Forks Bloodbank
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That Look

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Beitrag  Gast Fr 24 Jul 2009, 14:40

A.N.:
Okay, hier ist eine andere FF von mir. Ich weiß nicht, ob sie euch gefallen wird, aber ich stelle sie trotzdem einfach mal rein.

Genre: Drama/Romance/General

Kurzbeschreibung:

Bella, 16 Jahre, das einzige weibliche Mitglied einer Clique. Sehr jungenhaft, frech, stur und schenkt der Liebe keinen einzigen Glauben. Obendrein nicht für jeden das Objekt der Begierde. Doch was passiert, wenn sie auch nur ein Blick auf jemanden wie ihn geworfen hat? Einem Studenten, der 2 Jahre älter ist als sie? Und was passiert, wenn er umzieht und sie in eine Welt voller Traurigkeit und Schmerz versinkt? Wird sie ihn trotzdem wiedersehen wollen und das Risiko eingehen, ihr eigenes Ich und alles um sich herum zu vergessen?

Prolog


Niemals hätte ich der ersten Liebe Glauben geschenkt. Das Wort Liebe allein war für mich ein Fremdwort.
Meine Mutter Renée meinte immer, ich sei nicht normal, sobald ich ihr jeden Tag nach der Schule wütend erzählte, wie sehr ich Jungs hasste. Die allerdings mochten mich. Mich, das ab und zu etwas unverschämte Gör von nebenan, das mit Make-up, Modemagazinen, und den ganzen Fashion Labels so gut wie nichts anfangen konnte. Manchmal zweifelte ich daran, ob mein Gehirn vielleicht zurückgeblieben sei. Da war ich erst vierzehn.
Ich hatte mich daran gewöhnt, genau so von Jungs akzeptiert zu werden, wie ich war und zu dem Zeitpunkt auch sein wollte. Ich verachtete diese hochnäsigen Modetussis zutiefst, und mit Jungs verstand ich mich immer besser. Doch ich hatte nie bemerkt, und das all die Jahre lang, wie sehr sich die Zeiten verändern würden. Die Welt wurde immer moderner und die Männer legten auf einmal sehr viel Wert auf das Äußere einer Frau. Mit einem Supermodel hätte ich mich nicht messen können. Ich konnte einfach nicht verstehen, was die Männer so toll an diesen Frauen fanden, die sich alle fünf Minuten in einen Spiegel schauten, so selbstverliebt, wie sie waren, wobei ihr Charakter der letzte Dreck war. Was hatten die, was ich nicht hatte? Und dann traf ich die Entscheidung, dass es mir doch eigentlich völlig egal war. Wen die mich nicht hinnahmen, so wie ich war, dann sollen sie es doch sein lassen.
Meine Schulkameradinnen in der High School mieden und lästerten über mich, die Jungen sahen in mir meistens nur den guten Kumpel, mit dem man die Straßen unsicher machen konnte. Und nie sahen sie mich von meiner weiblichen Seite, die in mir tief vergraben war und nie zum Vorschein kam. Ich war wirklich sehr jungenhaft.
Damals hatte ich schulternlanges Haar, trug Pullover oder T-Shirts und stinknormale Jeans mit Turnschuhen. Es waren eben Sachen, in denen ich mich wohl fühlte. Ich wollte mich nicht freiwillig in irgendwelche engen Oberteile reinzwängen, in die ich mit großer Wahrscheinlichkeit sowieso nicht gepasst hätte. Durchschnittlichkeit – das war das Wort, das mich perfekt beschrieb. Schlank war ich, okay. Aber ich hatte null Weiblichkeit an meinem Körper und war flach wie ein Brett. War der jetzt etwa auch noch zurückgeblieben?!
Renée schickte mich, als ich schließlich sechzehn war, zum Klavierunterricht, den ich zwar freiwillig nicht machte, aber wenn ich so meiner Mutter einen Gefallen tat, bitte.
Wie gesagt, ich glaubte nicht an die Liebe. Doch als ich die große, mit Holz vertäfelte Aula betrat und daraufhin den zwei Jahre älteren Studenten sah, der mich unterrichten sollte, nahm ich meine Meinung sofort zurück.
Von da an veränderte ich mich selbst. Ich achtete mehr auf mein Äußeres, und zog mich anders an. Mein Körper schien sich nun endlich weiterzuentwickeln. Es waren deutlich Kurven an mir zu sehen, und auch die Oberweite wuchs. Ich wurde immer beliebter bei den Jungs an der High School, die mich immer häufiger nach ein Date fragten, und bei den Mädchen wurde ich immer unbeliebter, das war unverkennbar. Und trotzdem gab ich immer noch darauf Acht, ich selbst zu sein, und meine Persönlichkeit nicht durch mein neues Aussehen zu ersetzen. Und das alles, nur ihm zuliebe.
Doch ich sah ihn nie wieder. Ich wusste noch nicht einmal seinen Vornamen. Das Einzige was mir im Gedächtnis blieb, war sein bezaubernder Antlitz, sein Lachen, die Kraft seiner Augen, einfach alles an ihm. Und mit jedem Tag und jeder Nacht versuchte ich ihn zu vergessen …

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That Look Empty Chapter 2: Veränderungen

Beitrag  Gast Fr 24 Jul 2009, 14:45

Veränderungen


Aus der Sicht eines Jungen:

