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Bis(s) nach Irland

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Beitrag  Gast Fr 28 Aug 2009, 20:34

so, hier kommt mal ne männliche variante zu twilight xDD viel spaß damit

Titel: Der irische Zirkel
Autor: Black_Bird
Disclaimer/Claimer: darstellung von Vampiren und Handlung im großen und ganze die der Twilightbücher, Charaktäre und Schauplätze meine eigenen, mit der FF verdiene ich kein geld.

Kapitel 1

Die letzte Woche der Sommerferien brach an. Ab nächstem Montag sollte ich ein Internat in Dublin besuchen. Dies geschah auf Wunsch oder Befehl, je nachdem wie man es nahm, meiner Eltern. Mein Vater hatte sich mit einer Firma für Klimatechnik selbstständig gemacht und verdiente genug, so dass Mutter zu Hause bleiben konnte. Da beide tagsüber keine Zeit für mich hatten (mein Vater arbeitete und meine Mutter tat wer-weiß-was um sich nicht mit mir abgeben zu müssen), wurde ich von einem Internat ins andere geschickt. Jetzt schien ich den beiden sogar am anderen Ende von Deutschland im Wege zu sein, oder sie schickten mich nur nach Irland, um bei Geschäftsessen andere Leute zu beeindrucken, indem sie sagten: „Wir haben einen Sohn, der ein Internat in Irland besucht. Deswegen kann er heute bedauerlicher Weise nicht hier anwesend sein.“ Meine Sachen hatte ich schon seit drei Wochen gepackt. Ich freute mich auf Irland, aber nicht, weil ich auf eines der besten Internate kommen würde, sondern darüber, dass ich meine Eltern endlich einmal los war. Außerdem war Irland das Land, in das ich am liebsten auswandern würde. Mit dem neuen Schuljahr kamen natürlich auch die Abschiede näher. Schließlich würde ich meine Freunde, das Streichorchester, die kleine Band, die ich mir aufgebaut hatte, und die Feuerwehr hier zurücklassen. Um sieben Uhr morgens am Freitag sollte ich fliegen. Das hieß spätesten um zwei aufstehen. Die Abschiedsszene am Flughafen war, wie erwartet, erstaunlich kühl. Mein Vater drückte mich flüchtig an sich, sagte ich solle meine Sache gut machen und übergab mich dann an Mutter. Diese gab mir noch etwas Geld und nahm mir das Versprechen ab, sofort anzurufen, wenn ich im Internat angekommen war. Mit einem „Bis nächsten Sommer“, wandten sich beide ab und verschwanden. Tolle Eltern.
Am Flughafen von Dublin erwartete mich zunächst der normale irische Regen. Ich trat vor die Tür des Flughafens und sah mich um. Irgendwo zwischen den Bussen und Taxis sollte ein Wagen des Internats auf mich warten.
„Mr Schultz?“, sprach mich ein Mann in Anzug an.
„Ja, der bin ich.“
„Guten Tag, Ich bin Derek, ihr heutiger Fahrer. Wenn sie mir bitte folgen wollen.“, antwortete er und nahm dabei meinen Koffer in die Hand. Ich folgte Derek zu einem schwarzen Alfa Romeo und stieg ein. Sekunden später startete Derek den Motor.
„Haben sie noch Besorgungen zu machen? Ich habe Anweisung Sie überall hinzufahren, wo sie wollen.“
„Nein Danke, direkt zu Internat bitte.“ Die Fahrt dauerte etwa fünfzehn Minuten, dann fuhren wir durch das Tor eines alten Schlosses. Derek parkte den Wagen und hielt mir dann die Tür auf.
„Melden Sie sich bitte im Sekretariat, ich bringe in der Zeit Ihr Gepäck auf Ihr Zimmer.“ Damit verschwand er und ich stand alleine im Hof.
„Hey, bist du der Neue?“, rief mir eine Stimme von hinten zu. Ich drehte mich um. Mir gegenüber stand ein Junge, etwas kleiner als ich. Er hatte schwarze Haare, graublaue Augen und ließ sich einen Ziegenbart wachsen. Außerdem war er auffallend blass, selbst im Vergleich zu den anderen Schülern hier.
„Sieht ganz so aus. Oder erwartet ihr noch jemanden?“
„Nicht, dass ich wüsste. Und wenn ich etwas nicht weiß, dann hat es nicht stattgefunden. Ich bin Kieran.“
„Ich bin Stefan.“
„Ich weiß.“, antwortete er.
„Wenn du alles weißt, kannst du mir sicher sagen, wo ich hier die Unterkünfte finde.“
„Sicher. Da drüben, das größte Haus.“
„Danke, Wo muss ich mich hier anmelden?“, wollte ich wissen
„Im Sekretariat. Im Erdgeschoss in dem Haus da. Findest du es alleine?“
„Ja, ich denke schon.“, entgegnete ich.
„Gut. Dann sehen wir uns nachher in Zimmer 512“
„Sicher?“
„Na hör mal! Die Wände haben Ohren und meistens sind es meine.“
„Aha. Na gut, dann bis später.“, antwortete ich grinsend. Ich ging in das Gebäude auf das Kieran gedeutet hatte. Auf dem Flur wandte ich mich nach links. An einer Tür mit der Aufschrift „Office“ blieb ich stehen und klopfte.
„Herein!“, rief eine Frauenstimme. Hinter dem Tresen saß eine Frau an einem Schreibtisch. Sie stand auf als ich eintrat.
„Willkommen Mr Schultz. Wir haben Sie bereits erwartet.“
„Danke.“, antwortete ich. „Aber lassen Sie bitte das „Mr Schultz“ weg, ich mag das nicht.“
„Tut mir Leid“, erwiderte die Sekretärin, während sie in ihren Unterlagen stöberte, „aber in der Hausordnung steht, dass wir jeden Schüler so anreden müssen. Eine Frage der Disziplin. Darauf legen wir hier großen Wert.“ Daher wehte also der Wind. Mein alter Herr versuchte wieder einmal, mich zu disziplinieren. Seiner Ansicht nach war ich ein regelloses, ungestümes Kind, dem man so schnell wie möglich Einhalt gebieten musste. Die Sekretärin hatte anscheinend gefunden, was sie gesucht hatte. Sie lege eine Plastekarte, einen Hefter und ein Formular auf den Tresen.
„Hier sind ihre Hausordnung, ihre Schlüsselkarte und ihr Aufnahmeformular. Passen Sie auf, dass Sie den Schlüssel nicht verlieren. In der Hausordnung finden Sie auch Ihren Stundenplan. Die Hausordnung haben Sie auswendig zu lernen und zwar bis Montag. Der Direktor wird sie in der ersten Unterrichtsstunde abfragen.“ Das Aufnahmeformular unterschreiben Sie bitte hier, dann kommt es zu Ihrer Schülerakte.“ Ich nahm Schlüsselkarte und Hefter, unterschrieb das Formular und drehte mich um, um das Büro zu verlassen. Da fiel mir etwas ein.
„Was passiert, wenn ich die Hausordnung Montag nicht auswendig kann?“
„Es gibt eine Strafarbeit. Außerdem werden sie am nächsten Tag wieder gerufen um zu überprüfen, ob Sie sie diesmal gelernt haben, Und wenn nicht… Ja, dann geht es wieder von vorne los. Strafarbeit, Abfrage durch den Direktor, wieder Abfragen, bis Sie es verstanden haben.“
„Ah, danke. Gut zu wissen.“
Das Zimmer 512, das mir zugewiesen war, lag im obersten Stockwerk des größten Hauses. Ich zog die Schlüsselkarte durch ein Lesegerät, daraufhin piepte es einmal kurz, ein grünes Lämpchen leuchtete auf und mit einem Klicken sprang die Tür auf.
„Hat ja eine ganze Weile gedauert, bis du hergefunden hast.“, sagte Kieran, der auf dem Bett lag, die Füße an die Wand gelehnt. Ich nickte nur.
„Hat die die gute Mary auch die Hausordnung in die Hand gedrückt?“, fragte Kieran mit einem Blick auf den Hefter in meiner Hand.
„Ja.“
„Gut, falls du sie loswerden willst, der Mülleimer steht im Bad.“
„Soll ich die nicht auswendig lernen?“
„Kannst du gerne machen, aber ich kann dir auch so sagen, was hier los ist.“
„Und zwar?“
„Rechter Flügel der Unterkünfte Frauen, links Kerle. Ab acht jeder nur noch in seinem Zimmer, um zehn das Licht aus, kein Alkohol, keine Drogen, kein Rauchen, Bettwäsche alle zwei Wochen wechseln, Bett morgens ordentlich und faltenfrei machen, darauf legen sie hier besonderen Wert. Ab und zu machen sie Zimmerkontrollen, wo sie echt alles untersuchen. Sogar meine Matratze haben sie mal durchsucht.“
„Hatten sie Grund dazu?“
„Nein. In der Hausordnung steht, dass Alkohol und so weiter in den Zimmern nicht erlaubt sind. Aber die Dachrinne ist ja nicht im Zimmer, oder?“ Kieran zwinkerte mir zu. "Außerdem steht Derek auf unserer Seite. Wenn du was brauchst sag ihm Bescheid, innerhalb von zwei Stunden besorgt er es dir, solange es auf der Insel ist.“
„Steht in den Regeln sonst noch was?“
„Aufstehen ist um sechs, Frühstück im Speisesaal um halb sieben. Du hast einen zugewiesenen Sitzplatz, den musst du nehmen. Unterrichtsbeginn ist um sieben Uhr dreißig. Unbedingt pünktlich sein, sonst gibt’s Strafarbeit. Wenn du einen Lehrer an dem Tag das erste Mal siehst, hast du ihn zu begrüßen. Unterrichtsende ist halb vier. Dann ist Lernen angesagt. Selbststudium und Hausaufgaben und so ein Rotz. Von sieben bis acht gibt es Abendbrot. Und schon ist wieder ein Tag rum. Na, begeistert?“, fragte Kieran grinsend.
„Vollkommen.“, antwortete ich sarkastisch.

