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Fairytales gone wild

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Beitrag  Gast Mi 25 Feb 2009, 18:06

Ich möchte hier nun eine Fanfiction veröffentlichen, die so gar nichts mit Biss o.ä. zu tun hat. Es handelt sich um eine Realpersonfic in denen Jude Law und Orlando Bloom mitspielen. Ich hoffe ich darf das ganze hier veröffentlichen. Wenn nicht bitte löschen. Diese FF ist aus dem genre Komödie und ich würd dem ganzen eine FSK 12 erteilen. Über Feedback freu ich mich natürlich immer gerne. Und damit ihr gleich nen guten einstieg habt stell ich direkt mal den Prolog und das erste Kap online und wünsche euch viel Spaß damit. Es gibt auch einen Trailer zu der Story, den ihr hier findet https://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=tbufrb18cDg&feature=channel_page


Fairytales gone wild Secondfairy


DER PROLOG VORNE VOR


Liebe.

Reine, ehrliche, aufrichtige, alles überstehende Liebe.

Eine schöne Vorstellung, die uns von klein auf eingetrichtert wird. Es fängt an mit den Märchen, die unsere Eltern uns erzählen wenn wir Kinder sind. Sie handeln von Prinzen und Prinzessinnen, die auf unerklärliche Weise zusammen gehören. Die sich sehen und für immer und ewig lieben, glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Irgendwann hören unsere Eltern auf uns Märchen zu erzählen. Der Fernseher rückt an diese Stelle. Prinzen werden gegen junge Footballhelden und Prinzessinnen gegen das schönste Mädchen an der Highschool ausgetauscht. Der Ablauf dieser Romanze ist dann im Endeffekt wieder der Selbe wie im Märchen, nur auf eine modernere Art und Weise.

Ich bin allerdings wenig prinzessinnenhaft. Keine Ahnung wie das passieren konnte, aber so ist es. Es fängt schon bei den rein körperlichen Attributen an. Prinzessinnen sind IMMER wunder- wunderschön. Ganz egal ob Dornröschen oder Schneewittchen, ja sogar das abgewrackte Aschenbrödel sieht im Putzkittel noch betörend aus. Ich tue das nicht. Hingegen jeden Prinzessinnenklischees fallen mir meine Haare nicht in weichen Wellen bis auf die Hüften. Ganz im Gegenteil. Meine Haare sind dünn und irgendwie fransig. Ein bisschen wie Lametta das man zu lange mit einer Schere bearbeitet hat. Deshalb lasse ich auch jeden Monat viel Geld bei meinem Friseur, damit er rettet, was halt eben noch zu retten ist. Weiter geht es mit dem riesigen Zinken den ich meinem Vater zu verdanken habe und über den sich meine Familie bei jeder sich bietenden Gelegenheit lustig macht. Ganz ehrlich? Ich persönlich find mein Riechorgan gar nicht so schlimm. Die Streisand hat da definitiv mehr Pech gehabt. Trotzdem erzählt meine Mutter jedem der es nicht hören will, spätestens nach dem zweiten Glas Champagner, dass sie Gott auf Knien dankt das ich nicht mit den Füßen voran das Licht der Welt erblickt habe, was meine Nase zu einer Art Widerhaken gemacht hätte.

Aber der liebe Gott hat mir nicht nur im Gesicht zu viel Gewebe zukommen lassen, sondern auch an meinem Hintern. Jedes Brauereipferd wäre neidisch. Aber ich will nicht meckern. Also ich will schon, aber was würde es nützen? Dafür wurde ja ausgleichende Gerechtigkeit geschaffen indem mein Busen einfach eine Nummer zu klein ausfiel. Und nicht nur das. Meine rechte Brust ist klein, aber die linke ist noch kleiner. Ich habe mal eine Zeitlang darüber nachgedacht, mir die überflüssige Hinternmasse einfach per Skalpell nach oben verfrachten zu lassen, konnte mich aber irgendwie doch nie so wirklich dazu durchringen. Viel zu groß ist meine Abneigung gegen Nadeln im Allgemeinen und Spritzen im Besonderen. Und auf Schmerzen steh ich auch nicht sonderlich. Wieso sollte man sich also freiwillig welche zufügen lassen? Stattdessen muss sich meine linke Brust einfach mit so einem gummiartigen Austopfdingen zufrieden geben und all meine restlichen körperlichen Komplexe versuche ich damit wider wett zu machen, indem ich mich in Kleidung hülle, die ich mir eigentlich gar nicht leisten kann.

Und damit wären wir wohl bei Punkt zwei meiner nicht prinzessinenhaften Erscheinung angelangt. Prinzessinnen sind nämlich sehr sozial veranlagte Erscheinungen. Sie haben Respekt vor jedem Lebewesen. Außer die Alte aus dem Froschkönig. Die wollte den Frosch schließlich nicht küssen, obwohl sie es ihm versprochen hat. Aber irgendwie kann ich das verstehen. Ich würde auch keine Kröte küssen wollen. Alleine bei dem Gedanken daran bekomme ich schon einen Herpes. Ja. Ich bin irgendwie oberflächig. Also irgendwie schon, irgendwie aber auch nicht. Ich kann das grad ziemlich schwer erklären. Es ist nicht so als würde ich meine Mitmenschen nicht respektieren, egal wo sie einkaufen aber für mich selbst lege ich schon irgendwie Wert auf mein verkommenes Äußeres.

Eine weitere Tugend einer waschechten Prinzessin ist der Fleiß. Den ganzen Tag sind diese fabelhaften Erscheinungen am spinnen und am machen und am tun. Ich allerdings bin eher faul. Nicht nur eigentlich, wenn man es genau nimmt. Ich bin ganz sicher faul. Stinkefaul sogar. Mich in Sachen Handarbeiten zu betätigen käme mir gar nicht erst in den Sinn, bin ich doch sogar zu faul dazu, das Geschirr in die Spülmaschine zu stellen. Stattdessen stelle ich es lieber oben drauf und ärgere mich wenn ich keine sauberen Teller mehr im Schrank hab und dann alles auf einmal einräumen muss. Aufgeräumt ist bei mir, wenn ich es erfolgreich geschafft habe all mein Hab und Gut in den Wandschrank zu stecken. Und das es Menschen geben soll die sich aus Spaß sportlich betätigen löst bei mir lediglich verständnisloses Kopfschütteln aus.

Und obwohl ich so über alle Maße hinaus so gar keine Prinzessin bin, so habe ich mir trotzdem den Glauben daran bewahrt, dass eines Tages ein Ritter in glänzender Rüstung auf einem weißen Ross herbei eilt und mir genau diese reine, ehrliche, aufrichtige, alles überstehende Liebe gibt, die man sonst nur aus Märchen kennt. Und ob mein Glaube belohnt wurde, oder ob ich mich am Ende doch mit einer Kröte abgeben musste, das will ich ihnen hier nun erzählen. Die Geschichte meines Lebens.

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Beitrag  Gast Mi 25 Feb 2009, 18:08

Leider sind meine Kapitel wohl zu lang, weshalb ich sie splitten muss

Kapitel 1. KURZER QUERSCHNITT DURCH MEIN LEBEN Part 1


Mein erstes „Date“ hatte ich im zarten Alter von vierzehn Jahren. Ich weiß noch, dass meine Mutter ein riesen Brimborium darum betrieben hat, als ginge es um meinen Debütantinnenball. Dabei war es nur eine Verabredung mit dem Nachbarsjungen, um im Kino einen Film anzusehen. Trotzdem hat meine Mutter es sich nicht nehmen lassen mir vorher einen ellenlangen Vortrag über Jungs und das mystische Thema Sex zu halten. Hallo? Sex? Wir sind ins Kino gegangen! Mein Vater hat uns hin gebracht und sein Vater hat uns wieder abgeholt. Glaubten die etwa, wir treiben es vor versammelter Mannschaft im Vorführsaal oder eben schnell auf der Toilette? Mittlerweile bin ich aber zu dem Glauben gekommen, dass es normal ist, wenn die ältere Generation davon ausgeht, dass die Jüngeren all die Dinge tun die man sich niemals getraut hätte, als man selbst noch jung war.

Vor meinem Debütantinnenball hingegen, hat meine Mutter mir keinen Vortrag über Sex gehalten. Stattdessen über gute Manieren, einen anmutigen Gang und dass man sich Vaseline auf die Zähne schmiert, um DAS perfekte Lächeln an den Tag zu legen. Vaseline schmeckt nämliche nicht sonderlich gut und da reißt man ganz automatisch die Lippen hoch, wie es sonst nur Mister Ed das sprechende Pferd zu tun pflegt. Naja jeden falls nahm ich den fehlenden Vortrag über sexuelle Umtriebigkeit zum Anlass , meine Jungfräulichkeit an eben diesem Abend in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Man geht auch viel entspannter an so eine Sache ran, wenn man nicht die ganze Zeit das Bild der eigenen Mutter im Kopf hat, die versucht einem mit Hilfe einer Banane versucht zu erklären, wie ein Kondom funktioniert.

An dem Bild, das meine Mutter allerdings abgab, als sie kurz zum Wagen meines Vaters ging, um ihren Lippenstift zu holen und mich dort mit Riley Bauer quasi inflagranti erwischte, daran weide ich mich heute manchmal noch. Es war aber auch einfach zu komisch, wie ihr Mund halb offen stand, als wäre sie ein Fisch und sie sich scheinbar nicht entscheiden konnte, drauf los zu schimpfen oder schreiend wegzulaufen. Sie stand einfach da und klammerte sich an der Autotür fest, als würde sie jeden Moment ohnmächtig werden. Es dauerte bestimmt mehrere Minuten, bis sie schließlich die Tür zuschlug und ich anhand ihrer klappernden Absätze nur vermuten konnte, dass sie sich vom Auto entfernte.

„Ich glaub, das gibt Ärger“, vermutete Riley, aber ich zuckte nur mit den Schultern, lächelte ihn an und zog ihn wieder zu mir herunter, um endlich zu Ende zu bringen, was wir begonnen hatten.

Lustiger weise verlor meine ja ach so aufgeschlossene Mutter nie wieder ein Wort über die Geschehnisse des Abends, an dem ich in die Londoner Gesellschaft eingeführt wurde. Erwachsen werden in einem Abwasch, würde ich das nennen. Und eine Erinnerung an diesem Abend hängt in Form eines roten Blutflecks, der auf der Rückseite meines blütenweißen Debütantinnenkleides prangt, im Schrank im Keller. Eigentlich ein schönes Andenken, finde ich. Aber meine Mutter würde ihnen jetzt wahrscheinlich was ganz anderes erzählen. Angefangen beim Preis des schicken Fummels aus purer Seide, bis hin zu tugendhafter Sittsamkeit. Aber das ist ja wieder so eine Prinzessinnensache und wir hatten ja bereits geklärt, dass ich keine Prinzessin bin. Außerdem war sie es doch, die mich so bildlich aufgeklärt hat und ein Kondom haben wir auch benutzt. Sie sollte lieber froh sein, dass ich das Kondom nicht über eine Banane gezogen hab. Das Wort Penis ist in ihrem kleinen Aufklärungsvortrag nämlich nicht einmal gefallen. Und dann gäbe es jetzt vielleicht noch ein ganz anderes Andenken an diesen Abend. Dann wäre ich vielleicht schwanger geworden. Dann hätte man mich und Riley gezwungen zu heiraten und diese Geschichte wäre langweilig und bereits hier zu Ende. Ich gehöre zwar nicht zu den klügsten Frauen, aber ich wusste wo das Kondom hingehört und somit ist es bei dem roten Fleck auf weißer Seide geblieben.

Viele mögen mich anhand dieser Aktion als die Rebellin in meiner Familie sehen, aber das ist so nicht ganz richtig. Im Großen und Ganzen bin ich durch und durch ein verzogenes und verwöhntes Kind der Londoner Oberschicht. Ich hab mich nie um viel kümmern müssen. Mein Daddy brachte das als Chef der Zentralbank von Großbritannien die ganze Kohle nach Hause und der Rest der Familie gab es aus. Irgendwer musste es schließlich tun, Daddy verbrachte ja den ganzen Tag von morgens früh bis Abends spät im Büro. Der hatte gar keine Zeit für sinnlose Shoppingtouren. Ich aber. Ich bin also mit Gucci, Prada und Co aufgewachsen und empfand es als ziemlich normal, dass eine Jeans 200 Pfund und mehr kostete. Wie viel Geld das in Wirklichkeit ist fand ich erst heraus, als ich es selbst verdienen musste, aber dazu komme ich später. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Bei den verwöhnten und verzogenen Gören der Londoner Oberschicht.