„Die hat ja schon wieder diese Lumpen an. Damit sieht sie aus, als käme sie vom Land!“, flüsterte Lauren hinter mir und kicherte dabei.
„Hast Recht“, bestätigte Jessica. „Bella hat doch echt keinen Stil.“
Genervt drehte ich mich zu ihnen um. „Könnt ihr nicht mal die Klappe halten? Es wär nett von euch, wenn ihr eure Lästereien ein ander Mal fortsetzen würdet!“
„Oh, Drake, stehst du etwa auf Bella?“, lachte Lauren düster. „Dabei denke ich doch immer, dass du etwas Besseres verdient hast.“
„Du meinst, dieses ‚Bessere‘ von dem du redest, seist du?“, fragte ich skeptisch.
„Zum Beispiel“, erwiderte sie und zwinkerte.
„Nee, danke, ich steh nicht auf Tussis wie dich.“ Das saß. Laurens Unterkiefer klappte empört nach unten, und ich konnte schon förmlich spüren, wie sauer sie war. Anstatt den Mund wie üblich aufzureißen und mich mit Schimpfwörtern zu überhäufen, schwieg sie. Unwillkürlich musste ich grinsen, doch die Schadenfreude verschwand auch schnell wieder, als ich dem traurigen Blick von Bella begegnete. Als ob die Zwei hinter mir sie kannten! Aber was sollte ich dagegen schon groß ausrichten? Sie würden immer weiter und weiter lästern, damit Bella im Erdboden versank. Doch sie hielt stand, so gut sie konnte. Sie war einzigartig, auf ihre eigene Art und Weise. Und das fiel nicht nur mir auf. Bella verstand sich gut mit mir – und dem Rest meiner Kumpels. Bella denkt bis heute noch, sie sei für uns alle bloß eine gute Freundin. Doch für einige von uns war sie bereits mehr als nur das.
Lauren und Jessica, die nichts anderes konnten, als über einen anderen herzuziehen, verabscheuten sie zutiefst. Aber nur, weil sie ihrer Meinung keinem Topmodel glich, oder keine „Vogue“-Zeitschriften las. Es waren die Interessen, die ständig dieselben waren – Mode, Mode und nochmals Mode. Bella teilte diese Interessen nicht mit ihnen und das wiederum konnten die Zwei nicht verstehen. Leider waren sie nicht die Einzigen, die Bella schlechtmachten. Es gab noch mehr von ihnen hier an der High School, und sie nutzten jeden Moment aus, um sie zu demütigen.
Bella – eigentlich hieß sie ja Isabella – Swan. Sie war siebzehn und Teil unserer Clique. Sie und vier weitere Jungs, mich hinzugerechnet. Bella hatte glattes, dunkelbraunes Haar, die ihr bis zu den Schultern reichten. Sie trug normale Sachen: Jeans, Pullover oder T-Shirt, je nach Wetter, dazu Turnschuhe. Als ich sie mal gefragt hatte, warum sie keine Markenklamotten trägt, wie all die anderen Mädchen, überraschte sie mich mit der Antwort: dass sie sich einfach nicht darin wohlfühle, und dass sie sich nicht freiwillig in enge Oberteile rein zwängen würde, da ihr Körper wohl zurückgeblieben sei. Daraufhin mussten wir beide zwar lachen, aber insgeheim bewunderte ich sie für ihre ehrliche Antwort. Und das schätzte ich auch so an ihr. Sie versteckte sich nicht hinter einer Fassade, sondern blieb so, wie sie war. Würden die restlichen Mädchen Bellas Beispiel folgen, dann gäbe es mit Sicherheit lauter Pärchen an der High School.
Bella findet, sie selbst würde ziemlich jungenhaft wirken. Auf dem ersten Blick vielleicht ja. Aber je besser man sie kannte, desto süßer erschien sie einem. Das Mädchen steckte durchaus in ihr, nur es kam nicht jedes Mal zum Vorschein. Sobald sie mit unserer Clique unterwegs war, zeigte sie ihre liebenswerte, weibliche Seite.
Oh Mann, man könnte meinen, ich sei in sie verknallt! Und vielleicht war ich das auch. Und wenn – ich könnte mich dann wirklich glücklich schätzen. All die Jungs, die ich kannte, hatten sich schon gefragt, ob Bella schon einen Auserwählten hätte. Keiner von uns wusste es. Bella sprach zwar viel über sich selbst, und war ausgesprochen offen dabei, doch wenn es um ihre innersten Gefühle ging, verbarg sie diese wie ein gut gehütetes Geheimnis.
Was bis jetzt fast niemand wusste, außer wir Jungs aus der Clique, war, dass Bella eine sportliche, sowie auch eine musikalische Seite hatte. Sie machte rhythmische Gymnastik. Bella war zwar ziemlich tollpatschig, doch sobald sie in ihrer eigenen Choreographie versank, vergaß sie diese Eigenschaft.
Sie sang gern. Sobald die anderen es wünschten, sang sie auch für sie. Bei einem abendlichen Treffen mit der Clique zum Beispiel. Ich musste Lachen, sobald ich daran dachte, wie schlecht gelaunt sie war, als sie mir davon erzählte, dass ihre Mutter Renée plante, sie zum Klavierunterricht zu schicken. Ich versuchte sie zu überreden, dass das etwas Gutes und eine Möglichkeit sei, ihr musikalisches Talent weiter auszupfeilen. Karriere könne sie damit machen, hatte ich mal zu ihr gesagt, doch sie stritt alles ab. Ich kannte sie aber gut genug, um zu wissen, dass sie sich Gedanken darum gemacht hatte.
Bella – sie war ein Traumgirl schlechthin. Hübsch war sie, zwar nicht für jeden, dennoch für die Meisten. Talentiert, nett, und süß war sie auch. Sie wäre eine Frau fürs Leben. Wer auch immer das Glück hat, mit ihr zusammen zu kommen, der solle sie gefälligst gut behandeln. Ansonsten würde man meine Faust stark zu spüren bekommen.

Bella

„Wieder so ein langweiliger Tag, was?“ Ich musste Grinsen, als ich diese Stimme erkannte. Sie kam von meinem besten Freund, Drake.
„Hey!“, begrüßte ich ihn.
„Na, wie war‘s?“
„Wie wohl?“, brummte ich sarkastisch.
Drake und ich kannten uns schon ziemlich lange. Er war der Erste, zu dem ich nach meiner Ankunft hier an der High School, Vertrauen aufgebaut hatte.
„Man darf ja mal fragen…“, antwortete er mir lächelnd. „Was machst du jetzt?“
„Ich werde gleich von meiner Mom zum Klavierunterricht geschickt.“ Die Langeweile, die mich dann erwartete, konnte ich schon voraussehen.
„Ach, komm, dieses Thema hatten wir schon mal“, beschwichtigte Drake mich, als könne er meine Gedanken lesen.
„Ja, Mann, weiß ich doch – trotzdem.“
„Du bist“, begann er, und ich schaute ihn gespielt böse an, falls er etwas Falsches sagen sollte, „einfach süß.“ Er verwuschelte mir liebevoll die Haare, lachte in sich hinein.
Ich wurde rot. „Lass das“, erwiderte ich grimmig. Er beugte sich zu mir herunter, so dass sich unsere Gesichter beinahe berührten.
„Lass das, ich weiß doch ganz genau, dass dir sowas gefällt.“ Er zwinkerte.
„Sicher“, meinte ich ironisch. „Ich muss los.“
„Okay, wir sehn uns morgen.“
„Klar.“ Ich stieg in meinen roten Transporter. Dieser war zwar sehr alt, und glich immer mehr einem roten Metallhaufen, aber er hatte Persönlichkeit. Das war auch der Grund, weshalb ich mir von meiner Mutter kein neues Auto kaufen ließ. Ich konnte es sowieso nicht leiden, wenn mir jemand Geschenke machte, und dabei viel Geld ausgab. Es bereitete mir Schuldgefühle – ich selbst besaß ja nicht genug Geld, um mich zu revanchieren.
Schwer seufzend parkte ich vor dem Haus. Klavierunterricht. Gibt’s was Besseres?, fragte ich mich in Gedanken und verdrehte die Augen. Früher oder später werde ich mich dafür an meiner Mutter rächen.
„Hey Bells“, hörte ich sie von der Küche aus rufen. „Wie war die Schule?“
„Wie immer“, antwortete ich und leistete ihr Gesellschaft. Es roch nach Steak und Bratkartoffeln. Als ich die Küche betrat, stellte Renée mir gerade einen mit Essen gefüllten Teller hin und küsste mich auf die Wange.