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Beitrag  Gast Sa 29 Aug 2009, 00:43

Kapitel 2

Den Samstag verbrachte ich damit, mir von Kieran das Gelände zeigen zu lassen. Es bestand aus acht Gebäuden, von denen nur sechs von uns Schülern betreten werden durften. Das waren die Schülerunterkünfte, das Unterrichtsgebäude, die Sporthalle, der Reitstall, das Freizeitgebäude und das Verwaltungsgebäude. Die anderen beiden Häuser waren die Lehrerunterkünfte und die Küche.

„Warum gibt es hier ein Freizeitgebäude, wenn man keine Freizeit hat?“, wollte ich von Kieran wissen und spielte damit auf die tägliche Lernzeit an.
„Also den Punkt mit dem Lernen betrachtet man hier recht locker. Du sollst zwar lernen, aber nur das, was dir der Lehrer ausdrücklich aufgibt. Es ist also ein Unterschied, wenn der Lehrer nur sagt: >Lerne< und ob der Lehrer sagt: >Lerne die Regeln<. Ich weiß noch, dass ich diese Erklärung mal benutzt habe um Bier in mein Zimmer zu schmuggeln. Ich habe >lernen< einfach so interpretiert, dass ich die Unterschiedliche Wirkung von Alkohol auf verschiedene Leute untersucht habe. Kurz: Ich hab eine Party gegeben. In diesem Freizeitgebäude findest du jedenfalls mehrere Musikräume, Kunstateliers, Tanzräume, Fernsehzimmer, Bowlingbahnen und Billard-Tische.“

„Gut zu wissen.“, erwiderte ich. „Wie viele Schüler sind immer in einer Klasse?“
„Ungefähr zwanzig. Mal zwei mehr und mal zwei weniger.“
„Sehr übersichtlich.“, stellte ich fest.
„Die Leute, die in einem Zimmer sind, sind auch immer zusammen in einer Klasse. Soll heißen, dass diejenigen immer den gleichen Stundenplan kriegen. Einige Fächer sind ja selbst innerhalb der Klasse unterschiedlich. Ich glaube in Deutschland nennt ihr das Wahlpflicht-Fächer.“

„Stimmt genau. Und du hast dann also den gleichen Stundenplan wie ich?“
„Ja. Und diese Zimmergenossen sitzen auch immer zusammen. Selbst im Speisesaal. Du siehst, für den Rest deiner Zeit hier wirst du mich nicht mehr los.“ Kieran grinste.
„Es sei denn, ich wechsle das Zimmer.“
„Ausgeschlossen, bei mir war das Einzige Bett, das noch frei war.“

In der Nacht vom Samstag auf den Sonntag wachte ich urplötzlich auf. Geweckt hatte mich ein leises Gespräch.
„…nicht beißen, er riecht widerlich. Wäre nicht mal was für Brian.“ Eine Frauenstimme antwortete.
„Für dich vielleicht. Aber ich finde, es ist einen Versuch wert. Mich würde interessieren, was Nico von ihm hält.“ Ich öffnete vorsichtig ein Auge. Kieran ging geräuschlos durch den Raum. Es war niemand weiter zu sehen. Da sprach die Frau wieder. „Ich denke wir sollten es riskieren.“ Ihre Stimme kam vom geöffneten Fenster.