Sich während des eigenen Debütantinnenballs auf der Rückbank des BMWs des eigenen Vaters entjungfern zu lassen, mag nach einer gewagten Aktion aussehen, ist im Großen und Ganzen aber nichts Besonderes. Sex ist nämlich ein wichtiger Bestandteil im Leben einer Berufstochter, wahlweise auch eines Berufssohns. Ich kann nicht behaupten, dass meine Jugend in irgendeiner Weise unangenehm gewesen wäre. Gut, von der lästigen Schule vielleicht mal abgesehen, bestand mein Leben vorrangig aus wilden Partys, schnellen Autos, teurer Kleidung und hübschen Jungs. Und das alles kostete mich nichts. Nicht einen Penny. Bevor ihr mich jetzt allerdings verurteilt, lasst mich zu meiner eigenen Verteidigung sagen: ich habe es einfach nicht anders gelernt. Meine Mutter ist schließlich auch Berufshausfrau und eigentlich macht die im Haushalt nicht einen Handschlag selbst. Nur an Weihnachten steht sie selbst hinterm Herd. Ansonsten besteht ihr Leben nämlich aus Beautysalons und feinen Teegesellschaften mit anderen Berufshausfrauen. Wenn man es genau nimmt, bin ich also nur eine moderne Ausgabe meiner Mutter.

Ob das nun allerdings besonders erstrebenswert ist, das geb ich gerne zum Streitthema frei. Aber wie ich bereits schon einmal angemerkt habe, bin ich nicht nur ein verwöhnter, sondern auch noch ein ganz besonders fauler Mensch und noch dazu ein Gewohnheitstier. Den ganzen Ehrgeiz, die Durchsetzungskraft und auch das meiste der Intelligenz und all´ die anderen guten Gene, die meine Eltern zu vergeben hatten, hat sich nämlich meine ältere Schwester Susanna unter den Nagel gerissen, als ich noch gar nicht geplant war und somit nicht einmal die Chance hatte Anspruch auf irgendeine Fähigkeit zu erheben. Susi hingegen hat das volle Paket abgegriffen und lässt keine Chance ungenutzt verstreichen, um mir unter die Nase zu reiben was sie alles macht und tut und ich nicht. Bereits als kleines Mädchen wusste sie genau wohin sie es eines Tages wollte. Nämlich in die Politik. Und das hat sie auch geschafft. Genau wie ihr Mann, ist sie ein ganz hohes Tier in Englands politischer Schicht. Was genau sie allerdings macht weiß ich nicht. Es ist nicht so, dass mir das egal wäre, aber wirklich interessieren tut es mich auch nicht.

Wenn sie mir mal was von ihrem Beruf erzählt, schallte ich einfach ab. Mein Kopf wird dann einfach völlig leer. Ich sehe sie an, ich sehe auch wie ihre Lippen sich bewegen, mehr aber auch nicht. Ich schalte einfach den Ton ab, wenn man so will. Eine Fähigkeit, die ich schon als Kleinkind sehr gut beherrscht hab. Wenn mich etwas nicht interessiert, schalte ich den Ton ab und belaste mein Gehirn nicht weiter damit. Aber zurück zu meiner Schwester. Da meine Schwester immer schon wusste was sie wollte, war es für sie einfach ihr Leben genau darauf abzustimmen. Sie hat immer viel gelernt, weil sie wusste, dass das für ihre Zukunft wichtig war. Sie brachte immer die besten Noten nach Hause. Ich war darauf allerdings nie neidisch. Wieso auch? Wenn meine Mutter mir Vorträge hielt, dass ich mich doch bitte mal ein bisschen bemühen sollte mehr wie meine Schwester zu sein, stellte ich schließlich ebenfalls den Ton ab. Ich glaube, die Sache mit dem „die Welt auf lautlos stellen“ ist eine meiner besten Fähigkeiten. Zumindest hat es mich davor bewahrt ein ausgereiftes Mittelkindsyndrom zu entwickeln.

Während ich also immer freudestrahlend, mit dem Klingeln, die Schule verließ, um mit meinen „Freundinnen“ (ich setzte dieses Wort bewusst in Anführungszeichen. Wieso ich das tue werde ich euch später auch noch genauer erläutern.) shoppen zu gehen und all die Dinge zu tun, die mir Spaß machten, blieb Susanna freudestrahlend dort, um dem Debattierclub beizuwohnen, für die Schülerzeitung zu schreiben und ihren Pflichten als Schülersprecherin nachzugehen. Studiert hat sie natürlich Politikwissenschaften und natürlich in Oxford. Ich glaube, Oxford war eines der ersten Worte im Vokabular meiner Schwester. An der Uni lernte sie Connor kennen, den Mann ihrer Träume – sagt sie. Ich bin der Meinung, dass meine Schwester reichlich seltsame Träume haben muss. Wer steht denn bitteschön auf rothaarige Männer? Also ich find das eher, naja abstoßend ist vielleicht das falsche Wort, aber schön find ich das auch nicht und traumhaft schon gar nicht. Zack, da meldet sie sich wieder, meine Oberflächlichkeit. Ich kann da einfach nichts gegen machen.

Na ja, egal. Direkt nach Beendigung ihres Studiums heirateten die beiden und meine Schwester wurde schwanger. Fand sie erst mal gar nicht so gut. Kann ich verstehen. So eine Schwangerschaft ist ja nicht gerade gut für die Figur und wenn man gerade frisch verheiratet ist, will man ja auch sicher noch attraktiv sein für den eigenen Mann. Aber das war wie immer nur meine Sicht der Dinge. Meiner Schwester ging es viel mehr um ihre eigene Karriere. Sie fürchtete nämlich, dass sie diese aufgrund der Schwangerschaft vergessen konnte. Zwar hatte sie Familie und alles durchaus geplant, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. Susi hasst es, wenn ihre Pläne nicht aufgehen und ich glaube, deshalb hasst sie den kleinen Brooklyn auch ein wenig. Natürlich würde sie das niemals zugeben. Dafür ist sie viel zu sehr die gute Mutter, aber manchmal habe ich das Gefühl, er bekommt viel mehr Schimpfe, als seine Geschwister. Karriere gemacht hat Susanna dann schließlich auch trotz Kind. Zwar hat sie es nie so weit gebracht wie Connor, der, glaub ich, für die Vereinten Nationen oder so arbeitet, aber weit genug. Mittlerweile haben sie vier Kinder. Alle im Abstand von zwei Jahren geboren. Brooklyn, Crystal, Sophia und Angeline. Alle rothaarig. Arme Kinder.

Dank ihrem Ehrgeiz, ihrer Durchsetzungskraft und ihrer riesigen Intelligenz, hat meine Schwester das geschafft, wovon viele träumen. Sie hat das perfekte Leben. Sie hat einen Mann, eine Karriere, vier Kinder, ein großes Haus, zwei große Autos, einen Swimmingpool, einen Gärtner, eine Nanny und all diesen Kram. Und warum hat sie das alles? Weil sie schon früh wusste was sie wollte und immer fleißig auf ihr Ziel hingearbeitet hat.


Zuletzt von Blossom am Mi 25 Feb 2009, 18:09 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

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Beitrag  Gast Mi 25 Feb 2009, 18:09

Kapitel 1. KURZER QUERSCHNITT DURCH MEIN LEBEN Part 2


Ich wusste nie so genau was ich wollte. Offensichtlich wollte ich nie so werden wie meine Mutter. Da mir aber auch nichts anderes einfiel, hat sich mein Unterbewusstsein wohl irgendwann damit abgefunden, dass auch ich irgendwann einmal Berufshausfrau werden würde. Dafür kann man im Vorfeld allerdings nicht viel tun. Man sorgt lediglich dafür, dass man immer gut aussieht und angelt sich irgendwann einen reichen Ehemann. Als ich die Schule hinter mich gebracht hatte, fühlte ich mich dazu allerdings noch zu jung. Was also tun? Zum Glück hatte meine Schwester mir noch ein klein wenig Intelligenz übrig gelassen und so verließ ich die Schule zwar nicht wie sie als Jahrgangsbeste, aber auch nicht als totale Versagerin. Es reichte um studieren zu gehen. Zwar nicht in Oxford, aber dafür an einer teuren Privatuni in London. Und aus London wollte ich eh nicht weg. Ich wollte aber auch nichts Anstrengendes studieren, wegen der Faulheit. Ich wälzte ein paar Kataloge und fand schon bald den Studiengang für mich. Philosophie.

Also wenn das nicht wie für mich gemacht war, dann wusste ich auch nicht. Lange um den heißen Brei herum schwafeln und sich am Ende bloß nicht auf eine allgemeingültige Meinung festlegen. Find ich super. Ich bin nämlich ganz große Meisterin im schwafeln. Ich kann ewig lange drum herum reden und komme dabei nicht selten von Höcksken auf Stöcksken und allgemeingültige Meinungen finde ich auch doof. Es ist nicht so, dass ich eine so dumme, verwöhnte Gans bin, dass ich mir keine eigene Meinung bilden kann. Das kann ich und das tue ich auch. Ich teile meine Meinung auch mit. Ich scheue auch keine Konfrontationen. Ganz im Gegenteil. Ich streite gerne. Ich finde das befreiend. Aber davon mal ganz abgesehen, finde ich, dass Leben so vielschichtig und so chaotisch, dass jede Meinung eine Existenzberechtigung hat. Ist ja auch jedes Leben anders. Warum sollte dann nicht auch jeder Mensch eine eigene Meinung haben? Muss doch nicht immer alles genormt sein. Muss doch nicht immer alles genau aufeinander passen. Mit etwas Gewalt kann das Runde durchaus auch in das Eckige passen. Man muss es nur wollen. Und deshalb liebe ich die Philosophie.

Studieren ist übrigens auch klasse. Man kann von Zuhause ausziehen (natürlich auf Daddys Kosten) und genießt ganz plötzliche Unabhängigkeit. Damals dachte ich, nun würde endlich das „richtige“ Leben beginnen. Ich habe mich wie so häufig geirrt, aber ich habe es genossen. Keine Eltern, die einen nerven und jede Menge Partys. Das Beste am studieren ist meiner Meinung nach, dass man sich seine Kurse so legen kann, dass man freitags und montags auch frei und somit immer richtig langes Wochenende hat. Kann es etwas Schöneres geben? Gut, die unlimitierte Kreditkarte (natürlich von Daddy) ist auch eine prima Sache gewesen. Ich würde meine Unijahre mit zu den besten und unbeschwertesten Jahren meines Lebens zählen. Damals hatte ich auch den besten Sex, den ich bis jetzt überhaupt jemals gehabt habe. Da man mir aber auch mal gesagt hat, man soll lieber genießen und schweigen, will ich das hier jetzt nicht weiter breit treten. Ich sag nur soviel: also Julius Havest kann Sachen mit seiner Zunge machen, da vergisst du glatt, wie du heißt. Mich jedenfalls hat es danach fast eine halbe Stunde gekostet, um mich wieder an meinen Namen zu erinnern. Kann ich nur empfehlen. Leider hab ich keinen Kontakt mehr zu ihm, weil er irgendwann mal von einem Drogentrip nicht mehr richtig runter gekommen ist und sein Dasein jetzt irgendwo in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung fristet. Traurig, eigentlich. Er hatte Talent. Aber vielleicht gibt sich das ja irgendwann wieder. Dann wäre ich definitiv geneigt über seinen kleinen Schaden hinweg zu sehen und mich noch einmal mit ihm zu treffen.

Wenn es im Leben nur ein klein wenig nach meinem Willen gehen würde, ich würde wohl heute noch studieren. Also für immer meine ich. War ja wie gesagt klasse. Hat Spaß gemacht. Und an Spaß gewöhnt man sich schnell. Zack! Hat man sich dran gewöhnt. Und ich bin ja ein Gewohnheitstier und geb meine Gewohnheiten eher ungern auf. Nee, nicht so gerne. Sechs Jahre lang ging das auch gut, doch dann kam der verhängnisvolle Tag, an dem meine kleine schöne Welt von einer riesigen Abrisskugel bedroht wurde. Mein Vater eröffnete mir, dass es langsam an der Zeit wäre, mein Studium zu beenden und das richtige Leben beginnen zu lassen. Das richtige Leben? Was sollte das denn bitte heißen? Ich lebte doch richtig. Richtig gut nämlich. Meinen Vater konnte ich davon allerdings nicht so recht überzeugen und er gab mir zwei weitere Semester Zeit, um mein Studium endlich zu beenden, bevor er mir den Geldhahn zudrehen würde.

Ich bin mir bis heute noch nicht ganz sicher, ob er das so überhaupt durfte. Ich meine, mal ehrlich, das kann man doch nicht machen. Ich kann mein Kind doch nicht 25 Jahre lang vollkommen verziehen, nichts über das Sparen oder Geld verdienen, sondern immer nur übers Geld ausgeben und verschwenden beibringen und dann sowas machen. Zack. Sieh zu wie du klar kommst, auch wenn wir es immer schon versäumt haben dir so etwas wie Verantwortungsbewusstsein beizubringen.

Meiner Meinung nach darf man das nicht. Sollte man auch nicht. Meine Fresse, ich hab geheult. Das sag ich euch. Und ich habe meinen Vater gehasst. Von einem Moment auf den Nächsten fühlte ich mich wie das arme kleine Schneewittchen, das einfach so verstoßen wird und im dunklen, bösen Wald auf sich selbst gestellt war. Wo sollte ich denn bitte auf die schnelle sieben Zwerge auftreiben, die sich um mich kümmern? Die sind heutzutage doch eher rar gesät.

