstehen.
„Wenn du nicht rauskommen willst, dann lass uns wenigstens reden. Bitte!“
Emma zog den Stöpsel aus den Waschbecken heraus und sah wie das Wasser in den Abfluss strömte. Das Gleiche war mit ihren Worten bei ihm passiert. Wie konnte er es einfach nur wagen, bei ihr zu erscheinen? Er war an allen Schuld. Konnte er ihr nicht ihren Frieden lassen? Ihr Leben ohne ihn?
„Emma. Ich bitte dich darum mir wenigstens zu antworten, damit ich weiß, das du mich hörst? Gib mir ein Zeichen, damit ich weiß, das mein Monolog bei dir ankommt. Du weiß, genauso wie ich, das es Zeit das wir endlich mal mit einander sprechen.“ Wieso sollte sie ihn antworten? Sie weigerte sich. Antworten... Wieso auch? Wieso jetzt? Weshalb sollte sie ihm zuhören? Wieso sollte sie ihm anhören, wo er doch solange weggehört hatte, als sie reden wollte?
„Em, bitte nur eine kleine Chance.“ Nach diesen Worten schwieg er. Er schwieg so lange, das Emma dachte, er wäre vielleicht schon wieder gegangen. Er hätte vielleicht aufgehört zu versuchen mit ihr zu reden. Die Vernunft wäre über ihn gekommen und er tat seinen Versuch zu reden als Schnapsidee ab.
Fast lautlos schlich Emma zur Badezimmertür und legte sanft ihren Kopf an die Tür um zu lauschen.
„Fritzi“, sagte Chris nun liebevoll, „Ich werde nicht gehen, bevor du mir nicht zu gehört hast. Fritzi, ich...“
Weiter kam Chris nicht, denn Emma riss die Tür auf.
„Verdammt noch mal, du Idiot! Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst mich nicht Fritzi nennen. Pommes FRITES sind nicht mehr mein Lieblingsgericht und ich sehe auch nicht wie eine FRITE aus! Das war einmal so, vor langer Zeit. Genauso wie unsere Freundschaft. Beides gehört der Vergangenheit an und die sollte man besser ruhen lassen. Verdammt noch mal, du solltest aufhören, so zu tun als ob es nicht deine Schuld sei“, schrie ihn Emma an und Wuttränen schossen ihr in die Augen. Chris zuckte während Emmas Rede zusammen.
„Und von dir will ich gar nicht erst anfangen, Wenzel“, fuhr sie fort, „Ich bin einfach nur enttäuscht, das du mich hintergangen hast. Du weißt doch das er ein...ein...“ Emma brach ab und atmete tief ein. Mitleidig schaute Chris sie an, dann schaute er zu Wenzel, der den Blick verstand und ging.
„Darf ich rein kommen“, fragte Chris demütig und nickte in Richtung Bad.
Wortlos ging Emma einen Schritt zur Seite und Chris trat ein. Sie folgte ihn und verschloss sorgsam die Tür.
„Möchtest du mit deinen Schimpfarien fortfahren – mir scheint es du warst noch nicht fertig – oder darf ich nun zu Wort kommen“, war das erste, was Chris fragte. Er sah sie nicht direkt an, sondern schaute sich im Raum nach einen geeigneten Platz um als würde er sich einen Wettkampf ansehen wollen, bei dem er nichts verpassen wollte.
Auch Emma schaute ihn nicht an. Noch ein wenig darüber erschreckt, wie schnell sie nach gegeben hatte, entgegnete sie nur:
„Hast du überhaupt eine Ahnung was du mir mit deinen Auftauchen für Probleme bringen kannst? Wenn Loxi das mitkriegen würde... Loxi würde wahrscheinlich falsche Schlüsse schließen und zu viel in das ganze hier hinein interpretieren.“
„Du bist doch ihre beste Freundin. Dir würde sie wirklich alles verzeihen. Sie würde noch nicht mal ausrasten, sie liebt dich wie eine Schwester.“
„Dich hat sie auch geliebt.“ Chris hebt seinen Kopf und schaute einen Moment in den Spiegel. Dann drehte er seinen Kopf zu Emma.
„Hat geliebt?“ Es war keine Überraschung in seiner Stimme und die Frage hätte jemand, der Chris nicht kannte, auch als Aussage deuten können.
„Ich bin nicht dazu verplichtet dir über Loxis Gefühlswelt Auskunft zu geben. Nicht nach dem, was du abgezogen hast. Du warst solange ihr Freund, du solltest sie doch kennen und deine Frage selbst beantworten könnten.“ Chris schaute betroffen nach unten.
„Tut mir Leid“, flüsterte er, doch Emma hörte ihn trotzdem.
„Ist das jetzt dein Ernst? Sag das noch mal“, entgegnete Emma ihn, wobei sie sich anstrengen musste nicht zu schreien.
„Es tut mir Leid. Du hast dich nicht verhört! Mir tut das alles furchtbar Leid!“ Aus Chris' Stimmte klang ein Selbstbewusstsein, was man ihn in diesen Moment gar nicht zugetraut hätte. Er war sich seiner Worte bewusst.
