Forks Bloodbank
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Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10)

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Beitrag  Gast Sa 06 Feb 2010, 12:16

Da mich Sister, Dahlia und Alice ermuntert haben, dachte ich mir ich stell meine Kurzgeschichten auch mal rein.
Ich weiss selber das sie nicht so gut sind wie eure aber ich würde mich trotzdem über eure Kommentare und Anregungen freuen.

Hier könnt ihr das tun. klick

Elan und das Werwolfmädchen

Es war eine sternenklare Nacht, Elan saß eine Zigarette genießend auf der Veranda und sah verträumt in den Nachthimmel.
„Bald wird der Mond kommen“, sagte er sich in Vorfreude.
Heute war Vollmond, das wusste Elan natürlich. Denn seit einigen Monaten zog es ihn jede Vollmondnacht hinaus. Das Gefühl in jenen Nächten spazieren zu gehen war einfach unbeschreiblich schön. – So befreiend, ja man könnte es sogar fast als berauschend bezeichnen.
Plötzlich überkam ihn ein komisches Gefühl, ein Gefühl, das er zuvor noch nie hatte. Er löschte die halbe Zigarette aus, steckte sie hastig in die noch halbvolle Zigarettenschachtel und ging zurück in das elterliche Haus. Mittlerweile grenzte das Gefühl schon fast an Wahnsinn. Eilig sagte er seinen Eltern, dass er noch kurz raus wolle, nahm seinen Mantel, verstaute Zigaretten, Feuer und MP3 Player darin, ohne letzteren er nie das Haus verließ, und rannte förmlich aus dem Haus. Draußen mäßigte er seine Schritte etwas, stöpselte sich den MP3-Player ein und wählte den Zufallsgenerator. Es kam das Lied „Das Tier in mir “ von E Nomine. Ein großartiges Lied, Elan liebte es sehr.
„Wie passend – ein Lied wie für eine Vollmondnacht geschrieben“, dachte er.
Er war zwar immer noch genauso aufgewühlt wie zuvor als er das Haus verlassen hatte, doch dieses Lied half ihm zusehends sich wieder etwas zu beruhigen. Er nahm die halbe Zigarette, die er zuvor auf der Terrasse ausgelöscht hatte, und zündete sie wieder an. Als er schon ein paar Minuten unterwegs war, entschwand jenes Gefühl zusehends und Elan atmete auf, obwohl er eigentlich immer noch nicht wusste was mit ihm los war.
In der Zwischenzeit war der Vollmond über den Bergrücken geklettert und strahlte sein kaltes Licht auf die Erde.
Urplötzlich durchzuckte Elan ein unbeschreibbarer Schmerz. Mit schmerzverzerrtem Gesicht fiel er zu Boden und wälzte sich dort hin und her. Seine Knochen schienen zu bersten! Er fühlte etwas Nasses auf der Erde, obwohl es schon seit drei Tagen nicht mehr geregnet hatte – es war sein Blut!
„Das ist das Ende, bestimmt“, dachte Elan.
Und das sollte auch sein letzter Gedanke sein. Sein Kopf und sein Bewusstsein schalteten sich aus und er roch plötzlich alles und nichts: die Katzen von Frau Morgen, den Hund von Familie Kent, und … Menschen! Auch sah er plötzlich besser, denn er war eigentlich sehr kurzsichtig, ja, auf 200 Meter weit alles ohne Probleme, obwohl es Nacht war. Seine tierischen Instinkte signalisierten Hunger und er sprang mit der Leichtigkeit eines Wolfes auf. Er hatte sich in einen Werwolf verwandelt!
Die Schnauze immer wieder auf den Boden gedrückt, rannte er viele Kilometer weit – immer weiter weg vom Dorf, auf der Suche nach Nahrung. Schließlich kam er in einen Wald und fand ein Eichhörnchen, das gerade an einem Tannenzapfen knabbernd zirka 100 Meter vor ihm saß. Leise, wie es Wölfe so an sich haben, schlich er näher, wartete den seiner Meinung nach günstigsten Moment ab – und schlug zu. Doch das Eichhörnchen war schneller und kletterte wieselflink und schimpfend auf die nächstbeste Tanne.
Enttäuscht und vor allem mittlerweile schon fast rasend vor Hunger, zog Elan wieder ab. Er eilte wieder in Richtung Dorf und bald darauf sah er auf dem Weg eine junges Mädchen. Er verhielt sich ruhig in seinem Versteck und beobachtete lange mit glühenden Augen die Menschenfrau, die bald an seinem Versteck vorübergehen würde. Als sie nahe genug herangegangen war, sprang Elan aus seinem Versteck und fiel sie an. Menschen sind ja bekanntlich nicht so schnell wie Eichhörnchen und so hatte er sie bald im Griff. All’ ihr schreien nützte nichts, niemand würde sie hören. Der Instinkt jedoch sagte Elan, dass er sich beeilen müsse, um sie dann tiefer in den Wald zu ziehen. Als er den letzten tödlichen Biss vollzogen hatte, wurde es plötzlich Totenstill im Wald als auch im Dorf. Das Käuzchen verstummte, ja selbst die Grillen und Heuschrecken unterbrachen ihre Hochzeitsmusik. Elan hatte nun seinen ersten Menschen getötet – nein – er hatte überhaupt das erste Mal getötet!
Hastig packte er die junge Frau and den Füßen und zog sie in den Wald hinein, um endlich seinen Hunger zu stillen.
Als er schon eine Weile gefressen hatte, witterte er einen anderen Wolf und bald darauf sah er ihn auch. Kurze Zeit später erkannte er, dass es kein Wolf, sondern eine Wölfin war. Sie näherte sich schüchtern, denn als Werwolf sah Elan bedrohlich aus: groß, kräftig und muskulös.
Da jedoch Wölfe soziale Wesen sind, macht er ihr breitwillig Platz am Kadaver, schob die Tote sogar ein wenig in ihre Richtung, als wollte er sagen: „Hallo du! Willst du auch was abhaben davon? Meine erste Beute!“
Denn selbst als Wolf konnte er sich nicht erinnern seit wann er den eigentlich ein solcher war. Sie kam also nun entschlossener näher und sie fraßen gemeinsam Elans erste Beute.
Als beide satt waren, liefen sie vergnügt und verspielt durch den Wald, wenn sie eine kleine Maus oder ein Kaninchen sahen jagten sie ihnen nach, bis sie in ihrem Versteck verschwunden waren. Manchmal jedoch hatte einer der beiden Glück, und sie konnten eine Maus fangen. Das war dann ihr Nachtisch, denn ein Wolf ist niemals zu satt für eine Maus.
Und so verging diese Nacht sehr schnell. Als es schon dämmerte, ging die Wölfin immer zielstrebiger in eine Richtung und Elan folgte ihr mit wedelndem Schwanz. Schließlich kamen sie in einer Höhle an und sie ging hinein, er ihr auf den Fersen. Sie legten sich nebeneinander hin und schliefen sofort ein.
Spät am Vormittag erwachte Elan mit extremen Kopfschmerzen und einer total ausgetrockneten Zunge. Sekunden später erkannte er, dass er in einer dunklen Höhle lag. Ihn fröstelte. Es war ja richtig kalt hier drinnen, wieso eigentlich? Er tastete nach einem Anorak, in dem sein Handy war, das mit einer Taschenlampe ausgestattet war, doch er fand weder ersteres noch letzteres, denn nun erkannte er, dass er komplett nackt war! Weiters kamen nun zu seinen Kopfschmerzen extreme Gliederschmerzen hinzu, als ob er einen ganzen Tag im Fitnesscenter verbracht hätte.
„Was war passiert? Wo war er? Hatte er schlafgewandelt? Oder war er gar entführt worden?“ – all diese Fragen gingen ihm durch den Kopf. Nein, gefesselt war er nicht, stellte er erleichtert fest.
Schließlich fiel ihm wieder die gestrige Nacht ein: E Nomine, spazieren gehen, die Schmerzen die Ohnmacht. Also war er doch ohnmächtig geworden? Aber wie um alles in der Welt war er dann in diese Höhle gekommen?
Er wollte nun eine rauchen, denn das war ihm alles zu viel auf einmal. Er griff also in die nicht vorhandene Manteltasche und ihm fiel ein, dass er ja auch keine Zigaretten dabei hatte, denn die waren ja auch in seiner Jacke! Leise stieß er einen Fluch aus.
„Schlafwandler sind eigentlich schon blöd. Gehen einfach raus ohne etwas mitzunehmen!“, sagte er sich halblaut.
Plötzlich vernahm er eine Frauenstimme: „Ach, du bist schon wach? Guten Morgen!“
Elan erschrak, wer hatte da zu ihm gesprochen?
Auf einmal ging eine Taschenlampe in der Höhle an und bald darauf leuchtete sie ihm ins Gesicht. Geblendet blinzelte Elan und versuchte am Lichtkegel vorbei zu sehen, um zu erkennen, wer ihn da anleuchtete.
Und was sah er? Eine bildhübsche junge Frau von etwa 24 Jahren. Sie war schlank, hatte lange, schwarze Haare und ein hübsches Gesicht - und vor allem war sie genauso nackt wie er! Sein Blick blieb in ihrem wohlgeformten Busen hängen.
Sie jedoch begann ohne Scham über ihre Nacktheit zu lachen und sagte schließlich: „Du tust ja so, als ob du noch nie eine nackte Frau gesehen hättest!“
Immer noch geblendet von ihrer Schönheit und der Taschenlampe murmelte Elan: „Doch, doch!“
Schließlich wandte sich der Lichtkegel der Taschenlampe von ihm ab und die Frau sagte gähnend: „Na gut, ich werde mich dann mal anziehen. Links von dir liegen ein paar Klamotten und eine Taschenlampe. Zieh dich auch an!“
Immer verwirrter griff Elan links von sich und tat wie ihm geheißen. Als sie sich angezogen hatten folgte Elan der unbekannten Schönheit ins Freie. Nun konnte er sei in voller Ansicht sehen, ja sie war wirklich so schön wie auf den ersten Blick! Jetzt konnte er auch ihre Augenfarbe erkennen, sie waren grün – genau wie seine. Mittlerweile hatte die Neugier um Frau der Ungewissheit was letzte Nacht passiert war in Elan die Überhand gewonnen und er fragte sie beherzt wie sie denn heiße, ob sie zufällig wisse wie er in die Höhle hinter ihnen gekommen sei und wo eigentlich seine Klamotten seien, da er sich sicher war, nicht nackt aus dem Haus gegangen zu sein.
Lächelnd antwortete sie: „Ich heiße Abbey. Doch deine anderen Fragen beantworte ich dir auf dem Weg, okay Elan? Wir müssen nämlich etwas essen, ich lade dich ein! Dort drüben steht mein Auto.“
Also gingen sie zum Auto, stiegen ein und fuhren los in Richtung der nächsten Stadt.
Auf dem Weg erzählte Abbey Elan: „Deine Sachen sind da, wo du dich verwandelt hast, denn du bist ein Werwolf genau wie ich. Und letzte Nacht hast du dich das erste Mal verwandelt. Deine Kleider dürften auch zerrissen dort liegen. Das ist auch der Grund, warum ich in meiner Höhle immer die Kleider zuerst ausziehe! Aber bei der ersten Verwandlung weiß man das natürlich nicht! Ja, und wie gesagt du warst in jener, meiner Höhle, weil wir uns beide als Wölfe im Wald getroffen hatten und eine wunderschöne Zeit miteinander verbracht hatten. Aber, ach ja, ganz vergessen, wann du dich die ersten paar Male verwandelst kannst du dich ja an nichts erinnern, wenn du wieder ein Mensch bist. Aber das kommt mit der Zeit alles.“
Erstaunt hatte Elan Abbey zugehört: „Die muss verrückt sein! Werwölfe? Gab es die denn wirklich?“, dachte er.
Nun ja, logisch klang ihre Erklärung schon irgendwie, trotzdem, das konnte doch nicht sein, oder?!
Schließlich ging er doch auf ihre „Verrücktheit“ ein und fragte sie: „Wie war das denn bei dir bei deiner ersten Verwandlung?“
Denn er fühlte beinah jetzt noch den unerträglichen Schmerz und den Wahnsinn. Sie aber beschrieb alles so, wie Elan es selbst gestern Nacht erlebt hatte und fügte hinzu, dass nach dem Werwolfbiss sieben Vollmondnächte lang dieses berauschende Gefühl sei, da sich in diesem Zeitraum die Wolfskräfte entwickelten. Nun hatte sich verraten. Sie wollte ihm eigentlich noch gar nichts davon erzählen, dass man gebissen werden musste, um ein Werwolf zu werden. Verunsichert blickte sie ihn kurz an.
„Also sind alle Legenden wahr? Es gibt also Werwölfe? Und wer hat mich dann gebissen?“
„Das war ich.“, gab Abbey leise zu, „Es war die einzige Chance dich wieder zu sehen. In dieser Nacht habe ich dich gesehen, wie du spazieren warst, am Waldrand, ganz allein – du gefielst mir auf Anhieb, und so musste ich dich beißen, um dich wieder sehen zu können!“
Plötzlich fiel Elan alles wieder ein: Ja, in jener Nacht wurde er doch von einem tollwütigen Hund gebissen. Das war also gar kein tollwütiger Hund, sondern Abbey in Werwolfgestalt!
Sie sah ihn immer noch schuldbewusst an. Aber eigentlich konnte und wollte Elan ihr gar nicht böse sein. Sie liebe ihn, und er sie auch, glaubte er wenigstens.
In der Zwischenzeit waren sie bei Burger King ® angekommen, und bestellten beide ein XXL-Menü, denn sie waren beide sehr hungrig, da die Verwandlung und die Rückverwandlung viel Energie verbrauchen, wie Abbey ihm erzählte.
Als sie zu Tisch saßen und aßen, meinte Abbey: „Ich werde dich alles lehren, was du wissen musst als Werwolf. Es geht zum Beispiel nicht, dass du jede Vollmondnacht einen Menschen tötest, das wäre zu auffällig. Ich befürchte nämlich, es könnte eine weitere Hexenverfolgung geben.“
„Hey Elan, schau nicht so ungläubig!“, sagte sie anschließend lächelnd, „klar wurden wir Werwölfe und auch die Vampire verfolgt zu jener Zeit!“
Schweigend aßen sie ihr Menü fertig und fuhren wieder zurück in Elans Heimatdorf, um die Überreste seiner Kleidung und seine anderen Sachen, die Gott sei Dank heil geblieben waren, zu holen. Auf Elans Handy waren 20 Anrufe in Abwesenheit.
„Ui, ui, die Eltern haben sich ja megamäßig Sorgen gemacht“, sagte er zu Abbey.
Also fuhren sie zu Elans Elternhaus um sie zu beruhigen, schließlich war Wochenende, und Elan war schon alt genug, um selbst für sich zu entscheiden, wann er nach Hause kommen wollte.
So stellte er Abbey seinen Eltern vor und erklärte ihnen, dass er bei ihr geschlafen hätte, was ja nicht einmal gelogen war. Dass er nun ein Werwolf war, erzählte er ihnen jedoch natürlich nicht.
Elans Eltern waren ehrlich erfreut, dass ihr Sohn nun doch noch eine Freundin gefunden hatte, denn als Elan Abbey erzählt hatte, er habe schon öfters nackte Frauen gesehen, mochte das insofern stimmen, dass er sie im Playboy, in Filmen und so weiter gesehen hatte. – Eine Freundin hatte er jedoch bisher noch nie gehabt.
Kurze Zeit später zog Elan in die Nachbarstadt zu Abbey. Sie wohnte dort alleine in einer Wohnung, denn ihre Eltern, auch Werwölfe, waren von Jägern erschossen worden.
In den nächsten Vollmondnächten brachte sie ihm alles bei, um ein guter Werwolf zu werden (wobei gut bei so einem dunklen Wesen wie einem Werwolf relativ ist). Jede Vollmondnacht konnte er sich an mehr erinnern, was er in Wolfsgestalt so alles tat, bis das menschliche Bewusstsein neben dem animalischen Instinkt vorhanden war. Das bedeutete für Elan auch, dass er ab sofort keine Brille mehr brauchte, da er ja nun Wolfsgene in sich hatte. Auch wurde Elan zusehends stärker und legte einiges an Gewicht zu.
Er konnte gar nicht sagen wie sehr er Abbey zu danken hatte. Alles änderte sich zum Guten: Er hatte eine Freundin, die er liebte, wohnte mit ihr in seiner Lieblingsstadt und fand bald darauf eine Arbeit, die ihn erfüllte.
Jede Vollmondnacht streiften Abbey und Elan nun gemeinsam durch die Wälder und lebten ein langes und erfülltes Leben.