Zwei Semester. Ein Jahr. Das ist wirklich nicht viel Zeit. Es ging mir nicht darum, dass die Zeit nicht reichte, um mein Studium zu beenden. Im Grunde hatte ich das sogar schon getan, nur niemandem erzählt. Mir fehlte eine popelige Prüfung, die ich mit links im Schlaf bestehen würde. Nein, das war wirklich nicht mein Problem. Viel schlimmer war doch die Tatsache, dass ich NUR ein Jahr hatte, um mir zu überlegen, was ich dann machen sollte. Ich hatte mich an das Studieren gewöhnt und ich wollte das ehrlich gesagt nicht aufgeben. Nun musste ich aber wohl. Es wurde also Zeit, so schnell wie möglich einen Mann zu finden, der mich ehelicht und zur Berufshausfrau macht. Was dann folgte kann man wohl gut und gerne einen Datingmarathon bezeichnen. Ich traf mich wohl mit so ziemlich jedem Mann Englands zwischen 25 und 30 Jahren. Einzige Voraussetzung war eine bereits begonnene Karriere oder zumindest eine sehr sicher stehende Karriereaussicht. Anfangs gab es noch andere Kriterien, wie zum Beispiel gutes Aussehen, weil ich ja oberflächlich bin und so. Doch mit jedem Date, das ich hinter mich brachte, sanken meine Ansprüche.

Erkenntnisse. Das Leben ist eine große Aneinanderreihung von Erkenntnissen, die wir durch Erfahrungen machen. Die Erkenntnis, dass ich eine Prinzessin sein will, machte ich durch die Erfahrungen, die ich auf der Suche nach einem Ehemann machte. Ich wollte keine Berufshausfrau sein. Es war mir doch nicht so egal, wen ich am Ende heiratete. Scheiß auf alles Geld der Welt. Kein Mensch braucht dicke Autos, eine Jacht, ein großes Haus, eine Finka in der Toscana und all diesen Kram, wenn die Liebe einfach fehlt. Ich wollte einen Mann, der mich liebte, einfach weil ich in seinen Augen perfekt bin war. Eine Prinzessin eben. Mir war es auch völlig egal wie er aussah oder was er verdiente. Er musste einfach nur den nötigen Charme mitbringen, um mich zu verzaubern. Ich wollte jemanden, der mich auf Händen trug und auf Rosen bettete. Der meine Wünsche kannte, bevor ich darüber sprach und jemanden der mir vertraut war. Ich wollte nicht irgendeinen Kerl, der mehr Zeit mit seiner Arbeit verbrachte als mit mir, nur um ein sorgenfreies Leben führen zu können. Und wenn das bedeutete, dass ich erst mal selbst arbeiten gehen musste, ja selbst wenn ich sogar mein ganzes Leben würde arbeiten gehen müssen, um mein und sein Überleben zu sichern, so war ich bereit diesen unangenehmen Nebeneffekt in Kauf zu nehmen.

Ich war und bin auch immer noch sehr stolz auf diese tolle Erkenntnis. Meine Euphorie bekam trotzdem einen mächtigen Dämpfer, als mir bewusst wurde, wie wenig Philosophen eigentlich gesucht wurden. Wenn man es genau nimmt gar keine. Das hätte man einem aber auch ruhig mal vor dem Studium sagen sollen, dass man als Neuphilosoph keine großen Chancen auf den hiesigen Arbeitsmarkt hat. Da stand ich also. Mit fast 26 Jahren hatte ich quasi nichts gelernt und musste nun gucken wie ich über die Runden kam. Zwar hatte ich es geschafft in dem einen Jahr, das mir mein Daddy als Schonfrist gesetzt hatte, eine ganze Menge Geld beiseite zu schaffen (einfach immer hier und da hundert Pfund mehr abheben als man eigentlich benötigt), doch auch dieses Geld würde nicht ein Leben lang halten. Ich brauchte also einen richtig, echten Job, für den man nichts gelernt haben musste. Da ist das Angebot zwar größer, als auf dem freien Philosophenmarkt, aber glaubt mal nicht, dass mich das wirklich aufgeheitert hätte. Verkäuferin, Kellnerin, Putzfrau… Ich glaub, ich hätte mir lieber das Rückrad gebrochen, um als Mensch mit Behinderung vom Staat gehaushaltet zu werden, als auch nur einen dieser Jobs anzunehmen.

Doch ein Jahr ist kurz. Ich hatte die Zeit so verdammt im Nacken, dass ich am Ende eine Stelle als Housekeeper annahm. Housekeeper, das sind Menschen, die sich um die Häuser reicher Leute kümmern, wenn diese verreist sind oder in ihrem Zweithaus oder so etwas in der Art. Der Job ist einfach. Man gießt die Blumen, holt die Post rein, zieht die Rollladen hoch. Solche Sachen eben. Manchmal geht man auch einkaufen, bevor die Herrschaften wieder kommen. Man tut halt alles, damit die eigentlichen Bewohner das Gefühl haben, als wären sie nie weg gewesen, wenn sie wieder kommen. Das schöne an meinem Job ist, dass ich soviel arbeiten kann wie ich will, oder eben auch nicht. Es gibt zwar ein monatliches Grundgehalt, das ist aber recht mickrig. Das eigentliche Geld macht man mit der Provision, die man je nachdem bekommt wie viele Klienten man betreut. Ich kann also wenig arbeiten, wenn ich wenig Geld brauche und viel arbeiten, wenn ich viel Geld brauche. Ich brauche übrigens immer viel Geld.

Wie von meinem Vater versprochen, wurde, auf den Tag genau, ein Jahr später meine Kreditkarte gesperrt und „das wahre Leben“ begann. Und hier will ich nun auch beginnen ihnen meine Geschichte ganz genau zu erzählen.

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Beitrag  Gast Mi 04 März 2009, 20:53

Kapitel 2. DAS RICHTIGE LEBEN BEGINNT Part 1


Wussten Sie, dass eine Zweizimmerwohnung in Londons Innenstadt 342 Pfund die Woche kostet? Ich wusste es nicht, bis ich das erste Mal meine Miete alleine zahlen sollte. Ja spinn ich denn? Gehört mir denn das ganze Haus oder nur diese Wohnung? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht leisten. Fing also schon mal super an das richtige Leben. Ich brauchte eine neue Wohnung, denn in meiner alten konnte ich ohne reichen Ehemann nicht bleiben. Ich möchte sie jetzt nicht mit allen Einzelheiten dieser Wohnungssuche nerven, aber es war definitiv schrecklich. Alles was ich mir leisten konnte war nicht nur winzig, sondern auch noch in Stadtteilen, in denen ich noch nie zuvor gewesen bin. Kennen Sie die Kilburn High Road? Da ist es so laut, da kann man der beste „Tonausschalter" der Welt sein und dreht trotzdem noch am Kabel. Das Haus, in dem ich mir eine Wohnung ansehen wollte erinnerte weniger an ein Haus, als mehr an ein Zirkuszelt. Ein sehr altes und sehr marodes Zirkuszelt. Die rote Farbe bröckelte nur so von der Fassade und ich hatte wirklich große Sorge, das Gebäude könne jeden Moment zusammenstürzen. Die Immobilientante brauchte eine geschlagene viertel Stunde, bis sie die Tür offen hatte und wurde zur Belohnung fast von einer schlecht gekleideten, jungen Dame über den Haufen gerannt, die es scheinbar sehr eilig hatte. Nein, hier wollte ich auf gar keinen Fall wohnen.

Insgesamt besichtigte ich 73 Wohnungen, wovon 12 im Vorfeld ausschieden, weil ich Angst hatte, das Gebäude würde mir unter meinem nicht so zarten Hintern zusammenbrechen und ich würde, begraben unter einem Haufen Trümmern, kläglich dahin scheiden. Bei 17 weiteren Wohnungen hatte ich Angst vor der Gegend, in der sie sich befanden. Zu lebhaft war meine Fantasie was Bandenkriege, Drogenumschlagplätze und frei rumrennende Massenmörder und Vergewaltiger anging. Ich wollte es unter allen Umständen vermeiden in irgendeiner Form erschossen, aufgeschlitzt oder geschändet zu werden. Zwar wäre das sicher ein gutes Mittel gewesen, um meinen Eltern ein richtig schlechtes Gewissen zu machen, schließlich hatte sie es mit ihrer plötzlichen Habgier geschafft mich in eine solche Gegend zu treiben. Aber was nützte mir all ihr schlechtes Gewissen und ihre späte Einsicht, wenn ich am Ende tot war? Ich musste mir also was anderes einfallen lassen, um das Herz meiner Eltern zu erweichen und mich wieder in den Schoß der Kreditkarteninhaber aufzunehmen, aber erst mal brauchte ich eine Wohnung, die mir keine Angst machte und vom Preis her erschwinglich war.

Die restlichen 44 Wohnungen hatten alle eine Gemeinsamkeit. Sie waren winzig. In manchen hätte noch nicht einmal ein einziger Zwerg Platz gefunden um sich frei zu entfalten. Und ich war kein Zwerg, sondern ein Mensch. Ein Mensch, der gerne sieben Zwerge gehabt hätte. Aber wo hätte ich die alle unterbringen sollen, ohne gegen die Menschenrechte zu verstoßen? Ich hätte doch in kürzester Zeit Amnesty International und die gesammelte Fabelwesen Gewerkschaft oder sowas in der Art am Hals gehabt. Das wollte ich lieber nicht riskieren. Also strich ich die sieben kleinen Helferlein von der Liste in meinem Gedächtnis und machte damit einen großen Schritt weg von meinem Ziel eine Prinzessin zu werden. Um aber auch der drohenden Obdachlosigkeit zu entfliehen, entschied ich mich schließlich für eine Wohnung in der Old Kent Road, weil diese neben einem Schlafzimmer wenigstens eine Küche hatte, die so groß war, dass man dort auch mal Gäste hinsetzen konnte. Ich wollte nämlich nicht, dass Leute die zu mir kamen, sofort in meinem Wohnzimmer standen. Wohnklo mit Kochnische war also gefunden und das für schlappe 140 Pfund die Woche. Das konnte ich aufbringen. Das konnte ich sogar von meinem monatlichen Grundgehalt bezahlen. Irgendwie fand ich das sehr beruhigend.

Ziemlich hilflos stand ich am Ende in meiner neuen Wohnung und wusste nicht wo hinten und vorne war. Meine Möbel passten bei weitem nicht alle in mein neues Revier. Ich musste mich also von ein paar Möbelstücken verabschieden, die ich irgendwie als sinnlos erachtete. Diese Gegenstände musste man aber auch erst mal finden. Gut, die hässliche Stehlampe, die mir meine Schwester zum Einzug geschenkt hatte, konnte schon mal weg. Mich von der zu trennen fiel mir nicht sonderlich schwer. Aber die restlichen Möbel? Ich hatte schließlich jedes Stück mit viel Sorgfalt ausgesucht. Alles passte genau zusammen. Alles gehörte zusammen. Ich reiß meinem Hund doch auch nicht zwei Beine aus, wenn er nicht in den Kofferraum meines neuen Wagens passt. Gut, ich habe keinen Wagen und ich habe auch keinen Hund, aber ich finde den Vergleich trotzdem sehr passend. Und mal angenommen es wäre mir geglückt, mich von ein paar Sachen zu trennen, wie hätte ich die restlichen in meine neue Wohnung schaffen sollen?

Jetzt komme ich nämlich zu dem Punkt, weshalb ich das Wort „Freunde" nur noch in Anführungszeichen von mir gebe. Seit bei mir nämlich Schmalhans Küchenchef ist, behandeln mich meine angeblichen „Freunde" wie eine Aussätzige. Da geht man einmal nicht mit zu einer Party und gibt als Grund die nicht vorhandene Liquidität des eigenen Sparkontos an, ist man schwups raus aus der Clique. Und wenn man dann noch ablehnt, an einer ausgedehnten Shoppingtour teilzunehmen, obwohl Gucci die neue Frühjahrskollektion rausgebracht hat, wird man zum Abschuss freigegeben. Ich brauchte also nicht auf die Hilfe meiner „Freunde" bei meinem Umzug zu hoffen. Aber auf wessen Hilfe dann? Die meines Vaters? Sicher nicht. Überhaupt sollte erst mal eine ganze lange Weile ins Land ziehen, bevor ich überhaupt wieder mit dem sprach. Also klopfte ich reumütig bei meiner Schwester an die Pforte. Die war zu dem Zeitpunkt allerdings hochschwanger und gab somit nicht gerade die perfekte Möbelpackerin ab. Mit ein paar Tränchen kriegte ich sie allerdings so weit mir einen Umzugsservice zu finanzieren. Zwar war ihre noble Spende mit einem irrsinnig langen Vortrag verbunden, aber den hab ich auf lautlos gestellt.

