Forks Bloodbank
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Seelenwinter

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Beitrag  Gast Do 05 Aug 2010, 18:25

Seelenwinter

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Zeit: vier Jahre nach Didymes Tod
Ort: Volterra
Rating: ~T
Genres: Drama, Dark, OneShot, Songfic
Warnings: minimaler Slash-Content (ich seh's zwar selbst nicht als Slash, aber...)
Eigene(r) Charakter(e): none
Disclaimer: Welt © Gott || Bis(s)-Reihe inkl. Charaktere © S.Meyer || verwendete Lieder © Adversus
Kommentare: Ich finds überflüssig, für einen OneShot einen Kommentarthread zu eröffnen. Also: schickt ne PM ^^"

Aus dem FAQ zu BD: Was geschah mi Marcus' Frau?

[...]Es stellte sich heraus, dass Didyme tatsächlich eine Gabe hatte; sie trug eine Aura der Freude mit sich, die jeden ansteckte, der sich ihr näherte. Obwohl es nicht ganz das war, was er sich erhofft hatte, überlegte Aro, wie er diese Gabe am besten nutzen könnte.
Währenddessen verliebte sich Aros zuverlässigster Partner, Marcus, in Didyme. Das war nicht ungewöhnlich; wenn man bedachte, wie sie die Leute fühlen ließ, verliebten sich viele Leute in Didyme. Der Unterschied war, dass sich diesmal auch Didyme selbst verliebte. Die beiden waren gewaltig glücklich.
In Wahrheit waren sie sogar so glücklich, dass sie sich nach einer Weile nichts mehr aus Aros Plänen von der Vorherrschaft machten. Nach einigen Jahrhunderten sprachen Didyme und Marcus darüber, ihren eigenen Weg zu gehen. Natürlich war Aro sich ihren Absichten wohl bewusst. Er war nicht glücklich damit, doch er gab vor, ihnen seinen Segen zu geben.
Dann wartete er auf die Gelegenheit, um zu handeln, und als er bemerkte, dass er nie bemerkt werden würde, ermordete er seine Schwester. Immerhin war Marcus’ Gabe viel nützlicher für ihn, als es ihre gewesen war.
Das bedeutet aber nicht, dass Aro seine Schwester nicht wirklich geliebt hat; es ist nur, dass ein wesentlicher Teil seiner Persönlichkeit die Fähigkeit ist, selbst das, was er liebt, zu zerstören, um seinen Zielen näher zu kommen.
Marcus fand nie heraus, dass Aro für Didymes Tod verantwortlich war. Er wurde zu einem leeren Mann.[...]


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Sah mich dort steh'n
Nur der Seelenwinter kennt die Namen
Derer, die nicht aufersteh'n
Denn des Winters Grimm kennt kein Erbarmen.


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Die Selben, wenn auch gröber geschnittenen Gesichtszüge.
Die Art, sich zu bewegen.

„Nun, dann bleibt mir leider keine andere Wahl… wie bedauerlich…“

Sogar die Stimme erinnerte ihn an Didyme! Aber…
Marcus sah zur Seite, als Aro den „Gesetzesbrecher“ mit einem lauten Knacken enthauptete. Keine Ähnlichkeit.

~

„Du bemerkst es, nicht wahr?“
Aro nickte nachdenklich. Er und Caius waren wie so oft die Letzten im großen Saal, die nach dem „Mittagessen“ noch zurückblieben.
„Dann siehst du doch auch, dass sein Blick immer…“ Der Weißhaarige suchte scheinbar nach dem richtigen Wort.
„-wahnsinnig.“, seufzte Aro. Caius nickte mit gerunzelter Stirn. „Macht dir das keine Sorgen?“
„Ich habe in seinen Gedanken nie etwas gesehen, dass darauf schließen lassen könnte, dass er Verdacht hegt.“
„Wann hast du seine Gedanken zuletzt gelesen?!“
Aro schwieg. Er vermied es, wenn möglich.
Caius jedoch sah ihn eindringlich an. „Diese Geschichte könnte den Fall der Königsfamilie bedeuten. Und das weißt du, Aro!“

~
Er klopfte leise an die Tür. „Marcus, ich bin es. Darf ich eintreten?“
Keine Antwort. Aro war versucht, einfach wieder zu gehen, doch eingedenk Caius‘ Warnung, drückte er schlussendlich doch die Klinke herunter und betrat das Refugium seines Partners.