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That Look Empty --Fortsetzung Kapitel 2--

Beitrag  Gast Fr 24 Jul 2009, 14:45

„Iss“, sagte sie. „Bis zum Abend gibt’s nix mehr.“ Ich nickte und setzte mich an den Tisch. Sie setzte sich dazu und trank ihren Kaffee.
Nach einer Weile kam sie wieder zur Wort.
„Du, wo findet denn das Turnier statt? In rhythmischer Gymnastik, mein ich.“
„Ach das!“ Ich schluckte schnell den Kartoffelbrocken hinunter bevor ich weitersprach. „Das findet auf dem College statt, auf das ich dich später hingehen werde. Die Bestätigung dafür habe ich dir ja schon gezeigt.“
Sie lächelte. „Natürlich“, sagte sie. „Und du weißt gar nicht, wie stolz du mich machst. Ich muss mich wohl über deine finanzielle Zukunft keine Sorgen mehr machen. Du machst ja eine ordentliche Ausbildung, nicht wahr?“
„Was sich halt ergibt.“
„Sicher.“
„Aber, warum muss ich Klavierunterricht nehmen? Mom, hab ich das etwa nötig?“
„Na ja, nötig nicht unbedingt, aber je mehr man kann, desto leichter hat man es später im Leben. Du könntest ja auch musikalisch Karriere machen.“
„Ja, vielleicht.“ Ich schwieg für einen kurzen Moment. „Von wem werde ich denn unterrichtet?“
„Oh, gut, dass du mich fragst. Darauf habe ich schon lange gewartet!“
„Hä?“
„Wie oft soll ich dir das noch sagen, Bella. Das heißt nicht ‚Hä‘, sondern ‚Wie Bitte‘. Im Leben wären gute Manieren nicht gerade verkehrt.“
Theatralisch verdrehte ich die Augen. „Ist ja gut. Also, wer ist es?“
„Der junge Mann ist grad mal zwei Jahre älter als du. Und, oh Bella, du hast ja gar keine Ahnung, wie gut er aussieht! Aber das wirst du heute ja noch sehen.“ Sie zwinkerte. „Hätt ich deinen Vater nicht geheiratet und wär ich noch so jung wie du, wer weiß, vielleicht hätt ich ihn mir dann geschnappt.“
„Ja, vielleicht, wenn er sich dann auch von dir schnappen lässt.“ Renée knuffte mich in den Arm.
„Jedenfalls heißt er mit dem Nachnamen ‚Cullen‘. Vornamen hat er nicht genannt.“
„Wie seltsam. Gehört das normalerweise nicht dazu?“
„Nun ja, er wird dich ja nur flüchtig unterrichten. Er ist praktisch nur als Aushilfe vorgesehen, da der richtige Lehrer krank ist.“
„Ach so.“
„Wir müssen los.“ Daraufhin folgte ich meiner Mutter zu Auto. So wie sie von diesem Cullen gesprochen hatte – sie war anscheinend ziemlich angetan von ihm. Renée war ja bekannt für ihren hohen Anspruch bei Männern. Wenn ihr einer gefällt, dann konnte man auch davon ausgehen, dass er ein wirklich anständiger Kerl war. Und gutaussehend noch dazu. Mir kam es so vor, als wollte sie versuchen, mich mit de zu verkuppeln. Diese Masche von ihr kannte ich schon. Cullen war ja nicht der Erste, bei dem sie das schon versucht hatte. Bei Drake hatte sie auch schon mal einen Anlauf gemacht. Drake sah wirklich gut aus, war auch ein guter Typ, aber so richtig gefunkt hatte es zwischen uns nicht wirklich. Um ehrlich zu sein, glaubte ich noch nicht einmal an Liebe. Ich wusste nicht, was das ist. Renée hoffte einfach zutiefst darauf, dass sich das ändern würde.
Die Fahrt war schnell vorüber. Renée machte Halt vor einer großen Musikschule. Das Gebäude an sich war schon etwas verfallen. Überall prangten Efeuranken, die Wände waren ein wenig verschmutzt, und doch hatte dieses Gebäude was Magisches. Ich spürte die Aura schon förmlich in meinem Körper. Von was oder wem ging sie aus? Neugierig ging ich darauf zu, dort, wo ich dieses merkwürdige Gefühl vernahm. Es zog mich magnetisch an.
Meine Mutter schien das alles nicht zu spüren. Stattdessen taxierte sie mich mit ihrem Blick, als wüsste sie, was in mir vorging. Doch sie ging nicht darauf ein. Stumm ging sie an mir vorbei und trat in die große Eingangshalle. Sie war übersät von lauter Bildern. Abstrakte Kunst und Porträts schmückten den Raum. Die Bilder waren so gemalt, so dass ich mir ziemlich beobachtet vorkam. Es lief mir eiskalt den Rücken runter.
„Bella, schau mal!“ Ich war erleichtert, als meine Mutter mich zu sich rief. Endlich kam ich weg von den Bildern, die mich in ihren Bann hielten. Ich stellte mich neben Renée. Sie deutete auf eine Gruppe, die hinter einer Glaswand in einem anderen Raum übten. Sie vollführten die rhythmische Gymnastik.
„Wow“, flüsterte ich und bewunderte gerade ein Mädchen, deren Bewegungen so flüssig und geschmeidig waren, dass ich fast neidisch wurde.
„Du wirst noch besser als sie, Bells.“ Renée lächelte mich an. „Du musst bloß noch ein wenig mehr Üben, dann hast du’s drauf.“
„Danke, Mom.“ Meine Mutter war vielleicht ein wenig durchgeknallt, aber ich war ihr wirklich dankbar dafür, dass sie mir Mut machte. Und dafür liebte ich sie sehr.
Sie gestikulierte mir eine Richtung, in die ich gehen sollte. Außerdem sagte sie mir noch, dass für sie der Zugang nicht erlaubt sei, sie war ja Gast. Ich war ja diejenige, die unterrichtet werden sollte.
Wieder einmal spürte ich diese Aura, und je näher ich der Aula kam, desto stärker wurde sie. Mein Körper reagierte dementsprechend; ich wurde nervös, mein Herz schlug unregelmäßig, mein Atem ging beinahe schon keuchend. Meine Güte, so aufgeregt war ich ja noch nie! Am Besten, ich brachte das Ganze schnell hinter mich. Eine leise Melodie erklang. Sie kam aus der Aula.