Ich trennte mich am Ende von einem meiner zwei Sofas, einer Kommode und meiner Essecke. Nachdem ich nämlich herausgefunden hab was ein Zollstock ist und wie und wozu man den benutzt, musste ich feststellen, dass in meiner neuen Wohnung beim besten Willen kein Platz dafür war. Dank einem sehr bekannten Internetauktionshaus, konnte ich die Sachen wenigstens noch zu Geld machen und mir davon einen Tisch mit vier Stühlen kaufen, die neben dem Sofa in meiner Wohnküche noch Platz fanden. Das restliche Geld ging für einen neuen Kühlschrank drauf. Denn der, der sich in der Küche bereits befand machte mir ebenfalls Angst. Meine Vormieter müssen sehr dreckige Menschen gewesen sein. Ich jedenfalls wollte keine Lebensmittel in diesen „Kühlschrank" legen. Ich war nämlich kein Fan von Krankheiten und die hätte man sich dort unter Garantie geholt. Ich musste nur einmal rein gucken und hatte drei Minuten später einen Herpes in der Größe eines Rosenkohls an der Lippe. Warum machen Leute derart ekelhafte Dinge?

Doch auch mit Herpes war ich verdammt stolz. Ich hatte das geschafft, was ich mir selbst nie im Leben zugetraut hätte. Ich hatte einen Job und eine eigene Wohnung. Ich war nicht glücklich, aber doch irgendwie zufrieden mit mir. Jetzt wo ich diese Hürde genommen hatte, hatte ich endlich etwas Zeit mir einen Plan auszudenken, wie ich all das schleunigst wieder los werden konnte. Das klingt vielleicht ein bisschen komisch, aber ich war damals wirklich nicht gewillt, mich diesem Zustand geschlagen zu geben. Ich musste einfach nur irgendeine Idee haben, um meinen Vater davon zu überzeugen, dass seine Idee völliger Quatsch war. Doch bis ich diese tolle Idee hatte und sie in die Tat umsetzten konnte, musste ich für mein Leben völlig neue Prioritäten setzen. Und das ist jetzt wirklich mal verdammt schwer, wenn man ein faules Gewohnheitstier ist.

Fakt ist, wenn ich mich weiterhin in teure Designerklamotten hüllen wolle, musste ich mehr arbeiten. Denn je mehr ich arbeitete, desto mehr Geld verdiente ich. Je mehr Geld ich verdiente, umso mehr Geld konnte ich ausgeben. Es war eine ganz klare Sache. Ich musste entweder meine Gewohnheiten über Board werfen und anfangen bei Woolworth einzukaufen oder ich musste meine Faulheit bezwingen und jeden Tag mit viel Arbeit verbringen. Es begann eine Zeit, die ich Rückblickend immer gerne „die Experimentalphase" nenne. Ich probierte aus. Ich arbeitete wenig und testete, wie weit ich mit dem Geld kam. Dann arbeitete ich wieder viel und verglich den Monat mit dem Vormonat. Im Nachhinein würde ich behaupten, ich hätte auch eine ganz gute Wissenschaftlerin abgegeben. Hätte ich mal vor diesem völlig sinnlosen Philosophiestudium wissen sollen. Ich notierte alles ganz genau und am Ende siegten meine Oberflächlichkeit und meine Gewohnheit. Ich versuchte so gut es ging meine Faulheit zu überwinden und übernahm so viele Klienten wie es mir möglich war.

Mit Vorliebe übernahm ich die Klienten, die in der Wohngegend meiner Eltern wohnten. Ich hatte nämlich keinen blassen Schimmer, was meine Eltern wohl ihren Nachbarn und Freunden erzählten, was ich jetzt tat. Und ich dachte, wenn mich jemand von denen auf der Straße ansprach und fragte, könnte ich ihm oder ihr erzählen in was für eine grässliche Misslage mich meine Eltern getrieben hatten. Das hätte natürlich für jede Menge Furore gesorgt und wäre meinen Eltern schrecklich peinlich gewesen. Sie hätten mir einfach wieder Geld zukommen lassen müssen. Was in meiner Fantasie aber als spitzen Plan galt, funktionierte im richtigen Leben irgendwie so gar nicht. Zwar traf ich in gemütlicher Regelmäßigkeit auf Freunde und Nachbarn meiner Erzeugerfraktion und diese grüßten auch immer freundlich, aber nach meinem Wohlergehen erkundigte sich niemand. Wieso auch? Das Problem der Oberschicht ist, dass jeder glaubt ihm selbst ginge es am schlechtesten und deshalb interessiert man sich erst gar nicht für die Sorgen der anderen. Und wirklich schlimme Dinge werden von vornherein totgeschwiegen, damit sie gar nicht erst an die Öffentlichkeit gelangen können und zu Tratsch werden. So ist in unserer Familie zum Beispiel noch nicht ein Wort über das so offensichtliche Tablettenproblem meiner Mutter gefallen. Ein Problem über das nicht gesprochen wird, gibt es nicht. So einfach kann das Leben sein. Zumindest wenn man Geld hat.

Naja, wie auch immer. Mein Plan ging jedenfalls nicht auf und ich entwickelte mich in der Zwischenzeit zu einem richtigen Workaholic. Wer hätte das jemals erwartet? Also ich ganz sicher nicht. Oft arbeitete ich sieben Tage die Woche. Nur selten nahm ich mir sonntags frei, weil ich samstags mal auf eine Party wollte. Gut, mein Job war jetzt auch nicht wirklich so anstrengend, aber immerhin. Ich entwickelte sogar so etwas wie Hobbys. Eigentlich hatte ich mich nur widerwillig von meiner Arbeitskollegin Tira dazu überreden lassen, mit ihr ins Theater zu gehen. Ich fand Theater immer sehr spießig und eher was für Leute wie meine Eltern. Konnte ich ja nicht ahnen, dass ich am Ende so darauf abfahren würde. Und da ich bei meinen „Freunden" ja ohnehin unten durch war (Nicht einer von denen hat mich bisher in meinem eigenen kleinen Reich besucht und auch nur die wenigsten meldeten sich noch ab und zu, um mich zu einer Party einzuladen) hatte ich neben meiner Arbeit viel Freizeit. Ich entdeckte meine Leidenschaft für Kultur. Ich legte immer etwas Geld zur Seite, um mir einmal im Monat einen Theaterbesuch leisten zu können und klapperte die Londoner Museen ab.

Ich gewöhnte mich langsam an mein Neues Leben. Ich nahm es meinen Eltern auch nicht mehr all zu krumm, dass sie mich einfach so hatten sitzen lassen und versöhnte mich genau 17 Monate später mit ihnen. Irgendwie trägt sich die neue Gap Jeans ja auch gleich viel bequemer, wenn man sie sich selbst erarbeitet hat. Wieder eine Erkenntnis in meinem Leben, die ich durch Erfahrungen errungen hatte. Ich hortete die Klamotten der letzten Saison auch nicht mehr. Ich hatte ohnehin nur Platz für einen Kleiderschrank. Und so konnte ich, dank dem Internet, aus meinen alten Klamotten sogar wieder Geld machen, das ich für neue Klamotten ausgeben konnte, Außerdem konnte ich so auch noch jemanden glücklich machen, dem es noch schlechter ging als mir und die sich halt nur die Stücke der letzten Saison leisten konnte. Und das finde ich, ist irgendwie sozial. Und sozial sein ist eine sehr prinzessinnenhafte Eigenschaft. Also ein Schritt nach vorne. Find ich gut.Ich musste einfach nur weiter hart an mir arbeiten und dann würde es eines Tages auch klappen, mit meinem Traum. Ich war mir so sicher. Aber den passenden Prinzen, den brauchte ich dann auch noch.

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Fairytales gone wild Empty Re: Fairytales gone wild

Beitrag  Gast Mi 04 März 2009, 20:54

Kapitel 2. DAS RICHTIGE LEBEN BEGINNT Part2


Und das bringt mich dazu euch zu erzählen, wie ich Aidan kennenlernte. Es war genauso wie es die großen Hollywoodromanzen vormachten. Ich hatte mir den Sonntag ausnahmsweise frei genommen, weil ich mit Tira am Samstag noch lange auf einer Party gewesen war. Für diesen Tag hatte ich mir vorgenommen, einfach gar nichts zu tun, außer auf meinem Sofa zu liegen und fern zu sehen. Ich schlüpfte in meinen bequemen Jogginganzug und ging noch schnell runter, um am Kiosk an der Ecke eine Schachtel Zigaretten zu erstehen.

Mit mehr oder weniger Interesse blätterte ich dort durch einige Zeitschriften und entschloss mich dazu, auch hiervon noch einige mitzunehmen, um mein Nachmittagsprogramm ein wenig abwechslungsreicher zu gestalten und machte mich einem ganzen Stapel Magazine unter dem Arm auf den Weg zur Kasse. Im vorbeigehen bediente ich mich schließlich noch am noch am Süßigkeitenregal. Wenn man schon mal nichts tat, dann durfte die Schokolade schließlich nicht fehlen. Dort stieß ich dann allerdings nicht gerade sanft mit jemandem zusammen. Genau genommen war das sogar richtig schmerzhaft. Und ich mag keine Schmerzen

„Oh man, passt doch auf!", wetterte ich drauf los, ohne die Person anzusehen und bückte mich, um die Zeitschriften und Schokoriegel wieder aufzuheben. Erst als mir ein weiteres Paar Hände zur Hilfe kam, sah ich auf und direkt in das schönste Paar Augen, das es auf der Welt gab. Ich hielt inne. Vollkommen gebannt von dem Blick in diese wunderschönen Augen. Nur langsam ließ ich meinen Blick über das ebenfalls perfekte Gesicht zu diesen perfekten Augen schweifen, das mich entschuldigend anlächelte. Er war es. Der Prinz, der Star des Footballteams, der Mann meiner Träume.

Und dann durchfuhr es mich wie ein Blitz. Vor mir stand der Mann meiner Träume und ich trug meinen ausgewaschenen, altrosa Jogginganzug, der diesen idiotischen „Bitch" Schriftzug auf dem Hintern hatte. Ich hatte ihn damals nur gekauft, weil er fast geschenkt war und weil es mich ohnehin nicht interessierte was ich trug, wenn ich auf dem Sofa lag. Aber jetzt war ich nicht in meiner Wohnung, sondern im Kiosk an der Ecke und vor mir der Mann meiner Träume. Von einer Sekunde auf die nächste entwich mir zuerst alle Farbe aus dem ungeschminkten Gesicht, bevor ich knallrot anlief. Ohne ein weiteres Wort, ließ ich die Zeitschriften und Schokoriegel wieder auf den Boden fallen, stand auf und rannte zurück zu meiner Wohnung, so schnell mich meine untrainierten Beine trugen.

Als wäre ein wahnsinniger Massenmörder mit einer Kettensäge hinter mir her, sprintete ich die Treppe des Hauses hinauf, schloss meine Wohnungstür auf und verschwand im Inneren. Erst dann erlaubte ich mir selbst wieder zu atmen, was mir deutlich schwerer fiel als sonst. Sonst renn ich aber auch nicht wie eine Bekloppte. Und das atmen wurde mir auch nicht leichter, als mir auffiel, was ich gerade getan hatte. Ich hatte IHN getroffen und war davon gerannt, weil ich scheiße aussah. Eine nachvollziehbare Reaktion, natürlich, aber wie in aller Welt, sollte ich ihn nun wiedertreffen. „Verdammt!", entfuhr es mir laut und zu allem Überfluss hatte ich nun noch nicht einmal Zigaretten, um meinen Frust in Qualm zu verwandeln.

Ich fand am Ende noch eine angefangene Schachtel Zigaretten, irgendwo in einer Schublade. Eigentlich ist es gar nicht so schlecht, wenn man sich vor lauter Scham nicht mehr aus dem Haus traut, aber trotzdem Zigaretten haben will. So hatte ich wenigstens mal wieder alle meine Schubladen durchwühlt und dabei den einen oder anderen Schatz wieder gefunden, den ich bereits vermisst hatte.

Die Nacht verbrachte ich durchwachsen. ER wollte mir nämlich einfach nicht aus dem Kopf gehen. Ich musste einen Weg finden, um ihn wieder zu finden. Aber wie? Ich zerbrach mir in dieser Nacht unnütz den Kopf, aber das sollte ich erst am nächsten Tag herausfinden. Und da ich leider nicht über die Gabe verfüge in die Zukunft zu blicken, wälzte ich mich unruhig von einer Seite auf die andere.

Das hatte zur Folge, dass mir mein Spiegelbild am nächsten Morgen eher unfreundlich entgegen blickte. Trotzdem gelang es mir tatsächlich, mein Äußeres einigermaßen herzurichten, so dass ich mich guten Gewissens zur Arbeit trauen konnte. In gewohnter Alltagsmanier, ging ich zum Kiosk. Ich brauchte schließlich immer noch Zigaretten und meinen morgendlichen Kaffee, den ich mir dort immer holte, bevor ich mich auf den Weg zur Tube machte. Und erst dort sollte ich feststellen, dass ich am Vortag nicht nur die Zeitschriften und Süßigkeiten auf den Boden geschmissen hatte, sondern mit ihnen auch mein Portemonnaie. Jedenfalls ließ es sich nicht finden, als ich gerade die Zigaretten und den Kaffee bezahlen wollte.

