Forks Bloodbank
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(The) Far side of the moon

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Beitrag  Gast Sa 19 Feb 2011, 02:20

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PROLOG

Es waren mittlerweile über dreißig Jahre vergangen, doch ihr kam es viel länger vor. Sie hatte schon fast vergessen, wie sie sich verhalten hatte, als sie das letzte Mal in der gleichen Situation gewesen war.
Problematisch. Aber irgendwie war es ihr auch egal. Sie würde ihn einfach ignorieren und der Ärztekongress würde sich wie immer unerträglich in die Länge ziehen. Hoffentlich stellte niemand Fragen. Sie konnte nicht früh genug verschwinden.
Gerade hatte sie ihren Vortrag beendet und ihre Papiere zusammen geschoben, um das Rednerpult zu verlassen, da schnellten die Hände in die Höhe.
Geduld, ermahnte sie sich. Heute war der letzte Tag. Nur noch sechzehn Stunden und alles wäre wieder beim Alten.
„Ja, Dr.…ähm…Cullen“, las sie von seinem Namenschild ab. Die Pause wäre nicht nötig gewesen. Sie hatte sich gleich zu Beginn jeden der Namen eingeprägt. Aber ein normaler Mensch würde das nicht und er würde auch nicht aus dieser Entfernung den Namen einwandfrei erkennen können. Die meisten achteten auf solche Kleinigkeiten nicht. Sie schon.
Dr. Cullen schien für einen Moment zu zögern, bevor er eine dieser dämlichen Fragen stellte. Als ob alles durch das Erstellen von Statistiken zu lösen sei. Zum Glück hatte sie sich gestern noch mal hingesetzt und eine etwa zwanzigseitige Präsentation über die von ihr vorgenommen genetischen Modifikationen an Kakteen zusammengestellt. „Kakteen, die Wasserlieferanten der Zukunft“. Sie selbst empfand es eher als einen Scherz als einen Durchbruch. Aber an irgendetwas musste sie ja forschen, offiziell.
Ihre eigentliche Forschung bestand darin, einen Sonnenblocker für Vampire herzustellen, um das Glitzern zu unterbinden. Letztes Jahr hatte sie einen Vortrag über die Heilkräfte der Aloe Vera gehalten. Sie hatte vorgehabt, eine Aloe Vera Pflanze zu züchten, die es ihr ermöglichte Blut haltbarer zu machen, aber es hatte nicht funktioniert. Was ihr von vorneherein klar gewesen war. Aber einen Versuch war es wert gewesen.
Die versammelten Menschen schienen zufrieden. Man brauchte ihnen nur Statistiken vorzuweisen und sie fraßen einem aus der Hand. Früher hatte sie das amüsiert, aber mittlerweile machte es sie nur noch traurig. Die Welt ging wirklich langsam zu Grunde.


Lil:
Gelangweilt streifte ich am Buffet entlang und goss mir ein Glas Wasser ein.
„Keinen Appetit?“ Dr. Cullen stand neben mir und lächelte mich an.
Und was für einen Appetit ich hatte, aber leider ernährte sich keiner der anwesenden Ärzte wirklich gesund. Zu viel Fastfood, Zucker, Salz oder eine zu einseitige Ernährung, aber das konnte ich schlecht sagen.
„Nein. Außerdem ist das Essen nicht besonders…gut.“ Ich blinzelte ihn an, doch er verzog keine Miene. „Außerdem bin ich Vegetarierin“, fügte ich hinzu.
Für einen Sekundenbruchteil gefror sein Lächeln und sein ganzer Körper spannte sich an.
„Ich auch, was für ein Zufall“
Zufall, dass ich nicht lachte. Seitdem ich Dr. Cullen das erste Mal erblickt hatte, war für mich eins klar: Er war ein Vampir. Ein Blut saugender Vampir!
Definitiv kein ‚Vegetarier‘. Seine Augen waren dunkel und man sah deutlich, dass er Blut benötigte. Aber bei mir war er an der falschen Adresse. Für ihn mochte ich zwar wie ein Mensch wirken und meine Experimente hatten mich geschwächt, doch ich war immer noch ein Vampir und sobald ich gebissen wurde, würde mein Gegenüber mit meinem unreinen Blut infiziert werden. Ich war mittlerweile immun gegen so manches Gift, das einen Vampir umhauen würde.
Seit einigen Jahren forschte ich an einem Pseudo-Blutpräparat. Aber mir war es noch nicht gelungen, es genießbar zu machen. Jedes Mal bekam ich nach der Einnahme höllische Kopfschmerzen. Mittlerweile hatte ich zwei verschiedene Präparate, die auf unterschiedlichen, von mir genetisch veränderten, Pflanzenzüchtungen aufgebaut waren. Auch ihre Nebenwirkungen unterschieden sich. Eins der sichtbaren Merkmale war die Verfärbung der Augen. Eins ließ die Augen Grün werden, das andere Blau. Beide Präparate waren rein pflanzlich. Zuvor hatte ich an Tieren geforscht, doch die Nebenwirkungen waren zu stark. Ich hatte jedes Mal das Bewusstsein verloren oder hatte meine Instinkte nach der Einnahme nicht mehr kontrollieren können.
Heute waren meine Augen nahezu grau-blau. Das war meine natürliche Augenfarbe gewesen, genau wie meine silberblonden Haare, die mit der Zeit langsam etwas braun geworden waren, aber nicht am Scheitel. Dadurch wirkte ich älter. In Wirklichkeit war ich noch nicht mal fünfundzwanzig Jahre alt gewesen, als ich unsterblich wurde.
„Ja, was für ein Zufall“, murmelte ich sarkastisch.
„Ihr Vortrag war übrigens richtig gut.“
„War er das…“
Mann, war ich angepisst. Warum musste er auch gerade mit mir sprechen?
„Ja, war er. Ihre Statistiken und Diagramme waren übersichtlich und präzise.“
„Das ist ihre Aufgabe. Haben Sie keinen Hunger“
„Ich sagte doch, ich bin Vegetarier.“
„Sie haben auch Gemüse und Obst.“
Er schüttelte den Kopf und starrte mich so durchdringend an, dass mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinunterlief.
„Nicht die Art von Vegetarier.“
Wollte er mich veralbern? Ein Vampir und ein Vegetarier? Grapefruits auszusaugen, machte einen Vampir nicht satt. Es war sogar eklig. Worauf wollte er hinaus?
Außerdem, die Art und Weise wie er mit mir sprach… Hatte er bemerkt, dass ich ein Vampir war? Unmöglich! Oder etwa doch nicht?
Alles lief aus dem Ruder. Dies war nicht der normale Ablauf. Seit dreißig Jahren hatte ich keine Probleme mehr mit anderen Vampiren gehabt. Ich würde ihn umbringen müssen, wenn das so weiterging. Wenn ich erst einmal ein Mittel gegen Vampirismus gefunden hätte, würden all meine Probleme gelöst sein. Aber noch nicht jetzt. Ich brauchte noch Zeit. Ich durfte nicht erwischt werden. Es gab Gesetze, die man nicht überschreiten durfte, und ich hatte es getan. Nicht nur einmal, dutzende von Male. Es durfte jetzt nicht enden! Nicht so!
„Wie wäre es, wenn wir in einen der Konferenzräume gehen und uns dort weiter unterhalten? Jetzt benutzt die sowieso niemand“, schlug ich also vor.
Dr. Cullen schien zu zögern, ging aber auf mein Angebot ein.