„Du denkst also wirklich, das du von heute auf morgen ankommen kannst, 'Tut mir Leid' sagst und wir wieder beste Freunde werden? Ich habe dich immer für schlau gehalten, aber selbst ein Idiot hätte gemerkt, dass das eine Schnapsidee ist.“
Chris' Gesicht wurde ernst und er begann zu sprechen als ob Emma ihn gerade nicht beleidigt hätte: „Ich bitte dich doch nur um diese eine Chance erklären zu können, was war und wieso ich hier bin. Ob du meine Entschuldigung danach annimmst oder ob du mich weiterhin hasst, kannst du danach entscheiden. Urteile bitte bloß nicht bevor du versucht hast, mich zu verstehen.“
„Rausschmeißen sollte ich dich mit einen ordentlichen Fußtritt“, mumelte Emma. Ihre Wut war nach wie vor da, doch etwas in ihr gab Chris Recht. Sie sollte versuchen zu verstehen, was los war, damit ihre Wut auch gerechtfertigt war.
„Was hast du gesagt“, fragte Chris nach, der sie nicht richtig verstanden hatte.
„Hass ist ein starker Ausdruck. Ich finde ihn unpassend für das, was ich für empfinde“, Emma lehnte sich an die Tür.
„Das ist ein guter Anfang. Was empfindest du denn für mich, wenn es nicht Hass ist“, wollte er wissen und eine gewisse Nervosität spielte in seiner Stimme mit, die aber nicht seinen Selbstbewusstsein schadete, denn er grinste frech zu ihr.
„Liebe sicher nicht“, antwortete Emma genervt. Für einen Augenblick war es ruhig, dann bemühte sich Emma freundlicher weiter zu sprechen: „Hast du eine Ahnung wie es sich anfühlt? Du willst deinen besten Freund besuchen, aber er will dich nicht sehen? Du gehst noch freudig zur Tür, denn in deinen Ohren hallt der Abschiedsgruß des vorherigen Treffen und wenn du die Augen schließt, spürst du noch die Umarmung. Keine Vierundzwanzig Stunden soll dies her gewesen sein, sagt dein Verstand. Doch dein Gefühl ist verwirrst, denn nun lässt er sich verleugnen. Er spricht nicht mehr mit dir, sondern schweigt. Er schweigt monatelang. Wie lange waren wir Freunde, Chris? In den Moment fühlte es sich an wie nie. Aber kennst du die Wahrheit? Kannst du dich annähernd erinnern? 13 Jahre!13 Jahre waren Freunde und für einander da gewesen! Loxi und du, ihr wart meine ersten Freunde im Kindergarten. Seit dem ersten Schritt, den ich in den Kindergarten gewesen war, wart ihr die Menschen auf der Welt, die am meisten liebte. Das sich Menschen ändern ist mir bewusst. Jeder entwickelt sich weiter, man schließt neue Freundschaften und es kann passieren, das man sich von alten Freunden abwendet. Aber du, Chris, hast das von heute auf morgen getan! Das ist keine Metapher, das ist die Wahrheit.“ Emma holte Luft und Chris setzte an, doch er wurde unterbrochen bevor er was sagen konnte.
„Ich dachte, ich kannte dich. Ich dachte, ich wusste wer du bist, aber ich habe mich geirrt. Ich dachte, Loxi und ich würden dir wenigstens so viel bedeuten, das du dich verabschiedest bevor wir dich verlieren, aber auch da hatte mich sehr geirrt. Anscheinend schien dir das alles nichts zu bedeuten.“
„Wir kommen nicht weiter, wenn du immer und immer wie zu diesen Punkt zurückkommst. Ich kenne unsere Geschichte, ich bin ein Teil davon. Ich bin hier, um dir zu erzählen, was danach passiert ist. Was passierte als aus wir ein ihr und ich wurde, als aus Freunden Fremde wurden.“ Chris warf sein Gesicht in Falten während er Emmas Gesicht beobachtete. Es herrschte erneut Stille im Raum.
Dann wurde diese Stille gebrochen: „Du wolltest eine Chance, hier hast du sie. Ich will alles hören. Erkläre mir, was ich nicht weiß. Erkläre mir alles aus deiner Sicht.“ Emma ließ sich an die Badezimmertür gelehnt nach unten fallen und setzte sich auf den Boden.
„Erst einmal möchte ich etwas klar stellen zu deiner letzten Aussage. Ihr habt mir sehr viel bedeutet, nur manchmal kann man das was man etwas, was man liebt nicht bei sich behalten. Du warst meine beste Freundin und Loxi war meine erste große Liebe. Für mich hat sich im Bezug darauf nichts geändert. Ich liebe dich wie eine beste Freundin und ich liebe Loxi mehr als alles andere auf der Welt. Nichts hat sich geändert, denn ihr bedeutet mir nach wie vor viel, viel zu viel...“
„Du hast uns verlassen. Menschen, die man liebt, verlässt man nicht“, fuhr Emma dazwischen.
„Soweit ich mich erinnern kann, habe ich nie behauptet unschuldig zu sein. Ich bin alles andere als unschuldig. Zwar weiß ich nicht wie es sich anfühlt, wenn man seinen besten Freund verliert, aber ich habe das Gefühl das du vergisst das auch ich etwas verloren habe. Ich habe euch verloren.“
„Du hast es dir ausgesucht, das es so kommt“, warf Emma ihm vor.
Chris schüttelte seinen Kopf heftig. „Manchmal im Leben tut man etwas obwohl man es nicht will. Manchmal tut man etwas von dem man glaubt, es wäre richtig. Manchmal tut man etwas, was einen das größte Unglück beschert und zugleich einen unendlich glücklich macht. Ich habe mich nicht dazu entschieden euch zu verlassen, ich habe nur entschieden es zu tun.“ Emma vergrub ihr Gesicht in den Händen und blieb ruhig. Chris kam auf sie und nahm vor ihr auf den Boden Platz.
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