„Wo ist das scheiß Teil nur?", murmelte ich leise und wühlte in den unendlichen Weiten meiner Handtasche. Normalerweise würde ich jeden Mann einen Lügner schimpfen und zum Teufel jagen, der behauptete, Frauen würden nur unsinniges Zeug in ihren Taschen durch die Gegend tragen, aber an diesem Tag wäre ich fast geneigt gewesen, einer solch gewagten Theorie zuzustimmen. Ich fand grob geschätzte 70 Feuerzeuge, mehrere Lippenstifte, meine Lieblingswimperntusche, die ich bereits abgeschrieben hatte, alte Kassenzettel, leere Kippenschachteln, benutzte und unbenutzte Taschentücher, ein paar Handschuhe und jede Menge weiteren Kleinkram. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich geglaubt, in der Tasche von Mary Poppins zu wühlen. Doch von meiner Geldbörse fehlte jegliche Spur.

„Suchen Sie vielleicht das hier?", wollte eine warme, angenehme Bassstimme hinter mir wissen und als ich mich umdrehte, hielt mir jemand meine teure Designerbörse unter die Nase, die mehr gekostete hatte, als jemals in ihr gesteckt hatte.

„Oh, danke!" Glücklich griff ich danach und wieder entluden sich spontane Blitze über dem kleinen Kiosk in London.

Meine Hand berührte die seine. Haut auf Haut. Elektrizität entlud sich. Mein Prinz. Wärme breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Da waren sie wieder. Diese Augen. Diese wundervollen Augen. Und diese Stimme. Diese mehr als angenehme Stimme. Diese Stimme, von der man wollte, dass sie einem liebevolle Zärtlichkeiten ins Ohr flüsterte. Und diese Hände. Diese langen, filigranen gepflegten Hände, die umgehend den Wunsch in mir auslösten, von ihnen berührt zu werden. Und zwar überall an meinem Körper. Ich atmete hörbar die aufgeladene Luft ein, in der Hoffnung, mein Herzschlag würde sich mit Hilfe von Sauerstoff regulieren, aber da hatte ich mich getäuscht. Ich konnte ihn einfach nur anstarren. Ich wollte etwas sagen, irgendetwas Kluges, Charmantes und überaus geistreich Witziges, aber meine Lippen blieben versiegelt.

„Sie haben es bei Ihrer Flucht gestern verloren. Der Mitarbeiter sagte mir, dass Sie morgens immer herkommen und da dachte ich mir, ich gebe es Ihnen persönlich", sprach stattdessen die wundervolle Stimme meines Prinzen zu mir. Pures Hollywood, genau wie ich es euch versprochen hatte. Anders, als es in Filmen allerdings geschah, fiel mir nichts Schlagfertiges ein, was ich darauf hätte erwidern können. Stattdessen kicherte ich wie ein kleines Schulmädchen, dass das männliche Genital benennen sollte. Na, herzlichen Glückwunsch.

„Ich bin übrigens Aidan", teilte mein Prinz mir mit, der nun endlich einen Namen hatte weiter, um die peinliche Stille zu überbrücken, die entstanden war.

„M... Me... Meredith", kam es nur zögerlich über meine Lippen, aber hey, ich hatte etwas gesagt und wenn ich schon nichts Kluges zu Stande brachte, so hatte ich wenigstens auch nichts völlig Dämliches gesagt. Ich finde, das ist ein Anfang.

„Schöner Name."

„Er ist walisisch." Soviel zum Thema nichts Dämliches gesagt zu haben. Das hatte sich damit ja wohl auch erledigt. Jetzt würde er sich sicher umdrehen und gehen.

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Fairytales gone wild Empty Re: Fairytales gone wild

Beitrag  Gast Mo 23 März 2009, 23:05

Kapitel 3. Der Traumprinz, oder: auch wenn man keine Prinzessin ist hat man es nicht leicht Part 1


Sein Gesicht schien mir wie von gleißendem Licht bestrahlt vor, wie er so da stand. Seinen Kopf hatte er leicht zur Seite geneigt, während er mich mit einem leicht amüsierten Lächeln betrachtete. Aber immerhin hatte er sich nicht einfach umgedreht und war gegangen. Das war gut. Das war ein Anfang. Gott, am liebsten hätte ich mir sofort und auf der Stelle die Kleider vom Leib gerissen und ihn angefleht, mich hier und jetzt zu nehmen. So machten es die Frauen in den Highlanderschnulzromanen, die ich heimlich las schließlich auch immer. Aber das Leben war kein Groschenroman. Und das richtige Leben schon gar nicht. Im Leben gab es gewisse Regeln und Richtlinien. Die wurden zwar nirgendwo aufgeschrieben, aber jeder kennt sie. Eine davon lautet: „Entkleide dich niemals in aller Öffentlichkeit und schon gar nicht am helllichtem Tage in einem Londoner Kiosk." Und eine weitere Regel besagt: „Wenn du willst, dass sich ein Mann für dich interessiert, dann tu einfach so, als würdest du dich nicht die Bohne für ihn interessieren."

Ich wollte, dass Aidan sich für mich interessierte. Ich wollte nichts anderes. Also atmete ich so tief durch wie es ging, ohne das es auffiel und straffte meine Schultern. Meinen Blick konnte ich allerdings nicht einen Zentimeter von seinem schönen Gesicht wegbewegen. Wie sollte man so tun als fände man einen Mann uninteressant, wenn man ihn unentwegt anstarrte? Ich war völlig hin und her gerissen. Er war genau der Mann, nach dem ich immer gesucht hatte. Mein Prinz. Horden von Schmetterlingen schienen sich genau in diesem Moment in meinem Bauch zu entpuppen und schlugen wild mit ihren Flügen, erfreut über ihre neugewonnene Freiheit.

„Wissen Sie, Meredith." Die Art wie er meinen Namen aussprach, dieser weiche Klang, den er ihm verlieh, ließ meine Knie zu Wackelpudding werden. „ich hätte das Portemonnaie ja auch einfach hier abgeben können, aber ich wollte Sie gerne wieder sehen. Bitte halten Sie mich jetzt nicht für einen wahnsinnigen Stelzbock oder etwas dergleichen, aber ich dachte mir.... Also wenn Sie nicht schon anderweitig... also jedenfalls dachte ich, Sie hätten vielleicht Lust..."

„JA!", schrie ich ihm entgegen, noch bevor er seinen Satz überhaupt hatte beenden können. Na, wenn das mal nicht ein grober Verstoß gegen alle geltenden Datingregeln dieser Welt war, dann wusste ich es auch nicht. Grob fahrlässig nennt man sowas, glaub ich. Hätte er sich jetzt umgedreht und ohne ein weiteres Wort den Laden verlassen, ich hätte es ihm noch nicht einmal übel nehmen können. Hat ja nur noch gefehlt, dass ich neben meiner ganzen „JA!" Brüllerei noch die rechte Hand hebe, damit er mir einen Ring an den Finger stecken konnte. Dumme Meredith! Ganz, ganz dumme Meredith! Schäm dich!

Ich hatte nie einen Hang zu selbstverletzenden Verhalten, aber in diesem Moment hätte ich meinen Kopf nur all zu gerne gegen eine harte Betonwand geschlagen. Und dieser Drang minderte sich nicht im Geringsten, als ich bemerkte, wie mich mein Prinz überaus irritiert ansah. „Ja? Aber Sie wissen doch gar nicht, was ich Sie fragen wollte."

Da hatte er Recht. Nicht, dass es irgendwas ausgemacht hätte. Zwar ging ich aus irgendeinem Grund davon aus, er hätte mich nach einer Verabredung fragen wollen, aber er hätte mich auch um jeden anderen Gefallen dieser Welt bitten können. Ich hätte es getan. Einfach so. Er hätte sich noch nicht einmal bedanken müssen. Aber das konnte ich ja nun auch wieder schlecht sagen. Ich meine, immerhin stand er immer noch vor mir. Ich musste irgendwas tun, um das Blatt endlich zu wenden und mich ein in einem bisschen weniger dummen Licht glänzen zu lassen, als ich es bisher getan hatte. Denk nach Mery. Denk nach!

„Ich..äh... Ich neige zu Kurzschlussreaktionen, wenn ich noch keinen Kaffee hatte."

OOOOOOOOOKAY! Könnte dann bitte noch jemand Nägel, die mit der spitzen Seite nach außen zeigen in die Wand schlagen, gegen die ich meinen Kopf noch immer hauen will. Hätte mir denn noch irgendwas Dämlicheres einfallen können? Hilfe! Ich brauchte ganz eindeutig Hilfe. Und zwar schnell. Am besten schon gestern. Was war denn nur bitte los mit mir? Eins können Sie mir glauben, ich hab diese Szene in meinem Kopf bestimmt schon an die tausend Mal Revue passieren lassen, ich versteh bis heute noch nicht, wie ich so eine Scheiße zusammenlabern konnte. Ich hätte mir auch direkt ein Zimmer in der Einrichtung nehmen können, in der der Julius wohnt. Es war doch nicht das erste Mal in meinem Leben, dass ich einem attraktiven Mann gegenüber stand. Wieso bitte benahm ich mich so dermaßen daneben? Prinz hin oder her! Der würde mir mit seinem weißen Ross doch höchstens noch einen Arschtritt verpassen.

„Das erklärt natürlich einiges." Er nickte verständnisvoll. Ich kicherte. Hätte ich nicht in einer Hand meinen Kaffee und in der anderen mein Portemonnaie gehalten, ich hätte mir mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. „Wenn Sie so auf Kaffee abfahren, Meredith" Oh ja, sag meinen Namen. Entschuldigung. Ich weiß, dass diese Geschichte auf Papier steht und deshalb keinen Ton hat, aber der Klang dieser Stimme, in Verbindung mit meinem Namen war so einen kleinen Ausbruch gerade mal echt wert. Außerdem würde ich ihn eh nie wiedersehen und musste somit die Gelegenheit nutzen, mir diese Stimme so tief es eben ging in mein Hirn oder Innenohr oder wie auch immer zu meißeln. „Was denken sie?"

„Wenn Sie so auf Kaffee abfahren, Meredith. Was denken Sie?" Macht der Satz nur in meinem Hirn keinen Sinn oder in Ihrem auch nicht? Verdammt! Aidan muss irgendwas gesagt haben, als ich damit beschäftigt war seine Stimme geil zu finden und mich darauf konzentrieren musste, dass mir kein Speichel aus dem Mund tropfte. Gesabbert hab ich auch nicht, aber auch nicht mitbekommen, was er gesagt hat. Verdammt, verdammt, verdammt! Wo ist der allwissende Spiegel, wenn man ihn mal braucht? Spieglein, Spieglein an der Wand, was hat der Mann gesagt, verdammt? So ein Spiegel wäre doch mal ne echte Marktlücke. Sollte man mal irgendeinem Einrichtungshaus nahebringen. Ich hätte in dem Moment auf jeden Fall ganz dringend einen gebraucht. Hatte nun aber leider keinen. Gott, das Leben ist so ungerecht!

„Ich halte das für eine sehr gute Idee", hörte ich mich dann schließlich sagen. Sehr gut! Erst mal zustimmen. Um die Details kann man sich ja später immer noch Sorgen machen. Für jede Lösung ein Problem oder wie heißt es so schön?

„Wann würde es Ihnen denn passen?"

WAS DENN? „Ähm... heute Abend?"

„Sie trinken abends noch Kaffee? Das sollten Sie wirklich nicht. Wie wäre es mit heute Nachmittag?"

„Ist auch super." MOMENT! Hatte er mich gerade tatsächlich auf einen Kaffee eingeladen??? Ich glaub´s ja nicht. Nach allem was ich verzapft hatte, hat der mich tatsächlich auf einen Kaffee eingeladen. Das grenzte ja geradezu an ein Wunder. Also entweder das oder mein Prinz war ein absoluter Vollidiot. Aber das würde ich dann schon noch rausfinden. Oh Gott. Schmetterlingsalarm. Von soviel Flügelschlagen auf nüchternen Magen kann einem übrigens auch schlecht werden. Aber das nur mal so am Rande. Übergeben musste ich mich jetzt nicht oder so. Mich überkam nur urplötzlich der grausige Gedanke, dass ich ja überhaupt nichts anzuziehen hatte. Also ich hatte schon was anzuziehen, stand ja nicht nackt im Kiosk. Aber ich hatte nichts, was es würdig war, beim ersten Date mit meinem Prinzen getragen zu werden. Nichts prinzessinnenhaftes. Nicht mal annähernd.

„Gut. Wie wäre es, wenn wir uns um vier hier wieder treffen?"

„Vier ist toll." Du bist toll!

„Gut. Dann bis um vier, Meredith. Ich freu mich." Er zwinkerte mir kurz zu, dann drehte er sich um und verließ den Kiosk. Welch Rückansicht.

„Könnten Sie den Kaffee vielleicht erst bezahlen, bevor sie hinein sabbern?"

