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Kurzgeschichten mit Biss (Liebe ist die stärkste Macht Teil 7)

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Beitrag  esme78 Do 18 März 2010, 15:44

Liebe ist die stärkste Macht


Kurzgeschichten mit Biss (Liebe ist die stärkste Macht Teil 7) Esmeba10

Teil 1


Es war kalt, schneidend kalt. Der Wind erfasste die langen, goldbraunen Wellen feiner Haare und wirbelte sie hin und her. Das aufspritzende Wasser, Tropfen der peitschenden Gischt, traf ihr Gesicht und klebte die Haare an ihre Wangen. Das Tosen des Meeres brauste wie ein Vorbote des Schicksals heran. Die Fischreiher und Möwen krächzten unaufhörlich das unendliche Leid, den tiefen Schmerz, den unerträglichen Kummer, der stumm da stehenden kleinen Person, über die Bucht. Ihr Kleid wehte im Wind, der mit aller Kraft dagegen anzukämpfen schien, was sich in den nächsten schrecklichen Sekunden zutragen würde. Tiefe Furchen und ein gequälter Blick zeichneten das trotzdem hübsche Gesicht, als sie die Arme hob, die Augen schloss und im Sprung endlich alles ein einem herzzerreißenden Schrei losließ.

Schmerzen, Schwindel, Übelkeit, Kribbeln und Brennen überall. Es fühlte sich an, als ob sie in abertausende Nesseln gesprungen wäre und nicht in die pechschwarzen Fluten. Sie verstand nicht was ihr da widerfuhr. Frieden hatte sie gesucht, nicht noch mehr Leid. Verzweifelt fasste sie sich an den Nacken, dort wo sich der Schmerz zu konzentrieren schien.
Jede Bewegung tat weh. Sie hatte das Gefühl von einer ungeheuren Macht nach unten gedrückt zu werden, so fügte sie sich ihrem Schicksal und ließ es über sich ergehen. Sie nahm ihre Strafe an - zweifelsohne war sie im Fegefeuer gelandet, nachdem sie versuchte ihrem Leben ein Ende zu setzen.
Eine halbe Ewigkeit später vernahm sie eine Stimme, so rein und klar, melodisch wie ein Sopran und sogleich weich wie Watte. Konnte das ein Engel sein, hier bei ihr? Die Worte erreichten langsam ihr Bewusstsein und nach und nach sickerte auch deren Bedeutung zu ihr durch. Es war ein vertrautes Wort, sie hatte es schon viele Male vernommen, doch noch nie zuvor klang es so schön, so lieblich, wie sie es in der engelsgleichen Stimme klang.

Esme, es war ihr Name.


Zuletzt von esme78 am Mi 14 Apr 2010, 09:10 bearbeitet; insgesamt 11-mal bearbeitet
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Beitrag  esme78 Fr 19 März 2010, 11:25

Teil 2


Er stand am Fenster und beäugte die Schatten in der näheren Umgebung. Das trübe Licht der Straßenlaternen warf kleine Kegel auf das Pflaster, der Rest der nächtlichen Straßen war stockdunkel, doch nicht für ihn. Seine Augen waren in der Lage den kleinen Eichkater, der auf der großen Eiche ganz an Ende der langen Straße saß, zu erkennen. In just diesem Moment aber war er auf der Suche nach etwas anderem, nach jemand anderem. Sein Blick schweifte kurz zu der zerbrechlich wirkenden kleinen Gestalt auf seinem Bett. Er seufzte und schloss die Augen.

Habe ich das Richtige getan? Kann mir dieses wunderbare Geschöpf je meine Selbstsucht verzeihen?

Die Zweifel nagten an ihm. Da hörte er etwas vor dem Haus. In Windeseile war der, dessen Ankunft schon sehnlichst von ihm erwartet worden war, vor der Tür. Er öffnete ihm, noch bevor der klopfen oder das Schloss entriegeln musste.
„Edward, ich brauche deine Hilfe.“ Mit der Hand deutete er in Richtung des Bettes, auf dem eine ohnmächtig scheinende junge Frau lag. Edward sah sie und war in gleichem Moment wie zu Stein erstarrt.
„Carlisle, wer ist das?“ fragte er flüsternd, als er seine Stimme wiedergefunden hatte, und ließ die Tür ins Schloss fallen. Carlisle lief langen Schrittes zum Nachtkästchen, nahm ein in Eiswasser getränktes Leinen und tupfte ihr über die glühende Stirn, den Hals und die Arme.
„Ihr Name ist Esme.“ Er lächelte und fuhr zögerlich fort, ohne den Blick von ihr abzuwenden. „Sie hat schreckliches Leid ertragen müssen. Weshalb sonst würde eine bezaubernde junge Frau den Freitod wählen?“ Er schüttelte ungläubig den Kopf und sah Edward mit verständnisloser Miene an.

Der zog die Stirn in Falten, setzte an etwas zu sagen, hielt aber inne, nachdem er sah welch ein Glanz in Carlisles Augen schimmerte. Er ersparte es sich und ihm das Thema weiter zu vertiefen, denn wenn jemand solch einen Schritt wagte, wollte er, respektive sie, nicht gerettet werden. So nahm er sich einen Stuhl und setzte sich an Esmes Seite.
„Wie lange?“ Die Arme auf die Knie gestützt und die Hände wie zum Gebet unter dem Kinn verschränkt, war seine Frage an den erfahrenen Arzt gerichtet, der neben ihm stand.