Im Raum angekommen, schloss ich die Tür hinter mir und lehnte mich gegen sie.
„Also, was für eine Art von Vegetarier sind Sie?“
Jetzt schien er etwas irritiert. Vermutlich begann er daran zu zweifeln, dass er in mir einen Artgenossen gefunden hatte. Das geschah ihm nur recht und machte es mir leichter, mich aus der Misere zu ziehen.
Langsam hob er seinen Blick, er schien sich entschieden zu haben. Seine Haltung wurde aufrechter und er starrte mir direkt in die Augen, ohne zu blinzeln. Ich blinzelte unerschrocken weiter, was ihn nicht zu stören schien.
„Grau.“
„Wie bitte?“
„Ihre Augen sind grau.“
„Ah…ja, das stimmt. Und?“
„Ich habe mich nur gewundert, nun ja…warum?“
„Darum. Außerdem ist es ein blaugrau, kein reines grau.“
Schweigen.
Langsam löste er sich von dem Tisch, an dem er sich angelehnt hatte und kam näher, bis er direkt vor mir stand.
„Warum haben Sie graue Augen?“ Er hob seine Hand und hob mein Kinn an, so dass er meine Augen besser sehen konnte. Seine Hand war eiskalt.
„Und Ihr Körper ist warm. Zwar keine sechsunddreißig Grad. Aber warm. Warum?“
Er hielt inne, ließ seine Hand wieder sinken und drehte mir den Rücken zu, als er Richtung Konferenztisch ging. „Dabei sind Sie doch auch ein Vampir, wie ich.“
Ich wusste nicht wie, aber irgendwie hatte er es geschafft, dass ich vergaß zu atmen und auch mein Herz zu schlagen aufhörte.
„Ha, ich hatte Recht.“
Er setzte sich auf einen der Bürostühle und sah mich musternd an.
„Eine Frage habe ich da noch. Ihre Augenfarbe beiseite. Wie haben Sie es geschafft, ihr Herz zum Schlagen zu bringen?“
„Es ist kein richtiges ‚Schlagen’, wie Sie es nennen. Eher ein Pochen. Vor einigen Jahren, habe ich an Amphibien geforscht. Ich habe erforscht, wie sie ihren Herzschlag verlangsamen und ihre Körpertemperatur sinken lassen. Es würde ziemlich lange dauern, das zu erklären. Jetzt sind Sie dran: Wie haben Sie erkannt, dass ich wie Sie bin?“
„Ihr Verhalten. Ihre Kontrolliertheit. Ihr Atmen ging zu regelmäßig. Es gab keine unnötige Bewegung. Dieses Verhalten geht über einen normalen Kontrollzwang hinaus.“
Ich hatte mich immer wieder verflucht, dafür, dass ich alles und jeden analysieren musste. Aber bisher hatte es mir mehr Nutzen als Übel bereitet.
„Was machen wir jetzt?“, fragte ich. Seine Antwort würde darüber entscheiden, ob ich ihn am Leben lassen würde. Warum war ich nur auf ihn eingegangen? Er schien mich auf eine merkwürdige Art zu verstehen, die ich nicht genau einordnen konnte. Es war fast so, als hätte er Mitleid mit mir. Nein, es war mehr wie Mitgefühl. Aber für was? Ich war keine gepeinigte Seele, die auf so etwas angewiesen war. Irgendwie machte er mich wütend.
„Ich weiß es nicht“, antwortete er. „Allerdings würde ich mich gerne noch mehr mit Ihnen unterhalten. Haben Sie irgendwelche Verpflichtungen, wenn die Konferenz vorbei ist? So in etwa…“ Er wollte einen Blick auf die Uhr werfen.
„7 Stunden 57 Minuten und 48 Sekunden“, antwortete ich.
„Eh, ja.“ Er blickte erstaunt auf.
„Nein, habe ich nicht. Mein Vertrag ist gerade ausgelaufen.“
Ich hatte die Verlängerungsfrist verstreichen lassen, da ich mir für ein Jahr eine Auszeit gönnen wollte, um etwas herumzureisen. Mehr als genug Geld hatte ich mittlerweile, denn ich war der Typ Mensch, der für seine Arbeit lebte. Wenn man es überhaupt Arbeit oder ‚Leben’ nennen konnte.
„Was hältst du davon, wenn du mit nach Forks kommst und meine Familie kennen lernst?“ Erwartungsvoll blickte er mich an.
Ich zögerte. Wie lange kannte ich ihn? Nicht lange genug, um ihm zu vertrauen. Seine Familie? Was meinte er damit?
„Du brauchst dich nicht sofort zu entscheiden. Am besten gebe ich dir einfach mal meine Visitenkarte und du kommst uns besuchen.“
Als er mir die Karte reichte, fiel mir auf, dass er einen Ehering trug. Er musste meinen Blick bemerkt haben, denn er lächelte mich an und sagte:
„Meine Frau Esme wird dich sicher mögen.“
Seine Frau? Eine Familie? Nicht, dass das so ungewöhnlich war. Nur die Art, wie er es sagte, war mir fremd. Fast menschlich.
Ich hatte bei der ganzen Aktion so meine Bedenken. Es war eine Falle, da war ich mir sicher. Sicher steckten die Volturi dahinter. Aber warum sollten sie sich für ein kleines Licht wie mich interessieren? Nein, das tat nichts zu Sache. Ich musste auf der Hut sein.
Als wir uns verabschiedeten, konnte ich sehen, dass er es am liebsten gehabt hätte, wenn ich mit ihm mitgekommen wäre. Aber das ging nicht.