ENDE


Zuletzt von Lamia Locke am Mi 10 März 2010, 21:45 bearbeitet; insgesamt 14-mal bearbeitet

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Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10) Empty Re: Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10)

Beitrag  Gast So 07 Feb 2010, 15:30

Meine nächste Kurzgeschichte ist dieses mal ein bisschen länger, hat also insgesamt 4. Kapitel Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10) 94952

Der Hexenzirkel

Der Morgen

Es war einmal vor langer, langer Zeit an einem wunderschönen Samstag Vormittag. Die Sonne lächelte auf das Dorf Dria herab und lud jeden ein, den Tag zu geniessen.Das war Nessas grosser Tag, denn diese Nacht will sie denn Test zur Aufnahme in den Magischen Zirkel bestehen.
Ihre Mutter Berjr weiss zum Glück nichts von ihrem Vorhaben. Und das ist auch gut so. Sonst würde Sie es ihr bloss abraten und wäre auch nicht damit einverstanden.
Denn der Test besteht darin, zur Steininsel zu schwimmen und diese auch zu betreten, obwohl es jedem streng verboten ist dies zu tun. Denn es heisst, dass dort das Böse umherginge. Doch Nessa will unbedingt in den Magischen Zirkel aufgenommen werden.
Doch um in denn Magischen Zirkel aufgenommen zu werden, muss sie zur Steininsel schwimmen und dort um Mitternacht Weisssporn pflücken. Diesem Kraut werden magische Fähigkeiten zugeschrieben und es wächst auch nur auf der Steininsel.
Lúthien, eine der Vorsitzenden des magischen Rates, wird sie dabei kontrollieren und sollte sie den Test bestehen, mit ihr das Einführungsritual durchführen.
So hat sich Nessa nun schon wochenlang vorbereitet, um zur Steininsel schwimmen zu können und sich nicht zu blamieren. Doch die letzten 10 Meter hat sie sich bislang noch nicht getraut. Aber heute abend mußte es sein. Heute abend wird Lúthien am Ufer des Sees warten und die Zeit stoppen. Denn Nessa hat eine Stunde dreißig Minuten Zeit um den Test zu bestehen.
Nessa ist gerade mit dem Frühstück fertig, als Lúthien an die Tür klopft. Nessa eilt hastig hinaus und zieht Lúthien hinter das Haus. „Hier hast Du das Leder und den Katzendarm“ flüstert Lúthien. „Denk an die Lebens-Rune, sonst ist alles umsonst.“ „Klar, eine Nadel habe ich auch schon hier. Habe extra den Schuster um eine gebeten und er hat sie mir bis morgen ausgeliehen“ flüsterte Nessa aufgeregt, „und ich hab sie auch bereits gestern Nacht mit drei Blutstropfen beträufelt.“ „Fein, ich erwarte Dich dann heute abend, sobald es dunkel ist, am alten Bootshaus.“ Nessa nickt und dann ruft auch schon ihre Mutter: „Nessa-Schatz? Wo bist Du? Ich bräuchte noch Eier von Bauer Wartooth. Nessa? - Neesssaa? Wo steckt sie denn nur...“
Nessa reckt kurz ihren Kopf über die Fensterbank: „Ich komme gleich Mutter. Ich muß nur noch kurz die Katze füttern.“ „Ist gut Schatz. Kommst Du danach dann kurz zu mir? Ich geb Dir dann das Geld.“ „Ja, Mutter“ sagt Nessa hastig, nimmt das Leder und das Garn von Lúthien und winkt ihr zu. Dann zieht sie einen Ziegel aus dem Mauerstein und legt Leder und Garn zu der blutgetränkten Nadel.

Der Nachmittag

Am Nachmittag hat Nessa dann etwas Zeit und holt ihre Utensilien aus dem Geheimfach. Dann nimmt sie sich Nafrat, den Kater und setzt ihn neben sich auf die Wiese hinterm Haus, um gegebenenfalls eine Ausrede parat zu haben, was sie denn hier mache.
So fängt Nessa an, aus dem Leder einen kleinen Beutel zu nähen, einen Beutel, in welchem sie nachher den Weißsporn rein tun konnte. Daher auch die Rune des Lebens, welche die dem Weißsporn Kraft verleihen solle. Und das Blut... nun, zu jeder anständigen Magie gehört ein wenig Blut. Leider verliert Nessa beim Nähen des Beutels noch mehr Blut, als ihr lieb ist. Aber sie hat auch noch nie mit Katzendarm genäht und Leder erst recht nicht.
Der Kater hatte es sich derweil auf Nessas Schoß bequem gemacht und schmiegt sich an ihrer Bluse. Plötzlich spürt Nessa, wie jemand näher kommt. Schnell verschwinden die Utensilien unter ihrer Bluse. Ihre Mutter streichelt ihr durch das Haar. „Na, Nessa-Schatz? Spielst Du schön? Könntest Du mir einen Gefallen tun und mir ein paar Möhren ernten? Ich wollte für morgen Kartoffelsuppe vorbereiten.“ „Äh, mach ich gleich, Mutter“ sagt Nessa, während sie sich den Arm vor den Bauch hält, damit nicht alles auf den Boden fällt. „In Ordnung... Schatz? Du hast doch keine Magenschmerzen, oder?“ „Nein, Mutter, ganz bestimmt nicht...“ Nessa lehnt sich etwas zurück, damit die Utensilien besser auf ihrem Bauch liegen, stützt sich mit beiden Händen nach hinten auf den Boden ab, läßt ihren Kopf nach hinten fallen und lächelt ihre Mutter an. „Dann ist ja gut Schatz. Denk an die Möhren“ spricht sie und verschwindet wieder im Haus.
Nur noch wenige Stiche, dann ist das Werk vollbracht. Den Riemen, mit dem sie sich den Beutel um die Taille binden wird, noch befestigen und die Nadel reinigen. Schließlich soll der Schuster ja nichts von dem Blut sehen. „Nessa? Denkst Du an die Möhren“ hört sie eine Stimme aus dem Haus heraus. „Oh, äh, ja Mutter, bin gerade dabei sie zu ernten“ Schnell setzt Nessa Nefrat auf denn Boden, verstaut ihr Werkzeug und den Beutel und eilt zum Möhren-Beet.


Anbruch der Nacht

Irgendwie wollte der Tag heute nicht enden. Nessa ist schon ganz aufgeregt. „Darf ich schon ins Bett?“ fragt sie ihren Vater, der vor wenigen Stunden von der Ratssitzung zurückgekehrt ist. „So früh schon, mein Engel? Ist Dir nicht gut?“ „Oh, doch, doch... mir geht es blendend. Ich möchte nur unbedingt das Buch zuende lesen.“ „Verderb Dir aber nicht die Augen, Kleines, hier nimm Dir noch diese Lampe mit.“ Wie sie das haßt, wenn ihre Mutter sie so nennt. Kleines. Schließlich ist sie schon fast erwachsen und nächstes Jahr soll sie mit den anderen Jungfrauen des Dorfes um den Maibaum tanzen, wo dann die Männer um sie freien werden. Ein schrecklicher Gedanke, wo die Jungs aus dem Dorf doch alle so blöd sind. Außer vielleicht Aelfric... der ist ihr äußerst sympathisch. Aber als sie mal von ihm anfing zu erzählen, meinte ihr Vater nur: „Dieser Träumer kommt mir nicht ins Haus. Geschichtenerzähler und Musiker. Das ist doch kein anständiger Beruf nicht.“ Aber geküßt hat sie Aelfric trotzdem schon einmal. Allerdings wußte sie nicht so recht, ob aus Trotz, oder weil sie ihn wirklich mag...
Aber heute hat sie keinen Gedanken über für Jungs. Sie klopft ihr Kissen zurecht und legt ihre Überdecke unter die Bettdecke. Da hört sie schon ihre Eltern die Treppe hochkommen. Schnell löscht sie die Lampe und stellt sich hinter die Tür. Leise wird die Tür geöffnet und sie hört ihre Eltern tuscheln. Dann schließt sich die Tür wieder. Jetzt erst wagt Nessa wieder auszuatmen. Sie greift sich den Beutel, in welchem sie nachher ihre Kleidung verstauen wird und wartet ungeduldig hinter der Tür. Da endlich. Die Tür zum Schlafzimmer ihrer Eltern schließt sich.


Zuletzt von Lamia Locke am Do 11 Feb 2010, 12:26 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

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Beitrag  Gast Di 09 Feb 2010, 16:32

2. Kapitel

Die Nacht

Nessa hält die linke Hand gegen die Tür und presst gegen sie. Vorsichtig drückt sie die Klinke herunter. Ruhe, kein Laut. Noch dreimal Atmen und dann die Tür öffnen. Geschafft. Jetzt noch die Tür schließen.
Erste Hürde geschafft. Doch so richtig zu atmen wagt Nessa trotzdem noch nicht. Sie nimmt ihre Schuhe in die eine und den Beutel in die andere Hand. Stufe um Stufe geht sie nach unten. Die letzten zwei Stufen knarren, das weiß sie wohl. Sie stopft sich die Schuhe in den Beutel, klemmt ihn zwischen ihre Zähne und greift ans Geländer. Dann macht sie einen Riesenschritt und rutscht fast auf den Fliesen aus.
Zweite Hürde geschafft. Die letzte ist nun fast ein Kinderspiel. Die Haustür steht immer offen, denn in Dria gibt es keine finstere Seele, die Einlaß in ein Haus suchen könnte. Und ihre Eltern schlafen weit genug von der Tür entfernt, dass sie nichts hören dürften. Trotzdem läßt Nessa größtmögliche Vorsicht walten und so steht sie irgendwann tief aufatmend vor dem Haus. Sie rennt nach hinten und holt den Beutel aus dem Geheimfach, zieht ihre Schuhe an und dann rennt sie los zum See.

Der Blaue See

Der Kies unter ihren Füssen scheint laut zu donnern und immer wieder schaut sie ängstlich zu den Fenstern der umstehenden Häuser. Doch alles schläft sanft. Keiner scheint sie zu bemerken. Endlich ist sie am See angelangt. Sie hat schon Angst zu spät zu sein, doch noch ist Lúthien nicht hier. Sie zieht ihre Sachen aus und bindet sich den Beutel um die Taille. Er kitzelt ganz schön auf der nackten Haut, insbesondere weil sie vergessen hat, den Katzendarm am Ende der Naht richtig zu vernähen und nun streicht er ständig über ihre Haut. Nessa stopft ihn, so gut es geht, in das letzte Nahtloch zurück und dann ist auch schon Lúthien da.
„Ah, gut. Du bist schon fertig. Nimm dir noch das Haarband aus dem Haar. Heute Nacht mußt du mit der Natur so stark verbunden sein, wie es nur geht.“ Gehorsam nimmt sich Nessa das Band aus den Haaren und ihre goldenen Haare fallen ihr weit den Rücken hinab. „Wenn diese Sanduhr dreimal durchgelaufen ist, musst du zurück sein. Ansonsten hast du den Test nicht bestanden.“ „Ich werde es schaffen.“ „Gut, umso besser. Sag, wenn du fertig bist, und ich werde die Sanduhr umdrehen.“
Nessa steigt ins Wasser. Kalt und glitschig fühlt der Boden sich hier an, der sich jetzt durch ihre Zehen zwängt. Und die Kälte des Wassers steigt ihre Beine hinauf. Schließlich ist sie bis zu den Oberschenkeln im Wasser und läßt sich dann ins Wasser fallen. Puha... kalt. Aber als sie wieder auftaucht ist es doch angenehm, sogar wärmer als die Luft draußen.
„Ok, es kann losgehen“ spricht Nessa und stößt sich ab. Mit kraftvollen Zügen hat sie innert einigen Sekunden das Ufer hinter sich, unendlich weit am Horizont scheint die Insel zu liegen, welche sie nur als Ahnung eines Schattens wahrnehmen kann. Der Lederbeutel zieht unangenehm an ihrer Taille und sie hat das Gefühl schon ganz wund zu sein. Sie hält kurz inne, paddelt auf der Stelle und bindet den Beutel noch stärker zu, so dass nicht mehr so viel Wasser hineingelangt und den Beutel nur noch schwerer macht. Etwas streift an ihrem Bein entlang...
Hastig macht Nessa ein paar Züge von der Stelle weg. Nichts zu sehen. „Ach, wird mir bloß ein wenig Tang gewesen sein oder was sonst so im Wasser an Pflanzen rumschwimmt“ denkt Nessa bei sich, um sich zu beruhigen. Kurz ertappt sie sich bei dem Gedanken, wie viele Fische hier wohl um sie rumschwimmen mögen, doch schnell verdrängt sie ihn wieder und sei es nur, um den Mut nicht zu verlieren.

Das Wesen des Sees

Weiter geht es. Eine Wolke drängt sich zwischen Nessa und den Mond und raubt somit auch die letzte Chance, irgendetwas von der Insel zu sehen. Nessa blickt sich um. Weder vor noch hinter ihr ist irgend etwas zu sehen außer der Schwärze der Nacht. Plötzlich spürt sie, wie müde ihre Arme und Beine doch eigentlich sind. Sie atmet tief durch und schwimmt weiter. Weiter, in der Hoffnung, dass sie immer geradeaus schwimmt. Denn ansonsten wird sie die Insel verfehlen und das nächste Ufer ist weit entfernt.
Plötzlich treffen Nessas Hände auf etwas. Nessa schreit kurz entsetzt auf. Sie tritt hastig mit den Füßen, um von der Stelle fort zu kommen. Ihr rechter Fuß stößt auf irgend etwas glitschiges und eine feste Hand umklammert ihren linken Fuß. Nessas Schrei erstickt zu einem Gurgeln, als sie Wasser schluckt.
Dann plötzlich löst sich ihr Bein aus den Händen. Eilig schwimmt Nessa rückwärts. „Was ist das? Was mag das sein...“ denkt sie und merkt, wie etwas über ihren Rücken gleitet... Dann klemmt sie etwas in den kleinen Zeh. „Autsch!“ Nessa tritt mit dem anderen Fuß in die Richtung und das Etwas läßt von ihr ab.
Nessa schwimmt auf der Stelle und blickt sich erschrocken um. „Oh, noch ein Wassernixe.“ „Wie? Wassernixe? Ich?“ „Nicht?“ „Ich - also, wer sind sie?“ „Gestatten, Alrael of Moldovia mein Name, ich bin ein Wasserdeva. Und wie darf ich sie anreden, holde Wassernixe?“ „Äh - Nessa, aber ich, ich bin keine Wassernixe.“ „Ah so, dann müßt ihr wohl eine Seeschlange sein.“ „Nein, nein.. ich bin ein Mädchen, äh, ein Mensch.“ „Ein Mensch? Waaas? Hilfe! Mörder!!! Diebe!!! Gesindel!!!“ „Pscht.. Psssccchhhht! Ich will dir doch nichts antun. Wer bist du, äh, wer sind sie denn?“ „Wirklich nicht? Nicht töten? Schwörst du es bei allem, was Dir lieb ist?“ „Ja, sicher. Ich schwöre.“ „Oh, gut. Da bin ich aber erleichtert. - Nun, ich, ich bin Alrael of Moldovia ein Wasserdeva wie ich schon sagte. Aber Du darfst mich Alrael nennen.“
Plötzlich, nachdem das Adrenalin die Adern von Nessa verläßt, fühlt sie wieder, wie schwer ihre Arme und Beine sind. „Wo ist die - kannst du mir sagen wo Land ist? Ich müßte mich ausruhen.“ „Oh, gleich vor Dir. Einfach ein paar Meter geradeaus. Halte Dich aber ein wenig rechts, sonst schwimmst Du wieder in den umgestürzten Baum hinein.“
Nessa kichert. Jetzt ist die Anspannung endgültig verflogen. „Und ich dachte, ein Ungeheuer greife nach mir.“ „Oh, danke für das Kompliment.“ Man meint das Grinsen fast aus der Stimme herauszuhören. Nessa schwimmt also weiter, spürt noch, wie der Baum ihren kleinen Zeh erwischt, der auch noch etwas lädiert ist, doch dann zieht sich die Wolke vom Mond zurück und erleuchtet alles in einem fahlen Licht. Tatsächlich. Noch zwei Schläge und Nessa kann sich im Wasser aufrichten.
„Du bist aber hübsch anzuschauen...“ Nessa fährt herum und taucht schnell wieder mit ihrem Oberkörper unter, um den Blicken zu entgehen. Da starren sie plötzlich zwei hübsche große Augen an und ein sinnlicher Mund der sich bewegt als ob er sie küssen wollte... Nessas Herz fängt wie verrückt an zu schlagen, denn das letzte mal als sie geküsst wurde, ist schon eine ganze Weile her. Und ausserdem war es damals auch kein richtiger Kuss. „Bist du ein echter Wasserdeva ?“ „Nun, ich unglückseliger Wurm bin verzaubert worden von drei Hexen, die hier des Nachts immer wieder ihre Rituale abhalten.“ „Hexen? Hier? Du spinnst. Die letzte Hexe, von der ich hörte, lebt mehr als fünf Dörfer entfernt.“ „Nun, vielleicht sind es auch keine Hexen, aber diese was-auch-immer ließen blaue Strahlen aus ihren Finger sprühen und einer davon traf mich vor gut einem Jahr. Und seitdem bin ich ein einsamer Wasserdeva der eigentlich im echten Leben ein Mensch ist. Denn keiner will etwas mit einem Wasserdeva zu tun haben.“ „Du armer. Und was machst Du hier?“ „Nun, ich warte darauf, dass vielleicht mal wieder einer der blauen Strahlen aus den Fingern der was-auch-immer sprüht und mich trifft, damit ich wieder ein vollwertiger Mann werde. Ich möchte doch so gern mal eine liebe Frau kennenlernen.“ Und schon wieder war er für ein Moment verschwunden.. Da fällt Nessa plötzlich auf, dass sie im Wasser den Blicken des Wasserdevas noch mehr ausgesetzt ist, als an der Oberfläche. Zumal sie nicht sehen kann, was er da macht.
Hastig macht sie ein paar Schritte an Land und greift sich ein wenig Farn, welchen sie unter dem Riemen des Beutels befestigt. Da bin ich wieder. - Huch -- ach, da bist Du. Was treibt denn einen Menschen wie dich hierher? Außer den was-auch-immer habe ich hier bislang noch nie jemanden gesehen. Nicht einmal wohlerzogene Fische wagen sich hierher... nur ich Trottel...“ Plötzlich fällt Nessa wieder ihre Aufgabe ein. „Ich, oh, ich muß ein wenig Weißsporn sammeln und wieder ans andere Ufer bringen.“ „Hm, falls Du einer der was-auch- immer begegnest, könntest du sie dann mal fragen, ob sie mich nicht wieder zurückverwandeln könnten?“ „Oh, äh, ja. Werde ich tun. Obgleich ich hoffe, ihnen nicht zu begegnen.“