„Wie kannst du dir so sicher sein? Woher willst du wissen, dass nichts passiert?“
„Also jetzt hör auf. Hab ich jetzt die Gabe des Vorhersehens oder du? Hast du nicht letztens selbst gesagt, dass es so kommen könnte?“
„Ja, wie du eben selbst sagtest, könnte. Da wusste ich noch nichts weiter. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.“, flüsterte Kieran im Dunkeln.
„Siehst du ihn nicht immer noch?“

„Natürlich sehe ich ihn immer noch. Ich sehe auch noch mehr, und das gefällt mir überhaupt nicht. Ich weiß, dass du nur auf deinen Seelenverwandten wartest, aber so darf es nicht passieren.“
„Das hast du nicht zu bestimmen.“, fauchte die Frau. Dann herrschte Stille.

Am nächsten Morgen ging ich mit Kieran gemeinsam in den Speisesaal zum Frühstück.
„Stefan, hast du heute schon was vor?“
„Sollte ich denn?“
„Nicht, dass ich wüsste. Na schön. Kommst du mit zu mir nach Hause? Ich fahre noch mal schnell hin um mir Vorräte zu holen. Du verstehst schon.“
„Okay, wenn ich darf komme ich gerne mit.“

„Gut.“ Nach dem essen traten Kieran und ich gemeinsam in den Hof.
„Derek!“, rief Kieran zu dem Chauffeur hinüber. „Haben Sie Zeit?“
„Für Sie immer, Mr Kieran.“
„Sehr schön. Dann machen Sie den Lexus klar, wir fahren zu meinen Eltern.“
„Selbstverständlich. In einer halben Stunde bin ich bereit.“ Kieran nickte und wir verschwanden in die Schülerunterkunft.

„Bevor wir bei mir sind solltest du noch was wissen. Meine Familie ist etwas merkwürdig, was fremde Leute angeht, hab bitte ein nachsehen, wenn sie etwas ungelenk sind.“
„Verstehe. Kein Problem.“
„Nichts verstehst du. Noch nicht.“, verbesserte Kieran und sah mir dabei tief in die Augen. „Ihr Verhalten gegenüber Fremden ist nicht das Einzige. Aber du wirst es verstehen. Bald.“

Das Haus von Kierans Eltern war eine Villa in greorgianischem Stil. Es war umgeben von saftigen, grünen Wiesen und nur über einen kleinen Waldweg erreichbar.
„Nette Hütte.“, murmelte ich Kieran zu, als wir vor der Tür standen.
„danke.“, murmelte dieser zurück. Er hob die Hand um zu klopfen, als die Tür aufsprang.

„Hallo Kieran. Besuch?“, fragte eine Frau mit roten Haaren, dem gleichen blassen Teint wie Kieran und dunkelblauen Augen. Sie wirkte tatsächlich erstaunlich kalt.
„Das ist Stefan, mein neuer Zimmernachbar. Ich wollte ihn euch vorstellen.“
„Guten Tag.“, begrüßte mich Kierans Mutter. „Kommt rein.“ Wir traten in einen weitläufigen Empfangsraum. Ein Kamin beanspruchte den Großteil der einen Wand, die anderen Wände wurden von Gemälden bedeckt.

Ein grauer Teppich lag auf dem Boden. In der Mitte des Raumes stand eine schwarze Leder-Couch. Kierans Mutter führte uns durch den Raum und in ein angrenzendes Zimmer, das Wohnzimmer. Dort saß in einem Sessel ein großer Mann. Er hatte dunkelblonde, schüttere Haare und einen Oberlippenbart.
„Kieran. Willkommen zu Hause. Was treibt dich her?“

„Die übliche Bevorratung vor dem Schuljahresbeginn. Konntet ihr alles besorgen?“
„Sicher. Liegt alles in deinem Zimmer. Wer ist das?“, fragte Kierans Vater, als er mich bemerkte.
„Mein neuer Zimmernachbar, Stefan.“
„Nun Stefan, dann hoffe ich für dich, dass du dich nicht all zu sehr von Kieran anstecken lässt. Letztes Jahr hat mir die Schule viermal einen Brief schicken müssen, weil Kieran sich unsittlich benommen hat.“ Na Klasse. Ein Artgenosse meines Vaters. Mich überkam das merkwürdige Gefühl im gleichen Boot zu sitzen wie Kieran.

„Nun, ich denke, das Anliegen meines Vaters war genau das, mich zu disziplinieren. Und ich stelle mich meinem Vater nur äußerst ungern in den Weg.“ Zufrieden nickte Kierans Vater.
„Siehst du mein Sohn, so geziemt es sich, den Anweisungen seines Vaters zu folgen.“ Kieran blickte betroffen zu Boden.

„Ja, Vater. Ich habe verstanden.“, murmelte er leise.
„Kieran, habe ich da gerade deine Stimme gehört?“, rief eine Frauenstimme von der Tür her. Ruckartig wandte ich mich um. Es war die Stimme, die ich in der Nacht gehört hatte.

„Hallo Oceane. Schön dich zu sehen.“
„Finde ich auch. Wer ist denn das?“, fragte Oceane interessiert.
„Das ist Stefan, mein Zimmergenosse. Ich hab dir doch gesagt, dass ich dieses Jahr nicht mehr alleine pennen muss. Stefan, das ist Oceane, meine Schwester.“ Oceane trat auf mich zu und streckte mir ihre Hand entgegen. Sie hatte die roten Haare ihrer Mutter geerbt, grüne Augen und ebenfalls diesen bleichen Teint, der anscheinend in der ganzen Familie verbreitet war.

„Freut mich dich kennen zu lernen.“ Ich ergriff ihre Hand und schüttelte sie. Ich schauderte. Die Hand war sehr kühl.
„Mich auch.“, brachte ich hervor. „Bist du auch im Internat?“
„Ja. Laut Kieran auch in deiner klasse. Freust du dich schon auf das Schuljahr?“
„Entschuldigt mich kurz, ich geh mein Zeug holen, dann können wir los.“

„Kannst du Derek sagen, er soll mein Gepäck holen?“, fragte Oceane Kieran.
„Ja, mache ich.“ Damit verließ Kieran den Raum. Schweigen trat ein.
„Ach wie unhöflich, wir haben dir nicht mal was zu trinken angeboten. Möchtest du ein Wasser haben?“, fragte Oceane nach zwei Minuten der Stille.
„Nein danke. Ehrlich gesagt, ich trinke Wasser nicht so gerne.“

„Dann vielleicht etwas anderes?“, bot Oceane an. Ich lehnte erneut ab.
„Vielen Dank, aber ich bin nicht durstig.“
„Kein Problem.“ Weitere Minuten verstrichen, dann kam Kieran ins Zimmer gelaufen.
„Seid ihr soweit? Können wir los?“, fragte er.
„Wenn mein Koffer im Auto ist, ja.“

„Ist er. Dann verabschiedet euch. Bis bald Vater.“ Kierans Vater hob zum Gruß die Hand. Das Gleiche wiederholte sich bei Oceane. Auf mein „Auf Wiedersehen“ reagierte er überhaupt nicht.
„Mutter, wir verschwinden jetzt!“, rief Kieran im Empfangsraum.
„Ist Gut.“, antwortete die Stimme von Kierans Mutter aus einem der oberen Stockwerke. „Bis Weihnachten.“

Vor der Haustür atmete Kieran sichtbar aus.
„Na das war ja mal wieder was.“, brummte er.
„Weiß nicht, was du hast. Für Mum und Dad war das gar nicht so übel. Du hast einen ganz guten Tag erwischt, Stefan.“, fügte sie zu mir gewandt hinzu.
„Dann will ich sie lieber nicht an einem schlechten erleben.“ Oceane ließ ein glockenhelles Lachen vernehmen.