Am nächsten Tag rief ich Lawrence an und bat ihn, Dr. Cullen zu überprüfen.
Lawrence war Hacker und auch ein Vampir. Ich hatte ihn durch Zufall getroffen. Naja, wenn man es Zufall nennen kann, einen halbverhungerten Vampir durch die Straßen rennen zu sehen. Er hatte es irgendwie geschafft, sich in einem Kühlraum einzuschließen und dann anstatt denjenigen, der ihm die Tür öffnete, auszusaugen, auf die Straße zu torkeln, um dort ein Opfer zu suchen. Später hatte er behauptet, er sei seinem Retter so dankbar gewesen, dass er ihn am Leben gelassen hatte. Ich war da anderer Ansicht: Er war einfach nur dämlich. Kein normaler Mensch, geschweige denn Vampir, schafft es, sich in einem Kühlraum einzuschließen. Dazu muss man sagen, dass es nicht allein bei diesem Vorfall blieb.
Irgendwie machte ihn das auch zum typischen Genie. Kein anderer konnte so mit elektrischen Geräten umgehen wie er. Er konnte jegliche Funksignale, die sich in seiner Nähe befanden, erkennen und übersetzen, ja sogar beeinflussen. Vielleicht wurde er auch dadurch von den kleinsten Dingen wie Einkaufen überfordert. Er bestellte alles übers Internet.

Jedenfalls schickte er mir einen fünfzigseitigen Report, ich hatte die gekürzte Variante verlangt. Er hatte auch die von Carlisle Cullen adoptierten Vampire überprüft. Es waren sechs! Und zwei davon hatten ein Kind zusammen, das mit einem Gestaltwandler, oft fälschlicherweise als Werwolf bezeichnet, zusammen war. Was für eine kranke Welt. Dass die Volturi so etwas billigten…
Einige Wochen vergingen und ich blätterte ab und an im Report. Irgendwas an dieser merkwürdigen Familie hatte mein Interesse geweckt. Hinzu kam, dass ich mit meinen Versuchen nicht weiter kam. In Forks gab es jede Menge interessante Pflanzen, von denen ich Proben gebrauchen könnte, und natürlich noch die Gestaltwandler. Ich war bisher noch nie einem begegnet.

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Zuletzt von Amelie am Di 22 März 2011, 21:46 bearbeitet; insgesamt 6-mal bearbeitet (Grund : Farbe)

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(The) Far side of the moon Empty Forks (part 1)

Beitrag  Gast So 20 Feb 2011, 18:03

Change alone is eternal, perpetual, immortal.
(Arthur Schopenhauer)

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Lil:
Wider allen Erwartungen stellte sich Forks als eine Kleinstadt heraus. 3.120 Einwohner. Bei dieser Anzahl konnte man sich nicht unbemerkt verstecken. Was hatten die Cullens sich nur dabei gedacht? Hinzu kam, dass ein normaler Vampir niemals auch nur einen Fuß in eine Stadt setzten würde, von der er wüsste, dass sich in ihrer Nähe Gestaltwandler aufhielten.
Es war nicht nur von ein paar Gestaltwandlern die Rede, sondern von einer ganzen Sippe und La Push, das neben Forks lag, war ihr ‚Hauptquartier’.
Die Cullens waren keine normalen Vampire, das war mir klar, seit ich begonnen hatte, Informationen über sie zu sammeln. Daher wusste ich auch, dass sie von den Volturi überwacht wurden.
Bisher war ich noch unentdeckt geblieben. Wenn ich nun aber nach Forks ginge, würde ich den Volturi bekannt werden, wenn ich das nicht schon längst durch mein Treffen mit Dr. Cullen war.
Ich beschloss, das Risiko einzugehen.
Vor Jahren hatte ich mir ein Auto gekauft. Es war mittlerweile zwar nicht mehr des neuste, aber es musste reichen. Es war eins von der kleineren Sorte, ein roter Renault Clio Caribe, Baujahr 1993. Ich hatte mich für ihn entschieden, weil es mit großen Autos schwieriger war, einen Parkplatz zu finden. Aus diesem Grund gab der Kofferraum auch nicht so viel her. Aber das war auch nicht nötig, denn ich besaß nicht viele Habseligkeiten. Die meisten musste ich sowieso dalassen, da sie Eigentum der University of Colorado Denver waren.
Mein Appartement war von der Universität organisiert worden und der Vertrag endete zusammen mit meiner Anstellung, somit war ich frei und unabhängig.
Wenn ich bis nach Forks durchfahren würde, würde ich nur etwa einen ganzen Tag brauchen. Angenommen, ich müsste nicht anhalten, um zu tanken, und es gäbe keinen Stau. Aber das wollte ich nicht. Meine geplante Route sah in etwa so aus:

