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i'm leaving you

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Beitrag  Gast Mo 22 Feb 2010, 22:17

Es war der 6. November und ich kann mich an diesen Tag so genau erinnern das es fast schon wieder unheimlich und unreal wirkt.
Ich durfte früher von der Schule nach Hause gehen da meine Eltern mir eine Freistellung für die letzten Stunden mitgaben. Schon den ganzen Tag über war ich bedrückt und nicht gerade in der besten Verfassung.
Aber wer ist das schon an so einem kühlen November Tag?
Ich weiß noch genau, dass ich meine Schlüssel auf unsere Kommode im Flur warf und dann in mein Zimmer ging um Tasche und Jacke abzulegen und mich dann in die Dusche begab.
Meine Schwester war kurz nach mir zu Hause und auch ihre Laune schien im Keller. Es war wie ein Bombenschlag gewesen als wir davon erfahren hatten dennoch war uns beiden, mir und meiner Schwester klar gewesen das wir dabei sein wollten. Egal was kam. Ab es nun Regnen oder Stürmen sollte.
Wie immer trottete ich im Handtuch die Treppe hinauf zu meinem Zimmer, nur eines war anders meine Stimmung wollte einfach nicht steigen. Aber im Nachhinein ist es verständlich, wie sollte man schon reagieren, fröhlich und ausgelassen? Nein das wäre falsch, zumindest für mich.
Gegenseitig berieten wir uns in der Sachen Auswahl.
Als wir fertig angezogen alle vier im Auto saßen war die Atmosphäre noch gespannter als schon vorhin im Haus. Mein Vater versuchte zwar ein paar kleine Witze zu reißen, und meine Schwester und ich lächelten auch tapfer, aber es brachte einfach nichts. Dieses Lächeln war nicht echt, es erreichte unsere Augen nicht wie sonst immer.
Nach einiger Zeit des Fahrens wurde es still und ich begann nachzudenken.
Es war schon bitter wie schön wir doch alle Aussahen, so fein und edel, fast zu gut. Das waren ja nicht wirklich wir und das sagte ich auch. Verständnisvoll legte meine Mutter von vorne ihre Hand auf mein angewinkeltes Knie. Immer wenn sie das tat zog ich meine Beine eine Stück weg von ihr, aber in diesen Moment war es einfach nur beruhigend und es gab mir vertrauen und ein Stück Verständnis.
Ich wusste genau, das meine Mum es auch nicht leicht hatte, diese ganze Situation machte nicht gerade Spaß.
Zögernd stiegen wir aus. Wie selbstverständlich ging ich voraus und meine Eltern und Schwester nach mir.
Am großen, gusseisernen Tor machte ich halt und drehte mich langsam zu meinen Eltern um. Zu viert liefen wir gemeinsam hinein und gingen schnurstracks auf unsere schon anwesenden Verwandten zu.
Meine auserkorene Lieblingstante nahm uns alle herzhaft in den Arm und verteilte Küsschen, den Rest der Verwandten ließen wir über uns ergehen.
Leicht abseits standen mein Vater, meine Schwester und ich von dem ganzen Trubel der um uns herum geschah.
Zu gegebener Stunde als endlich alle da waren, liefen wir in eine kleine Kirche am Eingang stand meine Tante, wir umarmten sie und gingen hinein.
Es war ein kleiner spartanischer Raum, Links und Rechts waren Stuhlreihen und in der Mitte ein kleiner Gang. Am Kopfe des Raumes stand eine kleines Podest mit Blumen und einem wunderschönen Bild. In diesem Moment wusste ich genau, das alles um uns real war und wir mitten drin in diesem bescheuerten Trauerspiel.
Im Grunde wollte ich einfach nur meine Beine in die Hand nehmen und so weit wie möglich weg rennen und hoffen das alles wieder so wird wie es vorher war.
Doch ich blieb, ging auf die rechte Seite und setzte mich mit meiner Familie in die dritte Reihe.
In den ersten Minuten wo alle anderen sich einen geeigneten Platz suchten ertönte leise Musik von Howard Carpendale.
Ich konnte mir nie etwas aus ihm machen, aber im Moment war mir das egal.
Mit einem zarten Lächeln nahm mein Vater meine Hand und versuchte mich zu beruhigen. In den ersten Minuten schaffte er das auch ganz locker. Aber nachdem die Frau vorne am Rednertribüne ihren zweites Gedicht aufsagte bildeten sich kleine Tränen in meinem Auge. Kontinuierlich versuchte ich sie zu verdrängen aber was versuchte ich mir damals eigentlich vor zumachen?
Ich schaffte es nicht. In geraden Linien verließen dicke Tränen meine Augenwinkel und benetzte mein schwarzes Oberteil und meine schwarze Hose.
Die Frau sagte noch ein paar letzte Worte und in meinem Körper machte sich eine dicke Wolke voller Trauer breit. Es schüttelte mich und unaufhörlich schniefte ich und meine Schwester hielt meine Hand. Dankbar versuchte ich sie an zulächeln und als ich meinen Kopf hob und sie ansah, sah ich auch ihre Tränen, genau wie ich weinte sie ihre Gefühl hinaus. Wir wendet unsere Blick wieder nach vorne, eine neue Melodie erklang und ein Mann begann zu singen. Aufmerksam lauschte ich dem Text, was ich hätte nicht tun sollen. Denn es wurde nur schlimmer und ich weinte so heftig wie noch nie. Meine Mum und mein Dad reichten mir diverse Taschentücher, die ich allesamt nass machte und verschniefte.