Leise öffnete die Tür. Die Wand der Aula war holzgetäfelt, am Ende des Raumes saß eine Gestalt, mit braunem Haar, das einen bronzefarbenen Stich hatte. Das war wohl dieser Cullen. Er saß mit dem Rücken zu mir und spielte am großen schwarzen Konzertflügel eine wunderschöne Melodie. Hin und her gerissen davon bewegte ich mich vorwärts, und gab nicht drauf Acht, wo ich hinlief. Prompt stieß ich gegen einen Stuhl und warf ihn um. Die gespielte Melodie verstummte abrupt, der Mann drehte sich erschrocken um, und sah mich an. Es traf mich wie ein Schlag.
Von ihm ging diese Aura aus, seine Präsenz verschlug mir den Atem. Er war einfach … unbeschreiblich schön. Die Form seines Gesichts war männlich; die gerade Nase, der sinnvolle Mund, das markante Kinn, die hohen Wangenknochen. Die Augen waren groß und smaragdgrün. Die Farbe war so intensiv, das sie leuchtete und sogar bis hierhin reichte, um sie vollends sehen zu können. Die Statur dieses Mannes war geradezu perfekt. Er war insgesamt perfekt.
Der Moment, der mir die Gelegenheit gab, ihn mir genauer anzusehen hielt nicht lange an, da er mich ansprach. Und die Stimme…! Tief und samt wie Seide. Jetzt wurde mir endlich bewusst, wie peinlich mein Auftreten war.
„Bist du Bella Swan?“, fragte er mich und ein Lächeln zauberte sich auf sein Gesicht.
„Äh, ja.“ Ich erwachte aus meiner Trance und stellte den Stuhl wieder richtig hin, den ich umgeworfen hatte. Ich stellte mich dabei ziemlich ungeschickt an. Mein Gott, warum musste ich mich nur so peinlich aufführen?!
„Komm, setz dich zu mir. Mein Name ist übrigens Cullen.“
„Freut mich, dich kennen zu lernen“, erwiderte ich und zwang mich, meinen Atem ruhiger und vor allem leiser zu stellen. Er schaute mich schon ganz komisch an, als wär ich geisteskrank. Zumindest glaubte ich, seinen Blick richtig definieren zu können.
Nur die Ruhe, sagte ich zu mir selbst. Es wird schon alles gut. Bleib einfach so, wie du bist.
Von wegen. So einfach war das nicht. Es kostete mich bereits eine Menge Kraft, unter seinem stechenden Blick wenigstens nicht hinzufallen.
Endlich hatte ich den Konzertflügel erreicht. Ich stützte mich unauffällig an ihm ab, um ein wenig zu verschnaufen. Cullen klopfte auf den freien Platz neben sich. Ich nickte und setzte mich umständlich hin.
Ohne irgendwelchen Vorstellungsquatsch begann er mit seinem Unterricht. Er machte noch nicht mal einen auf Smalltalk – ich hatte ihn wohl mit meiner Art in die Flucht geschlagen. Überraschenderweise blieb er gelassen und verhielt sich freundlich mir gegenüber. Und dabei meine ich nicht das „normale“ Freundlichsein, es ging schon darüber hinaus.
Cullen war gerade dabei beschäftigt, mir die Tonleiter zu erklären, , nahm dabei meine rechte Hand und setzte sie auf die jeweiligen Tasten. Meine Wangen glühten, das war mir bewusst aber meine volle Aufmerksamkeit widmete ich nur seinem Gesicht. In Gedanken zwang ich mich, auf die Tastatur zu gucken, doch das brachte nicht wirklich was. Also trat ich mir selbst gegen das Schienbein, um zur Besinnung zu kommen. Er merkte das natürlich und verstummte.
„Was ist?“ , fragte er mich. Er schien besorgt. Er musste mich wirklich für gestört halten.
„Eine Mücke hat mich gestochen“, antwortete ich zu schnell und dachte nicht über das nach, was ich sagte. Verflucht noch mal! Es herrscht Winter, und da gibt’s keine Mücken!, schrie ich innerlich.
„Zu dieser Jahreszeit?“, fragte er und zog eine Augenbraue hoch.
Mann, ich weiß doch selber das es im Winter keine Mücken gibt!, rief ich verzweifelt. Ich ging nicht auf seine Frage ein, sondern starrte ihn bloß an. Ich fragte mich wirklich, wie ich ausgesehen habe. Plötzlich fing er an zu schmunzeln. Toll, wirklich toll. Jetzt machte er sich auch noch über mich lustig! Womit habe ich das bloß verdient?
Er fuhr mit seinem Unterricht fort. Nebenbei schmachtete ich ihn an, doch meine einzig wahre Beschäftigung war, mich innerlich zu verfluchen. Heute war einfach nicht mein Tag. Ich fragte mich wirklich, was er über mich dachte.
Dabei konnte ich es mir ja schon denken …
Die Stunde neigte sich dem Ende zu, und er stand auf. Ich tat es ihm gleich.
„Es war wirklich schön, dich kennen gelernt zu haben, Bella.“ Wie er meinen Namen aussprach – er verlieh ihm mit seiner Stimme einen ganz neuen Klang.
„Gleichfalls.“ Er schaute mir in die Augen und lächelte. Es war kein künstliches, zwanghaftes, sondern ein natürliches und ehrlich gemeintes. Und es brachte meine Knochen zum Schmelzen.
„Hast du irgendwelche Hobbies?“, fragte er mich daraufhin.
Ich nickte. „Rhythmische Gymnastik. Außerdem singe ich noch gern“, stotterte ich. Um seine Augen herum bildeten sich kleine Fältchen als er ein weiteres Mal lächelte.
„Cool“, sagte er. „Na dann, auf Wiedersehen.“ Behutsam nahm er meine Hand und hauchte einen Kuss darauf.
„Wiedersehen“, sagte ich leise, und drehte mich um. Ich rannte fast bis zur Tür, drehte mich aber noch um, und sah ihn lachend winken. Mit rotem Gesicht flüchtete ich aus dem Raum und sprintete zum Ausgang, wo Renée bereits auf mich wartete.
Dieser Cullen – er verursachte in meiner Gefühlswelt ein Tornado, verwirrte mich, und ließ mich ein weiteres Mal zweifeln. So langsam glaubte ich daran, dass es die Liebe wirklich gab.