„Zwei oder drei Tage, wenn sie es überstehen sollte. Sie hat zahlreiche Frakturen und innere Blutungen davongetragen. Sie war schon auf direktem Wege ins Leichenschauhaus.“ Carlisles Blick war leer, als er sich ihren Anblick in der Klinik wieder vor das innere Auge rief. Doch dann lächelte er. Edward, von dessen veränderter Stimmung überrascht, suchte Antworten in den Gedanken Carlisles.

Sie ist es. Ich habe sie sofort wieder erkannt.

„Du kennst sie?“ ging er fragend auf Carlisles Gedanken ein und schaute wieder zu Esme, die langsam das Bewusstsein wiedererlangte.
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Beitrag  esme78 Sa 20 März 2010, 15:26

Teil 3

Sie zuckte am ganzen Körper und wand sich vor Schmerzen. Edward, ebenso wie Carlisle, wussten um die starken Schmerzen, das Gefühl bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Carlisle beugte sich über sie, um zu verhindernd, dass sie in ihrem Wahn vom Bett fallen würde, oder sich unbeabsichtigt verletzten würde. Sie fasste sich mit der Hand an die Bisswunde, ihr Mund war weit geöffnet, doch drang kein einziger Laut über ihre Lippen. Dann riss sie die Augen auf und Carlisle erkannte den rötlichen Schimmer, den ihre Augen angenommen hatten. Er seufzte erleichtert, denn die veränderte Augenfarbe und das Leben, das in ihren Körper zurückkehrte, waren untrügliche Anzeichen dafür, dass sie die Verwandlung durchschritt. „Esme.“
Er sah Edward sorgenvoll in die Augen. Edward schüttelte leicht den Kopf. Carlisle wandte sich wieder an Esme und wiederholte fortwehrend ihren Namen. Er streichelte ihr über die Haare, die schweißnass neben ihrem Kopf lagen.

Sie sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an. Ein rötlicher Schleier trübte ihre Sicht, doch je länger sie die Augen auf ihn fokussierte, umso deutlicher erkannt sie sein Gesicht. Es war ihr vertraut, sie spürte auch die Anwesenheit einer weiteren Person, doch der Anblick ihres Engels fesselte sie so sehr, dass sie den Blick nicht von ihm abwenden konnte. Da begann er zu erzählen:
„Esme, haben sie keine Angst. Ja, wir sind uns schon einmal begegnet. Im Sommer 1912 in Columbus. Ich bin der Arzt, der seinerzeit ihre Verletzung am Bein behandelte. Nach ihrem Reitunfall, erinnern sie sich?“ Ohne Worte teilte er Edward seine Frage mit, ob sie sich ebenfalls an ihn erinnerte.

„Ja, das tut sie. Sie ist verwirrt über die Tatsache, dass du dich nicht verändert zu haben scheinst.“ sagte Edward in ruhigem Ton.
Carlisles Gesicht nahm traurige Züge an, bevor er weitersprach. „Ja, ich bin noch der gleiche wie damals, weil ich nicht in der Lage bin zu altern.“ Er pausierte, um ihre Reaktion abzuschätzen. Gleich darauf musste er feststellen, dass es für dieses Gespräch noch zu früh war. Ihre Verwandlung war noch nicht abgeschlossen und der Kampf gegen die Schmerzen ließen ihr keinen Raum für gedankliche Quantensprünge. Resigniert ließ er sich auf dem Sessel am anderen Ende des Zimmers nieder.

„Carlisle, du brauchst etwas Ablenkung. Geh! Ich werde mich um sie kümmern. Im Lichtspielhaus wird eine herrliche Komödie dargeboten. The Kid mit Charlie Chaplin. Ich habe nur Gutes darüber vernommen. Dieser kleine Kautz wird sicherlich auch deine Lachmuskeln anregen.“ Edward musste selbst grinsen.

Carlisle seufzte und nickte dann, Edwards Vorschlag war nicht der schlechteste. In den vergangenen Monaten hatte er sich sehr viel zugemutet - nicht dass es ihm an Energie mangeln würde. Er hatte mit den Folgen der Prohibition zu kämpfen, die mit Saufgelage im Untergrund der Stadt endeten, und in regelmäßigen Abständen forderten diese, die ein oder andere Schnapsleiche. Zudem verschlang er die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, die Forschungen kanadischer Kollegen in Toronto hervorbrachten. Sie waren auf dem besten Wege die Rätsel der größten Drüse im menschlichen Körper, dem Pankreas, zu entschlüsseln. Ein Meilenstein in der Medizin, vergleichbar mit der Entdeckung der X-Strahlen durch Wilhelm Conrad Röntgen anfangs des Jahrhunderts.