Hear the wind sing a sad, old song
it knows i'm leaving you today
please don't cry or my heart will break
when I go on my way

Langsam kam ein großer schlanker Mann, wie ich ihn aus meinem Tränenschleier war nahm, und setzte den alten Karren mit den Blumen und dem wunderschönen Bild.
Sachte stand mein Vater auf, erst begriff nicht nicht was er von mir wollte, aber dann hielt er mir seine Hand hin und zog mich hinauf. Ich stolperte in seine Arme und wurde von ihm hinaus begleitet. Vorsichtig setzte ich einen Schritt vor den anderen, in meinem Kopf war dieses Bild und seine Stimme. Die besonderen Momente waren wie Brandflecke die man nicht loszuwerden schien.
Wir hielten vor einem kleinen Loch an und die Dame ergriff wieder das Wort, mein Blick ging durch die Runde und jeder war so ergriffen und traurig. Mir taten die Menschen Leid die nicht wussten wie er wirklich war. Und wieso wir hier standen.
Mit gesenkten Blick nahm der Mann von vorhin dieses blaue Gefäß und ließ es langsam im Erdreich versinken. Ganz genau sah ich zu, im Grunde war ich wieder am weinen, aber es schien mir das einzig Richtige und das was auch verständlich war.
Als meine Tante als erstes vortrat und ein paar Blumenblätter auf die Urne fallen ließ, sah ich flehend meine Mutter an, natürlich sollten wir das alle tun, es war schließlich richtig sich von einem geliebten Menschen ordentlich zu verabschieden. Nur mir war absolut nicht danach. Im Grunde schäme ich mich dafür das ich zu schwach war und nicht stand hielt um dies zu tun, dem Menschen den ich von Herzen liebte die letzte Ehre zu erweisen.
Aber ich schaffte es einfach nicht. Ich brachte es nicht übers Herz ihn jetzt schon gehen zu lassen. In meinem Kopf spielten sich verschieden Szenarien mit ihm ab. Im Urlaub, beim Campen, bei ihm zu Hause, bei uns, all das schien in einer Dauerschleife in meinem Verstand zu schwirren.
Mein Vater hatte Mühe mich festzuhalten weil ich mich an seiner Brust versteckte und hoffte das alles nur schnell vorbei ging.
Mein Mutter führte mich ein Stück weiter weg und hielt mich fest. Sie weinte, genau wie ich und sie hasste das ganze genauso sehr wie ich. Mein Vater warf auch ein paar Blätter und meine Schwester auch. Ich war am Ende die einzigste die zu feige war und es nicht tat.
In den Armen meiner Mutter und meine Schwester an der Brust meines Vaters standen wir noch eine Weile an dem Grab und weinten.
Mein Vater war der einzigste der nicht weinte, ich bewundere ihn jetzt noch dafür wie standhaft er und alle drei getröstet hatte.
Ich liebte meinen Vater dafür, er brachte uns sicher ans Auto und fuhr uns zu unserer Tante zum Essen.
Am Abend als wir wieder zu Hause waren legte ich mich in mein Bett und ließ alles Revue passieren, eins stand fest, es war einfach zu viel. Die nächsten Tage erlebte ich nur durch einen Nebel hindurch, auch jetzt noch ist es schwer ein Leben in geregelten Bahnen zu leben.
Aber ich tue mein bestes und ich weiß das mein Onkel das auch so wollte. Das wir alle eines Tage wieder so glücklich sind wie vorher. Denn er wird immer in unseren Herzen sein und uns die Liebe geben die wir brauchen.

Goodbye my love goodbye
goodbye and au revoir
as long as you remember me
I'll never be too far

goodbye my love goodbye
I always will be true
so hold me in your dreams
till I come back to you

"Herzl, egal wie oder wo, aber ich bin für dich da. Immer"

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