„Was?" Mit verklärtem Blick wandte ich mich in die Richtung, aus der die Stimme kam und sah geradewegs in das pickelige Gesicht der halbwüchsigen Kioskaushilfe. Die Jugend hat aber auch wirklich keinen Respekt vor dem Alter. Aber gut, vielleicht hatte ich ein klein wenig geträumt und vielleicht war es mir bei all diesen vielen Reizen, die ich in meinem Kopf nochmal in Schnellfolge abgespielt hatte, ein wenig schwerer gefallen als sonst meinen Mund geschlossen zu halten. Trotzdem hatte ich für die Aushilfskraft nur ein leises „Hmpf" über, bevor ich ein paar Geldstücke auf den Tresen knallte und mich auf den Weg zur Arbeit machte.

Völlig abgehetzt betrat ich die Agentur des Housekeepingservices und krallte mir das Klemmbrett, auf dem meine Arbeit für den Tag verzeichnet war. Halb rennend blätterte ich mich durch die Karteikarten meiner Klienten. Na, war denn Momentan die halbe Welt im Urlaub, oder was? Soviel konnte ich heute auf gar keinen Fall machen. Da wäre ich ja um vier noch längst nicht fertig gewesen und ich musste vorher schließlich noch einkaufen gehen.

„ALICE!" Ohne Anzuklopfen stürmte ich das Büro meiner Chefin, die gerade am Telefon hing und mir für den plötzlichen Überfall böse Blicke zukommen ließ. „Ich ruf Sie später wieder an", beendete sie das Gespräch, bevor sie die perfekt manikürten Hände faltete und mich mit oberlehrerhaftem Blick ansah. „Dir auch einen schönen guten Morgen, Meredith. Was kann ich für dich tun?"

„Zu viel!" Ich knallte mein Klemmbrett auf ihren Schreibtisch und haute wie eine völlig Bekloppte mit meinem Zeigefinger darauf rum. „Prinz! Kaffee! Vier! Einkaufen muss!", schrie ich sie an.

„Ah ja!" Sie nickte verständnisvoll. „Du hast also heute Morgen vergessen deine Tabletten zu nehmen. Verstehe ich dich da richtig?"

„Tabletten? Was für Tabletten?" Verwundert kratzte ich mich am Kinn. Dazu sollte ich vielleicht sagen, dass ich in meinem Kopf gesagt habe: „Ich habe meinen Traumprinzen getroffen. Er hat mich zum Kaffee eingeladen. Heute Nachmittag um vier. Ich muss vorher unbedingt noch einkaufen gehen." Das ich aber statt dieser wirklich sinnmachenden Sätze nur sinnlose Worte herausgeschleudert hatte, war mir gar nicht aufgefallen. Aber ich war auch ein nervliches Wrack. Ein nervliches Wrack, mit Schmetterlingen im Bauch, Herzrasen in der Brust und nichts Anzuziehen im Kleiderschrank.

Wäre ich eine echte Prinzessin, hätte mir das alles gar nichts ausgemacht. Dann wäre ich trotzdem fröhlich pfeifend meiner Arbeit nachgegangen, während fleißige Waldbewohner mir ein perfektes Outfit nähten. In das hätte ich dann nur noch reinschlüpfen müssen, während mir drei muntere Spatzen das lange wallewalle Haar kämmten und fertig wär die Laube. Da ich aber höchstens darauf hoffen konnte, dass mir in der Stadt eine Taube auf den Kopf kackte, musste ich selber dafür sorgen, dass Aidan der Atem durch mein bezauberndes Antlitz genommen wurde.

„Die Tabletten, die verhindern, dass du ein völliges Wirrwarr von Worten von dir gibst, die kein Mensch versteht. Was ist denn los mit dir? Du siehst ja nicht gerade gut aus."

Ich sah nicht gut aus? Ach, du heilige Scheiße! Das war doch sicher nicht ihr Ernst, oder? Warum sah ich nicht gut aus? Was? Hatte ich einen Pickel? Schon wieder Herpes? Einen schlimmen Ausschlag? Oh Gott, diese Ungewissheit. Ich brauchte einen Spiegel und dann irgendwas, um das gute Aussehen wieder herzustellen. Wieso sagte sie sowas? Übernahm meine Chefin nun etwa die Rolle der bösen Hexe, oder was? Man konnte doch einer Frau, die kurz vor einem Herzinfarkt stand, weil sie ein Date mit ihrem Traumprinzen hatte, nicht einfach sagen, dass sie scheiße aussah. Oh Gott! Und ich hatte noch nicht einmal Aidans Nummer um ihm abzusagen. Ich konnte ihn doch nicht einfach so versetzen. Oh Gott! Oh Gott! Oh Gott! Ich begann stoßweise die Luft aus meinen Lungen zu pressen und ließ mich in einen der Sessel fallen, die vor Alice´ Schreibtisch standen. Mit der flachen Hand fächerte ich mir Luft zu und versuchte die drohende Hyperventilation zu verhindern. Ich war vielleicht keine Prinzessin, aber dafür eine echte Dramaqueen.

„Meredith?" Mit besorgter Miene drückte sich Alice aus ihrem ledernen Schreibtischstuhl hoch, umrundete ihren Tisch und ging vor mir in die Hocke. „Meredith!" Hart umfassten ihre Hände meine Schultern und sie schüttelte mich leicht. „Könntest du mir bitte sagen, was passiert ist?"

„Ich... ich..." Gott, alles in meinem Kopf drehte sich. Wie schlimm war es um mein desolates Äußeres bestellt? Konnte ein Kosmetiker da noch was retten oder war ein chirurgischer Eingriff notwendig? Ich meine, ich war mir ja schon immer darüber im Klaren, dass ich nicht die Schönste im ganzen Lande war, aber wie schlimm konnte es in den letzten zwei Stunden geworden sein? Ich versuchte mich so gut es ging zu beruhigen, atmete zweimal tief ein und wieder aus und erzählte Alice dann die ganze Geschichte von Aidan und meiner Verabredung und das es mir deshalb nicht möglich war den ganzen Tag zu malochen.

„Und deshalb veranstaltest du hier so einen Affenzirkus? Ich hab gedacht, irgendwas Schlimmes sei geschehen!", herrschte mich meine Chefin an und richtete sich wieder auf. „Ist doch super. Du hast deinen Traummann getroffen und er hat dich auf einen Kaffee eingeladen. Du solltest lieber singend durch die Gegend hüpfen und fröhlich pfeifen oder sowas in der Art." Na, die hatte gut reden. Wie sollte man denn bitte fröhlich pfeifen, wenn die eigene Chefin einem einen solchen Schreck einjagte, das man kaum noch atmen konnte? „Wenn du lieber shoppen gehst, als zur Arbeit, dann mach das doch einfach. Andere Mädels verdienen sicher auch gerne mal das ein oder andere Pfund mehr. Aber veranstalte hier nicht ein Drama in drei Akten."

„Du bist mir also nicht böse?" Eigentlich war es mir egal, ob sie böse war oder nicht, aber ich hab durchaus mal so etwas wie eine gute Erziehung genossen, also irgendwann vor langer, langer Zeit. Und ab und zu puhlte sich diese Erziehung halt an die Oberfläche und dabei raus kamen solche Fragen. Sie war schließlich meine Chefin und ich auf das Geld angewiesen. Da konnte ein klein bisschen schleimen nicht schaden, auch wenn mir in diesem Moment grob geschätzten 3 Milliarden andere Dinge durch den Kopf gingen.

„Ich bin nicht böse. Kommst du denn morgen?"

„Das hoffe ich doch. Es sei denn, ich rede weiterhin nur Blödsinn und werde mich nach dieser Verabredung erschießen." Auf immer noch ungewöhnlich weichen Beinen (nicht das ich jemals über besonders viel Muskelmasse verfügt hätte) erhob ich mich aus dem Sessel.

„Na, dann hoffe ich für dich, dass du das in den Griff bekommst." Alice hatte sich bereits mein Klemmbrett unter den Nagel gerissen und murmelte irgendetwas vor sich hin. „Ist noch was?" Gekonnt schielte sie über das Brett hinweg in meine Richtung, da ich immer noch mitten im Raum stand und keinerlei Anstalten machte irgendwas zu tun. Auf was ich eigentlich gewartet hab, weiß ich bis heute nicht. Ich schüttelte also mit dem Kopf. „Na, dann hau ab!"

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Fairytales gone wild Empty Re: Fairytales gone wild

Beitrag  Gast Mo 23 März 2009, 23:08

Kapitel 3. Der Traumprinz, oder: auch wenn man keine Prinzessin ist hat man es nicht leicht Part 2


Mit dem Bus brauchte ich zwanzig Minuten bis zur Oxfordstreet. Ich find es übrigens ganz schön überwältigend, wie viele Menschen sich dort an einem Montagmorgen tummeln. Haben die alle kein Zuhause? Ich hasse es einkaufen zu gehen, wenn die Geschäfte aus allen Nähten platzen und man vor den Umkleidekabinen Schlange stehen muss. Aber an diesem Tag hatte ich einfach keine andere Wahl, als mich diesem Martyrium zu stellen. Völlig gereizt bahnte ich mir meinen Weg durch die wilden Mengen und war nicht gerade geizig mit meinem Schimpfwörterkontingent, wenn ich unsanft beiseite gedrängelt wurde oder jemand genau vor mir das letzte Kleid in meiner Größe vom Kleiderständer nahm. War aber vielleicht schon besser so. Wenn ich jetzt soviel schimpfte wie es eben ging, dann hatte ich mich später wieder ausgeschimpft. Und da ich mich heute ohnehin schon total paddelig und daneben benahm, so musste ich Aidan ja nicht noch den Eindruck vermitteln, ich sei unnötig aggressiv.

Ich erstand ein luftig buntes Frühlingskleid, das, so bildete ich mir zumindest ein, meinen Hintern schmal und meine Brüste groß wirken ließ. Zumindest unterstrich es meine Augenfarbe und angeblich gucken Männer da ja immer als erstes hin. Ich halte dieses Gerücht zwar für eine Lüge, aber ich musste mich an irgendwas hochziehen, weshalb dieses Kleid gut zu mir passte, denn ich mochte das Kleid. Mit meiner Errungenschaft unter dem Arm sprang ich also direkt in den nächsten Bus der mich zu meinem Friseur brachte. Eigentlich saß das Geld in dem Monat überhaupt nicht mehr drin, aber es musste sein. Nur wenn ich vom Friseur kam, sahen meine Haare wirklich gut aus. Und ich wollte nicht nur wirklich, sondern umwerfend gut aussehen. Was ich nicht bedacht hatte war, dass man zu Juan Pablo nicht einfach so hin ging, wie zu irgendeinem Billigfriseur. Nein. Man brauchte schon einen Termin. Und den machte man im Voraus. Eigentlich vereinbarte ich meine Termine für das ganze Jahr immer schon im Januar. Ich musste also betteln, ja fast schon auf Knien rutschen und mir ein paar Tränchen aus den Augenwinkeln drücken, bis man mit mir Erbarmen hatte. Und trotzdem musste ich noch über eine Stunde warten, bevor sich Juan Pablo meiner annahm. Doch all das Flehen, heulen und warten wurde am Ende belohnt. Wie immer sah ich (zumindest auf dem Kopf) fabelhaft aus, als ich den kleinen Salon verließ. Mir blieben noch drei Stunden, um auch den Rest in Ordnung zu bringen.

Zurück in meiner Wohnung versuchte ich mir ein wenig Ruhe anzutun, was mir natürlich mehr schlecht als recht gelang. Ich wollte mir gerade einen Kaffee aufsetzen, als mir ein paar sehr weise Worte einfielen, die meine Mutter mir einst mit auf den Weg gegeben hatte. Nämlich, dass man vor einer Verabredung so wenig wie möglich trinken sollte, damit man nicht ständig auf die Toilette rennt und der Junge denkt, man sei nur in sein eigenes Spiegelbild verliebt. Ich seufzte und stellte die Kaffeemaschine wieder aus, um mich stattdessen meinem Outfit zu widmen. Das Kleid stand ja fest, also machte ich mich in den weiten meines Kleiderschrankes auf die Suche nach einem passenden Jäckchen und die Unterwäschefrage musste schließlich auch noch geklärt werden.

Ich finde Unterwäsche ist so ziemlich mit das wichtigste, das man trägt, egal ob der Rest der Welt sie sieht oder nicht. Sagen wir zum Beispiel mal meine „Nimm mich jetzt und hier" Unterwäsche. Bordeauxrot mit schwarzer Spitze. Sieht der Mann jetzt nicht, also so lange ich noch angezogen bin. Aber so bald ich diese Unterwäsche trage, verändert sich meine ganze Körpersprache. Und nicht nur meine. Die einer jeden Frau. Kein Witz. Ich kann mich an die Straße stellen und Ihnen genau sagen welche Frau ihre „Nimm mich jetzt und hier" Unterwäsche trägt. Dann gibt es noch die schicke Wäsche. Die ist eher schlich und meistes einfarbig mit dezenter Spitze, oftmals auch aus Satin. Sieht auch keiner, aber man fühlt sich gleich ein wenig edler. Der Gang ist aufrechter, die Gesten weicher. Außerdem gibt es noch die Faulenzer Wäsche. Diese ist meist bequem und häufig quietschbunt und sobald man sie trägt, will man auch nur noch auf dem Sofa liegen und Schokolade essen.