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Beitrag  Gast Do 11 Feb 2010, 12:24

3. Kapitel

Zauberkraft und Hexenmacht

„Also, ich wünsche Dir viel Glück. Wenn du hier wieder vorbeikommen solltest auf deinem Rückweg, meld dich einfach. Ich werd wohl noch hier rumhängen. Hab gerade nichts bessers zu tun...“ Nessa lächelt. „Ist in Ordnung. Machs gut!“ Nessa winkt und der Wasserdeva winkt zurück. Dann schleicht Nessa vorsichtig ins Dickicht, vorsichtiger noch als im Haus ihrer Eltern. „Hexen? Was-auch-immer? Was geht hier nur vor? Ob dies das Böse ist, vor dem jeder im Dorf warnt?“
Schier endlos scheint der Weg durch das Gestrüpp. Nessa lehnt sich gegen einen Baum und reinigt den Raum zwischen ihren Zehen der ganz voller Sand ist. Da hört sie plötzlich ein eigenartiges Gemurmel.
„Expecto Patronum. Wingardium Levosia. Logo verboro at extrinsis - Expecto Patronum.“ Dann fährt ein wildes Rauschen durch die Blätter der Bäume. Ein leichter Wind kommt auf und Nessa sieht kurz ein bläuliches Leuchten vor sich, welches gleich darauf wieder verschwindet. „Sprich Frosch, kennst du das Amulett von Aerion?“ „Das was?“ „Das Amulett von Aerion! Ein Anhänger ähnlich diesem nur statt eines Mondes mit dem Abbild eines Baumes darauf.“ „Ah, das ha i nit gseh, Mädels“, sagt der Frosch.
Nessa ist inzwischen ein wenig näher gekrochen. Im Schein von fünf Fackeln sieht sie drei Frauen in schwarzer Kleidung und mit spitzen Hüten. Sie stehen um einen Baumstumpf herum, auf dem nun gerade ein Frosch hockt. Eine der Frauen schnappt sich den Frosch, holt aus und wirft ihn gegen einen Baum. „Finite incantem“ brüllt sie dem Frosch hinterher, der wütend quakend im Gebüsch verschwindet.
„Also wieder nichts, Schwestern. Wie lange sollen wir noch nach dem Amulett des großen Meisters suchen? Können wir nicht auch so, mit geeinten Kräften unseren großen Zauber wirken?“ „Nein, Moira. Das solltest Du doch am besten wissen. Du hast doch schließlich das Buch entdeckt, welches die magische Kraft des Amuletts beschreibt.“ „Aber Gwendolyn, es soll doch die magische Kraft nur verstärken. Nichts mehr. Und vielleicht ist unsere magische Kraft stark genug?“ „Ja, sicher. Wir schaffen es ja gerade mal Frösche, Fliegen und Fische zum reden zu bringen doch schon bei einem Reh streiken unsere Kräfte. Unsere Stärke ist ganz offensichtlich unübertroffen... Pfff.“ Gwendolyn dreht sich verärgert um und kickt einen Stein in Richtung Nessa.
„Aber was sollen wir den sonst machen, Gwendolyn“ meint die dritte der Frauen. „Weitersuchen, was sonst. Alternativ könnten wir eine Jungfrau opfern. Ihr Blut müsste ausreichen, um den Dämonen der verlorenen Gegenstände rufen zu können.“ Erschrocken hält Nessa den Atem an und macht sich ganz klein. Da sieht sie vor sich ein wenig Weißsporn. Ganz vorsichtig gräbt sie ihn an seinen Wurzeln aus, öffnet den Beutel und legt den Weißsporn dort hinein. Dann kriecht sie vorsichtig von diesen drei Frauen weg... Kkkkrrrkkk. „Uuups“ denkt Nessa noch bei sich, als sie hinter sich schon das Rufen der Frauen hört „Wer da? Stehenbleiben!“ Hastig nimmt Nessa die Beine in die Hand und ungeachtet der Schmerzen ihrer Glieder, rennt sie, als wenn der Teufel hinter ihr her wär, gegen das Ufer. Nun, wer weiß. Vielleicht ist es ja sogar der Teufel, der hinter ihr her ist.
Urplötzlich hört die Erde vor ihr auf. Nessa ist offensichtlich in die falsche Richtung gelaufen. Gut 10 Meter unter ihr ist der See zu sehen. Sie steht am Rande einer kleinen Klippe, genauer auf dem Stein, welcher der Steininsel ihren Namen gab. Hastig blickt sich Nessa um. Das Knacken kommt näher. Da sieht sie schon, wie ein Hut vom Kopf einer der Frauen gefegt wird. Diese greift hastig danach und eilt weiter, das Kleid anhebend. Wären nicht ihre grausigen Gesichter, könnte die Szene glatt lustig sein...
Nessa nimmt allen Mut zusammen, geht drei Schritte zurück, stürzt vor und springt... schier endlos scheint der Fall zu dauern, da plötzlich wird sie von einem blauen Leuchten umhüllt. Kurz verliert Nessa die Besinnung doch als sie ins Wasser eintaucht, kommt sie wieder zur Besinnung und mit eiligen Flossenschlägen entfernt sie sich von der Insel... „Flosse?“ Nessa hält inne. Ihr Körper fühlt sich eigenartig an. Sie bekommt ihre Beine nicht mehr auseinander. Und überhaupt. Warum atmet es sich unter Wasser so gut?
„Oh, Tach auch, Frau Wassernixe“ Nessa zuckt zusammen. „Ich... aber ich...“ „Oh, wie schön eine Wassernixe. Oh, wie fein.“ Nessas Verwirrung steigt ins Unermessliche. „Wassernixe. Ich. Zauber. Hexen. Hilfe!“ Schließlich halten sich ihre Gedanken an dem einen zentralen Gedanken fest, der ihr gerade noch geblieben ist und diesen spricht sie laut aus: „Aber ich bins doch! Nessa.“
„Oh, das schöne Mädchen von vorhin. Du hast Dich aber gemausert. Bist ja eine richtig hübsche Wassernixe-Lady.“ „Aber ich, ich bin doch ein Mensch.“ „Nun, um ehrlich zu sein... so wirklich menschlich siehst Du aber nicht aus. Hat Dir schon jemand gesagt, wie verführerisch Deine Flosse aussieht?“ „Nein... NEIN - Ich bin doch keine Wassernixe. Diese Hexen...“ „Die Was-auch-immer?“ „Ja, die, die haben mich verhext...“ „Wer-was-auch-immer?“ „Ach, nun hör doch auf.“ Nessa schluchzt. „Was mach ich denn jetzt nur?“ „Tja, ich würd Dir ja anbieten, mich zu heiraten...“ Nessas Augen weiten sich... „... aber das scheint nicht ganz dem zu entsprechen, was du möchtest. - Aber überleg es dir noch einmal. Mit dieser Flosse kannst Du so einige Wasserdevas-Herzen schwach machen.“ Wütend schlägt Nessa mit ihrer Flosse nach Alrael.
„Hey, ist ja gut, kleines Mädel.“ Alrael grinst. „Ich würde dir ja wirklich gern helfen. Ich wüsste sogar wie, wenn nur einer von uns zaubern könnte.“ Nessa seufzt. „Wie würdest Du mir denn dann helfen?“ „Oh, wenn ich durch mein Rumgammeln hier etwas gelernt habe, dann Zaubersprüche. So verwandeln die Hexen sogar manchmal Steine in Lebewesen, um ihnen dann Fragen zu stellen. 'Trans anima' sprechen sie dann und 'puff' springt ein armer Stein als Frosch durch die Gegend. Dann brabbeln die Hexen noch irgendeinen Spruch und der Frosch kann plötzlich reden. Meist sind sie danach dann wütend und werfen den Stein weg und rufen “Expecto Patronum“ und der Stein wird wieder Stein. Und irgendwie glaube ich, dass dies auch bei Dir helfen würde.“ Nessa denkt angestrengt nach. Hat sie vorhin noch irgend etwas gehört? Ja, es könnte sein. „Wingardium Levosia“... irgendwie klingt ihr das vertraut. Nessa seufzt. „Aber was hilft es, wenn doch keiner von uns zaubern kann.“ „Tja, dann mußt Du wohl genauso wie ich hier ausharren und hoffen, dass Dich einer der blauen Strahlen trifft.“ - „Willst Du nicht vielleicht doch meine Frau werden?“ „NEIN“ „Ok, ok... wollte ja nur noch einmal sicher gehen.“
Gemeinsam schwimmen Alrael und Nessa zu dem umgestürzten Baum. . Dort angekommen schauen sich die beiden tief in die Augen und für einen Augenblick hat Nessa alles um sich vergessen. Alreal bietet Nessa ein Stück Alge an. Nessa nimmt sie dankend an, denn sie merkt das sie doch sehr grossen Hunger hat. Alrael zeigt ihr dann wo man die Algen findet. Gleichzeitig haben beide je ein Ende der Alge in der Hand und führen sie zu ihrem Mund. Langsam beißen sie sich zur Mitte vor und ihre Lippen berühren sich. Nessa wird ganz rot und läßt die Alge los. Alrael lächelt, verschlingt das restliche der Alge und schwimmt nahe an Nessa heran. Ihre Körper reiben aneinander und Nessa durchläuft ein Schauer. Vergessen alle Sorge, vergessen alle Trauer und der Hunger ist wie weggeblasen.
Nessa spielt mit Alraels Schwanzflosse und umeinander tanzend sinken beide auf den Boden. Sie küssen sich zärtlich und Alrael fängt wie wild mit seiner Flosse an zu schlagen und düst an die Wasseroberfläche und springt... silbern glitzert sein Unterkörper im Schein des Mondes und dann taucht er wieder ein und lächelt Nessa glücklich an. „Du bist eine Mords-Frau, Mädel. Richtig schnuckelig.“ Nessa kuschelt sich an Alrael und so sinken beide glücklich ineinander verschlungen auf den Boden.

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Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10) Empty Re: Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10)

Beitrag  Gast Sa 13 Feb 2010, 11:58

letztes Kapitel

Magie des Baumes

Etwas drückt unangenehm unter Nessas Schwanzflosse. Ärgerlich will sie es beiseite schubsen, als sie etwas aufblinken sieht. Sie trennt sich von Alrael und wedelt mit ihrer Schwanzflosse. Sand wirbelt auf, Alrael hustet und schimpft „Hey, was ist Mädel?“. Schließlich legt sich der Sand wieder und vor Nessa liegt ein Amulett mit einem Baum darauf. Nessas Augen werden ganz groß. „Alrael, sieh nur!“ „Was ist denn?“ „Hier, das Amulett. Das war es, was die Hexen die ganze Zeit gesucht haben.“ „Hm, meinst Du, wenn wir es ihnen geben, verwandeln sie uns zurück?“
Nessa grübelt angestrengt und würde das Wasser ihren Kopf nicht kühlen, so würde er wohl zu qualmen anfangen. „Nein... ich befürchte eher nicht. Aber vielleicht können wir ja...“ „Zaubern? Gute Güte, manchmal haben Frauen aber eigenartige Ideen.“ „Dummkopf. Was kann ein Versuch schaden?“ „Ist ja in Ordnung... willst Du? Oder soll ich.“ „Ich mach das schon“ meint Nessa. Sie schwimmt nach unten nimmt das Amulett in die Hand und streift es über ihren Kopf. „Ex...“ „Stop!“ „Was?“ „Du solltest das besser an der Wasseroberfläche machen...“ „Oh...“ Nessa und Alrael schwimmen nach oben. „Nessa?“ „Ja, Alrael?“ „Ich hoffe das das ganze klappt und wir uns zurück verwandeln werden! Denn ich ich würde Dich wirklich gern...“ du gefällst mir und ich mag dich.“ „Ich dich auch!“ „ „Ach, Alrael...“ Nessa gibt Alrael einen Kuß. „Ja, ich habe Dich auch unheimlich gern“, dann taucht Nessa auf und spricht „Expecto Patronum!“
Das Wasser kocht und brodelt. Ein blaues Leuchten senkt sich auf Nessa und Alrael herab. Kurz verlieren beide die Besinnung. Mit ein paar Stößen, sind sie wieder an der Wasseroberfläche und atmet tief ein. „Ja, Mädel. Wir haben es geschafft und du bist immer noch so schön wie vorher..
Dann wenden sie sich dem Bootshaus zu, welches bereits recht nahe ist. Sie wird wohl Lúthien erzählen müssen, dass sie es nicht geschafft hätte. Ihr von den Hexen zu erzählen und was passiert ist wäre idiotisch. Das würde sie ihr eh nicht glauben.

Das Ende...

Nessa und Alrael schwimmen glücklich ans Ufer, wo Lúthien immer noch wartet. „Du warst aber schnell, Nessa. Du hättest noch gut und gerne 15 Minuten Zeit gehabt. Damit hättest Du fast meinen Rekord gebrochen! Dann erblicht sie Alrael und fragt Nessa neugierig, „und wer ist denn dieser hübsche junge Mann denn du da mitbringst?“ Nessa lächelt verlegen und stellt ihr Alrael vor. Denn sie auf der Steininsel getroffen hat. Die Geschichte wie sie ihn kennen gelernt hatte sei etwas lange und die erzähle sie ihr ein ander mal. Und dann überreicht sie Lúthien den Beutel. „Prima, dann darf ich Dich nun offiziel im Magischen Zirkel willkommen heißen. Knie nieder.“ Nessa kniet sich auf den Boden. Lúthien nimmt einen Kelch vom Boden, legt den Weißsporn hinein und hebt den Kelch über ihren Kopf. „Schwanzlurch und Spinnenbein, eine von den unsren sollst du sein!“ Daraufhin gießt Lúthien Nessa eine rote Flüssigkeit über die Haare. Zum Schluß fällt der Weißsporn auf die Haare. Nessa ist ein wenig entsetzt, weil sie zuerst an das Blut von Jungfrauen denken muss. Als aber ein wenig der Flüssigkeit über ihre Lippen rinnt und sie die Flüssigkeit schmeckt lächelt sie. „Hast Du noch etwas mehr davon? Ich bin durstig, und Alrael bestimmt auch.“ „Aber sicher“ Lúthien grinst. Dann nimmt sie zwei Becher aus ihrem Rucksack und schenkt ein wenig des Traubensaftes ein und reicht die Becher Nessa und Alrael. „Prost! Und willkommen in unserer Mitte. Nun bist Du eine echte Hexe.“
Nessa lächelt und trinkt eine schluck des Traubensaftes, dabei schaut sie ganz tief in die schönen Augen von Alrael und ist einfach überglücklich ihn kennen gelernt zu haben. Ihre Finger spielen ein wenig mit seinen. Blaue Funken sprühen und plötzlich erblüht an Stelle wo sie sassen viele kleine Gänseblümchen.

... und der Beginn von etwas Zauberhaftem

ENDE

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Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10) Empty Re: Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10)

Beitrag  Gast Mo 15 Feb 2010, 11:41

Meine Vorbestimmung

Schweissgebadet wachte ich auf und zittere am ganzen Körper, mein Nachthemd klebte an meiner Haut „Was für ein Traum!“ dacht ich mir. An was ich mich noch erinnern konnte, waren die wundervollen und faszinierenden Augen die mich einfach nicht mehr los liessen. Schliesslich konnte ich nicht mehr schlafen. Also setzte ich mich im Bett auf und legte meinen Kopf in die Hände. Ich wollte schliesslich etwas gegen die Hitze tun, und stand auf um die Fensterläden zu öffnen , damit etwas kühle Luft in mein Zimmer kam.
Die Luft draussen war auch nicht viel besser als in meinem Zimmer also überlegte ich mir einen Spaziergang zu machen.
Ich zog mir eine Jeans über und ging hinaus. Ich ging an den Teich, der nicht weit von unserem Haus lag.
Und schaute in den dunklen Wald der mir so gross und monströs vorkam und dabei erinnerte ich mich wieder an meinen Traum und mein Körper fing an zu zittern. Trotz meiner Unsicherheit zog mich der dunkle Wald an.
Und ehe ich mich versah, stand ich auch schon zwischen den Bäumen. Ich ging immer weiter, bis ich nicht mehr wusste wo ich war und meine Orientierung verloren hatte.
Ich fühlte mich nun etwas unwohl, irgendwie beobachtet, mein Adrenalinspiegel wurde immer höher bis ich richtig panisch wurde und am liebsten losgeschrien hätte. Aber ich wusste ja das mich hier niemand hören würde.
Doch die ganze Sache kam mir so vertraut vor, irgendwie wusste ich was gleich passieren würde. Trotzdem hatte ich Angst und war schrecklich nervös.
Plötzlich spürte ich einen kalten Luftzug an meinem Rücken und ich bekam es mit der Angst. Meine Augen waren zu schlecht um im dunklen etwas zu sehen, ausser die schwachen Umrisse der grossen Bäume.
Meine Angst schnürte mir die Luft ab, so das mir schwarz vor Augen wurde und ich auf den moosbewachsenen Boden fiel und mir dann die Arme um meine Brust schlang. Mir war als sah ich zwei rote Augen, doch sie waren schnell wieder weg, das ich mir nun nicht mehr sicher war ob ich mir das bloss alles eingebildet hatte. Die Taubheit verliess langsam wieder meinen Körper und ich stand vorsichtig auf.