Denver – Genesee Park – Idaho Springs – Arapaho National Park – Green Mountain Reservoir – Hot Sulphur Springs – Lake Granby – White River National Park – Glenwood Springs – Grand Mesa National Forest - Grand Junction – Arches National Park – Dead Horse Point State Park – Green River – Cedar Mountain Recreation Area – East Carbon – Price Canyon Recreation Area – Scofield State Park & Reservoir – Cleveland – Manti-La Sal National Forest – Sevier Bridge Reservoir - Yube State Park – Fairview – Salem – Uinta National Forest – Deer Creek State Park & Reservoir – Strawberry Reservoir – Salt Lake City – Antelope Island State Park – Devil’s Slide – Cache National Forest – Bear Lake – Plymouth – Oxford – Caribou National Forest – Lava Hot Springs – Idaho Falls – Mud Lake - Atomic City – Craters of the Moon National Monument – Magic Reservoir – Hagerman Fossil Beds National Monument – Bruneau Dunes – Snake River Birds of Prey Area – Anderson Ranch Reservoir – Garden City – Hidden Hallow Landfill – Caldwell – New Plymouth – Cambridge – Baker City – La Grande – Hood River – Portland – Olympia – Seattle – Forks


Somit wurde aus einer ein bis zweitägigen Reise eine sechzigtägige.
Am Ende verbrachte ich fast ganze drei Monate damit, mich mit verschiedenen Experten zu treffen, Proben zu sammeln und mir Equipment zu kaufen. Auf dem Weg gab mein Auto irgendwann den Geist auf und ich musste mir ein neues kaufen. Ich entschloss mich für einen Toyota Prius. „Der Umwelt zuliebe“, hatte der Autohändler gemeint. Jedenfalls bot er mir genug Platz und man saß beim Fahren eindeutig bequemer, denn auch Vampire konnten Haltungsprobleme bekommen, besonders wenn man vorher solange vor dem Computer gesessen hatte wie ich. Bürokratie war im meinem Job Gang und Gäbe gewesen. Durch meinen „Urlaub“ war mir endlich Zeit vergönnt, mich auf meine Forschung zu konzentrieren. So gelang es mir dann auch endlich ein nebenwirkungsfreies Sonnenschutzmittel für Vampire zu entwickeln, das schnell einzog und fast ganze fünf Stunden anhielt, je nach Sonneneinstrahlung.
Von da an konnte ich mich auch ganz bequem in der Sonne aufhalten. Der Durchbruch wäre, wenn ich es in Tablettenform verwenden könnte. Aber es durfte auf keinen Fall in die falschen Hände geraten, daher spritzte ich es in eine Tube Handcreme. Welche Ironie. Ein Vampir mit Sonnencreme wäre aufgefallen und die Handcreme wirkte desinfizierend, was bei einem Arzt kein Aufsehen erregte, selbst wenn dieser ein Vampir war.
Was genau ich in Forks machen würde, wusste ich noch nicht genau. Es hing davon ab, was Dr. Cullen von mir erwartete.