Der Raum war, wenn überhaupt, spartanisch eingerichtet. Es gab, bis auf das Bett, keine Möbel oder sonstige Einrichtungsgegenstände – nur eine schwere Staffelei, die in der Mitte des Zimmers stand. An den kahlen Mauern entlang stapelten sich hunderte unfertige Gemälde. Aro wand schnell den Blick ab; deshalb hasste er es, Marcus‘ Gemächer betreten zu müssen. Die Sehnsucht nach der Toten war greifbar, mit feinen Pinselstrichen auf Papier und Stoff festgehalten.

Der Erschaffer dieser Kunstwerke lag auf dem Bett, die Hände wie zum Gebet vor der Brust gefaltet und das leere Gesicht mit den milchigen Augen zur Gewölbedecke gerichtet. Die Haltung im Sarg.

„Bruder?“ Aro trat näher an die Ruhestätte und ließ sich auf der Kante nieder. Na schön. Eine „Gedankenkontrolle“ noch. Aro legte die Hand auf Marcus‘ Wange und drehte ihm den Kopf sanft in seine Richtung.

Didyme, immer nur Didyme. Glücklich, lachend.

Aro zog die Hand schnell wieder zurück. Selbst er konnte sein Gewissen nicht ganz abschalten, und die Gefühle, die ihn bei diesen Bildern überkamen, waren alles andere als angenehm.

„Schmerzen?“ Marcus‘ Stimme klang, als hätte er sie schon lang nicht mehr benutzt. Natürlich wusste er, was Aro sah. Der zwang sich zu einem leichten Lächeln: „Sie war meine Schwester.“
Marcus nickte, während er Aro mit seinem Blick fixierte. „…muss sie gewesen sein…“
Aro sah seinen Schwager fragend an, versuchte, die Gedanken ohne eine Berührung zu erraten – doch der richtete sich plötzlich mit einem Ruck auf und musterte Aros Gesicht eingehend und mit gerunzelter Stirn. „Würdest du… würdest du mir vielleicht einen Gefallen tun?“
Aro nickt leicht irritiert, worauf so etwas wie der verwaschene Ausdruck von Dankbarkeit durch Marcus‘ Blick glitt. Selten genug seit…
Marcus sah zur Staffelei. „Ich habe im Gemälde ein fehlendes Element. Es würde mir sehr helfen, wenn du mir, nur kurz, als Modell dienen könntest?“
„Ah… ja, sicher doch…“
Um sich zu vergewissern, hatte Aro schon halb die Hand nach Marcus‘ ausgestreckt, doch der hatte sich mit dem Schatten eines leichten Lächelns bereits erhoben und war in Richtung Staffelei geschwebt.

Es gab auf allen Gemälden nur ein einziges, immer gleichbleibendes „fehlendes Element“, aber das konnte-
„Lächeln, bitte. Und sieh zu mir.“

Wie eine entstellende Grimasse legte sich der verkrampfte Abklatsch eines erzwungenen Lächelns auf Aros Züge.

Didymes Gesicht fehlte auf jeder einzelnen Leinwand; und als Marcus den Pinsel ansetzte, durchzuckte Aro die endgültige Erkenntnis wie ein tauber Blitz:

Marcus zeichnete seiner Liebsten das Gesicht ihres Mörders.

Aro wollte aufspringen, den anderen anschreien, anflehen, die Erinnerung an Didyme nicht mit solch einer Blasphemie zu durchtränken, doch er zwang sich mit aller Willenskraft, sich nicht zu rühren, statuengleich- ‚Emotionaler Dummkopf! Wenn du auch nur eine falsche Rührung zulässt, war ihr Tod umsonst und das wäre die höchste Schändung an ihrer Erinnerung! Das ist nur ein Bild!‘, hämmerte Aro sich ein, so gut es ging, doch der entstandene Sturm wollte sich nicht mehr legen. Im Gegenteil tobte er immer schmerzhafter, während Aro starr und stumm lächelnd seinem Schwager dabei zusah, wie dieser die Farbe Strich für Strich auf der Leinwand auftrug, unwissend. Eine scheinbare Ewigkeit verging, bis Marcus den Pinsel niederlegte und zwei Schritte zurücktrat, um das Ergebnis zu betrachten.

‚Ein guter Zeitpunkt, um zu verschwinden…‘, dachte Aro, während er sich leise erhob; doch schon im nächsten Moment verfluchte er seine fast schon masochistische Neugierde, die ihn trotz allem dazu zwang, sich das Bild ansehen zu wollen. Also stellte Aro sich neben Marcus und riskierte einen kurzen Blick.