„Könnten wir uns bitte beeilen zu verschwinden?“, drängte Kieran. Ich ging in Richtung Auto und stieg hinten ein. Kieran strebte auf die andere Hintertür zu, wurde jedoch von Oceane überholt, die sich mit einer einzigen flüssigen Bewegung neben mir niederließ. Kieran runzelte die Stirn, sagte aber nichts.

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Beitrag  Gast Do 03 Sep 2009, 21:34

Kapitel 3

Als wir in der Schule ankamen, schafften Kieran und ich gemeinsam seine Vorräte nach oben. Was das genau war, war für mich nicht ersichtlich, da alles in Kartons verpackt war.
„Kieran, was ist da überall drin?“, wollte ich wissen, als die letzte Kiste im Schrank verstaut war.
„Egal, wirst du bald herausfinden.“ Er drehte sich zu mir und sah mir schon wieder so fest in die Augen. „Ich muss mit dir reden.“ Kieran ging zur Tür und schmiss sie geräuschvoll zu. Als er sich wieder mir zu wandte, funkelten seine Augen wütend.
„Falls du mit dem Gedanken spielen solltest, dich an meine Schwester ran zu machen, nur falls, solltest du bedenken, dass ich dir alle Knochen brechen werde. Oceane ist tabu. Verstehst du?“ Ich war verwirrt. Was sollte das denn jetzt?
„Nein, nicht wirklich. Warum sollte ich was mit deiner Schwester anfangen wollen? Wir kennen uns gerade mal eine Stunde. Ich hab mich nur mit ihr unterhalten.“
„Du bist nicht ihr Seelenverwandter. Akzeptiere das.“
„Was? Ich verstehe immer noch nichts.“, antwortete ich.
„Glaub mir, es gibt Dinge, die willst du weder wissen, noch verstehen. Das gehört dazu. Halt dich einfach von Oceane fern.“ Damit verließ Kieran das Zimmer und ließ mich jetzt noch verwirrter als zuvor zurück. Nicht ihr Seelenverwandter? Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Nach einer ganzen Weile, in der ich nur dastand und nachdachte, hörte ich ein zögerliches Klopfen an der Zimmertür, die Kieran offengelassen hatte..
„Stefan, darf ich reinkommen?“, fragte Oceane.
„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.“ Oceane sah einen Moment verständnislos aus, dann trat Begreifen in ihr Gesicht.
„Was hat Kieran gesagt?“, fragte sie genervt.
„Eine ganze Menge Zeugs, das ich nicht verstanden habe, aber der Grundinhalt war, dass ich mich von dir fernhalten soll.“, antwortete ich.
„Dieser Idiot.“, zischte Oceane. „Was hat er genau gesagt?“
„Er bricht mir alle Knochen, wenn ich mich an dich ran machen sollte. Und, dass ich nicht dein Seelenverwandter bin. Was auch immer das bedeuten soll.“ Fragend sah ich Oceane in die Augen.
„Das willst du nicht wissen.“, war ihre Antwort. Langsam wurde ich sauer.
„Ist heute Tag der dummen Antworten oder steht auf meiner Stirn Idiot?“, fuhr ich Oceane an. „Ich bin sicher ich kann einer Erklärung folgen.“ Oceane seufzte.
„Na schön. Kannst du reiten?“
„Nein.“
„Dann lass uns in einen Musikraum gehen.“ Ich folgte Oceane aus der Unterkunft und in das Freizeitgebäude. Die Musikräume befanden sich im dritten Stock.
„Hier, das ist meiner.“, erklärte Oceane und deutete auf die dritte Tür links.
„Deiner?“
„Ja. Meine Eltern haben ihn für mich gemietet.“ Sie schloss auf und wir traten ein. Der Raum hatte eine Größe von ungefähr dreißig Quadratmetern und war ausgestattet mit einem Klavier, mehreren Celli, einem Kontrabass, zwei Gitarren und einer Harfe.
„Wow. Beachtliche Sammlung.“, stellte ich fest.
„Danke. Das meiste war schon hier, ich hab nur ein Cello und die Harfe mitgebracht.“
„Du spielst Harfe?“
„Ja. Seit fünf Jahren. Kannst du irgendein Instrument spielen?“
„Gitarre, Cello und ein bisschen Kontrabass.“
„Du hast anscheinend sehr viel Freizeit.“
„Nicht mehr, seit ich Musik mache.“ Oceane lachte wieder mit ihrer glockenhellen Stimme.
„Das glaube ich gerne.“, meinte sie.
„Was spielst du für Instrumente?“
„Cello, Harfe und Klavier.“
„Dachte ich mir.“ Verdutzt sah sie mich an. „Naja, wenn du ein Cello und eine Harfe hierher bringst, ist für mich klar, dass du das auch spielen kannst. Und Klavier spielen rund achtzig Prozent der Musiker, die ich kenne.“
„Auch nicht schlecht.“ Oceane seufzte erneut. „Du wolltest was erklärt haben, richtig?“ Das Gespräch, das wir im Zimmer geführt hatten, hatte ich schon fast vergessen.
„Ja. Was ist hier los?“
„Ich kann dir sagen, was das mit der Seelenverwandtschaft auf sich hat, mehr aber nicht. Es wäre für dich zu gefährlich.“
„Zu gefährlich?“
„Ja. Ich kann dir nur so viel sagen. Es hängt alles mit unserer Familie zusammen. Damit meine ich nicht nur diejenigen, die du heute kennengelernt hast. Unsere Familie ist sehr viel größer und älter, als du dir vorstellen kannst. Und wir sind sehr viel anders, als du und alle anderen.“
„Was hat das mit dieser Seelenverwandtschaft zu tun?“, wollte ich wissen.
„In meiner Familie sind Liebesbeziehungen nur erlaubt, wenn wir sie mit unserem Seelenverwandten eingehen.“
„Wie wollt ihr das erkennen? Und vor allem, was hat das mit mir zu tun?“
„Wir wissen, dass wir unserem Seelenverwandten gegenüber stehen, weil wir es einfach spüren. Ich habe gehört es soll sich anfühlen, wie ein Feuerwerk im ganzen Körper, als hätte dein Leben einen völlig neuen Sinn.“, erklärte Oceane. „Es gibt einige Dinge zwischen Himmel und Erde, die kann man nicht erklären. Dazu gehört unsere Familie. Frag bitte nicht nach.“
„Und was habe ich mit dem Ganzen zu tun?“, wiederholte ich meine Frage.