Alice:
Ich war außer mir. Gerade hatte ich eine Vision gehabt. Eine junge Frau mit blonden Haaren, eine Mischung aus braun und grau, hatte es doch ernsthaft geschafft, die vollständig anwesenden Cullens zu verärgern. Ich musste Jasper unbedingt nach Hause bringen, aber der war mit Edward jagen und Rosalie hatte sich mit Emmett gestritten und sich auf ihrem Zimmer eingeschlossen. Esme und Carlisle waren ausgegangen und somit war ich mit Rosalie allein. Also, wie sollte ich den Streit verhindern und wer war diese Frau? Irgendwann hatte ich sie schon einmal gesehen, aber wann? Ich hatte keine Zeit zum Nachdenken, ich musste handeln.
Ich würde Jacob herholen müssen. Bella würde es zwar nicht gerade angenehm finden, ihn mit Renesmee zu sehen, aber er war nicht in der Vision vorgekommen. Es musste schnell gehen, denn in wenigen Stunden wäre es Abend und die Unbekannte, die sich Lillian Samantha Macy nannte, würde eintreffen.
Nervös tippte ich Renesmees Handynummer in ihr Mobiltelefon.
„Geh ran. Bitte geh ran“, dachte ich, aber Renesmee hatte ihr Handy ausgeschaltet, das tat sie seit einer Weile immer, wenn sie mit Jacob unterwegs war. Was sollte ich also tun? Bella war einkaufen und hatte sich gestern ‚auf ihr Handy gesetzt’. Ich wusste, was wirklich passiert war, aber bewahrte lieber Stillschweigen über den Vorfall, auch wenn es vermutlich alle schon wussten. Aber sie hatten es wenigstens nicht sehen müssen!
Die letzte Option war also Rosalie. Behutsam klopfte ich an ihre Tür.
„Rosalie, mach bitte auf, es ist wichtig. Oder hör mich wenigsten an.“
Keine Antwort.
„Bitte Rosalie, es ist wirklich wichtig. Ich hatte eine Vision“
Die Tür ging einen Spaltbreit auf und ich glitt graziös hindurch. Rosalie stand mit dem Rücken zu mir und schaute aus dem Fenster. Im Raum war es stockdunkel und das Licht des Mondes verlieh Rosalie eine solch traurig und einsam wirkende Aura, dass einem der Atem stocken wollte. Meine melodische Stimme durchbrach die Stille.
„Du musst mir helfen, Rosalie.“
Rosalie wandte sich zu ihr um und sah mich traurig an.
„Ich weiß nicht, ob ich das kann. Um was geht es? Um Emmett?“ Während sie die letzten Worte sprach, funkelten ihre Augen voll Wut.
„Nein.“ Ich schüttelte den Kopf. „Emmett geht es gut. Du weißt ja, wie er ist.“ Rosalie nickte müde und setzte sich.
„Ich halte es langsam nicht mehr aus. Fast jeden Tag hängt er mit diesem stinkenden Ungetüm ab. Reicht es nicht, dass Renesmee das tut?“ Sie sprach von Jacob. Ja, es stimmte, er stank, aber Rosalie übertrieb, obwohl sich Emmett etwas öfter waschen könnte, bevor er nach Hause zurückkam, schließlich wusste er genau, wie Rosalie darauf reagierte. Seit einem halben Jahr ging das schon so. Sie waren zurückgekommen, weil Renesmee bei Jacob bleiben wollte, der bei seinem Rudel bleiben musste, und Bella sie auf keinen Fall alleine lassen wollte. Daher hatte Edward vorgeschlagen, dass wir alle hier blieben, solange es ging. Er hatte sogar mit den Quileuten gesprochen und wir hatten sich geeinigt, dass wir gemeinsam Forks gegen die Vampire, die keine Vegetarier waren, verteidigten. Sie hatten einen Vertrag ausgesetzt, der ziemlich umfangreich gewesen war und den jeder von uns hatte unterschreiben müssen.
„Rosalie, hör mir gut zu.“ Nervös fuhr ich mir durch ihre kurzen Haare. „Es kommt eine Fremde zu uns und anscheinend hat Carlisle sie eingeladen.“
„Wo liegt das Problem? Steht Emmett auf sie?“, zischte Rosalie wütend.
„Nein, du weißt ganz genau, wie sehr er dich liebt. Es ist etwas anderes. Sie hätte nicht herkommen sollen. Ich meine, sie darf nicht hierher kommen“, korrigierte ich mich.
„Sie bringt großes Unglück mit sich. Wir müssen verhindern, dass alles so läuft, wie in meiner Vision. Du musst den anderen alles erklären, wenn sie zurückkommen. Ich muss Chief Swan informieren und ihn bitten, ins Reservat zu fahren und Jacob und Renesmee zu holen. Der Vertrag darf auf gar keinen Fall gebrochen werden.“

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Zuletzt von Amelie am Di 22 März 2011, 21:44 bearbeitet; insgesamt 4-mal bearbeitet (Grund : Farbe)

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(The) Far side of the moon Empty Forks (part 2)