Er würde sich wieder einmal der Chancen bewusst, die er mit seinesgleichen teilte, Ereignisse von tragender Bedeutung über Jahrhunderte miterleben zu dürfen. Er wollte Esme diese Vorteile ihres Daseins nahebringen, sobald sie ihre „Krise“ überstanden haben würde. Doch jetzt folgte er dem Rat seines Sohnes und begab sich in die abendliche Gesellschaft, getarnt als angesehener Arzt.
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Beitrag  esme78 Di 23 März 2010, 15:59

Teil 4

Knapp 45 Stunden später schlug Esmes gebrochenes Herz ein allerletztes Mal. Mit einem explosionsartigen Knall, so fühlte es sich für sie an, stellte es endgültig seine Arbeit ein. Schon im nächsten Moment überkam sie die Erleichterung, der brennende Höllenschmerz war vorbei.

Carlisle kam aus seinem Zimmer; dort hatte er die letzten Stunden betend vor einem alten Holzkreuz verweilt. Hin und wieder kontrollierte er ihre Vitalzeichen und hielt sie fein säuberlich in einem Buch fest.
„Esme?“ Sie erschrak, denn sie zuckte leicht zusammen, als sie den hellen Klang von Carlisles Stimme vernahm. Sie erhob sich geschmeidig und sah an sich herab. In ihrem Blick konnte er Verwirrung und Unglaube lesen, wie sie ihre Umgebung und sich selbst erstmals wahrnahm.
Sie blickte ihm in die Augen und fragte: „Ist es nun vorüber?“ Hin und her schweifte ihr fragender Blick zwischen Carlisle und Edward.
„Carlisle, was ist mit mir geschehen, so sprecht doch! Ich bin mir selbst so fremd, ich kann es kaum in Worte fassen.“ Flehend hob sie die Hände.
Er trat zu ihr und nahm, mit aller Vorsicht, ihre Hände in seine. „Ja, es ist vorüber. Sie haben es überstanden. Ich bin mir der Fülle von Fragen bewusst, die Sie an uns stellen möchten.“ Mit dem Kopf wies er zu einem kleinen Biedermeier-Sofa vor dem Kamin. „Lassen sie uns unser Gespräch dort fortführen.“

Stumm nahmen sie Platz, Esme legte seufzend ihre Hände in den Schoß.
„Ich kann mir vorstellen, wie verwirrend das alles auf Sie wirken muss. Aber sie müssen uns vertrauen, dass alles in Ordnung ist mit Ihnen.“ begann Carlisle erneut. Dann sprach Edward.
„Ich habe die Verwandlung erst kürzlich selbst durchlebt. Ich kann mich noch sehr lebhaft an die Höllenqualen erinnern.“ Sein Blick war auf etwas in weiter Ferne gerichtet. Dann fuhr er fort. „Ich bin jetzt seit knapp drei Jahren einer der unsrigen.“ Er vermied tunlichst das Wort Vampir auszusprechen, schließlich wollte er Esme nicht verschrecken. „Am Anfang fiel es mir schwer mich an die veränderte Situation zu gewöhnen.“ Jetzt sah er sie direkt an, mit einem Blick, der zu tiefste Ehrlichkeit versprühte. Esme wurde ruhiger, sie spürte, dass ihr hier kein Leid widerfahren würde. Sie wurde neugeboren, dessen war sie sich bewusst, doch wer oder was sie nun war blieb ihr noch verborgen. Sie stellte fest, dass nicht nur Carlisles Stimme sich verändert anhörte, auch Edward nahm sie nun anders wahr.

Carlisle riss sie aus ihren Gedanken. „Ihr seid kein Mensch mehr. Wir sind keine Menschen.“
„Was wollt Ihr damit sagen? Ihr meint doch nicht etwa…?“ fragte sie und schüttelte heftig den Kopf. Carlisle stellte Edward gedanklich die entscheidende Frage. Der nickte stumm. Esme verstand nicht was hier gerade geschehen war. Doch sie wusste, dass Edward mit seinem Nicken ihre Frage, die sie nicht laut ausgesprochen hatte, bejahte. Das Wort das ihr durch den Kopf schoss, war >Vampir<. Ihre Hand schnellte unmittelbar an ihren Hals, berührte die Stelle, an der Carlisle sie gebissen hatte. Sie sprang auf. Sofort waren Edward und Carlisle an ihrer Seite, so schnell das sie es kaum sah. Jedoch erahnte sie ihre Bewegungen und ging in Schrittstellung und knurrte. Über ihre eigenen Taten mehr als erstaunt, bemerkte sie nun erneut dieses fürchterliche Brennen. Diesmal loderte es in ihrer Kehle. Sie schnappte nach Luft und hielt sich die Hände und den Hals.
„Esme, Sie müssen sich beruhigen. Alles wird wieder gut, glauben Sie mir.“ Carlisle wusste was es war, dass sie quälte. Es war der Durst. Sie brauchte umgehend Blut. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm das die Dämmerung nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Sie müssten Esme noch eine Weile hier festhalten.