Doch plötzlich stand er da und seine glatten Hände schlossen sich um mein Handgelenk. Gleichzeitig brachte mich der süsse Duft fast um den Verstand, der nun in meine Nase stieg. Ich spürte eine Luftzug am Nacken und mir wurde klar das es sein Atem war. Nun spürte ich Küsse auf meinem Hals und ich versuchte mich umzudrehen, doch es war unmöglich, sein eiserner Griff hielt mich fest. In diesem Moment fiel mir wieder mein Traum ein und das ganze was hier passierte kam mir so Vertraut vor. Also hatte ich nun auch nicht mehr solche Angst. Plötzlich war ich wieder frei und ich nutzte die Gelegenheit mich umzudrehen. Ich schaute in zwei glühend rote Augen die mich anschauten und seine Hände griffen wieder nach meinen. Diesmal erschrak ich nicht mehr, denn ich wusste das nichts schlimmes passieren würde, da ich ja schliesslich schon von ihm geträumt hatte.
Endlich gab er sich zu erkennen. Es war ein Mann im Alter von Mitte zwanzig. Mit blonden Haaren die im Mondschein glänzten.
Er war ungefähr ein Kopf grösser als ich und mit einer Statur wie ein griechischer Gott. Er trug ein weisses Hemd mit einem schwarzen Jacket, dazu eine schwarze Jeans und schwarze Lederschuhe. Ich fand ihn genauso schön und Atemberaubend wie er in meinem Traum auch erschien. Nun grinste er mich an und entblösste dabei zwei Reihen strahlendweisse Zähne und dabei waren seine Eckzähne extrem spitz.
Ich wollte was sagen, jedoch legte er mir seinen Finger auf den Mund und ich schwieg.

„Mein Name ist Aelfric, ich war es der dich hier in den Wald gelockt hat. Ich war mein Leben lang auf der Suche nach dir Lana. Und als ich dich vor 5 Jahren fand hab ich dich die ganze Zeit beobachtet bis zum heutigen Tag.
Und ich antwortete darauf. „Ich habe das Gefühl als würde ich dich schon mein ganzes Leben lang kennen, denn du bist mir nämlich seit einigen Jahren immer wieder im Traum begegnet, trotzdem weiß ich so wenig von dir und doch scheine ich dich besser zu kennen als je ein menschliches Wesen zuvor.“
„Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht menschlich bin!“ sagt Aelfric
Schon im selben Moment hasste er sich dafür dies gesagt zu haben.
„Nicht menschlich, wie soll ich das verstehen!“
„Weißt du, seit vielen, vielen Jahren, lebe ich auf diesem wundervollen kalten Planeten, vielleicht schon zu lange. Doch seit etlichen Jahren, ist es nur noch eine Existenz die ich führe, kein Leben mehr.“
Er meine Hand und legte sie sanft auf seine Brust.
„Aber wie.... ist das möglich. Du stehst vor mir, und doch spüre ich keinen Herzschlag in Deiner Brust.
Was bist du bloß!“
„Die unsrigen nenne sich Vampire, oder Untote. Eine Handvoll, verteilt auf der ganzen Welt.“
„Wieso erzählst du mir das alles. Willst du mir Angst machen.
Vampire, ich kenne ein paar alte Legenden über diese Geschöpfe, aber sie sollen grausam, blutrünstig und kalt sein. Wie kannst du zu ihnen gehören. Du bist das genaue Gegenteil von alledem!“
Ich entfernte mich ein Stück von ihm um ihn mit meinen großen Augen eingehend zu mustern.
Er hatte mit allem gerechnet, mit Entsetzen, Furcht oder Wut, doch nicht mit meiner grenzenlosen Neugier.
„Erzähl mir von Deinem Leben!“
„Meine Existenz währt nun seit 198 Jahren. Ich will dich nicht erschrecken, denn was ich dir erzählen werde, ist nicht leicht zu begreifen oder gar zu akzeptieren.“
„Aber ich will es erfahren!“
Sie setzte sich auf denn moosigen Boden und schaute ihm erwartungsvoll in die Augen.
Dann begann er zu erzählen, davon wie er zu dem wurde was er, seit einer schicksalhaften Nacht im Jahre 1811, war. Davon wie er lebte, und davon was er von den Menschen hielt.
Als er mit seiner Geschichte endete, fing auch schon die Morgendämmerung an
Nach allem was ich von dir erfahren habe, ist es jetzt Zeit für dich, dich vor dem Sonnenlicht zu schützen. Oder?“
„ „Ja.“ Er lächelte und deswegen verabschiede ich mich nun von dir meine Liebste Lana.“
„Dann tu das, ich muss ein wenig nachdenken über alles was ich eben gehört habe!“
„Aber natürlich. Und wenn du mich nicht wiedersehen willst, respektiere ich Deine Entscheidung.
Es ist nicht leicht ein Wesen wie mich zu akzeptieren.“
Mit diesen Worten verschwand er.

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Beitrag  Gast Do 18 Feb 2010, 12:29

2. Kapitel

Ich wusste bereits jetzt, dass ich Aelfric wieder sehen wollte. Mein Herz sagte mir, dass er derjenige ist, auf den ich schon so lange gewartet hatte. Nicht umsonst hatte ich jede Nacht denselben Traum gehabt.

Rückblick zu meinem Traum:
Ich stehe im Wald und fühle, dass mich jemand beobachtet. Eiskalt läuft es mir den Rücken hinunter. Mein Adrenalinspiegel wird immer höher bis ich richtig panisch werde und am liebsten losschreien würde. Aber ich weiß, dass mich hier niemand hören kann.
Mein ganzer Körper ist wie erstarrt, als ich plötzlich einen kalten Luftzug an meinem Rücken spüre. Ich bekomme es mit der Angst.
Doch plötzlich steht ein junger Mann mit leuchtend roten Augen vor mir und seine kalten glatten Hände umschließen mein Handgelenk. Ich rieche einen süssen Duft, der mich fast um den Verstand bringt. Dann höre ich ihn nur sagen, dass er mich schon soooo lange gesucht habe, und ich keine Angst vor ihm zu brauchen habe. Denn er wolle mir nichts antun.
Dass wir beide für einander bestimmt seien. Dass es das Schicksal so wolle.

Dann wache ich schweissgebadet auf und zittere am ganzen Körper.

Wieder in der Gegenwart:
Sobald die Nacht dämmerte, machte ich mich wieder auf den Weg in den Wald, der gleich hinter meinem Haus lag, in der Hoffnung Aelfric wiederzusehen. Als ich immer näher zu dem Platz kam, an dem ich gestern diesen atemberaubenden Vampir getroffen hatte, fing mein Herz an schneller zu schlagen.Von weitem sah ich schon seinen Schatten.

Aelfric hatte nicht damit gerechnet, mich wieder zu sehen. Umso mehr freute er sich, dass ich mich doch noch anders entschieden hatte. Vertraut nahm er mich in seine starken Arme und ich kuschelte mich ganz eng an ihn. „ Du bist doch noch gekommen?“ „Wieso sollte ich nicht? Ich musste die ganze Zeit an dich denken.“ Aelfric strahlte über sein ganzes Gesicht. Nach einer Weile sagte er: „ Ich möchte dir gerne einmal mein Heim zeigen, damit du siehst, wie ich lebe.“ Ich war zu Anfang noch etwas zurückhaltend, doch dann willigte ich ein und wir machten uns auf den Weg zu ihm.
Eine halbe Stunde später waren wir an unserem Ziel angekommen. Wir fuhren die Einfahrt hoch und schon erblickte ich das Haus. Er führte mich in ein geschmackvoll eingerichtetes Zimmer mit einer hohen Decke, an der ein wunderschöner alter Kronleuchter hing. Ein frisch polierter Nussbaumtisch, ein Stuhl mit einer reich verzierten Rückenlehne, ein wunderschönes altes Himmelbett, ebenfalls aus Nussbaum, mit roter Seide bespannt und weißen Spitzenrüschen. Es hatte hohe Bettpfosten, mit einem wunderschönen Baldachin und hatte einfach etwas Majestätisches. Neben dem Doppelbett stand ein niedlicher Nachttisch aus Glas.
Die Fenster des Zimmers waren mit dicken, dunkelroten Vorhängen verdeckt.
Ein großer Wandspiegel mit einem goldenen Rand hing an der Wand neben dem Bett.
Daneben, rechts und links, standen zwei rote Kerzen in ihren goldenen Haltern. Ich wurde aufgefordert mich auf das Bett zu setzen, er nahm sich etwas zu trinken und reichte mir ebenfalls etwas. Wir unterhielten uns Stunden lang über alles Mögliche und auch unter anderem, wie er verwandelt wurde.


Aelfrics Geschichte.
Mit 22 Jahren besaß er schon seine eigene Farm in Louisiana. Er züchtete Rinder und war auch sehr gut darin. Seine erste Frau starb an den Folgen der Geburt seiner Tochter.
Das Kind ein paar Tage danach auch. Seit ihrem Tod war er lebensmüde. Doch schließlich wurde der Vampir Armand auf ihn aufmerksam und unterbreitete Aelfric das Angebot, ihn zum Vampir zu machen. Aelfric war von Armand fasziniert und ging darauf ein.
Und seit diesem Tage 1811 wandelt er als Vampir in dieser Welt herum.

Als er dann mit seiner Geschichte fertig war, fragte ich ihn, wieso er gerade mich ausgesucht hat. Er meinte dann, dass ich aussehen würde wie seine verstorben Frau. Dass er das Gefühl hat, ich sei wiedergeboren. Auf einmal begriff ich nun auch, wieso ich immer und immer wieder von ihm geträumt hatte und das schon seit mehreren Jahren. Deswegen hatte ich auch zu keinem Zeitpunkt Angst vor ihm. Wusste nun auch, dass wir zusammen gehören und das für immer.

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Beitrag  Gast Fr 19 Feb 2010, 19:18

3.Kapitel

Ich war noch ganz in meine Gedanken versunken und schon nahm er mir mein Glas aus der Hand, stellte es ab, zog mich in seine Arme und küsste mich zärtlich. Mir wurde schon wieder ganz anders, in meinem Bauch kribbelte es wie wild und ich war so aufgeregt, dass ich es kaum mehr aushielt.
Er überhäufte meinen ganzen Körper mit seinen Küssen, ich zog ihm sein Hemd aus, saß aufrecht auf seinem Schoss und liebkoste seinen Oberkörper.
Er zog mich hoch und küsste meinen Hals, erst zärtlich und dann immer lustvoller.
Ich riss mich los, drückte ihn aufs Bett und glitt langsam mit meiner Zunge über seinen nackten Oberkörper. Ganz nebenbei zog ich ihm die Lederhose aus.
Wir küssten uns voller Inbrunst und ich ließ meine Lippen über seinen Hals wandern. Dann setzte ich meine Zähne ein und vergrub sie in seinem Hals, wobei er sich aufbäumte und leise stöhnte.
Ich biss immer fester zu und gab mich ganz meiner Lust hin.
Plötzlich riss er mich herum, gab mir einen wilden Kuss und begann meinen ganzen Körper zu liebkosen. Er brachte mein Blut zum Kochen.
In seinen Augen brannten ein Feuer und eine Gier, die ich nie zuvor gesehen hatte.
Wir gingen in dieser Nacht noch viel weiter und vereinten uns im Spiel der Liebe.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich mich etwas erschöpft, kein Wunder nach so einer Nacht.
Wahnsinn, dieser Mann! Es war einfach das Schönste, was ich bis jetzt in meinem Leben erlebt hatte. Nun musste ich mich langsam an den Gedanken gewöhnen nach Hause zu gehen. Auch wenn es mir sehr schwer fiel, aber ich wusste ja, dass ich ihn heute Abend wieder sehen würde. Also küsste ich Aelfric zärtlich, der immer noch schlafend neben mir lag, zog mich an und macht mich auf den Weg nach Hause.
Kurze Zeit später war ich zu Hause angekommen. Ich duschte und zog mir frische Kleidung an. Danach machte ich mir etwas zu essen, denn ich hatte seit gestern Mittag nichts mehr gegessen. Aber ich konnte mich kaum auf das Kochen konzentrieren, da ich bloß an Aelfric denken konnte. Ich konnte es kaum mehr abwarten meinen geliebten Aelfric wiederzusehen. Dann verbrachte ich den Tag wie gewohnt... und meine Sehnsucht stieg weiter.
Endlich war es soweit und ich konnte wieder zu meinem geliebten Vampir. Kaum dort angekommen nahm mich Aelfric auch schon in seine Arme und sagte mir, dass er mich schrecklich vermisst habe.
Wir gingen eine Weile spazieren und redeten über alles Mögliche. Ich genoss seine Nähe immer mehr und seinen Duft, der mir entgegen schwebte, wollte ich auch nie mehr missen. Ich wusste, dass ich für immer mit ihm zusammen sein wollte.
Stunden später waren wir wieder in Aelfrics Haus angekommen.
Ich ging erst einmal in die Wanne, um mich etwas zu entspannen. Aelfric brachte mir eine Tasse Kaffee und setzte sich auf den Rand der Wanne. Ich nahm einen großen Schluck und reichte ihm die Tasse. Nicht lange konnte ich das warme Bad genießen, schon zog er mich aus dem Wasser, wickelte mich in ein Handtuch, nahm mich auf die Arme und trug mich in sein Schlafzimmer.
Er hatte Kerzen angezündet und Musik angestellt, die leise im Hintergrund tönte.
Vorsichtig legte er mich aufs Bett und begann mich zu küssen. Er öffnete mein Haar und strich mir die nassen Haare aus dem Gesicht. Mit einem fragenden Blick sah er mich an.
Ich sparte mir die Antwort, indem ich mein Handtuch öffnete, und es auf den Boden schmiss. Dann zog ich ihn in meine Arme und küsste ihn leidenschaftlich. Seine Hände wanderten über meinen ganzen Körper. Seine Zunge glitt über meine Haut und mit seinen Küssen zauberte er mir eine Gänsehaut. Ich streifte ihm nun auch ganz schnell sein Shirt runter.
Mit meiner Zunge strich ich über seinen Oberkörper, ich biss und küsste ihn abwechselnd.
Die Ekstase wuchs zusehends und wieder gaben wir uns unserer Liebe für einander hin.
Nun schaute er mich liebevoll an und fragte mich „Darf ich dir den unsterblichen Kuss geben, Lana?“
Ich hauchte: " Ja!"
Dann gruben sich seine spitzen Fangzähne auch schon in meinen Hals.
Ich spürte einen stechenden Schmerz und schrie auf.
Mein Körper bebte, mir wurde heiß und kalt zugleich. Es war mir, als würde mein ganzer Körper anfangen zu brennen. Ich bäumte mich auf und gab mich ganz dieser grenzenlosen Leidenschaft hin. Dann löste er seine Lippen von meinem Hals, küsste mich zärtlich und setzte sich aufrecht hin. Ich konnte ihn nur anstarren.
Er sah so verführerisch aus und sein Blick war sanft und wild zugleich. Schließlich nahm er seine Hand und biss hinein, so dass sein Blut aus der Wunde lief und hinunter rann. Aelfric reichte mir seine Hand. „Trink…meine Geliebte und werde eins mit mir“, sagte er.
Ich setzte meine Lippen auf sein Handgelenk und spürte, wie sein Blut in meinen Mund lief.
Es war warm und sein Geschmack war süß. Als es mir die Kehle hinab rann, spürte ich seine Kraft und gierig saugte ich es in mich auf.
Es erfüllte mich mit Leben. Keinem menschlichen Leben.
Ich wurde endlich, was ich sein wollte, seit ich von ihm geträumt hatte…ein Vampir!