Beitrag  Gast Di 22 März 2011, 21:43

Lil:
Je näher ich Forks kam, desto dunkler wurde es. Ich wurde das Gefühl nicht los, es sei ein Fehler gewesen, auf Dr. Cullens Vorschlag einzugehen. Das lag nicht zuletzt daran, dass ich schwören konnte, immer wieder etwas Schwarzes vorbeihuschen zu sehen.
Als ich bereits das Ortsschild erkennen konnte, spürte ich eine solche Präsenz, dass ich davongelaufen wäre, wenn sie sich nicht direkt hinter mir befunden hätte. So war ich dazu gezwungen, weiterzufahren und den Anweisungen meines Navigationssystems zu folgen. Im Ort selbst hatte ich merkwürdigerweise nicht mehr das Gefühl, beobachtet zu werden und wiegte mich bereits in Sicherheit, als die Präsenz stärker als zuvor wurde. Es war, als ob mich von allen Seiten Augenpaare anstarrten. Es gab kein Entkommen und meine Eskorte begann immer näher zu kommen, das spürte ich.
„Sie will gar nicht unentdeckt bleiben“, schoss es mir durch den Kopf. Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, sah ich sie deutlich vor mir: Ein Rudel Wölfe. Ich schluckte. Es waren keine normalen Wölfe, es waren Gestaltwandler. Ich saß in der Klemme. Was hatte mich nur geritten, als ich den Beschluss gefasst hatte, nach Forks zu kommen? Ich hatte ganze drei Monate Zeit gehabt und etwas Besseres, als in den Tod zu rennen, fiel mir nicht ein? Welche Optionen blieben mir jetzt noch?
RUMS.
Ich zuckte zusammen. Nein, bitte nicht. Ich wollte jetzt nicht sterben. Nicht so.
Schnell schaltete ich die Zentralverriegelung ein, aber zu spät. Es war direkt neben mir und roch nach nassem Hund. Unerträglich. Ein solch beißender Geruch war einfach nicht auszuhalten. Das Auto war hin.
„Greeew!“ Neben mir saß ein Gestaltwandler. Nervös klammerte ich mich an das Lenkrad.
„Ganz ruhig, Lil. Das bildest du dir nur ein. Gleich ist es vorbei…“
„Oh, sorry. Hab wohl etwas zu viel Anlauf genommen“, sagte er, als wäre es ganz normal, während der Fahrt in fremde Autos zu steigen. Er streckte sich, gähnte und mir fiel auf, dass er nackt war. Ihn schien das allerdings nicht weiter zu stören. Er hatte einen dunklen Teint, war sehr muskulös und hatte kurze schwarze Haare. Als er meinen Blick bemerkte, fragte er mich amüsiert:
„Haben Sie vielleicht eine Decke für mich?“
„Ja, nehmen Sie sich einfach eine von der Rückbank.“ Ich musste mich konzentrieren, meine Stimme selbstbewusst klingen zu lassen.
„Oh, die stinkt nach Vampir“, beschwerte er sich. Warum sagte er mir nicht einfach, was er von mir wollte?
„Das liegt daran, dass ich einer bin. Im Handschuhfach ist ein Spray. Viel nützen wird es Ihnen aber nicht, schließlich sitzen Sie direkt neben einem.“
Grummelnd öffnete er das Fach und versprühte die halbe Flasche auf der Decke, bevor er schließlich aufgab. Ich konnte aus dem Augenwinkel erkennen, dass er mit dem Gedanken spielte, mich auch noch einzusprühen, sich aber dagegen entschied.
„Warum ausgerechnet Forks?“
„Wie meinen Sie das?“
„Warum haben Sie sich ausgerechnet für Forks entschieden?“ Er starrte mich durchdringend an.
„Das frage ich mich mittlerweile auch.“
„Das ist keine Antwort. Könnten Sie nicht etwas schneller fahren? Bei dem Kriechtempo kommen wir nie an.“
„Ich halte mich nun mal an die Geschwindigkeitsbeschränkung. Wenn sie ein Problem damit haben, steigen Sie doch aus.“
Mittlerweile war meine Angst verschwunden und einer unbändigen Wut gewichen.
‚Dann bringen sie mich eben um“, sagte ich mir. Immerhin hatte ich das ganze zwanzig Jahre lang versucht, ohne Erfolg.
„Außerdem haben Sie dafür gesorgt, dass in meinem neuen Auto eine riesige Delle ist.“ Garantiert konnte man sogar seine Pfotenabdrücke erkennen und seine Krallen hatten den Lack zerkratzt. Dieser widerliche Gestank brachte mich fast um den Verstand. Da konnten sämtliche Duftbäume der Welt nichts gegen unternehmen. Selbst, wenn man ihn damit
behängen würde.
„Sie sitzen mit einem Werwolf zusammen im Auto und machen sich Sorgen, dass Sie eine Delle im Auto haben?“
„Falsch.“
„Wie falsch?“
„Sie sind kein Werwolf, wären Sie einer, wäre ich längst nicht mehr am Leben. Aber Sie haben Recht, eigentlich sollte ich Angst haben.“
„Eigentlich?“, fragte er skeptisch.
„Ja, eigentlich.“
Schweigen.
„Wissen Sie, Sie haben ein riesiges Problem. Sie hätten nicht herkommen sollen.“
„Warum?“
„Sie haben wirklich keine Angst?“ Und was für eine Angst ich hatte. Aber das zuzugeben, wäre mein Untergang, glaubte ich zumindest.
„Nein.“
„Gut. Dann wird Sie auch nicht das erschrecken, was jetzt kommt.“
Der Motor heulte auf und das Auto kam zum Stillstand. Es ließ sich nicht mehr starten. Panik stieg in mir auf. Was sollte ich tun? Ich war mitten im Wald, umzingelt von Gestaltwandlern! Zwar waren sie nicht so gefährlich wie Werwölfe, aber immer noch gefährlich genug.
Ein Kichern ertönte. Der Junge neben mir lachte.
„Zeit zum Aussteigen.“
Kaum hatte er seine Tür geöffnet, war er schon in seine Wolfsform gewechselt.
Was sollte ich tun? Wie sollte ich handeln? Was wurde von mir erwartet? Und warum passierte das alles? Es war eine Falle! Es war schon die ganze Zeit eine verdammte Falle gewesen, und ich war darauf reingefallen. Ausgerechnet ICH!
Wütend riss ich die Tür auf. Kaum war ich ausgestiegen, hatte ich das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Nein, ich konnte nicht ohnmächtig werden. Nicht jetzt. Jetzt brauchte ich all meine Sinne.
„Konzentriere dich, Lil. Werde dir deiner Umgebung bewusst und hör endlich auf, mit dir selbst zu sprechen!“
Doch ich kam nicht mehr dazu, denn irgendetwas rammte mich und mir wurde schwarz vor Augen.
Ein Vampir? Jedenfalls roch es sehr stark danach. Gestaltenwandler UND Vampire? Wie konnte das sein? Arbeiteten sie zusammen? Nein, das konnte nicht sein. Schließlich waren sie natürliche Feinde. Obwohl, eine der Cullens war doch mit einem zusammen…
So sehr ich mich auch zu wehren versuchte, sie hielten mich fest. Meine Augen waren verbunden. Das einzige, was mir geblieben war, waren mein Geruchssinn und mein Gehör. Die mir beide nicht besonders viel nutzten, da meine Augenbinde unglaublich stark nach Hund stank und kein einziges Wort gesprochen wurde. Aber etwas entging mir nicht: Ich lag auf der Ladefläche eines Transporters, der mit einer unglaublichen Geschwindigkeit fuhr.
„Jetzt!“, hörte ich eine Stimme schreien. Eine Frau?
Mit einer ungeheuren Wucht wurde ich vom Auto geschleudert. Kaum hatte ich meinen Körper wieder unter Kontrolle und war auf die Füße gesprungen, da wurde ich von zwei starken Armen zu Boden gerissen.
„Emmett, es reicht!“, hörte ich die Frau sagen. Ich hörte ein enttäuscht wirkendes unverständliches Gemurmel, als die Arme mich wieder auf meine Füße rissen. Oder besser, mich wie eine Puppe wieder hinstellten. Die Frau gab Anweisungen und ich wurde von einer Person, die mit einer Hand meinen Nacken so stark umklammert hielt, dass es wehtat, in ein Gebäude geführt. Zumindest hatte sich der Schall dementsprechend verändert. Jemand legte seine Hand auf meine Schultern und erlöste mich von meinen Qualen.
„Hinsetzen!"