„Esme, wir können noch nicht nach draußen gehen. Die Sonne ist noch nicht hinter dem Horizont verschwunden.“ sagte Edward. Mit sicherem Griff nahm er sie an der Taille und führte sie wieder zum Sofa. Esme zeigte keinen Widerstand und ließ sich von ihm führen. Wieder nahm sie Platz und legte, genau wie zuvor, die Hände in den Schoß. „Was ist das für ein fürchterliches Brennen?“ flüsterte sie.
Carlisle kniete vor ihr. „Ihr habt Durst. Wir werden mit Euch auf die Jagd gehen. Edward hat Recht - wir müssen uns noch ein wenig gedulden.“ Sie konnte nichts anderes tun, als zu nicken. Ihr schwirrte der Kopf, das Brennen in der Kehle raubt ihr beinahe den Verstand. „Das Blut wird das Brennen lindern, Ihr werdet sehen.“ erklärte Edward.
„Wie macht Ihr das, Edward?“ sie musterte ihn fragend. „Ihr meint, wie ich scheinbar immer die richtigen Antworten gebe?“ Er musste kichern. „Ob Ihr es glaubt, oder nicht. Ich kann Gedanken lesen.“ Mit den Schultern zuckte er kurz und amüsierte sich etwas über ihre Reaktion, denn sie saß mit offenem Mund vor ihm und brachte keinen klaren Gedanken zustande.
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Beitrag  esme78 Fr 26 März 2010, 16:19

Teil 5

Carlisle versuchte der völlig verstörten Esme alles zu erklären. So setze er sich zu ihr und nahm ihre Hand. „Manche von uns verfügen über außergewöhnliche Fähigkeiten, die über das für uns normale hinausgehen.“ Ihre Augen verengten sich und sie wurde leicht ärgerlich. „Und was betrachtet Ihr als normal?“
„Übermenschliche Geschwindigkeit, erhöhte Sinneswahrnehmung, wie hören und sehen, und ungewöhnliche Muskelkraft. Unsere Natur entspricht eher dem eines Raubtieres.“, erklärte er mit ruhiger Stimme, immer tief in ihrem Blick versunken, um etwaige bedrohliche Regung in ihr sofort zu erkennen. Doch sie hatte sich scheinbar wieder gefasst. Sie stürzte die Lippen, zögerte kurz, löste die Hand aus seinem Griff und sagte. „Vampire sind sozusagen Raubtiere in Menschengestalt, die sich von Blut ernähren?“ versuchte sie das eben Gehörte in einem Satz zusammen zufassen. Carlisle lächelte. „Sozusagen.“, wiederholte er.
Mit einem Satz war sie vom Sofa gesprungen und stürmte aus dem Zimmer. Die beiden Männer sahen sich kurz verdutzt an und stürmten ihr hinterher. „Ich habe nichts gehört, ich schwöre bei allem was mir heilig ist, Carlisle.“, schwor Edward im Laufen.

Der letzte Sonnenstrahl versteckte sich hinter dem großen Gebäude gegenüber und ebnete Esme den Weg in die Freiheit. Ihr Ziel kannte sie nicht, nur den unbändigen Drang davonzulaufen. Womit hatte sie das verdient? Sie wollte immer nur das Richtige tun, ihr gesamtes Leben lang, immer bemüht ihre Pflicht zu tun, den Schein zu wahren. Ohne sich sonderlich anzustrengen erreichte sie in Windeseile den Waldrand, der Rausch der Geschwindigkeit ließ sie wieder etwas klarer werden. Sie spürte ihre Verfolger hinter sich, so verringerte sie die Schrittfrequenz und ließ sich einholen. Bevor sie sie erreichten sank sie auf die Knie und vergrub das Gesicht in den zitternden Händen.
Edward hielt Carlisle zurück, als der gerade zu ihr gehen und ihr seine Hand zu Hilfe reichen wollte.
„Nein, Carlisle.“, sagte Edward und schüttelte den Kopf. „ Lass sie… sie trauert.“ Bedrückt von Edwards Worten blickte er zu Esme.

Sie dachte an ihn, so klein und unschuldig. Er wurde geboren und in ihre Obhut gelegt. Und er wurde ihr wieder genommen. Ihr eigen Fleisch und Blut. Blut! Beim Gedanken an das Wort alleine verstärkte sich das Brennen in ihrer Kehle um ein Vielfaches.
Edward nahm die Veränderung wahr, die sie durchlebte. „Wo wir schon mal hier sind, sollten wir sie in die Jagd einführen.“, schlug er vor.
„Nein!“ Ihre zerbrechliche Stimme schwoll an in all ihrer Wut, Verzweiflung und ihrem unendlichen Kummer. Nein, sie würde nie einen Menschen meucheln, nur um ihre Bedürfnisse zu stillen, so furchtbar schmerzhaft diese auch sein mögen. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Sie gehörte Edward. „Sie haben uns nicht zu Ende führen lassen, was wir erklären wollten.“, sagte er sanft.