ENDE

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Beitrag  Gast Di 23 Feb 2010, 15:02

Vampirzwillinge

„Sophie! Nun komm schon... sag ja! Bitte...“
Meine beste Freundin packte mich an meiner Jacke und schüttelte mich durch, als könne sie so meine Zustimmung erzwingen. Genervt befreite ich mich aus ihrem Griff.
„Man, Valerie, warum willst du mich heute unbedingt in diese neue Disco schleppen? Ich hab Dir doch schon so oft gesagt, dass mich so etwas nicht interessiert...“
„Aber Sophie, du kannst doch nicht die ganze Zeit nur zu Hause hocken. Junge Menschen wie wir sollten sich amüsieren. Wann warst du das letztes Mal aus?“
Ui, da hatte sie mich erwischt.
„Hm, keine Ahnung aber...“, begann ich.
„Nichts aber!“, unterbrach mich Valerie, „Ich hol dich um 22 Uhr ab. Bis dahin hast du dich discofertig angezogen und keine Ausreden!“
Sie schnappte sich ihre Jacke und verschwand aus der Haustür, bevor ich überhaupt Widerworte geben konnte.
Na toll, jetzt musste ich mich auch noch darauf vorbereiten. Denn so, wie ich sie kenne, lässt Valerie keine Ausflüchte gelten.
Wirklich, ich hatte es mal ausprobiert. No Chance...
Dabei meinte sie es aber nur gut mit mir. Nach ihrem Geschmack bin ich viel zu oft allein und sie meint, auf Dauer könne das doch nur schaden.
Keine Ahnung, ob sie Recht hatte. Schließlich war ich es gewohnt allein zu sein. Und das war ich ständig, bevor ich Valerie kennen lernte. Durch sie lernte ich auch andere Menschen meines Alters kennen.
Okay, ich geb’s zu.
Es ist ein schönes Gefühl, mit anderen Menschen zusammen zu sein, anstatt im Wohnzimmer vor dem Computer zu hocken.
Und dann kam die Steigerung. Valerie fing vor 2 Wochen an darüber zu reden mich mal in eine Disco mit zu nehmen. Das ist an sich ja nichts Weltbewegendes. Aber wenn man so viele Leute nicht gewohnt ist, kann es schon unangenehm sein, glaube ich. Von allen Seiten von schwitzenden Leibern eingeschlossen, die laute Musik und die Hitze...
Stopp! Jetzt stellte ich es mir schon schlimmer vor, als es wohl in Wahrheit ist.
Aber wie gesagt, ich hatte wohl keine andere Wahl als mitzumachen.
Als ich auf meine Armbanduhr sah, war es schon 21.10 Uhr. Es war wohl Zeit mein Outfit raus zu suchen.
Meine Wohnung war nicht besonders groß. Ein Schlaf-, Wohn-, Bad-, und Esszimmer. Vier Zimmer klingt nach wenig, aber dafür sind die Zimmer schön, gemütlich und preiswert.
Ich ging in mein Schlafzimmer und steuerte direkt meinen weissen Kleiderschrank an.
Trotz meiner zurückgezogene Lebensweise war der Schrank bis oben hin voll. Was nur zeigte, wie anstrengend eine Shoppingtour mit Valerie war...
Ich wühlte in den ganzen Sachen und zog anschließend ein schwarzen, engen Rock mit Schlitzen auf der Seite und eine schwarze kurzärmelige Bluse heraus.
Zufrieden mit der Wahl warf ich alles auf mein Bett, dann beugte ich mich über meinen Nachttisch und öffnete die Schublade. Dort lag mein dunkelblaues, glitzerndes Halsband , das ich zu den anderen Dingen auch mit auf das Bett legte.
Als ich alles zusammen hatte, zog ich mich aus und ging duschen. Dabei rieb ich mich mit Shampoo ein, das köstlich nach Kirschen roch.
Frisch geduscht zog ich die neuen Sachen an, schminkte mich noch schnell und war bald ausgehfertig.
Es war jetzt kurz vor 22 Uhr und Valerie müsste bald an der Tür stehen.
Jetzt erst kroch langsam Nervosität in mir hoch.
Wie würde es wohl in der Disco sein? Ich hatte schließlich keine Ahnung, da ich noch nie in einer Disco gewesen war.
Endlich klingelte es an der Tür und ich sprang schnell von meinen Sessel und öffnete sie.
„Na, Sophie. Bist du soweit? Können wir los?“, fragte Valerie und musterte mich.
Grinsend meinte sie: “Schlecht siehst du schon mal nicht aus.“
Valeries lange Beine steckten in einer Lederhose und ihre Bauchmuskeln wurden durch das bauchfreie Shirt betont. Ihre langen braunen Haare, in denen ich schwarze Strähnchen entdeckte, fielen ihr offen auf die Schulter.
Alles in Schwarz.
„Wow, du siehst auch nicht schlecht aus. Aber sag mal, warum sollte ich unbedingt nur schwarze Sachen anziehen?“
„Die Disco hat heute das Motto „Sonnenfinsternis“. Bevor du fragst, ich war selbst noch nicht drin. Ist auch erst vor sieben Tagen eröffnet worden und ein Freund von mir meinte, es wäre der Hammer dort.“
Ich hörte ihr nicht mehr zu, während wir zu ihrem Wagen gingen und einstiegen. Wenn Valerie ein Thema gefunden hatte, konnte sie auch stundenlang davon erzählen ohne Luft zu holen.
Wir fuhren wohl so eine halbe Stunde, bevor wir wieder hielten. Ich stieg aus und sah mir kritisch das herunter gekommene Gebäude an, das außerhalb der Stadt auf einem einsamen Gelände stand. Es war still.
„Sind wir hier richtig?“, fragte ich Valerie zweifelnd.
Sie lachte: „Lass dich nicht von dem Äußeren täuschen, Sophie.“
Sie öffnete die Eingangstür und wir gingen hinein. Sofort schlug uns laute Musik entgegen und ich hätte wohl schreien müssen, wenn ich Valerie was sagen wollte.
Viele junge Menschen drängten sich auf der Tanzfläche, auf der ich mich plötzlich wieder fand. Es waren ausschließlich Männer, die ich sah, oh ein Wunder.
Ich sah wie meine Freundin schon anfing die Jungen in ihrer Nähe zu beobachten um jemanden zum tanzen auszusuchen.
Als sie kurz zu mir blickte, zeigte ich erst mit dem Fingern auf mich und dann auf die dunklen Nischen außerhalb der Tanzfläche. Mir wurde nämlich das Gedränge langsam zuviel und ich wollte mich deshalb in einer ruhigen Ecke eine Etage weiter oben, wie ich sah, zurückziehen und erst mal alles beobachten.
Valerie nickte. Sie hatte verstanden.
Schnell drängte ich mich durch die Menge und schob mich durch die jungen Männer. Manche zwinkerten mir zu oder sprachen mich an. Ich tat aber so, als hätte ich nichts mit bekommen, lief weiter und dann eine Treppe hoch.
Erleichtert erreichte ich eine leere, kleine, dunkle Sitzecke und ließ mich nieder. Ich bestellte mir bei einer Frau mit knappem Rock eine Cola-Wodka, lehnte mich zurück und sah mich um.
Valerie hatte recht gehabt, der Laden hier war nicht schlecht. Ich war zwar noch in keinem anderen gewesen, aber der Raum war groß.
Wer tanzen wollte, konnte auf die Tanzfläche und hier in den Nischen war es gemütlich und angenehm kühl. Gut fand ich, dass die Musik nur gedämpft hier oben an kam.
Ich versuchte in die anderen Nischen zu spähen und als ich eng verschlungene Leiber erahnte, schaute ich schnell wieder weg. Meine Wangen färbten sich rot und ich versteckte mich schnell hinter meiner Cola-Wodka.

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Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10) Empty 2. Kapitel von Vampirzwillinge

Beitrag  Gast Fr 26 Feb 2010, 11:17

2. Kapitel

So in Gedanken, merkte ich nicht, wie sich jemand mir gegenüber hinsetzte. Ich schrak erst auf, als sich dieser jemand räusperte und hob meinen Blick.
Ich sah in ein gut geschnittenes Gesicht mit schwarzen Augen.
Schwarze Augen?
Man der ging wohl voll in dem Motto *Sonnenfinsternis* auf so, dass er sich sogar schwarze Kontaktlinsen einsetzen ließ.
Ich ließ meinen Blick weiter wandern. Lange, glatte Haare fielen bis zu seiner Hüfte. Gebändigt von einem Haarband. Er trug ein langärmeliges Oberteil, auf dem ein Totenkopf abgebildet war, und eine Hose mit Stiefeln. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass alles schwarz gehalten war, oder?
Lächelnd ließ er meine Musterung zu, bevor er fragte: „Gefällt dir, was du siehst?“
Sofort lief ich rot an und das Lächeln wurde zu einem Grinsen.
Ich fing an zu stottern: „Ich... ich wollte nicht so starren.“
„Ach Kleines, für so etwas musst du dich nicht gleich schämen“, sagte er amüsiert.
Sofort war mein Kampfgeist wieder da.
„Ich bin nicht klein! Und wer bist du überhaupt, dass du dich ohne zu fragen einfach zu mir setzt?“
Kurz sah er mich an, dann stand er auf.
„Hallo, hast du was dagegen, wenn ich mich zu dir hin setze?“, fragte er, als wäre er gerade erst angekommen.
Ich konnte nur verdattert mit dem Kopf schütteln.
Der junge Mann nahm es einfach als Antwort auf seine Frage und nahm Platz.
Jetzt hatte er wieder ein Grinsen drauf und ich war immer noch sprachlos.
Plötzlich lachte er los und mir wurde bewusst, wie irritiert ich wohl in diesem Moment aussehen musste. Langsam wurde ich wütend.
Ich wollte was sagen, aber er kam mir zuvor: „Entschuldigung, ich wollte dich nicht so verwirren. Ich sah dich nur so allein hier rum sitzen und wollte mal sehen, ob du Gesellschaft brauchst.“, sagte er im sanften Ton und ich vergaß sofort meine Wut.
„Ähm... ja danke. Ich war wohl nur so überrascht plötzlich jemanden vor mir zu haben.“
„Kein Problem. Übrigens mein Name ist Karim und deiner?“
„Ich heiße Sophie und bin eigentlich mit meiner Freundin Valerie hier, aber sie flirtet im Moment mit jemandem.“
„Und was ist mit dir? Warum suchst du dir niemanden?“, fragte er mich.
„Nun...“, ich blickte an ihm vorbei, denn seine klaren schwarzen Augen bohrten sich tief in meine.
Irgendwie war mir das unangenehm.
„Nun, eigentlich wollte ich mich erst umgucken, da ich zum ersten Mal hier bin.“
„Hm, meinst du, du wärst zum ersten Mal hier in dieser Disco oder meinst du, du bist zum ersten Mal überhaupt in einer Disco?“
Überrascht sah ich wieder in seine Augen und gegen meinen Willen rutschte die Antwort heraus: „Zum ersten Mal in einer Disco...“
Entspannt lehnte sich Karim zurück, wobei er mich unverwandt ansah. Irgendwie erinnerte mich sein Blick an Raubtieraugen.
Unwirsch warf ich den Gedanken weg und konzentrierte mich auf das Gespräch. Karim lächelte wieder, als hätte er etwas gehört, dass ihn amüsierte.
„Irgendwann ist immer das erste Mal. Sag, hast Du einen Freund oder einen gehabt?“
„Nein, ich habe und hatte noch keinen Freund. Ich wüsste auch nicht, was es dich angeht!“, langsam gingen mir die Fragen doch auf die Nerven.
Entwaffnend hob er seine Hände.
„Sorry, wenn ich jetzt zu aufdringlich war“, entschuldigte er sich sogleich.
Karim winkte der Kellnerin und bestellte für mich noch eine Cola-Wodka. Kurz sah ich auf meine, die schon ausgetrunken war, ohne dass ich es bemerkt hatte.
Lächelnd drehte er sich wieder zu mir um und winkte ab, als ich bezahlen wollte.
„Geht auf meine Kosten.“, meinte er nur.
„Ähm... danke“, verlegen nahm ich einen kleinen Schluck.
Er beobachtete mich, wobei man ihm deutlich ansah, dass er über etwas nachdachte. Plötzlich erhob er sich, ging paar Schritte und setzte sich dicht neben mich.
Überrascht verschluckte ich mich an dem Alkohol und musste husten. Beruhigend klopfte er mir auf den Rücken und half mir somit wieder zu Atem zu kommen. Es brannte etwas in meiner Kehle.
Endlich schaffte ich es zu fragen: „Was wird denn das?“
Karim sah mich nur seltsam an und fragte nun seinerseits: „Würdest du gerne wissen, wie sich ein Kuss anfühlt?“
Für den ersten Moment sah ich ihn sprachlos an.
Einen zweiten Moment bekam ich nicht.
Auf einmal war sein Gesicht sehr nah an meinem und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Tausend Gedanken rasten durch meinen Kopf.
Es zu lassen? Ihn wegschubsen? Zuschlagen?
Doch dann spürte ich seinen Mund auf meinem.
Ich nahm seine warmen Lippen wahr, wie sie sich mit sanftem Druck gegen meine pressten.
Es war ein aufregendes Gefühl.
Viel zu früh spürte ich, wie sich mein Gegenüber versteifte und sich mit einer schnellen Bewegung von mir löste.
Er drehte sich um und spähte zum Eingangsbereich. Ich war noch zu benommen von dem Kuss und bekam somit die Spannung in der Luft nicht mit. Denn mir wurde gerade bewusst, was passiert war.
„Hey, was sollte das denn? Wenn du das noch einmal machst, dann...“
Ich verstummte erschrocken, als Karim sich mir zuwandte. Seine Augen schienen zu glühen und ein gefährliches Flackern war zu erkennen.
Ich wusste nicht, wie er es machte, aber von einem Moment zum anderen stand er wieder dicht vor mir und ich prallte vor Überraschung zurück und knallte dabei mit meinem Kopf an die Wand hinter mir.
„Wir werden uns wiedersehen!“, flüsterte er mir ins Ohr, wobei es mehr nach einer Drohung als nach einem Versprechen klang.
Ich spürte, wie mir ein Schauer über den Rücken lief. Ich wollte etwas sagen, aber plötzlich konnte ich ihn nicht mehr sehen. Irritiert blinzelte ich und blickte mich um.
Ich konnte gerade noch erkennen, wie Karim sich elegant wie eine Raubkatze in Richtung Hinterausgang durch die Menschenmenge bewegte.
Ein Aufruhr im Eingangsbereich lenkte mich ab. Ein grauhaariger Mann von vielleicht Mitte 50. Lebensjahr drängte sich unsanft durch die Menge. Die jungen Menschen, die angerempelt wurden, protestierten laut und bewarfen den Mann mit Schimpfwörtern.
Kurz blieb der Grauhaarige stehen und schaute umher. Und ich war mir sicher, dass seine Augen vor Zorn blitzten, als sein Blick am Hinterhausgang hängen blieb.
Als ich selbst in die Richtung blickte, sah ich, wie Karim dem Mann einen spöttischen Handwink schenkte und dann aus dem Club verschwand.
Der Grauhaarige schrie vor Wut und versuchte nun noch schneller den Hinterausgang zu erreichen, aber die Discobesucher stellten sich ihm im Weg und ich glaubte nicht, dass er ganz ungeschoren raus kam.
Verwirrt hatte ich das Schauspiel verfolgt.
„Was geht hier vor?“, flüsterte ich.

„An dieser Stelle meines Traumes, der eine exakte Wiedergabe des Abends war, wachte ich auf. Verschlafen lag ich im Bett. Es musste wohl schon auf die Mittagszeit zugehen, aber ich war im Moment zu faul, um aufzustehen. Stattdessen dachte ich weiter über den vergangenen Abend nach.

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Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10) Empty Vampirzwillinge 3. Kapitel

Beitrag  Gast Mo 01 März 2010, 14:16

3. Kapitel

Rückblick

Gestern in der Disco hatte ich nicht mehr länger bleiben wollen, weil dann in dem Eingangsbereich wirklich eine Prügelei entstand.
Ich hatte Valerie gesucht und sie überredet zu verschwinden. Erst war sie gar nicht erfreut, da sie sich gerade mit einem Braunhaarigen unterhielt, aber als wir draußen waren, hörten wir Polizeisirenen, die schnell näher kamen. Es hatte wohl jemand die 110 angerufen, weil durch die Prügelei auch die Einrichtung mit dran glauben musste.
Nun wir wollten nicht gerade die ganze Nacht hier fest sitzen, weshalb auch Valerie sich nun beeilte. Eine Stunde später ließ ich mich geschafft auf mein Bett fallen und schlief sofort ein.

Rückblick Ende

Unruhig wälzte ich mich im Bett herum, bis die Sonne mein Fenster erreichte und mir voll ins Gesicht schien. Resigniert stand ich müde auf, machte mich im Badezimmer frisch und zog mich an.
Immer wieder musste ich an Karim und den komischen grauhaarigen Mann denken. Warum war er so wütend gewesen und was hatte er von ihm gewollt?
Ich war mir sicher, dass er gezielt nach dem Jüngeren gesucht hatte. Aber was gingen mich schon Angelegenheiten von Fremden an?