„Kieran hat die Gabe der Voraussicht. Er hat meinen Seelenverwandten gesehen. Tut mir Leid, aber mehr kann ich dir nicht sagen.“ Als Oceane die Gabe der Voraussicht erwähnte, regte sich etwas in meinem Gedächtnis.
>>Hab ich jetzt die Gabe des Voraussehens oder du?<< Das Gespräch der vergangenen Nacht ging mir durch den Kopf.
„Oceane, ich weiß, dass du noch mehr weißt.“ Sie wirkte verdutzt. „Ich hab dich letzte Nacht gehört, wie du mit Kieran gestritten hast.“ Oceane ließ niedergeschlagen die Schultern hängen. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen. Dazu kam es jedoch nicht, denn die Tür knallte auf und Kieran stürmte in den Raum.
„Was macht ihr hier?“, rief er. Wie ein Blitz kam er auf mich zu und warf mich mühelos auf den Boden. Sofort war er über mir und versuchte auf mich einzuschlagen. Doch Oceane kam ihm dazwischen. Mit erstaunlicher Kraft zog sie ihn von mir und auf die andere Seite des Raumes. Dort versuchte sie Kieran zu beruhigen, der nun auf sie losging. Einer seiner Schläge traf sie am Kopf und schleuderte sie quer durch den Raum. Ich war fassungslos, als ich sah, wie ein Schrank zu Bruch ging, Oceane sich allerdings erhob, ohne zu zögern.
„Reicht es jetzt bald mal?“, schrie sie Kieran an. „Bist du jetzt völlig durchgedreht? Das alles hier hätte gar nicht passieren müssen, wenn du nicht wieder überreagiert und Stefan bedroht hättest. Nur deshalb war ich mit ihm hier, um ihm zu erklären, warum du ihm jeden Knochen brechen wolltest. Du idiotischer Vampir!“ Sowohl Kieran als auch Oceane versteiften sich bei dem letzten Wort. Von einem Moment auf den anderen wurde mir alles klar. Dieses letzte Wort war der Schlüssel auf so viele Fragen. Was hatte Oceane mit ihrer Familie gemeint, die so viel größer, älter und anders war als meine? Was hatte sie sagen wollen, als sie sagte, dass Kieran die Gabe der Voraussicht hatte. Endlich ergab auch das Gespräch der vergangenen Nacht zumindest teilweise einen Sinn. Sie waren Vampire. Alle vier. Oceanes ganze Familie. Aber war das nicht unmöglich? Vampire gab es doch nur in Filmen und Büchern. All diese Gedanken gingen mir innerhalb einer Sekunde durch den Kopf. Oceane wirkte unsicher, Kieran weiterhin zornig. Ich fasste den Mut und durchbrach das Schweigen als Erster.
„Was meinst du mit Vampir, Oceane?“ Sie ließ wieder mutlos die Schultern hängen.
„Das was ich gesagt habe. Ich hab dir ja gesagt, dass wir anders sind. Und das ist es, was wir sind - “
„Sag es nicht Oceane“, unterbrach Kieran sie. „Er darf es nicht wissen, du kennst die Regel. Nur Seelenverwandte - “
„Sie hat recht Kieran.“, sagte eine weitere, mir unbekannte Stimme von der Tür. Ich schnellte herum. Ein kräftig gebauter, junger Mann stand da. Seine ungeordneten Haare erweckten den Eindruck, als sei er sehr schnell gerannt.
„Nico, halt dich da raus. Das ist nicht deine Sache.“
„Deine aber auch nicht.“
„Doch. Es ist einzig und allein meine Sache. Ihr habt nicht gesehen, was ich gesehen habe.“, widersprach Kieran.
„Dann sag es uns, verdammt nochmal.“, verlangte Oceane. Ich kam nicht mehr mit. Das alles konnte ich nicht verstehen und wie Kieran es gesagt hatte wollte ich auch nicht. Während der Mann namens Nico weiter in den Raum trat, strebte ich der Tür entgegen um zu verschwinden. Er streckte beruhigend einen Arm aus um mich zu stoppen, doch ich tauchte darunter hindurch und so ließ er mich ziehen. Sobald ich aus der Tür des Hauses trat atmete ich tief durch. Das war doch alles nicht wahr. War das hier vielleicht so was wie versteckte Kamera? Um einen klareren Kopf zu bekommen ging ich um das Haus herum auf eine der großen Wiesen. Dort ließ ich mich unter einem Baum nieder und schloss die Augen. Wie immer, wenn ich ein Problem hatte, das ich nicht verstand sprach ich in Gedanken ein Gebet.
>>Herr, führ mich dahin,
wo du mich haben willst,
zeig du mir die Menschen,
die ich treffen soll
sag mir,
was ich sagen soll
und hilf mir, dass ich dir nicht im Weg bin.
Amen<<
Was wusste ich über Kieran und Oceane? Kieran war sehr blass, wie auch der Rest seiner Familie. Waren sie überhaupt eine Familie? Widersprach das dem, was Oceane mir erzählt hatte? Ich kam einfach nicht weiter. Als ein Schatten auf mich fiel, öffnete ich die Augen. Oceane stand vor mir.
„Stefan, ist alles in Ordnung bei dir?“
„Kommt drauf an, was du als in Ordnung bezeichnest.“
„Bist du verletzt?“
„Nein.“, antwortete ich eintönig
„Nico schickt mich. Ich soll dir alles erklären.“
„Wer ist dieser Nico?“
„Unser Familienoberhaupt. Er ist es, der uns hier in Irland führt.“ Oceane ließ sich neben mich auf den Boden sinken.
„Uns?“
„Die irischen Vampire.“ Sie blickte mich kurz an, dann sah sie über die Wiese hinweg. „Ich weiß, für dich muss es unglaublich klingen. Vampire gibt es doch eigentlich gar nicht, oder? Ich sehe es dir an, dass du das denkst.“
„Ist das so unwahrscheinlich?“
„Natürlich nicht. Ich hab selbst auch so gedacht, bis ich gebissen wurde.“
„Wenn ich nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, was da oben passiert ist, würde ich denken, ihr wollt mich auf den Arm nehmen.“
„Das ist nur natürlich. Hast du Angst?“
„Vor euch? Keine Ahnung. Erzähl mir mehr.“

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Beitrag  Gast So 06 Sep 2009, 17:06

