Sonstiges -> Twilight-Proteste auf der Comic Con

Comic Cons Twilight-Proteste: ein Geschlechterkampf im Anmarsch?

Samstagabend gingen die Fotografin Shannon Cottrel und ich die [wartende] Menschenschlange entlang, um in das Innere der Comic Con zu kommen und währenddessen hörten wir heftiges Geschrei. Wir fragten uns, was passiert sei und gingen dem Geräusch nach und erblickten einen jungen Mann in einer schwarzen, militärhaften Jacke, der ein Pappschild hielt. Darauf stand geschrieben:

"Twilight hat die Comic Con ruiniert. Schrei, wenn du der gleichen Meinung bist!!"

Er war nicht der einzige, der gegen die Präsenz des Teen-Vampir-Phänomens auf dem alljährlichen Fantreffen protestierte. Überall um uns herum waren Gruppen von jungen Leuten, meistens Männer, aber ein paar Frauen waren auch darunter, die ähnlich willkürliche Schilder hochhielten. Einige gröhlten die Art von kurzen, scharfzüngigen Sätzen, die man vielleicht [sonst nur] in einem im Internet entflammten Krieg findet ("Vampire verbrennen und glitzern nicht!"), andere standen still und platzierten ihre Schilder ironischerweise zwischen den Leuten, die kostenlose Umarmungen anboten. Wir durchkämmten die Schlange und versuchten, Leute zu finden, die uns die Anti-Twilight-Stimmung erklären würden. Kündigte sich da etwa ein Kampf zwischen den Geschlechtern an?

"Ich glaube nicht", antwortete der 19-jährige Daniel Maher. "Ich bekomme von Frauen genauso viele High-fives."

Wir trafen einen anderen jungen Mann in der Schlange, der sich selbst nur als Daniel zu erkennen gab, und fragten ihn nach dem Protest. Obwohl er sagte, dass er nicht zwangsläufig für sich selbst spreche, merkte er an, dass viele Leute meinen würden, Twilight ziehe "kreischende Mädchen" an.

"Ist das nicht irgendwie sexistisch?", fragte ich.

Und er konterte: "Aber Mädchen machen sich seit Jahren über Fanboys lustig und nennen sie nerdig und muffig."

Weder ich noch Shannon konnten diesen Punkt abstreiten. Wir wissen ziemlich gut, dass der Fanboy seit Jahrzehnten Zielscheibe des Spotts ist. Aber wenn der Präsident der Vereinigten Staaten zugibt, dass er Comics sammelt, kann man dann sagen, dass dies immer noch der Fall ist? Männliche Freaks sind die Helden der Popkultur geworden, aber bei Mädchen ist das wieder eine andere Geschichte. Mädchen haben niemanden wie Seth Green oder Kevin Smith, die einen hohen Bekanntheitsgrad haben und nicht zuletzt durch ihre nerdigen Obsessionen erfolgreich wurden. Und bei Twilight, mit einem fast ausschließlich weiblichen Fandom, ist es fast unmöglich, den Protest wahrzunehmen und dabei nicht zu fragen, ob es da nicht geringfügige Geschlechtervorurteile gibt.

Früher an diesem Tag besuchten wir die Diskussion zu "Frauen im Manga" ("Women in manga panel"), moderiert von Eva Volin, der Kinderbeauftragten Bibliothekarin in der Alameda Free Bibliothek, bei der auch eine Vielfalt von Diskussionsteilnehmern, bestehend aus Comiczeichnern, Branchenkennern und Fachleuten des Bereichs, anwesend waren. Die Diskussion befasste sich hauptsächlich mit den unterschiedlichen Rollen der Frauen sowohl in der amerikanischen, der japanischen und koreanischen Comicindustrie, als auch im Comicfandom. Wie auch immer, ein wichtiger Punkt wurde von Volin und dem Diskussionsteilnehmer Deb Aoki, Erfinder des Comicstrips "Bento Box" und About.com's "Manga guide" genannt. Frauen werden selten dazu ermutigt, an ihren Fantendenzen nach der Jugend festzuhalten. Laut den Diskussionsteilnehmern wird von ihnen erwartet, erwachsen zu werden, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen und die Bücher, Comics und TV-Shows, die ihre Jugend formten, hinter sich zu lassen.