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That Look Empty Chapter 3: Last Look

Beitrag  Gast Fr 24 Jul 2009, 14:48

Das Lied zu diesem Kapitel:
"Sex On Fire" by Kings Of Leon

Last Look


Bella:

„Schatz, stocher nicht so vor dich hin. Iss lieber“, wies meine Mutter mich zurecht. Gedankenverloren starrte ich die Uhr an der Wand an.
„Renée, vielleicht hättest du sie doch nicht zum Klavierunterricht schicken sollen. Schau sie dir doch mal an! Pass auf, sonst wird sie depressiv“, sagte meine Vater kauend. „Lass sie lieber in Ruhe, bis sie sich wieder beruhigt hat.“
„Hm“, hörte ich Mom antworten. „Wahrscheinlich hast du Recht.“
Ich konnte einfach nichts essen. Mir war irgendwie nicht ganz wohl. Zudem musste ich die ganze Zeit an ihn denken, was mich verlegen machte. Zu meinem Unglück wurde ich auch noch rot. Meiner Mutter fiel das auf. Vorsichtig kniff sie mir in die Seite. Doch ich realisierte das kein bisschen. So langsam machte sie sich wirklich Sorgen. Die Furchen auf ihrer Stirn waren auch nicht gerade zu übersehen.
„Bella, ich kann ja verstehen, dass du sauer bist, wegen letzter Woche. Aber du musst etwas essen! Sonst fällst du mir hier ja noch um! Und dass du mir dann noch beim Putzen im Weg liegst, kann ich echt nicht gebrauchen.“ Langsam drehte ich mich zu ihr um und starrte sie an. Mein Blick schien sie wohl zu erschrecken, denn sie fiel fast vom Stuhl. „Meine Güte, Bella, was ist denn mit dir passiert? Du bist so… rot.“
„Es ist nichts, Mom“, versicherte ich ihr. „Ich… Ich bin nur ein wenig müde, das ist alles.“
„Liebling, ich kann ja nachvollziehen, dass Schule so eine Sache für sich ist, aber du hast seit letzter Woche Stunden nichts Richtiges mehr gegessen! Und das, seitdem ich dich zum Klavierunterricht geschickt habe. Mach mir bitte keine Schuldgefühle, Bella. Ist das der Grund, weshalb du nichts essen willst? Willst du dich an mir rächen?“
Irgendwie klang das lustig. Wäre das der Grund, wäre mein Verhalten doch ziemlich debil. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen bei dem Gedanken.
„Was ist?“, hakte Charlie nach.
Ratlos zuckte Renée die Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Sie scheint wie ausgewechselt. Dabei war dieser Cullen doch ein netter Bursche.“ Auf einmal schwieg sie. „Oder liegt es daran, dass…“ Sie klatschte sich die Hand auf den Mund. „Natürlich!“
„Hä? Was ist denn?“, fragte mein Vater verwirrt. Wie immer war er nicht auf dem neuestem Stand. Und das wird auch nie so sein. „Habe ich was verpasst?“
„Nein, eigentlich nicht“, erwiderte sie aufgeregt und griff nach meinem Arm. „Bella, wir müssen reden!“ Sie zog mich hinter sich her, lief hinauf in mein Zimmer und schloss anschließend die Tür.
„Hey! Was ist mit meinem Kuchen?“, rief Charlie empört.
Theatralisch verdrehte Renée die Augen, öffnete wieder die Tür und antwortete ihm. „Tut mir leid, der muss warten!“ Dann widmete sie sich wieder mir zu. „Habe ich Recht? Ist es wegen ihm?“
Sollte ich die Wahrheit sagen? Sollte ich ihr beichten, dass Cullen mich um den Verstand brachte? Sollte ich ihr sagen, dass ich jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde nur an ihn dachte, geschweige denn von ihm träumte? Sollte ich ihr sagen, dass ich in ihn verknallt war?
„Bella?“, flüsterte Renée. „Dein Vater ist unten, wir können reden. Was ist los?“ Sie legte einen Arm um mich. Wenn es drauf ankam, war sie immer für mich da. Wir redeten sogar richtig miteinander. Man könnte meinen, sie wäre meine beste Freundin. Und meine versteckte weibliche Seite. Im Grunde genommen war sie wie ich, nur ich war immer die Ungezogene, die Freche. Niemand kannte mich als das artige, nette Mädchen. Ich wurde immer als ein Trampel abgestempelt. Meine Mutter war hingegen meine andere Hälfte. Ich konnte mir sogar gut vorstellen, dass sie mir in meiner misslichen Lage helfen konnte. Mich beschäftigte etwas schon eine ganze Weile.
„Mom, ich denke, ich kann dir vertrauen.“
„Natürlich kannst du das“, stimmte sie mir zu und schaute mich liebevoll an. „Du bist schließlich meine Tochter.“
Ich nickte. „Findest du… findest du, dass ich jungenhaft wirke?“, fragte ich sie und zog die Nase kraus. Renée wirkte nachdenklich.
„Schon“, gab sie zu, ich senkte beschämend meinen Blick. „Du warst als du noch jünger warst, schon sehr jungenhaft. Du warst immer mit deinen Kumpels unterwegs, vor allem mit Drake. Ich hatte dich nie mit einem Mädchen zusammen gesehen.“
„Ist das der Grund?“
„Der Grund wofür?“
„Dafür, dass Cullen sich nicht für mich interessiert?“
„Also lag ich richtig“, erwiderte Renée atemlos. „Du hast dich in Cullen…?“
Ich seufzte ergeben. „Scheint so, ja.“
„Dass ich das noch mal erleben darf!“ Es klang schon fast triumphierend. Und ein bisschen sarkastisch.
„Was soll das heißen?“ Ich verzog das Gesicht. „Ich bin schließlich auch ein Mädchen.“
„Ja, ein sehr jungenhaftes Mädchen“, stimmte sie mir zu. „Aber ein sehr, sehr hübsches. Warum machst du denn nichts aus dir? Ich meine, fangen wir bei deinen Klamotten an. Als wir zwei zusammen einkaufen waren, wolltest du nie was Schickes anziehen, sondern immer etwas Schlichtes und Einfaches. Erinnerst du dich?“
Und ob. Mädchenhafte Kleidung fand ich hässlich, um ehrlich zu sein. Meine Mutter und ich standen damals im Laden – sie wollte mir immer irgendein Rüschenkleid andrehen. Sie hatte sogar versucht, es heimlich in den Einkaufswagen zu tun, doch ich hatte sie durchschaut, und das Kleid einfach rausgenommen und an dessen Stelle eine Jeans hineingetan. Je älter ich wurde, desto komplizierter wurde es für sie, doch ich setzte mich durch und schließlich gab sie auf.
Aber Zeiten ändern sich. Die Mode änderte sich mit und es entstanden immer neue Stile. Einige davon gefielen mir sogar, doch mir war es immer peinlich, das vor Renée zuzugeben. Nun sah ich allerdings keinen Sinn mehr, meine Gedanken zu verstecken.
„ Mom, da gibt es noch etwas… Ich weiß nicht, ob du es schon weißt. Deswegen fühl ich mich ja auch so schlecht.“
Mitfühlend nahm sie meine Hand. „Was ist passiert?“

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That Look Empty --Fortsetzung Kapitel 3--