Kapitel 4

Oceane grinste mich an.
„Okay. Was willst du wissen?“
„Alles?!“
„Das ist ganz schön viel.“
„Wir haben ein ganzes Schuljahr Zeit.“, erwiderte ich.
„Stimmt.“, gab sie zu. „Womit soll ich anfangen?“
„An dem Punkt, ab dem ich nichts mehr verstanden habe.“
„Na gut. Also am Anfang. Kieran hat gesehen, dass er dich beißen würde. Dass du einer von uns werden würdest. Er hat auch einen Blick auf den Moment erhascht, in dem wir uns nach deiner Verwandlung zum ersten Mal sehen. Da kommt das Ding mit der Seelenverwandtschaft ins Spiel.“
„Inwiefern?“, wollte ich wissen.
„Du musst wissen, dass es diese Seelenverwandtschaft nur unter Vampiren gibt. Nicht bei normalen Menschen wie dir.“
„Das ist endlich mal was, was ich verstehe. Danke“ Oceane lachte wieder.
„Sehr gut. Also weiter im Text. Du bist jetzt also ein Vampir und Kieran sieht, wie wir uns das erste Mal begegnen. Er sieht, wie wir uns einfach nur umarmen, mehr nicht. Anscheinend hat er daraus geschlossen, dass wir seelenverwandt sind.“ Erneut machte Oceane eine Pause und ließ mich meine Gedanken ordnen.
„Aber wie kommt er darauf?“, fragte ich verwirrt.
„Man hat nur eine einzige Gelegenheit seinen Seelenverwandten zu finden. Und zwar genau hundert Jahre, nachdem man gebissen wurde. In Kierans Vision ist das genau der Tag, an dem wir uns nach deiner Verwandlung sehen.“
„Verstehe. Aber was ist dann sein Problem?“
„Wenn wir das wüssten. Du hast vorhin gesagt, du hättest gestern unseren Streit mitbekommen.“
„Teilweise.“
„Ab wann?“
„Kieran hat irgendwas von >>nicht beißen<< gesagt.“ Oceane runzelte die Stirn, dann nickte sie.
„Dann habe ich mich doch nicht geirrt. Ich hab doch gleich gehört, dass sich dein Atemgeräusch geändert hat.“, offenbarte sie.
„Das kannst du?“, fragte ich interessiert.
„Ja. Aber zurück zum eigentlichen Thema. Du dürftest auch was von >>Ich sehe auch noch mehr, und das gefällt mir überhaupt nicht.<< gehört haben.“
„Ja, ich denke schon.“
„Damit hat Kierans Verhalten was zu tun, aber er wollte nicht damit rausrücken, was er gesehen hat.“ Allmählich drang mir das ganze Gespräch wieder ins Bewusstsein. Auch ich wusste nicht weiter. „Darf ich dir eine Frage stellen?“, durchbrach Oceane das entstandene Schweigen.
„Sicher. Schieß los.“
„Wie konntest du die Sache mit den Vampiren so schnell akzeptieren?“
„Gar nicht. Ich kann nichts akzeptieren, was ich nicht verstehe.“
„Wie kommst du dann damit klar? Entschuldige, ich bin so neugierig.“
„Aber das macht doch nichts. Ich löse das Problem sozusagen mathematisch.“ Oceane blickte mich irritiert an. „Ihr Vampire seid die unbekannte Variable in einer Gleichung. Ihr steht alleine hinter dem Ist-Gleich der Rechnung, während alles, was euch ausmacht davor steht. Sozusagen eure Definition.“
„Jetzt verstehe ich. Dann sollten wir die Gleichung lösen, oder? Du weißt schließlich noch nicht, was vor dem Ist-Gleich steht.“ Ich lachte.
„Das ist wohl richtig. Dann erzähl mal.“
„Diesmal fange ich mit unseren Fähigkeiten an, in Ordnung?“
„Okay.“
„Wir Vampire sind nicht so, wie man sie aus Filmen und Büchern kennt. Es mag einige Parallelen geben, aber das ist der geringste Teil. Wir sind unglaublich schnell und kräftig. Unsere haut ist härter als Diamant. Wir sind kalt, das kommt daher, dass wir kein Blut haben. Alter kann uns auch nichts anhaben.“
„Das ihr kräftig und unverwundbar seid hab ich schon mitbekommen.“
„Ja, aber ich denke nicht, dass Kieran dich ernsthaft verletzen wollte.“
„Wie stark seid ihr wirklich?“ Anstatt zu antworten sah sich Oceane auf dem Boden um. Sie hob einen Stein auf und legte ihn sich auf die Handfläche. Dann schloss sie die Hand darum und öffnete sie wieder. Der Stein war verschwunden, an seiner Stelle lag nur noch ein Haufen krümeliger Sand.
„Oh.“
„Ich musste heute ganz schön aufpassen dir nicht weh zu tun, als ich dir die Hand gegeben habe.“
„Du hast mich ganz schön erschreckt mit deiner kalten Hand.“, gab ich lachend zu.
„Tut mir Leid.“
„Dafür kannst du ja nichts. Und wie schnell bist du?“
„Gib mir mal deinen Zimmerschlüssel.“, verlangte Oceane. „Ich brauche mal dein Handy.“ Zögernd zog ich meine Schlüsselkarte hervor und gab sie ihr.
„Bin gleich wieder da.“ Damit war sie verschwunden. Zwanzig Sekunden später stand sie wieder vor mir, ohne die Spur außer Atem zu sein.
„Hier.“, sagte sie und warf mir Schlüsselkarte und Handy zu. „Ich war so frei mal meine Nummer zu speichern.“ Ich konnte nichts sagen. Wieder lachte Oceane.
„Dein Gesichtsausdruck ist klasse.“, stellte sie fest.
„Sollte ich noch etwas über Vampire wissen? Zwecks Ernährungsplan und so weiter?“
„Heikles Thema. Die Meisten von uns ernähren sich von Menschenblut, aber es gibt auch einige, die sich von Tieren ernähren.“
„Und was trinkst du?“, fragte ich vorsichtig.
„Dank Nico Tierblut.“ Ich sah sie verständnislos an. „Ich hab ja gesagt, er ist hier der Chef. Er hat ein Gebot aufgestellt, dass auf dieser Insel nur Tierblut getrunken werden darf.“
„Und wenn man Menschen auch als Tiere ansehen würde...“
„Na gut, man darf nur das Blut von dummen Tieren trinken.“, verbesserte Oceane.
„Also kein Hundeblut?“, hakte ich nach.
„Nein, kein Hundeblut.“, lachte Oceane. „Du bist blöd, hab ich dir das schon gesagt?“
„Bedeutet das, dass du jetzt mein Blut trinken darfst? Damit gehöre ich ja dann nicht mehr zu den intelligenten Tieren.“ Oceane rollte mit ihren Augen.
„Du stehst als vom Aussterben bedrohte Art natürlich unter Naturschutz.“
„Und das ist auch besser so.“, sagte eine Männerstimme. Ich sah auf und erkannte Nico wieder. „Hallo Stefan. Freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Nico.“ Er streckte mir seine Hand entgegen.
„Danke.“, antwortete ich und erhob mich um sie zu schütteln.
„Oceane hat dir also alles erklärt?“
„Das Meiste.“, antwortete Oceane an meiner Stelle und trat zu uns. „Wir waren gerade bei der Ernährung.“
„Das dachte ich mir fast.“
„Hat Kieran sich wieder beruhigt?“, wollte ich wissen.
„Ja, mach dir keine Sorgen um ihn, er ist oft ein wenig unbedacht. Ich hoffe, du kannst ihm das verzeihen.“ Nico sah mich bittend an
„Ich denke schon. Darf ich was fragen?“
„Was immer du wünschst.“
„Warum hast du Oceane gestattet mir von euch zu erzählen?“ Nico grinste breit.
„Oceane dürfte dir erzählt haben, dass manche von uns besondere Fähigkeiten haben. Meine Fähigkeit ist, dass ich in Menschen hineinsehen kann, bis auf den Grund ihrer Seele. Bei dir habe ich gesehen, dass du uns nie verraten wirst. Du bist treu bis zum allerletzten und würdest lieber sterben, als die, die dir am Herzen liegen, zu verraten. Und du spielst schon jetzt, da du uns kaum kennst mit dem Gedanken, wie es wäre selbst ein Vampir zu sein.“ Jetzt war ich baff. Es stimmte. Ich überlegte tatsächlich, wie es wäre ein Vampir zu sein.
„Ihr solltet jetzt zurückgehen, es gibt gleich Mittag. Und zumindest einer hier braucht das.“, schlug Nico vor. Ich sah auf die Uhr. Es war zehn vor eins.
„So spät gibt es hier Mittag?“
„Na, da hat wohl jemand die Zeitverschiebung vergessen, was?“, flötete Oceane. „Es ist zehn vor zwölf, Stefan.“
„Oh. Dann lass uns essen gehen.“
„Ich esse nicht.“
„Nicht?“
„Nein, das brauchen wir Vampire nicht. Menschenessen schmeckt für uns schrecklich.“, erklärte Nico mir. „Was meinst du, hast du Lust dir nachher von Oceane und mir die Stadt zeigen zu lassen?“ Und ob ich hatte.