Carlisle:
Kaum hatten Esme und ich von Alice‘ Vision erfahren, saßen wir auch schon im Auto und waren auf dem Weg nach Forks.
„Was genau hat Alice gesagt?“, fragte mich Esme.
„Sie meinte, wir sollten so schnell wie möglich zurückkommen. Sie klang ziemlich panisch. Aber was genau passiert ist, hat sie nicht gesagt.“
„Ich hätte mithören sollen.“
„Schatz.“ Ich strich ihr über die Wange und gab ihr einen Kuss. „Alles ist gut. Wir können uns auf sie verlassen. Und so panisch klang sie auch wieder nicht. Also mach dir keine Sorgen.“
„Das kann ich nicht. Ich meine, sie sind alle irgendwie meine Kinder, auch wenn sie schon so alt sind.“ Esme lehnte sich gegen meine Schulter. „Kannst du nicht etwas schneller fahren?“
„Ich kann es versuchen, aber ich bezweifle, dass es die Strecke zulässt. Und wenn wir jetzt einen Unfall bauen, brauchen wir im Endeffekt länger.“
„Wie kannst du nur so ruhig sein, während ich verrückt werde vor Sorge?“
„Auch ich mache mir Sorgen. Aber jetzt durchzudrehen, nützt keinem etwas. Warten wir doch erst mal ab, was uns erwartet.“
„Und du konntest Alice wirklich nicht mehr erreichen? Vielleicht sollten wir es noch einmal versuchen.“ Esme begann erneut zu versuchen, im Haus anzurufen.
„Esme. Leg das Handy weg. Es macht dich nur noch nervöser.“
„Aber vielleicht erreiche ich…“ Ich riss ihr das Telefon aus der Hand und warf es aus dem Fenster. Esme verbarg ihr Gesicht in ihren Händen und begann leise und ohne Tränen zu schluchzen. Ich hatte überreagiert.
„Esme es tut mir leid.“ Ich trat auf die Bremse. „Es sind die Nerven. Ich …“ Esme öffnete die Tür.
„Ich brauche frische Luft.“ Ich konnte sie gerade noch am Arm fassen.
„Esme, warte.“ Langsam ließ sie den Türgriff los und ich nahm ich vorsichtig in den Arm.
„Alles wird wieder gut. Alles ist in Ordnung“
„Wir hätten nicht in Forks bleiben dürfen“, presste Esme hervor. Ich wusste, dass es nichts nützen würde, ihr zu widersprechen. Nicht jetzt, wo sie in einer solchen Verfassung war. Mit jedem weiteren Wort riskierte ich, dass sie sich noch weiter in ihre Sorge um die Kinder hineinsteigerte, also schwieg ich und drückte sie an mich. Als sie sich wieder etwas beruhigt hatte, strich ich ihr die Haare aus dem Gesicht.
„Wieder alles gut?“ Sie nickte und rieb sich die Augen.
„Fahr los, wir haben keine Zeit zu verlieren.“