Welche Wäsche ist aber die richtige für die erste Verabredung mit dem Traumprinzen, über den man außer seinen Namen so gar nichts weiß? Die „Nimm mich jetzt und hier" Unterwäsche sollte man wohl besser erst mal im Schrank lassen. Ich gehöre zwar nicht zu der Sorte Mensch, die Sex beim ersten Date ablehnt, aber da ich nicht wusste wie er so tickt, wollte ich auch nicht, dass er dachte, ich sei leicht zu haben. Sexy sollte die Unterkleidung aber trotzdem sein. Sollte es nämlich doch noch zu zwischenmenschlicher Nähe kommen, wollte ich nicht, dass er auspackt und denkt, er hätte sich eine prüde Sekretärin oder sowas ins Bett geholt. Muss ja nicht sein. Entspricht ja auch nicht der Wahrheit. Und lügen darf man nicht.

Und so wühlte ich mich durch meine Unterwäscheschublade, die immer leerer wurde, weil ich die für untauglich befundenen Wäschestücke einfach hinter mich in den Raum warf. Mit einem roten BH in der Hand richtete ich mich schließlich wieder auf und betrachtete das Kleidungsstück genauer. Rot als Signalfarbe - immer sehr sexy. Das ganze war auch aufwendig mit Spitze versehen, aber es war dennoch schlicht genug. Genau richtig also. Aber wo bitte war das Unterteil dazu? Wieder wühlte ich in der Schublade, doch fündig wurde ich nicht. Hatte ich den passenden Slip am Ende irgendwo vergessen? Aber eigentlich konnte das nicht sein, ich war mir nämlich ziemlich sicher, den letztens irgendwann noch angehabt zu haben.

Nachdenklich ging ich rüber ins Badezimmer, wo ich im Wäschekorb vor der Waschmaschine fündig wurde. Wusste ich es doch. Leider war das gute Stück noch ungewaschen und so stellte ich mich ans Waschbecken, um es in Handarbeit zu reinigen. Anschließend drehte ich die Heizung auf und hängte den Slip darüber. „Du hast genau eine Stunde Zeit um zu trocknen", teilte ich dem roten Stoffstück mit und ging zurück ins Schlafzimmer.

Was dann geschah war soweit eigentlich Routine. Ich schlüpfte schon mal in den BH, um diesen fachmännisch mit meinem Silikonkissen auszustopfen. Wichtig war dabei natürlich, dass man das Ganze nicht sah. Sprich, dass links genauso aussah wie rechts. Das war nicht sonderlich schwierig, wenn man den Dreh erst einmal raus hatte. Ich fand es schwieriger, das kleine Kissen unauffällig verschwinden zu lassen, sollte es zu spontanem Sex kommen. Aber das war gerade nicht mein Problem. Ich stopfte mich also aus und zog das Kleid über den Kopf. Natürlich ganz vorsichtig, um Juan Pablos Werk nicht zu zerstören, bevor es an die Restaurierungsarbeiten ging. Cremen, zupfen, pudern, klopfen, tuschen, verwischen, auftragen.... Naja, das übliche eben. Den Wäscheberg in meinem Schlafzimmer ließ ich mit einem finsteren Blick liegen. Ich wusste, dass meine Chancen denkbar schlecht standen, dass dieser von den fleißigen Mäusen, Rehen, Kaninchen und Rotkehlchen beseitigt würde, während ich weg war, aber es war bereits kurz vor vier. Zwar kommt eine echte Lady immer ein paar Minuten zu spät, aber eine Lady wollte ich eh nie sein, also egal. Schnell schlüpfte ich in meine Schuhe und ließ das dünne Jäckchen über meine Arme gleiten. Ein letzter Blick in den Flurspiegel, ein letztes Mal meine Busenfreundinnen ins rechte Licht gerückt und ab durch die Mitte.

Am Kiosk angekommen war Aidan weit und breit noch nirgendswo zu sehen und für einen kurzen Moment zog sich mein Herz ein wenig zusammen. Er würde mich doch nicht etwa versetzen oder? Aber es war gerade erst vier Uhr. Ein paar Minuten Verspätung standen wohl auch einem echten Gentleman zu und ich konnte die Zeit nutzen, um noch in Ruhe eine Zigarette zu rauchen und meine Nerven vielleicht ein klein wenig zu beruhigen. Und so tat ich es. Der blaue Dunst beruhigte mich tatsächlich ein wenig und mein Herz machte einen riesigen Sprung, als mein Traumprinz um die Ecke gebogen kam. Wie am Vortag und am Morgen, sah er wahnsinnig gut aus. Lächelnd kam er auf mich zu und wahrscheinlich hätte ich sogar zurück gelächelt, wäre mir nicht just in diesem Augenblick etwas Rotes eingefallen, das immer noch über der Heizung in meinem Badezimmer hing.

Verdammt!

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Fairytales gone wild Empty Re: Fairytales gone wild

Beitrag  Gast Fr 01 Mai 2009, 15:12

Kaptel 4. Das Date Part 1


Ich saß in der Falle. Aidan hatte mich längst gesehen, ich konnte mich also nicht noch einmal umdrehen und zu meiner Wohnung zurück sprinten. Wie dämlich ich aber auch sein kann. Also, wenn Darwin recht gehabt hätte, ich hätte mich schon längst selbst von diesem Erdball katapultiert haben müssen. Wegen dem fehlerhaften Erbgut, das sich doch selbst vernichtet, oder so. Richtig verstanden hab ich das eigentlich nie, aber das war in dem Moment auch irgendwie egal. Aidan kam mit festem Schritt auf mich zu und ich stand einfach so da, unten rum völlig entblößt. Da macht man sich tatsächlich noch Gedanken, mit welcher Unterwäsche man nicht zu nuttig rüberkommt und geht dann ganz ohne Höschen aus dem Haus. Jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass mein Kleid lang genug war und dass kein unerwarteter Sturm aufzog.

„Hallo Meredith."

Erst denken, dann reden. Wenn ich jetzt auch noch anfing alles aus meinem Kopf raus zulassen, wie im Büro meiner Chefin am Morgen, dann hätte ich ihm wohl mit wenigem Worten mitgeteilt, dass meine Vagina gerade freien Ausblick auf den Asphalt genoss. Das wollte ich unbedingt vermeiden. Erst denken, dann reden. Erst denken, dann reden. Erst denken, dann reden.

„Hallo Aidan." Ich rang mir ein Lächeln ab, während ich meine Hände in dem Stoff meines Kleides vergrub und diesen nach unten zog

„Schön, dass Sie gekommen sind. Ich hatte ehrlich gesagt schon Angst, Sie würden nicht kommen, nachdem ich Sie heute Morgen mehr oder weniger mit meiner Einladung überfallen habe."

„Ich wäre nicht gekommen, wenn ich es nicht gewollt hätte." Nun lächelte ich selbstbewusster. Und schaffte es meine verkrampften Hände aus meinen Rockfalten zu lösen. Heute zählte ein perfektes Auftreten. Den ersten Eindruck, den gibt es kein zweites Mal.

„Na, das freut mich doch." Er machte kurz, eine komische Verrenkung mit seinem Gesicht, die wohl soviel heißen sollte wie: ‚Yeah me! Die Kleine steht auf mich‘ und mein Lächeln noch verbreiterte, bevor er sich umdrehte und mit dem Finger die Straße hinunter zeigte. „Da vorne gibt es ein schönes kleines Café. Haben Sie Lust?" Galant reichte er mir seinen rechten Arm und ich hackte mich mit einem Nicken bei ihm ein. Die Manieren stimmten also schon mal. Nicht, dass ich da besonders viel Wert drauf legen würde, aber es könnte definitiv nicht schade, sollte er wirklich der Mann sein, für den ich ihn hielt. Dann wäre nämlich ein Treffen mit meinen Eltern unausweichlich und gute Manieren ein klarer Pluspunkt. Und so legten wir gemeinsam den kurzen Weg zum Café zurück und traten ein.

„Bitte, setzen Sie sich doch." Formvollendet zog er einen der Polstersessel ein Stück vom Tisch weg, damit ich mich setzen konnte. Ein wahrer Gentleman. Mein Prinz eben. Ich musste es jetzt einfach nur schaffen mich, auch wenn ich keine Prinzessin war, so elegant hinzusetzen, dass er nicht sofort meinen blanken Hintern vor der Nase hatte. Und wenn ich erst mal saß, würde schon alles gut werden. Hoffte ich.

„Danke sehr." Mit grazilem Gang schritt ich um den Sessel herum und streifte dabei seine Hand, die er auf der gepolsterten Rücklehne abgelegt hatte. Nur weil ich kein Höschen trug und am liebsten gestorben wäre, hieß das schließlich noch lange nicht, dass ich nicht mit ihm flirten konnte. Dann fuhr ich mit beiden Händen über den Rock und zog ihn nach unten, als ich mich niederließ. Perfekt. Innerlich klopfte ich mir voller Stolz auf die Schulter. Aidan würde glauben, ich hätte das getan, um hinterher keine Falten im Stoff zu haben und mein guter Ruf, so denn ich jemals einen gehabt hatte war gewahrt. Jetzt ging es darum, Aidan von meinen Qualitäten zu überzeugen und dann ZOOM in den Hafen der Liebe einzufahren. Und sie lebten glücklich und zufrieden und dieser ganze Kram.

„Also, Meredith." Mein Prinz hatte inzwischen mir gegenüber Platz genommen. „Sie denken wahrscheinlich, ich wäre völlig verrückt, mich einfach so mit ihnen verabreden zu wollen."

„Nein", antwortete ich wahrheitsgemäß, denn die Verrückte hier am Tisch war ja wohl eindeutig ich. Die Schusselige und sowieso durch und durch seltsame Person. Am besten sagte ich ihm sofort was er sich da eingebrockt hatte. „Ehrlich gesagt bin ich sogar sehr froh. Und sag doch bitte Du zu mir. Weil Vornamen und Siezen finde ich ganz furchtbar."

Er lachte leise auf. „Okay. Und was findest du noch so alles furchtbar?"

„Bitte?" Die Frage verstand ich nicht.

„Naja, ich hab mir fest vorgenommen alles zu tun um dir zu gefallen und ich denke, das kann ich am besten, wenn ich weiß was du nicht ausstehen kannst."

Nun musste ich lachen. „Ich hingegen hatte soeben beschlossen, mich einfach gar nicht zu verstellen, damit du sofort weißt, wen du dir da angelacht hast."

„Oh. Okay. Also eigentlich ist das ja auch irgendwie das Beste. Warum meinen die Leute immer sich verstellen zu müssen, nur um jemand anderem zu gefallen? Am Ende muss man ja doch wieder man selbst sein. Was nützt es extra zum Friseur zu rennen und sich ein neues Kleid zu kaufen, wenn man früher oder später doch wieder den pinken Jogginganzug trägt. In dem du übrigens ganz bezaubernd aussahst."

Ich hätte niemals gedacht, dass es rein physiologisch möglich ist, aber mir stieg sämtliches Blut in den Kopf. Für mehrere Augenblicke war mein ganzer Körper mit dieser Flüssigkeit unterversorgt, während mein Kopf zu platzen drohte. Ich fühlte mich auch nicht dazu in der Lage irgendetwas zu erwidern und war deshalb mehr als nur froh, als der Kellner sich zu uns bequemte und ich mein geschwollenes, rotes Gesicht hinter der Karte verstecken konnte. Ich ließ mir mit meiner Auswahl natürlich extra lange Zeit. Zumindest so lange, bis ich das Gefühl hatte, dass alle Gliedmaße wieder durchblutet wurden. Ich hätte in Anbetracht meiner langen Überlegungszeit vielleicht etwas anderes bestellen sollen, als einen schlichten schwarzen Kaffee, aber den mag ich nun mal am liebsten. Und Aidan schien es mir nicht krumm zu nehmen.

„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen." Nun war es seine Hand, die wie zufällig über die meine glitt.

„Schon gut."

„Also, was denkst du?"

„Worüber?" Ich hatte den Kopf die ganze Zeit gesenkt gehalten, um diese unnatürliche Röte vor ihm zu verbergen, doch nun sah ich ihn an.

„Na, darüber, dass wir ausnahmslos und schonungslos ehrlich zu einander sind." Aidan zwinkerte mir kurz zu und nahm seine Hand von der meinen, um seinen Kaffee entgegen zu nehmen.

„Find ich gut", stimmte ich seinem Vorschlag zu. Es war ja auch quatsch. Es nützte nichts ihm was vorzumachen. Früher oder später würde er ja doch jeden meiner kleinen Fehler (und davon gab es schließlich eine ganze Menge) ausgraben und ans Tageslicht befördern. Und wenn er wirklich der Prinz war, für den ich ihn hielt, nämlich mein Prinz, dann würde er mich mit oder gerade wegen all dieser Macken lieben.