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Bis(s) nach Irland Empty Re: Bis(s) nach Irland

Beitrag  Gast Fr 11 Sep 2009, 17:13

Kapitel 5

Wie versprochen brachen Oceane, Nico und ich nach dem Mittagessen in die Stadt auf. Kieran hatte während des Essens neben uns gesessen, und bis auf eine gemurmelte Entschuldigung nichts von sich gegeben. Gerade als Derek den Wagen eingeparkt hatte und wir ausstiegen klingelte ein Handy.
„Das ist meins.“, stellte Nico fest und nahm ab. „Was gibt es? Schon wieder? Ja, bin unterwegs. Bis nachher.“ Nachdem er aufgelegt hatte wandte er sich Oceane und mir zu.
„Tut mir Leid, ich muss weg. Es gibt mal wieder Streit zwischen zwei Clans in Cork.“ Oceane seufzte.
„Wieder Brickingham und Ballis?“
„Kennst du andere Clans dort, die schon mal Streit hatten? Ich verschwinde. Macht´s gut. Wir sehen uns morgen.“ Ich blinzelte einmal und er war verschwunden.
„Willst du dir was bestimmtes ansehen, Stefan?“, wollte Oceane wissen.
„Du bist die Reiseführerin. Zeig mir die Sehenswürdigkeiten.“, antwortete ich zwinkernd. „Und nebenbei darfst du mir noch was über euch erzählen.“
„Was willst du denn wissen?“
„Ich hab noch keine Ahnung, wie ich mich gegen euch wehre, falls ihr doch mal ein Tier unter Artenschutz angreift.“
„Du? Dich gegen uns wehren? Entschuldige, aber darf ich mal lachen?“
„Sicher. Vorher will ich aber wissen, warum.“
„Du kannst dich überhaupt nicht gegen uns wehren. Wir sind dir haushoch überlegen.“
„Kreuze und so weiter bringen nichts?“
„Nein. Vergiss es. Die einzige Möglichkeit uns kleinzukriegen ist, uns zu zerstückeln und zu verbrennen.“
„Also seid ihr gegen Feuer nicht immun?“, fragte ich interessiert.
„Nein. Hier links.“ Oceane zog mich in eine kopfsteingepflasterte enge Gasse.
„Wie sieht es mit Wasser und Sonnenlicht aus?“
„Weder noch. Im Wasser kann uns keiner was und Sonnenlicht... Nun, bei Gelegenheit zeige ich es dir.“ Wir gingen immer tiefer in ein wahres Labyrinth aus Gassen. Der Lärm der Straße war längst verklungen, nur vereinzelt bekamen wir andere Passanten zu Gesicht. Allmählich beschlich mich das Gefühl, dass wir uns verirrt hatten.
„Bist du dir Sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte ich beklommen.
„Vollkommen. Keine Angst, ich weiß, wo es lang geht.“, bekam ich zur Antwort.
„Also wenn du mich fragst, es sieht hier nicht so aus, als ob es hier was Besonderes gibt.“
„Das ist aber so. Es gibt hier was Besonderes.“ Oceane stoppte unvermittelt, sodass ich in sie hineinlief. Es fühlte sich an, als wäre ich gegen eine wand gerannt.
„Und was sollte das sein?“, fragte ich, während ich mir die Stirn rieb. Oceane wandte sich zu mir um und lächelte. Dann umrundete sie mich und verdrehte mir mit einer einzigen Bewegung die Arme auf dem Rücken. Ihre kalten Hände drückten schwer auf meine Knochen.
„Mein Jagdrevier.“, flüsterte sie ganz nah an meinen Ohren. Oceanes Stimme war süß, zu süß. „Hier jage ich dumme Menschen, die glauben, wir Vampire seinen nett. Lauf um dein Leben, du hast zehn Meter Vorsprung.“
„Oceane, du kannst mich nicht auf den Arm nehmen. Nico hätte es gesehen, wenn du tatsächlich von solcher Natur wärst.“
„Er hat gelogen. Er kann nicht in deine Seele sehen.“ Ich versuchte ein Grinsen zu verkneifen, Wenn Oceane spielen wollte, bitte sehr.
„Er hätte es besser tun sollen. Was sagt dir, dass ich kein Werwolf bin?“ Oceane sog zischend die Luft ein. Jetzt hatte ich sie.
„Dein Geruch.“, war ihre Antwort. „Werwölfe stinken, du hast aber einen sehr angenehmen Duft.“
„Kieran sagte, ich würde widerlich riechen.“, entgegnete ich.
„Kieran hat einen merkwürdigen Geschmack.“, stellte Oceane fest.
„Oder du stehst auf Hunde.“ Doch sie ließ nicht locker. „Ach nun komm schon Oceane, lass mich los.“ Diese seufzte und ließ schließlich meine Hände los.
„Du bist ein Spielverderber.“, maulte sie.
„Du hast mich heute schon zum zweiten Mal fast zu Tode erschreckt. Du hast es gar nicht anders verdient.“, widersprach ich. „Aber jetzt mal was anderes, habt ihr wirklich Angst vor Werwölfen? Gibt es die auch?“
„Ja, aber nicht hier. Es gibt nur zwei Dinge, die uns töten können. Andere Vampire und Werwölfe. Lass und gehen.“ Oceane führte mich zurück in eine der Fußgängerzonen und von dort aus zum Auto zurück.
„Derek, zurück zur Schule bitte. Beeilen Sie sich.“ Kaum hatten Oceane und ich uns angeschnallt, rauschte der Wagen aus der Parklücke und auf einer der Hauptstraßen aus der Stadt.
„Warum hast du es auf einmal so eilig?“, fragte ich neugierig.
„Später.“, war die einzige Antwort, die ich bekam. Oceane schwieg während der ganzen fahrt und tippte wie wild auf den Tasten ihres Handys herum. Als wir auf dem Hof des Internats vorfuhren, wartete Kieran bereits vor der Tür der Unterkünfte.
„Stefan, tu mir einen gefallen und geh nach oben in euer Zimmer. Bleib dort, bis ich was anderes sage.“, wies Oceane an, bevor sie ausstieg und zu Kieran eilte.
„Was..?“, begann ich, wurde durch Oceanes Verschwinden allerdings ausgebremst.
„Aus Erfahrung weiß ich, Mr Schultz, dass es besser ist auf Miss Oceane zu hören, wenn sie in diesem Tonfall spricht, da sie sonst sehr wütend wird.“
„Ach wirklich? Nun, dann tue ich besser, was sie will.“ Mit einem Nicken für Derek verschwand ich in den Unterkünften.