Beitrag  Gast Fr 24 Jul 2009, 14:50

Flashback


„Nein, nein, Bella“, mahnte Cullen. „Das ist die falsche Taste. Ich möchte D-Dur.“ Nervös klimperte ich vor mich hin, bis Cullen zufrieden nickte. „Gut gemacht.“
Ich lächelte ein klein wenig. In seiner Nähe zu sein war fast wie ein Geschenk. Er liebkoste mich mit seinem Blick; allein, dass er mich ansah, machte mich unbeschreiblich glücklich.
Mir fiel auf, dass er mir nie seinen Vornamen genannt hatte. Aber ich traute mich nicht, ihn darauf anzusprechen. Seine Präsenz machte mich jedes Mal aufs Neue sprachlos. Ich konnte einfach nichts dagegen tun. Je mehr ich versuchte, meine Angst zu überwinden, desto schlimmer wurde sie.
Sanft rüttelte Cullen mich an meiner Schulter und ich erwachte aus meiner Trance. „Hey, Bella. In meinem Unterricht wird nicht geschlafen!“, sagte er grinsend und lachte. Er klang so himmlisch.
„Tut mir leid“, stammelte ich und schaute weg. Er schwieg.
„Bella?“, sagte er leise.
„Ja?“, antwortete ich im gedämpften Ton ohne aufzublicken. Nervös spielte ich mit einer Haarlocke. Ich hörte, wie Cullen den Deckel der Tastatur zuklappte und abschloss. Ich zögerte, dann schaute ich zu ihm auf. Was ich dann sah, versetzte mir einen leichten, dennoch schmerzvollen Stich. Cullens Blick wirkte traurig; er sah so aus, als würde etwas oder jemand ihn auseinanderreißen. Als wolle er nicht die folgenden Worte nennen, die ihm auf der Zunge lagen. Mein ganzer Körper fing an zu zittern. Es sollte wohl etwas Schreckliches passieren, sagte mir mein Bauchgefühl. Ich hatte in dem Moment genau das gefürchtet, was auf mich letztendlich zukam.
Cullen öffnete seinen Mund, schloss ihn aber wieder, in dem Augenblick wo er mich ansah. Er sah mir in die Augen und starrte dann auf seine Hände. Unerträgliche Stille lag in der Luft, ich drohte an ihr zu ersticken. Cullen hob wieder seinen Blick und Entschlossenheit lag mit einem Mal in ihm.
„Bella“, sagte er immer noch flüsternd. Wie gebannt starrte ich ihn an, ich war wie gelähmt. Die Tiefe seiner grünen Augen hielt mich fest. Ich wartete, doch je länger ich den jungen Mann vor mir betrachtete, desto schneller verschwand der einzige Hoffnungsschimmer, der soeben noch in seinen Augen gefunkelt hatte.
„Ja?“, keuchte ich kaum merkbar, doch er hörte es. In meiner Stimme war wohl ein unergründlicher Ton, den er nicht verstand. Seine Augenbrauen schoben sich für kurze Zeit zusammen, dann schien er zu begreifen, was in mir vorging – und dass ich seine Absichten schon längst durchschaut hatte. Behutsam nahm er meine Hand in seine und hielt sie fest, so fest, dass ich schon fast glaubte, er würde sie nie wieder loslassen. Insgeheim wusste ich jedoch, dass dieser Gedanke sinnlos war. Früher oder später würde er meine Hand loslassen.
„Bella, ich versuche, es kurz und schmerzlos zu machen, okay?“ Er schloss seine Augen und atmete tief durch. Mein Herz pochte mir bis zum Hals und mir wurde schwindelig. Alles um mich schien sich zu drehen, alles war verzerrt, nur sein Gesicht war klar und deutlich zu sehen. Die Zeit stand still – es gab nur noch mich und ihn. Nur uns. Der Rest der Welt nahm an diesen einen Moment nicht teil, sondern nur wir beide. Nur wir beide.
„Sag es einfach – bitte“, flehte ich ihn an und drückte seine Hand fester. Diese Geste ließ ihn wieder aufblicken.
„Ich ziehe um.“ Das waren seine Worte. Worte, die mich in einen tiefen Abgrund hineinstießen. Ob er wusste, was er mir damit antat? Ob er wusste, dass meine Gefühle für ihn tobten, sobald er sich in Reichweite befand? Er wusste es bestimmt, so dachte ich, und trotzdem sprach er diese Worte aus. Mir wäre es lieber gewesen, wenn er doch einfach weggegangen wäre, ohne etwas zu sagen. Er hätte diesen einen Moment nicht hinauszögern sollen.
„Wie schade“, sagte ich nur, versuchte, gleichgültig zu klingen und kämpfte dabei mit den Tränen.
„Dein eigentlicher Lehrer ist wieder wohlauf und wird dich statt an meiner Stelle wieder unterrichten“, murmelte er, seine Augen auf mir ruhend.
Ich nickte. „So wird es wohl sein, ja.“ Er schwieg.
„Darf ich dich noch um einen kleinen Gefallen bitten, bevor ich mich endgültig von dir verabschiede?“
„Ja“, antwortete ich, ohne zu zögern. Ohne etwas zu sagen, beugte er sich vor und küsste mich auf die Wange. Dann erhob er sich und stürmte aus dem Raum.
Die Nacht brach herein und umhüllte die Musikschule. Es war eine Nacht ohne Sterne; ihre Schwärze breitete sich in mir aus und ließ mich allein im Dunkeln zurück.


Flashback Ende

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That Look Empty Chapter 4: Out Of Sight

Beitrag  Gast Fr 24 Jul 2009, 14:51

Out Of Sight


Bella

Da lag ich nun, allein in einem dunklem Raum, die Decke um meinen Körper geschlungen und starrte aus dem Fenster. Mehrere Wochen waren vergangen, seitdem er aus dem Raum gestürmt war und sich kein einziges Mal nach mir umdrehte. Die unerträgliche Leere in mir wuchs, je mehr ich an ihn dachte. Es war alles so furchtbar. Ich wollte das nicht. Ich wollte das alles nie. Und doch geschah es. Es geschah einfach wider Willen. Es war, als wolle Gott mir einen Streich spielen, mich vom Schicksal abringen und mir ein neues erteilen. Ein Schicksal voller Schmerz und Sehnsucht. Es war falsch. Es war nicht fair. Aber es war real. So real, dass es mich umbrachte. Der Schmerz war real, alles war real. Auch, dass dieser Mann einfach so in mein Leben hereinspazierte war real.
„Hast du jetzt gekriegt, was du wolltest, Gott?“, wisperte ich leise gen Himmel. „Du wolltest mich so sehen, oder?“ Ich richtete mich auf und legte mein Kinn auf meine angezogenen Knie. „Was wolltest du mir damit sagen?“, flüsterte ich und starrte in die endlose Weite der Nacht und hoffte, eine Antwort zu bekommen. „Ich war glücklich, so furchtbar glücklich und nun das!“ Ich wollte diese verdammte Antwort haben. Ich wollte wissen, warum. Warum mir das passieren musste. Warum?
Lautlos entwischte eine Träne mein Auge und mit ihr kam eine Erinnerung. Eine Erinnerung, an die ich jetzt nur zu ungern dachte. Aber ich dachte trotzdem daran, weil sie einerseits schmerzhaft, andererseits schrecklich schön war. Mit einem Mal hörte ich seine Stimme. Sie war so nah, dass ich fast schon glaubte, er wäre mit mir in diesem Zimmer.