„Wir werden uns wiedersehen!“

Ich schnaubte, als ob er das so bestimmen konnte. Und ich dachte nicht, dass das so einfach wäre. Schließlich war das hier eine Millionenstadt!
Es war ein kurzes Kennenlernen, mehr nicht und ich sollte Karim einfach vergessen.
Und genau so machte ich es auch!
Langsam schlurfte ich ins Esszimmer und schaufelte etwas Pulver in die Kaffeemaschine. Mir genauso viel Zeit lassend, schob ich zwei gefrorene Brötchen in den Backofen und ließ sie warm werden.
Da diese Dinge etwas Zeit brauchten, schnappte ich mir meine Schuhe und verließ die Wohnung. Ein Stück den Treppenflur hinunter und ich stand vor den Briefkästen. Ich schloss meinen auf und wie erwartet lag die morgendliche Zeitung darin. Pfeifend nahm ich sie mir und ging zurück in meine Wohnung.
Zufrieden nahm ich die heißen Brötchen aus dem Ofen und legte sie auf einen Teller neben den Aufstrich. Auch der Kaffee war soweit. Während ich mein Frühstück genoss, schaltete ich das Radio an. Ich hatte gerade die Nachrichten erwischt und lauschte eher uninteressiert.
„Und nun eine wichtige Nachricht, wobei die Polizei dringend dazu aufruft, dass sich Zeugen melden. Gestern Abend wurde aufgrund einer Prügelei in der Disco Matrix, nahe dem östlichen Stadtrand, die Polizei herbestellt.
Erfolgreich wurde der Aufruhr beendet und man suchte auch außerhalb der Disco vorsichtshalber nach Streitenden. Doch als der in der Nähe, liegende Park durchsucht wurde, machte man eine grausame Entdeckung.
Zwei Leichen lagen im Zentrum des Stadtparks. Beide sind auf ungewöhnlichem Weg umgebracht wurden. Beiden Opfern wurde ein silberner Pfahl durch das Herz gestoßen. Man vermutet den Todeszeitpunkt um 23 Uhr herum. Mehr Informationen gibt die Polizei nicht heraus, da man sonst befürchtet, die Ermittlungen könnten behindert werden.
Ich wiederhole, man sucht dringend nach Zeugen und...“
Mitten im Satz schaltete ich das Radio aus. Ich war kreidebleich und hatte ein komisches Gefühl im Magen. Den Rest vom Frühstück rührte ich nicht mehr an. Ermordet?!
Und auch noch dort, wo ich erst gestern war?
Wie leicht hätten Valerie oder ich die Opfer sein können.
Bei der Vorstellung wurde mir schlecht. Schnell lief ich in den Flur und schnappte mir von der Kommode, wo das Telefon lag, den Hörer und wählte Valeries Nummer. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor, bis der Hörer endlich abgenommen wurde.
„Valerie Morgan.“, erklang es schleppend am anderen Ende der Leitung.
„Valerie, werd wach!“, brüllte ich und es klang, als würde Valerie aus dem Bett fallen. Zumindest dem Krach nach zu urteilen, der an mein Ohr drang.
„Verdammt, was ist denn los? Brennt es irgendwo?“
„Nein, aber zwei Menschen wurden ermordet.“
„Was? Wo?“
„In der Disco. Gestern, als wir dort waren. Ich habe es gerade in den Nachrichten gehört und was wenn es uns erwischt hätte. Was wenn...“
„Ganz ruhig,“ unterbrach mich Valerie.
„Wir müssen das in Ruhe besprechen. Komm zu mir. In der Zeit, bis du hier bist, werde ich mich erst mal anziehen. Ist das in Ordnung, Sophie?“
„Ja, ich glaub schon. Aber Valerie da wurden welche ermordet!“
„Nun beruhigt dich erst mal und komme einfach rüber“, sagte Valerie und legte auf.
Erschöpft vor Aufregung ließ ich den Hörer sinken und setzte mich auf einen Sessel, der im Flur neben der Kommode stand. Nur langsam konnte ich mich beruhigen.
Jetzt schämte ich mich doch etwas für meine Überreaktion. Es ist ja schließlich nicht der erste Mord, von dem ich hörte. Aber der Gedanke, dass wir gestern vielleicht dem Mörder nahe waren, da man zum Parkplatz an dem Stadtpark vorbei laufen musste, versetzte mich schon etwas in Panik.
Nun etwas zu Atem gekommen, zog ich mir eine leichte Jacke an und verließ die Wohnung. Valerie hatte ihre Wohnung nur ein paar Straßen weiter. Es war angenehm ruhig und es herrschte kaum Verkehr.
Nun es war auch Sonntag.
Endlich kam das Miethaus in Sicht und ich drückte auf den Knopf mit Valeries Namen darüber. Es summte und ich konnte die Haustür aufstoßen. Zwei Treppen weiter oben und rechts den Flur entlang, lehnte Valerie im Türrahmen und blickte mir entgegen. Noch immer trug sie die Frisur von gestern, die aber durch die Nacht im Bett reichlich platt gedrückt aussah.
„Komm rein, ich habe gerade Kaffee aufgesetzt“, sagte sie und ließ mich durch, damit sie die Tür schließen konnte.
Ich ging geradewegs in die Küche. Kaffee klang nicht schlecht, denn meinen eigenen hatte ich ganz vergessen. Ich hörte, dass das Radio eingeschalten war. „Haben sie es noch mal gebracht?“, fragte ich Valerie, die mir gefolgt war und mir gleich eine Tasse mit dampfender Flüssigkeit reichte.
„Ja, ich glaube, es kommt alle 20 Minuten. Die Polizei sucht ziemlich dringend nach Zeugen.“
Sie seufzte: „Es geschehen ja mal Morde wie Totschlag. Aber was die Polizei aufregt, ist ja, dass es ziemlich ungewöhnliche Morde waren. Ich denke, sie fürchten, dass jetzt ein Ritualmörder sein Unwesen treibt.“
Ich schauderte: „Entschuldigung, wegen vorhin. Ich war wohl etwas in Panik geraten“, ich lächelte unglücklich.
Valerie sah mir in die Augen.
„Schon okay. Ich musste auch selbst daran denken, was hätte passieren können, wenn wir dem Mörder in die Armen gelaufen wären.“
Ich nahm einen großen Schluck von dem Kaffee. Stark und heiß war er... wunderbar.
„Hm, wie wäre es, wenn wir für die nächsten Discobesuche mehr im Stadtinneren bleiben?“
Valerie lachte und klopfte mir auf die Schulter: „Ich fürchtete schon, dass du gar nicht mehr raus kommst nach dem Erlebnis.“
Jetzt musste ich auch grinsen. „Nun deswegen meine Bedingung. Nein wirklich, mir hatte es trotz allem gestern gefallen.“
Ihre Augen blitzten: „Ah, hast du jemanden kennen gelernt?“ „Eher nicht. Wir haben geredet oder eher er hat mich ausgefragt, was ich hier so mache und...“, ich wurde rot, „... wie viel ich Erfahrung hätte.“
Wieder lachte Valerie. „Oh, da war wohl wirklich jemand interessiert.“
„Er hat mich geküsst“, sagte ich leise.
„Und wie war es?“
„Hm, aufregend und verwirrend. Es kam ja auch so plötzlich.“
„Seht ihr euch wieder?“, wurde ich gefragt.
Ich schüttelte den Kopf: „Eher nicht. Er hatte es plötzlich eilig und verschwand. Auch wenn er meinte, dass wir uns wieder sehen. Aber wie will er mich bitte finden?“
„Da hast du recht. Der war wohl bisschen zu schnell“, amüsierte sich Valerie.
Ein schrillender Ton unterbrach unser Gespräch und ich sah Valerie fragend an: „Erwartest du Besuch?“
Fluchend sprang sie auf. „Oh, man. Shawn hatte ich ja ganz vergessen!“
Schnell ging sie zu ihrer Wohnungstür und drückte auf den Türöffner für die Haustür unten.
„Wer ist Shawn?“, rief ich ihr nach.
„Der junge Mann, mit dem ich mich gestern in der Disco unterhielt, bevor du kamst und mich rausgezerrt hast. Wir hatten vorher unsere Handynummer getauscht und gestern noch rief er mich an, ob er mich mal besuchen könne. Er wohnt auch nur paar Straßen von hier entfernt in einer WG. Und ach du scheiße, meine Haare sind doch total ruiniert“, kam es genauso laut zurück.
Ich verkniff ein Lachen und versuchte mich zu erinnern.
Na, klar. Der Braunhaarige, der mit hochgezogenen Brauen aber amüsiertem Blick zusah, wie ich Valerie überredete zu verschwinden.
Als ich eine fremde Stimme Valerie begrüßen hörte, ging ich zum Türrahmen und lehnte mich an diese.
Valerie zeigte auf mich: „Also, Shawn. Das ist meine Freundin Sophie. Du hast sie gestern schon gesehen. Erinnerst du dich?“
Shawn kam auf mich zu und gab mir seine Hand.
„Na klar, erinnere ich mich.“ Seine Stimme klang etwas rauchig.
„Freut mich dich kennen zu lernen. Warum hattest du es denn so eilig mir meine Gesprächspartnerin zu entführen?“
Verlegen lächelte ich: „Ich war zum ersten Mal in so einem Laden und irgendwann hatte ich genug.“
„Ja, das kann ich verstehen. Beim ersten Mal kann so eine Disco schon etwas exotisch erscheinen.“, neckte er mich.
Nun zumindest schien Shawn nett zu sein. Plötzlich wurde Shawns Gesichtsausdruck ernst.
„Habt ihr schon die Nachrichten gehört?“
Ich wusste sofort, von welchen Nachrichten er sprach. „Du meinst die zwei Morde?“, fragte ich trotzdem vorsichtshalber nach.

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Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10) Empty Re: Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10)

Beitrag  Gast Mi 03 März 2010, 12:16

4. Kapitel

Valerie stöhnte auf: „Können wir nicht bitte über etwas anderes reden? Sophie und ich haben das schon bevor du kamst, durchgekaut. Meine Freundin macht sich sowieso schon einen Kopf, was uns hätte passieren können. Schließlich mussten wir ja an dem Park vorbei laufen, um zum Auto zu gelangen.“
Shawn sah mich an. „Nun, da hattet ihr wohl Glück.“
„Sieht so aus“, antwortete ich leise.
Lange blieb ich dann nicht mehr. Schließlich war Shawn gekommen, um Valerie zu besuchen und ich kam mir bald überflüssig vor, als sie zu flirten begannen.
Ich verabschiedete mich von den beiden und ging hinaus.
So, was nun?
Ich hatte keine Lust jetzt in meine Wohnung zurück zu kehren.
Da fiel mir die Bibliothek ein.
Es war zwar Sonntag, aber ich kannte eine kleine Bücherei, wo eine alte Frau arbeitete und wohnte.
Sie wusste, wie sehr ich mich gerne in Bücher vergrub und bot mir auch mal an, an Feiertagen zu kommen. Es würde ihr nichts ausmachen, so eine belesene junge Frau, wie mich, einzulassen.
So beschrieb mich die Frau. Nicht ich!
Ich lief zu einer Bushaltestelle und sah mir den Plan an. Gut, in 10 Minuten müsste einer kommen. Während ich wartete, beobachtete ich die wenigen Autos, die vorbei fuhren. Die Sonne schien und wärmte mich.
Endlich kam der Bus in Sicht und ich kramte in meinen Taschen nach Kleingeld.
Ich stieg ein, bezahlte und setzte mich hinten hin. Plätze waren genug frei.
Als ich mein Ziel erreichte, hielt ich kurz bei einer Bäckerei und bestellte mir ein Sandwich mit Putenfleisch und Tomaten, weil sich langsam mein Magen meldete.
Nachdem der Hunger gestillt war, stand ich vor einem kleinen, unscheinbaren Haus.
Niemand, der es nicht wusste, würde darin eine Bücherei vermuten.
Klein aber fein, hieß das nicht immer so?
Die Tür hatte keine Klingel, weswegen ich laut gegen das alte Holz pochte.
Es dauerte eine Weile, bevor die Tür einen Spalt breit aufgemacht wurde.
„Guten Tag, Frau Churbach. Darf ich hinein kommen? Sie versprachen mir einmal, dass ich auch außerhalb der Öffnungszeiten anklopfen könnte“, begrüßte ich die alte Frau freundlich. Die dürre Frau trug ein altmodisches Kleid und ein Dutt fehlte auch nicht.
„Aber natürlich können Sie herein kommen, junge Frau. So ein freundliches Gesicht vergesse ich nicht. Kommen Sie nur“, sagte sie erfreut und zog mich fast ins Haus.
„Gehen Sie nur und schmökern Sie in den Büchern. Ich habe nichts dagegen. Ich bringe im Moment die Räume in Ordnung und sortiere die Bücher. Sie wissen nicht, wie unmöglich manche Leute sind und Bücher nicht dort zurück stellen, wo sie sie herhaben. Denken nicht daran, dass sie auch jemand in Ordnung halten muss. Schlimm, schlimm.“
Lächelnd bedankte ich mich und ging in den ersten Raum. Insgesamt waren es drei große Räume, in denen die Bücher standen, wobei sich der größte Raum ein Stockwerk weiter oben befand. In jeder Ecke standen breite, bequeme Sessel, in die man sich mit seinem Buch gemütlich niederlassen konnte.
Interessiert musterte ich die Buchrücken und zog mir anschließend zwei dicke, spannend klingende Bücher heraus. Ich verließ den ersten Raum und ging ein Stockwerk höher. In dem größten Zimmer war ein riesiges Fenster, aus dem man eine wundervolle Aussicht auf die Stadt hatte. Hinten in dem Zimmer war eine Ecke mit Sesseln und einem kleinen Tisch ausgestattet. Und dort ließ ich mich nieder. Bevor ich mich in mein Buch vertiefen konnte, das andere hatte ich auf den Tisch gelegt, tauchte noch einmal Frau Churbach vor mir auf.
„Ah, hier sind Sie. Ich habe für Sie eine Kanne Tee aufgekocht und etwas Gebäck mitgebracht.“
Sie stellte die große Kanne und einen Teller mit Plätzchen auf dem Tisch.
„Oh, vielen Dank. Das ist wirklich nett von Ihnen.“
„Keine Ursache, junge Frau. Lassen Sie es sich schmecken. Ich bin dann mal weg. Will Sie beim Lesen ja nicht stören.“
Und schwups war das Großmütterchen auch schon weg.
Schmunzelnd schüttete ich mir etwas Pfefferminztee in eine Tasse, die schon da stand und knabberte an einen Vanillekeks. Hm, lecker.
Nun, konnte ich mich auf das Buch konzentrieren und eh ich mich versah, riss es mich in eine andere Welt und ich vergaß die meine.
Es war wirklich mitreißend und so bekam ich nicht mit, wie die Zeit verging und es draußen anfing zu dämmern. Erst als die Lampen automatisch angingen, schreckte ich aus dem Abenteuer und sah mich um. Draußen war es schon dunkel und ich musste wohl sehen, ob ich noch den letzten Bus bekam. Ich hatte die Zeit völlig vergessen.
Seufzend stand ich auf und nahm die beiden Bücher mit. Ich wollte die alte Frau bitten, sie mir auszuleihen. Als ich die Treppe erreichte, blieb ich irritiert stehen. Im ersten Stockwerk, wo ich war, brannte Licht. Aber als ich die Treppe runter spähte, sah ich in der unteren Etage nichts, da kein Licht brannte. War die Frau einfach gegangen und hatte mich vergessen? Nein, das glaubte ich nicht.
„Frau Churbach?“, rief ich, aber ich bekam keine Antwort.
Was jetzt? Vielleicht hatte sie sich gestoßen und lag jetzt irgendwo bewusstlos da.
Vorsichtig stieg ich die Treppen hinab und hielt mich am Geländer fest, damit ich nicht stürzte. Unten war es stockfinster und es dauerte eine Weile, bis sich meine Augen daran gewöhnten. Nur langsam konnte ich Umrisse von Türen und Gegenstände wahrnehmen. Mein Gehör schien sich zu verschärfen und ich hörte plötzlich ein leises Stöhnen.
„Frau Churbach?“, fragte ich wieder und bewegte mich auf die Quelle des Geräusches hin. Das Stöhnen wurde lauter und endete in einem hilflosen Röcheln. Nun doch etwas besorgt, beschleunigte ich meine Schritte und ich erreichte den ersten Raum. Noch hatten sich meine Augen nicht ganz an die Dunkelheit gewöhnt und ich sah mich um. Langsam erahnte ich eine liegende Gestalt auf dem Boden. Ich ging langsam auf sie zu und hockte mich hin.
„Frau Churbach, geht es Ihnen nicht gut? Soll ich einen Krankenwagen ruf-“, erschrocken hielt ich inne. Während ich sprach, berührte ich die alte Frau vorsichtig und spürte plötzlich eine Flüssigkeit an meinen Fingerspitzen. Langsam stand ich auf und starrte auf das Bild, das sich mir präsentierte.
Meine Augen hatten sich nun vollständig an die Dunkelheit angepasst und auch etwas Licht von draußen, das von den Straßenlaternen herrührten, machten das Geschehen noch deutlicher. Ein dunkler Kreis umgab die Frau, der immer größer wurde. Blut!
Ich sah die aufgerissene Wunde an ihrem Hals und wusste gleichzeitig, dass dies nicht durch einen Unfall passiert sein konnte. Kein Röcheln hörte ich mehr und auch keine Bewegung nahm ich wahr. War sie tot?
Bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, hörte ich ein Rascheln hinter mir und fuhr mit einem Schrei um meine eigene Achse. Eine hochgewachsene, schwarze Gestalt baute sich vor mir auf und kam mit schleichenden Schritten immer näher.
Vor Panik drehte ich mich wieder um und rannte davon, die Gestalt dicht auf meinen Fersen. Bevor ich die Tür erreichen konnte, bekam ich einen Tritt in die Kniekehlen und ging zu Boden. Mit dem Kopf krachte ich auf den harten Boden und blieb benommen liegen. Mit großer Anstrengung hob ich meinen Kopf und sah die Gestalt, die bedrohlich über mir aufragte. Dann wurde es schwarz vor meinen Augen und ich spürte nichts mehr.