„Ich bitte Sie um Verzeihung, Esme. Ich war mir nicht im Klaren darüber, was sie zu diesem Schritt getrieben hat. Ich hatte kein Recht, Ihnen das anzutun.“, flüsterte Carlisle. Niedergeschlagen betrachte Esme ihn, als etwas, scheinbar völlig unkontrolliert, ihre Sinne weckte. Von Westen wehte ein unbeschreibliches Aroma zu ihr. Ihre Muskeln spannten sich an, der Speichelfluss in ihrem Mund nahm zu und sie kauerte sich hin, zum Sprung bereit.
Edward nickte ihr aufmunternd zu, er hatte die Fährte ebenfalls aufgenommen, und wartete. Sie schnellte empor und folgte der Fährte, die sie immer tiefer in den Wald lockte. Sie hatte in weniger als einem Wimperschlag ihr Opfer erreicht. Es war ein Weißwedelhirsch, ein ausgewachsenes Tier von gewaltiger Größe.
Edward, der ihr gefolgt war, hielt inne und nahm nun ebenfalls seine ausgewählte Beute ins Visier. Sein Instinkt trieb ihn zu einem Coyoten, der ein gutes Stück weiter entfernt vor seinem Unterschlupf umherschlich, ebenfalls auf der Suche nach Nahrung. Nun, den Gefallen einer Henkersmahlzeit wollte er ihm nicht gewähren, dafür war er einfach zu durstig.
Nach nunmehr drei Jahren, die er dieses Dasein fristet, konnte er seinen Durst nur sehr schwer zügeln. Erst seit kurzem ließ Carlisle ihn alleine auf die Jage gehen; nur aus reiner Vorsicht, das er nicht vom rechten Wege abkäme. Er selbst hatte ihn seinerzeit darum gebeten, denn die Versuchung menschlichen Blutes schien ihm damals unüberwindbar zu sein. In diesem Moment würde er bei Esme sein und ihr beistehen. Er überließ sich ganz dem Tier in sich und sprang sein Opfer an. Das wendige Tier, von der Statur eines großen Hundes, fauchte spitz, hatte aber nicht die geringste Chance seinem Angreifer zu entkommen. Es blieb ein kurzer Kampf.

Esme zögerte, sie hatte einen kurzen Augenblick Respekt vor dem gewaltigen Tier. Carlisle kam an ihre Seite. „Nur Mut, Ihr werdet sehen es ist weniger schwierig als Ihr denkt. Lasst Euch einfach fallen, alles weiter wird sich fügen.“, redete er ihr gut zu.
Sie atmete tief durch und pirschte sich an das Tier heran. Die nächsten Schritte, den Weißwedelhirsch anzufallen, ihn am Genick zu packen, ihn zu Boden zu reißen, waren ihr so vertraut, als hätte sie schon ihr ganzes bisherige Leben nichts anderes getan. Die Wärme des Tieres machte sie wild, so suchte sie nach der Stelle am Hals, an dem sie den hektischen Puls des verängstigen Tieres erahnte. Blitzschnell senkte sie ihren Kopf und biss tief zu.
Der erste Blutstopfen, der ihr wie Honig durch ihre Kehle ran, war köstlich. Die erstickten Laute des Tieres nahm sie kaum noch wahr. Sie schluckt gierig, was ihr Opfer ihr zu bieten hatte. Im Kampf gegen den Tod, bäumte sich der Hirsch noch ein letztes Mal auf. Sie musste von ihm ablassen und fing gekonnt den drohenden Sturz ab. Carlisle kam zu Hilfe und hielt mit beiden Händen das Geweih fest. Sie setzte noch einmal an und trank es leer. Sie ließ von ihm ab und sah Carlisle tief in die Augen. Carlisle war ganz gefangen von ihr. Sie beruhigte und entspannte sich zusehends. Wie gebannt waren beide im Blick des anderen gefangen. In Trance bewegte Carlisle die Hand an ihre Wange und wischte ihr mit dem Daumen die Spuren des Mahles weg. Er führte sich den Daumen an den Mund und leckte ihn genüsslich ab.
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Kurzgeschichten mit Biss (Liebe ist die stärkste Macht Teil 7) Empty Re: Kurzgeschichten mit Biss (Liebe ist die stärkste Macht Teil 7)