Flashback

„Dein eigentlicher Lehrer ist wieder wohlauf und wird dich statt an meiner Stelle wieder unterrichten“, murmelte er, seine Augen auf mir ruhend.
Ich nickte. „So wird es wohl sein, ja.“ Er schwieg.
„Darf ich dich noch um einen kleinen Gefallen bitten, bevor ich mich endgültig von dir verabschiede?“
„Ja“, antwortete ich, ohne zu zögern. Ohne etwas zu sagen, beugte er sich vor und küsste mich auf die Wange. Dann erhob er sich und stürmte aus dem Raum.


Flashback Ende

Vorsichtig, mit Bedacht, nicht die Spuren seiner Berührung zu verwischen, legte ich eine Hand an meine Wange und schloss die Augen. Die Wärme seiner Lippen war immer noch da. Kaum merkbar, aber sie war da. Seufzend öffnete ich meine Augen wieder.
Eine Beziehung zwischen uns wollte wohl nicht sein. Es war vielleicht auch besser so. Er tauchte auf, stellte mein Leben und meine Gefühlswelt auf den Kopf, verschwand wieder, ohne zu wissen, was für ein Chaos er angerichtet hatte. Doch es war mir egal, was er mir damit angetan hatte, ich wollte ihn wiedersehen. Nur noch einmal. Ich wollte ihn sehen, auch wenn mich das einiges kosten würde. Vielleicht würde ich mein eigenes Ich verlieren, sobald ich ihn wieder zu Gesicht bekäme. Dieses Risiko nahm ich aber gern in Kauf.
Ein leises Klopfen ertönte und mein Kopf schoss hoch. Ich sah zur Tür, es war Renée. Lautlos ging sie zu mir rüber und hielt mir einen Becher heißer Schokolade hin. Dann nahm sie mich in den Arm.
Ich hatte ihr über Cullens plötzlichen Aufbruch erzählt. Ich hatte geweint während sie mich einfach nur im Arm hielt und mich tröstete. Ich wurde völlig überrumpelt. Ich wollte immer die Starke sein, die Unerreichbare, die sich nicht so einfach umnieten ließ. Aber ein einziger Blick auf ihn ruinierte alles. Meine innere Stärke schwand, übrig geblieben war so gut wie nichts. Nichts außer den Schwärmereien für ihn. Und ich konnte einfach nichts dagegen tun. Ich wurde geplagt von Selbstzweifel, Komplexen, Unsicherheit. War Cullen etwa meinetwegen gegangen?, dachte ich. War ich daran schuld, dass ich ihn vergrault hatte? Ich dachte, es würde mich umbringen. Mein Kopf explodierte, ich war zu nichts mehr fähig. Klar denken konnte ich auch nicht mehr. An eine Zukunft schon gar nicht. Am liebsten wollte ich alles hinschmeißen und verrecken.
Renée hörte schweigend zu, während ich weinte, bis mein Herz aufhörte zu bluten. Ihre Nähe half mir, mich zu beruhigen. Von dem Moment an liebte ich sie noch mehr, als je zuvor.
Sie half mir wieder auf die Beine zu kommen. Sie half mir, mein Äußeres zu verändern, trainierte mein Selbstbewusstsein, feilte an meiner Persönlichkeit und an meiner Einstellung, bis sie sich mit ihrem neu erschaffenen Werk zufrieden gab. Eine neue Bella Swan wurde geboren und vor ihr erbot sich eine neue Welt. Eine Welt mit einer Zukunft. Doch eines konnte Renée nicht. Sie konnte diese eine bestimmte Person nicht aus meinem Herzen vertreiben. Sie blieb, weil mein Herz sich selbst verschloss und sich vor jeden Zugriff schützte, selbst meinen Fingern entglitt es mir. Ich konnte nur noch beten, dass die Zeit alle Wunden heilen und mich von dem Elend erlösen würde.

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That Look Empty --Fortsetzung Kapitel 4--