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Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10) Empty Vampirzwillinge 5. Kapitel 05.03.10

Beitrag  Gast Fr 05 März 2010, 12:30

5. Kapitel

Nur langsam kam ich wieder zu mir. Das erste, was mir auffiel, war, dass mir sehr übel war und ich glaubte, mein Kopf müsste bald vor Schmerzen zerspringen.
Dann fühlte ich, dass ich meine Arme und Beine gar nicht bewegen konnte. Deutlich spürte ich den Druck von Seilen, die fest um meine Gelenke geschlungen waren. Verdammt, was war passiert?
Ich hörte gedämpfte Musik und... Verkehrslärm. Erst jetzt bemerkte ich die Fliehkräfte, die mich nach rechts und mal nach links drückten und ich wusste plötzlich, dass ich in einem Wagen auf dem Rücksitz lag. Bevor ich das richtig verarbeiten konnte, bog der unbekannte Fahrer scharf nach rechts und ich krachte auf die verletzte Stelle meines Schädels.
Schon wieder verlor ich mein Bewusstsein.

Diesesmal ging das Aufwachen leichter und schneller vonstatten.
Ich lag auf etwas Bequemem und mein Kopf schmerzte fürchterlich, aber nicht so explosionsartig wie vorher. Ich stöhnte, als ich mich regte und vorsichtig meine Augen öffnete. Es ging unheimlich schwer.
Und es war auch unnötig, da es stockfinster war. Entweder es war noch Nacht oder ich lag in einem fensterlosen Raum.
Ohne Warnung kamen meine Erinnerungen zurück und ich schreckte auf. Nun laut stöhnend, wollte ich mich an meinem plötzlich laut pochenden Kopf greifen, denn gefesselt war ich nicht mehr. Kurz spürte ich einen Verband, dann packte mich etwas und drückte meine Hände zurück auf die weiche Unterlage. Mit angehaltenem Atem hielt ich still.
„Ganz ruhig“, flüsterte eine tiefe, sanfte Männerstimme.
„Du bist verletzt und solltest liegen bleiben.“
Die fremden Hände entfernten sich und ich versuchte die Finsternis zu durch dringen, um die Person zu sehen. Aber es ging nicht.
Der Mann hatte wohl keine Probleme damit.
„Deine Augen fokussieren nicht richtig. Das zeigt auf eine Gehirnerschütterung. Aber ich glaube nicht, dass sie schwerwiegend ist“, diagnostizierte er und eine Hand strich leicht über meine Stirn. Sie war wundervoll kühl.
Ich nahm all meinen Mut zusammen und öffnete mein Mund, aber es kam nur sinnloses Gekrächze heraus. Ich versuchte die Lippen zu befeuchten, doch mein Mund war zu trocken. Etwas Kaltes, ich glaubte ein Glasrand, drückte sich gegen meinen Lippen, aber ich weigerte mich.
„Komm trink. Es ist wird dir gut tun.“
Ich war misstrauisch, aber leider war mein Durst ziemlich groß.
Nun, er würde sich wohl nicht so viel Mühe machen, nur um mich am Ende zu vergiften. Mit dem Gedanken gab ich meinen Widerstand auf.
Erfrischend rann die Flüssigkeit durch meine Kehle.
Plötzlich verschluckte ich mich und das Glas wurde sofort weg gezogen.
„Wo... wo bin ich?“, fragte ich heißer.
„Wer sind Sie und was...“
Finger legten sich auf meine Lippen und ich verstummte.
„Du solltest etwas schlafen. Antworten gibt es später... vielleicht.“
Schlafen? Wie sollte ich in so einer Situation schlafen können?
Komischerweise spürte ich, wie sich ein Taubheitsgefühl in meinem Körper sich ausbreitete. Was war im Wasser gewesen?
Panisch wollte ich mich aufrichten, aber schon wieder hielten mich Hände, die mich zurück auf mein Lager drückten, davon zurück.
„Ruhig“, erklang die sanfte Stimme. Ich wollte nicht, konnte aber die aufkommende Müdigkeit nicht abwehren.
Alles verschwamm und meine Augenlider fielen zu...
Als ich erwachte, fühlte sich mein Körper ausgeruht aber matt an. Müde öffnete ich die Augen und versuchte so gut wie möglich zu sehen. Die weiche Unterlage, auf der ich lag, war ein fremdes, breites Bett mit schwarzem Bezug aus Seide. Ich befand mich in einem großen Schlafzimmer, war aber diesmal allein. In der Mitte war ein Glastisch, auf der eine Flasche und ein Becher standen. Es gab nur eine geschlossene Tür und zwar auf der anderen Zimmerseite.
Schwerfällig setzte ich mich auf. Mein Kopf schmerzte zwar, aber es war erträglich. Nur das Schwindelgefühl, das plötzlich kam, war unangenehm.
Ich schob die Decke zur Seite und schwang meine Beine aus dem Bett. Obwohl, schwingen konnte man es nicht nennen. Fast fiel ich wieder zurück, als der Schwindel für einen Moment stärker wurde, aber ich biss die Zähne zusammen.
Für paar Minuten blieb ich sitzen und mein Herzschlag beruhigte sich langsam.
Es war schwierig, aber irgendwie schaffte ich es aufzustehen und auf zittrigen Beinen zu einem Fenster zu wanken. Es befand sich gleich neben dem Bett und zum Glück nur zwei Meter entfernt. Ich klammerte mich an den Fensterrahmen und blickte hinaus. Wald, soweit das Auge reichte.
Verdammt, wo hatte man mich hingebracht?
Und wohl die wichtigste Frage: Warum?
„Du bist wach. Sehr schön.“
Erschrocken drehte ich mich zu der Stimme um. Durch die ruckartige Bewegung wurde mir kurz schwarz vor den Augen und ich stützte mich auf das Fensterbrett, damit ich nicht umfiel.
Ein schlanker doch kräftig wirkender Mann, kaum älter als ich, stand mit verschränkten Armen an der jetzt offenen Tür. Auffallend waren die weißen Haare, die glatt bis unter die Achselhöhle reichten und die schwarzen Augen.
Irgendwie erinnerten sie mich an Karims Raubtieraugen, die das Wort Gefahr aussendeten. Bei dem hier war es nicht anders.
„Wer sind Sie?“
Meine Stimme zitterte etwas, aber bei wem würde sie das nicht, wenn er vor einem Mörder stünde?
Schweigend kam er auf mich zu und packte mich an den Armen, stützte mich. Ich wollte mich los reißen, doch der Griff war zu fest.
„Ich bin Tarek und du solltest dich noch nicht so anstrengen. Und rede mich bitte nicht mit Sie an, sonst fühl ich mich so alt“, antwortete er mir nun doch, zog mich zum Bett und wies mich an, mich darauf nieder zu lassen. Ich musste gehorchen, da ich gegen den Druck seiner Hände nicht ankam. Sobald er los ließ, rutschte ich von selbst weiter auf das Bett.
Weg von ihm.
Tarek beobachtete dies aus ausdruckslosen Augen. Mit leichten Schritten ging er auf den Tisch zu und öffnete die Flasche. Er goss etwas von dem Inhalt in den Becher und kam wieder auf mich zu.
„Hier trink.“
Er hielt mir das Getränk direkt vor die Nase, aber ich machte keine Anstalten es entgegen zu nehmen. Möglich, dass ja wieder was beigemischt wurde.
So, als könnte er meine Gedanken lesen, grinste er mich an.
Er hob den Becher an die Lippen und trank einen Schluck.
„Da ist nur Wasser drin. Mein Wort drauf.“
Was auch immer sein Wort wert war.
Trotz meines immer noch vorhandenen Misstrauens, nahm ich es und trank. Wohl hauptsächlich, weil mein Körper es brauchte. Ich fühlte mich entsetzlich ausgetrocknet. Tarek entfernte sich ein paar Schritte und setzte sich auf einen Stuhl, der an der Wand lehnte.
„Warum hast du die alte Frau umgebracht?“, fragte ich vorsichtig. Er sah mich seltsam an. „Aus Gründen, die du nicht zu kennen brauchst.“
War das ein gutes Zeichen, dass er sein Mordmotiv nicht darlegen wollte? Denn ich befürchtete, dass er auch mich töten wollte. Auch wenn ich nicht wusste, warum er es nicht schon in der Bibliothek tat.
„Ich lasse Zeugen nie lebend zurück.“
Erschrocken hob ich meinen Kopf und sah in seine schwarzen, kalten Augen.
„Und wa... warum lebe ich noch?“, wagte ich zu fragen.
„Weil der Geruch meines Bruders an dir haftet. Das sagt mir, dass er erst vor kurzem mit dir zusammen war und ich wollte ihn nicht verärgern, indem ich dich töte. Da ich mir nicht sicher sein konnte, was er von dir wollte.“
„Geruch? Dein Bruder? Wer soll das sein?“ Ich verstand das alles nicht.
„Ja, mein Bruder. Er wird wohl bald hier sein. Ich habe ihn vorhin am Handy erwischt, bevor du erwacht bist. Er weiß zwar nicht, um was es geht, aber ich sagte ihm, ich hätte eine Überraschung für ihn.“ Er lächelte unheilvoll.
„Er liebt Überraschungen. Also wird es nicht lange dauern, bis er sich mit dir befasst.“
Ein eiskalter Schauer rann mir den Rücken hinunter. Bin ich jetzt zwei Mördern in die Hände gefallen? Zwei Brüder, wobei einer von ihnen mich schon als Opfer ausgesucht hatte. Zumindest entnahm ich das dem Worten, die ich gehört hatte. Ich musste hier weg!
Schnell rutschte ich an der Seite vom Bett runter, der am weitesten weg von diesem Irren war und sprintete zu der Tür. Es war zwar eher ein Torkeln, aber das Adrenalin gab mir unwahrscheinlich viel Kraft und Schnelligkeit.
Auf einmal stand der Weißhaarige vor mir und ich prallte gegen ihn.
Woher kam der so plötzlich?
Er schlang seine Arme um mich und presste sich dabei an meinen Körper.
Ich wehrte mich, versuchte mich los zu reißen, aber er hatte unmenschliche Kräfte.
„Lass mich los!“, schrie ich voller Panik.
„Nein“, antwortete er einfach und hielt mich weiter in einem fast schmerzhaften Griff gefangen, wobei er sich sichtbar nicht anstrengte.
„Beruhige dich.“
„Wie soll ich mich beruhigen, wenn ich doch bald umgebracht werde?!“
„Das habe ich doch nicht gesagt.“
„Ach nein? Was sollte denn sonst das ganze Gespräch bedeuten? Du sagtest selbst, dass dein Bruder mich ausgesucht hätte und sich nun um mich kümmern will!“ Ich war mit den Nerven am Ende und Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln. Noch immer wehrte ich mich, aber meine Kraft erlahmte rasch.
Eine Hand griff nach meinem Kinn und zwang mich in seine Augen zu starren. Es war, als blickte ich in den unendlichen Nachthimmel. Ich versank in ihnen.
Eine unerklärliche Ruhe überkam mich und ich blieb bewegungslos stehen.
„So ist es gut“, sprach er leise, entließ mich aber nicht aus dem Bann seiner Augen. Ich wollte weg gucken, aber es war unmöglich.
„Wollte mein Bruder dich töten, hätte er es schon längst getan. Aber du lebst und hast seinen Geruch an dir. Er scheint Interesse an dir zu haben. Ich meine das ernst. Und keine Angst, wir spielen nie mit unseren Opfern. So grausam sind wir nicht, obwohl es für unsere Rasse so gewöhnlich wäre. Wir töten, ohne Schmerzen zu verursachen.“ Endlich sah er weg.
„Soll mich das beruhigen?“, kam es fast schüchtern von mir. Ich verstand immer noch nicht, wovon er sprach.
Mag sein, dass seine Augen mich irgendwie hypnotisierten, aber mein Denken schalteten sie nicht ab.
Er lächelte: „Nun, es war ein Versuch.“
Plötzlich hob er mich hoch. Eine Hand unter die Kniekehlen und die andere stützte meinen Rücken.
„Hey, was soll das?“, protestierte ich.
Schweigend trug er mich zum Bett und ließ mich vorsichtig darauf nieder.
„Du bleibst jetzt hier und wartest bis mein Bruder kommt. Ich habe zu tun und keine Lust dich wieder einzufangen.“
Er begutachtete meinen Kopfverband und überzeugte sich, dass er fest saß.
„In deinen Zustand kommst du nicht weit. Der nächste bewohnte Ort ist 50 Kilometer von hier entfernt. Also nützt dir eine Flucht auch nichts.“
Er ging zu der offenen Tür.
„Ich werde trotzdem vorsichtshalber abschließen, da ich nicht weiß, wie dumm du bist.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und schloss die Tür. Deutlich konnte ich hören, wie das Schloss zuschnappte. Ich war eingeschlossen.
Seufzend lehnte ich mich an das Kopfkissen hinter mir. Jetzt, wo ich die schwarzen Augen nicht mehr vor mir hatte, wollte die Panik wieder kommen. Ich unterdrückte das Gefühl. Schließlich sagte Tarek, dass man mich nicht ermorden wollte. Kann ich seinen Worten vertrauen? Denn einen Tick hatte dieser Typ sicher, wenn er sich schon als eine andere "Rasse" sieht.

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Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10) Empty Re: Diverse Kurzgeschichten von Lamia Locke (Vampirzwillinge letztes Kapitel 10.03.10)

Beitrag  Gast Mo 08 März 2010, 11:32

6. Kapitel

Es war ziemlich ruhig in meinem Gefängnis. Das Fenster war angekippt und so bekam ich die Autogeräusche mit. Schnell stand ich auf und lief zum Fenster. Zufrieden bemerkte ich, dass das Laufen diesmal besser ging. Ich sah hinaus, aber sah das Auto nicht. Es fuhr wahrscheinlich von der anderen Seite des Hauses heran. Die Geräusche wurden lauter und ich hörte auch jetzt Musik, die plötzlich abbrach als der Fahrer das Ziel erreichte und ausstieg. Ich hörte eine Wagentür zuknallen. Dann war Ruhe.
Der Fahrer müsste jetzt im Haus sein und wie auf Kommando hörte ich irgendwo zwei Stimmen im Haus. Sie waren zu gedämpft, als dass ich was verstehen könnte. Die eine Stimme klang nach meinem "Gastgeber", auch die andere kam mir bekannt vor. Wo hatte ich diese Stimme schon mal gehört? Ich wusste es nicht. Ich versteifte mich, als ein Schlüssel im Türschloss knirschte und langsam geöffnet wurde. Mein Mund klappte vor Überraschung auf, als ein junger Mann mit langen, schwarzen Haaren, zusammengehalten durch einen Haarband, eintrat. Schwarze Augen, wie die von Tarek, sahen neugierig zu mir und blitzten verstehend auf. Der Mann trat nun endgültig ein und warf die Tür hinter sich wieder zu.
„Karim?“, krächzte ich voller Erstaunen. Karim kam näher auf mich zu und lächelte.
„Hallo Sophie. Also das ist nun wirklich eine schöne Überraschung. Mit dir hatte ich überhaupt nicht gerechnet.“
Karim? Karim war der Bruder von Tarek? Nun, ähnlich sahen sie sich schon, aber er wäre somit der zweite Mörder! Ich fing an zu zittern.
Sein Lächeln wurde breiter. Lange Eckzähne, die ich vorher nicht an ihm gesehen hatte, blitzten wie zwei Dolche hervor und seine Augen schienen plötzlich rot zu leuchten. Ich blinzelte ungläubig. Ich konnte einfach nicht glauben, was ich sah.
„Wie?!“
Ich wusste einfach nicht, wie ich reagieren sollte. Ich sah genauer hin. Die Augen waren wieder schwarz. Vielleicht hatte ich mir das Rot eingebildet. Doch die beiden spitzen Eckzähne waren immer noch vorhanden.
„Ich hoffe, Tarek hat dich nicht zu sehr geängstigt“, sagte Karim und setzte sich auf den Stuhl, wo zuvor sein Bruder gesessen hatte. Er blickte mir ruhig in den Augen, während ich immer noch erstarrt im Bett saß.
„Was ist denn mit dir los? Du wirkst so steif.“
Ich sah ihn fassungslos an. Meinte er die Frage ernst?
„Nun, erstens habe ich mitbekommen, wie dein Bruder jemanden umgebracht hatte. Zweitens wollte er dann mich ermorden, aber dein "Geruch" an mir hatte ihn abgehalten. Und drittens habe ich mich während meiner Flucht verletzt und wurde entführt. Also verzeih mir, wenn ich jetzt ein bisschen angespannt wirke.“
Ich weiß, Sarkasmus pur. „Und kannst du bitte die falschen Zähne raus nehmen? Halloween ist doch schon längst vorbei.“
Meine Rede klang zwar mutig, war aber nur dazu da meine Angst zu überspielen. Im Prinzip kannte ich Karim gar nicht und konnte nicht wissen, wie er so "drauf" war. Doch er lachte nur.
„Das Schicksal mag dich wohl nicht sehr.“ Er hob die rechte Hand und führte sie zu seinem Mund, betastete seine Eckzähne.
„Wegen der Zähne muss ich leider Widerworte geben, da sie echt sind.“
Karim lächelte raubtierhaft.
„Wie sonst sollten wir jagen können, um unseren Durst zu stillen?“