Beitrag  esme78 So 04 Apr 2010, 20:18

Teil 6

Er dachte wieder an Edwards Worte. Beschämt entzog er sich ihrem Blick. „Nein, Carlisle sieh mich an!“ Verwundert sah es sie an und sprach:“ Ihr schenkt mir das DU, obwohl ich Euch zu diesem Leben verdammt habe?“ Ihr Gesicht wurde sanft, zögerlich hob sie ihre Hand und berührte sein Gesicht.
„Ich wollte meinem Leben endgültig entfliehen, dem Leid, das scheinbar wie Pech an mir zu kleben schien. Mein Gatte ließ sein Grauen, das Trauma des Krieges, an mir aus. „ Ihr Gesicht war gequält. „Ich war guter Hoffnung. Ich konnte und wollte mein Kind nicht in der Nähe eines Schlägers aufwachsen sehen. So floh ich zu einer entfernten Verwandten. Ich fand auch eine Stelle in einer kirchlichen Einrichtung und wartete auf die Niederkunft. Doch er ist mir auf die Schliche gekommen, so musste ich erneut fliehen. Die Vorzeichen für die nahende Geburt waren alles andere als gut.“, erzählte sie weiter und rann um die nächsten Worte, wartend auf die Tränen, die sich nicht einstellen wollten.
„Wieso kann ich meinem Kummer nicht freien Lauf lassen? Ich verspüre den Drang zu weinen, aber es geht nicht.“ Carlisle machte ein bekümmertes Gesicht. „Eines jener Dinge, die nicht mehr möglich sind, für unsereins.“, stellte er fest.
Sie nahm es kommentarlos zur Kenntnis, nicht ohne sich darüber zu wundern. „Mein kleiner Engel wurde nicht älter als drei Tage.“ Ihr brach die Stimme weg. Einem inneren Drang folgend, nahm er Esme in die Arme. So langsam bekam er eine Vorstellung davon, was sie zu dieser Tat getrieben hatte.
Er seufzte. „Wenn ich das geahnt hätte…“ Er verbarg sein Antlitz vor ihr. Doch Esme nahm sein Gesicht in ihre kleinen Hände und hob es an, so dass er gezwungen war in ihre Augen zu blicken. „Ich möchte Dir danken. Du hast mich aus meinem Elend befreit. Dank dir kann ich dieses steife Korsett aus Konventionen und veralteter Moral nun endlich abstreifen. Ich bin frei, endlich frei!“ Er bemerkte die ehrliche Freude in ihren Worten. Sie schaute in den Wald und führte ihren Monolog fort. „Mein Leben lang hatte ich davon geträumt mit Kinder zu arbeiten, sie zu unterrichten, sie zu fördern.“ Nun hegte er keinen Zweifel mehr an einer höhere Macht, die sie beide auf denselben Weg geschickt hatte. Es konnte kein Zufall sein, dass ausgerechnet er sie nach ihren Suizidversuch im Krankenhaus wiederfand. Er musterte ihr Gesicht, ihre Augen strahlten. Gebannt hatte er ihren Worten gelauscht und war überrascht.
„Eine Freidenkerin.“, stellte er schmunzelnd fest. Da stand er auf und reichte ihr seine Hand.
„Ich möchte dir gerne etwas zeigen.“ Sie erhob sich und fragte leicht misstrauisch. „Und was?“
„Echte Freiheit.“ Seine Augen blitzten. „Gib mir deine Hand.“ Kaum tat Esme ihm den Gefallen lief er zum nächstgelegenen Baum und kletterte an ihm empor und ließ sie staunend auf dem Boden zurück. Nach einigen Metern machte er Halt und rief Esme zu: „Versuch es. Es wird dir gefallen.“ Sie schien sich erst gut zuzureden und machte sich dann daran den Baumriesen zu erklimmen. In der dicht bewachsenen Krone angelangt, suchten sich die beiden einen stabilen Ast und beobachteten den nächtlichen Sternenhimmel.
„Es ist atemberaubend. Diese Aussicht, einfach fantastisch.“ ,sprudelte sie von Enthusiasmus. Er schlang den Arm um sie und deutete in die Sterne. Das Strahlen seiner Augen hatte sein Innerstes erreicht und so begann er zu erzählen. „Irgendwann werden die Menschen den Orbit bereisen und schneller fliegen als es sich selbst die Gebrüder Wright nicht zu träumen gewagt hätten. Die Menschheit steht immer vor scheinbar unlösbaren Aufgaben, es bedarf nur einer Idee und dem Mut eines Einzelnen. Kennst du die Werke von Jules Verne? Ich gebe es gerne zu, ich bin ein Forscher, ein Freidenker.“ Mit diesen Worten lächelte er sie an. Sie erwiderte sein Lächeln. „Ich hatte die große Möglichkeit die Entwicklung der Spezies Mensch zu beobachten, Zeuge zu werden unzähliger evolutionärer Erfindungen und Erkenntnisse. Diese Welt hat so viel zu geben, man muss nur hinsehen.“ Esme lauschte mit Erfurcht seinen Äußerungen und ließ sich von seiner Begeisterung fangen. Ein einziger Tag, dachte sie, war in der Lage ihr Leben in so fundamentaler Weise zu verändern. Ein einziger Vampir, verbesserte sie sich gedanklich und musste schmunzeln.
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Beitrag  esme78 So 11 Apr 2010, 00:42