Wo Fanboys als gesellschaftlich renitente Typen stereotypisiert werden, die in den Vorführräumen von Conventions schlafen, die meiste Zeit des Tages damit verbringen, das Star-Trek-Universum in jedes einzelne Detail zu zerlegen und Mark Hamill ins Bad folgen, werden Fangirls meistens als "Kreischer" abgestempelt ("schrill" war das am meisten verwendete Wort), die Slash-Geschichten schreiben und jedem Jungen hinterher jagen, der auch nur im Entferntesten Robert Pattinson ähnelt. Für den Rest der Welt sind beide [Fangirls und Fanboys; Anm. d. Ü.] durch ihr starkes Interesse Außenseiter, aber innerhalb der Comic Con herrschen die Computerfreaks. Demzufolge gilt eine andere Hierarchie. Zum Lucasfilm-Stand in der Ausstellungshalle zu rennen, um ein paar Darth Luke Flash Drives zu bekommen, ist cool. Aber vor der Tür zu campen, um sicherzustellen, dass man auch zur Twilight-Diskussion reinkommt, ist es seltsamerweise nicht.

"Die Fans sind ungeniert leidenschaftlich", sagt Aoki über Twilight bei der Comic Con. Für diese Menge jedoch bekundete sich diese Leidenschaft in einem großartig organisierten Zelten Mittwochnacht. Ich verbrachte einige Zeit mit den Ladies in der Schlange und erfuhr, dass die meisten von ihnen das lange im Voraus organisiert hatten. Sie trafen sich auf verschiedenen Twilight-Fansites, arbeiteten die Details heraus, wie man am besten seinen Platz in der Schlange sicherte und wo man am besten sein Zelt aufschlagen konnte. Die involvierten Leute (darunter auch Männer) arbeiteten in Schichten, hielten Plätze frei, während andere gingen, um sich frisch zu machen oder Essen zu holen. Dass ein einziger Fandom so gut koordiniert sein konnte, ist eine ungewöhnliche und beeindruckende Sache.

Aber zumindest teilweise können wir die Beschwerden der Twilight-Protestler verstehen. Die Veranstalter der Comic Con haben die Twilight-Events auf den ersten Tag der Convention festgesetzt, aber das offensichtlich erst, nachdem die Fans Tickets für das komplette Wochenende gekauft hatten. Dies sorgte für eine echte Überfüllung am Donnerstag, mit zusehends weniger Teilnehmerzahlen an den folgenden Tagen. Comic-Con-Besucher maulten oft, dass die Twilight-Fans mit eingeschränkter Denkhaltung gekommen seien und alles andere, was noch auf der Convention los war, ignoriert hätten. Aber zur selben Zeit ist uns zu Ohren gekommen, dass einige Twilight-Fans von den glitzernden Vampiren zu anderen vampirischen Comics und Mangas in der Ausstellungshalle hingestrebt sind.

"So funktionieren Fandoms", sagt Robin Brenner, Autor von "Understanding Manga and Anime" und ein Diskussionsteilnehmer bei "Frauen im Manga", die Leute werden sich zunächst [immer] an einer Serie festklammern und sich dann auf andere verteilen.

Viele der Protestler schienen ein Problem mit Twilight selbst zu haben. Einige äußern Unzufriedenheit mit der Geschichte und beschreiben die Kontrolle, die Edward über Bella hat, als besonders problematisch. Andere wiederum denken, dass es einfach zu sehr mainstream ist, ein sehr schwieriges Argument, bedenkt man, dass die Comic Con schon jahrelang nicht mehr im Untergrund ist und Star Wars und Iron Man alles andere als Kultfavouriten sind.