Echte Zähne?! Durst?!
Karim und Tarek waren definitiv verrückt. „Was meinst du mit Durst?“
Von einer Sekunde zu anderen saß er plötzlich neben mir im Bett. Wie machten die das nur?
Erschrocken japste ich auf und wollte mich von ihm entfernen. Doch Karim lehnte sich nach vorn und drückte seine Arme gegen meine Brust. Er schob mich nach hinten, bis ich ganz im Bett lag und er über mir. Ich war eingeklemmt. Ich versuchte ihn von mir zu stoßen, aber genauso gut hätte ich auch Berge versetzen können.
Mühsam atmete ich ein und presste hervor: „Geh von mir runter!“
Sein Gesicht befand sich nur paar Zentimeter entfernt direkt vor mir.
Er tat so, als würde er angestrengt überlegen, dann grinste er.
„Ich denke nicht. Schließlich habe ich dich gerade in so einer schönen Position.“
Trotz meiner Angst wurde ich rot.
„Süß“, war gleich die Reaktion darauf.
„Ich bin nicht süß!“, antwortete ich verärgert.
„Sicher? Ich könnte dich ja mal probieren. Denn das meinte ich mit Durst, durstig nach Blut.“
Er bleckte die Zähne.
Ich spürte, wie das Blut aus meinem Gesicht wich.
„Du bist wirklich ein Vampir?“
Konnte es möglich sein? Bei der Frau Churbach hatte ich gesehen, dass ihr Hals verletzt, regelrecht zerfetzt war. Aber vielleicht denken die beiden Irren ja "Vampire" zu sein und nahmen Hilfsmittel, damit es wie die Tat von einer solchen Bestie aussah.
„Ja, das bin ich. Ein Kind der Nacht.“
Sein Gesicht kam näher. Er wird doch nicht...?
Seine Lippen berührten plötzlich die meinen und mir kam die Situation verdammt vertraut vor. Nur dass ich diesmal den Kuss unterbrach, indem ich mein Kopf zur Seite drehte. Karim sah mich irritiert an.
„Was ist denn los? Letztes Mal hatte es dir doch auch gefallen, auch wenn du am Ende ziemlich biestig warst.“
„Du bist ein Mörder. Und was willst du von mir? Mit mir spielen und dann töten?“ Meine Stimme zitterte und ich traute mich nicht in seiner Richtung zu blicken.
Ich zuckte unwillkürlich zusammen, als kräftige Finger meinen Kinn umfassten und so den Blickkontakt zwanghaft herstellten.
Es überraschte mich zu sehen, dass ein sanfter Zug auf seinem Gesicht lag.

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Beitrag  Gast Mi 10 März 2010, 21:44

letztes Kapitel

„Hab keine Angst, Sophie. Ich tu dir nichts, versprochen.“
Karim seufzte: „Mörder klingt so hart. Dabei töten wir nur, um zu leben. Ihr Menschen seid doch nicht anders.“
„Wie meinst du das?“
„So, wie ich es sage. Wir töten Menschen und trinken deren Blut. Ihr jagt Tiere, tötet und bereichert euch an ihrem Fleisch. Wo ist da der Unterschied?“
„Aber es sind nur Tiere...“
„Die genauso Gefühle und Schmerzen verspüren können wie die Menschen. Es gibt Momente, da glaube ich fast, dass die Menschen die größten Bestien auf Erden sind, wenn ich da so an die Massentierhaltung denke.“
Karim lachte kurz auf.
„Aber ich will dir hier nicht einen Vortrag aufzwingen. Ich wollte dir nur zeigen, dass du vor mir keine Angst zu haben brauchst.“
„Aber Vampire gibt es doch nicht! Kann es einfach nicht geben!“, brachte ich selbst nicht gerade überzeugt heraus.
„Warum denn nicht? ‚Es gibt viel mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als sich unsere Weisheit träumen lässt.’ , rezitierte er von William Shakespeare.
„Oder wie willst du dir unsere enorme Schnelligkeit erklären?“, fragte mich Karim und wedelte so schnell mit seiner Hand vor meiner Nase, dass ich nicht mal einen verschwommenen Schatten erahnen konnte.
Punkt für seine Vampirseite.
Ich seufzte: „Okay, du bist ein Vampir. Und was nun? Warum hat dein Bruder mich verschleppt?“
„Ich denke, Tarek wird dir gesagt haben, dass wir keine Zeugen zurücklassen und die Leichen auch verschwinden lassen?“
Das Thema war mir unangenehm.
„Ja, nur das mit den Leichen ist mir neu. Aber warum macht ihr euch solche Mühe? Die Polizei...?“
Er lachte leise: „Die Polizei kann uns nichts anhaben. Aber auch wir haben Feinde, die Vampirjäger.“
„Vampirjäger?!“ Obwohl, wenn es wirklich Vampire gab, warum auch nicht Vampirjäger? Mir schwirrte der Kopf.
„Ja, dumme Vampirjäger, aber doch gefährlich, weil sie die Waffen kennen, die uns vernichten können. Und du bist hier, weil ich dich gezeichnet hatte.“
„Was soll das heißen?“ Nicht, dass ich irgendwo am Körper bemalt wäre.
Langsam fuhr er mit dem Daumen über meinem Kieferknochen.
„Das ist passiert, als ich dich küsste und ich dir so nah war. Jeder andere Vampir würde den Geruch von mir an dir wahrnehmen und sich hüten, dir was zu tun. Da sie nicht sicher sein können, wie stark ich bin und eventuell kräftig genug, sie aus Rache, zu vernichten. Normalerweise werden so die menschlichen Partner von Vampiren geschützt.“
Mir entfuhr ein erstaunter Laut.
„Partner? Aber wir sind doch keine Partner.“, sagte ich verwirrt.
Er sah mich seltsam an.
„Nun, da hast du recht. Aber ich wäre nicht abgeneigt, wenn du es werden willst. Ich mag dich und du faszinierst mich. Nur deswegen bin ich gestern zu dir gekommen.“
Ich starrte ihn an: „Aber wieso ich? Ich bin doch nichts Besonderes.“
Karim beugte sich näher, bis seine Stirn vorsichtig meine eigene berührte.
„Ich gehe auch nicht nach den Schönheitsmaßstab der Menschen.“ Er lächelte.
„Vampire sehen anders, blicken tiefer hinein. Ich spüre dein reines Wesen. Bei vielen Menschen ist es verdorben, doch bei dir nicht. Wir, die Vampire, sind dazu verdammt zu töten, um so den Hunger zu stillen. Als dunkle Geschöpfe des Satans verachtet. Doch du bist rein. Das ist etwas Besonderes in dieser Welt und zieht uns Vampire an wie das Licht die Motte.“
Wieder berührten sich unsere Lippen, doch diesmal ließ ich es zu und genoss es.
Wie beim letzten Mal war es aufregend, als sich seine Lippen an meine schmiegten. Und ich bekam so ein komisches Kribbeln im Bauch. In dem Moment fühlte ich mich wohl und in Sicherheit. Meine Angst war vollständig verschwunden. Ich war fast enttäuscht, als er den Kontakt unterbrach. Er blickte mir wieder tief in die Augen.
„Wie gesagt, ich hätte nichts dagegen dich als Partnerin zu haben. Das sollst du entscheiden. Ich möchte dich zu nichts zwingen.“ Er schwieg ein paar Sekunden und ließ mich die Worte bearbeiten, aber ich konnte nicht antworten. Was sollte ich sagen? Ich musste darüber nachdenken.
Karim schien es zu ahnen, dass ich Zeit brauchte. „Keine Angst, ich will dich nicht drängen.“ Er stand auf und zog mich mit auf die Beine.
„Hast du Hunger?“
Wie auf Stichwort fing mein Magen laut an zu knurren. „Ein bisschen“, antwortete ich verlegen. Karim lächelte. Er hatte ein schönes Lächeln. Allgemein sah er gut aus. Neben ihm müsste ich doch wie das hässliche Entlein aussehen und doch wollte er mich? Ja, ich weiß, dass ich übertreibe. Ich konnte es immer noch nicht glauben, aber wollte ich denn auch?
Karim führte mich aus dem Schlafzimmer, den Flur entlang und brachte mich ins Esszimmer. Es war mit einem großen Eichenholztisch und gepolsterten Stühlen ausgestattet. Sanft bugsierte er mich am Kopfende des Tisches auf einen Stuhl. „Was hättest du denn gerne?“, fragte er mich.
„Ist mir im Prinzip egal, solange es essbar ist.“, antwortete ich. Als er gerade aus dem Raum verschwinden wollte, rief ich ihm noch nach: „Aber bitte kein Blut.“
Ich glaubte, dass war so eine Art Vampirhumor, oder?
Ich hörte ihn noch lachen, dann sah ich ihn nicht mehr.
„Er mag dich sehr.“ Ich zuckte zusammen und sah Tarek aus einer dunklen Ecke kommen. „Wie meinst du das?“, fragte ich ihn.
„So wie ich es sage.“ Diese Antwort schien bei den beiden Brüdern Standard zu sein. Er kam näher und setzte sich mir gegenüber an das Fußende des Tisches.
„Nein, wirklich. Er ist glücklicher und aufgeweckter als sonst.“
Unsicher sah ich ihn an. „Wie ist er denn normalerweise?“
„Still, ernst, kaum zum Lachen zu bewegen. Ich denke mal, es ist deine Anwesenheit, die ihm so gut tut. Er sehnt sich nach die Wärme eines Partners.“
Ehe ich etwas sagen konnte, kam Karim mit zwei gefüllten Teller zurück. Ich konnte den köstlichen Geruch von Lasagne bis zu meinem Platz riechen.
„Hallo, Tarek. Willst du mitessen?“, fragte er sogleich seinen Bruder und stellte nebenbei einen Teller vor mir ab.
„Nein danke, ich habe schon gegessen“, lehnte Tarek ab. Dann stand er auf und holte aus einem hellen Schrank, der in der Ecke stand, Besteck für uns.
Karim setzte sich rechts neben mich und nahm dankend das Besteck entgegen.
Auch ich bedankte mich und fing an zu essen. Ich aß mit Appetit, da ich seit gestern Nachmittag nichts zu mir genommen hatte. Wie denn auch?
Ein Blick auf die große Wanduhr sagte mir, dass es schon 14 Uhr war. Hatte ich wirklich solange geschlafen?
Satt ließ ich die Gabel sinken. Ich hatte nicht alles aufgegessen, aber es war auch eine ziemlich große Portion. Erstaunt sah ich zu, wie Karim genüsslich die gewaltige Lasagne restlos tilgte. Auch Tarek, der wieder auf seinem Platz saß, sah interessiert zu.
„Und ich dachte, Vampire trinken nur Blut?“, fragte ich erstaunt.
„Ach, die alten Sagen taugen sowieso zu nichts. Blut hält uns nur bei Kräften. Trotzdem müssen wir nicht auf menschliche Nahrung verzichten“, erwiderte er zufrieden und kaute weiter.
Schließlich schob er doch seinen Teller beiseite und wischte sich mit einer Serviette den Mund ab. Tarek war immer noch da und langsam wurde mir klar, dass wohl jetzt ein wichtiges Gespräch bevorstand.
Karim unterbrach zuerst die Stille: „So, wir müssen uns darüber unterhalten, wie es mit dir weiter gehen soll, Sophie.“
„Aha, und was habt ihr entschieden?“ Trotz Karims Versprechen, dass man mir nichts tat, fing ich an schwitzen. Er lächelte beruhigend.
„Keine Panik, dich einzusperren wäre das Letzte, was wir machen würden. Wir wollen dich sogar gehen lassen.“ Ich überlegte. Einfach so?
„Aber habt ihr denn keine Angst, dass ich euch verrate?“
Tarek meldete sich zu Wort: „Nun, das ist möglich, aber wer würde dir glauben? Doch wäre es vielleicht gesünder den Maul zu halten.“
Manchmal war der Kerl echt unfreundlich.
„Tarek, lass das“, tadelte ihn sein Bruder und er schwieg tatsächlich.
Karim seufzte: „Leider hat Tarek damit recht. Du würdest dir nur schaden.“
Verständnislos sah ich ihn an. Würde er also doch sein Versprechen brechen?
„Möglich, dass man dich als Verrückte abstempelt, aber andere würden es nicht tun.“ „Ach, du meinst die Vampirjäger?“, fragte ich erleichtert.
„Genau.“ Karim sah mich nachdenklich an.
„Hast du von den zwei Ermordungen im Stadtpark gehört?“
Ich zuckte zusammen und fragte vorsichtig: „Habt ihr was damit zu tun?“
„Unsinn!“, antwortete Tarek fast empört. „Warum sollten wir so ein Aufsehen erregen und was sollte uns das nützen? Denk doch mal nach!“
„Tarek“, sagte wieder Karim „Woher soll Sophie das wissen? Sie kennt uns ja noch nicht mal richtig.“ Er wandte sich wieder zu mir und lächelte beruhigend.
„Entschuldigung, Tarek ist ein bisschen hitzköpfig.“ Tarek sah ihn darauf hin böse an, doch Karim tat so, als würde er es nicht bemerken. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, was aber schnell wieder verschwand.
„Nun, wir haben sie nicht umgebracht. Doch erinnere dich, ich sprach vorhin von Vampirjägern...“, erzählte Karim weiter.
„Das waren sie?!“, unterbrach ich ihn überrascht.
Tarek zog eine Augenbraue nach oben. „Silbernre Pfahl mitten ins Herz gebohrt, klingt ganz nach ihnen. Würde ich meinen“, stichelte er. Diesmal schenkte ich ihm einen bösen Blick, doch er grinste mich nur frech an.
Karim ignorierte unser Blickduell. „Ja, und sie haben keine Menschen umgebracht, sondern Vampire.“ „Wie?!“
Er nickte: „Ich denke mal, dass man sie gejagt und anschließend im Park gestellt hat. Im Augenblick unseres Todes verlässt uns der Vampirkeim und wir werden zu dem, was wir vorhin waren, Menschen. Sie müssen relativ jung gewesen sein, da manche Körper auch so alt sein können, dass sie bei der Tötung zu Staub zerfallen.“
Plötzlich umfasste er fest meine linke Hand, die ich auf dem Tisch liegen hatte.
„Vampirjäger“, sagte er langsam.
„Sind grausam und hartnäckig. Bezeichnen uns als Monster, die man unbedingt vernichten muss, obwohl kein Vampir gleich ist. Es gibt gute sowie auch böse Vampire, nicht anders als bei den Menschen. Trotzdem tun sie alles, um uns zu erwischen. Ich weiß nicht, wie weit sie bei dir gehen würden nur um Informationen zu bekommen. Sie sind unberechenbar, für Vampire und den Menschen. Ich hatte mal mitbekommen, wie einige sogar einen Menschen als Köder geopfert haben, ohne Gewissensbisse.“
Sein Griff wurde fester aber nicht schmerzhaft.
„Sophie, ich will nicht, dass dir was passiert.“
Seine Augen zeigten tiefe Besorgnis.
„Ich verstehe, danke. Ich werde schweigen. Etwas anderes hatte ich auch nicht vor“, versprach ich. Fühlt er schon soviel für mich? Aber was fühlte ich?
Er nickte. Mein Versprechen reichte ihm.
„Gut, ich bringe dich jetzt nach Hause. Ich denke mal, deine Freundin fragt sich schon, wo du bleibst.“
Ich stöhnte auf und sprang auf: „Oh man, Valerie hatte ich ja ganz vergessen.“
Karim lachte und stand ebenfalls auf. „Na dann los. Denk dir am besten was aus.“ Tarek erhob sich und kam auf mich zu. Er reichte mir seine Hand und ich griff zu. „Na dann, wünsch ich dir viel Glück. Ich glaube, wir sehen uns mal wieder“, verabschiedete er sich. Ich schüttelte zögernd seine Hand. „Ja, das denke ich schon“, antwortete ich vorsichtig.
Er nickte und verschwand irgendwo im Haus.
Karim und ich verließen das Haus und steuerten sein Auto an, ein modernes rotes Sportauto. Ich staunte nicht schlecht. „Wenn man so lange lebt, sammelt sich so manches Geld an“, erklärte Karim. Das machte mich neugierig: „Wie alt seid ihr denn?“ „Wir beide sind 154 Jahre alt.“
Schon wieder staunte ich anerkennend. „Ihr beide?“
„Ja, schließlich sind wir Zwillinge.“
Ich musterte ihn verwirrt. „Zwillinge? Ihr seht euch zwar ähnlich, aber doch nicht sehr.“ „Das stimmt. Aber wenn man in einen Vampir verwandelt wird, dann verändert man sich nicht nur innerlich sondern auch äußerlich, unabhängig von der Herkunft. Man wird attraktiver und das zum Zweck der Jagd. Die Natur denkt an ziemlich vieles. Geboren wurden wir als Zwillinge. Auch wenn uns die Verwandlung verändert hat, so bleiben wir doch Brüder.“

ENDE

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