Teil 7

Die ersten Sonnenstrahlen kletterten über den Horizont und wiesen die letzten Geister der Nacht in ihre Kerker. Die ersten Singvögel begrüßten den neuen Tag, der langsam mit buttrigem Dunst über die Berge und Täler schlich und die Natur erneut zum Leben erweckte. Carlisle und Esme saßen noch immer in der Krone des Baumriesen und unterhielten sich. Ein Hurrikan hätte sich über dem Wäldchen austoben können, die beiden hätten es nicht bemerkt. Erst als Esme das leuchtende Schimmern bemerkte, welches von Carlisles Haut abzustrahlen schien, kehrte sie in die Realität zurück. Verblüfft sah sie an ihren Armen herunter. Noch nie hatte sie etwas derart Phantastisches gesehen. Irisierende Farben, die allesamt dem Regenbogen abhanden gekommen sein mussten. Im Schein der Sonne drehte sie sie immer wieder, wie paralysiert, und der Mund blieb ihr offen stehen.
Carlisle schmunzelte und dachte bei sich, er habe noch nie etwas Schöneres gesehen, als Esme im Sonnenschein. „Wie ein Kristall, perfekt geschliffen, in seiner Reinheit unantastbar.“ Sie konnte nicht begreifen, wie es möglich sein sollte, dass ein Wesen der Nacht in solch einer Pracht erstrahlen konnte. Carlisles Gesicht war ihr schon nach so kurzer Zeit so vertraut, als würde sie ihn ihr gesamtes Leben kennen. Kurz huschte der Anblick von Charles, ihrem Ehemann, vor ihr inneres Auge. Sie konnte es nicht verhindern die beiden gegenüberzustellen. Der Vergleich war geradezu absurd. Sie lächelte aus vollem Herzen; er bemerkte es und strich ihr zärtlich über die Wange.
„Teilst du mit mir deine Gedanken?“, bat er sie. Beschämt schaute sie an ihm vorbei in Richtung Sonne. Die Klarheit, die Präsenz der Farben, die scharfen Konturen von jedem Ast, jedem Stein, jedes Blattes, faszinierten sie. Dann musste sie ihm wieder in sein engelsgleiches Gesicht schauen und gab schüchtern zu, „Vielleicht später.“, und kicherte. Er holte tief Luft und sagte: „Wir werden wohl den Rest des Tages im Wald im Schutz der Bäume verbringen müssen. So…“ Er deutet zwischen ihnen hin und her. „..können wir nicht unter Leute gehen.“
Sie sprangen elegant vom Baum; Esme, überrascht von der Leichtigkeit des Seins, jauchzte und so zog Carlisle sie an das Ufer eines kleinen Baches. Sie nutzen das glasklare Wasser des Baches, um sich frisch zu machen. Esme rückte sich das zerschlissene Kleid zurecht und seufzte. Ihr wurde bewusst, dass sie nichts als die Fetzen besaß, die sie am Leibe trug. Carlisle nahm ihre Stimmung auf und zog sie an sich. „Bald werde ich dir ein Kleid mit echter Brüsseler Spitze kaufen, denn nur das Beste ist gut genug für dich.“ Er beugte sich zu ihr herab, nahm ihr Gesicht in seine Hände und hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen. Esme schloss die Augen und fühlte sich eins mit ihm, mit dem Wind, der sie zart streichelte, mit dem Wasser, das rauschend an ihnen vorbeifloss, mit den Vögeln, die ihr Liebeslied in die Höhe trällerten. Es war unbeschreiblich. Sie teilte seinen Kuss und spürte ein seltsames Kribbeln in ihrem Inneren. Sie wünschte sich, dieser Kuss würde niemals enden.

Es kam ihr vor wie ein Märchen, wie ein Traum, aus dem sie nie wieder erwachen wollte. Die Stunden mit ihm waren ein Geschenk Gottes; er ließ sie wieder lebendig werden, ihren Schmerz vergessen machen, beinahe.
Als die beiden bei Einbruch der Dunkelheit, nach einer weiteren erfolgreichen Jagd, wieder auf dem Weg zum Hause von Carlisle und Edward waren, fiel ihr erst auf, dass Edward die ganze Zeit nicht bei ihnen war.
„Edward, wo er wohl sein mag?“, fragte sie in die abendliche Stille hinein, die nur durch das Zirpen der Grillen unterbrochen wurde. Carlisle lachte und zog sie dicht an sich. „Er wird zuhause sein. Ich habe ihn um ein wenig Zeit gebeten, Zeit mit dir.“ Vielsagend musterte er sie. Ihr war der Gedanke ein wenig peinlich, doch zugleich fühlte sie sich geschmeichelt. Sie schlenderten die Straße entlang, vorbei an dutzenden Tin Lizzy´s, die den höheren Stand der Menschen widerspiegelte, die in dieser Gegend wohnten. Vor dem Haus angekommen blieb Carlisle plötzlich, wie vom Donner gerührt stehen. Esme erschrak sich leicht, als sie sein ernstes Gesicht sah.
„Carlisle, ist etwas geschehen… mit Edward?“ Ängstlich suchte sie das Fenster, welches den Blick zur Straße ermöglichte, um nach etwas ungewöhnlichem Ausschau zu halten. Ihre Sinne schärften sich. Sie nahm Edwards Geruch auf, klar und deutlich, aber er war nicht allein. Carlisle, der über jahrhundertelange Erfahrung verfügte, spürte die Anwesenheit von zwei Artgenossen. Er war ihnen aber bisher noch nicht begegnet. Skeptisch öffnete er die Tür und trat, Esme dicht an seiner Seite, ein. In Gedanken rief er Edward, der in der Lage war ihn über die zwei Etagen klar und deutlich zu vernehmen. Auf halbem Weg lief er ihnen entgegen.
„Carlisle, wir haben Besuch.“, entgegnete er seinem fragenden Blick.