Schon von weitem konnten wir spüren, dass etwas nicht stimmte. Es roch nach Wolf. Alice hatte die Quileute informiert? Was genau ging hier vor? Was genau war es, das Alice gesehen und sie dazu gebracht hatte, soweit zu gehen? So kannte ich meine Kinder gar nicht. Ich bat Esme, im Auto zu bleiben, aber sie wollte nicht. Ihre Haltung verriet mir, dass sie nicht mit sich reden lassen würde. Zögernd betrat ich das Haus.
„Alice, was geht hier vor?“
Sie, wer immer sie auch war, saß auf einem Stuhl. In ihren blonden Haaren hatten sich Blätter und Erdklumpen verfangen. Ihre Kleidung war zerrissen und verschmutzt, die Augen verbunden. Jasper stand hinter ihr, beide Hände auf ihren Schultern als vermute er, dass sie jederzeit aufspringen würde.
„Carlisle! Gut, dass du da bist. Wir haben...“
„Alice, das hätte ich nie von dir erwartet. Das hätte ich von euch allen nicht erwartet.“
„Aber...“
„Wie oft habe ich euch gesagt, dass Gewalt keine Lösung ist?“ Emmett verdrehte die Augen und Rose schaute gelangweilt auf ihre Nägel.
„Wie lange kennen wir uns jetzt schon?“
„Carlisle.“ Edward kam auf mich zu. „Du musst Alice vertrauen. Es ging nicht anders. Nicht dieses Mal.“ Zögernd warf er Alice einen Blick zu.
„Du kennst sie.“
„Das ist unmög...“ Alice ging zu ihr herüber und nahm ihr die Augenbinde ab.
„Oder doch nicht? Die Ärztekonferenz… Aber, was machen Sie hier?“
„Sie hatten mich eingeladen“, sagte die Fremde trocken und ein wenig vorwurfsvoll, Jasper schien ihre Gefühle wohl nicht vollkommen zurückzuhalten.
„Das stimmt. Aber ich hatte nie gedacht, dass sie kommen würden. Jasper!“ Zögernd nahm dieser seine Hände von ihren Schultern und trat einen Schritt zurück. Er wirkte skeptisch.
„Alice, der ganze Aufwand wäre nicht nötig gewesen. Man kann sich doch ganz normal unterhalten.“
„Der Vertrag“, kam Edward Alice zur Hilfe. Ich war verwirrt.
„Er tritt doch erst in Kraft, wenn…“ Nach einer Pause fügte ich hinzu: „Sie ist Vegetarierin.“
„Ach ja, und was ist das?“ Rose hielt eine Blutkonserve in der Hand. „Das haben wir in ihrem Wagen gefunden. Menschenblut.“
„Meine Forschung…“, versuchte die Fremde zu erklären, doch kaum hatte sie den Mund geöffnet, lagen Jaspers Hände wieder auf ihren Schultern.
„Ist gut, Jasper, lass sie ausreden“, sagte Esme. Sie ging auf die junge Frau zu und bedeutete Jasper, sich zu entfernen, was dieser nur sehr widerwillig tat.
„Tut mir leid, wenn meine Kinder etwas grob zu Ihnen waren.“ Sie warf Emmett einen Blick zu, der dessen Grinsen ersterben ließ.
„Sie sagten, mein Mann habe sie eingeladen?“ Die Frau nickte, während sie mich böse anstarrte.
„Auf der Ärztekonferenz.“ Sie schien der ganzen Situation nicht zu trauen. Edward kam Esme zu Hilfe.
„Wie unhöflich von uns. Wir haben uns ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Edward und das sind Emmett und Rosalie, Alice und Jasper und Esme. Carlisle kennst du ja schon.“ Skeptisch musterte sie Edward.
„Lillian Macy.“
„Also, wie kommt es, dass wir Menschenblut in deinem Auto gefunden haben?“ Edward war zu direkt. Dr. Macy würde niemals darauf eingehen…
Doch zu meiner Überraschung lächelte sie Edward an. Was ging hier vor? Es schien ein deutlicher Vorteil zu sein, ihre Gedanken lesen zu können, oder hatte Jasper nachgeholfen? Verstohlen sah ich zu ihm hinüber, doch wie üblich verzog er keine Miene. Alice hingegen lächelte mich an und nickte.
„Ich versuche, eine Alternativnahrung für Vampire zu entwickeln, dazu benötige ich Menschenblut. Außerdem handelt es sich um eine Blutspende, ich habe niemanden dafür umgebracht.“
„Okay, akzeptiert. Aber was machen Sie hier? Und warum haben Sie nicht vorher angerufen? Sie haben schließlich unsere Telefonnummer.“
„Woher wissen Sie… Ja, die habe ich.“ Edward schien sie vorerst im Unklaren zu lassen, dass er ihre Gedanken lesen konnte.
„Also, warum haben Sie nicht angerufen?“
„Ich war mir nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung war. Wenn ich angerufen hätte, wäre ich verpflichtet gewesen, zu kommen. So hätte ich mich jederzeit umentscheiden können.“
„Aber das haben Sie nicht.“
„Ja.“
„Ja?“
„Ich meine, was mache ich hier? Ich weiß gar nicht mehr, warum ich herkommen wollte. Und jetzt sitze ich hier auf einem Stuhl und werde verhört. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.“
„Sie hätten anrufen sollen.“
„Ja, hätte ich.“
„Okay, dann haben wir das ja geklärt. Also nächstes Mal rufen Sie an.“
„Nächstes Mal?“, rief Dr. Macy entsetzt. Alice baute sich vor ihrem Bruder auf.
„Edward, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“
Ein stilles Gespräch fand zwischen den beiden statt.
„Alice, ich weiß. Aber es ist anders gekommen.“ Alice erhob einen Finger.
„Aber nur, weil ich…“
„Ja, das stimmt. Aber…“
„Es wird kein nächstes Mal geben“, warf Esme ein.
„Wird es nicht?“, fragte Rosalie erstaunt.
„Wird es nicht. Sie bleibt bei uns.“
„Das geht mir alles etwas zu schnell. Was genau ist hier los?“, schritt Dr. Macy in die Unterhaltung ein.
„Das wüsste ich auch gerne. Esme, sie kann nicht bei uns bleiben. Wir kennen sie gar nicht. Du reagierst zu voreilig.“
„Tue ich nicht.“
„Tun Sie nicht?“
„Nein, mein Schatz. Ich weiß zwar nicht genau, wovor meine Kinder Angst haben, aber sie scheinen zu übertreiben. Ich meine, schauen Sie sich an. Sie sind ja vollkommen verschmutzt. Nehmen Sie erst einmal ein Bad und ziehen Sie sich etwas Anständiges an. Rosalie müsste ihre Größe haben. Und wenn wir uns dann alle beruhigt haben –“ Sie blickte jeden Einzelnen vorwurfsvoll an, wobei ich das Gefühl hatte, dass ihr Blick länger als nötig auf mir verweilte, dann fuhr sie fort:
„– Dann setzen wir uns zusammen und unterhalten uns darüber, was hier gerade passiert ist.“ Freundlich lächelte Esme Dr. Macy an und führte sie die Treppe hinauf.
Was war hier gerade passiert?


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Zuletzt von Amelie am Di 22 März 2011, 21:44 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet (Grund : Farbe)

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