Fünf Minuten später klopfte es an der Tür meines Zimmers.
„Stefan“, ertönte Oceanes Stimme. „Ich bin es. Mach auf.“ Ich seufzte extra laut, dann stand ich von Bett auf und schlurfte zur Tür. Oceane drängte sich an mir vorbei und sah wachsam aus dem Fenster.
„Was soll das alles?“, fragte ich sie.
„Es gibt Probleme.“
„Was für Probleme?“, wollte ich wissen.
„Große.“ Anstatt genauer zu werden zog sie ihr Handy aus der Tasche, wählte eine Nummer und wartete.
„Hey Nico, ich bin´s. Wie lange brauchst du noch bei deinem Grenzkonflikt? Warte kurz, ich stelle auf freisprechen.“ Oceane drückte eine weitere Taste und legte ihr Telefon auf den Tisch. „Jetzt kannst du.“
„Die Sache hier ist haariger als angenommen. Diesmal scheint wirklich etwas an den Anschuldigungen dran zu sein. Schwieriger Fall.“, ertönte Nicos Stimme aus dem Handy. „Wieso fragst du?“
„Wir könnten hier bald Probleme bekommen. In Dublin sind wenigstens zwei Neugeborene unterwegs.“
„WAS?“ Die Schärfe und das Entsetzen in Nicos Stimme ließen mich erschaudern. „Das ist unmöglich. Wie sollte das möglich sein?“
„Woher soll ich das wissen?“, entgegnete Oceane barsch. „Ich weiß nur, dass sie Stefan und mich fast hatten.“
„Ist euch was passiert?“, fragte Nico besorgt.
„Nein, nichts passiert. War aber verdammt knapp.“, beruhigte sie ihn.
„Sagt mal, könnt ihr nicht über ein Thema reden, wo nicht nur sechsundsechzig Prozent der Leute mitreden können?“, fragte ich sarkastisch.
„Entschuldige bitte, Stefan.“, meldete sich Oceane zu Wort. „Ich hatte vergessen, dass du das ja nicht weißt. Ich erkläre dir gleich alles. Nico, kommst du bitte so schnell wie möglich her? Wir brauchen jeden, den wir kriegen können.“
„Okay, ich versuche hier jemanden zu finden, der hier vermitteln kann. Bis später.“ Damit endete das Telefonat. Oceane ließ sich auf Kierans Bett sinken, ich mich auf meines.
„Also ich höre.“
„Neugeborene sind Vampire, die vor nicht allzu langer Zeit gebissen wurden. Sie sind unkontrolliert und stärker als die alten Vampire.“
„Und die sind jetzt in Dublin?“
„Nicht mehr. Ich fürchte ich war vorhin nicht ganz ehrlich, als ich gesagt habe, dass du einen sehr angenehmen Duft hast.“ Irritiert sah ich Oceane an. „Ich habe untertrieben. Die Wahrheit ist, dein Geruch macht so gut wie jeden Vampir fuchsteufelswild. Ich konnte dich schon riechen, als du gerade mal aus dem Flugzeug gestiegen bist. Sei froh, dass wir schon lange genug Vampire sind, um so beherrscht zu sein. Diese Neugeborenen werden auch tierisch darauf abgehen. Bisher war Kieran die einzige Ausnahme.“
„Du meinst also diese Neugeborenen sind hinter mir her?“, hauchte ich fassungslos.
„Ja. Mittlerweile dürften sie auch nicht mehr in Dublin sein.“
„Sondern?“
„Auf dem Weg hierher. Kieran ist im Wald unterwegs und gibt uns ein Zeichen, wenn sie kommen.“, antwortete Oceane leise.
„Und sie sind stärker als du und Kieran?“
„Ja.“ Ich atmete tief durch und überlegte.
„Dann verschwindet von hier.“ Oceanes Kopf ruckte hoch.
„Was?“
„Verschwindet von hier. Wenn es so ist wie du sagst und sie völlig unkontrolliert sind, werden sie euch auch angreifen, wenn ihr versucht mich zu beschützen. Und das kann ich zulassen.“
„Das kommt überhaupt nicht in die Tüte. Kieran und ich haben einen Eid zu erfüllen. Außerdem sind wir nicht ganz allein.“
„Was für ein Eid? Und wer ist noch da?“, fragte ich vollkommen verdutzt.
„Lexia und Brian sind noch hergekommen um uns zu helfen. Meine Eltern.“, fügte sie hinzu. „Die Sache mit dem Eid... Das hat Nico eingefädelt. Er hat so eine Gruppe gegründet, die sozusagen Schutzengel spielt. Wir helfen Menschen, die in Schwierigkeiten sind. Jeder der in der Gruppe ist muss einen Eid darauf schwören.“

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