Beitrag  Gast Fr 24 Jul 2009, 14:52

Drake

Ich machte mir wirklich Sorgen um Bella. Sie hatte sich seit Ewigkeiten nicht mehr gemeldet. Diese Klavierstunde hatte sie verändert, sie war wie ausgewechselt. Und dann, als die Ferien kamen, war sie von der Bildfläche verschwunden. Ich hatte ihr sogar einen Besuch abgestattet, doch jedes Mal berichtete ihr Vater mir, sie sei mit ihrer Mutter weggefahren. Es wunderte mich schon, weil Bella mir immer gepredigt hatte, dass Ausflüge mit Renée sterbenslangweilig seien. Also blieb mir nichts anderes übrig, als auf ihre Rückkehr zu warten. So verging die Zeit, bis die Ferien schließlich wieder vorbei waren.
Die Schulklingel ertönte und ich trottete im Schneckentempo zur Klasse. Jessica, Lauren und die Jungs waren bereits anwesend. Ich setzte mich, mit argwöhnischem Blick auf die beiden Mädels gerichtet, zu meiner Clique und fing an über die zwei kleinen Modetussis zu lästern. Es wurde gerade ziemlich lustig, bis Mike schließlich den Kopf hob und zur Tür starrte. Neugierig folgte ich seinem Blick und ich erstarrte auf der Stelle.
Ich sah ein Mädchen, anscheinend war es eine Neue. Sie hatte lange, leicht gewellte braune Haare, große, braune Augen, einen zarten, roten Mund und einen schlanken, weiblichen Körperbau. Und sie hatte ein wenig Ähnlichkeit mit Bella, doch zu meiner Beschämung hatte ich sie in diesem Moment komplett vergessen. Sie war einfach so unbeschreiblich schön.
Von Blicken nur so durchlöchert ging sie auf mich und meine Clique zu und blieb dann vor uns stehen. Sie hatte etwas Vertrautes, doch ich kam nicht drauf, was es sein könnte. Verblüfft schaute ich das Mädchen in die Augen und versuchte, irgendetwas in ihnen zu erkennen. Nun schmunzelte sie.
Hinter mir hörte ich Mike vor sich hin brabbeln. „Habeda, habeda, habeda…“ Ich kicherte amüsiert. Vor lauter Aufregung hatte Mike sich an seinen Stuhl geklammert. Nach einer Weile hatte er sich wieder so einigermaßen beruhigt, doch seine Stimme zitterte immer ein wenig, sobald er sprach. „Hi, du bist bestimmt neu, oder? Ich heiße Mike Newton“, stammelte er und wurde knallrot. Ich bemerkte, dass er vor Nervosität anfing zu schwitzen. Angewidert zog ich die Nase kraus, das Mädchen grinste.
„Und wie heißt du?“, fragte ich sie lächelnd. Das Mädchen verdrehte die Augen und antwortete.
„Ich bin Bella, du Volltrottel.“
„Was?“, fragte ich verdattert. „Du willst mir doch nicht weismachen, dass du Bella bist?“ Die Unterkiefer aller Jungs um mich sackten um gute sage und schreibe zwanzig Zentimeter nach unten. Die angebliche Bella grinste immer noch, doch nun lag etwas Verschlagenes in ihrem Blick.
„Ach, du glaubst mir nicht?“ Ich nickte benommen. „Willst du Beweise?“ Es klang herausfordernd. Nach kurzem Zögern nickte ich wieder.
„Ja“, krächzte ich.
„Also gut. Damals, im Ferienlager, da hast du—“
„Schon gut, schon gut! Ich glaub dir ja!“, fuhr ich dazwischen. Vor den Jungs konnte ich es mir echt nicht leisten, dass Bella mein Geheimnis ausplauderte. Das wäre mein Ende. Das war ihr Druckmittel gegen mich, so hatte sie mich immer fest im Griff. Aber ich war selber Schuld, ich hatte es ihr erzählt. Ich Idiot.
„Was war denn im Ferienlager?“, fragte Mike mich und kassierte dafür einen saftigen Tritt gegens Schienbein. „Au!“
„Halt die Klappe, Mike. Ich will nicht darüber reden.“
„Du brauchst mich deswegen nicht gleich zu treten!“, meckerte er.
„Sei doch nicht so pingelig!“, entgegnete ich.
„Ich geb dir gleich pingelig!“, motzte er.
„JUNGS!“, rief Bella und ohrfeigte uns beide. „Sind wir jetzt wieder eine glückliche Familie, ja?“
„Ja“, antworteten ich und Mike und schmollten. Feindselig schauten wir uns an.
„Geht jetzt nicht aufeinander los, kapiert?“, mahnte sie uns. „Das könnt ihr machen, wenn ich weg bin.“
„Ach, sonst hast du immer mit geprügelt“, erinnerte ich sie. Bella hatte schon an dutzenden Schlägereien mitgemacht, seit ich denken kann.
„Mag sein, aber ich habe heute keine Lust dazu.“ Mit diesen Worten kam auch schon unser Lehrer ins Klassenzimmer.
„Guten Morgen“, grüßte er uns, seine Augen blieben auf Bella haften. „Dass eine neue Mitschülerin zu uns stößt, hat mir keiner gesagt“, murmelte er vor sich hin und grübelte. „Wie heißen Sie denn, wenn ich fragen darf?“
„Mein Name ist Isabella Swan, Mr Evans.“
„Oh, Ms Swan? Sie… haben sich verändert. Sehr zum Positiven, wenn ich bemerken darf.“
„Vielen Dank, Sir.“
„Okay, genug mit dem Vorstellungsquatsch. Fangen wir mit dem Unterricht an. Schlagt die Bücher auf Seite dreizehn auf.“
„Ich schwör, das gibt Rache Drake“, flüsterte Mike zu mir.
„Sicher“, erwiderte ich und verdrehte die Augen.

* * *


Bella

Die Wochen vergingen wie im Flug und ich näherte mich mit jedem Tag meinem Schulabschluss.
Ich nahm freiwillig den Klavierunterricht wieder auf und mein Lehrer beteuerte ständig, dass ich immenses Talent hätte. Obendrein schickte Renée mich zum Gesangsunterricht, wo ich eine professionelle Ausbildung hinlegte. Ich trainierte mehr in der rhythmischen Gymnastik und bereitete mich auf den Wettbewerb vor, der auf meinem zukünftigen College in Phoenix stattfinden sollte. Ich wurde von meinen Verwandten sogar als Multitalent bezeichnet, was meinen Ehrgeiz nur noch verstärkte. Ich war nicht mehr von Cullen abhängig und konnte auf eigenen Füßen stehen. Ich wusste, ich war auf dem richtigen Weg.
Eines Tages wurde ich von einem Agenten entdeckt, der mich für mehrere Tage buchte. Ich sollte an den verschiedensten Veranstaltungen auftreten und singen. Das Publikum, darunter meine Eltern, Drake seine und meine Freunde, waren begeistert. Das spornte mich nur noch mehr an, und der Erfolg drängte Cullen in den Hintergrund. Insgeheim wusste ich aber, dass ich ihn nie ganz aus meinem Herzen verbannen und vergessen konnte. Der Wunsch, ihn sehen zu wollen, war immer noch da.
Ich war am Start einer musikalischen Karriere. Der Agent, der mich gebucht hatte, hatte sich sogar dafür bereiterklärt, als Gegenleistung einen großen Teil meiner Collegegebühren zu zahlen. Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen.
Meine Beliebtheit an der High School wuchs. Ich wurde mehrmals ausgeführt, die Dates wurden zahlreicher. Ich freute mich zwar darüber, aber abfinden konnte ich mich nicht wirklich damit. Ich wurde jetzt nur gemocht, weil ich anders aussah, das verletzte mich schon. Aber bei Drake war das anders. Er hatte mir immer gesagt, dass ihm mein neues Äußeres gefiele, aber da ich ja wusste, dass er auch zu meinem früheren Ich hielt, konnte ich ihm ruhig Glauben schenken und dass er es auch ernst meint, was er gesagt hatte. Es stellte sich sogar heraus, dass er auf das gleiche College wie ich gehen würde. Gott war so gnädig und hatte mich wieder auf den richtigen Pfad meines Lebens gebracht. Als hätte er meine Bitte gehört.
Schließlich war der Tag des großen Abschieds gekommen. Ich verabschiedete mich von meinen Eltern, von meinen Freunden und von der High School, wo ich so viele Jahre verbracht und Drake und die anderen kennengelernt hatte. Mit diesem Ort waren so viele Erinnerungen miteinander verwoben, ich wollte nicht gehen. Doch Drake nahm meine Hand und wir beide verließen, mit Tränen in den Augen, diesen Ort. Hinaus aus Forks; die Vergangenheit ließen wir zurück, übrig war nur noch der Weg vor uns ins Ungewisse – die Zukunft.

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That Look Empty Re: That Look

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