Sie betraten die Wohnung. Dort, auf dem Biedermeier Sofa sitzend, warteten ein Mann und eine Frau; beide schwarzhaarig mit goldenen Augen. Elegant und zuvorkommend trat der hochgewachsene Vampir zu Esme und deutete einen Handkuss an. Carlisle gegenüber verneigte er sich kurz, der erwiderte die freunldiche Geste.
„Darf ich meine reizende Frau und mich vorstellen?“ Er deutete auf die Frau und dann wieder auf seine Person. „Das ist Carmen und mich nennt man Eleazar. Ihr seid Carlisle nehme ich an?“ Carlisle nickte und antwortete.
„Ja, das stimmt. Darf ich Euch Esme vorstellen, meine Gefährtin.“ Bei diesen Worten schnellte ihr Kopf zu ihm, sie konnte ein stolzes Strahlen in seinen sonst beherrschten Gesichtszügen erkennen. Zögerlich löste sie sich von seinem Gesicht und wandte sich, ebenfalls kurz verneigend, dem Fremden zu. Sie sah Edwards leuchtende Augen und bemerkte ein kurzes Zwinkern seinerseits. Schelmisch grinste er ihr zu, sie war nicht in der Lage sich zu beherrschen und gluckste auf. Da stand Carmen auf und reichte ihr die Hand.
„Ich bin über alle Maßen erfreut Euch kennen zu lernen, Esme.“ Mit ehrlicher Freude in ihrem Gesicht, welches einen leichten olivstich hatte, lächelte sie Esme an. Schüchtern nahm Esme ihre Hand in leichtem Druck entgegen, während Eleazar und Carlisle ihre Unterhaltung vorführten.
„Ich war auf der Suche nach Euch, wie ich Eurem Freund Edward bereits berichten durfte. Wir haben uns prächtig unterhalten die letzten Stunden.“, bemerkte er mit einem Seitenblick auf Edward. „Ihr ward wohl auf der Jagd?“, stellte er fragend fest.
„In der Tat. Die unerbittlichen Sonnenstrahlen zwangen uns im Wald zu verharren.“, ergänzte er. „Wie ich sehe verfolgt ihr ebenfalls die Philosophie, Menschen nicht als Beute zu betrachten.“, folgerte Carlisle aus der Farbe ihrer Augen.
„So ist es. Deshalb waren wir auf der Suche nach Euch. Wir haben einige gemeinsame Bekannte.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen machte er eine kleine Pause und zählte dann auf: „Aro, Marcus, Caius, Demetri, Felix...?“, erwartungsvoll schaute er Carlisle an.
Edward kannte die Namen, er hatte sie von Carlisle gehört, in vielen Geschichten seiner Vergangenheit, die er ihm erzählte. Er wusste von den ersten Dreien – sie waren die königliche Familie, Oberhäupter aller Vampire.

Den Rest der Nacht verbrachten die fünf ihre Gemeinsamkeiten zu finden und über Anekdoten einzelner zu lachen und zu scherzen. Von Carmen und Eleazar erfuhren Carlisle, Esme und Edward von drei weiteren vegetarisch lebenden Vampirinen, die in Alaska lebten – Tanya, Kate und Irina. Kurzentschlossen fasste man den Plan, den „Denalis“, wie sie sich selbst nannten, einen Besuch abzustatten. Esme fühlte sich in Carmens und Eleazars Gegenwart genauso geborgen und verstanden wie in der Edwards und Carlisles. Von Carmen erhielt sie ein neues Kleid, welches sie dankbar annahm. In freudiger Erwartung machten sich unsere Freunde auf den Weg in den Norden. Es gab allerdings noch eine Angelegenheit, die Esme vor der Abreise noch klären musste.

Es war ein regnerischer Tag, als Esme mit Carlisle den kleinen Flecken geheiligter Erde unsicheren Fußes betrat. Vor einem schlichten Holzkreuz, das am Ende eines aufgeschütteten Erdhaufens steckte, kniete sie nieder und betete. Sie schloss ihre Augen und huldigte der heiligen Jungfrau Maria, die von nun an über ihr Kind wachen sollte. Tief versunken in ihrem Gebet verstrichen die Minuten, wurden zu Stunden. Carlisle stand die ganze Zeit bei ihr und gab ihr Kraft. Er reichte ihr die Hand, als sie die Augen wieder aufschlug und ihm zunickte. Stumm verließen sie den Friedhof und machten sich auf den Weg, die anderen zu treffen. Vor einem kleinen Blumengeschäft bat Carlisle Esme kurz zu warten und verschwand in der Ladentür. Keine Minute später trat er mit einer wunderschönen langstieligen roten Rose vor sie.
Er kniete nieder und sprach aus tiefstem Herzen:
„Esme, du würdest mich zum glücklichsten Mann auf Erden machen, indem du mir die große Ehre erweist, mich als den deinigen anzunehmen? Möchtest du meine Frau werden?“ Anbetungswürdig reicht er die Rose und dann seine Hand. Esme war überglücklich, endlich hatte sie ihr Glück gefunden. Glück, das ihr in ihrem Leben als Mensch verwehrt geblieben war. Selig sagte sie. „Ja, und ich wäre die glücklichste Frau auf Erden, wenn ich mein Dasein an deiner Seite fristen dürfte.“
Überglücklich fielen sie sich in die Arme und ernteten tosenden Beifall, der umstehenden Passanten, die Esme in all ihrer Glückseligkeit nicht einmal bemerkte.

ENDE
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