„Na, dann auf die Wahrheit." Fast schon feierlich hob Aidan seine Tasse und ich tat es ihm gleich, um mit ihm anzustoßen. Zum ersten Mal seit unserem Aufeinandertreffen schaffte ich es offen und ehrlich zu lächeln. Ich fühlte mich wohl in Aidans Gesellschaft und dieses Wohlgefühl wurde lediglich von der etwas stacheligen Polsterung des Sessels getrübt, die mir durch den dünnen Stoff des Kleides permanent in den blanken Popo piekste. Und so musste ich erst einige Verrenkungen hinlegen, bis ich eine einigermaßen bequeme und nicht pieksende Sitzposition gefunden hatte.

„Alles in Ordnung?" Mit leichter Verwunderung betrachtete mein Begleiter meine Turnübungen.

„Jaja, alles in Butter." Ehrlichkeit hin oder her. Über meine ungewollte Blöße und den pieksigen Stuhl wollte ich ihn dann doch nicht aufklären. Ich richtete mich kurz auf und schob mein linkes Bein so auf dem Sessel, dass ich darauf sitzen konnte. Dann griff ich nach meinem Kaffee und nahm einen Schluck. „Also Aidan! Dann erzähl mir doch von dir."

„Von mir? Was willst du denn wissen?"

„Alles." Ich grinste ihn über den Rand meiner Tasse hinweg an.

„Alles? Das ist aber eine ganze Menge. Na, lass mal sehen..."

Ich stütze meine Ellenbogen auf den Tisch, umklammerte die Kaffeetasse und sah ihn unentwegt an. Unbewusst stellte ich seine Erzählung über sich selbst und sein Leben auf tonlos, nur um ihn besser und vor allem ungestörter betrachten zu können. Natürlich bereute ich das später, weil mir dadurch sicherlich einige spannende und wichtige Details über ihn entgangen sind, aber er sah einfach zu hinreißend aus. Sein dunkles Haar sah so wunderschön voll aus und für einen kurzen Moment der Schwäche fiel es mir denkbar schwer nicht einfach so hinein zu greifen. Das wäre dann wohl doch ein bisschen zu viel des Guten gewesen. Aber in seinen schokoladenbraunen Augen versinken, das konnte ich auch ohne ihn dafür berühren zu müssen und ihm so unangebracht nahe zu kommen. Und das tat ich auch. Dieser Mann war einfach genau mein Typ.

„Und du?"

Ich brauchte einige viel zu lange Sekunden, bis ich registriert hatte, dass Aidan seinen Vortrag längst abgeschlossen hatte und ihm nicht entgangen war, dass ich und meine Gedanken auf einem ganz anderen Planeten weilten. „Ich äh..." Ich richtete mich auf und drückte den Rücken durch. „Ich bin eine wahnsinnig schlechte Zuhörerin", gestand ich Wahrheitsgemäß.

„Das erklärt natürlich einiges. Und ich hatte schon gedacht, ich wäre einfach nur so langweilig und dein Blick deshalb so abwesend." Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee und sah dabei so dermaßen sexy aus, dass ich ihm am liebsten an Ort und Stelle die Kleider vom Leib gerissen hätte. „Wenn du also schon so schlecht zuhörst, wie wäre es dann, wenn du etwas von dir erzählst."

„Hm.. Tjoa." Nachdenklich zupfte ich meinen Rocksaum glatt. „Ich bin also Meredith und 29 Jahre alt und arbeite als Housekeeperin."

„Housekeeperin?"

„Ja. Ich pass auf die Villen gutbetuchter Leute auf, wenn die Mal im Urlaub sind oder so."

„Interessant. Ich hab mal in einer Zeitung gelesen, dass 95% aller Prominenter nicht wissen, wo in ihrem eigenen Haus die Waschmaschine steht. Ist da was dran?"

„Das weiß ich nicht. Bisher hatte ich noch nicht das Vergnügen auf die Villa eines Promis aufzupassen. Sollte ich aber mal, werd ich das rausfinden." Ich musste lachen. Die Vorstellung, dass jemand nicht wissen sollte, wo in seinem eigenen Haus die Waschmaschine stand, war selbst für meinen Kopf kaum zu fassen. Ich meine, ich komm ja auch aus reichen Verhältnissen und bevor ich alleine gewohnt hab, hab ich auch noch nie selbst gewaschen, aber wo die Waschmaschine stand, das wusste ich schon. Die hatte schließlich einen eigenen Raum. Und man muss doch wissen, was sich so hinter den Türen im eigenen Haus befindet. Aber vielleicht muss man das auch nicht. Vielleicht müssen das nur neugierige Menschen wie ich. Menschen wie ich, die auch das Prinzip des Anklopfens nie richtig verstanden haben. Und das hat mir schließlich auch schon mehr als einmal Ärger eingebrockt. Vielleicht machten diese Menschen es genau richtig. Und Wäsche wuschen die wahrscheinlich auch nicht selber. Hab ich ja früher auch nicht. Für sowas hat man ein Hausmädchen. Und die meisten Designerkleider sind für die Maschine eh nicht geeignet, sondern müssen in die Reinigung und was sowas angeht, da kenn ich mich aus. Da hab ich Ahnung. Glauben Sie mir. Man versaut sich nur einmal einen sündhaft teuren Versace Cashmerepullover, nur weil man Geld sparen will.

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Fairytales gone wild Empty Re: Fairytales gone wild

Beitrag  Gast Fr 01 Mai 2009, 15:13

Kapitel 4. Das Date Part 2

Wir redeten an diesem Nachmittag wirklich über alles. Fast kein Geheimnis blieb im Verborgenen. Ich erzählte ihm sogar vom Debütantinnenball und er mir von Paris. Dort ließ nämlich Aidan seine Jungfräulichkeit. Bei einem Schüleraustausch in den Armen der Tochter seiner Gastfamilie. Ich erzählte ihm von meiner übermenschlichen Leidenschaft für Kaffee und gestand ihm letzten Endes auch, dass ich für Designerkleidung töten würde. Ich dachte, das würde ihn völlig verschrecken. Männer haben ja eher eine traumatische Ansicht von einkaufenden Frauen, aber Aidan nahm es mit Humor. Er amüsierte sich ebenfalls köstlich, als ich ihm ein paar Geschichten aus meiner Studienzeit erzählte und lachte über die seinen. Zwar hatte Aidan damals ein wenig mehr Eifer und Ernsthaftigkeit in die Sache gesteckt als ich, aber vor wilden Partys machte auch er keinen Bogen.

Irgendwie waren wir uns ähnlich. Mein Gefühl hatte mich also nicht getäuscht. Er war mein Prinz. Wir siedelten vom Café, in das Restaurant nebenan über und redeten bei Hummer und Wein munter weiter. Keiner von uns beiden war gewillt die Verabredung zu beenden. Zeitweise schaffte ich es sogar mein fehlendes Unterhöschen vollkommen zu vergessen. Stattdessen fragte ich mich lieber, was Aidan wohl unter den Designerjeans trug und ob er sich immer in so edle Marken hüllte. Mittlerweile wusste ich auch, dass er als Ingenieur tätig war und auch wenn er mir nicht verraten wollte, wie viel man da so verdiente, war es immerhin genug Geld für eine Dreizimmerwohnung in Stadtnähe und eben Designerjeans. Designerjeans, die seinen knackigen Hintern wirklich gut zur Geltung kommen ließen, wie ich feststellen durfte, als er sich einmal kurz entschuldigte, um die sanitären Örtlichkeiten aufzusuchen.

Als er mich nach dem gemeinsamen Dinner bis zu meiner Haustür geleitete, hatte ich das Gefühl, diesen Mann bereits Ewigkeiten zu kennen. Soviel wie ich an nur einem halben Tag über diesen Mann erfahren hatte, hatte ich zuvor nicht einmal von meinen engsten „Freunden" gewusst. Diese Ehrlichkeitssache war echt gar nicht schlecht. Mal abgesehen davon, dass meine Liste beim Aufzählen der Ticks und Macken immer viel länger war als seine. Ich glaub, zum Schluss hat er auch noch Angewohnheiten erfunden, die gar nicht stimmten, nur um mich in einem besseren Licht dastehen zu lassen. Und obwohl das gar nicht der Regel mit der Wahrheit entsprach, so war es doch auch irgendwie süß.

Verlegen stand ich also vor meiner Haustür. Inzwischen war es stockfinster und nur das Licht einer Straßenlaterne beleuchtete unsere Zweisamkeit. Brav und artig, wie es mir Highschoolromanzen aus Hollywood beigebracht hatten, wartete ich also nun wie eine moderne Prinzessin auf meinen Abschiedskuss und das Versprechen, dass wir uns so schnell wie möglich wiedersehen würden. Rein und Keusch. So waren Prinzessinnen. Und das war vielleicht auch immer diese eine kleine Sache, die ich an Prinzessinnen nicht ausstehen konnte. Ich wollte nicht, dass Aidan jetzt ging und mich einfach so mit einem popligen Kuss, wahrscheinlich auch noch ohne Zunge, zurück ließ. Ich wollte mehr. Wenn ich so schon keine Prinzessin sein konnte, dann konnte ich auf diese aufgeblasene Sittsamkeit auch verzichten. Ich war schließlich eine erwachsene Frau mit Bedürfnissen.

Und so schaffte ich es gerade noch zwei Finger auf seine Lippen zu legen, die sich den meinen in solch sittsamer weise zu nähern versuchten. „Du hast nicht rein zufällig Lust noch mit auf ´nen Kaffee raufzukommen?"

Sein Kopf wich wieder einige Zentimeter zurück und er betrachtete mich. Ich lächelte, obwohl ich für einige Sekunden befürchtete, er könnte ablehnen und ich hätte mich somit selbst sogar um meinen Abschiedskuss geprellt. „Ich trinke gerne Kaffee zum Frühstück." Seine rechte Augenbraue wanderte vielsagend in die Höhe.

„Das trifft sich gut, denn was anderes hab ich auch nicht im Haus." Umgehend machte ich mich daran die Haustür zu öffnen und fasste ihn bei der Hand, um ihn hinter mir her, die Treppe rauf zu ziehen. Vor meiner Wohnungstür blieben wir wieder stehen und ich wühlte an meinem Schlüsselbund nach dem richtigen Schlüssel.

„Hier wohnst du also."

„Ja, hier wohne ich. Ich sollte vielleicht vorher sagen, dass es nicht das Ritz ist."

„Macht ja nichts." Plötzlich schlossen sich zwei fordernde Hände um meine Hüften und zogen mich näher. Noch ehe ich wusste wie mir geschah, legten sich die Lippen meines Prinzen auf die meinen und ich hatte das Gefühl, als hätte mich jemand ganz feste vor den Kopf geschlagen. Knock out. Das hatte aber weniger was damit zu tun, dass sein Kuss mich so sehr berauschte, sondern viel mehr damit, dass ich nicht damit gerechnet hatte. Ich schrak zusammen, machte eine ungeschickte Bewegung und unsere Köpfe schlugen nicht gerade sanft aneinander. „Autsch!" Sofort waren die fordernden Hände wieder verschwunden und Aidan rieb sich die Stirn.

„Tschuldigung", nuschelte ich verlegen. „Das wollte ich nicht." Weil ich nicht wusste was ich sonst tun sollte, schloss ich erst einmal die Haustür auf und machte das Licht an. „Komm doch rein. Brauchst du vielleicht Eis?" Wieder fasste ich ihn bei der Hand und zog ihn in meine Küche. „Setz dich." Ich wartete nicht, bis Aidan sich auf einen der Stühle nieder gelassen hatte, sondern wühlte sofort in meinem Gefrierschrank nach etwas zu kühlen.

Mit einer Packung Spinat in der Hand, drehte ich mich wieder um. Aidan war meiner Aufforderung nachgekommen und hatte sich hingesetzt. Auf seiner Stirn prunkte ein saftiger roter Fleck der sich später noch erheblich blau verfärben sollte. „Gott ist mir das peinlich."

„Und ich dachte immer, der Mann haut das Weibchen KO, um es dann an den Haaren in seine Höhle zu schleifen", scherzte Aidan aber bereits wieder. Behutsam drückte ich das Tiefkühlgericht gegen die Stirn.

„Und ich dachte, es wäre schon peinlich genug gewesen heute ohne Höschen aus dem Haus zu gehen." Zack! Erst gesprochen, dann gedacht. Ich lern das einfach nicht mehr.

„Du hast kein Höschen an?" Das Grinsen auf dem Gesicht meines Prinzen verdreifachte sich innerhalb einer Millisekunde. Ich zuckte lediglich mit Schultern und sah verlegener, als ich es von mir gewöhnt war auf meine Füße. Aidan hingegen hatte sich von meiner Kopfnussattacke scheinbar nicht abschrecken lassen. Achtlos ließ er die Spinatpackung auf den Küchentisch fallen und griff nach meinen Handgelenken, um mich sanft aber bestimmt auf seinen Schoß zu ziehen. Auch dieses Mal erschrak ich, verletzte aber niemanden dabei. Und dann passierte es endlich. Der erste richtige Kuss zwischen mir und meinem Prinzen. Was soll ich sagen. Es war toll. Es war fantastisch. Es war ein Feuerwerk. Es war genauso wie sich der erste Kuss mit dem Traumprinzen eben anfühlen musste. Wir küssten uns innig und lange, bevor er dem Wahrheitsgehalt meiner Unterwäscheaussage auf den Grund ging.

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