Den er im nächsten Moment zutiefst bereute. Von der Leinwand grinste ihm ein Engel mit Dämonenfratze entgegen, nahm ihn gefangen – aber hatte tatsächlich so ein… gütiger Ausdruck auf seinem Gesicht gelegen? Sicher nicht, der musste aus Marcus‘ Erinnerung stammen. Oder?
„Aro?“ Er zuckte zusammen, als Marcus ihm gegen die Schulter tippte. ‚Beherrschung! Das kann doch nicht so schwer sein!‘, durchfuhr es ihn. „Ist alles in Ordnung?“
‚Lächeln.‘ „Natürlich-“ „Dann… was hältst du davon?“ Marcus wies auf das Bild. Langsam, gegen seinen Willen, drehte Aro seinen Kopf wieder nach vorn. Und betrachtet den Dämonenengel erneut, genauer. Doch das dämonische verschwand immer weiter. Zurück blieb nur… Didyme.

Aros Brust zog sich bei diesem Anblick erneut schmerzhaft zusammen. Marcus hatte es geschafft, das Wesen seiner Geliebten auf einer Leinwand festzuhalten – den heilenden Ausdruck in den klaren Augen, das sanfte Lächeln, das doch ungeheure, ansteckende Freude ausstrahlte, ein stummes, überschwänglich glückliches Lachen – sein Gewissen verbiss sich immer fester in Aros Innerem.

Es tat weh. ‚Mach, dass es aufhört! Egal wie!‘

„Marcus…“ Aro hörte seine eigene, brüchige Stimme, konnte nichts tun, um sich zum Schweigen zu bringen. „Ich… Ich bin…“

‚Ich bin ihr Mörder!‘, schrie es in ihm, immer wieder und wieder.

Wie im Taumel spürte Aro, wie Marcus ihn zu sich umdrehte. Schloss die Augen. Wünschte sich nichts mehr, als dass er ihm das schlechte, schmerzende Gewissen nehmen würde, für immer.
„Aro…“ Die leise, tröstende, angespannte Stimme seines Schwagers schnitt wie eine glühende Klinge durch seine Seele – besaß er überhaupt noch eine? Arme schlossen sich um ihn, drückten ihn sanft in schwarzen Stoff. „Nicht so ein Gesicht. Das steht dir nicht.“ Eine Hand strich leicht über Aros Haar.

Erkenntnis. So ein Gesicht stand Didyme nicht.
Eine weitere Bilderflut raste über Aro, spülte alle klaren Gedanken fort. Glück. Zerrissen. Schmerz. Schwester, Schwester, Schwester!

~„Ich bin verliebt, Bruder! Oh, ich bin so glücklich!“ - Wie schön, kleine Schwester.
~„Wir werden heiraten! Wirst du uns deinen Segen geben?“ – Natürlich, kleine Schwester.
~„Wir werden gehen.“ - Für immer, kleine Schwester.

Aro krallte sich fester in Marcus‘ Mantel, als dieser ihn zurückzog. Stolperte. Ein Wunder, dass das Bett nicht zusammenbrach. Er lag auf dem Rücken, sein Schwager über ihm.
„M-Marcus, es ist-“ „Schht…“ Zwei Finger legten sich auf seine Lippen, um ihn zu unterbrechen.

Wie ein Stromstoß, der abrupt endete, endete auch der Taumel der Bilder. Wurde durch ein einziges Bild ersetzt. Didymes Gesicht, das überrascht, mit einem unglaublich schmerzhaften, verzweifelten Ausdruck in den weit aufgerissenen Augen zu Marcus aufsah. In denen sich plötzlich Erkenntnis spiegelte. Das war keine Erinnerung.

Das war ein Wunsch.

„Bitte verzeih mir…“

Und Aro verzieh Marcus, als dieser seine Lippen auf die des verhassten Mörders presste.
Die Augen schloss. Tastend in den Zügen des Dämons den verlorenen Engel suchte.
„Didyme, Didyme, ich liebe dich, Didyme…“ Wie eine Mantra. Fahrig strich Marcus durch das lange, schwarze Haar, versuchte, mit den Strähnen auch den Geist der Toten zu halten. Vergeblich. „Bleib-“
Unfähig zu sprechen, mechanisch, legte Aro ihm die Arme um Kopf und Nacken und zog Marcus‘ Gesicht zu sich herunter.

Ein weiterer, verzweifelter Kuss, mit dem Aro auch sich selbst zum Schweigen zwang
.


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Lerne zu leiden
Und wahr' den letzten Glanz in dir.
Und lerne zu scheiden
Vom innersten Gebot.


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Marcus tut mir einfach nur leid.

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