Wir könnten monatelang die Vorzüge von Twilight diskutieren, aber das würde das Thema verfehlen. Eurem Frust über eine bestimmte Serie Ausdruck zu verleihen, indem ihr die Fans "schrill" nennt ist kontraproduktiv und selbst wenn die Protestler ihre Aktionen nicht als speziell anti-fangirl ansehen, so könnte es - und dem war auch so - für Einige auf der Convention so rüberkommen. Jeder hat seine Freak-Einstiegsdroge und für viele junge Frauen ist das eben Twilight. Sie von der Convention auszuschließen, wird nur eine neue Generation davon abhalten, sich in andere Formen von Fandoms einzubringen. Gleichzeitig wird aus der Convention sozusagen eine exklusiv-Comic-Con für Freaks werden, solange bis das nächste Phänomen auftritt.

Vor der Comic Con war die Meinungsverschiedenheit über Twilight Teil der Diskussionsrunde "Mädchen und Fandom" ("Girls and Fandom") bei Robot Six. Lest es, wenn ihr die Chance dazu habt.

Bambi schrieb:Dass kreischende Fans nerven - egal, was sie bekreischen - steht ja wohl außer Frage.
Die Twihards bieten da allerdings auch viel Angriffsfläche, weil das Thema und der ganze Wahnsinn zurzeit eben so aktuell sind. Wenn sowieso schon alle die Augen verdrehen, wenn ständig was über die Reihe im Fernsehen und im Internet berichtet wird, dann liegt es auch nahe, den kreischenden Mob bei der Comic-Con albern und unerträglich zu finden.
(Als der Trailer zu New Moon rauskam, kursierte im Internet so ein Video, das aus den Reaktionen von besonders albernen, dicken, kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehende Mädchen zum Trailer zusammen geschnitten war. Dazu gab es dann dutzende Videoantworten, in denen diese Mädels verarscht wurden.)
Das ist halt so ne Art Gegenbewegung. Twilight liegt im Trend und genau so ist es dann für die Nicht-Fans cool, auf das Ganze herabzublicken.
Über hysterisch kreischende Teenies, die Herr der Ringe neuerdings mögen, weil Orlando Bloom doch so süß ist, beschwert sich doch auch keiner? Geschweige denn, dass ein ganzer Artikel über die Thematik verfasst wird.

Dass Twilight die Comic Con ruiniert, ist Schwachsinn. Die Fans mögen nervig sein, aber wenn die sowieso nicht zu den anderen Veranstaltungen gehen, weil sie ach so Twiligh-fixiert sind, und die "wahren" Comic-Fans sowieso nichts mit dem Twilight-Kram am Hut haben, kann denen das doch egal sein, oder? Die übertreiben bloß. Absolut dämlich.

leah.immortal schrieb:

Bambi schrieb:Dass kreischende Fans nerven - egal, was sie bekreischen - steht ja wohl außer Frage.
Die Twihards bieten da allerdings auch viel Angriffsfläche, weil das Thema und der ganze Wahnsinn zurzeit eben so aktuell sind. Wenn sowieso schon alle die Augen verdrehen, wenn ständig was über die Reihe im Fernsehen und im Internet berichtet wird, dann liegt es auch nahe, den kreischenden Mob bei der Comic-Con albern und unerträglich zu finden.
(Als der Trailer zu New Moon rauskam, kursierte im Internet so ein Video, das aus den Reaktionen von besonders albernen, dicken, kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehende Mädchen zum Trailer zusammen geschnitten war. Dazu gab es dann dutzende Videoantworten, in denen diese Mädels verarscht wurden.)
Das ist halt so ne Art Gegenbewegung. Twilight liegt im Trend und genau so ist es dann für die Nicht-Fans cool, auf das Ganze herabzublicken.
Über hysterisch kreischende Teenies, die Herr der Ringe neuerdings mögen, weil Orlando Bloom doch so süß ist, beschwert sich doch auch keiner? Geschweige denn, dass ein ganzer Artikel über die Thematik verfasst wird.

Dass Twilight die Comic Con ruiniert, ist Schwachsinn. Die Fans mögen nervig sein, aber wenn die sowieso nicht zu den anderen Veranstaltungen gehen, weil sie ach so Twiligh-fixiert sind, und die "wahren" Comic-Fans sowieso nichts mit dem Twilight-Kram am Hut haben, kann denen das doch egal sein, oder? Die übertreiben bloß. Absolut dämlich.

dito!